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Der Trank der wahren Gefühle

von

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"Etwas bahnt sich an..."

Herzlich willkommen, zu meiner ersten FF!

Ich danke euch, für euer Interesse und möchte hier nur ganz kurz eine kleine Anmerkung machen.

Wie gesagt, ist dies meine erste eigene Geschichte. Ich habe im Februar 2008 damit angefangen und einfach drauf losgeschrieben, ohne eine Ahnung in welche Richtung das Ganze überhaupt gehen oder wie lang sie werden sollte. Der Beginn ist ganz ehrlich...scheußlich. Nicht durchdacht, ziemlich einfach geschrieben, relativ oberflächlich und in einem doch recht kindischen Gesamtton. So und jetzt wundert euch nicht, warum ich hier meine eigene ff schlecht mache^^

Hier ist nämlich meine Bitte. Wenn ihr immer noch interessiert seid, von diesem Kapitel allerdings enttäuscht, dann schaut ein paar Kapitel weiter noch einmal vorbei. Ich verspreche, dass sie sich verbessert. Und ich versichere, dass die neuesten Kapitel mir sehr viel besser gefallen, deshalb euch vielleicht ja auch.

Ich weiß nicht genau, wie ich den Anfang überarbeiten soll, außerdem kann man an dieser Geschichte einen Schreibprozess feststellen, in dem ich mich hoffentlich wirklich verbessert habe, weshalb ich dieses Kapitel, wenn es mir auch absolut nicht gefällt, bisher so stehen gelassen habe.

Lange Rede, kurzer Sinn, schaut rein und macht euch einfach selbst eine Meinung! :-)
 

**************

Ich war tatsächlich zu spät dran!
 

Das war mir noch nie passiert. Dabei war es doch sonst immer Kakashi, den wir dafür zusammenstauchen mussten (Was bei ihm jedoch noch nie etwas gebracht hat.). Nachdem ich schnell meine Trainingssachen zusammengesammelt hatte, rannte ich nach unten und packte mir noch schnell was zu Essen ein. Meine Eltern waren schon früh zur Arbeit gegangen, sodass ich also allein zuhause war. Ich konnte mir das gar nicht erklären, ich kam nie zu spät! Eigentlich war ich sogar fast immer die erste beim Trainingsplatz… Egal, ich musste mich wirklich beeilen, sonst war sogar Kakashi noch früher da als ich. Mit meiner Tasche und dem Haustürschlüssel in der Hand lief ich schnell aus dem Haus. Schnell machte ich mich auf den Weg zum Trainingsplatz. Normalerweise hätte ich dieses Tempo nicht allzu lange durchgehalten aber nach jahrelangem harten Training unter Tsunades Aufsicht hatte ich endlich eine vernünftige Kondition. Es war ein schöner Tag und obwohl ich zu spät war sogar noch recht früh am Morgen. Kaum Wolken waren am Himmel und die Sonne wärmte die Luft schon etwas auf. Trotzdem wehte ein leichter Wind, der beim Training dafür sorgen würde, dass uns nicht zu warm werden würde. Also perfektes Trainingswetter!

Bald schon kam ich bei dem Treffpunkt an und traf auf meinem Weg dorthin niemanden, es war scheinbar für die meisten Leute in Konoha doch noch etwas sehr früh. Schon von weitem sah ich, dass bereits alle drei da waren: Naruto, wie immer sehr motiviert ^^, Sasuke, ganz cool an einen Baumstamm gelehnt (natürlich auch wie immer) und sogar…“KAKASHI??????“. „Sakura, ich bitte dich, du solltest unser Training ernster nehmen, wir warten hier bestimmt schon eine halbe Stunde nur auf DICH.“ Ich konnte nicht wirklich fassen, dass er das ernst meinte. Ich muss wohl nicht erzählen wie oft er bereits zu spät gekommen war, nämlich jedes einzelne Mal, abgesehen von seinem Geburtstag, an dem er es gar nicht abwarten konnte seine Geschenke zu bekommen und HEUTE! „Das tut mir leid, Sensei aber ich denke, SIE SIND BESTIMMT NICHT DER RICHTIGE UM MIR DAFÜR VORWÜRFE ZU MACHEN!!!“, schrie ich also und konnte den kleinen Wutausbruch nicht mehr zurückhalten. Schnell schlug ich mir die Hand vor den Mund, kratzte mich am Kopf und lächelte leicht schüchtern „Es wird nicht wieder vorkommen.“ Kakashi lachte und wir konnten endlich mit dem Training beginnen.

Nach kurzer Zeit jedoch kam Genma vorbei und teilte unserem Sensei mit, dass er ihn auf eine wichtige Mission begleiten sollte. Somit fiel unser Training nach nicht mal einer Stunde schon wieder ins Wasser. Kakashi ging also mit Genma und Naruto und Sasuke hatten vor, jeder selbst ein bisschen im Wald zu trainieren. Naruto fragte sofort ob ich nicht mitkommen wolle aber ich hatte vor Tsunade mal wieder einen Besuch abzustatten.

In letzter Zeit vernachlässigte sie meine Ausbildung sehr und viel zu oft redete sie sich damit raus, dass ich so gute Fortschritte gemacht hätte, dass wir ruhig alles etwas langsamer angehen könnten. Aber ich war nicht mehr so ängstlich und zurückhaltend und legte mich daher schon öfter mal mit meiner Lehrmeisterin an. Ich war jetzt ehrgeizig und viel mutiger und ich hatte vor noch viel stärker zu werden.

So in meine Gedanken versunken merkte ich gar nicht, dass ich schon vor dem Büro der Hokage stand. Ich klopfte und öffnete die Tür. Da saß sie an ihrem Schreibtisch, ausnahmsweise nicht schlafend und schien sehr konzentriert zu sein. „Ah, Sakura!“, sie sah auf und lächelte mich an. „Wo warst du so lange, du sollst doch trainieren.“ „Tsunade-sama…“, sagte ich mit einer Engelgeduld, „Du sagtest, du hättest in dieser Woche so viel zu tun, dass ich für diese Zeit selbst etwas trainieren sollte. Und nun ist diese Woche rum und ich bin wieder hier. Also, was machen wir heute?“ „Tja, also weißt du…Im Moment ist es ehrlich gesagt schlecht, wir haben ein paar Problem mit feindlichen Ninjas und ich bin sehr beschäftigt…“Wie um ihre Aussage zu unterstreichen guckte sie sehr ernst, allerdings war ich mir ziemlich sicher, dass diese Ninjas gar nicht so besorgniserregend waren wie sie mir das darstellen wollte… „Tsunade…“, brachte ich grummelig hervor, „Ich…“ „Nein pass auf! Ich bin ja nunmal im Moment verhindert und habe einen Haufen Arbeit zu erledigen.“.Demonstrativ wuchtete sie drei dicke Aktenordner auf den Tisch. „Aber ich habe eine Idee, wie wir dein Training ein bisschen ausweiten können. Du kennst doch meinen Experimentierkeller unten im Keller?“ „ Dein kleines Heiligtum?“, fragte ich stirnrunzelnd. „Du sagst es!“, strahlte sie. „Ich habe mir gedacht, du gehst einfach mal runter und schaust dir ein paar der leichteren Aufzeichnungen die ich gemacht habe an. Ich habe vollstes Vertrauen zu dir, du wirst schon keinen Unfug anstellen. Und wenn du möchtest, probierst du ein paar der Tränke direkt aus. Na wie wäre das?“. Noch immer hatte sie ein breites Grinsen auf dem Gesicht und ich fragte mich langsam wo der Haken an der Sache war. Was wollte sie denn bloß so dringend erledigen, dass sie mich nicht trainieren konnte und mich dafür sogar an ihre Schätze ließ? Ich meine, ich nahm den Vorschlag natürlich gerne an, denn obwohl ich schon zweimal heimlich dort gewesen bin, fand ich ihren Laborkeller wahnsinnig interessant. Aber trotzdem, einen Moment zögerte ich, wusste ich doch, dass unsere Hokage schon wieder „Böses“ im Sinn hatte.

Ein paar Sekunden später überwog jedoch meine Neugier. „Na gut Tsunade, ich denke, dass ist ein guter Vorschlag, ich werde sehr vorsichtig sein und mit allem sehr sorgsam umgehen. Viel Spaß also noch bei deiner Arbeit und schufte nicht zu viel.“ Mit einem Augenzwinkern ging ich hinaus und ließ eine überglückliche Tsunade zurück. Bestimmt würde sie jetzt etwas ganz besonders blödes anstellen…Aber egal, ich war schon auf halbem Weg zum Keller und überlegte mir schon einmal, wo ich zuletzt stehen geblieben war, als ich verbotenerweise in dem Labor herumexperimentierte.

Ach ja! Da war doch ein Trank, der ganz besonders interessant geschildert wurde…
 

Ich weiß, es ist recht kurz aber ich denke, die Geschichte wir jetzt bald spannender und im nächsten Kapitel kommt dan auch der Trank aus dem Titel der Story vor^^ Es ist meine erste Geschichte, also seid ein bisschen nett bitte :-)

Liebe Grüße, PinkLady18

"Ein Trank, ein Trank!" oder "Sasuke?!?"

2. Kapitel "Ein Trank, ein Trank!“ oder „Sasuke?!?“
 

Aufgeregt ging ich die Treppe zum Labor nach unten. Ich erinnerte mich wieder an den Trank, den ich schon vor drei Monaten, als ich mich zuletzt in Tsunades Geheimraum schlich, entdeckt hatte.

Ich ging auf die scheinbar total normale Kellerwand zu, direkt gegenüber dem Treppenabsatz. Natürlich hatte Tsunade mich längst in das Geheimnis dieses Raumes eingeweiht und mir somit auch verraten wie man hineinkommt, doch all das in dem Glauben, dass die liebe, kleine Sakura sich nicht ohne Erlaubnis dort aufhalten wird. Ich war durchaus jemand, der sich an vernünftige Regeln hielt, jedoch dachte ich mir, dass es jawohl eine kleine Ausnahme wäre, meine Ausbildung mit hin und wieder kleinen Bildungsausflügen in das besagte Labor voranzutreiben. Besonders da meine sogenannte „Lehrerin“ sich in letzter Zeit kaum noch darum kümmerte. Bisher hatte ich schließlich alles richtig gemacht und niemals würde ich in so einem gefährlichen Labor (Jaja, bei Tsunades Sicherheitsbelehrung dazu habe ich natürlich aufgepasst ^^) unaufmerksam werden.
 

Ich ging also auf die Wand zu und konzentrierte mich auf Chakraströme in der Nähe. Nein, niemand war hier, ich schloss meine Augen und konnte ohne Probleme das „Jutsu der geheimen Türöffnung“ anwenden. Für dieses Jutsu musste ich Monate üben und es war äußerst schwierig. Es wurde speziell von Tsunade entwickelt und sie hat ständig an mir rumgekrittelt, so lange bis ich es perfekt beherrschte. Ich öffnete meine Augen und ging durch die nachtblaue Tür.
 

Man sollte meinen, die Hokage sei ein sehr unordentlicher Mensch. In ihrem Büro herrschte ständig Chaos und die arme Shizune kam gar nicht hinterher mit dem Aufräumen und Sortieren von Akten aber in ihrem Labor war alles, aber auch alles tadellos. Ich hatte die Vermutung, dass Tsunade all ihre Energie und Konzentration auf das Aufräumen und Sauberhalten ihres Experimentierraumes verwendete und daher in ihrem richtigen Job, nämlich dem der Hokage von Konoha, immer so unkonzentriert und unordentlich war. Abgesehen davon, kam auch viel, vor allem ihre Müdigkeit, von den nächtelangen Touren durch Konohas Bars. Dennoch war hier wie immer alles tadellos sauber und sortiert.
 

Der Raum war rechteckig. Links und rechts standen die Wände voll mit Bücheregalen und in der Mitte waren lange Tische aufgebaut, die voller Becken und Geräte waren mit denen man Tränke herstellen konnte. An der hinteren Wand standen die Zutatenschränke, natürlich auch nochmal alle gesichert aber die waren kein großes Hindernis mehr, wenn man die Tür bereits hinter sich hatte. Ich erinnerte mich dunkel, dass das Buch in dem ich über diesen besonderen Trank gelesen hatte irgendwo im linken Bücherregal war, aber wo genau??? Ich konnte mich leider nicht mehr erinnern, wohin ich es zurückgestellt hatte. Nach längerem Suchen fiel es mir jedoch wieder ein.
 

Flashback
 

Ich hatte gerade die Seite umgeblättert und las die ersten paar Zeilen, als ich plötzlich fremdes Chakra wahrnahm. Sofort machte ich mich auf den Weg nach Draußen, nicht jedoch ohne vorher mein eigens entwickeltes „Jutsu der Wiedererkennung“ auf den Buchrücken anzuwenden. Ich stellte es in das Regal vor mir und machte mich aus dem Staub.
 

Flashback Ende
 

Wie gut, dass ich dieses Jutsu hatte! Ich schloss wieder mal meine Augen und konzentrierte mich, dann formte ich ein Fingerzeichen und flüsterte „Jutsu der Wiedererkennung“. Etwas weiter rechts von mir spürte ich die Chakraquelle. Bei diesem Jutsu versiegelte man immer einen kleinen Teil des eigenen Chakras in dem jeweiligen Gegenstand um diesen besser aufspüren zu können. Ich blickte in diese Richtung und sah das Buch sofort. Es hatte den Titel „Tränke der Medical-Nins – Spezialitäten“. Ich suchte nach der richtigen Seite und machte mich an die Arbeit.
 

Die Zutaten waren schnell zusammengesucht und schon bald hatte ich den „Unaufspürbartrank“ fast fertig. Mit diesem Trank sollte es angeblich auch Ninjas mit recht wenig Chakrakontrolle möglich sein, ihr Chakra zu unterdrücken und sich somit besser vor Feinden verstecken zu können. Es fehlte noch eine einzige Zutat: „Egeria Najas“. Ich wollte sie gerade holen gehen, da stieß ich aus Versehen eine kleine rosa Flasche neben meinem fast fertigen Trank um. Ich hatte gute Reflexe und fing sie auf, bevor etwas in die Schale gelangen konnte. Ich bekam einen großen Schreckt, Tsunade würde mich umbringen wenn sie etwas davon erführe! Schnell stellte ich sie wieder beiseite und holte die „Egeria Najas“. Ich gab sie und etwas von meinem Chakra zu dem Trank dazu und kippte ihn in eine Flasche. Schnell verkorkte ich sie und säuberte alles ordentlich. Danach verließ ich mit der Flasche den Laborraum und machte mich auf den Weg nach Hause.
 

Es war schon ziemlich spät und ich legte mich gleich ins Bett.

Am nächsten Morgen, stand ich zum Glück wieder pünktlich auf und ich sprang schnell unter die Dusche. Heute wollte ich gleich vor dem Training etwas von dem Trank nehmen und testen ob er wirkte. Ich machte mich also fertig und trank dann ein paar Schlucke davon.
 

Schnell lief ich aus dem Haus und machte mich auf den Weg zum Trainingsplatz. Kurz davor wurde ich langsamer und wollte versuchen mich anzuschleichen, schließlich sollte ich nun ja „unaufspürbar“ sein…

Als ich durch ein paar Büsche auf den Trainingsplatz blickte, war dort aber noch niemand. Ich hatte keine Lust hier zu warten, also setzte ich mich hinter Sasukes „Lieblingsbaum“ und wartete dort auf die anderen. Plötzlich hörte ich eine Stimme von oben!
 

„Sakura!“. Sasuke saß über mir auf einem Ast im Baum. „Sasuke…, was machst du denn da oben?“ „Das Training fällt heute aus, Naruto ist krank und Kakashi hat mich gebeten hier zu warten und dir Bescheid zu sagen.“ Das war ja mal wieder typisch Kakashi, ließ Sasuke hier sitzen und verschwand selbst einfach sonst wohin! „Ähh,… danke. Na dann… werde ich mal wieder gehen.“

Das ganze kam mir irgendwie doch seltsam vor, obwohl ich doch schon längst diese Schüchternheit Sasuke gegenüber abgelegt hatte, war es immer noch merkwürdig ein Gesprächsthema zu finden. Außerdem war mir nie ganz klar, ob ich dabei war ihn zu nerven oder ob er einfach nie besonders viel sagte…

Ich drehte mich gerade um und wollte zurück nach Hause gehen, als ich Sasuke hinter mir noch etwas sagen hörte.
 

„Du siehst heute wirklich gut aus, Sakura…“
 

Ja ich weiß, auch diesmal wars nicht wirklich spannend aber die Geschichte muss ja erstmal in Gang kommen und ich wolte die Sache mit dem Trank so genau wie möglich schreiben. Lasst mir was da^^ Gaaaanz liebe Grüße und lest doch weiter, wenns euch nicht zu sehr gelangweilt hat, Kommis sind superwichtig habe ich festgestellt, um motiviert zu bleiben^^

Respekt an alle anderen Schreiber, die trotz weniger oder gar keiner Kommis weiterschreiben, es gibt ja so viele Schwarzleser...bis vor kurzem war ich auch noch einer aber es ist total toll, sselber auch was zu veröffentlichen und andere Leute zu unterstützen. Jaja...<-- Moralapostel :-) also, bye PinkLady18

"Kirschblüten"

3 "Kirschblüten"
 

Ich drehte mich gerade um und wollte zurück nach Hause gehen, als ich Sasuke hinter mir noch etwas sagen hörte. „Du siehst heute wirklich gut aus, Sakura…“
 

Ich erstarrte mitten in meiner Bewegung.
 

Hatte Sasuke gerade das gesagt was ich glaubte gehört zu haben?
 

Er hatte nicht gerade gesagt, dass ich heute wirklich gut aussah oder? Kommt schon, das hatte er nicht oder?
 

Völlig bewegungslos stand ich einfach in der Gegend rum, als ich ihn wieder etwas sagen hörte. „Sakura?“. Langsam drehte ich mich um und lachte verlegen. „^^ Ich fürchte, ich hab dich gerade nicht verstanden, entschuldige…“ Ich kratzte mich verwirrt am Kopf. „Ich…ich sagte…, morgen findet das Training wieder statt!“, sagte er ziemlich schnell. „Ah…“. Durcheinander schüttelte ich den Kopf. Dann lächelte ich wieder. „Gut bis morgen, dann.“ „Ja…“ Ich drehte mich um und verließ den Trainingsplatz.

Sobald ich aus Sasukes Sichtfeld verschwunden war, beschleunigte ich meine Schritte. Was war das?!? Ich schlug mir gegen die Stirn.
 

Mensch Sakura, ganz so gut hast du deine Gefühle wohl noch immer nicht unter Kontrolle. Jetzt kommen solche Träume schon am Tag in deinen Kopf und dann auch noch genau während eines Gesprächs mit Sasuke! Ich musste es ja zugeben…Ab und an träumte ich noch meine albernen Kinderträume, in denen Sasuke und ich zusammen und absolut glücklich waren. Aber wenn ich dann wach wurde, hielt ich mir vor Augen, dass ich das alles eigentlich gar nicht mehr wollte.
 

Ich wollte nur eins im Moment am allerdringensten: Stärker werden! Nicht mehr von den anderen abhängig sein, nicht mehr ständig der Klotz am Bein sein, weil man dauernd beschützt werden musste und im Weg rumstand. Nicht mehr der Schwachpunkt des Teams sein, nicht mehr alle anderen in Gefahr bringen und als Geisel zur Erpressung benutzt werden. Ich wollte all das endlich hinter mir lassen und selbst diese Aufgaben übernehmen, Menschen beschützen und heilen! Das war mein großes Ziel und ich würde es erreichen. So ein alberner Tagtraum mit Sasuke würde mir das nicht kaputt machen.
 

Ich stand bereits wieder vor unserer Haustür und schloss auf. Meine Eltern waren wohl noch arbeiten, also schmiss ich meine Trainingstasche in die Ecke und ging nach oben um ein Bad zu nehmen. Nach einer halben Stunde trocknete ich mich ab und überlegte was ich mit dem halben Tag noch anfangen könnte. Ich ging in mein Zimmer, suchte mir ein paar neue Klamotten raus und zog sie an.
 

Da fiel mir die Flasche mit dem Trank ins Auge. Sie stand ganz vergessen auf der Fensterbank und ich erinnerte mich an heute Morgen, als ich ein paar Schlucke trank und testen wollte ob die Wirkung eintreten würde. Offenbar nicht. Sasuke hatte mich vermutlich schon von weitem wahrnehmen können und sich daher auch keineswegs aus der Ruhe bringen lassen, als ich plötzlich unter dem Baum auftauchte. Tja, entweder ich musste noch stärker an meinen Fähigkeiten einen vernünftigen „Unaufspürbartrank“ herzustellen arbeiten oder aber dieses blöde Buch taugte nichts und die ganze Arbeit war umsonst. Ich beschloss, den Trank noch einmal zu testen und trank noch ein paar Schlucke. Vielleicht hatte ich ja auch zu wenig davon eingenommen? Also gut. Ich fasste den Entschluss, gleich bei Tsunade vorbeizuschauen und herauszufinden ob sie mich spüren konnte bevor sie mich sah oder nicht.

Schnell steckte ich den Trank in meine Jackentasche und ging nach unten. Dort schulterte ich meine Trainingstasche und verließ das Haus in Richtung Tsunades Büro.
 

Wenig später kam ich dort an. Ich ging die Treppen nach oben und klopfte gar nicht erst. Auch wenn das sonst nicht meine Art war, denn ich hielt mich an Tsunades Regeln, was ihre „Privatsphäre“, wie sie es so schön nannte, betraf. Zum Beispiel, sollte ich sie nicht wecken, wenn sie mal wieder auf ihrem Schreibtisch schlief, es sei denn es gab einen absoluten Notfall.

Sie sagte immer, Hokage sein, sei sehr anstrengend und sie müsse sich ab und an nun mal erholen. Mir war natürlich völlig klar, dass sie nicht wegen ihrer Arbeit als Oberhaupt unseres Dorfes so viel Schlaf benötigte, allerdings wurde sie auch sehr schnell eingeschnappt und überaus wütend, wenn man sie darauf ansprach und da sie dann oft keine Lust mehr hatte, mein Training fortzusetzen, respektierte ich diese Regeln wohl oder übel.

Heute jedoch, machte ich eine Ausnahme.
 

Ich ging leise in ihr Büro und schreckte furchtbar zusammen als ich Tsunades laute Stimme vernahm, bevor ich die Tür überhaupt so weit geöffnet hatte, dass sie mich sehen konnte. „Sakura, Liebes, du bist ja sehr mutig, hier einfach so reinschleichen zu wollen. Und dein Chakra hast du dabei auch nicht unterdrückt. Habe ich dir nicht bis zur absoluten Perfektion beigebracht wie so etwas geht? Und dass es wirklich immer absolut wichtig ist es auch zu tun?“

Ich öffnete die Tür so weit, dass ich Tsunade ansehen konnte und trat ein. „Tsunade-sama, du bist ja hier? Und du schläfst gar nicht? ^^“, ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. „Was gibt es Sakura? Und wieso klopfst du plötzlich nicht mehr?“ „Es tut mir leid, ich hab es wohl vergessen.“, lachte ich. Schnell überlegte ich mir eine Ausrede. „Ich wollte mich eigentlich nur erkundigen wann du mich weiter trainieren willst? Immerhin haben wir schon länger nichts mehr für meine Ausbildung getan.“, einen leichten Vorwurf in meiner Stimme konnte ich wohl nicht unterdrücken, denn die Hokage schaut auf einmal ganz betreten drein und sagte „Da hast du leider Recht. Es ist wirklich schon zu lange her. Heute passt es nicht, ich empfange nachher noch wichtigen Besuch aus Suna aber wie wäre es mit morgen Nachmittag? Gegen drei?“ Ich stimmte sofort zu. Das war meine erste Trainingsstunde seit mehreren Wochen, immer kam Tsunade etwas dazwischen.

„Gut, also bis morgen dann.“ Ich verließ ihr Büro und ging nach draußen. Ich war so glücklich endlich wieder etwas von meiner Lehrerin beigebracht zu bekommen, dass ich fast vergaß, dass der Trank ja wieder nicht funktioniert hatte. Tsunades Training war nämlich wirklich außergewöhnlich, ich lernte so viel bei ihr, wie ich es in meiner gesamten Ausbildung zur Kunoichi bisher kaum getan hatte. Aber diese Sache mit dem Trank ärgerte mich dann doch. Immerhin hatte ich ein paar Stunden Zeit darin investiert und dann funktionierte er überhaupt nicht.
 

Grübelnd ging ich die Hauptstraße entlang. Da kam mir auf einmal Sensei Kakashi entgegen. Er grüßte mich freundlich und blieb dann auf einmal stehen und versperrte mir den Weg. Etwas verwundert blickte ich zu ihm auf. „Sensei?“ „Sakura, hat dir schon mal jemand gesagt, dass du sehr stark nach Kirschblüten duftest?“ Völlig verdattert starrte ich ihn an. „Äh…“, sagte ich nach einer Weile. „Nein, bisher nicht, Sensei.“ „Nun, ich mag den Duft von Kirschblüten ausgesprochen gern. Immer im Frühjahr wenn die Kirschbäume blühen, mache ich endlose Spaziergänge um möglichst lang ihren Duft genießen zu können. Sie blühen ja nur so kurz…“ Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Was war denn bloß mit Kakashi los? Wieso sagte er sowas zu mir? Sowas…, ja was eigentlich? Er sagte, ich duftete nach Kirschblüten. Das stimmte, ich benutzte so ein Shampoo aber was sollte das denn so plötzlich? Völlig in Gedanken versunken bemerkte ich auf einmal wie er selbst den Kopf schüttelte und mich wieder anlächelte. „Also, dann…Wir sehen uns morgen früh beim Training, komm nicht zu spät! ^^“ „SENSEI!!! SIE kommen dauernd zu spät!“ Lachend verschwand er hinter einer Hausecke.

Immer noch leicht verwundert setzte ich meinen Weg fort. Ich grübelte noch etwas weiter über Kakashis seltsames Verhalten nach, als ich plötzlich mit jemandem zusammenstieß.

Ich sah auf.
 

„Sasuke…“
 

Und, wie ist es?^^ Es wird interessanter :-)

Eine Frage: Wäre es sinnvoll, jetzt im nächsten Kapitel das ganze Erlebnis aus Sasukes und/ oder Kakashis Sicht zu schildern? Oder wollt ihr lieber alles nur aus Sakuras Sicht hören?

Schreibt mir nen Kommi ^^. Bitte. :-)

Liebe Grüße, PinkLady18

"Was geht hier vor???"

„Was geht hier vor???“
 

Immer noch leicht verwundert setzte ich meinen Weg fort. Ich grübelte noch etwas weiter über Kakashis seltsames Verhalten nach, als ich plötzlich mit jemandem zusammenstieß und hinfiel. Ich sah auf.
 

„Sasuke…“
 

Es war tatsächlich schon wieder Sasuke. Als wenn es nicht gereicht hätte, ihn heute Morgen schon ganz allein zu treffen! Durch unseren Zusammenstoß waren wir beide auf dem Boden gelandet. Aber als ich genauer hinsah, wo ich mich da eigentlich befand, verfiel ich in Panik. Ich lag genau auf Sasuke drauf! Und ich sah ihm genau in die Augen!!! Und das mit Sicherheit schon mehr als zwei Minuten. Wie peinlich! Schnell wollte ich mich aufrichten, doch ich kam nicht hoch.
 

Sasuke…hielt mich fest… Sasuke hielt mich fest!

Verwirrt sah ich wieder in seine Augen. Er lächelte und kam mir auf einmal so nah…
 

„Sakura! Oh und Sasuke, du bist ja auch da.“. Ino kam um die Ecke und so schnell es ging sprangen Sasuke und ich auseinander. „Sagt mal, was war denn das?“. Ino schaute von Sasuke zu mir. Sie runzelte die Stirn. °Ohoh…nicht gut!° „Sagt mal, habt ihr etwa…?“, doch ich ließ sie gar nicht ausreden. „Inotussi! Mensch, was machst du denn hier? Musst du heute etwa gar nicht im Blumenladen helfen? Da habt ihr doch sonst immer so viel zu tun.“ Überrumpelt von meiner schnellen Frage schien Ino einen Moment nicht mehr an das Gesehene zu denken und ich rief eilig „Naja, was soll’s, ich muss dann auch mal wieder, macht‘s gut! ^^“.
 

Schnell rannte ich die Straße entlang und blieb erst stehen, als ich vor unserer Haustür stand. Ich öffnete sie und knallte die Tür hinter mir zu. Ich ließ mich mit dem Rücken an der Tür herunterrutschen, als meine Mutter aus der Küche blickte. „Sakura mein Schatz, du bist ja schon wieder da. Fiel das Training etwa aus?“ Erschöpft blickte ich nach oben. „Ja Mama, Kakashi war wohl mal wieder mit was anderem beschäftigt, denn vorhin hab ich ihn getroffen und es schien ihm bestens zu gehen.“ °Abgesehen davon, dass er völlig durchgeknallt von Kirschblüten faselte…° „Aber Naruto ist heute krank, vielleicht fiel das Training auch deshalb aus. “

„Na hast du denn schon etwas gegessen? Komm mal in die Küche, ich koche gerade ein paar Nudeln, dann können wir alle zusammen essen.“ „Tut mir leid Mama, ich hab momentan gar keinen Hunger. Ich bin die ganze Zeit durch die Gegend gelaufen und bin irgendwie kaputt, ich gehe mal auf mein Zimmer.“

„Gut, du kannst ja heute Abend was davon haben. Ninja sein ist wohl sehr anstrengend…“ Mit einem Lächeln ging sie zurück in die Küche. Ich erhob mich seufzend vom Boden und ging die Treppe nach oben in mein Zimmer. Dort schmiss ich mich erstmal auf mein Bett.
 

Was war das gerade mit Sasuke? Wieso kam er mir so nah und warum hat er mich nicht losgelassen? Mist, ich habe mich gar nicht bei ihm entschuldigt, weil ich ihn umgelaufen hab! Wahrscheinlich wollte er sich nur bei mir beschweren, weil ich ihm im Weg rumstand… Und Ino kam natürlich wieder mal genau im richtigen Moment dazu. Haaach, warum immer ich?
 

Doch dann fiel mir ein, dass Tsunade morgen endlich wieder mit mir trainieren würde und ich freute mich schon total. Ich bereitete meine Ninjatasche vor und kontrollierte ob ich alles darin hatte was ich für morgen brauchen würde. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Musik hören, Abendessen und duschen.
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, weil der Wecker klingelte war es erst acht Uhr. Ich hatte jedoch vor dem Training mit Tsunade mein allgemeines Teamtraining und musste mich daher schon wieder beeilen, denn um neun fingen wir für gewöhnlich an, vorausgesetzt, Kakashi war nicht wie fast immer zu spät. Aber da er mich ja gerade gestern ermahnt hatte, pünktlich zu sein, hastete ich durch das Haus.
 

Als ich mir meine Trainingskleidung aus dem Schrank nahm fiel mein Blick wieder auf die Flasche mit dem Trank, die ich gestern Abend dorthin gestellt hatte. Er hatte zweimal nicht funktioniert aber ich wollte nun mal nicht einsehen, dass ich irgendetwas falsch gemacht hatte, also trank ich noch ein paar Schlucke. Heute musste es funktionieren!
 

Um viertel vor neun ging ich aus dem Haus und lief Richtung Trainingsplatz. Schon von weitem sah ich Naruto und Sasuke unter einem Baum stehend. Sie hatten mich scheinbar noch nicht gesehen, also versuchte ich es erneut mit meiner „Versteckt-hinter-den-Büschen-anschleich-und-dann-schnell-herausspringen-Methode“. Ich ging also durch das Gebüsch und schlich mich an. Dann wartete ich einen kurzen Moment. „Sakura, darf man fragen, was du da gerade versuchst?“. Sasukes Stimme ließ mich zusammenzucken. Er klang ziemlich amüsiert. Schnell richtete ich mich auf und trat aus den Büschen.

„Guten Morgen, Sasuke, guten Morgen, Naruto! Ihr seid aber schon früh hier. Und Naruto, geht’s dir heute wieder besser?“ Ich stellte mich zu den beiden. „Vielen Dank, Sakura!“, strahlte Naruto. „Mir ging es auch gestern nicht schlecht aber Kakashi hat mich gesehen als ich mich auf den Weg zum Training machen wollte und er meinte, mit so einer Erkältung sollte ich besser für einen Tag im Bett bleiben. Dabei war ich gestern so richtig gut drauf!“ „Na, heute kannst du dich ja wieder völlig verausgaben, wenn dir danach ist.“, sagte ich lachend.

Während Naruto und Sasuke sich darüber unterhielten, dass Kakashi auch wirklich nie pünktlich zum Training auftauchte, ärgerte ich mich total. Dieser bekloppte Trank! Der funktionierte kein bisschen! Wer sich das Rezept dafür ausgedacht hatte, hatte sich mit Sicherheit nur einen Spaß erlaubt.
 

Wenige Minuten später, die ich grübelnd an einen Baumstamm gelehnt verbrachte, erschien Kakashi direkt vor mir. Er erschien mal wieder so schnell, dass ich mich zu Tode erschreckte und nach rechts ausweichen wollte. Dabei schien ich jedoch irgendwie gestolpert zu sein, denn ich machte mich bereits auf einen harten Aufprall auf dem Boden bereit.

Doch mein Sensei hatte natürlich super Reflexe und packte mich am Arm bevor ich hinfiel. Er schien selbst total erschrocken, denn er meinte sofort „Sakura, das tut mir schrecklich leid, ich wollte ja nicht dass du hinfällst! Ich wollte euch nur erschrecken und das ist mir scheinbar auch gründlich gelungen. Entschuldige bitte.“ Er sagte das alles in einer ziemlichen Geschwindigkeit und ich hatte Mühe ihm zu folgen, konnte jedoch selbst schon wieder lachen. Ich hätte mich jedoch mächtig blamiert, wenn ich tatsächlich hingefallen wäre. Das alles musste ja richtig lächerlich ausgesehen haben. Also bedankte ich mich artig bei Kakashi.

Plötzlich fiel mir auf, dass er noch immer meinen Arm festhielt und ich schaute hoch zu ihm. Er bemerkte im selben Moment, was er da tat und ließ sofort meinen Arm los. Ich bildete es mir mit Sicherheit ein aber war er etwa ein wenig rot geworden?
 

Falls es so war, ließ mein Lehrer sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Er begrüßte Naruto und Sasuke, die stumm dem eben Geschehenen zugesehen hatten und jetzt ungeduldig auf den Trainingsbeginn warteten. Diesmal sollten wir jeder gegen jeden kämpfen und Kakashi wollte sich vorerst raushalten.

Zu Beginn hielt ich etwas Abstand zu Naruto und Sasuke und beobachtete die beiden nur. Sie waren heute mal wieder eher aufeinander fixiert und ich konnte mich vorerst raushalten und mir eine Taktik überlegen.
 

Plötzlich flog ein Kunai von hinten auf mich zu und ich konnte gerade so ausweichen. Ich blickte mich um und sah Sasuke auf mich zuspringen. Mit einem flüchtigen Blick zu Naruto stellte ich fest, dass dieser nun mit Kakashi kämpfte und Sasuke sich daher auf mich zu konzentrieren schien. Ich wich ein paar Schritte zurück und wandte das „Jutsu der Schattendoppelgänger“ an. Doch mit seinem Sharingan konnte meine Gegner natürlich sofort erkennen, welche von ihnen ich war. Er war heute sogar noch schneller als sonst und ehe ich mich versah, hatte er mich zu Boden geworfen und hielt meine beiden Arme über meinen Kopf. Ich versuchte sofort dagegen an zu kommen aber Sasuke war ziemlich stark.

„Na, was machst du jetzt?“, fragte er mit einem süffisanten Grinsen. Diese Überheblichkeit würde ich mir nicht gefallen lassen! Ich hörte von einem Moment auf den anderen auf zu zappeln und lächelte ihn an. „Sasuke…“, hauchte ich und es klappte, er schaute leicht verwirrt und sein Griff lockerte sich. Sofort warf ich ihn mit Schwung von mir herunter und sprang auf.

Ich war zwar schneller als sonst aber noch immer nicht schnell genug, denn sofort warf er mich wieder auf den Rücken und hielt mich diesmal sogar noch stärker fest. Nun konnte ich mich wirklich nicht mehr bewegen.

Er freute sich diebisch, dass sah man ihm an aber gleichzeitig war er auch erstaunt und ein bisschen wütend darüber, dass ich mich mit so einem albernen Trick befreien konnte. „Netter Versuch aber das schaffst du nicht nochmal, Sakura. Der Überraschungseffekt ist nun nicht mehr auf deiner Seite.“

Wieder kam er mir auf einmal so nah, dass ich den Atem anhielt. „Ich lasse dich nicht wieder los…“, hauchte er in mein Ohr und ich bekam eine Gänsehaut.
 

Ein Schrei ließ und aufsehen. Kakashi hatte Naruto mal wieder in die Luft geschleudert und wandte sich nun uns zu. „SASUKE!!! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass der Kampf beendet ist, sobald der Gegner sich nicht mehr befreien kann??? Du brauchst Sakura nicht stundenlang am Boden festhalten und auf ihr liegen bis sie erstickt! Also los jetzt, geh und kümmer dich um Naruto und lass sie endlich los.“ Kakashi schien total wütend und Sasuke erhob sich mit einem leichten Rotschimmer im Gesicht und half mir hoch. „Nun mach schon!“, rief Kakashi. Also ging Sasuke zu Naruto um nach ihm zu sehen. Unser Lehrer kam unterdessen zu mir.
 

„Sakura, geht es dir gut? Hat er dich verletzt? Ich hab den beiden doch schon tausendmal gesagt, dass du nun mal keine Junge bist und sie dich ein bisschen vorsichtiger behandeln sollen…“, sagte er mit auf einmal besorgt klingender Stimme. „Sensei, mit geht es gut. Und außerdem habe ich Ihnen doch schon so oft gesagt, dass Sie und die Jungs zu mir genauso hart sein sollen wie zu sich selbst. Ich komme damit klar, ich bin jetzt stärker!“ Er nickte abwesend und vergewisserte sich mit einem Blick ob auch wirklich alles mit mir in Ordnung war. Dann beendete er das Training.
 

Ich verabschiedete mich und machte mich auf den Weg nach Hause um zu duschen und etwas zu essen. Jedoch konzentrierte ich mich weniger auf den Weg, als darauf, dass sich Kakashi und Sasuke heute äußerst seltsam verhalten hatten. Irgendetwas stimmte hier nicht und zwar ganz und gar nicht. Ich würde das Ganze wohl beobachten müssen…
 

So, na jetzt tut sich doch langsam was^^. Und es ist bedonders lang geworden, hurra! :-)

Also, bitte schreibt mir was und das mit dem Perspektivwechsel kommt vielleicht noch...

Liebe Grüße, eure PinkLady18

"Grübeleien"

5 „Grübeleien“
 

Als ich zuhause ankam wurde ich gleich von meiner Mutter in Empfang genommen, die früher von der Arbeit gekommen war und sich aus irgendeinem Grund vorgenommen hatte, heute mal wieder die perfekte Mutter zu spielen. Ich meine das nicht böse, meine Mutter ist wahnsinnig lieb aber ab und an hat sie diese Anfälle, von wegen sie wäre nicht oft genug für mich da und ich wäre sowieso viel zu oft allein. An solchen Tagen passte sie mich direkt an der Haustür ab und bugsierte mich gleich in die Küche. Dort gab es dann immer Berge von Essen und sie setzte sich zu mir an den Tisch und fragte mich aus.

Irgendwie kamen wir dann jedesmal auf Jungs zu sprechen und sie wollte unbedingt erfahren ob es da jemandem in meinem Leben gab.
 

Früher erzählte ich ihr rauf und runter alles von Sasuke, jede Bewegung, jedes Wort, einfach alles. Aber ich war ja nicht mehr so wie früher und somit wurde die „Informationsbeschaffung“ für meine Mom von Gespräch zu Gespräch schwieriger. Sie unterhielt sich wahnsinnig gern mit mir über Jungs, ich jedoch war nun vernünftiger geworden und erzählte ihr lieber von meinen Trainingsfortschritten. Das interessierte sie am Anfang zwar noch ein bisschen, nach ein paar Minuten jedoch versuchte sie jedesmal auf Sasuke zu sprechen zu kommen.

„Dass du soviel dazugelernt hast muss doch auch Sasuke aufgefallen sein, Süße.“ „Mama…Wie oft soll ich dir das noch sagen?!? Sasuke interessiert mich nicht mehr, zumindest nicht so. Ich will viel lieber nicht mehr der Schwachpunkt unseres Teams sein und außerdem will ich eine gute Medic-Nin werden. Es kann doch nicht sein, dass du immer so auf diesen Kerl fixiert bist!“ „Schon gut, schon gut. Deine Ausbildung nimmst du sehr ernst und natürlich bin ich sehr stolz auf dich. Aber du hast doch immer so sehr von Sasuke geschwärmt. Dass das alles einfach nicht mehr da sein soll, kann ich nicht glauben…“ „Ist schon okay, mach dir nicht so viele Sorgen, Mama, mir geht es gut. Und jetzt gehe ich nach oben und dusche, immerhin muss ich in einer Stunde schon bei meinem Training mit Tsunade sein.“
 

Ich lief also nach oben und sprang unter die Dusche. Während ich meine Haare wusch, dachte ich über die Worte meiner Mutter nach. „Dass das alles einfach nicht mehr da sein soll, kann ich nicht glauben…“ Einfach war es bestimmt nicht. Ganz und gar nicht. Ich habe Jahre gebraucht um endlich damit fertig zu werden, dass ich meine Gefühle für Sasuke vergessen musste. Ich kam so nicht mehr weiter, ich machte mich bloß lächerlich. Also trainierte ich härter und wurde stärker. Ich konnte normal mit ihm umgehen und war somit endlich frei für meine Ausbildung. Ich war nicht mehr darauf fixiert, wie ich Sasuke dazu bringen konnte, sich endlich auch für mich zu interessieren sondern darauf, wie ich möglichst schnell auch nur ansatzweise so stark wie meine Teamkameraden werden konnte. Und es hatte funktioniert.

Mein Selbstbewusstsein wurde größer und jetzt endlich, wo alles gut läuft, sagte meine Mutter sowas und brachte mich dazu sogar darüber nachzudenken! Ich lebte nicht in der Vergangenheit und das würde ich auch nie. Mein Blick richtete sich direkt nach vorn.
 

Ich stieg aus der Dusche und trocknete mich ab. Es würde mir so viel leichter fallen nach vorn zu sehen, wenn sich Sasuke und auch noch Sensei Kakashi seit vorgestern nicht so merkwürdig verhalten würden, grübelte ich. Was war nur mit den beiden los? In Gedanken versunken blickte ich auf die Uhr und stellte fest, dass ich nur noch zwanzig Minuten Zeit hatte, bis mein Training bei Tsunade anfing!

Ich raste durch die Gegend, trocknete schnell meine Haare, zog mir was an, schnappte meine Trainingstasche und rannte los.
 

Mit fünf Minuten Verspätung kam ich bei unserem kleinen Trainingsplatz hinter dem Hokageturm an. Tsunade war tatsächlich schon da. „Ah ja, da bist du ja. Höchst seltsam, dass du auch mal zu spät bist.“, lächelte sie. „Entschuldige Tsunade, ich hab völlig die Zeit vergessen.“ „Wie auch immer, fangen wir mal an.“

Den ganzen Nachmittag übten wir Taijutsu und am Abend zeigte Tsunade mir noch ein paar neue Heilungsgriffe. Völlig geschafft, stolperte ich nach Hause.
 

Als ich dann spät in der Nacht im Bett lag und nicht schlafen konnte, dachte ich wieder über das Verhalten von Kakashi und Sasuke nach. Naruto schien der einzige zu sein, der sich wirklich normal verhielt. Hmm, Tsunade und meine Mutter auch. Warum also nur diese beiden? Wobei…ich war in den letzten drei Tagen niemand anderem als diesen fünf begegnet. Vielleicht verhielten sich noch mehr Leute anders als sonst? Ich beschloss, mich morgen etwas genauer umzusehen und auf andere Leute zu achten. Dann konnte ich endlich schlafen.
 

Der nächste Morgen war ein Sonntag und das Teamtraining fand heute nicht statt. Ich stand trotzdem früher auf, denn ich wollte ja ein paar Beobachtungen anstellen. ^^ Also machte ich mich auf den Weg Richtung Hokageturm und betrachtete die Leute auf den Straßen genauer. Mit ihnen schien alles normal zu sein.

Plötzlich kam Ino um eine Ecke. Sie sah mich und kam auf mich zu. „Hey Sakura, auch schon so früh unterwegs? Was machst du denn hier?“ „Ach weißt du, ich schaue mich nur ein wenig um.“ „Wir könnten doch zusammen shoppen gehen.“ Verdattert blickte ich sie an. Sie stutzte und schaute vermutlich genauso doof wie ich. Ino wollte mit mir shoppen gehen? Die Ino, die mich dauernd Breitstirn nannte und mich anzickte wann immer es ging? Die Ino, die seit ein paar Jahren kaum noch was mit mir zu tun haben wollte? Das war ja die Idee! Sie war das beste Beispiel für eine Person in meinem Umfeld, die sich auf einmal seltsam benahm, zumindest seltsamer als sonst. „Ja gern, warum nicht? Wo wollen wir denn zuerst hin?“ Sie schien sich auch gerade erst von ihrer verrückten Frage erholt zu haben, schenkte mir jedoch tatsächlich ein Lächeln. Inooooo????? Hier stimmte wirklich was nicht. Ino lächelte mich nicht an, niemals! „Lass uns zuerst ein bisschen nach Oberteilen schauen, ja?“ Wir gingen also los und kauften so viel wir tragen konnten.
 

Es war fast alles wie früher. Ino erzählte mir von irgendwelchen Typen, die ihr seit ein paar Wochen hinterherliefen und wie es im Blumenladen so lief. Und natürlich hatte sie wieder eine Menge zu meckern über Choji und Shikamaru, die ja so anstrengend waren. Es war, als hätten wir uns nie zerstritten. Ich hatte so viel Spaß, dass ich gar nicht bemerkte, dass es schon später Nachmittag war und ich gar nicht mehr nach weiteren seltsamen Leuten Ausschau gehalten hatte. Aber das war vermutlich auch nicht so schlimm, denn dieses Erlebnis mit Ino bestätigte meinen Verdacht. Irgendetwas hatte sie, Sasuke und Kakashi verändert. Aber was??
 

Als ich am Abend zuhause auf meinem Bett lag und Musik hörte, sah ich wieder die Flasche mit diesem nutzlosen Trank. Ich nahm sie in die Hand und wollte sie wegkippen, als ich plötzlich innerhielt. …diesen Trank hatte ich vor vier Tagen zusammengemixt. Und seit drei Tagen verhielten sich meine Mitmenschen seltsam. Vor drei Tagen hatte ich das erste Mal davon getrunken. Langsam dämmerte mir die Erkenntnis, dass all das seltsame Geschehen der letzten Tage definitiv etwas mit diesem Trank zu tun haben musste.

Aber das konnte doch nicht sein? Es war doch ein „Unaufspürbartrank“, wie sollte der denn bitte dafür sorgen, dass meine Ex-beste-Freundin und dann Ex-größte-Feindin nun wieder meine Freundin war? Und wie sollte er Kakashi dazu bringen, von Kirschblütenduft zu reden, wenn es um mich ging, und wie konnte er Sasuke dazu bringen, mir in nur drei Tagen auf einmal so nah zu kommen? Ich konnte es mir absolut nicht erklären, schließlich sollte der Trank ja nur auf mich wirken und nicht auf andere. Sie hatten ja auch nicht davon getrunken.
 

Die einzige Möglichkeit, das herauszufinden, war wohl, mal wieder eine kleine Nachtexpedition in Tsunades Experimentierlabor zu machen. Ich würde schon heute Nacht versuchen, unbemerkt hineinzukommen und dem ganzen auf den Grund zu gehen. Dieses Rätsel würde ich mit Sicherheit bald gelöst haben…
 

Hallo, meine lieben Leser^^

Dieses Kapitel mag ich nicht so gern... Irgendwie ist es ein bisschen langweilig und das Gespräch mit Sakuras Mutter ist mir auch nicht so gelungen wie ich mir das vorgestellt hab. Aber irgendwie musste Sakura der Sache mit dem Trank ja endlich näher kommen, also was soll's^^. Ich hoffe, das nächste Kapitel kriege ich wieder besser hin, gaaaaanz liebe Grüße an euch, PinkLady18

"Nachtgeflüster"

6 „Nachtgeflüster“
 

Ich würde schon heute Nacht versuchen, unbemerkt in Tsunades Experimentierlabor zu kommen und dem ganzen auf den Grund zu gehen. Dieses Rätsel würde ich mit Sicherheit bald gelöst haben…
 

Ich wartete also in meinem Zimmer bis meine Eltern schliefen und nahm den Trank in meiner Tasche, sowie meine Ninjaausrüstung vorsichtshalber mit. Man konnte ja nie wissen…
 

Als ich mir völlig sicher war, unbeobachtet aus dem Haus zu kommen, schlich ich die Treppe runter und zog meine Schuhe erst draußen vor der Haustür an. Dann verschwand ich leise im Gebüsch. Von dort aus sah ich mich um. Alles war still bis auf ein paar Grillen, die in den Gräsern zirpten. Und der Himmel war voller Sterne. Der Anblick war so schön, dass ich fast vergessen hätte, dass ich ja nicht ewig Zeit hatte und ich riss meinen Bick vom Himmel los.

Ich konnte nur froh sein, dass Neumond war und ich somit im Dunkeln schwer auszumachen war.
 

Immerhin blieb Konoha in der Nacht dann doch nicht ganz unbewacht. Ein paar ANBUs streiften immer durch das Dorf und waren äußerst vorsichtig. Ich hatte sie jedoch schon ein paar Mal ausgetrickst, da ich eine besonders gute Chakrakontrolle hatte, die außer Tsunade und mir kaum jemand so gut beherrschte. Mithilfe dieser Methode konnte ich mein Chakra unterdrücken und mich so beinah unsichtbar machen. Jedoch nur beinah, denn Geräusche verrieten mich natürlich immer noch und ich konnte mein Chakra auch nicht unbegrenzt unterdrücken.
 

Es war also äußerst riskant, sich nachts heimlich durch unser Dorf zu schleichen, besonders da alle Minderjährigen sich nach elf Uhr eigentlich überhaupt nicht mehr auf den Straßen aufhalten sollten und wenn man dann auch noch versuchte sich vor den ANBUs zu verbergen bedeutete das richtigen Ärger…

Trotzdem musste ich unbedingt wissen, was da mit meinem Trank schief gelaufen war! Ich konnte es mir einfach nicht erklären, ich hatte doch alles genauso gemacht, wie es in der Anleitung stand!
 


 

Hatte ich nicht.
 

Plötzlich fiel mir die Geschichte mit der rosa Flasche wieder ein. Ich schlug mir innerlich gegen die Stirn. Wie blöd ich doch war! Ich hatte völlig vergessen, dass mir diese Flasche umgekippt war und ich sie gerade noch so aufgefangen hatte. Ich dachte natürlich, es war nichts passiert, denn sie sah aus, als ob nichts herausgeflossen war, doch das war die einzige Erklärung dafür, dass der Trank nicht gewirkt hatte. Oder zumindest nicht so, wie er sollte. Vielleicht hatte er deshalb auch eine Fremdwirkung und konzentrierte sich nicht nur auf mich selbst! Etwas von dieser rosa Flüssigkeit musste den Trank beeinflusst und verändert haben.
 

Ich schlich mich an den Hauswänden entlang und musste darauf achten, nicht unvorsichtig zu werden, denn vor lauter Ungeduld konnte ich mich kaum zurückhalten einfach loszurennen um zu schnell wie möglich Antworten zu bekommen.

Endlich gab es einen Ansatz zur Erklärung dieser seltsamen Vorkommnisse! Ich schlich um die nächste Hausecke und sah den Hokageturm vor mir.
 

Mit zitternden Knien kam ich an den Turmwachen vorbei und ging hinter den Turm. Dort gab es ein Loch im Boden, das natürlich mit dem „Jutsu der Türöffnung“ belegt und mit Blättern und Sand bedeckt war. Dieses Loch musste Tsunade mir zwangsweise zeigen, denn es war sozusagen der Notausgang aus ihrem Kellerlabor. Wenn da unten irgendetwas schief ging musste man sich ja schließlich irgendwie nach draußen retten können.

Ich sah mich noch einmal um und erschrak als ich plötzlich einen Schatten auf mich zulaufen sah! Vollkommen verängstigt wusste ich nicht was ich machen sollte, denn es gab ja hier kein Versteck mehr, nirgends um mich rum fand sich ein schützendes Gebüsch oder dergleichen. Wie versteinert bewegte ich mich nicht von der Stelle und wartete. Der Schatten bekam langsam Konturen und dann zuckte ich alarmiert zusammen.
 

Es war Sensei Kakashi!
 

An Weglaufen war nicht zu denken, er hatte mich ja schon längst erkannt und selbst wenn nicht, er würde mich sofort einholen und wieder einfangen. Also blieb ich stehen und sah wie Kakashi ungläubig näher kam. „Sakura…? Bist du das etwa?“ Ich nickte nur stumm. „Aber was machst du denn hier?! Es ist schon nach Mitternacht und du dürftest doch gar nicht hier sein.“ „Ich…“.

Fieberhaft überlegte ich mir eine Ausrede. Denk nach, Sakura, aber schnell! Da kam mir der Tag mit Ino wieder in den Sinn. „Ich komme von Ino!“, sagte ich schnell. „Wir haben ganz die Zeit vergessen und ich wollte gerade nach Hause gehen.“

Bitte, glaube es Kakashi, bitte!

„Nun, normalerweise dürfte ich dir das nicht so durchgehen lassen. Aber da du gerade heute so gute Fortschritte bei unserem Training gemacht hast und ich nun wirklich nicht schon wieder mit diesen beiden Hitzköpfen Naruto und Sasuke allein trainieren möchte, weil du Ärger mit Tsunade hast, drücke ich nochmal ein Auge zu.“

Das war in Anbetracht dessen, dass Kakashis eines Auge ja eh mit einem Tuch bedeckt war, einfach zum Schreien komisch. Ich konnte mir ein Lachen einfach nicht verkneifen und als er merkte, was er da gerade gesagt hatte musste auch er lachen.
 

„Ich bringe dich jetzt besser nach Hause, Sakura. Wenn die anderen ANBUs dich hier rumlaufen sehen und dann auch noch allein, würde das mit Sicherheit einen Aufruhr geben.“ Eigentlich wollte ich protestieren, mir wurde jedoch klar, dass ich es heute wohl nicht noch einmal wagen könnte, in Tsunades Labor „einzubrechen“, also nickte ich ergeben. Schweigend gingen wir die Straße entlang.
 

Diese Stille hielt jedoch nicht lange an.

Kakashi-Sensei brach es, indem er fragte, „Wie läuft denn eigentlich dein Training mit Tsunade zur Zeit? Du hast es mit Sicherheit nicht einfach mit ihr.“ Ich lächelte. „Nein, es ist nicht so einfach. Aber sie ist eine wirklich gute Lehrerin und wenn sie es schafft mal wieder ein paar Stunden für mich freizuschaufeln, dann lerne ich sehr viel.“

Ein Schweigen seinerseits machte mich darauf aufmerksam, dass ich es gerade so aussehen hatte lassen, als würde ich bei ihm nicht viel lernen. Schnell beeilte ich mich zu sagen „Aber letztlich hat sie doch recht wenig Zeit, also bringt mir das Training bei Ihnen viel mehr.“

Erstaunt blickte er mich an.
 

„Mit zwei so anstrengenden Teamkameraden wie deinen beiden, lernt man definitiv unter erschwerten Bedingungen. Aber ich muss schon sagen, du hast dich in letzter Zeit am meisten entwickelt. Keiner der beiden kommt an deine Ausdauer und an deinen Ehrgeiz heran. Vor allem denken die beiden auch noch nicht so taktisch wie du. Und außerdem sind sie längst nicht so erwachsen!“

Im Dunkeln konnte ich sein Gesicht nicht sehen aber seine Stimme wurde zum Ende hin immer leiser. Bei dem was er sagte, lief mir ein Schauer über den Rücken.
 

So etwas Nettes hatte selten jemand zu mir gesagt. Nie lobte mich jemand, weil ich stärker geworden war oder weil ich nicht sofort angriff, wenn es sich vermeiden ließ sondern versuchte mir vorher einen Plan zu überlegen. Und nie hatte jemand zu mir gesagt, dass ich erwachsen geworden war! Ich konnte nicht verhindern, dass ich rot wurde. Ich hoffte nur, mein Lehrer würde das nicht sehen! Also sagte ich schnell etwas um die Stille zu durchbrechen und ihn davon abzuhalten mir ins Gesicht zu sehen.
 

„Vielen Dank, Sensei. Das bedeutet mir sehr viel.“ Mit einem vergnügten Lächeln sah er mich an. „Gern. Ich denke, die Jungs zeigen dir ihren Respekt viel zu selten aber in Wirklichkeit bedeutet ihnen deine Meinung überaus viel. Sie können es nicht so deutlich zeigen aber du bist ein genauso wichtiges Teammitglied für sie wie sie selbst.“

Es erstaunte mich, dass Kakashi so genau zu wissen schien, worüber ich mir am meisten Gedanken machte. Es sah so aus, als ob er meine Gedanken lesen könnte.
 

Kurz kam mir in den Sinn, dass der Trank vielleicht so etwas bewirkt haben könnte, doch ich verwarf den Gedanken schnell wieder, denn niemand hatte in den letzten Tagen darauf reagiert was ich gedacht hatte. Das wäre vermutlich auch nicht besonders gut für mich gewesen.
 

Inzwischen waren wir vor meinem Haus angekommen. Die ANBU, die uns unterwegs begegnet waren hatten uns still passieren lassen und nicht weiter nachgefragt. Wir standen nun direkt vor der Haustür und ich wühlte in meiner Tasche. Jedoch musste ich nach kurzer Zeit feststellen, dass ich meinen Schlüssel vergessen hatte. Als ich dies Kakashi mitteilte fragte er, ob wir einen Balkon hätten. Ich nickte und wies hinter das Haus.

Plötzlich hob er mich hoch und lief mit mir zusammen um das Haus. Ich erschrak und als er auf einmal nach oben sprang, klammerte ich mich verschreckt an seinem Hals fest. Er lachte leise in sich hinein und wir landeten sicher auf meinem Balkon.

Ich sah hoch und dabei blickte ich ihm genau in sein Gesicht und in diesem Moment fühlte ich mich seltsam glücklich.
 

Eine Sekunde später, erschauderte ich jedoch bei dem Gedanken daran, dass ich gerade in den Armen meines Lehrers lag und ihn anstarrte, während wir auf meinem Balkon mitten in der Nacht rumstanden. Ich wollte von seinen Armen springen, als er mich festhielt und sich zu meinem linken Ohr lehnte.

Ich hielt den Atem an.

„Sakura, du solltest dich nachts besser in deinem Bett aufhalten…Schlaf gut.“, flüsterte er und setzte mich ab.

Obwohl nichts an seinen Worten besonders zweideutig war, legte sich ein Rotschimmer über mein Gesicht.
 

„Gute Nacht, Sensei…“ Mit einem Lächeln sprang er vom Balkon in die Dunkelheit der Nacht. Ich stand noch eine Weile da, unfähig mich zu bewegen. Nach ein paar Minuten jedoch drehte ich mich um und ging durch meine Balkontür, die ich offen gelassen hatte, weil die Nächte so warm waren. Langsam konnte ich wieder einen klaren Gedanken fassen.
 

Da lief etwas ganz und gar nicht so wie es sollte…

"Waldlauf"

7 „Waldlauf“
 

Ich konnte die ganze Nacht kein Auge zu kriegen. Es war zum verzweifeln! Ich war so kurz davor dieses blöde Rätsel um den Trank zu lösen und dann musste mir in der letzten Sekunde bevor ich in das Labor von Tsunade kam um alles zu überprüfen Kakashi über den Weg laufen. Wobei ich natürlich schon froh sein konnte, dass er es war und dass er mir meine kleine Lüge geglaubt hatte. Ich hatte gerade nochmal Glück gehabt.
 

Kakashi…
 

Was für eine seltsame Nacht

nie hatte ich ihm gegenüber so empfunden wie jetzt. Ich war völlig durcheinander. Vor allem jetzt, wo ich doch nicht wusste was dieser Trank bewirkte. Mir fehlte nur noch ein letztes Detail, eine winzig kleines Stück im Mosaik…

Doch wie sollte der Trank diese Nacht erklären? Ich konnte noch immer nicht verstehen was da zwischen uns geschehen war. Auf jeden Fall war Kakashi mir in den letzten paar Tagen näher gekommen als irgendjemand sonst. Und ich musste zugeben, dass es mir gefiel…

Er war so aufmerksam und humorvoll und gleichzeitig, so geheimnisvoll. Aber ich durfte all das gar nicht denken, schließlich war er mein Sensei und ich wollte unbedingt, dass wir weiterhin so gut miteinander auskamen.
 

Nachdem ich Stunden lang wach gelegen hatte, fand ich endlich ein bisschen Schlaf. Doch um acht klingelte der Wecker wie gewöhnlich und ich konnte mich kaum dazu durchringen, aufzustehen. Nur der Gedanke daran, dass ich heute endlich herausfinden wollte, was hier gespielt wurde ließ mich unter die Dusche schlurfen. Als ich unter dem Wasser stand wurde ich langsam wach und mir fiel ein, wie ich gestern Nacht in mein Zimmer zurückkam. Die Röte stieg mir ins Gesicht, als ich daran dachte wie es sich angefühlt hatte in Kakashis Armen zu liegen und wie er in mein Ohr geflüstert hatte.
 

Ich musste das jetzt dringend aus meinem Kopf verbannen! Ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken, ich musste endlich wissen, was ich da zusammengemischt hatte. Noch immer etwas müde nahm ich meine Ninjaausrüstung und stolperte die Treppe nach unten. Dort schnappte ich mir nur schnell was auf die Hand zu essen, holte meinen Schlüssel und verließ das Haus.

Bald schon kam ich am Trainingsplatz an und traf nur auf Naruto. „Guten Morgen, Sakuraaa!!“, lachend und wie immer total aufgekratzt begrüßte mich Naruto. Er hatte sich in den letzten Tagen absolut normal, zumindest für seine Verhältnisse, verhalten. Misstrauisch musterte ich sein Gesicht. Ich bemerkte gar nicht wie auffällig und seltsam das wohl aussehen musste, doch Naruto wich auf einmal drei Schritte zurück und blickte ein bisschen ängstlich.

„Ähm…ist alles in Ordnung? Habe ich irgendwas falsch gemacht?“

Aus den Gedanken geworfen, realisierte ich, dass diese Art von Beobachtung wohl selbst bei Naruto etwas zu auffallend war und ich sagte schnell „Aber nein, es ist alles in Ordnung. Du hast dich in den letzten drei oder vier Tagen nicht zufällig etwas merkwürdig gefühlt? Ist dir irgendetwas aufgefallen, das anders als sonst war?“

Er legte den Kopf schief. „…doch da war tatsächlich was!“
 

Ich horchte auf. Vielleicht hatte der Trank auch eine Wirkung auf Naruto?

„Kakashi-sensei ist definitiv öfter und pünktlicher zum Training gekommen und er wirkte auch viel zufriedener und ausgeglichener. Du weißt schon, sonst schimpft er doch immer sofort und dreht durch, nur weil ich nicht so schnell kapiert hab, was wir machen sollen. Aber in den letzten Tagen war er viel netter und hat uns auch gar nicht so viel hin- und hergescheucht wie sonst. Ich fühle mich schon ganz eingerostet, immerhin hat Jiraya kaum noch Zeit für mich und…“ Ich hörte ihm schon gar nicht mehr zu.

Ja sicher, Kakashi verhielt sich anders als sonst, aber das wusste ich ja schon längst. Und spätestens dieses Verhalten von Naruto machte mir klar, dass sich bei ihm überhaupt nichts verändert hatte. Wirkte der Trank also nur auf spezielle Leute?

(Kleine Anmerkung ^^: Naruto ist einfach viel zu ehrlich, der verbirgt seine Gefühle nicht und er sagt immer was er denkt. Auf ihn kann der Trank also gar nicht wirken. ;-) )

Irgendwann während Narutos Monolog musste Sasuke aufgetaucht sein, denn er lief plötzlich ganz dicht neben mir entlang und sagte „Guten Morgen…Sakura…“ „M..Morgen, Sasuke“
 

Er hatte mich völlig überrascht und da kam mein altes Muster zurück. Sobald Sasuke nur ein nettes Wort an mich richtete sagte die „alte“ Sakura hallo. Ich fand keine vernünftigen Worte und konnte außerdem nicht verbergen, dass ich überglücklich darüber war. Aber so leicht würde ich es Sasuke bestimmt nicht machen. Immerhin konnte ich seit ein paar Jahren normal mit ihm umgehen, also auch heute. Ich räusperte mich.

„Und, wie sieht’s aus, Jungs. Seid ihr bereit platt gemacht zu werden?“ Mit einem auffordernden Lächeln provozierte ich die beiden. Naruto lachte „Klar, immer doch. So nett du auch bist Sakura und so sehr ich dich mag, ich werde dir zeigen, was ich drauf hab!“

Sasuke dagegen schien bei seiner Ehre gepackt und ich konnte ein Glitzern in seinen Augen sehen, das wohl bedeutete, dass er sich sehr auf unseren Kampf freute.
 

In diesem Moment kam auch Kakashi endlich an. „Einen wunderbaren guten Morgen, wünsche ich! Ist das nicht perfektes Wetter um eine neue Übung zu machen?“ Wir waren sofort Feuer und Flamme.

„Eure Aufgabe wird es sein, eine Schriftrolle aus dem umliegenden Wald zu holen, sie zu finden und sicher wieder hierherzubringen. Ihr werdet alle gegeneinander antreten. Es gibt für jeden eine Schriftrolle. Das bedeutet, wenn ihr auf dem Rückweg auf jemanden trefft, der bereits seine Schriftrolle hat, habt ihr die Erlaubnis ihm diese abzunehmen. Ihr dürft euch jedoch nicht ernsthaft verletzen. Das bedeutet, sobald der Gegner merkt, dass er verloren hat, so muss er aufgeben. Ich sage das besonders für euch, Naruto und Sasuke. Ihr werdet nicht kämpfen bis der andere bewusstlos oder noch schlimmer verletzt ist! Ich werde euch suchen und wenn möglich beobachten. Und außerdem werde auch ich eine Schriftrolle bei mir tragen. Das heißt, falls ihr mich entdeckt, ist es euch gestattet mich anzugreifen und mir die Schriftrolle abzunehmen. Habt ihr alle das verstanden?“

Wir nickten. Ich stellte noch eine Frage „Kakashi-sensei…“.

Als ich seinen Namen aussprach wurde ich leicht rot, weil ich an gestern Nacht denken musste, verscheuchte diesen Gedanken jedoch wieder und sagte „…befinden sich die Schriftrollen für uns alle an demselben Ort oder sind sie verstreut versteckt?“

Er lächelte vielsagend. „Sie sind alle an demselben Ort, ihr werdet jedoch mit unterschiedlichen Wegen beginnen.“.

Jedem von uns wurde ein Startpunkt zugeteilt. Auf ein Zeichen von Kakashi sprangen wir alle in die Bäume und machten uns auf den Weg in den Wald.
 

Sobald ich ein paar hundert Meter weit gekommen war, blieb ich auf einem dicken Ast stehen und konzentrierte mich auf die Umgebung. Ich schloss die Augen und gab mich ganz meinem Spürsinn hin. Ich konnte ein zwei entfernte Chakraquellen wahrnehmen. Diese gehörten höchstwahrscheinlich Naruto und Sasuke, die von Kakashi jedoch konnte ich nicht spüren. Dies beunruhigte mich jedoch noch relativ wenig, denn er würde vermutlich erst in ein paar Minuten starten. Auf einmal erlosch eine der beiden Chakraströme und ich musste besorgt feststellen, dass es der von Sasuke war. Diese Tatsache machte mir mehr Sorgen, denn nun konnte ich nicht mehr spüren ob er sich mir näherte. Ich beschloss, dieses Problem vorerst zu vernachlässigen, denn als ich ihn zuletzt wahrgenommen hatte war er noch relativ weit von mir entfernt.
 

Nun versuchte ich, meine Umgebung nach einem fremden Gegenstand abzusuchen. Es dauert ein paar Minuten bis ich ganz schwach etwas aus der Richtung rechts von mir feststellen konnte. Logischerweise mussten die Schriftrollen dort sein, denn Kakashi hatte mich ganz links, Sasuke in der Mitte und Naruto ganz rechts vom Trainingsplatz starten lassen. Demnach befanden sich die Schriftrollen irgendwo in der Mitte.
 

Ich machte mich auf den Weg in diese Richtung, immer mit einem Auge auf die Umgebung um meinen möglichen Gegner sofort zu bemerken. Nach ein paar Minuten war jedoch noch immer nichts geschehen und ich setzte meinen Weg fort. Ich war bereits kurz vor dem Punkt an dem ich die Schriftrollen wahrnahm, als ich es plötzlich hinter mir rascheln hörte.

Sofort ging ich in Angriffsstellung, doch rührte sich nichts mehr und Chakra konnte ich auch nicht wahrnehmen.

Misstrauisch bewegte ich mich langsam auf den Zielpunkt zu und sah bereits die Schriftrollen. Sie waren in farbigen Glaskästen aufbewahrt und jeder von uns dreien musste sein ganz spezielles eigenes Jutsu darauf anwenden um an den Inhalt zu kommen.

Ich ging an den Kasten ganz rechts und probierte eines meiner Heilungsjutsus und sofort sprang der Deckel auf.

Ich musste feststellen, dass Sasukes Schriftrolle schon weg war, während die von Naruto noch dort lag. Mit einem Achselzucken machte ich mich wieder auf den Weg zum Trainingsplatz.
 

Nach ein paar Metern, konnte ich wieder ein Rascheln hören und ich machte mich bereit, jeden Moment angegriffen zu werden. Im selben Moment hörte und spürte ich etwas von hinten auf mich zukommen und ich wich dem fliegenden Kunai aus. Jemand trat aus dem Gebüsch und es war… Sasuke. Er kam auf mich zu und ich spürte wie er sein Chakra wieder aufflammen ließ.
 

„Nun Sakura, jetzt bekommst du deinen gewünschten Kampf…“
 

Hmm...ich hab es gestern geschrieben und es ist ein bisschen langatmig und offen aber was solls. ich will es jetzt hocstellen und auch nix mehr dran ändern, denn ich fühl mich nicht so gut. Hoffentlich werde ich nicht krank... Also dann ^^ Liebe Grüße und ich bitte um Kommis ;-)

Eure PinkLady18

"Ein Schritt nach vorn"

8 „Ein Schritt nach vorn…“
 

Jemand trat aus dem Gebüsch und es war… Sasuke. Er kam auf mich zu und ich spürte wie er sein Chakra wieder aufflammen ließ.

„Nun Sakura, jetzt bekommst du deinen gewünschten Kampf…“
 

Er lächelte absolut siegessicher und machte mich damit wieder einmal richtig wütend. Doch ließ ich mir das so gut es ging nicht anmerken,

denn wenn er mich unterschätzte, hätte ich vorerst einen Vorteil. Ich blickte ihm stolz in die Augen und sagte

„Sasuke. Du hast dich hier also rumgeschlichen. Nun, ich fürchte das war ein Fehler, ich bin gerade dabei meine Schriftrolle zu Kakashi zu bringen, also halte mich bitte nicht auf. Ich habe keine Zeit für sowas.“ Amüsiert lachte er. „Sei versichert, dass ich es kurz machen werde. Schließlich muss ich meine Schriftrolle auch noch abliefern.“
 

Schweigend blickten wir uns an. Plötzlich sprang Sasuke auf mich zu, ich wich aus und warf ein Kunai auf ihn, doch er hatte das Jutsu des Tausches angewandt und einige Sekunden lang wusste ich nicht, wo er war. Die Erkenntnis kam mir einen Augenblick später, denn drei Sasukes sprangen von links, rechts und hinten auf mich zu. Ich sprang hoch und verteilte Tritte nach links und rechts. Beide Doppelgänger verschwanden und ich drehte mich schnell um, doch ich war eine Sekunde zu langsam. Sasuke hatte mich bereits zu Boden geworfen und wieder befanden wir uns in derselben Situation wie vor zwei Tagen.
 

Ich blickte ihm ins Gesicht. Einen Moment hörte man nur unser Atmen. Er hatte ein seltsames Glitzern in den Augen. Doch diesmal würde ich zu verhindern wissen, dass er mich wieder besiegte, indem er mich auf dem Boden festhielt bis unser Sensei dazwischen ging. Er schien zu bemerken, dass ich etwas vorhatte, denn er lachte leise und sagte „Versuch es. Doch du wirst nicht weit damit kommen.“
 

Dieser Aufforderung kam ich sofort nach. Ich sammelte Chakra in meinen Händen und stieß ihn damit von mir herunter. Mir war klar, dass er mich nur locker festgehalten hatte, damit ich frei kam aber das würde er jetzt bereuen. Ich schickte ein paar Doppelgänger in seine Richtung und lief in Richtung Trainingsplatz. Ich rannte ein paar Meter und sprang dann hoch in die Bäume um schneller voranzukommen. Ich wollte keineswegs abhauen und mich vor dem Kampf drücken, mir war jedoch klar, dass ich so nicht wirklich viele Chancen hatte ihn zu besiegen. Immerhin hatte er mich nicht lange bekämpfen müssen und schon lag ich schon wieder auf dem Boden.

Deshalb wollte ich mir Zeit verschaffen um mir eine Taktik zu überlegen. Ich konnte keinen großen Vorsprung haben, denn meine Doppelgänger hatte er bestimmt sofort besiegt, allerdings konnte ich auch nicht sagen wie nah er schon war, denn Sasuke hatte bereits wieder sein Chakra unterdrückt. Fieberhaft überlegte ich mir ein paar Möglichkeiten um ihn zumindest für kurze Zeit außer Gefecht setzen zu können, doch da gab es nicht allzu viele und für die meisten würde ich einfach mehr Zeit brauchen.
 

Und dann konnte ich Sasuke bereits hinter mir hören. Ich hatte zwar hart an meiner Kondition gearbeitet, jedoch konnte ich ihm ja nicht ewig davonlaufen. Außerdem war ich zwar schnell, doch er war es bestimmt doppelt so sehr. Ich sah ein, dass ich ihm nicht entkommen und auch nicht mehr Zeit gewinnen konnte, also blieb ich einfach stehen und sprang auf den Boden. Ich drehte mich um und wartete auf ihn.

Er schien nicht überrascht, micht schon eingeholt zu haben und glaubte, bereits gewonnen zu haben, das konnte ich ihm ansehen. Allerdings glaubte ich auch einen Funken Enttäuschung in seinem Blick sehen zu können, weil die „Jagd“ schon nach so kurzer Zeit vorbei war. Doch er rechnete offensichtlich nicht damit, sofort von mir angegriffen zu werden.
 

Als ich mit meiner Chakrafaust den Boden vor ihm spaltete, konnte er nicht mehr rechtzeitig ausweichen und fiel in den Spalt. Ich rechnete jedoch damit, dass er sich mithilfe seines Chakras an den Wänden festgehalten hatte und jeden Moment wieder hoch kommen würde. Und genau das geschah. Er sprang heraus und griff mich sofort an. Dabei warf er eine Menge Kunais und Shuriken auf mich und verschwand dann aus meinem Blickfeld.

„Sasuke! Hör auf, mit mir zu spielen und wende endlich vernünftige Jutsus an. Du brauchst mich nicht schonen!“, rief ich zornig.

Hinter mit ertönte wieder sein Lachen und ich drehte mich hastig um. „Hast du nicht gehört, was Kakashi uns befohlen hat? Wir dürfen uns nicht ernsthaft verletzen und außerdem habe ich nun mal keine Lust dir weh zu tun.“
 

Bei seinem letzten Satz kam er mir wieder sehr nah. Ich ging ein paar Schritte zurück und stieß an einen Baumstamm. „Du willst nicht mit mir kämpfen?“, fragte ich. Er sagte nichts, sondern schaute mich nur unverwandt an. Dann stützte er links und rechts von mir seine Arme gegen den Baum und kam mir noch näher. „Was läuft zwischen dir und Kakashi?“. Entsetzt riss ich die Augen auf. „Wovon sprichst du?“ „Ich rede von gestern Nacht.“ „Aber…woher…?“, setzte ich an, doch dann änderte ich meine Meinung. „Ich weiß nicht was du meinst!“

Er neigte seinen Kopf und flüsterte „Du bist nicht die einzige, die nachts nicht schlafen kann. Und du würdest dich wundern, wer sonst noch alles in der Dunkelheit rumläuft. Aber denk dran, selbst wenn du die anderen nicht siehst, so sehen sie dich. Und was sie da sehen, könnte ihnen ganz und gar nicht gefallen.“ Erstarrt sah ich in seine Augen. Doch sie verrieten mir nichts.

Also beschloss ich, das alles hier zu beenden und nutzte Sasukes Unaufmerksamkeit. Ich duckte mich unter seinen Armen weg und setzte ihn mit einem Handkantenschlag in den Nacken außer Gefecht.
 

Zumindest hatte ich das vor. Doch er war schneller und packte mich am Handgelenk. Er zog mich dicht an sich und lehnte mich wieder gegen den Baumstamm. Plötzlich spürten wir beide, dass sich jemand näherte und Sasuke ließ mich los und drehte sich um. Ein Kunai flog auf ihn zu und er wich aus. Daraufhin kam derjenige, der es geworfen hatte aus dem Gebüsch.

Naruto.

Sofort begannen er und Sasuke einen ihrer üblichen Kämpfe und ich nutzte den Moment und verschwand hinter den Bäumen. Ohne groß Zeit zu verschwenden, lief ich wieder in Richtung Trainingsplatz.

Nach wenigen Minuten hatte ich ihn erreicht und ich ließ mich auf den Boden fallen um Luft zu holen und meinen Atem zu beruhigen. Langsam erholte ich mich und dachte über das eben Geschehene nach.

Das Maß war voll!
 

Ich stand auf, legte meine Schriftrolle auf den Boden und rannte wieder los, diesmal in Richtung Hokageturm. Ohne groß Abzuwarten klopfte ich an Tsunades Tür und trat ein.

Die Hokage stand vor einem ihrer Bücherregale und diktierte Shizune etwas. Als ich eintrat, blickte sie nicht einmal auf, denn sie hatte mich ja schon längst an meinem Chakra erkannt. „Hallo, Sakura, du hast es aber eilig.“ Auch Shizune begrüßte mich freundlich und bat mich, Platz zu nehmen. Doch ich wollte keine Zeit mehr verschwenden und kam gleich mit meiner Frage heraus. „Tsunade-sama, ich muss dringend nochmal in dein Labor, wenn das geht. Ich habe ein paar meiner Auszeichnungen dort vergessen und außerdem muss ich nach einem Trank sehen, den ich dort stehen gelassen habe.“

„Tatsächlich? Ich habe gar keinen neuen Trank bemerkt aber nur zu, geh nach unten. Du weißt ja, sei vorsichtig und melde dich nachher nochmal bei mir.“ Ich bedankte mich stürmisch und rannte die Treppen herunter.
 

Wieder einmal öffnete ich die geheime Tür zum Labor und trat ein. Schnell lief ich gleich zu dem Regal mit dem Buch, aus dem ich den „Unaufspürbartrank“ hatte. Ich blätterte zu der Seite, wo er beschrieben wurde und las mir alles ganz genau durch. Nun hatte ich die Gewissheit, dass ich alles genau richtig gemacht hatte. Jetzt musste ich nur noch die rosa Flasche finden…
 

Eine Stunde später hatte ich sie noch immer nicht gefunden. Ich war kurz vorm Durchdrehen! Alles hing mit dieser Flasche zusammen, da war ich mir vollkommen sicher, und dann fand ich sie nicht mehr wieder. Eine weitere halbe Stunde suchte ich noch und als ich sie immer noch nicht hatte, gab ich resigniert auf. Es hatte ja keinen Sinn mehr zu suchen, ich hatte das ganze Labor mindestens dreimal durchsucht…
 

Enttäuscht ging ich zurück zu Tsunades Büro. Ich klopfte und ging hinein. Sie stand vor ihrem Fenster mit dem Rücken zu mir.

„Hey, Tsunade. Ich bin fertig, meine Sachen habe ich wiedergefunden und danach habe ich noch alles wieder aufgeräumt.“ „Bist du sicher, dass du alles gefunden hast, was du vergessen hattest?“ Sie drehte sich noch immer nicht um. Langsam wurde ich stutzig. „Ähm…eigentlich ja…naja, also wenn ich ehrlich sein soll, dann nicht wirklich.“

„Das habe ich mir gedacht.“

Jetzt drehte sie sich um und lächelte. „Hast du das hier gesucht?“
 

Als ich sah, wie sie die rosa Flasche hochhielt, zog ich erstaunt die Augenbrauen hoch. „Ja! Aber woher wusstest du das?“

„Nun, als ich vorgestern Abend in den Laborkeller ging um einen neuen Heilungstrank auszuprobieren, fiel mir mitten bei der Arbeit auf, dass der Korken dieser kleinen Flasche hier ein paar Löcher hatte. Es ist eine ganz besondere Flüssigkeit, die sehr schwer zu bekommen ist. Sie stammt aus einem See, weit weg von hier, er nennt sich „Kristallmeer“, wenn er auch kein Meer ist. Den Namen erhielt er vor sehr langer Zeit, doch man kann ihn noch immer gut nachvollziehen, denn jeden Tag, wenn die Sonne untergeht, strahlt die Wasseroberfläche Kristallblau und ganz besonders hell. Dieser See befindet sich in den Bergen und dort gibt es ein paar Gewässer, die aufgrund ihres starken Kalkgehalts eine intensive blaue Farbe haben. Dieser See hat außerdem ein paar andere Eigenschaften, die noch lange nicht alle erforscht sind. Fest steht jedoch, dass sein Wasser eine sehr starke Wirkung auf die verschiedensten Tränke hat und die Verbindungen, die es mit anderen Flüssigkeiten eingeht sehr unterschiedlich ausfallen können. Daher entstehen meist völlig neue Tränke, die noch nicht mal einen Namen haben.

Und nun meine Frage an dich, Sakura. Ist es möglich, dass du einen Trank zubereitet hast, in dem etwas von dieser Flüssigkeit enthalten ist? Denn es ist definitiv etwas aus diesen Löchern in dem Korken geflossen. Das sieht man deutlich.“
 

Überwältigt von den ganzen Informationen, die Tsunade mir gerade gegeben hatte, dauerte es einen Moment bis ihre Frage zu mir durchdrang. „Tsunade…bitte sei mir nicht böse! Vor ein paar Tagen, am Donnerstag, als du mich in dein Labor gelassen hast, habe ich einen trank zubereitet. Ich habe ihn in einem deiner Bücher gefunden. Er nannte sich „Unaufspürbartrank“ und ich habe ihn hergestellt. Während…“ Tsunade fiel mir ins Wort.

„Aber dieser Trank ist doch viel zu schwierig für dich! Er ist selbst für Experten äußerst schwer herzustellen, woher kannst du also so gut Tränke zubereiten?“ Sie wirkte ganz begeistert und ich berichtete ihr, dass ich eben schon zuhause geübt hätte und viel darüber gelesen hatte. Das zweite stimmte aber das erste war gelogen. Ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen, ihr zu sagen, dass ich schon mehrmals heimlich in ihrem Büro gewesen bin.
 

Sie war aber völlig zufrieden mit meiner Antwort und begründete dies damit, dass ich von Beginn meiner Ausbildung bei ihr an, ihre talentierteste Schülerin gewesen sei und sie deshalb schon immer viel auf meine Fähigkeiten gehalten habe. Daraufhin setzte ich meinen Bericht fort. „Diese Flüssigkeit muss in den Trank gekommen sein, als ich die Flasche angestoßen habe.“
 

Flashback
 

Ich wollte die weitere Zutat gerade holen gehen, da stieß ich aus Versehen eine kleine rosa Flasche neben meinem fast fertigen Trank um. Ich hatte gute Reflexe und fing sie auf, bevor etwas in die Schale gelangen konnte. Ich bekam einen großen Schreck, Tsunade würde mich umbringen wenn sie etwas davon erführe! Schnell stellte ich sie wieder beiseite.
 

Flashback Ende
 

„Ich war mir so sicher, dass nichts davon hineingekommen war, aber nun gibt es gar keine andere Möglichkeit mehr. Der Trank, den ich hergestellt habe ist auf keinen Fall ein „Unaufspürbartrank“. Die Flüssigkeit muss ihn beeinflusst haben. Tsunade-sama, es tut mir sehr leid, ich kann verstehen, wenn du enttäuscht von mir bist und mich nicht mehr ausbilden willst. Ich hätte dir das sofort melden müssen und dann die Konsequenzen tragen sollen. Entschuldige bitte.“
 

„Ach Sakura, hör doch auf mit diesem Blödsinn. Es gibt gar nichts zu entschuldigen. Eine Medic-Nin, die in einem Labor experimentiert trägt immer eine große Verantwortung, jedoch ist auch sie nur ein Mensch und daher fehlbar. Auch ihr kann ein Fehler unterlaufen, das ist sozusagen unser „Berufsrisiko“. ^^ Trotzdem ist es keine Schande, etwas falsch zu machen. Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist und, dass du gelernt hast, dass es besser wäre mir sofort Bescheid zu geben. Ansonsten ist doch alles in Ordnung. Du musst deine eigenen Erfahrungen machen und wenn ich dir erlaube in mein Labor zu gehen, dann halte ich dich für reif genug zu experimentieren und dabei natürlich auch Fehler zu machen. Das ist Teil deiner Ausbildung. Und nun, finde ich es viel interessanter, was dein Trank denn nun bewirkt hat.“

Neugierig blickte sie mich an. Ich lachte. „Vielen Dank, Tsunade, für dein Vertrauen und deine Erklärung zu der Flüssigkeit. Ich kann dir leider nicht genau sagen, was der Trank bewirkt, außer, dass er auch eine Fremdwirkung hat, also andere Leute beeinflusst. Aber ich bin gerade dabei, es herauszufinden. Hat diese Lösung aus dem „Kristallmeer“ einen Namen?“

„Sie nennt sich „Spiegelsilber“, ein äußerst seltsamer Name. Na gut, jetzt wo wir das geklärt haben, werde ich weitere Nachforschungen anstellen und herausfinden, ob schon einmal jemand „Spiegelsilber“ zu einem „Unaufspürbartrank“ hinzugegeben hat. Wenn du etwas Neues weißt, komm am Besten sofort zu mir.“

Ich bedankte mich noch einmal und machte mich auf den Weg nach Hause. Endlich hatte ich eine Spur. „Spiegelsilber“…

Gleich morgen würde ich etwas darüber in Erfahrung bringen…

"Überraschung"

9 „Überraschung“
 

Am nächsten Morgen wachte ich auf und hatte einen Moment lang nicht eine Erinnerung an all diese verrückten Dinge der letzten Tage. Doch leider kam die Erkenntnis schnell zurück und ich wollte mich am liebsten nochmal hinlegen und mir die Decke über den Kopf schlagen.

Ich war total kaputt.

Jeden Tag Training und dann auch noch tausend Verrückte um mich rum, wie lange sollte das bloß so weitergehen? Außerdem hatte ich nun schon mehr als einmal ein paar Regeln gebrochen. Da wären die nächtlichen Versuche in Tsunades Labor zu kommen, die ab und an ja auch glückten, dann die Sache mit den ANBU-Täuschungsmanövern, das Zuspätkommen zum Training und die nicht ganz einfache Beziehung zu meinem Sensei. Ich musste mich definitiv vorsehen, immerhin wollte ich am Ende nicht als Nuke-Nin dastehen. Obwohl…das war vielleicht etwas weit hergeholt. Ich war ja auch noch ziemlich müde.
 

Mürrisch schlurfte ich unter die Dusche und machte mich im Bad fertig. Nach einer halben Stunde ging ich nach unten um etwas zu essen und schon wieder war ich unter Zeitdruck! Ich hatte noch eine halbe Stunde bis zum Training mit Kakashi. Ich konnte es einfach nicht verstehen, früher war ich die Pünktlichkeit in Person! Aber ich hatte mich schließlich allgemein sehr verändert, da konnte ich auf so etwas wohl auch nicht mehr zählen… Noch immer etwas müde, schnappte ich meine Ninjasachen und verließ das Haus.
 

Auf dem Weg in den Wald und Richtung Trainingsplatz begegnete mir mal wieder kaum jemand. Seltsam war jedoch, dass die wenigen, die mich sahen sofort kehrt machten und mir aus dem Weg zu gehen schienen. Wahrscheinlich war ich einfach noch zu schläfrig, denn ich hatte in letzter Zeit mit niemandem Streit gehabt und auch mein Aussehen hatte ich vorhin nochmal flüchtig im Spiegel überprüft. Es gab also eigentlich keinen Grund, vor mir wegzulaufen…
 

Bald schon kam ich am Trainingsplatz an und war wider Erwarten die erste. Ich setzte mich unter einen Baum um etwas Schatten zu haben, denn obwohl es erst fünf vor acht war, war es schon ziemlich warm, schließlich hatten wir nun Hochsommer. Als nach einer halben Stunde noch immer niemand aufgetaucht war, machte ich mir langsam meine Gedanken. Sollte das Training heute etwa ausfallen? Immerhin war ich gestern einfach so abgehauen, weil ich so schnell zu Tsunade gerannt war, vielleicht hatte Kakashi den anderen beiden ja gesagt, dass unser Training heute nicht stattfand… Aber das letzte Mal hatte er zumindest Sasuke hiergelassen um mich zu informieren.

Mit einer Gänsehaut dachte ich an diesen Tag zurück, an dem die seltsamen Dinge begannen…
 

Aber in letzter Zeit verstanden mein Sensei und Sasuke sich ohnehin nicht mehr besonders und vielleicht war Kakashi ja auch beleidigt, weil ich gestern gegangen war, ohne vorher Bescheid zu sagen.

Wie auch immer, zehn Minuten später war noch immer niemand aufgetaucht, also ging ich langsam Richtung Dorf zurück. Ich überlegte, einfach mal bei Naruto vorbeizuschauen, doch da machte mir niemand die Tür auf. Daraufhin ging ich zu Kakashi, wenn ich auch etwas unsicher war, doch das war egal, als bei ihm auch niemand öffnete.
 

Langsam wurde ich wütend. Wenn sie ohne mich eine wichtige Mission angenommen hätten und das nur, weil ich gestern früher gegangen war, während die sich die Köpfe einschlagen mussten, dann wären sie fällig, alle drei! Zügig machte ich mich auf den Weg zu Tsunade. Als ich auch dort niemanden antraf, war klar, dass hier etwas nicht stimmte.
 

Dummerweise hatte ich überhaupt gar keine Lust, den dreien hinterherzulaufen. Pech für sie. Viel lieber ging ich zur Konoha-Bibliothek und sammelte mir einen Stapel Bücher, alles Bücher, von denen ich dachte, dass sie Informationen über das „Spiegelsilber“ enthalten könnten. Danach ging ich gleich nach Hause und verbrachte den gesamten Tag in meinem Zimmer darüber. Leider fand ich dabei nicht ganz so viel heraus, wie ich es gern gehabt hätte, mehr oder weniger wurde nur das wiedergegeben, was Tsunade mir bereits erzählt hatte. Als es bereits halb sieben war und auch meine Eltern nicht aufgetaucht waren, machte ich mir langsam Sorgen.
 

Mir blieb noch ein Ort, den ich nicht abgesucht hatte. Das war leider…Sasukes Anwesen. Seit der Sache gestern, wollte ich ihm so gut es ging aus dem Weg gehen, weshalb ich auch nicht bei ihm geklingelt hatte, aber wenn ich wissen wollte was hier los war, musste ich wohl oder übel bei ihm nachsehen. Ich zog mich kurz um, denn in meinen bequemen, weiten Sachen, die ich zuhause immer anzog, wollte ich nun wirklich nicht auf die Straße gehen, obwohl die Leute mich heute anscheinend eh alle ignorierten. Aus meinem Schrank holte ich ein schwarzes Trägerkleid und zog dazu ein paar Flipflops an. Meine Haare ließ ich offen, ich wollte ja nur kurz nachsehen, ob zumindest Sasuke da war und dann schnell nach Hause zurück.
 

Auf den Straßen begegnete mir niemand und ich konnte absolut keine Erklärung dafür finden. Hatte ich irgendwas verpasst? Bald schon stand ich vor Sasukes Anwesen und es war alles dunkel. Ich wusste zwar, dass Sasuke hier allein lebte und, dass ansonsten niemand hier war, dennoch war es unheimlich. Zögernd ging ich auf die Haustür zu.
 

Wenn er nun wieder so seltsam reagieren würde wie gestern? Ich überlegte, ob ich umdrehen sollte. Aber irgendwie war ich neugierig genug und so klopfte ich an die Tür. Niemand öffnete mir. Ich wollte umdrehen, wirklich. Aber dann hörte ich ein Geräusch, das ganz nach einem Husten klang. Vielleicht war Sasuke ja krank?

Okay, ich geb‘s zu, da kam die alte Sakura wieder zum Vorschein aber er war nun mal ganz allein in dem Riesenhaus und ich wollte mir nicht vorwerfen lassen, mich nicht genug um meine Teammitglieder zu kümmern (Na klaaar, Sakura ^^“).
 

Also öffnete ich die Tür und sie war tatsächlich nicht verschlossen. Als ich eintrat war erst alles dunkel und ich konnte die Hand vor Augen nicht sehen. Ich war bisher sehr selten in der Uchiha-Villa gewesen und kannte mich daher auch nicht besonders gut aus. Aber der Lichtschalter für den Flur ist ja für gewöhnlich nahe an der Tür und so tastete ich mich an der Wand entlang.

„Sa…Sasuke..?“. Meine Stimme war etwas wackelig, das konnte ich nicht verhindern. Dann fand ich ihn. Ich machte das Licht an und plötzlich wurde es ohrenbetäubend laut. Überall standen Leute aus Konoha verteilt und warfen Luftschlangen, pfiffen und riefen.
 

Im ersten Moment hatte ich mich total erschreckt, im zweiten nahm ich meine Kampfstellung ein. Als mir dann dämmerte, was hier los war, kam mir in den Sinn, dass ich absolut bescheuert aussehen musste. „Alles Gute zum Geburtstag, Sakura!“. Ein über beide Ohren grinsender Naruto kam auf mich zu und nahm mich etwas schüchtern in den Arm. Und in diesem Augenblick dämmerte es mir. Heute war mein 18. Geburtstag! Und ich hatte es völlig vergessen…überwältigt von dieser Erkenntnis, sank ich erschüttert auf einem Sofa zusammen. Nach und nach kamen meine Eltern und Ino, Tsunade und all die anderen auf mich zu und gratulierten mir. Ich war total gerührt, dass sie alle sich solche Mühe gegeben hatten, um für mich eine schöne Geburtstagsfeier auf die Beine zu stellen.

Ich war noch immer völlig fassungslos, dass ich über all diese seltsamen Dinge der letzten Tage meinen Geburtstag vergessen konnte. Im Laufe des Abends, erholte ich mich jedoch schnell wieder und ich stellte mich zu jedem dazu, bedankte mich und genoss den Abend.
 

Etwa eine Stunde nach meiner Ankunft wurde ich stutzig. Mir hatte quasi ganz Konoha gratuliert, zwei sehr wichtige Personen fehlten jedoch noch.

Sasuke und Sensei Kakashi.

Besonders verwirrend war das, weil die Feier ja schließlich in Sasukes Haus stattfand! Ich hielt verstärkt Ausschau nach ihnen, konnte sie jedoch nicht in der Menge ausmachen.
 

Etwas später, ging ich nach draußen, um mich abzukühlen, nachdem ich Stunden mit Ino getanzt hatte. Ich stand auf der Terrasse des Hauses und der Lärm von drinnen war hier draußen kaum zu hören. Ich blickte hoch zum Himmel und wurde angezogen von einem Meer von Sternen…

Ganz in Gedanken versunken, merkte ich gar nicht, wie sich jemand von hinten an mich ran schlich. Doch plötzlich packten mich zwei Arme und mir wurde der Mund zugehalten. Ich schrie unterdrückt auf und zuckte zusammen. Die Person drehte mich zu sich um.

Es war…

"Wahrheit oder Lüge?"

10 „Wahrheit oder Lüge?“
 

Ganz in Gedanken versunken, merkte ich gar nicht, wie sich jemand von hinten an mich ran schlich. Doch plötzlich packten mich zwei Arme und mir wurde der Mund zugehalten. Ich schrie unterdrückt auf und zuckte zusammen. Die Person drehte mich zu sich um.

Es war…

„Sasuke…“
 

Die Hand auf meinem Mund wurde weggenommen. Da stand er, mein absoluter Schwarm aus Kindheitstagen. Und er sah fantastisch aus, natürlich. Sein dunkles Haar fiel ihm locker ins Gesicht, seine schwarzen Augen funkelten mich amüsiert an und sein leicht geöffnetes schwarzes Hemd zu seiner schwarzen Hose machte ihn wahnsinnig anziehend…
 

Schockiert von meinen eigenen Gedanken wurde ich rot und drehte mich entsetzt um. Ich hatte doch mit ihm abgeschlossen! Oder etwa nicht? Ich konnte die leise zweifelnde Stimme in meinem Kopf nicht überhören. Das eben war doch Beweis genug. Auf jeden Fall war ich kurz davor in mein altes Schema zu verfallen.

Sasuke, der die ganze Zeit interessiert meine Reaktionen beobachtet hatte, fing an zu lachen. „Hast du dich denn gar nicht gefragt, wo ich, der immerhin sein Haus für deine Feier bereitgestellt hat, stecke? Oder hast du mich gar nicht vermisst in dem ganzen Rummel?“

Er trat auf mich zu. „Si..sicher…“. Na toll, meine Stimme zitterte schon wieder. „ Ich hab…schon eine Weile nach dir Ausschau gehalten…und nach Kakashi“.

Er runzelte die Stirn. „Nach diesem alten Knacker also auch…“ (SASUKE!!! *auf seinen Hinterkopf hau*) „Was?“ „Nichts, schon gut.“ Dann lächelte er wieder. „Nun, schließlich wollte ich dir auch noch gratulieren oder hast du etwa schon wieder vergessen, dass du heute Geburtstag hast?“.
 

Endlich fand ich mein altes Selbst wieder. „Das hättest du wohl gerne, Uchiha. Aber du brauchst dich gar nicht über mich lustig machen, ich hatte in letzter Zeit wirklich genug zu tun, als dass ich viele Gedanken daran verschwenden konnte.“

„Seit wann nennst du mich denn Uchiha? Und immerhin ist es dein 18. Geburtstag, da verschwendet man doch keine Gedanken, wenn man sich darauf freut?“

„Ich nenne dich Uchiha, seit wir uns kennen, du hast bloß noch nie darauf geachtet und was das mit dem Geburtstag angeht…“

Er unterbrach mich, indem er mir sehr nah kam und sagte „Darauf habe ich noch nie geachtet? Du würdest dich wundern auf was ich alles geachtet habe, seit wir uns kennen…“

Verwirrt blickte ich ihn an. „Was meinst du damit?“

„Tja, ich weiß eine ganze Menge, wenn du wüsstest, was ich dir alles erzählen könnte.“

„Du lügst. In Prinzip versuchst du immer nur den anderen weiszumachen, dass du mehr weißt als sie denken aber in Wirklichkeit bluffst du bloß. Versuch das nicht bei mir, du solltest wissen, dass ich dich relativ gut kenne und daher Bescheid weiß über deine Methoden.“ „Wieso bloß relativ? Wir kennen uns schon seit unserer Kindheit, ich denke, das reicht um zu sagen, dass du mich gut kennst.“

Ich errötete. „An sich…kennt dich niemand so richtig, glaube ich. Wir kennen deine äußere Hülle und die ist immer kalt, abweisend und unnahbar. Du setzt dich zwar für andere ein und riskierst dein Leben für dein Team aber trotzdem zeigst du nicht…“

Stille.

„Was zeige ich nicht?“

Ich zögerte noch. Ging dieses Gespräch nicht ein bisschen zu weit? „Sakura, was zeige ich nicht? Jetzt sag schon.“

„Naja…du zeigst nie wirkliche, echte Gefühle. …höchstens Hass.“

Ich erschrak, denn so genau wollte ich ihm das nicht sagen. Schon gar nicht so ehrlich. Er schien zu überlegen, denn sein Blick war weit weg. „Sasuke, tut mir leid, so wollte ich das nicht sagen, ich meine ja nur, dass…“
 

In diesem Moment spürte ich seine Lippen auf meinen.
 

Völlig erschrocken stockte mir der Atem. Er ließ sich davon jedoch nicht stören. Ich versuchte freizukommen, denn ich konnte überhaupt nichts mit dieser Reaktion anfangen, doch er hielt meine Arme fest und drängte mich langsam zur Hauswand. Dort hielt er meine Arme über meinen Kopf und ich konnte mich gar nicht mehr rühren.

Mit einer Hand strich er über meine Wange und ließ für einen Moment von mir ab.

„Sakura, du bist wunderschön und wenn du in meiner Nähe bist, kann ich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich kann mich nicht beherrschen, es tut mir leid.“ Mit diesen Worten küsste er mich wieder, diesmal drängender und fordernder.
 

Und irgendetwas in meinem Kopf schaltete sich ab.

Und ich erwiderte den Kuss, zögerlich aber ich tat es. Denn es fühlte sich nun mal unglaublich an. Sasuke war auf einmal so zärtlich und überhaupt nicht mehr emotionslos. Als er mir in die Augen sah, konnte ich zwar nicht genau erkennen, was sie wiederspiegelten, doch auf jeden Fall waren sie nicht mehr kalt.

Irgendwann flüsterte er in mein Ohr „Happy Birthday…“.

Er hielt mir eine kleine blaue Schachtel hin. „Das ist für dich, damit du immer an mich denkst.“

Es war ein silberner Ring an einer Kette mit einem kleinen Herz im Inneren. Er lächelte mir zu und verschwand auf einmal im Dunkeln. Ich stand noch eine Weile auf der Terrasse, bis ich endlich wieder klar denken konnte.
 

Waaaaaah!!!!! Was habe ich getan? Und was hat er da getan? Ich war mir ziemlich sicher, das nicht geträumt zu haben, schließlich hielt ich auch noch immer die Kette in der Hand. Aber was hatte mich dazu gebracht, mich wieder auf ihn einzulassen? Ich war schwach geworden und das konnte ich mir kaum verzeihen.

Jahrelanger Kummer und eine lange Zeit bis ich endlich zu der geworden war, die ich heute war- einfach vergessen, weil er mir zu nah gekommen war, mich einfach überrumpelt hatte.
 

„Verdammt!“.

Ich fluchte laut in die Dunkelheit.

Ob er das alles ernst gemeint hatte? Ich konnte es nicht sagen aber auf jeden Fall ging das alles zu schnell. Nach ein paar Minuten trat ich wieder ins Haus, jedoch immer bereit, mich vor einem plötzlich auftauchenden Sasuke zu verstecken. Die ganze Nacht sah ich ihn nicht mehr und gegen 4 Uhr schickten mich meine Freunde nach Hause, weil sie nicht wollten, dass ich beim Aufräumen half.
 

Ich ging langsam durch die Straßen, alles war dunkel und die wenigen ANBU versteckten sich heute Nacht gut. Immer wieder dachte ich an Sasuke und diesen Abend, egal was ich tat, ich bekam ihn nicht aus dem Kopf und es ärgerte mich gewaltig. Als ich zuhause in meinem Bett lag kam mir plötzlich der Gedanke, dass Kakashi gar nicht aufgetaucht war. Ob er auf einer Mission war? Ich hätte ihn gern dabeigehabt. Irgendwann schlief ich ein.
 

Am nächsten Morgen kam ich so gut wie gar nicht aus dem Bett. Ich hatte meinen Wecker schon gegen die Wand geschleudert, doch er funktionierte immer noch und ich musste mich zu ihm hinschleppen um ihn auszuschalten. Ich hatte kaum vier Stunden geschlafen und war absolut kaputt, doch ein Ninja hat fast jeden Tag Training und in diesem Moment kam mein Ehrgeiz zurück.

Nachdem ich geduscht hatte, war ich wesentlich wacher und als ich nach unten kam und frühstückte war ich absolut wach. Ich schnappte mir meine Sachen und ging zum Training.
 

Ich war trotz allem fünf Minuten zu spät, doch es war noch niemand da. Nach einer Viertelstunde kam Kakashi um die Ecke und mein Herz setzte für einen Moment aus. Der ganze gestrige Abend fiel mir wieder ein und auch, dass er nicht dort gewesen war. Als er mich sah, lächelte er und trat direkt auf mich zu.

„Guten Morgen Sakura! Es tut mir leid, dass ich gestern nicht da war, ich hoffe, die Feier war schön. Ich musste leider auf eine dringende Mission und habe so die größte Feier seit Monaten verpasst, wie ich gehört habe.“ Er zwinkerte mir zu.

„Ach Sensei, das ist doch nicht schlimm. Aber es war wirklich … besonders.“ Ich konnte es nicht anders ausdrücken.

Auf einmal hielt er mir eine rosa Schachtel vor die Nase. Erstaunt blickte ich hoch.Er lächelte

„Tsunade und ich dachten, es wäre an der Zeit, dir deutlich zu machen, dass uns eindeutig aufgefallen ist, dass du dich sehr stark entwickelt hast und da hatten wir die Idee, dir ein Zeichen dafür zum Geburtstag zu schenken.“ Er sah zu Boden. „Ich weiß nicht, ob es etwas zu persönlich ist aber ich dachte, es passt einfach perfekt zu dir, also…“ Ich unterbrach ihn. „Sensei, der ist ja wunderschön! Vielen Dank aber das kann ich doch nicht annehmen!“
 

In der Schachtel war ein rosa Ring mit einem Kirschblütenmuster. Auf seiner Unterseite stand „i・ryoku“, es bedeutet „Kraft“. Ich war absolut überwältigt. Was dieser Ring mir bedeutete konnte vermutlich niemand verstehen.

„Bitte nimm ihn, ich denke, dass er dir viel bedeuten wird…“ In seinen Augen konnte ich sehen, dass er es wusste, dass er begriff, warum er mir so wichtig war.

„Danke…“, flüsterte ich nochmal. Ich streifte den Ring auf meinen Finger und betrachtete ihn glücklich.
 

„Gut, dann sag mir mal wo sich unsere beiden Jungs rumtreiben. Ich dachte, ich wäre schon eine Viertelstunde zu spät aber die beiden bekommen für diese extreme Verspätung mit Sicherheit ein sehr angenehmes Training.“ Mit einem teuflischen Grinsen sah er in Richtung Waldweg. „Sieh mal einer an, da kommt einer der beiden.“

Naruto kam aus dem Wald und schien sehr gehetzt zu haben, denn er war völlig außer Atem. Vor uns blieb er schlitternd stehen und sah sehr besorgt aus. „Was ist denn los, Naruto, ist etwas passiert?“, fragte ich misstrauisch.
 

„Sasuke ist weg!“
 

°Was? Aber wieso? Wohin?° Während ich stumm da stand, fragte Kakashi Naruto aus, doch ich bekam nicht viel davon mit, denn ich war wie in Trance.

„Sakura…Sakura! Hey, wir gehen zu Tsunade, da sollen wir alle hin, wir werden Suchmannschaften aufstellen, willst du etwa nicht mitkommen?“ Naruto rief ungeduldig nach mir und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. „Doch, ich komme schon, los beeilen wir uns.“
 

Wenige Minuten später befanden wir uns alle in Tsunades Büro. Es war sehr eng, denn sie hatte alle unsere gleichaltrigen Freunde rufen lassen.

„Also, wie ihr ja alle wisst, ist Sasuke seit heute Morgen verschwunden. Wir werden…“ „Seit gestern Abend…“ flüsterte ich. Tsunade blickte auf. „Wieso seit gestern Abend?“

„Ich war auf meiner Geburtstagsfeier mit ihm auf der Terrasse, es muss so gegen halb 12 gewesen sein und da ist er schon verschwunden, es sei denn, jemand hat ihn danach noch gesehen.“

„Soweit ich informiert bin, nicht. Gut, dann ist er also bereits seit gestern Abend verschwunden. Wenn irgendjemand noch weitere Hinweise hat, dann soll er zu mir kommen. Ansonsten werden wir Mannschaften bilden, die sich auf die Suche nach ihm machen sollen. Wir müssen uns besonders beeilen, da ja auch Sasukes Bruder Itachi irgendwo da draußen rumläuft und Sasuke somit besonders gefährdet ist.“
 

Wir wurden in Gruppen eingeteilt und ich bekam bloß mit, dass ich zusammen mit Naruto und Kakashi suchen sollte. Schnell sammelte ich zuhause ein paar Sachen zusammen und wir trafen uns am Eingangstor von Konoha. Von dort aus machten wir uns auf den Weg in den Wald…
 

So. Ach ja, tut mir leid, dass ich es gestern nicht mehr geschafft habe ein neues Kapitel hochzuladen. Hier ist es jetzt also ^^

"Ein unerwarteter Gegner"

11 „Ein unerwarteter Gegner“
 

Seit drei Tagen liefen wir nun schon durch den Wald und er schien überhaupt kein Ende zu nehmen. Diese drei Tage waren in Prinzip alle gleich verlaufen.

Stundenlanges Laufen, zwischendurch nach einem Lagerplatz Ausschau halten, etwas essen und weiterlaufen, spät in der Nacht dann ein Lager aufschlagen und früh morgens gleich wieder aufbrechen. Mittlerweile war ich völlig kaputt, nicht zu sprechen von all den Sorgen die ich mir um Sasuke machte. Kakashi und Naruto schienen auch sehr betroffen zu sein, denn wenn sie auch versuchten, sich nicht so viel anmerken zu lassen, waren sie auffällig still und angespannt.

Wir sprachen kaum, größtenteils waren wir alle in unseren Gedanken versunken und Kakashi hatte uns schon mehrmals drauf hingewiesen, aufmerksamer zu sein.
 

Mein Sensei war jedoch selten bei Naruto und mir, die meiste Zeit war er unterwegs, verschwand irgendwo im Wald und tauchte manchmal erst am Morgen wieder auf. Wir sahen ihn fast nur wenn, wir weiterliefen und selbst dann war er ziemlich weit vor uns. Ich konnte mir denken, dass er rund um die Uhr damit beschäftigt war, unsere Umgebung nach Feinden abzusuchen, damit er uns frühzeitig warnen konnte und außerdem immer nach einer Spur von Sasuke suchte. Einmal am Tag schickte er Pakkun, seinen Hund nach Konoha um zu hören, ob Sasuke vielleicht wieder aufgetaucht war oder sonst irgendwelche Hinweise gefunden worden waren, doch bisher kam Pakkun immer ohne Neuigkeiten zurück.
 

Mittlerweile waren wir schon ziemlich weit von unserem Dorf entfernt und hatten bisher nur eine einzige Begegnung mit feindlichen Ninjas gehabt. Sie waren keine großen Gegner, doch Naruto und Kakashi befahlen mir trotz allem mich zurückzuhalten und ihnen den Rücken zu sichern. Normalerweise hätte ich mich aufgeregt, doch in unserer momentanen Situation dachte ich, es wäre besser, mich dem zu fügen.
 

Wir kamen auf eine Lichtung und es war bereits wieder spät in der Nacht. Wie immer ließ Kakashi mich und Naruto unter ein paar Bäumen zurück und untersuchte die Umgebung. Er sicherte sie mit ein paar Jutsus, die uns rechtzeitig vor sich nähernden Personen warnen würden und erlaubte uns dann, ein Feuer zu machen und zwei Zelte aufzubauen.

Ich war die einzige Frau in unserer Gruppe, daher musste ich in einem Zelt allein schlafen. Normalerweise machte mir das ja nichts aus, doch seit unsere Mission begonnen hatte, konnte ich fast nie schlafen, weil ich mir einfach zu viele Sorgen machte.

Wohin war Sasuke nur verschwunden? Und wieso? Wir wussten noch nicht mal, ob er freiwillig gegangen war oder ob man ihn entführt hatte…
 

Als wir die Zelte aufgebaut hatten, setzten wir uns schweigend zusammen ans Feuer und aßen etwas von unseren Vorräten. Obwohl es Sommer war, wurden die Nächte in dieser Gegend doch ziemlich kalt und ich fröstelte ein wenig. Plötzlich spürte ich etwas auf meinen Schultern. Kakashi stand hinter mir und hatte mir eine Decke umgelegt. Mit einem schwachen Lächeln setzte er sich wieder neben mich. Naruto saß uns gegenüber und schien anders als sonst, so gar keinen Appetit zu haben. Er stocherte nur ein bisschen in seinem Essen rum und starrte ins Feuer.

In diesem Moment wurde es mir zu viel.
 

Sasuke war schon einmal verschwunden und wir hatten uns riesige Sorgen gemacht, bis er nach einem Jahr endlich wieder bei uns aufgetaucht war. Er hatte Orochimaru schweigend den ANBU übergeben und um Vergebung gebeten. Er wurde wieder in unser Dorf aufgenommen und seine Beziehung zu seinem Team hatte sich wesentlich verbessert. Ich hatte sogar das Gefühl, er konnte sich endlich eingestehen, dass Naruto sein bester Freund war und, dass es ihm gefiel. Seit langer Zeit, quasi seit ich ihn kannte, hatte ich ihn beinah glücklich erlebt. In diesem einen Jahr, in dem er fort war hatte ich endlich mit ihm abgeschlossen. Natürlich dauerte es noch etwas länger bis ich für meine Verhältnisse normal mit ihm umgehen konnte. Doch als es dann endlich so war, hatte ich das Gefühl ihm nie näher gewesen zu sein als zu dieser Zeit.

Die letzten paar Tage hatten alles wieder über den Kopf geworfen, dennoch machte ich mir Sorgen um ihn als seine Teamkameradin und nicht als die kleine schwärmende Sakura, die keine Ahnung hatte worum es wirklich ging.

Und als ich Naruto und Kakashi so trüb durch die Gegend blicken sah, erinnerte mich das stark an damals. Doch dieses Mal hatte ich das Gefühl, dass wir Sasuke finden würden und ich war es leid seit Tagen nichts anderes zu tun, als mich zu sorgen.
 

Also beschloss ich, das zu ändern.

„Wir werden ihn finden.“, sagte ich in die Dunkelheit. Die beiden blickten auf. „Es ist nicht mehr wie damals, er hat sich geändert. Wenn es ihm möglich ist, wird er versuchen Kontakt zu uns aufzunehmen, denn ich glaube nicht, dass er freiwillig weggelaufen ist. Wir sitzen hier rum und tun so, als wäre es wie das letzte Mal aber ich denke, damit tun wir ihm Unrecht, denn so lange nichts anderes bewiesen ist, werden wir annehmen, dass man ihn entführt hat und deshalb werden wir uns jetzt nicht mehr so gehen lassen.“

Schweigen breitete sich auf der Lichtung aus. Ich dachte schon, dass meine Rede nichts gebracht hatte, als Kakashi plötzlich sagte

„Du hast ganz recht Sakura, ich weiß nicht, wie wir uns so hängen haben lassen können. Gleich morgen werden wir uns verstärkt auf die Suche nach feindlichen Ninjas machen… oder besser gleich nach dem Hauptquartier der Akatsuki…“

Wir schnappten nach Luft.

„Sensei, meinen Sie wirklich, er ist bei ihnen?“. Ich wollte die Antwort eigentlich gar nicht hören.

„Ich fürchte, es ist sehr wahrscheinlich. Alle anderen Entführer hätten vermutlich mittlerweile eine Forderung gestellt aber wir haben noch immer nichts gehört und wir wissen ja, wer von den Akatsuki es auf Sasuke abgesehen hat…“

Mir war klar, dass ich nicht wirklich motivierend klang, als ich sagte „Aber dann ist es unmöglich ihn zu finden! Niemand hat bisher ihr Hauptquartier finden können oder er hat es nicht überlebt.“, doch es war nun mal so, dass man über die Akatsuki-Organisation nicht besonders viel wusste und es daher sehr schwer, wenn nicht unmöglich werden würde, sie zu finden.
 

Naruto mischte sich endlich ein, ich dachte schon, er hätte es aufgegeben, weiterhin zu hoffen.

„Ach was, Sakura.“. Mit einem Grinsen stand er auf.

„Wenn Sasuke wirklich nicht freiwillig gegangen ist, dann ist es unsere Pflicht ihn zu suchen und zu befreien. Das mag nicht einfach werden, aber eine andere Möglichkeit gibt es eben nicht und irgendwann muss es doch mal jemand schaffen, diese Futzis zu finden und platt zu machen. Warum sollen wir nicht die sein, die das schaffen?“

„Ganz einfach, wir sind längst nicht die stärksten Ninjas, die es gibt, wir sind noch nicht mal Jonin! Kakashi ist wohl der einzige aus unserem Team, der ihnen ebenbürtig ist und immerhin sollen es einige Mitglieder sein, die dazu gehören, wie also soll Kakashi mit uns beiden allein gegen die ankommen?“

Aber Naruto spielte meinen Einwand gekonnt herunter, wie er es fast immer machte, wenn ihn der Kampfgeist gepackt hatte. Zuerst war ich noch wütend, dass er das alles so locker sah, doch dann bemerkte ich, dass mein Team auf einmal viel bessere Laune hatte und sich endlich wieder wie immer benahm.

Kakashi überlegte scheinbar bereits, wo die Akatsuki sich am ehesten aufhalten würden, während Naruto endlich wieder seinen üblichen Appetit hatte und sein Essen nur so herunter schlang. Ich zuckte mit den Schultern und sah ein, dass es so wohl am besten war. Wenn wir Sasuke finden wollten, bräuchten wir mit Sicherheit großes Durchhaltevermögen…
 

Nach langem Pläneschmieden bis tief in die Nacht, legten wir uns schlafen. Und diesmal konnte auch ich endlich ein Auge zu kriegen. Trotzdem waren Kakashi und Naruto meiner Meinung nach viel zu früh auf den Beinen. Sie stritten sich lauthals, weil Naruto anscheinend ständig Kakashis Decke geklaut hatte und ich wurde unsanft geweckt. Doch als ich heraushörte, warum die beiden stritten musste ich herzhaft lachen, denn so hatten die beiden sich schon lange nicht mehr angezickt.

Das letzte Mal hatten sie sich so in die Haare bekommen, als Kakashi unser frisch zusammengewürfeltes Team 7 auf Teamfähigkeit testete und Naruto zu frech wurde.
 

Die beiden vertrugen sich jedoch schnell wieder und waren wieder ganz die alten. Wir frühstückten hastig und machten uns dann wieder auf den Weg. Kakashi schien genau zu wissen wo er hinwollte und so mussten Naruto und ich ihm bloß hinterherlaufen und nach Feinden Ausschau halten. Ich war diesmal die letzte in unserer Kette.

Einige Stunden lang geschah überhaupt nichts und langsam schweiften meine Gedanken ab. Mir fiel der Trank wieder ein und auch, dass ich seit meinem Geburtstag nicht weiter nachgeforscht hatte, welche Verbindungen „Spiegelsilber“ eingehen konnte.

Tsunade hatte vermutlich auch besseres zu tun, als weiter nachzuforschen und so würde ich wohl noch eine Weile im Dunkeln tappen. Vielleicht hatte sich die Wirkung aber auch verflüchtigt, denn weder Kakashi, noch Naruto hatten in der Zeit, die wir bereits unterwegs waren irgendwelche seltsamen Verhaltensweisen gezeigt.
 

Ich dachte noch ein bisschen darüber nach, als ich plötzlich von hinten festgehalten wurde und zum Stehenbleiben gezwungen war. Ich sah, wie Kakashi und Naruto aus meinem Sichtfeld verschwanden, doch ich fand keine Möglichkeit, mich bemerkbar zu machen, da mir der Mund zugehalten wurde. Ich konnte nicht sehen, wer mich festhielt aber wahrnehmen konnte ich nur eine Person.
 

Ich würde doch wohl eine Chance haben gegen nur einen Gegner anzukommen!
 

Ich hoffte auf einen winzigen Moment in dem die Person hinter mir unaufmerksam war und erreichte dies, indem ich die Briefbombe zündete, die ich mit einem Kunai schnell an einen Baum in der Nähe geworfen hatte, als ich von hinten festgehalten wurde.

Der Griff war etwas lockerer und ich schlug mit meinen Chakrafäusten zu, sodass die Person einen Schritt nach hinten taumelte und ich mich losreißen konnte. Ich sprang ein paar Meter nach vorn und drehte mich kampfbereit um.

Doch ich konnte niemanden sehen! Schnell ließ ich meinen Blick in der Umgebung schweife, bereit sofort auszuweichen. Ein kräftiger Schlag von rechts ließ mich zu Boden gehen. Obwohl mein Kopf tierisch schmerzte, weil ich hart aufgeschlagen war, sprang ich schnell wieder auf. Und wer mir dort gegenüber stand schockte mich völlig.

Ich schrie auf und trat ein paar Schritte zurück.

„Itachi…!“
 

XDDD Spannung^^ Und wie findet ihr es? :-)

"Waah!"

12 „Waah!“
 

Und wer mir dort gegenüber stand schockte mich völlig. Ich schrie auf und trat ein paar Schritte zurück. „Itachi…!“
 

Ich hatte in diesem Moment solche Angst wie selten zuvor. Obwohl ich kaum etwas über Sasukes Bruder wusste, war mir klar, dass mein Leben in äußerster Gefahr war. Ich war ihm bereits ein- oder zweimal begegnet, doch niemals allein und somit war er auch nie speziell auf mich fixiert. Und jetzt stand er direkt vor mir und ich wusste, wenn ich auch nur einen Blick auf ihn warf, würde er mich im Tsukyomi gefangen halten und ich hätte keine Chance mehr gegen ihn, vermutlich würde er mich sofort töten.

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich daran dachte, was mir bisher über diese mächtige Waffe erzählt worden war. Ich würde vermutlich nicht eine Minute standhalten können, wenn er es anwandte.
 

Mit Bedacht immer nur auf den Boden blickend überlegte ich fieberhaft, was ich tun könnte. Doch die Zeit war knapp, ich wunderte mich eh schon, weshalb er mich noch nicht wieder angegriffen hatte.

„Du bist schlau, kleine Kirschblüte aber das wird dir nicht viel nützen. Wie willst du dich gegen mich wehren und deine schmächtigen Abwehrversuche starten, wenn du mich nicht ansiehst?“. Seine kalte Stimme ließ mich zittern.

„Was willst du von mir? Warum bist du hier?“. Ich biss mir auf die Zunge. Warum konnte ich nicht einfach mal meine Klappe halten? Gegenüber Itachi musste ich mich sehr bedacht ausdrücken, wenn es überhaupt zu so etwas wie einem Gespräch kommen würde, ansonsten würde ich nicht mehr lange unter den Lebenden weilen… „Ganz schön vorlaut…“. Das klang überhaupt nicht gut, seine Stimme hatte einen gefährlichen Unterton.

„Was ich von dir will willst du wissen? Wie kommst du darauf, dass ich auch nur irgendetwas von dir will?“

„Du hast mich entführt und von meinem Team abgeschnitten. Ich sehe hier weit und breit niemanden sonst, also nehme ich ganz stark an, dass du zu mir wolltest oder greifst du öfter einfach Leute an, die sich auf einer Mission befinden und deinen Weg kreuzen?“ Erschrocken schlug ich mir die Hand auf den Mund. Wie konnte ich mich von ihm nur so reizen lassen, dass ich all meine Vorsicht in den Wind schlug und so mit ihm sprach?
 

Ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn blitzschnell sprang er auf mich zu und drückte mich an einen Baum. „Vorsicht…“, zischte er mir zu. Ich hielt meine Augen geschlossen und konnte seinen Atem auf meiner Wange spüren. Er musste mir sehr nah sein. Erschrocken hielt ich die Luft an und wartete auf seinen Angriff. Doch nichts geschah. „Hast du Angst?“, er flüsterte kaum hörbar in mein linkes Ohr und ich zuckte zusammen.

„Oh ja, du hast sehr viel Angst… Was meinst du, was ich nun mit dir anstellen werde…?“ Ich zitterte. Dieser Kerl kannte vermutlich viele Arten einen Menschen leiden zu lassen und ich wollte mir gar nicht ausmalen was er sich für mich ausgedacht hatte, nachdem ich so mit ihm gesprochen hatte. Plötzlich spürte ich etwas warmes in meinem Ohr.
 

Vor Schreck stieß ich einen kleinen Schrei aus und öffnete die Augen. Es war ein Reflex, den ich leider nicht verhindern konnte, doch er blickte mich in diesem Moment gar nicht an, denn sein Kopf befand sich neben meinem, auf der Höhe meines Ohrs. Ich war völlig erstarrt und rührte mich kein bisschen, aus Angst, ihn auf andere Gedanken zu bringen. Auf einmal sah er mir in die Augen und hielt meinen Blick fest. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden und versank in der Schwärze seiner Augen. Doch entgegen meiner Erwartung versank ich nicht im Tsukyomi. Er blickte mich einfach nur an und nach einer Weile gab ich ein ängstliches Wimmern von mir.

Verwundert von diesem Geräusch, das so gar nicht zu mir passte, wurde mir klar, dass ich nicht so enden wollte, ängstlich zitternd als Spielzeug eines Akatsuki. Ich wusste, dass mein Handeln absolut töricht war, doch ich wollte mich wehren, also trat ich gegen seine Beine und schlug ihn in den Bauch, wobei ich eine große Menge Chakra verwendete. Er zuckte bloß kurz zusammen, lockerte seinen Griff jedoch keinen Millimeter. Resigniert zappelte ich in seinen Armen, doch ich bewegte mich kein Stück.

„Das war zwar mutig, allerdings sollte dir auch klar sein, dass du keine Chance gegen mich hast und, dass das gerade eben bestimmt nicht gut für dich war. Du glaubst doch nicht, dass ich mir von einem kleinen Mädchen wie dir so etwas gefallen lasse?“

Ich hob meine Hand, um ihn zu ohrfeigen, doch er hielt sie fest.
 

Auf einmal spürte ich eine kalte Klinge an meinem Hals. Unweigerlich wich ich an den Baumstamm zurück. Ich dachte gar nicht mehr daran, meine Augen zu schließen, denn ich bobachtete jede seiner Bewegungen genau. Er blickte geradezu zärtlich auf das Kunai in seiner Hand und hielt es noch etwas dichter an meinen Hals.

„Mach keine falsche Bewegung, Kleine, es könnte dein Ende bedeuten…“, flüsterte er. Plötzlich sah er wieder auf und nagelte meinen Blick fest. Wütend starrte ich zurück.

„Willst du dich noch immer wehren? Dir scheint dein Leben nicht allzu viel wert zu sein…“

Ich fand meine Stimme wieder und sagte „Wirst du mich nicht so oder so töten? Also wehre ich mich lieber, ich werde nicht anfangen zu betteln, falls du das von mir erwartest.“ Er lächelte amüsiert. „Ich habe gar nicht vor, dich zu töten, zumindest nicht im Moment.“ Langsam nahm er das Kunai ein Stück zurück.

„Warum lässt du mich dann nicht gehen?“ Er antwortete nicht. Stattdessen trat er noch einen Schritt zurück und sagte „Sieh mich an.“ Doch ich dachte wieder daran, dass jeder Blick in seine Richtung mich fesseln konnte, also blickte ich starr nach unten.

„Wenn ich dir befehle, mich anzusehen, dann solltest du das besser tun.“. Er klang sehr bedrohlich, doch ich weigerte mich immer noch, denn alles was Tsukyomi mir antun würde wäre mit Sicherheit noch schlimmer als das war er hier tun könnte.
 

Er kam wieder näher und legte eine Hand unter mein Kinn, drückte es nach oben, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Ich verschloss meine Augen erneut und wartete auf seine Reaktion. Doch es war totenstill. Auf einmal konnte ich sein Chakra nicht mehr wahrnehmen und auch seinen Griff spürte ich nicht mehr. Ich atmete tief aus und zählte bis 20. Nichts. Kein Geräusch und keine Bewegung in meinem Umfeld.

Nun war ich in einer Lage, die noch viel schlimmer war als vorher, denn ich konnte meine Augen nicht öffnen, ohne Gefahr zu laufen sofort von irgendwo angegriffen zu werden oder Tsukyomi abzubekommen. Ich schätze ich stand zehn Minuten so da und überlegte fieberhaft, was ich tun sollte.

Dann hatte ich eine Idee. Ich nahm mein Ninjastirnband und hielt es mir vor die Augen. Zögerlich öffnete ich ein Auge zur Hälfte und blickte durch den dünnen Stoff. Es funktionierte. Ich konnte zwar keine genauen Details sehen, doch meine Umgebung konnte ich halbwegs wahrnehmen. Also band ich es mir vollständig um den Kopf, damit ich die Hände frei hätte und machte beide Augen halb auf, darauf gefasst, sie sofort zu schließen, falls ich irgendetwas wahrnehmen würde.
 

Langsam machte ich Schritt für Schritt und als nichts geschah, sprang ich auf den nächsten Baum. Ich stellte jedoch fest, dass ich mich wohl oder übel auf dem Boden bewegen musste, denn das Risiko einen Baum zu verfehlen war zu groß. Ich sprang also herunter und lief in die Richtung, in die Kakashi und Naruto verschwunden waren. Ihr Chakra konnte ich nicht mehr spüren, doch da sie mich höchstwahrscheinlich schon eine Weile suchten, lief ich einfach in diese Richtung weiter. Nach etwa einer halben Stunde war noch immer nichts geschehen, doch ich wagte es nicht, mein Stirnband von den Augen zu nehmen, glaubte ich doch, dass Itachi nicht so einfach verschwinden würde.
 

Plötzlich nahm ich eine vertraute Aura war und sah auf einer Lichtung etwas weiter vor mir Naruto stehen. Ich lief los und als ich bei ihm ankam, drehte er sich um und rief sehr erleichtert meinen Namen.

Den Fehler den ich dann machte, kann ich nur als dumm bezeichnen, doch ich riss mir das Stirnband von den Augen und rief „Naruto, Itachi ist hier in der Nähe und…“. Im selben Moment, verwandelte sich der vermeintliche Naruto in Itachi und sofort war ich im Tsukyomi gefangen. Doch Itachi ließ mich nicht dort, denn gerade als sich ein Bild um mich herum formte, verlor ich das Bewusstsein.
 

Ich hatte keine Ahnung wie lange ich ohnmächtig gewesen war, doch es konnten nicht mehr als 2 Tage gewesen sein. Als ich endlich wieder erwachte, fand ich mich in einem Bett wieder. Nur mühsam konnte ich meine Umgebung erkennen, denn mein Kopf schmerzte bei jeder Bewegung und meine Augen mussten sich erst an das helle Licht in dem Raum gewöhnen. Wobei das Wort „Raum“ hier wohl eher nicht angebracht war…

Ich befand mich vielmehr im Hohlraum eines Baumes, so sah es für mich aus. Rund um mich herum befand sich eine Wand aus dunklem Holz mit teilweise moosigen Flächen und Blättern darauf. Die Decke war gewölbt, sodass sie aussah wie eine Kuppel.

Schnell suchte ich nach einem Ausweg und stellte fest, dass es nur eine einzige Tür und kein Fenster gab. Die Tür lag dem Bett genau gegenüber und war ebenfalls aus dunklem Holz und gewölbt.
 

Sofort wollte ich überprüfen, ob die Tür offen war. Ich sprang auf, merkte jedoch im selben Moment, dass diese Reaktion wohl etwas voreilig gewesen war. Mir wurde schwindlig und außerdem wurde ich von irgendetwas an meinem linken Arm zurückgerissen. Ich schloss für einen Moment die Augen und das Schwindelgefühl nahm ab. Langsam senkte ich den Blick auf meinen Arm.

Natürlich.

Gefesselt an einen Haken in einer Baumwand. Obwohl die Situation alles andere als komisch war musste ich resigniert den Kopf schütteln. Wem passierte denn sowas?! Und wieso war ich so dämlich auf das Jutsu des Tausches reinzufallen! Ich hatte es doch so oft selbst angewendet und nun, besiegte mich mein Gegner mit so einer billigen Taktik… Ich sah mir die Fessel genauer an und obwohl ich mich nicht mit sowas auskannte, stellte ich fest, dass der Knoten wohl recht fest sein musste. Zu genau derselben Erkenntnis kam ich jedoch, nachdem ich bestimmt eine Viertelstunde lang versucht hatte, den Knoten zu lösen oder meinen Arm aus der Schlinge zu bekommen. Mit dem Ergebnis, dass mein Handgelenk langsam wundgescheuert war.
 

Logischerweise hatte ich keine meiner Waffen mehr bei mir und ich verzweifelte so langsam. Unterdrückt fluchte ich. Gut, was jetzt? Ich nahm meine Umgebung so gut es von meiner Position auf dem Bett aus ging etwas genauer unter die Lupe.

Ich lag auf einem großen Doppelbett mit Himmel aus ebenfalls dunklem Holz. Links und rechts von dem Bett standen zwei Nachttische ohne irgendwelche Schubladen. Auf dem linken Tisch stand ein Glas Wasser und daneben eine Flasche mit einem Inhalt, der auch sehr an Wasser erinnerte. Ansonsten war der Raum absolut leer, was mich auf den Gedanken brachte, dass hier vermutlich niemand lebte.
 

Das schwindelige Gefühl wurde langsam besser und ich konnte klarer denken. Wie komme ich hier raus? Da kam mir eine Idee. Selbst ist die Frau! Ich kippte das Glas mit dem angeblichen Inhalt Wasser hinter den linken Nachttisch. Dann riss ich etwas von meinem Kleid ab und wickelte es um das nun leere Glas. Danach legte ich das Bündel auf den Boden und trat mit einem Bein, um nicht aufstehen zu müssen, ein paar Mal darauf bis ich merkte, dass es nachgab. Langsam wickelte ich es wieder auf und nahm mir die größte und schärfste Scherbe heraus. Diese nahm ich sogleich und versuchte damit das Seil zu zerschneiden, das mich an die Wand fesselte. Am Anfang stellte ich mich ziemlich dämlich an, doch nach ein paar Versuchen riss es endlich und mein Arm war frei. Ich rieb mir das Handgelenk, es tat schon ziemlich weh aber Hauptsache ich konnte weg aus diesem merkwürdigen „Raum“.
 

Ich dachte an Itachi. Dieser verdammte Irre musste mich hierher gebracht haben, doch ich hatte keinerlei Erinnerung mehr, seit er mir in die Augen gesehen hatte… Ich wunderte mich schon, dass ich noch am Leben war, doch trotzdem war ich unheimlich wütend auf diesen Verrückten. Erst einmal musste ich jedoch einen Weg finden, hier weg zu kommen…
 

Langsam um nicht wieder dieses Schwindelgefühl zu bekommen, stellte ich mich hin, wartete einen Moment und ging langsam in Richtung Tür. Als ich dort ankam lauschte ich erstmal an ihr. Es war nichts zu hören und fremdes Chakra konnte ich auch nicht wahrnehmen, also drückte ich sachte den Türgriff herunter und konnte es kaum fassen, als die Tür tatsächlich aufging! Jedoch wunderte es mich schon, dass wer auch immer mich hier gefangen hielt, die Tür einfach offen gelassen hatte. Dieser jemand musste sich wohl sehr viel auf seine Fähigkeit stabile Knoten zu binden einbilden.

Aber obwohl ich mit meinen Ninjakenntnissen nicht weit gekommen war, war es nicht besonders klug, ein Glas neben das Bett zu stellen. Das sprach also eher gegen Itachi als „Entführer“. Tja, zumindest diesen Kampf hatte ich gewonnen.
 

Ich lugte durch den Türspalt und blickte auf einen dunklen, leeren Gang. Als ich noch einmal lauschte und wieder kein Geräusch vernahm, wagte ich mich einen Schritt in den Gang hinaus und als selbst dann nichts passierte, trat ich vollends aus dem Raum. Leise schloss ich die Tür hinter mir und musste feststellen, dass sie von außen scheinbar nur mit einem Schüssel aufging. Na gut, somit hatte sich die Frage, ob es klüger wäre umzukehren, auch erledigt. Doch gleich hatte ich das nächste Problem. Sollte ich nach links oder rechts gehen…!?
 

Na, mögt ihr es?^^

"Freiheit?"

13 „Freiheit?“
 

Gut. Ich hielt mir meine Situation erst einmal gründlich vor Augen. Ich befand mich in einem … Noch nicht einmal das wusste ich!

Also, das „Zimmer“ aus dem ich gekommen war, sah aus wie das Innere eines Baumstamms aber mir waren kaum irgendwelche Bäume bekannt, die so riesig werden konnten.

Diese Tatsache ignorierend, fuhr ich fort. Ich befand mich anscheinend in einem Baum und ich hatte keine Ahnung wer sich sonst noch hier aufhielt. Oder was… Ich hatte bisher keine weiteren Anhaltspunkte finden können. Mir war bloß klar, dass mein Entführer mich zumindest nicht verdursten lassen wollte, vorausgesetzt, das Zeug in dem Glas war auch wirklich Wasser.

Um es zusammenzufassen, ich wusste eigentlich überhaupt nichts.

Seit meiner Begegnung mit Itachi konnten wirklich bereits zwei Tage vergangen sein und ich hatte keine Ahnung wie ich hierher gekommen war.
 

Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich fröhlich vor mich hin grübelnd mitten in diesem Gang stand und somit Gefahr lief, sehr bald entdeckt zu werden. Und in diesem Fall hätte ich nur die Möglichkeit nach rechts oder links zu laufen, denn die Tür war ja verschlossen. Irgendwie trat ich auf der Stelle…

Da ich so offensichtlich nicht weiterkam checkte ich kurz, ob mir wirklich alle meine Waffen abgenommen worden waren, während ich bewusstlos war. Meine letzte Hoffnung war ein kleines mit Band umwickeltes Kunai in meinem BH und… ich lief knallrot an. Die hatten sogar da nachgesehen! Das reichte mir endgültig, verdammte Spanner! Die würden was erleben, sollten die mir über den Weg laufen.

Ich beschloss, mich jetzt endlich für einen Weg zu entscheiden. Immerhin konnte ich nicht ewig hier stehen bleiben. Ich blickte den linken Gang entlang. Das Ende konnte ich leider nicht sehen, weil es hier ziemlich dunkel war. Auf der rechten Seite sah es jedoch genau so aus.

Gut, dann eben anders, ich schloss die Augen und drehte mich ein paar Mal im Kreis. Als ich stehen blieb und sie wieder öffnete, blickte ich nach… links. Hmmm… gut dann eben nach rechts. (^^ Kennt ihr diese Leute, die immer nach der Meinung von anderen fragen und sich dann doch für das andere entscheiden? Sakura scheint auch zu dieser Sorte zu gehören. XDD)
 

Langsam ging ich dicht an der Wand entlang und versuchte irgendwelche Geräusche zu hören. Doch es war alles still. Nach ein paar Metern, der Gang schien gar kein Ende zu nehmen, kam ich an zwei Türen vorbei. Ich überlegte, sie zu öffnen, doch dann fiel mein Blick auf die Tür ganz am Ende des Gangs. Sie war groß und breit und sah mir ganz nach einem Ausgang aus. Alle Vorsicht außer Acht lassend, lief ich auf sie zu. Als ich davorstand, zögerte ich noch kurz, doch dann öffnete ich sie und sie war auch nicht verschlossen.

Ich zuckte zurück. Warum war diese Tür nicht verschlossen? Da stimmte irgendetwas überhaupt nicht…

Obwohl ich nun absolut misstrauisch geworden war, konnte ich der Chance so leicht zu entkommen nicht wiederstehen. Immerhin konnte ich doch auch mal Glück haben? Und vielleicht war mein Entführer einfach nur dumm. Also öffnete ich die Tür ganz und blickte tatsächlich nach draußen. Dort war eine Wiese und dahinter ein dichter Wald und es war sogar Tag. Ich blickte mich noch einmal um und als der Gang immer noch still hinter mir lag machte ich ein paar Schritte nach draußen.
 

Ich glaubte schon, loslaufen zu können und auf dem besten Weg in die Freiheit zu sein, da wurde ich plötzlich äußerst schmerzhaft zurückgeworfen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete ich mich langsam wieder auf und suchte nach dem Verursacher dieses Schmerzes. Doch ich konnte niemanden sehen. Bevor ich jedoch dasselbe nochmal durchmachen musste, nahm ich einen meiner Schuhe und warf ihn aus der Tür. Ein paar Schritte von der Tür entfernt, blitzte plötzlich eine helle Linie auf und der Schuh wurde zu mir zurückgeschleudert.

Das war ja mal wieder klar. Nicht eine einzige Tür war abgeschlossen aber dafür wurde dem Opfer ein winziger Blick in die Freiheit gewährt, nur damit es wenn es herauslief sofort von einer unsichtbaren Barriere zurückgeworfen wurde.
 

Wütend trat ich gegen die Tür. Wie war ich hier nur reingeraten?! Langsam zog ich meine Schuh wieder an und überlegte mir, was ich jetzt tun sollte. Immerhin waren da ja noch die zwei anderen Türen… Nachdem ich meinen Schuh zugemacht hatte, blickte ich wieder hoch und schrie auf.

Direkt vor mir stand Itachi Uchiha!

„So, du hast es also geschafft, aus dem Raum zu entkommen. Aber ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du so lange dafür brauchen würdest… Sagt man nicht, die Ninjas aus Konoha sollen besonders gut darin sein, sich zu befreien? Offenbar bist du da eine Ausnahme.“

Eben noch zu Tode erschrocken wurde ich nun wieder wütend. Wie konnte er es wagen?

„Du hast mich also entführt, war ja klar. Aber wahrscheinlich weißt du jetzt immer noch nicht was du von mir willst, oder?“

Er drückte mich an die Tür hinter mir.

„Und jetzt die Nummer schon wieder… Du solltest dir was Neues einfallen lassen um deine Opfer einzuschüchtern.“
 

In seinen dunklen Augen konnte ich wieder keine Gefühlsregung erkennen, trotzdem war ich mir sicher ihn sehr verärgert zu haben. Eigentlich rechnete ich schon lange damit, von ihm geschlagen zu werden, doch er schien sich sehr gut beherrschen zu können. Auf einmal ließ er mich wieder los.

„Hör gut zu, ich sage es nur einmal. Es geht dich überhaupt nichts an, warum ich dich hergebracht habe und du solltest deine vorlauten Sprüche besser für dich behalten, wenn du vorhast, noch etwas länger zu leben und zumindest ansatzweise erwachsen zu werden…“ Ich ließ ihn nicht weiterreden, denn so etwas brauchte ich mir von ihm bestimmt nicht anhören.

Stattdessen, riss ich mich los und schlug mit meiner Chakrafaust auf den Boden vor seinen Füßen. Ich nahm seine Bewegung nicht einmal wahr, doch sofort hatte er mich auf den Boden geworfen und sich über mich gelegt.
 

„Wenn du das noch einmal versuchst, wirst du es mit deinem Leben bezahlen.“, zischte er mich an. Einen Moment lang war ich noch völlig überrumpelt, doch dann zischte ich zurück. „Geh sofort von mir runter, du Verrückter!“ Er nahm meine Hände, hielt sie über meinen Kopf und neigte sich über meinen Hals.

„Was…verdammt, lass mich los!“, ich fing an zu zappeln, doch ich konnte mich nicht befreien. Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz an meinem Hals. Ich schrie auf und versuchte erbittert ihn von mir runter zu werfen.

„Verfluchter Mistkerl, was sollte das denn!?!“

Er hatte mich fest gebissen und sah nun wieder in mein Gesicht. „Das war eine Warnung, du solltest meine Worte ernster nehmen.“

„Du spinnst wohl, du hast mir überhaupt nichts zu befehlen, du hättest mich doch einfach lassen können, wo ich war! Wieso hast du mich hierhergebracht?“

Wütend drückte er seine Lippen auf meine. Völlig überrumpelt konnte ich erst nicht reagieren, doch dann biss ich ihn in die Lippe. Er zog scharf die Luft ein, nur um mich dann in ebenfalls zu beißen. Ich zappelte, doch er ließ mich nicht los. Ich wollte meinen Kopf wegdrehen, doch auch das gelang mir nicht. Irgendwann löste er den Kuss und blickte mich gefährlich ruhig an.

„Ich kann mir noch viel schlimmere Strafen überlegen, also denk gut darüber nach, wie du dich von jetzt an verhalten wirst.“ Mit einem letzten intensiven Blick stand er auf und ließ mich frei.
 

Sofort sprang ich auf und wollte schon den Mund aufmachen, als er mir zuvorkam. „Ich werde dich gehen lassen, doch eins sollst du wissen, wenn ich dich finden will, dann finde ich dich innerhalb weniger Minuten. Du brauchst nicht glauben, dass du mir entkommen kannst. Dazu hast du keine Chance, denn ich werde dich überall auftreiben können. Sei gewarnt.“

Gerade wollte ich wieder protestieren, als er bereits verschwunden war. Aufgebracht lief ich in den Wald und kam ohne Probleme durch die Barriere.

Wie konnte er es wagen, mich zu küssen? Was viel ihm ein, mich zu entführen, mich kindisch zu nennen und mir zu drohen? Bei unserem nächsten Treffen, falls es denn unbedingt eins geben musste, würde ich mich rächen, ich würde noch härter trainieren und noch mehr Erfahrungen sammeln, nur um eine kleine Chance gegen ihn zu haben.
 

Und diese Ankündigung, er würde mich überall finden? Absoluter Blödsinn, er war zwar ein sehr guter Ninja aber niemand konnte eine Person, egal wo sie sich befand, aufspüren und somit auch er nicht. Nachdem ich mich eine Zeit lang vor mich hin schimpfend durch den Wald gegangen war, um etwas Abstand zwischen mich und Itachi, falls er sich überhaupt noch dort befand, zu bringen, schloss ich meine Augen und konzentrierte mich auf meine Umgebung, um vielleicht die Spur von Naruto und Kakashi aufnehmen zu können.

Doch ich konnte keinen von beiden auch nur entfernt wahrnehmen und musste mich somit wohl oder übel vorerst auf den Weg zurück nach Konoha machen. Doch dann dachte ich wieder an Sasuke und ich beschloss, einfach selbst nach ihm zu suchen.

Zwar durfte man normalerweise nur als Jonin allein auf Missionen gehen, doch hatte ich bereits eine Begegnung mit Itachi Uchiha überlebt und fürchtete daher nicht mehr allzu viel Schlimmeres.

Da ich aber auch keine Ahnung hatte, wo Sasuke sich aufhielt, ging ich einfach erstmal weiter durch den Wald um mich an dessen Ausgang besser orientieren zu können.
 

Ich sprang hoch in die Bäume um schneller voranzukommen und hing nach einer Weile einfach meinen Gedanken nach. Wieder einmal kam ich dabei auf den Trank und plötzlich fiel mir etwas auf.

Sasuke, Kakashi und auch mehr oder weniger Itachi hatten sich jeweils sehr unterschiedlich verhalten, doch in einem Punkt stimmten sie alle überein.

Jeder von ihnen hatte sich mir mehr als freundschaftlich genähert, während Itachi und Sasuke mich sogar geküsst hatten…

Erschrocken blieb ich auf einem Baum stehen. Sollte ich etwa irgendwie einen Liebestrank gebraut haben?

"Regen"

14 „Regen“
 

Sollte ich etwa irgendwie einen Liebestrank gebraut haben? Fast wäre ich von dem Baum auf dem ich gerade stand gefallen, als mir dieser Gedanke kam…
 

Ich dachte genauer darüber nach. Leider wusste ich nicht, ob es nicht tatsächlich einen Liebestrank gab, sodass ich alles miteinander vergleichen hätte können, doch irgendwie glaubte ich nicht daran… Müssten sich dann nicht auch Mädchen in mich verlieben?

Also schön und gut, Ino war auf einmal wieder nett zu mir und wir verstanden uns sogar besser als früher, doch in diese Richtung gingen ihre Gefühle mit Sicherheit nicht. Außerdem stellte ich mir bei einem Liebestrank verrückte Leute und absolut übertriebene Reaktionen vor.
 

Kakashi hatte sich seltsam verhalten aber nicht unbedingt aufdringlich. Sasuke war auch kaum wiederzuerkennen, doch auch er änderte sein Wesen nicht. Und Itachi… Tja, Itachi war wohl der Mittelpunkt meiner ganzen Erkenntnisse. Ich hatte kaum eine Möglichkeit ihn mit seinem früheren Auftreten zu vergleichen, aber was ich sicher wusste war, dass er immer noch kalt und emotionslos war und sich kaum aus der Ruhe bringen ließ, zumindest nicht äußerlich.
 

Ich wusste nicht, wie ein Liebestrank genau wirken würde, doch ich war ziemlich sicher, dass es das nicht sein konnte. Trotzdem fiel es mir einfacher an einen Liebestrank zu glauben, als daran, dass alle drei mich um meiner selbst willen mochten. Das war unmöglich. Kakashi als mein Lehrer war viel zu cool dafür und auch zu erwachsen. Für Sasuke war ich jahrelang nur Luft und ein Klotz am Bein und selbst, wenn ich das nun nicht mehr war, so war ich bestimmt nicht hübsch genug für ihn…
 

Sasuke…
 

Gedankenverloren strich ich über den Ring an meiner Kette, den er mir geschenkt hatte. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Der Abend mit ihm kam mir vor wie ein Traum.

Er war genau so, wie ich ihn mir immer vorgestellt hatte und doch so anders. Nie hatte ich von Sasuke und mir in der „Erwachsenenvariante“ geträumt. Ich stellte mir damals doch immer nur diese Kinderbeziehungen vor…

Diesen Abend würde ich bestimmt niemals vergessen. Doch verstehen würde ich ihn nicht, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie dieser Trank Sasuke so dermaßen verändern konnte.
 

Zurück zu meinen Vermutungen, warum keiner der drei mich wirklich gern haben könnte. Wieder kam ich auf Itachi. Warum hatte er mich geküsst, warum war er mir so nah gekommen?

Nie und nimmer würde ich glauben, dass er sich in irgendeiner Art und Weise zu mir hingezogen fühlen könnte. Das war so undenkbar, dass ich mir wirklich den Kopf zerbrach, was er planen könnte.

Vielleicht glaubte er, er könne Sasuke so weiter gegen ihn aufhetzen. Er wusste ja nicht, dass ich für Sasuke nie etwas anderes war als eine Teamkameradin. Zumindest glaubte ich das.
 

Doch was sollte das alles dann? Was hatte der Trank damit zu tun??? Wütend schlug ich gegen den Baumstamm neben mir.

„Verdammt!“. Ich spürte wie die Tränen meine Wangen herunterliefen. So lange hatte ich gegen sie angekämpft, doch nun verlor ich gegen sie. Schluchzend ließ ich mich an dem Baumstamm herunter rutschen.

Die Sorge um Sasuke ließ mich noch verrückt werden und all die Angst, die sich angesammelt hatte, seit er verschwunden war und Itachi mich entführt hatte, suchte sich nun einen Weg nach draußen.

Ich fühlte mich so hilflos, wie schon lange nicht mehr. Sasuke war nun bestimmt schon fast eine Woche verschwunden und Kakashi und Naruto hatte ich auch verloren. Ich wusste mir nicht mehr zu helfen. Wenn ich erstmal aus dem Wald raus war, würde ich doch auch nicht weiter wissen. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war und obwohl ich nicht so recht daran glaubte, hatte Itachi immerhin behauptet, wenn er mich finden wollte, so würde er es auch schaffen…
 

Ich musste zugeben, dass mich vor ihm fürchtete. Als er mich so sehr provoziert hatte und mich als unreif bezeichnet hatte, hatte meine Wut wieder Überhand genommen und ich konnte ihm eine Menge Beleidigungen an den Kopf werfen, doch hatte ich auch seine erschreckende Übermacht gespürt und mir war klar, dass ich ihm mehr als unterlegen war.

Ein Tropfen fiel auf meine Hand und es wurden immer mehr, bis es plötzlich in Strömen regnete. Man konnte es nun nicht mehr sofort sehen, doch meine Tränen hörten nicht auf.

Es war lange her, seit ich das letzte Mal geweint hatte, bestimmt über zwei Jahre, doch diesmal konnte meine Selbstbeherrschung den Kampf gegen sie nicht mehr gewinnen.
 

Es sah einfach alles so aussichtslos aus und ich konnte nicht aufhören, daran zu denken, wie Sasuke ein ganzes Jahr verschwunden gewesen war und wie sehr wir alle darunter gelitten hatten. Am schlimmsten war die Ungewissheit.

Nicht zu wissen, was mit ihm geschehen war, machte uns krank vor Sorge und obwohl er heil wieder zurückgekehrt war, ließ dieses Jahr eine große Narbe in meinem Herz zurück.

Ich hatte damals bereits aufgehört, hinter ihm herzulaufen wie all die anderen Mädchen, ich hatte aufgehört, für ihn zu schwärmen aber er bedeutete mir doch noch immer viel und das hatte sich seither nie geändert.
 

Der Regen wurde noch stärker, doch er tat mir gerade gut, ich wollte mich hier auf dem Baumstamm verkriechen und der Regen sollte am besten nie wieder aufhören.

Es war eiskalt und meine Klamotten waren durchnässt bis auf die Knochen, doch ich konnte mich nicht aufraffen, um mich zumindest ein bisschen vor dem Regen zu schützen.
 

Ich weiß nicht, wie lange ich dort saß, doch noch immer fielen die Regentropfen eimerweise vom Himmel. Plötzlich hörte ich etwas direkt hinter mir. Normalerweise wäre ich aufgesprungen um mich für einen Kampf bereit zu machen, doch mir fehlte die Kraft dazu. Also blieb ich so sitzen und wartete auf den Verursacher des Geräuschs.

Es war mittlerweile ziemlich dunkel, als jäh eine Gestalt um den Baum herum trat und innehielt. Langsam blickte ich auf und in diesem Moment zuckte ein Blitz vom Himmel, sodass ich erkennen konnte, wer dort stand.
 

„Sakura…!“, stürmisch wurde ich in Kakashis Arme gerissen und ich erschrak als er sein Halstuch herunterzog und mich küsste. Es war ein kurzer Kuss, doch nicht weniger intensiv und ich blickte verwirrt in sein Gesicht, als er sich von mir löste, nur um mich sofort wieder in seine Arme zu reißen.

Ich war unfähig, auch nur ein Wort zu sagen und so lag ich nur starr in seinen Armen. Doch als er mich nach einer gewissen Zeit noch immer nicht losließ, krallte ich mich in seiner Jacke fest und ließ den Tränen freien Lauf. Sanft hielt er mich fest und strich mir über den Rücken, bis ich mich wieder etwas beruhigt hatte. Langsam ließ er mich frei und stand auf.

„Du bist völlig durchnässt, wir müssen dringend trockene Sachen für dich holen.“ Als ich keine Anstalten machte, aufzustehen spürte ich plötzlich, wie er mich hochhob und schnell von Baum zu Baum sprang. Müde lehnte ich meinen Kopf gegen seine Schulter und ließ mich tragen.
 

Nach ein paar Minuten sprang er auf den Boden und brachte mich in ein Zelt. Dort setzte er mich ab und suchte sofort ein paar Klamotten für mich zusammen. Dann kam er mit einem Handtuch und einem Stapel Kleider zurück. Verlegen trat ich hinter einen Paravent in der Ecke des Zeltes. (Ok, ihr müsst euch ein großes Zelt vorstellen, wie eine Lagerbasis, wo man drin stehen kann und wo halt ne Menge reinpasst ^^) Nachdem ich mich trocken gerieben hatte, zog ich mir schnell die Klamotten über. Eine zu lange dunkle Hose, ein nicht ganz so weiter Pullover und eine Ninjaweste. Von den Boxershorts wollte ich gar nicht erst anfangen…

Zögerlich trat ich hinter dem Paravent hervor. Kakashi saß auf einem der drei Feldbetten, die an der langen Seite des Zeltes standen und schaute stur gerade aus.

Als ich auf ihn zu trat, sah er auf und lächelte. „Sie sind viel zu groß aber immerhin hast du es jetzt warm und trocken.“

Unsicher setzte ich mich neben ihn auf das Bett.

„Sensei, ich…“.
 

Wieder riss er mich in seine Arme und flüsterte dicht an meinem Ohr. „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Noch nie hatte ich so viel Angst. Wenn dir etwas zugestoßen wäre, hätte ich mir das nie verzeihen können, bitte vergib mir…“ Ich drückte ihn ein Stück von mir weg um ihm ins Gesicht sehen zu können. Mit einem Rotschimmer auf den Wangen sagte ich „Es ist doch nicht Ihre Schuld! Ich selbst war viel zu unvorsichtig, ich habe nicht aufgepasst, obwohl Sie es uns tausendmal gesagt haben, ich muss mich entschuldigen…“
 

Lange blickten wir uns in die Augen und auf einmal konnte ich seinem Blick nicht mehr standhalten. Er war so intensiv, als könnte er meine Gedanken lesen. Kakashi hob mein Kinn sanft an und zog mich näher zu sich. Wieder legte er seine Lippen auf meine und ich vergaß, was ich nicht vergessen durfte, dass er mein Lehrer war, dass wir das hier nicht durften, einfach alles. Zögerlich erwiderte ich den Kuss und er zog mich noch näher an sich während ich meine Hände in seinen Nacken legte…

"Schock"

15 „Schock“
 

Wieder legte er seine Lippen auf meine und ich vergaß, was ich nicht vergessen durfte, dass er mein Lehrer war, dass wir das hier nicht durften, einfach alles. Zögerlich erwiderte ich den Kuss und er zog mich noch näher an sich während ich meine Hände in seinen Nacken legte…
 

Ein plötzlich reinplatzender Naruto ließ mich vom Bett springen und ich landete schmerzhaft auf dem Boden.

„Sakura!!!! Du bist wieder da!!“, stürmisch sprang er auf mich zu und warf mich mit seiner Umarmung wieder um. „Wir haben schon gedacht, du wärst vielleicht auch entführt worden, wo warst du denn bloß?!“ als ich nicht antwortete, bemerkte er wohl, dass ich von ihm fast erdrückt wurde und half mir hoch. Er setzte sich neben Kakashi auf das Bett, doch ich zog es vor lieber auf dem Bett gegenüber Platz zu nehmen.
 

Ich war erst langsam wieder zu mir gekommen, als Naruto auf einmal in das Zelt trat und mir bewusst wurde, was ich getan hatte. Gedankenverloren strich ich mir über die Lippen und als ich zufällig aufsah, bemerkte ich Kakashis ruhenden Blick auf mir. Schnell blickte ich zu Naruto.

„Tja, also weißt du… ich habe euch irgendwie verloren, ich muss gestolpert sein und dann war ich wohl eine Weile ohnmächtig, denn als ich aufwachte, lag ich allein im Wald rum und hatte keine Ahnung wo ich mich befand. Zum Glück habt ihr mich wieder gefunden.“. Ich versuchte ein Lächeln, doch es erschien mir ziemlich verzerrt. Naruto nickte zustimmend und für ihn schien die Sache damit erledigt zu sein.

Aber ich hatte nicht mit Kakashi gerechnet.

„Ich habe dich sehr weit von dem Punkt, an dem wir dich in etwa verloren haben, gefunden. Wie bist du so weit von dort weggekommen?“

Seine Stimme hatte einen ungläubigen Ton und als ich antwortete, vermied ich es ihn anzusehen. „Naja, ich habe mich auf die Suche nach euch gemacht, hatte aber keinerlei Anhaltspunkte, also bin ich einfach losgelaufen.“ Bevor er etwas erwidern konnte, sagte ich schnell, „Ich weiß, ein Ninja sollte niemals ohne System einfach so loslaufen, das ist sonst ja auch nicht meine Art aber ich hatte Angst, euch nicht wiederzufinden, wenn ich mich nicht sofort auf die Suche gemacht hätte.“ Damit hatte ich ihn, wie erwartet überzeugt, zumindest fragte er nicht weiter nach und ich atmete auf.
 

Ich hatte nicht bewusst vor, die beiden anzulügen, doch erstens wusste ich nicht wie ich es ihnen erklären sollte, vor allem weil ich es selbst nicht verstand, und zweitens glaubte ich nicht, dass ich Itachi noch einmal begegnen würde. Also beließ ich es dabei. Viel wichtiger war schließlich Sasuke endlich wiederzufinden.

„Naruto, sag mal, wieso habt ihr denn eigentlich dieses Riesenzelt hier aufgebaut? Nur weil ihr mich verloren habt? Ich dachte, wir ziehen weiter und suchen nach dem Hauptquartier der Akatsuki?“ Allein schon der Name ließ mich schaudernd an Itachi denken, doch ich riss mich schnell wieder zusammen. Immerhin wollten wir Sasuke ja retten.

„Ach ja, das weißt du ja noch nicht… Wir haben Nachrichten aus Konoha erhalten. Tsunade hat uns ausrichten lassen, dass sie alle Teams so weit es geht, mit einem weiteren Mitglied aufstocken will. Wir sollen für drei bis vier Tage ein Lager aufschlagen und dort auf weitere Informationen warten. Wahrscheinlich ist für unsere Gruppe kein weiterer Ninja übrig aber sie hat uns trotzdem gesagt, dass wir hier warten müssen.“
 

Abwesend nickte ich. Wieder drei Tage, die für Sasuke nur schlechtes bedeuten konnten und die wir hier verschwendeten. Seufzend fügte ich mich meinem Schicksal. Bei unseren Missionen war Tsunade immer knallhart und wenn wir ihren Befehlen nicht Folge leisteten, sperrte sie uns manchmal sogar für einen ganzen Monat für Missionen. In diesem Fall, könnte ich Sasuke überhaupt nicht mehr helfen und säße im Dorf fest, also richtete ich mich auf ein paar Tage Wartezeit ein.
 

Während Kakashi nach draußen ging, um uns Fische zu fangen, blieben Naruto und ich im Zelt.

„Das Bett in der Mitte ist übrigens für dich gedacht. Jetzt musst du ausnahmsweise mal nicht in einem Zelt allein schlafen.“, witzelte er. Damit hatte er zwar recht, doch gleichzeitig machte ich mir ziemlich viele Sorgen, weil ich neben Kakashi schlafen musste.

Seit ich mich von ihm losgerissen hatte, als Naruto dazukam hatte ich nicht mehr wirklich mit ihm gesprochen und ihm schon gar nicht in die Augen gesehen. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich mich jetzt verhalten sollte.

Wir hatten eine unsichtbare Grenze überschritten, die bisher die Regeln festgelegt hatte und nun fühlte ich mich absolut hilflos. Außerdem konnte ich kaum fassen, dass ich so sehr meine Haltung verloren hatte, dass ich meinen Sensei geküsst hatte.
 

Um mich abzulenken, sprach ich Naruto an. „Aber nun erzähl mal, was habt ihr gemacht, während ich weg war?“

„Ach, naja, eigentlich taten wir nichts anderes als dich wie verrückt zu suchen. Das hätte uns gerade noch gefehlt, wenn du auch verschwunden wärst. Ich denke, wir haben schon kurz nachdem du gestolpert bist, gemerkt dass du nicht mehr da warst. Es ist schon irgendwie seltsam, dass wir dich ganze drei Tage suchen mussten, bis du wieder aufgetaucht bist…“

Bevor er sich weitere Gedanken darüber machen konnte, verließ ich das Zelt mit der Ausrede, mich hier ein bisschen umsehen zu wollen. Ich konnte jetzt überhaupt keine Fragen zu meiner kleinen Lügengeschichte verkraften und machte mich schnell aus dem Staub.
 

Ein paar Schritte vom Lagerpatz entfernt, atmete ich tief ein. Der Regen hatte aufgehört und die Luft war wunderbar rein, wie sie es sonst nur selten war. Ich genoss die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut und dachte einfach mal nichts. Doch so sehr ich das auch versuchte, in meinen Gedanken tauchte immer wieder dieser verbotene Kuss auf und ich fragte mich, wie es nun bloß weitergehen sollte.

Ich ging Kakashi sehr bedacht aus dem Weg, nicht mehr lange und auch Naruto würde dies bemerken. Kakashi hatte es mit Sicherheit sofort bemerkt, doch sicher war auch er der festen Überzeugung, dass dies ein Fehler war. Aber wie sollten wir jetzt miteinander umgehen? Hätte ich doch bloß darüber nachgedacht, bevor ich mich von ihm küssen ließ!

Und nun konnte ich nichts mehr Ungeschehen machen und ich befürchtete, dass dieser Moment für immer zwischen uns stehen würde.
 

Ich hatte gar nicht bemerkt, wie mich meine Füße immer weiter getragen hatten und ich nun auf einer Lichtung gelandet war. Ich setzte mich mitten auf die Fläche und schloss die Augen, um einfach eine Weile die Sonne zu genießen...

Blinzelnd öffnete ich meine Augen. Ich musste eingeschlafen sein, denn es war schon beinah völlig dunkel. Ich streckte mich erstmal, weil der Boden so hart gewesen war und blickte mich nun etwas genauer um. Ich war nicht ganz sicher, von wo aus ich gekommen war und so schloss ich die Augen erneut um mich auf die Umgebung zu konzentrieren. Gerade als ich die Richtung zum Lagerplatz wiedergefunden hatte, hörte ich hinter mir ein paar Äste knacken.
 

Erschrocken zuckte ich zusammen und fuhr herum. Ein dunkler Schatten wankte zwischen den Büschen und kam auf die Lichtung zu. „Wer ist da? Gib dich zu erkennen!“ rief ich in diese Richtung.

Es kam keine Antwort und ich wollte meine Waffen zücken, als ich bemerkte, dass ich ja gar keine mehr besaß und noch nicht mal meine Kleidung anhatte, sondern die von Kakashi. Ohne meine Kunais und Wurfsterne fühlte ich mich auf einmal sehr verwundbar und ich wich schnell ein paar Schritte zurück. Die Gestalt kam jedoch weiterhin auf mich zu und als sie auf der Lichtung ankam, schrie ich erschrocken auf.
 

„Sasuke!“
 

Vor meinen Augen fiel er zu Boden und ich sprang nach vorn um ihn aufzufangen. Unter seinem Gewicht stürzten wir beide und ich bettete seinen Kopf auf meinem Schoß. Fahrig strich ich ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und erschrak, als ich daran vertrocknetes, sowie frisches Blut ertastete.

„Sasuke! Wo bist du verletzt? Unser Lagerplatz ist nicht weit von hier, ich kann dich dort heilen.“ Mit Mühe öffnete er seine Augen und flüsterte mit schwacher Stimme, „Ich wurde verfolgt…werden bald hier sein…“.

„Ich bin jetzt hier, ich beschütze dich aber wir müssen zurück zu unserem Zelt, dort warten doch Naruto und Kakashi.“ Er schüttelte leicht den Kopf, „Zu spät…“. Und in diesem Moment hörte ich viele Schritte um die Lichtung herum. Ich konnte etwa vier oder fünf Leute zählen, vielleicht auch mehr und nun verfluchte ich es mehr denn je, dass Itachi mir meine Waffen abgenommen hatte.

Sasukes Kopf wurde immer schwerer und dann, war er plötzlich bewusstlos. Ich legte ihn sachte auf dem Boden ab und stand auf.
 

Diese Personen waren definitiv Ninjas und sie schienen keine gewöhnlichen Handlanger zu sein, sondern sehr viel stärker. Noch ein Nachteil für mich. So gut es ging, stellte ich mich schützend vor Sasuke und nahm meine Kampfstellung ein. Ich rechnete mir nicht besonders viele Chancen aus aber ich würde Sasuke beschützen, so gut ich es nur konnte.

Die Ninjas kamen näher und gingen in Angriffsstellung. Ich drehte mich noch einmal um mich selbst und sah ihnen allen ins Gesicht. Dann sprangen sie auf mich zu und ich attackierte sie von hinten mit meinen Schattendoppelgängern. Während sie sich zu ihnen umdrehten, sammelte ich meine Kraft und sprang auf drei von den Ninjas zu.

Wütend schlug ich mit meiner Chakrafaust auf den Boden vor ihnen. Zwei von ihnen fielen in den Spalt im Boden und schienen dabei unglücklich aufgekommen zu sein. Auf jeden Fall kamen sie nicht mehr hoch, der dritte jedoch war rechtzeitig ausgewichen und kam von hinten. Ich hatte viel Chakra eingesetzt und konnte mich nicht mehr schnell genug umdrehen, sodass er mich schmerzhaft im Rücken erwischte. Ich fiel zu Boden, setzte dabei das Jutsu des Tausches ein und sprang auf einen Ast. Dort heilte ich die kleine Wunde im Rücken in wenigen Sekunden und sprang sofort wieder herunter um mich vor Sasuke zu stellen, dem sich bereits zwei weitere Ninjas genähert hatten.
 

Um mich herum erschienen noch ein paar mehr und ich fürchtete, nicht lange gegen alle bestehen zu können. Von links und rechts kamen zwei Gegner auf mich zu und ich hatte einige Tritte und Schläge einzustecken.

Doch ich hatte nur darauf gewartet von der Seite angegriffen zu werden, denn so konnte ich jeweils nach links und nach rechts mit den Chakrafäusten zuschlagen. Beide Ninjas kamen ein paar Meter weiter auf dem Boden auf und griffen leider sofort erneut an. Ich wich aus und sah mit einem flüchtigen Seitenblick, dass einer der anderen einige Kunais auf Sasuke werfen wollte.
 

Zu spät um ihn daran zu hindern, sprang ich auf Sasuke zu und warf mich über ihn, wobei mich ein paar von den Waffen im Rücken und in meinem linken Arm trafen. Schmerzhaft schrie ich auf und zog sie heraus. Nun konnte ich nur noch den rechten Arm richtig einsetzen. Ich drehte mich um und lief blitzschnell zwischen den Gegnern entlang. Mit etwas Abstand warf ich die auf mich geworfenen Kunais auf drei von ihnen und traf sie sogar in den Beinen, sodass sie zu Boden stürzten.

Daraufhin sprang ich auf einen anderen zu und zielte mit Chakra auf seine Chakrapunkte oder zumindest dahin, wo ich sie vermutete, damit er mehr davon spüren würde. Wütend schrie auch er auf und traf mich mit einem harten Schlag am Kopf und erzielte mehrere Treffer in meinen Bauch.
 

Erschöpft lag ich auf dem Boden, doch als wieder ein paar Sasuke angriffen, raffte ich mich auf und warf mich erneut über ihn, bereit die Schläge und Tritte abzufangen, doch kurz bevor ich getroffen werden konnte, flogen einige Wurfsterne über meinen Kopf und ich hörte die Stimmen von Kakashi und Naruto. Erleichtert legte ich meinen Kopf auf Sasukes Brust und war beruhigt, als ich seinen regelmäßigen Herzschlag hören konnte.
 

Nach ein paar Minuten, die ich so verharrt war, kamen die beiden auf uns zugelaufen und halfen mir hoch. Naruto nahm mich auf den Arm, während Kakashi Sasuke trug. Schnell liefen sie zurück zum Lagerplatz. Als wir dort ankamen, legten sie uns auf den Betten im Zelt ab und Kakashi schickte Naruto los um ein paar Handtücher zusammen zu sammeln und eine Schale mit möglichst erhitztem Wasser.

Kakashi besah sich kurz meine Wunden, wobei ich verlegen in eine andere Richtung sah und ging, nachdem er Naruto erklärt hatte, wie er mich verbinden sollte, zu Sasuke herüber um ihn zu untersuchen. „Sensei, wie geht es ihm? Ist er schwer verletzt?“, meine Stimme zitterte.

„Ich fürchte, ich werde deine Hilfe gebrauchen, kannst du dich so weit selbst heilen?“ Stumm nickte ich und begann meine Wunden zu behandeln, während Naruto die größeren Verletzungen verband. Unruhig drängte ich ihn, sich zu beeilen. Als er endlich fertig war, setzte ich mich zu Kakashi an Sasukes Bett und besah mir Sasuke genauer.
 

Im Licht der Lampen im Zelt, sah er schrecklich aus. Seine Arme und Beine hatten überall Schnittwunden und er hatte eine große Wunde am Kopf. Außerdem sah es so aus, als hätte er sich mehrere Knochen verstaucht, wenn nicht sogar gebrochen. Mit Tränen in den Augen blickte ich zu Kakashi.

„Es sieht schlimmer aus als es ist. Auf jeden Fall müssen wir erst einmal seine Blutungen stoppen. Kannst du seine Wunde am Kopf heilen, wenn wir sie gesäubert haben?“

„Ja, und auch die Schnittwunden an seinen Armen und Beinen, doch die Verstauchungen und Brüche kann ich nicht verarzten.“
 

Nach einer guten Stunde, hatten wir Sasukes Zustand deutlich verbessert. Von den Schmerzen und der Erschöpfung bewusstlos geworden, schlief er nun ruhig und atmete gleichmäßig, sodass Kakashi mich dazu überreden konnte, mich ebenfalls etwas auszuruhen.

Eigentlich wollte ich Sasukes Bett nicht verlassen, doch mein Sensei hatte recht damit, dass ich mein Chakra wieder auffüllen musste um Sasukes Wunden bald weiter behandeln zu können. Also legte ich mich in das Feldbett neben ihm und fiel sofort in einen tiefen Schlaf.

"Richtig oder falsch?"

16 „Richtig oder falsch?“
 

Als ich aufwachte, fühlte sich mein Körper schwer und ausgelaugt an. Ich blinzelte ein paar Mal um meine Umgebung besser erkennen zu können. Einen wunderbaren Moment lang wusste ich nicht, wo ich mich befand und was gestern geschehen war, doch als ich erkannte, das ich auf dem Feldbett im unserem Lagerzelt lag, kam die Erinnerung mit einem Schlag zurück.

Sasuke!
 

Viel zu schnell sprang ich auf und fiel sogleich zu Boden. Von dem Geräusch aufgeschreckt, kam Kakashi in das Zelt.

„Sakura, was ist denn passiert?“, fragte er mich alarmiert. Stöhnend setzte ich mich langsam auf und hielt mir den Kopf. Seine Frage ignorierend, wollte ich mich hinstellen, kam jedoch nicht hoch.

Schnell war Kakashi neben mir und legte mich widersträubend zurück auf das Bett.

„Gestern Nacht hast du viel zu viel Chakra verwendet, du musst dich noch ausruhen und dein Chakra langsam wieder aufbauen.“ Als ich trotzdem aufstehen wollte, drückte er mich sanft aber bestimmt wieder zurück. „Bleib liegen!“.

„Aber ich muss nach Sasuke sehen!“. Beinah wütend wehrte ich mich gegen seine Arme.
 

„Sakura, als dein Lehrer befehle ich dir jetzt sofort damit aufzuhören und dich wieder hinzulegen. Du bist niemandem eine Hilfe, wenn du völlig ausgelaugt zusammenbrichst!“

„Gestern haben Sie sich bestimmt nicht verhalten wie mein Lehrer!“, entsetzt schlug ich mir die Hand vor den Mund als ich seinen verletzten Blick sah. Nach einem Moment Stille fügte er ruhig hinzu, „Bleib jetzt liegen, du brauchst Ruhe. Sasuke geht es soweit besser, er schläft aber noch, das solltest du auch tun.“. Mit diesen Worten verließ er das Zelt.

Verwirrt fragte ich mich, warum ich so respektlos mit Kakashi gesprochen hatte. Außerdem war es doch nicht nur seine Schuld? Das Denken schmerzte und ich legte mich langsam wieder zurück, erschöpft schloss ich meine Augen.
 

Als ich sie wieder öffnete, war alles still. Ich setzte mich auf und merkte, dass die Kopfschmerzen und das Schwindelgefühl weg waren. Durch den Zeltausgang konnte ich nach draußen sehen und es musste sehr früh am Morgen sein. Mit einem Blick nach links stellte ich fest, dass Kakashi und Naruto noch schliefen, wobei Naruto scheinbar auf den Boden hatte ausweichen müssen.

Leise versuchte ich aufzustehen. Ich schwankte noch etwas, doch ich fühlte mich bereits viel besser, als den Tag zuvor und mit leisen Schuldgefühlen, weil Kakashi natürlich recht gehabt hatte, trat ich auf Sasukes Bett zu.

Er lag auf dem Rücken und atmete tief und ruhig. Ich ging noch etwas näher und sah nach seinen Verletzungen. Dabei stellte ich fest, dass wir wirklich gute Arbeit geleistet hatten, denn bis auf einen bandagierten Knöchel und seine linke Hand hatte Sasuke keine Schäden zurück behalten. Er war noch etwas blass, sah ansonsten aber fast wieder so aus wie sonst.
 

Ohne, dass es mir wirklich auffiel, strich ich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Umso mehr erschrak ich, als ich plötzlich in zwei tiefschwarze Augen sah. Mit einem leisen Aufschrei zuckte ich zusammen. „Sasuke! Du bist ja wach. Wie geht es dir?“. Einen Moment sah er mich noch an, dann sagte er, „Es tut mir leid.“. Er flüsterte fast und ich musste mich ein Stück vorbeugen um ihn verstehen zu können. Verwirrt fragte ich, „Wovon sprichst du?“.

„Es tut mir leid, dass ich an deinem Geburtstag so einfach verschwunden bin.“.

„Aber da konntest du doch nichts für. Außerdem ist viel wichtiger, hast du Schmerzen? Und wo warst du überhaupt, was ist passiert? Wer waren diese Ninjas, die uns angegriffen haben?“.

Er verzog schmerzhaft das Gesicht. Anscheinend hatte er dieselben Kopfschmerzen, die ich gestern noch hatte.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht damit überrumpeln. Ruh dich aus und schlaf noch ein bisschen. Du warst schwer verletzt, wie du wahrscheinlich selbst weißt und es wird noch etwas dauern, bis alles verheilt ist.“ Langsam schloss er wieder seine Augen und ich ging auf die Wand zu, an der meine Kleidung hing um zu trocknen.
 

Als ich feststellte, dass sie bereits trocken war, nahm ich sie mit hinter den Paravent und zog Kakashis Sachen aus. Endlich wieder in meinen eigenen, passenden Klamotten, fühlte ich mich gleich etwas besser. Doch ich wollte mich endlich auch mal wieder richtig waschen, meine Arme und mein Rücken waren nur notdürftig von dem Blut gesäubert worden und jetzt wo meine Wunden verheilt waren, beschloss ich nach einem Fluss in der Nähe zu suchen. Ich trat nach draußen vor das Zelt und atmete die noch kühle Luft ein, bevor die Sonne sie im Laufe des Tages wieder erwärmen würde.
 

Ohne ein festes Ziel machte ich mich auf den Weg links am Zelt vorbei und nach einer Viertelstunde, die ich durch einen lichten Wald gelaufen war, hörte ich das Geräusch von fließendem Wasser. Hinter ein paar Bäumen verlief ein größerer Bach und ich ging zielstrebig darauf zu. Mit einem Blick auf die Umgebung zog ich mich gleich ganz aus und stieg in das kalte Wasser. Doch dadurch, dass wir schon seit ein paar Wochen einen sehr warmen Sommer hatten, hielt sich die Kälte des Wassers in Grenzen und auf meiner dreckigen Haut war es sehr erfrischend.

Nachdem ich mich gewaschen hatte, nahm ich mein mitgebrachtes Handtuch und trocknete mich schnell ab.
 

Wieder in meinen Klamotten fühlte ich mich seit Tagen endlich wieder besser. Sasuke war wieder da und wir alle waren mehr oder weniger unverletzt. Es konnte eigentlich nur noch bergauf gehen. Entspannt machte ich mich auf den Weg zurück zu unserem Zelt. Dort angekommen fand ich Naruto und Kakashi vor dem Zelteingang vor, wo sie frühstückten.

Bei dem Anblick Kakashis sah ich verlegen nach unten, doch beide begrüßten mich gut gelaunt und zwangen mich, mich zu ihnen zu setzen und auch etwas zu essen.

Nach einer Weile fragte ich, „Haben wir bereits Tsunade informiert, dass Sasuke wieder da ist?“. Ich fürchtete, Kakashi würde antworten, denn dann hätte ich ihn anblicken müssen und dazu fühlte ich mich nicht wirklich in der Lage.

Doch Naruto nahm mir diese Sorgen ab, als er sagte, „Na sicher, Sensei Kakashi hat noch gestern Nacht Pakkun losgeschickt um sie zu informieren. Pakkun kam mit der Nachricht zurück, dass wir so lange hier bleiben sollen, bis Sasuke stabil genug ist um transportiert zu werden. Er war nicht besonders erfreut als ich ihm das erzählt habe.“ Mit einem breiten Grinsen sah Naruto zu dem Zelt.
 

Sein Blick wurde ungläubig und als ich ihm folgte, sah ich Sasuke am Zelteingang stehen. Bevor jedoch Naruto oder ich auch nur ein Wort sagen konnten, rief Kakashi ihm zu, „Sasuke, du bist so ein verdammter Sturkopf, ich habe dir gesagt, du sollst zumindest so lange liegen bleiben, bis du ohne Schwindel stehen kannst. Also geh zurück ins Bett und ruh dich aus.“

„Mir geht es gut, ich will endlich wieder aufstehen. Den ganzen Tag im Bett liegen ist absolute Zeitverschwendung.“

Kakashi erwiderte einen wütenden Befehl und bald ging das Ganze nur noch hin und her und Naruto und ich schüttelten uns vor Lachen.
 

Irgendwann gab unser Sensei nach und wir saßen endlich wieder alle zusammen und aßen unsere Vorräte. Ich war wahnsinnig glücklich, dass Sasuke sich so schnell wieder erholt hatte und nun sogar schon wieder aufstehen konnte. Er dagegen war wieder ganz der alte und regte sich auf, weil wir seiner Meinung nach viel zu viel Wirbel um die paar Kratzer machten.

„Gut, jetzt habt ihr genug rumgealbert, Sasuke muss nun erstmal erzählen, was passiert ist, damit wir die Hokage bald informieren können.“, sagte Kakashi auf einmal. Sofort wurden wir ernst und blickten gespannt auf Sasuke.

„Es tut mir leid, aber ich kann euch fast nichts sagen. Ich kann mich nur an sehr wenig erinnern. Als ich am Abend von Sakuras Geburtstag von der Terrasse verschwand, ging ich eigentlich nur einmal um das Haus herum, als ich plötzlich von einer ganzen Gruppe feindlicher Ninjas angegriffen wurde. Diese Feiglinge haben sich alle gleichzeitig auf mich gestürzt und weil ich nicht damit gerechnet hatte, haben sie mich bewusstlos geschlagen und irgendwohin verschleppt. Ich kam erst wieder zu mir, als ich im Wald an einen Baum gefesselt war.

Drei Tage vergingen und dann gab es endlich eine Gelegenheit zu fliehen. Sie hatten nur zwei Wachposten zurückgelassen und mit denen wäre ich auch locker fertig geworden, wenn nicht die anderen im selben Moment zurückgekehrt wären. Ich konnte etwa die Hälfte außer Gefecht setzen und musste dann in den Wald verschwinden.

Tagelang haben sie mich durch die Gegend gejagt, weil ich wegen meiner Verletzungen nicht besonders schnell war. Tja und dann habe ich euch gespürt und bin nur noch in diese Richtung gelaufen. Und ab da kennt ihr die Geschichte, ich traf auf Sakura und wurde bewusstlos.“
 

Eine Stille breitete sich um uns aus. „Du hast keine Ahnung, wer diese Ninjas gewesen sein könnten?“, fragte Kakashi schließlich ernst. „Nein, ich habe keinen blassen Schimmer.“

„Jetzt können wir sowieso nichts tun, wir müssen erstmal wieder heil nach Konoha zurück kommen. Und da du dich anscheinend fit genug für die Reise fühlst, wird Naruto dich tragen. Wir werden uns abwechseln.“

Sofort protestierte Sasuke lauthals. „Ich gehe selbst, ich lasse mich doch nicht tragen!“ Doch diesmal kannte Kakashi kein Erbarmen und als wir uns auf den Weg machten, lachte sich Naruto die ganze Zeit kaputt, während auf seinem Rücken ein Morddrohungen verteilender Sasuke saß.
 

Kakashi ging ganz vorn, während ich das Schlusslicht bildete und beobachten konnte, wie Naruto und Sasuke sich stritten. Obwohl es von außen so aussah, als würden die beiden sich hassen, waren sie die besten Freunde und ich freute mich für sie, dass sie es geschafft hatten, ihren schrecklichen Kampf vor ein paar Jahren zu vergessen und sogar noch stärker daraus hervorzugehen. Unser Weg war nicht mehr besonders lang, insgesamt waren wir zwei Tagesmärsche unterwegs und machten mehr Pausen als sonst, damit Sasuke sich etwas ausruhen konnte.

Bald standen wir vor dem Eingangstor Konohas und ich war überglücklich, dass wir alle heil zurückgekehrt waren.

Kakashi blieb stehen und drehte sich zu uns um. „Naruto, du bringst Sasuke ins Krankenhaus. Sakura, du bleibst noch einen Moment hier. Danach kannst du gleich hinter den beiden her, während ich Tsunade Bericht erstatte.“ Naruto nahm Sasuke und machte sich auf den Weg zum Krankenhaus während ich stumm wartete, dass Kakashi das Wort ergriff.
 

Seit ich ihn so unfreundlich behandelt hatte, als er mich nicht hatte aufstehen lassen wollen, war ich ihm wieder aus dem Weg gegangen und dabei fühlte ich mich richtig schlecht, denn das hatte er nicht verdient. Ich überlegte es mir anders und begann zu reden, bevor er etwas sagen konnte.

„Sensei, es tut mir sehr leid, was ich vor ein paar Tagen zu Ihnen gesagt habe. Das stand mir nicht zu und das hätte ich wissen müssen. Sie sind…“ Ich brach den Satz ab, weil ich nicht wusste, wie ich ihn beenden sollte.

Ja, was war Kakashi? Ein guter Lehrer? Ohne Frage. Ein netter Mensch? Auch das. Doch was war er für mich?

Ich wurde aus den Gedanken gerissen, als er sprach.

„Hör mal, Sakura. Ich möchte mich in aller Form für das entschuldigen, was sich in den letzten Wochen abgespielt hat. Was du zu mir gesagt hast, war sehr richtig und es stand dir auf jeden Fall zu, das zu sagen, weil ich die Grenze überschritten habe, die ich als dein Lehrer jedoch respektieren muss. Mein Handeln war absolut gegen die Regeln und es entsprach definitiv nicht dem eines Lehrers seiner Schülerin gegenüber. Ich bitte dich, es zu vergessen, falls es dir möglich ist, und um es dir leichter zu machen, würde ich gern das Team wechseln.“ Er sah mich eindringlich an.
 

Bei seinen Worten hatte ich verlegen den Kopf gesenkt, doch als er sagte, er wolle das Team wechseln sah ich ungläubig hoch.

„Aber Sensei! Nie und nimmer wäre es das Richtige, das Team zu wechseln. Denken Sie doch an Naruto und Sasuke! Und auch ich möchte, dass Sie mein Lehrer bleiben. Niemand außer Ihnen und Tsunade hat mich so gut behandelt und trainiert. Sie beide waren die einzigen, die mein hartes Training überhaupt anerkannt haben! Sie können doch nicht das Team wechseln, nur weil wir zwei einen Fehler gemacht haben…“

„Nein, ich kann nicht dein Lehrer bleiben, da gibt es zu viele Gründe die dagegen sprechen…“. Nachdenklich sah er in die Ferne. „Kakashi, Sie dürfen das Team nicht im Stich lassen, so haben Sie es uns beigebracht.“

„Aber wie stellst du dir das vor? Wir können doch nicht mehr normal miteinander umgehen. Zumindest ich kann es nicht.“

„Dann müssen wir uns halt anstrengen. Wir machen viel mit dem Team zusammen, unternehmen etwas, dann wird es vielleicht leichter. Und bitte vergessen Sie nicht, dass nicht nur Sie diesen Fehler gemacht haben. Ich trage dieselbe Schuld. Aber lassen Sie es uns versuchen.“
 

Nach einigem Zögern stimmte Kakashi mir endlich zu. Doch er schien nicht besonders glücklich mit dieser Lösung. Ich würde mir einfach viel Mühe geben müssen, damit wir wieder normal miteinander befreundet sein könnten, sprach ich mir selbst Mut zu. Denn auch mir fiel das alles nicht leicht.

Um mich abzulenken, machte ich mich gleich darauf auf den Weg ins Krankenhaus. Doch Naruto erwartete mich bereits vor dem Eingang. An diesem Abend durften wir nicht mehr zu Sasuke, also gingen wir gleich darauf nach Hause.

Dort empfingen mich meine Eltern gleich mit einem Berg an Essen und waren sehr erleichtert, dass ich heil wieder zuhause angekommen war. Nach dem Essen duschte ich sehr lange und kam müde und entspannt in mein Zimmer.
 

Und da war er wieder, mein absolut mysteriöser Trank. Er stand beinah vergessen auf der Fensterbank. Zögernd trat ich darauf zu und besah ihn mir gedankenverloren.

Ob der Trank dafür gesorgt hatte, dass Kakashi und ich jetzt solche Probleme hatten? Oder dafür, dass Sasuke entführt worden war? Oder für meiner lebensgefährliche Begegnung mit Itachi?

Ich stellte ihn zornig zurück. Er war an allem Schuld, vor allen Dingen daran, dass ich mich so schlecht fühlte, weil ich meinen Sensei unglücklich gemacht hatte. Zumindest redete ich mir das ein…

"Der Ring"

17 „Der Ring“
 

Am nächsten Morgen schlief ich länger als sonst, da Kakashi unser Training erstmal ausfallen ließ, bis Sasuke wieder teilnehmen konnte. Da es gestern Abend zu spät geworden war, um nochmal bei Tsunade vorbeizuschauen wollte ich das gleich heute Morgen als erstes erledigen.

Als ich aufstand, taten mir die Arme und Beine weh aber ansonsten ging es mir wieder gut. Also zog ich mich an und machte mich auf den Weg nach unten. Strahlend begrüßte mich meine Mutter, froh, dass ich wieder hier war. Sie war zuhause, weil sie heute ihren freien Tag hatte.
 

„Sakura, du musst etwas essen! Du siehst schon ganz abgemagert aus, ich sollte unbedingt mal mit deinem Sensei Kakashi reden, der scheint sich ja ganz und gar nicht um deine Gesundheit gekümmert zu haben, als ihr auf eurer Mission wart!“

„NEIN!“

Erstaunt sah sie mich an. „Also weißt du… ich habe heute Morgen einfach keinen Hunger.“, versuchte ich es mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Und Sensei Kakashi hat sich mehr als genug um uns gekümmert, mach dir keine Sorgen aber du brauchst nicht mit ihm sprechen, er hat ja auch viel zu tun, jetzt wo Sasuke wieder hier ist und wir heraus finden müssen, wer ihn entführt hat.“

Obwohl ich wirklich nichts essen wollte, nahm ich mir ein Croissant auf die Hand und verließ in aller Eile das Haus. Als ich die Tür hinter mir schloss, atmete ich erstmal tief aus.

Wenn meine Mutter zu Kakashi gehen würde, wäre das mit Sicherheit kein guter Anfang um unsere verkorkste Beziehung zu retten.
 

Als ich feststellte, dass die Sonne bereits warm vom Himmel schien und die Bewohner Konohas friedlich schwatzend auf den Straßen herumliefen, hob sich meine Laune jedoch wesentlich. Ich liebte es, hier zu wohnen, einen schöneren Ort als Konoha konnte ich mir gar nicht vorstellen. Ich schlenderte die Straße entlang und schaute mal hier, mal da in die Schaufenster, als ich plötzlich stürmisch umgeworfen wurde.
 

„Sakura!!! Sag mal, was bildest du dir ein, mir so einen Schreck einzujagen???“

Verdutzt blickte ich auf und sah… Ino. War ja klar.

„Ähm, Ino… dir ist schon klar, dass du MICH eben gerade zu Tode erschreckt hast, während ich überhaupt nichts gemacht habe?“ Leicht um ihren Geisteszustand besorgt, legte ich meine Hand auf ihre Stirn, die sie jedoch sofort mit ihrer Hand wegwedelte.

„Blödsinn, ich meine natürlich das, was sich hier schon alle Leute erzählen! Dein Kampf mit den fremden Ninjas, die Sasuke entführen wollten und dann wie du ihn gerettet hast. Als ich es hörte, wollte ich sofort zu dir aber Tsunade wollte mich nicht weglassen.“, schmollte sie.

Und als ich sie so da sitzen sah, brach ich in schallendes Gelächter aus. Scherzhaft schlug sie mit der Faust gegen meine Schulter und stimmte in mein Lachen mit ein.

„Nein wirklich, Sakura, mach sowas nicht wieder, ja? Wenn du dich mit irgendwelchen fremden Kerlen anlegen willst, dann sag mir bitte Bescheid, ich mache auf jeden Fall mit.“

„Ach Inotussi, du hast mir auch gefehlt. Ist es nicht toll, dass wir Sasuke wiedergefunden haben? Jetzt wird alles wieder gut.“ Wissend sah sie mich an.
 

„Sag mal, seid ihr zusammen, Sasuke und du?“

Ich schnappte nach Luft und starrte sie an. „Wa…was?“

„Na komm schon, jetzt tu doch nicht so. Erstens…“ Sie zählte an ihren Fingern ab. „…ich habe euch vor ein paar Wochen erwischt, mitten auf der Straße, bei was ist mir jedoch noch nicht so ganz klar… erinnerst du dich? Zweitens…“ Sie hob wichtig ihre Stimme an. „…zweitens, ich habe gesehen, was für Blicke er dir heimlich dauernd zuwirft.“

Als ich protestieren wollte, ließ sie mich nicht zu Wort kommen und sprach weiter. „Drittens und wahrscheinlich am wichtigsten. An deinem Geburtstag, wer hat sich die Überraschungsparty einfallen lassen und alles geplant? Sasuke. Und wen hast du auf der Terrasse getroffen, als du raus gingst? Sasuke. Jetzt alles klar?“ Sie zwinkerte mir zu. Völlig verdattert schwieg ich einen Moment.
 

„Woher weißt du das alles? Abgesehen davon, dass es nicht stimmt meine ich.“

„Also bitte. Ich heiße Ino Yamanaka, wenn hier jemand etwas als erste weiß, dann ich! Ach ja, es gibt ja auch noch ein Viertens! Das sozusagen Auffälligste und ich hätte es beinah vergessen.“

Ich muss sie wie ein Fisch angesehen haben, denn sie konnte sich kaum noch halten vor Lachen und sagte dann, „Na der Ring! Seit ein paar Wochen trägst du, die sonst nie Ringe getragen hat, einen wundervollen, süßen, hübschen, rosa Ring. Na da ist jawohl alles klar oder?“
 

Ich spürte einen Stich in meiner Brust. Kakashis Ring!

„Ähm…“, stammelte ich. „Also weißt du Ino… der Ring ist nicht von Sasuke…“ Neugierig sah sie mich an.

„Nicht? Aber von wem denn dann?“

„Ach… ich habe ihn mir selbst gekauft. Wer wüsste schon, dass dieser Ring absolut perfekt zu mir passt?“ Nervös lachte ich.

„Da hast du wahrscheinlich Recht, so ein Ring könnte vermutlich nicht mal von so einem tollen Typen wie Sasuke ausgesucht werden. Da müsste dich jemand schon so genau kennen, wie ich.“

Ich hörte ihr nur mit einem Ohr zu. Dieser Ring war nicht von mir gekauft worden. Kakashi hatte ihn mir geschenkt. „Da müsste dich jemand schon so genau kennen, wie ich.“ Inos letzter Satz hallte in meinem Kopf wider…
 

„Hey, Sakura…Haloooho? Bist du noch da?“ Kopfschüttelnd erwachte ich aus meiner Starre. „Ja, sicher.“, lächelte ich.

„Also du hast mir noch immer nicht gesagt, ob ihr zusammen seid? Na los, gib es schon zu. Ich werde nicht durchdrehen, ich habe mir doch längst ein anderes Opfer gesucht.“

Einen Moment in die Ecke gedrängt, hatte ich nun etwas zum Aufgreifen. „Ach, wer soll denn das sein? Wer könnte deine jahrelange Schwärmerei für Sasuke ersetzen?“, fragte ich gespielt arrogant.

„Oh, sei nur nicht so neugierig und versuch es gar nicht erst, ich werde nicht lockerlassen, egal wie lange du versuchst mich abzulenken!“ Seufzend sackte ich zusammen.

„Also weißt du, Ino… können wir nicht woanders hingehen? Wir sitzen schon ein paar Minuten mitten auf der Straße rum und die Leute gucken schon ganz komisch.“

Sie sah sich interessiert um. „Nun, da magst du recht haben, das lasse ich gelten. Also los, Breitstirn, lass uns ein Café oder sowas suchen.“
 

Wir gingen eine Hauptstraße entlang, doch mir war nicht wohl dabei, mit Ino über Sasuke zu sprechen wenn halb Konoha an Tischen um uns herum saß und die Ohren spitzte, also unterhielten wir uns während einer für uns typischen Shoppingtour.

Ich hatte gerade ein supersüßes Top entdeckt, als Ino mir ihren Ellenbogen in die Seite stieß. „Das reicht jetzt, rede oder ich bringe dich dazu!“ Genervt schaute ich über den Kleiderständer zu ihr rüber und atmete tief ein.

„Ino, ich kann dir nicht sagen, was Sasuke und ich sind. Ich weiß es selbst nicht. Abgesehen davon, dass das mit den heimlichen Blicken, die er mir angeblich zuwirft nicht stimmt.“ Sie wollte gerade wieder protestieren als ich sie mit der Nachricht schockte, dass Sasuke mich geküsst hatte.

„Er hat was?!? Ich wusste es!!! Wann? Auf der Geburtstagsfeier, richtig? Ich bin so gut, genau das habe ich mir gedacht.“

„Jetzt komm mal langsam wieder runter. Seit diesem Abend haben wir überhaupt nicht darüber gesprochen und außerdem hat Sasuke sich mir gegenüber wie immer verhalten.“, sagte ich kleinlaut. „Quatsch, er war verletzt und bewusstlos, was erwartest du denn da? Ist er nicht noch im Krankenhaus? Los wir gehen jetzt gleich hin und besuchen ihn.“ Sie wollte mich an meinem Ärmel nach draußen ziehen, als ich stehen blieb.

„Das geht nicht. Ich muss erstmal zu Tsunade, ich bin ja auch schon viel später dran als ich dachte. Eigentlich wollte ich sofort heute Morgen zu ihr und jetzt ist es schon Mittag.“
 

Als Ino anfangen wollte, eine ihrer berühmten Überzeugungsreden zu halten, schnitt ich ihr das Wort ab und verabschiedete mich mit einem „Ich wusste, du würdest das verstehen, also wir sehen uns dann gegen sechs heute Abend bei mir, komm nicht zu spät!“. Sie starrte mir verdutzt hinterher und ich lief um die nächste Ecke.

Erst vor dem Hokageturm hielt ich an und verschnaufte einen Moment.

Als ich nach oben kam, liefen überall beschäftigte Jonin durch die Gegend und ich klopfte an Tsunades Tür. Im selben Moment kam Shizune vorbei und hielt an, um mich zu begrüßen.

„Sakura! Wie schön, dass du wieder hier bist und, dass es dir gut geht. Wolltest du zu Tsunade?“ Ich nickte. „Das tut mir leid, es gibt eine Spur zu den Ninjas, die Sasuke entführt haben und Tsunade musste zu einer Versammlung. Soweit ich weiß, wollte sie aber eh noch mit dir sprechen, sie lässt dir eine Nachricht schicken, wenn sie aus der Versammlung kommt, in Ordnung?“

„Gut, ich danke dir Shizune. Überarbeite dich bloß nicht, mit dem ganzen Papierkram, Tsunade-sama hat da auch mitzuhelfen.“, zwinkerte ich ihr zu und verließ den Hokageturm wieder.
 

Es war erst halb zwei und ich beschloss, mich jetzt gleich auf den Weg zu Sasuke zu machen um zu sehen, wie es ihm ging. Am Krankenhaus angekommen, fragte ich an der Rezeption nach Sasukes Zimmer und ging nach oben.

Als ich klopfte, hörte ich erst ein paar Sekunden später ein mürrisches „Herein!“.

„Hey, Sasuke, warum bist du denn so schlecht drauf?“ Als er mich sah, glaubte ich ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht zu erkennen. Obwohl er das natürlich niemals zugegeben hätte.

„Das fragst du noch? Ich bin kerngesund, ich weiß überhaupt nicht warum diese Spinner mich noch hier behalten wollen.“

Vergnügt zog ich einen Stuhl an sein Bett und setzte mich.

„Aber findest du nicht, es ist besser, wenn die Ärzte dir die Erlaubnis geben, wieder trainieren zu dürfen, als von Kakashi Ärger zu bekommen, weil sie es nicht erlaubt haben?“ Als ich Kakashis Namen aussprach, verfinsterte sich seine Miene.
 

„Stimmt etwas nicht?“ „Was ist das für ein Ring?“ Er deutete auf meinen Ringfinger der rechten Hand. Schnell verbarg ich ihn mit meinem Ärmel. „Ach, das ist nichts, den habe ich mir letztens spontan gekauft. Nichts Besonderes.“

„Zeig mal her.“

„Aber Sasuke, das ist ein ganz normaler Ring, wieso willst du ihn dir ansehen?“

„Gib ihn mir schon.“

„Nein.“ Er stand aus seinem Bett auf und kam auf mich zu. „So…solltest du nicht besser liegen bleiben?“

„Wenn ich nicht das bekomme, was ich will, dann bleibe ich bestimmt nicht liegen!“

„Es ist nur ein normaler Ring.“

„Dann kannst du ihn mir auch zeigen.“

Er griff nach meinem Handgelenk. Ich wich aus.

„Was soll denn das werden?“, fragte ich ihn skeptisch.
 

Doch plötzlich drehte er mich wieder zu sich und packte meine beiden Arme. Die Heiler dieses Krankenhauses hatten ihn erstaunlich gut gepflegt, denn offensichtlich waren seine Verstauchungen bereits verheilt. „Sasuke, lass mich los. Du musst dich wieder hinlegen.“

Er drängte mich an die Wand. „Hör mal, du bist derjenige, der hier im Krankenhaus ist, weil er sich schonen muss. Was glaubst du wer hier die größeren Chancen hat, einen Kampf zu gewinnen?“, fragte ich ihn scherzhaft. Doch als er sich mir wieder näherte und mit fester Stimme „Ich.“, sagte, wurde ich ernst.

„Das glaubst du jawohl selbst n…“.
 

Mit aufgerissen Augen wurde ich erneut von ihm geküsst. Und dabei ließ er mir keinen Freiraum. Meine Arme waren hinter meinem Rücken verschränkt und mein Kopf wurde von seinem fordernden Mund festgehalten. Fast wurde ich weich, als jedoch mein Ehrgeiz erwachte. Ich tat so, als würde ich auf seinen Kuss eingehen, sodass er seinen Griff lockerte und wand mich dann unter seinen Armen durch.

„Ich glaube kaum, dass deine Chancen im Moment besser stehen.“, sagte ich frech. Ein Funkeln in seinen Augen ließ mich vorsichtig werden.

„Ich will diesen Ring ansehen und das werde ich auch. Du solltest mich nicht herausfordern, Sakura.“ Er trat langsam auf mich zu. Und ich hatte eine weitere Wand im Rücken! Zufrieden grinste er und kam mir noch näher. „Du entkommst mir nicht.“, flüsterte er amüsiert.
 

Im selben Moment sprang er blitzschnell auf mich zu, packte meine Arme, ohne dass ich es sah und hielt sie wieder über meinen Kopf. Mit einer Hand hielt er sie dort, während die andere unter mein Kinn wanderte, weil ich meinen Blick gesenkt hielt. Er zog es nach oben und ich war gezwungen in seine dunklen Augen zu blicken. „Sasuke…“, hauchte ich, völlig verloren in diesen Augen.

„Du hast mich doch nicht vergessen, als ich weg war oder etwa doch?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, legte er nochmals seine Lippen auf meine und küsste mich verlangend. Als ich nach Luft schnappte, nutzte er die Chance und drang mit seiner Zunge in meinen Mund ein. Zärtlich umspielte er die meine und ich konnte keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen.
 

Während er einen Moment Luft holte, sagte Sasuke, „Du bedeutest mir wahnsinnig viel Sakura. Würdest du dich am Samstag mit mir treffen, vorausgesetzt, diese Langweiler lassen mich bis dahin gehen?“.

Verlegen nickte ich. „Gern.“

Er lächelte und küsste mich erneut. „Gut. Sehr gut.“
 

Daraufhin, verließ ich das Krankenhaus und ging nach Hause. Von dem Weg dahin bekam ich jedoch so gut wie nichts mit.

War das jetzt richtig? Es hatte sich sehr gut angefühlt und Sasuke war so anziehend, dass ich mich überhaupt nicht dagegen wehren konnte. Doch einen Moment lang kam mir Kakashi in den Kopf. Erschrocken blieb ich stehen.

Was sollte das?

"Wut"

18 „Wut“
 

Wie benommen kam ich zuhause an. Ich konnte überhaupt keine Ruhe finden. Da ich noch auf Tsunades Botschaft warten musste, hielt ich mich einfach in meinem Zimmer auf, doch ich konnte nicht still rumliegen, also ging ich auf und ab.

Von meinem Fenster zur Tür, von der Tür zum Fenster.

Immer wieder. Es machte mich absolut ruhelos.

Wieso Kakashi? Was hatte er denn bloß mit Sasuke und mir zu tun? Bedeuteter er mit etwa mehr als ich dachte…? Diesen Gedanken verscheuchte ich sofort wieder aus meinem Kopf.

Das war nichts als ein Versehen. Wir waren beide aufgebracht, weil Sasuke weg war und haben nicht darüber nachgedacht was wir taten.
 

Ich hatte Kakashi doch noch nie als jemand anderen als meinen Lehrer gesehen. Obwohl, in letzter Zeit… er war ein ziemlich guter Freund, zwar nicht so wie Ino, doch er verstand mich und ich unterhielt mich sehr gern mit ihm.

„Ahhhh!!!!! Mein Kopf platzt gleich!“, rastlos lief ich wieder zur Tür, nur um dann sofort wieder zurück zum Fenster zu gehen.

Ich musste irgendetwas tun, sonst würde ich noch verrückt werden! Also räumte ich auf. Alles was in meinem Zimmer irgendwie unpassend rumlag wurde sortiert. Nichts blieb an seinem alten Platz, ich brauchte dringend Ordnung um mich rum.

Als ich fertig war, sah ich mich um. Mein Zimmer sah komplett anders aus, alles stand irgendwo anders und ich hatte keine Ahnung mehr, wo ich was finden könnte. In meiner Arbeitswut, hatte ich natürlich kein vernünftiges System gebraucht und jetzt stand ich vor einem Zimmer, das gar nichts mehr mit mir zu tun hatte.

Seufzend begann ich erneut, alles umzuräumen, diesmal aber mit einem bestimmten Zweck vor Augen und als ich damit fertig war, war ich endlich ruhiger. Zufrieden betrachtete ich mein Werk und setzte mich aufs Bett.
 

Kakashi… ich fürchtete, eine erneute Begegnung mit ihm, müsste ich erstmal vermeiden, denn wie sollte ich ihm gegenübertreten, wenn ich doch selbst überhaupt keinen klaren Gedanken fassen konnte? Ich trat wieder ans Fenster und sah nach draußen. Auf der Straße spielten ein paar Kinder Ninja und ich beobachtete, wie sie sich dabei machten. Sie waren natürlich noch nicht besonders gut aber sie waren mit Spaß an der Sache und schienen absolut glücklich in dem was sie taten, so als wäre es ihr aller größter Traum, ein starker Ninja zu werden.

Die fröhlichen Gesichter gaben mir zu denken.
 

In letzter Zeit hatte ich mein Ziel völlig aus den Augen verloren. Meine Gedanken waren, das musste ich zugeben, ständig um Kakashi, Sasuke, Itachi und auch den Trank gekreist. Was war mit meinem Training, mit meinem Ziel, unabhängig und stark zu sein? Mit meinem Wunsch anderen zu helfen?

Ich zögerte, als ich mir die Antwort selbst geben wollte. Ich hatte zwar geholfen, ich hatte auch gekämpft, aber ich hatte viel zu stark an mich selbst gedacht und es mir sogar erlaubt mich hängen zu lassen und zu weinen. Dadurch hatte ich sogar meinen Sensei beleidigt und außerdem, was das schlimmste von allem war:

Ich war kurz davor, die alte, schwärmende, verrückte, Sasuke vernarrte, kindische Sakura zu werden.

Es fehlte nur noch ein bisschen und ich hätte all die Jahre umsonst gekämpft. Das durfte ich auf keinen Fall zulassen, es würde mir alles kaputt machen. Ich war gern so wie jetzt, ich wollte nicht zurück.
 

Doch Sasuke… warum musste er ausgerechnet jetzt so aufmerksam und mir so nah sein? Warum küsste er mich einfach so, ohne ein Wort darüber zu verlieren? Und warum…nach all den Jahren…warum wollte er mich am Samstag treffen? Welchen Grund konnte es geben, dass der Eisklotz höchstpersönlich mich nach dieser langen Zeit, quasi seit wir uns kannten nicht mehr als nervige, unscheinbare Teamkollegin sah?

Vielleicht sollte ich unser Treffen absagen, denn wie sollte ich verantworten, dass ich wegen ihm wieder in mein altes Ich zurückfiel?

Es stimmte, ich wollte gern den Samstag mit ihm verbringen, doch was ich noch lieber wollte, war mein neues Ich zu sichern. Ich wollte es so sicher machen, dass Sasuke keine Chance hätte, mich wieder aus der Bahn zu werfen. Nie wieder schwach sein!
 

Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Kakashi lief auf der Straße entlang. Ich näherte mich der Scheibe noch etwas. Da ging er, mein wunderbarer Lehrer, dem ich doch unbedingt etwas aus dem Weg gehen wollte, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Kakashi war viel zu gut, als dass er wegen mir sein Team hätte aufgeben sollen. Er war freundlich, aufmerksam, geheimnisvoll, wahnsinnig cool und wirklich gut aussehend.

Als er sich auf unser Haus zu bewegte, schlug mein Herz mir bis zum Hals. Was wollte er hier???

Meine Ruhelosigkeit kehrte zurück, wie ein aufgescheuchtes Huhn lief ich durchs Zimmer und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich beschloss, mich gezwungenermaßen auf mein Bett zu setzen und zu warten. Nach ein paar Minuten rief meine Mutter nach mir.

Zitternd ging ich nach unten und wunderte mich über meine Nervosität. Doch als ich in die Küche kam, saß meine Mutter allein am Tisch.
 

„Süße, dein Lehrer, Kakashi war gerade hier und hat mir gesagt, ich soll dir etwas ausrichten. Tsunade-sama wartet auf dich, sie will wohl etwas wegen eurer Mission mit dir besprechen. Am besten gehst du jetzt gleich los.“

Kakashi war hier, ohne mit mir persönlich zu sprechen? Aber warum? Ich nickte gedankenverloren mit dem Kopf und verließ eilig das Haus. Vielleicht konnte ich ihn ja noch einholen. Ich lief die Straße neben unserem Haus entlang und entdeckte etwas weiter vor mir einen grauen Schopf in der Menge.

„Kakashi-Sensei! Warten Sie doch mal einen Moment.“

Er drehte sich um, erkannte mich und blieb stehen.

Schweigend blickte er mich an.

„Stimmt etwas nicht? Ich habe eben von meiner Mutter gehört, dass Sie da waren um mir die Nachricht von Tsunade zu überbringen. Warum haben Sie denn nicht mit mir persönlich gesprochen?“

„Ich musste gleich wieder weg, also habe ich es dir ausrichten lassen.“

„Naja dann… gehe ich mal zu Tsunade. Danke für die Nachricht.“

Ich wollte gerade gehen, verwundert, warum das hier so merkwürdig ablief, als er mich nochmal rief. Ich ging zurück und sah ihn fragend an.
 

Er schien mit sich zu kämpfen, als er sagte, „Ich muss auch zum Hokageturm, wir könnten doch gleich zusammen gehen, wenn du möchtest.“ Erleichtert, dass er wieder mehr redete lächelte ich ihn an. „ Ja, das wäre schön.“

Zusammen gingen wir die Straße entlang, schweigend. Sein kurzer Moment des Redens schien wieder vorbei zu sein und ich fühlte mich etwas seltsam. Wieso sagte er denn nichts?

„Sensei, ist etwas nicht in Ordnung? Sie sind so still…“

Einen Moment sagte er wieder nichts und ich dachte schon, er würde nicht antworten, als er zu sprechen begann.

„Es ist nicht leicht. Du kannst anscheinend so tun, als wäre nichts oder du siehst es wirklich so aber mir fällt es schwer, mich mit dir zu unterhalten, weil ich nicht weiß worüber.“

Erschrocken blieb ich stehen. „Aber nein…ich…also…Ich kann nicht so tun als wäre nichts, aber was soll ich denn sagen? Ich dachte, wir wollten versuchen, das Ganze hinter uns zu lassen. Ich meine… es war ein einziger Tag und…“

Scheinbar hatte ich damit etwas Falsches gesagt. Er blickte mich eindringlich an. „Es war mehr als ein Tag aber genau das ist es, was ich meine. Ich muss das Team wechseln, so kann doch kein Teamwork funktionieren.“

„Sensei! Ich…“
 

„Ich will nicht, dass du mich so ansprichst, es trifft ja nicht mehr zu.“ „Was?“

„Ich fühle mich nicht mehr als dein Lehrer, außerdem bin ich nur sechs Jahre älter als du, also sag nicht mehr ‚Sensei‘.“

„Ist das Ihr Ernst?“, fragte ich fassungslos.

„Ja.“, sagte er schlicht.

„Aber warum denn? Ich meine, wir können das doch irgendwie anders regeln, ich will nicht, dass Sie das Team wechseln!“ Meine Stimme hörte sich seltsam brüchig an.

„Sakura… Mir bleibt doch gar keine andere Wahl.“, sagte er sanft. „Hör mal, ich kann dich nicht trainieren, nachdem ich so die Regeln verletzt habe. Ich will es auch nicht, es würde nicht funktionieren.“ Entsetzt starrte ich ihn an.

„Sie machen es sich viel zu leicht! Natürlich würde es funktionieren aber Sie wollen einfach dem Problem aus dem Weg gehen und die Konsequenzen vergessen. Und damit lassen Sie uns einfach im Stich!“

Ich schrie beinah und die Leute um uns herum wurden auf uns aufmerksam. Kakashi bemerkte das und als ich weiterreden wollte, nahm er meinen Arm und nahm mich mit sich. Wütend ließ ich mich hinterher ziehen. Er konnte doch nicht einfach so abhauen!
 

Als wir endlich stehen blieben, standen wir in einer kleinen Gasse abseits der breiten Straßen voller Menschen. Er stellte sich vor mich, während ich mich gegen die Wand lehnte.

„Sakura.“ Als er mich ansprach blickte ich auf und sah ihn zornig an. „Was war denn das gerade eben auf der Straße? Was sollen denn die Leute, die das mit angesehen haben denken?“, fragte er ruhig. „Es ist mir vollkommen egal. Ich werde nicht zulassen, dass Sie unser Team abgeben.“, antwortete ich erstaunlich ruhig. „Wenn Sie wüssten, wie wütend es mich macht, dass Sie hier so ruhig stehen, während Sie mir mitteilen, dass Sie wegen mir gehen wollen!“

„Ich kann es mir gut vorstellen, du machst es mir jedoch auch sehr einfach, dadurch, dass du so rumschreist.“

„Stehen Sie da nicht so gelassen rum! Sie sollten das Ganze etwas ernster nehmen, anstatt sich auch noch darüber lustig zu machen…“
 

Auf einmal stand er wieder dicht vor mir.

„Du kannst vieles sagen aber nicht, dass ich mich darüber lustig mache. Ich nehme es sehr ernst, ich fürchte, sogar ernster als du.“ „Das glaube ich kaum.“, gab ich kühl zurück.

„Beweise es.“ Ich handelte ohne nachzudenken, einfach so. Während er so dicht bei mir stand, lehnte ich mich vor und küsste ihn. Er erschrak und spannte sich an. Also trat ich wieder einen Schritt zurück und sagte trotzig, „Ich denke, ich habe gewonnen.“

Erstaunt blickte er mich an, nur um mich anschließend gegen die Wand zu drücken und einen erneuten Kuss zu beginnen. Ich ließ mich fallen, erwiderte seinen Kuss fordernd und stellte mein Denken ab. Als Kakashi begann mich noch näher an sich zu ziehen, ertönte plötzlich ein Schrei nicht weit von uns.

Erschrocken gingen wir auseinander. Am Eingang der Gasse, in der wir uns befanden stand jemand.

„Ino…!“

"Wieder gefangen"

19 „Wieder gefangen"
 

Als Kakashi begann mich noch näher an sich zu ziehen, ertönte plötzlich ein Schrei nicht weit von uns. Erschrocken gingen wir auseinander. Am Eingang der Gasse, in der wir uns befanden stand jemand.
 

„Ino…!“
 

Mein Herz setzte für einen Moment aus.

Fassungslos stand Ino auf der Straße und rührte sich nicht vom Fleck. Sie blickte so ungläubig und ich konnte schwer einschätzen wie sie die Situation verstand. Ich wollte zu ihr gehen und machte gerade den ersten Schritt, als Kakashi an mir vorbeitrat und mich zur Seite drückte.

Zielstrebig ging er auf Ino zu, die ihn misstrauisch ansah. Er sprach leise zu ihr und sie nickte zögerlich. Dann verließ er die Gasse.
 

Entsetzt starrte ich ihm hinterher. Was hatte er gesagt? Wieso war er abgehauen? Was wurde hier gespielt?

Ino kam zu mir in die Gasse. „Ist alles in Ordnung? Du guckst ja so komisch.“ Ich sah ihr ungläubig in die Augen. „Was machst du eigentlich hier? Mitten in einer dunklen Gasse rumstehen ist selbst in Konoha und auch am helllichten Tag nicht ganz ungefährlich. Außerdem warst du ja eh mit mir verabredet, also los, lass uns von hier verschwinden.“

Wieder starrte ich sie nur an. Dann dämmerte mir langsam etwas. „Sag mal Ino, wie hast du mich hier gerade gefunden?“ Als ob sie an meinem Geisteszustand zweifeln würde sah sie mich an.

„Wie ich dich gefunden habe? Hast du etwa kein Erinnerungsvermögen? Ich kam hier um die Ecke und traf dich zusammen mit Kakashi in diesem Gang an, wo er dir irgendwas zu eurem Training erklärt hat. Warum ausgerechnet hier ist mir zwar schleierhaft aber was soll’s. Also, können wir jetzt gehen?“ Ihre Stimme klang genervt. Ich atmete auf.

Kakashi hatte anscheinend ihr Gedächtnis geändert, in begrenztem Umfang war dies für Ninja möglich, doch es war eine äußerst schwierige Technik. Da Kakashi jedoch nicht umsonst „Kopier-Ninja“ hieß, war das die einzige Erklärung für Inos kleine „Gedächtnislücke“.
 

Erleichtert folgte ich ihr aus der Gasse. Ich war so glücklich, dass sie nicht gesehen hatte, wie ich Kakashi… ich blieb stehen.

Langsam sickerte die Erkenntnis zu mir durch. Ich hatte meinen Sensei geküsst…ICH und nicht er… zwar schon irgendwie aber ICH hatte angefangen!!!! War ich denn verrückt geworden?!? Wie konnte ich nur! Hatte nicht ich gesagt, wir sollten versuchen, miteinander freundschaftlich umzugehen, sollten lernen, einander wieder normal zu behandeln um diesen Kuss im Wald und auch den im Zelt zu vergessen? Und wer hatte nun wen geküsst, fragte ich mich sarkastisch. Gut gemacht, Sakura…sehr gut gemacht…
 

Ich lief los, ohne groß auf die protestierende Ino zu warten. Blind rannte ich durch die Straßen Konohas, völlig aufgelöst, rannte immer weiter, durch den Wald, bis ich endlich an meinem Ziel ankam… Unser alter Trainingsplatz… Sofort begann ich, alles kurz und klein zu schlagen, was mir in den Weg kam. Schon bald sah der Platz aus wie ein Schlachtfeld. Ich schlug so fest wie möglich auf den Boden, ließ all meine Wut, meine Verzweiflung und meine Verwirrung in mein Chakra fließen, bis ich einen Spalt erschuf, der mir so tief noch nie gelungen war.

Erst dann ließ ich mich zitternd auf den Boden fallen, völlig ausgepowert und ratlos. Ich hatte nun alles kaputt gemacht, redete ich mir ein. Wie sollte ich meinem Sensei nur wieder in die Augen sehen? Schon vorher war es schrecklich verkrampft zwischen uns gewesen und jetzt würde ich ihn überhaupt nicht mehr ansehen können…
 

Kraftlos legte ich mich auf den Rücken und schloss die Augen… Ich hörte mir selbst beim Atmen zu, spürte wie ich langsam ruhiger wurde, ließ mich treiben. Doch alles war sofort zurück als ich jemanden leise sagen hörte „Wow…“.

Ich schreckte hoch, sprang auf und blickte mich nach der Stimme um. „Nein…!“

„Sieh mal einer an, du hast wohl nicht geglaubt, dass ich dich wirklich wiederfinden würde? Naja, hier in Konoha ist das aber nun wirklich keine große Leistung… Da musst du nicht so erstaunt sein. Ansonsten hättest du jedoch genauso wenig eine Chance gehabt, dich zu verstecken.“

Ich starrte ihn an, zu Stein erstarrt.

„Itachi!“

Da stand er, mit einem arroganten Lächeln auf dem Gesicht und erinnerte mich in diesem Moment so stark wie nie an seinen Bruder. Doch bei ihm fühlte ich mich nicht so wie bei Itachi. Ich hatte Angst, erinnerte mich daran, wie er mich entführt und wie er mir gedroht hatte und ich dachte an nichts anderes mehr, als an seine Vergangenheit, die Gerüchte die ich über ihn gehört hatte. Ich konnte mein Ich nicht wiederfinden, wenn er mir gegenüber stand, ich war einfach unfähig mich aus der Starre loszureißen.
 

Langsam trat er auf mich zu, doch ehe ich ein paar Schritte zurückweichen konnte, blieb er stehen. Ich schloss erneut meine Augen, schmerzlich daran erinnert, dass ich das letzte Mal dennoch nicht entkommen konnte.

„Nur zu, kleine Kirschblüte, versuch es ruhig erneut, du wirst ein weiteres Mal verlieren, es ist bloß eine Frage der Zeit…“

Fieberhaft überlegte ich, was er von mir wollte, was er HIER in Konoha wollte und wie ich bloß von ihm wegkommen könnte.

Meine Gedanken überschlugen sich, er ist wegen Sasuke hier, er ist dir nur zufällig begegnet…lauf weg…mach nichts… Ich fand keine klare Antwort, tausend Möglichkeiten und nicht eine Tatsache.

„Was willst du?“, fand ich endlich meine Stimme wieder. Ich würde es ihm nicht leicht machen. Mein Kampfgeist überflutete mich, denn ich befand mich in Konoha, zuhause, das war mein Gebiet, er würde mich nicht einfach so überwältigen, nicht hier.

„Du weißt was ich will.“ Erstaunt zog ich die Luft ein. Ich wusste es? „Nein, ich habe keine Ahnung, es sei denn, du willst zu Sasuke. Der ist aber nun mal nicht hier, also bist du mir zufällig begegnet oder hast du mich gesucht?“

„Ich habe genau die gefunden, die ich gesucht habe. Ich habe dich nicht gehen lassen, nur um dich danach für immer in Ruhe zu lassen.“

„Aber WAS willst du von mir?“ Ich konnte einen leicht verzweifelten Unterton in meiner Stimme nicht verhindern.
 

Plötzlich hörte ich wie er auf mich zu sprang. Ich wich instinktiv aus, doch da ich meine Augen noch immer geschlossen hatte, hatte ich keine Chance. Itachi warf mich auf den Boden und hielt mich fest. Erschrocken schrie ich auf, als ich fiel, doch ich ließ meine Augen zu. Diese Genugtuung würde ich ihm nicht geben.

„Du bist äußerst mutig, die Augen nicht zu öffnen, wenn ich dich angreife, es gibt schlimmeres als das Tsukyomi Schätzchen, das solltest du wissen, bevor du dich mir einfach so hingibst.“ Entsetzt von der Frechheit dieser Aussage, öffnete ich meine Augen um ihn anzuschreien. „Wie bitte?!? Mich dir hingeben? Darf ich fragen was du damit sagen willst?“

Ohne auf die Gefahr zu achten blickte ich ihm fest in die Augen.

„Du bist erstaunlich leicht zu reizen, hat dir das schon mal jemand gesagt? Das könnte zu deiner größten Schwäche werden und davon hast du bekanntlich schon mehr als genug.“

Ich holte mit meinen Händen aus, um ihn von mir runter zu werfen. Er packte meine Handgelenke und verhinderte somit jeden Fluchtversuch.

„Vorausgesetzt, ich muss dir öfter begegnen, endet das jetzt jedes Mal so wie hier?“

„So muss es doch nicht enden…“ Er näherte sich meinem Hals. „Nein, nicht! Lass mich los, sofort!“

„Da scheint jemand schlechte Erinnerungen zu haben…“ Mit einem süffisanten Grinsen näherte Itachi sich meinem Hals, doch entgegen meiner Erwartung, biss er nicht wieder hinein, sondern leckte mit seiner Zunge daran entlang. Ich versuchte mich loszureißen, zappelte hin und her, und trat um mich aber ich bewegte mich kein Stück. Er war einfach zu stark.
 

Er sah wieder auf und blickte in meine Augen. Erschrocken schloss ich sie wieder und hörte ihn nur noch. „Du solltest einfach aufgeben, du hast keine Chance. Außerdem lass endlich dieses Rumgezappel, es bringt dir nichts.“ Gerade wollte ich etwas erwidern, als er mich küsste. Doch ich presste meine Lippen fest aufeinander und versuchte meinen Kopf wegzudrehen. Langsam wanderte seine Hand meinen Bauch entlang und ich versuchte erneut, aus seinem Griff zu entkommen. Plötzlich ertönte ein lauter Knall hinter uns.

Itachi stand auf und ich sprang zur Seite.

„Naruto!“

Er stand unter einem Baum und dicht neben mir war eine Briefbombe hochgegangen. „Verdammter Mistkerl, was hast du mit Sakura gemacht?“

Ich wollte auf ihn zulaufen, als Itachi sich mir in den Weg stellte und mich fest umklammerte. Ich sah verwirrt nach oben, als seine Hand mein Kinn umfasste und meinen Kopf hochzog. Sofort war ich im Tsukyomi gefangen. Langsam sackte ich zu Boden und konnte mich nicht mehr rühren. Dumpf hörte ich wie Naruto nach mir rief, als ich das Bewusstsein komplett verlor.
 

Vorsichtig öffnete ich meine Augen, zögerlich. Zu sehr war mir noch in Erinnerung, wie ich aufwachte, als Itachi mich entführt hatte. Ich sah eine weiße Decke und als ich meinen Blick weiter schweifen ließ erkannte ich ein Krankenzimmer. Neben mir stand noch ein Bett aber niemand lag darin. Ich setzte mich etwas auf, meine Kopfschmerzen hielten sich in Grenzen, als ich erschrocken aufschrie.

Auf meinem Bett lag jemand mit seinem Kopf und schlief und dieses Haar sah genauso aus wie das von Itachi. Ich versuchte, Abstand zwischen mich und ihn zu bekommen, als die Person aufsah und mich anblickte.

„Sasuke…!“ Erleichtert atmete ich aus.

„Wie geht es dir?“, besorgt musterten mich seine schwarzen Augen. „Ich…Itachi, was ist mit ihm passiert?“ Sasukes Blick verfinsterte sich. „Er ist entkommen…mal wieder.“

„Aber wie?“

„Naruto hat dich auf dem Trainingsplatz gefunden…“, er zögerte. „…auf dem Boden liegend mit Itachi über dir.“ Er sah auf, fragend.

Mit einem Rotschimmer auf dem Gesicht, erzählte ich wie Itachi mich dort überrascht hatte, ließ jedoch den Kuss aus. Sasuke musste seinen Bruder nicht noch mehr hassen als jetzt schon, sonst könnte er womöglich gar nicht mehr klar denken, wenn er ihm erneut begegnen würde.

Er hörte aufmerksam zu. „Hat er dir…etwas getan?“

Erneut blickte ich verlegen auf die Bettdecke. „Außer dem Tsukyomi? Ich denke nicht.“ Er schien nicht zufrieden mit meiner Antwort. Ehe er eine weitere Frage stellen konnte, sprach ich.

„Wie ist er entkommen? Was ist mit Naruto?“

„Naruto geht es gut, er hat nur ein paar kleinere Verletzungen. Es gab keinen richtigen Kampf. Itachi ist nach ein paar Sekunden einfach verschwunden und Naruto hat dich hierher gebracht. Und jetzt bist du hier, in meinem Krankenzimmer.“

„Wie lange habe ich denn geschlafen?“

„Bloß ein paar Stunden, er scheint dich nicht lange im Tsukyomi behalten zu haben.“ Ich nickte langsam. Nach ein paar Sekunden Stille fragte Sasuke „Weißt du, was er von dir wollte?“

„Ich habe keine Ahnung…“
 

So, ich habe keine Ahnung wie man die Txte unterhalb der FF verfassen kann, also schreibe ich das jetzt mal hier, während die nächsten drei oder vier Kapitel noch überprüft werden. Ich habe 13 Leute, die meine Geschichte als Favorit haben und nur drei schreiben Kommentare zu der FF. Mir ist natürlich schon klar, dass es ein Riesenangebot gibt, was Naruto FFs angeht aber es wäre sehr nett von allen den anderen wenn sie auch einfach mal kurz sagen würden, was sie an der Geschichte mögen. Ich stelle natürlich weiterhin für die drei Kommischreiber on aber es ist irgendwie etwas demotivierend, wenn nur die drei mir ein Feedback geben. also bitte schreibt mir was. Liebe Grüße PinkLady18

"Lüge"

20 „Lüge“
 

Still saßen Sasuke und ich im Zimmer. Es klopfte an der Tür und ein Arzt kam herein. „Ah wie schön, du bist wach Sakura! Dann lass mich doch gleich mal sehen, wie es dir geht.“

Nach einer kurzen Untersuchung erlaubte mir der Arzt nach Hause zu gehen. Sasuke wurde ebenfalls entlassen und gemeinsam liefen wir nach unten und durch die Eingangshalle nach draußen. Langsam gingen wir durch die Straßen Konohas.

„Deine Verstauchungen sind ziemlich schnell geheilt, Sasuke. Dabei waren sie doch sehr schwerwiegend…“

„Deine waren auch nicht gerade leicht.“ Wieder Schweigen.

„Ich danke dir, dass du mich beschützt hast, als ich bewusstlos war…“

Verwundert zog ich die Augenbrauen hoch. Er bedankte sich? Er sah hoch und wirkte dabei so ernst, dass ich sofort losstammelte. „Äh, also…gern geschehen, war doch selbstverständlich aber besonders lange hätte ich diese Typen nicht mehr hinhalten können. Zum Glück kamen dann Kakashi und Naruto.“ Ich lachte nervös. „Jaah…zum Glück…“

„Stimmt etwas nicht?“

„Alles in Ordnung.“
 

Wir kamen an einer Kreuzung an, Sasuke musste nach links und ich nach rechts. Etwas unsicher, wie ich mich von ihm verabschieden sollte, stand ich einen Moment einfach nur da. Da hörten wir Naruto die Straße herunter rufen. „Sakura!!! Sasuke! Ihr seid ja wieder aus dem Krankenhaus entlassen! Mensch, das hättet ihr mir doch sagen können. Dürft ihr schon wieder trainieren? Ach ja, Sakura, geht es dir denn wirklich besser? Vielleicht solltest du dich noch etwas ausruhen…“

Glücklich über diese kleine Unterbrechung lachte ich Naruto an. „Na klar, mir geht es bestens! Das bisschen an Kampf kann mir doch nichts anhaben. Von mir aus können wir gleich morgen wieder trainieren.“

„Ich schau heute mal bei Kakashi vorbei, den habe ich schon ein paar Tage nicht mehr gesehen und frage ihn, ob wir uns morgen treffen. Also dann, ich muss weiter, ich habe heute kaum was gegessen, also muss ich jetzt wirklich los.“ Lachend lief er weiter.
 

„Also dann Sasuke, ich geh jetzt auch, wir sehen uns ja wahrscheinlich beim Training." Die Chance nutzend wollte ich sofort losgehen, als er mich am Arm festhielt.

„Wolltest du dich etwa so von mir verabschieden?“

Ein Rotschimmer legte sich auf mein Gesicht und ich sah nach unten. „Ach Sakura… schau mich mal an.“, seufzte er.

Augenblicklich sah ich in seine Augen. Er gab mir einen kleinen Kuss und strich durch mein Haar. „Wir sehen uns am Samstag.“, flüsterte er, bevor er sich umdrehte und ging.

Einen Moment blieb ich noch so stehen, dann drehte auch ich mich um und ging nach Hause.

Samstag… Das hatte ich beinah vergessen. Er wollte mich also immer noch treffen? Aber wollte ich das auch?
 

Ich öffnete die Haustür und stand meiner Mutter gegenüber.

„Sakura! Ich wollte gerade los, mir wurde gesagt, du seist im Krankenhaus! Was machst du denn hier? Geht es dir gut?“ Überwältigt von ihrer schnellen Rede sagte ich erstmal gar nichts. Dann fing ich an sie zu beruhigen. „Mama, es ist alles in Ordnung. Ich war nur für ein paar Stunden im Krankenhaus, das war keine große Sache. Ich hatte eine Begegnung mit einem feindlichen Ninja aber der ist schon wieder weg und ich war nur bewusstlos.“

Das war die harmlose Version, die einzige die geeignet war um sie meiner Mutter zu erzählen. Ansonsten würde sie schnurstracks zu Tsunade laufen und sie wieder mal zusammenstauchen, woraufhin diese mir für eine Weile nur noch langweilige Missionen geben würde. „Ein feindlicher Ninja?! Wie kommt der denn ins Dorf? Ich sollte unbedingt mit Tsunade darüber sprechen , anscheinend macht sie sich überhaupt keine Gedanken um deine Sicherheit mehr…“ „Quatsch, es war die Schuld von niemandem, feindliche Ninjas tauchen nun mal ab und an auch hier auf, das ist nicht ungewöhnlich. Es ist alles gut, du brauchst nicht zu ihr gehen, sie…oh.“

In diesem Moment fiel mir ein, weshalb Kakashi überhaupt zu mir gekommen war. Ich sollte doch zu Tsunade!

Mit einer kurzen Entschuldigung an meine Mutter, ließ ich sie einfach stehen und rannte aus dem Haus.
 

So ein Mist, ich war bestimmt schon einige Stunden zu spät! Es war schon beinah Abend. So schnell es ging, kam ich außer Atem bei Tsunade an. Ich klopfte und hörte, wie die Hokage mich herein bat. „Sakura! Du solltest doch eigentlich im Krankenhaus sein!“, sagte sie streng. „Wie geht es dir? Bist du etwa abgehauen?“

„Nein, nein. Ich wurde vorhin entlassen und da erst fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, mich hier bei dir zu melden! Entschuldige bitte, du bist ja schließlich sehr beschäftigt.“

„Ach, halb so wild, Hauptsache es geht dir gut. Das mit dem Beschäftigt sein stimmt aber, besonders wegen dir. Du hast uns ja einen schönen Schreck eingejagt, bei deiner Begegnung mit Itachi Uchiha.“

Ich schauderte, als sie seinen Namen aussprach.

„Du weißt nicht zufällig, was er von dir wollte?“, fragte sie mit wenig Hoffnung auf eine positive Antwort in der Stimme.

„Nein. Nicht das kleinste bisschen, obwohl ich es ihn mehrmals gefragt habe.“

„Du hast mit ihm gesprochen?“, kam es verwundert von ihr.

„Naja, mehr oder weniger. Eine Unterhaltung würde ich es nicht nennen und viel kam auch nicht dabei heraus aber zumindest hat er gesagt, dass er nicht zu Sasuke wollte.“

„Ich verstehe das nicht, woher kennt Itachi dich? Und was will er von dir? Bist du ihm vorher vielleicht schon einmal begegnet?“
 

Ich überlegte einen Moment, ob ich ihr von der Entführung im Wald erzählen sollte. War das etwas, was sie wissen sollte? Ich entschied mich dagegen. Es ging hier nicht um mich und bisher war Itachi jedes Mal verschwunden ohne mir wirklich etwas getan zu haben, was jawohl mehr als seltsam war. Doch er hatte mich gefunden, wie er es gesagt hatte… Ich schüttelte den Kopf. Er hatte einfach in Konoha nach mir gesucht, das war nicht weiter schwierig. „Also hast du ihn vorher nie gesehen?“

Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder Tsunade zu.

„Nein, ich habe nur Gerüchte gehört. Ansonsten weiß ich nichts über ihn, außer dem was alle über Sasukes Geschichte wissen. Und genau darum sollte es jetzt gehen. Itachi wird nicht so bald wieder hier auftauchen, Konoha wird nun zu gut bewacht, also sollten wir uns doch darum kümmern, weshalb Kakashi, Naruto und ich überhaupt auf die Mission geschickt wurden, nämlich um Sasukes Entführer.“

Tsunade nickte. „Das ist einer der wichtigsten Punkte, die ich im Moment zu bearbeiten habe. Dennoch sollten wir Itachi nicht ganz außer Acht lassen. Ich werde Nachforschungen anstellen lassen. Und wo wir gerade dabei sind… ich weiß, das ist jetzt etwas ungünstig aber hast du etwas Neues über deinen Trank und das „Spiegelsilber“ herausfinden können?“

„Nein, nicht wirklich, auf der Mission hatte ich auch äußerst wenig Zeit dazu. Aber… wir wissen nicht wieso Itachi mich gesucht hat. Vielleicht hat der Trank etwas damit zu tun, wenn es auch seltsam klingt?“

„Eine von tausenden Möglichkeiten aber wir werden uns damit noch genauer beschäftigen.“, seufzte Tsunade. „Bevor du gehst, habe ich noch eine Frage. Weißt du, was im Moment mit Kakashi los ist?“
 

Ich zuckte unmerklich zusammen.

„Geht es dir nicht gut? Du bist ja auf einmal ganz blass.“

„Nein, alles bestens, vielleicht kommt das daher, dass ich bloß etwas Schlaf brauche. Also was wolltest du sagen?“

Misstrauisch beäugte sie mich. Dann sprach sie erneut.

„Kakashi verhält sich in letzter Zeit ziemlich seltsam. Er ist noch schweigsamer als sonst und dass, ohne das er diese blöde Buch von Jiraya liest. Ist dir etwas aufgefallen, während ihr auf eurer Mission wart?“ Fragend blickte sie mich an.

„Nun, ich denke, das kommt daher, dass er sich Sorgen gemacht hat, weil wir Sasuke nicht finden konnten und jetzt, weil wir nicht wissen wer seine Entführer waren.“, sagte ich langsam. „Ansonsten ist er aber eigentlich wie immer.“

Sakura, du bist eine schreckliche Lügnerin, rief ich mir selbst zu. „Naja gut. Danke für deine Hilfe, du kannst jetzt gehen. Für dein Training werde ich in den nächsten Tagen wohl erstmal keine Zeit finden aber du hast ja noch Kakashi. Jetzt wo Sasuke auch aus dem Krankenhaus raus ist, könnt ihr sicher bald wieder mit dem Training anfangen.“ Ich verabschiedete mich schnell und ging nach draußen.
 

Ja…jetzt würden wir sicher schnell wieder zu trainieren beginnen…und ich freute mich schon, wenn ich daran dachte, dass ich mit Kakashi und Sasuke zusammen trainieren musste. Kakashi würde ich seit dieser verrückten Sache das erste Mal wieder sehen und Sasuke… „Wir sehen uns am Samstag.“

Resigniert seufzte ich. Ich würde am besten die ganze Zeit nur mit Naruto kämpfen…
 

Als ich zuhause ankam, war es bereits sehr dunkel und ich war genau rechtzeitig da, um mit meinen Eltern zu essen. Während wie aßen, regte mein Vater sich auch noch mal darüber auf, dass seine Tochter im eigenen Dorf von einem S-Rang-Ninja angegriffen wurde und meinte, dass er sich wirklich mal mit meinem Sensei und der Hokage unterhalten müsse. Nach ein paar Minuten anstrengender Überzeugungsarbeit konnte ich ihm das zum Glück ausreden.

Nach dem Essen ging ich erschöpft nach oben und nahm ein Bad. Ich merkte wie ich langsam müde wurde und stieg aus der Wanne. Nach dem Abtrocknen und umziehen, stand ich vor dem Spiegel und föhnte meine Haare.
 

Plötzlich entdeckte ich etwas an meinem Hals und schrie erschrocken auf. Der Föhn fiel mir aus der Hand und ich starrte wie gebannt auf die Stelle an meinem Hals.

Leicht gerötet befand sich dort eine dunkle Bissstelle, die ich bisher noch gar nicht bemerkt hatte. Zögerlich hob ich den Föhn auf und machte ihn aus. Dann lehnte ich mich nochmal näher zum Spiegel und besah mir die Stelle. Ich trug selten größere Ausschnitte und daher war mir dieser Fleck wohl auch noch nicht aufgefallen.

Dieser Itachi! Was fiel dem ein? Nachdem ich mich ein paar Minuten aufgeregt hatte, beruhigte ich mich langsam wieder. Der Biss würde bald verheilt sein, auch jetzt war er nicht besonders groß. Ich würde ihn einfach eine Weile verstecken müssen…
 

Als ich im Bett lag machte ich mir noch ein paar Gedanken zum morgigen Training. Naruto hatte meiner Mutter eine Nachricht gegeben, dass wir gleich am nächsten Tag wieder anfangen würden. Wie sollte ich das bloß hinter mich bringen?!?

"Besitz"

21 „Besitz“
 

Früh um acht klingelte mein Wecker und ich konnte mich heute so gar nicht dazu bringen aufzustehen. Ein paar Minuten später klingelte er wieder und ich setzte mich mürrisch auf. Ein langsamer Blick auf den Wecker ließ mich wach werden.

Waah! Es ist schon viertel nach acht, wie soll ich das schaffen?

Ich rannte ins Bad und machte mich fertig, zog mir schnell meine Trainingskleidung an und lief nach unten. In der Küche nahm ich mir nur ein Toast auf die Hand und schon war ich aus der Haustür gelaufen.

Während ich mich auf den Weg zum Training machte, kreisten meine Gedanken nur um zwei Dinge.

Erstens, wie sollte ich mich Kakashi gegenüber verhalten?

Und zweitens, wie sollte ich mich Sasuke gegenüber verhalten?!?
 

Schockiert blieb ich stehen. Wenn Sasuke mich so begrüßen würde wie er mich gestern verabschiedet hatte…Was würde Kakashi davon halten? Und wenn Kakashi irgendetwas tat, das Sasuke misstrauisch machen würde?

Verzweifelt setzte ich mich auf einen Stein und überlegte fieberhaft, wie ich diese Probleme nur lösen sollte. Die Lösung präsentierte sich mir als plötzlich auftauchender Naruto, der völlig außer Atem war, vermutlich, weil das Training jeden Moment beginnen sollte. Er blieb direkt vor mir stehen.

„Guten Morgen Sakura! Bist du auch zu spät? Los komm, wir müssen uns beeilen, sonst ist selbst Kakashi-Sensei vor uns da.“

Ich nickte. „Gut, dann lass uns gehen.“

Wir gingen die letzten paar Meter bis zum Trainingsplatz und trafen auf Sasuke und Kakashi. Sie standen wie immer unter einem Baum im Schatten, Sasuke still an den Stamm gelehnt, Kakashi mit seinem Lieblingsbuch in der Hand.
 

Als wir ankamen, sah Kakashi nicht mal auf. „Ihr seid zu spät.“ Naruto fing sofort an zu protestieren. „Kakashi-Sensei! Wir sind nicht zu spät, wir sind genau pünktlich. Nur weil sie früher als sonst da sind, bedeutet das nicht, dass wir dann automatisch zu spät sind!“ Ihn einfach ignorierend kam Kakashi in die Mitte des Trainingsplatzes. „Wir hatten länger kein Training mehr und ich habe beschlossen, euch heute alle einmal zu testen. Ich bin sicher, ihr seid schwächer geworden.“

Damit erreichte er genau das, was er wollte nämlich, dass Narutos Ehrgeiz geweckt wurde. Er war sofort Feuer und Flamme. Sasuke stand noch immer schweigend unter dem Baum. Ich aber hatte überhaupt kein gutes Gefühl bei der Sache. Still wartete ich auf Kakashis nächste Anweisungen.

„Dieser Test wird folgendermaßen ablaufen. Jeder von euch kämpft einzeln gegen mich. Naruto beginnt, dann kommt Sakura und am Ende Sasuke. Es ist alles erlaubt aber erwartet nicht zu viel. Ihr werdet vermutlich wenige Chancen haben. So lange, wie ihr noch nicht dran seid, wartet ihr besser etwas weiter abseits, da vorn unter dem Baum bei Sasuke.“
 

Jeder von uns…einzeln… Ich wurde langsam panisch.

War das etwa meine Strafe?

Zögerlich ging ich zu Sasuke und setzte mich auf einen Ast über ihm. Er sprang ebenfalls auf den Baum und setzte sich schweigend neben mich. Naruto lief in die Mitte des Platzes und stellte sich Kakashi gegenüber auf.

Nachdem er das Startzeichen gegeben hatte, griff Naruto sofort an und die beiden kämpften über eine Stunde bis Kakashi den Kampf beendete. Er hinderte Naruto daran sein Rasengan einzusetzen und nickte ihm zu. Anscheinend hatte er sich nicht schlecht angestellt…
 

Völlig in Gedanken versunken, hörte ich auf einmal wie Sasuke mich ansprach. „Sakura, du bist dran! Hey, bist du noch da?“

Ich sah erschrocken zu ihm. Jetzt schon?

Ich sprang von dem Baum herunter und ging langsam auf Kakashi zu. Er sah mich mit einem unergründlichen Blick an. Einen Moment stockte ich kurz, dann stellte ich mich an den Platz gegenüber von ihm. Warum ich? fragte ich mich selbst ergeben. Was habe ich bloß verbrochen…

Kakashi sah mich noch einmal an und mit einem kurzen Blick zur Seite stellte ich fest, dass Naruto und Sasuke von dem Baum aus genau beobachteten, was sich hier abspielte. Naruto machte wilde Zeichen und ich seufzte leise und drehte mich wieder zu Kakashi. Ein letzter suchender Blick in sein Auge und er gab das Startsignal.
 

Abwartend beobachtete ich was er tat. Doch er machte scheinbar dasselbe wie ich, denn auch er rührte sich nicht vom Fleck. Ein paar Sekunden standen wir uns bloß gegenüber.

Normalerweise war es nicht meine Art, sofort anzugreifen ohne meinen Gegner vorher etwas durchschaut zu haben, doch da ich Kakashi schon oft beim Kämpfen zugesehen hatte und er in dieser Testversion etwas von mir erwartete, sprang ich schnell in die Luft. Ich erschuf drei Schattendoppelgänger und wir liefen zu viert um ihn herum. Mir war natürlich klar, dass er mit seinem Sharingan sofort erkennen konnte, wo ich mich befand, doch er hatte es noch verdeckt, was wohl auch hieß, dass er mich unterschätzte. Also ließ ich die Doppelgänger angreifen und sprang selbst in die Luft.

Ich zielte auf Kakashi und sprang auf ihn zu, meine linke Faust auf ihn gerichtet. Im letzten Moment drehte er sich um, bemerkte mich und sprang zur Seite, als ich auch schon den Boden traf und einen riesigen Spalt erzeugte.

Er war weit genug weg und ich erschuf erneut ein paar Doppelgänger. Diese schickte ich auf ihn zu, während ich auf einen Ast in der Nähe sprang. Er hatte bereits alle von ihnen besiegt, als er sich umsah und aufmerksam wartete. Ich ließ eine Briefbombe hinter ihm explodieren und er drehte sich ruckartig in diese Richtung. Im selben Moment kam ich aus meinem Versteck und lief auf ihn zu. Gerade als ich ihn von hinten angreifen wollte, drehte er sich um.

Er hatte es also doch durchschaut.
 

Ich schlug nach ihm und während er auswich, ging er weiter nach hinten. Mit weit ausgeholten Schlägen versuchte ich immer wieder ihn zu treffen, nur ein einziges Mal!

Spielend leicht schien er den Schlägen zu entkommen, er musste sich scheinbar noch nicht mal anstrengen. Da stieß er mit seinem Rücken gegen einen Baum. Sein Auge weitete sich, doch ich war bereits hoch gesprungen und trat mit aller Kraft nach ihm. Im letzten Moment, sprang er hoch, während der Baumstamm hinter ihm in tausend Teile zersplitterte.

Sofort drehte ich mich wieder um und suchte hektisch nach ihm. Hastig ließ ich meinen Blick schweife, suchte alle Seiten ab, wohl wissend wo er sich befand. Plötzlich schlug ich auf den Boden vor mir und ein paar Meter weiter sprang Kakashi aus dem breiten Riss. Er lief auf mich zu, doch ich drehte mich um, warf dabei ein Kunai auf ihn und… hatte richtig geraten.
 

Der echte Kakashi griff mich von hinten an, während der andere hinter mir durch mein Kunai verschwand. Sich nicht durch meine Erkenntnis aus der Ruhe bringen lassend, holte mein Sensei aus und wir kämpften mit einem schnellen Handwechsel. Ich machte ein paar Handstände und konnte gerade so ausweichen, als er mich doch noch traf.

Es war kein besonders harter Schlag, was mir bewusst machte, dass er mich entweder schonte oder mich in Sicherheit wiegen wollte. Mit einem wütenden Aufschrei schlug ich direkt vor seinen Füßen einen weiteren Spalt in den Boden und während er ausweichend in die Luft sprang warf ich einige Kunais hinter ihm her. Er wurde nicht getroffen, musste jedoch ein weiteres Mal ausweichen und so traf ich ihn mit einem Schlag in die Seite. Er ließ sich jedoch kaum etwas anmerken, denn sofort verschwand er wieder aus meinem Sichtfeld.
 

Bevor ich mich suchend umdrehen konnte, spürte ich eine kalte Klinge an meinem Hals. Er stand direkt hinter mir.

Schwer atmend verharrte ich einen Moment so, als ich mich bereit machte, das Kunai aus seiner Hand zu schleudern. In diesem Augenblick sagte er etwas direkt in mein Ohr.

„Ino kann sich an nichts erinnern, richtig?“

Ich erstarrte.

„Lass dir nichts anmerken, Naruto uns Sasuke beobachten uns genau.“

Ich schloss meine Augen. Mit einem Schlag nach hinten, duckte ich mich und entkam knapp seinem Kunai an meinem Hals, ich drehte mich um und fing erneut an, nach ihm zu schlagen, doch er konnte wieder ausweichen.

„Was wird das hier eigentlich?“, brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, kaum in der Lage meine Wut zu kontrollieren.

„Kann sie sich an etwas erinnern oder nicht?“

Knapp konnte er einem Schlag neben seinem Kopf entkommen und ich hörte ihn nach Luft schnappen. Ich trat fest auf den Boden und er stolperte leicht, weil der Spalt ihn beinah mit hinab riss.
 

„Und wenn es so wäre?“, fragte ich wütend. Er fing sich wieder und trat etwas zurück, während er weiterhin meinen Schlägen auswich. „Das wäre nicht gut, weder für dich noch für mich.“

Ich hielt einen Moment inne und starrte ihn an.

„Was soll das heißen?“

Ich fiel, ohne dass ich es vorhergesehen hatte, blitzschnell hatte er mich mit zwei Handgriffen in den Spalt geworfen. Zwar hatte ich damit nicht gerechnet, doch waren meine Reflexe schnell genug, um ihn mit mir zu ziehen. Wir kamen beide zum Stillstand, als wir uns mit Chakra in unseren Füßen an der Wand festhielten.

„Glaubst du, dass irgendjemand das gutheißen würde?“

Er atmete noch nicht mal schwer, ich konnte es kaum glauben, da ich selbst kaum noch Luft bekam.

„WAS gutheißen würde?“, fragte ich.
 

Er packte meine Handgelenke und zog mich mit nach oben. Mit einer Hand um meine Hüfte, half er mir hoch, doch ich schlug sie zornig weg. Er sah mich eindringlich an und beendete den Kampf.

„Darüber reden wir noch…“, kam es zischend von mir, während ich zurück zum Baum ging.

Kakashi rief Sasuke zu, er brauche eine halbe Stunde Pause und legte sich in den Schatten eines weiteren Baumes, gegenüber von uns. Ich drehte ich um und blickte zu ihm. Dann ging ich weiter und richtete meinen Blick gerade wieder nach vorn, als jemand meinen linken Arm packte und mit sich zog.

„Sasuke…!“
 

Ohne mich anzusehen, ging er einfach weiter und verschwand mit mir im Wald. Nach ein paar Metern blieb er stehen.

Ich wollte gerade zu Sprechen ansetzen, als er mich gegen einen Baum lehnte und seine Hände rechts und links von mir abstützte.

Ich zuckte zusammen und sah hoch in sein Gesicht.

„Sasuke, was…?“ Er schnitt mir das Wort ab.

„Was will er von dir?“, fragte er mit leiser Stimme.

Verwirrt sah ich in seine Augen. „Wer?“.

„Kakashi! Wieso lässt er dich nicht in Ruhe?“

Langsam machte er mir Angst. Es war doch nichts passiert…

„Aber was tut er denn?“, fragte ich ihn langsam. Er lachte spöttisch. „Dir ist nicht aufgefallen, dass er dich anstarrt, dass er dich länger als nötig anfasst, dass er dich anders behandelt als Naruto und mich und dass er dich nicht ernsthaft angreift?“

„Was? Wie kommst du denn darauf? Hast du nicht gesehen, wie er jedem meiner Schläge ausweichen konnte und wie er mich in den Spalt geschubst hat?“
 

Er kam meinem Gesicht näher, sah mir direkt in die Augen.

„Ich habe auch gesehen, dass er dir ins Ohr geflüstert hat und, dass ihr scheinbar ein äußerst interessantes Gespräch geführt habt. ‚Lass dir nichts anmerken, Naruto und Sasuke beobachten uns genau.‘ Du weißt, dass ich mit meinem Sharingan auch Lippen lesen kann?“

Obwohl ich innerlich zutiefst erschrocken war, zwang ich mich zur Ruhe. „Nein, das wusste ich nicht. Aber was unterstellst du mir hier eigentlich? Was soll das werden, wenn es fertig ist? Wer bist du, dass du mir solche Fragen stellen darfst?“

Meine Stimme klang schärfer, als sie eigentlich sollte, doch meine Angst war auf einmal Wut gewichen. Sasuke hatte kein Recht mich so etwas zu fragen. Diese Tatsache schien er geflissentlich ignorieren zu wollen.
 

Er hielt mein Kinn fest und sah mir tief in die Augen.

„Ich will nicht, dass er dich so ansieht wie ich…“, sagte er leise.

Ich riss die Augen auf. „Er sieht mich niemals so an! Und du, tust das doch auch nur wann es dir passt, du…“ Er ließ mich nicht ausreden, sondern drückte sanft seine Lippen auf meine.

„Ich sehe dich immer so an, du merkst es bloß nicht, Sakura-chan…“, lächelte er.

„Aber was…“

„Ich will, dass er von uns weiß.“

„Was von uns weiß…?“, fragte ich zögernd. Ich hatte Angst vor der Antwort.

Er hob meine Kette mit dem Ring von meinem Hals und hielt sie mir vor Augen. Gebannt blickte ich darauf.

„Dass du mir gehörst…“

"Aggressiver Tag"

22 „Aggressiver Tag“
 

Er hob meine Kette mit dem Ring von meinem Hals und hielt sie mir vor Augen. Gebannt blickte ich darauf.

„Dass du mir gehörst…“
 

Stille. Stille überall um mich herum. Und Dunkelheit. Alles so dunkel.

Was hatte er gesagt? Ich gehörte ihm? Nein, das musst du falsch verstanden haben. Sakura, denk nach, was sollte das auch bedeuten? Gedanken rasten durch meinen Kopf, doch ich hörte sie nicht. Ich hörte gar nichts, die Zeit blieb stehen.

„Dass du mir gehörst…“

Wie durch einen Tunnel fiel ich zurück in die Realität. Ich starrte ihn an, wie hypnotisiert.

Und dann erwachte ich. „Was?!“

Er sah mich an und fesselte mich mit seinem Blick.
 

“Du hast mich schon verstanden. Ich will, dass Kakashi erfährt, dass du nicht zu haben bist. Ich will, dass er seine Finger von dir lässt!“ Nur langsam kam der Sinn seiner Worte bei mir an.

„Du bist verrückt…“ Stirnrunzelnd sah er mich an.

„Was denkst du eigentlich, wer du bist? Ich bin doch kein Gegenstand, den man einfach besitzen kann! Ich bin ein Mensch, aus Fleisch und Blut aber DU hast das jahrelang überhaupt nicht gesehen. Nicht das kleinste bisschen! Du hast mich ignoriert oder mich nervig genannt, du hast mich behandelt, als wäre ich eine lästige Krankheit! Und jetzt glaubst du, dir anmaßen zu können, mich als dein Eigentum zu bezeichnen???“

Meine Stimme, voller Zorn, wurde immer lauter.

„Ich fasse es nicht! Ich brauche dich nicht, also glaube ja nicht, dass du mich wie eine Puppe hervorholen und wieder zurückstellen kannst, wann immer du Lust dazu hast! Ich habe genug von deinen Spielchen und vor allem von deinem arroganten Verhalten, ich…!“
 

Er drückte mich dicht an den Baum, mit einer Hand auf meinem Mund. „Vorsicht. Das ist doch wohl nicht dein Ernst? Ich habe dich doch niemals behandelt, als wärst du eine lästige Krankheit! Wie kannst du nur glauben, dass ich dich jemals so sehen würde?“

Ich zappelte und versuchte mich zu befreien. Er hielt mich weiter fest.

„Sakura,…“, seine Stimme wurde sanft. „…ich will doch nur, dass wir zusammen sein können und, dass Kakashi aufhört dir nachzustellen. Ist das zu viel verlangt? Natürlich werde ich dich nicht wie eine Puppe behandeln, dafür bedeutest du mir doch viel zu viel. Wenn…“

Fest trat ich auf den Boden und er musste gezwungenermaßen meine Arme loslassen und nach hinten springen um nicht in den Spalt im Boden zu fallen.

„Sasuke! Lass endlich Kakashi aus dem Spiel, er ist mein Sensei, genauso wie deiner und du hast kein Recht ihm so etwas zu unterstellen!“ Wie um das zu unterstreichen, schlug ich gegen einen Stamm neben ihm und ließ ihn zersplittern. „Du hast überhaupt keine Ahnung, wer ich bin oder was mich ausmacht und es steht dir nicht zu, mich als dein Eigentum zu behandeln! Es reicht mir, hier nimm deine Kette zurück!“
 

Ich wollte sie abnehmen, als er neben mir stand und versuchte, mich daran zu hindern. Als er mit seinen beiden Händen dazukam, riss mein Oberteil ein.

Plötzlich hielt er inne.

Ich sah auf, bemerkte wohin er blickte und hielt schnell den Stoff über meinen Hals. Doch in seinen Augen bemerkte ich einen gefährlichen Ausdruck. Ohne auf meinen Widerstand zu achten, drückte er mich wieder gegen den Baumstamm und riss meine Hände nach unten. Mit einer Hand hielt er sie fest, während er mit der anderen nach meinem Kragen griff und ihn beiseite schob. Kalt musterte er die Bissstelle an meinem Hals, die ich versucht hatte zu verbergen.

„Sag mir nicht, dass er das war…!“ sagte er langsam, mit so viel unterdrücktem Zorn in seiner Stimme, dass ich erschrocken zusammenzuckte. Er bemerkte es und mit einem letzten Blick auf dir rote Stelle, ließ er mich los und drehte sich um.

„Sasuke, warte!!! Ich fürchte, du denkst etwas ganz Falsches…!“ Er hörte nicht auf mich, sondern verschwand in den Büschen. Richtung Trainingsplatz…
 

Nein!

Ich lief hinter ihm her, sprang hoch in die Bäume und beeilte mich, ihn einzuholen. Als ich am Trainingsplatz ankam, waren Kakashi und er jedoch bereits mitten in einem Kampf. Zögernd blickte ich zu Naruto, der interessiert auf einem Ast saß und zusah. Ich lief zu ihm und setzte mich ebenfalls.

„Naruto…“ begann ich leise. Er sah auf.

„Hat dieser Kampf ganz normal angefangen?“, fragte ich zweifelnd. Er nickte. „Sicher, Sasuke kam aus dem Wald gelaufen und Kakashi hat bereits auf ihn gewartet, sie haben gleich mit dem Kämpfen begonnen. Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst sehr blass aus…“ „Mir geht es gut.“, sagte ich fest.

Das war überhaupt nicht gut! Ich richtete meinen Blick auf Sasuke und Kakashi. Sie kämpften hart aber beherrscht. Kakashi hielt sich noch zurück, ebenso Sasuke aber ich meinte, ihm ansehen zu können, dass er wütend war. Er verstand das alles völlig falsch! Aber ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass Itachi mich gebissen hatte, er wusste ja nicht mal von meiner Entführung durch ihn, niemand wusste davon.

Was sollte ich denn bloß tun? Und wieso war Sasuke bloß so verdammt eifersüchtig, wo wir doch nicht mal zusammen waren. Über den Schreck, hinter ihm herzulaufen, war meine Wut auf ihn vorerst verschwunden, doch jetzt kehrte sie langsam zurück.
 

Er hatte mich als sein Eigentum bezeichnet, wie konnte er es wagen! Nicht einmal hatte er überhaupt darüber gesprochen, dass er mich so oft geküsst hatte und dann so etwas! Vor Wut schnaubend blickte ich weiter auf das Kampfgeschehen.

Naruto riskierte einen Blick zur Seite.

„Ähm… ist echt alles klar bei dir? Du scheinst ziemlich sauer zu sein…“

„Nein Naruto, es ist alles bestens, ich hoffe nur, dass Kakashi Sasuke mal so richtig bekämpft und leiden lässt. Seine Arroganz braucht dringend einen Dämpfer.“, sagte ich in dem harmlosesten Tonfall, zu dem ich in der Lage war.

„Also weißt du…ich denke, ich setze mich besser nach unten. Ich bin etwas kaputt, nicht dass ich noch herunterfalle…ähähä“ Sich verlegen den Kopf kratzend, sprang er von dem Baum herunter und ließ sich mit einem vorsichtigen Blick auf mich neben dem Stamm nieder.

Dieses Verhalten brachte mich fast schon wieder zum Lachen, doch ich konnte mich leider wenig beherrschen. Sasuke hatte mich rasend wütend gemacht und ich hatte Mühe und Not nicht alles kurz und klein zu schlagen, was mir in den Weg kam. Ernst sah ich weiter dem Kampf zu, der mittlerweile sehr viel schneller geworden war.
 

Doch so lange Kakashi… In diesem Augenblick, hob er sein Stirnband an und zeigte sein Sharingan Auge. Jetzt schien er den Kampf also als gefährlich einzustufen, denn nicht umsonst verbarg er diese geheime Fähigkeit für gewöhnlich.

Ich runzelte die Stirn. Sollte das nicht bloß ein „Testkampf“ werden? Kakashi wollte doch bloß sehen, wie es um unsere momentane Verfassung stand. Bei Naruto hatte er den Kampf abgebrochen, sobald Naruto sein Rasengan einsetzen wollte. Warum also, ging er bei Sasuke so weit, dass er sein Sharingan dafür benötigte?

Stutzig beobachtete ich die Gesichtszüge der beiden. Bei Sasuke war wie immer kaum etwas zu sehen, doch erkannte man, dass er angespannt wirkte. Kakashi dagegen… Er blickte beinah zornig, auf jeden Fall viel zu ernst für so einen einfachen Übungskampf.
 

Langsam machte ich mir Sorgen. Die beiden mussten voneinander getrennt werden und zwar plötzlich.

Ich wendete mein Gesicht nach unten. „Naruto!“

Er blickte zögernd hoch. „Meinst du nicht, wir sollten so langsam mal zum Ende kommen? Immerhin ist es schon Mittag und ich sterbe fast vor Hunger. Lass uns den beiden sagen, sie haben genug gekämpft.“ Er lächelte und sagte, „Ja, so ähnlich habe ich mir das auch gedacht, ich habe einen Riesenhunger und Sensei Kakashi und Sasuke scheinen überhaupt nicht darauf zu achten, wie lange sie schon kämpfen.“

Er stand auf und rief etwas zu ihnen herüber.

„Hey, Sensei Kakashi, Sasuke, wir haben Hunger, ihr habt genug gekämpft! Los, lasst uns lieber alle was essen gehen.“
 

Wie aus einer Starre erwacht, sahen die beiden kurz herüber, ohne den anderen allzu lange aus den Augen zu lassen. Unmerklich nickte Kakashi und beendete den Kampf. Ohne sich noch einmal anzusehen, kamen sie zu uns herüber. Das war kein besonders gutes Zeichen.

Nervös lächelte ich sie an. „Ihr müsst es doch nicht gleich so übertreiben. Das war doch bloß ein Test.“

Keine Antwort. Nicht gut.

Gemeinsam gingen wir den Weg durch den Wald entlang. Kakashi war ganz links, daneben Naruto, dann Sasuke und ich ganz rechts außen. Eisiges Schweigen.

Irgendwann begannen Naruto und ich eine Unterhaltung über seine Lieblingsramen und obwohl mich das Thema kein bisschen interessierte, war ich froh, die Stille damit zu durchbrechen.

Weder Kakashi noch Sasuke sagten auch nur ein Wort.
 

Irgendwann fragte Naruto, „Sag mal, Sakura, ich will dir ja nicht zu nahe treten aber ist es normal, dass dein Oberteil so eingerissen ist? Und darunter scheinst du eine ziemliche Verletzung zu haben, sieht aus wie ein großer Biss… “

Erstarrt blickte ich ihn einen Moment an, dann kam mir eine Idee. „Nein, natürlich nicht.“, sagte ich missbilligend. Dann lächelte ich etwas zerknirscht. "Das ist vorhin bei meinem Kampf mit Kakashi passiert.“

Ich warf Sasuke einen schnellen Blick zu.

„Ich bin an ein paar Sträuchern hängen geblieben. Und der Biss, tja weißt du, Ino hat seit ein paar Tagen eine Katze. Die ist noch ziemlich jung und wahnsinnig niedlich. Ich habe sie auf den Arm genommen und erst war sie auch ganz brav. Doch dann hab ich sie wohl leider falsch angefasst, denn sie hat mich einfach in den Hals gebissen. Du weißt ja, wie man kleine Katzen hält, da ist es kein Wunder, dass sie so gut an diese Stelle herankam.“

Das war keine allzu große Lüge, Ino hatte tatsächlich eine kleine Katze, bloß hatte ich diese erstens noch nicht gesehen und zweitens war sie nach Aussagen Inos absolut brav und lieb. Bloß kam mir diese Ausrede einfach sehr gelegen, so dass mein Gewissen gut damit leben konnte, ihrer Katze so etwas zuzuschreiben.
 

Ich hoffte stark, Sasuke damit von seinen Mordgelüsten an Kakashi abhalten zu können. Wieder sah ich ihn vorsichtig von der Seite an, doch er blickte nur starr nach vorn.

Entgegen Narutos Wunsch, gemeinsam essen zu gehen, trennten wir uns an der ersten Kreuzung nach dem Wald. Während Naruto und Sasuke nach links mussten, war Kakashis und mein Weg dummerweise der rechte. Ich verabschiedete mich von Naruto und hatte für Sasuke bloß einen kurzen Blick über, als ich mich auch schon umdrehte und neben Kakashi den Weg entlang ging.

Nach ein paar Metern wunderte ich mich über seine Schweigsamkeit, worauf mir auch wieder einfiel, was ich nach unserem Kampf zu ihm gesagt hatte: „Darüber reden wir noch…“.

Langsam kochte meine Wut wieder hoch, heute war ein wirklich schlechter Tag.
 

Doch ich wollte nicht diejenige sein, die das Schweigen brach, also ging ich genau wie er still den Weg entlang. Auf einmal blieb er stehen. Verwundert hielt auch ich an und blickte zurück.

„Äh, Sensei…?“

Er wollte anscheinend nichts sagen, als er hörte, wie ich ihn nannte. „Ich sagte doch, nenne mich nicht mehr so.“

„Wirklich sehr komisch. Und vor Sasuke und Naruto soll ich wohl auch keine Anrede mehr benutzen? Was ist denn eigentlich der Zweck des Ganzen?“

„Der Zweck des Ganzen? Ich habe dich geküsst, das tun Lehrer nicht, also nenn mich nicht Sensei.“, sagte er schlicht.

Schockiert starrte ich ihn an. Wie konnte er das so ruhig sagen, während ich mit rotem Kopf seinem Blick auswich?

„Wie können Sie das so sagen?“, fragte ich schließlich mit hoher Stimme.

„Man sollte die Dinge beim Namen nennen, Sakura. Ich tue das jetzt endlich, denn nochmal möchte ich nicht von einem dermaßen aggressiven Sasuke angegriffen werden, ohne dass ich weiß worum es geht.“, sagte er ernst.

„W..was?“

„Du hast das doch wohl bemerkt oder etwa nicht? Ich wäre sehr enttäuscht, wenn Tsunades begabtester Schülerin so etwas entgangen wäre…“

„Was hat das mit mir zu tun?“, fragte ich schnell.

Er wartete einen Moment.

„Es ist offensichtlich. Sasuke empfindet viel mehr für dich als Freundschaft und was immer er sich denkt, er hat vermutlich sogar Recht. Auf jeden Fall war das vorhin nicht bloß ein Test, wie du es gesagt hast. Er hätte mich am liebsten schwer verletzt, doch er kann sich das nicht erlauben, wenn er weiterhin in unserem Team bleiben will. Also musste er sich wohl oder übel wieder in den Griff bekommen. Du weißt bestimmt, was passiert ist, oder? Bevor er wieder zum Trainingsplatz kam, war er mit dir zusammen im Wald und bei seiner Rückkehr war er außer sich vor Wut…“
 

Er ließ den Satz offen, drängte mich zu keiner Antwort, wartete jedoch auf eine Reaktion. Suchend blickte ich ihn an, versuchte herauszubekommen, ob er die Antwort kannte.

„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich antworten soll…“, sagte ich schließlich langsam. Noch immer hatte ich einen unübersehbaren Rotschimmer im Gesicht.

„Ich war mit ihm im Wald, aber, also…“ Ich brach den Satz ab, wusste nicht wie ich ihm Sasukes Verdacht schildern sollte ohne Itachi zu erwähnen und auf meine Beziehung zu ihm zu kommen.

Da sagte Kakashi erneut etwas.
 

„Seid ihr zusammen?“

"Ino"

23 „Ino“
 

„Seid ihr zusammen?“
 

Dieser Satz hallte in meinem Kopf nach, als stünde ich in einer dunklen Höhle, an deren Wänden jedes Geräusch tausendfach zurückgeworfen wurde.

Waren wir zusammen?

„Nein.“ Was sollte ich dazu groß sagen? Sasuke und ich waren kein Paar. Seit kurzer Zeit behandelte er mich zwar so in der Art, doch offiziell waren wir es nicht.

Aber die Kette…vielleicht war das Sasukes Art mir zu zeigen, dass da schon irgendwo etwas Festes zwischen uns war? Ich war mir selbst nicht sicher. Aber im Moment war ich sauer auf ihn und sein Eigentum war ich schon gar nicht, also „Definitiv nein.“

„Es sah sehr danach aus…“

„Wir sind nicht zusammen aber eigentlich dürfen Sie mich so etwas gar nicht fragen!“

„Falsch, dein Lehrer darf dich das nicht fragen… Ich dagegen schon.“

„Sie sind doch immer noch mein Lehrer.“, sagte ich entnervt. „Dennoch. Ihr seid kein Paar… Dann sag mir, wieso Sasuke so wütend auf mich ist.“

„Woher soll ich das denn wissen? Vielleicht haben Sie ihn beleidigt?“
 

Langsam trat er wieder auf mich zu.

„Du weißt es. Und dieser Biss, wenn ich das sagen darf, kommt nicht von einer Katze. Er ist sicher von einem Menschen. Warum lügst du deshalb?“

Ich ging ein paar Schritte zurück, um mehr Abstand zwischen uns zu bekommen. „Das können Sie nicht beweisen…Und es geht Sie nichts an!“

Er kam wieder näher. Ich wich zurück und… hatte wieder eine Wand im Rücken. Ich endete in letzter Zeit viel zu häufig mit etwas im Rücken, stellte ich nebenbei fest.

Lässig lehnte er sich gegen die Wand, seine Arme links und rechts von mir und unweigerlich kam mir das Bild von Sasuke in den Kopf, wie er genau dasselbe getan hatte.

Ich wandte mein Gesicht ab, bemüht meine Fassung wiederzuerlangen. Als ich wieder hochsah, blickte ich direkt in seine Augen. Kakashi hatte sein Sharingan nicht verdeckt!
 

„Warum hast du mich geküsst, Sakura?“

Ich erschrak.

„Ich habe dich nicht beeinflusst, also war es, weil du mich ärgern oder erschrecken wolltest? Oder wolltest du irgendetwas anderes damit bewirken? Dachtest du, du könntest mich so besser davon abbringen, das Team abzugeben? Was war der Grund dafür, sag es mir.“ Ohne seinen Blick von mir abzuwenden hatte er diese Worte gesprochen.

Ich hielt seinem Blick nicht mehr stand und sah erneut nach unten. Sanft umfasste er mein Kinn und zwang mich, ihm in die Augen zu blicken. „Warum?“

Gut, wenn er spielen wollte, das konnte ich auch. Ich sah fest in seine Augen und antwortete.

„Dieselbe Frage stelle ich Ihnen, Sensei. Warum haben Sie mich geküsst? Sogar mehrmals? Gibt es dafür einen Grund? Oder war das nur ein Spiel…“

Seine Augen weiteten sich etwas, als er merkte, dass ich dieses Spiel ebenso gut beherrschte wie er. Um seinen Mund bildete sich ein leichtes Lächeln.

„Eine sehr gute Frage…“
 

Langsam strich er mit einer Hand meine linke Wange entlang. Ich ließ es geschehen, ohne meinen Blick von seinen Augen abzuwenden. Weiter wanderte seine Hand, schwebte federleicht über meine Wangenknochen, meine Stirn, meine Lippen.

Bei dieser ungewohnten Berührung zog ich leicht die Luft ein und bemerkte ein amüsiertes Grinsen auf Kakashis Gesicht. Er zog die Hand zurück, sah mich wieder einfach nur an. Stur blickte ich zurück, rührte mich nicht einen Zentimeter von der Stelle.

„Nun…? Wie lautet die Antwort?“, fragte ich leise.

Er näherte sich meinem Gesicht, meinem Mund. Kurz bevor seine Lippen die meinen berührten, hielt er inne und flüsterte kaum hörbar, „Sag du es mir…“

Ich hielt den Atem an, unfähig auch nur ein Wort von mir zu geben. Mit seinem Mund wanderte er weiter, meinen Hals entlang und stoppte kurz vor der Bissstelle.

„Weißt du sie nicht? Oder habe ich dir die Sprache verschlagen?“

Ich riss mich zusammen, verkniff mir ein Seufzen und atmete tief ein. „Kakashi, du bist viel zu sehr von dir selbst überzeugt. Damit willst du mir die Sprache verschlagen haben? Ich könnte noch Romane erzählen…“

Sanft küsste er meinen Hals, sein warmer Atem ließ mich eine Gänsehaut bekommen und meine Nackenhaare stellten sich auf.

„Ich bin von mir selbst überzeugt, weil ich sehe wie du schneller atmest, weil dein Herz dir bis zum Hals schlägt und deine Haut unter meinen Lippen erschaudert. Du bist nie und nimmer in der Lage Romane zu erzählen, zumindest jetzt nicht mehr.“
 

Ohne meine Widerworte abzuwarten, umfasste er mit einer Hand wieder mein Kinn und zog meinen Kopf näher an sich. Doch der erwartete Kuss blieb aus, erneut stoppte er kurz vor meinen Lippen. Ich war erstaunt, dass ich mir tatsächlich ein enttäuschtes Ausatmen verbieten musste.

„Du bist dir sehr sicher.“ War ich das? Oder sprach da jemand anderes für mich? Ich erkannte mich nicht wieder.

„Nein, überhaupt nicht…“, sagte er gegen meine Lippen.

„Aber ich wäre es gern.“

„Ich fürchte, dafür müsstest du mir erst mal antworten.“

Er entfernte sich wieder etwas von mir und sah mich eindringlich an. Seine Augen waren so faszinierend! Ich konnte mich nicht mehr von ihnen losreißen, ich fühlte mich wie gefesselt.

„Wie soll ich dir eine Antwort geben, die ich selbst nicht kenne? Ich weiß nicht, was los war, ich weiß nicht, wieso ich mich nicht zurückhalten konnte. Aber du bist mir genau so eine Antwort schuldig.“

Ich schaute hoch, nickte kaum merklich.

„Ich kann es dir nicht sagen. Ich weiß die Antwort nicht…“
 

„Wer hat dich so fest in den Hals gebissen?“

Er küsste die rote Stelle. Zischend zog ich die Luft ein.

„Wer war es?“

„Die Katze, habe ich doch gesagt…“

Sanft saugte er an dieser Stelle und ich lief rot an.

„Das war ein Mann…Und scheinbar nicht Sasuke. Wer dann?“ „Kakashi! Es war eine Katze, hör auf mit dem Blödsinn.“

Kurz sah er mich prüfend an. Dann küsste er mich fordernd auf den Mund. Überrascht riss ich meine Augen auf. Doch einen Moment später schloss ich sie und ließ mich darauf ein.

Sofort löste er den Kuss wieder.

„Warum? Wieso erwiderst du den Kuss?“ Verdattert starrte ich ihn an. Überfordert wusste ich keine Antwort.

Dann sagte ich, „Warum küsst du mich?“ Er sagte nichts.

„Ich muss jetzt gehen, ich bin schon viel zu spät dran.“
 

Ich ging einen Schritt vor, doch seine Arme hinderten mich daran. Ich sah hoch.

„Ich lasse dich nicht gehen, zumindest jetzt noch nicht.“

„Wie bitte?!“

„Sag mir, warum Sasuke so wütend auf mich ist.“

Einen Moment wollte ich wieder sagen, dass ich keine Ahnung hätte. Dann überlegte ich es mir anders.

„Schön. Wenn du es unbedingt wissen musst. Er hat den Biss an meinem Hals gesehen und ist völlig ausgerastet…weil er dachte, er sei von dir.“

Überrascht weiteten sich seine Augen.

„Ich wollte ihm sagen, dass das nicht stimmt, aber er hat mich gar nicht ausreden lassen und ist einfach losgerannt…“

Er beobachtete mich noch einen Moment, dann seufzte er.

„Ich kann verstehen, weshalb er eifersüchtig ist. Ich sehe das genau so. Aber wenn er das denkt, dann will ich ihm zumindest einen wahren Grund für seine Wut geben…“
 

Ich konnte gar nicht so schnell zuschauen, da hatte Kakashi mich wieder an die Wand gedrückt und die andere Seite meines Halses in Beschlag genommen.

„Kakashi! Hör auf damit, was ist denn in dich gefahren?!“

Ich zappelte, doch er hielt mich noch weiter fest. Als er mich wieder los ließ, duckte ich mich sofort unter seinen Armen weg und sah ihn beschuldigend an. Lässig blickte er zurück.

„Was spielt ihr eigentlich alle für ein Spiel? Was soll das alles? Ich kapiere gar nichts mehr. Außerdem kann ich nicht verstehen, wieso du willst, dass Sasuke dich hasst. Ihr hattet eigentlich immer eine gute Beziehung. Sollte dieser Kuss von eben sichtbar sein, ist dir jawohl klar, was Sasuke davon denken wird?“

„Natürlich. Das ist der Plan.“

Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und verschwand um eine Straßenecke. Ein paar Straßen weiter, ließ ich mich langsam an einer Hauswand herunterrutschen.
 

Was hatte ich bloß getan, dass auf einmal alles so schwierig geworden war? Und wieso wollte Kakashi Sasuke auch noch mit Absicht wütend machen?

Ich hatte zwar zu Naruto gesagt, dass ich Hunger hatte, jetzt jedoch konnte ich keinen Bissen mehr essen.

Also beschloss ich, auf den Hokagefelsen zu gehen um etwas nachzudenken. Zum Glück begegnete mir kaum jemand auf meinem Weg dorthin. Als ich endlich oben ankam, steuerte ich direkt auf eine Bank neben ein paar Bäumen zu. Doch da saß schon jemand. Ich wollte gerade nach einer anderen Sitzgelegenheit Ausschau halten, als ich erkannte, dass diese Person Ino war.
 

„Ino! Was machst du denn hier?“

Angesprochene drehte sich um und lächelte, als sie mich sah.

„Na du Breitstirn. Sag mir mal, warum du mich letztens einfach so stehen gelassen hast?“

Sofort kamen die Schuldgefühle über mich. Ich war direkt nach dieser peinlichen Sache mit Kakashi zum Trainingsplatz geflüchtet und hatte Ino einfach vergessen.

„Ach das. Entschuldige bitte, ich hatte viel um die Ohren. Ich war nicht so ganz bei mir.“

„Das…“, sagte sie, „…ist mir wohl auch aufgefallen.“

Verlegen setzte ich mich neben sie.

„Dir geht im Moment wohl sowieso eine ganze Menge im Kopf herum oder?“

Ich lachte sarkastisch. „Woher weißt du das denn?“

Scherzhaft knuffte sie mich in die Seite.

„Ino Yamanaka weiß nun mal alles. Oder zumindest fast. Den Grund für deine Abwesenheit kenne ich natürlich noch nicht. Aber ich bin sicher, du wirst ihn mir gleich erzählen.“, grinste sie.

„Ach…ich fürchte, das würde eine Weile dauern.“

„Kein Problem, ich habe Zeit.“
 

Also fing ich an. Und diesmal erzählte ich ihr wirklich fast alles. Angefangen von dieser Sache mit dem Trank, bei der sie erschrocken nach Luft schnappte, über die Sache mit Sasuke, bis hin zu meinem Treffen mit Itachi. Ich berichtete über alles bis auf Kakashi. Da würde ich vermutlich den meisten Rat brauchen, doch auch Ino konnte mir dabei nicht helfen.

„Itachi Uchiha? Und Sasuke ist eifersüchtig? Und du hast meine kleine Katze als böse und hinterhältig dargestellt?“

Das waren wohl einfach zu viele Informationen auf einmal für sie. Einen Moment schwiegen wir und Ino ließ erstmal alles auf sich wirken. Aber nur ein paar Sekunden später war sie wieder ganz die alte und redete wie ein Wasserfall.

„Okay, das sind sehr viele Probleme… Wir machen das folgendermaßen, Stück für Stück. Zuerst, Itachi. Ich fürchte, du musst zu Tsunade gehen, immerhin hat er dich schon zweimal angetatscht und wir wissen nicht was er vorhat. Er ist dir sogar schon bis ins Dorf gefolgt, du musst ihr einfach Bescheid sagen.“

Ich wollte protestieren aber mit einem Wink ihrer Hand brachte sie mich zum Schweigen.
 

„Sakura, du kannst nicht alles allein regeln. Ich bin froh, dass du immerhin mir etwas gesagt hast und weil du das nun mal getan hast, werde ich dir jetzt auch helfen und dir sagen, was du tun solltest. Itachi ist wahnsinnig gefährlich und du kannst froh sein, dass er dich nicht getötet hat. Doch das kann er ja immer noch vorhaben, damit ist nicht zu spaßen. In diesem Fall musst du einfach mit der Hokage sprechen. Immerhin ist Tsunade auch wie eine Mutter für dich, sie hat dich sehr gern, sie wird dich verstehen.“

Ich gab mich geschlagen. „Gut, ich werde es ihr erzählen. Aber in der etwas abgeschwächten Form. Wie könnte ich ihr sagen, dass er mich geküsst hat? Das würde ich niemals über mich bringen.“ Widerwillig nickte Ino. „Wenn dir das so schwer fällt…Aber der Rest wird ausnahmslos berichtet.“

Als ich ergeben nickte, schien sie zufrieden und begab sich zum nächsten Punkt.
 

„So. Dann wäre da noch Sasuke. Er hat dir diesen Ring geschenkt. Er hat dich mehrmals geküsst und dir gesagt, dass du ihm viel bedeutest… Hmmm…und jetzt spielt er den eifersüchtigen Freund, der dich als sein Eigentum bezeichnet? Also wenn du mich fragst, kann er bloß nicht in Worte fassen, dass er dich liebt und mit dir zusammen sein will. Ich würde mir nicht so viele Gedanken machen, nur weil er sich etwas im Ton vergriffen hat. Du kennst doch Sasuke, ich bin überrascht, dass er überhaupt zu solchen Gefühlsregungen fähig ist.“, sagte sie lachend und ich knuffte sie auch in die Seite.

„Ist ja schon gut. Meiner Meinung nach, braucht ihr beide etwas Zeit voneinander getrennt. Frag doch Tsunade, ob sie dir eine Einzelmission gibt oder eine mit Naruto. Vielleicht lässt sie auch uns beide gehen? Auf jeden Fall müsst ihr etwas Entfernung zwischen euch haben.“
 

Irgendwie klang das einleuchtend und eine Mission würde mich erstmal auf andere Gedanken bringen.

„Das ist eine sehr gute Idee, Inotussi, das hätte ich gar nicht von dir erwartet.“

Lachend saßen wir nebeneinander und ich merkte, wie eine große Last von mir gefallen war. Das alles so lange für mich zu behalten war mir wohl schwerer gefallen, als ich zugeben wollte.

„Sakura, ich habe eine tolle Idee! Wie wäre es, wenn wir Tsunade darum bitten würden, zu diesem „Kristallmeer“ gehen zu dürfen um etwas über dieses Spiegelzeug herausfinden zu können?“

„Es heißt „Spiegelsilber“, Ino und ich fürchte, da dürfen nur ganz hohe Ninjas hin. Aber es wäre natürlich sehr interessant, wir würden vielleicht endlich mehr über meinen Trank erfahren…“
 

Nachdem wir noch ein bisschen vor uns hin gequatscht hatten, bemerkten wir, dass es bereits Abend war und gemeinsam gingen wir den Hokagefelsen herunter. Unten trennten sich unsere Wege aber als ich langsam nach Hause ging, wurde mir wieder bewusst, wie sehr mir meine Freundschaft mit Ino gefehlt hatte.

"Abmachung"

Böse Schwarzleser....^^

Danke für die netten Kommis, auch wenn mir nur drie Leute schreiben *böse guck*

Naja...hier geht es jetzt weiter, freut euch Kakashifans!

Aber für alle Sasukefans: er taucht im nächsten Kapitel wieder auf und dann könnt ihr euch auch mal wieder freuen^^

Liebe Grüße

PinkLady18
 

24 „Abmachung“
 

Müde kam ich zuhause an und auf einmal hatte ich einen Bärenhunger. Meine Eltern waren scheinbar essen gegangen, zumindest sagte das der Zettel, den sie mir geschrieben hatten. Also setzte ich mich allein in die Küche und machte mir etwas warm. Eine Viertelstunde später ging ich nach oben und duschte kurz, aus Angst bei einem entspannenden Bad einzuschlafen.

Als ich meine Haare kämmte besah ich mir meinen Hals, in der Absicht, Itachis Biss zu überprüfen. Als mein Blick auf die andere Seite meines Halses huschte, konnte ich mir einen erschrockenen Aufschrei nicht verkneifen.

Kakashi…

Der Kuss von heute Nachmittag hatte definitiv bereits Wirkung gezeigt. Auf meinem Hals prangte ein riesiger Knutschfleck!

Erstarrt besah ich mir diese Stelle und konnte einen Moment lang nichts anderes als in den Spiegel zu starren.
 

Wie sollte ich so einen großen Fleck verbergen ohne gleich mit Rollkragenpullover oder Schal rumlaufen zu müssen? Wir hatten Hochsommer, ich konnte keine der beiden Lösungen anwenden. Kurz kam mir der Gedanke, dass Kakashi mit seiner großen Intelligenz, das mit Sicherheit gewusst hatte aber das würde ja bedeuten, dass er genau das wollte!

Jeder würde den Fleck sehen können, absolut jeder!

Diese Erkenntnis machte mich äußerst wütend. Ich föhnte schnell meine Haare, zog mir ein kurzes Kleid über und ging nach unten. Ohne irgendetwas mitzunehmen stapfte ich sofort nach draußen und knallte die Haustür hinter mir zu. Schnell lief ich beinah durch die Straßen, auf denen kaum noch jemand war, weil es bereits spät wurde.

Nach ein paar Minuten stand ich vor meinem Ziel.

Kakashis Haus!
 

Ohne groß abzuwarten ging ich auf die Tür zu und klopfte, nein hämmerte dagegen. Wenige Sekunden später öffnete ein leicht verwirrt drein blickender Kakashi und suchte nach der Quelle dieses Lärms. Als er mich sah, bildete sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht.

„Ah, Sakura. Guten Abend, was kann ich Schönes für dich tun?“, fragte er mit Unschuldsmiene.

„Ich habe mit dir zu reden. Sofort!“

Besorgt blickte er sich um, da ich relativ laut geworden war und trat dann zur Seite um mich in sein Haus zu lassen.

Kaum hatte er die Tür geschlossen, drehte ich mich zu ihm um und wollte gerade anfangen, mich zu beschweren, als ich bemerkte, was er anhatte.

Nicht wie sonst immer trug er seine grüne Ninjaweste und die blaue Hose. Er hatte vielmehr ein enges, an den Ärmeln abgeschnittenes, schwarzes Shirt und eine weite dunkle Hose an. Außerdem trug er nicht sein Kopftuch, sondern nur das Tuch über dem Mund. Dieser Aufzug war mir dann doch ziemlich fremd und ich verstummte erstmal.
 

Kakashi bemerkte meinen wandernden Blick und lächelte mich verlegen an.

„Ich war gerade dabei, mich mit einem guten Buch zu entspannen…“, sagte er, sich verlegen am Kopf kratzend. Seine Haare standen wie immer wuschelig in die Höhe, als ob er gerade eben noch geschlafen hätte. Gebannt folgte ich ihm mit meinen Blicken. Etwas verwundert fragte er, „Äh…Sakura…?“

Da erwachte ich aus meiner Starre und mir kam der Grund für mein Kommen wieder in den Sinn.

„Kakashi!“, brüllte ich auf einmal los, sodass er erstmal zusammenzuckte. „Sieh mich an und sag mir, was dir auffällt!“

Leicht verängstigt kam er einen Schritt näher, jedoch längst nicht dicht genug um mich richtig mustern zu können.

„Hmmm…also weißt du…irgendwie…ich habe keine Ahnung.“

„Sieh genauer hin. Wenn du das nicht siehst, dann…“
 

Ich ließ den Satz offen. Die mitklingende Drohung hatte er bestimmt verstanden. Langsam trat er dichter an mich heran, lief zweimal um mich herum, blieb auf einmal stehen. Stirnrunzelnd betrachtete er mich von vorn. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf.

Ich stand ganz still, ungeduldig aber als er das tat, platzte ich fast vor Wut.

„Was!“, blaffte ich ihn an.

Als ich in sein Gesicht blickte um dort die Antwort abzulesen, bemerkte ich ein leichtes Zittern um seinen Mund. Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen und war mit einem Satz bei ihm. Ich riss sein Tuch herunter und sah… ein unübersehbares Zucken seiner Mundwinkel. Im selben Moment lachte er los und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, als er meinen dämlichen Gesichtsausdruck sah.

„Kakashi…“, knurrte ich.

„Also bitte, glaubst du wirklich, ich hätte übersehen, dass auf deinem Hals ein leuchtend roter Knutschfleck ist? Der springt einem doch sofort ins Auge.“, brachte er noch immer lachend hervor.
 

„Dir ist klar, dass das ganz und gar nicht witzig ist?“

Ich stellte mich dicht vor ihn und stach mit meinem Zeigefinger gegen seine Brust.

„Glasklar.“, sagte er auf einmal ganz ernst.

„Wie konntest du mir das antun?! Wir haben Hochsommer, wie soll ich denn bitte jetzt noch nach draußen gehen? Und was sollen meine Eltern sagen?! Du verdammter, verrückter,…“

Mir fehlten einfach die Worte.

Süffisant grinste er. „Das war die Absicht des Ganzen.“

„Wie bitte?! Du wolltest das tatsächlich? Aber warum?“

Ich starrte ihn verständnislos an und ließ langsam meinen Finger sinken.

„Naja…da Sasuke scheinbar das Recht vergönnt war, dich in den Hals zu BEIßEN und ihr beide noch nicht mal zusammen seid, so habe ich mir das Recht herausgenommen, dir zumindest einen Knutschfleck zu hinterlassen.“

Knallrot stand ich vor ihm. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! „Sasuke hat mich nicht gebissen!“, brachte ich bloß hervor.

„Na dann wird es ja umso interessanter…Wer war es dann, wenn ich fragen darf?“

„Nein.“

„Nein?“

„Nein, du darfst nicht fragen, es geht dich schließlich ÜBERHAUPT NICHTS AN!!!“

Meine Stimme wurde zum Ende hin immer lauter.

„Was soll das hier alles? Was machst du da? Du bist mein Lehrer!“
 

Fordernd drückte er seine Lippen auf meine. Überrascht taumelte ich etwas nach hinten, bis er mit seinen Armen um meine Hüfte griff und mich stützte. Als ich einen Moment Luft holte, nutzte er die Chance und drang mit seiner Zunge in meinen Mund ein. Empört drückte ich ihn etwas von mir weg, doch dafür presste er mich nur umso dichter an mich. Er ließ mir keinen Fluchtweg, nahm sich einfach was er wollte.

Meine protestierenden Arme hielt er über meinen Kopf und als ich plötzlich beide seiner Hände an meinem Rücken und an meinem Kinn spürte, wurde mir klar, dass er ein Fesselungsjutsu angewandt haben musste.

Erschrocken schnappte ich nach Luft. Er löste den Kuss und sah mich mit diesem intensiven Blick an.

„Was hast du vor? Löse das Jutsu und mach mich los!“

„Hast du schon versucht, deinen Hals mit Chakra zu heilen?“ Aufmüpfig starrte ich ihn an.

„Ja…“, grummelte ich schließlich. „Es hat überhaupt nichts gebracht.“
 

„Lass mich nur machen, aber das eins klar ist…“

Böses ahnend sah ich ihn an.

„Wenn ich es schaffe, beides verschwinden zu lassen, dann sagst du mir, wer dich gebissen hat und komm mir nicht wieder mit der Katze.“

Einen Moment dachte ich über sein Angebot nach. Eigentlich bezweifelte ich, dass er das hinbekommen würde, vor allem weil nicht mal mein Chakra daran etwas ändern konnte.

Aber andererseits…

Er schien sich ziemlich sicher zu sein. Und ich wollte ihm keineswegs von Itachi erzählen. Bloß konnte ich ohne seine Hilfe natürlich erstmal ein paar Tage Zuhause, eingesperrt in meinem Zimmer verbringen. Ich könnte mich krank stellen aber da das alles jawohl kaum meine Schuld war, hatte ich keine große Lust dazu, wegen Itachi und Kakashi Zuhause rumzuhängen.

„Na schön. Aber wehe du kommst jetzt mit einem Halstuch an und meinst, nur weil du das gut tragen kannst, sollte ich das auch. Dann habe ich definitiv unsere Abmachung gewonnen und erzähle dir nichts.“
 

Er lächelte vielsagend. „Du meinst, ich kann das Tuch gut tragen?“ „Kakashi, hör auf hier Witze zu machen und jetzt lass mich endlich los.“

„Nein, ich denke, ich werde den Anblick noch einen Moment genießen. Außerdem sollst du ja nicht gleich abhauen, sobald ich dich von diesen lästigen Erscheinungen befreit habe.“

Scheinbar konnte er Gedanken lesen, denn genau das war mein Plan für den Notfall gewesen. Einfach abhauen, falls er es tatsächlich schaffen würde und mich eine Weile von ihm fernhalten.

„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich es dir so leicht machen werde?“

„Ich hatte nicht vor zu verschwinden.“, sagte ich kalt.

„Natürlich nicht. Trotzdem bleibst du, wo du bist.“

Entnervt rollte ich mit den Augen.

„Jetzt fang schon an. Aber du solltest dir im Klaren darüber sein, dass, sollte irgendjemand erfahren, dass du deine SCHÜLERIN hier an die Wand gefesselt hast, einiges an Ärger auf dich zukommen wird.“, sagte ich mit einem zuckersüßen Lächeln auf dem Gesicht.

Er zog eine Augenbraue hoch.

„Also erstens erwarte ich heute Abend niemanden mehr, zweitens ist mein Haus einbruchsicher und drittens…nun, ich musste schon mal bei jemandem eine kleine Erinnerung löschen, die nicht erwünscht war, du erinnerst dich vielleicht?“

Mein Lächeln tröpfelte langsam von meinem Gesicht.
 

So langsam glaubte ich, mich auf diese Abmachung eingelassen zu haben war ein großer Fehler…

Wäre ich bloß Zuhause geblieben, dann läge ich jetzt brav in meinem Bett und würde hier nicht an eine Wand gekettet und in der größten Zwickmühle überhaupt darauf warten, dass mein Sensei, mit dem ich übrigens völlig allein in einem abgeriegelten Haus war, mir einen Knutschfleck und einen Biss am Hals entfernen würde.

Kurz verließ Kakashi den Raum und kam mit einer kleinen Flasche und einem Tuch zurück.

Misstrauisch starrte ich auf die Flasche. „Was ist da drin?“

„Keine Sorge, nichts was dir irgendwie gefährlich werden könnte. An sich ist es ein ganz einfaches Mittel. Es kann bloß nicht jeder damit umgehen.“
 

Er trat näher auf mich zu und schaute sich beide Seiten meines Halses nochmal genau an.

„Hmmm…“

„Was?“

„Sieht schlimmer aus als ich dachte. Der Kerl muss ja richtig brutal gewesen sein.“

„Katze…“, grummelte ich mit einem breiten Rotschimmer auf den Wangen.

„Klar, die Katze, habe ich ganz vergessen.“

„Kakashi, hör auf damit und halte dein Versprechen endlich.“

Er zwang sich ernst zu schauen und kippte etwas von dem Flascheninhalt auf das Tuch.

„Es wird jetzt etwas kalt.“

„Wah, das ist nicht kalt, das ist eisig!“

Lachend rieb er langsam über den Biss an meinem Hals. Nach ein paar Minuten, besah er sich sein Werk und trat wieder einen Schritt zurück. Auf einmal bemerkte ich einen Spiegel an der gegenüberliegenden Wand. Wenn ich mich etwas nach links lehnte, konnte ich meinen Hals gerade so sehen.

Zufrieden seufzte ich, als der Biss noch immer deutlich zu sehen war. Amüsiert bemerkte Kakashi meine Erleichterung.

„Freu dich nicht zu früh.“
 

Er drückte mich wieder zurück an die Wand, sodass ich nicht mehr in den Spiegel sehen konnte. Dann schloss er seine Augen, formte ein paar Fingerzeichen und legte seinen Zeigerfinger auf den Biss. Aufmerksam beobachtete ich ihn dabei und spürte auf einmal ein kleines Kribbeln an meinem Hals. Er öffnete seine Augen wieder und sah auf die Stelle.

Mehr als zufrieden grinste er und schob mich wieder etwas zur Seite, damit ich in den Spiegel sehen konnte. Ich hielt den Atem an, als ich hineinsah.

Der Biss war weg!

Man musste mir angesehen haben, wie erschrocken ich war, denn Kakashi drückte mich wieder an meinen ursprünglichen Platz und sagte, „Ich fürchte, du bist dabei, die Wette zu verlieren. Offenbar hättest du das niemals von mir erwartet, deinem Blick nach zu urteilen, doch jetzt ist es leider zu spät für diese Erkenntnis.“
 

Ich versuchte, mir nichts weiter anmerken zu lassen aber in meinem Inneren lief ich gerade panisch im Kreis, ohne zu wissen, wie ich da bloß wieder herauskommen sollte.

„Respekt Kakashi, das hätte ich wirklich nicht erwartet. Aber immerhin hilft mir das ungemein. Ist dir aufgefallen, wie spät es ist? Es tut mir leid, doch ich denke, ich muss jetzt los, den anderen Fleck kannst du ja morgen entfernen.“

Ich beugte mich etwas vor, wurde jedoch bestimmt von ihm zurück gedrückt.

„Ich kann mir zwar vorstellen, dass du es genießt mit einem Knutschfleck von mir herumzulaufen…“

Empört schnappte ich nach Luft.

„…aber ich muss dir Recht geben, es wäre nicht so gut damit herumzulaufen. Außerdem brennst du ja förmlich darauf, mir meine Frage zu beantworten. Das dauert nur ein paar Minuten, ich kümmere mich jetzt darum.“
 

Ich biss mir auf die Lippe. Das lief gar nicht gut!

Wieder rieb er mit dem Tuch über meinen Hals und als er die Fingerzeichen formen wollte, sagte ich schnell,

„Ich habe Durst! Kannst du mir nicht kurz etwas zu Trinken geben?“ Natürlich bemerkte er diesen verzweifelten Versuch, der Abmachung doch noch zu entkommen und er lächelte bloß, schloss die Augen und wandte die Fingerzeichen auf die rote Stelle an. Resigniert schloss ich die Augen.

Na toll, verloren!

„Sakura.“

„Hm?“ Ich öffnete noch immer nicht meine Augen.

„Hey.“

Seufzend erwiderte ich seinen Blick.

„Du bist dran.“

Ich machte einen letzten Versuch.

„Erst will ich sehen, ob du es wirklich geschafft hast.“
 

Ich beugte mich nach links und sah in den Spiegel. Mein Hals war wieder völlig in Ordnung. Langsam wandte ich mich wieder ab. Kakashi sah mich eindringlich an.

„Also?“

„Ich weiß nicht, was du meinst.“ Gelangweilt wandte ich meinen Kopf ab. Er nahm mein Kinn und drehte mich zurück.

„Ich kenne dich, irgendwann wirst du dich an die Abmachung halten.“, sagte er locker. „Du hasst Unrecht und du hasst es, dein Wort zu brechen.“

Leider hatte er damit Recht. Verwundert blickte ich ihn an.

„Du wirst mich nicht zwingen, es dir zu sagen?“

„Ich weiß doch, dass du dich sowieso daran halten wirst.“, sagte er achselzuckend. „Außerdem war ein Teil von diesen Flecken meine Schuld und ich konnte dich doch nicht so durch Konoha laufen lassen. Abgesehen davon brauchst du bestimmt nicht noch mehr Ärger mit Sasuke, genau wie ich.“
 

„Kakashi…“ Wieso war er denn so nett?

Ich hatte mich nicht an unsere Abmachung gehalten, das war ihm anscheinend schon vorher klar gewesen aber trotzdem hatte er mir geholfen.

Ich beugte mich vor und küsste ihn auf die Wange.

„Danke. Ich werde es dir erzählen, ganz bestimmt. Bloß noch nicht jetzt…“

Erst sah er mich verwundert an, dann drückte er seine Lippen erneut kurz auf die meinen.

„Tut mir leid, das hat mir nicht gereicht.“, sagte er lachend.

Ich war erneut rot geworden, doch als er mich losmachte und ich meine Arme wieder herunter nehmen konnte, wich das einem kleinen Wutanfall.

„Ich bin deine Schülerin. Und jetzt werde ich gehen. Sei froh, wenn ich das für mich behalte.“

Darauf konnte er nur weiter lachen und ich ging durch seine Haustür nach draußen.

Kakashi… Was machte er bloß mit mir?
 

Bitte schreibt mir viele Kommentare, ihr dürft auch schimpfen, weil Sasuke wieder nicht aufgetaucht ist^^

"Verzeih"

25 „Verzeih“
 

Am nächsten Morgen stand ich auf und ging verschlafen ins Bad. Müde sah ich in den Spiegel und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich meinen Hals frei von irgendwelchen Verletzungen oder geröteten Flecken sah. Ich schaute noch einmal genau hin, konnte jedoch wirklich keine Besonderheiten mehr entdecken.

Zufrieden zog ich mich an und machte mich im Bad fertig. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich noch fast eine Dreiviertelstunde Zeit hatte, bis ich zum Training musste. Ich ließ mir also Zeit und frühstückte ausnahmsweise mal am Tisch.

Eine halbe Stunde später, nahm ich meinen Haustürschlüssel und meine Ninjatasche und verließ langsam das Haus. Auf den Straßen war wie immer noch nicht so viel los, weil die Läden sowieso erst in etwa einer Stunde aufmachen würden. Trotzdem hatten alle Leute, die mir unterwegs begegneten eine erstaunlich gute Laune, die auf mich überging.

Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und mein Hals sah wieder völlig normal aus. Was konnte es schöneres geben?
 

Gerade als ich mich auf den Weg durch den Wald begeben wollte, rief jemand meinen Namen. Aber diese Stimme sprach ihn nicht besonders oft aus und ich zögerte, bevor ich mich umdrehte. Doch ich konnte niemanden sehen. Langsam dämmerte mir eine Erkenntnis, die ich lieber nicht wahr haben wollte. Ein Blick nach oben, bestätigte mich darin.

Lässig saß er auf einem Ast direkt über mir, sein Haar fiel ihm locker ins Gesicht und seine Hände spielten mit einem Kunai.

Sasuke.

Seine dunklen Augen fixierten mich.

„Willst du vielleicht herunter kommen um mit mir zu sprechen? Es ist nicht gerade angenehm, die ganze Zeit nach oben starren zu müssen…“ Ich wunderte mich selbst über meinen Tonfall.

Doch ich hatte nicht vergessen, was sich gestern beim Training abgespielt hatte.
 

Geschmeidig sprang er auf den Boden direkt vor mir, ohne dabei in die Knie gehen zu müssen. Er hatte die Augen geschlossen, als er sprang und sah nun durch seine Haare zu mir herüber.

„Sprichst du nicht mehr?“ Ja, zeig ihm, dass du sauer bist!

„Wieso sollte ich nicht mit dir sprechen?“, seine Stimme klang wie immer kühl und unbeteiligt. Darauf ging ich gar nicht ein. Sollte er doch für andere den Unschuldigen spielen, für mich war er es nicht. „Was willst du denn von mir?“

„Dass du gleich so offen fragst…“

Mit diesem Spruch brachte er mich gleich wieder auf Hundertachtzig! „Wenn das alles ist, was du zu sagen hast, dann kann ich ja gehen, ich muss dringend zum Training.“

„Wohl eher zu Kakashi.“

Schockiert sah ich ihn an. „Was?!“

„Du kommst schon früh genug wieder zu ihm. Jetzt lass mich erstmal sagen, was ich zu sagen habe.“

„Sag mal, was bildest du dir eigentlich ein?! Warum sollte ich dir zuhören, wenn…“

„Sakura. Lass mich einfach ausreden, okay?“
 

Ernst unterbrach er mich. Etwas in seiner Stimme ließ mich hellhörig werden. Mit einem kaum merklichen Nicken signalisierte ich ihm mein Einverständnis.

„Hättest du etwas dagegen, wenn wir uns irgendwo anders unterhalten, als hier mitten auf dem Weg?“

Ich schüttelte den Kopf. Das Training fing ja erst in einer Viertelstunde an und Kakashi war bestimmt wieder zu spät. Sasuke ging etwas tiefer in den Wald, weg von dem Weg und setzte sich auf einen Stein. Ich folgte seinem Beispiel und sah ihn erwartungsvoll an. Intensiv erwiderte er meinen Blick und als ich kurz davor war, weg zu sehen, begann er an zu sprechen.

„Ich fürchte, ich habe einen großen Fehler gemacht.“

Ich blickte auf.

Einen Fehler?

Als er bemerkte, dass ich die Antwort wissen wollte, erzählte er weiter.

„Ich habe dich als mein Eigentum bezeichnet, obwohl du es natürlich nicht bist.“

Ich schnappte nach Luft. Davon wollte er sprechen?!

„Ich hatte mich nicht unter Kontrolle und als ich diesen Biss an deinem Hals gesehen habe, da bin ich einfach durchgedreht. Aber auch ohne diese Entschuldigung bin ich zu weit gegangen… Ich wollte dir damit bloß sagen, dass…“

„Also weißt du, ich denke, ich kann dir das verzeihen aber jetzt müssen wir dringend zum Training, sonst kommen wir total zu spät.“
 

Er suchte meinen Blick, verwundert warum ich ihn nicht ausreden ließ, ich nahm an, er versuchte die Situation einzuschätzen, doch diese Möglichkeit durfte ich ihm nicht geben.

„Los jetzt, wir kriegen das schon wieder hin aber bitte, lass uns jetzt gehen. Ich hasse es, dreimal um den Platz zu laufen, bloß weil wir uns um zwei Minuten verspätet haben.“

Er stand auf, ließ sich nichts anmerken, wieder diese undurchdringbare Maske. Ich folgte ihm und zusammen kamen wir am Trainingsplatz an.

Zum Glück war Kakashi noch nicht da, das ersparte mir so einiges an Ärger. Während Sasuke Naruto begrüßte und die beiden sofort wieder einen Streitpunkt gefunden hatten, lehnte ich mich nachdenklich an einen Baumstamm.
 

Ich durfte Sasuke nicht ausreden lassen, Ino hatte mir geraten, etwas Abstand zu halten und er machte diese Idee gerade kaputt. Außerdem konnte ich noch nicht wieder klar denken, ich war noch zu sehr beeinflusst von meinem gestrigen Wutausbruch.

Plötzlich bemerkte ich, wie sich neben mir etwas bewegte.

Zu Tode erschrocken, wollte ich reflexartig schreien, doch mir wurde eilig der Mund zugehalten. Ich drehte mich zur Seite und erkannte Kakashi. Als er sah, dass ich mich beruhigt hatte, ließ er seine Hand sinken und grinste mich an.

„Guten Morgen, Sakura, dein Hals sieht gut aus.“

„Kakashi, spinnst du mich so zu erschrecken?! Außerdem, geh ein paar Schritte zurück. Wie sieht das denn aus!“

„Die beiden streiten ja schon wieder!“, sagte er mit einem entnervten Blick zu Naruto und Sasuke.

Ich sah ebenfalls zu ihnen und bemerkte im selben Moment, wie Sasuke nicht mehr so richtig beim Streiten dabei war, sondern zu uns herüber blickte und Kakashi wahrnahm.

Sein Blick verfinsterte sich kaum merklich.

Sofort ging Kakashi auf die beiden zu um sie zu begrüßen und Sasukes Miene wurde wieder emotionslos.

Das konnte ja heiter werden, sprach ich mir selbst Mut zu.
 

Das Training wurde jedoch nicht so schlimm wie ich es mir ausgemalt hatte.

Davon abgesehen, dass Sasuke sich ein paar Mal wirklich im Ton vergriff, verhielt er sich ganz normal und Kakashi merkte man auch nicht an, dass irgendetwas anders war als sonst. Ich trainierte diesmal die meiste Zeit mit Sasuke, während Kakashi sich mit Naruto beschäftigte.

Sasuke war sehr zuvorkommend im Gegensatz zu sonst, was wohl dazu beitragen sollte, dass wir uns bald wieder gut verstehen würden. Und obwohl ich ihn eigentlich nicht so leicht davon kommen lassen wollte, siegte mal wieder meine gutherzige Hälfte und ich beschloss, den gestrigen Trainingsvormittag zu vergessen.

Vor allem, weil ich bemerkte, dass Sasuke sich sehr viel Mühe gab, nicht wie sonst Fehler entnervt zu kommentieren, sondern sich einfach mal zurückzuhalten.

Dennoch tat er nicht das, was mich bei Kakashi so aufgeregt hatte. Er hielt sich zwar etwas zurück, da er um Längen stärker war als ich aber er verschonte mich auch nicht zu offensichtlich, sodass ich auch etwas von dem Training hatte.
 

Als wir nach ein paar Stunden erschöpft nebeneinander im Gras lagen, war ich sehr zufrieden mit mir. Naruto und Kakashi waren noch bei ihrem letzten Trainingskampf für heute und Sasuke und ich erholten uns langsam.

Ich wagte einen kleinen Blick zur Seite und beobachtete ihn, wie er neben mir im Gras lag und den Himmel betrachtete.

Seine Miene war kalt und gleichgültig aber was ich in seinen Augen sah, war aufrichtige Trauer. Ihr Ausdruck bannte meinen Blick und ich konnte mich nicht mehr davon abwenden. Über all die Jahre, die ich Sasuke bereits kannte, hatte er nie offen seine Gefühle gezeigt. Immerzu hatte er alles für sich behalten. Dabei musste er von Verzweiflung und Kummer ganz zerfressen sein, wenn man bedachte, was ihm in seinem Leben schon alles wiederfahren war.
 

Abwesend dachte ich darüber nach, dass ich ihm vor langer Zeit gesagt hatte, dass ich ihn glücklich machen könnte… So wie es jetzt aussah, war ich dazu nicht in der Lage. Weiterhin betrachtete ich ihn still und bemerkte auf einmal ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. Er sah mich scheinbar schon eine ganze Weile an.

„Na, hast du genug gesehen?“, fragte er lachend.

Ich wurde rot, nicht nur vor Scham, sondern auch vor Wut. „Eingebildet sind wir wohl gar nicht oder?“

„Ist schon in Ordnung, du darfst mich anstarren, wann immer du möchtest.“, sagte er achselzuckend.

„Hey, wer hat denn gesagt, dass ich das will?!“

Er stand auf und klopfte sich den Dreck von seiner Kleidung. „Sasuke, hörst du mir zu? Hey! Ich habe nie gesagt, dass ich dich anstarren will, so ein Blödsinn.“
 

Mit einem wissenden Lächeln hielt er mir seine Hand hin um mir aufzuhelfen. Verwundert blickte ich darauf.

„Ich kann dich auch hochheben, wenn du willst aber da du mich ja ganz offensichtlich nicht anstarrst, willst du sicher auch nicht von mir getragen werden oder?“

Kopfschüttelnd nahm ich seine Hand und ließ mir hochhelfen, während er sich noch immer über seinen eigenen Witz freute. Immerhin hatten seine Augen jetzt nicht mehr diesen traurigen Ausdruck.

Der Grund für sein Aufstehen, stand im selben Moment vor uns. Kakashi und Naruto warteten auf uns, um das Training zu beenden. Gemeinsam gingen wir wieder den Weg durch den Wald entlang und als wir uns erneut an einer Kreuzung trennen mussten, verabschiedete ich mich herzlich von Naruto UND Sasuke.

Wie Ino gesagt hatte, er hatte es wahrscheinlich wirklich nicht so mit Worten und Gefühlen.
 

Als Kakashi und ich nach rechts abbogen und ich fröhlich vor mich hin lächelte, bemerkte ich auf einmal seinen ruhenden Blick auf mir. Ich sah hoch zu ihm und schaute ihn fragend an.

„Stimmt etwas nicht?“

„Bist du zufrieden, weil ich Sasuke nicht weiter gereizt habe?“, fragte er ernst.

Ich konnte nicht anders, als laut loszulachen. Er sah in diesem Moment aus wie ein kleiner beleidigter Hund, der gelobt werden möchte.

„Ich deute das als ein Ja.“, sagte er sarkastisch.

Als ich endlich wieder Luft bekam, konnte ich ihm antworten.

„Ja Kakashi, ich finde es sehr nett von dir, dass du wieder normal mit Sasuke umgehst, wobei mir der Grund für eure Meinungsverschiedenheiten ja noch immer nicht wirklich klar ist. Immerhin hast weder du ihm, noch er dir etwas getan…“
 

Er wollte gerade etwas erwidern, als ich stehen blieb und mir ein Gedanke kam. Kakashi blieb ebenfalls stehen und sah mich forschend an.

„Mir fällt gerade ein, ich wollte Tsunade noch um eine neue Mission bitten, vielleicht hat Ino das auch schon getan…Ich schau mal bei ihr vorbei, mach‘s gut Kakashi!“

Mit diesen Worten bog ich um die nächste Straßenecke. Von Kakashi hörte ich anstelle einer Verabschiedung bloß ein „Ich weiß…“.

Doch ich wunderte mich nicht groß darüber, sondern lief einfach weiter um zum Hokageturm zu gelangen.

Wenige Minuten später, stand ich vor Tsunades Büro, klopfte und trat ein.
 

„Ah Sakura! Du kommst bestimmt um dir anzuhören, was auf deiner neuen Mission dein Auftrag ist, richtig?“, sagte die Hokage lächelnd. Ich nickte zustimmend.

„Tja, Ino war ja schon hier und hat mir von eurer verrückten Idee erzählt, zum „Kristallmeer“ gehen zu wollen, da muss ich dich enttäuschen, dort dürft ihr beide noch nicht hin.“

Gerade wollte ich fragen, warum nicht, als sie weitersprach.

„Und leider kann ich euch auch nicht zusammen auf eine Mission gehen lassen, zumindest nicht in nächster Zeit, ihr seid beide schon für einige kommende Missionen eingeteilt, das kann ich nicht so kurzfristig ändern.“

Schmollend stand ich vor ihr.

„Ach, sei nicht sauer Sakura, du bekommst eine schwierige und sogar ein bisschen gefährliche Mission.“

Meine Miene hellte sich etwas auf, doch als ich merkte, dass sie sich über mich lustig machte, zog ich drohend meine Augenbrauen zusammen.
 

Sie wurde ernst.

„Die Mission ist wirklich nicht zu unterschätzen. Es ist zwar ein ‚einfacher‘ Schriftrollentransport, doch diese Schriftrolle ist sehr begehrt und daher ebenso gefährdet.“

Ich horchte auf.

„Du wirst mit einem Partner diesen Auftrag erledigen. Ich muss mal kurz in die Liste sehen, wer dir zugeteilt wurde.“

Alle, bloß nicht Lee, dachte ich mir still.

„Ah ja…“

Naruto? Sasuke? Hinata? TenTen?

„Du wirst mit Kakashi Hatake unterwegs sein.“

WAS?!
 

Schreibt mir doch bitte ein paar Kommis :-)

Liebe Grüße

PinkLady18

"Vom Regen in die Traufe"

Danke für die netten Reviews! :-)

Und mittlerweile haben ja auch einige Schwarzleser ihr Geheimnis gelüftet und mir einen Kommentar geschrieben. Vielen Dank.^^

Mehr Lohn brauche ich gar nicht;-)

Hier ist jetzt das nächste Kapitel. Viel Spaß!

Liebe Grüße PinkLady18
 

26 „Vom Regen in die Traufe“
 

Das konnte doch nicht ihr Ernst sein?

Ich sollte mit Kakashi auf die Mission gehen?

Ausgerechnet mit Kakashi?
 

Ich starrte sie an, konnte nicht fassen, dass meine Glücksfee noch immer streikte.

Konoha war groß.

Wir hatten viele qualifizierte Ninja.

Es war bloß eine Schriftrolle.

Warum mit KAKASHI???

„Hast du etwas dagegen?“

Tsunade holte mich in die Wirklichkeit zurück.

Ob ich etwas dagegen hatte? Entschuldigung… JA!!! Ich wollte doch endlich für ein paar Wochen hier weg, weg von Sasuke, Kakashi, einfach allem. Ich brauchte Zeit um darüber nachzudenken. Aber wie sollte das gehen, wenn Kakashi mir als mein einziger Partner zugeteilt wurde? Ich konnte ihm in diesem Fall jawohl schlecht aus dem Weg gehen…

„Sakura. Hallo? Was ist denn mit dir?“

Ich schüttelte rasch den Kopf, so als würde ich diese Gedanken schnell verscheuchen.

„Also bist du einverstanden. Sehr gut, ich habe bereits Kakashi informiert. Dies ist eine Mission, bei der ihr gleichgestellt sein werdet, er geht also nicht als dein Lehrer mit.“
 

Die Ironie des Ganzen drang erst langsam zu mir durch, war ich doch noch zu schockiert davon, das Tsunade mein Kopfschütteln völlig falsch verstanden hatte. Das sollte doch nicht die Antwort auf ihre Frage sein! Aber als sie sagte, dass Kakashi schon Bescheid wusste, wurde mir klar, dass ich mich vor dieser Mission wohl kaum drücken konnte. Aber, dass ich ihm gleichgestellt sein würde, konnte doch bloß böse enden. Außerdem verhielt er sich eh schon seit einiger Zeit nicht mehr wie mein Sensei. Aber, wenn er also von dieser Doppelmission wusste, dann musste er vorhin…

Jetzt ergaben seine Worte erst einen Sinn, die Worte, die er mir hinterher gemurmelt hatte, als ich überstürzt zu Tsunade gelaufen war um mir die neue Mission abzuholen. „Ich weiß…“

Misstrauisch überlegte ich, ob er etwas mit der Planung der Teams zu tun gehabt haben könnte.
 

„Sakura!“

Ich zuckte zusammen. Tsunade stand direkt vor mir.

„Langsam reicht es mir aber, wo bist du bloß mit deinen Gedanken? Wie oft habe ich dich jetzt schon angesprochen, ohne dass du reagiert hast? Das habe ich dir mit Sicherheit ganz anders beigebracht. Du weißt selbst, wie gefährlich es sein kann, wenn ein Ninja nicht völlig konzentriert auf seine Umgebung ist. Vielleicht sollte ich dir die Mission lieber nicht geben?“

Fragend blickte sie mich an. Und wie ich, wusste sie genau, dass sie mich damit sofort herumbekam. Ob ich nun mit Kakashi als Partner den Auftrag erledigen wollte oder nicht, die Mission würde ich mir nicht mehr nehmen lassen.

„Tsunade-Sama, hack so viel auf mir herum, wie du willst aber diese Mission entziehst du mir nicht! Ich WILL sie und ich werde den Auftrag zu deiner vollsten Zufriedenheit ausführen.“

Sie lächelte zufrieden.
 

„Davon bin ich überzeugt. Meine kleine Sakura…ich bin wirklich froh, dass Kakashi dabei ist, so kann dir zumindest nichts passieren.“

Ich konnte mich nicht beherrschen und musste ironisch auflachen. Stirnrunzelnd sah sie mich an. Unter ihrem Blick schrumpfte ich langsam zusammen.

„Äh…ich meine ja nur, ich brauche keinen Beschützer, du wirst schon sehen, Kakashi wird sich noch wundern, wie gut ich allein zurecht komme.“

„Jetzt hör mir mal gut zu, junge Dame…“

Wenn die Hokage so anfing, bedeutete das selten etwas Gutes… „…diese Mission wird nicht umsonst zu zweit ausgeführt. Die Partner müssen sich absolut aufeinander verlassen können. Sie verbindet ein grenzenloses Vertrauen. Wenn auch nur einer der beiden einen winzigen Fehler macht, kann das gleichzeitig schwerwiegende Folgen für den anderen haben. Der Auftrag ist genau für zwei Leute konzipiert und du wirst das nicht im Alleingang versuchen, klar? Kakashi ist dir zwar gleichgestellt, dennoch hat er viel mehr Erfahrung als du und ich ordne dir an, als deine Hokage und als deine Lehrerin, dass du auf ihn zu hören hast, wenn er dir etwas befiehlt.“
 

Wie bitte??? Das konnte ja nur nach hinten losgehen…

„Sakura!“

Ich seufzte. „Ja Tsunade, ich werde tun, was Kakashi für richtig hält, vorausgesetzt ich weiß wirklich keine bessere Lösung.“

Den letzten Satz konnte ich mir nicht verkneifen, immerhin brauchte ich zumindest eine kleine Hintertür, um mir ein wenig Spielraum sichern zu können. Ernst blickte sie mich an und ich sah so geduldig wie möglich zurück. Nach ein paar Sekunden nickte sie.

„Du wirst den Auftrag perfekt erfüllen. Da bin ich ganz sicher. Aber denke daran, immer vorsichtig zu sein, es ist keine der kleinen Missionen, die ich euch sonst gebe. Doch ich weiß, du bist soweit. Beweise mir, wie gut du gelernt hast.“

Ich nickte. „Wann sollen wir aufbrechen?“

„Noch heute Abend. Oder eher heute Nacht.“

HEUTE NACHT? Ich sah mein winziges Häufchen Glück einfach davon segeln und hinter dem Horizont verschwinden.

Warte!!!

„Du triffst Kakashi vor dem Hokageturm, gegen halb eins. Und beachte, dass dich niemand sieht.“

Sie wünschte mir noch viel Glück und ich verabschiedete mich.
 

Langsam ging ich die Treppen des Hokageturms herunter. Als ich nach draußen kam, blieb ich erstmal stehen. Unsere Mission begann in der Nacht und ich würde einige Wochen völlig allein mit Kakashi durch die Wälder ziehen. Ich hielt das für die schlechteste Idee, die Tsunade sich je überlegt hatte. Ich trottete zurück nach Hause und deckte mich auf dem Weg dahin mit ein paar neuen Waffen und Lebensmitteln ein.

Als ich durch die Haustür ging, rief meine Mutter sofort nach mir. Ich erzählte ihr von meiner Mission und sie war völlig aus dem Häuschen. Einerseits freute sie sich, weil ich so einen wichtigen Auftrag hatte, andererseits machte sie sich jetzt schon Sorgen.

In weniger als einer Stunde hatte ich alles Wichtige zusammengepackt und nachdem ich geduscht hatte, legte ich mich noch etwas schlafen, da dies in der Nacht ja nicht mehr möglich war.
 

Um halb Zwölf stand ich auf und verabschiedete mich von meinen Eltern, die bis dahin wach geblieben waren. Dann nahm ich meine Sachen und ging nach Draußen. Es war stockdunkel und die Beleuchtung des Dorfes war bereits abgeschaltet worden.

Schnell machte ich mich daran, an den Hauswänden entlang, durch ein paar Büsche, so lautlos wie möglich durch die Straßen zu schleichen.

Ich hatte etwa die Hälfte des Weges hinter mich gebracht und hatte dabei nur zwei ANBU gesehen, als ich plötzlich dicht neben mir ein Geräusch hörte.

Zwar befand ich mich noch in Konoha, doch sollte ich ja nicht gesehen werden. Außerdem erinnerte mich das hier stark an mein Treffen mit Itachi auf dem Trainingsplatz…

Ich drehte mich ruckartig um und sah direkt in zwei rote Sharingan-Augen.

Nein, Itachi!
 

Ich wollte gerade nach den ANBU schreien, als mir der Mund zugehalten wurde.

„Shhh…ich bin es doch, Sasuke.“

Da erst erkannte ich ihn. Erleichtert atmete ich aus. Mein Herz schlug bestimmt doppelt so schnell wie sonst.

„Was machst du denn hier?“

„Dasselbe frage ich dich.“, sagte er ernst.

„Eigentlich geht ich das gar nichts an.“, kam es abwehrend von mir. „Eigentlich.“

„Warum läufst du hier nachts durch die Gegend und schleichst dich an mich heran, nur um so etwas zu fragen?“

„Warum bist du schon wieder zu dieser Zeit im Dorf unterwegs und dabei so genau darauf bedacht, den ANBU aus dem Weg zu gehen?“ „Bist du mein Vater? Ich kann doch herumlaufen wo immer ich will.“ „Um zwölf Uhr nachts? An den ANBU vorbei?“, fragte er stirnrunzelnd.

„Na und? Wenn mir nun mal danach ist. Vielleicht wollte ich ja auch bloß das Schleichen trainieren…“

Er lachte leise auf. „Dann hast du offensichtlich noch viel zu üben. Du bist viel zu laut.“

Entrüstet starrte ich ihn an. „Das geht dich doch nichts an! Ich habe dich auch nicht um deine Meinung gebeten, soweit ich mich erinnere.“
 

Achselzuckend schwieg er einen Moment.

„Willst du nicht gehen?“, fragte ich ihn daraufhin.

„Nein. Immerhin interessiert es mich brennend, was du jetzt tun wirst, oder sagen wir besser, wie du deine Schleichversuche weiter üben willst.“

Ihm war anzusehen, dass er mir kein Wort glaubte, verständlicherweise. Aber ich hatte auch nicht wirklich an diese Möglichkeit ihn loszuwerden geglaubt. Während er einen ANBU beobachtete, der dicht an uns vorbei lief, schielte ich möglichst unauffällig auf meine Uhr.

Schon viertel nach 12! Ich musste mich beeilen, um noch rechtzeitig zum Hokageturm zu kommen. Der ANBU war wieder weiter entfernt und Sasuke unterbrach die Stille.

„War doch klar, du musst zu einem bestimmten Zeitpunkt irgendwo sein. Also nur zu, ich halte dich nicht auf.“

Beschwichtigend hob er seine Hände. Misstrauisch entfernte ich mich ein paar Schritte von ihm, ihn dabei nicht aus den Augen lassend. Wenn ich bloß etwas mehr Zeit gehabt hätte!
 

Normalerweise würde ich selten darauf vertrauen, dass Sasuke mich einfach so gehen ließ, ohne dass seine Neugier gestillt war. Aber ich musste jetzt sofort los, sonst würde meine erste große Mission bereits zu Beginn nicht standesgemäß verlaufen.

Ich unterdrückte einen Fluch und drehte mich hastig um. Schnell sichtete ich die Umgebung und lief wie ein Schatten dicht am Boden entlang auf die gegenüberliegende Seite des Weges.

Dort versteckte ich mich gleich hinter ein paar Bäumen.

Sasuke auf der anderen Seite winkte mir lässig zu und drehte sich um. Er sprang auf ein Haus und verschwand hinter dem Dach. Da kam mir eine Idee.

Natürlich verließ ich mich nicht darauf, dass Sasuke in die andere Richtung verschwunden war. So blöd war ich dann auch nicht. Wenn ich jedoch auf den Dächern entlang einen kleinen Umweg zu Inos Haus machen würde…

Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit würde er mir folgen. Sollte er dann sehen, dass ich zu Ino ging, würde er bestimmt davon ablassen, zu beobachten wohin ich ging.

Wenn ich das bloß in weniger als 15 Minuten schaffen würde!
 

Ich blickte noch einmal den Weg entlang. Alles war leer.

Dann lief ich los und sprang auf das gegenüberliegende Hausdach. Von dort aus ging es weiter, über die Dächer der anderen Häuser und ich hoffte innig, dass Sasuke mir direkt folgte.

Nach nur wenigen Minuten kam ich vor Inos Haus an. Ich stellte mich auf das Dach vor ihrem Fenster und hatte Glück, denn sie war gerade in ihrem Zimmer und bemerkte mich sofort.

Schnell machte ich ihr ein kleines Zeichen, dass sie nicht fragen sollte, warum ich so spät bei ihr auftauchte.

Sie nickte und setzte ein strahlendes Lächeln auf. Nachdem ich durch ihr geöffnetes Fenster eingetreten war, schloss Ino es und zog die Vorhänge vor.

„Was tust du denn hier? Und vor allem, wer verfolgt dich?“

Die Neugier in Person!

„Ich habe keine Zeit, ich muss auf eine Mission und in zehn Minuten etwa soll ich dort sein! Sasuke ist mir hinterher gelaufen, zumindest glaube ich das. Auf jeden Fall sollte mich niemand sehen, du bist also mein kleiner Ausweg. Kann ich durch die Kellertür wieder verschwinden?“

Als sie hörte, dass Sasuke mir folgte, breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. Doch dann nickte sie schnell,

„Natürlich. Mit wem gehst du denn auf die Mission?“
 

Während wir leise nach unten gingen, erzählte ich ihr von Tsunades Befehl, mit Kakashi auf die Mission zu gehen und wie sehr ich es bedauerte, nicht mir ihr den Auftrag zu bearbeiten.

Sie lachte sich kaputt, weil ich mit Kakashi jemanden im Team hatte, der „nichts anderes tut, als in diesem Schundheft zu lesen und kaum ein Wort spricht.“

Tja, so viel zu der Unterstützung meiner besten Freundin.

Ich beeilte mich, aus der Kellertür zu laufen und mit einem Kontrollblick durch die Straßen zu laufen. Ino winkte mir hinterher.
 

Der weitere Weg verlief ohne Probleme und mit einer Minute Restzeit schaffte ich es tatsächlich noch pünktlich zum Treffpunkt.

Sasuke war mir nicht mehr gefolgt. Ich war überrascht, auf Kakashi zu treffen, der auf einem Ast bereits auf mich wartete.

Als er mich sah, sprang er geräuschlos herunter und blickte mich an. Leicht außer Atem blieb ich vor ihm stehen und erwiderte seinen Blick.

„Kann es losgehen?“

Leicht überrumpelt nickte ich. Er hatte mich nicht mal begrüßt und wirkte irgendwie abweisend. Dann drehte er sich um und verschwand blitzschnell hinter ein paar Bäumen, die im angrenzenden Wald standen.
 

Verwirrt folgte ich ihm und ließ wie er, das große Haupttor hinter mir. Nach etwa zwanzig Minuten blieb er stehen und wartete, bis ich ihn eingeholt hatte.

„Wir mussten erstmal aus dem Dorf verschwinden, bevor wir weitere Dinge besprechen konnten. Aber auch hier ist nicht der geeignete Ort dafür. Ich halte es für falsch, in dieser Dunkelheit lange weiter zu laufen, also würde ich vorschlagen, wir schlagen etwas weiter von hier, in etwa einer Stunde unser Lager auf.“

Ich wollte sofort zustimmend nicken, als Zeichen, das ich seinen Befehl verstanden hatte, als er mich fragend ansah.

„Was hältst du davon?“

„Ich?“, fragte ich lahm.

„Wir sind gleichgestellt. Vielleicht hast du etwas anderes vor?“

„Äh, also…nein. Ich finde den Vorschlag gut. Ich bin einverstanden.“, kam es nicht sehr intelligent von mir.

Er nickte und wir liefen sofort weiter.
 

In dieser Dunkelheit kamen wir nicht besonders schnell voran. Zumindest ich nicht, denn ich konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Hinzu kam, dass der Mond, nur eine dünne Sichel, auch ziemlich häufig hinter ein paar Wolken verschwand.

Kakashi dagegen, schien aus reiner Rücksicht auf mich langsamer zu laufen. Mithilfe seines Sharingans konnte er vermutlich so viel sehen, wie am Tag.

Ich seufzte leise. Unsere Fähigkeiten waren wirklich sehr ungleichmäßig aufgeteilt. Im Moment kam ich mir eher wie ein Hindernis vor oder jemand, der von Kakashi beschützt werden musste, nicht jedoch wie eine ihm gleichgestellte Teamkameradin.
 

Nach einiger Zeit blieb Kakashi erneut stehen. Wir befanden uns auf einer kleinen Lichtung, mit einem angrenzenden seichten Fluss.

„Lass uns hier das Zelt aufbauen.“

Als er wieder auf meine Antwort wartete, bejahte ich schnell. Ich musste mich wohl erst daran gewöhnen, nach meiner Einschätzung gefragt zu werden.

Moment mal…

Hatte Kakashi gerade gesagt, lass uns hier DAS Zelt aufstellen? Sprachen wir hier von der Einzahl, also nur EINEM Zelt für uns BEIDE?

Da er keine Anstalten machte, ein weiteres Zelt in Angriff zu nehmen und hin und wieder leicht irritiert zu mir herübersah, konnte ich mir wirklich nur gratulieren.

Wie konnte ich nur so viel Glück haben? Ich war mit Sicherheit ein Paradebeispiel für das Sprichwort „Vom Regen in die Traufe“…

"Auf der Mission"

27 „Auf der Mission“
 

Immer noch stand ich unbeweglich vor Kakashi und sah zu wie er ein Zelt aufbaute.

Oder eher sah es so aus, als würde ich zusehen. In Wirklichkeit kreisten meine Gedanken um nichts anderes mehr als darum, wie ich dieser Situation entkommen könnte.

Wir konnten doch nicht nur ein Zelt dabei haben!?

„Es ist an sich zwar keine schwere Arbeit aber ich denke, es würde schneller gehen, wenn du mir dabei helfen würdest das Zelt aufzubauen.“

Ich zuckte zusammen. Schon wieder DAS Zelt!

Eilig machte ich mich daran, ihm zu helfen, während ich fieberhaft nach einem Ausweg suchte.

So kalt war es hier draußen doch gar nicht… Ich könnte ja hier schlafen, mit einer einfachen Decke…

Resigniert seufzte ich. Ich konnte doch nicht einfach sagen,

„Gut Kakashi, wir haben nur ein Zelt. Ich schlafe draußen.“

Ich war doch schon 18! Ich würde damit klar kommen. So klein sah das Zelt auch gar nicht aus, ich sollte mich nicht so anstellen.
 

Ein paar Handgriffe später hatten wir es aufgestellt und meine Gesichtszüge entgleisten mir langsam aber sicher.

Das Zelt war winzig, verschwindend klein…

Kakashi nahm unsere Taschen und brachte sie ins Zelt. Ich haderte mit mir, ob ich ihm folgen sollte oder nicht, als er wieder herauskam. In seiner linken Hand hielt er eine Decke und in der rechten einen Schlafsack.

Erstaunt sah ich ihn an. Er erwiderte meinen Blick amüsiert.

Dann blieb er gespielt entrüstet stehen.

„Du hast doch wohl nicht gedacht, wir müssten uns zu zweit in dieses winzige Zelt quetschen, oder?“

Leise lachte er als er sah, dass ich leicht überfordert mit der Situation war.

„Ich habe natürlich noch ein Zelt dabei aber ein Gentleman baut immer zuerst das der Dame auf.“

Mein perplexes Gesicht wich einem grimmigen Ausdruck.

„Sehr witzig, Kakashi.“, knurrte ich und verschwand ohne mich noch einmal umzudrehen im aufgebauten Zelt.
 

Sein breites Grinsen konnte ich mir trotzdem sehr genau vorstellen. Im Innenraum sah das Ganze gar nicht mehr klein aus. Eigentlich war hier sogar ziemlich viel Platz aber das würde ich Kakashi jetzt bestimmt nicht mehr sagen. Wer mich so reinlegen musste, der konnte auch allein ein zweites Zelt aufbauen. Da es noch immer spät in der Nacht war, musste ich mir mit einer Taschenlampe behelfen, da ich ansonsten kaum etwas sehen konnte.

Ich rollte meinen Schlafsack aus und hielt es für klüger, meine Kampfkleidung anzulassen. Man wusste ja nie…

Wenige Minuten später lag ich eingekuschelt in der warmen Decke und hatte die Taschenlampe ausgeschaltet. Jetzt konnte ich zwar nichts mehr sehen aber umso besser hören.

Kakashi schien zu schlafen, denn es war alles still.
 

Etwas weiter weg hörte ich den kleinen Fluss plätschern und einige Grillen schien es hier auch zu geben, doch ich mochte es, wenn sie zirpten. Langsam wurde ich schläfrig.

In kurzen Abständen hörte ich auf einmal, wie etwas auf das Zelt tropfte. Wenige Sekunden später, war aus diesen Tropfen ein richtiger Wolkenbruch geworden.

Ich war froh, dass ich hier im Trockenen lag, an Schlaf war jetzt jedoch nicht mehr zu denken.

Wenige Minuten später hörte ich Kakashi nebenan fluchen. Neugierig richtete ich mich auf und sah aus dem Zelt.
 

Er war aus seinem herausgeklettert und versuchte augenscheinlich verzweifelt, eine undichte Stelle auszustopfen. Nur schien sie dabei immer größer zu werden und er war mittlerweile schon ziemlich durchnässt. Zuerst freute ich mich diebisch, dass er für seine Frechheit von vorhin bestraft wurde, dann rollte ich mit den Augen und rief nach ihm.

„Kakashi!“

Er drehte sich um.

„Na los, du kannst mit in mein Zelt, nicht dass du noch krank wirst.“ Er zögerte, schien zu überlegen ob das wirklich eine gute Idee war. Da war ich mir selbst nicht sicher aber wenn er krank würde, hätten wir beide nichts davon.

Dann nickte er und kam herüber. Ich rückte zur Seite um ihn und seinen Schlafsack ins Zelt zu lassen aber nur eine Person mehr schien das Zelt auf einmal um mehr als die Hälfte schrumpfen zu lassen.

Zwischen unseren beiden Schlafsäcken war kaum noch Platz.
 

Etwas unsicher setzte ich mich auf meine Seite und sah zu, wie er seine Decke ausbreitete. Als er fertig war, saßen wir uns stumm gegenüber. Irgendwann hielt ich die Stille nicht mehr aus, ich ließ meinen Blick über ihn wandern und brach in schallendes Gelächter aus, als ich bemerkte wie er aussah.

Seine Haare hingen ihm wirr in die Stirn und tropften auf die Decke, seine Klamotten klebten klitschnass an ihm und er selber wirkte auch nicht gerade glücklich darüber. Er folgte meinem Blick und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, auch wenn er offensichtlich ernst bleiben wollte.

Ich kramte in meinem Rucksack und gab ihm mein Handtuch, damit er sich zumindest die Haare trocknen konnte.
 

„So Kakashi, jetzt würde ich gern wissen, ob du etwas damit zu tun hast, dass ausgerechnet wir beide zusammen diese Mission erledigen sollen.“, sagte ich dann.

„Wie kommst du darauf, dass es ‚ausgerechnet‘ heißen muss?“

„Du weißt ganz genau was ich meine.“

Zähneknirschend blickte ich ihn an.

„Ich habe nichts damit zu tun. Zufälle gibt es…“

„Was für eine Schriftrolle genau, müssen wir eigentlich holen? Und wo gehen wir dabei hin?“

Ich beschloss, mich erstmal wieder auf die Mission zu konzentrieren. Ich würde schon früh genug dahinter kommen, wieso Kakashi mir als Partner zugeteilt wurde.

„Das kann ich dir nun wirklich nicht hier erzählen. Den Auftrag hat Tsunade mir erst heute Mittag nach dem Training gegeben, ich bin also selbst gerade erst informiert worden. Auf jeden Fall ist das der falsche Ort, um dir die Einzelheiten zu erklären. Wir sollten versuchen zu schlafen, immerhin lässt der Regen langsam nach und es ist nicht mehr so laut.“

Ich nickte zustimmend und legte mich auf meine Seite. Nach einer Weile fielen mir endlich die Augen zu.
 

Als ich aufwachte, wollte ich am liebsten gleich weiter schlafen. Müde ließ ich meine Augen zu und kuschelte mich weiter in mein Kissen. Direkt neben mir war eine äußerst angenehme Wärmequelle und ich wollte gerade meine Decke näher an mich ziehen, als meine Finger etwas ertasteten, das sich ganz und gar nicht wie eine Decke anfühlte.

Langsam strichen sie etwas höher und berührten einen festen Stoff. Schlaftrunken ließ ich sie weiter tasten und berührte auf einmal etwas Warmes, Weiches. Stirnrunzelnd richtete ich mich langsam auf und suchte nach dieser seltsamen „Decke“.

Im selben Moment sprang ich mit einem Schrei nach hinten.

Da lag Kakashi und betrachtete mich mit einem interessierten Blick.
 

Die Röte stieg mir ins Gesicht, als ich bemerkte, dass ich auf seiner Brust geschlafen hatte. Und dann hatte ich auch noch an ihm entlang getastet!

„Guten Morgen.“, sagte er ruhig.

Stotternd antwortete ich ihm schnell, stammelte eine Entschuldigung und kletterte hastig aus dem Zelt. Zielstrebig ging ich auf den Fluss zu und wusch mir das Gesicht.

Langsam beruhigte ich mich wieder. Ich hoffte bloß, ich war ihm in der Nacht nicht noch mehr auf die Pelle gerückt…

Ich betrachtete mich gedankenverloren im Wasser.
 

Plötzlich ertönte dicht hinter mir ein Knacken, ich schreckte hoch und machte mich auf einen nassen Fall gefasst. Die Augen zusammengekniffen, wartete ich auf das Platschen, doch ich hörte es nicht, also öffnete ich zaghaft ein Auge.

Kakashi hatte mich an meinem Arm festgehalten und sah amüsiert dabei zu, wie ich mir der Situation bewusst wurde.

Schnell machte ich mich los und bedankte mich eilig.

„Könntest du dich das nächste Mal vielleicht nicht anschleichen, sondern bemerkbar machen, wenn ich direkt am Wasser stehe?“ „Solltest du nicht immer ein Auge und ein Ohr auf deine Umgebung haben?“, kam seine Gegenfrage.

Dies übergehend, riss ich mich zusammen und fragte,

„Können wir jetzt weiter gehen? Immerhin würde ich auch ganz gern mal die Details unserer Mission erfahren.“

„Gut, lass uns aufbrechen.“
 

Wir bauten das Zelt schnell wieder ab und setzten unseren Weg fort. Bald schon sprangen wir auf ein paar Bäume um besser voran zu kommen. In der Nacht war dies zu leichtsinnig aber am Tag war es die schnellste Möglichkeit voran zu kommen.

Während Kakashi vor ging, hatte ich Zeit, mir die Umgebung genauer anzusehen. Wir waren noch nicht allzu weit von Konoha entfernt aber dennoch sah die Gegend hier schon etwas anders aus, denn es war leicht hügelig und auch die Pflanzen schienen bunter.

Zwar war es noch recht früh am Morgen, die Sonne war jedoch schon ganz aufgegangen, sodass der Wald hell erleuchtet war. Einige Stunden vergingen und als wir endlich anhielten war es schon Mittag.

Wir hatten gerade den Wald hinter uns gelassen und kamen auf eine Fläche zu, die zwar auch viele Bäume hatte, jedoch nicht mehr so viele, als dass man sie noch zum Wald zählen konnte.
 

Kakashi setzte sich unter einen Schatten spendenden Baum und bedeutete mir, mich daneben zu setzen. Zuerst aßen wir ein paar unserer Vorräte, dann begann Kakashi mich in die Mission einzuweihen. Besonders viel wusste er jedoch auch nicht.

„Die Schriftrolle sollen wir in das Reich der Zeiten bringen. Es ist ziemlich weit weg von hier aber die Schriftrolle befand sich nun mal bei uns in Konoha, deshalb sollen wir sie auch transportieren. Es gibt nicht so viele Informationen zu diesem Reich aber Konoha hat ein Friedensbündnis mit ihm und die Ninja dort sind uns weitestgehend freundlich gesinnt. Wir werden wohl etwa acht Tage brauchen um dort anzukommen, vielleicht auch mehr, je nachdem wie das Wetter ist. Wenn es wieder so regnet wie letzte Nacht, ist es zu gefährlich um weiter zu reisen.“

Er stoppte hier.
 

Erwartungsvoll sah ich ihn an, doch er sprach nicht weiter.

„Kakashi, ist das alles was du weißt?“, fragte ich ungläubig.

Er nickte lässig. „Mehr Informationen wurden mir nicht mitgeteilt.“ „Aber was ist das für eine Schriftrolle, wer ist hinter ihr her und wo müssen wir sie abgeben?“

„Wo, das weiß ich natürlich, aber es wird dir nicht helfen, wenn ich dir den Ort beschreibe, ich selbst war erst einmal im Reich der Zeiten und dort ist es nicht gerade übersichtlich. Verlass dich da ganz auf mich. Den Rest deiner Fragen, musst du wohl oder übel vergessen, dazu weiß ich nichts.“

Ich seufzte und gab mich geschlagen.
 

Eine halbe Stunde später brachen wir wieder auf und es passierte nichts weiter Ungewöhnliches. Gegen elf Uhr abends, als es wirklich zu dunkel wurde um weiterzulaufen, machten wir erneut Halt und schlugen unser Lager auf.

Was bedeutete, wir bauten mein Zelt auf, weil Kakashis scheinbar endgültig hinüber war. Ich wurde den Gedanken nicht los, dass er möglicherweise bewusst dieses alte Teil mitgeschleppt hatte…

Also saßen wir wieder zusammengezwängt in diesem winzigen Ding und ich wehrte mich hartnäckig gegen den Schlaf, unweigerlich an die Situation von heute Morgen erinnert.

Kakashi, der ein paar Karten betrachtete hatte, sah auf.

„Willst du nicht langsam schlafen? Seit einer halben Stunde tust du nichts anderes als zu gähnen und trotzdem legst du dich nicht hin.“ Ich fühlte mich ertappt und schüttelte bloß den Kopf.

„Ich bin noch nicht müde.“
 

Mit einem Achselzucken legte er die Karten zurück und drehte sich auf die Seite, mit dem Gesicht zur Zeltwand. Ich legte mich auf den Rücken und nach einer Weile atmete er regelmäßig und ich entspannte mich merklich.

Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, als ob ich jetzt weniger Angst vor dem Einschlafen hätte aber wenigstens fühlte ich mich für einen Moment unbeobachtet.

Als ich vor ein paar Stunden aufgewacht war, wie konnte ich da bloß nicht sofort merken, dass ich so dicht an KAKASHI lag? Von wegen, meine schöne warme Decke…

Ich errötete kaum merklich. Das sollte noch mindestens acht Tage dauern und das allein auf dem Hinweg! Wie sollte ich das überleben?
 

Auf einmal drehte sich Kakashi neben mir. Ich beobachtete, wie er nun mit seinem Gesicht zu mir lag.

Er wirkte so entspannt wie selten wenn er wach war und er sah beinah aus wie ein kleiner Junge.

Ich lächelte. So wirkte er doch gleich viel harmloser.

Wenn sich mir schon so eine Chance bot, dann wollte ich sie auch nutzen. Zwar schämte ich mich für meine Neugier, doch kam ich nicht dagegen an. Also lehnte ich mich ein Stück vor und betrachtete sein Gesicht genauer. Als ich mich vergewissert hatte, dass er wirklich fest schlief, näherte sich meine Hand seinem Kinn und zog vorsichtig das Halstuch herunter. Noch immer rührte er sich nicht und ich musterte ihn weiter.

Ich verstand nicht, wieso Kakashi dieses Tuch trug. Er sah wirklich gut aus, auch wenn ich mir das nicht eingestehen wollte und ich sah keinen Grund, sein Gesicht zu verstecken. Dass er sein Sharingan nicht jedem zeigte, war einleuchtend aber wieso seinen Mund?
 

Gedankenverloren blickte ich ihn an und erschrak als er auf einmal die Augen aufschlug. Ich erstarrte in meiner Bewegung und blieb wo ich war. Er hatte doch geschlafen oder nicht?

Er sah mich direkt an, sagte kein Wort, sondern blickte bloß zurück. Ich hielt den Atem an, wartete auf eine Reaktion. Langsam überbückte er die letzten Zentimeter zwischen uns, näherte sich meinem Gesicht, meinem Mund…
 

Und jetzt möchte ich wieder viele liebe Kommis, in denen ihr mir sagt, was ihr erwartet, wie es weitergeht XDDDD

"Verloren"

28 „Verloren“
 

Die Stille in der Umgebung fiel mir kaum auf. Ich nahm nichts anderes wahr als Kakashi, der sich mir immer mehr näherte.

Plötzlich hielt er inne, nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht.

Er sah mir in die Augen und als sich unsere Blicke trafen war ich wie elektrisiert.

Sekunden vergingen, Minuten, Stunden, ich hatte mein Zeitgefühl verloren.
 

Doch mit einem Schlag, kam die Realität zurück, gleichzeitig bemerkten Kakashi und ich die nahende Gefahr und im letzten Moment drückten wir uns flach auf den Boden als ein vergrößertes Shuriken unser Zelt in der Mitte teilte und die obere Hälfte zerriss. Sofort sprangen wir auf und stellten uns Rücken an Rücken, ließen schnell unsere Blicke schweifen um die Situation einschätzen zu können.

Kakashi flüsterte mir etwas zu, ohne sich umzudrehen.

„Es sind etwa 20. Von wo sie sind kann ich noch nicht sagen.“

Ich nickte zum Zeichen, dass ich ihn verstanden hatte und beobachtete die mir gegenüber stehenden Ninjas.
 

Sie alle waren vermummt und man konnte weder ihr Stirnband, noch ihre Kleidung oder Gesichter erkennen.

Egal wer sie waren, sie sahen stark aus. Doch dadurch, dass sie mich mit Sicherheit unterschätzen würden, hatte ich einen Vorteil.

Ein paar von ihnen griffen an, die anderen hielten sich noch im Hintergrund und ließen uns nicht aus den Augen.

Während Kakashi sich um sie kümmerte, hatte ich genug Zeit um Kraft zu sammeln und mein Chakra zu konzentrieren.

Da sprangen auch schon ein paar von ihnen auf mich zu.

Ich sah nicht auf, blieb stehen, wo ich war und ließ sie so nah wie möglich kommen.

Dann sah ich hoch und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

Mit voller Wucht ließ ich meine Chakrafaust auf den Boden aufkommen und die Ninjas fielen völlig überrascht von diesem Angriff in die Erdspalte. Sofort sprang ich hinterher und besiegte einen, nach dem anderen mit ein paar Schlägen und Tritten.
 

Als ich wieder hochkletterte, ließ ich eilig meinen Blick schweifen und entdeckte Kakashi im Kampf mit den übrig gebliebenen Gegnern, etwa zehn auf einmal.

Zwar wusste ich, dass Kakashi ein wirklich guter Kämpfer war, doch konnte ich nicht verhindern, dass ich besorgt zu ihm herüber lief um ihm zu helfen.

Bevor ich jedoch dort ankam, warf er mir einen schnellen Blick zu und gab mir zu verstehen, ich solle bleiben wo ich war. Widerwillig hielt ich an und sah zu ihm herüber.

Er schloss sein Auge und die Ninjas hielten einen Moment verwundert inne. Doch sie bemerkten zu spät, was ihr Gegenüber vorhatte.

Kakashi hatte sein Chidori angewandt und mit einer kaum sichtbaren Bewegung alle auf einmal getroffen. Als auch der Letzte zu Boden fiel, beobachtete mein Partner noch einmal die Umgebung und kam dann wieder zu mir.
 

„Das hast du sehr gut gemacht, du hast deine Gegner sogar schneller besiegt, als ich die meinen.“, sagte er mit einem angedeuteten Nicken.

„Kakashi, woher kamen die? Und was wollten sie von uns? Die Schriftrolle?“, fragte ich aufgebracht.

„Wir können hier nicht reden und wir dürfen nicht bleiben. Zwar habe ich gesagt, ich würde ungern bei Nacht weiter gehen aber jetzt haben wir keine andere Möglichkeit mehr. Wir müssen augenblicklich von hier verschwinden.“

Der Ernst in seiner Stimme ließ mich aufhorchen. Es steckte wohl noch mehr hinter diesem Angriff als nur diese kleine Gruppe von Gegnern.

„Nimm nur das Nötigste mit und dann folge mir.“

Ich schnappte mir meinen Rucksack aus den verbliebenen Fetzen des Zeltes. Zusammen mit meinem eingerollten Schlafsack schnallte ich mir das Gepäck auf den Rücken und kehrte zu Kakashi zurück, der die Gegend nicht aus den Augen ließ.

Als ich sah, dass er sein Sharingan benutzte, wurde mir klar, dass dieser Kampf wohl erst der Anfang von etwas viel Größerem war…
 

Wir brachen wieder auf, diesmal jedoch nebeneinander. Dabei mussten wir auf dem Boden entlang laufen, weil die Bäume einfach zu gefährlich waren und uns zu leichten Zielen für gegnerische Angriffe machten. Hier unten waren wir jedoch ebenso wenig außer Gefahr.

Schweigend verfolgten wir unseren Weg und ich konnte nicht aufhören, hastig die Umgebung abzusuchen. Zwar war ich auf einen Kampf vorbereitet, es missfiel mir jedoch, dass ich kaum etwas im meinem Umkreis sehen konnte und außerdem nicht mal wusste wer meine Gegner waren, was sie für Fähigkeiten hatten.

Diese Unwissenheit machte mich nervös.

Kakashi warf mir einen Blick zu.

„Ruhig. Du musst konzentriert sein und keineswegs hektisch werden. Versuch dich zu entspannen und habe ein gutes Auge auf dein Umfeld. Wir sind vorbereitet, ein Überraschungsangriff fällt dabei flach.“, sagte er mit leiser Stimme.
 

Überrascht sah ich zu ihm. Dann nickte ich zielbewusst.

Er hatte Recht, ich durfte mich nicht so hängen lassen. Diese Mission bedeutete mir sehr viel, ich würde keine Anfängerfehler machen, das hielt ich mir immer wieder vor Augen. Ich war stark und Kakashi ein Elitejonin, zusammen waren wir schwer zu bekämpfen.

Weiter liefen wir durch die Nacht, ein Auge auf den Weg, eines auf unsere Seiten, ein Ohr nach vorn, das andere auf die im Dunkeln liegenden Flächen und hinter uns rauschenden Bäume.

Wir befanden uns wieder in einem Wald und er wurde zunehmend dichter. Bald war der Weg zu eng um sicher nebeneinander herlaufen zu können.

Ich warf einen kurzen Blick auf Kakashi, er wirkte angespannt und blieb auf einmal stehen.

Es schien so, als würde er abwägen, ob es schlimmer wäre, mich hinten oder vorne laufen zu lassen, bei beidem hatte er kein gutes Gefühl und er schien sich nicht wirklich entscheiden zu können.
 

„Kakashi, wir sind gleichgestellt, schon vergessen? Wir sollten uns darauf beschränken, dass wir ganz neutral feststellen müssen, wessen Fähigkeiten eher für vorn geeignet sind und wessen für hinten.“, sagte ich.

„In beiden Fällen kann ich dich nicht gut beschützen, du bist entweder von vorn oder von hinten angreifbar.“, sagte er stirnrunzelnd. „Ich weiß, dass du genau so wichtig bist wie ich aber gerade deshalb muss ich alles im Blick haben um dich in Sicherheit bringen zu können, falls es nötig ist.“

„Du mit deinem Sharingan solltest meiner Meinung nach vorn, da bist du viel nützlicher. Mögliche Verfolger kann ich durch Erdspalten aufhalten oder zumindest behindern, also sollte ich hinter dir laufen. Wir dürfen keine Zeit verlieren, also vertrau mir bitte.“

Ich versuchte meiner Stimme einen festen Klang zu geben, wollte ich doch nicht, dass er meine große Nervosität bemerkte.
 

Jeder von uns musste von jetzt an doppelt so gut aufpassen, ansonsten war automatisch der andere in Gefahr.

„Das gefällt mir nicht. Das gefällt mir ganz und gar nicht…“, sagte Kakashi leise. „Seit etwa einer Viertelstunde laufen wir nun schon und der Wald ist so still, man könnte meinen, wir sind die einzigen Lebewesen hier. Genau das macht mir Sorgen. Hier stimmt irgendetwas nicht…Aber ich fürchte, du hast Recht. Wenn wir die Schriftrolle heil hier rausbringen wollen, dann müssen wir hintereinander weitergehen. Ich vertraue dir, ich weiß was du kannst und doch überraschst du mich immer wieder mit neuen Fähigkeiten. Ich mache mir trotzdem Sorgen. Wenn ich selbst nicht alles überblicken kann, kann ich dich womöglich nicht sofort unterstützen und das könnte tödlich sein.“

Ich sah ihn ernst an.

„Wenn ich jedoch nur von dir beschützt werde und selbst nicht alles sehe, dann kann das auch für dich tödlich enden.“
 

Widerwillig gab Kakashi nach und lief vor mir entlang.

Doch seine angespannte Haltung blieb.

Meine Konzentration stieg auf ihr Maximum, ich beachtete jedes noch so kleine Geräusch, jede winzige Bewegung und beruhigte mich innerlich, weil ich das Gefühl hatte, langsam wieder die Kontrolle über mich zu bekommen.

Ich hatte das Gefühl, dass wir uns immer schneller bewegten, so als wären wir auf der Flucht vor etwas Unsichtbarem.

Als ich meinen Blick wieder nach vorn richtete, konnte ich gerade noch rechtzeitig anhalten, da Kakashi abrupt stehen geblieben war.
 

Vor ihm standen fünf weitere vermummte Gestalten mit Katanas. Kakashi bedeutete mir mit einem Blick, mich im Hintergrund zu halten und nicht aus seinem Blickwinkel zu verschwinden.

Also stellte ich mich in Kampfstellung schräg hinter ihn und deckte seinen Rücken.

Schon als der erste der fünf ihn angriff bemerkten wir, dass diese Gegner stärker waren als die anderen.

Ich lief nach vorn,

„Kakashi, lass mich dir helfen, zusammen werden wir schneller mit ihnen fertig!“.

Doch sein ausgestreckter Arme hinderte mich daran, in den Kampf einzugreifen.

„Du bleibst wo du bist, bis ich dich rufe.“

Seine Stimme klang zornig und mir wurde klar, dass ich diesem Befehl Folge leisten musste. Widerwillig trat ich zurück und beobachtete den Kampf.
 

Mein Partner kämpfte gegen drei von ihnen, ein weiterer hielt sich im Hintergrund und der letzte…

Hektisch sah ich mich um.

Wo war der fünfte Ninja?
 

Ich erwartete jeden Moment einen Angriff und ließ meinen Blick weiterhin schweifen, doch ich konnte ihn nirgends entdecken. „Kakashi! Einer von ihnen ist verschwun…“

Ich beendete den Satz nicht, spürte ich doch im selben Moment eine kalte Klinge an meinem Hals.

Kakashi hatte sich beim Klang meiner Stimme schnell umgedreht, wurde deshalb jedoch beinah von einem Katana getroffen.

Er taumelte zurück und bemühte sich schnell, wieder einen festen Stand zu bekommen.

Gerade als ich einen Angriff auf den Kerl hinter mir starten wollte, fiel er in sich zusammen und landete auf dem Boden.

Verwundert sah ich auf und erkannte Kakashi, der den Ninja von hinten bewusstlos geschlagen hatte.

Im selben Moment verschwand der Kakashi, der gegen die anderen drei Ninja gekämpft hatte.
 

Er hatte einen Doppelgänger erschaffen, der so lange gegen die drei Kämpfer bestehen konnte?

Anerkennend lächelte ich ihn an.

Doch er konzentrierte sich bereits wieder auf unsere Gegner, packte meinen Arm und zog mich schnell beiseite, während er mit einem Kunai den Angriff des vierten Ninjas abwehrte.

Erschrocken rügte ich mich für meine Unbedachtheit und wendete mich wieder dem Kampf zu.

Kakashi legte sich jetzt mit allen vieren gleichzeitig an und ich stand etwas weiter abseits.

Dann geschah alles ganz schnell, zwei von ihnen griffen meinen Teamkameraden von verschiedenen Seiten an.

Kakashi wich aus, doch hatte er den dritten zu spät bemerkt.
 

Mein Schrei hallte durch den ganzen Wald und wirkte merkwürdig verzerrt.
 

Wie in Zeitlupe fiel er zu Boden, ein Katana hatte seinen Bauch durchbohrt und mir wurde schlecht, als ich sah wie der Mistkerl, der ihn getroffen hatte, das Schwert mit Vergnügen wieder aus ihm herauszog.

Dann lag er reglos auf der Erde und ich rannte völlig benommen zu ihm.
 

Doch mir wurde der Weg abgeschnitten.

Zwei der Ninjas standen vor mir und ein weiterer hinter mir.

Doch wo war der vierte? Mit der Kraft der Verzweiflung und Wut schlug ich einen Graben in den Boden, dem jedoch alle drei ausweichen konnten.

Zumindest mussten sie zurück springen und ich wollte weiterlaufen, als der vierte von der Seite auf mich zukam.

Ich sah ihn zu spät, war zu sehr mit Kakashi beschäftigt, als er mit dem erhobenen Katana auf meine Brust zielte.

Das letzte was ich tun konnte, war meine Arme schützend vor mich zu halten, als ich die Augen schloss und auf den Schlag wartete.
 

Doch alles was ich hörte war ein Schrei direkt vor mir und ein widerliches Geräusch, vermutlich das eines Schwertes, das sein Ziel traf.

Ich öffnete die Augen.

Und konnte ihnen nicht trauen…
 

Da stand er, direkt vor mir, sein schwarzes Haar schimmerte im Mondlicht und seine Haut war so weiß, dass sie zu leuchten schien. Mit roten Sharingan-Augen sah er auf.

Ich konnte es nicht fassen.

„Sasuke…“

„Bist du verletzt?“, fragte er schnell.

Ich schüttelte unmerklich den Kopf. Er nickte und stürzte sich auf die drei verbliebenden Gegner. Geschockt sah ich ihm nach, als mir wieder einfiel, wohin ich wollte.

Kakashi!

Ich rannte los und kniete mich überstürzt neben ihn.

Er lag auf der Seite und als ich in sein Gesicht blickte, öffnete er seine Augen.

„Sakura, du musst dich in Sicherheit bringen…“, flüsterte er.

„Shh, Kakashi-Sensei nicht sprechen.“

Ohne es wirklich zu merken, hatte ich ihn wieder Sensei genannt. Als ich sah, dass er protestieren wollte, gelang mir ein schwaches Lächeln.

„Ist schon gut. Kakashi.“
 

Er schloss die Augen erneut und ich öffnete fahrig seine Weste. Das darunter liegende T-Shirt zerschnitt ich um die Wunde herum und war erleichtert, dass ich mit meinen zitternden Händen nicht seine Haut traf. Vor lauter Blut konnte ich fast nichts erkennen und mit einem besorgten Blick zu dem kämpfenden Sasuke stand ich auf und suchte in Kakashis Rucksack nach einer Wasserflasche. Als ich zurück kehrte, hatte er seine Augen noch immer geschlossen und atmete flach.

„Ich kümmere mich um deine Wunde, du musst nur ganz ruhig liegen bleiben, das wird jetzt etwas brennen.“, sagte ich sanft zu ihm.

Mit einem schwachen Kopfnicken zeigte er, dass er mich verstanden hatte.
 

Ich riss ein Stück Stoff von meinem Oberteil ab und machte es nass, dann kippte ich etwas von dem Wasser über die Verletzung. Zischend atmete Kakashi ein und ich zwang mich, weiterzumachen. Schnell säuberte ich die Wunde weitestgehend und beeilte mich damit, bevor erneut alles voller Blut war.

Dann setzte ich meine Hände auf und schloss die Augen. Einige Sekunden ließ ich Chakra in die Wunde fließen, konzentrierte mich völlig auf meine Finger und öffnete meine Augen wieder.

Kakashi schien starke Schmerzen zu haben, was aber auch nicht verwunderlich war, bei dieser tiefen Verletzung.

Erneut legte ich meine Hände auf die wieder vermehrt blutende Wunde, presste ein Stück Stoff darauf, formte ein paar Fingerzeichen und wollte gerade heilendes Chakra einsetzen, als ich einen schmerzerfüllten Schrei von rechts wahrnahm.
 

Panisch sah ich hinüber und konnte zuerst nicht sagen, wer geschrien hatte, dann fiel der letzte Ninja zu Boden und Sasuke kam zu uns herüber. Erleichtert sah ich wieder auf meine Arbeit.

Doch etwas stimmte nicht, Sasuke zog scharf die Luft ein und ich spürte eine seltsam vertraute Klinge an meinem Hals.

Erstarrt blickte ich zu Sasuke, der wiederum hasserfüllt die Person hinter mir betrachtete.

Ich hielt den Atem an.

Wollte es nicht wahrhaben.

Der Kampf war doch gerade erst beendet.

Wieso jetzt? Wieso hier?

Ich wusste längst wer dort hinter mir war und das Kunai an meinen Hals hielt, doch ich konnte es nicht akzeptieren, weigerte mich, es hinzunehmen.

Nicht er…

Ich sah auf, als ich Sasuke mit dunkler Stimme reden hörte.

„Itachi…!“
 

Ich bin gespannt auf eure Kommentare ^^

"Qual"

Hey, tut mir leid, dass dieses Kapitel nur so kurz ist aber ich habe mir viel Mühe mit der Wortwahl und den Gesten gegeben und es ist eine ziemlich wichtige Stelle, lest sie euch gut durch und bitte nicht hauen. Das hat alles seinen Sinn^^

So und jetzt, viel Spaß mit dem neuen Chap!

Liebe Grüße

PinkLady18
 

30 „Qual“
 

Itachi. Schon wieder. Warum?
 

Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um Sasukes Worten Glauben schenken zu können.

Sein Blick sprach Bände. Voller Hass und Wut sah er hinter mich und diese Person konnte einfach niemand anderes sein, als sein Bruder.
 

„Was willst du hier? Lass sie frei, ich bin dein Gegner!“,

presste Sasuke zwischen den Zähnen hervor.

Ich sah ihn an, suchte seinen Blick, doch er wendete sich nicht von Itachi ab. Als er doch kurz zu mir blickte, änderte sich sein Ausdruck. War es Sorge? Oder Angst?

Seine Augen wichen mir aus und sahen wieder weg.

Ich konnte es nicht sagen.

Da hörte ich die mittlerweile so vertraute, kalte Stimme sprechen. „Schön dich wiederzusehen, kleiner Bruder.“

Sasukes Fingerknöchel wurden weiß, zornig drückte er sie zusammen.

„Lass sie da raus…“, sagte er leise.

Wieder hörte ich diesen ruhigen, monotonen Klang.

„Und wenn ich das nicht tue?“
 

Das Kunai an meinem Hals drückte gegen meine Haut. Ich schnappte nach Luft.

„Hör auf damit!“, rief Sasuke mit lauter Stimme.

Ein leises Lachen ertönte.

„Du musst dich mehr beherrschen, Sasuke.“

Ich bekam eine Gänsehaut. Noch immer rührte ich mich nicht, aus Angst, das Kunai würde mich verletzen, doch da hörte ich Kakashi leise stöhnen. Schnell blickte ich zu ihm, der ein Stück vor mir lag und dabei schnitt die scharfe Schneide in meinen Hals.

„Ah!“, ich zuckte zurück und ein dünnes Rinnsal Blut lief unter meinem Kinn herab.

„Itachi, lass sie jetzt sofort los!!“

Sasukes Zorn war mehr als deutlich in seiner Stimme zu hören. „Kakashi…“ flüsterte ich leise. Ich konnte die Blicke der beiden auf mir spüren. Dummerweise lenkte ich so auch Itachis Aufmerksamkeit auf meinen am Boden liegenden Teamkameraden.

„Sieh mal einer an, Kakashi, wir haben uns lange nicht gesehen. Du siehst nicht gut aus, wenn ich das sagen darf.“

Der Sarkasmus ersetzte meine Angst mit Wut.

Wenn er ihm etwas antun würde…

Ich dachte den Satz nicht zu Ende, hörte angestrengt zu.
 

Kakashi richtete sich langsam auf.

Ich riss die Augen auf.

„Kakashi, du musst noch liegen bleiben, deine Verletzung ist doch noch nicht behandelt, du blutest viel zu stark!“ Meine Stimme überschlug sich aus lauter Sorge um ihn.

Doch er ignorierte mich und stand vorsichtig auf. Dabei schwankte er ein wenig aber ließ sich ansonsten nichts anmerken.

Mit entsetztem Blick starrte ich ihn an.

„Sasuke, ich weiß zwar nicht, wieso du hier bist aber du bist gerade rechtzeitig aufgetaucht.“, sagte er leise. Sasuke sah zu ihm. „Kakashi, das ist mein Kampf.“

„Es war dein Kampf.“, korrigierte er ihn. „Jetzt ist Sakura darin verwickelt, also ist es auch meine Aufgabe, sie zu befreien.“

Unfähig etwas zu sagen, unfähig mich auch nur zu bewegen, sah ich die beiden an.

„Ich fürchte, ihr macht euch das etwas zu leicht.“

Gelangweilt mischte sich Itachi in das Gespräch ein.

„Außerdem habe ich keine Zeit für so etwas. Sasuke, du wirst noch warten müssen, bevor du deinen Kampf bekommst. Kakashi…“

Er sah zu ihm herüber.

„…du wirst nicht lange überleben. Nicht mit so einer Verletzung.“, sagte er abschätzig.

Sasuke schien wütend, Kakashi ganz ruhig.

„Du solltest mich nicht unterschätzen, Itachi.“
 

Mit einer blitzschnellen Bewegung war er verschwunden und ich zog überrascht die Luft ein. Zurück blieb bloß eine Blutlache, dort wo er eben noch gestanden hatte.

Seine Wunde musste ziemlich schmerzen und außerdem war sie lebensgefährlich, wie konnte er da so schnell herumlaufen?

Besorgt blickte ich mich um, so weit es ging und suchte nach ihm. Itachi hinter mir tat nichts, zumindest bewegte er sich nicht, Sasuke dagegen war nun auch verschwunden.

Angespannt wartete ich auf ihren Angriff.
 

Plötzlich ließ Itachi das Kunai sinken.

Als ich keine Klinge mehr an meinem Hals spürte, atmete ich hörbar aus und rieb mir vorsichtig über die Haut. Das Blut war schon größtenteils getrocknet und der Schnitt schien nicht besonders tief. Doch dann sah ich mich schnell um und blickte genau in Itachis Gesicht.

Er hielt mich nicht fest, also nutzte ich meine Chance und sprang von ihm weg. Misstrauisch starrte ich ihn an, verwundert, weshalb er mich auf einmal gehen ließ. Ich ging ein paar Schritte zurück, ließ ihn nicht aus den Augen und stieß plötzlich gegen etwas hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um und im selben Moment wurde ich von zwei Armen festgehalten.

Ein Schattendoppelgänger Itachis?

Aber den müsste ich doch besiegen können?

Ich riss einen Arm los und holte aus, doch als ich in die Augen dieses Itachis sah, bemerkte ich sein Sharingan und verlor im selben Moment das Bewusstsein.

Das letzte was ich dachte war, dass ein Doppelgänger doch kein Tsukyomi beherrschen konnte…
 

Wie lange ich bewusstlos war, konnte ich nicht sagen, doch als ich wieder aufwachte, war ich noch immer von diesem „Was-auch-immer“ gefangen und vor mir lag der Platz, an dem Kakashi und ich gekämpft hatten.

Ich versuchte mich zu bewegen, doch der Griff war viel zu fest. Als ich wieder aufsah, bemerkte ich Itachi, Sasuke und Kakashi, die gegeneinander kämpften.

Gerade in diesem Augenblick, traf Itachi Sasuke mit einem Feuerball, er konnte nicht ganz ausweichen und wurde an der Seite getroffen, dann fiel er zu Boden.

Kakashi dagegen sah nicht gut aus, sein gesamtes T-Shirt hatte sich mit Blut vollgesaugt und er taumelte etwas. Da traf ihn Itachi am Kopf und er stürzte ebenfalls.

Völlig verzweifelt schrie ich ihre Namen.
 

Plötzlich kam Itachi auf mich zu. Der „Doppelgänger“ hinter mir verschwand, ich wollte ihn angreifen, doch er war zu schnell und stand wieder hinter mir.

Erneut hielt er ein Kunai an meinen Hals und machte mich so bewegungsunfähig. Langsam näherte er sich meinem Hals und fuhr meine Halsbeuge mit dem Mund entlang.

„Nein…hör auf…“

Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Ich schloss die Augen. Auf einmal hielt Itachi inne.

„Lass deine dreckigen Finger von ihr!“

Es war Sasukes Stimme und er schien direkt vor uns zu stehen.

Als ich die Augen öffnete, sah ich ihn, zusammen mit Kakashi den er stützte.
 

Itachi lachte leise und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Schau mal Sakura, das Zeichen auf deinem Hals ist schon verheilt? Normalerweise müsste es doch noch sichtbar sein aber ich werde schon dafür sorgen, dass du ein neues bekommst.“

Ich hörte ein Zischen und ein hörbares Einatmen.

Fassungslos sah Kakashi zu mir, Sasukes Augen funkelten wütend. Ich zappelte etwas, wurde jedoch sofort von Itachi daran gehindert. „Du warst das…?“

Mit leiser Stimme sah Sasuke zu Itachi. Sein Zorn schien geradezu aus seiner Stimme zu fließen.

„Ja Brüderlein. Hast du etwa Einwände dagegen?“

Dieser unbeteiligte Ton schien Sasuke an den Rand eines Wutausbruchs zu bringen.
 

Langsam strich Itachi mit einem Finger meinen Hals entlang. Verbissen folgte Sasuke ihm mit seinem Blick.

Ich bemerkte kaum etwas davon, versuchte Sasuke in die Augen zu sehen, ihn zu beruhigen, doch er sah nicht her. Kakashi hatte eine unbewegte Miene aufgesetzt. Unter seinen Füßen war wieder alles voller Blut und sein Gesicht war ganz bleich.

Ich musste ihn behandeln, diesen Blutverlust würde er nicht mehr lange überleben.
 

„Wenn du wüsstest, was ich der Kleinen hier noch angetan habe…“
 

Mit Absicht ließ er den Satz offen, doch er musste ihn gar nicht beenden, denn Sasuke hatte im selben Moment Kakashi losgelassen und war auf Itachi zugesprungen.

Blitzschnell schnitt dieser mir erneut in den Hals und vor Schreck und Schmerz schrie ich laut auf.

Sofort blieb Sasuke stehen, konnte seine Wut kaum noch kontrollieren, doch sein Blick ruhte auf mir und diesmal sah ich etwas in seinem Blick, das ich dort noch nie zuvor gesehen hatte.

Angst.

Ich versuchte mich zu beruhigen und tapfer zu sein.

„Sasuke…Es geht schon… der Schnitt ist nicht tief…Hör nicht auf das, was er da sagt.“

Ich schluckte. Itachi stoppte seinen Finger.

„Du solltest das Ganze nicht so verharmlosen, Sakura-chan…“

Er betonte meinen Namen besonders und roch an meinem Haar. Ich ruckte mit dem Kopf, doch er hielt mich fest.
 

„Itachi! Verdammt…lass sie endlich los!“

Sasuke stand erstarrt vor uns, gequält senkte er den Blick.

„Nun gut, genug gespielt, kleiner Bruder.“

Er sah ihn überheblich lächelnd an.

„Kakashi…“ Mit einem Nicken zu ihm auf dem Boden zog er mich dichter an sich. Kakashi blickte wie gebannt herüber, sah mir direkt in die Augen.

„Man sieht sich.“

Mit diesen Worten verschwand alles um mich herum in Dunkelheit…

"Käfig"

Hey ihr Lieben! Hört doch bitte diese beiden Lieder beim Lesen, ich habe das Gefühl, das Kapitel kommt sonst ein bisschen zu übertrieben rüber. ^^ Sakura hat halt ein ziemliches Tief. Aber vielleicht kann ich das nicht so gut beschreiben... Sagt mir, was ihr denkt ^^

http://de.youtube.com/watch?v=I8fmeo1X7cU&feature=related

http://de.youtube.com/watch?v=wHzcqFEHvWA
 

30 "Käfig"
 

Schwarz. Alles war schwarz.

Ich befand mich in einem schwarzen Loch.

Und ich wusste nicht wo der Ausgang war…

War ich tot?

Nein…dann würde mir nicht alles weh tun…

Langsam fühlte ich Schmerzen. So etwas spürte man doch nicht, wenn man nicht mehr lebte, oder?
 

Blinzelnd öffnete ich meine Augen. Ich benötigte mehrere Versuche, denn sie waren bleischwer. Es war dunkel um mich herum, das tat ihnen gut und ich wartete einen Moment, bis ich mich an die Umgebung gewöhnt hatte. Scheinbar lag ich auf einem kalten Steinboden, er war ziemlich hart und als ich versuchte, mich aufzurichten, zuckte ich schmerzhaft wieder zurück. Ein weiteres Mal, langsamer, setzte ich mich auf.

Wo war ich? Was war geschehen?

Erinnerungen rasten durch meinen Kopf, wie ein zu schneller Film, doch es waren nur Fetzen…

Ein Zelt, vermummte Ninjas, ein Kunai, Itachi! …Sasuke…Blut…KAKASHI!
 

Ich erinnerte mich wieder an einen schwer verletzten Kakashi und an Itachi, der mich festgehalten hatte. Mein Kopf schmerzte und ich hielt meine kühle Hand an die Stirn, langsam ließ dieses Pochen nach…

Wo war ich hier denn bloß? Und…was war mit Kakashi? Und Sasuke?
 

Vorsichtig stand ich auf, doch sobald ich es geschafft hatte, schwankte ich besorgniserregend und setzte mich schnell wieder hin. Ich atmete tief durch aber ich fühlte mich total schwach, als wäre ich ausgelaugt. Nur wovon?

Ein paar Minuten später, ging es mir etwas besser und ich stellte mich wieder hin. Diesmal wurde mir nicht schwindelig und ich ging ein paar Schritte. Dieser Raum sah aus wie eine Zelle, wahrscheinlich unterirdisch, es gab drei Steinwände und eine Seite nur mit Gitterstäben. Wie in einem schlechten Film, raunte ich mir selbst zu. Zögernd trat ich an das Gitter und sah durch. Allerdings brachte mir das keine große Erkenntnis, gegenüber war auch eine leere Zelle und links und rechts, sowie den ganzen Gang entlang ebenfalls. Doch andere Gefangene konnte ich nicht entdecken.
 

Grübelnd lehnte ich mich an eine Wand neben den Stäben. Ich machte mir solche Sorgen um Sasuke und Kakashi, ich konnte nicht ruhig stehen bleiben und so ging ich unruhig hin und her.

Als ich auf einmal Schritte hörte, riss mich das aus meinen Gedanken und ich blickte gebannt zu dem Gitter. Vorsichtshalber ging ich ein paar Schritte an die Wand zurück. Eine dunkle Gestalt blieb vor meiner Zelle stehen. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, doch sie warf mir deutlich einen genauen Blick zu und drehte sich daraufhin wieder um, um den Gang zu verlassen.

„Nein, halt! Wo bin ich hier? Wer bist du?“

Aus Angst, hier festzusitzen und weiterhin keinerlei Informationen zu haben, schlug ich alle Vorsicht in den Wind und rief der Person hinterher. Meine Hände klammerten sich um die Gitterstäbe. Ich dachte erst, sie würde einfach weitergehen, doch dann blieb sie stehen und drehte sich langsam wieder um. Ich hielt den Atem an. Einige Sekunden betrachtete die Gestalt mich, dann ging sie weiter.
 

„Nein, warte!! Lass mich hier raus! Warte doch!“

Meine Stimme überschlug sich und ich zerrte an den Stäben, doch sie blieb nicht mehr stehen. Verzweifelt ließ ich mich an einer Wand auf den Boden sinken. Was sollte ich bloß tun?

Nachdem ich stundenlang wieder auf und ab gelaufen war, lag ich nun erneut an die Wand gelehnt, den Kopf zwischen meinen Armen abgestützt, die Knie angewinkelt. Ich dachte an nichts anderes, als an Kakashi und Sasuke, ich konnte an nichts anderes denken, es machte mich noch verrückt!

Und ich hatte solche Schuldgefühle…

Wenn Itachi mich nicht festgehalten hätte, dann hätten Sasuke und Kakashi ihn angreifen können aber ich war wieder diejenige, die gerettet werden musste, diejenige, die alle aufhielt und nur ein Klotz am Bein war. Ich hatte mir jahrelang etwas vorgemacht. Wo war meine Stärke, meine Kraft wenn ich sie am meisten brauchte? Wo war mein tolles Selbstbewusstsein, meine Erfahrung, mein Mut, wenn so etwas passierte? Warum konnte ich nicht vorsichtiger sein? Warum bemerkte ich die Gefahr erst dann, wenn es zu spät war und riss alle meine Teamkameraden ins Unglück?
 

Kraftlos ließ ich meinen Kopf hängen, es war alles meine Schuld… Ich fragte mich, warum ausgerechnet ich meine selbst verschuldeten Fehler nicht verantworten musste und so oft gerettet oder auf jeden Fall nicht verletzt wurde und warum andere immer für mich leiden mussten.

Weil du so viel besser über deine Schuld nachdenken kannst, sagte ein kleines Stimmchen in meinem Kopf. Diese Strafe ist viel schlimmer, weil du nichts tun kannst. Du musst hier sitzen und abwarten, während Sasuke und Kakashi längst…

„Nein!“

Ich hielt mir die Ohren zu, auch wenn das nichts brachte. Ich wollte nicht hören, wie der Satz enden sollte. Ich konnte es nicht ertragen.
 

Schritte auf dem Gang rissen mich aus meiner Starre. Ich sprang auf und lief zum Gitter.

„Hey, lasst mich hier raus! Sagt mir, was ihr vorhabt! Wo sind meine Teammitglieder?!“ Ich schrie so laut es ging, nur um endlich etwas anderes zu hören als meine Gedanken, ich rechnete nicht mit einer Antwort aber das Schreien half mir, es befreite. Umso erstaunter war ich, als die Gestalt vor mir stehen blieb und ein Licht entzündete. „Itachi…!“

Als ich sein Gesicht sah, bleich in dem blassen Licht der Lampe und die zwei Narben auf seinen Wangen, wich ich erneut ein paar Schritte zurück. Doch etwas in mir schmerzte so sehr bei diesem Anblick. Er stand nur da, musterte mich mit seinem kalten Blick und sprach kein Wort. Ich ging ein paar Schritte vor.
 

„Wo bin ich hier?“, fragte ich leise. Die schwarzen Augen zeigten keine Regung. Ich sah ihn an, ohne den Blick zu senken. Dann sprach er mit monotoner Stimme,

„Du bist im Hauptquartier der Akatsuki.“

Meine Augen weiteten sich. „Im Hauptquartier…der Akatsuki…?“ Stumm sah er mich weiter an. Ich traute mich kaum, die nächste Frage auszusprechen, fürchtete ich mich doch vor der Antwort. „Was ist mit … Sasuke und … Kakashi?“, flüsterte ich.

„Du warst drei Tage bewusstlos, wenn Kakashi niemand geholfen hat, und das bezweifle ich, dann wird er nun…“

„Nein! Sag es nicht, rede nicht weiter!!“, schrie ich und hielt mir die Ohren zu. Verwundert, dass er wirklich verstummt war, ließ ich sie langsam wieder sinken. Ich sprach zum Boden.

„Was willst du denn nur von mir? Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?“

Schweigen.

„Du musst etwas essen, kleine Kirschblüte, du…“

„NENN MICH NICHT SO! Wer bist du, dass du mir diesen Namen geben darfst?“
 

Mir war egal, ob er mich jeden Moment dafür töten würde, so respektlos mit ihm zu sprechen, Kakashi war schwer verletzt und es gab weit und breit keine Dörfer in der Nähe, nur Wald…

Niemand konnte ihm helfen, er hatte keine Chance…

„Ich nenne dich so wie ich es will.“, sagte er leise.

„Was hast du mit Sasuke gemacht?“

Hasserfüllt sah ich ihn direkt an.

„Das werde ich dir nicht sagen.“

„Warum? Meinst du, ich kann die Wahrheit nicht ertragen?“ Meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus, fast musste ich auflachen. „Ich erwarte nichts anderes von dir, Itachi, erzähl mir schon, was du ihm angetan hast, dann hast du mich vollends gebrochen, dann hast du deine willenlose Puppe und es ist mir egal was du mit mir machst! Sag es mir einfach…“

Ich wurde immer leiser.
 

Aussichtslos.

Meine Situation war einfach aussichtslos…
 

Niemand konnte mir helfen und ich selbst konnte es am wenigsten. Ich war verloren. Ich hörte ihn leise lachen. Ungläubig sah ich hoch. Wie konnte man so etwas lustig finden? Ich verstand es nicht aber selbst um wütend zu werden fehlte mir die Motivation. Er verstummte und sah mich mit einem schwachen Lächeln an.

„Ich will keine willenlose Puppe und ich will dich auch nicht brechen.“ Fassungslos hörte ich ihm weiter zu.

„Sasuke lebt, ich habe ihm nichts getan. Dieser Idiot legt es aber auch darauf an. Soweit ich weiß, ist er bei Kakashi geblieben. Wirklich nicht sehr nett von ihm, sich für ihn zu entscheiden und dich hängen zu lassen. Wie sollen sie dich denn so finden? Aber vielleicht wollen sie es ja auch gar nicht…“

Als er sagte, dass Sasuke lebte und bei Kakashi geblieben war, fiel eine Last von meinen Schultern. Ich spürte eine große Erleichterung und schöpfte etwas Mut.

Es tat weh zu hören, dass sie mich möglicherweise gar nicht finden wollten, doch einen Moment später rügte ich mich selbst für dieses Misstrauen. Das musste an der Umgebung und meiner körperlichen Verfassung liegen. Niemals würden sie mich einfach im Stich lassen, wegen mir waren sie überhaupt erst in dieser Lage…
 

„Sie werden mich finden…“, sagte ich fest. Dann sah ich ihm in die Augen. „Sie werden mich finden…und sie werden mich befreien. Ich bin schwach und ich kann mir nicht selbst helfen aber trotzdem weiß ich, dass sie mich retten werden. Sie werden mich niemals allein lassen.“

Er erwiderte meinen Blick kalt, dann lächelte er wieder.

„Und wenn schon. Sie werden dich nicht retten können, egal wie lange sie es versuchen. Dieses Hauptquartier können sie nicht finden und wenn doch, sind sie tot bevor sie herein kommen.“

Meine Augen huschten über sein Gesicht, suchten nach einem Bluff. Doch er sagte die Wahrheit, ich konnte es sehen und fühlen. Ich hoffte von ganzem Herzen, auch wenn es dabei brach, dass sie mich nicht finden würden.

Mit Genugtuung sah er, dass ich meinen Glauben an eine Rettung aufgab.
 

„Du wirst jetzt mit mir nach oben kommen aber mach dir keine Hoffnung…“

Er griff mit einer Hand durch die Gitterstäbe und fasste um mein Kinn. Er hob es an und als sich unsere Blicke trafen, riss ich mich los und ging zurück. Verhasst sah ich ihn an.

„…es wird keine Möglichkeit geben, zu entkommen und außerdem würde ich dir nicht raten, es zu versuchen. Du weißt nicht, wer sich alles hier befindet und was dir passieren kann, wenn du nicht bei mir bleibst.“

Ich spuckte ihm vor die Füße. „Was mir passieren kann, wenn ich nicht bei dir bleibe? Ich glaube alles wäre besser, als mich in deiner Nähe aufzuhalten.“

Amüsiert betrachtete er meinen kleinen Widerstandsversuch.

„Du hast ja keine Ahnung…“, sagte er nur leise.
 

Dann machte er ein paar Fingerzeichen und das Gitter, welches vorher keine Tür hatte, öffnete sich in der Mitte und wurde auseinander geschoben. Er trat einen Schritt zur Seite und machte mir den Weg frei.

Ich zögerte. Wollte ich nicht lieber hier in dieser Zelle bleiben? Zumindest war ich dann allein… Doch noch immer hatte ich einen kleinen Funken Hoffnung, zu entkommen und das wäre von hier sicher nicht möglich. Itachi sah mich still und abwartend an, so als könnte er meine Gedanken lesen.

Bevor ich den Schritt nach vorn machte, zu dem ich mich gerade entschlossen hatte, wandte er sich zum Gehen. Sharingan…

Ich folgte ihm langsam. Der Gang war schlicht und einfach dunkel und aus Stein. Alle Zellen sahen gleich aus und bisher konnte ich noch keine weiteren Insassen entdecken. Umso mehr zuckte ich zurück, als ich ein dunkles Bündel in der hinteren Ecke eines weiteren Gefängnisses sah.
 

Ich blieb stehen, sah starr zu dieser Gestalt, die sich nicht rührte. Es schien ein Mann zu sein. Als Itachi sich fragend umdrehte sprach ich ihn mit leiser Stimme an.

„Ist er…tot?“ Er schüttelte unmerklich den Kopf.

„Was macht ihr mit ihm?“

„Das geht dich nichts an.“ Mit diesen Worten ging er einfach weiter. Ich fragte mich, was er tun würde, wenn ich ihm nicht folgen würde. Doch ich wollte lieber nicht riskieren, dass er mir etwas tat, bevor ich überhaupt aus diesem Kerker heraus war, also ging ich widerwillig hinter ihm her. Wir nahmen eine steile Treppe nach oben und ein Mal wäre ich beinah gestürzt, weil die Stufen so uneben waren. Itachi ging unbeirrt weiter. Dann öffnete er erneut eine Tür mit einem weiteren Jutsu.

Ich trat hinter ihm in einen hellen Gang. Auch hier waren die Wände und der Boden aus Stein aber dieser war nicht so dunkel und das Licht machte die Umgebung nicht mehr ganz so bedrohlich.

Still ging ich ihm nach, als er links abbog.
 

Hin und wieder kamen wir an einer Tür vorbei, doch jedesmal ließen wir sie hinter uns. Ab und an bogen wir in einen weiteren Gang ein und ich konnte mich bald nicht mehr orientieren, sodass ich nichts mehr hatte, um mich abzulenken.

Kakashi…Sasuke…

Plötzlich machte Itachi halt. Wir standen vor einer dunklen Tür und er machte erneut ein paar Fingerzeichen, sodass sie sich öffnete. Er trat zur Seite und wies mich mit einem Blick an, hineinzugehen. Ohne ihn lange anzusehen, folgte ich der Aufforderung.

Die ganze Zeit über unterdrückte ich beharrlich den Wunsch, diesen Mistkerl anzugreifen und mich gegen all das zu wehren. Doch dann hätte ich keine Chance mehr…
 

Das Zimmer in dem wir uns befanden, hatte wenig Schmuck. Es befand sich ein großes dunkles Doppelbett darin, ein hoher Schrank, ein paar Bücherregale und eine weitere Tür. Itachi ergriff erneut das Wort.

„Ich werde dich jetzt allein lassen. Auf dem Nachttisch steht etwas zu essen. Die Tür werde ich von außen verriegeln, versuch also nicht abzuhauen, das wäre Zeitverschwendung.“

Mit diesen Worten drehte er sich um und schloss die Tür hinter sich. Dann stand ich im Dunkeln. Ich atmete tief ein, kurz davor meine Fassung zu verlieren. Dann drehte ich mich um und legte mich zusammengerollt auf das Bett.

„Sasuke…Kakashi…“

Meine Wangen wurden nass, benetzt von meinen Tränen. Ich weinte schon wieder, ich war so schwach…

"Kein Ausweg"

Wahnsinn, so viele Kommentare, habt vielen lieben Dank! Ich hab mich gefreut wie ein Schneekönig! XDDD darum kriegt ihr hier gleich das nächste Kapitel, ich bin in schreiblaune^^

Viel Spaß, liebe Grüße

Eure PinkLady18
 

31 „Kein Ausweg"
 

Es war so still.

Ich wachte auf, ließ meine Augen geschlossen und hörte nur auf meine Umgebung. Völlige Ruhe. Ich wusste, wenn ich die Augen öffnete, würde das alles verschwinden. Meine Wangen waren getrocknet, vermutlich hatte ich schon eine Weile geschlafen. Widerwillig sah ich mich um. Der Raum war noch immer dunkel aber da er kein Fenster hatte, würde er das wohl auch am Tag bleiben. Langsam erhob ich mich von dem Bett und merkte gleichzeitig, dass meine Schmerzen verschwunden waren. Zumindest etwas.
 

Ich stand auf und ging auf die Tür zu. Tastend suchte ich die Wand ab, bis ich einen Lichtschalter fand. Sofort war der Raum erhellt von einem kalten Licht, doch es machte mir nichts aus, Hauptsache die Dunkelheit verschwand. Wieder betrachtete ich den Raum, ich bemerkte keine große Veränderung zu vorhin aber an einer Wand entdeckte ich einen Spiegel. Zögernd trat ich darauf zu und als ich direkt davor stand, wagte ich einen Blick hinein.

Ein blasses Mädchen mit langen, rosa Haaren und matten, türkisen Augen sah mir entgegen. Ungläubig sah ich mich genauer an.

Meinen Hals zierte eine lange, verschmierte Blutspur, meine Augen waren rötlich und meine Haut war einfach nur bleich. In meinen Augen erkannte ich genau den Ausdruck, der mir sonst nur von einer Person bekannt war…Sasuke. Er war kalt und emotionslos und ich erschrak, als ich daran dachte, dass auch Itachi so blickte. In diesem Moment sah ich wieder Leben darin und ich atmete tief ein. Ich durfte mich nicht so hängen lassen.
 

Langsam schob ich meine Haare zurück und rieb über meinen Hals um das getrocknete Blut etwas zu entfernen. Dann sah ich mir meine Kleidung an. Sie war völlig zerrissen, blutbeschmiert und verdreckt. An meinen Armen und Beinen entdeckte ich mehrere Kratzer und blaue Flecken.

Ich sah nicht mehr in den Spiegel, wen kümmerten schon Äußerlichkeiten?

In diesem Zimmer gab es nichts, mit dem ich etwas anfangen konnte, also trat ich zu der zweiten Tür und versuchte sie zu öffnen. Sie war nicht verschlossen und ich sah neugierig durch den Türspalt. Ein Badezimmer!

Ich ging hinein und schloss die Tür hinter mir. Zwar gefiel mir der Gedanke, dass Itachi jeden Moment hier reinkommen konnte, überhaupt nicht, doch ich musste mich dringend waschen, allein schon damit ich mich besser fühlte und meine Wunden reinigen konnte. Ich zog es vor, schnell zu duschen und entdeckte ein paar Handtücher in einem Fach daneben. Nach weniger als zehn Minuten war ich schon wieder draußen und trocknete mich ab. Weil ich keine andere Kleidung hatte, musste ich wohl oder übel wieder die meine anziehen aber zumindest fühlte ich mich jetzt sauber. Meine Haare mussten so trocknen.
 

Etwas zuversichtlicher trat ich aus dem Bad und ging wieder in den angrenzenden Raum. Nun wollte ich mich daran machen, einen Fluchtplan auszuarbeiten. Erst einmal sah ich in den großen Schrank, doch darin fand ich nichts wirklich Nützliches. Der Nachttisch hatte keine Schubladen aber mein Blick fiel auf das darauf stehende Tablett. Obwohl ich seit Tagen nichts mehr gegessen hatte, rührte ich es nicht an, diese Genugtuung würde ich Itachi nicht gönnen.

Ich tastete meine Taschen ab.

Nichts. Natürlich.

Letztes Mal hatte er auch daran gedacht, mir alle meine Waffen abzunehmen. Unweigerlich dachte ich daran, ob es nicht klüger gewesen wäre, irgendjemandem von dieser ersten Entführung zu erzählen. Vielleicht wäre ich dann gar nicht hier?

Es brachte jedoch nichts, sich das jetzt zu fragen, es war zu spät, nun musste ich selbst sehen, wie ich hier wegkommen sollte.
 

Ich drehte mich um und sah zur Eingangstür.

Ob er sie wirklich verschlossen hatte…?

Er würde doch nicht darauf vertrauen, dass ich ihm glaubte und nicht versuchte die Tür zu öffnen?

Trotzdem ging ich zögernd auf sie zu. Zumindest ausprobieren musste ich es. Die Tür hatte keinen Griff, also lehnte ich mich einfach dagegen, doch natürlich war sie verschlossen. Resigniert seufzte ich. Es gab scheinbar vorerst keine Möglichkeit hier weg zu kommen, also setzte ich mich auf das Bett und wartete.

Nach ein paar Stunden wurde ich ungeduldig, wieso kam denn niemand in das Zimmer? Wollten die mich hier einfach so lange lassen, bis ich verhungern würde? Doch eigentlich wollte ich Itachi nicht unbedingt so bald wieder begegnen, nicht wenn es sich vermeiden ließ… Nur kam ich nicht hier weg, wenn er die Tür nicht aufschloss…

„Verdammt!“

Ich fluchte, das war absolute Zeitverschwendung, ich musste hier weg! Es waren nun schon vier Tage vergangen seit Itachi mich entführt hatte, wenn man danach ging, was er mir gesagt hatte. Vielleicht log er auch und es war doch noch nicht so lange her…

Ich brauchte endlich Gewissheit!
 

Und vielleicht war es ja auch noch nicht zu spät für… Sasuke war doch bei ihm. Er würde ihn irgendwohin bringen wo man Kakashi helfen konnte oder nicht?

Ich hatte nur Itachis Wort. Er konnte genauso gut etwas ganz anderes erzählt haben. Aber ich wollte nicht mehr hilflos hier rumsitzen, ich musste mich darum kümmern, frei zu kommen, dann würde ich die Wahrheit selbst herausfinden…

Das plötzliche Aufschwingen der Tür ließ mich aufschrecken. Ich rutschte dichter an die Wand hinter dem Bett. Es war Itachi, wer sonst.
 

„Ah, du bist wach.“, sagte seine dunkle Stimme. „Ich dachte nicht, dass du dich so schnell erholen würdest.“

Er schloss die Tür hinter sich und unterzog mich seinem musternden Blick. Ich sah weg, wollte nicht, dass er mich so betrachtete. Dann hörte ich, wie er näher kam. So weit wie möglich rutschte ich von ihm weg und als er sich zu mir setzte stand ich auf. Noch immer schaute ich ihn nicht an.

„Du redest nicht mehr? Auch gut, dann muss ich keine Zeit damit verschwenden, dich zur Ruhe zu bringen.“

Erstarrt sah ich hoch. Zufrieden erwiderte er den Blick.

„Lass mich gehen.“

„Du weißt so gut wie ich, dass ich das nicht tun werde.“

„Was hast du mit mir vor?“, fragte ich ungeduldig, lauter als nötig.
 

Im nächsten Moment fand ich mich an die Wand gedrückt vor, mit Itachi direkt vor mir. Wieder hatte ich seine Bewegung nicht sehen können und ich erschrak.

„Du erinnerst dich doch noch, oder?“, fragte er leise, dicht an meinem Ohr.

„Ich wüsste nicht an was!“, presste ich zwischen den Zähnen hervor.

„Wenn du die falschen Fragen stellst, dann erwartet dich eine Strafe…“

„Scheinbar ist jede meiner Fragen die Falsche, doch das überrascht mich nicht. Warum sollte ein Clanmörder und Entführer mir meine Fragen beantworten? Es ist kein Wunder, dass…“

Er schlug mit der Hand dicht neben meinen Kopf an die Wand. Stumm verfolgten meine Augen seine Faust und sah ihn dann wieder an. Kalt blickte er zurück.

„Du solltest lernen, wann du still sein müsstest…“, sagte er leise, doch es klang äußerst bedrohlich.

„Scheinbar darf ich dann gar nichts mehr sagen…“

Ich fragte mich, woher ich den Mut nahm, noch immer zu widersprechen, doch meine Wut auf ihn ließ sich nicht kontrollieren. „Es wäre besser für dich.“

Langsam näherte er sich meinem Gesicht. Erschrocken weiteten sich meine Augen. Nicht schon wieder! Ich drehte mich weg. Leise lachte er.

„Wenn ich etwas will, bekomme ich es. Versuch nicht, dich mir zu widersetzen, es wird dir nicht gelingen. Es wird dadurch höchstens schmerzvoller…“
 

Er atmete den Duft meiner Haare ein, während ich mich weiterhin weigerte, ihn anzusehen. Ich war noch zu schwach, um mich wirklich wehren zu können aber ich hatte das Gefühl, das er mich vorerst in Ruhe lassen würde.

Im selben Moment trat er einen Schritt zurück. Aus seinem Schrank holte er einen weißen Yukata, mit goldenen Ärmeln und kam wieder zu mir zurück.

„Hier, zieh das an, es wird dir viel mehr stehen als diese Fetzen.“

Mit einem abschätzigen Blick auf meine zerrissene Kleidung warf er mir den Yukata zu. Er sah wirklich schön aus, doch wieso sollte ich ihm diesen Gefallen tun?

„Nein.“ Er sah mich einen Moment an.
 

Dann lag ich auf dem Boden, mit Itachi über mir.

Erstickt schrie ich auf, als er mich rücksichtslos auf den Mund küsste und schlug mit meinen Armen um mich. Er hielt sie fest und meine Handgelenke schmerzten unter seinem Griff. Dann löste er den Kuss und sah mich eindringlich an.

„Du wirst ihn anziehen, wenn du nicht willst, dass ich es für dich tue.“

Erschrocken keuchte ich, noch immer überrascht von diesem Überfall, doch dann blickte ich kalt zurück. Ich wagte es nicht, etwas zu erwidern, denn ich glaubte ihm, dass er ihn mir sonst gewaltsam anziehen würde aber deshalb musste ich noch lange kein falsches Lächeln aufsetzen.
 

Einen Augenblick später, war Itachi aus dem Raum verschwunden und ich richtete mich langsam wieder auf. Ich rieb mir die Handgelenke und strich mir verbissen über die Lippen. Dieser Mistkerl hatte es erneut gewagt, mich zu küssen und ich konnte nichts dagegen tun, er war einfach zu stark.

Als ich wieder stand, fiel mein Blick zurück auf den Yukata, der mit auf den Boden gefallen war. Zögernd nahm ich ihn hoch und befühlte den glatten, seidigen Stoff. Ich wollte gar nicht wissen, woher die Akatsuki solch ein kostbares Gewand für Frauen hatten… Murrend zog ich ihn an, musste aber zugeben, dass ich mich in frischer Kleidung wesentlich besser fühlte.

Langsam trat ich vor den Spiegel und besah mir den Yukata. Mein Blick wanderte erneut über meinen Körper und ich erkannte mich kaum wieder, meine Wunden sahen nicht mehr so schlimm aus, meine Augen waren wieder normal und mein Haar fiel in leichten Wellen über meine Schulter.

Wie sehr das Äußere im Bezug auf die innere Verfassung doch täuschen konnte…
 

Ich wandte mich von dem Spiegel ab. Obwohl Itachi mir deutlich gemacht hatte, dass es nicht besonders klug wäre, die Tür zu öffnen zu versuchen, konnte ich nicht einfach hier bleiben und nichts tun. Also stellte ich mich davor und überlegte fieberhaft, welche Jutsus Tsunade mir beigebracht hatte, um Türen zu öffnen. Leider kannte ich nicht besonders viele davon, doch immerhin hatte die Hokage persönlich sie mir beigebracht, ich hoffte also, dass eines davon das Jutsu, das die Tür verschloss, lösen konnte.

Nach den ersten Fingerzeichen war ich nicht überrascht, als die Tür verschlossen blieb, doch nachdem ich drei weitere Versuche gemacht hatte, trat ich wütend dagegen.

„Verdammter Mist!“

Das war so ziemlich meine letzte Chance gewesen, aus diesem Raum zu entkommen und jetzt fiel mir nichts mehr ein. Es war wie in der Zelle, in der ich vorher gefangen war, nur dass es hier etwas wohnlicher aussah. Was half mir das?
 

Ich konnte nichts mehr tun. Mir waren die Ideen ausgegangen und Itachi würde niemals so unaufmerksam sein, dass ich an ihm vorbei aus dem Zimmer verschwinden könnte. Ich fühlte mich so wahnsinnig hilflos und das machte mich zornig.

Wieso konnte ich mir bloß nie selbst helfen? Und was tat ich hier, welchen Zweck erfüllte es, mich hier festzuhalten? Ich konnte mir nicht vorstellen, was eine Organisation wie Akatsuki von mir wollen könnte, genauso wenig Itachi Uchiha. Ich war weder besonders stark, noch trug ich einen Jinchuuriki in mir, ich hatte keinen besonderen Posten in meinem Dorf und ich war keine Gefahr für Akatsuki. Was also sollte ich in ihrem Hauptquartier?

Ruhelos lief ich durch den Raum.

„Lasst mich hier endlich raus!“

Ich schlug gegen die Wände, konzentrierte das Chakra und ließ sie rissig werden. Verwundert stand ich davor. Die Wand müsste eigentlich ein großes Loch zieren, wieso zersprang sie nur leicht? Erneut sammelte ich Chakra in meinen Fäusten und schlug zu. Der Effekt war derselbe. Die Wand war also auch keine Möglichkeit, hier weg zu kommen…
 

Erschöpft ließ ich mich auf den Boden sinken. Ich lehnte mich an die Wand und dachte weiter nach. So wie es aussah, hatte ich keine andere Wahl, als abzuwarten, was Itachi mit mir vorhatte, auch wenn ich dabei verrückt wurde, weil ich nichts tun konnte. Ich saß eine ganze Weile einfach da und starrte vor mich hin. Auf einmal stand Itachi vor mir.

„Sehr hübsch…“

Mein Kopf zuckte nach oben. Ich hatte ihn wieder nicht kommen hören…

„Es ist schon spät, leg dich hin, ich werde jetzt schlafen.“

„Wieso muss ich mich hinlegen, wenn du schlafen willst?“

Diese Bemerkung rutschte mir heraus, bevor ich darüber nachdenken konnte. Mit einem Ruck hatte er mich hochgehoben und auf das Bett geworfen.

„Hinterfrage meine Befehle und du wirst die Konsequenzen tragen.“ Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich legte mich so weit es ging auf die andere Seite des Bettes. Neben ihm schlafen zu müssen, erschien mir unmöglich, wer konnte schon ruhig neben einem Mörder liegen und sich entspannen?!
 

Das Licht wurde ausgeschaltet und das Bett gab leicht nach, als er sich neben mich legte. Ich spannte mich unweigerlich an, doch er blieb auf seiner Seite. Die ganze Zeit bekam ich kein Auge zu, denn obwohl ich müde war, weigerte ich mich, zu schlafen während er noch neben mir lag. Doch irgendwann war alle Gegenwehr umsonst und ich fiel in einen unruhigen Schlaf…

"Wenn du schläfst..."

32 „Wenn du schläfst…“

Etwas fühlte sich anders an als sonst. Meine Augenlieder zuckten. Es war seltsam, irgendwie vertraut und doch ganz fremd.

Ich drehte mich auf die andere Seite und im nächsten Moment schrie ich auf und fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden neben dem Bett. Rote Sharingan Augen betrachteten mich aus der Nähe, während eine Hand federleicht über meine Wange strich.

Entsetzt und noch leicht benommen vom Schlaf starrte ich ihn an. Itachi lag lässig auf meiner Seite und ließ seine Hand sinken. Minuten vergingen und er sagte kein Wort, sah einfach nur zu mir herüber. Langsam hob ich meine Hand und befühlte meine Wange. „Was…Was sollte das gerade?“, fragte ich ihn verwirrt.

„Du hast einen tiefen Schlaf…“
 

Ich war eingeschlafen! Für wie lange?

Bei dem Gedanken daran, dass Itachi mit mir hätte machen können was er wollte, lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken und ich war wie erstarrt.

„Du…du hast mir…nichts getan oder?“ Ich musste ihn das einfach fragen, zu groß war meine Angst. Ein leichtes Zucken um seine Mundwinkel beruhigte mich nicht gerade. Er lächelte wieder mal amüsiert.

„Es ist viel unterhaltsamer, dich dabei zu beobachten, wenn du wach bist. Doch eine Verlockung ist es schon…“

Verlockung? Mich dabei beobachten? Bei was?

„Wovon sprichst du?“, kam es langsam von mir. Ich wägte meine Worte genau ab.

„Zu sehen, wie sich der Ausdruck in deinen Augen verändert, wie du um dich schlägst oder zitterst und wie du langsam erkennst, dass du keine Chance gegen mich hast. Du bist mir ausgeliefert. DAS ist unterhaltsam zu sehen. Deine Angst macht es viel interessanter.“

Ich war geschockt. Wie konnte er so etwas nur sagen? Das war doch verrückt! Und außerdem, wie sollte ich hier auch nur ein Auge zu bekommen, wenn ich wusste, dass er neben mir lag und alles Mögliche vorhaben konnte?!
 

„Aber wenn du schläfst… dann ist es so viel einfacher, mir das zu holen was ich will. Und du scheinst gar nicht so abgeneigt wie du immer tust.“

„Du lügst!“

Wütend war ich aufgesprungen.

„Ich bin nicht abgeneigt, das ist richtig. Wie könnte ich auch abgeneigt sein, wenn ich dich doch hasse, wenn ich es hasse, was du Sasuke angetan hast, wenn ich es hasse, dass du mich anfasst und wenn ich es hasse, dass Kakashi wegen dir…“ Ich konnte den Satz nicht zu Ende bringen, kämpfte ich doch wieder mit den Tränen. „Hass ist ein äußerst starkes Gefühl. Hasse mich nur, kleine Kirschblüte, hasse mich mit allem was du fühlst, es wird nur umso verlockender dich besitzen zu wollen.“

Ich nahm eine Vase, die in meiner Reichweite auf dem Kleiderschrank (also eher eine Kommode) stand und warf sie mit blinder Wut nach ihm.

„Niemand wird mich je besitzen und du SCHON GAR NICHT!“

Ich wurde immer lauter, bis ich ihn anschrie. Unbeeindruckt wich Itachi der Vase aus und sie zersprang an der nächsten Wand. Dann warf er mir noch ein bösartiges Lächeln zu und verschwand. Ich lief hinter ihm her, doch die Tür war sofort wieder zu, wütend schlug und trat ich dagegen, bis meinen Hände aufgeplatzt waren und die Wut einer absoluten Leere wich. Mit Tränen der Trauer und Verzweiflung lehnte ich mich gegen die Tür und ließ mich fallen.

Was sollte ich jetzt noch tun? Es gab keine Möglichkeiten.
 

Verschwommen sah ich durch den Raum, doch die Unschärfe kam nicht von meinen Tränen… Ich kniff die Augen zusammen, doch es wurde nicht besser. Mir wurde schwindelig, alles drehte sich, ich dachte kurz daran, wie lange ich nichts mehr gegessen hatte, dann war alles dunkel.

Willkommene Schwärze, mein Freund in diesen Zeiten, anders war ich es nicht mehr gewohnt. So schwach…es war mir egal. Schwärze. Dunkelheit. Stille. Hier war es so viel besser als im Licht.
 

Geräusche drangen an mein Ohr. Das Plätschern von Wasser, ein Stuhl, der verschoben wurde. Ich lauschte auf die Umgebung, doch bald reichte mir das nicht mehr und ich öffnete vorsichtig meine Augen. Die Helligkeit in dem Raum blendete mich. Ein paar Sekunden später, wurde das Licht erträglicher und ich öffnete sie ganz. Ich lag in einem Bett, einem Einzelbett, also nicht in Itachis Zimmer, dachte ich zögernd.

Neben mir saß ein kleines Mädchen, etwa zehn Jahre alt. Sie hatte große, dunkle Augen und braunes Haar, das ihr lang ins Gesicht fiel. Ich richtete mich vorsichtig auf.

„Nein! Du musst noch etwas liegen bleiben, bitte…!“

Leicht legten sich ihre Hände auf meine Schultern und drückten sie ganz sachte nach unten, als ob sie Angst hätte, mich wütend zu machen. Ungläubig blickte ich von ihren Händen auf meinen Schultern in ihr Gesicht. Scheu erwiderte sie meinen Blick, fast als ob sie bereit war, jeden Moment zu flüchten. Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen und als ich eine Hand zu ihrem Kopf erhob, duckte sie sich leicht. Zart strich ich durch ihr dichtes Haar und sie sah mich verwundert an.
 

„Wie heißt du, meine Kleine?“ Meine Stimme war etwas schwächlich. „Ari.“, flüsterte sie kaum hörbar.

„Ari also. Freut mich, dich kennen zu lernen, ich bin Sakura.“, stellte ich mich vor. „Hast du dich um mich gekümmert?“

Sie nickte.

„Kannst du mir auch sagen, was passiert ist?“

Ängstlich sah sie zu mir. „Ich weiß nicht…was ich sagen darf…“

Ich nickte leicht. „Weißt du, wo wir hier sind?“

„Ja. Bei den Akatsuki…“

Ich seufzte, meine kleine Hoffnung, in Ohnmacht zu fallen und dann gerettet aufzuwachen verflüchtigte sich. „Was machst du hier? Bist du eine Gefangene?“

„Ich bin aus… ich komme von unten.“, sagte sie leise.

„Aus den Gefängnissen im Keller?“ Wieder ein Nicken. „Und jetzt bist du hier bei mir, weil…?“

„Sie haben mich heraus geholt und hierher gebracht, um dich zu pflegen.“

„Wer war das? Kanntest du die Leute?“

„Die Männer, die uns hier gefangen halten… Einer davon hatte rote Augen.“, sagte sie mit dem Blick nach unten.
 

Itachi also. Meine Nackenhaare stellten sich auf, bei dem Gedanken, dass dieses kleine Mädchen ihm auch bereits begegnet war.

„Ari.“

Sie sah wieder hoch. „Weißt du, warum du hier gefangen gehalten wirst? Und wie lange schon?“

„Die anderen sagen, es ist, damit unsere Väter tun was Akatsuki von ihnen will… Ich bin jetzt etwa ein halbes Jahr hier.“

Ich keuchte erschrocken auf. Ein halbes Jahr?! Wie konnten diese Mistkerle sich bereits an Kindern vergreifen, um deren Familien zu erpressen? Ich ballte die Fäuste.

„Wie viele seid ihr? Und wo halten sie euch gefangen?“

„Wir sind zwölf, weiter hinten in den Zellen, dort wo sonst kaum jemand hinkommt…“

Deshalb hatte ich sie nicht gesehen… Seufzend lehnte ich mich zurück.

„Geht es dir jetzt besser?“

Erstaunt sah ich zu ihr. Die reine Seele eines Kindes… Ich lächelte. „Ja, es geht mir viel besser, du hast dich gut um mich gekümmert.“

Ein kleines Lächeln bildete sich auch um ihren Mund.
 

Sie stand auf und ging zu einem Waschbecken an der gegenüberliegenden Wand. Mein Blick schweifte durch den Raum. Er sah anders aus als Itachis Zimmer, etwas kleiner und neben meinem Bett stand noch ein weiteres Einzelbett. Außerdem gab es ein Fenster! Es lag sehr hoch und war winzig klein aber ich konnte die Sonne herein scheinen sehen. Außerdem gab es einen Tisch mit zwei Stühlen und einen kleinen Schrank. Hier war nur eine Tür.

Ari stolperte und das ließ mich zu ihr sehen

. Sie hinkte etwas und an einem Bein konnte ich eine Wunde sehen, die schon eine Weile verheilen sollte aber scheinbar entzündet war. „Ari!“ Erschrocken sah sie sich um.

„Komm bitte mal her.“, sagte ich mit weicher Stimme. Als sie vor mir stand, setzte ich mich wieder auf und bat sie neben mir Platz zu nehmen. Verwundert und ein bisschen ängstlich schaute sie mich an.

„Leg dein Bein bitte auch auf das Bett, das linke.“

Sehr langsam hob sie es an und verzog leicht das Gesicht, als sie es ablegte.

„Ich werde mich um deine Verletzung kümmern, hab keine Angst, es wird nicht weh tun.“

Zögerlich nickte sie.
 

Vorsichtig legte ich meine Hände auf ihre Wunde und konzentrierte mich auf mein Chakra. Es war keine schlimme Verletzung, daher ging es ganz schnell. Als ich die Hände wieder weg nahm war das Bein wieder völlig gesund. Erstaunt sah Ari mich mit ihren großen Augen an.

„Wie hast du das gemacht…?“, flüsterte sie. „Bist du ein Ninja?“

„Ja. Ich bin ein Ninja und außerdem eine Heilerin. Aber meine Ausbildung ist noch nicht völlig abgeschlossen.“

„Bist du stark?“

Ich wusste nicht genau, wie ich diese Frage beantworten sollte. „Was meinst du denn mit stark…?“, fragte ich langsam.

„Es gibt da diese Stelle in der Wand…unten in den Zellen. Wir haben schon ein paar Mal versucht, sie zu zerbrechen aber wir sind einfach zu schwach.“ Mir dämmerte was sie damit sagen wollte. Eine schwache Stelle in der Wand der Gefängnisse des Akatsuki-Hauptquartiers? Konnte das möglich sein?

Ich musste es mir auf jeden Fall ansehen, doch wie kam ich wieder hinunter?
 

„Ari, meinst du, du kannst mir hier irgendwo ein Kunai besorgen?“ Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Wir haben eins…“, sagte sie verschwörerisch. „Einer meiner Freunde hat es gefunden.“ Jetzt konnte auch ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Endlich ein Lichtstreifen am Horizont!

„Kannst du es irgendwie hier hoch schmuggeln? Du musst dich doch sicher noch weiterhin um mich kümmern, oder?“

„Du warst nicht lange bewusstlos aber du bist noch schwach.“, sagte sie mit einem Augenzwinkern. „Ich denke, sie müssen mich noch öfter zu dir schicken.“

„Sehr gut.“, sagte ich leise. Jetzt brauchte ich nur noch einen Plan. Nach ein paar Minuten ging Ari wieder, sie wurde abgeholt von einer vermummten Person und dann schloss die Tür sich wieder.

Neben meinem Bett stand ein Tablett mit Essen und diesmal aß ich davon. Ich musste endlich wieder zu Kraft kommen.
 

Es ist etwas kürzer als sonst aber nachher kommt ja schon das nächste.^^

"Kontrolle und Angst"

So Leute, das hier ist das wohl längste Kapitel überhaupt, ich wollte es nicht in der Mitte durchteilen aber ansonsten werden die Chaps nicht so lang, dann könnte ich nicht mehr jeden Tag schreiben. Hier steckt sehr viel Arbeit drin, allein schon die Absätze, die ich jetzt fürs Hochladen alle machen muss...naja. Bitte schreibt mir ganz viele Reviews, das brauche ich als Belohnung^^ Jetzt, viel Spaß mit diesem Kapitel, es ist lang, es ist düster, es ist hart...besonders für Sakura aber ihr werdet ja sehen... *Knuddl* Gaaaanz liebe Grüße an euch, eure PinkLady18
 

33 „Kontrolle und Angst“
 

Zwei Tage später hatte Ari es endlich geschafft, mir das Kunai von unten mitzubringen. Es war nicht sehr scharf und auch schon älter aber es würde seine Zwecke erfüllen. Mir ging es besser, mein Körper fühlte sich nicht mehr so schwach an und mein Wille trieb mich an, mich zu stärken, um diese Chance zu nutzen.

Am dritten Morgen, seit ich in dem Einzelzimmer aufgewacht war und nachdem Ari mir das Messer gegeben hatte, bekam ich einen anderen Besuch. Itachi Uchiha beehrte mich mit seiner Anwesenheit.
 

Als er eintrat versteifte ich mich unwillkürlich. Ich lag im Bett, wollte den Eindruck erwecken, noch immer geschwächt zu sein, das konnte mir nur von Nutzen sein, wenn es darum ging, von hier zu entkommen. Er schloss die Tür hinter sich und kam langsam näher. Seine roten Augen ruhten auf mir, ich fragte mich unweigerlich, ob er sein Sharingan nie „abschaltete“. Beinah aufmüpfig sah ich ihn an. Dann blickte ich gelangweilt zur Seite.

„Scheinbar isst du doch wieder.“ Ich sagte nichts.

„Du bist wieder gesund, also kommst du gleich wieder mit in mein Zimmer.“ Ich drehte mich rasch zu ihm um.

„Mir geht es noch nicht wieder gut. Ich muss noch hier bleiben.“

„Das entscheide ich. Außerdem ist dein Chakra wieder auf dem Level auf dem es sich sonst auch befindet, wenn nicht sogar höher. Dir geht es bestens.“

Mit seinem Sharingan konnte er so vieles sehen, was ich anderen hätte verheimlichen können. Aber ich hatte es nicht unterschätzt, ich hatte damit gerechnet, dass er mich sofort wieder zu sich holen würde.

„Steh auf, wir gehen.“ Mit monotoner Stimme drehte er sich wieder zur Tür. Er hörte, dass ich mich nicht vom Fleck bewegte und ich fragte mich, wie lange er meine Widerworte noch dulden würde.
 

Auf einmal ging ein Ruck durch meinen Körper. Ich keuchte erschrocken auf, als ich gegen meinen Willen aufstand.

„Hör auf damit!“

Panisch versuchte ich mich gegen meinen eigenen Körper zur Wehr zu setzen aber ich hatte keine Chance. Langsam ging ich auf Itachi zu. Alles in mir sträubte sich dagegen, mein ganzer Wille kämpfte dagegen an aber ich blieb nicht einmal stehen, mein Körper handelte nach einem anderen Befehl.

„Itachi! Lass das, hör auf!“

Er hatte sich wieder umgedreht, sah mit seinen kalten Augen zu mir und wartete bis ich vor ihm stehen blieb. Mein Körper näherte sich ihm wieder, lehnte sich vor.

Ich riss die Augen auf. Das würde er mir nicht antun!

Mein Blick richtete sich auf sein näher kommendes Gesicht und ich fühlte mich schwach, weil mein Wille noch immer gegen meinen Körper ankämpfte und das Bewegen schmerzte. Verzweifelt wehrte ich mich aber es war nicht möglich, gegen meinen eigenen Körper zu gewinnen. Itachi folgte jeder meiner Bewegungen mit seinem Blick, nicht ein Detail entging ihm und dann küsste mein Mund den seinen, ich spürte alles doppelt so stark als sonst und stumm lief mir eine Träne über die Wange. Er zwang mich die Augen zu schließen.
 

Ein paar Sekunden später, fühlte ich wie ich die Macht über meinen Körper zurückerhielt und fiel erschöpft zu Boden. Ich atmete schwer und sah voller Hass hoch zu ihm. Er stand unbeteiligt vor mir und erwiderte meinen Blick.

„Verdammter Mistkerl…“, presste ich hervor.

„Du siehst, ich kann alles mit dir machen, sogar deinen Körper steuern.“, sagte er kalt. „Du hast einen starken Willen aber er ist lange nicht stark genug um ernsthaft dagegen an kämpfen zu können. Es ist viel zu einfach.“

Dann lachte er leise. Mit geweiteten Augen folgte ich seinen Worten.

„Wenn du mir so abgeneigt wärst wie du es immer sagst, dann könntest du mir länger widerstehen.“

Wut blitzte in meinen Augen auf. „Ich hasse dich! Wie kannst du bloß glauben, dass sich nicht alles in mir dagegen sträubt, dir nahe zu sein?!“

„Weil es so ist.“, sagte er schlicht.

„Deine Arroganz wird dich sicher irgendwann töten.“

„Und wenn schon. So bald wird mich niemand töten, verlass dich also nicht auf meinen dummen, kleinen Bruder, er ist längst kein Gegner für mich und außer ihm gibt es kaum jemanden der länger als ein paar Minuten gegen mich kämpfen könnte.“

Mit diesen Worten öffnete er die Tür und als ich nicht aufstand und ihm folgte, spürte ich wieder diese andere Macht, die meinen Körper steuerte und ihm hinterher lief. Ich wehrte mich nicht, erstmal musste ich mich erholen und gleichzeitig fiel mir auf, dass ich keine Schmerzen mehr hatte, als ich mich seinem Willen beugte.
 

Alles was mich jetzt davon abhielt mich aufzugeben, war die kleine Ari und die Kinder im Gefängnis, sowie unser Plan. Er gab mir Hoffnung und für die Kinder würde ich ihn verwirklichen. Wir kamen in seinem Zimmer an und Itachi ließ von mir ab. Zitternd setzte ich mich auf das Bett und sah zur Wand.

„Ich werde dich jetzt allein lassen aber heute Nacht…“ Er ließ den Satz offen und ich zuckte kaum merklich zusammen. Plötzlich strich er mit seiner Hand über meinen Nacken und mein Atem beschleunigte sich. Dann verließ er das Zimmer und ich ließ mich auf das Bett fallen.

Heute Nacht…

Dann musste ich den Plan schneller verwirklichen, als ich es beabsichtigt hatte… Aber eines schwor ich mir, es würde funktionieren und dann würde ich fliehen.
 

Ich musste geschlafen haben. Langsam richtete ich mich auf und sah mich um. Itachi schien nicht mehr hier gewesen zu sein. Ich tastete nach dem Kunai, das ich eingewickelt in ein Tuch in meinem BH versteckt hatte. Zwar hatte Itachi auch letztes Mal dort nachgesehen und die Röte stieg mir ins Gesicht als ich daran dachte, doch hatte ich keine andere Möglichkeit in dem Yukata gefunden, um das Kunai zu verstecken. Es war an seinem Platz und ich atmete erleichtert auf. Diese Waffe, wenn auch klein und kaum nützlich, gab mir ein Gefühl der Sicherheit. Heute Nacht, wenn alles so lief, wie ich es mir vorstellte, würde ich endlich hier weg kommen und mich sofort auf die Suche nach Kakashi und Sasuke machen. Noch immer machte ich mir wahnsinnig viele Sorgen um sie, doch ich war bereit mein Schicksal in die Hand zu nehmen und mir selbst zu helfen.

Es war wahrscheinlich, dass alles schieflaufen würde und ich dafür teuer bezahlen musste. Doch es war besser als nichts zu tun, das hielt ich einfach nicht mehr aus, also nahm ich diese Möglichkeit in Kauf.
 

Nur um die Kinder machte ich mir Sorgen. Ich wollte sie so gern befreien und mit mir nehmen, doch sie waren klein und konnten nicht schnell von hier flüchten. Ich würde wenn überhaupt nur ein paar von ihnen retten können. Es tat weh, sich das eingestehen zu müssen, doch das war genau das was Verantwortung ausmachte. Man musste erwachsene Entscheidungen treffen, um sicher zu sein, dass man keinen Fehler beging. Ich war mir sicher, dass es richtig war, von hier verschwinden zu wollen aber was das Schicksal der Kinder betraf zweifelte ich, ob ich ihnen das antun könnte.

Was wäre wenn Akatsuki die hier gebliebenen Jungen und Mädchen ausfragen, bestrafen, foltern oder sogar töten würde, weil ich mir in den Kopf gesetzt hatte mit ihrer Hilfe von hier zu verschwinden?

Da Itachi noch immer nicht aufgetaucht war, worüber ich nur glücklich war, hatte ich viel Zeit zu grübeln und ich beschloss, die Kinder nicht mit hineinzuziehen. Wenn müsste ich alle mitnehmen. Vorerst würde ich, wenn es tatsächlich alles funktionierte jedoch eh erstmal die Zellen untersuchen und dann konnte ich noch immer entscheiden…
 

Meinem Zeitgefühl nach, war es schon recht spät aber da ich geschlafen hatte, war ich mir nicht mehr sicher. Nachdem ich alles noch einmal durchgegangen war, wartete ich ungeduldig auf Itachis Rückkehr.

Ja, ich wartete darauf, denn diesmal war ich vorbereitet. Ab jetzt war ich nicht mehr die alte Sakura, ich war nun diejenige, die ihr Leben dafür gab, aus dem Hauptquartier zu entkommen, die mutig genug war es zu versuchen und das gab mir Kraft. Sollte ich noch so wenige Chancen gegen einen Ninja wie Itachi haben, es gab auch andere Wege und Methoden…

Als Itachi in den Raum trat, erwartete ich ihn bereits. Alle meine Sinne konzentrierten sich auf ihn, ich saß in völliger Dunkelheit auf dem Bett, mit dem Rücken zur Wand und beobachtete wie er die Tür hinter sich verschloss. Mein Puls beschleunigte sich, als ich sah, dass er heute ein weiteres Fingerzeichen auf die Tür anwandte.
 

Es gab keine Möglichkeit mehr aus diesem Raum zu kommen, die Angst kroch meinen Rücken hoch, doch ich drängte sie erfolgreich zurück. Denk an deinen Plan, Sakura, es wird nicht so weit kommen, wie du dir das hier ausmalst, es wird alles gut gehen.

Einen Moment blieb er vor der Tür stehen und die rot leuchtenden Sharingan Augen beobachteten mich eine Weile. Starr blickte ich zurück.

Zeige keine Angst. Sei stark.

Dann trat er auf mich zu und ging um das Bett herum. Er legte sich neben mich und sah an die Decke. Verwunderung erfasste mich, doch ich ließ mir nichts anmerken.

„Du bist ruhig…“ Ich hielt es für besser, darauf nichts zu erwidern, sollte er doch nicht meine zittrige Stimme hören.

„Hast du keine Angst?“

„Ich habe nicht mehr Angst als sonst auch, Itachi-kun.“

Diesmal blickte er zu mir herüber und ich konnte einen Moment deutlich Verwunderung und Misstrauen darin erkennen. Verwunderung war gut, Misstrauen überhaupt nicht. Also musste ich dagegen schnell etwas unternehmen. Ich sprach leise, fast zu mir selbst.
 

„Sasuke… Er ist dir sehr ähnlich, aber das weißt du vermutlich?“ Schnell weiter sprechen, bevor er wütend wird.

„Ihr seit nicht nur von außen ähnlich, sondern auch von innen. Und deine Augen…“ Ich sah zu ihm herüber, erwiderte seinen festen Blick von der Seite. „…sie erinnern mich so sehr an ihn.“

Sein weiterhin emotionsloser Blick verunsicherte mich leicht, doch das durfte mich jetzt nicht aus der Ruhe bringen.

„Ich habe viel nachgedacht, seit du mich das erste Mal entführt hast.“ Wieder keine Reaktion. „Und hier hatte ich wirklich viel Zeit dazu.“

Ich seufzte leicht, nicht zu überzogen, nur ein wenig.

„Es ist… ich kann es schlecht in Worte fassen aber heute Morgen, das was du gesagt hast…wieso meine Gegenwehr so schwach war…ich fürchte du hast Recht.“ Nervös schluckte ich, sah kurz weg und dann langsam wieder zu ihm. „Ich weiß nicht, was es ist. Ich verstehe es auch nicht. Aber du weißt bestimmt, was ich jahrelang für Sasuke empfunden habe?“

Diesmal sah ich ihn fragend an. So kalt wie Itachi mich ansah, erwartete ich keine Reaktion, doch dann nickte er ganz leicht.
 

„Sasuke ist für mich gestorben.“, sagte ich dann fest. Es war hart, das zu sagen aber es musste sein.

„Das heißt, natürlich bedeutet er mir noch etwas. Aber nur noch als Freund, denn das was er mir angetan hat, kann ich ihm nie verzeihen, es war einfach zu… es war zu schmerzhaft. Und jetzt tauchst du auf…“ Ich sah in seine Augen und zögerte kurz. Dann sprach ich weiter.

„Ich kannte dich vorher nicht wirklich. Auch jetzt, weiß ich nicht wer du bist. Wenn du mit mir redest, dann sicher nicht über dich aber du hast mir auch nicht wirklich etwas getan.“

Eine Träne lief über meine Wange.

„Ich habe Angst, dass Kakashi nicht mehr lebt, weil du mich entführt hast, bevor ich ihm helfen konnte aber…“ Ich holte tief Luft. „Ich habe Schuldgefühle. Sehr viele und nicht nur deshalb. Die größten habe ich, weil ich meine Freunde verraten habe, genau wie ein Nuke-Nin. Ich habe sie verraten, weil ich etwas für jemanden empfinde, für den ich aber nichts fühlen darf. Ich hasse mich dafür und ich will es nicht, aber was sonst ist die Erklärung dafür, dass ich mich nicht richtig gegen dich wehre? Ich bin nicht schwach, ich habe jahrelang trainiert und obwohl du viel stärker bist als ich, müsste zumindest mein Wille dir länger gewachsen sein, als heute Morgen.“
 

Das Misstrauen, das ich vor wenigen Minuten in seinen Augen gesehen hatte, war verschwunden, stattdessen war Itachis Blick beinah… warm?

Ich wunderte mich darüber und riss erschrocken die Augen auf. Dann lehnte er sich vor, ein kleines Stück. Den Rest überließ er mir und natürlich kam ich ihm sofort entgegen und versiegelte meine Lippen mit den seinen. Er erwiderte den Kuss und rollte mich langsam auf den Rücken, nur um sich selbst über mich zu legen.

Mein Herz klopfte so schnell, ich hatte Angst es würde jeden Moment zerspringen, doch ich zwang mich dazu, nicht zurückzuweichen. Als er sich von mir löste, ließ ich die Augen geschlossen.
 

„Du lügst.“
 

Was?! Ich öffnete die Augen, sah ihn verwirrt an.

„Das alles hier. Ein interessanter Plan, mit sehr viel Mühe vorbereitet kann ich mir vorstellen, aber er ist eben doch nur ein Plan. Du kannst dich nicht dazu zwingen, Gefühle vorzutäuschen, dafür bist du viel zu emotional, es ist dir nicht möglich deine anderen Empfindungen abzustellen. Und die zeigen mir nur zu deutlich, wie sehr du dich dagegen sträubst.“ Mit geweiteten Augen starrte ich zu ihm hoch.

Er hatte es erkannt! Was würde er mir für diese Lüge antun? Ich wollte es gar nicht wissen, spürte aber wie ich begann, vor Angst zu zittern.

„Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen aber Sasuke und ich haben gar nichts miteinander gemeinsam. Ich denke nicht, dass er dir das was ich jetzt vorhabe jemals antun würde.“

Diesmal konnte ich es nicht verbergen, angstvoll keuchte ich auf, als ich erkannte, was er vorhatte.

„Nein!“

Ich zappelte und versuchte, ihn von mir herunter zu werfen, doch er war zu schwer und hielt gleichzeitig meine Handgelenke fest.

„Es ist viel schöner, zu sehen, wie du dich wirklich fühlst.“, sagte die monotone Stimme über mir.

So ruhig, so kalt, so verhasst.
 

„Lass mich los, das kannst du mir nicht antun!“

Verzweifelt schrie ich es ihm entgegen. Ein amüsiertes Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Ich kann das nicht nur, ich werde es auch, das hätte dir doch von Anfang an klar sein müssen. Du hast es selbst gesagt, ich bin ein Clanmörder, habe meinem Bruder das Leben zur Hölle gemacht und habe noch viele andere Dinge auf dem Gewissen. Du kannst doch nicht wirklich erwartet haben, dass ich dich nicht anrühre?“

„Aber warum?! Wer bin ich schon, dass du ausgerechnet mich willst?“ Wütend und mutlos stellte ich ihm diese Frage.

„Nun,…“, sagte er langsam, während er mit seinem Gesicht zu meinem Hals wanderte. „…dafür gibt es mehrere Gründe. Erst einmal bist du diejenige, die mein verhasster Bruder liebt, das ist doch ein Anreiz.“

Ich versuchte einen Arm loszureißen um ihn zu schlagen. Doch sein Griff war viel zu fest.

„Zweitens, bist du wunderschön, also warum sollte ich dich nicht begehren?“

Erbittert kämpfte ich gegen die Tränen.

„Und drittens… ist gerade dein Kampfwille und dein Widersetzen das, was das Ganze erst interessant macht.“
 

Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren, er küsste meinen Hals und dann streifte er die Stelle, an der er mich gebissen hatte. Ich kniff die Augen zusammen.

„Ich hatte dir doch gesagt, dass dein Hals ein neues Zeichen benötigt, nicht wahr?“

Ich versuchte, meinen Hals wegzudrehen, doch er nahm meine Handgelenke in eine Hand und fixierte mit der anderen mein Kinn. Dann lehnte er sich vor und biss mich erneut. Schmerzhaft schrie ich auf, doch in diesem Moment sah ich meine Chance. Ich riss meine Arme aus seiner Hand und holte blitzschnell das Kunai aus dem Yukata.

Langsam ließ er von mir ab, als er das kühle Metall an seinem Hals spürte. Dann sahen wir uns direkt in die Augen. Ich atmete schneller als sonst.

„Geh sofort von mir runter.“, sagte ich leise.

„Glaubst du wirklich, du kannst mir damit etwas anhaben?“

Er klang ruhig, viel zu ruhig und nicht ein bisschen angespannt. Langsam kam ich wieder zu Atem.

„Es reicht, um deinen Hals ernsthaft zu verletzen. Vergiss nicht ich bin eine Medical-Nin, ich weiß genau, wo ich dich treffen muss.“ Auch ich bemühte mich, meine Stimme so ruhig und kalt wie möglich werden zu lassen. Er wich ein Stück zurück, lag jedoch noch immer auf mir.

„Geh runter.“, sagte ich noch einmal etwas gedämpft.
 

Noch ein Stück, ich ließ ihn nicht aus den Augen, dann schnellte er auf einmal vor. Ich schrie überrascht auf und eine Sekunde später hielten wir beide inne. Er hatte sein Gesicht leicht abgewendet und in dem dunklen Raum schimmerte seine Haut blass wie im Mondlicht. Auf seiner Wange lief ein dünnes Rinnsal Blut entlang, es tropfte lautlos auf seine Kleidung und die Bettdecke und ich hielt den Atem an. Wie in Zeitlupe drehte er sich wieder zu mir und in seinen Augen konnte ich lesen, dass das was jetzt kommen sollte mir nicht im Geringsten gefallen sollte…

Er presste mich zurück auf das Bett, entriss mir das Kunai und warf es hinter sich. Dann drückte er wütend seinen Mund auf meinen und biss mir in die Lippen. Ich keuchte und wollte meinen Kopf wegdrehen.
 

Plötzlich klopfte es an die Tür. Itachi ließ nicht von mir ab.

„Itachi!“, rief eine Männerstimme. „Los jetzt, komm da raus, wir haben eine wichtige Versammlung! Der Leader sagt, alle müssen da sein.“ Ich hoffte von ganzem Herzen, dass er gehen würde.

Erst hielt er inne, sah mir direkt in die Augen und stieg dann von mir herunter.

„Solange wie ich weg bin, bleibst du unten in den Zellen. Das wirst du noch bereuen…“, sagte er drohend und sehr leise.

Er packte mich am Arm, zog mich hinter sich her und brachte mich stumm nach unten in die Gefängnisse. Ich stolperte ein paar Mal, doch er hielt nicht an.

Wir gingen weit nach hinten und- ich konnte mein Glück gar nicht fassen- Itachi schubste mich in eine Zelle, auf der richtigen Seite, direkt neben den Kindern. Dann schloss sich die Zellentür mit einem lauten Geräusch und Itachi verschwand durch die Tür auf der Treppe.

Dunkelheit. Doch diese hier war willkommen.
 

Jaja...schreibt mir was^^

"Flucht"

Danke für die tollen Reviews, ihr wart ja ganz schön aufgewühlt, weil Itachi so böse war XDDD

Aber jetzt kommt das, worauf ihr alle gewartet habt, Sakuras Flucht! Lasst euch überraaschen, was ich mir da tolles ausgedacht habe *-*

Und jetzt, viel Spaß, schreibt mir was^^

Liebe Grüße *euch ganz doll knuddel*

PinkLady18
 

33 „Flucht“
 

Zitternd sackte ich an einer Wand zusammen und atmete tief aus. Es war so knapp…

Ich tastete an meinen Hals, an dem etwas Blut herunter lief. Wieder von Itachi gebissen aber lieber so, als das was er noch vorgehabt hatte. Ich überlegte einen Moment. Jetzt kam der zweite Teil meines Plans.

Vorsichtig stand ich auf, noch immer leicht benommen von dieser plötzlichen Wendung und der Angst. Langsam trat ich zur Wand gegenüber von den Gitterstäben. Mit leichten Bewegungen strich ich über die groben Steine und versuchte die Stelle zu finden, von der Ari mir erzählt hatte. Auf ihrer Seite der Zelle befand sich ein kaum sichtbarer Riss, der zu diesem Gefängnis herüberreichte, dies sollte genau die Stelle sein, an der die Wand dünner war und leicht brüchig. Ich schloss die Augen und achtete nur auf das was ich fühlte, es war sowieso zu dunkel um viel erkennen zu können. Meine Finger fuhren über eine leichte Erhebung und ich öffnete die Augen. Da war er, fast nicht zu sehen, ein Riss so dünn wie eine feine Schnur. Er war etwa so lang wie mein Unterarm und verlor sich dann hinter der angrenzenden Wand um in Aris Zelle weiterzulaufen.
 

Eine leise Stimme riss mich aus meinen Überlegungen.

„Sakura…?“ Ari!

„Sakura…!“

„Ari, ich bin hier.“, flüsterte ich zurück. Ich hörte ein erleichtertes Aufatmen hinter der Mauer.

„Geht es dir gut? Ist etwas passiert?“ Sie klang noch immer besorgt. Einen Moment zögerte ich.

„Es ist alles gut gelaufen. Genau wie wir es geplant haben.“ Ich war froh, dass sie meinen Blick dabei nicht sehen konnte.

„Sehr gut! Ich habe mir solche Sorgen gemacht… Hast du den Riss schon gefunden?“ Ihre kleine Kinderstimme war trotz der Aufregung bemüht, leise zu sein. Ein stummes Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus.

„Ja, ich habe ihn schon. Jetzt müssen wir weitersehen. Wie viele seid ihr da drüben gerade? Und habt ihr Verletzte?“ Einen Moment herrschte Stille, in der Ari vermutlich schnell nochmal alle durchzählte.

„Mit mir 12. Wir sind alle in einer Zelle und haben zwei Kinder mit einem gebrochenen Arm und einem verstauchten Knöchel.“ 12 Kinder… 2 Verletzte… Aber diese konnte ich schnell behandeln. „Okay, ich fange gleich an. Denkt daran, dass dann alles schnell gehen muss, ich kann nicht verhindern, dass es etwas lauter wird, wenn ich die Wand einschlage. Wir müssen so viel Vorsprung bekommen wie möglich.“
 

Ich atmete tief durch und schaute zur Mauer.

„Sakura!“ Ich sah hoch.

„Ja?“

„…wir sind klein…und teilweise verletzt. Außerdem sind wir ziemlich geschwächt. Wie sollen wir… wie sollen wir schnell genug flüchten?“ In Aris Stimme konnte ich deutlich Angst heraushören, auch wenn sie sich sehr bemühte, das nicht zu zeigen. Ich schwieg einen Moment.

„Ari… Ich werde euch beschützen und hier rausholen. Ihr braucht keine Angst haben, überlasst das nur mir.“

„I..ist gut.“ Sie klang etwas mutiger.

Noch einmal atmete ich tief ein. Dann los.

In meiner rechten Hand sammelte ich eine Menge Chakra, konzentrierte mich nur auf sie und die Wand vor meinen Augen. Dann schlug ich mit aller Kraft zu. Mit schmerzverzerrtem Gesicht zog ich sie zurück. Der Riss hatte sich vergrößert, doch die Mauer war immer noch sehr dick und meine Hand fühlte sich taub an.

„Sakura, ist alles in Ordnung?“ Ich kniff die Augen zu, Blut lief über meine Knöchel, hätte ich bloß noch meine Handschuhe!

„Es geht schon. Die Mauer ist dicker, als ich erwartet hatte, ich werde wohl öfter zuschlagen müssen, als geplant.“, sagte ich dann. „Bist du verletzt?“, fragte Ari zögernd.

„Nur ein wenig, nicht schlimm, ich mache jetzt weiter.“ Heilen würde ich mich erst, wenn wir aus diesem verfluchten Gefängnis heraus waren.
 

Ich wiederholte diese Prozedur dreimal, doch das Ergebnis blieb dasselbe… Die Mauer wollte nicht durchbrechen, sie wurde rissiger aber es reichte nicht um sie zu zerschlagen. Meine Hand war mittlerweile feuerrot und völlig blutverschmiert, doch ich konnte nicht einfach so aufgeben. Wir konnten hier nicht bleiben, Itachi wartete auf mich und die Kinder waren ebenfalls in höchster Gefahr. Ich durfte nicht zu schwach sein, ich konnte diese Wand zerstören, ich musste!

Wieder schlug ich zu, doch diesmal entwich mir ein schmerzerfüllter Laut und ich fiel auf meine Knie. Meine Hand war verstaucht, wenn nicht sogar gebrochen. Angstvoll keuchte Ari auf.

„Hey, geht es dir gut? Bist du in Ordnung!?“

„Ich habe das nicht gewollt aber ich muss mich jetzt ein bisschen selbst heilen. Ansonsten kann ich es nicht weiter versuchen.“, sagte ich in ihre Richtung.

„Sakura, du musst das nicht tun…Lass es besser, ich will nicht, dass du verletzt wirst.“

„Wenn wir hier bleiben, werden wir alle verletzt! Ich werde uns befreien.“ Noch einmal sah ich auf meine Hand, die ich soeben geheilt hatte. Blutrot.

Da kam mir ein Gedanke. Das Jutsu des vertrauten Geistes!
 

Einen Moment später stand mein eigener Schutzpatron vor mir. Ein weißer Tiger, beinah doppelt so groß wie ich. Tsunade hatte mir in meiner Ausbildung mehr als nur Heilungsjutsus und Taijutsu beigebracht. Mit diesem mächtigen Jutsu hatten wir wieder eine Chance…

„Dan…“, flüsterte ich leise, als ich sanft über seinen Kopf streichelte. Seine schwarzen Augen erinnerten mich an jemanden, doch ich verwarf den Gedanken gleich wieder.

„Mein wunderschöner, starker Freund. Ich bitte dich, hilf mir diese Wand zu zerbrechen, allein schaffe ich es nicht.“

Seine dunkle, warme Stimme erklang.

„Du hättest mich viel eher rufen sollen…“ Sein Blick ruhte auf meiner Hand. Ich hielt sie verlegen hinter meinen Rücken.

„Lass uns anfangen.“ Wir drehten uns zur Mauer und mit einem mächtigen Stoß seinerseits und einem Schlag von mir, brach die Wand auf. Erleichtert fiel ich ihm um den Hals, dann kletterte ich schnell durch das kleine Loch nach draußen. Es war Nacht und um mich herum war alles voller Bäume. Ich beeilte mich, den besten Punkt für einen erneuten Schlag auf der Seite der Kinder zu finden, während Dan geschmeidig neben mir auftauchte und auf meinen Befehl wartete. Gemeinsam öffneten wir auch dieses Gefängnis und holten die erstaunten Kinder nach und nach heraus.
 

Im selben Moment hörten wir schnelle Schritte im Gang. Als alle Kinder bei uns waren, erschuf ich zwölf Doppelgänger und verwandelte sie schnell in die Kinder. Sie verschwanden in der Zelle und mit einer kurzen Handbewegung bedeutete ich den Kindern auf Dans Rücken zu steigen. Da er so groß war, fanden sie alle darauf Platz und wir liefen los, Dan mit den Kindern neben mir. Die Bäume zogen an uns vorbei, so schnell ich konnte lief ich neben dem weißen Tiger her, während die Kleinen schweigend auf seinem Rücken saßen. Ich hatte das Gefühl, dass uns bereits jemand folgte. So schnell hatte ich nicht damit gerechnet und bemühte mich noch schneller zu laufen.

Wir sprangen hoch in die Bäume, ich befahl den Kindern, sich sehr gut festzuhalten und dann sprangen wir von Ast zu Ast. Ich hatte keine Ahnung welche Richtung wir verfolgten, doch Dan schien zu wissen wohin wir liefen und so fragte ich nicht nach. Erst einmal Abstand gewinnen, so weit wie möglich vom Hauptquartier der Akatsuki verschwinden, wiederholte ich in Gedanken immer wieder. Währenddessen heilte ich meine Hand vollends und richtete meinen Blick wieder nach hinten. Jeden Moment erwartete ich, einen Verfolger zu entdecken, doch vorerst konnte ich nichts sehen.
 

Eine halbe Stunde später war ich noch immer sehr angespannt, gleichzeitig erschien mir das erleichterte, stille Lachen der Kinder besorgniserregend. Sie ahnten nicht, in welcher Gefahr wir noch schwebten, wie lange wir Angst haben mussten, bis wir endlich einen Zufluchtsort erreichen würden. Dan sprang stur von Baum zu Baum und ließ sich von den Jungen und Mädchen nicht aus der Ruhe bringen. Nervös lief ich weiter.

Umso mehr erschrak ich und fiel beinah in die Tiefe, als ich eine mächtige Chakraaura kaum von uns entfernt aufflammen spürte. Ich warf Dan einen schnellen Blick zu, er nickte unmerklich und verdoppelte sein Tempo. Immer mehr fiel ich zurück, doch die Kinder mussten gerettet werden, sollte es zu einem Kampf kommen, waren sie in höchster Gefahr.

Angestrengt versuchte ich mich zu beruhigen, ich konnte nicht sagen, wessen Chakra es war, doch in Anbetracht der Stärke und Menge, vermutete ich niemand anderes als Itachi dahinter. Natürlich kannte ich die anderen Akatsukimitglieder nicht und es konnten auch sie sein, doch mein Gefühl sagte mir beständig, dass nur Itachi mit Absicht sein Chakra enthüllen würde, um mich zu warnen, mir Angst zu machen und, dass nur er so schnell unsere Spur entdecken konnte. Leise fluchend sprang ich noch ein bisschen schneller nach vorn, ich musste ihn so lange wie möglich hinhalten.
 

Zehn Minuten später war er so dicht, dass ich ihn beinah hören konnte. Dan war schon länger nicht mehr in Sicht, doch ich machte mir noch immer Sorgen um die Kinder, weil sie so schutzlos waren. Mein Tiger konnte sie unmöglich alle beschützen, wenn sie angegriffen wurden.

Ich schrie leise auf, als ich auf einem Ast kurz vor mir Ari stehen sah. Mit aller Kraft konnte ich rechtzeitig anhalten und vor ihr zum Stehen kommen. Panisch redete ich auf sie ein.

„Ari!! Was machst du hier, ist etwas passiert, wurdet ihr angegriffen? Was ist mit Dan und den anderen Kindern?“

Ruhig erwiderte sie meinen Blick. „Es geht ihnen gut, dein Tiger wird sie in Sicherheit bringen.“

„Aber was…? Was machst du dann hier?“

„Ich werde mit dir kämpfen.“

„Was…?!“

„Ich bin eine Kunochi in der Ausbildung aber ich habe ein paar Fähigkeiten, die dir bestimmt von Nutzen sein werden.“

Ein zehnjähriges Mädchen stand hier vor mir und wollte zusammen mit mir gegen Itachi Uchiha kämpfen. Wenn die Situation nicht so wahnsinnig ernst gewesen wäre, ich hätte bestimmt gelacht und es für einen guten Scherz gehalten.

„Ari, du musst hier weg und zwar ganz schnell! Vielleicht ist es noch nicht zu spät und ich kann dich noch ein Stück wegbringen…“ Sie unterbrach mich.

„Ich werde bei dir bleiben, vertrau mir, ich werde dir nicht im Weg rumstehen“
 

„Das sage ich doch auch gar nicht.“ Verzweifelt legte ich die Hand über meine Augen. „Ich bin davon überzeugt, dass Itachi Uchiha uns folgt. Du erinnerst dich an den Mann mit den roten Augen?“ „Sharingan…“, flüsterte sie leise.

„Genau. Das Sharingan. Er ist ein Mörder, er hat tausende von Opfern auf dem Gewissen, er nimmt keine Rücksicht und er kennt keine Gnade. Menschen zu quälen amüsiert ihn, du kannst hier nicht bleiben, er wird dich töten, wenige Sekunden nachdem er dich gesehen hat.“ Sie schluckte leicht. Doch in ihren Augen sah ich nur Entschlossenheit, keine Angst.

„Ari bitte, ich will nicht, dass er dir etwas antut.“ Ich ging in die Hocke und wir sahen uns direkt in die Augen. „Ich bin ihm schon oft begegnet, ich weiß was für Techniken er anwenden kann, lass mich gegen ihn kämpfen, ich bitte dich.“

„Er wird dich nicht töten?“ Meine Augen weiteten sich.

„Ich weiß es nicht. Bisher hat er es nicht getan aber selbst wenn, ich bin diejenige, die euch mitgenommen hat, ihr tragt keine Schuld und sieh mal Ari…“ Ich nahm ihr Kinn in meine Hand und hob es leicht an. „Du bist noch ein Kind. Du hast noch viel zu lernen und eine Menge vor dir. Tu dir so etwas noch nicht an. Bleibe noch ein bisschen länger Kind. Und bitte vertrau mir, ich kann das schaffen. Bring dich in Sicherheit.“
 

Ich fühlte, dass Itachi nur noch wenige Meter von uns entfernt war und Ari würde mich hier nicht allein lassen, also nutzte ich noch einmal das Jutsu des vertrauten Geistes und ein kleinerer, jüngerer Tiger erschien. Ich warf Ari auf seinen Rücken und befahl ihm, sie von hier wegzubringen. Mit einem Schrei hielt sie sich an seinem Fell fest und warf mir einen verzweifelten Blick zu. Dann verschwanden sie hinter ein paar Bäumen.

Langsam drehte ich mich um und stand Itachi gegenüber. Er lehnte an einen Baumstamm und sah unbeteiligt auf seine Füße. Stumm schaute ich zu ihm. Dann sah er leicht hoch.

„Rührend.“

Mein Blick verfinsterte sich.

„Hast du geglaubt, dass wir auf diese netten Schattendoppelgänger reinfallen würden?“ Ich erwiderte nichts.

„Manchmal bist du einfach zu naiv… wie das kleine Mädchen, das du da gerade so selbstlos gerettet hast. Aber sei beruhigt, ich bin gar nicht hinter ihr her.“

Ich atmete kaum merklich erleichtert auf.

„Meine Partner werden sich um sie kümmern. Wahrscheinlich sind sie bereits zurück.“
 

Hasserfüllt sah ich ihn an. Die armen, kleinen Kinder. Ich wollte mir nicht vorstellen, was sie ihnen antun würden…

„Hör auf mit diesem Geplänkel. Greif mich an, darauf bist du doch aus, oder?“

Meine Stimme erschien mir ungewöhnlich laut in dem stillen, dunklen Wald um uns herum. Sein leises Lachen wirkte beinah unwirklich. „Ich bin nicht auf einen Kampf aus, wir wissen doch beide, dass du darin nicht wirklich gut bist.“ Ich schluckte. „Ich will dich nur zurückholen. Wir können das ganz einfach machen oder…“

„Du wirst gegen mich kämpfen müssen, wenn du mich mitnehmen willst. Doch eher sterbe ich, als wieder dorthin zurückzukehren.“

Mit ruhiger, monotoner Stimme antwortete er. „Das wäre schade aber wenn du gegen mich kämpfen willst ist das sowieso nicht zu vermeiden…“

Das war mir auch klar. Ich ließ es mir nicht anmerken, doch ich wusste genau, dass mir so oder so mein Ende bevor stand. Diesmal würde er mich sicher töten, mir wurde bloß die Wahl der Art und Weise überlassen. 'Nicht ohne einen Kampf', hallte es in meinem Kopf wider. 'Wenn er dich tötet, dann in einem Kampf, in dem du alles gibst und ihm zumindest etwas entgegen zu setzen hast'.

Meine Hände ballten sich zu Fäusten.
 

„Es tut mir leid, dich so zu enttäuschen, Uchiha. Aber ich fürchte, du wirst dich mit meinem nutzlosen Blut schmutzig machen müssen. Verzeih, dass ein so unwichtiger Gegner wie ich dich aufhält aber du kannst es ja schnell hinter dich bringen. Mach es kurz. Ich werde alles geben, um dich nicht zu sehr zu langweilen.“

Mit dieser Ansage stellte ich mich kampfbereit hin. Sein Blick lag fixiert auf mir, dann lächelte er kalt.

„Bitte, ich lasse dir den Vortritt.“ Mit einer angedeuteten Verbeugung ließ er mich beginnen. Ich sah fest zurück, dann sprang ich nach oben.

"Machtlos"

Hey, wir hatten ganze 4 Kommentare zum letzten Chap, wir steigern uns XDDD

Auf jeden Fall danke dafür^^ Aber die bösen Schwarzleser....naja, was solls, hier habt ihr das nächste chap^^ Liebe Grüße *euch fest drück*

Eure PinkLady18
 

34 „Machtlos“
 

In meinem Kopf wirbelten Gedanken umher. Ich drängte sie mit Mühe zurück, doch sie kamen immer wieder. Sorge um die Kinder, um Sasuke und Kakashi, Angst vor Itachi, vor Schmerzen, vor dem Tod, Wut auf diesen Mistkerl, der mich einfach nicht gehen ließ, der mit mir spielte wie eine Katze mit einer Maus und vor allem Trauer und Enttäuschung, weil ich nicht in der Lage war die Kinder selbst zu beschützen.

Während ich ein paar Äste höher sprang, dachte ich an die kleine Ari, ihren Mut und ihre Entschlossenheit und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass ich dieses kleine Mädchen rechtzeitig weggeschickt hatte und sie und die anderen Kinder in Sicherheit gebracht wurden.
 

Sobald ich von dem Ast aufgesprungen war, verschwand Itachi aus meinem Blickfeld. Ich erwartete keinen großen Kampf, am Ende würde ich eh verlieren aber ich war leicht irritiert, dass er offenbar noch immer Lust hatte, mit mir zu spielen. Das alles hielt ihn auf, er verschwendete bloß seine Zeit und dennoch machte er keinen kurzen Prozess. Aber ich hatte ihn in diesen paar Wochen, die ich ihn „kannte“ noch nie verstanden, also beließ ich es bei schlichter Verwunderung. Von Ast zu Ast sprang ich, immer darauf bedacht, meinen Blick schnell wandern zu lassen, auch wenn das nicht viel Schutz brachte.

Wenn es eines gab, dass ich absolut vermeiden wollte, dann war es in sein Tsukyomi zu geraten. Die Erinnerung an Kakashi, wie er Wochen im Krankenaus lag, nachdem er für nur wenige Sekunden darin gefangen gewesen war, hatte sich fest in meine Gedanken gebrannt und ich hatte eine riesengroße Angst davor. Kakashi… ich konnte ihm nicht helfen. Ich war eine Medical-Nin und doch konnte ich ihm nicht helfen. Warum hatte ich gezögert? Sasukes Aufschrei hatte mich überrascht, doch ich hätte mich nicht ablenken lassen dürfen. In den wenigen Sekunden bevor Itachi mir das Kunai an den Hals gehalten hatte, wäre Zeit genug gewesen um zumindest die Blutung zu stoppen…

Und doch hatte ich es nicht getan, weil meine Konzentration nicht stark genug war. Wie bei Itachi, dachte ich langsam. Er hatte die völlige Kontrolle über meinen Körper und mein Wille war nicht einmal ansatzweise groß genug gewesen um mich dagegen zu wehren.
 

Einen Moment hielt ich inne. Warum wendete Itachi nicht erneut diese Technik an? Es wäre so einfach, etwas Ähnliches hatte er selbst gesagt. Entweder, sie kostete ihn einfach zu viel Chakra oder aber er fand Gefallen an diesem widerlichen Katz-und-Maus-Spiel. Ich hielt das Zweite für wahrscheinlicher, doch ekelte es mich dadurch nicht weniger an. Ich verstand ihn nicht, so oft ich auch darüber nachdachte, doch spielte das in diesem Moment wohl kaum eine Rolle. Als ich eine Hand hob um mich an einem Baumstamm abzustützen und die Lage zu überblicken, fiel mein Blick auf den kleinen Ring an meinem Finger. Mit wehmütigem Blick erinnerte ich mich an den Tag, an dem Kakashi ihn mir geschenkt hatte. Er bedeutete mir so viel, ich war erstaunt, dass Itachi ihn mir nicht abgenommen hatte, doch es machte mich irgendwie glücklich. Ich fasste etwas Mut, der Ring erinnerte mich daran, was für gute Freunde ich hatte und ich wollte für sie stark sein.
 

Zögernd berührte meine Hand meinen Hals.

Natürlich, die Kette von Sasuke war nicht mehr da. Dunkel dachte ich an unser Treffen im Wald zurück, während unseres Trainingskampfes gegen Kakashi, als Sasuke mich rasend vor Eifersucht mit sich gezogen und mich als sein Eigentum bezeichnet hatte. Ein trauriges Lächeln bildete sich um meinen Mund. Ich hatte ihn wütend angeschrien und wollte ihm die Kette entgegen schleudern, doch er hinderte mich daran. Dann sah er den Biss von Itachi und lief zurück zu Kakashi, ich folgte ihm und vergaß dabei das Schmuckstück um meinen Hals. Wieder Itachi…wegen ihm hatte Sasuke sich gegen Kakashi gewandt… Doch wo war die Kette dann? Ich hatte sie nicht abgenommen und jetzt wo mir auffiel, dass sie weg war fühlte sich mein Hals unglaublich leer an.
 

Ich zuckte zurück, als direkt vor mir ein schwarzer Mantel mit roten Wolken darauf auftauchte und schwebte einen Moment im Freien, dann stürzte ich in die Tiefe. Ich schloss die Augen und fühlte im selben Moment wie jemand nach meinem Arm griff und mich wieder hochzog. Erstaunt öffnete ich sie wieder und sah mich Itachi gegenüber. Ein kleiner Schrei entfuhr mir und ich kniff meine Augen schnell wieder zu, hin und her gerissen zwischen meiner Angst vor dem Tsukyomi und dem Gedanken daran, dass ich so völlig schutzlos vor ihm stand. Er drängte mich langsam an den Baumstamm. Widerwillig trat ich ein paar Schritte zurück, dann fühlte ich den Stamm im Rücken. Schwer atmend lehnte ich mich dagegen und lauschte auf Geräusche.

Umso mehr erschrak ich, als dicht neben meinem Ohr seine Stimme erklang.

„Erinnerst du dich? In etwa so sind wir uns das erste Mal begegnet…“ Zitternd lehnte ich mich in die andere Richtung, weg von ihm. Seine Hand fasste um mein Kinn und drehte mein Gesicht wieder zu ihm.

„Solche Angst vor dem Tsukyomi?“, fragte er leise.

„Macht dir das hier Spaß? Willst du es nicht endlich zu Ende bringen?“ Meine Stimme war brüchig aber man konnte meine unterdrückte Wut gut heraushören.

„Es ist unterhaltsam. Man könnte fast sagen, es macht Spaß, ja, so könntest du es auch bezeichnen.“ Angewidert entriss ich ihm mein Kinn und drehte mich wieder weg. Sein missbilligendes Schnalzen mit der Zunge entging mir nicht.

„Aber kleine Kirschblüte… So kalt, so abweisend? Vor wenigen Stunden sah das doch ganz anders aus, deine Gefühle konnte man dir geradezu im Gesicht ablesen…“ Sarkastisch lachte ich auf. Dieses Spiel war krank. Und es war nicht das, was ich mir für mein Ende vorgestellt hatte.

„Ich verlange einen Abschiedskuss, findest du nicht, dass er mir zusteht? Wir haben immerhin viel zusammen durchgemacht, mein Schatz.“ Ich riss die Augen auf.

„Du bist krank. Das alles hier ist krank und wenn du nicht so ein schrecklicher Kerl wärest, dann hätte ich beinah Mitleid mit dir.“ Fast spuckte ich es ihm ins Gesicht, so wütend war ich mittlerweile.

„Tja aber leider bin ich dieser ‚schreckliche Kerl‘. Und du bist mir ausgeliefert, noch immer. Mach dir doch nichts vor, du kannst mich nicht besiegen, du kannst mich nicht einmal verletzen.“
 

Genugtuung flammte in meinen Augen auf. Langsam drehte ich mein Gesicht wieder zu ihm.

„Ich HABE dich bereits verletzt, deine Wange, sie leuchtete blutrot, man sieht noch immer, wo mein Kunai dich getroffen hat.“, sagte ich beinah zufrieden. Leicht belustigt zog er die Augenrauen hoch.

„Ein Kratzer.“

„Und wenn schon, deine makellose, weiße Haut trägt diesen Kratzer als Zeichen dafür, dass eine schwache Kunoichi aus Konoha-Gakure, deinem Heimatdorf, dich verletzen konnte und das sogar in deinem Gesicht. Dieses Zeichen wird für immer in deinen Erinnerungen bleiben, selbst wenn deine Haut schon heilt. Das wirst du niemals vergessen, Itachi.“ Kalt sprach ich seinen Namen aus. „Ich trage es als eine Erinnerung an eine heißblütige Kirschblüte, die sich nicht beherrschen konnte.“ Diesmal konnte ich mir ein ironisches Auflachen nicht verkneifen.

„Bring es endlich zuende, Itachi. Ich verschwende meine Zeit.“
 

Erneut legte er die Hand um mein Kinn und zog mich schnell zu sich herüber. Er küsste mich beinah sanft, ich hätte mich normalerweise sofort wehren können, doch rührte sich mein Körper wieder keinen Millimeter. Mit offenen Augen starrte ich zurück in die seinen, während er noch immer nicht von mir abließ. Dann zwang er mich diese zu schließen und den Kuss zu intensivieren. Ich konnte es nicht fassen, würdeloser ging es nicht und doch war ich nicht stark genug, meinen Körper zu beherrschen. Meine Lippen öffneten sich bereitwillig für seine Zunge, gleichzeitig verfluchte ich mit tausend Worten den Kerl vor mir, der mich zu all dem nötigte. Ein Keuchen entwich mir, doch es war nicht mein Geist, der da sprach, es war nur mein kontrollierter Körper. Für Itachi schien das keinen Unterschied zu machen, langsam erkundete er meinen Mund und meine Beine gaben etwas nach. Er fing mich auf und strich mit seinen Händen über meine Seiten. Entgeistert beobachtete ich die Reaktionen meines Körpers, als würde ich über dem Geschehen stehen und unbeteiligt zusehen. Ich konnte alles fühlen, intensiv wie nie zuvor, doch befehlen konnte ich rein gar nichts.

Wie konnte es so ein mächtiges Jutsu geben? Noch nie zuvor hatte ich etwas davon gehört und nun musste ich es bereits das zweite Mal über mich ergehen lassen. Ich wollte protestieren, mich losreißen, doch stattdessen schlangen sich meine Arme um seinen Nacken und drängten meinen Körper noch dichter an den seinen. Hatte er vor, mich so umzubringen? Willenlos in seinen Armen, ohne den geringsten Ansatz des Zurwehrsetzens? Verzweifelte Wut stieg in mir auf, ich war absolut machtlos!
 

„Sakura…“

Eine bekannte Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Auf dem Ast neben uns konnte ich eine dunkle Gestalt sehen, der schmale Mond kam hinter ein paar Wolken hervor und mir blieb das Herz stehen, als ich erkannte, wer da stand und erstarrt herüber blickte.
 

Sasuke…!
 

Nur zu gern hätte ich mich von Itachi losgerissen und wäre ihm um den Hals gefallen, hätte ihm gezeigt, wie glücklich ich darüber war, ihn lebend wiederzusehen, doch stattdessen handelte mein Körper ganz anders. Mein Blick richtete sich wieder auf Itachi, der kurz von mir abgelassen hatte und ich drückte fordernd meine Lippen auf die seinen.

Nein! Bitte nicht, tu mir das nicht an, wie soll er das verstehen?!
 

Langsam drückte Itachi mich zurück an die Wand und berührte kurz meine Lippen. Meine Augen schlossen sich beinah genüsslich und ich glaubte, die Abscheu in meinem Kopf müsse sich unweigerlich auf meinen Körper übertragen. Doch nichts dergleichen geschah. Tatsächlich jedoch hörte ich auf einmal Itachis kalte und so ruhige Stimme sprechen.

„Sasuke… Du hast wohl ein kleines bisschen zu lange gebraucht um sie zu finden…“ Mit einem dünnen Lächeln ließ er seinen Blick über mich schweifen und strich über meinen Hals.

„Nimm deine Hände von ihr.“, knurrte Sasuke mit all seiner Selbstbeherrschung.

„Ich glaube nicht, dass das auch ihr Wunsch ist.“ Er strich ein paar meiner Haare nach hinten und ließ das Mondlicht den Biss an meinem Hals bescheinen. Sanft setzte seinen Lippen darauf und leckte darüber. Als ich Sasukes fassungslosen Blick sah, der auf mir ruhte, fühlte ich wie etwas in mir sich losriss.
 

Eine Sekunde später stieß ich den überraschten Itachi von mir und fiel entkräftet auf den Ast. Keuchend setzte ich zum Reden an. „Fass… mich nie wieder…NIE wieder, an du Mistkerl!“ Mir wurde leicht schwarz vor Augen und ich atmete tief durch. Dieses Mal fühlte ich mich wirklich ausgelaugt, ich hatte kaum die Kontrolle über meine Kräfte.

„Sakura…“ Ich hörte Sasukes Stimme und sah zu ihm hoch. „Sasuke…ich bin so froh, dich zu sehen…du lebst…“ Ich spürte, wie ich langsam zur Seite kippte, doch er fing mich auf. Itachi stand etwas weiter abseits und besah sich stumm, was hier vorging.

„Was hat er dir bloß angetan…?“, flüsterte Sasuke besorgt.

„Du glaubst mir, dass ich ihn nicht freiwillig… geküsst habe?“ Mit großen Augen sah ich ihn an. Wie sollte ich es ihm sonst erklären, er hatte es doch mit eigenen Augen gesehen?

Er nickte. „Natürlich.“

Erleichtert lehnte ich mich gegen ihn.
 

„Sasuke.“, sagte in diesem Moment Itachi. „Sie gehört mir.“ Ich sah geschockt zu Sasukes Bruder. Sasuke ballte seine Fäuste und blickte kalt zu ihm zurück.

„Das tut sie nicht.“

„Hast du ihren Hals nicht gesehen? Und außerdem… du willst nicht wissen, was ich mit ihr angestellt habe, seit ich sie mitgenommen habe.“ Seine Fingerknöchel traten weiß hervor. Bevor ich etwas tun konnte, um ihn aufzuklären war er bereits auf Itachi zugegangen. „Wenn du ihr nur ein Haar gekrümmt hast, dann betrachte das als deine letzte Tat.“ Mein Puls beschleunigte sich. Nur weil Itachi diese falschen Andeutungen machte, konnte Sasuke vor Wut kaum noch klar denken!

„Sasuke, hör nicht auf ihn, lass uns von hier verschwinden!“, brachte ich schwach hervor. Doch er drehte sich nicht um, seine schwarzen Augen fixierten Itachis. Im selben Moment aktivierte er sein Sharingan und sie wurden blutrot. Auch Itachi hatte sein Bluterbe angeschaltet, hatte er es doch fast immer aktiviert…

„Willst du jetzt endlich deinen lang ersehnten Kampf, kleiner Bruder?“ Itachis kalte Stimme schnitt wie ein Messer durch die Nacht. Sasuke spannte sich kaum merklich an.
 

„Hast du sie angefasst?“

Sasuke sprach ebenso kalt und emotionslos, doch gleichzeitig so leise, als würde er seine unterdrückte Wut mit seiner letzten Kraft zurückhalten. Ein hämisches Grinsen erschien um Itachis Mundwinkel und er sah Sasuke fest in die Augen als er sagte, „Sie gehört mir, nicht nur ihr Geist, sondern auch ihr Körper…“

Er betonte jedes einzelne Wort mit Genuss und kaum hatte er den Satz beendet, zog Sasuke sein Katana und startete einen Angriff auf seinen Bruder. Als ich sah, was dann passierte, schrie ich erschrocken auf…

"Zwei Brüder"

So liebe Leute, heute etwas später als sonst aber hier ist das tägliche Kapitel.^^ Danke für eure tollen, lieben, netten, lustigen Kommentare! Hier habt ihr wieder was zum diskutieren ;-)

Ich mag das Chap nicht so gern, irgendwie ist es nicht so toll geworden aber jetzt geht es endlich woanders weiter XDD

Viel Spaß (Diesmal braucht ihr, glaube ich, keinen Beruhigungstee...XDDD)

Ganz viele liebe, nette Grüße

Eure PinkLady18
 

36 „Anders als man denkt“
 

Mein Schrei zerriss die Stille im Wald.

Mit geweiteten Augen starrte ich gebannt auf die beiden Männer vor mir. Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte Itachi Sasukes Angriff abgewehrt und hielt ihm nun ein Kunai an den Hals. Normalerweise hätte er sich spielend leicht befreien können, doch auf einmal stockte er. Itachi drehte ihn langsam um, sodass sie beide zu mir blickten, Itachi direkt hinter Sasuke mit seinem Rücken an seiner Brust. Er hielt ihm etwas vor sein Gesicht. Langsam wanderte mein Blick daran entlang, dann erkannte ich was es war und holte zischend Luft. Er hatte meine Kette!

„Was glaubst du, ist das Sasuke?“, fragte er langsam. Dieser schluckte und sah gebannt auf den Ring an dem Band.

„Sasuke! Wehr dich, verdammt, du kannst dich doch locker befreien!“ Mein wütender Aufschrei hallte durch die Nacht. Wieso tat er nichts? Warum zeigte er keinerlei Reaktion und sah bloß gebannt auf die Kette?

„Sasuke!“ Er sah nicht zu mir. Erschüttert starrte ich ihn an. Was war mit ihm los? Aus dem Augenwinkel sah ich wie, Itachi ihm leise etwas zuflüsterte. Nein! Was auch immer er ihm sagte, es schien ihn völlig abzulenken…

„Sasuke…“, versuchte ich es noch einmal aber erfolglos.
 

Er machte mich wütend, so wütend, dass ich merkte wie mein Chakra sich langsam erholte und ich wieder kräftiger wurde.

„Itachi. Hör sofort damit auf.“ Kalt blickte ich ihn an und versuchte, meine Stimme ruhig zu halten. Die Antwort war ein überhebliches Grinsen.

„Ich fürchte, Sasuke glaubt dir doch nicht mehr so ganz was deinen eingeschränkten freien Willen betrifft.“ Mit einem kurzen Blick auf Sasuke sah er wieder zu mir. „Nein, er glaubt dir kein Wort und das scheint ihr sehr zu treffen.“ Meine Hände ballten sich wütend zu Fäusten und ein kalter Windzug ließ mich frösteln. Ich hatte nur diesen dünnen Yukata an und weder eine Waffe, noch besonders viel Chakra.

„Sasuke. Du solltest mich besser kennen.“, sagte ich langsam. Dem folgte ein verächtliches Lachen von Itachi.

„Mein kleiner Bruder interessiert sich nur für sich selbst.“ Fieberhaft überlegte ich, wie ich Sasuke da heraus holen sollte, während ich mich äußerlich stark um Fassung bemühte.

„Itachi…“

„Ja, kleine Kirschblüte?“

„Was willst du von Sasuke?“ Ich sah ihm genau in die Augen, doch er zeigte keine Gefühlsregung.

„Wieder eine Frage, die du besser nicht stellen solltest.“
 

Ich trat einen Schritt auf ihn zu. Sofort hielt er das Kunai dichter an Sasukes Hals, der noch immer völlig abwesend auf die Kette blickte. „Willst du mich jetzt mit ihm erpressen?“, fragte ich ungläubig.

„Naja, wenn du so fragst, warum nicht? Du willst doch sicher nicht, dass deinem geliebten kleinen Sasuke-kun etwas zustößt.“ Er wartete auf eine Reaktion, die er so wohl niemals von mir bekommen würde. Amüsiert lächelte ich.

„Aber Itachi…das glaubst du doch selbst nicht, oder? Hast du nicht gesagt, du weißt was ich jahrelang für Sasuke empfunden habe? Wenn ja, dann müsstest du auch wissen, dass ich mich verändert habe. Ich lasse mich nicht von dir erpressen.“

„Dann macht es dir nichts aus, wenn ich ihn jetzt töte?“

Er wusste, dass er mich in der Hand hatte aber ich wollte es nicht wahrhaben und eingestehen wollte ich es mir schon gar nicht, denn was bliebe mir dann anderes übrig als aufzugeben? Ich schüttelte sachte meinen Kopf.

„Natürlich würde es mir etwas ausmachen. Aber du wirst es nicht tun, denn wenn er erstmal tot ist, dann gibt es doch keine Möglichkeit mehr, mich zu erpressen, richtig? Du hast doch keine andere Wahl, als Sasuke am Leben zu lassen.“ Ich pokerte hoch, sehr hoch, doch ich brauchte Zeit, Zeit um mein Chakra weiter aufzubauen und um mir etwas einfallen zu lassen.

„Du meinst, ich finde nichts anderes, womit ich dir meinen Willen aufzwingen kann?“ Sein süffisantes Grinsen erinnerte mich daran, dass man gegen Itachi Uchiha niemals gewinnen konnte, zumindest nicht, wenn etwas so Wertvolles auf dem Spiel stand.

„Wie es aussieht habe ich keine andere Wahl als das zu tun, was du verlangst.“, sagte ich leise. Mit Genugtuung betrachtete er mich.

„Du bleibst, du wirst das Hauptquartier der Akatsuki nicht mehr verlassen und das freiwillig.“ Ich sah wieder hoch. Und schluckte. Wenn mir nicht schleunigst auch nur irgendetwas einfallen würde, dann wäre das hier innerhalb weniger Minuten vorbei und noch eine Gelegenheit, von dort zu fliehen würde ich sicher nicht bekommen.
 

Lange hielt ich den Blickkontakt zu ihm, dann sah ich wie er das Kunai leicht über Sasukes Hals streifen ließ und das erste Blut sichtbar wurde. Ergeben nickte ich.

„Gut, ich will, dass du dein Versprechen mit Blut besiegelst. Es wird dich binden, viel mehr als dein Wort es könnte.“

„Ich habe kein Messer oder Kunai oder auch nur irgendetwas Scharfes.“, sagte ich monoton.

Im selben Moment zuckte ich leicht zusammen. Dans Stimme erklang in meinem Kopf.

„Ari ist hinter dir. Direkt hinter dem Baumstamm.“ Erschrocken zog ich die Luft ein, während Itachi misstrauisch zu mir herübersah.

„Sie hat ein Bluterbe, es erlaubt ihr zum Beispiel, dass selbst Ninjas wie Itachi sie nicht so leicht aufspüren können.“ Ich nickte unmerklich. „Wie soll ich jetzt vorgehen?“, fragte ich ihn innerlich. „Er wird Sasuke sofort töten, wenn er merkt, dass hier etwas nicht stimmt…“

„Ari kann dir ein Kunai zukommen lassen, versuch die Kette zu zertrennen, sodass der Ring zu Boden fällt. Vielleicht hat Itachi ihn damit erstarren lassen.“

„Wenn dabei auch nur eine Kleinigkeit schief geht, ist Sasuke tot.“ Itachi sah noch immer zu mir herüber.

„Ich brauche etwas Scharfes.“, sagte ich noch einmal zu ihm.

„Ich denke, es reicht, wenn wir das erledigen, wenn wir zurückgekehrt sind. Was mache ich jetzt bloß mit meinem lästigen Bruder?“

„Itachi, wenn ihm auch nur die geringste Kleinigkeit zustößt, dann ist unsere Abmachung hinfällig.“, sagte ich drohend.
 

Im selben Moment ließ ich einen Schattendoppelgänger links von Itachi den Boden sprengen, er sah herüber und sofort hatte ich Aris Kunai in der Hand. Ich zielte und traf glücklicherweise genau die Kette, sodass der Ring zu Boden fiel. Sasuke drehte sich augenblicklich um und entriss Itachi das Kunai, das bis dahin noch an seinem Hals gelegen hatte. Dieser war jedoch schnell genug um nach hinten zu springen und Sasukes Angriff auszuweichen. In seinem Gesicht zeigte sich keine Regung, doch seine Augen offenbarten für einen winzigen Moment Wut. Sasuke schien noch leicht benommen, gleichzeitig war er jedoch wieder zornig.

„Sasuke!“ Ich ging auf ihn zu und stellte mich neben ihn. Von der Seite sah ich ihn an, doch er blickte absichtlich in die andere Richtung.

„Aber was…?“ Verständnislos folgte ich seinem Blick.

Wir sprangen auseinander, als Itachi plötzlich zwischen uns auftauchte und einige Kunais warf. Während ich auswich überlegte ich, warum Sasuke mich nicht ansah. Hatte Itachi ihn in einem Genjutsu gefangen? Was hatte er ihm gesagt?
 

Einen Moment später, kämpften Sasuke und Itachi erbittert gegeneinander und ich stand abseits davon unter einem Baum und verstand die Welt nicht mehr. Jedes Mal, wenn ich mich dazwischen mischte und ebenfalls Itachi angriff, machte Sasuke deutlich, dass er meine Hilfe dabei nicht wollte. Wie aufgebracht er mit seinem Katana nach seinem Bruder zielte und mit welcher Härte die beiden zuschlugen brachte mich dazu, verzweifelt zu überlegen, wie ich ihm helfen sollte, wenn er mich einfach nicht ließ.

Ich zuckte zusammen als ich weitere Chakraauren wahrnahm. Nicht noch mehr Akatsuki! Doch schon wenige Augenblicke später erkannte ich, dass es ANBU sein mussten. Auch Itachi schien dies zu bemerken, widerwillig brach er den Kampf ab und ich dachte schon, er würde einfach so flüchten, als ich auf einmal im Tsukyomi gefangen war.
 

Ich stand an eine Wand gelehnt und sah mich hektisch um. Lange musste ich nicht suchen, denn Itachi kam bereits langsam auf mich zu. Ich suchte nach einem Ausweg, doch im Tsukyomi beherrschte er die Regeln, auf eine Rettung zu hoffen, war hier völlig vergeblich. Schon stand er direkt vor mir. Seine Hand strich über mein Gesicht und ich wendete mich angeekelt von ihm ab.

„Wie der Zufall es will, muss ich dich jetzt leider verlassen, Schatz.“ Ein Laut der Empörung entkam meinen Lippen, doch er sprach gleich weiter.

„Du scheinst immer wieder verdammt viel Glück zu haben aber das kann ja nicht ewig so weiter gehen…“ Seine Hand wanderte über mein Schlüsselbein zu der Stelle, an der er mich gebissen hatte.

„Du wirst es nicht vergessen können…“, sagte er leise, als spräche er zu sich selbst. Ich riss die Augen auf.

„Was…!?“ Er überging meine Frage.

„Ich kann dich jederzeit und überall finden, du kannst mir jetzt entkommen aber nicht für immer.“ Er beugte sich vor und flüsterte in mein Ohr. „Du gehörst mir…“

Als ich ihn von mir stoßen wollte, fiel ich nach vorn auf den Baumstamm und atmete schwer. Ich hörte viele Stimmen um mich herum und als ich aufsah, erblickte ich auch Sasuke. Wütend schleuderte er sein Katana an den nächsten Stamm. Langsam nahm ich die Umgebung deutlicher wahr. Eine Frau stützte mich vorsichtig und half mir auf.

„Alles in Ordnung? Bist du verletzt?“ Ich schüttelte den Kopf und nach einem erneuten prüfenden Blick wandte sie sich wieder einer Gruppe von etwa sechs ANBU zu, die sich scheinbar berieten. Ich konnte heraushören, dass sie sich nicht einig darüber waren, ob es klüger wäre, Itachi zu verfolgen, der scheinbar geflohen war oder mich und Sasuke zurückzubringen und zu beschützen. Ich sah wieder zu Sasuke und bemerkte, dass auch er zu mir schaute, doch als unsere Blicke sich trafen, wandte er sich ab.
 

Etwas erschöpft lehnte ich mich kopfschüttelnd gegen einen Baum und lauschte den ANBU. Itachi war also entkommen. Aber das hatte er mir ja auch schon im Tsukyomi mitgeteilt, dachte ich sarkastisch. Nicht mal diese sechs Eliteninjas hatten ihn aufhalten können. Wofür das alles? Naja, immerhin hast du es geschafft zu entkommen, sagte die kleine Stimme in meinem Kopf. Ja aber er auch, erwiderte ich wütend. Und du hast ein paar Kinder gerettet, wenn alles gut gegangen ist, gab die Stimme mir zu bedenken. Ich sprang auf.

Die Kinder!

„Entschuldigung, ist vielleicht einem von Ihnen eine Gruppe Kinder auf einem weißen Tiger entgegengekommen?“, rief ich schnell zu den ANBU. Die Frau, die mir hochgeholfen hatte, nickte.

"Ja, sie sind in einem kleinen Dorf, nicht weit von hier, es geht ihnen gut. Zwei unserer Leute haben wir dort gelassen, als sie uns davon erzählten, wie sie den Akatsuki entkommen waren und dass eine Kunoichi, die sie gerettet habe, in diesem Moment wohl gegen einen von ihnen kämpfen würde. Dann bist du also ihre Retterin?“

Eine unglaublich schwere Last fiel von meinen Schultern. Es ging ihnen gut. Sie waren gerettet. Mit dieser Gewissheit wurde es langsam dunkel um mich herum. Ich sah noch, wie Ari hinter einem Baum hervor kam und auf mich zu lief, dann war alles schwarz.
 

Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich wieder einmal in einem Krankenhaus. Ich setzte mich langsam auf und fühlte mich so erholt, wie schon lange nicht mehr. Ein plötzliches Klopfen an der Tür, ließ mich aufsehen. Ein blonder Haarschopf lugte durch den Türspalt und im nächsten Moment lag ich begraben unter einer kreischenden Ino. „Waah, Ino, du erdrückst mich! Ich kriege keine Luft!“, rief ich lachend. Sofort ließ sie von mir ab und setzte sich auf meine Bettkante. Auf einmal wurde ihr Gesicht ganz ernst.

"Sakura Haruno…“, sagte sie langsam. Das klang nicht sehr freundlich… „Nie wieder wirst du Konoha verlassen!!“, rief sie mit doppelter Lautstärke. Verwundert sah ich sie an.

„Ähm…“, sagte ich nicht sehr intelligent. „Und wieso nicht?“

„Na weil du offensichtlich nicht auf dich selbst aufpassen kannst und jedesmal irgendwie gerettet werden musst.“ Entrüstet sah ich sie an. Das machte mich erstmal sprachlos. Doch Ino ließ sowieso keinen Widerspruch zu.
 

„Wie kannst du mir nur so etwas antun, was glaubst du, was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe! Tagelang habe ich Shikamaru nur die Ohren vollgeheult, weil ich dachte, du wärst vielleicht…“ Ergriffen brach sie den Satz ab und stockte als sie mein breites Grinsen sah. „Was…?“ Völlig verwirrt rückte sie ein Stück von mir weg. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen.

„Shikamaru also…“ Augenblicklich lief sie rot an.

„Vor ein paar Wochen hast du bereits erwähnt, dass du da jemanden im Auge hast aber ich habe den Namen nicht aus dir herausbekommen. Tja und jetzt…“, erklärte ich breit lächelnd, „...hast du dich selbst verraten.“ Scherzhaft knuffte sie mich in die Seite und fing selber an zu lachen.

„Du kleine, fiese…“

Gerade als sie weiterreden wollte, klopfte es erneut an der Tür. Wie zwei aufgescheuchte Hühner beobachteten wir neugierig, wer da eintrat.
 

Als ich das graue Haar erblickte, setzte mein Herz einen Moment aus. Da war er…

Kakashi.

"Schutz"

So liebe Leute, hier kommt das nächste Kapitel. Danke für eure lieben Kommentare, besonders weil ich gesagt habe, dass mir das letzte chap nicht so sehr gefallen hat^^ Das hier mag ich aber wieder^^ So und jetzt lasst euch nicht aufhalten, hier geht es weiter

*Euch fest drück*
 

37 „Schutz“
 

Augenblicklich verstummte ich. Ino, die noch immer lachte, rückte langsam in den Hintergrund. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich zur Tür und starrte die Person an, die gerade eingetreten war, Tränen sammelten sich in meinen Augen, doch ich nahm das gar nicht wirklich wahr. Als Ino mich in die Seite knuffte und meinen Namen mehrmals laut sagte, kam ich langsam wieder zu mir. „Sakura… Geht es dir nicht gut?“ Langsam drang ihre Stimme zu mir durch, doch ich wandte meinen Blick nicht von ihm ab, ihm, der da in der Tür stand, als wäre in den letzten Tagen überhaupt nichts geschehen.

„Kakashi…“ Irritiert sah Ino zu mir, doch sie schwieg und folgte meinem Blick.

„Ähm…okay, ich denke, ich gehe dann mal, ihr habt scheinbar eine Menge miteinander zu besprechen…“, sagte sie langsam. Sie schaute noch einmal zwischen uns hin und her, dann stand sie auf und verließ mit einem letzten Lächeln zu mir den Raum. Ich hielt den Atem an und sah noch immer zu Kakashi. Lässig lehnte er am Türrahmen und schenkte mir ein amüsiertes Lächeln.
 

In diesem Moment realisierte ich, dass er wirklich vor mir stand, lebendig und ich sprang auf und fiel ihm um den Hals. Leicht überrascht lehnte er sich weiter zurück, dann legte er seine Hände sacht auf meinen Rücken.

„Kakashi! Ich dachte, du wärst vielleicht…“ Ein paar Tränen liefen meine Wangen herab, doch ich achtete gar nicht weiter darauf.

„Und ich war schuld daran…“ Er drückte mich bestimmt von sich weg und suchte meinen Blick.

„Was daran sollte deine Schuld gewesen sein? Durch deine Behandlung habe ich das Ganze erst überlebt würde ich sagen.“ „Aber ich habe doch gar nichts getan?“

„Du hast die Wunde gereinigt oder? Das hat mir mein Leben gerettet.“ Ich löste mich aus seinem Arm, mir auf einmal bewusst werdend, was ich da tat.

„Aber wie? Du hast so sehr geblutet und Sasuke war doch auch verletzt. Außerdem wart ihr umgeben von Wald, nirgends war ein Dorf oder sonst etwas, wo jemand dich hätte behandeln können!“ „Sasuke hat nicht nur Kampftechniken gelernt, als er weg war, Sakura… Er hat mich geheilt, zwar nur notdürftig aber es hat gereicht um mich außer Lebensgefahr zu bringen.“

„Sasuke…?“ Mit großen Augen sah ich ihn an. Er konnte Medical-Jutsus anwenden?!

„Ja.“ Kakashi lächelte.

„Was passierte dann? Ich meine…nachdem…“

Sein Blick wurde ernst.
 

„Nachdem Itachi dich einfach mitgezogen hat?“ Ich zuckte leicht zusammen, als ich die Härte in seiner Stimme hörte und nickte.

„Ich weiß nicht, wie viel du noch mitbekommen hast, bevor du bewusstlos wurdest. Ich lag zu diesem Zeitpunkt auf dem Boden, viel kann ich dir auch nicht erzählen, bald bekam auch ich nur noch wenig mit, weil ich zu viel Blut verloren hatte. Sasuke stand vor euch, doch als Itachi dich mitnahm konnte er nichts tun, da Itachi dir das Kunai an den Hals hielt. Er musste zusehen, wie ihr im Wald verschwandet. Dann kam er gleich auf mich zu und besah sich meine Wunde. Ab da habe ich kaum noch etwas mitbekommen, er bat mich Pakkun zu rufen, das tat ich und dann war alles dunkel. Ich habe seitdem noch nicht mit Sasuke gesprochen aber ich nehme an, dass er Pakkun losschickte um deine Spur zu verfolgen und mich hierher brachte, damit man sich im Krankenhaus um mich kümmern konnte. So wie die Gerüchte es sagen, hat er dann tagelang nach dir gesucht, bis er dich vor zwei Tagen endlich im Wald fand, direkt gegenüber von Itachi.“

Bei Kakashis letzten Worten senkte ich den Blick, ich wollte gar nicht wissen ob er wusste in welcher Situation Sasuke mich gefunden hatte.

„Wo ist Sasuke jetzt?“, fragte ich dann.

„Er war gestern auch hier im Krankenhaus aber am Abend ist er gleich wieder gegangen, ihm fehlt nichts. Wo er jetzt ist weiß ich nicht, er war noch nicht wieder hier, falls du das wissen möchtest.“ Ich wurde leicht rot und sah ihn an. Dann verkniff ich mir einen bissigen Kommentar zu dieser Anspielung, das war mir jetzt wirklich zu anstrengend.
 

„Kakashi, sag mal…was ist denn nun eigentlich mit dieser Schriftrolle?“ Erst sah er mich einen Moment verständnislos an, dann dämmerte ihm, wovon ich sprach und er lächelte wieder.

„Sie haben sie natürlich nicht bekommen. Ein neues Team von hier wurde losgeschickt, in wenigen Tagen werden sie wohl dort sein, auf jeden Fall musst du dir keine Sorgen machen, mit einem Angriff von Akatsuki haben wir schließlich nicht gerechnet. Wir können nichts dafür, dass die Mission mehr oder weniger gescheitert ist.“ Na toll, meine erste große Mission und die ging so furchtbar schief, mit Sicherheit würde Tsunade mir erst in drei Jahren wieder etwas Wichtiges zuteilen. Da fiel mir plötzlich etwas ein.

„Weißt du, was mit den Kindern passiert ist, die ich aus dem Hauptquartier mitgenommen habe?“ Er grinste breit und setzte zum Sprechen an.

„Deine Heldentat geht schon überall rum, du bist richtig berühmt dafür! Den Kindern geht es bestens, bereits heute wurden sie wieder zu ihren Familien gebracht und denen wurden jeweils zwei Wachen zur Verfügung gestellt, damit die Kinder auch dort bleiben können. Das war wirklich die Tat einer großen Kunoichi, Tsunade muss ja sowieso mit dir sprechen aber das ist auf jeden Fall ein wichtiger Punkt, den sie dir hoch anrechnen wird.“ Erstaunt blickte ich ihn an, dann lachte ich laut auf.

„Sie sind alle gerettet, ich kann dir gar nicht sagen, was für eine Angst ich um sie hatte.“
 

„Immer um die anderen besorgt und nie um sich selbst…“, sagte er leise und bei seinem intensiven Blick hörte ich auf zu lachen. Er strich mir sanft über die Wange und ich bekam eine Gänsehaut.

„Jetzt weiß ich doch, wer dich gebissen hat, auch wenn du nicht diejenige warst, die mir davon erzählt hat.“ Erschrocken weiteten sich meine Augen, als ich daran dachte, wie Sasuke und Kakashi reagiert hatten, als Itachi ihnen sagte, dass er mich gebissen hatte. Kakashis Blick wirkte auf einmal etwas abwesend, als er sagte, „Wenn ich diesem Mistkerl noch einmal begegne, dann wird er das nicht überleben.“ Er richtete seinen Blick auf meinen Hals, plötzlich wurde er hart, Kakashi packte meine Schulter und hielt sie in einem festen Griff. Mit der anderen Hand strich er mein Haar zurück und der Zorn, der in seinen Augen aufleuchtete ließ mich schaudern. Vorsichtig berührte er meinen Hals und legte einen Finger auf die Stelle, an der Itachi mich in der Nacht, in der ich ihm entkommen war, gebissen hatte. Meine Hand folgte seiner und legte sich darüber. Als er das bemerkte, schaute er mir wieder direkt in die Augen.

„Was hat er dir noch angetan?“
 

Verschreckt über diese direkte Frage wandte ich mich von ihm ab. Kakashi deutete das falsch und als er auf einmal gegen die Wand schlug, zuckte ich zusammen.

„Er wird es bereuen, so sehr, dass er allein davon schon dem Sterben nah sein wird. Doch dafür kenne ich keine Gnade…“ Ich wollte Itachi nicht in Schutz nehmen, dennoch war es mir wichtig, dass Kakashi nicht das Falsche dachte.

„Kakashi, er hat mir nicht das angetan, was du glaubst…“, sagte ich leise. Es fiel mir sehr schwer über dieses Thema zu sprechen und dann auch noch mit ihm aber er musste die Wahrheit wissen. Ungläubig sah er mich an.

„Er hat dich nicht…?“ Mit einem Rotschimmer auf dem Gesicht schüttelte ich unmerklich den Kopf. Er atmete erleichtert aus.
 

Im selben Augenblick trat eine Schwester ein und sofort trat Kakashi einen Schritt zurück, obwohl zwischen uns genug Abstand war. „Frau Haruno, wie schön, dass er Ihnen wieder besser geht aber sie sollten noch im Bett liegen und Besuch ist eigentlich noch nicht unbedingt erwünscht…“, sagte die Heilerin mit einem Seitenblick auf Kakashi. Dieser nickte sofort, kratzte sich verlegen am Kopf und wandte sich zur Tür.

„Ich besuche dich später nochmal, wenn es erlaubt ist.“, sagte er mit einem Zwinkern zu der Frau. Missbilligend schüttelte sie den Kopf und schloss die Tür hinter ihm.

„Selbst gerade wieder auf den Beinen, nach dieser schweren Verletzung und schon läuft dieser Kerl wieder einfach hier herum, den sollte man als Bett fesseln…“ Als die Schwester das vor sich hin grummelte musste ich unweigerlich in lautes Gelächter ausbrechen. Sie sah mich verwundert an, lächelte dann und schob mich zurück ins Bett.
 

Zwei Tage später ging es mir wieder ganz normal und ich durfte endlich das Krankenhaus verlassen. Ino hatte mir noch einen Besuch abgestattet und auch Naruto war vorbeigekommen und mir stürmisch um den Hals gefallen. Direkt nach Kakashi kamen meine Eltern, die schon seit meiner Einlieferung im Krankenhaus herumlungerten und warteten, bis ich aufwachte. Überglücklich, dass es mir gut ging umarmte mich meine Mutter und wollte mich gar nicht mehr loslassen, während mein Vater versuchte, eine kleine Träne zu verstecken. Nachdem diese beiden wieder beruhigt und von der netten Krankenschwester aus dem Zimmer vertrieben worden waren, kam Tsunade persönlich und egal wie sehr sich die Heilerin weigerte, die Hokage hereinzulassen, Tsunade setzte sich durch und drohte ihr dabei einige Dinge an, die rechtlich nicht wirklich gerechtfertigt waren.

Ihr Besuch war ziemlich anstrengend und ich war froh, als sie wieder ging. Vorerst erkundigte sie sich nur nach meinem Befinden aber sobald ich wieder auf den Beinen war, hatte ich bei ihr zu erscheinen um ihr alle Details genauestens mitzuteilen. Mir schwante Böses, doch um dieses Treffen kam ich definitiv nicht drum herum.
 

Als ich also zwei Tage später mein Zimmer verlassen wollte um nach Hause zu gehen, erschrak ich mich fast zu Tode, als Neji stumm neben meiner Tür stand und mir mit seinen Blicken folgte.

„Äh…“, sagte ich dann nicht sehr intelligent. „Neji…Was machst du denn hier?“ Er erwiderte meinen Blick und ließ sich zu einem kleinen Lächeln herab.

„Ich bin momentan für deine Sicherheit verantwortlich. Ich wurde beauftragt, dich sicher nach Hause zu bringen.“ Ich starrte ihn bestimmt fünf Minuten lang einfach nur verdattert an.

„Für meine Sicherheit…?“, fragte ich dann langsam. Neji schien bereits an meinem Verstand zu zweifeln, denn er erklärte mir im folgenden Satz ganz langsam und deutlich, warum er mich begleiten sollte. Es schien ihn nicht gerade vom Gegenteil zu überzeugen, dass ich bei jedem weiteren Wort von ihm empört den Mund aufriss, die Hände auf die Hüften stützte und einen finsteren Blick aufsetzte. Er ging einen Schritt zurück, vermutlich auf der Suche nach einem Irrenarzt, doch da fing ich schon an mich lauthals zu beschweren und sein Blick zeigte, dass er gern woanders gewesen wäre.
 

„Wie bitte?! Das ist jawohl nicht euer Ernst, oder? Ich brauche doch keinen Leibwächter!! Wer bin ich denn, einer kleine, schutzlose Prinzessin oder was?! Ich bin eine erwachsene Kunoichi, ich brauche keinen Schutz, darum kann ich mich sehr gut allein kümmern, ich…“ Neji hatte das alles über sich ergehen lassen aber bei meinem letzten Satz unterbrach er mich energisch.

„Eben nicht. Du kannst dich nicht allein schützen, was jawohl auch nicht weiter verwunderlich ist, wenn Itachi Uchiha einen verfolgt!“ Das machte mich erstmal sprachlos.

Dann sagte ich zaghaft, „Itachi Uchiha? Wie kommt ihr denn darauf…?“ Ich versuchte meine Stimme so unschuldig und harmlos wie möglich klingen zu lassen aber mein Gesprächspartner schien dagegen immun zu sein.

„Ganz einfach. Soweit es uns bekannt ist, hattest du mittlerweile drei Begegnungen mit Sasukes Bruder. Bei der ersten tauchtest du wieder auf und sagtest kein Wort, hattest dafür aber eine schöne Verzierung am Hals.“ Ich wollte dazwischen reden, doch Neji stoppte mich vehement. „Zweitens. Du warst auf dem Trainingsplatz im Wald am Rande Konohas und wurdest von Naruto gefunden und gerettet, als besagter Uchiha dich erneut überfiel und zu Boden drückte.“ Mit hochrotem Kopf sah ich zur Seite, das Ganze von Neji Hyuuga so nüchtern sagen zu hören, war nicht gerade angenehm. „Und drittens und ausschlaggebend für deine verbesserten Schutzmaßnahmen, du wurdest von ihm entführt, vor den Augen Kakashis und Sasukes, beide Eliteninjas nur so nebenbei, die nichts dagegen ausrichten konnten und du bist zurückgekehrt, bewusstlos, mit einem neuen Biss am Hals.“
 

Als er mit diesem Satz schloss, hatte ich einen Moment nichts zu erwidern, tausend Fragen gingen mir durch den Kopf.

Wussten sie auch davon, dass Sasuke mich und Itachi in einer innigen Umarmung gefunden hatte?

Verurteilten sie mich, weil ich von meiner ersten Begegnung mit ihm nichts erzählt hatte?

Hielten sie mich für schwach?

„Sakura…“ Nejis Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah hoch und blickte verwundert zu dem Hyuuga, dessen Blick mich völlig irritierte. So verständnisvoll.

„Hör mal, keiner hält dich für schwach, du gehörst zu den stärksten Ninjas unseres Dorfes aber du bist gerade deshalb besonders wertvoll und es steht zur Frage, ob überhaupt jemand von uns eine Chance gegen diesen kranken Psychopathen hat. Darum nimm diese Hilfe an und lass dich beschützen. Es ist nur zu deinem Besten, bis die Situation sich ändert.“ Er sah mich fragend an. Das was er da gesagt hatte, klang einleuchtend und ich sprang über meinen Schatten und nahm den verhassten Satz in den Mund.

Jahrelang hatte ich nicht mehr so etwas sagen müssen. Mit einem schwachen Lächeln erwiderte ich seinen Blick.

„Bitte…beschütze mich.“
 

Schreibt mir was ^^

"Alle gegen eine"

Hey, bei diesem Kapitel hatte ich sehr viel Spaß, es ist also eher weniger ernsthaft und vor allem treibt es die Geschichte auch nicht so sehr voran aber es ist wieder lang und vielleicht sogar amüsant zu lesen XDD *Knutscha* Eure PinkLady18
 

38 „Alle gegen eine“
 

Starren. Von allen Seiten verfolgten mich neugierige Augenpaare und so langsam aber sicher wurde mir das zu viel. Ich warf einen Seitenblick auf Neji, der seelenruhig neben mir her ging und überhaupt nicht auf die Leute zu achten schien. Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, bildete sich ein kleines Lächeln um seinen Mund, er sah jedoch noch immer stur gerade aus. Mit krauser Stirn sah ich ihn weiter an, doch er ließ sich nicht erweichen. Seufzend wandte ich meinen Blick wieder nach vorn.

Auch Neji hatte sich verändert, irgendetwas schien passiert zu sein, dass er längst nicht mehr so kalt und abweisend war. Tatsächlich sah es so aus, als hätte er sich mit seinem „Schicksal“ abgefunden und lebte ganz gut damit. Er verhielt sich beinah „normal“, wenn man nicht gerade Naruto als Messwert nahm.
 

Seit zehn Minuten liefen wir durch Konoha, nachdem ich endlich aus dem Krankenhaus gekommen war und ohne Pause hatten sich die Leute nach uns umgedreht, waren sogar stehen geblieben und zeigten teilweise mit dem Finger auf mich. Zuerst versuchte ich noch, mir nichts anmerken zu lassen, doch schon bald warf ich ihnen böse Blicke zu, die sie augenblicklich verstummen ließen, jedoch das Starren nicht abstellen konnten. Immer wieder seufzte ich laut auf und strich mir energisch die Haare zurück, doch mein toller Beschützer amüsierte sich nur fröhlich weiter und ignorierte meine stummen Anspielungen.
 

Nachdem ein kleiner Junge mich versehentlich angerempelt hatte und dann einfach nur vor mir stehen geblieben war und mit großen Augen zu mir aufsah, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Neji blieb ebenfalls stehen und besah sich genau das Schauspiel vor seinen Augen.

„Hör mal, habe ich etwas im Gesicht oder was ist los?“, fragte ich den Jungen leicht genervt. Dieser trat augenblicklich einen Schritt zurück und machte noch größere Augen. Sofort tat es mir leid. „Entschuldige bitte, ich hab wohl keinen guten Tag. Möchtest du etwas von mir?“, fragte ich dann mit etwas freundlicherer Stimme. Keine Reaktion. Starren.

Ich schloss die Augen, bemüht meine Fassung zu behalten, doch als ich dann wieder aufsah und eine ganze Reihe von Menschen am Straßenrand erblickte, die alle zu mir herüber schauten, war es damit vorbei.
 

Gerade holte ich tief Luft um meinem genervt sein Ausdruck zu verleihen, als mich ein lautes Lachen davon abhielt. Ich warf einen ungläubigen Blick zur Seite und pustete mir ein paar Haare aus der Stirn. Da stand Neji Hyuuga, mit einem überaus breiten Grinsen im Gesicht und konnte kaum noch an sich halten. Ein dickes Fragezeichen erschien deutlich auf meiner Stirn.

Neji…lachte? Lauthals? Dann wurde mir klar, dass er mich mit Sicherheit gerade auslachte und mein Blick verdunkelte sich. Er bemerkte das natürlich und er bemühte sich, ein ernstes Gesicht zu machen, was allerdings ziemlich lächerlich aussah. Aber das sagte ich ihm besser nicht. Dann setzte er zum Sprechen an.

„Nimm das doch nicht alles so ernst. Die Leute bewundern dich und ich möchte wetten, dass sie einige Gerüchte gehört haben, die dich noch heldenhafter erscheinen lassen als es eh schon der Fall ist. Der kleine Junge hier kriegt den Mund gar nicht mehr zu, vor Staunen, sei doch ein bisschen nett zu ihm und erfüll seine Erwartungen.“, flüsterte er mir grinsend zu.

„Entschuldige mal, die starren mich an, als wäre ich aus dem Zoo ausgebrochen!“, zischte ich ihm zu. Doch er wusste, dass er mich schon überzeugt hatte, ich konnte nicht fies zu diesem kleinen Jungen sein. Also beugte ich mich mit einem bösen Blick zu Neji zu ihm herunter und flüsterte in sein Ohr.

„Willst mich etwas fragen?“
 

Erstaunt sah er mich an, dann breitete sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Mit eifriger Stimme stellte er seine Frage. „Hast du es wirklich geschafft aus dem Hauptquartier der Akatsuki zu entkommen?“ Erwartungsvoll sah er zu mir hoch und ich lächelte unweigerlich zurück.

„Ja, zusammen mit zwölf mutigen Kindern und einem weißen Tiger…“, flüsterte ich ihm verschwörerisch zu.

„Wow…“, begeistert wollte er weiter reden, doch im selben Moment kam eine Frau um die Ecke, die scheinbar hektisch nach etwas suchte. Der Junge duckte sich, als sie ihn erblickte und mit lauter Stimme nach ihm rief. Atemlos blieb sie vor uns stehen und entschuldigte sich herzlich für ihren „aufdringlichen“ Sohn. Nachdem sie und der Junge verschwunden waren, schienen auch die anderen Leute auf der Straße langsam wieder zu sich zu kommen und wandten schnell ihre Blicke ab. Während sich das Leben auf der Straße langsam wieder normalisierte, sah ich noch einmal zu Neji. „Das war eine Ausnahme. Die sollen sich bloß nicht einbilden, ich stelle mich auf den Dorfplatz und erzähle ihnen atemberaubende Märchen.“, sagte ich dann. Er zog die Augenbrauen hoch und mit einem weiteren amüsierten Grinsen ging er einfach weiter. Kopfschüttelnd folgte ich ihm.
 

Kurz bevor wir bei mir Zuhause ankamen, begegnete uns Naruto. Als er uns erblickte, lief er fröhlich lachend auf uns zu und fiel mir erneut um den Hals.

„Sakura, du bist wieder entlassen, wie schön!“ Ich lächelte zurück. Mit einem Blick auf Neji, der unbeteiligt neben uns stand, lehnte sich Naruto zu mir vor und flüsterte etwas in mein Ohr. Mit erstauntem Blick hörte ich ihm zu und gab ihm dann eine Kopfnuss. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah er mich an und rieb mit der Hand über seinen Kopf.

„Blödmann.“, sagte ich missbilligend.

„Ach Sakura, ich hab doch bloß gefragt…“, erwiderte er murrend. „Neji ist mein neuer Begleiter, der mich beschützen soll, Befehl von Tsunade“, sagte ich abfällig. „Als ob ich so etwas brauchen würde, ich kann sehr gut auf mich alleine aufpassen, immerhin sind wir hier mitten in Konoha.“ Naruto tauschte einen verschwörerischen Blick mit Neji und sah dann wieder zu mir.

„Also weißt du…immerhin hat Itachi dich vor ein paar Wochen auf dem Trainingsplatz angegriffen, also daher…“ Eine Ader auf meiner Stirn zuckte unheilvoll und er trat zwei Schritte zurück.

„Ähm, also...ich muss dann auch wieder los, wir sehen uns.“ Mit einem letzten besorgten Blick drehte er sich um und lief die Straße entlang.

„Dieser Naruto…“, sagte ich mit geballter Faust. Neji gab keinen Kommentar mehr ab.
 

Ohne weitere Unterbrechungen kamen wir bei mir an und ich freute mich wirklich auf ein langes, heißes Bad. Ich warf einen erwartungsvollen Blick auf Neji, doch er sagte nichts.

„Also Neji…Tja, äh, du kannst dann jetzt gehen, oder? Immerhin bin ich ja jetzt heil Zuhause angekommen…“

„Ich fürchte, ich muss noch etwas bleiben, zumindest bis die Ablöse kommt.“

„Die was?!“

„Naja, vielleicht wäre es doch besser, wenn du endlich mit Tsunade sprechen würdest, dich hier aufzuklären ist sicher nicht mein Job.“, sagte er leicht genervt.

„Soll das etwa heißen, ihr wechselt euch damit ab, mich rund um die Uhr zu beobachten?“, fragte ich entsetzt.

„Ähm…“ Neji schien sich nicht sehr wohl in seiner Haut zu fühlen. „Also irgendwie…ja.“ Sein Blick zeigte, dass er in weiser Voraussicht schon mal auf einen Wutausbruch gefasst war.

„Warte mal kurz, ja?“, sagte ich ganz gelassen und ging ein paar Schritte vom Haus weg. Dann schlug ich mit voller Wucht auf den Boden, trat ein paar Bäume um und atmete tief durch. Elegant ging ich zurück zu ihm, der mit versteinerter Miene mein Tun beobachtete. Mit einem weiteren freundlichen Blick öffnete ich die Haustür und schlug ihm zuvorkommend die Tür vor der Nase zu. Mein wütendes Geschrei im Haus hörte er hoffentlich nicht auch noch.
 

Im selben Moment kam meine verwunderte Mutter um die Ecke und sah mir besorgt ins Gesicht.

„Schatz, ist etwas passiert?“ Ich zwang mich zur Ruhe. „Mama…wusstest du, dass Tsunade halb Konoha den Auftrag gegeben hat, mich von jetzt an permanent zu beobachten um meine Sicherheit zu garantieren?“ Sie schien nicht mal überrascht.

„Ja sicher. Aber wundert dich das? Alles andere wäre nicht halb so wirksam und so wagt es bestimmt niemand, dich anzugreifen, meine Süße.“ Ich war ihr einen langen, bösen Blick zu und drehte mich dann schwungvoll zur Treppe, die ich danach wütend nach oben polterte. In meinem Zimmer angekommen warf ich mich auf mein Bett und atmete mit geschlossenen Augen erstmal tief durch. Als ich meine Augen wieder öffnete, fiel ich vor Schreck fast auf den Boden. Vor meinem Fenster stand Neji, lässig an die Scheibe gelehnt und ließ seinen Blick über die Straße schweifen. Langsam ging ich auf mein Fenster zu und öffnete es, er bemerkte es rechtzeitig und drehte sich zu mir um.

„Neji.“ Fragend sah er mich an, der leicht genervte Blick entging mir jedoch nicht. „Das ist doch lächerlich, von mir aus könnt ihr mich auf der Straße begleiten aber du musst doch nicht auch noch vor meinem Zimmer Wache schieben, als wäre ich in höchster Gefahr und auch noch die Prinzessin von sonst wo.“ Meine Stimme erhob sich gegen Ende, doch langsam aber sicher riss auch mir der Geduldsfaden. Er rollte mit den Augen.

„Du kennst Tsunade, sogar ziemlich gut, nicht wahr? Dann solltest du wissen, dass sie es absolut nicht dulden wird, wenn wir ihre Befehle nicht genauestens befolgen. Sie hat ausdrücklich angeordnet, egal was für gute Argumente du vorbringen solltest, weshalb unser Schutz zur Zeit nicht nötig sein sollte, wir haben auf unserem Posten zu bleiben und dich notfalls zu ignorieren.“ Ich schnappte nach Luft. Wie konnte meine Lehrerin nur solche Befehle erteilen, das war doch überhaupt nicht gerechtfertigt und außerdem, welche Hokage spielte schon so ein lächerliches Spiel?
 

„Wie auch immer, das ist jetzt glücklicherweise nicht mehr mein Problem, entschuldige bitte Sakura, hier kommt meine Ablösung und ich kann endlich meinen Bericht schreiben. Wir sehen uns dann in ein paar Tagen, so lange werden wohl genug Ninjas frei sein, um dich zu beschützen, bis ich wieder dran bin. Vielleicht hebt die Hokage den Befehl bis dahin ja auch schon wieder auf.“ Er lächelte mir noch einmal zu und wirkte dabei irgendwie erschöpft, dann drehte er sich zu meiner neuen „Wache“ um. Ich seufzte resigniert und lehnte mich an mein Fenster. Als ich jedoch die Person erkannte, die hinter Neji stand, fiel ich glatt nach hinten und konnte mich gerade noch am Fensterrahmen festhalten.

„Na toll, bitte nicht Sasuke!“ Erstaunt drehte Neji sich zu mir um.

„Habe ich das gerade laut gesagt?“, fragte ich zerknirscht. Mit einem breiten Grinsen nickte er und trat dann leicht zur Seite. Sasuke kam zum Vorschein, er schenkte mir einen kurzen Blick und sah dann desinteressiert zur Seite.

Was zur Hölle…? Empört starrte ich ihn an.

„Na dann. Sasuke, ich melde mich jetzt bei Tsunade, morgen Abend löst dich der nächste ab. Viel Spaß ihr beiden.“ Ich blickte Neji wütend hinterher, der jedoch sprang nun lachend auf die Straße und machte sich auf den Weg zum Hokageturm.
 

Stille.
 

Wiederwillig sah ich zu Sasuke, der jedoch interessiert das Treiben auf der Straße beobachtete. Ich verkniff mir ein erneutes Seufzen und machte das Fenster weiter auf.

„Gut, komm rein, aber such dir irgendeine Beschäftigung, ich gehe jetzt baden.“, sagte ich möglichst unpersönlich.

Seit dem Kampf mit Itachi hatte er kein Wort mehr mit mir gesprochen und die Blicke, die er mir zuwarf und die sich sehr in Grenzen hielten, machten mich absolut wütend. Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm getan hatte aber wenn er sich so verhielt, dann wollte ich es auch gar nicht wissen. Noch nicht einmal im Krankenhaus hatte er mich besucht, da konnte er sich schön jemand anderen suchen, der ihm hinterherlief. Kalt kletterte er an mir vorbei durch das Fenster und stellte sich auf den Boden davor. Nachdem ich es wieder geschlossen hatte, drehte ich mich um, gönnte ihm keine weitere Aufmerksamkeit und ging einfach Richtung Badezimmer. Als er mir wortlos folgte, wurde ich etwas stutzig. Ich blieb stehen und zog eine Augenbraue hoch.

„Entschuldige bitte aber ich hatte vor ALLEIN zu baden.“

„Ich werde mich vor die Tür stellen.“ Seine kalte, unbeteiligte Stimme verschaffte mir eine Gänsehaut und wieder fragte ich mich, was ich bloß getan hatte, dass er einfach in sein altes Muster zurückfiel und mich behandelte wie eine Fremde.
 

Ich rang mich zu einem Achselzucken durch und schloss schnell die Badezimmertür hinter mir, ohne ihn noch einmal anzusehen. Ich drehte den Wasserhahn der Badewanne auf und ließ mich langsam am Wannenrad herabgleiten, während das Wasser plätschernd das Becken füllte. Dieser arrogante Blödmann! Was bildete der sich eigentlich ein? Als ob ich ihn zu diesem blöden Beschützerding zwingen würde, sollte er doch verschwinden, ich hatte kein Problem damit, umso besser, dann wäre ich endlich mal wieder allein… Ich hörte, wie meine Mutter mich von unten rief. Schnell drehte ich das Wasser aus und ging zur Tür. Noch einmal tief durchatmen, dann öffnete ich sie und ging einfach an Sasuke vorbei, der desinteressiert daneben stand und mir automatisch folgte, als ich zur Treppe ging.

„Sasuke, würdest du bitte kurz hier warten? Ich komme gleich wieder nach oben, vielleicht will ja jemand das Badewasser vergiften, also passt du besser darauf auf.“, sagte ich ironisch, doch er blieb tatsächlich hier, vermutlich war er nicht scharf darauf, meiner Mutter zu begegnen und Konversation zu betreiben…
 

Nachdenklich ging ich die Treppe nach unten. In der Küche räumte meine Mutter den Spüler aus, ich stellte mich dazu und half ihr. „Schatz, wo ist denn dein Begleiter hin?“, fragte sie mit engelsgleicher Stimme.

„Der wartet oben.“, grummelte ich unverständlich.

„Weshalb ich dich gerufen habe…“, setzte sie an und stellte ein paar Teller in den Schrank. „Dein Vater und ich sind ungewöhnlicher weise beide ab morgen auf Geschäftsreise. Eigentlich wollten wir sie absagen, weil du doch noch im Krankenhaus warst aber sie ist wirklich wichtig und jetzt, wo du ja sehr gut beschützt wirst haben wir beschlossen doch zu fahren.“ Ich nickte abwesend.

„Dein Beschützer wird dann also allein mit dir hier sein und mir ist wohler bei dem Gedanken, wenn er auch bei dir im Zimmer schläft.“

Ich riss den Kopf hoch und knallte gegen die Schranktür über mir. „W-was…?!“, brachte ich röchelnd hervor.

Sie sah mich erstaunt an. „Gibt es ein Problem?“ Ich senkte hastig meine Stimme.

„Mama, dir ist schon klar, dass du damit erlaubst, dass ein 19-Jähriger MÄNNLICHER Ninja bei mir im Zimmer schlafen soll?“

„Ja und?“ Mir entgleisten alle Gesichtszüge.

„Mama!“ Ich zwang mich wieder zur Ruhe. „Ein 19-jähriger Kerl….“ Ich betonte jede Silbe einzeln und sofort brach meine Mutter in albernes Gelächter aus. Sie wischte sich sogar Tränen aus den Augen!

„Meine Süße, du bist 18, ich habe dazu eigentlich gar nichts mehr zu sagen und außerdem mache ich mir nicht die geringsten Sorgen, dass du irgendetwas unsittliches in unserer Abwesenheit anstellen solltest.“ Mir stand der Mund weit offen, ich wusste einfach nichts dazu zu sagen. Gerade jetzt wollten sie weg fahren? Wo Sasuke auf mich aufpassen sollte? Bei seinem mörderischen Blick war ich wohl eher wegen IHM in Gefahr…
 

Ein paar Versuche, sie umzustimmen später, gab ich resigniert auf. Meine Mutter ließ sich nicht erweichen, also ging ich wieder nach oben und fand einen lässig an die Wand gelehnten Sasuke neben der Badezimmertür vor. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu, dann knallte ich mit der Tür. Jetzt hatten sich sogar meine Eltern gegen mich verschworen…

"Hass"

Hier kommt ganz schnell das nächste chap, es ist ziemlich lang, es ist ziemlich verwirrend und es ist zimelich gewöhnungsbedürftig. Ich bin gespannt auf eure Kommis, hab euch alle ganz doll lieb *KnuddL*

PinkLady18
 

39 „Hass“
 

Schnell zog ich meine Kleidung aus, die meine Eltern mir ins Krankenhaus gebracht hatten und ließ mich in das heiße Wasser gleiten. Entspannt seufzte ich und lehnte meinen Kopf gegen den Rand. Das war wirklich eines der vielen Dinge, welches mir wahnsinnig gefehlt hatte, seit ich mit Kakashi auf die Mission gegangen war. So lange hatte ich nicht mehr völlig beruhigt einfach nur baden können, dass ich mein Bad diesmal besonders in die Länge zog. Ich tauchte gerade meinen Kopf unter Wasser und als ich wieder hoch kam und mir die Haare aus dem Gesicht strich hörte ich, wie jemand gegen die Tür klopfte. Ganz aus der Gewohnheit heraus rief ich munter „Herein!“ und wischte mir das Wasser aus dem Gesicht.

Als die Tür geöffnet wurde und Sasuke eintrat fiel mir schlagartig wieder ein, dass ich NICHT mit meinen Eltern allein Zuhause war und, dass er ganz und gar nicht schlau gewesen war, einfach „Herein!“ zu sagen. Mit einem kleinen Aufschrei tauchte ich tiefer ins Wasser, Sasuke stand völlig locker neben der Tür, ließ seinen Blick ungehemmt schweifen und drehte sich dann langsam zur Seite. Das beginnende anzügliche Grinsen musste ich mir eingebildet haben. „Deine Mutter hat gesagt, sie würde sich gern von dir verabschieden, weil sie jetzt schon aufbrechen wollen.“, sagte er zur Wand. Ich nickte schnell, doch dann fiel mir ein, dass er das ja nicht sehen konnte und bevor er sich wieder zu mir drehen konnte sagte ich schnell.

„Ist gut, ich komme gleich nach unten.“ Augenblicklich drehte er sich wieder um und verließ das Bad. Ich tauchte wieder unter und wollte am liebsten gar nicht mehr aus dem Wasser gehen. In Gedanken erinnerte ich mich daran, dass ich wohl besser abschließen sollte, wenn ich das nächste Mal wutschnaubend die Tür hinter mir zuknallte. Mit einem flüchtigen Blick zur geschlossenen Tür, stieg ich aus der Wanne und wickelte mich in ein Handtuch. Schnell rubbelte ich durch meine Haare und zog das Tuch fester um mich. Sasukes Blicke würde ich gekonnt ignorieren.
 

Mit neuem Mut trat ich aus der Tür und in den Flur. Sasuke saß direkt daneben, sah jedoch nur flüchtig zu mir herüber und beließ es dabei. Ich ging die Treppe nach unten, verabschiedete mich schnell und nachdem meine Eltern gegangen waren, lief ich wieder nach oben. Vorher jedoch hatte ich mich noch einmal daran erinnert, dass er bereits morgen Abend wieder verschwinden würde und ich mir keine Sorgen machen müsste, weil er mich sowieso ignorierte wo es ging. Schnell holte ich mir ein dünnes Kleid und Unterwäsche aus meinem Zimmer, dann verschwand ich erneut im Bad. Mit frischen Klamotten auf der Haut und trockenen Haaren sah ich in den Spiegel. Ich hatte ein paar Kratzer und mein Hals war auch noch nicht ganz verheilt, doch im Großen und Ganzen sah ich wieder aus wie immer. Nur der Biss an meinem Hals sah nicht besonders gut aus, er strahlte rot und blau und war deutlich zu erkennen. Ich strich ein paar Haare darüber und atmete noch einmal tief durch. Dann öffnete ich die Tür und ging wieder nach unten.
 

Diesmal war Sasuke mir hinterher gelaufen und ich versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren. Da ich nicht besonders viel Lust hatte, allein mit ihm auf den Abend zu warten und außerdem auch nicht selber kochen wollte, zog ich meine Sandalen an, nahm mein Portemonnaie und den Hausschlüssel und ging zur Haustür. Ich erschrak, als Sasuke sich auf einmal vor mich stellte und den Weg versperrte. Verständnislos sah ich ihn an. Seine schwarzen Augen fixierten mich und zeigten wieder keine Regung.

„Wo willst du hin?“ Genervt strich ich meine Haare zurück und im selben Moment bemerkte ich, dass ich ja wirklich lange daran gedacht hatte, den Biss zu verstecken. Sein Blick richtete sich direkt darauf und er sah sofort noch gefährlicher und vor allem wütender aus, als eh schon. Intuitiv ließ ich wieder ein paar Haare darüber fallen und er sah wieder hoch zu mir. Vorwurfsvoll? Ich schüttelte schnell den Kopf. Blödsinn.

„Entschuldige werter Sasuke, ich habe Hunger und da ich jetzt nichts selber kochen will, möchte ich gerne ins Dorf gehen um etwas zu essen, ist das erlaubt?“ Meine Stimme klang vielleicht etwas zu scharf und er wirkte ein wenig wütend. Ich biss mir auf die Lippe aber klein beigeben wollte ich nicht, also hielt ich seinem Blick stand. Er ruckte mit dem Kopf, was wohl sein Einverständnis signalisieren sollte. Ich verkniff mir ein erleichtertes Aufatmen und ging an ihm vorbei zur Tür, Sasuke direkt hinter mir. Gerade als ich ein paar Schritte nach draußen machte, zog er an meinem Arm. Ich drehte mich um.

„Bleib in meiner Nähe, ich habe keine Lust, dir hinterher laufen zu müssen.“ Er ging weiter und als er bemerkte, dass ich ihm nicht folgte, blieb er wiederwillig stehen und sah zurück.

„Es reicht.“, presste ich zwischen den Zähnen hervor.
 

Nach ein paar Sekunden zog er eine Augenbraue hoch.

„Was?“ Okay, Sakura zieh es durch.

„Ich sagte, es reicht.“ Er machte sich nicht mal die Mühe, sich ganz zu mir umzudrehen.

„Sasuke, verdammt, was immer ich dir getan habe, ich habe keine Ahnung, was auch immer das sein soll aber wenn du bis morgen Abend bei mir bleiben musst, dann sei doch bitte normal. Oder versuche es zumindest.“ Es folgte ein langes Schweigen. Als ich dachte, er würde tatsächlich etwas erwidern, sah er nur wieder nach vorn und ging ein paar Schritte weiter. Ich verkniff mir einen wütenden Aufschrei. Ignoranter, arroganter, kalter, emotionsloser, aufgespielter… Ich hätte noch ewig so weitermachen können, doch wenn ich ihm auch nur eines dieser Worte an den Kopf geworfen hätte, er hätte bestimmt nicht lange gefackelt und mich gefesselt und zu Tsunade gebracht. Wobei…eigentlich gar kein so schlechter Gedanke, immerhin entkam ich dann einer Nacht in meinem Zimmer mit ihm an meiner Seite. Aufgebracht stand ich noch immer an derselben Stelle und Sasuke hielt widerwillig an, immerhin musste er sich an seine eigene Regel halten, den Abstand zwischen uns beiden nicht zu groß werden zu lassen.

„Sakura.“, hörte ich seine Stimme auf einmal scharf sagen. Ich starrte ihn an. „Bis morgen Abend muss ich dich beschützen, danach werde ich dir aus dem Weg gehen, also hör auf mit dem Kinderkram und verschwende nicht meine Zeit.“ Dieser Satz machte mich so wahnsinnig wütend, wie ein Feuer, das immer größer wurde, doch ich hielt mich zurück.

Wenn er es so haben wollte, bitte, mit einem Blödmann wie ihm wollte ich meine Zeit sicher ebenfalls nicht verschwenden. Mit einem verächtlichen Blick schloss ich zu ihm auf und ging dann ebenso kalt an ihm vorbei. Von jetzt an, würde ich ihn ignorieren, so gut es ging, mit all meiner Selbstbeherrschung!
 

Ich kaufte mir bloß etwas an einem Imbissstand, doch dann traf ich zufällig Hinata und während ich locker ein bisschen mit ihr plauderte und dabei Sasukes Blick bemerkte, kam mir eine nette Idee. Wir gingen weiter und als Sasuke den Weg zu mir zurück einschlug, ging ich demonstrativ in eine andere Richtung und sah gar nicht erst nach, ob er mir folgte. Ich war länger aus Konoha weg gewesen, da war es doch verständlich, dass ich der Reihe nach Tenten, Temari, die zur Zeit auch hier war und auch noch Ino besuchte, um mal wieder nett zu quatschen. Bei jeder einzelnen Freundin von mir achtete ich darauf, dass Sasuke sich den ganzen Blödsinn auch wirklich anhören musste, zum Beispiel durch zufällig offene Fenster oder dünne Wände. Und ich genoss es sichtlich, dabei zuzuschauen, wie er kaum noch an sich halten konnte, weil ich ihn vorsätzlich nervte.
 

Es wurde ziemlich spät und gegen halb zwölf Uhr abends machten wir uns langsam auf den Weg zurück. Mein genervter Beschützer trottete hinter mir her und hatte sich nicht mehr dazu herabgelassen, auch nur ein Wort mit mir zu wechseln und so blendete ich ihn aus und genoss die lauwarme Sommernacht. Noch immer waren ein paar Menschen auf den Straßen, die uns freundlich anlächelten, bei Sasuke damit jedoch auf Granit stießen. Ich warf ihnen entschuldigende Blicke zu und ging fröhlich weiter meines Weges. Als wir bei mir ankamen, war es schon weit nach zwölf und ich schloss gähnend die Haustür auf. Träge streifte ich meine Sandalen von den Füßen, schloss die Tür hinter Sasuke von innen ab und ging zu dem Schrank im Flur. Müde griff ich nach den Gästefutons, doch ich fasste ins Leere. Mit einem Schlag war ich wieder hellwach und starrte geschockt in den Schrank.

Nichts.

Eine halbe Stunde durchsuchte ich das ganze Haus, nur um letztlich zu der Erkenntnis zu kommen, dass meine Eltern offensichtlich alle Gästefutons mitgenommen hatten. Sasuke schlurfte hinter mir her, auch er schien ziemlich müde zu sein und als er genug davon hatte, sinnlos durch die Gegend zu laufen, rang er sich dazu durch wieder mit mir zu sprechen.

„Könntest du freundlicherweise beschließen, jetzt schlafen zu gehen?“ Wütend sah ich ihn an.

„Das hatte ich vor aber es ist nicht ein einziges Gästefuton mehr in diesem Haus zu finden und ich überlege mir die ganze Zeit nur wegen dir, wo du schlafen sollst!“, zischte ich ihn an.

„Meine Güte, dann schlafe ich eben bei dir.“, war die gelangweilte Antwort.

„Bei mir? Und wo genau, wenn ich fragen darf?“ Die leichte Panik in meiner Stimmer versuchte ich angestrengt zu unterdrücken.

„In deinem Bett.“, sagte er achselzuckend. „Wie bitte?!“
 

Wie vom Donner gerührt stand ich im Obergeschoss und sah ihn ungläubig an. „Das glaubst du jawohl selbst nicht, als ob ich mit dir in einem Bett schlafen würde.“ Sein Blick wurde finster, noch finsterer als er eh schon war.

„Mit Kakashi schläfst du in einem Zelt und mich willst du nicht neben dir im Bett haben?“ Meine Hand holte aus, doch er packte meinen Arm und zog mich hinter sich her, direkt in mein Zimmer. Ich zitterte bereits vor Wut, wie konnte er es wagen?!

„So kann ich dich eh viel besser beschützen, also hör auf dich so anzustellen.“ Er zog verächtlich schnaubend sein T-Shirt über den Kopf und beachtete mich nicht weiter, während ich bewegungsunfähig daneben stand. So langsam bezweifelte ich, dass ich hier wieder herauskommen sollte. Widerwillig ging ich ins Bad und zog mir eine kurze Hose und ein Top an, dann atmete ich noch einmal tief durch und ging zurück in mein Zimmer. Ignorier ihn, sagte mein Kopf. Und so achtete ich nicht auf den in Boxershorts auf meinem Bett liegenden Sasuke, sondern legte mich einfach auf die andere Seite und machte das Licht aus.

Einen Moment später stellte ich jedoch fest, dass das nicht besonders einfach werden würde, da mein Bett nun mal kein Doppelbett war. Ich bemühte mich sehr, ruhig zu bleiben und jetzt bloß nicht auszurasten, doch einschlafen konnte ich so sicher nicht. Sasukes Rücken lag dicht an meiner Seite und ich verspürte noch immer meine Wut auf das was er gesagt hatte, also sprach ich ohne groß nachzudenken.
 

„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein ignoranter, arroganter, kalter, emotionsloser, aufgespielter….“ Weiter kam ich nicht, denn schon nach dem vierten Wort hatte Sasuke sich umgedreht und schnell auf meine Hüfte gesetzt. Ich stockte und sah ihn mit zornig funkelnden Augen an.

„Woher nimmst du dir das Recht so von mir zu sprechen?“, fragte er ausgesprochen ruhig, mit kontrollierter Stimme und fixierte mich mit seinen schwarzen Augen. Grimmig keuchte ich auf.

„Woher nimmst du dir das Recht, dich einfach auf meine Hüfte zu setzen? Entschuldige bitte aber das ist immer noch mein Bett und du bist nur hier, weil du mich vor deinem verrückten Bruder beschützen sollst.“ Bevor ich mich versah, packte er meine Handgelenke und hielt sie in einem festen Griff. Langsam folgte ich dem mit meinen Blicken, dann sah ich wieder hoch.

„Mein verrückter Bruder? Interessant, dass du ihn so nennst, das scheint ja eine besonders charmante Bezeichnung für ihn zu sein.“ Ich konnte ihm nicht mehr folgen.

„Was?“, fragte ich stirnrunzelnd.

„Du weißt ganz genau wovon ich spreche, es war nicht zu übersehen, dass ihr euch nahe steht. Dass du so geschmacklos sein würdest was die Wahl deines Liebhabers angeht, hätte ich selbst von dir nicht gedacht.“ Verächtlich betonte er die einzelnen Silben und ich zog zischend die Luft ein.

„Wie bitte?! Spinnst du? Was fällt dir eigentlich ein, so mit mir zu sprechen, geh von mir runter und dann hau bloß ab!“ Währenddessen versuchte ich mich zappelnd zu befreien, doch Sasuke war viel zu stark und zu schwer.

„Lass mich los.“, sagte ich dann bedrohlich leise, meinen Blick fest in seinem verankert.

„Wie konntest du das bloß tun? Was bist du für ein Mensch, dass du dich in einen Massenmörder, einen kranken, widerlichen Mistkerl verliebst und dann so tust, als wäre nichts?!“
 

Einen Moment war ich sprachlos. Dann schaffte ich es, einen Arm loszureißen und ihn zu ohrfeigen. Tränen füllten meine Augen, doch ich konnte sie zurückhalten. Sasuke hatte sein Gesicht abgewendet, seine Haare hingen über seine Augen.

Plötzlich erinnerte mich dieser Moment an eine Situation, nur ein paar Tage vorher und meine Augen weiteten sich. Genau wie Itachi, als ich ihn mit dem Kunai getroffen hatte!

„Itachi…!“, keuchte ich erschrocken, mir gar nicht bewusst was ich da sagte. Mit panischer Angst vor seiner Reaktion drückte ich mich erneut gegen ihn und versuchte, ihn von mir herunter zu werfen. Dann sah er mich wieder an und seine Augen waren dunkel.
 

Keine roten, wutverzerrten Sharingan Augen, sondern ein tiefes Schwarz.
 

Meine Brust hob und senkte sich langsamer und ich hielt inne. Einen Moment suchte er meinen Blick, dann stieg er von mir herunter und stellte sich ans Fenster. Völlig verwirrt und leicht benebelt richtete ich mich auf und beobachtete ihn gedankenverloren.

„Es tut mir leid.“ Erstaunt zog ich die Luft ein.

„Ich weiß nicht, ob ich wirklich wissen will, was da zwischen euch passiert ist aber wie auch immer, es kann dir nicht unbedingt gefallen haben, nachdem wie du eben reagiert hast, als du dich durch mich offensichtlich an ihn erinnert gefühlt hast.“ Ich dachte über seine Worte nach. „Ich wollte dich nicht verletzen, weder mit Worten noch mit meinem Körper.“ Er drehte sich zu mir um. „Aber weißt du…er hat gesagt, dass…“ Da wurde ich hellhörig. Stimmt, im Wald hatte Itachi ihm irgendetwas gesagt, dass ihn völlig aus der Bahn zu werfen schien. Bis heute wusste ich nicht was es war.

„Was hat er dir gesagt, Sasuke?“
 

Sein eben noch geistesabwesender Blick lichtete sich und er hob den Kopf und sah zu mir. Fest blickte er in meine Augen.

„Er hat gesagt, dass du ihm gehörst, dass du ihn willst und dass er dich bereits besessen hat.“, sagte er mit schmerzverzerrter Miene. Augenblicklich legte sich ein Rotschimmer über meine Wangen, meine Stimme zitterte leicht.

„Aber…du hast doch gesagt, du glaubst mir, dass ich ihn nicht freiwillig geküsst habe. Wieso hast du ihm das abgenommen?“ Er wandte sein Gesicht ab, während er immer leiser wurde.

„Itachi hat mir Bilder gezeigt. Sehr reale Bilder. Warum sollte ich ihm das nicht glauben? Er hat viele Gründe, mich quälen zu wollen aber doch nicht auf diese Art, da kennt er ganz andere Methoden.“ Eigentlich wollte ich das nicht wissen aber wenn ich alle Zweifel beseitigen wollte, dann musste ich ihn das fragen.

„Was für Bilder?“ Einen Moment schwieg er.

„Eindeutige Bilder, bitte verlange nicht von mir, dass ich sie dir beschreibe.“ Abscheu regte sich in mir.

„Ich sage dir, was er getan hat. Aber dann versprich mir bitte, dass du nie wieder so mit mir sprichst wie eben und ohne Sicherheit anderen glaubst, bevor du mich gefragt hast.“ Er nickte, hatte einen unergründlichen Blick aufgesetzt. Dann trat er zu mir und setzte sich neben mich. Ich atmete tief durch.
 

„Eigentlich hat er nichts anderes getan, als mich zu küssen.“ Sasukes Fäuste ballten sich und ich stockte.

„Sasuke, ich weiß nicht, aber ich glaube, es ist keine gute Idee dir das zu erzählen. Er ist dein Bruder und dein Hass auf ihn lässt sich scheinbar immer noch steigern. Das alles geht mich nichts an aber ich will nicht, dass du wegen mir nicht vorsichtig genug bist.“, sagte ich leise. Er hob seine Hand zu meinem Gesicht und ließ sie dann plötzlich wieder sinken. Besorgt beobachtete ich ihn.

„Erzähl es mir bitte.“ Ich seufzte.

„Viel mehr gibt es nicht zu sagen. Er wollte mich scheinbar noch länger bei den Akatsuki behalten aber meine Flucht ist mir ja glücklicherweise gelungen, es war gerade noch rechtzeitig.“ Gedankenverloren achtete ich kaum auf was ich sagte.

„Warum gerade noch rechtzeitig?“, fragte er eindringlich. Na toll. Ich biss mir auf die Lippe, wie sollte ich mich da wieder herausreden? „Naja…“, sagte ich langsam und bedacht. „Ich hatte es geschafft, ihn im Gesicht zu verletzen, mit einem Kunai, und ich fürchtete, das würde er nicht auf sich sitzen lassen. Er war sehr wütend.“ Sarkastisch lachte er auf.

„Natürlich nicht. Aber wie hast du das geschafft?“ Prima. Es wurde immer besser, warum fragte er bloß so viel?

„Wie bist du überhaupt an sein Gesicht rangekommen, er ist doch viel größer als du?“, kam es stirnrunzelnd von Sasuke.

Zögernd betrachtete ich meine Hände. „Er lag auf mir.“

Er sah hoch, suchte die Antwort auf seine stumme Frage in meinen Augen. Dann sah ich die Erkenntnis in seinem Blick. „Er wollte…?“ Aber er wusste es schon.
 

„Dieser widerliche Mistkerl…!“

„Ich bin rechtzeitig geflüchtet, es geht mir gut, also bitte, lassen wir das Thema.“, versuchte ich das Ganze abzuschließen.

„Hast du Angst wenn ich bei dir bin?“ Verwirrt sah ich ihn an. „Was?“

„Wir sehen uns wirklich ähnlich und vorhin hast du mich sogar wie ihn genannt. Also hast du Angst vor mir?“ Diese Frage konnte ich ihm nicht beantworten, doch er schien es selbst zu tun.

„Ich weiß nicht ob du verstehen kannst, wie sehr ich ihn hasse. Das Ziel, ihn zu töten, mich endlich zu rächen, hält mich überhaupt am Leben und stärkt meinen Ehrgeiz. Wenn er nicht wäre, dann müsste ich das alles überhaupt nicht tun! Er findet immer wieder eine neue Möglichkeit, mich zu demütigen, zu quälen, mich zu verletzen und mein Herz zu verdunkeln. Und jetzt zieht er dich da mit herein. Ich hasse ihn, ich hasse alles an ihm und ich hasse ihn für das was er dir angetan hat! Wegen ihm bin ich so und ich werde mich niemals ändern, weil er mich verdorben hat.“

Bei jedem neuen Wort zuckte ich zusammen und starrte ihn an. So offen hatte er noch nie mit mir gesprochen, nicht einmal in den vielen Jahren, die wir uns kannten.

„Sasuke…die Kette…“ Er griff an seine Brust und zog die Kette von seinem Hals, an der der Ring baumelte, den er mir geschenkt hatte. „Ich habe sie aufgehoben und mitgenommen.“ Vorsichtig reichte er sie mir.

„Warum hat er dich damit so quälen können?“, fragte ich langsam. „Vielleicht, weil sie mir so viel bedeutet…“ Abwesend sah er aus dem Fenster.

„Lass uns schlafen, ja?“ Meine Stimme war nur noch ein Flüstern, ich hatte so viel über das ich nachdenken musste, ich brauchte jetzt erstmal Zeit. Sasuke legte sich neben mich und schon bald war ich eingeschlafen. Er dagegen lag noch ziemlich lange wach und starrte die Decke an.
 

Okay....es ist seltsam...sagt mir doch, was ich anders machen muss aber wehe ich höre nur, Sasuke muss weg XDDD

"Nähe"

40 „Nähe“
 

Als ich aufwachte, fühlte ich mich so wohl wie lange nicht mehr. Ich ließ die Augen geschlossen und genoss die warmen Sonnenstrahlen, die durch das Fenster auf mein Bett fielen, dann streckte ich mich leicht und wollte mich auf die Seite drehen, als ich ein Gewicht auf meinem Bauch bemerkte. Ich kniff die Augen zusammen und tastete danach. Stirnrunzelnd öffnete ich ein Auge und erkannte verwundert einen Arm. Weiter ließ ich meinen Blick schweifen und entdeckte Sasuke, der ruhig neben mir lag und seinen Arm über meinen Bauch gelegt hatte. Blinzelnd öffnete ich auch mein anderes Auge und beobachtete ihn.

Er schlief friedlich und atmete ganz ruhig, gedankenverloren sah ich ihn an und dachte nach.
 

Das gestern Nacht war wirklich total verwirrend, irgendwie unwirklich. Und ich wusste überhaupt nicht mehr wie wir zueinander standen. Zwischendurch hatte ich ihn beinah gehasst, weil er mich so übel behandelt hatte aber dann stellte sich heraus, dass er dachte, ich hätte ernsthaft eine Beziehung oder Affäre mit Itachi. Bei diesem Gedanken schüttelte ich mich leicht und das brachte Sasuke dazu, langsam wach zu werden. Als er die Augen aufschlug richtete er seinen Blick sofort auf mich, doch obwohl er bemerkte wo sein Arm lag, nahm er ihn nicht weg, im Gegenteil er bewegte seine Hand federleicht über meinen Bauch und beobachtete meine Reaktion. Ein bisschen hilflos lag ich neben ihm und wusste nicht, ob ich das wollte oder ob ich seinen Arm wegschieben sollte. Er nahm mir die Entscheidung ab, zog sich zurück und legte sich auf den Rücken. Dann sah er wieder zu mir.

„Hey.“, sagte er leise.

„Hallo.“, kam es schlau von mir. Irgendwie kam mir diese ganze Situation ein bisschen albern vor und so breitete sich ein Lächeln auf meinem Mund aus.

„Hast du Hunger? Los lass uns runtergehen und frühstücken.“, sprach ich mit etwas festerer Stimme. Er nickte und stand auf.
 

Nochmal tief durchatmen. Guten Morgen, neuer Tag, bitte mach mir nicht so viele Sorgen wie gestern… Dann stand auch ich auf und machte mich auf den Weg nach unten. Ich deckte den Tisch und hing gleichzeitig meinen Gedanken nach.

Was war hier nur los? Ich konnte dieses ganze Chaos nicht benennen aber seit ein paar Wochen war mein Leben so anders, als wäre es nicht meins, sondern das eines beliebigen anderen Menschen. Ich zuckte leicht zusammen, als ich Schritte auf der Treppe hörte und verscheuchte das Wirrwarr aus meinem Kopf. Nach vorn schauen, immer nach vorn und dabei nicht vergessen, dass Sasuke heute Abend erstmal wieder weg sein würde.

Leicht seufzte ich. Eigentlich müsste ich wirklich in Selbstmitleid verfallen. Sasuke kam in die Küche und ich hob den Kopf, um ihn anzusehen. Er hatte sich bereits angezogen, während ich noch in meinem Top und der kurzen Hose herumlief. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Wangen sich leicht rot färbten und kurz überlegte ich, ob ich mich nicht auch schnell umziehen sollte, doch dann bemerkte ich, wie warm es eigentlich so früh schon war und daher blieb ich in diesen Klamotten.

Immerhin war das hier mein Haus. Da konnte ich eigentlich sowieso rumlaufen wie ich wollte. Eigentlich, betonte die Stimme in meinem Kopf besonders. Ja, eigentlich ist es dir auch egal, ob er dich hübsch findet oder nicht. Das ließ ich mir nicht sagen, schon gar nicht von meinem eingebildeten zweiten Ich und so überging ich das Ganze schnell, indem ich Sasuke ansprach, der sich gerade an den Küchentisch gesetzt hatte.
 

„Magst du Pfannkuchen?“ Ich klang irgendwie piepsig, räusperte mich schnell und ärgerte mich über meine Mutter, die mir einfach „erlaubt“ hatte, allein mit Sasuke hier zu bleiben, wobei ich erstens gar nicht darum gebeten hatte und zweitens, dies das erste Mal war, dass ich einen Jungen…Mann…wie auch immer…also einen männlichen…AAH! Sakura, du bist dermaßen prüde, das geht überhaupt nicht!

Sasuke nickte und meine Wangen waren nun mit Sicherheit dunkelrot, doch ich versuchte das gekonnt zu überspielen, indem ich mich, ganz die perfekte Hausfrau, die gleichzeitig ausgeprägte Ninja Kenntnisse besitzt, schwungvoll zum Schrank umdrehte und eine Pfanne herausholen wollte. Die Betonung liegt auf „wollte“, denn im selben Moment, sei es weil ich so nervös und aufgescheucht oder weil ich manchmal einfach die Königin der Tollpatsche bin, sehr graziös über meine eigenen Beine stolperte und einen kunstvollen Segelflug Richtung Küchenfliesen machte.

Ich kniff die Augen zusammen und kreischte auf, unfähig mich selbst auch nur abzustützen, als ich plötzlich festgehalten wurde. Vorsichtig öffnete ich ein Auge und suchte nach meinem „Retter“. Dann ärgerte ich mich über meine Dummheit, denn wer bitteschön war sonst noch in der Küche außer Sasuke? Er hatte einen Arm um meine Hüfte gelegt und mit der anderen umgriff er meine Schulter. Dabei ließ es sich kaum vermeiden, dass wir uns sehr nah waren. Einen Moment lag ich völlig geschockt und regungslos in seinen Armen und starrte ihn perplex an. Dann dämmerte mir langsam was ich da tat, ich befreite mich blitzschnell und versuchte, meine Aufregung wieder in den Griff zu bekommen.

„D….danke.“ Ein Anfang.
 

Sein amüsiertes Lächeln war mir nicht entgangen, demnach hatte letzte Nacht wieder alles zwischen uns verändert, hatte er mich doch vorher behandelt, als wäre ich das lästigste, nervigste, unnützeste Wesen auf der Welt. Und jetzt…? Wie sollte ich das deuten?

„Gern geschehen…“ Bildete ich mir das ein oder betonte er die Worte besonders? Ich schüttelte mich leicht, was er natürlich wieder mit seinen Blicken bedachte, überhaupt schien er auf einmal sehr viel Spaß daran zu haben, zu beobachten, was ich tat, besonders wie ich reagierte.

„Äh, gut…also…Ich kümmer mich gleich um die Pfannkuchen. Jetzt wo du angezogen bist…“ Was war das denn für ein schlauer Satz? „Da werde ich mich dann auch mal anziehen…“, sagte ich lahm. Seine Augen funkelten, als würde er jeden Moment in lautes Gelächter ausbrechen.

Das hätte ich wirklich gern mal gesehen, Sasuke Uchiha, der laut loslachte aber ich wollte lieber nicht, dass er das tat, weil ich mich heute Morgen so nervös benahm, wie nie zuvor. Also beeilte ich mich, die Küche zu verlassen und rannte schnell die Treppe hoch.
 

Ich schnappte mir ein paar Sachen aus meinem Zimmer und rettete mich ins Bad. Als die Tür hinter mir geschlossen war, knallte ich gleich meinen Kopf dagegen. Das war so ziemlich der peinlichste Morgen überhaupt. Wieso machte ich mich so lächerlich? Ich konnte doch sonst auch sehr gut mit Sasukes Nähe umgehen, das hatte ich jahrelang trainiert und mittlerweile ging es mir sehr leicht von der Hand. Er war ein Teamkamerad und ein guter Freund, das war alles. Wenn da nicht die letzte Nacht gewesen wäre und die kleine, unbedeutende Tatsache, dass ich mich mit ihm allein hier befand. Okay, irgendwie musste ich mich wieder unter Kontrolle bringen. Ich war verwirrt, sehr verwirrt aber deshalb musste ich mich nicht so jämmerlich verunsichert verhalten.

Auch ich konnte mir eine Fassade zulegen. Stark, selbstbewusst, unbeteiligt. Aber dennoch freundlich, zuvorkommend und witzig. Das war genau richtig, so würde ich wieder nach unten gehen und versuchen Sasuke, das eben Geschehene vergessen zu lassen. Zuversichtlich gestimmt, schlüpfte ich in ein dünnes Sommerkleid in hellem Rosa, ich liebte es, wenn der Sommer so warm war, dass ich oft Kleider anziehen konnte. Dann kämmte ich mir kurz die Haare, band sie zu einem lockeren Zopf zusammen und schminkte mich ganz leicht. Das alles in weniger als fünf Minuten, ich war geradezu stolz auf mich.
 

Mit gestrafften Schultern trat ich aus dem Bad und zuckte zusammen, als ich Sasuke direkt davor erblickte.

„Meine Güte, hast du mich erschreckt!“ Geradezu frech grinste er mich an.

„Ich muss dich beschützen und selbst wenn du ihm das nicht unbedingt zutraust aber Itachi ist durchaus in der Lage, durch ein Fenster einzusteigen.“ Ich brauchte einen Moment um zu erkennen, dass er sich über mich lustig machte. Unbeteiligt, stark, rief ich mir in Erinnerung.

„Sehr witzig. Du weißt aber auch, dass ich jahrelang mit dir im selben Team bin, ebenso lange wie du trainiere und übermenschliche Stärke besitze?“, fragte ich freundlich.

„Natürlich. Aber erstens, bist du eine Frau. Zweitens ist mein Bruder nicht irgendjemand sondern ein Nuke-Nin mit einem enormen Ruf. Drittens, du hast weder ein Sharingan, noch beherrschst du die Uchiha-Techniken, noch kannst du mit Katanas umgehen und zu guter letzt, viertens ist es nun mal MEIN Auftrag, mich um deine Sicherheit zu kümmern.“ Sprachlos sah ich ihn an. Wieso redete er auf einmal so viel?! Und warum fiel mir keine passende Erwiderung voller Scharfsinn, Intelligenz und Charme ein?

„Sasuke…“, knurrte ich. Erwartungsvoll sah er mich an. „Nimm dir bloß nicht zu viel heraus, ich weiß wie arrogant und selbstverliebt du bist…“ Er schnappte empört nach Luft. „…aber da ich ja diejenige bin, die du beschützen sollst, wie wäre es, wenn du mich auch davon verschonst und dich voll und ganz um meine Bedürfnisse kümmerst?“
 

Ehe ich darüber nachdachte, was ich sagen wollte, hatte ich bereits den Mund aufgemacht und einfach gesprochen. Doch bei seinem Blick wurde mir sofort klar, dass er den Satz zweideutig verstand. Und, dass seine Deutung definitiv nichts mit einem friedlichen Frühstück in der Küche zu tun hatte. Er trat einen Schritt näher und lehnte sich leicht vor. Sofort hob ich beschwichtigend meine Hände und ging etwas zurück.

„Äh, hör mal Sasuke, das war jetzt nicht so gemeint, wie du vielleicht denkst…also…ich…“ Nervös verhaspelte ich mich und stieß mit meinem Rücken gegen die Wand. Innerlich verfluchte ich sie, denn bei jedem einzelnen meiner in letzter Zeit doch recht häufigen Fluchtversuche, landete ich früher oder später an diesem Punkt. „Sasuke, du weißt aber schon, was ich damit sagen wollte?!“, fragte ich zweifelnd, während eben dieser jetzt schon sehr dicht vor mir stand und sich zu meinem Ohr lehnte. Als er sanft in mein Ohrläppchen biss, zog ich erschrocken die Luft ein und zuckte zusammen.

„Ich denke schon…“, flüsterte er dann. Eine Gänsehaut lief über meinen ganzen Rücken und meine Nackenhärchen stellten sich augenblicklich auf.

„Nur, dass wir uns da nicht falsch verstehen.“, sagte ich schnell mit hoher, wackeliger Stimme. Wieso waren all meine im Bad gefassten Vorsätze schon wieder ins Wasser gefallen? „Ich dachte daran, dass du vielleicht aufhörst, dich als den starken, unschlagbaren Beschützer darzustellen und ganz einfach mit mir nach untern gehst und einen Pfannkuchen isst.“ Wow, ein ganzer Satz mit einem konkreten Inhalt.
 

Sasuke ließ sich jedoch nicht stören, denn er wanderte mit seinem Mund langsam von meinem Ohr über meinen Nacken zu meinem Hals und stockte, als er zu dem Biss kam. Sanft drückte er einen Kuss darauf.

„Sasuke!?“ Leicht verängstigt und schockiert sprach ich seinen Namen lauter aus, als nötig und presste mich förmlich an die Wand um etwas Abstand zwischen uns zu bringen.

„Davon abgesehen, dass ich dein starker, unschlagbarer Beschützer BIN, hast du Recht, ich habe Hunger. Wir sollten nach unten gehen und essen.“ Erleichtert atmete ich aus und entspannte mich etwas. Doch natürlich hatte ich mich zu früh gefreut.

„Das heißt aber nicht, dass das hier nicht meine Vorspeise sein kann…“ Er hob seinen Kopf, kam mir gefährlich nahe und blickte mir tief in die Augen.

„Also…ich möchte jetzt gern nach unten und einen Pfannkuchen essen…“, versuchte ich es vorsichtig. „Ein vernünftiges Frühstück ist jawohl das Mindeste was ich für meinen Bodyguard tun kann.“ Das Ganze wurde irgendwie zu einer fixen Idee. Vielleicht würde ihn das überzeugen?! Er schien kurz darüber nachzudenken.

„Nein. Ich denke, du kannst etwas ganz anderes tun.“ Bevor ich protestieren konnte, drückte er seinen Mund auf meinen und küsste mich fordernd. Völlig überrumpelt und verwirrt stand ich stocksteif da und rührte mich nicht. Sasuke stützte seine Arme neben mir an der Wand ab und legte dann eine Hand unter mein Kinn. Er löste den Kuss und wieder trafen sich unsere Blicke.

„Damit kannst du deine Schuld sehr viel effektiver bezahlen…“, sagte er mit einem amüsierten Lächeln um seinen Mund.
 

Da fand ich endlich meine Sprache wieder.

„Hör mir mal gut zu, ich habe Hunger und wenn du mich nicht augenblicklich loslässt und mir den Weg frei machst, dann werde ich dich wohl oder übel verletzen müssen, um nach unten zu kommen.“ Mit wütend funkelnden Augen erwiderte ich den Blick. Einen Moment später trat er einen Schritt zur Seite und sah mich auffordernd an. „Versuch es.“, sagte er leise.

Mit erhobenem Kopf löste ich mich von der Wand und machte einen Schritt nach vorn. Natürlich war ich misstrauisch aber er würde es doch nicht wagen, einen Kampf in meinem Haus zu riskieren oder? Also ging ich weiter und wollte gerade den ersten Fuß auf die Treppe setzen, als er mich von hinten packte und erneut gegen die Wand lehnte. Ich war tatsächlich zu gutgläubig!

„Das ist nicht witzig, Uchiha…“, sagte ich bedrohlich leise, während er mich angriffslustig musterte.

„Haruno…“ Beinah hauchte er es mit heiserer Stimme und erneut lief mir ein Schauer über den Rücken. „Es ist nicht nur witzig, es ist absolut unterhaltsam.“ Wieder ein Flüstern, wieder beugte er sich zu mir vor. Doch diesmal schreckte ich nicht zurück.

„Sasuke…“, erwiderte ich leise.

Und wieder, genau wie vor ein paar Wochen beim Training, hatte ich ihn. Ein Moment der Unaufmerksamkeit und schon hatte ich ihn weggedrückt und ging munter meines Weges.
 

Hinter mir vernahm ich ein unzufriedenes Schnauben, doch das kümmerte mich herzlich wenig, denn ich hatte gewonnen. Breit grinsend nahm ich die letzte Stufe und drehte mich im Flur nach Sasuke um. Ich konnte ihn nirgends entdecken, also rief ich nach oben.

„Sasuke, jetzt schmoll doch nicht, los ich mache die Pfannkuchen, komm schon runter.“

„Wer schmollt hier? Dazu habe ich doch gar keinen Grund.“ Ich schrie leise auf und drehte mich hastig um, weil Sasuke direkt hinter mir stand und in mein Ohr geflüstert hatte. Doch ich war nicht schnell genug, er packte mich und drängte mich gegen die nächste Wand, mit beiden Händen um meine Handgelenke. Widerwillig trat ich ein paar Schritte zurück. Ich suchte nach einer Angriffsmöglichkeit, die nicht das gesamte Haus zerstören würde, leider kannte ich davon nicht besonders viele…Weiter ging ich zurück, doch kurz bevor ich die Wand erreichte, erschuf ich drei Doppelgänger, die Sasuke um den Hals fielen und ihm Küsse aufdrückten.

Das war zwar nicht unbedingt das, was ich normalerweise tun würde aber es war definitiv wirkungsvoll. Er erschreckte sich und rang mit zwei besonders hartnäckigen Doppelgängern, die ihn absolut nicht loslassen wollten. Bei diesem Anblick brach ich in lautes Gelächter aus, als auf einmal vier Hände mich von links und rechts packten und ich zwei Doppelgänger Sasukes erblickte.
 

„Nachmacher!“, zischte ich dem dritten Sasuke zu, der sich gerade von der letzten Sakura befreite.

„Das macht die Sache natürlich einfacher…“ Mit einem gefährlichen Ausdruck in den Augen kam er auf mich zu. Wo war der Sasuke mit den kalten Augen ohne Emotionen geblieben?! Als die zwei Doppelgänger verschwanden, lief ich ins Wohnzimmer, doch noch auf dem Weg dahin, erreichte mich Sasuke und warf mich auf das Sofa. Ich lag außer Atem auf dem Rücken und er setzte sich mit einem Bein links und rechts von mir über mich.

„Das kommt mir irgendwie bekannt vor…“, murmelte ich leise. Daraufhin grinste er breit und lehnte sich vor.

„Und doch ist es immer wieder nett.“ Bevor ich mich weiter aufregen konnte, versiegelte er unsere Lippen und ließ mich nicht mehr zu Wort kommen. Aber mein Widerstand, so sehr ich mich auf ihn verlassen hatte, war bereits verschwunden und so hatte ich nicht die Kraft oder auch den Willen, ihn von mir wegzustoßen.

Zögerlich erwiderte ich seinen Kuss und legte meine Arme um seinen Hals. Sasuke spielte mit einer Hand mit meinem Haar, die andere legte sich in meinen Nacken und strich in kleinen Kreisen darüber, während er den Kuss leidenschaftlicher werden ließ. Nach einer Weile schnappte ich hektisch nach Luft, doch er ließ mir keine Zeit um zu atmen und legte erneut seine Lippen auf meine, dabei strich er mit seiner Zunge über meine Lippen und drängte mich, sie zu öffnen. Während ich noch überlegte, ob ich es ihm so leicht machen sollte, klingelte es plötzlich an der Tür.
 

Sasuke ließ sich nicht stören, doch nach einem weiteren Klingeln murrte ich in den Kuss und versuchte, ihn von mir herunter zu bekommen. Widerwillig ließ er nach dem vierten Klingeln von mir ab, ich strich mein Kleid glatt und ging zur Tür. Ich öffnete sie und verschluckte mich glatt, als ich sah wer davor stand.

"Befehle und kleine Unwahrheiten"

41 „Befehle und kleine Unwahrheiten“
 

Stocksteif stand ich in der Tür und war wirklich sehr versucht, sie wieder zuzuknallen.

Lee!

Ich räusperte mich kurz.

„Sakura, du wundervolle Prinzessin meines Herzens!“, säuselte er sofort los und ich war kurz davor mir demonstrativ die Ohren zuzuhalten.

„Hallo Lee.“ Die Begeisterung in meiner Stimme hätte bei jedem anderen nicht ihre Wirkung verfehlt, bei Lee hatte ich jedoch oft das Gefühl, sie bewirkte genau das Gegenteil.

„Ich bin so froh, dass du wieder heil zurückgekommen bist meine Schönste aber ich musste mich trotzdem selbst vergewissern, dass du wirklich unverletzt Zuhause angekommen bist. Aus irgendeinem Grund wollten die mich nicht ins Krankenhaus lassen, verzeih also, dass ich dich dort nicht besuche konnte, meine Kraft der Jugend hat mich im Stich gelassen aber jetzt werde ich noch härter trainieren und…“

Ich versuchte bereits eine Weile, ihn zu ignorieren, war deshalb jedoch besonders verwirrt, als er freiwillig seinen Satz abbrach. Verwundert schaute ich ihn an, doch er blickte nur starr hinter mich, deshalb folgte ich seinem Blick und entdeckte Sasuke, der dicht hinter mir stand und mir im selben Moment absichtlich besonders gut sichtbar einen Arm um die Hüfte legte. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, als ich sah wie Lee augenblicklich aussah, als hätte es seit drei Monaten nur geregnet. Aber dann schien er einen neuen Gedanken zu fassen und seine Miene hellte sich wieder auf.
 

„Sag mal Sasuke…was machst du denn da?“ Wieder brauchte ich all meine Beherrschung um nicht laut loszuprusten. Ja Sasuke, was machst du da eigentlich? Ich freute mich sehr auf seinen Versuch, diese Frage vernünftig zu beantworten.

„Ich stehe offensichtlich neben Sakura in der Tür und frage mich was buschige Augenbraue von ihr will.“, sagte er kalt. Lee runzelte die Stirn.

„Es ist früh am Morgen, was hast du bei Sakura verloren?“

„Ich würde glatt sagen, dass dich das überhaupt nichts angeht.“ Lee drehte sich zu mir.

„Was tut er hier bei dir?“ Ich beschloss diesem lächerlichen Gespräch ein Ende zu setzen und bemühte mich um ein ernstes Gesicht.

„Seit ich wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hat Tsunade ein paar Leute aus unserem Dorf damit beauftragt, mich zu beschützen, weil angeblich die Gefahr besteht, dass…“ Ich stockte. Musste ich Lee denn wirklich so viel erzählen? Erwartungsvoll sah er mich an. „Es besteht die Gefahr, dass ich von jemandem verfolgt werde, der auf meiner letzten Mission gegen mich gekämpft hat.“
 

Lee schnappte entsetzt nach Luft, was mich darauf schließen ließ, dass Tsunade ihn scheinbar weder eingeweiht, noch für meinen Schutz eingeplant hatte. Zumindest etwas was ich ihr zugute halten konnte. Beschwichtigend hob ich meine Hände.

„Hör mal, Lee. Es ist alles halb so wild, diese ganze Sache ist schon so gut wie vorbei. Heute werde ich mit der Hokage sprechen und danach wird das alles wieder aufgehoben.“

„Sakura-chan, du solltest das nicht auf die leichte Schulter nehmen, lass mich dich beschützen, ich werde nicht von deiner Seite weichen!“ Ich zweifelte nicht im Geringsten daran.

„Oh nein!“, sagte ich schnell und erntete einen beleidigten Blick von Lee und ein amüsiertes Grinsen von Sasuke. „Ich meine…meine Beschützer sind schon absolut genau eingeplant und ich werde mich nicht gegen Tsunades Befehl stellen, also fürchte ich, wird das nichts.“ Lee öffnete gleich wieder den Mund um etwas zu erwidern, doch hier wurde mir das Ganze zu bunt.

„Ich habe jetzt keine Zeit mehr um zu plaudern, ich muss etwas essen und dann sofort zu der Hokage also entschuldige mich bitte, Lee.“ Mit diesen Worten schloss ich die Tür vor dem wieder herum säuselnden, verrückten Pilzkopf. Meine Nerven…
 

Ein lautes Gelächter riss mich aus meinen Gedanken und diesmal war es scheinbar wirklich so weit. Sasuke lachte sich kaputt und es war tatsächlich ein einmaliger Anblick, doch im Moment war ich nicht dazu aufgelegt, ihn genauer zu begutachten. Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, ging ich in die Küche, schnappte mir ein Brötchen, schlüpfte in meine Sandalen und öffnete nach einem kurzen Sicherheitsblick nach draußen die Tür. Sasuke ging das Ganze wohl zu schnell, denn als ich die Tür hinter mir schloss, war er noch immer im Haus. Achselzuckend ging ich auf die Straße und schlug den Weg zum Hokageturm ein, sollte er doch einfach besser aufpassen. Ich war kaum zwei Schritte gegangen, als er hinter mich trat, mir einen bösen Blick zuwarf und dann neben mir lief. Doch auch das ignorierte ich gekonnt.

Bei dem Gespräch mit Lee kam mir die Idee, Tsunade jetzt endlich die Meinung zu sagen und daher beeilte ich mich zu ihr zu kommen. Auf den Straßen war eine Menge los, heute war anscheinend Markt und überall trafen wir bekannte Gesichter, die sich kurz mit uns unterhielten. Sasuke war mal wieder genervt aber das interessierte mich herzlich wenig, denn ich war froh, dass ich tatsächlich wieder hier war und dass beinah unverletzt. Dieser Gedanke hob meine Laune gleich um einiges und ich ging fröhlich summend vor mich hin, was im absoluten Gegensatz zu dem griesgrämigen Sasuke neben mir stand.
 

Eine halbe Stunde und viele Unterbrechungen später standen wir endlich vor dem Büro der Hokage und ich klopfte an ihre Tür. „Sakura!!!“ Ich zuckte zusammen und sprang ein Stück zurück. Ohne dass die Tür überhaupt geöffnet war, hatte die Stimme von Tsunade bereits schallend laut meinen Namen gerufen und ich blickte leicht besorgt zum Türgriff.

„Würdest du jetzt bitte herein kommen?!“ Ich gab mir einen Ruck und trat in den Raum. Tsunade saß hinter ihrem Schreibtisch und ihr Gesicht hellte sich auf, als sie mich sah. Einen Moment später fand ich mich in einer Umarmung wieder, die mir fast alle Knochen brach. „Autsch…“, brachte ich bloß hervor. Augenblicklich ließ sie mich los und trat einen Schritt zurück. Dabei ließ sie ihren Blick einmal gründlich von oben bis unten schweifen und musterte mich genau. „Meine Güte, du darfst niemals wieder von hier weg…“, murmelte sie gedankenverloren. Ich stockte.

„Wie bitte?!“ Das schien sie in die Realität zurückzuholen, sie setzte ein strahlendes Lächeln auf und nahm mich nochmal etwas weniger kräftig in die Arme.

„Ich habe mir ja solche Sorgen gemacht, meine liebe Kleine…“ Hinter uns räusperte sich jemand und wir lösten uns voneinander. Ich drehte mich um und entdeckte Sasuke, der scheinbar auf sich aufmerksam gemacht hatte und hinter ihm…Kakashi. Oh je…
 

„Gut, wir sind vollzählig versammelt, das trifft sich bestens, dann können wir gleich anfangen.“ Ich sah sie erstaunt an.

„Womit denn?“

„Wir werden jetzt jedes noch so winzige Detail, alles was passiert ist seit du und Kakashi auf die Mission aufgebrochen seid, zusammentragen und dann den genauen Hergang des Falls ‚Itachi Uchiha/ Sakura Haruno‘ rekonstruieren.“ Entsetzt starrte ich sie an. Langsam suchte ich nach Worten.

„Tsunade…also eigentlich…bin ich hier um etwas anderes zu besprechen.“

„Das kann warten, dieses Gespräch hier hat höchste Priorität.“ Mit diesen Worten würgte sie mich einfach ab und begann wieder von dem Fall ‚Itachi Uchiha/ Sakura Haruno‘ zu sprechen. Meiner Meinung nach ein völlig bescheuerter Name und total lächerlich.

„Sakura? Was sagst du dazu?“ Ich hob den Kopf, überlegte fieberhaft, was sie gerade gesagt hatte. Wortfetzen wie „Kakashi“, „Sasuke“ und „unwohl“ kamen mir in den Sinn, ich nickte einfach kurz und sagte, „Äh ja…“, doch bevor ich weitereden konnte, unterbrach mich Tsunade erneut.

„Gut, dann können wir jetzt beginnen.“
 

Was hatte ich da bloß zugestimmt?! Tsunade wies Sasuke und Kakashi an, sich auf zwei Stühle vor ihrem Schreibtisch zu setzen, sie selbst stellte sich ans Fenster und überließ mir ihren Stuhl. Etwas nervös und besorgt setzte ich mich und fühlte mich gleich wie auf dem Präsentierteller. Fragend sah ich in die Runde und wartete darauf, dass jemand anfing zu sprechen, doch sie sahen alle nur zu mir und erwarteten wohl irgendetwas.

„Sakura, willst du nicht anfangen?“

„Ähm…Womit?“

„Na mit dem Geschehen von Anfang an. Was passierte nachdem ich dir die Missionsbeschreibung genannt hatte?“

Ich sollte alles erzählen?! Jetzt und hier? Ohne etwas auszulassen?! Darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet, ich konnte unmöglich alles berichten, da gab es einiges was besser nicht herauskommen sollte…

„Du hast doch gesagt, es macht dir nichts aus, wenn Kakashi und Sasuke dabei sind. Also fang an.“ Dem hatte ich also zugestimmt. Hätte ich bloß besser aufgepasst… Resigniert seufzend begann ich zu erzählen, doch meine erste Lüge funktionierte schon mal nicht so besonders. Ich ließ das Treffen mit Sasuke in den Straßen völlig aus, hatte dann jedoch das Problem, dass ich erklären sollte, warum ich so früh aufgebrochen war und erst so spät am Treffpunkt ankam. Mit einem Blick zu Sasuke, der sich nichts anmerken ließ und völlig unbeteiligt auf seinem Platz saß, erwähnte ich kurz, dass ich ihn getroffen hatte, doch dass ich dann einfach den ANBU hatte ausweichen müssen und deshalb ziemlich langsam vorangekommen war. Tsunade fragte ihn, ob er das bestätigen konnte und er nickte kaum merklich. Ich vermied es dezent, Kakashi anzusehen, denn ich wollte überhaupt nicht wissen, was er dachte, das musste ich völlig ausblenden, bevor ich kein Wort mehr hervorbringen würde. Wir kamen gut voran, bis zu dem Punkt, als wir von den fremden Ninjas angegriffen wurden.
 

Wie sollten wir oder besser ich erklären, warum wir nur noch ein Zelt hatten? So langsam wurde ich unruhig und überließ es ab da Kakashi zu erzählen. Er bemerkte, dass das andere Zelt zu dem Zeitpunkt gerade kaputt gegangen war und wir deshalb in einem Dorf Rast machen und in einem Hotel unterkommen wollten.

Sehr gute Lüge, immerhin waren wir dort mitten im Nirgendwo aber Tsunade versteifte sich glücklicherweise nicht auf diesen Punkt. Schnell waren wir mit den ersten Angreifern durch, als wir dazu kamen, warum Sasuke auf einmal auftauchte. Gespannt sah ich zu ihm, denn das war ein Detail das mir noch immer unklar war. Einen Moment sagte er gar nichts.

„Es war ein Gefühl.“ Mit großen Augen sah ich ihn an, doch auch Kakashi und Tsunade blickten recht ungläubig. „Wie schon gesagt, ich habe Sakura getroffen, bevor sie zur Mission aufbrach und dann hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich kann es nicht beschreiben, es war einfach so und deshalb bin ich ihnen einen halben Tag später gefolgt.“

Tsunade runzelte die Stirn. „Sasuke…du weißt aber schon, dass ich es nicht gutheiße, wenn Ninjas aus meinem Dorf einfach so ohne Befehl anderen hinterher laufen?“ Ungerührt nickte er.

„Darum kümmern wir uns später. Jetzt müssen wir erstmal weiter kommen.“

Langsam wandte ich meinen Blick von Sasuke ab. Ein ungutes Gefühl, das passte so gar nicht zu ihm und auch Kakashi schien das bereits klar zu sein. Das ganze Gespräch dauerte noch ewig, alles wollte Tsunade wissen und als ich zu den Begegnungen mit Itachi kam, weigerte ich mich insgeheim, ihr auch alles zu sagen. Ich ließ ein paar Details aus, doch das Jutsu mit der Körperkontrolle musste ich gezwungenermaßen erwähnen, weil es Auskunft über die Kampffähigkeiten von Itachi gab und diese ohne Wenn und Aber sofort berichtet werden mussten. Tsunade war sehr besorgt als sie davon hörte, denn dieses Jutsu war ich noch nie begegnet.

„Es eröffnet ihm völlig neue Möglichkeiten…“, sagte sie langsam. Nachdem das endlich erzählt war, erlaubte sie uns zu gehen, doch ich wartete noch kurz und daher auch die beiden anderen.
 

„Tsunade, ich weiß ja, dass du dir Sorgen machst und, dass die Situation nicht zu unterschätzen ist. Aber erstens denke ich nicht, dass Itachi noch so viel Interesse daran hat, mich hier in Konoha anzugreifen und außerdem finde ich es einfach überzogen, mich rund um die Uhr bewachen zu lassen.“ Als ich ihren Blick sah, wurde mir augenblicklich klar, dass ich nicht erwarten konnte, dass sie mir Freiraum lassen würde.

„Er hat dich dreimal angegriffen, das dritte Mal hat er dich entführt und außerdem ist mir auch klar, dass er es beim ersten Mal ebenfalls geschafft hat, dich mitzunehmen.“ Ich starrte sie gebannt an. Woher…?

„Ja ich weiß davon und ich bin sehr enttäuscht, dass du mir das nicht erzählt hast. Mir ist klar, dass du deine Stärke beweisen willst und zeigen möchtest, dass du erwachsen bist und auf dich selbst aufpassen kannst. Aber so läuft das nicht.“ Ich warf einen kurzen Seitenblick zu Kakashi und Sasuke, die mich ungläubig ansahen, offensichtlich waren sie von Tsunades Erkenntnis überrascht worden.

„Itachi ist ein äußerst gefährlicher Mensch. Du wirst nicht mehr ohne Begleitschutz herumlaufen und in der nächsten Zeit auch nicht mehr das Dorf verlassen.“ Ich protestierte.

„Tsunade, das kann doch nicht dein Ernst sein, ich…“

„Es ist mein voller Ernst.“ Die Strenge in ihrer Stimme ließ mich verstummen. „Zweimal hätte er mir beinah einen Ninja aus meinem Dorf, meine begabteste Schülerin gestohlen. Ich trage eine große Verantwortung und eine ebenso große Schuld. Glücklicherweise bist du wieder hier und es geht dir gut aber diesen Fehler werde ich nicht wiederholen, du wirst bestmöglich beschützt und nie aus den Augen gelassen. Und als deine Hokage sage ich dir, versuche bloß nicht, deine Schutzbeauftragten loszuwerden. Du wirst dich zurückhalten, das ist ein Befehl, den du einzuhalten hast.“

Ich senkte den Kopf. Sie wollte mich hier einsperren und mir keine Möglichkeit geben, auch nur eine Minute allein zu sein. Ich hatte nichts getan, wieso musste ich diese Strafe tragen? Gut, ich hatte ein paar Dinge verschwiegen aber dennoch hatte ich nicht zu Itachi gesagt, ‚Na los, entführ mich bitte!‘. Diese Maßnahme war nicht besonders fair aber dadurch, dass Tsunade von Wort zu Wort ernster geworden war, nickte ich schwach. Sie ließ mir keine Wahl.
 

Gerade als wir gehen wollten, richtete sie noch einmal ihr Wort an Kakashi, der sich eher im Hintergrund gehalten hatte. Er trat vor und stellte sich zu ihr.

„Was deine Genesung betrifft, brauchst du noch ein paar Tage. Du kannst noch nicht wieder eingesetzt werden und ich sage dir, provoziere mich nicht. Erst wenn deine Verletzung völlig verheilt ist, werde ich dich wieder arbeiten lassen, so lange bleibst du Zuhause und wehe dir, wenn nicht.“

„Also bitte Tsunade, es geht mir ausgezeichnet, das Ganze ist doch schon ein paar Tage her. Lass mich wieder arbeiten, das ist doch lächerlich.“

Mit gleichgültig geschlossenen Augen schlug sie sachte gegen seinen Bauch, woraufhin er sofort einknickte und sich die Seite hielt. „Es ist lächerlich, dass ihr Männer immer meint, wir Frauen wüssten nicht, ob eine Verletzung ernst oder nicht ist. DU wärst beinah gestorben, deshalb ist diese Verletzung NICHT lächerlich und wenn du noch einen Ton von dir gibst, dann lasse ich dich für ein paar Monate sperren!“

Diesen Moment nutzten wir und verließen schnell den Raum, Tsunade war mittlerweile sehr gereizt und deshalb war es für uns alle besser, zu verschwinden. Kakashi hielt sich noch immer leicht den Bauch, doch auch er beeilte sich die Tür hinter uns zu schließen, bevor sie noch mit ihrem Schreibtisch werfen würde. Unten verabschiedete er sich knapp von uns, dann verschwand er.
 

Sasuke und ich gingen langsam zurück zu mir und schwiegen eine Weile, dann sprach ich ihn an.

„Sag mal, weißt du wer der oder die nächste glückliche Person ist, die sich ab heute Abend um meinen Schutz kümmern darf?“

„Soweit ich weiß, wird das immer recht kurzfristig festgelegt. Je nachdem, wer alles verfügbar ist.“ Ich seufzte.

„Tsunade lässt sich da wirklich nicht hinein reden…Meine Güte, sie muss doch nicht so übertreiben…“

Er wollte gerade etwas erwidern, als uns eine strahlende Ino entgegen kam.

„Sakura, rate mal, wer als nächstes auf dich aufpassen darf?“ Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus.

„Wirklich? Das ist ja klasse, da wird es mir gar nicht mehr so vorkommen, als wäre ich bewacht, sondern eher als wärest du diejenige die Schutz braucht.“ Sie knuffte mich in die Seite und sah fragend zu Sasuke.

„Soll ich dich jetzt schon von dieser Nervensäge befreien?“ Er grinste überheblich.

„Sehr gern, es war eine wahre Tortur, ich hoffe, es dauert mindestens eine Woche bis ich wieder dran bin.“ Empört sah ich ihn an.

„In der Tat, schlimmer hätte es gar nicht werden können, gut dass du jetzt da bist, Inotussi.“ Mit einem letzten kurzen Blick ging Sasuke die Straße herunter und ich wendete mich zu Ino. Schlimmes ahnend betrachtete ich ihr böses Lächeln.

„ …schlimmer hätte es also gar nicht werden können, ja?“
 

So, herzlichen Glückwunsch, wenn ihr durchgehalten habt, ihr bekommt auch alle einen Riesenkeks.^^ *Knuddl*

"Gespräche"

Hier habt ihr ein neues Kapitel liebe Leute, vielen dank an die treuen Kommischreiber. Trotzdem habe ich eine kleine Bitte, ich will nicht so viel verlangen, bei 32 Favoriteneinträgen habe ich auch nicht das Recht dazu ^^ aber es wäre wirklich nett, wenn wir für dieses Kapitel 5 Kommis schaffen würden. Ich bin keine von denen, die jetzt sagt, gut ihr bekommt nur ein neues Chap, wenn ihr so und so viele Kommis hinterlasst, das will ich gar nicht damit sagen, nur hilft es mir ziemlich wenig, wenn ihr nicht schreibt, was ihr von der ff haltet. Überlegt es euch, ich bin nicht böse. Liebe Grüße und viel Spaß, PinkLady18
 

42 „Gespräche“
 

„…schlimmer hätte es also gar nicht werden können, ja?“

Ino grinste noch immer übers ganze Gesicht und ich verdrehte die Augen.

„Meine Güte und ich habe mich auch noch gefreut, als du sagtest, du passt jetzt auf mich auf…“

„Na komm schon, ich will alles hören!“ Ungeduldig zappelte sie herum und sah mich erwartungsvoll an.

„Was willst du hören?“, fragte ich völlig unschuldig. Wieder bekam ich eine Faust in die Seite. „Au Mensch, sei doch nicht immer so brutal…“ Ächzend rieb ich mir die Stelle und guckte sie böse an. „Außerdem will ich jetzt nachhause, also los Fräulein Bodyguard, check die Umgebung und gib mir den Bericht.“ Sofort machte Ino ein ernstes Gesicht, legte die Hand über die Stirn und suchte konzentriert die Umgebung ab. Dann legte sie die Hand an ihre Schläfe und salutierte.

„Alles in Ordnung meine Dame, Sie sind völlig sicher, vor allem in meinen liebevollen, zarten Händen.“ Laut lachend gingen wir die Straße entlang und alberten herum, während die Leute uns öfter leicht irritierte Blicke zuwarfen. Doch das kümmerte uns nicht, denn wir waren ganz in unserem Element.

„Er hat dich in der Badewanne gesehen?! Nackt?!“
 

Ino war stehen geblieben und natürlich hielt sie es nicht für angebracht, die Stimme bei diesem Thema zumindest ein bisschen zu senken. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie eine Mutter mit zwei Kindern schnell an uns vorbei ging und missbilligende Blicke herüber schoss. Dieser Anblick brachte mich zum Kichern. „Wahnsinn Sakura, ich bin beinah entsetzt, du kicherst deshalb sogar?!“, fragte Ino gespielt ungläubig. Ich runzelte die Stirn.

„Nein deshalb doch nicht. Ich lache nur, weil du deine vorlaute Klappe nicht halten kannst und die Leute uns deshalb anstarren, als wären wir unsittlich.“

„Meine vorlaute Klappe?“

„Du sagst es.“

Das Ganze endete damit, dass wir völlig aus der Puste vor meiner Haustür ankamen und außer Atem erstmal an der kühlen Hauswand sitzen blieben.

„Du sag mal, Saku…“ Ino drehte ihr Gesicht zu mir, während sie noch etwas schneller atmete. „Liebst du Sasuke?“ Ich verschluckte mich und riss die Augen auf.

„W…was?!“

„Naja, also so wie sich das anhört, scheint er wirklich in dich verliebt zu sein. Findest du nicht, dass es dann mal langsam Zeit wird, dass du dir über deine Gefühle klar wirst?“ Nachdenklich lehnte ich meinen Kopf wieder gegen die Wand. „Was hält dich denn eigentlich davon ab? Ich meine, hast du noch einen anderen in Aussicht oder weshalb hältst du Sasuke so hin?“ Sie lachte als sie das sagte, doch bei meinem Anblick stoppte sie das ganz schnell und sah mich entsetzt an.

„Wie…es gibt einen Anderen??“

Ich hatte gar nicht richtig realisiert, weshalb sie lachte, unabhängig davon ob sie Recht hatte oder nicht und sah sie jetzt leicht erschüttert an. Wie konnte sie dauernd so ein Glück haben und immer das Richtige vermuten? Wobei…konnte ich Kakashi als ‚einen Anderen‘ bezeichnen? Also…ich wusste es nicht. Ich wusste nicht, was er fühlte, ich wusste nicht, was ich fühlte und eins wusste ich ganz sicher nicht. Was war das Richtige?

„Saku…“

„Hm?“

„Sagst du mir wer er ist?“ Ich seufzte schwer. Das konnte ich ihr nicht erzählen, es ging einfach nicht. Kakashi hatte immerhin einen Grund dafür, dass er einfach Inos Gedächtnis manipuliert hatte. So langsam befielen mich Schuldgefühle, weil meine bester Freundin wegen mir einfach einer Erinnerung beraubt wurde…
 

Ein plötzliches Keuchen von Ino ließ mich hoch sehen. Sie sah stur geradeaus und schien dabei völlig schockiert von einem Gedanken, der ihr gekommen war.

„W…was? Ino? Ist alles in Ordnung?“ Erschreckt sah sie mich an und schien abzuwägen, was sie sagen sollte. „Ino! Was ist denn bloß los? Was hast du?“ Ich setzte mich ihr direkt gegenüber und sah sie genauer an.

„Ich weiß nicht, ob…es ist nichts.“ Jetzt war ich erst Recht verwirrt. „Nun sag schon, sprich mit mir, was beschäftigt sich so?“ „Sakura…ich würde doch unmöglich so etwas träumen, das ist absolut ausgeschlossen, daran könnte ich mich erinnern…“

„Wovon sprichst du denn bloß?“ Ich war immer noch keinen Schritt weiter gekommen und so langsam bekam ich Angst. Was schockierte sie denn nur so?

„Bitte lach mich nicht aus, vielleicht ist es doch nur ein alberner Traum von mir aber es fühlt sich so seltsam an, also sage ich es, damit du mich beruhigen und mir sagen kannst, es ist nicht wahr.“ Ich nickte zögerlich. Auf ihrem Mund machte sich ein schüchternes Lächeln breit. Schüchtern? Du meine Güte, das konnte gar nichts Gutes bedeuten…
 

„Also…in meinem verrückten, hübschen Köpfchen kam mir gerade der Gedanke, wie eine verschwommene Erinnerung, dass ich dich und naja…ab da wird es schon seltsam…“

„Sprich weiter.“, sagte ich ruhig. Sie nickte und fuhr fort.

„…dich und Kakashi in einer dunklen Gasse gesehen habe…es ist noch nicht alles deutlich, bitte lach mich nicht aus, ich sollte mich schämen, dich so etwas zu fragen…“ Sie bemerkte gar nicht, wie ich mich augenblicklich verkrampfte, als sie die Gasse erwähnte, meine erstarrte Bewegung, mein schnelleres Atmen, all das entging ihr, weil sie sich offenbar darauf konzentrierte, noch mehr vor sich zu sehen. Und so bekam ich langsam Panik, was wenn sie wirklich noch mehr sehen würde?

„Ino…“, ich versuchte zu sprechen aber mein Hals war ganz trocken und sie schien mich ohnehin kaum zu bemerken, da sie viel zu sehr in ihre gestohlene Erinnerung vertieft war. Bitte nicht, komm schon Ino, vergiss es schnell wieder…

Ich erschrak, als ich zwei Beine direkt vor mir sah. Schnell blickte ich hoch und entdeckte…Kakashi! Auch das noch!

Augenblicklich wollte ich hoch springen, ihn warnen, dass Ino ihre Erinnerung zurückbekam aber ich konnte weder aufstehen, noch meinen Mund zum Sprechen öffnen. Wieso lenkte ich sie nicht schnell ab?! Kakashi sah leicht verwundert zu mir herunter, während Ino noch immer weit weg war. Besorgt blickte ich zu ihr und dann wieder zu Kakashi, versuchte ihm mit einem stummen Zeichen die Situation zu erklären, doch natürlich verstand er mich nicht, wie sollte er auch.
 

Da sah ich es in Inos Blick. Sie wusste es wieder, man konnte es ihr auf der Stirn ablesen. Hektisch sah sie von mir zu Kakashi.

„Sakura, was…?“ Ungläubig sah sie mich an.

„Ino, hör mal, vielleicht sollten wir nach drinnen gehen und da weiter reden?“ Verzweifelt versuchte ich die Situation zu retten. Doch nachdem meine Freundin auch Kakashi einen langen Blick zugeworfen hatte, verstand scheinbar auch er und erstarrte. „Sensei Kakashi…“ Alarmiert sah er kurz zu mir, doch bevor er erneut das Jutsu anwenden konnte, stellte ich mich dazwischen. „Nein, nicht nochmal, das ist nicht fair, sie kann doch nichts dafür.“ „Wovon sprichst du denn da, Saku?“ Ino klang verwirrt. Verständlicherweise.

„Ähm…Sensei Kakashi, wollten Sie etwas von mir?“ Er tauschte wieder einen Blick mit mir.

„Nein, ich bin nur hier vorbeigekommen und habe euch beide hier sitzen sehen, da wollte ich nur mal hallo sagen. Aber dann gehe ich jetzt wieder, geht nur ins Haus, wir sehen uns demnächst.“ Mit einem Wink ging er wieder die Straße entlang und ich drehte mich zu Ino um. Sie stand da, die Hände in die Hüften gestemmt und einen misstrauischen Blick aufgesetzt. Wieder seufzte ich und schob sie langsam zur Tür.

„Ich erkläre es dir im Haus.“

„Alles?“

„Alles.“, sagte ich erschöpft.
 

Wir setzten uns in die Küche und tranken Eistee wegen der Hitze, dann kam der Moment in dem meine Freundin mich abwartend ansah. „Oh du meine Güte, wo soll ich denn bloß anfangen?! Was willst du wissen?“

„Also erstmal…ich bin nicht verrückt wenn ich denke, dass ich dich und Sensei Kakashi, als ihr in einer kleinen Gasse eng umschlungen in einem tiefen, leidenschaftlichen Kuss versunken wart, gesehen habe?“ Mit einem tiefen Rot auf meinen Wangen nickte ich kaum merklich. Ich erwartete ein Donnerwetter und senkte den Kopf.

„Wie bitte?! Du küsst deinen Sensei???!! Ich fasse es nicht, das ist ja unglaublich!!“ Stumm wartete ich darauf, dass es weiterging, Ino machte bei solchen Gesprächen gern mehrere Phasen durch, von absolutem Verständnis bis hin zu rasender Wut.

„Saku, was hast du dir denn bloß dabei gedacht? Seit wann geht das so? War es einmalig oder habt ihr mehr?“ Die schrecklichsten Fragen wohl gleich zuerst, dachte ich resigniert.

„Es war nicht einmalig…“, brachte ich trocken heraus. „Aber es ist nicht so einfach…Also…wir sind nicht zusammen oder so…“

„Du hast eine Affäre mit ihm?!“

„Ino! Maan, jetzt hör doch mal auf, so zu übertreiben, ich kann mir vorstellen, dass das ein Schock ist aber ich schlafe doch nicht mit meinem Sensei!“ Mein kleiner Ausbruch ließ sie erstmal schuldbewusst verstummen. „Zwischen uns ist gar nichts geklärt.“, sagte ich dann. „Ich meine, es ist außerdem nichts passiert, außer dass wir uns geküsst haben…“

„Dann ist ja gut, zumindest etwas…“

„Hä?“

„Naja, ich mach mir halt Sorgen um dich.“, sagte sie achselzuckend.
 

„Aber warum denn? Ich meine, klar, Itachi ist hinter mir her und will mich vielleicht sogar tot sehen, da verstehe ich deine Sorgen schon aber bei Kakashi?“ Erstmal musste sie sich erholen, weil sie lachen musste, als ich so ironisch von Itachi gesprochen hatte. Dann schaute sie wieder schuldbewusst und setzte zum Reden an.

„Ach weißt du, so eine Beziehung ist ja nicht gerade einfach und ein Schock ist sie auf jeden Fall für mich.“

„Wir haben keine Beziehung!“, sagte ich gereizt.

„Ich küsse nicht jeden Kerl, der mir begegnet und schon gar nicht Asuma, wo kommen wir denn da hin?“

„Haha.“

„Selber.“

„Ach Ino…was soll ich denn nur machen? Irgendwie ist das mit beiden total unklar, sowohl mit Kakashi als auch mit Sasuke.“

„Wie wäre es denn, wenn du einfach mal klar stellst, was DU für die beiden fühlst?“

„Ich kann es dir echt nicht sagen, ich weiß es nicht. Heute Morgen mit Sasuke, das hatte schon etwas, ich fühlte mich total gut dabei aber wenn ich mit Kakashi zusammen bin…“ Schon wieder wurde ich rot. Bei Sasuke hatte ich das mittlerweile im Griff aber bei ihm reagierte ich sofort.

„Du bist total niedlich, weißt du das?“ Beinah mütterlich betrachtete Ino mich und ich zog einen Schmollmund.

„Sag mir lieber, was ich machen soll, ich muss doch eine Lösung finden!“

„Ja, das musst du in der Tat. Nur frag mich was Leichteres…“
 

Ein paar Sekunden vergingen, in denen wir beide schwiegen. Dann ergriff Ino wieder das Wort.

„Wissen denn die zwei eigentlich voneinander?“ Eine sehr gute Frage!

„Ja…ich meine, nein. Also eigentlich…Kakashi weiß anscheinend, dass Sasuke eifersüchtig auf ihn ist und Sasuke vermutet schon länger, dass wir ihm etwas verheimlichen… Aber an sich weiß ich auch gar nicht, WAS sie voneinander wissen wollen. Ich bin doch mit keinem zusammen…“

„Hast du sie mal gefragt, was sie denken was für eine Art von Beziehung ihr zueinander habt?“, fragte Ino ganz sachlich. Ich verschluckte mich an meinem Eistee und brauchte einen Moment, bis ich mich von meinem Husten erholt hatte.

„Also dafür, dass du was mit den heißesten Kerlen Konohas hast bist du ziemlich prüde…“, seufzte sie. Und wieder verschluckte ich mich heftig, diesmal ohne etwas getrunken zu haben. Als ich wieder Luft bekam, schrie ich fast.

„Wie bitte?! Heißeste Kerle Konohas??? Wie kommst du auf so etwas?! Vor allem…Kakashi ist ein Lehrer! Wie kannst du so reden?“ Völlig schockiert saß ich am Tisch und starrte sie an. Ino ließ das kalt.

„Ich sagte ja, du bist prüde. Meine Güte, ja Kakashi ist ein Lehrer, na und? Er ist trotzdem ein Mann, oder? Und dabei nicht gerade hässlich…nein, eigentlich ist er wie schon gesagt ziemlich heiß.“ „Ino!“ Da brach sie in lautes Lachen aus.

„Bist du eifersüchtig?“

„Was?!“

„Meine kleine Breitstirn, ich will dich nur ärgern aber ich finde wirklich, dass Kakashi und Sasuke beide sehr gut aussehen und außerdem ist Kakashi auch erst Anfang 20, damit darf er doch wohl als heißer Kerl gelten oder nicht?“ Irgendwie klang das einleuchtend aber ein leichter Rotschimmer auf meinen Wangen blieb, als ich zögerlich nickte. Meine Güte, ich musste wirklich was dagegen tun, seit wann war ich so dermaßen schüchtern?
 

„Also was das mit dem über unsere ‚Beziehung’ reden betrifft,…“, ich setzte meine Worte in Anführungszeichen. „… da gibt es ein paar Probleme…“

„Ah ja, und die wären?“

„Naja…weder Sasuke noch Kakashi haben bisher auch nur ein Wort darüber verloren. Wenn es darum geht, ihre Hände möglichst selten bei sich zu behalten, dann sind sie beide seht gut darin aber das Reden…das bleibt grundsätzlich aus. Naja, mehr oder weniger.“ Gedankenverloren starrte ich auf den Tisch, bis ich wieder Inos Lachen bemerkte. Ich runzelte die Stirn.

„Hey, diesmal lache ich nicht über dich, guck nicht so böse. Ich finde es gut, dass du langsam etwas mehr aus dir heraus kommst und diese Feststellung machst. Wenn keiner von beiden mit dir redet, dann solltest du dafür sorgen, dass sie es tun müssen! Und bis dahin, fasst dich keiner mehr an. Damit kriegst du sie sicher.“, erklärte sie breit grinsend.

„Tu nicht so, als wäre ich ihr Ein und Alles und ihr einziger Lebensinhalt.“, sagte ich langsam. „Aber du hast Recht, so läuft das nicht mehr, ich muss das jetzt klären.“

„Sehr gut. Aber zum Schluss habe ich noch eine Frage.“

„Nur zu.“ Meine Laune hatte sich wieder sehr verbessert, was ein Gespräch mit Ino so alles bewirken konnte… Verschwörerisch senkte sie ihre Stimme und kam näher zu mir. Erstaunt drehte ich mein Ohr zu ihr.

„Wie küsst denn Kakashi so?“

Ich konnte es nicht verhindern, bei so einer für Ino typischen Frage, fiel ich glatt vom Küchenstuhl. Murrend rappelte ich mich wieder auf und stellte den Stuhl richtig hin, dann sah ich meine beste Freundin zuckersüß an und sagte, „Das, meine Liebe, geht dich wahrlich überhaupt nichts an.“ Das schien sie nicht groß zu enttäuschen.
 

„Also wenn ich daran denke, woran ich mich glücklicherweise wieder erinnern kann, dann küsst er ziemlich heiß…“Nachdenklich sah sie an die Decke und ich wurde knallrot. „Ino!“

„Na sei nicht sauer, du hast offensichtlich großen Gefallen daran gefunden, das hat man bei deinem Einsatz definitiv gesehen.“

„Ino…“, presste ich zwischen den Zähnen hervor. „Treib es nicht zu weit.“

„Ist ja schon gut. Ich lass dich in Ruhe darüber nachdenken aber bevor du das tust, sag mir doch bitte, was wir Schönes vorhaben, solange ich noch auf dich aufpassen muss.“

Meine Nerven, meine Nerven…hatte ich nicht gerade heute Morgen schon dasselbe gedacht? Dabei wollte ich bloß einen ganz normalen Tag erleben, ohne irgendwelche Kämpfe mit Sasuke, grüne Marsmännchen, eine wütende und absolut neugierige Tsunade und ohne Ino, die mir zu viele Fragen stellte…

„Ach was soll’s, lass uns doch ins Dorf gehen und mal sehen ob wir was Hübsches zum Anziehen finden.“

„Sehr gute Idee, Saku! Ich habe nichts anderes von dir erwartet.“
 

Zusammen verließen wir also wieder das Haus und draußen war es mittlerweile etwas kühler, sodass man nicht mehr dauernd nach Schattenplätzen suchen musste. Natürlich wieder munter schnatternd gingen wir durch die Straßen und schon bald waren wir im ersten Laden verschwunden. Unsere Shoppingtour dauerte bestimmt zwei Stunden und so war es bereits Abend, als Ino und ich wieder zurück waren. Meine Eltern hatten sich zwischendurch gemeldet und gefragt, ob auch alles in Ordnung war. Allerdings würden sie noch etwa zwei Wochen weg sein. Und meine geliebten Beschützer waren weiterhin allein mit mir im Haus, dachte ich entnervt.

Ino lief währenddessen im Haus herum und suchte nach möglichen versteckten Angreifern. Natürlich war das sehr nett von ihr, alles in allem aber lächerlich, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Itachi Uchiha sich unter mein Bett legen würde…Wahrscheinlich tat sie es eh nur um ihr Gewissen zu beruhigen, denn wirklich ernsthaft hörte sie sich dabei nicht an. Dauernd entdeckte sie etwas, das sie entweder total niedlich fand oder aber am liebsten gleich entsorgen würde. So vergingen weitere zwei Stunden und als ich auf die Uhr sah, war es schon halb neun. Wir machten uns etwas zu essen und es kam mir vor, als würden wir einfach nur einen Mädelsabend verbringen. Ino war aber auch das absolute Gegenteil von Neji und Sasuke…

„Saku! Hier schau mal, heute kommt ein total schöner Film im Fernsehen, den MÜSSEN wir sehen!“ Sie reichte mir die Fernsehzeitung und zeigte auf einen eingekreisten Text. Ein kitschiger Liebesfilm hatte mir gerade noch gefehlt aber ich ergab mich und machte uns grummelnd Popcorn.
 

Später lag Ino neben mir auf dem Sofa und schlief tief und fest. So etwas sollte meine Beschützerin gegen einen Nuke-Nin sein, was hatte Tsunade sich dabei bloß gedacht? Mir dagegen gefiel das sehr gut, es war fast so als wäre ich allein und ungestört. Leider musste ich zugeben, dass mich der Film, so unrealistisch und übertrieben er auch war, voll in seinen Bann gezogen hatte und ich unbedingt wissen wollte, wie es weiterging. Also saß ich vor dem Fernseher und sah fasziniert dabei zu, wie die Hauptdarstellerin sich gerade die Seele aus dem Leib weinte, weil sie von ihrem Angebeteten so hart zurückgewiesen worden war. Nach ein paar Minuten kam mir das irgendwie bekannt vor und ich überlegte, ob ich nicht umschalten sollte. Doch ich konnte mich nicht davon losreißen. Glücklicherweise kam ich aber doch zu dem Schluss, dass Sasuke mich zwar ähnlich behandelt hatte, ich dabei jedoch nicht so geblieben war, wie dieses Häufchen Elend, sondern mich weiterentwickelt hatte.
 

Ein leises Klopfen an der Terrassentür ließ mich aufschrecken. Sofort riss ich den Kopf herum und als ich nichts sehen konnte, weil draußen alles dunkel war, warf ich mich schnell neben Ino und brachte uns außer Sichtweite. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals bei dem Gedanken daran, dass wir beide hier wirklich völlig allein waren und bei einem tatsächlichen Auftauchen von Itachi nicht die geringste Chance gegen ihn hätten. Wenn Neji oder Sasuke bei uns wären, hätte ich mich tatsächlich wesentlich sicherer gefühlt aber wieder einmal musste ich mir selbst helfen.

Es klopfte wieder und ich riskierte einen Blick über die Sofalehne zum Fenster. Eine dunkle Gestalt stand davor, das konnte ich deutlich erkennen. Itachi würde sich doch eher anschleichen oder? Skeptisch betrachtete ich weiter den Schatten und suchte nach roten Augen, langen schwarzen Haaren oder einem Mantel mit roten Wolken darauf.

Doch die Gestalt sah ganz anders aus, groß, eng anliegende Kleidung, hell leuchtendes Haar…?

„Kakashi…?“, fragte ich misstrauisch, mehr zu mir selbst, als ich mich langsam der Tür näherte. Da konnte ich sein Gesicht erkennen und spürte, wie die Erleichterung mich überschwemmte. Schnell öffnete ich die Tür und sah ihn erwartungsvoll an.

„Kakashi, was machst du denn so spät noch hier? Ich dachte schon, du wärst… naja ist ja auch egal, was gibt es denn?“ Er machte ein ernstes Gesicht und blickte kurz zur auf dem Sofa schlafenden Ino. „Es ist nicht egal, du musst viel vorsichtiger sein, was das betrifft, ich könnte doch immer noch Itachi sein.“

„Ach was, er würde doch nie einfach so vor meiner Tür stehen.“, winkte ich ab.

„Du bist ein sehr gutgläubiger Mensch, ein Wunder, dass Tsunade dir nur Ino als Begleitschutz gegeben hat, selbst Neji hat kaum eine Chance gegen ihn…“

„Kakashi, jetzt mach da nicht so eine große Sache draus und vor allem, hör auf, Ino schlecht zu machen, sie ist ein ausgezeichneter Ninja.“ Er sah mich stirnrunzelnd an, dann trat er ein und ich schloss die Tür hinter ihm.
 

„Es tut mir leid, dass ich so spät noch störe aber vorhin war ja nun wirklich nicht der passendste Zeitpunkt für ein Gespräch…Können wir irgendwo allein reden?“

„Natürlich, komm mit nach oben in mein Zimmer, da sind wir zu zweit.“ Wir gingen zur Treppe und in meinem Zimmer schloss ich die Tür hinter uns und setzte mich auf mein Bett. Kakashi stellte sich ans Fenster und sah nach draußen.

„Also? Was möchtest du besprechen?“

„Wie viel weiß Ino jetzt?“ Er sprach zum Fenster und ich seufzte. Das hatte ich mir schon gedacht.

„Naja, also eigentlich so gut wie alles.“, sagte ich schnell.

„Wieso hast du mich davon abgehalten, ihr die Erinnerung wieder zu nehmen?“ Ich stand auf und stellte mich vor ihn, sodass er mich anblicken musste.

„Kakashi, noch einmal wollte ich diesen Fehler nicht machen. Ino kann überhaupt nichts dafür, dass sie an diesem Tag an der Gasse vorbei ging und uns sah. Allein wegen mir hast du in ihr Gedächtnis eingegriffen und das ist nicht fair. Sie ist meine beste Freundin und trägt keine Schuld, deshalb soll sie da nicht mit hineingezogen werden.“

„Aber jetzt ist sie involviert.“, sagte er ruhig.

„Involviert? Wie nett sich das anhört, wie eine Sache…“
 

Er packte mich sachte am Handgelenk und zog mich näher.

„Du weißt doch wie ich das meine.“ Mit Nachdruck befreite ich meine Hände und trat kopfschüttelnd einen Schritt zurück.

„Nein, ich weiß es gerade nicht. Und ich fürchte, dass genau das unser Problem ist. Oder eher meins.“

„Was meinst du?“ Er zog eine Augenbraue hoch.

„Ich meine, dass wir reden müssen. Dringend. So kann es auf jeden Fall nicht weitergehen.“ Als er etwas erwidern wollte, hörten wir beide die Stimme von Ino aus dem Wohnzimmer nach mir rufen.

„Du solltest besser wieder gehen, ich habe keine Ahnung wie Ino sich dir gegenüber jetzt verhalten wird.“ Er nickte und drehte sich zu meinem Fenster. Dann kam er nochmal zurück.

„Wir werden darüber reden, wenn du das möchtest. Ich bin ja auch dafür. Nur wann?“

„Bist du nicht auch mal für mich als Begleitschutz eingeteilt?“

„Doch bestimmt, aber erst in ein paar Tagen, Tsunade lässt mich noch nichts machen wegen dieser Verletzung.“

„Dann finden wir schon eine andere Möglichkeit.“
 

Inos Rufe von unten wurden langsam panisch und ich hörte Schritte auf der Treppe.

„Geh jetzt.“ Augenblicklich verschwand er aus dem Zimmer und war im nächsten Moment schon nicht mehr zu sehen. Da kam Ino außer Atem um die Ecke.

„Meine Güte, Sakura! Ich habe schon richtig Angst bekommen, wieso hast du mich schlafen lassen?!“

„Tut mir leid aber ich wollte dich nicht wecken, du sahst einfach zu niedlich aus.“ Mit heraus gestreckter Zunge baute ich Inos Bett auf und wenige Minuten später lagen wir schon im Dunkeln und ich hörte das leise, ruhige Atmen meiner Freundin. Ich dagegen brauchte noch etwas Zeit um einschlafen zu können…

„Lektion 1: Es kommt immer anders als man denkt“

Hey, meine Lieben, entschuldigt die Wartezeit, hier habt ihr auch schon das nächste Kapitel, viel Spaß^^
 

43 „Lektion 1: Es kommt immer anders als man denkt“
 

Mit einem Schrei schreckte ich hoch und sah mich hektisch um. Ino lag friedlich neben mir und schlief noch tief und fest, es war bloß ein Alptraum… Langsam beruhigte sich mein Atem wieder und ich war froh, Ino neben mir liegen zu haben. Jetzt verfolgte mich Itachi schon bis in meine Träume! Noch immer ein bisschen zitternd legte ich mich wieder zurück in mein Kissen, als mein Blick auf die Uhr fiel. Schon halb neun! Dabei wollte ich doch heute früh zu Tsunade um sie zu fragen, wann ich mal wieder zu einem Training kommen konnte, ob mit Kakashi oder ihr war eigentlich egal. Da dachte ich wieder an gestern Nacht. Kakashi und ich wollten reden, da hatte ich mir aber was vorgenommen…

Doch alles in allem hatte Ino schon Recht und ich war irgendwie sogar froh, dass jetzt alles rausgekommen war, die Sache mit Itachi, meine seltsame Beziehung zu Sasuke und Kakashi und auch die Geschichte mit dem Trank, obwohl das ja nur Tsunade wusste. Endlich hatte ich in all diesen Angelegenheiten jemanden, mit dem ich darüber sprechen konnte und das erleichterte mich ungemein.
 

Ich stand auf und zog mich an. Nachdem ich den Tisch in der Küche gedeckt hatte ging ich gleich wieder nach oben, um Ino zu wecken, doch das Bett war auf einmal leer. Verwirrt sah ich mich um und zuckte zusammen, als Ino mich von hinten in den Arm nahm und fröhlich lachte.

„Siehst du Saku, ich kann mich doch sehr gut und vor allem unauffällig um dich kümmern." Ich stimmte in ihr Lachen mit ein.

„Ja sicher kannst du das, ich habe nie etwas anderes von dir erwartet.“ Wir gingen nach unten und frühstückten gemütlich, dann erzählte ich ihr von meinem Plan, zu Tsunade zu gehen. Sie war sofort begeistert, verzog jedoch das Gesicht, weil sie allgemein eher Abstand von der Hokage hielt, die ja für ihre Wutausbrüche bekannt war. Oft sagte Ino mir, dass ich ihr darin schon sehr ähnlich war. „Na komm, es dauert bestimmt nicht lange, danach können wir machen, was du magst.“, lockte ich sie.

„Gut, das ist ein Wort. Dann lass uns mal losgehen.“, sagte sie voller Tatendrang, doch ich musste sie bremsen.

„Willst du dir denn nichts anderes anziehen?“ Sie sah an sich herunter und stellte fest, dass sie noch immer ihr kurzes, lila Nachthemd trug.

„Das ist eine gar nicht so schlechte Idee, obwohl man es auch für ein Sommerkleid halten könnte.“ Ich lachte mich kaputt, während sie grinsend nach oben ging. Nach ein paar Minuten war dann auch sie soweit und wir gingen los.
 

Schon bald erreichten wir den Hokageturm und waren erstaunt, so viele Leute davor zu sehen. Wir sahen uns erstaunt an und Ino ging auf einen Mann zu, der dicht bei uns stand und zur Tür des Turms sah.

„Entschuldigung, was ist denn hier los?“, fragte sie verwundert. „Habt ihr es denn noch nicht gehört? Junge Mädchen wie ihr sollten sich nicht mehr allein auf die Straßen wagen…“

„Aber was ist denn passiert?“, mischte ich mich nun ein.

„Ein Nuke-Nin wurde gestern Nacht von mehren Leuten hier gesichtet.“ Ich schluckte. Doch Ino stellte die für uns entscheidende Frage.

„Weiß man auch, wer das war?“

„Ich weiß nicht, ob euch der Name etwas sagt aber ich nehme es an, er kommt aus unserem Dorf. Und sein armer kleiner Bruder…“ Meine Beine fühlten sich auf einmal ganz taub an und ich schwankte leicht. Ino legte einen Arm um mich und sah noch immer zu dem Mann. „Sein Name ist Itachi Uchiha.“

„Nein…“ Ino und der Mann sahen zu mir. Doch ich wandte meinen Blick ab. Das konnte doch nicht sein…Hier? In Konoha? Direkt im Dorf? Ich hörte, wie Ino ihm noch ein paar Fragen stellte, doch es kam gar nicht wirklich bei mir an. Wieso hatte er dieses Risiko auf sich genommen? Und noch viel schlimmer…wenn er die Menschen nicht scheute…was schützte mich dann noch, wenn er wirklich hinter mir her war?
 

Die Menschen bildeten eine Gasse und erregten damit meine Aufmerksamkeit. Benommen nahm ich wahr, wie Tsunade persönlich mit drei oder vier ANBU auf uns zu kam und dabei die Menschen um sie herum völlig ignorierte. Als sie uns sah, blieb sie sofort stehen und lief dann eilig zu uns herüber. Im nächsten Moment wurde der Mann von den ANBU zurückgedrängt und Ino stand leicht verwirrt neben mir, während Tsunade mich an ihre Seite nahm und hinter ihr herzog. Ino folgte uns irritiert und sah mich fragend an, doch in ihrem Blick lag auch Sorge. Nachdem wir durch die Menschenmasse gekommen waren, lief Tsunade in einem schnellen Tempo die Treppe hoch und ich hatte Mühe, ihr zu folgen. Erst als wir in ihrem Büro angekommen und die ANBU vor der Tür stehen geblieben waren, schien sie etwas ruhiger zu werden, doch ihre Haltung war noch immer sehr angespannt. Ino stellte sich neben mich und sah mit großen Augen zu der Hokage. Diese lief jetzt vor ihrem Fenster hin und her, dann zwang sie sich dazu, sich hinzusetzen und bat uns dasselbe zu tun.

„Tsunade, was ist denn hier bloß los? Stimmt es, dass Itachi hier war? Wie hat er es geschafft zu entkommen? Was soll das alles?!“ Meine Stimme überschlug sich leicht und man konnte meine Panik hören, auch wenn ich mich bemühte, sie zu verbergen. Sie schloss einmal kurz die Augen und schien sich zu beruhigen. Dann sah sie mich an und begann zu sprechen.
 

„Sakura, ich habe keine Ahnung, wie er es geschafft hat wieder zu entkommen aber wir haben zehn verletzte ANBU und einen ganze Meute von Menschen, die ihn gesehen haben und jetzt vor meiner Tür stehen. Fakt ist, dass er hier war. Und ich bin sicher, dass du der Grund dafür bist.“ Hart schluckte ich und sah sie bittend an. Das Ganze stieg mir über den Kopf.

In ihren Augen sah ich Sorge, Mitleid, Ratlosigkeit und am allerschlimmsten, einen Funken Angst. Ob Angst um mich oder um etwas anderes, das war jetzt egal aber wenn die Hokage persönlich auch nur etwas Angst erkennen ließ, dann war das kein gutes Zeichen.

„Tsunade…“, flüsterte ich leise.

„Sakura, es ist in Ordnung Angst zu haben, dazu haben wir allen Grund, das müssen wir uns eingestehen. Ich weiß nicht, was er von dir will, was so wichtig für ihn ist, dass er dafür alles riskiert und sogar in sein Heimatdorf kommt. Ich kann es nicht verstehen! Dabei denke ich an nichts Anderes mehr! Was will er bloß? Was ist es?“ Mittlerweile schien sie eher zu sich selbst zu sprechen und sich wieder ihre Gedanken zu machen.

„Tsunade!“ Sie sah auf und erwiderte meinen Blick. „Was soll ich jetzt tun? Muss ich das Dorf verlassen?“ Meine Stimme war wieder ruhig und fester, als ich gehofft hatte. Ich straffte meine Schultern und schaute unverwandt zu ihr.

„Du meine Güte, nein! Das wäre das Schlimmste was du jetzt tun könntest…Du bleibst selbstverständlich hier. Aber deine Bewachung wird nun sehr viel größere Ausmaße benötigen…Ich denke, ich werde dir unsere besten Ninja dauerhaft zuteilen, das heißt sie werden sich die Wache nicht mehr teilen, sondern die ganze Zeit da sein.“ Gedankenverloren sah sie wieder aus dem Fenster.
 

„Hokage-sama?“ Inos leise Stimme erfüllte den mit angespanntem Schweigen gefüllten Raum. Tsunade drehte sich um. „Ihr habt wirklich keine Ahnung, was Itachi von ihr wollen könnte?“ Einen Moment sah sie Ino nur an, dann schüttelte sie sacht den Kopf. „Wer soll sie beschützen?“

„Ich weiß es noch nicht, auf jeden Fall aber Neji wenn möglich, natürlich Sasuke und sobald er wieder gesund ist auch Kakashi. Dazu vielleicht noch Naruto oder Shikamaru, wie es sich so ergibt. Aber ich werde mich bemühen, die besten für deinen Schutz zusammenzustellen…“

„Nein!“ Ich war aufgestanden und hatte Tsunade einfach unterbrochen, was ich normalerweise nie tun würde. „Das Dorf ist doch viel mehr in Gefahr, ich meine, hier leben einen Menge Menschen und die müssen beschützt werden. Natürlich brauche ich auch jemanden, der mich schützt, das sehe ich ein aber es dürfen nicht die besten Ninjas sein, die doch für das Dorf benötigt werden…“

„Du bist wie immer sehr um die anderen besorgt und stellst dich dabei in den Hintergrund. Aber diesmal musst du mir das überlassen, glaube mir, ich beschütze unser Dorf mit allen Mitteln aber da du auch dazu gehörst, bekommst du allen Schutz, den ich dir geben kann.“ „Bitte gib mir nicht so viele Ninjas. Wenn Itachi etwas wirklich will, ich fürchte dann bekommt er es auch. Da können wir nicht viel gegen tun.“ Sie schnaubte verächtlich.
 

„Dieser kleine Junge glaubt also tatsächlich, er bekommt immer was er will? Na da wird es aber Zeit, dass ihm jemand einen Strich durch die Rechnung macht! Ich lasse mich doch nicht zum Narren halten von einem überheblichen, arroganten, kalten, mörderischen, verrückten Uchiha-Spössling, der glaubt, niemand kann ihm das Wasser reichen! Wann immer ich kann, werde ich selbst mich um deine Sicherheit kümmern und ich hoffe beinah, dass dieser Mistkerl sich genau dann traut aus seinem Loch zu kriechen. Liebend gern würde ich ihn mir zur Brust nehmen und ihn dann, falls ich mich ausreichend zurückhalten kann, kurz vor der Besinnungslosigkeit den ANBU übergeben. Er soll es nur wagen, noch einmal hier aufzutauchen, das wird er sein Leben lang bereuen…“

„Ich danke dir, Tsunade.“ Verwundert sah sie auf. „Ich werde stark sein und ich werde mich dir anschließen, sollte er auftauchen, dann machen wir ihn fertig!“

Beide Frauen im Raum sahen mich verdattert an. Doch mich hatte meine Angst längst verlassen, bei Tsunades kleiner Kampfansage war mir klar geworden, dass wir es wirklich nur mit einem einzigen Gegner zu tun hatten, während auf unserer Seite einen Menge qualifizierter Ninjas standen. Es stimmte, dass Itachi es immer geschafft hatte, ihnen zu entgehen und auch die zehn neuen Verletzten sprachen für ihn, doch das musste ja nicht so bleiben. Wir mussten nur etwas Glück haben oder eher musste Itachi Pech haben und wir würden ihn fangen. Dann konnte ich endlich wieder in Ruhe schlafen…

„Sehr gut, genau die richtige Einstellung, Sakura.“ Tsunades Stimme holte mich aus meinen Gedanken. „Aber tu auf keinen Fall etwas auf eigene Faust, damit kannst du ihn nicht schlagen, es ist beinah unmöglich. Bedenke, dass man gegen sein Sharingan und das Tsukyomi mindestens zu zweit sein sollte und auch, dass er dieses neue Jutsu beherrscht, mit dem er die Körper anderer Menschen kontrollieren kann. Ansonsten kann es natürlich nicht schaden, wenn du dem Ganzen nicht ängstlich entgegen stehst. Die Situation ist äußerst angespannt aber wir bekommen das schon wieder hin.“ Zuversichtlich sah Tsunade uns beide an. Dann drehte sie sich wieder zum Fenster.

„Gut. Dein neues Beschützerteam sollte jeden Moment hier eintreffen, sie wurden alle bereits benachrichtigt. Nimm es dir gut zu Herzen, mach nichts im Alleingang!“ Ernst sah sie mich wieder an. Ich nickte. „Wann immer es etwas Neues gibt, lasse ich dir eine Nachricht zukommen, du tust bitte dasselbe, wobei dein Team auch diese Aufgabe erhalten wird. Mehr habe ich nicht zu sagen aber pass bitte gut auf dich auf.“

„Natürlich.“
 

Ein Klopfen an der Tür ließ uns in ihre Richtung sehen.

„Herein.“, sagte die ernste Stimme der Hokage und 14 Leute marschierten in das Büro. Erstaunt erkannte ich nur bekannte Gesichter, Sasuke, Naruto, Kakashi, Neji, Shikamaru, Lee, Hinata, Tenten, Kiba, Choji, Shino, Kurenai, Asuma und Gai. Nachdem immer mehr von ihnen hereinkamen wurde der sonst so geräumige Raum langsam eng und Ino und ich warfen uns erstaunte Blicke zu. Tsunade besah sich die Truppe und seufzte schwer.

„Ich habe doch gesagt, es sollen vier bis fünf Leute herkommen. Warum bitteschön sind jetzt genau 14 von euch hier?“

Naruto stellte sich nach vorn und nahm natürlich wieder kein Blatt vor den Mund. „Oma Tsunade, hier präsentiere ich dir das neue Sicherheitsteam von Sakura. Wir alle haben davon gehört, dass dieser ätzende Itachi heute Nacht wieder hier war und sind gern bereit dazu, Sakura mit unserem Leben zu beschützen.“ Das einstimmige Nicken trieb mir die Tränen in die Augen, die ich schnell wieder wegwischte, ich war gerührt, von so viel Sorge um mich und davon, dass sie alle mich beschützen wollten. Doch es war natürlich unmöglich, 14 Beschützer auf einmal zu haben. Also trat ich vor und zog gleich alle Blicke auf mich.

„Ich bin total gerührt davon, dass ihr alle euch so sehr um mich sorgt und das für mich tun wollt aber das kann ich nicht annehmen. Konoha muss ja schließlich auch beschützt werden, das wisst ihr doch alle.“ Tsunade trat neben mich und nickte zustimmend.

„Da hat sie ganz Recht, vier von euch werden sie beschützen, mehr nicht. Trotzdem bin auch ich beeindruckt von eurem Einsatz. Das ist wirklich eine große Leistung.“ Dann räusperte sie sich und besah sich die Truppe noch einmal genau.
 

„Sasuke, Kakashi, Naruto, Neji. Dabei bleibt es aber ab und an kann das Team natürlich ausgewechselt werden, vorausgesetzt diese fürchterliche Situation dauert länger als ich es mir erhoffe…Wie auch immer, ihr habt eine sehr wichtige Aufgabe und müsst permanent vorsichtig sein. Ich erwarte aber nichts anderes von euch, als das ihr Sakura bestens beschützen werdet.“

Dann drehte sie sich zu mir und richtete das Wort an mich. „Ich weiß, dass du in den letzten Jahren eine harte Ausbildung und ein noch härteres Training vollzogen hast, deshalb halte ich dich auch für eine äußerst starke Kunoichi unseres Dorfes. Ich gebe dir diese vier hier nicht als einzigen Schutz, das würde wahrscheinlich noch immer nicht ausreichen. Ich vertraue auch auf deine Fähigkeiten, dich selbst zu schützen und die Situation richtig einschätzen zu können. Und jetzt würde ich gern noch einen Moment mit dir allein sprechen. Alle, die nicht mit eingeteilt wurden gehen bitte zu Shizune, sie wird euch eure Aufträge geben. Ihr vier wartet vor der Tür.“
 

Nachdem alle gegangen waren und die Tür geschlossen war, setzte Tsunade sich auf ihre Fensterbank und bedeutete mir, mich daneben zu setzen. Erwartungsvoll sah ich sie an. Was wollte sie denn nur mit mir besprechen? Als sie lang seufzte und sich die Haare aus dem Gesicht strich schaute ich verwundert. Sie bemerkte meinen Blick und lächelte.

„Diese ganze Sache ist absolut kein Vergnügen…“, sagte sie sarkastisch. Dann wurde ihr Blick weich. „Aber vermutlich weißt du das am besten. Ich bin erstaunt, dass du alles so gefasst aufnimmst, ich selbst würde mich fühlen wie in einem goldenen Käfig aber so wie ich dich kenne, fühlst du dich bereits so.“ Ich schenkte ihr ein schwaches Lächeln, dann riss ich mich wieder zusammen.

„Ich weiß echt nicht, was ich getan habe, dass Itachi hinter mir her ist und noch immer weiß ich nicht, was er von mir will aber anscheinend lässt es sich nicht mehr leugnen, dass er tatsächlich MICH verfolgt. Klar, das ist nicht angenehm aber was soll ich schon tun? Es kommt mir so vor, als hätte ich mich bereits tausendmal gegen ihn gewehrt und versucht gegen ihn zu kämpfen aber er ist ja doch so viel stärker als ich, nur einen kleinen Kratzer konnte ich ihm zufügen…“

„Gerade dieser Kratzer unterscheidet dich von dem willenlosen Opfer und macht dich zu einer ernsthaften Gegnerin für ihn. Was auch immer in seinem Kopf vorgeht und was auch immer er von dir will, du machst es ihm nicht leicht, ganz und gar nicht. Du hast ihn verletzt! Wer kann schon von sich behaupten, Itachi Uchihas Blut gesehen zu haben?“ Sie lächelte grimmig. „Was ich eigentlich mit dir besprechen wollte war aber etwas anderes.“ Auf einmal sah sie mich mit wachen Augen an.
 

„Es ist eine Weile her, seit wir uns das letzte Mal darüber unterhalten haben aber du weißt es sicher noch ganz genau.“ Meine Augen weiteten sich.

„Der Trank?“ Sie nickte. „Aber was…hat er etwas damit zu tun, dass alles so furchtbar schief läuft?“, fragte ich ungläubig.

„Ich habe eine Vermutung. Das Auftauchen von Itachi passt in die Zeit, in der du den Trank getrunken hast und erste Auswirkungen festelltest.“ Ich nickte langsam. „Wir haben keine Ahnung was er bewirkt, bisher können wir einfach nur Hypothesen aufstellen, die eine verrückter als die andere. Aber ich bin mir mittlerweile fast sicher, dass Itachi von dem Trank beeinflusst wurde. Er kennt dich doch nicht wirklich, oder? Er ist dir vorher nie begegnet? Warum dann dieser plötzliche Sinneswandel? Und wieso genau zu der Zeit, in der Sasuke entführt wurde? Diese Fragen und noch viel mehr gehen mir seit einiger Zeit durch den Kopf. Bisher habe ich allerdings nicht besonders viel Erfolg gehabt, was meine Nachforschungen zu dem „Spiegelsilber“ betrifft. Auch jetzt werde ich kaum Zeit haben, mich weiter darum zu kümmern, immerhin spielt jetzt auch erstmal dein Schutz die größte Rolle, doch wenn wir dahinter kommen wollen, was das alles mit sich auf sich hat, dann müssen wir das „Spiegelsilber“ ergründen.“

„Aber wer soll das tun? Du wirst mich wohl kaum gehen lassen, während Itachi scheinbar nur darauf wartet, dass ich wieder aus dem Dorf komme… Und du hast viel zu viel zu tun, was also schlägst du vor?“

„Ich halte es für keine gute Idee, noch jemanden einzuweihen, deshalb müssen du oder ich gehen. Momentan ist das unmöglich aber sobald es eine Gelegenheit dazu gibt, werden wir sie nutzen.“ Nachdenklich sah sie aus dem Fenster.
 

„Das war vorerst alles, jetzt muss ich dich wieder an deine lieben Schutzbefohlenen abgeben und nimm es mir nicht übel, dass ich dich mit vier Männern einfach in deinem Haus einsperre aber ich denke, du bist eine starke Frau, die damit locker fertig wird, nicht umsonst hast du bei einer Frau wie mir gelernt.“ Da brach ich in Lachen aus. Leicht verwundert aber erfreut über diesen plötzlichen Ausbruch stimmte sie mit ein und für einen Moment sah alles gar nicht mehr so schlimm aus. Noch einmal nahm sie mich in den Arm und flüsterte, „Ich bin stolz auf dich.“ Dann setzte sie wieder ihre ‚Tu-was-ich-dir-sage-oder-die-Hokage-bestraft-dich-Miene‘ auf und ich ging zur Tür.

Im Gang warteten die vier auf mich, Naruto ging hibbelig auf und ab, Neji hatte sich an die Wand gelehnt und lässig hingesetzt, Sasuke tat dasselbe im Stehen und Kakashi stand direkt neben dem Türrahmen. „Okay, können wir gehen?“, fragte ich munter. Allgemeines Nicken und Stille. Ich blickte von einem zum anderen.

Alle hatten einen lässigen, unbeteiligten Blick aufgesetzt, abgesehen von Naruto, der mich anstrahlte. Nicht gerade begeistert sah ich sie an. Da hatte ich ja eine tolle Zeit vor mir…

„Lektion 2: Ein Haus, vier Männer, eine Frau, Chaos“

Vielen Dank für die lieben Kommis, die Meinungen sind ja doch recht verschieden^^

Auf jeden Fall geht es jetzt weiter, ich habe noch zwei Kapitel Vorsprung, also haltet euch ran, dann lade ich schnell die nächsten hoch ;-)

Jetzt wieder viel Spaß, *Knuddl*
 

44 „Lektion 2: Ein Haus, vier Männer, eine Frau, Chaos“
 

Ich schlug mir das Kopfkissen über den Kopf und war kurz davor hinein zu schreien. Ganz ruhig, sagte ich zu mir selbst. Das war doch nicht möglich! Naruto lief seit mindestens einer halben Stunde durch das Haus und seit fünf Minuten stand er jetzt vor meiner Tür, hämmerte dagegen und rief munter meinen Namen. Ich war kurz davor durchzudrehen!

Seit wir aus dem Hokageturm zu mir gegangen waren, mit zwei Eisklötzen, einem Superchaoten und einem büchervernarrten Sensei, musste ich mich schon sehr stark beherrschen, um nicht laut zu schreien und ein paar Gräben zu schlagen. Aber irgendwann war das Fass voll und ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Gerade als man ein dumpfes „Saku-chan, ich habe so einen Hunger, steh doch auf!“ hören konnte, war das Maß voll. Ich warf einen Seitenblick auf meinen Wecker, es war erst zwanzig nach sieben an einem Samstag, und da konnte ich echt nicht mehr.
 

Ich sprang auf, holte tief Luft und wollte zurückbrüllen, als ich mir ein panisches Aufkreischen nicht verkneifen konnte, weil ich eine Gestalt auf meinem Zimmerboden entdeckt hatte. Augenblicklich warf ich mich zurück ins Bett und zog die Decke bis zum Kinn. Mit großen Augen beobachtete ich, wie diese Person sich nach meinem Schrei langsam aufrappelte und verschlafen die Umgebung wahrnahm. „Kakashi! Was machst du hier in meinem Zimmer?!“, fragte ich ungläubig.

„Guten Morgen, Sakura. Wie charmant, mich so liebevoll zu wecken.“ Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht, obwohl er seine Maske aufgesetzt hatte. Verdattert starrte ich ihn an und bemerkte, wie sich ein Rotschimmer auf meine Wangen legte, als ich seine Worte verstand. Da kam die Wut zurück.

„Was bildest du dir eigentlich ein, dich hier bei mir einzunisten und mich zu Tode zu erschrecken?! Was machst du hier?“ Mit zornig funkelnden Augen fixierte ich ihn. Er setzte sich auf und sah amüsiert zu mir.

„Du scheinst ja nicht gerade ein Frühaufsteher zu sein…“

Ich warf ein Kissen nach ihm, das er lachend abfing. „Ist ja schon gut, ich habe die Erlaubnis all deiner anderen drei Beschützer mich hier in deiner Sperrzone aufzuhalten.“ Ich schnappte nach Luft.

„Wie bitte?!“

„Gestern hast du dich vehement dagegen gewehrt, dass einer von uns hier bei dir schläft, da haben wir dir ja auch deinen Willen gelassen. Als du dann aber schon eine Weile geschlafen hast, haben wir uns umentschieden und beschlossen, dass zumindest einer von uns auch in der Nacht direkt neben dir bleiben muss. Weil wir uns so sehr um deine Gesellschaft gerissen haben, musste das Los entscheiden, wir wollten schließlich fair sein und vor dir sitzt der glückliche Gewinner.“
 

Einen Moment war ich tatsächlich sprachlos. Ich machte den Mund auf und fand nur mühsam Worte, um mich auszudrücken.

„Was zum…!? Ihr habt…WAS!!!???“ Kakashi war absolut begeistert von meiner Reaktion, seine Laune hätte nicht besser sein können. „Kakashi!! Das ist mein Zimmer!“, brüllte ich. Das permanente Klopfen an der Tür stoppte abrupt. Ich richtete mich auf und stellte mich vor ihn.

„Ihr habt das gesamte Haus eingenommen, überall seid ihr, nirgends bin ich allein, draußen folgt ihr mir auf Schritt und Tritt und ihr bekommt alles, absolut alles mit was ich tue! Dieses Zimmer ist mein Refugium, hier will ich ALLEIN sein und außerdem habe ich ausdrücklich gesagt, dass ich hier ALLEIN schlafe!! Verdammt, was bildet ihr euch ein, ihr könnte jawohl nicht über alles bestimmen!!!“ Ich war so richtig wütend, mein Zorn hatte sich angestaut und suchte nun verzweifelt nach einem Ventil. Offensichtlich war Kakashi nicht nur der sogenannte „Glückliche“, der bei mir schlafen durfte, nein, er war auch der „Glückliche“, der jetzt meine Wut zu spüren bekam. „Ich will hier meine Ruhe haben, niemand von euch schläft hier, nicht mal Naruto!“ Langsam beruhigte ich mich wieder.

„Ich würde gern sagen, dass es mir leid tut und dass wir deinen Wunsch in Zukunft respektieren werden aber da muss ich dich enttäuschen…“ Kakashi nutzte einen Moment, in dem ich Luft holte und meine Rede unterbrach. „Wir sollen dein Leben beschützen und dafür müssen wir immer in deiner Nähe sein. Daher werden wir auch oder eher besonders über deinen Schlaf wachen. Aber du solltest dir das Ganze nicht so sehr zu Herzen nehmen, immerhin schläft immer nur einer hier bei dir.“

„Wenn du jetzt erwartest, dass ich Freudensprünge mache, dann hast du dich aber verdammt geschnitten…“, zischte ich durch zusammengebissene Lippen.
 

Ich ging zu meinem Schrank, schnappte mir ein Top und eine kurze Hose, stapfte zur Tür und riss sie auf. Ein erschrockener Naruto fiel mir entgegen und ich ignorierte ihn gekonnt und stolzierte zum Bad. Mit einem lauten Knall schloss ich die Tür hinter mir und lehnte mich dagegen.

Was hatte ich bloß getan, dass ich so etwas ertragen musste? Ich war niemand Besonderes, einfach Sakura Haruno und doch musste ich mein Leben von jetzt an für unbestimmte Zeit mit vier Ninjas meines Dorfes teilen, die absolut alles davon kannten oder zumindest kennen würden, sobald das Ganze länger als ein paar Tage dauern würde. Itachi, dieser verdammte Mistkerl war an allem schuld und ich wünschte mir, er wäre nicht entkommen, als die ANBU im Wald zu Sasuke und mir gekommen waren. Vielleicht wäre dann alles anders gelaufen…

Murrend ging ich zu meinen Spiegel, putzte meine Zähne und zog mich an. Als ich mich dann genauer betrachtete fiel mir wieder dieser verfluchte Biss an meinem Hals ins Auge. Ein hübsches Souvenir, das Itachi allgegenwärtig machte. Ich ärgerte mich, dass er es schaffte, mich so sehr zu beeinflussen, dass ich übellaunig und zickig wurde. Normalerweise war ich gut gelaunt und freundlich aber nach diesem Vortrag für Kakashi hatte ich leichte Schuldgefühle, weil doch wirklich keiner meiner Beschützer etwas dafür konnte, hier mit mir eingesperrt zu sein. Sie konnten sich sicher auch etwas Besseres vorstellen…
 

Mit dem Vorsatz, mich von jetzt an besser zu benehmen, öffnete ich die Tür des Badezimmers und trat in den Flur. Kakashi lehnte an der Wand neben dem Rahmen und sah zu mir.

„Darf ich die Dame dann nach unten begleiten oder muss ich mich wieder vor herumfliegenden Gegenständen in Acht nehmen?“ Mein Blick verdunkelte sich aber ich hielt mich zurück.

„Tut mir leid, dass ich dich so angeschrien habe…“, grummelte ich. Erstaunt sah er auf. „Ihr könnt nichts dafür, dass ihr mich dauernd um euch haben müsst, also werde ich mich von jetzt an benehmen und es euch etwas leichter machen.“ Da lachte er laut auf. Diesmal war es an mir, ihn erstaunt anzuschauen. Ich runzelte die Stirn. „Also, sagen wir es mal so.“, sagte er, als er meinen skeptischen Blick bemerkte.

„Naruto ist absolut glücklich hier bei dir, allein schon das Abendessen gestern hat ihn davon überzeugt, dass er für immer bleiben möchte.“ Meine Augenbrauen rutschten tiefer nach unten. „Neji hat kein Problem damit hier zu sein, er kommt gut mit dir aus und erfüllt einfach seinen Auftrag.“ Ich seufzte. „Tja und Sasuke ist sowieso schon dein Leibwächter, die Situation jetzt ist kaum anders für ihn.“

„Wie meinst du das denn?“, fragte ich verwirrt.

„Ganz einfach. Als wir auf unserer Mission waren und ich bereits verletzt war, tauchte er auch im richtigen Moment auf und rettete dein Leben. Er ist also vertraut damit und macht es bestimmt sogar freiwillig.“ Ärgerlich stieß ich meinen Ellbogen in seine Seite.
 

Dann breitete sich ein großes Grinsen auf seinem Gesicht aus. Ich ahnte Böses. „Tja und ich…ich mache das Ganze sowieso nur um in deiner Nähe zu sein…“ Er beugte dich zu mir herunter und flüsterte mir seine Worte ins Ohr. Augenblicklich lief ich rot an und schubste ihn weg. Vergessen war mein eben gefasster Vorsatz, mich zu benehmen.

„Ich werde verrückt mit euch um mich herum! Wie soll man das bitte aushalten?!“ Mit diesen Worten hastete ich die Treppe nach unten und kam in die Küche. Dort saßen Sasuke und Neji und sprachen kein Wort. Ein entnervtes Stöhnen konnte ich mir gerade noch verkneifen, dann begutachtete ich das vorbereitete Frühstück. Nichts. Nicht einmal Geschirr auf dem Tisch.

„Ich fasse es nicht, ihr könntet doch zumindest den Tisch decken, ich bin nicht eure Dienstmagd, ich bin diejenige, die ihr beschützen sollt und da habt ihr die Aufgaben und nicht ich!“
 

Mit diesen Worten, ohne noch etwas wahrzunehmen, drehte ich mich um, schlüpfte in meine Schuhe, nahm den Haustürschlüssel und riss die Tür auf. Als ich einen Schritt nach draußen machen wollte, wurde ich von hinten gepackt und zurückgezogen. Wie eine Furie zappelte ich herum, doch der Griff lockerte sich nicht. Ich blickte nach hinten und sah in Sasukes dunkle Augen. Er drehte mich zu ihm, ließ mich jedoch nicht los.

„Wo willst du hin?“, fragte er ruhig. Ich starrte ihn an, suchte nach etwas, das ich nicht finden würde und versuchte, mich zu beruhigen. Für einen Moment schloss ich die Augen. Als ich sie öffnete, war ich die Ruhe selbst, mit einem ebenso kalten Gesichtsausdruck wie er.

„Lass mich los.“

„Nein. Sag mir, wo du hinwillst.“

„Ich denke gar nicht dran. Nimm deine Hände weg, sonst schlage ich alles zusammen, egal ob ich hier wohne oder nicht.“ Er zog eine Augenbraue hoch und sagte nichts. Also versuchte ich einen Arm zu lockern, doch sein Griff war wie ein Schraubstock.

„Du weißt, dass ich auch mit meinen Füßen den Boden spalten kann?“

„Natürlich.“ Doch bevor ich einen Tritt wagen konnte, warf er mich über seine Schulter und meine Beine hingen in der Luft. Ich stöhnte absolut entnervt auf.

„Jetzt lass mich schon runter, ich bleibe ja aber ich würde gern auf meinen eigenen Beinen stehen.“ Er versicherter sich mit einem Blick und stellte mich wieder auf den Boden. So würdevoll wie möglich sah ich ihn an und ging dann zurück in die Küche.
 

Nach einer Stunde hatten alle gegessen und Naruto half mir gezwungenermaßen mit dem Abwasch. Während er vor sich hin grummelte überlegte ich mir, wie ich bloß für ein paar Stunden entkommen konnte um ein wenig allein zu sein. Dass ich meine Freiheit so sehr brauchte, hätte ich nie gedacht aber ich hatte bereits gestern Abend festgestellt, dass ich unbedingt so schnell wie möglich aus dieser Situation heraus musste, wenn ich nicht völlig durchdrehen wollte. Ich wusste, wie wichtig mein Schutz war und dass das alles nur zu meinem Besten war aber ich konnte nicht dagegen an, dass ich ein bisschen Ruhe brauchte. Und Tsunade würde mir das nie erlauben. Also musste ich heimlich entkommen. Nur wie?
 

Entschuldigt bitte, dass Saku so durchdreht aber sie hat auch mal nen schlechten Tag ;-)

"Lektion 3: Go Sakura!"

Hey, schon wieder 6 Kommis für das letzte kapitel, wir steigern uns ;-)

Hier gehts weiter, dieses Kapitel ist auch nicht so besonders aufregend aber das nächste gefällt mir wieder ziemlich gut, also beeilt euch und lest es, dann stelle ich es vllt noch heute on^^ Ganz liebe Grüße, PinkLady18
 

45 „Lektion 3: Go Sakura!“
 

Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, dass Naruto mich die ganze Zeit mit seinem Gejammer nervte und meine Gedanken störte. Natürlich machte es keinen Spaß abzuwaschen aber immerhin mussten wir das trotzdem machen, wenn wir weiterhin saubere Teller haben wollten. Ich seufzte schwer. Das hier war das reinste Irrenhaus und mein Plan, hier zumindest für ein paar Stunden wegzukommen, war mir wichtiger denn je.

„Stimmt etwas nicht, Sakura-chan?“ Ich sah auf und bemerkte Narutos besorgten Blick. Er sah so niedlich aus, dass selbst ich, egal wie verrückt mich das alles hier machte, lächeln musste.

„Es ist alles bestens, Naruto. Komm, ich mach den Abwasch für dich mit, es ist ja nicht mehr viel.“

„Ach aber das kann ich doch nicht machen. Du machst uns schon so leckeres Essen, da kann ich zumindest hier mithelfen.“ Er versuchte ein schiefes Lächeln aber man sah deutlich, dass er lieber etwas anderes machen wollte.

„Das ist echt lieb von dir aber das geht schon, immerhin könnten die anderen dich ja auch mal ablösen, du bist bisher der Einzige, der sich als Hilfe angeboten hat.“ Hatte er zwar eigentlich nicht aber das war jetzt auch egal…

„Wirklich?“ Seine Miene hellte sich auf. Ich nickte.

„Ja, wirklich. Ich mach das schnell zu Ende.“ Mit einem letzten prüfenden Blick trocknete er sich die Hände ab und ging aus der Küche. Gerade wollte ich den Kopf wieder hängen lassen, als er nochmal zurück kam. Augenblicklich sah ich wieder hoch und mein aufgesetztes Lächeln gefror langsam.

„Sakura!“

„Ja?“

„Du hast etwas gut bei mir, versprochen.“ Erstaunt sah ich ihn an. „Ist doch nicht nötig…“

„Ich möchte es aber, das ist das Mindeste.“, sagte er ernst.

„Na gut, wenn du meinst. Ich danke dir.“ Mit einem Kopfnicken verschwand er aus der Küche.

Und diesmal ließ ich den Kopf wirklich hängen.
 

Laut seufzte ich und lehnte meine Stirn gegen die Schranktür. Irgendwie war es doch ganz nett gewesen, wenn ich allein hier war und meine Eltern auf einer Reise. Bisher war mir noch nie aufgefallen, wie viele Möglichkeiten sich mir zu diesem Zeitpunkt geboten hatten, doch jetzt bemerkte ich es deutlich. Ich fühlte mich, als wären überall Kameras angebracht…

Zu Tode erschrocken wollte ich schreien, als ich plötzlich eine Stimme direkt neben meinem Ohr hörte, doch mir wurde der Mund zugehalten. Mit schreckgeweiteten Augen drehte ich mich um und sah in das Gesicht von Sasuke.

„Hey Saku-chan.“ Sofort verfinsterte sich mein Blick.

„Seit wann nennst du mich denn so?“ Ein amüsiertes Grinsen auf seinem Gesicht ließ mich entnervt wieder auf das nasse Geschirr sehen.

„Ach, nur so eine Laune. Ich habe gehört, du könntest Hilfe gebrauchen?“ Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn wieder an. „Das musst du erst hören, bevor du davon weißt? Also ich sehe hier eine ganze Menge Arbeit, die nur so schreit aber das muss wohl eine typisch männliche Eigenschaft sein, dass ihr diese Sprache nicht versteht.“ Ein Funkeln in seinen sonst so kalten Augen sagte mir, dass er sich köstlich unterhielt.

„Es ist wirklich schade, dass dein Bild von der männlichen Bevölkerung so aussieht. Offensichtlich hast du einen äußerst schlechten Eindruck von uns.“ Ich konnte nicht umhin, die Augen zu verdrehen.

„Meine Güte, hat dir schon mal jemand gesagt, dass du eine wirklich außergewöhnliche Beobachtungsgabe hast? Mir wäre dieses Verhalten niemals aufgefallen aber du machst dich gut darin, was hat mich verraten?“
 

Mir war klar, dass meine Reaktion völlig überzogen war aber Sasuke kam genau richtig um bei irgendjemandem meinen Frust abzuladen. Er war in die Küche gekommen, nicht ich zu ihm. Außerdem war ich überzeugt davon, dass ich ihm mit so harmlosen Dingen nicht schaden konnte. Sein großes Ego kam damit locker klar, was er mir mit seinem nächsten Satz sofort bewies.

„Deine verspannte Haltung, dein genervter Blick, deine hektischen Bewegungen, dein außergewöhnlich lautes Seufzen und nicht zu vergessen, dein absolut ironischer Unterton.“ Bei so viel Dreistheit war selbst ich einen Moment sprachlos.

„Sasuke, was willst du? Ich trockne ab wie du siehst, wenn es nicht wichtig ist, dann lass mich weitermachen.“

Ich hatte mich wieder von ihm weggedreht, um den nächsten Teller aufzunehmen, doch im selben Moment wurde ich von ihm gepackt und an die Wand gedrängt. So stand ich ihm gegenüber und sah direkt in seine schwarzen Augen, diesmal erfüllt von einem Glanz, den ich selten bei ihm sah. Misstrauisch sah ich ihn an und blickte dann vorwurfsvoll auf seine Hände um meine Hüfte.

„Ich hoffe, du hast eine sehr gute Erklärung hierfür, damit ich nicht meine Drohung von vorhin wahrmachen muss.“, sagte ich leise. Er lehnte sich noch ein Stück vor und unterbrach dabei nicht unseren Blickkontakt.

„Du willst mir nicht wehtun, selbst wenn du es könntest…“

„Sag das nochmal.“ Überheblich grinsend sah er mich an und selbst wenn ich zu viel darin hinein interpretierte, ich sah es als eine Herausforderung. Außerdem war der Zeitpunkt wirklich ungünstig, um mich zu reizen.
 

„Wenn du so davon überzeugt bist, Sasuke-kun…“, säuselte ich leise in sein Ohr. „…dann wird es Zeit dir das Gegenteil zu beweisen!“

Mit einem Tritt auf seinen Fuß hatte ich ihn dazu gebracht, seine Hände wegzunehmen, doch er war noch immer zu aufmerksam, als dass ich ihn wirklich treffen könnte. Das war so gar nicht meine Art, doch ich dachte überhaupt nicht mehr über mein Handeln nach, ich lehnte mich zu ihm vor, während er mich misstrauisch musterte, jedoch nicht zurückwich. Kurz bevor unsere Lippen sich treffen konnten, packte ich ihn am Arm und schleuderte ihn über meine Schulter. Ich war überrascht, dass ich ihn wirklich so weit gebracht hatte, seine Aufmerksamkeit genug zu vernachlässigen aber diesen Trick würde ich vermutlich nie wieder anwenden können. Sasuke landete auf seinen Füßen und wie durch ein Wunder ging nichts in der Küche kaputt, doch als ich mich zu ihm umdrehte, war er wieder einmal verschwunden. Bevor ich nach ihm Ausschau halten konnte, hatte er mich wieder in einem festen Griff und ließ mir diesmal nicht so viel Freiraum wie vorher. Als ich wieder aufnehmen konnte, was um mich herum passierte, hatte ich erneut die Wand im Rücken und Sasuke direkt vor mir.

„Das war bei Weitem nicht deine ganze Kraft aber ein durchaus niedlicher Versuch.“

„Es reicht langsam, lass mich los!“, zischte ich.

„Warum bist du denn bloß so gereizt, du weißt doch, dass ich stärker bin als du?“

„Bilde dir bloß nicht immer so viel auf deine Kraft ein. Das nervt langsam aber sicher…“ Er musterte mich einen Augenblick, dann breitete sich ein Grinsen um seinen Mund aus. „Sakura…“

Wieder kam er mir näher, doch bevor er sich auch nur das kleinste bisschen meinem Hals oder Gesicht nähern konnte, hob ich meine Hand und stoppte ihn.
 

„Das ist auch eine Sache, die langsam nervt.“

„Und was meinst du bitte?“

„Es nervt, dass du glaubst, du kannst mich küssen wann immer du willst oder an irgendwelche Bäume oder Wände drängen und deine Stärke demonstrieren. Ich habe keine Lust mehr darauf.“, sagte ich schlicht. Doch er hörte noch immer nicht auf zu grinsen.

„Ach ja…?“ Er lehnte sich vor, obwohl ich versuchte, ihn mit meiner Hand daran zu hindern. Dabei konnte ich seinen Atem auf meiner Haut spüren und als er kurz vor meinem Hals innehielt, spürte ich eine Gänsehaut. Verräterischer Körper…Sein Grinsen wurde breiter. „Du lügst.“

„Nein. Lass mich los, ich will nach oben gehen.“ Ich raffte so viel wie möglich an Würde zusammen und schaffte es, ihn von mir wegzudrücken.

Ohne ihn noch einmal anzusehen, ging ich nach oben, in meinem Zimmer schmiss ich mich auf mein Bett und schloss die Augen. Eins war klar, ich musste hier weg und zwar möglichst bald. Nur wie sollte ich vier so starke Ninjas wie meine Beschützer täuschen? Was konnte zwei Sharingan- und einem Byakuuganträger verborgen bleiben, damit es mir möglich wurde, aus dem Haus zu kommen, ohne dass sie es bemerkten? Ein Trank? Oder ein Jutsu? Aber welches? Lange grübelte ich darüber nach, nach ein paar Stunden hatte ich jedoch noch immer keine gute Idee. Ich stellte mich vor mein Fenster und sah nach draußen. Entnervt strich ich meine Haare zurück und atmete laut aus. Nachdenklich ließ ich meinen Blick durch mein Zimmer schweifen und bemerkte die Matte auf dem Boden, auf der Kakashi geschlafen hatte. Ich war absolut nicht damit einverstanden, dass einer der vier immer hier bei mir schlafen sollte, doch was, wenn ich gerade das ausnutzen würde? Schließlich waren die anderen dann nicht mehr ganz so aufmerksam, weil sie sich auf den einen in meinem Zimmer verlassen würden…Nur waren sie dennoch nicht blind und würden mein Fehlen bestimmt bald bemerken. Und wie sollte ich denjenigen außer Gefecht setzen?
 

Mein Gewissen mischte sich ein, konnte ich denn wirklich ihr Vertrauen ausnutzen, um etwas zu tun, was alle mir strengstens untersagt hatten? Konnte ich es verantworten, wenn sie wegen mir Ärger bekämen? Ich biss mir auf die Lippe. Es sollte doch bloß für ein paar Stunden sein, einfach um ein bisschen für mich zu sein. Keiner konnte mir das mit reinem Gewissen erlauben, also musste ich es selbst tun, ich konnte immerhin auf mich selbst aufpassen und warum sollte Itachi in Konoha aufkreuzen, wo die Sicherheitsmaßnahmen des Dorfes mittlerweile extrem erhöht worden waren? So verrückt konnte doch nicht mal er sein, er hätte keine Chance. Dieser Gedanke beruhigte mein Gewissen ein wenig und wieder schlich sich die Frage ein, was genau er eigentlich von mir wollte. Doch diesmal ließ ich sie gar nicht erst zu, sondern konzentrierte mich auf meinen Fluchtplan.

Wie sollte ich mich herausschleichen? Ich konnte mit Sasuke, Naruto oder Neji rechnen, wenn es darum ging, heute meine „Nachtwache“ zu übernehmen. Im selben Moment fiel mir ein, dass ich vorhatte trainieren zu gehen, wenn ich allein war und dass das im Dunkeln nicht besonders effektiv sein würde. Außerdem wollte ich Itachi auch nicht unbedingt herausfordern, indem ich nachts aus dem Dorf ging. Also musste ich tagsüber wegkommen…Wie nur?

Ich ging in meinem Zimmer auf und ab. In diesem Fall hatte ich bereits wieder vier Männer abzulenken und dass war absolut nicht leicht. Jeder von ihnen war sehr aufmerksam, sie von mir zu trennen war bereits unmöglich, ich verzweifelte so langsam…
 

Ich sah auf, als ich ein Klopfen an der Tür hörte. „Ja?“

Die Tür öffnete sich und herein kam Sasuke. Abwartend sah ich ihn an.

„Tsunade hat sich bei und gemeldet.“ Er hielt einen Moment inne, in dem ich ungeduldig wurde. „Sie muss drei von uns abziehen, es gibt große Probleme im Norden und obwohl es strikt gegen ihr Gewissen geht, lässt sie nur noch einen von uns hier.“ In meinem Kopf schwirrten die Gedanken, einerseits Erleichterung, weil ich mich so nicht mehr so stark beobachtet fühlen würde, andererseits leichte Sorge, was diese eine Person betraf…Sasuke schien das zu merken und sah mich wissend an.

„Wer bleibt hier?“, fragte ich mit Möglichst unbeteiligter Stimme.

„Ich.“ Erstaunt sah ich zur Tür, durch die im selben Moment Kakashi kam. Sasukes Blick verfinsterte sich.

„Kakashi?“ Er lächelte und kratzte sich am Kopf.

„Tsunade hat mich ausgesucht, weil ich angeblich noch etwas länger im Dorf bleiben soll, wegen meiner Verletzung.“

„Und wann müssen die anderen weg?“ Ich schaute wieder zu Sasuke. Sein Blick war kalt und emotionslos, wie sonst auch immer und ich zuckte unmerklich etwas zusammen.

„In einer Stunde, das heißt, wir machen uns jetzt auf den Weg um unsere Sachen zu packen.“

Es sah aus, als ob Sasuke nicht gehen wollte, doch nach einem langen Schweigen drehte er sich um und winkte mir lässig zum Abschied. Dass er Kakashi ein „Pass ja gut auf sie auf!“ zuzischte, bekam ich nicht mehr mit.
 

So plötzlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich wieder nur eine Person als Beschützer hatte, doch ich war auf jeden Fall erleichtert. Leider mischte sich nun auch Sorge dazu, denn einige meiner Freunde schienen mit in den Norden gehen zu müssen und wenn Tsunade dafür sogar meine Beschützer abzog, dann war es offensichtlich sehr gefährlich. Der Gedanke machte mich wütend, ich war kerngesund und durfte doch nicht mit ihnen gehen, weil Tsunade mich niemals aus dem Dorf lassen würde, bis…ja, bis wann eigentlich? Ich sollte hier doch wohl nicht für immer verschimmeln, nur weil Itachi sich nicht fangen ließ?

Ich erschreckte mich leicht, als ich bemerkte, dass Kakashi vor mir stand.

„Ich würde auch gern mit ihnen gehen aber Tsunade lässt uns beide nicht, da können wir lange betteln…“ Ich sah zu ihm hoch.

„Itachi wird doch noch ewig entkommen können. Sie kann mich hier doch nicht einsperren, bis ich alt und grau bin!“ Plötzlich bemerkte ich die Zweideutigkeit in meinem Satz und korrigierte mich schnell. „Alt und schrumpelig, meine ich natürlich. Graue Haare sind ja schließlich nicht nur bei den alten Menschen vertreten, ich meine…also…“ Irgendwie verhaspelte ich mich und machte es nur noch schlimmer. Aber Kakashi lachte auf einmal laut los und ließ mich erleichtert aufatmen.

„Ist schon gut, meine grauen Haare sind mein Markenzeichen, ich fühle mich deshalb nicht alt. Aber ich kann verstehen, was du meinst. Natürlich willst du nicht im Dorf bleiben, nur weil Itachi dich scheinbar verfolgt. Im Moment hast du jedoch keine andere Wahl, es ist zu gefährlich und das musst du einsehen, auch wenn das alles schwer fällt.“

„Ich will trainieren gehen! Ich will stärker werden, noch stärker als bisher, dann kann ich mich selbst gegen ihn verteidigen, aber ich darf ja noch nicht mal auf den Trainingsplatz! Wie soll man das bitte aushalten?“ Mit Mühe bekam ich meine Wut wieder unter Kontrolle.
 

„Wer sagt, dass du nicht zum Training darfst?“

„Na ihr werdet mir jawohl kaum erlauben, allein zum Trainingsplatz zu gehen…“, sagte ich stirnrunzelnd. Kakashis folgender Blick verwunderte mich jedoch. „Oder doch?“

„Allein wohl kaum aber immerhin bin ich ja noch da, ich will mich hier genauso wenig langweilen wie du, außerdem hatten wir schon länger kein Training mehr und da das Team jetzt verstreut ist…Ich werde dich einzeln trainieren, wenn du nichts dagegen hast, natürlich nur so lange, bis die Jungs zurück sind.“ Einen Moment war ich baff. Dann drang langsam zu mir durch, was er damit hatte sagen wollen.

„Du meinst, wir gehen zum Trainingsplatz? Wir beide? Jetzt gleich?“ Leicht verunsichert durch meine Reaktion sah er mich an.

„Ich dachte, du wolltest unbedingt trainieren?!“, sagte er zweifelnd. Ich hielt mich stark zurück, um ihm nicht um den Hals zu fallen. „Natürlich wollte ich das! Lass uns gleich zum Trainingsplatz gehen, ich war ja schon ewig nicht mehr da, endlich komme ich hier mal weg!“

Überglücklich sammelte ich meine Trainingskleidung zusammen und schob Kakashi aus der Tür. Nach wenigen Minuten war ich startklar und ging nach unten, wo Kakashi auf mich wartete.

„Aber das eins klar ist…“, sagte er ernst. Verwundert sah ich ihn an. „…du weichst nicht von meiner Seite.“

"Erinnerungen"

Heute bekommt ihr ein Kapitel, dass mir selbst ziemlich gut gefällt. Es hat wieder viel Spaß gemacht, es zu schreiben und es ist endlich mal wieder etwas ernsthafter.^^ Mittlerweile bekomme ich für jedes Kapitel etwa 5-6 Kommis, das ist schon viel besser, damit komme ich gut klar, obwohl es natürlich immer noch ziemlich wenig ist, wenn man die ganzen Favoeinträge sieht *zu schwarzlesern schiel* aber was solls^^ Vielen dank an die lieben reviewschreiber. Viel Spaß hiermit und wenn ihr tatsächlich überwiegend für Kakashi seid, dann muss ich vllt gar kein zweites Ende schreiben, weil die Sasufans sonst traurig sind ;-) schreibt mir was^^

Bussi
 


 

46 „Erinnerungen“
 

„Aber das eins klar ist, du weichst nicht von meiner Seite.“

Ich sah Kakashi einen Moment lang an und überlegte, ob dieser Satz möglicherweise zweideutig war. Dabei legte ich den Kopf schief und kniff die Augen zusammen, während er meine Musterung ruhig über sich ergehen ließ. Ich hielt es für besser, den Satz etwas zu verändern, nur zur Sicherheit. Bei Kakashi wusste man ja nie, vor allem frau.

„Ich werde mich nicht zu weit von dir entfernen, versprochen, aber ein bisschen Freiraum wirst du mir doch wohl lassen oder?“ „Solange du in meinem Blickfeld bleibst, allen Freiraum dieser Welt.“ Trotz seiner Maske konnte ich deutlich erkennen, dass er lächelte. Noch immer etwas misstrauisch, beschloss ich mich erstmal auf mein Training zu konzentrieren. Ich schnappte mir den Haustürschlüssel und ging nach draußen. Kakashi folgte mir und schloss zu mir auf, sodass wir nebeneinander durch die Straßen gingen.
 

Es war Vormittag, die Sonne schien vom höchsten Punkt auf uns herab und die Menschen blieben häufig an der Seite stehen, um sich ein bisschen zu unterhalten. Es war sehr warm, doch ein leichter Wind versprach Kühlung und machte es unnötig, sich im Schatten aufzuhalten. Als der Wind stärker wurde und zu uns herüber wehte, schloss ich die Augen und atmete tief ein. Wie lange war ich nicht mehr völlig sorglos durch das Dorf gelaufen und hatte einfach einen schönen Tag genießen können?

Es war schon einige Wochen her aber es kam mir beinah vor wie ein paar Jahre. Als ich die Augen wieder öffnete, bemerkte ich wie Kakashi mich von der Seite ansah. Fragend schaute ich zu ihm herüber. Er lächelte leicht und richtete seinen Blick dann wieder nach vorn. Ich runzelte die Stirn, dachte aber nicht weiter darüber nach, viel interessanter war doch, dass wir kurz vor dem Trainingsplatz waren. Ich konnte bereits das so vertraute Prickeln in meinem Körper, vor allem in meinen Händen, spüren, dass sich immer dann bemerkbar machte, wenn ich kurz vor dem Training oder einem Kampf stand. Es war jedes Mal ein neuer Nervenkitzel, auch wenn ich nur alte Übungen wiederholte.
 

Ich schüttelte meine Hände leicht und lockerte sie, dann griff ich in meine Taschen, wo ich das weiche Leder meiner Handschuhe erstastete. Mit diesem Hilfsmittel konnte ich beinah alles zerschlagen, ohne meine Hände stark zu verletzen. Tsunade hatte sie mir geschenkt, kurz nachdem wir mit meiner Ausbildung für die übermenschliche Stärke begonnen hatten und sie bedeuteten mir mehr als so mancher teurer Gegenstand. Ich strich noch einmal darüber und nahm sie dann aus den Taschen. Zuerst die linke Hand, dann die rechte, beide Handschuhe festziehen und den Knopf am Handgelenk verschließen, all das waren Bewegungen, die ich schon tausend Mal gemacht hatte und doch waren sie ein Ritual, dem ich jedes Mal mehr Bedeutung zukommen ließ.

Diese Handschuhe waren ein Symbol für meine Veränderung, ich konnte mein Äußeres noch so sehr verändern, meine Haare wachsen lassen, meine Kleidung wechseln, am meisten hatte mich das Training mit diesen Handschuhen und Tsunade verändert. Meine Veränderung machte mich stärker, mutiger, selbstbewusster, erwachsener, sie hatte mich geheilt, nachdem ich damals so kläglich daran zerbrochen war, dass Sasuke gegangen war, dass er sich nicht hatte aufhalten lassen, nicht einmal von meinen Worten, die direkt aus meinem Herzen stammten. Er hatte sich nicht einmal umgedreht.

Aber das hätte ich verkraftet. Ich hätte einige Monate geweint, hätte ihn vermisst und mich nach ihm gesehnt aber meine Wunde hätte heilen können. Ich hätte ihn vergessen können, es einfach akzeptiert, dass es niemals ein „Uns“ hatte geben sollen. Doch er gestattete das nicht. Er musste die Wunde offen halten, dafür sorgen, dass sie nur schwer verheilen konnte, vielleicht sogar nie.
 

„Danke.“
 

Wenn er bloß einfach so gegangen wäre…Aber er hatte mich noch einmal verletzen müssen, auch wenn das vermutlich gar nicht seine Absicht gewesen war.
 

Gedankenverloren achtete ich gar nicht auf den Weg, meine Füße trugen mich wie von selbst und noch immer haftete mein Blick an meinen Handschuhen.

„Diese Handschuhe, meinst du nicht, du könntest dir mal ein paar neue zulegen? Sie sind doch schon ziemlich alt, wenn ich mich recht erinnere und bei deinem harten Training ist es kein Wunder, dass sie so viel aushalten müssen. Das Leder ist doch schon ziemlich abgenutzt…“ Ich sah zu Kakashi hoch, der neben mir ging und mich eindringlich musterte. Dann lächelte ich etwas schief.

„Nein, sie sind mir sehr wichtig. Tsunade hat sie mir geschenkt, als sie meine Ausbildung begann und sie haben mir immer treue Dienste geleistet. Ich will sie noch eine Weile weiter benutzen, so lange wie es geht, bis sie völlig zerlöchert und durchlässig sind.“ Er schien einen Moment darüber nachzudenken und Schweigen breitete sich erneut zwischen uns aus.

„Wenn dein Herz so sehr daran hängt, dann musst du so lange damit arbeiten und sie nutzen, bis du bereit für ein neues Paar bist.“ Als ich in sein Auge sah, bemerkte ich darin nichts als ein freundschaftliches Funkeln, doch seine Aussage ging mir noch länger durch den Kopf, als es normalerweise der Fall gewesen wäre.
 

Bevor ich jedoch mehr darüber grübeln konnte, kamen wir am Trainingsplatz an, der jetzt in der prallen Sonne lag und völlig verlassen war. Ein dunkler Schatten legte sich kurz über mein Gesicht, als ich daran dachte, dass niemand hier war, der trainieren konnte, weil viele meiner Freunde in den Norden gehen mussten. „Kakashi.“ Er war neben mir stehen geblieben und sah mich von der Seite an.

„Ja?“

„Was geht im Norden vor?“ Ich drehte mich zu ihm und suchte in seinem Blick nach einem Zeichen dafür, dass er mir etwas verschwieg, doch ich fand nichts darin und wartete auf seine Antwort.

„Ein paar Dörfer wurden angegriffen, von wem ist noch nicht klar aber es wurde Verstärkung aus allen umliegenden Dörfern angefordert, das geht seit ein paar Wochen so und deshalb soll jetzt gründlich gehandelt werden, damit die Angriffe aufhören. Aus unserem Dorf hat Tsunade einige Leute losgeschickt, die Situation ist also nicht zu unterschätzen aber bei diesem Aufgebot an Ninjas müssen wir uns wohl nicht allzu viele Sorgen machen. Ich denke, wir müssen uns eher darauf konzentrieren, dass Itachi es hier nun viel leichter hat, dich anzugreifen, immerhin mussten wir einige gute Kämpfer entbehren. Umso wichtiger ist dein Training, also lass uns gleich anfangen. Ich dachte, du kannst es kaum noch abwarten?“

Ich hatte ihm konzentriert zugehört und obwohl ich mir noch immer Gedanken wegen der anderen machte, kam ich zu demselben Schluss wie Kakashi, sie alle waren gute Ninjas und dadurch, dass sie viele Verbündete als Unterstützung hatten, war ich etwas beruhigter.
 

Ich überprüfte noch einmal meine Handschuhe und setzte dann ein breites Grinsen auf. „Kann losgehen.“

„Na bei so viel Entschlossenheit bin ich ja mal gespannt, wie deine aktuelle Kondition ist.“

„Ich zeige dir nur zu gern, dass ich nicht schwächer geworden bin, Kakashi.“ Mein leicht vorwurfsvoller Ton entging ihm nicht und auch unter seiner Maske ließ sich nun ein Grinsen erkennen.

„Na dann. Fangen wir mit einer ungewöhnlichen Übung an. Dein Gegner ist dieser Baum.“ Er trat auf einen älteren Baum zu, der am Rand des Platzes stand. Ich zog eine Augenbraue hoch.

„Der Baum da? Aber ich bin viel zu stark, den zerstöre ich mit einem Tritt oder Schlag.“ Er nickte.

„Ganz genau und deshalb wird es nicht deine Aufgabe sein, ihn zu zerstören, du sollst ihn bloß bekämpfen. Das bedeutet, du musst so lange üben, bis du deine Kraft in den Schlägen oder Tritten soweit kontrollieren kannst, dass du ihn nicht umreißt.“ Laut atmete ich ein, als ich verstand, was er von mir wollte. Dann strich ich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und atmete noch einmal tief durch.
 

Mit gestrafften Schultern ging ich auf den Baum zu und blieb davor stehen. Dann warf ich noch einmal einen Blick zu Kakashi, der sich an einen Stamm etwas davon entfernt lehnte.

„Gut, du wirst dich wundern, wie schnell ich das hinbekomme.“

„Ich bin sehr gespannt.“, sagte er mit einem Achselzucken. Ich drehte mich wieder zu dem Baum und schloss die Augen, konzentrierte mich auf die Chakraströme in meinem Inneren. Das Prickeln in meinen Händen wurde stärker, als ich begann das Chakra dorthin zu leiten. Ich gab nur eine kleine Menge ab, damit mein Schlag so wenig Kraft wie möglich hatte, dann holte ich aus, öffnete die Augen und ließ meine Hand genau die Mitte des Stammes treffen. Im ersten Moment glaubte ich, dass ich meine Sache wirklich gut gemacht hatte, weil nichts geschah. Doch dann ertönte ein wirklich unheilvoll klingendes Knacksen und der Baumstamm splitterte in seiner gesamten Länge auf und brach in zwei Hälften auseinander, die mit einem dumpfen Ton auf dem Boden aufkamen.

Fassungslos sah ich auf mein Werk und schluckte hart. Nach ein paar Sekunden drehte ich mich zu Kakashi um, der ungerührt noch immer an derselben Stelle lehnte und herübersah. Schweigend musterte er das Holz am Boden und stieß dann einen leisen Pfiff aus. Er drückte sich locker ab und schlenderte langsam auf mich zu, dabei ließ er seinen Blick schweifen und begutachtete den zerstörten Baum. Dann blieb er stehen und blickte mich an.

„Ich habe nichts anderes erwartet.“, verkündete er. Fassungslos sah ich ihn an, einerseits noch immer leicht geschockt davon, dass ich mit so wenig Chakra den ganzen Baum gespalten hatte, andererseits empört über seine Bemerkung.

„Wie bitte?!“, brachte ich erstaunlich gefasst hervor.

„Soll ich es wiederholen?“ Er lächelte amüsiert und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ganz ruhig…

„Nein aber du könntest mir sagen, was du damit sagen willst.“

„Es ist doch wohl offensichtlich, du hast meine Aufgabe nicht im Geringsten gelöst, du hast eher das genaue Gegenteil gemacht.“ „Ach und das haben Sie, ich meine, das hast du von mir erwartet?“ In meiner aufkommenden Wut hatte ich Kakashi sogar wieder einen Moment gesiezt, doch ich war einfach zu fassungslos darüber, dass er so etwas sagte, dass ich es gar nicht wirklich beachtete. Unverhohlen blitzten meine Augen ihn an.

Er zuckte mit der Schulter. „Das habe ich nicht gesagt. Ich sagte, du hast meine Aufgabe nicht erfüllt, ich habe jedoch nicht gesagt, dass ich DAS von dir erwartet habe. Ich habe erwartet, dass du den Baum nicht heil lassen würdest, was auch der Grund dafür ist, dass ich dir diese Aufgabe gestellt habe.“ Einen Augenblick dachte ich über seine Worte nach, während meine Wut langsam wieder verflog. Dann stellte ich die Frage, die mir als nächstes in den Kopf kam.
 

„Wieso hast du das erwartet?“ Er nickte leicht.

„Ich kenne dich schon sehr lange, eigentlich seit du deine Ninjaausbildung angefangen hast und da lässt es sich nicht vermeiden, dass man einen Menschen mehr oder weniger gut kennenlernt und Dinge über ihn erfährt, die andere niemals sehen werden. Du hast dich sehr stark entwickelt und dein Training sehr intensiv absolviert, dabei hast du eine Stärke entwickelt, die außergewöhnlich groß ist. Ich frage mich jedoch, ob dir in deinem Streben nach noch mehr Stärke aufgefallen ist, dass du zwar immer mehr davon bekommen, allerdings auch dein sonst so großes Talent, Chakra besonders gut kontrollieren zu können, vernachlässigt hast. Natürlich kannst du es noch immer überdurchschnittlich gut aber du wendest es nicht mehr so an, wie du es früher getan hast. Das beste Beispiel ist dieser Baum, obwohl du so wenig wie möglich Chakra verwendet hast, war es immer noch viel zu viel, sodass du den Stamm gleich gespalten hast. Wichtig ist es vor allem, dass du die Kontrolle wieder auffrischst, das kann dir bei deinen Medical-Jutsus nur nützlich sein.“

Nach dieser langen Rede von Kakashi war ich erstmal völlig überrumpelt. Er hatte allerdings Recht, über all meine Bemühungen, stärker zu werden hatte ich mich kaum um die Kontrolle meines Chakras gekümmert. Ich seufzte laut.

„Du hast ja Recht, darüber habe ich mir bisher kaum Gedanken gemacht…Also, du wirst mir sicher gleich sagen, was wir dagegen tun können.“ Kakashis Blick gab mir eigentlich schon die Antwort. „Schon klar, übe so lange mit Bäumen, bis du es schaffst, sie heil zu lassen.“, imitierte ich eine Lehrerstimme.

„Erstmal ja. Aber dann fahren wir die schwereren Geschütze auf.“ Ich sah ihn erwartungsvoll an aber er schwieg wieder und wollte mir offensichtlich noch nicht verraten, was er danach mit mir vorhatte. Also krempelte ich meine Ärmel hoch und machte mich an den nächsten Baum.
 

Bei den folgenden sieben Bäumen zeigte sich gar nichts, jeder von ihnen lag zerbrochen auf dem Boden, doch der achte war der erste, der nicht umfiel. Er war besorgniserregend schief und sein Stamm war ebenfalls in der Mitte zerbrochen aber der Riss reichte nicht bis zum Boden und zur Spitze und somit blieb er wackelig stehen. Doch dieser Erfolg war schon bald nicht mehr besonders befriedigend, denn die nächsten vier Bäume zeigten genau dasselbe Phänomen. Nach drei Stunden war es bereits Nachmittag und Kakashi zwang mich, eine halbe Stunde Pause zu machen. Danach bearbeitete ich bis zum frühen Abend weitere Bäume.

Dadurch, dass sich nichts verbesserte, war ich frustriert und dadurch, dass ich frustriert war, verschlechterte ich mich und konnte mein Chakra nicht mehr so genau kontrollieren. Ein Teufelskreis…

Enttäuscht stellte ich mich vor den nächsten Baum und schloss die Augen, als ich ausholte und zuschlug. Es gab ein leichtes Knacksen und ich öffnete sie wieder. Der Baum hatte einen Riss, doch dieser war nur dicht dran zu sehen und er war nur etwa einen Meter lang. Ungläubig besah ich mir noch einmal den Stamm und stieß dann einen freudigen Schrei aus.

„Kakashi, sieh dir das an, es hat funktioniert!“ Wie ein kleines Kind hüpfte ich auf und ab und freute mir ein Loch in den Bauch. Endlich mal wieder ein Erfolg! Kakashi kam näher und schaute sich den Riss an, dann lächelte er und nickte.

„Gut, dann lass uns für heute Schluss machen.“ Augenblicklich schmollte ich.

„Ich möchte lieber noch etwas weitermachen, jetzt wo es endlich besser geworden ist.“

„Du willst doch morgen noch weiter trainieren, oder? Dann beenden wir das hier, sonst hast du morgen kaum noch Chakra.“
 

Er ließ sich nicht erweichen und so trottete ich einen Moment später neben ihm her, während die Sonne den Himmel in strahlendes Orange und Rosa tauchte. Bei diesem Anblick vergaß ich sofort, dass ich eigentlich sauer auf Kakashi war und betrachtete mit glänzenden Augen den Sonnenuntergang. Schon immer hatte ich gern dabei zugesehen und diesmal war es wirklich besonders schön. In diesen Momenten fühlte ich mich absolut zufrieden und entspannt und gleichzeitig glücklich.

„Danke Kakashi…“, sagte ich gedankenverloren. Er sah auf und betrachtete mich von der Seite.

„Wofür?“ Ich lächelte ihn an und blieb stehen. Er folgte meinem Beispiel und legte den Kopf schief.

„Für alles aber besonders für dieses Training heute. Es war gut für mich.“ In seinem Blick sah ich, dass er verstand, was ich damit sagen wollte und ich ging wieder weiter.

„Für mich auch…“ Ich drehte mich um und sah ihn fragend an.

„Hast du etwas gesagt?“ Kopfschüttelnd lächelte er mich an.

„Nein, nein. Beeilen wir uns, es wird bald dunkel und Tsunade reißt mir den Kopf ab, wenn ich dich nicht nach Hause bringe, bevor es draußen zu gefährlich wird.“ Ich seufzte.

„Ja, du hast Recht. Oh man, ich wünschte, das würde sich endlich von selbst erledigen…“ Und mit dem Blick auf den Sonnenuntergang gerichtet machten wir uns auf den Weg zurück, während jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.

"Gefühle?"

Hallo und Guten Abend XDD

Dieses Kapitel ist mal wieder ziemlich einseitig, irgendwie mag ich es auch nicht so gern aber das nächste dagegen gefällt mir wieder ziemlich gut ;-) Da tut sich dann auch endlich wieder etwas, was die Spannung betrifft. XDD Also nur noch ein bisschen warten ;-) Viel Spaß^^
 

47 „Gefühle?“
 

Ich kramte jetzt bestimmt schon seit fünf Minuten in meinen Taschen herum aber der Haustürschlüssel blieb verschwunden. Kakashi lehnte neben mir an der Hauswand und ließ sich gar nicht durch meine gelegentlichen Flüche stören.

„Ach verdammt, ich weiß, dass ich ihn eingepackt habe, er muss hier irgendwo sein!“ Wieder wühlte ich in der Tasche. Nichts. Ich hielt einen Moment inne und überlegte, ob ich die Tasche ausschütten sollte aber da ich darin nicht nur meine Waffen sondern auch ein paar Dinge, die frau so benötigt hatte, wollte ich das vor Kakashi lieber vermeiden. Ich legte sie auf dem Boden ab und sah noch einmal nach, als ich zwei Füße vor mir bemerkte. Ich blickte hoch und schaute zu Kakashi.

„Hast du die Balkontür immer noch offen gelassen?“

Ich sprang auf. „Klar! Das ist eine gute Idee.“ Ich wollte gerade ums Haus gehen, als Kakashi meinen Arm festhielt. Ich drehte mich zu ihm um und schaute in ein sehr ernstes Gesicht. Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück aber sein Griff hinderte mich daran, mich weiter zu entfernen.

„Sakura, manchmal frage ich mich wirklich, ob zwischen dir und Itachi nicht doch mehr vorgefallen ist, als du uns erzählt hast.“ Mit weit aufgerissen Augen sah ich von seiner Hand um mein Handgelenk auf und starrte ihn an.

„Was?!“

„Die offene Tür ist wie eine Einladung für ihn.“, sagte er ruhig. Ich schüttelte den Kopf und riss meinen Arm los.

„Wenn du das gerade ernst gemeint hast, dann weiß ich ja was du von mir denkst.“
 

Ich drehte mich wieder um und ging langsam hinter das Haus. Ein Blick nach oben zeigte mir, dass die Tür wirklich offen war und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Ich hatte es vergessen, sonst ließ ich die Tür auch immer offen, weil ich es mochte, wenn die warme Sommerluft ins Haus konnte. Als ob ich das mit Absicht gemacht hätte… Mit einem Satz war ich auf dem Balkon und ging ins Haus, nachdem Kakashi auch eingetreten war, schloss ich die Tür und überprüfte, ob sie auch wirklich zu war. Dann verließ ich den Raum und machte mich auf den Weg nach unten. Schweigend folgte ich der Treppe und warf meine Tasche in eine Ecke im Flur, gleichzeitig streifte ich meine Schuhe von den Füßen und nahm mein Stirnband ab. Kakashi stand hinter mir und sagte ebenfalls nichts, also trat ich in die Küche und suchte nach etwas Essbarem, wobei ich allerdings nicht besonders viel fand. Ich würde morgen definitiv einkaufen müssen…Nachdenklich durchsuchte ich die Schränke und entschloss mich letztlich dazu, Nudeln mit einer zusammengewürfelten Soße zu machen. Kakashi saß am Küchentisch und schwieg, deshalb machte ich das Radio an und holte zwei Töpfe aus den Schränken. Nachdem ich das Wasser eingefüllt hatte, wollte ich mich gerade an das Schneiden der Zutaten für die Soße machen, als er neben mich trat und mich sanft beiseite schob.

„Du bist bestimmt kaputt, geh ruhig nach oben und nimm ein Bad, ich mach das schon.“ Verwirrt sah ich ihn, doch als ich seinen Blick bemerkte, nickte ich.

„Das wäre toll. Vielen Dank.“ Ich nahm das als ein Versöhnungsangebot und meine Laune besserte sich erheblich.
 

Erschöpft stapfte ich die Treppe nach oben und ging ins Bad, dabei beschloss ich allerdings nur schnell duschen zu gehen, bevor ich im warmen Wasser noch einschlafen würde. Ich legte ein Handtuch an die Seite, stieg in die Dusche und stellte das Wasser an. Augenblicklich entspannte ich mich und schloss die Augen, während die Tropfen an meinem Körper abperlten und der Dreck abgewaschen wurde. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie müde ich wirklich war, doch jetzt konnte ich die Augen kaum noch offen halten und musste mich zwingen, meine Haare noch schnell einzuschäumen, bevor ich aus der Dusche trat und mich in das flauschige Handtuch einwickelte. Ein Blick in den Spiegel ließ mich wie fast jedes Mal zusammenzucken, weil mein Hals noch immer von einem dunklen Bluterguss geziert wurde. Ich trat etwas näher heran und besah mir die Stelle genau. So langsam sollte es aber verheilen…Kritisch zog ich die Augenbrauen zusammen und versuchte es mit etwas Chakra aber ich hatte nicht mehr genug übrig, außerdem tat sich überhaupt nichts, genau wie letztes Mal. Seufzend rieb ich meine Haare trocken und tapste in mein Zimmer um mir etwas zum Anziehen zu suchen. Es war bereits acht und daher zog ich gleich meinen Schlafanzug an, der allerdings nur aus einer kurzen, weiten Hose und einem engen, weißen T-Shirt bestand. Es sah eher aus, wie ein normaler Sommerdress, deshalb machte ich mir auch keine Gedanken, dass ich mich damit Kakashi zeigen musste. Nachdem ich meine Haare halbwegs trocken hatte, ging ich wieder nach unten und wurde von einem köstlichen Geruch begrüßt.
 

Schnuppernd ging ich in die Küche und traf auf Kakashi, der am Herd stand und gerade von der Soße probierte. Er schien mich gar nicht zu bemerken, vielleicht war er zu sehr ins Kochen vertieft und so ließ ich meinen Blick über die Tische und die Theke schweifen. Alles war aufgeräumt und der Tisch sogar schon gedeckt. Ich war völlig entgeistert, hatte das doch ganz anders ausgesehen, als ich noch von Naruto, Neji, Sasuke und Kakashi beschützt wurde. In diesem Moment drehte Kakashi sich zu mir um und ich lächelte verlegen. Er stellte den Topf auf den Tisch und hielt mir spaßeshalber den Stuhl hin. Mit einem breiten Grinsen machte ich einen Knicks und setzte mich. Nachdem er ebenfalls gegenüber von mir saß, besah ich mir das Essen. Es duftete nicht nur gut, es sah auch wirklich lecker aus, sodass ich unweigerlich wieder große Augen machte. Als Kakashi anfing zu lachen, wurde mir das erst klar und ich schaute schuldbewusst zu ihm herüber. Gleich nachdem ich den ersten Bissen probiert hatte, musste ich endlich etwas dazu sagen.

„Kakashi, ich bin wirklich völlig verwirrt. Seit wann kannst du so gut kochen?“ Er grinste mich an.

„Ich habe doch noch nie für dich gekocht.“

„Ja, aber das hätte ich wirklich niemals erwartet…“

„Glaubst du, ich ernähre mich bloß von Fertiggerichten?“, fragte er amüsiert.

„Das muss doch aber noch lange nicht heißen, dass du gut kochen kannst.“, sagte ich bockig.

„Wie auch immer, vielen Dank für das Kompliment aber das kann ich nur zurück geben, du kochst viel besser als ich.“, antwortete er mit einem Augenzwinkern. Nachdem wir gegessen hatten, machten wir den Abwasch, wobei Kakashi sich auch hier als echte Hilfe herausstellte. Ich fand das wirklich gut zu wissen, denn sollte ich noch einmal von allen vieren auf einmal beschützt werden müssen, so würde er auf jeden Fall in der Küche mithelfen.
 

Während ich das Geschirr abwusch, stand er links von mir und trocknete ab. Gerade wollte ich ihm ein weiteres Glas reichen, da rutschte es mir aus den Fingern und ich griff schnell danach, als Kakashi genau dasselbe tat und wir es gemeinsam auffingen. Ich glaubte, es mir eingebildet zu haben, dass er kaum merklich über meine Hand strich aber als sich unsere Blicke trafen, fiel das Glas mir wieder aus der Hand und diesmal war er schneller und fing es auf. Er reichte es mir erneut und ich vermied es gekonnt, ihn anzusehen, war ich doch ganz plötzlich rot geworden. Das sollte er sicher nicht sehen, ich wusste schließlich selbst nicht einmal warum aber auf jeden Fall wollte ich so schnell wie möglich wieder etwas mehr Abstand zwischen uns bringen. Zum Glück hatte ich bereits alles abgewaschen und so ließ ich das Wasser heraus und wischte kurz über die Spüle bevor ich verkündete, jetzt schlafen gehen zu wollen. „Wo möchtest du schlafen?“, fragte ich ihn völlig ahnungslos. Er zögerte kurz.

„Bitte versteh das nicht falsch, ich würde mich ja auf die Couch legen aber Tsunade hat angeordnet…“ Ich sah ihn verständnislos an. „…sie hat gesagt, dass derjenige, der bei dir bleibt, während die anderen weg sind auf jeden Fall bei dir im Zimmer schlafen soll. Ich würde normalerweise sagen, dass wir das ignorieren können aber sie hat schon Recht damit, schließlich kann Itachi ja auch versuchen nachts in dein Zimmer einzubrechen.“ Als er das sagte, legte sich wieder ein Rotschimmer über mein Gesicht und ich schaute schnell interessiert auf die Spüle, wobei da wirklich nichts mehr zu sehen war, weil sie komplett sauber war.

„Wenn Tsunade das sagt…“, brachte ich nicht sehr intelligent hervor. Dann versuchte ich, wieder etwas mehr Haltung einzunehmen. „Ich hole dir ein Futon, dann können wir das gleich mit nach oben nehmen.“
 

Mit gestrafften Schultern ging ich in den Flur und öffnete den Schrank, doch bevor er richtig offen war, ging ein Ruck durch meinen Körper und mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Die Futons waren doch weg, genau dasselbe Problem hatte ich bereits als Sasuke mich beschützen sollte und ich wusste genau wie das Ganze geendet hatte… Und mittlerweile war es ich schon so spät, dass ich mich nicht dazu durchringen konnte, ein Futon von Ino auszuleihen, abgesehen davon, dass Kakashi mich jetzt sowieso nicht mehr aus dem Haus lassen würde. Verzweifelt stand ich vor dem Schrank und überlegte fieberhaft, was ich jetzt tun sollte. Bei Sasuke war mir das nicht so schwer gefallen, doch bei Kakashi befiel mich regelmäßig eine kaum zu durchbrechende Unsicherheit. Vor allem heute Abend war ich wirklich nervös und ich konnte mir das gar nicht erklären, da ich doch sonst auch wunderbar mit ihm umgehen konnte, abgesehen von ein paar kleinen Ausnahmen…

Ich zuckte merklich zusammen, als Kakashi plötzlich hinter mir auftauchte. Natürlich bemerkte er das.

„Stimmt etwas nicht?“ Ich kämpfte mit mir, um mich umzudrehen aber ich wagte es nicht, ihn anzusehen. Nach ein paar Sekunden schaffte ich es doch und wendete mich ihm zu. Fragend schaute er mich an und ich wich seinen Blicken so wenig wie möglich aus.
 

„Also…die Gästefutons sind weg.“, sagte ich lahm. Er zog eine Augenbraue hoch.

„Weg?“

„Jaah…sie sind, das heißt…wir haben keine im Haus.“ Das war ja so viel besser, Sakura!

„Dann schlafe ich auf dem Boden.“, sagte er achselzuckend.

„Nein!“, brachte ich schnell hervor und erntete einen weiteren erstaunten Blick. „Ähh…ich meine…das ist doch kindisch, du kannst mit…mit…du kannst auch mit in meinem Bett schlafen, es ist wirklich groß genug, da passen locker vier Leute rein.“ Ich schluckte hart und suchte nach dem nächsten Mauseloch zum Verkriechen. Da passen locker vier Leute rein? Oh bitte, das hatte ich nicht wirklich gesagt, oder? Tapfer wehrte ich mich gegen die Röte, die so langsam meinen Hals hochstieg.

„Sakura, das musst du nicht machen. Ich kann auch auf dem Boden schlafen, das macht mir…“

„Ich möchte es aber.“, unterbrach ich ihn plötzlich und hätte mir am liebsten die Hand auf den Mund geschlagen. Schnell beeilte ich mich, zu sagen, „Immerhin beschützt du mich und musst die ganze Zeit mit mir zusammen sein, also solltest du nicht auf dem Boden schlafen.“ Das zweideutige „zusammen sein“ überging ich ganz schnell und war erleichtert, langsam wieder vernünftig zu klingen. Kakashi sah mich noch einmal prüfend an, doch ich hielt seinem Blick stand und so nickte er. „Wenn du meinst.“
 

Gemeinsam gingen wir nach oben und ich verschwand nochmal schnell im Bad um mir die Zähne zu putzen. Dabei sprach ich mir Mut zu, immerhin hatten wir auch in dem Zelt auf unserer Mission schon nebeneinander geschlafen, ich brauchte mir nicht so viele Gedanken zu machen. Als ich aus dem Bad kam, stand er davor, nur in einer Boxershorts und einem engen, schwarzen Shirt und ich schluckte noch einmal, dann ging ich an ihm vorbei in mein Zimmer. Mein Herzklopfen ignorierte ich gekonnt und ich legte mich schnell in das Bett und deckte mich zu. Doch schon bald bemerkte ich, dass es darunter viel zu warm war und so legte ich mich darauf, nachdem ich das Fenster weit geöffnet hatte. Ein paar Minuten später kam Kakashi herein und sah gleich zum Fenster, doch bevor er protestieren konnte, ergriff ich das Wort.

„Na komm schon, du liegst doch direkt neben mir, da wird er es schon nicht wagen und außerdem ersticke ich noch, wenn wir das Fenster nicht offen lassen.“ Er überlegte einen Moment und die Hitze schien auch für ihn das ausschlaggebende Argument zu sein, also ging er auf die andere Seite des Bettes und legte sich ebenfalls auf die Decke. Ich machte das Licht aus und sah augenblicklich zum Fenster, weil dort deutlich der Vollmond herein schien. Er erhellte das Zimmer so weit, dass ich meine Finger sogar ansatzweise erkennen konnte. Auch Kakashi blickte zum Fenster und beobachtete wie das Licht sich in manchen meiner Bilderrahmen in den Regalen brach.
 

Die Stille zwischen uns war nicht unangenehm aber dennoch wollte ich das Schweigen gern unterbrechen und so sprach ich ihn an. „Kakashi, glaubst du wirklich, dass ich die Balkontür mit Absicht aufgelassen hätte?“ Meine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern aber an seiner Reaktion konnte ich deutlich erkennen, dass er mich gehört hatte. Unweigerlich spannte er sich an und sein Blick wurde finster.

„Ich weiß es nicht.“ Überrascht drehte ich mich auf die Seite und sah zu ihm herüber.

„Ist das dein Ernst?“, fragte ich langsam. Er schien nicht antworten zu wollen und so sagte ich nichts mehr, doch dann sprach er doch weiter.

„Es ist mir ein Rätsel, was Itachi für ein Spiel spielt. Ich verstehe es nicht und das scheint in absehbarer Zeit auch nicht möglich zu werden aber eins ist mir mittlerweile klar geworden. Du verschweigst noch immer ein paar Dinge, wenn es darum geht, was passiert ist, als du bei ihm warst. Ich sehe es in deinen Augen.“ Er drehte seinen Kopf zu mir und hielt meinen Blick fest. „Du willst es nicht sagen und deshalb und auch wegen seinem merkwürdigen Verhalten bin ich mir tatsächlich nicht sicher, ob du nicht intuitiv die Tür offen gelassen hast. Bewusst weißt du natürlich, dass du die Tür nicht offen lassen solltest und tust es auch nicht mit Absicht aber dadurch, dass du so etwas Wichtiges vergessen hast, kann ich nicht anders, als zu glauben, dass da noch mehr dahinter steckt.“
 

Ich starrte ihn an, wusste nicht genau, was ich davon halten sollte. Er hatte ja Recht, ich verschwieg ein paar Details aber sollte ich ihm etwa davon erzählen, dass Itachi mir ins Gesicht gesagt hatte, dass ich ihm gehörte? Was sollte er davon halten, nicht dass er tatsächlich glauben würde, dass ich etwas für diesen Verrückten empfand. „Kakashi, glaubst du…“ Ich brach den Satz ab. Warum sollte ich eine so intime Frage stellen, wo wir noch nicht einmal unsere Beziehung geklärt hatten?

„Glaube ich was…?“

„Nichts. Ist schon gut, vergiss es.“

Im nächsten Moment fand ich mich unter ihm wieder und keuchte erschrocken auf.

„Du hast doch gesagt, dass wir reden müssen, das waren genau deine Worte, als du mich vorgestern Nacht weggeschickt hast. Also sag nicht, dass ich es vergessen soll.“ Mit geweiteten Augen sah ich zu ihm hoch. Warum reagierte er so übertrieben? Als er meinen Blick sah, wurde sein Griff um meine Hüfte etwas lockerer und er zog sich etwas zurück. Er senkte den Kopf und mied meinen Blick. „Kakashi, was ist denn los?“, fragte ich leise. Da sah er wieder hoch und hielt einen Moment Blickkontakt zu mir, ich versuchte, in seinen Augen zu lesen aber es gelang mir nicht. Dann lehnte er sich vor und stoppte vor meinen Lippen.

„Du musst mich aufhalten und mich von dir fern halten.“ Ich hielt den Atem an.

„Was redest du da?“ Er biss sich auf die Lippen und sah wieder zu mir, war jedoch noch immer nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Auf einmal sah ich eine Regung in seinen Augen, doch so schnell wie sie erschienen war, verschwand sie auch wieder, als er seine Augen schloss und seine Lippen auf meine legte. Ich dagegen, riss meine Augen erschrocken auf und erstarrte. Einem Impuls folgend, drückte ich ihn von mir weg und schaute ihn fassungslos an.
 

Augenblicklich stieg er von mir herunter und ging zum Fenster, wo er sich mit beiden Händen auf dem Fensterbrett abstützte und den Kopf hängen ließ, während er mit dem Rücken zu mir stand. Ich setzte mich auf und genau dieser Moment erinnerte mich an die Nacht mit Sasuke. Was tat ich hier eigentlich? War das noch ich, die jetzt so durcheinander auf dem Bett saß und zu Kakashi blickte? Ich wusste nicht, ob es klug war, Kakashi jetzt anzusprechen aber irgendwie mussten wir ja darüber reden, also räusperte ich mich und setzte mit heiserer Stimme zum Sprechen an.

„Kakashi…was passiert hier?“ Er drehte sich langsam um und sah mich eindringlich an.

„Wenn ich das wüsste…“
 

*unter Tisch verkriech*

*vorsichtig nach oben lug*

Aaaalso...ich weiß, win paar von euch von euch werden es hassen aber habt noch ein bisschen Geduld, ihr bekommt euren Sasu schon noch...^^

*wieder unter dem Tisch verkriech und Kissen als Mauer drum herum aufstapel*

"Mondnacht"

Hey, hier bin ich und jetzt kommt das neue Chap, das eines meiner neuen Lieblingskapitel ist XDDD Es wird spannend, das kann ich schon mal sagen^^ Und was immer auch passieren wird, nehmt es mir nicht übel, immer dran denken, ich mache ein Happyend XDDD

Ganz liebe Grüße, ich drück euch, PinkLady18

P.S. ...also mit zwei Kommis für das letzte Kapitel bin ich aber echt total deprimiert...
 

48 „Mondnacht“
 

Noch immer sahen wir uns einfach nur an, während mein Kopf völlig leer war. Dann ergriff Kakashi das Wort.

„Meine Bitte ist wahrscheinlich ziemlich unkonventionell aber können wir das hier für heute einfach vergessen und jetzt schlafen gehen?“ Froh über diesen Vorschlag nickte ich und klopfte mit der Hand neben mich, doch Kakashi schüttelte den Kopf.

„Es ist besser, wenn ich auf dem Boden schlafe.“ Ich suchte seinen Blick und gab dann meine Zustimmung. Als wir beide wieder lagen war ich nicht mehr besonders müde und die Luft im Zimmer war noch immer sehr warm, doch eine halbe Stunde später, kam ein kühler Wind auf, die Vorhänge wehten beiseite und es wurde endlich kühler. Nach ein paar Minuten konnte ich endlich einschlafen.
 

Ein Geräusch weckte mich und ich öffnete blinzelnd die Augen. Um mich herum war es noch immer dunkel, sodass ich erst kaum etwas erkennen konnte, außerdem war ich noch ganz verschlafen und nahm alles wie durch einen Schleier wahr. Der Mond war bereits weiter gewandert, so weit, dass man ihn von meinem Bett aus nicht mehr erkennen konnte. Ich blieb völlig ruhig liegen, weil ich den Verdacht hatte, einen Schatten an der Wand gesehen zu haben. Laut konnte ich meinen Herzschlag hören und mein Hals wurde trocken vor Angst. Ja, ich hatte Angst, denn ich war mir sicher etwas gesehen zu haben. Vorsichtig versuchte ich so unauffällig wie möglich zu Kakashi zu sehen, doch bevor ich mich auch nur ansatzweise bewegen konnte, zerschnitt eine kalte Stimme die Stille. Und in diesem Augenblick wurde meine Angst bestätigt.

„Bleib so liegen, dann wird ihm nichts passieren.“ Diese Stimme würde ich immer wieder erkennen, unter Tausenden und Millionen, so kalt, so eintönig, so unberechenbar. Itachi… Ich bewegte mich nicht, blieb genau so wie ich war.

„Gut so.“ Ich schloss meine Augen, mir schmerzlich bewusst, dass Kakashi scheinbar in seiner Gewalt war und ich nichts dagegen tun konnte, wenn ich wollte, dass er am Leben blieb.

„Setz dich hin.“ Ohne zu zögern, setzte ich mich auf und richtete meinen Blick auf die dunkle Gestalt vor dem Fußende meines Betts.
 

Offenbar kam der Mond gerade hinter ein paar Wolken hervor, denn auf einmal fiel wieder etwas Licht ins Zimmer und beleuchtete es weit genug, dass ich sehen konnte, dass Kakashi vor Itachi auf dem Boden lag. Als ich die dunklen Flecken auf seiner Kleidung und an seinen Armen und Beinen sah, drehte ich den Kopf schnell wieder weg. Mit abgewendetem Blick und geschlossenen Augen schluckte ich kurz.

„Ist er tot?“

Meine Stimme war nicht mehr als ein Krächzen aber in diesem Moment war ich einfach nicht stark genug, jetzt auch noch sie zu kontrollieren, ich hatte Mühe, nicht umzukippen. Ein kaltes Lächeln legte sich über Itachis mondhelles Gesicht und er lachte leise, sodass ich die Augen wieder öffnete und ihn ansah. Ich bemühte mich, meinem Gesicht keinen Ausdruck zu geben aber er sah es in meinen Augen.

Verzweiflung, Angst, Hoffnungslosigkeit, Trauer, er konnte in ihnen lesen, wie in einem Buch. Nachdem er mich genug gemustert und gesehen hatte, was er wollte, ließ er sich dazu herab, zu antworten. Ich hielt den Atem an, als ich hörte wie er sprach.

„Nein. Ich brauche ihn schließlich, damit du mir keinen Ärger machst.“ Mein erleichtertes Aufatmen entging ihm nicht und seine Augen verengten sich kurz zu Schlitzen.

„Aber er hat sich gewehrt, so lange, dass es schon lästig wurde. Daher habe ich ihn…zum Schweigen gebracht.“ Angewidert starrte ich ihn an, dann senkte ich den Kopf erneut, um mir Kakashi genauer anzusehen.
 

Er war bewusstlos und seine Arme und Beine waren übersät von vielen kleinen Verletzungen, außerdem hatte er eine stark blutende Wunde am Hals. Erschrocken starrte ich sie an und bemerkte dabei, dass er schwitzte und sein Atem schwer ging.

"Du hast ihn vergiftet!“, sagte ich mehr zu mir selbst als zu Itachi.

„Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell du eine gründliche Diagnose stellen kannst.“

„Wenn du mich ihn behandeln lässt, komme ich freiwillig mit.“, sagte ich ernst. Er schaute mich kalt an, dann setzte er erneut zum Sprechen an.

„Ich denke nicht, dass du in der Lage bist, Bedingungen zu stellen. Du wirst so oder so mitkommen, wenn du nicht willst, dass er sofort stirbt.“ Mit großen Augen sah ich ihn an. Er drehte seinen Kopf zum Fenster und richtete seinen Blick auf den Himmel. „Wie lächerlich sie dich beschützt haben, selbst zu viert hätten sie dich niemals vor mir retten können. Und jetzt…Kakashi Hatake, so schwach…“

„Was willst du?“ Er ließ sich nicht von mir unterbrechen, sondern reagierte einfach nicht auf meine Frage.

„Steh auf, ich gebe dir ein paar Minuten, um dich anzuziehen aber versuch nicht, zu entkommen, du weißt was dann mit ihm passiert.“

Er tickte mit seinem Fuß gegen Kakashi und ich fühlte einen Zorn in mir aufkommen, dass es mir schwer fiel, nicht auf ihn loszugehen. Sein Ton war so beiläufig, als spräche er über das Wetter und sein Blick war unbeteiligt und leer. Hasserfüllt sah ich ihn an und blieb noch immer sitzen, ohne es wirklich zu realisieren. Ich schrie leise auf, als er ein Kunai zückte und es auf Kakashis Arm warf. Sein Gesicht wurde schmerzverzerrt, doch er wachte nicht auf.
 

Augenblicklich sprang ich auf und beeilte mich, meine Sachen zusammenzusuchen.

„Das hättest du nicht tun müssen.“, zischte ich, während ich an ihm vorbei ins Bad gehen wollte. Seine Hand, die meinen Arm mit festem Griff packte, hinderte mich daran und ich sah von ihr zu ihm hoch. Es schmerzte, weil er so sehr zudrückte, doch ich biss mir auf die Lippe und weigerte mich, ihm das zu zeigen.

„Du hast mir nicht zu sagen, was ich tun muss.“, sagte er bedrohlich leise. Als ich mich losreißen wollte, fixierten mich seine dunklen Augen und sein Griff wurde noch fester. „Du ziehst dich hier um.“ Erstarrt blieb ich stehen und sah ihn fassungslos an. Meine Augen huschten zwischen seinen hin und her. Das meinte er ernst!

„Was?! Du spinnst wohl, ich gehe ins Bad, dass das klar ist!“ Er hob erneut sein Kunai, doch bevor er es werfen konnte hatte ich mich mit schreckgeweiteten Augen dazwischen geworfen und seinen Arm umklammert. Er hielt inne und sah mich an, als ob er überlegte, ob er mich jetzt oder lieber nachher foltern und töten sollte. Ich kratzte meinen letzten Mut zusammen und wandte mein Gesicht nicht ab.

„Lass ihn da heraus.“, sagte ich sehr leise aber so, dass er es deutlich verstehen konnte. Da legte sich ein überhebliches Grinsen über sein Gesicht, das trotzdem wo viel Kälte ausstrahlte.

„Ist er nicht dein Sensei? Ich habe schon bei unserer Begegnung vor ein paar Wochen bemerkt, dass da irgendetwas zwischen euch anders ist aber du solltest nun wirklich ein bisschen mehr Beherrschung haben, deine Gefühle sind offensichtlich und es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis das herauskommt.“ Wieder funkelte Hass in meinen Augen und ich ließ ihn noch immer nicht los.
 

Auf einmal wurde sein Blick wieder unbeteiligt, das Grinsen verschwand und er schleuderte mich an die gegenüberliegende Wand.

„Ich dachte eigentlich, du hättest mittlerweile verstanden, dass du dich mir nicht widersetzen kannst. Wage es nicht, mich noch einmal anzugreifen, das könnte äußerst schmerzhaft für dich enden…“ Mit einem leisen Stöhnen richtete ich mich wieder auf und versuchte, die beiden blutigen Stellen an meinen Ellbogen zu heilen, die daher kamen, dass ich mit ihnen an der Wand aufgekommen war. Doch ich spürte weder das vertraute Kribbeln noch einen Funken Energie. Leicht panisch sah ich auf meine Hände, die mir auf einmal absolut nutzlos vorkamen. Ich hatte mein Chakra noch nicht wieder aufgebaut! Mit einer schnellen Kopfbewegung sah ich zu Kakashi, der noch immer reglos am Boden vor Itachi lag. Wie sollte ich ihn so heilen?!

Die Angst kroch kalt meinen Rücken hoch und so langsam konnte ich sie nicht mehr hinter einer Maske aus Hass und Stolz verbergen. Ich bemerkte Itachis ruhenden Blick auf mir und setzte schnell wieder einen kalten Blick auf, wenn er merkte, dass ich kein Chakra hatte, dann wäre ich sofort geliefert. Ich hatte keine Waffen, kein Chakra, nur noch meine Körperkraft und auch diese war geschwächt, weil ich den ganzen Tag trainiert hatte.

„Dein Chakra ist aufgebraucht, sehr gut, das macht es viel zu einfach.“

„Nein!“ Er hob eine Augenbraue und musterte mich amüsiert, wie ich wie eine Maus, die der Katze ins Gesicht schaut, panisch an der Wand lehnte und keinen Ausweg sah. Als er mit langsamen Schritten auf mich zukam, wurden meine Augen noch größer. Ich konnte mich nicht wehren, nichts konnte mir jetzt noch helfen, niemand war hier, ich war ganz allein…

„Bleib weg!“ Ich versuchte es mit Worten. Doch diese brachten ihn natürlich nicht dazu, stehen zu bleiben. „Ich warne dich, Itachi, komm mir nicht zu nahe.“ Meine Stimme wurde leiser und brüchiger aber noch immer wollte ich nicht aufgeben.
 

Er stand direkt vor mir und ich beschloss, den letzten Ausweg zu versuchen, ein Akt der Verzweiflung, ich wendete mich nach links und rannte auf die Tür zu. Er spielte mit mir. Ließ mir die Illusion, eine Chance zu haben und fing mich dann direkt vor der Tür ab. Ich wich aus und machte einen Satz nach hinten, doch wieder war er schneller und ich stieß mit meinem Rücken gegen ihn, als er direkt hinter mir wieder auftauchte. Ich rollte mich zur Seite ab und hatte wieder die Wand im Rücken, diesmal aber gewollt, denn so war zumindest hinten keine Möglichkeit mehr für ihn, sich anzuschleichen. Doch war ich ebenso wehrlos, wie vorher, weil ich nun einen Fluchtweg weniger hatte. So gut es ging, folgte ich jeder seiner Bewegungen mit den Augen, versuchte ein Muster zu erkennen, doch er war zu schnell und ich konnte bloß ab und an seine Umrisse erkennen. Als er wieder langsam auf mich zutrat, bemerkte ich das Funkeln in seinen Augen, er sah aus, wie ein Raubtier auf der Jagd, schoss es mir durch den Kopf.

„Lass mich…“, flüsterte ich resigniert und mehr zu mir selbst.

„Oh nein, das ist genau das Gegenteil von dem was ich tun werde…“ Als ich jetzt wieder seine Stimme hörte, machte sich eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper breit.

„Ich muss Kakashi behandeln!“, schrie ich ihm entgegen. Er zuckte nicht mal mit der Wimper.

„Wenn ich es zulasse….aber noch nicht.“

„Aber er stirbt!“
 

Tränen sammelten sich in meinen Augen und meine Verzweiflung war mir anzuhören, ich konnte sie nicht mehr verstecken, erschöpft schlang ich die Arme um meinen Körper und senkte den Kopf, als die ersten Tränen langsam meine Wangen herab liefen. Gequält schloss ich die Augen und konnte nicht verhindern, dass ich anfing zu schluchzen.

„Itachi, bitte lass mich Kakashi retten…“ Ich sah auf und vergaß meinen Stolz, der letzte Weg, der sich mir bot war zu betteln. Itachi blieb stehen.

„Du bettelst? Wo ist dein Stolz, kleine Kirschblüte, liebst du ihn oder warum setzt du selbst deine sonst so unantastbare Würde ein um sein Leben zu retten?“

„Itachi, lass mich seine Verletzungen heilen, ich würde es nicht ertragen, wenn er stirbt…“

„Was würdest du dafür tun…?“, fragte er langsam. Ich zögerte einen Moment, dann senkte ich den Kopf wieder und beugte mich ihm. „Alles.“ Ein einziges Wort, nur zwei Silben, geflüstert und kaum zu verstehen und doch bedeutete es den Sieg für ihn. Ich konnte spüren, wie sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.

„Gut, sag mir, was du benötigst, du kannst dich um ihn kümmern.“ Er wusste, dass ich mein Wort halten würde…
 

Mit dem Handrücken wischte ich die Tränen weg und richtete mich zu meiner vollen Größe auf, dann zählte ich Itachi auf, was ich brauchte. Vieles davon war in meiner Tasche und den Rest hatte er bei sich. Als ich mich mit meiner Ausrüstung vor Kakashi hinkniete, sah ich ihn das erste Mal aus der Nähe und musste tief einatmen, als ich die unzähligen Wunden im kalten Mondlicht begutachtete. Zuerst stoppte ich die Blutung an seinem Hals, dann schluckte ich eine Nahrungspille und fühlte wie mein Chakra sich wieder aufbaute. Ich versuchte gar nicht erst, Itachi anzugreifen, ich war noch immer nicht stark genug dafür und es wäre außerdem Kakashis Tod. Schnell säuberte ich den Schnitt und verschloss die Wunde, dann hielt ich meine Teststreifen in das Mondlicht und versuchte ein Gegenmittel für das Gift zu finden. Er atmete noch schwerer und sein Körper war angespannt, sodass ich Angst bekam, nicht rechtzeitig ein Gegengift herstellen zu können. Itachi stand neben mir, achtete genau auf das was ich tat und schwieg. Doch ich beachtete ihn gar nicht, war ich doch völlig vertieft in das Herstellen einer schwierigen Mixtur, die Kakashi helfen sollte.

Nach einer Viertelstunde, in der Kakashis Zustand sich deutlich noch mehr verschlechtert hatte, glaubte ich, es geschafft zu haben. Ich öffnete seinen Mund etwas weiter und zwang ihn, die Lösung zu schlucken, wobei er es beinah wieder ausgespuckt hätte. Dann kümmerte ich mich um die Schnitte an seinen Beinen, heilte jeden einzelnen und bestrich sie ebenfalls mit der Lösung, nur um zu verhindern, dass das Gift weiter eindringen konnte. Weitere zehn Minuten später atmete er leichter und ich strich mir geschwächt ein paar Haare aus dem Gesicht. Itachis Stimme holte mich aus meiner Erleichterung zurück und er wies mich an, mich jetzt anzuziehen.
 

Resigniert stand ich auf und griff nach einer Hose und einem kleidähnlichen Oberteil. Ich würdigte ihn keines Blickes, als ich mich von ihm wegdrehte und zuerst meine Hose auszog und die andere überstreifte. Dann stand er auf einmal hinter mir und drehte mich zu ihm. Mit vor Hass und Verachtung funkelnden Augen sah ich ihm stolz entgegen und zog mein Top über den Kopf. Dann griff ich nach dem Oberteil und zog es über. Seine wandernden Blicke waren mir nicht entgangen aber ich beschloss nicht darauf einzugehen.

Ein Husten von Kakashi ließ mich hastig zu ihm laufen und ich setzte mich neben ihn.

„Kakashi…“ Er öffnete die Augen und versuchte, sich aufzusetzen, doch ich drückte ihn sanft zurück. „Es tut mir leid. Du wurdest vergiftet aber ich konnte dich heilen.“ Ich schluckte hart. „Danke, dass du mich beschützt hast, bitte vergib mir, dass er dir das angetan hat.“ Er sah mich an und sein Blick sagte mir, dass er mir nicht zustimmte und es nichts zu verzeihen gab. Itachi trat hinter mich und packte meinen Arm. Schnell beugte ich mich noch einmal zu ihm vor und küsste ihn auf die Stirn, als ich mich zurücklehnte, flüsterte ich, „Ich muss mit ihm gehen, verzeih mir bitte.“

Wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen und ich stand auf und ließ mich von Itachi mitziehen. Kakashi konnte sich nicht bewegen, er konnte auch nicht sprechen, dafür war das Gift noch zu sehr in seinem Körper verteilt. Ich hoffte, dass irgendjemand bald bemerken würde, dass wir nicht aus dem Haus gingen, sodass er schnell gefunden und vernünftig behandelt werden würde.
 

Er folgte uns mit seinen Augen, das Sharingan hatte er vermutlich im Kampf gegen Itachi eingesetzt, und dann sprangen wir aus dem Fenster, das ich unbedingt hatte offen lassen müssen. Warum mussten nur immer andere für mich leiden?

Ich versuchte den Blockkontakt so lange wie möglich zu halten, dann verschwand Kakashi aus meinem Blickfeld und ich drehte mich nach vorn, während meine Tränen stumm über meine Wangen liefen. Ich sah ihn nicht an, richtete meinen Blick nur auf den Weg vor uns, niemand von den ANBU begegnete uns und ich wurde von Schuldgefühlen überwältigt, als ich daran dachte, dass Itachi sie wahrscheinlich getötet hatte und das nur wegen mir. Ich stolperte und hob meine Hände, um mich abzustützen aber Itachi hatte mich bereits abgefangen. Nur undeutlich sah ich ihn, weil die Tränen meine Sicht verschwimmen ließen.

Und in diesem Moment konnte ich nicht mehr, ich sackte haltlos in mich zusammen und wurde von Schluchzern geschüttelt, ich nahm kaum noch wahr, was um mich herum geschah, sondern gab mich ganz meiner Verzweiflung hin. Itachi hielt mich noch immer fest, ich konnte seinen Arm um meinen Rücken spüren und bemerkte, wie ich hochgehoben wurde und auf einmal den Boden unter den Füßen verlor. Doch ich sah nichts mehr und hörte so langsam auch immer weniger. Dann war alles dunkel, so schwarz und dunkel wie es in letzter Zeit immer öfter um mich wurde. Schwarz steht für so viele negative Dinge aber für mich war es wieder einmal willkommen, warm und trocken und nicht ein Gedanke quälte mich mehr, ich war einfach nur geborgen in der Dunkelheit, allein aber nicht mehr traurig, nicht mehr einsam, einfach nur da. Gebettet in einer Höhle aus Nichts.
 

So...ziemlich düster aber hoffentlich mögt ihr es trotzdem^^

Ich weiß schon, Sakura heilt Vergiftungen in Shippuuden ganz anders aber irgendwie passte das hier besser, eine richtige OP konnte ich Kakashi leider nicht zukommen lassen aber er lebt ;-) Schreibt mir was gegen mein Schreibtief...XDD

"Es wäre so viel einfacher für dich"

So. Jetzt geht es weiter. Sakura bei Itachi...was passiert?

Lasst euch überraschen^^ Und vielen Dank für die lieben Kommis, ihr spornt mich an :-) *Kekse hinstell*
 

49 „Es wäre so viel einfacher für dich“
 

Ich stöhnte leise, als ich mich zur Seite drehte, mir tat alles weh, meine Arme, meine Beine, vor allem mein Kopf und meine Hände. Meine Augenlider waren schwer und ich kämpfte eine Weile um sie zu öffnen. Doch dann fragte ich mich, ob ich das überhaupt wollte. Vielleicht war es besser sie noch etwas länger geschlossen zu halten, vielleicht wollten sie nicht wieder sehen, was sie vorher hatten ertragen müssen. Also lauschte ich und bemerkte ein gleichmäßiges Rauschen oder Plätschern, es war irgendwie beruhigend. So friedlich und rein, es tat gut einfach nur zuzuhören und nicht nachzudenken. Stetig tropfte es hinab und ich erkannte, dass es Regen war. Aber ich wurde nicht nass.

Diesmal zwang ich mich doch, die Augen zu öffnen und blinzelte etwas, weil es noch sehr hell für sie war. Als ich mich an das Licht gewöhnt hatte, sah ich mich zögerlich um. Ich fühlte mich wie in Watte, alles konnte ich sehen und benennen und doch fühlte ich nichts.
 

Ich lag in einer kleinen Höhle, auf einer Decke und in eine weitere eingewickelt. Vorsichtig richtete ich mich auf und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Dann entdeckte ich den Ausgang und kniete mich hin. Langsam robbte ich darauf zu, bedacht nicht zu viele Teile meines Körpers zu beanspruchen. Nach ein paar Minuten erreichte ich mein Ziel und setzte mich wieder. Um mich herum war ein lichter Wald und der Regen, den ich gehört hatte, fiel in tausend dichten Tropfen vom Himmel und bedeckte alles mit einer dünnen Wasserschicht. Der Himmel war grau, völlig bedeckt von schweren Regenwolken, und schien auch nicht so bald aufzubrechen. Eine Weile saß ich da, an die Wand der Höhle gelehnt und sah dem Regen zu, so ruhig wie sonst selten. Er war ein seltsamer Trost, spiegelte das Innere meiner Seele wieder und so fühlte ich mich eng mit ihm verbunden. Irgendwann versuchte ich aufzustehen und als es mit tatsächlich gelang, ging ich ein paar Schritte nach draußen und stellte mich mitten hinein. So weich, so kalt und doch so angenehm, ich schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Das Wasser auf meinem Gesicht spülte den Schmutz und das Blut ab, das sich noch immer dort befand, seit ich Kakashi geheilt hatte. Kakashi…

Der Regen vermischte sich mit meinen Tränen und schützte mich vor verborgenen Blicken, ließ mich das Gefühl haben, ganz allein hier zu sein, nur mit dem Wasser und den Bäumen um mich herum. Ich hörte ein Rascheln hinter mir und senkte langsam den Kopf. Dann sah ich mich um und öffnete die Augen wieder.
 

Itachi Uchiha, sein schwarzer Mantel hing ihm schwer um die Schultern, vollgesaugt mit demselben Wasser, das sich auf meiner Haut und Kleidung so leicht anfühlte, ein paar Haarsträhnen hingen ihm in sein Gesicht und sein Blick war wieder so kalt und leer, dass ich mich unweigerlich fragte, ob er überhaupt noch lebte. Er kam auf mich zu und sah mich mit unbewegter Miene an. Nicht einmal seine Haltung verriet, was er dachte, doch ich wollte es gar nicht mehr wissen, es war mir völlig egal. Sollte er mich sehen, wie ich hier im Regen stand, leer, allein, verlassen, gebrochen. Es war mir egal. Einfach egal. Egal.

Doch die Tränen, die erneut heiß meine Wangen herab liefen, verrieten mich. Es war nicht egal, überhaupt nicht. Es war das genaue Gegenteil davon und deshalb tat es so weh. Es schnürte mein Herz zusammen, doch es tötete es nicht und deshalb schmerzte es. Und wie es schmerzte…

Er sagte nichts, sah mich weiter an und ich schloss wieder die Augen.

„Ich hasse dich.“
 

Ich spürte seine Hand an meinem Kinn, er hob es an und wollte offensichtlich, dass ich ihn ansah aber ich schüttelte nur leicht den Kopf. „Ich will dich nicht sehen.“

Einen Moment tat sich gar nichts. Dann war er wieder da, schrecklich vertraut, dieser Blitz, der durch meinen Körper ging und mich dazu brachte, mich zu bewegen obwohl ich es nicht wollte. Ich öffnete die Augen, sah direkt in seine und konnte mich nicht abwenden.

„Dein Schmerz wird dich nur stärker machen.“ Leere, grüne Augen sahen in leere, schwarze. Er ließ mich wieder sprechen und ich nutzte die Gelegenheit.

„Nicht jeder will immer nur stärker werden, Itachi.“ Ich betonte seinen Namen zischend, der Rest war monoton, kalt, unbeteiligt, so wie sonst immer nur er sprach. Er musterte mich genau, las in meinen Augen, doch das konnte er gar nicht, man konnte nichts darin sehen. „Wenn man nicht stark ist, geht man unter.“ Ich wartete einen Moment.

„So wie ich?“ Diesmal suchte ich seinen Blick, wollte eine Antwort. „Bist du untergegangen?“ Wieder lief eine Träne meine Wange herab, wie in Zeitlupe, ich konnte sie deutlich spüren, verfolgte ihren Weg und prägte mir jedes Detail ein. Dann folgten viele weitere, unaufhaltbar.

„Noch nicht.“, schluchzte ich. „Aber du machst mich kaputt.“ Noch immer hielt er mein Kinn fest, obwohl ich mich doch eh nicht bewegen konnte, auch er verfolgte meine Tränen, als wären sie etwas, wovon er glaubte, dass sie nicht wirklich existierten.
 

Die Anspannung ließ nach und ich taumelte zurück, stolperte und sackte auf meine Knie. Meine Haare fielen mir ins Gesicht und ich zitterte leicht.

„Was muss ich tun?“ Meine Stimme, nicht mehr als ein Flüstern, hallte laut in meinem Kopf wieder.

„Erst einmal begleitest du mich zurück ins Hauptquartier.“ Ich nickte kaum merklich und sank dann mit dem Kopf auf die Knie. Erschöpfung, mein Körper fühlte sich taub an und doch konnte ich meine Gefühle so sehr spüren. Es wäre auch zu schön, wenn sie auch einmal abklingen würden. Zurück ins Hauptquartier…ich wollte nie wieder dorthin zurück…
 

Flashback
 

„Ich will dich nur zurückholen. Wir können das ganz einfach machen oder…“

„Du wirst gegen mich kämpfen müssen, wenn du mich mitnehmen willst. Doch eher sterbe ich, als wieder dorthin zurückzukehren.“ Mit ruhiger, monotoner Stimme antwortete Itachi.

„Das wäre schade aber wenn du gegen mich kämpfen willst ist das sowieso nicht zu vermeiden…“
 

Flashback Ende
 

Hatte ich überhaupt noch eine Wahl? Ich hatte ihm mein Wort gegeben, doch selbst wenn ich mich nicht daran halten würde, er hatte mich doch längst schon in der Hand. Ich hatte keine Waffen, kein Chakra, mein Körper war taub und geschwächt. Was machte es für einen Unterschied, ob ich mich wehrte oder nicht? Vielleicht würde ich nicht so sehr leiden müssen, wenn ich mich nicht wehrte. Aber was half mir das? Schmerzen war ich mittlerweile gewohnt. Ich erinnerte mich an die Nacht vor ein paar Wochen zurück. Ich hatte Itachi stolz und mutig ins Gesicht gesehen und gekämpft, bis zum bitteren Ende. Doch jetzt war von diesem Stolz und meinem Mut nicht mehr viel übrig. Was ich spürte war zumindest ein bisschen Glück, weil er Kakashi am Leben gelassen hatte und ich ihn noch rechtzeitig behandeln konnte. Ein sauberer Schnitt…Getrennt von allem, was mich noch an Konoha band.

Warum nicht mit in das Akatsuki-Hauptquartier gehen? Sie würden mich dort sicher nett aufnehmen, mit Kaffee und Kuchen und einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht. Erstaunt hielt ich inne. Sarkasmus war mir geblieben, besser als nichts.

Noch immer fühlte ich wie der Regen meine Kleidung durchnässte und auf meiner Haut kalte Spuren hinterließ. Langsam spürte ich die Kälte und mein Körper zitterte leicht. Diese Nahrungspille hatte mich noch einmal richtig geschwächt, schon bevor ich sie genommen hatte war ich kaputt von dem vielen Training, doch nachdem meine letzten Reserven aktiviert worden waren, war ich nun völlig am Ende. Ich musste dringend schlafen, mich ausruhen, mein Chakra wieder aufbauen…Matt hob ich den Kopf und sah zu Itachi, der vor mir stand.

„Ich muss schlafen, ich kann keinen Schritt mehr gehen.“, krächzte ich. Er erwiderte meinen Blick und ich wollte gerade noch einmal meinen Satz wiederholen, weil er nicht antwortete, als ich sein Sharingan bemerkte. Zu spät kam die Erkenntnis und ich fiel wieder zurück in die vertraute Schwärze. Aber hier war es zumindest trocken…
 

Wärme war das erste, was ich wieder spürte. Mein Körper fühlte sich besser an, die Taubheit war beinah verschwunden und auch meine Schmerzen bemerkte ich kaum noch. Ich streckte meine Arme und stellte erleichtert fest, dass ich sie leicht bewegen konnte. Dann öffnete ich die Augen und starrte an eine weiße Decke. Als ich meinen Kopf zur Seite drehte, realisierte ich einen bekannten Raum, doch viel wichtiger war erst einmal, ob ich wieder Chakra hatte. Ich hielt meine Hände vor die Augen und schickte etwas Energie hinein. Es funktionierte, das Kribbeln breitete sich aus und sie erstrahlten in einem matten, grünen Schimmer. Es war noch nicht viel, höchstens ein Drittel meiner ganzen Kraft aber es reichte, um mir endlich wieder, wenn auch nur ansatzweise, das Gefühl von Sicherheit zu geben. Ich hatte etwas, um mich zu verteidigen, um mich notfalls zu heilen und so richtete ich mein Augenmerk auf meine Umgebung.

Dies war der Raum, in dem ich schon einmal aufgewacht war, es war nur ein paar Wochen her. Ich war bewusstlos geworden, vor Hunger, vor Angst, vor Wut und hier wieder aufgewacht. Dann tauchte Ari auf und pflegte mich, bis ich wieder genug Kraft hatte. Ari…

Diesmal würde meine kleine Freundin nicht hier sein, sie war frei und bei ihrer Familie und ihren Freunden. Ein wehmütiges Lächeln legte sich über mein Gesicht. Welche Ironie des Schicksals, dass ich ursprünglich allein flüchten wollte, dann aber die Kinder in Sicherheit hatte bringen können und nun selbst zurück war. Fall ich jemals wieder die Möglichkeit haben würde von hier zu entkommen, so würde ich sie sicher nicht mehr nutzen können, denn die Wand der Kerker war laut Ari der einzige Weg nach draußen.
 

Ich strich mir ein paar Haare aus dem Gesicht und schlug die Decke beiseite. Sofort weiteten sich meine Augen erschrocken, als ich sah, dass ich nur ein langes T-Shirt anhatte, abgesehen von meiner Unterwäsche. Ich suchte den Raum nach meiner Kleidung ab, konnte sie jedoch nirgends entdecken. Allerdings wollte ich bestimmt nicht so bleiben und so stand ich auf, noch etwas wackelig auf den Beinen, und ging auf den kleinen Schrank in der Ecke zu, den ich bereits das letzte Mal entdeckt hatte. Zögerlich öffnete ich seine Türen und fand Kleidung vor, die beinah den Innenraum sprengte. Für Männer, Frauen, Mädchen und Jungen war von allem etwas dabei. Verwirrt musterte ich die Sachen und stellte fest, dass sie in einem sehr guten Zustand waren, gebraucht also nicht. Was wollte Akatsuki mit diesen ganzen Klamotten, vor allem in einem Krankenzimmer?

Ich runzelte die Stirn und machte mich auf die Suche nach etwas Passendem für mich. Es gab wunderschöne Kimonos und Yukatas, doch ich verschwendete nicht einen Gedanken daran, auch nur in Erwägung zu ziehen, mich wie ein hübsches, kleines Püppchen zu kleiden, also griff ich nach einer schwarzen, kurzen Hose und einem engen, rosa Top. Zumindest etwas Farbe musste ich um mich haben…Mit einem schnellen Blick zur Tür, vergewisserte ich mich, allein zu sein, dann zog ich mich schnell um und legte das T-Shirt zusammen. Gedankenverloren legte ich es in den Schrank und machte die Türen wieder zu. Die Sachen passten mir gut und ich suchte den Raum nach irgendwelchen Gegenständen ab, die mir als Waffe dienen konnten.
 

Gerade als ich den ersten Schritt nach vorn machte, fiel mir mein Versprechen ein. Aus Gewohnheit wollte ich versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und mich augenblicklich um eine Lösung für mein Problem kümmern, doch für dieses hier gab es keine. Was sollte es bringen, eine Waffe zu haben, wenn man sich im Hauptquartier der Akatsuki befand und allein war? Niemals würde ich es schaffen, zu entkommen, nicht einmal einen Kratzer würde ich meinen Gegnern zufügen können. Auch Itachi nicht, das war eine einmalige Angelegenheit und wenn ich noch etwas länger leben wollte, sollte ich das nicht noch einmal versuchen.

Seufzend lehnte ich mich an die Wand und schloss die Augen. Gefangen in diesem Raum, dazu verdammt darauf zu warten, dass irgendjemand zu mir herein kam. Die Tür war absolut dicht, bei meinem letzten Besuch hatte ich ja eh schon festgestellt, dass ich kein Jutsu kannte, das sie öffnen konnte. Was sollte ich jetzt tun? Was konnte ich tun? Gar nichts. Nutzlos, schwach, auf sich allein gestellt zu Nichts zu gebrauchen. Eigentlich traf mich das ganz gut. Und was tat ich dann hier? Itachi hatte mich wieder her gebracht, noch immer nicht getötet und weitestgehend unverletzt gelassen. Aber das würde doch nicht mehr lange so bleiben. Ich war nicht wirklich nützlich für ihn, es sei denn, er benötigte eine Medical-Nin aber dafür hätte er sich viel qualifiziertere Ninjas holen können. Tief atmete ich ein und aus, hörte meinem ruhigen Atem zu.
 

Ob sie Kakashi schon gefunden hatten? Ob Naruto, Sasuke und die anderen aus dem Norden zurück waren? Diese Fragen würde ich mir wohl niemals beantworten können. Ich drückte mich wieder von der Wand weg und lief durch das Zimmer.

Schon das letzte Mal hatte ich mich gefragt, wie durch das kleine Fenster hoch oben an der Wand die Sonne hereinscheinen konnte, also untersuchte ich es genauer. Anscheinend lag das Hauptquartier teilweise unterirdisch aber an dieser Stelle schaute ein Teil davon aus der Erde und ließ Licht durch die winzige Scheibe. Aber es lag zu hoch und war mit festem Glas ausgestattet, sicher auch mit einem Jutsu, sodass ich mich nicht der Hoffnung hingab, es durchbrechen zu können. Selbst die Wände hier hatten meinen Schlägen standgehalten…Ich erinnerte mich nicht gern an diese Zeit zurück aber dennoch waren die Details noch so klar in meinem Kopf, schlimmer konnte es nicht sein, ich wusste genau, wie meine Situation aussah und, dass ich mir keine Hoffnung machen durfte. Manchmal war es wirklich besser, nicht zu viel zu wissen.
 

Ich hörte Schritte auf dem Gang und mein Kopf schnellte zur Tür. Die plötzliche Anspannung ließ mich das Gesicht schmerzhaft verziehen, denn obwohl ich hartes Training gewohnt war, bekam ich trotzdem noch Muskelkater davon. Ich blieb mitten im Raum stehen, unschlüssig wie ich reagieren sollte, doch die Entscheidung wurde mir abgenommen, denn die Tür wurde bereits geöffnet. Mit angehaltenem Atem starrte ich zu ihr und versuchte, meinem Blick etwas Kaltes und Stolzes zu geben.

Natürlich Itachi. Wer sonst?

Hier lebten meines Wissens nach noch eine ganze Menge anderer Männer, doch natürlich war immer nur er in meiner Nähe. Ich schluckte hart und festigte meinen Stand. Er hatte nicht seinen schwarzen Mantel an, weshalb meine Maske vor Verwunderung kurz bröckelte, doch dann bekam ich mich schnell wieder in den Griff. Sein schwarzes Netzshirt und die dunkle, weite Hose ließen ihn noch düsterer als sonst aussehen aber das war ja nichts Neues…Als ich ihm so entgegen blickte, fiel mir dennoch auf, dass er ohne den großen Mantel jünger aussah, seine Ähnlichkeit mit Sasuke wurde deutlicher als eh schon.

Ohne ein Wort kam er näher, doch ich wich nicht zurück. Ich brachte tatsächlich die Kraft auf, ihn mit so viel Verachtung und Kälte anzusehen, dass ich mich über mich selbst wunderte, er war ein Clanmörder, ein Nuke-Nin aber trotzdem stand ich nach allem was geschehen war wieder aufrecht vor ihm. Direkt vor mir blieb er stehen und sah zu mir herab, da er fast einen Kopf größer war als ich. Nach einer Weile, in der er immer noch nichts gesagt hatte, ergriff ich das Wort.

„Was hast du jetzt mit mir vor?“ Meine Stimme war kalt, arrogant, unbeteiligt, genau wie du, dachte ich für mich. Seine schwarzen Augen fixierten mich und ich wartete ungeduldig, ob er antworten würde.

„Das wirst du schon sehen.“
 

„Soll das die Antwort sein?“ Unwillkürlich keuchte ich leicht auf, wieder einmal hatte ich gesprochen ohne lange darüber nachzudenken und das konnte bei Itachi normalerweise tödlich sein. Mein Ton war patzig, zickig, lange würde ich wohl nicht mehr unter den Lebenden sein…Doch er überraschte mich mit einem amüsierten Funkeln seiner Augen.

„Ja, kleine Kirschblüte, ob du es glaubst oder nicht. Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass du die Antwort wissen möchtest.“

„Oder du weißt es selbst nicht.“ Mit zornig funkelnden Augen betrachtete ich ihn abschätzig.

„Du hast mir dein Wort gegeben, alles zu tun, was ich will. Erinnerst du dich?“ Mein Gesicht wurde blass und ich senkte leicht den Kopf. „Damit du es auch wirklich hältst, wirst du…“

„…es mit Blut besiegeln.“, sagte ich monoton. Zwei Sätze fielen mir wieder ein, so klar und deutlich, als würde ich sie wirklich hören.
 

„Ich will, dass du dein Versprechen mit Blut besiegelst. Es wird dich binden, viel mehr als dein Wort es könnte.“
 

Das hatte Itachi zu mir gesagt, als er mich schon einmal dazu gebracht hatte, ihm mein Wort zu geben, doch damals hatte es für mich noch einen Ausweg gegeben, Ari war aufgetaucht und danach die ANBU, sodass ich dem entkommen war. Doch diesmal gab es kein Entrinnen, ich war gefangen in einem Käfig aus Stahl. Ein überhebliches Lächeln zierte seinen schmalen Mund.

„Ah, du erinnerst dich doch. Dann brauche ich es dir nicht mehr erklären, du weißt scheinbar schon wie es abläuft.“ Ich nickte kaum merklich. Aus dem Nichts holte er ein Kunai hervor und hielt es mir hin.

„Was wirst du tun, wenn ich es nicht freiwillig mache?“ Ohne mir wirklich Hoffnung zu machen, stellte ich diese Frage als ich es widerwillig entgegennahm. Er lehnte sich blitzartig zu mir vor und biss in mein Ohrläppchen. Erstarrt bewegte ich mich nicht von der Stelle und starrte erschrocken an die Wand gegenüber. „Schmerzen…“ Langsam leckte er darüber und biss wieder leicht hinein. „…die dich nicht töten aber langsam verrückt machen.“ Er lehnte sich etwas zurück und blieb mit seinem Gesicht vor meinem stehen.

„Wer sagt mir, dass ich nicht noch Schlimmeres vor mir habe, wenn ich das Versprechen besiegele?“, flüsterte ich mit geweiteten Augen.

„Ich.“
 

Er überbrückte den kurzen Abstand zwischen uns und legte seine Lippen auf meine. Unfähig mich zu bewegen, da er mich wieder daran hinderte, konnte ich mir selbst dabei zusehen, wie mein Körper Sasukes Bruder, denjenigen, der seine Familie getötet hatte, küsste und es war ein Bild, so irreal, dass ich gelacht hätte, wenn jemand mir davon berichten würde.

„Sakura…“, flüsterte er zwischen zwei Küssen. „Gib deinen Widerstand auf, du kannst nicht gewinnen.“ Er überließ die Kontrolle meines Körpers wieder mir und augenblicklich wehrte ich mich gegen seinen Griff und versuchte mich loszureißen. Wieder wandte er das Jutsu an und schüttelte missbilligend den Kopf.

„Es wäre so viel einfacher für dich.“

„Was erwartest du von mir, dass ich mich dir an den Hals schmeiße und dich anflehe, mich anzufassen?!“, zischte ich ihm entgegen. „Das wirst du.“

„Niemals!“ Sein süffisantes Grinsen verschwand nicht, egal was ich sagte und ich konnte meine Wut nicht mehr zurückhalten. Er strich mit einem Finger über meine Lippen und ich hob meine Hände um ihn wegzuschlagen, bis ich wieder keine Bewegung mehr steuern konnte und meine Hand in der Luft innehielt. Er erlaubte mir nur zu sprechen. Meine erstarrte Hand bewegte sich wieder und legte sich sanft an seine Wange, während ich angewidert ihren Bewegungen mit meinen Blicken folgte. Meine Augen funkelten voller Zorn, als ich ihm entgegen schleuderte, „Irgendwann wird auch dein Chakra nicht mehr für dieses Jutsu ausreichen!“ Er lehnte sein Gesicht in meine Hand und lachte leise.

„Mein Chakra reicht für eine lange Zeit und ich könnte dich Dinge tun lassen, die du dir nicht einmal in deinen unschuldigen Träumen ausmalst, Sakura.“ Verbissen sah ich zurück, versuchte mir meine Angst nicht anmerken zu lassen.

„Aber nachdem du die Versiegelung abgeschlossen hast, muss ich das gar nicht mehr, dann wirst du alles freiwillig tun.“ Er las wieder einmal in meinen Augen, ich konnte es sehen, doch meine Gefühle verbergen konnte ich nicht.

„Diesmal entkommst du nicht. Du gehörst mir.“
 

Na, was haltet ihr davon?^^

"Sakuras wahre Stärke"

Ja, meine Lieben, wir sind tatsächlich schon beim 50. Kapitel angekommen, es ist kaum zu glauben, das ging so schnell....seit Februar bin ich hier und schreibe an der Geschichte und jetzt ist sie schon so lang. Ich denke, hier muss ich langsam mal zum Ende kommen, das sprengt sonst alle Formate und wird so eine Endlossache...aber schade ist es ja schon, ist ja immer noch meine erste ff^^

Auf jeden Fall danke für eure lieben Kommis!

Dieses Kapitel dürft ihr euch jetzt nicht besonders toll vorstellen, es ist mir einfach mal wieder nicht so gut gelungen, das kommt und geht aber ich liefere bestimmt noch ein angemessenes Kapitel für die magische 50 nach. Ich wollte euch aber nicht länger warten lassen, also habt ihr hier das Neueste vom Neuesten. Mensch, ich fasse mich aber auch immer kurz...XDDD Jetzt lest erstmal in Ruhe, ich geh ja schon ;-)

Ach ja und noch was: Jetzt haben wir 42 favoriteneinträge und noch immer bekomme ich pro Kapitel 5-7 Kommis, diese sind mir besonders teuer aber trotzdem nochmla der appell an euch, liebe schwarzleser, ein kurzer kommi reicht mir aber bitte, sagt mal was dazu wenn ihr zeit habt. das ist so frustrierend...
 


 

50 „Sakuras wahre Stärke“
 

Weit weg von Konoha, meiner Heimat, meinen Freunden, meiner Familie, in einem kleinen Raum im Hauptquartier der Akatsuki, völlig allein mit ihm. Itachi Uchiha. Dicht stand er vor mir, sein Gesicht beinah sanft in meine Hand gelegt und betrachtete mich siegessicher. „Diesmal entkommst du nicht. Du gehörst mir.“

Ich konnte mich nicht bewegen, ich kämpfte vehement gegen seine Kontrolle aber in meinem noch immer etwas geschwächten Zustand hatte ich keine Chance.

„Niemals werde ich jemandem gehören. Ich bin ein Mensch, kein Spielzeug, wieso glaubst du, du kannst einfach so sagen, dass ich dein Eigentum bin?“ Meine Augen funkelten zornig.

„Wenn ich etwas haben will, dann nehme ich es mir auch, ganz gleich, ob es ein Mensch ist oder ein Gegenstand.“, sagte er kalt. „Bring es hinter dich, du kannst es nicht länger heraus zögern.“

Er deutete auf das Kunai in meiner Hand und ließ von mir ab. Ich taumelte leicht und machte einen Schritt nach hinten, um mein Gleichgewicht wieder zu erhalten. Dann strich ich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und richtete mich zu meiner vollen Größe auf, den Blick starr auf ihn gerichtet. „Nein?“
 

***
 

In Konoha herrschte derweil ein Aufruhr, nicht zu vergleichen mit einer angespannten Kriegssituation… „Verdammt!“

Eine blonde Frau schlug wütend auf ihren Schreibtisch und ein ganzer Stapel Akten und Blätter fiel mit einem dumpfen Ton auf den Boden. „Ist nicht einer von euch dazu in der Lage mir ein paar gute Nachrichten zu überbringen?! Das kann doch wohl nicht so schwer sein!“

Vor dem Büro besagter aufgebrachter Frau war so wenig los, wie selten zuvor, normalerweise liefen die Menschen dort wild durcheinander, schleppten Aktenordner, brachten Neuigkeiten und holten sich Aufträge ab, doch seit vorgestern Nacht herrschte das reinste Chaos in dem kleinen Dorf und die wenigsten wagten sich jetzt noch in die Nähe der Hokage. Nur diejenigen, die dorthin mussten, zum Beispiel weil sie ihren Lagebericht abzugeben hatten, erschienen vor der Tür. Sie wurden aufrichtig von allen anderen bemitleidet und atmeten noch einmal tief durch, falls es das letzte Mal für sie sein würde, bevor sie klopften und mit gesenktem Kopf eintraten. Niemand wollte dabei sein, wenn Tsunade ihren Bericht hören würde und so machten sich augenblicklich alle aus dem Staub, sobald ein zutiefst verängstigter Bote sich auf den Weg zu ihr machte und hinter der Tür verschwand.

„Wieso könnt ihr sie nicht finden?! Ihr seid ausgebildete Shinobi, meine Güte, sie ist doch nicht auf einem anderen Kontinent! Schon zwei Tage ist sie jetzt weg, zwei Tage! Wenn wir noch mehr Zeit verlieren, verschwindet sie vielleicht ganz, also los jetzt, raus hier!“ Zwei Männer standen dicht an die Wand gedrängt vor Tsunade, die aufgestanden war und vor ihrem Fenster hin und her lief. Sie blieb stehen und hielt ihnen eine Rede, die sich noch einen Kopf kleiner werden ließ. „RAUS HIER! FINDET SIE!!“

Blitzschnell nickten die beiden stumm und waren im nächsten Augenblick verschwunden, froh mit dem Leben davon gekommen zu sein.
 

Mit einem lauten Wutschrei schmiss die Hokage ihren Schreibtisch um und die Wand, an die er schlug, bröckelte bedenklich. Die zwei Bücherregale links und rechts von dieser Wand schwankten, ein paar Bücher fielen heraus und dann kam der Rest hinterher, während sie laut polternd ebenfalls umkippten. Die blonde Frau zischte zornig und sah mit funkelnden Augen zu dem Ergebnis ihres Wutanfalls. Doch sie sah nicht wirklich, was sie getan hatte, ihre Gedanken waren weit weg von hier, auf der Suche nach einer rosahaarigen Frau mit grünen Augen, ihrer Schülerin, ihrer Freundin, einer Frau, die für sie war wie eine Tochter. Schon wieder, wie so oft in den letzten Stunden kämpfte sie gegen ein paar Tränen, die sich in ihren Augen sammelten.

„Sakura…“ Energisch wischte sie mit dem Handrücken über ihre Augen und ärgerte sich über ihre eigene Schwäche. Ein leises Klopfen an der Tür brachte Tsunade augenblicklich dazu, wieder ihre Schultern zu straffen, die Tränen hastig zu verbergen und eine wütende, kalte Miene aufzusetzen.

„Wenn auch nur einer von euch wieder schlechte Neuigkeiten für mich hat, dann sollte er so schnell wie möglich um sein Leben betteln!“, brüllte sie zur Tür. Langsam wurde sie geöffnet und die Hokage ergriff erneut das Wort. „Oder überlegt es euch besser, vielleicht solltet ihr nur noch betteln, dass ich es kurz mache!“ Sie hatte sich wieder zum Fenster gedreht und versuchte das Beben ihrer Schultern zu verbergen. Niemand sah sie jemals schwach, sie war stark und die Hokage des Dorfes, niemand durfte hinter ihre Maske sehen!
 

Eine sanfte Frauenstimme machte ihr Bemühen, nicht zu weinen, nur noch schwerer.

„Tsunade…“ Mit besorgter Miene kam Shizune ins Büro und schloss die Tür leise hinter sich. Die blonde Frau drehte sich nicht um. Vorsichtig und bedacht näherte die Jüngere sich, sie hatte keine Angst vor ihr aber großen Respekt und da sie sie schon so lange kannte, wusste sie, dass man nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen durfte, wenn man etwas zum Thema Gefühle sagen wollte. Sie lehnte sich an den Schreibtisch und sah nachdenklich an die Decke. „Ich muss dir nicht sagen, dass du ungerecht zu den Dorfbewohnern bist, das weißt du selbst ganz gut.“ Tsunade hatte ihr genau zugehört, das wusste sie aber sie zeigte es nicht durch ihr Verhalten, denn noch immer stand sie bloß da, mit dem Blick aus dem Fenster.

„Es ist meine Schuld…“, sagte sie nach einer Weile leise, so leise, dass man es kaum verstehen konnte. Sie weinte nicht, auch ihre Stimme war beherrscht und kühl, doch Shizune bemerkte die tiefe Trauer und Sorge darin, spürte die quälenden Schuldgefühle.

„Das ist es nicht, du weißt auch das.“, sagte sie schlicht. Es mochte sich herzlos anhören, doch dies war genau der richtige Weg um mit der stolzen Hokage zu sprechen.

„Sag mir bloß wo sie ist, ich würde sofort gehen und sie zurückholen!“ Mit einer plötzlichen Bewegung drehte sie sich um und auf einmal hörte sich ihre Stimme viel weniger kontrolliert an. „Shizune, wenn ich sie zu mir geholt hätte, dann wäre das nicht passiert! Ich habe sie viel zu wenig beschützt…“

Ihre Assistentin unterbrach sie. „Ich habe gute Neuigkeiten. Du kannst mich also am Leben lassen.“ Tsunade horchte auf.

„Was ist es, egal wie banal es sein mag, gute Neuigkeiten hatte ich in letzter Zeit äußerst selten…“

„Kakashi geht es besser. Sein Zustand hat sich so weit verbessert, dass er das Bewusstsein zurück erlangt hat und wieder sprechen kann.“ Die Augen der Hokage weiteten sich.

„Warum hast du das nicht gleich gesagt, wir müssen sofort zu ihm!“ Ohne eine Reaktion Shizunes abzuwarten, packte Tsunade sie am Handgelenk und zog sie hinter sich her, auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus.
 

***
 

Wir standen uns noch immer gegenüber, ich ließ ihn nicht aus den Augen aber ein herausforderndes Lächeln hatte sich über mein Gesicht gelegt.

„Vielleicht will ich es auch gar nicht mehr heraus zögern. Vielleicht will ich es komplett verhindern?“ Er hob eine Augenbraue. Dann lächelte er bösartig.

„Du möchtest die schmerzhafte Variante?“

„Schmerzen, die mich nicht töten aber verrückt machen. Das waren doch deine Worte, nicht wahr? Wer sagt, dass du mir nah genug kommen wirst, um mir diese Schmerzen zuzufügen? Wer sagt, dass du…“ Ich ging in Kampfstellung und mein Lächeln wurde breiter. „…mich besiegen kannst?“

Was war da in mich gefahren? Ich wusste es selbst nicht aber als er damit anfing, mir zu sagen, ich wäre sein Eigentum, war es als hätte man einen Schalter in mir umgelegt. Ich wusste genau, dass ich geschwächt, dass meine Kraft Itachis kaum gewachsen war aber auf einmal sträubte sich alles in mir, das so einfach zu akzeptieren. Ich hatte ihm mein Wort gegeben, alles zu tun, was er von mir verlangte aber noch hatte er nichts dergleichen gesagt. Er hatte Andeutungen gemacht, doch was genau er wollte war mir noch immer nicht klar. Und genau das würde ich nutzen. Sollte ich mein Versprechen mit Blut besiegeln, gäbe es wirklich keinen Ausweg mehr aber noch hatte er mich nicht soweit, dass ich mich willenlos ergab.

Mein Körper war angespannt und bereit, sofort zu regieren, meine Sinne geschärft und jede kleine Bewegung von Itachi wurde von mir sofort bemerkt. Seine Brust hob sich langsam und ruhig, er atmete also nicht schneller. Noch nicht… Seine Augen wiesen keine Regung auf, doch um seinen Mund zeigte sich noch immer das bösartige Lächeln, seine Arme hatte er leicht angewinkelt und während seine Brust sich hob und senkte, bewegte er sie leicht mit.
 

„Hm. Du willst also gegen mich kämpfen? Noch einmal? Meinst du nicht, dass so langsam der Spaß daran verloren gegangen ist? Es ist doch ein wenig eintönig geworden…“

„Ha!“ Jetzt weckte er wirklich meinen Kampfgeist. Meine Augen funkelten ihn an. „Nur, weil wir noch nie richtig gegeneinander gekämpft haben. Meistens endete das Ganze eh sehr schnell, weil du meintest, mich mit deinem Körper oder deinem Kontrolljutsu festzuhalten wäre die sicherste Variante. Hast du je meine wahre Stärke gesehen, Itachi?“

„Deine wahre Stärke? Ich denke ja, es sei denn, du hast es geschafft weitere besondere Fähigkeiten vor mir geheim zu halten.“ Einen Moment wartete ich mit meiner Antwort, dann hielt ich das Kunai vor meinen Körper und hob den anderen Arm in Abwehrhaltung. „Möglich.“
 

***
 

Schmerzerfüllt schrie der Mann auf und ließ Sasuke genervt hoch schauen. Er hatte ihn bloß gefesselt, kein besonders fester Knoten, möglicherweise hatte er jedoch einen Moment nicht aufgepasst und ein bisschen zu sehr daran gezogen.

„Sei still, du kannst froh sein, dass ich dich am Leben lasse. Aber wenn du mir weiter auf die Nerven gehst, dann kann sich das durchaus noch ändern…“ Augenblicklich verstummte der Gefangene und traute sich nur noch Sasuke böse Blicke zuzuwerfen. Dieser überging das einfach und ignorierte den Mann so gut es ging, immerhin musste er ihn erst zu den anderen Gefangenen bringen, bevor er sich um andere Dinge kümmern konnte.

Seit drei Tagen lief er mit den anderen Ninjas aus Konoha durch den Norden, durchkämmte kleine Dörfer, half den Überlebenden und nahm die letzten Gegner in Gewahrsam. Die Kämpfe gegen die feindlichen Gruppen hatten nicht länger als einen Tag gedauert, was wirklich aufhielt war dieses lästige Absuchen der Dörfer, diesen Teil seiner Aufträge hatte Sasuke schon immer gehasst…

Wieder zerrte er an dem Strick um die Hände des Mannes, damit dieser schneller ging, er hatte definitiv keine Lust mehr auf diese Handlangerarbeiten.

„Wenn du dich nicht beeilst, kann ich sehr ungemütlich werden!“, zischte er und sah ihn mit seinen Sharingan an. Als dieser das Rot in seinen Augen bemerkte, weiteten sich seine Augen erschrocken und er ging sofort schneller. Sasuke seufzte noch einmal genervt, während er mit seinem Tempo keine Rücksicht auf den fülligeren Mann nahm, der leicht verletzt und erschöpft war. Schließlich hatte er sich freiwillig den Ninjas angeschlossen, die die mit Konoha verbündeten Dörfer angegriffen hatten und somit verdiente er keine Rücksicht. Er keuchte bereits leise und der Konoha-Nin sah ihn überheblich an.

„Du bist selbst schuld daran, dass du jetzt hier bist, also hör auf dich so anzustellen und beweg dich endlich, ich habe keine Zeit für sowas.“
 

Nach einer Viertelstunde kamen der genervte Sasuke und der ängstlich nach unten blickende Mann endlich bei den anderen an und wurden von einem strahlenden Naruto empfangen. Der kam ihm gerade recht…

„Sasuke, Neji meint, wir sind endlich fertig hier. Die Gefangenen nehmen er, Tenten, Lee und Gai mit, der Rest darf sich schon auf den Weg zurück machen. Ist doch endlich mal eine gute Nachricht.“ Da musste sein Freund ihm allerdings Recht geben und er nickte kaum merklich.

„Endlich…“, seufzte er. Das alles hatte für seine Verhältnisse viel zu lange gedauert und er wollte unbedingt so schnell wie möglich zurück nach Konoha. Nicht, dass eine hübsche Kunochi mit grünen Augen dabei eine Rolle gespielt hätte…

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als plötzlich ein völlig erschöpfter Ninja mit dem Zeichen Konohas vor seinen Füßen zu Boden ging. Naruto kam schnell herüber und gemeinsam stützten sie ihn und gaben ihm etwas zu trinken. Naruto sah besorgt aus, doch Sasuke hatte eine kalte, steinerne Miene aufgesetzt. Boten, die am Ende eines abgeschlossenen Auftrags in aller Eile ankamen, bedeuteten fast nie etwas Gutes…

Er konzentrierte sich wieder auf den Mann vor ihm, den sie auf einen Stuhl im Lager gesetzt hatten, das teilweise bereits abgebaut war. Noch immer atmete er schwer und hatte die Augen geschlossen. Nachdem er noch einen Schluck Wasser getrunken hatte, begann er endlich zu sprechen.

„Ich muss…ich muss zu Sensei Gai…“

„Was ist denn los, ist etwas passiert? Ist das Dorf in Ordnung?“ Naruto überhäufte den armen Boten mit Fragen und Sasuke streckte einen Arm aus und schob ihn ein Stück zurück, bedeutete ihm, ruhig zu sein. Der Blonde schwieg und sah mit großen Augen zu seinem Freund.

„Ich hole ihn her, Naruto bleibt bei dir.“ Mit einem Blick zu seinem Teamkameraden, der ihm bedeutete, den Mann erstmal in Ruhe zu lassen machte er sich auf die Suche nach Gai.
 

Er fand ihn, zusammen mit Lee bei ein paar anderen Gefangenen, wo die beiden gerade dabei waren, noch einmal alle Fesseln zu überprüfen und versteckte Waffen abzunehmen. Schnell kehrten sie zu Naruto und dem Nachrichtenüberbringer zurück und es herrschte augenblicklich angespanntes Schweigen, als der Mann begann zu berichten.

„Die Hokage schickt mich, ich bin nur gerannt, denn sie war unglaublich aufgebracht. Dem Dorf geht es soweit gut, doch es gab einen Zwischenfall, der jetzt alle Diensthabenden in Aufruhr hält und deshalb soll jeder Ninja, die hier nichts mehr zu erledigen hat augenblicklich zurückkehren.“ Er holte Luft und trank noch etwas. Naruto wurde ungeduldig und trat auf der Stelle. Sasuke befiel eine schlimme Vorahnung, er schluckte hart und malte sich bereits alle seine Gedanken aus.

„Sprich weiter!“ Naruto hatte beinah geschrien, auch er schien zu ahnen, was der Mann gleich erzählen würde.

„Es geht um eine junge Frau, Sakura Haruno. Sie wurde entführt, vorgestern Nacht, dabei wurde ihr Beschützer schwer verletzt und vergiftet, momentan ist nicht klar, wohin sie gebracht wurde aber der Entführer ist definitiv Itachi Uchiha.“, sagte er noch immer atemlos.

In Narutos Gesicht stand das Entsetzen, er ging einen Schritt zurück und taumelte leicht. „Nein…!“ Er war kreidebleich und starrte mit weit aufgerissenen Augen zu dem Boten, dann drehte er sich zu Sasuke. Doch der erwiderte seinen Blick nicht, er stand an derselben Stelle wie vorher, seine Miene eine Maske aus Kälte und Leere, und starrte in den Wald. Auf einmal ging ein Ruck durch seinen Körper und er rammte seine Faust mit einem Wutschrei gegen einen Baumstamm. „Verdammt! Dieser Mistkerl, dieser verdammte, widerliche, kranke Mistkerl!!!“
 

***
 

Wieder musterte Itachi mich, noch immer mit einem bösen Lächeln und schien zu überlegen, ob er wirklich gegen mich kämpfen sollte. Er schloss kurz seine Augen und als er sie öffnete, waren sie blutrot.

„Nur zu. Kämpfe gegen mich.“

„Hier?“ Ich ließ meinen Blick durch das kleine Zimmer schweifen. „Nein, wir gehen nach draußen, deine wahre Stärke ist doch, wenn ich mich recht erinnere, übermenschlich? Dann sollten wir das Hauptquartier heil lassen.“

„Gut, dann gehen wir.“ Ich machte einen Schritt vor, doch Itachi stellte sich mir in den Weg.

„Heute Abend, in der Dämmerung. Ruhe dich gut aus, du hast es nötig.“ Mit diesen Worten ließ er mich stehen und verließ den Raum durch die Tür. Einige Minuten blieb ich an derselben Stelle und dachte über das soeben Geschehene nach. Ich würde gegen ihn kämpfen, er ließ mir eine Chance. Aber ich war noch immer geschwächt, er hatte Recht, ich musste mich dringend ausruhen und mir eine Taktik überlegen…

Ich wusste nicht, was ich mir von diesem Kampf versprach, die Wahrscheinlichkeit gegen Itachi zu gewinnen lag vermutlich unter einem Prozent und außerdem hatte er ja mein Wort. Doch trotzdem verschaffte es mir absolute Genugtuung, dass er mir diese Möglichkeit gab. Ich würde mein Bestes geben, dass war ich mir selbst schuldig, Schluss mit diesem ganzen Selbstmitleidsgehabe, diesmal würde ich etwas dafür tun, das Ganze endgültig zu beenden. Mit diesem Entschluss ging ich zurück zu dem Bett in dem ich aufgewacht war und legte mich wieder hin. Bis zur Dämmerung waren es noch ein paar Stunden und bis dahin würde ich noch etwas schlafen und mir einen Plan zurechtlegen. Noch während ich das dachte, fielen meine Augen wieder zu und einen Moment später war ich eingeschlafen…
 

So.

Wie ihr gemerkt habt ist hier eine neue Sache mit eingebaut, endlich kommt mal der lang ersehnte Perspektivwechsel und ehrlich gesagt, habe ich mich da ganz schön doof angestellt, ich schreibe wohl lieber aus der Ichperspektive aber jetzt habt ihr einen kleinen Überblick was sonst noch so passiert.

Und Shippuuden habe ich jetzt auch bis zur aktuellen Folge geguckt, ich muss schon sagen, was ich aus Sasuke und Itachi gemacht habe...*nervös lach* naja, es ist nur eine Geschichte, in Echt sind sie ja ziemlich anders....Ich geh dann mal^^

Ich drück euch alle, stell euch eine Riesenkuchenplatte hin und natürlich Limo, eure PinkLady18 <3 <3
 

Ach ja, und es kam noch die Frage, was ich denn nach dieser ff mache...hmm, auf jeden Fall eines der drei Pairings hier ausbauen und eine neue Geschichte schreiben, natürlich^^ schreibt mir was ;-)

P.S. das nächste Chap ist mein längstes und aufwändigstes bisher und vor allem etwas für die itachi fans, wenn ihr euch mit dem Lesen und den Kommis beeilt, kann ich es ganz schnell hochladen^^

"Kämpfe Sakura, kämpfe...!"

*Tropeten und Trommeln*

Mit Stolz präsentiere ich euch das Kapitel 51, es ist das allerlängste überhaupt und voll mit Handlung und Spannung. ich hab die ganze Zeit nur geschrieben und überlegt ob ich es trenne, weil es so lang ist aber irgendwie finde ich, es gehört zusammen, also hier die lange Version.

Aber eine Bedingung gibt es. Den ganzen Tag saß ich daran und als Belohnung möchte ich ganz viele Kommis und Meinungen hören, das müsst ihr für mich machen, sonst bin ich eher weniger motiviert, mir weiter so viel Mühe zu geben. Ihr seid klasse. Meinen aufrichtigen Dank für eure Unterstüzung. Also wie schon agekündigt, hier das besondere Kapitel um die 50 zu feiern, viel Spaß^^

*Kekse als Stärkung hinstell* Auf gehts...
 


 

51 „Kämpfe Sakura, kämpfe…!“
 

Ein Ruck ging durch meinen Körper, ich wachte auf und schreckte hoch. Vor mir sah ich noch immer die leuchtend roten Sharingan Itachis, als hätte ich nicht bloß bis eben davon geträumt, sondern als wären sie direkt vor mir… Ich atmete tief durch und strich durch mein Haar. Was hatte ich mir bloß dabei gedacht, gegen ihn kämpfen zu wollen? Er verfolgte mich sogar schon bis in meine Träume, wie konnte ich da auch nur ein bisschen auf eine Chance hoffen?! Es war doch völlig klar, dass es gerade keine Chance war, Itachi wusste genau wie stark er war und dass ein Kampf gegen mich nicht länger als ein paar Minuten dauern würde. Er gab mir die Möglichkeit, mich zu wehren, ihn zu besiegen, doch es war äußerst wahrscheinlich, dass ich das nicht schaffen und er damit endgültig gewonnen haben würde. Warum musste ich nur immer in solche Situationen kommen?

Ich streckte meine Arme und setzte mich auf. Ein Blick auf das kleine Fenster unter der Decke ließ mich erschrocken aufspringen. Die Sonne ging schon unter, der ganze Himmel war in Orange getaucht und ich hatte mir noch keinen Plan überlegt, wie ich auch nur fünf Minuten gegen Itachi bestehen wollte!
 

Hastig lief ich im Zimmer auf und ab, mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich knirschte nervös mit den Zähnen. Wie auch immer, ich brauchte einen Gedankenblitz, etwas das mir Zeit verschaffen würde um den Kampf in die Länge zu ziehen und einen Weg zu finden, zu entkommen. Immer wieder strich ich lose Haarsträhnen zurück, die mir ins Gesicht fielen, während ich grübelnd auf und ab ging. Zumindest meine normale Kraft hatte ich wieder und mein Chakra war endlich vollends aufgefüllt. Aber meine Handschuhe! Ich brauchte sie, ohne dieses Hilfsmittel konnte ich nicht gegen ihn kämpfen, sie waren die wichtigste meiner Waffen.

Während ich meinen Blick schweifen ließ, bemerkte ich ein paar glänzende Gegenstände auf dem kleinen Tisch. Misstrauisch machte ich ein paar Schritte darauf zu und erkannte Kunais, Shuriken und vor allem…meine Handschuhe. Zögernd griff ich danach und schloss die Augen, befühlte das Leder und stellte mit einem erleichterten Seufzen fest, dass es tatsächlich meine waren. Ich wollte gar nicht wissen, woher Itachi sie hatte und vor allem, wann er noch einmal hergekommen war, während ich geschlafen hatte…

Mit einem glücklichen Lächeln zog ich sie über, so glücklich wie man in meiner Situation nur lächeln konnte. Jetzt hatte ich eine größere Chance, Tsunades Geschenk war bei mir, meine Glücksbringer, meine zuverlässigen Helfer in schweren Kämpfen, mit ihnen fühlte ich mich beinah unbesiegbar. Sorgfältig schloss ich die Knöpfe an den Verschlüssen und zog sie fest, dann ballte ich meine Hände probeweise zu Fäusten. Wie eine zweite Haut, nur viel stabiler und fester…

Ich suchte in dem Zimmer nach einer kleinen Tasche und fand sogar eine in dem überfüllten Schrank, in die ich die Waffen vom Tisch legte. Dann drehte ich mich wieder zum Fenster.
 

Schwach fielen die letzten paar Sonnenstrahlen herein und beleuchteten den Raum nur noch wenig, ihre Farbe war einem satten Rotton gewichen, rot wie Itachis Augen…Aber auch Sasukes, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. Lass dir von Itachi nicht den Sonnenuntergang verderben, du liebst ihn, er gibt dir Kraft. Ich nickte zu mir selbst. Ja, der Sonnenuntergang war etwas Besonderes…

Mit einem grimmigen Lächeln drehte ich mich um und fand mich Itachi gegenüber. Ich zuckte leicht zusammen, doch seine Anwesenheit war mir nicht entgangen, lediglich dass er so dicht bei mir stand. Natürlich hatte er sein Sharingan aktiviert, was in dem von dem Licht der Dämmerung erfüllten Raum eine noch viel größere Wirkung auf mich hatte, als sonst.

„Da bist du ja. Dann können wir jetzt anfangen, richtig?“ Meine Stimme klang fest, beherrscht und kühl. Ebenso musterte mich sein Blick einmal von oben bis unten.

„Gehen wir.“

Er drehte sich um und ich folgte ihm schweigend durch die dunklen, kaum beleuchteten Gänge, ein Netz aus Gängen, die sich kreuzten und wieder voneinander trennten, ein Labyrinth, in welchem ich bald die Orientierung verlor und nur noch hinter Itachi herlief. Nach ein paar Minuten kamen wir an eine Tür, kaum zu sehen zwischen all den anderen viel größeren Portalen. Er blieb stehen und ich machte es ihm nach, beobachtete dabei wie er Fingerzeichen bildete und leise etwas flüsterte. Diese Prozedur wiederholte er ein paar Mal bis ein Klacken verkündete, dass das Schloss geöffnet und die Tür aufgesperrt war. Ohne sich zu mir umzudrehen öffnete er sie und trat nach draußen. Misstrauisch folgte ich ihm einen Schritt, dann blieb ich lieber stehen. Zu sehr hatte sich die Erinnerung an meinen letzten Fluchtversuch aus dem verlassenen Versteck bei meiner ersten Entführung durch Itachi in meinen Kopf gebrannt, damals gab es eine Schutzgrenze um den Eingang…
 

Itachi blieb ebenfalls stehen, jedoch etwas weiter draußen und drehte sich nun doch zu mir um.

„Willst du lieber doch nicht gegen mich kämpfen?“, fragte er spöttisch.

„Was ist mit der Umgrenzung um den Eingang?“, fragte ich gereizt. „Hm.“ Seinen Mund zierte ein überhebliches Lächeln.

„Du hast es dir also doch gemerkt…“

„Willst mich testen oder was soll das? Natürlich habe ich mir das gemerkt!“ Hielt er mich für so naiv? Itachi sagte nichts, er trat ein paar Schritte zurück zu mir und murmelte wieder ein paar Worte in Kombination mit einem Fingerzeichen. Um uns herum erschien ein sanftes, blaues Leuchten, es markierte ein weiträumiges Gebiet um den Eingang, dann verschwand es wieder. Mit seinem Sharingan beobachtete er mich.

„Du kannst jetzt heraus kommen, die Grenze ist für dich durchlässig.“ Ich traute ihm nicht und runzelte die Stirn.

„Du kannst sie unmöglich für mich geöffnet haben, ohne eine Verbindung zu mir herzustellen.“, sagte ich ernst. Seine Augen blitzten kurz auf.

„Sehr gut, das ist genau das, was ich von dir erwartet habe.“ Ich schnaubte abfällig.

„Tu nicht so, als wärest du mein Sensei…“

„Das ist bestimmt nicht meine Absicht.“ ,sagte er höhnisch und die Anspielung auf Kakashi war mir nicht entgangen. Ich ignorierte sie und stemmte die Hände in die Hüften.

„Wenn du nicht gegen mich kämpfen willst, dann sag es. Ansonsten wäre es vielleicht das Beste jetzt einfach die Grenze zu entfernen und mich nach draußen gehen zu lassen, es sei denn, du willst hier im Eingang anfangen?“ Er kam wieder auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen.
 

Aufgrund seiner Größe musste ich zu ihm aufsehen, was mit gar nicht gefiel, denn dann hatte ich seine Arme nicht mehr gut im Blick. „Schließ deine Augen.“

„Aus welchem Grund?“ Ich würde bestimmt nicht einfach hier vor ihm stehen, ohne etwas sehen zu können, das wäre doch beinah Selbstmord.

„Damit ich die Verbindung, die du eben schon genannt hast, herstellen kann.“

„Wenn das ein Trick ist, dann wirst du wortbrüchig, das solltest du dir gut vor Augen halten!“, zischte ich leise.

„Ich halte mein Wort, du darfst fair gegen mich kämpfen.“ Ich zögerte noch einen Moment, dann senkte ich langsam meine Augenlider. Kurz darauf fühlte ich, wie er seine Hand auf meine Stirn legte und bekam unwillkürlich eine Gänsehaut bei dieser direkten Berührung. Seine Finger waren warm und doch fühlte ich seine Innere Kälte, die er auch nach außen hin immer ausstrahlte, ein Schauer lief über meinen Rücken und ich kämpfte dagegen an, meine Augen zu öffnen und ihn wegzustoßen. Für einen vernünftigen Kampf musste ich durch die Grenze und es gab nur diesen Weg um sie zu öffnen. Tief atmete ich durch und versuchte, meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen, denn keine einzige meiner Reaktionen entging ihm, dass war mir mittlerweile mehr als deutlich klar. Auf einmal spürte ich einen Blitz in meinem Körper und ich war versucht, nachzusehen was Itachi tat, denn er fühlte sich so vertraut an, wie in dem Moment, in dem er die Kontrolle über meinen Körper übernahm. Doch das Gefühl änderte sich und schwächte langsam ab, dann hörte ich Itachi sprechen.

„Du kannst die Augen wieder öffnen, jetzt darfst du die Grenze passieren.“ Blinzelnd sah ich mich um und trat einen Schritt von ihm zurück, der noch immer so dicht vor mir stand. Er drehte sich um und verließ den Eingangsbereich. Noch immer leicht zögernd und misstrauisch machte ich ein paar Schritte nach vorn. Als ich den Bereich der blauen Linie erreichte, spürte ich wie es kalt wurde, doch nach einem weiteren Schritt war alles wieder normal. Noch einmal holte ich tief Luft, dann straffte ich die Schultern und ging zügig hinter Itachi her, der gerade im Wald verschwand. Jetzt würde ich beweisen müssen, dass ich stark war, so stark, dass ich zumindest ein paar Minuten gegen ihn kämpfen konnte.
 

Er machte Halt auf einer weiträumigen Lichtung, ziemlich weit vom Hauptquartier entfernt und blieb in der Mitte stehen. Sein langer Akatsuki Umhang, den er vorhin nicht mehr getragen hatte, hing ihm nun wieder um die Schultern und der Kragen reichte fast über sein ganzes Gesicht. Ich stellte mich ihm gegenüber auf und blickte ihn starr an, so langsam bekam ich doch Angst. Kopfschüttelnd zwang ich mich zur Ruhe, ich musste mich konzentrieren, mein Chakra perfekt kontrollieren und einen klaren Kopf haben.

„Was tust du, wenn du verlierst, Sakura?“ Seine kalte Stimme ließ mich den Blick zu ihm suchen und ich brauchte einen Moment, um die Frage zu verstehen.

„Wenn ich verliere…?“, sagte ich langsam. „Wir wissen doch beide, dass das der Fall sein wird, also fürchte ich, muss ich mich dann meinem Schicksal fügen.“

„Hast du nicht gesagt, du willst mir deine wahre Stärke zeigen?“

„Ja, sicher aber deshalb werde ich wohl kaum gewinnen. Trotzdem lasse ich mich nicht einfach kampflos von dir unterwerfen, warum redest du eigentlich so viel mit mir?“ Er zuckte mit der Schulter und setzte ein bösartiges Lächeln auf.

„Es wird eine Genugtuung sein, dich zu unterwerfen…“ Angewidert starrte ich zurück, meine Augen hasserfüllt und ich war bereit, mich ihm zu stellen. „Fang an.“, sagte er. Kurz senkte ich meine Lider, sammelte mich, dann sah ich wieder hoch, meine Augen voller Kampfgeist und Energie.

Ich zog ein Kunai aus meiner Tasche und hielt es vor mich, dann lief ich auf ihn zu und sprang hoch, während ich zwei Doppelgänger erschuf.
 

Zu dritt griffen wir Itachi an, doch während die anderen zwei ihn mit Kunais und Shuriken bewarfen, sammelte ich meine Kraft in meiner linken Hand und wartete bis ich dicht genug bei meinem Gegner war, sodass ich einen Faustschlag auf den Boden vor ihm wagen konnte. Er hatte meine Doppelgänger mit Leichtigkeit verschwinden lassen und wich mit einem großen Sprung zur Seite aus. Der Boden, vor dem er eben noch gestanden hatte, riss und sprang in einer langen Bahn auf, ich fing meinen Sprung ab und richtete mich gleich wieder auf, die Hände zu Fäusten geballt. Aus dem Nichts hörte ich hinter mir ein zischendes Geräusch und wich gerade rechtzeitig einem Wurfstern aus, doch dahinter tauchte sofort Itachi auf und traf mich in der Seite. Zischend sog ich die Luft ein, sein Kunai hinterließ eine klaffende Wunde, die ich mit dem Blick auf ihn mit einer Hand hielt. Es tat weh und der Schnitt war ziemlich tief, doch genau diesen Moment würde er nutzen um mich erneut anzugreifen. Ich machte einen Schritt nach hinten und bekam ein Kunai in meine andere Seite gestochen, er hatte einen Doppelgänger hinter mich gestellt und von dort ebenfalls angegriffen.

Mit einem schmerzerfüllten Wutschrei schlug ich heftig auf den Boden und trat nach dem Doppelgänger, er verschwand und Itachi machte ein paar Schritte rückwärts. Ich atmete schwer, behielt ihn im Blick und hielt meine Hand auf die linke Seite, grünes Chakra leuchtete auf und ich spürte, wie die Wunde sich langsam schloss.
 

Mit zusammengebissenen Zähnen zog ich das Kunai aus meiner anderen Seite und hielt es vor meine Augen. Es war voller Blut und mit einem angewiderten Blick warf ich es nach Itachi, der nur wenige Meter vor mir stand. Mit zusammengezogenen Augenbrauen bemerkte ich, dass er nicht auswich. Als ich dann das triumphierende Lächeln auf seinem Gesicht bemerkte, riss ich den Mund entsetzt auf. Aus einem Instinkt heraus, rannte ich los, hinter dem Kunai her, doch ich stolperte und meine Seite schmerzte bei der Bewegung, sodass ich hart auf dem Boden aufschlug.

„Nein!“ Mit einem Aufschrei, griff ich nach einem weiteren Kunai in der Tasche und warf es hinter dem anderen her, verstärkt durch darin gespeichertes Chakra verdoppelte sich die Fluggeschwindigkeit und es traf sein Ziel, das blutige Kunai wurde abgelenkt und fiel klirrend zu Boden, bevor Itachi es abfangen konnte. Wie in Zeitlupe sah ich zu, wie es noch ein paar Meter auf dem Boden entlang schlitterte und schließlich flach auf dem Boden liegen blieb. Ich nahm alle meine Kraft zusammen und raffte mich auf, zwang meinen Körper hochzuspringen und zu rennen, ohne auf die Schmerzen zu achten. Itachi verschwand und ich lief noch schneller, doch er war bereits vor dem Kunai angekommen und griff danach. Wieder schlug ich mit aller Kraft auf den Boden und ließ ihn zerspringen, der Riss breitete sich sekundenschnell aus und erreichte die Stelle an der die Waffe lag, sodass das Kunai kurz vor Itachis Hand in den Riss fiel. Noch nie hatte ich etwas dergleichen versucht, doch mit der Macht der Verzweiflung legte ich meine Hände an den Spalt und schickte eine riesige Menge Chakra hinein. Erstaunt sah ich, dass der Boden sich wieder zusammenzog, kantig und uneben aber der Riss wurde so eng, dass man nicht mehr hineingreifen konnte.
 

Erschöpft sackte ich auf die Knie und versuchte meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen und das Zittern zu bekämpfen. Beinah hatte er mein Blut für die Besiegelung bekommen und das sogar freiwillig, denn ich hatte das Kunai selbst auf ihn geworfen. Itachi erschien direkt vor mir und ich zuckte zurück, robbte hastig ein paar Meter weg, während er mir folgte, unnachgiebig mit einem harten, kalten, dunklen Blick. Ich kniff ein Auge zu, als die Verletzung in meiner Seite einen stechenden Schmerz durch meinen ganzen Körper schickte.

„So einfach bekommst du es nicht, Uchiha…!“, keuchte ich mit einem grimmigen Lächeln. Ich hatte keine Zeit um die Blutung zu stoppen und die Wunde zu heilen aber kämpfen konnte ich so nicht besonders lange. Außerdem hatte ich sehr viel Chakra verbraucht, um den Riss wieder zu verschließen, ich musste mir dringend etwas einfallen lassen.

„Es gibt viele andere Wege, an dein Blut zu kommen, Kirschblüte. An deiner Stelle würde ich mir Sorgen machen, du hast es mir schon sehr einfach gemacht, dabei haben wir gerade erst angefangen. Aber es sieht so aus, als würdest du so langsam aus deinen Fehlern lernen, das war ein guter Gegenangriff, mit viel Stärke dahinter…Nur…hast du jetzt kaum noch Chakra. Und nützen wird es dir am Ende doch nichts.“ Er hatte mich beinah erreicht und ich versuchte aufzustehen.

„Aah!“ Schmerzerfüllt schrie ich auf, als ich wieder zurück auf den Boden fiel. Dieser eine Treffer Itachis machte mir eine Menge Ärger…Hektisch atmete ich ein und aus, wusste dabei jedoch, dass genau das Gegenteil hilfreich für die Verletzung wäre. Ich biss in meinen Handschuh und versuchte, meine Atmung zu verlangsamen, während ich noch immer zurückwich. Langsam half es, mein Atem wurde gleichmäßiger, die Blutung schwächer, doch Itachi stand nun direkt vor mir und ich mied seinen Blick, während ich schnell nach einem Ausweg suchte. Das Tsukyomi hätte mir gerade noch gefehlt… Er lehnte sich leicht zu mir vor, sah mit seinem Sharingan, dass ich mit der Faust auf seine Beine zielte und sprang leicht hoch. Durch die Wucht meines Schlags, der ins Leere ging, konnte ich mein Gleichgewicht nicht halten und fiel vornüber. Ich konnte mich mit den Händen abstützen und zur Seite rollen, doch dabei fiel ich auch auf meine Seite und das Blut floss wieder stärker.

„Du Mistkerl!“, schrie ich wütend, um meinen Schmerz zu übertünchen.
 

Mit einem Satz hatte ich es geschafft, mich wieder aufzurichten, während sie Wut langsam den Schmerz verdrängte, der sich stärker denn je ausbreitete. Ich taumelte leicht und hielt mir die Seite, während meine Handschuhe bereits blutbesudelt waren, vorsichtig hob ich die Hand an und legte sie gleich wieder über die Verletzung, weil das Blut unaufhörlich daraus hervorquoll. Ich musste irgendwie genug Abstand zwischen uns bringen, um zumindest die Blutung zu stillen, sonst hatte ich keine Chance mehr. Im nächsten Moment sprang mein Gegner wieder auf mich zu und ich duckte mich unter einem seiner Schläge weg. Er begann einen Taijutsukampf, schnell und präzise zielte er und zu meinem Bedauern traf er dabei auch viel zu oft. Mit nur einer Hand konnte ich bloß blocken und meine Beine mussten meinen Stand festigen, sodass ich kaum eine Chance für einen Gegenangriff hatte. Als er mich an der Hüfte traf, schrie ich vor Schmerz erneut auf und fühlte mein Chakra aufflammen.

Meine Geschwindigkeit erhöhte sich, ich konnte besser ausweichen und nutzte die Möglichkeit um heilendes Chakra aus meiner Hand auf meiner Seite in die Wunde zu leiten. Ich konnte mich nicht mehr besonders gut konzentrieren und wurde hart am Kopf getroffen, sodass ich zurücktaumelte und beinah wieder stürzte, doch das Blut war gestoppt und die Wunde halb verschlossen, entschlossen sah ich hoch und realisierte wie Itachi erneut auf mich zukam. Ich blieb bewegungslos wo ich war, denn jetzt hatte ich einen Plan.
 

Zu spät bemerkte er diesmal mein triumphierendes Lächeln, er griff an, indem er ein Kunai hob und es mit meinem kreuzte, dabei gewann ich haushoch, denn meine Kraft in den Händen war um Längen größer als seine, er wurde zurückgeschleudert, drehte sich in der Luft und schlitterte ein paar Meter auf seinen Beinen von mir weg. Während er wieder hochsah und nach mir Ausschau hielt, hatte ich erneut Doppelgänger erschaffen und war auf ihn zugesprungen. Er bemerkte mich, doch ich war schneller als vorher und so stieß ich ebenfalls zwei Kunais in seine Seiten und warf ihn zu Boden. Aber ich hatte ihn leicht unterschätzt, er hatte zwar keine übermenschliche Stärke, doch war er ein erwachsener Mann und ich viel kleiner und leichter als er, deshalb konnte er mich sofort von sich herunter schubsen und die Kunais wieder entfernen. Ich rollte mich erneut ab und kam wieder auf die Beine, ebenso Itachi, dem die Verletzungen kaum etwas auszumachen schienen.

Außer Atem starrte ich ihn an, während er sich wieder aufrichtete. Plötzlich war er wieder direkt vor mir, seine Bewegung war mir völlig entgangen und ich taumelte leicht nach hinten, überrascht von der plötzlichen Nähe. Gerade rechtzeitig hob ich mein Kunai zur Verteidigung und konnte es seinem entgegensetzen, doch gleichzeitig packte er meinen anderen Arm und warf mich über seine Schulter. Ich fiel zu schnell um mich noch umzudrehen und so kam ich mit dem Rücken auf dem Boden auf, wobei die Luft aus meinen Lungen gepresst wurde und ich hektisch danach schnappte.

Sofort erschien Itachi wieder vor mir und warf ein paar Shuriken, mit der größten Willensanstrengung drehte ich mich zur Seite und konnte ausweichen, doch noch immer bekam ich wenig Luft und mein Rücken schmerzte stark.
 

Siegessicher blickte er zu mir herab, zog mich am Arm nach oben, wobei ich schmerzerfüllt wimmerte und kam meinem Ohr ganz nah. „Du solltest aufgeben…“ Ich hob meinen anderen Arm und holte aus, doch auch diesen hielt er mit einer schnellen Bewegung fest. Ich zappelte, doch mein Rücken und meine Seite schmerzten so sehr, dass ich das bald aufgab. Itachi lächelte zufrieden und näherte sich meinem Hals, doch das sah ich nicht, weil ich mutlos zu Boden starrte, mir bewusst, dass ich kaum noch etwas ausrichten konnte. Ich zuckte zusammen als ich seine raue Zunge kurz vor meinem Nacken spürte und versuchte wieder, freizukommen. Es half nichts. Er hielt mich so fest, dass ich mich kaum rühren konnte. Genüsslich strich er über meinen Hals, wanderte nach vorn zu meinem Kinn und sah mir dann wieder in die Augen.

„Gib auf.“

Einer plötzlichen Eingebung folgend, lehnte ich mich vor und drückte meine Lippen auf seine. Er war überrumpelt, ich spürte es und sein Griff um meine Arme lockert sich etwas. Das nutzte ich und machte mich los, doch ich stieß ihn nicht weg, sondern vertiefte den Kuss und legte meine Arme um seinen Hals. Er misstraute mir, seine angespannte Körperhaltung verriet ihn, doch nach einer Weile, in der ich sanft über seinen Nacken strich und ihn noch immer hingebungsvoll küsste, ließ er sich darauf ein und erwiderte den Kuss. Schon einmal hatte ich versucht, Itachi zu täuschen - Ich hatte daraus gelernt.

Dieser zweite Versuch sollte mein Leben retten und nicht alles noch schlimmer machen, also war ich äußerst vorsichtig. Seine Hände wanderten über meinen Rücken, seine Zunge strich über meine Lippen. Ich ließ ihn etwas zappeln, doch das wollte er nicht über sich ergehen lassen, also legte er eine Hand auf meine verletzte Seite und ich sog erneut zischend die Luft ein. Diesen Moment nutzte er und eroberte meinen Mund, tastete sich vor und erlaubte mir nicht selbst etwas zu tun. Das war mir im Augenblick nur Recht…
 

Der Kuss wurde leidenschaftlicher, eine seiner Hände lag noch immer auf meinem Rücken, die andere hob er zu meinem Nacken und zog meinen Kopf noch enger an sich. Er drängte sich an mich und ich gab ihm nach und ließ mich zu Boden gleiten, während er noch immer eng mit mir verbunden war, er trennte sich nicht von mir, als er sich ebenfalls herabließ.

„Itachi…“ Ich keuchte, musste einen Moment Luft holen, doch viel zu schnell nahm er meinen Mund wieder in Besitz, dann küsste er sich meinen Hals entlang und endlich sah ich meine Chance.

„Warte, nicht so schnell…“ Ich spielte meine Rolle diesmal wirklich perfekt. Er strich über meinen Bauch, hob mein Top an und wanderte darunter. Seufzend warf ich meinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen, während seine warmen Hände langsame Kreise um meinen Bauchnabel zogen. Mein Herz klopfte so laut, ich dachte, er müsste es hören, doch natürlich würde es so aussehen, als wäre ich völlig in seine Berührungen vertieft, also musste ich mir deshalb keine Sorgen machen. Nein, viel mehr klopfte es so schnell, weil ich den Moment abwartete, in welchem ich den Spieß endlich umdrehen konnte.

„Mhh…“ Ich öffnete meine Augen erneut und zog seinen Kopf zu mir, küsste ihn erneut leidenschaftlich und voller Hingabe, ich war beinah erschrocken von mir selbst, hatte ich in diesem Gebiet eigentlich keine Erfahrung…Seine Augen waren noch immer blutrot, also vertraute er mir nicht wirklich, doch mit Sicherheit würde es reichen, um ihn lange genug abzulenken und zu überraschen.

„Sieh mich an.“ Er blickte direkt in meine Augen und sah mich fragend an. Ich hob seine Hand und legte sie auf meine Brust, an die Stelle an der mein Herz so sehr klopfte und ein Rotschimmer legte sich über mein Gesicht, der es noch authentischer aussehen ließ.

„Fühlst du das?“ Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und nahm die Hand nicht weg. Stattdessen begann er damit, sie leicht zu bewegen und wandern zu lassen und spätestens jetzt wurde es höchste Zeit für mich, ihn zu stoppen. Bloß nicht panisch werden…
 

Ich legte eine Hand auf seinen Rücken und strich darüber, mit der anderen griff ich zur Tasche an meiner Seite und holte unauffällig ein Kunai heraus, das ich hinter meinem Rücken versteckte. In Bruchteilen von Sekunden spielte sich das Folgende ab und es kam mir vor, als würde ich von außen dabei zusehen. Gerade als er sich wieder vorbeugte und seine Lippen auf meinen Hals legte, hob ich meinen Arm, stieß ihn mit dem anderen leicht weg, drehte ihn um und hielt ihm das Kunai an den Hals. Mit der anderen Hand umgriff ich sein Handgelenk der rechten Hand und hielt es fest. Gleichzeitig legte ich mich halb auf seinen Rücken, sodass er jetzt mit dem Bauch auf dem Boden lag, das Kunai am Hals und seine Arme blockiert. Den Kopf hatte er seitlich gedreht und hielt ganz still. Meine Augen weiteten sich, als ich erkannte, dass ich es geschafft hatte, ich hatte die Oberhand! Gebannt sah ich auf ihn herunter und fühlte, wie Erleichterung mich durchströmte, ein glücklicher Seufzer entkam mir und ich legte mich noch etwas enger auf ihn, damit er sich auch wirklich nicht rühren konnte.

Sarkastisch lachte er auf. „Du bist genauso kaltblütig wie ich, Sakura.“

„Glaubst du wirklich, ich würde dich jemals so voller Hingabe küssen, wie ich es eben getan habe? Du bist schwach geworden, Itachi, es war keine gute Idee, mir zu vertrauen. Sieh dich an, du kannst dich nicht bewegen, es sei denn du willst, dass ich dir die Kehle durschneide. Letztlich bist du auch nur ein Mann.“, sagte ich verächtlich.

„Vergiss nicht, dass du es tatsächlich getan hast. Was wird wohl mein lieber, kleiner Bruder dazu sagen, wenn er es erfährt? Oder Kakashi? Ich denke nicht, dass du sie täuschen kannst, niemals würdest du jemanden so küssen, wenn du ihn so sehr hassen würdest, wie du es mir immer sagst.“

Ich schnitt mit dem Kunai in seinen Hals und zischte zornig in sein Ohr, „Vorsicht! Diesmal entscheide ich, was du sagen oder tun darfst, dafür brache ich nicht mal ein Jutsu, sondern bloß diese scharfe Klinge an deiner Halsschlagader.“
 

„Warum zögerst du noch? Beende es, ist es nicht das, was du die ganze Zeit wolltest? Dich für alles rächen, meinem Bruder Genugtuung verschaffen, deine Stärke beweisen, all das könntest du sofort haben, du musst nur das Kunai in meinen Hals stechen.“ Wieder zischte ich.

„Willst du das etwa, oder warum hast du es so eilig?“ Er sollte Angst haben, sein überhebliches Getue ablegen, endlich aufgeben.

„Warum musst du noch darüber sprechen? Ein echter Shinobi hat keine Gefühle und tötet kalt und erbarmungslos. Und das ist es, was du sein willst.“ Ich zögerte noch immer, ich wusste nicht warum, doch ich zögerte.

„Sakura. Du kannst mich nicht töten.“ Seine Stimme war leise, doch ich verstand sehr gut, was er sagte.

„Ach nein?“, ich straffte meinen Arm und legte das Kunai noch dichter an seinen Hals. „Was macht dich darin so sicher?“

Er lachte, kalt und abschätzig.

Da spürte ich eine Klinge an meinem Hals und das Lachen ertönte vor und hinter mir. Wieder herrschte Stille und ich drehte mich wie in Zeitlupe soweit nach hinten, wie es das Kunai erlaubte. Das konnte nicht sein, das war unmöglich!

„Nein, das kann nicht sein, ich habe dich besiegt, du kannst nicht…“
 

Itachi stand hinter mir und als ich noch einmal herunter sah, verschwand der Itachi, den ich festgehalten hatte und mein Kunai hing erbärmlich in der Luft.

„Das war wirklich gut. Ich bin erstaunt, dass du so weit gekommen bist, nicht jeder kann so lange und ausdauernd gegen meine Doppelgänger kämpfen.“ Doppelgänger? Meine Augen weiteten sich geschockt, mein Herz blieb stehen und ich hielt den Atem an. Die ganze Zeit nur ein Doppelgänger?

„Allerdings habe ich ihn durchaus beneidet, wie er so leidenschaftlich und fordernd von dir geküsst und verwöhnt wurde. Aber das alles kannst du doch viel besser von dem Original haben…“ Er schnalzte missbilligend mit der Zunge.

„Nein! Das kannst du nicht machen, du verdammter, widerlicher, furchtbarer, kalter,…“ Außer mir vor Wut und Verzweiflung schrie ich ihn an, doch die Klinge an meinem Hals schnitt plötzlich leicht hinein und ich verstummte.
 

„Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich!!“
 

Ich blutete leicht, doch meine Wut nahm überhand, ich hatte so hart gekämpft, so viel durchgemacht und jetzt stand er hinter mir und hatte nicht mal einen Kratzer, während ich kurz vor dem Ende meiner Kraft stand.

„Ich weiß. Seltsam, dass du dachtest, ich würde dir so weit vertrauen, dass ich mich einfach auf deine Küsse einlassen würde. Du hast scheinbar einen wirklich falschen Eindruck von mir…“ Seine Worte waren wie Gift, das in meine offenen Wunden floss.

„Hör auf! Lass mich in Ruhe, ich will das nicht mehr hören, du machst mich krank!“ Ich konnte mich nicht bewegen, weil er das Kunai zu dicht an meinen Hals hielt, meine Hände verkrampften sich und ich schloss gequält die Augen, während ich laut über die Lichtung schrie.

„Ich fürchte, du hast keine andere Wahl, als mir zuzuhören. Aber gut, dein Hals soll schließlich keine hässliche Narbe bekommen.“ Er zog die Klinge zurück und packte mich sofort an den Schultern, um mich unter sich zu bringen. Er war dabei so schnell, ich konnte nicht einmal den Versuch machen, mich zu wehren oder zu befreien… Sein Körpergewicht reichte vollkommen aus um mich in meinem geschwächten Zustand am Boden zu halten und so lag ich unter ihm, die Augen zusammengekniffen und krampfhaft gegen die Tränen ankämpfend.
 

„Ich will dich, deinen Körper und deine Seele, Sakura…“ Er öffnete seinen Mund und legte seine Zähne auf meinen Nacken. Mit leichtem Druck strich er darüber und ich wendete meinen Kopf ab, wobei sich ihm leider noch mehr Fläche bot. „Du sollst mir gehören, nicht meinem Bruder, nicht Kakashi, noch sonst irgendjemandem, nur mir. Dieser Kampf sollte dir endgültig klargemacht haben, dass du dich nicht dagegen wehren kannst, wann immer du fliehst, ist es nur eine Frage der Zeit, bis du wieder bei mir bist. Wann immer du glaubst, stärker zu sein, werde ich dich besiegen und immer wieder wird deine Hoffnung zerstört, dein Leben normal weiterzuleben. Du bleibst bei mir, ich lasse dich nicht gehen.“

Ich riss die Augen auf und die Tränen liefen nun doch meine Wangen herab. „Du bist ekelhaft, jemand der es nicht verdient hat, als Mensch bezeichnet zu werden, ein krankes, besitzergreifendes Wesen, das niemand mehr bedauern sollte. Ich verachte dich.“ Meine Stimme war heiser vor Zorn und Ablehnung. Amüsiert über meine Worte lächelte er breit und erwiderte dann etwas.

„Trotz allem, egal wie sehr du mich hasst, du bist mein, niemals wird dich ein anderer besitzen.“

„Aber warum? Wieso ich, du kennst mich doch gar nicht?“ Jetzt hörte ich mich nur noch schwach, verzweifelt, gebrochen und verletzt an.

„Es gibt keinen Grund, es ist einfach so, akzeptiere das.“ Ich schluckte hart.

„Das werde ich niemals.“

„Auch gut.“ Mit diesen Worten verschloss er wieder meinen Mund, fordernd, berechnend und rücksichtslos. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich in den Himmel, die Sterne waren bereits zu sehen und ein großer, voller Mond strahlte auf die Lichtung herab. Es so friedlich aus und doch war ich hier völlig allein, gefangen und verloren…
 

Ich weiß, ich bin fies, ich lasse Saku leiden und so weiter und so fort aber ihr wisst ja, dass es gut enden wird. Auf jeden Fall, möchte ich hören, was ihr dazu sagt, schreibt mir was^^

Ach ja, zu der Situation, als Sakura Itachi unter sich liegen hat und ihm das Kunai an den Hals hält, ich wurde "inspiriert" von einem tollen Bild, dass ich jetzt in zu den Charakterbeschreibungen stelle, damit ihr alle es anschauen könnt. ;-) Das hat der/ die Zeichner/in wirklich toll gemacht.

Ganz liebe Grüße, Pinklady18 *alle fest drück*

"Schuld"

Und weiter geht es, ich fasse mich ganz kurz, danke für die tollen Kommis und viel Spaß...Ach ja, ein paar Schwarzleser haben sich auch gemeldet und sind damit offiziell keine mehr^^ Danke ;-)
 

52 „Schuld“
 

Ein Mann mit grauen Haaren und einer Maske über dem Gesicht lag in einem abgedunkelten Raum, allein, und starrte an die Decke. Sein Antlitz war großteils von blauem Stoff bedeckt, doch seine Augen waren deutlich zu sehen. Eigentlich sah dieser Mann ganz normal aus, doch der Ausdruck, der darin lag, unterschied ihn stark von anderen, es war deutlich zu sehen, sie waren erfüllt von…Schuld. Keine andere Regung sah man darin. Ein leises Klopfen an der Tür brachte ihn nicht dazu, auch nur mit der Wimper zu zucken, sein Körper bewegte sich keinen Millimeter, nichts zeigte auch nur im Geringsten, dass er das Geräusch zur Kenntnis genommen hatte. Als sich die Tür öffnete fiel ein breiter Lichtstrahl in den Raum und erhellte für einen kurzen Moment den Mann in seinem Bett, dann schloss sie sich wieder und das Zimmer war erneut erfüllt von einem Dämmerlicht.

Zwei Frauen waren eingetreten und warfen sich besorgte Blicke zu, ehe die eine auf das Bett zutrat und davor stehen blieb. Sie ließ ihren Blick über den Mann schweifen und seufzte dann leise.

„Kakashi…“ Er reagierte nicht auf die Ansprache. „Ich habe mit den Heilern gesprochen, sie sagten, du musst nicht mehr in der Dunkelheit liegen.“ Mit diesen Worten schritt sie zu der Fensterfront und zog an den Jallousien, sodass augenblicklich der ganze Raum taghell wurde. Shizune, die braunhaarige Frau, die noch immer an der Tür stand, hielt sich die Hand vor ihre Augen und sprach mit leiser Stimme zu der blonden Frau vor dem Fenster.

„Tsunade, sei doch ein bisschen rücksichtsvoller…“ Sie hörte ein missbilligendes Schnalzen von ihr und schüttelte leicht den Kopf, hielt sich jedoch zurück. Tsunade trat wieder auf Kakashi zu, der noch immer an die Decke starrte, bei ihrer erneuten Annäherung jedoch die Augen schloss. Sie zog die Augenbrauen zusammen und schnaubte abfällig.

„Verdammt, was ist nur mit dir los?! Wie kannst du dich so hängen lassen, du wirst wieder gesund, du könntest schon längst wieder aufstehen, wenn du es nur wolltest!!“ Ihre laute Stimme zerriss die bedrückende Stille und ließ Shizune zusammenzucken. Gerade holte die Blonde Luft um weiter zu schreien, als ihre Assistentin sie mit erhobener Stimme davon abhielt.

„Tsunade, es reicht jetzt! Wir machen uns alle Sorgen und Vorwürfe aber mit Sicherheit kann Kakashi genauso wenig für ihre Entführung wie wir.“
 

Als hätte sie sich verbrannt, zuckte dir Hokage zurück und starrte entsetzt auf den Jonin vor ihr im Bett. Ihre Lippen bebten leicht und ihre Augen waren schreckgeweitet, als sie sich schnell abwandte. „Es tut mir leid, Kakashi, ich bin momentan nicht ich selbst…“ Doch auch dies nahm der Grauhaarige nur am Rande wahr. Mit noch immer geschlossenen Lidern lag Kakashi auf dem Bett und reagierte nicht auf seine Umwelt, er lag einfach nur da, während Tsunade langsam wieder ihre Fassung zurückerlangte und sich wieder umdrehte. „Shizune hat Recht, wer hat eigentlich gesagt, dass du die Schuld an Sakuras Entführung trägst? Du bist unschuldig, wenn hier jemand die Verantwortung dafür übernehmen muss, dann ich, also tu mir den Gefallen und reiß dich zusammen.“ Sie holte tief Luft. „Wir brauchen alle deine Informationen, um so schnell wie möglich Itachis Spur aufnehmen zu können.“ Bei der Erwähnung von Itachis Namen spannte sich Kakashis Körper an, doch er sagte kein Wort. „Kakashi, Sakura braucht doch unsere Hilfe, ich bitte dich, tu es doch für sie.“
 

Tsunade schien so langsam keinen anderen Weg mehr zu sehen, als ihn zu bitten, sie selbst war völlig am Ende, voller Sorge und Schuldgefühle und dennoch musste sie stark sein und sich um ihre Verfolgung kümmern, auch wenn sie am liebsten nur noch im Bett gelegen hätte, in einem dunklen Raum, genau so wie Kakashi. Zu gern hätte sie mit ihm getauscht, auch wenn sie sich dann ebenfalls schuldig gefühlt hätte, doch wer sonst hatte zu wenig Shinobi mit Sakuras Schutz beauftragt, als sie? Niemanden konnte sie wirklich bestrafen, alle hatten so gehandelt, wie sie es in Auftrag gegeben hatte, es war allein ihr Verdienst, dass diese junge Frau, fast noch ein Mädchen, von einem Akatsukimitglied entführt worden war und das schon zum dritten Mal…Offensichtlich hatte sie nichts, überhaupt nichts, aus ihren Fehlern gelernt, dabei war das eine Eigenschaft, die sie so gern weise an ihre Schüler weitergab.

„Ich hasse mich dafür…“ Kakashis leise, von der Bewusstlosigkeit noch leicht heisere Stimme drang an ihr Ohr und ließ sie auf sehen. Eine Welle von Mitgefühl und Verständnis überschwemmte sie, als sie realisierte was er sagte. Unbewusst trat sie gleich einen Schritt näher an sein Bett und hing an seinen Lippen.

„Sie lag direkt vor mir, ich war so dicht bei ihr aber wir mussten ja das Fenster offen lassen, ich hätte es ihr verbieten sollen, nur weil mir selbst zu warm war…“ Deutlich hörte man seinen Zorn auf sich selbst, seine Angst und seine Sorge heraus, vor allem aber, wie sehr er sich selbst verurteilte. Beinah sarkastisch sprach er weiter. Er richtete sich leicht auf, verzog dabei schmerzhaft das Gesicht, doch er schien es gar nicht wirklich zu bemerkten, völlig versunken in seine Erinnerung sah er zur Wand und zwang sich, noch mehr zu berichten.
 

„Wir beide waren eingeschlafen, hin und wieder wachte ich auf und überprüfte den Raum, doch es war jedes Mal alles in Ordnung. Als ich noch einmal aufwachte, hörte ich ein Geräusch und spürte ein starkes Chakra am Fenster. Ehe ich jedoch zu Sakura springen konnte, tauchte Itachi vor mir auf. Ich kämpfte gegen ihn, doch dann erschuf er einen Schattendoppelgänger und hielt ihr ein Kunai an den Hals. Augenblicklich wurde ich abgelenkt, stoppte in meiner Bewegung und suchte nach einem Ausweg, doch Itachi hatte mich bereits getroffen, seine Kunais waren vergiftet, ich konnte mich kaum noch bewegen, dann fiel ich zu Boden. Ehe ich wieder aufstehen konnte, schnitt er mir in den Hals und ich verlor das Bewusstsein. Ich weiß nicht, wie lange ich so da lag aber als ich wieder zu mir kam, bemerkte ich Sakura direkt vor mir, meine Wunden fühlten sich besser an und auch die Wirkung des Gifts ließ nach. Dann beugte sie sich zu mir vor und da erst erkannte ich Itachi hinter ihr. Nicht einen Zentimeter konnte ich mich bewegen, ebenso wenig sprechen, also lag ich da und hörte ihr zu, bis sie mit ihm durch das Fenster nach draußen verschwand. Ich konnte nichts tun, gar nichts…“ Kakashis Stimme wurde kalt. „Sie bat mich um Verzeihung, weil er mich verletzt hat. Alle Schuld hat sie wie immer auf sich genommen…“ Jetzt wurde er immer leiser. „Mich hat sie geheilt, doch für welchen Preis? Er hätte ihr das niemals erlaubt, wenn sie ihm dafür nichts versprochen hätte…“

Tsunade und Shizune hatten still zugehört und ihn nicht einmal unterbrochen, mit betroffenen Gesichtern standen sie da. Kakashi hatte alles gesagt, was er wusste und schloss nun wieder gequält die Augen, während die Hokage ihre Fäuste ballte und ihre Augen zu Schlitzen verengte.

„Du trägst keine Schuld.“, sagte sie wieder und Kakashi warf ihr einen Blick zu, der sein Widersprechen ausdrückte. „Du hast alles in deiner Macht stehende getan und dein Leben für sie eingesetzt, ich bin dir dankbar dafür und jetzt hör bitte auf, dir Vorwürfe zu machen. Alles was wir tun können ist, einen Weg zu finden, wie wir sie retten können und zwar schnell. Ruhe dich aus und erhol dich schnell, ich kann dich sicher für ihre Befreiung brauchen, wenn du wieder gesund bist.“
 

Tsunade sprach beherrscht, ernst und ziemlich emotionslos, anders hätte sie sich sicher nicht zusammen reißen können und wäre in Tränen ausgebrochen. Sowohl Kakashi als auch Shizune schienen das zu bemerken und erwiderten nichts.

„Ich kann sofort helfen, hier liegen bleiben wird mir auch nicht helfen, schneller gesund zu werden…“

„Und wie es das wird, wenn du in ein bis zwei Tagen wieder belastbar genug bist, kannst du mithelfen, vorher nicht, das befehle ich dir als deine Vorgesetzte.“ Ehe Kakashi protestieren konnte, war sie aus dem Zimmer gerauscht und Shizune folgte ihr mit einem entschuldigenden Blick für Kakashi. Schnell schritt Tsunade durch den Flur und ignorierte alle, die sich höflich vor ihr verneigten, für dieses ganze alberne Gehabe hatte sie wirklich kein Verständnis mehr, nicht in dieser Situation. Ihre Assistentin folgte ihr auch diesmal mit stolpernden Schritten und versuchte, die Wogen hinter ihr zu glätten, ein Aufstand gegen die Hokage hätte jetzt noch gefehlt… Fieberhaft überlegte die blonde Lehrerin von Sakura, was sie jetzt noch tun konnte, sie hatte mit Kakashi gesprochen, einen Boten zu ihren Shinobi im Norden geschickt und Suchtrupps aussenden lassen. Ihr fiel nichts mehr ein, nur dass sie hartnäckig gegen den Drang ankämpfen musste, selbst nach ihrer Schülerin zu suchen und das Dorf zu verlassen, sie fühlte sich absolut unnütz, was sonst wirklich selten vorkam…
 

***
 

Viele Meilen von Konoha entfernt, in einem dichten Wald im Norden, liefen einige Gruppen aus besagtem Dorf mit schnellen Schritten Richtung Heimat. Sie verlagerten ihren Weg in die Bäume und sprangen durch ihre Kronen, dicht an dicht, damit kein Gruppenmitglied außer Sicht kam. Bis auf zwei, die beschlossen hatten, einen anderen Weg einzuschlagen, den der eine noch allzu gut kannte. Ein blonder und ein schwarzhaariger Ninja liefen weit vor den anderen, sprangen hastig von einem Ast zum anderen, den Blick stur nach vorn gerichtet, ohne Rücksicht auf die Gruppen hinter ihnen. Keiner von beiden sagte ein Wort, das mussten sie auch gar nicht, denn sie fühlten dasselbe und hatten denselben Plan.

Rache an Itachi Uchiha und die Rettung Sakuras. Sie wussten beide, dass sie gegen den Befehl ihrer Hokage handelten, doch sie waren sich gleichzeitig absolut einig darin, dass sie so schnell wie möglich eine Spur von Sakura und Itachi finden mussten.

Naruto, der sich diesmal erstaunlicherweise sogar etwas besser als sonst im Griff hatte, warf einen heimlichen Seitenblick auf Sasuke, der dies normalerweise sofort bemerkt hätte, im Moment jedoch völlig abgelenkt war. Besorgt musterte er ihn, bemerkte seine aggressiven Bewegungen, seine Sharingan, die sich scheinbar ohne sein wirkliches Wissen aktiviert hatten, sah wie seine Gesichtszüge starr vor Hass und Wut waren und doch…war noch etwas anders als sonst.

Schon oft hatte Naruto Sasuke gesehen, wenn er den Namen seines Bruders gehört, wenn er ihn unerwartet gesehen hatte oder wenn er ihm begegnet war, doch niemals hatte er diesen Ausdruck in seinen Augen bemerkt, der jetzt noch dazukam. Er musste ein paar Mal hinsehen, um sich wirklich sicher zu sein, dass es tatsächlich vorhanden war. Ein paar Mal blinzelte er, konnte es sein, dass…? Hatte Sasuke Angst? Er, der niemals Gefühle zeigte, die ihn schwach aussehen ließen, er der nur auf seine Rache und seinen Bruder fixiert war…konnte er Angst empfinden? Scheinbar ja… Aber nicht nur Angst sah Naruto in Sasukes Augen, auch Sorge und Ungewissheit…Aber seit wann machte er sich so viele Gedanken um Sakura?
 

Denn nur sie konnte der Grund dafür sein, wenn er sich recht daran erinnerte, wie sein Freund wütend gegen einen Baumstamm geschlagen hatte, als er gehört hatte, dass Sakura entführt worden war. Sie beide liebten sie wie eine Freundin, zumindest dachte er das immer, doch scheinbar hatte Sasuke auf einmal mehr Gefühle für sie entwickelt…War das möglich? Hatte er sie doch immer nur als nervig abgestempelt, ihr gesagt, sie solle ihn in Ruhe lassen und hatte er sie doch verlassen mit gebrochenem Herzen, am Boden zerstört…

Naruto hatte nie verstanden, was seine beste Freundin dazu gebracht haben könnte, von ihm los zu kommen, endlich wieder zu leben und so viel stärker zu werden, doch er hatte unglaublich viel Erleichterung verspürt, als er bemerkte, dass sie gegen den Schmerz ankämpfte, versuchte Sasuke aus ihrem Herzen zu verbannen. Als sie das endlich geschafft hatte, ging es ihr so viel besser, sie hatte einen hervorragenden Ruf, alle mochten sie, weil sie so lieb und nett, so schön, so stark und wahnsinnig hilfsbereit war. Eigentlich hatte sie immer ein Lächeln aufgesetzt, ein ehrliches, warmes Lächeln, das er schon immer so an ihr geliebt hatte…

Seine langjährige Liebe zu ihr war noch immer vorhanden, so klein wie ein winziges Samenkorn und doch war sie noch schwach in seinem dummen Herzen. Er hatte längst erkannt, dass sie nie mehr als nur Freundschaft für ich empfinden würde, sie beide verband etwas, stärker noch als die Beziehung zwischen Bruder und Schwester und er hätte alles in der Welt dafür gegeben, dass es für immer so blieb. Dieses Band war ihm so teuer, dass er dafür auch auf ihre Liebe verzichten konnte, er hatte sich damit abgefunden und das nicht nur, weil er es endlich eingesehen hatte.

Die Hauptursache, weshalb er es akzeptierte war ein anderes Mädchen, ebenfalls wunderschön, sanftmütig, warmherzig und doch so scheu. Hinata hatte ihm schon immer viel bedeutet, doch über die Jahre hatten sich seine Gefühle für sie verändert, er hatte sie erstmals gesehen, wie sie war, eine Frau, die ebenfalls lange trainiert und viel gelernt hatte, die ihre Stärke perfekt beherrschte und gewisse Eigenschaften, die sie so liebenswert machten doch nie abgelegte.
 

Gedankenversunken betrachtete er noch immer Sasuke und überlegte erneut, seit wann er mehr für Sakura fühlen konnte als all die Jahre zuvor. Es war ihm kaum aufgefallen, zu diesem Zeitpunkt bemerkte er zum ersten Mal, dass der Uchiha sich anders verhielt, doch wie stand seine Freundin dazu? Liebte sie ihn noch immer? Oder hatte sie es wirklich geschafft, über ihn hinweg zu kommen…? „Naruto, wenn du mich weiter so anstarrst, springst du sicher gleich gegen den nächsten Baum.“

Die vertraute kalte, überhebliche Stimme ließ ihn verwirrt hochschrecken und er taumelte leicht, bis er sein Gleichgeweicht wieder balancieren konnte und Sasuke einen wütenden Blick zuwarf.

„Ich habe dich gar nicht angestarrt, Teme!“ Mit einem verächtlichen „Tze!“ setzte Sasuke seinen Weg fort.

„Wer’s glaubt…“ Leise murrte Naruto vor sich hin, ehe er ihm wieder folgte und seinen Blick nach vorn richtete. Auch er war wütend und besorgt, er hatte Angst um Sakura, doch trotzdem hatte Sasuke das nie so offen gezeigt. Er würde das Ganze beobachten, sobald sie Sakura befreit hatten…
 

***
 

Gequält schloss ich die Augen um diese friedvolle Umgebung nicht mehr sehen zu müssen. Es war beinah makaber, wie konnte es hier draußen so idyllisch sein, wo ich gerade all meine Chancen verspielt hatte?! Aber es passte zu mir, wieder einmal allein, um mich herum war alles schön und gut aber mir selbst konnte ich nicht helfen…Immer wieder trainieren, jahrelang. Kämpfen, Schmerzen ertragen und wieder trainieren, Rückschläge verkraften, Fehlschläge überwinden, Fehler erkennen, lernen und wieder neue Methoden üben. Ein ewiger Kreislauf, niemals hatte man genug trainiert, nie war man stark genug, immer ging es so weiter…

Ich liebte es, eine Kunoichi zu sein, ich liebte mein Training und ich liebte es, hart an mir zu arbeiten um stärker zu werden. Das war mein Leben, so sollte es natürlich nicht immer sein aber zu diesem Zeitpunkt war es gut für mich, es heilte meine Wunden, machte mich stärker, erwachsener. Aber wofür das alles? Wofür…

Ich lag unter Itachi, noch immer, er hatte von meinem Mund abgelassen, doch dabei wieder seine Lippen auf meinen Hals gelegt und ich fand einfach keine Möglichkeit, mich zu rühren, er hielt mich so fest, dass ich gerade mal atmen konnte. Obwohl mir auch das schwer fiel, weil meine Verletzungen mich stark geschwächt hatten und mein Rücken sehr schmerzte seit ich darauf gefallen war. Meine Tränen waren längst versiegt, ich fühlte noch immer ihre schwachen Spuren auf meinen Wangen, doch was half es mir, zu weinen, es war doch niemand hier, der mir helfen konnte.

„Du bist so still, das bin ich gar nicht von dir gewohnt, Sakura…“ Er hob den Kopf und hielt inne, als wir wieder auf Augenhöhe waren. „Willst du keinen Widerstand mehr leisten?“ Beinah hätte ich aufgelacht, wenn das Spielzeug kaputt ist, dann will das Kind auch nicht mehr damit spielen…

„Ist es dir jetzt zu langweilig?“
 

Meine Stimme war so kalt, so leer, ich erschreckte mich selbst. Hatte er mich schon so weit, dass ich einfach keine Emotionen mehr spürte? Nein, noch immer hatte ich Angst, fühlte ich die Schmerzen, die Verzweiflung, den Hass und die Wut, doch ich konnte nichts tun, das zeigte meine Stimme, all das fühlte ich aber es lohnte sich nicht mehr, zu kämpfen, er hatte gewonnen. Ein amüsiertes Lächeln lag über seinen Lippen, eher er sich wieder zu meinem Ohr vorbeugte und hinein flüsterte. „Du wirst mich niemals langweilen, dafür werde ich schon sorgen…“

„Was hast du jetzt mit mir vor?“, fragte ich bitter, ohne ihn anzusehen.

„Es wird kalt hier, ich will ja nicht, dass du krank wirst, also werde ich dich wohl erstmal zurück bringen. Wobei…das muss ich ja gar nicht mehr, sagtest du nicht, wenn du verlierst, wirst du dich deinem Schicksal fügen? Also kann ich dich beruhigt loslassen, auch wenn es natürlich seine Reize hat, auf dir zu liegen…“

„Du bist ekelhaft.“, zischte ich ihn an. Dann spürte ich, wie sein Griff sich lockerte und er von mir herunter ging und aufstand. Langsam richtete ich mich auf und unterdrückte einen schmerzerfüllten Aufschrei, doch ein Keuchen konnte ich nicht verhindern. Ich winkelte meine Beine an und nahm meine Hände zur Hilfe, um mich abzustützen, doch plötzlich verließ mich die Kraft in meinen Armen, ich knickte ein und fiel hart zurück auf den Boden.

„Ngg…“ Mit einem zugekniffenen Auge biss ich mir auf die Lippe um weitere gequälte Laute zu verhindern, diesen Gefallen wollte ich Itachi nicht auch noch tun.
 

Als ich auf einmal seine Arme um meinen Körper spürte und merkte, wie er mich hochhob, vergaß ich all die Schmerzen und schlug wild nach ihm.

„Verdammt, lass mich sofort los, ich kann alleine gehen, nimm deine Hände weg!!“ Er hob nur eine Augenbraue und ignorierte mich, dann spürte ich den vertrauten Blitz in meinem Körper und meine Arme erschlafften und hingen herab.

„Du bist ein Feigling, wenn du selbst gegen mich gekämpft hättest, wäre der Kampf zumindest fair geworden aber du hast dich einfach hinter deinem Doppelgänger versteckt.“ Seine Augen funkelten zornig und ich bemerkte, dass ich zu weit gegangen war, heiß durchströmten mich Angst und Panik, doch konnte ich gleichzeitig nicht abstreiten, dass ich ebenfalls Genugtuung verspürte, weil ich ihn dazu gebracht hatte, echte Emotionen zu zeigen.

„Du solltest sehr vorsichtig sein, mit dem was du sagst, kleine Kirschblüte… Wenn ich mich richtig erinnere, hast du dich ebenfalls nicht an die Spielregeln gehalten, du hast dich mir hingegeben und dein sonst so unschuldiges Verhalten abgelegt, du hast mich geküsst wie eine Nukenin, ohne Rücksicht auf dein Dorf, das dir den Auftrag gegeben hat, mich zu töten sollte ich dir begegnen. Du bist nicht so rein und sündenlos wie du denkst aber es war durchaus eine angenehme Veränderung…“

Entsetzt starrte ich ihn an und vergaß für einen Moment, ihn zu schlagen. „Von dieser ‚Hingabe‘ war nichts echt, ich habe das getan, damit ich dich besiegen, damit ich meinen Auftrag erfüllen, damit ich dich töten konnte!“ Wissend sah er mich an und ich fühlte, wie die Angst erneut meinen Rücken hochkroch. „Du hast mich nicht getötet.“
 

Dieser einfache Satz verfehlte seine Wirkung nicht, kochend heiß fühlte ich den Zorn in mir und bevor ich darüber nachdachte, was ich tat, hatte ich bereits gesprochen.

„Du hast nur einen Doppelgänger eingesetzt, so konnte ich dich gar nicht töten, bei einem Kampf von Angesicht zu Angesicht wärst du jetzt nicht mehr am Leben, also versteck dich nicht hinter deinen Lügen und deinen Beleidigungen!“ Blitzschnell hatte er mich wieder zu Boden gedrückt, ich wimmerte leise, weil ich so schmerzhaft darauf ankam, doch er nahm keine Rücksicht.

„Wenn du mich jetzt noch weiter reizt, Sakura, wenn du nicht aufhörst mich zu provozieren, dann schwöre ich dir, nehme ich dir deine Unschuld hier und jetzt und du wirst nichts dagegen tun können.“ Mein Körper zitterte und meine Augen weiteten sich, als er dies sagte. Ich brachte keinen Ton über die Lippen, starrte ihn stumm an und meine Augen huschten zwischen seinen Augen hin und her. „Das kannst du mir nicht antun…“, sagte ich leise.

„Du weißt gar nicht, zu was ich alles fähig bin…“, erwiderte er ebenso leise aber sein Unterton war so drohend, dass ich daraufhin schwieg. Itachi war definitiv nicht zu unterschätzen, ich traute ihm locker zu, dass er seine Drohung wahrmachen würde, also schloss ich meine Augen, bemüht meine Fassung wiederzuerlangen und nickte ergeben.

„Ich werde still sein.“ Noch einmal betrachtete er mich eindringlich, dann nahm er mich wieder auf den Arm, diesmal ohne dass ich mich wehrte, auch wenn es strikt gegen meinen Willen ging, und trug mich zurück zum Hauptquartier. Wenn es Momente gab, die diesen hier noch toppen konnten, dann fielen mir dazu wirklich nicht viele ein…
 

Ja.....schreibt mir was^^

"Suche"

Hallo meine Lieben, ganze zwei Tage habe ich nichts Neues hochgeladen, tu mir echt leid, ich musste einiges für die Schule tun. Seit gestern bin ich offiziell aus der Schulzeit entlassen, jetzt muss ich nur noch kommen, um meine Prüfungen zu schreiben und damit geht es am Samstag los, mit Deutsch^^ Ich bin ja schon ziemlich nervös, schön wäre es wenn ich einfach meine ff abgeben könnte und damit hätte sich das XDDD Aber nein, ich muss jetzt wieder noch was dafür tun, also schau ich nur kurz vorbei und bringe euch ein kurzes pitelchen, damit ihr mich nicht vergesst ;-)

Ganz liebe Grüße, PinkLady18 *alle fest drück*
 


 

53 „Suche“
 

„Verdammt, irgendwo hier war es doch!“

Naruto sah wieder zu seinem Freund und riss seinen Blick von der Umgebung los, während er skeptisch seine Stirn runzelte. Er selbst war unglaublich wütend und besorgt, doch solche Wutausbrüche, wie Sasuke sie jetzt immer häufiger hatte, hielten sich bei ihm in Grenzen.

„Sasuke, wir sind bestimmt schon ganz in der Nähe, du weißt doch, dass wir leise und vorsichtig sein müssen.“ Er fühlte sich irgendwie seltsam, so als hätten die beiden die Rollen getauscht, er war nun der Vernünftige, Ruhige und Sasuke der Aufbrausende, Zornige. „Das weiß ich auch!“, sagte eben dieser betont ruhig, doch seine unterdrückte Wut und Ungeduld waren anders als sonst deutlich wahrzunehmen.

„Komm mal wieder runter, so können wir Sakura auch nicht helfen.“ So langsam hatte er genug davon, dauernd von seinem Freund angeschnauzt zu werden, da mochte er den stillen, genervten Sasuke bald noch lieber…

„Hier!“ Sasuke war plötzlich wieder einmal auf einen Baum gesprungen, in den letzten Stunden hatten sie diese Prozedur schon viel zu oft durchgemacht, doch jedesmal war es ein anderer Ort als der, an dem Sasuke, Sakura und Itachi gekämpft hatten. Ein triumphierender Laut auf dem Ast über ihm ließ Naruto aufschauen. Hatte er wirklich die Stelle gefunden? „Hier ist es.“ Sasuke lehnte sich etwas vor und sah auf seinen blonden Freund herunter.

„Wir sind ganz nah…“ Stumm nickte Naruto. Endlich…
 

***
 

Mit einem Ächzen richtete ich mich auf und blinzelte leicht. Wo war ich diesmal aufgewacht? Ich schirmte meine Hände gegen das helle Licht im Raum ab und sah mich langsam um. Moment…Licht? Mein Blick schnellte zurück und als ich mein Ziel erreichte, atmete ich hörbar ein. Der Sonnenaufgang durch eine große Fensterfront…Wie war das möglich? Wo war ich? Ich zog die Stirn kraus und wandte mich wieder vom Fenster ab. Als ich neben mich blickte, konnte ich einen erstickten Schrei gerade so verhindern. Neben mir lag Itachi und schlief scheinbar. Im ersten Moment rutschte ich unweigerlich etwas von ihm weg und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf ihn herab, dann beruhigte sich mein Atem langsam wieder, denn er schien tatsächlich nicht wach zu sein. Ich betrachtete ihn wachsam etwas eingehender, er lag auf dem Rücken, das Gesicht zu mir und seine Brust hob und senkte sich langsam. Er trug dieselbe Kleidung wie während unseres Kampfes, also war wohl noch nicht viel Zeit vergangen, seit er mich…besiegt hatte. Ich schloss kurz resigniert die Augen, dann sah ich wieder auf und prüfte sein Chakra. Bei ihm würde ich niemals sicher sein, dass er wirklich schlief aber vorerst verließ ich mich darauf und so stand ich leise auf und verursachte dabei keine verräterischen Geräusche.

Dieser Raum war nicht seiner und auch nicht das Krankenzimmer, wo waren wir also dann? Und vor allem, wie war es möglich, dass so eine breite Fensterfront in dem versteckten Akatsukihauptquartier existierte? Sie war doch viel zu offensichtlich, sie verbarg nicht einmal die Hälfte des Raumes…
 

Weiter blickte ich mich um und bemerkte zwei Türen, vermutlich führte die eine ins Bad, die andere in den restlichen Teil des Gebäudes. War das hier das Hauptquartier? Eigentlich gab es keine andere Möglichkeit, er hätte mich doch nicht in irgendein anderes Versteck gebracht, wenn das andere so nahe lag, oder? Grübelnd lief ich weiter auf und ab. Die Einrichtung war nicht besonders nennenswert, sie sah aus wie in den anderen Räumen, die ich bisher von kannte, also war es wahrscheinlich, dass wir uns noch immer bei den anderen Akatsuki befanden.

Meine Augen richteten sich auf die zweite Tür. Ich biss mir auf die Lippe und stand unschlüssig herum, mit mir selbst hadernd, ob Itachis Schlaf fest genug war, um einen Fluchtversuch zu wagen. Aber selbst wenn…wie sollte ich den Ausgang finden? War das hier nicht ein wirkliches Labyrinth? Fiberhaft schweifte mein Blick wieder zu Itachi, der sich noch immer nicht bewegt hatte. Gehen oder nicht? Versuchen oder nicht? Gefangen bleiben oder die Freiheit suchen…? Das war ausschlaggebend, ich machte einen Schritt nach vorn, dann noch einen und legte meine Hand auf den Türgriff, den diese Tür offenbar zu haben schien.

Ein leichter Luftzug ließ mich zusammenzucken und ich zog meine Hand zurück, als hätte ich mich verbrannt. Ich rührte mich nicht einen Millimeter, hielt die Luft an und schloss die Augen.

„Noch immer versuchst du zu fliehen? Du bist aber wirklich hartnäckig.“ Ich wurde herumgedreht, seine Arme fest um meine geschlungen und seufzte leise. Das war mal wieder ein wirklich äußerst gelungener Versuch, Sakura…Ich würde hier niemals fliehen können, solange Itachi um mich herum war. In diesem Moment öffneten sich meine Augen und ich sah ihn ebenso kalt an wie er mich.

„Hast du eigentlich nichts Besseres zu tun, als mich dauernd zu beobachten?“, fragte ich gelangweilt.

„Nein, momentan nicht und wie man sieht, ist das noch immer nötig.“ Dann breitete sich ein böses Lächeln auf seinem Mund aus. „Es wird Zeit dein Versprechen zu besiegeln, es wird langsam lästig, dir immer hinterherlaufen zu müssen. Lass uns das doch hier einfach beenden…“
 

Blitzschnell zückte er ein Kunai, packte meinen Arm und setzte die Schneide an. Als ich erkannte, was er vorhatte, zuckte ich nicht mal mit der Wimper. Ich wusste, dass er mein Blut freiwillig bekommen musste, ansonsten nützte ihm das überhaupt nichts. Dennoch entriss ich ihm mein Handgelenk, verletzte werden wollte ich schließlich trotzdem nicht. Als ich es tatsächlich schaffte, freizukommen weiteten sich meine Augen verblüfft.

„Was ist mit dir los? Hast du zu viel Chakra verbraucht?“ Ich schlug hart mit dem Kopf gegen die Wand und keuchte, als mein Rücken ebenfalls daran aufkam. Noch immer schmerzten mich die Verletzungen des Abends zuvor…

„Selbst im geschwächten Zustand habe ich noch immer das Doppelte deines Chakras, Kirschblüte.“, sagte er leise direkt vor meinem Gesicht.

„Was willst du? Denkst du, ich gebe dir freiwillig mein Blut?“ Ich überging seine Äußerung und ging in den Angriff über. Ein wissendes Grinsen seinerseits ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen, doch mein Blick blieb fest.

„Ich muss dein Blut freiwillig bekommen, wenn die Besiegelung deines Versprechens für immer halten soll...“, stimmte er mir zu. Doch das offene Satzende ließ mich erahnen, dass meine bisherige Sicherheit, noch ein Ass im Ärmel zu haben, mir gleich genommen werden sollte. „Aber wenn es nur für ein paar Jahre gebraucht wird…“ Zischend sog ich die Luft ein. „…dann kann ich es mir persönlich holen und das gegen deinen Willen.“ Meine Augen huschten zwischen seinen hin und her.

„Du lügst, das habe ich in meiner ganzen Ausbildung noch nicht gehört, diese Möglichkeit gibt es nicht.“ Seine Augen funkelten, belustigt, und das Phänomen, ein Gefühl in Itachi Uchihas Augen sehen zu können, nahm ich nur am Rande wahr. Ich war mir nicht ganz sicher, hoffte einfach, dass ich Recht hatte…

„Probieren wir es aus…“
 

Schmerzerfüllt schrie ich auf, zu schnell hatte er das Kunai erneut angesetzt und in einer langen Bahn meinen rechten Unterarm herabgezogen. Mein Körper bäumte sich auf und ich wand mich in seinem Griff, doch ich konnte mich kaum bewegen. Stechend zuckte der Schmerz durch meinen Körper und ich atmete schneller. Noch immer hielt Itachi mich sehr fest, mit einer Hand hielt er meinen blutenden Arm, mit seinem Körper hielt er mich an der Wand und mit der anderen Hand griff er in seine Tasche. Er zog eine kleine Phiole aus Glas hervor, zog meinen Arm hoch, was ich mit einem erneuten Keuchen quittierte, und setzte das Gefäß an meinem Handgelenk an, an dem sich bereits ein Rinnsal Blut gesammelt hatte. Langsam lief die rote Flüssigkeit hinein, Tropfen für Tropfen, immer mehr davon verließ meinen Körper und füllte die kleine Flasche in wenigen Sekunden.

Mit zusammengebissenen Zähnen betrachtete ich das Schauspiel, nur die Hoffnung, dass er gelogen hatte hielt mich davon ab, zu schreien, zu weinen, völlig auszurasten und meinen Gefühlen endlich wieder völligen Freiraum zu lassen. Vielleicht wollte er bloß sehen, ob ich aufgab, ihm einfach glaubte, ihm am Ende vielleicht sogar persönlich die Erlaubnis erteilte, das Blut zu verwenden, wo er es doch eh schon hatte. Doch ich besaß noch eine Menge Stolz und dieser half mir, nicht die Kontrolle zu verlieren. Nachdem die Phiole bis oben hin voll war, verkorkte Itachi sie und ließ sie mit einem Jutsu verschwinden. Als ob ich mein eigenes Blut stehlen wollte…
 

Er musterte mich und obwohl ich versuchte, es mir keineswegs anmerken zu lassen, fand er was er suchte, natürlich.

„Ich habe nicht gelogen, Sakura. Es gibt diesen zweiten Weg, auch wenn er in keinem deiner Bücher steht oder deiner geliebten Tsunade bekannt ist. Ich werde dich an mich binden, wenn auch nur für ein paar Jahre, das sollte vorerst reichen um den Rest freiwillig zu bekommen.“ Er trat einen Schritt zurück und ich sank etwas an der Wand herunter. Verbissen untersuchte ich meinen Arm und legte meine linke Hand darauf, das grüne Chakra erleuchtete ihn und heilte langsam den offenen Schnitt.

„Mich an dich binden, ja? Und das stellst du dir angenehm vor?“ Schneller als ich gucken konnte, hatte er sich zu mir herabgebeugt und flüsterte in mein Ohr.

„Oh ja, sehr angenehm…“

„Tss…“, angewidert drehte ich meinen Kopf auf die andere Seite.

„Ich muss dich jetzt wieder verlassen, meine Hübsche aber ich bin bald zurück, bis dahin sollte dein Arm bereits wieder verheilt sein.“ Ich warf ihm einen verächtlichen Blick zu, doch natürlich musste er mich sofort dafür bestrafen. „Ach ja, bevor ich es vergesse…Um die kleine Phiole werde ich mich natürlich auch gleich kümmern, mach dir keine Sorgen, in wenigen Stunden wird dir das alles hier mehr als alles andere gefallen, mehr noch als deine kleine Affäre mit meinem Bruder oder auch die mit deinem Sensei…“ Wütend zischte ich und setzte zu einer Antwort an, doch Itachi war bereits durch die Tür getreten und hatte mich allein hier zurückgelassen.
 

Dieser verdammte Mistkerl! Ich ließ mich an der Wand herab und saß nun angelehnt auf dem Boden, ein Bein angewinkelt, das andere gestreckt. Gedankenverloren betrachtete ich den langen Schnitt auf meinem Arm, der vom Ellbogen bis zu meinem Handgelenk verlief und noch immer rot leuchtete, obwohl ich ihn bereits geheilt hatte. Langsam schwächte meine Wut ab und hinterließ ein Gefühl von Leere und Hoffnungslosigkeit in mir. Ich kam hier wieder einmal nicht heraus und so konnte ich unmöglich verhindern, dass Itachi mein Blut für das Besiegelungsjutsu einsetzte, ich hatte noch ein paar Stunden, dann wäre mein einziger Lebensinhalt dieser kranke, gefühlslose Clanmörder… Wenn ich ihn daran nicht hindern konnte, war ich völlig verloren, dann konnte mir nicht einmal Tsunade noch helfen, dieses Jutsu war einfach viel zu stark, selbst wenn es nur die abgeschwächte Version war. Ich starrte noch einige Minuten stumm auf meinen Arm. Nicht einmal weinen konnte ich jetzt, ich fühlte nichts, es war einfach alles so gleichgültig. Itachi schien langsam aber sicher auf mich abzufärben…

Und so saß ich in dem fremden Raum und betrachtete weiter den Sonnenaufgang, doch auch er war nicht mehr dasselbe, ich lehnte an der Wand und wartete die Stunden ab, Zeit verging und nichts geschah, außer dass die Sonne am Himmel entlang wanderte und irgendwann aus meinem Blickfeld verschwand. Aber das bemerkte ich nicht mehr, schon länger war ich in einen tiefen Schlaf gefallen…
 

***
 

In dem dunklen Krankenzimmer Kakashi Hatakes, war alles ruhig. Ein Heiler war vor wenigen Minuten zum letzten Mal in dieser Nacht hereingekommen um nach seinem Patienten zu sehen, doch als er feststellte, dass er ruhig schlief, beschloss der Mann ihn erst am Morgen wieder zu untersuchen. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, öffneten sich schlagartig die Augen von Kakashi und in einer geschmeidigen Bewegung sprang er aus seinem Bett. Kurz verzog er schmerzhaft das Gesicht, das Gift von diesem Uchiha hatte eine äußerst unangenehme Langzeitwirkung, doch sein Körper war soweit wieder belastbar und bevor Tsunade ihn hier vor lauter Schuldgefühlen verschimmeln ließ, verschwand er lieber mitten in der Nacht, still und heimlich, so wie er es als ehemaliger ANBU schon so früh gelernt hatte…

Aufmerksam sah er sich noch einmal um, seinen funkelnden Augen entging kein Detail und nachdem er die Chakren der Heiler sehr weit von ihm entfernt spürte, fühlte er sich sicher genug seine Tasche zu nehmen und das Fenster zu öffnen. Er beobachtete die Straße, um diese Zeit war es absolut dunkel, nur ein paar vereinzelte Sicherheitslaternen leuchteten noch und hin und wieder bemerkte er den Schatten eines ANBUs mithilfe seines Sharingan. Mit einem Satz sprang er aus dem Fenster und landete lautlos wie eine Katze auf der sandigen Straße des Dorfes. Er drückte sich dicht an die Wand des Krankenhauses und verschwand nach ein paar Blicken auf die Umgebung blitzschnell in einem kleinen, angrenzenden Waldstück.
 

Mit konzentrierten Bewegungen rannte er leise vorwärts, jedes sich nähernde Lebewesen erkannte er weit bevor es überhaupt sichtbar wurde und wieder einmal bewunderte er die Macht des Sharingan. Wie leicht musste es Itachi gefallen sein, in das Dorf zu kommen und Sakura mit sich zu nehmen…Mit raschen, präzisen Bewegungen sprang er in die Bäume, sprang mit ihrer Hilfe über das Haupttor und wurde von keinem der beiden Wachtposten entdeckt. Sollte er zurückkommen, musste er dringend mit Tsunade über die Sicherheitsvorkehrungen des Dorfes sprechen…

Wieder richtete er seinen Blick nach vorn und schon sehr bald entdeckte er das Chakra seines treuen Hundes, Pakkun. Er hatte bereits Sakuras Fährte aufgenommen und wartete hier auf Kakashi um ihn dorthin zu führen, wo Itachi zuletzt gegen Sakura und Sasuke gekämpft hatte. Von dort aus wäre es viel leichter, das Hauptquartier der Akatsuki auszumachen…
 

Ich weiß ihr seid längeres gewöhnt aber hiermit melde ich mich erstmal wieder zurück, ihr kennt ja die Phasen^^, außerdem hab ich halt viel zu lernen...schreibt mir was :-) <3

"Wiedersehen"

Schweeeeeeerer Seufzer...*anklagend auf die Kommizahl zum letzten Chap schau*

4 kommis? Wo seid ihr denn bloß alle, vergesst mich nicht.

Ich meine, über die vier habe ich mich natürlich trotzdem gefreut aber das ist doch wirklich ein bisschen wenig...Vielleicht habt ihr auch ne Menge zu tun, bin ich immer noch zu schnell? Ich habe doch jetzt schon ein paar Tage mehr gewartet. *grübel* Naja, genug Trübsal geblasen, hier ist das neue Chap, viel Spaß dabei, Liebe Grüße (auch an alle Schwarzleser)

<3
 

P.S.Vielen, vielen Dank für eure Glückwünsche, die haben mir echt geholfen! ;-) Deutsch habe ich hinter mir, jetzt kommen noch drei Klausuren und eine mündliche Prüfung aber bis Samstag habe ich Zeit^^
 


 

54 „Wiedersehen“
 

Mit einem Ruck kam ich zu mir und riss meine Augen auf. Hektisch sah ich mich um und versuchte in der Dunkelheit zu erkennen, wo ich war. Fieberhaft überlegte ich, was geschehen war, bevor ich einschlief. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag ins Gesicht, Itachi, mein Blut, seine Drohung und der lange Tag allein in diesem Zimmer. Ich sackte etwas in mich zusammen und streckte meine Arme, die etwas schmerzten, weil ich so unbequem an der Wand gelegen hatte. Wie viel Zeit war vergangen seit Itachi gegangen war? Wie spät war es überhaupt?

Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Umgebung und ich stand vorsichtig auf. Mit ausgestreckten Armen, die nach Gegenständen im Weg tasteten, ging ich auf das Fenster zu, der einzigen Lichtquelle in diesem Raum, doch der Mond schien auf der anderen Seite des Verstecks zu sein, bis hier reichte sein Licht auf jeden Fall nicht. Ich stand nun direkt davor und ließ die Arme sinken, mit geschlossenen Augen lehnte ich mich an die kühle Scheibe und dachte nach. Es kam mir nicht unbedingt zugute, dass ich kaum etwas über Besiegelungstechniken wusste, bisher hatte ich dieses Wissen jedoch auch nie gebraucht. Wie lange brauchte man dafür? Und wo machte man so etwas? Ehrlich gesagt wusste ich überhaupt nichts, höchstens etwas über die möglichen Auswirkungen des Blutsbundes.

Wieder hoben sich meine Lider und ich betrachtete den angrenzenden Wald vor dem Fenster. Im selben Moment entstand ein Lichtstrahl über ein paar Bäumen und breitete sich rasch aus. Mit einem Stirnrunzeln verfolgte ich den Schimmer nach oben und bemerkte, wie der Mond hinter ein paar Wolken hervorkam und die Fläche vor mir in ein blasses Licht tauchte. Selten war er so orange wie in dieser Nacht und ein paar Sekunden lang starrte ich fasziniert in den Himmel und betrachtete dieses geheimnisvolle Farbspiel.
 

In Konoha schliefen jetzt vermutlich alle, bestimmt war ich die Einzige, die in dieser Nacht den Himmel beobachtete…Und wenn nicht? Wenn genau in diesem Augenblick meine Freunde auf der Suche nach mir waren? Wenn sie direkt vor dem Akatsuki Hauptquartier standen und jeden Moment hereinkommen und mich retten würden?

Ich musste über mich selbst lächeln und schüttelte leicht den Kopf. Eigentlich hatte ich noch nie verstanden, wieso in den düstersten Augenblicken, selbst wenn ich mir schon lange selbst eingestanden hatte, dass es kein Entkommen mehr gab, immer noch dieser wahnwitzige Funke Hoffnung in mir aufkeimte. Vielleicht war es eine Reaktion meines Körpers, ein naiver Gedanke, der mich schützen sollte und mich dazu brachte, alles leichter zu ertragen? Ich nickte zustimmend. Doch schon so oft hatte gerade diese Hoffnung dafür gesorgt, dass ich in ein noch tieferes Loch gefallen war, dass mein Herz lange Zeit nicht heilen konnte und jedes Mal eine weitere Narbe zurückbehielt, die mich auf ewig an meine Schwäche erinnerte.

Jeder hat Schwächen, ich war auf manche sogar Stolz, waren sie es doch, die mich davon abhielten, ein kalter Mensch ohne Gefühle zu werden. Doch manchmal, nur manchmal, wenn ich völlig allein war und lange darüber nachdachte, fragte ich mich, ob es nicht einfacher für diese Wesen war. Wer fühlt, kann verletzt werden. Oft sogar viel stärker als es durch einen physischen Angriff jemals möglich ist. Wenn man es schafft, sie abzuschalten…kann man dann trotzdem noch ein erfülltes Leben haben?

Noch immer starrte ich nach draußen und verfolgte das Licht in den Gräsern auf der Wiese vor mir mit den Augen. Sasuke hatte versucht seine Gefühle abzustellen…aber war er dadurch nicht noch viel mehr verletzt worden? Hatte er nicht sein ganzes bisheriges Leben, seit diesem schrecklichen Tag seiner Rache geopfert und war an dem seelischen Schmerz beinah zerbrochen? Er konnte es nur ertragen, indem er sie unterdrückte, jede Emotion außer Wut und Hass zurückstellte, sie bereits im Keim erstickte und niemals ans Tageslicht ließ. Vermutlich war es doch keine so gute Idee, sich keine Gefühle mehr zu wünschen…
 

Ich wollte mir nichts vormachen. Sicher würden meine Freunde mich suchen, sie würden tagelang durch die Wälder ziehen, vielleicht sogar Wochen, Monate, doch am Ende würde sie dasselbe erwarten wie mich. Hoffnungslos, machtlos, einsam, verlassen, sie würden nicht so sehr betroffen sein wie ich selbst aber es wäre dasselbe Ergebnis. Wenn Hoffnung stark machte, wieso fühlte ich mich durch sie so schwach? Närrin…

Ich lächelte traurig, enttäuscht von mir selbst. Aufgeben war nie eine wirklich gute Option aber hatte ich nicht schon wirklich lange dagegen angekämpft und immer wieder gedacht, den Sieg knapp davon getragen zu haben? Wie sehr hatte ich mich getäuscht, Itachi hatte jedes Mal gewonnen. Für ihn war das alles wie ein Spiel, für mich war es Ernst. Und vor allem kannte ich die Spielregeln nicht. Sein wahres Ziel war mir noch immer verborgen, hatte er letztlich nicht doch einfach vor mich umzubringen und sich an meiner Angst und an meinem Schmerz zu weiden? War das alles hier eine geschmacklose Version von Hase und Jäger, bei der letztlich sowieso nur der Jäger gewinnen konnte? Ich hasste diese Unwissenheit und ich hasste es, so lange in der Schwebe gehalten zu werden. Warum konnte er nicht ganz einfach sagen, was er wollte, wieso er mich immer wieder entführte, mir doch niemals wirklich Schmerzen zufügte, zumindest nicht körperlich?

Er will ein seelisches Wrack, ein Spielzeug, das seine Langeweile vertreiben kann…, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. Das war natürlich möglich…aber hätte er dann nicht noch viel schlimmere Dinge getan? Hätte er nicht Kakashi vor meinen Augen getötet, ihn vorher gequält, bis er allein davon kurz davor war zu sterben? Er hatte mich sogar seine Verletzungen heilen lassen, den Schmerz lindern, die Vergiftung stoppen…

I

ch wurde niemals schlau aus ihm, solange ich es versuchte, er war ein Rätsel, ein schreckliches, blutbeschmiertes Buch mit sieben Siegeln in meinen Händen. Damals hatte er Sasuke das Leben zur Hölle gemacht, für immer, seit er noch ein Kind gewesen war. Er war nicht davor zurückgeschreckt, ihre Eltern zu quälen, sie vor Sasukes Augen zu töten, all das war Beweis genug, dass er kein Mitleid hatte. Und Reue? Ich bezweifelte sehr stark, dass er überhaupt wusste, was das war, nein, ich war mir sicher, Itachi bereute nichts. Eher überlegte er, wie er Sasuke noch mehr Schmerz zufügen konnte…Ich hörte eine leise Stimme in meinem Kopf.

„Sakura.“

„Dan?“ Mit geweiteten Augen lauschte ich in mich hinein.

„Ich bin schwach, so schwach…“

„Was ist mit dir?“

„Ich will dir helfen, doch du hast in letzter Zeit dauernd dein Chakra extrem erhöht und danach wieder stark gesenkt, ich kann momentan nicht erscheinen…“

„Das tut mir leid…“ Es fühlte sich seltsam an, in einem Raum in dem ich völlig allein war, mit mir selbst zu sprechen.

„Ich komme aus einem anderen Grund, als dir nur das zu sagen.“ Ich stockte. „Ich fühle, wie sich deine Energie verändert, bemerkst du es nicht?“ Verwirrt hielt ich einen Moment inne und schloss die Augen, um intensiv in meinen Körper zu horchen, doch ich bemerkte es, wie konnte mir das entgehen, schon eine Weile musste sich mein Chakra verändern, doch ich war viel zu sehr in meinen Gedanken versunken gewesen, als dass ich davon Notiz genommen hätte. „Itachi hat mit dem Besiegeln schon vor mehreren Stunden begonnen…Es wird nicht mehr lange dauern, bis er dich an ihn gebunden hat.“

Ich hielt den Atem an, versuchte mich zu beruhigen.

Es klappte nicht.
 

„Dan!“ Panik schwang in meiner Stimme mit, ich ging auf und ab, meine Beine konnten nicht mehr still stehen und meine Hände hoben sich wie von selbst um in mein Haar zu greifen. „Was soll ich tun?! Ich komme hier nicht heraus, es ist aussichtslos und niemand sonst weiß von seinem Plan!“ Ich hatte Angst, der Raum erschien mir auf einmal wie ein Käfig, er war dunkel, klein und die Wände kamen immer näher.

„Beruhige dich.“ Der Befehlston in der dunklen Stimme meines Verbündeten ließ mich stehen bleiben und wieder langsamer atmen. „Ich habe Angst.“, sagte ich leise.

„Das ist nicht zu übersehen.“, antwortete er trocken.

„Wenn er es schafft, das Jutsu zu beenden, dann komme ich nie wieder nach Konoha zurück, wer weiß, dann will ich es vielleicht nicht einmal mehr?! Stell dir das vor, das wäre schrecklich, so kann ich doch nicht leben!!“

„Du musst erstmal hier weg…“

„Und wie?“ Erwartungsvoll schwieg ich und hörte meinen eigenen Herzschlag laut gegen meine Brust pochen.

„Ist das Fenster wirklich bruchsicher?“ Ich griff mir wieder an den Kopf.

„Ich weiß es nicht…aber ich denke mal ja…er würde mich doch nicht hier allein lassen, wenn ich es schaffen könnte, zu entkommen…“ „Hast du es schon versucht?“

„Nein aber ich glaube nicht, dass…“ Er unterbrach mich eilig. „Ich muss mich wieder zurückziehen, finde einen Ausweg, ansonsten kannst du nichts mehr tun…“

„Warte! Dan! DAN!“

Ich hörte nichts mehr außer meiner eigenen Stimme, die mir auf einmal fürchterlich laut und schrill vorkam.
 

Entmutigt ließ ich mich auf die Knie fallen und vergrub meine Gesicht in meinen Händen. Toll…einen Ausweg finden, wie denn bitteschön?! Ein paar Minuten saß ich einfach da, wog meine Chancen ab und sammelte Kraft. Dann richtete ich mich auf und öffnete die Augen. Gut, also zuerst einmal das Fenster einschlagen, eine meiner leichtesten Übungen, wenn es nicht gerade ein Akatsukifenster war…Einmal seufzte ich mühselig, dann stellte ich mich davor, sammelte Chakra in meiner Hand und atmete tief aus. Mit einem lauten Krachen, einem Scherbenregen und vielen fliegenden Splittern zerbrach die Scheibe, als wäre sie aus Porzellan, die gesamte Fläche war zerstört und vor mir eröffnete sich ein breites Loch, welches den Weg nach Draußen bedeutete. Ich war völlig erstarrt, hätte niemals damit gerechnet, dass dieses Fenster ein gewöhnliches war aber so war es doch fast immer, der Weg dem man am wenigsten vertraute, war letztlich doch häufig der Richtige. Ich zuckte zusammen, als ich Stimmen auf dem Gang hörte. Bisher war ich hier keinem weiteren Akatsukimitglied begegnet und das sollte auch weiterhin so bleiben.
 

Ohne mich noch einmal umzudrehen griff ich nach der Waffentasche auf dem Tisch und sprang durch das Fenster. Ich landete weich in ein paar Büschen und schlug sofort den Weg in den Wald ein, ich rannte um mein Leben, machte einen Satz in die Baumkronen und ließ eilig Ast über Ast hinter mir. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, mein Atem raste, ganz gleich ob mein Körper vor Angst und Anspannung zitterte, ich zwang mich immer weiter zu springen, mich nicht umzudrehen und so schnell wie möglich Abstand zwischen mich und mein Gefängnis zu bringen. Würden die anderen Akatsuki mir folgen? Oder würden sie sich gar nicht darum kümmern, was in einem Zimmer Itachis passierte? Ich wollte die Antwort gar nicht wissen, wusste nur, je schneller ich lief, desto größer war meine Chance, zu entkommen…

Zu spät bemerkte ich einen Ast auf meiner Höhe und konnte nicht rechtzeitig abbremsen, hart sprang ich dagegen und schwebte einen Moment in der Luft, dann stürzte ich herab in die Tiefe. Mein langgezogener Schrei schallte durch den stillen Wald, ich fiel durch weitere Zweige, schlug hart mit dem Kopf gegen einen Stamm und bemerkte wie der Boden immer näher kam. Ich schloss die Augen und hörte wie jemand etwas rief. Und obwohl ich in meinen sicheren Tod stürzte, legte sich ein Lächeln über mein Gesicht. Lebend würden sie mich nicht mehr bekommen...
 

Ich wartete auf den Aufprall, hoffte, dass es schnell gehen würde, dass ich die Schmerzen nicht lange ertragen müsste, dann spürte ich, wie ich aufkam. Doch etwas war nicht so, wie es eigentlich sein sollte, ja es tat wirklich weh, doch es war, als ob ich noch vor dem Boden aufgekommen war, denn im selben Moment fiel ich noch ein Stück weiter und landete auf einem weichen Untergrund. Nein!

„Nein! NEIN! Lasst mich los, ich gehe nicht mit, lasst mich los, lasst mich los! Ich will nicht, ich will das alles nicht, warum lasst ihr mich nicht einfach nur fallen…“ Sie hatten mich wieder und ich lebte… „Sakura!“ Es durchzuckte mich wie ein Blitz. Wer von ihnen nannte mich bei meinem Namen? Ich wusste nicht, ob ich die Augen öffnen sollte, mein Körper fühlte sich so taub an aber diese Stimme…diese Stimme kannte ich. Meine Augen blinzelten, ich beschloss sie zu öffnen und sah mich langsam um. Verschwommen bemerkte ich, dass ich auf dem Boden lag, mehr oder weniger, und vor mir stand jemand, der sich zu mir herunter beugte. Ich kniff sie zu und meine Sicht klarte auf.

Orange. Viel orange. Ich mochte es so gern, erinnerte es mich doch immer sehr an einen meiner besten Freunde. Aber der Mond war doch nicht so dicht vor mir? Verwirrt über meine eigenen Gedanken schüttelte ich den Kopf und bereute es sofort. Kopfschmerzen und ein Stechen an meinen Schläfen stellten sich sofort ein und bestraften meine Bewegung. Leise stöhnte ich und hob eine Hand um sie an den Kopf zu legen. Wieder eine schlechte Entscheidung! „Ahh…“, ächzte ich und bemerkte, wie trocken mein Hals war. Doch auf einmal war das alles nicht mehr wichtig.
 

„Na…Naruto?!“ Ich traute meinen Augen nicht, träumte ich?

„Sakura! Du lebst!“ Matt schloss ich die Augen erneut, nur um sie sofort wieder zu öffnen, um mich zu vergewissern, dass dies die Realität war. „Naruto…“, krächzte ich. „Bist du es wirklich?“

„Natürlich, Sakura-chan, ich bin hier, wir haben dich endlich gefunden. Wie geht es dir? Bist du verletzt?“ Er war es. Wirklich und wahrhaftig. Es war Naruto, ich war nicht mehr allein… Ein seliges Lächeln schlich über mein Gesicht.

„Ich bin ja so froh.“, seufzte ich. Zwei Arme rüttelten sanft an meiner Schulter und ich sog unwillkürlich scharf die Luft ein. „

Hey, nicht die Augen zumachen! Wir müssen dich hier weg bringen und außerdem sollten wir vielleicht Sasuke so langsam wieder hochhelfen, der hat wohl ein bisschen was abgekriegt...“ Sofort war ich wieder hellwach.

„Sasuke?“

„Unter dir, Sakura.“, sagte seine vertraute Stimme. Erschrocken drehte ich meinen Kopf und zuckte gleich wieder schmerzerfüllt zurück, doch ich hatte ihn gesehen, ich lag direkt auf ihm. Er musste meinen Sturz abgefangen haben und dabei selbst gestürzt sein. Das erklärte so einiges…

„Ihr seid da, ihr seid wirklich da…“ Meine Stimme war sehr heiser, also konnte ich nur flüstern.

„Kannst du aufstehen?“ Ich überlegte einen Moment.

„Gib mir bitte deine Hand, Naruto.“ Vorsichtig richtete ich mich auf und zog mich mit seiner Hilfe hoch. Mir war etwas schwindelig und meine Seite schmerzte stark, anscheinend hatte ich mir ein paar Rippen geprellt aber es schien nichts gebrochen zu sein. Auf einmal schwankte ich und kippte zur Seite, doch Naruto fing mich sofort auf. „Mach langsam!“, sagte er und beugte sich besorgt zu mir herunter. „Es geht schon, ich muss mich nur ein wenig heilen. Ist mir dir alles in Ordnung, Sasuke?“ Er stand ebenfalls auf und stellte sich zu uns. „Mir geht es gut.“
 

Es war so seltsam wieder in seine Augen zu sehen, er hatte viel Ähnlichkeit mit Itachi, das konnte man nicht übersehen aber der Ausdruck darin war völlig anders. Ich wusste nicht, ob andere es auch sehen konnten, doch ich bemerkte Sorge darin, auch wenn er sie gut versteckte und ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Körper aus.

„Sakura? Was ist mit dir?“ Ich schreckte aus meiner Starre und sah zu den beiden.

„Nichts schlimmes, ein paar Prellungen aber ansonsten bin ich unverletzt.“ Ich legte meine Hände mit heilendem Chakra auf die schmerzenden Stellen und langsam verschwand auch das Schindelgefühl. Als ich damit fertig war, konnte ich die Situation erst so richtig erfassen. Ich war frei und außerdem waren meine beiden besten Freunde hier. Ohne weiter darüber nachzudenken fiel ich Naruto um den Hals, der dabei beinah ebenfalls auf dem Boden gelandet wäre. Erstaunt erwiderte er meine Umarmung und legte seine Arme zaghaft auf meinen Rücken.

„Ich bin so froh, dass ihr mich gefunden habt, hab vielen Dank, Naruto!“ Ich löste mich von ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Während ich mich umdrehte, bemerkte ich noch wie er augenblicklich tomatenrot anlief und sich die Wange hielt. Dann stand ich vor Sasuke, er wirkte so undurchschaubar wie eh und je.

Ich bekämpfte mein Zögern und umarmte auch ihn, zurückhaltender aber voller Freude über das Widersehen. Verwundert bemerkte ich, wie er sie erwiderte und mich dichter an sich zog. Ich schloss die Augen und flüsterte in sein Ohr.

„Ich danke dir, du hast mein Leben gerettet.“ Dann stockte ich kurz. „Ihr habt mir so gefehlt…“ Er drückte mich von sich weg und ich dachte erschrocken, dass er meine Nähe auf einmal nicht mehr wollte, ich hatte vor, einen Schritt zurückzutreten und seinen Wunsch zu respektieren, als er mich auf einmal wieder zu sich heran zog und meinen Mund mit seinem versiegelte. Überfordert riss ich die Augen auf und versteifte mich. Dann senkten sich meine Lider und ich erwiderte den Kuss. Sanft und doch leidenschaftlich küsste er mich und ich schmolz in seinen Händen.
 

„Ähm, Entschuldigung?“ Naruto räusperte sich und riss mich aus meiner Traumwelt. Ich wollte mich sofort von Sasuke lösen, doch er ließ mich erst ein paar Sekunden später frei, wobei sein Arm immer noch um meine Hüfte geschlungen war. Breit grinsend stand Naruto vor uns und auf meinem Gesicht bildete sich ein leichter Rotschimmer.

„Ich will ja nicht stören aber wir müssen weiter, die haben dich doch bestimmt nicht freiwillig gehen lassen oder Saku?“ Erschrocken schlug ich mir die Hand vor den Mund.

„Verdammt, wir müssen sofort hier weg! Wenn sie mir wirklich gefolgt sind, dann werden sie jeden Augenblick hier auftauchen.“ Naruto und ich machten einen Schritt nach vorn, doch Sasuke hielt mich zurück. Verwundert drehte ich mich zu ihm um.

„Sasuke, was…?“

„Wo ist Itachi?“, fragte er mit kalter Stimme. Ich sah auf den Boden. „Ich weiß es nicht.“

„Aber wieso hat er dich allein gelassen?“ Flehend sah ich ihn an. „Sasuke…lass uns das bitte nicht hier besprechen. Wir müssen verschwinden, ich will doch nicht umsonst endlich einen Fluchtweg gefunden haben.“

„Was ist los?“ Er packte mein Handgelenk und sein Griff war fest. Ungläubig sah ich darauf und dann wieder zu ihm.

„Lass mich los, ich will jetzt nicht darüber sprechen, wir sind in Lebensgefahr, also lass uns endlich gehen!“

„Sag es mir.“

„Nein!“ Lauter als ich eigentlich wollte, hatte ich ihm meine Antwort gegeben. Seine schwarzen Augen musterten mich. „Es tut mir leid. Aber glaube mir, das Beste was wir jetzt tun können, ist so schnell wie möglich nach Konoha zurückkehren.“ Eindringlich erwiderte ich seinen Blick, doch er hielt mich noch immer fest.

„Jetzt hör mal, Teme, du brauchst nicht mehr den Helden zu spielen, Sakura ist verletzt und wir werden sie jetzt zurück nach Hause bringen, das war es doch was du wolltest!“, schaltete Naruto sich ein. Wiederwillig ließ er mich los. Naruto und ich sahen das als ein Ja, also sprangen wir in die Bäume und setzten unseren Weg fort. Doch mir entging nicht Sasukes Blick, den er immer aufsetzte, wenn es um seinen Bruder und seine Rache ging…
 

Ja, sie haben sie gefunden.^^ Schreibt mir was <3 <3 <3

"Es beginnt"

Hier melde ich mich zurück, das letzte Mal vor Samstag Vormittag, da kommt dann die nächste Prüfung aber vorerst lade ich das hier hoch^^ Ich bedanke mich artig für die lieben Kommentare, diesmal habe ich definitiv keinen Grund mich zu beschweren, eure Kommis waren total toll (wie sonst auch immer^^)

Ach ja, wenn euch der Perspektivwechsel stört, dann nehme ich ihn langsam wieder raus, die Story entwickelt sich irgendwie in eine andere Richtung als zu Beginn, habt ihr auch das Gefühl? Ich weiß nur nicht so genau, wie ich sie wieder dahin zurück lenken soll...XDDD

Vorschläge sind gern gesehen und jetzt viel Spaß <3
 


 

55 „Es beginnt“
 

Seit zwei Stunden liefen wir durch den Wald, noch immer war es stockdunkel um uns herum und obwohl es unlogisch war wurde meine Angst, doch noch von jemandem verfolgt zu werden immer größer. Vor mir lief Naruto und hinter mir Sasuke, schon wenige Minuten nach unserem Aufbruch hatten wir beschlossen, nicht durch die Äste zu springen, sondern am Boden zu bleiben, vor allem weil Sasuke und ich leicht verletzt waren und man wirklich keine besonders weite Sicht hatte. Wir kamen trotzdem gut voran und nicht einmal gab es irgendein Zeichen für jemanden hinter uns. Aber gerade das machte mich misstrauisch…

Die beiden redeten nicht viel, offensichtlich spürten sie genau wie ich, dass es klüger war mit dem Reden zu warten bis wir wieder in Konoha waren. Langsam verlor ich mein Zeitgefühl, es war einfach alles zu viel auf einmal und außerdem schmerzten meine Rippen doch noch ein wenig, das Atmen wurde schwerer und ich kam immer langsamer voran. Doch nicht nur das war es, was mir Sorgen machte.

Zwar war ich müde und erschöpft, doch konnte das allein niemals der Grund dafür sein, weshalb ich mehr und mehr dagegen ankämpfen musste, stehen zu bleiben oder sogar in die andere Richtung zu laufen. Es fühlte sich so falsch an, in meine Heimat zurückzukehren und ich zerbrach mir den Kopf, warum. Tief in meinem Unterbewusstsein flüsterte eine Stimme ununterbrochen Itachis Namen, doch ich weigerte mich, zuzuhören. Ich hatte Angst, so viel Angst wie selten zuvor, wusste ich doch nicht, was eben dieser gerade tat, wie weit er mit der Besiegelung fortgeschritten war, wo er sich überhaupt aufhielt. Dennoch sagte ich kein Wort zu meinen Teamkameraden, wann immer ich den Mund aufmachte, um ihnen von seinem Plan zu erzählen, konnte ich mich doch nicht dazu durchringen. Dauernd fragte ich mich, was da mit mir geschah, doch selbst das Denken wurde schwerer und so trottete ich nur noch hinter Naruto her und merkte kaum, wie meine Sicht immer mehr verschwamm.
 

„Sakura!“ Ich wurde von Sasuke aufgefangen, als ich auf einmal stolperte und nicht die Kraft aufbrachte, mich abzustützen. Meine Lider wurden schwerer, ich konnte kaum noch die Augen offen halten und mein Körper fühlte sich taub an.

„Naruto, komm mal schnell her!“, hörte ich Sasukes Stimme mal lauter, dann wieder leiser in meinem Kopf widerhallen. Was war das bloß? Ich konnte wirklich nicht mehr klar denken…

„Sakura-chan, was ist mit dir?!“ Naruto hockte sich neben uns, während ich noch immer in Sasukes Armen lag und langsam abdriftete.

„Hey, Sakura, komm zu dir!“ Sanft wurde ich an den Schultern gerüttelt. Ich wollte so gern antworten, so gern das tun was sie von mir wollten, doch es war so schwer, ich hatte keine Kraft dazu. „Sasuke…“, flüsterte ich leise und merkte, wie meine eigene Stimme den Dienst versagte.

„Ich bin hier, was ist denn bloß mit dir?“ Ich glaubte zu hören, wie er panisch wurde, doch auch dieser Gedanke wurde nicht klarer. „Sasuke! Schau sie dir doch mal an! Ich dachte, du kannst Medical-Jutsus!“ War das Narutos Stimme? Langsam konnte ich sie nicht mehr auseinander halten.

„Verdammt, doch nur grob für Verletzungen! Ich habe keine Ahnung was sie hat!“ Der gereizte Ton klang verzerrt und weit weg.

„Sie verliert das Bewusstsein, jetzt mach doch irgendetwas!“

„Ich kann nicht, ich weiß nicht, wie ich ihr helfen soll!“ Ich spürte Hände an meiner Stirn und in meinem Nacken aber auch dieses Gefühl verblasste. „Wie weit ist es noch bis nach Konoha?“

„Noch drei Stunden etwa…“

„Nur dort gibt es ein großes Krankenhaus, wir bringen sie hin.“

Jemand hob mich hoch, dann spürte und hörte ich nichts mehr.
 

Sasuke setzte Sakura auf seinen Rücken und lief los, während Naruto ihm außer sich vor Angst folgte. Sie rannten so schnell wie selten zuvor, immer mit der Angst im Rücken, sie wären zu langsam, konnten ihrer Freundin nicht mehr helfen.

„Sasuke, meinst du sie hat innere Verletzungen?“, fragte Naruto mit belegter Stimme seinen Freund, der neben ihm lief.

„Ich kann es dir nicht sagen.“, antwortete dieser erneut mit gereizter Stimme. Er hatte panische Angst um Sakura, sie wirkte nicht, als ob sie bewusstlos geworden war, weil sie so starke Verletzungen hatte; bevor sie ohnmächtig wurde, hatten ihre Augen einen Ausdruck angenommen, der ihn völlig aus der Bahn geworfen hatte. „Aber was sonst? Es ging ihr doch gut, sie konnte sogar allein laufen und sprechen, wieso ist sie einfach bewusstlos geworden?“ „Naruto! Ich habe keine Ahnung, ich bin kein Medic-Nin, ich kann bloß ein paar mickrige Heilungsjutsus, wie soll ich da mehr wissen als du?!“ Erschrocken schwieg sein blonder Freund und er bemerkte, dass er wohl etwas zu hart gesprochen hatte, doch in seinem Kopf fand gerade nichts anderes Platz als seine Sorge um Sakura, er fühlte sich so machtlos und er verfluchte seinen verdammten Bruder nur noch mehr.

Sie bemerkten es gleichzeitig und sprangen augenblicklich in zwei verschiedene Büsche. Angespannt warteten sie auf das Näherkommen der Person mit diesem immensen Chakra und hielten den Blick stur auf ihre Umgebung gerichtet. Sasuke erkannte es zuerst und riss ungläubig die Augen auf, ein paar Sekunden später tat Naruto dasselbe. „Kakashi? Aber was macht er denn hier?“, fragte er leise. Sie verließen ihr Versteck und setzten ihren Weg fort. Nach wenigen Metern konnten sie ihn sehen und schon einen Augenblick später stand er direkt vor ihnen. Er nickte ihnen kurz zu und richtete seinen Blick dann auf die bewusstlose Sakura in Sasukes Armen.
 

„Was ist mit ihr?“, fragte er schnell, ohne einen von beiden anzusehen. Er tastete nach ihrem Puls und öffnete ihre Augen, während Naruto zu einer Antwort ansetzte.

„Sie ist von einem Baum gestürzt und Sasuke hat sie aufgefangen. Es sah aus, als ob sie sich nur ihre Rippen geprellt hätte und außerdem konnte sie selbst laufen und reden aber dann auf dem Rückweg wurde sie immer langsamer und plötzlich fiel sie nach vorn. Seitdem ist sie bewusstlos und wir haben keine Ahnung, was mit ihr sein könnte.“ Kakashi nickte, während er noch immer ihren Körper nach Verletzungen abtastete.

„Wisst ihr, was davor mit ihr passiert ist?“

„Sie wurde vielleicht verfolgt, aber wir haben beschlossen, erstmal von den Akatsuki wegzukommen, bevor sie uns Bericht erstattet. Eigentlich wissen wir nichts…“, sagte Naruto ungeduldig.

„Ich nehme sie dir ab, Sasuke, ich bin erst vor wenigen Stunden aufgebrochen, ich kann schneller laufen.“ Sasuke musterte ihn finster, doch nach ein paar Sekunden lockerte er widerwillig seinen Griff um sie und half Kakashi, sie auf seinen Rücken zu legen. Dieser drehte sich sofort um und verließ Naruto und Sasuke. Diese setzten ihren Weg ebenfalls fort, doch sie mussten feststellen, dass Kakashi wirklich schneller war, denn schon bald konnten sie ihn nicht mehr sehen. Der letzte Teil des Weges verlief in angespanntem Schweigen, unter dem Eingangstor trennten sich die beiden Ninjas, Naruto lief zum Hokageturm, um Tsunade persönlich zu holen und Sasuke schlug sofort den Weg zum Krankenhaus ein.
 

Ich war weder richtig wach, noch wirklich bewusstlos, eher irgendetwas dazwischen. Manchmal hörte ich bekannte Stimmen so deutlich, als wären sie direkt neben mir, dann wiederrum bemerkte ich gar nichts, hörte meinen eigenen Herzschlag, meinen Atem und war ganz allein. Alles fühlte sich an, als hätte man mich in Watte verpackt, die hin und wieder durchlässiger oder dicker wurde. Ich fühlte mich erstaunlich ruhig, obgleich ich keine Ahnung hatte, wo ich war, was um mich herum passierte, mein Zeitgefühl hatte sich verselbstständigt und lief mal schneller, mal langsamer, mal vorwärts, mal rückwärts und immer wieder sah ich mich in Situationen, die ich vor langer Zeit mal durchlebt hatte.

Ino und das rote Stirnband, dann unser Streit und der ständiger Kampf um Sasuke. Meine ersten großen Missionen mit Team 7, dann wieder ein Rückblick zu Tagen, an denen Naruto ganz allein außerhalb der Gruppen saß und nicht einmal ich einen Blick für ihn übrig hatte. Und dann der Abend meines 18. Geburtstages, an dem Sasuke mich das erste Mal geküsst hatte. Ich fühlte mich geborgen, als ich daran dachte, bis das Bild plötzlich einen großen Riss bekam und dahinter meine Vergangenheit auftauchte, Sasuke der mich ignorierte, Sasuke der mich nervig nannte, Sasuke der mich zurück ließ…

Ich wollte zurück in die Wärme, doch nichts konnte dieses Bild wieder reparieren, es wurde zerfetzt in tausend Stücke und verschwand im Dunkeln. Dann änderte sich alles, ich kam mir nicht mehr vor wie in einem weichen Watteknäuel, Bilder tauchten auf, von meiner ersten Begegnung mit Itachi, meiner Angst, meiner Wut, meines Hasses. Und von ihm, wie er mich am Boden festhielt, gegen die Wand drückte, seinen Mund auf meinen presste und meine Arme in einem festen Griff hielt, sein Kunai an meinen Hals legte und mir in den Hals biss. Ich sträubte mich dagegen, das noch weiter zu sehen aber es hörte nicht auf, es wiederholte sich, mal schnell, mal in Zeitlupe, doch immer wieder, wie in einer Endlosschleife…
 

Sakura lag in einem Krankenhausbett, ihre blasse Haut stach besonders hervor, ihre langen rosa Haare umrahmten ihr Gesicht und ihr Atem war ruhig. Neben ihrem Bett saßen Naruto und Sasuke, während Tsunade noch einmal ihren Zustand überprüfte und Kakashi am Fenster stand. Man hatte versucht, ihre Eltern zu erreichen, doch hatte niemand abgenommen und so blieben ihre Freunde allein an ihrer Seite.

„Tsunade, hat sich irgendetwas verändert?“ Narutos Stimme hörte sich heiser an, so lange hatte er bisher selten geschwiegen. Die Hokage drehte sich zu ihm um und schüttelte leicht den Kopf.

„Nichts. Aber das ist besser als eine Verschlechterung.“, sagte sie mit einem schiefen Lächeln.

Vor einer Stunde war Kakashi mit Sakura im Krankenhaus aufgetaucht und ein paar Minuten später auch Naruto und Sasuke. Tsunade hatte nicht viel für Sakura tun können, sie hatte verschiedene Erklärungen dafür, doch keine davon konnte ihr jemand bestätigen. Daher hatte sie keine andere Wahl als regelmäßig ihre Verfassung zu kontrollieren und abzuwarten. Noch einmal betrachtete sie das Gesicht ihrer Schülerin und schluckte hart. Es war wirklich nicht leicht für sie, Sakura so zu sehen und sie dann auch noch zu behandeln, Tsunade hatte so viele schlechte Erfahrungen gemacht und immer wieder kehrte ein kleiner Teil ihrer alten Angst zurück, den sie immer von Neuem bekämpfen musste. Eigentlich hätte sie diesen Fall sowieso wegen Befangenheit abgeben müssen, doch hatte sie partout darauf bestanden, ihre Schülerin selbst zu behandeln und niemand hatte es gewagt, sich ihr in den Weg zu stellen.

„Ich muss jetzt wieder nach ein paar anderen Patienten sehen aber ihr wisst ja Bescheid, wann immer sich etwas tut, holt mich sofort her.“
 

Die anderen drei nickten stumm und richteten ihren Blick erneut auf ihre bewusstlose Freundin. Die Hokage trat auf die Tür zu und zwang sich, ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Sie öffnete die Tür und zog sie vorsichtig hinter sich her, als sie plötzlich ein schlechtes Gefühl hatte. Sie schüttelte den Kopf, blieb jedoch stehen, wo sie war und horchte in sich hinein. Ein Schrei von Naruto ließ sie sofort zurück in das Zimmer hetzen und vor Sakuras Bett stehen bleiben. Unruhig wälzte sich diese umher, kniff ihre Augen zusammen und seufzte gequält. Tsunade starrte sie mit großen Augen an, ehe sie sich dazu durchringen konnte, ihren Puls zu messen und ihre Atmung zu überprüfen. Ein lauter, schmerzerfüllter Schrei Sakuras ließ sie zusammenzucken und in ihrer Untersuchung stoppen.

„Tsunade, was hat sie?“, fragte Naruto laut und panisch. Sie zwang sich zur Ruhe.

„Sasuke, Naruto, ihr müsst den Raum kurz verlassen.“

„Was?! Wieso?“ Naruto wurde wütend. „Ich will bei ihr bleiben und Sasuke sicher auch!“ Kakashi legte eine Hand auf seine Schulter.

„Es ist besser, wenn ihr kurz draußen wartet.“ Verständnislos sah er seinen Sensei an. Er nickte ihm noch einmal zu und dann ließ der blonde Chaot seine Schultern hängen und rang mit sich selbst. „Sasuke, nur für einen Moment.“ Kakashi wendete sich an den anderen Freund Sakuras, der noch immer stumm an ihrem Bett stand. Widerwillig sah er auf. Ein Schweigen breitete sich in dem Raum aus, in dem er und Sasuke sich lange anstarrten, dann zerriss erneut Sakuras Schrei die Stille und Tsunade fand zu ihrem alten Temperament zurück.

„Ich behandle sie und ihr werdet sofort den Raum verlassen! Naruto! Sasuke! Raus jetzt! SOFORT!“ Die beiden zuckten leicht zusammen und mit einem letzten Blick auf ihre Freundin gingen sie zur Tür und schlossen diese hinter sich.
 

Sofort stand Kakashi neben der Hokage und sah sie ernst an.

„Was ist es?“ Die blonde Frau schluckte hart. Dann setzte sie zu einer Antwort an.

„Ich muss sie erst noch etwas genauer untersuchen…aber es sieht aus…wie eine…Blutbesiegelung…“ Seine Augen weiteten sich schreckerfüllt und richteten sich dann wieder auf seine Schülerin. „Itachi?“

„So sieht es aus…“ Sakura wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere, noch immer bewusstlos aber mit schmerzverzerrtem Gesicht und hohem Puls. Tsunade tastete konzentriert ihren Körper ab, entdeckte keine weiteren Verletzungen und legte dann eine Hand auf ihre Stirn. Kakashi stand schweigend neben ihr, erschüttert von der Aussagekraft ihrer Erkenntnis.

„Hat sie starke Schmerzen? Oder ist es wie ein Traum?“, fragte er leise. Die Hokage seufzte.

„Das kann ich dir nicht sagen, ich selbst habe noch nie eine Besiegelung durchlebt. Angesichts ihrer normalen Körperfunktionen würde ich auf seelische Schmerzen tippen aber ihr Puls ist sehr hoch und ihr Gesicht sieht aus, als würde sie stark darunter leiden. Ich bin nicht sicher. Tatsache jedoch ist, dass beide Wege ihr sehr schaden und die psychischen Veränderungen ausschlaggebend sein werden.“

„Was soll das heißen, die psychischen Veränderungen werden ausschlaggebend sein?!“, fragte er mit ungehaltener Stimme.
 

Tsunade drehte sich zu ihm. Nach einem Moment des Schweigens, in dem sie ihn stumm musterte, senkte sie ihre Stimme und wählte ihre Worte mit Bedacht.

„Kakashi, ich kann nichts tun. Es gibt nichts, was ihr helfen könnte, wir müssen abwarten. Noch einmal, wir müssen abwarten. Die Blutbesiegelung ist ein sehr altes Ritual, sie wird verwendet um Versprechen endgültig zu machen und Menschen aneinander zu binden. Es ist eine ausgesprochen schwierige Technik, nicht besonders viele Ninjas sind stark genug, um sie anzuwenden, doch ihre Auswirkungen sind weitreichend. Allerdings ebenso unterschiedlich, es ist beinah alles möglich von absoluter Unterwerfung dem Menschen gegenüber, der das Jutsu angewendet hat, bis zu vehementem Widerstand, der selbst nach dieser Phase die Sakura gerade durchlebt, noch bestehen bleibt. Ich kann dir nicht sagen, was passiert, wenn sie aufwacht und ich kann dir auch nicht sagen, ob wir ihr dann helfen können aber wir können eines tun. Wir können vertrauen. Vertrauen auf Sakuras Stärke, ihre innere Kraft und darauf, dass sie immer noch Wege findet, sich gegen Itachi zu wehren.“

Er starrte sie an, ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen, fühlte Wut, Trauer, Verzweiflung, Fassungslosigkeit, Mitleid und vieles mehr auf einmal. Dann sah er wieder zu Sakura, die noch immer unruhig war, sich aber nicht mehr rührte.

„Was hat sie getan, dass er ihr so sehr verfallen ist?“, fragte er leise, mehr zu sich selbst. Doch Tsunade hörte ihn, schaute ihn prüfend an und bemerkte einen Ausdruck in seinem Blick, als er ihre Schülerin ansah, der sie überraschte.

„Kakashi…Hast du jemals etwas von dem sagenumwobenen ‚Spiegelsilber‘ gehört?“
 

Also, wie schon gesagt, irgendwie läuft das Ganze in eine andere Richtung...Schreibt mir doch, wie ihr das seht <3 <3

"Gewissheit"

Hallo meine lieben Leser, eure Kommis freuen mich immer mehr, ich bin total glücklich, weil ihr mir so liebe Sachen schreibt^^ Habt vielen Dank!

Darum gibt es hier auch das nächste Chap, auch wenn ich eigentlich schon wieder für Mittwoch lernen müsste, ich konnte nicht aufhören zu schreiben, also bittesehr. Ach ja, Französisch war gar nicht so schlim, eure Glückwünsche haben bestimmt geholfen ;-)

Ganz liebe Grüße <3 *Kekse und Limo hinstell* Viel Spaß
 

56 „Gewissheit“
 

Irgendwann, nach endlosen Wiederholungen, sah ich keine weiteren Bilder mehr vor mir, es war alles schwarz, einfach schwarz und ich fühlte mich völlig ausgelaugt…Ich spürte nichts, höchstens Verwirrung aber auch um diesem Gefühl nachzugehen, war ich zu schwach. Warum nicht einfach hier bleiben? Es tat gut, nichts fühlen zu müssen, außer dieser Schwäche, die sich überall hin ausgebreitet hatte, mein Körper war irgendwie taub aber das bedeutete nur, dass ich keine Schmerzen hatte und deshalb war es beinah angenehm. Ich hörte Geräusche, dumpf und sehr leise aber sie waren da. Eigentlich wollte ich sie gar nicht hören, es war viel schöner, der Stille zu lauschen aber sie wurden immer deutlicher. Sakura…mein Name. Da war es wieder und nochmal. Sakura…

Wer sprach da? Wessen Stimme war das? Bildete ich mir das ein?
 

Auf einmal schmerzte mein Kopf und wie eine Welle wurden die Gedanken nur so zurück gespült. Die Empfindungen kehrten zurück, meine Brust fühlte sich an wie in einem Schraubstock und meine Beine waren schwer…Ich wollte die Augen nicht öffnen, wollte gar nicht wissen, wo ich war, wer nach mir rief, warum ich Schmerzen hatte. Ich wollte schlafen, nur schlafen und alles wieder in Watte verpacken.

„Sakura!“

Das tat weh, sehr, mein Kopf fühlte sich an, als wollte er platzen, ich drehte mich leicht, weg von der Stimme und spürte sofort, wie meine Bewegung bestraft wurde. Als würden meine Rippen in meine Seite stechen, zischend sog ich die Luft ein, ja Luft, meine Lungen füllten sich damit und ich fühlte mich freier, nicht mehr so beengt. Ein paar Mal atmete ich tief ein, tief aus, es wurde besser.

„Ist sie wach?“ War das nicht… „Tsunade?“ Meine Stimme war nicht mal ein Flüstern, ich selbst konnte mich kaum hören. Ich schluckte, mein Hals war so trocken und es brannte aber ich wollte reden. Also versuchte ich es noch einmal.

„Tsunade…“ Ein Schrei hallte laut in meinem Kopf wieder und ich hielt mir instinktiv die Hände über die Ohren. Meine Arme schmerzten kaum…

„Ino, still jetzt, du wartest draußen.“

„Nein! Bitte, ich bin auch ganz leise!“ Ein schweres Seufzen. Ino war auch hier? Also war ich in Konoha? Zuhause?

„Sakura, kannst du mich hören? Nick doch einmal mit dem Kopf.“ Unwillkürlich folgte ich ihrer Aufforderung vorsichtig.

„Sakura! Meine Güte, du bist wach…“ Inos diesmal gesenkte Stimme brachte mich zu einem schwachen Lächeln.

„Du musst dich schonen, mach nur sehr langsam die Augen auf, wenn du es willst.“
 

Meine Lider waren schwer, so schwer wie Blei aber ich öffnete sie langsam und blinzelte zögerlich. Das strahlende Weiß in dem Raum blendete mich und ich hielt eine Hand vor meine Augen.

„Zieh mal die Vorhänge vor das Fenster, Ino.“ Schritte, dann wurde es dunkler und ich entspannte mich etwas. Ich sah nur Umrisse aber das Bild wurde deutlicher und bald erkannte ich meine blonde Lehrerin vor mir und Ino direkt daneben.

„Wie fühlst du dich?“, fragte die Hokage mir ruhiger Stimme. Ich setzte zum Reden an, doch es kam wieder nur ein Krächzen dabei heraus. Ino reichte mir ein Glas Wasser, langsam setzte ich es an die Lippen und als ich merkte, wie gut die kalte Flüssigkeit tat, stürzte ich sie gierig herunter. Nach einem zweiten Glas wurde meine Stimme besser und ich räusperte mich etwas.

„Schwach und irgendwie taub…aber es wird besser. Was ist passiert? Wo…bin ich hier?“ Ich bemerkte, wie Tsunade einen Blick mit Ino tauschte, dann ergriff sie erneut das Wort.

„Du bist in Konoha, im Krankenhaus. Seit einer Woche bist du bewusstlos, jetzt bist du endlich wieder zu dir gekommen. Hast du Schmerzen?“ Ich sah sie direkt an, folgte ihren Worten gebannt. Eine Woche? Was war davor passiert? Wie kam ich hierher? „Sakura?“ Ich schüttelte leicht den Kopf.

„Kaum. Mein Kopf tut weh und meine Brust auch aber es ist nicht besonders schlimm.“

„Das ist gut, um die Schmerzen kümmere ich mich sofort aber erstmal…“ Sie zögerte und ich schaute verwundert zu ihr, nachdem ich die Augen erschöpft geschlossen hatte. Ein weiterer Blick zu Ino, dann drehte sie sich wieder zu mir. „Kannst du mir sagen, wie unsere Namen lauten?“
 

Perplex starrte ich sie an und fragte mich, ob ich sie richtig verstanden hatte. „Was?“, brachte ich bloß hervor.

„Sei nicht verwundert, beantworte einfach meine Frage.“ Noch immer verwirrt wandte ich den Blick zu Ino und erschrak, als ich ihr ernstes, besorgtes Gesicht sah.

„Was ist mit mir?“, fragte ich kühl.

„Was sagst du denn da? Beantworte Tsunades Frage, das ist wichtig.“, sagte sie schnell und wich mir aus. Die Hokage blickte mir fest in die Augen und da bemerkte ich auch in ihren Augen diesen Ausdruck. Sorge. Angst. Befürchtungen. Was war mit mir geschehen? Ich senkte den Blick, schaute auf meine Decke, die über meiner Hüfte lag und schluckte.

„Ihr seid Tsunade und Ino, die Hokage und meine beste Freundin, die Oberzicke und Blumenladenaushilfe.“, sagte ich völlig emotionslos. Erleichtertes Aufatmen, damit hatte ich gerechnet. „Ich bin müde und möchte etwas schlafen.“ Bitterkeit lag in meiner Stimme.

„Oh, natürlich, Ino hat sowieso noch eine Menge Arbeit und ich muss auch wieder ins Büro aber vorher möchte ich dich noch kurz untersuchen.“ Tsunade klang, als wollte sie sich um eine heitere Stimmung bemühen. Ich drehte mich weg.

„Ich fühle mich nicht schlecht, Schlaf wird mir helfen, also bitte, mach das nachher.“ Einen Augenblick fühlte ich nur ihren Blick im Nacken, dann hörte ich wie Stühle gerückt wurden und die beiden den Raum verließen.

„Ich komme nachher wieder, mach langsam Sakura.“ Dann wurde die Tür geschlossen. Und ich schloss meine Augen.
 

Egal wie sehr ich mich wehrte, die heißen Tränen strömten meine Wangen herab, erst langsam und tröpfelnd, dann unaufhaltsam und immer mehr. Meine Schultern zitterten und ich erschrak, als meine eigenen Schluchzer den Raum füllten. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, doch ich konnte mich nicht erinnern und die beiden wollten mir nichts sagen…aber ihre Blicke hatten völlig ausgereicht, es tat so weh sie so zu sehen und zu erkennen, dass sie mir nicht sagen wollten, was los war.

Ungewissheit hatte ich schon immer gehasst, obwohl oder gerade weil ich sie so lange wegen Sasuke gespürt hatte. Sie hatte mir immerzu gezeigt, wie hilflos ich ständig war, wie nutzlos und wie unwichtig… Ich wusste, ich war nicht unwichtig, ich war nicht nutzlos, vielen Menschen konnte ich durch meine Fähigkeiten das Leben retten aber eines war ich schon immer. Hilflos. Immer. Mein Leben lang. Bei jedem Kampf, bei jeder Aufgabe. Selbst wenn ich dachte, ich wäre es nicht mehr, es holte mich jedes Mal wieder ein…Meine Stärke wurde größer, ich konnte kämpfen, mich und andere verteidigen, doch das alles nur bis zu einem gewissen Grad, der mittleren Stufe sozusagen. Aber wenn dann eine größere Gefahr bestand, wenn wir einen stärkeren Gegner hatten, dann zeigte sich, dass ich allein nicht bestehen konnte. Ich musste dauernd beschützt, gerettet und begleitet werden, es reichte nie aus. Und genau in diesen Momenten mussten andere sich für mich einsetzen, mussten leiden, wurden verletzt, durch mich behindert, hatten Angst um mich. Was war diesmal geschehen? Hatte ich erneut jemanden gezwungen, sein Leben für mich einzusetzen? Oder war jemand wegen mir gestorben? Wieso machten Tsunade und Ino so betroffene Gesichter?

Immerzu liefen die Tränen meine Wangen herab, unaufhörlich, immer weiter. Diese Schuld würde ich niemals verkraften…
 

Ich hörte Schritte auf dem Gang und wischte hastig über meine Augen, doch ich weinte noch immer und konnte nicht aufhören, also stellte ich mich schlafend und hoffte, niemand würde in den Raum treten. Doch die Tür wurde geöffnet, langsam, ohne ein Klopfen. Ich kniff die Augen etwas mehr zu und versuchte ruhig zu atmen, die Schluchzer zu unterdrücken. Schritte, leise, bedacht und immer näher kommend. Wer musste jetzt herein kommen?

„Sakura…“ Eine tiefe Stimme, also ein Mann. Ich spürte eine Hand an meiner Wange und zuckte zusammen, die Tarnung war aufgeflogen, er hatte die Nässe darauf gespürt und auch, dass ich nicht schlief. Ohne mich zu rühren, schlug ich die Augen auf und sah in ein einzelnes Auge, das andere sorgfältig unter einem Stirnband versteckt. Stille. Er erwiderte meinen Blick, sagte nichts und ich hielt den Atem an.

Nach Minuten, so kam es mir vor, wurde ich wieder von Schluchzern geschüttelt, ich konnte sie nicht aufhalten und schloss die Augen erneut. Auch sein Blick war voller Gewissheit und eben diese kannte ich nicht. Lautlos fielen die Tropfen auf meine Bettdecke, da spürte ich plötzlich wieder seine Hand an meiner Wange.

„Kakashi!“, wimmerte ich und er nahm mich vorsichtig in den Arm. Sehr einfühlsam, zärtlich, seine Arme berührten mich nur federleicht. Doch ich brauchte mehr als das, also krallte ich mich in sein Shirt und presste mich eng an ihn. Nach ein paar Sekunden spürte ich wie sein Griff fester wurde und er mir tröstend über den Rücken strich. Ich versuchte mich zu beruhigen, als ich unerwartet seine warme Stimme hörte. „Weine nur. Kämpfe nicht dagegen an.“

Einen Augenblick hielt ich inne, dann ließ ich los und gab mich einfach den Tränen hin. Wir saßen lange so da, einfach nur in einer Umarmung und noch lange Zeit weinte ich, ohne den eigentlichen Grund zu kennen.
 

Doch irgendwann hörte es auf und ich löste mich von ihm. Müde sah ich ihn an, während er mir ein Lächeln schenkte und seinen Stuhl zurecht schob. Es kostete mich einiges an Überwindung, ihn anzuschauen nachdem er mich so aufgelöst miterlebt hatte. Gerade als ich etwas sagen wollte, ergriff er das Wort.

„Du solltest jetzt schlafen, du bist doch gerade erst aufgewacht und musst dich noch erholen, also gehe ich jetzt besser.“ Fragend sah ich ihn an. „Naruto und Sasuke sind auch hier, stundenlang sitzen sie vor deinem Zimmer aber Tsunade lässt sie nicht zu dir, solange du noch so…solange du dich noch ausruhen musst, also warten sie weiterhin.“ Hatte er das Wort „schwach“ nicht benutzen wollen?

„Ich bin sowieso nur hier, weil ich mich an den Schwestern vorbeigeschlichen habe, eigentlich durfte niemand zu dir, außer Ino und Tsunade selbst. Deshalb ist es nicht unbedingt günstig für mich, noch länger zu bleiben, wenn du verstehst was ich meine.“ Er zwinkerte mir zu und rieb sich den Hinterkopf. Ich nickte.

„Natürlich. Vielen Dank, dass du hier warst…und entschuldige bitte, dass ich mich nicht zusammenreißen konnte, ich…“ Er legte eine Hand unter mein Kinn, das ich gesenkt hatte, weil ich verlegen auf meine Hände sah, und blickte mich eindringlich an.

„Entschuldige dich niemals für deine Gefühle.“ Ein einfacher Satz, dann verschwand er leise durch die Tür und ließ mich in dem stillen Zimmer zurück. Gedankenversunken, in einem weißen Krankenhausbett, den Blick auf die leere Wand gerichtet. ‚Entschuldige dich niemals für deine Gefühle…‘ So etwas hatte ich noch nie gehört…
 

***
 

Völlig lautlos schloss Kakashi die Tür hinter sich und war mit einem schnellen Satz hinter einer Säule verschwunden. Doch Sasuke und Naruto waren nicht hier, wie auch vorhin nicht, als er sich hergeschlichen hatte. Tsunade hielt sie von Sakura fern, wollte nicht immer und immer wieder dieselben Fragen gestellt bekommen und jedesmal dasselbe antworten. Sie halste ihnen einen Berg von Arbeit auf, unwichtige Missionen, Botengänge, Akten sortieren. Jeder Protest wurde im Keim erstickt, indem sie ihnen drohte, sie gar nicht mehr zu ihrer Freundin zu lassen, sowie ihnen keine Neuigkeiten mehr zu berichten. So fügten sie sich ihren Befehlen, doch saßen sie, wann immer es ihnen möglich war dennoch vor Sakuras Zimmer und harrten dort aus, wichen nicht von der Tür, bis sie erneut zu der Hokage gerufen wurden.

Kakashi selbst ging immer dann zu Sakura, wenn keiner von beiden da war. Einmal hatte Naruto ihn gesehen, als er herauskam, oder hätte ihn sehen können, wenn er nicht tief und fest auf dem Boden geschlafen hätte. Bei all der Arbeit blieb nicht viel Zeit um zu schlafen und meist verbrachte der blonde Chaosninja seine Nächte vor ihrem Zimmer. Überraschenderweise hatte er diese Methode von seinem Freund abgeguckt.

Sasuke schlief jede Nacht hier, immer, seit Sakura hergebracht worden war und so fanden die Schwestern die beiden öfter vor, Schulter an Schulter, an die Wand gelehnt oder auf dem Boden. Kopfschüttelnd gingen sie mittlerweile an ihnen vorbei, denn wann immer sie sie in den ersten Tagen geweckt hatten, bekamen sie eine mürrische Antwort und ihrem Ziel, die beiden nach Hause zu schicken, kein Stück näher. Kakashi stand oft vor ihnen und betrachtete sie stumm, mit einem wehmütigen Lächeln auf dem Gesicht. Wenn Sakura dieses Bild gesehen hätte, sie wäre mit Sicherheit vor Freude in Tränen ausgebrochen, denn ihr sehnlichster Wunsch war schon immer ein harmonisches Team und eine enge Freundschaft zwischen ihren beiden besten Freunden. Er weckte sie nie, ließ sie dort zusammen sitzen und wandte sich dann ihrer Tür zu.
 

Viele Male hatten sie versucht, ihm eine Antwort zu entlocken, doch er konnte es ihnen nicht sagen, zuckte immer mit den Achseln und verneinte, wenn sie nach Neuigkeiten fragten. Tsunade wollte es so, er hatte sich ihrem Befehl zu fügen, er durfte nicht darüber sprechen. Wenn er zu Sakura ging, so vermied er, dass irgendjemand es überhaupt mitbekam, zu groß war das Risiko, wieder von Naruto und Sasuke mit Fragen überhäuft zu werden. Sie wussten, dass er mehrmals zu ihr gelassen worden war, er hatte Sasukes Blicke bemerkt, jedes Mal ein bisschen finsterer, doch nie hatten sie ihn dabei gesehen und so schwiegen sie zu diesem Thema. Er hätte ihnen so gern Antworten gegeben, so furchtbar diese auch waren, er wollte sie nicht im Ungewissen lassen, sie machten sich selbst solche Sorgen um Sakura, dass er so manches Mal die Befehle vergessen und einfach nach seinem Gewissen handeln wollte.

Doch dann sah er ihre Gesichter, die Sorge war am größten darin zu sehen, nahm den Großteil ein, doch dann sah er dort noch etwas. Hoffnung, Erwartung, er wollte sie nicht enttäuschen und ihnen die Nachricht überbringen, was mit ihrer Freundin passiert war. Sie sollten noch ein bisschen länger nichts darüber wissen…
 

Seine Schritte waren langsam, seine Beine bleischwer. Mit ernster Miene lief er den Krankenhausflur entlang und wäre beinah mit Naruto zusammengestoßen. Als dieser ihn erkannte, befürchtete Kakashi gleich das Schlimmste.

„Kakashi-Sensei! Wir haben gehört, sie soll wach sein, wie geht es ihr, was ist mit ihr? Waren Sie bei ihr?“ Bei dem ‚Wir‘ hatte der Jonin kurz die Augenbrauen hochgezogen, doch da kam er schon um die Ecke, ernst, kalt, unnahbar. Sasuke Uchiha. Er bemerkte ihn sofort und einen Moment sahen sich die beiden nur an. Dann machte er die letzten Schritte und stellte sich neben Naruto. Er sah seinen Sensei nicht mehr an.

„Sensei, nun reden Sie schon! Was ist mit ihr?“ Kakashi wendete nur langsam den Blick von seinem anderen Schüler ab, nein, eigentlich konnte er ihn nicht mehr als diesen ansehen, schon lange war ihre Beziehung keine Schüler-Lehrer-Beziehung mehr. Konnte er denn für keinen seiner Schüler ein normaler Sensei sein? Als er sich vollends zu Naruto umgedreht hatte und seinen Blick sah, versetzte es ihm einen Stich ins Herz. Er konnte ihn nicht länger anschauen, sonst würde er alles erzählen, ohne Rücksicht auf seine Befehle. Ruhig atmete er ein und aus und überprüfte, ob seine Maske saß, dabei hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden und sah auf. Ihre Blicke trafen sich, Sasuke betrachtete ihn unverhohlen, folgte jeder seiner Bewegungen mit seinen Augen. Kakashi wandte sich ab.

Er setzte ein zuversichtliches Lächeln auf, das nur an seinen Augen abzulesen war, er wunderte sich immer wieder, dass man ihm das abnahm, konnte er die Wut darin doch so schwer verstecken…Wie er ihn dafür hasste, dass er ihr das angetan hatte, was er ihr alles angetan hatte, er konnte sich immer nur schwer beruhigen, wenn es um Itachi ging…
 

„Sie ist wach und es geht ihr gar nicht so schlecht, ihre Schmerzen halten sich in Grenzen und Tsunade und Ino hat sie auch erkannt. Sie scheint kaum Schäden davon getragen zu haben.“ Naruto strahlte und freute sich überschwänglich – Sasuke wurde misstrauisch. „Was heißt ‚kaum Schäden davongetragen‘?“ Langsam hob Kakashi seinen Blick und sah in die eiskalten, schwarzen Augen seines Gegenübers.

„Sie ist wach, nach einer Woche. Wie soll man da jetzt schon sagen können, ob es Nachwirkungen geben wird?“, fragte er finster.

„Was für Schäden wurden festgestellt?“ Sasuke ließ nicht locker und sein Sensei wusste das. Er musste gehen und das schnell.

„Ich weiß selbst noch nicht viel. Vielleicht lässt Tsunade euch endlich mal zu ihr, ich muss jetzt wieder gehen. Schön, dass ihr hier seid.“ Mit diesen Worten verschwand er in einer Rauchwolke und Naruto sah fragend zu Sasuke.

„Kommst du?“ Noch einen Moment starrte sein Freund auf die Stelle, an der Kakashi vorher gestanden hatte, dann nickte er kaum merklich. „Lass uns gehen.“

"Lügnerin"

XDDD Hey, nur noch eine Arbeit, dann bin ich durch mit den schriftlichen Prüfungen *Yeah!* (dann nerve ich euch endlich nicht mehr damit, ich rede ja von nichts anderem mehr XDD)

So, hier ist jetzt das nächste Kapitel, wie immer vielen Dank für eure lieben Reviews und mal sehen ob überhaupt jemand das neue Chap liest bei dem schönen Wetter ;-)

Bis dann ihr Süßen, *drück* <3 <3 <3
 

57 „Lügnerin“
 

Ich lag gerade wieder in meinem Bett und starrte an die Decke, als ich Stimmen auf dem Gang vor meiner Tür hörte.

„Verdammt, Tsunade hier, Tsunade da, lass uns einfach zu ihr gehen, dafür wird sie uns schon nicht den Kopf abreißen! Außerdem…wer sagt denn, dass sie es erfahren wird?“ Das hörte sich ganz nach Naruto an… „Sasuke? Hey, wo bist du? Hallo?“ Ich hörte ein lautes Stolpern und einen erschrockenen Aufschrei von ihm. „Sag mal spinnst du?! Ich…“ Dumpf nuschelte er leise ein paar Worte und verstummte. Im selben Moment klangen laute Schritte in dem Gang wieder und es herrschte absolute Stille vor meiner Zimmertür. Ein kurzes Klopfen und die Tür ging auf. Dann wurde sie langsam wieder zugezogen, ohne dass jemand eingetreten war. Verwundert setzte ich mich auf und sah zur Tür.

„Naruto Uzumaki! Sasuke Uchiha! Wenn ihr nicht augenblicklich hinter der Wand hervorkommt, dann halse ich euch so viel Arbeit auf, dass ihr nicht einmal mehr zum Schlafen kommt!“ Die energische Stimme der Hokage schallte durch das ganze Krankenhaus.

„Wir stehen doch bloß vor ihrer Tür, Tsunade, jetzt stell dich doch nicht so an, wir machen überhaupt nichts!“ Naruto klang überhaupt nicht einverstanden.

„Ich habe es tausendmal gesagt und das hier wird das letzte Mal sein. Entweder ihr tut was ich sage oder ihr werdet euch dem Krankenhaus auf 50 Meter nicht mehr nähern dürfen, ist das klar?“ Ich zuckte leicht zusammen, als ich hörte, wie wütend Tsunade war. Keine Antwort, tiefes Schweigen. „Naruto!“

„Jaja…ist ja gut, wir gehen schon aber sag uns doch vorher wie es ihr geht, ja?“ Diesmal herrschte auf Seiten der Hokage Schweigen. „Es geht ihr…besser. Auf jeden Fall ist sie jetzt wach aber bei dem Lärm den ihr hier verbreitet, kann sie sich wohl kaum erholen. Los jetzt, geht, ich lasse es euch ausrichten, wenn es etwas gibt, das ihr wissen solltet.“ Nach ein paar Sekunden entfernten sich zwei Paar Füße langsam und meine Tür wurde wieder geöffnet.
 

Ich bemühte mich, mein bedrücktes Gesicht in ein freundlicheres zu verwandeln, doch das misslang mir gründlich. Auch bei diesem Gespräch hatte ich förmlich gespürt, wie Tsunade etwas vor den beiden verheimlichte. Eben das sagte sie jedoch auch mir nicht und das trug nicht gerade zu meiner Beruhigung bei… Sie kam zu mir herein, ein freundliches, fürsorgliches Gesicht aufgesetzt und öffnete gleich erstmal die Vorhänge, während sie im Vorbeigehen kurz über meine Beine strich.

„Hallo Sakura.“ Ich nickte ihr zu und lächelte schwach. „Wie geht es dir? Konntest du schlafen?“ Wieder nickte ich. Warum sollte ich ihr erzählen, dass ich mit all den Gedanken in meinem Kopf kein Auge zubekommen konnte? „Das ist gut, dann bist du bestimmt bald wieder auf dem Damm.“ Ihr Lächeln wirkte falsch, ich konnte nicht genau sagen, ob es nur an meiner Stimmung lag oder ob es die Realität war. Sie lehnte sich über mich und überprüfte meinen Puls, dann las sie ein paar Daten ab. „Sieht gut aus, eigentlich würde ich behaupten, du bist kerngesund.“ Diesmal konnte ich mich nicht zurückhalten.

„Eigentlich.“, sagte ich sarkastisch. Ihre Augen weiteten sich, dann fasste sie sich schnell wieder.

„Naja, du hast dir die Rippen geprellt und außerdem eine leichte Verletzung am Kopf aber das heilt schon sehr gut, in den nächsten Tagen wird alles wieder normal sein.“

„Ach ja? Ist das so?“ Ich konnte mich nicht beherrschen, es ging nicht, dabei bemerkte ich selbst wie schneidend und scharf sich meine Stimme anhörte. Sie legte eine Hand auf meine Schulter, doch so oft ich diese Geste ihrerseits als liebevoll empfunden hatte, so war sie mir diesmal zu nah, also drehte ich mich leicht weg, sodass ihre Hand herabglitt. Sie folgte ihr mit ihren Blicken und verharrte einen Moment. Dann wurde ihr Gesichtsausdruck wieder fest und das freundliche Lächeln kehrte zurück.

„Du bist sicher noch immer erschöpft, ich werde vorerst Besucher abwimmeln, damit du genug Ruhe hast um dich zu erholen. Lass dir Zeit.“
 

Sie drehte sich um und wollte gehen, als ich sie am Handgelenk packte und festhielt. Verwundert sah sie auf meine Hand, dann drehte sie den Kopf und schaute liebenswürdig zu mir.

„Ich habe dich immer für eine der ehrlichsten und mutigsten Personen gehalten, die jedem Menschen, egal wem, die Wahrheit sagen können, ohne sie zu beschönigen. Niemals hätte ich gedacht, dass das doch bloß eine Fassade ist.“ Ihr Lächeln gefror und erstarb langsam. „Ich habe dir vertraut, wieso tust du mir das an und lügst mir ins Gesicht?“ Sie starrte mich an, sagte nichts, zeigte keine Regung. Dann war er wieder da, dieser Blick, dieses „Alles-ist-gut“-Zeichen, ich hasste es jetzt schon.

„Ich lüge dich nicht an, du bist geschwächt, deshalb musst du schlafen. Lass meinen Arm los, es tut langsam weh.“ Als hätte ich mich verbrannt zog ich meine Hand zurück und drehte mich weg. „Lügnerin.“

Sie ging, ohne noch einmal etwas zu sagen und schloss die Tür hinter sich. Lügnerin. Lügnerin. Lügnerin.
 

***
 

Kakashi saß in seiner Wohnung und wälzte bereits seit drei Stunden dicke Bücher aus der Privatsammlung der Hokage. Seine bisherigen Ergebnisse: Nichts. Null. Fehlanzeige. Sie hatte ihn angesprochen, einfach so, fragte ihn ob er jemals etwas vom „Spiegelsilber“ gehört hatte und dann sagte sie kein Wort mehr, als ob sie bereut hätte, dass sie es erwähnt hatte. Wieso fand er nichts dazu? Irgendeins dieser schlauen Bücher musste doch eine Antwort auf seine vielen Fragen bereithalten! Resigniert seufzend fuhr er sich durch die Haare und schlug den Einband etwas zu heftig zu. Eine Staubwolke trat zwischen den Seiten hervor und er hustete leicht, ehe er es auf den Stapel zu den anderen warf. Mist.

Ein plötzliches Klopfen an der Haustür ließ ihn aufblicken. Er erwartete doch Niemanden…Bevor er ein paar Schritte auf die Tür zumachen konnte, rief eine Stimme laut seinen Namen.

„Kakashi! Ich weiß, dass du da bist, du hast dein Chakra nicht unterdrückt, los jetzt mach die Tür auf.“ Er seufzte kurz und lachte dann leise.

„Ist ja schon gut, Tsunade, ich bin doch auf dem Weg.“ Mit einem Schwung öffnete er der Hokage, die sofort hereinstürmte und vor seinem Fenster auf und ab lief. Kopfschüttelnd schloss er die Tür hinter sich und trat auf sie zu.

„Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?“, fragte er höflich.

„Lass den Quatsch.“, winkte sie hastig ab. Kakashi wurde stutzig. „Was ist los?“ Sie blieb mitten in ihrer Bewegung stehen, starrte erst ein paar Sekunden den Boden vor sich an, dann riss sie den Kopf hoch und erwiderte seinen prüfenden Blick.

„Sakura nennt mich eine Lügnerin. Sie sagt, sie hat mir vertraut und jetzt sieht sie nur noch meine Fassade.“ Sie senkte den Kopf erneut und straffte ihre Schultern.

„Sie weiß also, dass etwas nicht stimmt.“, sagte der Jonin langsam. Aufgebracht sah sie wieder hoch.

„Natürlich weiß sie es, sie ist doch nicht blöd!“

Er zuckte mit den Achseln. „War das nicht dein Plan? So tun, als wäre nichts und abwarten?“
 

Kraftlos lehnte sie sich an die Wand und seufzte leise.

„Ich kann ihr das nicht sagen, es geht nicht. Wenn sie es erfährt, wie soll sie damit umgehen? Wie soll sie es verkraften? Außerdem wissen wir nicht, was überhaupt mit ihr ist, vielleicht hat es nicht funktioniert?“ Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch.

„Das glaubst du nicht wirklich oder?“ Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, natürlich nicht…Aber sie kann sich zurzeit doch nicht erinnern. Zumindest sieht es so aus…Vielleicht will sie nur hören, was wir wissen und tut deshalb so, als wüsste sie nichts.“ Kakashi wirkte aufgebracht. „Blödsinn!“ Erstaunt blickte die Hokage ihn an und zog die Stirn kraus.

„Ich meine…so wie sie bisher auf mich gewirkt hat…also ich denke nicht, dass sie sich erinnern kann.“

„Du hast sie doch noch gar nicht gesehen, seit sie wieder wach ist?“

„Ja, das stimmt schon aber…“ Er fühlte sich leicht unwohl bei dem Gedanken, Tsunade anzulügen. „Du hast doch gesagt, sie nennt dich eine Lügnerin und, dass sie abweisend ist. Ich persönlich halte das für ein Zeichen, dass sie spürt, dass mehr dahinter steckt, sich aber nicht erinnern kann.“ Einen Moment dachte die Hokage darüber nach, dann nickte sie langsam.

„Wahrscheinlich hast du recht…“ Ihr Blick lag in weiter Ferne. Dann ging plötzlich ein Ruck durch ihren Körper und sie setzte wieder das ernste Gesicht auf, welches sie sonst immer trug.

„Ich melde mich bei dir, wenn sich etwas tut aber du kommst ja sowieso bald wieder vorbei, es liegen neue Aufträge bereit.“
 

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren rauschte sie an ihm vorbei und hielt plötzlich inne. Ihr Blick wanderte zu dem Stapel Bücher neben dem Wohnzimmertisch Kakashis. Als er bemerkte wohin sie sah, war es bereits zu spät und er schlug sich innerlich mit der Hand gegen die Stirn. Tsunade sagte nichts, beugte sich vor und studierte die Titel auf den Einbänden, schließlich nahm sie eins in die Hand und schlug es auf. Noch immer stand er etwas unschlüssig mitten in seiner Wohnung und beobachtete wie die Hokage sich scheinbar eine der Passagen durchlas. Beinah wäre er zusammengezuckt, als sie es ganz plötzlich mit einem lauten Knallen die Seiten zusammenschlug.

„Ich wusste gar nicht, dass du ein Buch besitzt, mit dem Titel ‚Heiltechniken der Sannin‘?“, sagte sie mit schneidender Stimme und sah hoch. Das war jetzt natürlich nicht besonders gut…warum musste sie ausgerechnet dieses Buch aussuchen? Verlegen kratzte er sich am Kopf. Doch er brauchte gar nichts sagen, denn Tsunade sprach gleich weiter. „Was willst du mit meinen Büchern?“ Er wurde ernst.

„Warum erwähnst du ein Wort, das ich nie zuvor gehört habe und erklärst mir dann nicht, was du damit sagen wolltest?“ Sie wandte den Kopf ab und grummelte leicht.

„Ich habe dir doch gesagt, ich habe mich versprochen, ich war einfach in Gedanken und außerdem solltest du es vergessen, es spielt keine Rolle.“ Er seufzte.

„Du weißt doch, dass ich dir das nicht glaube, außerdem bin ich weder Sasuke noch Naruto, ich weiß was mit Sakura ist, also verlange ich, dass du mir erklärst was es bedeutet.“ Sie schüttelte den Kopf.

„Wir sehen uns bald, Kakashi.“ Tsunade drehte sich um, öffnete die Tür und ließ ihn einfach stehen.
 

***
 

Ein Geräusch ließ mich langsam wach werden und ich brauchte einen Moment um zu erkennen, wo ich mich befand. Die Umrisse des Krankenzimmers wurden klarer und ich hielt nach dem Verursacher dieses Geräusches Ausschau. Es schien schon spät in der Nacht zu sein, auf jeden Fall war alles dunkel und die Schwestern waren vor ein paar Stunden zuletzt da gewesen. Wer also kam jetzt in mein Zimmer? Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen und als ich erkannte, wie ein Schatten zu meinem Bett schlich, setzte ich mich lautlos auf und schlug die Decke zur Seite. Die Person machte kein Licht an, ich war mir nun sicher, dass es niemand vom Krankenhauspersonal war, deshalb stand ich leise auf und stellte mich in Abwehrhaltung neben mein Bett, dicht an die Wand. Ich wartete ab, ließ den Schatten nicht aus den Augen, der immer näher kam und plötzlich ebenfalls stehen blieb. Ungläubig starrte ich ihn an, er schien mich längst gesehen zu haben, doch war das eigentlich gar nicht möglich! Im Gang draußen war noch etwas Licht an und mein Zimmer absolut dunkel, so schnell konnten sich seine Augen gar nicht an die Dunkelheit gewöhnen, ich hätte einen Vorteil haben müssen…
 

„Du bist ja doch wach.“ Eine Männerstimme, aber noch ziemlich jung...

„Was willst du von mir?“

Der Schatten kam wieder etwas näher und ich bemerkte dunkle Haare und ebenfalls dunkle Augen, die Haut dagegen war so blass wie Porzellan und leuchtete beinah in dieser düsteren Umgebung. Er musterte mich prüfend.

„Ich besuche dich, Tsunade lässt uns doch nicht zu dir, also musste ich in der Nacht kommen.“ Er kannte Tsunade also. Dann war er vermutlich kein Feind aber sicher konnte ich mir da nicht sein, immerhin konnte er seine Informationen ganz leicht bekommen.

„Du willst mich besuchen?“

„Ja, was ist denn daran so schlimm, Sakura? Ich dachte, du freust dich vielleicht.“ Seine Stimme klang genervt.

„Ich weiß es nicht.“, sagte ich schlicht und achselzuckend, ihn dabei immer noch gut im Auge behaltend.

„Bist du sauer auf mich? Ich meine, gut, ich konnte dich nicht heilen aber wir haben dich so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht. Oder ist es, weil ich nicht da war, als Itachi…“ Weiter kam er nicht, denn als ich diesen Namen hörte spürte ich einen Stich in meiner Brust und mein Kopf schmerzte. Ich keuchte und ging etwas in die Knie. Sofort näherte er sich, doch ich hob eine Hand und kniff ein Auge zusammen.

„Bleib weg.“ Er stoppte und schaute erstaunt auf meine Hand. „Aber…“

„Verdammt, komm mir nicht zu nahe, ja?!“, sagte ich gereizt. Was wollte er von mir? Und wieso tat mir auf einmal der Kopf so weh?
 

Seine Miene veränderte sich, die Gefühle die ich eben noch relativ leicht darin ablesen konnte verschwanden und zurück blieb eine eiskalte Mauer, völlig gleichgültig. Wieder trat er einen Schritt auf mich zu, ignorierte meine Proteste und legte einen Arm um meine Hüfte. Blitzschnell reagierte ich, schnappte mir das Messer für Obst von meinem Nachttisch und machte einen weiteren Schritt zurück an die Wand, das Messer in Abwehrhaltung vor meiner Brust. Er stand völlig still und sah auf das Messer, dann in mein Gesicht.

„Das ist ein Scherz oder?“ Seine tiefe Stimme kam mir irgendwie bekannt vor, dann aber wieder so fremd.

„Nein, ich sage es nochmal, komm mir nicht zu nahe.“, zischte ich. „Was ist mit dir los?“ Er klang verwirrt, auch wenn er sich bemühte, seine Stimme ruhig zu halten. Ich ignorierte seine Frage.

„Was auch immer du von mir willst, hab keine Angst, ich werde nicht schreien, das regeln wir allein. Viel zu viele meiner Freunde habe ich schon gefährdet, diesmal kümmere ich mich selbst um meine Probleme.“ Fassungslos starrte er mich an, diesmal ohne seine Gefühle verbergen zu wollen. Er schien seine Stimme nicht wieder zu finden.

„Was…ist das dein Ernst? Du glaubst, ich will dich angreifen?“

„Was sonst?“

„Wenn das witzig sein soll oder die Rache für irgendetwas, dann ist es überhaupt nicht komisch.“, sagte er leise und klang dabei sehr wütend.

„Ich scherze nicht.“ Er suchte meinen Blick und ich erwiderte ihn, kalt, berechnend.

„Was ist jetzt?“ Warum tat er denn nichts?

„Ich sollte gehen.“
 

„Warum musstest du dich überhaupt herschleichen, wenn du doch nichts zu verbergen hast?“, fragte ich ironisch. Zornig und gleichzeitig entsetzt funkelten mich seine schwarzen Augen an.

„Ich habe mir hier mit Naruto die Nächte um die Ohren geschlagen, bin immer da gewesen wenn es ging und habe zusammen mit ihm versucht, irgendetwas aus Tsunade herauszubekommen aber das scheint dich nicht zu interessieren. Wenn es dir so egal ist, dann werde ich ihm ausrichten, dass er es gar nicht erst versuchen muss, hierher zu kommen, du willst offensichtlich nicht von deinem Team besucht werden.“ Bei dem Namen Narutos zuckte ich leicht zusammen.

„Nein! Du bist mit Naruto befreundet?“ Er lachte, doch es klang falsch und bösartig.

„Du bist echt ganz anders, als ich dachte. Wie konntest du mich nur jahrelang so täuschen?!“ Langsam wurde ich misstrauisch. Er fasste sich wieder und seine Maske aus Gleichgültigkeit kehrte zurück. Ein letzter angewiderter Blick, dann drehte er sich zur Tür und machte einen Schritt vor.

„Warte.“ Er blieb nicht stehen. „Warte!“ Ich machte einen Schritt vor und er drehte sich gereizt zu mir um.

„Was, Sakura!?“ Sakura? Mit großen Augen sah ich ihn an und war völlig verwirrt.

„Wie ist dein Name?“, fragte ich leise. Er erstarrte. Dann legte sich wieder dieses bösartige Lächeln auf seine Lippen und er atmete laut aus.

„Das also bist du wirklich…“

Wieder ging er zur Tür und drückte den Türgriff herab.

„Nein, bitte! Warte, geh nicht!“ Ich lief ihm hinterher, doch irgendetwas lag im Weg oder stand in dem Raum, ich blieb hängen, stolperte und spürte, wie ich den Boden unter den Füßen verlor. Mit einem dumpfen Geräusch kam ich auf und spürte einen stechenden Schmerz an der Stirn, dann war alles still.
 

...seid ihr jetzt geschockt?^^ Ich weiß auch nicht...XDDD

"So ist es wirklich"

*Verlegen hüstel*

*Misstrauisch unter Tisch hervorschau*

Also…äh ja…

*Am Kragen rumzerr*

*von einem Fuß auf den anderen tret*

Hmmm…tja also das letzte Kapitel war offensichtlich…anders…und verwirrend XDDD
 

Hmmm…ansonsten kann ich nur sagen: ja, ich finde auch, dass besagter Mister X (obwohl ihr doch alle wisst, dass er Sasuke ist XDD) sich äußerst seltsam verhalten hat, wenn er nun wirklich Sasuke ist. Der würde vermutlich nicht so reden, damit bin ich auch ziemlich unzufrieden aber hauptsächlich sollte es auch um Sakus Empfindungen gehen und ach ja! Das hat alles seine Richtigkeit, dass sie sich an alles erinnern kann, bis auf Sasuke ;-) Ha, lasst euch überraschen^^

Und nur so am Rande, meine schritlichen Prüfungen sind beendet, ich bedanke mich von Herzen bei euch allen, die mir Glück gewünscht und sich meine nervigen Vorworte durchgelsen haben, ich hoffe, ich kann euch mit diesem Kapitel endlich mal wieder gerecht werden.^^

*alle fest drück* Habt vielen Dank für eure Unterstützung! <3
 

P.S. "So ist es wirklich", jetzt erfahrt ihr mehr als vorher, hoffe ich doch, nach all der Verwirrung aber das Rätsel ist noch nicht gelöst ;-)
 


 

58 „So ist es wirklich“
 

Gedämpfte Stimmen drangen an mein Ohr und ich wurde langsam wach. Mein Kopf tat ziemlich weh, ein anhaltendes Pochen an meiner Schläfe machte sich bemerkbar. Was war passiert? Ich blinzelte leicht und öffnete meine Augen. Es war hell in dem Zimmer aber nicht zu sehr, sodass ich nicht geblendet wurde und nach ein paar Sekunden erkannte ich das Krankenhauszimmer in dem ich bereits das letzte Mal aufgewacht war. Kurz versuchte ich mich daran zu erinnern, was geschehen war, bevor ich das Bewusstsein verloren hatte, doch es war schwieriger als ich dachte und so suchte ich erstmal einen anderen Anhaltspunkt. Langsam kam die Erinnerung an den Tag zurück, an dem ich hier aufgewacht war, als Ino und Tsunade mich besucht hatten, Kakashi mich in den Arm genommen hatte. Dann fiel mir ein, dass ich unglaublich wütend auf Tsunade war und so enttäuscht von ihr. Ich setzte mich auf und bereute es sofort, aufgrund der Kopfschmerzen, die durch die plötzliche Bewegung verstärkt wurden.

Aber das rückte in den Hintergrund, denn ich wusste wieder warum ich hier aufgewachte, ohne zu wissen wie ich hergekommen war. Dieser Typ war spät in der Nacht in mein Zimmer gekommen…ich kannte ihn nicht aber er mich wohl schon, zumindest behauptete er das und außerdem war er mit Naruto befreundet und kannte Tsunade. Oder er hatte das alles nur vorgespielt…
 

Ich griff mir an die Stirn und kniff die Augen wieder zusammen. Es tat weh, sich zu erinnern, also beließ ich es vorerst dabei und versuchte noch etwas zu schlafen. Doch seit dieser Erkenntnis war daran nicht mehr zu denken, die Kopfschmerzen wurden immer stärker, je mehr ich darüber nachdachte, wer dieser Kerl sein könnte und vor allem warum ich mich nicht an ihn erinnern konnte, er sich aber an mich. Ich war mir mittlerweile sicher, dass er mir nichts hatte antun wollen, dafür wirkte er viel zu ehrlich, seine Reaktionen zu echt, doch warum kannte ich ihn nicht?! Mein Gefühl sagte mir, dass ich ihn kennen musste, doch mir viel überhaupt nichts zu ihm ein, gar nichts, ich hatte das Gefühl, ihm gestern das erste Mal begegnet zu sein…

Die gedämpften Stimmen wurden lauter und selbst durch die dicke Zimmertür konnte ich bereits Wortfetzen verstehen.

„Ich sollte diesen verdammten Idioten sperren, was bildet der sich eigentlich ein!?“ Eine beruhigende Stimme antwortete der aufgebrachten und ich erkannte, dass es Tsunade und Shizune waren, die sich dort im Gang unterhielten.

„Tsunade, es war sicher falsch aber er wollte doch nur nach ihr sehen, du hast ihnen überhaupt keine Informationen zukommen lassen, da ist es doch kein Wunder, dass er gekommen ist um sich selbst ein Bild zu machen.“ Ich horchte auf. Ging es da etwa um meine Begegnung mit ihm?

„Verdammt! Er hat gegen meine Befehle gehandelt, wenn ich ihn nicht für die nächsten Missionen brauchen würde, würde ich ihn augenblicklich für drei Monate sperren!!!“ Tsunade wurde mittlerweile so laut, dass ich jedes Wort deutlich verstehen konnte. Wieder redete Shizune mit leiser Stimme auf sie ein und versuchte sie zu beruhigen, doch hielt sie augenblicklich inne, als sie sah wie ich meine Tür öffnete und aus dem Zimmer zu ihnen in den Gang trat.
 

Es waren wirklich nur diese beiden, abgesehen von einem ANBU, der wohl vor der Tür positioniert worden war. Shizune sah mich mit großen Augen an, Tsunade jedoch hatte sich so in Rage geredet, dass sie überhaupt nicht bemerkte, dass ich direkt hinter ihr stand. „Sie dürfen es nicht wissen, das weißt du doch, wir müssen erst abwarten, bevor wir ihnen davon erzählen, vielleicht müssen wir es in nächster Zeit auch gar nicht, Sakura ist…“

„…hinter dir.“, unterbrach Shizune sie eilig. Sie erstarrte, ich beobachtete sie genau und bemerkte jede einzelne Reaktion, erst erschreckte sie sich, dann riss sie sich zusammen, straffte ihre Schultern und zeigte noch während sie sich zu mir umdrehte wieder ein Gesicht, welches zeigte, dass sie die Ruhe selbst war und alles unter Kontrolle hatte. Ich sah sie auffordernd an und erwiderte ihr Lächeln nicht, sodass sie einen Moment schwieg und ich das Wort ergriff.

„Hallo Tsunade, entschuldige bitte, dass ich euch zugehört habe aber die Lautstärke…ich fürchte, es ließ sich nicht vermeiden. Jetzt sei aber auch nicht so, ich bin wirklich neugierig, was denn nun mit der armen, kleinen Sakura ist, Shizune hat dich ja unhöflicherweise unterbrochen und so etwas gehört sich nun wirklich nicht.“ Mit schneidender Stimme sprach ich beiläufig, als ginge es um das Wetter und sah sie dann mit funkelnden Augen an. Shizune hatte den Mund vor Entsetzen leicht geöffnet und warf einen Blick auf Tsunade, doch als sie sah, wie diese angespannt da stand und, völlig untypisch für sich, verletzt aussah, nickte sie mir kurz zu und verabschiedete sich kurz.

„Also, ich denke, ich lasse euch beide jetzt allein, ich gehe schon mal wieder zurück ins Büro und sortiere die neuen Missionen, lasst euch Zeit. Und…ach ja, Sakura, ich freue mich, dass du wieder wach bist.“ Sie schenkte mir ein unsicheres Lächeln und ich nickte kurz zum Zeichen, dass ich momentan nicht in der Stimmung war, mich freundlich zu geben, dann ging sie den Gang entlang und um die nächste Ecke.
 

Nicht einen Moment hatte ich meinen Blick von Tsunade genommen, diesmal wollte ich Antworten und ich würde alles dafür tun, sie zu bekommen.

„Was ist mit deiner Verletzung am Kopf, hast du sie dir überhaupt schon angesehen?“, fragte mich die Hokage ernst. Ich machte eine unwirsche Handbewegung und fixierte sie erneut.

„Sag es mir. Was kümmern mich meine unzähligen angeblich so gefährlichen Verletzungen, wenn es doch etwas gibt, was offenbar so schlimm ist, dass weder die anderen, noch ich davon erfahren dürfen?“

„Lass uns auf dein Zimmer gehen.“ Ich musterte sie noch einen Moment, wog ab, ob sie mich nur zurück ins Bett stecken wollte oder sich zu ein paar Antworten herab ließ und drehte mich dann wieder zur Tür. Wir gingen in das Krankenzimmer, ein Raum, der aussah wie hunderte andere in diesem Gebäude auch und ich stellte mich ans Fenster, ebenso Tsunade, die die Tür hinter uns geschlossen hatte. Ich sah herunter auf die Straßen Konohas, die Menschen liefen geschäftig hin und her und ich entdeckte ein paar bekannte Gesichter darunter. Beschämt stellte ich fest, dass ich sie beneidete, um ihre lächelnden Gesichter, um ihre sorglosen Vormittage, um ihre belanglosen Unterhaltungen mit Freunden. Ich hatte genug von Gesprächen, die voller Ernst waren, die immer nur neue Sorgen und Ängste mitbrachten, genug von Ungewissheit, von Lügen und Geheimnissen.

„Tsunade, du bist doch meine Lehrerin, meine Freundin, ich bitte dich, sag es einfach und mach es doch nicht mehr so schwer. Können wir nicht ehrlich zueinander sein?“
 

Sie lächelte müde und ich erschrak als ich diese traurige Gewissheit in ihrem Blick sah, mit der Bestätigung, dass ich sie diesmal selbst erfahren würde. Als ich noch wusste, dass sie für mich unerreichbar gewesen war, hatte ich umso mehr protestiert, mich umso mehr geärgert und wütend die Unfähigkeit der Hokage verflucht, mir die Wahrheit zu sagen, egal wie schrecklich sie war. Doch jetzt bekam ich Angst, natürlich war sie schon die ganze Zeit da, doch nun wo ich ihren Blick sah…ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich wissen wollte, was mein Kopf so bemüht verdrängte, so gut vor mir verbarg. Schutzmechanismen richtet der Körper ein, wenn er bemerkt, dass die Wahrheit von der Seele und dem Geist nicht ertragen werden kann… Konnte ich ertragen, was sie mir sagen musste? Oder war es besser, nicht zu wissen, was scheinbar so traurig war und so…aussichtslos? Sie meinte es nur gut, sie wollte mich beschützen, nur das Beste für mich aber kann man mit so vielen Lügen und dann auch noch so offensichtlichen einfach so leben?

Ich konnte es nicht, ich brauchte Antworten. Mein Blick wurde fest und ich lächelte seit Tagen schwach zurück. Ich konnte Tsunade ja verstehen…

Ich sah in ihren Augen, wie sie verstand, dass ich ihr vergab und wie ich selbst um Entschuldigung bat, für meine Anschuldigungen, meine Abwehr, meine Vorwürfe. Und sie nickte, es war in Ordnung. Selten konnte ich mit jemandem so kommunizieren wie mit der Hokage, sie verstand mich, sie las in meinen Augen, wenn ich es zuließ und ebenso öffnete sie sich mir, wenn es angebracht war. Dies war die Tsunade, die ich als ehrliche und mutige Frau kannte und schätzte und ein Gefühl der Zufriedenheit breitete sich in mir aus. Zwar musste ich mich für das Kommende wappnen, doch war zumindest unsere angespannte Beziehung der letzten Tage wieder bereinigt und ich wusste, ich konnte mich immer auf meine Sensei verlassen. All das sagte sie mir nur mit ihrem Blick aber ich verstand sie vollkommen.
 

„Wie viel weißt du denn, meine Kleine? Wo soll ich anfangen, was hat dein Gedächtnis gelöscht?“ Ihre liebevolle Art klang warm in ihrer Stimme wieder und ich überlegte einen Moment.

„Ich weiß nicht, so viel ist verschwommen und wahrscheinlich eine ganze Menge völlig verschwunden. Wie bin ich hierher gekommen, ich meine, das hast du dir mir gestern schon erzählt aber bitte sag es noch einmal.“ Sie nickte und richtete ihren Blick dann ebenfalls nach unten auf die Straßen. Nach ein paar Sekunden fing sie langsam an zu erzählen und machte dabei immer wieder Pausen, die mir halfen, nach verschollenen Erinnerungen zu suchen.

„Du wurdest von den Akatsuki entführt, vor einigen Tagen, die mir mittlerweile vorkommen wie Wochen. Und du bist irgendwie wieder frei gekommen und wurdest von deinem Team gefunden.“ Nachdem sie mir erzählt hatte, wie ich ins Krankenhaus gekommen war, schwieg ich einen Augenblick.

„Ich kann mich erinnern, auch an die Zeit davor, als du mir Begleitschutz gegeben hast aber ich weiß nicht mehr, was passiert ist, als ich dieses Mal bei den Akatsuki war…“, sagte ich dann langsam. Sie wendete ihren Blick von der Straße ab und richtete ihn auf mich und da wusste ich, dass es mir sicher nicht gefallen würde, was sie noch sagen wollte.

„Ich kann dir nicht sagen was passiert ist. Du bist von allein freigekommen, ehe eines meiner Suchteams dich auftreiben konnte und als Naruto und Sasuke dich gefunden haben…“

„Moment. Sasuke?“ Sie zog eine Augenbraue hoch.

„Ja, ich weiß schon, sein jahrelanges abweisendes Verhalten hat dich verletzt aber er macht sich wirklich viele Sorgen um dich, soweit ich das sehen kann.“
 

Ich taumelte leicht nach hinten und stützte mich an die Fensterbank. „Sakura? Was ist mit dir, hast du Schmerzen?“ Tsunade kam auf mich zu und stützte meine andere Seite. Besorgt musterte sie mein Gesicht. „Hey, was ist los, erinnerst du dich an etwas?“ Ich schüttelte den Kopf.

„Nein…das gerade nicht. Ich…du hast gesagt, ich kenne ihn schon jahrelang aber…“ Ich sah vom Fußboden, auf den ich gedankenverloren gestarrt hatte wieder hoch in ihre großen Augen. „Tsunade, ich kann mich nicht an ihn erinnern, überhaupt nicht. Ich habe ihn gestern das erste Mal gesehen.“ Ihre Augen weiteten sich noch etwas mehr und sie hielt einen Moment inne. Dann wurde sie wieder ruhiger, ihr Blick fest und sie legte ihre Hände auf meine Schultern.

„Du kannst dich gar nicht an ihn erinnern? Nicht einmal an seinen Namen oder daran, dass er in deinem Team ist?“

„Er ist in meinem Team?“, fragte ich überrascht.

„Ja, ihr seid Team 7, Naruto, Sasuke, Kakashi und du.“ Ich schüttelte wieder den Kopf.

„Ich sehe nur die anderen beiden vor mir, dieser Sasuke fehlt auf jedem Bild…“ Sie seufzte und schaute nachdenklich an die Decke. „Tsunade, warum kenne ich ihn nicht mehr?“ Die Hokage richtete ihren Blick wieder auf mich, verharrte einen Moment und machte dann einen Schritt zur Seite um wieder in weite Ferne zu schauen. Ohne mich anzusehen, sprach sie erneut.

„Itachi Uchiha.“
 

Ein Schmerz zuckte durch meinen Körper, dass ich taumelte und das Gesicht verzog, unbewusst hatte ich meine Hände an die Stirn gelegt und die Augen zusammengekniffen. Ich öffnete sie wieder, als Tsunade ihre Hand unter mein Kinn legte und sich zu mir herabbeugte. Mit wachen Augen sah sie mich an und ich bemerkte, wie ich zitterte. Verschreckt suchte ich ihren Blick und meine Lippen bebten, als ich sagte: „Was ist das? Warum tut es weh, wenn ich seinen vollen Namen höre? Gestern Nacht hat dieser Sasuke nur seinen Vornamen gesagt und ich hatte schon Schmerzen aber das jetzt war…“

„…äußerst schmerzhaft.“, beendete sie meinen Satz. Ich nickte leicht und nahm die Hände wieder herunter, das Zittern ließ nach und ich lehnte meine Stirn an die kühle Wand, während ich ihr weiter lauschte.

„Er hat dich an sich gebunden, er hat dein Blut verwendet um dich für ein paar Jahre beeinflussen zu können. Das ist viel auf einmal, es ist kaum auszuhalten, wenn du das jetzt zum ersten Mal hörst aber du musst es wissen, es war falsch von mir, versuchen zu wollen, dich davor zu schützen, das kannst du nur, wenn du es weißt.“

Als sie weitersprach, tauchten Bilder vor mir auf, so viele Bilder, rasend schnell und doch so, dass ich sie erkennen konnte. Die Nacht in meinem Zimmer, Itachi der mich dazu brachte mit ihm zu gehen. Der Tag im Regen, als ich völlig am Ende war und die Zeit im Hauptquartier der Akatsuki, im Zimmer Itachis, der Kampf gegen ihn, das Gefühl, endgültig verloren zu haben, die Verzweiflung und die Wut. Worte kamen mir in den Sinn, Worte, die er zu mir gesagt hatte und die ich wohl niemals wieder ganz vergessen würde.
 

„Wann immer du glaubst, stärker zu sein, werde ich dich besiegen und immer wieder wird deine Hoffnung zerstört, dein Leben normal weiterzuleben. Du bleibst bei mir, ich lasse dich nicht gehen.“ „Es wird eine Genugtuung sein, dich zu unterwerfen…ich will dich, deinen Körper und deine Seele, Sakura…“

Ich rutschte langsam an der Wand herab, während die Erinnerungen noch immer auf mich einströmten, unaufhaltsam fiel mir immer mehr ein und ich schloss die Augen und senkte den Kopf auf meine Knie. „Ich will, dass du dein Versprechen mit Blut besiegelst. Es wird dich binden, viel mehr als dein Wort es könnte. Ich muss es freiwillig bekommen, wenn die Besiegelung deines Versprechens für immer halten soll...aber wenn es nur für ein paar Jahre gebraucht wird…dann kann ich es mir persönlich holen und das gegen deinen Willen.“

Ich wusste es wieder, jede Einzelheit, alles, nur nicht wer Sasuke war.

„Diesmal entkommst du nicht. Du gehörst mir.“ Wie hatte ich es jemals so weit kommen lassen können…?
 

Wieder spürte ich Tsunades Hand auf meiner Schulter und ich lehnte dankend meinen Kopf dagegen, ohne aufzusehen.

„Du weißt es wieder, habe ich recht?“ Ich konnte nicht reden, nicht jetzt, es war viel zu schwer, die Tränen zurück zu halten, würde ich reden, könnte ich nichts mehr dagegen tun. „Soll ich dich etwas allein lassen?“ Ich schüttelte den Kopf, eins wusste ich, wenn es einen Zeitpunkt gab, an dem ich nicht allein sein wollte, dann jetzt. Sie verstand und ließ sich neben mir an der Wand herunter, legte einen Arm um meine Schulter und saß einfach nur da, während ich versuchte, die Erkenntnis zu verarbeiten, dass er es geschafft hatte, so oft hatte er es mir angedroht und jetzt war es ihm gelungen. Ich war an ihn gebunden und ob ich wollte oder nicht, ich gehörte ihm.
 

...war das Kapitel wieder so seltsam? Ich weiß ja nicht, irgendwie läuft das hier ein bisschen anders, als ich mir das gedacht habe aber ich hoffe, ich finde bald den roten Faden wieder.^^

Ich würde mich wieder sehr über Reviews freuen, bis dann :-)

"Wieder daheim"

Guten Abend meine Lieben, ich überrasche euch hier mit einem meiner längsten Kapitel, was so gar nicht geplant war aber auf jeden Fall braucht sich dann keiner mehr beschweren, dass es so kurz ist ;-) Ich warne euch gleich vor, es wird definitiv wieder gespaltene Reaktionen hervorrufen und ich bin nicht sicher, ob ihr es mögen werdet aber ich hoffe mal das Beste.^^ Mehr will ich dazu erstmal auch gar nicht sagen, nur, dass ich gern wieder ein paar mehr Reviews sehen möchte, weil ich so lange daran gesessen hab aber das liegt ja wie immer an euch (abgesehen von den Supertreuen regelmäßigen Schreibern <3 ) Schreibt mir einfach, wie ihr es findet und habt vielen Dank, mit einer Riesenumarmung für alle und einem Teller voller Kekse der leckersten Sorte, viel Spaß ^^ <3 <3 <3
 

59 „Wieder daheim“
 

Eine halbe Stunde später, schaffte ich es endlich aufzusehen und einen Blick mit Tsunade zu tauschen. Sie sah mich aufmerksam an, in ihren Augen lag so viel Wärme, Mitgefühl und Trost, unwillkürlich traten mir ein paar kleine Tränen in die Augen, die ich schnell wegwischte. Dann setzte ich mich auf, hielt der Hokage meine Hand hin um ihr aufzuhelfen und straffte die Schultern. Sie beobachtete mich dabei und lächelte, als sie meine Hand ergriff und sich erhob. Gemeinsam standen wir wieder vor dem Fenster und sahen auf die Straße herunter, die mir eben noch so weit weg vorgekommen war, jetzt jedoch eine komplett andere Wirkung auf mich hatte. Das ruhige Leben unter Freunden und Verwandten, ohne große Veränderungen aber glücklich, einfach nur glücklich mit kleinen Sorgen, die wieder verschwanden, wenn es an der Zeit war. Genau das war es was ich wollte. In ein paar Jahren erst aber dann auf jeden Fall und deshalb fasste ich einen Entschluss.

„Tsunade. In ein paar Jahren werde ich dort unten auf dieser Straße entlang gehen, meine Einkäufe erledigen, Bekannte treffen, mich unterhalten und mir Gedanken machen, was ich am nächsten Tag kochen möchte. Ich werde immer noch ein Ninja sein, zumindest hoffe ich das und ich werde glücklich sein. Glücklich, zufrieden und frei.“ Ich bemerkte ihren Blick von der Seite und drehte mich in ihre Richtung. Einen Augenblick hielt sie inne, dann nickte sie bekräftigend.

„Natürlich wirst du das und ich denke, du wirst der glücklichste Mensch auf Erden sein, weil du weißt, was das alles hier bedeutet.“
 

„Was machen wir jetzt? Was mache ich? Bin ich gefährlich?“

„Aber nein. Du wirst Niemandem hier schaden, das ist es sicher auch nicht, was Itachi will. Er…“ Wieder hielt ich mir den Kopf.

„Au.“, brachte ich hervor.

„Tut mir leid, ich werde seinen Namen erstmal nicht mehr aussprechen aber diese Schmerzen, wenn du ihn hörst, sollten bald aufhören, ich kann dir nicht genau sagen woher sie kommen aber ich lasse bereits alle möglichen Bücher nach Blutbesiegelungen durchsuchen, damit wir schnell damit anfangen können, etwas dagegen zu unternehmen.“ Ich sah auf.

„Etwas dagegen unternehmen? Wir können etwas tun?“ Sie nickte zustimmend.

„Ja, zwar können wir nicht eure Bindung unterbrechen aber wir haben andere Möglichkeiten um gewisse Auswirkungen zu bekämpfen oder zu unterdrücken.“ Ich wollte gerade die nächste Frage stellen, als sie mich mit erhobener Hand daran hinderte. „Ich muss erst mehr Informationen sammeln, ich will dir keine falschen Hoffnungen machen und außerdem selbst vertrauter mit dieser Methode werden, also musst du dich gedulden.“ Ich senkte den Kopf wieder und seufzte. Tsunade strich mir über die Wange und lächelte zuversichtlich. „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um dir zu helfen und glaube mir, ich werde nicht eher damit aufhören, nach Auswegen zu suchen, bis ich auch nur einen gefunden habe.“

„Ich danke dir. Was würde ich bloß ohne dich tun?“ Noch etwas halbherzig knuffte ich sie gegen die Schulter und sie zwinkerte mir zu.

„Du würdest deine ganze Kraft möglicherweise noch immer verkümmern lassen, weil du niemanden hättest der dir zeigen kann, wie du sie trainieren kannst.“

„Aber da kann ich noch sehr viel mehr rausholen, du wirst es sehen, ich darf doch trainieren oder?“

„Sicher, du musst es sogar, ich ordne es ausdrücklich an, sobald dein Körper sich wieder vollends erholt hat. Außerdem, und das wirst du sicher verstehen, werde ich dir wieder jemanden an die Seite stellen, der auf dich aufpassen soll.“ Meine Augen huschten zwischen ihren hin und her und versuchten daraus abzulesen, wen sie diesmal einsetzen wollte. Vergeblich.

„Sasuke fällt diesmal jawohl aus, ich lasse dich nicht mit jemandem für dich völlig fremden allein. Naruto ist mir einfach zu chaotisch, du brauchst jemanden, der dir Zeit gibt, dich noch weiter zu erinnern und nicht pausenlos Beschäftigung sucht, auch wenn er dir sicher gut tun würde. Tja, Neji und Shikamaru sind beide einfach zu still, Shikamaru ständig genervt und gelangweilt und Neji noch immer so ernst.“ Dann sah sie mich eindringlich an und machte eine Pause, es sah aus, als würde sie abwägen, ob ihre nächste Entscheidung die richtige war. Abwartend erwiderte ich ihren Blick und fragte mich, was sie plante.
 

„Sakura, ich weiß, es ist das letzte Mal, als It…ich meine, als er dich entführt hat wieder gelungen, obwohl ich dir einen meiner stärksten Jonin an die Seite gestellt hatte. Aber er war noch immer nicht völlig gesund und außerdem konnte er nichts dafür, weil du von deinem Entführer bedroht wurdest und dabei jeder deiner Beschützer aufgeben hätte müssen.“ Sie senkte die Stimme und schien in eine Erinnerung versunken. „Er hat sich wahnsinnig große Schuldgefühle gemacht und lag tagelang nur im…er hat sehr darunter gelitten.“, schloss sie auf einmal. „Wenn ich dir Kakashi an die Seite stelle, kann das meiner Meinung nach nur gut für euch beide sein. Für dich, weil er ein ausgezeichneter Ninja ist und nebenbei ein wirklich toller Mensch und für ihn, weil er unbedingt etwas benötigt, dass ihm sein Selbstbewusstsein wieder geben kann und das ihn seine Schuldgefühle langsam vergessen lässt. Bist du damit einverstanden, dass er dich beschützt oder soll ich lieber einen anderen auswählen?“ Sie sah mich fragend an und erwartete eine ehrliche Antwort, also gab ich ihr diese.

„Tsunade…“, sagte ich langsam. „Bitte versteh das nicht falsch aber…also, ich…ich halte ihn auch für einen wirklich tollen Menschen und Beschützer aber wegen mir wurde er beinah tödlich verletzt und musste diese schrecklichen Schmerzen ertragen und außerdem gibt er sich die Schuld für etwas, was er überhaupt nicht steuern kann. Ich will nicht, dass er wegen mir wieder da mit reingezogen wird…“ Sie dachte einen Moment über meine Worte nach und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann schien sie zu einem Entschluss gekommen zu sein und ihre Augen funkelten mich an, was soviel bedeuten sollte wie: Keine Widerrede!

„So wie ich das sehe…“, begann sie langsam, „…seid ihr beide fürchterlich um andere besorgt und gebt euch immer die Schuld für Dinge, die außerhalb eurer Möglichkeiten liegen. Ihr leidet lieber selbst, als dass ihr andere für euch eintreten lasst und ihre Hilfe annehmt und ihr wollt beide immer stärker werden, egal ob ihr es bereits seid oder nicht, denn keiner von euch beiden will jemals Schwäche zeigen. Ich ordne hiermit an, ohne Widerworte bitteschön, dass Kakashi dich beschützen wird und ihr euch gegenseitig wieder aufbaut, glaube mir, ich treffe hiermit genau die richtige Entscheidung.“ Nach einem Moment, in dem ich überlegte, ob es noch irgendwelche weiteren Argumente gab, nickte ich leicht und seufzte. „Gut Tsunade, wenn du es befielst, werde ich mich nicht dagegen stellen.“ Zufrieden lächelte sie und stemmte sich von der Fensterbank.

„Du darfst morgen früh das Krankenhaus verlassen und nachhause gehen, Kakashi wird dich hier abholen.“
 

Sie suchte noch einmal meinen Blick, dann drehte sie sich um und wollte gehen, als ihr plötzlich noch etwas einfiel und sie sich mir erneut zuwendete.

„Zwei Dinge noch. Erstens konnten deine Eltern vorhin endlich erreicht werden und nachdem sie hörten, was passiert ist wollten sie sofort zurückkehren. Ich habe sie jedoch beruhigen können und widerwillig werden sie also erst in etwa einer Woche zurückkommen. Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich?“

„Ja, ich brauche sowieso noch etwas mehr Zeit, um mir zurechtzulegen, was ich ihnen sagen soll…“

„Gut und die zweite Sache war, dass ich Naruto nun wohl endlich zu dir lassen werde, es gibt ja keinen Grund mehr, es vor ihm geheim zu halten, wenn du es weißt. Allerdings bitte ich dich, nur deinen engsten Vertrauten davon zu erzählen, es müssen nicht zu viele Menschen wissen, ja?“ Wieder nickte ich zustimmend. „Und…Sakura?"

„Hm?“

„Möchtest du, dass ich Sasuke auch die Erlaubnis gebe, dich zu besuchen?“ Leicht überrumpelt starrte ich sie gedankenverloren an. „Ich denke nicht, dass er es möchte…“, sagte ich dann langsam.

„Du meinst, weil er dich gestern völlig abweisend erlebt hat und, wie sagte er noch gleich? Ach ja, ‚anders‘?“

„Mh.“

„Sakura, hör mir mal zu. Er hat dich nie allein gelassen, seit du hier bist, er war immer da, hat sogar vor deinem Zimmer geschlafen, und hätte ich es ihm erlaubt, er wäre sofort zu dir hereingekommen, nur mit der größten Erpressung konnte ich ihn und Naruto davon abhalten, zu dir zu stürmen.“

„Wirklich?“ Sie nickte.

„Du hast ihn mal sehr geliebt. Es ist lange her aber er war der wichtigste Mensch für dich und außerdem der Hauptgrund für dein hartes Training bei mir.“
 

Erstaunt zog ich die Luft ein. „Ich habe ihn…geliebt? Wirklich geliebt und nicht nur für ihn geschwärmt?“

„Nun, du hast es mir niemals wirklich gesagt aber seit ich dich kenne und besonders seit ich dich ausbilde, habe ich viel Zeit gehabt, dich zu beobachten. Niemand würde so hart an sich arbeiten und so sehr mit einem gebrochenen Herzen kämpfen, wenn er nicht wirklich verliebt wäre. Ich denke schon, dass du ihn tatsächlich so sehr geliebt hast.“ Mit starrem Blick folgte ich ihren Worten.

„Was ist passiert, dass ich ihn nicht mehr geliebt habe, bevor ich mein Gedächtnis verlor? Wieso sagst du, ich hatte ein gebrochenes Herz?“ Tsunade seufzte schwer und senkte die Lider.

„Mach langsam, Sakura, du solltest dich nicht überfordern. Du kennst Sasuke schon seit ihr noch kleine Kinder wart, du solltest dich langsam wieder mit ihm vertraut machen und alles was ihr zusammen erlebt habt Stück für Stück erzählt bekommen. Es ist nicht gut, wenn ich jetzt gleich versuche, dir alles zu berichten. Immerhin ist es auch eine ganze Menge.“, sagte sie mit einem leicht wehmütigen Lächeln.

„Ist gut.“, erwiderte ich nach einer Weile.

„Dann mache ich mich jetzt wieder an meinen Job, du weißt doch noch, wie viel Arbeit ich als Hokage habe?“, fragte sie lachend. Mit einem schelmischen Grinsen kündigte ich meine nächsten Worte an. „Ich weiß auch noch, dass du nur zu gern die Arbeit, Arbeit sein lässt und lieber Glücksspiele und Sake um dich hast. Die arme Shizune hat wirklich viel zu tun, als deine Assistentin…“ Sie ballte ihre Fäuste.

„Du…..“, knurrte sie. Als ich ihren Blick sah, brach ich in lautes Gelächter aus und nach einem Augenblick der Verwunderung stimmte auch Tsunade mit ein und wir krümmten uns vor Lachen am Boden. Ein paar Minuten später, versuchte sie ein ernstes Gesicht aufzusetzen und verabschiedete sich von mir, indem sie mich kurz in den Arm nahm und mich auf die Wange küsste.

„Wir schaffen das, Sakura.“ Dann war sie gegangen.
 

Ich blickte mich noch einmal in dem Zimmer um und richtete meinen Blick wieder abwesend auf die Straße vor dem Krankenhaus. Ein schwarzer Haarschopf fiel mir ins Auge und als ich die Person genauer betrachtete, erkannte ich Sasuke, den Typ, der in der Nacht hier gewesen war. Bei Tageslicht sah er noch viel besser aus, als sowieso schon, sein Haar, das so dunkel schimmerte, wirr in alle Richtungen abstand und teilweise über seine Augen fiel, und eben diese Augen, völlig schwarz aber bei näherem Hinsehen funkelnde, tiefe Seen, die scheinbar nichts von ihm preisgeben wollten. Seine breiten Schultern und der muskulöse Oberköper, der weiche, geschmeidige Gang und seine lässige Art - völlig unbeteiligt reichte er der Verkäuferin eines Obststandes ihr Geld und nahm seine Tasche entgegen.

Ich kannte ihn nicht, auch nicht, als ich ihn so genau betrachtete, doch ich konnte langsam aber sicher nachvollziehen, dass ich mich in ihn verliebt hatte, er war schön und sehr geheimnisvoll, seine reservierte Art machte ihn nur noch anziehender und seine Augen waren einfach nur unglaublich. Nur kurz konnte ich den Ausdruck darin sehen, dann drehte er sich wieder in die andere Richtung und ging zu dem nächsten Stand, doch das was ich darin gesehen hatte, ließ mich nachdenklich auf seinen Rücken starren. Sie waren einerseits kalt und weit weg, gleichzeitig jedoch genau auf ihre Umgebung gerichtet, sodass kein Detail ihnen entgehen konnte. Sie waren die Augen eines starken, unabhängigen und erwachsenen Mannes und doch…wäre da nicht dieses wehmütige, traurige Glitzern, ich hätte ihn für die kälteste Person der Welt gehalten. Es war nur ein winziger Teil in seinem Blick und doch war er es, der mich am meisten in den Bann zog. Was hatte Sasuke in seinem Leben durchmachen müssen, dass seine Augen diese Erfahrung so ausdrücklich widerspiegelten?
 

Ich zuckte zusammen, als ich plötzlich direkt in eben diese sah und bemerkte, wie er zu mir hochsah und stehen blieb. Verunsichert strich ich mir ein paar Haare aus dem Gesicht und erwiderte seinen Blick zaghaft. Ich konnte nicht sagen, was ich darin sah, doch es wirkte gleichgültig und abweisend, ich wollte mich gerade abwenden um diesem stechenden Gefühl zu entgehen aber etwas hinderte mich daran. Die Stimmung veränderte sich und seine Augen nahmen einen etwas weicheren Glanz an, erstaunt nahm ich diese Veränderung zur Kenntnis und hob unbewusst leicht die rechte Hand an, als zaghaftes Zeichen des Grüßens. Er betrachtete mich noch einen Moment, nickte leicht und ging dann weiter die Straße herunter, ohne sich noch einmal umzudrehen. Ich atmete tief aus und senkte meine Hand wieder.

Ich kannte ihn nicht. Ich wusste nicht, was er für mich bedeutet hatte, weder früher, noch vor der Besiegelung. Doch ich konnte versuchen, es herauszufinden und selbst die Antworten zu suchen. Jemand, der diesen Ausdruck in seinen Augen hatte, musste ein Mensch sein, der voller Überraschungen war und ich würde mich bemühen, zumindest eine davon zu entdecken.
 

Nach ein paar Stunden, die ich vor mich hin grübelnd in meinem Bett verbracht hatte, wurde es mir zu langweilig und ich warf endlich mal einen Blick auf meine Verletzungen. Schmerzen hatte ich keine mehr, meine Rippen waren wieder in Ordnung, nur meinem Kopf war noch anzusehen, dass ich ein paar Mal gegen Bäume oder Bettgestelle geknallt war. Also legte ich meine Hände auf betreffende Stellen und ließ heilendes Chakra hineinfließen, wann immer ich das tun konnte, breitete sich eine innere Ruhe in mir aus, die erstens half die Verletzungen zu verschließen und außerdem meinen Körper und meinen Geist entspannte. Ich seufzte wohlig und stellte fest, dass mein Kopf wieder absolut geheilt war.

Gerade als ich überlegte, was ich jetzt noch tun konnte, klopfte es an der Tür und auf meine Bitte trat eine unsicher um die Ecke blickende Ino ein. Ich lächelte breit und fiel ihr um den Hals.

„Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr, Inotussi!“ Sie drückte mich fest und atmete erleichtert aus.

„Oh man und ich dachte schon, ich kann mich hier gar nicht mehr blicken lassen nach dieser Heimlichtuerei…“

„Hey.“ Ich stemmte meine Hände in die Hüften. „Wenn du dich deshalb verkrochen hättest, wäre ich mit Sicherheit extrem wütend geworden, also gut, dass du es nicht gemacht hast.“

„Ist doch selbstverständlich. Im Übrigen bin ich ehrlich überrascht, dich hier so gelassen vorzufinden. Ich meine, nicht dass mich das nicht freut aber ich hätte eher nicht damit gerechnet.“ Sie schaute mich ernst an und wir setzten uns auf meine Bettkante.

„Ich bin nicht wirklich gelassen aber ich habe ja keine andere Wahl, als auf Tsunade zu hören und zu warten, bis sie mehr über das Jutsu herausgefunden hat. Und außerdem geht es mir ganz normal abgesehen von der Sache mit Sasuke…“

„Das tut mir so leid, Sakura. Als ich es gehört habe, konnte ich es gar nicht fassen…“

„Ich habe noch nie irgendjemanden vergessen, es ist seltsam so zu fühlen.“, sagte ich leise.

„Hast du seit gestern mal mit ihm gesprochen?“

„Nein, er ging vorhin an meinem Fenster vorbei aber er ist so merkwürdig, ich kann ihn überhaupt nicht einschätzen…“ Ino lachte laut auf, dann schaute sie schuldbewusst auf ihre Hände. „Entschuldige. Aber so geht es jedem, Sasuke ist ein Eisklotz, an den kommt man nicht wirklich ran. Er will es nicht und solange das so ist, hat man keine Chance.“
 

Nachdenklich sah ich auf die Bettdecke.

„Tsunade hat gesagt, ich hätte ihn geliebt. Stimmt das?“ Ino verschluckte sich und hustete leicht.

„Na, du kommst aber gleich mit den richtigen Fragen, was? Erinnerst du dich daran, dass wir beide uns vor ein paar Jahren so sehr gestritten haben, dass wir bis vor kurzem kein nettes Wort mehr miteinander gewechselt haben?“

„Ja, natürlich aber das war nur wegen irgendeinem Kerl, ich versteh das gar nicht, ich meine…“

„Es war wegen Sasuke.“, sagte sie schlicht.“

„Was?“

„Wir wollten ihn beide. Also haben wir unsere Freundschaft beendet und waren von da an Konkurrentinnen. Wir haben uns die Haare lang wachsen lassen, weil es hieß er würde so etwas mögen, wir haben hart trainiert um ihm aufzufallen und sind ihm wann immer es ging um den Hals gefallen, haben ihn mit unserem Gelaber genervt und standen im Weg rum. Das ging jahrelang so und dann…“

„Was passierte dann?“, fragte ich zögernd.

„Er ging weg. Ich konnte besser damit umgehen als du, ich denke, ich habe bloß für ihn geschwärmt aber du…du hast ihn wirklich sehr gern gehabt und konntest nicht verstehen, dass er dich zurückließ, obwohl du alles für ihn getan hättest. Ein ganzes Jahr hast du nur um ihn getrauert, man hat dich eigentlich niemals lachen sehen und dein Training war auch kaum noch effektiv. Kakashi und Naruto haben sich wirklich viele Sorgen gemacht und alle anderen im Dorf hatten ehrliches Mitleid mit dir. Erinnerst du dich nicht daran? Vielleicht wäre das sogar besser, es war wirklich keine leichte Zeit…“

„Nein, ich erinnere mich, ich weiß genau, wie schrecklich ich mich gefühlt habe aber nicht warum…Irgendwann kam der Tag, an dem ich beschloss, Tsunade darum zu bitten, mich zur Medical-Nin auszubilden. Und ab da wurde ich stärker, das Gefühl schwächer, bis ich es irgendwann überwunden hatte.“ Ino nickte und schwieg einen Moment, während ich abwesend noch immer die Bettdecke musterte.
 

„Willst du noch mehr wissen oder reicht dir das erstmal? Wir können auch über etwas anderes sprechen.“

„Nein, ich möchte mehr hören, was passierte dann?“ Sie betrachtete mich wertend und überlegte, ob es richtig war noch mehr zu sagen, ich konnte es in ihrem Gesicht ablesen, doch sie ließ sich überzeugen.

„Hm…also in letzter Zeit, seit Sasuke wieder hier ist, hast du dich ziemlich gut mit ihm verstanden. Ob du allerdings noch etwas für ihn empfunden hast kann ich nicht genau sagen.“ (Na, Ino, da hast du jetzt aber ganz schön was ausgelassen, oui? ^^)

„Ist das alles? Mehr weißt du nicht dazu?“, fragte ich verwundert. „Naja, also im Groben und Ganzen ist es das. Außerdem hat Tsunade mir gesagt, dass ich dir nicht zu viel auf einmal erzählen soll. Wir haben doch Zeit, Sakura, das sollten wir auch nutzen, damit es dich nicht überfordert.“

„Ist schon gut, Ino. Belassen wir es für heute dabei, ich bin ehrlich gesagt auch ziemlich müde. Kommst du mich morgen zuhause besuchen?“

„Ich kann leider nicht, ich muss im Laden aushelfen aber übermorgen bestimmt, ich freu mich für dich, dass du schon gehen darfst. Also bis dann, Süße, schlaf gut.“ Sie drückte mich kurz und verließ dann mein Zimmer. Ich war wirklich ziemlich müde und schlüpfte gleich wieder unter die Decke. In Gedanken versunken betrachtete ich die Zimmerdecke und fragte mich, wieso Sasuke gegangen war und wohin? Außerdem konnte ich kaum glauben, dass Ino und ich uns wegen ihm so auseinander gelebt hatten. Mit seinen schwarzen Augen im Kopf schlief ich schließlich ein.
 

Weil einige Werte Tsunade noch nicht gefallen hatten, behielten sie mich noch bis zum nächsten Abend im Krankenhaus, dann kam sie persönlich vorbei und überprüfte mich erneut, bis sie endlich guten Gewissens meine Entlassungspapiere unterschrieb. Vor der Tür wartete Kakashi bereits auf mich, lässig an die Wand neben dem Rahmen gelehnt, sah er auf als ich heraustrat und schenkte mir ein freundliches Lächeln. Es war das erste Mal, dass ich ihn sah, seit er mich getröstet hatte, als ich nicht mehr aufhören konnte zu weinen und ich war ein wenig verlegen, doch durch seine lockere Art, mich zu begrüßen ließ das sehr bald nach und während wir durch die Krankenhausgänge nach unten gingen, unterhielten wir uns bereits völlig normal.

Kakashi ging vor mir durch die Eingangstür und warf dann einen Blick über seine Schulter zurück, um zu sehen wo ich blieb, er bemerkte, dass ich einen Moment brauchte und wartete geduldig. Ich ließ meinen Blick schweifen, so dicht an der Realität, zurück im normalen Leben, nur diese Glastür trennte mich davon. Tief atmete ich ein, schloss die Augen und ging einfach mitten durch, ein frischer Wind wirbelte durch mein Haar und ich besah mir alles von der anderen Seite. Dann spürte ich eine Hand um meine Schulter und sah hoch. Kakashi schien genau zu verstehen, was ich fühlte und brauchte gar nichts sagen, also ließ ich mich von ihm durch die Straßen führen und war froh, ihn an meiner Seite zu haben.

Wir begegneten Hinata und sie umarmte mich warmherzig, sichtlich froh darüber, dass mir nichts geschehen war.

„Es ist gut, dass du wieder da bist.“, sagte sie. „Wir alle haben dich sehr vermisst und uns wirklich viele Sorgen gemacht.“ Ihr freundliches Lächeln sprang auf mich über und ich gab es ihr zurück.

„Ihr habt mir auch gefehlt, wenn du nur wüsstest wie sehr.“
 

Schweigend gingen Kakashi und ich weiter die Straße entlang und hingen unseren Gedanken hinterher, bis wir vor meiner Haustür standen. Ich hatte keinen Schlüssel bei mir und sah entschuldigend zu ihm.

„Keine Sorge, Tsunade hat mir den Schlüssel schon gegeben.“ Er öffnete die Tür und drückte ihn mir in die Hand, dann ließ er mir den Vortritt und folgte mir ins Haus. Etwas ratlos stand ich im Flur und ließ erstmal alle Eindrücke auf mich wirken. Meine Schuhe standen noch immer durcheinander an der Seite, meine Tasche lag auf der Kommode, ein Lipgloss war herausgefallen und lag vergessen daneben, meine Jacke hing über dem Treppengeländer und über allem lag ein Hauch von Irrealität. Ich machte ein paar Schritte vor, hatte ganz vergessen, dass Kakashi noch immer abwartend hinter mir stand und stellte mich vor unseren Spiegel. Das war definitiv ich, mein rosa Haar, das etwas über meine Schultern reichte, meine grünen Augen, die schon immer etwas zu Türkis geneigt hatten und meine hohe Stirn, die mittlerweile von einem schrägen Pony bedeckt wurde. All das war genau das Aussehen, das ich schon seit Jahren im Spiegel sah und ich war beinah enttäuscht, keine Veränderung zu entdecken, die auf die Verbindung zu Itachi hinwies. Noch immer starrte ich mich einfach nur an und suchte nach einem Hinweis, nur einem kleinen, doch nicht einmal der Biss an meinem Hals, der sogar einmal erneuert worden war, war noch zu sehen. Ich sah aus wie immer. Einfach so.
 

Kakashi trat hinter mich und beobachtete meinen kritischen Blick, nach einer Zeit drehte er mich zu sich um und strich lächelnd über meine Wange, seine Maske hatte er abgenommen, als wir eingetreten waren.

„Du hast dich nicht verändert. Überhaupt nicht. Es ist alles genau so wie es sein sollte, nur nicht, dass du Sasuke…“ Ich legte ihm meinen Zeigefinger auf den Mund.

„Sprich bitte nicht von ihm. Das tun alle und ich will das jetzt nicht hören. Ich weiß nicht, ob du dir vorstellen kannst, wie es ist, eine Person, die du angeblich dein Leben lang kennst, völlig vergessen, sie einfach aus deinem Gedächtnis gestrichen zu haben. Wenn nicht, dann lass es mich dir beschreiben. Es ist grässlich, abscheulich, kaum auszuhalten. Er kennt mich aber ich ihn nicht. Er erwartet eine Antwort von mir, doch ich weiß nicht, was er mit der Frage meint. Er schaut mich an und erhofft sich eine Reaktion und alles was ich ihm geben kann, ist ein fragender Blick und ich sehe die Erkenntnis in seinen Augen, dass ich nicht mehr die bin, die er kannte. Ich will nicht von Sasuke sprechen, es ist als würden wir über einen Fremden reden. Bitte lass uns das nicht tun.“ Aufmerksam hatte er mir zugehört, meine Worte ernst genommen und jetzt nickte er, doch das reichte vollkommen.

Schweigend betrat ich die Küche und bemerkte erstaunt, dass er mir nicht folgte. Also ging ich wieder zurück in den Flur und suchte nach ihm.

„Kakashi?“ Meine Stimme kam mir so laut vor, in diesem großen, stillen Haus. Ich hörte ihn aus dem Wohnzimmer antworten, er stand an der Terrassentür und sah nach draußen, wo sich gerade der Himmel verdunkelte und einen Wolkenbruch ankündigte. Langsam ging ich auf ihn zu und stellte fest, dass er die Wolken beobachtete. „Hast du keinen Hunger?“ Er schüttelte den Kopf.

„Ich auch nicht.“, seufzte ich.
 

Nun waren wir hier, es war noch früh am Abend, doch durch den bedeckten Himmel war es hier im Haus so dunkel wie zur Dämmerung. Was hätte ich früher gemacht, wenn ich einfach einen Tag zuhause sein konnte, ohne zum Training oder ins Krankenhaus zu müssen? Ich hätte vielleicht Ino angerufen, oder wäre mit Naruto zum Ramenstand gegangen, ich hätte Tsunade besucht, in der Hoffnung auf ein Training mit ihr oder einen Besuch in ihrem Laborkeller gemacht. Oder aber ich wäre selbst trainieren gegangen und hätte meine Jutsus weit ab vom Dorf geübt. Für all das konnte ich im Moment keine Begeisterung zeigen, es war vielleicht noch zu früh um wieder nach vorn zu schauen, auf jeden Fall war ich nicht in der Stimmung für auch nur einen dieser Vorschläge. Ich ging zum Sofa und ließ mich fallen. Kakashi schenkte mir nur einen kurzen Blick und sah dann wieder nach draußen.

Frustriert starrte ich auf den Tisch vor mir und sah die Zeitung, in der Ino den kitschigen Liebesfilm eingekreist hatte. Dieser Abend kam mir so vor, als wäre er schon lange her und längst in Vergessenheit geraten. Ich bemerkte eine Bewegung aus dem Augenwinkel und sah, dass Kakashi sich neben mich gesetzt und die Augen geschlossen hatte. Abwesend musterte ich sein Gesicht und blieb an seinen Lippen hängen. Schon einmal hatte ich neben Kakashi gelegen, als er seine Augen geschlossen hatte und auch zu diesem Zeitpunkt hatte ich meinen Blick nicht von seinem Gesicht losreißen können. Wir lagen in einem Zelt und er hatte tatsächlich geschlafen, zumindest bis zu dem Moment, als ich sein Halstuch herunter gezogen hatte, doch selbst als er wach war, hatte ich meinen Blick nicht abgewendet…

Langsam, fast wie in Zeitlupe, näherte ich mich seinem Kopf und betrachtete die Narbe über seinem Auge, die hohen Wangenknochen, seine gerade Nase, die sanft geschwungenen Lippen…
 

Seine Lider blinzelten und ich zuckte zurück. Erschrocken realisierte ich, was ich im Begriff zu tun gewesen war und schüttelte den Kopf über mich selbst, ich war vielleicht doch noch mehr erschöpft, als ich dachte…

„Kakashi!“, sagte ich lauter als gewollt und er öffnete seine Augen vollends und schenkte mir seine Aufmerksamkeit. Unweigerlich bedeckte ein Rotschimmer meine Wangen, in Gedanken an meine intensive Betrachtung seines Gesichts, das mich jetzt fragend ansah.

„Äh…ich denke, ich gehe jetzt erstmal baden, ich bin kaputt und…äh ja…also ich gehe dann mal nach oben, wenn du doch schon Hunger bekommst, bedien dich nur, ich decke dann den Tisch…“

„Ist gut.“ Schnell stand ich auf und war froh, ihn vorerst nicht ansehen zu müssen. Was war bloß in mich gefahren?!

Im Bad angekommen, ließ ich Wasser in die Wanne und setzte mich auf den Rand, nach ein paar Minuten sammelte ich ein Handtuch für den Körper und eines für meine Haare zusammen, legte sie bereit und stellte das Wasser aus. Unbewusst schlüpfte ich aus meiner Jeans und dem Shirt und bemerkte erst wieder, was ich tat, als ich bereits im Wasser saß. Ich war völlig neben der Spur…

Zwanzig Minuten später stieg ich aus der Wanne und wickelte mich in das Handtuch ein, meine Haare rieb ich mit dem kleineren Tuch ab und ließ sie dann so, damit sie an der Luft trocknen konnten.
 

Nachdem ich mich in meinem Zimmer angezogen hatte, machte ich mich wieder auf den Weg nach unten, mit dem Vorsatz mich jetzt mehr zusammenzureißen, das wurde allerdings gleich im Keim erstickt, indem ich gegen Kakashi lief, der gerade aus der Küche kam. Ich taumelte leicht und wurde von ihm festgehalten, damit ich nicht fiel.

„Ahh, Kakashi, tut mir leid, ich hätte besser aufpassen müssen!“ Dann sah ich hoch zu ihm und bemerkte, was für ein Fehler das war, denn schon wieder wurde ich von seinen Augen und seinem Mund förmlich angezogen.

„Es war meine Schuld, ist schon gut.“ Völlig ungeniert starrte ich ihn an und als ich das realisierte, war meine folgende Reaktion noch schlimmer, mit rotem Kopf und einer weiteren hastig gemurmelten Entschuldigung machte ich mich los und stolperte in die Küche. Ich lehnte meinen Kopf gegen den nächstbesten Schrank und hoffte, er hatte mein seltsames Verhalten nicht bemerkt…Daher zuckte ich völlig erschrocken zusammen, als er hinter mir in die Küche trat und stehen blieb, als er sah was ich tat.

„Geht es dir nicht gut?“, fragte er vorsichtig. Ich riss meinen Kopf von dem Schrank los und knallte gegen den Dunstabzug daneben, sodass ich mir mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf hielt und leicht nach vorn gebeugt stehen blieb. „Autsch…“, jammerte ich leise. „Man, so ein Mist!“ Als der Schmerz langsam nachließ, trat ich wütend gegen einen der unteren Schränke und versuchte, mich wieder zu beruhigen. Allerdings hatte die Schranktür jetzt ein großes Loch und zwei Kochtöpfe fielen heraus, was nicht gerade dazu beitrug, mich wieder einzukriegen.

„So viel dazu, dass wir eigentlich deine Chakrakontrolle wieder verbessern wollten.“, sagte Kakashi mit einem fachkundigen Blick auf mein Werk. Dann trat er wieder auf mich zu und ignorierte einfach, dass ich zwei Schritte zurück machte und gegen die Tür stieß.

„Lass mal sehen.“ Er beugte sich zu meinem Kopf herab und ich senkte ihn wiederwillig, damit er die Stelle sehen konnte, die die Ecke des Abzugs abbekommen hatte. „Es blutet ein bisschen, ist aber nicht weiter schlimm, mit einer Kopfschmerztablette und etwas Chakra lässt sich das ganz schnell beheben.“

„Vielen Dank, Herr Doktor.“, sagte ich zerknirscht. Ein breites Grinsen legte sich auf seinen Mund und er nahm ein Tuch, machte es nass und tupfte damit das Blut weg. Zischend zog ich die Luft ein und biss mir auf die Unterlippe. Das quittierte er nur mit einem weiteren Lächeln und konzentrierte sich dann wieder auf seine Arbeit.
 

Und noch einmal bot sich mir die Gelegenheit, ihn ganz aus der Nähe zu betrachten, es war wie verhext, da wollte ich ihn mal nicht in meiner Nähe haben, sonder mehr auf Abstand, da kam er mir immer wieder näher, als es gut für ihn war. Oder eher für mich. Oder für uns beide…Als er fertig war, bemerkte er meinen Blick auf sich und erwiderte ihn leicht verwundert, was mich erneut etwas erröten ließ. „Danke…“, sagte ich leise. Geistesabwesend nickte er und sah mich weiter an, sowohl mit seinem normalen Auge, als auch mit dem Sharingan und ich war zu nichts weiter fähig, als gebannt in diese zu blicken, bis ich merkte, wie nah er mir eigentlich war, eine Hand lag auf meiner Schulter, die andere hatte er locker auf der Theke abgesetzt und sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, wenn man mal den Größenunterschied außer Acht ließ. So langsam wurde ich unruhig, er war mir viel zu nah, doch ich war unfähig, ihn von mir wegzudrücken oder mich unter seinem Arm zu ducken, also verharrte ich und wartete ab. Sein Blick war intensiv, so intensiv, dass ich allein darunter schon errötet wäre, wenn ich es nicht eh schon wäre und nervös bemerkte ich, wie er sich mir noch mehr näherte.

„Kakashi, das…“ Ich konnte den Satz nicht zu Ende bringen, hatte ich auf einmal ganz vergessen, was ich sagen wollte.

„…kann nicht länger warten…“, hauchte er gegen meine Lippen und beendete meinen Satz, bevor er seine auf meine legte und mich gegen die Tür drückte. Willenlos hatten sich meine Lider sofort gesenkt und ich erwiderte den Kuss ohne nachzudenken. Seine Hand wanderte von meiner Schulter zu meiner Seite und strich in langsamen Kreisen darüber, während die andere in meinen Nacken griff und mich noch näher an ihn zog. Meine Arme legte ich um seinen Hals und kraulte federleicht seinen Nacken, während ich mich mit dem Kopf an die Tür lehnte und seine Berührungen genoss. Er wurde fordernder und drängte sich leidenschaftlich noch näher an mich, während ich mich voller Hingabe ebenso an ihn klammerte. Meine Gedanken setzten aus und ich gab mich ganz diesen Explosionen meiner Gefühle hin, die über mich schwappten wie eine Welle und alle Zweifel mit sich rissen. Ich wollte das, ich wollte Kakashi und endlich war ich bereit mir das einzugestehen. Was hatte mich bloß davon abgehalten?
 

Seine Lippen waren so weich und warm und während seine Hand sich von meiner Seite unter mein Shirt bewegte, verlangte er mit seiner Zunge Einlass, den ich ihm nicht sofort gewährte. Davon ließ er sich jedoch überhaupt nicht beeindrucken, denn nachdem seine Hand begann, den Bereich um meinen Bauchnabel zu streicheln und ich leise seufzte, konnte er sich ohne Probleme über mich hinwegsetzen und meine Zunge zu einem gefühlvollen Spiel herausfordern. Ich hob ein Bein und legte es um seine Hüfte, um ihm noch näher zu sein, ohne den Kuss zu unterbrechen, hob er auch das andere und trug mich aus der Küche ins Wohnzimmer.

Sanft legte er mich auf dem Sofa ab und betrachtete mich einen Moment, in dem ich bemerkte, dass der Wolkenbruch eingesetzt hatte und die Regenmassen gegen die Fenster schlugen und hin und wieder Blitze den Raum unnatürlich erhellten. Dann zog ich ihn wieder zu mir herab und küsste ihn drängend auf den Mund, doch er wanderte weiter meinen Hals herab und küsste eine Spur zu einer Stelle, die schon öfter Aufsehen erregt hatte. Kurz sah er wieder auf und suchte meinen Blick, ehe er sich zu meinem Ohr lehnte und hinein flüsterte.

„Diesmal wird es gewollt sein und nur von mir, nicht von Itachi oder…jemand anderem.“ Ich erschauderte als ich seine heisere Stimme neben mir hörte und schloss die Augen, bevor ich spürte, wie seine Lippen die Stelle suchten, die Itachi schon mehrmals auf eine ganz andere Art und Weise berührt hatte, nicht mit so viel Gefühl und auch nicht mit so viel Rücksicht, die dennoch voller Leidenschaft war. Ich wand mich unter seinem Griff und zerrte an seinem Shirt, das er erst über den Kopf zog, als er glaubte, lange genug an meinem Hals gesaugt zu haben. Bewundernd betrachtete ich seinen Oberkörper eingehend, was er lächelnd bemerkte, ehe er sich wieder herabbeugte um meinen Mund mit seinem zu versiegeln. Ich krallte mich in seine Haare und keuchte, als ich spürte, wie er mein T-Shirt anhob und es hochschob.

„Kakashi…“, seufzte ich leise und wunderte mich, als er plötzlich innehielt, mein Oberteil zurückzog und seine Hände entfernte.
 

Ich öffnete die Augen und suchte seinen Blick.

„Was hast du?“, flüsterte ich. Er saß noch immer über mir und schien mit sich selbst zu ringen, denn seine Augen spiegelten seinen inneren Kampf wider. „Kakashi?“

„Ich darf das nicht tun.“ Stille.

„Was…aber warum?“ Ich suchte die Antwort in seinem Blick, doch ich verstand ihn einfach nicht. Er zögerte, suchte nach den richtigen Worten, während er weiterhin auf meiner Hüfte saß.

„Ich…du warst verletzt und du bist erschöpft …du hast eine Menge durchgemacht, und deine Erinnerung an Sasuke…ich kann das doch nicht ausnutzen, es geht nicht, wer weiß ob du das überhaupt willst, es tut mir leid….“ Er sah zur Seite und schwieg. Einen Moment ließ ich das Gesagte auf mich wirken, dann griff ich nach seinem Kinn und drehte sein Gesicht so, dass er mich ansehen musste.

„Du tust so, als hätte ich keinen eigenen Willen und könnte nicht für mich selbst entscheiden. Ich habe mich nicht dagegen gewehrt, oder? Ich wollte es und es geht mir bestens, danke der Nachfrage aber du musst dich nicht immer nur um mich sorgen, ihr alle müsst das nicht, ich komme gut allein klar, bin ich nicht auch allein von den Akatsuki entkommen?“ Meine Stimme wurde lauter und immer hysterischer, ich war gemein und das wusste ich, doch im Moment konnte ich nichts dagegen tun. Kakashi nickte langsam und sah mich traurig an. „Ich kann selbst sagen, wenn ich etwas nicht will, das brauchst du nicht so heldenhaft für mich zu tun.“ Wütend auf meine Schwäche, die sich in Form von Tränen zeigte, welche sich bereits in meinen Augenwinkeln zeigten, zappelte ich unter ihm herum und sah ihn finster an.

„Würdest du dann bitte von mir herunter gehen, wenn du das nicht tun darfst?“, fragte ich sarkastisch.

Er fühlte sich schlecht und hatte Schuldgefühle, das war ihm deutlich anzusehen, doch ich hatte keine Lust, jetzt mit ihm darüber zu reden, ich wollte allein sein. Sofort gab er mich frei und wollte mir hochhelfen, doch ich nahm seine Hand nicht an, sondern setzte mich auf, zog mein Shirt zurecht und verließ das Wohnzimmer auf dem Weg nach oben in mein Zimmer.
 

Plötzlich stand er wieder vor mir und versperrte die Tür.

„Sakura, ich bitte dich, es wäre nicht richtig gewesen, das weißt du doch.“ Sein Blick war fragend, er suchte nach meiner Zustimmung aber die wollte ich ihm nicht geben, ich biss mir auf die Lippe und sah in die andere Richtung. Seine Hand legte sich auf meine Wange und drehte mich zu ihm, doch ich zischte: „Lass los.“ Er tat was ich sagte und ließ mich noch immer nicht aus den Augen.

„Kakashi. Geh zur Seite, ich kann nicht länger hier bei dir bleiben.“ „Erwartest du von mir, dass ich einfach ignoriere was alles dagegen spricht und mit dir schlafe, ohne die Verantwortung dafür zu übernehmen?“, fragte er jetzt ebenfalls wütend. Mit geweiteten Augen sah ich ihn an. Damit hatte er Recht, eindeutig.

„Es tut mir leid.“, flüsterte ich leise und senkte meinen Kopf. „Du hast Recht und es wäre falsch, ich weiß nicht was mit mir los ist…“ Diesmal ließ ich es zu, dass er meine Wange berührte und mir einen sanften Kuss auf die Lippen gab.

„Du musst dich ausruhen und ich muss dringend wieder zur Besinnung kommen.“, sagte er warm. Ich nickte und bemerkte kaum, wie er mich hochhob und in mein Zimmer brachte, wo er mich auf meinem Bett ablegte.

„Wo schläfst du?“, fragte ich zaghaft.

„Auf dem Boden, direkt neben dir.“ Er lächelte und deckte mich zu, ehe er sich selbst ein paar Decken und ein Kissen zusammensuchte und damit im Zimmer umherlief. Als er sich ebenfalls hinlegte, war ich bereits fast eingeschlafen, das plätschernde Geräusch des Regens, der gegen mein Fenster schlug, noch im Ohr…

„Du glaubst nicht, wie viel Beherrschung mich diese Entscheidung gekostet hat…“, hörte ich ihn leise flüstern, ehe ich ins Land der Träume fiel.
 

...Immerhin waren sowohl Sasuke als auch Kakashi in dem Kapitel aber ich bin druchaus offen für Kritik, mal sehen, was ihr dazu sagt.^^ (Nebenbei: War das jetzt eigentlich zu schnell?)

"Einfach Freunde?"

So meine Lieben, dieses Kapitel ist zwar normal lang aber einfach nur langweilig, wenn ihr mich fragt. Ihr müsst mir jetzt auch gar nicht sagen, dass es das nicht ist, ich sehe es ja selbst ;-) Aber es ist die Hinleitung, die jetzt so langsam das Finale einläutet, denn die ff soll wirklich nicht mehr in die länge gezogen werden, ich werde mich da jetzt nicht mehr so sehr dran klammern.^^ allerdings muss ich etwas länger darüber nachdenken, wie ich sie abschließe, soll ja nicht zu kitschig oder so werden...Naja, jetzt beantworte ich erstmalig alle eure kommis hier, das gibt mir einen besseren Überblick und habt vielen Dank dafür^^
 

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nessi: Danke, ich freu mich, wenn es dir gefällt und hoffe, du magst das hier auch ;-)
 

SandraL: Gut, dass es dir gefällt, manche Leute mochten es überhaupt nicht aber dafür freue ich mich umso mehr, dass du mich faür lobst ^^'
 

schwarzer-ritter: Ja, Sakura hat tatsächlich Besitzansprüche XDDD Und dann macht kakashi ihr einen Strich durch die Rechung ;-) Tja, so leicht werde ich es ihr mit Sasuke wohl nicht machen aber ich werde die geschichte jetzt definitv ins Ende leiten, das wird sonst einfach zu langatmig...*traurig seufz* Schön, dass der Vortrag immerhin mehr oder weniger hingehauen hat, jetzt hast du ihn hinter dir ;-)
 

hide_85: ja, ich weiß, ich bin gemein und total unrealisitsch aber da kam wohl wieder mein "Hilfe-die-ff-soll-noch-nicht-zuende-sein-Syndrom" wieder durch XDD Aber er kriegt sie am Ende, der Hübsche, das weißt du ja und dafür werde ich mich ganz doll anstrengen, dass es ein Superende wird ;-)
 

Tine123: Vielen Dank, kurz und gut zusammengefasst XDD
 

sasu_saku_fan: man, das ist öl auf meinem Haupt, ich danke dir^^ Du baust mich wieder auf...:-) Jaja, kakashi sit beinah zu rücksichtsvoll und hat eine Selbstbeherrschung, oh maaaan, eigentlich müsst der als echter Kerl doch über sie hergefallen sein, aber naja...ich kann mich vllt doch nicht so gut in männliche köpfe hineinversetzen XDD
 

KimNoir: Aloa, schön dich zu lesen XDD ja Kakashi, der supertolle rücksichtsvolle, oh maan ich steh auf den kerl XDD Und ja, da haben wirs, das habe ich bis jetzt gut vermieden aber du hast mich erwischt, ich bekenne mich, da ist ein fetter Logikfehler XDD Als Kakashi Itachis Namen sagte, ist Saku nichts passiert, ist mir gar nicht aufgefallen...Ok, jetzt kommt die wundervolle schriftstellerische erklärung voller schmalz, schieb es auf Kakashis wohlklingende Stimme oder darauf, dass ihre empfindlichkeit sich gelegt hat oder aber darauf, dass PinkLady18 sich vertan hat, soll ja vorkommen XDDD Na dann, wenn wir das geklärt hätten, hier kannst du weiter lesen ;-)
 

chibichan: Hurra, vielen dank^^ *sich auch ein fähnchen nehm* Ja Kakashi ist beinah schon gefühlsduselig, ich muss den mal wieder härter machen, der verweichlicht hier schon XDDD Kann ich aber verstehen, dass du ihn lieber rücksichtsloser gehabt hättest XDD Ich hoffe, du magst das chap hier auch^^
 

Sayuri_chan7: Schön, dass du doch mal wieder liest und mich sogar lobst obwohl du kakashi ja echt nicht ausstehen kannst ;-) Ich komme jetzt aber so langsam zum ende, echt jetzt XDD
 

NaokoChan: Vielen Dank für das Kompliment und ursprünglich sollte die ff kein bisschen traurig werden. Ich weiß auch nicht, irgendwie hat sich das verselbstständigt aber ich schreibe ein schönes HappyEnd^^ Jaja, das war auch echt mal ein langes Chap aber das schaffe ich so selten ;-) Du stehst übrigens schon auf der ENS-Liste wie gewünscht ^^
 

redluna: Wow, so lange bist du drangeblieben? ich fühle mich wirklich geehrt, und vielen Dank für das außergewöhnliche Lob, ich werde ja ganz rot XDD Nein, wirklich, ich freue mich, dass du die ff so sehr magst, ich hoffe, sie gefällt dir auch weiterhin, ich streng mich an ;-) Welches Pairing bevorzugst du denn, wenn ich fragen darf?^^
 

sweet_devil2: Ja, sie ist wieder draußen und das echte Leben wartet nur auf sie XDD Danke für das Lob, viel Spaß bei diesem hier ;-)

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So und jetzt, nach dieser langen Ansprache XDD geht es frisch und munter weiter aber es passiert nicht wirklich viel Aufregendes, ich entschuldige mich.^^
 

60 „Einfach Freunde?“
 

Vogelgezwitscher vor meinem Fenster weckte mich und als ich mich schläfrig aufrichtete, während ich ausgiebig gähnte und mich streckte, fiel mein Blick auf den Wecker neben meinem Bett. Acht Uhr dreißig, ein Donnerstag. Ich lehnte mich an das Kopfteil meines Bettes, zog die Beine an und die Decke dabei noch etwas höher. So saß ich eine Weile da und sammelte meine Gedanken, die zuerst in die völlig falsche Richtung gegangen waren, nämlich dahin, dass ich zu spät zum Training kommen würde und warum meine Mutter mich nicht geweckt hatte. Gerade wollte ich aufspringen, meine Sachen zusammensammeln und zum Treffpunkt sprinten, als ich in der Bewegung innehielt und mich daran erinnerte, die erste Nacht seit langem wieder hier verbracht zu haben, in meinem eigenen Zimmer, allein aufgewacht zu sein und auch daran, dass ich nicht irgendwo gefangen war. Gedankenverloren starrte ich auf meine von meinen Armen umschlungenen Knie und kämpfte dagegen an, laut zu schreien, dass ich es satt hatte nicht selbst entscheiden zu können, was ich wollte.

Ich schlug die Decke zur Seite und trat auf eine dünne Matte am Boden, die mir einerseits überhaupt nicht, andererseits aber irgendwie doch vertraut war. Misstrauisch ging ich in die Knie, strich über die raue Oberfläche, betrachtete das eingearbeitete Muster. Ein Drache, der sich um ein Katana schlängelte, seine scharfen Reißzähne zur Schau trug und mit durchdringendem Blick den Betrachter musterte. Und da erinnerte ich mich wieder, sie gehörte Kakashi, kaum der Rede wert, wo mir siedend heiß die gestrige Nacht wieder einfiel und warum sich diese Matte direkt neben meinem Bett befand.
 

Ich schlug mir die Hand vor den Mund und suchte Halt an einem der Bettpfosten, während ich mich langsam auf die Bettkante sinken ließ, die Augen weit aufgerissen und den lauten Klang des Pochens meines Herzens im Ohr. Was hatte ich da bloß getan? Wie hatte ich mich ihm so…anbieten können, ja beinah aufdrängen? Und wie hatte ich mich so gehen lassen können, wo wir nicht mal zusammen waren oder jemals über unsere, oder zumindest meine Gefühle gesprochen hatten? Ich selbst hatte mich erfolgreich davor gedrückt, auch nur eines davon auszuformulieren und dann vergaß ich das alles so einfach und…die Röte stieg mir ins Gesicht und mein Atem sowie mein Herzschlag waren noch immer hektisch, noch nie, noch nie, hatte ich mich so anders verhalten als sonst! Dunkel erinnerte ich mich daran, wie Kakashi mir den Weg versperrt hatte, nachdem ich diesen theatralischen Vortrag gehalten hatte und ich legte meine Hand über die Stirn bei dem Gedanken daran, was ich alles gesagt hatte…Wie sollte ich ihm bloß wieder in die Augen sehen, wie sollte ich jemals wieder ein vernünftiges Wort mit ihm wechseln, nachdem ich so die Kontrolle verloren hatte? Was sollte er jetzt von mir denken, ich hatte mich ihm an den Hals geworfen und ihn beinah dazu gedrängt, mit mir zu schlafen…Vor Entsetzen schlug ich mir erneut die Hand auf den Mund und fluchte leise vor mich hin. Immer mehr Details fielen mir ein und je mehr ich wusste, desto fassungsloser wurde ich.

Dann sah ich auf, einen neuen Gedanken in meinem Kopf. Wo war Kakashi im Moment? Und was sollte ich jetzt tun? Ich konnte unmöglich nach unten gehen und nach ihm suchen, allerdings war es auch nicht möglich einfach hier oben zu bleiben und nie mehr mein Zimmer zu verlassen. Oder war er gegangen? Hatte er sich von jemand anderem auswechseln lassen, damit er nicht mehr mit mir allein sein musste?

„So ein Mist…“
 

Ich senkte den Kopf zwischen meine Knie und strich mir die Haare nach hinten. Hätte ich nicht einfach früh schlafen gehen und Kakashi mehr oder weniger ignorieren können?

Unten im Flur hörte ich Schritte aber sie verstummten rasch wieder und ich atmete erleichtert auf. Zumindest war ich nicht allein hier, nur wer war dort unten?

Weitere zehn Minuten später, in denen ich versuchte, mich zumindest soweit zu beruhigen, dass ich äußerlich normal aussah, was jedoch ziemlich scheiterte, raffte ich mich auf, zog mir ein paar Sachen über und schlurfte ins Bad. Die ganze Zeit dachte ich nur daran, dass ich Kakashi niemals wieder ansehen wollte, ich würde vermutlich in Ohnmacht fallen vor Verlegenheit, doch so lange ich auch meine Haare kämmte oder die Zähne putzte, irgendwann gab es nichts mehr zu tun und ich musste nach unten gehen…

An der Treppe blieb ich stehen und sah sie an, als wäre sie eine Schlange, die jeden Moment beschließen konnte, mich abzuwerfen oder zu beißen und beides hörte sich nicht sehr verlockend an. Zaghaft machte ich einen Schritt auf die erste Stufe und blieb dann stehen, als wäre ich festgefroren. Ich konnte nicht weitergehen, was sollte ich denn sagen? „Hallo Kakashi, einen wunderschönen Morgen wünsche ich dir und ach ja, bevor ich es vergesse, tut mir leid, dass ich gestern mal eben beschlossen habe, über dich herzufallen, aber das können wir doch einfach vergessen, oder? Isst du den Pfannkuchen da noch?“
 

Ich ließ mich langsam auf die Stufe herunter und lehnte mich an die Wand. Hoffnungslos. Nicht ein Wort würde über meine Lippen kommen, selbst wenn ich es mit äußerster Kraft versuchte. Aber aus dem Weg gehen konnte ich ihm ja auch nicht, er war mein Sensei und außerdem zurzeit mein Beschützer und wenn ich Tsunade nicht erzählte, weshalb ich einen anderen benötigte, würde sie mir diesen niemals genehmigen. Wieder seufzte ich schwer und starrte an die Decke. Ich war nicht besonders weit gekommen, seit ich aufgestanden war und irgendwann wurde mein Verhalten ein wenig zu auffällig. Außerdem sollte ich das Ganze vielleicht einfach vergessen und so tun, als wäre gar nichts passiert? Ich würde nach unten gehen, auf Kakashi in der Küche oder im Wohnzimmer treffen, dann ganz einfach eine freundliche Begrüßung von mir geben und für den Rest des Tages mit dem Kopf unter der Bettdecke in meinem Zimmer bleiben. Diese Idee gefiel mir ziemlich gut und irgendwann war ich soweit, dass ich sogar versuchen wollte sie umzusetzen. Ich machte mir vor, dass ich doch auch Itachi mit meinen schauspielerischen Leistungen zumindest für einen Moment hatte täuschen können, also würde es doch wohl für eine simple Begrüßung reichen.

Mit neuem Mut und einer Zuversicht, die wackelig auf einem Bein stand und eigentlich nur einen kleinen Windstoß brauchte, um sich wieder zu verflüchtigen, nahm ich die nächsten Treppenstufen und schaffte es, heil im Flur anzukommen. Ich nutzte meinen Schwung und spazierte gleich in die Küche. Doch dort wartete bereits dieser kleine Windstoß auf mich, in Form von Kakashi, der am Tisch saß und mich interessiert musterte. Meine Zuversicht versuchte, das Gleichgewicht zu halten, sie ruderte mit den Armen und balancierte auf einem Bein und doch war ihr Sturz nicht mehr aufzuhalten. „Guten Morgen, hast du gut geschlafen?“

Ich wunderte mich, dass man das laute Poltern nicht hören konnte, als meine Zuversicht, so sehr sie sich auch angestrengt hatte, in hohem Bogen dreißig Meter in die Tiefe stürzte und völlig verschwand. Ich musste hier sofort weg, augenblicklich, ohne Verzögerung!
 

Ohne ein Wort zu sagen, drehte ich mich hastig wieder um, riss die Haustür auf und rannte aus dem Haus. Ich lief, ohne mir groß Gedanken zu machen, wohin, ließ meine Füße einfach einen Weg suchen und wurde nach nur sechs Schritten von Kakashi gestoppt. Bevor ich mit ihm zusammenstoßen konnte, hatte er mich bereits abgefangen und mich dabei gleich festgehalten, damit ich nicht sofort wieder loslaufen konnte. Während ich seine Arme um meine Hüfte spürte und mir bewusst wurde, dass ich gerade überall nur nicht hier sein wollte, bemerkte ich auch sofort die Blicke einiger Passanten auf uns, brachte irgendwie doch die Kraft auf, mich loszureißen und zog Kakashi hinter mir her, zurück zum Haus. Er folgte mir und ließ sich mitziehen, als er bemerkte, wohin ich wollte. In den Garten, hinter das Haus, geschützt vor fremden Blicken. Sobald wir dort angekommen waren, ließ ich seine Hand los und drehte mich um, entkommen konnte ich ihm augenscheinlich nicht, was ich allerdings sowieso nicht wirklich geglaubt hatte, mein Unterbewusstsein offensichtlich schon.

Nach einer Weile, in der wir beide schwiegen und ich noch immer mit dem Rücken zu ihm stand, hörte ich seine Stimme die Stille durchbrechen.

„Also…nicht, dass ich etwas dagegen hätte, hier im Garten zu stehen und den Tag zu genießen aber ich frage mich schon, was das eben war, nur so nebenbei…“ Na toll, jetzt machte er sich also darüber lustig! Ich musste allerdings zugeben, dass ich mich völlig lächerlich gemacht hatte, was jedoch nicht getoppt werden konnte, von meinem Auftritt gestern Nacht. Trotzdem siegte diesmal meine Wut über seine Gleichgültigkeit und ich fand endlich meine Stimme wieder. Schwungvoll drehte ich mich um und funkelte ihn böse an. „Und wenn schon, es ist ja auch keine normale Situation in der wir uns befinden, da kann ich doch reagieren wie ich will, oder etwa nicht?“ Seine Augen glitzerten amüsiert und ich war nahe daran, mich wieder umzudrehen und wegzulaufen.

„Natürlich, das verbietet dir doch auch niemand. Aber bedenke, dass ich nicht ganz unbeteiligt, wenn nicht sogar am meisten schuld an dieser Situation bin und daher eine Erklärung einfordern darf.“
 

Ich starrte ihn einen Moment einfach nur an, die Hände in die Hüften gestützt, die Augen schockiert geweitet.

„Was…aber…Verdammt, was denkst du dir denn, du solltest die Sache wesentlich ernster nehmen, das ist doch kein Spiel!“, zischte ich. Er drehte mich zur Seite und drängte mich gegen die Hauswand. „Ich weiß, dass es kein Spiel ist. Ob du das weißt ist mir jedoch nicht ganz klar. Wahrscheinlich bist du dir gar nicht der Tragweite bewusst, was passiert wäre, wenn ich mich nicht rechtzeitig besonnen hätte. Auf jeden Fall würden wir dann nicht munter hier in deinem Garten stehen und dieses Gespräch führen.“ Verwirrt sah ich ihn an und versuchte zu vergessen, dass er mir so nah war. „Was willst du damit sagen?“ Er seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch sein abstehendes Haar.

„Meine Güte, Sakura, du musst dir doch gar keine Schuld geben, es ist nichts geschehen, du kannst das einfach so vergessen und dich auf andere Dinge konzentrieren.“

„Was?!“ Ich war völlig durcheinander und sein letzter Satz machte mich zusätzlich noch wütend, er tat so als spräche er hier mit einem Kleinkind und nicht mit einer Erwachsenen. „Kakashi…“ Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Du magst mich schon kennen, seit ich noch ein kleines naives Mädchen war aber jetzt hat sich das verändert, diese Zeiten sind längst nicht mehr. Ich hasse es, dass du immer meinst, alle Verantwortung auf ich nehmen zu müssen, ich selbst wollte doch weiter gehen als du, warum also hast du die Schuld, wenn ich diejenige war, die dich dazu bringen wollte?“

Einen Moment schien er ehrlich überrascht zu sein, zumindest so sehr, dass man es für einen winzigen Augenblick in seinem Blick ablesen konnte, dann verschwand dieser Ausdruck wieder und ich fragte mich, ob ich ihn mir vielleicht nur eingebildet hatte.

„Du wolltest mich dazu bringen? Du wolltest weiter gehen als ich?“, wiederholte er.

„Ja.“, sagte ich schlicht und schüttelte den Kopf, weil er mir scheinbar gar nichts mehr zutraute. Da fing er an zu lachen, erst leise und zurückhaltend und dann immer lauter und ausgelassener. Wieder zog ich die Augenbrauen zusammen und musterte ihn finster. „Was bitteschön ist daran denn so lustig?“, fragte ich beherrscht. Er hörte nicht auf zu lachen und so langsam kam ich mir doof vor, weil ich nicht verstand worüber, also packte ich seine Arme, die noch immer links und rechts von mir an die Wand gestützt waren, drehte ihn um und presste ihn gegen die Wand, was mir offensichtlich nur deshalb gelang, weil er so überrascht war. Sein Lachen verstummte, doch er betrachtete amüsiert, wie ich nun seine Arme über seinen Kopf hielt und ihn am Freikommen hinderte. Sein Blick wanderte zu seiner linken Hand, danach zu seiner rechten und schließlich betont langsam zu mir, direkt in meine Augen, die ihn wütend anfunkelten. Kaum hatte ich bemerkt, wie sich der Ausdruck in seinem Auge änderte, da fand ich mich bereits wieder in meiner bisherigen Position vor, dicht an die Wand gedrückt und von Kakashis Körper an der Bewegung gehindert, meine Arme weit über meinem Kopf, festgehalten von seinem starken Griff.
 

„Was daran so lustig ist?“ Er schien einen Moment darüber nachzudenken, in welchem er seinen Griff jedoch keinen Millimeter lockerte. „Ganz einfach.“ Sein Auge fixierte mich und so langsam schrumpfte ich darunter zusammen, bemüht, dass er es nicht bemerkte. „Du hättest mich niemals dazu gebracht, wenn ich es nicht gewollt hätte und du wolltest ganz sicher nicht weitergehen als ich, weiter kann niemand gehen, du kannst höchstens auf meiner Höhe liegen, mich dabei jedoch nie und nimmer übertreffen.“ Als mir die Tragweite seiner Worte bewusst wurde, legte sich ein Rotschimmer über meine Wangen und ich wendete den Blick ab, einfach weil ich nicht mehr in sein Auge sehen konnte. Einen Moment sagten wir beide nichts, dann ließ Kakashi meine Arme wieder los, ich nahm sie geistesabwesend herab und rieb meine Handgelenke.

„Kakashi, was sollen wir jetzt tun?“, fragte ich dann leise. Er schenkte mir ein Lächeln, das von seiner Maske gut verborgen wurde, sicher konnte ich mir nie sein aber nach jahrelangem Training mit ihm, glaubte ich den Unterschied zu anderen Gesichtsausdrücken mittlerweile zu erkennen.

„Gar nichts. Ich werde dich beschützen und mich ein bisschen besser von dir fern halten, so gut es eben geht, während ich hier bei dir bin. Du verhältst dich wie immer.“ Gerade wollte ich protestieren, als er noch etwas ergänzte. „Und…du wirst versuchen, dich wieder an Sasuke zu erinnern.“ Ich riss die Augen auf.

„Aber…warum willst du das? Wie stehst du zu ihm?“ Wieder lächelte er.

„Er ist mein ehemaliger Schüler, ebenso wie du.“ Er sah zur Seite und schien in Gedanken versunken, dann drehte er sich wieder zu mir und sein Lächeln war erneut deutlich zu erkennen. „Ich werde nicht schummeln, um zu gewinnen. Ich werde warten, bis er wieder dieselben Chancen hat wie ich und erst dann, werde ich weiter kämpfen.“ Ich starrte ihn an und fragte mich wirklich, was er damit sagen wollte. Offensichtlich war mir das anzusehen, denn er lachte wieder und strich mir federleicht über die Wange. „Du wirst es schon sehen, das braucht Zeit. Sasuke und du, ihr habt ein ganzes Leben nachzuholen und wiederzufinden, aber ich werde warten, ich kann sehr geduldig sein, wenn es sein muss.“
 

„Was bedeutet das für uns, Kakashi, was bin ich für dich?“, fragte ich völlig unerwartet und erschrocken über mich selbst. Ich hatte einfach ausgesprochen, was ich gedacht hatte und dabei nicht vorher überlegt, ob ich das besser verschweigen sollte… Sein Blick wurde warm und er sah mir wieder tief in die Augen.

„Du bedeutest mir sehr viel, du bist meine enge Vertraute, meine Freundin, meine Partnerin aber das muss ich jetzt erstmal in den Hintergrund stellen.“

„Und wie stellst du dir das vor? Ist dafür nicht vielleicht schon zu viel passiert?“ Ich konnte mich nicht so leicht mit dieser Entscheidung abfinden, warum wollte er nicht mit mir zusammen sein, nur wegen Sasuke? Was erwartete er denn von dessen Seite, ich hatte ihn vollkommen vergessen, wahrscheinlich würde ich mich sowieso nie wieder an ihn erinnern und außerdem sagte Tsunade doch, er habe mir das Herz gebrochen. War ich ihm in irgendeiner Art und Weise verpflichtet? Meiner Meinung nach, kein bisschen, sicher sah er toll aus und hatte etwas an sich, das mich irgendwie anzog aber das war es ja auch schon, ich hatte doch keine Ahnung, wer dieser Mensch überhaupt war, wie seine Persönlichkeit aussah, seine Vergangenheit, seine Wünsche, seine Hoffnungen. Ich schüttelte unwillig den Kopf. „Warum musst du Rücksicht auf Sasuke nehmen, ist es dir ernst mit mir oder nicht?“ Erwartungsvoll sah ich ihn an und wusste, dass dies der entscheidende Punkt war. Ansonsten brauchte ich mir weder Hoffnungen, noch Vorwürfe machen…
 

Er erwiderte meinen Blick, schien einen Moment über meine Frage nachzudenken und setzte dann zum Sprechen an.

„Es ist mir verdammt ernst, am liebsten würde ich all meine Prinzipien und Vorstellungen über Bord werfen aber ich will nicht so mit dir zusammen sein, die Möglichkeit hatte ich schon, bevor du dein Gedächtnis verloren hast, ich will, dass du dir so sicher bist wie ich und dass du deine Entscheidung nicht bereust.“ Ich ließ seine Worte auf mich wirken und erwiderte dann: „Du bist der rational denkenste Mensch, den ich kenne, ernsthaft. Wen sollte ich sonst wollen, ich habe mich doch längst für dich entschieden, warum glaubst du mir das nicht?“ Wieder lächelte er mich an.

„Weil Sasuke aus deiner Erinnerung gelöscht wurde. Wenn du ihn freiwillig vergessen wolltest, wäre das etwas anderes aber es wurde dir aufgezwungen und deshalb kannst du gar nicht wissen, ob du mich noch wählen würdest, wenn du wüsstest was Sasuke und du alles gemeinsam erlebt haben, was du für ihn gefühlt hast und noch fühlen würdest. Ich schlage dir ganz einfach vor, trainiere wieder gemeinsam mit uns, deinem Team 7, und lerne ihn kennen. Wenn du dann noch immer bei deiner Entscheidung bleibst, will ich gut und gerne mein rationales Denken vergessen und meine Zweifel aufgeben aber bis dahin, kann ich deine Situation nicht ausnutzen. Bis dahin, bleiben wir Freunde, egal wie schwer es dir oder mir fallen mag.“ Ich seufzte, beschloss aber, seine Entscheidung notgedrungen zu akzeptieren.

„Gut. Wenn es das ist, was du möchtest, dann kann ich warten. Ich werde tun, was du von mir verlangst aber ich denke nicht, dass ich diesen Eisklotz jemals näher kennen lernen kann. Er ist so verschlossen und ich habe das Gefühl, er kann mich nicht besonders gut leiden…“ Kakashi lachte leise.

„Genau so hat eure Freundschaft doch angefangen, zwar konnte man damals noch lange nicht davon sprechen, allerdings wart ihr zuletzt wirklich Freunde, da bin ich mir ganz sicher. Ich wünsche es mir nicht, ganz ernsthaft, ich will nicht, dass du dich wieder in ihn verliebst aber wenn es so sein sollte, dann werde ich es akzeptieren. Glaube aber nicht, dass ich mich nicht bemühen würde, dich davon abzuhalten.“, sagte er dann mit einem Augenzwinkern. Ich verdrehte leicht die Augen und sah ihn vorwurfsvoll an.

„Das will ich erstmal sehen.“, sagte ich dann frech.
 

Der Ausdruck Kakashis änderte sich blitzartig, er drückte mich wieder näher an die Wand und zog seine Maske herab, ehe er sich zu meinem Ohr vorbeugte und hinein flüsterte.

„Schenke mir einen Abschiedskuss, ich bitte dich darum.“ Kaum zu etwas anderem fähig, nickte ich nur leicht und spürte im selben Augenblick seine Lippen auf meinen. Erst ließ ich meine Augen geöffnet, erwiderte seinen Blick, der bis in meine Seele zu sehen schien, dann gab ich nach und schloss meine Lider. Der Kuss war gefühlvoll, zwar gleichzeitig drängend aber immer noch sanft, genauso wie es dieser Abschied sein sollte, seine Hände blieben in meinem Nacken und auf meiner Hüfte und auch seine Zunge fragte nicht nach mehr, nur unsere Lippen berührten sich und beendeten, was noch gar nicht wirklich angefangen hatte. Nach unendlichen Sekunden, löste sich Kakashi von mir, ließ genau wie ich noch einen Moment seine Augen geschlossen, versuchte sich jedes Detail einzuprägen um wenn nötig noch lange davon zehren zu können, bevor wir beide erneut in die Augen des anderen sahen und der Zauber gebrochen war.

Dies war kein liebevoller Blick mehr, er war freundschaftlich, auch wenn ich den anderen Teil, der ihn mittlerweile so sehr begehrte, nur unter der Oberfläche verstecken konnte.

„Du hast diese Entscheidung getroffen, aber ich bin einverstanden. Ich hoffe, wir bereuen es nicht…“, sagte ich leise. Kakashi nahm seine Arme von mir, trat einen Schritt zurück und gab mich frei.

„Das hoffe ich auch…“ Dann zog er seine Maske wieder über sein Gesicht und wurde zu meinem alten Freund.
 

„Willst du jetzt vielleicht frühstücken? Immerhin hattest du vorhin keine Gelegenheit dazu.“ Ich kämpfte gegen den Rotschimmer an und konnte ihn erfolgreich zurückdrängen.

„Das war, wie du bereits gesagt hast, deine Schuld und deshalb solltest du auch dafür sorgen, dass etwas Brauchbares zum Essen da ist, ich war schon ewig nicht mehr einkaufen, da kam mir leider immer mal wieder etwas dazwischen.“ Er lächelte über meinen Sarkasmus und das Funkeln in seinen Augen kündigte bereits seine allseits bekannte Art, alles locker und mit einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein zu nehmen, an.

„Das würde ich selbstverständlich augenblicklich für die Dame erledigen, allerdings gibt es das kleine aber nicht zu verachtende Problem, dass eben diese sich nicht von mir entfernen darf, beziehungsweise ich mich nicht von ihr, weshalb sie mich begleiten oder verhungern muss.“ Ich knuffte ihn in die Seite, wobei er mit einem breiten Grinse auswich. DAS konnte man sogar durch seine Maske sehen.

„Gut, ich hole mir nur schnell den Haustürschlüssel, es sei denn, du hast die Tür hinter dir geschlossen, dann haben wir jetzt ein Problem, die Balkontür habe ich nämlich nicht mehr offen gelassen.“, kam es anklagend von mir. Ein Handgriff später, hielt Kakashi mir den Schlüssel vor die Nase und klimperte damit herum.

„Ein bisschen mehr Vertrauen hätte ich da jetzt schon erwartet…“ Darüber konnte wiederrum ich nur grinsen und nahm ihn entgegen. „Na dann los, ich verhungere hier noch.“
 

Zwei Stunden später kamen wir mit drei voll gepackten Einkaufstüten wieder und als ich meine vor der Haustür abstellte, wischte ich mir erstmal den Schweiß von der Stirn. Der Tag heute war aber auch verdammt heiß. Kakashi dagegen, der immerhin zwei Tüten trug, hatte damit nicht das geringste Problem und stand lässig neben mir, während ich nach dem Schlüssel kramte. Mal wieder.

„Das nächste Mal behalte ich ihn besser, ich kann einfach nicht verstehen, wieso ihr Frauen immerzu nach euren Sachen kramen müsst.“ Ich warf ihm einen äußerst bösen Blick zu und suchte weiter, irgendwo musste das blöde Ding doch sein. Als auf einmal besagter Gegenstand vor meinen Augen auftauchte und ich ihm mit den Blicken bis zu Kakashi folgte, der ihn mir wie nebenbei hinhielt, erntete er dafür den bösartigsten Blick, den ich drauf hatte.

„Du hast ihn mir nicht zufällig geklaut, als ich vor den Regalen stand, Kakashi?“, fragte ich zuckersüß.

„Wo denkst du hin, er muss dir heruntergefallen sein, ich habe ihn nur aufgehoben.“ Undschuldig zuckte er mit den Achseln und schloss endlich die Tür auf, bevor er einfach von mit stehen gelassen wurde.

Den Rest des Tages verbrachten wir mehr oder weniger freundschaftlich, mit einigen nicht besonders nennenswerten Wutausbrüchen meinerseits, weil er offensichtlich Gefallen daran fand, mich immer mehr zu reizen. Allerdings hatte ich ihn dazu überreden können, gleich für den nächsten Tag ein Training anzusetzen, da ich sowieso das Gefühl hatte, so langsam aber sicher einzurosten. Wir schickten sowohl Naruto, als auch Sasuke eine Nachricht und gingen relativ früh schlafen, weil wir bereits um acht anstelle von neun anfangen wollten.
 

Diesmal wurde ich von meinem Wecker geweckt und wusste seit langer Zeit endlich gleich wieder, welchen Tag wir hatten, was die Tage zuvor geschehen war, was heute passieren sollte. Ich war beinah wieder die alte, abgesehen davon, dass ich zu Sasuke immer noch nicht mehr sagen konnte, als gestern. Aber auch da war ich etwas zuversichtlicher, immerhin würden wir heute zusammen trainieren. Kakashi war noch nicht wach, er lag neben mir auf dem Boden und mit einem teuflischen Grinsen überlegte ich, wie ich ihn am besten wecken sollte und dabei auch gleich meine Rache für gestern bekommen konnte. Ich ging ins Bad und kam mit einer Schale eiskalten Wassers wieder, bevor diese jedoch zum Einsatz kam, gab ich ihm fairerweise die Chance, von meiner freundlichen, vielleicht ein bisschen zu leisen Stimme geweckt zu werden. Er schlief seelenruhig weiter und so zuckte ich mit den Achseln, kippte die Schale und ließ das gesamte Wasser über sein Gesicht laufen, das er praktischerweise gerade nicht von der Maske bedeckt hatte. Prustend und völlig neben der Spur kam er zu sich, schüttelte den Kopf, sodass selbst ich etwas nass wurde und schaute sich nach dem Verursacher um.

Als er mich entdeckte, völlig unschuldig auf dem Bett sitzend, mit der Schale hinter dem Rücken und einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht, grinste auch er, stand auf, drehte mir den Rücken zu und rollte die Matte am Boden zusammen. Ich war sicher, dass da noch irgendetwas kommen würde und saß misstrauisch hinter ihm.

„Guten Morgen, Sakura, wie spät ist es denn?“, sagte er ohne sich umzudrehen. Schnell schaute ich nur ganz kurz auf die Uhr, doch selbst das war schon wieder zu langsam, er packte mich, warf mich über seine Schulter und trug mich ins Bad, wo er meinen Kopf gleich erstmal unter den Wasserhahn hielt. Mein Kreischen und Zappeln hinderte ihn nicht im Geringsten daran. Als ich dann wie eine nasse Katze vor ihm stand und er sich vor Lachen nicht mehr einkriegte, schob ich ihn aus der Tür, schloss diese hinter mir ab und ging erstmal unter die Dusche. Allerdings hatte ich doch etwas erreicht mit meiner freundlichen Weckaktion. Ob er wollte oder nicht, Kakashi kam diesmal pünktlich zum Training, denn auch wenn er trödelte, hatte ich genug Zeit eingeplant, um ihn dorthin zu zwingen.
 

Wir gingen nebeneinander her, grüßten die Leute, die ihre Läden bereits geöffnet hatten oder noch dabei waren und genossen die Sonne, die bereits jetzt vom Himmel strahlte und meinen Rücken wärmte. Ich warf einen Blick auf Kakashi und auch wenn er es bemerkte, er zeigte es nicht und sah weiter nach vorn.

Tsunade hatte gesagt, wir sollten uns gegenseitig wieder aufbauen. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass wir auf dem besten Weg dahin waren, egal in welcher Beziehung wir nun zueinander standen. Wenn auch mehrere Albträume mich plagten, wenn meine Gedanken noch immer Itachi verfluchten, weil er mir das angetan hatte, so fühlte ich mich doch erheblich besser und das obwohl Kakashi und ich diese Nacht als gemeinsame Erinnerung hatten. Als ich daran dachte, konnte ich nur wieder den Kopf über mich schütteln.

So war ich nicht und so wollte ich auch niemals sein, es ging alles viel zu schnell, viel zu unüberlegt und ich konnte es nur damit erklären, dass ich an diesem Tag die ganze angestaute Trauer, Verzweiflung und Wut in eine Handlung investierte, die alles sicher nur schlimmer gemacht hätte. Ich war froh, dass Kakashi uns gestoppt hatte, nein, ich war ihm wirklich dankbar, denn ich war dazu einfach nicht mehr in der Lage gewesen und hätte es sicher bereut. Zwar verhärtete sich mein Verdacht, mich wirklich in ihn verliebt zu haben immer mehr, doch war ich auch irgendwo glücklich, dass wir momentan versuchten, Abstand voneinander zu halten. Ich brauchte mehr Zeit, vor allem, weil ich mir zugestanden hatte, dass diese Ungewissheit was Sasuke betraf, langsam aber sicher an mir nagte. Ich wollte erstmal wieder Ordnung in mein Leben bringen, auf Tsunades Neuigkeiten warten und stärker werden. Erst wenn Itachi Uchiha vollkommen aus meinem Gedächtnis und auch meinem Leben gelöscht war, würde ich wohl endlich wieder zu mir selbst finden und glücklich sein können.
 

„Sakura, wir sind da, wo willst du denn noch hin?“, riss mich Kakashis Stimme aus meinen Gedanken. Ich schaute mich um und stellte fest, dass ich gerade dabei war, den Trainingsplatz in Richtung Wald zu verlassen. Verlegen kratzte ich mich am Kopf und drehte mich lachend zu Kakashi um.

„Oh, ich weiß auch nicht, ich war wohl ein wenig in Gedanken.“ Mit wenigen Schritten stand ich wieder neben ihm und hielt Ausschau nach Naruto oder Sasuke. Doch wir waren etwas früh hier und bis jetzt war noch keiner von beiden aufgetaucht. Kakashi lehnte sich an einen Baumstamm und packte sein Buch aus, das Buch, das ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr bei ihm gesehen hatte. Ungläubig stellte ich mich vor ihn und beugte mich herab, um die Rückseite zu lesen, doch Kakashi bedeckte sie, ob nun absichtlich oder unbewusst, mit seiner gesamten Handfläche und so ließ ich es bleiben. Stattdessen sah ich wieder hoch zu ihm, während er sich auf den Text konzentrierte.

Wie oft konnte man ein Buch lesen, dass man schon seit Jahren ständig bei sich trug? Ja, er hatte es zwischendurch mal mit einem Neuen ausgetauscht aber dennoch musste er es mindestens schon an die 20 Mal durchgelesen haben, allein schon während der Zeit, die er mit uns beim Training verbracht hatte, wie viel öfter noch zu anderen Gelegenheiten wollte ich gar nicht wissen…

„Kakashi, ernsthaft, wie oft willst du dieses Buch denn noch lesen? Wird es denn nie langweilig? Und wo war es eigentlich in den ganzen letzten Wochen?“
 

Er wollte gerade antworten, als ich einen lauten Schrei hörte und mich plötzlich auf dem Boden wiederfand, einen blonden Schopf direkt vor meinem Gesicht und zwei starke Arme fest um meine Hüfte geschlungen. Erst wollte ich protestieren, doch dann legte ich meine Arme ebenfalls um Naruto und lächelte breit.

„Naruto…“ Nach einer Weile erhob er sich und half mir hoch, während er sich verlegen am Kopf kratzte.

„Sakura-chan, ich bin so froh, dass du endlich wieder hier bist und dass es dir mehr oder weniger gut geht.“, sagte er mit strahlenden Augen und ich freute mich genauso wie er. Noch einmal fiel ich ihm um den Hals und versteckte ein paar kleine Tränen, die sich in meine Augen gestohlen hatten.

„Und wie ich mich freue, Naruto…“ Er strich mir etwas unsicher über den Rücken und lachte laut wie immer, aber ich war niemals zuvor so froh wie jetzt, dieses Lachen direkt neben mir zu hören. Plötzlich verstummte er und ich löste mich langsam von ihm und sah in dieselbe Richtung wie er.

Sasuke war angekommen.
 


 

Ja, im nächsten Kapitel hat der Gute endlich mal wieder seinen Auftritt und ich werde mir Mühe geben, ihn für euch so interessant und spannend wie möglich zu gestalten. ;-) Habt noch etwas Geduld.^^

"Gewonnen"

So, hier kommt wieder ein neues Kapitel, es liegt mir sehr am Herzen, besonders das Ende, mal sehen ob ihr das verstehen könnt. ;-) Hoffentlich ist es nicht zu übertrieben oder dramatisch und außerdem..., naja, ihr werdet es mit Sicherheit ansprechen, ich warte einfach erstmal ab und falls keiner diesen Absatz anspricht, also jetzt nicht den am Ende, dann sage ich euch, was mir da ein bisschen seltsam vorkommt ;-) Eure Kommentare sind der Wahnsinn, habt vielen Dank, ich freu mich total. Ach ja, seltsamerweise ist dieses Kapitel auch wieder sehr lang aber ich hab mich halt für euch angestrengt ;-) Mal sehen, ob ihr es mögt^^

Ach ja, ein kleiner Hinweis...jetzt verdichten wir die Handlung mal schön mit unserem allseits absolut beliebten...das verrate ich nicht, ihr seht es ja gleich XDDD
 

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chibichan: Gut, wenn es schon so ein larifari kapitel war, das einfach ziemlich wenig Spannung hatte, dann war es zumindest lustig^^ Und hiermit gebe ich dir das Versprechen, dass dieses Kapitel definitv nicht langweilig wird, im Gegenteil, wie schon gesagt, es ist mir total wichtig, mal sehen, ob es dir gefällt^^
 

hide_85: okay, dann war es vllt nicht soooo langweilig aber dieses hier wird dir zeigen, wieviel spannender ich es wirklich machen kann (<--ganz schön eingebildet). XDDD Nein aber im ernst, ich bin sehr stolz darauf, ich hoffe du magst es *bibber* deine Spekulationen sind dehr unterhaltsam, ich freue mich diebisch^^ aber ich verrate vorerst nichts XDDD Auf jeden Fall bin ich auf deinen Reaktion zu diesem Kapitel gespannt ;-)
 

redluna: Dankeschön *sich verbeug* Aber es war wirklich langweilig, war halt ein Bindeglied zwischen zwei größeren kapiteln ;-) Und dieses hier haut euch hoffentlich um, ich hatte viele ideen dazu *auf Länge zeig*, viel Spaß^^ Und wen Sakura am Ende nimmt, da kannst du ja beide Enden lesen und mir dann sagen, welches du besser findest ;-)
 

KimNoir: Ha, ich kurbel sehr gerne dein fantasie an und wenn ich mir das jetzt so vorstelle, sakuras zuckende augebraue, kakashis breites grinsen...XDDD Hammerlustig^^Und ich kann beide deiner Erwartungen hoffentlich gut erfüllen, auf jeden Fall dreht es sich um beide Punkte^^ Viel Spaß...
 

SandraL: Schön, wenn ich dich zum Lachen bringen konnte, dieses Kapitel dagegen wird dir hoffentlich wegen seiner Spannung und den ganz besonderen Auftritten gefallen *vielsagend zwinker* du wirst ja sehen...^^
 

sakurambou-sencha: Hey, da bist du wieder^^ Ja, die "freundschaftliche Beziehung"...du wirst schon sehen XDDD Ich halte da ja auch nicht besonders viel von...die Reaktion von Sasuke und Sakura...die wird sicher interessant^^ Viel mehr will ich dazu gar nicht sagen, lies es, ich hoffe, du magst es, ich auf jeden fall sehr *eingebildet ist und nebenbei Augen verdreh* XDD
 

sweet_devil2: Dankeschön und das, obwohl es diesmal nicht wirklich spannend war XDD Aber diesmal wird es das auf jeden fall, versprochen^^ Puh...wiviele Kapitel ich noch geplant habe? Hmm...also ich hab das jetzt mal auf maximal 20 Kapitel geschätzt, weil es ja irgendwie mal ein ende haben muss, stellt sich nur die Frage ob ich mit meiner ausschweifenden Erzählweise *redet einfach gern zu viel* überhaupt alles da reinquetschen kann, soll ja ein würdiges ende sein XDD Mal schauen...
 

nessi: Danke und ich hoffe, so ist es dir schnell genug?^^
 

BlackGatomon94: Vielen Dank für die ganzen komplimente, ich freue mich, dass du meine ff magst und tatasächlich die ganzen 60 kapitel nachholen konntest, das ist echt ne ganze Menge...*überleg, ob ich ich mich nicht mal kürzer fassen sollte...* Und du meine Güte, Perfektion? Das ist aber ne nummer zu hoch, am Anfang kann man schließlich auch nen deutlichen unterschied zu den aktuellen Kapiteln feststellen, aber auf jeden fall fühle ich mich sehr geehrt, auch wenn ich noch ne Menge verbessern kann und noch viel mehr Übung gebrauchen kann ;-) Ich kann mich nur ganz herzlich bedanken.^^ Und zu der Paargeschichte, ich schreibe 2 enden, eins mit Kakashi und eins mit Sasuke, weil sonst viel zu viele enttäuscht werden müssten und ich am anfang einfach kein paar festgelegt habe, sodass es sonst unfair wäre, nur ein ende zu schreiben. ;-) ich finde es aber sehr gut, dass dir das Paar KakashiXSakura gefällt obwohl du ein Sasuke fan bist, das ist eine Ehre^^
 

Nari-san: Danke, danke, danke^^ Man, ich werde noch ganz rot :P Es war langweilig, ich gebe es offen zu aber dieses hier...*sich kurz aufmerksamkeits heischend umschau* das wird was besonderes *flüster* XDD Aber im ernst, ich mag es wirklich gern, es war toll, das zu schreiben und ich hoffe, du magst es ebenso ;-) Durch die "freundschaftliche Beziehung" fällt es mir wirklich leichter, die beiden normal miteinander umgehen zu lassen aber du wirst ja sehen...ich trau dem ganzen nicht so recht XDD du und dein wiesel, ich kann schon nicht mehr vor lachen, der name ist ja auch die krönung überhaupt und hiermit kündige ich dir an, das ich ihn noch nie so eindrucksvoll habe auftreten lassen, wie in diesem chap, freu dich und sei gespannt, das wwar eigentlich meine lieblingsstelle, vllt ja auch deine ;-)
 

schwarzer-ritter: Gut, es war nicht ganz so arg langweilig, aber hier bekommt ihr trotzdem die entschädigung, ich hoffe, dass dir diese kapitel gefällt, ich liebe es^^Nur kann ich saku nicht ganz so schnell daraus befreien, das dauert aber nicht mehr allzu lang xDD
 

Tine123: schön, wenn du es magst, das ist deutlich und da brauche ich nicht so viel antworten :P Nein, kleiner scherz, danke für das lob^^
 

sasu_saku_fan: Vielen Dank, für die Glückwünsche und wenn ich etwas gerne höre, dann dass die ff dich glücklich macht, echt, das freut mich total^^ Ich hoffe, mit diesem hier, kann ich dich noch glücklicher machen? :-)
 

dina-chan: Herzlich willkommen in unserer lieben runde XDD Ich freu mich über das Lob und darüber, dass du meine ff magst und dann hast du sie auch noch zufällig entdeckt, na ich glückspilz ;-)meine ersten kapitel kann ich beinah gar nicht mehr leiden, siesind so schlecht ;((( Aber jetzt gefallen mir meine Kapitel definitv besser und dieses hier ist eines meiner lieblinge. ;-)eine betaleserin habe ich nicht, also entschuldige die Fehler und ich weiß also nur allein, was kommen wird, allerdings auch immer erst kurz vor euch, weil ich die kapitel zeitgleich mit euch schreibe, sozusagen XDD (entschuldige den wirren satzbau ;-) ) auf jeden fall, herzlichen dank und hoffentlich magst du das hier^^ Ach, ja schön dass du Kakashi jetzt auch magst *freudenhüpfer mach*^^
 

Kleines-Engelschen: Wow, dankeschön, dankeschön, das hast du sehr lieb gesagt, bin ganz überwältigt^^ 60 kapitel hast du ruckzuck durchgelesen, wahnsinn, ich weiß nicht, ob ich das druchhaltevermögen hätte, echt jetzte XDD Aber umso mehr freue ich mich, dass du dran geblieben bist, hoffentlich magst du dieses chap auch ;-)
 

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Puh...maaan, da musste ich euch wieder volllabern, dabei wollt ihr eiegntlich nur das nächste chap lesen, gelle? XDD Naja, jetzt habe ich es so vielen Leuten total preisend angekündigt, ich hoffe, ihr seid jetzt nicht enttäuscht von dem, was da wirklich kommt. Aber ich beharre darauf, es ist mein kleiner Liebling ;-) Viel Spaß, ich freu mich wie immer sehr über eure Meinung^^

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So und jetzt...Vorhang auf^^
 

61 „Gewonnen“
 

Noch immer stand Naruto direkt vor mir, hatte mich allerdings ebenfalls losgelassen und trat nun einen Schritt zurück. Lässig schritt Sasuke auf uns zu und während er den Platz überquerte, warf ich einen kurzen Seitenblick auf Kakashi. Er lehnte noch immer an dem Baum, sah jedoch von seinem Buch auf und betrachtete ebenso wie Naruto, wie Sasuke immer näher kam. Langsam drehte auch ich meinen Kopf zurück und schaute zu ihm. Locker. Unnahbar. So weit weg. Gleichgültig. Worte kamen mir in den Sinn, die ich unweigerlich mit ihm verknüpfte, wie er sich so näherte und dabei die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte. Er sah zu Kakashi, dann zu Naruto, doch nicht zu mir, als ob ich einfach nicht da wäre. Kurz vor uns blieb er stehen und richtete endlich seinen Blick auf mich. Aber wie er mich ansah…ich konnte es nicht beschreiben, es wirkte so kalt aber gleichzeitig vertraut, nah… Eine greifbare Stille hatte sich über uns gelegt und ich zuckte beinah zusammen, als ich plötzlich Kakashis Stimme hörte.

„Guten Morgen, Sasuke, gut dass du auch da bist, dann können wir ja anfangen.“ Er stand auf, klopfte sich den Staub von der Hose und steckte das Buch in eine Seitentasche seiner Weste. Sasuke musterte ihn ausdruckslos, nickte leicht. Seine Augen waren einfach leer. Warum hatte er keinen Ausdruck darin? Freute er sich auf das Training? Oder mochte er es nicht? Die einfachsten Dinge konnte ich in seinem Blick nicht ablesen, noch einen Moment länger starrte ich ihn an und beobachtete, was er tat, doch dann wurde mir bewusst wie auffällig das sein musste und ich wandte mich dezent ab. Er hatte es definitiv bemerkt, diesem Typ entging nichts, überhaupt nichts…allerdings reagierte er auch in keinster Weise darauf. Innerlich zuckte ich bloß mit den Achseln und wendete mich dann wieder Kakashi zu. Der war gerade dabei uns der Reihe nach prüfend anzusehen.
 

„Naruto…gegen wen möchtest du heute kämpfen um dich aufzuwärmen?“

Obwohl Naruto sonst Feuer und Flamme war, wenn es ums Kämpfen ging, so zögerte er diesmal und warf erst mir, dann Sasuke und zuletzt Kakashi einen Blick zu. Die Zweifel standen ihm ins Gesicht geschrieben und seine Bitte, Kakashi möge ihn aus der Zwickmühle holen, die ihn dazu verdammte, zwischen seinem scheinbar besten Freund und seiner besten Freundin zu wählen, war offensichtlich. Kakashi seufzte und legte eine Hand an die Stirn. „Gut, du kämpfst gegen Sakura, ich werde Sasukes Gegner sein.“ Irgendetwas sagte mir, dass Kakashi das so ganz und gar nicht geplant hatte, jedoch einfach zu gutmütig war und Narutos stumme Bitte nicht abschlagen konnte. Dieser dagegen war absolut erleichtert, man konnte den Stein, der von seinem Herzen fiel, beinah hören und so verkündete er Sasuke gleich unverblümt, dass dieser sich glücklich schätzen könne, ‚nur‘ gegen Kakashi kämpfen zu müssen. Dieses Selbstbewusstsein überraschte mich einfach immer wieder und ungläubig starrte ich den blonden Chaoten an…

Dann riskierte ich einen Blick auf Sasuke, der jedoch mit dem Rücken zu mir stand. War ihm das etwa vollkommen egal? Wollte er nicht gegen Naruto kämpfen? Warum zeigte er nicht einmal, was er fühlte oder auch nur dachte? Er sah aus, als würde er wirklich nichts empfinden und das traute ich ihm bei diesem Anblick auch durchaus zu…
 

Kopfschüttelnd drehte ich mich wieder zu Naruto.

„Arrogant ist der Kerl wohl gar nicht, oder? Nur ein Eisblock ist kälter als er…“ Die Frage war eigentlich eher an mich selbst gerichtet, doch Naruto fühlte sich offensichtlich verpflichtet mir zu antworten. „Sakura-chan, weißt du, Sasuke war schon immer so, seit ich ihn kenne. Ich glaube, er kann einfach nicht anders, selbst wenn er wollte. Das muss daran liegen, dass er einfach so viel durchgemacht hat…“ Nachdenklich verschränkte er beide Arme hinter seinem Kopf. „Er hat es nicht leicht…“ Ich schnaubte verächtlich. Der Satz davor hatte mich ja noch Mitleid empfinden lassen aber dass Naruto, gerade Naruto, der wirklich eine Menge durchlitten hatte, sich so für diesen Typ einsetzte, ging mir gehörig gegen den Strich.

„Das kann doch nicht die Begründung dafür sein, dass er so kalt ist, ich meine, sieh doch mal dich an, du warst noch nie so, in deinem ganzen Leben nicht, obwohl du so sehr gelitten hast…“ Naruto schüttelte unwillig den Kopf.

„Das ist etwas anderes, Sakura-chan, jeder geht anders mit seiner Vergangenheit um.“ Erstaunt sah ich ihn an, so ernst und weise erlebte ich ihn selten, aber wenn es dazu kam, fand er immer genau die richtigen Worte, um sich auszudrücken.

„Jaah…stimmt schon…“

Eigentlich hätte ich gern noch mehr dazu gehört, doch für ihn schien dieses Gespräch beendet zu sein, denn er stellte sich in Kampfstellung mir gegenüber auf und schenkte mir eines seiner breitesten Grinsen.

„Sensei Kakashi und Sasuke sind schon mitten in ihrem Kampf, wir sollten auch endlich anfangen.“ Für einen Moment betrachtete ich ihren Kampf, dann festigte ich ebenfalls meinen Stand und sah Naruto auffordernd an.

„Na dann. Zeig mir, ob ich sehr viel an Stärke verloren habe.“
 

Wir kämpften etwa eine halbe Stunde, dann stellte sich Kakashi mit Sasuke zu uns und begutachtete unsere Haltung, unsere Technik, unsere Kondition. Mit mir war er nicht besonders zufrieden… „Sakura, du hast eine Menge nachzuholen, Sasuke und Naruto sind dir momentan ziemlich weit voraus, weit über ihren sonstigen Vorsprung.“ Empört und gleichzeitig geknickt stand ich vor ihm, die Hände auf die Knie gestützt und schwer atmend. Es war ausgesprochen warm hier, kein Schatten war auf dem Trainingsplatz zu finden, nur an den Rändern unter den Bäumen und Naruto hatte mir eine Menge abverlangt. Die Sonne stand hoch, es war noch nicht einmal Mittag und dennoch war ich schon ziemlich erschöpft. Trotzdem wollte ich mich vor den dreien nicht so niedermachen lassen, also schloss ich die Augen, fand meine innere Ruhe wieder, kontrollierte meine Atmung und straffte die Schultern, als ich mich wieder aufrichtete und den Blick Kakashis erwiderte.

„Ich hatte sehr viel Trainingsausfall, wenn Sie sich daran erinnern, Sensei und außerdem…wurde mir vor einiger Zeit ausdrücklich verboten, unseren Trainingsplatz mit Bodenspalten zu versehen und demnach ist mein Handlungsspielraum stark eingeschränkt. Naruto hat von Tsunade kein Verbot bekommen, ich dagegen, muss die ganze Zeit darauf bedacht sein, nicht meine volle Kraft zu verwenden, damit noch andere Teams hier trainieren können. Wie soll ich so meine derzeitige Verfassung zeigen?“

Naruto wunderte sich offensichtlich über den frechen Ton, der in meiner Stimme lag und wenn es Sasuke ebenfalls auffiel, so ließ er es sich nicht anmerken. Desinteressiert stand er weit von mir entfernt, zwischen Naruto und Kakashi und hatte seinen Blick auf die Umgebung gerichtet. Eigentlich nichts Ungewöhnliches für ihn, doch ich hatte den Eindruck, dass er nach etwas suchte, offensichtlich jedoch nicht erfolgreich damit war. Er kniff die Augen leicht zusammen, doch auch das brachte ihm nicht den gewünschten Erfolg und so wendete er sich wieder uns zu, worauf ich schnell zu Kakashi sah. Dieser seufzte wieder, scheinbar hatte er sichtlich genug von meinen Widerworten und seinem sturköpfigen Team. Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, das ich allerdings vorsichtshalber vor den anderen verstecken wollte. Zu spät.

„Wenn es dir so viel Vergnügen bereitet, deinen Sensei an den Rand eines Nervenzusammenbruchs zu bringen, dann sollte ich vielleicht dafür sorgen, dass du gar nicht mehr die Zeit hast, dich zu amüsieren.“ Mein Lächeln tröpfelte von meinem Gesicht. Man, war der empfindlich…

„Sasuke! Du wirst die nächste Übung mit Sakura machen, ich werde mit Naruto etwas weiter entfernt an seinem Rasengan arbeiten. Am besten, ihr kümmert euch um Chakrakontrolle und Taijutsu, in etwa einer Stunde komme ich wieder und sehe mir eure Fortschritte an.“ Erleichtert und interessiert hatte ich erst verfolgt, wie Sasuke von Kakashi gerufen wurde und eine Aufgabe bekommen sollte, doch als ich meinen Namen in diesem Zusammenhang hörte, zuckte ich zusammen und erstarrte. Völlig fassungslos und bewegungsunfähig starrte ich Kakashi an und formte mit den Lippen ‚Verräter‘. Das zauberte jedoch bloß ein breites Grinsen auf sein Gesicht, selbstzufrieden packte er Narutos Arm, drehte sich um und winkte lässig mit einer Hand.

„Ach ja, Sasuke! Eigentlich soll ich sie nicht allein lassen, aber Naruto braucht dringend etwas Einzeltraining und außerdem sollte Tsunade auch mit dir als Beschützer zufrieden sein…“ Der Rest ging in einem empörten Aufschrei seitens Naruto unter und plötzlich waren wir allein.
 

Ich konnte keinen von beiden noch entdecken und so wandte ich mich gezwungenermaßen Sasuke zu. Es war nicht so, dass ich nicht gern mit ihm gesprochen hätte, das wollte ich durchaus, immerhin musste ich mich langsam wieder an ihn erinnern aber erstens gefiel mir der Zeitpunkt überhaupt nicht, zweites hatte Kakashi mich völlig überrumpelt und drittens schien Sasuke ebenfalls sehr desinteressiert an diesem Vorschlag zu sein. Obwohl ich mit kritischem Blick und einer hochgezogenen Augenbraue zu dem Schluss kam, dass er das wohl nie sein würde. Er stand etwas weit von mir entfernt, kaum in Hörweite und sah diesmal nicht weg. Ich erschrak als ich seinen ruhenden Blick auf mir sah, der wieder einmal so leblos war, dass mir unweigerlich ein kalter Schauer über den Rücken lief, der bei dieser Hitze zu einem anderen Zeitpunkt durchaus angenehm gewesen wäre. Aber in diesem Fall…

Widerwillig sammelte ich mich kurz und trat dann etwas näher, sodass wir die Möglichkeit hatten, miteinander zu reden, falls er überhaupt dazu in der Lage war, was ich im Moment stark bezweifelte. Umso mehr erschrak ich, als ich unerwartet doch seine Stimme hörte. Und was für eine Stimme, abweisend, kalt aber gleichzeitig dunkel, wohlklingend, unweigerlich lief mir der nächste Schauer über den Rücken und ich strengte mich an, dies nicht zu zeigen.

„Womit willst du anfangen?“ Ganz einfach, kurz, professionell. Ich war leicht überrumpelt…damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ein kurzes Räuspern später, hörte ich wie meine Stimme, viel heller und höher als seine, sich leise über den Platz schlich. Etwas mehr zusammenreißen, bitte…

„Ich richte mich ganz nach dir, fühle dich von mir nicht aufgehalten.“, sagte ich schlicht und hob eine Schulter. Er nickte und drehte sich dann um, machte ein paar Schritte vor, blieb wieder stehen.

„Wir beginnen mit Taijutsu. Ich werde dein Gegner sein.“ Innerlich war ich absolut dagegen, gegen ihn kämpfen zu müssen, war so gar nicht das was ich mir vorstellte um ihn besser kennenzulernen aber äußerlich ließ ich mir davon nichts anmerken.

„Gut.“, sagte ich zu seinem Rücken, den er mir noch immer zugedreht hatte. Ich wunderte mich bereits, warum er nichts tat, da verschwand er auf einmal aus meinem Blickfeld, so schnell, dass ich nicht eine Bewegung seinerseits hatte sehen können. Alarmiert drehte ich mich um, ließ meinen Blick schweifen, ruhig, konzentriert, innerlich völlig aufgewühlt. Von seinem Kampf gegen Kakashi hatte ich beinah gar nichts mitbekommen, weil Naruto mich so in unser Training verwickelt hatte, eigentlich wusste ich weder etwas über seine Fähigkeiten, noch über seine allgemeine Verfassung, seinen Kampfstil… Allerdings sagte mir etwas, dass er sehr stark war, ausgesprochen stark und mir weit überlegen.
 

Noch immer suchte ich meine Umgebung ab, wartete auf einen Angriff, doch der kam nicht, es dauerte bestimmt an die zwei Minuten und noch immer hatte Sasuke sich nicht mehr gezeigt.

‚Nicht unaufmerksam werden.‘

Da spürte ich einen Luftzug, ich wirbelte herum, wich zur Seite aus und entkam gerade so einem Tritt seinerseits. Damit hatte er den Kampf eingeläutet und obwohl ich mich verwirrt fragte, wo er so plötzlich hergekommen war, versuchte ich meine Sinne auf seine Angriffe zu lenken. Er war verdammt schnell…Innerhalb weniger Sekunden hatte ich bereits eine Reihe von Schlägen und Tritten einstecken müssen und jedes Mal hatte ich keine Ahnung, wo sie überhaupt hergekommen waren, ich drehte mich eigentlich nur um mich selbst, wich aus, hielt Ausschau nach dem nächsten Angriff, hob meine Arme um seine Schläge abzufangen. An einen eigenen Angriff war dabei nicht einmal zu denken und so würde der Kampf auch schnell beendet sein, wenn ich nicht bald einen Weg fand, seiner Schnelligkeit entgegenzukommen…

Wieder traf er mich beinah am Kopf, ich konnte im letzten Augenblick meinen Arm davor heben, da wurde ich auch schon zurückgeschleudert und schlitterte über den Boden. Noch während ich die Wucht abfing und mich drehte, griff er wieder an, ein Tritt, den ich durch einen eigenen abwenden konnte, ein Treffer in die Hüfte und zuletzt wieder ein Tritt, der mich zu Boden beförderte. Ich fing mich mit den Armen ab, rollte mich zur Seite und stand schwer atmend wieder auf. Meine linke Hand wischte über meinen Mundwinkel und ich kniff ein Auge zusammen. So schnell…
 

Er hielt einen Moment inne, ließ mich Luft holen, doch er selbst war nicht ein bisschen von dem Kampf in Mitleidenschaft gezogen, er hatte nicht einmal einen Kratzer…Abwartend stand er vor mir, beobachtete meine Bewegungen und schien meine Wunden zu zählen. Davon hatte ich nicht besonders viele, ein paar kleinere, blutende Stellen aber eher anfängliche blaue Flecken, die nun mal am meisten bei Taijutsukämpfen entstanden.

„Du bist zu langsam.“, sagte er dann. Ein verächtliches Auflachen konnte ich nicht zurückhalten.

„Welch eine Erkenntnis.“ Ohne mit der Wimper zu zucken, nahm er meinen Sarkasmus hin und schwieg erneut.

„Brauchst du eine Pause?“ Bei seinem nun ebenfalls verächtlichen Ton, zuckte ich zusammen.

„Nein.“, fauchte ich. „Es ist alles bestens. Mach weiter.“

Er zuckte mit den Achseln, stellte sich mir erneut gegenüber und verschwand schon wieder. Noch immer atmete ich schwer, es war so laut, dass ich nicht besonders gut auf die Umgebung lauschen konnte, was jedoch der wichtigste Teil dessen war, das ich ihm entgegenzusetzen hatte. So hatte ich wirklich nicht mehr die geringste Chance. Nur sehr knapp wich ich einen Schlag auf meinen Hinterkopf aus und duckte mich, doch sein Bein brachte mich dazu, zu stolpern, er hob wieder einen Arm um mich zu treffen und so konnte ich mich nicht abfangen, musste die Hände vor dem Körper verschränken und fiel mit voller Länge auf den Boden. Ich landete auf dem Rücken, keuchte, als die Luft aus meinen Lungen gepresst wurde und hielt mir die Seite, ehe ich schnell wieder die Arme zur Verteidigung einsetzen wollte. Aber er kam mir zuvor. Er griff an, wurde von meinem Bein ins Straucheln gebracht und konnte seinen Sturz nicht mehr abfangen, gerade so konnte er seine Arme rechts und links von mir auf den Boden setzen, bevor er mit seinem ganzen Gewicht auf meinem Bauch landete. Zischend zog ich die Luft ein und warf den Kopf in den Nacken, das hatte schon ziemlich weh getan…
 

Er setzte sich etwas auf und war nun auf meiner Kopfhöhe, sein Gewicht wurde etwas weniger, sodass ich auch wieder Luft bekam und ihn anstarrte, so wie er es bereits tat. Als er nichts sagte, verengten sich meine Augen zu Schlitzen und ich ballte die Fäuste. „Ist schon klar, das ist sicher wieder meine Schuld aber du könntest dich trotzdem bei mir dafür entschuldigen, dass du mich fast erdrückt hast.“ Kalt erwiderte er meinen Blick und ließ sich nicht im Geringsten durch meine Wut stören.

„Entschuldige.“ Es klang verächtlich, herablassend, es machte mich nur noch wütender.

„Schön!“, zischte ich. „Dann kannst du ja jetzt von mir herunter gehen!“ Unerwarteter weise schüttelte er den Kopf.

„Ich denke nicht.“ Meine Augen weiteten sich. Was sollte das denn? Dann fasste ich mich wieder.

„Ach und warum nicht?“, fragte ich wütend.

„Es gefällt mir viel zu sehr.“

„Was!? Spinnst du, verdammt, geh runter von mir!“ Ich zappelte und versuchte, ihn von mir herunter zu werfen aber er war viel zu stark. Nach ein paar Sekunden beruhigte ich mich wieder, ließ meine Hände sinken und starrte ihn wieder bloß an.

„Was willst von mir? Machst du sowas öfter?“ Ein kaum sichtbares Lächeln huschte über sein Gesicht und mein Herz setzte einen Moment aus. Er konnte lächeln? Unwillig schüttelte ich den Kopf, davon würde ich mich sicher nicht beeindrucken lassen!

„Hör mal, diese Nummer kannst du bei irgendwelchen anderen Frauen ausprobieren aber sicher nicht bei mir, ich hasse es, wenn Kerle sich so verhalten, also sei so gut und lass mich frei.“ Das Lächeln wurde breiter und diesmal erhöhte sich mein Herzschlag. So langsam hatte ich genug von dieser überheblichen Art…

„Sakura, genau so haben wir schon einmal unser Training beendet, wie schade, dass du dich selbst daran nicht erinnern kannst.“
 

Erstaunen. Absolutes Erstaunen breitete sich in mir aus. Seine Stimme klang jetzt so anders, viel wärmer, freundlicher…und ich wendete wehmütig meinen Blick ab. Jetzt kamen wir also auf das Thema zu sprechen, dass schuld an allem war. Mein Gedächtnisverlust.

„Sieh mich an.“ Er lockert seinen Griff, gab mich die Möglichkeit, mich zu befreien und legte eine Hand unter mein Kinn um es sanft anzuheben. Wieder trafen sich unsere Blicke und ich konnte ihm nicht standhalten, besiegt senkte ich die Lider.

„Es tut mir leid, Sasuke. Sehr…“, sagte ich leise mit geschlossenen Augen. Stille, keine Bewegung, keine Stimme. Dann hörte ich ihn wieder sprechen.

„Es ist nicht deine Schuld, das weißt du doch.“ Er rollte sich von mir herab und blieb neben mir liegen, sah zum Himmel. „Früher muss es sich für dich ähnlich angefühlt haben, wie jetzt für mich. Nein, noch schlimmer, immerhin redest du mit mir.“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Dann wurde er wieder ernst. Ich folgte seinen Worten mit sichtlicher Verwirrung.

„Was meinst du damit?“, fragte ich dann langsam. Diesmal sah er verwundert zu mir, doch dieser Ausdruck legte sich gleich wieder. „Vielleicht ist es besser, du weißt nichts davon. Das war sicher einer deiner Wünsche, als ich gegangen bin.“

Ich richtete meinen Blick ebenfalls auf den Himmel, sah den Wolken dabei zu, wie sie an uns vorbei zogen. Es war so seltsam, mit einem völlig Fremden zu sprechen, der einen allerdings seit Jahren kannte ich kam mir völlig ungeschützt vor und wusste selbst überhaupt nichts über ihn.
 

„Was ist dein Lieblingsessen?“, fragte ich mit Entschlossenheit in der Stimme. Leise lachte er und sah mich dann wieder an. Sein Lachen hörte sich so viel schöner an, als seine abweisende übliche Stimme. Dass jemand wie er lachen konnte und das sogar ehrlich, überraschte mich noch mehr, als alles davor.

„Was?“

„Na nun sag schon, ich weiß doch gar nichts über dich, also los, was isst du am liebsten?“ Einen Moment schaute er mich noch an, dann drehte er sich wieder auf den Rücken.

„Reisbällchen.“, sagte er leise und ich musste lachen. Beinah gekränkt blickte er wieder zu mir und ich hob beschwichtigend die Hände.

„Entschuldige, ich hätte dich nur gar nicht als den Reisbällchentyp eingeschätzt.“

„Ach ja? Als was dann?“

„Hm…ich hätte nicht gedacht, dass du wie Naruto verrückt nach Ramen bist aber irgendwie bist du mehr der Suppentyp…“ Er runzelte die Stirn.

„Der Suppentyp?“

„Ja, schau nicht so, der Suppentyp legt äußerlich nicht besonders viel Wert auf die Qualität des Essens, es soll schnell gehen und nicht aufhalten, aber innerlich…“ Ich machte eine bedeutungsvolle Pause und wendete mich ihm zu. „…innerlich ist er ein Genießer, kennt tausend verschiedene Rezepte, Varianten, einfach alles und weiß was gut ist und was nur ein bisschen Wasser mit Gewürz.“ Er sah mich an, als ob er wirklich überlegte, ob bei mir im Kopf alles stimmte und dann tat er etwas, das mich überraschte. Er sah wieder auf die Wolken und lächelte.

„Klingt gut.“
 

Seine Haare fielen ihm lose über die Stirn und bewegten sich ab und an mit dem Wind, seine Augen wirkten gar nicht mehr so kalt wie vorher und um seine Mundwinkel zeichnete sich sein Lächeln noch immer schwach ab. Leider wirkte er auch dadurch nicht vertrauter für mich…Er drehte sich zu mir und in diesem Moment ging mir etwas anders durch den Kopf. Mit großen Augen betrachtete ich ihn und als er das merkte, hob er fragend eine Augenbraue.

„Was ist denn?“ Ich überlegte, ob ich ihm das wirklich sagen sollte aber der Gedanke ließ mich nicht los.

„Es ist nichts…ich dachte nur gerade…“ Wieder verstummte ich. Vielleicht sollte ich das doch besser für mich behalten.

„Ja?“ Ich seufzte.

„Es ist nur ein seltsamer Zufall aber gerade eben hattest du unglaublich viel Ähnlichkeit mit…mit dem Typ, der mich entführt hat.“, sagte ich eilig und entschied mich, seinen Namen nicht auszusprechen. Der Ausdruck in seinen Augen änderte sich blitzartig und eine Sekunde später hatte ich wieder den alten, wenn nicht sogar noch verschlosseneren Sasuke vor mir. Nichts war von dem Menschen übrig geblieben, mit dem ich mich eben noch über sein Lieblingsessen unterhalten hatte und unter diesem Blick fröstelte ich leicht.

„Hör mal, ich hätte das nicht sagen sollen, vergiss es einfach, immerhin kennst du ihn ja noch nicht einmal, tut mir leid.“, sagte ich eilig, seine Reaktion erschien mir ein bisschen übertrieben aber ich wollte trotzdem nicht, dass dieser Moment dadurch kaputt gemacht wurde. Er lachte auf und es klang bösartig, verzerrt, verbittert… „Nein, ich kenne meinen Bruder nicht, kein bisschen.“ Erschrocken setzte ich mich auf und starrte auf ihn herab.

„Dein…Bruder?“, flüsterte ich.

„Stimmt ja, das weißt du auch nicht mehr. Dann hätte ich es eigentlich auch für mich behalten können.“ Sein Blick lag direkt auf mir, wartete auf eine Reaktion und genau wie ich es Kakashi gestern versucht hatte zu erklären, ich konnte nichts damit anfangen, wusste nicht, was er hören oder sehen wollte.
 

„Itachi ist dein Bruder…“, sagte ich gedankenverloren zu mir selbst. „Ja, mein Bruder.“, bestätigte auch er noch einmal mit seiner so furchtbar kalten Stimme. Meine Augen huschten zwischen seinen hin und her und ich fragte mich, was diese beiden Brüder miteinander verband. Sasuke war nicht wie Itachi, oder etwa doch?

„Fragst du dich jetzt, ob er und ich zusammenarbeiten?“ Auf einmal hatte ich Angst vor Sasuke, ich konnte es mir nicht erklären aber so wie er sprach und wie er mich ansah, er war vielleicht gefährlich… „Sakura, hast du Angst vor mir?“ Ich schluckte hart und zwang mich, den Blick nicht abzuwenden. Die Worte in meinem Kopf wollten sich einfach nicht formen, nicht finden lassen, ich wusste nichts zu erwidern, blieb stumm. Er senkte den Kopf und sah auf seine Hände. „Das war zu erwarten, das passiert früher oder später immer. Itachis Werk…“

Ich zuckte zusammen, griff an meine Stirn und kniete mich hin, wieder dieser Schmerz in meinem Kopf, es war doch bloß ein Name, wieso tat es so verdammt weh? Sasuke legte eine Hand auf meine Schulter und betrachtete mich eingehend.

„Dieser Mistkerl…“ Vorsichtig nahm ich meine Hände wieder herab und schaute zu ihm hoch.

„Erzähl es mir, irgendwann, ich werde dir zuhören.“ Erst reagierte er gar nicht darauf. Dann nickte er kaum merklich. Von weitem hörte ich Kakashi und Naruto, die sich mal wieder lauthals stritten, doch ich bekam das gar nicht richtig mit. Sasuke sah sich erneut so seltsam um, einen Moment verharrte er länger auf einer Stelle, nicht weit von uns, dann wendete er sich den beiden anderen zu.

„Wie ich sehe, seid ihr bereits fertig mit eurer Aufgabe, dann will ich jetzt aber auch sehen, was ihr erreicht habt.“, sagte Kakashi zu uns und Sasuke hielt mir die Hand hin, um mir aufzuhelfen. Mit einem zaghaften Lächeln ergriff ich sie, immerhin ein Fortschritt.

„Sensei Kakashi, was sollen wir denn da zeigen, ich bin ernsthaft kaputt, Sasuke ist nun mal ziemlich stark und geschont hat er mich sicher nicht, bitte nicht schon wieder.“ Ich hätte so etwas sonst niemals in einer Situation wie dieser zugeben aber ich wollte einfach etwas für mich sein, über Dinge nachdenken, mich sammeln und dazu wollte ich so schnell wie möglich nach hause. Prüfend musterte er mich, dann lachte er leise.

„So wie ich dich kenne, musst du wirklich am Rande eines Schwächeanfalls sein, wenn gerade du mich bittest, das Training für heute zu beenden. Aber gut, du sollst dich ja auch noch etwas schonen, dann schaue ich es mir morgen an.“ Naruto machte einen Luftsprung und hatte vermutlich schon wieder ganze Berge von Ramen vor Augen, Sasuke zeigte gar keine Reaktion und ich warf Kakashi einen bösen Blick zu und machte mich dann zusammen mit den anderen auf den Weg zurück.
 

Als wir uns von Naruto und Sasuke getrennt hatten, fragte mich Kakashi wie ich mich wieder ins Training hatte einfinden können. Mit einem frechen Grinsen gab ich ihm eine wenig zufriedenstellende Antwort.

„Gut.“ Sein besorgter Blick, den er selbstverständlich vor mir zu verbergen versuchte, sagte alles.

„Du bist selbst schuld, wenn du Sasuke und mich allein lässt, es tut mir leid aber ich denke, ich werde zu ihm zurückgehen und wir werden glücklich bis ans Ende unserer Tage!“ Im ersten Moment schluckte er schwer und war sogar stehen geblieben, ich dagegen beschleunigte meine Schritte, um bereits im Voraus Abstand zwischen uns zu bringen. Und das war definitiv auch gut so, denn einen Augenblick später, den Kakashi offensichtlich dafür gebraucht hatte, um dahinterzukommen, dass ich ihn ärgern wollte, hörte ich wie er sich mit einer nicht zu verachtenden Geschwindigkeit an meine Fersen heftete. Ich machte keinen Hehl mehr daraus, dass ich mich prächtig amüsierte, nur hinderte mich das ausgiebige Lachen daran, schnell genug zu entwischen und bereits ein paar Sekunden später fand ich mich an der nächsten Hauswand wieder, mit Kakashi direkt vor mir. Seine Augen glitzerten und ich stellte beunruhigt fest, dass er sein Sharingan nicht mehr verdeckt hatte. Beschwichtigend hob ich ein zweites Mal an diesem Tag meine Hände und versuchte mich mit einer kleinen Entschuldigung.

„Hey, Kakashi, hör mal, das war ein Witz, das ist dir doch wohl klar, oder? Du wirst mich jetzt nicht fesseln und in den nächsten Käfig werfen, nur weil ich dich gern ärgere? Oder?“ So langsam fragte ich mich, ob er das ernst meinte, denn noch immer schaute er mich mit diesen funkelnden Augen an… Meine nächsten Worte erstickte er mit einem alle Sinne raubenden Kuss und mein überraschtes Aufkeuchen wurde ebenfalls davon unterdrückt. Mit beiden Händen auf seiner Brust, schaffte ich es ihn zumindest ein bisschen von mir wegzuschieben, allerdings wohl nur, weil er sich das gefallen ließ.
 

Erstaunt blickte ich ihn an und fand langsam meine Sprache wieder. „Also…das war jetzt irgendwie nicht das, womit ich gerechnet hatte…Sag mal, kannst du mir zufällig erklären, warum du ‚eine Freundin‘ so küsst? Warum du ‚eine Freundin‘ überhaupt küsst?“ Er ruckte entschuldigend mit dem Kopf, sein breites Grinsen unterstützte diese Wirkung jedoch nicht, sondern steuerte ihr eher entgegen. Das brachte mich dazu, leicht an meinem Gedächtnis zu zweifeln, zumindest an dem was bisher unbeschadet geblieben war. „Hatten wir nicht gesagt, du hältst dich von mir fern? Und bist nur ein Freund?“

„Ja, das hatten wir.“, sagte er einfach. Mehr nicht. Und sah mich noch immer so an.

„Und warum hältst du dich nicht daran? Hast du eine Erklärung?“ „Eigentlich tut es mir gar nicht leid. Ich wollte nur zeigen, wen du bevorzugen sollst und wer dich so küssen kann, das du vergisst was du sagen wolltest, mehr nicht.“

„Tss.“ Ich duckte mich unter seinem Arm weg und ging weiter den Weg entlang. Lachend rief er mir meinen Namen hinterher und folgte mir.

„Komm schon, sei doch nicht so. Ich halte mich auch wieder zurück, ganz ehrlich. Nur ein Ausrutscher, ein ganz kleiner…“ So leicht wollte ich es ihm nicht machen. Ich blieb mitten auf dem Weg stehen und drehte mich dann siegessicher zu ihm um.

„Ach ja? Ein Ausrutscher also? Beweise es.“ Er seufzte theatralisch und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.

„Hatten wir diese Situation nicht schon einmal ein bisschen abgewandelt?“

„Mag sein.“, sagte ich mit einem vielsagenden Lächeln. „Aber ich habe gewonnen.“ Empört und gleichzeitig sehr amüsiert erwiderte er meinen Blick.

„Das glaubst du. Aber wenn Ino nicht aufgetaucht wäre, dann hätte ich gewonnen!“

„Das kannst du jetzt wohl kaum noch nachweisen.“, kam es von mir mit einem Augenzwinkern.

„Gut, also um die Ehre, ich werde mich zurückhalten können, ganz klar. Allerdings musst du dann auch deine Hände von mir lassen können und das sollte eine äußerst schwere Aufgabe für dich sein.“ Mit einem weiteren Grinsen ging er an mir vorbei und folgte weiter dem Weg. Entrüstet starrte ich ihm hinterher, bis ich irgendwann zu ihm aufschloss und ihn in die Seite piekste. Er sah zu mir herab, noch immer mit einem süffisanten Grinsen, das ich ebenso erwiderte. „Aber du hast nicht die Waffen einer Frau.“, schloss ich. Das Grinsen in seinem Gesicht erstarb und ich ließ ihn lachend stehen, während ich mich erhobenem Haupt unseren Weg fortsetzte.
 

***
 

Mitten in der Nacht, zu sehr später Stunde, in einem der größten Gebäude Konohas, dem Uchiha-Anwesen, das nun völlig leer war, bis auf einen ziemlich unregelmäßigen Bewohner, der kam und ging und dabei immer eher kurz in diesem Haus blieb. Sasuke Uchiha kam gerade aus der Dusche, hatte dabei jedoch kein Licht entzündet, mithilfe seines Sharingans konnte er sich auch so durch die vertrauten Gänge bewegen und zog es sowieso vor, da sonst jedes Mal die Bewohner Konohas auf ihn und dieses verfluchte Gebäude aufmerksam wurden. Die Dunkelheit war ihm willkommen, am Tag sehnte er sich beinah danach und fühlte sich nur dann etwas weniger von allen gemustert. Er hatte sich gerade angezogen, trug dabei jedoch nur eine schwarze, lange Hose, die er während des heißen Sommers häufig trug, als sein Blick auf das Fenster in seinem Schlafzimmer fiel. Er konnte sich nicht erinnern, es geöffnet zu haben und griff instinktiv neben sich auf die Kommode, auf der er jederzeit ein Kunai griffbereit hatte. Das kalte Metall in seiner Hand gab ihm das Gefühl, erst jetzt wirklich vollständig zu sein, ohne dieses fehlte ihm immer etwas, welches selbst sein Kopf nicht zu benennen vermochte.
 

Langsam trat er weiter in den Raum, der Mond schien hell herein und die Vorhänge wehten leicht in einem leisen Windhauch, der kaum Abkühlung für die aufgeheizten Räume versprach. In dem großen Zimmer standen nicht viele Möbel, doch die wenigen die dort waren, warfen lange Schatten auf den Boden, die beinah dazu einluden, sich unter ihnen zu verstecken. Sein Griff wurde fester, er konnte etwas spüren, eine Aura, ein Chakra, so bekannt, so verhasst. Er wusste, dass er am Vormittag etwas gesehen hatte...

Schritt für Schritt ging er weiter in den Raum, konzentrierte sich auf seine Sinne, bewahrte seine Ruhe. Sein Blick wanderte langsam, keineswegs ruckartig oder zu schnell, sein Äußeres würde nicht verraten, dass er und sein Geist gefüllt von Hass, Wut, dem Wunsch nach Vergeltung, nach Rache gefüllt waren. Er entspannte sich wieder, drehte sich zum Fenster und machte noch einen Schritt vor. Dann blieb er stehen, die Hand und das Kunai schmerzlich bewusst direkt neben sich.

Und endlich trat der Schatten hervor, groß, in einen langen Mantel gehüllt, das Rot der aufgemalten Wolken schimmerte kurz im Mondlicht und fing seinen Blick, doch dann wanderte er wieder nach oben, auf die Höhe des Kopfes der Gestalt. Keine Regung zeigte sein Gesicht, seine Züge waren wie versteinert. Die Silhouette des Schattens wurde vom Mondlicht umrissen, silbrig glänzte das Licht auf der schwarzen Kleidung und wurde hin und wieder verschluckt von dem Schatten, den die Vorderseite präsentierte.
 

Sasuke stand mitten im Zimmer, ruhig, bewegungslos, abwartend. Und der Schatten trat vor, zeigte sein Gesicht, die kalten, schwarzen Augen, die seinen manchmal so ähnlich waren, wie er selbst es bereits öfter festgestellt hatte, viel öfter jedoch den tiefen Rotton seines Sharingans annahmen, die langgezogenen Narben, die wie zwei tiefe Gräben über seine Wangen verliefen, den schmalen Mund, wie immer verächtlich und herablassend gekräuselt und die pechschwarzen Haare, mit einem dünnen Band im Nacken zusammengebunden.
 

„Itachi.“
 

Lautlos verließ er das Fensterbrett und kam leichtfüßig auf dem Dielenboden auf, nicht ein Geräusch hatte seine Anwesenheit bisher verraten.

„Brüderchen.“ Seine monotone, unbeteiligte Stimme füllte den Raum, verdrängte dabei Sasukes und breitete sich aus. Sasukes Augen wurden stechend, sein Blick eiskalt.

„Was willst du hier? Deine Erinnerungen auffrischen?“ War sein Blick voller Hass und Abwehr, so merkte man es seiner Stimme nicht an, er hatte eine erstaunliche Selbstbeherrschung…

„Nein, dafür bleibt heute keine Zeit. Ich bin wegen dir hier.“

„Ist dem so? Und was kann ich für dich tun?“ Sasuke spuckte ihm diese Worte verächtlich vor die Füße, sein Griff um das Kunai wurde wieder fester.

„Nicht so unfreundlich, Bruder, nicht so kalt. Du bekommst mich bereits selten genug zu Gesicht, hast du keine Sehnsucht?“ Er betonte das Wort voller Herablassung, triefend vor Sarkasmus.

„Was willst du?“, fragte dieser wieder ruhiger.

„Ich komme, um dir eine Ankündigung zu machen.“ Stille breitete sich in dem Raum aus, doch sie hielt nicht lange, schon bald ergriff Itachi erneut das Wort. Er drehte sich um, wandte seinem Bruder den Rücken zu, doch der Jüngere wusste genau, dass ein Angriff töricht gewesen wäre, er kannte die Kampftechniken seines Bruders, wenn auch noch lange nicht genug.
 

„Es gibt beinah nichts mehr, das ich dir noch nehmen kann, Sasuke. Ich besitze bereits fast alles und so langsam wird es langweilig. Doch du selbst hast mir wieder eine neue Möglichkeit gegeben, einen Anreiz, eine unterhaltsame, neue Idee.“

Er drehte sich um.

„Du weißt wovon ich spreche, willst du das ich es bei seinem oder eher ihrem hübschen Namen nenne?“

Sasuke schwieg, hüllte sich in die Schatten der Möbel und reagierte nicht.

„Schön ist sie wirklich, eine wahre Augenweide, besonders für Augen wie die unseren.“

Wieder richtete er seinen Blick auf die schmale Sichel am Sternenhimmel.

„Sie gehört mir, sie ist an mich gebunden, du kannst sie nicht zurückholen.“

Noch immer schwieg der andere, doch seine Hände ballten sich langsam zu Fäusten, zitternd durch die Kraft darin.

„Ich will alles von ihr, ihren Körper, ihren Geist, ihre…Seele. Und ich bin so kurz davor, das alles vollständig mein zu nennen.“

Er lachte leise, als er die Fäuste seines Bruders erblickte.

„Natürlich ist das nicht der einzige Grund für mein Handeln. Dafür würde es noch immer reichen aber…ohne Zweifel bist du der wichtigste Punkt des Ganzen. Du weißt doch selbst, kleiner Bruder, wen quäle ich lieber als dich?“

Die Fäuste verschränkten sich vor seinem Körper, verschwanden in der Dunkelheit, die Sasuke umhüllte.

„Du bist schwach, schon wieder, dabei hast du so sehr dagegen angekämpft, du wolltest sie niemals haben, diese Schwäche, hast sie immer wieder zerstückelt und hinter dir gelassen aber jetzt besitzt auch du sie, du bist genau wie alle anderen.“
 

Er schwieg einen Moment, betrachtete scheinbar interessiert den Mond.

„Du hast dich verliebt. Und du weißt doch, der Schmerz durch die Liebe…“, verächtlich betonte er das Wort, „…ist der größte. Ich muss mich gar nicht mehr anstrengen, was es fast wieder langweilig macht aber nur fast. Weißt du, warum sie nur dich vergessen hat, nicht aber Kakashi?“

Sasuke sah auf, eine Leere in seinem Blick, die diesmal nicht von ihm gesteuert wurde.

„Oh ja, mit Kakashi verbindet sie auch mehr als Freundschaft aber das wusstest du doch. Ich bin nicht der einzige, der sie dir wegnehmen will, gestern Nacht hätte sie sich ihm beinah hingegeben, sie wollte es von Herzen und hat nicht einen Gedanken an dich verschwendet. Was Kakashi betrifft…der Bann kann nur auf eine Person begrenzt werden aber da er sich momentan doch etwas nah an ihrer Seite befindet, werde ich mich bald um ihn kümmern.“ Sasukes Lider senkten sich und er öffnete seine Hände, nicht eine Bewegung seinerseits entging Itachi.

„Wie sehr du sie willst, wie sehr du dich nach ihr verzehrst, wann immer du sie siehst musst du all deine Beherrschung aufwenden um nicht über sie herzufallen, du kannst dich kaum noch zurückhalten und…deine Eifersucht.“

Itachi lächelte abschätzig.

„Sie quält dich, lässt dich nicht mehr los, du kannst sie kaum ertragen. Deine Blicke auf ihr, ihrem Körper, ihrem Haar, du sehnst dich nach ihr und wenn sie dich ansieht und nur einen Fremden sieht, windest du dich darunter, erzitterst und wimmerst, weil du daran zerbrichst. Sie kann dich mehr zerstören, als ich es je könnte und das nur mit ihren Blicken.“
 

Etwas zerbrach auf dem Boden, doch als Sasuke wieder zu sehen war, wirkte er ruhig wie immer.

„Weißt du, wie nah ich ihr war, ihrem wunderschönen Körper, ihren einladenden Lippen? All das wozu du nicht gekommen bist, kann ich mir holen, wann immer ich es will und jetzt gehört sie mir vollkommen, ich werde sie bald zu mir holen müssen.“

Der Raum war so still, dass es wirkte, als wäre er tot, nicht ein Geräusch erklang, die Spannung in der Luft, vibrierend und kurz vor der Entladung war beinah zu hören.

„Noch etwas, beinah hätte ich es vergessen, dabei ist es eigentlich das Wichtigste. Dieses Jutsu, das über sie herrscht, es bindet sie nicht nur oder löscht ihre Erinnerung an dich…nein, es täuscht auch ihr Herz, selbst ihr Herz. Sie weiß es noch nicht, sie glaubt sogar, sie ist auf dem Weg der Besserung. So naiv glaubt sie daran, dass ihre geliebte Tsunade ihr helfen wird, dass sie sich irgendwann befreien und sogar an dich erinnern kann, doch Sasuke…irgendwann gibt es nicht. Ich werde sie zu mir holen, ihr Herz besitzen, sie wird niemanden als mich lieben und das sogar ehrlich. Du kannst es nicht mehr verhindern.“

Ein langgezogenes Schweigen, dann endete Itachi mit einem einzigen Satz:

„Ich habe gewonnen.“
 

Und Sasuke, so lange er es versucht hatte, riss sich aus seiner Starre, erhob seine Stimme, schrie voller Wut, Verzweiflung, Hass, er legte alles hinein, verlor vollkommen die Kontrolle.

„Ich hasse dich! Ich hasse dich, du bist Abschaum, das Schlimmste, ein kranker, verrückter, widerlicher Mistkerl, der sie niemals besitzen wird! Niemals werde ich zulassen, dass du Sakura kaputt machst, nie! Du kannst mich quälen, bis ich dich endlich in die Hölle geschickt habe, für immer, ich werde mich rächen, dir unendliche Schmerzen zufügen, deine unerträgliche Stimme auf ewig ersticken, und für alle Vergeltung finden, die du in deinem Wahn und deinem kranken Leben auf dem Gewissen hast. Verdammter Mörder, alles werde ich dir nehmen, mir zurückholen und dann werde ich auf dieser Seite stehen und zusehen, wie du leidest…“

Er verstummte, während er das Kunai auf Itachi warf, der noch immer an derselben Stelle stand. Ohne noch einen Blick auf ihn zu werfen, wusste er, dass er nun nicht mehr das Bild seinen Bruders vor Augen haben würde. Schattendoppelgänger…
 

Mit einem markerschütternden Wutschrei schlug er auf den Boden, immer und immer wieder, noch lange nachdem seine Hände bereits voller Blut waren, welches ihm zeigte, dass er lebte, in diesem Alptraum lebte er…
 

Hm...war das jetzt übertrieben? Also ich mag es, sehr sogar, diese Szene war ein Einfall, der mir gleich absolut gefiel, also habe ich sie hier eingebaut. Was haltet ihr davon?^^

"Was muss geschehen?"

10 Tage habe ich mich nicht gemeldet, ich denke, das ist mein bisheriger Rekord...Entschuldigt bitte.^^ Ich habe erstmal ein paar Neuigkeiten:
 

1) Ich bin fertig mit all meinen Prüfungen und habe einen ganzen Monat bis ich die Ergebnisse bekomme. Die mündliche Prüfung ist allerdings wirklich gut gelaufen, so viel weiß ich schon ;-)
 

2) Eigentlich die logische Konsequenz, ich sitze jetzt den lieben langen Tag Zuhause und habe momentan nichts zu tun. Da werden sich einige sicher wundern, warum ich euch mit neuen Kapiteln nicht geradezu erschlagen habe aber ich muss zugeben, ich habe wohl ein kleines Tief, was das betrifft....Dieses Kapitel musste eine Weile so ruhen, heute habe ich es erweitert und ausgebessert aber es ist nichts worauf ich wirklich stolz bin. Irgendwie muss ich wohl noch eine Weile für mich daran feilen, bevor ich euch die letzten Kapitel präsentiere.
 

3) Ich habe meinen ersten Oneshot geschrieben, einer spontanen Eingebung folgend und ich habe beschlossen, eine ff daraus zu machen, bei der ich die ersten 2 Kapitel bereits fast fertig habe. Allerdings muss ich auch daran noch ein bisschen arbeiten, bevor ich sie euch zeige^^ Aber dennoch freue ich mich sehr, wenn ihr den Prolog lesen und mir eure Meinung dazu mitteilen würdet. ein paar haben ihn ja schon entdeckt ;-) Und diesmal steht das Pair schon von Anfang an fest aber lasst euch überraschen, die ff heißt "Vorbei".
 

So und zum Schluss noch einmal Entschuldigung, dass ich momentan diesen kleinen Hänger habe und bitte nehmt es mir nicht übel, wenn ich heute nicht eure vielen, lieben Kommentare beantworten kann, das schaffe ich jetzt nicht mehr. Ganz liebe Grüße an euch alle, Bussi, eure PinkLady18
 


 

62 „Was muss geschehen…?“
 

Ich lag jetzt schon sehr lange so, Kakashi schlief schon seit vielen Stunden, doch ich konnte keine Ruhe finden. Das Training hatte mich sehr angestrengt, meine Kräfte waren tatsächlich mehr eingerostet, als ich angenommen hatte und trotzdem… Ich seufzte leise und sah wieder an die Decke. Es war warm in meinem Zimmer und das dünne Laken, das ich über meine Hüfte gelegt hatte, war noch immer zu viel, ich schlug es zur Seite und setzte mich auf. Schwach konnte ich die Konturen meines Zimmers ausmachen, meine Regale, mein Schrank, mein Schreibtisch und direkt neben meinem Bett, Kakashi, der tief und fest schlief. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich ihn so sah, seine Züge völlig entspannt, der Brustkorb, der nur von einem dünnen Shirt bedeckt wurde und sich langsam und regelmäßig hob und senkte, sein linker Arm, den er über den Kopf gelegt hatte und die andere Hand flach auf seinem Bauch.

Ich blinzelte.

Ja, ich hatte ihn sehr gern, mehr als einen Freund, das musste ich mir eingestehen. Nur zu gern wollte ich herausfinden, ob da noch mehr war als das, wollte mit ihm zusammen sein, doch seine Bedingungen waren unumgänglich. Außerdem hegte ich zwar leise aber dennoch hörbar Zweifel, ob es nicht absolut unprofessionell von mir war, meinen Lehrer mehr als nur zu mögen und außerdem zu ignorieren, dass ich Sasuke wohl einmal sehr geliebt hatte.
 

Ich wendete den Blick von Kakashi ab und sah zu meinem Fenster. Es war kein Wunder, dass es hier so warm war, Kakashi musste das Fenster wieder geschlossen haben. Kurzentschlossen stand ich auf, bedacht darauf, leise Schritte zu machen und trat vor. Ich wusste genau, dass Itachi das letzte Mal durch mein Fenster gekommen war, dass er Kakashi deshalb beinah umgebracht hatte aber ich konnte sowieso nicht schlafen, würde keine Ruhe finden, also legte ich meine Hand auf den Fenstergriff und machte es weit auf. Die leichte Brise, die sofort hereinströmte und Kühlung versprach, ließ mich genießerisch die Augen schließen. Das tat gut…

Nach einer Weile öffnete ich meine Augen wieder und beugte mich etwas vor, um auf die Straße vor unserem Haus zu sehen. Konoha war still und dunkel, kein Licht brannte mehr, es war schließlich weit nach ein Uhr und obwohl die ersten Menschen bald schon aufstehen würden, kam ich mir in diesem Moment vor, als ob ich ganz allein wäre, völlig allein in dieser Nacht, ausgeschlossen von den anderen, die ihren erholsamen Schlaf fanden und Ruhe, Ruhe, die ich ebenfalls gern gefunden hätte.
 

Noch einmal seufzte ich leise und fragte mich, was genau mich nun davon abhielt, in das Land der Träume zu verschwinden, mich zu erholen. Das Treffen mit Sasuke geisterte mir im Kopf herum, so seltsam vertraut, obwohl ich ihn heute das erste Mal gesprochen hatte, mal abgesehen davon, dass wir uns scheinbar schon ewig kannten. Er war so unergründlich…und diese Augen. Ich konnte an nichts anderes denken, als an sie, nur schwer lenkte ich meine Gedanken wieder in eine andere Richtung. So schwarz, so tief, so undurchschaubar…Und was beschäftigte mich noch? Kakashi, darüber war ich mir bereits vor ein paar Minuten klar geworden. Aber war das alles?

Ich schloss meine Augen wieder und lächelte wehmütig. Närrin. Natürlich nicht, diese Augen, so faszinierend sie auch waren, Itachi hatte dieselben, da war ich mir nun sicher, sowohl durch Sasukes Worte, als auch durch das Betrachten dieser unglaublichen Iriden. Beide hatten sie Augen, die mich fesselten, der eine durch seine anziehende Art, seine Abschottung von den Leuten um ihn herum und der andere dadurch, dass er mir Angst machte, schreckliche Angst und durch das Rot seiner Sharingan, das sich so sehr in mein Gedächtnis gebrannt hatte. Manchmal musste ich in meinen Träumen wieder in diese Augen sehen, so rot wie Blut, so entsetzlich gefährlich, damit hatte er jeden in der Hand und somit auch mich. Ja…ich wollte nicht wieder hinein blicken, deshalb versuchte ich den Schlaf zu vermeiden und wenn doch, so kurz wie möglich zu halten. Ich brauchte die Ruhe um mich zu erholen und Kraft zu sammeln aber zu groß war meine Sorge, die Furcht vor dem Aufgeben der Kontrolle, denn so konnte ich mir selbst sagen, dass er nicht hier war.

Er war nicht hier. Nirgends in Konoha. Nicht hier.
 

Ich strich mir durch die Haare und lehnte mich entkräftet gegen den Fensterrahmen, mit dem Blick auf den Mond, der nun frei in mein Zimmer scheinen konnte.

Wenn er doch hier war? Ich wusste es nicht, auch die letzten Male hatte er mich entführen können, ohne dass der größte Widerstand ihn daran hatte hindern können…
 

Abwesend betrachtete ich meine Hände. Ich ekelte mich davor, vor meinem ganzen Körper, das alles war mit ihm verbunden, einem kalten, reuelosen Uchiha ohne Mitleid, wieso musste er mich dazu auswählen? Was hatte das alles mit Sasuke zu tun?

Wieder war ich bei ihm angelangt und hatte das Gefühl, dass alles miteinander zusammenhing. Kopfschüttelnd stützte ich meine Hand auf der Bank ab. Ich konnte nicht aus meiner Hülle, musste darin bleiben, wie durch einen unsichtbaren Strick an ihn gefesselt. Was würde passieren? Wann würde sich eine Veränderung zeigen? Bisher hatte ich nur keinerlei Erinnerung an Sasuke, doch mir selbst ging es wie immer, ich wurde nicht von Itachi gesteuert, konnte nach meinem eigenen, freien Willen handeln. Würde er mich wieder zu sich holen? Oder musste er das gar nicht mehr, weil er auch so die Kontrolle über mich hatte? Was bezweckte er damit?
 

Kakashi bewegte sich und mein Blick wanderte zu ihm, verfolgte gedankenverloren, wie er sich auf die Seite legte, mit dem Gesicht zu mir. Seine Augen waren noch immer geschlossen, sein Atem ruhig, er schlief. Ich hatte mich daran gewöhnt, nicht mehr allein zu sein, dauernd jemanden um mich zu haben und es hatte lange genug gedauert…aber so sollte es doch nicht immer sein. Wieder wandte ich meinen Blick von ihm ab und sah hinauf zu den Sternen.

Es hatte nichts genützt, jeder Versuch, mich zu beschützen war gescheitert und dabei wurden immer von Neuem Menschen verletzt, die versucht hatten mich zu retten… Es wäre keine gute Entscheidung, einfach nach Itachi zu suchen um die anderen nicht in Gefahr zu bringen, also musste ich stärker werden, das war meine einzige Chance. Ich musste lernen, Wege finden, mich aus diesem Jutsu zu befreien und meine Ausbildung weiter verfolgen, meine Kräfte verdoppeln, einfach alles, was mich länger gegen ihn bestehen lassen würde. Entschlossen setzte ich mich auf mein Fensterbrett, ließ meine Füße heraus baumeln und lehnte mich erneut an den Rahmen. Selbstmitleid war mir keine Hilfe.
 

Erstaunt horchte ich auf, als ich plötzlich das Gefühl hatte, einen Schrei gehört zu haben. Ich ließ meinen Blick über die Umgebung schweifen, suchte nach einer Auffälligkeit aber ganz Konoha schlief, Schweigen legte sich über das Dorf und ich schüttelte leicht den Kopf. Das hatte ich mir sicher eingebildet…

Gerade als ich mich nochmal auf den Himmel konzentrierte, hörte ich es wieder und diesmal war ich mir sicher, dass dort jemand geschrien hatte, er tat es noch immer, doch ich konnte nichts verstehen, dafür war es zu weit weg…Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Rücken und meine Nackenhaare stellten sich auf, diese Schreie waren unheimlich, aufgebracht, die Person schien völlig außer sich. Aber sie rief nicht nach Hilfe, das konnte ich deutlich heraushören, es klang eher wütend, verzweifelt, erschöpft…

Noch immer suchte ich nach der Quelle dieser Laute, doch langsam verebbten sie wieder und die Stille senkte sich über die Häuser, als wäre nichts geschehen. Ich fröstelte leicht, zog meine Beine an und legte meine Arme um die Knie. Wer in unserem Dorf litt so sehr, dass er all seine Gefühle in solche Schreie legte? Wer war so verzweifelt und wütend?
 

Langsam senkten sich meine Lider und ich lehnte meinen Kopf an, die Müdigkeit schien sich doch endlich bemerkbar zu machen und obwohl ich an meinem offenen Fenster saß, obwohl es kühl wurde, ich kümmerte mich nicht darum, setzte mich etwas bequemer hin und wehrte mich nicht mehr gegen den Schlaf. Einen Moment später, sah ich wieder Augen vor mir aber diesmal keine Sharingan, wie ich erleichtert feststellte, sie waren schwarz, tief, verschlossen aber ihr Glitzern faszinierte mich und ich starrte vollkommen gebannt zurück. Solche Träume waren mir viel lieber, dachte ich noch träge…
 

Eine Hand auf meinem Arm, die mich leicht rüttelte, weckte mich und ich drehte mich murrend auf die andere Seite. Ein leises Lachen ertönte hinter mir und ich öffnete ein Auge einen Spalt breit, nur um es sofort wieder zu schließen und die Decke noch etwas höher zu ziehen, weil ich weiter schlafen wollte. Dann stutzte ich.

Die Decke?

War ich aus dem Fenster gefallen oder träumte ich immer noch? Prüfend öffnete ich nun beide Augen und sah mich um, so weit es von meinem Platz aus ging. Ich lag in meinem Bett, definitiv, aber wie war ich hierher gekommen? Nur langsam arbeitete mein Verstand an diesem Morgen und ich drehte mich auf die andere Seite um nach der Quelle dieses anhaltenden Lachens zu suchen. Mit einem Schlag war ich hellwach, direkt vor meiner Nase befand sich Kakashi, nur in einer Trainingshose und sein durchtrainierter Bauch war das einzige was ich aus meiner jetzigen Position sehen konnte. Also doch wieder auf die andere Seite.

Gerade wollte ich das eben Gedachte umsetzen, als mich sein Arm daran hinderte und ich somit feststellte, dass ich noch immer auf seinen Bauch starrte. Langsam riss ich mich von dem Anblick los, ließ meinen Blick nach oben wandern und entdeckte, dass Kakashi keine Maske trug und sein Gesicht, sowie seine leicht verwuschelten Haare, in Kombination mit seinem Waschbrettbauch mit einer Menge Hintergedanken zur Schau stellte.
 

Ich seufzte schwer, setzte mich auf, mit einem vorwurfsvollen Blick auf seinen Arm, der noch immer meinen umklammerte und fixierte dann seine amüsiert funkelnden Augen.

„Kakashi…“, setzte ich an und senkte die Lider in dem Versuch, meine Beherrschung wieder zu erhalten. Eine Hand ballte ich zur Faust und eine Ader auf meiner Stirn zuckte mit Sicherheit alarmierend, als ich meine Stimme erneut erhob und dabei all meine Konzentration darauf lenkte, nicht zu laut zu werden. „Drei Dinge. Erstens, ich hasse es, geweckt zu werden, wenn ich kaum Schlaf hatte und den Wecker selbst gestellt habe. Zweitens…“ Meine Hand zuckte jetzt auch. „…was fällt dir ein, mich in mein Bett zu tragen? Und drittens…zieh dir was an, verdammt, sonst stichst du noch wem ein Auge aus.“, zischte ich am Ende. Sein lautes Lachen schenkte mir die Erkenntnis, dass er mich offensichtlich nicht besonders ernst nahm. Zwar hatte er mich endlich losgelassen, doch stand er noch immer halb nackt vor mir und brachte nicht eine Rechtfertigung oder Entschuldigung vor.

„Ich wünsche dir auch einen wunderschönen, guten Morgen, Sakura. Ich wusste nicht, dass es dich so viel Beherrschung kostet, mir gegenüber zu treten, wenn ich kein Shirt anhabe aber ich kann natürlich Rücksicht darauf nehmen, ist gar kein Problem.“
 

Das brachte das Fass zum Überlaufen, einen Moment versuchte ich wirklich noch, mich zusammen zu reißen aber so früh am Morgen war ich dazu nicht besonders gut in der Lage und ich beschloss, einfach so zu handeln, wie es mir passte. Mit einem wütenden Schrei sprang ich auf und stürzte mich auf Kakashi, der offensichtlich doch ein kleines bisschen überrascht war und bedenklich schwankte, kurz davor das Gleichgewicht zu verlieren. Nach dieser Reaktion änderte ich meine Taktik und senkte meine Fäuste, die auf ihn eingeschlagen hatten, ich lehnte mich vor, machte große Augen und entschuldigte mich, als könnte ich kein Wässerchen trüben. Dabei achtete ich darauf, möglichst unschuldig auszusehen und den besten Effekt zu erzielen, nämlich seine Verwirrung nach einem anfänglichen Misstrauen. Scheinbar vollkommen unbewusst, lehnte ich mich an seinen Oberkörper und sah ihn noch immer von unten an, während ich ab und an seine Arme oder seinen Bauch wie zufällig mit meinem Shirt streifte. Leicht überrumpelt sah er auf mich herab, legte den Kopf schief und sah dabei aus wie ein kleiner Hund. Ich verkniff mir das Lachen und wandelte es in ein liebenswürdiges Lächeln um.

„Du hast mich also vom Fenster in mein Bett getragen?“ Er nickte leicht, schien sich mein Verhalten irgendwie nicht erklären zu können. „Das ist nett von dir, es wurde bestimmt doch noch recht kalt und ich hätte ja auch fallen können. Hab vielen Dank, Kakashi.“ Ich küsste ihn vollkommen freundschaftlich auf die Wange, drückte ihn kurz und schnappte mir dann ein paar Klamotten.
 

Als ich aus meinem Zimmer ging, stand er noch immer an derselben Stelle und wenn ich richtig lag, dann musste er stark um seine Beherrschung kämpfen. Ein Sieg auf ganzer Linie. In lautes Gelächter ausbrechend, bog ich um die Ecke, Richtung Bad und war wirklich sehr zufrieden mit mir. Das war wesentlich effektiver als blind auf jemanden einzuschlagen, der sowieso stärker als ich selbst war. Ich klopfte mir in Gedanken selbst auf die Schulter, als direkt vor mir Kakashi auftauchte, noch immer ohne Shirt wie ich stirnrunzelnd feststellte, und die Tür zum Bad öffnete.

Entrüstet blieb ich stehen. „Entschuldige mal Kakashi, was machst du da?“ Der Unterton war unverkennbar aber offensichtlich war hier jemand auf seine Rache aus. Als wüsste er überhaupt nicht, was ich damit sagen wollte, drehte er sich erstaunt zu mir um und setzte eine ebenso unschuldige Miene auf, wie ich es vor wenigen Sekunden getan hatte.

„Oh entschuldige, du wolltest auch ins Bad?“ Dumme Frage, warum sonst sollte ich mit Klamotten in der Hand vor eben dieser Tür stehen? „Naja, wir sind doch Freunde…“ Betonte er das Wort besonders stark oder bildete ich mir das ein? „…da können wir doch auch gleichzeitig gehen, das macht mir nichts aus.“

Und da war es, das breite Grinsen à la Kakashi, nur diesmal ohne Maske und so noch besser zu erkennen. Mistkerl.

„An sich ist das auch für mich kein Problem aber ich fürchte, gerade heute Morgen habe ich keine Lust auf deine Gesellschaft, während ich mich um meine Schönheitspflege kümmere und da das hier mein Haus ist, gehst du besser freiwillig nach unten und wartest, bis ich fertig bin.“ Der drohende Unterton in meiner Stimme war mir äußerst gut gelungen und Kakashi zuckte mit den Achseln.

„Wenn du meinst…“ Er seufzte noch einmal schwer. „Bedauerlich…“ Und da war das breite Grinsen zurück.

Er war bereits auf der Mitte der Treppe, als ich ihm hinterher brüllte: „Und hör auf, mich die ganze Zeit anzuflirten, das machen Freunde nicht!“

Sein Lachen hörte ich selbst mit geschlossener Badezimmertür noch…
 

***
 

Während Sakura sich Zeit nahm und eine gründliche Dusche begann, ging Kakashi noch immer sehr belustigt nach unten. Gerade als er im Flur am Fenster vorbeikam, bemerkte er etwas und blieb stehen. Er öffnete es und war mit wenigen Schritten hinter dem Haus angekommen. Erst schlenderte er bloß etwas an den verschiedenen Büschen vorbei, dann blieb er stehen, richtete seinen Blick auf ein paar Bäume in der Nähe und erhob seine Stimme.

„Es ist besser, wenn du sofort heraus kommst. Außerdem solltest du eigentlich fähig genug sein, dich vernünftig zu verstecken, das fällt bloß auf mich zurück.“ Ein paar Sekunden sah es aus, als würde Kakashi mit sich selbst sprechen, doch dann trat sein langjähriger Schüler, Sasuke, hinter einem Baum hervor. Mit kalten Augen schritt er bis zu Kakashi, dann blieb er stehen und erwiderte seinen Blick unbeteiligt. Dieser wartete noch einen Moment, fuhr sich dann durch die Haare und seufzte leise.
 

„Sasuke. Solltest du nachts nicht in deinem Bett liegen?“ Sasukes Augen verengten sich kaum merklich.

„Also haben Sie mich doch gesehen.“

„Für was hältst du mich, natürlich habe ich das. Und jetzt bist du immer noch hier. Was soll das werden, wenn es fertig ist?“

„Ich würde sagen, das geht Sie überhaupt nichts an.“, sagte er kühl. Der Jonin hob eine Augenbraue.

„Ach nein? Ist dem so?“ Sein Blick verfinsterte sich. „Es geht mich eine Menge an, Sasuke, das weißt du selbst genau. Warum stehst du mitten in der Nacht vor ihrem Haus und beobachtest sie? Was bezweckst du damit?“ Sasuke zeigte keine Regung.

„Das ist meine Sache, Sensei.“, verächtlich betonte er das letzte Wort. Doch sein Lehrer blieb ruhig.

„Hör gut zu. Du musst ihr Zeit geben, wenn es jemanden gibt, der keinerlei Schuld an ihrer Situation trägt, dann ist es Sakura. Du bedrängst sie zu sehr, du…“ Sasuke unterbrach ihn mit einem Zischen. „Was geht Sie das an, Sensei, was haben Sie damit zu tun? Sie sind ihr Lehrer, genau wie Sie meiner sind und ich bin ihr Teamkamerad, wenn ich sie beobachten will, dann mache ich es auch, ganz gleich, was Sie dazu zu sagen haben!“

Kakashi fuhr sich kurz über die Augen, seine Maske hatte er erneut aufgesetzt, bevor er nach draußen gegangen war, doch sein Sharingan war noch immer zu sehen, eine Tatsache die Sasuke innerlich äußerst alarmiert bemerkt hatte. Als er erneut das Wort ergriff, klang Kakashi sehr ruhig.

„Du hast sie mehr verletzt als irgendjemand von uns. Sie hat sehr gelitten und jetzt tut sie es auch. Du trägst diesmal nicht die Schuld aber das letzte Mal sollte dir noch gut in Erinnerung geblieben sein oder, Sasuke?“
 

Feindselig starrte dieser ihn an, doch ihm wurde nicht die Möglichkeit gelassen, etwas zu erwidern, denn sein Sensei sprach gleich weiter. Diesmal klang er weder ruhig, noch beherrscht, er zeigte deutlich, dass er wütend war und schob Sasuke an die Hauswand, der das nur mit sich machen ließ, weil er hören wollte, was Kakashi ihm noch vorzuwerfen hatte.

„Du wirst die Sache langsam angehen, deine Chance vernünftig nutzen und sie nicht wieder verletzen. Wenn du das erneut versuchst, dann erwarte keinerlei Rücksicht meinerseits, denn das wäre der größte Fehler, den du machen kannst.“ Diese offensichtliche Drohung brachte selbst den sonst sehr schweigsamen Sasuke dazu, mehr als ein paar Worte aneinanderzureihen. Mit beherrschter Stimme, mit eisigem Unterton, reagierte er auf Kakashis Worte.

„Was wissen Sie schon.“ Er packte den Arm des Jonin und riss ihn von seinem Shirt los, dann fixierte er dessen Sharingan. „Sie haben keine Ahnung, was überhaupt los ist, worum es eigentlich geht. Sie stellen sich hier hin und spielen ihren Beschützer aber als Itachi das letzte Mal hier war, haben Sie sie einfach mit ihm mitgehen lassen, Sie haben überhaupt kein Recht dazu, mir Vorwürfe zu machen, wo Sie selbst ihr Leid zugefügt haben. Ich stehe zumindest dazu aber anscheinend liegt das für Sie nicht im Bereich des Möglichen.“ Schockiert starrte Kakashi seinen Schüler an und ließ seine Hände sinken. Er wich seinem Blick aus, trat einen Schritt zurück und schloss das Sharinganauge.

„Wenn du ihr noch einmal so wehtust, werde ich dir das nie verzeihen und sie hoffentlich auch nicht.“ Mit diesen Worten trat er wieder in das Haus, schloss das Fenster und ließ Sasuke einfach dort zurück.
 

Es stand ihm nicht zu, so mit seinem Lehrer zu reden, er hätte schon lange vorher das Gespräch beenden müssen, doch gab es zwischen Sasuke und ihm schon so lange mehr als zwischen einem normalen Lehrer und seinem Schüler. Für wen seiner Schüler war er überhaupt so etwas wie ein ganz normaler Lehrer? Er hatte eine Beziehung zu Sakura, die kein Regelwerk des gesamten Feuerreiches gestatten würde, er behandelte auch Naruto eher wie einen Freund und Sasuke…er konnte nicht mehr bestreiten, dass er mit ihm in Konkurrenz stand, sogar eifersüchtig auf das war, was Sakura ihm jahrelang entgegengebracht hatte, selbst als er sie so einfach zurückgelassen hatte… Er wollte nie, dass ihre Beziehung zerbrach, war glücklich darüber, dass nach Sasukes Rückkehr alles besser wurde und nun…er hatte ihn behandelt wie ein Kind, dabei war er schon so lange keines mehr, er fragte sich, ob Sasuke seit dem Tod seiner Eltern überhaupt je noch wie eines gewesen war… Ob diese Beziehung noch zu retten war, vermochte er nicht zu sagen, doch eines war für ihn klar. Wenn einer von ihnen mit Sakura zusammen wäre, so würde der andere das sicher nicht einfach so hinnehmen…
 

***
 

Als ich aus dem Bad kam, konnte ich nirgends ein Zeichen von Kakashi entdecken, zuckte mit den Achseln und ging zurück in mein Zimmer, um das Bett zu machen. Kurz fiel mein Blick auf eines der Fenster und noch während ich mich wieder abwandte, bemerkte ich etwas aus den Augenwinkeln. Fragend stellte ich mich davor, öffnete es weit und bestätigte meinen Gedanken.

„Sasuke!“ Er ging gerade nahe meiner Haustür entlang und sah auf, als er seinen Namen hörte. Irgendwie schien er noch mehr in Gedanken versunken zu sein als sonst, doch als er mich sah, wirkte er wieder vollkommen klar.

„Hallo Sakura.“, sagte er kühl wie immer und blieb für einen Moment stehen. Ich ärgerte mich über mich selbst, weil ich ihn aus Gewohnheit einfach so angesprochen hatte und mich erst dann wieder zur Ordnung rief, denn Sasuke schien mir nicht großartig der Typ zum Reden zu sein und wenn man ihn ansprach, so sollte man sich vorher besser ein paar gute Dinge überlegt haben. Und genau das hatte ich nicht…

„Ähh…was machst du denn hier? Gehst du schon zum Training?“ Er runzelte leicht die Stirn und nickte dann kurz. Keine weitere Fragen seinerseits, das erstaunte mich kein bisschen. Spontan änderte ich meinen Plan für den heutigen Morgen. Eigentlich hatte ich mich noch etwas an Kakashi rächen und danach mit ihm zum Training gehen wollen. Immerhin hatte er mich so früh geweckt, dass wir noch ziemlich viel Zeit hatten, bis wir uns treffen wollten.

„Sasuke? Kann ich mitkommen?“

War er tatsächlich überrascht, dass ich ihn das fragte? Er zuckte mit der Schulter.

„Von mir aus…“ Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.

„Ich hole nur meine Tasche.“
 

Er lehnte sich an die Hauswand und betrachtete die Straße, während ich das Fenster schloss und die Treppe herunter lief. Seltsamerweise hatte ich das Gefühl, Kakashi wäre gerade durch das Fenster hereingekommen, also blieb ich kurz stehen und betrachtete, wie er es hinter sich schloss. Also doch.

„Kakashi.“ Er drehte sich fragend zu mir um. „Warum gehst du durch das Fenster in den Garten?“

„Mir war nach einer Abkürzung.“ Stirnrunzelnd sah ich ihn an.

„Na klar.“, sagte ich schließlich und zog meine Schuhe an. „Ich gehe mit Sasuke schon vor, ist das in Ordnung?“ Er wirkte erstaunt oder bildete ich mir das ein? Abwartend stand ich vor ihm und erhoffte mir endlich eine Antwort.

„Ja, klar. Aber er soll dich nicht aus den Augen lassen, wenn du verstehst was ich meine, du darfst nicht allein sein, auch nicht für ein paar Minuten.“

„Jaja….“ Ich zwinkerte ihm zu und verließ das Haus, die Tasche um meine Schulter gehängt. Sasuke lehnte noch immer an der Wand und sah auf, als er mich hörte.

„Danke, dass du gewartet hast.“ Er nickte wieder nur und ging los. Nicht das erste Mal fragte ich mich, ob er fähig war, mehrere Sätze aneinander zu hängen, ohne, dass jemand anderes dazwischen etwas sagte.
 

Gerade als ich beschloss, nichts mehr zu sagen und stumm neben ihm entlang zu gehen, hörte ich seine Stimme.

„Wie geht es dir?“ Vor Erstaunen blieb ich tatsächlich einen Moment stehen und er sah mir mit erhobener Augenbraue dabei zu, ehe ich eilig wieder neben ihm herlief.

„Gut.“, sagte ich schnell und überlegte, was man da noch heran hängen konnte. „Ich meine, es hat sich schließlich auch nichts Neues ergeben…Allerdings wäre es wirklich toll, wenn Tsunade endlich ein paar Informationen für mich hätte…“ Er nickte wieder zustimmend. „Ich war gestern noch kurz bei ihr, wegen einer Mission vor ein paar Wochen und dabei hat sie erwähnt, dass sie bisher ein paar kleine Details in Erfahrung bringen konnte, sie wird dich sicher in den nächsten Tagen informieren.“ Das war zwar bloß ein Satz, allerdings ein langer am Stück und ich lächelte.

„Gut, das hört sich schon viel besser an.“ Erneut gingen wir schweigend durch die Straßen, trafen auf ein paar Leute und grüßten sie kurz. Dann versuchte ich es doch wieder mit einem neuen Thema.

„Sasuke?“ Er sah mich von der Seite an. „Wie haben wir in unseren ersten Trainingsjahren zusammengearbeitet? Also, waren wir ein gutes Team? Oder hatten wir viele Probleme?“ Ich strafte mich selbst innerlich für solche Fragen aber manchmal redete ich einfach ohne darüber nachzudenken. Sasuke schien sich trotzdem Gedanken über eine Antwort zu machen und das war schon mehr, als ich erwartet hatte.

„Am Anfang waren wir überhaupt kein Team. Erst auf unserer ersten großen Mission hat sich das wirklich verändert, diese alberne Glöckchensache hat dafür nur den Grundstein gelegt.“ Ich senkte den Blick, damit er nicht bemerkte, wie traurig mich der Gedanke daran machte. Beides wusste ich noch, sicher, aber ich hatte nie auch nur das kleinste Bild von Sasuke vor Augen.
 

Er blieb stehen und ich erschrak, als ich plötzlich seine Hand unter meinem Kinn spürte, federleicht, es war kaum eine Berührung aber es reichte, um mich aufsehen zu lassen.

„Du musst dich doch nicht immerzu zwingen, dich an mich zu erinnern. Dieses Jutsu verbietet es dir, du hast dagegen nicht die geringste Chance, gib dir nicht die Schuld.“ Dann wendete er seinen Blick ab und ging weiter. Gedankenverloren legte ich eine Hand an mein Kinn und starrte ihm hinterher. So warm. So verständnisvoll, wie konnte er das alles immer hinter dieser Maske verstecken?
 

Kopfschüttelnd folgte ich ihm und wenige Augenblicke später waren wir auf dem Trainingsplatz angelangt. Etwas unschlüssig stellte ich mich neben ihn und sah fragend zu ihm.

„Möchtest du allein trainieren?“ Er schaute mich etwas irritiert an und mir fiel auf, dass er immer öfter ein paar kleine Emotionen zeigte oder, dass es leichter wurde, in seinem Blick zu lesen, auf jeden Fall wirkte er so viel menschlicher.

„Bist du nicht mitgekommen, um auch zu trainieren?“

„Doch sicher. Aber es kann ja sein, dass du für dich selbst schon einen Plan hast und…“

„Stell dich mir gegenüber auf, wir machen da weiter, wo wir gestern aufgehört haben.“

„Gut.“, sagte ich nach einem kurzen Moment der Verwunderung. Ich ging ein paar Schritte vor und brachte mich in Position. Auffordernd sah er mich an.

„Bereit?“ Ich nickte. „Dann fängst du diesmal an.“

„Einverstanden.“ Der Kampfgeist hatte mich gepackt und diesmal wollte ich nicht mehr so schlecht dastehen, immerhin hatte ich ihn nun bereits einmal bei seinen Techniken beobachtet und außerdem war ich erholter als den Tag zuvor.
 

Ich sollte trotzdem verlieren, was ja zu erwarten war. Er war einfach zu gut, zu schnell und er benutzte Techniken, die ich teilweise nur aus Büchern kannte. Zwar setzten wir keine Jutsus ein, Chakra war jedoch erlaubt, wie auch für meine Faustschläge und so zeigte sich bereits recht früh, dass ich kein wirklicher Gegner für ihn war. Mit ein wenig Genugtuung stellte ich jedoch fest, dass wir schon seit einer Weile kämpften und Atem tatsächlich schneller geworden war, auch wenn er das nicht zugeben und vor mir verbergen wollte. Unweigerlich breitete sich ein triumphierendes Grinsen auf meinem Gesicht aus, ich war unachtsam und er bestrafte mich sofort dafür. Er traf mich nur leicht mit der Faust in die Seite und doch hatte es den gewünschten Effekt, ich ging zu Boden und kniff die Augen zusammen. Zischend zog ich die Luft ein, sah hoch zu ihm und wollte gerade einen Kommentar zu dieser Aktion abgeben, als mir seine bandagierten Hände auffielen.

Er trug sie öfter, das war mir bereits aufgefallen aber das war auch nicht der Grund, weshalb sie meinen Blick fingen, vielmehr schimmerte es dunkelrot unter dem Verband und ich stand unter seinen aufmerksamen Augen langsam auf, den Blick weiterhin auf den weißen Stoff gerichtet.

„Was ist mit deinen Händen?“, fragte ich stirnrunzelnd und blieb vor ihm stehen.

„Nichts.“ Er prüfte, ob der Verband saß und sah mich auffordernd an. „Wollen wir eine Pause machen?“ Geistesabwesend schüttelte ich den Kopf, sah wieder auf diesen dunklen Schimmer.

„Ich brauche keine aber lass mich doch mal danach sehen.“ Abwehrend drehte er den Kopf.

„Es ist nichts, nur ein paar kleine Kratzer.“

„Bitte, Sasuke, ich heile das schnell.“ Ich sah jetzt auf, in seine dunklen Augen, die mich prüfend ansahen. „Lass mich nachsehen.“
 

Er rang sich dazu durch, mir ohne weitere Worte die Hände hinzuhalten. Ich ging darauf nicht weiter ein, suchte noch einmal seine Zustimmung und begann, den ersten Verband zu lösen. Je mehr ich ihn abwickelte, desto deutlicher wurde die Verletzung und desto tiefer der Rotton. Ich vermied es, ihn schockiert anzuschauen und zwang mich, nichts zu sagen. Mit Sicherheit würde er sich dann nicht behandeln lassen…

Das letzte Stück Stoff war von Blut vollkommen durchnässt und ich gab mir Mühe, es so schmerzlos wie möglich abzunehmen. Er zeigte keine Regung, doch das war mittlerweile nichts Neues mehr für mich, er war einfach ein Meister der Selbstbeherrschung. Zum ersten Mal sah ich diese Verletzung ganz aus der Nähe und zog zischend die Luft ein, als ich bemerkte wie tief sie war…Ich sagte kein Wort, stellte ihm nur eine kurze Frage.

„Sieht die andere Hand genauso aus?“ Er schaute mir tief in die Augen und dann nickte er, kaum merklich aber ich hatte es gesehen und bedeutete ihm, so zu bleiben, während ich zu meiner Tasche ging und neue Verbände und Desinfektionsmittel holte.

Als ich wieder zurückkehrte, bat ich ihn sich zu setzen und er tat es sogar, ohne Widerworte.

Zuerst entfernte ich teilweise getrocknetes Blut, dann säuberte ich die Verletzung und verscheuchte immer wieder die Frage, woher er diese Wunde haben könnte. Als ich damit fertig war, sah ich ihn noch einmal prüfend an.

„Ich setze jetzt etwas Chakra ein, um die Wunde zu heilen.“ Er erwiderte meinen Blick und ich beendete den Kontakt auch dann nicht, als ich meine Hand auf seine legte und Chakra hineinfließen ließ. Es dauerte ein paar Sekunden, dann überprüfte ich meine Arbeit und griff nach einem neuen Verband. Ich konnte seinen Blick auf mir spüren, kümmerte mich jedoch erstmal darum, den Stoff nicht zu fest um seine Hand zu wickeln und verschnürte ihn dann zu einem kleinen Knoten.

„Danke.“

„Gern geschehen.“ Und so machte ich mich an die andere Hand, die ebenso schlimm, wenn nicht schlimmer aussah.
 

Als auch sie geheilt war und ich gerade meine Sachen verstaute, saßen wir noch immer so gegenüber, Sasuke betastete seine Verbände und ich konzentrierte mich auf die Ordnung in meiner Tasche.

„Du sagst mir nicht, woher diese Verletzungen stammen, oder?“

„Du würdest es nicht glauben.“ Ich schüttelte unwillig den Kopf. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, du selbst hast das getan aber natürlich ist dem nicht so.“

„Selbst wenn.“ Ich sah auf.

„Selbst wenn?“ Er nickte. „Sasuke, das ist doch nichts, was man einfach so abtut…“

„Habe ich das?“ Ich biss mir auf die Lippe.

„Es geht mich ohnehin nichts an…“ Wieder senkte ich meinen Blick und legte noch einen Verband in die Tasche. Plötzlich spürte ich seine Hand, die mein Handgelenk umgriff. Ich hielt inne und mein Blick wanderte von eben dieser Stelle zu seinen Augen, fragend.

„Es geht dich etwas an. Ich würde es dir erzählen aber das geht nicht.“ Ich schnaubte uneinsichtig.

„Es geht nicht, ja? Und warum nicht?“ Seine Augen sahen mich an, bittend?

„Es geht nicht.“, sagte er noch einmal. Resigniert senkte ich wieder die Lider.

„Wenn du das sagst.“

„Ich mache das nicht freiwillig.“

„Sasuke, wer macht hier schon irgendetwas freiwillig? Ich doch auch nicht und trotzdem…“

„Manche Dinge muss man für sich behalten.“

„Woher weißt du, was dazu gehört?“ Er zögerte eine Sekunde. „Manches weiß man einfach.“ Er sah zur Seite. Und ich seufzte schwer. Immerhin konnte man das hier in Gespräch nennen, wenn es sich auch im Kreis drehte. Nur kamen wir so doch kein Stück weiter.
 

„Ich wünschte, ich hätte meine Erinnerung zurück…“ Er sah mich wieder an und diesmal erkannte ich deutlich Wehmut darin.

„Wenn du wüsstest, wie sehr ich mir das wünsche.“ Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.

„So langsam glaube ich tatsächlich, dass ich dich geliebt habe.“ Erschrocken weiteten sich meine Augen. Das hatte ich nicht laut sagen wollen…

Am schönsten jedoch war seine Reaktion. Er lächelte, kaum sichtbar, aber er sah so anders aus, wenn er das tat. „Das würde ich auch gern glauben.“
 

Ich freue mich wie immer sehr über eure Meinung^^ <3

"Das normale Leben"

Meine lieben Leser, ich hoffe, es sind noch ein paar von euch da, ich kann jetzt nämlich stolz verkünden, dass das Tief abgewendet sein sollte. ^^ 2 Wochen habe ich euch warten lassen, das war die längste Wartezeit bisher, ich entschudlige mich, das war nicht geplant aber ich musste selber nochmal die Hälfte meiner ff lesen und irgendwie wieder reinkommen und das hat gedauert....naja, jetzt habe ich allein für dieses Kapitel eine Sammlung erstellt, die schon 10 Wordseiten gefüllt hat und dann kamen mir immer mehr Ideen, tja, daraus entstand mein Leitfaden, aus dem ich jetzt die letzte Phase dieser ff zusammenbasteln werde und ich denke, ich kann guten Gewissens sagen, dass ich euch nicht enttäuschen werde XDDD Es macht wieder richtig Spaß, an der ff weiter zu schreiben und ich bin sicher, dass ihr nicht mehr so lange warten müsst, wie jetzt. So. Und jetzt halte ich euch gar nicht länger auf, dieses Kapitel besteht leider aus mehreren Füllelementen aber ich musste das einbauen, damit nachher alles logisch wird. Viel Spaß und ich freue mich wie immer sehr über eure Reviews, die ich beizeiten wohl auch endlich mal wieder beantworten sollte, ich strenge mich an ;-) <3
 


 

63 „Das normale Leben“
 

Lange saßen wir so da, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken, ich verinnerlichte erst langsam, was er da gesagt hatte, vor allem aber was ich gesagt hatte…Wie schon so oft, hatte ich gesprochen, ohne vorher nachzudenken…Er hatte ganz anders darauf reagiert, als erwartet, viel schöner, als ich es mir je hätte wünschen können und doch…hatte ich denn auch die Wahrheit gesagt? Ich hatte mich schließlich kaum damit auseinander gesetzt, da hatte ich meinen Gedanken bereits ausgesprochen und ich war mir nicht sicher, ob ich dasselbe gesagt hätte, wenn ich mehr Zeit für dieses Geständnis gehabt hätte…doch wahrscheinlich schon…aber ich konnte es nun mal nicht mit voller Wahrscheinlichkeit sagen und das mag der Grund dafür gewesen sein, dass Sasuke etwas an mir auffiel und er somit die Stirn runzelte und mich prüfend ansah.

„Was denkst du?“ Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und schüttelte den Kopf, als ich wieder in die Realität zurück fand. „Nichts. Es ist nur so anhaltend, diese Gedanke, dass ich meine Erinnerung wohl nicht so bald wieder bekommen werde…“

Er reagierte einen Moment gar nicht, sah mich unverwandt an, dann nickte er abwesend und sah auf den Boden.

„Ich würde sie dir gern zurückgeben…“

„Wie viele Jahre müsstest du dann wiederholen?“, fragte ich mit einem wehmütigen Lächeln.

„Viele…“

„Er hat sich eine Menge Mühe gemacht für Dinge, die ich nicht verstehe, die ich vielleicht auch nie verstehen werde…“, sagte ich leise, mehr zu mir selbst. Als er aufsah, war sein Blick wieder kälter. „Wie sollte jemand wie du auch verstehen, was in dem Kopf von jemandem wie ihm vorgeht?“ Ich konnte nichts erwidern…wusste ich doch zu wenig über Sasuke, seine Vergangenheit, seine Familie und seine Beziehung zu seinem Bruder…
 

„Ich mache dir einen Vorschlag…“, sagte er auf einmal mit fester Stimme und setzte sich auf.

„Und der wäre?“ Ich war wirklich überrascht. Was sollte das werden?

„Wir spielen ein Spiel.“ Ich muss wirklich überfordert ausgesehen haben, denn er lächelte kaum sichtbar und ließ sich dazu herab, seine Idee weiter auszuführen. „Es ist ganz einfach und in Prinzip gibt es nur zwei Regeln.“ Jetzt war meine Neugier geweckt.

„Zwei Regeln? Ich bin ganz Ohr.“ Er ließ es sich nicht anmerken aber ich war mir sicher, dass er sich gerade diebisch über mein Interesse freute.

„Das Spiel besteht aus jeweils einer Frage und der Antwort dazu, dann ist der andere dran.“ Ich nickte. „Regel Nummer eins lautet: Immer die Wahrheit.“ Das brachte mich zum Lachen.

„Na das erklärt, weshalb es nur zwei Regeln gibt, wenn allein schon diese so klar die Grenzen festsetzt.“ Er wartete noch einen Moment, dann ergriff er erneut das Wort.

„Die zweite Regel sagt, dass derjenige gewinnt, der eine Frage wahrheitsgemäß beantwortet, nachdem der andere die letzte nicht beantwortet hat.“ Jetzt verstand ich das System.

„Das heißt, man darf auch eine Antwort verweigern?“

„Ja, allerdings bedeutet das, dass der andere dann kurz davor ist, zu gewinnen, es sei denn, er beantwortet seine Frage ebenfalls nicht. Dann haben beide wieder dieselbe Chance.“ Darüber dachte ich einen Moment nach.

Dieser Vorschlag kam mir eigentlich gerade recht, einen besseren Zeitpunkt, Sasuke jede Frage, die ich an ihn hatte zu stellen, gab es gar nicht…was mich zögern ließ war, dass das natürlich auf Gegenseitigkeit beruhte, zwar musste er alles ehrlich beantworten, doch für mich galt dasselbe…und wenn er nun fragen würde, was Itachi getan hatte? Was er gesagt, was er alles geplant hatte? Ich wusste nicht, ob ich dann wirklich antworten konnte und verlieren wollte ich auf keinen Fall…

„Kneifst du?“ Das gab den Ausschlag, egal wie dumm meine Entscheidung möglicherweise war, mein Stolz ließ sich leicht herausfordern.

„Natürlich nicht, ich brenne darauf, dir alle Fragen zu stellen, die mir bisher in den Sinn gekommen sind.“ Seine Augen blitzten auf.

„Das kann ich nur erwidern…“ Erst jetzt fiel mir ein, dass es da noch ein paar andere gefährliche Dinge gab, die er nicht wissen sollte, wie zum Beispiel, was zwischen Kakashi und mir war. Aber für diese Erkenntnis war es nun zu spät…

Noch einen Moment sahen wir uns an, erwartungsvoll und gespannt durch diese neue Herausforderung, die sich uns nun bot. Wer würde eher aufgeben? Wer würde zuerst eine Antwort verweigern? Und wie lange würde es dauern?
 

Da richtete Sasuke sich auf und hielt mir ein weiteres Mal seine Hand hin. Verwirrt sah ich nach oben in sein Gesicht.

„Kakashi und Naruto sind gleich hier.“ Sofort ergriff ich seine Hand und ließ mich von ihm hochziehen, ich war erstaunt, wie leicht es ihm fiel, er verwendete beinah etwas zu viel Kraft, sodass ich mit mehr Schwung als beabsichtigt auf die Beine kam. Dennoch waren seine Bewegungen so elegant und grazil, dass es gar nicht auffiel, dass ich leicht taumelte und neben ihm zu stehen kam. Im nächsten Moment, gerade nachdem unsere Hände sich voneinander gelöst hatten, kam Kakashi hinter ein paar Bäumen hervor. Er ließ sofort seinen Blick schweifen und als er uns sah, schien eine Last von seinen Schultern zu fallen, die ich ihm vorher gar nicht angesehen hatte. Machte er sich noch immer solche Sorgen?

„Gut zu wissen, dass ihr momentan so motiviert seid, wir haben noch immer viel an Sakuras Kondition zu verbessern und…“ Er verstummte, als er meinen bösen Blick bemerkte. Dann runzelte er die Stirn. „Sakura, seit wann schaust du mich nur immer so verdammt böse an? Das hast du früher nicht getan…“

„Liegt vielleicht daran, dass ich früher wesentlich fairer behandelt wurde…“ Jetzt zogen sich seine Augenbrauen langsam zusammen. „Willst du damit sagen, dass ich dich nicht fair behandle?“ Ich fragte mich, ob ich es mir einbildete, dass Sasuke unserem „Gespräch“ interessiert und aufmerksam folgte, doch momentan war es vorerst wichtiger, Kakashi mal wieder die Meinung zu sagen.

„Hör mal…ich meine, Sensei Kakashi!“ Ich hatte ihn beinah geduzt! „Ich habe nicht gesagt, dass speziell SIE mich so behandeln, das haben Sie selbst daraus geschlossen…“ Schnippisch wandte ich mich ab und wartete auf seine Antwort.

„Vier Runden um den Platz.“, sagte er plötzlich ganz ruhig. Mir klappte der Mund auf und ich zog scharf die Luft ein.

„Was?!“ Seine Augen funkelten besorgniserregend über dem Kinntuch und ich schluckte hart. „Ich soll vier Runden…?“

„Wenn du es nochmal wiederholst, wirst du auch nicht schneller damit fertig, wir sehen dich dann beim Training.“

Er drehte sich um und schritt zu unserer üblichen Trainingsecke, da der Platz ohnehin viel zu groß für so wenige Personen war. Mit einem Wink an Sasuke entfernte er sich langsam und dieser warf mir noch einen kurzen Blick zu, in dem ich garantiert so etwas wie ein amüsiertes Glitzern gesehen hatte, ehe er ihm folgte… Was erlaubten die sich?!
 

Ich lief gerade meine dritte Runde, als sich ein blonder Haarschopf zu den beiden unter einem Baum gesellte. Naruto war also auch endlich da…

Während ich an ihnen vorbei lief, schenkte ich keinem einen Blick, konzentriert auf meine Atmung und die letzte Runde, ließ ich sie hinter mir. Erst als ich außerhalb ihrer Hörweite war, setzten sie ihr Gespräch fort und ich ballte die Fäuste. Das würde Kakashi nachher mit Sicherheit bereuen…

Als ich also auch die letzte Runde abgeschlossen hatte, stellte ich mich absichtlich etwas weiter von den anderen auf, atmete ruhiger und machte ein paar Dehnübungen. Zwischendurch warf ich einen beiläufigen Seitenblick auf die drei, die noch immer unter dem Baum warteten. Sasuke und Naruto schienen in eine Unterhaltung vertieft, sie diskutierten augenscheinlich irgendetwas, das Naruto vollkommen in seinen Bann zog und Sasuke nur hin und wieder zu einem herablassenden Kopfschütteln motivierte…

Ich streckte meine Arme und sah zu Kakashi, dabei bemerkte ich seinen ruhenden Blick auf mir. Er lehnte wie immer an einem Baumstamm und hatte sein Buch direkt vor sich, doch er schenkte ihm nicht die geringste Aufmerksamkeit. Stattdessen beobachtete er über den Buchrücken genau, was ich tat und wandte sich auch dann nicht ab, als er längst erkannt haben musste, dass mir seine Musterung aufgefallen war. Ich runzelte die Stirn und drehte mich um, sodass unsere Blicke sich nicht mehr treffen konnten. Konnte er sich nicht auf sein blödes Buch konzentrieren, anstatt mich anzustarren, während ich mich bloß etwas dehnte? Gerade als ich in die Hocke ging und meine Beine weit von mir streckte, um die Oberschenkelmuskulatur zu lockern, hörte ich Naruto meinen Namen rufen. Ich ließ mir Zeit, die Übung zu beenden, stand dann langsam auf und drehte mich um.
 

Alle drei sahen zu mir und Naruto wedelte mit der Hand herum. „Sakura-chan!“ Ich seufzte und ging gemächlich zu dem Baum zurück. Bevor ich überhaupt angekommen war, setzte Naruto schon wieder zum Sprechen an. „Hör mal, wir haben gerade darüber gesprochen, dass…“ Sasuke schlug ihm mit der Hand auf den Hinterkopf. Empört drehte Naruto sich zu ihm um und legte eine Hand auf die Stelle. „Sag mal, was sollte das denn bitteschön?!“ Sasuke schaute ihn nicht einmal mehr an, sondern betrachtete gelangweilt die Umgebung und schon begann der nächste Streit, der großteils von Naruto bestritten wurde, da Sasuke eigentlich nichts weiter als verächtliche Blicke beisteuerte, die Naruto dafür noch mehr reizten. Ich schüttelte sachte den Kopf und schaute auf den Boden.

„Deine Kondition ist doch besser, als ich gedacht hatte…“ Erstaunt sah ich wieder hoch und stellte fest, dass Kakashi die beiden anderen einfach ignorierte und mich wieder musterte. Schnell warf ich einen Blick zur Seite und ging sicher, dass Naruto und Sasuke viel zu beschäftigt waren, um zuzuhören, dann beugte ich mich etwas vor und ging auf seine Worte ein.

„Ich sage dir, du wirst es bereuen, dass du mich vier Runden hast laufen lassen, nur weil du meinst, du müsstest deine Autorität präsentieren.“ Er hob eine Augenbraue und der Ansatz eines amüsierten Lächelns zeigte sich um seinen Mund.

„Meine Autorität präsentieren?“

„Hör bloß auf damit, dafür räche ich mich, darauf kannst du wetten!“, zischte ich zurück. Diesmal musste er wirklich lachen.

„Darauf freue ich mich schon.“ Entnervt pustete ich mir ein paar Haarsträhnen aus der Stirn und drehte mich weg von ihm, ehe ich noch einen Wutausbruch an diesem relativ gut erhaltenen Trainingsplatz auslassen würde…

Naruto hatte sich mittlerweile wieder so sehr aufgeregt, dass er die Hände hinter dem Kopf verschränkte, die Augen zusammenkniff und sich schmollend an den nächsten Baum lehnte. Bei so vielen übertriebenen Reaktionen musste ich mir ein Lachen verkneifen, obwohl ich eben auch erst so nah an einem wesentlich größeren Tobsuchtsanfall gewesen war. Während ich also versuchte, nicht los zu prusten, fing Sasuke meinen Blick ein und er schien sich prächtig zu amüsieren, er wusste genau, dass ich mich kaum beherrschen konnte und zeigte ein weiteres Mal den Ansatz eines winzigen Lächelns. Sofort verstummte mein leichtes Kichern und ich machte große Augen. Hatte nur ich das Gefühl oder hatte er in den letzten Tagen tatsächlich eine halbe Drehung gemacht und gelernt, wie man die Mundwinkel nach oben zog?
 

Kakashis Stimme holte mich aus meinen Überlegungen und ich zwang mich, nicht mehr auf dieses faszinierende kleine Zittern um seine Lippen zu achten, sondern auf irgendetwas wesentlich langweiligeres. Ein Baumstamm machte sich da ganz gut.

„Wir sind schon eine halbe Stunde hier und haben dank eurer Zankereien eine Menge wichtiger Trainingszeit verloren.“ Kakashi schien einen Augenblick länger als nötig bei mir zu verharren und ich starrte finster zurück. „Also machen wir jetzt folgendes. Offensichtlich hat es gut funktioniert mit euch beiden, Sakura, Sasuke.“ Er nickte uns beiden zu und mein Blick rutschte in die Fassungslosigkeit. Wie konnte er so reden, wo doch so vieles zwischen mir und ihm stand und er gerade noch verkündet hatte, dass er es Sasuke nicht leicht machen würde? Ich verstand ihn nicht, ganz eindeutig. „Ich werde mir heute ansehen, was ihr in den letzten zwei Trainingseinheiten erreicht habt und dazu kämpfen wir ‚Zwei-gegen-Zwei‘.“ Ich ahnte Böses…

„Sasuke und Sakura gegen Naruto und mich.“ Gerade als ich mir schon selbst gratulierte, schaltete Naruto sich ein.

„Sensei! Sasuke hat schon die ganze Zeit mit Sakura trainiert, ich will auch mit ihr kämpfen, also wäre es nur gerecht, wenn sie in meinem Team ist.“ Ich grinste ihn an. Keine schlechte Idee… Kakashi seufzte. Wahrscheinlich hatte er mal wieder das Gefühl, einen Kindergarten zu trainieren.

„Gut, wenn du es so unbedingt willst. Aber dann solltest du mich auch davon überzeugen, dass es die richtige Entscheidung war.“ Er funkelte Naruto an und dieser lachte laut los.

„Na klar, echt jetzt! Mit Sakura haben wir schon so gut wie gewonnen.“ Also kämpften Naruto und ich zusammen und ich war ausgesprochen erleichtert, hatte ich bei ihm nicht immer das Gefühl, so furchtbar langsam zu sein, im Gegensatz zu Kakashi und Sasuke…
 

Innerhalb dieser Stunden, die wir gegeneinander antraten, fielen mir zwei Dinge besonders auf.

Erstens, Naruto war auch sehr schnell und ich war offensichtlich die langsamste in unserem Team.

Zweitens, Kakashi und Sasuke waren so reserviert und wortkarg einander gegenüber, dass ich den Großteil der Zeit damit verbrachte, den Grund dafür herauszufinden. Ärgerlicherweise kam ich zu keinem Ergebnis. Sie schwiegen sich an, verpassten mehrere gute Möglichkeiten, weil sie sich nicht absprachen oder auf den anderen eingingen und kämpften mehr allein, als gemeinsam. Ihre Blicke jedoch, sprachen für sich, sie sahen sich nicht oft an aber wenn, dann hatte ich das Gefühl, sie schickten sich gegenseitig ganze Eisberge, die rasend schnell aufeinander zu schossen, nur um im letzten Moment vor der Kollision bewahrt zu werden, weil sie gleichzeitig ihre Blicke abwandten. Dieses Verhalten war mir ein einziges Rätsel…

So verpasste ich mehrere Momente, in denen ich sie hätte angreifen können, weil ich zu sehr auf das Beobachten ihres Verhaltens fixiert war und Naruto schien mir das Ganze nachzusehen, weil er dachte, ich wäre noch etwas geschwächt. Wenn es nur so wäre…

Wir beendeten das Training mit ein paar Einzelübungen, die jeder von uns für sich machte und verließen den Trainingsplatz ebenso schweigsam, als wir uns trennten winkten wir bloß und selbst das kam sehr halbherzig von Sasuke und Kakashi. Als eben dieser mit mir den Weg entlang ging, sagte er immer noch kein Wort und ich hing meinen eigenen Gedanken nach.
 

Hatte ich etwas verpasst? Wann hatte Kakashi denn mit Sasuke sprechen können, seit wir uns gestern gesehen hatten? Er war doch die ganze Zeit bei mir gewesen…

Da fiel mir wieder ein, dass Kakashi heute Morgen durch das Fenster in den Flur zurückgekehrt und Sasuke vor meinem Haus entlang gelaufen war. Jetzt wo ich genauer darüber nachdachte, fiel mir auch auf, was mich so stutzig gemacht hatte. Er war nicht von der Straße, sondern vom Garten aus an meiner Haustür entlang gelaufen. War es möglich, dass die beiden sich in meinem Garten unterhalten hatten? Ich runzelte die Stirn. Eine andere Möglichkeit gab es wohl kaum, es sei denn, sie hatten sich in der Nacht getroffen aber das bezweifelte ich, immerhin war ich auch sehr lange aufgeblieben und Kakashi hatte tief und fest geschlafen.

„Sagtest du nicht, du wolltest dich an mir rächen?“ Ich sah auf und stellte fest, dass Kakashi mich erwartungsvoll ansah. Meine Stirn legte sich in noch mehr Falten.

„Hast du heute Morgen mit Sasuke gesprochen?“ Ich suchte nach einem winzigen Moment, der seine Überraschung preisgeben würde aber er schaute mich genauso an wie zuvor.

„Ja.“, sagte er schlicht und meine Augen weiteten sich noch etwas mehr.

„Warum steht ihr im Garten und sprecht über irgendetwas, das ich offensichtlich nicht hören soll?“ Wenn er schon so ehrlich war, konnte ich auch versuchen, noch mehr aus ihm heraus zu bekommen.

„Warum denkst du, sollst du davon nichts hören?“, fragte er ganz ruhig. Meine Überraschung legte sich wieder und ich kniff die Augen leicht zusammen.

„Na ansonsten hättet ihr doch wie jeder andere auch im Haus darüber sprechen können. Aber dort war ich und deshalb habt ihr euch lieber draußen unterhalten.“ Die ganze Zeit hatte er stur nach vorn gesehen, als wäre dieses Gespräch nicht weiter wichtig. Jetzt sah er mich direkt von der Seite an, während wir langsam an den nächsten Häusern vorbei gingen.

„Hör mal Sakura, warum fragst du Sasuke nicht selbst, was er dort wollte? Ich habe damit eigentlich gar nichts zu tun.“ Sein abwehrender Tonfall beschwichtigte meine Neugier.

„Das mache ich.“ Er nickte und dann schwiegen wir wieder. Diesmal war es eine unangenehme Stille, das war bei uns bisher kaum vorgekommen…
 

Zurück im Haus ging ich ins Bad und zog meine Trainingskleidung vor dem Spiegel aus. Ich hatte gerade damit angefangen und mein Oberteil über den Kopf gezogen, als etwas an meinem Hals meinen Blick fing. Kritisch näherte ich mich meinem Spiegelbild und sah mir die Stelle genauer an. Heiß und kalt erinnerte ich mich an die Nacht vor drei Tagen, sie kam mir viel weiter weg vor, doch es war tatsächlich erst wenige Tage her, seit Kakashi und ich noch mehr gewesen waren, als Freunde…

Meinen Hals zierte zur Abwechslung mal kein Biss, kein Abdruck von menschlichen Zähnen und doch war mir das Bild, das sich dort bot noch seltsam vertraut. Ein roter Fleck, der schon leicht bläulich schimmerte, der erinnerte, an eine Nacht, die sich in mein Gedächtnis gebrannt hatte. Nachdenklich strich ich darüber, rief mir unfreiwillig in Erinnerung wie Kakashi seine Lippen auf eben diese Stelle gelegt und dafür gesorgt hatte, dass ich auch ja nicht vergaß, was sich dort abgespielt hatte… Das letzte Zeichen, das mir all die Dinge vor Augen führte, die im letzten Monat geschehen waren, war verschwunden, dieses hier war neu, das alte längst fort, es sah aus, als wäre niemals etwas passiert, als hätte ich mir alles eingebildet, alles nur ein schlechter Traum…

Itachi war nicht mehr allgegenwärtig, obgleich ich erst wenige Tage zurück war, aus diesem Albtraum, obgleich ich erst seit einer lächerlichen Anzahl von Stunden nicht mehr dort war, erschien mir alles so weit weg, verdammt weit weg, als wäre es viele, viele Jahre her. Es fiel mir immer schwerer, die drohende Gefahr nicht zu übersehen, die Wachsamkeit nicht abzulegen. Die trügerische Sicherheit um mich herum, das friedliche Dorfleben, all das machte mich unvorsichtig, dabei würde er wiederkommen, ich war mir so sicher…und nun war dort nur noch Kakashis Zeichen, es prangte mitten auf meinem Hals, als wollte es sich mit Absicht in den Vordergrund drängen.

Ich biss mir auf die Lippe, als ich es erneut mit den Fingerspitzen berührte. Bisher hatte ich es nicht gesehen, hatte hochgeschlossene Oberteile getragen, mich in meinem Zimmer umgezogen oder nicht in den Spiegel gesehen, als ich die Kleider wechselte. Ich sah nicht mehr besonders oft hinein, seit ich wieder hier war, es gefiel mir nicht, mich anzuschauen und noch immer keine Veränderung festzustellen, obwohl ich innerlich doch nie wieder so einfach Sakura sein konnte, es gefiel mir nicht, das einzig Auffällige zu betrachten, meine Augen, die nicht mehr so wach wirkten wie sonst, die einen matten Schimmer aufwiesen, wenn ich genauer hinsah… manchmal dachte ich dann, diese ganze Kulisse um ich herum war doch nur ein schöner Traum und das wahre Leben fand noch immer im Hauptquartier der Akatsuki statt, als wäre ich nie von dort entkommen.

Ich schüttelte den Kopf und biss mir versehentlich zu fest auf die Lippe, sie blutete leicht und ich beugte mich vor, stellte das Wasser auf eiskalt und spülte die roten Tropfen weg, ließ sie verschwinden und sah nur noch die klare, funkelnde Flüssigkeit vor mir.
 

Mit einem Handtuch auf den Lippen ging ich in mein Zimmer und schmiss es dann abwesend auf mein Bett. Ich fing an herum zu räumen, verschob Möbel, stellte Dinge um und verfiel allzu bald schon wieder in meine Suche nach meinem Ring. Ich wusste, dass ich ihn hier irgendwo abgelegt hatte, doch er war verschwunden, ich konnte ihn einfach nicht mehr wieder finden und seufzte ein weiteres Mal leise, als ich erneut aufgab und mich reglos auf einen Stuhl fallen ließ. Verschwunden…

Nach ein paar Minuten stand ich auf und warf meine Trainingskleidung in die Waschmaschine. Während ich alles sortierte, fielen mir meine Handschuhe in die Hände. Ich stoppte in der Bewegung und betrachtete sie, die dunklen Flecken darauf waren noch immer zu erkennen, sie verblassten langsam, doch ihre Konturen würden niemals ganz verschwinden…es war mein eigenes Blut, das darauf zu sehen war, seit Itachi meine Hüfte verletzt und ich die Hände mit letzter Kraft darauf gepresst hatte… Nur einen Moment gestatte ich mir, daran zu denken, dann schlug ich die Tür der Waschmaschine zu und drückte auf den Startknopf. Alberne Erinnerungen an die Vergangenheit konnte ich nicht brauchen…

Die Handschuhe landeten neben dem Handtuch auf meinem Bett und gerade, als ich nach unten gehen wollte, bemerkte ich Kakashi im Türrahmen.
 

Er schien in sehr ernster Stimmung zu sein und gleichzeitig tief in seinen Gedanken versunken, sein Blick schien mich nur halb zu erfassen und lag eigentlich in weiter Ferne.

„Was gibt’s?“, fragte ich ihn mit einem Schulterzucken. Sofort war er zurück im Hier und Jetzt und trat zu mir ins Zimmer. Mit einem stummen Wink bat er mich, mich auf das Bett neben ihn zu setzen und ich wartete darauf, dass er wieder etwas sagen würde. „Erinnerst du dich an den Tag, direkt nachdem wir Sasuke zurück nach Konoha gebracht haben, als er entführt worden ist?“ Ich schüttelte den Kopf. „Stimmt, alles was mit ihm zusammenhängt ist dir nicht mehr bewusst aber diesen Tag hast du sicher noch genau in Erinnerung…“ Aufmerksam sah ich ihn an und fragte mich, worauf er hinauswollte. Er blickte kurz zu meinem Fenster, dann ruhte sein Auge wieder auf mir. „An diesem Tag habe ich dir gesagt, dass ich das Team wechseln will.“ Meine Augen weiteten sich und ich riss den Mund auf, um sofort zu protestieren. Wieso wollte er diesen Entschluss jetzt doch durchsetzen?

„Aber…“ Er legte einen Finger auf meinen Mund und brachte mich zum Schweigen.

„Ich will das Team nicht mehr wechseln.“ Das beruhigte mich, allerdings war mir jetzt wieder nicht klar, was er sagen wollte. Verständnislos erwiderte ich seinen Blick. „Jetzt hat es doch funktioniert…ich hätte nicht gedacht, dass wir beide jemals wieder zusammen arbeiten können, wie ein völlig normales Team, doch wir können es, ich bin beeindruckt von mir selbst…damals sagte ich dir, ich muss meinen Posten abgeben, ich kann nicht mehr an deiner Seite sein, ohne dauernd von dir abgelenkt zu sein, ohne meinen Fehler zu bereuen aber war es auch ein Fehler? War es wirklich ein Fehler?“ Er sah zur Decke und schien mit den Gedanken weit weg zu sein. Ich war ehrlich überrascht. Was sollte das hier werden?
 

Dann schaute er mich erneut an und lächelte.

„Ich will mit dir über Itachi reden.“ Ein kurzer Stich in meinem Kopf, dann war es wieder vorbei.

„Sag noch einmal seinen Namen…“, bat ich ihn und er erfüllte meine Bitte, etwas verwundert, mit prüfenden Augen, die jede meiner Bewegungen bemerkten.

„Itachi Uchiha.“ Nichts mehr. Nicht das geringste Anzeichen einer Reaktion. Ich sah nachdenklich auf den Boden. „Sakura.“ Ich schaute nicht auf. „Es tut nicht mehr weh, oder? Du kannst seinen Namen hören, ohne dass du dabei Schmerzen hast.“ Gedankenverloren nickte ich leicht. Er schien nicht überrascht zu sein. „Als er dich das erste Mal entführt hat, was hat er da getan, wie seid ihr euch begegnet und was hat er dir gesagt?“ So viele Fragen…

Ich zwang mich, nicht mehr auf den Boden zu starren, sondern auf meine Hände in meinem Schoß.

„Warum willst du das alles wissen? Was nützt es dir? Glaubst du, es hilft, wenn du dasselbe zu hören bekommst wie ich? Wenn du erfährst, was er getan hat oder tun wollte, wenn du erfährst, was er plante? Denkst du, du kannst ihn dann verstehen?“ Sein Blick wurde weicher.

„Ich will dir nicht weh tun, ich will dich nicht zwingen, über all das zu sprechen aber ich brauche diese Informationen. Sonst können wir nicht erkennen, was er will!“ Seine Stimme wurde energischer. Mein Kopf ruckte ganz plötzlich hoch, ich sah direkt in sein dunkles Auge. „Also doch.“ Meine Stimme klang viel ruhiger, als ich war.

„Du willst doch versuchen, ihn zu verstehen.“, stellte ich nüchtern fest. Er schloss das Auge und griff sich an die Stirn, fuhr sich durch sein Haar, das ihm ins Gesicht fiel.

„Warum hast du mir nicht gesagt, dass er dich entführt hatte? Warum hast du es mit keinem Wort erwähnt, als ich dich fand?“ Dieses Gespräch gefiel mir immer weniger…

„Ich weiß schon, ich habe dir wenige Möglichkeiten dazu gelassen und außerdem mit meinen Aufdringlichkeiten nicht gerade dafür gesorgt, dass du Gelegenheit hattest, darüber zu sprechen aber trotzdem…“

„Ach Kakashi, jetzt hör doch mal auf damit!“, zischte ich zu meiner eigenen Überraschung. Er war nicht überrascht aber er schwieg. „Immer diese Entschuldigungen, immerzu nimmst du alle Schuld auf dich, immer dasselbe, kannst du nicht einmal jemand anderen beschuldigen, kannst du nicht einmal menschlich sein?“

Jetzt war er überrascht…und verletzt.
 

Ich atmete tief durch.

„Ich weiß nicht, ob du verstehst wie ich das meine. Auf der einen Seite bist du derjenige, der mir am menschlichsten erscheint, auf der anderen bist du dazu einfach zu perfekt, du bist zu gut, du willst alles Unrecht immer selbst verschuldet haben, egal ob du nicht einmal dabei warst, du findest immer eine Möglichkeit, dich für die Dinge verantwortlich zu machen…“ Er unterbrach mich.

„Ich bin nicht perfekt, nicht im geringsten…und gut bin ich auch nicht.“, sagte er leise. Ich zwang mich zur Ruhe.

„Ich habe dir nichts davon erzählt, weil ich niemandem davon erzählt habe, du erinnerst dich? Niemandem habe ich etwas gesagt, das alles war meine Sache.“ Jetzt wurde er wütend.

„Deine Sache? Ein Nuke-Nin hat dich entführt und du bist mit dem Leben davon gekommen, denkst du einmal an deine Familie, an deine Freunde, denkst du an Tsunade, an Naruto, denkst du an Sasuke?“ Ich schwieg und hatte das Gefühl, dass er noch etwas sagen wollte. „Denkst du an mich?“ Er flüsterte fast und ich schloss die Augen und senkte den Kopf.

„Es war nicht so geplant, ich wollte etwas sagen aber selbst im besten Moment hätte ich nicht gewusst, was!“

„Warum hast du nicht einfach nur gesagt, dass er dich entführt hat, das hätte gereicht, der Rest wäre dir später sicher leichter gefallen… Aber es war deine Pflicht, es zu sagen, du warst in höchster Lebensgefahr und vielleicht hätten wir sogar noch etwas unternehmen können, dann hätte er dich nicht wieder und wieder entführen können…“ Er klang auf einmal so müde und erschöpft, ich hob besorgt meinen Kopf und betrachtete sein Gesicht. „Ich mache mir nur Sorgen, deshalb will ich versuchen, mehr in Erfahrung zu bringen, vielleicht steckt ja ein Muster dahinter. Du selbst hast doch gesagt, du willst nicht ewig hier festgehalten werden, immer von irgendjemandem bewacht, der dich dann doch nicht beschützen kann…“ Ich antwortete schnell.

„Kakashi, das war doch nicht deine Schuld…!“ Er erwiderte meinen Blick mit einem schmerzlichen Lächeln, wehmütig und sorgenvoll. „Hör mal, ich habe dich nicht so beschützt, wie ich es hätte tun sollen, wie ich es hätte müssen, dadurch, dass zwischen uns beiden lange nicht alles geklärt war, lag ich völlig unnütz auf dem Boden und hing meinen eigenen Gedanken nach, ich war viel zu unkonzentriert und ich habe mich vergiften lassen! Meine Güte Sakura, kannst du dir eigentlich vorstellen, was für ein Anfängerfehler das war?! Solche Sachen werden schon den Genin beigebracht…“ Er schüttelte den Kopf und ich war erschüttert. Gab er sich so sehr die Schuld dafür, meinte er wirklich, er hätte es verhindern können?

„Du hast dein Leben für mich aufs Spiel gesetzt und warst so kurz davor, an den Vergiftungen zu sterben! Niemand konnte ahnen, dass er dich vergiften wollte, niemand konnte ahnen, dass er mich gegen dich einsetzen wollte, damit du ihn nicht mehr angreifen konntest! Ich bin so froh, dass sie dich rechtzeitig gefunden haben, meine Behandlung war nur sehr oberflächlich, ich konnte nicht mehr für dich tun, obwohl ich es so gern getan hätte…vergib mir, dass ich dich im Stich gelassen habe…“ Er legte eine Hand auf meine, die wild durch die Gegend gestikulierte, als ich mich immer mehr meinen Worten hingab, die voller Unwillen gegen das waren, was er die ganze Zeit über behauptete. Er trug keine Schuld, es war nicht sein Fehler.

„Du hast mich nicht im Stich gelassen, du hast mich vor dem sicheren Tod geschützt, das war eigentlich meine Aufgabe…“, seufzte er. Ehe ich mich wieder dagegen wehren konnte, sprach er weiter. „…aber lassen wir das, es ist vergangen und somit nicht mehr zu ändern.“ Er lächelte wieder. „Wenn du mir irgendwann noch davon erzählen willst, wäre es sicher sehr hilfreich aber lass dich nicht dazu drängen.“

„Ach Kakashi…ich erzähle es dir, wenn du meinst, dass es so wichtig ist.“ Er nickte. Nach nur wenigen Minuten hatte ich bereits alles gesagt, was mir noch einfiel aber er hatte immer noch eine Frage, wollte ein bestimmtes Detail noch einmal hören, ich kam mir vor wie bei Gericht. Doch schließlich hatte ich so viel wie möglich beantwortet, die restlichen Fragen waren selbst für mich nicht zu erklären, zum Beispiel warum Itachi mich am Leben gelassen hatte, obwohl wir uns bis dahin nie begegnet waren.

Eine Weile saßen wir so da, dachten über all die Worte nach, dann klingelte das Telefon und es kam wieder Leben in meinen Körper. Es waren meine Eltern, sie wollten in zwei Tagen zurückkehren, bestanden jedoch darauf, dass selbst dann noch jemand an meiner Seite sein sollte, mehr denn je.
 

Und so vergingen die Wochen, bald kehrte im Haus wieder Ruhe ein, meine aufgescheuchten Eltern gingen endlich normal zur Arbeit, blieben wieder länger weg und machten sogar ein paar längere Reisen, weil einfach nichts geschah. Ino kam hin und wieder vorbei, doch auch dann hatten wir nicht allzu viel zu besprechen, weil es kaum Neues zu erzählen gab, das Dorf schien eingenickt zu sein, in den Schlaf gesungen von dem lauen, warmen Sommerwind, der alle träge und faul machte. Es war wie verhext, als hätte jemand die Zeit zurückgedreht und alles war wie früher. Doch immer wenn ich Kakashi oder Sasuke ansah, jedes Mal, wenn unsere Blicke sich kreuzten, traf es mich wie ein Schlag in die Magengrube. Es war lange nicht so wie früher, das äußere Leben mochte so weitergehen wie zuvor, doch innen war alles anders. Anders und so fremd wie nie.

Eine Weile musste ich den Knutschfleck an meinem Hals noch gut verbergen, weder Kakashi noch sonst irgendjemand hatte davon etwas mitbekommen und ich hielt ihn wirklich sehr sorgfältig versteckt, bis er geheilt und kein sichtbares Zeichen mehr zu sehen war. Kakashi sollte sich nicht an diese Nacht erinnert fühlen, alle anderen sollten mich mit ihren Fragen in Ruhe lassen und Sasuke sollte nicht dahinter kommen, das etwas zwischen mir und meinem „Sensei“ vorgefallen war…
 

Mit Kakashi lief es erstaunlich gut, er hielt sich von mir fern und ich mich von ihm und schon bald funktionierte unsere „Freundschaft“ wie nach einem Plan, alles war genau festgelegt, wir achteten darauf uns nicht zu nahe zu kommen, nicht zu oft allein zu sein und wenn doch, dann war es leichter als ich angenommen hatte. Er war ein wirklich guter Freund, wir sprachen über beinah alles, nur nicht über das eine verbotene Thema: Sasuke. Dennoch kamen wir nicht umhin, genau das, wenn auch ohne Worte, anzuschneiden. Je öfter Sasuke und ich miteinander trainierten, umso eisiger wurde der Tonfall der beiden, wenn sie miteinander sprachen. So langsam entwickelte sich eine richtige Feindschaft zwischen ihnen und ich hatte das Gefühl, ganz allein schuld daran zu sein. Daher bemühte ich mich zwar, weniger mit Sasuke zu tun zu haben, wenn Kakashi dabei war, allerdings konnte ich es nicht verhindern, dass immer eine kleine Last von mir fiel, kaum zu sehen aber doch zu spüren, wenn wir unser Spiel weiterspielten.

Dieses Spiel war die beste Chance, Sasuke kennen zu lernen, ohne irgendwelche Lügen oder Geheimnisse, denn sowohl er als auch ich spielten sehr verbissen, keiner von uns wagte auch nur ein einziges Mal zu lügen und langsam wurden die Fragen intensiver. Eine Woche hatten wir es geschafft, nur Themen zu wählen, die belanglos waren, harmlos könnte man beinah sagen, es ging von der Lieblingsfarbe, der Lieblingsblume oder auch dem Lieblingssong über Haustiere zu den kleinsten Schwächen, die man noch zugeben konnte. In der zweiten Woche wurde es auffallend schwieriger, Sasuke war dran und eröffnete die nächste Runde, während wir gerade mal wieder ein paar Taijutsuübungen machten, mit einer Frage, die mich doch überraschte.

„Was hast du gemacht, während ich weg war?“
 

Meine Unaufmerksamkeit wurde sofort bestraft, Sasuke traf mich an der Schulter und ich kippte zur Seite weg, noch immer zu überrumpelt, um mich abzufangen und zu verteidigen. Mit einem leisen Lachen fing er mich auf, noch etwas, das er sich immer mehr angewöhnt hatte. In letzter Zeit hatte er mehr gelächelt als ich je von ihm erwartet hätte und wenn er so leise lachte, wie zu diesem Zeitpunkt, war ich jedes Mal wieder in seinen Bann gezogen. Es hatte etwas magisches, etwas, das mich zu meiner eigenen Schande so sehr faszinierte, dass ich es mir immer öfter wünschte. Ich sah den argwöhnischen Blick, den Kakashi von der anderen Seite zu uns herüber warf und dabei wich er ohne die geringsten Probleme noch immer Narutos Angriffen aus. Etwas verlegen löste ich mich von Sasuke, was er mit einem kleinen Lächeln quittierte und stellte mich ihm gegenüber wieder auf. Kakashi schaute ich erst dann wieder an, als ich sicher war, dass Naruto ihn genug beschäftigte…

„Also, was hast du gemacht? Brauchst du mehr Zeit für die Antwort?“ Sasuke holte mich zurück in die Wirklichkeit und ich sah ihn mit großen Augen an. Was sollte ich darauf antworten? Ich konnte mich zwar nicht erinnern, dass es wegen ihm war aber ich wusste sehr wohl, wie stark und wie lange ich gelitten hatte, dank Ino war mir nun auch klar, dass Sasuke der Grund dafür gewesen sein musste und ich wollte nicht, dass das hier, diese kleine Annäherung wieder kaputt ging, bevor sie sich wirklich entwickeln konnte, nur weil ich selbst so schwach gewesen war. Also vermied ich es sorgfältig, ihn direkt anzusehen, warf ihm hin und wieder einen Blick zu um die Illusion zu schaffen, dass ich nicht seinem Blick auswich, dem Schmerz in seinen Augen, dass ich nicht versuchte, mich selbst davor zu schützen…Ich wollte nicht, dass er sich schuldig fühlte.

„Ach weißt du…so dies und das, am meisten habe ich mich auf das Training konzentriert, Tsunade war sehr gut zu mir aber auch sehr streng und ich musste viele Monate lang immer wieder dieselben Übungen durchführen, bis ich sie perfekt konnte und sogar im Schlaf beherrschte. Dieses Training werde ich niemals vergessen…“ „Meinst du, du hast mich dafür gehasst?“ Ich war unendlich froh, dass ich jetzt dran war und eine Frage stellen durfte.

„Vergiss es, ich bin dran.“, sagte ich mit einem Augenzwinkern und schaffte es beinah, ihn an der Brust zu treffen. Und so war auch dieses Thema vorerst abgewendet, denn er stellte die Frage nicht noch einmal, obwohl er sie natürlich hätte wiederholen können.
 

Immer mal wieder ging ich zu Tsunade, fragte nach Neuigkeiten, doch die Wochen vergingen und sie schickte mich wieder weg, mit der Vertröstung, dass sie schon eine Menge Dinge in Erfahrung gebracht hätte und mir dann alles auf einmal und viel strukturierter erklären könnte. Und so wartete ich und trainierte, lernte mein Team neu kennen, beschwichtige Kakashi nach den Stunden, die wir mit den anderen, besonders mit Sasuke, verbracht hatten und beruhigte meine Eltern. Bei all diesen Dingen fand ich kaum Zeit, um mir viele Sorgen zu machen, bald schon war ich so eingebunden, dass ich allerhöchstens abends Zeit dazu fand, doch dann fiel ich meist sehr schnell in einen tiefen Schlaf, der äußerst selten von roten Augen handelte und letztlich konnte ich mich morgens kaum noch daran erinnern.

Es passierte genau das, was ich befürchtet hatte.

Ich wurde weich, unaufmerksam, ich gewöhnte mich an diese Ruhe und den Frieden und tief in meinem Unterbewusstsein wusste ich, dass das auch der Grund dafür war, weshalb so lange nichts passiert war. Ich sollte mich sicher fühlen und wenn die Zeit kam, dann würde ganz deutlich werden, dass ich genau das nicht war…
 

So, freut mich, wenn ihr bis hier gekommen seid, das nächste Chap wird hoffentlich wieder spannender.^^

"Wissen..."

Hoppla, seid ihr etwa alle ins Sommerloch gefallen? Wo seid ihr den hin, ich glaube, ich habe die Hälfte aller Leser auf dem Weg verloren, tut mir wirklich leid wegen der Wartezeit, aber ich will das Ende gut machen, auch wenn ich das jetzt schon seit mehreren Chaps ankündige. Also auf ein Neues, vielleicht sind ein paar mehr von euch wieder dabei und schreiben mir einen Kommi, an die anderen vielen lieben Dank für eure Meinungen^^ Und jetzt geht es frisch weiter, Dinge kommen ins Rollen und Itachi wird auch sehr bald wieder seinen Auftritt haben ;-) Ich drück euch <3
 

64 „Wissen…“
 

Eine weitere Woche verging in diesem Trott, es passierte nichts, ich machte Fortschritte bei unserem Training, fand wieder zu meiner alten Kondition zurück und wurde sogar noch besser, doch an der Situation änderte sich nicht das Geringste, noch immer gab es keine Neuigkeiten und noch immer vertröstete Tsunade mich mit ihren Ausreden. Ich wusste, dass sie wirklich eine Menge Informationen gesammelt hatte, allzu oft war ich schon bei Shizune aufgetaucht, hatte sie gelöchert und mit Fragen bombardiert, bis sie endlich zugab, dass Tsunade zuverlässige Dinge in Erfahrung gebracht hatte. Wenn sie nur mir endlich davon berichtet hätte…

Wieder vergingen drei Tage, in denen ich jedes Mal ungeduldiger wurde, wenn sie mich wegschickte, als sei es bereits zur Gewohnheit geworden. Was es irgendwie ja auch war…

Heute wollte ich wieder zu ihr gehen, es war Sonntag, wir trainierten nicht und somit blieben Kakashi und ich weitestgehend zuhause, während meine Eltern mal wieder auf Geschäftsreise waren, diesmal allerdings für einen ganzen Monat, so schwer meiner Mutter das Ganze auch gefallen war. Ich war irgendwie nicht unglücklich darüber, immerhin war es doch seltsam gewesen, meine Eltern mit meinem „Sensei“ so weit vertraut zu machen, dass es für sie nicht mehr erschreckend, sondern nur noch seltsam war, wenn wir morgens aus demselben Zimmer kamen und er dabei kein Oberteil anhatte. Diese Eigenart hatte ich ihm jedoch nach ein paar längeren Gesprächen ausreden können, damit meine Eltern nicht immerzu den Schock ihres Lebens bekamen. Mit seinem breitesten Grinsen hatte er letztlich doch zugestimmt, sich ein T-Shirt anzuziehen, als reine Vorsichtsmaßnahme und auch sonst, verbrachte ich zwangsweise so viel Zeit wie möglich außerhalb des Hauses und außerhalb des Sichtbereiches meiner Eltern, da sie ständig beobachteten, wie wir miteinander umgingen. Dass ich ihn duzte konnten sie zwar nachvollziehen, da wir doch wirklich SEHR viel Zeit miteinander verbrachten und auf sehr engem Raum lebten, dennoch fanden sie es äußerst auffallend, dass wir so „vertraut miteinander“ umgingen, wie meine Mutter es nannte. Ich bemühte mich so gut es ging, förmlicher zu sein, doch nach wenigen Tagen gab ich es bereits auf, Kakashi sprang nämlich nie darauf an. Als meine Eltern dann gestern abreisten war ich demnach sehr erleichtert, dieses ständige Theater ging mir ziemlich auf die Nerven…

Allerdings hatte ich beinah ein schlechtes Gewissen, weil wir meinen Eltern nur das Nötigste erzählt hatten, die wirklich gefährlichen oder beunruhigenden Dinge hatten wir dabei unter den Tisch fallen lassen, sie hätten mich nicht ein einziges Mal mehr allein gelassen, dabei konnten wir zur Zeit nichts anderes tun, als abzuwarten und dabei wären sie nicht wirklich eine Hilfe gewesen. Es war besser, sie wegzuschicken aber das schlechte Gewissen blieb…
 

Ich schnappte mir einen vollen Wäschekorb und ging die Treppe nach unten, durch die Hintertür nach draußen. Allzu früh durfte ich bei Tsunade nicht aufkreuzen, sonst würde sie mich wegschicken, ehe ich überhaupt zu Wort gekommen war, also kam meine Beschäftigungstherapie zum Einsatz: Wäsche aufhängen im Garten. Nach einer Weile griff ich gelangweilt nach ein paar weiteren Wäscheklammern und war völlig in meine Gedanken versunken, als mich beinah zu Tode erschreckte, weil mein gesamter Rücken klatschnass wurde. Ich wirbelte herum und entdeckte sofort die Quelle dieses ‚plötzlichen Schauers‘ – Kakashi. Äußerst widerwillig hatte er sich von mir dazu zwingen lassen, die Beete zu gießen und dabei hatte er offensichtlich nur halb so viel Spaß wie bei dem Bewässern seiner Schutzbeauftragten, nämlich mir. Ich ließ meinen Blick über ihn schweifen, der Gartenschlauch in seiner rechten Hand war wieder auf die harmlosen Pflanzen hinter Kakashi gerichtet, seine linke Hand hob er beschwichtigend vor seine Brust und überall auf seiner Kleidung waren dunkle Flecken zu erkennen, anscheinend war er nicht besonders geschickt mit Gartenarbeit…auf seinem Gesicht konnte man gut erkennen, dass er sich ein Lachen sehr bemüht verkniff, der belustigte Ton in seiner Stimme verriet ihn jedoch und auch das erst ungläubige, dann sehr amüsierte Glitzern in seinem Auge trug dazu bei, dass er nicht gerade wirklich überzeugend wirkte, als er versuchte, sich zu entschuldigen.

„Du glaubst das jetzt sicher nicht aber es war ein Versehen, ganz ehrlich.“, sagte er mit wenig Hoffnung in der Stimme. Und als er mein Lächeln sah, schwand jede dieser aufkommenden Hoffnungen dahin. „Sakura…“, kam es langsam von ihm, offensichtlich ahnte er, dass da noch mehr auf ihn zukommen würde. „Komm schon, ich habe dich nicht mit Absicht nass gemacht.“ Er schien das immer mehr bekräftigen zu wollen aber damit hatte er keine Chance.

„Kakashi.“, sagte ich liebenswürdig. „Das kann passieren, ist doch nicht schlimm, wenn man sich deine Klamotten ansieht, dann bemerkt man sowieso im selben Moment, dass du kein Geschick für das einfache Bewässern von Blumen hast.“ Jetzt wirkte er empört und ich machte den aussichtslosen Versuch, ihm den Schlauch abzunehmen, als er abgelenkt war. Das ging natürlich schief… Er war ein Jonin, ich konnte nicht schneller sein als er, ich konnte ihm den Schlauch nicht wegreißen und so stand er jetzt ein paar Schritte von mir entfernt und warf mir vorwurfsvolle Blicke zu.

„Also bitte, war das ein ernsthafter Versuch?“

Gut, ich war wütend. Mein Rücken war total nass, er amüsierte sich prächtig und ich hatte so gut wie keine Chance auch nur in die Nähe der Wasserquelle zu kommen, um mich an ihm zu rächen. Erstmal zog ich mein T-Shirt über den Kopf, ich hatte sowieso einen Bikini darunter an und war mir nur am Rande bewusst, dass das womöglich gegen unsere Spielregeln ging, mit diesem triefenden Fetzen würde ich nicht versuchen, ihn genauso nass zu machen. Wobei er selbst da ja schon genug getan hatte… Das T-Shirt schmiss ich an die Seite und dann stellte ich mich ihm gegenüber auf. Er schien darüber nachzudenken, ob er mir einen Regelverstoß vorwerfen sollte, dann überlegte er es sich anders und sagte nichts dazu.

„Du willst wirklich versuchen, an den Schlauch zu kommen?“, fragte er mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Ich ließ mich nicht aus der Ruhe bringen.
 

Trotzdem verging bestimmt eine halbe Stunde und ich hatte den Schlauch bisher noch nicht einmal berührt, meine Hose dagegen war nun ebenso nass, wie mein Oberteil. Kakashi sah allerdings sehr ähnlich aus, sodass ich zumindest etwas Genugtuung verspürte. Bei all seinen Ausweichmanövern hatte er hin und wieder nicht mit eingeplant, dass der Wasserstrahl nicht so blitzschnell wie er die Richtung ändern konnte und so kam ich meinem Ziel dennoch mehr oder weniger näher. Als er dann beschloss, sein T-Shirt ebenfalls auszuziehen, überlegte ich, ob ich es hier nicht besser gut sein lassen sollte…doch die Entscheidung wurde mir abgenommen, gerade als Kakashi auf einmal direkt vor mir auftauchte, mich hochhob und das ganze Wasser über meinen Kopf laufen ließ, tauchte Sasuke im Garten auf.

Ich hörte auf zu schreien und hielt ganz still, Kakashi setzte mich nur langsam wieder auf dem Boden ab und ging zurück zu den Beeten, um weiter zu gießen, nicht jedoch ohne vorher ein paar meiner Haarsträhnen an ihren Platz zurück zu streichen. Die Stimmung sank auf den Tiefpunkt und das, ohne dass Sasuke sich auch nur die geringste Reaktion anmerken ließ. Er blickte ziemlich kalt, wie immer, nicht mehr so verschlossen wie am Anfang aber immer noch unbeteiligt und machte ein paar Schritte auf mich zu. Ich versuchte es mit einer halbwegs normalen Begrüßung.

„Hey.“ Er sagte nichts.

Kakashi schaute nicht von den Beeten auf und ich fühlte, wie ein Schauer über meinen Rücken lief, ich fröstelte leicht. Er kam noch etwas näher und ignorierte Kakashi vollkommen.

„Mir ist eine Frage eingefallen.“, sagte er auf einmal. Verwundert weiteten sich meine Augen. Die Frage? Am Donnerstag beim Training war er an der Reihe gewesen, doch ihm war nichts eingefallen, also hatte er um etwas Bedenkzeit gebeten und unser Spiel für ein paar Tage unterbrochen. Stumm wartete ich darauf, dass er weiter sprach und fragte mich nebenbei, wie ich diese Situation bloß entschärfen sollte. Wollte er seine nächste Frage wirklich vor Kakashi stellen?

„Und das hatte nicht bis morgen Zeit?“, fragte ich mit dem Anflug eines halbherzigen Lächelns. Er schüttelte den Kopf und lächelte ebenfalls, kaum sichtbar.

„Nein.“ Spätestens jetzt sollte ich dafür sorgen, dass entweder er oder Kakashi von hier verschwanden…

„Willst du mit rein kommen? Ich muss mich erstmal umziehen, du siehst ja, ich bin total nass…“ Sein Blick wanderte über meinen Körper und zu meinem eigenen Schock, legte sich ein Rotschimmer über mein Gesicht. Ich konnte nur hoffen, dass ihm das entging… „Das ist nicht zu übersehen.“, sagte er auf einmal kühl und der Schauer lief ein weiteres Mal über meinen Nacken.

„Also dann…“, kam es unsicher von mir. „Komm mit.“ Ich ging ein paar Schritte, dann wandte ich mich zu Kakashi. „Ich gehe mich schnell umziehen.“ Er nickte und sah mich so kurz an, dass ich glaubte, es mir eingebildet zu haben…
 

Sasuke folgte mir mit derart leisen Schritten, dass ich mich zweimal umdrehte, um zu sehen ob er auch wirklich hinter mir war, dann traten wir in das kühle Haus und ich ging nach oben in mein Zimmer, immer noch dicht gefolgt von ihm. Er lehnte sich an mein Fenster und sah flüchtig nach draußen, während ich in meinem Schrank nach ein paar Sachen suchte.

„Bin gleich wieder da.“ Ich nahm die Sachen, ging ins Bad und zog mich gedankenverloren um. Diese Feindseligkeit zwischen Sasuke und Kakashi gefiel mir ganz und gar nicht, dabei hatte Kakashi doch irgendwann mal erzählt, dass er und Sasuke sich ziemlich gut verstanden, zumindest für seine Verhältnisse… Noch immer etwas nachdenklich kehrte ich in mein Zimmer zurück, rieb halbherzig mit einem Handtuch durch meine Haare und setzte mich auf mein Bett. Sasuke drehte sich um und lehnte nun mit dem Rücken an meinem Fensterrahmen, den Blick auf mich gerichtet. Es war relativ schattig hier, die Sonne war auf der anderen Hausseite und meine Vorhänge halb zugezogen, sodass alles etwas dunkler aussah als sonst, ich dachte daran, das Licht einzuschalten…

Sasukes Augen dagegen, ebenso dunkel wie die Umgebung, wenn nicht noch mehr, schienen direkt auf mir zu ruhen und ich schluckte einmal und räusperte mich leise.

„Also, was für eine Frage ist dir eingefallen?“ Hatte er mich überhaupt gehört? Er sah aus wie versteinert, bewegte sich kein Stück und sah nur unabwendbar zu mir. „Sasuke?“

„Du weißt, dass du die Wahrheit sagen musst.“ Es klang wie eine Feststellung und so nickte ich bloß. Warum musste er mich noch einmal darauf hinweisen?

„Ich habe nicht ein einziges Mal gelogen.“, sagte ich leise.

„Ich auch nicht.“ Wieder Schweigen. Was für eine Frage wollte er stellen? Er fuhr sich einmal durch sein dunkles Haar, das ihm ins Gesicht fiel, ein paar Strähnen hingen noch immer über seine Augen, die er dann wieder auf mich richtete. Langsam machte ich mir Sorgen.

„Sasuke, was für eine Frage hast du? Meinst du, ich werde sie nicht beantworten?“ Er schüttelte den Kopf.

„Doch, ich bin sicher, dass du antworten wirst, du willst nicht verlieren, aber ich weiß nicht, ob ich die Antwort wirklich hören will.“ Ich starrte ihn an.

„Vielleicht solltest du sie dann lieber nicht stellen…“ Das schien ihn in seiner Entscheidung zu festigen.

„Doch, ich frage dich.“

„Dann tu das.“ Er würde sich sowieso nicht davon abbringen lassen.
 

Wieder suchte er meinen Blick und zwang mich, ihn anzusehen, ich würde es nicht schaffen, den Kontakt zu unterbrechen.

„Kakashi und du, ihr steht euch sehr nahe.“ Ich wich ihm nicht aus, hätte aber zu gern die Augen geschlossen. Er sagte nichts mehr.

„Das war keine Frage.“ Ich glaubte zu hören, wie er tief einatmete und auf einmal war es schon wieder vorbei und ich war mir nicht mehr sicher, ob mein Kopf mir keinen Streich spielte. Dann kam diese eine Frage, die ich nicht hören wollte, hatte ich es nicht geahnt? Hatte ich nicht daran gedacht, als wir mit dem Spiel angefangen hatten, hatte ich mir nicht gesagt, dass ich diese Frage nicht beantworten könnte?

„Liebst du ihn?“

„Ist das dein Ernst?“, erwiderte ich, ohne darüber nachzudenken.

„Meine Frage ist zuerst dran.“ Er verzog keine Miene. Ich seufzte und meine Augen wanderten langsam zwischen seinen hin und her, dann wandte ich wirklich den Blick ab und senkte die Lider. „Sasuke…“ Er verharrte am Fenster, ich konnte keine Bewegung seinerseits hören. Dann fasste ich meinen Entschluss und ein verzerrtes, gedankenverlorenes Lächeln schlich sich auf meine Lippen

„Du hast mich falsch eingeschätzt. Ich kann die Frage nicht beantworten.“ Ein Augenblick verging.

„Bist du sicher?“

„Ja.“, sagte ich tonlos. Die Anspannung verließ meinen Körper und ich schaute wieder hoch.

Er war weg.
 

Einen Moment brauchte ich, um das zu realisieren, dann legte ich meinen Kopf in die Hände und versuchte gegen das Gefühl der Leere anzukämpfen. Es hatte so kommen müssen, dieses zarte Band zwischen uns hatte reißen müssen, ich wusste doch schon die ganze Zeit über, dass diese Frage kommen würde. Und ich hatte lange genug versucht, sie hinauszuzögern…

Nur damit es dann noch mehr weh tat.
 

Der Vormittag verging sehr zäh, Kakashi schwieg und ich stimmte mit ein, es war mir nur recht, dass er nicht fragte, was Sasuke gewollt hatte. Nicht, dass ihn das nicht interessieren würde aber dieses Thema war verboten und wir hielten uns daran. Als es endlich Nachmittag wurde, zog ich meine Schuhe an und warf Kakashi einen Blick zu. Noch immer schweigend gingen wir durch die Straßen Konohas und kamen ein paar Minuten später vor unserem Ziel an. Der Hokageturm. Ich wünschte mir im Moment nichts mehr, als dass Tsunade endlich etwas sagen würde, wenn auch nur einen Satz, irgendeine Information, das Tappen im Dunkeln hielt ich nicht länger aus… So standen wir direkt vor ihrer Tür und ich sammelte Kraft, um einen weiteren Aufschub verkraften zu können. Ich konnte es nicht, das war mir so klar wie noch nie, sie würde mir etwas sagen müssen.

„Kommt rein.“ Sie erwartete uns bereits und an ihrer Miene konnte ich nicht ablesen, was sie verkünden würde. Still setzten wir uns auf die beiden Stühle vor ihrem Schreibtisch und sahen sie an. Sie lächelte. Und meine Schultern wurden von ihrem schweren Gewicht erlöst.

„Du wirst heute etwas sagen oder?“, fragte ich und gab mir keine große Mühe, die Hoffnung darin zu verbergen. Sie nickte und schenkte mir noch immer einen freundlichen Blick.

„Ja, ich werde dir heute ein paar der Dinge mitteilen, die ich herausgefunden habe.“, sagte sie bekräftigend und legte ihren Kopf auf ihre verschränkten Hände. Nachdenklich sah sie eine Weile auf ihren Schreibtisch, dann legte sie den Kopf schief und richtete ihre Augen auf Kakashi, links von mir.

„Na Kakashi, willst du Sakura noch immer beschützen oder wird es dir langsam zu langweilig?“, fragte sie plötzlich belustigt. Er verzog das Gesicht und setzte zu einer Antwort an.

„Ich weiß ja nicht, sie ist bisweilen doch ziemlich anstrengend…“ Ich knuffte ihn in die Seite und verdrehte die Augen.

„Tja, so kennen wir sie…“, seufzte Tsunade und ich warf ihr nun ebenfalls einen empörten und entnervten Blick zu.
 

Dann wurde ihre Miene ernster und sie wandte sich an mich. Ihren hellen Augen entging wieder einmal nichts, ich hatte das Gefühl, sie versuchte in mir zu lesen wie in einem Buch…

„Sakura, ich denke, ich kenne die Antworten auf unsere Fragen, ich denke, ich verstehe das meiste, was passiert ist.“ Die Stille, die daraufhin den Raum füllte, war schwer. Mit so einer Feststellung hatte ich nicht gerechnet, ich senkte die Lider und musste erstmal tief durchatmen und mich beruhigen, damit ich meine Fragen immerhin etwas zügeln würde können. Entschlossen sah ich auf und fand meine Stimme wieder.

„Ich will alles hören, was du weißt.“ Sie warf einen flüchtigen Blick auf den unbeweglichen Kakashi neben mir, der sich überhaupt keine Reaktion anmerken ließ.

„Ich bin der Meinung, dass wir einige Dinge unter vier Augen besprechen sollten, es hat nichts mit dir zu tun, allerdings muss ich Sakura ein paar Fragen stellen, die nur sie persönlich betreffen, also Kakashi, wenn es dir nichts ausmacht, dann…“ Ich legte eine Hand auf seinen Arm und hinderte ihn daran, sich zu erheben. Verwundert schaute er mich an. „Sakura, er kann doch wieder dazu kommen, ich möchte nur ein paar Minuten mit dir allein.“, sagte Tsunade mit ruhiger Stimme.

„Er darf bleiben. in den letzten Wochen habe ich kaum eine Stunde ohne ihn verbracht, er weiß beinah alles über mich, da ist es nicht nötig, ihn nach draußen zu schicken.“ Sie sah mich länger an als nötig und ich bemerkte, wie sie mit den Zähnen knirschte und scheinbar darüber nachdachte, wie sich mich doch noch von meiner Meinung abbringen konnte, sie wollte ihn offensichtlich nicht dabei haben, ich fragte mich, warum…

„Sakura…“, brachte sie sehr leise hervor, doch ich schüttelte den Kopf.

„Er soll bleiben.“ Kakashi schaltete sich ein und legte meine Hand sanft auf meine Armlehne zurück.

„Ist schon gut, es ist wirklich besser, ihr unterhaltet euch allein, ich bin gleich zurück.“ Beinah flehend sah ich hoch zu ihm, er war aufgestanden und wollte gerade gehen, als er sah wie ich ihn anblickte.

„Kakashi, ich will das nicht allein hören, bleib hier.“ Er dachte darüber nach, suchte die Augen der Hokage, doch diese sah stur zu mir. Dann seufzte er leise. „Tsunade…“

Ihr Ausdruck war mir seltsam fremd, als sie sich ihm doch zuwandte. Mehr als ein kaum sichtbares Nicken, dann drehte sie sich ein weiteres Mal zu mir. Kakashi setzte sich langsam.
 

Ehe Tsunade sprach, räusperte sie sich schwach und schien dann genau zu überlegen, welche Worte sie am besten verwenden sollte. „Alles hängt mit dem Trank zusammen.“ Sie klang wütend und ich war überrascht über ihren Ton und über die Tatsache, dass sie dem Trank so viel Bedeutung beimaß. „Der Trank…“ Ihre Augen verengten sich leicht. „…hat all diese Dinge zum Laufen gebracht.“ Und sie schaute direkt zu Kakashi, dann wieder zu mir. Ich schluckte hart. Anscheinend wusste sie mehr, als ich angenommen hatte. War es doch besser, Kakashi nach draußen zu schicken? Er wusste doch gar nichts davon…

Doch es schien bereits zu spät zu sein, um ihn noch darum zu bitten, zu gehen, seine Neugier war definitiv geweckt und seine Augen betrachteten aufmerksam, wie Tsunade versuchte, mich stumm davon zu überzeugen, mit ihr allein zu sprechen.

„Was für ein Trank?“, fragte er mit tiefer Stimme und ich zog scharf die Luft ein. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht mehr daran gedacht, dass der Trank möglicherweise auch ihn beeinflusst hatte…

Besorgt suchte ich den Blick der Hokage. Sie senkte den Kopf, legte ihre Stirn in ihre Hände und seufzte schwer, sie glaubte wohl nicht mehr daran, dass wir ihm jetzt noch etwas verheimlichen konnten… „Das ist eine Sache zwischen Sakura und mir.“, versuchte sie es trotzdem mit ruhiger Stimme und sah mit einem festen Ausdruck in ihren Iriden zu Kakashi. Er schüttelte unwillig den Kopf und ein paar seiner grauen Strähnen fielen ihm in die Stirn.

„Ich beschütze sie, ich bin immer bei ihr, ich muss das wissen.“ Er klang sehr beherrscht und doch wurde mir klar, dass er nicht mehr damit aufhören würde, zu spät erkannte ich meinen Fehler. Ich hätte doch allein mit Tsunade sprechen sollen…
 

„Kakashi, du hast hier gar nichts zu befehlen, wenn ich dir sage, dass ich mit Sakura allein reden werde, dann hast du dich daran zu halten.“, zischte sie schon beinah.

„Ich…“ Er setzte zu einer Antwort an, ruhig aber nicht weniger beharrlich. Ich unterbrach ihn. „Er kann bleiben, Tsunade, er wird sowieso nicht mehr aufhören, mich auszufragen und glaube mir, er wird es herausfinden, jetzt können wir es ihm nicht mehr vorenthalten…“

„Bist du dir da ganz sicher, Sakura?“, fragte sie und warf ein weiteres Mal einen deutlichen Blick auf Kakashi, der jetzt schwieg. „Ja.“, seufzte ich und schloss die Augen für einen Moment. „Vielleicht kann er mit seinem hohen IQ etwas erkennen, das wir nicht durchschauen?“ Tsunade schnaubte verächtlich und Kakashi verspannte sich kaum merklich.

„Ich sagte doch bereits, ich habe für fast alles Antworten gefunden, das wird nicht nötig sein.“, sagte sie kühl.

„Und der Rest?“ Sie verdrehte doch tatsächlich die Augen!

„Das wird sich dann sicher ergeben.“

„Jetzt fang schon an, Tsunade, ich warte seit Monaten auf diesen Moment, bitte rede endlich und sag mir, was du weißt.“

„Na schön, dann weihen wir eben noch eine Person ein, ist ja nicht weiter schlimm, bisher wissen noch nicht besonders viele davon aber um wirklich sicher zu gehen, dass das ganze Dorf Bescheid weiß, lass uns lieber gleich Plakate aufhängen!“

„Tsunade!“

Ich stand auf und sie warf mir einen wirklich bösen Blick zu, doch ich setzte mich nicht. Energisch stützte ich mich mit den Händen auf ihrem Schreibtisch ab und funkelte sie an, während sie genau dasselbe bei mir tat. Und dann lächelte ich und ihr Gesichtsausdruck wurde weicher.

„Er ist sehr zuverlässig, er wird nichts weitersagen, das weißt du doch…“

„Es betrifft ihn möglicherweise auch.“, sagte sie und ließ die Vorsicht und ihre Achtsamkeit nun völlig außer Acht.

„Ich weiß.“, kam es schlicht von mir. Kaum merklich weiteten sich ihre Augen.

„Du willst das riskieren?“ Ich nickte.

„Ja, also lass uns jetzt anfangen und hör auf, Kakashi so fiese Blicke zuzuwerfen, er macht doch nur seinen Job.“ Ich kicherte verhalten und schaute zu Kakashi, der immer noch unbeweglich aber sichtlich verwirrt auf seinem Stuhl saß. Tsunade blickte ihn noch einmal misstrauisch an, dann setzte sie sich wieder und massierte ihre Schläfen. Ich konnte nicht dagegen an und lachte leise auf. Sie sah hoch.

„Tsunade…“ Noch immer belustigt, sprach ich weiter. „Na jetzt rede schon, wir haben doch nicht ewig Zeit.“ Langsam ließ sie ihre Hände sinken und schaute uns endlich wieder direkt an.
 

„Verfluchtes Spiegelsilber…“, murmelte sie und ich wurde ein weiteres Mal überrascht. Das war jedoch nichts gegen Kakashis Reaktion, er sprang auf, trat näher an die Hokage heran und schien ziemlich aufgebracht.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst!“ Mit großen Augen beobachtete ich, wie sie erst seinen Blick erwiderte, sehr beharrlich wie mir auffiel und völlig sicher, dann wandte sie sich mir zu und ignorierte, dass er noch immer direkt vor ihr stand und sie fassungslos anstarrte.

„Sag ihm, er soll sich setzen oder ich erledige das für ihn.“ Ihre Stimme war sehr ruhig.

„Tsunade!“ Er wagte es, auf ihren Tisch zu hauen und ich zuckte erschrocken zusammen. „Verdammt, was soll dieses Theater!?“ „Setz dich und beruhige dich, ansonsten schmeiße ich dich sofort aus meinem Büro und schicke dich nach Suna, um irgendeine langweilige Schriftrolle dahin zurückzubringen und glaube mir, die Reise wird mit Absicht eine sehr lange werden.“ Ich hatte das Gefühl, dass dieser Moment der Stille, der auf Tsunades klar und deutlich gesprochene Drohung folgte, über den weiteren Verlauf des Gesprächs entscheiden würde. Entweder ich würde endlich mehr erfahren oder aber, sie jagte uns beide aus dem Hokageturm und sperrte uns für viele Tage in meinem Haus ein. Als Kakashi sich noch immer nicht rührte, legte ich kaum merkbar eine Hand auf seinen Unterarm und holte ihn mit dieser kleinen Berührung zurück in die Realität, er ließ seinen Blick über mich schweifen, verharrte auf meinem Gesicht und setzte sich dann sehr beherrscht wieder auf seinen Platz.
 

„Was ist hier eigentlich los?“, kam mir die Frage, die ich mir seit Kakashi sich so seltsam verhielt, gestellt hatte über die Lippen, ohne dass ich mir vorher Gedanken darüber machte, wie argwöhnisch und vorwurfsvoll sich meine Stimme anhörte. Tsunade sah noch immer zu Kakashi, schien jedoch zu der Annahme zu kommen, dass er sich vorerst ruhig verhalten würde und wandte sich somit endlich wieder mir zu. „Was wisst ihr beide, was ich nicht weiß?“ Ich biss mir auf die Lippen. Man konnte es ihr ansehen, ICH konnte es ihr ansehen, ihr schlechtes Gewissen hatte sie noch nie besonders gut oder lange vor mir verbergen können, genauso wenig wenn ihr etwas mehr als missfiel. Und in genau diesem Moment sah ich diese beiden sehr vertrauten Ausdrücke auf ihrem Gesicht und war mir nur am Rande wirklich bewusst, dass ich selbst noch nie so von ihr angesehen worden war, wenn es sich um mich drehte.

Ein leises Räuspern meinerseits schien auch nicht den gewünschten Effekt zu haben, nämlich, dass man mir endlich erklären würde, was hier vorging, die Stille fühlte sich so erdrückend an, dass ich abwesend lauter nach Luft schnappte, als ich vorhatte und brachte damit zumindest Kakashi dazu, zu reagieren.

„Ich bin auch sehr gespannt, was du dazu zu sagen hast, Hokage-sama…“ Es verschlug mir heftig die Sprache, jemand anderen als mich so mit Tsunade reden zu hören, dieser unangemessene und respektlose Unterton hätte Kakashi sicher noch in Teufelsküche bringen können, wenn nicht eine enge Freundschaft oder eher der Beraterposten meines ehemaligen Senseis die beiden verbinden würde. Deshalb hatte eben dieser aber noch lange nicht das Recht, seine Stellung dermaßen auszunutzen und sich auf diesen schmalen Grat zu begeben…

Die Reaktion folgte sofort, ein wütendes Glitzern erschien in Tsunades sonst so warmen Augen und ich war unweigerlich froh, nicht selbst Opfer dieser unverhohlenen Wut zu werden. Dann kam mir ein Gedanke und ich schüttelte unwillig den Kopf. Seit wann hatte ich Angst vor ihr? Natürlich, Respekt hatte ich ihr von Anfang an über alle Maßen entgegen gebracht, allerdings hatte ich so gut wie nie auch nur den leisesten Funken von Angst in ihrer Gegenwart empfunden… außerdem ging es hier um mich, zu vertraut war mir noch die Situation während meines letzten Krankenhausaufenthaltes, ich wollte nicht schon wieder angelogen werden und meine Umwelt sollte endlich aufhören, mir Dinge zu verheimlichen, damit wurde sowieso immer nur alles schlimmer. Meine Stimme wurde schnell wieder kräftig und ich machte sogleich Gebrauch davon.
 

„Also das reicht jetzt, ich habe keine Lust mehr auf diese Geheimnistuerei, was weiß Kakashi über das Spiegelsilber und wieso ist er deshalb so wütend auf dich?“ Ich sah von Tsunade zu Kakashi. Und endlich – endlich redete er, er erzählte genau, was die Hokage ihm gegenüber erwähnt hatte, kurz nachdem ich im Krankenhaus angekommen war und er sagte mir, dass Tsunade danach bei ihm gewesen war und alles abgewiegelt hatte. Als er mit seinem relativ kurzen Bericht schloss, wandte ich mich an Tsunade, verständlicherweise.

„Warum hast du das ‚Spiegelsilber’ erwähnt und dann gar nichts mehr dazu gesagt, Tsunade?“

„Weil ich es für einen Fehler hielt, ihm davon erzählt zu haben, er sollte sich darüber keine weiteren Gedanken machen, das hatte ich ihm bereits im Krankenhaus gesagt, es war eine simple Eingebung, ein gedankenloser Moment und dieser Sturkopf hat gleich darauf die Hälfte aller meiner wirklich wertvollen Bücher gestohlen und sich darauf fixiert, darin auch nur eine Antwort auf seine Fragen zu finden.“ Sie holte Luft und blickte zu Kakashi. „Mit Verlaub aber du bist schon ein Schwachkopf, wenn du glaubst, dass in diesen Büchern auch nur einmal das Spiegelsilber erwähnt wird, dafür ist es eine viel zu alte und mythologische Substanz, du kannst nicht einfach in einem normalen Buch unserer Zeit eine Spalte finden, die dir erklärt was das Ganze überhaupt ist, geschweige denn was die Auswirkungen dieser Flüssigkeit sein können, in welchem Anwendungsgebiet auch immer…“

Jetzt schien sie leicht amüsiert zu sein und ich lockerte meine Hände, die zeitweise sehr verkrampft in meinen Stuhl gekrallt gewesen waren.
 

Sie sprach jetzt mit uns beiden, das wurde mir spätestens bei ihren nächsten Worten klar.

„Diese Substanz ist sehr alt, viele, viele Jahrhunderte alt, wenn nicht Jahrtausende, zu seiner Entdeckungszeit machte sich bedauerlicherweise niemand Notizen dazu und wenn doch, so sind diese zu unserem Leidwesen nicht überliefert worden. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten das Spiegelsilber einzusetzen, allein die Wirkungen auf den eigenen Körper, wenn man es eingenommen hat, sind so zahlreich, dass bisher niemand sagen kann, auf wie viele es sich auch nur schätzungsweise belaufen würde. Du siehst Sakura, seit du mir von deinem Trank berichtet hast habe ich nun endlich mehr Informationen eingeholt als je zuvor. Ich sage dir, das war keine leichte Aufgabe aber ich habe zumindest etwas zusammentragen können…“

„Was weißt du noch dazu?“, schaltete sich Kakashis ruhige Stimme dazwischen. Sie zog eine Augenbraue hoch.

„Ich habe herausgefunden, dass es tatsächlich eine kleine Gruppe gab, die sich auf die Erforschung der Auswirkungen dieser Substanz spezialisiert hatte und diese dann auch festhielt, allerdings sind mir im Moment keinerlei Anhaltspunkte untergekommen, die belegen könnten, dass irgendwelche Aufzeichnungen dieser lange von der Bildfläche verschwundenen Verbindung existieren könnten…“ Er lehnte sich zurück und fixierte Tsunade, ich beobachtete fasziniert und gleichzeitig ebenso alarmiert, wie er beinah so aussah, als wäre er…zufrieden? Oder war es sogar Triumph? Gebannt wartete ich, ebenso wie die Hokage gegenüber von uns, darauf dass er etwas sagte. Und er sagte etwas…etwas, das ich kaum fassen konnte, weil es mir so unglaublich unmöglich erschien, wie ein Traum oder eine Wunschvorstellung, wie etwas, das man mit einem milden Lächeln abtut, weil es einfach viel zu abwegig erscheint, um wahr zu sein.
 

„Was würdest du sagen…“, begann er langsam. „…wenn ich nicht nur von dieser Gruppe gewusst und ihren Aufenthaltsort gefunden habe, wenn ich nicht nur an diesem Ort gewesen bin und dort eine Menge Dinge in Erfahrung gebracht habe…“ Er machte eine kurze Pause und das Schweigen drückte mir auf die Ohren, so still war es. „Was würdest du sagen, wenn ich sogar im Besitz eines Buches wäre, das genau diese jahrelang erforschten Erkenntnisse und Auswirkungen über all die Jahrhunderte festgehalten und zuverlässig für die Nachwelt aufbewahrt hat?“ Die Stille hielt an und diesmal schien sie meine Ohren wirklich zu zerquetschen…

Dann lachte Tsunade leise, brach damit zumindest für einen Augenblick den Bann und ich sah abwesend, völlig mit meinen eigenen Eindrücken beschäftigt, zu ihr, verständnislos und überrannt von all diesen Informationen.

„Wie konnte ich dich so unterschätzen, einen ehemaligen ANBU der besten Einheiten und das in so jungen Jahren? Wie konnte ich tatsächlich daran glauben, dich abwimmeln zu können und mir keine weiteren Gedanken mehr darüber zu machen, seit ich dich mit meinen Büchern erwischt habe?“ Ich war nun völlig verwirrt und absolut sprachlos. Was geschah hier eigentlich alles ohne mein Wissen? Tsunade schien auf einmal ganz in ihrem Element und sie beugte sich vor…es sah aus wie…war sie einfach nur neugierig und wissbegierig? Wo war die ernste, angespannte Stimmung von vor wenigen Augenblicken hin? Ich zweifelte langsam an meinem Verstand, das alles hier überstieg ihn bei weitem…

„Wo hast du es gefunden?“, fragte sie mit greifbarem Interesse, ich fragte mich langsam, ob die beiden mich überhaupt noch wahrnahmen, denn auch Kakashi war ganz in dieses Gespräch vertieft, sein Auge funkelte beinah vor Enthusiasmus und für beide schien die vorangegangene Auseinandersetzung einfach vergessen.
 

Ich zog die Stirn kraus und dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag, so als ob ich bis zu diesem Moment einfach zu geschockt, wie betäubt gewesen wäre um die Tragweite von Kakashis Aussage zu begreifen. Er wusste, wie das Spiegelsilber wirken konnte? Er wusste es?!

„Wo ist dieses Buch jetzt?“, ertönte eine laute Stimme und als beide mich anschauten, dämmerte mir, dass ich es gewesen sein musste, deren Worte die der beiden anderen so fordernd übertönt hatten. Doch das war jetzt nebensächlich, ich hatte einen Hinweis! Verdammt, ich hatte endlich etwas, das Licht in diese Finsternis bringen konnte!

„Kakashi! Sag mir alles, was du weißt, ich bitte dich!“ Ich ließ meinen Blick zu Tsunade hinter ihrem Schreibtisch schweifen, die mich mit prüfendem Blick besah, dann zu Kakashi, der ruhig neben mir saß und mich ebenso musterte und dann erst fiel mir auf, dass ich aufgestanden war und mit geballten Fäusten vor den beiden verharrte. Es dauerte noch immer eine Weile, bis ich endlich wieder gefasst genug war, um mir alles, was Kakashi zu sagen hatte, ruhig anzuhören, denn je mehr er berichtete, umso mehr verlangte ich danach, sofort dieses Buch zu Gesicht zu bekommen. Doch sie beide hatte eine unglaubliche Geduld, die mich langsam aber sicher zur Weißglut trieb, wie konnten sie sich so viel Zeit lassen, so viele unnötige Fragen stellen und sich mit so nebensächlichen Dingen beschäftigen, wenn doch das wirklich Wichtige auf der Hand lag?! Wieder hatte ich mit der flachen Hand fester als nötig auf den Tisch geschlagen, wieder hatte ich es kaum bemerkt.

„Sakura, zügle dich bitte, wir sind noch lange nicht fertig mit Kakashis Bericht, jetzt setz dich endlich hin und sei eine Weile einfach still.“ Ich öffnete den Mund vor Empörung, doch ihre Hand legte sich blitzschnell auf meine Lippen und sie warf mir einen warnenden Blick zu. Als sie sich sicher war, dass ich mich nicht weiter beschweren würde, nahm sie ihre Hand zurück, doch natürlich ließ ich das nicht auf mir sitzen.

„Sagtest du nicht, dass alles was in den letzten Wochen und Monaten passiert ist, mit dem Trank zu tun hat? Oder sogar noch besser, dass alles dadurch angefangen hat?“, begann ich mit ruhiger Stimme und bemerkte nebenbei, dass Tsunades rechte Augenbraue gefährlich zuckte. „Das alles ist doch wohl mehr oder weniger auf mich bezogen, ich habe ewig gerätselt, was der Grund dafür ist, jetzt haben wir einen genialen Hinweis und da müssen wir noch mehr Zeit mit reden verschwenden? Ich fasse es nicht, ich dachte, du willst das Ganze genauso schnell beenden wie ich, Tsunade!“ Sie seufzte und rieb sich über ihre Augen.

„Du sollst nichts überstürzen, Sakura…“ Als ich zu einer Antwort ansetzte, unterbrach Kakashi mich.
 

„Was für einen Trank hast du da eigentlich zusammengemixt?“ Ich war einen Moment überrascht und aus der Fassung gebracht und genau das nutzten Tsunade und er aus und setzten somit einfach ihr Gespräch fort.

„Einen Trank, der für begrenzte Zeit unaufspürbar macht, sie hat alles richtig gemacht und das, obwohl sie eigentlich noch gar nicht in der Lage dazu sein sollte…“, verkündete die Hokage mit einem Hauch von Stolz in der Stimme. „Dann hat sie die Flasche mit dem Spiegelsilber umgestoßen…“ Ihr Blick wurde landete auf mir und wurde finster. „Es waren nur ein paar Tropfen aber natürlich hat das schon gereicht, um eine gewisse Wirkung zu entfalten. Sie hat davon getrunken und das sogar mehrmals, allerdings trat nicht die erhoffte Wirkung ein und sie dachte nicht mehr daran, bis…die ersten Merkmale einer anderen Wirkung auftraten…“ Eine bedeutungsvolle Pause legte sich über uns und ich vergaß vollkommen, mich wieder einzumischen. Jetzt kamen wir zu dem schwierigen Teil… eigentlich wollte ich lieber nicht, dass er erfuhr, was ich beobachtet hatte, das würde mein Maß an Peinlichkeiten endgültig überschreiten… „Sakura?“

„Ja?“ Ich war völlig abwesend.

„Was für Auswirkungen hast du bei deinem Trank festgestellt?“

Ich war verloren…
 

Tja, das wars fürs erste mal wieder, ich bin sehr gespannt auf eure Meinungen dazu und ich kann euch beruhigen, das nächste Kapitel ist schon zur Hälfte fertig und wird sicher sehr bald hochgeladen^^

"...ist..."

Meine lieben, hier ist das neue Kapitel, jetzt endlich bin ich damit zufrieden und lade es hoch.^^ Das war ja mal wieder eine Strapaze... ;-)
 

Ich habe es einfach immer weitergeschrieben und hatte dann ein Kapitel mit 10.000 Worten, das war einfach zu viel, normalerweise bekommt ihr in letzter Zeit so um die 6.000-7.000, also musste ich es aufteilen aber dafür ist sicher, dass das nächste Kapitel schon fertig ist und eure Wartezeit sich diesmal auf ein Minimum beschränken wird^^ Daher müsst ihr euch mit den Kommis wahrscheinlich ziemlich beeilen aber was solls ;-)

Und jetzt nochmal ein herzliches Dankeschön für all meine tollen Kommentareschreiber, ich drücke euch, ihr seid echt die tollsten <3 Jetzt haben wir die 800-Marke überschritten und ich kann es kaum glauben...Und an alle anderen natürlich auch ein herzliches Dankeschön für das Interesse an meiner FF, ich freue mich riesig^^
 

Oh! Und dann, das hätte ich fast vergessen, ich habe mein Abi geschafft, hurra!!! Mein Schnitt ist 2.7, nicht unbedingt der Superschnitt aber für mich ist es auf jeden Fall ganz klasse, vielen Dank für eure lieben Glückwünsche und dafür, dass ihr mein Gequake wegen den ganzen Prüfungen ertragen habt *Flasche Sekt aufmach und jedem ein Glas in die Hand drück*
 

Leute, ihr seid ja doch nicht im Sommerloch! Hurra! Willkommen zurück, ich freu mich riesig, dass ihr noch da seid und euch meldet ;-) Soooo viele tolle Kommentare... <3
 

Die wollte ich eigentlich jetzt (endlich!) auch beantworten aber es sind 122 FFs in der Warteschleife und ich bin kapuut vom vielen Schreiben, ich beantworte sie entweder nachträglich oder einzeln, versprochen^^ Entschuldigt, dass ich euch so lange habe warten lassen. NACHTRAG: Eure Antworten für die Kommis vom letzten Kapitel füge ich jetzt mal schnell hinzu.
 

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Hikari14: Danke für deinen lieben Kommi^^ Was Kakashi wirklich weiß und was er noch nicht herausgefunden hat, ist immer noch geheim...aber es wird rauskommen und du bist dann live dabei, in der ersten Reihe^^ Ach ja, bevor ich es vergesse, du weißt doch, ich schreibe ZWEI Enden, also werden sowohl KAKASHI als auch SASUKE gewinnen, vllt sollte ich das nochmal in die Beschreibung setzen, damit alle Bescheid wissen...lg^^
 

TOFU-Smiley lahuna: Danke^^ Natürlich kläre ich das alles noch auf, zumindest gebe ich mir Mühe damit aber diese Spannung ist echt fies von mir...^^Und ich verspreche es, Itachis nächster Auftritt wird wieder spektakulär und kommt sehr bald, ich freue mich schon total darauf, dass was mir dazu im kopf herum schwebt, in Worte zu fassen^^ Und solche Szenen wie die im Garten baue ich gern noch öfter ein ;-)
 

Kleines-Engelschen: Ja, ich weiß, ich bin gemein und unfair aber ich liebe es, an diesen Stellen aufzuhören ;-) Hier hast du neue Informationen ;-)
 

dina-chan: Im Ernst? Du setzt dich bei meiner ff mit Essen und Trinken hin, wie im kino? Das ist ein sehr großes Kompliment! XDDD Dankeschön^^ Und die Szene mit Sakura und Sasuke hat mir auch sehr gefallen, ich bin ganz schömn unfair zu der armen Saku...*schäm* Und zwischen ihren beiden hübschen Verehrern kann ich mich auch nicht entscheiden XDDD
 

Tine123: Ja...jeder deiner Kommentare hat irgendwie was, auch wenn du dich wirklich kurz fasst XDDD Ich bedanke mich^^
 

nessi: Dankeschön! Und hier hast du das nächste XDDD
 

sasu_saku_fan: Danke, Danke, Danke lieb von dir^^ Ja, Saku hat echt ne Menge geschafft, unglaublich, was sie alles aushalten muss...
 

redluna: Sorry, es ging nicht wirklich schnell aber das nächste Kapitel kommt wieder in einem angemesseneren Tempo, ehrlich^^ Die Szene mit dem Wasserschlauch gefiel mir auch sehr, hoffentlich bist du nicht wieder zappelig nach diesem hier.^^
 

hide_85: Ich denke, wenn du noch mehr KakaSaku haben willst, dann freu dich auf das Kapitel nach diesem hier, ich denke, das wird dir gefallen XDDD Danke für deinen kommi^^
 

chibichan: Danke, das freut mich sehr^^ Und das mit der Schule kenne ich noch ganz gut, da hat man oft eben wenig Zeit, ist gar kein Problem, hoffe du magst das neue chap^^
 

Li89: Hallöchen, ich freue mich über jeden neuen Leser, herzlich willkommen^^ Und vielen lieben Dank für das Lob und deinen netten Worte, auf die Ens-Liste habe ich dich jetzt auch gesetzt, wie du wohl gesehen hast, bis dann^^
 

sakurambou-sencha: Du hast ja schon einen kommi zu diesem Chap geschrieben, ich antworte dir trotzdem auf deinen letzten^^ Ja, die Szene mit dem Wasserschlauch...ich habe das Gefühl, die meisten fanden sie gut, das freut mich total. :-) Und dann Sasukes Frage...böse, vor allem von mir XDDD Und ja, ihr bekommt endlich die Infos zum Spiegelsilber, das hat aber auch gedauert....*schäm* Vielen Dank, dafür dass du mir so regelmäßig tolle Kommis schreibst, das bedeutet mir ganz viel^^
 

darkjenny: Ja Sakura hat jetzt echte Probleme...sie macht gar nichts und hat trotzdem die ganze Zeit nur Ärger...Und Sasuke...der kommt wieder ins Rennen, keine Sorge^^ Danke für deinen kommi :-)
 

Naja...so richtig schnell ging das jetzt nicht aber ich habe mich endlich mal wieder gemeldet^^
 

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Und jetzt...

Ganz viel Spaß beim Lesen!

*Einen Berg Süßigkeiten und natürlich Obst und die leckersten Getränke anschlepp*

Eure PinkLady18 <3 <3 <3
 

65 "...ist..."
 

„I…ich…“ WAS sollte ich sagen?! WAS würde sich nicht so bescheuert anhören wie alles was mir in diesem Moment in den Sinn kam? ‚Also es ist so, Kakashi, Itachi und vielleicht sogar Ino…wurden von dem Trank so sehr beeinflusst, dass die männlichen Teilnehmer dieser gemütlichen Runde sich auf einmal in sehr hartnäckigen Annäherungsversuchen geübt haben, während meine ehemalige größte Feindin wieder zu meiner besten Freundin wurde. Ist das nicht eine sehr interessante Wirkung?’ Nicht zu vergessen, dass das alles an Naruto ohne Reaktion vorbeigegangen war… Ja, das sollte eigentlich alle Geschehnisse gut zusammenfassen, genau so hätte ich es sagen können und doch entschied ich mich für eine andere Antwort, ganz einfach weil diese Worte niemals so meine Lippen verlassen hätten, ob es nun der Wahrheit entsprach oder nicht.

„Ich kann mich nicht erinnern.“ Tsunade schien nicht überrascht. Sie verdrehte die Augen, wandte sich an Kakashi und sagte mit gelangweilter Stimme: „Kakashi, würdest du bitte mal eben raus gehen, das ist wirklich nichts für deine Ohren.“ Er wirkte ziemlich perplex und ich kämpfte verzweifelt und ziemlich hoffnungslos gegen den Rotschimmer, der sich auf meinen Wangen bildete. Ich hätte mich am liebsten unter Tsunades Schreibtisch verkrochen aber das hätte diese knallharte Frau mit Sicherheit nie zugelassen… Jetzt sichtlich verwirrt, wanderte Kakashis Blick zu mir. Es hätte nicht amüsanter aussehen können, wenn ich jetzt noch verschämt gewunken hätte, ich wollte nur noch weg. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, da stand die Hokage auf, schnappte einen seiner Oberarme und zog ihn hinter sich her zur Tür. Vollkommen überrumpelt ließ Kakashi das mit sich machen, seinem Gesichtsausdruck nach war sie jedoch auch nicht gerade zimperlich mit ihrem Griff und so wollte er ihre kräftige Hand wohl so schnell wie möglich wieder loswerden…

Dann landete er vollkommen irritiert und ebenso verwirrt vor der Bürotür der Hokage und wurde einfach so ausgeschlossen. Ich hätte gelacht, wenn der schlimmere Teil dieses Gesprächs mir nicht noch bevorgestanden hätte…
 

„So.“ Tsunade drehte sich um und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du kannst dich nicht erinnern, ja? Dein Gedächtnisverlust ist eine wirklich tragische Entwicklung, du solltest ihn nicht einfach für so eine lächerliche Ausrede missbrauchen.“ Sie lehnte sich auf meiner Seite an den Schreibtisch und sah auf mich herab.

„Warum hast du mich all das sagen lassen, wo du doch genau wusstest, dass wir früher oder später an diesem Punkt landen würden?!“, zischte ich leise. „Jetzt wird er mich überhaupt nicht mehr in Ruhe lassen, verdammt! Als ob ich ihm sagen könnte, dass sogar bei ihm eine Wirkung aufgetreten ist!“ Eine ihrer Augenbrauen hob sich.

„Ist dem so?“ Ich biss mir verärgert auf die Lippe, starrte auf die Tischplatte und überlegte fieberhaft, wie ich da noch herauskommen sollte. „Also gehe ich richtig in der Annahme, dass er nicht der einzige ist, der davon betroffen war oder ist?“ Nach einem kurzen Augenblick nickte ich, es hatte eh keinen Sinn, sich gegen Tsunades Verhör zu wehren. Sie registrierte das mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck, mein Gesicht dagegen sah ziemlich unzufrieden aus. „Wie lange ist es jetzt schon her, dass du diesen mysteriösen Trank gemixt und davon getrunken hast?“, fragte sie weiter. Ich seufzte.

„Über zwei Monate sicherlich.“

„Und dann kommen wir doch zu dem wichtigsten Punkt…“ Sie sah mich erwartungsvoll an. „…was waren die Auswirkungen und zeigen sich davon immer noch welche oder hast du festgestellt, dass nichts davon mehr aufgetreten ist?“

„Ähm…also, das ist so…ich…“ Tsunade wurde ungeduldig und ich schloss nervös meine Augen und senkte meinen Kopf zwischen die Knie. „Direkt am ersten Tag, nachdem ich davon getrunken hatte, kamen mir gewissen Dinge seltsam vor…“, versuchte ich es ausweichend. Dann folgte ein kurzes Schweigen.

„Gewisse Dinge?“, half sie nach, doch ich schüttelte nur schwach den Kopf. Ich würde Kakashi doch sicher reinreißen, wenn ich das jetzt erzählen würde, oder nicht?

„Naja…ein paar Leute…männliche Leute…“

„Sakura, jetzt sag schon!“ Sie hatte definitiv nicht genug Geduld für ein Verhör, das hatte ich schon immer von ihr gedacht.

„Ein paar von ihnen haben mir mehr Aufmerksamkeit als sonst geschenkt…“, sagte ich sehr schnell, ließ die Augen geschlossen und meinen Kopf vollends sinken, um die Hokage nicht ansehen zu müssen. Und sie lachte! Ich glaubte, mich verhört zu haben, doch sie lachte und amüsierte sich köstlich, ihr lautes Lachen wollte gar nicht mehr aufhören!
 

Wütend riss ich den Kopf wieder hoch und funkelte sie an, woraufhin sie sich langsam wieder fasste und nur noch breit lächelte.

„Du glaubst, das liegt an dem Trank?“, fragte sie sehr amüsiert. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Ich glaube es nicht nur, ich weiß es!“

„Sakura, du bist hübsch und stark, wieso sollten die männlichen Bewohner Konohas…“

„Das ist es nicht!“, unterbrach ich sie lauter als beabsichtig und sichtlich gereizt.

„Nicht?“ Sie schaute mich mit großen Augen an.

„Nein.“ Ich strich mir ein paar Haarsträhnen zurück und atmete tief durch. „Diese Leute…das passt nicht zu ihrem sonstigen Verhalten. Sie haben sich mir gegenüber sonst ganz anders verhalten und von einem auf den anderen Tag ihre Art völlig verändert!“ Zuerst hatte ich nur an Kakashi gedacht, doch auf Ino traf das alles ebenso zu und…auf Itachi erst recht.

„Okay, so kommen wir nicht weiter.“, sagte Tsunade nun ernst. „Wer hat sich anders verhalten?“ Ich verschluckte mich und hustete laut, während ich versuchte wieder Luft zu bekommen. Ich sollte ihr Namen nennen?! Unmöglich! Sie verdrehte die Augen und schlug kräftig auf meinen Rücken. „Du sagst sie mir oder ich zwinge dich dazu.“ Das war eine nicht zu unterschätzende Drohung…

„Ino!“, kam es unerwartet und plötzlich von mir und ich schlug mir die Hand auf den Mund. Das war noch nicht besonders schlimm aber ich wollte Vorsorge treffen, damit ich nicht versehentlich auch andere Namen preisgab, die nicht für die Ohren der Hokage bestimmt waren. Sie machte ein nachdenkliches Gesicht.

„Hm…ja, das ist mir auch aufgefallen, hattet ihr vorher nicht so einen lächerlichen Streit, der dafür sorgte, dass ihr euch jahrelang bekriegt habt?“ Mit gerunzelter Stirn erwartete sie eine Antwort und ich nickte betreten.

„Wegen Sasuke…“ Es war nur ein Flüstern…

„Verstehe…gut, wer noch?“
 

In meinem Kopf rasten die Gedanken, keiner davon war eine Lösung für mein Problem und ehe ich mich versah, hatte ich den nächsten Namen genannt.

„Itachi.“ Sie schaute mich irritiert an, verwundert, dass ich selbst seinen Namen aussprach und dann nicht das geringste Zeichen von Schmerz zeigte, doch einen Moment später schien sie zu verstehen und nickte langsam. Sie wusste, dass das Jutsu bereits so weit fortgeschritten war, dass ich keine Schwierigkeiten mehr hatte, wenn ich von ihm hörte.

„Jetzt kommen wir dem Rätsel näher…“ Verwundert sah ich sie an und sie begann mit einer Erklärung: „Obwohl unser herzallerliebster Kakashi…“ Ich zuckte erschrocken zusammen. Ob sie wusste, wie nah sie dem letzten Namen war? „…offensichtlich mehr Informationen gesammelt hat als ich, so habe ich doch auch noch ein paar wichtige Dinge beizusteuern und die passen gut zu diesem Punkt.“

„Was meinst du damit?“

„Ich habe dir doch gesagt, dass alles mit dem Trank zusammenhängt und genau das ist es, wovon ich jetzt spreche. Der Trank hat höchstwahrscheinlich auf Itachi gewirkt, eine andere Erklärung wird es wohl kaum geben, immerhin hat er dich am Leben gelassen und dann auch noch für seine eigenen Interessen entführt.“ Ich war erstmal baff. Die Schlussfolgerungen, die sie da aufzählte, hörten sich auf jeden Fall sehr plausibel an. Und auf einmal war die Lösung all dieser geheimnisvollen Dinge gar nicht mehr so weit weg.

„Du meinst, er hat mich im Wald bemerkt und wollte mich eigentlich umbringen, bis er irgendwie die Wirkung abbekommen hat und mich am Leben ließ?“ Sie nickte und ihre Augen funkelten wissend. „Und dann hat er mich mitgenommen und ist mir von da an immer wieder begegnet, hat mich entführt und mich letztlich mit diesem Jutsu an sich gebunden?“ Jetzt war ich ganz in meinem Element, endlich verstand ich mehr von all den Geschehnissen.
 

„Richtig. Soweit meine Theorie. Und jetzt eine andere Sache. Wie genau hat sich Ino verhalten, nachdem du den Trank eingenommen hattest?“ Ich überlegte einen Moment und erinnerte mich an jenen Tag, an dem ich sie auf der Straße gesehen und sie mich gefragt hatte, ob ich mit ihr einkaufen gehen wollte. Nachdem auch Tsunade davon wusste, grübelte sie etwas.

„Wie waren ihre genauen Worte?“ Ich schüttelte den Kopf.

„Genau weiß ich das nicht mehr aber sie fragte mich, warum ich schon so früh unterwegs war und dann wollte sie wissen, ob ich mit ihr shoppen gehen will. Sie schien selbst vollkommen überrascht zu sein, dass sie so etwas ihre Erzfeindin gefragt hatte aber, weil ich ja schließlich ein paar Dinge beobachten wollte, sagte ich zu und sie lächelte mich ganz ehrlich an. Ich kam mir vor wie im Film, sie war vollkommen anders und das ohne sichtbaren Grund.“

„Hat sie dich angelogen?“

„Ich verstehe nicht…“

„Hat sie dir ein einziges Mal nicht die Wahrheit gesagt, sodass du bemerkt hast, dass da offensichtlich etwas nicht stimmte?“

„Nein, zumindest nicht so, dass ich irgendetwas davon mitbekommen hätte…sie war ganz normal und hat auch ebenso normal auf meine Fragen geantwortet. Warum fragst du sowas?“ Sie schaute mich an, als erübrigte sich das von selbst und meine Augen weiteten sich erschrocken. „Was?!“, fragte ich, als ich meine Stimme wieder gefunden hatte. „Ein Trank, der zwingt, die Wahrheit zu sagen? Ist das dein Ernst?“

„Nicht ganz…“

„Aber was dann? Was meintest du damit?“
 

„Was ist mit Kakashi?“, fragte sie völlig unvermittelt und alle Farbe wich aus meinem Gesicht. Ich zwang mich zur Ruhe, doch das gelang mir nicht besonders, in meiner Stimme lag ein Zittern.

„Was meinst du…?“ Sie beobachtete mich genau und wollte eindeutig Reaktionen sehen. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihr das Richtige zeigte oder mich halbwegs im Griff hatte…

„Vorhin hast du gesagt, dass er auch Wirkungen abbekommen hat. Also, was ist mit ihm, welche Ergebnisse haben sich bei ihm gezeigt?“ Das war nicht richtig…das war nicht gut.

„Habe ich das gesagt?“ Zeit schinden war womöglich meine einzige Möglichkeit, mir eine vernünftige Antwort einfallen zu lassen. Sie zog beide Augenbrauen in die Höhe.„Seine Reaktion war…ähnlich wie bei Ino.“ Sie wartete darauf, dass ich noch mehr sagte aber ich blieb stumm. Dann erfüllte ihre fragende Stimme den Raum.

„Ihr habt euch also auch vorher um einen Typ gestritten und euch dann ganz plötzlich versöhnt?“ Ihr Sarkasmus und ihre Ironie machten mir meine Hoffnungen vollends kaputt.

„Tsunade…“ Ich war völlig hilflos. „Ich kann das nicht sagen, das geht nicht…“

Jetzt hatte sie, was sie wollte und ich war mir sicher, dass ihre Befürchtungen sich bestätigten. Eine ganze Weile sagten wir beiden nichts und meine Nervosität steigerte sich immer mehr, selbst als ich dachte, dass es nicht schlimmer werden konnte…

„Ich weiß wirklich nicht, was man in so einem Fall sagt.“

„Es tut mir leid.“

„Was tut dir leid?“

„Ich weiß auch nicht, so sollte es doch nicht kommen…“

„Ich habe das erste Mal befürchtet, dass so etwas läuft, als ich ihn gesehen habe, wie er an deinem Bett stand, vollkommen in Sorge und überhaupt nicht mit dem kühlen Kopf, den er sonst immer hat, er war nicht ruhig, sondern völlig aufgebracht, noch nie habe ich so viele Gefühle in seinem Blick sehen können und als ich ihn so vor mir stehen hatte, fragte ich ihn nach dem Spiegelsilber. Nur eine Sekunde später bereute ich es, ich wusste, dass er davon besser nichts wissen sollte, doch es war schon zu spät…“ Was sollte ich dazu sagen? Was sie mir da erzählte, überraschte mich, manchmal ist es wohl doch besser, die Wahrheit nicht zu kennen…
 

„Seid ihr zusammen?“

„Nein.“, antwortete ich wahrheitsgemäß

„Was ist es dann?“

„Eine Freundschaft. Jetzt zumindest.“ Ich war vollkommen ruhig, obwohl ich eigentlich hätte ausrasten müssen, Tsunade wusste von Kakashi und mir und das konnte böse Folgen für uns beide haben…es sei denn… „Ich bin volljährig.“

„Was?“

„Es ist nicht gegen die Regeln, ich bin 18 und da kann ich tun und lassen, was ich will, so lange es nicht gegen das Gesetz verstößt, sollte ich tatsächlich mehr als freundschaftliche Gefühle für ihn hegen…“ und ich stockte einen Moment um mich zu sammeln, „…so ist es zwar unüblich aber er ist nicht mehr mein Lehrer und außerdem bin ich erwachsen, es ist nicht verboten.“, schloss ich mehr als erleichtert und ziemlich zufrieden mit dieser Idee. Tsunade runzelte die Stirn und betrachtete mich kritisch.

„Das alles hat ohnehin nicht besonders viel mit dem Trank zu tun.“ Jetzt war meine Fassung wieder dahin und ich starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an.

„Was? Warum nicht?“ Sie war ganz ruhig und legte ihre Fingerspitzen aneinander.

„Der Trank hat meines Wissens nach nur ein paar Tage, allerhöchstens eine Woche seine Wirkung entfalten können.“ Ich war sprachlos. Die Wirkung hatte längst aufgehört? All diese Dinge waren lange nicht mehr unter dem Einfluss des Spiegelsilbers?

„Bist du dir da sicher?“

„Natürlich, ansonsten würde ich das gar nicht erst erwähnen.“

„Das heißt, alles was passiert ist, wurde gar nicht durch den Trank beeinflusst?“ Sie schüttelte den Kopf.

„Ich sagte doch bereits, der Trank hat alles ins Rollen gebracht, danach haben sich die Dinge verselbstständigt und allein entwickelt. Alles fing mit dem Spiegelsilber an, ab da lief es von selbst.“
 

Ich war wie vor den Kopf gestoßen, dabei hatte ich mir doch so viel von diesem blöden Zeug versprochen! Die Hokage bemerkte mein unnatürlich langes Schweigen und sagte noch etwas.

„Das bedeutet nicht, dass wir nicht trotzdem etwas mit diesen Erkenntnissen anfangen können.“

„Ist schon gut, Tsunade…“ Ich stand auf. „Danke für deine Mühe.“ Als ich mich umdrehte, erklang erneut ihre Stimme.

„Moment mal, wer sagt denn, dass wir schon fertig sind? Setz dich wieder hin.“ Es klang wie eine Bitte, doch es war eine klare Aufforderung. Also befolgte ich sie schweigend. „Du bestätigst meinen Verdacht, dass dich und Kakashi mehr als nur Freundschaft verbindet, du berichtest mir, wie der Trank gewirkt hat und du sagst mir kein einziges Wort zu Sasuke, du kannst mich doch wohl nicht hier sitzen lassen, ohne ein paar Informationen hinzuzufügen!“ Sein Name versetzte mir einen Stich. „Außerdem interessiert dich wohl gar nicht, was ich vorhin zu den Eigenschaften deiner Substanz gesagt habe, hm?“ Ich sprach noch immer nicht, das war einfach so viel auf einmal…
 

Dann rang ich mich zu ein paar Sätzen durch und verzog leicht das Gesicht. Mein Blick streifte ihre Augen nur flüchtig und ich sah wieder auf meine Hände.

„Kakashi und ich sind nicht zusammen, er beschützt mich und ist außerdem ein wirklich guter Freund, mehr ist da nicht und ich bitte dich, ihn nicht darauf anzusprechen. Was Sasuke betrifft…“ Ich holte tief Luft. „…auch da ist nicht mehr zu sagen, als du ohnehin schon weißt, du hast mehr Ahnung davon, wie ich zu ihm stand, als ich, du kennst ihn besser als ich, obwohl du ihm bisher sehr selten begegnet bist und seit heute wird wieder alles so sein, wie vor ein paar Wochen. Ich habe nichts weiter zu ihm zu sagen.“

Meine Stimme klang so fremd und kalt, ich erkannte mich selbst kaum wieder aber wenn ich schon dazu gezwungen wurde, über ihn zu sprechen, dann wollte ich es so schnell wie möglich abhaken und dann sofort vergessen. Kurz schaute ich auf, dann sah ich stur gerade aus, durch das große Fenster hinter ihrem Schreibtisch. Noch immer stand Tsunade direkt neben mir, an ihren Tisch gelehnt und mit der Blickrichtung zu mir, doch ich wollte nicht mehr hier sein und schon gar nicht weiter in diese Augen sehen, die mich regelmäßig durchleuchteten und mir das Gefühl gaben, kein Geheimnis vor ihrem prüfenden Blick verbergen zu können.

„Das tut mir leid.“, sagte sie leise und überhaupt nicht so gekünstelt, wie die meisten anderen Menschen es in so einer Situation aussprechen würden. Diese Worte kamen ihr nicht wie eine passende Floskel über die Lippen, sie verwendete sie sogar ziemlich selten und wenn sie sie aussprach, so waren es immer besondere Momente. Selbst das konnte mich nicht davon abbringen, durch das breite Glas ihres Bürofensters zu sehen.
 

„Ich fasse zusammen…“, sagte sie dann sachlich mehr zu sich selbst. „Ino, Kakashi, Itachi. Alle haben auf den Trank reagiert und das in einem ähnlichen Maße, wobei sie sich aus einem anderen Blickwinkel natürlich sehr unterschiedlich verhalten haben. Das tut nichts zur Sache, in einem Punkt stimmen sie alle überein und genau diesen will ich weiter verfolgen.“ Langsam und wenig begeistert drehte ich meinen Kopf zu ihr. „Sie haben die Wahrheit gesagt, habe ich Recht? Keiner von ihnen hat dich angelogen.“ Ich zuckte halbherzig mit den Schultern. Was sollten wir mit dieser Erkenntnis schon anfangen? Es erklärte überhaupt nichts…

Es klopfte an der Tür.

„Ah, da ist sie ja.“ Tsunade bat die Person an der Tür hinein und lächelte. Etwas stutzig geworden, vor allem, weil diese Person, die soeben eingetreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, nichts sagte, drehte ich mich doch um.

„I…Ino?“

Da stand sie, meine beste Freundin und strahlte mich an. Mit großen Schritten kam sie auf mich zu und drückte mich, als ich gerade aufstand, um sie ebenfalls zu begrüßen. „Aber was machst du denn hier?“, brachte ich fragend hervor. Ein verschmitztes Lächeln ihrerseits ließ mich misstrauisch werden.

„Ich bin eine Zeugin.“, verkündete sie mit unverhohlenem Stolz in der Stimme. Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte ich mich an die Hokage, die gerade einen Stuhl für Ino an den Tisch zog, direkt neben mich. Sie nickte kurz, als sie meinen Blick sah.

„Das hat alles seine Richtigkeit.“ Dann ging sie um ihren Schreibtisch herum und setzte sich auf ihren Platz. Noch immer argwöhnisch ließ ich mich zurück sinken und schaute von meiner Freundin zu meiner Sensei.

„Ino ist seit einer Weile wieder deine beste Freundin, also dachte ich mir, dass es durchaus nicht schlecht wäre, einmal von ihr zu hören, wie sie die Erlebnisse der letzten Wochen sieht. Immerhin hast du ihr so gut wie alles erzählt, richtig?“

„Sie weiß alles, ich habe keine weiteren Geheimnisse mehr vor ihr.“, sagte ich nach kurzem Zögern. Tsunade nickte zufrieden. Dann stockte sie und sah mich erstaunt an.

„Sie hat von der Sache mit Kakashi gewusst?!“ Schuldbewusst nickte ich und sie schüttelte den Kopf. „Dieses Dorf macht was es will…“ Ino zwinkerte mir zu und ich atmete erleichtert aus, zumindest war jetzt alles gesagt. „Na dann.“
 

Die Hokage wandte sich an meine Freundin und gab ihr einen Überblick über alles, was wir bisher besprochen hatten. Nachdem Inos Gesichtsausdruck schon das dritte Mal von erstaunt zu schockiert und dann wieder zu aufmerksam gewechselt hatte, schaltete ich ab und hing meinen eigenen Gedanken nach, während Tsunade noch immer auf sie einredete und ich ihre Stimmen langsam ausblendete.

„Sakura, hallo?“ Etwas verwirrt sah ich auf und bemerkte, dass beide mich anblickten.

„Ja?“, fragte ich ahnungslos.

„Wir sind jetzt alle auf demselben Stand. Wobei Ino noch ein paar Dinge erzählen soll, die uns weiterhelfen könnten. Es wäre nützlich, dabei deine volle Aufmerksamkeit zu haben.“, kam es streng von meiner Lehrerin und ich unterdrückte ein Gähnen.

„Gut, wie können anfangen.“ Einvernehmliches Seufzen und die beiden ließen ihre Köpfe hängen. Genervt verdrehte ich die Augen und wartete darauf, dass Ino reden würde. Sie räusperte sich und schaute dann fragend zu Tsunade, die sogleich die erste Frage stellte.
 

„Welche Veränderungen sind dir an Sasuke aufgefallen, als Sakura gerade von ihrem Trank getrunken hatte?“ Na toll, fangen wir doch gleich mit der schwersten an…

„Tja, wie fange ich am besten an…?“ Sie überlegte angestrengt und sah an die Decke, dann ging ein Ruck durch ihren Körper und sie war vollkommen begeistert von ihrem eigenen Gedanken. „Ich habe die beiden das erste Mal zusammen gesehen, als Sasuke auf dem Boden lag und Sakura…direkt auf ihm.“ Ein schelmisches Grinsen legte sich auf ihre Lippen und ich verzog das Gesicht. Wie schade, dass ich leider keinerlei schlagfertige Argumente hatte, die dagegen sprechen konnten, ich hatte ja leider meine Erinnerungen verloren! „Das ist nicht wirklich fair.“, brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Sie zuckte mit der Schulter und fuhr fort, an die Hokage gewandt.

„Sasuke hat nie, wirklich nie auch nur das geringste bisschen Zuneigung gezeigt, ich dachte, ich träume. Aber wie er sie angesehen hat…“ Ich wandte mich ab und schloss die Augen. „Und dann kam ihr Geburtstag und Sasuke hat sich dafür eingesetzt, dass wir ihn bei ihm groß feiern konnten, glauben Sie mir, wenn ich sage, wir waren überrascht, dann ist das noch untertrieben.“ Sie machte eine kurze Pause und ich wünschte mir, sie würde endlich damit aufhören aber es konnte wohl noch schlimmer werden…

„An diesem Abend, Sakura hat mir davon erzählt aber ich hatte ohnehin schon diese Vermutung, immerhin waren auf einmal beide verschwunden und ich hatte gesehen, dass Sakura auf die Terrasse gegangen war, also an diesem Abend schenkte Sasuke Uchiha ihr diese Kette, die Kette mit dem Ring daran und er hat…“ Als sie plötzlich in ihrer lebhaften Erzählung stoppte, sah ich auf und öffnete meine Augen wieder. Sie warf mir einen unsicheren Blick zu und biss sich auf die Lippe.

„Musst du noch mehr erzählen?“, fragte ich wenig begeistert und ziemlich kühl. „Ich denke, es ist deutlich, dass er auch davon betroffen war.“, sagte ich dann an Tsunade gewandt. Die blonde Hokage saß mir gegenüber und schien über meine Worte nachzudenken.

„Wir lassen sie ausreden, je mehr wir wissen umso besser.“, sprach sie dann und ich drehte mich ein weiteres Mal von ihr weg.
 

Eigentlich wollte ich das alles gar nicht hören, wen interessierte meine verfluchte Vergangenheit mit Sasuke? Ich hatte am allerwenigsten Einfluss darauf und warum musste Ino dann all diese Dinge berichten? Ich konnte ihrer Erzählung nicht einmal folgen, ich…doch ich konnte es.

Ich konnte es sogar sehr gut. Ich konnte mir vorstellen, wie er mit seiner kühlen, unbeteiligten Art sein Haus für die Feier angeboten hatte, wie er mit mir auf dieser Terrasse gestanden und mir diese mysteriöse Kette geschenkt hatte…all das konnte ich beinah vor meinem inneren Auge sehen aber erinnern konnte ich mich nicht das geringste Bisschen und so ballte ich die Hände zu Fäusten und versuchte, so gut es ging nicht zuzuhören.

„Also Ino, was wolltest du eben sagen?“ Sie druckste herum und fühlte sich offensichtlich nicht besonders wohl in dieser Lage, ich blendete sie aus.

„Also…er hat ihr die Kette geschenkt und ich habe später mit ihr gesprochen und sie gefragt, was noch passiert ist und…sie erzählte, er hatte ihr so liebevolle Worte gesagt, wie ich es niemals von Sasuke erwartet hätte und danach…“ Die Stille, die ich doch eigentlich erzwingen wollte, war jetzt zu still und ich bekam eine Gänsehaut. „Er hat sie geküsst und dann verschwand er hinter dem Haus, er…“ Mehr hörte ich nicht.

War das die Wahrheit? Konnte das sein? Das war doch unmöglich…

Mit leeren Augen kämpfte ich gegen die Wut, gegen die Trauer, gegen die Wehmut…wenn ich das jetzt zuließe, würde ich wohl kaum hier sitzen bleiben können und ich konnte es mir nicht erlauben, vor Ino und Tsunade schwach zu sein. Das war schon zu oft passiert, ich wollte nicht, dass sie das Gefühl bekamen, dass ich mit der Situation nicht mehr fertig wurde. Ein paar Minuten vergingen und dann wurde mir klar, dass ich es nicht aushalten konnte. Ino und Tsunade sprachen noch immer miteinander, ich verstand kein Wort und wollte auch nicht mehr hören. Mit einem gemurmelten „Das reicht für heute, lasst uns später darüber sprechen…“, wandte ich mich von beiden ab, riss die Tür auf und wartete nicht, bis sie wieder zufiel, ich rannte gleich los und bemerkte nicht, dass Kakashi direkt neben der Tür gestanden hatte.
 

Er holte mich ein, als ich gerade die Treppe nach unten lief und erschrak mich dabei fast zu Tode.

„Sakura!“ Seine Hand griff nach meinem Oberarm, doch ich wich ihr aus und lief einfach weiter die Stufen nach unten, ich hörte seine leisen Schritte hinter mir und wünschte mir im Moment nichts mehr, als dass ich endlich einmal allein sein konnte.

Er ließ es zu, dass ich vor ihm her lief, den ganzen Weg nachhause unternahm er keinen weiteren Versuch mich zu stoppen, sondern folgte mir in einigen Metern Abstand, niemand bemerkte, dass wir zusammengehörten und so hielt mich auch niemand auf, die Blicke die sonst an mir hafteten blieben mir dieses Mal erspart und wenn sich die Leute nach mir umdrehten, weil ich so kopflos durch die Straßen rannte, so taten sie dies zu spät, um noch viel von mir zu sehen.

Außer Atem kam ich vor dem Haus an und stocherte fahrig mit dem Schlüssel im Schlüsselloch herum, die Tür blieb verschlossen und meine Hände begannen zu zittern. Da legte sich eine große, warme Hand auf meine, zog sie sacht zurück und öffnete das Schloss. Ich hielt inne, schaute dabei zu und flüchtete mich dann endlich in die rettenden Wände, das dunkle Innere, das mich verbergen konnte und auch würde.
 

Ich hörte nicht, wie er die Tür schloss, nicht wie er in den Flur trat und leise seine Schuhe auszog, ich sah nicht, wie er nachdenklich auf die Treppe blickte und gleichzeitig so aussah, als wüsste er alles und so viel mehr als ich, ich lief einfach weiter, immer weiter, bis ich in meinem Zimmer ankam und mich einschloss, einen Sprung von meinem Bett entfernt. Doch ich schaffte es nicht bis dorthin, sank kraftlos an der Tür herunter und stützte meinen Kopf auf die Knie. Meine noch immer zitternden Finger strichen durch mein Haar, das mir direkt über das Gesicht fiel, wie ein Vorhang, der mich vor den Blicken anderer schützte und mir selbst erlaubte, alles zu erkennen und so schloss ich die Augen, um nichts zu sehen. Schwärze. Erst nach einer Weile hörte ich meine eigenen Schluchzer, seltsam verzerrt und so kläglich…

Meine Wangen waren nass und auf meiner Hose konnte ich die unzähligen Tropfen meiner Tränen betrachten, die immer mehr wurden. Weinen ist schwach aber wenn es bedeutet schwach zu sein, weil man leidet, dann nahm ich das in Kauf. Es tat so weh, sich an unser Treffen am Morgen zu erinnern und zu wissen, was an meinem Geburtstag geschehen war.

Hatte ich ihn verletzt? Litt er auch? Oder war es für ihn ganz anders als für mich…?
 

Ich strich mit dem Handrücken über meine Wangen und wurde langsam ruhiger, doch die Tränen versiegten nicht, noch immer zerfielen sie wie kleine Kristalle sobald sie auf den Stoff meiner Jeans trafen. Ich sah seine dunklen Augen vor mir und fühlte mich schuldig. Und dann sah ich seine blutigen Hände, die tiefen Wunden und hatte auf einmal Angst, selbst der Grund dafür zu sein.

„Es geht dich etwas an. Ich würde es dir erzählen aber das geht nicht.“

Ich umklammerte meinen Körper mit beiden Armen und unterdrückte ein weiteres Schluchzen. „So langsam glaube ich tatsächlich, dass ich dich geliebt habe.“ „Das würde ich auch gern glauben.“

„Sasuke…“ Meine eigene Stimme wirkte, wie die einer Fremden und füllte den Raum. Was sollte ich tun? Was war das Richtige?
 

Es dauerte eine Weile, bis ich aufstehen und ins Bad gehen konnte, um mir das Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen. Dann ging ich zurück auf mein Zimmer und kam den ganzen Abend nicht mehr heraus, einmal kam Kakashi nach oben und fragte mich, ob ich etwas essen wolle oder ob er irgendetwas tun könne, doch ich schickte ihn wieder weg. Das zweite Mal schlich er sich mehr oder weniger vor meine Tür und sagte nichts, doch ich wusste, dass er da stand und einfach nur lauschte. Nach ein paar Minuten ging er wieder, er wusste, dass ich niemanden sehen wollte, auch nicht einen meiner besten Freunde…irgendwann schlief ich ein, eng zusammen gerollt auf meinem Bett, ohne meine Decke.
 

Ich wachte auf, als es noch mitten in der Nacht war, ein kalter Windhauch streifte meine Beine und ich zitterte leicht. Ich brauchte einen Augenblick, bis ich mich orientieren konnte, dann fiel mein Blick auf das Fenster. Wir hatten keinen Mond, es war dunkelste Nacht und die dünne Glasscheibe war gekippt, weshalb die kühle Luft in mein Zimmer kam. Als ich die Beine aus dem Bett stellte, bemerkte ich, dass Kakashi doch in mein Zimmer gekommen war und friedlich, etwas von mir entfernt auf dem Boden schlief. Eine dünne Decke lag am Fußende meines Bettes und ich wusste, dass er sie über mich gelegt hatte. Doch obwohl mein Kopf gern eine Decke gehabt hätte, um alles darin einfach zu verhüllen, hatte mein Körper in der Nacht scheinbar das Gegenteil gewollt und so hatte ich mich davon befreit. Ich verharrte einen Moment so, den Blick auf Kakashi gerichtet, als ich etwas hörte.

Ganz leise nur, wie sehr bedächtig gesetzte Schritte, wie kaum aufkommende Füße, die direkt unter meinem Zimmerfenster zu hören waren…

Sehr langsam, zögerlich, näherte ich mich dem Fensterrahmen, an die Wand gedrückt und äußerst vorsichtig, dann riskierte ich einen winzigen Blick nach draußen und hielt dabei den Atem an. Ich konnte dem Instinkt, sofort zurückzuschnellen nicht widerstehen und verriet mich durch dieses Geräusch. Als ich ein paar Sekunden später noch einmal heraus sah, waren sie verschwunden…

Ein Schauer lief über meinen Rücken und blieb dort ziemlich lange, eine Warnung an mich und ebenso eine alarmierende Einbildung, die mir Angst machte. Diese roten Augen…rot wie Blut und leuchtend in der Nacht. Doch ich konnte sie nicht gesehen haben, das war nicht möglich, ich schob es auf meinen unruhigen Schlaf und die Informationen des Nachmittags…
 

Bald beschloss ich, wieder schlafen zu gehen. Noch mehrere Male hatte ich einen Blick nach draußen gewagt, doch dort war alles so still und dunkel, dass der Gedanke, dass ich es mir eingebildet hatte immer stärker wurde und schließlich alle Zweifel übertünchte. Ich schloss leise das Fenster, drehte mich um und kroch unter die dünne Decke. Schlaf übermannte mich, doch kurz bevor ich in wirren Träumen versank, sah ich ein weiteres Mal diese Augen…
 

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So, das ist es erst einmal wieder. Lasst hören, wie ihr es findet ;-)

"..."

Okay Leute...Über 10.000 Wörter....
 

Ich werde dieses Chap nicht trennen und zu meiner eigenen Schande ist wirklich noch mehr dazu gekommen, als geplant war, deshalb hat es länger gedauert und deshalb ist es so absolut überdurchschnittlich lang... Also ich persönlich lese lange Kapitel sehr gern aber ich bin mir fast sicher, dass es für einige von euch nicht besonders angenehm zu lesen sein wird, weil es einfach so viel ist...ich bemühe mich, euch da ein paar sinnvolle Absätze einzubauen, damit es leichter wird und ich hoffe sehr, dass ihr es trotz dieser Länge zuende lesen werdet.
 

Ein paar Dinge werden euch vielleicht nicht gefallen, vielleicht langweile ich euch mittlerweile auch einfach sehr, einigen fehlt die Spannung und es passiert zu wenig, ich halte mich zu lange bei Sakuras Gedanken und Gefühlen auf aber ich bin immer noch der Ansicht, dass es an diesem Zeitpunkt in der Geschichte richtig ist und genau diese Dinge machen mir momentan sehr viel Spaß. Niemand soll sich gezwungen fühlen, meine ff weiter zu lesen, wenn sie ihm mittlerweile wirklich zu lang ist - ich gebe zu, sie sprengt den Rahmen aber ich bemühe mich bereits das Ende zu formen und arbeite auf einen nicht zu schnellen oder Dinge offen lassenden Schluss hin. Ich hoffe, das ist in Ordnung für die Meisten.
 

Ansonsten kann ich nur sagen, dass im nächsten Chap endlich wieder einige Dinge ins Rollen kommen, wobei das auch hier schon vermehrt der Fall ist. Lasst euch überraschen, viel Spaß!
 

P.S. Wie immer, vielen Dank für die lieben Kommentare, ich beantwrote sie sobald ich kann, noch bevor ich das nächste Chap hochlade.^^ <3 <3 <3
 

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66 „…“
 

Der nächste Morgen kam viel zu früh, ich kniff die Augen zusammen, als helles Sonnenlicht mich blendete und drehte mich auf die andere Seite. Kakashi war nicht im Zimmer.

Irgendwann beschloss ich aufzustehen und sammelte lustlos ein paar Klamotten zusammen. Dann schlurfte ich ins Bad, putzte meine Zähne und kämmte die Haare. Schließlich zog ich mir schnell ein paar Sachen über und ging die Treppe nach unten. Er saß in der Küche, ohne irgendetwas zu tun, er aß nichts und er las auch nicht, er hörte keine Musik. Er schien gerade einmal zu atmen. Etwas unsicher betrat ich den Raum und trat an die Kaffeemaschine. Das hatte er also getan: Kaffee kochen. Somit griff ich nach einer Tasse, schenkte mir etwas davon ein und ließ mich auf dem Platz ihm gegenüber sinken.

Eine Weile betrachtete ich ihn, wie er dort saß, den Blick auf den Tisch gerichtet und weit weg, dann sah er mich an und es wirkte tatsächlich, als hätte er mich jetzt erst bemerkt.
 

„Hey.“, sagte ich leise.

„Wie geht es dir?“ Seine Stimme hörte sich so rau an, als ob er eine Weile nicht mehr gesprochen hätte. Ich zuckte mit einer Schulter. „Geht.“ Keine Reaktion.

„Ist etwas passiert?“, fragte ich vorsichtig.

„Was?“

„Ob irgendetwas passiert ist? Ist etwas nicht in Ordnung?“ Er seufzte tonlos, fuhr sich durch sein langes Haar und schaute wieder auf den Tisch.

„Beides und nichts davon kann ich beeinflussen.“ Ich war verwirrt und ebenso besorgt.

„Aber was ist denn los?“ Er schenkte mir ein müdes Lächeln.

„Willst du heute schon wieder zu Tsunade gehen? Du musst nicht, wenn du noch Zeit brauchst…“ Ich schwieg einen Augenblick und überlegte.

„Doch, ich werde gehen. Das alles ist viel zu wichtig, als dass wir noch mehr Zeit verschwenden könnten.“

„Natürlich, du hast Recht.“ Ich wurde ungeduldig und war mir sicher, dass er etwas nicht sagen wollte.

„Kakashi, was ist mit dir?“, fragte ich hoffnungslos.
 

Er hatte beide Augen geöffnet, sowohl das normale als auch das Sharingan und als er mich so anblickte, mit einem trüben Glanz darin, zuckte ich ohne nachzudenken zurück. Einen Moment sahen wir uns nur stumm an, dann wandte er sich ab und verbarg damit sein Erstaunen und seinen Schmerz, doch ich hatte es noch gesehen und suchte sofort nach Worten, um mich zu entschuldigen.

„Ich…es war nur ein kurzer Reflex, es tut mir leid, Kakashi.“ Er lächelte aber es war nicht echt. „Wirklich, ich habe gerade wieder von seinen…Augen geträumt, bitte entschuldige.“ Diesmal wirkte er besänftigt und lächelte wirklich, doch seine Augen wurden davon nicht erreicht.

Danach redeten wir kaum ein weiteres Wort, ich kaute gleichgültig auf meinen Cornflakes herum, dann stellte ich die halb volle Schale in die Spüle und wollte aufbrechen. Kakashi erhob sich schweigend und wir machten uns auf den Weg, obwohl heute Montag war, hatten wir kein Training, eines der wenigen Dinge, die wir vorhin besprochen hatten war, dass Tsunade und Kakashi es bis auf weiteres abgesetzt hatten, solange wie wir mit unseren Gesprächen nicht richtig voran gekommen waren. Ich ging neben Kakashi her und seufzte leise. Das alles war so anstrengend und so furchtbar kompliziert…
 

„Kakashi, hör mal.“ Er schaute kurz zu mir und nickte, dann sah er wieder nach vorn. „Wegen gestern…also…“

„Ist schon gut.“ Er hob beschwichtigend die Hände. „Erzähl es mir, wenn du selbst soweit bist.“ Ich wog ab, ob ich wirklich so lange warten konnte oder ob ich ihm nicht sofort sagen sollte, warum ich gestern so aufgelöst gewesen war. Doch ich kam zu dem Schluss, dass ich zu feige war, um mich schon wieder damit auseinander zu setzen und beließ es dabei.

Gemächlich setzten wir unseren Weg fort, es war mir nur recht so, denn ich war nicht wirklich begeistert von der Aussicht, mir weitere kleine Sonnenscheingeschichten zu Sasuke und mir anhören zu müssen…

Irgendwann kamen wir natürlich trotzdem an und ich trat seufzend zur Bürotür der Hokage, die uns schon hereinbat, ehe ich überhaupt geklopft hatte. Tsunade stand mit dem Rücken zu uns an ihrem Fenster und hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt. Noch während wir hintereinander eintraten, erhob sie ihre Stimme und wir blieben stehen.

„Kakashi, du kannst diesmal gleich draußen warten, wir müssen noch ein paar Dinge klären, bevor wir uns weiter mit deinen Informationen beschäftigen können.“ Ich drehte mich zu ihm um und stellte fest, dass er noch nicht einmal die Türschwelle überschritten hatte und trotzdem sofort wieder weggeschickt wurde. Kurz schenkte ich ihm einen entschuldigenden Blick und er seufzte leise, drehte sich um und zog die Tür hinter sich zu.
 

Einen Moment blieb ich an dieser Stelle und sah nachdenklich hinter ihm her, dann räusperte Tsunade sich, ich drehte mich zu ihr um und nahm vor ihrem Schreibtisch Platz.

„Wie geht es dir heute, Sakura?“, fragte sie in die Stille hinein und sah hinaus auf die Straße.

„Gut.“, sagte ich teilnahmslos. Sie stockte und ihre Schultern spannten sich kaum merklich an, dann stand sie dort genau wie vorher und schaute noch immer nach draußen.

„Wirklich?“

„Ja sicher.“ Ich zögerte nicht einen Moment, keine Sekunde und das schien sie stutzig zu machen, auf jeden Fall wollte sie etwas anderes hören, das konnte ich ihr deutlich ansehen.

Und deshalb drehte sie sich um.

Ihr durchdringender Blick lag sofort auf mir, die Arme verschränkte sie nun vor der Brust und ihre Augenbrauen waren leicht gesenkt, sie glaubte mir nicht, was ohnehin zu erwarten war, natürlich würde sie das nicht aber im Moment war es mir ziemlich egal, aus mir würde sie dazu nichts herausbekommen.

„Das sah gestern ganz anders aus.“ Ich zuckte mit den Schultern und ließ mich von ihr nicht beirren. „Schön. Dann machen wir eben an genau der Stelle weiter.“ Ob sie bemerkt hatte, dass ich bei ihren Worten unweigerlich gedämpft nach Luft geschnappt hatte? Die Erkenntnis in ihren Augen bestätigte mir diese Annahme und sie stürzte sich auf diesen Schwachpunkt, wie ein Raubtier, sie hatte wirklich etwas von einem wilden Tier, wenn sie jemanden verhören wollte und ich fühlte mich ganz und gar nicht wohl dabei, wie sie feststellte, dass sie auf diese Weise Reaktionen von mir bekommen würde.

Obwohl mir mehrere Dinge durch den Kopf schwirrten, die eventuell einen Themenwechsel ermöglicht hätten, schwieg ich eisern und wartete, dass sie etwas sagte. Ein Fehler, wie sich herausstellte.
 

„Ich frage mich, ob du und Sasuke sogar zusammen wart?“

Wie ein Schlag unter die Gürtellinie.

Ich wandte mein Gesicht ab, bemühte mich, es beiläufig aussehen zu lassen, als wollte ich mich nur etwas umschauen aber sie sah alles, ich konnte ihr nichts vormachen.

„Vielleicht hatte sich dein jahrelanger Wunsch sogar endlich erfüllt und du weißt gar nichts mehr davon?“ Ich ballte meine Hände zu Fäusten und biss mir zusätzlich auf die Lippe.

Es half nicht.

„Sasuke fällt das alles dann sicher auch nicht leicht…“

Ich wollte, dass sie damit aufhörte.

„Vielleicht…“, überlegte sie weiter, „…vielleicht ist es auch jetzt noch dein Wunsch, dass…“

„Lass das.“ Es war leise, verglichen mit ihrer lauten Stimme ein Flüstern aber es stoppte sie. „Machst du das mit Absicht? Schön, es macht sicher Spaß jemandem Erinnerungen vorzuhalten, die dieser jemand gar nicht mehr hat.“ Ich drehte mein Gesicht wieder zu ihr und war mir sicher, dass sie dieses Mal nicht Gleichgültigkeit oder Langeweile ablesen konnte, sondern unverhohlene Wut - und natürlich Schmerz.

Schmerz war in letzter Zeit irgendwie allgegenwärtig aber seit ein paar Wochen erschien er mir mehr abgeschwächt und dumpf…seit gestern war er wieder da, genauso wie am Anfang, nein, stärker als am Anfang…
 

Ich bemerkte erst jetzt, dass Tsunades Hand auf meiner Schulter lag. Wann war sie zu mir gekommen? Verwirrt und noch immer wütend blickte ich hoch zu ihr, wir waren mittlerweile fast gleich groß. Sie sah besorgt aus und gleichzeitig zufrieden, wenn es so etwas geben konnte.

„Findest du nicht auch, dass es besser ist, sich mit einem Problem auseinander zu setzen, als es zu meiden?“ Unentschlossen huschten meine Augen zwischen ihren hin und her. „Du solltest nicht versuchen, das nicht an dich heran zu lassen, dann wird es nur umso schlimmer.“

Dann schwiegen wir beide und sahen uns stumm an. „Du hast diese Erinnerungen wirklich nicht mehr aber ich dachte, dass du gerade deshalb hören möchtest, was dir dadurch vorenthalten wird. Und außerdem hängt das alles doch zusammen, deine Beziehung zu Sasuke, sein Bruder und das Spiegelsilber…“

„Du brauchst seinen Namen nicht mehr zu meiden.“, sagte ich abwesend und unterbrach unseren Blickkontakt. Ihr Griff auf meiner Schulter wurde fester.

„Stimmt…“

„Seit einiger Zeit löst er keinen Schmerz mehr bei mir aus.“

Sie fasste unter mein Kinn und sah mich eine Weile eindringlich an. „Keinen physischen Schmerz…“, sagte sie leise. Ich erwiderte nichts. „Es ist eine sehr schwere Bürde.“ Sie nahm die Hand von meiner Schulter und trat wieder an ihr Fenster. „Aber du musst sie nicht mehr sehr lange tragen.“ Ich nickte abwesend.

Es vergingen Minuten in denen wir beide uns sammelten und für den nächsten Teil dieses Gesprächs vorbereiteten. Ich starrte gedankenverloren auf die Regale an den Wänden, voller Bücher und Ordner, die von Shizune und mir schon so oft neu geordnet waren worden, dass ich es gar nicht mehr zählen konnte. Tsunade war sehr unordentlich…
 

„Also.“ Noch etwas wirr sah ich hoch und begegnete ihrem Blick. „Diese Sache mit der Wahrheit, also, dass dich niemand von den dreien angelogen hat, zumindest in der ersten Woche nicht…“ Ich horchte auf. „Ich bin sicher, dass das eines der wesentlichen Merkmale deines Trankes ist.“

„Tsunade.“ Sie blickte mich fragend an. „Ich muss jetzt endlich Kakashis Informationen hören!“ Kaum merklich schüttelte sie den Kopf, mit einem betrübten Ausdruck in ihren Augen.

„Das geht nicht, noch nicht…“ Ich schnaubte unwillig und stand auf, um vor ihrem Schreibtisch hin und her zu gehen.

„Ich kann nicht mehr warten.“, sagte ich eindringlich. „Ich muss etwas tun und ich muss es endlich hören!“ Nun stand ich wieder still vor ihr und wartete ab.

„Wir sind noch nicht so weit…“ Sie wich mir aus.

„Ach lass das doch endlich. Wir sind schon so lange so weit! Wir sind schon so lange auf der Suche nach Informationen und wir wollen schon so lange diese ganze Geschichte beenden, wir sind so weit!!“ Jetzt wurde der Ausdruck in ihren Augen fest, sie fixierte mich und setzte erneut zum Reden an.

„Du wirst es mir überlassen müssen, ob ich es dir gestatte oder nicht, Sakura.“

„Aber warum willst du es mir nicht erlauben?!“ Wieso war sie so stur und wieso wollte sie mir noch immer Dinge vorenthalten?!

„Und was ist mit Sasuke, Sakura? Was ist mit ihm?“

Sie klang sehr ruhig und beherrscht.
 

Im ersten Moment zuckte ich zurück und riss die Augen auf, dann atmete ich tief aus und schloss die Lider. Langsam fasste ich mich wieder und öffnete meine Augen, die Zielstrebigkeit darin loderte auf.

„Sasuke hat doch ein Recht dazu, dass ich dafür sorge, dass meine Erinnerungen an ihn zurückkehren, dass ich alles dafür tue, um wieder zu wissen, wer er ist! Ich will nicht, dass er mich noch länger so sehen muss, so hilflos und so fremd, ich will, dass wir das bereinigen können, es steht die ganze Zeit zwischen uns und ich ertrage das nicht länger…“ Meine Stimme war zum Ende hin nicht mehr als ein Flüstern aber der Wille dahinter war nur umso deutlicher. Als ich meinen Blick vom Boden hob und Tsunade betrachtete, bemerkte ich, dass sie auf einmal mit ihren Gedanken weit weg zu sein schien. Ich musterte sie weiterhin und legte den Kopf schief, als mir die Sorgenfalten auf ihrer Stirn auffielen.
 

*** 1 (Tsunades Sicht)
 

Tsunades Gedanken waren auf einen schicksalhaften Punkt gerichtet, auf einen Tag vor vielen Wochen, jenen Tag, an dem Sakura wieder zu sich gekommen war, direkt nachdem die Besiegelung abgeschlossen war. Sie sah alles genau vor sich, die blasse Haut ihrer sonst so strahlenden Schülerin, die langen rosa Haare, die ihr Gesicht umrahmten, als würde sie bloß friedlich schlafen, die geschlossenen Lider und die dunklen Ringe darunter, die einzige Zeugen ihrer inneren Qualen waren. Nachdem sie mit Ino bei ihr gewesen war, nachdem sie noch einmal wiedergekommen und von ihr Lügnerin genannt worden war, hatte sie Sakura ganz anders vorgefunden als zuvor, mit blutender Stirn auf ihrem Bett, die Haut kalkweiß, das Blut dagegen strahlend rot. Nie zuvor hatte sie sich bei dem Anblick einer einfachen Kopfverletzung so erschreckt…

Und Sasuke…wie hatte sie ihn anschreien, wie hatte sie ihn sogar schlagen wollen, nicht einfach dafür, dass er sich ihren Anordnungen wiedersetzt hatte, nein, dafür, dass er ihre wundervolle Freundin, ihren Schützling wieder verletzt hatte, ein weiteres Mal, dafür, dass er ihr erneut Verletzungen zugefügt hatte, wenn auch nicht beabsichtigt und das, nachdem sie gerade eine Diagnose gestellt hatte, die alles verändern würde.
 

Doch sie hatte es nicht getan.
 

All ihre Vorsätze, alles was sie ihm an den Kopf hatte werfen wollen, als Ausweg für ihre eigenen übermächtigen Schuldgefühle, hatte sie sofort vergessen, als sie ihn so sah, wie er zu ihr kam…
 

*** 2 (Jetzt kommt Sasukes Sicht ;-) )
 

Sasuke stand mitten auf einem der Trainingsplätze, sich wahrscheinlich gar nicht bewusst, dass er mit Absicht einen anderen als sonst gewählt hatte, vollkommen allein und ohne sich zu rühren. Seine Brust hob und senkte sich noch etwas schneller als sonst, bedingt durch die Anstrengung des eben unternommenen Trainings, ein starker Wind wehte über den Platz, drückte sich gegen seine Kleidung und ließ vereinzelte Strähnen seines schwarzen Haars über seine Wangen tanzen, doch auch sein Blick war weit in die Ferne gerichtet, er schien nicht einmal etwas davon zu bemerken, dass soeben ein feiner Nieselregen eingesetzt hatte und die eben noch wirbelnden Haare langsam schwerer und unbeweglicher werden ließ. Seine Kleidung legte sich enger an seine Haut und saugte sich in den folgenden Minuten mit Wasser voll, er fühlte es gar nicht.
 

Er dachte an diese eine Nacht, vor genau fünf Wochen zurück. Sie war wieder zu sich gekommen, endlich. Er hatte viele der Schwestern darüber sprechen gehört und dabei tunlichst vermieden, gesehen zu werden. Schließlich bestätigte es auch die alte Hokage selbst, doch natürlich ließ sie immer noch weder ihn noch Naruto zu ihr. Er hatte gewartet, bis die meisten der Angestellten das Krankenhaus verlassen hatten und die Dunkelheit ihn noch besser verbarg als seine Fähigkeiten es ihm tagsüber erlaubten, dann war er zurückgekehrt und direkt zu ihrem Zimmer gegangen, den Kopf voller Gedanken an sie und was mit ihr passiert war.

Er war zu ihr hinein getreten, unbemerkt von den Schwestern und froh sie endlich wieder zu sehen, erleichtert, dass sie aussah, als würde ihr nichts fehlen, seine Sharingan hatten es ihm erlaubt, auch im Dunkeln sehr gut zu sehen und als sie aufstand, sich misstrauisch an die Wand lehnte und wartete, dass er näher kam, hatte er sich nur leicht gewundert, sie hatte beinah ebenso früh wie er gelernt, vorsichtig zu sein, wenn man nicht wusste, wer vor einem stand.
 

Also war Sasuke stehen geblieben und erkannte auf einmal die Fremdheit in ihren Augen, erkannte, dass sie IHN NICHT erkannte und bekämpfte angestrengt das Gefühl der Angst, die er so selten verspürte, der Sorge, der Zweifel, welches sich langsam in seinen Kopf geschlichen hatte…als er endlich Gewissheit hatte, als er wusste, sie wollte ihn nicht bei sich haben, hatte er einfach gehen wollen, doch sie fiel und als er sich umdrehte war es bereits zu spät, sie lag bewusstlos am Boden und blutete an der Stirn…völlig in Panik, mit Schuldgefühlen, die ihn beinah auffraßen, hatte er seine Arme unter sie gelegt, sich vorsichtig vorgetastet und sie hochgehoben, als wäre sie aus Glas.

Er hatte sie in ihr Bett gelegt, im Laufen das Licht angeschaltet und war dann gerannt, gerannt bis er Tsunade erreicht und ihr mit heiserer Stimme alles berichtet hatte, während sie zurück zu ihr liefen. Sie war nicht stark verletzt und doch hatte er sich am liebsten von der nächsten Klippe stürzen wollen, weil er sie so behandelt und ignoriert hatte. Wenn er anders gehandelt hätte, wäre sie ihm nicht hinterher gelaufen und dann wäre sie auch nicht gestürzt…
 

Als er hörte, wie Tsunade ihre Wut herunter schluckte und ihm einen Tag später abends mit leiser Stimme erzählte, dass Sakura Haruno, die er kannte nicht mehr dieselbe war, hatte ihn seine Stimme verlassen. Und als sie ihm sagte, dass Sakuras Erinnerung, alles was sie beide verband gelöscht, dass er aus ihrem Kopf verschwunden war, war es ihm schwer gefallen sich auf den Beinen zu halten, ohne ein weiteres Wort, einen Blick oder auch nur eine Geste, hatte er sich umgedreht, war langsam zur Tür geschritten, hatte sie hinter sich geschlossen und das Krankenhaus ebenso langsam verlassen.

Sobald er draußen gewesen war, war er gerannt, war über Dächer gesprungen, hatte sich ohne, dass er es wirklich bemerkte seine Beine und Arme an Regenrinnen, Wänden, Ziegeln aufgeschrammt und sich später nicht mehr erinnert, wie er bei sich angekommen war und wie er dort die ganze Nacht nur vor dem Spiegel gestanden hatte. Sie kannte ihn nicht mehr, er hatte sie nicht retten können, er war allein und sie war nicht mehr bei ihm.

Nie wieder.
 

Er schreckte hoch aus diesen Erinnerungen, als er ein anderes Chakra wahrnahm und erkannte das blonde Haar seines besten Freundes, der sich langsam auf ihn zu bewegte. Seit gestern hatte er kein einziges Wort mehr gesprochen, mit niemandem, auch nicht mit ihm und natürlich hatte sich Naruto wieder einmal Sorgen gemacht und nach ihm gesucht, er hatte nichts anderes erwartet. Aber auch heute würde er nicht sprechen, da konnte Dobe lange warten.

Es lag gar nicht so sehr an ihm oder an der Tatsache, dass er gar nicht wusste, was er überhaupt sagen sollte, es lag ganz einfach und allein daran, dass er keine Worte hatte und dass ihn seit gestern Morgen die Fähigkeit zu sprechen mehr oder weniger verlassen hatte.

Sie war ihm so wichtig geworden…warum hatte er das zugelassen? Wieso hatte er sich so an sie gebunden und dabei nicht ein letztes Stück seiner selbst für sich behalten, das ihn genau vor dieser Situation bewahrt hätte? Er war völlig verloren, weil er schwach geworden war, genau wie ER es gesagt hatte…
 

Nur knapp konnte er Narutos Schlag ausweichen, er machte einen Ausfallschritt nach hinten und zog eine Augenbraue hoch.

„Ich dachte, du wärst hier um zu trainieren, Teme, und nicht um grundlos in der Gegend rumzustehen und vor dich hinzustarren.“ Sasuke sah herablassend in das Gesicht dieses Chaoten und verbreiterte seinen Stand. Er hatte keine Ahnung wie, aber Naruto fand irgendwie immer genau das, was er in Momenten wie diesen brauchte…
 

*** (Zurück bei Sakura ^^)
 

„Tsunade?“

Ich bemerkte genau, wann sie zurück in die Realität fand, ihr Blick wurde auf einmal wieder klar und sie richtete ihn sofort auf mich, während sie sich ein paar Haarsträhnen zurückstrich. Noch immer etwas nachdenklich aber immerhin wieder ansprechbar betrachtete sie mich einen Moment. Was hatte sie gerade eben bloß gedacht? Woran hatte sie sich erinnert? Ich kannte sie so gar nicht richtig, sehr selten war die Hokage so sehr in ihren Gedanken versunken, dass man sie eine Weile nicht ansprechen konnte…

„Sakura, ich denke, dass du die Informationen bekommen sollst, nach wie vor aber noch nicht jetzt.“ Ich machte den Mund auf um zu protestieren.

„Aber Tsunade, versteh doch, dass…“ Sie hob ihre Hand und unterbrach mich.

„Ich verstehe. Sehr gut sogar aber genau deshalb bin ich hundertprozentig davon überzeugt, dass es richtig ist, mit den letzten Informationen, die Kakashi gesammelt hat noch etwas zu warten. Nur etwas, Sakura.“, fügte sie drängend hinzu. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie wütend an.

„Wie lange soll ich denn noch warten…? Es dauert schon so lange und ich kann nichts tun! Gar nichts!“ Ihr Gesichtsausdruck wurde etwas milder und sie pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Du hast über vier Wochen gewartet, da sollten ein paar Tage nicht das Problem für dich sein.“
 

„Und wenn genau diese Tage entscheidend sein werden? Wenn Itachi sich wieder blicken lässt? Wir haben nichts in der Hand, Tsunade, rein gar nichts. Wenn er mich ein weiteres Mal entführen will, dann wird er keinerlei Probleme damit haben.“ Die Gelassenheit verschwand aus ihrem Gesicht und machte Empörung und nebenbei, wie so oft bei ihr, unverhohlener Wut Platz.

„Du glaubst allen Ernstes, ich lasse dich noch einmal von diesem verdammten Nuke-Nin entführen?“ Ich zuckte mit den Schultern und nickte.

„Natürlich, es wird sehr leicht für ihn werden, wenn…“

„Ich mache es ihm nicht leicht!“, polterte sie los, bevor ich meinen Satz beenden konnte. Ich stemmte die Hände in die Hüften und sah sie herausfordernd an. „Nur weil ich dir noch nicht alles erzählt habe, was Kakashi und ich herausgefunden haben, heißt das noch lange nicht, dass ich deshalb keine Vorsichtsmaßnahmen ergreifen kann, die dich schützen werden! Ich bin sehr gut vorbereitet, ebenso Kakashi, du musst nicht besorgt sein, Sakura.“ Sie wurde wieder etwas ruhiger und versuchte, einen zuversichtlichen Ton mit ihrer lauten Stimme anzuschlagen.

„Ich bin nicht besorgt, nicht im Geringsten, ich rechne seit Wochen damit, es ist nur eine Frage der Zeit, außerdem bin ich noch immer mit ihm verbunden, auch das ist nur eine Frage der Zeit, bis dieses verdammte Jutsu endlich irgendeine Wirkung zeigt. Ich habe es satt, in der Schwebe gehalten zu werden und ich will, dass irgendetwas passiert, sei es ein Angriff seinerseits oder auch unsere Informationen, aus denen wir Schlüsse ziehen können, Hauptsache dieser Schwebezustand hört auf!“
 

Sie schwieg und musterte mich, ich kam mir vor wie ein kleines Kind, das einen Wutanfall hat und von den Erwachsenen nicht ernst genommen wird…

„Ich schütze dich, Sakura, ich schütze dich und ich werde dich von ihm befreien, vertrau mir.“ Sie nahm mir meine kleine Lüge, dass ich nicht im Geringsten besorgt war, also doch nicht ab. Auch wenn ich wütend auf sie war, weil sie mir immer noch etwas vorenthielt - ihre Worte waren tröstend. Also nickte ich ergeben und setzte mich langsam auf meinen Stuhl.

„Wann sagst du mir den Rest?“ Auch sie ließ sich auf ihren Platz sinken und überlegte etwas.

„In einer Woche spätestens.“

„Gut.“ Sie nickte mir noch einmal zu, dann stand ich auf und ging zur Tür.
 

„Ach Sakura?“ Ich drehte mich noch einmal um, die Hand auf ihrer Türklinke.

„Ja?“

„Was auch immer zwischen Kakashi und dir ist…“ Sie runzelte die Stirn. „Ich mag dir keine Strafe dafür geben dürfen, weil du in der Tat volljährig bist und auch ihn kann ich nicht offiziell bestrafen aber…“ Sie zog den Satz in die Länge und ich verstärkte meinen Griff. „Er fasst dich nicht an.“, sagte sie ernst und drohend und ich hörte, wie der Türgriff ein unheilvolles Knacksen von sich gab. „Ansonsten - und ich bin sicher, dass du weißt, dass ich meine Kontakte habe um das herauszufinden - werde ich mich darum kümmern, dass er das bereut.“ Sie sagte das alles auf einmal ganz freundlich, so als wäre dies ein völlig unverfängliches Gespräch zwischen zwei Freunden. Ich schluckte…

„Ich wollte dich damit eigentlich gar nicht behelligen aber da du ja nicht möchtest, dass ich mit ihm persönlich über diese Angelegenheit spreche, lasse ich es über dich einfach ausrichten, ja?“ Sie nickte mir liebenswürdig zu und ich versuchte ein zustimmendes Lächeln, was zu einer Grimasse wurde, dann riss ich den lädierten Griff herunter und verließ hastig ihr Büro.
 

Natürlich traf ich sofort auf Kakashi, der auf einem Stuhl neben der Tür saß.

„Seid ihr für heute fertig?“, fragte er.

„Ja.“ Ich wartete und er erhob sich, nahm seine Weste und ging neben mir den Gang entlang. Während des ganzen Heimwegs fühlte ich mich einfach nur grässlich. Natürlich sagte ich ihm kein Wort von Tsunades Drohung, allerdings gingen mir ihre Worte die ganze Zeit im Kopf herum und so verlief der Rest des Tages wieder ziemlich schweigsam und dazu langweilig wie eh und je, es passierte nichts, wir redeten kaum und das Training fand natürlich auch nicht statt. Ich wunderte mich, dass ich nach all der Langweile überhaupt müde genug zum Schlafen war…
 

Es war tiefste Nacht, drei Tage später und ich wachte auf, die roten Augen noch vor mir, als wären sie tatsächlich dort. Es dauerte, bis ich mich soweit beruhigt hatte, dass ich sicher war, nur geträumt zu haben und ich schloss noch einmal die Augen, rieb mit den Fingern über die Lider und atmete tief durch. Ein Traum, ein Traum wie in so vielen anderen Nächten auch, nichts Besonderes und schon gar nichts Neues…

Seit ich das erste Mal mit Tsunade über die neuen Informationen gesprochen hatte, tauchte er beinah jede Nacht auf, mal länger, mal kürzer, mal schwächer und manchmal so intensiv wie heute. Man sollte meinen, dass ich mich langsam daran gewöhnt hätte, ich selbst hoffte das tagein tagaus und doch…die Dunkelheit und der Schreck im Schlaf überzeugten mich jedes Mal vom Gegenteil.

Es wurde nicht besser. Es wurde schlimmer.
 

Wie in den anderen Nächten stand ich auch dieses Mal auf und war bedacht darauf, so leise zu sein, dass Kakashi mich nicht hörte. Er schlief seelenruhig weiter, sein Atem war gleichmäßig und seine Züge entspannt, erst dann verließ ich auf Zehenspitzen das Zimmer und ging nach unten um ein Glas Wasser zu trinken. Ich blieb eine halbe Stunde dort, sah immer wieder auf die Uhr an der Wand, die halb Zwei anzeigte, dann ging ich mit langsamen Schritten wieder nach oben und setzte mich auf mein Bett. Eigentlich konnte ich nach diesen Träumen nie wirklich einschlafen, ich war danach immer lange wach und morgens überrascht, dass ich doch noch meine Augen geschlossen hatte.

Doch dieses Mal hatte ich das Gefühl, dass daraus nichts werden würde. Ich war so aufgewühlt und das lag nicht nur an dem Traum mit den Augen, so rot wie Blut. Dieses Mal war es nicht nur Itachi, der mich damit so durchdringend ansah, nicht nur sein stilles Wesen, seine monotone Stimme und seine kalten Augen. Dieses Mal war es Sasuke und als mir das wieder einfiel, während ich einfach nur dasaß und auf den Boden starrte, zuckte ich zusammen und schreckte hoch.
 

Im nächsten Moment warf ich einen alarmierten Blick auf Kakashi, doch er schlief noch immer genauso ruhig wie vorher und ich wandte mich ab.

Sasuke hatte kein einziges Wort mehr mit mir gesprochen, nicht eines seit diesem einen Tag, der alles verändert hatte. Warum hatte er mit dieser verfluchten Frage nicht noch etwas länger warten können? Seine Art, die Dinge nicht zu hinterfragen, wenn ich auf keinen Fall darüber reden wollte, sein Gespür das mich immer aufs Neue überraschte, Details, die er sah und ich nicht, all das war mir eine Stütze gewesen in diesem Gewirr der Unwissenheit und gerade jetzt, wo Tsunade mir immerzu neue Dinge vor die Stirn knallte, mich dazu zwang, Situationen aus verschiedenen Perspektiven zu sehen, wo sie von mir mehr verlangte als je zuvor, genau jetzt hätte ich ihn noch viel mehr gebrauchen können, ihn der nicht zu reden brauchte, der nicht reden musste, wenn es nichts zu reden gab und der schwieg, weil er wusste, dass es mir gut tat.

Aber das war vorbei, mit einer einzigen Frage hatte er diese seltsame Beziehung zerstört und zu den wenigen Zeitpunkten, an denen ich ihn sah, ignorierte er mich beinah…
 

Ich seufzte leise und trat an mein Fenster. Ich wusste noch immer so wenig über ihn, wie konnte das sein? Es war schon einiges an Zeit vergangen, seit ich zurück war. Ich schauderte bei dem Gedanken daran und zwang mich, nicht daran zu denken, woher ich zurück war. Wieso wusste ich immer noch so gut wie nichts über ihn? Wieso kannte ich gerade einmal seinen Namen, den Namen seines Bruders und ein paar Dinge, die bei so vielen Menschen ähnlich sind?

Ich wusste, welche Farbe er am liebsten hatte, obwohl ich ihn dazu eine Weile hatte drängen müssen, es schien für ihn wirklich nicht die geringste Bedeutung zu haben und als er mir Schwarz als Antwort gab, war ich erstens kein bisschen erstaunt, weil das nun mal jeder sehen konnte und zweitens hatte ich das Gefühl, er hatte sich das in Kürze überlegt, nur um mir eine Antwort geben zu können und das Spiel nicht zu verlieren…

Ich wusste, dass er keine Hunde mochte, das war auch eine ganz normale Eigenschaft und ich wusste, dass er gern Reisbällchen aß und seit neuestem auch die verschiedensten Suppen. Obwohl mir gar nicht danach war, schlich sich ein kleines Lächeln auf mein Gesicht. Er war offensichtlich doch der Suppentyp, da war ich mir von Anfang an hundertprozentig sicher gewesen.

Aber all die Dinge, die ich nicht wusste!
 

Was verband ihn mit Naruto, was war das für eine eigenartige Freundschaft, die ebenso sehr eine Rivalität war und den beiden sehr viel bedeutete? Warum hatte er keine Familie und wieso hasste er seinen Bruder so sehr? Ich hatte meine ganz eigenen Erfahrungen mit Itachi, doch trotz allem wusste ich nicht, weshalb Sasuke und er getrennte Wege gingen…

Natürlich, er war Nuke-Nin, er war kalt und bösartig, er hatte kein Mitleid und er zeigte keine Reue, so etwas wie Liebe konnte er ganz sicher nicht empfinden, doch abgesehen von den offenkundigen Gründen, war es mir schleierhaft, was zwischen ihnen vorgefallen war. Ich kannte kein einziges Detail aus Sasukes Vergangenheit, alles was er mir sagte bezog sich auf das Hier und Jetzt und nichts davon ließ darauf schließen, dass er überhaupt eine hatte, es erschien mir so oft so, als würde er das alles ausblenden, als hätte er zwei Leben, das ruhige und friedliche hier in Konoha und das andere dunkle und geheimnisvolle, was er vor mir verbarg…

Und in diesem Punkt war ich mir sicher, es konnte keine gute Vergangenheit sein.
 

Ich runzelte die Stirn und drehte mich um, ich handelte ganz intuitiv und war noch immer ganz benommen von diesem Traum, in dem er diese Augen gehabt hatte und nicht sein Bruder. Ich zog nur eine lange Hose über und griff nach einer Jacke, dann vergewisserte ich mich, dass Kakashi schlief und tapste leise nach unten.

Was genau ich überhaupt wollte und warum ich mitten in der Nacht heimlich aus dem Haus schlich, konnte ich mir selbst nicht beantworten, ich wusste nur, dass es nicht so weiter gehen, dass es so nicht richtig sein konnte. Ich musste mit ihm sprechen, ich musste so viel mehr wissen und damit all die Lücken füllen, die er so sorgfältig vor mir verschloss. Der Schlüssel für dieses Schloss lag bei ihm, all die Dinge, die ich nicht wusste würden mir die Erinnerung weiterhin verwehren und so musste ich endlich dafür sorgen, dass jemand mir sagte, was ich wissen musste und sollte.

Denn eines war klar, wenn ich nicht erfahren würde, was ihn und mich wirklich verband und ich zweifelte nicht mehr daran, dass es da etwas gab, dann würde ich weiterhin nicht wissen, was mich zu ihm zog, was mich dazu brachte um zwei Uhr nachts durch den Flur zu gehen und zur Haustür zu treten.
 

Ich lauschte noch einmal kurz nach oben, dann legte ich eine Hand um den Türgriff und drückte ihn herunter. Ich war unruhig und rutschte davon ab, also wiederholte ich meine Bewegung.

Mit demselben Ergebnis.

Hatte ich die Tür verschlossen? Ich konnte mich nicht erinnern, den Schlüssel umgedreht und dann abgezogen zu haben, denn das war er, das Schlüsselloch war leer. Ich runzelte die Stirn und drehte mich um, den Blick auf die Kommode direkt neben mir gerichtet. Es war dunkel, sehr dunkel, ich konnte die Umrisse im Flur kaum erahnen, doch war mir all das so vertraut, dass ich auch ohne es zu sehen, genau wusste, dass dort kein Schlüssel lag. Meine Hände griffen ins Nichts, strichen nur über eine leere Holzfläche und ich zog sie zögerlich und langsam zurück. Ich wurde langsam misstrauisch, hier stimmte etwas nicht und so lauschte ich in die Dunkelheit um mich herum und suchte nach etwas, das nicht hierher gehörte.

Oder besser jemandem. Aber diesen Gedanken verscheuchte ich schnell wieder, denn dann wäre ich jetzt vermutlich nicht mehr allein und mehr oder weniger frei im Flur.
 

Ich rührte mich keinen Zentimeter, suchte mit Bedacht meine direkte Umgebung ab und bewegte meinen Kopf dabei kaum, nur meine Augen huschten von Silhouette zu Silhouette und fanden dabei immer nur die reglose und ebenso harmlose Einrichtung, die auch sonst so stand.

Dann entdeckte ich das andere Augenpaar und konnte einen leisen Aufschrei nicht unterdrücken. Ich taumelte zurück, bis an die Tür und suchte mit den Händen nach etwas, das mir helfen konnte, doch da war nichts, nichts außer der glatten Wand und dem kalten Holz der Tür. Er lehnte in dem Türrahmen zur Küche, völlig bewegungslos und seine Augen ruhten auf mir. Blutrot.

Bruchteile von Sekunden später, bemerkte ich den Unterschied, es war nur eines, das andere war schwarz und funkelnd. Da begriff ich und mein Atem beruhigte sich langsam, mein Herz schlug nicht mehr ganz so hastig und meine Hände stoppten in ihren hastigen Bewegungen an der Wand hinter mir.
 

Es war Kakashi aber was tat er hier unten und wieso sagte er nichts? Erst jetzt fiel mir auf, wie erschrocken ich ihn ansah und ich bemühte mich um einen ruhigeren Gesichtsausdruck. Weil er nichts sagte, kam ich auch nicht auf die Idee, selbst etwas zu sagen und so schaute ich ihn nur an und wurde plötzlich von einem kleinen, glitzernden Gegenstand in seiner Hand abgelenkt. Es war der Schlüssel.

Verwirrt blickte ich erneut in sein Gesicht, doch er zeigte keine Regung, stand nur da und betrachtete mich. „Kakashi…was…?“ Ich verstand es nicht. Meine Stimme war nur ein Flüstern.

„Du wirst jetzt nicht zu ihm gehen.“ Er klang so ungewohnt fremd und hatte einen rauen Tonfall, der seine Worte eindeutig wie einen unwiderrufbarer Befehl klingen ließ. Ich ließ meine Hände sinken und erstarrte.

„Was…?“, brachte ich dann leise hervor.

„Du bleibst.“ So…endgültig. Ich ballte die Hände zu Fäusten und meine Augen verengten sich unbemerkt zu Schlitzen.

„Das sagst du.“ Er ließ den Schlüssel in seiner Hand kreisen und spielte damit, doch sein Blick war noch immer ausdruckslos. Er erwiderte nichts.

„Gib mir den Schlüssel.“ Er schüttelte ganz leicht den Kopf. Und ich machte einen Schritt auf ihn zu.

„Das hier ist mein Haus.“ Es klang nicht so bedrohlich wie ich es beabsichtigt hatte aber trotzdem immer noch unmissverständlich. Wieder schwieg er bloß und machte mich damit noch wütender. Ich versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren und mich nicht so sehr reizen zu lassen. Es funktionierte einen Moment, dann sah ich wieder den festen Ausdruck in seinen Augen und der Versuch war umsonst.

„Gib ihn her, Kakashi, sofort.“ Ich sprach ganz leise und beinah beiläufig aber meine Stimme hätte nicht kälter sein können.
 

Die Beziehung zu ihm hatte sich in den letzten Tagen und Wochen ebenfalls stark verändert, wir redeten wenig und er wirkte sehr distanziert - auch seit dem Tag an dem Sasuke seine letzte Frage gestellt hatte. Ein weiteres Mal schüttelte Kakashi den Kopf und ich machte noch einen Schritt auf ihn zu.

Er würde nicht nachgeben. Egal was ich sagte oder tat, er würde nicht nachgeben, das sagte ich mir einmal, zweimal, dreimal.

Dann sprang ich auf ihn zu und griff nach dem Schlüssel, um ihn ihm zu entreißen. Eigentlich mehr eine Verzweiflungstat, aus der Wut heraus und genau das sollte man nicht tun, das wurde schon den jungen Genin beigebracht.
 

Es ging so schnell, ich konnte nicht eine seiner Bewegungen sehen oder auch nur erahnen, sie verschwammen vor meinen Augen und als er sie stoppte, stand ich mit dem Rücken zu ihm, er hatte meine Arme auf den Rücken verdreht, mein Kinn und somit auch meinen Hals mit der anderen Hand umschlungen und presste mich nun mit dem Rücken an seine Brust. Ich atmete stockend ein, zappelte etwas und stellte fest, dass ich mich nicht rühren konnte. Ein unwilliges Geräusch verließ meine Kehle, unwillig und verärgert. Dann fing mein Blick den Glanz des Schlüssels auf, der jetzt zwei Zentimeter von mir entfernt wie auf dem Silbertablett auf der Kommode lag.

Und ich konnte nicht einmal meine Hand danach ausstrecken.

Der Griff war fest, ich würde nicht heraus kommen und deshalb hielt ich nun still. Diese Nähe und sein warmer Atem auf meiner Haut, besonders jetzt in meinem Nacken erinnerten mich stark an vergangene Tage und ich schloss die Augen, hielt den Atem an und rang um meine Fassung. Dann schlug ich meine Lider wieder auf, reckte das Kinn und versuchte, ihm in die Augen zu schauen. Sein Griff lockerte sich, ich riss mich los, rieb mir flüchtig über die Handgelenke und drehte mich zu ihm um, die Augen funkelnd vor Wut - und vermutlich so gut für ihn zu lesen wie ein offenes Buch.
 

Dann wandte ich mich ab und stürzte die Treppe nach oben. Ich achtete nicht einmal darauf, was er tat, sondern schlug mir die Decke über den Kopf, biss mir so lange auf die Lippe, bis sie blutig war und schlief irgendwann ein. Er kehrte in dieser Nacht nicht mehr in mein Zimmer zurück…
 

Der nächste Morgen war sehr seltsam, ich wachte auf und dachte einen Moment, dass ich irgendwo anders war, aber nicht Zuhause. Mein Zimmer kam mir plötzlich fremd vor und dann entdeckte ich, dass Kakashi nicht hier geschlafen hatte, der Boden war unberührt, die Schlafmatte konnte ich nirgends entdecken und auf einmal fühlte ich mich allein. Ich wollte mir nicht eingestehen, dass es daran lag, dass er nicht hier neben mir geschlafen hatte um mich zu beschützen, dass er offenbar sicher gewesen war, dass es nicht nötig gewesen war, direkt neben mir zu schlafen, obwohl er all die anderen vielen Nächte darauf bestanden hatte.

Die unverhohlene Wut von gestern Nacht war noch immer da und als ich genauer darüber nachdachte, wurde sie wieder stärker. Ich fühlte mich so sehr in meiner Freiheit beraubt, eingesperrt wie in einem Käfig, wie nie zuvor und so schlug ich die Decke beiseite, sprang aus dem Bett und stürzte die Treppe nach unten.
 

Mein Weg führte mich zuerst in die Küche, dort war er überraschenderweise jedoch nicht und ich drehte mich um, um zum Wohnzimmer zu gehen. Die Tatsache, dass er direkt hinter mir stand, sorgte dafür, dass ich einem Reflex folgend augenblicklich einen Sprung nach hinten machen wollte und die Augen zukniff, allerdings wurde ich am Arm festgehalten. Der Schreck hatte die Wut leicht verdrängt, jetzt kehrte sie zurück und ich riss mich los, mit solcher Wucht, dass ich selbst an die Wand hinter mir taumelte. Die andere Hand noch immer an meinem Oberarm, suchte ich seinen Blick.

Er stand dort ganz ruhig, lässig wie immer, nur seine Augen waren dunkel und hart. In meinem Zorn suchte ich nach Worten und fand so schnell nicht die passenden, ich stammelte umher und wurde dabei nur noch wütender.
 

„Ich…Was erlaubst du dir, verdammt?! Was sollte…was hast du dir dabei gedacht?! Für wen hältst du dich, dass du mir sagen kannst, wann ich wohin gehen darf und wann nicht?!“ Langsam fand ich bessere Ausdrücke, für das was ich ihm sagen wollte und senkte die Stimme nun beinah zu einem Flüstern, das zu einem Zischen wurde.

„Ich fasse es nicht, dass du so etwas tust…!“ Noch immer schwieg er, sah mich bloß an und ich ließ die Hände sinken und ballte sie zu Fäusten. „Du kannst mich hier nicht einsperren, wie in einem Gefängnis!!“, schrie ich ihn jetzt an, ohne dass er auch nur irgendwie reagierte.

„Ich kann gehen wann immer ich will, selbst um zwei Uhr nachts, Kakashi Hatake! Du hast mir überhaupt nichts zu befehlen, das hier ist mein Haus!! Das hättest du nicht tun dürfen!“ Warum reagierte er nicht? Warum tat er nichts, das machte mich wahnsinnig!

„Verdammt, mach doch irgendetwas, sag was dazu und steh hier nicht so rum! Du bist ein verdammter…“
 

Obwohl ich die harte Wand bereits im Rücken hatte, wurde ich noch mehr dagegen gepresst, als er mich auf einmal mit seinem Körper nach hinten schubste und nun festhielt, sein Griff war so fest, dass es beinah schmerzte und ich hielt erschrocken und völlig überrumpelt die Luft an. Mit funkelnden Augen sah er mich an und ich spürte die Wut, die von ihm ausging, so echt, dass ich plötzlich Angst vor ihm hatte. Dieser Gedanke machte mich wieder wütend, doch nicht genug, um ihm in dieser Situation noch großartig etwas entgegen zu setzen. Aus geweiteten Augen blickte ich nach oben, direkt in ein schwarzes und ein rotes Auge. Er sah so gereizt aus…
 

„Willst du mir nicht noch mehr an den Kopf werfen, Sakura?“, erklang auf einmal seine dunkle und so viel tiefere Stimme als sonst und ich zog leise die Luft ein. Er fixierte mich genau, die Arme rechts und links von mir abgestützt aber selbst das reichte, um mich völlig bewegungsunfähig zu machen.

„Hast du noch mehr auf dem Herzen?“ Es klang spöttisch, dachte ich einen Moment erstaunt. Warum spottete er darüber? Meine Augen verengten sich, trotz der Angst und des übergroßen Respektes vor ihm.

„Du kannst mich hier nicht einsperren.“,

zischte ich leise, es klang zwar etwas schwächlich, doch war nicht alle Wut aus meinem Tonfall verloren gegangen. Er drückte mich fester an die Wand und ich schnappte erneut nach Luft, ohne den Blick abzuwenden.
 

„Wenn ich es will, durchaus.“
 

Jetzt konnte ich es nicht mehr verbergen, ich riss die Augen auf und sah zwischen seinen hin und her.

„Das ist nicht dein Ernst…“

„Es ist mein voller Ernst.“ Noch immer war er sehr wütend. Ich musste mich zwingen, dennoch Widerworte zu äußern, doch klangen bereits ernsthafte Zweifel mit, ob das eine kluge Entscheidung war.

„Selbst wenn dieser Einsperren für meinen Schutz ist, wirst du mich hier nicht festhalten!“ Es war nicht besonders laut und auch nicht besonders widerspenstig aber es war zu viel…

Seine Augen leuchteten auf und ich lehnte mich so weit wie möglich von ihm zurück an die Wand, leider war dort nicht mehr allzu viel Platz…

Und dann spürte ich seine Lippen auf meinen, nicht grob aber auch nicht sanft, wild und vor allen Dingen eines…besitzergreifend. Von allen Dingen, die er hätte tun können, hatte ich nicht mit dieser Reaktion gerechnet und es dauert eine Sekunde, zwei, drei, bis ich es realisierte und begann mich zu wehren. Ich drehte den Kopf weg, er ließ mich nicht. Ich hob die Hände und drückte sie gegen seine Brust, auch das störte ihn nicht im Geringsten, stattdessen drängte er sich noch näher an mich und griff in mein Haar. Ich sah keinen anderen Weg mehr, als ihn zu beißen und dadurch ließ er endlich von mir ab, riss sich beinah von mir los und trat ganz bis an die gegenüberliegende Wand zurück.
 

Sein Gesicht war getränkt von so vielen Dingen auf einmal, noch immer lag der harte Ausdruck in seinen Augen, das abwehrende und beharrende Funkeln, doch gleichzeitig sah er so viel verstörter und vor allem erschrockener aus, als ich, ich sah mich selbst in dem Spiegel direkt neben mir, während ich mich zitternd und schwer atmend auf die Kommode davor stützte und ihm damit den Rücken zuwandte. Ich hörte seinen schnellen Atem und auf einmal war dieses Geräusch weg. Ich atmete tief und lange bis ich wieder halbwegs ruhig war, dann drehte ich mich um und sah nichts.

Wo war er? Ich schaute zur Seite, da stand er, dieses Mal im Türrahmen des Wohnzimmers. Meine suchenden Hände sanken herab und ich sackte langsam zusammen, bis ich schlaff vor ihm stand und ihn anstarrte.
 

„Was soll das Kakashi?“, flüsterte ich und versuchte, das Zittern in meiner Stimme zu verbergen. Als ich den Schmerz in seinem Blick sah, erschrocken dabei zuschaute, wie er mit einer Faust gegen die Wand schlug, wusste ich, dass er es bemerkt hatte… Langsam richtete ich mich wieder auf, stützte einen Arm an der Wand neben mir ab und erhob noch einmal meine Stimme.

„Was soll das?“ Es wurde ein Schreien daraus, eher ein Kreischen und ich blinzelte ein paar Tränen aus den Augenlidern. Sein Gesicht wurde bleich und er ließ den Arm sinken. Ich holte tief Luft und ignorierte diesen Anblick.

„Was Kakashi, was, denkst du dir dabei?! Was soll das alles?“ Er wagte es nicht, sich mir noch einmal zu nähern, machte aber auch keinen Schritt zurück, er stand wieder nur da und ich kam mir so unbeholfen vor, ich wusste gar nicht wohin mit meiner Wut und meiner Verwirrung.

„Ich lasse mich auswechseln.“, sagte er dann monoton in die Stille und erwiderte meinen fassungslosen Blick mit einem vollkommen leeren Gesicht.

„Das soll die Lösung sein, ja? Willst du jetzt einfach abhauen, ohne dass du mir überhaupt erklärst, was du da getan hast?“ Er kniff die Augen zusammen und verzog schmerzerfüllt und trotzdem wütend das Gesicht, während er sich abwandte.
 

„Es ist…so…du wolltest zu ihm und…“ Er brach ab und setzte wieder die unbeteiligte Miene auf.

„Ich werde gehen, dich nicht ansehen und dir nicht näher als einen Meter kommen, ich werde nicht mit dir sprechen und dich nicht anfassen aber bitte geh zu Tsunade und erzähle ihr davon. Ich kann mich nicht an unsere Regeln halten und ich kann es nicht ertragen, zu sehen, wie…zu wissen, dass…er…“ Er brach ab und seine Haltung wurde aufrecht und starr, hastig setzte er seine Maske auf, band sein Stirnband über das Sharingan und trat mit versteinerten Zügen an mir vorbei. Doch ich hielt seinen Arm fest und zerrte ihn zurück.

„Du wirst nicht gehen! Du lässt mich nicht hier stehen! Wenn du jetzt nicht bleibst, dann kann ich mich Itachi gleich auf dem Silbertablett servieren, welchen Grund habe ich noch hier zu bleiben und zu hoffen, wenn alles kaputt geht?“ Ich wurde leiser und ruhiger und am Ende war es ein Flüstern, welches gerade so an seine Ohren drang. Ich achtete nicht auf seinen angespannten Körper, nicht auf seine Proteste, sondern umarmte ihn einfach, so lange bis er endlich auch seine Arme um meinen Körper legte, wenn auch sehr behutsam und absolut unwillig.
 

„Ich kann mich nicht an die Regeln halten und damit mache ich alles kaputt.“, sagte er leise, während ich mein Gesicht in seinem Shirt vergrub. „Es fällt mir zu schwer, es geht nicht. Du hattest Recht…“

„Wenn du gehst, dann werde ich versuchen meinem anderen Beschützer zu entkommen und dann werde ich Itachi suchen.“ Ich wusste ganz genau, dass ich mit sehr unfairen Mitteln spielte, dass es eigennützig war, doch ich wusste auch, dass er niemals gehen würde, wenn ich so etwas sagte und das war alles, was für mich in diesem Moment zählte. Er war überzeugt davon, dass ich es tun würde und genauso, dass ich es sogar schaffen konnte. Wie unfair von mir… Sein Griff lockerte sich noch etwas.

„Ich werde nicht gehen aber ich werde nicht mehr im selben Raum mit dir sein.“ Er wollte nicht bleiben, warum zwang ich ihn dazu? „Es tut mir leid…“ Ein Flüstern in meinem Nacken und ich schloss die Augen.

„Mir auch…“
 

Später am Tag, irgendwann am Nachmittag, allein in meinem Zimmer, kam mir der Gedanke, dass er unsere Gespräche gehört haben musste. Er wusste alles, ansonsten ergab es keinen Sinn. Jedes Mal, wenn ich aus dem Büro der Hokage gekommen war, hatte er direkt neben der Tür gesessen, natürlich hatte er das Meiste gehört…

Er wusste nun so viel, so viele Dinge, die er gar nicht wissen sollte und deshalb hatte er wohl auch gesagt, ich solle zu Tsunade gehen und mit ihr sprechen, ihr sagen, was heute Morgen geschehen war. Niemals würde ich das tun. Viele Dinge wurden mir nun klar, doch das Wichtigste war: Er würde mich nicht zu Sasuke lassen. Er würde es nicht zulassen, dass ich allein zu ihm ging um mit ihm über alles zu sprechen und ich würde nicht an ihm vorbei kommen, wenn wir darum kämpfen würden.

Dieser Moment heute Morgen, diese wenigen Minuten, die wir dort im Flur verbracht hatten, dieser harte Ausdruck in seinen Augen und die Wut, die er zeigte, als ich mich dagegen wehrte, hier zu bleiben, bei ihm…das hatte mir die Augen geöffnet.
 

Der Entschluss, den ich nun fasste, war alles andere als ehrlich oder so, wie man es von einer guten Freundin erwarten würde. Doch es gab keinen anderen Weg. Ich trat zu meiner Tasche, zögerte noch, biss mir auf die Lippe und drehte wieder um, ehe ich noch einmal davor stand und sie nach verschiedenen Zutaten durchsuchte. Es war falsch und gleichzeitig der einzige richtige Weg…
 

Ich wartete, bis zum nächsten Morgen um meinen Plan umzusetzen, ich stand vor Kakashi auf, der jetzt im Zimmer neben mir schlief und deckte den Tisch, dann kochte ich Kaffee und vergewisserte mich, dass er noch nicht wach war. Meine Hand schwebte über seiner Tasse und ich schloss die Augen, als ich zwei Tropfen einer klaren Flüssigkeit hineingab, dann verschraubte ich das Fläschchen und ließ es zurück in meine Tasche gleiten. Nie zuvor hatte ich mich so schlecht gefühlt, nie zuvor hatte ich einen Freund so hintergangen. Er kam nach unten, grüßte mich halbherzig und hatte furchtbare Augenringe. Sein Blick war so trüb und seine Haltung so erschöpft, dass ich ihm am liebsten die Tasse unter den Fingern weggerissen hätte, die er so dankbar entgegen nahm, doch da hatte er schon den ersten Schluck davon getrunken.

Es ging so schnell, dass er nicht einmal überrascht aussah, bevor der Kaffee aus seiner Hand fiel und er zu Boden stürzte. Das laute, klirrende Geräusch der auf den Fliesen aufkommenden Tasse hallte in meinen Ohren nach, als ich ihn auffing und mühsam stützte.
 

Ich brachte ihn ins Wohnzimmer, schaffte es, ihn auf das Sofa zu legen und stand dann bewegungslos vor ihm, sah herab auf seine geschlossenen Lider, auf sein Gesicht, das selbst im Schlaf nicht friedlich aussah. Die Tränen kamen ohne, dass ich es wirklich bemerkte und plötzlich weinte ich hemmungslos ohne irgendwelchen Halt. Ich schluchzte so laut, dass ich Angst hatte, ihn damit aus seinem einen Tag andauernden Schlaf zu reißen und stürzte aus dem Zimmer, ehe eben dies passieren konnte. Wie konnte ich ihm das nur antun?

Immer wieder fragte ich mich das, bis ich mich zwang, es zu verdrängen und die kostbare Zeit zu nutzen, ich griff nach meiner Tasche und meinem Schlüssel, schlüpfte in die Schuhe und war aus dem Haus. Der Weg zu ihm würde nicht weit sein, doch ich musste mich verstecken und möglichst wenig Blicke auf mich ziehen, damit Tsunade nichts von meinem Fluchtmanöver mitbekam - zumindest noch nicht.
 

Ich hatte etwa die Hälfte des Weges hinter mir, hatte mich hinter Bäumen, auf Dächern oder in engen Gassen versteckt und lugte gerade vorsichtig um eine Hauswand, als ich Narutos laute Stimme hörte und nicht rechtzeitig entkommen konnte. Er umarmte mich fest, irgendwie anders als sonst, viel ernsthafter und gleichzeitig besorgt, sodass ich selbst mir Sorgen machte, ohne zu wissen, warum.

„Sakura-chan.“ Er hielt mich etwas von sich weg und sah mir ins Gesicht, ganz plötzlich wusste ich, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.

„Was ist los?“, fragte ich mit panischem Unterton. Nicht noch mehr schlechte Neuigkeiten!

„Es geht um Sasuke, aber es ist nichts, was nicht mehr rückgängig zu machen ist, hoffe ich…“ Er wirkte zerstreut und sah nachdenklich in die Ferne, bemerkte dabei gar nicht, wie ich auf seinen Namen reagierte. Dann wirkte er plötzlich entschlossen. „Kannst du mitkommen? Ich will dir etwas zeigen.“ Ich erholte mich noch immer von dem Schock und den Sorgen, die ich mir schon gemacht hatte und nickte abwesend.

Zu spät bemerkte ich, dass er mich bereits hinter sich her zog und ich nun vollkommen umsonst meinen ehemaligen Sensei betrogen und mit einem Schlafmittel versehen hatte…
 

Ich war mit meinen Gedanken nicht bei Naruto und auch nicht bei der Straße, der wir folgten, ich dachte nicht daran, dass ich mitten in der prallen Sonne durch das Dorf lief oder eher von Naruto gezogen wurde und auch nicht daran, dass ich die ganze Zeit über einfach meinen Arm losreißen und weglaufen hätte können. Mein Kopf war dennoch nicht leer, ich dachte die ganze Zeit über viele Dinge nach, nur eben nicht über die offenkundigen Tatsachen…

Was mir keine Ruhe ließ und abgespielt wurde, wie ein Film, der sich immer wiederholt, sobald er das Ende erreicht, waren zwei Dinge. Oder genauer gesagt, drei. Das erste war eine perfekte Nachbildung von Kakashi auf meinem Sofa, die Augen geschlossen und die Hände direkt neben dem Kopf. Wie konnte ich nur…

Das zweite Detail war ein Bild von Tsunade, wie sie mich noch einmal zurückrief, als ich ihr Büro verlassen wollte und mir sagte, dass sie Kakashi nicht gestattete, mich anzufassen. Wenn sie wüsste…
 

Ich seufzte leise und bemerkte erst jetzt, wo wir bereits waren, wir befanden uns kurz vor dem Haupttor des Dorfes und Naruto steuerte zielstrebig den Ausgang an. Ein Kind mit einem Ball lief uns in den Weg und wir mussten stehen bleiben und ausweichen, während es sich nach seinem Ball bückte. Ich wollte gerade meinen Blick abwenden und wieder in meinen Gedanken versinken, als es sich wieder aufrichtete und mich neugierig musterte. Schwarze Augen und ebenso schwarzes Haar…

„Sakura, jetzt komm schon!“ Ich schüttelte den Kopf, drehte mich langsam weg und folgte Naruto, der sogleich wieder nach meiner Hand griff und mich ungeduldig hinter sich her zog.

Das war der dritte Gedanke. Sasuke…
 

Der Weg führte uns immer weiter aus dem Dorf hinaus, durch einen langen Wald, den wir auf den Bäumen durchquerten. Wir waren schnell und doch machte ich mir langsam Gedanken, dass die Zeit nicht reichen würde, für was auch immer Naruto sie nutzen wollte…

Wenn ich wieder zurückkehrte, würde es einige Konsequenzen geben und das nicht nur im Bezug auf Tsunades wütende Ansprachen und Strafen, das war nicht das, was ich fürchtete. Ich fürchtete Kakashis Augen, seinen Blick, wenn er mich wiedersah, nachdem ich ihn so hintergangen hatte. Tsunade würde ihm keine Schuld geben, das wusste ich, aber er selbst würde es. Und ich konnte es nicht verhindern.

Sollte ich umkehren und zumindest meinen wirklichen Vorsatz durchsetzen? Warum konnte ich Naruto nicht einfach sagen, dass ich keine Zeit hatte, dass ich etwas anderes erledigen musste? Wusste er eigentlich, dass ich noch immer bewacht wurde und gerade in diesem Augenblick auf der Flucht war? Selbst wenn er es wusste, er erwähnte es mit keinem Wort.
 

Und dann sah ich seinen Gesichtsausdruck vor mir, wie er mir gesagt hatte, dass es um Sasuke ging. So ernst…so verzweifelt…und ich wusste, dass ich nicht umkehren konnte, ich konnte ihn nicht mit diesen Sorgen allein lassen und ich brachte es nicht über mich, ihn auf einen anderen Tag zu vertrösten. Wie konnte ich mich so leicht von ihm beeinflussen lassen und dabei Kakashi einfach so außer Gefecht setzen? Was war das für ein abwegiges Verhalten? Ich schämte mich unheimlich für diese feige Art, mich zu befreien aber ich war noch immer sicher, dass mir nichts anderes eingefallen wäre und dass ich eine Entscheidung nicht länger heraus zögern konnte.

Als ich mich dieses Mal genauer umsah, stellte ich fest, dass wir Konoha schon sehr weit durchschritten hatten, wenn mich nicht alles täuschte, dann mussten wir schon bald an der Grenze… „Wir müssen nur noch ein kleines Stück weiter, Sakura-chan, direkt an der Grenze liegt unser Ziel.“, unterbrach Naruto meine Gedanken und ich warf ihm einen fragenden Blick zu. „Du wirst schon sehen, wo ich dich hinbringe, gedulde dich noch etwas.“, beantwortete er meine unausgesprochene Frage.
 

Ich seufzte und konzentrierte mich wieder auf den Weg vor mir, die Bäume standen jetzt dichter und es wurde leichter, die einzelnen Äste zu überqueren, doch es wurde auch enger und gefährlicher, weil viele Zweige auf Augenhöhe waren und wir immer öfter ausweichen mussten. Wir waren bestimmt schon über eine Stunde unterwegs…oder schon länger? Ich hatte mein Zeitgefühl langsam aber sicher verloren und ließ mich blind von Naruto führen, meine Zweifel an der ganzen Aktion verschwanden nicht aber meine Entscheidung stand fest und ich hielt daran fest, egal wie sehr ich es bereute, mich nicht besser vor ihm versteckt zu haben.
 

Ich stolperte, einen Moment schwebte ich in der Luft und hatte das Gefühl, so leicht wie eine Feder zu sein, dann zog mich die Schwerkraft an, ich war selbst überrascht, dass ich so lange brauchte, dass ich zögerte und wenige Zentimeter fiel, bis ich mich fing, meinen Arm ausstreckte und mich an einem anderen Ast wieder hochschwang. Mein Herz raste, das bemerkte ich erst jetzt und ich blinzelte hektisch und konzentrierte mich wieder auf den nicht ganz ungefährlichen Weg vor mir.

Ein Fehler konnte hier tödlich sein.

Ein Ninja lebte immer im Angesicht des Todes, hatte immer Risiken einzugehen und immer die Gefahr im Nacken. Dieses Leben hatte ich gewählt, als ich noch sehr jung gewesen war, doch selbst jetzt, mit 18 Jahren bereute ich es nicht und empfand es weiterhin als die Bestimmung meines Lebens, die Erfüllung meines Lebens. In den letzten Wochen hatte es mir sehr gefehlt, wie ich jetzt plötzlich bemerkte, den Wind in meinen Haaren und das Gefühl dieser unglaublichen Geschwindigkeit in meinen Beinen, ich hatte mich so eingesperrt gefühlt, dass ich gar nicht mehr daran gedacht hatte, wie gut mir diese Dinge taten.
 

Aber alles hatte seinen Grund, niemand sperrte mich ein, weil er es wollte, niemand zwang mich dazu im Haus zu bleiben, weil es unterhaltsam war, es war alles zu meinem Besten, zu meinem Schutz, alle taten was sie konnten und ich hinterging sie, weil ich nicht diese paar Wochen im Dorf aushalten konnte? Ich brachte mich selbst in Gefahr, forderte Itachi mit dieser Aktion geradezu heraus, begab mich außerhalb der schützenden Dorfmauern und ignorierte jede Warnung meines eigenen Verstandes…

Auch Naruto sollte nicht einfach das Dorf verlassen, ich hätte ihn davon abhalten sollen… Aber ich hatte es nicht getan und tat es auch jetzt nicht, denn der Wunsch, ihm und Sasuke zu helfen, war mittlerweile beinah überdimensional stark und ich hatte nichts anders mehr vor Augen, als zu erfahren, was er mir zeigen wollte und ihm irgendwie helfen zu können…
 

Wir erreichten unser Ziel, auf einmal wusste ich ganz genau, wo Naruto mich hinführte. Das ‚Tal des Endes‘, ein Wasserfall direkt an der Grenze Konohas und des Reisfeldreiches, zwei Statuen umgrenzten es und waren gleichzeitig das Zentrum dieses Ortes, der erste Hokage auf der rechten Seite, Madara Uchiha auf der linken. Was wollte er hier? Gerade hier, so weit weg von unserem Dorf und vollkommen von anderen Siedlungen abgeschnitten? Verständnislos blieb ich neben ihm stehen und ließ meinen Blick über das breite Tal schweifen.

Wir standen direkt am Rand des großen Sees, der den riesigen Wasserfall auffing und weiterführte, direkt vor uns die gigantischen Steingebilde…

Ich wandte mich zu Naruto und wollte gerade etwas sagen, als ich seinen Blick bemerkte. Er schaute mich nicht an und schien auch sonst nichts zu fixieren, seine Augen waren auf die Mitte zwischen den Statuen gerichtet, doch waren sie etwas trüb, so als ob er sich an etwas erinnerte und etwas sah, das ich nicht sehen konnte. Ich schwieg und beobachtete besorgt, wie er nun nicht mehr auf den Wasserfall, sondern auf ein paar Klippen darunter blickte, sein Körper war angespannt, wie mir erst jetzt auffiel und seine Hände leicht geballt.
 

„Naruto…“ Als hätte ich ihn aus seinen Gedanken gerissen, schreckte er auf, doch als er mich ansah, war er auf einmal wieder ganz ruhig. Seine Augen waren nun klar…

„Was wollen wir hier?“, fragte ich leise und übertönte das donnernden Wasser, das den Hang herab stürzte, dabei kaum. Er lächelte leicht, doch es war ein wehmütiges Lächeln und seine Augen wirkten auf einmal traurig.

„Das hier ist einer der schrecklichsten Orte, die ich kenne.“, sagte er, noch immer lächelnd und ich bemerkte wie mir ein kalter Schauer über den Rücken lief.

„Was ist mit diesem Tal?“, zwang ich mich zu fragen. Er schwieg einen Moment und schaute dann auf den Boden vor sich, mit den Gedanken wieder weit weg.

„Hier habe ich vor fünf Jahren gegen Sasuke gekämpft.“ Meine Augen weiteten sich und ich öffnete den Mund, doch er kam mir zuvor. „Und verloren.“
 

Er sah mich an, diesmal ohne Lächeln, seine Züge waren so ernst, wie ich es bisher selten bei ihm gesehen hatte.

„Du hast gegen Sasuke gekämpft?“ Meine Stimme war plötzlich so hoch. Er nickte.

„Wir hätten uns beinah umgebracht. Oder halt…eigentlich wäre nur ich beinah gestorben, er kam besser dabei weg…“ Ich versuchte zu schlucken.

„Aber ihr seid Freunde, wieso habt ihr das getan?“ Jetzt lächelte er schon wieder dieses wehmütige Lächeln, wandte seinen Kopf zum Wasserfall und verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf. Ich ahnte langsam, dass er nicht deshalb mit mir hierher gekommen war, sondern um mir viel mehr zu erzählen.

„Willst du Sasukes ganze Geschichte hören, Saku-chan? Alles vom friedlichen Anfang bis hin zum tödlichen Ende? Alles bis hin zu den dunkelsten Kapiteln seiner Vergangenheit, bis zu der Zeit, in der er sowohl dich als auch mich getötet hätte, wenn es hätte sein müssen? Willst du das?“ Sein eindringlicher Blick bohrte sich in meinen und ich vergaß zu atmen.

Tödliches Ende? Dunkelste Kapitel seiner Vergangenheit? Die Zeit, in der er…uns getötet hätte…

„Ja.“, sagte ich fest. „Ich will alles hören.“
 

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Nun, es ist sehr lang, ich weiß...und bitte nehmt Kakashi seine Reaktion nicht allzu übel, ich fürchte, selbst dieser ruhige Schlaukopf Konohas kann sich irgendwann nicht mehr beherrschen...und seid doch auch nicht zu böse mit Sakura, ja? Sie weiß doch nicht, was sie sonst tun soll... Naja, jetzt bin ich fertig mit meiner Ansprache, jetzt seid ihr wieder dran und könnt mich mit euren Kommentaren dazu erfreuen ;-) Ich drück euch^^

"...Macht!"

Hallo meine Süßen, ich gebe zu, dieses Kapitel habe ich gekürzt, es hatte 12.000 Wörte und da das andere offensichtlich zu lang oder vllt auch zu langweilig war, sehe ich mich gezwungen es auf diese halbwegs akzeptable Länge zu kürzen.
 

Ich habe den Eindruck, dass der Großteil sich langsam aber sicher mehr Action wünscht, weil sich kaum noch Leser bei mir melden, an alle, die mir geschrieben haben, ein herzliches Dankeschön wie immer, an alle anderen, die verhindert waren oder keine Zeit hatten auch ein Dankeschön, weil sie sonst immer schreiben und an alle anderen die Bitte, dass sie sich vllt doch mal wieder kurz zum neuen Chap äußern. Ich danke euch für das Interesse an meiner ff, wir haben jetzt 97 Favoriteneinträge, ein Grund für mich sinnlos auf und ab zu hüpfen, weil das einfach so toll ist, aber bitte Leute, sagt mir doch was euch nicht gefällt. Ich komme von allein nicht drauf.
 

So. Jetzt nochmal kurz zu den Kommis vom vorletzten Kapitel, ich schäme mich sie nicht mehr beantwortet zu haben und auch für dieses Chap bleibt wohl wieder Funkstille aber ich habe beschlossen, jetzt erneut persönlich zu antworten und nicht in diesen Kapiteln, weil dann nicht immer so viel auf einmal zusammen kommt, wenn ich etwas hochstelle und außerdem weniger Platz dafür draufgeht, sonst müsst ihr immer so lange scrollen, wenn ihr lesen wollt ;-)

Also dann.
 

Heute geht es rund. Es passiert ne Menge. Ich hoffe, ihr seid zufrieden mit mir, zumindest damit, dass der Stillstand sich löst. Viel Spaß, Knutscha, Drück, Knuddel, ihr seid die Besten <3
 

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67 „…Macht!“
 

Da standen wir, weit außerhalb Konohas, so weit entfernt, dass niemand im Dorf unser Chakra auch nur hätte erahnen können, so dicht an der Grenze und mitten in einem Tal, das sich das ‚Tal des Endes‘ nannte und das nun der Ort werden sollte, an dem ich alles über Sasuke Uchiha erfahren würde. Naruto wollte mir alles sagen, alles was ich wissen musste und aus Sasuke so wohl niemals herausbekommen hätte. Dieser Moment war die beste Möglichkeit, die ich je bekommen würde, um für meine Erinnerungen zu kämpfen…

„Ich will alles hören.“
 

Es vergingen Stunden, Naruto hatte eine Menge zu berichten, es gab so viel zu sagen über diesen Menschen, der wohl selbst in seinem ganzen Leben nicht so viel gesprochen hatte, wie Naruto in dieser Zeit und ich unterbrach ihn nicht. Es war sehr viel. Es war erschreckend. Und es war grausam. Ich hätte gern zwischendurch etwas gesagt, doch ich konnte nicht, ich fand keine Worte und wenn ich doch welche fand, so war meine Stimme einfach verschwunden. Wie konnte ein einzelner Mensch so viel Leid ertragen…?

Naruto erzählte all diese Dinge, ohne dass er dabei Tatsachen nicht aussprach, er schonte mich nicht mit den schrecklichen Details und er ging nicht auf meine Reaktionen ein. Er sagte mir, dass er all das nur dieses eine Mal erzählen würde, nur einmal und danach würde er nie wieder darüber sprechen, weil Sasuke es auch nicht tat. Ich fühlte mich überrumpelt und erschöpft, ich konzentrierte mich permanent, um alles zu verstehen, doch meine Gefühle konnte ich nicht abschalten. Eine einzige Träne fand den Weg über meine Wange, als ich hörte, was mit Sasukes Familie geschehen war, danach verschloss ich alle Emotionen in meinem Inneren, um es Naruto nicht noch schwerer zu machen, doch es war kaum zu ertragen.

All das hatte ich früher gewusst? Wie war ich mit Sasuke umgegangen, diesem Menschen, der Dinge ausgestanden und durchlebt hatte, die so viele andere längst getötet und gebrochen hätten? Wie ging man mit jemandem wie ihm um, wenn man so voller Mitleid und Betroffenheit war, wie behandelte man ihn, wenn man selbst die Trauer kaum bewältigen konnte?
 

„Naruto, wie lange geht das noch so weiter?“ Ich saß auf einem Stein, direkt neben meinem Freund und schaute auf den Boden, ganz ruhig, bewegungslos. Er stoppte und schwieg. Also sah ich auf und suchte seinen Blick. „Wird es immer so weitergehen? Wird es nur noch schlimmer? Gibt es kein Ende für diesen Albtraum?“ Ich erkannte, dass er verstand, was ich sagen wollte und dann schüttelte er den Kopf.

„Nein Sakura, es wird besser. Viel besser.“ Wir starrten uns an und ich versuchte diese Information zu verarbeiten.

„Wie kann es besser werden, nachdem es schon ewig nicht mehr zu ertragen sein müsste?“, sagte ich, ohne darüber Nachzudenken. „Wie kann auch nur irgendetwas diese Schmerzen lindern? Es gibt Nichts, was all diese Wunden heilen könnte…“ Ich stützte den Kopf in die Hände und mein Körper fühlte sich seltsam taub an, als könne er das alles nicht verwirklichen. Seine warme Hand legte sich völlig überraschend unter mein Kinn und hob es sanft an, damit ich ihm in die Augen schaute. Ich war überrascht ihn so zu sehen. Er blickte mich mit einem warmen Lächeln an, voller Zuversicht und absolut sicher, dass er die Wahrheit sagte.

„Was?“, formte ich mit den Lippen und es verließ meinen Mund als Flüstern.

„Na die Liebe Sakura. Ist es nicht immer die Liebe, die Wunden heilt?“ Liebe. Einfach so.
 

„Ich denke nicht, dass Liebe reicht, um ein Leben wie seines erträglich zu machen.“, murmelte ich.

„Stimmt. Sie macht es nicht erträglich, sie macht es lebenswert.“ „Was macht dich da so sicher? Warum glaubst du, dass es ihm geholfen hat?“, fragte ich wenig überzeugt.

„Ich habe ihn gesehen.“, sagte er achselzuckend. „Er hat sich verändert. Wir kennen uns seit wir klein waren, er war niemals so, wie zu dieser Zeit.“

„Zu welcher Zeit?“

„Zu der Zeit, als er mit dir zusammen war.“ Er bemerkte meine Überraschung und scheinbar wurde ihm soeben klar, dass ich davon noch nichts gewusst hatte, doch das rückte alles in den Hintergrund, denn das was ich nun fühlte war viel größer als diese Erkenntnis. Es ergab keinen Sinn… Wieso sollte er mit mir zusammen gewesen sein? Er, so kalt und unnahbar? Er, der nie den Eindruck machte, auch nur das geringste Interesse an Frauen zu haben? Und vor allem, wieso sollte er sich darauf eingelassen haben, wenn er mich doch vorher immer nur als nervig und vor allen Dingen im Weg stehend gesehen hatte? Hatte Naruto mir gerade das nicht auch soeben erzählt? Ich konnte das nicht glauben…
 

„Was denkst du, Sakura?“, fragte Naruto mich plötzlich und ich blickte auf, hatte gar nicht bemerkt, dass ich meine Hände zu Fäusten geballt hatte und hin und her gegangen war. Ich blieb stehen und starrte ihn stumm an. Nach einer Weile wandte ich mich wieder ab und drehte mich zum Wasserfall.

„Das ist eine Lüge.“

„Was?“

„Wieso sollte Sasuke mit mir zusammen…das ist doch absurd!“ Er konnte mir nicht folgen aber ich war jetzt nicht in der Lage, ihm meine Gedanken zu erläutern, viel wichtiger war die Frage, ob ich das tatsächlich glauben sollte. Naruto würde nicht lügen aber vielleicht hatte es nur so ausgesehen als ob?

„Du wusstest es noch nicht, ich verstehe… Aber glaubst du wirklich, ich würde dich anlügen?“ Wieder hielt ich inne, drehte mich um und betrachtete ihn. Er sah so verletzlich aus, als er annahm, ich würde ihm nicht glauben…

„Nein.“ Ich lächelte. „Nein, du würdest mich niemals anlügen.“ Er erwiderte mein Lächeln und wollte etwas sagen, doch plötzlich machte es Klick.
 

Naruto würde mich niemals anlügen, er log nie. Er hatte keine Wirkung auf den Trank gezeigt, obwohl er mir so nahe stand. Und der Trank… Hatte Sasuke deshalb seine Meinung geändert? Hatte er mich deshalb mit anderen Augen gesehen? Gefühle…Wahrheit…wahre Gefühle, verborgen im Inneren, Gefühle, die ans Licht kamen, erweckt und befreit durch die seltsame Wirkung des Trankes…Ehrlichkeit und Nähe…Komplimente…keine Lügen…
 

„Wir waren zusammen? Wirklich?“ Es schien auf einmal nicht mehr so unmöglich wie eben noch angenommen…

„Naja…also ich weiß nicht, ob es wirklich offiziell war, ich denke nicht, Tsunade wusste doch auch nichts davon, oder? Ino hat sowas in der Art erzählt…also sie meinte, ihr wart nicht offiziell zusammen aber es war für uns deutlich, dass eure Beziehung sich verändert hatte. Und Sasuke, Sakura…“ Ich zog nachdenklich die Stirn kraus und strich mir durchs Haar. „Sasuke war ein anderer Mensch.“ Unsere Blicke trafen sich erneut, ich musterte ihn.

„Was war anders?“

„So vieles und doch haben die Meisten nicht viel davon mitbekommen. Du weißt, wie lange wir uns schon kennen, du weißt, wie wichtig er für mich ist. Du wusstest einmal, wie wichtig er für dich war. Wie wichtig er für dich ist.“ Er schwieg einen Moment und hatte wohl gar nicht bemerkt, wie erschrocken ich war, als ich hörte was er zuletzt sagte. Ich sammelte mich, erlangte meine Fassung zurück und dann sprach er weiter. „Er ist immer noch so unbeteiligt. Aber nur äußerlich und nur, wenn andere dabei sind. Wenn wir allein sind, dann zeigt er sich anders, dann lächelt er Sakura! Du glaubst gar nicht, wie selten er das früher getan hat, es ist eine unglaubliche Veränderung…“ Als er meinen Blick sah, lenkte er etwas ein. „Na gut, seit du alles aus seiner Vergangenheit weißt, kannst du es vielleicht doch verstehen…aber so wie du ihn in den letzten Wochen kennengelernt hast, selbst so war er früher nicht. Als ich euch immer öfter gesehen habe, wie ihr so viel gesprochen habt, wie aufmerksam er war und wie oft er dich angesehen hat, ich war vollkommen verwirrt. Ich bin es immer noch, er ist einfach so anders als sonst…“
 

„Was ist das Problem, Naruto?“, fragte ich langsam. „Warum sind wir hier und was genau ist mit ihm?“ Jetzt kehrten die Sorgenfalten auf Narutos Stirn zurück und wieder war es ein Anblick, so selten wie Schnee in Suna.

„Er leidet.“ Ich wartete, dass er weiter sprach, doch er sagte nichts. „Warum?“, stellte ich die entscheidende Frage. Sein Blick traf mich vollkommen unvorbereitet, als ob ich alles selber wüsste, als ob ich diese Frage nicht hätte stellen müssen… Ich zeigte halbherzig mit dem Finger auf mich.

„Das ist nicht dein Ernst…“

„Natürlich ist das mein Ernst. Weshalb sonst sollte er sich auf einmal so verhalten? Es ging ihm doch so viel besser, so gut, wie seit vielen Jahren nicht mehr…“ Mein Gesichtsausdruck wurde hart und ich wandte mich ab. „Nein, nein, nein! Du musst dir das anhören, wieso stellst du dich dem nicht, Sakura?“ Er klang auf einmal richtig wütend, doch ich weigerte mich, mich umzudrehen. Ich hörte, wie er ebenfalls aufstand und auf mich zukam und so schloss ich die Augen. „Erinnerst du dich nicht daran, dass du nie wieder schwach sein wolltest?“ Ich atmete tief durch. „Du weißt, dass ich dich niemals für schwach gehalten habe, du warst nie schwach! Aber…“

„Doch, natürlich war ich das.“, unterbrach ich ihn. Ich schlug die Lider auf und blickte direkt in seine Augen. „Ich war so wahnsinnig schwach, dass es kaum zu glauben ist, dass man mich überhaupt in ein Team gesteckt hat. Aber es ist dabei auch kein Wunder, dass ich zu den beiden stärksten Ninjas aus Konoha gekommen bin, so konnte das Gleichgewicht zumindest ansatzweise gehalten werden…“ Ich seufzte und fuhr mir durch meine Haare. „Ich habe jahrelang trainiert, ich habe gekämpft und ich bin stark, das weiß ich…aber wie soll ich damit umgehen, Naruto? Was soll ich tun? Ich habe keine Erinnerungen mehr, ich weiß nicht einmal wie ich überhaupt mit ihm reden konnte, wo er doch so viel Schlimmes hinter sich hat…“
 

Er legte seine Hände auf meine Schultern und ich schaute ihn endlich wieder an. Wieder war er zuversichtlich – wieder konnte ich es nicht verstehen.

„Er liebt dich.“ Gebannt hing ich an seinen Lippen. „Er liebt dich, wie gern hätte ich dir das vor ein paar Jahren gesagt, als du dir das von ganzem Herzen gewünscht hast, so gern aber er tat es nicht. Jetzt schon. Ich bin mir sicher, ich weiß es einfach.“

„Warum sagst du mir das alles?“, flüsterte ich und wandte den Blick nicht ab.

„Weil er dich braucht. Weil du ihn brauchst.“, sagte er schlicht. Ich schluckte.

„Warum denkst du das?“ Es war nur ein Krächzen.

„Vertrau mir.“

„Aber ich weiß doch gar nicht…“

„Ich weiß, was er dir alles angetan hat und selbst wenn ich sein bester Freund war, ich war auch deiner und ich habe ihn dafür gehasst. Du hast das alles jetzt auf einmal gehört aber von hier an kannst du dir sicher sein, dass es nicht mehr zu sagen gibt, mehr ist nicht passiert, obwohl das alles natürlich schon lange reicht. Du kannst nicht mehr überrascht werden, das ist doch ein gutes Gefühl oder nicht?“ Woher nahm er all diese Worte? Warum konnte er sich so gut ausdrücken? „Er hat versucht, es wieder gut zu machen. Er hat sich sehr angestrengt aber es ist nicht seine Art, mit Worten um Verzeihung zu bitten.“ Da gab ich ihm Recht… „Du hast ihm längst verziehen, sonst hättest du ihn nicht wieder an dich heran gelassen. Bevor das alles anfing, als wir wieder vereint waren, als wir endlich wieder Team 7 waren, da waren wir alle Freunde, da hat er dich akzeptiert, dich respektiert und er weiß, dass du stark bist.“

„Warum weißt du so genau, was ich denke, Naruto? Habe ich das alles irgendwie auf meiner Stirn stehen?“, fragte ich mit einem halbherzigen Lächeln. Er blieb ernst.

„Nein, das alles habe ich über die Jahre von dir gelernt, du hast es gut vor den anderen verborgen aber ich habe es gesehen. Und als er ging und uns hier zurück ließ…als er endgültig fort war, ein ganzes Jahr lang, da haben wir das Ganze gemeinsam durchgestanden, du kennst mich besser als jeder andere Mensch. Wir sind durch ihn miteinander verbunden.“

„Und niemand kennt mich besser, als du, vermutlich nicht einmal ich selbst…“, sagte ich leise.

„Richtig.“ Da war sein wundervolles Grinsen wieder und ich erwiderte es.
 

„Was soll ich jetzt tun? Er spricht nicht mit mir und ich…“ Er schaute mich erwartungsvoll an. Ich biss mir auf die Lippe. Eigentlich hatte ich sagen wollen, dass…

„Du musst zurück und dich dem ganzen Ärger stellen…“ Entsetzt starrte ich ihn an.

„Wer bist du und was hast du mit Naruto gemacht?“ Er lachte und verzog dann seinen Mund zu einer Schnute.

„Jetzt beleidigst du mich aber, Saku-chan! Ich bin doch nicht vollkommen verblödet. Natürlich weiß ich, dass du Kakashi-Sensei abgehauen bist und in Konoha eine Menge Ärger haben wirst. Aber ich habe das in Kauf genommen, du musstest das alles wissen und wie sollte ich es dir erzählen, wenn unser Sensei direkt daneben gesessen hätte? Das ist eine Sache, die nur dich und mich und natürlich Sasuke etwas angeht…“ Ob er wusste, wie Recht er damit hatte? Kakashi hätte das alles mitbekommen und das wäre überhaupt nicht gut gewesen, angesichts der Tatsache, dass ich gestern Morgen bereits den Schreck meines Lebens bekommen hatte und das nur, weil ich mich beschwert hatte, dass er mich nicht zu Sasuke gelassen hatte…

„Ich werde wohl nicht mehr aus dem Haus kommen…“, seufzte ich. Er schien darüber nachzudenken.

„Dann müssen wir ihn irgendwie treffen, bevor du zurück gehst.“ „Was?!“

„Ja, lass das meine Sorge sein, ich kümmere mi…“ Er stockte und sah auf etwas hinter mir.
 

Sein Körper erstarrte und ich wandte mich in einer schellen Bewegung ebenfalls um. Es war nicht der, an den ich im ersten Moment gedacht hatte, doch die Erleichterung währte nur kurz, denn dann wurde ich mir unserer Situation bewusst. Wir beide standen noch immer am Rande des Sees, etwas weiter entfernt stand nun jedoch noch jemand, den scheinbar keiner von uns gespürt hatte. Sasuke.

Seine Augen leuchteten rot und so schnell er es vor uns oder wohl eher vor mir verbergen wollte, so schnell hatte ich es trotzdem gesehen, natürlich, das Sharingan verfolgte mich immer wieder in meinen Träumen, diese Augen sah ich dauernd vor mir, allein schon durch Kakashi, doch dieses Mal traf es mich wirklich unerwartet. Er wusste, dass ich es gesehen hatte und gab die Tarnung auf, während er auf uns zukam, langsam und bedächtig, geschmeidig wie ein Raubtier, er aktivierte sein Bluterbe erneut und suchte die Umgebung ab.
 

„Was tust du hier Naruto? Warum hast du sie hierher gebracht? Ganz Konoha ist in Aufruhr und alle verbreiten, dass Itachi…du hättest sie nicht her bringen dürfen.“ Er war nun schon fast bei uns angelangt, sein Blick streifte mich nur ganz flüchtig, dann konzentrierte er sich auf Naruto, in den das Leben langsam wieder zurückkehrte.

„Man Teme, hast du mich erschreckt, ich dachte wirklich, du wärst er!“ Er grinste Sasuke erleichtert an, doch dieser betrachtete noch immer das Gebiet um uns herum.

„Was macht sie hier?“

„Ich habe einen Namen, Sasuke.“, sagte ich scharf und erschrak, als ich mich reden hörte. Eigentlich hatte ich gar nichts sagen wollen…

Dieses Mal wurde ich von seinen blutigen Sharingan erfasst und dieser Blick traf mich wie ein Schlag, ich zuckte leicht zurück und schalt mich sofort für dieses Zeichen von Schwäche. Er sah mich eindringlich an und er wandte sich nicht ab, fixierte mich einfach, ohne ein Wort zu sagen.

„Was machst du hier, Sakura?“, fragte er kalt, mit der Betonung auf meinem Namen und ich nahm ganz automatisch meine Abwehrhaltung ein, verbreiterte meinen Stand und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Was geht dich das an?“ Er zeigte keine Reaktion. Kalt.

„Wir müssen sie zurück bringen.“, sagte er zu Naruto, ohne mich aus den Augen zu lassen.

„Das hatte ich jetzt sowieso vor, Teme, ich habe alles im Griff, es geht ihr gut, niemand ist sonst hier, ich habe alles abgesucht.“

„Du hast mich nicht bemerkt.“ Jetzt drehte er sich doch zu ihm. Naruto kratzte sich verlegen am Kopf.

„Na und? Du bist doch keine Gefahr…“ Sasukes Sharingan blitzten auf und ich machte einen Schritt rückwärts, ohne dass ich es verhindern konnte. „Ich werde vorgehen und den Weg sichern, du kommst mit ihr hinterher, einverstanden?“, fragte nun Naruto. Nein! Ich wollte nicht mit Sasuke allein gehen…

Doch er nickte und Naruto winkte, ehe er uns einfach hier stehen ließ.
 

Als er sich nach scheinbar unendlich vielen Sekunden wieder mir zuwandte und ich erneut in die gesamte Macht der Sharingan gezogen wurde, passierte irgendetwas, ich konnte nicht sagen, was, aber auf einmal machte ich keine Schritte mehr zurück, sondern nach vorn. Ich fühlte mich nicht, als ob ich selbst meinen Körper steuerte, sondern seltsam machtlos, als ob die Sharingan mich unerklärlicherweise anzogen. Ich wusste genau, dass ich eigentlich gar keinen Schritt auf Sasuke zu machen wollte, ich wusste, dass ich ihm mich nicht nähern sondern mich von ihm entfernen wollte.

Trotzdem stand ich jetzt beinah direkt vor ihm. Meinen Bewegungen folgte er mühelos mit diesen roten Augen, dieses Rot, was mich immer nur an Blut erinnerte, so oft ich auch versuchte, es mit anderen Dingen zu vergleichen und er selbst rührte sich kein bisschen, als wäre er zu einer Statue erstarrt. Sie waren kalt und ich sah keine Regung darin, gleichgültig wie schon so oft, ließ er es einfach geschehen und wartete ab. Während ich noch einen Schritt machte und mich nicht mehr so sehr darauf konzentrierte, dass mein Körper gegen meinen Willen handelte, dachte ich darüber nach. Natürlich hatte auch er das Sharingan, er war ein Uchiha und sein Bruder der Inbegriff für dieses Bluterbe, warum war ich bisher immer davon ausgegangen, dass er selbst nicht solche Augen hatte?
 

Ich machte den letzten Schritt, mein Körper blieb stehen und jetzt hatte ich auch wieder die Kontrolle darüber, ich spürte es sofort. Etwas anderes hielt mich nun an dieser Stelle, ich wollte hier stehen, selbst wenn ich nicht sagen konnte warum. Er war größer als ich und so musste ich hoch schauen, um in seine Augen sehen zu können. In dem Moment, in dem er zu mir herabblickte, durchzuckte mich ein neuer Gedanke.

„Ich habe dich gesehen…“, flüsterte ich mehr zu mir selbst. „Du warst es…“ Nicht Itachi hatte vor meinem Fenster gestanden. Er war es, Sasuke. „Warum warst du da?“ Er sagte nichts und auch der Ausdruck seiner Augen gab mir keine Auskunft.

„Wenn ich diese Frage beantworte…“, hörte ich ihn plötzlich mit dunkler, leiser Stimme sprechen, „…habe ich gewonnen.“ Meine Augen weiteten sich.

„Ja.“, sagte ich dann. „Du hast Recht.“ Zum ersten Mal bewegte er sich nun wieder, er trat einen kurzen Schritt zurück, um etwas Abstand zwischen uns zu bringen und hob dann seinen Arm, um mein Kinn anzuheben. Ich ließ es widerstandslos geschehen. Es kam mir sehr lang vor, wie er mich so ansah, doch ich schwieg und wartete auf seine Antwort.

„Ich war dort…jede Nacht, nicht nur in dieser.“ Er beobachtete ganz genau, wie ich reagierte, doch das bekam ich nur am Rande mit, denn dieser Satz erschütterte mich trotz meines Vorsatzes, ruhig zu bleiben. Er war jede Nacht dort gewesen?

„Warum…?“, fragte ich ein weiteres Mal und hörte meine Stimme selbst kaum.

„Um dich zu beschützen. Er war noch einmal hier.“ Ich keuchte und starrte ihn aus großen Augen an. Itachi war hier gewesen? Schon wieder? „In der Nacht, als du das erste Mal wieder mit uns trainiert hast, seit du zurück bist.“ Ich rang um meine Fassung… „Es war ein Schattendoppelgänger aber er war sicher in der Nähe. Er wartet noch immer aber es gab keine Gelegenheit mehr für ihn, dich allein zu erwischen.“ Er sagte das alles so nüchtern aber es war wie ein Schlag ins Gesicht. Hatte ich wirklich dieser friedlichen Ruhe getraut? Wie konnte ich so dumm sein?

„Ich war immer vor deinem Haus, er konnte nicht zu dir, ohne vorher an mir vorbei zu kommen und deshalb hat er wohl noch gewartet.“
 

Verstört sah ich wieder hoch zu ihm, nachdem ich zuvor gedankenverloren auf den Boden gestarrt hatte, seine Hand noch immer unter meinem Kinn.

„Damit habe ich jetzt gewonnen, richtig?“ Er klang so kalt…

„Ja.“, hauchte ich atemlos. Seine andere Hand strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und spielte einen Moment mit ihr, ich bekam eine Gänsehaut, meine Nackenhaare stellten sich auf. Er wirkte für einen Augenblick ebenso gedankenversunken wie ich zuvor und betrachtete seine Hand in meinem Haar, dann blickte er mir ganz unerwartet wieder in die Augen.

„Du liebst ihn nicht.“ Es war keine Frage und ich konnte ohnehin nicht mehr antworten, denn seine hungrigen Lippen trafen die meinen, schnell und ohne, dass ich es vorhersehen hatte können. Meine Lider schlossen sich ganz automatisch, ich fühlte meinen Körper auf einmal kaum noch, dafür umso mehr meine brennenden Lippen, die sich seinen sofort ergaben.

Es war ein Kuss, beinah schmerzhaft und wehmütig, verzweifelt, ich erwiderte ihn sofort und klammerte mich, erwacht aus meiner Starre, an ihn, meine suchenden Hände griffen in seinen Nacken und sein Haar, seine Finger strichen über meinen Rücken und griffen unter meinen Haaransatz, um mich näher an sich zu ziehen. Es war ein ganz neuer Kuss, selbst wenn ich ihn schon einmal geküsst hatte, so wusste ich doch nicht mehr wie es sich angefühlt hatte und dieser hier machte das alles bestimmt wieder wett. Mein Bauch war voller Schmetterlinge, meine Hände konnten keine Ruhe finden und meine Augenlider flatterten, meine eigene Reaktion traf mich völlig unerwartet und doch konnte ich nicht anders handeln, als genau so. Seine warmen Hände bewegten sich ebenso ungestüm, als ob er jede Sekunde nutzen wollte, die wir hatten, ich konnte nicht einmal sagen, wie es so schnell dazu gekommen war, doch ich wollte auch gar nicht darüber nachdenken, zu gut fühlte es sich an, von ihm gehalten zu werden und selbst, als ich keine Luft mehr bekam, wollte ich mich nicht von ihm lösen.
 

Einen kurzen Moment ließ er mich frei und ich schnappte geradezu nach Sauerstoff, hörte und spürte sein Keuchen, ehe er seinen Mund wieder gierig auf meinen presste und mit seiner Zunge versuchte, meine Lippen zu öffnen. Ich hatte keine Widerworte und auch keine Einwände, ich verlangte geradezu danach und gab seinem Drängen nach. Als unsere Zungen sich trafen, fühlte es sich an wie eine riesige Welle, die über mich hinweg schwappte und als sie begannen, miteinander zu tanzen, spürte ich, wie meine Beine nachgaben. Ich klammerte mich noch mehr an Sasuke, festigte meinen Griff und krallte mich in sein Shirt und die dunklen Haarsträhnen, während er noch immer meinen Kopf festhielt und mich mit der anderen Hand immer mehr an sich drückte.

„Sasuke…“, hauchte ich atemlos, als er mich Luft holen ließ, die er nicht zu brauchen schien und er hielt mich für einen winzigen Augenblick etwas von sich weg, um mich anzusehen. Seine Augen waren schwarz und das überraschte mich nicht einmal am meisten. Das, was mich erstaunte, war der Ausdruck darin, so warm und gleichzeitig wild und voller Begehren…

Ein Rotschimmer legte sich auf meine Wangen.

„Sakura…“ Der Klang seiner Stimme breitete ein Kribbeln von meinem Kopf bis in meine Füße aus, heiser und rau aber wahnsinnig gefühlvoll, ich schnappte noch einmal nach Luft, schloss meine Lider und schon versiegelte er unsere Lippen erneut. Er drängte mich zurück, doch ich vertraute ihm blind und ließ meine Augen geschlossen, selbst dann, als ich etwas Hartes in meinem Rücken ausmachen konnte, das ich für einen Baumstamm hielt. Er lehnte mich dagegen und hatte auf einmal seine Hände frei, die fahrig über meine Hüften und meinen Bauch strichen. Ein Seufzen verließ meinen Mund und ich rekelte mich genießerisch unter seinen sanften Berührungen.

Doch er ging nicht weiter, als hätte er meine Gedanken gelesen, wurden seine Bewegungen langsamer, er strich nur noch federleicht über meine Haut und hinterließ ein Brennen darauf, welches mir bis dahin vollkommen unbekannt gewesen war…
 

Als er sich von meinem Mund löste, nahm er mich in die Arme, umfing mich völlig mit seinen starken Armen, denen ich wenn er es nicht wollte, mit Sicherheit nie entkommen konnte, selbst mit meiner übermenschlichen Stärke nicht…

„Ich liebe dich…“ Es war wie ein Glockenspiel in meinen Ohren, ein sanftes Klingen, das nicht aufhörte, weil es sich so wunderschön anhörte, dass ich glaubte, zu träumen…er liebte mich? Obwohl dieser Moment so überwältigend war, kehrte mit einem Schlag die Realität zurück. Denn wenn er mich liebte…liebte ich ihn auch? Er legte seinen Kopf in meine Halsbeuge und ich lehnte mich zurück an den Stamm. Auf einmal kam mir Kakashi in den Sinn und ich wurde überschwemmt von Schuldgefühlen. Bedächtig schob ich ihn etwas zurück, er suchte meinen Blick, löste sich von mir und nahm meine Hand, ehe er mich sacht neben sich her zog und den Weg zurück ins Dorf einschlug. Was hatte ich getan…

Ich erkannte, dass ich wirklich viel mehr für Sasuke empfand, als für uns beide gut war aber warum hatte ich Kakashis Gesicht auf einmal im Kopf? Alle meine vorherigen Gedanken kehrten langsam zurück, ernüchterten die schöne Traumwelt, in die ich bis eben noch eingetaucht war und brannten sich in mein Bewusstsein. Ich hatte Kakashi belogen, ich hatte ihn erpresst und jetzt hatte ich ihn, selbst wenn wir nicht zusammen waren, auch noch betrogen. Hatte er nicht gesagt, dass es so kommen konnte? Wie war meine Situation jetzt eigentlich? Und was würde Kakashi sagen, wenn er mich wieder sah, was würde er sagen, wenn er erfuhr, wo ich gewesen war, was würde er sagen, wenn er verstand, dass Sasuke auch hier gewesen war… Wie würde er mich ansehen, sobald wir zurück waren? Wie würde er mich ansehen, während ich von Schuldgefühlen bereits zerfressen wurde?
 

Ein Finger von Sasukes Hand streichelte in kleinen Kreisen über meinen Handrücken. Nur zu gern hätte ich mich davon beruhigen lassen, doch es ging nicht und als wir uns trennen mussten, um über die Äste zu springen, wurde es noch schlimmer. Ich musste es ihm sagen, musste Worte und Erklärungen finden…

Nein, wahrscheinlich musste ich ihm gar nichts erklären, wahrscheinlich wollte er nicht einmal etwas hören, er hatte von Anfang an gewusst, dass so etwas passieren könnte. Er würde nicht einmal meine Entschuldigung annehmen, er würde alles als seine Schuld ansehen, alles auf sich nehmen und mich davon überzeugen wollen, dass es so richtig war und nie anders hätte werden können. Ich kannte Kakashi mittlerweile sehr lange, er hatte beinah zusehen können, wie ich aufgewachsen war, er kannte mich nahezu so gut wie Naruto und sah so viele Dinge, die anderen verborgen blieben. Ich konnte nichts vor ihm verheimlichen, er würde es sehen, er würde wissen, dass etwas vorgefallen war. Warum tat ich ihm gleich zweimal an einem Tag so sehr weh? Es würde ihn zutiefst verletzen und dabei wusste ich nicht einmal, was genau ich fühlte…

Warum war das alles so kompliziert…

Ein Name ging mir durch den Kopf, er glimmte in meinem Bauch und daraus wurde unverhohlene Wut, die sich wie ein Feuer durch meinen Körper ausbreitete und mich erzittern ließ. Itachi war schuld an allem, wenn er nicht gewesen wäre, dann hätte ich weder Sasuke, noch Kakashi so verletzt und mir selbst wäre ebenfalls eine ganze Menge erspart geblieben… Itachi…
 

„Sakura…“ Sasuke sprach seit übereiner halben Stunde das erste Mal wieder und ich sah überrascht auf. „Warum zitterst du?“ Er hatte eine Beobachtungsgabe wie kein Zweiter…

„Es ist nichts.“, sagte ich ruhig.

„Bereust du es?“, fragte er dann nach einer Weile und ich merkte, wie mein Körper sich erneut anspannte.

„Nein.“, sagte ich ehrlich und blickte ihn nach außen hin gelassen an. „Bereust du es?“ Er zögerte nicht.

„Niemals.“ Dieses Wort zauberte mir ein kleines Lächeln auf das Gesicht, doch es sah wohl zu wehmütig aus, denn er griff wieder nach meiner Hand, obwohl wir noch immer über Äste sprangen und so wesentlich langsamer voran kamen. „Wie bist du Kakashi entkommen?“ Sein Name schmerzte.

„Ich habe…ihm…ein Schlafmittel gegeben…“ Sein prüfender Blick lag auf mir, doch ich sah stur nach vorn.

„Hn.“ Damit schwieg er wieder, genau wie ich und ich war erleichtert, dass er nicht weiter nachfragte.

Wir näherten uns Konoha so viel schneller, als ich erwartet hatte, alles in mir widerstrebte auf einmal dagegen zurückzukehren und mich allem zu stellen.

„Sasuke?“ Meine Stimme hatte einen leichten panischen Unterton, den ich bei meinen nächsten Worten angestrengt zu unterdrücken versuchte. „Du wirst mich nicht bis nach Hause bringen, oder?” „Wenn du es nicht möchtest, Naruto kann dich auch begleiten.“, sagte er mit seiner üblichen kühlen Stimme.

„Nein, ich würde gern allein zurückkehren, ich möchte euch da nicht mit hinein ziehen…“ Er glaubte mir aber das war noch kein Grund für ihn, mich allein in die Höhle des Löwen zurückkehren zu lassen. „Bitte Sasuke, ich möchte allein gehen.“, bat ich drängend. Er musterte mich, eine ganze Weile, dann nickte er kaum merklich.

„Ich bringe dich bis zu deiner Straße.“
 

Als wir dort ankamen, waren viele Leute in dieser Gegend unterwegs und so strich er mir nur kurz über die Wange, ehe er hinter der nächsten Hauswand verschwand. Ich ließ meinen Blick über die vielen Menschen schweifen und sah ihnen dabei deutlich an, dass sie in Aufruhr waren, viele kleine Grüppchen standen beisammen und es kamen immer mehr dazu. Wenn mich weiterhin niemand erkennen sollte, dann musste ich mich beeilen, denn auch die ANBU am Eingangstor ließen sich nicht ewig täuschen. Als Sasuke mich so zurückließ, war ich seltsamerweise erleichtert und wusste dabei nicht, ob ich einen weiteren Kuss dieser Sorte verkraftet hätte…

Langsam wappnete ich mich und trat an den Rand der Gasse, es war immer noch vergleichsweise ruhig hier, im Gegensatz zu den Hauptstraßen, Sasuke hatte sie wohl extra ausgesucht um mich vor den anderen Menschen zu verstecken und ich lehnte mich noch einen Moment an die kühle Hauswand und schloss die Augen. Das war eine Katastrophe, das absolute Chaos und es konnte sicher nicht schlimmer werden.

Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit mir. Es konnte schlimmer werden.

Seufzend rieb ich mir über die Augenlider und legte den Kopf in den Nacken. Wie sollte ich jetzt handeln? Was sollte ich tun?
 

Ich spürte ganz plötzlich einen leichten Windhauch an meinem Hals, mitten in dieser Hitze des Nachmittages und ich öffnete meine Augen und drehte meinen Kopf zu der Gasse, in der ich noch immer stand. Ich atmete wieder regelmäßig als ich erkannte, dass es Sasuke war, mit langsamen Schritten kam er nochmal zurück, während ich verwundert die Stirn runzelte.

„Hast du noch was vergessen?“ Er schüttelte den Kopf und griff nach meinem Oberarm. Verwirrt blickte ich von dort zu ihm auf.

„Sie sind bereits überall in der Straße, ich schlage vor, du hältst dich noch etwas bedeckt und kehrst erst zu dir zurück, sobald die Dämmerung einbricht und Kakashi wieder aufwacht.“ Jetzt war ich erst Recht verwirrt.

„Aber wenn Kakashi noch schläft…woher wissen dann alle, dass ich nicht mehr hier bin?“ Seine dunklen Augen ruhten auf mir und ich wartete.

„Sie haben ihn gefunden.“ Erschrocken keuchte ich leise und krallte mich in sein Shirt.

„Oh nein…wer? Und was haben sie mit ihm gemacht?“

„Tsunade hat ihn ins Krankenhaus bringen lassen, damit er den Rest deines Schlafmittels ausschläft, danach werden sie sich um ihn kümmern. Ino war bei dir und ist eingebrochen, weil sie sich Sorgen gemacht hat, da fand sie Kakashi und alarmierte Tsunade.“

„Aber was machen sie jetzt mit ihm?“, fragte ich und versuchte die Sorge in meiner Stimme zu verbergen.

„Sie werden ihn vielleicht eine gewisse Zeit aussetzen lassen aber das hätte jedem passieren können, bei deinem Talent als Medical-Nin, das wird niemand bestrafen. Jetzt solltest du versuchen, möglichst ohne großen Tumult wieder in dein Haus zu kommen, ich bringe dich weg von hier, bis nicht mehr so viele Leute auf der Straße sind.“
 

Er legte eine Hand auf meine Schulter und lockerte seinen Griff, dann zog er mich hinter sich her und ich folgte ihm, gedankenverloren hinterfragte ich keinen seiner Vorschläge und ließ mich von ihm führen. Ich bemerkte kaum, wie wir das Dorf verließen, doch schon bald befanden wir uns mitten in einem Wald auf der Südseite des Dorfes, ohne dass jemand uns gesehen hätte, hier gab es viele vereinzelte, leer stehende Hütten und die Bäume standen ausgesprochen dicht beieinander. Eigentlich kam in diese Gegend sehr selten jemand, daher war es der perfekte Ort um sich zu verstecken. Und trotzdem.

Irgendetwas gefiel mir hieran nicht, ich war abgelenkt, hatte die ganze Zeit über so viele Dinge im Kopf aber da war etwas, das mich störte, ein wichtiges Detail das mir entging, ich konnte es nicht zuordnen und lief noch immer hinter Sasuke her. Er ließ einige Hütten hinter uns, drehte sich hin und wieder zu mir um und musterte mich mit seinem kühlen Blick, seine Sharingan waren aktiviert, das wunderte mich auch jetzt noch, selbst, wenn wir hier außerhalb des Dorfes waren, es war ein bisschen zu viel, irgendwie übertrieben…

Aber ich verschwendete keinerlei weitere Gedanken daran, konzentrierte mich lieber auf den Weg vor mir und darauf, dass ich nicht dahinter kam, was mir anders vorkam.
 

Ich blieb stehen, als ich daran dachte, dass das hier völlig falsch war, auf einmal war es mir für einen kurzen Moment möglich, klar zu denken und ich wusste, dass ich anstatt hier bis zur Dämmerung zu warten, sofort in mein Haus zurückkehren und mich bei den anderen hätte melden müssen, sie suchten nach mir, Itachi war irgendwo hier draußen und ich musste nach Kakashi sehen…

Sasuke drehte sich um, hatte meine Hand fest in seiner und strich sacht darüber, er blieb stehen und blickte mich fragend an.

„Sakura, wir sollten nicht so lange hier rumstehen, es wäre besser, in eine der Hütten zu gehen… Denk doch mal an Itachi, so kann er uns viel leichter finden und ich allein kann dich nicht allzu lange beschützen…“ Meine Augen huschten zwischen seinen hin und her.

„Warum soll ich mich vor den anderen verstecken, sie suchen doch nach mir, ich sollte zurückkehren und…“

„Glaub mir, wenn du jetzt zurückkehrst, erfahren alle, dass Kakashi dich verloren hat und dann kann er seinen Ruf und sein Ansehen vergessen.“ Damit hatte er Recht. Ich wollte ihm nicht noch mehr als eh schon schaden und so nickte ich langsam und machte wieder einen Schritt vor. Das ungute Gefühl verschwand nicht, mir entging etwas aber was?!

Wir zogen weiter durch den Wald, bestimmt schon seit einer halben Stunde und gerade als ich Sasuke fragen wollte, ob wir nicht endlich weit genug weg waren, lenkte er ein und wir folgten einem winzigen, kaum sichtbaren Pfad, durch viele Sträucher hindurch. „Woher kennst du dich hier so gut aus?“, fragte ich ihn stirnrunzelnd.

„Hn.“ Sollte das eine Antwort sein?

„Sasuke?“

„Früher waren wir öfter hier…“, sagte er leise und ich verstummte sofort und fragte nicht weiter nach. Vor uns tauchte eine Hütte auf, sie sah von außen ziemlich heruntergekommen und seit Jahren nicht mehr benutzt aus, doch als wir durch die dicke Holztür, die mit einem Jutsu belegt war, eintraten und das Innere sahen, änderte sich mein Eindruck sofort. Noch ziemlich überrascht, weil ein Jutsu auf einer alten Holztür irgendwie seltsam war, vergaß ich diese Gedanken als ich meinen Blick über die Einrichtung schweifen ließ.
 

Ich hatte in letzter Zeit einige Verstecke gesehen, keines kam an dieses heran, es war so sauber, als wäre jeden Tag jemand hier, ich konnte nicht eine Spinnwebe sehen. Der Boden war mit dicken, verzierten Teppichen ausgelegt, die Möbel waren allesamt aus dunklem, edlem Holz und die Wände von einem tiefen Rot.

Nachdem ich einen Moment erstarrt all diese Dinge gemustert hatte, schalt ich mich augenblicklich für meine absolute Dummheit. Es war wie ein Blitz, der in meinem Kopf einschlug, ich realisierte gleich mehrere Dinge.

Wir waren sehr weit von dem Dorf entfernt, dem Dorf in dem ich sicher gewesen war. Wir waren in einer Hütte, die keine Hütte sondern ein Gefängnis war. Die Wände waren blutrot, die Möbel von einem tiefen Schwarz. Es gab keine Fenster und nur diese Tür nach Draußen, auf der jetzt ein Jutsu lag. Und Sasuke hätte mich niemals aus dem sicheren Dorf hierher gebracht, an einen Ort, der gefährlicher nicht sein konnte und das, weil er Kakashi, den er mittlerweile überhaupt nicht mehr ausstehen konnte, vor dem Verlust seines Rufes hatte schützen wollen. Die Sharingan, die nur er immer trug und die Sasuke verbarg, wenn es möglich war. Ich war so dumm, so furchtbar dumm...
 

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Böses Ende...aber das nächste Kapitel ist fertig und das darauf auch, dieses Mal wird eure Wartezeit sich wirklich in Grenzen halten, es sei denn ich kriege Panik, weil sich niemand meldet und ich muss alles folgende nochmal umschreiben, damit es euch wieder gefällt ;-) Also dann, bis bald^^

"Was passiert, wenn sie sich wieder sehen..."

Meine Lieben, hier kommt sie nun, die große Auflösung, was denn da nun schief gelaufen ist. Wer hat Sakura da mitgenommen? Und was stört sie an diesem Bild von ihrem Sasuke so sehr?

Naja, ihr wisst es doch... ;-)

Ich danke euch, ich danke, ich danke euch, für 408 Kommentare, die mir alle sehr viel bedeuten und für 75 Favoriteneinträge, was seid ihr für Schätze! <3 Ich bin total überwältigt^^

Und mehr will ich auch gar nicht sagen, viel Spaß mit dem neuen Chap, ich freue mich über Kommis, *drück*

*Kuchenbuffet aufstell*

*Wink*

Adios^^
 

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68 „Was passiert, wenn sie sich wieder sehen…“
 

Eigentlich hätte ich mich nicht mehr umdrehen müssen, ich wusste doch bereits alles, natürlich gab es keinen Ausweg mehr. Also atmete ich tief durch und wandte meinen Kopf, langsam, zu erschlagen von meiner Erkenntnis, als dass ich es schnell hinter mich hätte bringen können. Es war dunkel in diesem Raum, es gab keine Fenster und trotzdem konnte ich genug sehen, um zu erkennen, dass er nicht hinter mir stand. Auch nicht vor mir. Ich wandte mich zur rechten Seite und dann mit einer bösen und unabwendbaren Vorahnung, sowie der völligen Gewissheit nach links.

Ja, da war er. Wie nicht anders zu erwarten. So dumm.

Jetzt erst fiel mir auf, was mich schon die ganze Zeit gestört hatte…er trug eine Kette um den Hals, eine Kette, die ich nie zuvor gesehen aber schon sehr häufig beschrieben bekommen hatte…Sasuke trug keine Kette, nie, wenn ich ihn sah…

Ich schluckte und zwang mich, zu atmen, es war so eng und stickig an diesem Ort.
 

„Willkommen zurück.“

Er sah immer noch aus wie Sasuke und er sprach genau wie er, das machte es noch schlimmer… Ich versuchte nicht, mein Gesicht unter Kontrolle zu bekommen, er konnte alles ohne Mühe darin ablesen, die Aussichtslosigkeit, die mir schon überdeutlich geworden war, seit ich die Hütte betreten hatte, die Schuld, weil ich ganz allein die Verantwortung trug, der Hass gegen ihn und mich selbst…die Angst. Alles. Mit einem Augenaufschlag konnte er sehen, was ich fühlte, anscheinend reichte es ihm, es schien selbst ihn zufrieden zu stellen und als ich nur für einen winzigen Moment die Lider senkte und wieder hob, stand er nicht mehr in dieser vertrauten Form vor mir. Dumm.

„Es ist lange her, Kirschblüte…Sakura.“ Dieser Name…und diese kalte, dunkle und so gleichgültige Stimme…ich fröstelte, obwohl es warm war. Mir war kalt. Ich hatte den Widerklang seiner Worte noch im Kopf, die Tonlage, die ich immer und immer wieder in meinen Träumen gehört hatte, da sprach er weiter. „Du wirst mich doch wohl nicht vergessen haben? Dafür teilen wir doch viel zu viele Erinnerungen, meinst du nicht?“
 

Es tat weh, es schmerzte, direkt in meiner Brust und als er einen Finger nur federleicht über meine Wange streichen ließ, schrie ich gequält auf und schwankte, bevor er den Finger zurückzog, bevor ich wieder Halt fand und aus halb geschlossenen Augen zu ihm aufsah. Die roten Wolken tanzten auf seinem Mantel, wurden hin und wieder merkwürdig verzerrt und wirkten dann wie rote Flecken, die in der Bewegung verschwammen…so viel Rot. Noch hatte ich ihm nicht in die Augen gesehen, ich wusste, was mich dort erwartete, ich hatte das Bild so genau vor mir, dass ich es hätte zeichnen können, ohne dass es sich von dem Original unterschieden hätte.

Ich atmete schwer und versuchte, mich zu beruhigen, das hier würde nicht kurz und schmerzlos ablaufen, er hatte sicher mehr mit mir vor. Dann gab ich mir einen Ruck und richtete mich auf, eine Hand auf der Brust, doch auch diese nahm ich zögerlich wieder herunter. Ich sammelte meine Kraft und hob den Kopf, wenn er das Sharingan auf mich anwenden wollte, konnte er das in einer Situation wie dieser so oder so, ich musste mich nicht schützen, ich musste nicht vorsichtig sein und seine Augen meiden, denn es gab nichts, was mir nun helfen würde…

Obwohl Rot eine warme Farbe sein sollte, ein gesättigter Ton, so war dieses Rot kalt, es war erfüllt von Gefahr und Gewalt und es strotzte nur so vor Blut, das durch diese Augen vergossen worden war. Der Anblick in der Realität war tatsächlich noch schlimmer als in meinen Träumen, denn dies…war kein Traum. Er stand wirklich vor mir, er kam wirklich näher und seine Hand näherte sich wirklich meinem Gesicht. Doch sie stoppte nicht dort, sie fuhr über meine Wange, ein neuer Schmerz durchzuckte mich und ich schreckte zurück, automatisch, ein Fluchtinstinkt, der sich selbst dann nicht abschalten ließ, wenn eine Flucht keine Möglichkeit mehr war. Ein kaum sichtbares Lächeln schlich sich auf seinen schmalen Lippen und egal wie töricht oder trotzig meine Reaktion war, ich trat noch weiter zurück, zwei Schritte, drei Schritte, vier. Er sah mir interessiert dabei zu und blieb wo er war. Doch das änderte nichts.
 

„Lass mich deine sanfte Stimme hören, meine Schöne, ich musste so lange darauf verzichten…“, sagte er leise. Meine Nackenhaare stellten sich auf, ich drehte mich zur Seite und betrachtete die Wand. „So stur…“ Sein leises Lachen klang verzerrt in meinen Ohren und ich zitterte leicht, meine Hände ballten sich zu Fäusten. Ich hatte meine Handschuhe nicht.

Ich hörte seine Schritte, spürte sein übermächtiges Chakra, das sich immer mehr näherte, ich entfernte mich von ihm, er folgte mir. Der Raum war groß aber ich konnte mich nicht verstecken und es gab nur zwei andere Türen außer der Eingangstür, die sicher ins Bad und in die Küche, sowie in das Schlafzimmer führten. Das alles war so normal…

Er machte eine schnelle, flüssige Bewegung und ich traf im selben Moment auf die Wand in meinem Rücken, dann stand er vor mir, viel zu nah und ohne mir eine einzige kostbare Sekunde zum Ausweichen zu lassen. Ich schloss die Augen, drehte meinen Kopf an die Wand und lauschte. Da lehnte er sich vor, ich hörte, wie der Stoff seines Mantels leise raschelte, spürte ein paar seiner Haarsträhnen an meiner Wange, fühlte, wie er seinen Kopf in meine Haare senkte, wie er ihren Duft einatmete und die Hand auf der anderen Seite darin vergrub.

„Wie lange ist es jetzt her?“, flüsterte er, noch immer so nah an meinem Ohr, dass ich ihn laut und deutlich verstehen konnte, selbst wenn ich es nicht wollte. „Und du hast dich tatsächlich wieder auf meinen Bruder eingelassen.“ Ein leichter Zorn, vermischt mit Amüsement war in seiner Stimme zu vernehmen aber ich zuckte nicht deshalb zusammen. Ich erschrak, weil er Sasuke erwähnte und weil er seine Hand aus meinem Haar nahm, sie unter mein Kinn legte. Ich keuchte, wieder fühlte ich einen brennenden Stich in meiner Brust und an der Stelle, an der er mich berührte.
 

„Meine Liebste…“ Er nahm den Kopf zurück, genau auf meine Augenhöhe und lächelte kalt, seine Worte waren wie Gift. „Da habe ich dir bereits alle deine Erinnerungen an ihn genommen und dann wirst du mir trotzdem untreu, natürlich ein weiteres Mal mit ihm, wie konnte ich glauben, dass dich das davon abhalten würde?“ Natürlich sah er es schon bevor ich mich überhaupt bewegt hatte – ich hob trotzdem meine Fäuste und schlug sie mit gesammeltem Chakra darin direkt vor seine Brust. Er wich aus, ohne dass er mich freigeben musste, ich taumelte und dann hielt er meine Hände über meinen Kopf. Wieso war ich auf einmal so nutzlos, wieso kämpfte ich nicht? Ich war so stark, ich hatte übermenschliche Kräfte, warum setzte ich sie nicht ernsthaft ein, anstelle dieses lächerlichen Versuches...?

Weil ich nicht aus dieser Hütte entkommen konnte. Weil er mich in der Hand, weil er sich und mich miteinander verbunden hatte. Weil er das alles so lange und gründlich geplant haben musste, dass auch nur der Versuch eine Überanstrengung meiner wenigen Kräfte gewesen wäre… Ich hatte keine Chance. Vielleicht hatte ich noch eine gehabt, mitten in dieser Gasse im Dorf, umringt von ANBU, doch ich hatte sie vertan, es gab keinen Ausweg mehr, was auch immer er vorhatte, ich würde mich nicht lange dagegen wehren können. Natürlich würde ich es versuchen. Ich würde ihm mein Leben nicht schenken. Aber diese Versuche würden schwach ausfallen, hoffentlich verlor er bald den Spaß an der ganzen Sache…

Ich hatte Zweifel daran, besonders als ich seinen Gesichtsausdruck sah, nachdem ich so kläglich versucht hatte, ihn zu schlagen. Er war begeistert, nahezu euphorisch und das konnte ich ihm ansehen, ohne dass er lächelte oder irgendein äußerliches Zeichen dafür zeigte – ich sah es schlicht und einfach in seinen Augen, die leuchteten, voller Vorfreude und voller Befriedigung.
 

„Wie kommt es…“, ertönte seine monotone Stimme ein weiteres Mal im Raum. „…wie kommt es, dass du ihn nicht aufgeben kannst?“ Er betrachtete mich nachdenklich, eine Hand spielte mit meinem Haar. „Du kannst dich nicht an ihn erinnern, nicht an das geringste Detail und trotzdem…trotzdem hast du Vertrauen zu ihm, du willst mehr über ihn wissen, du sorgst dich um ihn und heute…“ Sein kaltes Lächeln kehrte zurück und ich starrte gebannt und angewidert zurück. „Heute hast du ihn geküsst, du hast ihn nicht warten lassen, möchte ich behaupten, er musste sich wirklich nicht lange zurückhalten…wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, du wärest leicht zu haben aber da wir abgesehen von unserer Verbindung…“ Er berührte mit einem Finger meine Lippen und betrachtete fasziniert, wie sich meine Augen weiteten. „…noch deine kleine Affäre mit Kakashi in Betracht ziehen sollten, der dich offensichtlich nicht so leicht haben kann…“ Ich holte aus, um ihn zu ohrfeigen aber mein Arm kam nicht besonders weit, sofort hatte ihn wieder in seinem Griff, er schien ihn bloß zu lockern um genau diese Reaktion von mir sehen zu können. „…bin ich selbstverständlich vom Gegenteil überzeugt.“, schloss er und ließ meine Haarsträhne fallen. „Was also hat dich dazu bewegt, dich Sasuke wieder zu nähern? Er ist dir vollkommen fremd, warum solltest du dich auf ihn einlassen, so kalt, so arrogant und selbstgefällig, voller Wut und Hass und außerdem noch voller Desinteresse für dich? Was hat er an sich?“, fragte er langsam und verfolgte jede meiner Bewegungen, das Heben und Senken meiner Brust, das Zittern meiner Hände, meine Lippen und meine Augen, die sich nicht schließen lassen wollten.
 

„Sasuke lebt, er kann fühlen, er kann verzeihen und er kann lieben. Alles an Sasuke ist besser als an dir, es gibt nichts Gutes an dir, du bist ein lebloser Mörder…“, zischte ich leise und erhob somit zum ersten Mal seit ich ihn als Itachi erkannt hatte, meine Stimme.
 

Er war nicht im Geringsten verärgert oder wütend, er schien sich geradezu über meine Worte zu freuen.

„Gut zu wissen, meine Hübsche, dass du dich in dieser Zeit ohne mich nicht im Geringsten verändert hast. Ebenso wenig deine Stimme…“ Sein Blick ruhte auf meinen Lippen und ich wollte ihn irgendwie davon abbringen, wollte alles tun um nicht mehr sehen zu müssen, wie er mich anschaute.

„Spar dir diese Namen, Itachi...“

„Nein, ich denke, du solltest sie mir gönnen, ich konnte sie so lange nicht mehr aussprechen…“ Wieder lehnte er sich vor, ich wandte mein Gesicht zur Wand, versuchte ihm so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, als ich seine Zunge an meinem Hals fühlte.

„Lass mich los…“ Es war nur ein Krächzen. „Verdammt, lass mich los!“

Mit einem plötzlichen Chakraschub riss ich meine Hände los und konnte ihn etwas zurückdrängen, nicht weit aber vorerst genug. „Fass mich nicht an, du widerlicher Clanmörder!“, zischte ich ihm entgegen. Ich nahm meine Hände nach unten und wagte einen Blick zu ihm. Er zeigte keine Regung, nicht einmal die bis eben noch da gewesene Begeisterung. „Lass mich gehen.“ Ich hätte genauso gut mit der Wand sprechen können.
 

„Kirschblüte…“ Ich funkelte ihn an, überhörte den drohenden Unterton absichtlich, so schnell würde ich sonst sicher nicht wieder den Mut finden, mich ihm zu stellen... „Ich hatte eigentlich vor, das noch etwas zu verschweigen, bloß stört mich dein durchaus amüsantes Temperament langsam aber sicher und bevor du dir selbst wieder Chancen zurechnest, mir dieses Mal zu entkommen, sollte ich vielleicht besser dafür sorgen, dass du dir nicht mehr solche Gedanken erlaubst.“

„Was auch immer du mir jetzt wieder sagen willst, du kommst sicher nicht weit damit. Wir sind allein hier, außer mir kannst du niemanden verletzen, also fürchte ich, dass du dir umsonst so viel Mühe gibst.“ Es war sehr gewagt, das wusste ich, aber was sonst konnte ich tun? Ein böses Lächeln zierte seinen Mund und erinnerte mich daran, in was für einer Situation ich mich eigentlich befand...

„Umsonst?“ Zwar hatte ich keine Chance zu entkommen, aber alle meine Freunde und meine Familie waren in Sicherheit, ich brauchte keine Angst um sie zu haben. Aus dem bösen Lächeln wurde ein süffisantes und meine Worte wurden Lügen gestraft.
 

„Ach Sakura…du bist so naiv…ich dachte, du würdest mich besser kennen. Hör gut zu, denn ich bin dir unheimlich dankbar, du hast mir zwar einigen Ärger gemacht aber nun wird es nur noch unterhaltsamer dich zu zähmen. Deine Schönheit wird von deiner Hoffnung einmalig unterstrichen, doch wenn du Angst hast, ist das mit nichts zu vergleichen..." Mein Atem wurde unregelmäßig, mein Herz schlug schneller. Er hatte nicht geblufft... „Du musst wissen, dass ich vorhabe mich um Kakashi zu kümmern, der dank dir nun so selig schlafend in deinem Haus liegt, vollkommen schutzlos, was für eine Einladung…“

„Er ist nicht allein dort, er ist im…“, setzte ich an, bevor ich verstummte, weil ich verstand. Das Entsetzen lähmte meine Gesichtszüge.

„Richtig…er ist nicht im Krankenhaus, er liegt auf dem Sofa in deinem Wohnzimmer, genau so wie du ihn heute Morgen zurück gelassen hast, ohne dass irgendjemand ihn so gesehen hat, außer mir natürlich.“

„Niemand sucht mich…“, flüsterte ich tonlos.

„Du sagst es. Sasuke ist der einzige, der dachte, du wärest aus dem Dorf entkommen, genauso wie der Fuchsjunge, doch keiner von beiden glaubt dich im Moment außerhalb deines Hauses.“

„Nein!“ Mein Schrei erfüllte den Raum, schrill überschlug sich meine Stimme und klang selbst in meinen Ohren fremd und verzerrt… Kakashi! Er würde noch bis in die Nacht schlafen, er würde nicht aufwachen, um sich verteidigen zu können, was hatte ich getan!
 

Mit einem Wimmern sackte ich auf meine Knie und verbarg mein Gesicht in den Händen, schüttelte immer wieder unbewusst den Kopf und kämpfte gegen diese übermächtige Erkenntnis an. Er würde ihn töten, er hatte ihn die letzten Male nur am Leben gelassen, weil er dadurch Vorteile bekommen hatte, dieses Mal gab es keine…

Ein vergessener und doch nur allzu vertrauter Blitz ging durch meinen Körper und meine Hände sanken gegen meinen Willen an ihren Platz zurück, ich erhob mich langsam und stellte mich vor Itachi auf, egal wie stark ich mich zu konzentrieren versuchte, egal wie sehr ich mich dagegen sträubte. Mit der Gewissheit, dass ich Kakashis Tod verschulden würde, konnte ich mich nicht wehren. Er genoss es, meine Trauer und meine Schuld zu sehen, die panische Angst und die Erkenntnis der schmucklosen Wahrheit. Kakashi… „Du hast ihn ohnehin nicht gewählt, Sakura, du liebst ihn nicht.“ Die Worte, schon einmal gesprochen von Sasuke, schon einmal benannt durch seinen Bruder, den ich mir so sehr hierher wünschte und gleichzeitig weit weg, trafen mich scharf in der Brust und ich wäre zurückgezuckt, wenn er mich gelassen hätte.

„Du hast doch keine Ahnung…“, zwängte ich hervor.

„Du liebst ihn nicht, sonst hättest du ihm nicht so etwas angetan. Er wird sterben und das, weil er seiner ehemaligen Schülerin, in die er sich unglücklicherweise verliebt hat, zu sehr vertraut hat. Aber genug von ihm, das wird sich in den nächsten Stunden erledigen.“ Seine Augen leuchteten wieder auf und ich konnte mich bewegen. „Du Monster!“, schleuderte ich ihm entgegen, doch er zuckte nicht einmal mit der Wimper.
 

„Hast du geglaubt, dass du mir entkommen kannst? Hast du gedacht, dass die alte Hokage dich tatsächlich vor mir schützen kann? Wenn du so lächerlich beschützt wirst, warum habe ich mir dann all die Mühe gemacht, um dich so einfach aus dem Dorf zu locken?“

„Warum hast du mich gehen lassen, wo du doch immer wieder zurückkommst?“, fragte ich leise.

„Dieses Mal lasse ich dich nicht gehen.“

„Warum hast du uns miteinander verbunden?“ Jedes Gefühl in meiner Stimme war verschwunden.

„Weil du mir gehörst. Ich denke, es ist an der Zeit, dass Sasuke dich endlich aufgibt, er kann dich doch nicht halten, er verliert dich jedes Mal, also sollte er es einsehen, er kann dich nicht haben.“

„Es geht doch überhaupt nicht um Sasuke. Es geht um mich. Warum hast du mich gehen lassen, nachdem du mein Blut gestohlen hast?“ Das alles war pure Zeitschinderei, Fragen um die letzten Dinge zu klären, es ging nicht mehr darum, einen Ausweg zu finden.

„Liegt das etwa nicht auf der Hand? Ich dachte, es wäre so offensichtlich, dass es unmöglich funktionieren konnte aber doch, es ist alles genau so gelaufen, wie geplant.“

„Was meinst du?“ Ein Flüstern. Ich verstand nicht, was er damit sagen wollte.
 

„Erinnere dich an diesen Tag und diese Nacht, ich habe dir dein Blut genommen und dich zurück gelassen, du hast sehr lange geschlafen, als du zu dir kamst war bereits viel Zeit vergangen. Ich war erstaunt, dass du so lange gebraucht hast um die nahe liegendste Möglichkeit zu bemerken, ich befürchtete schon, du würdest gar nicht darauf kommen, doch dann, früh in der Nacht hattest du endlich den Mut dazu und als ich sah, wie du aus dem Fenster kamst, konnte ich mich beruhigt zurücklehnen… Dass du in deiner Angst, verfolgt zu werden von einem Baum gefallen bist, passte nicht in den Plan aber ich überließ es den Reflexen meines Bruders, dich aufzufangen und ab da wusste ich, dass alles genau so gelingen würde, wie ich es wollte. Natürlich wolltest du so schnell es ging zurück nach Konoha, der Fuchsjunge stimmte dir zu aber mein Bruder…Sasuke wollte nicht gehen, er wollte mich suchen und traute dem Ganzen nicht. Hätte er sich bloß nicht von euch überreden lassen…“

Ich stand wie erstarrt vor ihm und lauschte seinen Worten. Natürlich war es zu einfach gewesen, natürlich hatte er das alles geplant…und ich hatte nichts dagegen unternommen…

„Ich war ganz in deiner Nähe, wie du siehst, ich stand kaum ein paar Meter entfernt aber keiner von euch bemerkte mich und als ihr endlich zurück nach Konoha gehen wolltet, hatte ich schon längst gewonnen. Wer weiß, vielleicht hätte es etwas geändert, wenn Sasuke sich genauer umgesehen, meine Anwesenheit gespürt und gegen mich gekämpft hätte? Du wirst es wohl nie erfahren, Kirschblüte, ihr hattet keine Chance mehr, du hattest keine Chance mehr, ab diesem Moment, nach dieser Entscheidung… Du hast es geahnt, nicht war? Du hattest das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, dass du viel zu leicht entkommen konntest und doch…hast du es ignoriert, nicht ein Wort zu den anderen beiden verloren, dabei wärest du in den ersten Minuten durchaus noch in der Lage dazu gewesen, nur dann nicht mehr, als dein Wille stärker wurde und dein Körper schwächer, du wolltest alles erzählen und dann war es zu spät…das letzte was du sagtest, war sein Name, Sasuke, und es sollte das letzte Mal sein, dass du ihn ausgesprochen hast und dabei wusstest, wer er war, was er dir bedeutet hat. Euer nächstes Treffen war sicher nicht besonders angenehm?“

„Du Mistkerl, wie konntest du mir das antun!“

Entsetzt verstand ich seine Worte, spürte wie meine Wut gegen die Verzweiflung ankämpfte und schrie ihn blind vor Zorn an. Er hatte alles genau so gewollt…nicht einer meiner Schritte war ihm entgangen, er hatte alles gesehen und kontrolliert…Sasuke… Er sprach so beiläufig, nebensächlich, so kalt, es war nicht zu ertragen…
 

„Du wolltest mir dein Blut nicht freiwillig geben, meine Schöne, es gab keine andere Möglichkeit.“, sagte er mit diesem schrecklichen Lächeln.

„Ich hasse dich, ich werde dich immer hassen…“

„Nein, genau das wirst du nicht, denkst du, die Besiegelung hätte wirklich nichts weiter bewirkt, als deinen Gedächtnisverlust? Das war doch bloß ein kleiner Nebeneffekt…“ Ich spürte das Zittern dieses Mal doppelt so stark. Wenn meine verlorenen Erinnerungen an Sasuke gar nicht sein Hauptziel gewesen waren, was dann? Was hatte er jetzt vor? Warum das alles?

„Die Zeit hier in Konoha hat dir gut getan, sie haben dich wieder aufgebaut und Nachforschungen…“, er sprach das Wort verächtlich aus, „…angestellt. Tsunade schien sogar der Ansicht, sie könnte dich von dem Jutsu befreien… Oh und mein Bruder war offensichtlich am Ende als er erfuhr, dass er aus deinem Leben gestrichen wurde. Allerdings hat ihn das selbstverständlich nicht davon abgehalten, dich ein zweites Mal für sich zu begeistern, ich frage mich, was genau dich an ihm so reizt, er ist kaputt Sakura und ein Schwächling, ich weiß wirklich nicht, warum du ihn nicht vergessen willst…“
 

Ich wich langsam vor ihm zurück, jedoch ging dies nur so weit, wie es die Wand hinter mir zuließ.

„Du wirst ihn nie verstehen…niemals. Was Sasuke ist, ist das genaue Gegenteil von dir. Er würde mich nie verletzen. Er würde mich nie zwingen, bei ihm zu sein. Und vor allen Dingen würde er niemanden verletzen, der mir etwas bedeutet.“

Er lachte leise und ich lehnte mich Halt suchend an das kühle Holz in meinem Rücken.

„So denkst du von ihm? Obwohl du ihn nicht wirklich kennst?“ Ich funkelte ihn an. „Sasuke ist selbstsüchtig, er hat dir vorgespielt, verständnisvoll und zurückhaltend zu sein. Er ist es nicht und spätestens in ein paar Tagen hättest du das herausgefunden. Was glaubst du, warum er dich für ein ganzes Jahr zurück gelassen hat? Für mich, seinen über alles gehassten Bruder… Es ist ihm wichtiger, seine Rache zu bekommen, als bei seiner Liebe zu bleiben. Merk dir das, kleine Kirschblüte, Sasuke ist niemand, den man lieben kann.“

„Das sagst du, der in seinem ganzen Leben nicht geliebt hat?“, zischte ich leise.

„Ich glaube nicht, dass es den Genuss wert ist aber wie du siehst, bin ich gerade dabei meinen Horizont zu erweitern.“ Er lachte leise und ich schüttelte den Kopf.

„Du weißt nicht, was Liebe ist. Aber das macht nichts. Liebe wäre an dich nur verschwendet, Itachi, du hast dir keine verdient.“

„Ich fürchte, dass mich das nicht so sehr trifft, wie du es dir wünschst. Aber mach dir nichts draus, Sakura-chan...du wirst mir diese Liebe trotzdem geben und gerade das scheint wohl die Pointe in unserem kleinen Spiel zu werden, nicht wahr? Die kleine Kunoichi aus Konoha, die einem Nuke-Nin die Liebe schenkt, die er sich nicht verdient hat. Wer wird dich verstehen? Wer wird dich nicht für eine Verräterin halten? Ich fürchte, niemand wird dir deine so wichtige Liebe dann noch geben…“ Seine Worte waren voller Spott und ich senkte langsam den Kopf.

„Das ist es was du vorhast? Mich dazu zwingen, dich zu lieben?“ Der Raum blieb still. „Aber warum? Warum soll ich dich lieben?“ Es klang, als würde ich wirklich aus reiner Neugier und Wissensdurst fragen, meine Stimme war ganz nüchtern, als wäre alles so einfach…
 

Itachi besiegelte mein Schicksal, er wollte mir alles nehmen, was mir wichtig war und sollte er das schaffen, woran ich mittlerweile nicht mehr zweifelte, dann war ich nichts weiter als seine Sklavin. Seine Hand legte sich noch einmal unter mein Kinn, das Brennen auf der Haut, der Stich in meinem Herzen, all das wurde schwächer, es fühlte sich auf einmal dumpf an und ich konnte kaum noch zuordnen, wo ich den Schmerz spürte. Langsam hob er meinen Kopf wieder an und dann trafen sich unsere Blicke.

„Ich will dich besitzen.“, sagte er mit solch gleichgültigem Ton, dass ich selbst nicht das Geringste dabei verspürte. „Deine vollendete Schönheit, die übermenschliche Stärke…deine Reinheit und deine Unschuld. Wenn du mich liebst und nur mich, dann wirst du nie wieder gehen wollen, du wirst bei mir bleiben, freiwillig, du wirst es dir sogar wünschen und ich brauche mir nicht die geringste Mühe mehr geben, dich zu halten. Du wirst mich nie wieder verlassen wollen...nicht zu vergessen, dass Sasuke daran zerbrechen wird.“ Er sah genau in meine Augen, suchte nach einer Regung darin. Er bekam sie. Aber nicht so wie er sich das gewünscht hatte, denn sie wurden langsam aber sicher verschlossener, leer…
 

„Als ich dich im Wald sah, voller Sorge um meinen kleinen Bruder, voller Zielstrebigkeit, ihn zu finden, da hatte ich im ersten Moment kein anderes Vorhaben, als dich zu töten, damit Sasuke noch mehr leidet. Jemand, der sich so viele Gedanken um einen anderen Menschen macht, der das eigene Leben für diesen Menschen opfern würde, so jemand kann selbst für Sasuke nicht vollkommen unwichtig bleiben. Es hätte ihn getroffen, wenn er wiedergekommen wäre und ihn die Nachricht von deinem Tod erwartet hätte, mehr als du denkst.“ Kalt erzählte er mir das alles, entließ mich noch immer nicht aus seinem Blick und musterte mich, während er fortfuhr. „Aber dann…ich sah, dass du mehr für ihn empfandest, als eine gewöhnliche Teamkameradin, dein Chakra hatte vollkommen andere Strukturen als das von anderen und ich wusste sofort, dass ich das ändern musste. Ich wollte Sasuke aus deinen Gedanken und aus deinem Herzen vertreiben, wie sollte er es verkraften, einen der letzten Menschen zu verlieren, die ihm vertrauten und die zu ihm hielten? Ich trennte dich von den anderen beiden, ich drängte dich an den nächsten Baumstamm und ich betrachtete dich.“

Er hielt inne und ließ mir damit genug Zeit, das Bild in meinem Kopf vollkommen werden zu lassen. Nur zu gut konnte ich mich an diesen Tag, an diesen Moment erinnern. Ich wünschte mir so sehr, mein Kopf hätte dieses Ereignis löschen können aber natürlich hatte Itachi mir das gelassen, diese Erinnerungen hatten nichts mit Sasuke zu tun und nichts mit diesen Gefühlen, die er angesprochen hatte. Ich fühlte nur Angst, Angst und Schmerz.
 

„Deine Schönheit war nebensächlich, genauso wie deine körperliche Stärke, es ging mir um deine Gedanken, um deine Seele, um deine psychische Stärke. Wie würdest du mir entgegen treten? Hattest du bereits alles von mir gehört, wusstest du, dass ich unsere gesamte Familie auf dem Gewissen habe?“

Er machte eine kurze Pause und bemerkte mit Genugtuung, wie ich mich anspannte.

„Natürlich wusstest du es, es war allgemein bekannt und du als eine Freundin von Sasuke, als eine Freundin von dem Fuchsjungen, wusstest vermutlich noch viel mehr, als all die anderen Dorfbewohner. Du kanntest mehr Details und du wusstest auch mehr über das Sharingan. Ehe ich dich überhaupt richtig ansehen konnte, hattest du bereits deine Augen geschlossen, im Angesicht des Todes hattest du mehr Angst davor, das Tsukyomi zu spüren, als davor nicht sehen zu können, was ich mit dir vorhatte. Ich verstand dich nicht und trotzdem war ich kurz davor, dich zu töten. Es hätte nicht einmal eine Sekunde gedauert.“

Warum sagte er das alles? Ich zitterte schon wieder, eine Gänsehaut breitete sich von meinem Nacken bis über meinen Rücken aus und ich konnte nichts dagegen tun…
 

„Dann sah ich deine Augen, funkelnde grüne Augen, voller Angst und Ungewissheit aber da war noch etwas…war es Wut? Oder gar Hass? Ich war überrascht von so viel Missgunst gegen mich, du kanntest mich überhaupt nicht aber dir war klar, dass dein Leben auf dem Spiel stand. Warum sollte man in einer Situation wie dieser, den Gegner reizen? Warum sollte man ihn wütend ansehen und nicht das tun, was er verlangt, nur um den eigenen Stolz zu wahren? Das alles für Sasuke? Ich brauchte eine Weile, bis mir klar wurde, dass du keine normale Kunoichi warst, du legtest keinen Wert darauf, um dein Leben zu betteln und du warst nicht bereit, dich mir unterzuordnen. Ich muss zugeben, dass mir so etwas sehr selten begegnet ist. Vielleicht hast du mich deshalb so in deinen Bann gezogen?“

Er war ganz ruhig und schien fast nachdenklich aber ich hatte nicht vergessen, dass er noch immer so dicht vor mir stand, dass er noch immer mein Kinn umfasste und dass er noch immer mit der Absicht gekommen war, mich und meinen Willen zu brechen.

„Es reicht, hör auf. Wir können das Ganze viel schneller abhandeln, erspar mir diese Gedanken.“ Er schaute wieder zu mir und dann lachte er leise auf.

„Du bist faszinierend…“ Sein Kopf näherte sich meinem und auf einmal waren die Angst, die Sorge und die Verzweiflung wieder da. Ich versuchte, mich wegzudrehen, doch sein Griff war zu fest. Mein Widerstand fiel ihm kaum auf, doch er stoppte ganz plötzlich mitten in der Bewegung. „Du willst mich noch immer warten lassen? Gut, dann kommen wir zurück zu unserer ersten Begegnung. Ich habe dich am Leben gelassen, ich ließ dich in dem Glauben, dich dort allein gelassen zu haben und dann holte ich dich zurück. Du warst so leichtgläubig, dass ich mich fragte, ob ich mir all diese Dinge in deinen Augen nur eingebildet hatte, doch ich nahm mir die Zeit, das Ganze zu überprüfen und ich wurde nicht enttäuscht.“
 

Er betrachtete mich stumm, Stille drückte an meine Ohren und ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen, dann erfüllte seine Stimme wieder den Raum.

„Wolltest du nicht immer wissen warum, Sakura? Hast du mich das nicht immerzu gefragt, so oft und mit immer wieder kehrender Beharrlichkeit? Jetzt weißt du es, bist du zufrieden? Kannst du dich endlich damit abfinden?“ Es klang tatsächlich belustigt.

Ich schwieg, zu überfordert mit allem, was er erzählt hatte, zu beschäftigt damit, mich mit diesen Dingen abzufinden, wie er es verlangte, diesen Dingen, die ich nicht ändern konnte.

„Ich habe nicht die Geduld, diese nette Unterhaltung weiter zu führen, dafür hast du dich zu lange vor mir versteckt und außerdem habe ich heute noch ein paar andere Dinge vor, also beschleunigen wir das Ganze doch etwas…“
 

Er drückte mich fester gegen die Wand und ich ahnte, was er vorhatte – trotzdem konnte ich nichts dagegen tun. Im ersten Moment dachte ich noch, ich wäre zu entsetzt von allem was er gesagt hatte, erstarrt bei dem Gedanken daran, dass er so vieles geplant und so oft gewonnen hatte, doch dann verstand ich. Er hatte mich bereits vorsorglich bewegungsunfähig gemacht, sein Jutsu angewandt, das mich völlig willenlos an diese Wand fesselte und mich dazu bringen konnte, alles zu tun, was er verlangte. In dieser Situation war ich nichts weiter als eine Marionette – seine Marionette.

Noch einmal lehnte er sich vor und vergrub seinen Kopf in meinem Haar, ich rührte mich nicht.

„Schon viel besser…“, flüsterte er, strich über meine Wange, küsste meine Stirn, meine Schläfe, meine Nase. Natürlich war mir klar, dass es nicht so bleiben würde, dass er sich einfach nehmen würde, was er wollte und dass ich es ertragen musste. Doch ich kämpfte schon wieder dagegen an, obwohl ich wusste, dass es mich nur noch mehr schwächen würde, wenn ich mich wehrte, gegen eine Macht, die sich von einem Menschen wie mir nicht besiegen ließ. Ich konnte sie ausgleichen, für einen kurzen Moment, doch dann würde es nicht mehr reichen, um mich zu befreien und sollte er mich irgendwann wieder aus diesem Jutsu befreien, so wäre ich nicht mehr in der Lage, auch nur einen Arm zum Schutz zu heben, geschweige denn mich auf den Beinen zu halten. Für den Kampf gegen ein Jutsu wie dieses war ich nicht bereit, ich hatte zu wenige Informationen darüber, keine Übung damit und…ich war zu schwach, um es zu lösen.

Es war mir einmal gelungen - ein einziges Mal! Aber das war Glück, die Zeit, in der Itachi es aufrecht erhalten hatte müssen war wesentlich länger und ich außerdem nicht allein gewesen, Itachi war abgelenkt worden. Sasuke war dort gewesen…Sasuke…
 

Seine Lippen streiften die meinen, waren nur Millimeter entfernt und ich spürte seinen heißen Atem direkt davor. Ich konnte nichts tun. Sekunden vergingen, es kam mir vor wie Stunden.

„Das hat mir gefehlt…“ Er sah mir direkt in die Augen, doch dann zwang er mich, meine zu schließen und legte seinen Mund auf meinen. Die widersprüchlichsten Gefühle jagten durch meinen Kopf, Wut und Ekel, Angst, Resignation. Das er das alles so langsam tat, das er es nicht schnell hinter sich brachte, das er mich nicht erlöste sondern umso mehr quälte, indem er mich küsste, wie ein Freund, wie jemand der liebt, machte es immer schlimmer. Er konnte nicht lieben. Und doch zwang er mich, diese Illusion aufrecht zu erhalten. Er hatte die Macht und die Kontrolle und ich konnte mich dem nicht entziehen, nicht einmal mein eigener Wille wurde von ihm gestattet – und ich zwang mich so zu denken, denn wer machte hier die Regeln außer ihm? Wer hatte hier die Oberhand?

Ich steigerte mich da hinein, sah keinen anderen Weg das zu überstehen, ohne zusammen zu brechen und spürte die Tränen hinter meinen Augen erst, nachdem er sie schon bemerkt hatte und mit diesem kalten Blick eine Hand hob um sie weg zu streichen.

„Lass das…“ Es waren Tränen der Wut, ich schlug die Augen auf, was er mir nun wieder erlaubte und funkelte ihn an. Einen Augenblick sahen wir uns stumm an, er schien etwas in meinem Blick zu sehen, was mir verborgen blieb und lächelte. So kalt.
 

Langsam strich er mir über den Hals, schaute immer wieder davon auf um mir in die Augen zu sehen, malte eine Spur seiner Lippen darauf und ich schloss die Augen wieder und wimmerte leise.

„Hör auf…“ Tränen liefen meine Wangen herab, hinterließen heiße Spuren, die sich langsam vortasteten. Die Tränen der Wut wurden zu Tränen der Ausweglosigkeit. Während er mich immer noch festhielt, ohne dass ich mich bewegen konnte, starrte ich mit leerem Blick zur Seite, versuchte an alles zu denken, außer an diesen Moment, an das was er tat, ich konnte mir selbst nicht helfen, ich hatte endgültig verloren und jetzt endlich wurde mir klar was die Spielregeln dieses kranken Handelns waren…nur eine Spielregel, es gab nur eine einzige, und sie hieß: Itachi gewinnt immer, es gibt keine Chance, sich dagegen zu wehren…warum fiel es mir noch immer so schwer, das zu akzeptieren? Ich kannte sie nun, wusste endlich worauf das alles herauslaufen sollte und doch…ich konnte es immer noch nicht hinnehmen…

Noch einmal küsste er mich, dieses Mal konnte ich mich bewegen und ich lehnte mich gegen seine Brust, versuchte meine Hände zu befreien, wand mich gegen seinen Griff, ein leises Wimmern verließ meine Lippen… Ich spürte die Tränen, spürte seine kalte Wärme und dann war es vorbei…

„Weißt du, was mit Sasuke passierte, als ich das letzte Mal hier war?“, unterbrach er auf einmal seine Berührungen und blickte mir forschend ins Gesicht. „Weißt du, warum seine Hände so aussahen, wie sie aussahen?“

Unweigerlich hatte ich das Bild dieser blutigen Wunden vor mir und wurde blass.
 

„Ich habe das Gefühl, du hast noch immer ein bisschen zu viel Hoffnung, ein wenig zu viel von deinem unverwüstlichen Glauben an deine Rettung… Wie wäre es, wenn ich dir zeige, was mit ihm passierte? Wenn du die ganze Wahrheit kennen würdest?“

Ich schüttelte wild den Kopf, erwachte aus meiner Starre und versuchte mich aus seinen Armen zu befreien. Er hielt mich fest, seinem Griff konnte ich nicht entkommen und ich schloss voller Panik die Augen. Ich wollte das nicht sehen, in keinem Fall, nie, doch er würde mich zwingen...vor nichts hatte ich mehr Angst als vor seinem Tsukyomi, nichts fürchtete ich mehr als diese Welt, in der er die Regeln machte und in der er die Zeit beherrschte.

„Richtig, du fürchtest nichts mehr als meine Augen…“, sagte er kalt und erschreckend nah an meinem Ohr. „Aber genau das sollte dich endlich gefügig machen…“

Ich spürte mit allen Fasern und Nerven meines Körpers, wie er mich kontrollierte, wie das Jutsu, das er selbst erschaffen hatte, meinen Willen brach und mich beherrschte, ich kämpfte mit allem, das mir geblieben war. Doch ich schaffte es nicht. Mein Körper war starr, meine Augen öffneten sich wie in Zeitlupe, er konnte alles darin sehen, diese Angst, die ich bereits jetzt nicht mehr ertrug, diese Angst, die alles ausfüllte.

„Nicht…“ Es war nicht mehr als ein Flüstern. Es hielt ihn nicht auf.

Er hob langsam die Lider, das Rot erschien erst nur in einer feinen Linie, dann sah ich das Schwarz, bis schließlich die drei Sicheln begannen sich zu drehen und mir schwarz vor Augen wurde. Ich spürte, wie ich zusammensackte, er stützte mich, hielt mich davon ab, auf den Boden zu fallen, die Geräusche schwanden, dann spürte ich meinen Körper nicht mehr und versank im Dunkeln.
 

Als ich wieder wahrnahm, was um mich herum passierte, war alles Schwarz und Rot, der Himmel oder was auch immer um mich herum war surreal verzerrt, doch als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass es eine Zimmerdecke war, die nur aufgrund dieser Farbe so anders wirkte. Es war Nacht, der Himmel draußen war genauso Rot wie alles andere, doch ich erkannte den Mond, Vollmond, der den Raum mit einem silbrigen Licht erfüllt hätte, wenn es diese Farbe hier gegeben hätte… Ich blickte durch ein Fenster, die Vorhänge wehten im Wind und dann hörte ich ein Geräusch hinter mir. Es klang wie leichte Schritte, vorsichtig gesetzt und offensichtlich von jemandem, der nicht gesehen werden wollte. Ich drehte mich um, hatte augenscheinlich sogar einen eigenen Körper in dieser Welt und erstarrte, als ich Sasuke erkannte. Er war nichts weiter als ein paar schwarze Konturen und trotzdem konnte ich jede seiner Gesten und jeden Gesichtszug deutlich erkennen. Er sah mich nicht, sondern ließ seinen Blick misstrauisch, vorsichtig schweifen, seine Hand umklammerte ein Kunai und plötzlich blieb er stehen, die Augen auf etwas hinter mir gerichtet.

Zögernd folgte ich ihnen und wandte mich erneut zum Fenster. Dort war nichts. Die Vorhänge wehten noch immer leicht, obwohl ich den Wind nicht spüren konnte. Gerade als ich Sasuke anschauen wollte, trat ein Schatten hervor, er stand auf der Fensterbank und ich musste nicht einen Moment überlegen, weil ich wusste, dass dies nur Itachi sein konnte.

„Sasuke…“ Ich blickte hektisch zu ihm und überlegte, was ich tun konnte, doch im selben Augenblich erkannte ich, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte, Itachi hielt mich hier fest und zwang mich, einfach nur zuzuschauen.
 

Es war schrecklich. Ich musste alles hören, was er sagte, musste Sasukes Wut und Verzweiflung mit ansehen und musste hören, wie er schrie. Er schlug auf den Boden und achtete gar nicht auf seine Hände, es tat weh zu wissen, dass ich in genau dieser Nacht nicht weit von ihm entfernt in meinem Fenster gesessen und ihm nicht geholfen hatte. Seine Stimme war mir so vertraut, als wäre es erst gestern gewesen und ich hatte von all dem nichts geahnt.

Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, veränderte sich das Bild. Ich stand mitten in einer Straße in Konoha, noch immer war es Nacht und als ein kleiner Junge mit schwarzen Haaren und seinen dunklen Augen vor mir stand, das Gesicht tränenüberströmt, wusste ich genau, was Itachi mir jetzt zeigen wollte.

Ich konnte nicht weg. Ich musste alles sehen, musste das was Naruto mir geschildert hatte und dessen Ausmaß Worte niemals vermitteln konnten direkt beobachten, egal wie oft ich versuchte, meine eigenen Augen zu schließen oder meine Ohren zuzuhalten.

Irgendwann wurde es wieder vollkommen dunkel. Diese Schwärze war nicht gut für mich, sie war beengend und vollkommen hoffnungslos. Ich wollte so schnell wie möglich wieder hieraus und dann wusste ich auf einmal nicht mehr was ich wollte.
 

Eine Sekunde später schlug ich die Augen auf, ich hing in Itachis Armen, keuchte, spürte wie meine Tränen meinen Hals erreichten und fühlte, wie er sie ableckte. Das war zu viel. Es war zu viel. Ich ertrug es nicht.

„Erinnerst du dich an unser Gespräch, nachdem ich dich aus Konoha entführt hatte, erinnerst du dich an deine Worte?“ Seine Stimme klang weit weg, obwohl er direkt vor mir stand. Ich erinnerte mich sofort.
 

„Dein Schmerz wird dich nur stärker machen.“ „Nicht jeder will immer nur stärker werden, Itachi.“

„Wenn man nicht stark ist, geht man unter.“

„So wie ich?“

„Bist du untergegangen?“

„Noch n…“
 

„Ja! Ja ich bin untergegangen, ich bin vollkommen und rettungslos verloren, ich bin am Ende, ich kann mich nicht davon erholen, du hast gewonnen, ich habe verloren, ich habe alles verloren, für immer…“ Ein Schrei und dann wurde es wieder still.

Mir war schwindelig. Meine Brust schmerzte. Mein Kopf fühlte sich an, als ob er jeden Moment zerbrechen würde. Auf einmal passierte so vieles gleichzeitig, ich konnte nicht alles zuordnen. Ich hörte Schreie und Rufe, dann explodierte etwas ganz in der Nähe. Doch was hier direkt bei uns geschah war wichtiger, mein Körper handelte wie von allein, ich riss mich los, dachte nur kurz daran, dass ich gar keine Kraft mehr dazu haben konnte, ich sah meine Hände um mich schlagen, verlor den Überblick, Itachi war nicht zu sehen, doch es war alles voller Staub und zerstörtem Holz, der Boden war aufgerissen…

Seine Bewegungen waren so furchtbar schnell, wann immer ich eine Veränderung bemerkte, war es schon zu spät und er war längst wieder an einer anderen Stelle…doch noch immer handelte mein Körper ohne meinen Befehl, ich merkte, wie ich langsam abdriftete, spürte meine Beine nach etwas treten, bemerkte undeutlich dass sie etwas getroffen hatten, drehte mich um mich selbst…

Dann traf mich etwas im Rücken, es schmerzte unwahrscheinlich stark, als ob der Nebel und die Gefühllosigkeit mit einem Mal verdrängt wurden. Ich schwankte, ich stürzte und bevor ich auf dem Boden auftraf, verlor ich das Bewusstsein.

Warm. Dunkel. Schmerzfrei. An welchen Ort hätte ich mich in diesem Moment mehr gewünscht, als an diesen?
 

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*räusper* Also vielleicht hat Itachi ein bisschen zu viel geredet, fällt mir im Nachhinein so auf...eigentlich ist er ja mehr der stille Typ...

Und vielleicht, nein wahrscheinlich und augenscheinlich leide ich an einem Dramawiederholungszwang und mache immer alles so überzogen und dramatisch wie möglich...ach was solls....das könnt ihr jetzt selbst bewerten ;-)

Bis dann, bis dann, das nächste Chap ist übrigens auch schon fertig ;-) <3 <3 <3
 

P.S. Ich habe das Gefühl noch nie so lange ein Chap hochgeladen zu haben, die Absätze: DER HORROR! Und dann musste ich natürlich tausend Sätze umschreiben, weil ich sie auf einmal anders haben wollte, ich bin KO....o0

"Leben oder?"

Ahhhh, tut mir leid! Eine ganze Woche ist schon vergangen! Wirklich....das ist völlig an mir vorbeigegangen...und dann habe ich auch noch an dieser Stelle aufgehört...ich bin richtig fies...und ich fürchte, dass ich euch mit diesem Kapitel nicht wirklich besänftigen kann...aber da müsst ihr wohl durch. ;-) Es ist irgendwie wieder ein Zwischenkapitel geworden aber ich mag es trotzdem, es steckt wieder mal ein bisschen viel Symbolik drin aber ich persönlich schreibe gerade diese Passagen sehr gerne. Na dann. Vielen Dank für eure wundervollen, lieben Kommis und für eure anhaltende Unterstützung! Ihr seid so toll!!!

Einen dicken Knutscher an alle meine lieben Kommischreiber und einen netten Gruß an die kleinen Geheimniskrämer in der letzten Reihe...^^

Und jetzt...

*Licht aus*

*Vorhang auf*
 

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69 „Leben oder?“
 

Wach. Traum. Wach? Traum? Wach…oder Traum? Immer wieder dachte ich, ich wäre wach, doch dann passierte etwas, das nicht sein konnte und ich wusste, dass ich träumte. Dann war ich wieder wach. Oder doch nicht. Ich wusste nichts mehr. Was war real und was war hier Traum? War ich etwa tot? Schon einmal hatte ich mich das gefragt. Oder nein, das war auch ein Traum.

Oder nicht?

Was hatte ich in diesem Traum gedacht? Dass man keine Schmerzen hatte, wenn man tot war…ich hatte keine. Und ich wusste, dass ich etwas in meinem Rücken gespürt hatte…das war doch die Wirklichkeit oder nicht? Wenn ich keinen Schmerz fühlte…dann war ich jetzt wohl wirklich tot. Oder auch unwirklich. Würde das immer so weitergehen? Wach oder Traum? Für immer und ewig? Aber warum?

Ich konnte nichts sehen…dabei hatte ich mir den Tod irgendwie immer weiß vorgestellt…oder zumindest hell. Es war dunkel. Wieso war ich jetzt im Dunkeln? Hatte Itachi mich umgebracht? Oder war selbst das nur ein Traum gewesen? Vielleicht hatte ich mir ja alles nur eingebildet, vielleicht war alles, was seit diesem seltsamen Trank geschehen war, ein detailierter Traum und dabei nur sehr real…eigentlich gefiel mir die Vorstellung…und sie klang so einleuchtend. Schließlich war dieser Trank allein schon verrückt genug, das konnte bloß Einbildung gewesen sein…und dann all diese Tage, diese Situationen…ich hatte wirklich eine Menge Fantasie. Aber wie erleichternd das war! Ich war frei davon, ich hatte nicht solche Probleme, es sei denn ich war wirklich tot…aber mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass ich dann nicht so viel an Dinge denken würde, die nur einen so kurzen Zeitraum meines Lebens ausgemacht hätten…wenn ich überhaupt denken würde. Ich war mehr als verwirrt. Was war nun mit mir?

Ich hasste Schwebezustände, schon mein ganzes Leben lang hatte ich sie verabscheut. Ich musste wissen, was wirklich war und was nicht. Und ich wollte Gewissheit. Konnte man das erzwingen? Wie sollte ich hier raus kommen?
 

„…sie sieht so friedlich aus…“
 

Was war das? Friedlich? Ich war tot! Aber ich konnte doch denken! Wieso bemerkte das denn niemand?!

Langsam wurde ich panisch. Irgendetwas Seltsames drang an mein Ohr. Es klang verzerrt und abgehackt. Aber ich konnte nichts damit in Verbindung bringen. Noch einmal hörte ich das Geräusch und da traf mich die Erkenntnis wie ein Blitz.

Jemand weinte. Um mich.
 

„Shhh…“ Eine Männerstimme…wieso konnte ich das alles zuordnen, wenn ich doch tot war?

„Shhh…“ Schon wieder… Das Schluchzen verebbte langsam. Ließ man mich jetzt allein? Ich wollte nicht allein sein!

„Bitte…“ Nicht einmal ich selbst hörte meine Stimme.

„Bitte…“ Ein Flüstern. Die Stille im Raum machte mir schon wieder Angst. Waren sie schon weg? Konnte mich niemand hören?

„Bitte…“ Dieses Mal konnte man es hören, davon war ich überzeugt, wenn jetzt niemand reagierte, dann war ich entweder verrückt oder…
 

„Sakura!“
 

Da war jemand. Erleichterung durchströmte mich.

„Ich…ich…“ Es war wirklich anstrengend, meine Stimme zu benutzen… „…bin nicht tot…“, krächzte ich kaum hörbar. Wieder ein Schluchzen.

„Nein, du lebst…du lebst…“ Direkt bei mir. Ich lebte. „Sakura…“ Eine Frau.

„Mama?“

„Schatz, ich bin hier, wir beide sind hier…“ Jetzt war alles egal. Meine Eltern. Selbst wenn ich nicht am Leben war, sie waren hier bei mir. Eine wunderschöne Vorstellung.

„Ich gehe einen Heiler holen…“, sagte mein Vater.

„Geht nicht….geht nicht weg…“

„Wir sind hier, wir gehen nicht weg.“, flüsterte meine Mutter an meinem Ohr. Auf einmal war ich müde, so müde…
 

„Sie wacht auf!“

„Pssst!“

„Ach hör doch auf, du bist selbst laut genug!“

„Sie braucht aber Ruhe…!“

„Hört auf damit, seid einfach leise, ja?!“

„Angeber…“

„Sei still Dobe, sonst schmeiße ich dich raus!“

„Hättest du wohl gerne! Niemand bekommt mich von hier weg, schon gar nicht du!“

„Was erlaubst…“

„Wer ist jetzt hier zu laut?“

„Tze…“

In meinem Kopf herrschte eine wohlige Wärme. Anders als das letzte Mal war ich nun sicher, dass ich nicht tot war, dafür waren all diese Stimmen viel zu real.

„Sakura, bist du wach?“ Das war Ino. Hundertprozentig. Ich versuchte ein Nicken aber da ich keine Reaktion hörte, nahm ich an, dass ich dazu nicht in der Lage war. Also versuchte ich es mit einem Krächzen. Auch nichts. Die letzte Möglichkeit war wohl, meine Augen zu öffnen. Aber es war so schön warm hier. Und so dunkel.

Gut. Ich würde es versuchen. Mir gelang ein Blinzeln und dann hob ich meine Lider leicht an, sie waren schwer aber sie ließen sich öffnen. Gleich zwei Dinge auf einmal erschreckten mich. Zuerst war da lautes Geschrei, das aber nicht von Ino zu sein schien und dann – dann war da noch dieses unglaublich helle Licht, ich schloss die Augen sofort wieder, weil es mich blendete.
 

„Halt die Klappe, Naruto, du erschreckst sie!“

„Blödsinn…“, grummelte eine mir sehr vertraute Stimme.

„Naruto?“ Nein, meine Stimme spielte noch nicht mit aber zumindest wussten sie, dass ich wach war. Das war gut.

„Sakura, ruh dich aus.“, sagte Inos sanfte Stimme neben meinem Ohr. Ich versuchte noch einmal den Kopf zu schütteln und diesmal gelang es mir, wenn auch nur sehr schwach. Ich war nicht müde. Ich hatte Durst.

„Wasser…“ Sie verstand mich, obwohl ich nicht nachvollziehen konnte, warum, ich war viel zu leise… Sie setzte das Glas an meine Lippen und ich spürte, wie kaltes Wasser durch meinen trockenen Hals floss, obwohl es meinen Durst endlich löschte, tat es gleichzeitig so weh, dass ich das Glas beiseite schlagen wollte. Mein Arm machte dabei nur halb mit, denn gerade als ich ihn anhob und das Glas berührte, ließ ich ihn wieder fallen, bemerkte jedoch, dass das Glas nicht mehr dort war.

„Hast du Schmerzen?“ Ich antwortete nicht, öffnete noch einmal meine Augen, die sich langsam an das Licht gewöhnten und starrte auf meinen Arm. Warum konnte ich mich kaum bewegen? Und wieso lag ich hier überhaupt? Fragend sah ich zu Ino, die an meiner Bettkante saß. „Süße, mach langsam.“, flüsterte sie besorgt. Ich war nicht tot, sie konnte damit aufhören…

„Was ist…“

„Was passiert ist?“, führte sie meinen Satz zu Ende. Ich nickte leicht. Sie biss sich auf die Lippe. Und warf dann einen Blick auf jemanden hinter ihr. Jetzt erst erweckten die beiden anderen Personen an der Wand meine Aufmerksamkeit. Naruto. Und Sasuke. Naruto mit einem strahlenden Lächeln und Sorge in seinen Augen. Sasuke…er sah aus wie eine Statue. Vollkommen kalt und bewegungslos.

„Hey…“, röchelte ich und fing plötzlich an zu husten. Ino beugte sich zu mir vor und legte eine Hand auf meine Schulter, doch ich brachte sie mit einem Blick dazu, sich wieder zu beruhigen. Mein Hals tat so weh. Und in meinem Kopf schwirrten tausend Fragen.
 


 


 

Ich blieb lange dort, beinah einen Monat. Die schrecklichste Zeit, die ich je in einem Krankenhaus verbracht hatte. Mein Rücken war schwer verletzt durch einen großen Holzsplitter – den ich selbst erschaffen hatte, als ich alles in meiner Umgebung kurz und klein geschlagen hatte. Ich konnte mich nur langsam wieder schmerzfrei bewegen. Aber das war nicht das, was die Situation zu dem machte, was sie noch immer war. Ich wollte nicht sprechen. Zumindest nicht darüber. Jedes Mal wenn ich an all das dachte, was an diesem einen Tag passiert war, blieben mir die Worte im Hals stecken und ich wandte mich ab. Tsunade gab mir diese Zeit. Sie wusste zumindest von Sasuke, dass Itachi auch verletzt worden war. An einem Auge, durch einen weiteren Holzsplitter. Außerdem hatte ich ihm sein Bein oder auch seine Hüfte gebrochen, ersteres war jedoch wahrscheinlicher, weil Itachi es danach noch geschafft hatte, zu verschwinden. Mehr musste sie vorerst nicht wissen, zumindest sagte sie das zu mir, jedes Mal, wenn ich aufhörte zu sprechen.

Ich war mir nicht sicher aber ich hatte den Verdacht, dass sie ahnte, was ich gesehen hatte und mich deshalb damit schonte.

Sasuke und Naruto waren dort gewesen, ihre Stimmen hatte ich gehört, zusammen mit mehreren ANBU und etwas verspätet sogar Tsunade selbst. Sie kamen erst, als Itachi schon aus ihrer Reichweite verschwunden war. Sasuke hatte ihn noch gesehen, doch allein mit Naruto hatte er beschlossen, dass es besser gewesen war, sich erst um mich zu kümmern. Itachi war erneut entkommen. Und das würde immer so weiter gehen.
 

Ich zuckte zusammen, als ich schon wieder daran denken musste. Es ließ mir einfach keine Ruhe und deshalb konnte ich auch nicht anfangen, mich langsam darauf vorzubereiten, das Krankenhaus zu verlassen. Tsunade wollte mich allerhöchstens noch eine Woche hier behalten, dann sollte ich nach Hause zurückkehren, wo meine Eltern und ein dreiköpfiges Team auf mich warteten. Diese Leute kannte ich nicht, es waren fremde ANBU, die sie tatsächlich mit meinem Schutz beauftragt hatte, hochrangige Ninja, die so viel Besseres zu tun hatten…
 

Ich hatte Kakashi nicht wieder gesehen, seit fast vier Wochen, kein einziges Lebenszeichen von ihm…

Einmal fragte ich nach ihm, direkt nachdem ich aufgewacht war und wieder sprechen konnte. Ich wählte die Person mit Bedacht aus und blieb letztlich, man glaubt es kaum, an Lee hängen. Wie halb Konoha, so besuchte auch er mich regelmäßig, brachte mir jedes Mal eine Blume mit und versuchte, mich abzulenken. Überraschenderweise hatte er manchmal sogar Erfolg damit, was ich selbst am wenigsten erwartet hatte. Er tat mir gut, das musste ich mir eingestehen.

Wo sonst immer Naruto der kleine Sonnenschein gewesen war, so musste jetzt er diese Rolle übernehmen, denn Naruto kam zwar jeden Tag, doch kam er mir dabei immerzu vor wie eine leere Hülle, er versuchte am Anfang noch, eine sorglose Maske aufzusetzen, doch dann schwand das immer mehr, bis er schließlich nur noch hereinkam, aus dem Fenster starrte und dann wieder ging.

Ich klammerte mich geradezu an Lee, versuchte jede kleine Aufmerksamkeit von ihm in mein Gedächtnis zu brennen, um davon zehren zu können. Er gab sich immer so viel Mühe und an diesem einen Tag, an dem ich Kakashi erwähnte besonders.

Er war gerade hereingekommen, hatte eine rote Tulpe zu den anderen Blumen in die Vase gestellt und sich vor mein Bett gesetzt. Ich dachte nicht darüber nach, es war ein plötzlicher Gedanke, der mich schon seit mehreren Tagen quälte und ich unterbrach Lee sogar mitten im Satz. Er war überrascht und leicht überrumpelt, dennoch beantwortete er meine Frage absolut wahrheitsgemäß.
 

„Wie geht es Kakashi, Lee?“

„Kakashi? Er ist nicht hier, ich dachte, das weißt du…“

„Oh…nein. Nein, das wusste ich nicht.“ Er runzelte die Stirn.

„Naja, weißt du, die Hokage hat ihn auf eine Langzeitmission geschickt. Es heißt, er soll für mindestens vier Wochen unterwegs sein.“ Ich starrte zum Fenster.

„Tatsächlich?“, fragte ich tonlos. Er betrachtete mich nachdenklich und nickte dann.

„Die Leute sagen, es ist eine Strafe, die Mission soll absolut unnötig sein aber wenn du mich fragst…ich denke, Tsunade wollte ihn bloß für eine Weile von hier weg haben, damit das Dorf sich wieder beruhigen und langsam Gras über die Sache wachsen kann…“ „Wahrscheinlich.“, sagte ich leise.

Ich fragte nicht noch einmal.
 

Außer Naruto und natürlich Ino, die mich beinah mütterlich umsorgte und versuchte, meine Stimmung zu heben, kamen Tsunade, Lee und meine Eltern jeden Tag, immer war jemand hier, ich war beinah nie allein. Irgendwann konnte ich sie dazu überreden, sich abzuwechseln, damit nicht immer mein ganzes Zimmer belegt war. Aber die beiden Menschen, die ich mir am meisten her wünschte, auch wenn ich noch dagegen ankämpfte, kamen nicht. Kakashi war nicht hier und selbst wenn er zurück kam, würde er mich nicht sehen wollen. Ich würde mich von ihm fern halten…

Und Sasuke…er war hier gewesen, als ich aufwachte. Doch er hatte nicht ein Wort mit mir gesprochen und mich bloß angesehen. Kalt wie eh und je. Ohne irgendeine Reaktion zu zeigen, selbst in seinen Augen konnte ich nichts lesen. Seitdem war er mir nicht mehr begegnet und ich weigerte mich ebenso, nach ihm zu fragen, sowohl er als auch Kakashi...waren nicht bei mir und würden nicht wieder kommen und ich wusste, dass es so besser für uns alle war.

So vergingen Wochen, mein Rücken musste zweimal operiert werden, doch Tsunade vollbrachte das Wunder, dass ich wieder vollkommen genesen würde. Mittlerweile lag ich nicht mehr in meinem Bett, ich saß an meinem Fenster, auch wenn ich die meiste Zeit nur in die Ferne starrte und nicht auf das Dorf direkt unter mir, die belebten Straßen und die glücklichen Gesichter. Was in Sasuke oder Kakashi vorging, konnte ich nicht sagen, ich wusste es nicht, ich konnte es mir nicht einmal vorstellen, doch es hielt mich nicht davon ab darüber nachzudenken, stundenlang, tagelang, wochenlang. Viel zu oft.
 

Es wurde Herbst in Konoha, die Blätter verfärbten sich, die Tage wurden kühler und windiger. Es regnete häufig. Die Sonne ließ sich selten blicken. Mir war kalt. Und doch konnte mich keine Decke dieser Welt wärmen…
 

In der vierten Woche meines Krankenhausaufenthaltes tauchte Sasuke wieder auf. Ich saß am Fenster, wie immer, blickte starr nach draußen und sah zu, wie der Wind durch die Bäume strich. Dunkle Wolken zogen auf und die Luft wurde deutlich kälter. Es würde bald wieder regnen. Gedankenverloren hörte ich plötzlich ein leises Klopfen an der Tür. Ich machte mir nicht die Mühe, mich umzudrehen, war lediglich gering überrascht, dass dieser Jemand nicht eintrat, da alle anderen immer nur der Höflichkeit willen klopften und dann die Tür öffneten.

„Ja.“, sagte ich leise, doch die Person im Gang hörte es offensichtlich, denn der Griff wurde heruntergedrückt und die Tür geöffnet, ehe sie sofort wieder geschlossen wurde. Leise fiel sie zurück ins Schloss. Stille.

Widerwillig drehte ich mich nach einer halben Ewigkeit um, warf nur einen Blick über meine Schulter und erstarrte. Sofort wurde mein Blick wachsam und ich musterte meinen Besucher kurz, ehe ich mich wieder dem Fenster zuwandte.

„Sasuke.“ Es war nur eine Feststellung. Ich hörte seine Schritte, langsam, ruhig. Dann stand er neben mir und blickte kurz nach draußen, ehe er feststellte, dass ich nichts besonderes betrachtete. Er drehte sich zu mir und lehnte sich an das Fenster. Warum sagte er nichts? Er war zu mir gekommen. Ich musste nicht sprechen. Eigentlich verbot ich es mir selbst, schließlich wollte ich mich von ihm und Kakashi fernhalten.
 

Wieder in meinen Gedanken versunken, hörte ich plötzlich seine Stimme.

„Wie geht es dir?“ Mein Blick streifte ihn flüchtig, dann lag er wieder auf den Bäumen, die hin und her schwankten. Der Wind nahm zu.

„Was denkst du?“ Eine Weile sagte er gar nichts.

„Schlecht denke ich.“

„Warum denkst du das?“, fragte ich und fixierte ihn. Er schaute zurück und blinzelte nicht einmal.

„Abgesehen davon, dass man es dir ansieht würde ich mich so fühlen. Nein, ich fühle mich so.“ Stumm sahen wir uns an, ehe ich den Blickkontakt abbrach. Es nieselte. „Wie erträgst du es?“

„Was?“ Mein Interesse galt dem Regen, den feinen Tropfen, die die Leute auf der Straße durchnässten, die so schnell wie möglich nach Hause liefen. Nach Hause…

„Alles.“

„Ich ertrage es nicht.“

„Was tust du dann?“

„Ich lebe. Ganz einfach.“ Er schwieg. „Wie erträgst du es?“ Er zögerte und musterte mich.

„Früher…genauso.“

„Und jetzt?“ Diesmal hatte er wirklich meine Aufmerksamkeit und ich drehte mein Gesicht zu ihm.

„Jetzt…“, sagte er gedankenverloren und schaute nun seinerseits aus dem Fenster. „Ich weiß nicht mehr, wie ich es ertragen habe, als es noch anders war als jetzt. Ich habe die Fähigkeit ganz einfach zu leben verloren, fürchte ich…“

„Sasuke…“
 

Plötzlich lächelte er mich an und wie immer, wenn er das tat spürte ich zwei verschiedene Dinge: Überraschung, weil er es so gut wie nie tat und Freude, weil es ihm so gut stand. Aber dieser Eindruck hielt nicht lange. Mir war nicht nach Ablenkung.

„Es tut mir schrecklich leid, was du durchgemacht hast.“, flüsterte ich, doch ich wusste, dass er es hören konnte. Mit nun wieder ausdruckslosem Gesicht beobachtete er den Regen, der stärker wurde.

„Er tut nicht nur mir diese Dinge an…“ Mit dieser Andeutung suchte er meinen Blick, ich tat ihm den Gefallen nicht, darüber wollte ich nicht sprechen. „Tsunade sagt, du…“

„Es interessiert mich nicht, was sie dir gesagt hat.“, sagte ich kalt. „Sie weiß, dass ich nicht reden werde. Hat sie dich hergeschickt?“ Ich wusste, dass das nicht fair war aber ich konnte nicht darüber reden, es war mir unmöglich.

„Nein.“, kam es kühl von ihm. „Ich bin hergekommen, um mich zu entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich dich nicht mehr besucht habe. Und…“ So gleichgültig, wie er das alles zum Fenster sprach, fühlte es sich an, als ob er es gar nicht mir sondern bloß sich selbst sagen wollte. „…dass ich dich nicht in dein Haus zurückgebracht habe, wie ich es hätte tun sollen. Ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst, dass er dich mitnehmen konnte. Ich wollte es bloß gesagt haben.“

„Es ist nicht deine Schuld.“

„Ich muss los.“

„Es regnet.“ Er zuckte mit den Schultern. Als er eine Hand auf den Türgriff legte, verließen die Worte meine Lippen, ohne dass ich es wirklich wollte. „Kommst du wieder?“, fragte ich zum Fenster gewandt.

„Hn.“

Die Tür fiel ins Schloss. Feine Spuren der vielen kleinen Regentropfen schlängelten sich an der Scheibe herab. Ich sah nicht mehr hinaus auf die Straße, obwohl ich ihn sowieso nicht hätte sehen können. Es war alles grau und nass und kalt…
 


 

„Sakura, denk daran, ab nächster Woche übernehme ich deine Wache, bis dahin sind es nur noch zwei Tage, ich habe die besten ANBU zusammengestellt, die wird nichts passieren und deinen Eltern auch nicht.“ Ich zog den Reißverschluss meiner Tasche zu und pustete eine Haarsträhne aus der Stirn.

„Du kennst meine Meinung dazu.“, sagte ich schlicht und hob die Tasche vom Bett.

„Und es ist mir herzlich egal. Du scheinst doch etwas mehr am Kopf abbekommen zu haben, als ich angenommen hatte…“ Ich runzelte die Stirn.

„Tsunade…du kannst mein Leben in Konoha-Gakure nicht noch sicherer machen, ich brauche keine ANBU, ich brauche meine Freiheit und viel Ruhe. Es ist Verschwendung von wichtigen Ninjas, wieso willst du das bloß nicht einsehen?“

„Ich werde dich nie wieder aus den Augen lassen, das Dorf wird dabei einfach mit eingebunden, jeder ist mein zweites Augenpaar und ich werde nicht zulassen, dass dir jemals wieder so etwas widerfährt.“, sagte sie ernst und die Schuldgefühle in ihrer Stimme konnte sie noch immer nicht kontrollieren.

„Es ist ganz allein meine Schuld, hör endlich auf damit, das macht mich krank…“, erwiderte ich leise.

„Lügnerin.“ Einen Moment erwischte sie mich wirklich auf dem falschen Fuß. Dann drehte ich mich um, griff nach der Tasche und ging zur Tür.

„Ich lüge nicht. Ich bin die Einzige, die die Wahrheit erkennt…“ Sie hörte mich nicht oder sie tat nur so, auf jeden Fall erwiderte sie nichts, nahm mir meine Tasche ab und reichte sie einem der ANBU auf dem Flur. Ich seufzte und grüßte die Ninjas mit einem Nicken. Fünf ANBU…das war die lächerlichste Eskorte, die ich je gesehen hatte…und dabei hatte sie vorher noch gesagt, es würden DREI ANBU auf mich warten, ZUHAUSE und nicht hier…

„Keine Fehler!“, befahl Tsunade zum hundertsten Mal und alle Tiermasken nickten ihr gehorsam zu. Zwei von ihnen gingen vor mir, die anderen drei verteilten sich auf meine beiden Seiten und meinen Rücken. Wir waren noch im Krankenhaus und nicht einmal ein Käfer hätte sich mir unbemerkt nähern können…
 

Auf der Straße wurde es immer schlimmer, zwar regnete es wieder in Strömen, dennoch schienen die meisten Leute diese Aktion hier für eine Art Umzug zu halten, denn niemand wollte sich das Spektakel entgehen lassen, wie Sakura Haruno von fünf ANBU durch das Dorf zu ihrem Haus geleitet wurde, wo ihre panischen Eltern bereits ungeduldig auf sie warteten. Ich zog meine Kapuze so dicht über mein Gesicht wie es ging, meine Haare hatte ich darunter versteckt, dennoch. Jeder wusste, wer hier durch die Straßen ging. Irgendwann ignorierte ich die Blicke, die Gesten, alles. Keiner der fünf sprach und es war mir nur recht, also folgten wir schweigend unserem Weg, nur der Regen prasselte auf uns herab.

Ein paar Haare fielen aus der Kapuze, egal wie oft ich sie zurückschob und nach ein paar Versuchen, sie vor dem Regen zu schützen gab ich es schließlich auf. Nur wenige Sekunden später klebten sie in meinem Gesicht und behinderten meine Sicht. Aber das war egal. Ich musste nichts sehen, das übernahm meine Eskorte liebend gern für mich. Die verschiedenen Tiermasken wandten sich mal in diese, mal in eine andere Richtung und nahmen mir damit die letzte Aufgabe, die ich selbst hätte erledigen können. Ich musste nur dafür sorgen, dass meine Beine mich trugen – wobei auch das nicht wirklich nötig war. Sie würden mich tragen.

Ich hatte nichts zu tun. Gar nichts.
 

Die Straßen sahen überall gleich aus, sie waren matschig von den vielen Tagen, an denen es nur geregnet hatte, die Sonne war schon lange nicht mehr oft genug zu sehen gewesen, um den Boden zu trocknen und wenn es nicht so stark geregnet hätte, hätte ich mich in jeder einzelnen der vielen Pfützen spiegeln können. Alles war grau und sah aus, als hätte sich ein dichter Schleier darüber gelegt – ein Schleier aus vielen kalten Wasserperlen, die sich unter die Kleidung der Menschen drängten. Konoha war ungewöhnlich neblig. Normalerweise war der Herbst hier nicht so kalt und nass, viele Feste mussten verlegt werden, weil es einfach kein Wetter zum Feiern war, all diese Tatsachen legten sich auf die Stimmung der Dorfbewohner. Da war dieser kleine Auftritt meinerseits ein willkommenes Ereignis um die Trübsal ein wenig zu beleuchten.

Für alle war es etwas Besonderes. Nur für mich nicht.

Für mich war es ein Weg, wie für das Schaf zur Schlachtbank. Wenn ich erst Zuhause war… Ja, dann würde ich mich in meinem Zimmer verkriechen und dort bleiben, allein und verborgen vor all den Blicken, die schon eine Weile vermehrt auf mir gelegen hatten, seit dem letzten Vorfall jedoch regelrecht über mich hereingebrochen waren. Ich konnte gar nicht verstehen, wieso es mir so viel ausmachte. Eigentlich hätte mich das ganze Interesse an einer Situation wie der meinen nicht weiter verwundern und schon gar nicht so furchtbar stören sollen, wer würde sich nicht für so etwas interessieren, wer würde nicht darüber sprechen und diskutieren wollen, wenn von einem Nuke-Nin wie Itachi Uchiha die Rede war?
 

Es war ganz einfach. Wenn all das nicht mein Leben gewesen und wenn all das nicht mir passiert wäre, dann wäre ich genau wie die anderen Leute, eine von ihnen, neugierig und gleichzeitig mitleidig, besorgt und verschreckt. Wahrscheinlich wäre ich am Ende genauso fasziniert gewesen wie alle anderen auch. Aber ich war nicht wie sie und ich konnte nicht so unbeteiligt darüber sprechen, denn es war mein Leben und es war mir passiert.

Ganz einfach. Ich war Gegenstand all ihrer Gedanken und deshalb konnte ich nicht die Seite wechseln, die Rollen standen fest, ich hatte die meine nur noch zu spielen. Dass sie möglichst überzeugend dargestellt werden sollte, fiel mir wohl nicht weiter schwer.

Es war zu einfach. Und doch so schwer.
 

Als ich mit einem Fuß direkt in eine Pfütze trat und bis zum Knöchel darin versank, blieb ich kurz stehen. Sie hatte gar nicht so tief ausgesehen, eher wie eine flache Scheibe…

Die ANBU hielten auch, ein paar von ihnen beobachteten weiterhin die Umgebung, zwei andere warfen mir Blicke zu, fragend, doch das konnte ich nicht genau sagen, denn durch die Masken auf ihren Gesichtern wurde jede Reaktion versteckt. So starrten mich stumm zwei Masken an und ich erwiderte den Blick nur kurz, wie hypnotisiert von den leeren Gesichtsausdrücken. Regentropfen perlten an ihrem dünnen Holz herab. Es waren eine Katze und ein Wolf, beide ohne Emotionen und trotzdem…fasziniert folgte ich einem Tropfen mit den Augen, sah zu wie er wie in Zeitlupe über die Wange der Katzenmaske lief. Es sah aus wie eine Träne, als würde die Katze weinen. Der Regentropfen fiel zu Boden und ich wandte mich ruckartig ab, die Pfütze erregte noch einmal meine Aufmerksamkeit.

Sie hatte von außen ganz anders ausgesehen, hatte eine ganz andere Wirkung als jetzt, denn sie war viel tiefer als ich angenommen hatte. Ich trat zur Seite und wartete, bis die Wellen sich geglättet und nur der Regen noch kräuselnde Spuren auf der Oberfläche hinterließ. Langsam beugte ich mich vor. Ich konnte mich tatsächlich darin sehen, obwohl das Wasser so unruhig war. Erst nach einem Blinzeln erkannte ich, dass nur meine Konturen, meine auffälligen Haarsträhnen, die aus der Kapuze hervorschauten sichtbar waren. Der Rest war doch verschwommen und mein Gesicht sah aus, als hätte man alle Details darin verwischt, meine Augen, meine Nase, mein Mund, es wirkte beinah als wäre mein Gesicht leer.

„Ist alles in Ordnung?“
 

Ich schreckte aus meinen Gedanken und hob den Kopf um den ANBU mit der tiefen Stimme, der sich zu mir gelehnt hatte, anzuschauen. Er hatte eine Maske, die aussah wie ein Habicht

„Ja. Wir können weiter.“ Er musterte mich noch kurz, dann gab er das Zeichen für die anderen, weiterzugehen. Ich machte einen Bogen um die Pfütze und richtete den Blick wieder nach vorn. Wir waren fast da. Nur noch ein paar Schritte, nur noch ein paar und ich war endlich zurück. Ich schwankte ganz plötzlich und die Katze neben mir legte sofort eine Hand auf meine Schulter.

„Geht es dir nicht gut?“ Ich schüttelte den Kopf, starrte auf den Boden und versuchte, mein Gleichgewicht wiederzufinden.

„Es ist alles in Ordnung.“

„Wirklich? Du siehst sehr blass aus…“ Der Regen übertönte alles andere und ließ ihre Stimme zu einem summenden Hintergrundgeräusch werden. Ein paar Tropfen liefen mir über das Gesicht.

„Mir geht es gut.“ Und ich ging weiter, dieses Mal ohne zu schwanken. Dass Kakashi zuletzt in unserem Wohnzimmer, auf unserem Sofa gelegen hatte, sollte keine Rolle mehr spielen. Vergangenheit. Vorbei. Zeit, gewisse Dinge zu vergessen.
 

Da konnte ich unser Haus sehen und es breitete sich ein Gefühl, das stark Erleichterung ähnelte in meiner Brust aus. Zuhause. Auch hier waren viele Leute, auch hier wurde ich von ihren Blicken beinah durchbohrt. Aber das war nicht mehr wichtig, denn gleich war ich nicht mehr hier auf der Straße, sondern verborgen hinter dicken Wänden und diese Leute würden mich lange Zeit nicht mehr anstarren können. Ich wollte sie nicht wieder sehen, nicht wenn ihr einziges Gesprächsthema mein kaputtes Leben war.

Meine Schritte beschleunigten sich und meine Beschützer passten sich an. Als ich das nächste Mal den Kopf hob, standen wir direkt vor dem Haus und wurden von meiner besorgten Mutter empfangen. Ehe ich mich fragen konnte, wo mein Vater war, spürte ich schon seinen Arm um meine Schultern und ließ mich von ihm hineinführen. Die Tür schloss sich leise und meine Mutter drückte mich fest an sich, es fühlte sich nicht so beruhigend wie sonst an, vielleicht weil sie ihre Sorge darin nicht verstecken konnte und weil ich spürte, wie ihre Angst sich zu meiner addierte. Ich löste mich hastig wieder von ihr und senkte den Blick.
 

Es war voll in unserem Flur, fünf erwachsene Ninja nahmen viel Platz ein und dazu noch wir drei und es gab kaum noch eine freie Stelle zum Stehen.

„Ich gehe mir was anders anziehen, mir ist kalt.“, sagte ich leise. „Natürlich Schatz, nimm besser gleich eine heiße Dusche und danach ziehst du dich dick an. Ich mache uns Tee und kümmere mich erstmal um unsere freundlichen Gäste hier. Lass dir Zeit.“ Sie wandte sich den ANBU zu, die gerade ihre Wasser abweisenden Mäntel auszogen und von meinem Vater in Empfang genommen wurden. Mittendrin war ich und ich konnte es nicht abwarten, nach oben zu kommen und allein zu sein. Nicht besonders vorsichtig schlängelte ich mich durch diese Ansammlung hindurch, auf der Treppe stürzte ich in meiner Hast beinah und so griff ich nach dem Geländer, atmete tief durch und zwang mich, etwas langsamer zu gehen.
 

Das Bad war absolut still, nicht ein Geräusch drang zu mir nach oben und ich lehnte mich für einen Moment an die Tür hinter mir, schloss die Augen und atmete, atmete einfach um des Atmens willen. Es war befreiend, ein krasser Unterschied zu all den Tagen an denen ich keine Luft bekommen hatte, an denen mein Hals von einem Kloß befallen und verengt worden war. Ich öffnete die Augen und trat an das Fenster, der Regen war anscheinend noch schlimmer geworden, ich öffnete es trotzdem – oder gerade deswegen. Kalte Luft strömte mir entgegen und ließ die Vorhänge flattern. Atmen. Nach einer Weile lehnte ich das Fenster etwas an und schloss es letztendlich mit dem Gedanken an die neuen Vorsichtsmaßnahmen doch – widerwillig aber ich tat es, die letzten drei Wochen in denen ich kaum etwas anderes gehört hatte, hatten mich scheinbar weich geklopft.

Ich seufzte leise, zog mich aus, ließ die Klamotten einfach am Boden liegen und ging zur Dusche.
 

Da war er wieder, direkt auf dem Weg, der Spiegel. Spiegel verfolgten mich, zuletzt als plötzlich auftauchende Pfütze, die viel tiefer war als gedacht und jetzt hier. Immer sollte ich mich selbst ansehen. Ich wollte nicht. Doch irgendjemand schien mir das unbedingt aufzwingen zu wollen.

Unschlüssig stand ich auf der Stelle, kam nicht vor und auch nicht zurück. Nicht vor, nicht zurück. Ich starrte auf den Boden, betrachtete das Muster der Badezimmerfliesen und sah doch nichts davon, denn meine Gedanken ließen Bilder ablaufen, die ich seit vier Wochen verdrängt hatte, vier Wochen, in denen ich diese Dinge immer von mir weggeschoben hatte und in denen ich mit niemandem darüber hatte sprechen wollen. Eigentlich fand ich diesen Zeitpunkt wirklich unpassend, ich wollte auch jetzt nichts davon sehen, hören oder auch nur wissen. Aber auch das schien diesen jemanden, der mir die Spiegel immerzu vor die Nase hielt, nicht zu interessieren. Denn dieser war trotzdem da und blitzte mich aus dem Augenwinkel förmlich an.

Ich schloss für einen winzigen Moment die Lider, bewahrte mir das stumpfe Gefühl, dass alles andere abblocken konnte. Dann öffnete ich sie wieder und ballte die Fäuste, mein Blick hob sich, mein Kopf, mein Körper drehte sich. Ich stand direkt davor und ich ließ das Bild einfach auf mich wirken.

Blass. Nass. Einsam. Meine Haare klebten mir im Gesicht und der Rest hing schlaff meinen Rücken herab. Ich hob die Arme und warf alle Haarsträhnen nach vorn. Ich verharrte, sah mir selbst stumm in die Augen, hörte meinen eigenen ruhigen Herzschlag im stillen Raum, kontinuierlich, regelmäßig. Atmen.

Und ich drehte mich um.
 

Da war sie, sie fing jeden Blick sofort ein, groß, obwohl Tsunade versucht hatte, sie so unauffällig und klein wie möglich zu halten. Sie war schnell verheilt und es war deutlich zu sehen, dass gute Arbeit geleistet worden war, trotzdem konnte ich sie nicht verbergen. Die Narbe, die Zeuge meiner letzten Begegnung mit Itachi war, die Narbe, die ein Holzsplitter, der sich in meinen Rücken gebohrt hatte, verursacht hatte, die Narbe, die nun endlich ein deutliches Symbol für Veränderungen in meinem Leben darstellte. Ich hatte bisher nicht ein bleibendes Zeichen beibehalten, alles war wieder verschwunden, als wäre nie etwas passiert, doch jetzt würde etwas bleiben. Meine Augen wurden nicht mehr getäuscht und ich ließ es zu. Vorsichtig fuhr ich die Konturen der hellen, glatten Haut mit dem Finger nach, verfolgte alles in dem Spiegel mit. Sie fühlte sich kalt an und fremd aber irgendwie war es ein beruhigendes Gefühl, darüber zu streichen und einen handfesten Beweis zu haben. Ich hatte gekämpft, wie auch immer ich es getan hatte aber ich hatte verhindert, dass er meinen Willen gebrochen hatte. Oder nicht?

Das Ende unseres Treffens war mir nur undeutlich in Gedanken geblieben, die lauten Stimmen, das Splittern von Holz und das Brechen eines Knochens – das hörte ich ganz genau. Nicht jedoch, was ich hätte sehen können oder gesehen hatte, nicht jedoch was genau passiert war. Kurz bevor alles verschwommen wurde, hatte ich da nicht zugegeben, dass Itachi mich gebrochen hatte? Das Gefühl, das mich durchströmt hatte, die Schmerzen in der Brust, das alles verebbte mit der Zeit. Aber es würde nicht mehr lange dauern, bis das alles mich noch schlimmer als vorher treffen würde.
 

Ich drehte mich wieder zum Spiegel, sodass ich mich von vorn betrachten konnte und bemerkte das Glitzern meiner Wangen im Licht der Deckenlampe. Regen…oder Tränen?

Ich konnte es nicht sagen aber selbst wenn es Tränen waren…es war richtig so. Es fühlte sich richtig an und deshalb wandte ich mich ab, stellte mich unter die Dusche und spürte im selben Moment das heiße Wasser auf meiner unterkühlten Haut. Nach vorne schauen. Keine einfache Angelegenheit aber durchaus machbar, wenn man die richtigen Mittel dazu hatte. Ich wusste nicht, ob gerade ich diese hatte aber einen Versucht war es wert. Momentan würde mir niemand helfen, es gab die, die es vielleicht gekonnt hätten aber nicht taten und es gab die, die es nicht konnten und dabei so gern getan hätten. Also musste ich es allein schaffen. Aber das würde schon irgendwie funktionieren. Was sollte mich jetzt noch mehr treffen? Hatte ich noch etwas zu befürchten?

Ich schüttelte für mich selbst den Kopf. Es gab mich, es gab die Vergangenheit und - wenn ich es zuließ – auch die Zukunft. Jetzt musste ich nur noch anfangen, die Vergangenheit zu verarbeiten. Und dann…meine Zukunft gerade rücken und Itachi loswerden. Itachi und alles was damit verbunden war.
 

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...

Ein Kapitel ohne Handlung. Ich hoffe, dass überhaupt irgendjemand bis hier gelesen hat. Und ich hoffe, dass es, wenn es diesen Jemand gibt, es ihm trotzdem irgendwie gefallen hat und dass dieser Jemand versteht, dass ich versuche, Sakuras Inneres zu heilen. Ich bin nämlich der Ansicht, dass sie nach so viel Leid, nach so viel Schmerz und Verzweiflung eine Menge durchmachen muss und das Ganze durch Itachis letzten Besuch noch einmal getoppt wurde. Aber hier ist sie wieder, immer noch geschwächt natürlich, aber sie ist wieder da, die Kämpferin, die sich nicht unterkriegen lässt und auf ihre eigenen Fähigkeiten vertraut!

Ich fürchte, ich habe einen kleinen Tick, was das betrifft...0o

Also dann. Wir sehen uns hoffentlich beim nächsten Chap und ich freue mich, wenn jemand was zu diesem Kapitel sagt. Danke!^^ <3 <3 <3

"Ein Loch in meinem Herzen..."

...

Ich weiß nicht so genau, wie ich anfangen soll, am besten mit einer riesengroßen ENTSCHULDIGUNG für mein laaaanges, langes Fortbleiben!

Ich habe wahrscheinlich keine allzu guten Gründe, ich will sie euch trotzdem erklären.
 

Erst einmal musste ich letzte Woche meine beste Freundin nach Amerika verabschieden. Für ein ganzes Jahr. Und davor haben wir jede Zeit genutzt, um noch etwas zusammen zu machen, ich hatte nicht die geringste Zeit übrig, um zu schreiben.

Jetzt wo sie weg ist, habe ich natürlich jede Menge Zeit. Aber dann war ich noch ein paar tage im Urlaub, weshalb erst jetzt das nächste Kapitel fertig geworden ist. Ich habe mit diesem Chap eine Hürde genommen, die meiner Meinung nach ausschlaggebend für das Ende sein wird. Eigentlich war das an dieser Stelle nicht geplant aber es ist irgendwie doch so gekommen. Das bedeutet, ich bin wieder drin im Schreiben und jetzt wird es schneller gehen.
 

Ich entschuldige mich noch einmal, dass ich mir eine so lange Auszeit genommen habe. Und ich hoffe von ganzem Herzen, dass ihr noch da seid. Denn ohne eure Unterstützung wäre diese ff nicht das, was sie jetzt ist. Und sie würde mir vllt bei weitem nicht so viel bedeuten, wie es jetzt der Fall ist, weil ihr mir so lieb beisteht. Ich danke euch! Und bitte versucht, wieder in die Geschichte rein zu kommen, ich würde mich sehr freuen, wenn ihr doch noch da seid :-)
 

Mit vielen lieben Grüßen an alle meine Leser, hiernach werden die Kapitel wieder spannender, hoffe ich zumindest, nehmt es als Übergang...viel Spaß und ein weiteres Mal herzlichen Dank für eure Wahnsinnskommentare!!! <3 <3 <3
 

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70 „Ein Loch in meinem Herzen…“
 

„Sakura! Beeil dich!“

Meine Mutter rief das dritte Mal nach mir, dabei war ich schon längst fertig. Ich stand im Badezimmer, vor unserem Spiegel und hatte seit langer Zeit meine Trainingskleidung wieder an. Zuerst hatte sie sich fremd angefühlt, so unbenutzt, beinah eingestaubt, doch nach einer Weile, wahrscheinlich genau diese Weile die ich jetzt schon hier stand und in der ich meine Mutter in dem Glauben ließ, noch im Bett zu liegen, hatte sich das vertraute Adrenalin einstellen können und ich spürte das Kribbeln in meinen Händen. Endlich.

Ein kompletter Monat Trainingsausfall war nicht so schlimm, wie es sich anhörte – für mich allerdings schon. Ich hatte eine Menge Zeit verschwendet und außerdem viel zu unregelmäßig Chakra eingesetzt. Es wurde höchste Zeit, etwas dagegen zu tun. Ich war ausgesprochen erleichtert, dass ich bereits so weit war.
 

Seit ich von den fünf ANBU aus dem Krankenhaus nach Hause begleitet worden war, war nur ein Tag vergangen. Gestern hatte ich nichts weiter getan, als im Bett zu liegen, allein und in vollkommener Stille, eine Erfahrung die ich nie wieder machen wollte und die doch genau das richtige für mich gewesen war. Es war wie ein Kampf in meinem Kopf, ein Kampf zwischen der Angst, Verzweiflung und Resignation und meinem Überlebenswillen. Ganz einfach. Überlebenswille. Nicht Mut oder Zuversicht, auch nicht Wut oder Hass. Der Wille zu überleben, das war alles und doch so viel. Für mich. Das war ein Anfang, der Anfang, der alles andere beenden sollte, damit ich wieder leben konnte wie ein normaler Mensch oder zumindest wie ein normaler Shinobi. Dieses einfache Konzept hatte mich schlafen lassen, heute Morgen hatte es mich aufstehen lassen und dann war alles nur noch ein simpler Ablaufplan, dem ich folgen musste. Aufstehen, sich dem Spiegel stellen, trainieren.
 

„Sakura! Lass deine Beschützer nicht warten!“

Meine Mutter wurde langsam ungeduldig. Ich war wohl nicht die einzige, die sich an fünf fremde und dann auch noch mit Tiermasken versehene Ninja im Haus gewöhnen musste…

„Ich komme schon!“ Noch ein letzter Blick nach vorn. Gut. Es konnte los gehen. Mit einem Satz sprang ich die letzte Treppenstufe nach unten und erblickte eine kleine Ansammlung in unserem Flur. Ich hatte keine Ahnung, was sie alle gemacht hatten, als ich den ganzen Tag nicht aus meinem Zimmer gekommen war aber das war sowieso nicht weiter wichtig, ich hatte mich damit abgefunden bewacht zu werden und außerdem schien jeder von diesen Shinobi diese Aufgabe verdammt ernst zu nehmen, sie langweilten sich nicht, obwohl mich das ehrlich überraschte. Aber gut, das kam mir nur gelegen.

„Entschuldige…“ Ich schlüpfte in meine Schuhe, zog den Gurt meiner Trainingstasche noch einmal fest und gab meiner Mutter einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Hör auf, dir Sorgen zu machen, es sind fünf ANBU, außerdem wird nichts passieren, ich gehe es langsam an.“, flüsterte ich ihr ins Ohr und sie schluckte hart.

„Pass auf dich auf, Schatz…“ Wie sollte ich das nur wieder gerade biegen? Meine Eltern waren absolut mit den Nerven am Ende, dabei wussten sie nicht einmal alles…und das würde ich ihnen nun natürlich umso mehr verschweigen, ich hatte keine Vorstellung davon, wie viel sie noch ertragen würden, bevor sie ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten.

„Wir sind heute Abend zurück!“, rief ich über meine Schulter und zog die Tür hinter mir und meiner Eskorte zu.

„Du hast doch noch nichts gegessen!“, hörte ich sie noch rufen, doch da war die Tür ins Schloss gefallen und wir bereits auf dem Weg zum Trainingsplatz. Ich seufzte leise und lief noch etwas schneller. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn meine Eltern gar nichts von allem gewusst hätten aber dann hätten sie mich auch nicht im Krankenhaus besuchen können, als ich sie wirklich gebraucht hatte, also musste ich mich wohl daran gewöhnen, dass sie nun immerzu besorgt und übervorsichtig waren…
 

„Hey Sakura, du solltest mal dein Gesicht sehen, wahrscheinlich erkennst du dich selbst gar nicht wieder…“ Die Frau mit der Katzenmaske lief neben mir und blickte in meine Richtung. Obwohl wir uns erst seit kurzem kannten, verstanden wir beide uns bereits ganz gut und ich war wieder überrascht von ihrem lockeren Auftreten, wo die anderen vier bisher ziemlich schweigsam gewesen waren. Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Ach ja? Also dazu muss ich wohl nichts weiter sagen, in Anbetracht dessen, dass deine wundervolle Maske auch nicht viel besser aussieht.“ Sie lachte leise und ich schaute wieder nach vorn. Bei unserem Tempo waren wir in der Hälfte der Zeit da, die ich sonst für diesen Weg gebraucht hätte.

Als wir ankamen spürte ich sofort, dass noch jemand dort war und als wir den Trainingsplatz überblicken konnten, erkannte ich Ino mit ihrem Team 10 und ein paar Genin, die jedoch weit ab von den Älteren trainierten. Sie warfen immer wieder ängstliche und trotzdem neugierige Blicke zu den anderen hinüber und wurden gerade von ihrem Sensei dafür gerügt.

„Sakura!“ Ino erkannte mich natürlich sofort, wich einem Angriff von Choji aus und rannte schnurstracks auf mich zu. Die ANBU musterten sie ein paar Sekunden, dann traten sie etwas weiter auseinander und ich konnte meine Freundin umarmen.

„Hey Sonnenschein!“ Sie lachte und freute sich sichtlich, mich hier zu sehen.

„Du hast es aber eilig, hm? Du bist doch gerade erst entlassen, da lässt Tsunade dich schon trainieren?“ Jetzt runzelte sie die Stirn und hielt mich ein Stück von sich weg.

„Was ist?“, fragte ich nach ein paar Sekunden. Sie wand sich, bevor sie nach Worten suchte.

„Naja…also wie soll ich es sagen? Du siehst gut aus, wirklich, es überrascht mich bloß…“ Ich lachte und sie schaute mich noch erstaunter an. Also zwang ich mich, etwas ernster zu sein.

„Es geht mir gut. Ich fühle mich besser als in dem ganzen letzten Monat. Und außerdem hat Tsunade mich ohnehin länger als nötig da behalten, ich hätte schon eine Woche früher gehen können aber du kennst sie doch…“

„Wow. Es ist toll, dich hier zu sehen. Trainierst du mit uns?“

„Ich will erstmal nur für mich anfangen, leichtere Übungen, du weißt schon, ich muss mich langsam wieder an alles gewöhnen.“

„Oh na klar, wir sind dann da drüben, wenn du Lust hast, komm rüber, ich könnte Unterstützung gegen diese Faulpelze gebrauchen.“ Sie drückte mich nochmal kurz, zwinkerte mir zu und lief zurück zu Choji und Shikamaru, die gelangweilt in der Gegend rumstanden. Na dann.
 

Ich wandte mich an meine Begleiter.

„Ich gehe da drüben in die Ecke, wenn irgendetwas ist, ich weiß ja wo ihr seid.“ Sie nickten und dann verteilten sich alle fünf auf dem Platz. Ihre Unkompliziertheit hatte mich wirklich erstaunt, ich hatte mit so viel mehr Widerstand und Starrsinn gerechnet, doch sie schienen sich ganz gut mit meinen Vorschlägen zurechtzufinden, immerhin gab ich mir auch viel Mühe vernünftig zu sein. Einen Moment stand ich noch so da, dann ging ich an das andere Ende des Platzes, wo ich ein bisschen mehr für mich allein war. Der Himmel war bewölkt und die Wolken grau und dick. Ich hatte mit nichts anderem gerechnet, nur weil meine Einstellung sich seit gestern verändert hatte, spielte das Wetter dabei noch lange nicht mit. Sonnenschein wäre wohl ein wenig zu viel erwartet gewesen.

Ich lächelte für mich selbst. So war alles schon viel leichter zu ertragen, sieh der Wahrheit ins Gesicht und dann…halte den Blickkontakt.

Ich griff in meine Tasche und zog zwei Bälle daraus hervor. Ich hatte nicht vor gegen einen meiner Beschützer anzutreten und ich hatte auch nicht vor, jemand anderes um ein gemeinsames Training zu bitten, also hatte ich mir diese Strategie zurechtgelegt. Es war natürlich nicht perfekt aber es würde hoffentlich für den Anfang reichen. Mit einem letzten Blick auf alles um mich herum, die verbissen trainierenden Genin, die mehr oder weniger lustlosen Männer von Team 10, meine beste Freundin, motiviert wie immer und die fünf ANBU, die beinah mit ihrer Umgebung verschmolzen – dann rückten diese Eindrücke in den Hintergrund und ich sah nichts außer dem Ball in meiner Hand. Ich wog ihn leicht, versuchte ein Gefühl für sein Gewicht und seine Beschaffenheit zu bekommen, dann schloss ich für einen kurzen Moment die Augen und als ich sie wieder öffnete, verstärkte sich der Griff meiner Finger um die glatte Oberfläche und ich warf ihn hoch in die Luft, gleichzeitig stieß ich mich vom Boden ab und folgte dem Ball. Als er auf der Erde ankam, berührten auch meine Füße die glatte Oberfläche und ich beendete meine letzte Drehung, hob die Arme und ließ sie sinken, während ich ausatmete. Ich schaute herunter und versuchte, die Schnitte vorherzusagen. Ich tippte auf 8-10 Treffer und war erleichtert, als ich 14 zählte. Mit einem weiteren Lächeln hob ich den lädierten Ball auf und tauschte ihn mit dem anderen aus. Erneut kontrollierte ich meine Atmung und wiederholte die Übung danach.
 

Der Sinn des Ganzen war denkbar einfach. Ich warf den Ball nach oben, sprang im selben Moment hinterher und drehte mich dabei mit dem Ball. Es ging darum, ihn nicht in seiner Flugbahn zu behindern, die Schnitte, die ich mit meinen mit Chakra versehenen Handkanten setzte, sollten so fein sein, dass der Ball nicht einmal ins Schleudern geraten konnte und wenn ich dann zeitgleich mit ihm landete, so zeigten sich meine Treffer auf dem zerfetzten Leder.

Es wurden mehrere Dinge gleichzeitig trainiert.

Meine Augen wurden gezwungen, sich scharf auf den Ball zu fixieren und trotzdem die Umgebung im Blick zu behalten, damit ich das Gleichgewicht halten konnte, mein Körper musste eine gewisse Spannung erzeugen, um dem Ball präzise zu folgen, die Notwendigkeit der Schnelligkeit erklärte sich von selbst und zu guter Letzt sollten natürlich ebenso meine Chakrakontrolle und meine Treffsicherheit trainiert werden.

Ich hatte den Tag zuvor so viel Zeit gehabt, darüber nachzudenken, dass es mir jetzt ziemlich einleuchtend vorkam, als ich jedoch die Blicke meiner Gesellschaft bemerkte, kamen mir erste Zweifel an dieser Methode. Wie hatte das eben für sie ausgesehen? So wie sie jetzt ausnahmslos alle herüber starrten, schien es ziemlich verrückt und ebenso lächerlich zu sein. Ich hatte nicht daran gedacht, dass jemand mich dabei möglicherweise beobachten würde können, abgesehen von den fünf ANBU natürlich und in diesem Moment bereute ich diese Idee sogar schon. Dennoch gab es doch keinen Grund dafür, mir so offensichtlich zu zeigen, dass ich verrückte Einfälle hatte, die alle um mich herum köstlich amüsieren konnten! Irritiert ließ ich den Blick über meine Beobachter schweifen und hob fragend eine Augenbraue.

„Stimmt etwas nicht?“, durchbrach meine Stimme die Stille und schien dennoch niemanden zu einer Antwort bewegen zu können. „Leute, was ist los?“, fragte ich nun etwas ungeduldig. Immerhin konnten sie mir doch die Wahrheit sagen...
 

„Saku-chan?“ Ino gesellte sich an meine Seite, genau wie die anderen sehr skeptisch.

„Hm?“

„Du hast einen ganzen Monat ausgesetzt, richtig?“

„Ja.“, sagte ich achselzuckend. Prüfend betrachtete sie auf einmal den zerschnittenen Ball. Jetzt würde sie sicher gleich fragen, ob ich genau wie sie einen alten Ball sehen konnte und nicht ein nützliches Shuriken oder Kunai…

„Wie oft hast du ihn getroffen?“, fragte sie nachdenklich.

„14 Mal. Warum fragst du das?“ Ich runzelte die Stirn.

„Das fragst du noch? Ich denke nicht, dass du dir Sorgen machen musst, dein Training hat sicherlich kaum unter deinem Aussetzen gelitten, ich habe eher das Gefühl, dass du dich sogar verbessert hast.“

„Wenn du meinst…“, sagte ich schlicht und wollte damit eigentlich gerade einer Diskussion aus dem Weg gehen aber ich hatte offensichtlich den falschen Weg gewählt.

„Findest du, dass du dich verschlechtert hast?“, fragte sie mich entgeistert.

„Nein…“ Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar und seufzte leise. „Nein.“, sagte ich noch einmal. „Ich finde, dass diese Methode eben ganz gut funktioniert hat und ich finde, dass ich mich gar nicht so schlecht angestellt habe. Aber im Ganzen gesehen fange ich mit winzigen Schritten an. Und es wird noch so lange dauern, bis ich besser werden kann…“ Sie legte eine Hand auf meine Schulter und ich hob gerade den Kopf an, als sie mich mit genau dieser Hand umdrehen und auf den Boden werfen wollte. Ich handelte vollkommen instinktiv, wand mich aus ihrem Griff und startete reflexartig einen Gegenangriff, der sie über meine Schulter und auf die Erde stürzen ließ.

Als ich sah wie sie dort lag, das Gesicht schmerzverzerrt und eine Hand auf ihrem Allerwertesten, schlug ich mir erschrocken die Hand vor den Mund. Und brach im nächsten Moment in lautes Gelächter aus.

„Tut mir schrecklich leid, Ino! Das war keine Absicht…“ Sie saß immer noch ziemlich bedröppelt direkt vor mir und nahm nach einem kurzen skeptischen Blick dankend meine Hand an, die ich ihr ausgestreckt hatte.

„Ich habe es dir doch gesagt. Du hast dich verbessert.“ Und ihr breites Grinsen kehrte zurück.
 

Nach diesem Trainingstag fiel ich vollkommen erschöpft ins Bett und war letzten Endes trotzdem halbwegs zufrieden mit mir. Mein Rücken schmerzte hin und wieder noch etwas, doch das sollte sich nach ein paar weiteren Tagen mit diesem Pensum erledigt haben und meine Kondition war auch nur halb so schlecht, wie ich angenommen hatte. Alles in allem nur Gründe, um erleichtert zu sein. Was ich natürlich nicht war. Aber ich war so nah dran, wie es in meiner momentanen Verfassung eben möglich war und das reichte mir fürs Erste. Meine fünf Begleiter hatten sich nicht einmal in meine Übungen eingemischt, hatten die ganze Zeit an ihren Plätzen auf mich gewartet und mich dann schweigend nach Hause zurückgebracht.

In diesem Moment, in dem ich in meinem Bett lag und die Decke noch etwas höher zog, wusste ich nicht einmal genau wo sie waren. Würde ein anderer Mensch in diesem Fall Angst haben, so war ich so entspannt wie selten zuvor. Es war, als wären sie überhaupt nicht da und trotzdem wusste ich gleichzeitig ganz genau, dass sie mich keine Sekunde aus den Augen ließen und dabei waren sie so diskret wie Schatten. An die hatte sich die Menschheit schließlich auch gewöhnt. Es war viel einfacher als sonst. Aber vielleicht war das auch nur ein Gedanke, der mich in der stillen, dunklen Nacht aufsuchte. Vielleicht dachte man über so einiges in der Nacht anders als am Tag. Ganz sicher war das so. Trotzdem war es ein tröstlicher Gedanke. Und ab morgen früh würde Tsunade mich beschützen. Wie sich das anhörte…selbst wenn ich es nur dachte. Beschützen…ich wollte mich selbst beschützen und eigentlich wollte ich gar nicht in einer Lage wie dieser sein. Nur wenn ich mich schützen musste, wenn ich in Gefahr war…dann wollte ich selbst dafür Sorge tragen. Dann wollte ich selbst meine Freiheit verteidigen. Aber ich war nicht in der Lage dazu…zu schwach. Was war das für eine Situation? Stark, übermenschlich stark und doch zu schwach um sich selbst zu schützen? Was in aller Welt lief hier falsch?

Ich drehte mich seufzend auf die andere Seite. Wenn ich dieses Problem nur endlich lösen könnte…

Langsam driftete ich ab in eine Welt, so viel leichter als diese, eine Welt ohne den ständigen Wunsch im Nacken, frei zu sein – und es trotzdem nicht sein zu können.
 

Am nächsten Morgen wachte ich auf, bevor mein Wecker überhaupt klingeln konnte. Ich fuhr mit den Fingern durch meine Haare und unterdrückte ein Gähnen, während ich die Decke zurückschlug und schwerfällig aufstand. Als ich versuchte, mich aufzurichten ließ ich mich mit einem Keuchen augenblicklich wieder auf mein Bett fallen. Unwillig tastete ich an meinen Armen herum und stellte fest, dass ich schon eine ganze Weile keinen Muskelkater mehr gehabt hatte. Umso mehr schmerzte dieser. Ich setzte eine kleine Menge Chakra ein um den Heilungsprozess zu beschleunigen und machte dann einen zweiten Versuch, aus dem Bett zu kommen. Mit einiger Mühe sammelte ich mir ein paar Klamotten zusammen, zog mich an, ging ins Bad.

Ich war mindestens zehn Minuten später unten, als ich es sonst gewesen wäre aber so langsam konnte ich mich etwas besser bewegen, meine Muskeln wurden etwas weicher und das Chakra hatte die starken Verkrampfungen etwas lösen können. Die fünf ANBU saßen allesamt in der Küche und ganz plötzlich war ich hellwach. Es war einfach nur verstörend diese emotionslosen Tiermasken ganz normal am Tisch sitzen zu sehen und dabei festzustellen, dass sie sich so gut wie gar nicht rührten.

Aßen die überhaupt jemals etwas? Mussten die vielleicht auch mal schlafen? Es war mir einfach nur ein riesengroßes Rätsel…aber kein Grund zur Verzweiflung. Ich meine, hey, nach diesem relativ schweigsamen Frühstück würde ich endlich nicht mehr auf Schritt und Tritt verfolgt werden, es sei denn, ich bezog Tsunade und Shizune, sowie sämtliche verfügbare ANBU im Hokageturm mit ein und das war ja nun nicht zwingend notwendig. Zumindest war es das, was ich versuchte mir einzureden. So schlimm würde es schon nicht werden, ich war es gewohnt, die Hokage, ihre Wutanfälle und ihre nun mittlerweile sehr vertraute Übervorsicht um mich zu haben.

Seufzend lehnte ich mich an unsere Küchentheke, nicht jedoch ohne nebenbei noch einen misstrauischen Blick auf diese Statuen zu werfen. Einfach nur gruselig. Und freie Plätze gab es in meinem eigenen Haus nun auch nicht mehr.
 

Alles in allem, war ich also ziemlich erleichtert, als wir endlich aufbrachen um mich zu Tsunade-Hime zu bringen. Wie sie das immerzu aussprachen, es klang in meinen eigenen Ohren einfach nur fremd. Für mich war sie immer nur eine sehr laute, sehr eigenwillige, sturköpfige und aufbrausende Frau gewesen. Neben ihrem Mut, ihrer Kraft, ihrer Intelligenz, ihrer mentalen Stärke und ihrem warmherzigen Wesen, versteht sich. Aber eine Hime? Eine Prinzessin? Oder was auch immer sonst noch damit verbunden war? Selbst Shizune hatte sich diesen Titel mit der Zeit abgewöhnt. Ich hatte ohnehin nicht das Gefühl, dass Tsunade sich das alles gern anhörte…

Mitten in meinen Gedanken unterbrochen erkannte ich plötzlich die große Tür des Hokageturms direkt vor uns und ich konnte mir ein erleichtertes Aufatmen gerade noch verkneifen. Sie waren nicht unfreundlich und sie waren nicht aufdringlich – dennoch wollte ich diese geradezu an mir haftenden Schatten so bald wie möglich loswerden. Zwar hatte ich mir gesagt, dass sie kaum zu bemerken waren aber wer konnte schon vergessen, dass fünf geschulte Attentäter einen jederzeit, jede Minute, jede Sekunde nicht aus den Augen ließen? Dass sie immerzu genau wussten, was ich tat, immer sahen wie und wohin ich mich bewegte, was ich vorhatte oder auch nicht. Es war nicht einmal mehr an Privatsphäre zu denken und wenn ich darauf genauer eingehen wollte, so hätte die Sakura, die ich noch vor ein paar Monaten gewesen war ganz sicher niemals so etwas mit sich machen lassen. Aber Zeiten ändern sich…immerzu. Und vor allem die meine.

Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich aufsehen und mir wurde erneut bewusst, dass ich zu sehr meinen eigenen Gedanken nachhing. In einer Verfassung wie der meinen würde es vermutlich gar nicht so einfach werden, meine Aufmerksamkeit für meine Umgebung wieder herzustellen, Aufmerksamkeit die überlebenswichtig war, wenn ich keine schützende ANBU-Eskorte mehr um mich haben würde, sollte ich je wieder auf Missionen gehen können, gehen dürfen…ich schüttelte leicht den Kopf. Es war alles eine Frage des Ausdrucks… Man konnte es schön reden…oder eben nicht.
 

Ich entschied mich lieber für nicht. Meine gesamte Umgebung war bereits eine Scheinwelt und dabei so dick wie eine schillernde Seifenblase, die einem vorgaukelt was nicht da ist. Diese prächtigen, glitzernden Farben gab es nicht im normalen Leben und ebenso gab es meinen absoluten Schutz nur in einer Welt, in der Seifenblasen nicht so leicht zu zerstören waren, wie in dieser.

Ich mochte keine Seifenblasen. Wie so viele andere Kinder auch, hatte ich an einem schönen Sommertag vor vielen Jahren draußen auf der Straße gestanden, hatte durch den bunten Ring gepustet und den funkelnden Kugeln dabei zugesehen, wie sie vom Wind getragen wurden, wie sie schwebten wie meine persönliche Traumwelt, voller Farben, glänzend, frei. Ich hatte meinen Blick nicht davon losreißen können und als längst alles anderen Kinder nach Hause gegangen waren, hatte ich noch immer dort gestanden, erst den Ring zurück in das Seifenwasser getaucht, dann vorsichtig herausgezogen und gepustet, bis die großen und kleinen Blasen sich vollkommen um mich herum verteilt hatten.

Sie waren so schön. Und diese Schönheit musste doch auf alles passen, ihren Glanz, ihre Farben, ihre Hülle… Warum nicht auf ihren Geschmack? Natürlich. Wie die anderen auch musste ich sie probieren. Und sie schmeckten bitter, abscheulich, so hässlich wie sie niemals aussehen würden können. Dachte ich.

Doch noch während ich prustend und würgend das Seifenwasser ausspuckte, wanderte mein Blick auf die verbliebenen Blasen und ich hielt in der Bewegung inne. Sie waren nicht mehr schön. Sie waren farblos und hatte einen blassen Schimmer um sich herum, sie sahen aus, wie leere Hüllen, was sie letztlich ja auch waren. Leere Hüllen, die nicht frei waren, nicht einmal das. Sie wurden vom Wind in die Richtung gedrängt, in der er sie haben wollte.

Das Verschwinden des Sonnenlichts hatte mir gezeigt was diese schillernden Blasen wirklich waren. Scheinwelten. Trügerische, heuchlerische Hohlräume, erzeugt durch ein bisschen Wasser mit Seife. Auf einmal waren sie einfach nur hässlich. Und seitdem konnte ich sie nicht mehr leiden. Seifenblasen…
 

„Sakura Haruno, hiermit übergeben wir dich offiziell an Tsunade-Hime, Hokage von Konohagakure!“ Ich zuckte zusammen, als der Träger der Hand auf meiner Schulter plötzlich laut und deutlich seine Stimme erhob und mich damit aus meiner düsteren Erinnerung riss. Dann fiel mein Blick auf Tsunade, direkt vor mir, die das mürrischste Gesicht machte, das ich je an ihr gesehen hatte. Shizune war direkt hinter ihr und versuchte offensichtlich sehr angestrengt, nicht in lautes Gelächter auszubrechen.

„Hokage-sama, ich berichte hiermit, dass alles vollkommen ruhig war, dass keine besonderen Vorkommnisse unsere Arbeit behindert haben und dass die Mission mit der Übergabe der zu schützenden Person, Sakura Haruno, an die Hokage, Tsunade-Hime,…“ Ihr Gesicht verzog sich langsam zu einer Grimasse. „…als absolut erfolgreich beendet werden kann.“

Einen Moment geschah überhaupt nichts, außer dass Tsunade offensichtlich stark mit sich selbst rang. Dann nickte sie sehr kurz und langsam und deutete mit einer kurzen Handbewegung zur Tür. Entweder sie tat das öfter, wenn gerade dieser ANBU ihr seinen Bericht erstattete oder aber er war erstaunlich gut im Umgang mit ihr, denn er verstand den Wink sofort und verließ nach einer kurzen Verbeugung mit den restlichen ANBU das Büro. Meine Katzenfreundin hob ihre Hand und lächelte vermutlich sogar, dann war sie ebenfalls verschwunden.
 

Die Tür fiel ins Schloss und ich sackte sofort in mich zusammen, atmete tief aus und schloss die Augen, um mit den Fingern darüber zu reiben. Unglaublich wie anstrengend diese paar Tage für mich tatsächlich gewesen waren…

Ein sehr seltsames Röcheln suchte meine Aufmerksamkeit und ich öffnete die Lider leicht, um in die Richtung zu sehen, aus der ich das Geräusch gehört hatte. Es war eindeutig Shizune, auch wenn sie versuchte, diese Tatsache mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck, sehr um Beherrschung bemüht, zu verstecken. Ich musste einen Moment darüber nachdenken, was genau sie verbergen wollte, doch dann brach sie in haltloses Kichern aus und meine Befürchtungen bestätigten sich. Ungläubig hob ich eine Augenbraue. Ich war wohl einfach zu erschöpft um über dieses Treffen gerade eben zu lachen…

„Shizune…“, knurrte die Hokage plötzlich und schenkte ihr einen bösen Blick. „Raus hier, kümmer dich um die Akten in deinem Büro!“ Sie verbeugte sich eilig und verschwand sofort aus dem Raum, allerdings konnte sie im Flur einfach nicht mehr an sich halten und lachte nun ohne Zurückhaltung. Tsunade knallte die Tür zu.

Sie stützte sich einen Moment mit dem Rücken zu mir daran ab und atmete tief durch, dann drehte sie sich um und ihr plötzliches strahlendes Lächeln ließ mich nun wirklich an meiner Wahrnehmungskraft zweifeln.

„Sakura! Meine beste Schülerin von allen, mein kleines Genie, meine…“ Ich wedelte mit der Hand vor ihren Augen herum und legte den Kopf schief, sodass sie mitten im Satz inne hielt.

„Sakura…was MACHST du da?!“, zischte sie plötzlich und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Ich ließ die Hand sinken und schlenderte zurück zu ihrem Schreibtisch, wo ich mich auf einen Stuhl davor fallen ließ.

„Gar nichts. Schon gut.“ Ich schenkte ihr ein unschuldiges Lächeln und konzentrierte mich dann auf die Fingernägel meiner linken Hand.
 

Tsunade stand noch einen Moment vor der Tür, dann hörte ich wie sie tief ein- und ausatmete und sich mir wieder näherte. Mit einem sehr beherrschten Gesichtsausdruck ließ sie sich in ihren Sessel sinken.

„Ich freue mich unheimlich, dich hier bei mir zu haben, Kleine…“ Ich hob eine Augenbraue.

„Kleine?“ Sie schmunzelte.

„Es ist wahrhaftig eine Erleichterung, dass es dir so gut geht.“

„Ja ja…“ Ich schüttelte den Kopf. Stille legte sich über uns und nach einer Weile hob ich fragend den Kopf. Sie starrte mich einfach nur an, wenn ich mich nicht täuschte, ein seliges Lächeln auf dem Gesicht. Warum verhielten sich heute alle Menschen um mich herum so anders? So…unheimlich?

„Also Tsunade…“, ich schlug ein Bein über und blickte geschäftsmäßig über ihren Tisch. „Was haben wir jetzt vor? Was für Arbeit hast du wieder wochen- und monatelang liegen gelassen?“ Das selige Lächeln verschwand augenblicklich und ich beglückwünschte mich selbst zu diesem Einfall. Wenn man die Hokage wieder in ihre normale mürrische Laune versetzen wollte, dann musste man nur das Zauberwort ‚Arbeit‘ in den Mund nehmen. Et voilà!

„Dir geht es offensichtlich noch besser, als angenommen. Und du wirst immer frecher!“, grummelte sie sofort. „Von mir aus, kannst du gleich mit den Regalen da vorne anfangen, da hast du sicher lange genug zu tun. Dabei hatte ich nicht einmal vor, dich arbeiten zu lassen aber wenn du unbedingt willst…“ Ihre Worte bedeuteten so offensichtlich das Gegenteil, dass ich es nicht für nötig hielt, darauf zu antworten und gleich zu den Regalen, die bedenklich schief standen, trat und einen ersten Ordner von den wackeligen Stapeln nahm.

„Tsunade?“

„Hm?“

„Hatte ich nicht gerade erst vor meinem letzten Krankenhausaufenthalt deine gesamten Akten mit Shizune geordnet?“

„Kann schon sein…wieso fragst du?“

„Nicht der Rede wert…“ Sie hatte es tatsächlich geschafft, noch mehr Unordnung zu machen, als sonst…

Ich klatschte in die Hände und band meine Haare im Nacken zusammen. Na dann los…
 

Ich las gerade zum dritten Mal einen schwierigen Absatz und suchte nach dem Fehler, der mich schon die ganze Zeit störte, vollkommen darin versunken, als auf einmal Tsunades Stimme den Raum erfüllte. „Sakura?“ Ich drehte mich zu ihr um und erwiderte ihren eindringlichen Blick fragend. „Kannst du das da drüben mal kurz unterbrechen?“ Ich runzelte die Stirn. ‚Das da drüben‘ war verdammt viel Arbeit und eigentlich hatte ich genau das in diesem Moment nicht vor aber…sie würde ja doch keine Ruhe geben.

„Sicher Tsunade.“ Ich legte den Ordner auf den mittlerweile stabilen Stapel anderer Akten und setzte mich wieder auf meinen Platz vor ihr. Neugierig sah ich sie an und wartete ab. Sie betrachtete mich sehr genau, gleichzeitig wirkte sie jedoch etwas abwesend und ich fragte mich, an was sie dachte.

„Du willst nicht über das Thema sprechen aber ich muss noch ein paar Dinge dazu klären…es geht um Itachi.“ Nein, ich wollte definitiv nicht über dieses Thema sprechen und ich ärgerte mich selbst, tatsächlich auch noch neugierig gewesen zu sein. Ich drehte den Kopf zur Seite. „Nein, jetzt weiche nicht schon wieder aus, so läuft das einfach nicht!“, sagte sie eilig und versuchte dabei, in mein Blickfeld zu rücken.

„Ach ja?“ Ich wollte gar nicht sprechen aber es ließ sich nicht mehr aufhalten. „So läuft das einfach nicht?“ Ich wandte meinen Kopf wieder ihr zu und traf genau auf ihren besorgten aber ebenso hartnäckigen Blick. „Wie soll es dann laufen? Soll ich munter daher reden und über Dinge plaudern, die mir immer noch so schrecklich vorkommen, wie nichts anderes jemals zuvor?“ Ich wartete auf ihre Antwort, doch sie zögerte.

„Ich kann das einfach nicht, Tsunade…ich will nicht darüber sprechen, weil ich ganz genau weiß, dass meine jetzige Verfassung, meine Trainingsfortschritte und meine Hoffnung dann wieder nichts mehr wert sind. Ich kann es nicht verhindern, dass ich ständig über all das nachdenken muss…aber ich kann es verhindern, dass ich diese Gedanken dann auch noch ausspreche! Ich kann dir nicht mehr Informationen geben, als ich es bereits getan habe, mehr weiß ich einfach nicht!“ Sie wartete geduldig, bis ich verstummte, dann erklang ihre ruhige Stimme erneut.

„Ich verlange nicht eine weitere Information von dir, ich verlange nicht, dass du darüber sprichst. Das einzige, was ich verlange ist, dass du mir jetzt zuhörst. Mehr nicht.“ Das überraschte mich tatsächlich und ich bedeutete ihr nach einem kurzen Moment, dass ich ihre Forderung erfüllen würde. Nur zuhören. Mehr nicht. Konnte das so schlimm sein?

„Gut.“ Sie nickte und schloss für ein paar Sekunden die Augen.
 

Dann öffnete sie sie wieder.

„Du erinnerst dich, wie lange es jetzt her ist, dass du ins Krankenhaus gebracht wurdest?“

„Beinah genau vier Wochen.“, erwiderte ich schlicht. Sie nickte. „Deshalb kann ich auch nicht länger damit warten, auch wenn ich es dir zuliebe nur zu gern würde…“ Sie strich gedankenverloren mit einer Fingerspitze über ein paar Zettel vor sich. „Eine Woche nachdem du eingeliefert wurdest, genau diese Woche in der ich versucht habe, dich zum Reden zu bringen…“ Sie schenkte mir ein schuldbewusstes, wehmütiges Lächeln. „Nun, ich habe beschlossen, dich nicht mehr zu zwingen und schickte ein paar meiner ANBU los. Sie hatten die Aufgabe zu spionieren, Gerüchte aufzuschnappen und sie anschließend, wenn möglich sogar zu überprüfen. Das dauerte natürlich seine Zeit…doch als sie wiederkamen, hatten sie nichts in der Hand, es gab nichts, was sie hätten hören können, denn es war noch zu früh…“

Auf einmal wurde sie so rätselhaft, dass ich ihr nicht mehr folgen konnte…

„Wovon sprichst du?“, fragte ich leise. Einen Augenblick sahen wir uns stumm an, dann sprach sie weiter.

„Etwa zwei Wochen später, also in deiner dritten Woche im Krankenhaus, schickte ich wieder ein paar Teams aus.“

„Drei Wochen später? Warum gerade dann?“ Ich war verwirrt.

„Sieh mal Sakura, du weißt doch, dass ich dir von meiner Vermutung erzählt habe, was seine…Verletzungen betrifft.“ Sie sah mich fragend an. Schwerfällig nickte ich und zwang mich, weiter zuzuhören und abzuwarten. „In der ersten Woche tat sich überhaupt nichts. Also wartete ich ab. In der dritten Woche dann, hatte ich endlich wieder Hoffnung, schickte besagte Teams los und erwartete dieses Mal Ergebnisse.“ Sie schaute mich ernst an und ich hob leicht den Kopf, langsam traf auch mich die Erkenntnis.

„Es gab Ergebnisse…“ Sie nickte.
 

„Ich habe aus allem, was mir berichtet wurde, nachdem du bewusstlos hier ankamst, die Schlüsse gezogen, dass du seine Hüfte gebrochen hast. Das weißt du. Und ich habe ebenfalls Grund zur sicheren Annahme, dass einer der vielen Holzsplitter eines seiner Augen getroffen hat.“ Das alles wusste ich in der Tat schon. „Solche Verletzungen brauchen Zeit…“, sagte sie langsam. Worauf wollte sie hinaus? „Demnach bin ich absolut sicher, unterstützt durch die Aussagen der Teams, dass Itachi Uchiha sich seit eurer letzten…Begegnung im Hauptquartier der Akatsuki verborgen hält, um wieder gesund zu werden. Oder aber…“

„…hier in der Nähe…“, beendete ich ihren Satz und wurde blass. „Nun…es wäre eine Möglichkeit, leider eine ziemlich wahrscheinliche, weil er mit diesem Grad an Verletzungen keine allzu große Reise auf sich nehmen kann und da wir mittlerweile erahnen können, in welcher relativ weit entfernten Gegend sich das Hauptquartier etwa befindet…“ Sie ließ den Satz offen. Aber natürlich wusste ich auch so, was das bedeutete. Er konnte gerade mal ein paar Dörfer weiter sein. So nah…

„Wie dem auch sei. Jetzt eine bessere Nachricht.“ Ich horchte auf, immer noch in meinen eigenen Schlussfolgerungen versunken. „Ich denke, dass der Heilungsprozess noch immer nicht abgeschlossen ist. Seine Hüfte mag bereits wieder verheilt sein…seine Augen dagegen…wohl kaum. Ich glaube sogar, dass die Schäden an seinem Auge schwerwiegender als angenommen sein könnten.“ Meine Augen weiteten sich. „Das Sharingan ist eine sehr alte vererbte Fähigkeit, immer noch rätselhaft, nach so vielen Jahren…was mag damit passieren, wenn es verletzt wird? Wenn es schwer verletzt wird? An einer ungünstigen Stelle?“ Sie schien jetzt für sich selbst darüber nachzudenken…
 

„Er wurde nirgends gesichtet, Sakura. Niemand hat auch nur das geringste Zeichen von ihm gesehen, geschweige denn gehört. Er muss große Probleme mit seinem Auge haben, wenn er sich nicht einmal mehr zu seinem Hauptquartier schleppt. Und das ist unsere Chance. Wenn er seine größte Waffe, seine gefährlichste Waffe nur teilweise einsetzen kann, umso besser. Wir werden keine größere Chance bekommen. Dies ist unsere Stunde.“ Ich war zu überwältigt von all diesen Vermutungen, als dass ich ihr darauf hätte antworten können.

Doch dann fand ich meine Stimme, um eine Frage zu stellen.

„Was hast du unternommen?“, flüsterte ich. Sie schwieg und sah mich bedeutungsschwer an.

„Was hast du getan?“, kam es mir über die Lippen und ein leichter besorgter Unterton lag darin. Als sie immer noch nicht antwortete, wusste ich es. Eine furchtbare Erkenntnis.

„Du hast ihn geschickt…“ Sie wartete, wartete, dass ich noch mehr erkennen würde.

„Sasuke ist auch…und Naruto?“, fragte ich dann und verschluckte meine Stimme beinah völlig. „Wer noch?“ Ich hörte mich selbst kaum.

„Ein paar andere. Aber du kennst nur diese drei.“, sagte sie ernst. Ernst und doch, als hätte es keine andere Möglichkeit gegeben.

„Du hättest nicht sie schicken müssen…“, hauchte ich, wie zu mir selbst.

„Sie sind die Besten. Und er ist im Moment schwächer als je zuvor.“ „Nur weil ich sein Auge getroffen habe?“, brach es plötzlich aus mir hervor und ich sprang von meinem Stuhl auf. „Weil ein kleiner Holzsplitter eines seiner mächtigen Augen getroffen hat?!“ Sie folgte mir mit ihrem Blick, ruhig. „Das kann doch nicht dein Ernst sein, Tsunade…“, wimmerte ich tonlos. „Du hast sie einfach so losgeschickt? Ohne Informationen? Ohne einen Plan?“

„…“

„Wie konntest du nur!“ Meine Tränen ließen sich kaum noch zurückhalten. „Wie konntest du nur…“

„Sakura.“ Ich schüttelte den Kopf. „Sie werden sich darum kümmern.“ In ihrer Stimme klang so viel Selbstbewusstsein mit, so viel Zuversicht. Hatte sie ihm überhaupt jemals gegenüber gestanden? Hatte sie überhaupt eine Ahnung davon, zu was er fähig war?
 

„Du redest als ob du mir ihre Sicherheit, ihr Überleben garantieren könntest.“

„Das kann ich dir niemals garantieren, bei keiner einzigen Mission. Aber ich kann dir zusichern, dass sie alles tun werden um ihn zu besiegen und ihn dann hierher bringen werden, hierher, damit du ihn sehen kannst, wenn er dir nichts mehr antun kann.“

„Was denkst du eigentlich, was du da getan hast?! Tust du das alles nur, damit ich keine Angst mehr haben muss?“ Meine Stimme überschlug sich. „Es geht doch nicht um mich! Warum geht es dir hier immer nur um mich?! Du hast sie in ihr Verderben geschickt! Du hast nicht daran gedacht, was passiert, wenn sie ihn wirklich finden, nicht in Betracht gezogen, dass er immer noch Nuke-Nin ist, immer noch ein Uchiha und damit immer noch Sharinganträger! Er hat jeden von ihnen bereits beinah umgebracht, was denkst du, wird er tun, wenn er ihnen wieder begegnet?“ Ich drehte mich um und lief von einer Seite auf die andere, ruhelos.

„Wo sind sie?“, fragte ich dann und fixierte sie mit purer Entschlossenheit in meinen Augen.

„Du bleibst.“, war alles was sie darauf antwortete. Und sie schwieg auch die nächste halbe Stunde, in der ich ihr alles an den Kopf warf, was mir dazu einfiel. Sie sagte kein Wort und irgendwann riss ich ihre Tür auf und stürmte aus dem Büro.
 

Ich rannte durch die Straßen und wusste im selben Augenblick, dass sie mich gehen ließ, ohne mir jemanden hinterher zu schicken, sie ließ mich laufen, ohne dass irgendjemand auch diesen Moment mit mir teilen konnte. Selbst wenn ich zu einem anderen Zeitpunkt dankbar dafür gewesen wäre, so konnte ich dieses Mal nicht einen Funken von Erleichterung spüren. Sie hatte sie einfach auf diese selbstmörderische Mission geschickt. Kakashi hatte direkt nach meiner Einlieferung ins Krankenhaus nach ihm suchen müssen, da war ich mir völlig sicher und wenn er zwischendurch zurückgekehrt war, so hatte ich nichts davon bemerkt. Naruto hatte neben seinen verdammten Schuldgefühlen von dieser geplanten Mission gewusst und sich deshalb noch schweigsamer als sowieso schon verhalten. Und Sasuke hatte sich eindeutig von mir verabschiedet, als er mich letzte Woche im Krankenhaus besucht hatte. Sie alle hatten es gewusst, sie alle hatten mit keinem Wort etwas davon erwähnt. Und das würde ich ihnen niemals verzeihen. Ebenso wie ich Tsunade nicht verzeihen würde, dass sie drei meiner liebsten Menschen in ihren sicheren Tod geschickt hatte. Und das alles nur, weil sie glaubte, dass ich die Situation nicht mehr ertragen konnte.

Ihre Zuneigung zu mir trübte ihre Sinne, sie hatte nicht einmal daran gedacht, nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass sie noch hätte warten können, noch hätte warten müssen, bis sie mehr Informationen und mehr Vorbereitungen gehabt hätten. Sie hatte sie losgeschickt, in dem dringlichen Verlangen, meine Angst zu vernichten und meine Sicherheit zu gewährleisten. Was war sie für eine alte Frau geworden…wie konnte sie nur so naiv und dumm sein?
 

Das war sie zuvor nie gewesen, sie hätte immer so gehandelt, wie ich es ihr eben gesagt hatte. Sie hätte sich nicht von Gefühlen dazu hinreißen lassen, eine folgenschwere Entscheidung wie diese zu treffen. Und diese drei verdammten Idioten hätten sonst auch nicht so gehandelt. Was war falsch mit ihnen? Warum verhielten sich alle so furchtbar selbstlos für eine Sache, die man auch anders hätte klären können?

Seit wann musste Kakashi seine kranke Perfektion, seine Aufopferung und seine Heldenhaftigkeit für mich unter Beweis stellen, wo ich ihn so übel hintergangen und verraten hatte? Seit wann musste Sasuke, der mich so kalt ansah, der mich behandelte wie eine Fremde, der mich in diesen vier Wochen einmal besucht hatte, mit auf diesen Mission gehen?

Nun. Er und Naruto hatten beide einen guten Grund. Er wollte Itachi umbringen. Naruto wollte mich schützen. Und so war ihr Schicksal besiegelt.
 

Wütend wischte ich die Tränen von meinen Wangen und lief weiter nach Hause. Doch dann entschied ich, zum Trainingsplatz zu gehen und bog an der nächsten Straßenecke ab. Als ich die ersten Regentropfen spürte, überraschte mich das nicht im Geringsten. Wie konnte die Sonne scheinen, wenn meine Welt in sich zusammenfiel? Wie konnte es nicht regnen, wenn andere Menschen sich für mich aufopferten, auch wenn das bedeutete, dass sie das nicht überleben würden?

Denn auch, wenn sie noch so gute Gründe für ihre Entscheidung hatten. Selbst wenn sie dabei nicht einmal an mich dachten. Sie würden mir damit das Leben retten. Sie würden mich befreien. Aber zu welchem Preis?
 

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...so, das war dieses Kapitel...

Habe ich am Ende übertrieben? Langweile ich euch? Ich hoffe, ihr haltet noch ein bisschen durch, bis wir zum großen Finale kommen ;-)

Und wie immer freue ich mich über jeden einzelnen Kommentar, ihr Lieben^^

Bis dann ;-)

"Zersplittertes Herz"

So, ich denke die Wartezeit hat sich dieses Mal in Grenzen gehalten. Ich schließe aus den relativ spärlichen Meldungen, dass den meisten von euch langsam aber sicher die Spannung fehlt (an dieser Stelle ein Extragroßes Dankeschön an alle, die doch geschrieben haben^^). Dieses Kapitel ist etwas langatmig, hat allerdings wesentlich mehr Handlung und vielleicht sogar genug Spannung...das müsst ihr mir sagen.

Willkommen in der heißen Phase, das Ende ist hiermit eingeläutet! :-)

Länger will ich euch nicht mehr aufhalten, viel Spaß und lasst mich hören, was ihr davon haltet, ob es in die richtige Richtung geht...Ich erinnere an dieser Stelle noch einmal daran, dass es 2 Enden geben wird und daher nicht die potentziellen Paare dafür verantwortlich gemacht werden sollen, sondern die Geschichte an sich.

Und jetzt, viel Spaß,

gggggglg *Kekse und Milch hinstell* <3
 

P.S. Für alle, die genug von Drama haben ist dieses Kapitel vermutlich nicht besonders unterhaltsam. Für alle anderen jedoch sollte es genau das Richtige sein, siehe Kapitelüberschrift, sage ich nur ;-)
 

P.P.S Ich hatte das Kapitel gerade fast fertig mit Absätzen und Kursivteilen versehen, da habe ich den Tab weggeklickt und muss jetzt nochmal alles von vorne anfangen....

Ich weiß schon, warum ich das Hochladen immer vor mir herschiebe...;-) Seid doch so nett und gebt mir als Belohnung ein paar Kommentare, die natürlich nicht gut sein müssen, Hauptsache sie kommentieren^^
 

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71 „Zersplittertes Herz“
 

Ich wachte wieder mitten in der Nacht auf. Und hatte ein weiteres Mal denselben Traum gehabt.
 

„Ich liebe dich.“
 

Ich lag auf dem Rücken, starrte direkt an die Decke, als ob ich gar nicht geschlafen hätte. Ruhig. Bewegungslos.

„Ich liebe dich…“, wisperte ich in die Stille meines dunklen Zimmers. „Du hast gelogen…“
 

Es waren ein paar Wochen vergangen. Ich hatte mir Mühe gegeben, sie nicht zu zählen aber natürlich hatte ich es trotzdem getan. Das Unterbewusstsein konnte man nicht abstellen. Es war genau 17 Tage her seit Tsunade mir verkündet hatte, dass sie mein altes Team 7 auf eine Mission geschickt hatte, deren Ziel darin bestand, Itachi Uchiha zu töten. Oder aber ihn kampfunfähig nach Konoha zu bringen. Und ich hatte nicht ein weiteres Detail dazu zu hören bekommen. Nicht eines. Seit ich aus ihrem Büro gestürmt war, seit ich sie angeschrien und für unfähig erklärt hatte, seit ich ihr vorgeworfen hatte, meine besten Freunde auf dem Gewissen zu haben, redeten wir kein Wort mehr darüber. Wir redeten, sogar nicht viel seltener als sonst. Aber wenn man uns heute zuhörte und es mit unseren Gesprächen vor vielen Wochen verglich, so sahen wir aus wie zwei Fremde. Wir hörten uns an wie zwei Fremde. Wir waren zwei Fremde…

Sie hatte nicht mehr davon angefangen und ich erst recht nicht, deshalb beschränkten sich unsere Wortwechsel eher auf ihre Arbeit, die sie mittlerweile doch großteils selbst übernahm, weshalb jedoch noch lange nicht zu wenig Arbeit für mich blieb. Ich hatte mehr als genug zu tun und ich machte ebenso sehr Gebrauch davon. Es half ein bisschen gegen die Unruhe und die Nervosität. Aber es brachte überhaupt nichts gegen meine Angst, gegen die Gedanken und Szenarien in meinem Kopf, gegen die Wut und die Verzweiflung. Es war keine Arbeit, die mich viel vom Denken abhalten konnte. Es war Zeitvertreib. Und trotzdem hatte ich nichts anderes, das mir hätte Halt geben können.

Meine Eltern waren weg. Tatsächlich. Ich hätte niemals gedacht, dass sie mich wieder allein lassen würden, nachdem sie solche Ängste und Sorgen ausgestanden hatten aber sie waren erneut auf eine Geschäftsreise gefahren, obwohl meine Mutter sich am liebsten an mir festgekettet hätte. Doch wenn sie nicht gefahren wären, dann hätten sie ein furchtbar wichtiges Geschäft versäumt, also…war ich nun wieder allein.
 

Erstmals. Seit über einem Monat. Oder eher seit über zwei. Ich konnte mich gar nicht mehr an das Gefühl erinnern. Und ich war tatsächlich allein, denn nicht ein Shinobi, nicht eine Kunoichi befand sich mit mir im Haus. Ich konnte meinen gesamten Besitz an Medikamenten und Shuriken darauf verwetten, dass Tsunade mein Haus umstellt hatte. Doch wir redeten nicht darüber, nicht über meinen Schutz und die ständige Frage, wer bei mir sein sollte und ich hatte niemanden, nicht einmal Ino mehr zu mir hereingelassen. Ich hatte genug davon. Das Fass war übergelaufen und nun war ich wirklich allein hier drin.

Es fühlte sich nicht so gut an, wie ich gehofft hatte. Ehrlich gesagt war das Gefühl der Leere kein bisschen besser geworden. Es war nur etwas tröstlich, dass niemand mich direkt dabei sehen konnte, nur durch die diversen Fenster unseres Hauses. Aber ich hielt mich weitestgehend von den Fenstern fern, deshalb war es beinah, als könnte mich niemand sehen. Was ich mir sehnlichst wünschte. Leider konnte ich diese Überwachungsmöglichkeit nicht verhindern und es blieb mir nichts anderes übrig, als Blicke zu ignorieren. Ich ließ niemanden an mich heran, auch nicht Ino. Sie wusste, was zwischen Tsunade und mir vorgefallen war, mehr oder weniger, immerhin hatte sie sich im selben Gebäude befunden, als ich die Hokage angeschrien hatte. Und sie fragte nicht mehr nach, nachdem ich sie viel zu oft angeschwiegen hatte. Es war besser, nicht mehr mit jemandem sprechen zu müssen, auch wenn sie dennoch vorbeikam und versuchte, ins Haus zu kommen. Ich ließ sie nie. Und niemand anderen sonst. Dass sie trotzdem immer noch zu mir hielt, verschaffte mir ein warmes Gefühl in der Brust, das jedoch die Kälte die sich dort langsam aber sicher eingenistet hatte, nicht vertreiben konnte.
 

Keine Nachricht. Nicht eine.

Gerüchte gab es genug aber was brachte es schon, den Ammenmärchen irgendwelcher alter Marktfrauen und den albernen Klatschtanten davor zu lauschen? Wenn kein einziger Ninja, den ich dazu befragte mir eine Antwort geben konnte, dann wussten diese Personen nicht das Geringste. Und deshalb ignorierte ich die Worte, die Sätze, die Gespräche, die allesamt dasselbe verkündeten. Den Tod meiner drei besten Freunde. Nur so ließ es sich ertragen. Denn wenn sie wirklich…wenn sie mich wirklich verlassen hatten, dann wusste ich nicht, was ich tun sollte, wusste nicht, was diese Leere jemals vertreiben würde können. Wenn sie nicht zurückkehrten, wenn sie mich hier allein ließen, dann würde ich es nicht verkraften. Das war kein Gedanke, der mir flüchtig durch den Kopf ging, es war die unumgängliche Wahrheit und ich würde nicht zögern, sofort das Dorf zu verlassen und nach ihnen zu suchen, wenn man mich hier nicht festhalten würde.

Es war mir nicht erlaubt das Dorf zu verlassen.

Wie oft ich das an einem Tag hörte, konnte ich gar nicht mehr zählen. Man ließ mich nicht gehen, egal wie wichtig oder überlebensnotwenig das war. Sie fragten mich nicht einmal nach meinem Grund für meinen Wunsch, durch das Tor zu gehen. Sie wehrten sofort ab, jedes Mal, jeden einzelnen Versuch erstickten sie im Keim, wenn sie die Hände hoben und immerzu dasselbe sagten. Ich kam nicht weg. Eingesperrt wie in einem Käfig. Als wäre tatsächlich ich das wertvolle und gleichzeitig vor sich selbst zu schützende Wesen – und nicht sie, sie die ich am liebsten in eben diesen Käfig gesperrt hätte, nur damit sie nicht mehr fortgehen konnten, damit sie die Gefahr allerhöchstens von weitem würden sehen können. Aber dieser Käfig war mir zu spät eingefallen. Und ich hatte kein Mittel der Welt um die Eisenstangen dick genug, stark genug zu formen, damit sie nicht daraus entkommen konnten. Nur für mich waren sie stark genug. Für mich waren sie stark genug, weil ich zu schwach war. Und dieser Gedanke war lange nichts Neues mehr…
 

Ich öffnete die Tür zu Tsunades Büro, hatte nur zu deutlich die relativ unerfahrenen Ninja hinter mir wahrgenommen, die mich anscheinend verfolgen sollten, als ich mich auf den Weg zu ihr machte und hatte nicht nur deshalb außergewöhnlich schlechte Laune. Noch schlechter als sonst, wenn ich dieses Gebäude, vor allem dieses Büro betreten musste. Ich hatte keinen Gedanken daran verschwendet, an die Tür zu klopfen. Das tat ich seit diesem einen Tag nicht mehr. Aber Tsunade sagte wie immer nichts dazu, ließ mich hereinkommen, grüßte mich freundlich, fragte mich nach meinem Befinden. Schrecklich. Einfach nur schrecklich aber natürlich lächelte ich halbherzig, grüßte höflich zurück und wandte mich dann gleich wieder an die Regale, die noch nicht sortiert waren. Ich war beinah fertig in diesem Raum, doch es gab noch so viele andere Orte im Hokageturm, die ebenso schlimm wenn nicht schlimmer aussahen, als dieser hier am Anfang meiner Arbeit.
 

Der Tag verging sehr schnell, so schnell, dass ich es kaum richtig bemerkte und es war dunkel um mich herum.

Während ich mir die Augen rieb und mich streckte, machte ich eine kleine Kerze in der Ecke an und trat zurück an den breiten Tisch voller Aktenordner. Dies war einer der weniger großen Nebenräume von Tsunades Büro, ich hatte hier noch eine Menge zu tun, dennoch war ich heute ganz gut vorangekommen. Flüchtig warf ich einen Blick auf die Uhr an der Wand. Sechs Uhr. Da war noch genug Zeit, um immerhin diesen Stapel durchzuarbeiten. Seit mehreren Stunden war mir niemand mehr begegnet, also seit ich diesen Raum hier betreten hatte. Es sah ohnehin nicht so aus, als ob hier oft jemand vorbeikam aber das Chaos sprach für sich und ich wollte mir Zeit lassen mit all den Dingen, die aufgeräumt werden mussten. Wer wusste schon, wie lange ich noch auf Nachrichten warten musste? Tsunade und Shizune waren, falls ich das richtig verstanden hatte, heute außerhalb des Dorfes unterwegs und würden erst spät zurückkehren. Aber so wie es jetzt aussah, würden sie erst in der Nacht wieder hier sein und morgen weiter arbeiten.

Ich gähnte kurz und richtete meinen Blick wieder auf den Zettel in meiner Hand. Er war mindestens drei Jahre alt und lag mitten in einem ganzen Stapel aus Papieren mit Eselsohren. Hier kümmerte sich absolut niemand außer Shizune um die Ordnung und für eine Person war die ganze Arbeit einfach zu viel…so heftete und beschriftete ich noch Stunden weiter und war vollkommen in meine Arbeit vertieft, nicht ein Geräusch aus meiner Umgebung störte meine Konzentration, es war fast als wäre ich völlig allein in dem Gebäude…
 

Ich wachte auf, als etwas ziemlich Hartes auf meinen Kopf fiel und zuckte erschrocken zusammen. Mit einem leisen Murren rieb ich mir die Beule am Kopf und hob den schweren Ordner auf, der vom Tisch gerutscht sein musste. Es war stockdunkel um mich herum, die Kerze musste ausgegangen sein und ich war eindeutig neben dem Tisch eingeschlafen, als ich mich an ein Tischbein angelehnt und ein paar weitere Akten überflogen hatte. Mit zusammengekniffenen Augen erkannte ich, dass es bereits halb eins war und versuchte, mich mühsam aufzurichten. Ich streckte mich und versuchte meinen verspannten Nacken etwas zu entspannen. Das war nicht gerade die beste Position zum Schlafen gewesen…

So spät war ich lange nicht mehr hier im Hokageturm gewesen, ging es mir durch den Kopf als ich im Dunkeln nach meiner Tasche suchte und ein paar Sachen hineinstopfte. Nachdenklich trat ich zur Tür rechts von mir, doch in dem Moment, in dem ich dort ankam, hörte ich Stimmen und blieb automatisch stehen. Wer war so spät noch hier? Ich hörte genauer hin und versuchte, die Stimmen zu identifizieren. Die zweite Tür, zu Tsunades Büro, machte alles etwas dumpf, sodass ich sie nach kurzem Zögern einen Spalt öffnete und sofort alles klar und deutlich verstehen konnte. Ein paar Sekunden später erkannte ich Shizune und die Hokage persönlich und atmete erleichtert auf. Obwohl ich mir nicht wirklich viel darauf einbildete konnte ich nicht umhin zu bemerken, dass sie mich nicht bemerkten. So gern ich es allein auf meine Trainingsfortschritte zurückführen wollte, so war mir auch klar, dass es sehr spät und ein langer Tag gewesen war, sodass die Hokage und ihre Assistentin nicht mehr erwarteten, irgendetwas zu befürchten zu haben. Trotzdem spürten sie mein Chakra nicht und das war ein gutes Zeichen für meine Verbesserung. Sie redeten relativ laut.
 

„Tsunade, meinst du nicht, das alles hier sollte für heute reichen?“ Das war Shizune und ich konnte mir sehr genau denken, was sie damit meinte... Kurz darauf erwiderte Tsunade etwas und klang dabei seltsam tonlos.

„Ich habe gar nichts davon getrunken…“ Seltsamerweise konnte ich mir genau vorstellen, wie sie dort sitzen musste. Ihr Kinn auf die Hand gestützt, seitlich auf dem Sessel und mit einem mürrischen Gesichtsausdruck. Ich hatte sie schließlich schon oft so gesehen. Nur passte der tonlose Klang ihrer Stimme irgendwie nicht ganz in das Bild. Es folgte eine kurze Stille.

„Nein?“ Wieder Shizune, eindeutig ungläubig, und dabei hatte ich sie vor Augen, mit misstrauisch und unsicher hochgezogenen Augenbrauen.

„Nein, wenn ich es dir doch sage, ich habe sie ausgekippt.“ Shizune zog scharf die Luft ein. „Und die andere Hälfte hat Jiraya mitgehen lassen…“ Wieder Ruhe, in der die Arme sich wohl langsam wieder fasste

„A…aber wieso?“

„Ich kann ihr nicht helfen, Shizune.“ Stille, erschlagene Stille. Das war offensichtlich genau der Zeitpunkt, in dem ich gehen sollte. Ich hatte nicht vor zu lauschen. „Ich kann nichts für sie tun.“

Als ich einen Schritt an der Tür vorbei machen wollte, fiel mein Blick genau auf Tsunade. Sie sah nach draußen, durch das dunkle Fenster, mit einem völlig ausdruckslosen Gesicht.

„Ich kann ihr die Hand reichen. Ich kann ihr sagen, dass sie kämpfen soll. Aber ich kann ihr nicht helfen. Und sie will meine Hilfe auch gar nicht mehr…sie weiß, dass ich nichts für sie tun kann.“

Ein Schauer lief über meinen Rücken und ich versuchte, mich aus meiner Starre zu lösen. Ich sollte endlich gehen!

Shizune suchte offensichtlich nach Worten, überrascht von dieser Aussage. Ich drehte mich um und machte genau zwei Schritte, dann stoppte ich und hielt den Atem an.

„Aber sicher, Tsunade, Sakura zählt am allermeisten auf dich, du gibst ihr Halt, sie braucht dich!“ Wie in Zeitlupe drehte ich mich um, obwohl alles in mir danach schrie, den Raum sofort zu verlassen und so schnell zu laufen wie es mir nur möglich war. Wieder sah ich Tsunade und wie sie ihre Augen schloss.

„Ich habe Suchmannschaften ausgeschickt, hoch qualifizierte ANBU, Späher, alles…das Dorf erlaubt das, weil alle anderen selbst Angst haben.“ Ihr sarkastisches Lachen löste eine Gänsehaut auf meinen Armen aus, sie öffnete ihre Augen und schaute die erstarrte Shizune an, die mit dem Rücken zu mir stand. „Das Dorf hat Angst, Shizune. Das Dorf.“ Sie schüttelte ganz langsam den Kopf, ein paar Haarsträhnen umrahmten ihr Gesicht. „Sie ist erst 18…und doch trägt sie mehr Last auf ihren Schultern als die meisten anderen zusammen…“

Schweigen. Ich sollte gehen. Ich sollte endlich gehen! Doch dafür war es schon zu spät.
 

Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich an die Wand neben der Tür und lauschte weiter den Worten, die ich nicht hören wollte. Aber ich konnte nicht gehen.

„Sie behandeln sie wie einen Spielball, eine Attraktion und sie haben Angst, dass ihnen etwas zustoßen könnte. Sakura ist so viel erwachsener und reifer als sie alle. Sie trägt ihre Bürde, eine Bürde, die niemand tragen sollte, die sie niemals tragen dürfte. Und ich kann ihr nicht helfen.“, schloss sie wieder. „Ich kann rein gar nichts für sie tun. Ich finde ihn nicht. Und ich kann ihn nicht von ihr fernhalten. Er wird sie immer wieder suchen, er wird sie finden und er wird sie wieder mitnehmen, sie wird niemals sicher sein, die anderen werden sich beruhigen doch sie…sie wird immer Angst haben müssen. Aber sie hat keine…“, sagte sie plötzlich und schaute aus großen Augen zu Shizune auf.

„Sie hat keine Angst.“ Shizune erwiderte ihren Blick stumm. „Ich habe selten jemanden getroffen, der in so jungen Jahren so viel ertragen kann. So viel erträgt. Und ihre Augen…wie sie mich damit ansieht…so vorwurfsvoll. Nicht ängstlich. Wenn sie Angst hat, dann nur um die anderen. Nicht um sich selbst. Ich hätte ihr nicht sagen sollen, dass ich Kakashi, Naruto und Sasuke mit auf die Mission geschickt habe…“

„Tsunade, ich…“

„Warum will er sie mir wegnehmen?“, hörte ich plötzlich nochmal die Stimme der Hokage, meiner ehemals engsten Vertrauten neben Ino und meiner Mutter und auf einmal war ihre Stimme fremd. Es lag Angst darin. Verzweiflung. Trauer. Sorge.

Meine Hände ballten sich zu Fäusten. So hatte ich sie niemals zuvor gehört. Sie gab auf. Sie hatte aufgegeben.
 

Ich stolperte zum Tisch, sank auf meine Knie und klammerte mich am Tischbein fest. Ich versuchte, die Realität nicht aus den Augen zu verlieren.

„Warum sie? Warum kann ich sie nicht beschützen?“

„Sie…ist stark…“, sagte Shizune leise und zögerlich.

„Und selbst wenn! Vergiss dieses verdammte Wort! Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt!“

Ich hörte Tritte, Möbel die brachen, dumpfe Geräusche, die Hokage war sehr laut geworden. Und obwohl ich dem widerstehen wollte, obwohl es mir völlig falsch erschien, legte ich meine Hände über die Ohren. Ich ertrug es nicht. Ich hätte am liebsten niemals etwas davon gehört. Zu spät.

Im Zimmer nebenan kehrte wieder Ruhe ein, Shizune sprach leise auf Tsunade ein und diese verließ, nachdem sie sich eilig wieder gefasst und die kalte, ausdruckslose Maske den Platz auf ihr Gesicht zurückgefunden hatte, - ich wusste genau, wie sie das tat, ich brauchte es gar nicht sehen - mit schnellen und doch schweren Schritten das Büro, dicht gefolgt von Shizune, die das Licht ausmachte und dann hastig hinter der Hokage her lief.
 

Es war jetzt völlig dunkel hier, nicht einmal das Licht aus dem Zimmer von nebenan erleuchtete den Raum nun noch. Trotzdem saß ich hier, bewegte mich nicht, sondern starrte nur auf den Boden, die Knie mit den Armen umklammert. Irgendjemand würde sicher bald misstrauisch werden. Würde sagen, dass er mich nicht zu meinen Haus zurückkehren hatte sehen. Vielleicht würde man sogar Tsunade mit einbinden und dann würde sie wissen, dass ich alles mit angehört hatte. Ich musste aufstehen. Aber ich konnte nicht.

Ich hatte meine engste Verbündete in ihrem unverwüstlichen Mut, ihrer glänzenden Hoffnung, in ihrer Zuversicht verloren. Ich hatte keinen Kampfeswillen, wenn Tsunade sagte, dass es keine Chance gab. Ich konnte nicht mehr kämpfen, wenn sie wirklich aufgab. Ich brauchte sie. Aber ich hatte sie verloren. Und das Schlimmste war, dass sich die Verzweiflung nicht erst seit diesem Gespräch in Tsunades Herz geschlichen hatte. Nein. Sie hatte seit ihrer letzten Begegnung mit Itachi nicht mehr an mich geglaubt. Ich hatte über zwei Monate auf verlorenem Posten gekämpft und es nicht einmal geahnt. Alles umsonst.

Das Loch war wieder da. Und dieses Mal…stürzte ich tiefer als je zuvor. Genau wie ich es an jenem Tag vor dem Spiegel gewusst hatte. Und wenn in diesem Moment Kakashi oder Sasuke oder Naruto zu mir zurück gekehrt wären. Ich wäre trotzdem weiter gefallen. Denn wenn man den wichtigsten Halt verliert…dann kann auch ein dickes Seil nicht mehr retten. Nicht, wenn es eine Sekunde zu spät geworfen wird.
 

„Das Gefühl, das mich durchströmt hatte, die Schmerzen in der Brust, das alles verebbte mit der Zeit. Aber es würde nicht mehr lange dauern, bis das alles mich noch schlimmer als vorher treffen würde.“
 

„Wenn man nicht stark ist, geht man unter.“
 

„Bist du untergegangen?“
 

Es traf mich so hart. Ich schüttelte mich, zitterte, aber nicht eine Träne fand ihren Weg über meine Wangen. Ich hatte keine Tränen mehr. Ich konnte nicht weinen. Es war zu viel.
 

Wie ich es schaffte, aufzustehen, auf den Beinen zu bleiben und aus dem Zimmer zu taumeln, weiß ich nicht mehr. Irgendwie musste es funktioniert haben, denn wenige Minuten später fand ich mich auf dem Weg nach Hause wieder. Und als ich dort ankam fiel ich einfach in einen leeren Schlaf, als wäre nichts gewesen. Ich träumte dieses Mal nicht von Sasuke. Ich träumte von gar nichts. Denn das war es, was mein Leben offensichtlich bestimmte.

Der nächste Morgen war wie im Nebel. Ich war nicht mehr sicher, ob ich es geträumt hatte, ob Tsunade wirklich diese Dinge gesagt hatte, doch dann fand ich meine Tasche ausgekippt auf dem Boden des Nebenraumes von ihrem Büro und sah, wie die Tür zu eben diesem Raum noch immer leicht geöffnet war. Der Nebenraum hatte zwei Türen. Und ich war durch die gegangen, die auf den Flur führte. Sie war geschlossen. Die andere offen. Und die Bilder waren so echt, dass ich wusste, dass es kein Traum gewesen war. Während ich meine Tasche einräumte, sickerte diese Erkenntnis in mein Bewusstsein. Und dann wusste ich, dass ich Konoha verlassen musste, um entweder von ihm getötet zu werden oder aber…ihn zu töten. Ich konnte nicht bleiben. Jetzt musste ich nur noch einen Weg finden, um von hier zu entkommen.
 

Für diese Lösung brauchte ich mehrere Tage, in denen ich meiner Arbeit in den Nebenräumen weiterhin gewissenhaft nachging. Ich war nicht auffällig, nicht im Geringsten, ich kümmerte mich um die Akten und grüßte Tsunade ebenso halbherzig wie ich es auch vor ihrem Gespräch mit Shizune getan hatte. Manchmal bildete ich mir ein, etwas in ihren Augen gesehen zu haben, etwas wie ein schlechtes Gewissen, Mitleid…solche Dinge. Doch das kümmerte mich nicht mehr. Denn ich hatte nicht vor, mit jemandem zu reden, der mich so sehr aufgegeben hatte, ohne dass ich davon gewusst hatte.

Der einzige Unterschied zu vorher, der mich vielleicht hätte verraten können, war dass ich ununterbrochen schwieg. Ich grüßte die Hokage und ich verabschiedete mich von ihr, wenn sie mich etwas fragte, dann antwortete ich, doch mehr bekam niemand von mir zu hören. Es war beinah nur noch ruhig. Doch dabei konnte ich umso besser nachdenken, deshalb war ich froh darüber. Obwohl froh sein in diesen Tagen ein Gefühl war, das mir absolut fremd vorkam.
 

Nach drei Tagen hatte ich endlich einen Weg gefunden, ich musste allerdings noch etwas warten, noch genau zwei Tage, bis ich meinen Einfall umsetzen würde können. Der Plan war einfach. In zwei Tagen fand ein Fest statt, ja, Tsunade war tatsächlich gewillt genug, ein Fest stattfinden zu lassen, wo sie doch so sehr mit meinem eigenen Schicksal beschäftigt war. Zu meinem eigenen Glück, denn bei diesem Fest war ein großes Sicherheitsaufgebot von Nöten. Nicht an den Toren, sondern im Dorf, weil dort die gefährlichsten Punkte waren. Das bedeutete für mich, dass die Tore weniger besetzt waren und dass es leichter werden würde, die Wachen zu betäuben.

Denn das war die Wahrheit, ich hatte vor, ein Verbrechen zu begehen, die Beschützer Konohas anzugreifen, mein Dorf mehr oder weniger zu verraten. So weit war es mit mir gekommen. So weit, um endlich einen Schlussstrich zu ziehen. Und ich konnte diese zwei Tage kaum noch abwarten.
 

Wie jeden Morgen war ich auch am nächsten Tag wieder früh im Büro von Tsunade. Noch einen Tag länger warten, nur einen…

Ich kümmerte mich um den nächsten angrenzenden Raum und hörte nur halbherzig zu, was Tsunade mit Shizune besprach, es schien nicht weiter wichtig zu sein und ich pustete ein paar Haarsträhnen aus meiner Stirn. Gelangweilt griff ich nach dem nächsten Stapel Papiere und bemerkte nur nebenbei wie es an Tsunades Tür klopfte und sie die Person hereinbat. Es war ein seltsamer Tag heute, bewölkt und regnerisch aber so warm und schwül, wie lange nicht mehr. Irgendetwas störte mich daran, es war ein Gefühl, das mich schon den ganzen Morgen verfolgte und nicht besser, sondern immer unangenehmer wurde…

„Tsunade-sama!“ Eine Männerstimme ertönte im Raum nebenan und der dringliche Tonfall, der schnelle Atem, das laute Auftreten des Mannes erweckten meine Aufmerksamkeit. Ich hielt inne und lauschte auf seine nächsten Worte. „Hokage-sama! Ich habe eine wichtige Nachricht zu überbringen!“ Hörte Tsunade ihm nicht zu oder wieso wurde er so eindringlich?

„Was ist passiert?“, fragte sie ihn ruhig. Ich spannte mich an, der Gedanke, dass ich seit Tagen auf eine Nachricht wartete, eine Nachricht, welche auch immer, machte mich nervös. Doch dieser Mann würde nichts über die Mission, die mich am meisten interessierte, wissen oder?

„Ich habe es gestern gehört und bin dann sofort aufgebrochen, um es euch zu berichten, es ist eine Katastrophe…“ Wovon sprach er? Wieso konnte er sich nicht endlich klarer ausdrücken?

„Was beinhaltet deine Nachricht?“ Tsunade klang nicht mehr so ruhig wie eben noch…

„Es geht um die Mission, die vor ein paar Wochen gestartet wurde, die…“

„Welche Mitglieder waren dabei?“, unterbrach sie ihn barsch. Ich zitterte leicht und versuchte dieses Gefühl abzuschütteln, das meinen Rücken entlang wanderte.

„Ein paar weniger bekannte ANBU, vor allem aber das alte Team 7…“

„Was sollst du mir berichten?“ Unerträgliche Sekunden vergingen. Schweigen. Mein Herz klopfte unerträglich laut gegen meinen Brustkorb.
 

„Kakashi Hatake ist nicht mehr am Leben…“
 

Leere. Und ein klingendes Geräusch in meinen Ohren. Der Ordner fiel aus meiner Hand. Meine Knie knickten ein. Der Raum um mich herum drehte sich.

„Nein…“

Ein Flüstern in einem Wirbel aus Schwarz und Grau.

„Nein…“

Wie viel Zeit verging? Wie viele Sekunden, wie viele Minuten war ich hier festgefroren? Wie lange hatte mein Herz aufgehört zu schlagen?

„Wie…?“ Ein ersticktes Flüstern aus dem Raum nebenan. Die Lautstärke schwankte.

„Man hat ihn gefunden…mit schweren Verletzungen, an der Grenze eines unabhängigen Dorfes. Er war bereits tot, als man ihn entdeckte. Er…“ Ich hörte nichts mehr. Jetzt war alles still. „Kakashi…“ Ich sackte weiter nach unten, rutschte mit den Händen am Tisch herab. Dann kamen meine Knie auf dem Boden auf. „Kakashi…“

„Sakura!“ Tsunade kam in den Nebenraum. Sie blieb im Türrahmen stehen und ich sah langsam zu ihr nach oben.

„Kakashi…“, flüsterte ich, doch es klang viel lauter in meinem Kopf wieder. „Kakashi…“ Ihre Augen weiteten sich, dann sprang sie auf mich zu und riss mir etwas aus den Händen. Mein Kunai? Wie war es dorthin gekommen? Es war neblig in meinen Kopf. Ich hatte es gewusst…

„Sakura, hör mir zu…“ Ich konnte nicht. Ich konnte ihr nicht zuhören. Wieso? Warum er…? „Sakura!“ Sie schüttelte mich an den Schultern, hielt mich in einem festen Griff. Es tat weh. „Sakura…“ Sie wiederholte immerzu meinen Namen, was sollte das?

„Ich habe es gewusst.“ Sie zog scharf die Luft ein. „Ich habe es genau gewusst. Es musste so kommen…“

„Sakura, was redest du denn da? Wir wissen noch nichts. Wir müssen auf mehr Informationen warten!“ Ich schüttelte ihre Hand ab, griff nach ihren Handgelenken.

„Ich habe es gewusst…“ Sie starrte mich an und ich erkannte das blanke Entsetzen in ihrem Blick. Warum hatte sie sie dorthin geschickt? Ich hatte es gewusst… Ich brauchte ihr nicht sagen, dass ich es bereits vorausgesagt hatte, sie sah es in meinen Augen und ihre Hände sanken herab. Ich ließ sie los und richtete mich auf. „Ich muss nach Hause, Tsunade.“ Sie reagierte nicht, saß stumm da und schaute ins Leere. „Ich muss jetzt gehen…“

So ließ ich sie zurück und verließ den Hokageturm.
 

Niemand achtete auf mich, alle hatten gerade von seinem Tod gehört, es war viel zu einfach…

Ich lief durch das Dorf und auch dort konnte ich es schon überall hören. Dann kam ich an die Schwelle, die es mir erlaubte nicht mehr zuhören zu müssen, weil die Nachricht sich bis hierher noch nicht verbreitet hatte. Ich hatte keine Sachen gepackt, alles was ich bei mir hatte, waren meine Waffen und meine Medic-Nintasche. Immer weiter lief ich durch Konoha und erreichte das Tor. Nur zwei Ninja standen davor. Ich kannte sie sogar, doch sie schienen bereits davon gehört zu haben, denn sie standen vollkommen geschockt an der Seite und waren mit sich selbst beschäftigt, weshalb sie mich einfach passieren ließen.

Kein Verbrechen, weil er gestorben war? Was sollte das sein, ein Witz? Ironie? Ich hätte tausend Verbrechen begangen, wenn er dafür noch am Leben gewesen wäre…

Ehe die ersten Tränen einen Weg über meine Wangen finden konnten, rannte ich los und erstickte sie im Keim. Ich ließ sie nicht gewinnen, sondern sprang in die nächsten Bäume und konzentrierte mich auf meinen Weg. Ich musste sie finden, sie finden, bevor ich auch sie verlieren würde. Nicht auch noch sie…
 

Die nächsten Stunden zogen an mir vorbei, als wäre ich gar nicht da, als wäre die Zeit für mich stehen geblieben. Alles bewegte sich, nur ich bewegte mich keinen Millimeter, gefangen mitten in der Stille. Ich hatte keine bestimmte Route, ich folgte einfach dem Weg, den meine Füße wählten und hatte bald die Grenze Konohas hinter mir gelassen. Als es dunkel wurde, musste ich anhalten, egal wie lange ich versucht hatte, meine schwachen Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, ich hatte nichts sehen können, ich musste die Dämmerung abwarten.

Ruhelos schritt ich zwischen den Bäumen umher, ich konnte nicht sitzen und ich konnte nicht schlafen. Ich wollte es nicht glauben. Konnte es nicht glauben. Aber warum sollte es nicht stimmen? Er war nicht unbesiegbar und er war nicht unsterblich…sein Gegner spielte nicht mit fairen Mitteln…aber ich wünschte mir so sehr, dass es nicht stimmte! Er konnte doch nicht einfach fort bleiben, er musste zurück kommen…aber er würde es nicht…aber ich wollte es so sehr! Meine Gedanken wurden immer wirrer, ich versuchte mich auf meine Atmung zu konzentrieren, mich zu beruhigen.

Hier war nicht der richtige Ort, um schwach zu sein.

Irgendwann legte ich mich auf den Boden und sah einen absolut klaren Sternenhimmel, funkelnde Sterne über Sterne, wo immer ich hinschaute. Das war nicht fair…

Es schien kein Mond. Neumond…genau im richtigen Moment, genau dann, wenn Helligkeit nur dieses absolut perfekte Bild über mir zerstört hätte. Ich kämpfte gegen die plötzliche Müdigkeit an. Doch Augenblicke später verlor ich und fiel in die Tiefen eines traumlosen Dämmerschlafs, ich nahm nicht mehr wahr, was real und was Traum war, bis ich plötzlich hochschreckte und mich durch meinen eigenen Schrei erschreckte. Ich schwitzte, mein Atem ging doppelt so schnell und mein Herz…mein Herz schlug so hastig wie nie zuvor, es stolperte, ich konnte mir nichts anderes vorstellen, als dass es zerspringen müsste, zerbrechen…

Dieses Mal weinte ich wirklich. Ich konnte die Tränen nicht mehr aufhalten. Wie kleine Perlen rannen sie über meine Wangen und ich starrte auf den Boden. Das konnte doch nicht die Realität sein. Es konnte nicht wahr sein…

„Kakashi!“ Mein Schluchzen wurde von irgendwo zurückgeworfen und verzerrt. „Bitte nicht…!“ Mein Gesicht in den Händen verborgen, sank ich auf meine Knie, der Schmerz in meiner Brust wurde immer schlimmer. „Bitte nicht…“
 

Der Morgen kam, die Dämmerung erhellte den Wald um mich herum und ich blinzelte leicht, kleine Lichtpunkte tanzten auf meiner Nasenspitze und ich richtete mich auf. Strahlender Sonnenschein, keine einzige Wolke am Himmel, Wärme…

Langsam stand ich auf und sah zur Sonne, die in einem strahlenden Gold aufging und alles in ihr glitzerndes Licht tauchte. Surreal. Unecht. Falsch. Ruckartig wandte ich mich wieder ab, griff nach meiner Tasche und setzte meinen Weg fort, dieses Mal mit einem Ziel vor Augen. Ich wusste die ungefähre Richtung des Akatsukihauptquartiers, das war mein einziger Anhaltspunkt, auch wenn Tsunade gesagt hatte, dass…er…sich nur ein paar Dörfer von uns entfernt aufhalten konnte. Wie sollte ich dort jemals einen von ihnen finden? Ich musste es erst bei den anderen Akatsuki versuchen, vielleicht würde er dann auch schon wieder dort sein… Ich rannte wieder los, sprang in die Bäume und hetzte weiter, immer weiter. Solange bis ich einen von ihnen gefunden hatte. Zumindest einen…

Der Tag verging ebenso schnell wie der andere und ich war bisher nicht einer Menschenseele begegnet. Niemandem. Als wäre ich völlig allein auf der Welt. Dieser Gedanke ließ mich noch schneller laufen, egal wie dunkel es war, noch einmal würde ich nicht solch eine Nacht durchmachen.

Ich verlor mein Zeitgefühl, langsam aber sicher, wusste ich nicht mehr, wann ich aufgebrochen war, wie lange ich schon unterwegs war, alles wurde von einem dichten Schleier bedeckt und es wurde unmöglich, mich in diesem Zeitfenster zu orientieren. Also lief ich einfach so weiter, ohne zu wissen wie viel Zeit bereits vergangen war, seit… Ich schüttelte den Kopf und erhöhte mein Tempo noch, dieser Gedanke verfolgte mich unerträglich, schoss immer wieder durch meinen Kopf, so etwas konnte man nicht verdrängen. Trotzdem versuchte ich es.

Bis ich einen Ast übersah, in der letzten Sekunde auswich und taumelte. Dann verlor ich das Gleichgewicht, ich konnte nichts sehen, spürte wie die kalte Nachtluft an mir vorbeizog und griff wie blind nach irgendeinem Halt, den ich nicht fand. Doch ich berührte einen Ast, konnte mich damit abbremsen, riss meine Handfläche auf. Bis ich auf dem Boden aufkam und die Luft aus meinen Lungen gepresst wurde, als ich mich abrollte.
 

Die plötzliche Stille, die mich umhüllte war unheimlich und wurde erst von einem tiefen Atemzug unterbrochen, meinem Atemzug, als meine Lunge wieder in der Lage war, Sauerstoff aufzunehmen. Ich war wie betäubt, setzte mich langsam auf, versuchte in der schwarzen Dunkelheit um mich herum meine Verletzungen zu überprüfen.

Meine Handfläche der rechten Hand blutete, selbst wenn ich es nicht sehen oder spüren konnte, so ertastete meine andere zittrige Hand die warme Flüssigkeit, die sich langsam ausbreitete, mein Rücken, meine Schulter musste etwas abbekommen haben aber vielleicht hatte ich Glück und es lag nur an einer der harten Wurzeln, auf denen ich gelandet war, dass sich alles so taub anfühlte. Ich erkannte keine Brüche, höchstens anfängliche Prellungen und ein paar Kratzer. Und obwohl ich jetzt schon heilendes Chakra hätte einsetzen sollen, damit die Schmerzen am nächsten Morgen nicht so schlimm sein würden, ließ ich es bleiben. Ich legte mich zurück, genauso wie ich dort war und sah mich dieses Mal einem bewölkten, absolut dunklen Himmel entgegen. Ich war am Leben – und er war es nicht.
 

Ich wurde geweckt von einem dumpfen Schmerz in meiner Schulter. Blinzelnd öffnete ich meine Augen und stellte fest, dass es gerade erst dämmerte, meine Umgebung war noch voller Schatten, nur ein rosa Schimmer links von mir zeigte mir, dass der Morgen angebrochen war. Es war keine gute Idee gewesen, mit einem unversorgten Rücken und einer verletzten Handfläche auf dem harten Waldboden zu liegen aber das hatte ich ja bereits gewusst. Das Aufrichten schmerzte noch mehr, bis ich schließlich halbwegs saß und meine Hand mit etwas Licht betrachten konnte. Sie sah böse aus, blutverschmiert und mit losen Hautfetzen über die ganze Fläche verteilt. Dreckig. Das war nicht gut.

Ich hob den Kopf und lauschte auf meine Umgebung. Wenn ich Glück hatte, dann war ein Fluss oder See, irgendein Gewässer in der Nähe, denn das brauchte ich definitiv um die Wunde auszuwaschen, vorher würde es nicht besonders viel nützen mein Chakra einzusetzen, es wäre eher noch wahrscheinlicher, dass sich die Hand entzünden würde.

Mit einiger Mühe machte ich mich auf die Suche, nur kurz hatte ich noch auf der Stelle verharrt, den Blick auf die Bäume über mir gerichtet, die Bäume und die vielen Zweige, die auf dem Boden um mich herum verteilt waren. Ich war ziemlich tief gefallen und der Ast, den ich im letzten Moment ergriffen hatte, zeigte nur zu deutlich, warum meine Hand jetzt aussah wie sie aussah.

Ruhig suchte ich nach einer Wasserquelle und wurde etwas später sogar fündig, ein dünner Fluss schlängelte sich durch diesen weniger bewachsenen Teil des Waldes und ich blieb auf einer kleinen Lichtung stehen, hockte mich vorsichtig neben das Wasser und wusch die Wunde aus. Es brannte nur halb so sehr, wie ich angenommen hatte, die Taubheit hielt noch immer an und so war ich bald damit fertig, setzte Chakra ein um die Haut langsam zu regenerieren, holte einen Verband aus meiner Tasche und umwickelte meine Hand damit. Nach ein paar vorsichtshalber sehr langsamen Dehnungen, stellte ich fest, dass mein Rücken tatsächlich gut davon gekommen war und ich konnte wieder aufbrechen, immer in dieselbe Richtung, sehr weit konnte ich nun nicht mehr entfernt sein, von meinem Ziel, dem Hauptquartier.
 

Als ich das nächste Mal anhielt, war es nicht wegen der Dunkelheit, nicht wegen meinen Verletzungen oder den Schmerzen, die sich nun doch eingestellt hatten. Ich hörte nahende Schritte oder eher Sprünge, nachdem ich festgestellt hatte, dass diese Personen sich über die Bäume fortbewegten.

Es dämmerte und der Wald war in ein trübes Licht getaucht, das mehr verbarg als erhellte, ich überlegte nur kurz und dann versteckte ich mich hinter ein paar Bäumen und Steinen, mein Chakra absolut unterdrückt. Ich war allein und obwohl ich ziemlich sicher war, dass dies keine feindlichen Ninja waren, so war es besser niemandem zu begegnen. Sie näherten sich ziemlich schnell, diese Personen waren definitiv Kämpfer, ansonsten würden sie in einer so wenig beleuchteten Umgebung wie andere Leute auch auf dem Boden reisen, doch es fiel ihnen scheinbar mühelos leicht, hoch oben in den Ästen mit einem enormen Tempo voranzukommen. Obwohl es wohl kaum nötig war, hielt ich den Atem an und versuchte meine gesamte Umgebung so gut wie möglich im Blick zu behalten. Wie viele waren es?

Ich schätzte die Gruppe auf fünf bis sechs Leute, mehr Männer als Frauen, was ich nur von dem Aufkommen ihrer Füße ableiten konnte, also von ihrem Gewicht. Sicher war ich mir jedoch nicht und deshalb froh, als sie an mir vorbei waren. Ich wartete noch einen Moment, dann trat ich aus meinem Versteck hervor und keuchte, als ich ganz plötzlich eine Kunaiklinge an meinem Hals spürte. Die Person war hinter mir und ich handelte sofort, hob ein eigenes Kunai, duckte mich blitzschnell unter dem anderen weg und kreuzte unsere beiden Klingen. Das Auftreffen von Metall auf Metall hinterließ ein unnatürlich lautes Geräusch in der schläfrigen Stille der Dämmerung.
 

Es war ein Mann, nicht besonders viel älter als ich und trotzdem so gut, dass ich ihn nicht bemerkt hatte. Beinah nicht rechtzeitig.

„Wen haben wir denn da? Ich wusste doch, dass ich etwas gespürt habe…“ Forschend blickte ich ihm ins Gesicht, drückte mein Kunai von seinem ab und machte einen Satz nach hinten.

„Eine Kunoichi also…“ Er ließ seine Waffe etwa auf Hüfthöhe sinken und musterte mich. Dann fiel sein Blick auf mein Stirnband und er runzelte die Stirn. „Aus Konoha? Warum versteckst du dich vor uns?“ Er hatte kein Stirnband um und somit war der Grund eigentlich offensichtlich. Er schien das in diesem Moment auch zu erkennen und nickte verstehend, während er in eine seiner Taschen griff und sein Hitai-ate hervorzog, es sich ohne zu zögern umband und dann wieder zu mir schaute. Amegakure… Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, doch das fiel mir verdammt schwer.

„Was machst du hier ganz allein?“

Er machte einen Schritt auf mich zu und ich blieb stehen, ließ ihn dabei jedoch nicht aus den Augen. Sein Kunai ließ er nun komplett sinken, er steckte es sogar in seine Tasche zurück. Während er sich umsah kam er ganz langsam noch etwas näher, völlig beiläufig und glaubte dabei, dass mir das entgehen würde. Zu nah.

Ich verbreiterte meinen Stand ein wenig, noch unauffälliger als er und verstärkte den Griff um mein Kunai. Ein Stechen in meiner Hand verlangte für eine Sekunde meine Aufmerksamkeit, doch ich versuchte, es zu ignorieren.

„Wo ist dein Team? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man ein Mädchen wie dich einfach hier allein lässt?“ Er formulierte alles wie eine Frage und wie harmlos er dabei wirkte…ich konnte mir vorstellen, dass er damit ziemlich oft Erfolg hatte.

Natürlich unterschätzte er mich. Diese Erfahrung hatte ich wahrlich oft gemacht aber der Effekt hatte sich dadurch nicht im Geringsten gemindert – er hatte sich eher verstärkt, denn ich hatte durchaus gelernt, ihn für mich zu nutzen. Er drehte den Kopf wieder zu mir, dieses Mal wirklich nah und ich machte mich bereit.

„Sprichst du nicht? Ich werde dir nicht schaden, ich bin selbst auf einer Mission unterwegs…“
 

Als er seine Hand anhob und sie zu meinem Gesicht führte, packte ich ihn am Handgelenk.

„Was willst du von mir?“, fragte ich kalt und sah wie seine Augen sich vor Erstaunen ein Stück weiteten.

„Ganz ruhig, ich dachte nur…“

„Was dachtest du?“ Er starrte mich nachdenklich an, dann schien er endlich festzustellen, dass er seine Taktik ändern musste. Er griff mit seiner anderen Hand zu der Stelle, an der ich ihn festhielt und versuchte meine Hand von seinem Arm zu lösen, ich lockerte meinen Griff und ließ ihn gewähren.

„Was tust du hier?“

„Das geht dich nichts an.“

„Glaubst du nicht, dass du dir damit selbst schadest, Kleine?“ Diese Frage war eindeutig keine Antwort wert, ich drehte mich um und setzte meinen Weg fort, während er bewegungslos hinter mir stehen blieb. Dann kam wieder Leben in ihn und er machte einen Satz vor mich. „Warte mal, Schätzchen. Ich denke nicht, dass du schon gehen solltest…“

„Geh mir aus dem Weg.“ Er lächelte und blieb wo er war. Als ich an ihm vorbei gehen wollte, packte er mich am Arm und das war das Signal, ihm zu zeigen, wer ihm gegenüber stand.

Ich riss seine Hand mit meiner los, drehte mich vor ihn und warf ihn über meine Schulter. Normalerweise hätte ich das ohne mit der Wimper zu zucken getan, doch als er sich abfing und auf seinen Füßen landete, knickte ich kurz ein und keuchte leise. Meine Schulter…

„Nett…“, sagte er leise und seine Stimme, sowie sein breites Grinsen widerten mich an. Dies war kein guter Moment für eine Begegnung mit mir.
 

Er sprang vor, wollte mich an einen Baum drängen und griff nach meinem Hals, doch bevor er das tun konnte, richtete ich mich auf, hob mein Kunai vor die Brust und trat nach ihm. Ich traf ihn in den Bauch, sprang vor und holte mit der linken Hand aus, um ihn am Kopf zu treffen, meine Chancen standen gut, es war viel zu einfach und er offensichtlich viel zu überrumpelt um sich zu wehren. Doch als sich ein stechender Schmerz durch meine rechte Schulter zog, wusste ich dass ich mich verschätzt hatte und als er mit seiner Faust ausholte, konnte ich nicht anders als meine rechte Hand zu heben, um seinen Schlag abzufangen. Er traf genau meine Handfläche und ein kleiner Schmerzenslaut entkam aus meinem Mund. Sein Grinsen wurde breiter, während er sich mit der anderen Hand noch kurz den Bauch hielt.

„Mistkerl…“, zischte ich leise, die Hand bewegungslos neben meinem Körper. Das Bewegen tat weh, also musste ich das schnell hinter mich bringen.

„Nur keine Zurückhaltung bitte, zeig mir, wozu du fähig bist kleine Kunoichi…“ Mein gesamter rechter Arm war wegen meiner nun noch mehr verletzten Schulter und Hand nicht mehr vernünftig einzusetzen, deshalb verlagerte ich mein Gewicht leicht und konzentrierte mich auf meinen anderen Arm. Er wich meinen Schlägen gekonnt aus, doch seine Bewegungen waren langsam, träge, wenn ich keine Schmerzen gehabt hätte, dann wäre diese Sache hier schon längst vorbei…

Ich hatte ihn auf den Boden geworfen, das Kunai an seinen Hals gehalten, als ich Schritte und Rufe hörte.

„Goro!“ Ich warf ihm einen erschrockenen Blick zu. Die anderen waren zurückgekehrt.

„Nur die Ruhe, Schätzchen…sie sind genauso nett wie ich…“

Er grinste sogar in einer Situation wie der seinen noch, seiner Sache viel zu sicher und so schnitt ich ihm mit kalten Augen in den Hals, nicht tief, dennoch schmerzhaft und blutig genug um ihn auf den Boden zu zwingen. Er japste auf und griff sich an den Schnitt, doch ich war bereits aufgesprungen und orientierte mich kurz. Ich war nicht gerüstet für einen Kampf mit noch mehr Ame-Nin, nicht umsonst war dieses Land bekannt für Attentäter, die oft abtrünnig waren und nicht besonders viel auf diplomatische Beziehungen gaben.
 

Ich rannte so schnell es mir möglich war, doch meine Schritte konnte ich dadurch nicht besonders leise halten und ein paar Minuten später waren sie mir bereits auf den Fersen. Das war absolut schlecht…

Ich versuchte, mein Tempo zu erhöhen, doch da wurde ich umgeworfen und am Boden gehalten, eine Klinge an meinem Hals. Einer von ihnen saß auf meinem Rücken, dem Gewicht nach eher eine, doch es reichte um mich das Gesicht schmerzerfüllt verziehen zu lassen.

„Na also…eine kleine Kunoichi aus Konoha…Goro hat ganz schön nachgelassen, wenn er von so einem Püppchen verletzt werden konnte…“ Diese Frau hatte eine Stimme, die sich permanent wie ein Kreischen anhörte.

„Geh runter von mir, du Miststück…“, ächzte ich leise und versuchte ein Zischen daraus zu machen, was mir jedoch nicht besonders gut gelang. Sie stützte einen Ellbogen genau auf meine Verletzung an der Schulter…

„Hast du was gesagt, Prinzessin?“ Sie lachte so hoch, dass es in meinen Ohren schmerzte. Wütend schloss ich die Augen, sammelte Chakra und nutzte den Moment aus, warf sie in einer schwungvollen Bewegung von mir herab und sprang auf.

Erneut knickte ich leicht ein, doch immerhin stand ich wieder. Zischend rappelte sie sich ebenfalls auf und jetzt konnte ich auch sagen, wie viele in der Gruppe waren.

Es waren sieben. Und nur zwei Frauen. Alle aus Amegakure.

Das würde ich niemals schaffen.
 

Es blieb mir nichts anders übrig, mich trotzdem auf einen Kampf einzulassen, zwei von den Kerlen sprangen auf mich zu, der eine traf meine Seite, der andere wurde von meinem Kunai gestreift, während ich mit einem Salto ausweichen wollte. Meine verdammte Schulter…damit konnte ich mich nicht genug bewegen!

„Wieso ist sie allein?“, hörte ich die andere Frau mit einer weniger hohen Stimme fragen hören, während die zwei Männer wieder nach mir zielten.

„Wo ist ihr Team?“ Da konnten sie lange suchen…

Ich hatte einen kurzen Moment volles Bewegungsfreiheit, weil ich rechtzeitig ausweichen hatte können und nutzte ihn, um meine Faust auf den Boden vor mir niedersausen zu lassen. Einer von den beiden fiel in den breiten Spalt, der andere taumelte, erschrocken von diesem plötzlichen Angriff. Doch es waren nicht nur diese beiden in der Gruppe. Und es waren keine Anfänger.

Nur wenige Minuten später war ich bereits so oft getroffen worden, dass ich nicht mehr angriff, sondern nur noch versuchte mich zu verteidigen. Genauso wie in meinen Trainingskämpfen mit Sasuke…

Ehe ich wieder zurück ins Hier und Jetzt finden konnte, bekam ich einen harten Schlag auf die Schläfe ab und schwankte leicht zur Seite. Das war aussichtslos. Mein Sichtfeld wurde unscharf. Ich spürte etwas warmes, wo er mich getroffen hatte.

Und dann ganz plötzlich hatte ich keinen Grund mehr zu kämpfen. Ich spürte, wie sie mich weiter angriffen, doch ich tat nichts mehr um mich zu wehren. Warum auch? Warum noch weiter quälen, wenn es doch keinen Sinn hatte? Er war tot.
 

Ich schloss meine Augen um das verschwommene Bild von vier gleichzeitig angreifenden Ame-Nin auszublenden und verharrte ganz still, wo ich war. Geduldig wartete ich auf die neuen Schmerzen. Doch sie blieben aus. Sekunde um Sekunde verstrich und es geschah nichts.

Was war da los? Verwirrt versuchte ich meine schweren Lider anzuheben und erkannte in einem wirbelnden Farbschleier, wie ein neuer Umriss zu den anderen sieben dazu gekommen war.

Doch dieser war viel kleiner…ich kniff die Augen zusammen, strengte mich an mehr zu erkennen und stieß einen kurzen Schrei aus, als ich meinte zu erkennen, wer das war…das war unmöglich…die Kraft verließ mich, das spürte ich ganz deutlich, zurück blieb ein violetter Schimmer, der sich überall vor dieser Person, die bei mir stand ausbreitete und ich glaubte sogar zu sehen, wie die anderen Umrisse zurück traten…doch ich konnte das nicht mehr überprüfen. Meine Beine trugen mich nicht mehr und ich sank zu Boden, eine glockenhelle, sehr bekannte Stimme in meinem Ohr, die nicht hier sein konnte…

„Sakura-chan…es ist alles gut, sie sind weg…“

Nichts war gut. Gar nichts. Doch ich war nicht einmal stark genug, das noch auszusprechen. Es wurde dunkel um mich herum, die Stimme leiser und dann…fühlte ich nichts mehr.
 

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...

Ich sollte eindeutig kürzere Kapitel schreiben...

Diese Absätze machen mich wahnsinnig! Aber gut. Bis zum nächsten Hochladen habe ich mich davon wieder erholt, hoffe ich ;-)

War euch persönlich das Chap zu lang? Und die letzten Passagen im Wald zu langweilig und überflüssig? Ich wollte Sakura nicht ohne Unterbrechung einfach so durch die Gegend laufen lassen aber ich bin wohl wieder etwas ausschweifend geworden...Wie auch immer.^^ Ich freue mich auf eure Kommentare! :-)

"Was nicht sein kann..."

Hi!^^

Willkommen zum neuen Chap, hier kommt mehr oder weniger die Auflösung :P

Ihr habt ja alle tapfer versucht, herauszufinden wer es ist, den Sakura da sieht, bevor sie ohnmächtig wird. Ich bin sicher, dass nicht eine von euch das hier erwartet hätte. Aber ich hoffe, ihr lest trotzdem weiter :-)

Ich mag dieses Kapitel, auch wenn es wieder hauptsächlich Sakuras Inneres darstellt. Ich habe mich bisher natürlich noch nie daran versucht, Trauer realitstisch darzustellen aber ich hoffe, dass es mir gelungen ist.

Noch einmal kurz zum Ablauf für die letzte Kapitel:

Der Grundriss ist gelegt und ich weiß, wie ich es enden lassen will. Aber ihr müsst euch keine Sorgen machen, dass jetzt jedes Kapitel das letzte sein könnte. Es gibt noch ein paar Dinge, die ich aufklären muss und daher werden es noch ein paar Chaps sein. Ich infromiere euch rechtzeitig, wenn ihr zu den letzten paar Kapiteln kommt, alles klar?^^

Dann viel Spaß mit dem neuen Chap und ich bedanke mich hiermit offiziell für über 482 Kommentare und 86 Favoriteneinträge! Ihr seid unglaublich, meine wundervolle Unterstützung und ich freue mich riesig über das Interesse an meiner ff, die immerhin meine allererste ist und bei der ich nicht mit so viel Begeisterung gerechnet hätte. Ihr habt meinen herzlichsten Dank und ich hoffe, dass wir alle das Ende zusammen gut durchstehen! :D

gggglg PinkLady18 <3
 

*Kerzen aufstell, weil mir so schön danach ist*

*Kuchen, Kekse, Bonbons und einen Obsteller aufstell*

*Getränke dazuschlepp*

Film ab!
 

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72 „Was nicht sein kann…“
 

„Sakura-chan…Sakura-chan…“

Es war dieselbe Stimme, die ich mir eben schon eingebildet hatte. Warum gerade sie? Wir hatten uns so lange nicht gesehen…was für ein verrückter Traum…

„Sakura-chan, du bist doch wach! Mach die Augen auf!“

Aber das war das, was ich im Moment am Wenigsten wollte…ich wollte schlafen, nichts mehr sehen, nichts mehr hören, nichts mehr spüren… „Sakura-chan!“ Eine kleine Hand berührte meine Wange, zu zurückhaltend um mich wirklich zu schlagen, es war ein leichtes Drücken und ich fragte mich, was dieser seltsame Traum von mir wollte. „Mach die Augen auf!“ Die Stimme klang jetzt so drängend, dass sie gar nicht mehr so sehr zu der Person passte, die ich damit verband. So hatte ich sie noch nicht gehört…

„Sakura-chan!“

„Ja Ari, meine Güte, was ist denn?“ Meine krächzende Stimme durchbrach die Stille und ich riss die Augen auf, wollte mich aufrichten, doch ihre sanften Kinderhände hielten mich davon ab. „Sakura-chan…“, sie flüsterte, klang dieses Mal einfach nur…erleichtert. War das wirklich Ari? Und lag ich gerade wirklich in ihrem Arm mitten in der Dämmerung im selben Wald, in welchem ich von den Ame-Nin…

„Ari?“ Sie strahlte. „Ich…Ari?!“

„Ja, ich bin es! Lange nicht gesehen, was?“ Das war zu viel für meinen Kopf.

„Was machst du hier? Was ist mit den Ame-Nin, wie bin ich hierher gekommen?!“ Es war absolut verwirrend.

„Sakura…“ Durcheinander suchte ich ihren Blick.

„Was ist passiert?“

„Ich habe dich gefunden, als du von diesen Ame-Nin vollkommen fertig gemacht wurdest, sieben gegen eine, ich dachte schon, es wäre zu spät…“ Sie wirkte nachdenklich, als sie mir das erzählte. „Ari, du bist ein Kind…ich meine…wie hast du das gemacht? Wer hat mich gerettet?“ Jetzt kehrte das verschmitzte Lächeln auf ihr Gesicht zurück, während sie gleichzeitig ihre Hände in die Hüften stützte.

„Ein Kind? Ich bin die Tochter unseres Dorfoberhauptes, meine Ninjaausbildung hat bereits angefangen, als ich zwei war und…“ Sie machte eine kurze Pause, in der ich sie noch immer absolut durch den Wind ansah. „…ich habe ein Bluterbe, wieso unterschätzt du mich nur immer so?“

Das war doch ein Witz oder? Was ging hier vor?

„Ich habe diese Leute mit einem geheimen Jutsu abgewehrt, ich muss dir nicht erklären, wie es funktioniert, ist vielleicht ein bisschen viel in deinem jetzigen Zustand und alles…aber es ist ganz nützlich, vor allem für ein Kind wie mich…“ Sie schaute mich vorwurfsvoll an. „Aber wie auch immer…wo wir gerade dabei sind. Wie geht es dir? Hast du noch starke Schmerzen?“ Ungläubig schüttelte ich den Kopf über so viel wirres Zeug. Ich kam nicht hinterher.
 

„Sakura? Hallo? Wie geht es deinen Verletzungen? Was ist mit deiner Schulter, kannst du sie wieder bewegen?“ Mit großen Augen fixierte ich sie.

Nachdem sie mich eine Weile auffordernd angesehen hatte, bewegte ich prüfend meine Schulter. Ein leichtes Stechen aber kein Vergleich zu vorher.

„Was hast du gemacht?!“ Sie grinste selbstgefällig. „Warum bist du überhaupt hier? Dein Dorf ist doch ganz woanders?!“

„Ich bin bei meiner Großmutter, sie wohnt nicht weit von hier in einer alten Waldhütte. Sie hat eine Menge nützliche Tricks für Verletzungen aller Art. Deshalb bin ich eigentlich auch hier, abgesehen davon, dass ich ihr Gesellschaft leisten soll…“

Meine Gedanken schweiften ab und ihr Geplapper sank in den Hintergrund. Ich wurde gerettet von einem kleinen Mädchen? Von Ari? Mitten im Nirgendwo? Das konnte unmöglich sein. „Hör auf, so ein Gesicht zu machen. Wenn du mir schon nicht zuhören willst, dann lass uns sehen, ob du aufstehen kannst, ich muss zurück zu meiner Ma, sie hat mich ausgeschickt um ein paar wichtige Kräuter einzusammeln und wartet nicht besonders gern…“

„Deine Ma?“

„Ja, so nenne ich sie“, erklärte sie, während sie aufstand, sich den Dreck von den Sachen klopfte und mir eine Hand hinhielt. „Ganz langsam, die Kräuter helfen zwar sehr schnell aber du bist doch nicht gerade wenig verletzt…“

Beinah willenlos ließ ich mich von ihr hochziehen und bemerkte dabei nur ein dumpfes Ziehen und das Stechen in meiner Schulter. Alles angenehm unterdrückt. Mir kam diese ganze Sache hier vor wie ein absolut außergewöhnlicher Traum. Ein Traum, der geradezu wohltuend war, in Anbetracht dessen, dass hier alles so sorglos ablief. Und Ari munter neben mir her lief, mich stützte und dabei quatschte, wie ein Mädchen in ihrem Alter es eben besonders gut konnte. Zögerlich tat ich was sie von mir wollte, sie führte mich durch den Wald, ohne einer bestimmten Richtung oder einem Pfad zu folgen und ich fragte mich langsam aber sicher, wann ich aufwachen würde…
 

„Sakura? Sakura-chan?“ Wieder riss mich ihre Stimme aus meinen Gedanken. Sie klang so wahnsinnig sorgenfrei, unbekümmert, einfach nur etwas genervt von den vielen Dingen, die ihre ‚Ma‘ ihr so aufgab. Definitiv ein Traum. „Da vorne ist es.“ Sie deutete auf einen Ort direkt vor uns, doch erst jetzt stellte ich fest, dass mit meinen Augen etwas nicht stimmte. Alles verschwamm leicht und das besagte Haus, welches sie mir zeigen wollte verschwand in einem dunklen Nebel aus Braun und Grün. Ich legte eine Hand auf meine Stirn, schloss die Augen und blieb stehen. „Was hast du?“, fragte sie, auf einmal besorgt.

„Ich weiß nicht…ich habe ein paar ziemlich heftige Schläge auf meine Schläfe abbekommen…es ist alles etwas verschwommen…“ Es war wie bei einem Arzt, dem man auch alles sagt, was man denkt, wenn er danach fragt. Sie fing sofort an, sich meinen Kopf anzusehen, tastete vorsichtig über meine Schläfen und ich schalt mich für meine eigene Dummheit. Sie war ein Kind und ich sollte nicht immer wieder vergessen, dass ich mit ihr nicht wie mit einer Erwachsenen sprechen konnte. Andererseits…hatte sie mich vor sieben Ame-Nin gerettet und meine Verletzungen weitestgehend behandelt. Sie überraschte mich immer wieder.

Aber am meisten überraschte mich, dass dieser Traum noch immer so real weiterlief. Irgendwann sollte vielleicht etwas auftauchen, was nicht so ganz in das Bild passen würde. Irgendwann sollte er endlich auftauchen und meiner Trauer neue Nahrung geben. Seine verschiedenen Augen, seine auffälligen Haare, sein dunkles Mundtuch und sein verschmitztes Lächeln. Und dann würden die anderen beiden ebenfalls dazu kommen, der eine mit einem breiten Grinsen, der andere mit einem angedeuteten überheblichen Lächeln. Sie würden vor mir stehen und mir zeigen, was ich verloren hatte und was ich verlieren würde…
 

„Wir sollten damit zu meiner Ma gehen, sie kennt sich auf jeden Fall besser aus als ich und kann dir bestimmt helfen.“ Sie zog an meinem Ärmel und ich schluckte hart. Gegen dieses Gefühl, das mir sagte, dass es doch nicht helfen würde den Schmerz zu besänftigen, wenn sie meine äußeren Wunden heilen konnten, gegen den Wunsch, einfach hier zu bleiben, mich auf den Boden zu legen und in den Himmel zu starren, folgte ich ihr langsam. Es war ohnehin egal, wo ich war. Der Schmerz holte mich überall ein.

„Sakura…“ Ich hatte nicht bemerkt, dass sie stehen geblieben war und stand nun ganz dicht vor ihr. Sie strich mit einer Hand über meine Wange und flüsterte meinen Namen, ihre Finger auf meiner Haut fühlten sich warm an. Vorsichtig wischte sie über meine nassen Wangen und sah mich aus sorgenvollen Augen an. Wie in Zeitlupe hob ich ebenfalls meine Hand zu meinem Gesicht und spürte die Tränen darauf, wie sie langsam herabliefen. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich angefangen hatte zu weinen. War das hier wirklich kein Traum?

„Du brauchst keine Angst haben, du bist hier sicher…“, wisperte sie, noch leiser als zuvor.

„Ich habe keine Angst, Ari-chan. Zumindest nicht um mich selbst…“ „Ich bin bei dir…“ Es klang beinah trotzig.

„Ich weiß.“ Ich strich ihr übers Haar und versuchte ein schiefes Lächeln. „Ich weiß…“

„Komm mit zu meiner Ma, bitte.“ Machte sie sich Sorgen, dass ich ihre Hilfe nicht annehmen würde? Ich musste schnell wieder zu Kräften kommen, sonst konnte ich nicht weiter nach ihnen suchen, deshalb würde ich nichts anders tun, als mir helfen zu lassen…

Es war vielmehr, dass mir die Kraft fehlte, meine Beine zu bewegen. Und selbst wenn ich sie gehabt hätte, ich wusste nicht mehr genau wie ich das schaffen sollte. Einen Fuß vor den anderen setzen, immer weiter. Der Weg schien mir unendlich weit…

„Ich dulde keine Widerrede, Sakura-chan.“, erklang ihre dieses Mal feste Stimme. Sie zog an meinem Arm, immer noch sanft aber so, dass ich unweigerlich einen Schritt nach vorn taumelte. „Los jetzt.“ Sie zog weiter und ich stolperte immer einen Schritt hinter ihr her, unbeholfen aber ich lief. Wenn ich auch nicht wusste, wofür. Stumm liefen weitere Tränen über mein Gesicht, doch sie ließ sich davon nicht mehr aufhalten und ging Stück für Stück, bis auch ich die kleine Hütte entdecken konnte.
 

Immer noch war alles leicht verschwommen und der Tränenschleier machte es nicht leichter aber ich konnte sehen, dass wir angekommen waren. Ari öffnete eine schwere Holztür, ließ dabei kurz meinen Arm los und ich schwankte, vergessen war die Möglichkeit mich selbst abzustützen, ich hatte keinen Halt mehr, doch ehe ich fallen konnte hatte Ari mich wieder am Arm gepackt, dieses Mal stützte sie mich leicht und führte mich in das dunkle Haus. Es war nicht hell genug um viel erkennen zu können, doch das war ohnehin nur eine von vielen Nebensächlichkeiten. Wie vieles nebensächlich wurde, wenn man wusste, was wirklich wichtig war…

„Hier vorne ist noch ein Zimmer frei, ich helfe dir, dich hinzulegen und hole dann gleich meine Ma.“ Sie wartete bis ich ganz auf dem Rücken lag, dann fiel ihr noch etwas ein. „Untersteh dich, von allein auch nur irgendetwas zu machen, du bleibst genau hier, bis ich zurück bin!“ Für ein Kind sprach sie ziemlich autoritär aber ich hatte ohnehin nicht vor wieder aufzustehen, jetzt wo ich lag wollte ich nie wieder aufstehen, genau hier wollte ich bleiben und vergessen. So gerne vergessen…
 

„Sie wacht auf, Ma…“ Ich lag bewegungslos da und wollte nur weiter schlafen. Ohne die Augen zu öffnen, zog ich die Decke höher, die mir sicher Ari gegeben hatte und drehte mich auf die Seite. „Sakura…“ Sie klang enttäuscht.

„Lass sie schlafen, Liebes. Wir kümmern uns später um sie.“ Eine neue Stimme war dazu gekommen, eindeutig die einer alten Frau, doch selbst wenn sie schroff klang, so hörte man gleich die Wärme dahinter heraus. „Sieh nochmal nach unserem anderen Patienten.“

„Ist gut…“ Dann war es wieder still. Und ich fiel zurück in meinen traumlosen Dämmerzustand.
 

„…hat er nicht?“

„Nein…immer noch nicht…“

„Das ist nicht gut. Aber bei seinen Verletzungen ist es nicht verwunderlich, er ist immer noch selten bei Bewusstsein…“

„Ma, sollten wir nicht versuchen, ihn anders zu ernähren?“

„Ich…sie ist wach.“ Es klang wie eine simple Feststellung, doch Ari war sofort Feuer und Flamme. Eigentlich hatte ich nicht zeigen wollen, dass ich wach war, ich hatte versucht wieder einzuschlafen, aber dafür war ich mittlerweile zu klar im Kopf. „Sakura, du musst etwas essen!“

Widerwillig öffnete ich meine Augen und starrte an die Decke. Sie war aus dunklem Holz, wie wohl alles in diesem Haus, die Wände, der Boden… Und dann sah ich die alte Großmutter von Ari das erste Mal. Sie sah wirklich sehr alt aus, mit vielen Falten und grauem hochgesteckten Haar, doch ihre Augen…ihre Augen, aus denen sie mich jetzt so wissend ansah und von denen ich mich nicht lösen konnte, waren klar und wach. Sie sagte nichts und auch ich schwieg, während Ari geschäftig hin- und herlief und mir etwas zu essen und zu trinken an mein Bett brachte.

Als sie für wenige Augenblicke den Raum verließ, sprach die alte Frau mich plötzlich doch an.

„Es sind nicht deine äußeren Verletzungen, die dich so lange schlafen lassen.“ Verwirrt erwiderte ich ihren noch immer so fesselnden Blick, dann wandte ich mich ruckartig ab und drehte mich wieder auf die andere Seite. „Gegen diese Schmerzen kann ich dir nichts geben. Aber deine Augen kann ich behandeln.“ Unentschlossen drehte ich ihr noch immer den Rücken zu. „Warte nicht zu lange damit, es ist keine ungefährliche Verletzung.“

Dann verließ sie ebenfalls den Raum und ließ mich allein. Kurz danach kam Ari zurück und blieb sehr lange bei mir. Sie wollte, dass ich etwas aß, schob mir immer wieder einen Teller vor die Nase, reichte mir Wasser. Ihr argwöhnischer Blick, wann immer ich den Teller wieder wegschob, wann immer ich nur winzige Schlucke trank, entging mir nicht, ebenso wenig wie ihre dringlichen Bemerkungen zu meiner Gesundheit. Ich konnte nicht essen aber ich wollte es auch nicht. Wie sollte sie das verstehen? Sie war nun mal doch noch ein Kind, egal in wie vielen Bereichen sie sich auch sehr reif benahm, sie konnte nicht fühlen wie ich fühlte. Immer wieder sagte sie mir, dass ihre Ma meine Augen heilen sollte, heilen wollte. Immer wieder drehte ich mich weg und schwieg. Warum sollte ich meine Augen heilen lassen, wenn ich gar nicht genug Kraft aufbringen konnte, meinen Weg fortzusetzen? Ich könnte sie selbst heilen oder es zumindest versuchen…nur wofür? Kakashi…er fehlte mir so sehr…und ich war für ihn sowieso zu spät aus dem Dorf entkommen. Wieso jetzt weiterkämpfen? Ich hatte bereits einen von ihnen verloren, die anderen beiden würde ich nie finden und wenn, dann wäre es genauso zu spät wie bei ihm…

Mit einem schweren Seufzen stand sie auf und verließ endlich den Raum. An der Tür drehte sie sich noch einmal um.

„Wenn du das nächste Mal aufwachst, dann wirst du dich heilen lassen und wenn ich dich dafür festbinden oder betäuben muss…“ Dann war sie verschwunden.

„Selbst wenn du meine Verletzungen heilst…mein Herz kannst du nicht einfach wieder zusammen kleben…“, flüsterte ich in die Stille um mich herum.

Obwohl ich so lange geschlafen hatte, war ich schon wieder müde und erschöpft, das Sehen strengte mich an, meine Sicht wurde immer schlechter. Aber wenn ich nicht sehen konnte…dann musste ich vielleicht auch nicht mehr sein Bild vor Augen haben? Musste nicht mehr daran denken, wie er mich anlächelte, wie er mich mit seinen unergründlichen Augen betrachtete, nicht mehr hören wie seine Stimme sich anhörte, wenn er lachte oder sehen wie er ernst wurde, wenn ihn etwas beschäftigte.

Ob der Schmerz dann weniger wurde? Dumpfer? Oder schwächer? Ich hätte mich gern darauf eingelassen, wenn ich Gewissheit gehabt hätte…
 

„…Verletzungen sind ernst…“

„Aber du kannst doch etwas dagegen tun oder Ma?“

„Ich kann ein paar Dinge versuchen und ein paar Methoden anwenden aber wenn sie sich nicht helfen lässt, sind mir die Hände gebunden. Für diese Behandlung muss sie mithelfen, wenn sie es nicht tut, kann ich nichts für sie tun.“

„Ich habe schon so gut wie alles versucht…sie will nicht reden und sie will nicht essen, alles was sie tut ist an die Decke starren, hin und wieder etwas trinken und schlafen…ich weiß nicht, was ich noch tun soll…“ Jemand stand auf und rückte einen Stuhl. Dann hörte ich Schritte und das Rascheln von Stoff.

„Ari…du hast alles für deine Freundin getan, was in deiner Macht steht. Aber du kannst sie nicht allein heilen. Sie muss mithelfen und solange sie dazu nicht bereit ist, kann sie nicht völlig gesund werden. Wir müssen ihr so viel Zeit geben, wie sie benötigt, selbst wenn sie dadurch gefährdet wird und ihre Verletzungen, besonders ihre Augen, sich verschlechtern.“ Stille.

„Ich will aber nicht, dass es ihr schlechter geht…“, hörte ich plötzlich ein leises Schluchzen und verspürte seit langer Zeit wieder ein schlechtes Gewissen. Ich wollte niemandem wehtun. Und schon gar nicht meiner süßen, kleinen Ari…aber es tat mir selbst so weh…ich konnte nicht mehr, als mich selbst soweit zusammenzureißen, nicht ständig den Tränen nachzugeben. Ich brauchte meine ganze Beherrschung für diese Fassade, mehr Kraft hatte ich nicht übrig. Und deshalb konnte ich auch nicht mithelfen, so sehr sie sich das auch wünschte.

„Mach sie gesund, Ma, bitte…egal wie viel sie sich dagegen wehrt, sie weiß dass sie Hilfe braucht und sie weiß, dass es jetzt sein muss. Bitte Ma…hilf ihr…“

„Shhshh, kleine Ari…ganz ruhig…“ Sie weinte jetzt nicht mehr laut, alles was ich hören konnte war das sanfte Streicheln der Hand ihrer Großmutter auf ihrem Rücken. Und ich bildete mir sogar ein, das leise Tropfen ihrer Tränen auf dem Holzboden zu hören. Selbst wenn ich das nicht wirklich wahrnehmen konnte, der Gedanke an dieses Geräusch schmerzte noch mehr als alles andere, was sie bisher gesagt hatte. „Ich werde sie nicht zwingen, Ari. Das darf ich nicht und es ist gegen meine Überzeugung. Sie kann nur gesund werden, wenn sie es will und das ist der einzige Punkt in dem du ihr jetzt noch helfen kannst. Du musst sie davon überzeugen, dass sie kämpfen muss, hörst du?“ Sie antwortete nicht laut, doch ich nahm an, dass sie nickte, weil ihre Großmutter weiter sprach. „Das ist gut. Dann lass sie noch ein bisschen schlafen, sie ist sehr müde…“

„Aber sie hat doch schon so lange geschlafen, ihre Verletzungen sind verheilt, bis auf ihre Augen, wieso schläft sie so viel?“ „Ari…ihre äußeren Verletzungen sind nicht der Grund für ihre Müdigkeit. Sie ist innerlich verletzt. Ich weiß nicht, was mit ihr passiert ist, ich weiß nicht warum sie so voller Trauer ist aber es muss noch ganz frisch sein, sie ist tief verwundet…“

Diese Frau, obwohl ich sie nicht im Geringsten kannte, sprach mir aus der Seele, sie vermochte genau das auszudrücken, was ich selbst Ari nicht erklären konnte. Sie fand Worte für alles, wofür ich keine Worte hatte finden können.

Es herrschte ein langes Schweigen, ich war kurz davor wieder einzuschlafen, als noch einmal Aris Stimme erklang und mir sanfte Träume bescherte, von denen ich nicht einmal wusste, wie mein zerbrochenes Herz sie in den Tiefen meines dunklen Ichs noch finden konnte. „Ich bin bei ihr. Ich lasse sie nicht allein mit ihren Wunden und wenn sie mich noch so gern davon ausschließen würde…“
 

Ich spürte, wie jemand mit einem durchtränkten Lappen über meine Schläfen strich, immer in kreisenden Bewegungen und dann drang ein starker Geruch von Kräutern an meine Nase. Ich konnte nicht einen Bestandteil davon bestimmen, was mich wirklich überraschte, da ich selbst in meiner Ausbildung eine Menge von Kräutern kennen gelernt hatte…

Es war erstaunlich hell vor meinen Lidern, blinzelnd öffnete ich sie und erblickte mein Zimmer sonnendurchtränkt, ein Fenster war geöffnet worden und die Sonne schien direkt auf mich in meinem Bett. Es war früher Morgen, die Luft war noch etwas kühl von der Nacht, leicht feucht von den kleinen Tautropfen die sich noch nicht aufgelöst hatten, doch die warmen Strahlen die auf mich herab fielen versprachen bereits einen sehr sommerlichen Tag.

Ein sommerlicher Tag nach all den Herbst- und Wintertagen. Verrückt.

Langsam wanderte mein Blick zu der Person, die mit dem Lappen nun über meine Stirn fuhr und ich war nicht überrascht, als ich die alte Frau anstelle von Ari erkannte. Sie ließ sich nicht in ihrer Arbeit stören, machte keine Bemerkung zu meinem Erwachen, sondern summte leise vor sich hin, eine ruhige Melodie die ich nicht kannte. „Es ist bald zu spät, richtig?“ Meine Stimme hörte sich rauer als sonst an, ich hatte sie so selten benutzt…

Ihre klaren blauen Augen richteten sich auf meine und verharrten dort einen Moment, dann konzentrierte sie sich wieder auf ihre Arbeit an meinem Kopf.

„Du weißt selbst genau, wie es um deine Augen steht. Du hast bessere Medizinkenntnisse als ich.“, sagte sie schlicht. Einige Minuten vergingen, in denen sie ihre Bewegungen wieder und wieder wiederholte, wie in einem langsamen Rhythmus.

„Ich weiß nicht, ob ich die Kraft habe, wieder gesund zu werden…“, flüsterte ich, kaum wahrnehmbar für mich selbst. Ich dachte, sie hätte mich nicht gehört, doch auf einmal legte sie den Lappen an die Seite und legte ihre beiden Hände an meine Schläfen. Ihre Lider schlossen sich und sie beendete ihr Summen. Sekunden später lehnte sie sich zurück und suchte erneut meinen Blickkontakt. „Die hast du. Du musst nur den Weg dorthin zurückfinden.“

Wieder Stille. Wie sollte ich das anstellen?

„Ich habe einen anderen Patienten, er ist bisher sehr selten zu Bewusstsein gekommen und sehr schwer verletzt. Ich habe für ihn getan, was ich konnte aber ich bin keine Medical-Nin. Meine Fähigkeiten reichen nicht für seine Behandlung.“ Mit großen Augen sah ich sie an und verfolgte, wie sie ein Tablett mit Essen näher an mein Bett rückte, die Schale mit dem Lappen und dem Wasser in den Arm nahm und dann mit gebeugtem Rücken den Raum verließ.
 

Das war es, was sie von mir wollte? Meine Medic-Nin-Fähigkeiten sollten mich dazu bringen, aufzustehen, meine Augen behandeln zu lassen und dann weiter leben zu können? Ich sollte den Weg zu meiner eigenen Kraft wieder finden, indem ich einen verletzten Patienten behandelte? Konnte das wirklich ihr Ernst sein? Sie hatte selbst gesagt, dass ich innerlich schwer verletzt war. Ich konnte nicht einfach zurück in die Realität, es schmerzte zu sehr!

Mit einem flüchtigen Blick betrachtete ich das Essen, das sie mit hingestellt hatte. Ich wollte nichts essen. Ich hatte keinen Hunger. „Lächerlich…“ Ich drehte mich auf die andere Seite, zog meine Decke bis zum Kinn und schloss die Augen.

Schlaf war meine einzige Zuflucht. Der einzige Ort, der einzige Zeitpunkt, an dem ich mich für ein paar Stunden vor der Wahrheit verstecken konnte. Er würde nie mehr zu mir zurückkommen. Und er war wegen mir gestorben. Ich hatte ihn betrogen und verraten. Ich war ein schrecklicher Mensch, verachtenswert, ich hatte mir keine Behandlung verdient und schon gar nicht die Chance auf ein friedliches Leben, in welchem ich doch immer nur Schuld an seinem Tod sein würde. Ich konnte niemandem helfen. Nicht einmal mir selbst.
 

Wieder traf mich die Realität eiskalt, als ich durch einen wirren Traum aus dem Schlaf gerissen wurde. Es war vollkommen dunkel und obwohl ich geschlafen hatte und meine Augen sich längst daran gewöhnt haben mussten, konnte ich nur Umrisse erkennen. Zögerlich setzte ich mich auf und versuchte langsam, mehr zu sehen, doch es wurde nicht besser.

Panik kroch meinen Hals herauf, blieb in meinem Hals stecken und wurde immer größer. Ruhig. Ruhig. Ich schloss die Lider für einen Moment, wartete ab, horchte auf meinen eigenen Herzschlag, beruhigte mich etwas. Als ich sie wieder öffnete, hatte sich nichts verändert. Vorsichtig tastete ich mich zu meinen Schläfen vor, berührte die dünne Haut dort, strich federleicht darüber. Zögerlich sammelte ich Chakra in meinen Fingerspitzen, gewöhnte mich Stück für Stück an das fremde und doch so vertraute Kribbeln darin und ließ winzige Mengen davon in meine Schläfen gleiten. Ich bemerkte sofort eine Veränderung, die Umrisse wurden schärfer und ich konnte erste Schattierungen unterscheiden. Ich hielt inne.

Wollte ich jetzt weitergehen oder hier aufhören? Aufgeben oder den ewigen mühevollen und niemals endenden Kampf wieder aufnehmen? Hatte ich nicht schon viel zu viel verloren, um einen Kampf wieder aufzunehmen? War es nicht eher ein verzweifelter Versuch, einen bereits verlorenen Kampf noch einmal in eine andere Richtung zu lenken?

Das Denken fiel mir, wie in so vielen anderen Nächten auch, nicht mehr schwer, allerdings lief es nun wieder in ganz andere Richtungen als tagsüber. Wenn alles dunkel und still, der Geist müde und noch leicht abwesend ist, dann denkt man anders als zur hellen Stunde, wenn alles klar und deutlich vor einem liegt. Andererseits hat man nur tagsüber ein wahres Gefühl der Hoffnung, während die Nacht einem immerzu alle Hoffnung rauben kann, mit ihrer Schwärze, ihrer Einsamkeit…
 

Was ich wusste war, dass ich nicht noch mehr meiner Freunde verlieren wollte, was ich wusste war, dass ich sie schützen wollte. Doch ich wusste auch, dass ich schwach war, sehr schwach und das nicht nur wegen meinem Körper, was wirklich schwach war, war mein Wille weiterzumachen. Ich konnte mir nicht vorstellen, zu leben und in einen Alltag zurückzukehren, so normal er eben sein konnte, ohne diesen wichtigen Menschen in meinem Leben. Ich konnte mir nicht vorstellen, Normalität zu erfahren, wenn ich ihm doch so viel angetan, so viel zerstört und so viele Menschen verletzt hatte. Es fühlte sich einerseits so richtig an, mein Augenlicht nicht zu retten, eine eigenen Strafe zu tragen, diese Bürde zu übernehmen um Buße zu leisten und andererseits so falsch. Wem konnte ich damit helfen? Konnte ich mein Gewissen dadurch erleichtern?

Bürde…Tsunade hatte in der Nacht vor Tagen, Wochen, Monaten, wann auch immer gesagt, dass ich einen Bürde zu tragen hatte, dass ich meine Bürde trug ohne dabei Angst zu haben. Das stimmte nicht. Ich trug meine Bürde nicht, weil ich es wollte, sondern weil ich es musste, es gab keinen Ausweg. Und ich hatte Angst. Riesige Angst, Angst meine anderen Freunde auch zu verlieren, Angst einsam zu sein, Angst vor ihm und Angst davor, diese Schmerzen, diese Trauer für immer ertragen zu müssen. Angst, weil ich ihn nie wieder sehen würde…

Das gab den Ausschlag. Wenn ich nicht mehr sehen konnte, würde ich sein Gesicht dann vergessen? Vergessen wie er ausgesehen hatte? Ich hatte meine gesamten Erinnerungen an Sasuke verloren, ich wollte nicht noch einen Menschen aus meinem Gedächtnis streichen, schon gar nicht, wenn jeder einzelne Augenblick, jede Sekunde so wertvoll war wie jetzt. Meine Fingerspitzen verstärkten den Druck auf meine Schläfen, ich schloss meine Lider und sandte erneut Chakra in die Nervenbahnen. Die alte Frau hatte Recht gehabt, es war sehr gefährlich geworden, meine Augen waren stark verletzt, das rechte mehr als das linke und ich hatte nicht mehr viel Zeit um den Schaden einzudämmen, wenn möglich sogar vollkommen zu beseitigen. Fieberhaft fühlte ich alle Nerven entlang, fügte Gewebe wieder zusammen, regenerierte Zellen, doch es war kraftraubend, ich war schon bald an meinem Limit angelangt und musste keuchend abbrechen. Ich war sehr erschöpft, hätte sofort wieder einschlafen können, doch mein Gesicht fühlte sich seltsam warm an, ich konnte das dringende Gefühl, es mit Wasser zu kühlen, nicht abschütteln und richtete mich vorsichtig wieder auf.
 

Etwas wackelig auf den Beinen, weil ich so viel gelegen hatte trat ich zu meiner Zimmertür, öffnete sie leise und lauschte auf die Geräusche der kleinen Holzhütte.

Sie war gar nicht so klein, das hatte ich in meiner Zeit hier herausgefunden, an meinem Raum vorbei führte ein langer Gang durch das gesamte Haus und verband alle Zimmer in der Mitte. Aris Großmutter hielt sich meist in dem Zimmer mir gegenüber auf, Ari selbst war neben mir untergebracht und daneben befanden sich jeweils eine kleine Küche, das Wohnzimmer und am Ende des Ganges auf der rechten Seite das Badezimmer. Die Haustür, durch die ich von Ari hereingeführt worden war, war links schräg vor mir, dann folgte das Zimmer der Ma und daneben zwei weitere Räume, die ich bisher nicht einmal von innen gesehen hatte. Ich nahm an, dass in einem von beiden der andere Patient der alten Frau schlief, der Raum daneben schien leer zu sein.

Leise betrat ich den Flur vollkommen und wandte mich nach rechts. Es war sehr still, bis auf den Wind der an dieser Stelle des Waldes, die etwas lichter als der Rest war, um die Holzhütte fegte und an der Haustür und den Fensterläden rüttelte. Ich ließ mir Zeit, gewöhnte mich langsam an meine Schritte und war darauf bedacht, keine Geräusche zu machen. Als ich an Aris Großmutter vorbei war, hörte ich jedoch plötzlich noch etwas anders, das nicht in die Umgebung passte es war wie ein Keuchen, das hin und wieder erklang. Kurz blieb ich stehen, um es zu orten, bis ich feststellte, dass es aus der Tür hinter dem mittleren Zimmer zu kommen schien, sie war leicht geöffnet. Der Unterschied zu meiner vorherigen Sehkraft fiel mir nun besonders auf und ich erinnerte mich an mein Vorhaben, ins Bad zu gehen.
 

Vorsichtig stolperte ich weiter, passierte den leeren Raum und erreichte die Höhe der angelehnten Tür. Ich wollte nicht stehen bleiben, doch der hastige Atem der Person in diesem Raum und letztlich das schmerzerfüllte Stöhnen hielten mich davon ab, dieses Zimmer zu ignorieren. War die alte Frau bei ihrem Patienten? Oder war er völlig allein und hatte Schmerzen?

Ich lauschte angestrengt und konnte nichts weiter hören als diese eine Person, kein Wasser, keine beruhigenden Worte. Nichts.

Ich konnte nicht so tun, als hätte ich nichts bemerkt. Und doch hatte ich Angst den Raum zu betreten. Ich hatte selbst kaum Chakra, meine Verletzungen an meinen Augen waren noch nicht gänzlich geheilt und ich hatte seit Tagen niemanden außer Ari und ihrer Großmutter mehr gesehen. Ich wollte mit niemandem sprechen und ich wollte mich nicht anstarren lassen, das ließ sich in einem Zustand wie dem meinen sicher nicht vermeiden. Ich wollte nicht hinein gehen aber…ich konnte meine Hilfe nicht verweigern, es verstieß gegen meine Überzeugung, meine Ausbildung, alles was ich seit Jahren gelernt hatte. Ich musste zumindest versuchen zu helfen. Damit hatte die alte Frau, was sie wollte…

Ich atmete noch einmal tief durch, straffte meine Schultern und stellte erstaunt fest, dass der Schmerz völlig verschwunden war, dann öffnete ich die Tür ein weiteres Stück und glitt in das dunkle Zimmer. Das Keuchen verstummte, doch der schnelle, gequälte Atem blieb, er hatte mich bemerkt, doch er konnte sich nicht leiser verhalten als jetzt, er hatte offensichtlich große Schmerzen…

Ich ging sehr langsam auf das Bett an der Wand zu, verhielt mich ruhig und versuchte einen Überblick zu bekommen, doch die Person, die dort lag war vollkommen unter der Decke begraben, ich konnte nichts erkennen, abgesehen davon, dass es dafür auch viel zu dunkel war, jedoch waren so nicht einmal die Umrisse deutlich genug für meine Augen. Vielleicht sollte ich ein Licht anmachen, ging es mir durch den Kopf, er war so angespannt und still, weil er gar nicht wusste, wer sein Zimmer betreten hatte…

Suchend schaute ich mich nach einer Kerze um und erkannte eine auf einem Tisch in der Ecke neben der Tür, mit zwei Schritten war ich dort und ertastete sogar ein paar Streichhölzer daneben. Die kleine Flamme, die ich entzündete tauchte diese Ecke des Raumes in warmes, flackerndes Licht, doch das Bett war auf der anderen Seite und bis dahin reichte kaum etwas davon. Nachdenklich schaute ich in diese Richtung und zuckte zusammen, als er schmerzerfüllt wimmerte. Ich erstarrte.
 

Wieder keuchte er, unregelmäßig und abgehackt, und ich sammelte mich eilig, mit ein paar weiteren Schritten und der Kerze in der Hand stand ich nun direkt vor ihm und versuchte, etwas mehr zu erkennen. Er schien helles Haar zu haben, das konnte ich im Dunkeln geradeso erahnen und außerdem war es das einzige, was nun von ihm sichtbar war.

Ich riss mich zusammen, streckte eine Hand aus und näherte sie der Decke, die sein Gesicht verbarg, als er sich auf einmal bewegte und ich erschrocken einen Satz zurück machte. Das Bewegen schien ihm noch mehr Schmerzen zuzufügen, als ohnehin schon, doch wirkte es auf mich, als ob er kaum etwas von alldem mitbekam, es sah aus, als ob er längst der Bewusstlosigkeit nahe war…

Wütend über meine plötzliche Schreckhaftigkeit, stellte ich die Kerze auf einen kleinen Tisch neben seinem Bett, außerhalb seiner Reichweite, um die Hände frei zu haben. Ich trat wieder auf ihn zu, wartete ein paar Sekunden, doch er bewegte sich nicht mehr und dann fasste ich nach der Decke und zog sie weiter nach unten. Er lag auf dem Rücken, doch seinen Kopf hatte er auf die andere Seite gedreht, viele Verbände zierten seinen Hals, seine Schultern, er hatte kein Oberteil an und war übersät mir Verletzungen, es gab keine einzige freie Stelle Haut.

Entsetzt starrte ich auf seinen Hinterkopf, ließ die Decke auf seiner Hüfte liegen und erstarrte, als er sich doch wieder bewegte, sein Kopf drehte sich zu mir und innerhalb von Sekunden konnte ich sein gesamtes Gesicht sehen. Ich schrie auf, stürzte zu Boden und umfasste meinen Oberkörper mit meinen zitternden Händen, den Blick starr auf ihn gerichtet.

„Unmöglich…“, kam es mir über die Lippen, doch es erklang nicht ein Ton. Ich konnte nicht reagieren, war vollkommen betäubt von diesem Anblick. Seine Augen waren geschlossen, schmerzverzerrt, selbst im halb bewusstlosen Zustand, seine Haare fielen ihm ins Gesicht, sein Mund war durch das stoßweise Atmen leicht geöffnet, doch in meinen Kopf herrschte Stille. Dies konnte eindeutig nur ein Traum sein, ich konnte mich nicht entscheiden ob er gut oder schlecht war, doch es war eindeutig nicht die Realität. Oder aber ich war verrückt geworden, zerstört durch den Schmerz und die Trauer, weil er nicht mehr bei mir war… Ich war krank und ich konnte nicht mehr sagen, was wirklich geschah und was nicht, so weit hatte ich es kommen lassen…
 

Stimmen drangen an mein Ohr, dumpf aber hörbar, doch ich zeigte keine Reaktion. Ich würde abwarten, was dieser Traum mit mir vorhatte…

„Sakura! Was ist mit dir, ist etwas passiert?“ Aris kurze Arme legten sich um mich, drehten mich und drückten mich an ihre Brust, ich ließ sie gewähren, schweigend, ins Leere starrend. „Was machst du hier? Warum schläfst du nicht?“ Hinter uns erklangen Schritte und Aris Ma betrat den Raum.

„Ist mit ihr alles in Ordnung?“, fragte sie Ari und betrachtete mich eindringlich und prüfend. Ari nickte.

„Ich denke schon, sie scheint nur etwas geschockt zu sein, wegen ihm…“ Sie deutete auf das Bett hinter mir und ich kniff die Augen zusammen, schüttelte den Kopf, doch diese Illusion hörte nicht auf. „Verstehe…bringst du sie bitte auf ihr Zimmer zurück? Ich muss mich dringend um seine Schmerzen kümmern, die Schmerzmittel scheinen wieder nicht auszureichen…“ Sie war schon in ihre Arbeit vertieft, breitete verschiedene Kräuter, Flüssigkeiten und Geräte auf dem Nachttisch aus, eine weitere Kerze direkt daneben. Ich spürte, wie Ari aufstand und mich hochzog, sie griff nach meinem Arm und verstärkte ihren Griff sanft, als ich stehen blieb.

„Komm mit Sakura, ich bringe dich zurück, es ist spät…“ Ich war erst nicht in der Lage zu reagieren, machte ein paar Schritte hinter ihr her, dann spürte ich wie alles in mir danach schrie, hier zu bleiben und verharrte auf der Stelle. „Sakura, Ma kümmert sich um ihn, mach dir keine Sorgen, du musst dich ausruhen...“ Ich schüttelte den Kopf.

„Nein…“ Es war ein leises Flüstern und Ari blickte mich verständnislos an.

„Aber warum nicht?“, fragte sie und legte den Kopf schief. Ich antwortete nicht, machte meinen Arm los und drehte mich um, die alte Frau verdeckte seinen Körper. Wie in Trance ging ich zurück zu seinem Bett, stellte mich an das Kopfende und fixierte sein Gesicht, das so deutlich zeigte, was für Schmerzen er hatte. Aris Großmutter löste einen großen Verband auf seiner Brust, je mehr sie entfernte, desto dunkler wurde die Farbe darunter…Und als sie ihn vollkommen entfernt hatte, wusste ich dass dies keine Farbe war. Er war so schwer verletzt, dass seine gesamte Haut voller Blut war, alles voller Blut, ich zog zischend die Luft ein und erntete einen kurzen Blick von Aris Ma.
 

„AH!“ Er schrie ganz plötzlich auf und ich spürte wie mein Herzschlag sich beschleunigte, etwas in mir fand langsam in die Realität zurück, mein Kopf wurde klarer und als er noch einmal schrie, wachte ich auf.

„Kakashi!“ Ich legte meine Hände auf seinen Kopf, seine Stirn, strich fahrig darüber und spürte, wie Tränen mein gesamtes Gesicht benetzten. „Kakashi, Kakashi…“ Die alte Frau und Ari schwiegen und hielten in ihren Bewegungen inne, es war mir egal, ich bemerkte nichts mehr davon… „Du lebst…“

Der Nebel war fort, allerdings konnte ich noch immer nicht alles fassen, was um mich herum geschah, ich schaltete meine Gedanken aus und ließ mich von meinem Instinkt leiten, während ich mit dem restlichen Chakra das mir noch verblieben war, so gut wie möglich versuchte, seine Schmerzen zu lindern. Weder Ari noch ihre Großmutter sagten etwas dazu, sie halfen mir soweit es in ihrer Macht stand, reichten mir Handtücher, brachten mir heißes Wasser. Die Alte unterstützte mich mit all ihren Kenntnissen und ihren Kräutern, gab mir Ruhe in meiner hysterischen, fahrigen Behandlung und half mir die Prioritäten zu setzen, die ihn retten sollten. Ich war so durcheinander…und immer noch nicht ganz sicher, dass dies keine Einbildung war. Ich wusste nicht wie spät es war, nicht wie lange ich bereits in diesem Raum war. Ich wusste nicht einmal, ob ich seine Schmerzen etwas hatte lindern können, er hatte das Bewusstsein völlig verloren, kurz nachdem die anderen mich hier gefunden hatten und seitdem gab er kein einziges Lebenszeichen von sich. Nur sein schwacher Puls verriet, dass er noch am Leben war.

Jedes Mal wenn meine zitternden Finger ihn nicht sofort finden konnten fing ich an zu schreien und zu weinen und Chakra überall in seinen Körper zu senden, bis die ruhigen Hände der Alten meine an die schwer zu ertastende Stelle mit dem beruhigenden Pochen führten. Ich war weit davon entfernt nicht befangen zu sein. Ich war sowas von befangen und der Spielball meiner Emotionen, dass ich unter normalen Umständen niemals, niemals jemanden hätte behandeln dürfen – nur, dass diese Umständen nicht normal waren. Und niemand mir hätte sagen können, was ich selbst innerlich genau wusste. Also behandelte ich ihn weiterhin, in einem Zustand zwischen Wachen und Dämmern, ohne mir selbst darüber klar zu werden.
 

Die alte Frau wusste es dennoch, auch wenn sie keine Medic-Nin war, sie wusste ganz genau, dass ich eigentlich nicht in der Lage war vernünftig zu helfen, doch da sie niemanden sonst hatte, der Kenntnisse besaß, die die ihren sogar noch überstiegen, ließ sie mich gewähren und versuchte dabei, das Schlimmste zu verhindern.

Ari saß die ganze Zeit stumm neben uns, sie verhielt sich vollkommen ruhig und tat was immer wir von ihr verlangten, doch so lange niemand etwas benötigte saß sie einfach da und starrte mich an. Ich spürte ihren Blick ohne Unterbrechung auf mir liegen, ich musste sie nicht einmal dafür ansehen, aber gleichzeitig war ich so versunken in meinen selbstzerstörerischen Versuch Kakashi zu helfen, wo ich selbst in diesem Moment am meisten Hilfe gebraucht hätte, dass ich nicht die Kraft dazu fand, ihn zu erwidern.

Alte runzelige Hände legten sich auf meine, die ich gerade auf Kakashis Brust angesetzt hatte, um noch einmal seine Wunden zu heilen, immer und immer wieder, weil sie einfach so tief waren und so groß…

Schwer atmend sah ich auf, meine Hände immer noch an derselben Stelle, meine Haare in wirren Strähnen in meiner Stirn. Ich pustete eine davon beiseite und schaute die Ma fragend an.

„Was ist los?“

„Hör hier auf.“ Ich verstand nicht, was sie damit sagen wollte. „Aber…warum?“

„Du bist sehr schwach.“ Ihr klarer Blick ruhte auf mir. „Du musst dich erholen.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Ich kann hier nicht weg.“ Gerade als ich mich wieder auf seine Heilung konzentrieren wollte, legte sie ihre Finger um meine und zog sie sanft nach oben.

„Als ich dich bat, dir meinen anderen Patienten anzusehen sagte ich nicht, dass du dein eigenes Leben für seines aufs Spiel setzen sollst.“ Ich machte meine Hand los und schüttelte den Kopf.

„Er ist nicht nur ein anderer Patient. Er ist mein Patient. Ich übernehme seine Behandlung.“ Wieder betrachtete sie mich eindringlich.

„Er ist der Grund für deine schlechte Gesundheit. Der Grund für deine verletzte Seele.“ Es klang nicht einmal wie eine Frage und ich schwieg. „Trotzdem musst du jetzt eine Pause machen, ich kann dich nicht länger arbeiten lassen, ohne dass du einen Fehler machen wirst, du bist in hohem Grade erschöpft.“ Ich biss mir auf die Lippe und wollte mich abwenden, als sie noch etwas sagte. „Er hat im Moment keine Schmerzen mehr. Du hast gute Arbeit geleistet und jetzt…schlaf.“ Sie streckte eine Hand vor und ich dachte, sie wollte mir kurz über die Stirn streichen, in meinem Dämmerzustand konnte ich nicht mehr klar denken und dann, in dem winzigen Moment bevor ich das Bewusstsein verlor, fühlte ich wie sie Chakra durch meine Nerven leitete. Danach spürte ich nichts mehr, außer einer wohligen Wärme und selbst wenn ich im nächsten Augenblick auf dem harten Holzboden aufgekommen wäre, ich hätte es nicht gespürt.
 

„Sie kennt ihn, eindeutig…“

„Natürlich kennt sie ihn, Ari…sie kennt ihn nicht nur, sie steht ihm nahe…“

„Sehr nahe…“

„Hast du ihn vorher wirklich niemals bei ihr gesehen?“

„Nein. Wann immer ich mit Sakura zusammen war, war er nie dabei. Er ist mir absolut fremd.“ Schweigen. Ich konnte langsam aber sicher zwischen Traum und Realität unterscheiden und war mir ziemlich sicher, dass ich wach wurde und dieses Gespräch keine Einbildung war. „Wie lange schläft sie jetzt schon, Ma?“

„Etwa 13 Stunden. Sie hat sich vollkommen verausgabt, lass ihr Zeit.“ 13 Stunden…wirklich? Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern, was zuletzt geschehen war, bevor ich eingeschlafen war. Ich brauchte eine Weile, mein Kopf war noch so träge und ich fühlte mich irgendwie taub, so als ob ich zu meinem eigenen Schutz Emotionen und Empfindungen abgestellt hätte…

Doch dann traf mich die Erkenntnis und in einer Bewegung hatte ich mich aufgesetzt und die Augen aufgeschlagen. Ari und die alte Ma saßen an meinem Bett. An meinem Bett? Ich konnte mich nicht erinnern, wie ich hierher gekommen war…

„Was ist mit ihm?“, hörte ich mich selbst fragen und starrte erst zu Ari, dann zu ihrer Großmutter.

„Er schläft.“, sagte sie schlicht und richtete ihren durchdringenden Blick auf mich. „Du hast auch sehr lange geschlafen.“ Ich blickte abwesend auf meine Bettdecke.

„Was ist hier los? Wieso ist er hier?“, flüsterte ich kaum hörbar. Es war sehr still in diesem Raum, draußen war es leicht bewölkt, doch ein paar Sonnenstrahlen fielen auf mein Bett und erhellten hin und wieder ein paar Flecken.

„Ari hat ihn gefunden, in der Nähe von hier, nicht weit entfernt von der Dorfgrenze. Er war sehr schwer verletzt und ist es noch immer. Als ich dazu kam, hielt ich ihn für tot so wie er aussah, doch er lebte noch und wir nahmen ihn mit hierher, weil er vollkommen allein war und das Dorf nicht mit einer medizinischen Behandlung dienen kann.“ Ich dachte darüber nach, schüttelte leicht den Kopf, dann sah ich auf und schaute der alten Frau in die Augen.

„Das kann nicht sein. Man hat ihn tot aufgefunden und…“ Ich schluckte, dieses Wort auszusprechen tat noch immer so weh, obwohl ich ihn doch selbst gesehen hatte. Ich konnte nicht glauben, dass das die Wahrheit sein konnte. Es passte nicht mit dem zusammen, was man mir gesagt hatte. Es passte mit gar nichts zusammen. Was sollte er an einem Ort wie diesem gemacht haben, vollkommen allein und ohne ein Ziel vor Augen? Wieso war er so schwer verletzt? Nichts davon konnte stimmen. „Man hat der Hokage die Nachricht von seinem Tod übermittelt. Er wurde direkt an der Dorfgrenze gefunden. Man hat ihn doch nicht dort liegen gelassen…“ Meine Stimme ging in einem erstickten Schluchzer unter und ich brauchte einen Moment um mich zu sammeln. „Man hat ihn gefunden. Er ist tot.“, sagte ich zu leise zu mir selbst.

„Ich weiß nicht, was man dir erzählt hat, ich weiß nicht wer er ist. Aber eines ist klar. In seiner Verfassung ist es nicht möglich ein Jutsu aufrecht zu erhalten. Dieser Mann ist genau der, der er zu sein scheint, er hat sich weder getarnt, noch wird er von irgendjemandem gesteuert.“ Ich starrte sie an.

„Er ist tot!“ Ich erschrak mich selbst über die Schwäche und Trauer in meinen Worten.

„Dieser Mensch dort hinten im Zimmer lebt.“, sagte sie ruhig.

„Aber das ergibt keinen Sinn! Man hat ihn doch gefunden! Wieso sollte man so eine Nachricht überbringen, wenn es nicht stimmt?“ „Vielleicht wurden diejenigen, die die Nachricht überbrachten, getäuscht…“ Sie überließ es mir, ob ich eine Frage oder eine Feststellung daraus machen wollte.
 

Ich schlug die Bettdecke beiseite und hängte meine Beine über den Bettrand. Ich trug nur ein weites Shirt und eine kurze Hose, meine Haare hingen mir wirr ins Gesicht, ich hatte mich seit Tagen nicht mehr in einem Spiegel gesehen.

„Sakura, wer ist dieser Mann?“ Das erste Mal seit ich aufgewacht war, erhob Ari ihre Stimme und ich hielt verwundert in der Bewegung inne, drehte mich langsam zu ihr um. Nachdem ich sie Sekunden angesehen hatte, die mir vorkamen wie Minuten, gab ich ihr endlich eine Antwort.

„Er ist mein Sensei. Nein…er war mein Sensei.“ Und mit diesen wenig zufrieden stellenden und doch genug sagenden Worten stand ich auf und machte wackelig ein paar vorsichtige Schritte. Sie hielten mich nicht auf und deshalb hatte ich den Raum bereis mit ein paar schnellen Schritte durchquert, bevor ich mich im Türrahmen noch einmal zu ihnen umdrehte. Ari saß rechts an meinem Bett, auf einem kleinen Hocker, ihre Großmutter saß an dem Fußende des Bettes in einem alten Sessel. Beide sahen mich an, Ari nachdenklich, besorgt…traurig. Ihre Ma zeigte keine Reaktion, sie musterte mich nur mit ihren prüfenden und so tiefen, blauen Augen. Ich legte eine Hand an den Türrahmen und drehte mich halb zum Flur, als ich über die Schulter sagte: „Wenn er es wirklich ist und wenn ich nicht verrückt bin…dann verdanke ich euch einfach alles.“ Ich schloss die Tür hinter mir und richtete meinen Blick auf seine Tür. Konnte er es wirklich sein? War er am Leben? Ich würde es herausfinden.
 

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Tut mir leid. es ist wieder ein ziemlich fieses Ende...*schäm*

Hm. Ich mache mich jetzt gleich ans Weiterschreiben, habe einen ausgefeilten Plan^^

Und natürlich hoffe ich, dass euch das Chap gefallen hat und ihr mir was dazu sagt, ob nun Kritik oder Lob, beides ist gut :-)

"Abschied"

Puh, das hat sich mal wieder hingezogen, tut mir leid, Leute!

Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, wie genau ich es jetzt weitergehen lasse und das ist dabei herausgekommen. Ich weiß, dass einige von euch sicher Sasuke vermissen aber der Spannung halber kann ich dazu nicht so viel Auskunft geben. ;-) Bleibt einfach dran, wenn es euch möglich ist, ja? Wie schon gesagt, meine nächsten ffs haben feste Pairings oder aber ich lege von vornherein fest, dass es mehrere Möglichkeiten gibt. Damit ihr nicht umsonst lest ;-)

Und ich entschuldige mich noch einmal dafür, dass ich ein paar von euch den Schreck einjagen musste, dass Kakashi gestorben ist. Gomen ^//^

So. Und jetzt geht es hier weiter, ich bedanke mich für eure tollen Kommentare und euer Interesse und vor allem dafür, dass ihr mich immer noch lobt, selbst wenn es sich wieder ewig hinzieht oder ihr ewig warten müsst. Danke!

ggggglg Pinklady18 <3
 

P.S. Ich gehe davon aus, dass wir mit diesem Kapitel die 500 Kommentare schaffen und allein der Gedanke daran macht mich jetzt schon völlig hibbelig...500 Kommentare, könnte ihr euch vorstellen, wie viel das ist? Ich kann es nicht so richtig...es ist echt der Hammer. Natürlich bekommt ihr davon auch wieder ein neues Dankeschön-Bild :-) Logo. Und deshalb kann jeder, der möchte in seinem Kommentar dazu schreiben, ob es dieses Mal ein Bild mit Kakashi oder Sasuke (und wenn jemand das wollte, sogar mit Itachi :D) sein soll. Dann werte ich das aus und suche was Schönes aus meinem Fundus heraus. Wobei ich bei 500 Kommentaren natürlich auch drei Bilder springen lassen könnte :DDDD Aber lasst mal hören, was ihr dazu denkt ;-) Danke! Danke! Danke! :-)
 

P.P.S. Ach und noch was! Von Ari und Mamiko gibt es jetzt zwei neue Einträge unter der Ens-Liste, damit ihr wieder einen kleinen Überblick habt, wer die beiden sind, ich habe Ari aber auch echt lange nicht mehr erwähnt...was daran liegt, dass ich selbst nicht wusste, dass ich sie wieder einbauen würde :D
 

*Buffet eröffne*

Bon appetit!

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73 „Abschied“
 

Ich stand sehr lange im Flur und wartete dort. Ich wusste nicht auf was aber ich blieb wo ich war, starrte die Tür vor mir an und wartete. Es dauerte. Aber ich hatte Zeit. Ich wollte mich nicht beeilen und herausfinden, dass ich all das doch nur geträumt hatte. Kakashi…seit ich in Tsunades Büro gehört hatte, dass er nicht mehr da war, dass er einfach so verschwunden war, hatte ich nicht einen Gedanken an etwas anderes verschwendet. Alles drehte sich nur darum.

Es war dunkel hier, es gab keine Fenster und es war still. Ich war viel ruhiger als ich angenommen hatte, ganz so, als wären meine Gedanken müde vom vielen Kreisen, ganz so, als wollten sie sich endlich ausruhen und erholen. Ich hörte meinen eigenen Atem, meinen Herzschlag, langsam und regelmäßig. Vorsichtig hob ich meine Hand, legte sie auf die kühle Türklinke, fühlte das glatte Metall darunter. Dann drückte ich sie herab und hörte, wie die Tür leise aufschwang, ich wartete im Türrahmen, ließ das Bild auf mich wirken. Die Sonne schien direkt in das Zimmer und die Wolken waren verschwunden. Er lag in dem Bett, nur bis zur Hüfte bedeckt und hatte den Kopf wieder von mir weg gedreht. Aber er schlief nicht, er sah aus dem Fenster und starrte in den Himmel.

Ich weiß nicht, was es war.

Vielleicht die Tatsache das diese Silber schimmernden Haare mir nur bei einem einzigen Menschen begegnet waren, das er wach war obwohl das bei seinem gesundheitlichen Zustand beinah unmöglich war, das sich eine einzigartige Narbe über sein linkes Auge zog. Vielleicht auch einfach der Moment, in dem er seinen Kopf leicht drehte und mich ansah. Er sah nicht durch mich hindurch und er träumte nicht, er sah mich an und war dabei vollkommen klar.

Ich wusste, dass er es war. Er war es. Er lebte.

Ehe ich mich versah, sank ich auf meine Knie und hielt mir die Hand vor den Mund, um mein Schluchzen zu ersticken. Er hörte es trotzdem und ließ in diesem Moment so viel mehr erkennen, als er es sonst immer tat. Sorge? Erleichterung? Ich konnte es nicht einordnen, ich war zu sehr damit beschäftigt, mich zu beruhigen, womit ich jedoch kläglich scheiterte.

„Oh Kakashi…!“ Ich versuchte, wieder aufzustehen aber durch all die Tränen konnte ich kaum etwas sehen und lehnte mich entkräftet gegen den Türrahmen. Es dauerte einige Minuten, bis ich zumindest aufstehen und langsam zu ihm gehen konnte. Er hatte nicht ein Wort gesagt, nur seinen Blick auf mich gerichtet, die ganze Zeit. Ich wischte die Tränen aus meinen Augen und von meinen Wangen, doch das war ziemlich unnötig, da sie sich nicht aufhalten ließen. Trotzdem versuchte ich ein schiefes Lächeln, was mir ziemlich misslang.
 

Als ich dicht genug bei ihm war und direkt vor dem Bett stand, dachte ich nicht nach, ich streckte meine zitternden Hände nach ihm aus und wartete nicht auf ein Handeln seinerseits, ich lehnte mich einfach vor, verbarg meinen Kopf an seiner Halsbeuge, legte meine Arme um seinen bandagierten Oberkörper und wehrte mich nicht gegen die Tränen. Ich versuchte, ihn nicht zu sehr zu drücken, er zeigte keine Reaktion, gar nichts, daher konnte ich auch nicht sagen, ob er Schmerzen hatte. Doch um ihn loszulassen fehlte mir die Kraft, egal wie egoistisch das war oder wie wenig er sich meine Nähe auch wünschen mochte, ich hatte das Gefühl, ich müsste ihn festhalten, damit ich nicht wieder verlieren konnte. Irgendwann, mitten in meinem Zusammenbruch, spürte ich seine Hände auf meinem Rücken und so sehr ich mich darüber freute, ließen sich die Tränen nun noch weniger zurückhalten.

„Sie…sagten uns…du seist tot…Ich habe dich…so sehr…vermisst…“ Sein Schweigen schmerzte nicht, ich musste diese Worte loswerden. „Ich konnte nicht…ich konnte nicht…leben ohne dich.“ Ich schnappte nach Luft und versuchte, das Zittern zu bekämpfen. Ich sollte ihn loslassen aber meine Arme ließen sich nicht lösen.

„Ich dachte, ich sehe dich niemals wieder…“ hörte ich ihn leise flüstern und hielt den Atem an. Seine Stimme war schwach und heiser aber ich war so glücklich…so wahnsinnig glücklich.

„Kakashi…“ Mit viel Überwindung zog ich meine Arme zurück, zwang meine Füße ein paar Schritte nach hinten zu machen und spürte, wie er seine Hände nur langsam sinken ließ. Ich wollte ihn anschauen. Ich blickte direkt in seine so verschiedenen Augen, gebannt, weil ich ihn ansehen konnte und er mich. „Du glaubst nicht, wie schrecklich es war…“, flüsterte ich und strich über seine Finger. „Wie schrecklich…“ Er drückte meine Hand.

„Doch. Doch ich weiß es…“ Wieder liefen ein paar glitzernde Tränen über mein Gesicht.

„Aber wie…?“ Er lehnte sich zurück, sah wahnsinnig müde aus und schloss doch nicht seine Augen, hielt unseren Blickkontakt.

„Ich…“ Er verzog das Gesicht und legte eine seiner Hände an seinen Hals, als er seine Lider etwas senkte.

„Nein, sprich noch nicht, du bist so schwer verletzt, du brauchst Ruhe…das war dumm von mir…“ Er versuchte, seine Augen wieder etwas weiter zu öffnen.

„Ich bin…so froh, dass du da bist.“ Dieses Mal, wenn auch unter Tränen, war mein Lächeln nicht aufgesetzt.

„Ich kann dir nicht sagen, wie glücklich ich bin, weil du lebst.“ Er wollte noch etwas sagen, doch dann übermannte ihn die Erschöpfung und er schlief wieder ein.

Eine ganze Weile stand ich da, lauschte seinem ruhigen Atem, betrachtete sein entspanntes Gesicht, drückte seine Hand. Es war wie ein Traum. Aber dieses Mal ein guter. Und er war wirklich, das hier war die Realität. Gerade als ich für einen Moment aus dem Fenster blickte, geistesabwesend über seine Hand strich, hörte ich ihn im Schlaf sprechen. „Sakura…“

Ich schaute erstaunt zu ihm und stellte fest, dass er lächelte. Er lächelte…

„Kakashi…“ Ich musste mir immer wieder sagen, dass er wirklich lebte, es klang so unwirklich aber so war es, er war wirklich am Leben.
 

Es dauerte drei Tage, in denen ich wie in einem dichten Nebel lebte, bis Kakashi sich aufsetzen konnte. Er redete, er konnte essen und trinken, wir hatten seine Schmerzen gut unter Kontrolle. Es war kaum zu glauben, deshalb verbrachte ich sehr viel Zeit in seinem Raum, auch wenn er noch immer sehr viel schlief und deshalb nichts davon mitbekam, ich wollte immer sicher sein, dass alles in Ordnung war. Er konnte noch nicht besonders lange sprechen aber in diesen drei Tagen hatte er bereits erklärt, was alles passiert war, seit Tsunade ihn, Naruto, Sasuke und den Rest des Teams auf ihre Mission geschickt hatte.
 

Sie waren eine Gruppe bestehend aus dem alten Team 7 und drei anderen ANBU-Teams, die sich aufgeteilt hatten, um möglichst viele Orte in wenig Zeit zu untersuchen. Kakashi war seit über einem Monat unterwegs, seit dem Tag an dem ich Itachi zuletzt begegnet war, er hatte sich überall umgehört, war in fremden Dörfern gewesen, hatte nach Itachi gesucht und Strategien entwickelt. Dann waren die anderen etwa vier Wochen später zu ihm gestoßen, sie hatten sich aufgeteilt und weitergesucht. Als Kommunikationsmittel hatten Kakashis Hunde gedient und zuverlässig jedes Mal den Bericht erstattet, dass sich noch nichts Neues ergeben hatte. Tage und Wochen vergingen, die Zeit, in der ich in Konoha gewesen war, allein. Ich hatte bei Tsunade gearbeitet und sie alle hatten nach Itachi gesucht. Es hörte sich so absurd an. Ich hatte überhaupt nichts tun können und dabei war ich diejenige, die er verfolgte. Dann kam die Nachricht, dass ein Team etwas gehört hatte, das sich an der Grenze zu eben diesem kleinen Dorf abgespielt haben sollte, in dessen Nähe wir uns nun befanden. Kakashi hatte lange mit Naruto und Sasuke diskutiert, sie wollten sich um eine andere Spur kümmern, wollten ihren damaligen Bereich gründlich abschließen und er wollte unbedingt diesem Gerücht nachgehen.

Also trennten sie sich, Kakashi traf sich mit zwei anderen verschiedenen Gruppenmitgliedern, die ihn dorthin begleiten sollten, die restlichen Teams gingen der Suche in ihren Gebieten nach. Sie kamen dort an, als es bereits spät abends war, sie hatten vor, sich am nächsten Tag genauer auf die Suche zu machen und einigten sich darauf, vorsichtshalber außerhalb des Dorfes zu schlafen. Kakashi wollte weiter von der Grenze weg, die anderen beiden bestanden darauf in der Nähe zu bleiben und so verlegten sie ihr Nachtlager in einen dichten Wald nur ein paar Meter von der Grenze entfernt. Die erste Nachtwache war einem Mann namens Kuichiro Igano zugeteilt worden, danach sollte Kakashi das Lager bewachen und zuletzt der dritte Jonin in der Gruppe, Tama Ogawa.

Sie kamen nicht einmal zur Ablösung von Kuichiro.

Bevor auch nur einer von ihnen hatte handeln können, war er tot und die beiden Verbliebenden fanden sich umzingelt vor. Sie konnten niemanden erkennen, alle waren vermummt und doch wusste Kakashi vom ersten Moment an, wer ihnen gegenüber stand. Es waren Handlanger der Akatsuki, sie hatten es nur auf ihn abgesehen. Er hatte versucht, Tama so gut es ging herauszuhalten, er hatte ihn beschützt und war dabei selbst sehr schwer verletzt worden. Tama hatte erkannt, dass Kakashi nicht mehr würde kämpfen können, er verwandelte sich in einen Doppelgänger Kakashis und rannte auf das Dorf zu, in der Hoffnung seinen Teamkameraden dadurch retten zu können.

Er hatte ihn gerettet. Der Preis dafür, war sein eigenes Leben. Und als sie ihn getötet hatten, folgten sie Kakashi.

Bereits schwer verwundet, versuchte er ihnen zu entkommen, doch sie erwischten ihn natürlich dennoch und verletzten ihn, bis er aussah, als wäre er tot.
 

Natürlich hatte Kakashi all das etwas gekürzt und nicht die Details ausgesprochen, doch es war offensichtlich wie es gelaufen war. Itachi…

Er hatte sich gut erholt. Er war stark genug, um Gerüchte verbreiten zu lassen, dass er sich in dieser Gegend aufhielt und stark genug um ein paar verdammte Auftragskiller auf Kakashi anzusetzen. Sie hatten ihn beinah umgebracht und zwei seiner Leute getötet. Die Wut, die ich in diesem Moment empfand, in welchem Kakashi mir davon erzählte war zu stark um Worte dafür zu finden. Ich hasste ihn…ich hasste ihn.

Als Kakashi dort gelegen hatte, dem Tode nah, fand Ari ihn und brachte ihn zusammen mit ihrer Ma in ihre Hütte. Er hatte nichts mehr von Naruto und Sasuke gehört, das letzte Mal hatte er Pakkun ausgeschickt, als sie kurz vor der Grenze waren und als er zurückkehrte, hatte er keine Neuigkeiten dabei. Wir wussten nichts, außer dass Kakashi im Moment für tot gehalten wurde. Doch bald würde an die Außenwelt durchdringen, dass es nicht Kakashi sondern Tama gewesen war, den man an der Grenze gefunden hatte und dann würden sie sicher wiederkommen, um zu überprüfen, dass sie den wahren Kakashi tatsächlich getötet hatten. Sie konnten jeden Moment zurückkommen und wir befanden uns in einer Hütte, völlig abgeschottet, mit zwei Frauen, einem Mädchen und einem verletzten Mann.

Sie durften uns hier nicht finden. Wir mussten gehen. Aber wohin? Und wie?
 

Es vergingen weitere zwei Tage, in denen Kakashis Gesundheitszustand sich zwar erheblich verbesserte, dabei jedoch noch lange keine Reise geschweige denn einen Kampf zuließ. Er konnte gehen und eine Weile aufrecht stehen, doch das strengte ihn sehr an, weshalb ich ihn so oft wie möglich daran hinderte, sein Bett zu verlassen.

Ich fühlte mich hin- und hergerissen, wollte nach Naruto und Sasuke suchen und doch Kakashi nicht allein lassen, ich hatte Angst, zu wenig Zeit zu haben, zu spät zu kommen oder zu lange hier geblieben zu sein, Angst, dass sie uns finden würden und Angst, dass ich den Rest unseres alten Teams nicht wieder sehen würde. Ich konnte nicht ruhig sitzen und kaum schlafen, jedes Geräusch außerhalb des Hauses verdoppelte meinen Herzschlag und ließ mich alle in Kakashis Zimmer versammeln, damit wir zusammen waren und ich zumindest versuchen konnte, sie zu beschützen. Die anderen ließen das jedes Mal schweigend über sich ergehen und sagten nichts dazu... Meine Augen waren komplett geheilt, es hatte etwas Zeit gebraucht, doch sie hatten keine Schäden zurückbehalten. Aber wie sollte ich drei Menschen beschützen, vollkommen allein gegen eine ganze Gruppe Auftragskiller? Und wie sollte ich es so rechtzeitig schaffen, Naruto und Sasuke zu erreichen?

Kakashis Chakra war lange nicht auf dem richtigen Level um seine Hunde zu rufen, außerdem konnten sie uns verraten. Ich konnte genauso wenig Dan schicken, denn ein weißer Tiger hätte ebenfalls Aufsehen erweckt. Wir hatten keine Wahl.

Ich dachte in diesen zwei Tagen gründlich darüber nach. Und dann kam ich zu dem Schluss, dass ich die drei ins Dorf bringen musste, um dann allein nach den anderen zu suchen. Ich erwähnte diesen Entschluss mit keinem Wort, sie hätten mich nicht gehen lassen aber ich wusste, dass ich ihn umsetzen musste. Das Dorf war nicht viel sicherer als diese Hütte, doch es war die einzige Möglichkeit um sie nicht vollkommen schutzlos zurückzulassen. Ich hatte jede Nacht Albträume, es ließ mich nicht los aber ich würde genau so handeln, denn es gab keinen anderen Weg. Was ich tun würde, wenn mir auch nur einer dieser Auftragskiller über den Weg laufen würde, wollte ich mir lieber nicht ausmalen. Natürlich war es möglich, dass Itachi ihnen befohlen hatte, mich zu verschonen, doch ich bezweifelte ganz stark, dass sie mich dann laufen lassen würden oder dass sie sich überhaupt die Mühe machen würden, mich zu erkennen. Ich stellte sie mir nicht besonders schlau vor und es würde ein Vergnügen sein, Kakashi und seine Teamkameraden zu rächen.
 

Ein weiterer Tag verging. Würden Sasuke und Naruto hierher kommen, wenn sie nichts mehr von Kakashi hörten? Oder würden sie sich weiter auf ihre Suche konzentrieren? Hatten sie ihn bereits aufgespürt? Ich wollte nicht daran denken aber auch dieser Gedanke ließ mich nicht mehr los. Sie konnten ihn bereits gefunden haben…sie konnten bereits gegen ihn kämpfen…sie konnten bereits…ich dachte niemals weiter.

Um alle drei aus dem Haus zu bekommen und ins Dorf zu bringen hatte ich sehr lange nach einer Begründung suchen müssen. Warum sollten alle mitkommen müssen, immerhin war Kakashi noch immer stark angeschlagen und sollte besser in der Hütte bleiben? Ich versuchte, ihnen eine Ausrede zu verkaufen, die mir zumindest ansatzweise glaubwürdig erschien.

„Hör doch mal, Mamiko…bitte! Ich kann nicht einen von euch hier lassen, das wäre viel zu gefährlich, ich hätte nicht eine ruhige Minute und würde die Hälfte vergessen!“ Mamiko…so hieß Aris Großmutter wirklich und sie nannte sie nicht ‚Ma‘, weil es ein Wort für Großmutter sein sollte, sie kürzte einfach ihren Vornamen ab. Mamiko kannte die ganze Geschichte, Kakashi hatte uns alle auf den neuesten Stand gebracht und mittlerweile wusste sie sogar so gut wie alles über mich, sie wusste was die letzten Monate meines Lebens ausgemacht hatte und sie wusste alles über Itachi. Leider wollte sie sich nicht von mir überreden lassen, sie selbst, Kakashi und Ari mit in das Dorf zu nehmen um ein paar neue Waffen und Medizin zu kaufen.

„Komm schon, Ma…Du weißt selbst, dass es zu gefährlich ist, jemanden hier zu lassen…“ Ich lief hinter ihr her, während sie durch die Hütte tapste, Wäsche verteilte, Betten bezog und Sachen aufräumte. Plötzlich drehte sie sich zu mir um und ich blieb abrupt stehen, um sie nicht umzulaufen.

„Ich lebe seit über 20 Jahren in dieser Hütte! Nicht einmal in all diesen Jahren hat auch nur irgendjemand das Haus gefunden, niemand weiß, dass ich hier wohne und niemand wird es je herausfinden!“ Schnaubend drehte sie sich wieder um riss das nächste Bettlaken von meinem Bett.

„Mamiko…du weißt es…“

Ihre ruckartigen und energischen Bewegungen wurden weicher, bis sie das Laken an ihre Brust presste und mich gedankenverloren ansah.
 

„Ich mache mir große Sorgen. Aber wir sind hier sicher, Sakura. Denk an Kakashi. Ich kann nicht mit einem Mann ins Dorf gehen, der sich kaum auf den eigenen Beinen halten kann. Denk an Ari…sie ist noch ein Kind. Wir können sie nicht mit dorthin nehmen.“ Ich erwiderte ihren Blick kurz und sah dann zu Boden.

„Wenn jemand sie hier überrascht, dann ist das auf jeden Fall ihr Ende. Wenn uns jemand zusammen findet, dann gibt es zumindest die Chance, dass wir nicht alle draufgehen…“ Sie legte eine Hand unter mein Kinn und hob es an, bis wir uns wieder in die Augen sahen.

„Sie halten ihn für tot. Sie werden nicht nach ihm suchen, bis es überall verbreitet wurde, dass nicht er tot aufgefunden wurde und selbst dann belassen sie es vielleicht dabei, weil sie sicher sind, dass sie ihn umgebracht haben und ihn nur noch niemand gefunden hat. In dieser Gegend gibt es nicht viele Reisende…“ Ich ahnte langsam, dass diese Überzeugungsaktion noch schwerer werden würde, als gedacht.

„Ich brauche diese Sachen und ich gehe nicht allein, das bedeutet, ihr müsst mitkommen, alle!“ Sie lächelte und ich verdrehte die Augen. „Bitte.“

„Wenn du ihm noch mehr Zeit gibst, würde ich es vielleicht sogar überdenken. Aber wie gesagt. Er braucht mehr Zeit, sodass er zumindest wieder normal laufen und möglicherweise auch schon ansatzweise kämpfen kann…“

„Das könnte noch Monate dauern!“

Sie nickte und aus dem harmlosen Lächeln wurde ein triumphierendes.

„Was für wichtige Medizin benötigst du Sakura? Was habe ich nicht hier in meinem riesigen Sortiment an Heilkräutern?“ Sie war eine wirklich schlaue Hexe…

„Zum Beispiel sind mir die Verbände ausgegangen, wir waschen sie zwar aber Kakashi benötigt neue, ich will nicht, dass er die alten auftragen muss, die schon langsam auseinander fallen. Und ich brauche dringend neue Kunais! Shuriken! Und Schmerztabletten! Komm schon Mamiko, du kannst mir doch nicht erzählen, dass ich keine Gründe habe um wirklich dringend ins Dorf zu gehen!“

„Nein, das tue ich auch nicht. Ich sage dir nur, dass du allein oder mit mir gehen sollst. Das ist alles.“

„Mamiko!“

„Du solltest nach Kakashi sehen, Sakura, er ist schon wieder zu lange auf gewesen, er muss sich ausruhen, schick ihn zurück in sein Bett.“ Ich drehte mich um und ließ sie weiter das Bett beziehen.
 

Mit großen Schritten verließ ich den Raum, schloss die Tür und ließ mich an der gegenüberliegenden Wand herabgleiten. Wie sollte ich diese starrsinnige Frau nur dazu bringen, alle mit ins Dorf gehen zu lassen? Sie ließ sich absolut nicht überzeugen und wenn sie nicht mitspielte, dann hatte ich keine Chance…

Aber wenn ich Kakashi überreden konnte, dass er unbedingt mitkommen musste…vielleicht ließ sie sich dann dazu bringen, immerhin hatte sie an ihm eindeutig einen Narren gefressen, sie tat alles für ihn. Nicht dass sie das für mich nicht getan hätte, nur sah sie absolut zufrieden aus, wenn sie etwas für ihn tun konnte und das war bei mir eindeutig nicht in diesem Grade der Fall gewesen.

Schnell stand ich wieder auf und trat zu Kakashis Tür, ich klopfte an und hörte sofort, wie er mich hereinbat. Natürlich lag er wieder nicht in seinem Bett, er stand am Fenster, stützte sich auf die Fensterbank und sah nach draußen. Als ich eintrat, drehte er sich um und schenkte mir ein kurzes Lächeln, danach wurde sein Blick wieder ernst.

„Kakashi, du sollst doch nicht so viel stehen…“, sagte ich langsam und stellte mich neben ihn an das Fenster. „Mamiko schickt mich und lässt dir ausrichten, dass du mehr im Bett liegen sollst.“

Ein amüsiertes Schnauben seinerseits ließ mich zu ihm auf sehen. Seine Maske trug er nicht mehr seit wir hier angekommen waren und sein Stirnband hatte ebenfalls Verbänden weichen müssen, er lächelte nicht mehr so strahlend wie früher und er erlaubte es sich seltener, wirklich Emotionen zu zeigen. Diese Entwicklung war mir bereits in den ersten paar Tagen aufgefallen, seit er sein Bewusstsein zurück erlangt hatte, doch hatte ich gehofft, dass diese Fähigkeit zurückkehren würde, je mehr sich seine Gesundheit verbesserte. Aber so war es nicht, er war ziemlich still und ernst und dachte eine Menge nach. Ihm war klar, dass er sich noch immer nicht mit seinem Team oder der Hokage in Verbindung setzen konnte, er wusste, dass er nicht kämpfen, geschweige denn reisen konnte und er wusste, dass er noch eine Weile hier bleiben musste. Das alles nahm er hin und ließ sich äußerlich sehr wenig anmerken, doch ich war sicher, dass es ihn innerlich sehr viel stärker mitnahm und dauernd beschäftigte.
 

„Kakashi, du machst große Fortschritte aber du solltest damit aufhören, dich so zu überanstrengen…“, sagte ich langsam und brachte ihn dazu, sich vom Fenster abzuwenden und seine Aufmerksamkeit mir zu schenken. Er hob eine Augenbraue. „Du bist zu lange auf den Beinen und damit zwingst du deinen Körper sich schneller zu regenerieren, als es gut für ihn wäre. Du musst dir zumindest etwas mehr Zeit nehmen, damit du wieder so fit werden kannst, wie du es sonst immer warst.“ Er schwieg einen Moment, dann wandte er sich doch wieder dem Fenster zu.

„Wir haben diese Zeit nicht, Sakura. Das weißt du doch auch. Sasuke, Naruto, die anderen aus unserem Team und sogar Konoha sind in großer Gefahr. Sie wissen nicht, was aus uns geworden ist, wissen nicht einmal sicher, ob wir noch am Leben sind und wir wissen genauso wenig wie es ihnen geht, ob sie Itachi gefunden haben oder ob sie den feindlichen Ninja begegnet sind…es gibt so viel zu bedenken und so viel zu planen. Die Zeit reicht nicht. Wir haben viel zu wenig davon.“

„Kakashi…“ Ich hatte die ganze Zeit, seit ich ihn wieder gesehen hatte, seit er wieder zu Bewusstsein gekommen war, nicht mehr versucht, darüber zu sprechen… Aber es gab keinen Moment in dem ich nicht daran dachte. Wir hatten über nichts gesprochen, was geschehen war bevor Itachi mich in den Wald geführt hatte. Über gar nichts. Dabei war es das, was mich sogar bis in meine Träume verfolgte, mein Verrat an ihm. Und er erwähnte es mit keinem Wort.
 

Noch immer stützte er sich auf die Fensterbank, sah nach draußen, schien in seinen Gedanken versunken zu sein. Ich musste es sagen. Ich musste es aussprechen. Mein Zögern fiel ihm auf, ich rang mit den Worten und er wandte sich erneut vom Fenster ab um mich anzusehen. Er wartete. Und ich versuchte es wirklich aber ich wusste nicht, wie ich es formulieren sollte.

„Ich…“ Er legte den Kopf leicht schief und beobachtete, wie ich auf meine Hände starrte.

„Was ist los, Sakura?“ Ich hatte kaum darauf geachtet, ob seine Stimme und sein Tonfall sich mir gegenüber verändert hatten, seit wir hier waren. Nein das war gelogen, ich hatte kaum etwas anderes getan, als darauf zu achten, doch es war mir nicht die geringste Änderung aufgefallen, er sprach wie immer und vielleicht war es das, was mich so verwirrte. War es mir bis jetzt nicht aufgefallen, so hätte es in diesem Moment nicht deutlicher sein können. Er sprach eindeutig anders, es war beinah spürbar, als ob die Temperatur im Raum um ein paar Grad gesunken wäre…

Wusste er, was ich sagen wollte? Wusste er, dass ich vorhatte unsere scheinbar so ungetrübte Beziehung zu zerstören, dass ich dem Schein endlich ein Ende bereiten wollte, damit zwischen uns nicht mehr als die Wahrheit stand?

Durcheinander sah ich wieder auf und begegnete seinem Blick, der zuerst vollkommen natürlich aussah, als wollte er nur wissen, was ich nicht laut sagte. Doch danach, nach diesem kurzen Moment, in welchem ich mich wieder hätte abwenden können, genau da sah ich es. Er wollte nicht, dass ich es aussprach. Er wollte es nicht hören und schon gar nicht etwas dazu sagen müssen. Deshalb war mir auf einmal so kalt, er hatte mir nicht vergeben, wie sollte er auch, wir hatten nicht einmal darüber gesprochen. Ich sollte es dabei beruhen lassen. Aber gegen seine dringliche Warnung, es nicht zu tun, gegen den eindeutigen Stimmungswechsel in diesem Raum, ließ sich mein Mund nicht am Sprechen hindern. Es hatte eher den gegenteiligen Effekt, einfach zu sagen was ich sagen musste, bevor mich der Mut verließ. Ich suchte seinen Blick, sah ihm direkt in die Augen, las noch einmal das „Lass es sein“ darin. Es konnte mich nicht aufhalten.
 

„Es tut mir leid, Kakashi…! Es tut mir leid…“
 

Ich konnte seinen klaren Augen, seinem durchdringenden Blick nicht länger standhalten und schaute auf den Boden, meine Hände verschränkte ich vor mir ineinander um das Zittern meiner Finger zu verbergen. Es herrschte ein kurzes Schweigen, das mir so viel länger vorkam, als es wirklich war. Deshalb sah ich erneut auf und wünschte mir im selben Moment, ich hätte es nicht getan.

Er wirkte plötzlich eiskalt, seine Augen waren stechend und ohne Emotionen. Diesen Blick kannte ich sonst nur von zwei anderen Menschen und keiner von beiden war in solch einem Fall bereit für ein Gespräch. Nicht im Geringsten.

„Was meinst du…?“, fragte er langsam und zwang sich offenbar, nicht woanders hinzusehen. Ich zuckte zusammen.

„Ich…du weißt doch…es…“ Es hatte keinen Sinn, es so weit kommen zu lassen und dann nicht zu Ende zu bringen, was ich angefangen hatte. „Es tut mir leid, dass ich…dass ich dir dieses Schlafmittel gegeben habe und…es tut mir leid, dass ich danach einfach das Dorf verlassen habe…es tut mir leid, dass ich nicht sofort ins Haus zurückgekehrt bin und es…tut mir leid, dass…ich dich dort einfach so habe…liegen lassen…“ Äußerlich zeigte er keine Reaktion, schwieg, blickte in meine Augen und hörte mir zu. Obwohl ich gar nicht sicher war, dass er mich wirklich hörte, er schien einfach nur abzuwarten, bis ich aufhörte zu sprechen.

„Es tut mir leid…“, setzte ich wieder an, „…es tut mir leid, dass du wegen mir Probleme mit Tsunade bekommen hast und dass dein Ruf durch mich geschädigt…“

„Dass mein Ruf geschädigt wurde? Ich bitte dich, Sakura! Mach es nicht lächerlicher als es ohnehin schon ist…“ Schlagartig war ich verstummt und seit er mich unterbrochen hatte, war jeder Mut, jede Hoffnung verschwunden, dass ich noch hätte weiterreden können. Ich wollte ihm noch sagen, wie sehr es schmerzte, dass er wegen mir beinah getötet worden war, wie sehr ich es bereute einfach gegangen zu sein, weil er dadurch alle Konsequenzen hatte tragen müssen, die mir aufgetragen werden sollten…ich wollte noch so viel mehr sagen aber jetzt ging es nicht mehr.

„Es tut mir leid…“, flüsterte ich nur noch ein weiteres Mal. Zu mehr war ich nicht mehr im Stande. Er lachte auf, sarkastisch. Ich traute meinen Ohren nicht. Aber meine Augen bestätigten es mir. „Kakashi…“, sagte ich langsam. „Wieso lachst du?“ Der Unglaube in meiner Stimme war deutlich zu hören. Wieso tat er das? Warum sagte er nichts? Warum sagte er nicht, dass es alles meine Schuld war? Warum schickte er mich nicht aus dem Zimmer? Warum…?
 

Wie in Zeitlupe drückte er mich an die Wand hinter mir und hielt meine Arme fest. Ich kam nicht hinterher, verarbeitete nur langsam, was um mich herum geschah.

„Du willst darüber reden? Dann reden wir. Ich hasse es, das du mit ihm dort warst. Ich hasse es, das ich vollkommen handlungsunfähig auf deinem Sofa in deinem Wohnzimmer in deinem verdammten Haus lag und nichts dagegen unternehmen konnte, weil du es so wolltest. Ich hasse es,…“ Er hob mein Kinn an und zwang mich, ihn anzusehen. „…das er dich nicht beschützt hat aber noch mehr hasse ich es, das ich dich nicht beschützen konnte.“

Verwirrt und mit geweiteten Augen starrte ich ihn an, unfähig etwas zu erwidern.

„Willst du wissen, was ich am Meisten hasse?“ Ehrlich gesagt wusste ich nicht, ob ich das tatsächlich wissen wollte, ich weiß nicht, ob ich nickte oder nicht, er sprach einfach weiter. „Am Meisten hasse ich es, dass du freiwillig mit ihm mitgegangen bist. Mit ihm. Aus dem Dorf. An einen Ort, wo niemand mehr war, der dich beschützen konnte.“

Er schwieg einen Moment, ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden.

„Wie konntest du ihm so sehr vertrauen, Sakura? Du hast erst wieder Erinnerungen an ihn, seit du vor ein paar Monaten damit angefangen hast, ihn erneut kennenzulernen! Wie konntest du einem Fremden so sehr vertrauen, dass du einfach mitgegangen bist?!“

„Kakashi…“ Ich schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen. So dachte er darüber?

„Wieso vertraust du ihm so sehr?“, flüsterte er leise und ich ließ meinen Kopf sinken. „Was hat er getan, dass er es verdient so sehr geliebt zu werden? Wieso von dir, wo er dir so sehr wehgetan hat…?“ Er sprach nicht mehr mit mir, ich konnte ihm ohnehin keine Antwort geben, zu sehr war ich damit beschäftigt gegen die Tränen anzukämpfen.

„Es tut mir leid…es tut mir so schrecklich leid, dass das alles wegen mir passiert ist…“, brachte ich mühsam hervor. Plötzlich drückte er mich an seine Brust und legte seinen Kopf auf meine Schulter, ich erstarrte und versuchte zu verstehen, was hier passierte. Aber dann gab ich es auf und lehnte mich näher an ihn, vergrub meinen Kopf in seinem Shirt und gab mich der Hoffnung hin, hiermit alles geklärt zu haben. Es war gar nichts geklärt, es war nur noch schlimmer geworden und doch konnte ich mich nicht losreißen und ihm sagen, dass ich darüber reden wollte. Die Versuchung, sich einfach von ihm halten und trösten zu lassen, obwohl doch er getröstet hätte werden müssen, war zu groß und ich zu schwach um ihr zu wiederstehen.
 

„Sasuke ist…ich musste es doch wissen, Kakashi…“, flüsterte ich leise an seiner Brust. „Ich muss mich doch erinnern können…“ Er unterbrach mich nicht, hielt mich einfach fest. „Du wolltest nicht, dass ich allein aus dem Haus gehe und er…er konnte nicht mit mir reden, wenn du dabei warst und es war alles so durcheinander, ich konnte nicht anders…“ Ich schluckte. „Naruto hat mir an diesem Tag alles erzählt. Er hat mich ins Tal des Endes geführt und mir alles gesagt, was ich wissen musste. Ich war wütend auf Sasuke, weil er so kalt zu mir gewesen war und weil er nicht reden wollte und dann war das alles auf einmal weg, weil…weil es einfach so eine schreckliche Geschichte ist…ich konnte…ich konnte es nicht ertragen…“ Aus dem Flüstern wurde ein Schluchzen, als ganz plötzlich die Bilder von Itachis Tsukyomi auf mich einströmten. Ich hatte so lange nicht mehr daran gedacht und jetzt war alles wieder da. Kakashis Hand streichelte langsam über meinen Rücken und er ließ mir Zeit, schwieg, wartete… „Und dann kam er auch in das Tal und Naruto sollte vorgehen und die Gegend absuchen.“

Diese Worte hatten sehr lange einen Weg nach draußen gesucht aber ich war nicht sicher, ob es richtig war, ob dies der richtige Moment dafür war…ich war nicht sicher, ob ich weiterreden sollte und ich wusste nicht, ob ich wirklich alles erzählen sollte. Doch wie es aussah, hatte ich gar keine Kontrolle mehr darüber, was ich sagte, die Worte verließen meinen Mund, ohne dass ich ihm befohlen hätte, zu sprechen. Ich sah alles genau vor mir, wie Naruto und ich dort gestanden hatten, wie wir so lange gesprochen hatten und wie Sasuke plötzlich dazu gekommen war, wie ich ihn erst für Itachi gehalten hatte, wie Naruto uns allein ließ… Wie ich auf einmal von seinen Augen angezogen wurde…

„Und dann war ich allein mit Sasuke, er hat mich so kalt angesehen und trotzdem…trotzdem war da etwas, seine Augen…sie waren genau wie die von Itachi und trotzdem bin ich näher auf ihn zugegangen. Als ich wieder auf meine Umgebung achtete, stand ich schon direkt vor ihm und da wusste ich, dass ich ihn gesehen hatte, in der Nacht vor meinem Fenster…und ich hatte solche Angst gehabt, dass es Itachi gewesen war…ich…“

Weitersprechen oder nicht? Die ganze Wahrheit oder nicht? Ich wusste nicht weiter.
 

„Was ist dann passiert, Sakura?“ Kakashis Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich spannte mich an. Er klang sehr ruhig aber was dachte er?

„Ich…er sagte.........wir gingen zurück, er wollte dass ich ins Dorf zurückkehrte und zog mich hinter sich her, bis wir kurz vor meinem Haus angekommen waren und er mich noch dorthin bringen wollte aber ich wollte allein zurück…zu dir…und darum hat er sich dort von mir verabschiedet.“ Ich hielt für einen Moment inne und holte Luft.

Ich hatte gelogen, eiskalt, einfach so.

Ich hatte es nicht aussprechen können. Wieder kamen die Worte ganz von allein, schnell und hastig, meine Stimme wurde höher, so als wollte ich das alles schnell hinter mich bringen.

„Es war ein Volksfest, Kakashi! Und Itachi hatte Sasuke und Naruto glauben lassen, dass alle in Aufruhr waren, weil sie nach mir suchten…sie haben nicht nach mir gesucht, niemand außer den beiden wusste, dass ich nicht bei dir war und die aufgeregten Stimmen waren nur wegen diesem verdammten Fest…“ Wieder brauchte ich ein paar Sekunden um fortfahren zu können. „Wenn ich das nur in diesem Moment gewusst hätte…wenn ich es nur gewusst hätte…“

Meine Worte verloren sich in einem Flüstern.

„Warum bist du nicht zurück gekommen? Was ist danach geschehen?“, fragte Kakashi noch einmal ganz ruhig. Doch ich meinte, etwas darin hören zu können, was nicht dazu passte. Wehmut?

Er kam zurück…Sasuke kam noch einmal wieder und ich dachte, er hätte etwas vergessen und fragte ihn danach. Ich wäre beinah gegangen. Es war so dumm… Er sagte mir, dass Ino nach mir gesucht hatte und dich im Haus gefunden hätte und dass es besser wäre, sich erstmal nicht zu zeigen, er wollte mich später zurückbringen, wenn nicht mehr so viel los war und ich…ich habe ihm geglaubt. Ich hatte Angst um dich…ich hatte Angst davor, was sie mit dir machen würden, ich habe nicht nachgedacht…“ Seine beruhigende Hand auf meinem Rücken strich immer noch in kleinen Kreisen darüber. Kurz stockte sie, dann fuhr er fort. „Er war es. Und ich habe ihn nicht erkannt.“, sagte ich kalt. „Du weißt, was danach passierte. Es tut mir schrecklich leid…“

„Es ist nicht deine Schuld.“, erwiderte er schnell und drückte mich etwas dichter an sich. „Er hat das alles gut geplant, wie immer, du kannst nichts dafür.“

„Ich hätte dir das nicht antun dürfen…“

„Du hattest Recht…ich hätte dich nicht gehen lassen, es war deine einzige Möglichkeit.“
 

Er nahm schon wieder alles auf sich...er entschuldigte mich schon wieder, warum war er nur so gut? Es schmerzte, ihn das sagen zu hören und ohne dass ich es wirklich wollte, sagte ich noch etwas, aus dem inneren Gefühl heraus, ihm endlich die Augen zu öffnen und ihm zu zeigen, dass ich sehr wohl Schuld an allem trug.

„Ich habe ihn geküsst…“ Seine Hand hielt inne und er spannte sich an, sein Griff lockerte sich für einen Moment, dann wurde er umso fester und er fand seine Stimme wieder, gepresst verließen die Worte seinen Mund.

„Er hat dich gezwungen. Du konntest dich nicht wehren.“ Er wollte alles rechtfertigen…und ich musste ihm diesen Wunsch nun kaputt machen.

„Nein…nicht ihn.“ Er hielt den Atem an, ebenso wie ich, bis ich es endlich hervorbringen konnte. „Sasuke…“ Kaum zu hören.

Er ließ mich los, machte einen Schritt zurück und sah mir ins Gesicht, suchte meinen Blick. Ich zwang mich, ihn zu erwidern, auch wenn ich nichts lieber getan hätte, als von dort zu verschwinden.

„Du hast Sasuke…?“ Seine Augen waren Schreck geweitet. „Ja…im Tal des Endes. Als Naruto uns allein gelassen hatte…“ Das geschah mir nur Recht, ich sollte - und ich wollte - sehen, wie sehr ihm das wehtat.

„Aber warum?“, fragte er dumpf, so als könnte er es nicht glauben. Als ich erkannte, dass ich mir genau das wünschte, war das wie ein Schlag ins Gesicht. „Was bedeutet das?“, plötzlich klang er ganz klar und vollkommen gefasst. Ich schaute ihn verständnislos an. „Was bedeutet es für dich und ihn, was bedeutet es für mich?“, wiederholte er drängend. Ich suchte nach einer Antwort aber ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte.

„Ich weiß nicht…was soll es bedeuten, ich meine…ich habe keine Ahnung.“

„Liebst du ihn?“ Und wieder diese eine verdammte Frage, die mir jeder ständig zu stellen schien. Ich wandte mich ab und wollte gehen, doch er packte mich am Handgelenk.

„Du gehst nicht, bevor ich nicht endlich eine Antwort bekommen habe.“ Ich blickte über meine Schulter, erst auf unsere Hände, dann in sein ernstes Gesicht.

„Ich weiß es nicht.“, flüsterte ich. „Ich weiß es nicht.“

„Wenn du es weißt…“ Er ließ meine Hand los. „Dann sage es mir nicht.“

„Was?“

„Ich will es nicht wissen. Du kannst gehen.“ Er drehte sich um und ging zurück zum Fenster, würdigte mich keines Blickes mehr. Und ich stand mitten in diesem Raum und hatte mich nie zuvor so allein gefühlt, wenn ich es doch nicht war. Er stand nicht weit weg von mir, ich konnte ihn ganz genau sehen und doch…und doch waren wir offensichtlich so sehr voneinander entfernt, wie nie zuvor. Ich blinzelte ein paar Tränen weg und hastete zur Tür.

„Verstehe…“ Dann fiel sie hinter mir ins Schloss.
 

(:P Hier sollte das Chap eigentlich zuende sein aber ich bin ausnahmsweise mal nett und schreibe noch weiter^^)
 

Ich brachte alle dazu, mich ins Dorf zu begleiten. Zwar hatten Kakashi und ich kaum mehr ein Wort miteinander gewechselt aber ich hatte es auch ohne seine Hilfe geschafft, Mamiko zu überreden und da waren wir nun, Ari, ihre Großmutter, Kakashi und ich, auf dem Weg in das kleine Dorf nicht weit entfernt von der Hütte in der wir seit etwa einer Woche zusammen lebten. Letzten Endes hatte ich keine besondere Erklärung mehr gebraucht, die alte Dame hatte sich von mir breitschlagen lassen und unser Weg verlief in angespanntem Schweigen. Mamiko und Ari versuchten hin und wieder ein Gespräch zu beginnen, doch Kakashi antwortete nur knapp auf speziell an ihn gerichtete Fragen und ich war ziemlich schlecht darin, Interesse zu heucheln, also gaben sie es schnell wieder auf und sprachen nur noch ab und an miteinander.

Ich dachte nicht halb so oft an meinen Plan wie ich es sollte, denn dieser gestrige Tag hatte meine Gedanken in eine ganz andere Richtung gelenkt. Wann immer ich Kakashi aus dem Augenwinkel beobachtete, stellte ich fest wie ernst und abweisend er wirkte. Er schwieg zwar sehr viel aber wenn er etwas sagte, dann klang es tonlos und ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass ein paar Mal unterdrückte Wut darin deutlich wurde, wenn er es auch gut verbergen konnte. Er sah mich nicht an, nicht weil er mir auswich, sondern einfach weil die Notwendigkeit nicht bestand. Sehr selten trafen unsere Blicke sich sogar aber nach wenigen Sekunden wandte er sich ab, beinah im selben Moment in dem ich mich abwenden wollte, doch er war immer der erste.

Ich versuchte ihn aus meinem Kopf zu verbannen, wiederholte konzentriert mein Vorhaben, damit ich keine Fehler machen würde. Nach einer gewissen Zeit fiel es mir leichter, ihn auszublenden und schon bald war ich wieder ganz in meinem Element.
 

Ich würde vorschlagen, dass wir uns trennten, Kakashi und Mamiko, sowie Ari und ich, die zwei anderen würde ich ins Dorfinnere schicken und Ari und ich würden am Dorfrand die Läden abklappern. Wir würden einen Treffpunkt festsetzen, in einem Café mitten im Dorfkern, dort würden Kakashi und Mamiko längst sein, wenn ich Ari noch einmal in einen Laden zurückschickte und selbst in die einzige Unterkunft des Dorfes ging. Dabei würde ich ein paar Arzneien im Tausch gegen zwei Zimmer anbieten und die Zimmerschlüssel zusammen mit einem Brief an der Rezeption zurücklassen. Wenn ich das erledigt hatte, würde ich einen Bewohner des Dorfes mit weiteren Arzneien versorgen, während er als Gegenleistung zu dem Café und dem kleinen Laden gehen und alle drei in die kleine Gaststätte bestellen würde um etwas entgegen zu nehmen. Ich hatte alles genau durchdacht. Sie alle vertrauten mir und sie alle ahnten nichts. Die Dorfbewohner waren ehrliche Menschen, sie würden sich an meine Vorgaben halten. Und wenn die anderen erst meinen Brief gelesen hatten, wäre ich schon weit genug weg, um eine Verfolgung zu verhindern.

Das war der Plan. Und er würde funktionieren.

Immer wieder ertappte ich mich auf dem Weg in das Dorf dabei, wie ich alle genau musterte, mir ihre Gesichter und Bewegungen einprägte, wie ich mich im Stillen verabschiedete. Ob ich sie wiedersehen würde, wusste ich nicht und ich war mir genau bewusst, dass ich genauso gut von einem Abgrund springen konnte, die Chance, noch irgendwo einen Halt zu finden war so groß wie die, Sasuke und Naruto rechtzeitig zu erreichen und Itachi zu besiegen. Aber es gab keinen anderen Weg. Wie lieb ich diese alte Frau und ihre kleine Enkelin gewonnen hatte…und das in so wenig Zeit.
 

Es kam der Moment, in dem wir uns trennen mussten, ich musste mich zwingen zu sprechen, die Worte kamen mir schwer über die Lippen, während alle drei fragend stehen geblieben waren und mich betrachteten.

„Wir sollten das hier so schnell wie möglich hinter uns bringen, deshalb schlage ich vor, wir gehen in zwei Gruppen und treffen uns in etwa zwei Stunden in diesem kleinen Café von dem Mamiko mir ein paar Mal erzählt hat.“ Ich schaute sie kurz an und sie nickte langsam. „Ich denke, Ari sollte mich begleiten, sie kann von euch dreien im Moment am meisten tragen und darum ist sie mir die größte Hilfe.“ Ich dachte gar nicht erst daran, Kakashi anzusehen, schluckte einmal und besiegelte meinen Plan. „Dann…passt gut auf euch auf, und Mamiko, ich verlasse mich auf euch, macht keine Dummheiten.“ Sie hob die Augenbrauen.
 

(Wer zu dieser Szene gern hören möchte, was ich mir gut dazu vorstellen kann, hier ist der Link, ich finde es passt sehr gut dazu^^ Allerdings fängt die wirkliche Musik dazu erst nach 30 Sekunden an, also einen Moment abwarten bitte :-) :

http://de.youtube.com/watch?v=GMadeENR09w&feature=related)
 

„Du redest wie eine alte Frau, die Angst hat zu sterben, bevor sie sich vernünftig von ihren Liebsten verabschiedet hat.“ Mein Gesicht wurde bleich aber Ari lenkte die Aufmerksamkeit auf sich, indem sie munter über diesen Satz lachte und an meinem Arm zog.

„Lass uns gehen, Saku, wir sollten uns wirklich beeilen…“ Sie machte ein paar Schritte vor, ich ließ mich von ihr mitziehen und dann…konnte ich dem Drang nicht wiederstehen, mich doch noch einmal umzudrehen. Da stand er neben der alten Frau, die sich bereits in die andere Richtung wandte und unsere Blicke trafen sich völlig unerwartet. Auch wenn wir nicht wirklich miteinander sprachen und selbst wenn er so kühl wie eh und je war, selbst wenn er wütend war, ich wusste das alles und doch…seine Augen schienen zu sagen: Komm zurück. Bitte komm zurück. Gebannt und fasziniert erwiderte ich diesen Blickkontakt und nickte langsam, wenn auch zu wenig, als dass er es hätte erkennen können.

„Keine Angst. Ich werde zurück kommen. Natürlich werde ich das.“, flüsterte ich für mich selbst, er konnte es nicht hören aber es fühlte sich gut an, es auszusprechen. Dann drehte auch er sich um, ebenso wie ich und das war er…der Abschied.

Ich setzte einen Schritt vor den anderen, ging einfach weiter und…ließ alle zurück.
 

Wenig später stand ich an der Dorfgrenze, ein paar Waffen in den Taschen, etwas zu essen, ein paar Kräuter. Das war alles.

Das war es also. Ich hatte Ari abgeschüttelt, sie einfach in den Laden zurückgeschickt, ihr Vertrauen grenzenlos ausgenutzt. Aber es war alles zu ihrem eigenen Schutz. Es war zu ihrem Schutz… Alles hatte funktioniert. Jetzt musste ich nur noch laufen. Ich holte noch einmal tief Luft, ließ den Blick über das ruhige Dorf schweifen und lauschte dem friedlichen Leben darin. Und dann drehte ich mich wieder um, sprang in die Bäume und rannte los – meinem Schicksal entgegen.
 

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Das wars mal wieder...

ich weiß, es ist wieder nicht besonders viel passiert und ich scheinen Sakura echt nicht glücklich machen zu wollen aber sie ist stark, das wisst ihr doch^^. Ich schreibe ihr ein schönes HappyEnd und bis dahin...müsst ihr gar nicht mehr so lange warten :-)

Wie immer, eure Meinung ist SEHR erwünscht, ich freue mich über jeden Kommentar! <3

Und denkt daran, mir zu schreiben, welches Bild ihr wollt, kann auch nicht schaden um die Fronten für die Paare mal wieder abzuschecken^^ Und schaut in die neuen Charakterbeschreibungen rein, wenn ihr mögt :-)

"Gesucht und gefunden..."

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Also erstmal...wir haben 507 Kommentare geschafft, das ist echt genial!

Ich danke euch allen von Herzen und kann stolz verkünden, dass es tatsächlich ein paar Leute gibt, die meine Hirngespinste von Anfang an mitverfolgen, mein vollster Dank gilt euch besonders und allen anderen, die irgendwo eingestiegen sind, die die ff erst gefunden haben und trotzdem schon ein Review geschrieben haben, die mir liebe Kommis schreiben, die mich motivieren und unterstützen und natürlich danke ich auch denen, die sich mit ihrer Kritik nicht zurückgehalten haben, damit ich die Chance habe, mich zu verbessern! <3 Ich freue mich riesig über so viel Interesse! Danke!
 

Und dann muss ich natürlich noch was zu dem letzten Kapitel sagen. Einige haben sich den Link angehört und mit mir geschimpft, weil sie ihn so traurig fanden. Und da kann ich nur sagen, ich freue mich sehr, dass genau die Wirkung eingetreten ist, die ich mir erhofft habe :DDDD

Und außerdem gibt es ja wirklich selten Musiklinks, keine Sorge, dieses Mal habe ich zwar mit dem Gedanken gespielt aber ich habe keines dazu ausgesucht.

Warum musste Sakura Kakashi jetzt hinter sich zurücklassen?

Nun, erstmal brauchen die beiden nochmal einen richtigen Wendepunkt, Kakashi muss leiden (wah...ich bin so fies...^^) und natürlich kann ich ihn nicht gebrauchen, wenn Saku sich auf die Suche nach Sasuke (naja und Naruto :DD) macht. Aber wie ihr ja alle wisst, wird es irgendwie, irgendwo, irgendwann ;-) zu einem tollen Happy End zwischen den beiden kommen. Und ebenso für Sasuke und Sakura. Nur noch etwas Geduld.
 

Jetzt nochmal ganz kurz zu diesem Kapitel:

Ich werde das Gefühl nicht los, das irgendwas anders ist. Ich mag es....aber es ist halt anders. Vllt werdet ihr sehen, was ich meine. Dann sagt es mir nur, bin sehr neugierig^^

Und nach dieser langen Ansprache kommt ihr endlich zum Lesen, falls ihr das hier nicht übersprungen habt :P

Natürlich freue ich mich wie immer über eure Meinung! <3 <3 <3
 

Das Buffet ist eröffnet! :P

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74 „Gesucht und gefunden…“
 

Meine Beine schmerzten und das war das Erste, was mich aus meinem Lauf riss. Ich war einfach nur gerannt und gesprungen, hatte eine große Entfernung hinter mich gebracht und fand mich nun mitten in einem dichten Wald wieder. Ich musste anhalten und zumindest für ein paar Stunden schlafen, es half nichts, so kam ich nicht weiter. Auch wenn es mir zutiefst widerstrebte. Ich war mir ziemlich sicher, dass mir niemand folgte, aber wenn sie es nun doch tun würden…dann konnte eine Pause von ein paar Stunden mir einen sehr großen Nachteil verschaffen.

Sie hatten meine Nachricht vor etwa sieben Stunden erhalten, das war relativ kurz, sie konnten noch nicht lange mit ihrer Beratung fertig sein aber ein Gedanke bereitete mir besonders Kopfzerbrechen. Kakashi war wahnsinnig schnell. Natürlich war er verletzt, natürlich geschwächt aber wenn er wollte…wenn er es wollte, dann hatte er selbst in einem Zustand wie dem seinen die Chance mich einzuholen, nicht jedoch ohne dabei ein erhebliches Gesundheitsrisiko einzugehen aber wann hatte ihn das schon je gekümmert? Er war wütend auf mich, er war enttäuscht und ich hatte sein Vertrauen missbraucht, ich glaubte nicht, dass er mir meinetwegen folgen würde, er würde es für Ari tun, für Mamiko, für Tsunade…für das Dorf, weil alle mich beschützten und ich mich nun quasi auf den Präsentierteller legte. Er würde mich einholen, wenn er es nur wirklich wollte und deshalb musste ich schneller sein, wenn ich ihn nur finden konnte, bevor er mich erreichte!
 

Ich stieß auf eine kleine Moosfläche und tastete darüber. Weich genug für zumindest fünf Stunden Schlaf. Das musste reichen, um den restlichen Weg komplett hinter mich zu bringen. Ich zwang mich etwas zu essen und dann versuchte ich zu schlafen. Selbst mit einem Kopf, der so voll war wie meiner, dauerte es doch nicht besonders lange, bis ich in einen traumlosen Dämmerzustand überglitt. Wenn man allein war, mitten in einem unbekannten Gebiet, dann konnte man nicht tief schlafen aber es reichte, um sich zu erholen.

Fünf Stunden später war ich wieder unterwegs und bemerkte mit großer Erleichterung und Genugtuung, dass hinter mir noch immer kein Chakra aufgetaucht war. Ich konzentrierte mich auf die Vorderseite und konnte auch dort keine Quelle aufspüren, sodass die nächsten Stunden meines Weges relativ ruhig verliefen. Ich näherte mich meinem Ziel, dem Punkt an dem Kakashi sich von Sasuke und Naruto getrennt hatte, immer mehr und trotzdem konnte ich nichts wahrnehmen. Dieses Mal erleichterte mich das nicht im Geringsten, ich wurde unruhig und immer schneller, je mehr ich versuchte, mich abzulenken und zu beruhigen. Die Bäume standen dicht beieinander, sie sahen alle gleich aus, zogen an mir vorbei und wurden erneut zu einer einheitlichen grünen Wand bis…sie plötzlich aufbrach und ich mich mitten auf einer Lichtung wiederfand.

Ich spannte mich sofort an, griff nach zwei Kunais und lauschte. Gar nichts. Niemand hier. Doch dies war die richtige Gegend. Ich atmete tief durch, spürte wie mein Herzschlag sich beruhigte, doch die Ruhe blieb nur oberflächlich, mein Inneres war so aufgewühlt wie selten zuvor.

Was jetzt? Wohin? Wo waren sie?

Ich schüttelte den Kopf über meine eigene Naivität. Es waren mehrere Tage, eine ganze Woche vergangen, seit sie sich hier von Kakashi getrennt hatten, sie waren sicher bereits weit von hier entfernt… Warum hatte ich nur gedacht, dass ich sie ganz leicht finden würde? Warum hatte ich mir vorgestellt, mitten in einen Kampf zu platzen oder ihre blutigen Körper vorzufinden? Ich hatte mir gar keine Vorstellung davon gemacht, dass sie auch einfach weiter gezogen sein konnten…

Immer noch aufmerksam aber sichtlich ratlos ließ ich mich auf den Boden sinken und verharrte dort einen Moment. Wo sollte ich nach ihnen suchen? In welcher Richtung konnten sie sein? Waren sie am Leben? Ich seufzte leise und versuchte, klar zu denken. Ich war selbst überrascht, wie schwer mir das fiel, obwohl ich das hier doch so genau geplant hatte. Okay…erst einmal musste ich Spuren finden, sie würden sie weitestgehend beseitigt haben aber wenn man halbwegs qualifiziert war, dann sollte es nicht schwer fallen, ein paar davon wieder sichtbar…
 

Ich duckte mich im letzten Moment, ein Kunai zischte über meinen Kopf hinweg und verschwand irgendwo hinter mir im Wald. In einer schnellen Bewegung sprang ich auf, erhob meine eigenen Kunais und suchte nach der Quelle dieses Angriffs. Es war denkbar ungünstig für mich, mitten auf dieser Lichtung zu stehen, ich war sehr gut zu sehen, meine Gegner dagegen überhaupt nicht. Und dann brach auch noch die Sonne durch die Wolken, ich war geblendet, hob einen Arm über den Kopf während ich gleichzeitig versuchte, etwas in den dunklen Schatten um mich herum zu erkennen aber es war zwecklos, mit der Sonne direkt über mir, konnte ich rein gar nichts ausmachen. Der nächste Angriff ließ auf sich warten.

Ich zögerte, dann machte ich einen Schritt nach vorn – und fand mich augenblicklich einem ganzen Schauer von Shuriken gegenüber. Ruhig wehrte ich alle gefährlichen Waffen ab und blickte in die Richtung aus der sie gekommen waren.

„Wer ist da?“, fragte ich kalt. „Es ist feige, aus dem Hinterhalt anzugreifen und sich seinem Gegner nicht einmal von Angesicht zu Angesicht vorzustellen.“, höhnte ich leise und erhoffte mir damit endlich eine Reaktion, die nicht aus dem Werfen von Metall bestand. Eine Weile ertönte nichts weiter, als das Rascheln der Bäume und Gräser im Wind, dann hörte ich plötzlich eine nur allzu vertraute Stimme.

„Sakura?“ Beinah hätte ich ein Kunai fallen lassen.

„Das ist doch nicht möglich…“
 

„Ich fasse es nicht… Was machst du denn hier?“

„So sehr ich mich auch freue, dich zu hören, Naruto…ich würde es vorziehen, dir das zu erklären, wenn du dich dazu bequemen könntest hierher zu kommen, wo ich dich sehen kann.“ Und da trat er vor, mein bester Freund, der bekannteste Blondschopf in unserem Dorf.

„Naruto…“ Ich fiel ihm um den Hals, sodass er selbst beinah umfiel, bevor er einen Arm auf meinen Rücken legte und mich ebenfalls umarmte.

„Ziemlich lange her, was?“, brachte er neben meinem Kopf hervor. Ich schloss kurz die Augen, machte mir klar, dass er wirklich hier war, zumindest versuchte ich das, dann hielt ich ihn von mir weg und musterte ihn prüfend. „Was machst du hier, Sakura-chan? Ist irgendetwas passiert? Warum bist du nicht im Dorf?“ Er ignorierte wie ich die Augenbrauen zusammenzog und meine Hände auf seine unzähligen Kratzer und kleinere Wunden legte, um sie schnell zu heilen und warf mit seinen Fragen nur so um sich.

„Naruto.“ Ich legte noch einmal meine Hand auf seine Wange um einen ziemlich breiten Riss zu verschließen. „Es ist nichts im Dorf vorgefallen, was dir Sorgen bereiten könnte. Ich bin abgehauen.“ Seine Augen wurden groß.

„Du bist vollkommen allein durch diese Gegend gelaufen und hast dabei einfach mal eben ignoriert, dass wir alle hier dieses Gebiet überhaupt erst durchsuchen weil dieser verdammter Clanmörder hinter dir her ist? Wie bist du da raus gekommen? Tsunade hat doch alles abgesperrt…“

„Habe ich dir nicht oft genug gezeigt, wie man die Erstversorgung macht? Du hast gar nichts gegen deine Verletzungen gemacht, du musst sie zumindest desinfizieren!“

Abwesend wedelte er meine Hände weg, als ich versuchte, an seinen Oberarm zu kommen.

„Jetzt lass das doch mal…sag mir, was hier abgeht, was willst du hier? Warum bist du allein?“ Ich nahm meine Arme zurück und stand ihm nun still gegenüber. „Sakura, was geht hier vor?“

„Willst nicht lieber du mir sagen, was hier vorgeht?“, flüsterte ich. „Warum ich dich hier mitten im Nirgendwo treffe, verletzt, allein und weit entfernt von Konoha? Willst du mir nicht erklären, warum du und Sasuke und all die…“ Ich hielt inne.

„Sakura?“ Seine schuldbewusste Miene verschwand, er beugte sich zu mir vor und wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht aber ich hatte gerade einen neuen Gedanken und starrte ins Leere.

„Wo ist er? Wo ist Sasuke?“ Mein Blick wurde wieder klar und ich fixierte Naruto direkt vor mir.

„Sasuke? Nicht weit von hier, er sollte jeden Moment da sein, er hat dich sicher auch gespürt…“

„Du meinst, er ist am Leben?“ Ich konnte mein Glück kaum fassen… Sie lebten, alle drei?

„Natürlich ist er das, warum sollte er es auch nicht sein?“ Wieder fiel ich ihm um den Hals und wieder war er völlig überfordert und zweifelte vermutlich an meinem Geisteszustand. „Sakura…meinst du nicht, du solltest dich lieber einen Moment setzen?“, fragte er hoffnungsvoll. Ich schüttelte den Kopf und krallte mich nur noch mehr in sein Shirt. „Sakura…“ Er strich unbeholfen über meinen Rücken und stellte sich vermutlich tausend Fragen, was nur mit mir los war aber ich war so glücklich, ihn gefunden zu haben, so glücklich, dass alle drei aus meinem alten Team am Leben waren, dass ich das gerne hinnahm und einfach nur einen Moment in dieser Erleichterung schwelgte.
 

„Naruto!“, hörte ich auf einmal eine andere Stimme und hob den Kopf um über Narutos Schulter zu blicken. Er drehte sich ebenfalls um und so musste ich ihn loslassen, damit ich auch etwas sehen konnte.

„Oh, da bist du ja endlich Teme, schau mal wen ich hier gefunden habe!“ Zwischen den Bäumen trat ein Schatten hervor, die Sonne war hinter ein paar Wolken verschwunden und ich konnte ihn zuerst nicht sehen, doch dann war er nur noch ein paar Schritte entfernt und da erkannte ich ihn. Er blieb stehen und sein Blick ruhte für einen flüchtigen Moment auf Naruto, bis er sich auf mich konzentrierte und seine Miene sich verfinsterte.

„Du kannst nicht anders, was?“ Es klang nicht als ob er es scherzhaft meinen würde, eher als wünschte er sich nichts sehnlicher, als das ich es doch könnte und überall war, bloß nicht hier. Ich wandte meinen Blick ab, nachdem ich ganz kurz abgeschätzt hatte, ob er verletzt war. Natürlich nicht.

Stattdessen schaute ich zu Naruto und versuchte das plötzliche Gefühl der Leere in meiner Brust zu ignorieren. Ich wusste jetzt, dass sie alle mehr oder weniger gesund waren, ich sollte wirklich noch etwas länger glücklich und erleichtert sein und nicht sofort wieder einem anderen Gefühl Platz machen…

Aber gleichzeitig kamen jetzt, wo meine Angst um ihre Leben unterdrückt war, all die anderen Gedanken zurück, Gedanken die mich daran erinnerten, wie Sasuke mir das letzte Mal vor so vielen Wochen begegnet war, die mich daran erinnerten, wie kalt er zu mir gewesen war, obwohl…ja. Obwohl er mich im Tal des Endes geküsst hatte, obwohl er gesagt hatte, dass er mich…ich schüttelte diese Erinnerung schnell wieder ab. Ich musste nicht auch noch Salz in die Wunde streuen…

Naruto runzelte die Stirn und kratzte sich am Kopf.

„Du hast schon Recht aber…wieso kannst du dich nicht einfach freuen, dass sie hier ist und einmal nicht daran denken, dass sie gar nicht hier sein sollte…?“

„Weil sie nicht hier sein sollte!“, zischte Sasuke unerwartet und funkelte ihn an. Ich schaute zögernd zwischen den beiden hin und her, dann beschloss ich mich einzumischen.

„Ich bin hier, weil…“ Ich brach ab, als beide auf einmal zu mir herüber starrten. „Ich habe nach euch gesucht, weil…“

„An die Seite!“ Sasuke kam zu uns herüber, zog an meinem Ärmel und winkte Naruto mit sich, der offensichtlich mehr verstand als ich und ohne Nachfragen folgte.

„Was…?!“

„Schon wieder also…“
 

Sasuke führte mich hinter ein paar dicht beieinander stehende Bäume und deutete kurz angebunden nach oben, ehe er sich wieder umdrehte um die Lichtung im Blick zu haben.

„Geh mit ihr da hoch und warte.“ Naruto nickte, schenkte mir ein Lächeln und obwohl ich gar nichts verstand, folgte ich ihm kurzerhand in die Äste. Wir verharrten dort schweigend, denn sobald ich auch nur den Ansatz machte, etwas zu sagen, hob Naruto einen Zeigefinger vor den Mund und konzentrierte sich erneut auf die Lichtung.

Ich konnte rein gar nichts spüren oder hören oder sehen und das gab mir Zeit, über Sasukes Reaktion nachzudenken. Wieso war er so wütend? Warum kümmerte es ihn überhaupt, wo ich war? Wahrscheinlich machte er sich ohnehin nur Sorgen, weil ich ihm möglicherweise im Weg sein könnte, sollte er Itachi wirklich finden…was mich auf die Frage brachte, ob die beiden ihm bereits begegnet waren. Und warum verhielten sie sich auf einmal so rätselhaft? Hier war nichts!

Gerade als ich den Mund öffnete und mich bei Naruto beschweren wollte, spürte ich plötzlich doch etwas. Und ich hörte etwas. Und schließlich sah ich auch etwas.

Ein paar vermummte Gestalten liefen am Rand entlang und als ich genauer hinsah, zählte ich genau vier. Sie blickten sich um und beeilten sich, wieder mehr Bäume um sich zu haben, Stille drückte an meine Ohren, dann waren sie verschwunden. Wir warteten ziemlich lange, noch immer bedeutete Naruto mir still zu sein und dann endlich atmete er tief aus und rieb sich den Nacken.
 

„Naruto…was soll das alles?! Was geht hier vor?“ Er wandte sein Gesicht mir zu und seufzte hörbar, dann schaute er nach unten und suchte nach Sasuke.

„Kommt wieder runter…“, hörte ich seine Stimme nicht weit von unserem Baum entfernt und ich folgte Naruto, als er mit einem Satz weich auf dem Boden landete und Sasuke fragend ansah.

„Waren es dieselben?“ Ich schaute nur einen Moment zu Sasuke und wollte mich wieder abwenden, als er vollkommen unerwartet gegen den Baumstamm schlug, auf dem wir uns eben noch versteckt hatten und seine Stirn dagegen lehnte. „Hey, Sasuke…und wenn schon, wir haben doch schon darüber gesprochen, dass die keine große Gefahr sein werden…“, versuchte Naruto ihn zu beschwichtigen.

Aber als er wieder aufsah, schien sich eher das Gegenteil eingestellt zu haben, seine Haare fielen ihm in die Stirn und seine Augen waren verengt, trotzdem konnte man das tiefe Schwarz darin deutlich erkennen, als er den Kopf zu uns drehte.

„Diese Idioten könnten wir sofort ausschalten!“, zischte er ein weiteres Mal und Naruto neben mir zuckte leicht zusammen. Wahrscheinlich verstand er genauso wenig von dieser Reaktion wie ich…

Als er uns beide so verständnislos vor sich stehen sah, schlug Sasuke noch ein weiteres Mal gegen den Stamm, ehe er die Augen schloss, sich die Schläfen mit den Fingern massierte und tief ausatmete. „Naruto. Wir müssen Sakura hier weg bringen. So schnell wie möglich, am besten sofort."

„Was?!“ Erstaunt stellte ich fest, dass nicht nur ich, sondern auch Naruto gesprochen hatte. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu, ehe ich mich wieder auf Sasuke konzentrierte. „Warum?“ Wir sprachen schon wieder gleichzeitig aber dieses Mal achtete ich nicht auf meinen Verbündeten neben mir, dieses Mal war ich diejenige, deren Augen sich zu Schlitzen verengten. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und fixierte mein Gegenüber.
 

„Ich habe euch endlich gefunden, du glaubst doch nicht wirklich, dass ich jetzt wieder zurückkehre?“ Es schien mir, als wollte Sasuke mich nicht ansehen und als er es doch tat sah es auf jeden Fall sehr widerwillig aus. Er machte ein paar Schritte auf mich zu, bis meine Arme und seine Brust sich beinah berührten.

„Warum benimmst du dich nur immer wieder wie ein kleines Kind…?“ „Was?! Ich…!“ Er unterbrach mich einfach mitten in meinem Satz.

„Du weißt schon, warum wir auf dieser Mission sind, Sakura? Und was wir hier tun sollen? Warum du im Dorf hättest bleiben sollen, so wie alle es für dich geplant haben?“ Mein Mund klappte auf und wieder zu. Darauf war ich nicht wirklich vorbereitet gewesen. Auf irgendwelche verrückten, unlogischen Gründe, auf seine Wut und seine Kälte ja aber auf das hier? Nein.

„Es gab andere Gründe, weshalb ich nicht mehr dort bleiben konnte…“, sagte ich ausweichend aber es entsprach nun einmal genau der Wahrheit.

„Andere Gründe? Ich bin sehr gespannt, zu hören was das für Gründe sein sollen…“, sagte er gefährlich leise und das gab den Ausschlag, das legte den Schalter um, von Zurückhaltung und Verwirrung auf Rechtfertigung und Wut.

„Sag mal Sasuke, meinst du wirklich, dass ich das Dorf verlassen habe, weil ich es so lustig fand?“, fauchte ich zurück. Er musterte mich kurz, dann lehnte er sich etwas zurück und wartete. Also holte ich tief Luft und versuchte zumindest meine Wut Im Zaum zu halten. „Ich bin hier, während ich ganz genau weiß, was hier vor sich geht. Ich bin hier, weil ich wahrscheinlich noch bessere Gründe hatte als ihr. Und ich lasse mich nicht von dir wegschicken, ohne dass du mir einen vernünftigen Grund dafür nennen kannst, dass ich nicht hier sein sollte!“

Irgendetwas an meiner Argumentation war nicht ganz stimmig aber ich konnte mich schlecht konzentrieren und kam so schnell nicht dahinter, was es war. Ein süffisantes, kaum sichtbares Lächeln erschien auf seinem Gesicht und der Gedanke, dass ich so schnell wie möglich herausfinden sollte, was es nun war, wurde dringend.

„Du weißt also ganz genau was hier vor sich geht, ja? Du hast bessere Gründe hier zu sein, als Naruto und ich? Und zuletzt…“ Er schloss kurz die Augen und das unheilvolle Lächeln wurde größer. „…meinst du tatsächlich, ich könnte dir keinen vernünftigen Grund dafür nennen, dass du überall sein solltest nur nicht hier?“ Als er seine Augen wieder öffnete, wollte ich etwas erwidern aber er ließ sich davon nicht abhalten, sich seine Fragen selbst zu beantworten. „Fangen wir doch mit deinen besseren Gründen an…was hast du für Gründe, hier zu sein? Wie können diese Gründe wichtiger sein, als die von Naruto und mir?“ Dieser verdammte Mistkerl, eiskalt sah er mich an, das Lächeln war verschwunden und zurück blieb dieser drohende Blick. Ich suchte etwas länger als ich sollte nach Worten. Was sollte ich dazu sagen?
 

„Sasuke…also hör mal, das ist ja alles schön und gut aber wir sollten besser nicht hier bleiben, wenn wir darüber sprechen, findest du nicht…?“ Das war meine Rettung. Sasuke wandte sich nur langsam von mir ab und warf Naruto einen Blick zu, der fragend und unsicher neben uns stand. „Lass uns zurück gehen…“

„Tatsächlich hast du damit Recht, Dobe…allerdings habe ich nicht vor, sie dorthin mitzunehmen, also werden wir wohl oder übel jetzt eine Lösung finden müssen, um sie ins Dorf zurückzubekommen, ohne hier zu viel Zeit zu verlieren…“ Ich hatte ihm gar nicht zu Ende zugehört, bei den Worten „sie dorthin mitzunehmen“ hatte ich mich bereits entschieden, genau dorthin zu gelangen.

„Naruto, wo müssen wir lang?“ Ich machte einen Schritt an Sasuke vorbei und wartete auf seine Antwort. Er stand immer noch etwas zögerlich schräg neben uns, also etwas hinter Sasuke und sah mich nun absolut unsicher an.

„Also…ich finde, wir sollten sie erstmal mitnehmen, Sasuke. Wir können hier jetzt nicht weg, dafür sind wir zu dicht dran und wenn einer von uns mit ihr geht, kann der andere nicht handeln…“

„Sie kommt nicht mit!“, wiederholte genau dieser nur wieder gereizt, obwohl nur seine Stimme dem Ausdruck verlieh, sein Körper verriet nichts von dieser Anspannung.

„Aber wir haben doch keine andere Wahl, Teme!“ Dieses Mal wurde auch Naruto etwas energischer, seine anfängliche Zurückhaltung wich Ungeduld. Ich stand abwartend vor Sasuke, den Blick ließ ich zwischen den beiden hin und her schweifen. Sasuke schien mit sich selbst zu ringen, er wollte mich eindeutig nicht mitnehmen aber diese angebliche Chance, von der Naruto eben gesprochen hatte, hielt ihn davon ab, sofort seine Entscheidung umzusetzen. Er fuhr sich mit der Hand durch das wirre Haar und schaute nach einer Weile noch einmal zu mir. Ich hatte keine Ahnung, welche Reaktion meinerseits ihn dazu bringen konnte, sich überzeugen zu lassen, also erwiderte ich seinen durchdringenden Blick bloß. Er starrte mich ziemlich lange an und ich wurde einfach nicht schlau daraus, also machte ich noch einen weiteren Schritt an ihm vorbei und noch einen, bis ich auf seiner Höhe angelangt war.
 

Für einen Augenblick ließ ich mich von Naruto ablenken, der Sasuke zweifelnd aber gleichzeitig etwas gereizt beobachtete. Als ich den nächsten Schritt machte, spürte ich Sasukes Griff um meinen Oberarm, er zog mich vor sich und lehnte sich weit vor, bis sein Mund direkt neben meinem Ohr war.

Ich keuchte erschrocken auf und erstarrte, als ich seine Worte hörte, die er direkt neben mir sprach.

„Du tust nichts, rein gar nichts. Wenn du dich auch nur irgendeinem Befehl widersetzt, wenn du auf Eigeninitiative handelst oder versuchst, mich zu hintergehen, wenn du allein losziehst oder Naruto ausnutzt, dann…“ Er schwieg einen Moment in dem ich angestrengt die Luft anhielt. „…werde ich dich schneller nach Konoha zurückschicken, als du es dir vorstellen kannst. Und Sakura…“ Wieder wartete er einen Augenblick und ich erschrak als ich ganz plötzlich das Gefühl hatte, er würde ein paar Sekunden zu lang in meinen Haaren verharren. „…du wirst diese Mission nicht gefährden. Nicht im Geringsten.“

So schnell wie er mich losließ, konnte ich mein Gleichgewicht nicht wiederfinden, deshalb taumelte ich leicht, ehe ich mich wieder aufrecht hinstellen und ihn mit aufgerissenen Augen mustern konnte. Was sollte das denn?

„Ist jetzt alles geklärt?“, riss Narutos Stimme mich aus meinen Gedanken. „Können wir jetzt gehen? Wir sind schon viel zu lange hier, sie könnten noch einmal zurückkommen…“ Sasuke nickte ihm zu, dann lief er vor und sprang in die Äste.

Naruto wartete noch etwas, drehte sich zu mir um, streckte seine Hand aus und deutete eine Verbeugung an, ganz so, als wollte er mir den Vortritt lassen.

„Alles in Ordnung?“ Ich nickte abwesend und er wedelte mit der ausgestreckten Hand durch die Luft. „Dann darf ich also bitten, Madame?“ Obwohl ich noch immer ziemlich durcheinander war zauberte er mir mit dieser Geste ein Lächeln auf das Gesicht, ein Lächeln so unbeschwert und zwanglos, wie ich es seit einer Weile nicht mehr hatte tragen können.

„Besten Dank, mein Herr.“ Ich machte einen Knicks und sprang dann ebenfalls in die Bäume, immer Sasukes Chakra nach, das er natürlich unterdrückt hatte, weshalb ich mich beeilen musste, der schwachen Spur zu folgen um ihn einzuholen. Ich hörte, wie Narutos Füße leicht auf den Ästen hinter mir aufkamen und dann erhöhte ich das Tempo um diesem Menschen hinterherzujagen, der mir ein absolutes Rätsel war.
 

Während wir eine ganze Weile ohne besondere Richtung durch den Wald liefen, hatte ich wieder Zeit über einiges nachzudenken. In den paar Minuten, die ich bei den beiden war, hatte ich ein paar Details mitbekommen, die für mich keinen Sinn ergaben.

Beide hatten völlig einstimmig reagiert, als die vermummten Gestalten auf der Lichtung erschienen waren, ganz so als ob sie schon öfter Bekanntschaft mit ihnen gemacht hätten. Dann fragte Naruto Sasuke ob es dieselben waren, was durchaus zu meiner Theorie passen würde aber warum hatten sie sie nicht angegriffen, wenn sie sich doch vor ihnen versteckten? Sie konnten also nicht zu unserer Seite gehören, was allein schon ihr Äußeres verriet. Und Sasuke hatte gesagt, dass sie keine starken Gegner gewesen wären…

Und warum waren die beiden nach Wochen immer noch genau dort, wo Kakashi sie zurückgelassen hatte? Sie hatten hier irgendetwas gefunden, das war naheliegend aber was? Und zu guter Letzt, hatten sie nicht einmal Kakashis Namen erwähnt! Hatten sie etwa schon von seinem vermeintlichen Tod gehört? Wussten sie etwas, das ich nicht wusste? Oder war es ihnen egal, dass er sich seit viel zu langer Zeit nicht mehr gemeldet hatte und sie verließen sich einfach darauf, dass er allein klar kommen würde?

Mir fehlten eindeutig ein paar wichtige Informationen aber Sasuke sah ganz und gar nicht so aus, als ob er mir auch nur eine davon zukommen lassen würde. Ich starrte finster auf seinen Rücken und fragte mich, wann unsere doch relativ enge Freundschaft, oder was auch immer uns damals verbunden hatte als wir noch unser Spiel spielten, dieser krassen Feindseligkeit gewichen war. Immer mehr festigte sich der Gedanke, dass nicht einmal der Sasuke im Tal des Endes der echte gewesen war, denn dieses Verhalten sprach so dermaßen gegen den Glauben, dass er es doch gewesen war, dass ich spürte wie kalte Schauer über meinen Rücken liefen, weil ich nun gezwungenermaßen glauben musste, dass Itachi mich so geküsst hatte, wie der vermeintliche Sasuke. Am schlimmsten jedoch war die Vorstellung, wie ich mich dabei gefühlt hatte. Sollte es wirklich Itachi gewesen sein…ich wusste nicht, wie ich mir dann je wieder in die Augen sehen sollte. Ich schüttelte diesen Gedanken ab und hoffte einfach, eine Weile keinem Spiegel mehr zu begegnen, etwas anderes blieb mir gar nicht übrig und ich versuchte, mich zu erinnern, was ich zuvor gedacht hatte.
 

Genau. Informationen bekommen, die diese beiden hatten und ich nicht. Also Sasuke konnte ich nun ausschließen, der würde mir gar nichts verraten aber…Naruto war eindeutig zugänglicher.

Wieder wurde ich an den letzten Monat erinnert, dieses Mal, weil ich daran dachte, wie Naruto immer blasser, immer stiller, immer trübsinniger geworden war, als er mich noch im Krankenhaus besucht hatte. Später war er nicht mehr gekommen, Lee hatte versucht seinen Platz einzunehmen aber durch ihn hatte ich Naruto nur noch mehr vermisst, auch wenn Lee mir eindeutig die bessere Hilfe gewesen war. Was hatte diesen Wandel bewirkt, warum war Naruto jetzt wieder ganz der Alte oder zumindest nah dran, während er damals nur ein Abbild seiner selbst gewesen war?

Ich warf einen Blick über die Schulter und fand einen nachdenklichen Naruto vor, was mich doch etwas ins Straucheln brachte. Ich schaute wieder nach vorn, um mein Gleichgewicht zu fangen, als er auch schon direkt neben mir war und seine Arme unter meine legte um mich zu stabilisieren. Das alles natürlich während wir noch immer rasend schnell über unzählige Äste sprangen. Er hatte sich wirklich verändert.

„Alles ok, Sakura-chan?“ Der nachdenkliche Gesichtsausdruck war einem besorgten gewichen und ich löste seine Arme und nickte hastig.

„Ja, vielen Dank Naruto, alles in Ordnung.“ Mein geliebtes Strahlen kehrte zurück auf seinen Mund und ich betrachtete ihn völlig versunken in diesen Anblick, bis er sich etwas lauter räusperte und eine Hand verlegen in den Nacken legte, während er leichtfüßig auf den nächsten Ast sprang. Ich schmunzelte und richtete meinen Blick wieder nach vorn, wo ich ganz plötzlich auf Sasukes Blick traf, der sich jedoch im selben Moment wieder umdrehte und sich nur vergewissert hatte, dass alles in Ordnung war. Trotzdem hatte er länger als nötig hinter sich geschaut und ich wäre wieder ins Grübeln versunken, wenn Naruto, immer noch neben mir, mich nicht noch einmal angesprochen hätte.
 

„Sakura-chan…“, begann er etwas zögerlich und ich wandte ihm so viel meiner Aufmerksamkeit zu, wie es die vorbeifliegenden Bäume zuließen. „Also ich weiß, Sasuke will nicht, dass wir jetzt und hier darüber sprechen aber verrätst du mir trotzdem, was du hier machst? Und vor allem, wie du uns gefunden hast, das beschäftigt mich wirklich…“ Obwohl es nicht wirklich etwas zu lachen gab, konnte ich nicht anders, als leise zu kichern, weil er so unzufrieden aussah. Allein der Gedanke, dass ich sie hatte finden können, ohne dass er es sich erklären konnte, vertrieb das schöne Lächeln aus seinem Gesicht, das Lächeln welches mir so sehr gefehlt hatte und das gefiel mir überhaupt nicht, also suchte ich schnell nach einer harmlosen und nicht zu viel verratenden Antwort, nicht dass er mir bei der Wahrheit noch abstürzte.

„Ich habe gehört, dass ihr euch in diesem Gebiet genauer umsehen wolltet. Das ist irgendwie durchgesickert, als ich bei Tsunade im Büro mitgeholfen habe. Gut, ich gebe zu, ich habe hin und wieder gelauscht aber es war auch nicht unbedingt die feine Art von euch, einfach so abzuhauen, ihr habt euch nicht einmal verabschiedet…“ Obwohl ich so seltsam erleichtert und beinah glücklich war, hörte sich meine Stimme etwas leiser und bedrückter an als ich es erwartet hätte.

„Sakura-chan…“ Ein Blick zu ihm und ich bereute meine Worte ein wenig. Er sah sehr bekümmert aus und es war schließlich auch nicht seine Idee gewesen. Außerdem hatte ich allen Grund eine für meine Verhältnisse wilde Party zu schmeißen, das sollte ich mir wieder vor Augen halten. Also setzte ich ein kaum erzwungenes Lächeln auf und berichtigte mich.

„Ich habe euch gefunden, also was soll‘s… Jetzt lasse ich euch nicht so schnell wieder aus den Augen.“ Ich zwinkerte ihm zu und seine deprimierte Miene hellte sich etwas auf, allerdings blieben ein paar Zweifel zurück.

„Weißt du…ich komme immer noch nicht richtig damit klar, was passiert ist, als ich dich aus dem Dorf geholt hab…ich hab das Gefühl, dass irgendwie alles…naja. Hätte ich dich nicht da rausgebracht, dann wäre einiges anders gelaufen, weißt du? Und dabei wollte ich nichts mehr, als dir mit Sasuke zu helfen…“ Er senkte seine Stimme etwas und warf einen vorsichtigen Blick auf Sasuke, der mittlerweile einen ziemlich großen Abstand zu uns aufgebaut hatte.

„Naruto, ich…“ Wieso musste ich der Grund dafür sein, dass ein so durch und durch hoffnungsvoller Mensch wie Naruto sich solche Gedanken machen musste?
 

„Du weißt, dass es mir unendlich leid tut, ok? Das reicht mir schon und außerdem sind wir ja nun hier und machen…“ Er biss sich erschrocken auf die Lippe, unterbrach sich ganz plötzlich und ich betrachtete ihn prüfend von der Seite.

Was macht ihr hier, Naruto?“, fragte ich leise. Er schien sich die Worte zurechtzulegen und ließ sich dann zu einer wenig zufriedenstellenden Antwort herab.

„Also…Sasuke hatte schon Recht damit, hier ist nicht unbedingt der beste Ort, um sich darüber zu unterhalten, ich sollte hin und wieder doch mal auf ihn hören, fürchte ich…“ Er legte ein weiteres Mal die Hände in den Nacken und lachte sein berühmtes schallendes Lachen. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass es etwas betrübter als sonst klang und ohnehin hatte ich noch viel mehr Fragen an ihn, denen er jetzt sicher nicht entgehen würde.

Gerade als ich den Mund aufmachte, wurde ich wieder unterbrochen aber dieses Mal nicht von Naruto.

„Dobe, darf ich fragen, wieso du uns nicht den Rücken deckst?“, rief Sasuke von vorn, der stehen geblieben war damit wir unseren Abstand zu ihm wieder aufholen konnten.

„Bin schon weg! Ganz ruhig Teme, echt jetzt!“ Er war eindeutig erleichtert, wieder nach hinten geschickt zu werden, von wo aus er sich nicht mehr mit mir unterhalten würde können. Und Sasuke hatte wohl denselben Gedanken verfolgt, denn er warf Naruto einen Blick zu, der länger als nötig dauerte und vermutlich erklärte, weshalb dieser blonde Chaot es jetzt besonders eilig hatte, sich von mir zu entfernen.

So lief ich also wieder allein und machte mir Gedanken, wieso sich eigentlich immer alle schuldig fühlten, weil ich Regeln gebrochen hatte. Irgendetwas konnte doch mit meiner Welt nicht stimmen… Wieso wurde nur niemals ich für irgendetwas bestraft? Und wieso übernahmen immer alle jede Verantwortung, die man mir schon als Kind zugetraut hätte? Und vor allem hatte man das früher getan, wieso jetzt nicht mehr? Ich fragte mich wirklich, wann ich es verpasst hatte von einem Zug abzuspringen, der mich auf ewig daran hinderte, selbst zu verantworten, was ich tat…
 

Es gab keine weiteren Unterbrechungen mehr, wir liefen zu dritt hintereinander und weder Sasuke, noch Naruto richteten irgendein weiteres Wort an mich. Sie sprachen auch nicht untereinander, was aber möglicherweis an der Entfernung liegen konnte und der kleinen aber nicht ganz unwichtigen Tatsache, dass ich mich zwischen ihnen befand. Irgendetwas ging hier vor.

Aber ich war nicht von Sasuke weggeschickt worden, nicht dass ich mir das in irgendeiner Art und Weise nach so vielen Strapazen hätte gefallen lassen, aber ich sah es doch schon einmal als einen Fortschritt und verbuchte es auf meinem Konto als Pluspunkt was meine Hartnäckigkeit betraf und mir nur dazu verhelfen würde, nicht so bald wieder abgeschüttelt zu werden, von zwei oder eher eineinhalb sogenannten „Teamkameraden“, die mich eindeutig nicht hier bei sich sehen wollten. Zumindest hatte keiner der beiden mit mir gerechnet und wenn Sasuke mich auch fort haben wollte, so sah das bei Naruto ein bisschen anders aus.

Ich hatte wirklich das Gefühl, dass er sich freute mich zu sehen, vielleicht nicht so sehr, wie ich mich freute ihn zu sehen aber meine Verfassung war in einer Situation wie der meinen sowieso nicht mit anderen zu vergleichen…
 

Der Weg zog sich hin, ich hatte keine Ahnung, in welche Richtung wir letztendlich von unserem Startpunkt aus gelaufen waren, dank Narutos kleiner Unterbrechung, außerdem hatte ich mal wieder mein Zeitgefühl verloren, was mir in letzter Zeit ständig abhanden zu kommen schien.

Abwesend wandte ich meinen Blick wieder nach vorn und plötzlich verschwand Sasuke direkt vor meinen Augen, ich fand mich einer Felswand gegenüber und stoppte gerade noch rechtzeitig, bevor ich dagegen gelaufen wäre. Sie war mitten aus dem Nichts aufgetaucht oder eher mitten aus dem ganzen Grün was uns hier umgab und ich stand nun direkt davor, mit einem großen Fragezeichen auf meiner Stirn, weil ich mir Sasukes Verschwinden nicht erklären konnte.

Nur wenige Sekunden später landete Naruto neben mir auf einem Ast und blickte zu mir herüber. Ich drehte mich zu ihm und mir lagen bereits ein paar Fragen auf der Zunge, die er mir jedoch sofort beantworte, ehe ich nur eine davon ausgesprochen hatte. Ich musste sehr durcheinander aussehen.

„Sasuke ist schon drin?“ Worin auch immer aber mangels einer besseren Antwort nickte ich nur knapp. „Na dann, folge mir, ich zeige dir, wie man reinkommt.“ Er ging einfach weiter und ich verfolgte ihn ganz genau mit meinem Blick, doch dann blinzelte ich für eine Millisekunde und da war auch er verschwunden.

„So ein Mist!“ Ich sah mich hektisch um und fühlte mich auf einmal wie auf dem Präsentierteller. Ich konnte gar nichts sehen aber jeder, der sich in dem ganzen Urwald um mich herum befand, hätte eine perfekte Einsicht auf alles, mich inklusive.

„Naruto?“, fragte ich zögerlich und kam mir unheimlich blöd vor, weil hier niemand mehr war, der mich hätte hören können.

„Naruto!“ So langsam aber sicher war mir das nicht mehr geheuer, wo waren die beiden, verdammt?!

„Sakura?“ Ich unterdrückte einen Schrei, als ich Narutos Kopf direkt vor mir schweben sah, quasi in der Felswand.

„Was zum…?“

„Komm her, hier ist der Eingang!“ Ich machte ein paar Schritte vor. „Er ist nicht so gut zu sehen aber das macht ihn ja gerade aus, du musst noch näher kommen, dann verstehst du schon…“ Ich zweifelte ziemlich an meinen Augen. Es sah einfach nur skurril aus, wie Narutos Kopf mir Dinge erzählte und nicht einmal zu bemerken schien, dass sein restlicher Körper fehlte.

Da machte ich einen weiteren Schritt und verstand.
 

Ein sehr enger Spalt befand sich genau vor mir, es waren eigentlich zwei Felswände, die linke überragte die rechte um etwa einen Meter, bevor diese der Dunkelheit im Inneren Platz machte. Ihre Maserung war beinah identisch, wie man es in der freien Natur beinah nie zu sehen bekam und mein blonder Teamkamerad stand nun natürlich genau in diesem Spalt, der seinen Körper verbarg. Ich schüttelte den Kopf über meine eigene Schreckhaftigkeit.

„Na los, jetzt komm schon rein! Aber pass an der Kante auf, da habe ich mir schon meinen ganzen linken Ärmel aufgerissen…“ Sein notdürftig geflicktes Shirt bewies seine Aussage. Vorsichtig schob ich mich ebenfalls durch den schmalen Durchgang und fühlte sofort den Temperaturunterschied. Es war ziemlich kalt hier drin, im Gegensatz zu draußen beinah eisig…

Fröstelnd umschlang ich meinen Oberkörper mit den Händen und rieb über meine Oberarme. Naruto nickte nur.

„Ja, es ist ganz schön kalt hier drin aber das beste Versteck, das wir finden konnten. Wir haben ein paar Decken also lässt es sich aushalten, ist ja nicht für lang…“ Ich ließ das erstmal so stehen, in Anwesenheit von Sasuke, der ja hier irgendwo sein musste, wollte ich besser keine weiteren Fragen mehr in diese Richtung stellen.

Er führte mich weiter und zuerst konnte ich so gut wie gar nichts sehen, dann wurde ein Licht angezündet und vor mir erhellte sich eine Höhle, etwa so groß wie Tsunades Büro, mit mehreren Winkeln und Ecken, die sicher noch in andere Hohlräume führten. Der Ursprung des Lichtes fand sich uns direkt gegenüber, in einem etwas abgeflachten Winkel, wo Sasuke stand und eine kleine Fackel in eine provisorische Halterung aus einem Kunai in der Wand steckte. Neben ihm lagen mehrere Decken auf dem Boden und außer diesen befanden sich nur noch die Rucksäcke der beiden, sowie ein paar weitere Kunai- und Shurikentaschen auf dem Boden an der anderen Seite.

Ich suchte nach Sasukes Katana aber ein Blick zur Seite verriet mir, dass er es wie immer direkt bei sich trug.
 

Naruto schnappte sich einen der Rucksäcke und ließ sich auf die Decken fallen, während er darin herumwühlte, Sasuke trat an mir vorbei, ohne mich dabei anzusehen und verstaute ein paar seiner Kunais in den Waffentaschen.

Da die beiden sich im Moment offensichtlich gut beschäftigten, schritt ich die Wand der Höhle ab, strich über das kalte Gestein und betrachtete die Decke, die voller kleiner funkelnder Kristalle war, die in dem Licht der schwachen Flamme schimmerten und glänzten. Ich war mir sehr sicher, dass keiner der beiden das bisher zur Kenntnis genommen hatte, unterdrückte ein Seufzen und setzte mich neben Naruto auf die Decken.

Die Wand im Rücken war wirklich eiskalt, deshalb legte ich mir gleich eine davon über die Schultern, bevor ich interessiert dabei zusah, wie Naruto immer mehr Essen aus dem Rucksack in seinen Händen zog.

„Du wirst niemals deinen gigantischen Appetit verlieren oder Naruto?“ Er hielt inne und hob ertappt den Kopf an, ehe er mein Grinsen sah und es erwiderte.

„Nein Sakura-chan, darauf kannst du dich verlassen…“ Wir amüsierten uns köstlich über diese Tatsache, egal wie albern das war, ich bemerkte es nicht einmal, weil es einfach so gut tat, unbeschwert mit jemandem lachen zu können. Mit wem fiel mir das leichter als mit Naruto? Die meisten Menschen brauchten einen Grund um zu lächeln – Naruto nicht.
 

„Sakura.“ Ich hob den Kopf und sah mich fragend um, da wir direkt unter der Fackel saßen war der ganze Raum für meine Augen auf einmal ziemlich dunkel und ich kniff sie zusammen um mehr sehen zu können. Natürlich war es Sasuke, der dort gesprochen hatte aber ich hatte in den letzten paar Minuten nicht mehr auf ihn geachtet und wusste nun nicht genau, wo er stand.

Wenn ich mich auf mein Gefühl verlassen wollte, das mir sagte, dass sein Chakra sich links von uns befand, musste ich meinen Ohren misstrauen, denn die sagten mir, dass seine Stimme von rechts gekommen war. Ich führte diesen Gegensatz auf die hallenden Wände der kleinen Höhle zurück und wartete, den Blick etwas gesenkt, weil ich ohnehin nicht wusste, wohin genau ich blicken sollte. Er schwieg noch immer, doch ich würde mit Sicherheit nicht nachfragen und wollte mich gerade wieder Naruto zuwenden, als ich ihn doch noch einmal hörte.

„Du hast mir nicht eine meiner Fragen beantwortet. Wie wäre es, wenn du das jetzt tun würdest?“

Ich hatte gehofft, er würde zumindest eine Weile nicht mehr davon anfangen aber ich hätte es besser wissen müssen, so war er, er ließ nichts auf sich beruhen, bevor die Informationen ihm reichten. In der Zeit, in der wir uns gerade erst begegnet waren, seit ich meine Erinnerungen an ihn verloren hatte, hatte er sich große Mühe gegeben, es vor mir zu verbergen aber später hatte es sich natürlich doch gezeigt. Er war absolut arrogant, herrisch und herablassend, wenn man ihm nicht sofort gab, was er verlangte. Er hatte mir gegenüber selten diese Züge gezeigt, doch in diesem Moment war es erneut deutlich zu erkennen.

Und ich hatte nicht vor, ihm so einfach nachzugeben. Dafür hatte er mir selbst erstmal eine Menge zu erklären.

„Wie freundlich du darum bittest, Sasuke.“ Meine eigene Stimme erschien mir hier lauter als angenommen. „Aber verrate mir doch eines…wieso muss ich dir alles beantworten, was du mich fragst, während du mir nicht eine einzige Antwort geben willst?“

Naruto, der seit Sasuke meinen Namen gesagt hatte, vollkommen verstummt war, rutschte unruhig auf seinem Platz umher. Das Schweigen, was jetzt die Höhle füllte, war doch nicht unbedingt angenehm, schließlich wusste ich noch immer nicht genau, wo er sich befand aber ich gab mir alle Mühe, mir nichts anmerken zu lassen und lehnte äußerlich ruhig an der kalten Wand.

„Naruto!“

„Hm?“ Besagter schien mehr als unglücklich darüber zu sein, dass er nun schon wieder mit reingezogen wurde.

„Du übernimmst die erste Wache.“

Oh nein, das war gar nicht gut.

„Lass nur, ich mach das schon, ihr seid doch sicher schon eine Weile auf den Beinen, ich bin noch ziemlich fit und konnte gut schlafen, ich gehe.“ Ich klopfte Naruto auf den Oberschenkel, als dieser sich unwillig erheben wollte und setzte mich auf, als Sasuke schon wieder Einwände hatte. Er lachte leise auf.

„Gute Idee, wir schicken Sakura nach draußen, das ist der beste Einfall, den du je hattest!“
 

Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen und richtete mich nun vollends auf, dieses Mal den Blick nach links gerichtet, wo er mit Sicherheit stand und eines seiner bescheuerten Spielchen spielte.

Was?

Der Zorn darin war unverkennbar.

„Naruto geht nach draußen, es dämmert schon, du kannst tagsüber Wache halten…“, sagte er abfällig.

„Ist schon gut Sakura-chan, ich gehe, bin sowieso nicht müde.“ Das unterdrückte Gähnen strafte Narutos Worte Lügen aber ich hatte schon wieder das Gefühl, dass er sich gern aus dem Staub machen wollte und lieber draußen war, als hier drin mit Sasuke und mir zusammen.

„Bitte, wenn du dich so darum reißt…“, sagte ich schließlich, mit einer wegwerfenden Handbewegung. Er lächelte und visierte mit der Hand meine Haare an, sodass ich mich duckte um ihm auszuweichen und ihm einen verärgerten Blick hinterher schickte. Mit einem weiteren, nur halbherzig unterdrückten Gähnen ging er zurück zu dem schmalen Spalt und verschwand nach draußen.

Ich bereute sofort, mich von meiner Wache abgebracht haben zu lassen, denn die Stille die mich jetzt umgab, war noch schlimmer als zu dem Zeitpunkt, zu welchem Naruto noch dabei gewesen war und ich konnte mir wirklich keinen Grund vorstellen, sie zu durchbrechen. Ich wusste nicht wohin ich blicken sollte, also nestelte ich nervös an meiner Kunaitasche an meinem Oberschenkel herum, mir der Tatsache durchaus bewusst, dass damit alles in Ordnung war.

Und dann spürte ich sein Chakra plötzlich gar nicht mehr. Die ganze Zeit war es da gewesen und jetzt war es weg. Vollkommen. War er auch nach draußen gegangen? Warum war es hier nur so verdammt dunkel? Ich sollte einfach die Fackel löschen…oder sie in eine andere Ecke bringen, damit meine Augen sich zumindest an die Dunkelheit gewöhnen konnten. Aber jede dieser Ideen setzte voraus, dass ich mich bewegen musste und ich war mir im Moment wirklich nicht sicher, ob das eine so gute Idee war. Also verharrte ich so, ließ mir nicht anmerken, dass ich das Verschwinden seines Chakras bemerkt hatte. Ablenken. Ablenken war gut…

Ob Kakashi mir folgte? Okay, ablenken war doch nicht gut, das machte es nur noch schlimmer. Atmen. Tief durchatmen.

Und dann war da ein zweiter Atem, direkt an meinem Hals.

Von der Seite. Rechts.
 

Ich sprang auf und griff mir in den Nacken, die Augen direkt auf das gerichtet, was ich trotz der Fackel nicht mehr sehen konnte…aber die Fackel war…aus.

„Sasuke, lass diese Spielchen.“, sagte ich leise und betont ruhig aber meine Stimme zitterte leicht, das würde ihm nicht entgehen. Wenn ich nur gewusst hätte, warum er das tat? Was sollte das alles, wieso stellte er mir solche Fragen und unterstellte mir dann sogar, dass ich es wagen könnte Naruto auszunutzen? Oder ihn zu hintergehen? Was war mit ihm los, verdammt nochmal!

„Sasuke.“, sagte ich noch einmal fest, als er noch immer nicht reagierte. „Wer von uns ist jetzt hier das Kind?“ So musste ich ihn doch aus der Reserve locken können…

Aber nein. Wieder nichts. Ich biss mir auf die Lippe und fragte mich, was er jetzt von mir erwartete. Wollte er seine Antworten haben, ehe er mit diesem Blödsinn aufhörte? Darauf konnte er lange warten. Auch wenn es mich eine Menge Mut kostete, setzte ich mich mit voller Absicht wieder an die Wand, auch wenn es mir widerstrebte, weil ich ihn dort zuletzt gespürt hatte, ich lehnte mich an, schloss meine Augen, die mir in dieser Dunkelheit sowieso nicht viel nützen wurden und ignorierte ihn, so gut ich es eben konnte.

„Ich hatte dich nicht so widerspenstig in Erinnerung…“, flüsterte er dieses Mal direkt neben meinem Ohr und ich zuckte zusammen. Was für eine Genugtuung ihm das geben musste…

„Weißt du was, Sasuke? Leck mich!

Diese Wortwahl…das war nicht mein Stil und…das sollte es besser auch nicht werden, denn er nahm es tatsächlich wörtlich, ich spürte aus heiterem Himmel seine Zunge an meinem Hals und konnte erst dann nach ihm ausholen, als er bereits in meiner Halsbeuge angekommen war. Natürlich verfehlte ich ihn und war dabei wieder aufgesprungen, gegen meinen eigentlichen Plan. Völlig schockiert und wütend hörte ich sein leises unterdrücktes Lachen.

„Du bist ein verdammt arroganter Mistkerl…“, zischte ich grimmig in die Stille um mich herum und legte eine Hand genau dorthin, wo er mich berührt hatte. „Dass du es wagst…“

„Gib mir meine Antworten, Sakura, und du kannst dich beruhigt zurücklehnen und brauchst keine Angst mehr zu haben.“

Er stand hinter mir, so dicht, dass ich seine Körperwärme spüren konnte.

„Darauf kannst du lange warten.“, zischte ich, noch immer der festen Überzeugung, dass er mich nicht zwingen konnte.

„Ich habe Zeit…Naruto ist die ganze Nacht da draußen, bis zur Dämmerung.“ Tolle Andeutung.

„Und wenn schon.“ War das immer noch ich, die da so trotzig sprach? Was war hier nur schief gelaufen?! Er lachte erneut, amüsiert, und meine Nackenhaare stellten sich auf. Das hier war Sasuke und es war nur ein bisschen dunkel, wieso machte mich das so nervös?
 

„Deine Nerven waren auch schon mal stärker…“

„Das geht dich überhaupt nichts an. Und bilde dir nicht ein, ich hätte Angst vor dir.“ Sofort biss ich mir auf die Lippe und ärgerte mich über meine vorschnelle Reaktion. So redete doch bloß ein kleines Kind…

„Nicht?“, war alles was er erwiderte und doch war klar, was er damit sagen wollte. Wieder verschwand er, seine Wärme wich der Kälte der Höhle.

Nicht im Geringsten.“, zitierte ich seine eigene Wortwahl, als wir noch auf der Lichtung gestanden hatten. „Na dann…kann ich hiermit weiter machen?“

„Was meinst du mit…?“ Dieses Mal strich er mit seiner Hand über meinen Hals, er stand vor mir und als ich alarmiert danach griff, ließ er es zu. Ich hielt ihn fest, starrte in die Dunkelheit und konnte das Rot seiner Sharingan nur erahnen. „Vorsicht, Sasuke...Das ist nicht witzig…“, presste ich zwischen den Zähnen hervor und ärgerte mich, dass mein Blick nur vage seine Umrisse erfassen konnte, er dagegen mit seinem Bluterbe alles sehr genau sehen konnte.

„Es ist das unterhaltsamste, was mir seit über einem Monat untergekommen ist…“, wisperte er…gegen mein Schlüsselbein. Ich zog scharf die Luft ein und lehnte mich soweit zurück, wie es mir möglich war, bis ich erneut die eisige Wand im Rücken spürte und fröstelte.

„Hör auf damit!“, fauchte ich, merkwürdig kurzatmig.

„Warum?“ Er kam wieder näher, Wärme hüllte mich ein. Es war wirklich verdammt kalt hier drin…

„Weil du ein…“, ich brauchte etwas länger um Worte zu finden. „…verdammt egoistischer, arroganter, selbstgefälliger Kerl bist. Eiskalt…“ Seine andere Hand legte sich auf meine Wange, beinah heiß im Gegensatz zu meiner Behauptung.

„Eiskalt?“, fragte er leise.

„Eiskalt! So kalt, dass ich allein dadurch friere…“ Was redete ich da? Ich fror nicht, seine Nähe stieg mir so sehr zu Kopf, dass ich die Röte in meinen Wangen nur zu deutlich spüren konnte.

„Du frierst?“ Diese Einsilbigkeit! Und als ob ich nicht wusste, worauf er damit hinaus wollte.

„Nichts, dem man mit einer einfachen Decke nicht abhelfen könnte.“ Das Schmunzeln, das seine Lippen umspielte konnte selbst ich beinah sehen. Wieder rückte ich etwas nach hinten.

„Sasuke.“

„Hm?“

„Geh zurück.“ Schweigen.

„Nein.“ Ich seufzte.

„Ich werde dir nicht antworten.“

„Ich weiß.“

„Zumindest nicht, bevor du mir meine Fragen beantwortet hast.“

„Was ich nicht werde.“

„Ich weiß…“ Was tat ich hier?! „Sasuke…hör endlich auf damit.“

„Ich tue nichts.“

„Verdammt, geh zurück!“
 

Langsam hatte ich eindeutig genug davon. Einen Moment war ich unachtsam und er entzog mir seine Hand, mit der er gleich darauf mein Handgelenk umfasste. Seine andere Hand tat genau dasselbe, doch ich handelte noch bevor er sie vollkommen in seinen Griff bekam und während wir beide daran zogen, stolperte ich nach vorn und direkt danach zurück an die Wand, mein Kopf schlug gegen den harten Stein und ehe ich überhaupt schmerzerfüllt Keuchen konnte, spürte ich wie sich sein Körper lückenlos gegen den meinen presste.

Meine Gefühle standen Kopf, einerseits wollte ich ihn sofort wegstoßen und ihm tausend Beleidigungen an den Kopf werfen, andererseits fühlte er sich so gut an, so warm…also tat ich gar nichts, erstarrte und hielt sogar die Luft an, völlig unschlüssig. Sein heißer Atem hinterließ eine Gänsehaut auf meinem Hals, die sich weit über meinen Nacken erstreckte und mein Körper erschauderte als unweigerliche Folge darauf, sodass ihm das gar nicht mehr entgehen konnte. Alle Gedanken, alles was mich hätte handeln lassen können war aus meinem Kopf verschwunden, vollkommen leer gefegt, nur weil er so dicht bei mir stand. Alles was noch übrig geblieben war, war: Oh nein…nein, nein, nein…!

„Sakura…“ Sein Flüstern schwebte über meiner Haut - das ich nichts sehen konnte, machte alles nur noch schlimmer…

„Sakura…“ Er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge und seine Stimme wurde gedämpft, ich starrte an die Decke, ohne auch nur das Geringste zu sehen.

„Das kannst du mir doch nicht schon wieder antun, Sasuke…“ Es war nur ein Wispern. „Nicht schon wieder…“

Er schwieg eine Weile, Sekunden, die mir wie Stunden vorkamen und lehnte seine Stirn an mein Schlüsselbein.

„Hast du wirklich geglaubt, dass du dich dem entziehen kannst?“ Resigniert schloss ich die Augen. „Aber was noch viel schlimmer ist...ich kann es auch nicht.“ Ehe ich meine Lider wieder öffnen, ehe ich überhaupt etwas erwidern konnte, fanden seine Lippen die meinen und ich vergaß, was auch immer ich gerade hatte sagen wollen. Das war so falsch. Völlig und absolut verrückt falsch. Nur war ich schon wieder zu schwach, egal wie sehr er mir weh tun würde. Und dafür fühlte es sich auch viel zu richtig an.

Ich ließ mich fallen in einen Strudel aus wirren Erinnerungen und Empfindungen, die nun unweigerlich auf mich einströmten, ließ es zu, dass meine Lippen sich unter seinen drängenden öffneten und versuchte, einen Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen, der trotz all dem Wirrwarr geblieben war, der sich durch mein Unterbewusstsein den Weg nach oben kämpfte und mir einen anderen, einen kälteren Schauer über den Rücken jagte.

Denn was sollte das alles bedeuten, was war das alles wert, wenn ich doch am Boden zerstört gewesen war, als ich noch dachte, dass Kakashi gestorben war? Was war das hier, wenn ich mich genauso fühlte, wenn Kakashi mich berührte…?

Kann man zwei Menschen auf dieselbe Art und Weise lieben?
 

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Puh...

Ich bin erledigt.

Jaja...eure lange Wartezeit ist aber auch immer wieder gemein von mir ;-)

Und jetzt...dürft ihr mit mir schimpfen, wenn ich Sakura gerade zu der unglaubwürdigsten Person gemacht habe, von der ihr je gehört habt! Ich hoffe natürlich, dass es nicht so ist aber wenn doch, dann könnte ich es durchaus verstehen...es ist einfach nicht so leicht, sie auf Kakashi UND Sasuke zu fixieren und den einen mit dem anderen zu "betrügen", wo sie immer noch nicht weiß, wer von beiden der Richtige für sie ist. So viel Unentschlossenheit sollte wohl bestraft werden aber das tue ich vllt sogar, in dem ich Saku so viel durchmachen lasse...

Ihr könnt mir ja einfach schreiben, was ihr davon haltet :-)

Bis dann, ihr Lieben <3

"Erkenntnisse"

...

Ich entschuldige mich von ganzem Herzen bei euch, für diese lange, lange Wartezeit.

Leider habe ich keine gute Erklärung für euch, wie zum Beispiel zwei gebrochene Arme oder einen absoluten Computerentzug, nichts dergleichen...

Allerdings habe ich einen Job gefunden und damit bin ich im Moment ziemlich beschäftigt. Und ich hatte einige Probleme mit diesem Kapitel. Ich kann nicht sagen, dass ich sonderlich zufrieden damit bin, leider, aber ich lasse es jetzt so, weil es dorthin führt wo ich hin will und das ist ja schließlich sehr wichtig.^^

Ich kündige hiermit an, dass jetzt nur noch zwei bis drei Kapitel folgen werden, ehe meine Endlosgeschichte ein Ende finden wird (ja, sie wird ein Ende finden^^, das hättet ihr nicht gedacht oder? :-) )

Alles ist soweit vorbereitet, ich muss das Ende nur noch in Worte fassen und dann setze ich es euch vor. :-)

Außerdem werde ich höchstwahrscheinlich im nächsten Kapitel die zwei Pfade (also einen für Kakashi und einen für Sasuke) beginnen, damit jeder sein eigenes Ende bekommt. Ich werde das aber gut für euch kennzeichnen, damit ihr mitkommt.^^
 

Es ist zwar traurig und mir wird eindeutig was fehlen, wenn der Trank der Gefühle beendet ist aber mittlerweile habe ich meine vierte ff angefangen und keine der vier sind auch nur annähernd beendet. Es wird Zeit, diese hier abzuschließen. Instinktiv kam ich dazu, eine ff für Sasuke und Sakura zu schreiben, eine für das Paar ItachiXSakura und eine ganz neue für KakashiXSakura. Eine seltsame Kombi, wenn ihr mich fragt aber da ich allein in dieser ff schon mit allen ein paar Szenen eingebaut habe, bin ich eindeutig auf den Geschmack gekommen :-)
 

Genug der langen Rede, es tut mir wirklich leid, dass ihr so lange warten musstet und wer jetzt sauer auf mich ist, der darf das ruhig sein. ^^ Trotzdem hoffe ich sehr, dass viele von euch mit Sakura bis zum Ende gehen.

<3 <3 <3
 

Und jetzt holt euch was zu trinken

was zu essen

und lehnt euch entspannt zurück

Wer Lust hat, meine empfohlenen Lieder zu den bestimmten Textstellen zu hören, der folge diesen Links^^ :
 

1) http://www.youtube.com/watch?v=K_oZ8biBOOQ&feature=related

"Eisley - I wasn't prepared"

2) http://www.youtube.com/watch?v=Yna9FIlV03Y

"Yoko Shimumura - Dearly Beloved"

3) http://de.youtube.com/watch?v=dNom7sza6e8

"Damien Rice - 9 Crimes"

4) http://www.youtube.com/watch?v=XTu2_d-NEaU

"Elegy for Dunkirk - Atonement OST" (sehr traurig!)
 

Es steht vor jedem Absatz, wann welches Stück anfängt ;-) Ist etwas viel und vllt etwas dramatisch aber wie gesagt, wer mag hört rein :-)

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75 Erkenntnisse
 

„Sasuke?“

Wir waren noch immer in der dunklen Höhle, draußen war ebenfalls längst die Dunkelheit hereingebrochen und Naruto war vor etwa einer Stunde nur noch einmal kurz hereingekommen, um sich eine Decke und seinen Rucksack voller Essen zu holen. Ich hatte mich in zwei Decken eingewickelt und lag bis zum Kinn vermummt unter der Schräge, neben mir saß Sasuke, der nicht einmal seine Beine zugedeckt hatte, sondern einfach nur an die kalte Wand gelehnt dasaß und schwieg, während ich allein bei diesem Anblick anfing zu frösteln. Als Lichtquelle diente dieses Mal dieselbe Fackel, die Naruto und Sasuke schon vorher benutzt hatten, doch Sasuke hatte sie vor einer Weile von unserer Seite auf die gegenüberliegende gesetzt, sodass das Licht jetzt etwas schummrig und abgeschirmt war. Ich war noch immer leicht benommen von Sasukes plötzlichem Sinneswandel, spürte noch immer seine Lippen auf meinen und bemerkte sofort, wie sich allein bei dem Gedanken ein verräterischer Rotschimmer auf meine Wangen schlich, während ich ihn aus dem Augenwinkel beobachtete und auf seine Antwort wartete.

„Hn?“

Ich hatte eine Weile darüber nachgedacht, mich gefragt, ob es richtig war, diese Frage auszusprechen, sie würde mich immerhin gefährden, mehr zu beantworten, als ich es wollte aber ich konnte nicht länger schweigen.

„Warum fragt ihr mich nicht nach Kakashi?“ Er richtete sich in einer raschen Bewegung auf, drehte den Kopf zu mir und fixierte mich mit zu Schlitzen verengten Augen.

Was weißt du?“ Ich setzte mich nun ebenfalls auf, griff nach den herabfallenden Decken und erwiderte seinen Blick, ebenso ernst wie er.

„Sasuke, macht ihr euch überhaupt keine Sorgen? Er hat sich nicht mehr gemeldet, seit ihr euch getrennt habt, das war so nicht abgesprochen, also…“ Ich ließ meine Deckung völlig fallen und unterbrach mich mitten im Satz, als Sasuke sich plötzlich auf meine Hüfte setzte und mich an die Wand drückte.

„Vergiss unsere Abmachung, ich will jetzt Antworten.“

Fassungslos starrte ich von seiner Hüfte auf der meinen hoch in sein Gesicht.

„Ach ist das so, ja?“ Was bildete der sich ein?! „Wenn unsere ‚Abmachung‘, falls denn überhaupt so etwas zwischen uns existierte, nicht mehr gilt, dann bekomme ich also ebenfalls meine Antworten?“

„Trau dich nicht zu viel, Sakura-chan…

„Das gleiche gilt für dich, Sasuke-k…Sasuke.“ Ich brachte es einfach nicht mehr über die Lippen ihn so zu nennen, Ino hatte mir dazu genug erzählt, meine Art ihm hinterher zu laufen und seinen Namen auszusprechen, jagte mir noch immer Schauer über den Rücken…
 

Seine Hände fassten nach meinen Handgelenken aber das würde ich ihm dieses Mal nicht erlauben und so hob ich sie an meine Brust und verschränkte meine Hände ineinander.

„Er könnte tot sein und es interessiert euch nicht einmal…“, provozierte ich ihn weiter, während er äußerlich natürlich immer noch ziemlich unnahbar wirkte. „Ihr habt hier irgendetwas gefunden und haltet das für wichtiger, als euren ehemaligen Sensei zu retten, ihn zu suchen oder zumindest nach ihm Ausschau zu halten! Ihr meint, ihr könntet nur zu zweit irgendetwas ausrichten, könnt euch nicht mit den anderen Teams verständigen und scheint dabei noch nicht einmal den Wunsch danach zu verspüren! Offensichtlich kommt ihr allein ganz gut klar, was Sasuke? Die anderen sind lästig und stehen nur im Weg, nicht wahr…?“

Seine flache Hand legte sich neben meinen Kopf an die Wand, mit der anderen stützte er sich auf meiner Hüfte ab.

„Was willst du von mir, Sakura? Was ist dein Problem? Wieso läufst du seelenruhig durch den Wald hier, spielst die große Retterin und glaubst von Dingen sprechen zu können, die dich nicht das Geringste angehen? Warum verschwendest du nicht einmal einen Gedanken daran, dass du damit alle Vorsichtsmaßnahmen, all die Arbeit der ANBU und all die Arbeit von uns kaputt machst, wo sich doch jeder darum reißt unsere Prinzessin zu beschützen? Du weißt gar nichts, du spielst dich auf und weißt dabei nichts. Verschwende nicht meine Zeit…“
 

I wasn’t prepared for this – Eisley Beginn
 

Mit funkelnden Augen starrte ich ihn an, geschockt und trotzdem bewegungslos und unglaublich wütend.

„Egoist!“, zischte ich, gerade laut genug für seine Ohren. „Verdammter, eingebildeter Egoist!“ Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Alles dreht sich nur um dich, richtig Sasuke? Warum akzeptieren, dass du nicht der einzige wichtige Ninja in Konoha bist? Warum hinnehmen, dass nicht jeder immer das tut, was du von ihm verlangst, warum anderen ihre eigenen Entscheidungen zugestehen, die möglicherweise nicht zu deinen passen könnten? Und warum vor allen Dingen respektieren, dass nicht nur du stärker geworden bist?! Das würde dein ganzes Weltbild durcheinander bringen, also bleibst du besser so wie du bist. Ein eiskalter, selbstverliebter Einzelgänger, der sich kein bisschen um das Wohl anderer Menschen schert. Ich frage mich wirklich, was dann noch deine guten Eigenschaften sein sollen, falls du welche hast.“

Ich griff nach seiner Hand neben meinem Kopf und nach der auf meiner Hüfte, drückte ihn damit von mir weg und machte den Weg frei, um aufstehen zu können. Mit großen Schritten trat ich auf den Ausgang zu, mit dem Ziel, mich zu Naruto zu setzen. Natürlich wartete ich noch immer auf eine Reaktion seinerseits, das er gar nichts tat irritierte mich doch etwas aber nichts lag mir im Moment ferner, als in dieser Verfassung weiter mit ihm zu diskutieren.

Kurz vor dem schmalen Spalt, hielt ich inne, mir bewusst, dass er mich nicht zurückhalten würde. Was brachte mir mein Schweigen jetzt schon? Würde es wirklich etwas ändern, wenn ich Sasuke nicht sagte, was er wissen wollte?

„Kakashi lebt. Aber mir hat man gesagt, dass er tot ist und ich bin aus dem Dorf abgehauen, weil ich nach dir und Naruto suchen musste, damit ich zumindest atmen konnte, Sasuke. Ich konnte nicht einmal vernünftig atmen, weil ich dachte, dass ich euch alle verloren hatte. Jeden einzelnen von euch. Wegen mir.“ Ich verharrte vor dem Ausgang, sah die innere und die äußere Dunkelheit gleichermaßen und fragte mich, warum ich ihm nun doch sagte, was er wissen wollte. Änderte es denn etwas, wenn ich ihm seine Antworten gab? Oder nicht? Meine dünne Stimme schien sich jedenfalls nicht an mein lang zuvor gefasstes Vorhaben erinnern zu können oder auch…nicht erinnern zu wollen. Vielleicht konnte sie aber auch einfach nicht mehr unterscheiden, zwischen dem was ich nur dachte und dem was ich auch in Worte fassen wollte. Es war einiges durcheinander.
 

Ich atmete tief durch und straffte meine Schultern. Klarheit schaffen. Ein sauberer Schnitt.

„Ich wurde angegriffen, mitten in einem Waldstück ohne jede Zivilisation und es waren zu viele, als dass ich sie hätte besiegen können. Meine Schulter war verletzt, weil ich nachts durch die Bäume weitergelaufen war. Ich war am Ende. Die Prinzessin konnte nicht mehr. Bis sie gerettet wurde.“

Der sarkastische, beißende Tonfall ließ sich nicht von mir steuern, ließ sich nicht zurückhalten, auch wenn ich ihn nur zu gern verschluckt hätte. Er verriet, was Sasuke nicht sehen sollte. Nicht in diesem Moment. Und nicht so. Aber es war schon zu spät. Ich schluckte und stärkte meine Stimme.

„Es ist vollkommen egal von wem oder warum aber ich wurde gerettet, von denselben Menschen, die auch Kakashi gerettet hatten. Er ist nicht allzu weit von hier entfernt, aber so schwer verletzt, dass er noch Monate nicht mehr kämpfen werden kann. Und dann habe ich ihn und die anderen zurückgelassen, weil ich von ihm gehört hatte, wo ihr euch getrennt und dass ihr kein Kommunikationsmittel mehr hattet. Ich bin losgezogen und habe euch gefunden.“

Endlich schaute ich über meine Schulter und sah wie er bewegungslos an der Wand stand und mich musterte.

„Das ich glücklicher als selten zuvor in meinem Leben war, als ich Naruto und dich lebend auf der Lichtung wiedersah, brauche ich dir sicher nicht beschreiben, das ist schwach, nicht wahr Sasuke?“ Ich blinzelte den plötzlichen, so sehr unerwarteten Tränenschleier weg, der mich nur noch wütender und enttäuschter machte und meine kalte Maske bröckeln ließ. Nur meine Stimme versagte nicht mehr ihren Dienst, sie brach nicht und sie ließ keinen Schmerz, keine Trauer, keine Wut durch meine Worte scheinen. „Aber ich bin hier, weil ich euch nicht allein gegen Itachi antreten lassen werde, egal wie viel mehr Gründe du hast, dich zu rächen, egal wie sehr du jedes Hindernis aus dem Weg haben willst. Ich habe meine eigene Vergangenheit mit ihm und Sasuke…“
 

Yoko Shimomura - Dearly Beloved Beginn
 

Ich hatte den Kopf gesenkt und blickte ihn durchdringend durch ein paar herabhängende Haare an. Jetzt hatte ich wieder die Kontrolle über mich selbst.

„Ich werde mich nicht wegschicken lassen, weder von dir noch von sonst irgendeinem Menschen auf dieser Welt. Ich werde es beenden und mich von ihm befreien.“

Ein kurzer Moment. Eins. Zwei. Drei. Dann ging ich nach draußen und ließ meinen Blick schweifen um Naruto in der Schwärze, die mich umgab, zu erkennen.

„Sakura-chan?“, flüsterte seine vertraute Stimme auf einmal, gedämpft aber nicht weit von mir.

„Naruto? Wo bist du?“

„Komm her, du musst über diese paar Äste da vorne aber pass auf, die sind ziemlich nachgiebig.“ Ich setzte mich neben ihn und schloss die Augen. „Was ist los?“, fragte er stirnrunzelnd. Ich öffnete die Lider nicht.

„Es ist so kalt da drin. Und ich kann nicht schlafen.“ Ich atmete tief ein, schaute ihn an und lächelte, etwas angestrengt, aber ich hoffte, dass es ihm entging. „Ich leiste dir Gesellschaft, okay? Wir haben uns so lange nicht gesehen, es reicht mir, einfach nur hier bei dir zu sitzen.“ Im Dunkeln konnte ich es nicht besonders gut ausmachen, trotzdem meinte ich einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen zu erkennen, als er mein Lächeln überrascht erwiderte und sich etwas übereilt abwandte, um nach vorn zu schauen.

Wir saßen eine Weile so da und schwiegen, seltsamerweise erkannte Naruto auf einmal, dass ich gar nicht reden wollte und irgendwann schlief er völlig ausgeknockt neben mir ein.
 

Nachdenklich betrachtete ich sein schlafendes Gesicht. Wie lange die beiden wohl schon keinen vernünftigen Schlaf mehr bekommen hatten? Wie lange konnten sie hier in dieser Höhle schlafen und nicht mitten in Nirgendwo unter ein paar Bäumen?

Abwesend schaute ich in den dunklen Himmel über mir, keine Sterne, nur eine dichte Wolkendecke und dazu ein kalter Wind, der mir stechend im Gesicht brannte. Es wurde kühler und unruhig, die Bäume schwankten, die Tiere verkrochen sich. Da zeigten sich erste Regentropfen und ich schüttelte mich, als ein paar davon mich genau im Nacken erwischten.

Kurz warf ich einen Blick auf Naruto neben mir. Er sah so entspannt aus, ich wollte ihn nicht wecken, also nutzte ich ein paar Äste über uns als Gerüst für eine der vielen Decken, die die beiden hier hatten und baute uns ein provisorisches Dach, sodass ich weiterhin die Wache für Naruto übernehmen konnte und er in seinem Schlaf nicht gestört wurde. Vorhin hatte Sasuke noch solche Bedenken geäußert, als ich nach draußen zur Nachtwache wollte…nun schien er nicht besonders angetan von der Vorstellung, der Prinzessin noch einmal näher zu kommen.

Ich schnaubte leise und massierte meine Schläfen. Dass er mich nach allem, was passiert war, tatsächlich so nennen konnte, brachte mich nahe an einen weiteren Wutanfall. Was hatte er sich dabei gedacht? Wie konnte er so von mir denken? Ich war keine Prinzessin, ich wollte diesen ganzen Zirkus nicht, ich wollte doch nur ich selbst sein, Missionen erledigen, Freunde treffen, nicht so ernst sein... Ich hatte mir nie zuvor gewünscht, von einem Nuke-Nin gejagt zu werden, von ihm gefangen gehalten zu werden, durch ein Besiegelungsjutsu mit ihm verbunden zu sein, niemals daran gedacht, einmal solche Angst um meine Mitmenschen haben zu müssen, solche Angst um mein altes Team…

Alles was ich wollte, alles was ich vorher war, hatte er mir genommen. Ich konnte nicht einmal sagen, warum. Und dann wollte Sasuke es mir verwehren, mich davon zu befreien? Verhindern, dass ich ihm ins Gesicht schauen konnte, wenn er verlor, sehen konnte, wie endlich einmal er das Gefühl einer Niederlage spüren musste? Nichts wünschte ich mir mehr als das…

Ich zerbrach in Gedanken versunken einen Zweig, den ich wahllos in die Hände genommen hatte und seufzte leise. So viel Streit, so viel Sorge, so viel Schmerz…und das alles ohne einen vernünftigen Grund. Wie sollte man einen Menschen wie Itachi verstehen, wie sollte man versuchen, eine Struktur in seinem Verhalten zu erkennen, geschweige denn Antworten auf etwas zu finden, das sich nicht einmal als Frage erschließen ließ? Er war mir ein riesiges, schreckliches Rätsel, das erst aus meinem Kopf verschwinden würde, wenn ich es gelöst hatte…
 

Ich zuckte heftig zusammen, als sich eine Decke um meine Schultern legte. Dem ersten Impuls folgend, wandte ich mich nach rechts, doch Naruto schlief immer noch tief und fest. Hastig drehte ich mich um, plötzlich alarmiert, doch es war nur Sasuke. Er setzte zielgenau auf Narutos anderer Seite auf und ersparte sich damit das lästige Balancieren auf den wackeligen Ästen.

Kühl beobachtete ich ihn dabei, wie er sich setzte und mit erhobener Augenbraue Narutos friedliches, absolut entspanntes Gesicht musterte und mir kam der Gedanke, dass ich, wenn ich nicht genau gewusst hätte, dass die Decke eben noch nicht auf meinen Schultern gelegen hatte, niemals geglaubt hätte, dass er sie in einer so beiläufigen Bewegung dort platziert haben könnte. Er schaute mich nicht an, baute keinen Blickkontakt auf und ich hatte ebenso schnell wieder mein Interesse daran verloren, wie er über die Äste gesprungen war, also starrte ich weiter nach vorn in den mittlerweile prasselnden Regen, der wohl noch eine ganze Weile fallen würde.

„Du solltest wirklich nicht hier sein.“ Ich war nicht ganz sicher, ob er tatsächlich gesprochen hatte und wandte meinen Blick nicht von den vielen Tropfen ab, während ich schwieg. „Es ist gefährlich. So viel mehr gefährlich, als irgendwo sonst… Er ist hier.“ Was sollte ich dazu sagen? Das hatte ich mir offensichtlich dank meiner guten Beobachtungskenntisse schon vor einer Weile selbst erschließen können…auch wenn diese offizielle Bestätigung, dass Itachi Uchiha sich in unmittelbarer Nähe befand, nicht gerade die Gänsehaut auf meinem Rücken vertrieb. „Sakura, was auch immer du dir dabei gedacht hast, was auch immer dein Plan sein mag, lass es sein. Gib es auf, du hast keine Chance. Es ist hier nicht sicher. Und das…ist es nicht wert.“
 

9 Crimes – Damien Rice Beginn
 

Ich wollte ihn wirklich ignorieren, ich schaffte es auch, aber dieser letzte Satz…dieser Tonfall…brachten mich beinah dazu, meine eben noch so große Wut zu vergessen…oder eher zu verdrängen. Starrsinnig fixierte ich weiter die schwankenden Baumkronen vor mir, die dichten Regentropfen, die dunklen Wolken am Himmel und wünschte mir, nicht immer wieder so leicht einzuknicken, wenn er ein paar hübsche Worte fand, um seine Befehle zu verpacken.

Aber als er in einer schnellen Bewegung vor mir auftauchte, sich vor mir hinhockte und meinen Blick versperrte, konnte ich ihm nicht mehr ausweichen und drehte ihm verärgert meinen Kopf zu, gewillt ihn anzusehen aber dennoch zu schweigen, gewillt, ihm meine Wut und meine Abwehr zu zeigen aber dennoch kein Wort von mir zu geben, was seiner Genugtuung beitragen konnte.

Seine schwarzen Augen, musterten mich, begegneten meinen und es war, als trafen beide Augenpaare auf eine Wand. Ein paar Sekunden verharrten wir so, dann ließ er seinen Blick wandern und plötzlich runzelte er die Stirn.

„Du weinst?“ Er hob eine Hand, führte sie zu meiner Wange, doch meine eigene Hand um sein Handgelenk stoppte ihn sofort, während die andere ausholte und auf sein Gesicht zielte. Er wiederholte meine eigene Bewegung und so hielten wir plötzlich die jeweils andere Hand unseres Gegenübers in einem festen Griff, während ich ihn voller Wut anfunkelte.

„Du fragst mich, ob ich weine?“, sagte ich leise und gab mir keine Mühe den Zorn darin zu verbergen. Er schwieg. „Und ich dachte wirklich, du kennst mich…zumindest solltest du das doch… Wer von uns beiden kennt den anderen seit unserer Kindheit? Ich glaube, das bist du, auch wenn es dich damals…nicht wirklich geschert hat, was mit mir passierte…aber vielleicht liegt das auch nur an meiner lückenhaften Erinnerung…“ Leise lachte ich auf und war gleichzeitig angewidert von der Boshaftigkeit und der Verbitterung in meiner Stimme. Hatte es mich wirklich so sehr getroffen, dass Sasuke vor langer Zeit gegangen war? Hatten allein die Berichte der anderen gereicht, um mich so intensiv fühlen zu lassen? Waren das Gefühle, die meine Erinnerung mir zurückgelassen hatte? Die mich noch mehr von ihm entfernen würden? Ich war durcheinander und riss meine Hand los, während ich seine achtlos beiseite drängte.
 

Mit stechendem Blick, genau auf den seinen gerichtet, wischte ich den Regentropfen, der eine Spur über meine Wange gezogen hatte, mit dem Handrücken ab.

„Ich weine nie mehr wegen dir, Sasuke. Nie mehr. Aber offenbar hast du die Hoffnung noch nicht aufgegeben, meine damalige Schwäche für dich auszunutzen, damit du mich leichter manipulieren kannst? Auch heute noch?“ Beißender Sarkasmus erfüllte meine Stimme. „Glaubst du wirklich, dass jemand so dumm sein kann, sich immer wieder von dir verletzen zu lassen? Glaubst du wirklich…“ Ich machte eine kurze Pause und schloss für ein paar Sekunden die Augen. Das waren viele Worte, viele Worte in so wenig Zeit, ohne dass er mich unterbrochen hatte. „…dass ich so dumm bin?“ Als ich meine Lider wieder öffnete, begegneten unsere Blicke sich erneut und dieses Mal konnte ich eine Regung in seinem erkennen.

„Nicht mehr, Sasuke…nicht mehr.“

„Es ist das dümmste, was du tun konntest, hierher zu kommen.“, sagte er kalt - und es überraschte mich nicht. Ich zögerte einen Moment, einen winzigen Moment, dann wandte ich mich zur Seite und drehte den Kopf von ihm weg.

„Ich werde euch nicht länger zur Last fallen, tut was immer ihr wollt, morgen früh bin ich weg.“ Ich stand auf, machte ein paar vorsichtige Schritte auf dem dünnen Ast, bis ich plötzlich zurückgezogen wurde und bevor ich völlig den Halt verlor gegen seine harte Brust prallte.
 

Elegy for Dunkirk – Atonement OST Beginn
 

Es war instinktiv, ich dachte nicht darüber nach, handelte wie aus einem Reflex und holte ein weiteres Mal mit der Hand aus, schlug gegen seine Schulter um wieder loszukommen und…traf ihn. Er taumelte etwas zurück, ließ meine Hand nicht los und dabei zuckte seine andere hoch zu der Stelle, an der ich ihn getroffen hatte, ohne dass er ein einziges Mal das Gesicht verzog.

Ich hatte Chakra eingesetzt, das wurde mir erst jetzt völlig bewusst. Absolut unkontrolliert, ohne darüber nachzudenken hatte ich ihn einfach mit Chakra geschlagen.

Langsam hob ich den Blick von dieser Stelle, sah auf zu ihm und musterte sein Gesicht mit geweiteten Augen, entsetzt und befremdet von meiner eigenen Tat. Für den Bruchteil einer Sekunde erkannte ich Fassungslosigkeit, Unverständnis…Wut? Doch dann wurde seine Miene erneut so kalt und unbeweglich wie ein Eisblock und ich schauderte leicht, als ich mein Gesicht wieder unter Kontrolle brachte. Unter die Kontrolle, die ich gerade so plötzlich verloren hatte…

„Du läufst in dein eigenes Verderben aber ich werde dich nicht mehr aufhalten. Wenn es Tsunade nicht gelungen ist, dich im Dorf zu halten, dann tu was immer du willst aber misch dich nicht in diese Sache mit ein. Du kannst hier bleiben aber du wirst uns nicht begleiten, wenn wir morgen früh aufbrechen. Stell dich ihm nicht in den Weg, Sakura…

Noch eine Sekunde verging, wir fixierten einander, ich suchte in seinen Augen nach einer Regung, versuchte abzuschätzen wie ernst er alles zuvor meinte. Absolut ernst. Dann nickte ich, schnaubte verächtlich, schluckte meinen eigenen Schock herunter und versuchte, zumindest mein Gesicht zu wahren.

„Sieh mal, wer sich da so genau an seinen Auftrag hält. Ich reiße mich nicht darum, hier zu bleiben, mir ist es völlig gleich Sasuke, ihr könnt gehen wohin auch immer ihr wollt aber wenn Itachi wirklich hier in der Nähe ist…dann werde ich ihn finden und davon wirst du mich nicht abhalten. Du kannst dich um deine Pläne kümmern und ich mich um meine aber komm mir nicht in die Quere. Und pass auf Naruto auf.“

Er reagierte nicht, drehte sich einfach wieder um und setzte zurück auf seinen Platz neben Naruto, der seltsamerweise noch immer den Schlaf der Gerechten schlief…

„Du tust so stark…aber wenn du ihm gegenüber stehst, dann wird das alles wieder verschwinden, das weißt du genauso gut wie ich.“ Ich schenkte ihm nicht die Genugtuung, darauf zu antworten. „Du hast nicht einmal einen Plan.“ Beharrlich schwieg ich weiterhin. Ich war noch immer wie betäubt, meine Hände zitterten „Wenn du dich so unbedingt opfern willst, dann frage ich mich, warum du dich nicht einfach von Anfang an dafür entschieden hast. Du hättest damit einiges einfacher gemacht…“
 

Die Taubheit verschwand mit einem Schlag. Da waren sie wieder, der stechende Schmerz und die brennende Wut, ich konnte sie nur angestrengt ignorieren, als er mit solcher Gleichgültigkeit davon sprach, wie ich mich schon längst hätte aufgeben können, wenn ich nur früher diesen Gedanken gehabt hätte. Das wenige Minuten zuvor noch so übermächtige Gefühl des Bereuens und der Schuld war völlig verschwunden. Wenn er so herablassend sprechen konnte, wie sollten ihm da auch nur eines meiner Worte oder eine meiner Taten annähernd denselben Schmerz versetzen wie mir, wie sollte ich ihn mit irgendetwas so sehr verletzen können, wie er mich? Und dabei sollte er mich doch nie wieder verletzen…

Was hatte ich mir gesagt, weshalb ich nicht aufgeben konnte? Was war es, das mich zum Kämpfen drängte? Es war so simpel. Ich gab mich nicht auf und ich hatte nicht vor, weitere Menschen zu opfern. Ich wollte es beenden, verstand denn das niemand?

Es kümmerte Sasuke nicht. Das musste ich mir vor Augen halten. Es kümmerte ihn nicht, solange er freie Bahn auf seinen verhassten Bruder haben würde. Eine erschreckende Wahrheit aber gleichzeitig durchaus beruhigend, wenn man einen Moment darüber nachdachte.

Mehr hatte ich nicht mehr von ihm zu befürchten.
 

Ich kam in dieser Nacht nicht einmal zu einer Stunde Schlaf, saß die ganze restliche Zeit der Dunkelheit auf meinem Posten, starrte in den Regen, der fiel und fiel und einfach nicht nachließ und dann wurde es heller und die Sonne ging irgendwo hinter all den dichten Wolkenbergen auf, ohne dass man sie sehen oder ihre Wärme spüren konnte.

Sasuke hatte genau dasselbe getan, wie ich aber ich hatte ihn nicht mehr angesehen und war aufgestanden, sobald das erste graue Licht die Umgebung so weit erhellte, dass man sehen konnte, wohin man ging. Ich küsste Naruto auf die Stirn, direkt unter den stechenden Augen von Sasuke, ich wünschte meinem unschuldigen Freund flüsternd alles Gute, selbst wenn er nichts davon mitbekam, und dann ging ich ohne einen Blick zurück zu der Höhle, schnappte meine wenigen Sachen und verließ die Lagerstätte meiner ehemaligen Teamkameraden. Team 7…ohne Kakashi und ohne mich, gab es das wohl nicht mehr. Eine traurige, wenn auch unabwendbare Tatsache.

Zuerst wollte ich nur einige Meter zwischen Sasuke, Naruto und mich bringen. Dabei fiel mir natürlich als erstes die Lichtung ein und obwohl oder gerade weil dort gestern die vermummten Gestalten aufgetaucht waren, zog es mich sofort an diesen Ort. Dort angekommen, verbrachte ich einige Zeit damit, alles abzusuchen, nach Chakraspuren, nach Fußspuren, nach zurückgelassenen Waffen. Die Lichtung war kein Punkt, der eine Rolle für diese Leute spielte, dessen war ich mir danach ziemlich sicher, denn es sah so aus, als ob sie einfach nur öfter, vielleicht drei oder vier Mal, hier entlang gelaufen waren. Von Naruto und Sasuke fand ich keine Fußspuren und auch sonst nichts, sie hatten sich sehr im Verborgenen gehalten, als sie hier gewesen waren.

Als ich mit meiner Untersuchung fertig war, setzte ich mich noch einmal auf den Baum, auf den Sasuke Naruto und mich am Vortag geschickt hatte und versuchte, ein paar Dinge zu erklären.

Wer waren diese Gestalten? Warum griffen Naruto und Sasuke sie nicht an, wenn sie doch Feinde waren? Und wo wollten die beiden heute hin? Ich überlegte, ob es klug war ihnen zu folgen aber sie würden mich garantiert bemerken, also musste ich einen eigenen Weg suchen um Itachi zu finden. Ich war mir mittlerweile sicher, dass er ganz in der Nähe war aber ob er noch immer verletzt war? Und warum liefen hier Leute herum, die sicher etwas mit ihm zu tun hatten? Wo genau war er?

So viele Fragen und ich konnte keine einzige wirklich beantworten.
 

Die Sonne stand hoch am Himmel, hatte sich tapfer durch die grauen Wolken gekämpft, als ich beschloss, einfach ins Blaue hinein aufzubrechen und zu hoffen, Itachi bald zu finden. Hatte ich einen Plan? Hatte ich mir genug Gedanken gemacht?

Die Zeit, die Zeit in der ich lebte, kam mir vor als wären Jahre vergangen, in denen ich mir Millionen von Gedanken gemacht hatte, in denen jede Stunde und jeden Tag etwas in mir daran dachte, was Itachi mir angetan hatte und ich wusste, dass das alles niemals aufhören würde, solange ich es nicht beendete. Also.

Hatte ich einen Plan?

Nein. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich mein Ziel erreichen sollte aber ich war so fest entschlossen, den Stillstand aufzuheben, die Ungewissheit zu beenden, dass ich keinen Tag länger warten wollte, um ihn zu finden. Allein das Suchen nach ihm, das wirkliche und ernsthafte Suchen, half meine innere Unruhe zu besänftigen. Er hörte nicht auf, meine Gedanken heimzusuchen, ließ mich nicht ruhig schlafen aber das Handeln gab mir etwas, das am ehesten mit Hoffnung zu vergleichen war, mit Hoffnung auf eine Veränderung. Ob zum Guten oder zum Bösen würde sich noch zeigen. Aber auf jeden Fall bald.
 

Zeit verging. Minuten kamen mir manchmal vor wie Stunden. Manchmal wie Sekunden. Und als ich einmal wieder zu mir kam, war ich seit einem Monat allein. Der Streit mit Sasuke lag weit zurück. Meine Suche war keine Suche mehr, sie war eine unumgängliche Tatsache, etwas das erledigt werden musste, ganz gleich um welchen Preis. Aber sie war erfolglos.

Bisher war es mir nicht vergönnt gewesen, auch nur einen weiteren Hinweis zu finden, ich hatte nie auch nur ein Stück des tiefschwarzen Umhangs von meinem Ziel gesehen. Keine roten Wolken, die hervor blitzten, keine pechschwarzen Haare, die das blasse Gesicht umrahmten, keine tiefen Narben, keine blutroten Augen. Auch in meinen Träumen, wirren, wirren Träumen, hatte ich sie nicht wieder gesehen. Als wären sie vom Erdboden verschwunden, seit jeder ihrer Träger aus meinem Leben verschwunden war. Alles verschwunden.

Was mir noch blieb war nur ich selbst, dichte Wälder, kleine Verschläge, ein paar winzige Höhlen, Baumstümpfe, Moosflächen. Ich wechselte spätestens jeden dritten Tag meinen Aufenthaltsort und wenn ich nicht sicher war, allein zu sein, dann sogar früher. Dieser Monat war oft eine kleine Ewigkeit und dann wieder wie ein winziger Moment, nur ein Bruchstück des Ganzen, der langen Suche, der endlosen Jagd. War sie wirklich endlos? Würde das immer so weiter gehen? Was taten die anderen? Wie ging es Kakashi? Ob er mich hasste?

Ich hatte so oft an sie alle gedacht, so lang, so gründlich, so schmerzhaft. Niemand hatte mich gesehen.

Aber sie suchten nach mir. Ja, sie suchten mich, Naruto, Sasuke und einige ANBU. Ich war kaum überrascht, dass mich selbst sie nicht finden konnten, mein Wille, Itachi selbst zu finden, mein Wille, nicht ins Dorf zurückzukehren, bevor ich dieses Ziel erreicht hatte, schien mich verdammt nah an die Unsichtbarkeit zu bringen. Dieser Wille wurde immer größer und drängender, wie ein Feuer, das sich ausbreiten will, das von Hunger geplagt wird und nach immer mehr Nahrung verlangt.
 

Ja. Sasuke suchte nach mir. Wie fühlte sich das an? Wie fühlte es sich an, nach allem, was er gesagt hatte? Ich konnte es nicht in Worte fassen. Es war so kompliziert und unlogisch und gleichzeitig sehr, sehr einfach. Er hatte für wenige Minuten seine Nerven verloren, etwas das sehr selten vorkommt, hatte nicht weit genug gedacht und…er hatte sich mehr auf seine Fähigkeit, eine kleine Kunoichi wie mich immer und überall wieder zu finden eingebildet, als es tatsächlich der Fall war. Auch wenn er mich einige Male nur sehr knapp verfehlt hatte. Manchmal war ich nicht sicher, ob er mich nicht doch längst gefunden hatte und dieses Spielchen spielte, damit er mich nicht wieder aus den Augen verlor.

Doch wenn ich seinen Blick sah, seinen Blick, zu den wenigen Zeitpunkten, an denen es hell genug war, an denen ich hoch genug verharrte, an denen er für Bruchteile von Sekunden nicht seine Maske aufgesetzt hatte, dann war ich sicher, dass er mich noch immer suchte. Dass er noch immer keinen Schimmer hatte, wo ich mich aufhielt und…ja, sicher dass er sich sorgte.

Selbstverständlich sorgte er sich. Wenn wir auch niemals etwas Definiertes gewesen waren… Freunde? Ja. Natürlich. Immer.

Und er hatte etwas getan, wofür Tsunade ihn sofort skalpiert hätte, wenn sie es denn erfahren hätte. Aber woher sollte sie wissen, dass er mich nicht zurückgehalten hatte, als ich mich endlich wieder jemandem aus Konoha gezeigt hatte, endlich weil ich bereits eine Weile ohne Erlaubnis das Dorf verlassen hatte? Niemand war Naruto oder Sasuke begegnet, soweit ich es mitbekommen hatte, und keiner von beiden schickte eine Nachricht nach Konoha. Ich galt als vermisst und das erklärte die suchenden ANBU.

Woher ich das alles wusste? Woher ich wusste, dass sie nach mir suchten? Sie redeten von mir. So einfach war die Erklärung. Die ANBU sprachen hin und wieder von dem Mädchen, von der Schülerin der Hokage und hin und wieder auch von Haruno. Naruto sprach immer wieder von Sakura-chan. Sakura-chan. Sakura-chan. Wie unfair von mir, mich nicht vernünftig von ihm zu verabschieden. Wie unfair, mich ihm, der so in Sorge um mich war, nicht zu zeigen. Aber Sasuke war immer dabei. Und ihm…wollte ich mich nicht zeigen. Also blieb ich unsichtbar. Und die Zeit verging.
 

Niemand hatte Itachi wieder gesehen und wenn doch, so war es keine große Sache. War nicht immer noch ich sein Ziel? War nicht immer noch ich diejenige, die er zu sich holen wollte? Wo war er dann? Warum kam er nicht und holte mich? Wieso beendete er dieses grässliche Warten nicht endlich…?

Ich wartete. Er würde mich finden. Bevor die anderen es taten. Zumindest war das meine Hoffnung. Meine einzige.
 

Der Herbst war mitten in seinem Element, die Blätter fielen in immer größeren Mengen von den Ästen und schon bald waren viele Laubbäume nur noch kahle Gerippe - es wurde schwer, sich zu verstecken, vor allem vor Jägern die so gut waren wie diese hier. Es wurde immer komplizierter, meine Gegenwart geheim zu halten, sie hatten Spuren gefunden… Eine Lagerstätte, die ich vor ein paar Wochen für zwei Tage genutzt hatte, um den ausgiebigen Regenfällen für eine Nacht zu entkommen, hatte ich nicht so hinterlassen können, wie ich es wollte, der Boden war völlig aufgeweicht, doch es waren keine Bäume nah genug am Höhleneingang und so musste ich mit großen Schritten und dem Versuch, meine Fußspuren genug bedeckt und verwischt zu haben, weiterziehen, denn ich hatte sie bereits wahrgenommen, sie waren schon viel zu dicht an mir dran als ich es sonst überhaupt zuließ. Ich hatte keine andere Wahl gehabt.

Aber natürlich hatten sie meine Spuren entdeckt und Naruto war in einem Anfall größter Euphorie durch das gesamte weitläufige Gebiet um die Höhle herum gestreift um mich doch noch finden zu können. Er hatte mich beinah erwischt. Und das auch, weil ein Teil von mir sich sehr gewünscht hatte, einfach aus meinem Versteck herauszukommen und seinem durch die Erleichterung endlich wieder weniger angespannten Gesicht, ein strahlendes Lächeln zu entlocken. Aber ich hatte dem widerstanden, denn dann wäre alles umsonst gewesen…
 

Nun. Auch heute waren wir wieder knapp einer Begegnung entgangen und ich fürchtete langsam, kein brauchbares Versteck mehr zu finden, zumindest nicht in der Gegend die ich mir für meine Jagd nach Itachi ausgesucht hatte. Sollte ich ein altes Versteck erneut aufsuchen? Würden sie meine Gedanken erraten und mich finden?

Seit langer Zeit war ich für diese Nacht ratlos. Aber als es schließlich dämmerte und ich noch immer keine andere Möglichkeit gefunden hatte, musste ich mit angespanntem Misstrauen zurück zu einer der vielen Felsspalten, die ich in diesem Monat entdeckt hatte. Ich suchte die Umgebung gründlich nach Hinweisen ab aber ich kam zu dem Schluss, dass weder Naruto und Sasuke, noch einer der ANBU diesen Ort bereits entdeckt hatten. Ich war also noch vor ihnen geschützt. Und bevor ich mich versah fiel ich in einen leichten Dämmerschlaf. Die letzten Nächte auf Bäumen hatten nicht besonders viel Entspannung und Erholung gebracht…
 

Aber ich konnte mich nicht lange ausruhen, denn etwas weckte mich. Es war nicht das Geräusch, dass sich Naruto wieder einmal lauter als andere durch den Wald bewegte und es war auch nicht das Gefühl, dass Sasuke sich dichter in meiner Nähe befand als er sollte. Nein. Die Nacht war ruhig. So ruhig, dass sie mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Viel zu still. Und voller drückender Anspannung, die sich jeden Moment entladen konnte.

Ich konnte nichts sehen aber ich fühlte es.

Er war hier. Nach so langer Zeit. Endlich. Und doch…hatte ich selten zuvor solchen Widerwillen und so viel erschreckende Panik verspürt. Meine Hände zitterten wieder, als ich mich langsam aus meiner provisorischen Decke schälte, lautlos wie die Nacht selbst. Ich hatte den Atem angehalten, doch als ich mich endlich dazu durchrang wieder Luft zu holen, da klang er mir so laut in den Ohren, dass ich verschreckt zusammenzuckte. Und diese Bewegung hatte eindeutig ein Geräusch gemacht. Aber das war nun nicht mehr wichtig, ich stand auf, zog meine Waffentasche fest und versuchte, meine Hände wieder zu beruhigen. Mit größter Willensanstrengung und etwas unterdrücktem Chakra gelang es mir. Und dann ging ich Schritt für Schritt auf den Ausgang zu, bis ich blinzelnd durch die dunklen Bäume blickte, im Fels stehen blieb und meine eigene Reaktion doch nicht verhindern konnte.

Ein stummer Schrei verließ meine Lippen, zu lang hatte ich nicht mehr in diese Augen sehen müssen, diese roten Augen, die mir alles was geschehen war, alles was ich gefühlt und erlebt hatte noch einmal in Bruchteilen von Sekunden wiedergaben.

Es war als wäre nicht ein Tag vergangen seit wir uns das letzte Mal begegnet waren.
 

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...

Ich verspreche, euch das nächste Mal nicht mehr so lange warten zu lassen. Und mehr will ich gar nicht dazu sagen. Außer: Waren die Musikstücke unpassend? Oder zu viel? Und war es verwirrend, dass ich so viele Zeitebenen eingesetzt habe?

So.^^ Einen schönen Abend wünsche ich euch noch!

"Wendepunkt..."

Hey, hier bin ich wieder.

Es tut mir sehr, sehr leid, dass es nun deutlich länger gedauert hat, bis ich euch dieses Kapitel präsentieren konnte. Ihr glaubt nicht, wie oft ich das alles umgeschrieben habe, wie oft ich es nochmal verändert habe, bis es endlich so war, dass ich halbwegs zufrieden damit sein konnte... Also letztlich muss ich sagen, wie ihr hier sicher schon sehen könnt, dass dieses Chap viel zu lang geworden ist. Und wahrscheinlich ebenso sehr zu ausschweifend... *seufz*

Wie auch immer, hier ist es also, das ziemlich lang angekündigte Kapitel, in dem Sakura Itachi erneut trifft. Es ist noch nicht das letzte und auch nicht das vorletzte Kapitel, ich plane noch zwei weitere hier nach, bzw. sitze bereits daran. Außerdem beginnen die zwei Pfade noch nicht in diesem, sondern wohl erst im nächsten Chap.

Das ist auch schon fast alles.^^
 

Abgesehen von der Tatsache, dass ich mich wirklich bei euch entschuldigen möchte, möchte ich mich ebenso bei euch bedanken, für eure tollen Kommentare, für die Favoriteneinträge, für eure Unterstützung.

Ihr seid so toll!^^
 

Und wer jetzt endlich das Kapitel lesen möchte, dem empfehle ich auch dieses Mal ein paar musikalische Begleitungen :P

Viel Spaß! (Was nicht so ganz zu dem Kapitel passt aber...naja, ihr wisst ja, wie ich es meine ;-) )
 

1) "Hurricane Suite - Naruto OST"

http://de.youtube.com/watch?v=MB9UqMLAj5A&feature=related

(...geht 10 Minuten, also sucht euch aus, wie lange ihr es passend findet oder aber wie gut es zum Text passt, immerhin liest jeder in einem anderen Tempo...^^)
 

2) "Man of the World - Naruto OST"

http://de.youtube.com/watch?v=9KSmp16T-o4
 

3) "Solitude - Vampire Knight OST"

http://de.youtube.com/watch?v=PXGPsv-kLz4&feature=related
 

4) "Oblivion - Rastrelli Cello Quartett Piazzolla"

http://de.youtube.com/watch?v=I26V_CeC2ak

(...passt nur bedingt, entscheidet selbst ob ihr es mögt aber irgendwie...finde ich, hat es was... :-) Da ist etwas, das Itachi und Sakura in eben dieser Situation einfängt...)
 

Ach ja...Fehler? Nur zu, immer her damit, dann muss ich dieses gigantische Kapitel nicht immer und immer wieder lesen, um es zu verbessern :-)
 

Und zuletzt...erinnert euch, es ist dunkel, Sakura ist allein, mitten im Nirgendwo. Es ist kalt. Und still. Und da ist er...der lang ersehnte Gegner...Itachi. Blutrote Augen starren uns entgegen und wir wissen...dies wird eine bedeutende Wendung für die ff sein...

:-)

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76 Wendepunkt...
 

1) Hurricane Suite - Naruto OST Beginn
 

Da stand er, so bewegungslos und kalt wie ein entschlossener Racheengel, der soeben feststellte, dass er alle Zeit der Welt hatte, nun wo er sein Opfer endlich gefunden hatte. Sein Mantel, der von der Nacht beinah vollkommen verschluckt wurde und ihn eins werden ließ mit den dunklen Schatten der Bäume hinter ihm, wehte sanft im frischen Wind der aufgezogen war, doch nichts an ihm fing meinen Blick so sehr wie seine Sharingan. Beide. Unversehrt. Es dauerte verhältnismäßig viele Sekunden bis die Bedeutung dieser Erkenntnis zu mir durchdrang. Er hatte nicht einmal eine weitere Narbe in seinem emotionslosen Gesicht. Nichts. Und ich hatte mir tatsächlich Hoffnungen gemacht, dass er noch verletzt sein könnte, nein nicht einmal das, ich hatte gehofft, dass auch er zumindest ein Zeichen, irgendetwas behalten hätte, das ihn genauso brandmarkte wie mich. Ich war mir der Narbe auf meinem Rücken immer bewusst, hatte so oft über die kühle Haut an dieser Stelle gestrichen und jedes Mal hatte mich der Gedanke, dass er schuld daran war nur noch mehr darin bestärkt, ihn dafür büßen zu lassen. Ich fixierte ihn, versuchte ihn einzuschätzen.

Er stand ganz still - bis auf den Mantel und ein paar seiner Haarsträhnen, die leicht sein Gesicht umwehten, bewegte er sich überhaupt nicht. Er sah aus wie eine Statue. Doch als ich den Kopf etwas anhob, um ihm direkt ins Gesicht zu sehen, bemerkte ich das selbstzufriedene, siegessichere Lächeln, das sich auf seine Mundwinkel schlich und spürte wie eine Gänsehaut wie eine Lawine über meinen Rücken rollte.
 

Hier waren wir nun. Vollkommen allein, außerhalb der Reichweite von jeder Hilfe, von jeder Zivilisation. Ich hatte ihn finden wollen, hatte mit ihm allein sein wollen, um endlich alles zu beenden und um niemand weiteres zu verletzen aber…mein Plan war nicht besonders viel weiter gekommen, abgesehen von der Tatsache, dass ich Itachi unbedingt hatte finden müssen. Ich hatte ihn nun gefunden oder eher er mich, wir befanden uns jetzt in genau der Situation, die ich so lange herbeigesehnt hatte. Aber ich konnte nicht denken. Ich konnte mich nicht erinnern, was ich mir an Strategien zurechtgelegt hatte, wusste nicht mehr, was mir meine Zuversicht aufgebaut hatte und erkannte dabei, dass ich vor allem eins fühlte. Angst. Angst vor einem Mörder, einem Nuke-Nin, Angst vor dem Ungewissen. Denn wie konnte ich schon wissen, wie sollte ich schon wissen, was seine Absichten waren?

Zwar hatte ich seit einer geraumen Weile außergewöhnlich bildreiche Vorstellungen und Vermutungen dazu, die ich immerzu zu verdrängen versuchte, aber das hatte mir längst nicht die Frage des Wie beantwortet. Wie würde er die Besiegelung abschließen – denn das war es doch, was er unweigerlich vorhatte? Wieder fühlte ich mich wie vor den Kopf geschlagen, als ich daran dachte, wie sehr ich mich darauf verlassen hatte, ihn zumindest noch etwas angeschlagen anzutreffen, nur ein klein wenig verletzt, nur ein bisschen langsamer als sonst, in einem Anfall von Größenwahn hatte ich ebenso die Zuversicht zugelassen, ihn nur noch mit einem einzigen unversehrten Sharingan anzutreffen, wie ich auf eine noch nicht ganz verheilte Hüfte gehofft hatte. Ein lächerlicher Gedanke, wie ich mir jetzt eingestand. Das hätte ich früher erkennen müssen. Ernsthaft erkennen und nicht nur spekulieren.

Allerdings halfen mir all diese Tatsachen überhaupt nicht weiter. Ich konnte in keinem Fall von hier fort, konnte keine weitere Zeit schinden, von der ich doch so lange gedacht hatte, dass ich sie nicht mehr benötigen würde…

Ich war ungeduldig geworden, hatte mir gewünscht ihn endlich zu finden… Nun gab es ohnehin keinen anderen Weg mehr, als direkt nach vorn in die Höhle des Löwen, ganz gleich ob er hungrig war oder nicht. Was für eine dumme Gazelle…
 

Ich zitterte mittlerweile am ganzen Körper, zu der Kälte hier draußen kam nun noch meine gefühlte innere Eiszeit, da die Panik mich zu übermannen drohte. Aber ich hatte diesen Moment ersehnt. Wirklich ersehnt. Und ich wollte nicht, dass er mir meine Reaktion so deutlich ansehen konnte. Zu einem verrückten, unscheinbaren Teil war ich sogar erleichtert, dass es endlich soweit war. Ich musste nicht mehr befürchten, mitten im Schlaf von ihm überrascht zu werden oder ihm im Wald zu begegnen, völlig unerwartet. Dieser Augenblick war schon überstanden.

Also musste ich mich nun nur noch darauf konzentrieren, ihn zu besiegen.

Da gab es viele Möglichkeiten. Ich konnte ihn bewusstlos schlagen, ihn fesseln und betäuben, ihn mit Kunais an den richtigen Stellen treffen, ihn in einer Bodenspalte festhalten, ich konnte ihm auch einfach den Hals durchschneiden und zuschauen, wie er verblutete. Alles reine Theorie, ich konnte aus vielen Vorschlägen wählen, also alles ganz einfach. Was nicht so einfach werden würde, war heil in seine Nähe zu kommen, sich nicht von seinem Jutsu unterwerfen zu lassen, keinen seiner Angriffe einzustecken und ihn zur Unachtsamkeit zu bringen, was in Anbetracht seiner Sharingan eher eine Sache der Unmöglichkeit war.

Wir standen uns erst wenige Sekunden so gegenüber, aber jede weitere Sekunde die verging machte es noch gefährlicher, dass jeder klare Gedanke verschwand bevor ich ihn greifen konnte. Jedes Blinzeln konnte alles für mich bedeuten. Das Schweigen des Waldes drückte auf meine Ohren, es war unnatürlich dass kein einziges Lebewesen die Umgebung mit Geräuschen füllte und gerade weil nichts zu hören war, hörte es sich schrecklich an. Doch ich musste es nicht länger ertragen, Itachi durchbrach die Stille und als ich seine Stimme hörte, wünschte ich mir augenblicklich die friedliche Tonlosigkeit zurück.
 

„Guten Abend, Prinzessin.“ Er deutete eine Verbeugung an, vollführte eine einladende Geste mit der Hand, die seine Belustigung, ja sein Vergnügen unverhohlen widerspiegelte und richtete sich wieder auf, den stechenden Blick genau auf mich gerichtet. Das er sich nun endlich bewegte, verdeutlichte nur umso mehr die Realität dieses Momentes. Er stand wirklich dort. Seine Stimme hörte sich noch genauso an wie zuvor. Er war hier. Und ein nicht ganz winziger Teil von mir wollte ohne Zweifel überall sein, nur nicht hier… Die Ironie dieser Einsicht war niederschmetternd. Was hatte Sasuke noch vor einem Monat zu mir gesagt?
 

„Du tust so stark aber wenn du ihm gegenüber stehst, dann wird das alles wieder verschwinden…“

„…das weißt du genauso gut wie ich.“
 

Und wie ich es gewusst hatte. Aber nicht annähernd so sehr, wie in diesem Augenblick, in dem genau das geschah. Itachis Worte hatten mir den Gedanken zugetragen, ob er nicht schon seit einer langen, langen Weile gewusst hatte, wo ich mich befand. Ob er nicht schon seit einer langen Weile jede meiner Bewegungen und jeden Wortwechsel den ich führte, beobachtet hatte. Ein wissendes Funkeln in seinen Augen bestätigte mir diesen Verdacht.

„Freust du dich gar nicht mich zu sehen? Wo es beinah eine Ewigkeit her ist, seit du mich verlassen hast?“ Die Ruhe in seiner Stimme verkündete nur umso mehr wie gefährlich er war. Und trotzdem hatte er Recht. Seit er sich in meiner Nähe befand, war trotz des Zitterns, der Kälte und der Angst ein Druck von meiner Brust abgefallen, so als hätte man eine schwere Kiste vor Monaten dort abgestellt und sich nun wieder an sie erinnert. Nun, wo ich mich so sehr daran gewöhnt hatte, dass ich mir seltsam schutzlos ohne dieses Gewicht vorkam. „Eigentlich solltest du dich besser fühlen…“ Er neigte seinen Kopf ein wenig dem Boden zu, das wissende Lächeln wurde breiter. „Hast du mich vermisst, Sakura-chan?“

Wie durch einen Blitz kam wieder Leben in meinen verängstigten Körper, ich schüttelte den Kopf und die verrückte Erleichterung verschwand. Ich straffte unbewusst meine Schultern und machte zwei weitere Schritte aus der Höhle, sodass nun auch ich direkt unter dem dunklen Himmel stand, der keine Sterne enthüllte. Uns trennten kaum noch fünf Meter, ich konnte sehen wie auch er zu diesem Schluss kam und das kurze Flackern in seinem Blick verriet seine zehrende Ungeduld. Offenbar war er doch nicht mehr so gelassen, wie ich es zuerst angenommen hatte…

Ich schluckte und suchte nach meiner Stimme.
 

„Der Tag an dem ich mich besser fühlen werde, weil ich dich sehe, wird niemals eintreten. Nicht solange ich noch am Leben bin und nach meinem Tod auch nicht.“ Er lachte leise in sich hinein und ich stockte, ein weiteres Mal überrascht von dieser unerwarteten Regung.

„Wie gut, dass es bis dahin noch eine Weile dauern wird.“ Ich brauchte nicht lang um mich wieder einigermaßen zu fassen.

„Ich hatte gehofft, dich weniger lachend und mehr leidend zu sehen, Uchiha.“

„Leidend?“ Er hob eine Augenbraue. Er zog es mit Absicht in die Länge, obwohl wir beide genau wussten, was er nun sagen würde. „Durch deinen kleinen Anfall von Widerstand?“ Ganz leicht schüttelte er den Kopf, so als würde er versuchen, einem kleinen Kind das Universum zu erklären und dabei schon nach Worten zu suchen, ehe er überhaupt begonnen hatte. Das gehörte auch zu seiner Show. „Leidend…“, wiederholte er noch einmal leise, unüberhörbar weiterhin amüsiert. „Nun, es ist vielleicht noch nicht ganz der richtige Ausdruck aber ich würde ‚enttäuscht‘ vorziehen.“ Das bizarr surreale Lächeln schwand etwas. „Dieses Mal waren wir so nah dran…so nah. Näher als jemals zuvor und doch hast du dich noch einmal verweigert. Ja, ich denke es wäre angemessener zu sagen, dass ich diese Stufe unseres Spiels als abgeschlossen sehe, es wird Zeit das Ende einzuleiten, meinst du nicht? Denn wie lange willst du es noch spielen, Sakura? Du hast doch schon längst verloren…“ Das triumphierende Lächeln kehrte zurück. „Es gibt nichts mehr zu gewinnen. Es gibt kein Zurück.“

Das Ende also. Er bezeichnete es genauso wie ich.

„Wenn das stimmt…“, erwiderte ich langsam, „…dann gibt es ebenso wenig ein nach vorn.“

„Aber das gibt es…“ Er schwieg einen Moment und ich wartete. „Du weißt, auf was es hinauslaufen wird und doch glaubst du nicht daran?“

Ich antwortete nicht. Ich hatte genug von diesen Spielchen.
 

„Du hast lange gebraucht…“, fuhr ich fort, als er wieder in sein Schweigen verfiel und keine Anstalten mehr machte, etwas sagen zu wollen. „Ich hoffe, dein verfluchtes Auge hat dir mehr Ärger gemacht, als du es zugibst.“

Er lächelte. Er belächelte mich. Dumme, dumme Gazelle.

„Verzeih, dass ich dich so lange warten ließ. Ein paar wichtige Angelegenheiten sind mir dazwischen gekommen, ich hatte etwas zu erledigen und musste jemandem endlich seine wohlverdiente Strafe zukommen lassen…ich hatte sie ihm schon zu lange versprochen…“ Ich verstand die Anspielung auf Kakashi und seinen vermeintlichen Tod und zischte leise. So wie er sich an meiner Reaktion ergötzte, wusste er sicher nicht, dass sein Plan gescheitert war...

„Wichtige Angelegenheiten, damit der Mörder nicht den Anschein erweckt, geschwächt und von einer Kunoichi verletzt worden zu sein?“ Er ging nicht darauf ein, doch dann kam er einen Schritt näher, kaum zu bemerken, nur hatte ich ihn seit ich ihn das erste Mal hier draußen gesehen hatte nicht für eine Sekunde aus den Augen gelassen und stellte deshalb sofort fest, wie sich der Abstand zu ihm nun verringert hatte. Seine Sharingan leuchteten unverändert. Ein widerliches, verhasstes Rot…

Er antwortete immer noch nicht auf meine Frage.

„Was tust du hier, so ganz allein Sakura? Solltest du nicht in Konoha sein? Bei deinem Schatten Tsunade?“

„Ich sollte genau hier sein. Ich habe dich gesucht.“

„Tatsächlich?“ Er zog eine Augenbraue hoch, ganz so als ob er das nicht geahnt hätte. „Wie nett.“, sagte er langsam, als würde er darüber nachdenken. „Sehr nett.“, fügte er hinzu und zeigte erneut sein amüsiertes Lächeln. „Dann haben wir uns nun endlich gefunden…“

Es hörte sich an, als spräche er mehr zu sich selbst aber ich hatte ohnehin nichts mehr zu sagen.
 

Warum hast du mich gesucht, Sakura?“

Als ob er es nicht wüsste. Als ob er wirklich an dieses Spiel glaubte. Es sah so aus, als hätte ich doch noch etwas zu erwidern…

„Um dich zu töten. Oder aber um dich nach Konoha zu bringen, wo du den Rest deiner mickrigen, grausamen, niederen Tage in einer hübschen Gummizelle verbringen wirst.“, sagte ich kalt. Sein Lächeln verschwand nicht. Es sah beinah so aus, als würden wir uns einfach höflich unterhalten, so fern es eben glaubwürdig war, dass eine Konoha-Nin und ein Nuke-Nin sich mitten im Nirgendwo auf diese Art unterhalten würden. Und abgesehen von der Tatsache, dass ich ihn hasserfüllt anfunkelte.

„Nun…das ist nicht ganz das, was ich vorhabe. Und es ist nicht der Grund dafür, dass ich dich gesucht habe.“, begann er langsam und betrachtete fasziniert, wie ich die Stirn runzelte, als er noch einen großen Schritt nach vorn machte. Und dann einen weiteren. Und noch einen.

Er stand nun direkt vor mir, so nah, dass ich seine Körperwärme spürte, was so deutlich im Kontrast zu seinem kalten Wesen stand. Doch ich wich nicht zurück, dafür hatte ich genug Zeit verschwendet, ich hob ein Kunai vor meine Brust, verbreiterte meinen Stand kaum merklich und starrte ihn an. „Du hast mir gefehlt, meine Kirschblüte…“

Ich zielte mit dem Kunai auf seine Wange und als er auswich, presste ich meine Worte zwischen den Zähnen hervor.

„Wage es nicht, mich jemals wieder so zu nennen…“

Dieses grausame, kalte Lächeln fraß sich in meine Gedanken wie ein gefrorenes Feuer, das leider kein bisschen seiner Stärke verloren hatte. Als hätte ich ihm bloß auf eine Frage geantwortet, winkte er leicht ab und schüttelte den Kopf.

„Das hatten wir doch alles schon einmal…“

„Ich hasse dich!“ Ich spuckte ihm vor die Füße und warf ihm einen angewiderten Blick zu, das Kinn weit erhoben.

„Auch das hatten wir schon. Ich erinnere mich jedoch dunkel, dass du mich trotzdem gesucht hast, richtig? Völlig allein? So als ob du eine Chance gegen mich hättest?“ Der belustigte Tonfall schnappte mit scharfen Klauen nach mir, doch ich ignorierte ihn.
 

„Du glaubst, du bist unsterblich?“, fragte ich mit einem herausfordernden Lächeln.

„Aber nein…“, versicherte er, ebenfalls lächelnd. „Nicht im Geringsten, nur…wirst du mich nicht töten wollen, Sakura.“ Ich gab mir den Anschein, als wüsste ich nicht ganz genau, was ich darauf erwidern würde.

„Ach nein?“

„Nein.“

„Das glaubst du?“

„Das weiß ich.“ Dieses Mal belächelte ich ihn.

„Was du nicht sagst. Ich dagegen weiß, dass ich dich nur zu gern töten würde und du wirst es auch erkennen…wenn es so weit ist.“

„Du bist keine Mörderin, Sakura… Aber nur zu. Wir werden sehen…“

„Mörder töten Unschuldige und Menschen, die es nicht verdient haben zu sterben…“, erwiderte ich kalt. Er schwieg und bewegte sich nicht – nur seine sich langsam hebende und senkende Brust verriet, dass er überhaupt atmete. Wie konnte jemand so still stehen? Er sah nicht einmal mehr aus wie ein Mensch! Aber war er das nicht trotzdem? Er war genauso verletzlich, genauso sterblich wie jeder andere dieser Spezies auch. Nur hatte er mehr Möglichkeiten, sich zu schützen, hatte öfter sein Leben aufs Spiel gesetzt – und ebenso oft gewonnen…

„Du bist nur ein Mensch…“, flüsterte ich leise, mehr zu mir selbst, während ich überlegte, wann der richtige Moment gekommen war um mich auf ihn zu stürzen, mal milde ausgedrückt. Denn etwas anderes fiel mir dazu ohnehin nicht ein, wie sollte man jemanden angreifen, von dem man genau wusste, dass er jedem Angriff ausweichen würde? Bevor er beschloss selbst zu beginnen, wollte ich ihm zuvorkommen. Ob er allerdings überhaupt mit dem Gedanken spielte zuerst zu handeln, konnte ich nicht mit Sicherheit sagen. Vielleicht wollte er auch einfach abwarten, meine Reaktionen noch ein wenig länger genießen, bis er sich letztlich das holte, weshalb er gekommen war. Den Rest meiner freien Seele. Zu dumm, dass ich keine Lust hatte, mit mir spielen zu lassen.
 

So stand ich also vor ihm, zum Sprung bereit und trotzdem nicht in der Lage, den Befehl zum Handeln an meinen Körper weiterzugeben, es fühlte sich an, als wollten sich jede Faser und jede Sehne in mir meinem Willen widersetzen und dieses Mal…ganz ohne sein Jutsu. Gedanken rasten noch immer durch meinen Kopf, doch den Großteil davon blendete ich aus. Es ging nicht um all die anderen Dinge darunter, die nicht helfen würden, es ging darum, wie ich am besten an diese Sache heranging, ja wie ich am besten und längsten ich selbst blieb. Dass er mich verändern würde, daran hatte ich nur noch wenige Zweifel. Hatte er mich denn nicht bereits verändert?

Nicht umsonst war er gefürchteter Nuke-Nin, der sich seit Jahren nicht fassen ließ und eine blutige Spur der Zerstörung und Angst hinter sich herzog. Nicht umsonst hatten viele, viele ANBU versagt, ihn gefangen zu nehmen, ihn zu töten. Er war nur ein Mensch. Aber gleichzeitig ein Mensch, der mir gewaltig voraus war. Wie sollte da ich…?

Völlig aus dem Nichts hatte ich ein neues Bild vor Augen. ANBU… Vor ein paar Tagen hatte ich sie zuletzt gesehen, auf der Suche nach…mir. Wenn er mich nun endlich hatte finden können, dann sollten sie ebenso dazu in der Lage sein, nicht wahr? Selbst wenn dieses Waldstück sehr groß war, selbst wenn ich quasi dauernd meinen Aufenthaltsort gewechselt hatte…ich war doch nur eine Chunin, erst 18. Ich war kein Genie oder mit einem Bluterbe beschenkt. Sie sollten mich finden. Sie waren dafür trainiert, ihr Leben lang.

Und jetzt, wie ich mit einem prüfenden Blick auf den immer noch amüsierten und ebenso reglosen Itachi vor mir feststellte, jetzt mussten sie mich finden. Wenn sie das nicht würden…ich zwang mich, den Gedanken nicht zu Ende zu denken.

Umso mehr formte sich langsam eine fixe Idee in meinem Kopf. Wenn ich mich nur lange genug gegen ihn wehren konnte…würden sie mich rechtzeitig finden und dem Ganzen ein Ende setzen können? Ich war längst an dem Punkt angelangt, an dem ich fremde Hilfe nicht mehr völlig ablehnte. Ich würde sie akzeptieren, auch wenn ich Itachi noch immer irgendwie selbst besiegen, noch immer selbst meine Rache nehmen wollte, in so einem Moment hätte vermutlich niemand Hilfe abgeschlagen. Ich hatte Augen im Kopf. Aber unpassender weise erst wieder, seit ich ihm unausweichlich gegenüber stand und in das Rot seiner Sharingan blickte. Ich konnte ihn nicht allein schlagen, ich würde Hilfe brauchen.
 

Rastlos verlagerte ich mein Gewicht auf mein linkes Bein und konzentrierte mich auf meine Atmung. Ruhig und konzentriert, so hatten es mir sowohl Tsunade als auch Kakashi beigebracht. Ihre Namen hatten einen bitteren Nachgeschmack aber ich schluckte ihn herunter. Fokus.

Fokus auf ihn und seine Fähigkeiten.

Fokus auf all die bisherigen Treffen mit ihm.

Und Fokus auf seine Tricks. Er hatte viele Tricks.

„Sasuke wird sicher bemerkt haben, dass du dabei warst, als ich mich von ihnen trennte. Er wird es bemerkt haben und er wird dich finden. Du kannst dich nicht ewig verstecken.“, hörte ich meine eigene Stimme plötzlich sagen. „Die Tatsache, dass du uns belauscht hast zeigt doch nur, wie tief du gesunken bist, weil du uns nicht angegriffen hast als wir nur zu dritt waren. Und einer von uns schlief!“ Langsam erwachte mein Kampfgeist. „Wenn du so schwer verletzt warst, dass du dich noch nicht zeigen konntest…dann bin ich sehr gespannt auf deine jetzige Verfassung.“ Er wartete, bis ich meinen Satz beendet hatte, ehe er selbst etwas sagte.

„Sasuke hat mich nicht bemerkt, er hätte mich niemals einfach gehen lassen. Er weiß nicht, dass ich überhaupt noch in seiner Nähe bin…oder eher war.“ Ich erkannte in diesem Augenblick, dass da noch mehr dahinter steckte, etwas Unausgesprochenes, was ich lieber nicht hören wollte. Aber natürlich blieb mir das nicht erspart. „Sicher. Es wäre nett ihn zu treffen, es ist eine Weile her. Aber…“ Er senkte den Kopf leicht und schaute dann aus dem Augenwinkel zu mir herüber. „Es ist um ein Vielfaches unterhaltsamer, dich hier zu treffen. Allein… Und du solltest wissen, dass er sich im Moment viele Meilen entfernt von hier aufhält, dort wo er zuletzt…“, und er lächelte bei dem Gedanken, „…fälschlicherweise nach dir gesucht hat. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass er trotz deiner aktuellen Lage…ruhig und sorglos schläft.“

Er verstummte, während ich noch mit dieser neuen Information kämpfte. Er konnte bluffen…aber darauf wollte ich mich lieber nicht verlassen. Also wieder allein. So wie ich es ohnehin gewollt hatte und wie es letztlich sein musste, wenn er aufhören sollte, mich zu jagen und andere dafür leiden zu lassen. Er ließ sich nicht von seinem eigentlichen Ziel abbringen, mit ihm zu reden würde mir nur noch mehr unheilvolle Momente bescheren, die ich nicht mehr brauchen konnte, nicht in meiner, wie er schon so freundlich betont hatte, aktuellen Lage. Beinah hätte ich aufgelacht. Das war eine interessante Art den Kampf meines Lebens zu bezeichnen. Warum nur hatte ich nicht mehr Überlebensmöglichkeiten gefunden, bevor er hier aufgetaucht war? Richtig. Weil es keine gab.

„Du brauchst dir keine Sorgen um meine Gesundheit machen. Ich werde dir nur zu gern zeigen, wie unverletzt ich wirklich bin.“

Also gut, dann war das also der Schluss dieses Stücks. Genug gehofft, genug nachgedacht und genug an das Unmögliche geklammert. Diesen Kampf hatte ich mir gewünscht. Ich würde mich einfach so lange dagegen wehren, wie ich es vermochte und so lange durchhalten, bis kam was kommen musste. Mein Griff um das Kunai wurde fester.

„Umso besser für Sasuke. Und für mich. Er würde sich selbst nur noch unglücklicher machen als ohnehin schon. So kann ich das hier endlich allein klären.“ Und dann schnellte ich vor.
 

Ich zielte auf sein Herz, worauf auch sonst, in dieser Situation war ohnehin jedes Ziel auf diesem verhassten Körper unerreichbar. Doch er wich gar nicht aus, er blieb stehen. Unbeirrt schlug ich weiter nach ihm, so schnell ich es vermochte, bis schließlich auch mein Auge seine flüchtigen Bewegungen erfassen konnte, die ihn meinem Kunai entzogen und so zerschmetterte ich den Boden zu unseren Füßen, erschuf einen großen Riss, indem ich einen Großteil meiner Wut in meine rechte Faust legte. Ein langer Spalt tat sich auf, ich machte einen Salto und landete sicher außerhalb des zerklüfteten Gesteins.

Als ich meinen Blick im selben Moment über diesen Krater schweifen ließ, in jeder Hand ein Kunai, alle Sehnen zum Zerreißen gespannt, fand ich ihn direkt gegenüber von mir, auf der anderen Seite der Felsspalte. Er legte den Kopf schief und wartete - erneut. Das ging eindeutig zu langsam, es ließ mir viel zu viel Raum für weitere quälende Gedanken. Fluchend schnellte ich auf ihn zu, überquerte die vielen Steine mit großen Sprüngen und warf beide Kunais nach ihm, versuchte ihn nicht aus den Augen zu verlieren und holte schließlich mit meinen Fäusten aus.

Links, rechts, links. Er konnte immer ausweichen.

Und es machte mich rasend, dass er selbst nichts tat.

Eine Weile verfolgte ich ihn über die Lichtung um meinen verlassenen Höhlenverschlag. Für ein Ende von all diesen Monaten fühlte sich das hier auf einmal verdammt bedeutungslos an – und viel zu harmlos. Aber seine Taktik war simpel, er ließ es zu, dass ich meine Energie verschwendete, dass ich mich mit meinen eigenen Gedanken und Ängsten auseinandersetzen musste, ja er wollte es sogar. Anscheinend war der gute Itachi tatsächlich ziemlich ungeduldig geworden, seit ich ihm das letzte Mal entkommen war, denn auf diese Weise würde ich mich irgendwann selbst ans Ende meiner Kräfte bringen und er müsste sich gar nicht erst groß die Hände schmutzig machen. Das würde ich ihm niemals zugestehen. Also konzentrierte ich mich noch mehr, als ohnehin schon, ich verwendete nur wenig Kraft in meinen Angriffen und versuchte dabei, eine Lücke in seiner Verteidigung zu finden, er sollte zumindest einen einzigen Schlag, gefüllt mit so viel Chakra wie ich dafür einsetzen konnte, abbekommen, bevor... Fokus.
 

Ahnte er, was ich vorhatte? Seine Bewegungen waren nun ebenfalls auf ihr Minimum reduziert, so als ob sie die direkte Antwort auf meine kraftlosen Schläge waren, doch das konnte er mit seinen Sharingan gar nicht erkennen, ich war nicht nur mit Chakra darin stark…sondern ebenso beeindruckend, wenn ich keines verwendete. Ein triumphierendes Lächeln schlich sich auf mein bisher so angespanntes Gesicht.

Gefunden…

„Was hältst du davon?“

Meine Faust landete direkt auf seiner linken Kniescheibe, er wich aus aber ich streifte ihn – und diese Genugtuung fühlte sich ganz anders an als meine scheinbar so sinnlosen Versuche zuvor.
 

2) "Man of the World - Naruto OST" Beginn
 

Im selben Moment machte diese Genugtuung der Erkenntnis Platz, einen großen Fehler gemacht zu haben, als ich eine Sekunde zu lang in meiner Haltung verharrte. Ich hatte ihn durch meine eigene Schnelligkeit und Berechnung erwischt aber ich war benommen von meinem plötzlichen Treffer und erschöpft durch die zehrende Suche nach einer Schwachstelle. Ich kam nicht schnell genug wieder hoch, noch während ich mich aufrichtete um ihn sehen zu können, spürte ich den leichten Windhauch, der verriet dass er sich hinter mich stellte. Ehe ich gerade stand, ehe ich mich überhaupt umdrehen konnte, erblickte ich die leere Lichtung vor mir und - fühlte die verhasste Wärme in meinem Rücken, sowie die Kälte seines eigenen Kunais direkt unter meinem Kinn.

„Zu langsam.“, verkündete er direkt neben meinem Ohr. Ich erstarrte. „Wann gibst du endlich auf?“, fragte er in einem Ton, der beinah müde von meiner ständigen Widerwehr war. Und doch wusste ich, dass es ihn unterhielt. Ich spürte seine Arme um meine Hüfte, wusste genau, wie stark dieser Griff war und zuckte zusammen als er eine Hand hob und mein Kinn umfasste. Ich hielt den Atem an, so dicht lag die Klinge an meine Haut. Schweigend schaute er über meine Schulter, ich spürte seinen Blick auf mir ruhen, doch ich gab mir nicht die Blöße ihm in diesem Moment auch noch mein Gesicht zu zeigen. Ich konnte mich nicht bewegen und wusste doch, dass es nicht sein Jutsu war, das mich daran hinderte.

Im selben Augenaufschlag wie er, sah ich wie direkt vor uns ein dünner Strahl Mondlicht durch die Wolken brach und auf einen Baumstamm fiel, wie er dabei ein silbriges Glänzen auf der rauen Oberfläche erzeugte…
 

Für mich sah es aus, wie eine funkelnde Schwertschneide, die den Baum einmal in der Mitte zerteilen wollte. Ich wandte mich ab, doch er ließ das nicht zu, sein Griff verstärkte sich, das Kunai kratzte an meinem Hals - und ich wehrte mich nicht dagegen. Die Wolken zogen weiter und dann verschwand das Glänzen, der Strahl wurde immer dünner und plötzlich war es wieder vollkommen dunkel, nicht ein Stern war am Himmel zu sehen, nicht ein Licht war mir geblieben.

„Noch bevor der Mond ein weiteres Mal aufgeht, wirst du ganz mein sein.“ Ich kämpfte gegen die Gänsehaut in meinem Nacken an und gab mir einen Ruck. Noch während ich ein Bein anhob und mich in seinen Armen drehte, noch während ich ein eigenes Kunai mit seiner Klinge kreuzte und erstickt nach Luft schnappte, kam ich frei, meine Fäuste, meine Waffe zielten ins Nichts, doch Itachi stand wieder zwei Meter von mir entfernt und ich konnte abermals atmen...

„Ich denke nicht daran, heute zu verlieren.“, flüsterte ich.

„Dann wird das Ganze noch amüsanter, als ich es mir erhofft habe.“

Du kannst nicht hoffen!“
 

Der Kampf ging weiter aber auf einer anderen Stufe. Zwar wich er noch immer aus und handelte nicht von sich aus, dennoch brachte ich ihn öfter dazu, blocken, ausweichen, reagieren zu müssen. Ich machte es ihm nicht mehr so leicht. Aber er machte es mir schwer. Beinah unmöglich, ihn einmal zu treffen, er bewegte sich wie der Wind, wie ein Blitz, strich um mich herum, verschwand in einem Wirbel aus Schwarz und Rot und tauchte hinter mir wieder auf. Als ich spürte, wie er mit einem Finger meine Wirbelsäule entlangfuhr, schlug ich mit einem wütenden Aufschrei nach ihm, doch ich hätte ebenso gut gegen Nichts kämpfen können.

Er ließ sich nicht mehr streifen.

Egal wie schnell ich selbst war, wie sehr ich mich auf seine Bewegungen konzentrierte, ich war immer den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Wie lange sollte das noch so laufen? Wie lange musste ich noch gegen ihn bestehen, was ohnehin nicht wirklich als dieses galt?

Ich schrie noch einmal auf, als er seinen Kopf in meinem Haar vergrub. Wie konnte er nur so schnell sein? Wie konnte ich ihm wirklich gar nichts angetan haben, als er verletzt geflohen war?!

Er war weg, als ich nach ihm griff. Mein Atem ging schnell, ich verhielt mich wie ein wütendes Tier, das nicht mehr auf seine Verteidigung achtet, sondern unachtsam um sich schlägt, blind vor Verzweiflung und Wut. Ich musste mich beruhigen, ich musste nachdenken, ich brauchte eine Idee.

Alles in mir sträubte sich, als mir klar wurde, was meine einzige Chance sein konnte. Niemals soll man so etwas tun, das lernen selbst die Kleinsten, niemals, niemals. Aber was hatte ich noch nicht probiert? Es musste zu einer Entscheidung kommen.
 

Also schloss ich meine Augen, im Angesicht des Feindes, meines Gegners, meines Jägers. Instinktiv kämpfte mein Körper gegen meinen Willen an, meine Augenlider flatterten, alles wollte sehen aber ich musste hören. Etwas anderes gab es nicht mehr, nur noch die Geräusche um mich herum, die Äste im Wind, das Rascheln der Blätter, mein eigener Atem.

So oft hatte er sich anschleichen können, hatte er sich seine Schnelligkeit zunutze gemacht – dennoch. Jeder Mensch hinterließ Spuren, jeder Mensch machte Geräusche. Auch er. Ich musste ihn hören, bevor ich ihn sah, denn nur dann konnte ich ihn überhaupt sehen. Ich blieb einfach stehen, mitten im Nirgendwo, mitten auf einer Lichtung, dies war meine einzige Waffe, dies war meine einzige Chance.

Stille.

Er war absolut still, er verharrte.

Neben mir? Hinter mir? Vor mir?

Ich hörte seine Schritte – vor mir – dann berührte er meine Wange. Ich wusste, dass er vor mir stand und doch zuckte ich zusammen…aber nicht zurück. Ich rührte mich nicht mehr, er fuhr die Konturen meiner Wangenknochen nach, warme Finger auf meiner kalten Haut, ich sah sein Lächeln vor mir, zwang mich nicht nachzuschauen, ich atmete und konzentrierte mich. Er wusste, was ich tun würde, er würde schnell reagieren. Ich musste schneller sein, egal wie offensichtlich es auch war, er wusste nicht, wann genau ich mich wehren würde, er wusste es nicht und seine Sharingan konnten nicht sehen, wenn es nichts zu sehen gab. Ich würde schneller sein.

Eine seiner Hände wanderte hoch zu meinem Hals und festigte ihren Griff unter meinem Kinn, dann hob er meinen Kopf an. Ich riss die Augen auf, ein Sekundenbruchteil. Ich sah in seine Augen, erkannte dass diese roten Sharingan es bereits wahrnahmen, ein weiterer Sekundenbruchteil. Dann hob ich meinen Arm, streckte ihn durch, zielte nach seinem Kopf, holte mit meinem rechten Bein aus und griff ihn an. Er wich aus, wie berechnet, und hatte keine Schwierigkeiten damit, wie berechnet. Doch da war der Moment, der winzige Moment, in welchem er mir einen kleinen Teil seines Rückens zudrehte, während er auswich, ich berührte seine Schulter, er drehte sich zurück zu mir, blockte mit seinem Unterarm.

Meine Hand zuckte zurück. Was hatte er dort unter seinem Ärmel, Eisen? Ein vielsagendes Lächeln, noch immer in der Bewegung; als ich erneut angriff, machte er einen Salto nach hinten. Bevor ich ganz zu ihm aufschloss, warf ich einen Schauer von Shuriken nach ihm, mit Leichtigkeit wich er aus und sein Blick ruhte auf mir, als er darauf wartete, dass ich näher kam.
 

Als der Abstand zwischen uns völlig geschlossen war konnte nichts mich mehr davon abhalten, es ein weiteres Mal zu versuchen, ich zog ein Kunai aus der Tasche an meinem Oberschenkel, wog es in der Hand und zog es dann, ohne zu zögern, in einem weiten Bogen auf seinen Hals zu, von links nach rechts. Er hob seinen eigenen Arm, griff mit der anderen Hand nach seinem Handgelenk und ich erwartete, nein ich war mir völlig sicher, ganz gleich wie banal dieser Gedanke sein mochte, er würde nun offenbaren, was er unter seinem Ärmel verbarg und was ich zuvor so hart mit meiner Faust getroffen hatte. Ich war mir sicher, also stutzte ich nicht, verharrte nicht, sondern konzentrierte mich auf meinen Angriff, Sekunden, Millisekunden, wurden zu zähflüssigen Minuten, alles, alles betäubt. Mein Kunai schien eine Ewigkeit zu brauchen um seinen Hals zu erreichen und dann…traf es auf Gegenwehr.

Das war der Augenblick, in dem die Zeit beschloss weiter zu laufen und zwar in normalem Tempo. Oder sogar noch schneller als sonst. So schnell, dass ich kaum erkennen konnte, was geschah. Vor meinem Auge erschien Itachis Unterarm, sein Handgelenk, er hatte den Ärmel zurückgezogen. Aber kein Kunai. Kein Kunai, das er erhoben hatte um es meinem entgegen zu setzen…kein Schutz auf seiner freien Haut…

Als ich auf einmal das Blut sah, brauchte ich eine Ewigkeit, bis das überhaupt zu mir durchdrang. Und als das endlich angekommen war, lähmte mich meine eigene Verwirrung. Was…?

Und ab da handelte er.

Ein kurzer Blick auf seinen blutenden Arm, dann hob er den Kopf und schaute mich mit einer Entschlossenheit an, die ich kaum wahrnahm. Er bewegte sich auf mich zu, wie eine Raubkatze, bedächtig, beharrlich. Auch das ging beinah an mir vorbei. Warum hatte er nicht geblockt? Er hatte seinen Arm geradezu absichtlich für die Klinge…bereitgehalten…
 

Obwohl ich noch nicht verstand, ahnte ich dass das Böses zu bedeuten hatte und endlich kam wieder Leben in meinen erstarrten Körper. Mein erhobener Arm, mit dem Kunai in der Hand, rote Tropfen an seiner gesamten Länge, schwebte bewegungslos vor mir in der Luft, dort wo er sein Handgelenk getroffen hatte. Ich zog ihn zurück und machte einen Satz nach hinten. Hier stimmte etwas nicht, Itachi blieb stehen, sein Blick lag erneut auf seiner Verletzung und so wie er sie ansah…schrillten alle meine Alarmglocken.

Absichtlich. Ich hätte ihn nicht getroffen, wenn er nicht absichtlich verletzt werden hätte wollen. Unweigerlich trat ich weiter zurück, beinah hastig, warf das blutige Metall angewidert von mir und holte tief Luft. Ich musste dringend dahinter kommen aber…erst einmal brauchte ich Abstand, ich konnte ihn noch viel weniger als sonst einschätzen und das…machte die eigentlich verdrängte Angst wieder stärker.

Ich fixierte ihn, hätte beinah den Kopf schief gelegt. Was plante er…?

Ohne Vorwarnung, ohne dass er auch nur von seiner Wunde aufgesehen hatte, stand er vor mir, ein abgehackter Schrei verließ meine Lippen und ich hob instinktiv beide Arme vor mich und wich seitlich aus. Er imitierte meine Bewegungen wie ein Spiegelbild, kein bisschen verzögert, alles zeitgleich. Sharingan. Sharingan. Sharingan.

„War ja klar.“ Mit einem Rad und einem Handstand brachte ich etwas Abstand zwischen uns aber nicht viel. Offensichtlich war Itachis Geduld nun tatsächlich an ihrem Ende angelangt und er hörte auf…zu spielen. Dennoch spiegelte er meine Bewegungen noch genau zwei weitere Male auf dieselbe Art und Weise, ehe sich etwas änderte. Ich hatte nun wenige Minuten gehabt um darüber nachzudenken, längst nicht genug, aber ich hatte beschlossen, an meiner Taktik festzuhalten. Ich konnte nichts weiter tun, als ihn zu beobachten, nach seinen Schwachstellen zu suchen und auszuweichen, solange bis irgendjemand hier auftauchte oder…es ein anderes Ende fand. Kräfte sparen und Konzentration.
 

Als wir ein viertes Mal aufeinander trafen, hatte ich mich entschieden und machte deshalb keinen Schritt nach hinten, sondern einen nach vorn, ich versuchte es erneut mit einem Kunai und dieses Mal hob er ein eigenes und kreuzte es mit meinem. Das klingende Auftreffen des Metalls zerschnitt die verheißende Stille und sein erhobener Ärmel zeigte den tiefen Schnitt und das angetrocknete Blut darum herum. Das immer noch fließende Blut, das von seinem Handgelenk tropfte, fing meinen Blick. Rot. Und auf einmal erinnerte ich mich ganz genau an den Moment, in dem mein Arm genauso ausgesehen hatte. Und an den Schmerz. Und an all das Wissen, das damit verbunden war.

Natürlich konnte ich eins und eins zusammen zählen. Vor so vielen Monaten war ich erleichtert oder wäre es zumindest gewesen, wenn ich nicht bewusstlos geworden und ohne Erinnerungen an Sasuke wieder zu mir gekommen wäre, denn als Itachi mein Blut gestohlen hatte, hatte er mir nur noch wenige Stunden angekündigt, die ich noch ich selbst sein würde können.

Doch ich war ich selbst geblieben, alles was geschehen war, war mein Erinnerungsverlust, der Schmerz bei seinem Namen und das Gewicht auf meiner Brust, das sich immer mehr eingestellt hatte, je länger er mir nicht mehr begegnet war. Und das war alles nicht das, was er mir angedroht hatte.

Ja, jetzt wusste ich, worauf es hinauslaufen würde. Alles erschien auf einmal ganz klar.

Ich gab ihm mein Blut – ob nun freiwillig oder nicht – und er gab mir seines. War das der Schüssel zu allem? Wieso hatte er so lange dafür gebraucht? Im selben Atemzug gab ich mir selbst die Antwort. Er spielte für sein Leben gern. Mit allem. Auch mit meinem Leben. Vor allem mit meinem Leben. Eine nette Idee, mich selbst den Schnitt in seinen Arm setzen zu lassen. Das war sicher seine Vorstellung, von freiwillig nehmen.
 

Ich schnaubte unwillig und als sich unsere Blicke trafen wich ich ihm nicht aus und trat nicht zurück. Unsere Waffen verharrten noch immer zwischen uns, bewegungslos.

„Das ist es also…“, flüsterte ich in die Stille zwischen uns, als hätten wir eine angefangene Unterhaltung fortgesetzt. „So soll es laufen…“

Er schwieg und zog sein Kunai zurück, ein leises Klirren begleitete seine Bewegung.

„Bist du endlich fertig?“ Ich hob den Kopf und senkte meinen eigenen Arm. „Kann es endlich weiter gehen?“ Der Anflug eines Lächelns erschien auf seinem Gesicht, kalt und amüsiert.

„Wenn du es wünschst…“ Er beugte sich vor und wischte meine zur Wehr erhobenen Arme einfach beiseite, berührte mein Gesicht an beiden Seiten und verringerte den Abstand zwischen uns noch mehr. Bis ich mich auflöste.

Er sah nicht einmal hin, stattdessen fiel sein Blick genau auf mich, ich lehnte an einem Baumstamm am Rand der Lichtung und betrachtete wie ich selbst in einer Rauchwolke verschwand. Ich verstand. Endlich.

Er legte den Kopf leicht schief und das Lächeln wurde deutlicher. Bizarr. Warum hatte ich es bisher nicht erkannt? Dies war der Schlüssel...

„Schattendoppelgänger hast du schon immer gern eingesetzt.“, sagte er beiläufig, als würde er meine Trainingsfortschritte kommentieren. Ich ging nicht darauf ein. Stattdessen befand ich, dass ich tatsächlich mehr auf Schattendoppelgänger bauen könnte und begann meinen nächsten, letzten Angriff. Ein Gefühl, das an Hoffnung erinnerte, flammte in mir auf aber es war keine Hoffnung, viel mehr die Zufriedenheit ein gigantisches Rätsel endlich gelöst zu haben und den Stift an die Seite legen zu können um das Gesamtwerk begutachten zu können. Und das Lösungswort zusammenzusetzen.
 

Itachi machte ein paar Schritte zur Seite und blickte in den wolkenverhangenen Nachthimmel, drehte mir seine Seite zu, sich dessen natürlich völlig bewusst. Ich erschuf drei Schattendoppelgänger und setzte hinter ihnen her, er wandte sich nur langsam von der grauen Decke über uns ab, fixierte sich jedoch sofort auf mich. Ich folgte meinen Doppelgängern auf dem Fuße, ließ mich von ihnen umrunden, ich riss den Boden auf, sodass er ausweichen musste und ließ alle drei angreifen. Einer traf ihn – natürlich nicht besonders verheerend – die nächsten zwei versuchten ihr Glück und ich blieb mittendrin, bis sie verschwanden. Als ich noch einmal den Boden aufbrach, dieses Mal direkt vor ihm, sah ich meine Chance – und nutzte sie.

Während er meine Schläge blockte und dabei seine verletzte Hand aus meiner Reichweite brachte, ergab sich der Moment, ergab sich das, worauf ich nicht einmal gehofft hatte. Sein Brustkorb war völlig frei, meine Faust mit Chakra traf sein Brustbein und ich hörte ein Knacksen, als er nach hinten taumelte. Seine Augen weiteten sich, so etwas hatte er – so sehr ich vom Gegenteil überzeugt war - nicht erwartet.

Aber als er eine Augenbraue hob und seine Brust betastete, als er mit einem Lächeln aufsah, das nicht dazu passte, fuhr ich herum, die Erkenntnis noch in meinen Augen.

Nein. Nicht von hinten. Dieses Mal…nicht von hinten.

Er hatte es doch erwartet.
 

3) "Solitude - Vampire Knight OST" Beginn
 

Als ich hart auf dem Boden aufschlug, meine linke Hand unter mir begraben, schalt ich mich noch immer für meinen Übermut und hörte das leise Geräusch, als der Doppelgänger verschwand. Nur ein klein wenig, so wenig, ich hatte nicht gehofft aber selbst dieser winzige Funke Optimismus war bestraft worden. Und dieses Knacken seines Brustbeins…der absolute Drang zur Perfektion. Wieso hatte ich nicht erkannt, dass er meine Doppelgänger imitieren würde? Zu spät. Alles zu spät. Belanglose Resterkenntnisse in Zeitlupe. Dabei hatte er doch alles imitiert…

Ich spürte den festen Schlag genau zwischen meine Schulterblätter noch immer, mein überraschter Aufschrei klang in meinen Ohren nach, instinktiv versuchte ich mich abzurollen aber ich war nicht schnell genug. Betäubt lag ich auf dem Rücken, geistig bereit, mich in Bruchteilen von Sekunden wieder aufzurichten, bereits darauf eingestellt, sofort danach alles überblicken zu können – doch der Schmerz und sein Gewicht hinderten mich an jeder Umsetzung meiner Pläne. Wie so oft zuvor, hatte er sich über mich gesetzt, stützte seine Hände links und rechts auf meinen, die er zu Boden drückte, ab und musterte mich mit einer Mischung aus Interesse, Triumph und…Ungeduld.

„Sakura, hast du Angst…?“, sagte er monoton und doch mit einem Hauch…Ungläubigkeit, während er seinen nachdenklichen Blick zu meinen Händen schweifen ließ und den Kopf leicht schief legte. Was für eine Frage… „Macht dich das so langsam…?“ Immer noch überrascht und doch gefangen in fiberhaften Überlegungen die nach einem Ausweg suchten, den es nicht gab, zischte ich leise.

„Niemals…“

Als ob er sich erst jetzt wieder an meine Anwesenheit erinnerte, wandte er seinen Kopf mir zu und lächelte.

„Richtig. Natürlich nicht. Aber was tust du jetzt? Ich denke, das reicht oder? Haben wir genug gespielt?“ Ich spuckte nach ihm aber er wich so leicht aus, dass es nach gar nichts aussah, seine Miene veränderte sich nicht im Geringsten.

„Spielen kannst du mit dir selbst, Itachi, aber nicht mit mir!“
 

Wütend wand ich mich unter ihm, biss die Zähne zusammen um den Schmerz in meiner Wirbelsäule zu ertragen und zerrte an meinen menschlichen Fesseln. Dann legte er eine seiner Hände unter mein Kinn und für einen winzigen, wahnwitzigen Moment dachte ich, ich würde die frei gewordene linke Hand benutzen können.

Doch da spürte ich, wie ein gleißender Blitz meinen gesamten Körper durchfuhr und meine Hand ließ nur durch ein mattes Anheben erkennen, dass sie überhaupt den Befehl zum Bewegen erhalten hatte. Dann sank sie kraftlos und gebrochen zu Boden. Genau wie ich.

„Du hast meine Hand gebrochen…!“, presste ich zwischen den Zähnen hervor, als ich gezwungenermaßen zu ihm aufsah.

„Ein kleiner Nebeneffekt. Ich werde sie dich heilen lassen, sobald wir hier fertig sind.“

„Dafür wirst du ewig büßen, Mistkerl…“

Er lachte leise auf und blickte dann mit funkelnden, grell roten Sharingan auf mich herab.

„Das nehme ich in Kauf…“

Als er sich zu mir herabbeugte, zogen vergangene Situationen vor meinem inneren Auge vorbei und jedes Mal hatte diese Bewegung dasselbe bedeutet... Ich schloss meine Augen, was er mir verrückterweise endlich einmal gestattete, wahrscheinlich war das eh die Reaktion, die er verlangt hätte. Es kümmerte mich nicht. In meinem Kopf ließ ich allerlei Dinge ablaufen, die das hier leichter machten – die mich ablenkten, von dem was nun unweigerlich kommen würde. Seit meiner Erkenntnis vor ein paar Minuten konnte ich es mir lebhaft vorstellen.
 

Ich dachte an sie, die ich mir bereits seit einer Weile nicht mehr in meinem Kopf erlaubte, auch wenn sie natürlich die ganze Zeit in meinem Unterbewusstsein Wellen schlugen. An jeden einzelnen von ihnen, die drei so wichtigen Menschen in meiner Welt und an meine Eltern, Tsunade, Ino, Mamiko, Ari…es würde nun nichts mehr ändern, wenn sich Schmerz über diese Bilder legte.

Und eine Erinnerung tat ganz besonders weh, so scharf vor meinem inneren Auge als wäre ich nicht hier in diesem dunklen, einsamen Wald. Wie Messerschneiden trafen mich meine eigenen Worte an Tsunade…sie hatte mich beschützen wollen, das hatte ich immer gewusst. Ich konnte nicht verstehen, wie sie einfach mein altes Team hatte losschicken können, ohne mir auch nur das geringste Wort darüber zu sagen…doch die Tatsache, dass sie aus reiner Liebe gehandelt hatte, konnte ich ebenso wenig verdrängen, ich konnte nicht mehr meine Wut vorschieben. Zu gern hätte ich ihr noch einmal gesagt, wie unverantwortlich diese alte Närrin gehandelt hatte…aber das würde ich nun nicht mehr können…

Ich zuckte zusammen, als ich Itachis andere Hand an meiner Wange spürte, fühlte wie er geradezu quälend langsam darüber fuhr und riss erstaunt die Augen auf. Ich war zusammengezuckt?

Das warme Blut, das beständig auf meine Wange tropfte, geriet in den Hintergrund. Sein Blick flackerte von seiner Hand auf mich zurück, doch auch das nahm ich selbst nur am Rande wahr. Ich hatte mich bewegen können…sogar einen Großteil meines Körpers. Wenn ich nun diese wenige Widerstandskraft in meiner Hand konzentrieren konnte, würde das…?

„Es wird nicht reichen…“, wisperte er nah an meinem Ohr und ich zuckte erneut zusammen, mir dieses Mal wesentlich mehr der Reichweite meines Widerstandes bewusst. Etwa ab der Taille hatte sich meine gesamte untere Körperpartie mit bewegt. Konnte ich diese Linie etwas höher setzen? „Keine vergebliche Hoffnung mehr, Sakura…“, flüsterte er, immer noch so nah neben meinem Kopf. „Das wird es dir nur noch schwerer und schmerzhafter machen.“ Ich rührte mich nicht. „Und es wird den Prozess wesentlich verlängern.“

„Ich brauche deine Almosen nicht, du kennst kein Mitleid!“, zischte ich dann.

„Das stimmt.“, erwiderte er gleichgültig und erneut schwankte sein Blick auf den blutigen Schnitt an seinem Handgelenk. Verständnislos und ebenso alarmiert stellte ich fest, wie eindringlich er sich darauf konzentrierte. Vertieft schien er über etwas nachzudenken, bei dem er nicht sofort wie sonst auch, jedes einzelne Mal zuvor, eine Entscheidung fällen konnte oder wollte… Er hob den verletzten Arm leicht an, so als wollte er mir noch einmal über die Wange streichen, doch noch während ich vollkommen aussichtslos gegen sein Gewicht ankämpfte um Abstand zwischen uns zu bringen, hielt er inne. Das boshafte Lächeln um seine Mundwinkel war zurück. Offenbar wusste er jetzt, was er wollte…und ich auch. „Aber es liegt nicht in meiner Absicht, noch länger auf dich warten zu müssen.“
 

Völlig aus dem Nichts, hatte er seine Lippen auf meine gelegt und ignorierte meinen erstickten Protest ohne Skrupel. Der Moment, in dem ich wieder zu mir kam und in dem ich mein Glück überstrapazieren würde. Mit all der Willenskraft, die ich aufbringen konnte, während er jede Reaktion meinerseits mit Füßen trat, erhob ich meine gebrochene Hand. Er bemerkte es nicht, ein Schmerzenslaut ging in Wutschreien meinerseits unter und dann…hörte es auf.

Er hatte im selben Augenblick wie ich die Kälte der glatten Klinge gespürt und sich sofort etwas aufgesetzt. Eine Sekunde flackerte Überraschung in seinen Augen auf, gleichzeitig Unverständnis, doch als ich es laut sagte, wusste auch er, was ich vorhatte. In dieser Sekunde schlug ich meine Augen nieder. Ich würde ihn nicht mehr ansehen. Verfluchte Sharingan. Verfluchtes Tsukyomi.

„Ich werde es selbst beenden, wenn ich es muss. Niemals lasse ich dich so weit kommen.“ Unfähig andere Worte dafür auszusprechen, beließ ich es vorerst dabei, doch er erkannte auch so, dass auch er einen großen Fehler gemacht hatte. Zu spät allerdings, wenn dadurch auch längst nicht meine Freiheit gesichert war. Nicht einmal in all der Zeit war mir dieser Gedanke gekommen…

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass sein Blick auf dem Kunai an meinem freien Hals ruhte, er bewegte sich nicht.

„Runter von mir.“, zwängte ich hervor und nach nur drei Herzschlägen erhob er sich langsam und stand auf. Er machte keinen Versuch, mir die Klinge zu entreißen, die ich auch als ich aufstand sehr dicht an meiner Halsschlagader angelegt hatte. „Fünf Schritte zurück.“ Er gehorchte. Und ich starrte ihn überrascht an. Völlig überwältigt von diesem Anblick, tauschte ich vorsichtig die Hände aus und hielt das Kunai nun in meiner gesunden rechten Hand. Die Linke pochte und stach, doch das Adrenalin dämpfte den Schmerz. Aus dem Nichts legte sich ein angespanntes Lächeln auf meine Lippen, das überhaupt nicht hierher zu passen schien.

„Du lässt dich so leicht davon abbringen? So einfach? Und so kurz vor dem Ziel? Wenn mir dieser Gedanke nur früher gekommen wäre...“
 

Ein erleichtertes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, wenn auch nur ein schwaches Abbild davon.

„Ich werde jetzt gehen. Und du bleibst genau hier.“ Ich atmete tief durch um alles zu realisieren, sah noch einmal auf sein Handgelenk, das dunkel verschmiert war.

„...vielleicht solltest du deine Hand verbinden, sonst verblutest du noch.“, ergänzte ich dann – und ich musste es mir selbst ein paar Mal zuflüstern, bis ich es glaubte – triumphierend.

„Hn…“ Klang er belustigt? Ich konnte es nicht genau sagen aber wen interessierte das schon. Ich lebte.

Gerade machte ich einen ersten Schritt zurück, als die Zweifel durch all meinen Triumph übermächtig wurden.

„Nein, warte.“
 

4) "Oblivion - Rastrelli Cello Quartett Piazzolla" Beginn
 

Kurz musterte ich ihn flüchtig, wie er dort stand, Itachi Uchiha, Nuke-Nin, der sich von mir Befehle geben ließ, nur damit ihm seine kostbare Beute nicht entkam und vermied dabei genauestens in seine Augen zu blicken. Konnte ich noch etwas weiter gehen…? Andernfalls würde er mir sofort folgen…also…

Als ich ein paar Schritte auf ihn zu machte, war ich mir der Tragweite meines Handelns deutlich bewusst. Wenn ich ihm jemals wieder persönlich begegnen sollte, was ich in diesen Minuten für unmöglich erhoffte, so würde er sich mehr als grausam für diese Demütigung an mir rächen… „Geh zu dem Baum da vorn.“ Wagemutig, sehr, sehr wagemutig und vielleicht strapazierte ich mein Glück damit über…

Einen langen Augenblick sah er mich direkt an, ich konnte seine Wut und die noch immer vorherrschende Ungeduld spüren als ich seine untere Gesichtshälfte fixierte, doch dann weiteten sich meine Augen, als sich seine Mundwinkel leicht anhoben unterdessen er langsam, Schritt für Schritt, zum nächsten Baum trat und sich mit dem Rücken an den Stamm lehnte, den Blick noch immer auf mir. Erwartungsvoll.

„Unfassbar…“, sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihm. Sein Lächeln wurde breiter, während ich ungläubig die nächsten paar Schritte auf ihn zu machte. Ich lächelte nicht mehr, fürchtete jeden Augenblick ins Tsukyomi gezogen zu werden, doch es geschah nichts, er wartete bis ich direkt vor ihm stand, in seiner Reichweite, aber er handelte nicht. Das Kunai lag sicher und bereit an meinem Hals. Ich schluckte und räusperte mich leise.

„Heb die Arme über den Kopf.“
 

Er befolgte den Befehl sofort und legte seine Arme der Länge nach über sich an den Stamm. Zögerlich, den Blick immer auf ihn und seine Körperhaltung gerichtet, wechselte ich gezwungenermaßen die Hände und hielt nun mit der gebrochenen die Klinge. Den Schmerz dämpfte ich mit etwas Chakra und formte ein Fingerzeichen mit der gesunden. Er wehrte sich immer noch nicht. Die ganze Zeit schaute er auf mich und lächelte dieses Lächeln, das mich zu dem Schluss kommen ließ, dass er eindeutig verrückt war. Noch gravierender als sonst. Aber das war mehr Glück als ich erhofft hatte und deshalb hinterfragte ich es nicht weiter, sondern nahm es dankbar an.

Beinah hätte ich doch wieder gelächelt als ich daran dachte, woher ich dieses Jutsu hatte…ein warmer Sommerabend bei Kakashi…und das damals so banale Problem wie ich einen Knutschfleck und einen Biss dazu in einem Sommerkleid verstecken sollte.

Wehmütig verdrängte ich die Erinnerung und konzentrierte mich auf die Fingerzeichen, ich ließ Itachi nicht aus den Augen und vollendete das Jutsu, indem ich seine Hände mit meiner berührte. Ich war mir sicher, dass es funktioniert hatte und trat einen Schritt zurück. Was konnte ihn noch etwas länger aufhalten?
 

Nachdenklich und unter Zeitdruck fuhr ich mir durch meine Haare und griff in meinen Nacken – ich stieß auf mein Stirnband.

„Schließe deine Augen.“ Erstmals tat er nicht, was ich ihm sagte. Das Lächeln wurde breiter.

„Wirst du mich nun töten, Sakura?“ Erstaunt riss ich die Augen auf und hielt den Atem an. Nur langsam fasste ich mich wieder.

„Mit einem mickrigen Kunai, das dein Herz nicht einmal annähernd erreichen würde ehe du mich überwältigt hättest? Nein, ich denke nicht, Itachi, viel lieber lasse ich Konoha über dich richten. Ich werde deine Sharingan verbinden, als reine Vorsichtsmaßnahme. Immerhin bin ich ziemlich sicher, dass du dich an mir rächen wirst für diesen der Menschheit noch nicht untergekommenen Gehorsam, den du dank mir an den Tag legen musst.“ Er nickte langsam.

„Du weißt, dass ich dich finden werde, wenn du mich jetzt nicht tötest.“

„Legst du es darauf an? Ich bin sicher, ich finde auch einen anderen Weg um dich hier und jetzt zu vernichten…“

„Zweifellos... Ich wollte dir nur die neuen Spielregeln mitteilen.“

„Ich mache hier gerade die Regeln.“, sagte ich voller Genugtuung. „Schließe deine Augen oder ich überlege mir, wie ich es nicht doch sofort beenden kann.“

Einen langen Moment geschah überhaupt nichts und die um herrschende Stille wurde wieder allgegenwärtig. Doch als ich bereits an meiner Taktik zu zweifeln begann und mich auf jeden möglichen Widerstand gefasst machte, erkannte ich aus dem Augenwinkel, dass er den Befehl befolgt hatte und zog ihm rasch sein eigenes Stirnband über die Augen. Aus eigener Erfahrung wusste ich, dass er noch etwas Licht durch den Stoff sehen konnte, doch das würde mich nicht aufhalten und ich beugte mich vor, um in sein Ohr wispern zu können, gepackt, berauscht, weil endlich einmal ich die Oberhand hatte. Eindeutig musste ich nun selbst verrückt sein.

Alles was ich wirklich tun sollte, war um mein Leben zu rennen und ich stand hier und genoss es, einen Nuke-Nin gefesselt zu haben...
 

„Weißt du noch, Itachi?“, fragte ich leise. „Genauso bist du mir damals im Wald begegnet. Nur befand ich mich an deiner Stelle.“ Ich verharrte ein paar Sekunden. „Weißt du noch, wie du mir davon erzählt hast, als du mich in der Hütte festgehalten hast? Erinnerst du dich daran?“ Er schwieg und wartete. „Das wirst du mir nicht noch einmal antun…nie wieder.“, sagte ich wie beiläufig und fixierte dabei doch genau seine Gesichtszüge. Ich hob mein Kunai und zog es einmal über seine gesamte linke Armlänge, sein Ärmel fiel lose herab und offenbarte seinen Unterarm…der von einer dünnen Metallschiene umschlossen war. Das also hatte ich zuvor getroffen. Und den anderen Arm…hatte er mit Absicht frei gelassen. Damit ich ihn verletzen konnte...

Ich zerrte an den Schnüren und riss die Schiene herab, dann setzte ich meine Klinge direkt an seiner Armbeuge an und zog sie langsam herab bis zu seinem Handgelenk, was er ohne jeden Laut, nur mit einem leichten verräterischen Zucken seines Körpers quittierte. Das reichte mir völlig aus, um eine ganze Weile von dieser Reaktion zehren zu können. Nachdenklich wandte ich mich seiner anderen Seite zu… Seinen rechten Ärmel entfernte ich von seiner Armbeuge vollständig um die noch immer nicht gestillte Blutung zu betrachten. Ich wartete einen Moment.

„Wie viel Blut du wohl verlieren kannst, ehe es dich umbringt?“, mutmaßte ich dann leise. „Meinst du, das reicht?“ Ich blickte noch einmal auf seinen anderen Arm, an dem jetzt ein dünnes Rinnsal Lebenssaft herablief. „Ich, als qualifizierte Medic-Nin, schätze mal…eher nicht.“ Und mit diesen Worten verzierte ich seinen bereits verletzten Arm ebenfalls einmal von oben nach unten und einmal von unten nach oben mit dem Kunai, ohne dass er sich etwas anmerken ließ. „Ich denke, es wird ein bisschen langweilig für dich, wenn ich dich jetzt außer Gefecht setze, hm? Also gut, ich werde dich bei Bewusstsein lassen.“

Wie leicht mir solche kaltherzigen Worte über die Lippen kamen, überraschte mich nach all meinen Begegnungen mit Itachi nicht mehr. Und doch fragte ich mich, wie lange er brauchen würde, um frei zu kommen und wie viel Blut er dann verloren haben würde. Der unweigerliche Medic-Nin Instinkt, selbst bei ihm. So würde es immer sein. Ich rettete Leben, ich beendete sie nicht, wann immer es möglich war dies zu umgehen…
 

Ich ließ das blutverschmierte Kunai fallen und machte ein paar Schritte zurück. Langsam senkte ich auch die andere Waffe, ließ sie zurück in meine Tasche gleiten und rieb mit der gesunden Hand über meinen Hals. Leben und Tod hatten so dicht beieinander gelegen, lagen so dicht beieinander...

Mit einem letzten Blick auf seine unbewegliche Mine und seine blutigen Arme, drehte ich mich um und verfiel in einen leichten Trab. Doch sobald ich die Lichtung einmal umrundet hatte, rannte ich. Um mein Leben.

...
 

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:-)

Das war's.^^

Für heute. :P

Ich hoffe, ich habe eure Erwartungen halbwegs getroffen. Und ihr mögt das Kapitel. Das wäre die perfekte Belohnung für die ganze Arbeit :DDD

Habt noch einen schönen Abend, bis bald!

<3

PinkLady18

"Showdown"

An alle meine lieben Leser,

Wie kann ich diese lange Wartezeit wieder gut machen?

Dieser Teil der Geschichte ist so schwer! Was ich am Anfang niemals angenommen hätte...*schäm* Aber ich komme voran, endlich (!) und ich verspreche noch einmal, ich werde die ff auf keinen Fall abbrechen.

Wenn es also noch ein paar Leser da draußen gibt (bitte!!! ^^), dann kann ich euch somit beruhigen.
 

Um euch auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen:

Diesem Kapitel wird noch ein weiteres folgen und dann kommt der Epilog.

Die zwei Pfade beginnen im nächsten Chap und werden natürlich auch für den Epilog eingesetzt. Dafür werde ich ganz einfach entsprechende Kapitelüberschriften verwenden, die euch zeigen, welches Kapitel ihr für welchen Charakter, also Sasuke oder Kakashi anklicken müsst. Natürlich habe ich auch nichts dagegen, wenn jemand beide liest :D

Das alles erkläre ich aber nächstes Mal noch einmal.
 

Hier ist jetzt erstmal das neue Kapitel, das dort weitermacht, wo wir letztes Mal (...vor drei Monaten?....ich schäme mich ehrlich....) aufgehört haben. Also dort, wo Sakura vor Itachi davonläuft, bzw. ihn an den Baum gefesselt hat. Ich hoffe, ich kommt wieder rein, nachdem es wirklich schon ziemlich lange her ist....

Es steht schon zieeeeeeemlich lange...aber ich hab immer noch Sachen geändert und angepasst, jetzt ist es aber schon eine Weile so geblieben und darum lade ich es endlich für euch hoch.
 

Oh und noch etwas. Ich bedanke mich bei allen, die ohnehin immer kommentieren und natürlich bei denen, die selbst nach so viel Zeit in der ich nichts von mir habe hören lassen

trotzdem ein Review da gelassen haben. In dieser kritischen Phase, in der ich manchmal wirklich am Verzweifeln bin, hilft mir das sehr!
 

Also dann, es tut mir ehrlich leid, dass ich so vie Zeit brauche. Bitte habt noch etwas Geduld mit mir.

Ganz liebe Grüße und Kekse für alle,

PinkLady18 <3
 

Wie immer, hier die Musik. tut euch keinen Zwang an :-)
 

1) „Genroin – Vampire Knight Guilty“

http://www.youtube.com/watch?v=sSFGZnGxc5Y&feature=PlayList&p=324C84E159732D0F&index=3
 

2) "Nervous Intuitions - Vampire Knight Guilty"

http://www.youtube.com/watch?v=hMRt6jKM8sU&feature=PlayList&p=324C84E159732D0F&index=17
 

oder
 

"Upmost tension - Vampire Knight Guilty"

http://www.youtube.com/watch?v=N4IgSgL0Nfw&feature=PlayList&p=324C84E159732D0F&index=18
 

3) "Sentiments aligned - Vampire Knight Guilty"

http://www.youtube.com/watch?v=_XrUOBJS5yc&feature=PlayList&p=324C84E159732D0F&index=15
 

4) "Determination - Vampire Knight Guilty"

http://www.youtube.com/watch?v=b3gmuNG-k9Y&feature=PlayList&p=324C84E159732D0F&index=10
 

5) "Warm Envelopment - Vampire Knight Guilty"

http://www.youtube.com/watch?v=iV18Ap9daAg&feature=PlayList&p=324C84E159732D0F&index=7
 

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77 Showdown
 

Das Blut pochte in meinen Ohren. Mein Atem klang verzerrt. Mein Herz schlug gegen meine Brust, so fest und schnell, dass es wehtat. Jeder Schritt auf dem Boden hallte nach, dumpf und schwer.

Lauf, lauf schneller.

Wie betäubt legte ich meine rechte Hand über meine linke und ließ eine kleine Menge Chakra hineinfließen, strich über den sauberen Bruch, ertastete den Riss und spürte, wie er sich langsam wieder zusammensetzte. Ich biss die Zähne zusammen und schmeckte wenige Sekunden später Blut in meinem Mund. Blut. Blut. Metallisch süß, gefährlich süß, warm, fremd. Plötzlich angewidert spuckte ich es aus und schmeckte es doch immer noch… Ein Rascheln und ich riss den Kopf herum. Nichts.

Lauf weiter.

Ich strich mit einer Hand über meine Mundwinkel. Blut. Ich schüttelte den Kopf, schüttelte die Hand und setzte wieder einen Fuß vor den anderen, bis ich rannte. Die Zeit lief. Gegen mich. Immerzu lief sie gegen mich.

War er noch gefesselt? Seine Augen noch verbunden? Reichte das, um seine Fähigkeiten damit zu unterdrücken, reichte das, um mir genug Zeit zu erkaufen?

Tick, tack, tick, tack.

Was war mit seinen Armen? War das genug Blutverlust? Genug um… Das würde nicht reichen, er würde mich einholen, er würde mich finden. Ich schnappte nach Luft wie eine Ertrinkende. Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Wer war diese panische Frau, die um ihr Leben rannte und deren Hände zitterten, als wollten sie jeden Moment abfallen? Und wo war ich, die ich ihr doch helfen musste? Sie hätte ihn töten sollen. Nein, ich hätte ihn töten sollen. Unter das Luftholen mischte sich leises Wimmern. Warum nur hatte ich es tatsächlich nicht über mich gebracht, ihm einfach so tief in den Hals zu schneiden, dass er unweigerlich daran verbluten oder ersticken würde? Oder beides?

Mit einem einzigen Kunai konnte man Menschen sehr schnell und einfach töten…hatte ich denn gar nichts gelernt? Jahrelanges Training, jahrelange Ausbildung für einen Moment des Scheiterns? Und doch war ich noch nie besonders gut im Töten gewesen. Bisher eine Eigenschaft, auf die ich stolz gewesen war. Bisher…
 

„Wirst du mich nun töten, Sakura?“
 

Ich stolperte und fing mich gerade noch rechtzeitig, um nicht zu Boden zu gehen. Sofort verfiel ich wieder in mein altes, unregelmäßiges Tempo, instinktiv. Immer weiter, niemals anhalten. Seine Stimme war mir zuwider.
 

„Mit einem mickrigen Kunai, das dein Herz nicht einmal annähernd erreichen würde ehe du mich überwältigt hättest? Nein, ich denke nicht, Itachi, viel lieber lasse ich Konoha über dich richten…“
 

Meine eigene Stimme klang noch schlimmer, wild schüttelte ich den Kopf. Feige... Feige. Natürlich hätte ich ihn damit töten können, ein gezielter Schnitt und alles wäre vorbei gewesen. Nicht wahr? Wäre dann nicht alles gut? Ich hatte diese Pflicht zu erfüllen.
 

Eine Medical-Nin wird dafür ausgebildet, schnell zu sein, wenn möglich schneller als alle anderen Teammitglieder, sie muss stark sein, mindestens so stark, dass sie sich für eine Weile selbst verteidigen kann. Aber wenn sie das tun muss, dann hat sie schon beinah versagt, denn eine Medical-Nin ist nicht dazu da, um getroffen zu werden, sondern um zu treffen und auszuweichen. Erst dann kommt ihre Fähigkeit professionell heilen zu können, erst an dieser Stelle. Zuvor geht es darum, zu überleben. Danach werden die Leben gerettet.
 

Ich hörte Tsunades Worte als stünde sie neben mir, hatte diese Sätze so oft aufgesagt, war sie immerzu selbst durchgegangen, bis ich sie zu jeder Sekunde wiederholen konnte. Ja…eine Medic-Nin sollte überleben. Das hatte ich aber…um welchen Preis? Und wäre es nicht besser gewesen, alles zu riskieren und zu versuchen, eine der größten Bedrohungen Konohas auszuschalten?

Zischend holte ich noch einmal Luft, Seitenstechen setzte ein, ich hatte es ja kommen sehen, diese Flucht war ein Witz. Die Zeit lief ab. Es wurde nicht besser. Warum hatte er mich nicht überwältigt? Jederzeit hätte er sich die Oberhand zurückholen können, mit nur einer einzigen schnellen Bewegung und ein bisschen Hilfe seiner Sharingan, er hätte mir einfach das Kunai entrissen und mich außer Kraft gesetzt. Aber er war dieses verfluchte Risiko nicht eingegangen. Genauso wenig wie ich es eingegangen war, als ich ihn hatte töten können. War es diesem Mörder so wichtig, dass ich am Leben blieb? Ich verdoppelte mein Tempo. Er würde nicht lange brauchen um sich zu befreien. Und dann würde er mir folgen…ganz gleich, was er zuvor nicht getan hatte, was außer mein Leben zu verschonen nicht besonders viel war, wenn er mich fand, dann würde das sicher keine Rolle mehr spielen. Niemand demütigte Itachi Uchiha auf diese Art und Weise. Niemand sprach so mit ihm. Er würde es mich so lange bereuen lassen, bis ich um den Tod bettelte – den er mir dann selbstverständlich noch immer verwehren würde.

Mir war eiskalt, immer noch wollte mein Herz nicht ruhiger werden, immer noch zitterten meine Hände. Warum nur konnte ich mich ihm nicht allein stellen…?
 

Auf einmal war ich müde, trotz des Zitterns in all meinen Gliedern, vielleicht auch gerade deswegen aber all diese Strapazen, all diese Anstrengungen, jede Flucht hatte doch nur einen kurzen Aufschub gebracht, mal länger mal kürzer, doch entkommen war ich ihm niemals wirklich. Damit hatte er von Anfang an Recht gehabt. Das einzig Gute war, dass dieses Mal das letzte Mal sein würde, meine letzte Flucht. Denn wenn wir uns tatsächlich wiedersehen würden, würde ich nicht mehr weglaufen – und er würde mich nicht mehr laufen lassen.
 

„…wenn ich dich finden will, dann finde ich dich innerhalb weniger Minuten. Du brauchst nicht glauben, dass du mir entkommen kannst. Dazu hast du keine Chance, denn ich werde dich überall auftreiben können. Sei gewarnt.“
 

„…wann immer du fliehst, ist es nur eine Frage der Zeit, bis du wieder bei mir bist. Wann immer du glaubst, stärker zu sein, werde ich dich besiegen und immer wieder wird deine Hoffnung zerstört, dein Leben normal weiterzuleben. Du bleibst bei mir, ich lasse dich nicht gehen.“
 

Alte Sätze, alte Worte, vor langer Zeit ausgesprochen, aber dennoch hatte ich nicht ein einziges vergessen und sie hatten noch immer viel zu viel Macht über mich.
 

„Sakura. Du kannst mich nicht töten.“
 

Ich ballte die Fäuste und meine Fingerknöchel verfärbten sich weiß, ich spürte, wie meine frisch geheilte Hand bedenklich unter dem Druck nachgab, dennoch konnte ich sie nicht entspannen, es war wie ein Zwang, das einzige Ventil für meine Wut war meine Kraft. Wie ironisch. Ich hatte so viel Wut und war ich nicht übermenschlich stark? Doch meine Kraft reichte bei weitem nicht um diese meine Wut und meinen Hass und meine Verachtung für ihn körperlich auszudrücken.

Dunkle Baumumrisse zogen an mir vorbei und verschwammen, als ich sie hinter mir ließ. Wie viel Zeit war jetzt vergangen? Wie viel Zeit hatte ich noch? Hatte ich noch welche?

Schritte. Wie aufs Stichwort.

Keine Zeit mehr…

Während ich noch immer durch den Wald gehastet, während ich immer müder geworden war, hatte er mich eingeholt. So schnell. Viel zu schnell. Da erkannte ich, dass es mehr als zwei Paar Füße waren, die auf dem Boden hinter mir aufsetzten. Mindestens drei. Wie viele Verfolger hatte ich? Ich blieb nicht stehen, als würde jemand anderes mich steuern, lief ich nur noch etwas schneller, auch ihnen würde ich nicht entkommen können, doch schienen meine Instinkte das nicht akzeptieren zu wollen. Dann hatten sie mich eingeholt.

Es waren vier und sie liefen in einem fließenden Übergang einfach neben mir her, so als ob wir verabredet hätten, dass sie mich einholen sollten, so als wären wir alle völlig einverstanden damit. Ohne es zu wollen rannte ich nun in der Mitte der Reihe, zwei liefen links, zwei liefen rechts und plötzlich…wusste ich, wer dort lief. Ich hatte sie einmal zuvor gesehen. Und als meine Gedanken sich in dem Versuch zu verstehen beinah überschlugen, als der Mond für wenige Sekunden durch die Wolken brach und einen schmalen Strahl Licht zu uns herunterwarf, erkannte ich, dass ich sie sogar genau dreimal zuvor gesehen hatte. Dreimal…und bei zwei Begegnungen hatte ich sie für etwas anderes gehalten, als sie tatsächlich waren.

Das erste Mal waren sie vermummt gewesen. Das zweite und dritte Mal hatten sie anders ausgesehen. Dies waren meine ANBU. Die ANBU, die mir helfen hatten sollen. Noch einmal warf der Mond sein Licht auf uns und ich wusste: Ich hatte vollkommen umsonst gehofft. Ich gebe es zu, ich hatte gehofft, wenn auch tief in meinem Unterbewusstsein, wo mein Verstand nicht hinkam und doch…war es tatsächlich unwiderruflich und vollkommen umsonst gewesen.
 

Diese ANBU waren keine ANBU. Sie waren Jäger, seine Jäger, die Itachi bedächtig als ANBU ausgegeben hatte, damit sie auf der Suche nach mir, weder Naruto, noch Sasuke – falls sie ihnen begegneten – auf seine Fährte führen würden. Dafür umso mehr auf meine. Auf einmal war ich mir absolut sicher, dass er diese vier Gestalten dazu genutzt hatte, Sasuke und Naruto in die komplett falsche Richtung zu locken, weit, weit weg von mir. Sehr weit. Und noch etwas wurde mir in diesem Moment eindeutig klar. Sasuke und Naruto verlassen zu haben war die schlechteste Entscheidung, die ich je getroffen hatte. Wieder hatte Itachi alles durchdacht. Zu deutlich sah ich sein Lächeln vor mir, als er sich an den Baumstamm gelehnt und darauf gewartet hatte, dass ich ihn mit meinen lächerlichen Fähigkeiten und Methoden für Sekunden daran festmachte. Zu deutlich… Also war das Spiel doch noch nicht zu Ende gewesen…
 

Die vier taten nichts weiter als neben mir her zu laufen, während ich immer langsamer wurde. Immer langsamer…

Was verdammt noch mal, sollte ich tun? Gab es jetzt überhaupt noch irgendeinen Ausweg?! Sie passten sich meinem Tempo der schieren Verzweiflung an und dann stoppten sie und zogen einen Kreis um mich. Stolpernd kam ich zum Stehen und blickte mich um. Als sie langsam den Abstand verringerten, bewegte ich mich kein Stück, ich konzentrierte mich auf meinen Atem und hörte fasziniert dabei zu, wie er nun immer ruhiger und langsamer wurde. Das Seitenstechen, welches sich zuletzt angefühlt hatte, wie ein langer Eisplitter zwischen meinen Rippen, ließ nach und wurde zu einem groben Kribbeln.

Ich stand kurz vor dem Abgrund, noch ein Schritt und ich würde fallen. Wenn ich mich jetzt nicht wehrte, wenn ich sie jetzt gewähren und mich von ihnen zurück zu Itachi bringen ließ, dann würde ich nicht wieder nach oben kommen, dann würde sich keine Kante mehr finden lassen, kein Felsvorsprung, gar nichts, nur eine glatte, glatte Wand und das tiefe, bodenlose Schwarz unter mir. Nie wieder Licht.

Ich ließ meinen Blick schweifen, mit geweiteten Augen musterte ich jeden von ihnen für Sekunden. Sie waren wie das letzte Mal auf der Lichtung vermummt, doch ihre Augen funkelten dunkel und kalt, eben gerade so wie die eines Jägers im Angesicht seiner Beute. Und wie zufrieden sie aussahen, wie selbstgefällig, weil ihr Opfer schon am Ende seiner Kräfte war. Ich wollte nicht ihr Opfer sein. Diese Rolle hatte ich schon viel zu lange gespielt.
 

Und es gab noch etwas, eine letzte Idee, einen letzten Ausweg. Etwas das Itachi niemals hätte aufhalten können. Aber es konnte mir einen Vorsprung schaffen, zumindest gegen diese vier. Ich sah mich noch einmal um, während ich meine rechte Hand langsam erhob, suchte ihre Blicke und blieb an den grausamen, triumphierenden Augen des Mannes direkt vor mir hängen. Hasserfüllt starrte ich ihn an, wandte mich nicht ab, dann musste alles schnell gehen.

Ich biss in einen Finger und legte meine Hände auf den Boden, noch ehe alle vier nach mir griffen, und als ich wieder aufsah, blickte ich in neue tiefschwarze Augen.

„Dan…“ Einen Moment ließ ich mich fallen und genoss die vollkommene Verbundenheit mit meinem vertrauten Geist. Dann stupste er mit seinem Kopf gegen meine Hand und ich wandte mich ab, rannte direkt durch die dank ihm geöffneten Reihen und hörte noch eine Weile, wie die vier sich Befehle zuriefen und versuchten an meinem weißen Tiger vorbeizukommen.

Nur eine halbe Stunde später ging die Sonne auf. Die vier hatten nicht allzu lang gekämpft, als die Chakrareserven die ich Dan übermittelt hatte auch schon verbraucht waren und er nicht länger helfen konnte. Mit seinem Verschwinden folgten sie mir erneut in einem schnellen Tempo und näherten sich unaufhörlich.
 

1) „Genroin – Vampire Knight Guilty“

http://www.youtube.com/watch?v=sSFGZnGxc5Y&feature=PlayList&p=324C84E159732D0F&index=3
 

Die ersten Strahlen der Morgenröte noch im Blick war dies genau der Moment in dem ich erkannte, wohin sie mich gehetzt hatten. Ein paar halbherzige Schritte und einen letzten Blick hinter mich weiter, stolperte ich und fiel atemlos auf meine Knie. Ich richtete mich langsam wieder auf und dann blieb ich stehen...

Die Lichtung, der Ort an dem dieser Monat angefangen hatte, empfing mich in einem goldenen Dämmerlicht. Dies war der Ort, an dem ich Naruto und Sasuke wiedergesehen hatte. Hier war es besser. Und ich war genau in der Zeit, denn ich spürte den weicheren Waldboden unter meinen Füßen in dem Moment, in dem sie hinter mir anhielten, kaum zehn Schritte von mir entfernt. Sie warteten. Und ich wusste auch worauf, denn die Welle des nur zu bekannten und mächtigen Chakras schlug mir direkt entgegen. Sie brauchten nicht mehr darauf gefasst sein, dass ich ihnen erneut entkommen würde. Nicht, mit ihm an ihrer Seite.

Deshalb traf mich das Kunai völlig unerwartet in meine Schulter. Verwirrt, verständnislos drehte ich mich um und sah einen der vier, den Mann mit dem grausamen Funkeln in den Augen, den Arm noch erhoben, mit einem zufriedenen Lächeln. Über sein gesamtes Gesicht verlief eine dunkelrote Linie, die ich zuvor nicht gesehen hatte. Da verstand ich. Dan hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Wie in Zeitlupe hob ich meinen eigenen Arm und zog das Kunai betäubt aus meiner Schulter. Das Lächeln des Mannes wurde breiter, die beginnende Narbe verzerrte seine Mimik zu einem schiefen Grinsen.
 

Nur langsam arbeitete mein Verstand und ermöglichte es mir, diese Wendung zu verstehen, Itachi war schließlich hier, ich konnte nicht mehr weglaufen, wozu dieser Angriff? Ich erkannte die wahre Absicht dahinter erst nachdem ich ein paar Mal geblinzelt hatte, obwohl es so offensichtlich war.

Ja, Itachi würde sich rächen. Er würde diese vier Bestien auf mich loslassen, ehe er selbst überhaupt einen Finger rührte. Ich war eine dumme Medic-Nin. Wenn ich ihn getötet hätte, dann wäre ich in diesem Moment erschöpft aber lebendig und befreit an einem ganz anderen Ort gewesen. Aber niemals hier, mit diesen Handlangern und ihm.

Als aus dem Nichts ein ganzer Schauer Kunais und Shuriken auf mich zukam, war klar, dass sie ihren Rachefeldzug begonnen hatten. Berechnend wich ich allen aus und überblickte meine Lage. In der Mitte der Lichtung, mit vier Gegnern und dem einen Mörder, umzingelt, und selbst im absoluten Nachteil sah sie nicht besonders rosig aus. Ich wollte nicht wissen, wie lange Itachi diese Kerle auf mich einstürmen lassen würde, weil er unweigerlich die nächste Stufe war, ich versuchte mir klar zu machen, dass diese hier besser waren als er, doch mein rasendes Herz wollte lieber diese Tortur überspringen, als noch länger leiden zu müssen, bis das Unausweichliche eintrat.
 

Lange konnte ich nicht gegen sie bestehen, ich war längst nicht mehr auf der Höhe meiner Kräfte und schon bald stand ich da, blutend, schwer atmend, die Knie durch gebeugt, die Hände darauf gestützt und wischte mit dem Handrücken über meinen Mund, als ich aufsah und er die Lichtung betrat. Wie auf ein stummes Zeichen, zogen sich alle vier gleichzeitig zurück und verschwanden zwischen den dicht stehenden Bäumen. Er kam auf mich zu, langsam, mir wurde einen Moment schwarz vor Augen, ehe ich mich fing und wieder aufrichten konnte, ich kniff ein Auge zusammen und versuchte, meine Atmung zu kontrollieren, meine verschwommene Sicht klar werden zu lassen...

Und das erste was mir einfiel, als ich ihn wieder deutlich erkennen konnte, war:

„Noch bevor der Mond ein weiteres Mal aufgeht, wirst du ganz mein sein… Du gehörst mir.“

Die Zeit lief immer weiter, schien durch meine Hände zu rinnen wie feiner Sand. Unaufhaltbar.

„Willkommen zurück“, verkündete seine kalte Stimme und ich schloss für ein paar Sekunden meine Augen. „Du siehst sehr erschöpft aus.“ Ich schwankte leicht und musste mich sehr konzentrieren, nicht zu taumeln, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, als ich ihm entschlossen das Kinn entgegen reckte. „Soll ich dich erlösen?“ Seine Stimme war ganz nah, er musste hinter mir stehen, denn ich sah ihn nicht. Wieder schwankte ich. Da legten sich seine Hände um meine Oberarme und er legte seinen Kopf auf meine Schulter. „Willst du es beenden, Sakura?“ Angewidert verzog ich das Gesicht und lehnte mich vor. „Sollen die Schmerzen verschwinden, willst du endlich nicht mehr auf der Flucht sein?“ Ich brachte ein bitteres Lächeln zustande.

„…lieber sterbe ich…“
 

„Dann stirb, Miststück!“

Der Mann mit der Narbe griff aus dem Nichts an, eine Hand voller Shuriken erhoben und ich zerrte an Itachis Armen um ausweichen zu können, das wutverzerrte Gesicht direkt vor Augen. Er stürzte mit einem Schrei nach Rache dürstend direkt auf mich zu, bis er plötzlich wenige Schritte vor mir stehen blieb und nach Luft schnappte, die Lider weit aufgerissen, die Narbe leuchtend rot auf seinem bleichen Gesicht.
 

2) "Nervous Intuitions - Vampire Knight Guilty"

http://www.youtube.com/watch?v=hMRt6jKM8sU&feature=PlayList&p=324C84E159732D0F&index=17
 

oder
 

"Upmost tension - Vampire Knight Guilty" (mein Favorit^^)

http://www.youtube.com/watch?v=N4IgSgL0Nfw&feature=PlayList&p=324C84E159732D0F&index=18
 

Mit geweiteten Augen fiel mein Blick auf seinen Hals, ein Kunai steckte direkt in seiner Halsschlagader, präzise geworfen, dann fiel er vornüber und blieb direkt zu meinen Füßen liegen. Itachis Hand neben meinem Kopf sank herab.

„Weg mit ihm.“ Innerhalb von Sekunden waren die verbliebenen drei aufgetaucht, hatten ihren Kameraden geschultert und waren ohne einen einzigen Blick zu Itachi hinter mir wieder verschwunden. Ich sah ihnen hinterher und spürte mein pochendes Herz. Itachis Griff verstärkte sich, er schwieg, zog mich nur dichter an seine Brust in meinem Rücken. Wind rauschte durch die Blätter der umstehenden Bäume.

„Sterben willst du also?“ Als hätte es keine Unterbrechung gegeben… Er klang nachdenklich; wie sehr ich es hasste, wenn er dieses Spielchen spielte. „Das werde ich dir nicht gestatten, Sakura.“, zischte er leise neben meinem Ohr. Mein Blick lag auf dem leeren Platz vor mir, während ich versuchte, mich zu wappnen, für was auch immer.

„Ich werde niemals darauf eingehen…“, hörte ich meine eigene Stimme tonlos sagen.

„Du kannst nicht entkommen.“, erwiderte er.

„Ich weiß.“

„Aber du willigst nicht ein?“

„Nein. Niemals.“ Er lehnte sich vor und legte seine Lippen an meinen Hals. Jeder Muskel in meinem Körper spannte sich an.

„Die Zeit ist gekommen. Du wirst zusehen.“

„Vergiss es.“ Als ich gegen seinen Griff ankämpfte wurde mir nur noch deutlicher klar, wie sehr ich ihm nach all diesen Stunden, Wochen und Monaten mitterlweile unterlegen war. Es war als hätte er mir unaufhörlich meine Kraft genommen. Meine Haare fielen mir wirr ins Gesicht, als ich endlich einen Arm frei bekam und blind nach seinem Kopf schlug.

„Lass mich los!“ Er schmetterte mich geradezu gegen einen Baumstamm und mir wurde schwarz vor Augen, als ich mit einem Keuchen gegen die scharfe Rinde in meinem Rücken schlug. „Lass los…“ Ich schnappte nach Luft, eine seiner Hände legte sich um meinen Hals und ich umklammerte sie mit meinen, zerrte daran, schlug meine Fingernägel in seine Haut. Sein Griff lockerte sich nicht. Er hielt mich vor sich fest, als hätte ich nicht mehr Widerstandskraft als eine Feder.

Unsere Blicke trafen sich, meine Augen wanderten zwischen seinen hin und her, sie waren eiskalt und gleichzeitig Feuer… Langsam, langsam wanderte meine eigene rechte Hand meinen Körper herab, ich tastete mich vor bis meine Fingerspitzen die Kunaitasche an meinem Oberschenkel erreichten. Die Luft zum Atmen wurde knapp, mein Blick verschwamm wieder. Ich löste den Verschluss, griff eines heraus, umfasste das kalte Metall und hob es in einer schnellen Bewegung nach oben, Schnelligkeit war alles. Auch jetzt. Besonders jetzt.
 

Ein Klingen hallte in meinen Ohren nach, als er es kurz vor meinem Hals mit seinem eigenen abwehrte und auch diese Waffe zu Boden fiel.

„Vielleicht sollten wir dir besser auch noch den letzten Rest deiner Waffen nehmen…“ Endlich, endlich gab er meinen Hals frei und ich sank keuchend und hustend in die Knie und rieb über meine geschundene Haut. Ich erstarrte, als ich seine Hände an meinen Beinen spürte, wie sie ebenso langsam wie meine zuvor darüber strichen und zischte leise.

„Nimm deine Finger weg...dreckiger Mistkerl…!“ Keine Reaktion, nur seine Hände fuhren weiter die Konturen meiner Oberschenkel nach, zogen in Zeitlupe die Bänder meiner Waffentasche los und verließen dabei nie meine Haut. „Fass mich nicht an!“

Ich schlug nach seinen Händen und machte einen Schritt nach vorn, da wurde ich zurückgerissen und gezwungen den Kopf in den Nacken legen. Sein Griff in meinen Haaren war fest und dieses Mal würde es mir nicht helfen, sie einfach abzuschneiden…
 

Es schien beinah endlos zu dauern, bis er endlich jede einzelne meiner Waffen entfernt hatte, alle Shuriken, alle Kunais, Dolche, jede Nadel. Ich hatte nichts mehr. Er hatte sich wieder hinter mich gestellt, erneut seinen Kopf auf meine Schulter gelegt, mein Kinn umfasst, die Linien meiner Wangenknochen verfolgt und noch einmal kehrte die verheißende Stille zurück.

„Es ist vorbei.“

In dem Moment, in dem ich gedemütigt, geschlagen und verloren den Kopf zurück legte und in den rötlichen Morgenhimmel blickte, in dem ich keine weitere Kraft mehr aufbrachte mich zu wehren, in dem alle Geräusche verschwanden und nur mein eigener, unregelmäßiger Herzschlag erklang, hörte ich auf einmal noch etwas. Klänge, die ich mein Leben lang gehört hatte, noch bevor die Akademie wirklich begonnen hatte, noch bevor ich überhaupt in mein Team gekommen war. Es hörte sich an wie unsere vielen Wurfübungen, die damals jeder, ohne Ausnahme, gemacht hatte um sich vorzubereiten, um zu trainieren.

Nur wenige davon trafen dumpf in ein paar Baumstämme, das was meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte war das grässliche Geräusch, wenn Kunais in menschliche Haut eindrangen. Auch diese Klänge hatte ich hören müssen und ich wusste genau, was diese Treffer bedeuteten, ein Medic-Nin konnte anhand von so etwas präzise die Stellen nennen, die getroffen worden waren. Brust. Hals. Kopf. Die drei tödlichen Ziele.

Zwei Körper fielen zu Boden und dann noch ein dritter. Sie standen nicht wieder auf. Dann hörte ich noch jemanden auf der Lichtung.
 

3) "Sentiments aligned - Vampire Knight Guilty"

http://www.youtube.com/watch?v=_XrUOBJS5yc&feature=PlayList&p=324C84E159732D0F&index=15
 

Itachis Griff wurde ohne Vorwarnung schmerzhaft fest. Ich zählte meine schweren Atemzüge und wartete. Mein Körper fühlte sich bleiern an, träge. Zwei Gestalten traten auf die freie Fläche, beide in einem dunklen Umhang verhüllt. Wer würde es wagen, Itachis Untergebene zu töten und überhaupt…wer vermochte es, sie innerhalb von so wenig Zeit aus dem Weg zu räumen…? Mein Kopf arbeitete zähflüssig.

Die beiden Unbekannten blieben stehen und wieder legte sich eine Stille über diesen Ort, wie ich sie schon zuvor gehört hatte, eine Stille, die beißend war, erdrückend.

„Endlich…“ Itachi verharrte hinter mir, ich spürte seinen Blick von der Seite. Wer war das? Noch mehr seiner Jäger? „Dennoch zu spät, fürchte ich.“

Ich versuchte so viele Details wie möglich aufzusaugen, doch mein Auffassungsvermögen ließ nach. Beide Gestalten trugen dunkle Mäntel, ihre Gesichter waren unter ihren Kapuzen verborgen, ich konnte weder Stirnbänder noch Clansymbole sehen. Mein Blick verschleierte sich, ich schloss die Augen für einen Moment und…stockte.

„Lass – sie - gehen.“

Mit der Betonung auf jedem einzelnen Wort und mehr als nur Hass in der Stimme erkannte ich dennoch etwas Vertrautes. Dies musste ganz klar ein Traum sein. Wie oft hatte ich in den vergangenen Stunden darauf gehofft, wie oft hatte ich mir gewünscht, sie hier zu haben?
 

Ich schaute auf und konnte meinen Augen einfach nicht glauben, ihre Stimmen musste ich ignorieren, ihr Anblick war Einbildung. Ohnmacht, Tsukyomi? Ich konnte mir viele Erklärungen aussuchen und doch… „Sakura!“ Als auch die zweite Stimme erklang, gab es keinen Zweifel mehr.

Noch nicht.“, flüsterte Itachi. Ich zuckte zurück, als er wieder ein Kunai unter mein Kinn hielt.

„Lass sie los!“

Mit geweiteten Augen sah ich auf zu Itachi, Narutos Stimme geriet in den Hintergrund. Seine Mundwinkel hoben sich leicht, seine Augen waren für einen Moment vollkommen schwarz.

„Verabschiede dich, Sakura.“ Das konnte doch nicht sein…das konnte unmöglich wahr sein! Jetzt wo sie hier waren und ich nicht mehr allein, würde er trotzdem gewinnen?

„Nein!“ Ich drehte den Kopf zur Seite, so weit ich es vermochte. „Nicht…“
 

Vor mir standen sie, nur ein paar Meter entfernt, hatten ihre Kapuzen abgenommen, ihre Mäntel aufgeschlagen, Sasuke und Naruto. In ihren Händen lagen ihre Waffen. Und doch konnten sie nichts mehr tun, denn sie sahen das Kunai an meinem Hals ebenso sehr wie ich es fühlte. Sie waren da, endlich war ich nicht mehr allein aber es war zu spät...

Aus dem Augenwinkel erblickte ich Narutos schreckensweite Augen, Sasuke sah aus wie versteinert. Wollte ich sie vorher um nichts in der Welt lieber bei mir haben, wünschte ich sie nun meilenweit davon. Das sollten sie nicht mit ansehen.

Itachi war so nah, unsere Körper berührten sich, ich spürte seinen Atem auf meiner Haut und schaute auf zu ihm. Blutrote Sharingan, stechend, kalt. Die Zeit blieb stehen.
 

4) "Determination - Vampire Knight Guilty"

http://www.youtube.com/watch?v=b3gmuNG-k9Y&feature=PlayList&p=324C84E159732D0F&index=10
 

Es war, als hätte er eine eigene Zeitschleife geschaffen, so als würde alles einfrieren bis auf ihn selbst. Er nahm das Kunai von meinem Hals, hob seinen rechten Arm und lächelte wissend. Gebannt starrte ich auf seine freie Haut. Erst jetzt beachtete ich sie überhaupt. Seine Ärmel hatte ich zerschnitten, die gesamte Armunterlänge war für alle Blicke zugänglich. Wo war mein verdammter Verstand die letzten Minuten geblieben?!

Keine Verletzung. Keine Spuren meines Kunais. Warum war seine Haut völlig verheilt, es war erst Stunden her!

„Aber wie…?! Was hast du getan?!“

„Es gibt vieles, das du nicht weißt…“, sagte er leise und ein überlegenes Lächeln legte sich auf seine Mundwinkel.

„Nein! Nein, das kannst du nicht machen, das ist unmöglich!“ Meine Stimme tat in meinen Ohren weh.

„Das ist Teil unserer Verbindung, Sakura.“, erwiderte er vollkommen ruhig. Naruto rief etwas und lenkte mich ab. Wie dumm von mir. Itachi zog das Kunai einmal über sein inneres Handgelenk, über dieselbe plötzlich unversehrte Stelle, die feine rote Linie ließ nicht lange auf sich warten und es bildete sich ein Tropfen, der schwer wie Blei zu Boden fiel und meinen Blick zurückholte.

Ich wusste nicht, wie ich mich dem jetzt noch entziehen sollte. Gegen solch eine Übermacht hatte ich keine Waffe, gegen so viel Berechnung gab es keine Chance. Ich war mir seines Körpers in meinem Rücken zu sehr bewusst… Selbst wenn ich noch in der Lage gewesen wäre, mich zu rühren und nicht völlig erstarrt dort gestanden hätte, das Fesselungsjutsu war bereits aktiv. Dieses Mal keine Unterbrechungen oder Fehler mehr.
 

Er legte seine Arme um meine Hüfte und meinen Hals, wie ein zärtlicher Geliebter, präsentierte mich meinen besten Freunden wie einen Gegenstand. Das war es nicht, was ich mir für meine Rache gewünscht hatte…

Nicht ein Ton verließ meine Lippen, nur meine Augen waren weit aufgerissen und zeugten von all der Panik, all der Furcht, die mein Leben lang niemals etwas an der Situation geändert hatten. Schlimmer als jedes vollkommen erstarrte Tier, das sich dem Scheinwerferlicht eines rasenden, sich unaufhörlich nähernden Autos gegenübersieht und dabei in diesen wenigen Sekunden weiß, dass dies sein Ende sein wird und trotzdem nicht die Kraft findet, sich zu bewegen. Es gab keinen Ausweg mehr! Es gab keinen Ausweg mehr…und das war das Schlimmste, was es zu akzeptieren galt.

Voller Abscheu und Widerstand bis zum letzten Moment wollte ich nichts mehr, als meine Augen schließen. Doch auch das ließ er nicht zu. Er genoss mein Leiden, die Erkenntnis, dass ich verloren hatte und das Gefühl der Macht, welches ihm eine Situation wie diese sicherlich einverleiben musste, so flächendeckend wie ein Lauffeuer. Naruto und Sasuke waren so nah. Aber ich sah keinen von beiden an. Das würde ich nicht tun, sie mochten mich sehen aber ich würde sie nicht anschauen.
 

Langsam, mit Berührungen die denen einer Feder glichen, der Feder einer Krähe, strichen seine Hände über meine Schultern, meine Brust, meinen Hals, hoch zu meinen Wangen und über meine Lippen. Ich spürte seinen langsamen Atem direkt neben meinem Gesicht, spürte seine wachsende Siegesgewissheit und seine Überlegenheit, hörte wie er einmal tief den Duft meiner Haare einatmete und dann hob er seinen Arm mit dem hochgeschobenen Ärmel, hielt ihn auf meine Augenhöhe, wartete einen Moment. Schließlich näherte er sich meinem Gesicht noch mehr und dann erkannte ich mit einem Schaudern, dass er sein Handgelenk zu meinen Lippen führte. Grauenerfüllt verkrampften sich all meine Muskeln, doch selbst das konnte meinen verräterischen Körper nicht einen Millimeter bewegen. Itachi musste nicht einmal seine zweite Hand einsetzen, entsetzt musste ich mit ansehen wie mein Mund sich von selbst öffnete und meine Lippen sich teilten um das rote, rote Blut beinah gierig zu empfangen. Nein, dachte ich überwältigt von diesem Ekel, nicht gierig. Sondern durstig. So als ob mein Körper Monate darauf gewartet hätte…
 

Es kam mir vor wie Minuten, doch es konnten nur wenige Sekunden vergangen sein, seit er sein Handgelenk vor mir erhoben hatte und nun musste ich mich endlich seinem eigentlichen Vorhaben stellen. Es konnte mir nicht langsam genug gehen, ich versuchte all meine Gedanken auf die Geschwindigkeit des immer näher kommenden Lebenssaftes einwirken zu lassen, doch Itachi hatte endgültig keine Geduld mehr für seine eigenen, kranken Spielchen und innerhalb einer Sekunde spürte ich wie er seine Verletzung auf meine Lippen drückte. In diesem Moment hörte ich Sasukes und Narutos Stimme noch einmal deutlich, dann verblassten beide und versanken in der Stille um mich herum.
 


 

„Kyô-kai-ki-jun-no-jutsu“, hörte ich seine kalte Stimme flüstern. Kyô-kai. Gefühl. Herz. Ki-jun. Unterwerfung. Ergebung. Huldigung. Nimm mir alles, was ich noch habe.
 

5) "Warm Envelopment - Vampire Knight Guilty"

http://www.youtube.com/watch?v=iV18Ap9daAg&feature=PlayList&p=324C84E159732D0F&index=7
 

Sein Blut verschmierte meine Mundwinkel, ich spürte wie es an meinem Kinn herablief. Ich hätte mich gewehrt, mit aller Kraft, doch so blieb mir nur der passive Widerstand, den Itachi in meinen Augen ablesen konnte. Es amüsierte ihn noch zusätzlich, denn ein spöttisches Lächeln schmückte seine sonst so kalten Gesichtszüge, als er davon Kenntnis nahm.

Warm und metallisch füllte der Geschmack von einem Moment auf den anderen meinen Mund. Ich hatte alles darauf konzentriert, die Lippen fest zu verschließen, doch je mehr ich das versuchte, umso mehr drang hindurch. Ich wollte schreien, nicht schlucken. Ich wollte nicht schlucken. Aber ich tat es. Sogar mit Genuss. Dieser Körper tat genau das, was Itachi von ihm verlangte, er tat es sogar, als würde es ihm selbst Freude bereiten. Ich wollte nichts mehr, als diese treulose Hülle zu verlassen. Ich hatte ihn nicht getötet…noch nie zuvor hatte ich mich so erschlagen von dieser alten Erkenntnis gefühlt, erschlagen und verraten. Hatte ich ihn womöglich nicht getötet, weil ich insgeheim auf seiner Seite war? Hatte er mich mit seinem kranken Spiel gefangen? Würde ich alle anderen für diesen Moment, für eine Verbindung mit Itachi Uchiha verraten?

Ich trank sein Blut mit Genuss! Ich konnte nicht einmal mir selbst noch etwas vormachen…ich war auch eine Verräterin. Durch und durch.
 

Er ging sicher, dass ich eine Menge schluckte und nicht mehr Tropfen seines Blutes als nötig verschwendet wurden. Immer mehr, immer, immer mehr spürte ich wie es herablief und über meinen Hals strömte…

Entgegen aller Erwartungen, entgegen aller Hoffnungen wurde mir davon nicht einmal übel, was mich bitter enttäuschte. Nicht einmal das war mir vergönnt. Es war, als ob mein Körper sich geradezu nach dieser Bindung gesehnt hatte, als ob er es ohne dass ich es überhaupt ahnte kaum noch hatte aushalten können und langsam aber sicher spielte mein Wille auch nicht mehr ganz so, wie er es zuvor getan hatte. Mein Widerstand bröckelte, die gefährliche Süße breitete sich weiter aus, vernebelte meine Sinne und selbst wenn mir dieser Prozess vollkommen bewusst war, merkte ich doch, wie ich nicht mehr dagegen ankam. Ich konnte es nicht verhindern.

Noch immer zwang er mich zu schlucken und je mehr ich trank, umso schneller veränderte sich alles…
 

Meine Lider schlossen sich, Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf. Es war wie ein Déjà-Vu obwohl ich niemals zuvor in meinem Leben jemals etwas Ähnliches durchgemacht haben konnte. Dies war eine Premiere. Dennoch hätte ich geschrien, wenn mein Mund nicht voller Blut gewesen wäre, als ich ein Bild von Sasuke sah, dass ich mit keiner Erinnerung, mit nichts verbinden konnte. Ich hatte ihn erst vor wenigen Monaten das erste Mal gesehen aber in diesem Bild war er viel jünger. Doch eine Erinnerung? Sie verschwamm und verwischte, dann war sie weg. Keine Erinnerung.

Daraufhin wurde ich erschlagen von unheimlich vielen Bildern Itachis. Immer schneller, immer bunter wirbelten sie durcheinander und nahmen mir den Rest meiner Vernunft. Und ohne Vorwarnung, ohne Ankündigung, wurde alles blutrot. Dann schwarz. Vollkommen schwarz.
 

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Okay…ich gebe es zu. Dieses Kapitel ist geprägt von Vampire Knight Musik aber ich finde sie wirklich sehr inspirierend was diese tragischen Szenen betrifft…wie auch immer, das war also das neue Kapitel. :-) Wer es gelesen hat, vielen Dank :D und wer auch noch kommentiert, DANKE! Das nächste Kapitel wird sehr bald folgen, ich verspreche es ehrlich, denn an sich ist es schon fertig. Ich feile noch etwas. Kommt ganz darauf an, ob ihr mit dieser Richtung in die es geht, etwas anfangen könnt oder nicht…denn wenn nicht muss ich an den anderen Teilen noch was ändern…seufz ;-) Habt einen schönen Abend! ^^

78 "Blutrausch" Sasukes Kapitel

...

Hm. Hey. :-)

Wie beginne ich jetzt am Besten? Vielleicht mit der allgegenwärtigen Entschuldigung. Ihr wisst hoffentlich alle, wie schrecklich leid es mir tut, dass sich diese beiden Kapitel so lange hingezogen haben. Ich habe eben mal nach dem letzten Update Datum gesehen und es ist tatsächlich ein halbes Jahr her, was mich doch etwas überrascht. Ein halbes Jahr...ich bin mir bewusst, dass es nicht die feine Art ist euch so lange warten zu lassen, bitte nehmt es mir nicht allzu übel.

"Der Trank der wahren Gefühle" ist eine Geschichte, die ich zeitgleich mit dem "Veröffentlichen" geschrieben habe und daher hatte ich zu keiner Zeit einen Vorsprung, damit die Updates sich in einem relativ regelmäßigen Zeitraum hielten, so wie es ganz am Anfang noch war. Manchmal hätte ich die Geschichte lieber bereits abgeschlossen, bevor ich sie hochgestellt hatte aber durch all eure Anregungen und Tipps und all die lieben Worte und das Interesse habe ich viel mehr gelernt, als es mir anders möglich gewesen wäre. Ich bedanke mich von ganzem Herzen für eure Unterstützung und all die Nachsicht, die ihr mit mir gehabt habt.
 

In diesem halben Jahr hat sich so einiges angesammelt, was ich sonst in kürzeren Vorworten geschrieben hätte aber da die beiden Kapitel jeweils auch noch so extrem lang geworden sind, bitte ich auch hier um Nachsicht für mein langes Gefasel. An dieser Stelle möchte ich auch gleich noch sagen, wie überrascht ich war, als ein paar von euch mir über die Monate hinweg immer mal wieder geschrieben haben, um zu hören wann es weitergeht, um mit mir zu schimpfen weil ich so langsam bin und um mich wieder aufzubauen, wenn ich nicht wusste, wie es weiter gehen sollte. Ich danke euch sehr dafür, es hat mir definitiv geholfen. :-)
 

Diese beiden Kapitel sind die letzten der gesamten Geschichte. Hier endet also der Hauptteil von "DTDWG", was hiernach noch folgt sind die beiden Epiloge für Kakashi und Sasuke, ehe ich diese Fanfiction endgültig abschließe. Nach über 1 1/2 Jahren. Wahnsinn. :D

Für alle, die nicht genau wissen, warum ich dieses Kapitel in zwei Varianten geschrieben habe, noch einmal kurz die Erklärung.

Zu Beginn dieser Geschichte, als überhaupt nicht klar war, wohin das alles eigentlich führen sollte und ob überhaupt etwas daraus wird, habe ich Sakura sowohl für Kakashi als auch für Sasuke Gefühle entwickeln lassen und schon bald haben sich die Leser in zwei Gruppen gespalten und für ihr jeweiliges Lieblingspair gehofft. Euer Engagement ist großartig, nebenbei bemerkt :-) Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, war aber schon bald der Meinung, dass niemand "umsonst" all die Kapitel lesen sollte, nur um letztlich nicht sein Wunschpair zu bekommen, also entstand die Idee der zwei Enden. Und hier sind sie nun.
 

Der Entstehungsprozess war lang und anstrengend. :D aber ganz ernsthaft, ich habe nicht umsonst ein halbes Jahr gebraucht. Ich habe noch nie zuvor eine Geschichte wirklich veröffentlicht und noch nie zuvor überhaupt irgendwelche Leser gehabt. Das hier ist etwas Neues für mich, vor allem das Verfassen eines würdigen Endes für 77 Kapitel durchwachsener Qualität (der Anfang...gah!) und deshalb habe ich das alles hier bestimmt an die eine Million mal komplett umgeschrieben. Ich gebe zu, dass ich mir ein paar Sorgen mache, was eure Reaktionen betrifft, wenn es denn welche gibt, nach all dieser Zeit. Es ist nicht leicht, es möglichst allen Recht zu machen und ich bewundere jeden, der das geschafft hat. Wenn es aber auch nicht nur darum geht, es dem Großteil Recht zu machen, so hoffe ich doch, dass ich mit diesen Kapiteln etwas ausdrücken kann und Reaktionen irgendeiner Art hervorrufe :D Natürlich freue ich mich sehr, wenn die Mühe nicht umsonst war. Aber ich bin auf jeden Fall stolz darauf, es endlich so weit geschafft zu haben, dass das Ende für diese doch sehr lange Geschichte unmittelbar bevorsteht. Und ich habe mit diesem Ende eine Menge gelernt.
 

Bevor ich hier aber zu einem Schlusswort komme, dass ich mir lieber für die Epiloge aufspare, wollte ich noch zwei andere Dinge ansprechen.
 

1) Neubearbeitung der gesamten Geschichte

2) Fanfiction Emmy Verleihung
 

Erst einmal die Ankündigung, dass ich begonnen habe, "DTDWG" anzugleichen, also das Niveau auf dieselbe Höhe zu bringen, damit der Anfang mich nicht mehr so schrecklich aussehen lässt. Ich hasse den Anfang, Leute, ganz ehrlich, er ist furchtbar und ich denke jedes Mal wieder, wie viel Glück ich gehabt habe, dass ihr trotzdem weitergelesen habt, bei den Massen an FFs die es hier gibt...

Diese Bearbeitung wird allerdings erst dann voran kommen, wenn die Epiloge auch hochgeladen sind, damit eure Wartezeit nicht noch desaströser wird. :-)
 

So und dann, natürlich, zweitens, der Fanfiction General Award.

Wahnsinn.

Vor ein paar Wochen habe ich durch Zufall etwas darüber gelesen und mir die ganze Sache mal angeschaut. Für die unter euch, die nicht wissen, wovon ich rede ( vor ein paar Wochen hätte ich laut "hier" geschrien ;-) ), diese Geschichte hat eine Website: http://www.fanfictionemmy.de.vu/ und da steht eigentlich alles erklärt. Kurz gesagt hat man dort einige Kategorien für verschiedenste Fanfictions eingerichtet und wie ich das verstanden habe, konnte man dann in einem bestimmten Zeitraum für seine Favoriten stimmen. Ich habe das Ganze erst lange danach entdeckt aber ich war absolut überwältigt, als ich meinen Namen zwischen den Nominierten gelesen habe.

Wer auch immer mich erwähnt hat, ich fühle mich wahnsinnig geehrt. Ich danke euch allen vielmals und lasst euch gesagt sein, ich habe mich sehr gefreut.
 

Und wo ich das jetzt alles gesagt habe :-) Noch etwas zu diesem Kapitel speziell.

Vor euch befindet sich Sasukes Kapitel und demnach geht es auch mehr um die Beziehung zwischen Kakashi und Sakura. Der Anfang ist bei beiden Kapiteln weitestgehend gleich, bis dann irgendwann der Teil kommt, der sich größtenteils meilenweit voneinander unterscheidet. Wer beides lesen möchte, umso besser, denn ich würde zu gern hören, wie ich mich dabei angestellt habe.
 

Ihr seid der Grund für das Alles.

Habt vielen Dank!
 

PinkLady18 <3
 

Und hier wie immer, für jeden der mag,

die Musik:
 

1) "The Duchess - Awakening"

http://www.youtube.com/watch?v=cwx49lszv_o&feature=PlayList&p=C2D45EB92D6D381C&index=6

2) "The Fountain - Finish It"

http://www.youtube.com/watch?v=vfybcej2F-M&feature=related

3) "Erik Satie - Gnossienne no 3"

http://www.youtube.com/watch?v=r_w_lckqz8A

4) "The Fountain - The Last Man"

http://www.youtube.com/watch?v=dG0bh9fTQts&feature=related

5) "The Village - Race To Resting Rock"

http://www.youtube.com/watch?v=uEsX10jzR6Y

6) "Counting Crows - Colorblind"

http://www.youtube.com/watch?v=Jh8rzYcT2Kg

7) "The Fountain - Together we will live forever"

http://www.youtube.com/watch?v=jZW4PCaxGS8

8) "The Fountain - First Snow"

http://www.youtube.com/watch?v=TTWh0HCqpgw&feature=related

9) "Terminator 3 OST - Radio"

http://www.youtube.com/watch?v=upHOVfgYG_A

10) "Coldplay - The Scientist"

http://www.youtube.com/watch?v=8p3ansTAQdg

oder

http://www.youtube.com/watch?v=tmjPrdTNxQ0

11) "Cast Away Theme"

http://www.youtube.com/watch?v=Hb2-0aAmyAI
 

Ich gebe zu, es sind eine Menge Songs geworden...aber das Kapitel ist auch sehr lang. :-)

Jedes Lied ist im Text noch einmal unter seiner Nummer gekennzeichnet.
 

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Am Ende wird alles gut sein.

Und wenn es nicht gut ist,

dann ist es noch nicht das Ende.
 

78 „Blutrausch“ Sasukes Kapitel
 

1)

Ich fühlte mich leicht. Sorglos. Wie betäubt. Mein Kopf war voller Nebel, der alles leicht dämmrig machte. Nur der Geschmack auf meiner Zunge war seltsam, metallisch und fremd… Notgedrungen schluckte ich und würgte, als, was auch immer in meinem Mund gewesen war, nur langsam und zähflüssig meinen Hals herunterlief. Ich schnappte nach Luft und mit dem frischen Sauerstoff in meinen Lungen kam auch der Rest meiner Wahrnehmung zurück und ich konnte mich genauer auf meine Umgebung konzentrieren. Da waren warme Hände um meine Taille, die mich stützten, als ich für einen Moment überwältigt in die Knie sank und jemand drückte mich an seine Brust und hielt meinen Rücken in einem festen Griff aufrecht. Benommen dachte ich an den störenden Geschmack in meinem Mund zurück, der sich noch immer auf meinen Lippen hielt und versuchte, Genaueres herauszuschmecken. Doch ich wurde umgedreht und unterbrach mein Vorhaben, fasziniert von den Händen, die zu meiner Hüfte wanderten. Es waren kraftvolle Hände, mit langen Fingern und nur wenigen Narben darauf, Hände die man selten an einem Shinobi sah. Langsam ließ ich meinen Blick schweifen und blinzelte den Schleier in meinen Augen weg, ich folgte den geschwungenen Armen, überflog den Hals und dann versank ich tief in den Augen des Mannes direkt vor mir. So dunkel.

„Sakura?“ Eine dunkle Stimme, geheimnisvoll und verschlossen. Sie klang wie ein gut gehütetes Geheimnis und versprach tausend Dinge zugleich. Ich hatte sie millionenmal gehört und doch noch nie zuvor…allein dieser Klang reichte aus um mein Herz schneller schlagen zu lassen. Erstaunt legte ich meine eigene Hand auf meine Brust. Es war ein fremdes und gleichzeitig sehr vertrautes Gefühl. „Weißt du wer ich bin?“

Er barg mein Gesicht in seiner Hand und ich lehnte mich ihr entgegen ohne es wirklich steuern zu können, mein Blick flog zurück zu seinen Augen. Sie waren so bildschön, wie gemalt. Wusste ich wer er war? Seine Fingerkuppen strichen federleicht über meine Wange und hinterließen eine prickelnde Gänsehaut. Ich schauderte. Kannte ich ihn? Ich hatte keine Erklärung für das, was ich fühlte, aber es schien alles so richtig, so perfekt…es war mir vollkommen gleich. Logik war machtlos gegen solche Faszination.

Langsam hob ich meine rechte Hand und zögerte kurz vor seinem Gesicht. Diese Augen ließen mich nicht los…

Seine Haut sah aus wie Eis und als wäre sie aus eben diesem gemacht, schwebten meine Finger darüber, bebend unter dem berauschenden Verlangen über diese Kälte zu streichen. Die Berührung ließ mich zusammenzucken, sein Chakra hatte eine mächtige Aura und seine Haut war warm

Ich machte unter seinen wachsamen Blicken einen hastigen Schritt zurück. Meine Hände zitterten noch immer. Mein Atem ging unregelmäßig. Ich starrte erschüttert zu Boden, lauschte meinem klopfenden Herzen und versuchte meine Gefühle zu ordnen. Natürlich wusste ich, wer er war.

„Dein Name lautet…Itachi…“, hörte ich mich selbst leise sagen.
 

Einer seiner Mundwinkel zog sich zu einem hinreißenden Lächeln in die Höhe und seine Augen loderten auf, als er seinen Triumph bestätigt sah. Seinen Triumph? Ich hatte keine Ahnung, woher dieser Gedanke gekommen war und tat ihn rasch beiseite. Die Wärme, die von seinem Körper ausging, forderte meine Aufmerksamkeit. Es war mehr als normale körperliche Wärme, es war wie ein Magnet, der mich unaufhörlich anzog, immer stärker, immer fordernder. Ich sah keinen Grund, dem nicht nachzugeben. Also trat ich vor und spürte augenblicklich wie mein Wunsch, ihm nahe zu sein sich noch steigerte. Ich machte noch einen Schritt und fühlte die Hitze in meinem gesamten Körper, dann legte ich meine Arme um ihn und seufzte befreit bei der Berührung. Unsere Chakren passten perfekt zusammen, streckten sich einander entgegen um die Verbindung noch zu vertiefen...

Er drückte mich an sich und die Haare in meinem Nacken stellten sich auf. Seine Nähe nahm etwas von all der Verwirrung und beruhigte mich, aber gleichzeitig hätte mein Herz nicht schneller schlagen können…

„Sakura…“

Er lachte leise und ich schauderte ein weiteres Mal. Nie zuvor hatte sich etwas so unglaublich angefühlt. Einmalig. Vollkommen. Ich hob den Kopf und sah auf zu seinem perfekten Gesicht. Erneut übermannte mich ein fremdes, besitzergreifendes Verlangen und ich senkte fahrig den Blick, da spürte ich seine Hand an meinem Kinn. Überrascht hielt ich inne und blickte ihn fragend an. Er strich mit einem Finger darüber, dann hob er ihn und hielt ihn vor mein Gesicht. Blut?

Verwirrt wischte ich mit meiner eigenen Hand über mein Kinn. Als ich sie prüfend betrachtete, war meine Handfläche blutig verschmiert. Eiseskälte lief meinen Rücken entlang und mein Herz setzte aus, ein Gedanke, viel zu schnell um ihn begreifen zu können ließ mich entsetzt aufkeuchen, doch ebenso schnell war er wieder verschwunden. Ich starrte voll Abscheu auf die roten Spuren und hörte mein hämmerndes Herz in meinen Ohren.

„Was…?!“

„Shhh…ist schon gut. Lass mich das entfernen.“ Ich konnte den fremden Gedanken nicht mehr fassen, so sehr ich danach suchte und seine Stimme beruhigte meine Nerven augenblicklich.
 

Er hob noch einmal seine Hand, wischte wieder über mein Kinn und hob sie dann zu seinem Mund, während ich vollkommen still stand und ihn dabei beobachtete. Ohne seinen Blick nur einmal von mir zu nehmen, leckte er jeden Tropfen Blut von seinem Finger und ich konnte spüren, wie meine Wangen von einem tiefen Rot bedeckt wurden, wollte mich abwenden und konnte doch nicht wegschauen. Er lächelte, fuhr mit seinem Daumen über die verbliebenen Blutspuren in meinem Gesicht und lehnte sich vor. Mein armer Herzschlag verdoppelte sich sofort wieder. Seine Lippen berührten beinah die meinen, feine Chakrablitze leuchteten zwischen uns auf und knisterten in meinen Ohren…so nah…
 

„Sakura!“
 

Ich schüttelte den Kopf, darauf bedacht, diesen so kostbaren Moment nicht zu unterbrechen und schloss die Augen...

„Sakura!!“

Schweren Herzens gab ich nach und wandte mich um, in Richtung der dumpfen Rufe, die so weit weg klangen als befände ich mich unter Wasser. Ich erstarrte bei dem Anblick, der sich mir nun bot. Bisher hatte ich nur Itachi angesehen, hatte mich gar nicht von ihm losreißen können, geschweige denn wollen, doch dieses neue Bild und diese Stimme alarmierten mich…

Ein fließender Schleier umgab uns beide, er glänzte golden und blendete mich, doch dahinter konnte ich Umrisse ausmachen, die immer wieder verzerrt wurden, als die Barriere von Erschütterungen getroffen wurde. Ich kniff die Augen zusammen, um mehr zu erkennen, als Itachi mich zu ihm zurück drehte. Er griff in mein Haar, seine Hand wanderte in meinen Nacken und er zog meinen Kopf in einer schnellen Bewegung näher zu sich heran…nur zu gern ließ ich mich von dem Schleier ablenken und lehnte mich ihm entgegen.
 

„Nimm deine Hände weg von ihr! Sakura, tu das nicht!“

Plötzlich war die Stimme ganz nah und klar, ein Geräusch von tausend Scherben die zu Boden fielen klirrte in meinen Ohren und Itachi ließ mich los. Wie in Trance schüttelte ich noch einmal den Kopf und sah mich gerade rechtzeitig um, um zu sehen wie die Reste der goldenen Barriere in sich zusammenstürzten und den Blick auf eine Lichtung mitten in einem kahlen Wald freigaben. Ein blonder Haarschopf tauchte blitzschnell vor mir auf und ich wich zurück.

Naruto? Was…?! „Naruto!“

Er drehte sich um, stand nun zwischen Itachi und mir und riss die Augen auf.

„Sakura, du bist wieder…“

„Vor dir Dobe!“ Sasukes Stimme hallte über die Lichtung, Naruto schnellte zurück und parierte einen Angriff Itachis. Ich hob die Hände an meinen Kopf. So verwirrend.

„Sakura, ist alles in Ordnung mit dir?“ Zweifelnd sah ich auf und fand ihn ein paar Meter von mir entfernt, Itachi direkt hinter ihm.

„Ich bin nicht sicher…“, flüsterte ich langsam, mein Blick flackerte zu Itachis roten Augen, die direkt auf mir lagen. Rot, nicht mehr schwarz. Es war reines Chaos. „Ich bin nicht sicher…“
 

Sasuke tauchte aus dem Nichts auf und zerrte mich mit sich, trennte unseren Blickkontakt. Die Verwirrung blieb. Er redete auf mich ein, gab mir kurze Anweisungen, doch ich konnte nicht folgen, er wollte dass ich zurück nach Konoha rannte, das war deutlich aber zwischen all dem Durcheinander und den vielen, vielen Fragen wusste ich eines ganz sicher: Dieses Mal würde ich sie nicht allein lassen. Ich unterbrach ihn, indem ich sein Handgelenk umgriff und den Kopf schüttelte.

„Naruto kämpft völlig allein gegen Itachi.“, erinnerte ich ihn mit klarer Stimme. Er starrte mich an, dann machte er seinen Arm unsanft los und trat einen Schritt zurück.

„Verschwinde von hier…“, wiederholte er mit erbarmungslos funkelnden Augen, dann stürmte er zu Naruto und Itachi. Ich konnte sie nicht damit allein lassen. Ganz gleich, was mit mir geschehen, was aus meiner Erinnerung verschwunden war, dieses Mal würde ich bleiben.

Aber als ich einen Schritt nach vorn machte, schwankte die Lichtung plötzlich und ich musste mich an einem Baum festhalten. Nur langsam wurde alles klarer, ich machte zwei Schritte weiter. Dann trugen meine Beine mich nicht mehr und ich fiel auf die Knie.

„Sakura!“, hörte ich Narutos Stimme rufen und fühlte Sekunden später einen Körper im Rücken, gegen den ich mich ohne Zweifel daran, dass es Naruto war, lehnte, als aus dem Nichts ein Feuer durch meine Adern schoss und plötzlich wieder alles Kopf stand. Ich zuckte zusammen.
 

„Beweg dich nicht.“

Seufzend schloss ich die Augen und ließ mich vollends zurück fallen, die Anspannung verließ meinen Körper...

„Lass sie los!“ Ein verzweifelter Schrei und diese Stimme überschlug sich vor Sorge und Wut. Ich runzelte die Stirn. „Fass sie nicht an!“

„Sakura, du musst weg von ihm!“, brüllte die zweite, hellere Stimme. „Verschwinde von dort!“ Ich richtete mich auf und öffnete die Augen. Doch Itachis Hand hielt mich zurück, bestimmend lag sie um meinen Oberkörper und hielt mich an seine Brust gedrückt. Es war unmöglich, der Verbindung zwischen uns zu widerstehen. Erneut knisterte die Luft um uns herum und die blauen Blitze flackerten über sein Gesicht.

„Ich verstehe es nicht…“, hörte ich mich selbst flüstern. „Was passiert hier?“

Unsere Blicke trafen sich und ich riss den Mund auf. Seine roten Augen strahlten wie Glut, hypnotisch, schoss es mir durch den Kopf, giftig…und plötzlich konnte ich mich nicht mehr bewegen. Er lockerte seine Hände um meine Oberarme, legte sie auf meinen Rücken und unter meine Beine, dann hob er mich hoch. Er setzte an, auf die nahestehenden Bäume zu springen, als ein lautes Kreischen hinter mir erklang.

Ich erkannte sofort das Chidori und auch Itachi blickte auf und an mir vorbei. Im nächsten Moment riss er mich mit sich herunter und wich einem hellen Lichtblitz aus. Meine Haare wirbelten durcheinander, als ich zu Boden stürzte und Itachi seinen Griff verlor, während er sich selbst verteidigte. Ein Feuerjutsu ließ die Luft flimmern. Ich prallte hart auf dem Boden auf, rollte ein Stück und blieb dann vollends liegen, kaum in der Lage den Kopf zu heben. Eine blaue Chakrakugel kam in mein Sichtfeld und zog an mir vorbei.

Für einen Augenblick spürte ich zwei Paar Hände auf meinen Armen. Es fühlte sich an wie eine kleine Explosion, der Höhepunkt der Verwirrung in Kombination mit den Schmerzen...wie Feuer und Eis zugleich. Wie Sonne und Mond. Wie Sommer und Winter. Mein ganzer Körper stand unter Strom und meine Augen fielen zu.
 

Und plötzlich war die Zerrissenheit schlagartig verschwunden.

Ein Paar Hände verlor seinen Griff und jemand anderes als Itachi zerrte mich fort. In der einen Sekunde spürte ich das Verlangen zu ihm zurück zu laufen beinah körperlich, in der anderen wollte ich so weit weg wie möglich. Mein Kopf kippte nach hinten, meine Arme fielen schlaff herab und erst an dem vertrauten Geruch erkannte ich, dass es Sasuke war, der mich mit sich schleifte. Im Hintergrund hörte ich wie Naruto sein Rasengan einsetzte. Sasuke setzte mich rasch ab und ich ächzte leise unter dem Aufprall. Matt öffnete ich die Augen, blinzelte und fand ihn, wie er neben mir kniete und meinen Körper nach Verletzungen absuchte.

„Ich bin nicht verletzt…“, hörte ich meine eigene Stimme lallen. Er reagierte nicht, hob meinen linken Arm und überflog ihn rasch, ehe er sich dem rechten zuwandte. Ich unterdrückte ein schmerzerfülltes Wimmern und kämpfte gegen den hämmernden Kopfschmerz an, der das Reden erschwerte. „Sasuke, ich bin nicht verletzt.“

Flüchtig wandten sich seine roten Augen mir zu und ich starrte ihn an. Natürlich hatte er das Sharingan aktiviert. Er sah damit nur so…er sah so sehr aus wie Itachi. Der Moment verschwand wieder, als er sich über mich beugte und meine rechte Seite inspizierte. Betäubt lag ich da und versuchte, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, insbesondere dass Sasuke hier bei mir war, während Naruto demnach zurzeit allein gegen Itachi kämpfte. Allein der Gedanke daran schnürte mir den Hals ab und mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, sodass die anderen Schmerzen in den Hintergrund gerieten. Itachi wollte den Kyuubi und damit Naruto und selbst wenn er sich hauptsächlich auf mich konzentrierte war es Wahnsinn, meinen besten Freund einfach allein zu lassen und ihn damit einem seiner größten Feinde zu überlassen.

Ich hob eine Hand und verbarg das verräterische Zucken, das die Bewegung hervorrief, indem ich Sasukes Handgelenk umgriff. Er drehte den Kopf zu mir. Seine Augenbrauen senkten sich leicht, als er meinen eindringlichen Blick bemerkte.

„Naruto ist…!“
 

Ehe er etwas erwidern konnte, riss er mich zur Seite und Itachi und Naruto zogen an uns vorbei, Naruto war immer zwischen ihm und mir, ließ ihm keine Lücke und keinen Weg. Ich setzte mich rasch auf und sah ihnen besorgt hinterher, ehe schwarze Punkte vor meinen Augen tanzten, weil ich zu schnell die Position gewechselt hatte. Ich schloss die Lider, atmete tief ein und aus und legte eine Hand auf meinen Nasenrücken. Dennoch entging mir nicht, dass Sasuke nichts gesagt hatte.

„Sasuke, es geht mir gut.“, wiederholte ich noch einmal und richtete mich vollends auf. Er kniete noch immer neben mir und warf einen flüchtigen Blick auf die beiden Kämpfenden. Sie waren schnell und ich verlor sie immer wieder aus den Augen aber die Kampfgeräusche sprachen für sich. Diese Sache war verdammt ernst. Mit einer Eindringlichkeit, die mich überraschte, wandte er sich mir zu und sein Blick war eindeutig wütend, wenn er es auch nicht anhand seiner Mimik erkennen ließ, die wie so oft ausdruckslos und kalt war.

„Du bist hier keine Hilfe.“ Ich zog zischend die Luft ein und starrte ihn kreideweiß an. „Du kannst nicht gegen ihn kämpfen aber er benutzt dich immer wieder, vor allem als Druckmittel gegen uns, gegen mich.“ Atemlos lauschte ich seiner berechnenden Stimme. „Es gibt nichts zu diskutieren, du wirst sofort von hier verschwinden, wenn dein Kreislauf wieder stabil ist.“

Narutos Schrei zerriss die trügerische Ruhe und wir beiden rissen den Kopf herum um zu sehen, dass er blutete aber aufrecht stand und erneut auf Itachi losging.

„Ich lasse euch nicht allein.“, zischte ich entschlossen zurück, plötzlich sehr wohl fähig Worte zu finden. Sasuke knurrte leise, ebenso wie ich wollte er keine Zeit mehr verschwenden.

„Sakura, jeden Moment wird er das Jutsu vollenden und du kannst nichts gegen ihn ausrichten. Wenn du bleibst…“

„Was soll das heißen, ‚er wird das Jutsu vollenden‘?“, unterbrach ich ihn entsetzt. Er schenkte mir einen Blick, der sehr an Mitleid erinnerte, wenn ich nicht gewusst hätte, das Sasuke so etwas niemals zeigte. „Er hat es doch bereits beendet, Sasuke!“ Ich hörte selbst wie armselig das klang. Und ich wusste genau, wie sehr ich mir wünschte, dass er meine Worte bestätigen würde. Er schüttelte den Kopf.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ihm das hier reicht?“ Er deutete auf mich und ich sah an mir herab um schließlich wieder ihn zu fixieren. „Sobald er dich berührt, wirst du zu seinem treuen Schoßhündchen. Und das ist noch längst nicht das Schlimmste, was er mit dir machen kann.“, fuhr er bitter fort und ich sackte zurück auf meine Knie, geschockt von seiner Beschreibung und ebenso geschockt, dass ich nicht wusste, wovon er sprach.

„Was meinst du damit? Was passiert, wenn er mich…berührt?“, fragte ich so leise, dass er mich kaum hören konnte. Er seufzte schwer.

„Geh jetzt, Sakura… Naruto kann nicht ewig meinen Platz einnehmen...“ Als ich nicht reagierte, zog er mich kraftvoll auf die Beine, sodass ich taumelte, ehe ich mein Gleichgewicht wiedergewann. „Das hier ist kein Spiel.“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und jetzt klang er auch wütend. Aber ich konnte sie nicht verlassen.

„Wenn du nicht freiwillig gehst, dann wird Naruto dich fortbri…“ Der Rest ging in einem abgehackten Aufschrei von Besagtem unter.
 

Als ich den Kopf herumriss, hörte ich sein schmerzerfülltes Stöhnen. Erschüttert sah ich wie Itachi Naruto zu Boden warf und mehr als nur ein paar Shuriken in seiner Brust steckten. Das nächste zielte direkt auf sein Herz, Itachi trat noch weiter vor.

„Naruto, nein!“ Ich setzte nach vorn, plötzlich zurückgehalten von Sasukes ausgestrecktem Arm. „Sasuke…“ Meine Stimme war nur ein entsetztes Flüstern, als ich erkannte, dass er ihm nicht helfen würde.

„Er ist hinter dir her, es wäre genau das was er will, dich jetzt allein zu lassen.“ Ich blickte über seine Schulter und fühlte eine furchtbare Hilflosigkeit in mir aufwallen. Naruto sah seinem Gegner direkt entgegen, seine blauen Augen leuchteten, während er auf diesen tödlichen letzten Schlag wartete. Sasuke drehte den Kopf zu ihm.

„Naruto!“ Ich warf mich gegen Sasukes Arm, zerrte an seinem Ärmel und fand mich schließlich in einem Griff wieder, der mir nicht einmal genug Raum zum Atmen gab.

„Warte.“, knurrte er unterdrückt. „Warte, Sakura.“

Ich hörte ihm nicht zu, ich kam nicht weg, konnte ihm nicht helfen, konnte nur zusehen…hilflos zusehen. „Naruto!

Das Kunai in Itachis Hand blitzte auf, als er es herabsenkte. Ich war unfähig meine Augen zu schließen und sah voller Entsetzen, wie es Narutos Brust erreichte…

Ein Schatten tauchte in meinem Sichtfeld auf und ein sehr vertrautes Klingen hallte in meinen Ohren nach, als Itachis Kunai geblockt wurde. Adrenalin strömte durch meine Adern, Erleichterung mischte sich mit Schock als Itachi aufschaute und Narutos Augen sich schlossen und sein Kopf zur Seite fiel. Ich fixierte den Mann neben ihnen, atemlos. Er richtete sich auf, ein weißes Katana vor sich erhoben und hob den Kopf…
 

Es war Kakashi.

Völlig überfordert hörte ich auf gegen Sasukes Griff anzukämpfen und konnte nichts weiter tun, als das Bild vor mir anzustarren. Itachis Mundwinkel verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln und dann schenkte er mir einen Blick, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Blick, der mehr sagte als jedes Wort. Jetzt war auch er Itachi ausgesetzt. Auch Kakashi…

Mein Herz fühlte sich an, als würde es jeden Moment stehen bleiben, als ich ihn genauer musterte und ihn dabei doch nicht wirklich sah. Hier? Jetzt? Wie war das möglich? So lange Zeit hatte ich ihn nicht gesehen. Ich hatte ihn verletzt, verraten und verlassen und plötzlich war er hier.

„Kakashi…“ Er wandte den Kopf und erblickte Sasuke und mich. Ich zuckte zusammen, als ich sah wie blass er war. Sasuke lockerte seinen Griff etwas und ich schnappte nach Luft, mir nicht bewusst, wie lange ich nicht geatmet hatte.

„Ich sagte doch, warte.“, grollte er leise. „Wir haben das Dorf informiert, sobald wir deine Spur hatten. Kakashi gehört zu unserer Verstärkung.“ Sprachlos lauschte ich seiner Erklärung. Verstärkung? Sollte doch nicht alles umsonst gewesen sein?

Naruto ächzte leise und seine Lider flatterten, Kakashi sah herab und auch mein Blick zuckte zu ihm, als ein Windstoß an mir vorbei zog und Sasuke mich augenblicklich hinter sich drängte. Instinktiv hob ich ein Kunai und stellte mich an seinen Rücken.

„Ich bin dein Gegner, sie hat nichts damit zu tun.“ Ich riskierte einen Blick an Sasuke vorbei und nahm Itachis noch immer vorhandenes Lächeln wahr, als er ihn auffing. Er wirbelte ein Kunai in der rechten Hand, warf es und fang es wieder auf. Das Metall glänzte in der Sonne.

„Keine Sorge, Sasuke.“ Er lachte leise auf. Eine Gänsehaut lief über meinen Rücken, Sasukes Schultern hinter mir spannten sich an. „Du stehst ebenso auf meiner Liste, wie sie.“ Er nickte mit dem Kopf in meine Richtung und alle meine Muskeln zogen sich schmerzhaft zusammen, als ich seinem Blick auswich und Sasukes Rücken fixierte. „Nur steht sie weiter vorn als du, warte bis du an der Reihe bist.“

Sasukes Hände ballten sich zu Fäusten.

Er stürzte auf seinen Bruder zu und Itachi reagierte nicht weniger schnell, Sasukes Kusanagi traf klirrend auf nicht mehr als ein Kunai und trotzdem stoppte Itachi jeden Angriff mit nur einer Hand bis meine normalen Augen diesem Kampf nicht mehr folgen konnten. Ich machte ein paar Schritte zurück, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm und den Kopf herumriss. Vier ANBU setzten an mir vorbei und visierten Itachi und Sasuke an. Fassungslos verfolgte ich wie Itachi sich ihnen zuwandte und dennoch nicht von Sasuke getroffen wurde.

Die Gruppe entfernte sich rasch und verließ schließlich die Lichtung, verschwand immer mehr zwischen den Bäumen bis ich sie nicht mehr sehen oder hören konnte. Ich war völlig erstarrt, als wie ein Blitz die Erinnerung an Naruto auf dem Boden zu mir zurückkehrte.
 

Ich drehte mich um und erblickte erleichtert wie Naruto sich gerade aufsetzte, Kakashi kniete neben ihm und stützte seinen Rücken. Er redete rasch auf ihn ein und Naruto nickte langsam. Die Stirn voller Sorgenfalten überbrückte ich schnell den Abstand zwischen uns und kniete mich auf Narutos andere Seite. Kakashi verstummte abrupt und ich spürte seinen Blick auf mir ruhen, doch ich konzentrierte mich stur auf meinen besten Freund vor mir.

Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und seine Hände zitterten, so sehr er auch versuchte es zu verbergen. Tränen der Wut und Trauer schlichen sich in meine Augen, ehe ich sie wegblinzelte.

Seine Brust war voller Blut. Er musste große Schmerzen haben.

„Naruto, hast du starke…“

„…reicht mir nicht, wie viel genau? War es genug?“ Ich hatte nicht gehört, dass die beiden ihr Gespräch fortgesetzt hatten aber sie schienen mitten in einer Befragung zu sein. Nur dass die Befragung wie ein Verhör klang. Kakashi sah nicht mehr mich an, dafür fixierte er eindringlich Naruto und dieser schaute nun ebenso ernst zurück. Ich wandte mich wieder Narutos Verletzungen zu, schnitt vorsichtig sein Shirt auf und musterte flüchtig seinen Oberkörper, dann legte ich beide Hände sanft auf seine Brust, schloss die Augen und tastete mich so schnell wie möglich zu den wichtigsten Organen vor.

„…es war definitiv sehr viel.“ Naruto senkte die Stimme zu einem zornigen Flüstern. „Wir konnten ihn nicht dabei unterbrechen, so sehr wir es auch versucht haben aber er hielt ein Kunai an ihren Hals und hatte diese Wand aufgebaut, wir haben sie nicht zerstören können bis er abgelenkt war…“

„Dann ist es nicht mehr rückgängig zu machen…“ Kakashi fuhr sich seufzend durch die Haare, die sofort wieder nach vorn fielen. „Aber ich bin sicher, ihr habt ihn rechtzeitig unterbrochen, ehe er beenden konnte, was er angefangen hat…“ Naruto nickte knapp und kniff ein Auge zusammen, als ich eines der Kunais herauszog und im selben Moment Chakra in die Wunde fließen ließ. „Der Beweis dafür sitzt hier vor uns.“ Er schenkte mir ein mattes Lächeln. Was hatte ich verpasst?

„Deine inneren Verletzungen, wenn du denn welche hattest, hat der Kyuubi bereits geheilt.“, erklärte ich rasch, als die beiden für einen Moment schwiegen und entfernte das letzte von fünf Shuriken. Kakashi richtete sich auf und griff nach seinem Katana.

„Zumindest eine gute Nachricht… War das alles?“ Ich schaute verwirrt zu ihm auf aber er konzentrierte sich noch immer auf Naruto, dessen Mund sich zu einem schmalen Strich verzogen hatte, als er erneut kaum merklich nickte. „Haltet euch an meine Anweisungen, sobald deine restlichen Verletzungen geheilt sind.“

Kakashi drehte sich um und ich verfolgte sprachlos wie er das Katana aus seiner Hülle zog und Anstalten machte, die mittlerweile schrecklich stille Lichtung zu verlassen.

„Welche Anweisungen? Naruto, was soll das alles? Worum geht es?“ Er schenkte mir nur einen flüchtigen Blick.

„Kakashi.“ Seine Stimme war todernst. „Sasuke ist mein bester Freund und wenn ich nicht da sein kann, um ihn zu unterstützen, dann musst du diese Rolle für mich übernehmen.“ Kakashi drehte sich nicht um, stattdessen winkte er mit einer Hand ehe er innerhalb eines Augenaufschlags den Kämpfenden gefolgt war.

Sofort schien mich die Stille zu erdrücken. Mein Herz schlug heftig gegen meinen Brustkorb, als die wachsende Panik mich überrollte und meine Stimme wackelig machte.

Was ist hier los? Ist er den anderen hinterhergelaufen? Worüber habt ihr gesprochen?! Worüber Naruto?!“ Ich drehte mich um, als er nicht antwortete. „Naruto…“

Er war nicht hier. „Naruto…?“
 

2)

Ein Rascheln direkt hinter mir, ließ mich zusammenzucken. Ich warf den Kopf herum, ließ den Blick über die Lichtung schweifen, während ich aufstand und ein Kunai zog. Das Rascheln erklang erneut. Ein schwarzer Vogel saß nur ein paar Bäume entfernt zwischen den dunklen Zweigen und schlug mit den Flügeln. Ich starrte ihn an. „Naruto…“
 

Ein Räuspern hinter mir verlangte meine Aufmerksamkeit. Er lehnte an einem Baumstamm, im Schatten dichter Tannen, sein blondes Haar fiel ihm in die Augen. Ich atmete aus und fuhr mir über die Stirn, ließ das Kunai sinken. Wie hatte ich ihn übersehen können? Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

Sofort kehrte das schlechte Gewissen wieder zurück. Ich bedrängte ihn mit all meinen Fragen, wo er noch immer so blass war und seine Augen so unglücklich, doch woher sollte ich meine Antworten sonst bekommen? Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu. „Naruto, du solltest lieber noch etwas liegen bl…“

„Ist schon gut, mir geht es Bestens.“ Ich warf ihm einen zweifelnden Blick zu, beschloss aber ihm vorerst seinen Willen zu lassen.

„Was hat Kakashi dir gesagt?“ Einige Sekunden, die mir so viel länger vorkamen, vergingen, dann schaute er mich mit all seinen Sorgen im Gesicht an. Ich blieb stehen.

„Kakashi wird Sasuke und die ANBU im Kampf unterstützen. Er wird meinen Platz einnehmen.“ Ich fühlte mich unendlich erschöpft. All die Wochen die ich nach Itachi gesucht hatte und die wenigen Stunden, die ich, die wir bereits gegen ihn kämpften…Naruto und Sasuke, die plötzlich hier aufgetaucht waren, dann Kakashi…Stunden zwischen Bangen und Hoffen. All das war eine tonnenschwere Last auf meinen Schultern. Es fiel mir schwer, trotzdem Worte zu finden, obwohl ich des Redens so müde war...

„Wir können sie nicht damit allein lassen…“ Er sah zu Boden. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der schwarze Vogel seinen Kopf schief legte und bewegungslos so verharrte. Ich versuchte, mich nicht von ihm ablenken zu lassen. „Was hat Kakashi dir gesagt?“, wiederholte ich noch einmal.

Er schaute flüchtig auf und fing meinen Blick. „Ich soll hier bleiben und alles tun um dich von Itachi fernzuhalten. So lange bis sie ihn getötet haben.“ Ich schnappte nach Luft.

„Mich von ihm fernhalten…? Aber…“ Ein anderer Gedanke übertönte den ersten. „Bis sie ihn getötet haben? Du meinst, bis sie ihn gefangen genommen haben.“ Er schüttelte den Kopf und seine blauen Augen funkelten. „Aber Nuke-Nin werden nur dann getötet, wenn eine Gefangennahme unmöglich ist…“, flüsterte ich tonlos. „Sie können nicht einfach…sie werden nicht…“
 

Naruto lehnte sich vor und machte ein paar Schritte, ehe er dicht vor mir stehen blieb und den Kopf neigte. Hinter mir hörte ich erneut das Rascheln von Flügeln.

„Was ist los, Sakura? Hast du ein Problem damit, wenn sie diesem Mistkerl geben, was er verdient hat?“

Mit großen Augen starrte ich zurück. „Was…?“

„Du weißt genau was ich meine. Sasuke hat seit so vielen Jahren nur dieses eine Ziel und seit er dir all diese Dinge angetan hat, will er sich nur umso mehr rächen. Und Tsunade kannst du es wohl kaum verübeln, dass sie den Befehl gegeben hat, ihn sofort umzubringen, wenn die Möglichkeit besteht?“ Er trat weiter vor und plötzlich fiel mir auf, wie schwer es war, nicht weiter zurückzuweichen. Die Lichtung hallte von dem Geräusch aneinander geriebener Federn wider. „Was ich nicht verstehe ist, wie man da noch zögern kann, wie auch nur irgendjemand der nur die Hälfte der Geschichte kennt, zögern würde?“

„Was willst du damit sagen, Naruto? Ich verstehe nicht…“

„Du hast dich allein auf die Suche nach ihm gemacht.“ Ich zuckte zurück, als er mir sein schmerzerfülltes Gesicht zuwandte.

„Du weißt, warum ich das getan habe, Naruto, du weißt dass…“

Er schüttelte den Kopf. „Ich hätte dich niemals gehen lassen. Sasuke wusste nicht, was er tat, er hat so viel anderes zu überdenken, er…“

„Er wusste nicht, was er tat? Natürlich wusste er es! Er wollte mich nicht mit euch gehen lassen, er…“

„Weil er dich liebt! Er liebt dich und selbst wenn dem nicht so wäre, würde er niemals jemanden der Gefahr seines Bruders aussetzen! Wie kannst du ihm so etwas vorwerfen? Was stimmt nicht mit dir?“

Ich prallte gegen einen Baumstamm in meinem Rücken und eine schwarze Feder fiel vor mir zu Boden, ich schaute nach oben als ein weiterer dunkler Vogel direkt über mir wild mit den Flügeln schlug.

Doch Naruto hatte noch nicht alles gesagt, was er sagen wollte. „Du hast es ihm so einfach gemacht, nur weil du immer wieder allen beweisen musst, dass du nicht mehr schwach bist…du bist direkt zu ihm gelaufen und hast dich auf den Präsentierteller gelegt, er musste doch nicht einmal einen Finger krumm machen, um das Jutsu zu beenden!“

„Das ist nicht wahr! Naruto, das ist nicht wahr…!“ Ich klammerte mich an die Baumrinde. Zu lange hatte ich mich davor gefürchtet, solche Worte hören zu müssen.

„Hast du mal daran gedacht, dass Itachi das alles nur tut, um Sasuke noch mehr zu quälen? Hast du nur einmal einen Gedanken daran verschwendet, dass es nicht darum geht, dass du dich hier beweisen kannst?“

Ich hatte keine Worte mehr. Ein leises Krächzen aus dem Baum fuhr mir tief in die Glieder.
 

Keine Zeit. Denk an die anderen, denk an Sasuke und Kakashi…

Doch ich konnte mich nicht von Narutos Anblick losreißen. Er wirkte auf einmal völlig anders. Fremd. Und doch war er es, der vor mir stand. Er atmete schwer aus und ließ den Blick über die Lichtung schweifen. Als ich zu Boden sah und versuchte meinen Kopf wieder klar zu bekommen, mich zusammenzureißen erstickte er jeden Versuch im Keim. Seine Worte trafen mich mitten ins Herz, es splitterte und zurück blieben nur scharfe Kanten wie die einer zerbrochenen Scheibe aus Glas.

„Ich habe dir immer und immer wieder gesagt, dass ich dich niemals für schwach gehalten habe und wie falsch es war, dass du dich so sehr damit gequält hast, was Sasuke einst zu dir gesagt hat…“

Ich schüttelte matt den Kopf und schloss die Augen. Ich wusste, was er noch sagen wollte. Eine Feder fiel herab und verfing sich in meinem Haar. „Bitte tu das nicht…sag es nicht…“

Er sprach unbarmherzig weiter, nichts würde ihn davon abhalten die Wahrheit in Worte zu fassen. „So viele Jahre…“ Er machte ein paar Schritte auf mich zu und ich drückte mich noch weiter gegen den Baumstamm, krallte die Finger in die kantige Rinde in meinem Rücken. „Du hast Jahre dafür gegeben, nur um niemals wieder dieses eine Wort ertragen zu müssen. Schwach.“ Ein Zittern lief durch meinen Körper. Ich kniff die Augen zusammen. Naruto hatte niemals zuvor so mit mir gesprochen.

Er hatte mir niemals Leid zugefügt. Niemals.

Das hier hatte ich verdient. Aber es tat weh und neben all den Schmerzen zuvor, neben der Erschöpfung und der Angst, riss es eine neue Wunde auf, von ihm hören zu müssen, dass alles meine Schuld war.

Ich hatte nicht bemerkt, wie nah er nun wieder vor mir stand. Seine Hände griffen in meinen Kragen. „Weißt du, was ich wirklich denke?“ Seine Stimme war nur ein Flüstern aber so nah…ich spürte die Kraft in seinen Händen, wie sie den Stoff meines Shirts zusammenzogen und öffnete die Augen, hob den Kopf. Ich sah ihm entgegen und blickte vollkommen erstarrt in seine hellblauen Augen, die nun eine Kälte ausstrahlten, die ich noch niemals zuvor dort gesehen hatte. „Es ist als würdest du ihn schützen wollen…“
 

Das Krächzen wurde lauter und verlangte nach Aufmerksamkeit, es war unmöglich zu ignorieren. Naruto lehnte sich noch etwas vor und ich spürte seinen Atem auf meiner Wange.

Mir war kalt. Meine Hände fühlten sich taub an.

Es stimmte nicht. Hier stimmte etwas nicht.

Ich konnte nichts erwidern, schaute flehend in diese so vertrauten Augen und konnte doch nichts wiedererkennen. „Naruto…diese Vögel…“

Ich hob meine eigenen Hände und legte sie auf seine, die noch immer meinen Kragen umgriffen. Als ich sie berührte, schoss heißes Feuer durch meinen Körper, ersetzte die schreckliche Kälte mit einer lodernden Hitze. Und ich kannte dieses Gefühl.

Hinter ihm sprangen von links und rechts die schwarzen Vögel von den Ästen, setzten zu einem lautlosen Segelflug an und raschelten mit den breiten Flügeln, als sie auf dem Boden landeten und zu mir herüber starrten. Es waren Krähen.

Ich blickte zurück zu Naruto und im Hintergrund verschwammen die Vögel zu schwarzen Schatten, ihr Krächzen drang laut an mein Ohr. Narutos Griff lockerte sich, als meine Hände herabsanken. Er legte eine Hand unter mein Kinn. Seine blauen Augen wurden rot und sie glommen auf, als er sich in einer schnellen Bewegung zu meinem Ohr vorlehnte und in den Wirbel des Augenblicks etwas flüsterte. „Gibst du jetzt auf, Kirschblüte?
 

Ein Genjutsu. Wie dumm von mir…

„…aber wann…?“, kam es tonlos über meine Lippen. Naruto…wo war Naruto? Ich spürte allzu schnell wie all die Fragen davon drifteten, wie sie an Bedeutung verloren, wie sie verschwanden. Zuletzt blieb mir nur noch ein Wort, das langsam verblasste. Warum?

Die roten Augen kamen näher, schwarzes Haar verwischte mein Sichtfeld, ich versank in den Tiefen des Sharingan. Itachi neigte seinen Kopf, verharrte einen Moment vor meinen Lippen und sah mir in die Augen. Mein Kopf füllte sich mit dichtem Nebel, als ich darum kämpfte, bei Bewusstsein zu bleiben. „Wie…?“, flüsterte ich, als ich kaum noch stehen konnte. „…wie…“

„Gegen mich kannst du niemals gewinnen.“ Seine Stimme hallte in meinen Ohren wider. Kalt und beinah gelangweilt. Sein Blick wanderte zu meinem Mund. Dieses Mal hatte seine Berührung mich nicht sofort überwältigt, doch ich spürte, dass ich nicht mehr länger standhalten konnte. War das Jutsu noch immer nicht komplett? Fehlte noch immer etwas? War dies ein letzter Rest Widerstand, der mir geblieben war? Gleißender Hass wallte in meiner Brust auf, als ich sah wie er meine Lippen betrachtete.

„Willst du immer noch kämpfen?“ Ich konnte diesen neuen Ton in seiner Stimme nicht sofort identifizieren, zu anstrengend war es allein, mich aufrecht zu halten. Er musste nichts tun, um mich am Handeln zu hindern, seine Berührung war genug. „Reicht es dir nicht?“ Jetzt wusste ich, was seine Stimme preisgab. Er hörte sich an, als ob er sich in seinem ganzen Leben nicht besser amüsiert hatte.

Meine Augenlider flatterten und alles verschwamm, das rote Leuchten jedoch blieb. Ich konnte nicht antworten, nicht einmal den Kopf schütteln. Naruto…wo…?

„Kannst du eine Niederlage akzeptieren, Sakura?“

Meine Augen fielen zu und mein Kopf kippte nach hinten, doch er hielt mich am Kinn zurück. Mir war so heiß, mein Körper fühlte sich an, als würde er verbrennen. „Sag mir, dass du aufgibst.“ Er zwang mich, ihn anzusehen. Erniedrigt blickte ich ihm entgegen ohne wirklich etwas zu sehen. So heiß...so müde...so schwach… „Gib auf.“

Ich konnte nicht mehr stehen, meine Beine gaben nach. Er fing mich auf und das Feuer loderte auf, je mehr er mich berührte. Chakra bildete sich um uns herum, blaue Blitze wurden sichtbar und zuckten vor meinem Auge, umfingen uns wie ein Netz aus purer Energie. Ich driftete zwischen Bewusstsein und Schwärze hin und her, unfähig zu sprechen oder mich zu bewegen. Und plötzlich war die Hitze verschwunden.
 

Mein Kopf lehnte an rauer Rinde, meine Beine berührten den kühlen Waldboden. Ich öffnete ein Auge und sah Itachi vor mir stehen, weit genug weg, sodass das Knistern von Chakra in der Luft nicht mehr wahrnehmbar war. Er wollte hören, dass ich es sagte. Gib auf. Sein Blick war entschlossen. Ich weigerte mich, zu gehorchen. Wo war Naruto? Wo waren die anderen, wie war er ihnen entkommen? Oder waren sie…?

Ich hörte, wie etwas Schweres über den Boden gezogen wurde und öffnete die Augen gänzlich. Im nächsten Moment schleifte Itachi ein bewegungsloses Bündel über die Lichtung hinter sich her. Blondes Haar.

„Naruto…!“ Was sonst ein Schrei gewesen wäre, war nicht mehr als ein Wispern. Ich hatte keine Kraft mehr…

Itachi wartete nicht lange, er zückte ein Kunai und hielt es Naruto an den Hals. Ich fokussierte meinen besten Freund, sah wie blass er war. Und meine Entscheidung war längst gefallen.

„Ich gebe auf.“

Selbst in meinem dämmerigen Zustand hörten sich diese Worte schrecklich endgültig an.

Augenblicklich ließ er Naruto fallen, achtete nicht darauf, dass er mit der Stirn auf dem Boden aufschlug oder dass er nicht atmen konnte, wenn er auf dem Gesicht lag. Er rührte sich nicht, schenkte mir kein zuversichtliches Lächeln oder zwinkerte mir zu, ehe er Itachi überwältigen und alles wieder gut machen würde. Er lag einfach nur da. Leblos.

Und dann stand Itachi wieder vor mir, zog mich hoch und erweckte das Feuer zu neuem Leben. Ich unterdrückte ein Wimmern. „Naruto…“

Wie gern hätte ich meine alte Stärke zurück. Es war nichts mehr übrig.
 

Ein letzter Blick in meine Augen, dann zog er mich an sich und presste seinen Mund auf meinen. Es fühlte sich an, wie eine Explosion aller Sinne, wie ein Blitz der mit voller Kraft einschlägt und alles vor meinem inneren Auge wurde gleißend hell. Von einem Moment auf den anderen frei von all der Angst, der Erschöpfung und der Demütigung, frei von meiner Sorge um die anderen und frei von den Erinnerungen, die er mir einst genommen hatte, spürte ich wie die Hitze sich noch steigerte und hörte wie Chakra uns einschloss und um uns herum tobte. Als seine Zunge meine Lippen trennte, ging ein Teil seines Chakras auf mich über, jede meiner Zellen kribbelte und sträubte sich für einen Moment gegen die fremde Energie. Meine Lippen brannten.

Er biss auf meine Zunge und der erst noch stechende Schmerz verebbte, als ich zusätzlich zu meinem Blut auch seines schmecken konnte.

Dann schwand das Feuer, die blauen Lichtblitze wurden langsamer und mein Körper kämpfte nicht länger gegen den neuen Teil in mir an. Für einen Moment wurde noch einmal alles weiß und als das Licht verblasste und mich langsam wieder sehen ließ, war es vorbei und er löste sich von mir, machte ein paar Schritte zurück. Ich fasste mir an die Brust und spürte meinen Herzschlag dumpf und schwer.

Die bleierne Müdigkeit war verschwunden. Ich fühlte nach meiner Kraft, spürte ihr nach und erkannte, dass sie nicht nur aufgefüllt worden, sondern auch größer geworden war. Sie durchströmte mich, begierig darauf, von mir frei gelassen zu werden, sodass jede Bewegung sich wie ein kleiner Stromstoß anfühlte.
 

3)

Ich hob den Kopf und schaute mich um.

Die Sonne stand tief und die Lichtung um mich herum war an einigen Stellen stark zerstört, doch all das rückte in den Hintergrund, als er meinen Blick auffing. Ich lächelte amüsiert und deutete mit dem Kinn auf das Schlachtfeld. „Dein Verdienst?“

Seine roten Augen funkelten und sein Mund verzog sich zu einem süffisanten Lächeln. Ich überflog die Lichtung erneut, dann wandte ich mich mit einer neuen Idee ihm zu. Er stand ein paar Meter weit entfernt, beinah in der Mitte der Lichtung. Wie schnell konnte ich bei ihm sein?

Es war nur ein Augenblick, die Zeit, die es benötigt, die Lider zu schließen und wieder zu öffnen, ehe ich einen Finger auf seine Brust legte und zu ihm aufsah. Er war nur etwas größer als ich. „Schnell…“,schnurrte ich mit einem langsamen Augenaufschlag.

Mein rechter Zeigefinger wanderte seine Brust entlang, über seine Halsschlagader und schließlich unter sein Kinn. Das tiefdunkle Rot seiner Sharingan folgte jeder meiner Bewegungen.

Blitzschnell griff ich in seinen Nacken und zog ihn zu mir herab, versiegelte unsere Lippen in einem verzehrenden Kuss, voller überschüssiger Kraft. Einer seiner Mundwinkel zog sich in die Höhe, amüsiert durch mein begieriges Ausprobieren dieser neuen Macht. Ich strich mit den Zähnen über seine Unterlippe, schmeckte die verbliebene metallische Note von süßem Blut und spürte wie die Muskeln in seinem Nacken sich anspannten. „Und stark…“, wisperte ich gegen seinen Mund. Wie weit konnte ich gehen? Meine Zunge zog die Konturen seiner Lippen nach, wieder strichen meine Zähne über die dünne Haut.

Als ich zubiss, schnellte er vor, umfasste meinen Kopf und riss meine eigene Hand in seinem Nacken los. Ich prallte gegen einen Baumstamm und zog zischend die Luft ein, ehe er sich gegen mich presste und meine Arme links und rechts von mir an die Rinde pinnte. Ich konnte seine Stärke deutlich fühlen, als er hungrig unsere Lippen verband und musste bedauernd feststellen, dass meine noch immer deutlich geringer war.
 

„Gefällt sie dir?“

Ich wusste genau, wovon er sprach. „Sehr…“

Er blickte auf mich herab und ich leckte über meine Lippen. „Du wirst sie brauchen.“

„Sakura!“

Ich drehte den Kopf, mir deutlich bewusst, dass er sich nicht umwandte und noch immer mich fixierte.

„Sakura! Sakura!“

Jemand rief meinen Namen. Ich warf Itachi einen fragenden Blick zu. „Wer…?“

Das Lächeln eines Jägers legte sich auf seine Mundwinkel und er lehnte sich zu meinem Ohr vor. „Mein geliebter kleiner Bruder…“

Sasuke, ich kann ihn spüren!

Ich starrte auf die Lichtung. „Und der Zweite?“

Er lachte leise neben meiner Schulter. „Sein alter Sensei.“

Ich nickte langsam. „Wen…?“

„Such ihn dir aus.“ Er lehnte sich zurück und legte den Kopf schief.

„Sakura!“

Sakura!“ Die Stimmen kamen näher.

„Was ist mit den ANBU hinter ihnen?“

„Ich kümmere mich darum.“

„Sakura, er hat uns getäuscht! Itachi ist in der Nähe!“

Ich lachte leise auf und blickte auf die wenigen Zentimeter, die uns trennten.

Lauf, Sakura!

„Hm.“ Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute auf meine Hände, die noch immer zu beiden Seiten von Itachi festgehalten wurden. Er folgte meinem Blick. Mit einem belustigten Lächeln und einem eisigen Funkeln in seinen Sharingan lockerte er seinen Griff und machte einen Schritt zurück, ohne unseren Blickkontakt zu trennen. Während ich meine Arme herab nahm und leicht kreisen ließ, griff er in die rechte Tasche seines schwarz-roten Akatsuki Mantels und zog meine alte Kunaitasche daraus hervor.

Ich nickte anerkennend und lachte leise auf. „Die könnte durchaus hilfreich sein.“

Einer seiner Mundwinkel zog sich leicht in die Höhe, als er sich vorbeugte und die Tasche mit wenigen gezielten Handgriffen um meinen Oberschenkel band. Seine Hände verweilten einen Moment zu lang auf meinem Bein, fuhren gekonnt über die sensible Haut, ehe er bedauerlicherweise vollends zurück trat und meine Entscheidung geduldig abwartete. Die Rufe kamen noch näher.
 

„Der erste. Ich will den Jüngeren.“

Seine Augen blitzten auf. „Wie du wünschst.“ Ein dunkles Lachen schwang in seinen Worten mit. Triumphierend.

In einer fließenden Bewegung drehte er sich um und wandte sich dem Rand der Lichtung zu. Für einen Moment erhaschte ich jemanden am Boden, dann schulterte Itachi ihn und lief weiter. Blondes Haar fiel dem Fremden über das Gesicht, Stoff in einem grellen Orange leuchtete unter Dreck und Blut.

Ich blinzelte einmal und Itachi war verschwunden, ich war allein. Ich konnte ihn spüren, konnte fühlen, wie er durch die dichten Bäume glitt, leise wie die Nacht, während die Verbindung zwischen unseren Körpern und unseren Seelen mir jede seiner Bewegungen verriet. Für einen Moment erinnerte ich mich seiner Berührung und seiner Wärme, dann blendete ich alles aus und konzentrierte mich auf die Chakrasignaturen, die sich mehr und mehr näherten und jeden Moment die Lichtung betreten würden.
 

Laut hallten ihre Rufe im Wald wider und schreckten ein paar Vögel, nur wenige Meter entfernt, auf, dann brach der erste aus dem Wald hervor und ließ seinen rastlosen Blick hastig über die Lichtung schweifen. Er setzte erneut an, meinen Namen zu rufen, als er mich sah und erstarrte. Ich lehnte bewegungslos an der alten Tanne hinter mir und beobachtete ihn aus den Schatten.

Zuerst waren seine Schultern noch angespannt und er scannte erneut die Umgebung, ohne mich allzu lang aus den Augen zu lassen. Dann schaute er mich genauer an, sein Blick wanderte von meinen Füßen bis in mein Haar und schließlich blieb er für einen Moment an dem nachlässig auf meinem rechten Zeigefinger baumelnden Kunai hängen.

„Warum hast du nicht geantwortet?“

Seine Augen waren die gleichen wie die von Itachi, ebenso dunkelrot, ebenso aufmerksam. Er ähnelte ihm in mehr als nur dieser Hinsicht. Seine dunklen Haare hatten den gleichen schwarzen Schimmer, seine Haut war ebenso blass und makellos. Wenn er sprach, klang er genauso ernst, doch verbarg seine Stimme nicht alle Emotionen so perfekt wie Itachis. In diesem Moment hörte ich das Misstrauen darin. Scharfsinnig...

„Worauf antworten?“, fragte ich beiläufig.

Seine Augenbrauen senkten sich leicht. Er ignorierte meine Gegenfrage und überbrückte den Abstand zwischen uns mit wenigen Schritten. Ich ließ ihn nicht aus den Augen und neigte den Kopf, neugierig, was er jetzt tun würde. Doch er verharrte zwei Meter vor mir. Seine Sharingan untersuchten meinen Körper, schienen durch mich hindurch zu blicken. Er wusste sofort, dass etwas anders war, hatte es bereits gewusst, als er die Lichtung betreten hatte. „Wo ist Itachi?“

Er kam nicht näher. War ihm bewusst, dass er bereits die wichtigste, die entscheidende Frage gestellt hatte? Hatte er den gleichen Scharfsinn wie sein Bruder?

„Sakura!“
 

Ein zweiter Ninja stürzte auf die Lichtung. Rasch prüfte er die Umgebung, genau wie der andere zuvor, dann kam er neben ihm zu stehen. „Sakura…“

Dieser verbarg seine Emotionen noch weniger, eindeutig war er erleichtert mich zu sehen, obgleich er eine Maske trug, die nur seine Augen preisgab. Ich ließ das Kunai ein paar Mal um meinen Finger kreisen, während ich beobachtete, wie die zwei bedeutungsvolle Blicke austauschten. Es war nicht schwer, sie zu verstehen, und so stoppte ich das Kunai und ließ es in meine Hand gleiten, schloss meine Finger darum. Der ältere von beiden, mit dem vermummten Gesicht, den auffälligen Haaren und nur einem Sharingan drehte sich erneut mir zu. „Sakura. Wo ist Naruto?“

Ich sah ihn lange an, musterte sein außergewöhnliches Auge. „Ich weiß nicht.“, sagte ich dann. „Er ist nicht hier.“

Erneut sahen sie einander ernst an, wechselten Worte ohne sie auszusprechen.

„Wie lange…“ Der ältere machte einen Schritt auf mich zu, setzte zu einer neuen Frage an, als der erste Schrei ertönte. Er drehte sich um, doch es entging mir nicht, dass Itachis Bruder mich nicht aus den Augen ließ, dem Ausdruck eindeutig qualvoller Schmerzen nicht einmal ein Blinzeln schenkte. Alarmiert spannten sich die Schultern des Größeren der beiden an. „Sasuke.“

Der Angesprochene nickte langsam. „Ich bleibe hier. Bei ihr.“ Ein zweiter Schrei wurde abrupt unterbrochen. Der ältere zögerte noch. „Geh Kakashi. Wir müssen Naruto so schnell wie möglich finden.“

Angesprochener musterte mich noch einmal flüchtig und dann neigte er den Kopf zu seinem Teammitglied. „Vorsichtig, Sasuke. Und vergiss nicht, was passieren kann, wenn du die Geduld verlierst. Wir kennen die Folgen nicht.“ Er warf ihm einen langen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. „Lass dich nicht täuschen.“ Dann verschwand der ältere und ließ mich mit Sasuke allein zurück, nicht ohne ein letztes Mal zu mir zurück zu schauen, ehe er gänzlich die Lichtung verließ.
 

Weitere gequälte Schreie wurden von den Bäumen gedämpft und verklangen rasch, als sich ihre Urheber tiefer in den Wald zurückzogen. Ein kalter Wind zog über die Lichtung und wirbelte trockene Blätter auf und schließlich schien Sasuke genug gesehen zu haben. Seine Augen waren noch immer rot und sein Kiefer angespannt, doch seine Schultern senkten sich langsam und er machte ein paar gemächliche Schritte auf mich zu. Interessiert verfolgte ich, wie er wenige Zentimeter von mir entfernt stehen blieb und stellte lächelnd fest, dass er wartete. Ich schüttelte den Kopf und schloss amüsiert die Augen. Als ich wieder aufsah…war er weg.
 

4)

Mein Lächeln verblasste langsam und ich drückte mich etwas näher an den Baumstamm, als ich die Lichtung überflog. Wenn er so fähig wie sein Bruder war, würde das hier sicher nicht langweilig werden. Ich konzentrierte mich auf alle meine Sinne, besonders auf mein Gehör. Das Sharingan war ohne Zweifel zu schnell für mich, mit meinen normalen Augen hatte ich keine Chance gegen das berühmte Bluterbe, allerdings hatte ich bereits früh gelernt, mit meinen Ohren zu ‚sehen‘ und konnte damit genug Vorteile für mich einholen, um den roten Augen eine Weile zu trotzen. Ich musste ihm zugestehen, dass er sich nicht durch einen falschen Schritt verriet und dass er seinen Standort wechselte war sicher, denn ich konnte eine sehr geringe Menge Chakra in Bewegung wahrnehmen, leider ohne sie genau orten zu können. Nicht ein raschelndes Blatt lieferte mir seine exakte Position…wie man es von einem Uchiha erwarten konnte…
 

Sein Angriff kam plötzlich aber da ich darauf gewartet hatte, war er ungefährlich. Der Baum in meinem Rücken gab mir zusätzlich Deckung und ihm nicht viel Spielraum. Trotzdem war er schneller, als ich angenommen hatte und er erwischte einen Teil meines Shirts. Mein Ärmel riss ein, als ich auswich, doch nicht der Treffer sondern vielmehr sein Ziel überraschte mich. Er griff nach meinem Kinn und hob meinen Kopf, bis ich ihm direkt in die Augen sah. Und erneut stellte ich fest, dass er wartete. War dieser Scheinangriff ein Test gewesen?

Sein emotionsloser Blick hielt den meinen, Sekunden verstrichen und noch immer lauerte er auf eine Reaktion, ignorierte das Kunai, das ich an seinen Hals gelegt hatte, vollkommen.

Ich sah zwischen seinen Sharingan hin und her und lachte leise auf. „Ich fürchte das Sharingan nicht, Sasuke.“

Er neigte den Kopf und schien etwas anderes erwartet zu haben, er wirkte wie vor den Kopf gestoßen, das kleinste Bisschen unschlüssig, ganz anders als sein Bruder, der niemals etwas von sich preisgab, wenn er es nicht wollte. Sein Griff lockerte sich nicht einen Millimeter und er hielt mein Kinn fest umklammert. Aber er wusste nicht, wozu ich fähig war.

Ich führte das Kunai dichter an die dünne Haut unter seinem Kiefer.

„Wo ist er, Sakura? Wo ist Itachi?“

Ich nahm das als mein Stichwort, ihn zu überraschen, umgriff seinen Arm und befreite mich in einer schnellen Bewegung, ehe ich hinter ihm zum Stehen kam, das Kunai an seinem Hals sicherte und in sein Ohr flüsterte. „Ich weiß nicht…“

Seine Augen hatten mein Handeln sicher vorausgesehen, doch er wirkte verblüfft von meiner Schnelligkeit. Damit war klar, dass er das Ausmaß von Itachis Chakra in meinem Körper unterschätzt hatte. Obgleich er mich auch dann noch hätte aufhalten können, so tat er es nicht, sondern blieb stehen und lauschte meinen Worten. Ich spürte seine feinen Haarspitzen an meiner Wange, als ich mich noch etwas weiter über seine Schulter lehnte und verfolgte die Linie seines Nackens, ehe ich noch etwas wisperte. Itachi wollte, dass ich ihn beseitigte, aber es war dennoch ein Jammer, wie ich mit einem bedauernden Blick auf seine muskulöse Brust feststellte.

Gegen einen Uchiha muss man immer für alles gewappnet sein, trotzdem konnte ich mir meine nächsten Worte nicht verkneifen, auch wenn ich damit die Waage kippen und Sasuke zu einer endgültigen Entscheidung bringen würde. „Aber er kommt sicher bald zurück.“, schnurrte ich leise und fuhr mit meinem linken kleinen Finger seinen Kiefer nach. „Wir waren sehr beschäftigt ehe er gegangen ist, weißt du Sasuke-kun…“

Seine Reaktion war nicht ganz das, was ich erwartet hatte aber sie machte mir meine Aufgabe um so einiges leichter. Er legte seine linke Hand auf meine und zwang sie herab, bis sie auf seinem Hals liegen blieb, dann drehte er den Kopf und unsere Blicke trafen sich. Wir standen so dicht beieinander, dass ich seinen ruhigen Atem auf meiner Haut spüren konnte und meine Brust gegen seine Schulter drückte. Ein diabolisches Lächeln zuckte über meinen Mund. So einfach?

Ich änderte meinen Plan. Diese Richtung erschien mir nun sehr vielversprechend aber wer hätte gedacht, dass Itachis kleiner Bruder sich so leicht verführen lassen würde?

Das Kunai in meiner rechten Hand fühlte sich kühl gegen meine Haut an und ich ließ es in dem scheinbaren Bestreben, es in meine Kunaitasche gleiten zu lassen, sinken, lehnte mich weiter vor, bis unsere Gesichter nur noch durch wenige Zentimeter getrennt waren.
 

Er zeigte nicht, dass er wahrgenommen hatte, dass sein Hals nicht mehr von einer scharfen Klinge bedroht war, stattdessen betrachtete er meine Lippen, verfolgte wie ich mit der Zunge rasch darüber strich. Ob er ahnte, wie nah er seinem Tod bereits war? Das hier war viel zu einfach. Er hatte nicht einmal vor seine Sharingan einzusetzen.

Ich öffnete meine Lippen, nur einen Spalt breit, hauchte gegen seinen Mund, beinah unbewusst, und hob meine rechte Hand, fuhr mit ihr langsam über seinen Rücken. Ich zeichnete federleichte Muster darüber, verteilte sie über seine gesamte Wirbelsäule und war immer darauf bedacht, das Kunai außer Reichweite seiner Haut zu halten. Er verharrte vollkommen bewegungslos, kam nicht näher und rückte nicht von mir ab, doch sein gebannter Blick, der noch immer an meinen Lippen hing, verriet mir genug. Ich schlug die Augen nieder, öffnete die Lippen noch etwas mehr und fixierte mich ebenfalls auf seinen Mund. Ich musste zugeben, dass er sehr verlockend aussah. Immerhin würde es dadurch schneller gehen, wenn es auch immer noch bedauerlich war, so einen hübschen Mund für immer auf Eis zu legen. Ein letztes Mal holte ich sanft Luft und konzentrierte mich dann auf meine Aufgabe. Mit einem kaum wahrnehmbaren Seufzen lehnte ich mich vollends vor und streifte seine Lippen sanft mit meinen eigenen, federleicht.

Doch ehe ich mich zurückziehen konnte, um das Spiel zu verlängern, hielt er mich davon ab. Seine rechte Hand legte sich auf meinen Hinterkopf und zog mich nach vorn, während sein hungriger Mund den meinen ein zweites Mal einfing. Ich dachte nicht lange darüber nach und fügte mich rasch seinem Willen, überzeugt davon, dass es meine Aufgabe noch mehr beschleunigen würde, küsste ihn fordernd und verlangend und lenkte ihn so viel wie möglich von dem was hinter seinem Rücken geschah ab.

Er ging unverzüglich darauf ein, erwiderte mein Drängen sogar so sehr, dass ich für einen Moment zögerte und befürchtete, er würde das Kunai entdecken. Aber nur eine Sekunde später, erlangte ich meine Fassung wieder zurück. Meine rechte Hand, die noch immer auf seinem Rücken lag, wanderte noch etwas höher, alle Sehnen angespannt und bereit zu tun, was Itachi mir aufgetragen hatte. Sein kleiner Bruder überraschte mich, wurde indessen rasch so leidenschaftlich, dass er mich zurückdrängte, ehe ich das Kunai in die richtige Position gebracht hatte und dann war er direkt vor mir, nahm mein Gesicht in beide Hände und dirigierte mich zum nächsten Baumstamm am Rande der Lichtung, ohne dass ich diesen überhaupt sehen konnte. Zu gefährlich war es, dass er mit seinem nächsten Blick das Kunai wieder im Auge haben würde und das durfte ich unmöglich riskieren, also legte ich meine Arme in einem festen Griff um ihn.

Im nächsten Moment stieß ich gegen harte Rinde in meinem Rücken und lehnte meinen Kopf, durch seinen Mund und seine Hände gezwungen, zurück. Sein Körper schloss jede Lücke zwischen uns und presste sich an mich, bis ich seinen Brustkorb an meinem spüren konnte. Eine seiner Hände verließ mein Gesicht und wanderte meinen Hals herab, schob meinen Kragen weiter zurück, bis er meine linke Schulter genug befreit hatte um mit seinen Zähnen an der Haut zupfen zu können und Küsse darauf zu verteilen.

Für einen kurzen Moment konnte ich wieder Luft holen und starrte außer Atem auf die Lichtung vor mir, mir schnell bewusst, dass dies der richtige Moment war. Seine Augen waren geschlossen. Er zeigte nicht im Geringsten, dass er etwas bemerkt hatte, sodass ich langsam daran zweifelte, dass dem auch wirklich so war.

Ein ausgebildeter Shinobi konnte niemals so unwissend sein und schon gar nicht ein Uchiha. Aber vielleicht befand er sich deshalb auf der schwarzen Liste seines Bruders. Und außerdem war er auch nur ein Mann. In jedem Fall würde ich diesen Moment nutzen.

Ich richtete das Kunai wieder aus, spürte wie seine Zähne gefährlich nah über mein Schlüsselbein strichen und hob meinen rechten Arm etwas, um mit mehr Kraft ausholen zu können. Ich schloss die Augen, nur für einen Moment. Für Itachi.

In diesem Augenblick kehrte er zu meinem Mund zurück und drängte meine Lippen auseinander, berührte meine Zunge mit seiner und plötzlich suchten seine Hände zielsicher nach meinen. Ich riss die Augen auf. Mit wachsender Panik, legte ich meine linke Hand an seine Wange und er reagierte so, wie ich es mir erhofft hatte. Als er sein Gesicht hinein legte und die Augen aufschlug, das leuchtende Rot preisgab, stieß ich zu.

Es ging schnell. So schnell, dass ich erst ein paar Sekunden zu spät bemerkte, dass etwas sehr schief gegangen war.
 

Ich fand mich mit dem Gesicht zum Baum gedreht wieder, beide meiner Arme auf meinen Rücken gedreht und er stand hinter mir, hielt mich mühelos an meinem mehr oder weniger selbst gewählten Gefängnis fest. Meine Hände waren leer, das Kunai fort und er hatte nicht einmal einen Kratzer, darauf konnte ich wetten. Ich fluchte leise und schalt mich für meine falschen Spekulationen. Jeder Uchiha hatte gewisse Grundinstinkte, die andere sich in harter Arbeit antrainieren mussten, man konnte keinen von ihnen so leicht angreifen, geschweige denn töten. Jeder halbwegs fähige Ninja hatte diese Grundinstinkte, verdammt!

Ich spürte wie er sich vorlehnte und dann kaltes Metall an meinem Hals, direkt unter meinem Kinn. „Oh bitte…“, murmelte ich sarkastisch. Mein eigenes Kunai, was für eine Ironie.

„Also Sakura…“ Er legte seinen Kopf auf meine linke Schulter und betrachtete das Kunai in seiner Hand, beinah gelangweilt. Seine Lider waren mit dichten, sehr dunklen Wimpern besetzt. „Wo ist Itachi?“

Ich schnaubte verächtlich und wandte mich nach zurück nach vorn.

„Er kann nicht weit sein, wenn er zuvor noch so beschäftigt mit dir gewesen ist, nicht wahr?“

„Glaubst du, ich würde es dir sagen, selbst wenn ich es wüsste?“

Er fuhr die Klinge des Kunais mit seinem rechten Daumen beinah liebevoll nach und ließ sich Zeit zu antworten. „Vermutlich nicht. Und man muss dir zugestehen, dass du alle Mittel einsetzt um seinen Auftrag zu erfüllen. Ehrgeizig wie eh und je, nicht wahr?“

Ich verdrehte die Augen nach oben und starrte in die Krone des alten Baumes, an den er mich drückte.

„Weißt du…“ Er ließ das Kunai absichtlich etwas zu dicht an meiner Haut entlang schrammen und ich spürte meinen Herzschlag in meinem Hals pochen, ruhig und trotzdem beunruhigt. „Es war nicht einmal ein sehr schlechter Plan, vermutlich sogar der beste, der dir in so kurzer Zeit einfallen konnte. Allerdings…“ Die Klinge schlitzte meine Haut auf, nur oberflächlich, doch ich spürte ein Rinnsal Blut an meinem Hals herablaufen. Ich weigerte mich, ihm die Genugtuung eines Schmerzenslauts zu geben und biss mir auf die Lippen. „…kennst du mich schlecht, wenn du glaubst, dass du mich durch einen lächerlichen Kuss genug ablenken kannst um mich zu töten.“

„Lächerlich? Wie schmeichelhaft.“ Ich schnaubte amüsiert, trotz des Brennens unter meinem Kinn und starrte auf die Baumrinde vor mir. „Dafür hast du dich aber nicht besonders lange gewehrt…“

Stille.

Dann spürte ich seine Lippen an meinem Ohr. „Hat es dir gefallen, Sakura?“

Ich lachte auf. „Selbstverständlich nicht. Was für eine absurde Vorstellung…“

„Zu schade…“ Rein zufällig biss er in mein Ohrläppchen, strich mit seiner Zunge über die gerötete Haut. Seine oberflächliche Arroganz ging mir jetzt schon auf die Nerven. Zeit, das Ganze schnell zu erledigen und die Sache zu bereinigen, ehe Itachi hier aufkreuzte.
 

Ich winkelte meinen rechten Arm so weit an, dass ich ausholen konnte und rammte ihn in seinen Bauch. Dann drehte ich den Kopf, hob ein Bein und trat seine weg, das Timing war perfekt, bis das Kunai in meinen Hals schnitt und er meine Stirn hart gegen den Baum presste. Ich biss mir erneut auf die Lippen um nicht schmerzerfüllt zu zischen.

„Wo ist Naruto?“ Ich schwieg und er packte meinen Kopf und drückte ihn noch einmal unsanft gegen die Rinde. „Wo?

Vor meinen Augen tanzten schwarze Flecken. Ich hatte keine Ahnung von wem er sprach aber ich würde niemals klein beigeben, besonders wo ihm diese Antwort so wichtig war. Er griff in mein Haar, zerrte mich zurück und drehte mich um, bis ich mit dem Rücken an dem Baum lehnte, schob ein Knie zwischen meine Beine und hielt sie damit an der alten Tanne hinter mir fest, hinderte mich somit an jedem Fluchtversuch.

Als ich in seine Augen sah, wurde klar was er vorhatte. Ich schloss sofort meine Lider, mir bewusst, dass er dieses Mal ohne zu Zögern das Sharingan einsetzen würde um die Informationen zu bekommen, die er haben wollte, doch er war immer noch stärker als ich. Itachis Chakra reichte nicht aus um es mit einem weiteren Uchiha aufzunehmen, weder körperlich noch psychisch. Wenn ich ihn irgendwie ablenken könnte, wenn ich nur ein paar Sekunden hätte…

Er griff unter mein Kinn und ließ das Kunai sinken, hob meinen Kopf an und stoppte zeitgleich meine zappelnden Arme mit seiner anderen Hand. Gedanken rasten durch meinen Kopf, ein Umriss auf dem Boden, blondes Haar…ich konnte falsch liegen aber wer sonst hätte hier mitten im Nirgendwo auf einer Lichtung liegen sollen, offensichtlich Opfer eines Kampfes geworden, wenn nicht die Person, die Sasuke suchte? Ich kannte seine Stimme nicht, sein Aussehen war mir nur undeutlich im Gedächtnis geblieben, doch das strahlende Orange seiner Kleidung und sein blondes Haar sollten für einen winzigen Moment genügen.

Sasuke legte einen Finger an mein rechtes Augenlid und ich nutzte den Moment, drehte mich seitlich und brachte ihn mit einem Chakratritt aus dem Gleichgewicht, meine Hände rutschten aus seiner und ich formte die nötigen Fingerzeichen. Direkt darauf, noch während ich das Jutsu abschloss, hielt er mich noch fester als zuvor und öffnete mein linkes Auge, als er abrupt stoppte und den Kopf drehte. Eine Bewegung aus dem Augenwinkel forderte seine Aufmerksamkeit. „Naruto…"

Ich öffnete auch das andere Auge und fixierte seinen freiliegenden Hals, wartete auf den richtigen Moment ein neues Kunai zu ziehen und wurde völlig überrascht, als ich seinen Gesichtsausdruck sah. Ich hatte offensichtlich die richtige Person kopiert, das sah man ihm an, doch seine Augen…er sah so schrecklich erleichtert aus, ließ für einen Moment die kalte Maske fallen und gab preis, dass das Wohl dieses Menschen ihm sehr wichtig war...
 

Eine der wichtigsten Regeln eines Ninja: Zeige niemals Emotionen.
 

Meine Hände waren kaum gesichert, ich musste sie nur noch losreißen, das Kunai ziehen, es an seinen Hals heben, nicht mehr zögern…nicht mehr zögern

Zu spät.

Er hatte gesehen, was seine Sharingan ihm sofort hatten sagen wollen und der Überraschungsmoment war vorüber. Dieses Mal protestierten meine Handgelenke bedenklich unter seinem Griff, ich konnte mich nicht mehr befreien. Was auch immer dieser eine Blick bei mir ausgelöst hatte, wurde zu meinem Verhängnis.

Ich reagierte zu langsam und meine Augen waren noch geöffnet, lagen gebannt auf diesem Gesicht voller Rätsel, als er sich mir wieder zuwandte und die schwarzen Tomoe inmitten all des Rotes sich zu drehen begannen.

Ich erstarrte, erwartete das Bewusstsein zu verlieren, erwartete Schmerzen und Angst, als er alarmiert den Kopf hob und die Tomoe zum Stillstand kamen. Ich spürte mehr, als dass ich sah wie er mich zur Seite riss und dann hörte ich das dumpfe Auftreffen mehrerer Shuriken in dem Baumstamm, an dem ich zuvor gelehnt hatte. Mein Oberarm schmerzte unter seinem festen Griff.

Ich drehte den Kopf und sah, dass er nicht zu mir blickte, sondern konzentriert die Lichtung absuchte. Aber ich wusste bereits, wer die Shuriken geworfen hatte. Sasuke knurrte leise und ich hörte, wie er seinen Namen ausspuckte, als wäre er giftig. „Itachi…
 

Am entgegengesetzten Ende der Lichtung wurden seine Umrisse erkennbar, als er langsam aus den Schatten trat und ich spürte geradezu körperlich wie er näher kam, doch ich verdrängte das sanfte Kribbeln das sich bis in meine Fingerspitzen zog, diesen Teil meiner selbst - für meinen Auftrag.

Sasukes Reaktion hatte mich völlig unerwartet getroffen und ich fragte mich was sie zu bedeuten hatte. Und wie ich sie mir zu Nutzen machen konnte.

„Sasuke.“ Itachis kühle Stimme wehte über die Lichtung herüber.

Er hatte mich instinktiv aus dem Schussfeld gerettet. Hatte nicht darüber nachgedacht. In der wenigen Zeit, die ihm blieb um dem Angriff seines Bruders auszuweichen, hatte er mich mit sich gezogen. Warum?

„Wo ist Naruto?“ Schon wieder fragte er nach ihm. Und das wo Itachi ihm direkt gegenüber stand? Ich fing für einen winzigen Moment seinen Blick auf. Er musterte Sasukes Hand um meinen Oberarm, dann zog er eine Augenbraue in die Höhe und warf Sasuke ein amüsiertes Lächeln zu. Ich wartete. Mein Verstand arbeitete fieberhaft an der Lösung dieses Rätsels. Möglicherweise sah Sasuke in mir die einzige Möglichkeit, herauszufinden was aus seinem Freund geworden war. Andererseits…er hatte instinktiv gehandelt, völlig reflexartig. Er hatte keine Zeit gehabt um eine Entscheidung abzuwägen

Als ich wieder auf schaute, war Itachi noch näher gekommen und blieb jetzt wenige Meter entfernt stehen, ließ den Blick beinah gelangweilt über seinen kleinen Bruder wandern. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Sasuke die Geste erwiderte, doch seine Augen strahlten keinerlei Gleichgültigkeit aus. Aus ihnen sprach der pure Hass und absolute Berechnung. Noch immer hielt er meinen Arm fest, beinah unbewusst. Ich zögerte, wusste nicht, wie weit Itachis Plan mich mit einbezog, ob es überhaupt einen Plan für diese Situation gab. Ich hätte Sasuke schon lange zuvor beseitigen sollen.

„Es ist eine Weile her, Sasuke.“, verkündete Itachi und neigte den Kopf. „Was hat dich so lange aufgehalten?“ Die Muskeln an Sasukes Hals traten hervor, als er die Zähne zusammenbiss und sich selbst zügelte auszusprechen, was auch immer er hatte sagen wollen. Itachi nickte langsam und wandte sich mir zu. Ich erstarrte unter seinem Blick. „Ist dieser Grund nicht ein wenig zu banal? Es erscheint mir als ein sehr hoher Preis für dein Handeln…und hinterlässt bei mir den Eindruck, du hast deine Vergangenheit möglicherweise nicht mehr stark genug vor Augen.“ Ich verstand nicht, entspannte mich jedoch wesentlich als seine Aufmerksamkeit nicht mehr mir galt. „Erinnerst du dich nicht mehr an unser letztes Treffen?“
 

Unmittelbar schob Sasuke mich hinter sich. Überrumpelt ließ ich ihn gewähren, duldete seinen Arm um meine Taille und fixierte seine Schulter für einen Moment, ehe ich eine weitere Chance in dieser Position sah.

„Du musst vergessen haben, was ich dir damals sagte…“

Ich wartete, bis er sich wieder zu seinem Bruder umdrehte, völlig auf ihn konzentriert, und seine Hand nur noch auf meinem Oberarm lag, dann zückte ich ein neues Kunai, hob den Arm und machte meinen anderen gleichzeitig los. Er fuhr herum, blockte meinen Angriff mit seiner rechten Armschiene, ohne seinem Bruder wirklich den Rücken zuzudrehen und unter der Wucht des Aufpralls setzte ich zurück und federte meinen Sprung mit einem Ausfallschritt ab. Er hielt mich nicht auf, starrte nur hinter mir her und eine Sekunde später, stand ich neben Itachi und erhaschte einen Blick auf Sasukes Gesicht. Völliger Unglaube stand darin geschrieben und…Verrat.

Ich runzelte die Stirn und setzte an, etwas zu sagen, als Itachi mich davon abhielt. Er strich mit einem Finger scheinbar gedankenverloren über meine Wange, verteilte dabei viele kleine Funken aus Chakra auf meiner Haut und ich schmiegte mein Gesicht in seine Hand, erleichtert, dass er mir nicht übel nahm, dass ich noch nicht erledigt hatte, was er mir aufgetragen hatte, süchtig nach diesem Feuer und der glühenden Hitze, die jede seiner Berührungen mit sich brachte.

Du kannst sie nicht zurückholen.“ Ich sah zu ihm hoch und erblickte ein kaltes Lächeln, das nicht mehr mir galt und das Sasuke offensichtlich Qualen zufügte, deren Grund mir verborgen blieb. Ich konnte sogar von hier sehen, wie angespannt sein Kiefer war, wie leuchtend rot und hasserfüllt seine Augen waren, wie sich die Aura seines Chakras verdunkelte. Itachis Daumen verweilte für einen kurzen Moment auf meinem Wangenknochen und hinterließ ein warmes Kribbeln auf meiner Haut, dann fuhr er herab zu meinem Hals und löste das getrocknete Blut, das noch dort klebte, seit Sasuke mich mit dem Kunai erwischt hatte. Ich drehte den Kopf zu ihm. „Es ist so einfach…“ Er betrachtete scheinbar gedankenverloren das Blut an seinem Finger. „Sie kann dich mehr zerstören, als ich es je könnte und das nur mit ihren Blicken.“ Er hob den Finger zu seinem Mund und legte seine Lippen darum. Das Feuer schien noch heißer zu werden, ich schnappte leise nach Luft. „Weißt du noch, Sasuke?“
 

Sein Handeln und seine Worte schienen etwas bei Sasuke auszulösen, das ich nicht durchschauen konnte, auch wenn ich sicher war, dass Itachi mich damit gemeint hatte. Doch ich kam nicht dazu, ihn danach zu fragen.

Sasuke hatte keine Geduld mehr. Er zog in einer schnellen Bewegung ein Katana, das er auf seinem Rücken aufbewahrte und unterdrückte einen Wutschrei, als er ohne länger zu zögern auf seinen Bruder zustürmte. Ich warf Itachi einen Seitenblick zu und erhielt ein bestätigendes Lächeln als Antwort. „Ich lasse dir noch immer den Vortritt, Sakura.“

Ich nickte rasch und verbreiterte meinen Stand. Mit einem gehauchten Kuss auf meine Schläfe, zog Itachi sich an den Rand der Lichtung zurück und als ich sah, dass Sasuke Anstalten machte, einfach um mich herum zu laufen, stellte ich mich ihm in den Weg. Er stoppte kurz vor mir, wandte sich mir nur widerwillig zu und seine Sharingan blitzten vor Zorn, als sich unsere Blicke kreuzten. Ich konnte sein Chakra körperlich spüren, Wellen von Wut und Hass gingen von ihm aus, dunkle Energie, die eine Gänsehaut auf meinen Armen auslöste. „Geh aus dem Weg, Sakura.“

Ich hob das Kunai, das ich noch immer in der Hand hielt und hielt seinen Blick. „Versuch an mir vorbei zu kommen, Sasuke-kun.“ Ich hörte ein unterdrücktes Lachen von Itachi und lächelte bei seinem Klang. Dieses Mal würde er mich nicht täuschen. Dieses Mal war ich darauf vorbereitet.

Sasukes blutrote Augen lagen noch immer auf mir, flackerten nur kurz zu seinem Bruder, ehe sie sich noch etwas mehr verengten und ein gefährliches Funkeln darin aufleuchtete. Er schien zu verstehen, dass ich ihn nicht kampflos gehen lassen würde. Ich sah die Erkenntnis in seinen Augen. „Alle sagen, es ist nicht deine Schuld.“, sagte er leise und einer seiner Mundwinkel zog sich zu einem bitteren, kalten Lächeln in die Höhe, das nicht einmal ansatzweise seine Augen erreichte. „Alle sagen, du kannst nichts dafür, niemand kann sich dagegen wehren.“ Ich legte den Kopf schief und wartete, bis er seine Rede beendet hatte, hochkonzentriert und bereit jeden plötzlichen Angriff zu blocken. „Ich habe versucht, ihnen zu glauben. Aber sieh dich an.“ Er deutete an mir herab und schaute mir erneut in die Augen. „Du bist seine Marionette geworden.“

Ich zuckte mit einer Schulter. „Bist du jetzt fertig?“

Er zeigte keine Reaktion, doch seine Augen waren noch härter als zuvor geworden. Eiskalt. „…ja.“ Ein humorloses Lachen kam über seine Lippen. „Ja, das war alles was ich noch zu sagen hatte.“
 

Ich setzte vor, wartete nicht länger darauf, dass er handeln würde und schnaubte missbilligend, als er das Katana in seine Hülle zurückschob und mich ohne Waffe erwartete. Ich holte aus, verwickelte ihn in einen Taijutsu Kampf, in dem er meine neue Schnelligkeit wirklich kennenlernen konnte und sparte nicht mit Chakra in meinen Schlägen und Tritten. Er wich immer wieder aus, reagierte so perfekt auf meine Bewegungen, wie es nur ein Sharinganträger vermochte. Wann immer ich nah dran war ihn zu treffen, duckte er sich in unmöglich schnellen Bewegungen weg, tauchte hinter mir wieder auf, neben mir, vor mir. Itachi hielt sich völlig raus und wartete, beobachtete jede unserer Bewegungen, während er langsam in den langen Schatten der Bäume weit hinter uns versank, als die Sonne mehr und mehr unterging.

Als sich die ersten bizarren dunklen Flecken über die Lichtung legten, hatte Sasuke jede Geduld verloren. Seit geraumer Zeit wich er aus, nur um augenblicklich einen Gegenangriff daraus zu machen und traf mich dabei häufiger, als ich ihn. Mein Atem ging schnell und mein Chakra neigte sich trotz der größeren Menge zur Neige, meine Arme waren aufgeschürft, weil ich immer nur gerade so seine Schläge abfangen konnte. Ich musste schneller werden. Gerade als ich mich herab neigte, um mit der Faust die Erde aufzureißen und einen vorübergehenden Sicherheitsabstand zu Sasuke zu schaffen, spürte ich Itachis Gegenwart näher als zuvor, direkt hinter mir. Ich hielt in der Bewegung inne und musste deshalb einen harten Treffer in die Bauchhöhle einstecken, schnappte erstickt nach Luft und beugte den Oberkörper ab, hielt mir den Bauch. Sasuke hatte Itachis Gegenwart in seiner Ungeduld noch nicht wahrgenommen. Aber dann.

„Sasuke.“ Ich richtete mich wieder auf und wollte mich umdrehen, als ich Itachis Brust in meinem Rücken fühlte und gleichzeitig…die kalte und gefährlich vertraute Klinge eines Kunais an meinem Hals. Zuerst hielt ich es für eine Verwechslung, für einen Schattendoppelgänger. Doch dann drehte ich den Kopf so weit, dass ich ihn aus dem Augenwinkel sehen konnte und realisierte, dass er es tatsächlich war. Ich schaute zu Sasuke, nur wenige Schritte von uns entfernt, und war völlig überwältigt von dem inneren Kampf, der sich in seinen Augen abzeichnete.
 

5)

Ich sah wie schwierig es ihm fiel, die Kontrolle zu behalten, wie sehr er darum kämpfen musste, nicht auf seinen Bruder oder mich loszugehen. Ich sah die Mordlust und den allgegenwärtigen Hass, die giftige Rachsucht, die ihn von Innen heraus aufzufressen schien und fragte mich bei diesem Anblick das erste Mal wirklich, was sich zwischen den beiden Brüdern abgespielt hatte, dass es zu diesem Punkt gekommen war. Doch seine Augen zeigten noch mehr. Ich war überrascht von der Zerrissenheit, von dem bitteren Schmerz einer Seele, die mehr gesehen hatte als sie ertragen konnte und von der lodernden Wut, die etwas…anderem gegenüberstand. Etwas das ihr standhalten konnte. Etwas das ihn über sein Handeln nachdenken ließ, das ihn davon abhielt rücksichtslos die Chance auf seine Rache wahrzunehmen. Etwas, das ihn davon abhielt die stumme Warnung seines Bruders zu ignorieren und mein Leben wegzuwerfen, um zu seinem Ziel zu kommen. Es war dasselbe Etwas, das ich in seinen Augen gesehen hatte, als er die Illusion seines Freundes gesehen hatte. Und dasselbe Etwas, das dort gewesen war, als er mich aus der Reichweite von Itachis Shuriken gezogen hatte. Aber warum…?
 

Itachi verlagerte sein Gewicht minimal hinter mir und sofort wurde ich mir erneut all der kleinen Funken auf meiner Haut bewusst. Warmer Nebel stieg in meinen Kopf und ich schloss die Augen, abgelenkt von der Hitze, die wie flüssiges Gold durch meinen gesamten Körper strömte, unfähig in eine andere Richtung zu denken. Itachi hielt mir ein Kunai an den Hals und doch konnte ich mich nicht sorgen, konnte nicht um mein eigenes Leben fürchten. Die glühende Wärme machte es unmöglich etwas anderes als sie selbst zu empfinden.

Diese wenigen Sekunden in denen beide Brüder sich gegenüber standen, zogen sich wie Stunden und doch nicht. Ich wagte nicht mehr, mich zu bewegen, geschweige denn etwas zu sagen. Ich atmete flach und versuchte trotz der beinah unwiderstehlichen Versuchung nicht zu sehr auf die Chakraverbindung zu reagieren, die das Stillhalten beinah unmöglich machte. Itachi hob die andere Hand und berührte federleicht meinen Haaransatz, achtete nicht darauf, wie mein Körper sich noch mehr anspannte, führte einen Finger mein Gesicht herab, über meine Schläfe, meine Wangenknochen, meine Mundwinkel, mein Kinn. Mit jedem Zentimeter wurden Sasukes Augen kälter.

„So unschuldig…ist es nicht ein Jammer, dass sie zwischen die Fronten geraten ist?“ Ich schluckte hart, wagte nicht mich zu bewegen. Das Kunai lag beinah auf meiner Haut, ich konnte die Kälte des Metalls spüren. „…ohne Zweifel bist du der wichtigste Punkt des Ganzen. Du weißt doch selbst, kleiner Bruder, wen quäle ich lieber als dich?“ Sasuke drehte den Kopf zur Seite. Itachi seufzte leise, ein so sehr gespielter Laut, dass sich eine Gänsehaut über meinen Nacken zog, obgleich die Reaktion meines Körpers auf den seinen Hitze überallhin sandte. Er ließ die Hand sinken. „Du enttäuschst mich, kleiner Bruder. Erneut.“

Sasuke schaute obgleich dieser Worte nicht her.
 

Ich musterte sein Profil, die angespannten Schultern, die verkrampften Hände. Als Itachi unvorhergesehen das Kunai auf meiner Haut aufkommen ließ, zuckte ich zusammen, überrascht, und gab einen erschrockenen Laut von mir. Sasukes Kopf fuhr herum, die Augen geweitet, und er starrte auf die Klinge an meinem Hals. Ich starrte zurück, verwirrt und nicht in der Lage, die Situation zu verstehen. Itachis freie Hand kehrte zurück zu meiner Wange, verweilte einen kurzen Moment und fuhr dann die feine Linie entlang, an der das Kunai über meinen Hals gestrichen war. Ich holte etwas zittrig Luft, ein weiteres Mal überwältigt von der Macht eines einzelnen seiner Finger und den Empfindungen, die er damit bei mir auslösen konnte. Ich legte den Kopf kaum merklich zurück, gegen seine Brust, mir kaum noch Sasukes durchdringendem Blick bewusst.

Und während sich immer mehr brennend heiße Blitze durch meinen Körper zogen, sich weiter ausbreiteten und meine Knie wackelig machten, ließ das Leuchten in seinen Sharingan nach, bis es beinah verblasste.

Lautlos machte er zwei schwere Schritte zurück, senkte den Kopf und ließ mit einer langsamen Handbewegung sein eigenes Kunai fallen, die ihn so viel mehr zu kosten schien als nur seine Waffe. Das kurze Klirren, als es auf dem Boden aufkam - und seine plötzlichen Worte - hallten unverhältnismäßig laut in meinen Ohren wider… „Das hat sie nicht verdient, du Bastard.“
 

Erschüttert folgte ich seinem Handeln, plötzlich nicht mehr so überwältigend in Itachis Wirkung gefangen und konnte es nicht verstehen, so sehr ich es auch versuchte. Ich lehnte noch immer an Itachis Brust, mittlerweile beinah ungeachtet des Kunais an meinem Hals, und konnte mich einfach nicht vom diesem Anblick losreißen. Warum…?

Als er den Kopf hob, sah er mich an, aber er sah mich nicht wirklich, er blickte geradewegs durch mich hindurch. Leer.

Itachi lehnte sich vor und legte seinen Kopf auf meine Schulter, ich biss die Zähne zusammen und hielt den Atem an, obgleich das prickelnde Chakra dadurch nur ein weiteres Mal umso intensiver durch meinen Körper strömte. Itachi hatte bereits zuvor riskiert, dass die Shuriken, die er auf Sasuke und mich geworfen hatte, mich treffen würden. Er hatte keine Skrupel, meine Sicherheit erneut zu riskieren. Und doch wusste ich, dass ich auf mich selbst aufpassen musste, es war meine Schuld ihn gewähren gelassen zu haben.

„Ah…ich denke nicht, dass du das beurteilen kannst. Bist du nicht derjenige, der überhaupt schuld an diesem Zustand ist?“ Ein frustrierter Laut kam über Sasukes Lippen und er warf den Kopf wieder zur Seite, die Fäuste geballt. „Aber Sasuke...kein Grund so ungehalten zu werden.“ Ich schluckte und wich noch mehr an Itachis Brust zurück, als er das Kunai noch immer nicht herab nahm, sondern noch näher an meine Haut legte. Er wisperte neben meinem Ohr: „Ein letzter Versuch, Sakura?“
 

6)

Ich zögerte, fixierte den bewegungslosen Mann vor mir, der nicht mehr hersah. Auch dann nicht. Schließlich nickte ich, bemüht, nicht mit der Klinge in Berührung zu kommen. Als ich spürte, wie seine Zähne über die dünne Haut unter meinem Ohr strichen, zog ich zischend die Luft ein und er gab mich frei, machte erneut einige Schritte an den Rand der Lichtung zurück.
 

Ich straffte meine Schultern, versuchte die Taubheit abzuschütteln, die sich über mich gelegt hatte, seit meine Nerven nicht mehr permanent von Itachis Chakra umspült wurden und sah auf zu meinem Gegner. Ich schüttelte leicht den Kopf, sah betrübt zu Boden. Noch nie zuvor hatte ich mich so zerrissen gefühlt.

„Sakura.“

Ich glaubte für einen winzigen Moment, dass es Sasuke war der gesprochen hatte und riss den Kopf hoch, überwältigt von einer Erleichterung die ich mir nicht erklären konnte, doch er schaute so unbeteiligt wie zuvor in die Gegend und ich erkannte, dass es Itachis Stimme gewesen war. Ich drehte den Kopf langsam nach rechts und nach einem kurzen Moment, deutete ich ein Nicken an. Mit dieser Geste, stürmte ich ein letztes Mal auf Sasuke zu und verfolgte, wie er den Kopf hob, als er mich hörte, sah wie seine Schultern sich hoben und die Spannung in seinen Körper zurückkehrte. Er war überrascht von dieser schnellen Wendung und handelte ein zweites Mal völlig instinktiv, sah mich auf sich zu kommen und nutzte meinen Anlauf um mich gegen einen Baumstamm rechts von ihm zu schleudern. Ich verlor das Gleichgewicht, rutschte daran herab und ich fasste mir an die Stirn, als für einen Moment schwarze Flecken vor meinem inneren Auge auftauchten.

Halbherzig. Was für ein lächerlicher Versuch…

Ich war verwirrt von mir selbst.

Als ich mich umdrehte und wieder klar sehen konnte, schnappte ich lautlos nach Luft, die meine Lungen nicht erreichte.
 

Itachi hielt Sasukes Katana in der linken und einige Shuriken in der rechten Hand, nur wenige Schritte entfernt. Sasuke hielt sich den rechten Arm und starrte seinen Bruder hasserfüllt an. Aber Itachi beachtete ihn nicht. Er drehte sich zu mir, mit dunklen, gefährlichen Sharingan und er hob die linke Hand. Die Shuriken blitzten in der sinkenden, leuchtend roten Nachmittagssonne. Ich atmete zittrig ein. Und dann…zielte er.

Mein Entsetzen war nicht in Worte zu fassen. Ich war erstarrt, wie versteinert. Ich konnte unmöglich ausweichen. Er wusste, dass ich nicht ausweichen konnte. Resigniert schloss ich die Augen. Sekunden trennten mich von meinem sicheren Tod und ich nahm mein Schicksal hin, wartete...

Aber sie trafen nicht auf, bohrten sich nicht in meine Haut. Ich hörte wie sie klirrend abgewehrt wurden und spürte unvermittelt die Wärme eines Körpers, der dicht vor mir auftauchte und mich abschirmte. Zuletzt drang ein weiteres Geräusch an meine Ohren.

Unverkennbar.

Ich riss die Augen auf und sah blutrote, geweitete Sharingan vor mir.
 

Mein Blick wanderte weiter, das Gesicht herab und es dauerte, bis ich das Blut, das seine Mundwinkel herablief, als solches identifizieren konnte. Er schaute immer noch mich an, als ich fassungslos wieder aufsah und hinter ihm eine Gestalt ausmachen konnte.

„Itachi…“ Meine Lippen flüsterten tonlos. Seine Hände lagen um den Griff des Schwertes, mit vereinzelten roten Tropfen besprenkelt und mit einem widerlichen Geräusch zog er das Katana, aus dem Rücken seines Bruders zurück. Sasukes Körper sackte nach vorn und drückte mich gegen den Baumstamm.

„Also Sasuke…“ Itachi betrachtete interessiert das besudelte Schwert in seiner Hand und hielt es gegen das Licht der untergehenden Sonne. „Hat sie ihre Rolle nicht gut gespielt?“ Ich blickte mit großen Augen zurück zu Sasuke, kämpfte darum unter seinem Gewicht nicht zu Boden zu gehen. „Es hat durchaus seine Reize durch sie zu verlieren oder?“

Sasukes Mund öffnete sich, er fing sich so weit, dass er stehen konnte, dann taumelte er ein paar Schritte von mir weg und beugte seinen Oberkörper ab. Itachi wich ihm gleichgültig aus und stand schließlich ebenso teilnahmslos daneben, als sein jüngerer Bruder sich schmerzerfüllt krümmte und Blut hustete. Er ließ ihn nicht aus den Augen, während seine linke Hand über die leuchtend rote Klinge fuhr.

„Lass es uns hier und heute beenden.“ Er drehte das Katana und die Schneide reflektierte das letzte Sonnenlicht an den Stellen, an denen sie nicht mit Blut beschmiert war, während er die Waffe auf seine Schulter legte und noch einmal nachdenklich den Kopf neigte. „Ich könnte gnädig sein und dir die Schmerzen nehmen, schneller als beabsichtigt, wo unsere kleine Kirschblüte hier schon eine Menge Schaden an deiner bedauernswerten Seele angerichtet hat…zusätzlich zu meinem Werk…“ Er deutete ein kaltes Lächeln an und warf mir einen flüchtigen Blick zu und ich spürte kaum, wie die Baumrinde sich in meinen Rücken bohrte, als ich so weit wie möglich vor diesem Schauspiel zurückwich. „Aber ich bin nicht gewillt, dich so einfach von dieser Welt zu schicken, wo du seit so vielen Jahren darum bettelst, endlich unserer Familie nachgesandt zu werden.“ Itachi verlagerte das Schwert auf seiner Schulter und schritt auf seinen Bruder zu, dessen schwarzes Shirt mittlerweile dunkel getränkt war und als er vor ihm zum Stehen kam, sank er in die Knie.
 

Ich war entsetzt, konnte nicht oft genug Luft holen und hoffen, dass das Bild vor mir mit dem nächsten Atemzug ein anderes war. So grausam. Ich fühlte mich leer. Kalt. Itachi hatte mich als Köder benutzt. Sasuke…hatte sich vor mich geworfen. Warum? Warum…?

Meine Aufgabe hätte es sein sollen, diesen Menschen zu töten…und jetzt wo Itachi diesen Teil übernahm, hatte ich hier nichts mehr verloren. Dennoch wagte ich nicht, mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Je mehr ich daran dachte, dass dies nicht mehr mein Kampf war, umso mehr wollte ich mich abwenden und einfach die Augen schließen. Das hier war kein schneller Tod mehr, das hier war Folter. Ich wusste, was Itachi von mir verlangt hatte und ich hätte seinen Auftrag erfüllt, wenn ich nur nicht diesen Blick hätte sehen müssen und mich davon hätte ablenken lassen… Trotzdem hätte ich es kurz gemacht, immerhin hatte dieser Mensch mir nichts getan, ich kannte ihn nicht einmal. Ich hatte in meinem ganzen Leben niemals aus Spaß getötet. Itachi hatte seine Gründe, doch als ich sah wie sein eigener Bruder den Kopf hob, auf dem Boden zusammengesunken, und das Sharingan aus seinen Augen verschwunden war, sodass nur tiefes Schwarz zurückblieb, ertrug ich es nicht länger.

Er hatte sich vor mich geworfen. Er hatte mein Leben gerettet. „Itachi…bitte…“

Er schaute zu mir herüber, ein amüsiertes Lächeln auf seinen Mundwinkeln. „Sakura?“ Er wusste genau, was ich sagen wollte, dennoch würde er niemals reagieren, wenn ich es nicht aussprach.

Ich erwiderte seinen Blick. „Können wir…nicht…?“ Das Lächeln wurde breiter, als er ganz leicht den Kopf schüttelte. Er würde keine Gnade zeigen. Niemals. „Er hat mein Leben gerettet!“ Meine Stimme überschlug sich in einem Anfall blinder Verzweiflung. Ich musste verrückt sein. Mit mir stimmte etwas nicht. Als ich in Itachis flammende Augen sah, sank ich zurück gegen den Baumstamm, die Lider ergeben gesenkt. „Bring es…zu Ende…“

Ich war so müde von all dem hier.

Er lachte ein kaltes Lachen, das auf diesem Schauplatz so fremd klang und wandte sich langsam ab, zurück zu seinem gebeugten Bruder. „Manche Dinge ändern sich niemals, Sakura. Was für eine interessante Entwicklung…“

Ich sah hoch und starrte ihn verständnislos an, suchte nach einem Hinweis, nach irgendetwas, doch er gab mir keine weitere Erklärung für seine Worte.
 

7)

Frustriert drehte ich den Kopf und fing den Blick zweier nachtschwarzer Iriden auf. Ich zog scharf die Luft ein, erstarrte in der Bewegung. Sasuke kauerte am Boden, seine Kleidung klebte ihm auf der Haut, so dunkel, dass man das Blut auch für Wasser hätte halten können und er war kreideweiß bis auf die grellen Blutrinnsale an seinem Kinn. Die beinah vollends untergegangene Sonne warf einen roten Schatten auf seine Umrisse. Ich konnte seinen Blick nicht lesen, wollte ihn nicht lesen. Ich wollte nicht hier sein und zusehen müssen. Ich war entsetzt von mir selbst. Ich war entsetzt von der Wendung dieses bizarren Schauspiels. Und konnte mich doch nicht wegdrehen.

Er wandte sich ab und fiel mit einem gedämpften Schmerzenslaut hart auf den Rücken, als Itachi ihm einen Tritt in die Brust versetzte. Die Sonnenstrahlen reflektierten etwas an seinem Hals und das Glitzern erregte meine Aufmerksamkeit. Ich hörte nur halb, was Itachi zu ihm sagte und stand unschlüssig auf, machte ein paar Schritte vor, um mehr erkennen zu können. Keiner der beiden beachtete mich noch.

„All die Jahre, Sasuke…und alles umsonst…“

Es war eine dünne Silberkette mit einem Anhänger. Ein Ring? Ich blieb stehen, wollte nicht zu nahe zu den beiden Brüdern kommen, vor allem nicht zu Itachi. Ich wusste nicht, wie er reagieren würde, sobald alles vorbei war, sobald wir wieder unter uns waren. Ich krallte meine zittrigen Hände in meine Seiten.

„Du hättest mich besser niemals suchen sollen…“

Mein Blick huschte wieder zu dem Ring zurück. Er kam mir so bekannt vor! Aber woher? Woher?

Klirrend parierte Sasuke das Katana mit einer Armschiene, seine Brust hob und senkte sich schnell. Itachi lächelte über diesen vergeblichen Kampfgeist und bewegte sich so schnell nach vorn, dass ich ihm nicht folgen konnte. Ein kaum wahrnehmbarer Schmerzenslaut glitt über Sasukes Lippen, als sein Bruder ihm trotz Widerstand ein Kunai in die rechte Brust stach und es wieder herauszog. So schwer verletzt, wie er war würde dieser Kampf sehr bald zu einem Ende kommen, doch ich war sicher, Itachi kannte genügend Wege um alles noch mehr in die Länge zu ziehen.
 

Ich machte einen Satz zurück, als etwas klirrend vor meinen Füßen landete und mich aus den Gedanken riss. Ich sah auf und erhaschte für einen Moment die dunklen, fremden Augen, als wollten sie mir etwas sagen, dann rollte Sasuke sich ab um einem Hieb des Katanas auszuweichen und knickte zur Seite weg, als Itachi ihn streifte und grob wieder zurück zog. Zögerlich wanderte mein Blick zurück zu dem Gegenstand vor meinen Füßen und ich erkannte die Kette, die zuvor noch an Sasukes Hals gehangen hatte. Sie war auseinandergerissen. Wo war der Anhänger?

Unentschlossen trat ich auf der Stelle und suchte den Boden danach ab, versuchte nicht zu sehen, was zwischen den beiden Brüdern vorging, was Itachi ihm antat und musste doch hören, wie der jüngere von beiden immer wieder keuchend nach Luft schnappte und doch nicht genug bekam, weil seine Lunge getroffen worden war. Dann fand ich den Anhänger, griff hastig danach und hob ihn vor meine Augen. Es war ein einfacher Silberring, ohne Schnörkel und Verzierungen. Wie sollte er mir da bekannt vorkommen? Es gab Millionen dieser Art auf der Welt.

Ich drehte ihn abwesend in der Hand, zuckte zusammen als ein weiterer schmerzerfüllter Aufschrei die Lichtung erfüllte. Und dann hielt ich inne.
 

Im Inneren des Ringes war etwas eingraviert. Ich kniff die Augen zusammen um es unter den vielen Kratzern zu erkennen.

Ein Herz.

Ich drehte den Ring weiter und fand noch mehr Umrisse, die neuer aussahen und dieses Mal leichter zu entziffern waren, ein Kanjizeichen. Sa…

„Sakura.“ Ich riss den Kopf hoch, umschloss den Ring mit der Hand. „Du solltest dir ansehen, wie er stirbt. Du bist schließlich nicht ganz unbeteiligt daran, Kirschblüte.“ Itachis rote Augen lagen durchdringend auf mir, Sasuke kniete zu seinen Füßen und atmete schwer, jedes Luftholen klang angestrengt und kraftlos... Ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass der Boden unter ihm blutverschmiert war. Auf Itachis Lippen lag ein eisiges Lächeln, als er das Katana für den endgültig letzten Stoß hob. Ich konnte mich nicht bewegen, wollte nicht hinsehen und doch tun, was Itachi von mir verlangte. „Leb wohl kleiner Bruder…

Als seine Stimme verklang, schaute ich ein letztes Mal auf den Ring, geradezu angezogen von den Zeichen darin und setzte die letzten feinen Striche zusammen.

<3 桜

Sakura.
 

„…immer an mich denkst.“
 

Erschrocken schnappte ich nach Luft und fiel haltlos zurück, in einen Wirbel aus Farben. Ein Bild erschien vor meinem inneren Auge, überrollte mich wie eine wogende Welle und hüllte mich ein, brachte mich weit fort an einen anderen Ort, in eine andere Zeit. Es war eine warme Sommernacht, die Sterne am Himmel funkelten um die Wette und ich stand auf einer großen Veranda, konnte den Blick kaum von dieser Pracht losreißen, als ich Schritte hinter mir hörte.
 

„…damit du…immer an mich denkst…“
 

Zwei Arme packten mich, ehe ich etwas ausmachen konnte, jemand hielt mir den Mund zu und drehte mich um. Dunkle Augen, schwarzes Haar, helle Haut, die in der Finsternis der Nacht leuchtete wie Elfenbein.
 

„Du würdest dich wundern, auf was ich alles geachtet habe, seit wir uns kennen…“
 

Ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen, und Worte, die ich so lange ersehnt hatte, eine Kette…diese Kette mit dem Ringanhänger, dieses Herz in der Mitte…
 

„Das ist für dich, damit du immer an mich denkst.“
 

„Sakura…“
 

Ein Lächeln, so rar, dass ich glaubte, mein Herz müsse zerspringen.
 

„Ich liebe dich...“
 


 

„Sasuke…!“
 

Die Klinge glänzte in der Sonne, als Itachi sie durch die Luft herabstieß und ich konnte nur verschwommen sehen, als ich rannte. Doch Itachi drehte sich nicht um, versunken in diesen Triumph, nach all den Qualen, die er Sasuke seit Jahren angetan hatte, verschwendete er nicht einen Gedanken an mich. Ich war so nah dran…ich konnte ihn retten. Er sollte, er musste leben.

Ich kniff die Augen zusammen und erhaschte noch wie Sasuke überrascht die Lider aufriss, inmitten von all dem Blut, dann traf das Katana sein Ziel. Der Schmerz war überwältigend. Gleißend hell vor meinem Inneren Auge. Ich landete auf dem Boden, so schnell, fiel hart auf den Rücken. Es tat so viel mehr weh, als alles was ich je zuvor erlebt hatte, es war schlimmer als ich es mir je hätte vorstellen können. Mein eigener Schrei hallte gellend in meine Ohren wider, ehe abrupt alles still wurde. Ich legte den Kopf zurück und meine Hände zuckten unweigerlich zu meinem Bauch. Mit warmer Nässe beschmiert fielen sie kraftlos zurück neben meinen Körper. Ich atmete zittrig ein, stoßweise. Jedes Luftholen tat weh und es war nicht genug.

Tiefes Schweigen breitete sich weiter aus, das Klirren des Katanas auf der lehmigen Erde war das einzige Geräusch. Dann flüsterte jemand meinen Namen. „Sakura, nein… Nein!“

Ich öffnete ein Auge, nur einen Spaltbreit und blinzelte matt gegen das blendend helle Weiß der unerträglichen Schmerzen. Der erste, den ich sah, war Itachi. Mit geweiteten Sharingan und einer Miene, die am ehesten als erstaunt gelten konnte stand er vor mir, eine Hand noch erhoben, das Katana zu seinen Füßen. Ich kniff beide Augen fest zusammen und ließ meinen Kopf fallen, zurück an einen Körper direkt hinter mir.

Angestrengt hob ich die Lider erneut, konnte ihn nicht sehen und tastete hinter mich. Eine Hand drückte meine so viel kraftloser als sonst und doch um Längen stärker als meine eigene. Das war etwas Neues. Ich hatte sein Ewigkeiten keinen festeren Händedruck als den meinen erlebt. „Wie konntest du nur…was hast du nur getan…?“, flüsterte seine vertraute Stimme hinter mir.

„Es…“, ich hustete matt und schmeckte Blut in meinem Mund, „…hat sich doch gelohnt…“

„Sakura, nicht…“

„Ich…erinnere mich…Sasuke…“ Ein kraftloses Lächeln legte sich auf meine Lippen. „Es ist alles wieder da…“ Ich spürte, wie er sanft über meine Mundwinkel strich. „Verzeih mir…
 

„Du hast es nur verzögert, Kirschblüte…“ Seine vollkommen kraftvolle Stimme hätte meinen Frieden nicht mehr stören können. „Ich werde ihn trotzdem töten, wenn er nicht schon von selbst stirbt und dann kommst du mit mir.“

„Du kannst mich nicht haben…wenn ich tot bin, Itachi…“, wisperte ich zurück.

Er lachte, kalt und herzlos. „Du wirst nicht sterben.“

Ich schwieg und genoss es, meine Erinnerungen Stück für Stück wieder zu bekommen, wie ein unermüdlicher Wasserfall kehrte jede Sekunde ein neues Bild zurück. Er hatte mir so sehr gefehlt, dass es körperlich wehtat, zusätzlich zu den anderen Schmerzen. Sasuke… „Du wurdest durch meine Hand verletzt, unerwartet aber gewiss nicht unbedacht.“ Ich konnte ihm nicht folgen. Alles fühlte sich auf einmal so leicht an, eingehüllt in dichte Watte. Warm. „Teil unserer Verbindung, Teil des Kyô-kai-ki-jun ist es, dass du durch meine Hand nicht sterben kannst.“ Unmöglich…das war eine Lüge… „Spürst du nicht, wie die Schmerzen nachlassen? Wie dein Körper heilt? Dir wird niemals etwas passieren, solange ich es war, der dich verletzt hat.“

Ich suchte nach den Schmerzen, die eben noch dort gewesen waren. Sie waren fort, einfach verschwunden. Ich tastete über meine Haut, krallte meine Finger ungläubig hinein. Nichts außer gerinnendem Blut. Die Heilung ging schnell. Als hätte er niemals meinen Bauch mit einem Katana durchbohrt und damit mein Todesurteil gesprochen.

Sasukes Hand verlor ihren Griff und lag plötzlich reglos in meiner, Panik kroch meine Brust herauf. „Sasuke…Sasuke…“ Ich umgriff seine Hand fester aber er antwortete nicht, drückte sie nicht zurück. Niemand von uns beiden war noch ein Gegner für Itachi. Nicht mehr. Alles in mir schrie danach, meine letzten Reste Chakra einzusetzen, um Sasuke das Leben zu retten. Aber er würde mich nicht lassen, er würde ihn vorher töten. Ich musste ihn beschützen, ich konnte ihm Sasuke nicht überlassen. Ich legte seine Hand sanft auf dem Boden ab, wagte nicht ihn anzusehen und richtete mich auf.

Mein Shirt war blutdurchtränkt, doch es gab keine Wunde. Das konnte ewig so weitergehen, immer und immer wieder. Doch es gab kein nächstes Mal mehr. Dieser Moment war das Ende.

Ich hörte, wie Itachi das Katana aufhob und das Rascheln seines Mantels, als er es auf seinem Rücken festmachte. „Hm, Sakura. Kopf hoch, dieser Blick steht dir nicht. Ich bin sicher, du findest bald wieder etwas Neues, um dein Mitgefühl daran zu verschwenden.“
 

„Du Monster…“

Ich kämpfte mich auf die Beine zurück und schwankte leicht, noch etwas mitgenommen von dem Schwerthieb aber ansonsten unverletzt und schaute ihn an. Er stand mir direkt gegenüber, aufrecht wie immer, kalt und arrogant wie immer, doch sein amüsiertes Lächeln war der Auslöser. „Was du ihm alles angetan hast…!“ Ich machte unter seinem stechenden Blick ein paar wacklige Schritte nach vorn. „Du hast sein Leben zerstört.“ Ich tastete ungeschickt nach meinem Kunaiholster, löste die Lasche und zog zwei Wurfmesser heraus, stellte fest, dass nur noch ein weiteres übrig war, die ganze Zeit von diesen blutroten Sharingan dabei beobachtet. Nur noch drei… Völlig unbeteiligt. Nur drei noch… Aber dieses belustigte Funkeln…

Ich war beinah bei ihm angekommen, er hatte sich nicht einen Zentimeter bewegt, nur leicht den Kopf geneigt, neugierig. Unbestreitbar interessiert an meinem Vorhaben. Oh ja, ich hatte keinen Spaß am Töten. Aber diese Augen sollten endlich Schmerzen zeigen. Ich wollte sie vor Angst und Qualen brennen sehen. Er sollte alles bereuen. Alles. „Und was du aus mir gemacht hast…“

„Der eigentliche Teil kommt von dir selbst, Sakura. Ich habe nur geholfen, diese Seite von dir an die Oberfläche zu befördern.“

„Lügner!“ Ich machte zwei letzte große Schritte vor und stellte mich aufrecht vor ihn, die Kunais fest umklammert. Er beugte den Kopf, um zu mir herab zu sehen. „Ich bin nicht wie du.“

Er lachte auf, ein eisiges, schreckliches Lachen und ich starrte ihn an, konnte meinen Hass bitter auf der Zunge spüren. „Nein, da hast du Recht.“ Seine Augen leuchteten, zweifellos bestens amüsiert.

Ich schnappte nach Luft. Wie glühend heiß sich reiner Hass anfühlen konnte! Meine Brust hob und senkte sich angestrengt, mein Brustkorb fühlte sich an, als würde er mich mehr und mehr einschnüren. Ihm entging nichts davon, er musterte meine Reaktion unverhohlen zufrieden. Und Sasuke lag hinter uns im Sterben. „Ich hasse dich!
 

8)

Ich hob beide Kunais, holte aus und stoppte mitten in der Bewegung. Mein Fokus lag auf seiner Brust. Und auf meinem linken Kunai, bis zum Griff darin versunken. Meine Hand war mit Blut besprenkelt. Ein Kribbeln lief über mein Handgelenk, hoch bis über meinen Ellbogen und in meinen Oberarm. Wie aus weiter Ferne spürte ich wie er mein rechtes Handgelenk umgriff und mich näher an ihn heran zog bis sein Gesicht direkt vor meinem war, doch was ich wirklich sah war nur das Kunai. „Das sagtest du bereits. Mehrfach.“

Ich schluckte hart, versuchte den Schock zu überwinden und Worte zu formen. „Wie…?“ Ich ließ die Hand sinken und riss meinen Blick von seiner Brust los, schaute direkt in seine gefährlichen Augen und erkannte, dass der Gedanke ihn so weit zu provozieren, dass er sie tatsächlich anwenden würde, auf einmal unheimlich anziehend geworden war. Geradezu verlockend. „Wie…“

„Kyô-kai-ki-jun…“

Ich verstand nicht, sah zwischen seinen Augen hin und her. „Du hast gesagt, du kannst mich nicht töten…“ Ich schüttelte langsam den Kopf. „Du hast gesagt…es ist unmöglich…“

Er nahm das andere Kunai aus meiner Hand, ließ es fallen und hob sie zu seinem Gesicht. Legte sie an seine Wange, ohne den Blick von mir zu nehmen. Ich warf einen Seitenblick auf seine Verletzung und als hätte ich ihn daran erinnert, hob er die andere Hand und zog das Kunai aus seinem Fleisch, ehe er es beiläufig in sein eigenes Holster gleiten ließ. Das Blut gerann bereits, der Einstich schien von Innen heraus zu heilen. Genau wie bei mir…

Auf einmal fiel es mir schwer, mich noch auf den Beinen zu halten und nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Sein Griff wurde fester. „Ich kann dich nicht töten.“

Eine grauenhafte Erkenntnis bahnte sich bei mir an. „Nein…“

„Du hast es selbst gesehen. Es selbst erfahren…“ Ich wandte mich ab und zerrte an seinem Griff, doch er war stärker und zog mich noch dichter an sich heran, umgriff auch mein anderes Handgelenk und hielt mich fest. „Es ist ein sehr mächtiges Jutsu…“

Ich konnte meine Stimme nicht wieder finden. Es war zu viel für meinen Kopf. Ich spürte seinen musternden Blick, fühlte seine Sharingan langsam über meine Haut wandern. Ich kniff die Augen zusammen und zuckte zurück. Er rückte nach, stellte sich so dicht vor mich, dass der Stoff unserer Kleider sich berührte. „Schau mich an, Sakura.“

Nein...

„Schau mich an.“

Als ich mich noch immer weigerte, völlig betäubt von dieser schrecklichen Einsicht, zwang er mich dazu. Ein lange nicht gespürter Blitz zog sich durch meinen Körper und mein Kopf hob sich, gegen meinen Willen, bis ich ihn direkt ansah. Ich fühlte heiße Tränen in meinen Augenwinkeln und kämpfte darum, sie dort zu halten. „Kyô-kai-ki-jun schützt die verbundenen Seelen. Wenn die eine die andere verletzt, greift es ein und rettet beiden das Leben. Der eine kann nicht ohne den anderen, Sakura. So lange bis das Jutsu aufgehoben wurde…“

Ein schmerzerfülltes Wimmern verließ meine Lippen. Ein Albtraum. Ein schrecklicher Albtraum, der niemals endete. Das Bild seiner unverletzten Unterarme schoss mir durch den Kopf, es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass ich sie aufgeschlitzt und danach völlig unversehrt vorgefunden hatte. „Deine Arme…“, flüsterte ich tonlos.

Er nickte und ein kaltes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Richtig. Das war auch ein Teil des Jutsus. Es hat eindrucksvolle Wirkungen, nicht wahr Sakura?“

Er bestätigte alle meine Vermutungen.
 

Ich sackte in mich zusammen, passenderweise nur noch von meinem größten Feind gehalten, dem Mann, dem ich all dies zu verdanken hatte.

Er konnte mir nicht schaden, nicht wirklich. Aber ich ihm auch nicht.

Nun wusste ich warum, wusste, warum ich ihn so oft nicht hatte töten können, warum er immer wieder vollkommen gesund und unverletzt zurückgekehrt war. Es war so einfach. Es war nicht mein Zögern oder meine Angst…und es war nicht meine Schwäche. Es war nur sein Jutsu. Wie sollte ich jemanden töten, der mich an sich gebunden hatte, auf Leben und auf Tod? Dagegen kam ich nicht an. Der Gedanke traf mich noch einmal schmerzlich, obgleich alles taub vor Entsetzen war. Ich konnte es nicht beenden. Niemals.
 

Ohne wirklich etwas zu sehen, trat ich um mich und riss mich los, befreit von seinem Kontrolljutsu, doch es war mir gleich weshalb, ich ergriff das fallengelassene Kunai am Boden und stach es noch einmal in seine Brust. Es versank so widerstandslos in seiner Haut, als wäre sie aus Butter, das Gefühl widerte mich an. Itachi wehrte sich nicht, es schien ihm nicht einmal wirklich Schmerzen zu verursachen. Er lächelte darüber.

„Warum tust du das? Du hast mir alles genommen! Du hast mir alles genommen und lässt mich doch nicht gehen!“ Ich stach wieder zu, fühlte noch mehr Blut auf meiner Hand und meinen Armen. Das Kribbeln wurde stärker, stechend. Dieses Mal stoppte er mich und umgriff meine Hand, in der ich eine meiner letzten Waffen hielt. „Ich habe nichts mehr zu geben und doch kannst du nicht aufhören zu nehmen!“

Sein Griff wurde schmerzhaft, das Kunai fiel aus meiner geschlossenen Faust und er ließ mich erneut los. Ich taumelte ein paar Schritte zurück, sackte herab auf meine Beine, hob meine Hände über den Kopf und schloss die Augen. „Es ist nichts mehr übrig, Itachi, hör auf, mach dem Ganzen ein Ende…!“

Ein leises Lachen, als er sich herab beugte und auch dieses Kunai in seiner Tasche verschwinden ließ. Ich barg mein Gesicht in den Händen und hoffte, es würde einfach aufhören. Ich war harmlos. Konnte ihm in keiner Weise mehr schaden. Und dann…dämmerte mir ein letzter Ausweg. Der endgültigste von allen.

Ich hörte seine leichten Schritte langsam näher kommen und wog die Tatsachen ab. Weder Naruto, noch Kakashi waren hier, ich wollte nicht daran denken warum nicht. Sasuke…war völlig reglos, anhand seines Chakrapegels konnte ich erkennen, dass er noch gerade so am Leben war, nicht mehr. Ich konnte ihn nicht mehr heilen, hatte nichts weiter als einen minimalen Rest meiner körperlichen Kraft. Und niemand konnte Itachi jetzt noch besiegen. Alles was mir blieb, war mit ihm zu gehen und für immer eine Gefangene zu sein. Ein Leben lang, bis er genug davon hatte.

Meine Finger wanderten zu meinem Kunaiholster und ich tastete nach meiner letzten verbliebenen Waffe, wog sie in meiner Hand und betrachtete das glänzende Silber für einen langen Moment. Seine Schritte stoppten. Mein Griff wurde fester und ich krallte meine Finger in das kühle Metall.

„Ich lasse dich niemals gehen, Sakura. Niemals.“

Ich schloss für einen Moment die Augen, atmete tief. Als ich ihn wieder ansah, stand er direkt vor mir und ich konnte nicht umhin daran zu denken, wie wir schon einmal in dieser Situation gewesen waren. Doch dieses Mal würde ich nicht stoppen. Dieses Mal nicht.
 

Ich hob das Kunai und er neigte den Kopf, fragte sich vermutlich ob ich einen weiteren aussichtslosen Versuch ihn zu verletzen starten wollte.

Ein mattes Lächeln umspielte meine Lippen. „Nein, Itachi. Nicht für dich.“

Er ging langsam in die Hocke, misstrauisch, und musterte mich eingehend mit seiner schnellen Auffassungsgabe. Ich nahm ihm die Aufgabe ab. Als ich die scharfe Schneide an meinen Hals legte, wurde das Misstrauen in seinen Augen augenblicklich von Überraschung und der Erinnerung an das letzte Mal ersetzt.

„Was für eine Lücke in deinem Plan…“, sagte ich leise und hielt seinen Blick. Er verharrte in seiner Position, seine Züge waren ernst. „Aber jetzt ist es zu spät.“

Er schwieg und ich wurde überschwemmt von einer Genugtuung, die ich in seiner Gegenwart selten zuvor gespürt hatte. Er konnte nichts tun. Er hatte keine Macht mehr über mich, jeder Versuch mich aufzuhalten konnte sofort das Gegenteil bewirken. Seine Gedanken schienen für einen verrückten Moment identisch mit meinen zu sein und seine Augen loderten auf, das tiefe Rot seiner Sharingan noch eine Spur dunkler als sonst, lebhaft wie die Flammen eines lichterlohen Feuers. Es war das erste und einzige Mal, dass ich Itachi Uchiha wirklich wütend sah.

Ich senkte den Kopf, ohne ihn aus den Augen zu lassen. „Los. Versuch dein Jutsu noch einmal.“ Er starrte unbewegt zurück. „Versuch es.“

Ein verrücktes Gefühl reinen Triumphs durchflutete mich. Ihn zu reizen, in einer Situation wie der diesen, in der ich nichts mehr zu verlieren hatte, in der ohnehin alles bald vorbei wäre, war das leichtsinnigste Manöver, das ich je unternommen hatte. Ich fixierte seine kalten, wütenden Sharingan mit einem herausfordernden Glitzern in den Augen. Und dann, als ich keine weiteren Risiken eingehen wollte und nicht länger warten konnte, weil meine Hände bereits schrecklich zitterten, schloss ich die Augen, nicht mutig genug ihn bis zum Schluss anzusehen und legte die Klinge des Kunais direkt an meinen Hals.

Was für ein grausames Ende. Ich dachte an all meine Lieben, an all die Dinge, die sie wegen mir ertragen mussten und durchbrach die Haut mit einem erstickten Luftholen. Warmes Blut lief über meinen Hals, berührte mein Schlüsselbein und strömte in dünnen Rinnsalen tiefer herab. Aber ich hatte noch nicht die wichtigste Arterie getroffen.

Ich zögerte, nur einen Moment. Ich wusste genau, wo die Halsschlagader entlang führte. Nur zwei, höchstens drei Zentimeter tiefer.

Sasuke… Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig sein würde. Kakashi… Beinah hätte ich aufgelacht. Naruto… Es war der letzte Ausweg. Ino…

Ich atmete noch einmal zittrig, völlig unbehelligt von Itachis stillem Blick, den ich so sehr spüren konnte, dass ich ihn vor meinem inneren Auge sah und setzte das Kunai erneut an. Ein letztes Mal. Es tut mir leid...
 

„Sakura, nicht…!“

Ich riss die Augen auf, suchte nach der Quelle dieser Worte und hörte mehr, als das ich fühlte wie das Kunai mit einem dumpfen Laut auf dem Boden aufkam. Da war niemand. Niemand.

Meine Hand sank herab, ohne dass ich es wollte und ehe ich realisierte was geschah, spürte ich Itachis Griff in meinen Haaren und wurde zurückgezerrt, außerhalb der Reichweichte des Kunais. Heiße Schmerzen zogen sich über meine Kopfhaut und er riss mich noch weiter zurück, mit dem Rücken an seine Brust und drehte meinen Kopf nach rechts, bis ich zu ihm aufsehen konnte, sein Gesicht dicht vor meinem, die Sharingan leuchtender denn je. Er sprach gefährlich leise. „Zufrieden? Reicht es dir jetzt?“

Nur einen Moment abgelenkt und er hatte mich kontrolliert. Ich war eine Schande für jede Kunoichi. Ich blinzelte, biss die Zähne zusammen, als sein Griff in meinen Haaren noch stärker wurde. „Du glaubst, ich hätte nichts aus dem letzten Mal gelernt?“

Die Schmerzen trieben mir Tränen in die Augen, das Denken fiel mir plötzlich verdammt schwer. Doch es gab etwas…da war noch etwas…etwas Wichtiges… „Es hat…wieder funktioniert.“, krächzte ich starrsinnig. Ich kämpfte gegen zahlreiche schwarze Flecken in meinem Blickfeld an und seine Umrisse wurden wieder klarer. Seine Augen waren so kalt und grausam wie zuvor. Ich konnte ein Stück an ihm vorbeisehen, die Sonne war beinah untergegangen. Und dann bemerkte ich etwas aus dem Augenwinkel, dicht neben der leblosen Gestalt Sasukes, ein weißes Leuchten in den Schatten der Dämmerung.

Itachi lehnte sich noch weiter vor, äußerlich völlig unbeeindruckt von meinen herablassenden Worten. „Du bist nicht tot, Sakura, ganz gleich wie töricht dieser Versuch war. Das ist alles was zählt. Es gibt keinen Ausweg.“ Er unterstrich seine Worte, indem er meinen Kopf noch ein Stück weiter nach rechts neigte und kurz vor meinem Gesicht innehielt. Von diesem Punkt aus konnte ich mehr sehen. Ich schaute durch verengte Augen, nicht ganz aufnahmefähig, erschöpft und ohne Hoffnung, wie in Trance und dann…erkannte ich sie.

Katsuyu. Tsunades vertrauter Geist. Ich hatte mir nicht eingebildet, jemanden gehört zu haben. Sie hatte meinen Namen gerufen. Sie hatte mich davon abgehalten, das Kunai einzusetzen. Ich sah langsam wieder zurück, ohne die Miene zu verändern, bemüht sie auf keinen Fall zu verraten.
 

Itachis Chakra lauerte dunkel in der Luft, pulsierte um ihn herum und das Atmen wurde schwerer, doch sein Blick gab nichts mehr preis. Ehe ich es hervorsehen konnte, legte er seine Hände an meinen Hals und nur Sekunden später spürte ich warmes Chakra und wie er den von meinem Kunai verursachten Schnitt damit heilte. Ich verlor permanent Blut, ohne es wirklich gemerkt zu haben, daher die extreme Kraftlosigkeit und das Gefühl nicht richtig atmen zu können. Er wollte mich nicht sterben lassen. Natürlich nicht. Katsuyu. Katsuyu war hier. Ich dachte nicht schnell genug. War sie allein?

„Du wirst niemals wieder versuchen mich mit deinem Leben zu erpressen, Sakura Haruno. Niemals.“ Ich starrte aus halb geschlossenen Augen zurück in seine Sharingan und zuckte zusammen, als sein Chakra prickelnd auf meine Zellen traf. Ich mochte meine Erinnerungen zurück haben. Mein altes Ich. Doch ich konnte nicht dagegen ankommen, körperlich auf ihn zu reagieren. Und das wusste er. Er nutzte den Moment, zog die Heilung in die Länge und verwendete mehr Chakra als nötig, sich meiner Reaktion absolut bewusst. Mein Körper wurde warm, alle Nerven leicht überreizt, meine Gedanken verschleiert.

„Sakura.“ Die helle, sanfte Stimme Katsuyus drang an meine Ohren und verdrängte etwas von dem zähen Nebel in meinem Kopf. Ich war beinah sicher, dass Itachi sie nicht hören konnte. „Sakura, Tsunade-sama hat Verstärkung geschickt. Du musst durchhalten.“ „Sasuke…“, brachte ich rau hervor und hörte meine eigene Stimme kaum. Doch sie verstand. „Ich tue was ich kann. Aber du darfst nicht nachgeben.“

Der Chakrafluss brach jäh ab. Ich blinzelte angestrengt.

„Du hast Recht. Wir sind hier noch nicht fertig.“ Er lehnte sich etwas zurück, löste seinen unerbittlichen Griff in meinen Haaren und ich sackte matt in mich zusammen. Ich atmete schwer. Und dann dämmerte mir, was er damit gesagt hatte. Ich hob den Kopf.

Er richtete sich auf und drehte sich um, machte ein paar Schritte auf Sasuke zu. Mein Hals zog sich schmerzhaft zusammen. Kurz vor ihm blieb er stehen und berührte ihn mit dem Fuß, tickte ihn an. Ich nahm alle Kraft zusammen, die mir noch geblieben war und zwang meine Knie nach oben. Doch es funktionierte nicht. Ich versuchte es noch einmal, konzentrierter, angestrengter. Nichts. Er kontrollierte mich. Ich konnte nichts anderes tun, als grauenerfüllt zusehen, wie er sich etwas vorbeugte und Sasukes Puls überprüfte.
 

Eine Bewegung aus dem Augenwinkel lenkte meinen Blick und ich blinzelte, bis ich Katsuyu das erste Mal richtig ausmachen konnte. Sie hatte sich sehr klein gemacht, kaum größer als meine Hand und verbarg sich in Sasukes Kleidung vor Itachis Blick.

„Sakura, er wird mich jeden Moment sehen.“

Ich schluckte. „Itachi…“ Er drehte den Kopf flüchtig über seine Schulter. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, was ich sagen konnte, um ihn lange genug aufzuhalten. „Dafür wirst du ewig büßen.“ Einer seiner Mundwinkel zog sich leicht in die Höhe. Dann zog er das lange Katana, Sasukes Katana, geräuschvoll aus der Hülle an seinem Rücken. „Fass ihn nicht an…!“ Ich kämpfte gegen das Jutsu an, gegen die unsichtbaren Fesseln, aber ich war noch immer viel zu schwach durch all den Blutverlust. Meine Stimme wurde lauter, verzweifelter. „Weg von ihm!“ Das Katana war voller getrocknetem Blut, Sasukes Blut.

Itachi warf mir noch einen vielsagenden Blick zu, ehe er sich umdrehte. „Schau gut hin, Sakura.“

„Nein! Nein Itachi, nicht…!“

Er verharrte mitten in der Bewegung, ehe er sich gänzlich abgewandt hatte, als hätte er etwas hinter mir gesehen, dass mir verborgen blieb. Dennoch blieb er dicht bei Sasuke, das Katana immer noch so dicht an seiner Brust…

„Itachi, nicht!“ Er ignorierte meine Worte, ließ den Blick mit schmalen Augen über die Lichtung schweifen. Ich setzte alle meine Kräfte ein, warf mich gegen seine geistigen Ketten, doch ich kam nicht frei. „Tu ihm nichts…!“
 

9)

Ich senkte langsam den Blick, völlig machtlos. Es war alles zu spät. Alles zu spät…

„Rasengan!“

Eine laute Stimme hallte herüber und ich sah wie Itachis Schultern sich anspannten, gefasst und darauf vorbereitet, er hatte sich nicht geirrt. Ich konnte den Kopf nicht drehen, Itachi ließ mich nur sprechen, doch ich erkannte die Stimme sofort. „Naruto!“

Er setzte an mir vorbei und eine strahlend blaue, vertraute Chakrakugel inmitten von leuchtendem Orange erfüllten mein Blickfeld. Ich sah ihm hinterher, sah wie Itachi sich darauf konzentrierte ihm rasch auszuweichen, bis eine Bewegung aus dem Augenwinkel meine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung lenkte. Noch während ich hinüber sah, verschwand Sasukes dunkle Gestalt vom Boden. Gedämpfte Rufe hallten durch den Wald und Chakrasignaturen bewegten sich in diese Richtung. Jemand kam näher. Hierher. Verwirrt blickte ich zurück zu Itachi und Naruto und bemerkte erst einen Moment später, dass ich meinen Kopf dabei gedreht hatte. Itachi konzentrierte sich zu sehr auf seine Umgebung, als dass er das Jutsu noch länger kontrollieren konnte, ich war wieder in der Lage mich zu bewegen.

Ohne von dem Wirbel aus Farben um Naruto und Itachi aufzusehen, kämpfte ich mich auf die Knie und stand schließlich etwas wackelig auf meinen Beinen. Sasuke war nicht mehr da, ohne jedes Anzeichen verschwunden. Ich machte ein paar unschlüssige Schritte vor. Ich konnte Naruto nicht helfen und Sasuke…wo war er?

„Sakura-chan!“ Naruto stand aufrecht nur wenige Meter entfernt, zwischen Itachi und mir. Blaues Licht glomm noch immer in seinen abgeschürften Händen, als er sich über seine Schulter wandte und mir einen schnellen Blick zuwarf. Er musterte mich rasch. „Alles in Ordnung? Bist du verletzt?“ Ich schüttelte den Kopf und er nickte beruhigt, sein Fokus lag beständig auf Itachi, er ließ ihn nicht aus den Augen. „Und Sasuke?“ Er stellte die Frage leise, ohne sich erneut zu mir umzudrehen.

Itachi machte ein paar Schritte auf ihn zu. „Du solltest dich besser um dich selbst sorgen, Kyuubi…“

Narutos Schultern spannten sich an und er verbreiterte seinen Stand. „Sakura!“, rief er erneut, drängender. „Wo ist Sasuke?!

Und dann war alles vorbei.
 

Seine Worte lösten eine Reaktion Itachis aus, die ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Er hatte immer einen Plan, immer eine Möglichkeit auf die er ausweichen konnte. Doch als sein alarmierter Blick zu der Stelle glitt, an der Sasuke nur Minuten zuvor noch gelegen hatte, sah ich dass er darauf nicht vorbereitet gewesen war. Was auch immer ihm in diesem Moment durch den Kopf ging, bleibt für immer ein Rätsel. Die Lichtung war eingehüllt in samtene graue Flecken, die Sonne war untergegangen und Naruto und Itachi waren eingetaucht in das letzte Dämmerlicht, bewegten sich zwischen Hell und Dunkel, Licht und Schatten. Itachi erstarrte, Naruto sah es nicht kommen, formte ein neues Rasengan in seiner Hand und griff Itachi an. Schnell, so rasend schnell tauchte eine dunkle Gestalt hinter Itachi auf. Dieser Moment änderte alles. Er hatte nicht einmal mehr genug Zeit, sich noch umzudrehen.

Seine Sinne sagten ihm zweifellos hervor, was folgen würde, doch es war ihm unmöglich, selbst mit seiner außerordentlichen Schnelligkeit, rechtzeitig zu reagieren. In auch nur irgendeiner Art und Weise. Und so stand er noch an derselben Stelle wie zuvor, genau dort wo er Narutos Rasengan so knapp entgangen war, dem Grund für seine tödliche Unbewegtheit. Ich sah es in seinen Augen, für nur flüchtige Sekunden, sah wie er seinen Fehler erkannte. Er hatte Sasuke aus Arroganz am Leben gelassen, unvorsichtig wie ich ihn niemals zuvor gesehen hatte. Er hatte ihn dieses Mal nicht ernst genug genommen. Und das war sein Ende. Es ging schnell, geradezu leicht, wir alle des Kämpfens müde und zu erschöpft, uns zu sehr der Tragweite eines einzigen weiteren Fehlers bewusst um noch etwas in die Länge zu ziehen.

Die Klinge von Sasukes Kunai schnitt tief in Itachis Hals, während seine rechte Hand sein Katana aus der Hülle auf Itachis Rücken zog und es schließlich in einer kurzen Bewegung, einem schnellen Stoß seines Handgelenks in seiner Brust versenkte. Narutos überraschter Ausruf war für eine gefühlte Ewigkeit das einzige Geräusch auf der Lichtung und er stand bewegungslos vor den beiden Brüdern, geschockt. Ich fiel zurück auf meine Knie, so sehr überrascht, dass ich mich nicht darauf konzentrieren konnte mich aufrecht zu halten und meine rechte Hand krallte sich in die feuchte Erde. Ich musste die andere Hand auf dem Boden abstützen um nicht den Halt zu verlieren und sah mich fassungslos einem Bild entgegen, das an ein bizarres Schauspiel erinnerte.

Sasuke stand schwankend hinter den dunklen Umrissen seines Bruders, das Kunai in der Linken, die rechte Hand hinter Itachis Schultern verborgen. Sein Shirt war starr vor Dreck und Blut, er hatte den Rücken unter Schmerzen abgebeugt und atmete schwer. Rasselnd und tief. Jedes Mal wenn er Luft holte, hallte das Geräusch doppelt so laut in meinen Ohren wider. Ich konnte die Spitze des Katanas aus Itachis Brust ragen sehen, sie hatte seinen Brustkorb komplett durchbohrt, sodass die vereinzelten Tropfen Blut, die nach und nach davon abfielen mir ebenfalls nicht entgingen. Ich bildete mir ein, ihr Aufkommen auf dem Boden hören zu können, das stetige Tropfen und die vielen kleinen Spritzer, wenn sie aufprallten.
 

Ich hatte gesehen, wie das Katana zwischen seinen Schulterblättern auftraf, konnte sehen, wie mein größter Feind erstickt seinen letzten Atemzug tat…doch ich konnte nichts spüren, nicht einmal irgendetwas, das ein weiteres Zeichen unserer Verbindung gewesen hätte sein müssen. Nichts. Ich sah in seine Augen, die erschreckenderweise auf mich gerichtet waren. Der Hauch eines Lächelns lag auf seinen Lippen, als hätte er noch etwas ergänzen wollen und es doch nicht ausgesprochen. Dunkles Blut rann in zähen Strömen seinen Hals herab. Sekunden bewegte er sich nicht und ich wagte nicht zu atmen, war nicht in der Lage mich von diesen Augen loszureißen.

„Ah Sasuke…“ Seine Stimme war leise, ungebrochen und beinah entspannt. Einfach so, wie ein Kommentar nach langer Beobachtung. Wie ein Schlusswort.

Dann wich das Rot aus seinen Iriden, sie wurden pechschwarz wie sie immer hätten sein sollen und während er nach vorn fiel, selbst dann, gab es kein Zeichen dafür, dass es ihn letztlich überrascht hätte.

Er blieb reglos am Boden liegen.

Sasukes rechte Hand schwebte in der Luft, sein Blick war starr auf Itachi gerichtet, seinen Bruder. Langsam nur ließ er seine Arme sinken und als sein Blick zu mir flackerte, ging auch er in die Knie, verzögert und beinah lautlos. Er schnappte keuchend nach Luft und fiel nach vorn. Ich blinzelte einmal und dann lag er neben Itachi, die Augen angestrengt geschlossen, eine Hand auf seiner blutigen Brust, als wollte er sie damit verschließen.
 

Noch während er zu Boden fiel, drangen Narutos Rufe alarmierend laut, panisch zu mir durch. Ich stolperte nach vorn, aus meiner Starre erwacht, taumelnd weil meine Knie drohten nachzugeben. Eine schnelle Bewegung aus dem Augenwinkel ließ mich den Kopf nach links drehen und ich war bemüht nicht über die vielen Krater zu fallen, die die Lichtung übersäten, als ich sie sah.

Katsuyu tauchte mitten aus dem Nichts auf, glitt neben mir her und hatte keinerlei Probleme mit mir mitzuhalten. „Sakura, du bist verletzt.“

Als ich nicht antwortete, schwieg sie für einen Moment und begleitete mich stumm nach vorn. Naruto war aufgesprungen, an Itachis leblosem Körper vorbeigelaufen und kniete neben Sasuke. Er wiederholte seinen Namen, immer und immer wieder, krallte sich in seine Schultern und hob den Kopf um mich hektisch heranzuwinken. Außer Atem ließ ich mich neben ihm auf den Boden sinken und schluckte hart bei dem Anblick der sich mir bot. Katsuyu erschien mit sorgenvoller Miene auf Sasukes anderer Seite und glitt über seine Brust, um ihre begonnene Arbeit fortzusetzen.

Er war geradezu in Blut getränkt, dunkel und teilweise noch flüssig und es lief seine Mundwinkel herab, als ob er es nur Sekunden zuvor ausgehustet hatte. Er war so blass, seine Haut war beinah transparent und ließ die feinen Adern darunter durchscheinen. Er lag vollkommen still, selbst als ich seine Augenlider anhob und eine Reaktion überprüfte. Sein Brustkorb bewegte sich kaum, jedes Luftholen wurde von einem gurgelnden Geräusch begleitet. Ich beugte mich vor, drehte den Kopf, bis mein Ohr direkt vor seinem Mund war, lauschte seinem Atem, meine Hände suchten nach seinem Puls. Schwach. Unregelmäßig. Ich lehnte mich etwas zurück, kämpfte gegen die immer größer werdende Panik an und versuchte, Narutos sorgenvolle Fragen zu ignorieren. „Sakura, du kannst ihn doch heilen, oder? Du kannst ihn wieder zusammenflicken, richtig?“

Katsuyu verweilte nicht lange auf einer Stelle, bemüht seine inneren Verletzungen so weit einzudämmen, dass sie nicht größer wurden und versuchte seinen Zustand zumindest ansatzweise zu stabilisieren aber es war ernst. Immer noch so ernst. Er verlor zu viel Blut. Die zuvor gehörten Rufe im Wald klangen nun etwas leiser, sie waren doch nicht so dicht, wie ich angenommen hatte. Ich schloss kurz die Augen, versuchte klar zu denken und betrachtete dann Sasukes Brust, bemüht stark zu sein und schnappte doch entsetzt nach Luft. Blut glänzte im letzten Tageslicht, über und über auf seiner Haut verteilt.

Ich strich mit flachen Händen darüber und riss die restlichen Fetzen seines Oberteils auseinander. Panik kroch weiter über meine Brust, krallte sich um mein Herz, denn ich wusste, dass Katsuyu bereits einen Großteil seiner Wunden behandelt hatte. Und trotzdem sah es aus, als ob nichts davon geholfen hätte

„Sasuke, wage es ja nicht, jetzt einfach aufzugeben…“

„Naruto.“ Ich wandte mich über meine Schulter und schluckte hart, wartete bis er sich in seinen hektischen Worten unterbrach. Er sah mich mit großen Augen an. „Die Stimmen…“ Ich musste erneut ansetzen, weil meine eigene Stimme brach. „Bitte versuch sie zu finden, ich…bitte bring sie schnell hierher.“

Er schüttelte rasch den Kopf. „Ich kann euch hier nicht allein lassen! Ich-“

„Es ist verdammt ernst, Naruto. Ich habe kein Chakra mehr übrig, ich kann nichts tun. Und Katsuyu ist ebenfalls bald am Ende ihrer Kräfte.“ Ich schaute zurück zu Sasuke. „Wenn wir ihn retten wollen, brauchen wir Hilfe. Sofort.“

Ich spürte seinen Blick noch ein paar Sekunden auf mir, dann fuhr er hoch. „Ich werde so schnell wie möglich wieder zurück sein, Sakura-chan. Du wirst nicht einmal bemerken, dass ich weg war!“ Mit diesen Worten verschwand er zwischen den Bäumen, die uns umringten.

Ich strich ein paar Haarsträhnen aus Sasukes Gesicht und hoffte dass er sie rechtzeitig finden würde.
 

Katsuyu bewegte sich ein Stück weiter über seine Brust, ihr Körper leuchtete in einem warmen grünen Licht.

„Langsam Katsuyu. Verbrauch nicht auch noch alles was du noch übrig hast.“

„Seine Verletzungen sind sehr schwer.“, murmelte sie mit sanfter Stimme. Ich nickte langsam, lehnte mich noch etwas vor und zog unvermittelt scharf die Luft ein. Chakra prickelte in meinen Händen und schickte stechende Schmerzen durch meine gesamten Arme, betäubte sie so weit dass es weh tat. Es war nicht genug. Nicht einmal ansatzweise genug. „Sakura, hör auf!“ Ich zog meine Hände zurück und presste sie an meine Brust, kniff ein Auge zusammen und versuchte nicht so schwer zu atmen. Das scharfe Stechen verweilte in meinen Unterarmen, eine beständige Warnung dafür, dass mein Körper nicht viel länger damit umgehen konnte. „Vertrau mir, ich tue alles was ich kann. Versuch das kein zweites Mal, es würde dich in diesem Zustand irreversibel schädigen.“ Ich antwortete nicht, spürte wie die Schmerzen langsam nachließen und betrachtete Sasukes regungslose Gestalt und seine blassen Züge, matt beleuchtet von Katsuyus heilendem Chakra. „Hab Vertrauen in ihn, er ist stark, sein Wille wird ihn durchbringen, da bin ich sicher. Und Tsunades Unterstützung wird sehr bald hier sein.“ Ich dachte an all das zurück, was Sasuke durchgemacht hatte. Warum er? Warum nur er?

„Sakura-chan!“ Ich drehte mich so ruckartig um, dass ich beinah das Gleichgewicht verlor und erhaschte dann einen Blick auf so viel mehr Ninjas, die näher kamen, als nur Naruto. Ein paar Gesichter kamen mir bekannt vor, die Stirn sorgenvoll gerunzelt aber selbst die anderen Gesichter waren alarmiert. Die kalte Herbstluft war erfüllt von mächtigen Chakrasignaturen. Viele Hände wurden ausgestreckt um zu helfen und einen Moment später waren wir umringt von einer kleinen Gruppe Medic-Nins. Ich drehte mich zurück zu Sasuke, legte die Hände um seinen Arm und schenkte ihren Worten kaum Gehör. Ich fühlte mich zurück in einen dichten Nebel versetzt, in der Lage meine Umgebung größtenteils zu hören, nicht aber ihr zu antworten. Sasukes Haut war kühl, meine dreckigen blutverkrusteten Hände warm im Gegensatz dazu. Meine nutzlosen Hände…
 

Und dann legte sich aus dem Nichts ein anderes Paar Hände auf meine und zogen sie sanft zurück. Ich erstarrte, für einen Moment nicht sicher wie ich handeln sollte und riss sie dann los, mir undeutlich des plötzlichen Schweigens der anderen bewusst. „Nein, nein, ich muss ihn heilen, ich muss ihm helfen!“

„Sakura, ist schon gut.“

„Nein, ich muss ihn retten!“ Ich fuhr herum und sah, dass es Shizune war, die meine Hände umfasste. Meine Schultern fielen herab. „Ich muss ihn retten, Shizune…“

„Das weiß ich doch, Sakura. Du hast getan, was du konntest, jetzt überlass den Rest mir.“ Ihre braunen Augen waren voller Wärme. „Ich werde mich gut um ihn kümmern.“ Ich hing an ihren Lippen. „Komm jetzt, Sakura, lass dich untersuchen, ruh dich aus. Du warst sehr tapfer aber jetzt ist es vorbei, du brauchst nicht mehr stark sein.“

Ich schaute zu Naruto, nur wenige Schritte neben ihr. Seine blauen Augen waren unruhig und schrecklich erschöpft, die panische Angst um Sasuke noch immer dahinter zu sehen. „Geh nur, Sakura. Ich bleibe hier bei ihm.“

Mit wildem Blick schaute ich zurück zu Sasuke. „Aber er ist doch nicht tot, was redest du da?!“ Ich zerrte an Shizunes Armen.

„Er ist nicht tot, aber er braucht schnell Hilfe. Ich kümmere mich um ihn, Sakura, vertrau mir.“ Die plötzlich aufgetauchte Kraft verließ mich wieder und auf einmal war ich nur noch müde. So schwach. So machtlos…

„Sakura.“ Ich zuckte zusammen, als ich seine Stimme hörte.

„Bring sie zu Ino, Kakashi.“ Shizune gab mich frei und ihre Hände wurden ersetzt von seinen, als er mich hoch zog. Ich ließ mich von ihm in den Arm nehmen und starrte an seine Brust, hörte, wie Shizune sich neben Sasuke kniete und Anweisungen an andere Ninja erteilte, lauschte wie Naruto ihr mit wenigen Worten berichtete, was geschehen war, während sie heilendes Chakra in Sasukes Körper leitete, mit Katsuyu kommunizierte und versuchte seine Blutungen zu stoppen. Hinter Kakashi umringten drei Anbu den Körper Itachis, während andere wachsam zusahen.
 

10)

Ich starrte auf seine Umrisse am Boden, sah den Akatsukimantel mit den roten Wolken darauf und wie er in unordentlichen Falten Itachis Körper bedeckte, erblickte das schwarze Haar, das sich aus dem Band gelöst hatte und sein Gesicht völlig verbarg…selbst jetzt noch schien ihn seine Macht wie eine dunkle Aura zu umgeben.

Ich spürte, wie Kakashi mich am Arm berührte und schaute auf. Er sah mich aus dem einen dunklen Auge sorgenvoll an. „Sakura…“ Seine Hand war warm.

Ich schob seinen Arm sanft beiseite und machte einen wackligen Schritt zurück. „Dir ist nichts passiert…“, seufzte ich leise.

„Sakura, du musst dich behandeln lassen…du bist voller Blut…du musst…“

„Es geht mir gut.“ Er starrte mich noch immer an und unter seinem Blick spürte ich, wie mein Hals sich zuschnürte. „Mir geht’s gut.“

Er wandte sich flüchtig zu Itachi um, dann blickte er einige Sekunden zu Sasuke und beobachtete Shizune bei ihrer Arbeit. Ich versuchte, tief durchzuatmen, die Kontrolle zu behalten und auf keinen Fall in diese Richtung zu sehen. Ich hörte wie sie Itachi fesselten.

Kakashi legte eine Hand auf meinen Rücken und ich schaute wieder auf, in sein entschlossenes Gesicht. „Shizune wird alles für Sasuke tun, was getan werden kann.“

Ich senkte den Kopf.

„Ino!“ Hastige Schritte kamen näher und dann holte jemand entsetzt Luft.

„Oh Kami! Sakura…!“
 

Blonde lange Haare versperrten mir die Sicht als ich rasch zu Boden gedrückt wurde. Kakashi setzte sich neben mich und stützte meine Schultern und einen Augenblick später kamen zwei unbekannte Chunin mit Ino zurück und legten eine Trage vor meinen Füßen ab. Ich hatte nicht die Kraft, mich zu weigern und war nur erleichtert, dass Kakashi derjenige war, der mich hochhob und sanft darauf ablegte. Das erste Mal seit Monaten sah ich Ino direkt in die Augen. Ich entdeckte so viel Angst und Sorge aber keinerlei Wut. Keine Ablehnung und keinen Groll. Wärme.

Sie kniete sich neben mich und fing meinen Blick auf und auf einmal wirkte sie bestürzt. Sie lehnte sich vor und strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ach Sakura…“

Ich konnte den Ausdruck in ihren Augen nicht länger ertragen und drehte den Kopf zur Seite, starrte auf den Boden und sah aus dem Augenwinkel, dass Kakashi noch immer neben mir hockte. Ich schluckte. „Kakashi…kannst du…“ Ich brachte es nicht über mich zu fragen. Ich konnte ihn nicht darum bitten.

Seine Hand legte sich einmal flüchtig auf meine Wange und ich schloss die Lider und neigte den Kopf. Was hätte ich dafür gegeben, wenn alles anders gewesen wäre. „Ich werde nach Sasuke sehen. Kommst du hier allein klar, Ino? Braucht sie noch irgendetwas?“ Er nahm seine Hand zurück und ich wusste, dass es nichts gab, was ich noch hätte tun können, damit die Dinge anders liegen konnten.

Ino sah von meinem Bauch auf und schüttelte kurz den Kopf. „Alles unter Kontrolle.“

Er stand auf und wechselte ein paar Worte mit einem anderen Jonin, dann drehte er sich um und ging in die Richtung, in der Sasuke noch immer auf dem Boden lag und von Shizune und ein paar anderen Medic-Nin behandelt wurde.

Mit einer energischen und doch behutsamen Handbewegung drückte Ino mich zurück auf die Liege um mich genauer zu untersuchen. Ihre Hände strichen warm über meinen Körper und ihr forschendes Chakra vertrieb die Kälte und hinterließ nichts als eine bleierne Müdigkeit. Meine Augenlider fielen zu und ich lauschte ihrem leisen Summen, während sie konzentriert meinen Bauch und meinen Brustkorb abtastete, dann meine Nackenwirbel. Sie zog scharf die Luft ein, als sie meinen Hals näher betrachtete, sagte jedoch nichts, als sie sah dass es eine Menge Blut gab aber keine Wunde mehr. Ich konnte mich nicht dazu durchringen, ihr zu sagen, dass mir nichts fehlte aber sie ließ sich ohnehin nicht in ihrer Untersuchung stören. Mit erfahrenden Händen behandelte sie ein paar kleinere Wunden, desinfizierte und verschloss einige Schnitte. Alle anderen hatten so viel mehr abbekommen. Selbst Sasuke und Naruto hatten ihre Wunden mehr schlecht als recht verbergen können. Nur ich war beinah unversehrt.
 

Langsam nur ließ nun auch der wirre Gedankenstrom nach und ich starrte auf Inos linke Schulter, nur durch die Sorge um Sasuke daran gehindert, gegen die übermächtige Schwärze zu verlieren und einfach loszulassen, allen Schmerz und alle Angst, alles Leid zu vergessen. Ich brauchte eine Weile, um zurückzufinden, als Ino etwas zu mir sagte. „…keine Sorgen machen, Sakura… Shizune hat alles im Griff.“ Ich blinzelte und als ich die Augen vollends öffnen konnte, fiel mir als erstes auf, wie dunkel es bereits geworden war und dass Ino eine Decke über mich gelegt hatte. „Kakashi hat gesagt, dass er es schaffen wird.“

„Danke Ino…“

„Wie fühlst du dich jetzt, Sakura?“

Ich drehte den Kopf um sie anzusehen. Sie kniete direkt neben mir und beugte sich zu mir herab, die Augen besorgt geweitet. Die Augenringe darunter ließen sie unheimlich erschöpft aussehen. Ich zögerte einen Moment mit meiner Antwort und betrachtete sie gedankenversunken, ehe ich mich räusperte und meine krächzende Stimme noch einmal erhob. „Besser.“ Ich hörte ihr erleichtertes Ausatmen, als ich mich wieder zurückfallen ließ und die Augen schloss. „Kakashi hat gesagt, dass er es schaffen wird.“ Mit einem leisen Seufzen richtete ich mich langsam auf, die Decke fiel von meinen Schultern herab und ich spürte, wie erschöpft meine Glieder waren, trotz Inos helfendem Chakra und auch die eigentlich längst verschlossenen Wunden an meinem Bauch und am Hals sandten ein dumpfes Pochen durch meinen Körper.

„Warte, du bist längst nicht bereit selbst aufzustehen!“ Sie sprang auf und drückte mich bestimmt wieder zurück, als ich Ansätze machte, auf meinen eigenen Beinen stehen zu wollen und so ließ ich sie gewähren und blieb sitzen. Sie warf mir einen langen prüfenden Blick zu, dann kniete auch sie sich wieder neben mich.

„Wie fühlst du dich?“, fragte sie ein zweites Mal mit einem misstrauischen Unterton und zupfte an der Decke, um sie wieder höher zu ziehen. Ich fuhr mir mit einer Hand über die Stirn und rieb über meine Augen, setzte an, ihr zu antworten, als ich das getrocknete und über und über verteilte Blut an meinen Händen sah und verstummte. Sie folgte meinem Blick und legte rasch eine Hand auf meine, drückte sie leicht. Ich betrachtete sie für ein paar Sekunden und sah mit einem müden Blinzeln wieder auf. Ihre großen blauen Augen ruhten noch immer auf mir, klar und eindringlich.
 

Ich schloss kurz die Lider. „Kakashi…und Naruto, was ist mit ihnen?“ Ich schluckte gegen meinen trockenen Hals. „Hat Shizune sich um sie gekümmert?“

„Beide sind munter auf den Beinen.“ Ich nickte dankbar und kehrte darauf zurück, meine Hände zu mustern. Ino zögerte einen Moment, ich bemerkte es daran, wie sie ein paar Mal tiefer als nötig durchatmete und ihre Hände knetete. „Sasuke ist zwecks des Transports nach Konoha in einen künstlichen Schlaf versetzt worden. Shizune hat gesagt, wir brechen sobald wie möglich auf, sie checkt nur noch, ob sein Zustand in den nächsten zehn Minuten stabil bleibt.“

Ich nickte noch einmal zum Zeichen, dass ich verstanden hatte und streckte meine Beine unter der Decke hervor. Selbst meine Zehen waren voller Blut. Das Leder meiner Beinschienen hatte sich so weit abgenutzt, dass an einigen Stellen Haut durchschimmerte und als ich die rechte löste und meinen Unterschenkel flüchtig musterte, sah ich dass sie von roten Striemen übersät war. Meine Knie waren aufgeschürft und ebenfalls blutig.

„Naruto geht es den Umständen entsprechend geradezu sehr gut. Ich habe vorhin sein Bein geheilt und er hatte ein paar üble Rippenbrüche, sein rechter Arm hat auch schon mal bessere Zeiten gesehen aber ansonsten hat er nicht allzu viel abgekriegt. Naja…bis auf sein Gesicht aber das heilt bei ihm ja immer schnell.“ Ich sah hoch und sie warf mir einen entschuldigenden Blick zu. „Er ist die ganze Zeit zwischen dir und Sasuke hin und her gependelt.“ Zumindest war er für ihn da. „Er war bis gerade eben noch hier aber dann habe ich ihn weggeschickt, weil du Ruhe gut gebrauchen kannst, so weit das hier....möglich ist. Er wollte sofort Bescheid haben, wenn du wieder richtig wach bist aber ich halte es für besser, ihn noch ein bisschen von dir fernzuhalten.“

„Was ist mit Kakashi?“

Ein betrübter Ausdruck huschte über ihr Gesicht und ich ertappte mich dabei, die rechte Hand in die Decke zu krallen. Das schien ihr nicht entgangen zu sein und sie hob beschwichtigend eine Hand. „Ihm geht es gut.“, sagte sie schnell. „Also…im Großen und Ganzen. Er hatte nur ein paar kleinere Verletzungen, nichts was die anderen Medics nicht schnell wieder beheben konnten…“

Das Unausgesprochene hing schwer zwischen uns. Ich versuchte, mich an den Moment zu erinnern, zu dem ich Kakashi zuletzt gesehen hatte. Er war Sasuke und den anderen Anbu gefolgt um Itachi… „Die vier Anbu? Wo sind sie?“

Sie drückte meine Hand. „Als wir hierher kamen, war er gerade erst selbst angekommen. Zwei der ursprünglich vier konnten selbst laufen und kamen hinter ihm auf die Lichtung. Und einen hat Kakashi getragen.“

Ich starrte sie aus großen Augen an. „Der vierte...?“

Sie schüttelte leicht den Kopf. Ich sah langsam zu Boden.

„Er hat Shizune vorhin davon berichtet aber bevor sie auch nur irgendetwas neben dem Protokoll sagen konnte, ist er zu unseren Leuten rüber gegangen und ist seitdem nur einmal kurz hier gewesen um nach dir zu sehen und mir zu sagen, dass Sasuke durchkommen wird.“ Ich konnte mir kaum vorstellen, wie Kakashi mit dem Verlust eines weiteren Teammitglieds umgehen würde… Ino schwieg einen Moment, hielt jedoch weiterhin meine Hand.

Ich war erfüllt von einer schmerzlichen Dankbarkeit für ihre heilenden Worte und alles was sie für uns getan hatte. Dafür konnte ich keine Formulierung finden, die auch nur annähernd gut genug war, und nach einem weiteren Moment, in dem mir deutlich bewusst wurde, wie kraftlos ich wirklich war, ließ ich mich nach vorn fallen und bettete meine Stirn an ihrer Schulter. Sie legte einen Arm um meine Schulter, strich mir langsam über das Haar, zog die Decke wieder über meine Schultern und hielt mich fest, ohne noch etwas zu sagen.
 

Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als Shizune neben uns auftauchte und mich aus meinem Dämmerzustand riss. „Sakura.“ Sie ging in die Hocke und legte mir eine Hand auf die Schultern. „Wie geht es dir?“, fragte sie leise.

Ich hob den Kopf um sie anzusehen, auch sie wirkte erschöpft aber längst nicht mehr so beunruhigt wie zuvor. „Besser…“

Sie nickte und strich mit der Hand einmal meinen Arm entlang, ehe sie sie zurückzog. „Sasuke ist jetzt transportbereit und Naruto und Kakashi verzichten dankend auf eine Trage.“ Ein schmales Lächeln legte sich auf ihre Mundwinkel. „Wir können jetzt aufbrechen.“, fügte sie sanft hinzu und hielt meinen Blick. „Ino?“ Sie sprach ohne unseren Kontakt zu brechen und Ino gab ein kurzes Zeichen, das sie zuhörte. „Kannst du Sakura tragen?“ Erst dann schaute sie zu ihr. „Ich möchte sie gern von jemandem tragen lassen, den sie gut kennt aber Naruto ist selbst verletzt und du bist…“

„Gern.“

Sie richtete sich auf und wandte sich zum Gehen, als ich ihren Ärmel ergriff. Mit einem fragenden Blick drehte sie sich wieder um. „Ja, Sakura?“

„Kann ich…“ Ich schluckte. „Kann ich ihn noch einmal sehen, bevor wir aufbrechen?“

Sie zögerte einen Moment, die Stirn nachdenklich gerunzelt. „Ich halte das für keine gute Idee, Sakura.“, sagte sie dann und ich nickte langsam zum Zeichen, dass ich verstanden hatte. „Auch wenn ihr alle im Moment weitestgehend stabil seid, heißt das nicht, dass ihr nicht so schnell wie möglich in ein Krankenhaus gebracht werden müsst. Sasukes Zustand ist immer noch sehr ernst und Kakashi, Naruto und die drei anderen müssen ebenfalls gründlich untersucht werden.“ Sie beugte sich zu mir herab und warf mir einen eindringlichen Blick zu. „Du wirst vermutlich die sorgfältigste Untersuchung von allen über dich ergehen lassen müssen, das verstehst du doch oder Sakura?“ Ihre braunen Augen waren so durchdringend, dass ich dem Drang wegzuschauen nicht standhalten konnte. „Sakura?“

„…ja.“

Sie legte noch einmal eine Hand auf meine Schulter. „Also gut. Ino?“ Meine beste Freundin nahm endlich ihren scheinbar alles durchleuchtenden Blick von mir und wandte ihre Aufmerksamkeit Shizune zu. „Ich drehe eine letzte Runde, dann machen wir uns auf den Weg.“

„Ist gut.“ Mit schnellen Schritten durchmaß sie die aufgerissene Erde, die einmal eine ebene Fläche gewesen war und ließ mich mit Ino zurück.
 

„Na komm, Sakura.“ Sie strich ihren Rock über der kurzen Hose glatt und richtete sich mit einem leisen Seufzen auf, drehte sich um und stellte sich mit dem Rücken zu mir. Ich schaute hoch und erblickte ihre flachen Hände, die sie mir erwartungsvoll entgegen streckte. „Na los, auf meinen Rücken. Wir haben nicht ewig Zeit.“

Ich atmete leise aus und ergab mich, als eine vertraute Stimme an meine Ohren drang. „Lass mich das machen, Ino.“ Ich schaute auf und sah zu wie Kakashi zu uns herüber kam, die Hände wie so oft in seinen Taschen vergraben.

Ino zögerte, nahm aber zumindest ihre Hände zurück und richtete sich wieder auf. „Ah…Kakashi-sensei…vielleicht sollten Sie lieber…“

Seine Maske bedeckte wie so oft den Großteil seines Gesichts, doch ich erkannte das beginnende Lächeln an den kleinen Fältchen um sein sichtbares Auge. „Wir brauchen unsere Medics, Ino. Ohne euch funktioniert hier überhaupt nichts.“ Ihre Wangen nahmen einen ganz leichten Rotton an, doch das konnte natürlich auch von dem kalten Wind kommen. „Also wie wär‘s? Ich trage Sakura und du schaust dir für mich noch einmal Andou-senpei an. Seine Beinverletzung macht uns einige Sorgen.“ Sie zögerte noch immer, doch der eigentliche Widerstand war längst gebrochen. Er beugte sich noch etwas vor und wippte leicht auf den Füßen. „Shizune hat es erlaubt.“

Ino fing sich rasch wieder und warf mir einen skeptischen Blick über die Schulter zu, ehe sie sich mit einem tiefer werdenden Stirnrunzeln entfernte. „Also dann…bis nachher, Sakura.“

Ich winkte ihr halbherzig und sah ihr eine Weile hinterher, beobachtete wie sie die Hälfte der Lichtung überquerte, ehe ich den Kopf drehte und Kakashi rasch musterte. Er hatte nur sehr wenige Verbände, ein paar Kratzer, nichts was er nicht bereits seit Jahren kannte. Seine Weste hatte einige große Risse, eine Tasche war komplett abgerissen und es hingen nur noch ein paar Stofffetzen davon herab und seine Arme und Beine waren mit Dreck überseht, an manchen Stellen mit dunklen Flecken gesprenkelt.

Ich begegnete seinem Blick und stellte fest, dass er zurück schaute, vermutlich bereits die ganze Zeit über. Sein eines sichtbares Auge war leicht verengt. Ich hatte den Eindruck, er wollte etwas sagen, doch der Moment verging und ehe ich darauf eingehen konnte, beugte er sich zu mir herab um mir aufzuhelfen. Er streckte eine Hand aus. „Komm, bringen wir unsere Verletzten nach Hause.“

Etwas perplex ergriff ich seine Hand, nicht ganz sicher, wie viel ich in seine Worte hineinlesen sollte, und ließ mich von ihm hochziehen. Er ging sicher, dass ich auf meinen eigenen Beinen stehen bleiben konnte, ehe er sich umdrehte und seine Hände in einer ähnlichen Bewegung wie Ino zuvor anbot. Ich ließ mich von ihm auf seinen Rücken ziehen und als er sich aufrichtete, legte ich meine Arme matt um seinen Hals. „Na also.“

Er schaute kurz über seine Schulter, fiel dann in einen gemächlichen Schritt und als ich den Kopf hob, konnte ich das erste Mal wirklich sehen, wie viele Anbu als Unterstützung mitgekommen waren.
 

11)

Die Lichtung war kaum beleuchtet, es war noch zu früh für Sterne oder den Mond und die letzten Sonnenstrahlen waren längst vergangen, doch alle hier waren es gewohnt im Dunkeln sehen zu müssen. Überall fanden sich vereinzelte Gruppen, liefen viele fremde und einige wenige bekannte Ninja geschäftig über den Platz, sicherten die Umgebung und behandelten die drei verletzten Anbu. Ich entdeckte Inos leuchtend blondes Haar am Rand gegenüber von uns, sie kniete vor einem von ihnen, einem relativ jungen, blassen Mann, und begutachtete eine fleischige Wunde an seinem Schienbein. Ein breitschultriger Mann saß nur ein Stück entfernt und neben ihm eine zierliche Frau, er hatte den Arm um ihre Schultern gelegt, sie starrte bewegungslos auf den Boden vor sich.

Es war auf den ersten Blick zu erkennen, dass diese drei diejenigen waren, die ihren Teamkameraden verloren hatten. Zwar waren sie in die murmelnden Gespräche der anderen integriert, dennoch erweckten sie den Eindruck am liebsten für sich sein zu wollen. Die Frau senkte den Blick noch tiefer, zog die Knie an. Der Mann neben ihr sagte etwas zu ihr, sie schüttelte den Kopf. Ich wandte den Blick ab. Kakashi führte uns weiter weg von der kleinen Gruppe und ich stellte erstmals wirklich fest, wie still es war.

Es hätte bei dieser Menge Menschen verhältnismäßig laut sein müssen, doch alle Unterhaltungen waren gedämpft, sodass nur ein leises Murmeln die Lichtung erfüllte. Hin und wieder erklang ein Befehl, der schnell wieder verebbte und sich in der nebligen Abendluft, die zwischen den Bäumen hervor kroch und sich langsam über den Waldboden legte, verlor. Perfekt für diesen Ort.

Kakashi hatte es nicht eilig und überquerte den Platz mit diesem für ihn so typischen ruhigen Gang, der als gelangweilt durchgehen konnte, nickte ein paar bekannten Gesichtern zu, wenn wir sie passierten und schwieg in weiser Voraussicht oder auch der eigenen Erschöpfung. Er erwartete nicht, dass ich etwas sagte. Ich konzentrierte mich darauf, die Lichtung erneut zu mustern und nach einer zweiten Kontrolle musste ich ehrlich zu mir selbst sein. Itachi war nicht mehr hier.

Der Punkt an dem er zuletzt gelegen hatte, dort wo der Boden blutig und aufgewühlt war, war leer. Nur zwei weitere Anbu standen daneben und waren in ein leises Gespräch vertieft, deuteten hin und wieder auf einen Abdruck oder eine Furche. Ein Stück entfernt war der Boden sehr dunkel. So dunkel wie… „Alles klar, wir können anfangen. Hebt ihn langsam an.“ Shizunes Stimme hallte zu uns herüber und ich wandte mich ab, drehte den Kopf suchend und fand sie rasch, inmitten von vier Jonin, die sich um eine schmale Trage verteilten, nicht weit von uns. Sie überwachte konzentriert wie sie langsam und gleichmäßig angehoben wurde, nickte zufrieden und lehnte sich dann noch einmal darüber.

Kakashi blieb stehen und verlagerte seinen Griff, als er uns einer größeren Gruppe anschloss, die offensichtlich aufbruchbereit nur noch auf Shizunes Befehl wartete. Mit ernster Stimme wechselte er ein paar leise Worte mit einer Medic-Nin, deren Gesicht mir vage bekannt vorkam.
 

Ich achtete nicht weiter darauf, reckte den Hals ein Stück um mehr sehen zu können und erhaschte einen Blick auf dunkle Haare am Kopf der Trage. Kakashi machte einen Schritt zur Seite, Shizune umrundete die Trage und plötzlich konnte ich mehr sehen. Seine fahle Haut leuchtete in der Dunkelheit. Seine Augenlider waren geschlossen.

Ich zog rasch die Luft ein und blickte zu Boden, kniff die Augen zusammen, atmete einen Moment kontrolliert. Ich lauschte Kakashis Worten mit halbem Ohr. „…alles geplant, bis ins kleinste Detail. Er war schon immer für seine unglaubliche Intelligenz bekannt.“

„Aber warum das alles? Wofür existierte dieser Plan, wenn nicht um an Naruto-kun zu kommen?“ Kakashi antwortete nicht und wechselte das Thema.

Als ich langsam wieder aufschaute, sah ich gerade noch wie sich eine kleine Eskorte den vier Trägern anschloss und dann mit Shizunes Erlaubnis alle zusammen die Lichtung verließen. Ich konnte Sasuke kein weiteres Mal sehen und starrte ihnen noch lange hinterher.

„Sakura-chan. Kakashi-senpai.“ Ich drehte den Kopf nach rechts und erblickte Naruto, der mit einem blassen Lächeln vor uns zum Stehen kam.

„Naruto. Was macht dein Arm?“

„Ach, das ist alles halb so…“ Ich zog scharf die Luft ein und löste eine Hand von Kakashis Hals, um sie an seine rechte Wange zu legen, unterbrach ihn unbewusst mitten im Satz. „Naruto, das…“

Er legte seine eigene Hand beschwichtigend auf meine und schloss kurz die Augen. „Es ist nichts, Sakura-chan. Nur ein kleiner Kratzer.“

Ich fragte mich, wie ich diese große Wunde zuvor hatte übersehen können und musterte ihn rasch von oben bis unten, nahm seinen bandagierten rechten Arm und die vielen Kratzer und Abschürfungen wehmütig zur Kenntnis. „Es tut mir leid, Naruto…“ Es war so leise, dass es niemand außer Kakashi und ihm hören konnte.

Er beugte sich vor und küsste meinen Haaransatz. „Sag niemals so etwas, Sakura.“ Als er sich zurücklehnte schenkte er mir ein Grinsen, das seinem alten so nah wie möglich kam und wuschelte leicht durch meine Haare. „Ich bin froh, dass du ok bist. Wir alle.“, fügte er leise hinzu und klopfte Kakashi auf die Schulter. „Ich wette, Shizune dreht völlig durch, wenn sie sieht dass du sie trägst.“

Kakashi schnaubte leise. „Du meinst, falls sie sieht, dass ich sie trage.“

Naruto lachte gedämpft auf und zwinkerte mir zu. „Sie sind gerade eben mit Sasuke aufgebrochen.“ Seine blauen Augen leuchteten im dämmrigen Licht einer Lampe und ein warmes Lächeln breitete sich über seine verletzen Züge aus. „Er macht sich unglaublich gut. Genau wie du, Sakura.“ Ich schluckte und nickte hastig. „War doch klar, dass Teme so leicht nicht vor die Hunde geht.“ Eine einsame Träne lief meine Wange herab und ehe meine eigene Hand sie wegwischen konnte, strich er sanft mit dem Daumen darüber. „Du bist so tapfer, Sakura-chan…“

„Naruto…“

„Ich setze mich an die Spitze, also überlasse ich Sakura deiner Obhut, Kakashi.“ Er knuffte ihn leicht in die Seite und winkte seinen halbherzigen Protest mit einem gleichgültigen Winken ab, ehe er ein eiliges „Bis nachher, Sakura-chan!“ an mich richtete und den anderen in den Wald folgte.
 

Kakashi schüttelte den Kopf, kommentierte jedoch ausnahmsweise nicht sein Verhalten.

In diesem Moment bemerkte ich, dass sich allgemein die gesamte Gruppe in Bewegung setzte, mit Shizune als Schlusslicht. Ino tauchte aus dem Nichts aus und strich über mein Bein, ehe sie sich ein paar Meter vor uns einreihte und ein Gespräch mit einem weiteren unbekannte Medic-Nin begann.

„Bist du müde, Sakura?“

Ich nickte, ehe mir wieder einfiel, dass er mich nicht sah. „Absolut...“

Er wartete bis genug Platz war, um neben ein paar anderen Jonin herlaufen zu können und verlagerte mein Gewicht so weit, dass ich meinen Kopf bequem anlehnen konnte. „Tu dir keinen Zwang an.“

Mit einem tonlosen Seufzen legte ich meinen Kopf an seine rechte Schulter und ließ los. Ich konnte nicht länger dagegen ankämpfen, nicht länger standhalten. Während wir durch die dichten Tannen den anderen hinterher in den Wald folgten, summte Kakashi leise vor sich hin und ich lauschte ihm mit halbem Ohr, tatsächlich schon nicht mehr ganz bei Bewusstsein. „Tut mir…so leid, Kakashi…“ Müdigkeit schien sich in jede Zelle meines Körpers zu schleichen, meine Augen fielen langsam zu.

„Sag niemals so etwas, Sakura.“, zitierte er die Worte Narutos.

Als auch wir zwischen den angrenzenden Bäumen verschwanden, zwang ich meine Augenlider noch einmal nach oben und warf einen letzten Blick zurück auf die gezeichnete Lichtung, zerstört und dunkel in den Schatten der Nacht. Von Kratern überzogen, mit Furchen und Brandflächen übersät, glich sie einem epischen Schlachtfeld.

An einer Stelle war der Boden jedoch noch beinah unversehrt, zerwühlt und voller Fußspuren aber nicht so zerklüftet wie der übrige Teil. Und während meine Augen langsam wieder zufielen und die ersten Sterne am Himmel auftauchten, während der Mond aufging und ein fahles Licht über uns warf, glaubte ich tiefrote Umrisse darauf zu erkennen, die letzten Spuren eines Blutrauschs, von der durstigen Erde aufgesaugt und für die Ewigkeit festgehalten. Alles was noch übrig war…von einem schrecklichen Kampf und seinem blutigen Ende.
 

...
 

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...

Es ist ziemlich lang. Und ich bin sicher, man könnte mindestens ein Drittel ausschneiden und eine Menge verbessern, sei es der Inhalt oder auch Logik- und Grammatikfehler. Allerdings gefällt es mir mittlerweile ganz gut wie es ist. Es ist nicht perfekt aber es gefällt mir. Und ich habe munkeln gehört, dass es ein paar unter euch gibt, die ganz gern längere Kapitel lesen.

Das war also Sasuke. :-)

Ich bedanke mich bei allen, die bis hier gelesen haben und hoffe, dass ihr nicht enttäuscht seid, euch die Mühe gemacht zu haben. Oh und ich hoffe, die Musik war so passend, wie ich sie mir vorgestellt habe.

Kakashis Kapitel wird sich in der Mitte sehr von diesem Kapitel unterscheiden. Wer also reinschauen möchte, nur zu, ich freue mich über jede Anmerkung.
 

In diesem Sinne

Alles Liebe für euch.

Bis zum Epilog, mes chères!

<3

PinkLady18

13.09.2009

78 "Blutrausch" Kakashis Kapitel

...

Hm. Hey. :-)

Wie beginne ich jetzt am Besten? Vielleicht mit der allgegenwärtigen Entschuldigung. Ihr wisst hoffentlich alle, wie schrecklich leid es mir tut, dass sich diese beiden Kapitel so lange hingezogen haben. Ich habe eben mal nach dem letzten Update Datum gesehen und es ist tatsächlich ein halbes Jahr her, was mich doch etwas überrascht. Ein halbes Jahr...ich bin mir bewusst, dass es nicht die feine Art ist euch so lange warten zu lassen, bitte nehmt es mir nicht allzu übel.

"Der Trank der wahren Gefühle" ist eine Geschichte, die ich zeitgleich mit dem "Veröffentlichen" geschrieben habe und daher hatte ich zu keiner Zeit einen Vorsprung, damit die Updates sich in einem relativ regelmäßigen Zeitraum hielten, so wie es ganz am Anfang noch war. Manchmal hätte ich die Geschichte lieber bereits abgeschlossen, bevor ich sie hochgestellt hatte aber durch all eure Anregungen und Tipps und all die lieben Worte und das Interesse habe ich viel mehr gelernt, als es mir anders möglich gewesen wäre. Ich bedanke mich von ganzem Herzen für eure Unterstützung und all die Nachsicht, die ihr mit mir gehabt habt.
 

In diesem halben Jahr hat sich so einiges angesammelt, was ich sonst in kürzeren Vorworten geschrieben hätte aber da die beiden Kapitel jeweils auch noch so extrem lang geworden sind, bitte ich auch hier um Nachsicht für mein langes Gefasel. An dieser Stelle möchte ich auch gleich noch sagen, wie überrascht ich war, als ein paar von euch mir über die Monate hinweg immer mal wieder geschrieben haben, um zu hören wann es weitergeht, um mit mir zu schimpfen weil ich so langsam bin und um mich wieder aufzubauen, wenn ich nicht wusste, wie es weiter gehen sollte. Ich danke euch sehr dafür, es hat mir definitiv geholfen. :-)
 

Diese beiden Kapitel sind die letzten der gesamten Geschichte. Hier endet also der Hauptteil von "DTDWG", was hiernach noch folgt sind die beiden Epiloge für Kakashi und Sasuke, ehe ich diese Fanfiction endgültig abschließe. Nach über 1 1/2 Jahren. Wahnsinn. :D

Für alle, die nicht genau wissen, warum ich dieses Kapitel in zwei Varianten geschrieben habe, noch einmal kurz die Erklärung.

Zu Beginn dieser Geschichte, als überhaupt nicht klar war, wohin das alles eigentlich führen sollte und ob überhaupt etwas daraus wird, habe ich Sakura sowohl für Kakashi als auch für Sasuke Gefühle entwickeln lassen und schon bald haben sich die Leser in zwei Gruppen gespalten und für ihr jeweiliges Lieblingspair gehofft. Euer Engagement ist großartig, nebenbei bemerkt :-) Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, war aber schon bald der Meinung, dass niemand "umsonst" all die Kapitel lesen sollte, nur um letztlich nicht sein Wunschpair zu bekommen, also entstand die Idee der zwei Enden. Und hier sind sie nun.
 

Der Entstehungsprozess war lang und anstrengend. :D aber ganz ernsthaft, ich habe nicht umsonst ein halbes Jahr gebraucht. Ich habe noch nie zuvor eine Geschichte wirklich veröffentlicht und noch nie zuvor überhaupt irgendwelche Leser gehabt. Das hier ist etwas Neues für mich, vor allem das Verfassen eines würdigen Endes für 77 Kapitel durchwachsener Qualität (der Anfang...gah!) und deshalb habe ich das alles hier bestimmt an die eine Million mal komplett umgeschrieben. Ich gebe zu, dass ich mir ein paar Sorgen mache, was eure Reaktionen betrifft, wenn es denn welche gibt, nach all dieser Zeit. Es ist nicht leicht, es möglichst allen Recht zu machen und ich bewundere jeden, der das geschafft hat. Wenn es aber auch nicht nur darum geht, es dem Großteil Recht zu machen, so hoffe ich doch, dass ich mit diesen Kapiteln etwas ausdrücken kann und Reaktionen irgendeiner Art hervorrufe :D Natürlich freue ich mich sehr, wenn die Mühe nicht umsonst war. Aber ich bin auf jeden Fall stolz darauf, es endlich so weit geschafft zu haben, dass das Ende für diese doch sehr lange Geschichte unmittelbar bevorsteht. Und ich habe mit diesem Ende eine Menge gelernt.
 

Bevor ich hier aber zu einem Schlusswort komme, dass ich mir lieber für die Epiloge aufspare, wollte ich noch 2 andere Dinge ansprechen.
 

1) Neubearbeitung der gesamten Geschichte

2) Fanfiction Emmy Verleihung
 

Erst einmal die Ankündigung, dass ich begonnen habe, "DTDWG" anzugleichen, also das Niveau auf dieselbe Höhe zu bringen, damit der Anfang mich nicht mehr so schrecklich aussehen lässt. Ich hasse den Anfang, Leute, ganz ehrlich, er ist furchtbar und ich denke jedes Mal wieder, wie viel Glück ich gehabt habe, dass ihr trotzdem weitergelesen habt, bei den Massen an FFs die es hier gibt...

Diese Bearbeitung wird allerdings erst dann voran kommen, wenn die Epiloge auch hochgeladen sind, damit eure Wartezeit nicht noch desaströser wird. :-)
 

So und dann, natürlich, zweitens, der Fanfiction General Award.

Wahnsinn.

Vor ein paar Wochen habe ich durch Zufall etwas darüber gelesen und mir die ganze Sache mal angeschaut. Für die unter euch, die nicht wissen, wovon ich rede ( vor ein paar Wochen hätte ich laut "hier" geschrien ;-) ), diese Geschichte hat eine Website: http://www.fanfictionemmy.de.vu/ und da steht eigentlich alles erklärt. Kurz gesagt hat man dort einige Kategorien für verschiedenste Fanfictions eingerichtet und wie ich das verstanden habe, konnte man dann in einem bestimmten Zeitraum für seine Favoriten stimmen. Ich habe das Ganze erst lange danach entdeckt aber ich war absolut überwältigt, als ich meinen Namen zwischen den Nominierten gelesen habe.

Wer auch immer mich erwähnt hat, ich fühle mich wahnsinnig geehrt. Ich danke euch allen vielmals und lasst euch gesagt sein, ich habe mich sehr gefreut.
 

Und wo ich das jetzt alles gesagt habe :-) Noch etwas zu diesem Kapitel speziell.

Vor euch befindet sich Kakashis Kapitel und demnach geht es auch mehr um die Beziehung zwischen Kakashi und Sakura. Der Anfang ist bei beiden Kapiteln weitestgehend gleich, bis dann irgendwann der Teil kommt, der sich größtenteils meilenweit voneinander unterscheidet. Wer beides lesen möchte, umso besser, denn ich würde zu gern hören, wie ich mich dabei angestellt habe.
 

Ihr seid der Grund für das Alles.

Habt vielen Dank!
 

PinkLady18 <3
 

Und hier wie immer, für jeden der mag,

die Musik:
 

Sounds of Rain and thunder on the River

http://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=k0gsduLrfSU

für die allgemeine musikalische Untermalung zusätzlich zu der Musik im mittleren Teil
 

1)"The Duchess - Awakening"

http://www.youtube.com/watch?v=cwx49lszv_o&feature=PlayList&p=C2D45EB92D6D381C&index=6

2) "The Fountain - Finish It"

http://www.youtube.com/watch?v=vfybcej2F-M&feature=related

3) "Erik Satie - Gnossienne no 3"

http://www.youtube.com/watch?v=r_w_lckqz8A

4) "Sounds of Rain and Thunder on the River"

http://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=k0gsduLrfSU

"The Fountain - Together we will live forever"

http://www.youtube.com/watch?v=jZW4PCaxGS8

5) "The Pianist OST"

http://www.youtube.com/watch?v=WkELWhE9W2k

oder

"Schindlers List"

http://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=e8_6-VQjk_8

6) "The Duchess - Bess' Sons"

http://www.youtube.com/watch?v=osOyoAE0Eb4&feature=PlayList&p=C2D45EB92D6D381C&index=8

7) "The Village - Race To Resting Rock"

http://www.youtube.com/watch?v=uEsX10jzR6Y

8) "The Fountain - The Last Man"

http://www.youtube.com/watch?v=dG0bh9fTQts&feature=related
 

Nicht ganz so viele wie bei Sasuke aber immer noch genug. :-)

Jedes Lied ist mit seiner Zahl im Text gekennzeichnet.

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Am Ende wird alles gut sein.

Und wenn es nicht gut ist,

dann ist es noch nicht das Ende.
 

78 „Blutrausch“ Kakashis Kapitel
 

1)

Ich fühlte mich leicht. Sorglos. Wie betäubt. Mein Kopf war voller Nebel, der alles leicht dämmrig machte. Nur der Geschmack auf meiner Zunge war seltsam, metallisch und fremd… Notgedrungen schluckte ich und würgte, als, was auch immer in meinem Mund gewesen war, nur langsam und zähflüssig meinen Hals herunterlief. Ich schnappte nach Luft und mit dem frischen Sauerstoff in meinen Lungen kam auch der Rest meiner Wahrnehmung zurück und ich konnte mich genauer auf meine Umgebung konzentrieren. Da waren warme Hände um meine Taille, die mich stützten, als ich für einen Moment überwältigt in die Knie sank und jemand drückte mich an seine Brust und hielt meinen Rücken in einem festen Griff aufrecht. Benommen dachte ich an den störenden Geschmack in meinem Mund zurück, der sich noch immer auf meinen Lippen hielt und versuchte, Genaueres herauszuschmecken. Doch ich wurde umgedreht und unterbrach mein Vorhaben, fasziniert von den Händen, die zu meiner Hüfte wanderten. Es waren kraftvolle Hände, mit langen Fingern und nur wenigen Narben darauf, Hände die man selten an einem Shinobi sah. Langsam ließ ich meinen Blick schweifen und blinzelte den Schleier in meinen Augen weg, ich folgte den geschwungenen Armen, überflog den Hals und dann versank ich tief in den Augen des Mannes direkt vor mir. So dunkel.

„Sakura?“ Eine dunkle Stimme, geheimnisvoll und verschlossen. Sie klang wie ein gut gehütetes Geheimnis und versprach tausend Dinge zugleich. Ich hatte sie millionenmal gehört und doch noch nie zuvor…allein dieser Klang reichte aus um mein Herz schneller schlagen zu lassen. Erstaunt legte ich meine eigene Hand auf meine Brust. Es war ein fremdes und gleichzeitig sehr vertrautes Gefühl. „Weißt du wer ich bin?“

Er barg mein Gesicht in seiner Hand und ich lehnte mich ihr entgegen ohne es wirklich steuern zu können, mein Blick flog zurück zu seinen Augen. Sie waren so bildschön, wie gemalt. Wusste ich wer er war? Seine Fingerkuppen strichen federleicht über meine Wange und hinterließen eine prickelnde Gänsehaut. Ich schauderte. Kannte ich ihn? Ich hatte keine Erklärung für das, was ich fühlte, aber es schien alles so richtig, so perfekt…es war mir vollkommen gleich. Logik war machtlos gegen solche Faszination.

Langsam hob ich meine rechte Hand und zögerte kurz vor seinem Gesicht. Diese Augen ließen mich nicht los…

Seine Haut sah aus wie Eis und als wäre sie aus eben diesem gemacht, schwebten meine Finger darüber, bebend unter dem berauschenden Verlangen über diese Kälte zu streichen. Die Berührung ließ mich zusammenzucken, sein Chakra hatte eine mächtige Aura und seine Haut war warm

Ich machte unter seinen wachsamen Blicken einen hastigen Schritt zurück. Meine Hände zitterten noch immer. Mein Atem ging unregelmäßig. Ich starrte erschüttert zu Boden, lauschte meinem klopfenden Herzen und versuchte meine Gefühle zu ordnen. Natürlich wusste ich, wer er war.

„Dein Name lautet…Itachi…“, hörte ich mich selbst leise sagen.
 

Einer seiner Mundwinkel zog sich zu einem hinreißenden Lächeln in die Höhe und seine Augen loderten auf, als er seinen Triumph bestätigt sah. Seinen Triumph? Ich hatte keine Ahnung, woher dieser Gedanke gekommen war und tat ihn rasch beiseite. Die Wärme, die von seinem Körper ausging, forderte meine Aufmerksamkeit. Es war mehr als normale körperliche Wärme, es war wie ein Magnet, der mich unaufhörlich anzog, immer stärker, immer fordernder. Ich sah keinen Grund, dem nicht nachzugeben. Also trat ich vor und spürte augenblicklich wie mein Wunsch, ihm nahe zu sein sich noch steigerte. Ich machte noch einen Schritt und fühlte die Hitze in meinem gesamten Körper, dann legte ich meine Arme um ihn und seufzte befreit bei der Berührung. Unsere Chakren passten perfekt zusammen, streckten sich einander entgegen um die Verbindung noch zu vertiefen...

Er drückte mich an sich und die Haare in meinem Nacken stellten sich auf. Seine Nähe nahm etwas von all der Verwirrung und beruhigte mich, aber gleichzeitig hätte mein Herz nicht schneller schlagen können…

„Sakura…“

Er lachte leise und ich schauderte ein weiteres Mal. Nie zuvor hatte sich etwas so unglaublich angefühlt. Einmalig. Vollkommen. Ich hob den Kopf und sah auf zu seinem perfekten Gesicht. Erneut übermannte mich ein fremdes, besitzergreifendes Verlangen und ich senkte fahrig den Blick, da spürte ich seine Hand an meinem Kinn. Überrascht hielt ich inne und blickte ihn fragend an. Er strich mit einem Finger darüber, dann hob er ihn und hielt ihn vor mein Gesicht. Blut?

Verwirrt wischte ich mit meiner eigenen Hand über mein Kinn. Als ich sie prüfend betrachtete, war meine Handfläche blutig verschmiert. Eiseskälte lief meinen Rücken entlang und mein Herz setzte aus, ein Gedanke, viel zu schnell um ihn begreifen zu können ließ mich entsetzt aufkeuchen, doch ebenso schnell war er wieder verschwunden. Ich starrte voll Abscheu auf die roten Spuren und hörte mein hämmerndes Herz in meinen Ohren.

„Was…?!“

„Shhh…ist schon gut. Lass mich das entfernen.“ Ich konnte den fremden Gedanken nicht mehr fassen, so sehr ich danach suchte und seine Stimme beruhigte meine Nerven augenblicklich.
 

Er hob noch einmal seine Hand, wischte wieder über mein Kinn und hob sie dann zu seinem Mund, während ich vollkommen still stand und ihn dabei beobachtete. Ohne seinen Blick nur einmal von mir zu nehmen, leckte er jeden Tropfen Blut von seinem Finger und ich konnte spüren, wie meine Wangen von einem tiefen Rot bedeckt wurden, wollte mich abwenden und konnte doch nicht wegschauen. Er lächelte, fuhr mit seinem Daumen über die verbliebenen Blutspuren in meinem Gesicht und lehnte sich vor. Mein armer Herzschlag verdoppelte sich sofort wieder. Seine Lippen berührten beinah die meinen, feine Chakrablitze leuchteten zwischen uns auf und knisterten in meinen Ohren…so nah…
 

„Sakura!“
 

Ich schüttelte den Kopf, darauf bedacht, diesen so kostbaren Moment nicht zu unterbrechen und schloss die Augen...

„Sakura!!“

Schweren Herzens gab ich nach und wandte mich um, in Richtung der dumpfen Rufe, die so weit weg klangen als befände ich mich unter Wasser. Ich erstarrte bei dem Anblick, der sich mir nun bot. Bisher hatte ich nur Itachi angesehen, hatte mich gar nicht von ihm losreißen können, geschweige denn wollen, doch dieses neue Bild und diese Stimme alarmierten mich…

Ein fließender Schleier umgab uns beide, er glänzte golden und blendete mich, doch dahinter konnte ich Umrisse ausmachen, die immer wieder verzerrt wurden, als die Barriere von Erschütterungen getroffen wurde. Ich kniff die Augen zusammen, um mehr zu erkennen, als Itachi mich zu ihm zurück drehte. Er griff in mein Haar, seine Hand wanderte in meinen Nacken und er zog meinen Kopf in einer schnellen Bewegung näher zu sich heran…nur zu gern ließ ich mich von dem Schleier ablenken und lehnte mich ihm entgegen.
 

„Nimm deine Hände weg von ihr! Sakura, tu das nicht!“

Plötzlich war die Stimme ganz nah und klar, ein Geräusch von tausend Scherben die zu Boden fielen klirrte in meinen Ohren und Itachi ließ mich los. Wie in Trance schüttelte ich noch einmal den Kopf und sah mich gerade rechtzeitig um, um zu sehen wie die Reste der goldenen Barriere in sich zusammenstürzten und den Blick auf eine Lichtung mitten in einem kahlen Wald freigaben. Ein blonder Haarschopf tauchte blitzschnell vor mir auf und ich wich zurück.

Naruto? Was…?! „Naruto!“

Er drehte sich um, stand nun zwischen Itachi und mir und riss die Augen auf.

„Sakura, du bist wieder…“

„Vor dir Dobe!“ Sasukes Stimme hallte über die Lichtung, Naruto schnellte zurück und parierte einen Angriff Itachis. Ich hob die Hände an meinen Kopf. So verwirrend.

„Sakura, ist alles in Ordnung mit dir?“ Zweifelnd sah ich auf und fand ihn ein paar Meter von mir entfernt, Itachi direkt hinter ihm.

„Ich bin nicht sicher…“, flüsterte ich langsam, mein Blick flackerte zu Itachis roten Augen, die direkt auf mir lagen. Rot, nicht mehr schwarz. Es war reines Chaos. „Ich bin nicht sicher…“
 

Sasuke tauchte aus dem Nichts auf und zerrte mich mit sich, trennte unseren Blickkontakt. Die Verwirrung blieb. Er redete auf mich ein, gab mir kurze Anweisungen, doch ich konnte nicht folgen, er wollte dass ich zurück nach Konoha rannte, das war deutlich aber zwischen all dem Durcheinander und den vielen, vielen Fragen wusste ich eines ganz sicher: Dieses Mal würde ich sie nicht allein lassen. Ich unterbrach ihn, indem ich sein Handgelenk umgriff und den Kopf schüttelte.

„Naruto kämpft völlig allein gegen Itachi.“, erinnerte ich ihn mit klarer Stimme. Er starrte mich an, dann machte er seinen Arm unsanft los und trat einen Schritt zurück.

„Verschwinde von hier…“, wiederholte er mit erbarmungslos funkelnden Augen, dann stürmte er zu Naruto und Itachi. Ich konnte sie nicht damit allein lassen. Ganz gleich, was mit mir geschehen, was aus meiner Erinnerung verschwunden war, dieses Mal würde ich bleiben.

Aber als ich einen Schritt nach vorn machte, schwankte die Lichtung plötzlich und ich musste mich an einem Baum festhalten. Nur langsam wurde alles klarer, ich machte zwei Schritte weiter. Dann trugen meine Beine mich nicht mehr und ich fiel auf die Knie.

„Sakura!“, hörte ich Narutos Stimme rufen und fühlte Sekunden später einen Körper im Rücken, gegen den ich mich ohne Zweifel daran, dass es Naruto war, lehnte, als aus dem Nichts ein Feuer durch meine Adern schoss und plötzlich wieder alles Kopf stand. Ich zuckte zusammen.
 

„Beweg dich nicht.“

Seufzend schloss ich die Augen und ließ mich vollends zurück fallen, die Anspannung verließ meinen Körper...

„Lass sie los!“ Ein verzweifelter Schrei und diese Stimme überschlug sich vor Sorge und Wut. Ich runzelte die Stirn. „Fass sie nicht an!“

„Sakura, du musst weg von ihm!“, brüllte die zweite, hellere Stimme. „Verschwinde von dort!“ Ich richtete mich auf und öffnete die Augen. Doch Itachis Hand hielt mich zurück, bestimmend lag sie um meinen Oberkörper und hielt mich an seine Brust gedrückt. Es war unmöglich, der Verbindung zwischen uns zu widerstehen. Erneut knisterte die Luft um uns herum und die blauen Blitze flackerten über sein Gesicht.

„Ich verstehe es nicht…“, hörte ich mich selbst flüstern. „Was passiert hier?“

Unsere Blicke trafen sich und ich riss den Mund auf. Seine roten Augen strahlten wie Glut, hypnotisch, schoss es mir durch den Kopf, giftig…und plötzlich konnte ich mich nicht mehr bewegen. Er lockerte seine Hände um meine Oberarme, legte sie auf meinen Rücken und unter meine Beine, dann hob er mich hoch. Er setzte an, auf die nahestehenden Bäume zu springen, als ein lautes Kreischen hinter mir erklang.

Ich erkannte sofort das Chidori und auch Itachi blickte auf und an mir vorbei. Im nächsten Moment riss er mich mit sich herunter und wich einem hellen Lichtblitz aus. Meine Haare wirbelten durcheinander, als ich zu Boden stürzte und Itachi seinen Griff verlor, während er sich selbst verteidigte. Ein Feuerjutsu ließ die Luft flimmern. Ich prallte hart auf dem Boden auf, rollte ein Stück und blieb dann vollends liegen, kaum in der Lage den Kopf zu heben. Eine blaue Chakrakugel kam in mein Sichtfeld und zog an mir vorbei.

Für einen Augenblick spürte ich zwei Paar Hände auf meinen Armen. Es fühlte sich an wie eine kleine Explosion, der Höhepunkt der Verwirrung in Kombination mit den Schmerzen...wie Feuer und Eis zugleich. Wie Sonne und Mond. Wie Sommer und Winter. Mein ganzer Körper stand unter Strom und meine Augen fielen zu.
 

Und plötzlich war die Zerrissenheit schlagartig verschwunden.

Ein Paar Hände verlor seinen Griff und jemand anderes als Itachi zerrte mich fort. In der einen Sekunde spürte ich das Verlangen zu ihm zurück zu laufen beinah körperlich, in der anderen wollte ich so weit weg wie möglich. Mein Kopf kippte nach hinten, meine Arme fielen schlaff herab und erst an dem vertrauten Geruch erkannte ich, dass es Sasuke war, der mich mit sich schleifte. Im Hintergrund hörte ich wie Naruto sein Rasengan einsetzte. Sasuke setzte mich rasch ab und ich ächzte leise unter dem Aufprall. Matt öffnete ich die Augen, blinzelte und fand ihn, wie er neben mir kniete und meinen Körper nach Verletzungen absuchte.

„Ich bin nicht verletzt…“, hörte ich meine eigene Stimme lallen. Er reagierte nicht, hob meinen linken Arm und überflog ihn rasch, ehe er sich dem rechten zuwandte. Ich unterdrückte ein schmerzerfülltes Wimmern und kämpfte gegen den hämmernden Kopfschmerz an, der das Reden erschwerte. „Sasuke, ich bin nicht verletzt.“

Flüchtig wandten sich seine roten Augen mir zu und ich starrte ihn an. Natürlich hatte er das Sharingan aktiviert. Er sah damit nur so…er sah so sehr aus wie Itachi. Der Moment verschwand wieder, als er sich über mich beugte und meine rechte Seite inspizierte. Betäubt lag ich da und versuchte, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, insbesondere dass Sasuke hier bei mir war, während Naruto demnach zurzeit allein gegen Itachi kämpfte. Allein der Gedanke daran schnürte mir den Hals ab und mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, sodass die anderen Schmerzen in den Hintergrund gerieten. Itachi wollte den Kyuubi und damit Naruto und selbst wenn er sich hauptsächlich auf mich konzentrierte war es Wahnsinn, meinen besten Freund einfach allein zu lassen und ihn damit einem seiner größten Feinde zu überlassen.

Ich hob eine Hand und verbarg das verräterische Zucken, das die Bewegung hervorrief, indem ich Sasukes Handgelenk umgriff. Er drehte den Kopf zu mir. Seine Augenbrauen senkten sich leicht, als er meinen eindringlichen Blick bemerkte.

„Naruto ist…!“
 

Ehe er etwas erwidern konnte, riss er mich zur Seite und Itachi und Naruto zogen an uns vorbei, Naruto war immer zwischen ihm und mir, ließ ihm keine Lücke und keinen Weg. Ich setzte mich rasch auf und sah ihnen besorgt hinterher, ehe schwarze Punkte vor meinen Augen tanzten, weil ich zu schnell die Position gewechselt hatte. Ich schloss die Lider, atmete tief ein und aus und legte eine Hand auf meinen Nasenrücken. Dennoch entging mir nicht, dass Sasuke nichts gesagt hatte.

„Sasuke, es geht mir gut.“, wiederholte ich noch einmal und richtete mich vollends auf. Er kniete noch immer neben mir und warf einen flüchtigen Blick auf die beiden Kämpfenden. Sie waren schnell und ich verlor sie immer wieder aus den Augen aber die Kampfgeräusche sprachen für sich. Diese Sache war verdammt ernst. Mit einer Eindringlichkeit, die mich überraschte, wandte er sich mir zu und sein Blick war eindeutig wütend, wenn er es auch nicht anhand seiner Mimik erkennen ließ, die wie so oft ausdruckslos und kalt war.

„Du bist hier keine Hilfe.“ Ich zog zischend die Luft ein und starrte ihn kreideweiß an. „Du kannst nicht gegen ihn kämpfen aber er benutzt dich immer wieder, vor allem als Druckmittel gegen uns, gegen mich.“ Atemlos lauschte ich seiner berechnenden Stimme. „Es gibt nichts zu diskutieren, du wirst sofort von hier verschwinden, wenn dein Kreislauf wieder stabil ist.“

Narutos Schrei zerriss die trügerische Ruhe und wir beiden rissen den Kopf herum um zu sehen, dass er blutete aber aufrecht stand und erneut auf Itachi losging.

„Ich lasse euch nicht allein.“, zischte ich entschlossen zurück, plötzlich sehr wohl fähig Worte zu finden. Sasuke knurrte leise, ebenso wie ich wollte er keine Zeit mehr verschwenden.

„Sakura, jeden Moment wird er das Jutsu vollenden und du kannst nichts gegen ihn ausrichten. Wenn du bleibst…“

„Was soll das heißen, ‚er wird das Jutsu vollenden‘?“, unterbrach ich ihn entsetzt. Er schenkte mir einen Blick, der sehr an Mitleid erinnerte, wenn ich nicht gewusst hätte, das Sasuke so etwas niemals zeigte. „Er hat es doch bereits beendet, Sasuke!“ Ich hörte selbst wie armselig das klang. Und ich wusste genau, wie sehr ich mir wünschte, dass er meine Worte bestätigen würde. Er schüttelte den Kopf.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ihm das hier reicht?“ Er deutete auf mich und ich sah an mir herab um schließlich wieder ihn zu fixieren. „Sobald er dich berührt, wirst du zu seinem treuen Schoßhündchen. Und das ist noch längst nicht das Schlimmste, was er mit dir machen kann.“, fuhr er bitter fort und ich sackte zurück auf meine Knie, geschockt von seiner Beschreibung und ebenso geschockt, dass ich nicht wusste, wovon er sprach.

„Was meinst du damit? Was passiert, wenn er mich…berührt?“, fragte ich so leise, dass er mich kaum hören konnte. Er seufzte schwer.

„Geh jetzt, Sakura… Naruto kann nicht ewig meinen Platz einnehmen...“ Als ich nicht reagierte, zog er mich kraftvoll auf die Beine, sodass ich taumelte, ehe ich mein Gleichgewicht wiedergewann. „Das hier ist kein Spiel.“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und jetzt klang er auch wütend. Aber ich konnte sie nicht verlassen.

„Wenn du nicht freiwillig gehst, dann wird Naruto dich fortbri…“ Der Rest ging in einem abgehackten Aufschrei von Besagtem unter.
 

Als ich den Kopf herumriss, hörte ich sein schmerzerfülltes Stöhnen. Erschüttert sah ich wie Itachi Naruto zu Boden warf und mehr als nur ein paar Shuriken in seiner Brust steckten. Das nächste zielte direkt auf sein Herz, Itachi trat noch weiter vor.

„Naruto, nein!“ Ich setzte nach vorn, plötzlich zurückgehalten von Sasukes ausgestrecktem Arm. „Sasuke…“ Meine Stimme war nur ein entsetztes Flüstern, als ich erkannte, dass er ihm nicht helfen würde.

„Er ist hinter dir her, es wäre genau das was er will, dich jetzt allein zu lassen.“ Ich blickte über seine Schulter und fühlte eine furchtbare Hilflosigkeit in mir aufwallen. Naruto sah seinem Gegner direkt entgegen, seine blauen Augen leuchteten, während er auf diesen tödlichen letzten Schlag wartete. Sasuke drehte den Kopf zu ihm.

„Naruto!“ Ich warf mich gegen Sasukes Arm, zerrte an seinem Ärmel und fand mich schließlich in einem Griff wieder, der mir nicht einmal genug Raum zum Atmen gab.

„Warte.“, knurrte er unterdrückt. „Warte, Sakura.“

Ich hörte ihm nicht zu, ich kam nicht weg, konnte ihm nicht helfen, konnte nur zusehen…hilflos zusehen. „Naruto!

Das Kunai in Itachis Hand blitzte auf, als er es herabsenkte. Ich war unfähig meine Augen zu schließen und sah voller Entsetzen, wie es Narutos Brust erreichte…

Ein Schatten tauchte in meinem Sichtfeld auf und ein sehr vertrautes Klingen hallte in meinen Ohren nach, als Itachis Kunai geblockt wurde. Adrenalin strömte durch meine Adern, Erleichterung mischte sich mit Schock als Itachi aufschaute und Narutos Augen sich schlossen und sein Kopf zur Seite fiel. Ich fixierte den Mann neben ihnen, atemlos. Er richtete sich auf, ein weißes Katana vor sich erhoben und hob den Kopf…
 

Es war Kakashi.

Völlig überfordert hörte ich auf gegen Sasukes Griff anzukämpfen und konnte nichts weiter tun, als das Bild vor mir anzustarren. Itachis Mundwinkel verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln und dann schenkte er mir einen Blick, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Blick, der mehr sagte als jedes Wort. Jetzt war auch er Itachi ausgesetzt. Auch Kakashi…

Mein Herz fühlte sich an, als würde es jeden Moment stehen bleiben, als ich ihn genauer musterte und ihn dabei doch nicht wirklich sah. Hier? Jetzt? Wie war das möglich? So lange Zeit hatte ich ihn nicht gesehen. Ich hatte ihn verletzt, verraten und verlassen und plötzlich war er hier.

„Kakashi…“ Er wandte den Kopf und erblickte Sasuke und mich. Ich zuckte zusammen, als ich sah wie blass er war. Sasuke lockerte seinen Griff etwas und ich schnappte nach Luft, mir nicht bewusst, wie lange ich nicht geatmet hatte.

„Ich sagte doch, warte.“, grollte er leise. „Wir haben das Dorf informiert, sobald wir deine Spur hatten. Kakashi gehört zu unserer Verstärkung.“ Sprachlos lauschte ich seiner Erklärung. Verstärkung? Sollte doch nicht alles umsonst gewesen sein?

Naruto ächzte leise und seine Lider flatterten, Kakashi sah herab und auch mein Blick zuckte zu ihm, als ein Windstoß an mir vorbei zog und Sasuke mich augenblicklich hinter sich drängte. Instinktiv hob ich ein Kunai und stellte mich an seinen Rücken.

„Ich bin dein Gegner, sie hat nichts damit zu tun.“ Ich riskierte einen Blick an Sasuke vorbei und nahm Itachis noch immer vorhandenes Lächeln wahr, als er ihn auffing. Er wirbelte ein Kunai in der rechten Hand, warf es und fang es wieder auf. Das Metall glänzte in der Sonne.

„Keine Sorge, Sasuke.“ Er lachte leise auf. Eine Gänsehaut lief über meinen Rücken, Sasukes Schultern hinter mir spannten sich an. „Du stehst ebenso auf meiner Liste, wie sie.“ Er nickte mit dem Kopf in meine Richtung und alle meine Muskeln zogen sich schmerzhaft zusammen, als ich seinem Blick auswich und Sasukes Rücken fixierte. „Nur steht sie weiter vorn als du, warte bis du an der Reihe bist.“

Sasukes Hände ballten sich zu Fäusten.

Er stürzte auf seinen Bruder zu und Itachi reagierte nicht weniger schnell, Sasukes Kusanagi traf klirrend auf nicht mehr als ein Kunai und trotzdem stoppte Itachi jeden Angriff mit nur einer Hand bis meine normalen Augen diesem Kampf nicht mehr folgen konnten. Ich machte ein paar Schritte zurück, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm und den Kopf herumriss. Vier ANBU setzten an mir vorbei und visierten Itachi und Sasuke an. Fassungslos verfolgte ich wie Itachi sich ihnen zuwandte und dennoch nicht von Sasuke getroffen wurde.

Die Gruppe entfernte sich rasch und verließ schließlich die Lichtung, verschwand immer mehr zwischen den Bäumen bis ich sie nicht mehr sehen oder hören konnte. Ich war völlig erstarrt, als wie ein Blitz die Erinnerung an Naruto auf dem Boden zu mir zurückkehrte.
 

Ich drehte mich um und erblickte erleichtert wie Naruto sich gerade aufsetzte, Kakashi kniete neben ihm und stützte seinen Rücken. Er redete rasch auf ihn ein und Naruto nickte langsam. Die Stirn voller Sorgenfalten überbrückte ich schnell den Abstand zwischen uns und kniete mich auf Narutos andere Seite. Kakashi verstummte abrupt und ich spürte seinen Blick auf mir ruhen, doch ich konzentrierte mich stur auf meinen besten Freund vor mir.

Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und seine Hände zitterten, so sehr er auch versuchte es zu verbergen. Tränen der Wut und Trauer schlichen sich in meine Augen, ehe ich sie wegblinzelte.

Seine Brust war voller Blut. Er musste große Schmerzen haben.

„Naruto, hast du starke…“

„…reicht mir nicht, wie viel genau? War es genug?“ Ich hatte nicht gehört, dass die beiden ihr Gespräch fortgesetzt hatten aber sie schienen mitten in einer Befragung zu sein. Nur dass die Befragung wie ein Verhör klang. Kakashi sah nicht mehr mich an, dafür fixierte er eindringlich Naruto und dieser schaute nun ebenso ernst zurück. Ich wandte mich wieder Narutos Verletzungen zu, schnitt vorsichtig sein Shirt auf und musterte flüchtig seinen Oberkörper, dann legte ich beide Hände sanft auf seine Brust, schloss die Augen und tastete mich so schnell wie möglich zu den wichtigsten Organen vor.

„…es war definitiv sehr viel.“ Naruto senkte die Stimme zu einem zornigen Flüstern. „Wir konnten ihn nicht dabei unterbrechen, so sehr wir es auch versucht haben aber er hielt ein Kunai an ihren Hals und hatte diese Wand aufgebaut, wir haben sie nicht zerstören können bis er abgelenkt war…“

„Dann ist es nicht mehr rückgängig zu machen…“ Kakashi fuhr sich seufzend durch die Haare, die sofort wieder nach vorn fielen. „Aber ich bin sicher, ihr habt ihn rechtzeitig unterbrochen, ehe er beenden konnte, was er angefangen hat…“ Naruto nickte knapp und kniff ein Auge zusammen, als ich eines der Kunais herauszog und im selben Moment Chakra in die Wunde fließen ließ. „Der Beweis dafür sitzt hier vor uns.“ Er schenkte mir ein mattes Lächeln. Was hatte ich verpasst?

„Deine inneren Verletzungen, wenn du denn welche hattest, hat der Kyuubi bereits geheilt.“, erklärte ich rasch, als die beiden für einen Moment schwiegen und entfernte das letzte von fünf Shuriken. Kakashi richtete sich auf und griff nach seinem Katana.

„Zumindest eine gute Nachricht… War das alles?“ Ich schaute verwirrt zu ihm auf aber er konzentrierte sich noch immer auf Naruto, dessen Mund sich zu einem schmalen Strich verzogen hatte, als er erneut kaum merklich nickte. „Haltet euch an meine Anweisungen, sobald deine restlichen Verletzungen geheilt sind.“

Kakashi drehte sich um und ich verfolgte sprachlos wie er das Katana aus seiner Hülle zog und Anstalten machte, die mittlerweile schrecklich stille Lichtung zu verlassen.

„Welche Anweisungen? Naruto, was soll das alles? Worum geht es?“ Er schenkte mir nur einen flüchtigen Blick.

„Kakashi.“ Seine Stimme war todernst. „Sasuke ist mein bester Freund und wenn ich nicht da sein kann, um ihn zu unterstützen, dann musst du diese Rolle für mich übernehmen.“ Kakashi drehte sich nicht um, stattdessen winkte er mit einer Hand ehe er innerhalb eines Augenaufschlags den Kämpfenden gefolgt war.

Sofort schien mich die Stille zu erdrücken. Mein Herz schlug heftig gegen meinen Brustkorb, als die wachsende Panik mich überrollte und meine Stimme wackelig machte.

Was ist hier los? Ist er den anderen hinterhergelaufen? Worüber habt ihr gesprochen?! Worüber Naruto?!“ Ich drehte mich um, als er nicht antwortete. „Naruto…“

Er war nicht hier. „Naruto…?“
 

2)

Ein Rascheln direkt hinter mir, ließ mich zusammenzucken. Ich warf den Kopf herum, ließ den Blick über die Lichtung schweifen, während ich aufstand und ein Kunai zog. Das Rascheln erklang erneut. Ein schwarzer Vogel saß nur ein paar Bäume entfernt zwischen den dunklen Zweigen und schlug mit den Flügeln. Ich starrte ihn an. „Naruto…“
 

Ein Räuspern hinter mir verlangte meine Aufmerksamkeit. Er lehnte an einem Baumstamm, im Schatten dichter Tannen, sein blondes Haar fiel ihm in die Augen. Ich atmete aus und fuhr mir über die Stirn, ließ das Kunai sinken. Wie hatte ich ihn übersehen können? Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

Sofort kehrte das schlechte Gewissen wieder zurück. Ich bedrängte ihn mit all meinen Fragen, wo er noch immer so blass war und seine Augen so unglücklich, doch woher sollte ich meine Antworten sonst bekommen? Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu. „Naruto, du solltest lieber noch etwas liegen bl…“

„Ist schon gut, mir geht es Bestens.“ Ich warf ihm einen zweifelnden Blick zu, beschloss aber ihm vorerst seinen Willen zu lassen.

„Was hat Kakashi dir gesagt?“ Einige Sekunden, die mir so viel länger vorkamen, vergingen, dann schaute er mich mit all seinen Sorgen im Gesicht an. Ich blieb stehen.

„Kakashi wird Sasuke und die Anbu im Kampf unterstützen. Er wird meinen Platz einnehmen.“ Ich fühlte mich unendlich erschöpft. All die Wochen die ich nach Itachi gesucht hatte und die wenigen Stunden, die ich, die wir bereits gegen ihn kämpften…Naruto und Sasuke, die plötzlich hier aufgetaucht waren, dann Kakashi…Stunden zwischen Bangen und Hoffen. All das war eine tonnenschwere Last auf meinen Schultern. Es fiel mir schwer, trotzdem Worte zu finden, obwohl ich des Redens so müde war...

„Wir können sie nicht damit allein lassen…“ Er sah zu Boden. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der schwarze Vogel seinen Kopf schief legte und bewegungslos so verharrte. Ich versuchte, mich nicht von ihm ablenken zu lassen. „Was hat Kakashi dir gesagt?“, wiederholte ich noch einmal.

Er schaute flüchtig auf und fing meinen Blick. „Ich soll hier bleiben und alles tun um dich von Itachi fernzuhalten. So lange bis sie ihn getötet haben.“ Ich schnappte nach Luft.

„Mich von ihm fernhalten…? Aber…“ Ein anderer Gedanke übertönte den ersten. „Bis sie ihn getötet haben? Du meinst, bis sie ihn gefangen genommen haben.“ Er schüttelte den Kopf und seine blauen Augen funkelten. „Aber Nuke-Nin werden nur dann getötet, wenn eine Gefangennahme unmöglich ist…“, flüsterte ich tonlos. „Sie können nicht einfach…sie werden nicht…“
 

Naruto lehnte sich vor und machte ein paar Schritte, ehe er dicht vor mir stehen blieb und den Kopf neigte. Hinter mir hörte ich erneut das Rascheln von Flügeln.

„Was ist los, Sakura? Hast du ein Problem damit, wenn sie diesem Mistkerl geben, was er verdient hat?“

Mit großen Augen starrte ich zurück. „Was…?“

„Du weißt genau was ich meine. Sasuke hat seit so vielen Jahren nur dieses eine Ziel und seit er dir all diese Dinge angetan hat, will er sich nur umso mehr rächen. Und Tsunade kannst du es wohl kaum verübeln, dass sie den Befehl gegeben hat, ihn sofort umzubringen, wenn die Möglichkeit besteht?“ Er trat weiter vor und plötzlich fiel mir auf, wie schwer es war, nicht weiter zurückzuweichen. Die Lichtung hallte von dem Geräusch aneinander geriebener Federn wider. „Was ich nicht verstehe ist, wie man da noch zögern kann, wie auch nur irgendjemand der nur die Hälfte der Geschichte kennt, zögern würde?“

„Was willst du damit sagen, Naruto? Ich verstehe nicht…“

„Du hast dich allein auf die Suche nach ihm gemacht.“ Ich zuckte zurück, als er mir sein schmerzerfülltes Gesicht zuwandte.

„Du weißt, warum ich das getan habe, Naruto, du weißt dass…“

Er schüttelte den Kopf. „Ich hätte dich niemals gehen lassen. Sasuke wusste nicht, was er tat, er hat so viel anderes zu überdenken, er…“

„Er wusste nicht, was er tat? Natürlich wusste er es! Er wollte mich nicht mit euch gehen lassen, er…“

„Weil er dich liebt! Er liebt dich und selbst wenn dem nicht so wäre, würde er niemals jemanden der Gefahr seines Bruders aussetzen! Wie kannst du ihm so etwas vorwerfen? Was stimmt nicht mit dir?“

Ich prallte gegen einen Baumstamm in meinem Rücken und eine schwarze Feder fiel vor mir zu Boden, ich schaute nach oben als ein weiterer dunkler Vogel direkt über mir wild mit den Flügeln schlug.

Doch Naruto hatte noch nicht alles gesagt, was er sagen wollte. „Du hast es ihm so einfach gemacht, nur weil du immer wieder allen beweisen musst, dass du nicht mehr schwach bist…du bist direkt zu ihm gelaufen und hast dich auf den Präsentierteller gelegt, er musste doch nicht einmal einen Finger krumm machen, um das Jutsu zu beenden!“

„Das ist nicht wahr! Naruto, das ist nicht wahr…!“ Ich klammerte mich an die Baumrinde. Zu lange hatte ich mich davor gefürchtet, solche Worte hören zu müssen.

„Hast du mal daran gedacht, dass Itachi das alles nur tut, um Sasuke noch mehr zu quälen? Hast du nur einmal einen Gedanken daran verschwendet, dass es nicht darum geht, dass du dich hier beweisen kannst?“

Ich hatte keine Worte mehr. Ein leises Krächzen aus dem Baum fuhr mir tief in die Glieder.
 

Keine Zeit. Denk an die anderen, denk an Sasuke und Kakashi…

Doch ich konnte mich nicht von Narutos Anblick losreißen. Er wirkte auf einmal völlig anders. Fremd. Und doch war er es, der vor mir stand. Er atmete schwer aus und ließ den Blick über die Lichtung schweifen. Als ich zu Boden sah und versuchte meinen Kopf wieder klar zu bekommen, mich zusammenzureißen erstickte er jeden Versuch im Keim. Seine Worte trafen mich mitten ins Herz, es splitterte und zurück blieben nur scharfe Kanten wie die einer zerbrochenen Scheibe aus Glas.

„Ich habe dir immer und immer wieder gesagt, dass ich dich niemals für schwach gehalten habe und wie falsch es war, dass du dich so sehr damit gequält hast, was Sasuke einst zu dir gesagt hat…“

Ich schüttelte matt den Kopf und schloss die Augen. Ich wusste, was er noch sagen wollte. Eine Feder fiel herab und verfing sich in meinem Haar. „Bitte tu das nicht…sag es nicht…“

Er sprach unbarmherzig weiter, nichts würde ihn davon abhalten die Wahrheit in Worte zu fassen. „So viele Jahre…“ Er machte ein paar Schritte auf mich zu und ich drückte mich noch weiter gegen den Baumstamm, krallte die Finger in die kantige Rinde in meinem Rücken. „Du hast Jahre dafür gegeben, nur um niemals wieder dieses eine Wort ertragen zu müssen. Schwach.“ Ein Zittern lief durch meinen Körper. Ich kniff die Augen zusammen. Naruto hatte niemals zuvor so mit mir gesprochen.

Er hatte mir niemals Leid zugefügt. Niemals.

Das hier hatte ich verdient. Aber es tat weh und neben all den Schmerzen zuvor, neben der Erschöpfung und der Angst, riss es eine neue Wunde auf, von ihm hören zu müssen, dass alles meine Schuld war.

Ich hatte nicht bemerkt, wie nah er nun wieder vor mir stand. Seine Hände griffen in meinen Kragen. „Weißt du, was ich wirklich denke?“ Seine Stimme war nur ein Flüstern aber so nah…ich spürte die Kraft in seinen Händen, wie sie den Stoff meines Shirts zusammenzogen und öffnete die Augen, hob den Kopf. Ich sah ihm entgegen und blickte vollkommen erstarrt in seine hellblauen Augen, die nun eine Kälte ausstrahlten, die ich noch niemals zuvor dort gesehen hatte. „Es ist als würdest du ihn schützen wollen…“
 

Das Krächzen wurde lauter und verlangte nach Aufmerksamkeit, es war unmöglich zu ignorieren. Naruto lehnte sich noch etwas vor und ich spürte seinen Atem auf meiner Wange.

Mir war kalt. Meine Hände fühlten sich taub an.

Es stimmte nicht. Hier stimmte etwas nicht.

Ich konnte nichts erwidern, schaute flehend in diese so vertrauten Augen und konnte doch nichts wiedererkennen. „Naruto…diese Vögel…“

Ich hob meine eigenen Hände und legte sie auf seine, die noch immer meinen Kragen umgriffen. Als ich sie berührte, schoss heißes Feuer durch meinen Körper, ersetzte die schreckliche Kälte mit einer lodernden Hitze. Und ich kannte dieses Gefühl.

Hinter ihm sprangen von links und rechts die schwarzen Vögel von den Ästen, setzten zu einem lautlosen Segelflug an und raschelten mit den breiten Flügeln, als sie auf dem Boden landeten und zu mir herüber starrten. Es waren Krähen.

Ich blickte zurück zu Naruto und im Hintergrund verschwammen die Vögel zu schwarzen Schatten, ihr Krächzen drang laut an mein Ohr. Narutos Griff lockerte sich, als meine Hände herabsanken. Er legte eine Hand unter mein Kinn. Seine blauen Augen wurden rot und sie glommen auf, als er sich in einer schnellen Bewegung zu meinem Ohr vorlehnte und in den Wirbel des Augenblicks etwas flüsterte. „Gibst du jetzt auf, Kirschblüte?
 

Ein Genjutsu. Wie dumm von mir…

„…aber wann…?“, kam es tonlos über meine Lippen. Naruto…wo war Naruto? Ich spürte allzu schnell wie all die Fragen davon drifteten, wie sie an Bedeutung verloren, wie sie verschwanden. Zuletzt blieb mir nur noch ein Wort, das langsam verblasste. Warum?

Die roten Augen kamen näher, schwarzes Haar verwischte mein Sichtfeld, ich versank in den Tiefen des Sharingan. Itachi neigte seinen Kopf, verharrte einen Moment vor meinen Lippen und sah mir in die Augen. Mein Kopf füllte sich mit dichtem Nebel, als ich darum kämpfte, bei Bewusstsein zu bleiben. „Wie…?“, flüsterte ich, als ich kaum noch stehen konnte. „…wie…“

„Gegen mich kannst du niemals gewinnen.“ Seine Stimme hallte in meinen Ohren wider. Kalt und beinah gelangweilt. Sein Blick wanderte zu meinem Mund. Dieses Mal hatte seine Berührung mich nicht sofort überwältigt, doch ich spürte, dass ich nicht mehr länger standhalten konnte. War das Jutsu noch immer nicht komplett? Fehlte noch immer etwas? War dies ein letzter Rest Widerstand, der mir geblieben war? Gleißender Hass wallte in meiner Brust auf, als ich sah wie er meine Lippen betrachtete.

„Willst du immer noch kämpfen?“ Ich konnte diesen neuen Ton in seiner Stimme nicht sofort identifizieren, zu anstrengend war es allein, mich aufrecht zu halten. Er musste nichts tun, um mich am Handeln zu hindern, seine Berührung war genug. „Reicht es dir nicht?“ Jetzt wusste ich, was seine Stimme preisgab. Er hörte sich an, als ob er sich in seinem ganzen Leben nicht besser amüsiert hatte.

Meine Augenlider flatterten und alles verschwamm, das rote Leuchten jedoch blieb. Ich konnte nicht antworten, nicht einmal den Kopf schütteln. Naruto…wo…?

„Kannst du eine Niederlage akzeptieren, Sakura?“

Meine Augen fielen zu und mein Kopf kippte nach hinten, doch er hielt mich am Kinn zurück. Mir war so heiß, mein Körper fühlte sich an, als würde er verbrennen. „Sag mir, dass du aufgibst.“ Er zwang mich, ihn anzusehen. Erniedrigt blickte ich ihm entgegen ohne wirklich etwas zu sehen. So heiß...so müde...so schwach… „Gib auf.“

Ich konnte nicht mehr stehen, meine Beine gaben nach. Er fing mich auf und das Feuer loderte auf, je mehr er mich berührte. Chakra bildete sich um uns herum, blaue Blitze wurden sichtbar und zuckten vor meinem Auge, umfingen uns wie ein Netz aus purer Energie. Ich driftete zwischen Bewusstsein und Schwärze hin und her, unfähig zu sprechen oder mich zu bewegen. Und plötzlich war die Hitze verschwunden.
 

Mein Kopf lehnte an rauer Rinde, meine Beine berührten den kühlen Waldboden. Ich öffnete ein Auge und sah Itachi vor mir stehen, weit genug weg, sodass das Knistern von Chakra in der Luft nicht mehr wahrnehmbar war. Er wollte hören, dass ich es sagte. Gib auf. Sein Blick war entschlossen. Ich weigerte mich, zu gehorchen. Wo war Naruto? Wo waren die anderen, wie war er ihnen entkommen? Oder waren sie…?

Ich hörte, wie etwas Schweres über den Boden gezogen wurde und öffnete die Augen gänzlich. Im nächsten Moment schleifte Itachi ein bewegungsloses Bündel über die Lichtung hinter sich her. Blondes Haar.

Naruto…!“ Was sonst ein Schrei gewesen wäre, war nicht mehr als ein Wispern. Ich hatte keine Kraft mehr…

Itachi wartete nicht lange, er zückte ein Kunai und hielt es Naruto an den Hals. Ich fokussierte meinen besten Freund, sah wie blass er war. Und meine Entscheidung war längst gefallen.

„Ich gebe auf.“

Selbst in meinem dämmerigen Zustand hörten sich diese Worte schrecklich endgültig an.

Augenblicklich ließ er Naruto fallen, achtete nicht darauf, dass er mit der Stirn auf dem Boden aufschlug oder dass er nicht atmen konnte, wenn er auf dem Gesicht lag. Er rührte sich nicht, schenkte mir kein zuversichtliches Lächeln oder zwinkerte mir zu, ehe er Itachi überwältigen und alles wieder gut machen würde. Er lag einfach nur da. Leblos.

Und dann stand Itachi wieder vor mir, zog mich hoch und erweckte das Feuer zu neuem Leben. Ich unterdrückte ein Wimmern. „Naruto…“

Wie gern hätte ich meine alte Stärke zurück. Es war nichts mehr übrig.
 

Ein letzter Blick in meine Augen, dann zog er mich an sich und presste seinen Mund auf meinen. Es fühlte sich an, wie eine Explosion aller Sinne, wie ein Blitz der mit voller Kraft einschlägt und alles vor meinem inneren Auge wurde gleißend hell. Von einem Moment auf den anderen frei von all der Angst, der Erschöpfung und der Demütigung, frei von meiner Sorge um die anderen und frei von den Erinnerungen, die er mir einst genommen hatte, spürte ich wie die Hitze sich noch steigerte und hörte wie Chakra uns einschloss und um uns herum tobte. Als seine Zunge meine Lippen trennte, ging ein Teil seines Chakras auf mich über, jede meiner Zellen kribbelte und sträubte sich für einen Moment gegen die fremde Energie. Meine Lippen brannten.

Er biss auf meine Zunge und der erst noch stechende Schmerz verebbte, als ich zusätzlich zu meinem Blut auch seines schmecken konnte.

Dann schwand das Feuer, die blauen Lichtblitze wurden langsamer und mein Körper kämpfte nicht länger gegen den neuen Teil in mir an. Für einen Moment wurde noch einmal alles weiß und als das Licht verblasste und mich langsam wieder sehen ließ, war es vorbei und er löste sich von mir, machte ein paar Schritte zurück. Ich fasste mir an die Brust und spürte meinen Herzschlag dumpf und schwer.

Die bleierne Müdigkeit war verschwunden. Ich fühlte nach meiner Kraft, spürte ihr nach und erkannte, dass sie nicht nur aufgefüllt worden, sondern auch größer geworden war. Sie durchströmte mich, begierig darauf, von mir frei gelassen zu werden, sodass jede Bewegung sich wie ein kleiner Stromstoß anfühlte.
 

3)

Ich hob den Kopf und schaute mich um.

Die Sonne stand tief und die Lichtung um mich herum war an einigen Stellen stark zerstört, doch all das rückte in den Hintergrund, als er meinen Blick auffing. Ich lächelte amüsiert und deutete mit dem Kinn auf das Schlachtfeld. „Dein Verdienst?“

Seine roten Augen funkelten und sein Mund verzog sich zu einem süffisanten Lächeln. Ich überflog die Lichtung erneut, dann wandte ich mich mit einer neuen Idee ihm zu. Er stand ein paar Meter weit entfernt, beinah in der Mitte der Lichtung. Wie schnell konnte ich bei ihm sein?

Es war nur ein Augenblick, die Zeit, die es benötigt, die Lider zu schließen und wieder zu öffnen, ehe ich einen Finger auf seine Brust legte und zu ihm aufsah. Er war nur etwas größer als ich. „Schnell…“,schnurrte ich mit einem langsamen Augenaufschlag.

Mein rechter Zeigefinger wanderte seine Brust entlang, über seine Halsschlagader und schließlich unter sein Kinn. Das tiefdunkle Rot seiner Sharingan folgte jeder meiner Bewegungen.

Blitzschnell griff ich in seinen Nacken und zog ihn zu mir herab, versiegelte unsere Lippen in einem verzehrenden Kuss, voller überschüssiger Kraft. Einer seiner Mundwinkel zog sich in die Höhe, amüsiert durch mein begieriges Ausprobieren dieser neuen Macht. Ich strich mit den Zähnen über seine Unterlippe, schmeckte die verbliebene metallische Note von süßem Blut und spürte wie die Muskeln in seinem Nacken sich anspannten. „Und stark…“, wisperte ich gegen seinen Mund. Wie weit konnte ich gehen? Meine Zunge zog die Konturen seiner Lippen nach, wieder strichen meine Zähne über die dünne Haut.

Als ich zubiss, schnellte er vor, umfasste meinen Kopf und riss meine eigene Hand in seinem Nacken los. Ich prallte gegen einen Baumstamm und zog zischend die Luft ein, ehe er sich gegen mich presste und meine Arme links und rechts von mir an die Rinde pinnte. Ich konnte seine Stärke deutlich fühlen, als er hungrig unsere Lippen verband und musste bedauernd feststellen, dass meine noch immer deutlich geringer war.
 

„Gefällt sie dir?“

Ich wusste genau, wovon er sprach. „Sehr…“

Er blickte auf mich herab und ich leckte über meine Lippen. „Du wirst sie brauchen.“

„Sakura!“

Ich drehte den Kopf, mir deutlich bewusst, dass er sich nicht umwandte und noch immer mich fixierte.

„Sakura! Sakura!“

Jemand rief meinen Namen. Ich warf Itachi einen fragenden Blick zu. „Wer…?“

Das Lächeln eines Jägers legte sich auf seine Mundwinkel und er lehnte sich zu meinem Ohr vor. „Mein geliebter kleiner Bruder…“

Sasuke, ich kann ihn spüren!

Ich starrte auf die Lichtung. „Und der Zweite?“

Er lachte leise neben meiner Schulter. „Sein alter Sensei.“

Ich nickte langsam. „Wen…?“

„Such ihn dir aus.“ Er lehnte sich zurück und legte den Kopf schief.

„Sakura!“

Sakura!“ Die Stimmen kamen näher.

„Was ist mit den ANBU hinter ihnen?“

„Ich kümmere mich darum.“

„Sakura, er hat uns getäuscht! Itachi ist in der Nähe!“

Ich lachte leise auf und blickte auf die wenigen Zentimeter, die uns trennten.

Lauf, Sakura!

„Hm.“ Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute auf meine Hände, die noch immer zu beiden Seiten von Itachi festgehalten wurden. Er folgte meinem Blick. Mit einem belustigten Lächeln und einem eisigen Funkeln in seinen Sharingan lockerte er seinen Griff und machte einen Schritt zurück, ohne unseren Blickkontakt zu trennen. Während ich meine Arme herab nahm und leicht kreisen ließ, griff er in die rechte Tasche seines schwarz-roten Akatsuki Mantels und zog meine alte Kunaitasche daraus hervor.

Ich nickte anerkennend und lachte leise auf. „Die könnte durchaus hilfreich sein.“

Einer seiner Mundwinkel zog sich leicht in die Höhe, als er sich vorbeugte und die Tasche mit wenigen gezielten Handgriffen um meinen Oberschenkel band. „Es sind nicht nur Kunais.“, sagte er beiläufig und seine tiefe Stimme ließ einen Schauer über meinen Nacken laufen. „Du findest sicher noch ein paar andere für dich nützliche Dinge darin.“

Seine Hände verweilten einen Moment zu lang auf meinem Bein, fuhren gekonnt über die sensible Haut, ehe er bedauerlicherweise vollends zurück trat und meine Entscheidung geduldig abwartete. Die Rufe kamen noch näher.
 

Ich wusste, gegen wen Itachi wirklich kämpfen wollte, auch wenn er sagte, dass er mir die freie Wahl ließ. Ich hatte es in seinen Augen gesehen, als er von seinem Bruder sprach, obgleich ich nicht wusste, weshalb er gegen seinen eigenen Bruder kämpfte. Außerdem hatte ich nichts gegen etwas Abwechslung. Ein Kampf gegen einen Jonin? Warum nicht.

„Ich will den zweiten.“

Seine Augen blitzten auf. „Ganz wie du wünschst.“ Ein dunkles Lachen schwang in seinen Worten mit. Triumphierend. In einer fließenden Bewegung und mit einem letzten durchdringenden Blick, drehte er sich um und wandte sich dem Rand der Lichtung zu. Für einen Moment erhaschte ich jemanden am Boden, dann schulterte Itachi ihn und lief weiter. Blondes Haar fiel dem Fremden über das Gesicht, Stoff in einem grellen Orange leuchtete unter Dreck und Blut.

Ich blinzelte einmal und Itachi war verschwunden, ich war allein. Ich konnte ihn spüren, konnte fühlen, wie er durch die dichten Bäume glitt, leise wie die Nacht, während die Verbindung zwischen unseren Körpern und unseren Seelen mir jede seiner Bewegungen verriet. Für einen Moment erinnerte ich mich seiner Berührung und seiner Wärme, dann blendete ich alles aus und konzentrierte mich auf die Chakrasignaturen, die sich mehr und mehr näherten und jeden Moment die Lichtung betreten würden.

Laut hallten ihre Rufe im Wald wider und schreckten ein paar Vögel, nur wenige Meter entfernt, auf, dann brach der erste aus dem Wald hervor und ließ seinen rastlosen Blick hastig über die Lichtung schweifen. Er setzte erneut an, meinen Namen zu rufen, als er mich sah und erstarrte.

Ich lehnte bewegungslos an der alten Tanne hinter mir und beobachtete ihn aus den Schatten. Nur ein einziger Blick sagte mir, wer hier vor mir stand, die Ähnlichkeit war unverkennbar und im Zweifelsfall war das Sharingan Zeichen genug. Dies war Itachis jüngerer Bruder.
 

Zuerst waren seine Schultern noch angespannt und er scannte erneut die Umgebung, ohne mich allzu lang aus den Augen zu lassen. Dann schaute er mich genauer an, sein Blick wanderte von meinen Füßen bis in mein Haar und schließlich blieb er für einen Moment an dem nachlässig auf meinem rechten Zeigefinger baumelnden Kunai hängen.

„Warum hast du nicht geantwortet?“

Seine Sharingan waren die gleichen wie die von Itachi, ebenso dunkelrot, ebenso aufmerksam. Doch er ähnelte ihm in noch mehr als nur dieser Hinsicht. Seine dunklen Haare hatten den gleichen schwarzen Schimmer, seine Haut war ebenso blass und makellos. Wenn er sprach, klang er genauso ernst, doch verbarg seine Stimme nicht alle Emotionen so perfekt wie Itachis. In diesem Moment hörte ich das Misstrauen darin. Scharfsinnig...

„Worauf antworten?“, fragte ich beiläufig. Seine Augenbrauen senkten sich leicht. Er ignorierte meine Gegenfrage und überbrückte den Abstand zwischen uns mit wenigen Schritten. Ich ließ ihn nicht aus den Augen und neigte den Kopf, neugierig, was er jetzt tun würde. Doch er verharrte zwei Meter vor mir. Seine Sharingan untersuchten meinen Körper, schienen durch mich hindurch zu blicken. Er wusste sofort, dass etwas anders war, hatte es bereits gewusst, als er die Lichtung betreten hatte.

„Wo ist Itachi?“ Er kam nicht näher. War ihm bewusst, dass er bereits die wichtigste, die entscheidende Frage gestellt hatte? Hatte er den gleichen Scharfsinn wie sein Bruder?
 

„Sakura!“

Ein zweiter Ninja stürzte auf die Lichtung. Rasch prüfte er die Umgebung, genau wie der andere zuvor, dann kam er neben ihm zu stehen. „Sakura…“

Auch hier war unverkennbar, wer er war, abgesehen davon, dass der erste bereits Sasuke sein musste. Mehrere Dinge fielen mir sofort ins Auge. Die dunkle Maske, die sein Gesicht beinah komplett verhüllte und nur sein rechtes Auge freiließ, während das andere von seinem Hitai-ate verdeckt war, das auffällige silbrige Haar, das wirr von seinem Kopf abstand und schließlich seine Haltung. Er schien permanent konzentriert und aufmerksam und wirkte doch entspannt, so als ob nichts auf der Welt ihn in seiner Ruhe stören könnte. Seine Bewegungen waren schnell und elegant, seine Füße kamen lautlos auf dem Boden auf und selbst trockene Blätter gaben kein Geräusch von sich, als er darüber schritt. Man sah ihm seine Erfahrung an. Mir entging nicht, dass er meine intensive Musterung zur Kenntnis nahm, wenn auch nur nebenbei, denn er schien mit etwas anderem beschäftigt zu sein, das seine Gedanken stark in Anspruch nahm. Dennoch war sein Blick hell und wachsam.

Ich ließ das Kunai ein paar Mal um meinen Finger kreisen, während ich beobachtete, wie die zwei bedeutungsvolle Blicke austauschten, als er neben Itachis Bruder zum Stehen kam. Es war nicht schwer, sie zu verstehen, und so stoppte ich das Kunai und ließ es in meine Hand gleiten, schloss meine Finger darum. Mein neues Zielobjekt wandte sich augenblicklich mir zu, wie ich mit amüsiertem Interesse feststellte, und auch der jüngere betrachtete mich intensiv. „Sakura. Wo ist Naruto?“

Ich sah ihn lange an, musterte sein ungewöhnliches Äußeres noch einmal eingehend. „Ich weiß nicht.“, sagte ich dann. „Er ist nicht hier.“

Erneut schauten sie einander ernst an, wechselten Worte ohne sie auszusprechen. „Wie lange…“ Der ältere machte einen Schritt auf mich zu, setzte zu einer neuen Frage an, als der erste Schrei ertönte.

Alarmiert spannten sich seine Schultern an und der jüngere drehte sich in die Richtung aus der der Schrei gekommen war um und lauschte bewegungslos, doch ich sah aus dem Augenwinkel, dass mein erwählter Gegner dem Ausdruck eindeutig qualvoller Schmerzen nicht einmal ein Blinzeln geschenkt hatte, nur um jede einzelne meiner Bewegungen im Blick zu behalten. „Sasuke.“

Der Angesprochene drehte den Kopf und nickte langsam. „Wer von uns soll gehen?“

Er sah seinem Bruder wirklich ähnlich, besonders im Profil, wie ich fasziniert feststellte. „Itachi wird hier irgendwo in der Nähe sein. Ich kann ihn nicht spüren aber er ist da.“ Der silberhaarige Mann nahm für einen Moment seinen Blick von mir um Sasuke anzusehen. „Es ist dein Kampf.“

Die Bedeutung dieser Worte war mir schleierhaft, doch sie schienen für Sasuke genug zu sein. Sein Blick verdunkelte sich. „Naruto?“

„Versuch ihn so schnell wie möglich zu finden.“ Ein zweiter Schrei wurde abrupt unterbrochen. Dieses Mal reagierte keiner von beiden sichtbar darauf.

„Und…Sakura?“ Ich legte den Kopf schief und runzelte die Stirn.

„Ich bleibe hier bei ihr.“

„Wir haben keine Zeit mehr um…sie ist…“ Er schien mit sich zu ringen. Ich sah ihm nachdenklich dabei zu.

„Ich kümmere mich darum. Geh jetzt Sasuke. Wir müssen Naruto so schnell wie möglich finden und diese Mission endgültig abschließen.“

Sasuke musterte mich noch einmal flüchtig und ich erwiderte seinen Blick ahnungslos. „Sei…vorsichtig, Kakashi.“ Kakashi also… „…und vergiss nicht, was Tsunade…“

„Ich habe es nicht vergessen, Sasuke.“ Er warf ihm einen langen Blick zu, den ich nicht deuten konnte, dann verschwand Itachis Bruder und ließ mich mit Kakashi allein zurück, nicht ohne ein letztes Mal zu mir zurück zu schauen, ehe er gänzlich die Lichtung verließ.
 

Weitere gequälte Schreie wurden von den Bäumen gedämpft und verklangen rasch, als sich ihre Urheber tiefer in den Wald zurückzogen. Ein kalter Wind zog über die Lichtung und wirbelte trockene Blätter auf. Ich nutzte die Zeit um mich wieder vollkommen auf meinen Gegner vor mir zu konzentrieren.

Itachi hatte ohne Zweifel dafür gesorgt, dass ich mit ihm allein sein konnte, während er sich um seinen Kampf kümmerte und ich war mehr als begeistert von der Aussicht, diesen Ninja kämpfen zu sehen. Er strahlte etwas aus, das unweigerlich als große körperliche Stärke zu identifizieren war, gleichzeitig hatte er sogar noch etwas mehr Chakra als ich. Er ließ sich von mir mustern und verharrte scheinbar völlig desinteressiert nur ein paar Schritte entfernt. Doch ich sah hinter seine Fassade. Sein Verstand arbeitete fieberhaft, er suchte hochkonzentriert nach einer Lösung für ein Problem, dessen Inhalt mir bisher noch nicht bekannt war. Aber das konnte sich ja ändern. Ich drehte das Kunai in meiner Hand um sich selbst und wartete, bis er sich entschloss zu handeln. Währenddessen sammelte ich weitere Details, die mir bisher entgangen waren.

Zuerst war da sein linker Arm. Er zeigte es nicht, ließ sich nicht das Geringste anmerken und trotzdem konnte er eine Medic-Nin nur schwer täuschen. Im Vergleich zu den geschmeidigen Bewegungen seines restlichen Körpers hielt er seinen Arm geradezu schwerfällig und in den wenigen Momenten, in denen ich gesehen hatte, wie er sich bewegte war bald deutlich geworden, dass er eine Schonhaltung einnahm, solange er den Arm nicht zwingend benutzen musste. Aus der Ferne konnte ich nicht sicher sagen, ob er nur gestaucht oder sogar gebrochen war, aber er beeinträchtigte ihn definitiv. Weiterhin machte mich das Hitai-Ate, das ich anfänglich für eine etwas ungewöhnliche Augenklappe gehalten hatte, misstrauisch. Es sah einfach nicht so aus, als ob es ständig dort gehalten würde, viel mehr festigte sich bei mir der Eindruck, dass es sogar relativ oft abgenommen wurde. Und das nicht nur zum Schlafen. Zuletzt ergänzte ich das weiße Katana auf seinem Rücken zu meiner geistigen Liste. Weiße Katanas trugen ANBU Mitglieder – und nur ANBU Mitglieder. Er jedoch trug eine grüne Jonin Weste und wirkte überhaupt nicht wie ein ANBU, trug keine Uniform und keine Tiermaske.

Ich kaute grübelnd auf meiner Unterlippe, als ich darüber nachdachte und konnte mich der Vermutung nicht erwehren, dass dieser Ninja von Außen weit weniger gefährlich aussah, als er tatsächlich war. Doch ich kam nicht dahinter, was seine Gefährlichkeit ausmachen konnte, so sehr ich auch beobachtete und überlegte.
 

Gerade als ich missbilligend beschloss, dass nur der anstehende Kampf Aufschluss darüber bringen würde und ich mich nicht weiter vorbereiten konnte, schien Kakashi eine Lösung für sein Problem ausgearbeitet zu haben. Sein eines sichtbares Auge wirkte fest entschlossen und geradezu siegessicher, ehe es wieder der bereits gewohnten Konzentration wich. Ich verharrte noch immer an dem Baumstamm hinter mir und sah zu, wie er ein paar gemächliche Schritte auf mich zu machte, als ich das Wort erstmals nur an ihn richtete und begann ihn auszutesten.

„Also…Kakashi…“ Er zog die eine sichtbare Augenbraue leicht in die Höhe. Ich sprach mit einem angedeuteten Lächeln weiter. „Wie alt bist du?“ Er blieb stehen und die Augenbraue senkte sich wieder. Ich konnte so wenig seiner Mimik sehen. Warum die Maske? Was verbarg er darunter?

„29.“

Ich lächelte amüsiert, als er so direkt antwortete. „Und du bist Jonin?“

Er nickte gelassen. Ich verlagerte mein Gewicht auf mein anderes Bein und deutete auf sein Katana. „Aber du gehörst nicht zur ANBU.“

„Richtig.“

„Hm…“ Ich schaute vorgeblich gedankenvoll zu Boden.

„Lass mich dir auch eine Frage stellen.“ Er wartete keine Antwort ab. „Weißt du tatsächlich nicht wo Naruto ist?“

Ich schaute rasch wieder auf und runzelte die Stirn. „Ich weiß es nicht.“, erwiderte ich schließlich schlicht. Er schloss das sichtbare Auge und nickte langsam, fuhr sich nachdenklich mit einer Hand durch die Haare und zerzauste sie damit nur noch mehr. Ich hatte es satt zu warten und bereitete schon meinen ersten Angriff vor, als er mich mit einer neuen Frage überraschte und mitten darin unterbrach.

„Und wie ist es mit Itachi Uchiha zusammenzuarbeiten?“

Mein Blick lag eine Weile abwägend auf seinem undurchsichtigen Auge. Dann zuckte ich mit einer Schulter und lächelte. „Lehrreich.“

Er nickte erneut. „Dachte ich mir…“

„Und…unterhaltsam.“ Auch das schien ihn wider Erwarten kaum zu überraschen. Er ließ sich nicht provozieren, zumindest nicht äußerlich sichtbar.
 

Als für kurze Zeit Schweigen einsetzte und diese merkwürdige Konversation verebbte, stellte ich fest wie viele kostbare Minuten ich bereits verschwendet hatte. Ich hatte nicht damit gerechnet, mich mit meinem Gegner zu unterhalten bevor ich ihn beseitigte. Seit geraumer Zeit hatte ich keine Schreie mehr gehört und konnte nicht spüren, was Itachi tat, umso mehr musste ich mich beeilen und endlich meinen Auftrag erfüllen. Ich warf einen berechnenden Blick zu ihm hinüber.

Er schien erneut tief in seinen eigenen Gedanken versunken. Etwas beschäftigte ihn voll und ganz und es schien, als könnte er sich schlecht zwischen zwei Dingen entscheiden. Doch ganz gleich wie rätselhaft seine Aura auf mich wirkte, bisher wirkte er tatsächlich eher unschlüssig als gefährlich. Ich hatte nicht vor ihn zu unterschätzen, doch ich konnte nicht umhin, ihn als schwächer als gedacht einzuteilen. Und um diesen Eindruck zu bestätigen, beschloss ich jetzt sofort zu handeln.

Ich fing langsam an und testete seine Reaktion, indem ich mitten aus dem Nichts verschwand und hinter ihm wieder auftauchte und während er erst eine Sekunde später feststellte, dass ich nicht mehr zu sehen war und suchend den Kopf drehte, holte ich aus und fixierte seinen Rücken. Er wartete lange, beinah zu lange, und mein Schlag hatte ihn fast erreicht, als er in der allerletzten Sekunde herumfuhr und meine Faust mit seiner geöffneten Hand auffing. Kurz trafen sich unsere Blicke und für den Bruchteil einer Sekunde leuchtete sein dunkles Auge kampflustig auf, verriet mir, dass mehr dahinter steckte als angenommen. Er wollte, dass ich ihn unterschätzte. Und offensichtlich hatte er einen neuen Plan.

Dann fuhr ich fort, verwickelte ihn in einen Taijutsukampf und setzte ihn mit Chakra versehenen Schlägen und Tritten aus. Da ich noch nicht allzu lange an Itachis zusätzliches Chakra gewöhnt war, fielen meine Angriffe unkontrollierter aus, als ich es beabsichtigt hatte, doch Kakashi schien keinerlei Probleme damit zu haben. Wie ich es bereits vermutet hatte, hatte er bei weitem genug Erfahrung in Taijutsukämpfen um beständig auszuweichen und die dabei entstehende Kraft in eindeutig gefährliche Gegenangriffe umzuwandeln. Er war elf Jahre älter als ich, hatte demnach auch elf Jahre länger gekämpft.

Mit vor Vergnügen blitzenden Augen fing ich einen Schlag seinerseits auf, umfasste seinen Arm und warf ihn über meine Schulter. Er kam hinter mir zum Stehen, ohne ins Straucheln zu kommen und nutzte meinen Griff um seinen Oberarm, um mich herumzuwirbeln und mir die Beine wegzuziehen. Noch während ich fiel, kickte ich eines seiner Knie weg und er verlor für einen Moment das Gleichgewicht, sodass ich ihn mit mir ziehen und auf den Boden schmettern konnte. Ich sprang wieder auf die Beine und drehte mich hastig um, doch er war schneller als ich und bereits verschwunden, als ich die Lichtung nach ihm absuchte.
 

Ich atmete tief durch und verbeiterte meinen Stand, mit besonderer Konzentration auf die Fläche hinter mir. Doch er kam nicht von hinten. Er tauchte direkt vor mir wieder auf, nur wenige Schritte entfernt und musterte mich unerwartet aus zwei geöffneten Augen. Er hatte sein Hitai-ate über die Stirn ins Haar geschoben und dabei ein Auge freigegeben, über das sich eine lange senkrechte Narbe zog.

Ich starrte ihn an und machte unbewusst zwei Schritte nach hinten, als ich es schlagartig erkannte und den blutroten Farbton zuordnen konnte. Er hatte ein Sharingan. Aber wie…? Dann kam er näher. Ich schüttelte matt den Kopf, bestrebt meinen Schock zu verwinden. Ich wusste, wozu das Sharingan in der Lage war, ich konnte damit umgehen. Es war mir nicht neu. Er verschwand auf der Stelle und erschien hinter mir, ich spürte seine Gegenwart in meinem Nacken und ich fuhr herum, blockte sein Kunai mit einem eigenen.

Warum hatte er nur ein Sharingan? Hatte er damit dieselben Fähigkeiten wie Itachi? Warum nur dieses eine?

„Überrascht, Sakura?“ Ich drehte mich um mich selbst und holte aus, schlug ins Nichts, überrumpelt von der plötzlichen Nähe seiner Stimme neben meinem Ohr. Er war bereits wieder ausgewichen und ich konnte ihn ein weiteres Mal nicht mehr sehen. Mein Blick huschte über die dunklen Schatten der Bäume am Waldrand und ich machte langsam ein paar Schritte zurück. Ich spürte seine Körperwärme ein zweites Mal in meinem Rücken, ehe ich sein Chakra überhaupt wahrnehmen konnte und neigte den Kopf, schaute über meine Schulter. „Woher hast du es?“

Er wusste genau, wovon ich sprach. „Das ist eine lange Geschichte.“

Und völlig unvorhergesehen umfasste er meine Handgelenke hinter meinem Rücken, so schnell, dass ich ihn nicht blocken konnte und hatte dabei einen erstaunlich starken Griff. Wer hätte gedacht, dass ich gegen einen Sharinganträger kämpfen würde? Auf diese Art standen meine Chancen schlechter und ehe ich das Ruder herumreißen und meinen Auftrag abschließen konnte, musste ich erst seine Schwachpunkte finden und weitere Informationen sammeln. Ich brauchte Zeit.
 

Inmitten meiner Analyse fiel mir auf, dass nur seine rechte Hand meine Arme fest umklammert hielt. Das war, wenn er Rechtshänder war, durchaus logisch aber dennoch unklug, denn damit unterschätzte er meine Stärke. Glaubte er wirklich, dass nur eine Hand mich zurückhalten würde können? Vielleicht war seine Linke doch gebrochen…

„Was hat Itachi von dir verlangt?“, fragte er plötzlich leise und dicht an meinem Ohr.

Ich blickte von meiner Schulter auf und nach vorn, ein beginnendes Lächeln auf dem Gesicht. „Mein Geheimnis gegen deines, Kakashi-sensei…“

Der Griff, der sich beinah genug gelockert hatte, um meine Arme frei zu bekommen, wurde wieder gnadenlos fest.

„Tut mir leid, Sakura.“ Ich runzelte die Stirn. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal tun muss…“ Seine linke Hand lag innerhalb eines Augenaufschlags an meinem Nacken, dort wo die Haut am dünnsten und die Nervenstränge dicht gebündelt sind.

Zwei Dinge wurden mir klar. Erstens, sein Arm war nicht gebrochen, wahrscheinlich nicht einmal gestaucht, er hatte mir die Verletzung nur vorgespielt und gleichzeitig wiederrum nicht, denn er hatte nichts getan, was nach außen als tatsächliche Verletzung hätte gelten können. Daraus folgte zweitens, er kannte mich gut. Er wusste, was ich als Medic-Nin sehen konnte und was nicht und er wusste ebenfalls wie er eine Verletzung vortäuschen konnte, die nicht existierte, nur damit ich ihn unterschätzte. Fatal war jedoch sein Wissen um meinen gefährlich ungeschützten Nacken, er hatte bereits in so kurzer Zeit erkannt, dass dort eine meiner Schwachstellen lag…

Ich schloss die Augen, konzentrierte mich auf den richtigen Moment…
 

Als seine Handkante ausholte und nur ein hauchdünner Windzug über meine Haut strich, wand ich mich geschickt aus seinem Griff, nutzte den Überraschungsmoment, meine verbesserte Agilität und zeigte ihm erstmals wie viel Kraft ich wirklich von Itachi erhalten hatte. Meine immer noch nur mit einer Hand umfassten Handgelenke waren innerhalb einer Sekunde frei und zwangen ihn dazu, einen Schritt zurück zu machen um rechtzeitig meiner rechten Faust auszuweichen und gleichzeitig das Gleichgewicht zu behalten. Direkt darauf schwang ich mein linkes Bein und drehte meinen Körper in einer gleitenden Bewegung mit. Er verbarg seine Überraschung recht gut und wich mit einem Sprung auf einen der dünnen Äste über uns aus, ging in die Knie und belauerte meinen nächsten Schachzug mit beiden ungleichen Augen. „Dass du was tun musst, Kakashi-sensei…?“ Ich richtete mich ebenfalls auf und sah zu ihm hinauf, ein beginnendes Lächeln auf den Lippen. Ich war mir sicher, dass er aus diesem vergleichsweise risikolosen Abstand ein weiteres Mal meinen Körper mit seinem Sharingan durchleuchtete und erwiderte seinen Blick gleichgültig.

„Du bist mir offensichtlich zuvorgekommen, Sakura.“ Seine Stimme klang selbst jetzt vollkommen unbehelligt. Wann immer er sprach, festigte sich bei mir der Eindruck, dass er sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ. Dennoch war sie nicht frei von Emotionen. Es war ein Widerspruch in sich, seine äußere Gelassenheit, die perfekte Hülle eines Ninjas und gleichzeitig seine Augen, die immer etwas preisgaben und wenn es bloß das Glitzern absoluter Konzentration war. Er unterschied sich so sehr von Itachi, selbst sein Sharingan, das grundsätzlich denselben anatomischen Aufbau, dasselbe Äußere hatte, wirkte vollkommen anders. „Reicht dir der Anblick fürs erste?“

Ich schnaubte verächtlich und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Arrogant bist du auch noch, hm?“ Seine Maske verbarg seine Mimik perfekt. Ich konnte keinerlei Regung aus dem wenigen sichtbaren Teil ableiten. Ich schüttelte abschätzig den Kopf. „Ich weiß nicht, was du hiervon erwartest, du ziehst alles mutwillig in die Lä…“
 

Ich duckte mich im letzten Moment unter seinem Arm weg und konnte seinen Schlag mit der Schulter abfangen, doch als ich mich aufrichten wollte, war er zu schnell, so viel schneller als ich, dass er mich gegen den nächsten Baum presste, ehe ich einmal blinzeln konnte. Verfluchtes Sharingan.

Meine Hände waren ein weiteres Mal auf meinen Rücken gedreht und meine Beine wurden durch sein Knie dazwischen an jeder Bewegung zurück gehindert. Mein Kragen schnitt tief in meinen Hals, zusammengezogen durch seine rechte Hand in meinem Nacken. In einem vergleichsweise schwachen Verteidigungsversuch trat ich auf seinen Fuß, doch seine einzige Reaktion war ein gedämpftes scharfes Luftholen, ehe er mich noch enger an die Baumrinde drückte und ich kaum noch atmen konnte.

„Also nochmal in Ruhe. Du weißt nicht, wo Naruto ist. Du weigerst dich Itachis Pläne preiszugeben.“ Ich stellte irritiert fest, dass seine linke Hand ihren Griff aufgegeben hatte und ich meine Hände trotzdem nicht befreien konnte. „Du greifst mich an.“ Ich spürte keinen greifbaren Widerstand, auch dann nicht als ich dagegen ankämpfte. Ein Fesselungsjutsu?

Noch während ich versuchte dahinter zu kommen, fühlte ich wie seine linke Hand die rechte in meinem Nacken ablöste und fest in den Stoff meines Shirts fasste, während die daraufhin freie Hand meinen Hals routiniert entlangfuhr und an bestimmten Punkten innehielt. „Meinst du nicht, dass deine Loyalität sich in die falsche Richtung entwickelt hat?“

Er fühlte nach meinem Puls, verfolgte meine Chakraströme – und ich war absolut bewegungsunfähig. Wie viel schlimmer konnte es jetzt noch kommen?

Sein Zeigefinger legte sich direkt in die verletzliche Vertiefung unter meinem Kinn und verweilte dort ein paar Sekunden. Ich schluckte hart und zischte durch zusammengepresste Zähne: „Was tust du da?“ Mühevoll unterdrückte ich ein Würgen, als er für einen Augenblick meine Luftröhre streifte. „…Kakashi…!

„Was ist mit deinem Stirnband?“ Ich drehte den Kopf zur Seite und versuchte ihn aus dem Augenwinkel zu sehen, doch er zog meinen Kragen so eng zusammen, dass ich gezwungenermaßen wieder nach vorn schauen musste. Ich lehnte meine Stirn gegen den Stamm.

„Wovon sprichst du?“, fauchte ich leise. Ich spürte wie er sich vorlehnte. Sein Körper hielt mich bereits so fest, dass ich das nicht mehr für möglich gehalten hatte, doch er kam noch näher. Das Atmen war mühsam. Seine Hand war weiter gewandert und tastete nun erfahren über mein rechtes Schlüsselbein.

„Du verbündest dich mit Itachi…bist aber selbst kein Nuke-Nin?“

Ich riss den Kopf nach oben und bereute es sofort, weil ich mich dadurch selbst strangulierte und obgleich er seinen Griff sofort lockerte, wurde ich von einem groben Hustenreiz geschüttelt. „Mistkerl…“ Ich blinzelte die Tränen aus den Augen, die ich seinem festen Griff zu verdanken hatte. „Du erfährst nichts von mir.“

„Ich denke, das habe ich bereits selbst geschlussfolgert. Du bist nicht besonders kooperativ, Sakura.“
 

Ich biss die Zähne zusammen, als ich völlig unerwartet spürte, wie seine Hand noch tiefer glitt. In dem Bestreben, meinen Hinterkopf so weit zurück zu werfen, dass ich seine Stirn treffen konnte, biss ich mir selbst auf die Zunge und schmeckte augenblicklich Blut in meinem Mund. Seine Hand in meinem Nacken drückte mich wieder zurück, ohne dass ich ihn auch nur ansatzweise erwischt hatte. Wütend über meine Machtlosigkeit lehnte ich meine Stirn erneut gegen den Baumstamm und schloss die Augen.

Ich war ihm ausgeliefert. Absolut ausgeliefert. Konnte weder angreifen, noch verteidigen. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was passieren würde, wenn Itachi davon erfuhr. Falls ich so lange am Leben bleiben sollte. Was auch immer dieser Mann mit mir vorhatte, konnte sich allerdings noch etwas hinziehen. Er wollte gewiss Antworten haben und vorher würde er nicht aufhören. …und…mit dem Sharingan konnte er durchaus wirkungsvoll foltern um genau das zu bekommen…

Seine rechte Hand verharrte noch knapp an meinem Ausschnitt. Er zögerte, doch ich konnte nicht sagen ob es an meiner Reaktion oder seinen Plänen lag. Wobei zweitens ganz klar realistischer war. Als er jedoch bemerkte, wie ich den Widerstand mehr oder weniger aufgab, tasteten sich seine Finger weiter vor. Ich hatte noch in Erinnerung, dass er zu Beginn dieser Begegnung Handschuhe getragen hatte, doch diese Finger waren frei von Leder und überraschend warm für diesen kalten Herbsttag. Er fuhr eine Vene entlang, die senkrecht über meine Brust zu meinem Bauchnabel verlief, stoppte hier und da, mal länger mal kürzer.

Während er unter den Rand meines Shirts glitt, zerrte ich noch einmal an seinem Griff, riss an den unsichtbaren Fesseln, aber es hatte keinen Zweck. Er war mir weit voraus und ich konnte ihn nicht aufhalten. Seine Hand legte sich auf mein Herz…und verharrte dort. Als er selbst nach einer Minute nichts anderes tat, als meinen Herzschlag zu fühlen, erkannte ich, dass mein Herz tatsächlich sein einziges Ziel gewesen war und keine weiteren Absichten dahinter gesteckt hatten. Ich wartete und grübelte über seine Absichten nach, weniger besorgt als zuvor. Dann spürte ich sein Chakra und die Anspannung kehrte sofort zurück. Die feinen Energieströme, die er in unmittelbare Nähe meines Herzens leitete, ließen mich jäh zusammenzucken und meinen Widerstand vehement wieder aufnehmen.

„Fass mich nicht an…!“ Ich konzentrierte mein Chakra auf derselben Höhe und kompensierte es mit seinem, zwang es zurück und außerhalb meines Körpers. Was hatte er vor? Ich zerrte noch einmal an seinem Griff, doch es hatte keinen Zweck.

„Verdammter Mistkerl…“ Ich biss die Zähne zusammen und stieß frustriert die Luft aus, noch immer stark durch seine Hand an meinem Kragen daran gehindert. Seine Reaktion ließ nicht lange auf sich warten.

Mit seiner rechten Hand umfasste er mein Kinn und hob meinen Kopf, drehte ihn leicht, sodass ich ihn schließlich doch sehen konnte. Er war nah, sehr nah und obgleich sein Körper meinen geradezu lückenlos an dem Baumstamm festhielt überraschte mich der Anblick seines Gesichtes so dicht vor meinem. Ich realisierte nur langsam, wie ich endlich wieder genug Sauerstoff bekam, weil er seinen Griff in meinem Nacken gelöst hatte und mein Blick war leicht verschleiert, als ich sah, dass er die Maske herabgezogen hatte und sein komplettes Gesicht nun sichtbar war. Er schaute mich aus beiden Augen an, auf der linken Seite das dunkle und auf der rechten das blutrote Sharingan…

„Sakura…“
 

Wie aus einem Traum gerissen, einem Alptraum, schüttelte ich den Kopf und schloss die Augen. Wie fahrlässig von mir! Das Sharingan hatte unglaubliche Kräfte, ich durfte ihn nicht so eindringlich ansehen.

Um dieser Gefahr so gut wie möglich zu entgehen, wollte ich mich sofort wieder zurückdrehen, mich aus seiner Reichweite bringen, so weit ich es vermochte, doch er ließ mich nicht. Erneut hörte ich seine leise Stimme. „Sakura, sieh mich an.“

Ich weigerte mich. Selbstverständlich weigerte ich mich.

„Ich werde dir nicht wehtun.“ Ich konnte den Reflex ironisch aufzulachen nicht unterdrücken. „Ich verspreche es. Ich gebe dir mein Ehrenwort als Shinobi.“

Nach genau vier innerlich gezählten Sekunden öffnete ich die Augen, ohne jedoch in sein Sharingan zu sehen, vielmehr konzentrierte ich mich auf sein anderes Auge. „Ich gebe nichts auf dein Ehrenwort.“ Er zeigte keine Regung, verzog keine Miene und so sprach ich weiter. „Ich habe einen Auftrag. Und du hinderst mich an seiner Erfüllung.“ Erneut keine Reaktion, er blickte mich nur an und auf einmal stellte ich fest, dass es aussah als würde er nach etwas suchen.

Doch dann wich dieser Moment einem Stimmungswechsel. „Schön. Dann können wir das hier nicht anders regeln, als auf meine Weise. Ich habe keine Zeit mehr um dich aus dieser Lage zu holen und Naruto Itachi auf dem Silbertablett zu servieren.“ Ich zog eine Augenbraue in die Höhe, milde überrascht von diesem Zugeständnis seiner Gedanken. Dann ergänzte er noch etwas und ich gab mir weiterhin die größte Mühe, nicht in sein Sharingan zu sehen. „Ich wiederhole es noch einmal, Sakura…“

Er senkte seinen Kopf, sodass wir auf Augenhöhe waren und obgleich er mittlerweile so nah war, dass ich seine Wimpern zählen konnte, erwiderte ich seinen Blick kalt und so würdevoll wie meine Position es zu dieser Zeit zuließ. „Ich hätte gern einen anderen Weg eingeschlagen, wenngleich du dich hoffentlich nicht mehr daran erinnern kannst, wenn alles vorbei ist.“

Seine linke Hand zuckte wie Minuten zuvor auch schon, wieder an die empfindliche Stelle an meinem Hals, die mich augenblicklich bewusstlos machen konnte. Er ließ zu, dass ich den Kopf abwandte und seufzte leise, wobei ich mir dessen nicht ganz sicher war. Dann holte er aus.
 

Die nächsten Sekunden gingen in dem knirschenden Brechen von morschem Holz und seinem überraschten Ausruf unter. Dass der Baumstamm unter der Kraft meiner Knie tatsächlich nachgab, war eine Ausnahme die ich in meiner gesamten Ausbildung nur ein- oder zweimal erlebt hatte. Es war ohne Frage eine besondere Leistung, doch ich konnte keine Zeit dafür aufbringen, mich selbst zu beglückwünschen.

Kakashi schien für einen Moment zu verblüfft um mich rechtzeitig zurückzuziehen und als er dann doch nach mir griff, hatte ich mich bereits weggeduckt und entging seinem nächsten Angriff mit einem Salto über seinen Kopf, ehe ich über die breite Lichtung rannte, meine Hände noch immer straff hinter meinem Rücken gefesselt. Ich hörte ihn leise fluchen und dann rief er meinen Namen aber für mich zählte nichts mehr, als genug Abstand zwischen uns beide zu bringen, um endlich wieder in eine Position zum Angreifen zu kommen.

Wie viel Zeit war vergangen, seit Itachi und ich uns getrennt hatten? Wie viel Zeit blieb mir noch um Kakashi loszuwerden?

Trotz meiner bereits aufgestuften Einschätzung seiner Fähigkeiten, überraschte er mich damit, wie schnell er mich wieder eingeholt hatte. Er erschien direkt vor mir, obwohl ich selbst sehr schnell gelaufen war und ich strauchelte, bemüht mein Gleichgewicht ohne freie Arme zum Ausbalancieren zu halten. Ich fluchte gedämpft. Wie konnte er selbst mit Itachis Chakra und seiner Kraft in meinem Körper immer noch so viel schneller, so viel stärker sein als ich? Und wie konnte ich sein Fesselungsjustu lösen?

Ich setzte vor, kam ihm auf halbem Weg entgegen und riss den Boden unter seinen Füßen mit einem gezielten Tritt auf, dort wo er Wimpernschläge zuvor noch gestanden hatte. Sobald er aus meinem Blickfeld verschwunden war, wirbelte ich herum, holte mit dem rechten Bein weit aus und traf auf seinen schützend gebeugten Unterarm. In einer eleganten Drehung zielte ich gleich weiter auf seine Beine und verfehlte ihn nur knapp. Trotzdem kam ich so nicht weiter. Er war verdammt geschickt und durch das Sharingan, obwohl es nur eins war, schien er tatsächlich dieselben Fähigkeiten wie Itachi zu haben. Er konnte praktisch voraussehen, was ich tun würde und hatte damit einen permanenten Vorteil, dem ich nichts entgegen zu setzen hatte.

Vor allem nicht mit gefesselten Armen.
 

„Sakura, versuch zumindest dich zu erinnern.“

Seine Stimme hatte einen geradezu flehenden Unterton und ich konnte meine Überraschung darüber geradeso verbergen, indem ich mich auf einen weiteren Tritt konzentrierte, der dieses Mal beinah seine Hüfte traf. Er wich erneut aus und griff nicht an, was mich wirklich irritierte, denn war es nicht seine Absicht, mich gefangen zu nehmen um extrem benötigte Informationen zu bekommen? „Gib dich nicht so einfach auf!“

Ich erschien dicht vor ihm, hob mein rechtes Knie und während er diesen Angriff mit einem Ausfallschritt nach links umging, drehte ich mich seitlich und endlich – endlich! – traf ich seinen Kiefer mit einem harten Stoß meiner rechten Schulter. Leider verdankte ich diesen Treffer wohl nur seiner Abgelenktheit durch seine eigenen Worte, die mir völlig rätselhaft waren, dennoch hatte ich die Genugtuung seines kurzweilig schmerzverzerrten Gesichts. Sein Kampfgeist schien erneut geweckt, denn nun griff auch er wieder an und ich hatte Mühe ihm konsequent auszuweichen. „Sakura, wir haben keine Zeit mehr…kämpfe dagegen an!“

Meine Trefferquote erhöhte sich langsam aber sicher, je länger ich seine Bewegungen beobachten konnte und dieses Mal wurde es für ihn so knapp, dass er seine Arme nicht rechtzeitig in die richtige Position vor seinem Körper heben konnte, um mich abzuwehren. „Du darfst nicht…!“

Wir beide hörten das laute Knacksen seines Unterarmknochens, vermutlich der Speiche, als mein Chakra erfüllter Tritt darauf auftraf und mein Gegner unterdrückte nur dürftig einen gequälten Schmerzenslaut. Er presste den Arm an seine Brust und taumelte ein paar Schritte zurück, doch hier war meine Chance. Ein besserer Moment würde sich nicht ergeben. Ich stürzte nach vorn und fixierte gezielt seine rechte Körperhälfte, dort wo er aufgrund seines gebrochenen Arms kaum eine Verteidigung aufrecht erhalten konnte. Dank seines Sharingans entging er auch diesem Angriff, doch der erste Schritt war getan. Er hatte nicht mehr die Überhand.

Unter einem erneuten Treffer, verdächtig nah an seinem verletzten Arm, fluchte er ein weiteres Mal und griff mit seiner gesunden Hand nach mir, doch ich war schneller. Ich duckte mich zur Seite und trat nach seinen Beinen, traf seine Kniekehle, sodass er für einen winzigen Moment einknickte. Ich war kurz davor, ihn zu Boden zu schicken aber dann machte er sich meine gefesselten Hände zu Nutze und versetzte meiner linken Schulter einen Schlag, der meinen Oberkörper in einer bizarren, völlig unnatürlichen Haltung nach hinten riss und mich schmerzerfüllt aufschreien ließ.
 

Ich taumelte zurück, sah für einen Moment nur schwarze Punkte vor meinen Augen und atmete abgehackt. Es fühlte sich an, als hätte er meinen linken Oberarm ausgekugelt. Ich beugte den Oberkörper ab, biss die Zähne unter den Schmerzen zusammen und blickte auf, um zu sehen wie auch er etwas zurückgewichen war und eine Hand auf seinem Knie abstützte. Unsere Blicke trafen sich, seine ungleichen Augen ebenso wild und bewegt, wie meine jetzt aussehen mussten. „Sakura…“ Er biss die Zähne zusammen und hob den Kopf. „Tu das nicht.“

Ich blinzelte den Schleier in meinen Augen weg, immer noch wie betäubt vor Schmerz und zwang mich zu einem überlegenen Lächeln, trotz des brennenden Pochens in meiner gesamten Armlänge. „Warum nicht? Es ist mein Auftrag.“ Ich neigte beiläufig den Kopf und zuckte zusammen, als der gleißende Schmerz auch meinen Nacken erreichte. Ich blinzelte ein paar Mal angestrengt. „Nimm es nicht persönlich.“

Er starrte mich an und dann schüttelte er frustriert den Kopf. Noch immer konnte ich nicht sagen, was seine Absichten waren, konnte nicht sagen, was er mich glauben lassen wollte, ob er mich die ganze Zeit oder nur teilweise täuschte. Was hatte er vor?

„Sakura, hör mir zu. Du musst dich wehren. Ich weiß, du kannst es.“ Ich runzelte die Stirn und hatte die Schmerzen weitestgehend im Griff, sodass ich mich schließlich wieder aufrichten konnte. Auch er stand wieder aufrecht, wenn er auch auffällig blass war.

„Wenn du damit Zeit schinden willst, bis die anderen beiden wieder hier auftauchen, dann streng dich nicht so sehr an.“

Er schüttelte erneut sacht den Kopf.

„Itachi wird sie nicht lebend gehen lassen. Vor allem nicht seinen Bruder. Was erhoffst du dir also?“

Noch einmal traf mich sein eindringlicher Blick und die Intensität und Klarheit seiner Augen in einem Moment, in dem er große Schmerzen haben musste, erstaunten mich. „Du musst dich erinnern, Sakura. Denk nach, streng dich an! Du kannst nicht einfach aufgeben…“

Ein amüsiertes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Was wollte er mit diesem Gefasel erreichen?

„Sasuke und Naruto sind deine besten Freunde, sie bedeuten dir alles. Du kannst sie unmöglich vergessen haben…irgendwo müssen sie noch sein, du musst sie nur finden.“ Ich verlagerte mein Gewicht auf das andere Bein und bewegte meinen linken Schultergürtel probeweise in einer leichten Kreisbewegung. Unter heftigem Widerstand meiner strapazierten Muskeln und Sehnen, kniff ich ein Auge zusammen, doch es war nichts gebrochen oder ausgekugelt.

Ich wandte mich wieder meinem Gegner zu. „Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen aber….“

Itachi ist dein Feind. Er ist unser aller Feind aber vor allem ist er deiner, weil er dir genommen hat, was du bist.“

Das spielerische Lächeln um meine Mundwinkel wich schlagartig einem ernsten Zug. „Sei vorsichtig mit dem was du sagst.“
 

Er wusste, dass er einen Nerv getroffen hatte. Der Schmerz in seinen Zügen wich nur Bruchteile von Sekunden darauf, Entschlossenheit nahm seinen Platz ein und er kam auf mich zu. Mit einem gebrochenen Arm und das, wo ich ihm gerade gezeigt hatte, dass ich keine Rücksicht nahm. Ich konnte nicht anders, als diese Tat als reichlich naiv und gedankenlos zu bezeichnen. Aber je schneller das hier vorbei war, umso schneller konnte ich zu Itachi zurück.

„Du bist nicht mehr du selbst. Er hat dir all deinen Willen und dein Bewusstsein genommen, zurück bleibt nur was du jetzt bist.“

„Und das wäre deiner Meinung nach?“

Er schenkte mir einen langen Blick. „Du bist seine Marionette, Sakura.“

Ich zischte leise, auf dem falschen Fuß erwischt, ganz gleich ob er mich damit provozieren wollte.

„Nichts weiter, als eine Puppe, die seine Befehle ausführt und alles tut, was er verlangt.“ Wut loderte in mir auf, wie ein Lauffeuer. Ihn so zu sehen, nachdem dieser Kampf sich schon so lange ereignislos hinzog…so gleichgültig, so lässig…seine ganze Haltung verhöhnte mich.
 

Blindlings stürzte ich nach vorn, überbrückte den Abstand zwischen uns innerhalb von Sekunden, gelenkt von meiner Wut und meinem Zorn, handelte schnell und gedankenlos.

Im nächsten Moment lag ich auf dem Boden und mein Kinn drückte in die klamme Erde unter mir. Er saß auf meiner Hüfte und drückte mit seiner linken Hand meinen Kopf herab und damit auch meinen Rücken. Meine Schulter protestierte lautstark und mit einem scharfen Stechen gegen diese strapazierende Lage, jagte einen Krampf nach dem anderen durch meinen Oberkörper.

Mein frustrierter Aufschrei hallte über die einsame Lichtung und verklang im Rauschen der Tannen im Herbstwind. „Runter…von…mir…!“

Ich biss meine eigene Lippe blutig, in dem Versuch mich wieder zu beruhigen und das Ruder zu wenden. Und er verlagerte sein Gewicht, aber nicht so wie ich es verlangt hatte, sondern vielmehr um mich völlig unbeweglich zu machen. Als er seinen rechten Oberschenkel bewegte, um seine Position zu korrigieren, begann ich dagegen anzukämpfen, rang mit seinem festen Griff und schlug mit den Beinen, warf mich unter ihm herum und drehte mich schließlich auf den Rücken. Meine Hände schmerzten unter unser beider Gewicht und rieben sich über den kalten Erdboden, doch das Fesselungsjutsu gab keinen Millimeter nach. Er fasste mit seiner linken Hand nach und ich holte mit dem Kopf aus. Dass ich seinen gebrochenen Arm dabei traf, verdankte ich purem Glück und als er sich schmerzerfüllt über mir krümmte und zur Seite wegkippte, nutzte ich den Schwung und warf uns herum.

Durch viele Jahre als Ninja geübt, klemmte ich seine Arme geschickt unter meinen Oberschenkeln ein und nutzte meine Füße um seine Beine an Ort und Stelle zu halten. Als ich meinen Halt vollständig gesichert hatte, schloss ich für einen Moment schwer atmend die Augen und hörte, wie auch er tief Luft holte.

Einige Sekunden erklang nur unser lautes Keuchen. Dann öffnete ich die Augen und beugte mich jäh vor, zerrte mit den Zähnen an seinem Hitai-Ate und zog es mühevoll über sein gefährliches Sharingan. Damit war es nun sicher ihn wirklich anzusehen und ich fing seinen Blick aus seinem normalen dunklen Auge. Unbeirrt fixierte er mich und seine Brust hob und senkte sich unter ausklingenden tiefen Atemzügen.

Ich schluckte und setzte mich aufrecht. Sein Arm musste dabei sicher neuerliche Schmerzen ertragen, doch er gab keinen weiteren Laut von sich.

„Wie lässt sich das Jutsu lösen?“

Er lachte leise und ich schaute ungläubig auf seine bebenden Lippen. „Du kannst es nicht lösen.“ Ich presste meine Beine dichter auf den Boden und zu meiner Befriedigung schloss er sein Auge und zog scharf die Luft ein. Nur langsam löste ich den Druck wieder. „Warum nicht?“

Einer seiner Mundwinkel zog sich in einem provozierenden Lächeln in die Höhe, unbeeinträchtigt von seinem angestrengten Luftholen. „Du brauchst dazu beide Hände.“
 

Zum zweiten Mal innerhalb dieses Kampfes fluchte ich leise. Ich schenkte seinem beharrlichen Blick keine weitere Aufmerksamkeit, sondern fragte mich vielmehr, wie ich ihn töten sollte, ohne meine Hände benutzen zu können. Auch meine Tritte konnten genug Kraft aufbringen um seinen Kopf zu verletzen oder seinen Brustkorb zu…

„Wie wirst du mich töten, wenn du deine Hände nicht einsetzen kannst, Sakura?“ Ich musterte ihn abschätzig. „Das ist es doch was du vorhast oder nicht? Das ist es, was Itachi dir aufgetragen hat.“

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich aus deinem Verhalten schlussfolgern, dass du es gar nicht erwarten kannst.“ Seine sichtbare Augenbraue senkte sich leicht und verlieh seinem Gesicht mit einem Mal einen ernsten Ausdruck.

„In der Tat bin ich sehr gespannt, was er davon halten wird, wenn er zurückkehrt und du den einzigen Auftrag den er dir erteilt hat, nicht erfüllt hast.“

Dieses Mal ließ ich mich mit meinem gesamten Gewicht auf seinen Arm sinken und er unterdrückte einen Aufschrei ohne viel Erfolg. „Glaubst du, dass er dich einfach gehen lassen wird, selbst wenn du noch am Leben bist, wenn er zurückkehrt?“

Er schwieg und hielt meinen Blick. Ich lehnte mich etwas vor und verharrte neben seinem Ohr. „Denkst du, er wird so mild mit dir umgehen, wie ich?“

„Itachi Uchiha ist niemand, den ich fürchte, Sakura.“ Seine Stimme klang erstaunlich fest, obgleich er beißende Schmerzen haben musste. Seine Schmerzgrenze war in der Tat außergewöhnlich hoch.

„Reichlich töricht, wenn du mich fragst. Nun aber vielleicht solltest du mich fürchten, Kakashi-sensei…“

Als ich mich zurücklehnte, um ihn anzusehen, zog er eine Augenbraue in die Höhe und erwiderte meinen Blick völlig unbeeindruckt. Vielleicht war es an der Zeit, meine Erkenntnisse mit ihm zu teilen.
 

„Weißt du, Sensei…“ Ich legte den Kopf schief. „…während dieses kleinen…Treffens…sind mir ein paar mehr Dinge als deine körperliche Stärke und deine unweigerliche Neigung zur Arroganz aufgefallen.“

Er lachte freudlos auf. „Tatsächlich?“

Ich nickte langsam. „Du warst bis vor kurzer Zeit noch schwer verletzt.“ Endlich sah ich etwas in seinem Auge, das aussah wie…Vorsicht. Wachsamkeit. Bingo. „Abgesehen davon, dass ich zugegebener Maßen wirklich geglaubt habe, dein Arm sei verletzt, hast du deine Scharade ansonsten nicht besonders gut aufrecht erhalten.“ Er schwieg und wartete, sah weder furchtlos noch ängstlich aus. Er war…konzentriert. Gut. „Du musst einen harten Kampf hinter dir haben, wenn selbst so lange Zeit danach noch solche Anzeichen zu erkennen sind.“

Ich ließ den Blick beiläufig über die weite Lichtung schweifen. Die Sonne stand tief. Wolken zogen sich mehr und mehr am Himmel zusammen und milderten das dünne Licht nur noch mehr, sodass alles in einen rötlichen Dämmerton getaucht war. „Möchtest du meine Ferndiagnose hören, Sensei?“ Als unsere Blicke sich erneut trafen, stieß ich nur auf ungebrochenen Widerstand, ungebrochenen Willen. „Eine alte Gehirnerschütterung. Eine frische Blutvergiftung. Zwei alte Rippenbrüche…“ Ich beugte mich über seinen Brustkorb und hielt seinen Blick, als ich die erste Stelle mit meinem eigenen Oberkörper berührte. „Hier…“ Er blinzelte nicht einmal. „…und hier.“ Auch an dieser Rippe zeigte er keine Reaktion. Doch sein Blick flackerte dunkel. „Du hast einige schlecht verheilte alte Wunden.“ Ich richtete mich erneut auf und schlug einen sachlicheren Ton an. „Deine Symptome haben sich nur nach und nach gezeigt, es muss also tatsächlich einige Monate her sein, dass du die Verletzungen erhalten hast. Aber letztlich hast du offensichtlich viel zu früh wieder angefangen zu trainieren, zu kämpfen, was auch immer du in dieser Zeit getan hast. Dein Körper war noch nicht genesen.“

„Und jetzt, Sakura…?“, fragte er ganz unvermittelt. „Wie kommen wir so weiter?“

Dieses Mal unterdrückte ich ein Lachen. „Itachi ist nicht mein Gegner. Warum auch immer er dich aus dem Weg haben will, er wird sich selbst darum kümmern, wenn ich es nicht für ihn beendet habe.“ Als er noch immer wartete, ergänzte ich mit einem amüsierten Lächeln: „Wir werden hier einfach auf ihn warten, Kakashi. Wir haben Zeit.“

Ich entdeckte dieselbe entschlossene Konzentration in seinem Blick wie zu Beginn dieser Begegnung, doch er hatte keinerlei Möglichkeiten mehr. Sein Sharingan war bedeckt und sein Körper völlig unbeweglich gemacht. Wir mussten tatsächlich nur noch auf Itachi warten. Wie ernüchternd.
 

„Es sind nicht nur Kunais.“

„Du findest sicher noch ein paar andere für dich nützliche Dinge darin.“
 

Unvorhergesehen fielen mir Itachis Worte wieder ein, als er die Kunaitasche um mein Bein gebunden hatte. Nicht nur Kunais… Vielleicht konnte ich seinen Auftrag doch noch erfüllen. Vielleicht musste ich gar nicht darauf warten, dass er beendete, was ich angefangen hatte…

Mit einem entschlossenen Funkeln in den Augen, setzte ich mich aufrecht und schenkte Kakashis misstrauischem Blick nicht viel Aufmerksamkeit. Ich drehte meinen Oberkörper nach links, in dem Bestreben meine gefesselten Hände so weit wie möglich in die Nähe meines rechten Oberschenkels zu bekommen. Ich musste den Kopf dabei abwenden und meine Haare fielen nach vorn, sodass ich nicht sehen konnte, was meine Finger taten, deshalb konnte ich meinen Weg nur ertasten, doch meine Hände kannten diese Bewegung in und auswendig. Meine linke Hand löste den Knopf und fuhr in die Tasche hinein.

Neben den kalten Kunaigriffen waren kleine Seitenfächer für winzige Phiolen, Nadeln oder Senbons eingenäht und genau dort wurde ich fündig. Ein glattes Fläschchen aus Glas fiel zwischen meine Finger und ich schloss es zwischen den Mittel- und Zeigefinger um es vorsichtig aus der Tasche zu ziehen und den Knopf wieder zu verschließen. Aus diesem Winkel konnte ich meine Hand besser sehen und ich drehte die Flasche, um ihren Inhalt erkennen zu können.

Es war sehr wenig Flüssigkeit, leicht trüb und genug für drei oder vier Fingerhüte voll. Die Ampulle war am Hals sehr dünn und am Boden weiter und war mit einem Korken verschlossen. Ich runzelte die Stirn und betrachtete sie nachdenklich. Itachi hatte nützliche Dinge erwähnt. Sicher meinte er dieses Fläschchen damit? Aber was bewirkte der Inhalt? Ein Gift…? Oder ein Betäubungsmittel…?

„Sakura.“ Ich schaute auf und schenkte meinem seit geraumer Zeit verdächtig stillen Gegner einen flüchtigen Blick. „Tu das nicht.“

Ein amüsiertes Lächeln spielte um meine Mundwinkel. „Warum nicht?“

Auch ihm entging nicht, dass wir Minuten zuvor dieselben Worte gewechselt hatten. Seine sichtbare Augenbraue senkte sich. „Du kannst es mir nicht anders verabreichen, als selbst davon zu trinken.“

Ich nickte langsam. „Völlig richtig.“

Die Augenbraue sank noch tiefer. „Du würdest riskieren, dich selbst zu vergiften.“

„Hmm…“ Ich blickte nachdenklich über die Lichtung, nur um mit einem leisen Lachen wieder zu ihm zurück zu kehren. „Du weißt doch, wozu Medic-Nin in der Lage sind, Kakashi-sensei. Sei nicht albern.“

Sein Blick veränderte sich nicht im Geringsten, sein Mund war nur noch eine schmale Linie. „Du hast vielleicht nicht mehr genug Chakra übrig. Es ist zu riskant.“

Ich zog die Augenbrauen in die Höhe, milde überrascht. „Du sorgst dich um mich?“ Mit der rechten Hand zog ich den Korken aus der Flasche. „Wie rührend. Aber vielleicht wäre jetzt ein geeigneter Zeitpunkt um dich um dein eigenes Wohlergehen zu sorgen?“ Ich warf ihm einen fragenden Blick zu und sein Gesichtsausdruck wurde noch finsterer. Ich zuckte mit einer Schulter. „Ich bin nicht einmal sicher, ob es tatsächlich ein Gift ist…wir werden es herausfinden.“

Mit einem konzentrierten Schlenker meiner linken Hand warf ich die kleine Phiole in die Luft und fing sie schließlich mit dem Mund wieder auf. Mit dem Flaschenhals zwischen meinen Zähnen. Ich warf ihm noch einen letzten flüchtigen Blick zu und hörte wie er protestierte, ehe ich den Kopf in den Nacken legte, die Augen schloss und die Flüssigkeit in meinen Mund laufen ließ. Sie schmeckte bitter.

Hochkonzentriert sammelte ich Chakra auf meiner Zunge und verhinderte damit jedes Eindringen der Substanz in meinen eigenen Körper, behielt alles im Mund und ließ die Phiole mit einem dumpfen Klonk auf den Boden fallen. Ich drehte mich zu ihm und beugte mich vor.
 

„Nicht, Sakura.“ Er drehte den Kopf zur Seite und ich folgte ihm. „Nicht.“

Ich sah mich seinem dunklen Auge direkt entgegen, als ich direkt vor seinem Gesicht eine Sekunde innehielt, ehe ich meine Lippen auf seine presste. Er starrte zurück ohne zu blinzeln, sein Blick voller stummen Protests. Natürlich weigerte er sich und öffnete den Mund nicht, auch dann nicht, als ich mit der Zunge versuchte, seine Lippen auseinander zu zwängen, leistete denselben Widerstand wie zuvor. Weder er noch ich wagten, den anderen zu beißen, aus Sorge die Oberhand zu verlieren und so neigte ich den Kopf in Richtung seines gebrochenen Armes und er verstand die Geste, riss das dunkle Auge weit auf, schüttelte den Kopf so weit es ihm möglich war. Er konnte mich nicht aufhalten.

Ich ließ mein linkes Bein hart auf seinem Arm aufkommen und obgleich er sich dafür gewappnet hatte, konnte er den Schmerzen dennoch nicht standhalten. In einem unterdrückten Aufschrei öffnete er seinen Mund und hatte verloren. Ich drängte seine Lippen weiter auseinander und ließ die Flüssigkeit auf seine Zunge laufen, achtete darauf, dass nichts verloren ging.

In diesem Moment kniff er das sichtbare Auge angestrengt zusammen, unterbrach unseren Blickkontakt und dumpfer Donner schallte über die Lichtung, vibrierte in meinen Ohren.

Ich zuckte zusammen und biss mir auf die Zunge, einige Sekunden so sehr aus dem Konzept gebracht, dass mein schützender Chakrastrom für einen Augenaufschlag unterbrach. Bittere Wärme betäubte meine Lippen. Ich errichtete den Schutz sofort neu, doch es war nicht rechtzeitig.

Als ich hustend zurückwich und mich wieder aufsetzte, spuckte Kakashi einen letzten Rest der Flüssigkeit zur Seite, dennoch hatte er mehr als die Hälfte geschluckt. Auch er hustete und schnappte nach Luft, ehe er mir einen finsteren Blick zuwarf. „Das war eine verdammt schlechte Idee, Sakura...!“

Ich zuckte mit einer Achsel und erholte mich langsam von meinem Schock. Ich war durchaus in der Lage Schlimmeres zu verhindern. „Wir werden sehen, was es bewirkt, Kakashi.“ Doch der Effekt ließ auf sich warten und er zeigte selbst Minuten darauf überhaupt keine Anzeichen irgendeiner Reaktion. Ich mahnte mich zur Ruhe. Ich hatte alles getan, was mir noch möglich war, ich musste einfach abwarten und darauf vertrauen, dass die Wirkung auf lange Zeit eintrat.
 

Ich störte mich nicht weiter an seinem todernsten Blick, dem nichts entging und nutzte die Zeit, um ihn noch einmal eingehend aus der Nähe zu betrachten, unbehelligt von den vereinzelten Tropfen die seit kurzem vom Himmel fielen, während das Licht mittlerweile lange Schatten über die Lichtung zog.

Seine alten Verletzungen waren in der Tat schwer gewesen und er konnte sie unmöglich in einem Krankenhaus behandelt haben lassen, denn die teilweise sichtbaren Narben, sowie die nur dürftig verheilten Rippenbrüche, die ich erst vor wenigen Minuten entdeckt hatte, deuteten auf eine wesentlich weniger professionelle Behandlungsumgebung hin. Obgleich ich zugeben musste, soweit ich es erkennen konnte, dass jemand gewusst hatte, was er tat, als er sich um diese Wunden kümmerte. Er durchbrach die angespannte Stille, die sich langsam ausgebreitet hatte, mit leiser Stimme.
 

4)

„Diese alten Verletzungen…“ Ich schaute von seinem Brustkorb auf und blickte ihn erwartungsvoll an, milde neugierig was er dazu zu sagen hatte, überrascht weil er überhaupt sprach, nach dem was zuvor geschehen war. Ein Tropfen traf auf seine Stirn und perlte langsam seine Nase herab. Er hielt meinen Blick. „Du hast sie versorgt.“

Es wunderte mich kaum, dass wir nun wieder auf dieser Schiene angelangt waren. Was blieb ihm anderes übrig, als es in einer Situation wie der seinen ein weiteres Mal mit schlechten Täuschungsmanövern zu versuchen? Aber wie ich bereits selbst gesagt hatte, hatten wir Zeit und ich wusste nicht, wann Itachi zurückkehren würde. Ein bisschen Unterhaltung, so bizarr sie auch sein mochte, kam mir nicht ungelegen.

„Wirklich? Habe ich das also, ja?“ Er nickte leicht. „Wenn du Recht hast, Kakashi…warum sind sie dann so schlecht verheilt? Willst du mir damit sagen, ich sei eine schlechte Medic-Nin?“ Ich konnte nicht umhin, leise zu lachen.

„Nun…wir waren zu diesem Zeitpunkt…wie soll ich es am besten formulieren…?“ Er musterte mich ebenfalls für einen Moment und ich runzelte die Stirn, weil sein Auge weder Furcht noch Panik preisgab, obwohl er genau wusste, dass er nicht entkommen konnte. Tatsächlich lag noch mehr Kampfgeist als zuvor darin und ein Selbstvertrauen, das mich an seinem Verstand zweifeln ließ. Ferner Donner grollte über die Lichtung und dunkle Wolken zogen über den Himmel, sodass das letzte Licht der Sonne mehr und mehr verdrängt wurde. „Wir zogen es vor, deinem neuen Freund eine Weile nicht zu begegnen. In einem Krankenhaus hättest du gewiss makellose Arbeit geleistet, daran habe ich keinen Zweifel, aber da du selbst verletzt warst und niemand unseren Aufenthaltsort verlassen konnte, sind tatsächlich Narben zu sehen, Sakura.“

Ich schnaubte leise. „Bei solchen Wunden bleiben immer Narben zurück. Hast du überhaupt keine medizinische Grundausbildung um so etwas zu wissen?“

Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich bin eher praktisch veranlagt, fürchte ich.“

Machte er sich über mich lustig? Ich sah gleichgültig darüber hinweg, mit irgendetwas musste er sich schließlich von seinem nahenden Tod ablenken. „Kein Wunder, dass du in so einen Kampf geraten bist.“

Er lachte gedämpft. „So kann man es durchaus formulieren.“

„Ist dir dein Leben so wenig wert?“
 

Er war eindeutig überrascht von dieser Frage, doch er fing sich schnell wieder und antwortete erst nach einer Weile, mit einem abwesenden Lächeln um seine Mundwinkel, während die feinen Tropfen langsam zu einem stetigen Nieseln wurden. „Es gibt wichtigere Dinge als mein eigenes Leben, Sakura.“

„Aber dir muss doch klar gewesen sein, dass du noch nicht in der Lage warst zu kämpfen, ohne dir neue Verletzungen aufgrund deiner alten zuzuziehen…“

Ich konnte ihn nicht verstehen. Hier lag er nun, wartete sprichwörtlich auf seinen Henker und trotzdem bettelte er nicht? Wehrte sich nicht mehr? Lächelte sogar, als ob alles in bester Ordnung wäre?

Plötzlich wurde sein Blick wieder nüchtern und klar. „Wenn ich dafür ein anderes Leben und gleichzeitig so viele andere retten kann…wie könnte ich es nicht tun?“ Ich blinzelte irritiert, etwas eingeschüchtert von der Intensität die sein einzelnes Auge widerspiegelte. „Wie könnte ich nicht nach dir suchen und alles tun, um dich zurückzuholen, wenn du so tief gefallen bist, dass du nicht selbst zurückfindest?“

Ich schnappte nach Luft, bemüht meine kühle Entschlossenheit von zuvor wiederzufinden. Er war gut. Er brauchte nicht betteln, wenn er so ausgezeichnet täuschen konnte.

„Du verschwendest deine Zeit mit deinen niedlichen kleinen Geschichten.“
 

Dieses Mal lächelte er über sich selbst. „Vielleicht.“ Er lehnte den Kopf weiter zurück und starrte in den wolkenverhangenen Himmel, schloss das eine Auge und ließ den Regen darauf fallen. „Aber mir bleibt nicht viel mehr, als es trotzdem zu versuchen.“

Ich sah ihn noch einen Moment verständnislos an, dann ließ ich meinen Blick ebenfalls ein wenig gelangweilt über die mit Kratern übersäte Lichtung schweifen. Meine Arme fühlten sich taub an, das Blut wurde langsam aber sicher am natürlichen Fließen gehindert und meine Fingerspitzen kribbelten bereits sei geraumer Zeit. Nasskalte Tropfen fielen zwischen meine gefesselten Hände und ich schüttelte den Kopf, um ein paar feuchte Haarsträhnen aus meinem Gesicht zu bekommen.

„Es ist nicht deine Schuld.“, sagte er unvermittelt. „Du kannst nichts dafür, niemand hätte sich gegen dieses Jutsu wehren können.“

Ich beugte mich über sein Gesicht und meine Augen wurden schmal. „Hör auf mit diesem Unsinn. Es wird dir nicht helfen.“

Er ignorierte meine Worte. „Kannst du dich daran erinnern, was du das gesamte letzte halbe Jahr lang getan hast?“ Ich betrachtete ihn geringschätzig und wartete. „Wo warst du vor drei Monaten?“

Mit einem abfälligen Schnauben warf ich den Kopf in den Nacken, bestrebt seinen Worten kein Gehör zu schenken.

„Du warst in Konoha. Zusammen mit Naruto. Mit Sasuke. Und mit mir.“

Ich hatte den übermäßigen Drang, mir den Kopf zu halten, doch meine Hände waren so fest wie zuvor auf meinem Rücken gefesselt. Wo war ich vor drei Monaten gewesen? Gewiss nicht bei diesen Leuten. Gewiss nicht in Konoha.

„Wir haben dich im Wechsel begleitet, um dich zu schützen, Tag und Nacht.“ Ich hielt seinen Blick, kalt und ernst. „Wir haben dich vor Itachi geschützt.“

Lügner.
 

Er verstummte.

Der Regen wurde stärker, er fiel mittlerweile in dichten Strömen herab und schränkte die Sicht auf die unmittelbare Umgebung stark ein. Und ehe ich weiter sprechen, ehe ich darüber nachdenken konnte, weshalb er schwieg, wusste ich auch warum. Ich riss die Augen auf, mir plötzlich körperlich bewusst, wie nah er war, ich spürte seine Präsenz so deutlich, dass meine Haut prickelte. Warum hatte ich ihn nicht bemerkt?

Gut Sakura. Sehr gut.“ Ich hielt den Atem an, sah zurück zu Kakashi. „Ah…Itachi. Es ist lange her…“ Er wandte den Kopf von ihm ab und blickte mir ruhig entgegen, seine Stimme so gelassen, als wäre dies nichts weiter als ein zufälliges Treffen an einer Straßenecke.

Ich hörte das leise Rascheln von schwerem Stoff, dann berührte seine Hand meine Finger, ganz leicht nur, wie ein Windhauch. Ich zog die Luft ein, richtete mich instinktiv auf und rückte dabei etwas von ihm ab. Die glühende Hitze, die sich durch meine Hand gezogen hatte, wurde schwächer, der Regen kühlte meine Haut schnell wieder herab. Erst dann fragte ich mich, warum ich zurückgezuckt war. Er griff unbehelligt erneut nach meinen Händen, selbst noch beinah trocken, fuhr sie entlang bis zu der Stelle an der meine Handgelenke unsichtbar miteinander verbunden waren und verteilte dabei viele kleine Funken aus Chakra über meine Haut, die er bei jeder Berührung mit sich brachte. Ich schloss die Augen, das Wasser perlte über meine Lider.

Im nächsten Augenblick waren meine Handgelenke frei. Ich seufzte lautlos, als das Blut wieder durch die geregelten Bahnen strömen konnte und meine Muskeln sich entspannten, hob die Hände nach vorn und streckte meine durchnässten Arme.

Dann spürte ich seinen Atem neben meinem Ohr und wagte nicht, mich umzudrehen. „Bring es zu Ende.“, sagte seine kalte Stimme dicht hinter mir und das Rauschen des Regens drang in den Hintergrund. Ich starrte nach vorn, durch meine auf der Haut klebenden Haare, blinzelte die Tropfen aus meinen Augen. „Töte ihn.“

Unweigerlich flackerte mein Blick hinab zu Kakashi. Er sah direkt zurück, nur zu mir, nicht zu Itachi, seine klammen Haare fielen ihm über das verdeckte Sharingan. Dies war mein Auftrag. Dies war alles, was ich hier zu erledigen hatte. Ich hatte nur darauf gewartet.
 

Meine Hand wanderte wie von selbst zu dem Kunaiholster an meinem Oberschenkel, noch etwas schwerfällig und kribbelig. Ich löste zielsicher ein weiteres Mal den Knopf der Tasche, fuhr mit den Fingern hinein und legte sie um den kalten Griff eines meiner Wurfmesser. Zog es heraus und hob es vor meine Brust.

Ich bemühte mich, nicht weiter darüber nachzudenken, doch als unsere Blicke sich erneut kreuzten, bemerkte ich wie er unter mir lag, völlig widerstandslos, beinah entspannt. Sein eines sichtbares Auge nahm langsam einen fiebrigen Glanz an, endlich ein Zeichen des Mittels das ich ihm verabreicht hatte, was jedoch nichts an der Intensität in diesem dunklen Schwarz änderte. Er schien sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben.

Das Kunai wog schwer in meiner Hand. Was ging schneller? Was war schmerzloser? Die Brust? …oder der Hals? Medizinisch gesehen… Was dachte ich da?!

Ich senkte den Blick, entschlossen mich zu sammeln um endlich meine Arbeit machen zu können. Um endlich gehen zu können. Mit einem Stirnrunzeln lockerte ich meine Hände, die beide zu Fäusten geballt waren und erstarrte, als ich es sah. Meine Finger zitterten.

Ich betrachtete sie für einen Moment, versuchte zu ergründen warum. Gab mir Mühe, mich darauf zu konzentrieren, sie wieder ruhig und eiskalt zu bekommen. Sie wieder zu den Händen eines wahren Shinobis zu machen. Aber es hörte nicht auf. Warum?

Ich spürte Kakashis Blick auf mir ruhen, fühlte Itachis aufmerksame Präsenz in meinem Rücken, hörte das stetige Rauschen um mich herum. Das hier ist nicht richtig. Etwas stimmte nicht. Aber Itachi verlangte es. Es gab keinen anderen Weg. Ich sah diesem dunklen Auge fest entgegen.

Warum zögerte ich?

„Wir haben dich im Wechsel begleitet, um dich zu schützen, Tag und Nacht.“

Itachi fuhr mit einem Finger meinen Hals herab, über das Shirt das nass auf meiner Haut klebte, zwischen meine Schulterblätter und lehnte sich weiter vor, ließ meinen Atem stocken.

„Wie könnte ich nicht nach dir suchen und alles tun, um dich zurückzuholen, wenn du so tief gefallen bist, dass du nicht selbst zurückfindest?“

Sein Kinn berührte meine Schulter und ich sah aus dem Augenwinkel, wie er mich betrachtete, wie er jeden einzelnen Gedanken zu lesen schien. Seine dunklen Haare umrahmten sein Gesicht, scheinbar immun gegen den Regen, der mich längst durchnässt hatte, seine Augen leuchteten blutrot.

„Wir haben dich vor Itachi geschützt.“
 

Sein warmer Atem strich über meine Haut und ich schauderte leicht, ehe er seine Lippen an meinen Hals drückte. Warmer Nebel stieg in meinen Kopf und ich schloss die Augen, abgelenkt von der Hitze, die wie flüssiges Gold durch meinen gesamten Körper strömte und das Zittern und die Kälte verschwinden ließ. „Vertrau mir, Sakura.“ Ich seufzte leise, ungewillt die Augen wieder zu öffnen. Lauschte dem Prasseln um mich herum.

„Ich vertraue dir.“

Ich sah auf und drehte den Kopf um ihn anzusehen. Seine Augen funkelten dunkelrot, versprachen so viel mehr von dieser Wärme und dieser Klarheit, diesem absoluten Wissen wem meine Loyalität für immer gehören würde. Mein Griff um das Kunai wurde fest. Er nickte leicht und lehnte sich zurück, die Sharingan noch immer erfüllt von einem intensiven Leuchten. Ich hörte wie er aufstand und ein paar plätschernde Schritte zurück machte, dann wandte ich mich meinem Gegner zu und wischte mir die Haare aus dem Gesicht.

Ich wollte nicht ein weiteres Mal in seinem Auge lesen müssen, doch es ließ sich nicht vermeiden. Darin geschrieben stand so vieles gleichzeitig, wie ich es in dem Kampf zuvor nicht ein einziges Mal gesehen hatte und ich schluckte hart. Zuerst…Wut. Hass. Zorn. Der Wunsch nach Vergeltung. Dann…Verzweiflung. Trauer. Und Sorge. Alles in nur einem Auge, innerhalb weniger Sekunden. Aber keine Anzeichen von Angst.

Er blinzelte gegen den Regen und ich atmete tief durch, blies das Wasser von meinen Lippen.

Dann…neigte er seinen Kopf nach hinten und seine Bewegung riss mich zurück ins Hier und Jetzt.
 

Misstrauisch verfolgte ich sein Vorhaben, ehe ich langsam den Kopf schüttelte, verständnislos. Er lehnte sich zurück und machte mir damit seinen Hals zugänglicher, ein aufziehendes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Narr. Sekunden vergingen.

„Sakura?“

Ich schluckte. „Doch noch ein paar letzte Worte, Kakashi?“

Er lachte leise. Ich ließ mir meine Verständnislosigkeit nicht anmerken und doch spürte er sie. „Ist schon gut, Sakura. Ich habe in meinem Leben genug gesprochen. Ich habe nichts mehr zu sagen.“

„Dann waren das also deine letzten Worte…“, sagte ich tonlos und zwang meinen Blick zurück auf das Kunai in meiner Hand. Ich blinzelte genau vier Mal.

Da sprach Kakashi erneut. „Das ist nicht, wozu du gemacht bist, Sakura. Du hast niemals getötet, wenn es sich vermeiden ließ.“

Ich zog eine Augenbraue in die Höhe, bemüht eine kalte Maske aufzusetzen und sie zu halten. In dem Rauschen konnte ich seine Stimme kaum hören. „Wenn du glaubst, ich würde dich verschonen…“

„Lass ihn die Drecksarbeit machen, Sakura.“ Sein Blick wurde unerwartet milder, trotz all der störenden Regentropfen. „Du weißt nicht einmal, warum du mich töten sollst. Das hier bist nicht du.“ Ich starrte ihn an, warf einen hektischen Blick über meine Schulter. Itachi war nur als verschwommener Schatten erkennbar. Er stand unter einer alten Tanne, nicht mehr als ein paar Meter entfernt, außer Hörweite, doch seine Sharingan ruhten unbestreitbar noch immer wachsam auf mir. Und ich verstand, dass dies eine Prüfung war. „Vertrau mir.“

„Nein!“
 

Ich riss den Kopf zurück, die Augen weit geöffnet. Mein Herz schlug ohne Vorwarnung rasend schnell gegen meinen Brustkorb und das Atmen wurde schwerer. „Ich kann dir nicht vertrauen.“

„Es gibt so viele Zweifel, du weißt nicht wirklich wer er ist.“

„Sei still.“ Ich verlagerte mein Gewicht auf seinen Armen und er verzog das Gesicht, als ich seine gebrochene Speiche ebenfalls erreichte. Der Boden gab nach, war aufgeweicht und schlammig und ich musste meine Position neu absichern. Meine Füße verloren ihren Halt und rutschten weg, bevor ich sie hastig in den Boden schlug und gerade rechtzeitig wieder um seine Beine legen konnte. Ich schüttelte noch einmal den Kopf und meine Haare schlugen mir ins Gesicht, klebten an meinen Wangen. „Du hattest deine letzten Worte schon.“

Er fixierte mich ohne Pause, blinzelte nur hin und wieder. „Du weißt, dass etwas nicht stimmt. Dass das was du im Begriff bist zu tun nicht richtig ist.“

Meine Augen wurden schmal. „Ich sagte, du sollst still sein.“

„Hör auf deinen Instinkt, Sakura.“ Ich holte mit meiner rechten Faust aus und er wandte den Kopf unter der Wucht meines Schlages zur Seite, das sichtbare Auge für einen Moment geschlossen. Seine triefenden Haarspitzen färbten sich dunkelbraun und der matschige Boden hinterließ vereinzelte dunkle Sprenkel auf seinem Gesicht, ehe der Regen sie langsam wieder abwusch. Mein Atem ging schneller. Und als er den Kopf langsam wieder hob und das Auge öffnete, als er mich ansah, war etwas anders.

„Es ist vorbei.“, hörte ich meine eigene Stimme etwas atemlos sagen und kam dabei kaum gegen den stürmischen Regen an. Ich ballte die Hände zu Fäusten. „Ich werde es kurz machen.“ Ich biss mir auf die Lippen. Was für ein lächerlicher Zusatz.

Die Strafe für mein langes Zögern ereilte mich sofort.
 

Nur einen Moment war ich abgelenkt, nur einige wenige Sekunden unaufmerksam und er hatte seinen linken Arm befreit, beinah mühelos durch die nasse, rutschige Kleidung und das schlammige Wasser spritzte an uns hoch, als ich versuchte, ihn daran zu hindern. Geistesgegenwärtig griff ich nach seinem Arm, erfasste zuerst nur den Handschuh und streifte ihn ab, ehe ich sein Handgelenk fest umklammerte. Unsere Blicke trafen sich kurz, strotzend vor unnachgiebigem Kampfeswillen und dann betrachtete ich seine Hand genauer, wollte meine Fassung wieder erringen. Ich scheiterte kläglich.

Ein kurzes Glänzen an seinem kleinen Finger fing meine Aufmerksamkeit und obgleich ich mir dunkel bewusst war, dass Itachi noch immer wartete und meine Aufgabe sich erneut verzögerte, zog ich seine Hand näher und streifte den Ring ab. Ich runzelte abwesend die Stirn, nur milde überrascht, weil Kakashi einen rosa Ring mit sich trug, ignorierte wie er plötzlich völlig bewegungslos verharrte und den Arm ruhig hielt, seinen Widerstand völlig aufgab.

Die Grundfarbe war durchwoben von einem Muster, das ich nach kurzem Betrachten als Kirschblüten identifizieren konnte. Ich drehte den Ring langsam zwischen den Fingern, glitschig durch das unaufhörliche Wasser von oben, und spürte mehr als dass ich es hörte, wie Itachi näher kam, als ich noch etwas entdeckte. Auf der Unterseite war eine Gravur. Ich legte den Kopf schief und bemühte mich sie zu entziffern, lauschte abgelenkt Itachis Schritten auf dem durchweichten Boden und dem fernen Donnergrollen, das näher kam.

i・ryoku“. Kraft.

Ungeachtet von Itachis unüberhörbarem Näherkommen, ungeachtet dessen, dass er meinen Namen rief und dabei plötzlich ein alarmierter Ton seine sonst so kalte Stimme erfüllte, sagte Kakashi mit gedämpfter Stimme etwas in diesen sonderbaren Moment, kaum hörbar über das Heulen des aufziehenden Windes. „Einst dachte ich, es wäre mir niemals wieder vergönnt, dich noch einmal zu sehen und seitdem trage ich ihn immer bei mir.“

Ich schaute überrascht auf, traf auf seinen Blick und plötzlich...verlor ich die Kontrolle.
 

„Ich dachte, ich sehe dich niemals wieder…“
 

Ich ließ den Ring fallen, doch es hörte nicht auf. Meine andere Hand krallte sich krampfhaft in Kakashis Handgelenk.
 

„Es ist nicht deine Schuld...du kannst nichts dafür…“
 

Ich sah ihn so deutlich vor mir, als wäre ich tatsächlich dort. Sah sein müdes, erschöpftes Gesicht und seine ungleichen Augen…und die überwältigende Erleichterung und Wärme darin, als er mich sah.
 

„Ich bin…so froh, dass du da bist.“
 

Ich hörte wie er leise meinen Namen flüsterte, sah sein lächelndes schlafendes Gesicht, strich über seine warme Hand. Und spürte, dass alles was für mich zählte nur dieses eine war. Dass ich ihn nicht verloren hatte.
 

„Ich dachte, ich sehe dich niemals wieder…“
 

Ich erblickte sein so rares Lächeln, nicht wie sonst so oft verborgen von der dunklen Maske, voller Zuversicht. Voller Wärme. Und es galt nur mir.
 

„Vertrau mir.“
 

„Kakashi…“
 

Mir war schwindelig und ich schwankte, doch er richtete sich auf, frei von meinen Beinen, die ihm am Boden gehalten hatten und hielt mich fest, verteilte einen Schwall Schlamm und Wasser über uns.

Im selben Moment, in dem ich den Kopf hob um seinen Blick zu suchen, schoss das heiße Feuer durch meinen Körper, dass mir nun schon so vertraut war.

„Sakura.“

Es war plötzlich so viel leichter, dieser Stimme nachzugeben und sich der Hitze zu beugen…sich an den Körper hinter mir zu lehnen und mich einfach fallen zu lassen, weit fort von dem kalten Wind und dem peitschenden Regen. „Töte ihn. Töte Kakashi.“

Ich musterte gebannt das Gesicht des Mannes vor mir und konnte mich nicht losreißen. Er sah mich an, ruhig und gütig, und plötzlich aus beiden Augen, etwas verengt um sie vor dem Unwetter zu schützen. Dann…schloss er sie ergeben und verharrte. Er wartete darauf, dass ich etwas, irgendetwas tat, wartete darauf, dass ich dem ganzen ein Ende setzte. Und auch ganz ohne seinen Blick, tat ich es. Und traf meine Entscheidung.
 

Ich sah nicht hin, als das Kunai die Haut an einer Stelle durchbrach, die tödlich war, direkt über dem Herzen, dafür hörte ich das Geräusch umso mehr in meinem Kopf, wenngleich der Regen es um ein Vielfaches übertönte. Ich spürte den Schmerz beinah greifbar in meiner eigenen Brust und wandte mich ab, um dem darauffolgenden platschenden Aufschlag zu entgehen, da ließ mich ein eisiges Lachen in der Bewegung erstarren.

Ich blickte in die beiden geöffneten Augen von Kakashi und sah mich demselben Entsetzen entgegen, das auch in meinem Gesicht geschrieben stand. Wie war das möglich?

Das konnte nicht sein. Er hätte tot sein müssen!

Grauenerfüllt drehte ich mich um und erblickte Itachi, sah wie er das Kunai aus seiner linken Brust zog und sich aufrichtete, sah sein triumphierendes Lächeln und konnte ebenso sehen, dass die Wunde nicht blutete, zumindest nicht wie sie es sollte, wie sie es aus rein physikalischen Gründen musste! Sein Anblick war verstörend, er sprach geradezu gelassen über das nahende Donnern hinweg, obgleich ich soeben sein Herz durchbohrt hatte… Ein Stich ins Herz, ein Stich, der direkt den Herzmuskel trifft, sorgt dafür dass alles noch im Kreislauf vorhandene Blut aus dem Körper gepumpt wird. Sein Mantel hätte sich langsam rot färben müssen, er hätte nicht mehr stehen dürfen…

„Ah Sakura…“, begann er lächelnd und ein Schauer, der nicht durch die beißende Kälte verursacht wurde, lief über meinen Rücken. „Genau deshalb gehörst du zu mir.“

Ich taumelte zurück, noch immer ungläubig auf seine Brust starrend, die Hände suchend nach einem Halt ausgestreckt. „Wie…?

Ich traf auf Kakashi, der sich mühevoll aufsetzte, hörte seinen raschen Atem und spürte die Hitze die auf einmal von ihm ausging, sah rasch wieder auf. Erkannte dass Itachi nicht mehr vor mir stand und war zu langsam um es zu verhindern.

„Nicht…!“
 

5)

Ein lauter Knall nicht weit von uns und alles wurde gleißend hell. Für einen Moment konnte ich deutlich durch den Regen sehen und schlug entsetzt eine Hand vor den Mund.

Vor meinen Augen stürzte Kakashi zu Boden, von Itachis Tsukyomi überrascht, als er sich instinktiv zwischen mich und ihn gestellt hatte. Seine Reaktionsfähigkeit durch das Gift das ich ihm verabreicht hatte verlangsamt.

Als ich ihn endlich erreichte, konnte ich nichts weiter tun als hilflos die Hände zu heben und ihn zu stützen, bis er auf der schlammigen Erde aufkam und ich unter seinem Gewicht ebenfalls herabsank. Er bewegte sich nicht.

Meine Hände legten sich unter seinen Kopf und hielten ihn fest, zittrig und schwach, als ich zu Itachi aufsah und gegen den Regen blinzelte. „Was hast du getan?“, rief ich fassungslos und über das laute Donnern hinweg kaum zu verstehen. „Was ist mit mir passiert?“

Er ließ das blutige Kunai achtlos zu Boden fallen und machte ein paar langsame Schritte auf mich zu, bis er vor mir in die Knie ging, wie selbstverständlich die Kunaitasche von meinem Bein löste und sie in seinen Mantel gleiten ließ. Ich war wie erstarrt.

Kyô-kai-ki-jun…“, erwiderte er amüsiert und hob eine Hand, um eine meiner Haarsträhnen zwischen die Finger zu nehmen. Jeder Muskel in meinem Körper spannte sich an, als er begann sie in seiner Hand zu drehen, Grauen breitete sich nach überall hin aus, kroch über meine Arme, meine Beine, meinen Nacken. Ich konnte nicht die Kraft aufbringen, vor ihm zurückzuweichen. Mein Körper fühlte sich taub an.

„Es schützt die verbundenen Seelen, wenn die eine die andere verletzt, greift es ein und rettet beiden das Leben. Der eine kann nicht ohne den anderen. So lange bis das Jutsu aufgehoben wurde…“

Unmöglich… Und doch…

Das Bild seines unverletzten Unterarms schoss mir durch den Kopf, während das Gewitter immer näher kam und mehr und mehr Blitze über den dunklen Himmel jagten.

„Deine Arme…“, flüsterte ich tonlos.

Er nickte und lächelte, las von meinen Lippen. „Auch ein Teil des Jutsus. Es hat eindrucksvolle Wirkungen, nicht wahr Sakura?“
 

Es schien eine Ewigkeit her zu sein…doch jetzt traf mich die Erkenntnis. Er konnte mir nicht schaden. Aber ich ihm auch nicht. Nun wusste ich warum, ich wusste, warum ich ihn so oft nicht hatte töten können, warum er immer wieder vollkommen gesund und unverletzt zurückgekehrt war. Es war so einfach. Es war nicht mein Zögern oder meine Angst…und es war nicht meine Schwäche. Es war nur sein Jutsu. Wie sollte ich jemanden töten, der mich an sich gebunden hatte, auf Leben und auf Tod? Dagegen kam ich nicht an. Der Gedanke traf mich schmerzlich. Ich konnte es nicht beenden. Niemals.

Itachi lachte leise, übertönte dabei selbst das tosende Rauschen. „Dein Kampfgeist ist faszinierend unerschöpflich…“

Sein spielerisches Drehen meiner Haare wurde zu einem Ziehen und mit einem Ruck riss er meinen Kopf zu sich nach vorn um in mein Ohr raunen zu können. Ein unterdrückter Schmerzensschrei verließ meine Lippen. „Das Jutsu scheint ein wenig darunter zu leiden, hm? Einen Teil deiner Erinnerungen hast du bereits zurück und wir wollen doch nicht, dass dem noch weitere folgen oder?“ Ich zitterte am ganzen Körper, bis auf die Knochen durchnässt und frierend. Und doch nicht deshalb.

Er beugte sich zu meinem Hals und ich wandte mich ab, wollte aufstehen, Kakashi mit mir ziehen und einfach aufstehen, als er mich noch einmal an meinem Haar zurückriss und mein Kinn umfasste, sodass ich ihn ansehen musste. „Das weckt noch mehr alte Erinnerungen, nicht wahr?“ Ich zuckte zusammen und wimmerte leise, als er mit der Zunge über meine Haut strich, viel zu geschockt um auch nur den geringsten Widerstand zu leisten. Seine Berührungen waren nicht mehr die Luft zum Atmen. Sie waren wie Gift.

Er hob den Kopf etwas und unterbrach sein Vorhaben, um in meine Augen zu blicken, während seine Hand gefährlich langsam über meine Taille wanderte. Seine Sharingan funkelten dunkelrot. „Dieser Teil unserer Beziehung hat mir so ohnehin schon immer am besten gefallen…ansonsten macht es nur halb so viel Spaß.“
 

Haltsuchend zog ich Kakashi noch näher an mich heran und barg seinen Kopf schützend in meinem Schoß, strich mit einer Hand das Wasser aus seinem Gesicht, das unaufhörlich nachströmte. Ich wünschte mir nichts mehr, als seinen regelmäßigen Herzschlag zu hören. Er durfte nicht tot sein.

Ein Blitz schlug in unmittelbarer Nähe ein und erhellte die Lichtung erneut. Itachis Gesicht war eine Mischung aus flackernden Lichtern und tiefen Schatten und tiefem Rot. „Du bleibst mit mir verbunden, ganz gleich was passiert…“, begann er jetzt langsam, während ich die Augen schloss und mit einer Hand fahrig an Kakashis Hals entlangfuhr. „…und dann gibt es keinen Grund mehr, dir deine Erinnerungen vorzuenthalten, meinst du nicht, Kirschblüte?“

Meine Hand tastete weiter, sie fand die richtige Stelle, doch ich zitterte zu sehr um etwas fühlen zu können. Ich blinzelte angestrengt. Aus dem Nichts hielt Itachi den Ring hoch, den Kakashi und Tsunade mir zu meinem 18. Geburtstag geschenkt hatten und ließ beiläufig seinen Blick darüber schweifen. „Wie passend…“ Er warf ihn achtlos beiseite und ich verlor ihn aus den Augen, als er in den wogenden Pfützen versank. „Es wäre sehr interessant zu sehen, wie du damit umgehst, dein altes Ich zurückzubekommen und gleichzeitig auf ewig an mich gebunden zu sein…“, hörte ich ihn mutmaßend sagen. „…und doch ist so etwas noch nie zuvor versucht worden. Wollen wir sehen, was passiert, Sakura? Bist du nicht auch…neugierig?“

Ich versuchte das Zittern meiner Hände zu kontrollieren und sandte in dem verzweifelten Versuch, endlich sein Herz zu hören, eine winzige verbliebene Menge Chakra in meine Hand. Ich hatte nicht daran gedacht, dass Itachi das spüren konnte. Er zerrte mich zurück, Kakashis Kopf fiel hart auf den überfluteten Boden und ich schrie auf vor Entsetzen, mir genau bewusst, was das für seine Verletzungen bedeuten konnte.

„Nein!“ Er rührte sich nicht. Das Wasser stand hoch und sein Kopf versank tief im Schlamm. „Nein!!“ Ich zerrte blind an Itachis Armen, bis er von hinten um mein Kinn herum griff und mich fest an seine Brust presste. Er nahm mir jede Bewegungsfreiheit und drückte gegen meine Luftzufuhr, zog mich weiter von ihm fort, sein Mantel schleifte träge durch den knöchelhohen Matsch hinter uns her, rote Wolken leuchteten auf. Ich keuchte, hob die Hände und legte sie auf seine, ehe ich sie wieder herunterriss weil die Berührung brannte wie Feuer und meine Arme so schwer waren.

Er wartete. Ich konnte nicht atmen, konnte nicht sehen, mir wurde schwarz vor Augen. Dann ließ er los, ich kippte nach vorn, landete mit den Knien im weichen Morast, sackte ab und er fing mich wieder auf. Ich schnappte rasselnd nach Luft. Donner schallte über die Lichtung.
 

„Lass mich dir zurückgeben, was dir gehört…und was du so sehr begehrst.“, wisperte er in mein Ohr. „Sieh es als kleine Erinnerung daran, mich niemals wieder mit deinem Leben erpressen zu wollen. Dieses Ergebnis…“ Er deutete auf Kakashis leblosen Körper, umringt von peitschendem Wind und Wasser und ich folgte schwer atmend seinem Blick. Er lag nur wenige Schritte entfernt – und war doch weit außerhalb meiner Reichweite. „…sollte ausreichen, um dich davon abzuhalten, jemals wieder etwas so törichtes zu versuchen.“

Die Punkte vor meinen Augen verschwanden nur langsam und ich keuchte, als er mich in seinen Armen drehte und vor sich absetzte. Ich erkannte seine Absicht, doch der Sauerstoffmangel machte mich handlungsunfähig. Das Mittel wirkte auch bei mir.

Ich hörte ihn wenige Worte wispern, doch der Wortlaut ging im grollenden Gewitter unter. Er lehnte sich vor und hob mein Kinn, geradezu sanft, erinnerte mich an die vielen Male, die er genauso vorgegangen war, strich mit einem Finger über meine Unterlippe. Dann drückte er seinen Mund auf meinen und ich kniff die Augen gequält zusammen, in dem Versuch nach hinten auszuweichen. Erfolglos. Seine Haare klebten an meinen Wangen, seine Haut war glühend heiß gegen meine. Im selben Moment wurde ich erschlagen von all den Bildern meines Lebens, Monate zuvor, Jahre zuvor und auf so vielen war Sasuke zu finden…

Mein Gedächtnis setzte sich wieder zusammen und dieser Moment konnte nicht schmerzvoller sein. Bittersüß. Obgleich die Bilder mir fremd sein hätten müssen, waren sie augenblicklich wieder so klar wie eh und je. Ich sah Sasuke aber auch meine Eltern, Tsunade, Ino, Naruto, all meine Freunde…Kakashi. Jedes Bild kehrte an seinen alten Platz zurück und war doch vollkommen verändert. Er hatte alles verändert.
 

Als Itachi schließlich von mir abließ und ein paar Zentimeter zurückwich, betrachtete er unverhohlen zufrieden die Tränen, die meine Wangen herabliefen und die er sah, obwohl der kalte Regen mein Gesicht entlang strömte. „Wunderschön…“

Er strich darüber, spürte ihre Wärme und ich verharrte vollkommen still. Alles verwischte vor meinen Augen, wurde trübe und dunkel und grau. „Nimm sie zurück…“, flüsterte ich leise. „Ich will sie nicht mehr…nimm sie zurück…“

„Ist es nicht traurig, sich all derer zu erinnern die nicht mehr sind?“

Sasuke und Naruto waren nicht hier. Kakashi bewegte sich nicht. Seine Worte trafen mich tief. Ohne wirklich etwas zu sehen, sprang ich auf und riss mich los, wühlte in dem matschigen Wasser, wo ich es zuletzt gesehen hatte und ergriff das letzte Kunai das mir geblieben war, stach es noch einmal in seine Brust. Es versank so widerstandslos in seiner Haut, als wäre sie aus Butter, das Gefühl widerte mich an. Itachi wehrte sich nicht, es schien ihm nicht einmal Schmerzen zu verursachen. Er lächelte darüber.

„Du hast mir alles genommen! Du hast mir alles genommen und lässt mich doch nicht gehen!“ Ich stach wieder zu. Schrie gegen den Wind und den Donner. Dieses Mal hob er seinen eigenen Arm und umgriff meine Hand, in der ich diese meine einzige Waffe hielt. „Ich habe nichts mehr zu geben und doch kannst du nicht aufhören zu nehmen!“

Sein Griff wurde schmerzhaft, das Kunai fiel aus meiner geschlossenen Faust, versank in einem Strudel aus Braun und Grün und er ließ mich los. Ich taumelte ein paar Schritte zurück, sackte herab auf meine Beine, hob meine Hände über den Kopf und schloss die Augen.

„Es ist nichts mehr übrig, Itachi, hör auf, lass mich endlich gehen…!“

Ein leises Lachen. Donner. Ich barg mein Gesicht in den Händen und hoffte, es würde einfach aufhören. „Ich lasse dich niemals ge…“
 

Das unverkennbare Geräusch von tausenden von Vögeln übertönte schrill das Gewitter, hallte laut in meinen Ohren wider. Itachis Worte blieben unvollendet. Betäubt ließ ich die Hände sinken. Schaute auf und blinzelte.

Ein weiterer Blitz ließ mich sehen und ich erblickte Kakashi, aufrecht hinter Itachi. Er taumelte zurück, strauchelte ein paar Schritte und ging dann geradezu weich zu Boden, zog weite Wellen auf der überschwemmten Erde. Das blaue Glimmen seiner rechten Hand flackerte noch einen Moment auf und erlosch. Der Stürmische Regen, das dumpfe Grollen direkt über uns, das Schlagen meines eigenen Herzes wichen einer tiefen Stille. Itachis Umrisse wurden von einem flackernden Blitz beleuchtet und er hob eine Hand und griff sich langsam an die Brust. Mit aufgerissenen Augen verfolgte ich jede seiner Bewegungen, wie in Trance. Wie im Traum.

Er beugte seinen Oberkörper ab und drehte den Kopf zu der reglosen Gestalt Kakashis am Boden. Ich wartete darauf, dass er sich vor Schmerzen wand, dass er schließlich erstarrte, dass er fiel. Doch er fiel nicht. Seine rechte Hand wanderte tödlich langsam zu dem dunklen Katana auf seinem Rücken und er zog es in einer gleitenden Bewegung aus seiner Hülle, die mit jedem Zentimeter das Ende verkündete. Ich war wie versteinert.

Bis ich meine Stimme wieder fand und es keinen Zweifel mehr daran gab, was er vorhatte. „…nein! Nein!“ Ich kämpfte mich auf die Beine, doch sie gaben nach und ich fiel zurück. „Nicht!“

Es ging so schnell.

Im einen Moment konnte ich sehen wie er das glänzende Katana ausrichtete und einen Schritt nach vorn machte, im nächsten war er verschwunden und meine Augen konnten ihm nicht mehr folgen.

„Kakashi…!“ Ich fiel auf meine ausgestreckten Hände und sah zu Boden um mich abzufangen. Meine Arme versanken bis zu den Ellbogen in der schlammigen Erde und ich zerrte daran um sie zu befreien. Als ich den Kopf wieder hoch riss, hörte ich zeitgleich das grausamste Geräusch dieser Welt.

Unwiderruflich. Endgültig. Es war der Klang eines Katanas, das sein Ziel trifft.

Vor mir erstreckte sich ein Bild voller Schatten, hin und wieder erhellt durch das Flackern eines weit entfernten Blitzes. Der Regen fiel unaufhörlich immer weiter. Rauschende Fluten stürzten beharrlich auf mich herab, endlose Wogen, jenseits von Kälte und Eis. Ich spürte nichts davon, konnte mich nicht losreißen von diesem Anblick. Kakashi…
 

6)

Donner grollte über den Himmel. Dann jagten zwei Blitze kurz nacheinander über mich hinweg. Ich sah nur wenige Sekunden, nur Bruchteile.

Es reichte um Gewissheit zu haben.

Itachi stand nur wenige Meter entfernt von dort wo ich ihn zuletzt gesehen hatte, direkt vor Kakashi. Sein Katana steckte neben ihm im Boden. Und dann erblickte ich Kusanagi. Tief in seiner Brust. Die Welt wirkte verlangsamt, dumpf, wie unter Wasser. Apathisch sah ich zu, wie erstarrt er auf die Knie sank, wie sein Mantel hinter ihm her zog und sich um seinen Körper legte, wie das Wasser aufspritzte als er auf dem Boden aufkam. Und schließlich schien die Zeit vollends stehen zu bleiben.
 

Unweigerlich suchte ich nach etwas, das ich fühlen musste, ich suchte nach einem Zeichen in meinem Körper, nach irgendetwas, das ein weiterer Beweis unserer Verbindung gewesen wäre. Ich hatte nicht gesehen, wie er getroffen wurde, hatte nicht einmal gehört, wie mein größter Feind seinen letzten Atemzug tat und ich spürte nichts. Gar nichts. Außer der Kälte, die sich nun gnadenlos überallhin ausbreitete. Ich sah in seine Augen, die auf mich gerichtet waren und dasselbe grausame Lächeln wie zuvor lag auf seinen Lippen, Sekunden bewegte er sich nicht. Dann wich das Rot aus seinen Iriden, sie wurden pechschwarz wie sie immer hätten sein sollen und während er nach vorn fiel, selbst dann, gab es kein Zeichen dafür, dass es ihn überrascht hätte.

Er zog weite Wellen auf dem überschwemmten Boden, dann übernahm der Regen wieder die Überhand, prasselte weiter auf die Wasserfläche und Itachi blieb reglos liegen. Langsam, sehr langsam sah ich auf.

Durch die Schleier aus Regen und Wind, wurden seine Umrisse deutlich. Sasukes rechte Hand schwebte vor ihm in der Luft, seine Haare klebten ihm im Gesicht, seine Kleider hingen schwer herab, sein Blick war starr auf Itachi am Boden gerichtet, seinen Bruder. Er sah kurz auf und schaute mir in die Augen. Dann ließ er seine Arme schleppend sinken und schließlich ging auch er in die Knie, verzögert, wie in Zeitlupe. Ich sah zu wie er in sich zusammensank und schließlich so verharrte, starrte auf seinen leblosen Körper und verfolgte betäubt wie sein weißes Shirt sich mit dem schlammigen Wasser vollsog. Schaute auf den dunklen Schatten daneben. Drehte den Kopf so weit, bis ich Kakashis Gestalt ebenfalls ausmachen konnte. Und dann schrie ich auf.

Der Regen fiel noch immer und wurde nicht schwächer, der Wind peitschte mir ins Gesicht und das Gewitter zog mit einem dumpfen Grollen weiter. Ich stolperte auf die Beine, rutschte weg und fing mich ungeschickt wieder, watete durch das schlammige Wasser und streckte einen Arm nach den anderen aus. „Sasuke, Kakashi…!“ Ich schrie gegen den Wind an. „Bitte…!“ Ich wusste nicht, wen ich anflehte.
 

Vor Sasuke fiel ich auf die Knie, spritzte noch mehr Wasser auf und lehnte mich vor, drehte ihn, sodass ich sein Gesicht sehen konnte. „Sasuke!“

Er umfasste seine Brust, schnappte keuchend nach Luft. Aber ich konnte keine gefährliche äußerliche Wunde ausmachen. Fahrige Hände, die nicht meine sein konnten, fuhren seine Brust entlang, glommen in einem schwachen Grün und legten einen gespenstischen Glanz auf seine Haut. Ich konnte nicht klar denken. Mein Chakra reichte nicht mehr. Als er meine Hand ergriff, erschrak ich mich zu Tode und fiel zurück auf den Boden.

Er blinzelte rasch. „Die…anderen...?“

Ich hörte ihn kaum über den Regen hinweg. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust. „Ich weiß nicht, ich…“

Sein Griff wurde fester. „Itachi?“

Ich schluckte hart und schüttelte den Kopf. „Er ist…“ Ich schloss die Augen und deutete mit dem Kinn nicht weit von uns. Er folgte meinem Blick mit Mühe und als er sah, was er seit Jahren hatte sehen wollen, legte sich die Anspannung seines gesamten Körpers sichtlich, doch seine Atmung blieb flach. Die Zeit rann durch meine Finger. Er konnte länger durchhalten, er war bei Bewusstsein. Aber Kakashi… „Sasuke, ich muss nach Kakashi sehen…ich muss zu…“

Er nickte matt. „Bist du…verletzt…?“ Seine Hand hielt mich immer noch fest. Ich schüttelte wild den Kopf und zerrte daran. Er gab mich frei.

In dem Bestreben zu Kakashi zu kommen, stolperte ich erneut und versank tief im Boden. Ich kämpfte mich frei und strauchelte, versuchte das Gleichgewicht wieder zu erlangen, schirmte meinen Kopf gegen den starken Seitenwind ab, dann ließ ich mich neben ihm fallen.
 

„Kakashi…Kakashi…!“ Schwer atmend fühlte ich nach seinem Puls, fluchte leise, suchte etwas weiter links. „Oh bitte…!“

„Sakura!“

Ich riss den Kopf hoch, meine Finger noch immer auf der Suche nach seinem Herzschlag. Orange. Leuchtendes Orange. „Naruto…“ Er humpelte zu mir herüber, doch ich senkte erneut den Kopf, griff beinah grob nach Kakashis linkem Handgelenk und riss seinen Ärmel hoch, presste meinen Zeige- und Mittelfinger auf seine Haut.

Ich schloss die Augen, fühlte. Bitte…Kakashi, bitte…!

Dodom.
 

Ich sank zurück, plötzlich unfähig, mich selbst aufrecht zu halten, kümmerte mich nicht darum, dass der Regen direkt auf mein Gesicht prasselte und mit jedem Tropfen ein scharfes Stechen darauf hinterließ oder darum, dass meine Hände tief im Schlamm versanken. Ich schloss die Lider. Er lebte. Es war beinah genug, um loszulassen. Beinah genug um der überwältigen Müdigkeit nachzugeben und mich fallen zu lassen. Aber er war verletzt. Er brauchte Hilfe.
 

7)

Ich öffnete ein Auge und warf ihm einen Seitenblick zu. Holte tief Luft und setzte mich mühsam auf, beugte mich vor und drehte ihn angestrengt etwas mehr zu mir. Er war so blass, seine Haut so heiß. Ich legte eine Hand auf seine Brust und die andere auf seinen gebrochenen Arm, schloss die Augen. Nichts. Es war einfach nichts mehr übrig, ich hatte kein Chakra mehr, um ihn zu behandeln. Ich sah auf und betrachtete ihn, seine geschlossenen Lider und die Regentropfen die darüber perlten, seine hohen Wangenknochen und die bleichen Lippen. So müde. Ich strich mit einer Hand über seine Wange.

„Kakashi…bitte Kakashi…“ Er lag so still wie zuvor. Sein Oberkörper hob und senkte sich unregelmäßig, viel zu schnell. Doch ich konnte nichts tun und schließlich ließ ich mich nach vorn sinken, legte meinen Kopf auf seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. Der Regen fiel beständig und geradezu friedlich auf uns herab und ich spürte seine Kälte endgültig nicht mehr. Ich hörte die Stimmen um uns herum und das Plätschern von Wasser, als das Rauschen leiser und die Schritte mehr wurden. Naruto rief meinen Namen und überbrückte hastig die letzten Meter zu mir, spritzte dabei Wasser zu allen Seiten. Das stetige Pochen in Kakashis Brust war beruhigend und langsam wurde die Erschöpfung übermächtig. Alle Geräusche drangen in den Hintergrund, nur nicht das Schlagen seines Herzes. Alles wurde dunkler…still...

„Sakura!“ Ich hatte nicht die Kraft zu antworten. Ich wollte nicht mehr antworten. „Shizune! Shizune, schnell!“ Ich spürte seine Hände auf meinen Schultern.

„Beweg sie nicht, ich muss erst sehen ob etwas gebrochen ist.“
 

Ein anderes Paar Hände tastete sich rasch über meinen Nacken und Rücken und schließlich über meine Arme. „Halt sie für einen Moment fest, ja Naruto?“

Warme Hände legten sich auf meine und zogen sie sanft von Kakashis Brust zurück, Shizune hob mich an und in diesem Augenblick schwand der Dämmerzustand ein wenig. Ich krallte mich in Kakashis Weste. Sie lockerte ihren Griff. „Sakura…“

„Ich kann hier nicht weg. Ich muss ihn heilen…ich muss ihm helfen…“

„Sakura, ist schon gut.“ Sie umfasste meine Hände erneut und verschlang ihre Finger mit meinen. Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, ich muss ihn retten, ich kann ihn nicht allein lassen!“ Ich fuhr herum und sah in Shizunes besorgtes Gesicht. Meine Schultern fielen herab. „Ich muss ihn retten, Shizune…“

„Ich weiß.“ Sie drückte meine Hände fester und ihre braunen Augen waren voller Wärme. „Du hast getan was du konntest, jetzt überlass den Rest mir.“ Sie zog mich ein Stück von ihm weg, ohne unsere Blicke voneinander zu trennen. „Ich werde mich gut um ihn kümmern.“ Ich hing an ihren Lippen wie eine Ertrinkende. „Komm jetzt, Sakura.“ Sie zog mich noch näher an sich heran, weiter weg von Kakashi. Ich warf einen Blick über die Schulter und auf sein blasses, regloses Gesicht. „Lass dich untersuchen, ruh dich aus. Du warst so tapfer aber jetzt ist es vorbei…“ Ich drehte mich zu ihr zurück und starrte sie an.

„Es ist vorbei, du brauchst nicht mehr stark sein.“

Ich schaute zu Naruto, sah ihn das erste Mal richtig an. Er hockte neben Shizune, seine besorgten Augen lagen ununterbrochen auf mir, seine triefenden Haare fielen ihm wirr ins Gesicht. „Ich helfe ihm. Vertrau mir, Sakura.“ Ich nickte schwach und Shizunes Hände wurden ersetzt von Narutos.

„Naruto…“ Ich ließ mich von ihm in den Arm nehmen und starrte an seine Brust. Shizune kniete sich vor Kakashi, ich hörte sie rasche Anweisungen an andere Ninja erteilen, hörte dumpf wie Naruto ihr mit wenigen Worten berichtete, was geschehen war, während ihr heilendes Chakra sich unter das Rauschen des Regens mischte.
 

Ich lehnte meinen Kopf vor, barg ihn an Narutos Brust und bald verstummte er und ließ Shizune ihre Arbeit machen. Er beugte sich etwas vor um mich von den kalten Tropfen abzuschirmen.

„Sakura…“ Seine warmen Hände strichen mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und dann spürte ich seine Lippen auf meiner Stirn. „Es wird alles wieder gut, hörst du?“ Er festigte seinen Griff und fuhr über mein Haar, immer wieder, beständig wie ein Wiegenlied. „Es wird alles wieder gut…“ Wie gern hätte ich ihm geglaubt.

„Hey, bringt zwei von den Tragen hier rüber!“

Ein paar Männerstimmen antworteten Shizune.

„Alles wird wieder gut, Sakura.“

„Ino, ich brauche dich hier!“

„Du brauchst jetzt nicht mehr stark sein…lass los…“ Ich hob eine Hand und ergriff sein Shirt, klammerte mich daran fest. „Ich bin hier, Sakura.“

„Oh Kami…! Sakura!“ Ich vergrub meinen Kopf noch weiter an Narutos Brust. Er strich noch immer über mein Haar, wischte das Wasser von meinen Wangen wie ich zuvor bei Kakashi...

Leise wechselten Shizune und Ino ein paar Worte, doch ich hörte nicht viel, konzentrierte mich auf Narutos sanfte Hände. Dann fiel sein Name und mit einem Mal war ich wieder zurück. Ich riss die Augen auf und sah mich Narutos strahlend blauen Iriden direkt entgegen. Mein Griff in seinem Shirt wurde fest. „Sasuke…Kakashi…“

Er lächelte matt. „Sasuke hat einige Prellungen und Itachi hat es irgendwie geschafft ihn zu vergiften. Ino hat sich bereits darum gekümmert.“, versicherte er mir rasch.

Der Klos in meinem Hals wurde kleiner. „Und Kakashi? Was ist mit…?“ Ein leises Stöhnen ließ mich mitten im Satz verstummen. Naruto runzelte die Stirn.

„Mmh…“ Ich riss den Kopf herum und richtete mich auf, Naruto stützte mich.
 

Inmitten all der matschigen Pfützen, in denen auch wir saßen, lag Kakashi und neben ihm kniete Shizune. Ino stand hinter ihr und bemerkte sofort meinen Blick. „Sakura…!“

Aber meine Aufmerksamkeit galt nur ihm. Er kniff die Augen zusammen und ächzte leise, drehte den Kopf auf unsere Seite.

„Kakashi…“ Sein Name verließ tonlos meine Lippen. Seine Lider blinzelten gegen den feinen Nieselregen und er verzog das Gesicht. Ich verbarg das Zittern meiner Hände in Narutos Shirt. Dann öffnete er sein dunkles, so vertrautes Auge und erblickte Shizune und Ino, dann Naruto und schließlich mich. Er fokussierte mich jäh, wach und klar und ich schaute zurück, als gäbe es niemand anderen auf der Welt außer uns. Er wirkte nur ein kleines Bisschen überrascht mich so zu sehen, ehe sich ein befreites Lächeln um seine Mundwinkel abzeichnete.

„Du hast verdammt viel Glück gehabt, Kakashi.“ Er lehnte den Kopf wieder zurück und schloss das Auge, lauschte Shizunes rascher Erklärung und doch blieb dieser Hauch eines Lächelns die ganze Zeit über an seinem Platz, auch als man ihn auf eine der gebrachten Tragen legte. Es schien förmlich „Wusste ich es doch.“ zu schreien. Ich atmete laut wieder aus und ließ kraftlos die Schultern sinken.

„Jetzt lass mich mal sehen, Sakura.“ Ino beugte sich zu mir herab und musterte mich intensiv, bevor sie Naruto bedeutete, mich auf eine der Tragen zu setzen, die von ein paar unbekannten Chunin neben uns abgesetzt wurde.

„Sakura, jetzt wo Kakashi-sensei über den Berg ist, gehe ich nochmal nach Sasuke sehen, ja?“ Naruto schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln und ich erwiderte es müde. Doch ehe er gehen konnte, griff ich noch einmal nach seinem Shirt.

Er drehte sich fragend zu mir um. „Sag Sasuke…“ Ich suchte nach den richtigen Worten. Er wartete. „Sag ihm, vielen Dank.“

Ein warmes Grinsen legte sich auf seine Lippen, das seinem gewöhnlichen so viel näher kam als das der letzten Wochen und Monate, dann drückte er kurz meine Hand und lief los. „Das mache ich.“
 

Mit einer energischen und doch behutsamen Handbewegung drückte Ino mich zurück auf die Liege und schirmte mich von dem Regen ab, als sie sich über mich beugte, um mich genauer zu untersuchen. Ihre Hände strichen warm über meinen Körper und ihr forschendes Chakra vertrieb die Kälte und hinterließ nichts als eine bleierne Müdigkeit. Meine Augenlider fielen zu und ich lauschte ihrem leisen Summen, während sie konzentriert meinen Bauch und meinen Brustkorb abtastete, dann meine Nackenwirbel.

Ich konnte mich nicht dazu durchringen, ihr zu sagen, dass mir nichts fehlte aber sie ließ sich ohnehin nicht in ihrer Untersuchung stören. Mit erfahrenden Händen behandelte sie ein paar kleinere Wunden, desinfizierte und verschloss einige Schnitte. Alle anderen hatten so viel mehr abbekommen. Selbst Sasuke und Naruto hatten ihre Wunden mehr schlecht als recht verbergen können. Nur ich war beinah unversehrt. Langsam nur ließ auch der wirre Gedankenstrom nach und ich dämmerte vor mich hin, nur durch die Sorge um alle anderen daran gehindert, gegen die übermächtige Schwärze zu verlieren und einfach loszulassen, allen Schmerz und alle Angst, alles Leid zu vergessen.

„…dass Sasuke vergiftet war? Kakashi auch, allerdings war es bei ihm ein anderes Gift.“, sagte Ino plötzlich und ich brauchte eine Weile um zurückzufinden und anstrengt blinzelnd auf weitere Worte zu lauschen. „Und ich habe dieselben Signaturen bei dir gefunden, nur schwächer.“ Ich versuchte zu antworten aber es war nicht mehr als ein leises Murmeln. „Shizune hat für ihn bereits das Gegenmittel zusammengemischt, ich bin sicher wir können dasselbe für dich nehmen.“ Sie legte ihre Hände auf meinen rechten Arm und ich fühlte wie sie ein paar Kratzer und Abschürfungen verschloss, dann wanderten sie weiter zu meiner linken Schulter. Mit der ersten Menge Chakra verschwand ein dumpfes Pochen, welches ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bewusst gespürt hatte.

„Wie hast du das denn hingekriegt…? Ein geprelltes Schultergelenk?“ Sie murrte leise vor sich hin und ich driftete langsam wieder ab. „Ich bin gleich zurück, ich hole nur schnell Shizunes Gegenmittel, okay?“ Ich nickte matt, wusste aber nicht ob sie es tatsächlich gesehen hatte. Sie legte mir eine Decke über und stopfte sie an den Seiten fest, dann hörte ich wie sie aufstand und sich mit plätschernden Schritten entfernte.
 

Eine Weile blieben mir nur das leise Hintergrundgeräusch des mittlerweile feinen Nieselregens und ein paar gedämpfte Stimmen um mich herum und auf der Lichtung verteilt. Meine Gedanken waren zäh und langsam, vermutlich gedämpft durch das Gift, doch auch dieser Einfall war nicht ganz deutlich. Ich schwebte zwischen Traum und Realität hin und her, hörte mal klare Wortfetzen und mal nichts weiter als leises Flüstern. Hin und wieder versank alles in dichter Watte.

„Sasuke hat ihn mit Kusanagi getötet. Es war ein direkter Treffer in sein Herz. Er war sofort tot.“

„Sakura? Was ist danach mit ihr passiert?“

„…alles analysieren, wenn wir zurück sind. Sie hat… Gib ihr Zeit, sie…. Du weißt… Sollte es nicht vorerst reichen, zu wissen…alles relativ unverletzt überlebt hat?“

„Und…Jutsu? Hat Tsunade…?“

„…dich auch ausruhen. …kümmern uns um den Rest…“
 

„Sakura.“
 

Es fühlte sich an, als würde ich gerade erst von einem langen Flug auf den Boden zurückkehren. Ich musste mich stark konzentrieren, um zuzuhören und holte tief Luft. Doch es funktionierte nicht und ich versuchte es ein weiteres Mal, atmete tief. Keine Veränderung. Ich wusste, verborgen in meinem Unterbewusstsein, dass das Gift der Grund dafür war, dass ich ruhig bleiben musste, um das Atmen nicht noch mehr zu erschweren.

Aber ich war nicht in der Lage mich zu beruhigen. Es fühlte sich an, als läge ein tonnenschweres Gewicht auf meiner Lunge, das bei jedem Ein- und Ausatmen mit bewegt werden musste.

„Sakura, ganz ruhig. Du weißt, was passiert, es wird gleich wieder besser.“ Inos Stimme klang weit entfernt. „Es wird gleich wirken. Alles ist gut, dir wird nichts passieren.“

Ich versuchte zu tun, was sie sagte, doch ich konnte nicht aufhören nach Luft zu schnappen, wie eine Ertrinkende. Das abgehackte Keuchen hörte sich für meine Ohren doppelt so laut an. Mir war heiß, meine Haut brannte wie Feuer, das sich über meinen gesamten Körper zog und ich wünschte mir die eisige Kälte des Regens zurück. Alles wurde still.

Und dann, als ich glaubte ohnmächtig zu werden, hörte es auf. Ino redete auf mich ein, legte eine Hand auf meine Stirn, der Regen war nicht mehr als ein feiner Nebel, der zurück geblieben war.

Ich atmete tief, genoss das Gefühl frischen Sauerstoffs in meiner Lunge.

„Gutes Mädchen.“

Ich versuchte ein mattes Lächeln. „Danke Ino…“ Blinzelnd öffnete ich die Augen und sah mich einer grauen Wolkendecke entgegen, die noch einen Rest Helligkeit durchließ, ehe die verdeckte Sonne komplett untergehen würde.

„Wie fühlst du dich jetzt, Sakura?“ Ich drehte den Kopf um sie anzusehen. Sie kniete direkt neben mir und beugte sich zu mir herab, die Augen besorgt geweitet. Die Augenringe darunter ließen sie unheimlich erschöpft aussehen, ihre Haare klebten nass an ihren Wangen.

Ich zögerte einen Moment mit meiner Antwort und betrachtete sie gedankenversunken, ehe ich mich räusperte und meine krächzende Stimme noch einmal erhob. „Besser.“

Ich hörte ihr erleichtertes Ausatmen, als ich mich wieder zurückfallen ließ und die Augen schloss. Das Atmen war mittlerweile wieder leicht geworden, die lodernde Hitze einer milden Wärme gewichen. Das Gift war neutralisiert. Mit einem leisen Seufzen richtete ich mich langsam auf, die Decke fiel von meinen Schultern herab und ich spürte, wie erschöpft meine Glieder waren, trotz Inos helfendem Chakra und auch die Kälte meiner nassen Kleider drang wieder zu mir durch.

„Warte, du bist längst nicht bereit selbst aufzustehen!“ Sie sprang auf und drückte mich bestimmt wieder zurück, als ich Ansätze machte, auf meinen eigenen Beinen stehen zu wollen und so ließ ich sie gewähren und blieb sitzen. Sie warf mir einen langen prüfenden Blick zu, dann kniete auch sie sich wieder hin. „Wie fühlst du dich?“, fragte sie ein zweites Mal mit einem misstrauischen Unterton und zupfte an der Decke, um sie wieder höher zu ziehen. Ich fuhr mir mit einer Hand über die Stirn und rieb über meine Augen, setzte an, ihr zu antworten, als ich das getrocknete und durch den Regen über und über verteilte Blut an meinen Händen sah und verstummte.
 

Sie folgte meinem Blick und legte rasch eine Hand auf meine, drückte sie leicht. Ich betrachtete sie für ein paar Sekunden und sah mit einem müden Blinzeln wieder auf. Ihre großen blauen Augen ruhten noch immer auf mir, klar und eindringlich. Ich schloss kurz die Lider. „Kakashi…und Sasuke, Naruto, was ist mit ihnen?“ Ich schluckte gegen meinen trockenen Hals. „Hat Shizune sich um sie gekümmert?“

„Sie sind alle stabil.“ Ich nickte dankbar und kehrte darauf zurück, meine Hände zu mustern. „Kakashi ist zwecks des Transports nach Konoha in einen künstlichen Schlaf versetzt worden und Sasuke ist nur gerade so bei Bewusstsein.“ Ich nickte noch einmal zum Zeichen, dass ich verstanden hatte. „Naruto geht es den Umständen entsprechend geradezu sehr gut. Ich habe vorhin sein Bein geheilt und er hatte ein paar üble Rippenbrüche aber ansonsten hat er nicht allzu viel abgekriegt. Naja…bis auf sein Gesicht aber das heilt bei ihm ja immer schnell.“ Ich sah hoch und sie warf mir einen entschuldigenden Blick zu. „Er pendelt zwischen Sasuke und Kakashi hin und her.“

Ich seufzte dankbar. Zumindest er war für sie da, wenn sie ihn am meisten brauchten.

„Er war auch noch ein paar Mal hier aber das letzte Mal habe ich ihn weggeschickt, weil das Gift noch so sehr gewirkt hat und du Ruhe gut gebrauchen kannst, so weit das hier....möglich ist.“

Ich hatte nichts weiter zu sagen, war nur erfüllt von einer schmerzlichen Dankbarkeit für ihre heilenden Worte und alles was sie für uns getan hatte. Dafür konnte ich keinerlei Worte finden und nach einem weiteren Moment, in dem mir deutlich bewusst wurde, wie kraftlos ich war, ließ ich mich nach vorn fallen und bettete meine Stirn an ihrer Schulter. Wie zuvor Naruto, strich sie mir langsam über das nasse Haar, zog die Decke wieder über meine Schultern und hielt mich fest, ohne noch etwas zu sagen.
 

Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als Shizune neben uns auftauchte und mich aus meinem Dämmerzustand riss. „Sakura.“

Sie ging in die Hocke und legte mir eine Hand auf die Schultern. Ich hob den Kopf um sie anzusehen, auch sie war bis auf die Haut durchnässt. „Sasuke und Kakashi sind transportbereit und Naruto verzichtet dankend auf eine Trage.“ Ein schmales Lächeln legte sich auf ihre Mundwinkel. „Wir können jetzt aufbrechen.“, fügte sie sanft hinzu und hielt meinen Blick. „Ino?“ Sie sprach ohne unseren Kontakt zu brechen und Ino gab ein kurzes Zeichen, dass sie zuhörte. „Kannst du Sakura tragen?“ Erst dann schaute sie zu ihr. „Ich möchte sie gern von jemandem tragen lassen, den sie gut kennt aber Naruto ist selbst verletzt und du bist…“

„Gern.“ Sie richtete sich auf und wandte sich zum Gehen, als ich ihren Ärmel ergriff. Mit einem fragenden Blick drehte sie sich wieder um.

„Ja, Sakura?“

„Kann ich…“ Ich schluckte. „Kann ich sie noch einmal sehen, bevor wir aufbrechen?“

Sie zögerte einen Moment, die Stirn nachdenklich gerunzelt. „Ich halte das für keine gute Idee, Sakura.“, sagte sie dann und ich nickte langsam zum Zeichen, dass ich verstanden hatte. „Auch wenn ihr alle im Moment weitestgehend stabil seid, heißt das nicht, dass ihr nicht so schnell wie möglich in ein Krankenhaus gebracht werden müsst. Kakashi ist in einem sehr ernsten Zustand und Sasuke muss ebenfalls gründlich untersucht werden.“ Sie beugte sich zu mir herab und warf mir einen eindringlichen Blick zu. „Du wirst vermutlich die sorgfältigste Untersuchung von allen über dich ergehen lassen müssen, das verstehst du doch, oder?“ Ihre braunen Augen waren so durchdringend, dass ich dem Drang wegzuschauen nicht standhalten konnte. „Sakura?“

„…ja.“

Sie legte eine Hand auf meine Schulter. „Also gut. Ino?“ Meine beste Freundin nahm endlich ihren scheinbar alles durchleuchtenden Blick von mir und wandte ihre Aufmerksamkeit Shizune zu. „Ich mache eine letzte Runde, dann machen wir uns auf den Weg.“

„Ist gut.“

Mit schnellen Schritten durch die matschigen Pfützen, die sich überall auf der Lichtung gebildet hatten, entfernte sie sich und ließ mich mit Ino zurück.
 

„Na komm, Sakura.“ Sie strich ihre Hose glatt und richtete sich mit einem leisen Seufzen auf, drehte sich um und stellte sich mit dem Rücken zu mir. Ich schaute hoch und erblickte ihre flachen Hände, die sie mir erwartungsvoll entgegen streckte. „Na los, auf meinen Rücken. Wir haben nicht ewig Zeit.“ Ich atmete leise aus und ergab mich, ließ mich von ihr auf ihren Rücken ziehen und legte meine Arme matt um ihren Hals. „Na also.“
 

8)

Sie richtete sich auf und ich konnte das erste Mal wirklich sehen, wie viele Anbu als Unterstützung mitgekommen waren. Überall fanden sich vereinzelte Gruppen, liefen viele fremde und einige wenige bekannte Ninja geschäftig über die Lichtung, behandelten die drei verletzten Anbu, die vor Stunden mit Kakashi gekommen waren und sicherten die Umgebung.

Es hätte verhältnismäßig laut sein müssen, doch alle Unterhaltungen waren gedämpft, sodass nur ein leises Murmeln die Lichtung erfüllte. Hin und wieder erklang ein Befehl, der schnell wieder verebbte und sich in der nebligen Luft, die sich langsam über den aufgeweichten Boden legte, verlor. Perfekt für diesen Ort.

Ino machte ein paar Schritte nach vorn und überquerte den Platz, nickte ein paar bekannten Gesichtern zu und schwieg in weiser Voraussicht oder auch der eigenen Erschöpfung, überließ mich völlig meinen Beobachtungen. Nach einer zweiten Kontrolle musste ich ehrlich zu mir selbst sein und so stellte ich fest, dass Itachi nicht mehr hier war. Der Punkt an dem er zuletzt gelegen hatte, dort wo der matschige Boden blutig und aufgewühlt war, war leer. Nur zwei weitere Anbu standen daneben und waren in ein leises Gespräch vertieft, deuteten hin und wieder auf einen Abdruck oder eine Furche. Das Katana war ebenfalls nicht mehr dort. Als wäre es nie… „Alles klar, wir können anfangen. Hebt ihn langsam an.“
 

Shizunes Stimme hallte laut zu uns herüber und ich wandte mich ab, drehte den Kopf suchend und fand sie rasch, inmitten von vier Jonin, die sich um eine schmale Trage verteilten. Sie überwachte konzentriert wie sie langsam und gleichmäßig angehoben wurde, nickte zufrieden und lehnte sich dann noch einmal darüber.

Ino blieb stehen und verlagerte ihren Griff, als sie uns einer größeren Gruppe anschloss, die offensichtlich aufbruchbereit nur noch auf Shizunes Befehl wartete. Mit ernster Stimme wechselte sie ein paar Worte mit einer anderen Medic-Nin, deren Gesicht mir vage bekannt vorkam.

Ich achtete nicht weiter darauf, sah zu wie sich eine kleine Eskorte den vier Trägern anschloss und dann mit Shizunes Erlaubnis alle zusammen die Lichtung verließen. Sie eilte gleich weiter zu der nächsten Trage, wiederholte die Prozedur und auch diese Gruppe verschwand rasch aus meinem Blickfeld. Ich starrte ihnen noch lange hinterher.
 

„Sakura-chan.“ Ich drehte den Kopf nach rechts und erblickte Naruto, der mit einem blassen Lächeln vor mir stand. Ich zog scharf die Luft ein und löste eine Hand von Inos Hals, um sie an seine rechte Wange zu legen.

„Naruto, das…“

Er legte seine eigene Hand beschwichtigend auf meine und schloss kurz die Augen. „Es ist nichts, Sakura-chan. Nur ein kleiner Kratzer.“

Ich fragte mich, wie ich diese große Wunde zuvor hatte übersehen können und musterte ihn rasch von oben bis unten, nahm seinen bandagierten linken Arm und die vielen Kratzer und Abschürfungen wehmütig zur Kenntnis. „Es tut mir leid, Naruto…“ Es war so leise, dass es niemand außer Ino und ihm hören konnte.

Er beugte sich vor und küsste meinen Haaransatz. „Sag niemals so etwas, Sakura.“ Als er sich zurücklehnte schenkte er mir ein Grinsen, das seinem alten so nah wie möglich kam und wuschelte leicht durch meine Haare. „Ich bin froh, dass du okay bist. Wir alle.“, fügte er leise hinzu und klopfte Ino auf die Schulter. „Sobald Shizune mit diesem Militärton aufhört, nehme ich sie dir ab.“

„Du sollst nicht…“

Er winkte Inos Protest mit einem gleichgültigen Winken ab und zwinkerte mir zu. „Pass gut auf sie auf, Ino. Ich schau mal nach unseren beiden anderen Verletzten.“

„Baka…“ Er folgte den anderen in den Wald und ich bemerkte, dass sich allgemein die gesamte Gruppe in Bewegung setzte, mit Shizune als Schlusslicht. Ino reihte sich ein und mit einem tonlosen Seufzen lehnte ich meinen Kopf müde an ihre rechte Schulter und ließ los. Ich konnte nicht länger dagegen ankämpfen, nicht länger standhalten.

Während wir durch die dichten Tannen den anderen hinterher in den Wald folgten, murmelte sie noch ein paar tröstende Worte vor sich hin, nicht ganz sicher ob ich noch wach war, und ich lauschte ihr mit halbem Ohr, tatsächlich nicht mehr ganz bei Bewusstsein.
 

Als auch wir zwischen den angrenzenden Bäumen verschwanden, zwang ich meine Augenlider nach oben und warf noch einen letzten Blick zurück auf die gezeichnete Lichtung, zerstört und dunkel in der einsetzenden Dämmerung. Von Kratern überzogen, hatten sich überall breite Pfützen gebildet, hin und wieder bewegt von einem Windhauch und mit kleinen Wellen überseht, weil der feine Regen noch immer vom Himmel fiel. An einer Stelle war der Boden jedoch noch beinah unversehrt, feucht und klamm aber nicht überschwemmt. Und während meine Augen langsam wieder zufielen und das restliche Sonnenlicht von der Nacht verschluckt wurde, glaubte ich tiefrote Umrisse darauf zu erkennen, die letzten Spuren eines Blutrauschs, von der durstigen Erde aufgesaugt und für die Ewigkeit festgehalten. Alles was noch übrig war…von einem schrecklichen Kampf und seinem blutigen Ende.
 

...
 

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...

Es ist ziemlich lang. Und ich bin sicher, man könnte mindestens ein Drittel ausschneiden und eine Menge verbessern, sei es der Inhalt oder auch Logik- und Grammatikfehler. Allerdings gefällt es mir mittlerweile ganz gut wie es ist. Es ist nicht perfekt aber es gefällt mir. Und ich habe munkeln gehört, dass es ein paar unter euch gibt, die ganz gern längere Kapitel lesen.

Das war jetzt also Kakashi. :-)

Ich bedanke mich bei allen, die bis hier gelesen haben und hoffe, dass ihr nicht enttäuscht seid, euch die Mühe gemacht zu haben. Oh und ich hoffe, die Musik war so passend, wie ich sie mir vorgestellt habe.

Sasukes Kapitel wird sich in der Mitte sehr von diesem Kapitel unterscheiden. Wer also reinschauen möchte, nur zu, ich freue mich über jede Anmerkung.
 

In diesem Sinne

Alles Liebe für euch.

Bis zum Epilog, mes chères!

<3

PinkLady18

14.09.2009

79 "Zuhause" - Kakashis Kapitel

Liebe Leser, ich bin zurück aus der langen, langen Pause!

Und was soll ich sagen, statt euch hier den Epilog zu bringen, ist ein weiteres Kapitel entstanden, damit aber wirklich das letzte. Der Epilog wäre sonst einfach zu lang geworden, allein dieses Kapitel sprengt bereits die Grenzen...

Vor euch befindet sich also Kakashis letztes Kapitel vor seinem Epilog, dem nur noch ein paar Überleitungen und kleine Abänderungen fehlen, dann kann ich diesen ebenfalls hochladen. Warum nur Kakashi? Naja, es hat sich in dieser langen Pause mit vielen Fortsetzungsversuchen einfach herausgestellt, dass ich Kakashis und Sasukes Kapitel nicht gleichzeitig schreiben kann. Das hat schon bei den Kapitel 78 Varianten unheimlich viel Arbeit gemacht aber hier hat es mich völlig blockiert.

Wie auch immer, Sasukes letztes Kapitel, sowie sein Epilog werden bald folgen. Jetzt bekommt aber erst einmal Kakashi sein Ende.

Viel Spaß beim Lesen!
 

Und wie immer, hier noch ein bisschen Musik:
 

1) Keri Noble - Simple Things

http://www.youtube.com/watch?v=944BdWwPCps
 

2) Naruto Shippuuden OST 2 - Samidare

http://www.youtube.com/watch?v=SQXX3onilCQ
 

Wer es an dieser Stelle gern sehr dramatisch hätte, der wähle bitte dieses Lied:

Naruto Shippuuden OST 2 - Maisou

http://www.youtube.com/watch?v=LTlb8Z9yUCU
 

(Bei den Trommeln solltet ihr vermutlich aussteigen, da wird es etwas arg...überzogen für diese Stelle. ;) )
 

3) Naruto Shippuuden OST 2 - Shirohae

http://www.youtube.com/watch?v=yLhZlCpXimI
 

4) Rastrelli Cello Quartett Piazzolla - Oblivion (Ich habe es schon einmal in einem Kapitel zuvor verwendet aber anders als dort...passt es hier wirklich gut, denke ich.)

http://www.youtube.com/watch?v=I26V_CeC2ak
 

Jedes Lied ist mit seiner Zahl im Text gekennzeichnet.

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1)
 

In den ersten Minuten, als ich noch nicht ganz wach war und erst langsam zu mir kam, in diesen wenigen Sekunden in denen ich meine Umgebung erst noch erkannte, konnte ich alles zuvor Geschehene für ein paar glückselige Momente noch nicht abrufen.
 

Ich betrachtete die Decke und die flackernden Lichtpunkte, die die späte Nachmittagssonne durch die Bäume vor dem Fenster ins Zimmer warf und hatte keine weiteren Anhaltspunkte bis auf das Gefühl, dass dieser Schein so nicht stimmte, dass allein die Tatsache, dass ich hier war, nicht richtig war. Ich ließ meinen Blick schweifen, meine Gedanken wandern und musterte zögerlich den Raum in dem ich mich befand.

Die weiße Decke mit den Sonnenflecken, weiße Wände, die hohen Fenster, die spärliche Einrichtung und schließlich die Laken und das schlichte blaue Hemd, das man mir angezogen hatte, waren mir vertraut wie meine eigene Wohnung. Und doch erschien mir dieser helle, stille Raum so steril und fremd wie nie zuvor. Der Nachttisch und das EKG mit Überwachungsmonitor gaben den Anhaltspunkt, den ich ohnehin nicht mehr gebraucht hätte – das hier war das Krankenhaus in Konoha. Der Grund dafür, dass ich hier war, erschloss sich mir jedoch noch nicht und so fühlte ich kurz in mich hinein, suchte nach Verletzungen, nach irgendeinem Anhaltspunkt. Da waren keine Schmerzen, nur ein dumpfes Gefühl von Erschöpfung und Schwere in meinen Gliedern aber dieses selige Unwissen war so viel besser als die Welle der Erinnerungen kurz darauf.

Es war ohnehin nur eine Frage der Zeit und schließlich holte mein Bewusstsein schlagartig wieder zur Gegenwart auf und all das, was zuletzt geschehen war, überschwemmte mich mit einer unausweichlichen Endgültigkeit, dass ich das Liegen nicht mehr länger ertrug, gedämpft nach Luft schnappte und mich ruckartig aufsetzte – und feststellte, dass ich nicht allein war.

Durch ein paar verirrte, strähnige Haarsträhnen hindurch sah ich Naruto hinter dem Monitor, auf einem der üblichen Gästestühle des Krankenhauses neben meinem Bett an der Wand sitzen, mit einem verpflasterten Wattestück auf seiner rechten Wange und einer sauberen Schlinge, die seinen Arm stützte. Er hatte den Kopf an die Wand gelehnt und blickte aus dem Fenster, so gedankenverloren wie ich ihn selten gesehen hatte.

Dass ich wach war bemerkte er nur ein Blinzeln später, unvermittelt schaute er zu mir und sein Gesicht hellte sich auf.
 

„Sakura.“ Er lächelte und rückte mit dem Stuhl zu mir vor, griff nach meiner linken Hand und küsste ihren Rücken. „Du bist wach.“ Sein Anblick war beides zugleich, bizarr und tröstlich. „Hast du Schmerzen? Irgendwas?“ Ich hielt seinen Blick, hielt mich regelrecht daran fest und schüttelte den Kopf. Und er verfolgte das Thema nicht weiter, ganz ohne, dass ich ihn darum bitten musste. Ich war ihm unendlich dankbar dafür. Für einige Momente lang sah er mir nur in die Augen und musterte mein Gesicht, saugte all seine lebendigen, wachen Einzelheiten in sich auf, zumindest tat ich das bei ihm, bevor er meine Hand drückte und aufstand. „Ich hole besser Shizune, sie hat gesagt sie würde gern sofort informiert werden, wenn du wieder aufwachst.“ Die Bilder des Kampfes, von Regen und Blut, strömten noch immer auf mich ein und ich war noch etwas langsam in meiner Reaktion, doch Naruto verharrte als ich seine Hand nicht losließ sondern fest zurück drückte.

„Bist…“ Ich bekam nicht gleich beim ersten Mal einen Ton heraus und musste nach einem Räuspern noch einmal ansetzen. „Bist du okay, Naruto?“ Meine Stimme klang matt und krächzend aber er verstand trotzdem.

Langsam nickend ließ er sich wieder auf den Stuhl sinken und umschloss meine Hand mit seinen beiden. „Ich bin mehr als okay, Sakura, mach dir keine Sorgen um mich.“

Ich schluckte mehrmals gegen meinen trockenen Hals aber das brachte nicht viel und ich sah mich suchend nach etwas zu trinken um als Naruto mir bereits ein Glas Wasser vom Nachttisch reichte. Ich nahm ein paar tiefe Schlucke und stellte es dann wieder ab.

Als ich aufsah, stellte ich fest, dass Naruto mich noch immer eingehend beobachtete.
 

„Wie spät ist es?“

Er antwortete ruhig, routiniert. Fragen, die wir immer stellten, wenn es uns ins Krankenhaus verschlug. „Viertel vor zwei etwa.“

„Seit wann sind wir wieder hier?“, fuhr ich leise fort.

„Seit gestern Nachmittag, irgendwann gegen halb vier.“

„Und…“, ich zögerte. „Wie geht es den anderen?“ Wenn jemand wusste, wie mir zumute war, dann war das vermutlich Naruto, denn er stellte keine unnötigen Zwischenfragen und beantwortete mir das Wesentliche, während eine Schwester, so gut gemeint das auch sein mochte, mir solche Informationen wahrscheinlich weitestgehend verschwiegen hätte. Nicht dass sie damit gegen die Regeln verstieß, im Gegenteil, so war der allgemeine Ablauf hier…

„Kakashi war für etwa eineinhalb Stunden im OP und liegt noch auf der Intensivstation aber nur zur um sicher zu gehen. Shizune sagt, er wird bereits in ein paar Tagen auf die normale Station verlegt werden, wenn alles läuft wie geplant. Er wird wieder, Sakura. Ich habe quasi jeden Krankenhausmitarbeiter stundenlang genervt, um an diese Auskunft zu kommen, du kannst dich also ehrlich darauf verlassen.“ Er lachte leise und es klang nicht wie früher aber ihm war leichter ums Herz und das war viel wert. „Du kennst die meisten vermutlich persönlich und ich schätze auf deine Kollegen wirst du dich verlassen oder?“

Ich nickte und rang mich zu einem schwachen Lächeln durch.

„Na also. So gefällst du mir schon besser.“

„Was ist mit Sasuke?“ Ich hatte keine Zeit gehabt, um ihn mir genauer anzusehen, als ich nicht einmal sicher gewesen war, ob Kakashi noch lebte, und das schlechte Gewissen saß tief. Naruto lehnte sich zurück, griff dabei jedoch erneut nach meiner Hand, so selbstverständlich wie man atmet. Was mir das bedeutete wusste er vielleicht gar nicht, trotzdem zog ich eine Menge Kraft daraus, die ich allein, verloren in diesem ruhigen Zimmer, nicht gehabt hätte.

„Sie haben ihn eine ganze Weile gründlich untersucht und nach dem was sie mir gesagt haben, hatte er innere Verletzungen, Quetschungen, Prellungen. Ein paar Verbrennungen waren auch darunter aber den größten Effekt hatte wohl das Gift. Es hat seine Atmung lahmgelegt und bereits innere Schäden angerichtet, was auch immer das genau heißt, ich konnte es nicht verstehen, tut mir leid, Sakura.“ Er zog eine Grimasse. Mir war schlecht. So viele Verletzungen…und ich hatte ihm nicht helfen können. Keinem von ihnen. „Shizune hat es mir hoch und heilig versprochen, sie kriegen auch ihn wieder hin. Aber…keiner hat irgendwas dazu gesagt wie er das Ganze aufgenommen hat.“ Er schwieg einen Moment. „Er ist seit etwa einer Stunde wach aber sie haben mich nicht zu ihm gelassen.“
 

In der Stille, die sich für einen Moment über uns legte, lehnte er sich wieder etwas vor und strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, mit seinem verletzten Arm, gleichgültig ob er die Erlaubnis dazu hatte oder nicht. Die Berührung war flüchtig und sanft und doch verspürte ich plötzlich den Drang, mich davor weg zu ducken – etwas, das nie zuvor vorgekommen war, in all der Zeit die ich ihn kannte. Es ging so schnell wie es über mich gekommen war und Naruto schien davon nichts bemerkt zu haben.

„Dieser ganze verdammte Albtraum ist vorbei. Sasuke und du und Kakashi und ich sind lebendig davongekommen, das ist mehr als die meisten von uns wirklich zu hoffen gewagt hatten.“

Dieser ganze verdammte Albtraum ist vorbei… Ich fragte mich, wie lange es dauern würde, bis die Bedeutung dieser Worte tatsächlich bei mir ankommen würde. Noch einmal verharrte seine warme Hand kurz auf meiner linken Wange, ehe er sie langsam zurückzog – und ich war tatsächlich...erleichtert?

„Ino war die ganze Zeit hier, geradezu besessen und sie wäre es immer noch, wenn sie nicht von Baa-chan persönlich zu irgendeiner wichtigen Aufgabe gerufen worden wäre, aber ich schwöre dir, sie ist jede halbe Stunde wieder zurückgekommen um nach dir zu sehen und jetzt, wo du wach bist wird sie vermutlich überhaupt nicht mehr gehen, was auch immer Tsunade ihr dafür androht.“
 

Ich schwieg, lauschte seiner Berichterstattung und konnte doch nicht umhin, ihn dabei genauer zu mustern. Er sah müde aus, hatte dunkle Augenringe, die in der Sonne nicht so sehr auffielen, in seinem vertrauten Gesicht jedoch so fehlplatziert aussahen wie nur irgendetwas.

Als er einen kurzen Augenblick verharrte, zwischen zwei Nachrichten und nachdenklich, was er noch erzählen wollte, unterbrach ich ihn gedämpft. „Hast du überhaupt etwas geschlafen, Naruto?“

Er wirkte überrascht und zuckte dann mit den Schultern, was ihm eine kurze Grimasse entlockte, weil er den Arm viel zu sehr beanspruchte. Außerdem hatte er meine Hand losgelassen. Das fühlte sich schlecht an. „Ein paar Stunden.“, war seine vage Antwort und ich war sicher, dass er damit übertrieb. „Ich hab mir Sorgen gemacht.“, sagte er dann, als ob das alles erklärte – und das tat es. Ich hätte nichts anderes getan. Er fuhr sich durch die Haare – erschöpft und bemüht es nicht so aussehen zu lassen. „Wir haben alle Zeit der Welt um Schlaf nachzuholen.“

Wenn wir so viel Zeit hätten und damit alles wieder vergessen könnten…aber was nützte es, diesem Gedanken nachzuhängen. Dafür reichte die Zeit nicht.
 

„Sakura.“ Ich blickte von der Bettdecke und ihrem feinen, karierten Einheitsmuster auf. Seine Stimme wurde nüchterner. „Deine Eltern sind hier. Bereits seit Wochen.“

Meine Brust wurde plötzlich enger, war enger geworden, ich wusste es nicht mehr. „Wirklich? Ich…“ Der Gedanke, was sie durchgemacht haben mussten, allein in der langen Zeit in der ich nach Itachi gesucht hatte, traf mich tief und ich verstand, warum Naruto erst jetzt davon sprach, so behutsam wie mit einem kleinen Kind. Sie hatten nicht einmal ahnen können, was hier geschehen war. Und nun war ich zurück, wir alle, gerade so mit dem Leben davon gekommen von einer Mission, auf die ich weder mich noch sie hatte vorbereiten können. Ich schluckte. Wie lange hatte ich meine Mutter nicht mehr gesehen? Meinem Vater versichert, dass er sich nicht mehr Sorgen als sonst auch machen musste? Wann hatte ich zuletzt mit ihnen gesprochen? „Was hat man ihnen gesagt?“ Ich zwang mich die Hände nicht in die Decke zu krallen. „Wissen sie…?“

Er unterbrach mich ruhig. „Soweit ich weiß hat Tsunade sich persönlich darum gekümmert und bemüht, sie so gut wie möglich auf Resultate vorzubereiten.“ Seine Worte waren so gewählt, sie klangen wie geprobt. „Natürlich waren sie außer sich vor Sorge aber Sakura…“ Er beugte sich etwas herab und lehnte sich vor um meinen Blick abzufangen. Verunsichert tat ich ihm den Gefallen. „Es ist nicht deine Schuld. Mit der Zeit werden sie es verstehen, da bin ich mir sicher.“

War ich nicht diejenige, die einfach unerlaubt das Dorf verlassen hatte, als ich noch geglaubt hatte, dass Kakashi tot war? Die alle anderen einfach hinter sich gelassen hatte, ohne einen Gedanken an die Konsequenzen? Ich schüttelte meinen Kopf und rieb mir über die Stirn.
 

Nach einer kurzen Pause hörte ich Naruto erneut reden. „Sie sind seit gestern nicht von deinem Bett gewichen und sie wären es auch jetzt nicht, wenn…“

Dieses Mal wartete ich vergebens darauf, dass er weitersprach. Ich sah unter der Hand vor und ließ sie sinken. Er zog einen Mundwinkel zu etwas in die Höhe, das aussah wie das verschmierte Lächeln einer Zeichnung. „Tsunade hat viel mit ihnen besprochen, ihnen die Situation erklärt und sie in nahezu alles eingeweiht, was gestern passiert ist. Und schließlich konnte sie sie davon überzeugen, dass so wenige Leute wie möglich in deiner Nähe sein sollten, sobald du aufwachst.“ Nicht einmal meine Eltern? Ich presste die Lippen zusammen und wandte mich ab, doch er hielt mich mit einer Hand um meinen rechten Arm zurück. „Verstehst du, sie wollte nicht, dass du gleich mit ihren Fragen und Sorgen überhäuft wirst. Sie sind deine Eltern, viel mehr Gefühle können nicht auf einmal auf dich einströmen als bei ihnen.“

Ich war geneigt, das zu bestreiten, allein sein Anblick hatte schon vieles ausgelöst, aber das war schließlich auch der Grund dafür, dass ich seine Argumente verstand. Meine Eltern zu sehen war eine unheimlich tröstende Vorstellung – aber auch eine, vor der ich mich fürchtete. Wie konnte ich all das erklären, was ich selbst noch nicht verstand? Das so abwegige verständlich machen?

„Sie sind im Moment in Shizunes Büro und warten dort auf Neuigkeiten. Sie werden mich umbringen, wenn sie rausfinden, dass ich nicht sofort Shizune geholt habe.“, ergänzte Naruto leise, nahezu flehend, und ich drehte mich wieder vollends zu ihm, sah ihm einen langen Moment in die bittenden Augen, bevor ich langsam nickte und einen kurzen bedeutungsvollen Blick auf seine Hand warf, die immer noch auf meinem Arm lag. Er realisierte es im selben Moment und zog sie fort, doch etwas anderes machte mich stutzig. Ein Verband, fast komplett von meinem Handgelenk bis zu meinem Ellenbogen gebunden, versteckt unter den langen, zu weiten Ärmeln des Krankenhaushemdes.
 

„Was ist das?“

Naruto, der Anstalten gemacht hatte aufzustehen, verharrte und folgte meinem Blick darauf.

„Ich habe mich nicht am Arm verletzt…“, sagte ich langsam und fuhr mit einer Hand über den Verband. Meine Hände waren sauber, doch unter meinen Nägeln und hier und da auf meinen Armen konnte ich noch Spuren von Blut und Dreck erkennen. Meine Haare waren ebenfalls nur notdürftig gereinigt worden, manche Strähnen waren geradezu vom Schlamm verkrustet. Der Verband jedoch hob sich in seinem sauberen Weiß scharf davon ab. Ich strich weiter daran entlang, versucht mit Chakra herauszufinden, warum ich ihn trug.

Unvermittelt legte sich Narutos Hand noch einmal über meine und ich sah auf.

„Doch. Das hast du. Shizune wird sich das sicher nochmal ansehen wollen, also…lass es so wie es ist, okay?“ Ich sah verwirrt zwischen seinen so strahlend blauen Augen hin und her. Er setzte zur Erklärung an: „Als ich dich zurück getragen habe, hast du geschlafen, richtig?“

„Ino hat mich getragen.“, unterbrach ich ihn stirnrunzelnd.

Er schüttelte ungeduldig den Kopf. „Ja, aber du erinnerst dich doch sicher daran, dass ich gesagt habe, ich würde dich tragen, sobald die anderen sich nicht mehr groß darum kümmern würden, oder?“ Daran konnte ich mich erinnern. Ich nickte zaghaft. „Ich habe dich ihr etwa auf halber Strecke abgenommen. Und wie soll ich sagen… leider war ich nicht ganz so sicher auf den Beinen, wie ich angenommen hatte. Oder eher mein Arm war es nicht.“, sagte er dann, ganz offen, und rieb sich mit der freien Hand den Nacken. „Wir sind ein kleines bisschen…dichter an den Boden rangekommen als nötig und…naja. Danach durfte ich dich nicht mehr tragen und dein Arm…es tut mir leid, Sakura.“ Er klang bedauernd und zerknirscht und doch…Naruto, der niemals Blickkontakt scheute…war er meinem Blick gerade ausgewichen?
 

Ein Blinzeln später sah ich wieder in dieselben aufrichtigen, um Entschuldigung bittenden Augen und ich nickte und runzelte die Stirn. „Du hättest mich nicht tragen sollen, Naruto. Das kann deinem Arm wirklich nicht gut getan haben.“

Der Schatten seines alten Lächelns erschien auf seinen Lippen und er zuckte mit einer Achsel, dieses Mal nur mit der einen, als wäre das keine große Sache gewesen.

„Es war mir wichtig und der Arm hat schon überhaupt nicht mehr geschmerzt, das war mehr ein Kratzer als etwas wirklich Gefährliches. Und Ino hätte sowieso den ganzen Heimweg über nur gemeckert, wenn ich sie dich weiterhin hätte tragen lassen.“

Ino hatte mich bereitwillig getragen, da war ich mir absolut sicher, und seine Erleichterung über meine simple Besorgnis für seinen Arm statt Ärger darüber das er meinem Arm ein paar Schrammen verpasst hatte erschien mir übertrieben groß aber wahrscheinlich waren wir alle nach dieser Erfahrung emotional ziemlich überreizt. „Okay…vielleicht hast du Recht.“, erwiderte ich um diese leichtere Stimmung zu halten, doch das war gar nicht nötig, denn Naruto schien mehr und mehr seiner alten Heiterkeit wieder zu erlangen.

„Ich sollte jetzt wirklich Shizune holen, wahrscheinlich hätte sie längst irgendwelche Werte von dir aufschreiben müssen und deinen Blutdruck messen müssen und wer weiß was nicht sonst noch alles…“

Er stand auf und schenkte mir ein weiteres Lächeln, plötzlich entschlossen zu gehen, und kam bis zur Tür, ehe er dort noch einmal stehen blieb um über seine Schulter zu blicken. „Ich habe dich vermisst, Sakura-chan.“

Der alte Kosename weckte Erinnerungen, die mich plötzlich unheimlich wehmütig machten. Ich schluckte und musste die Worte über meine Lippen zwingen.

„Ich dich auch, Naruto.“, wisperte ich leise zurück und legte meine linke Hand auf den Verband. Hinter ihm fiel die Tür mit einem gedämpften Klicken ins Schloss.
 

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(Dramatische Alternative Musik: Maisou --> ansonsten weiter unten Samidare)
 

Ich hatte gewusst, was nach all diesen Wochen und Kämpfen und Jutsus kommen würde, es hätte keine Überraschungen geben sollen, was die Untersuchungen betraf und doch…kam es anders.
 

Als Shizune Minuten später in mein Zimmer kam war sie so freundlich und verständnisvoll wie immer, vielleicht sogar noch eine Spur mehr, wenn das überhaupt möglich war. Doch sie war nicht allein gekommen, nur ein paar weitere Minuten später, in denen sie sich tatsächlich sehr gründlich meine Werte ansah, folgte ihr die Hokage persönlich und sie schloss die Tür hinter sich, als ob sie damit die ganze Welt ausschließen wollte.

Ich hatte mit dem Gedanken gespielt zu fragen, ob ich vor all den Untersuchungen zumindest Sasuke und Kakashi, Ino, meine Eltern sehen durfte, doch diese Frage erübrigte sich von selbst, als ich Tsunades Gesicht sah. Sie war talentiert darin ihre Miene neutral zu halten, ein Pokerface hätte ihr jedoch niemals jemand nachgesagt, der einmal gegen sie gespielt hatte. Jahrelanges Training unter ihr hatte mir viele Einblicke in verschiedenste Momente ihres Lebens verschafft, ich kannte einige ihrer Ausdrücke und vor allem kannte ich die, die sie trug wenn sie schlechte Nachrichten zu überbringen hatte, die ihr selbst nahe gingen.
 

Bei diesem Anblick richtete ich mich auf und sah zu wie sie mit forschen Schritten bis an mein Bett kam, so als wollte sie demonstrieren, dass alles gar nicht so schlimm war, wenn man es sich nur nicht anmerken ließ.

Als sie mir das erste Mal in die Augen sah, drückte sie meine Hand und lächelte aber es war kein reines, glückliches, entlastetes Lächeln, es war überschattet von ihrer Neuigkeit.

„Sakura. Ihr habt mich beinah umgebracht mit euren Alleingängen.“ Es war ihre Art als Hokage, als stärkste Frau, als stärkster Ninja des Dorfes, ihre Sorge und Erleichterung zu zeigen. Einige Sekunden lang ließ sie ihren Blick über mich schweifen und nickte dann langsam. „Gut. Du siehst nicht mehr so blass aus.“ Sie drehte den Kopf zu Shizune, die neben dem EKG stand, dessen Ton immerhin abgeschaltet war. „Wie sind Sakuras Werte jetzt?“

Shizune sah von ihrem Klemmbrett auf und lächelte, freundlich, nett. Unverfänglich. „Gut. Alles im normalen Bereich, Sakura.“ Sie nickte mir ermutigend zu und ich erwiderte ihren Blick und konnte mich doch bei all diesen Vermutungen nicht zu einem Lächeln durchringen. Ich musste es wissen, was auch immer nicht stimmte.

„Was ist los, Shishou?“
 

Als ich tatsächlich sprach, klang meine Stimme fester als gehofft und Tsunade sah nicht etwa überrascht oder verständnislos zu mir, stattdessen schien mir das Runzeln ihrer Augenbrauen viel mehr Zeichen dafür zu sein, dass sie gehofft hatte das Unausweichliche noch etwas länger vor sich herschieben zu können. Eine Eigenschaft die ihr eher selten zugeschrieben wurde aber für die Menschen, die ihr nahe standen, galt diese Ausnahme durchweg.

„Wie fühlst du dich heute, Sakura?“, kam es nachdenklich und ernst von ihr zurück.

Ich zuckte mit einer Schulter. „Müde. Erschöpft. Aber ansonsten unversehrt.“, erwiderte ich dann, möglichst nicht zu teilnahmslos, auch wenn ich mich fühlte, als läge seit dem Tag zuvor ein Schatten auf mir, den ich nicht wieder loswerden konnte. Auch wenn dieser Schatten vermutlich schon nistete seit ich Itachi vor Monaten erstmals allein begegnet war.

Ich sah einmal von ihr zu Shizune und wieder zurück, atmete. Dann hob ich meinen rechten Unterarm, den bandagierten. Ich legte meine freie Hand auf den Verband.

„Was ist das hier, Tsunade? Was stimmt nicht?“

Sie hatte sich offenbar weitestgehend gefasst und natürlich bereits Zeit gehabt, sich auf diesen Moment vorzubereiten, denn sie scheute nicht mehr zurück und auch Shizune neigte ernst den Kopf, offensichtlich darauf vorbereitet ihr bei der Erklärung beizustehen.
 

Ich sprach in die kurze Stille hinein, die dennoch einen Moment vorherrschte. „Naruto ist nicht mir auf dem Rücken gestürzt oder?“

Es war so leise in diesem Raum, steril und nahezu völlig geräuschlos, selbst die Vögel wurden von dem Fenster fast komplett verschluckt.

„Nein. Ihr seid nicht gestürzt.“

Ich nickte. „Das dachte ich mir.“ Dieses Mal klang es tonlos.

„Er hat dich nicht getragen. Ino hatte glücklicherweise genug Sinn und Verstand die anderen auf seinen Zustand aufmerksam zu machen und es ihm konsequent verweigert.“

Es hätte mich nicht überraschen sollen, ich hatte von Anfang an nicht geglaubt, dass Naruto mit mir gestolpert war. Aber warum hatte er es dann behauptet?

Ich musterte Tsunade, versuchte die Puzzleteile zusammenzulegen – und scheiterte. Sie stand noch immer vor mir, verschränkte nun die Arme vor der Brust und musterte meinen Verband. Dann nickte sie Shizune zu und bedeutete ihr, ihn abzunehmen.
 

2)
 

„Als ihr gestern hier ankamt haben wir jeden von euch erstbehandelt und dann gründlicher durchgecheckt. Insgesamt hast du relativ wenig abbekommen, körperlich gesehen, und wir konnten dich schnell in dieses Zimmer verlegen.“

Ich hing an ihren Lippen und sah nur ab und zu nach wie weit Shizune mit dem Abwickeln war. Ich kannte diese Prozedur, hatte sie selbst bereits ziemlich zu Beginn meiner Ausbildung als Medic-Nin kennengelernt, tatsächlich war es gleich eine der ersten Lektionen gewesen, die man mir sehr genau beigebracht hatte.

Für eine beunruhigende, schockierende Nachricht geht man behutsam vor, man bedient sich der langsamen Hinführung durch Erklärung einiger Details. Damit war die Einleitung beendet. Jetzt kam die eigentliche Nachricht, die niemand angenehmer, leichter machen kann. Wie sehr man auch darum herumredet.

„Ino hat bei dir gesessen und Naruto war ebenfalls da, als sich etwas verändert hat.“

Shizune war beinahe fertig und doch schien es mir, als würde sie immer langsamer werden.

„Sie haben ein Zeichen auf deinem Arm entdeckt.“

Ein Zeichen?
 

Als sie meinen verwirrten, völlig unkontrollierten und sicher verletzlichen Gesichtsausdruck sah, seufzte sie schwer und gab ihre verschränkten Arme auf. Ich beobachtete ihre Körpersprache so aufmerksam, dass es meine eigene Unruhe nur verstärkte, seltsam bewusst für das, was außerhalb meines Körpers vorging und wie benebelt für mich selbst. Tsunade rieb sich flüchtig über die Stirn, bevor sie mir wieder in die Augen sah.

„Wir haben noch nicht genug Ergebnisse um es mit Sicherheit zu sagen aber wir sind uns ziemlich sicher, dass Itachis Besiegelung Folgen bei dir hinterlassen hat.“
 

„Was?“
 

Ich sprach unvermittelt, ohne Nachzudenken und es klang tatsächlich ungläubig. Die Stille im Raum schien noch tiefer geworden sein, ich konnte meinen steigenden Herzschlag in der Brust spüren. Aber hatte ich es nicht geahnt?

Tsunade setzte zur Erklärung an und Shizune warf mir einen mitfühlenden Blick zu aber das war mir kaum bewusst. Dass sie den Verband vollends abgewickelt hatte, schon.

„Welche Folgen?“, fragte ich leise, mit dem Blick überall, abgesehen von meinem Arm. Doch Tsunade schwieg und nickte genau dorthin und ich hatte keine andere Wahl als nach einem langen Blick in ihre betrübten Augen ihrem Deut zu folgen.
 

Zuerst konnte ich nichts entdecken und in meiner Unruhe erschien mir das als erschreckender als eine tatsächliche Entdeckung. Die obere Hälfte meines Arms war völlig unauffällig also drehte ich ihn, nach Sekunden die sich länger anfühlten als Minuten.

Und diese Seite war nicht unauffällig.

Das Blut rauschte unvermittelt in meinen Ohren und dämpfte mein wiederholtes, scharfes Einatmen, für einige lange Momente blendete es alle anderen Geräusche aus und ich fühlte mich benommen und schwindlig.

Dann konnte ich Tsunades Stimme wieder hören. „Es ist ein Fluchmal, ähnlich wie damals bei Sasuke.“

Schwarze Linien wie mit Tinte gezogen hoben sich in starkem Kontrast von meiner Hautfarbe ab und zogen sich in grotesken Formen über meinen inneren Arm, nahezu direkt vom Handgelenk bis zur Arminnenbeuge. Ich starrte darauf aber ich nahm nicht mehr wahr, meine Gedanken rasten.

„Er hat eure Verbindung nicht willentlich getrennt, richtig Sakura?“

Ich sah auf. Tsunade selbst war ungewöhnlich betroffen und einfühlsam. Ich schüttelte wie betäubt den Kopf.

„Dieses Jutsu ist so gut wie überhaupt nicht erforscht. Was es auslöst, wenn die Verbindung gewaltsam getrennt wird, weil einer der beiden Verbundenen stirbt, ist uns genauso wenig bekannt wie alles andere was darunter möglich oder nicht möglich ist.“
 

Sowohl Tsunade als auch Shizune waren es seit vielen Jahren gewohnt diesen Job zu machen, Diagnosen zu geben, Erklärungen wo es keine gab. Normalerweise hatten sie eine solche Routine darin, dass man ihnen kaum anmerkte, wie nah ihnen so vieles selbst ging. Es ist nötig sich diesen Schutzmantel anzueignen, ohne ihn geht man mit den Patienten über die Jahre zugrunde.

Aber dieses Mal trugen sie keine Masken, sie ließen mich direkt teilhaben an ihrer immer noch frischen Erschütterung und hätte ich einen Spiegel vor mir gehabt, so hätte mein Abbild vermutlich genauso ausgesehen. Nur noch viel unvorbereiteter. Immer noch ohne Kontrolle. Ich senkte erschlagen den Kopf. Ich hatte mit so vielem gerechnet aber nicht damit.

„Sakura…“ Shizunes Hand legte sich auf meine Schulter aber ich konnte noch nicht wieder aufsehen und starrte wie hypnotisiert auf die unnatürlichen Linien des Fluchmals auf meiner Haut. Ich war direkt hier und doch meilenwert entfernt. Bis ich plötzlich einen Gedanken festhalten konnte, einen furchtbaren panischen Moment.

Ich riss den Kopf hoch. „Itachi ist aber dennoch…er bleibt doch…?“

Tsunade, wie ein Fels in der Brandung, hielt meinen Blick und nickte. „Er bleibt es. Er kommt nicht zurück. Kein Jutsu der Welt kann ihn zurückholen.“

Und damit war vermutlich alles gesagt. Es ist seltsam aber…ich fühlte mich trotzdem nicht besser.
 

---
 

Obwohl Shizune und Tsunade meine Eltern vorerst noch nicht zu mir gelassen hatten um meine Orientierung einfacher zu machen, konnten sie sie doch noch am gleichen Tag nicht mehr davon abhalten, zu mir zu kommen, nachdem sie mich über…meinen Arm aufgeklärt hatten.

Es hätte sicher kaum einen schlechteren Zeitpunkt für unser Wiedersehen geben können, ich war wie betäubt und alles, was ich mir mit etwas mehr Zeit zurechtlegen hätte können, alles was ich ihnen hätte sagen wollen um zumindest eine Erklärung, eine Entschuldigung zu versuchen, war weit weg und kam mir nicht in den Sinn.

Sie waren am Boden zerstört, das konnte ich ihnen ansehen und das nicht nur, weil ich sie so gut kannte.

Meine Mutter, immer zurechtgemacht und hergerichtet, sah zu dünn für ihren Rock und ihre Bluse aus. Die Bluse war tadellos gebügelt, hatte nicht eine Falte zu viel aber meine Mutter schien plötzlich um mehrere Jahre gealtert. Sie und mein Vater hatten die Nacht hier verbracht und aus ihren achtlos hochgesteckten Haaren waren ein paar Strähnen gefallen, die sie nicht zu bemerken schien.

Mein Vater hatte tiefe Augenringe und war blasser als ich ihn in Erinnerung gehabt hatte, ein Dreitagebart schimmerte auf seinen Wangen und war mit mehr Silber durchzogen als zuvor. Wochen in Sorge um ihr einziges Kind, ohne Nachricht, ohne Gewissheit.
 

Bei meinem Anblick schien von beiden ein unheimlich schweres Gewicht zu fallen, da war kein Anflug eines Zögerns als sie zu meinem Bett hasteten und mich fest an sich drückten, während mein Vater die Arme um uns beide legte, als ob er nicht glauben konnte, dass er wach war.

Was hatte ich ihnen angetan?

Sie machten mir keine Vorwürfe und noch viel schlimmer, sie waren verständnisvoll, sagten, sie hätten seit meinem 12. Lebensjahr mit dieser Sorge gelebt und doch wusste ich, sie wären beinah daran zugrunde gegangen, nicht zu wissen, was mit mir passiert war. Sie waren die ganze Zeit nicht von Shizunes und Tsunades Seite gewichen und hatten doch nie wirklich gute Neuigkeiten bekommen. Nicht einmal ein Lebenszeichen.
 

Ich war unendlich erschöpft, zerfressen von Schuldgefühlen, als sie schließlich äußerst unwillig zu einem Gespräch mit Shizune gerufen wurden – sicher um noch bessere Nachrichten, nämlich die über meinen Arm zu hören – und konnte es kaum ertragen, wie meine Mutter mich angesehen hatte. So als ob ich jeden Moment wieder verschwinden könnte, wenn sie mich nicht dicht an ihrer Seite und im Auge behielt.
 

Ich lag auf meinem Bett, erschlagen und tief in Gedanken, als sich die Tür erneut öffnete. Ich drehte müde den Kopf.

„Hallo Sonnenschein.“ Sie klang ungewöhnlich verhalten und verharrte noch im Türrahmen, unterzog mich erst einmal einer gründlichen Musterung. In ihrer Hand hielt sie eine Reisetasche, in der ich stark ein paar Wechselklamotten für mich vermutete. Wider Erwarten schlich sich ein mattes Lächeln auf meine Lippen.

„Ino.“
 

Sie war nicht unnötig sentimental, tatsächlich wusch und kämmte sie mir die Haare, flocht sie zu einem losen Zopf und half, meine Arme und Beine von dem restlichen Schmutz zu säubern, ohne dabei den frisch von Shizune gewechselten Verband nass zu machen. Dabei umschiffte sie alle Themen, die gefährlich waren, so talentiert, dass zwar nicht mehr viel zum Reden übrig blieb, ich jedoch das erste Mal seit Tagen in der Lage war, etwas von dieser immer zugrunde liegenden Anspannung loszulassen, für ein paar süße Minuten zu verdrängen, was geduldig auf mich warten würde. Bis sie mit einem zutiefst nachdenklichen Blick meinen Verband musterte und eine gelöste Stelle sanft wieder verklebte.

Aber auch dann zwang ich mich, zu verdrängen, wegzuschieben, bis ich mich damit auseinandersetzen konnte. Die beinah leichte Stimmung war verschwunden aber das wäre sie ohnehin, als Ino auf meine Bitte hin etwas mehr zu den medizinischen Details der anderen erzählte, die Naruto mir nicht hatte wiedergeben können.

Sie wusste auch, warum er nicht zu mir zurückgekehrt war, offenbar hatte sich eine der Schwestern durchgesetzt und ihn gezwungen Schlaf nachzuholen. Das waren gute Nachrichten, von selbst hätte er die ganze Nacht nach uns dreien gesehen und sich nicht im Geringsten um sich selbst geschert.
 

„Sakura.“

„Hm?“

Ino lächelte und auch bei ihr stellte ich fest, dass sie einige Stunden Schlaf bitter nötig hatte. „Du siehst erschöpft aus.“

Ich nickte und rieb mir über die Stirn. „Das kann ich nur zurückgeben.“

Sie griff nach meiner Hand und ich stockte und sah wieder auf. „Ich wusste, dass du zurückkommen würdest. Wirklich. Aber wenn du es nicht wärst… gut, dass du am Leben bist, Breitstirn. Im Ernst.“

Ich verharrte einen Moment und suchte ihre so strahlend blauen Augen ab, die dieses Mal etwas trüber aussahen, dann drückte ich ihre Hand zurück und hielt ihren Blick. „Ich bin dir für immer dankbar, Ino, für alles. Das weißt du doch?“

Sie nickte und wischte sich verstohlen über einen Augenwinkel und stand auf und räumte ein paar Sachen aus, die sie mir wie vermutet von Zuhause gebracht hatte, dann drückte sie mich, lange und fest.

Aber schließlich gab es nichts mehr für sie zu tun und sie konnte auch keine weiteren Gründe mehr erfinden, weshalb sie noch bleiben musste und so verließ sie das Krankenhaus um sich selbst etwas auszuruhen.

Und als sie ging, tröpfelte das schmale Lächeln von meinem Gesicht und ich blieb zurück, auf einmal wieder betäubt, erschlagen und allein mit meinen Gedanken.
 

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Am Abend schlug das Wetter um und die früh untergehende Sonne wich dichten Wolken und einem leichten Nieselregen. Obwohl ich so viel geschlafen hatte, war ich müde und erschöpft, ein bisschen wie in Watte gepackt aber zu ruhelos um wieder in den Schlaf zu finden.

Ich versuchte zu essen – ich kannte meine Verfassung – aber ich konnte es nicht über mich bringen und ließ das Tablett letztlich doch nahezu unberührt zurückgehen. Ich hatte mein Chakra zuvor nahezu komplett aufgebraucht und das zeigte sich jetzt, mein Körper funktionierte nur zum Minimum und doch war das Liegen und Warten unerträglich.

Ich hatte eine ganze Weile einfach nur da gelegen und versucht, zu verarbeiten was geschehen war, was immer noch geschah. Gedankenkreise ohne Erklärung, ohne Lösung, ohne Plan waren die Folge gewesen. Aber dann fand ich einen neuen Anhaltspunkt.

Kakashi. Und Sasuke.
 

Nicht mehr ganz so konfus und benebelt drang der Wunsch sie zu sehen zurück in den Vordergrund und schließlich wurde er größer als die geschundene Schwäche meines Körpers. Ich öffnete die Türen meines Schranks und fand einige Shirts und Hosen, Unterwäsche, Strickjacken, alle fein säuberlich von Ino gelegt. Weil meine Eltern vermutlich seit meiner Rückkehr nicht mehr das Krankenhaus verlassen hatten.

Ich schüttelte den Kopf. Allein der Gedanke, dieses bedeutungsschwere Krankenhaushemd loszuwerden, war bereits eine Erleichterung und so streifte ich es über den Kopf und suchte mir möglichst weite und warme Sachen heraus, die zumindest ansatzweise das Gefühl von Normalität, von meinem alten Leben wiederherstellten. Wenn auch nur äußerlich.
 

Es musste ungefähr sieben sein als ich fertig war, vielleicht etwas früher, und das Krankenhaus war nicht mehr so rege besucht wie zu den Hauptbesuchszeiten. Als ich die Tür meines Zimmers öffnete war der Gang davor vollkommen leer bis auf eine ältere Patientin mit einer Freundin, die zu ihrem Zimmer zurück kehrten.

Naruto hatte gesagt, dass Kakashi auf der Intensivstation lag, Sasukes Station hatte er jedoch nicht erwähnt und ich war zu überfordert gewesen um direkt danach zu fragen. Zuerst würde ich also zu Kakashi gehen, danach herausfinden, wo Sasuke untergebracht war.

Ich befand mich in einem Teil der Station, der vor dem Schwesternzimmer lag, und konnte demnach unbemerkt zu den Aufzügen gelangen und ein paar Stockwerke höher fahren, bis ich durch eine Reihe von Gängen gehen musste, um zur Intensivstation zu gelangen. Es brauchte nur wenige Meter, ehe ich bereits so erschöpft war, dass ich mich in einen der Stühle setzen musste, die für bewegliche Patienten und ihre Besucher gedacht waren.
 

Ich konnte von hier nach Draußen sehen und das Grau der drückenden Wolken lag wie ein großer Schatten über Konoha. Das erste Mal seit langer Zeit, konnte ich es wieder sehen und es fühlte sich vertraut an, unverändert. Ich dagegen fühlte mich plötzlich wie eine andere, fremd und hier nicht willkommen.

Ein paar Tropfen perlten an der Fensterscheibe herab und verwischten dabei das Bild des Dorfes bis alles hinter einem dichten, flüssigen Vorhang verschwamm und ich betrachtete stattdessen die weiße Wand mir gegenüber, gedankenverloren. Bis zur Intensivstation war es nicht mehr weit. [style type="italic"]Kakashi[/style] war nicht weit von hier. Das letzte Bild, das ich von ihm hatte, schien plötzlich nicht mehr zu allem anderen zu passen, es ließ sich nicht recht mit allem anderen verknüpfen, mit dem Blut und der Angst. Er hatte gelächelt, die Augen geschlossen und erleichtert gelächelt. In all dem Chaos um uns herum, inmitten von Leid und Schmerz und furchtbaren Dingen, die allesamt mit Itachi verknüpft waren und die ich so weit wie möglich von mir weggeschoben hatte.

Er lebte. Naruto lebte, Sasuke lebte, ich hatte keinen von ihnen verloren.

Es klang immer noch unmöglich.
 

Mit einem leisen Seufzen blickte ich zurück zum Gang und drückte mich aus dem Stuhl, mühsam, langsam aber Schritt für Schritt machte ich mich wieder auf den Weg. Ich musste jeden von ihnen mit eigenen Augen sehen. Wieder und wieder, damit ich es glauben konnte.
 

Die Intensivstation war völlig menschenleer, bis auf die Stationsschwester, Tayanaka-san. Ich vermutete ihre Kolleginnen verteilt bei den Patienten, sie jedoch hatte mich durch die große Fensterschreibe, die ihren Arbeitsplatz vom Flur trennte, längst entdeckt und verließ ihr Zimmer mit raschen Schritten um mich genauer in Augenschein zu nehmen. Sie konnte sehen, wie erschöpft ich war, nicht dass das groß zu übersehen gewesen wäre, und doch zog sie ihre hilfsbereit ausgestreckten Hände zurück als ich sachte den Kopf schüttelte. Sie schürzte die Lippen und auf ihrer Stirn bildete sich eine schmale Falte der Missbilligung aber bevor sie etwas sagen konnte, kam ich ihr zuvor.

„Kann ich Kakashi sehen? Nur für einen Moment.“

„Sakura…“ Sie seufzte bedauernd und musterte mich einen langen Moment. Sie war eine gute Schwester, schon sehr lange im Dienst und mit viel Erfahrung. Und dem Blick, nicht nur für die körperliche Verfassung, sondern auch für Hintergedanken. „Du kannst dich kaum auf den eigenen Beinen halten, außerdem ist er noch…“

„Bitte.“ Es sollte nicht so geschlagen klingen aber es schien seine Wirkung zu haben.

Mit sichtlichen Gewissensbissen gab sie nach. „Zimmer Nr. 8. Mach es kurz und melde dich bei mir, wenn du wieder gehst.“

Ich nickte unter ihrem scharfsinnigen, prüfenden Blick. Sicher ahnte sie bereits, dass ich in diesem Zustand keine Erlaubnis hatte, mein Zimmer zu verlassen. Trotzdem ließ sie mich zu ihm.

Ich erinnerte mich daran, dass sie einen Mann hatte, der Shinobi war. Sie kannte das Gefühl, immer in Sorge um andere zu sein, den Drang sich selbst von ihrem Überleben überzeugen zu müssen, sie selbst zu sehen.

„Danke…“, erwiderte ich leise und meine Stimme war klein und verwundbar.

Sie nickte. „Setz dich hin, sobald du dort bist. Ich will dich nicht auf dein Zimmer zurück tragen lassen.“
 

Während sie an ihren Schreibtisch zurückkehrte, machte ich langsame, möglichst unauffällige Schritte zu Kakashis Zimmer und biss mir auf die Unterlippe als ich kurz strauchelte, all das unter ihren wachsamen Blicken. Aber sie kam nicht zurück und ich erreichte die Nr. 8 ohne weitere Zwischenfälle. Vor der Tür zögerte ich einen Moment. Und machte dann einen Seitenschritt zur breiten Fensterfront, die Einblick in das Zimmer gab.

Ich war bereits einige Male hier gewesen und kannte die Maßnahmen der Intensivstation, hatte sie selbst angewendet aber dies war ein vertrautes Gesicht inmitten von Schläuchen und Monitoren, blass und reglos.

„Kakashi…“ Als ob das Aussprechen seines Namens mir alle restliche Kraft geraubt hätte, legte ich eine Hand auf die Scheibe um mich zu stützen und ließ den Kopf nach vorn hängen, sackte ein Stück in mich zusammen. Ich schloss die Augen und atmete, tief ein, tief wieder aus. Ein und aus.

Als ich nach einer Weile den Kopf wieder hob, stand Tayanaka neben mir, in ihren Augen ein Ausdruck tiefen Mitgefühls und sanfter Härte. Sie fasste mit einer Hand unter meinen rechten Arm und ich konnte nicht dagegen an, mich auf ihre Stütze zu verlassen. Es war einfach nicht genug Kraft da um aufrecht zu bleiben.
 

Sie blickte durch das Fenster und umfasste mit der stützenden Hand tröstend meine Schulter.

„Wenn man sie kennt, ist es unglaublich viel schwerer durch das Fenster zu sehen. Und erst recht hineinzugehen.“

Ich schluckte und nickte matt.

„Er ist schon öfter hier gewesen, als du vermutlich weißt und dieses Mal sind es vergleichsweise sogar recht milde Umstände. Voraussichtlich bleibt er nicht mehr länger als…“

„…zwei Tage hier. Ja. Das hat Naruto mir auch gesagt.“

Sie schwieg und wieder musterte sie mich so genau, dass ich mich wie geröntgt fühlte.

„Im Moment kannst du nichts für ihn tun außer selbst wieder auf die Beine zu kommen. Soll ich noch einmal besonders veranlassen, dass man dich informiert, wenn er aufwacht?“

Ich fragte mich, wie viel sie über Kakashis und meine Beziehung wusste. Wie viel sie ahnte. Ich konnte ja nicht einmal selbst sagen, was für eine Beziehung das war. Doch sie schien nicht zu urteilen. Und so sehr ich an seiner Seite bleiben wollte, konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten. Ich nickte erneut. „Das wäre nett.“

Und dann warf ich noch einen letzten, sehnsüchtigen Blick auf Kakashis schlafende Züge, bevor ich mich schweren Herzens von Tayanaka fortführen ließ.
 

Als ich die Tür zu meinem Zimmer sachte wieder öffnete, erwartete mich Licht, das ich selbst nicht angelassen hatte. Und sicher, jemand saß in dem Stuhl, den Ino zuvor dicht an mein Bett geschoben hatte, mit dem Rücken zu mir. Doch die vertrauten Umrisse, die schwarzen Haare waren eindeutig und nach diesem Erlebnis oben fast zu viel.

Sasuke.

Er drehte sich um, als ich die Tür unachtsam fester als nötig hinter mir schloss, obwohl er mich bereits gespürt haben musste. Als unsere Blicke sich trafen, so unvermittelt und unerwartet, konnte ich nicht planen, nicht überlegen wie ich handeln sollte. Ich stolperte zu ihm und im selben Moment stand er auf und das genau rechtzeitig um mich aufzufangen. Ich krallte mich in seinen Rücken, vergrub den Kopf an seiner Brust und atmete tief seinen Geruch ein, spürte den groben Stoff seines wie auch bei mir zerschlissenen Shirts und klammerte mich an jeder neu entdeckten, lange bekannten Einzelheit fest.

Ich hatte nicht damit gerechnet, ihn ebenfalls so schnell zu sehen, auf den eigenen Beinen. Dass er nach einer kurzen Sekunde der Überraschung ebenfalls seine Arme um mich schlang, so fest als wollte er mich erdrücken, brachte Tränen in meine Augen. Ich kniff sie zu und atmete, klammerte.
 

„Sakura.“ Der Klang seiner Stimme, etwas rau, als ob er eine Weile nicht mehr gesprochen hatte und doch sanft, so sanft, sein Kinn auf meinem Haaransatz, das alles brachte mich über den Rand. „Wo bist du gewesen?“

Die eindringliche Sorge ließ ihn lauter werden. Ich biss mir auf die Lippe, krallte meine Hände noch fester in sein Shirt und konnte doch das Schluchzen nicht verhindern, das so wehmütig von mir Besitz ergriff, wie ich mich selbst noch nie zuvor gehört hatte. Meine Knie gaben langsam nach, erschöpft von zu viel Bewegung aber nicht nur deshalb, doch bevor ich wirklich einsacken konnte, stützte er mich und setzte sich mit mir auf den Rand meines Betts. Ich zog eine Hand aus meinem festen Griff zurück und fuhr mir fahrig über die Wangen aber die Tränen beugten sich mir nicht. Und das Schluchzen hörte auch nicht auf. „Kakashi.“, würgte ich hervor. Ich hatte das Gefühl, jeden Moment einzubrechen. Von innen heraus.

Er griff nach meiner freien Hand und zog mich dichter an sich, so dicht, dass ich schließlich auf seinem Schoß saß, mit dem Kinn auf seine Schulter gebettet. Eine seiner Hände umfasste meinen Rücken, drückte mich an ihn, die andere fuhr über meine Haare, langsam und gleichmäßig, wiederkehrend wie ein Wiegenlied.
 

Er ließ mich weinen, hielt mich fest, wärmte mich und ich hatte kein Zeitgefühl mehr, als mir bewusst wurde, dass ich mich nicht mehr zerrissen fühlte, sondern so kompakt zusammengedrückt, dass es erst einmal halten würde.

Ich zog den Kopf von seiner Schulter zurück und er hob seinen Blick von meinem Rücken und sah mich an. Seine Augen waren tiefschwarz und so glänzend, dass ich nicht sicher war ob es Tränen waren, die er nicht fallen ließ. Ich musterte sein Gesicht, seine vertrauten Züge und neigte den Kopf um irgendwelche Veränderungen zu bemerken, doch ich wurde nicht fündig.

Ich atmete tief aus. Wir waren uns so dicht, dass ich nicht mehr von ihm sehen konnte und ich deutete vage mit dem Kinn über uns. „Danke. Für das hier. Für alles.“

Es war nicht mehr als ein Wispern, doch er verstand sehr genau. Er sah mich weiterhin an, schweigend. Bilder von Kakashi drängten noch einmal an die Oberfläche, seine bleiche Haut und…Sasukes regloser Körper auf der Lichtung. Seine flache, abgehackte Atmung… Ich schluckte.

„Bist du…ich meine…bist du okay…? Darfst du dein Zimmer überhaupt verlassen?“

Ich kämpfte aber meine Stimme gab nach und wurde brüchig und eine weitere verirrte Träne lief über den Rand und meine Wange herab. Bevor ich sie jedoch wegwischen konnte, hob Sasuke die Hand, die über meine Haare gestrichen hatte, und nutzte seinen Daumen um sie aufzunehmen. So vertraut.
 

Ich verharrte und blickte zurück, sah mit weit geöffneten Augen zwischen seinen hin und her, als er die Hand langsam wieder senkte. Ich rechnete kaum mit einer Antwort, doch er räusperte sich und sprach mit ungewöhnlich hohler, nahezu ausdrucksloser Stimme: „Ich bin okay.“ Es klang verloren aber auch…wie die Wahrheit.

Ich betrachtete ihn einen langen Moment, bevor ich meine eigene Hand aus seinem Shirt löste um sie vorsichtig, zögerlich um seine zu legen. Mein Blick verharrte darauf, doch als er wieder sprach, schnellte er zu ihm zurück. Er hatte die Augen geschlossen und eine schmale Falte zwischen den Augenbrauen, als er schluckte. Seine linke Hand legte sich fester auf meinen Rücken.

„Ich…war nicht sicher, dich wirklich lebend und…normal…frei wieder gesehen zu haben. Durch das Gift wirkte alles wie ein dichter Schleier und ich hätte alles gesehen haben können...“

Wie gequält, wie verletzt er jetzt aussah...

Ohne Nachzudenken folgte ich meinem ersten Impuls, beugte mich vor, schloss die Augen und küsste ihn nachdrücklich auf die Stirn. Ich konnte auch hier, auch jetzt kaum glauben, dass er wirklich lebend hier war, lebend obgleich er seinen Bruder getötet hatte.
 

Als ich mich schließlich zurücklehnte, waren seine Augen nachtschwarz und er musterte mich so scharfsinnig, dass ich geneigt war, seinem Blick auszuweichen. „Du bist bei Kakashi gewesen?“ Er stellte die Frage ruhig und kontrolliert, sehr, sehr wachsam.

Ich senkte den Blick und nickte, geschlagen.

Er wartete kurz, schien meine Reaktion auf sich wirken zu lassen. „Sein Zustand…“

Ich sah hastig wieder auf, erst jetzt in der Lage zu erkennen, dass man mein Verhalten auch durchaus falsch verstehen konnte. „Er ist okay. Alle sagen, das man ihn in zwei Tagen bereits verlegen wird.“ Ich atmete einmal tief aus. „Ich weiß nicht, wer ernsthaft von mir erwartet, das zu glauben. Aber er wird sich wieder erholen.“ Ich suchte in seinen Augen nach irgendeiner Form von Reaktion, doch er hütete sie gut, sein Blick war, wie schon so oft zuvor, unlesbar. „Ihn dort zu sehen, blass und an so viele Schläuche angeschlossen war…einfach etwas zu viel.“

Ich senkte den Kopf erneut und betrachtete schweigend unsere verschränkten Hände. „Warst du schon bei Naruto?", fragte ich dann.

„Er schläft.", antwortete er gedämpft.
 

Eine Weile saßen wir so, doch als ich mich schließlich löste und wieder neben ihn setzte, überrumpelte er mich und griff nach meinem bandagierten Arm. Er hielt ihn sanft und betrachtete ihn eine Weile, als ob er selbst tief in Gedanken versunken war. Und ich hatte das Gefühl mir gut vorstellen zu können, woran er dachte.

„Du weißt, was es ist?“, fragte ich leise und schien ihn damit aus seiner Starre zu reißen.

Er schüttelte den Kopf, immer noch so ernst und aufmerksam. „Ich habe einen Verdacht…“

„Es ist ein Fluchmal.“, presste ich hervor und sprach es damit erstmals selbst aus. Es jagte mir Schauer über den Rücken, wie real es damit wurde. Und ob ich Sasuke bereits davon erzählen sollte? Diese Zweifel kamen zu spät.

Sein Griff verstärkte sich und ich suchte seinen Blick. Wut, eiskalte Wut spiegelte sich darin, doch er sah mir nicht in die Augen. Seine Hand umfasste meinen Arm mittlerweile schmerzhaft.

„Sasuke. Es tut weh.“, hörte ich mich selbst alarmiert sagen. Aber er schien nicht aufnahmefähig zu sein und packte mich noch fester, löste seine andere Hand aus meiner und machte Anstalten, den Verband zu lösen.

„Sasuke.“, sagte ich, mit mehr Nachdruck, doch er ließ sich nicht beirren.

Und als ich ihn so sah, die dunklen Haare, die sein Gesicht verbargen, weil er sich vornüber gebeugt hatte, die Muskeln seiner eigenen Arme zum Zerreißen gespannt, seine Hände, die mich so fest umklammerten, und als ich fühlte, dass ein kurzes Ziehen mich nicht befreien würde, dass er mich so fest hielt, dass ich vielleicht gar nicht mehr frei kommen konnte – plötzlich, unvermittelt, überrollte mich eine ungekannte Panik.
 

Ohne es wirklich zu steuern, aktivierte mein Körper etwas von dem so mühsam spärlich aufgefüllten Chakra und versah mich damit mit genug Kraft, um mich von Sasuke loszureißen und vom Bett zu taumeln.

Ich brauchte ein paar Sekunden um mich zu fangen und barg meinen Arm an der Brust, außer Atem und schwindelig, vor allem aber völlig schockiert von dieser unglaublichen, wilden Angst, die nur langsam abebbte, gemeinsam mit meinem pochenden Herzen.

Sasuke schien gerade erst aus seiner Trance zu erwachen, doch als er jetzt aufsah, weiteten sich seine Augen und er hob die Hände, nur um sie mit einem angewiderten Seitenblick darauf wieder fallen zu lassen. Er wirkte ungewohnt jung als er mich wieder anblickte. „Sakura…ich hätte nicht…allein der Gedanke, dass…“ Ich hatte ihn selten so nach Worten suchen gehört. „Ich…“

Meine Stimme verließ mich und ich schüttelte den Kopf, hob den anderen Arm und umfasste meinen Oberkörper mit beiden Händen, ratlos.

Kami, was stimmte nicht mit mir?
 

Ein unwirsches Klopfen an der Tür ließ uns beide dorthin schauen. Ohne eine Antwort abzuwarten, kam Tsunade herein und blieb bei diesem Anblick stehen. Sie schaute von mir zu ihm, dann machte sie einen Schritt zur Seite und deutete für Sasuke mit dem Kinn zum Gang.

„Du solltest auf deinem Zimmer sein. So wie ich auch Naruto dort festgesetzt habe. Geh wieder zurück, ich komme hiernach zu dir.“

Ich sah kurz zu ihm auf. Er musterte mich, seine Augen zurückhaltend, abgeschirmt aber doch als ob es ihm unheimlich leid täte. Ich sah wieder weg. Dann hörte ich seine Schritte und wie die Tür ins Schloss fiel.

Die Anspannung verließ sichtbar meinen Körper und ich ließ die Schultern hängen und wanderte rastlos zum dunklen Fenster. Tsunade trug einen Stuhl heran und ließ sich langsam darauf sinken. Ich konnte ihren Blick spüren, brennend. Stille legte sich über den Raum, tief und drückend.

„Du siehst schlechter aus als heute Nachmittag…“

„Er hat nur den Verband lösen wollen. Und ich habe völlig überreagiert.“, presste ich mit zusammengedrückten Lippen hervor und überging sie damit völlig.

„Das überrascht mich nicht.“ Wieder Stille. „Du warst bei Kakashi.“

„Es tut mir leid…“, begann ich und klang dabei wütend und rechtfertigend, nicht entschuldigend.

„Es ist okay. Wenn ich nicht ohnehin einen Verdacht gehabt hätte, wo du dich zu dieser Stunde herumtreiben könntest…Tayanaka hat dich gemeldet.“

Ich wartete.
 

Als sie weiterhin nichts mehr sagte, drehte ich den Kopf zu ihr und brauchte einige Sekunden um das Gefühl in meiner Brust identifizieren zu können. Wut. Ich kaute auf meiner Unterlippe.

Tsunade war ruhig und nachdenklich aber hinter dieser Fassade entging ihr nicht die kleinste Bewegung, die kleinste Emotion, die sich bei mir abspielten. Ich hatte das Gefühl, sie wusste längst, was hier vor sich ging.

„Warum kann ich nicht…was…“ Ich brach unterdrückt wieder ab, schmeckte Blut und fuhr mir prüfend mit der Zunge über die Lippe. Eine Erinnerung kam vage hervor, an metallische Wärme in meinem Mund und den Zwang schlucken zu müssen um wieder atmen zu können. Ich atmete schneller.

„Ich bin sicher, du kennst den Grund. Ich hatte gehofft, dass es dir erspart bleiben würde aber nach solchen Erfahrungen…hätte es mich eher überrascht.“

Ich nestelte an einem losen Faden an meinem Verband, starrte auf den Boden und wusste nicht wohin mit so viel Unruhe und Zorn.

„Was hat Itachi dir angetan? Konkret? Im Detail?“

Ehe ich wusste was ich tat, zerschmetterte das Wasserglas von meinem Nachttisch an der gegenüberliegenden Wand. Ich blinzelte. Dann begann ich auf und ab zu laufen.
 

Tsunade sah mir nach und beobachtete mich dabei, immer noch so ruhig. Sie forderte mich heraus. Und ich sprang darauf an, auf jeden ihrer Ansätze.

„Es ist vorbei. Wir alle haben überlebt. Ich habe kein verdammtes Trauma.“ Ich zwang meine Stimme zur Ruhe und blieb stehen, sah ihr direkt in die Augen. Mit einem Mal wurden sie ganz weich, obgleich in ihrem Ton Sarkasmus mitschwang.

„Sicher. Wenn du meinst. Du hast eine gute Ausbildung genossen.“

Ich starrte einen Moment, dann drehte ich mich um und stützte mich auf die Fensterbank, wackelig auf den Beinen. Ich sah aus dem Fenster. „Ich wünschte, er hätte nie getan was er getan hat. Er wäre mir niemals allein begegnet. Hätte kein krankes Interesse an mir gefunden. Und mich niemals benutzt um die anderen zu verletzen.“

„Und dich.“

Ich schluckte, schloss die Augen und senkte den Kopf. „Und mich.“

Ich konnte hören, wie Tsunade sich bewegte und anders hinsetzte. „Sakura…ich bin nicht begeistert davon, wie du die letzten Monate entschieden und gehandelt hast. Du hättest dich dabei gut und gerne mehrere Male beinah umgebracht. Und du hast uns allen das Handeln nicht leicht gemacht.“ Ich lauschte mit geschlossen Augen und sah sie trotzdem vor mir, die Lippen missbilligend zusammengepresst und die Augenbrauen gesenkt. „Aber das Handeln in einer solchen Situation war ohnehin etwas, bei dem wir nicht auf Erfahrungswerte vertrauen konnten. Und ich bin stolz darauf, wie du alles getragen hast. Du hast dich als sehr zäh erwiesen und das ist viel wert.“

Sie stand auf, ihre Schuhe klickten auf dem Linoleum.

„Ihr seid zurück und habt ihn getötet. Der Rest wird sich finden.“, schloss sie so nüchtern und einfach, dass ich mich irritiert zu ihr umdrehte.
 

Sie stand ein paar Schritte hinter mir und legte nun eine Hand auf meine Schulter, ohne zu zögern oder zu überdenken, ob mir das möglicherweise auch etwas ausmachen könnte. Und so einfach hatte ich eine neue Erinnerung vor Augen.

Vor Monaten hatten wir schon einmal hier gestanden, direkt nachdem ich Itachi gerade so entkommen war, mit einer frischen Narbe auf meinem Rücken. Und davor hatten wir eine ganz ähnliche Situation erlebt, mit ähnlichen Gesprächen wie diesem hier. Tsunade hielt meinen Blick. „Sakura. Niemand kommt unbeschadet aus so etwas heraus. Das liegt einfach nicht in der menschlichen Natur. Ihr alle habt viel durchgemacht aber denk nicht immer nur an die anderen. Denk auch mal an dich. Mach dir keine Vorwürfe.“ Sie suchte einen Moment nach etwas in meinen Augen und was immer sie fand, sie nickte einmal kurz. „Du wirst es überwinden.“
 

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Ich blieb sechs Tage im Krankenhaus, ließ dabei eine Unmenge an Tests über mich ergehen, mir aufgestellte Theorien erklären, die am nächsten Tag wieder verworfen wurden, ich ließ mich auf etliche Weisen untersuchen und aß und schlief, wie man es mir nahelegte und immer wieder schleppte ich mich zur Intensivstation um Kakashi zu beobachten - nach mehreren Versuchen in sein Zimmer zu gehen - seine Hand zu halten. Gesundheitlich erklärte man mich nach zwei Tagen für entlassungsfähig, ich hatte keinerlei Verletzungen mehr, nichts an dem man mir das Geschehene noch hätte ansehen können. Aber da man noch immer ein paar Tests versuchen wollte, musste ich bleiben.

Es war alles dabei, Blutuntersuchungen, ein MRT, ein CT, sogar eine gynäkologische Untersuchung, auch wenn ich fest beteuern konnte, dass das nicht nötig war. Man fertigte Diagramme zu meinen Chakramesswerten an, untersuchte meine Chakratore, an einer kleinen Stelle auf meinem Arm entnahm man eine Probe der schwarzen Linien aber nichts davon führte zu einem nennenswerten Ergebnis. Und bei all dem stellte sich mir die Frage, wofür das alles?

Von allem was Itachi getan hatte war dieses Fluchmal vermutlich das geringste Übel. Und doch. Was, wenn es nicht mehr rückgängig zu machen war? Wenn man es nicht mehr lösen konnte? Würde ich mein Leben lang daran erinnert werden, was in dieser Zeit geschehen war? Jeden Tag aufstehen und als erstes sehen, was er uns allen angetan hatte?
 

Zwei Tage seit unserer Einlieferung vergingen, an denen meine Eltern mich täglich besuchten, ebenso wie Ino und ein paar andere alte Freunde, Hinata, Ten-ten, sogar Neji schaute einmal vorbei und ich dachte zurück an die Zeit, als Tsunade mir Begleitschutz verordnet hatte und ich ihn erstmals besser kennen gelernt hatte. Es war seltsam, wie so viele Erinnerungen, die vorher gute waren, plötzlich von so vielem überschattet und verdorben wurden.

Als wäre ich ein komplett anderer Mensch.

Und vielleicht war ich das ja auch, ich konnte mich zumindest nicht daran erinnern, zuvor so zurückhaltend und schweigsam gewesen zu sein.
 

Am zweiten Tag seit unserer Rückkehr wachte Kakashi auf, am vierten wurde er auf eine normale Station verlegt und erst dann erlaubte man Besuch. Naruto und ich hatten natürlich trotzdem versucht ihn vorher zu sehen aber nachdem wir herausgefunden hatten, auf welcher Station er sich befand, sehr schnell gelernt, dass seine Tür verschlossen und von der Stationsschwester gut bewacht war. Selbst mitten in der Nacht.

Die Tatsache, dass Sasuke am Abend seine abschließende Untersuchung gehabt hatte und zu diesem Zeitpunkt packte oder schlief oder was auch immer er tat, bewirkte dass wir uns auch dann nicht sahen und ich war nicht sicher, ob das gut war oder nicht. Tsunade hatte vermutlich mit ihm über den Vorfall gesprochen und dieses Gespräch war gewiss anstrengend gewesen, was Sasuke und mich betraf, so hatten wir uns seitdem jedoch nicht einmal mehr gesehen.

Naruto hatte ihn besucht, er wich mir jedoch konsequent aus, wenn ich in diese Richtung fragte, stattdessen war er ausgesprochen um sein altes Image bemüht und konnte nicht verhehlen wie glücklich er darüber war, am nächsten Tag bereits das Krankenhaus verlassen zu dürfen. Wie sich heraus stellte, durfte auch Sasuke an eben diesem vierten Morgen gehen.

Und so kam es, dass sie beide nicht hier waren, als Tayanaka unerwartet in meinem Zimmer auftauchte.
 

Ich hatte mein Tablett neben mir auf dem Bett liegen und kaute lustlos an einem Apfel, ein Bein angewinkelt und mit dem Blick aus meinem Fenster, völlig gedankenverloren, bis sie mir berichtete, dass Kakashi Besuch empfangen durfte.

Sie hatte noch nicht einmal den Satz beendet, als ich bereits an ihr vorbei fast bis zu den Aufzügen gelaufen war, ehe ich noch einmal zu ihr zurückkehrte um sie zu bitten, auch Sasuke und Naruto zu informieren.

Ich hatte deutlich an Kraft zugelegt und war schneller vor Kakashis Tür als ich mir überlegen konnte, was ich überhaupt sagen wollte, sodass ich einen kurzen Moment verharrte, meine Atmung beruhigte und dann anklopfte, zweimal. Ich hielt die Luft an und lauschte, eine Sekunde, zwei, drei...

Seine gedämpfte Antwort war ein Befreiungsschlag. Ich atmete aus und zwang mich, den Griff angemessen herunterzudrücken, statt in sein Zimmer zu stürzen. Sonnenstrahlen blendeten mich und ich blinzelte und schirmte meine Augen mit einer Hand ab um mich umzuschauen.

Es war ein typisches Einzelzimmer, jedoch mit freundlichen gelben Wänden statt dem kühlen Weiß auf meiner Station. Das Bett stand links an der Wand und darin… „Kakashi.“ Die Erleichterung, die in diesem Wispern mitschwang konnte ihm kaum entgehen.
 

Seine Haare standen getürmt von seinem Kopf ab und fielen ihm vereinzelt ins Gesicht, seine Brust war nur durch Verbände bekleidet, so wie auch sein rechter Unterarm und er war bis zur Hüfte zugedeckt. Sein Sharingan war geschlossen aber sein offenes Auge blickte direkt zu mir, mit derselben ungläubigen Aufmerksamkeit, die mir ins Gesicht geschrieben stehen musste. Meine Beine fühlten sich auf einmal so schwach an, als hätte ich nicht bereits so viel getan um mein Chakra wieder vollends aufzubauen. Ich hielt mich an der Tür fest. Und starrte. Dachte zurück an so viele Dinge, an Mamikos Hütte in der ich ihn wiedergefunden hatte, mehr tot als lebendig, an seinen Blick als ich ihn dort mit ihr und Ari zurückließ. An…

„Sakura.“

Ich gab ein Geräusch von mir, eine Mischung aus ungläubigem Schnauben und einem Lachen und zog einen Stuhl von der Wand an sein Bett. Ich musterte ihn von Nahem, sah die Stoppeln seines nicht mehr ganz Drei-Tage-Barts, die Schatten unter seinen Augen und nickte langsam, ehe ich mich setzte und die Arme verschränkte. Er folgte jeder meiner Bewegungen mit ruhigem Blick.

„Du siehst besser aus.“

„Wie fühlst du dich?“

Wir sprachen zur selben Zeit und brachen ebenso gleichzeitig wieder ab. Ein schmales Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Kami. Wie sehr hatte ich ihn vermisst?
 

Stille legte sich erneut über uns, obwohl wir offenbar beide Fragen hatten, und ich konnte mir nichts einfallen lassen um dagegen an zu steuern. Ich konnte meine Augen nicht von ihm nehmen, konnte nicht aufhören seine Augen abzusuchen, seine Verbände zu mustern, die Schrammen und Schnittwunden, je mehr ich ihnen folgte, desto schlimmer schien mir sein Zustand. Und so unvermittelt hörte ich meine eigene Stimme in meinem Kopf, kalt, berechnend, spielerisch: „Eine alte Gehirnerschütterung. Eine frische Blutvergiftung. Zwei alte Rippenbrüche… Hier…und hier. Du hast einige schlecht verheilte alte Wunden. Deine Symptome haben sich nur nach und nach gezeigt, es muss also tatsächlich einige Monate her sein, dass du die Verletzungen erhalten hast. Aber letztlich hast du offensichtlich viel zu früh wieder angefangen zu trainieren, zu kämpfen, was auch immer du in dieser Zeit getan hast. Dein Körper war noch nicht genesen.“

Ich presste die Lippen zusammen und sah zur Seite, bemüht mich wieder zu fassen.

„Wie geht es dir?“, fragte ich erneut und versuchte dabei gefasst zu klingen, nicht so aufgewühlt, so schuldig wie ich mich fühlte. Er würde das nicht gut heißen. In meinem Kopf vervollständigte ich die Liste weiter: ein gebrochener Unterarm, vergiftet, Tsukyomi…

„Erstaunlich gut.“ Ich sah zurück zu ihm. Er musterte mich sehr genau, immer noch mit dem Hauch eines Lächelns. „Wenn ich nicht hier sein müsste…vermutlich sogar bestens.“

Ich zögerte einen Moment, dann schüttelte ich missbilligend den Kopf. Seine Abneigung für das Krankenhaus war wirklich ausgesprochen groß. Die Tatsache, dass er darüber bereits Witze machen konnte…
 

„Du siehst zwar besser aus aber auch erschöpft.“ Sein Ton war ernster, nachdenklicher.

Ich stockte. „Ich…kann nicht besonders gut schlafen.“, sagte ich dann, mit einem Schulterzucken als wäre das keine große Sache. „Aber du solltest dir darüber am wenigsten Gedanken machen, du bist gerade so davongekommen, Kakashi.“

Wen wollte ich mit diesem Geplänkel belügen? Er würde immer merken, ob ich Dinge verschwieg oder beschönigte.

„Sakura, du…“

Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn und mit einem schwer lesbaren Blick auf mich runzelte er die Stirn. Bevor er sich jedoch entscheiden konnte seinen Besuch wieder wegzuschicken stand ich auf und winkte ab. „Ich bin froh, dich so zu sehen.“ Ich verzog das Gesicht. Nein, nicht so, nicht mit so vielen Verbänden und Verletzungen, nicht so erschöpft und ausgezehrt.

„Ich…“ Welche Worte konnten ausdrücken, was ich empfunden hatte, als er noch im künstlichen Schlaf gelegen hatte?

Ich ließ die Schultern sinken. „Sasuke und Naruto wissen wahrscheinlich schon Bescheid. Sie werden dich bald besuchen kommen und ich…werde auch wieder kommen. Okay?“

Ich wartete nur gerade so sein unwilliges Nicken ab, dann drehte ich mich um und öffnete die Tür im selben Moment, in dem Genma, in Begleitung von zwei anderen Männern, die ich nur vom Sehen kannte, noch einmal im Begriff war zu klopfen. Er ließ die Hand wieder sinken und musterte mich für ein paar Sekunden verblüfft, dann war ich an ihnen vorbei gegangen und folgte dem Gang, zurück zu meiner eigenen Station.
 

Bis zum nächsten Tag hatte ich wirklich viel Zeit über Kakashi nachzudenken.

Naruto kam noch am Abend zuvor vorbei und erzählte mir von seinem Besuch bei ihm und davon, dass er ganz der alte war, unverändert und wirklich auf dem Weg der Besserung. Sasuke dagegen hatte laut Naruto kaum etwas gesagt und Kakashi hatte ebenfalls nicht viel mit ihm gesprochen. Es war eine Schande was aus unserem Team geworden war. Und auch hier konnte ich keinen anderen Grund für die Spannungen zwischen ihm und Sasuke finden als die Tatsache, dass ich sie erst heraufbeschworen hatte.

Am Morgen des fünften Tages im Krankenhaus kam Tayanaka erneut zu mir und ich hatte mit viel gerechnet aber nicht mit dem, was sie mir zu sagen hatte. Sie teilte mir mit, dass Kakashi in der Nacht sein Zimmer verlassen und sich zu meiner Station aufgemacht hatte und dass man ihn gefunden hatte, an eine Wand gelehnt aber mehr in den Knien als aufrecht und mit der festen Absicht, sich noch weiter zu schleppen. Die Schwestern und ein Medic hatten ihn zurück zu seinem Bett gebracht.

Mehr Informationen brauchte ich nicht.
 

Zurück in seinem Zimmer, durch die vielen Wolken schattig und grau, lehnte ich eine Weile einfach nur an seiner Tür und sah ihn an. Er sah nicht mehr so geschwächt aus aber die Tatsache, dass er, Kakashi, es nur mit viel Mühe ein paar Zimmer weiter geschafft hatte, sprach für sich. Dennoch, in seinem Auge war wache Intensität, keine Erschöpfung.

„Ich habe doch gesagt, ich würde wiederkommen.“, sagte ich leise und neigte den Kopf. Er nickte. „Und trotzdem bist du einfach losgezogen, in deiner Verfassung.“

Er räusperte sich gedämpft. „Ich habe gehört, du bist auch nicht gerade in der Verfassung durch Gänge zu laufen.“

Ich musterte ihn und fragte mich, was er damit anklingen lassen wollte. Sein Anblick löste so vieles auf einmal in mir aus, brachte weiterhin so viele Erinnerungen wieder an den Tag. „Das ist etwas anderes. Du kannst unsere Verletzungen nicht im Geringsten vergleichen.“

Diese Worte machten es schwerer ihn anzusehen und schließlich schluckte ich trocken und schaute auf meine Füße. Ich hatte viel über diese Verletzungen nachgedacht. „Ich weiß, was ich getan habe.“, erklärte ich nüchtern und ballte die Hände hinter meinem Rücken zu Fäusten.

Er wartete schweigend, doch als ich nicht weitersprach, fragte er: „Wovon sprichst du?“

Ein trauriges Lächeln hob meine Mundwinkel, aber nur für einen Moment. „Was an dir ist es, das dich so aufopferungsvoll macht? Wie kannst du so uneigennützig sein?“

„Sakura…“
 

„Ich habe deinen Unterarm gebrochen. Dir ins Gesicht geschlagen, dich vergiftet.“ Ich dachte zurück an diese kalte Berechnung, an den Spaß daran, seine Grenzen auszutesten. Es war alles so fremd, überhaupt nicht ich. Und trotzdem hatte ich es getan. Das Schlucken fiel mir schwer. „Ich war kurz davor dich umzubringen und selbst, wenn ich es mit körperlichen Angriffen nicht geschafft hätte, so hätte das Gift den Rest getan.“

„Du…“, sagte er deutlich, „…warst nicht du selbst. Du warst fremdgesteuert, das warst nicht du.“

„Und doch erinnere ich mich daran, wie ich auch andere Dinge nicht vergesse.“

Ich atmete aus.

„Weißt du noch, wie ich dich gefragt habe, ob dir dein Leben so wenig wert sei?“

Als er nicht antwortete, sah ich auf und suchte seinen Blick. Er war so ernst und ich wusste, er wollte diese Diskussion nicht führen, wollte mir wieder einmal versichern, dass es nicht meine Schuld war. Aber darauf wollte ich dieses Mal gar nicht hinaus und er schien es zu spüren, denn er nickte wachsam.

„Du hast zu mir gesagt, es gebe wichtigere Dinge als dein eigenes Leben. Und dass du für ein anderes Leben und so viele andere nicht anders könntest, als dich zu opfern.“

„Ich habe nicht…“

„So selbstlos.“ Ich senkte langsam den Blick, versunken in die so lebhafte Erinnerung.
 

Dann hob ich ruckartig den Kopf und fixierte ihn erneut. „‘Es ist nicht deine Schuld. Du kannst nichts dafür, niemand hätte sich gegen dieses Jutsu wehren können.‘“ Seine eigenen Worte, über meine Lippen gesprochen, klangen beißend.

„Du hast einfach nur da gelegen…!“ Ohne meine Kontrolle, verriet meine Stimme den Schmerz und sie klang so verzweifelt wie ich mich angesichts so viel Ungerechtigkeit und so vieler Dinge außerhalb meiner Macht fühlte. „Und die Augen geschlossen!“

Mit einem dumpfen Laut ließ ich den Kopf nach hinten gegen die Tür fallen und sah aus halb geschlossenen Augen zur Decke, das Bild meiner grausamen Hände vor meinem inneren Auge. „Gegen alles, was du uns je gelehrt hast.“, flüsterte ich erschöpft. „Die Augen schließen und einfach darauf hoffen, dass das Unmögliche geschieht…? Wie konntest du so leichtsinnig sein, Kakashi. Du hättest mich überwältigen sollen, als noch die Zeit dazu war!“
 

Unsere Blicke trafen sich und dieses Mal schien Kakashi nicht mehr so unbeteiligt und nicht mehr gewillt, mich haltlos weiterreden zu lassen. Sein Auge funkelte. „Und Itachi, Sakura? Mein Arm war gebrochen, ich war vergiftet… Und ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zweimal versucht, dich außer Gefecht zu setzen. Ich hatte keinen Erfolg damit, vergiss nicht dass du zusätzlich zu deiner eigenen Stärke einen erheblichen Vorteil durch das Jutsu und Itachis Unterstützung hattest. Ich hatte keinerlei andere Optionen.“

Heißer Zorn machte meine Worte bitter. „Und woran lag das? Wer hat dich bei Mamiko zurückgelassen und dazu veranlasst viel zu früh wieder zu kämpfen? Nicht auszuheilen?“

Sein Blick verdunkelte sich.

„Und tu nicht so, als ob du gegen mich keine Chance gehabt hättest. Du hast gezögert um mich nicht zu verletzen. Mehrmals. Und ich…“ Mit einem frustrierten Laut fuhr ich mir durch die Haare und ließ sie dann rastlos wieder fallen. Ich wusste nicht mehr, was ich mit all dem bezweckte und konnte mich doch nicht bremsen. „…ich halte das nicht gegen dich, ich…hätte nichts anderes getan. Aber du musst es doch besser wissen. Du bist so erfahren. Alles hing an dir, wenn du nicht…“

Er unterbrach mich mit fester Stimme, nahezu ungehalten. „Meine Erfahrung, Sakura, ist es, die mich so handeln ließ. Ich hätte nicht getan, was ich getan habe, wenn ich nicht davon überzeugt gewesen wäre. Ich halte meine Entscheidung für die einzig richtige.“

„Du meinst, er hätte mir nichts getan. Auch wenn er dich selbst…vernichtet hätte. Du wolltest mein Leben um jeden Preis retten. Und hast dein eigenes völlig außer Acht gelassen.“
 

„Kannst du mir das wirklich verübeln, Sakura? Wer sich nicht an die Regeln hält ist Abschaum. Aber…“

„…wer seine Freunde im Stich lässt ist noch viel schlimmer als Abschaum.“ Ich musterte ihn einen langen Moment. „Manchmal sind es die Regeln, die mehr Priorität haben.“

„Wer entscheidet darüber?“

Ich schüttelte den Kopf. „Du hattest so viel Vertrauen in mich. Und es hätte jederzeit schief gehen können. Sieh dich an. Das alles hast du durchleiden müssen wegen mir.“

Seine Augenbrauen senkten sich unheilvoll. „Das war meine Entscheidung, Sakura, meine Entscheidung und alle Umstände, die damit verbunden waren, über die wir keine Kontrolle haben. Du kannst nicht alle Konsequenzen beständig auf deinen Schultern austragen, wir sind ein Team. Jeder von uns hätte so für die anderen gehandelt. Und ich würde es wieder tun.“

Das brachte das Fass zum Überlaufen. „Wie kannst du so etwas sagen, wie konntest du, wenn ich dich so kalt und berechnend auf deinen Tod warten ließ? Was stimmt nicht mit dir, Kakashi?!“ Nein. Viel mehr, was stimmte nicht mit mir?

Ich atmete schwer und war mir vage bewusst, dass ich mittlerweile völlig hysterisch wirken musste. Aber ich konnte nicht damit aufhören.

„Niemand ist perfekt, Sakura.“

„Du bist es. Der Retter in der Not. Der aufopferungsvolle Samariter.“ Die Worte schmeckten so bitter wie Galle und ich konnte selbst kaum glauben, dass ich sie sagte.

Kakashi schaute mich an, abwägend und schließlich glaubte ich so etwas wie Mitleid darin zu sehen. Ich drehte mich zur Tür, bereit sie zu öffnen und sein Zimmer zu verlassen.
 

„Alles was du jetzt gesagt hast, hast du nur gesagt, weil du verletzt bist.“

Ich hielt mit der Hand auf dem Türgriff inne und schnaubte ungläubig.

„Sicher. Weil ich verletzt bin.“ Über die Schulter fing ich seinen Blick. „Wenn jemand verletzt ist, dann sind es Sasuke und Naruto…und du. Aber nicht ich.“

Ich öffnete die Tür.

„Nicht ich.“
 

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3)
 

Als zwei Tage später die Tür hinter uns ins Schloss fiel und der vertraute Geruch meines Zuhauses mich umhüllte, schnürte sich unmittelbar mein Hals zu und heiße Tränen drohten überzulaufen – sie waren nicht ganz unerwartet, in ihrer Intensität jedoch überraschend. Ich blinzelte sie angestrengt weg und versuchte, ruhig zu atmen, ein Lächeln für meine Eltern aufzusetzen und bekam eine Grimasse zustande aber immerhin ließen sich die Tränen unterdrücken.

Sie beide verschwanden lächelnd in der Küche, mit der Absicht ein Willkommensessen nur für uns drei zu zaubern und ich nahm meine Tasche mit den wenigen Habseligkeiten und machte mich auf den Weg nach oben, jede Treppenstufe eine Erinnerung an Normalität und Alltag, die ein Leben lang her zu sein schienen.
 

Vor der Tür zu meinem Zimmer verharrte ich, lauschte der Ruhe des schattigen Flurs und stellte die Tasche ab, dann legte ich eine Hand auf den abgenutzten Türknauf und öffnete sie mit einem leisen Knarren. Sonnenlicht flutete den Raum und blendete mich für einen Moment und ich hob eine Hand um die Augen abzuschirmen, ehe sie sich daran gewöhnten.

Ich ließ meinen Blick einmal über den Raum schweifen und kam schnell zu der Erkenntnis: Es war nichts verändert, alles genau wie zuvor. Ich machte ein paar zaghafte Schritte über die Schwelle, fuhr mit einer Hand über meine staubige Kommode und erhaschte mein Abbild im Spiegel darüber, mit großen glitzernden Augen und dünnen Armen. Geschlagen ließ ich sie beide fallen und blickte zurück in die Augen dieser dürren Fremden, die wirkte, als ob sie bei dem kleinsten Geräusch schreckhaft wie ein Reh auf und davon rennen würde.

Sie war blass, hatte dunkle Augenringe und musterte mich argwöhnisch, misstrauisch. Vorsichtig hob ich eine Hand und näherte sie ihr, bis unsere Hände aufeinander lagen, mit nichts weiter als der glatten, kühlen Fläche des Spiegels zwischen uns. „Was ist nur aus dir geworden?“, fragte sie mich und ich zuckte mit den Schultern.

Wenn ich die Antwort dafür gehabt hätte – es hätte mich sicher nicht glücklicher gemacht.
 

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Die Nächte waren immer schlimmer als die Tage, nachts schien alles wie ihr dunkles, düsteres Spiegelbild.

Nachts kamen die Geister. Und diese Nacht war nur eine von vielen schlaflosen Nächten.

Ich saß am offenen Fenster, in meiner Fensterbank, ein Bein angewinkelt, das andere herunter baumelnd und sah zur Decke, verfolgte die Linien der Leuchtsterne, die Ino und ich vor wenigen Tagen bei einer ihrer vielfältigen, engagierten Ablenkungsaktionen gekauft hatten. Mit den Worten „Verlässlich gegen Albträume.“ hatte sie mir das Päckchen in die Hände gedrückt und dann persönlich bezeugt, dass ich sie auch wirklich aufklebte. Bei so wenig Schlaf wie bisher konnte ich ihre Wirkung noch nicht wirklich bestätigen aber schön sahen sie tatsächlich aus, friedlich, wie in einem Kinderzimmer, dessen Bewohner noch keine wirklichen Ängste oder Sorgen kennengelernt hatte.

Das Fenster blieb nur so lange offen, wie ich wach war, aber abgesehen davon, dass ich ohnehin nicht schlief war dieser Spätherbst noch einmal erstaunlich warm geworden und irgendwo draußen zirpten ganze Chöre von Grillen.
 

In dieser Zeit, in der meine Eltern vermutlich bereits seit einer Weile schliefen und das Haus völlig still und dunkel war, gab es nur selten Stunden, zu denen es mir auch so ruhig vorkam, fast wie früher, als die größten Sorgen in meinem Kopf sich um lächerliche Streitereien, noch nicht komplett beherrschte Operationstechniken oder Freunde auf Missionen gedreht hatten. Meistens jedoch drängten sich mir andere Bilder auf, von denen ich auch heute Nacht nicht vollends loskommen konnte. Ich zog es vor die Sterne zu betrachten und mich den Erinnerungen in wachem Zustand zu stellen, als im Traum, in dem alles viel ungefilterter, dichter und verdrehter war. Ich hatte sie schon oft gezählt, mangels besserer Alternativen um die Nacht zu verbringen und einmal den Fehler gemacht, Ino davon zu erzählen, was sie gleich dazu bewogen hatte, noch einmal eine volle Packung zu kaufen und meine komplette Zimmerdecke damit zu tapezieren.

Heute Nacht zählte ich sie nicht, ließ meinen Blick einfach darüber schweifen und versuchte mir vorzustellen, ich sei nicht hier, in diesem erinnerungsschweren Zimmer, sondern irgendwo draußen, auf einer Wiese, unter freiem Sternenhimmel, mit einem warmen Sommerwind, der die Gräser wiegt, und keinerlei Sorgen außer der Frage nach meinem Outfit für ein Date oder dem Gedanken daran, dass ich noch eine ganze Weile für ein neues Jutsu brauchen würde.
 

Es funktionierte nicht wirklich, stattdessen schweifte mein Blick ab, über die dunklen Schatten in meinem Zimmer und damit drängte sich, unvermittelt, auch die Erinnerung an eine andere Nacht wieder auf, einen von denen, gegen die ich mich ununterbrochen wehren musste – was genau hier nahezu unmöglich war. Ich kämpfte damit, sie nicht die Oberhand gewinnen zu lassen aber die Bilder kamen trotzdem, bruchstückhaft blitzten sie vor meinem inneren Auge wieder auf.

Kakashi und seine flache Atmung, so viel Blut. Der Gedanke, nichts mehr für ihn tun zu können, mein Zimmer verlassen zu müssen, wie eine willenlose Gefangene, im Glauben niemals wieder zu kehren.

Und um mich herum schlief Konoha, völlig ahnungslos.

Ich schlang meine Arme um mich und fröstelte, schüttelte den Kopf und atmete zweimal tief durch, kniff die Augen zusammen, nur um sie wieder zu öffnen als es dadurch noch schlimmer wurde.
 

Ich suchte am Fensterrahmen nach Halt, sträubte mich dagegen, noch einmal zu sehen, wie…Itachi mich hindurch gezogen und mit sich gerissen hatte. Wie ich mich umgedreht und noch einmal in Kakashis Augen gesehen hatte.

Meine Brust krampfte sich zusammen, wurde zu eng um genug Luft zu holen und für einige grausame Sekunden war ich so orientierungslos, dass die Dunkelheit ihr übriges tat und Gegenwart und Erinnerung miteinander vermischte. Ich klammerte mich fester an den Rahmen, lauschte meinem pochenden Herzen und wartete, blinzelte einmal, zweimal. Atme. Atme…

Ich gab einen gepressten Laut von mir und umklammerte mit der freien Hand meine Brust, krümmte mich zusammen, zog die Beine an. Atme.

Das alles lag so viele Wochen zurück und trotzdem suchten mich diese Erinnerungen, an die ich niemals wieder denken, geschweige denn die ich jemals wieder durchleben wollte, heim.

Ein paar Minuten vergingen so, drei, vielleicht vier, dann verblassten die Bilder wieder und zurück blieb mein dunkles, stilles Zimmer.

Mit einem tiefen Luftholen zwang ich mich aufzustehen, suchte auf wackligen Beinen nach einem Stück Papier und einem Stift und kritzelte mit wenigen Worten eine Nachricht für meine Eltern: Keine Sorge, nur ein Spaziergang, bin bald zurück. Ich schlüpfte in eine längere Strickjacke und meine Sandalen, schnallte mein Holster und den Waffengürtel um, dann stellte ich mich auf mein Fensterbrett und, mit einem weiteren tiefen Luftholen, lief an der Hauswand nach oben aufs Dach und von dort zum nächsten und zum nächsten und zum nächsten.
 

Die stehende Luft in meinem Zimmer wich einem lauen Hauch und durch mein schnelles Rennen peitschte mir der Wind die Haare aus dem Gesicht. Ich trug nicht mehr als kurze Shorts, ein Top und die Jacke aber es war nicht kalt – es war gerade richtig um mich wieder aufzuwecken.

Eine Weile jagte ich so über die Dächer, ohne Ziel, bis ich schließlich langsamer wurde, stehenblieb und den Anblick aufnahm, den ich von hier über das Dorf hatte. Nachdenklich setzte ich mich an eine Dachkante, ließ die Beine darüber baumeln und betrachtete meine von Ino lackierten Zehennägel. Ein dunkles Rot, wie das von reifen Kirschen. Ihre hatte ich in einem zarten Rosa lackiert aber sie sahen nur halb so gut aus wie meine. Es sprach sicherlich für ihre Freundschaftsqualitäten, dass sie die Zähne zusammengebissen und das Ergebnis so hingenommen hatte.

Ein kurzer Blick nach oben zeigte mir nur hier und da ein paar Sterne und keinen Mond, denn der Himmel war voller tief hängender Wolken. Der grobe Stein der Dachkante grub sich in meine blanken Beine und ich verlagerte beide Hände hinter mich um mich darauf abzustützen.

Mein Kopf war wieder klar, die Geister fürs Erste gebannt aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie es so weiter gehen, wie es jemals besser werden sollte, geschweige denn wie ich jemals wieder schlafen sollte.

Und auch wenn ich im Moment ziemlich ruhig war, so war ich doch nicht entspannt, denn gerade in der Nacht war jeder Schatten und jedes Geräusch mein Feind geworden, ein Jäger der alten Erlebnisse, die mich immerzu verfolgten.

Wann hatte ich zuletzt einfach auf einem Dach sitzen und die Sterne beobachten können, ohne bei der kleinsten Veränderung zusammenzuzucken?
 

Als hätte ich es heraufbeschworen spürte ich in diesem Moment ein nahendes Chakra. Um mich herum schliefen alle Bewohner aber dieses bewegte sich unter mir, noch ein paar Straßen entfernt.

Augenblicklich und instinktiv saß ich aufrecht und beobachtete alarmiert die hier und da noch beleuchtete Straße vor mir, auf der einen Seite beinah sicher, dass dies keine Gefahr war, auf der anderen an einen anderen nächtlichen Besucher Konohas erinnert, der die Wachen so einfach überwunden hatte, als wären sie nicht dort gewesen.

Aber er ist tot. Er kommt nicht zurück.

Das Chakra kam näher und zu meinem eigenen Erstaunen…erkannte ich es. Ich zog meinen Kopf zurück, wieder mit pochendem Herzen und kaute auf meiner Unterlippe, nicht mehr besorgt aber dafür unentschlossen. Nur hatte ich jetzt ohnehin keine Wahl mehr, ich hatte ihn bemerkt und dasselbe galt für seine Wahrnehmung von mir.
 

4)
 

Als ich ihn um die Ecke biegen sah, stand ich auf, machte ein paar Schritte zurück, versuchte mein dummes Herz zu beruhigen und strich mir einige verirrte Haare aus dem Gesicht.

Er folgte mir, als hätten wir uns abgesprochen, und erschien nur ein Blinzeln später am Rand des Daches, an dem ich eben noch gesessen hatte, lautlos wie die Nacht selbst und ebenso dunkel. Auf den ersten Blick sah er deshalb aus wie immer, seine Kleidung, seine Handschuhe, sein Hitai-ate… Er hielt etwas dunkles, kleines in der rechten Hand, die linke hob er zu einem trägen Winken.

„Kakashi.“

„Der einzig wahre.“

In einem Haus zwei Dächer weiter machte jemand das Licht an und es drang genug davon herüber, dass ich sehen konnte, dass er seine Maske herabgezogen hatte. Und hier und da bildete ich mir ein, noch Kratzer oder frische Narben sehen zu können, wenn ich auch ziemlich sicher war, dass ich dies nur tat, weil ich wusste wo sie sich befanden.

„Du kannst nicht schlafen?“ Er sagte es beiläufig, so entspannt als würde es ihn gar nicht wirklich interessieren, mit der ihm so eigenen Heiterkeit in der Stimme.

Aber die Umstände, weshalb ich hier war, machten mich leicht reizbar. „Selbst wenn.“

Ich hob defensiv beide Arme und verschränkte sie vor der Brust. Er verstand die Geste. Aber das hatte ihn noch nie davon abgehalten zu sagen, was er sagen wollte.
 

Er hob die Hand mit dem Gegenstand und schwenkte sie kurz. Ich kniff die Augen zusammen um zu erkennen was es war.

Eine Taschenlampe?

Mein irritierter Blick statt einer höflichen Frage schien ihm auszureichen, um zu erklären, immer noch nahezu unbehelligt. „Ich war auf dem Weg zu dir.“

Das hatte ich von allen Dingen am wenigsten erwartet. Und wozu die Taschenlampe? Wie auch immer.

Ich schluckte und bemühte mich um eine feste, unbeeinflusste Stimme. „Du hast mich gefunden.“

Trotz dieses nahezu gleichgültigen Tonfalls, ließ ich ihn nicht aus den Augen. Naruto hatte mir berichtet, dass er gestern entlassen worden war aber deshalb war ich noch lange nicht überzeugt davon, dass sein Zustand sich in dieser kurzen Zeit so weit gebessert haben sollte. Und die herabgezogene Maske? War das nicht ein Zeichen dafür, dass er noch immer nicht besonders gut atmen konnte? Doch wie sollte ich das wirklich beurteilen können?

Wir hatten uns seit meinem Besuch bei ihm nicht mehr gesehen. Zwei Tage später war ich entlassen worden und seitdem war fast eine Woche vergangen. Ich war seit sechs Tagen wieder Zuhause. Und jetzt stand er hier und ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Als ich ihm all diese Dinge an den Kopf geworfen hatte, hatte ich reichlich Worte gehabt um mich auszudrücken aber jetzt…
 

„Du siehst besser aus – und schlechter, wenn das zur selben Zeit möglich ist. Zumindest aber besser als vor zwei Wochen auf dem Schlachtfeld.“ Er war etwas dichter herangeschlendert, katzengleich und damit in keiner Weise auffällig, kein Hinken, keine Schonhaltung.

„Du willst nicht wirklich jetzt darüber sprechen, oder?“, erwiderte ich leise und knirschte mit den Zähnen.

Er zuckte mit einer Schulter. „Ganz wie du möchtest.“

Einen Moment legte sich Stille über uns, Stille, in der er entspannt eine Hand in der Tasche vergrub und mit der anderen die Taschenlampe um einen Finger wirbeln ließ, Stille, in der ich übergewahr war, dass er mich ansah und das ziemlich genau.

Ich atmete aus. „Was machst du hier, Kakashi?“

Im Licht des Hauses hinter uns glitzerte sein Auge hintergründig. „Sieh mal, Sakura, ich rätsele da an etwas und ich bin mir immer noch nicht sicher, was die Lösung ist. Normalerweise ist es Indiz genug, dass du mich nicht gefragt hast, nach zwei Wochen Krankenhaus wohlgemerkt, wie es mir geht, so wie ich es höflicherweise bei dir bereits getan habe.“ Unvermittelt wurde das Licht wieder ausgeschaltet und Kakashis Umrisse hüllten ihn erneut in Dunkelheit. Er sprach unbeirrt weiter, die ganze Zeit mit einer langsamen, amüsierten Gelassenheit in seiner Stimme. „Die Botschaft ist deutlich. Aber ich weiß, dass du danach nicht fragen musst, Sakura, und wenn die Tatsache, dass du mich die ganze Zeit beobachtest als ob du nur darauf warten würdest, dass ich jeden Moment zusammenbreche, ein Anzeichen dafür ist, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege…nun dann…warum so feindselig, Sakura?“
 

„Feindselig?“, wiederholte ich gedehnt. „Das ist nicht feindselig, Kakashi. Das ist das Resultat eines Gesprächs, bei dem du scheinbar gern so tun würdest, als hätte es nie stattgefunden.“

„Ah. Dieses Gespräch.“

Jetzt hätte ich viel dafür gegeben ihn zu sehen aber die Dunkelheit konnte mich nicht einmal etwas erahnen lassen. Ich festigte meine verschränkten Arme. „Du bist hier, weil du die Sache bereinigen, vergeben und vergessen willst.“

„Wer hat gesagt, dass ich dir vergebe?“ Er stand unvermittelt viel dichter als zuvor, sein Schatten war nur zwei Schritte von mir entfernt. Und zugegebenermaßen hatte er mich damit auf dem falschen Fuß erwischt.

So sehr ich den Kern dieser Worte gemeint hatte, so hatte ich doch nicht wirklich darüber nachgedacht, ob er sie mir möglicherweise nicht verzeihen würde. Ich hatte mich vielmehr gefragt, wie wir danach zueinander stehen würden, ob wir überhaupt noch etwas von unserer früheren Beziehung erhalten würden können…

Aber – es war nichts geklärt – all das was wir zuvor gemeinsam erlebt hatten, die Nächte, die wir im selben Zimmer geschlafen hatten, im selben Zelt, jeder Kuss…all das war zuvor gewesen. Und jetzt war alles anders, nicht nur durch diese Dinge, die ich ihm entgegen geschleudert hatte. Ich hatte keinerlei Veranlassung so viel in alles hineinzuinterpretieren. Wir waren nicht mehr dieselben. Ich war es nicht. Überhaupt erschien mir alles seltsam weit weg, wie ein Traum, dieses Mal ein guter, aber nichtsdestotrotz eine schöne Erinnerung, die nie wirklich eine Chance gehabt hatte.
 

„Ich habe nicht vor, dich wie ein rohes Ei zu behandeln, Sakura.“ Er hatte die Stimme gesenkt, sie klang tiefer, rauer und ich blinzelte, noch versunken in meine Gedanken. „Als du an diesem Tag zu mir gekommen bist, waren wir gerade vier Tage zurück und niemand kann behaupten in dieser Zeit bereits alles verarbeitet und einen klaren Kopf bekommen zu haben.“ Dass ich ihn kaum sehen konnte, ärgerte mich, vor allem bei solchen Worten. „Du warst verletzt und wütend und von Selbstvorwürfen geradezu zerfressen. Entschuldige also, wenn ich auf dieses Gespräch nichts gebe.“

Das gab den Ausschlag. „Du warst erst seit zwei Tagen wach. Immer noch so verletzt, gerade so wieder bei Bewusstsein. Ich bin eine Medic-Nin, ich wusste darum. Und habe es dir trotzdem gesagt. Und die Tatsache, dass du nichts darauf gibst scheint nur zu zeigen, dass ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt habe.“

Ich hörte ihn leise fluchen. „Würdest du endlich damit aufhören, mich wie einen alten, gebrechlichen Mann darzustellen?“

„Würdest du verdammt nochmal dasselbe bei mir tun?“

Zielsicherer als ich es gedacht hätte, griff ich in der Dunkelheit nach seiner Hand und legte sie auf mein Herz. Die Art und Weise, wie er plötzlich völlig regungslos wurde, machte mich stutzig aber nicht genug um die Wut zu unterdrücken. „Es schlägt. Ich lebe, ich bin gesund. Warum also tust du so, als ob du etwas anderes erwartet hättest?“
 

Ob der Bewohner des Hauses hinter uns etwas vergessen hatte oder nur nicht schlafen konnte, auf jeden Fall machte er das Licht wieder an und mit der herabgezogenen Maske war die Andeutung eines Lächelns auf Kakashis Lippen damit so deutlich zu sehen wie bei einem gewöhnlichen Menschen bei Tag. „Vielleicht bin ich etwas verwundert, weil es so schnell schlägt?“

Meine Augenbrauen senkten sich unheilvoll.

Das Lächeln wurde breiter, ehe er nachdenklich die Stirn runzelte, mit dem Blick auf seiner Hand – und damit auf meiner und meinem nicht unbedingt hochgeschlossenen Ausschnitt. „Ich habe nicht gewusst, dass du deine Berührungsängste bereits verwunden hast.“

Ich ließ meine und seine Hand fallen, als hätte ich mich verbrannt. „Was…?“

„Du weißt wovon ich spreche. Tu nicht so überrascht, Sakura.“

Ich suchte nach Worten. „Aber wer…?“

„Es braucht kein Genie um zu wissen, dass man nach einer Mission und Erfahrungen wie diesen gewisse Narben zurückbehält. Nicht nur, wenn man noch so jung wie du ist.“

Ich war fassungslos. Wer wusste sonst noch davon? War ich jetzt für ganz Konoha die traumatisierte Kunoichi, die die Vergangenheit nicht hinter sich lassen konnte?
 

„Sakura. Warum gestehst du dir nicht das Recht ein, zu heilen? Nach Monaten traumatischster Erfahrungen…es braucht Zeit. Phasen der Trauer und der Wut. Beschuldigungen. Selbstverachtung. Das alles gehört dazu.“

„Erzähl du mir nicht, was dazu gehört und was nicht!“, hörte ich mich selbst fauchen, bevor ich mich stoppen konnte. Wenn jemand mir diese Dinge sagen durfte, dann er, oder? Er hatte bereits genug traumatische Erinnerungen. Ich hätte die Worte am liebsten zurückgenommen. „Kakashi…“, begann ich leise aber er schnitt mich ab.

„Mach dir keine Sorgen. Wer will gute Ratschläge hören, wenn er das Gefühl hat, dass nichts hilft?“ Es klang durch und durch verständnisvoll, nicht bitter aber ich musste mich trotzdem erklären.

„Es können noch so viele Menschen nett zu mir sein, ich kann nicht verhindern, dass ich misstrauisch bin, schreckhaft und launisch und dass ich mich nicht gern…“ anfassen lasse. „Du kennst dich damit aus, du verstehst es. Aber du hättest niemals so mit mir gesprochen. Du…“

„Beneidest du mich tatsächlich um die Erfahrung mit diesen Dingen, Sakura?“ So sanft wie er es sagte, mit dem Hauch eines Lächelns in der Stimme, schämte ich mich unglaublich dafür, so unsensibel gewesen zu sein. Wie oft hatte er selbst heilen müssen? Wie oft mochte er daran gescheitert sein?
 

Die Luft war abgekühlt und umso mehr konnte ich seine Körperwärme spüren, so dicht wie er noch immer vor mir stand. Das Verlangen mich in seine Arme zu lehnen war unvermittelt da und so unerwartet, dass ich selbst erschrak. Ich hatte seit Monaten nicht mehr so gefühlt. Aber er hatte mich nicht mehr so behandelt, seit wir von der Mission zurück waren. Nicht mehr, seit ich ihn vor so vielen Wochen bei Mamiko und Ari gelassen hatte, um nach Sasuke und Naruto und schussendlich Itachi zu suchen.

Für eine Weile schwiegen wir und ich fühlte mich so unerreichbar weit weg von ihm, obwohl uns nur Zentimeter trennten. Ich hatte diese Gespräche vermisst und Kami, ich hatte ihn vermisst, so eine lange Zeit. Ich hatte geglaubt ihn verloren zu haben und diese Erinnerung gehörten zu den schlimmsten, die ich hatte. Und ich hatte wahrlich genug davon.
 

Um mich zu fassen und seine Worte, sein Verhalten zu verstehen, machte ich ein paar Schritt zum Rand des Daches, ließ den lauen Wind durch meine Haare wehen und atmete, genoss für ein paar wertvolle Sekunden das Gefühl in dieser Dunkelheit zu sein und mich dabei - durch seine Anwesenheit - ganz anders als nur Minuten zuvor, so sicher zu fühlen, wie seit langem nicht mehr.

Dann warf ich einen Blick über die Schulter und stellte fest, dass sein Schatten mir zugewandt war und er mich ziemlich wahrscheinlich erneut beobachtete. Mit einem Nicken neben mich, schob ich ein paar verirrte Strähnen hinter mein Ohr, zog die Strickjacke enger um mich und setzte mich erneut an den Dachrand. Er folgte meiner unausgesprochenen Bitte lautlos und tat es mir nach.

„Weißt du, ich hätte es nicht gedacht aber du hast dich tatsächlich unglaublich schnell erholt.“

Ich hörte ihn leise lachen und spürte ein altes, vertrautes Kribbeln im Bauch, wieder unerwartet aber willkommen. „Die Haarfarbe täuscht.“

Das brachte auch mich zum Lächeln und ich knuffte ihn in die Seite.
 

Eine Weile saßen wir dort und betrachteten das schlafende Dorf, dann erinnerte ich mich an etwas und drehte den Kopf zu ihm. „Also, wofür war die Taschenlampe?“

Er schüttelte den Kopf, belustigt, irritiert? „Es ist mitten in der Nacht wie du vielleicht bemerkt hast.“ Ich schnalzte ungeduldig mit der Zunge. „Mit der Taschenlampe hätte ich geheime Morsekode an deine Zimmerdecke geworfen um dich zu wecken.“

„Was ist das für eine blöde Ausrede, du…“

Ich stockte, als sich die Teile zusammenfügten. Normalerweise gab Kakashi nichts darauf, höflich zu klingeln, für gewöhnlich tauchte er einfach im Fenster auf, ob man schlief oder las oder gerade in Stimmung war, nackt durchs Haus zu laufen...

Aber dieses Mal…hatte er sich die Mühe machen wollen, mich erst zu wecken oder zumindest ans Fenster zu bekommen, um mich nicht zu Tode zu erschrecken?

„Wie ich vielleicht schon erwähnt habe… Ich kenne die Nächte, in denen man hinter jedem Schatten eine neue Erinnerung an tragische Erlebnisse findet. Und ich habe bereits öfter die Erfahrung gemacht, in solchen Nächten von sogenannten Freunden auf meinem Fensterbrett überrascht zu werden.“ Kakashi war ein Meister darin, seine Absichten zu verschleiern aber heute war ich mir ziemlich sicher, dass hinter dieser nahezu immer präsenten Maske und all den Eigenarten einer der fürsorglichsten Menschen der Welt steckte.
 

Umso mehr verwirrte mich das Zucken um seinen Mundwinkel.

„Ich wollte kein Risiko eingehen, wo ich doch meine eigene Reaktion auf Genmas Überraschungsbesuch noch gut in Erinnerung habe. Angesichts deines…physischen Temperaments habe ich Überlebensvorkehrungen getroffen.“

Ich schnaubte missbilligend und verdrehte die Augen. Aber gleichzeitig bewunderte ich, wie er meine so nervenzerrüttete Verfassung, meine Paranoia in Worte fassen konnte, die mir das Gefühl gaben, nicht völlig allein damit oder zu schwach, um sie allein zu überwinden, zu sein. Und ohne es zu planen, völlig unschuldig, legte ich meinen Kopf auf seine Schulter, so entspannt in seiner Nähe, dass es mir selbst erst auffiel, als er seinen Arm um meine Schulter legte und meinem Kopf damit die perfekte Ablage schuf.

Für ein paar Sekunden dachte ich darüber nach.

Dann entspannte sich mein Körper und ich machte es mir bequemer.

„Also, was hast du gemacht, seit du entlassen wurdest?“, fragte er beiläufig und ich schloss die Augen.

„Ich darf noch nicht wieder trainieren oder im Krankenhaus arbeiten. Was glaubst du, also?“ Daran wollte ich gar nicht denken, tagsüber war dieses verordnete Nichtstun schon quälend genug. „Die meiste Zeit habe ich damit verbracht, mein schlechtes Gewissen wegen dir und wegen meiner Eltern und Sasuke zu verdrängen. Und in der restlichen habe ich mich von Ino zu zahlreichen Ablenkaktionen schleppen lassen.“

Seine Hand drückte mich etwas fester. „Kein schlechtes Gewissen wegen mir mehr, okay?“

Ich öffnete die Augen und sah, dass er den Kopf zu mir gedreht hatte. „Wir werden sehen, schätze ich.“, verkündete ich dann mit einem vielsagenden Grinsen. Er schüttelte den Kopf und blickte wieder nach vorn.
 

So ging es noch eine Weile weiter, er fragte nach meinen Eltern und wie sie alles aufgenommen hatten und er fragte auch nach dem Fluchmal aber er hielt es kurz und wollte nur wissen, ob es irgendwelche Veränderungen gegeben hätte. Die meiste Zeit trug ich seitdem längere Ärmel, sodass ich selbst es nur dann ansah, wenn ich es notgedrungen musste aber als ich zuletzt nachgesehen hatte…hatte es genau wie am ersten Tag ausgesehen.

Auch wenn das sicher nicht seine Absicht gewesen war, schien es mir als ob die Geister wieder näher gerückt waren, aufgescheucht und erneut darauf aus, mich mit der Vergangenheit zu erdrücken. Der Wind frischte auf, scheuchte die dunklen Wolken unruhig über den Himmel und wehte mir, selbst geborgen an Kakashis Schlüsselbein, meine Haare ins Gesicht. Ich hätte gern geschrien, vor Ungerechtigkeit und vor Wut über meine eigene Unfähigkeit, diese Mission zu überwinden, wieder ich selbst zu sein aber es hatte schon bei meinen bisherigen Versuchen nichts geändert.
 

Ein paar Tropfen fielen auf meine Ärmel und hinterließen dunkle Spuren, als ein leichter Nieselregen einsetzte. Es brauchte nicht lange und meine Haare klebten an meiner Stirn. Kakashi bewegte sich.

„Sakura.“, begann er mit einem sanften Drängen in der Stimme. „Wir können nicht hier bleiben. Wir werden komplett durchnässt.“ Ich zog die Jacke enger und starrte auf meine Füße. Er streckte seine freie Hand aus und hob mein Kinn damit an. „Lass mich dich nach Hause bringen, okay?“

Allein der Gedanke – ich machte mich los, sowohl mein Kinn als auch meine Schulter und schüttelte heftig den Kopf. Ich spürte seinen Blick auf mir, ruhig, als er auf die Erklärung wartete. „Ich kann nicht nach Hause zurück gehen.“, sagte ich bitter, kaum hörbar für meine eigenen Ohren und realisierte erst dann selbst, wie zutreffend das war.

Ich erwartete, dass Kakashi zumindest nach dem Grund fragen würde, was sicher naheliegend gewesen wäre aber das tat er nicht. Stattdessen handelte er wieder völlig unvorhergesehen, streckte eine Hand aus und hielt sie mir auffordernd hin. Ich sah auf, verständnislos. „Dann komm mit zu mir.“

Ich hielt seinen Blick, wog ab. Und obgleich mich dieser Vorschlag vermutlich viel unentschlossener hätte machen müssen…in diesem Moment war meine Entscheidung vollkommen klar. Ich griff nach seiner Hand, ließ mich von ihm hochziehen, so kraftvoll als wöge ich nicht mehr als eine Feder und nickte. „Okay.“
 

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Also. Jetzt fehlt nur noch der Kakashi-Epilog. Naja und Sasukes Teil. Ach, wie habe ich es vermisst mal wieder ein Kapitel hochzuladen! :)

Bis dahin, ihr Lieben!

PinkLady18 <3

15.09.2011

Gruselig. Heute ist es genau ein Jahr her, dass ich das letzte Kapitel hochgeladen habe. Und das ohne, dass es mir bis gerade eben klar war. Naja. Ein neuer Anfang, stoßt doch mit mir an, auf schnellere und regelmäßigere zukünftige Updates! :)

79 "Wie ein Schatten" - Sasukes Kapitel

Liebe Leser/-innen!

Ich hoffe, ihr kommt in den Genuss dieses fantastischen Wetters und findet zwischendurch etwas Zeit, um bei Interesse dieses Kapitel, Sasukes vorletztes Update, zu lesen. Nur als kleine Anmerkung, alles, was jetzt noch fehlt, ist Sasukes Epilog. Dann ist DTDWG tatsächlich abgeschlossen.

Die Geschichte ist jetzt schon ziemlich alt und das, sowie wandelnde Interessen oder kein Gefallen mehr an ihr, sind sicherlich verantwortlich dafür, dass wenige Leser kommentieren. Dennoch würde ich wirklich gern von euch übrig gebliebenen treuen Seelen und euch neuen Lesern hören, allein schon um der alten Zeiten willen. Wie immer freue ich mich riesig über Anregungen und Kommentare und es bleibt nur noch, euch auf die mittlerweile obligatorisch gewordenen Musiklinks hinzuweisen, deren Songs ihr gern an den passenden Stellen hören könnt.

Liebste Grüße und viel Vergnügen,

PinkLady18 <3
 

1) Opus 26 - Dustin O'Halloran

http://www.youtube.com/watch?v=We5ILYde6-c&feature=related
 

2) Quintette N. 1 - Dustin O'Halloran

http://www.youtube.com/watch?v=rvK-pNda__k&feature=BFa&list=AL94UKMTqg-9C3ggIaJ7Z0w2Ye2X72Y3QP&lf=list_related
 

3) Opus 22 - Dustin O'Halloran

http://www.youtube.com/watch?v=3OLWhvQXfZ8[
 

4) Opus 37 - Dustin O'Halloran

http://www.youtube.com/watch?v=Wii-psngYQw&feature=related
 

5) Opus 33 - Dustin O'Halloran

http://www.youtube.com/watch?v=tfQI27UBbzE&feature=related
 

6) Prelude 2 - Dustin O'Halloran

http://www.youtube.com/watch?v=uQKka2JawnY&feature=related
 

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Sasuke: Kapitel 79 "Wie ein Schatten"
 

1) Opus 26 - Dustin O'Halloran

http://www.youtube.com/watch?v=We5ILYde6-c&feature=related
 

In den ersten Minuten, als ich noch nicht ganz wach war und erst langsam zu mir kam, in diesen wenigen Sekunden in denen ich meine Umgebung erst noch erkannte, konnte ich alles zuvor Geschehene für ein paar glückselige Momente noch nicht abrufen. Ich betrachtete die Decke und die flackernden Lichtpunkte, die die späte Nachmittagssonne durch die Bäume vor dem Fenster ins Zimmer warf und hatte keine weiteren Anhaltspunkte bis auf das Gefühl, dass dieser Schein so nicht stimmte, dass allein die Tatsache, dass ich hier war, nicht richtig war. Ich ließ meinen Blick schweifen, meine Gedanken wandern und musterte zögerlich den Raum in dem ich mich befand.

Die weiße Decke mit den Sonnenflecken, weiße Wände, die hohen Fenster, die spärliche Einrichtung und schließlich die Laken und das schlichte blaue Hemd, das man mir angezogen hatte, waren mir vertraut wie meine eigene Wohnung. Und doch erschien mir dieser helle, stille Raum so steril und fremd wie nie zuvor. Der Nachttisch und das EKG mit Überwachungsmonitor gaben den Anhaltspunkt, den ich ohnehin nicht mehr gebraucht hätte – das hier war das Krankenhaus in Konoha. Der Grund dafür, dass ich hier war, erschloss sich mir jedoch noch nicht und so fühlte ich kurz in mich hinein, suchte nach Verletzungen, nach irgendeinem Anhaltspunkt. Da waren keine Schmerzen, nur ein dumpfes Gefühl von Erschöpfung und Schwere in meinen Gliedern aber dieses selige Unwissen war so viel besser als die Welle der Erinnerungen kurz darauf.

Es war ohnehin nur eine Frage der Zeit und schließlich holte mein Bewusstsein schlagartig wieder zur Gegenwart auf und all das, was zuletzt geschehen war, überschwemmte mich mit einer unausweichlichen Endgültigkeit, dass ich das Liegen nicht mehr länger ertrug, gedämpft nach Luft schnappte und mich ruckartig aufsetzte – und feststellte, dass ich nicht allein war.

Durch ein paar verirrte, strähnige Haare hindurch sah ich Naruto hinter dem Monitor, auf einem der üblichen Gästestühle des Krankenhauses neben meinem Bett an der Wand sitzen, mit einem verpflasterten Wattestück auf seiner rechten Wange und einer sauberen Schlinge, die seinen Arm stützte. Er hatte den Kopf an die Wand gelehnt und blickte aus dem Fenster, so gedankenverloren wie ich ihn selten gesehen hatte. Dass ich wach war bemerkte er nur ein Blinzeln später, unvermittelt schaute er zu mir und sein Gesicht hellte sich auf.

„Sakura.“ Er lächelte und rückte mit dem Stuhl zu mir vor, griff nach meiner linken Hand und küsste ihren Rücken. „Du bist wach.“

Sein Anblick war beides zugleich, bizarr und tröstlich.

„Hast du Schmerzen? Irgendwas?“

Ich hielt seinen Blick, hielt mich regelrecht daran fest und schüttelte den Kopf. Und er verfolgte das Thema nicht weiter, ganz ohne, dass ich ihn darum bitten musste. Ich war ihm unendlich dankbar dafür.

Für einige Momente lang sah er mir nur in die Augen und musterte mein Gesicht, saugte all seine lebendigen, wachen Einzelheiten in sich auf, zumindest tat ich das bei ihm, bevor er meine Hand drückte und aufstand. „Ich hole besser Shizune, sie hat gesagt sie würde gern sofort informiert werden, wenn du wieder aufwachst.“

Die Bilder des Kampfes, von Regen und Blut, strömten noch immer auf mich ein und ich war noch etwas langsam in meiner Reaktion, doch Naruto verharrte als ich seine Hand nicht losließ sondern fest zurück drückte.

„Bist…“ Ich bekam nicht gleich beim ersten Mal einen Ton heraus und musste nach einem Räuspern noch einmal ansetzen. „Bist du okay, Naruto?“ Meine Stimme klang matt und krächzend aber er verstand trotzdem.

Langsam nickend ließ er sich wieder auf den Stuhl sinken und umschloss meine Hand mit seinen beiden. „Ich bin mehr als okay, Sakura, mach dir keine Sorgen um mich.“

Ich schluckte mehrmals gegen meinen trockenen Hals aber das brachte nicht viel und ich sah mich suchend nach etwas zu trinken um als Naruto mir bereits ein Glas Wasser vom Nachttisch reichte. Ich nahm ein paar tiefe Schlucke und stellte es dann wieder ab.

Als ich aufsah, stellte ich fest, dass Naruto mich noch immer eingehend beobachtete. „Wie spät ist es?“

Er antwortete ruhig, routiniert. Fragen, die wir immer stellten, wenn es uns ins Krankenhaus verschlug. „Viertel vor zwei etwa.“

„Seit wann sind wir wieder hier?“, fuhr ich leise fort.

„Seit gestern Nachmittag, irgendwann gegen halb vier.“

„Und…“, ich zögerte. „Wie geht es den anderen?“

Wenn jemand wusste, wie mir zumute war, dann war das vermutlich Naruto, denn er stellte keine unnötigen Zwischenfragen und beantwortete mir das Wesentliche, während eine Schwester, so gut gemeint das auch sein mochte, mir solche Informationen wahrscheinlich weitestgehend verschwiegen hätte. Nicht dass sie damit gegen die Regeln verstieß, im Gegenteil, so war der allgemeine Ablauf hier.

„Sasuke war für etwa eineinhalb Stunden im OP und liegt noch auf der Intensivstation aber nur zur um sicher zu gehen. Shizune sagt, er wird bereits übermorgen auf die normale Station verlegt werden, wenn alles läuft wie geplant. Er wird wieder, Sakura. Ich habe quasi jeden Krankenhausmitarbeiter stundenlang genervt, um an diese Auskunft zu kommen, du kannst dich also ehrlich darauf verlassen.“ Er lachte leise und es klang nicht wie früher aber ihm war leichter ums Herz und das war viel wert. „Du kennst die meisten vermutlich persönlich und ich schätze auf deine Kollegen wirst du dich verlassen oder?“

Ich nickte und rang mich zu einem schwachen Lächeln durch.

„Na also. So gefällst du mir schon viel besser.“

„Was ist mit Kakashi?“

Er lehnte sich zurück, griff dabei jedoch erneut nach meiner Hand, so selbstverständlich wie man atmet. Was mir das bedeutete wusste er vielleicht gar nicht, trotzdem zog ich eine Menge Kraft daraus, die ich allein, verloren in diesem ruhigen Zimmer nicht gehabt hätte. „Dem geht es auch gut. Seine Verletzungen sieht man ihm nicht einmal mehr an. Allerdings…“ Er ließ den Satz offen, versunken in Erinnerungen und auch ich dachte zurück an die vier Anbu und den verlorenen Mann. Naruto räusperte sich. „Du kennst Kakashi, Sakura. Er macht das auf seine eigene Weise mit sich aus und will nicht darüber sprechen. Bis eben war er noch hier und ist jetzt losgezogen um nach Updates zu Sasukes Situation zu fragen und Kaffee zu holen.“

Er lehnte sich wieder etwas vor und strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, mit seinem verletzten Arm, gleichgültig ob er die Erlaubnis dazu hatte oder nicht. Die Berührung war flüchtig und sanft und doch verspürte ich plötzlich den Drang, mich davor weg zu ducken – etwas, das nie zuvor vorgekommen war, in all der Zeit die ich ihn kannte. Es ging so schnell wie es über mich gekommen war und Naruto schien davon nichts bemerkt zu haben.

„Dieser ganze verdammte Albtraum ist vorbei. Sasuke und du und Kakashi und ich sind lebendig davongekommen, das ist mehr als die meisten von uns wirklich zu hoffen gewagt hatten.“

Dieser ganze verdammte Albtraum ist vorbei…

Ich fragte mich, wie lange es dauern würde, bis die Bedeutung dieser Worte tatsächlich bei mir ankommen würde. Noch einmal verharrte seine warme Hand kurz auf meiner linken Wange, ehe er sie langsam zurückzog – und ich war tatsächlich...erleichtert?

„Ino war die ganze Zeit hier, geradezu besessen und sie wäre es immer noch, wenn sie nicht von Baa-chan persönlich zu irgendeiner wichtigen Aufgabe gerufen worden wäre, aber ich schwöre dir, sie ist jede halbe Stunde wieder zurückgekommen um nach dir zu sehen und jetzt, wo du wach bist wird sie vermutlich überhaupt nicht mehr gehen, was auch immer Tsunade ihr dafür androht.“

Ich schwieg, lauschte seiner Berichterstattung und konnte doch nicht umhin, ihn dabei genauer zu mustern.

Er sah müde aus, hatte dunkle Augenringe, die in der Sonne nicht so sehr auffielen, in seinem vertrauten Gesicht jedoch so fehlplatziert aussahen wie nur irgendetwas. Als er einen kurzen Augenblick verharrte, zwischen zwei Nachrichten und nachdenklich, was er noch erzählen wollte, unterbrach ich ihn gedämpft.

„Hast du überhaupt etwas geschlafen, Naruto?“

Er wirkte überrascht und zuckte dann mit den Schultern, was ihm eine kurze Grimasse entlockte, weil er den Arm viel zu sehr beanspruchte. Außerdem hatte er meine Hand losgelassen. „Ein paar Stunden.“, war seine vage Antwort und ich war sicher, dass er damit übertrieb. „Ich hab mir Sorgen gemacht.“, sagte er dann, als ob das alles erklärte – und das tat es.

Ich hätte nichts anderes getan.

Er fuhr sich durch die Haare – erschöpft und bemüht es nicht so aussehen zu lassen. „Wir haben alle Zeit der Welt um Schlaf nachzuholen.“

Hatten wir das? Wer konnte das schon jemals wissen?

„Sakura.“ Ich blickte von der Bettdecke und ihrem feinen, karierten Einheitsmuster auf. Seine Stimme wurde nüchterner. „Deine Eltern sind hier. Bereits seit Wochen.“

Meine Brust wurde plötzlich enger, war enger geworden, ich wusste es nicht mehr. „Wirklich? Ich…“

Der Gedanke, was sie durchgemacht haben mussten, allein in der langen Zeit in der ich nach Itachi gesucht hatte, traf mich tief und ich verstand, warum Naruto erst jetzt davon sprach, so behutsam wie mit einem kleinen Kind. Sie hatten nicht einmal ahnen können, was hier geschehen war. Und nun war ich zurück, wir alle, gerade so mit dem Leben davon gekommen von einer Mission, auf die ich weder mich noch sie hatte vorbereiten können. Ich schluckte. Wie lange hatte ich meine Mutter nicht mehr gesehen? Meinem Vater versichert, dass er sich nicht mehr Sorgen als sonst auch machen musste? Wann hatte ich zuletzt mit ihnen gesprochen? „Was hat man ihnen gesagt?“ Ich zwang mich die Hände nicht in die Decke zu krallen. „Wissen sie…?“

Er unterbrach mich ruhig. „Soweit ich weiß hat Tsunade sich persönlich darum gekümmert und bemüht, sie so gut wie möglich auf Resultate vorzubereiten.“ Seine Worte waren so gewählt, sie klangen wie geprobt. „Natürlich waren sie außer sich vor Sorge aber Sakura…“ Er beugte sich etwas herab und lehnte sich vor um meinen Blick abzufangen. Verunsichert tat ich ihm den Gefallen. „Es ist nicht deine Schuld. Mit der Zeit werden sie es verstehen, da bin ich mir sicher.“

War ich nicht diejenige, die einfach unerlaubt das Dorf verlassen hatte, als ich noch geglaubt hatte, dass Kakashi tot war? Die alle anderen hinter sich gelassen hatte, ohne einen Gedanken an die Konsequenzen? Ich schüttelte meinen Kopf und rieb mir über die Stirn.

Nach einer kurzen Pause hörte ich Naruto erneut reden. „Sie sind seit gestern nicht von deinem Bett gewichen und sie wären es auch jetzt nicht, wenn…“

Dieses Mal wartete ich vergebens darauf, dass er weitersprach. Ich sah unter der Hand vor und ließ sie sinken.

Er zog einen Mundwinkel zu etwas in die Höhe, das aussah wie das verschmierte Lächeln einer Zeichnung. „Tsunade hat viel mit ihnen besprochen, ihnen die Situation erklärt und sie in nahezu alles eingeweiht, was gestern passiert ist. Und schließlich konnte sie sie davon überzeugen, dass so wenige Leute wie möglich in deiner Nähe sein sollten, sobald du aufwachst.“ Nicht einmal meine Eltern? Ich presste die Lippen zusammen und wandte mich ab, doch er hielt mich mit einer Hand um meinen rechten Arm zurück. „Verstehst du, sie wollte nicht, dass du gleich mit ihren Fragen und Sorgen überhäuft wirst. Sie sind deine Eltern, viel mehr Gefühle können nicht auf einmal auf dich einströmen als bei ihnen.“

Ich war geneigt, das zu bestreiten, allein sein Anblick hatte schon vieles ausgelöst, aber das war schließlich auch der Grund dafür, dass ich seine Argumente verstand. Meine Eltern zu sehen war eine unheimlich tröstende Vorstellung – aber auch eine, vor der ich mich fürchtete. Wie konnte ich all das erklären, was ich selbst noch nicht verstand? Das so abwegige verständlich machen?

„Sie sind im Moment in Shizunes Büro und warten dort auf Neuigkeiten. Sie werden mich umbringen, wenn sie rausfinden, dass ich nicht sofort Shizune geholt habe.“, ergänzte Naruto leise, nahezu flehend, und ich drehte mich wieder vollends zu ihm, sah ihm einen langen Moment in die bittenden Augen, bevor ich langsam nickte und einen kurzen bedeutungsvollen Blick auf seine Hand warf, die immer noch auf meinem Arm lag. Er realisierte es im selben Moment und zog sie fort, doch etwas anderes machte mich stutzig. Ein Verband, fast komplett von meinem Handgelenk bis zu meinem Ellenbogen gebunden, versteckt unter den langen, zu weiten Ärmeln des Krankenhaushemdes.

„Was ist das?“

Naruto, der Anstalten gemacht hatte aufzustehen, verharrte und folgte meinem Blick darauf.

„Ich habe mich nicht am Arm verletzt…“, sagte ich langsam und fuhr mit einer Hand über den Verband. Meine Hände waren sauber, doch unter meinen Nägeln und hier und da auf meinen Armen konnte ich noch Spuren von Blut und Dreck erkennen. Meine Haare waren ebenfalls nur notdürftig gereinigt worden, manche Strähnen waren geradezu vom Schlamm verkrustet. Der Verband jedoch hob sich in seinem sauberen Weiß scharf davon ab. Ich strich weiter daran entlang, versucht mit Chakra herauszufinden, warum ich ihn trug.

Unvermittelt legte sich Narutos Hand noch einmal über meine und ich sah auf. „Doch. Das hast du. Shizune wird sich das sicher nochmal ansehen wollen, also…lass es so wie es ist, okay?“ Ich sah verwirrt zwischen seinen strahlend blauen Augen hin und her. Er setzte zur Erklärung an: „Als Kakashi dich zurück getragen hat, hast du geschlafen, richtig?“

Ich nickte, zögernd.

„Wir hatten ein…Zusammentreffen mit ein paar Rogues. Nichts allzu großes aber…dein Arm…“ Er rieb sich mit der freien Hand den Nacken. Und ich fragte mich, wie ich einen Angriff wie diesen verschlafen hatte können. Aber vielleicht hatte Shizune mir etwas gegeben… Naruto räusperte sich. „Die kamen quasi aus dem Nichts und in erster Linie haben wir die Tragen geschützt, deshalb sind sie gleich zu den nächstbesten Angriffszielen gegangen und das waren die Leute, die selbst jemanden getragen haben, wie beispielsweise Kakashi… Es hat gar nicht lange gedauert aber dein Arm…es tut mir leid, Sakura.“ Er klang bedauernd und zerknirscht und doch…Naruto, der niemals Blickkontakt scheute…war er meinem Blick gerade ausgewichen?

Ein Blinzeln später sah ich wieder in dieselben aufrichtigen, um Entschuldigung bittenden Augen und ich nickte und runzelte die Stirn. „Du trägst keine Schuld. Niemand von uns. Und Kakashi hätte mich gar nicht erst tragen sollen…“

Der Schatten seines alten Lächelns erschien auf seinen Lippen und er zuckte mit einer Achsel, dieses Mal nur mit der einen, als wäre das keine große Sache gewesen. „Es war ihm wichtig. Und besser, als wenn dich jemand getragen hätte, der dich nicht einmal kennt. Ich hätte das gern getan aber Shizune hat mich ja nicht gelassen…“

Seine Erleichterung über meine simple Besorgnis für die anderen, statt Ärger über ein paar kleine Verletzungen an meinem Arm, erschien mir übertrieben groß aber wahrscheinlich waren wir alle nach dieser Erfahrung emotional ziemlich überreizt. „Womit sie auch völlig richtig lag, wenn man sich deinen Arm so anschaut.“, erwiderte ich, um diese leichtere Stimmung zu halten, doch das war gar nicht nötig, denn Naruto schien mehr und mehr seiner alten Heiterkeit wieder zu erlangen.

„Ich sollte jetzt wirklich Shizune holen, wahrscheinlich hätte sie längst irgendwelche Werte von dir aufschreiben müssen und deinen Blutdruck messen müssen und wer weiß was nicht sonst noch alles…“

Er stand auf und schenkte mir ein weiteres Lächeln, plötzlich entschlossen zu gehen, und kam bis zur Tür, ehe er dort noch einmal stehen blieb um über seine Schulter zu blicken. „Ich habe dich vermisst, Sakura-chan.“

Der alte Kosename weckte Erinnerungen, die mich plötzlich unheimlich wehmütig machten. Ich schluckte und musste die Worte über meine Lippen zwingen. „Ich dich auch, Naruto.“, wisperte ich leise zurück und legte meine linke Hand auf den Verband.

Hinter ihm fiel die Tür mit einem gedämpften Klicken ins Schloss.
 

2) Quintette N. 1 - Dustin O'Halloran

http://www.youtube.com/watch?v=rvK-pNda__k&feature=BFa&list=AL94UKMTqg-9C3ggIaJ7Z0w2Ye2X72Y3QP&lf=list_related
 

Ich hatte gewusst, was nach all diesen Wochen und Kämpfen und Jutsus kommen würde, es hätte keine Überraschungen geben sollen, was die Untersuchungen betraf und doch…kam es anders. Als Shizune Minuten später in mein Zimmer kam war sie so freundlich und verständnisvoll wie immer, vielleicht sogar noch eine Spur mehr, wenn das überhaupt möglich war. Doch sie war nicht allein gekommen, nur ein paar weitere Minuten später, in denen sie sich tatsächlich sehr gründlich meine Werte ansah, folgte ihr die Hokage persönlich und sie schloss die Tür hinter sich, als ob sie damit die ganze Welt ausschließen wollte. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt zu fragen, ob ich vor all den Untersuchungen zumindest Sasuke und Kakashi, Ino, meine Eltern sehen durfte, doch diese Frage erübrigte sich von selbst, als ich Tsunades Gesicht sah. Sie war talentiert darin ihre Miene neutral zu halten, ein Pokerface hätte ihr jedoch niemals jemand nachgesagt, der einmal gegen sie gespielt hatte. Jahrelanges Training unter ihr hatte mir viele Einblicke in verschiedenste Momente ihres Lebens verschafft, ich kannte einige ihrer Ausdrücke und vor allem kannte ich die, die sie trug wenn sie schlechte Nachrichten zu überbringen hatte, die ihr selbst nahe gingen. Bei diesem Anblick richtete ich mich auf und sah zu wie sie mit forschen Schritten bis an mein Bett kam, so als wollte sie demonstrieren, dass alles gar nicht so schlimm war, wenn man es sich nur nicht anmerken ließ.

Als sie mir das erste Mal in die Augen sah, drückte sie meine Hand und lächelte aber es war kein reines, glückliches, entlastetes Lächeln, es war überschattet von ihrer Neuigkeit. „Sakura. Ihr habt mich beinah umgebracht mit euren Alleingängen.“

Es war ihre Art als Hokage, als stärkste Frau, als stärkster Ninja des Dorfes, zumindest für die Öffentlichkeit, ihre Sorge und Erleichterung zu zeigen. Einige Sekunden lang ließ sie ihren Blick über mich schweifen und nickte dann langsam. „Gut. Du siehst nicht mehr so blass aus.“

Sie drehte den Kopf zu Shizune, die neben dem EKG stand, dessen Ton immerhin abgeschaltet war. „Wie sind Sakuras Werte jetzt?“

Shizune sah von ihrem Klemmbrett auf und lächelte, freundlich, nett. Unverfänglich. „Gut. Alles im normalen Bereich, Sakura.“ Sie nickte mir ermutigend zu und ich erwiderte ihren Blick und konnte mich doch bei all diesen Vermutungen nicht zu einem Lächeln durchringen. Ich musste es wissen, was auch immer nicht stimmte.

„Was ist los, Shishou?“

Als ich tatsächlich sprach, klang meine Stimme fester als gehofft und Tsunade sah nicht etwa überrascht oder verständnislos zu mir, stattdessen schien mir das Runzeln ihrer Augenbrauen viel mehr Zeichen dafür zu sein, dass sie gehofft hatte das Unausweichliche noch etwas länger vor sich herschieben zu können. Eine Eigenschaft die ihr eher selten zugeschrieben wurde aber für die Menschen, die ihr nahe standen, galt diese Ausnahme durchweg.

„Wie fühlst du dich heute, Sakura?“, kam es nachdenklich und ernst von ihr zurück.

Ich zuckte mit einer Schulter. „Müde. Erschöpft. Aber ansonsten unversehrt.“, erwiderte ich dann, möglichst nicht zu teilnahmslos, auch wenn ich mich fühlte, als läge seit dem Tag zuvor ein Schatten auf mir, den ich nicht wieder loswerden konnte. Auch wenn dieser Schatten vermutlich schon nistete seit ich Itachi vor Monaten erstmals allein begegnet war. Ich sah einmal von ihr zu Shizune und wieder zurück, atmete. Dann hob ich meinen rechten Unterarm, den bandagierten. Ich legte meine freie Hand auf den Verband. „Was ist das hier, Tsunade? Was stimmt nicht?“

Sie hatte sich offenbar weitestgehend gefasst und natürlich bereits Zeit gehabt, sich auf diesen Moment vorzubereiten, denn sie scheute nicht mehr zurück und auch Shizune neigte ernst den Kopf, offensichtlich darauf vorbereitet ihr bei der Erklärung beizustehen.

Ich sprach in die kurze Stille hinein, die dennoch einen Moment vorherrschte. „Es gab keinen Angriff von Rogue-Ninjas, oder?“ Es war so leise in diesem Raum, steril und nahezu völlig geräuschlos, selbst die Vögel wurden von dem Fenster fast komplett verschluckt.

„Nein. Es gab keinen Angriff.“

Ich nickte. „Das dachte ich mir.“ Dieses Mal klang es tonlos.

„Nachdem Shizune euch mit ihrem Team gefunden hat, seid ihr ohne Unterbrechung heimgekehrt.“ Wieder hätte es mich nicht überraschen sollen, ich hatte von Anfang an nicht geglaubt, dass ich wirklich nichts von einem solchen Kampf mitbekommen haben sollte, nicht einmal von meiner Verletzung. Aber warum hatte Naruto dann so etwas behauptet? Ich musterte Tsunade, versuchte die Puzzleteile zusammenzulegen – und scheiterte. Sie stand noch immer vor mir, verschränkte nun die Arme vor der Brust und musterte meinen Verband. Dann nickte sie Shizune zu und bedeutete ihr, ihn abzunehmen. „Als ihr gestern hier ankamt haben wir jeden von euch erstbehandelt und dann gründlicher durchgecheckt. Insgesamt hast du relativ wenig abbekommen, körperlich gesehen, und wir konnten dich schnell in dieses Zimmer verlegen.“ Ich hing an ihren Lippen und sah nur ab und zu nach wie weit Shizune mit dem Abwickeln war.

Ich kannte diese Prozedur, hatte sie selbst bereits ziemlich zu Beginn meiner Ausbildung als Medic-Nin kennengelernt, tatsächlich war es gleich eine der ersten Lektionen gewesen, die man mir sehr genau beigebracht hatte. Für eine beunruhigende, schockierende Nachricht geht man behutsam vor, man bedient sich der langsamen Hinführung durch Erklärung einiger Details. Damit war die Einleitung beendet. Jetzt kam die eigentliche Nachricht, die niemand angenehmer, leichter machen kann. Wie sehr man auch darum herumredet.

„Ino hat bei dir gesessen und Naruto war ebenfalls da, als sich etwas verändert hat.“ Shizune war beinahe fertig und doch schien es mir als würde sie immer langsamer werden. „Sie haben ein Zeichen auf deinem Arm entdeckt.“

Ein Zeichen? Als sie meinen verwirrten, völlig unkontrollierten und sicher verletzlichen Gesichtsausdruck sah, seufzte sie schwer und gab ihre verschränkten Arme auf. Ich beobachtete ihre Körpersprache so aufmerksam, dass es meine eigene Unruhe nur verstärkte, seltsam bewusst für das, was außerhalb meines Körpers vorging und wie benebelt für mich selbst.

Tsunade rieb sich flüchtig über die Stirn, bevor sie mir wieder in die Augen sah. „Wir haben noch nicht genug Ergebnisse um es mit Sicherheit zu sagen aber wir sind uns ziemlich sicher, dass Itachis Besiegelung Folgen bei dir hinterlassen hat.“

„Was?“ Ich sprach unvermittelt, ohne Nachzudenken und es klang tatsächlich ungläubig. Die Stille im Raum schien noch tiefer geworden sein, ich konnte meinen steigenden Herzschlag in der Brust spüren. Aber hatte ich es nicht geahnt? Tsunade setzte zur Erklärung an und Shizune warf mir einen mitfühlenden Blick zu aber das war mir kaum bewusst. Dass sie den Verband vollends abgewickelt hatte, schon. „Welche Folgen?“, fragte ich leise, mit dem Blick überall, abgesehen von meinem Arm. Doch Tsunade schwieg und nickte genau dorthin und ich hatte keine andere Wahl als nach einem langen Blick in ihre betrübten Augen ihrem Deut zu folgen.

Zuerst konnte ich nichts entdecken und in meiner Unruhe erschien mir das als erschreckender als eine tatsächliche Entdeckung. Die obere Hälfte meines Arms war völlig unauffällig also drehte ich ihn, nach Sekunden die sich länger anfühlten als Minuten. Und diese Seite war nicht unauffällig. Das Blut rauschte unvermittelt in meinen Ohren und dämpfte mein wiederholtes, scharfes Einatmen, für einige lange Momente blendete es alle anderen Geräusche aus und ich fühlte mich benommen und schwindlig.

Dann konnte ich Tsunades Stimme wieder hören. „Es ist ein Fluchmal, ähnlich wie bei Sasuke.“

Schwarze Linien wie mit Tinte gezogen hoben sich in starkem Kontrast von meiner Hautfarbe ab und zogen sich in grotesken Formen über meinen inneren Arm, nahezu direkt vom Handgelenk bis zur Arminnenbeuge. Ich starrte darauf aber ich nahm nicht mehr wahr, meine Gedanken rasten. „„Er hat eure Verbindung nicht willentlich getrennt, richtig Sakura?“

Ich sah auf. Tsunade selbst war ungewöhnlich betroffen und einfühlsam. Ich schüttelte wie betäubt den Kopf.

„Dieses Jutsu ist so gut wie überhaupt nicht erforscht. Was es auslöst, wenn die Verbindung gewaltsam getrennt wird, weil einer der beiden Verbundenen stirbt, ist uns genauso wenig bekannt wie alles andere was darunter möglich oder nicht möglich ist.“

Sowohl Tsunade als auch Shizune waren es seit vielen Jahren gewohnt diesen Job zu machen, Diagnosen zu geben, Erklärungen wo es keine gab. Normalerweise hatten sie eine solche Routine darin, dass man ihnen kaum anmerkte, wie nah ihnen so vieles selbst ging. Es ist nötig sich diesen Schutzmantel anzueignen, ohne ihn geht man mit den Patienten über die Jahre zugrunde. Aber dieses Mal trugen sie keine Masken, sie ließen mich direkt teilhaben an ihrer immer noch frischen Erschütterung und hätte ich einen Spiegel vor mir gehabt, so hätte mein Abbild vermutlich genauso ausgesehen. Nur noch viel unvorbereiteter. Immer noch ohne Kontrolle.

Ich senkte erschlagen den Kopf. Ich hatte mit so vielem gerechnet aber nicht damit.

„Sakura…“ Shizunes Hand legte sich auf meine Schulter aber ich konnte noch nicht wieder aufsehen und starrte wie hypnotisiert auf die unnatürlichen Linien des Fluchmals auf meiner Haut. Ich war direkt hier und doch meilenwert entfernt. Bis ich plötzlich einen Gedanken festhalten konnte, einen furchtbaren panischen Moment.

Ich riss den Kopf hoch. „Itachi ist aber dennoch…er bleibt doch…?“

Tsunade, wie ein Fels in der Brandung, hielt meinen Blick und nickte. „Er bleibt es. Er kommt nicht zurück. Kein Jutsu der Welt kann ihn zurückholen.“

Und damit war vermutlich alles gesagt.

Es ist seltsam aber…ich fühlte mich trotzdem nicht besser.
 

Obwohl Shizune und Tsunade meine Eltern vorerst noch nicht zu mir gelassen hatten um meine Orientierung einfacher zu machen, konnten sie sie doch noch am gleichen Tag nicht mehr davon abhalten, zu mir zu kommen, nachdem sie mich über…meinen Arm aufgeklärt hatten. Es hätte sicher kaum einen schlechteren Zeitpunkt für unser Wiedersehen geben können, ich war wie betäubt und alles, was ich mir mit etwas mehr Zeit zurechtlegen hätte können, alles was ich ihnen hätte sagen wollen um zumindest eine Erklärung, eine Entschuldigung zu versuchen, war weit weg und kam mir nicht in den Sinn.

Sie waren am Boden zerstört, das konnte ich ihnen ansehen und das nicht nur, weil ich sie so gut kannte. Meine Mutter, immer zurechtgemacht und hergerichtet, sah zu dünn für ihren Rock und ihre Bluse aus. Die Bluse war tadellos gebügelt, hatte nicht eine Falte zu viel aber meine Mutter schien plötzlich um mehrere Jahre gealtert. Sie und mein Vater hatten die Nacht hier verbracht und aus ihren achtlos hochgesteckten Haaren waren ein paar Strähnen gefallen, die sie nicht zu bemerken schien. Mein Vater hatte tiefe Augenringe und war blasser als ich ihn in Erinnerung gehabt hatte, ein Dreitagebart schimmerte auf seinen Wangen und war mit mehr Silber durchzogen als zuvor. Wochen in Sorge um ihr einziges Kind, ohne Nachricht, ohne Gewissheit.

Bei meinem Anblick schien von beiden ein unheimlich schweres Gewicht zu fallen, da war kein Anflug eines Zögerns als sie zu meinem Bett hasteten und mich fest an sich drückten, während mein Vater die Arme um uns beide legte, als ob er nicht glauben konnte, dass er wach war.

Was hatte ich ihnen angetan?

Sie machten mir keine Vorwürfe und noch viel schlimmer, sie waren verständnisvoll, sagten, sie hätten seit meinem 12. Lebensjahr mit dieser Sorge gelebt und doch wusste ich, sie wären beinah daran zugrunde gegangen, nicht zu wissen, was mit mir passiert war. Sie waren die ganze Zeit nicht von Shizunes und Tsunades Seite gewichen und hatten doch nie wirklich gute Neuigkeiten bekommen. Nicht einmal ein Lebenszeichen.

Ich war unendlich erschöpft, zerfressen von Schuldgefühlen, als sie schließlich äußerst unwillig zu einem Gespräch mit Shizune gerufen wurden – sicher um noch bessere Nachrichten, nämlich die über meinen Arm zu hören – und konnte es kaum ertragen, wie meine Mutter mich angesehen hatte. So als ob ich jeden Moment wieder verschwinden könnte, wenn sie mich nicht dicht an ihrer Seite und im Auge behielt.

Ich lag auf meinem Bett, erschlagen und tief in Gedanken, als sich die Tür erneut öffnete. Ich drehte müde den Kopf.

„Hallo Sonnenschein.“ Sie klang ungewöhnlich verhalten und verharrte noch im Türrahmen, unterzog mich erst einmal einer gründlichen Musterung. In ihrer Hand hielt sie eine Reisetasche, in der ich stark ein paar Wechselklamotten für mich vermutete.

Wider Erwarten schlich sich ein mattes Lächeln auf meine Lippen. „Ino.“
 

Sie war nicht unnötig sentimental, tatsächlich wusch und kämmte sie mir die Haare, flocht sie zu einem losen Zopf und half, meine Arme und Beine von dem restlichen Schmutz zu säubern, ohne dabei den frisch von Shizune gewechselten Verband nass zu machen. Dabei umschiffte sie alle Themen, die gefährlich waren, so talentiert, dass zwar nicht mehr viel zum Reden übrig blieb, ich jedoch das erste Mal seit Tagen in der Lage war, etwas von dieser immer zugrunde liegenden Anspannung loszulassen, für ein paar süße Minuten zu verdrängen, was geduldig auf mich warten würde.

Bis sie mit einem zutiefst nachdenklichen Blick meinen Verband musterte und eine gelöste Stelle sanft wieder verklebte. Aber auch dann zwang ich mich, zu verdrängen, wegzuschieben, bis ich mich damit auseinandersetzen konnte. Die beinah leichte Stimmung war verschwunden aber das wäre sie ohnehin, als Ino auf meine Bitte hin etwas mehr zu den medizinischen Details der anderen erzählte, die Naruto mir nicht hatte wiedergeben können. Sie wusste auch, warum er nicht zu mir zurückgekehrt war, offenbar hatte sich eine der Schwestern durchgesetzt und ihn gezwungen Schlaf nachzuholen. Das waren gute Nachrichten, von selbst hätte er die ganze Nacht nach Sasuke und mir gesehen und sich nicht im Geringsten um sich selbst geschert.

„Sakura.“

„Hm?“

Ino lächelte und auch bei ihr stellte ich fest, dass sie einige Stunden Schlaf bitter nötig hatte. „Du siehst erschöpft aus.“

Ich nickte und rieb mir über die Stirn. „Das kann ich nur zurückgeben.“

Sie griff nach meiner Hand und ich stockte und sah wieder auf. „Ich wusste, dass du zurückkommen würdest. Wirklich. Aber wenn du es nicht wärst… gut, dass du am Leben bist, Breitstirn. Im Ernst.“

Ich verharrte einen Moment und suchte ihre so strahlend blauen Augen ab, die dieses Mal etwas trüber aussahen, dann drückte ich ihre Hand zurück und hielt ihren Blick. „Ich bin dir unglaublich dankbar, Ino, für alles. Das weißt du doch?“

Sie nickte und wischte sich verstohlen über einen Augenwinkel und stand auf und räumte ein paar Sachen aus, die sie mir wie vermutet von Zuhause gebracht hatte, dann drückte sie mich, lange und fest.

Ich schloss die Augen und sackte etwas in mich zusammen aber sie hielt mich nur fester. „Ino?“ Meine Stimme war kaum hörbar, die Kraftlosigkeit darin hing jedoch schwer in der Luft. Sie nickte, immer noch ohne mich loszulassen. „Kannst du irgendwie dafür sorgen, dass meine Eltern nach Hause gehen?“ Ich schluckte. Noch einmal in diese besorgten Augen zu blicken war nichts, was ich für diesen Tag noch ertragen konnte. „Ich kann nicht…zumindest für diese eine Nacht?“

Ino rückte ein Stück von mir ab, suchte meinen Blick und hielt meine beiden Schultern. „Sicher. Ich kümmere mich darum.“

Vor Erleichterung sackte ich gleich noch mehr in mich zusammen und so führte sie mich zurück zu meinem Bett, reichte mir die Decke mit einem schiefen Lächeln und strich mir ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. „Ruh dich aus. Erhol dich, Sakura.“

Ich hielt ihren Blick, saugte mich an ihrer Zuversicht fest und brachte ein kleines Lächeln als Erwiderung zustande.

Aber schließlich gab es wirklich nichts mehr für sie zu tun und sie konnte auch keine weiteren Gründe mehr erfinden, weshalb sie noch bleiben musste und so verließ sie das Krankenhaus, um sich selbst etwas auszuruhen. Und als sie ging, tröpfelte das schmale Lächeln von meinem Gesicht und ich blieb zurück, auf einmal wieder betäubt, erschlagen und allein mit meinen Gedanken.
 

3) Opus 22 - Dustin O'Halloran

http://www.youtube.com/watch?v=3OLWhvQXfZ8
 

Am Abend schlug das Wetter um und die früh untergehende Sonne wich dichten Wolken und einem leichten Nieselregen. Obwohl ich so viel geschlafen hatte, war ich müde und erschöpft, ein bisschen wie in Watte gepackt aber zu ruhelos um wieder in den Schlaf zu finden. Ich versuchte zu essen – ich kannte meine Verfassung – aber ich konnte es nicht über mich bringen und ließ das Tablett letztlich doch nahezu unberührt zurückgehen. Ich hatte mein Chakra zuvor nahezu komplett aufgebraucht und das zeigte sich jetzt, mein Körper funktionierte nur zum Minimum und doch war das Liegen und Warten unerträglich.

Ich hatte eine ganze Weile einfach nur da gelegen und versucht, zu verarbeiten was geschehen war, was immer noch geschah. Gedankenkreise ohne Erklärung, ohne Lösung, ohne Plan waren die Folge gewesen. Aber dann fand ich einen neuen Anhaltspunkt. Kakashi. Und Sasuke.

Nicht mehr ganz so konfus und benebelt drang der Wunsch sie zu sehen zurück in den Vordergrund und schließlich wurde er größer als die geschundene Schwäche meines Körpers. Ich öffnete die Türen meines Schranks und fand einige Shirts und Hosen, Unterwäsche, Strickjacken, alle fein säuberlich von Ino gelegt. Weil meine Eltern vermutlich seit meiner Rückkehr nicht mehr das Krankenhaus verlassen hatten. Ich schüttelte den Kopf. Allein der Gedanke, dieses bedeutungsschwere Krankenhaushemd loszuwerden, war bereits eine Erleichterung und so streifte ich es ab und suchte mir möglichst weite und warme Sachen heraus, die zumindest ansatzweise das Gefühl von Normalität, von meinem alten Leben wiederherstellten. Wenn auch nur äußerlich.

Es musste ungefähr sieben sein als ich fertig war, vielleicht etwas früher, und das Krankenhaus war nicht mehr so rege besucht wie zu den Hauptbesuchszeiten. Als ich die Tür meines Zimmers öffnete war der Gang davor vollkommen leer bis auf eine ältere Patientin mit einer Freundin, die zu ihrem Zimmer zurückkehrten. Naruto hatte gesagt, dass Sasuke auf der Intensivstation lag, Kakashi jedoch sollte auf den Beinen sein und bereits nach uns gesehen haben. Zuerst würde ich also zu Sasuke gehen, danach herausfinden, ob Kakashi nach Hause zurückgekehrt war. Ich befand mich in einem Teil der Station, der vor dem Schwesternzimmer lag, und konnte demnach unbemerkt zu den Aufzügen gelangen und ein paar Stockwerke höher fahren, bis ich durch eine Reihe von Gängen gehen musste, um zur Intensivstation zu gelangen. Es brauchte nur wenige Meter, ehe ich bereits so erschöpft war, dass ich mich in einen der Stühle setzen musste, die für bewegliche Patienten und ihre Besucher gedacht waren.

Ich konnte von hier nach Draußen blicken und das Grau der drückenden Wolken lag wie ein großer Schatten über Konoha. Das erste Mal seit langer Zeit, konnte ich es wieder sehen und es fühlte sich vertraut an, unverändert. Ich dagegen fühlte mich plötzlich wie eine andere, fremd und hier nicht willkommen. Ein paar Tropfen perlten an der Fensterscheibe herab und verwischten dabei das Bild des Dorfes bis alles hinter einem dichten, flüssigen Vorhang verschwamm und ich betrachtete stattdessen die weiße Wand mir gegenüber, gedankenverloren.

Bis zur Intensivstation war es nicht mehr weit. Sasuke war nicht weit von hier. Unvermittelt tauchte sein Bild vor mir auf, blass, regungslos und blutig am Boden liegend. In all dem Chaos um uns herum, inmitten von Leid und Schmerz und furchtbaren Dingen, die allesamt mit Itachi verknüpft waren und die ich so weit wie möglich von mir weggeschoben hatte. Ich fröstelte und umfasste meine Schultern, um meine Oberarme zu reiben. Das alles musste verblassen. Er lebte. Naruto lebte, Kakashi lebte, ich hatte keinen von ihnen verloren. Es klang immer noch unmöglich.

Mit einem leisen Seufzen blickte ich zurück zum Gang und drückte mich aus dem Stuhl, mühsam, langsam aber Schritt für Schritt machte ich mich wieder auf den Weg. Ich musste jeden von ihnen mit eigenen Augen sehen. Wieder und wieder, damit ich es glauben konnte.
 

Die Intensivstation war völlig menschenleer, bis auf die Stationsschwester, Tayanaka-san. Ich vermutete ihre Kollegen verteilt bei den Patienten, sie jedoch hatte mich durch die große Fensterschreibe, die ihren Arbeitsplatz vom Flur trennte, längst entdeckt und verließ ihr Zimmer mit raschen Schritten um mich genauer in Augenschein zu nehmen. Sie konnte sehen, wie erschöpft ich war, nicht dass das groß zu übersehen gewesen wäre, und doch zog sie ihre hilfsbereit ausgestreckten Hände zurück als ich sachte den Kopf schüttelte. Sie schürzte die Lippen und auf ihrer Stirn bildete sich eine schmale Falte der Missbilligung aber bevor sie etwas sagen konnte, kam ich ihr zuvor.

„Kann ich Sasuke sehen? Nur für einen Moment.“

„Sakura…“ Sie seufzte bedauernd und musterte mich einen langen Moment. Sie war eine gute Schwester, schon sehr lange im Dienst und mit viel Erfahrung. Und dem Blick, nicht nur für die körperliche Verfassung, sondern auch für Hintergedanken. „Du kannst dich kaum auf den eigenen Beinen halten, außerdem schläft er noch…“

„Bitte.“ Es sollte nicht so geschlagen klingen aber es schien seine Wirkung zu haben.

Mit sichtlichen Gewissensbissen gab sie nach. „Zimmer Nr.8. Mach es kurz und melde dich bei mir, wenn du wieder gehst.“

Ich nickte unter ihrem scharfsinnigen, prüfenden Blick. Sicher ahnte sie bereits, dass ich in diesem Zustand keine Erlaubnis hatte, mein Zimmer zu verlassen. Trotzdem ließ sie mich zu ihm. Ich erinnerte mich daran, dass sie einen Mann hatte, der Shinobi war. Sie kannte das Gefühl, immer in Sorge um andere zu sein, den Drang sich selbst von ihrem Überleben überzeugen zu müssen, sie selbst zu sehen.

„Danke…“, erwiderte ich leise und meine Stimme war klein und unkontrolliert.

Sie nickte. „Setz dich hin, sobald du dort bist. Ich will dich nicht auf dein Zimmer zurück tragen lassen.“

Während sie an ihren Schreibtisch zurückkehrte, machte ich langsame, möglichst unauffällige Schritte zu Sasukes Zimmer und biss mir auf die Unterlippe als ich kurz strauchelte, all das unter ihren wachsamen Blicken. Aber sie kam nicht zurück und ich erreichte die Abzweigung zu Zimmer Nr.8 ohne weitere Zwischenfälle. Ich bog um die Ecke – und stoppte, als ich sah, dass bereits jemand vor Sasukes Tür stand, die Hände in den Taschen vergraben, mit der Seite zu mir. Ich verengte die Augen, sah genauer hin. Er drehte den Kopf im selben Moment, in dem ich ihn erkannte. „Kakashi.“

Ich machte ein paar schnelle Schritte nach vorn, schneller als mein Verstand mich bremsen konnte, und kam ins Straucheln, streckte eine Hand aus um mich an der Wand abzustützen und blieb wieder stehen, außer Atem und wackelig auf den Beinen. Kakashi tauchte innerhalb eines Blinzelns vor mir auf und griff unter meinen Arm. „Sakura.“

Ich sah zu ihm hoch und trotz meines erbärmlichen Zustandes spürte ich ein Lächeln um meine Mundwinkel, als ich eine schnelle Bestandsaufnahme seines Zustandes versuchte. Er hatte keine Maske, nur einen Mundschutz, der von seinem Hals herabhing aber er trug seine gewohnte Kleidung und sein Stirnband bedeckte bereits wieder sein Sharingan. Unter seinem sichtbaren Auge waren dunkle Schatten und auf seinen Wangen und seinem Kinn schimmerten leichte Stoppeln, doch er stand aufrecht und sein Griff war so kräftig wie sonst auch. Mit einem dankbaren Ausatmen ließ ich mich nach vorn fallen und schlang die Arme um ihn. „Du bist okay.“

Seine Arme legten sich um meinen unteren Rücken, sein Kinn auf meinen Haaransatz und für ein paar Sekunden ließ ich die Erleichterung wirken, atmete seinen vertrauten Geruch ein und blendete alles andere aus. Dann bewegte er den Kopf und ich löste mich von ihm, um in sein Gesicht sehen zu können. Er nahm seine Arme von meinem Rücken zurück, ließ jedoch eine Hand auf meiner Schulter, um mich wenn nötig zu stützen. Einige Sekunden sahen wir einander nur an. Er lächelte, ein wenig, aber es war ein bitter-süßes Lächeln.

„Wie geht es dir?“, durchbrach er die klinische Stille.

Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe nahezu all mein Chakra aufgebraucht. Ich kann kaum gerade gehen. Und…“ Ich brachte es nicht über mich, ihm von dem Fluchmal zu erzählen. Ich winkte ab. „Es wird alles etwas Zeit brauchen.“

Er nickte langsam, sein dunkles Auge wachsam auf mich gerichtet.

„Was ist mit dir? Hast du schlimme Verletzungen gehabt?“

Wieder dieses Lächeln. „Nur ein paar Kratzer.“

Ich neigte den Kopf, fragte mich, ob er damit die Wahrheit sagte aber dadurch, dass er das Krankenhaus bereits verlassen durfte, konnte es nicht mehr lebensbedrohlich sein. Ich sah an ihm vorbei zu Sasukes Tür. „Warst du…?“

Kakashi folgte meinem Blick und drehte den Kopf dann wieder zu mir, wesentlich langsamer. „Ich war noch nicht in seinem Zimmer. Ich wollte nur…nach ihm sehen.“ Er traf auf meinen fragenden Blick und ich hatte das Gefühl, er wusste genau, was ich alles hätte sagen wollen. Statt jedoch darauf einzugehen, legte er meinen Arm in seinen und führte mich den Gang entlang zu Zimmer Nr.8.

Kurz davor zögerte ich einen Moment, atmete einmal tief durch.

Kakashi löste seinen Griff. „Ich werde um die Ecke warten, einverstanden Sakura?“ Er wartete meine Antwort nicht ab, stattdessen vergrub er wieder beide Hände in den Taschen und ging ohne Hast zurück zum Hauptgang. Ich sah ihm nach, bis er verschwunden war und schaute dann zurück zur Tür.

Direkt daneben befand sich eine breite Fensterfront, die Einblick in das Zimmer gab. Ich war bereits einige Male hier gewesen und kannte die Maßnahmen der Intensivstation, hatte sie selbst angewendet aber dies… Ich machte ein paar zögerliche Schritte nach links, vor das Fenster, und schaute hindurch. Dies war ein vertrautes Gesicht inmitten von Schläuchen und Monitoren, blass und reglos, mit geschlossenen Augen und tiefschwarzen Haaren, die gegen seine helle Haut noch dunkler wirkten. Die Decke reichte ihm bis zur Brust, darunter zeigten sich Verbände um seine Arme und seinen Brustkorb. Neben ihm blinkten Geräte, das EKG gab einen regelmäßigen Piepton von sich, ansonsten war es vollkommen still. „Sasuke…“

Als ob das Aussprechen seines Namens mir alle restliche Kraft geraubt hätte, ließ ich mich zurück gegen die Wand fallen, nicht in der Lage mich von diesem Bild abzuwenden und doch schmerzlich getroffen, je länger ich ihn ansah. Ich musste mir in Erinnerung rufen, dass wir alle dem Tod nahe gewesen waren, dass es nur ein paar Zufällen und Glück zu verdanken war, dass wir jetzt hier waren. Am Leben. Aber so wie er dort lag, sah Sasuke nicht besonders lebendig aus. Obwohl er schlief, obgleich seine Augen geschlossen waren, schien er sich nicht friedlich zu erholen. Ich fragte mich, ob er träumte – und wenn ja, was. Was ihn erwartete, wenn er aufwachte, wollte ich mir gar nicht erst ausmalen. Ich strich mit beiden Händen ein paar Haare aus meinem Gesicht, schloss die Augen und sackte ein Stück in mich zusammen. Atmete, tief ein, tief wieder aus. Ein und aus.

Als ich nach einer Weile die Hände sinken ließ und aufsah, stand Kakashi wieder neben mir, in seinem Auge ein Ausdruck tiefen Mitgefühls und sanfter Härte. Er fasste erneut mit einer Hand unter meinen rechten Arm und ich konnte nicht dagegen an, mich auf seine Stütze zu verlassen. Es war einfach nicht genug Kraft da, um aufrecht zu bleiben. Das musste ich akzeptieren. Für jetzt.

Kakashi blickte durch das Fenster, scheinbar gedankenverloren und in seinem Profil konnte ich ablesen, dass er ähnliches denken musste, wie ich. „Wenn man sie kennt, ist es unglaublich viel schwerer durch dieses Fenster zu sehen. Und erst recht hineinzugehen.“

Ich schluckte und nickte matt. Wie oft er selbst diese Gänge zu Zimmern von Teammitgliedern wohl schon gemacht hatte? Für mich waren die bisherigen Besuche genug für ein ganzes Leben.

„Er wird darüber hinwegkommen.“ Kakashis Stimme war fest und zuversichtlich und ich spürte, wie gern ich mich darauf verlassen wollte. Er drehte den Kopf zurück zu mir. „Bist du bereit, zurückzugehen?“

Ich warf noch einen letzten, sehnsüchtigen Blick in das Zimmer, musterte Sasukes schlafende Züge, seine sich langsam hebende und senkende Brust und nickte. Ich konnte ihm durch meine Anwesenheit nicht helfen, so gern ich es getan hätte und auch wenn es gereicht hätte, nur an seiner Seite zu bleiben, konnte ich mich doch nicht länger auf den Beinen halten. Kakashi festigte meinen Griff um seinen Unterarm und dann gingen wir den Gang zurück, langsam wie zwei alte, müde Menschen.

„Bist du wirklich bereits entlassen worden, Kakashi?“

Er blickte einmal zu mir und wieder zurück nach vorn. „Auf eigenen Wunsch. Aber das wird schon wieder.“

Das wird schon wieder. Mehr konnte ich nicht hoffen.
 

Tage vergingen auf diese Weise. Ich ließ alle Tests über mich ergehen, beantwortete alle Fragen, so gut ich konnte, ließ mir aufgestellte Theorien erklären, die am nächsten Tag wieder verworfen wurden, ich ließ mich auf etliche Weisen untersuchen und aß und schlief, wie man es mir nahelegte und immer wieder schleppte ich mich zur Intensivstation um Sasuke zu beobachten. Gesundheitlich erklärte man mich nach zwei Tagen für entlassungsfähig, ich hatte keinerlei Verletzungen mehr, nichts, außer ein paar feiner Narben mehr, an dem man mir das Geschehene noch hätte ansehen können. Aber da man noch immer ein paar Testmöglichkeiten hatte und noch keinen Schritt vorangekommen war, was das Fluchmal betraf, musste ich bleiben. Es war alles dabei, Blutuntersuchungen, ein MRT, ein CT, sogar eine gynäkologische Untersuchung, auch wenn ich fest beteuern konnte, dass das nicht nötig war. Man fertigte Diagramme zu meinen Chakrawerten an, untersuchte meine Chakratore, an einer kleinen Stelle auf meinem Arm entnahm man eine Probe der schwarzen Linien aber nichts davon führte zu einem nennenswerten Ergebnis.

Und bei all dem verlor ich langsam meinen Glauben daran, dass es je zu irgendetwas führen würde. Von allem was Itachi getan hatte war dieses Fluchmal vermutlich das geringste Übel. Und doch. Was, wenn es nicht mehr rückgängig zu machen war? Wenn man es nicht mehr lösen konnte? Würde ich mein Leben lang daran erinnert werden, was in dieser Zeit geschehen war? Jeden Tag aufstehen und als erstes sehen, was er uns allen angetan hatte?

Aber so viel Grübeln führte zu nichts und ich zwang mich, nicht permanent darüber nachzudenken, konzentrierte mich stattdessen darauf, genau so zu essen, dass mein Chakra sich so schnell wie möglich aufbaute, lenkte mich mit meinen Freunden, meinen Eltern ab, versuchte denselben Optimismus zu finden wie Tsunade und Shizune und langsam aber sicher erholte sich mein Chakra und kehrte zu seinem alten Pegel zurück.

Nach drei langen Tagen kam endlich die Nachricht, auf die wir alle gewartet hatten, Sasuke wachte auf. Es war spät, als die Schwester Konai-San mir die Nachricht überbrachte, Naruto, der ebenfalls entlassen worden war, und Kakashi hatten das Krankenhaus für diesen Tag längst wieder verlassen und so konnte ich meine Erleichterung und Freude darüber mit niemandem teilen.

„Kann ich zu ihm?“

Sie war damit beschäftigt wieder einmal meine Werte aufzuschreiben und sah nur kurz davon hoch. „Jetzt noch?“ Sie wusste ebenso gut wie ich, dass dieses Argument nicht zählen würde. Mit einem Seufzen und gerunzelter Stirn richtete sie sich auf und verstaute ihren Stift in ihrer Kitteltasche. „Ich weiß nicht, was Tayanaka-San dazu sagen wird. Aber meinetwegen. Geh zu ihr und frag sie, was sie davon hält.“

Ich war bereits aufgesprungen und hatte mir eine Jacke über mein Shirt gezogen, als sie mich noch einmal zurückrief. Ich schaute über meine Schulter, die Hand schon auf dem Türgriff.

„Du kannst gehen, aber nur weil du ohnehin nicht auf mich gehört hättest, wenn ich es verboten hätte, Sakura.“

Ich nickte und zwang mich, meine Ungeduld im Zaum zu halten, schaute sie fragend an, ob es noch etwas gab. Damit wurde ihr Gesichtsausdruck sanfter – und doch lag plötzlich ein Schatten darauf. Das war genug um meiner Ungeduld ihre Kraft zu nehmen und ich ließ die Schultern ernüchtert sinken. Ich drehte mich gänzlich zu ihr um. „Was ist los?“

Sie musterte mich einen Moment, kaute auf ihrer Lippe. „Er ist nicht…“ Sie stockte, schüttelte den Kopf und lächelte aufmunternd. „Eure Erfahrungen waren ziemlich traumatisch. Denk daran, wenn Tayanaka dich zu ihm lässt, okay?“

All die Erleichterung, die Freude über seine Besserung fühlten sich auf einmal fahl an. Verblasst. Deutlicher weniger energetisch öffnete ich die Tür, nicht sicher, ob ich wissen wollte, was sie damit angedeutet hatte. „Okay. Danke.“
 

4) Opus 37 - Dustin O'Halloran

http://www.youtube.com/watch?v=Wii-psngYQw&feature=related
 

Wieder einmal stand ich kurz vor dem Fenster zu Sasukes Raum. Wieder einmal zögerte ich, einen Schritt nach vorn zu machen und hineinzusehen. Tayanaka hatte mir die Erlaubnis gegeben, Sasuke zu sehen, allerdings nicht länger als zehn Minuten und davon waren bestimmt bereits zwei vergangen. Ich hatte ein schlechtes Gefühl. Es war eine Weile her, dass ich damit zu Sasuke gegangen war, eine lange Weile.

Ich straffte meine Schultern, atmete einmal tief durch. Es gab keinen anderen Weg, herauszufinden was mit Sasuke nicht stimmte, als ihn mit eigenen Augen zu sehen. Und wahrscheinlich hatte er mein Chakra ohnehin schon längst erkannt.

Ich trat ans Fenster, leise und zaghaft, und wurde von demselben Bild begrüßt, wie in den letzten Tagen: Ein breiter, fensterloser Raum mit nicht mehr als ein paar Geräten, Anschlüssen und einem Bett, dessen Fußende zum Fenster stand. Sasuke lag darin, bis zur Mitte zugedeckt, dieses Mal mit einem Krankenhaushemd, das er sonst immer versuchte zu meiden. Heute nicht. Heute lag er dort, die Arme über der Decke ausgestreckt, den Kopf zur Seite gedreht und starrte die Wand an, meilenweit entfernt. Hatte er mich wirklich nicht bemerkt?

Als ob er meine Gedanken gehört hätte, drehte er in diesem Moment den Kopf und sah mich an, nicht überrascht, nicht freudig, ich konnte nur eine kurze Regung in seinen Augen ausmachen, dann war sie schon wieder verschwunden und sein dunkler Blick nahezu teilnahmslos. Das Klopfen hatte sich damit erübrigt und ich öffnete seine Tür, entmutigt und besorgt.

Ich blieb einen Moment im Rahmen stehen und sah ihn an, spürte einen Hauch desselben Gefühls, als ich Kakashi lebend wiedergesehen hatte. „Hey.“

Als er nicht antwortete, schloss ich die Tür fester als nötig hinter mir und trat bis an sein Bett. Und als er dieses Mal meinem Blick begegnete sah ich Erleichterung – abrupt unterbrochen von Schmerz. Er sah wieder nach vorn aber ich konnte nicht wegsehen und bei seinem Anblick drangen Bilder an die Oberfläche, die ich in den letzten Tagen verdrängt hatte, um jeden Tag hierher kommen zu können. Bleiche Haut und…sein regloser Körper auf der Lichtung. Seine flache, abgehackte Atmung…

Ich schluckte, bemühte mich um einen optimistischen Tonfall. „Wie geht es dir?“ Ich kämpfte aber meine Stimme war leise und brüchig, vor allem, weil die Antwort so offensichtlich war. Es war ewig her, dass ich Sasuke so gesehen hatte. So verschlossen. So kalt. Das Licht hier ließ ihn noch blasser aussehen als sonst, seine Haare rahmten sein Gesicht ein, schwarz wie die Nacht und er wirkte…krank, wie von Innen angegriffen.

Bei so viel Abweisung rechnete ich kaum mit einer Antwort, doch er räusperte sich und sprach mit ungewöhnlich hohler, nahezu ausdrucksloser Stimme: „Bestens.“ Es klang beißend und gleichzeitig betäubt. Verloren. Wie eine bittere Lüge. Ich wollte nicht so weit denken und konnte doch nicht die schlimmsten Befürchtungen abwehren, die sofort nach oben drangen: Dass er kaputt war, wieder komplett am Boden, zurückgeworfen um Jahre harter Arbeit und kleine Erfolge. Über allem stand das Was wenn…? Nichts von dem, was zwischen uns stand, zwischen uns passiert war, würde jetzt noch dasselbe sein.

Ich verschränkte die Arme, bemühte mich um Haltung und hielt mich gleichzeitig selbst zusammen. „Das sehe ich.“ Ich suchte in seinen Augen nach irgendeiner Form von Reaktion, doch er hütete sie gut, sein Blick war, wie schon so oft zuvor, unlesbar und er machte sich nicht die Mühe zu mir zu sehen. Lange konnte ich dem nicht standhalten. Ich warf die Hände in die Luft und ließ sie dann wieder fallen. „Ich soll nach zehn Minuten wieder gehen aber ich wollte dich zumindest einmal gesehen haben, bevor man mich wieder rausschmeißt.“

Er schwieg.

Ich zögerte und biss mir unentschlossen auf die Lippe, fragte mich, ob er bereits wusste, was alles geschehen war, seit er auf der Lichtung das Bewusstsein verloren hatte. „Hat man dir alles…?“

Er schenkte mir einen düsteren Seitenblick. „Sie haben mir alles erzählt.“

Das bezweifelte ich, selbst ohne größere Sicherheit. Ich gab meine Lippe wieder frei. „Auch von den anderen?“

Das brachte eine deutlichere Reaktion. „Was ist mit ihnen?“ Was ist mit ihnen… Nicht: Sind sie okay? Trotz aller Fragezeichen war ich sicher, dass er direkt nach seinem Aufwachen nach uns gefragt hatte und wissen musste, dass wir aus dem Gröbsten raus waren. Seine Besorgnis schien dadurch jedoch nicht gerade gesenkt worden zu sein.

Ich schloss die Augen und senkte den Kopf, dann schaute ich auf, verschränkte die Arme erneut und bemühte mich um eine feste Stimme. „Naruto und Kakashi sind bereits entlassen worden.“ Ich dachte an den gestorbenen Anbu. Auch davon wusste er vermutlich noch nicht. In der wenigen Zeit, die er wieder wach war, konnten die Medics und Schwestern ihm unmöglich schon so viel zugemutet haben, selbst wenn Sasuke danach verlangt hatte.

„Was ist mit dir?“ Er stellte die Frage ruhig und kontrolliert, sehr, sehr wachsam. Ich konnte meine Überraschung schlecht überspielen, zögerte einen Moment. Natürlich würde er diese Frage gleich hinterher stellen. Warum war ich noch hier und die anderen nicht? Schweigend wog ich meine Antwortmöglichkeiten ab und rieb abwesend über den Verband um meinen rechten Arm, gut verborgen durch meine langen Ärmel. Davon konnte ihm niemand etwas gesagt haben…oder? Sasukes Augen waren sehr dunkel und undurchsichtig, er musterte mich so scharfsinnig, dass ich, jetzt wo ich seine Aufmerksamkeit hatte, geneigt war, ihm auszuweichen.

„Ich…bin okay. Ich werde in den nächsten Tagen entlassen.“

Dieses Mal folgte kein Schweigen, ich hatte gerade erst den Satz beendet, da stellte er eine weitere Frage, fast wie eine Beschuldigung, ein deutliches Zeichen von Misstrauen. „Warum erst…?“

Ich spürte Tayanaka-San näher kommen, bevor ich sie hörte und war tatsächlich dankbar dafür. Mit einem Blick über die Schulter verkündete ich ihm, ohne ihn ausreden zu lassen: „Ich muss gehen.“ Er zeigte keinerlei Reaktion, schaute mich nur weiterhin an. „Naruto wird morgen sicher gleich als erster hier auftauchen, wenn du verlegt worden bist, meine ich.“

Stille. Und wenn er nur etwas Zeit brauchte? Wenn er sich genauso fühlte wie ich und sich bald wieder erholen würde?

„Bis bald, Sasuke.“

Ich verließ sein Zimmer, als hätte er mich verjagt und das…hätte sich kaum anders anfühlen können. Tayanaka kam gerade vor der Tür zum Stehen, erstaunt, dass sie mich nicht herausschmeißen hatte müssen, aufmerksam für jede Veränderung an mir. Ich verharrte einen Moment auf der Stelle, bemüht mich zu sammeln aber ich versagte kläglich. Als Tayanaka, mit ihrem durchschauenden Blick, jedoch ansetzte, etwas zu sagen, kehrte meine Stimme zu mir zurück und ich kam ihr, dankbar dafür, zuvor. „Danke.“

Dann ging ich an ihr vorbei und flüchtete zurück zu meinem Zimmer.
 

Wie beschlossen wurde Sasuke am Tag darauf auf eine normale Station verlegt. Naruto war an diesem Morgen bei mir, hatte mir die guten Nachrichten verkündet und wartete nun ungeduldig darauf, dass man ihn endlich zu ihm ließ. In diesem Moment stand er an meinem Fenster, mit dem Rücken zu mir. Ich saß auf meinem Bett, ein Bein angewinkelt und starrte auf den Apfel, den die Schwester mir Minuten zuvor in die Hand gedrückt hatte. Ich hatte ihm noch nichts vom Abend zuvor erzählt.

„Es braucht etwas Zeit, bis alle Papiere unterzeichnet sind und sein Zimmer vorbereitet ist, Naruto.“ Er drehte sich zu mir um, aber ich sah nicht auf. Der Apfel war geradezu musterhaft, leuchtend rot und glänzend, nahezu perfekt oval. Wie aus Plastik.

Ein paar Sekunden herrschte wieder Schweigen, dann verlagerte Naruto sein Gewicht und räusperte sich leise. „Du wirst nicht mitkommen?“

Ich drehte den Apfel um sich selbst, inspizierte seine Rückseite. „Ich denke nicht. Du kannst vorgehen, die Gewässer testen…“

„Sakura…“ Er wollte noch mehr sagen, schien sich jedoch mit seiner Wortwahl reichlich zu quälen. Ich sah auf und das ließ ihn innehalten. Ruhiger, ernster legte er die Hände in den Nacken. „Ich verstehe nicht ganz wie…du warst doch jeden Tag bei ihm? Warum willst du ihn dann jetzt nicht sehen? Jetzt, wo er wach ist?“

Ich erkaufte mir Zeit, rieb mit der Spitze meines Shirts über den Apfel und legte ihn dann vorsichtig auf den Beistelltisch. „In den letzten Tagen war er…“ …auch noch nicht bei Bewusstsein. Ich stockte, schaute wieder zu Naruto und korrigierte mich, bevor ich zu viel sagte. „Ich will ihn nicht überfordern, okay Naruto? Wir müssen nicht über ihn herfallen wie zwei ausgehungerte Wölfe, nicht nach dem was er durchgemacht hat. Was wir alle durchgemacht haben. …und nicht nach drei Tagen künstlichen Schlafs.“ Nicht nachdem er mir demonstriert hatte, dass der eiskalte Sasuke zurück war. Ich legte meine Hände links und rechts von mir auf das Bett und schwang die Beine über den Rand. „Du gehst zuerst zu ihm. Und dann…wenn wir wissen, wie es ihm geht…werde ich ihn besuchen.“

Ich täuschte hier niemanden, das verkündete Narutos Blick als traurige Wahrheit. Seine blauen Augen waren voll von Fragen und doch akzeptierte er meine Entscheidung. Er akzeptierte viele dieser seltsamen Reaktionen meinerseits seit wir zurück waren. „Okay.“ Er ließ seine Arme fallen und nickte langsam. „Wie du willst, Sakura.“

Ich hatte noch ein paar letzte Tests an diesem Morgen, dann wurden – endlich – auch meine Entlassungspapiere unterschrieben. Mit etwas Glück würde Naruto Sasuke helfen können. Und ich konnte gehen und meine eigenen Wunden lecken.
 

Als Naruto desillusioniert zu mir zurückkehrte, räumte ich gerade ein paar letzte Sachen in meine Tasche, unter den Augen von Tsunade, die mir höchstpersönlich ein paar letzte Anweisungen gab. „Alle zwei Wochen berichtest du darüber und über alles andere, was dir sonst irgendwie komisch vorkommt. Jede Kleinigkeit. Verstehen wir uns, Sakura.“ Es war keine Frage.

„Ja. Alle zwei Wochen. Ist gespeichert.“

Die Tür, die achtlos hinter Naruto ins Schloss fiel, ließ uns beide aufsehen. Er hatte den Blick gesenkt und verharrte einen Moment so, schweigend und fremd. Dann zuckten seine Schultern und er lachte leise auf. „Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Sasuke noch einmal zurückkehren würde.“

Ich ließ das Shirt achtlos fallen, das ich gerade noch zusammengefaltet hatte. Tsunade stemmte die Hände in die Hüften und atmete laut aus. „Welcher Sasuke? Der, der gerade seinen Bruder umgebracht hat?“

Naruto hob überrascht den Kopf, angesichts ihres drastischen Tons und ihrer drastischen Worte. Tsunade schnaubte. Ich drehte langsam den Kopf zu ihr, nahm den harten Zug um ihre Lippen auf, ihren entschiedenen Blick.

„Naruto. Er wird Zeit brauchen. Sei für ihn da und gib sie ihm.“ Ich schaute zurück auf das zusammengefallene Shirt ohne es wirklich zu sehen. Das waren wahre Worte. Wir alle würden Zeit brauchen.

„Ich bin für ihn da. Aber er will mich nicht haben. Er spricht nicht. Er gibt kaum eine Regung von sich und die ganze Zeit über vereist er alles um sich herum, schlimmer als eine Kühltruhe.“

„Tja, vielleicht ist er im Schock, bist du schon mal auf diese Idee gekommen?“

Naruto starrte einen Moment und suchte dann nach Worten. „Ich…“

„Er hat gesehen, dass ihr alle drei wohlauf seid. Jetzt braucht er Ruhe und Zeit für sich, Zeit um seine Gedanken zu ordnen und wieder aufzustehen, das Geschehene zu verarbeiten. Ganz ähnlich wie du, Sakura. Nehmt euch diese Zeit.“ Ich zuckte zusammen, als sie plötzlich auch über mich sprach. Sie wartete, bis ich ihren Blick gefunden hatte, dann nickte sie und legte eine Hand auf meine Schulter. „Alle zwei Wochen. Und vergiss nicht zur Nachuntersuchung zu kommen, damit wir deine Krankschreibung absehen können.“

Ich nickte, unwillig aber ohne eine andere Wahl. Sie würde mich erst dann wieder trainieren und arbeiten lassen, wenn sie ihren Kopf durchgesetzt hatte. Auf dem Weg zur Tür griff sie Naruto völlig unvermittelt unter sein Kinn und schaute auch ihm in die überrascht geweiteten Augen. „Sei nicht zu hart zu ihm. Aber mach es ihm auch nicht zu leicht, hörst du, Naruto?“ Er nickte langsam, immer noch erstaunt. Tsunade schaute noch einmal über ihre Schulter. „Ihr beide nicht.“

Dann schloss sie die Tür hinter sich – und ließ Naruto und mich zurück, um einander wortlos anzustarren.
 

So wurde ich also entlassen, fünf Tage nach unserer Rückkehr, ohne Sasuke noch einmal gesehen zu haben. Ich hatte kaum über etwas anderes nachgedacht, als noch einmal zu ihm zu gehen…aber nach Narutos Niedergeschlagenheit und nach Tsunades Worten hielt ich es für das Beste, ihm und mir selbst Abstand zu geben. Dennoch konnte ich meine Gedanken kaum von meinem Besuch bei ihm losreißen, während meine Eltern auf dem ganzen Rückweg über nichts anderes als die gute Zeit, die uns jetzt bevorstand, sprachen. Ich musterte die vertrauten Straßen und Geschäfte und fühlte mich seltsam abgeschottet von so viel, lange abgegebener Normalität. Es war seltsam, wie so viele Erinnerungen, die vorher gute waren, plötzlich von so vielem überschattet und verdorben wurden. Als wäre ich ein komplett anderer Mensch. Und vielleicht war ich das ja auch, ich konnte mich zumindest nicht daran erinnern, zuvor so zurückhaltend und schweigsam gewesen zu sein.

Meine Eltern dagegen waren überglücklich – und überfürsorglich. Ich hatte damit gerechnet und trotzdem gehofft, dass es anders sein würde, dass sie mir mehr Raum lassen würden, um mich wieder einzugewöhnen, um alles zu verarbeiten. Denn das würde ich müssen. Als die Haustür hinter uns ins Schloss fiel und der vertraute Geruch meines Zuhauses mich umhüllte, schnürte sich unmittelbar mein Hals zu und heiße Tränen drohten überzulaufen – sie waren nicht ganz unerwartet, in ihrer Intensität jedoch überraschend. Ich blinzelte sie angestrengt weg und versuchte, ruhig zu atmen, ein Lächeln für meine Eltern aufzusetzen und bekam eine Grimasse zustande aber immerhin ließen sich die Tränen unterdrücken. Sie beide verschwanden lächelnd in der Küche, mit der Absicht ein Willkommensessen nur für uns drei zu kochen und ich nahm meine Tasche mit den wenigen Habseligkeiten und machte mich auf den Weg nach oben, jede Treppenstufe eine Erinnerung an Normalität und Alltag, die ein Leben lang her zu sein schienen.

Vor der Tür zu meinem Zimmer verharrte ich, lauschte der Ruhe des schattigen Flurs und stellte die Tasche ab, dann legte ich eine Hand auf den abgenutzten Türknauf und öffnete sie mit einem leisen Knarren. Sonnenlicht flutete den Raum und blendete mich für einen Moment und ich hob eine Hand um die Augen abzuschirmen, ehe sie sich daran gewöhnten. Ich ließ meinen Blick einmal über den Raum schweifen und kam schnell zu der Erkenntnis: Es war nichts verändert, alles genau wie zuvor.

Ich machte ein paar zaghafte Schritte über die Schwelle, fuhr mit einer Hand über meine staubige Kommode und erhaschte mein Abbild im Spiegel darüber, mit großen glitzernden Augen und dünnen Armen. Geschlagen ließ ich sie beide fallen und blickte zurück in die Augen dieser dürren Fremden, die wirkte, als ob sie bei dem kleinsten Geräusch schreckhaft wie ein Reh auf und davon rennen würde. Sie war blass, hatte dunkle Augenringe und musterte mich argwöhnisch, misstrauisch. Vorsichtig hob ich eine Hand und näherte sie ihr, bis unsere Hände aufeinander lagen, mit nichts weiter als der glatten, kühlen Fläche des Spiegels zwischen uns. „Was ist nur aus dir geworden?“, fragte sie mich und ich zuckte mit den Schultern. Wenn ich die Antwort dafür gehabt hätte – es hätte mich sicher nicht glücklicher gemacht.
 

Die Trauerfeier, sechs Tage nach unserer Rückkehr, wurde zur Kraftprobe. Der Himmel war grau, voller dichter Wolken und ein kalter Wind trieb sie über den ruhelosen Himmel, ließ ein paar trockene Blätter über die Straßen wehen und versuchte sich durch die schwarzen Mäntel der Anwesenden zu beißen. Wieder hatte sich das Dorf am Gedenkplatz versammelt, stand in schwarzen, stummen Reihen und lauschte dem Läuten der Trauer-Glocke. Ich hatte den Mann nicht gekannt, der im Kampf gegen Itachi gefallen war, aber sein Name auf der Gedenktafel vor uns brannte sich ein. Hiroki Tanada. Das Schweigen war spürbar, auch mit dem starken Wind.

Kakashi stand ein paar Meter weiter links, starr und unbeweglich, den Blick gesenkt. Naruto und Ino standen direkt links und rechts von mir und Ino hielt meine rechte Hand. Sasuke war für die Trauerfeier entlassen worden aber er war nicht bei uns. Ich hatte ihn zuvor einige Reihen weiter links gesehen und er hatte kurz herübergeschaut, doch nach einigen wenigen Sekunden, mit undurchschaubarer Verschlossenheit in seinem Blick, war er wieder in der Menge verschwunden. Ich hatte gehofft, dass er zumindest heute nicht allein bleiben wollte. Aber Naruto hatte ihn begrüßt, als er vor einer halben Stunde angekommen war und Sasuke hatte ohne Worte genickt und ihn stehen lassen. Daran hatte nicht einmal Naruto irgendeine Ermutigung sehen können, ihm zu folgen und es weiter zu versuchen. Nicht an diesem Tag.

Vor uns legte Tsunade als Zeichen ihrer Ehrerbietung und Trauer eine Rose an den Gedenkstein mit dem frisch eingravierten neuen Namen und gab damit das Zeichen für alle anderen, eine Blume niederzulegen. Ich drehte die weiße Lilie in meiner Hand, ließ mich von Ino ein Stück weit führen und reihte mich dann zusammen mit den anderen in die Prozession zum Gedenkstein ein, schweigend und tief in Erinnerungen versunken. Es war nur eine Woche her, dass dieser Mann noch am Leben gewesen war. Und doch war er nicht lebend zurückgekehrt. Und mit seinem Namen auf dem Gedenkstein…konnte ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass wir alle nicht wirklich zurückgekehrt waren – oder zumindest etwas von uns zurückgelassen hatten, das unerlässlich war.
 

Ein paar weitere Tage vergingen, ich versuchte mich daran zu gewöhnen, in einem Zimmer zu schlafen, in dem ich mich einst so wohl gefühlt hatte und das jetzt bis zur Decke gefüllt war, mit Erinnerungen, die mir den Schlaf raubten. Ich versuchte in den Alltag zurückzufinden. Ino und ich trafen uns täglich, sie holte mich nach draußen, verabredete uns mit Tenten und Hinata, schleifte uns zum Einkaufen oder zu sich nach Hause und ich war dankbar dafür. Dennoch fühlte ich mich noch immer wie eine Fremde im Dorf. Naruto kam alle paar Tage vorbei, um mir von Sasuke zu berichten, der auch ihm gegenüber noch immer verschlossen blieb, auch wenn Naruto den Anschein gab, sich davon nicht entmutigen zu lassen. Als ich seine Beschreibungen hörte, von Sasukes bitterem Blick, seiner Kälte, seiner Einsamkeit, fühlte ich mich seltsam an viele Jahre zuvor erinnert, kurz bevor Sasuke das Dorf verlassen hatte und fühlte gleichzeitig das Echo eines alten Ichs in mir, das sich schwach, hilflos und allein fühlte.

Die von Tsunade verordnete Nachsorgeuntersuchung brachte keine neuen Erkenntnisse, das Fluchmal hatte sich nicht verändert – und so ließ mich Tsunade nach eineinhalb Wochen Zuhause wieder trainieren und arbeiten. Es waren nur ein paar kleine Aufträge, nichts Besonderes, meistens nicht einmal Missionen, die mich aus dem Dorf führten. Aber es waren kleine Schritte zurück zur Normalität. Und es war an einem dieser Tage, an dem ich gerade einen Missionsbericht im Hokageturm eingereicht hatte, als Naruto mich dort fand, ernst und aufgebracht.

„Sasuke ist entlassen worden.“, rief er mir entgegen, bevor er überhaupt zum Stehen gekommen war.

Ich runzelte die Stirn. „Ich weiß. Shizune hat es mir erzählt.“

Naruto fuhr sich durch die Haare und türmte sie dabei zu ungleichen Bergen auf. „Ja aber er ist einfach weg! Ich wollte ihn vorhin besuchen und da hat man mir gesagt, dass er entlassen worden ist und das nicht einfach von jetzt auf gleich.“ Mir dämmerte, worauf Naruto hinauswollte. Er ließ die Arme fallen, war jedoch so aufgebracht, dass er seine Hände nicht davon abhalten konnte wild zu gestikulieren. „Er hat es gewusst, verstehst du? Und er hat mit Absicht nichts gesagt. Und jetzt ist er weg, ich habe im alten Uchiha-Viertel gesucht aber da war nicht einmal Staub aufgewirbelt.“ Ich konnte nicht umhin, einen Hauch Erleichterung zuzulassen. Immerhin hatte Sasuke sich nicht sofort nach seiner Entlassung etwas so gänzlich Selbstzerstörerischem ausgesetzt. „Sakura. Ich habe keinen Schimmer, wo er sein könnte. Er hat niemandem etwas gesagt, er ist einfach gegangen, ich…“ Ich legte eine Hand auf eine seiner immer noch hektischen Hände und brachte ihn damit dazu, die Schultern sinken zu lassen und ruhiger den Kopf zu schütteln. „Er sollte jetzt nicht allein sein.“

Ich nickte. „Du hast Recht.“ Nachdenklich ließ ich den Blick schweifen, über die schattigen Straßen im spärlichen Licht der bereits untergehenden Sonne. „Und wir werden ihn finden. Hast du Kakashi schon Bescheid gesagt?“

Naruto nickte.

„Dann lass uns ein paar Orte sammeln, an denen er sein könnte.“

Wir sprachen ab, wer wo suchen würde und machten uns dann getrennt auf die Suche. Zugegebenermaßen konnte Sasuke überall und nirgends sein. Es gab nur sehr wenige Orte, an denen er sich regelmäßig aufhielt – und die gleichzeitig auch noch anderen bekannt waren. Und so ergaben das Trainingsgelände, abgelegene Bars oder Restaurants alle keine Treffer und bisher hatte ihn auch niemand gesehen, den ich unterwegs danach fragte.

Nach einer Weile schickte mir Naruto einen Schattendoppelgänger, der mir ebenfalls keinen Erfolg berichten konnte. Ich schickte ihm einen Doppelgänger zurück und schlug vor, die Hotels von Konoha abzuklappern, in Anbetracht der Tatsache, dass es langsam zu dunkel wurde, um noch vernünftig zu suchen und ebenso wahrscheinlich, dass sich Sasuke irgendeine Unterkunft gesucht haben musste, wenn er nicht in sein altes Viertel zurückgekehrt war. Aber Hotels und Pensionen gab es hier wie Sand am Meer – und wir hatten erneut keinen Anhaltspunkt.

Ich hatte erst zwei Unterkünfte befragt und war auf dem Weg zur dritten, überzeugt davon, dass diese Methode die ganze Nacht und länger dauern konnte, ohne dabei sicher zum Erfolg zu führen, als ich eine vertraute Stimme hinter mir hörte. „Ich habe ihn gefunden.“

Ich schaute über meine Schulter. Vermutlich hätte es mich nicht überraschen sollen, Kakashi die wenigen Schritte durch dieselbe Gasse zu mir aufschließen zu sehen, die Hände in den Hosentaschen vergraben und Pakkun neben sich. Aber wir hatten uns seit einiger Zeit nicht mehr gesehen und ich wurde mir dieses Mal nur zu deutlich bewusst, dass plötzlich eine Befangenheit zwischen uns war, die es vorher so nicht gegeben hatte. Ich drehte um und kam ihm ein Stück entgegen, bevor ich jedoch zu einer Frage ansetzen konnte, schnitt er mir das Wort ab. „Er ist in einem kleinen Hotel, nicht weit von hier.“

„Wie hast du…?“

Er nickte bloß zu Pakkun, im selben Moment, in dem ich zu diesem Schluss kam. „Ich kenne die Wirtin. Sasuke scheint ihr ohnehin aufgefallen zu sein, deshalb hat sie Pakkun gleich alle Auskünfte gegeben, die wir brauchen.“

Dankbar ging ich in die Knie und tätschelte dem kleinen Mops lächelnd den Kopf. Ein freundliches Hecheln aus dem grimmigen Gesicht war die Antwort und er legte den Kopf schief und gab ein Geräusch tiefer Zufriedenheit von sich. „Sakura, kannst du…?“

Er kam nicht dazu, seine Bitte auszuformulieren, sondern unterbrach sich mit einem kurzen Blick zu Kakashi. Und ebenso spürte ich Kakashis aufmerksamen Blick auf mir, als ich mich ernüchtert wieder aufrichtete. Ich strich meinen Rock glatt, und sah ihm, als ich keine andere Wahl mehr hatte, entgegen. Sein sichtbares dunkles Auge war in dieser schattigen Gasse kaum auszumachen.

Ich räusperte mich, bemüht um eine klare Stimme. „Danke. Wirst du mich begleiten?“

Ich hatte nicht wirklich mit seiner Zusage gerechnet, dennoch, als er nach einem langen Augenblick reagierte, fühlte ich mehr hinter seinem Kopfschütteln als erwartet. „Es ist wahrscheinlich am besten, wenn du allein gehst. Ich werde Naruto Bescheid sagen und ihn zurückhalten, bis du mit Sasuke gesprochen hast.“

Ich hielt seinen Blick, suchte nach etwas dahinter, einem Hinweis, irgendetwas, um seinen verhüllten Ausdruck lesen zu können. „Kakashi…“

„Du hast mehr Talent zu reden als Naruto oder ich. Vernünftig zu reden. Und Sasuke und du…ihr teilt ähnliche Erfahrungen. Wenn jemand in dieser Situation zu ihm durchdringen kann, dann vermutlich du.“ Er sagte all das recht schnell, aber entschlossen und fest. Dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass es gezwungen klang.

Ich warf einen Blick zur Seite und stellte fest, dass Pakkun begonnen hatte, in der Gasse umher zu schnüffeln. Ich sah wieder nach vorn und senkte meine Stimme. „Du bist vernünftiger als ich, Kakashi.“

Sein Auge verengte sich für einen Moment, sein Kiefer spannte sich an…dann zuckte er mit einer Schulter und schüttelte den Kopf. „Darüber werden wir uns nicht einigen können, Sakura.“ Er wartete einen Moment, stand immer noch kaum verändert vor mir, die Hände vergraben, das Gesicht verhüllt. Und ich suchte nach Worten, die jetzt nötig waren, die an diese Stelle gehörten – und fand sie nicht. „Du solltest jetzt gehen, er wird sicher bald bemerken, dass wir herausgefunden haben, wo er sich aufhält.“ Einen Augenblick verharrte er noch so, dann schaute er zu Pakkun und wieder zu mir. „Pakkun kann dich hinführen.“

Ich wollte immer noch etwas sagen, diese seltsame Spannung zwischen uns lösen aber ich brachte nach vergeblicher Suche dennoch nur ein Nicken zustande. „Okay.“ Mit einem kurzen Blick zu Pakkun, der jetzt zu uns zurückkehrte und einem weiteren zu Kakashi, der ruhig da stand, die Hände immer noch in den Taschen, nickte ich Pakkun zu und folgte ihm aus der Gasse.

„Er wird sich wohl nicht einfach zurückbringen lassen, Sakura.“, hörte ich Kakashi sagen, kurz bevor ich um die Ecke gehen konnte.

Ich sah zurück. Er war nahezu mit der dunklen Mauer verschmolzen, nur sein Haar glänzte silbrig im letzten Tageslicht. Ich legte eine Hand auf die Mauer und antwortete leise. „Nein, das wird er nicht.“

„Vergiss das nicht.“

Ich verharrte ein paar Sekunden – und nickte. „Okay.“

Dann ließ ich mich von Pakkun zurück auf die Straße führen. Ein letzter Blick zurück –Kakashi war bereits fort.
 

Es war ein kleines Gebäude in einem Hinterhof, zu dem Pakkun mich führte. Der Eingang war eine grüne Doppeltür und links und rechts davon mit Blumen geschmückt, die sich noch tapfer gegen die sinkenden Temperaturen wehrten und wie zum Trotz in Gelb und Orange leuchteten, auch ohne das mittlerweile verschwundene Tageslicht. Zwei gelbe Lampen darüber erhellten den Hof in einem warmen Lichtkegel. All das machte einen freundlichen Eindruck, ruhig aber gut umsorgt. Ich konnte mir vorstellen, dass Sasuke diese Pension wegen ihrer Abgeschiedenheit gewählt hatte. Pakkun verabschiedete sich, ohne noch einmal um mehr Streicheleinheiten zu bitten, höflich wie immer, verschwand in einer weißen Rauchwolke und hinterließ nicht mehr als den Nachgeschmack, dass Kakashi und ich unausgesprochene Dinge klären mussten und zwar bald. Ich musterte noch einmal die Fassade, den dunklen, nur am Horizont noch rötlich gefärbten Himmel, dann straffte ich die Schultern und öffnete eine der Türen.

Die besagte Wirtin von der Kakashi gesprochen hatte erwartete mich bereits und kam von der Rezeption zu mir herüber, als ich eintrat.

„Uchiha-San?“, fragte sie mich sicherheitshalber.

Ich nickte. „Ist er noch hier?“

Sie atmete laut aus. „Er ist den ganzen Tag nicht herunter gekommen und ich vermute, dass er auch nichts gegessen hat, zumindest nicht hier bei uns. Ich habe ein paar Mal geklopft aber…es kommt keine Antwort. Und ich kann hören, dass er dort ist, es klirren Gläser…“ Sie knetete nervös ihre Hände. Ob sie besorgt um Sasuke oder um den Ruf ihres Hauses war konnte ich nicht sagen.

Dennoch nickte ich ihr beruhigend zu. „Ich werde nach ihm sehen.“

„Er sah nicht gut aus.“, fügte sie plötzlich hinzu. „Da ist etwas Dunkles an ihm. Wie ein Schatten, den er mit sich trägt.“

Ich verharrte kurz, musterte sie genauer aber sie schien nicht zu wissen, wie nah sie damit an der Wahrheit lag. Bereitwillig wies sie mir den Weg zur Treppe und gab mir seine Zimmernummer, dann kehrte sie, immer noch sehr nervös, zur Rezeption zurück. Ich spürte ihre Blicke auf meinem Rücken, als ich die Treppe nach oben ging, dann umhüllten mich die Stille und das gedämpfte Licht eines fensterlosen Flurs. Nicht viele Zimmer schienen im Moment belegt zu sein, ich konnte in jedem Fall nur zwei andere Chakren wahrnehmen und eines davon…war Sasukes.

Vor seiner Tür blieb ich stehen und legte eine Hand auf den Türgriff, lauschte jedoch erst ein paar Sekunden. Erst hörte ich gar nichts, dann das leise Klingen von Glas und vermutlich das Eingießen einer Flüssigkeit. Ich konnte mir denken, was er tat und hoffte doch, dass ich mich irrte. Dementsprechend gewappnet, klopfte ich mit der freien Hand und wartete. Er öffnete mir erst nach einer Weile, was nicht gerade dazu beitrug meine Sorge zu entkräften aber – er öffnete.

Doch als er die Tür aufschwang, tat er es so nachlässig und gleichgültig, dass alle meine Alarmglocken gleichzeitig schrillten. „Wer hätte das gedacht…Sakura.“

Ich blieb vor der Tür stehen. Er lehnte sich gegen sie, mit einer Hand noch auf dem Türgriff und musterte mich mit einem unlesbaren Ausdruck im Blick. Er trug nichts weiter als eine lange, dunkle Trainingshose, seine Haare fielen ihm ins Gesicht und standen von seinem Kopf ab, seine Augen waren tiefdunkel und er hatte Augenringe, die sich von seiner blassen Haut besonders abhoben. Das sah nicht gut aus. Ich richtete mich auf.

„Sasuke. Kann ich reinkommen?“

Ohne Worte sah er einmal an mir herab und wieder hinauf, dann zuckte ein spöttisches Lächeln um seine Mundwinkel und er machte einen Schritt beiseite, ohne mich aus den Augen zu lassen. Das also war die erste Reaktion, die ich von ihm bekam, seit ich ihn zuletzt sarkastisch und verbittert im Krankenhaus gesehen hatte. Ich atmete tief ein, dann trat ich an ihm vorbei und drehte mich zu ihm um, während er die Tür ebenso gedankenlos ins Schloss fallen ließ, wie er sie geöffnet hatte. Ich musterte seinen Rücken, die Art wie seine Muskeln bei dieser schlechten Haltung angespannt waren, das Aufblitzen silbriger Narben von vor langer Zeit. Aus Tagen, in denen er sich völlig gedankenlos vor Naruto geworfen und sein Leben gerettet hatte. Auf seinem unteren Rücken fand sich eine neue Narbe, noch grell gerötet und kaum verheilt. Dort hatte Itachi ihn mit seinem Katana erwischt. Er musste die Verbände oder das Druckpflaster bereits abgenommen haben, zweifellos aus eigenem Wunsch.

Mit viel Mühe wandte ich mich ab und machte ein paar Schritte in den Raum hinein, musterte die elegante und liebevoll gestaltete Einrichtung, die glänzenden dunklen Holzmöbel, das große Himmelbett. Nur eine Stehlampe an der äußeren Wand des Hauses erhellte den Raum und sorgte für ein dämmriges Licht, das viele Schatten warf. Auf der linken Zimmerseite führte eine Tür in einen angrenzenden Raum, vermutlich in ein Badezimmer. Sasuke ging an mir vorbei, zurück zu einem breiten weißen Sofa mit einem flachen Tisch davor und einer Anrichte daneben. Darauf standen mehrere Karaffen, gefüllt mit etlichen Inhalten, die sich bei genauerem Hinsehen als sehr wahrscheinlich alkoholisch herausstellten. Vor meinen Augen griff er nach einem bereits benutzten Glas und leerte die bernsteinfarbene Flüssigkeit in einem Zug.

Davon noch nicht genug, goss er sich gleich ein zweites ein, setzte es an die Lippen und wieder ab, als er sich an etwas zu erinnern schien. „Vergib mir meine Unhöflichkeit. Kann ich dir auch etwas anbieten, Sakura?“ Wenn seine Worte nicht von Sarkasmus und Fremdheit getränkt gewesen wären, hätten sie glatt als zuvorkommend durchgehen können. Sie waren es aber.

Ich hielt seinen Blick. „Nein. Danke.“

Er schaute zurück, einen langen Moment, dann zuckte er mit einer Schulter, lächelte amüsiert und schloss die Augen, als er sein Glas erneut leerte. Ich ging an ihm vorbei zum Fenster hinter dem Sofa und zog den feinen, durchsichtigen Stoff davor beiseite, um hinauszuschauen.

Im Gegensatz zum Eingangsbereich des Hotels lag sein Zimmer direkt an einer der ruhigeren Straßen Konohas, mit dem Blick auf eine Allee mit alten Bäumen und Laternen, die hier und da ein paar Lichtinseln bildeten. Die Sonne war untergegangen und ein paar erste Sterne blitzten durch unruhige Wolkenschichten am Himmel. Sasuke konnte sich nicht weniger dafür interessieren. Zumindest tat er es jetzt nicht, er war zu beschäftigt damit, sich ein weiteres Glas einzuschenken. Ich ließ meinem Blick schweifen, über die verschiedenen Flaschen auf dem Beistelltisch und stellte fest, dass sie in dem Stand ihres Inhaltes stark variierten. Und die Flasche in Sasukes Händen…schien ihn bereits seit einer Weile zu beschäftigen.
 

5) Opus 33 - Dustin O'Halloran

http://www.youtube.com/watch?v=tfQI27UBbzE&feature=related
 

„Sasuke.“

Er schien sich tatsächlich noch zu steigern, zweifellos um mich zu provozieren, und füllte sein Glas nahezu bis zum Rand, bevor er wie beiläufig aufschaute. „Sakura?“

Ich ließ den Vorhang wieder vor das Fenster fallen und trat zu ihm an den Tisch. „Was tust du hier?“

Er nahm einen Schluck. „Ich genieße meinen ersten Tag außerhalb des Krankenhauses seit…wie lange ist es her? Zwei Wochen?“

Ich griff nach seiner Flasche und hielt sie gegen das Licht, roch kurz daran. Whiskey. „Ernsthaft, Sasuke. Was soll das werden?“

„Spar dir dein Mitleid.“ Seine Stimme klang rau und gleichgültig und er nahm sie mir aus der Hand und schaute einen Moment darauf, dann spannten sich seine Schultern an, als ob er zu einem neuen Entschluss gekommen war – und er trank direkt aus der Flasche.

Ich kontrollierte meine Wut nur oberflächlich, sah dabei zu, wie er einen großen Teil davon leerte und ballte die Fäuste, als er sie wieder absetzte und sich nicht mehr darum scheren konnte, was ich davon hielt. Ich wusste es besser, als sie ihm zu entreißen – aber es war schwer, mich konstant daran zu erinnern. Stattdessen also biss ich die Zähne zusammen und konzentrierte mich auf das Wesentliche. „Nimmst du noch Schmerzmittel?“ Während ich seine Antwort abwartete, sah ich mich erneut in seinem Zimmer um, auf der Suche nach Tablettenverpackungen aber ich wurde nicht fündig.

Sein hartes Auflachen brachte mich wieder davon ab und ich schaute gerade rechtzeitig zurück, um Trotz in seinen Augen aufblitzen zu sehen. „Ich bin nicht dabei mich umzubringen, Sakura. Du kannst beruhigt wieder gehen.“

„Zum Teufel damit, Sasuke.“

Er hob die Augenbrauen, als wäre all das hier unheimlich unterhaltsam. „Geh und sag Naruto, dass ich mich nicht vom nächsten Hausdach gestürzt habe. Deshalb bist du doch hier? Um Naruto beruhigen zu können?“

Meine Augen wurden schmal. „Du weißt genau, warum ich hier bin.“

„Wirklich?“ Er nahm noch einen Schluck und schüttelte den Kopf, als er die Flasche wieder sinken ließ. „Das bezweifle ich. Also bitte. Klär mich auf.“ Er fing meinen Blick, mit nachtschwarzen Augen voller Sarkasmus. „Ein Krankenbesuch? Ein Mitleidsbesuch? Für den armseligen…“

Dieses Mal konnte ich mich nicht zurückhalten. Ohne Kontrolle holte ich aus und schlug ihm die Flasche aus der Hand. In seinem Zustand konnte er nicht mehr tun, als ihr milde überrascht hinterher zu sehen und dabei zuzusehen, wie ihr restlicher Inhalt vom hellen Teppich sofort aufgesaugt wurde. „Die Rechnung für die Reinigung…“

Mit wenigen Schritten war ich bei ihm, griff nach seiner Schulter und drängte ihn zurück gegen die Lehne des Sofas, um ihn dort zu halten. Er sah mir in die Augen, in seinem Zustand wohl nur milde überrascht. „Ich bin hier, weil ich mir Sorgen um dich mache, Sasuke! Nicht um Naruto einen Gefallen zu tun.“

Er lauschte meinen Worten, beinah gelangweilt und doch schien sein Non-Chalant-Verhalten Sekunden später, unvermittelt, wie weggewischt und plötzlich war der Ausdruck in seinen Augen nicht mehr gelangweilt oder trotzig – er war beißend. „Tatsächlich?“ Es war keine Frage, nur der Beginn eines Vorwurfs. „Bist du deshalb in den letzten zwei Wochen so oft im Krankenhaus gewesen? Bei mir?“

Ich hielt seinen Blick und war dennoch unvorbereitet auf diese Frage. Mein Griff auf seiner Schulter wurde lockerer. „Ich wollte dir Raum geben…Zeit, um dich zu erholen…“ Es klang nicht nur in meinen Ohren armselig.

Sasuke schnaubte. „Natürlich. Wie achtlos von mir, nicht selbst darauf zu kommen. Sakura, die große Medic-Nin, muss es ja wissen.“

Der Zorn kehrte so schnell zurück, dass ich darauf achten musste, nicht versehentlich etwas zu zerbrechen. Ich machte einen Schritt zurück, weg vom Sofa, von all den Flaschen, den zierlichen Holztischen – und von Sasuke. „Du wolltest mich dort nicht haben…!“, erwiderte ich zähneknirschend.

Er machte meine Vorsichtsmaßnahmen zunichte und schloss wieder zu mir auf, so angefeuert wie ich. „Nein, was ich nicht wollte, war von dir angelogen zu werden!“ Hatte er noch leise begonnen, so bekam seine Kontrolle zum Schluss hin einen Riss.

Ich schüttelte den Kopf, verständnislos. „Ich habe dich nicht angelogen, was redest du da?“

Wut, eiskalte Wut spiegelte sich in seinen Augen und als ich stockend einatmete, immer noch ohne Ahnung, wovon er sprach, machte er noch einen Schritt auf mich zu, griff nach meinem rechten Arm und zerrte meinen Ärmel bis zum Ellenbogen. Für uns beide deutlich zu sehen, leuchtete das Fluchmal auf meinem Unterarm, groß und schwarz. Seine Hand verharrte einen Moment an meinem Ärmel und so dicht wie er war hielt er meinen Blick und senkte seine Stimme. „Du bist okay, ja? Alles in Ordnung.“ Sein Atem roch nach Alkohol. Er musste bereits eine Menge getrunken haben.

Unvermittelt brach er den Kontakt, löste seinen Griff, mit mehr Kraft als nötig, und wandte sich frustriert ab, um Bahnen durch den Raum zu ziehen, wie ein gefangenes Raubtier. Mein Arm fiel haltlos herab, betäubt im Angesicht der Tatsache, dass Sasuke davon wusste. „Woher weißt du…?“

Er warf die Hände in die Luft, ohne stehen zu bleiben und schaute zu mir. „Ich hätte es von dir hören sollen! Nicht von irgendeiner Schwester.“

Meine linke Hand hatte ich unbewusst um meinen rechten Arm gelegt und ich umklammerte das Fluchmal, als ob ich es damit verstecken könnte. „Sie hätte dir niemals davon erzählt, das ist eine vertrauliche…“ Er musste nichts weiter sagen. Er blieb einfach nur stehen und sah mich an, bis ich selbst darauf kam. Die Erkenntnis schürte noch mehr Wut. „Dazu hattest du kein Recht!“

„Ach ja? Also hätte ich warten sollen, darauf, dass du es mir nie erzählt hättest? Darauf, dass niemand von euch es mir erzählt hätte?“

„Du hast uns überhaupt keine Möglichkeit dazu gegeben! Du wolltest niemanden um dich haben, mit niemandem sprechen und erst recht nichts von uns hören!“ Stille folgte auf meine schrillen Worte.

Ohne bessere Alternative ging ich zu dem kleinen Tisch mit den Flaschen zurück, griff nach der erstbesten und hob sie an den Mund. Was auch immer darin war, schmeckte scheußlich und doch nahm ich so viele Schlucke, bis ich das Gefühl hatte, mein Hals verbrannte von Innen. Ich ließ die Flasche sinken, wischte mir mit dem freien Handrücken über den Mund und verharrte einen Moment so, versuchte meine Gedanken zu sortieren. Als ich mich umdrehte, trennte uns nahezu der ganze Raum aber er schaute mich noch immer an.

„Wieso deutest du noch immer, nach all den Jahren, jede Fürsorge, jeden Versuch, dir zu helfen, als das Gegenteil, Sasuke?“ Er kämpfte dagegen an – aber dann flackerte sein Blick zu meinem Arm. Ich machte keine Anstalten, ihn zu verstecken, ließ ihn trotzig in seinem Blickfeld, dann schüttelte ich den Kopf. „Wenn du keine Schmerzmittel mehr nimmst, fein, betrink dich, bis du nicht mehr weißt, wer du bist. Es wird dir sowieso nicht gelingen.“ Mit einem letzten Blick darauf und einem dumpfen Laut stellte ich die Flasche wieder auf den Tisch und sah zurück zu ihm. „Naruto ist krank vor Sorge um dich. Kakashi hat mit Pakkun nach dir gesucht. Und jeder von uns würde dich bei sich wohnen lassen, solange du willst. Aber das ist das Problem oder? Du willst keine Hilfe, du willst immer alles allein schaffen.“

Mit diesen Worten machte ich Anstalten an ihm vorbei zur Tür zu gehen. Doch er hielt mich auf, so unerwartet wie schnell, stellte sich vor mich und drehte mich mit dem Rücken zur Wand. Seine Hand griff nach meinem Kragen und bevor ich genug realisiert hatte, um ihn davon abzuhalten, zog er ihn ein Stück herab und enthüllte meine neueste Narbe, eine schmale Linie auf der Haut meines Halses, direkt unter meinem Kinn, leicht rosa, dünn und empfindlich, als wäre sie nicht mehr als ein paar Stunden alt. Ich hatte sie selbst einige Male so gemustert.

Er starrte darauf, völlig versunken, und ich verharrte auf der Stelle, beobachtete ihn, ließ ihm diesen Moment. Ausnahmsweise wusste ich genau, was er dachte. Am Tag auf der Lichtung, als ich noch unter Itachis Einfluss gestanden und gegen Sasuke gekämpft hatte, hatte er mich genau dort mit seinem Kunai geschnitten, nur leicht, nicht besonders tief. Aber diese Narbe stammte nicht von ihm – sie kam von meinem eigenen Kunai, als ich, ohne jeglichen anderen Ausweg, Itachi mit meinem Leben erpresst hatte.

Mit einem frustrierten Seufzen, schob ich Sasukes Hand schließlich weg und drehte den Kopf zur Seite. „Das ist nicht dein Werk, Sasuke.“ Ich spürte seinen Blick, brennend und aufmerksam für das kleinste Detail. „Ich habe mir diese Narbe selbst zugefügt. Dein Schnitt war um Längen nicht tief genug.“, ergänzte ich leise, selbst im Bann der Erinnerung an diesen schwarzen Tag. Ernüchtert und plötzlich unheimlich erschöpft, ohne das Gefühl, hier noch irgendetwas ausrichten zu können, drehte ich mich noch einmal zur Tür. Bevor ich sie jedoch öffnen konnte, sah ich aus dem Augenwinkel wie Sasuke erneut eine Hand nach mir ausstreckte. Ich brauchte einen Augenblick, um seine Absicht zu erkennen, dann jedoch entriss ich ihm meinen Arm, bevor er das Fluchmal berühren konnte und stellte mich dicht vor ihn.

Der Zorn war so schnell wieder da, wie er verraucht war. „Wag es ja nicht so zu tun, als ob du irgendein Recht hättest, es dir anzusehen, geschweige denn darüber zu sprechen.“ Seine Augenbrauen senkten sich und er zog die Hand zurück, sehr langsam. Ich musste ein Stück zu ihm hochsehen aber er hielt meinen Blick. „Ich weiß, dass es dir schlecht geht. Aber ich bin es leid, dass du deshalb glaubst, alle anderen wie deine Fußabtreter behandeln zu können. Vor allem, wenn sie dir ohnehin schon ihre Hilfe angeboten haben.“

Mit diesen Worten öffnete ich die Tür, verharrte im Rahmen, kaum zurückgehalten, und sah noch einmal zu ihm. Er stand noch an derselben Stelle und ich konnte ihm nur wenig ansehen aber dieses Mal waren es seine Fäuste, die geballt waren. „Und was deinen Vorwurf angeht…du kannst nicht wirklich von mir erwartet haben, dir – nach drei Tagen Koma – als erstes von dem Fluchmal zu erzählen, Sasuke. Was glaubst du von mir? Warum sollte ich dir das antun…?“ Die Frage schwebte zwischen uns in der Luft. Ich senkte meine Stimme, bemüht um mehr Haltung. „Ich werde Naruto sagen, wo du bist. Und es wäre wirklich gut, wenn du auch noch hier wärst, wenn er dich besuchen kommt.“

Was auch immer in Sasuke vorging, seine Bewegungslosigkeit war vorbei. Er ging schon wieder zum Tisch mit den Flaschen darauf, mit dem Rücken zu mir, fest entschlossen mir seine angebliche Gleichgültigkeit, oder was auch immer er beabsichtigte, zu zeigen. Und das und die Narbe auf seinem Rücken vertrieben meinen Zorn und machten Platz für die Sorge, die mich hierher getrieben hatte.

„Sasuke.“ Er drehte sich nicht um aber ich wusste, ich wusste, dass er mich hören konnte und dass er lauschte, mit all seiner Aufmerksamkeit. „Du kannst nicht allein durch das alles gehen. Es macht dich kaputt.“ Ich wartete eine Weile, sah zu wie er ein weiteres Glas füllte. Dann…

„Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, Sakura.“

Es klang bei weitem nicht mehr so giftig oder so kalt wie zuvor, eher müde und kraftlos –– aber das änderte nichts. Seine Verletzungen trafen mich trotzdem so tief, wie er beabsichtigte. Ich griff nach der Tür, versuchte den Griff nicht zu zerdrücken. Und senkte meine Stimme in einem nachträglichen Gedanken noch einmal. „Du magst kalt und abweisend sein. Und schon immer versucht haben, gleichgültig zu sein. Aber bei aller Kälte und bei jeder Abweisung, gleichgültig bist du nicht. Du bist es nie gewesen.“

Dann zog ich die Tür hinter mir zu und sie fiel ins Schloss, laut und endgültig. Ich ging langsam und bedacht, verließ das Hotel so ruhig und unauffällig, dass auch die Besitzerin der Pension weit weniger besorgt war und fand mich dann im ruhigen, dunklen Innenhof wieder. Auch wenn ich nicht weniger besorgt um Sasuke war, sein Verhalten war bitter und ich hätte es nicht laut ausgesprochen aber…für diesen Moment wollte ich nur weg von hier, weg von dieser einsamen Stille und weg von einem Mann, dessen gutes Herz ich gesehen hatte – und der es freiwillig versteinern ließ. Bevor er mich mit sich nach unten ziehen konnte.
 

6) Prelude 2 - Dustin O'Halloran

http://www.youtube.com/watch?v=uQKka2JawnY&feature=related
 

„Ernsthaft, Sakura? Du hast alles auf deinem Teller mehrmals von links nach rechts geschoben aber nichts davon gegessen.“

Ich wandte meinen Blick vom Fenster und den geschäftig durch die Straße laufenden Menschen ab, um zu sehen, wie Ino mit gerunzelter Stirn meinen Teller inspizierte. Sie schüttelte den Kopf, schaute davon auf und die Sorge und die Frage nach dem Warum standen in ihren Augen geschrieben, als sie mich ein paar lange Sekunden beobachtete. Offenbar war sie selbst nicht besonders hungrig oder schien es jetzt nicht mehr zu sein, denn ihr Teller war ebenfalls nur zur Hälfte geleert und in diesem Moment schob sie ihn ein Stück von sich weg und griff nach ihrer Serviette. „Ich dachte, wir wären uns einig darin, dass es keinen Sinn macht, mit Sasuke zu leiden. Mitfühlen, ja. Aber nicht mitleiden. Er muss zur Vernunft kommen. Bis dahin, kannst du nichts daran ändern, wie es jetzt ist.“

Ich folgte ihren Worten, dann drehte ich den Kopf wieder zum Fenster, ohne die Einkäufer draußen wirklich zu sehen. „Das sind wir.“

Sie ließ die Serviette zurück auf den Tisch fallen. „Aber?“

Ein freudloses Lächeln zuckte um meine Mundwinkel. „Ich bin nicht sicher, ob er wieder zur Vernunft kommen wird.“

„Nun. Du hast keine andere Wahl, als darauf zu hoffen. Dir geht es selbst nicht gerade prächtig und du kannst ihm nicht helfen, wenn du gar nicht in der Verfassung dafür bist.“

Ich schaute zurück zu ihr, milde amüsiert. „Prächtig? Seit wann redest du so gestelzt?“

Sie sah einen Augenblick zurück, ungläubig, dann schüttelte sie erneut den Kopf, langsam aber sicher mit ihrer Geduld am Ende. Und eigentlich überraschte es mich, dass sie sie sich so lange bewahrt hatte. Sie hatte es wirklich nicht leicht mit mir. „Es lohnt sich nicht, deine Kraft für so…“

„Kann ich Ihnen noch etwas bringen?“ Der Kellner bewahrte mich – unbewusst auf die Sekunde genau – vor einer neuen Rede über Vernunft und Kräfteeinsparung und Ino schien ebenso wie mir klar zu sein, dass sie für heute keine weitere Chance mehr bekommen würde, sie mir zu halten.

„Nein, danke.“, antwortete ich mit einem Lächeln. „Wir würden gern zahlen.“ Ino hob die Augenbrauen. „Ich habe noch andere Termine, Ino. Entgegen deiner Vorstellung habe ich nicht den ganzen Tag Zeit, um dich zum Mittagessen zu treffen.“

Ihr Blick war düster, als der Kellner die Rechnung präsentierte aber ich zwang mich, nicht darauf einzugehen und zahlte ihr Essen ebenfalls. Um zumindest halbwegs meine schlechte Gesellschaft wieder gut zu machen. Als die Eingangstür mit dem Klingen einer Glocke hinter uns ins Schloss fiel, umarmte ich sie und auch wenn sie erst entschlossen schien, ihre Missbilligung weitere zu demonstrieren, ließ sie sich schließlich doch erweichen und drückte mich mit mehr Kraft als nötig zurück.

„Wir sehen uns morgen.“, sagte ich leise neben ihrem Ohr und sie nickte. „Mach keinen Blödsinn, Sakura.“

Solche Worte hatten in letzter Zeit immer den Unterton echter Sorge und waren Feuer für mein schlechtes Gewissen. „Natürlich nicht.“ Ich löste mich von ihr und versuchte mich an einem ermunternden Lächeln, dann verabschiedeten wir uns und ich machte mich auf den Weg zum Hokageturm. Inos Blicke verfolgten mich, bis ich um die nächste Ecke gebogen war und dort angekommen, lehnte ich mich einen Moment an eine Hauswand, legte den Kopf zurück und schloss die Augen.

Vor zwei Tagen war ich bei Sasuke gewesen aber seitdem hatte ich nichts mehr von ihm gehört, bis auf die Tatsache, dass er nicht die Pension gewechselt und Naruto in sein Zimmer gelassen hatte. Ich haderte beständig mit dem Wunsch, mich von all dem zu lösen, mich auf mich selbst zu konzentrieren, meine Kräfte nicht zu vergeuden, wo sie offensichtlich nicht erwünscht waren – aber meine Gedanken kreisten dennoch um ihn. Isoliert und völlig seinen dunklen Gedanken überlassen. Naruto hatte nichts Neues zu berichten, Sasuke blieb, wie ich ihn zuvor erlebt hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es ihm besser gehen sollte, wenn er die ganze Zeit allein war aber ich nahm es so hin. Das hieß jedoch nicht, dass ich gut damit leben konnte.

Nacht für Nacht kämpfte ich, um einzuschlafen, tagsüber versuchte ich den Alltag im Alltag wiederzufinden – aber das wäre mir nicht möglich ohne meine Familie und ohne meine Freunde. Sasuke hatte keine Familie und seine Freunde ließ er nicht an sich heran. Ich hatte immer gewusst, wie viel Einfluss Itachi mit seinen Taten auf ihn genommen hatte, befürchtet, dass sein Tod, falls er denn eines Tages eintreffen würde, große Auswirkungen auf Sasuke haben würde…dennoch hatte ich nicht vorhersehen können, dass wir Sasuke noch einmal verlieren könnten. Möglicherweise würde er bald zu uns zurückkehren, das versuchte ich mir einzureden. Aber es sah nicht danach aus. Wirklich nicht.

So in Gedanken versunken und gegen jedes bessere Wissen trugen mich meine Schritte nicht zum beabsichtigten Ziel, stattdessen fand ich mich bald vor derselben Pension wieder, vor der ich schon vor zwei Tagen, zugegebenermaßen entschlossener, gestanden hatte. Ich rügte mich selbst, wusste, dass es mir nur noch mehr Schmerzen bringen würde aber ich ließ mir keine Zeit, um zögern zu können, atmete tief durch und ging hinein.

Erneut traf ich auf die Besitzerin des Hauses, sie schien jedoch ausgesprochen verwundert mich hier anzutreffen. Denn Sasuke war nicht mehr dort. Er hatte sein Zimmer am Abend bezahlt und die Pension daraufhin verlassen, wohin wusste sie nicht. Mit vielem hätte ich gerechnet aber damit nicht. Ich hatte am Tag zuvor noch mit Naruto gesprochen und da hatte er nichts von einer Entscheidung Sasukes erzählt, sich eine andere Unterkunft zu suchen. Aber er war nicht hier, also blieb mir keine andere Wahl, als direkt zu Naruto zu gehen – und dort erhielt ich meine Antworten.

Er öffnete mir die Tür und sah erschöpft aus – erschöpft und resigniert. Naruto. Ich war noch nicht einmal eingetreten, als ich dies feststellte. Und somit ließ die Erkenntnis nicht lange auf sich warten. „Er ist weg oder?“ Ich griff nach seinem Türrahmen und konnte nicht wegsehen, gebannt.

„Sakura…“ Naruto rieb sich angestrengt mit einer Hand den Nacken und kniff die Augen zusammen. Er hatte offenbar gerade noch geschlafen, unter seinen Augen waren dunkle Ringe, seine Haare standen ab und er trug eine weite Hose und ein altes Shirt. Aber seine Augen selbst waren wach und als er auf meinen Blick traf, atmete er einmal tief aus, fuhr sich durch die Haare und hielt die Tür auffordernd noch weiter auf. „Komm rein. Lass uns drinnen darüber reden.“

Sein Verhalten kam einer Bestätigung mit Worten gleich und war so betäubend, dass ich wie auf Autopilot in seine Wohnung ging, entfernt wahrnahm, wie er die Tür hinter mir schloss und mich in seine Küche führte, mich an seinen Tisch setzte, eine Tasse vor mich stellte und Tee aufsetzte. Schweigend. Vielleicht war ihm klar, dass ich den ersten Schlag noch verarbeiten musste oder er musste sich seine Worte erst zurechtlegen.

Minuten später saßen wir beide am Tisch, mit dampfenden Tassen vor uns und ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. „Wohin ist er gegangen?“

Naruto fuhr sich über die Stirn, schloss die Augen, atmete noch einmal aus. Dann sah er hoch zu mir und in seinem Gesicht stand Entschlossenheit. Gewappnet für was auch immer er mir offenbaren würde, würde er nicht länger ausweichen. „Ich weiß es nicht. Das hat er mir nicht gesagt.“

Ich wollte ruhig bleiben aber sofort ging mein Temperament mit mir durch. „Ach aber er hat dir etwas gesagt? Was denn, Naruto? Dass ihr mir – wieder einmal – nichts von seinen oder…oder euren Entscheidungen mitteilen könnt?“ Meine Stimme war zittrig vor Wut. Ich senkte den Blick und fixierte den Tisch.

„Er hat mir nichts gesagt, Sakura. Zumindest nicht aus eigenem Entschluss. Ich war gestern Abend noch bei Ichiraku und dann in seiner Gegend und bin zufällig noch einmal bei ihm vorbeigegangen. Und da hatte er gerade die Rechnung bezahlt.“ Seine Stimme war ruhig und zweifellos ohne Vorwürfe für meine wütenden Worte. Das war schlimmer, als genauso behandelt zu werden, wie ich ihn behandelte. Ich ballte meine Fäuste unter der Tischplatte und sah wieder auf. Naruto hielt meinen Blick. „Er hätte mir ebenfalls nicht Bescheid gesagt. Ich habe versucht, ihn aufzuhalten aber er hatte seinen Entschluss bereits gefasst und…“

Ich schluckte aber er sprach nicht weiter. „Und…?“, brachte ich mühsam hervor.

„Er hat die Erlaubnis von Tsunade. Dagegen konnte ich nichts machen.“ Der Verrat saß tief. Tsunade hatte immer Gründe für ihre Entscheidungen aber diese…konnte ich nicht nachvollziehen.

„Und jetzt ist er weg? Einfach…ohne sich zu verabschieden?“ Dass da plötzlich Tränen in meinen Augen waren, bemerkte ich, als Naruto vor mir verschwamm.

„Ja. Ohne sich zu verabschieden.“

Ich versuchte, mich zu sammeln, aber ich konnte es nicht verstehen. Hatte er ihn tatsächlich nicht aufhalten können? Die bittere Erkenntnis kam so schnell wie dieser Gedanke. Ich schalt mich augenblicklich dafür, verabscheute dass ich tatsächlich, für eine winzige Sekunde hatte glauben können, dass Sasuke glücklicher wäre, wenn man ihn hier festhielt. Oder, dass Naruto überhaupt dazu in der Lage gewesen wäre ihm das anzutun, wenn er so unbedingt gehen wollte. „Aber warum?“ Meine Stimme klang nicht mehr zittrig, sie war nur noch dünn.

Naruto griff über den Tisch nach meiner Hand. Seine Worte waren klar und fest. „Er musste gehen. Er kann nicht so weitermachen wie bisher. Er kann so nicht leben, weder mit sich selbst noch hier.“

Ich lauschte ihm und konnte doch nicht sehen, wie Sasuke diese Entscheidung helfen sollte. „Und wie soll er es allein schaffen, wieder in der Lage dazu zu sein? Wie soll er das machen, Naruto? Was ist, wenn er genauso zurückkommt, wie er damals war? Kalt und abweisend? Was ist, wenn er nie zurückkommt?“ Ja, was wenn? Wenn der Tod seines Bruders, sein Lebensziel, dass er sich gesetzt hatte, seit er denken konnte, alles verändert hatte?

Naruto drückte meine Hand fester. „Ich denke, er ist gegangen, damit er gerade das verhindern kann. Wenn du ehrlich bist, dann war er in den letzten Tagen so wie früher. Aber die Tatsache, dass er das nicht mehr will, ist der Grund dafür, dass er gegangen ist.“

Ich senkte den Blick, schniefte, entzog ihm meine Hand und legte sie auf meinen Schoß, bevor ich wieder sprach. „Was hat er dir noch gesagt? Bevor du ihn hast gehen lassen?“

Naruto war nicht immun gegen diesen Vorwurf und verzog kurz das Gesicht. Dann fügte er leise hinzu: „Er hat zu mir gesagt, dass du Recht hast. Ich habe keine Ahnung womit aber er wollte kein Wort mehr dazu sagen. Und als ich ihn fragte, was du damit anfangen sollst, meinte er, du würdest verstehen.“

Ich lachte auf. Das sah ihm ähnlich. Er war kalt und verschlossen und verabschiedete sich mit keinem Wort, nicht einmal einer Nachricht…und dann ließ er Naruto seine Drecksarbeit machen. Ich griff nach der Tasse und stürzte den immer noch heißen Tee hinunter, dann stand ich auf, stellte sie in Narutos Spüle und ging zu seiner Wohnungstür. Naruto folgte mir, schweigend und mitfühlend, und deshalb zögerte ich, blieb im geöffneten Türrahmen stehen und drehte mich doch noch einmal zu ihm um. „Es tut mir leid, dass ich so ungehalten zu dir war. Ich hoffe du weißt, dass sich meine Wut nicht gegen dich richtet.“ Naruto hielt meinen Blick, mit wissendem Bedauern in seinen Augen. „Du hast alles richtig gemacht, Naruto.“, ergänzte ich leise und wandte mich ab. „Hol noch etwas Schlaf nach. Das hast du bitter nötig.“ Wir wussten beide, dass er alles Mögliche getan hatte, um Sasuke von anderen Möglichkeiten zu überzeugen. Dass er dafür den Großteil der Nacht geopfert hatte und trotzdem nicht erfolgreich gewesen war.

Er folgte mir aus der Tür, blieb vor mir stehen und rieb tröstend über meine Oberarme. „Ich werde ihn auch vermissen.“, sprach er aus, was nicht gesagt werden musste. „Vielleicht ist es wirklich besser so, auch wenn ich nicht weiß, was er da Draußen finden will.“

Ich schaute zurück in sein Gesicht, das davon zeugte, wie sehr er sich um Zuversicht bemühte und hatte nicht das Herz ihn damit allein zu lassen. „Ja. Vielleicht.“

Auf dem Weg nach Hause arbeitete ich hart daran, mich davon zu überzeugen, dass ich jetzt keine andere Wahl mehr hatte, als mich mit meinen eigenen Erinnerungen und Schatten zu beschäftigen. Vielleicht hatte Sasuke dafür gehen müssen, damit wir uns gegenseitig nicht permanent an unsere eigene Dunkelheit erinnern mussten. Ja. Beinah konnte ich es glauben.

Beinah.
 

***
 

Vielen Dank für's Lesen! Hat euch das Kapitel gefallen?

Und nicht vergessen, der Epilog kommt bald.

:)

Epilog Sasuke

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kakashis Epilog - Manche Wunden heilen langsam

Meine lieben Leser!

Lange ist es her, dass diese Geschichte ihre Anfänge hatte - und zwar vor fast genau vier Jahren. Und heute endet sie - zumindest für Kakashi. Es ist schon etwas Besonderes, diese lange Fanfiction endlich abzuschließen und ich habe eine ganze Weile dafür gebraucht. Wie ihr seht, ist der Epilog ziemlich lang geworden, aber ich hoffe, damit euren Wünschen und Erwartungen gerecht zu werden. Für mich ist diese Version jetzt endlich gut so wie sie ist. Und wenn sie euch auch gefallen hat, dann würde ich mich sehr über einen abschließenden Kommentar von euch freuen. Ich bedanke mich von Herzen für all die Unterstützung, das Lob, die Anregungen und die Kritiken, all das hat mir sehr dabei geholfen, an meinem Schreibstil zu arbeiten.

Viel Spaß beim Lesen und hoffentlich auf bald!
 

Oh und bitte vergesst nicht, Sasuke bekommt ebenfalls noch ein Kapitel und danach seinen Epilog. Ich freue mich auch für diese Kapitel über Leser und vielleicht möchte die eine oder andere von euch diese ebenfalls noch kommentieren. Was nach DTDWG folgen wird, kann ich jetzt noch nicht sagen. Aber es wird nicht die letzte Geschichte von mir sein und ich freue mich auf ein Wiedersehen mit euch. :)

Und jetzt...auf nach Konoha.
 

Ach ja. Hier wie immer ein paar musikalische Untermalungsempfehlungen:
 

1) Up in Flames - Coldplay

http://www.youtube.com/watch?v=t08dbJ6pVEU
 

2) When Ginny Kissed Harry

http://www.youtube.com/watch?v=VIIB7CntzOo
 

3) Together We Will Live Forever - The Fountain OST

http://www.youtube.com/watch?v=jZW4PCaxGS8
 

4) Circus Fantasy - Water For Elephants OST

http://www.youtube.com/watch?v=yt228fYu-RY
 

* * *
 

Kakashis Epilog – Manche Wunden heilen langsam
 

1) Up in Flames - Coldplay

http://www.youtube.com/watch?v=t08dbJ6pVEU
 

So redselig Kakashi und ich zuvor gewesen waren, auf dem Weg zu seiner Wohnung legte sich ein Schweigen über uns, dass nur hin und wieder von höflichen Floskeln wie „Vorsicht, die Stufe ist locker.“ oder „Danke.“ für das Türaufhalten unterbrochen wurde. Es war eine außergewöhnliche Situation, so viel war sicher, doch ich bereute meine Entscheidung, mit ihm zu gehen, trotzdem nicht. Im Gegenteil, so ungewohnt es auch war, es fühlte sich bei weitem besser an, als in meinem Zimmer Spuren in den Teppich zu laufen. Im Treppenhaus ging kein Licht an, sodass wir nach oben schlichen wie zwei Schatten, still und vorsichtig, bis wir ebenso verhalten vor seiner Tür zum Stehen kamen, während er sie aufschloss. Ich war zuvor schon in Kakashis Wohnung gewesen, selten, aber es schien sich nie besonders viel darin zu verändern. Seine Möblierung war spärlich und zweckmäßig, dafür fanden sich übermäßig viele Bücherregale und Schränke für seine Ausrüstung. Das Wohnzimmer war offen und grenzte direkt an sein Schlafzimmer an. Er schaltete auch hier das Licht nicht an und ich war ihm dankbar dafür, aus welchem Grund auch immer er es nicht tat, sehen konnten wir auf jeden Fall beide genug. Doch die Dunkelheit…machte die Illusion nicht zur Realität, sie ließ alles unter dem Deckmantel der Nacht, unter dem sich die Dinge immer etwas anders abspielen als im offenen Tageslicht.

Ich sah zu, wie Kakashi seinen Schlüssel auf die Kommode neben der Tür legte, zusammen mit der längst vergessenen Taschenlampe, dann drehte er sich zu mir um, blickte einmal prüfend an mir auf und ab und nickte schließlich in die Richtung seines Schlafzimmers. Die Erschöpfung saß mir in den Knochen, der Regen, der die Luft merklich abgekühlt hatte, ließ mich frösteln und so protestierte ich nur halbherzig, als er darauf bestand, dass ich das Bett nahm, während er sich, mit einem langen letzten Blick zu mir, daran machte, das Sofa herzurichten. Ich stand eine Weile vor seinem Bett, einem Doppelbett, in diesem ungewohnten Raum, dieser stillen, ruhigen Wohnung, während ich ihn hinter mir die Kissen des Sofas aufschütteln hörte und strich über das kühle Bettlaken, das so ordentlich aussah wie die sauber gelegte Decke. Dann griff ich kurzentschlossen nach dem Kopfkissen von der gegenüberliegenden Seite und ging zurück zu ihm.

Er drehte sich fragend zu mir um, entdeckte das Kopfkissen und nahm es mit einem Kopfschütteln und einem Lächeln entgegen. „Danke.“ Es war so leise, dass ich es mehr von seinen Lippen ablas. Wie so oft musste ich zu ihm aufsehen, weil er so viel größer als ich war, und doch konnte ich mich kaum von diesem Anblick lösen. Nach all dem was ich gesagt hatte? Und trotzdem war er so gut zu mir?

Mein Starren schien ihm aufzufallen, sein Lächeln schwächte etwas ab, er hielt meinen Blick, bis ich mich wie aus meinen Gedanken erwacht schüttelte und auswich. Als ich aus dem Augenwinkel zu ihm zurücksah, lächelte er wieder, so als hätte er eine streunende, junge Katze vor sich, die einen erbärmlichen Anblick bot und doch so anhänglich war. Ich runzelte die Stirn – und stockte, als ich seine Hand an meiner Wange spürte, ganz leicht nur und nur als kurzes Streifen – aber sie war da. „Gute Nacht, Sakura.“ Seine Stimme war dunkel und gedämpft.

Ich wisperte meine Antwort. „Gute Nacht…Kakashi.“
 

Seine Bettwäsche roch nach ihm.

Ich hüllte mich darin ein, atmete tief ohne darüber nachzudenken und fühlte mich…sicher. Es wurde eine Nacht, in der ich einige so sehr ersehnte Stunden ruhigen Schlaf bekam, sicher vor den Geistern meines alten Zimmers, geborgen durch Kakashis vertraute Gegenwart – die ruhigste und erholsamste seit Wochen.
 

Als ich aufwachte und die Augen öffnete, blickte ich auf eine Decke mit Rissen und atmete einen Geruch ein, der nicht zu meiner Bettwäsche gehörte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich mich erinnern konnte, wo ich war. Ich warf einen vorsichtigen Blick zur Seite, fand glücklicherweise einen Wecker und stellte fest, dass es zwanzig vor Zehn war. Augenblicklich saß ich aufrecht. Meine Eltern…!

„Sachte, Sakura. Ich habe ihnen bereits eine Nachricht geschickt.“

Ich riss den Kopf herum und fand Kakashi, an der Theke in seiner Küchennische, lässig dagegen gelehnt, mit einer Tasse in der Hand. Er war vollkommen angezogen, hergerichtet, als wäre er schon eine ganze Weile wach. Hatte er überhaupt geschlafen? Die Nacht und meine Zimmerflucht, schließlich die Begegnung mit Kakashi, all das kam wieder zurück aber im hellen Tageslicht war es doch weniger einfach zu fassen, als im Dunkeln und so saß ich einen Moment einfach nur sprachlos dort und starrte ihn an.

Dann dämmerte mir eine weitere Erkenntnis. Keine Albträume. Ich hatte tatsächlich geschlafen, ohne Unterbrechung.

„Dieser Anblick wäre ein Foto wert.“ Seine Stimme klang amüsiert. Ich blinzelte. Und verschluckte fast meine Zunge auf der Suche nach Worten, je mehr ich mir meines vermutlich ziemlich derangierten Aussehens bewusst wurde.

Ich zog die Decke etwas höher, nur für den Fall und atmete gleich wieder einen Hauch Kakashi mit ein. Ich ließ sie wieder fallen. Kakashi hob eine Augenbraue. „Meinen Eltern?“ Ich räusperte mich und versuchte möglichst würdevoll meine Haare zu glätten, als wäre das gar keine große Sache, als würde ich ständig halb angezogen in fremden Betten aufwachen, während der Besitzer mich geradezu unverschämt aufmerksam dabei beobachtete.

Kakashi stellte seine Tasse auf der Theke ab und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe ihnen von Pakkun sagen lassen, dass wir eine Teambesprechung haben. Hatten, besser gesagt, schon früh heute Morgen.“

„Ich…“ Ich runzelte die Stirn, setzte zu Einwänden an – und klappte den Mund wieder zu. Ein dankbares Lächeln schlich sich auf meinen Lippen und ich ließ die Hände, die mit meinen Haaren gekämpft hatten, unverrichteter Dinge wieder sinken. „…danke.“

Er nickte ein paar Mal mit dem Kopf, ohne mich aus dem Blick zu lassen, freundlich aber ebenso nachdenklich. Dann zuckte er mit einer Schulter. „Kein Problem.“

Ich schielte zu seiner Tasse. „Kann ich…?“

Er folgte meinem Blick und schüttelte bedauernd den Kopf. „Tut mir leid, Sakura. Die habe ich von meinen Nachbarn. Freundliche Leute. Sehr hilfsbereit bei Engpässen im Haushalt.“

Ich pustete mir eine Haarsträhne aus der Stirn. Er sah weiter unschuldig zurück.
 

Mit einem Seufzen – ich hätte es besser wissen sollen – schlug ich die Bettdecke beiseite und schwang die Beine aus dem Bett. Dabei bemühte ich mich, ihn nicht anzusehen, was jedoch offensichtlich nicht für ihn galt. Ich konnte seine Augen auf mir spüren. Mit mehr Resolutheit als ich tatsächlich fühlte, schlug ich die Decke auf, hielt mich davon ab noch einmal tief einzuatmen und legte sie zusammen, darauf bedacht, es genauso ordentlich hinzubekommen wie sie zuvor gewesen war.

Es war nicht die erste Nacht gewesen, in der wir so dicht beieinander geschlafen hatten – Kami, wir hatten durchaus schon im selben Bett gelegen. Und darüber hinaus…ich kämpfte mit aller Macht gegen den Rotschimmer auf meinen Wangen an und zwang mich, an etwas anderes zu denken. Ganz gleich, ob diese Situation nur mir seltsam vorkam…was er mit dieser Geste, mich bei ihm schlafen zu lassen, getan hatte…konnte er wissen, wie dankbar ich ihm dafür war?

Ich stand in Gedanken versunken vor dem Bett, längst fertig mit dem Zusammenlegen und versuchte zu realisieren, was es zu bedeuten hatte, dass ich diese eine Nacht ohne Albträume verbracht hatte. Konnte es tatsächlich der reine Raumwechsel sein, der mich davor bewahrt hatte? Oder, was sicher nicht unwahrscheinlich war, Kakashis Anwesenheit?
 

Ich drehte mich abrupt zu ihm um und stieß dabei beinah mit ihm zusammen. Erschrocken wich ich ein paar Schritte zurück und stieß mit den Kniekehlen ans Bett.

Kakashi erwiderte meinen entgeisterten Blick mit einem prüfend verengten Auge. „Alles in Ordnung mit dir?“

Ich ließ mich auf das Bett fallen und atmete aus. Dann sah ich mit einem Lächeln wieder auf. „Ja. Tatsächlich. Diese Nacht ohne Albträume hat Wunder gewirkt. Hab vielen Dank.“ Er schwieg einen Moment, ließ sich in einen Sessel neben dem Bett fallen und musterte mich noch immer, offenbar sehr nachdenklich. Nach einer Weile legte ich den Kopf schief. „Kakashi?“

„Wenn der bloße Raumwechsel dir gereicht hat…kannst du wieder hier schlafen. Jederzeit.“

Ich öffnete den Mund wie um etwas zu sagen, nur um ihn dann wortlos wieder zu schließen. Für einen Moment sahen wir einander bloß an, ich vermutlich ziemlich verblüfft, er mit undurchsichtigem, festem Blick. Ich schaute zu Boden. Dieses Angebot war aus dem Nichts gekommen. Wir hatten immer eine freundschaftliche Beziehung gepflegt. Aber nicht so. Nicht mit diesen Gesten. Was würde ich damit auslösen, sollte ich dieses Angebot annehmen? Konnte ich tatsächlich eine so großzügige Geste annehmen, vor allem in Anbetracht unserer verkorksten Geschichte? Und er meinte es ernst, so viel war sicher. Kakashi würde nicht einen Vorschlag wie diesen machen und ihn dann nicht wirklich so meinen.

Aber…reichte das, um es legitim zu machen?

Ein stechender Schmerz in meiner Wange machte mir bewusst, dass ich besorgt darauf gekaut hatte. Wenn ich ablehnte…? Ich zog diese Antwort in Betracht…und erinnerte ich mich zurück an die letzte Nacht in meinem Zimmer, an die steigende Panik und die dunklen Flecken der Erinnerung, an die Gespenster, die in meinen Vorhängen hingen und über meine Wände huschten. Wie jede einzelne Nacht zuvor. Würde es mir helfen, erneut hierher flüchten zu können, an diesen erinnerungsfreien Ort? Ich war ehrlich zu mir selbst: Daran hatte ich keinen Zweifel. Und so…

„Danke…für eine Weile…bis ich eine richtige Lösung gefunden habe…“ Ich sah zu ihm auf. „…würde es helfen.“

Er nickte, als ob er damit etwas besiegelte, ließ mich nicht aus den Augen. „Dann bist du immer willkommen.“

Und damit wurden diese Nächte zur Routine.
 

Ich erklärte meinen Eltern, dass es mir vorerst leichter fallen würde, nicht in meinem Zimmer zu schlafen und dass ich bei einem Freund bleiben würde, dass sie sich keine Sorgen machen mussten. Welcher Freund das war und wo…verriet ich ihnen nicht. Je mehr ich über die Wirkung von Kakashis Wohnung nachdachte, desto mehr kam ich zu dem Schluss, dass sie wie ein sicherer Hafen war, dass dort niemand Rechtfertigungen von mir hören wollte und dass ich dort bleiben konnte, ohne dass ich irgendetwas erklären musste, völlig unvoreingenommen. Diesen Ort wollte ich völlig für mich allein behalten und niemand sonst sollte davon wissen. Warum ich nicht zu Ino ging? Oder zu Naruto? Zu Hinata oder Tenten? Ich hatte natürlich darüber nachgedacht, die lange Woche, die ich Zuhause verbracht hatte, in der Kakashi noch im Krankenhaus und ich noch ziemlich geschwächt gewesen war…aber ich war nicht zu ihnen gegangen. Nicht einmal. Vielleicht war es die Aussicht, Inos gut gemeinte Fürsorge vor allem in der Nacht nicht ertragen zu können, das Mitleid in ihren Augen. Oder der Gedanke, dass Naruto über einige Dinge würde sprechen wollen, die ich nur vergessen wollte. Die Vorstellung, dass überall, zu wem ich auch gehen würde, die Aufmerksamkeit auf mir liegen würde oder auf dem, was meinem Team und mir widerfahren war?

Kakashi hatte nichts von alldem getan. Und er gab mir Sicherheit, deren plötzliche überdurchschnittlich hohe Bedeutung ich mir erklären konnte – wenn auch nicht diese Fixierung, dass nur er sie wirklich geben konnte – und von der er vielleicht gar nicht wusste, die jedoch lebensnotwendig geworden war.
 

Die folgenden Tage verbrachte ich damit, Ino und Naruto zu treffen und ein paar alte Freunde, Tenten, Hinata, Lee, die alle gut zu mir waren aber selbst ihren ganz alltäglichen Aufgaben nachzugehen hatten, während ich immer noch darauf wartete, dass Tsunade mich zu sich bestellte und mir die Erlaubnis zum Trainieren und Arbeiten zurückgab. Jede Woche musste ich ihr eine kurze Nachricht zukommen lassen, ob sich irgendetwas verändert hätte, sowohl bei mir als auch…am Fluchmal.

Drei Tage nach meiner Entlassung hatte ich einen Termin bei einer Psychologin gehabt, die auf traumatisierte Ninja spezialisiert war, einen gezwungenen Termin wohlgemerkt, den ich wahrnehmen musste, sollte ich jemals wieder arbeiten wollen. Iliama-San war eine nette Frau, keine bekannte Kollegin von mir aber eindeutig kompetent und hatte die üblichen Fragen gestellt, das war alles noch recht einfach gelaufen. Was, wann, wie, wo, wie hast du dich dabei gefühlt? Und dann ging sie tiefer, wollte genauere Beschreibungen haben, bis sie schließlich nur noch mich reden lassen wollte. Und so erfolgreich diese Taktik oft war, dieses Mal funktionierte sie bei mir nicht, wenn ich mich auch bemühte, ihr zumindest ansatzweise die Antworten zu geben, die sie in ihrem Bericht notieren musste. Aber unter ihren klaren, ernsten Augen fühlte ich mich wie seziert und das brachte mich dazu, alle Schutzmauern aufzubauen, die ich hatte.

Natürlich verstand ich die Notwendigkeit dieser Prozedere, es war eine gute Methode um die Auswirkungen eines Einsatzes auf die Arbeitsfähigkeit eines Ninja besser einzuschätzen. Zumindest hatte ich es so gelernt. Doch hier ging es um mich. Die wissenschaftliche Seite zu sehen war etwas ganz anderes als gegenüber zu sitzen und die Untersuchung über sich ergehen zu lassen. Ich konnte nachvollziehen, weshalb diese eine Kontrollsitzung unter allen meinen Kollegen so unbeliebt war. Niemand ließ sich gern in der wunden Seele herumstochern.

Die 45 Minuten zogen sich hin – und als ich gehen durfte, nickte sie mir freundlich zu, wünschte mir eine gute Erholung, gab mir jedoch keinerlei Anhaltspunkte, was in ihrem Bericht stehen würde. Und doch hatte sich etwas eingebrannt, zwei Sätze, die sie mir mit ruhiger Stimme gesagt hatte. „Du musst mit einem Rückschlag rechnen, Sakura. Selbst ein paar Monate sind nicht viel für die Verarbeitung der Erfahrungen, die du gemacht hast.“ Ich versuchte, nicht so viel darüber nachzudenken. Aber die Erinnerung blieb.
 

Jetzt, beinah zwei Wochen danach, konnte ich jeden Tag zur Ergebnisbesprechung gerufen werden. Diese Besprechung würde entscheiden, wann – und ja, auch ob ich wieder trainieren und arbeiten durfte. Und wenn nicht…würde man mir sagen, welche Maßnahmen getroffen würden, um gegen die Ursachen dafür anzugehen.

Nicht jede Nacht bei Kakashi war so gut und ruhig wie die erste. Auch hier lag ich manchmal eine ganze Zeit lang im Bett, wälzte mich von einer Seite auf die andere und glaubte zu wissen, wie Kakashi jede einzelne Bewegung nachdenklich zur Kenntnis nahm, selbst ebenfalls schlaflos. Ich wollte mit ihm tauschen, doch er ließ sich nicht umstimmen, das Bett blieb immer für mich. Und als ich nach der dritten Nacht schließlich vorschlug, er könnte natürlich mit im Bett schlafen, tat er das mit einem Lächeln ab.

An einem Abend saß er in seinem geöffneten Fenster, als ob er auf mich gewartet hätte, an einem anderen erwartete mich ein dösender Pakkun, der mir ausrichtete, ich solle mich ganz wie zuhause fühlen, Kakashi würde später wiederkommen. Es war gerade Pakkun, der mir die Augen darüber öffnete, wie unkonventionell wir handelten. Was auch immer das hier war, Kakashi war nicht wie Naruto. Wir hatten eine gänzlich andere Geschichte. Und ich konnte nicht ewig seine Untermieterin sein.

Also begann ich nach nahezu einer Woche bei ihm, mir eine eigene Wohnung zu suchen.

Ich hätte sicher auch eine Weile zu Verwandten gehen können, hinaus aus Konoha, aber letztlich wollte ich hier bleiben um zu arbeiten, um meinen Alltag zurückzuerhalten. Mein altes Zimmer war noch immer ein rotes Tuch für mich, tagsüber war ich nur dort, wenn ich etwas brauchte und nachts machte ich einen großen Bogen darum, wie meine Ausflüchte zu Kakashi zeigten. So konnte es nicht weitergehen.
 

Mit Inos Hilfe graste ich deshalb drei Tage lang Wohnungen ab bis ich eine fand, die zu mir passte, nicht zu weit weg von meinen Eltern und meinen Freunden, nicht zu klein und offen und hell. Und eben diese Tage waren auch nötig, um meine Eltern davon zu überzeugen, dass dies die richtige Entscheidung war. Sie konnten nicht verstehen, wie es mir in meiner Situation helfen sollte, allein zu wohnen, baten mir an, das Gästezimmer in mein Zimmer umzuwandeln aber letztlich beugten sie sich meinem Wunsch. Vermutlich tat es auch seinen Beitrag, dass ich erstmals wieder Interesse und Einsatz zeigte, für irgendetwas außer der Forderung, mich wieder zum Training zu lassen. Damit war ich also, 16 Tage nach meiner Krankenhausentlassung, aus meinem Elternhaus ausgezogen und Mieterin meiner ersten eigenen Wohnung.

Das Einrichten war tatsächlich eine einnehmende Aufgabe und ich konzentrierte mich viel mehr darauf, als ich es unter gewöhnlichen Umständen vermutlich getan hätte, mit tatkräftiger Hilfe meiner Freunde. Die erste Nacht blieb Ino bei mir und wir holten all das auf, was in den letzten Wochen etwas untergegangen war, sodass wir nicht wirklich dazu kamen, zu schlafen, dafür aber beinahe reden konnten wie früher. Inmitten all der Themen, die wir zu besprechen hatten, kam auch die Idee auf, eine Einweihungsfeier für meine Wohnung zu schmeißen und sie mit einer verspäteten Geburtstagsfeier für Naruto zu verbinden. Sein Geburtstag war genau auf den Tag gefallen, in dem ich nach dem Kampf mit Itachi im Krankenhaus aufgewacht war und niemand war zu diesem Zeitpunkt in der Lage gewesen, in irgendeiner Form zu feiern. Er selbst hatte gewiss nicht mehr daran gedacht, dies nachzuholen, Ino und ich waren jedoch der Ansicht, dass uns allen etwas Spaß gut tun würde und so machten wir uns noch am selben Abend an die Planung für das kommende Wochenende.
 

Als ob Tsunade auf diesen Tag, auf diese Entscheidung von mir gewartet hätte…bestellte sie mich am nächsten Vormittag zu sich in den Hokageturm.
 

Es war Anfang November, kalt und neblig und die meisten Blätter waren bereits abgefallen und lagen nass an den Straßenrändern. Ino hatte sich an diesem Donnerstagmorgen ziemlich früh daran gemacht, unseren Plan umzusetzen, alle Leute zu informieren, einzukaufen, und was ihr sonst noch so in den Sinn kam, mir allerdings von Herzen viel Glück gewünscht. Sie war unheimlich optimistisch gewesen, hatte behauptet, ich wäre schon längst auf dem Weg der Besserung und ich wünschte, ich hätte mit derselben Überzeugung davon sprechen können. Dick eingepackte Leute begegneten mir auf den Straßen, gingen ihren Arbeiten nach, versuchten Käufer anzulocken und waren damit nicht selten erfolgreich, weil sie heiße Maronen und Tee anboten, die bei diesem Wetter vielen willkommen waren. Ich war tief in Gedanken versunken, nervös, weil ich unsicher war, was Tsunade zum Ergebnis meiner Untersuchung sagen würde und trotz aller Bemühungen immer noch nicht wieder richtig eingewöhnt, weder im Dorf noch in meiner Wohnung. Ich musste nach vorn schauen, wieder in mein altes Leben zurückfinden. Nichts würde mir dabei mehr helfen, als wieder trainieren zu dürfen, wieder Missionen anzunehmen. Zumindest glaubte ich das. Und an diesen Gedanken klammerte ich mich.
 

Vor Tsunades Tür blieb ich stehen, atmete einmal tief durch. Dann hob ich die Hand und klopfte zweimal an.

„Komm rein, Sakura.“

Vorsichtig drückte ich die Klinke herunter und schielte um die Tür, nur halbwegs gewappnet für was auch immer mich dort erwarten würde. Tsunade wirkte wie immer, ernst, hinter ihrem Schreibtisch, mit Dokumenten vor sich, die Eselsohren hatten und manches Mal sogar Sakeflecken. Ihre Hände hatte sie auf der Platte vor sich verschränkt. „Setz dich.“

Ich folgte ihrer Aufforderung, den Blick wachsam auf sie gerichtet, und legte meine Hände in den Schoß. Sie schwieg einen Moment und das ließ mir eindeutig zu viel Raum für Spekulationen. Ich räusperte mich leise. „Also. Bringen wir es hinter uns, Shishou. Was ist bei der Untersuchung herausgekommen?“

Sie beäugte mich ein paar Sekunden lang, sehr gründlich und ich hielt ihren Blick, wenn auch nicht ganz behaglich. Ein kurzes Lächeln spielte um ihre Lippen. „Nun, du hast dich an die Meldungen jede Woche gehalten, soweit ich das sagen kann, nicht heimlich trainiert…du bist umgezogen. Hast deine Freunde getroffen. Du befindest dich auf einem ganz guten Weg, findest du nicht?“

Ich wartete darauf, dass da noch mehr kommen würde, doch sie sah mich nur an, erwartungsvoll. Ich lehnte mich zurück, erkaufte mir Zeit indem ich einen Moment lang meine verschränkten Finger musterte. „Das sagt aber noch nichts über die Einschätzung von Iliama-San aus.“, sagte ich dann, langsam und akzentuiert.

Sie nickte knapp und bewegte ihre Hände, abwägend. „Diese Untersuchung ist nicht alles, was wir in Betracht ziehen, wenn es darum geht eine Arbeits- oder Trainingserlaubnis zurückzuerteilen. Iliama hat dich im Allgemeinen nicht viel anders eingeschätzt als ich.“ Ich schaute auf, nicht ganz sicher, wie ich ihren freundlichen und dennoch sachlichen Tonfall interpretieren sollte. Sie blickte zurück, offen aber paradoxerweise immer noch bedeckt. „Wie gut konntest du in den letzten zwei Wochen schlafen, Sakura?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nicht gut. Teilweise gar nicht.“ Was brachte es mir, darüber zu lügen?

Tsunade nickte, als hätte sie das erwartet. Und das hatte sie vermutlich auch. „Denkst du, dass es dir helfen würde, mit Iliama oder einer anderen Kollegin noch eine Weile über deine Erlebnisse zu sprechen?“

Und hier war die Frage aller Fragen.

Nur, dass es tatsächlich eine Frage war, kein Befehl, war unerwartet.

Grundsätzlich konnte sie mir eine Therapie auferlegen, ganz gleich, was ich davon hielt und das würde sie vielleicht auch. Mich danach zu fragen war jedoch nicht bei weitem nicht so förmlich und abweisend, wie es mir zu befehlen.
 

Ich nahm mir ein paar Sekunden um darüber nachzudenken, mich an die Idee zu gewöhnen – und dachte zurück an die Sitzung mit Iliama. Irgendeine unwissentliche Reaktion musste ich von mir gegeben haben, denn Tsunade nickte langsam und lehnte sich nun ihrerseits zurück, immer ohne mich aus dem Blick zu lassen. „Das habe ich mir gedacht.“

„Ich…“ Ihre Augenbrauen hoben sich abwartend. Ich setzte mich aufrechter hin und legte meine Hände auf den Tisch, sah ihr direkt in die Augen. „Ich denke, dass das Training und die Erlaubnis wieder auf Missionen zu gehen mir im Moment am ehesten helfen werden. Damit ich meinen Alltag wiederfinde. Aber ich schließe es nicht aus, auf das Angebot zurückzukommen, wenn das…möglich ist.“

Unvermittelt legte sie eine Hand auf meine. „Natürlich ist es das. Jederzeit. Du sollst die Zeit bekommen, die du brauchst um dich zu erholen. Und wenn es dir hilft wieder all das zu tun, was du auch vorher immer getan hast, soll es so sein. Ich werde dich nicht davon abhalten.“

Die Erleichterung, die in diesem Moment all die Angespanntheit von mir nahm, war überwältigend. Tsunade lächelte wissend, ein bisschen sarkastisch aber immer noch verständnisvoll.

„Allerdings.“ Sie zog ihre Hand zurück und legte sie mit der anderen auf der Schreibtischplatte zusammen. „Um zu gewährleisten, dass diese Entscheidung die richtige ist wirst du dich vor deiner Trainingsaufnahme noch einmal komplett durchchecken lassen. Und ich will, dass sich einmal im Monat jemand das Fluchmal ansieht. Das wird ohnehin nicht zu vermeiden sein, um die Forschung dafür voranzutreiben.“

Ich schloss kurz die Augen und zwang sie dann wieder auf. „Es gibt keine neuen Erkenntnisse?“

Sie schüttelte den Kopf, den Blick voller Bedauern. „Es tut mir leid, Sakura. Wir stehen immer noch am Anfang.“

Ich schluckte und schaffte es dann zu nicken. „Wann soll die Untersuchung stattfinden?“

Einige Augenblicke sah sie mich an, als ob sie noch etwas sagen wollte, dann schien sie sich dagegen zu entscheiden und ihre nächsten Worte waren wieder klar und ernst und wirkten doch wie ein Seufzen. „Morgen früh. Komm um zehn vorbei, dann wird sich jemand darum kümmern.“

„Okay.“ Ich machte Anstalten aufzustehen, suchte noch einmal ihren Blick. „Danke. Für die Erlaubnis wieder zu arbeiten. Es hat mir gefehlt, so verrückt das auch klingen mag.“

Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Du bist nicht die erste, die mir damit in den Ohren liegt. Kakashi, Sasuke, Naruto…es gibt einen Grund, weshalb ihr alle im selben Team seid.“ Sie ließ den Rest offen und wirkte dabei unheimlich genervt, ließ jedoch in ihrem halben Lächeln durchscheinen, dass es ihr damit nicht besonders ernst war.
 

Als ich die Tür öffnete und noch einmal über meine Schulter sah, blickte sie mir nach, nachdenklich aber in diesem Moment wieder laut und brüsk. „Willkommen zurück an Bord, Haruno.“

Ich verdrehte die Augen und hob eine Hand, dann verließ ich ihr Büro – und lehnte vor Erleichterung ein paar Sekunden an der Tür, bevor ich mich auf den Weg nach Hause machte, um meine Trainingsausrüstung abzuholen.
 

Das Training war wie eine Flasche Wasser für eine Verdurstende, auch wenn ich deutlich abgebaut hatte. Ich hatte Tsunades Erlaubnis bis an meine Grenzen strapaziert und dabei festgestellt, dass ich zurückgefallen war und das ohne eine schlimme Verletzung, allein die Tatsache, dass ich für ein paar Wochen nichts hatte tun dürfen, hatte gereicht um mich zu schwächen. Dennoch war es wohltuend und beruhigend, den umgewöhnten Muskeln vertraute Bewegungen in Erinnerung zu rufen. Es dämmerte bereits, als ich völlig entkräftet nach Hause zurückkehrte und dankbar in mein Bett fiel.

Ich hätte besser schlafen sollen, denn je, auch wenn es die erste Nacht allein in meiner Wohnung war. Und so war ich nicht wirklich besorgt, als ich die Augen schloss, ich war erschöpft genug, um nicht lange wach zu legen. Was folgte, waren dennoch Albträume, die mich schweißgebadet und zitternd wieder aufwachen ließen. Die Wohnung roch noch etwas nach Farbe, war noch neu genug um fremd zu wirken, keine alten Geister wirrten darin umher. Ich war nur allein.

Und erst dann, aufrecht mit der Decke an die Brust geklammert, meinem Atem das einzige, was die Stille durchbrach, realisierte ich es – die ganze Zeit über war es nicht die fremde Umgebung, nicht Kakashis Wohnung gewesen, die mir halfen, die mich sicher durch die Nacht gebracht hatten – es war Kakashi selbst.
 

Als Samstagabend der erste Gast zur Einweihungs-/Geburtstagsfeier klingelte, versuchte ich gerade vergeblich den Reißverschluss meines dunkelblauen Kleides zu schließen. Mit einem leisen Fluchen sah ich zur Uhr und stellte fest, dass dieser jemand zehn Minuten zu früh hier war. Ich blickte noch einmal über meine Schulter. Der Verschluss war gerade bis zur Hälfte hochgezogen und mehr konnte ich aus diesem Winkel offensichtlich nicht erreichen. Schon gar nicht mit den samtblauen Handschuhen, die mir bis zu den Ellenbogen gingen. Ich hatte sie mir von Ino geliehen, mit der Absicht für diesen einen Abend etwas Ärmelloses zu tragen ohne dabei konsequent, permanent für alle sichtbar das Fluchmal durch die Gegend zu tragen und damit mich oder die anderen unabdingbar an Vergangenes zu erinnern. Und ich hatte eine Weile gebraucht um sie wirklich an ihren Platz zu befördern. Es klingelte erneut.

„Ach!“ Mit einem Seufzen lief ich zur Tür, noch barfuß und öffnete mit einem Augenrollen. „Du bist eindeutig zu…“ Ich stockte mittendrin, als ich sah wer hier zu früh war. „Sasuke.“

Da stand er, ganz in schwarz, mit einem halblangen, ungewohnt eleganten Mantel und ein paar Tropfen im Haar, die sicher vom Nebel draußen stammten.
 

Am Morgen zuvor war ich – trotz oder gerade wegen dieser harten Nacht – wieder zum Trainingsplatz gegangen und hatte dort völlig unerwartet Sasuke angetroffen. Es war nicht unsere erste Begegnung seit dem Vorfall im Krankenhaus gewesen aber die erste, bei der wir völlig allein waren. Unsere Begrüßung war noch etwas vage ausgefallen, die gewöhnliche Frage danach, was der jeweils andere hier tat, war auch schnell abgehakt und dann hatten wir ein paar Momente geschwiegen, einander angesehen und nach Worten gesucht. Bevor ich jedoch dazu kam, hatte er sich bereits entschuldigt und damit das Eis gebrochen, denn ich hatte mir dieselben Vorwürfe wie er gemacht und als wir zu dieser Erkenntnis kamen, wurde alles viel leichter. Natürlich war es dadurch immer noch nicht wie früher aber es reichte, um miteinander zu trainieren und für ein paar Stunden lang den unausgesprochenen Schmerz zu teilen.

Ich hatte ihn außerdem zu dieser Feier eingeladen und nun stand er hier vor mir, als erster Gast, überpünktlich und er musterte mich so intensiv, dass ich mich davon abhalten musste, nervös die Arme zu verschränken und von einem Bein auf das andere zu treten.
 

„Schönes Kleid.“ Das unverschämte Glitzern in seinen Augen war so neu wie liebenswert und ich brachte nach mehrmaligem Blinzeln zumindest ein leises Geräusch der Dankbarkeit zustande. Er hatte ein Päckchen in der Hand, das in goldenes Papier gehüllt war und meine Aufmerksamkeit effektiv von ihm ablenkte. „Ich dachte, du könntest vielleicht noch etwas Hilfe gebrauchen.“, sagte er jetzt, nachdem bereits ein paar Sekunden zu viel Schweigen geherrscht hatte und er noch immer vor der Tür stand.

Ich räusperte mich. „Ah…ja. Sicher. Komm rein.“ Immer noch verblüfft machte ich einen Schritt zur Seite und hielt ihm die Tür weiter auf. Er folgte meiner Aufforderung, nicht jedoch ohne mir das Päckchen zu reichen, das ich irritiert entgegennahm.

Auf meinen fragenden Blick hin hob er den Mundwinkel zu einem leichten Lächeln. „Als höflicher Gast bringt man der Gastgeberin ein Geschenk mit oder nicht?“ Ich blickte zurück auf das goldene Papier und wieder zu ihm. Er zog seinen Mantel aus, völlig unbeeindruckt von meiner Verwirrung.

Endlich fand ich meine Stimme wieder. „Danke.“

Er nickte und hängte den Mantel auf. „Vielleicht solltest du es dir erst ansehen und dich dann bedanken.“

Ich schüttelte den Kopf. „Klar, das sollte ich vielleicht. Möchtest du etwas trinken?“

„Gern.“ Immer noch etwas konfus begann ich das Papier zu lösen und machte mich auf in die Küche. Auf halber Strecke hielt mich ein Räuspern zurück. „Sakura?“

Ich drehte mich fragend zu ihm um.

„Dein Reißverschluss…“

„Oh!“ Ich griff mir mit der freien Hand auf den Rücken. „Das habe ich völlig vergessen.“ Ich legte das Paket auf die Kommode und schaute wieder zu Sasuke. „Könntest du vielleicht…?“
 

Einen kurzen Moment verhakten sich unsere Blicke und ich musste mich zwingen nicht auszuweichen oder mehr hinein zu interpretieren als nötig. Dann hob er hilfsbereit beide Hände und ich stellte mich mit dem Rücken vor ihn, nur ein bisschen unbehaglich. Als seine Hände meine Haut berührten, zuckte ich zusammen. „Du bist eiskalt!“

„Das könnte daran liegen, dass draußen Minusgrade herrschen.“, erwiderte er trocken und so einfach entspannte ich mich wieder und lächelte für mich, erleichtert darüber, dass wir vielleicht doch nach und nach wieder kitten konnten, was beschädigt worden war.

Ich hörte, wie er seine Hände aneinander rieb und dagegen hauchte und lächelte nun auch über meine Schulter. „Wie zuvorkommend von dir.“ Der Dank dafür war, dass er seine Handflächen vollkommen auf meine Schulterblätter legte und mir damit beinahe ein paar Frostbeulen verpasste. Ich machte einen Satz von ihm weg und rieb aus sicherer Entfernung mit einem vorwurfsvollen Blick fröstelnd meine Oberarme. Dieses dunkelblaue Kleid war trägerlos und endete knapp über den Knien – war damit also nicht gerade besonders warm. Und er machte es kein Stück besser.

„Okay, okay.“ Sasuke hob erneut beide Hände, dieses Mal beschwichtigend. Wieder rieb er sie aneinander. „Sie sind jetzt wärmer, komm wieder her.“ Äußerst skeptisch stellte ich mich erneut vor ihn, doch er hielt sein Wort und begann, den Reißverschluss höher zu ziehen. Dummerweise war das auch der Moment, in dem es an der angelehnten Tür klopfte, die wir offenbar nicht richtig hinter uns geschlossen hatten.

„Sakura?“
 

Als ich die Stimme und das Chakra erkannte, war es bereits zu spät um etwas daran zu ändern, wie das hier aussehen musste. Kakashi steckte den Kopf durch die Tür und verharrte dort, sah von Sasuke zu mir.

„Hey!“ Ich klang ein bisschen schrill. Kami sei Dank schloss Sasuke den Reißverschluss in diesem Moment vollends und ich konnte etwas Abstand zwischen uns bringen. Von allen Leuten, die heute Abend kommen wollten, kamen ausgerechnet diese zwei so pünktlich, dass es zu solchen unbehaglichen Situationen kam. „Mein Reißverschluss ging nicht…“ Ich ahmte halbherzig das Hochziehen des Verschlusses nach, ehe ich meine Hand sinken ließ, mich aufrichtete und gedämpfter sagte: „Danke, Sasuke.“

Er nickte und deutete zur Küche. „Ich hole selbst etwas zu trinken, okay?“

Ich erwiderte sein Nicken, deutlich weniger motiviert und sah dabei zu, wie er den Flur entlang ging und in der Küche verschwand. Dann huschte mein Blick zurück zur Tür. „Komm rein, Kakashi. Kaum zu glauben, dass du…“ Ich schaute zur Uhr über der Kommode. „…pünktlich bist.“ Er folgte meiner Aufforderung und ließ die Tür ins Schloss fallen, völlig gelassen und äußerlich so ruhig, dass man hätte glauben können, gerade eben hätte er nichts gesehen, was ihn irritiert hatte. Wenn es das denn hatte. Vielleicht hatte er sich auch nur über die offene Tür gewundert. Oder was auch immer.

„Sag bloß, du freust dich so sehr darüber, dein Bett wieder für dich zu haben, dass du sicher gehen willst, dass ich auch hier bleibe?“ Ich klappte meinen Mund schnell wieder zu aber gesagt war gesagt und in der Küche konnte man sehr sicher hören, was im Flur beredet wurde. Ich widerstand dem Impuls mir gegen die Stirn zu hauen aber nur gerade so. Kakashi dagegen zog seine Maske herab, die ebenfalls etwas nass glänzte – der Nebel draußen schien zugenommen zu haben – und lächelte vielsagend, wenn auch mit gehobener Augenbraue, die zeigte, dass er natürlich eine mögliche Anspielung bemerkt hatte und sie wortlos kommentierte. Ich schluckte jedwedes Eingehen darauf herunter und nahm mir die Freiheit ihn ebenso zu mustern, wie er mich in diesem Moment.
 

Auch er trug einen langen dunklen Mantel und darunter, wie er gerade mit dem Ausziehen demonstrierte, eines seiner dunklen, langärmeligen Shirts, das enger anlag als sonst. Und nichts dafür tat, seinen Oberkörper zu verstecken. Ich ließ den Blick weiter sinken. Seine Hose war seiner gewöhnlichen Trainingskluft nicht unähnlich, sie hatte jedoch eine ganz andere Wirkung ohne das diverse Equipment, das er sonst darin, darauf oder darum verstaute. Heute trug er nichts davon. Keine Bandagen, keine Kunaitaschen. Und keine Sandalen, stattdessen schwarze Lederschuhe, die ich noch nie an ihm gesehen hatte. Er sah geradezu…ausgehfein aus. Auch wenn sich dieses Wort im Zusammenhang mit Kakashi ausgesprochen fremd anfühlte. Ich hob beide Schultern, ein bisschen hilflos, ein bisschen verblüfft und hoffentlich nicht allzu sichtbar fasziniert. „Tja, was sagt man dazu, diese Feier wird mehr und mehr zu einer Cocktail-Party, fehlt nur noch, dass Ino hier im Ballkleid auftaucht.“

Seine Erwiderung war unerwartet ernst. „Du vergleichst meine Kleiderwahl mit einem Ballkleid?“

Ich runzelte irritiert die Stirn. „Nein. Ich meine…“ Er hob amüsiert die Augenbrauen. Schon wieder. Meine senkten sich. „Sasuke hat mir ein Gastgeber-Geschenk mitgebracht.“

„Das du übrigens immer noch nicht geöffnet hast.“, rief Sasuke aus der Küche herüber.

Ich nickte und stemmte die Hände in die Hüften. „Und? Hast du eins für mich?“

Er hatte soeben den Mantel aufgehängt und als er sich jetzt wieder zu mir umdrehte, erhaschte ich einen Hauch seines Geruchs. Würzig, frisch und ein bisschen wie der Wind draußen, was mich automatisch wieder daran erinnerte, wie es gewesen war in seinem Bett zu schlafen und diesen Geruch jede Nacht um mich zu haben.

„Sakura? Wenn du sie haben willst, solltest du sie auch nehmen.“

Ein bisschen desorientiert schüttelte ich den Kopf und blickte auf die Flasche, die er mir entgegenhielt. „Wein?“ Ich nahm sie ihm aus den Händen, die unerwarteterweise warm waren, und drehte die Flasche im Licht.

„Nicht irgendein Wein, Sakura. Dieser wird dir gefallen, auch wenn du sonst keinen Wein trinkst. Und außerdem ist das so ziemlich das Standardgeschenk auf Einweihungspartys der Erwachsenen. Gewöhn dich daran.“

Ich schaute wieder auf. „Was wäre denn die Alternative gewesen?“

Er steckte beide Hände in die Hosentaschen und lächelte auf diese vielsagende Weise. „Ein Brieföffner.“

„Hey, den hätte ich doch gebrauchen können! Aber gut, bei Geschenken soll man nicht wählerisch sein, oder? Hab vielen Dank, Kakashi.“ Ich deutete einen Knicks an und er senkte, immer noch lächelnd, den Kopf. Dann zog er seine Maske wieder über das Gesicht, was ich mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm, schließlich jedoch mit einem Achselzucken abtat.
 

Ich machte mich auf den Weg zur Küche, Kakashi im Schlepptau. „Sasuke…? Hast du dich verlaufen?“

Er kam uns entgegen, mit zwei gefüllten Gläsern in der Hand und einem kurzen Seitenblick zu Kakashi. „Tut mir leid, mehr konnte ich nicht tragen.“

Kakashi nickte lächelnd, völlig zuvorkommend. „Kein Problem, Sasuke. Dann kann ich die hier…“ Er griff nach der Weinflasche in meiner Hand und hob sie bedeutungsvoll. „…auch gleich wegbringen. Du erlaubst, Sakura?“

Benommen nickte ich wieder einmal. Die Kombination Sasuke und Kakashi hatte in letzter Zeit mehr und mehr Verwirrung angenommen und ich ertappte mich dabei, zu hoffen, dass die anderen sich nicht mehr allzu viel Zeit ließen um hier aufzutauchen.

„Sakura?“ Ich drehte mich zurück zu Sasuke und nahm das Glas entgegen, das er mir hinhielt.

„Auf deine neue Wohnung.“

„Dankeschön.“ Wir stießen an und ich schüttelte mich bei dem Geschmack seiner Kreation, was er mit einem amüsierten Grinsen zur Kenntnis nahm, dann sah ich mich suchend nach seinem Geschenk um. „Okay, dann lass mal sehen.“ Ich ging zur Kommode und begann damit, das teilweise abgelöste Papier komplett zu entfernen, nicht ohne ein paar Mal dabei aufzusehen und seinen dunklen Blick auf mir ruhend vorzufinden. Dann fiel mir etwas in die Hände. Nur beiläufig nahm ich war, dass Kakashi sich wieder zu uns gesellt hatte und sich in diesem Moment an die Wand lehnte, ein Bier in der Hand. „Wow…ich…danke, Sasuke.“

Es waren Handschuhe, aus weichem Leder, strapazierfähig und beinah so wie meine alten, die irgendwann im Kampf verloren gegangen waren, blutig und unbrauchbar. Zu sehr mit allen Erfahrungen verknüpft.
 

„Ich dachte, jetzt wo du wieder trainieren darfst, kannst du sie gut gebrauchen.“

Ich schaute von den Handschuhen zu ihm, sprachlos, weil er so Recht hatte. Weil er daran gedacht hatte. Ich brachte ein Lächeln und ein Nicken zustande und presste die Lippen aufeinander. „Sie sind perfekt. Hab vielen Dank.“ Ich brauchte ein paar Sekunden um mich zu sammeln, Zeit in der ich die Handschuhe liebevoll auf der Kommode ablegte, das Papier einsammelte und wieder zu beiden hochsah. „Danke. Euch beiden.“ Ich umarmte Sasuke, was er so natürlich erwiderte, als ob zwischen uns nie etwas vorgefallen wäre, das etwas daran geändert hätte und ich schloss für einen kurzen Moment die Augen, dann löste ich mich von ihm und widerholte die Umarmung bei Kakashi.

Der Unterschied hätte nicht größer sein können, während Sasuke seine Arme völlig um mich gelegt hatte, so deutete Kakashi dies nur an, indem er eine Hand auf meinen unteren Rücken legte, die andere hielt die Flasche fest. Und es war nichts gewohntes darin, nichts vertrautes. Verwirrt rückte ich ein Stück von ihm ab und sah in sein eines sichtbares Auge, so undurchsichtig wie sonst nur sehr selten. Kurz hielt er meinen Blick, dann bildeten sich die kleinen Lachfältchen um sein Auge und er trank durch seine Maske aus seiner Flasche.

Etwas fehl am Platz verharrte ich ein paar Sekunden auf der Stelle, dann straffte ich die Schultern, lächelte für sie beide und ging in die Küche. „Na dann. Ihr könnt noch ein paar Sachen ins Wohnzimmer tragen, wenn ihr wollt. Ich muss mich noch in diese furchtbaren Schuhe von Ino quälen…“

Glücklicherweise klingelte in diesem Moment eben diese lautstarke Ino, die offenbar in bester Stimmung war. Und zwar kein Ballkleid trug, dafür aber ein grünes, ausgesprochen eng anliegendes Cocktailkleid.
 

In der nächsten halben Stunde vervollständigte sich der Kreis und meine Wohnung musste dem Andrang der ganzen alten Clique standhalten. Schließlich warteten alle gespannt auf Naruto, der eine Stunde später bestellt worden war und als er völlig nichtsahnend hereinkam und diese Truppe vorfand, zusammen mit einer Riesentorte, die Tenten und Hinata irgendwie aufgetrieben und von Neji und Kiba bis in den zweiten Stock schleppen lassen hatten, fielen ihm sprichwörtlich die Augen aus dem Kopf. Ich hatte ihn selten zuvor so glücklich überrascht gesehen und fühlte die doppelte Genugtuung darüber, dass wir diese Feier auf die Beine gestellt hatten. Und es wurde eine Feier, und was für eine. Naruto schien sich auf jeden Fall köstlich zu amüsieren und nicht nur er – ich hatte meine Freunde schon lange nicht mehr, vor allem alle auf einmal, so ausgelassen – und so betrunken erlebt. Und wenn sie nicht so sehr betrunken waren, dann waren sie erleichtert darüber, dass eine beständige Gefahr von uns allen genommen worden war und deshalb so unbeschwert.

Naruto forderte Sasuke permanent zu irgendwelchen bescheuerten Wetten heraus und Sasuke hätte an diesem Blödsinn teilgenommen, ganz sicher, wenn er nicht am nächsten Morgen zu einer Einzelmission hätte aufbrechen müssen, die seine erste seit unserem Kampf gegen Itachi sein würde. Er hielt sich also etwas zurück, wenn auch nicht genug um am Tag darauf keinerlei Kater-Symptome zu verspüren. Letztlich machte er sich aber schon um halb eins auf den Weg nach Hause. Kiba nahm dafür umso hilfsbereiter seinen Platz ein und war dementsprechend lange vor Naruto zu nichts mehr zu gebrauchen, weshalb Tenten ihn aufopferungsvoll zusammen mit Neji nach Hause brachte.
 

Es war halb vier, als die letzten gingen und Ino und Naruto, beide völlig weggetreten, sicher in mein Gästezimmer, bzw. aufs Sofa geschafft worden waren. Von Kakashi. Der sich auch bereitwillig geopfert und mir standhaft bei den letzten Aufräumarbeiten geholfen hatte, zu meiner größten Verblüfftheit. Zuletzt blieb nur noch der Abwasch, der sich jedoch sehen lassen konnte, und auch hier erklärte er sich bereit mir zu helfen. Erstaunlicherweise war er es, der abwusch und ich diejenige, die abtrocknete aber ob er das tat, damit ich meine Handschuhe anbehalten konnte oder, weil er es selbst so entschieden hatte, war mir gleich. Die Geste blieb besonders.

Vor uns auf der Theke standen zwei Gläser, gefüllt mit dem Wein, den Kakashi mitgebracht hatte. Obwohl er den ganzen Abend und den Rest der Nacht eher verhalten gewesen war und die meiste Zeit eher im Hintergrund, hatte er zuletzt darauf bestanden, noch heute damit anzustoßen, als Brauch zur Einweihung und er hatte mit seiner Vorhersage Recht behalten. Dieser Wein schmeckte mir, vielleicht lag es aber auch daran, dass ich zuvor mehr als genug Sekt und Sake getrunken hatte und meine Geschmacksnerven ohnehin nicht mehr besonders anspruchsvoll waren. Bereits vor einer Weile hatte ich die hochhackigen Sandalen ausgezogen und stand nun barfuß in der Küche, ein Handtuch locker über den Arm geschwungen, das Weinglas in der Hand, während Kakashi, ohne Hitai-ate oder Maske, gelassen und routiniert ein Glas nach dem anderen abwusch, so selbstverständlich als täte er dies jeden Tag. Es hatte etwas Faszinierendes diesem Elite Ninja dabei zuzusehen, wie er etwas so Profanem, etwas so Gewöhnlichem nachging und dabei ebenso viel Talent zeigte wie bei seinen Kämpfen.

Es wurde nicht langweilig, ihn dabei zu beobachten, ich ertappte mich bald dabei, Erinnerungen nachzuhängen, die schon eine Weile zurücklagen. Und ich fragte mich, was er vor so vielen Monaten an mir gefunden hatte. Und ob er nur realisiert hatte, dass er sich geirrt hatte, dass er nicht wirklich etwas mit mir hatte anfangen wollen oder ob diese Beziehung, die wir jetzt hatten, durch meine Veränderung verschuldet war. Oder dadurch, dass ich Sasuke geküsst hatte, als ich Kakashi hätte küssen sollen.

„Ich weiß es zu schätzen, dass du mich gern im Profil betrachtest aber vergiss dabei die Gläser nicht, Sakura.“
 

Es war sicherlich dem Alkohol zuzurechnen, dass ich ein Zusammenzucken verhindern und diese Andeutung mit einem Schulterzucken abtun konnte. Ich griff nach einem Glas und begann mit dem Abtrocknen, immer noch mit dem Blick auf ihm. „Die Ehre, dich im Profil, ohne die Maske, betrachten zu können, kommt nicht vielen zuteil. Ich nutze nur meine Privilegien.“

Er sah kurz von seiner Arbeit hoch und griff dann schweigsam nach dem nächsten Glas.

Ich ließ das Handtuch sinken, gewillt ihm endlich zu sagen, was ich schon seit Tagen gedacht hatte. „Kakashi?“ Sehr auf seine Arbeit konzentriert, summte er seine Antwort. „Ich weiß nicht, ob ich es wirklich verdient habe, dass du so gut zu mir bist aber…ich werde dir immer dankbar sein, für das was du für mich getan hast. Ich wäre nicht hier, in dieser fantastischen Wohnung, wenn du mir nicht geholfen hättest.“

Ich ließ ihn nicht aus den Augen, sah dabei zu, wie er seine Bewegungen verlangsamte, seine Hände abtrocknete und sich dann, nach einem kurzen Zögern, mir zuwandte, den Kopf leicht geneigt. „Ich habe dir nur eine Alternative zu deinem erinnerungsbehafteten Zimmer gegeben, Sakura. Das ist es, was Freunde füreinander tun.“

Sein Blick war dunkel und undurchsichtig aber er hatte beide Augen geöffnet, als ob es ihn so sehr irritierte, dass ich so etwas sagen würde. Und es gab mir einen Stich, ihn so von uns reden zu hören, auch wenn ich bereits seit einiger Zeit daran arbeitete, zu akzeptieren, dass es das war, was wir jetzt waren. Freunde.
 

Als wir zurückgekehrt waren, hatte ich überhaupt nicht in eine Richtung denken können, die mehr als Freundschaft bedeutet hätte. Dann begann ich bei ihm zu übernachten. Und ohne es zu merken…hatte ich angefangen Kakashi wieder auf diese Weise anzusehen, diese nicht platonische, nicht ganz unschuldige Weise. Und plötzlich war nicht mehr alles rein freundschaftlich. Aber auch das änderte nichts an meiner großen Dankbarkeit, für alles was er wissentlich oder unwissentlich für mich getan hatte. Kannte er die Wirkung, die er allein mit seiner Anwesenheit auf mich ausgeübt hatte? Immer noch ausübte? Ich lehnte mich vor, sah in seine ungleichen Augen, lächelte. Das ist es, was Freunde füreinander tun. „Vielleicht. Wenn man Glück hat. Aber deshalb kann man trotzdem nicht von jedem Freund erwarten, dass er so etwas für einen tut.“

Er blickte zwischen meinen Augen hin und her, senkte die Augenbrauen, als ob ich ihn verwirrte. Doch ich wollte, dass er verstand, wie viel er für mich getan hatte und folgte meiner Eingebung, beugte mich über seine Schulter und küsste ihn auf die Wange, langsam, beinah gehaucht. „Danke.“, flüsterte ich in sein Ohr – und ich meinte es so. „Wirklich. Danke. Du kannst nicht wissen, was es mir bedeutet. Was es für mich bedeutet. Und hast es trotzdem getan. Ohne eine Gegenleistung zu erwarten.“

Als ich mich ein Stück zurückzog, unpassenderweise unwillig und geradezu berauscht von seinem Duft, hob Kakashi eine Hand und legte sie um mein linkes Handgelenk, nicht fest aber so, dass ich auf der Stelle verharrte. „Danke mir nicht so, Sakura. Bitte.“

Wir standen sehr dicht, sodass ich aufsehen musste um in seine Augen zu blicken. „Warum nicht?“, fragte ich dann leise. Er antwortete nicht, kettete meinen Blick an seinen und hielt inne, ließ mich weder los noch zog er mich näher heran. Er schien etwas mit sich zu diskutieren aber was, darüber konnte ich nicht nachdenken, so nah an ihm und doch nicht dicht genug. „Kakashi.“ Sein Blick wurde wieder etwas klarer aber gleichzeitig dunkler. Ich bewegte mich etwas, was ihn dazu brachte sein Gewicht zu verlagern und er drehte mich dabei, sodass ich mit dem Rücken zur Spüle stand, mit ihm direkt vor mir.
 

Etwas hatte sich verändert.

Neun Nächte hatte ich bei Kakashi geschlafen und in keiner dieser Nächte war irgendetwas Außergewöhnliches vorgekommen, er hatte relativ wenig gesprochen, zumindest von sich aus, sich gelassen wie immer verhalten und permanent auf dem Sofa bestanden. Da war nichts zwischen uns – auch wenn ich es mir vielleicht dann schon gewünscht hatte.

Und jetzt…ich schauderte, als sich eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper legte und hob wie gebannt eine Hand an seine Brust, tastete nach seinem Herzschlag. Ich spürte seinen Atem an meiner Schläfe, warm und etwas schneller als gerade zuvor.

„Ich denke nicht, dass…vielleicht sollten wir…“

„Du fehlst mir.“, wisperte ich gefesselt und spürte wie er erstarrte. Aber ich hatte es gesagt, es gab kein Zurück mehr. Warum nicht noch etwas zugeben? Die letzte Nacht war ebenfalls furchtbar gewesen. „Ich kann nicht schlafen…ohne dich.“ Ich hörte mich kaum selbst.

Er dagegen schien mich deutlich zu hören. Er hob seine freie Hand zu meiner Wange, beinah zaghaft, strich mit ein paar Fingern darüber, langsam und vorsichtig, so als könnte er mich mit einer falschen Bewegung zerbrechen. Diese einzelne Berührung reichte aus, um ein Kribbeln überallhin zu schicken, mein Herz schneller schlagen zu lassen und ich schloss schaudernd die Augen und neigte meinen Kopf in seine Hand.

Er ließ mein Handgelenk los und einen Moment lang befürchtete ich, er würde mit all dem aufhören. Alles in mir sorgte sich, dass es zu spät war. Dass er nicht dasselbe fühlte. Ich hörte ihn leise ausatmen und wagte nicht, es selbst zu tun.

Dann fühlte ich seine andere Hand, die mir ein paar Haare nach hinten strich und meinen Hals auf der rechten Seite frei legte. Ich öffnete die Augen einen Spalt breit, fing seinen Blick, so dunkel, dass ich seine Iris nicht mehr erkennen konnte. Er wartete. Diskutierte erneut mit sich selbst? Und dann…
 

„Ich habe kaum eine Nacht mehr geschlafen...seit du bei mir gewesen bist, so dicht…“ Er neigte den Kopf, ohne mich aus den Augen zu lassen und sein Gesichtsausdruck war gequält. „…und so unerreichbar.“ Er zog seine linke Hand zurück, machte Anstalten, die andere von meiner Wange zu nehmen. Ich handelte instinktiv und griff danach, hielt sie an ihrem Platz. Er sah mich an, immer noch verfolgt, mit einem Schatten über dem Gesicht.

„Ich bin nicht…“ Ich senkte den Blick und brach ab. Worte konnten nicht ausdrücken, was ich ihm zeigen wollte. Also drehte ich den Kopf zur Seite und küsste seine Handfläche. Als ich wieder zu ihm zurückblickte, schien es, als ob er sich nicht mehr davon losreißen könnte. „Habe ich alles kaputt gemacht? Weil ich Sasuke geküsst habe? Weil ich mich so sehr verändert habe? Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen. Ich wünschte, ich hätte dir nicht angetan, was ich getan habe…ich…“

Sakura.“ Er unterbrach mich mit einem Finger auf meinen Lippen, drängte mich dazu aufzuhören und wartete, bis er sicher war, dass ich seinen Blick halten würde. Dann zog er beide seiner Hände zurück und ich kämpfte dagegen an, sie daran zu hindern. „Sakura. Du hast nichts kaputt gemacht. Die Umstände waren gegen uns. Alles hat sich verändert und ich dachte…“ Er unterbrach sich und schwieg für ein paar Sekunden, sein Blick dunkel und undurchsichtig. „Du brauchtest Zeit.“, sagte er dann, so gefestigt wie ein Richterspruch. „Und jetzt…“

Jedes seiner Worte schien entscheiden zu können in welche Richtung sich alles neigen würde. Es fühlte sich an, als ob es nur eines einzigen Wortes bedurfte, um alle meine Hoffnungen niederzuschlagen. „Jetzt…?“

Er hörte mich, auch wenn es nur ein leises Wispern war. Und schien eine Entscheidung getroffen zu haben. „Die Art und Weise, die Tatsache, dass Itachi dich überhaupt berührt hat, muss immer in deinem Kopf sein. Wie könntest du dich jetzt um etwas anderes kümmern, als dieses Trauma zu verarbeiten?“ Er stand noch immer vor mir, weit genug weg um mich nicht zu berühren aber so dicht, dass ich aufsehen musste um in seine Augen zu blicken. „Sakura. Ich würde niemals etwas von dir erwarten, nicht nach all diesen Erfahrungen. Ich dachte, das wüsstest du. Ich dachte, wir wären uns einig darin, Freunde zu sein.“
 

Ich starrte ihn an. Sprachlos. Und wich seinem Blick aus, als bei mir ankam, was er da sagte. Natürlich hatte er Recht – ich musste dieses Trauma irgendwie verarbeiten. Aber wusste er denn nicht, dass er mir dabei half? Dass er mich überwinden lassen konnte, wie sich Itachis Berührungen angefühlt hatten? Und hatte er tatsächlich angedeutet, dass er mich nicht nur wie eine einfache Freundin sah? Ich klammerte mich an den ersten Gedanken, der sich fassen ließ und fand endlich meine Stimme wieder, wenn auch etwas zögerlich. „Itachi hat…Dinge getan, die mich noch eine Weile verfolgen werden.“ Ich schüttelte den Kopf, sah wieder zu ihm auf, bemüht, dieses Mal alles auszusprechen. „Ich weiß nicht, wie lange, ehrlich gesagt. Ich hoffe, dass es nicht mehr lange dauern wird aber…das ist nicht sicher.“

Kakashi nickte, als hätte er dies schon lange gewusst. Und bei seiner eigenen Erfahrung…hatte er das wohl auch.

Ich schluckte. „Aber Kakashi…kann es sein, dass du es wirklich nicht weißt? Dass du wirklich nichts gemerkt hast?“ Er sah schweigend zurück. „Du hast mir geholfen. Es geht mir besser. All die Nächte Zuhause konnte ich nicht schlafen und kaum bin ich bei dir…“ Ich legte eine Hand auf das Handgelenk meines anderen Arms, spielte mit dem Stoff der Handschuhe. „Wenn sich jemand anderes so dicht vor mich stellen würde wie du…würde ich sicher nicht so ruhig sein wie jetzt. Nicht so gelassen.“
 

Als ob er sich gerade jetzt erst dessen bewusst wurde, wie dicht er noch immer stand, machte er Anstalten, mehr Abstand zwischen uns zu bringen. Dieses Mal griff ich nach seinen Händen und zog ihn zurück. Er ließ es geschehen, so verblüfft, wie er es sonst nur selten zeigte. Ich hielt ihn fest.

„Du sagtest, dass du nichts erwarten würdest aber…wenn ich dir sagen würde, dass du es könntest…würdest du es wollen?“ Deutlicher konnte ich es kaum sagen und jetzt schien auch ihm diese Tatsache bewusst zu werden.

Ein kleines Lächeln spielte um seinen Mundwinkel und er beugte sich vor und lehnte seine Stirn fast an meine, ohne mich aus dem Blick zu lassen. Ich atmete überrascht ein, als ich erneut die Theke in meinem Rücken spürte – und seine Körperwärme von vorn.

„Trotz allem, Sakura, will ich dich heute noch genauso sehr wie vor Monaten. Das kann dir kaum entgangen sein…“

Obgleich all meiner Zweifel, spürte ich wie die klamme Kälte der Ungewissheit meinen Körper seufzend wieder verließ und nun auch eine wohlige Wärme der Erleichterung darin zurückließ. Konnte ich träumen? Aber seit wann waren mir solche guten Träume wieder vergönnt?

„Wirklich? Aber…ich habe dich bei Mamiko zurückgelassen. Und dich betäubt. Und Sasuke…“

„Ich kann all das als erzwungene Maßnahmen hinter mir lassen. Die Frage ist…ob du das auch kannst.“

Die Tatsache, dass er dies konnte, war mehr als ich zu hoffen gewagt hatte. Er konnte keinen Zweifel daran haben, dass ich das auch wollte. Und ich würde alles dafür tun um es auch zu können. Ich brachte ein Nicken zustande.

Das Lächeln um seine Mundwinkel kehrte zurück, dieses Mal zufrieden, amüsiert und verheißend, so dicht vor meinen eigenen Lippen, dass es verlockend war, die wenigen Millimeter zwischen uns zu überbrücken. Er senkte seine Stimme. „Willst du von mir geküsst werden, Sakura?“

Ich riss meinen Blick von seinen Lippen los, sah in seine Augen, so, so dicht vor mir und fand glitzerndes Unheil darin – und Wärme bis in die Tiefen seines Blicks. Ich nickte, mehrmals, beugte mich weiter zu ihm vor, ein atemloses Ja auf den Lippen – und er neigte den Kopf zur Seite um mir auszuweichen. Was…?
 

2) When Ginny Kissed Harry - Harry Potter OST

http://www.youtube.com/watch?v=VIIB7CntzOo
 

„Verführ mich nicht. Ich kann für nichts garantieren, wenn du nicht damit aufhörst.“

Ich verengte die Augen und runzelte die Stirn. „Ernsthaft, Kakashi?“

Sein leises Lachen und das vergnügte Funkeln seiner Augen brachten mich dazu, die Augenbrauen zu heben. „Als würde ich darüber scherzen.“

„Was…?!“ Ich setzte zu Protesten an und verstummte bevor ich überhaupt angefangen hatte, als er unvermittelt jeden Abstand zwischen uns schloss und sich zu meinem Hals vorbeugte.
 

Ich schnappte nach Luft als ein tonloses, sanftes Seufzen über seine Lippen glitt, spürte den Hauch seines warmen Atems auf meiner Haut, kurz bevor seine Lippen federleicht darüber strichen und seine Zähne dicht über meiner pochenden Halsschlagader nippten. Meine Augenlider fielen zu, meine Hände suchten Halt auf seinen Schultern und ich erwiderte sein Seufzen, fühlte wie seine Lippen vorsichtig, auskostend über die empfindliche Haut streiften und immer wieder Schauer über meinen Rücken jagten, völlig verrückte Dinge in meinem Inneren anstellten, von denen ich zuletzt kaum noch gute Erinnerungen bewahren hatte können. Beide seiner Hände fassten um mich, stützten ihn auf der Theke ab und meine Knie wurden wackelig. Er war so warm, so dicht und doch nicht genug.

Ich sah zur Decke, atmete kurz und zittrig. Meine rechte Hand zog es zu seiner Brust und ich fühlte wie auch sein Herzschlag sich erhöhte. Kakashis Lippen wanderten, langsam, ohne Hast, meinen Hals herauf, federleicht, bis er mein Kinn erreichte, meinen Kiefer nachzeichnete. Es waren nicht mehr als angedeutete Küsse, auf meiner Wange, meiner Schläfe, meiner Stirn, und doch hatte ich das Gefühl, jeden Moment einzuknicken. Meine Hand über seinem Herz krallte sich in den Stoff seines Shirts und dabei verharrte er länger als zuvor, zog sich ein kleines Stück zurück...

Ich sah ihm in die Augen, spürte Sehnsucht und Ungeduld, so roh und ungetrübt wie nie zuvor. Nichts wollte ich mehr, als ihn an mich zu ziehen, ganz gleich was vorher gewesen war und ich neigte den Kopf etwas vor, rückte näher…doch er hielt mich ab, legte einen Finger auf meine Lippen und zeichnete, als ich völlig erstarrte, ihre Konturen nach.
 

Ich sah von seinen Augen zu seinen Lippen, zurück zu seinen Augen. Wortlos hielten wir diesen Kontakt, beide atemlos und ich wagte nicht mich zu bewegen, aus Angst damit alles zu beenden. Der Ausdruck in seinen ungleichen Augen war schwelend, ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen. Konnte er jetzt wirklich immer noch mit sich streiten, jetzt wo ich längst über den Rand war? Ich hob meine Hand, ließ sie von seiner Brust zu seinem Gesicht wandern, legte sie auf seine Wange. „Bitte…hör nicht auf…“ Es war nur ein leises Flüstern. Aber es änderte etwas in seinem Blick, schien die Waage zu kippen.

Ein geschlagenes Stöhnen verließ seinen Mund, dann schloss er den Abstand zwischen uns, streifte für eine lange Sekunde meine Lippen mit seinen – und küsste mich vollends. Es war so lange her, dass ich seine Lippen gespürt hatte, so weich, so warm, aber es war schlagartig genau wie zuvor – nur noch viel intensiver, mit dem Geschmack von Wein und etwas, das ihm ganz eigen war. Ich hob meine Hände zu seinem Kopf, vergrub sie in seinen Haaren, er rückte noch näher an mich und endlich nahm er auch seine Hände von der Theke, legte eine um meine Hüfte und griff mit der anderen ebenfalls in meine Haare. Ich presste mich nahtlos an ihn, ließ mich fallen in einen Strudel von überwältigender Vergessenheit, küsste ihn zurück wie ich es zuvor sicher nie getan hatte, wie eine Ertrinkende auf der Suche nach Sauerstoff. Als ich mit den Zähnen über seine Unterlippe strich, schien er seine bisherige Beherrschtheit aufzugeben, ein rauer Ton verließ seine Kehle, dann hob er mich an, setzte mich auf die Theke und stellte sich ebenso schnell zwischen meine Beine.

Sehr schnell steigerte sich das Ganze über jede Kontrolle. Ich dachte längst nicht mehr darüber nach, was ich tat, sondern fühlte, spürte Funken auf meiner Haut, dort wo er mich berührt hatte und immer noch berührte, verlor mich in dieser Leidenschaft, die Dinge in mir weckte, von denen ich geglaubt hatte, sie niemals wieder spüren zu können – als völlig unerwartet im Flur das Licht anging.
 

Wir fuhren auseinander und bevor Naruto in die Küche kommen konnte, stand Kakashi bereits an der gegenüberliegenden Wand und musterte mich aus immer noch dunklen, feurigen Augen, außer Atem, bemüht, seine Maske wieder an Ort und Stelle zu befördern. Als Naruto auch hier die Deckenlampe einschaltete, zugegebenermaßen mit Mühe den Lichtschalter zu finden, hatte ich meine Haare notdürftig geglättet und sprang gerade von der Theke, griff nach dem Handtuch und drehte ihm die Seite zu. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er völlig verwirrt in der Tür stehen blieb, offenkundig desorientiert. „Naruto. Brauchst du et…“

„Hier.“ Ich schaute über meine Schulter. Kakashi hatte eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank genommen, sie Naruto in die Hand gedrückt und lotste ihn dann bestimmt zurück in den Flur, auch wenn dieser offenbar kaum nachvollziehen konnte, was mit ihm geschah. „Schlaf gut, Naruto.“

Verblüfft sah ich ihnen nach, komplett überfordert mit den letzten paar Minuten und meine Fingerspitzen wanderten wie von selbst verwundert zu meinen Lippen.

Als Kakashi zurückkehrte, rieb er sich den Nacken und ich ließ die Hand rasch wieder sinken. „Alles in Ordnung?“ Er blickte unter seinem Arm hervor und blieb ein paar Schritte entfernt von mir stehen.

Ich brachte ein Nicken zustande. „Vielleicht…sollte ich jetzt gehen.“

Was auch immer ich wusste, das hier war sicher. Ich wollte nicht, dass er jetzt ging. Oder, dass er überhaupt jemals wieder ging. Also griff ich nach seiner Hand und schüttelte den Kopf. „Bleib.“

Nachdem er ohnehin nicht besonders ernst geklungen hatte, lächelte er, wieder so unverschämt und gleichzeitig so sanft, dass es mich erneut davonschwemmte. „Okay.“
 

In dieser Nacht schlief ich wieder wie auf Wolken. In tiefster Dunkelheit, die nur Ruhe und Stille mit sich brachte, umfangen von Kakashis Armen, mit meinem Rücken an seiner Brust und seinem Flüstern in meinem Ohr und dem trägen Streicheln seiner Hände über meine Arme. Verheißend. „Wenn du wüsstest, welche Vorstellungen dieses Kleid heute eröffnet hat…“ Süchtigmachend. „Kami, das hat mir gefehlt…“ Unerträglich liebevoll. „Ich liebe dich…aber das hast du die ganze Zeit gewusst, oder?“ Das hatte ich nicht. Aber es jetzt zu hören, machte alles andere wieder wett. Meine gewisperte Antwort brachte ihn zum Lachen. So glücklich und unbeschwert, wie ich mich fühlte.
 

Nach diesem Abend ging es kontinuierlich bergauf.

Kakashi verließ meine Wohnung früh am Morgen, mit der Absicht weder Naruto noch Ino, den größten Klatschtanten des Dorfes, zu begegnen und es mir zu überlassen, wann der Zeitpunkt gekommen war, um es ihnen zu erzählen. Diese Mühe hätte er sich, wie sich im Nachhinein herausstellte, sparen können, denn Ino war irgendwann verkatert in mein Schlafzimmer gekommen um mich zu nerven und hatte dabei einen gänzlich unerwarteten Blick auf seinen nackten Oberkörper erhascht. Den ganzen Morgen lag sie mir damit in den Ohren, so lange bis schließlich auch Naruto Wind davon bekam. Doch er war erstaunlich gelassen – wirklich der komplette Gegensatz von Ino. Naja. Nachdem er sich ausreichend geschüttelt hatte, weil er sich Kakashi in meinem Bett wohl etwas…zu explizit vorgestellt hatte.

„Macht er dich glücklich?“ Für mich war dies in jeder Weise die entscheidendste Frage und dass Naruto sie als erste stellte…war bezeichnend dafür, was für ein guter Freund er war. Als ich nickte, breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus, das ansteckend war. „Du willst wirklich keinen…Jüngeren?“

„Naruto!“

„Okay, okay. Wenn du glücklich bist, bin ich es auch.“ Aww… „Aber er ist besser gut zu dir oder Sasuke und ich müssen uns den alten Mann vornehmen.“ Und damit hatte ich Narutos Segen. Wenn man denn in seinem Fall davon sprechen konnte.

Ob jemand Kakashi aus meiner Wohnung hatte gehen sehen oder die Nachbarn zu neugierig waren, die Neuigkeit verbreitete sich schnell im Dorf. Entgegen aller Erwartungen wurde es jedoch nur halb so schlimm, schien uns doch jeder aus unserem Freundeskreis diese Beziehung zu gönnen. Sasuke…wurde eine ganze Zeit lang still und noch unzugänglicher als zu seinen schlechten Zeiten. Irgendwann traf ich ihn wieder allein auf dem Trainingsplatz. Und entschuldigte mich bei ihm, versuchte zu erklären. Er nahm es mit so viel Würde hin, dass es für uns beide nicht zu schmerzhaft wurde aber er sagte auch, dass er Zeit brauchen würde, um sich…an Kakashi und mich zu gewöhnen. Ich war mehr als bereit, ihm diese zu geben, wenn das unsere Freundschaft wieder zurechtrücken würde können. Es war hart, ihm so deutlich machen zu müssen, dass zwischen uns niemals wieder mehr sein würde. Aber er gab mir Hoffnung darauf, dass er darüber hinwegkommen würde und darauf setzte ich.
 

Im Großen und Ganzen konnte ich mein Glück kaum fassen.

Nach einer Woche mit Kakashi war es Gang und Gebe, dass er und ich zwischen meiner und seiner Wohnung hin und her zogen, je nachdem wo der andere sich gerade aufhielt. Mein von Tsunade verordneter Gesundheitscheck war unauffällig und damit konnte ich wieder jeden Tag trainieren um auf meinen alten Stand zurückzukommen und schon bald bekam ich kleinere Aufträge oder neuerdings auch Aufgaben im Krankenhaus. Ehe ich mich versah, war ein Monat vergangen und der Alltag hatte mich so schnell wieder eingeholt, dass ich noch immer ganz verwundert darüber war.

Ich hatte mich in meiner (und zugeben auch Kakashis) Wohnung eingelebt, hatte meine Routine zurück und doch hatte Kakashi noch immer keine wirklich langen Missionen angenommen. Im Gegenteil, öfter als nicht wählte er die kurzen Tagestouren, mit einigen wenigen Ausnahmen. Dieses Mal war er erneut nicht darum herumgekommen, ein paar Tage länger wegzubleiben und ich versicherte ihm mit einem Lächeln, dass ich auch die anderen Male gut allein zurechtgekommen war, dass er sich keine Sorgen machen sollte, weil mich das in meinem Stolz kränkte.

Schließlich gab er nach und ich sah mich einer Woche entgegen, die ich völlig ohne ihn gestalten konnte – oder musste, je nachdem wie man es betrachtete. Montag verbrachte ich im Krankenhaus und half Shizune bei drei Operationen. Dienstagvormittag beaufsichtigte ich auf Wunsch Tsunades eine Gruppe von Genin, die bei ihr bereits einige frühe Medical-jutsus lernten, am Abend traf ich mich mit Ino, Tenten und Hinata in unserer Stammbar.

Und Mittwoch, am 7.Dezember…hatte ich meinen ersten Check des Fluchmals seit Tsunade mir erlaubt hatte, wieder zu trainieren.
 

Ich kannte den Spezialisten nicht, der es sich ansah und ich verstand nur die Hälfte von dem, was er einem Assistenten diktierte. Das war Neuland für mich, für gewöhnlich konnte ich mir einen Großteil der Beobachtungen aufgrund meiner Vorkenntnisse erschließen. Die Forschungen, die dieser Medic-Nin zusammen mit einem Spezialteam seit geraumer Zeit dazu betrieb, waren jedoch noch nirgends publiziert worden, in Anbetracht ihrer Alleinstellung in diesem Gebiet der Fluchmale. Er teilte mir kaum etwas davon direkt mit, fertigte mich mit der Begründung ab, dass sie all die Ergebnisse erst mit ihren weiteren Untersuchungen abgleichen konnten, wenn sie noch mehr Informationen eingeholt hatten. Man fotografierte meinen Arm, entnahm noch einmal eine Probe und zuletzt versuchten der Medic und ein Kollege ein Siegel darauf anzuwenden, das unheimlich schmerzhaft war und zu nichts führte, als dass das sonst nachtschwarze Mal für einige Minuten in einem wütenden Rot glühte, ehe es langsam zu seiner Ursprungsform zurückkehrte.
 

3) Together we will live forever (in Anlehnung an Kapitel 78)

http://www.youtube.com/watch?v=jZW4PCaxGS8
 

Beide schüttelten den Kopf, enttäuscht und tief in Gedanken versunken. Immer noch ohne eine Idee, wie ich dieses Abschiedsgeschenk von Itachi loswerden konnte. Und gleichzeitig bildete ich mir ein, zu sehen wie viel wissenschaftliches Interesse sie für dieses Fluchmal aufbrachten, wie ich daneben verblasste und ihr Fokus nur auf diesem grauenhaften Gebilde lag.
 

Dann entließen sie mich und ich verließ das Krankenhaus in düsterer Stimmung, passend zum bedeckten Himmel, und schlich wie ein Schatten zurück zu Kakashis Wohnung, in der ich diese Woche bleiben wollte um auf ihn zu warten. Dort angekommen, kochte ich mir einen Tee, verlor jedoch nach dem ersten Nippen die Lust daran und ließ ihn in der Küche stehen. Mit gerunzelter Stirn fuhr ich mir über den Arm, der immer noch etwas brannte und schaute unter meinen Ärmel. Das grimmige Rot hatte sich komplett zurückgezogen, dafür war die Haut darum herum warm und sensibel. Ich fühlte mich schlapp und wund, ich vermisste Kakashi – und das erst nach vier Tagen. Mit einem müden Seufzen ging ich ins Schlafzimmer, zog mir etwas Bequemeres an und ließ mich auf das Bett fallen, atmete tief seinen Geruch ein. Dann griff ich nach dem Buch über Siegel vom Nachttisch, das ich mir erst vor ein paar Tagen geliehen hatte. Ich war nicht richtig dabei, als ich darin blätterte, blickte immer mal wieder nach draußen zum unheilverkündenden Himmel. Irgendwann wurden meine Augenlider schwer. Und schließlich schlief ich darüber ein.
 

Ich erwachte aus wilden Albträumen zu einem unregelmäßigen, aufgebrachten Tropfen gegen die Fensterscheiben und fuhr hoch. Mein Herz schlug mir noch bis zum Hals und ich brauchte ein paar Sekunden um meine hektische Atmung zu beruhigen und die Schatten der Träume abzuschütteln, erst dann konnte ich der Ursache des Geräuschs nachgehen, musste jedoch nicht lange suchen – das Zimmer war so dunkel, als wäre es bereits spät in der Nacht und nicht erst früher Abend, wie der Wecker verkündete, die Fenster waren gesprenkelt mit Regentropfen und immer wieder peitschte der aufgezogene Wind noch mehr davon gegen die Scheiben. Mit einem zittrigen Seufzen fuhr ich mir über die Stirn und strich mir die Haare aus dem Gesicht, dann schälte ich mich aus der Decke und schwang meine Beine aus dem Bett. Für einen Augenblick lauschte ich, doch die Wohnung war still und verlassen, Kakashi war nicht wundersamerweise wieder zurück.

Ich fühlte mich älter als ich tatsächlich war, als ich mich dazu durchrang, aufzustehen und mir einen alten Pullover überzuziehen, in die Küche zu gehen und ein Glas mit Leitungswasser zu füllen. Schwer ließ ich mich auf einen Stuhl fallen und stellte das Glas auf dem Tisch ab, erschöpft von nicht mehr als ein paar Albträumen, die ich nicht mehr aufrufen konnte und die dennoch ein schales Gefühl hinterlassen hatten.

Ich hatte eine Weile keine mehr gehabt, die mich so schwach und erschüttert zurückgelassen hatten. Die Folgen waren musterhaft: Ich fühlte mich weder ausgeschlafen noch besonders erholt. In einem Versuch, mich zusammenzureißen, kniff ich die Augen zusammen, rieb mir über die Lider und atmete aus, dann griff ich nach dem Wasser, trank ein paar Schlucke und stellte mich ans Fenster. Die Straße vor dem Haus war nahezu verlassen, nur ein paar wenige Leute gingen geduckt an den Hauswänden entlang, zogen ihre Kragen hoch oder Kapuzen über den Kopf. Hier und da zog ein Regenschirm vorbei, dann war die Straße wieder leer und so wie der Regen stärker wurde, würde sie das vermutlich eine Weile bleiben.
 

Ich kehrte zurück zu meinem Stuhl, setzte mich und zog die Beine an, starrte gedankenverloren auf die Tischplatte, dann hinaus zum Himmel. Alles war grau in grau, der ganze Himmel voller trister Wolken. Das Dorf sah aus wie unter einer riesigen Glasglocke, eingehüllt in trübe Watte, durchbrochen von dem Wolkenbruch, der sich über Konoha hielt wie ein dunkles Omen. Solche Stürme waren eher unüblich für diese Gegend aber gerade jetzt im Winter musste man auch hier damit rechnen. Das letzte Mal, dass ich so viel Regen auf einmal gesehen hatte, war einige Monate her, doch dieser Anblick…ließ es wirken wie nicht mehr als ein paar Tage. Nicht mehr als ein paar Stunden.

Ein Frösteln schlich sich meine nackten Beine hinauf und ich zog meine 3/4 Hose länger und den Pullover darüber, aber es war nicht genug. Gegen diese Erinnerungen war jeder Schutzwall zu niedrig. Dieser eine Tag holte mich wieder ein, schleichend, bis ich erneut den Regen fühlte, die Kälte, die sich bis in die Knochen legte. Verschluckt wurde von der Sorge. Der Angst. Den Schmerzen. Ich atmete tief durch – nicht gewillt, die Bilder weiter zuzulassen aber dieser Widerstand war von Anfang an dem Untergang geweiht. Der Regen prasselte lauter aufs Dach, gegen das Küchenfenster und ich glaubte, ihn förmlich auf der Haut spüren zu können, genau wie damals, so kalt und so stechend fraß er sich in jede Pore meines Körpers, bis in mein Innerstes. Ich verschränkte die Arme und krallte die Hände in meine Oberarme, um mich zurück zu holen, in mein Hier und Jetzt, fort von der düsteren Vergangenheit, und in dem Versuch stieß ich das Wasserglas vom Tisch. Ich griff danach aber ich reagierte nicht schnell genug und das Glas stürzte auf den Boden und zerbrach in etliche kleine Scherben, die sich in der ganzen Küche verteilten, unter den Tisch rutschten, hinter die Tür und unter die Ablagen. Das noch nahezu unberührte Wasser verteilte sich in trägen Rinnsalen im Muster der Fliesen.
 

Für ein paar Augenblicke war das Hier und Jetzt wieder zurück.

Ich fluchte leise und machte ein paar fahrige Schritte um in ein paar Schuhe zu schlüpfen und trat prompt in eine Scherbe, die sich tief in meinen Fuß bohrte. Mit einem unterdrückten Schmerzenslaut tastete ich danach und zog sie mit zusammengebissenen Zähnen wieder heraus, ehe ich sie so brutal und so wütend auf den Boden schleuderte, dass es mich selbst überraschte. Ich sah wild umher und griff nach dem Handtuch neben der Spüle, ging in die Hocke und wischte aufgebracht die Scherben und das Wasser um meine Füße zusammen, dann hockte ich mich an die freigeräumte Stelle und machte mich grob daran, alle weiteren Scherben und Wasserlachen einzufangen. Abwesend pustete ich mir einige verirrte Haarsträhnen aus der Stirn und beugte mich vor, um ein paar Bluttropfen von den weißen Fliesen aufzunehmen, was jedoch meine Ärmel so weit herunterrutschen ließ, dass sie nass geworden wären. Ich setzte mich zurück auf meine Unterschenkel und machte mich daran, sie umständlich über meine Ellenbogen zu schieben. Mein Blick blieb daran hängen.

Das Handtuch landete mit einem klatschenden Laut wie vergessen auf dem Boden und ich starrte auf den Arm und meinen größten Makel. Das Fluchmal hatte sich in all der Zeit, die ich es hatte, wirklich nicht viel verändert. Es war wie ein Tattoo, etwas gereifter. Festgelegter. Zuvor hatte ich immer das Gefühl gehabt, es verändere von Zeit zu Zeit seine Form, seine Umrisse. Jetzt waren die Konturen schärfer und seit diesem Nachmittag wirkten sie aggressiver, ausschweifend in ihren langen Zacken, beinah wie Dornen.

Ich saß eine Weile so, lauschte wie hypnotisiert dem Regen, fuhr mit der linken Hand, mit Abscheu, die Linien entlang. Es fühlte sich schmutzig an. Die Farbe musste bis tief in meine Haut eingedrungen sein, um so deutlich hervorzustechen. Zwei Monate. Zwei Monate waren seit dem Tag vergangen, an dem das Mal sich gebildet hatte und keine Spezialisten, keine neuen Techniken, nichts hatte etwas daran ändern können. Gar nichts.
 

Der wütende Aufschrei, der die kleine Küche erfüllte, konnte nicht mein eigener sein, so roh und anders als ich. Die Frau, die aufsprang und zur Spüle stolperte, unbedacht, ohne Aufmerksamkeit für die restlichen Scherben zu ihren Füßen, die den Arm unter kaltes Wasser hielt, die es besser wusste und doch darauf hoffte, es abwaschen zu können – das konnte nicht ich sein. Der aggressiv pochende Herzschlag, das abgehackte Atmen – nicht meins. Die Hand, die in einem Anfall schierer Verzweiflung blindlings nach dem nächstbesten Gegenstand griff, den sie finden konnte, einem alten Topfreiniger, und damit über den Unterarm fuhr – nicht meine. Ich konnte mich unmöglich in dem Menschen wiederfinden, der alles versuchte, alles, Spülmittel, Alkohol, Chakra, bis die eigene Umgebung hinter einer festen nebligen Wand verschwand und dieser Mensch nicht mehr wusste, was er tat. Das war nicht ich.

Aber warum…fand ich mich dann wieder, zitternd, wimmernd, mit nassen Wangen und angewidert von mir selbst? Mit einem dumpfen Schmerz in meinem Unterarm?
 

Die Erkenntnis, dass ich sehr wohl all das war, sein musste, und dass dies mein Werk war, sickerte schließlich doch wieder zu mir durch. Und als ich sah was ich angerichtet hatte, wurde mir schlecht. Ich schwankte, einen Moment überwältigt und suchte Halt an der Theke. Das Becken war mit Blut gesprenkelt und mein Arm eine einzige große Wunde. Nie – nie hätte ich mir so etwas zugetraut. Niemals.

Ich nahm mir nicht die Zeit um nachzusehen, ob dieser Wahnsinn irgendetwas genutzt hatte, mein Verstand war zurückgekehrt und traf mich mit solcher Wucht, dass ich unter bitteren Tränen das Blut wegwischte und im Abfluss verschwinden ließ. Kaum in der Lage, mich aufrecht zu halten unter dem Gewicht meiner Tat. Ich spülte meinen Arm ab und wickelte ihn in Bandagen, ohne Behandlung und ohne ihn noch einmal genauer anzusehen. Es war ohnehin nicht viel zu erkennen, ich hatte ganze Arbeit geleistet.
 

Beinah gespenstisch ruhig und wieder vollkommen klar wischte ich den Boden und entfernte die letzten Scherben, dann saß ich tatenlos auf den Küchenfliesen. Betäubt drehte ich meine Füße und fand auch sie blutig vor, weil ich in Scherben getreten war, die ich nicht einmal wirklich wahrgenommen hatte. Mit ein paar Küchentüchern tupfte ich das Blut ab, entfernte konzentriert und dankbar für jede klare, einfache Ablenkung jeden einzelnen kleinen Glassplitter und heilte die schmalen Schnitte dann mit ein paar Funken Chakra. Danach hatte ich keine Aufgabe mehr.

Ich hatte frei, keine Botengänge, keine Missionen, keinen Papierkram. Ebenso wenig war Kakashi von seiner Mission zurück, meine Eltern wieder Zuhause oder Naruto im Dorf, noch hatte ich ein Treffen mit Ino oder irgendeiner Menschenseele sonst auf dieser Welt geplant. Mir fiel die Decke auf den Kopf und doch hatte ich keinen Grund die Wohnung zu verlassen. Aber…dies war nicht meine Wohnung…es gab immer noch einen Ort, nur für mich, zu dem ich gehen konnte.

Nüchtern rappelte ich mich auf, kehrte ins Schlafzimmer zurück und zog eine neue Jacke über die alte, sowie eine lange Hose an und schlüpfte in meine Schuhe. Mit einem letzten Blick auf die düstere Küche, schloss ich die Wohnungstür hinter mir, schloss ab und machte mich auf den Weg zu meiner eigenen Wohnung, mitten durch den sintflutartigen Regen. Begierig darauf, mich vor der Welt zu verstecken.
 

Als mich der vertraute Geruch meiner Wohnung umfing und die Tür hinter mir zufiel, warf ich den Schlüssel auf die Kommode und ließ mich erschöpft und bis auf die Knochen durchnässt an der Tür hinab sinken, lehnte meinen Kopf zurück und schloss die Augen. Es war so hart, sich dem zu stellen, wovor ich mich so lange hatte schützen wollen.

Der Regen war nicht schwächer geworden und prasselte auch hier aufs Dach aber durch die Wohnung über mir wurde sein Rauschen weitaus mehr gedämpft als in Kakashis Wohnung. Ich seufzte leise und entkräftet, zog die Beine an. Ein Frösteln lag auf meinem gesamten Körper und meine Kleidung klebte unangenehm auf der Haut aber ich war noch nicht so weit wieder aufzustehen. Tief in Gedanken, schob ich die völlig durchweichte Jacke von meinen Schultern, ließ sie auf den Boden fallen und mein Blick fiel auf mein Shirt und die Strickjacke darunter. Es war bereits dunkel und geronnen, dennoch waren beide voller Blut von meinem Arm. Ein Ärmel der Jacke sah aus, als hätte ich ihn darin getränkt.

Ich ließ den Kopf mit einem dumpfen Laut zurück gegen die Tür fallen und hätte gelacht, wenn es nicht so furchtbar gewesen wäre. Wie hatte ich mich so sehr gehen lassen können? Wie hatte ich so sehr die Kontrolle verlieren können?
 

Du hast Angst. Du fürchtest dieses Zeichen. Und das tat ich. Ich fürchtete mich so sehr, dass ich mich selbst verletzte um es loszuwerden.

Aber ich hatte schon so viele Wochen gehabt um es zu überwinden, mich daran zu gewöhnen. Ich hatte angenommen, die Tatsache akzeptiert zu haben, dass kein Spezialist und kein Experte im Dorf etwas daran ändern konnte, dass dieses Fluchmal bleiben würde, denn der Hervorheber war lange tot. Und doch hatte ich etwas so naives, so selbstzerstörerisches unternommen, weil ich mich dem nicht fügen wollte, weil ich es nicht ertragen konnte.

Du kannst die Vergangenheit nicht ruhen lassen. Das konnte ich offenbar nicht.

Wie zum Hohn kam eine Erinnerung wieder an die Oberfläche, an das, was die Psychologin vor zwei Monaten zu mir gesagt hatte: „Du musst mit einem Rückschlag rechnen, Sakura. Selbst ein paar Monate sind nicht viel für die Verarbeitung der Erfahrungen, die du gemacht hast.“ Damit hatte sie Recht behalten.
 

Ich raffte mich auf, ließ meinen Verstand siegen, steckte alle Klamotten in die Waschmaschine und schleppte mich zur Dusche, um die Kälte aus meinem Körper zu vertreiben und die Wahrheit zum Schweigen zu bringen. Es half nicht, sie zu Ende zu denken, es kam immer dasselbe dabei heraus. Ich hatte nicht mit der Vergangenheit, mit Itachi, abgeschlossen und ich hatte es nicht geschafft, darüber hinwegzukommen. Ob ich jemals dazu in der Lage sein würde, stand in den Sternen. In diesem Moment jedenfalls, fühlte es sich an, als ob der Tag an dem ich wieder ich selbst sein, an dem ich wieder glücklich sein konnte, in unerreichbarer Ferne lag.

Als ob die letzten acht Wochen nur ein mattes Abbild dessen waren, für das ich sie gehalten hatte.

Die Dusche war die richtige Entscheidung gewesen, wenn das Wasser auch höllisch auf meinem Arm brannte und schmerzte. Ich hatte den Verband umgelassen und konnte nicht mehr sagen, wie lange ich darunter gestanden hatte, als ich herauskam, mich abtrocknete und, in ein großes Badetuch gewickelt, die nötigen Verbandsmittel zusammensuchte. Mit allem zusammen, setzte ich mich im Schlafzimmer aufs Bett und löste mit vorsichtigen, klinischen Bewegungen den alten, durchnässten Verband, all das unter dem weicher gewordenen Rieseln des andauernden Regens auf dem Dach. Die Haut darunter gab mir nicht viel Aufschluss darüber, ob ich irgendetwas erreicht hatte, dafür war zu viel kaputt und blutig. Die Größe der Verletzung jagte mir erneut Schauer über den Rücken, doch ich machte mich daran, die Wunde auszuwaschen, zu desinfizieren und schließlich mit Chakra zu heilen. Meine Finger waren kühl und fühlten sich beruhigend auf der geschundenen Haut an, doch es dauerte etwas länger als sonst, beinah so als ob das Fluchmal mit all seiner Schwärze und in all seiner Unwillkommenheit den Heilungsprozess verlangsamte.

Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich tastete und nicht hinsah, sondern mit leerem Blick geradeaus schaute, bis der Schaden eingedämmt und der frische Verband neu darum gebunden war. Ich hatte nicht alles gänzlich heilen können, das wusste ich auch so bereits. Es würden Narben bleiben, um das zu verhindern hätte ich sofort handeln müssen und selbst dann wäre nichts garantiert gewesen. In diesem Augenblick konnte ich dafür jedoch nur wenig Interesse aufbringen. Ich fühlte mich taub und hohl und die Tatsache, dass ich jetzt meine ersehnte Einsamkeit bekommen hatte, war nicht mehr erleichternd, sondern beklemmend. Ob Kakashi bereits zurück war? Und seine Wohnung leer und überhastet verlassen vorgefunden hatte?
 

Mein Arm pochte dumpf, meine Beine waren schwer. Ich konnte nicht ewig hier sitzen, in der aufgezogenen Dunkelheit und schon wieder fröstelnd. Also griff ich zur Seite und knipste die Nachttischlampe an, die den Raum schlagartig in warmes Licht tauchte. Ich nahm mir einen Moment um dieses Bild aufzunehmen, mein sorgfältig eingerichtetes Schlafzimmer, in Cremetönen gestrichen, mit hellen Holzmöbeln, Regalen voller Bücher und grüner Bettwäsche, mit Pflanzen, die wenig Wasser brauchten, und Bilderrahmen, die allesamt meine Eltern und meine Freunde zeigten. Mit einem tiefen Ausatmen richtete ich mich schließlich auf und räumte meinen Arzneikasten wieder zusammen, in aller Ruhe, gründlich, ohne Hast. Ich stellte ihn zurück an seinen Platz im Regal und blieb dabei mit dem Blick an einem speziellen Foto hängen. Ich nahm es in die Hand und fuhr mit einem Zipfel des Badetuchs über das leicht verstaubte Glas.

Dieses Bild war anders als die anderen, es hatte keinen fröhlichen Anlass, es gab darauf keine lachenden Gesichter und keine hübschen Gegenstände. Es war ein Bild von Kakashi, Sasuke, Naruto und mir, in derselben Konstellation wie auf unserem ersten Teamfoto, vor so vielen Jahren, aber mit einer anderen Aufstellung. Aufgenommen wurde es auf der Verlesung von Itachis Tod, in Anwesenheit aller Dorfbewohner, die kommen wollten, der Alten und Jungen, direkt nachdem Tsunade den wesentlichen Tathergang öffentlich beschrieben hatte. Wir vier – und nicht nur wir – trugen schwarz. Nicht, weil es uns vorgeschrieben worden war, aber weil wir es so wollten, aus so vielen Gründen aber offiziell mitunter deshalb weil wir einige Kameraden durch ihn verloren hatten und – weil er Sasukes Bruder gewesen war.

Viele Anwohner standen in kleinen Gruppen zusammen, leise miteinander redend, andere führten laute Diskussionen, erzählten ihre eigenen Erinnerungen an den Mann, der einst einer von uns gewesen war. Die vier von uns hatten sich an den Rand zurückgezogen und dort schweigend verharrt.

Ich hatte längst in Betracht gezogen zu gehen und auch vor und während der Verlesung immer wieder mit dem Gedanken gespielt, überhaupt nicht zu kommen. Und doch war ich dort. So wie auch die anderen drei. So wie auch Ino. Meine Eltern. Unsere Freunde.
 

Als Takinato-san, der schon von jeher Fotos für Zeitungen und die Archive aufgenommen hatte, in unsere Richtung kam, machte ich bereits ein paar Schritte zur Flucht. Und doch war es Sasuke, der mich gebeten hatte, zu bleiben. Sasuke, der uns gebeten hatte, dieses Foto aufnehmen zu lassen. Und wir taten ihm den Gefallen, gleichwohl verblüfft aber gewillt, ihm diese Bitte zu erfüllen. Er hatte jedem von uns einen Abzug zukommen lassen und ich war mir sicher, dass wie auch ich, jeder von ihnen es aufbewahrte, ob nun immer sichtbar oder nicht, aber doch als Erinnerung, als Mahnung, als Beweis auf dem wir direkt in die Kamera sahen, hart und ernst und jeder mit den Armen über den Schultern des Nachbarn. Es war der Schluss eines Kapitels, das erste Bild von uns, das wieder aussah wie ein Teamfoto, seit Sasuke vor vielen Jahren Konoha verlassen hatte – und damit auch wie der letzte Strich zu einem Kreis.

Wenn ich diesen Schlussstrich nur auch hätte ziehen können.
 

Ich stellte den Rahmen zurück und brachte das Badetuch ins Badezimmer, zog mir Unterwäsche, eine lange Hose und ein Shirt über, suchte mir ein paar dicke Socken heraus und dann nach einem dicken Pullover, der den Verband verbergen konnte. Ich schlüpfte gerade in die Ärmel, als ich Chakra vor der Haustür wahrnahm und mit einem Blick über die Schulter bereits spürte, dass es Kakashi war. Ich hörte, wie er den Schlüssel im Schloss umdrehte und beeilte mich, den Pullover über den Kopf und die Ärmel lang zu ziehen, als sein vertrauter Silberschopf schon im Türrahmen erschien. Mit einem halben Lächeln, das ehrlich war und sich doch etwas gezwungen anfühlte, drehte ich mich zu ihm um. „Das ging schnell.“ Die Erleichterung, ihn so unvermittelt hier zu haben, war überdeckt von meinem Gewissen.

Er schloss die Tür mit dem Fuß, ohne sich zu ihr umzudrehen und fing mich sofort mit seinem Blick, ernster als erwartet, vielleicht sogar düster in einer Erwartung, die sich erst noch bestätigen oder widerlegen würde. Mit wenig Interesse zog er seine Maske herab, streifte seine Stiefel ab, die matschig und triefend nass waren, beugte sich herunter und hob etwas auf, das ich besorgt als meine dort abgelegte durchweichte Jacke erkannte, bevor er zu mir ins Schlafzimmer kam, mit raschen Schritten, während derer ich gerade bemerken konnte, dass er selbst dreckverkrustet und ebenfalls völlig durchnässt war.

Seine Haare hingen ihm tief ins Gesicht und ließen ein paar Tropfen an seinem Gesicht herabperlen, seine schwarze Kleidung klebte ihm auf der Haut. „Sakura.“ Seine Stimme war warm, rau und etwas belegt, als ob er etwas länger schon nicht mehr gesprochen hätte. Fragend hielt er die Jacke hoch. Ich nickte zum Bad. Halbherzig warf er sie um die Ecke und kam dann zu mir zurück, deutlich aufmerksamer als erwartet und immer noch sehr ernst.

Ich runzelte besorgt die Stirn. „Stimmt etwas n…?“

„Du bist verletzt?“
 

Für einen Moment hatte ich keine Ahnung, woher er das wusste und starrte ihn dementsprechend verblüfft an. Dann dämmerte mir, dass ich bei all dem, was ich getan hatte um diese Sache zu vertuschen, nicht berücksichtigt hatte, dass Kakashi einen unvergleichlichen Geruchssinn besaß. Sein sorgenvoller Blick brannte Löcher in mich und es fiel mir schwer, genau diesem Blick nicht auszuweichen. Heiße Scham und Abscheu drohten mich erneut zu überrollen. Er würde mich nie wieder allein lassen, wenn ich ihm die Wahrheit sagte, er hätte keine ruhige Minute mehr. Es könnte ihn selbst in Gefahr bringen, wenn er sich zu sehr sorgte.

Ich hatte keine Zeit um mir eine plausible Lüge auszudenken, also hoffte ich sehnlichst, dass ich meinen alarmierten Ausdruck gut genug verstecken konnte, hob langsam meinen rechten Ärmel und zeigte ihm einen Teil des Verbands. Sein Blick fiel darauf, nahezu…misstrauisch. Er wusste genau, dass sich das Fluchmal an dieser Stelle befand. Aber er vertraute mir – und das nutzte ich aus…

Ich zuckte mit den Achseln, als hätte ich die Verletzung soeben erst selbst bemerkt und versuchte mir einzureden, dass es gut war, wenn er es jetzt schon sah. Ich ließ den Ärmel wieder fallen, nahezu sicher, dass er mir nicht mehr glauben würde, wenn er noch länger darüber nachdachte. Den Verband hätte ich ohnehin nicht lange vor ihm verbergen können und so…konnte es jede beliebige Verletzung sein, die ich, die jeder Ninja sich hin und wieder zuzog. „Ich habe mich geschnitten. Die Genin wollten unbedingt sehen, wie das Heilen von menschlichen Verletzungen funktioniert und ich hatte keine Patienten als Anschauungsmaterial da, also…“

Sein Blick zuckte zurück zu meinen Augen und ich kämpfte, um ihn zu halten. Einen Moment herrschte Schweigen – dann schloss Kakashi den Abstand zwischen uns, blieb vor mir stehen und hob sanft meinen Arm an.
 

Ich hielt die Luft an, als er forschend über den Ärmel über dem Verband strich, kopfschüttelnd aber ohne mich daran zu erinnern, wie wenig er von diesen Aktionen hielt. Die besagten Genin waren keine Lüge. Aber der Rest… Ich schluckte, die trügerischen Worte noch immer wie bittere Galle auf der Zunge.

Kakashi fuhr noch einmal zärtlich über den Verband, dann zog er seine Hände zurück. Rücksichtsvoll sah er davon ab, mich in den Arm zu nehmen und so wie sich selbst durchzuweichen, stattdessen nahm er unvorhersehbar mein Gesicht in beide Hände und sah mir einen langen Moment in die Augen, sein eigenes tiefschwarz und funkelnd.

Ich neigte den Kopf, so weit er mich ließ, und lächelte hintergründig. „Kakashi. Deine Hände sind eiskalt.“

Erstmals wurde sein Ausdruck weicher, er suchte mein Gesicht ab, nach was auch immer, löste seine Hände bis nur noch seine Fingerspitzen auf meinen Wangen lagen und hob einen Mundwinkel. „Hattest du nicht gesagt, du wolltest bei mir warten?“ Ich nickte, immer noch eingeschränkt. Konnte er wissen, wie sehr ich ihn vermisst hatte? Und…konnte er ahnen, was wirklich mit meinem Arm passiert war? Glaubte er mir?

„Warum bist du bei diesem Wetter hergekommen?“

Kakashi war unheimlich schwer zu täuschen und ich tat es nicht gern gewollt. Aber ihm davon zu erzählen würde auch bedeuten…sich dem auszusetzen, wieder und wieder, egal in welcher Form. Und dem fühlte ich mich schlicht nicht gewachsen.

Ich überbrückte den kurzen Abstand zwischen uns und streifte seine Lippen mit meinen, in nicht mehr als der Andeutung eines Willkommenskusses, doch er verharrte nur einen Moment, noch immer auf eine Antwort wartend, ehe er sich darin verwickeln ließ und nachgab. Hungrig kam er mir entgegen, hungrig vergrub ich meine Hände in seinen Haaren, nur um nach einem kurzen Augenblick das Gesicht zu verziehen und mich von ihm zu lösen. Ich schüttelte ganze Wassermassen von meinen Händen und wischte mir mit dem Handrücken über meine nassen Wangen. „Du bist mehr flüssig als fest. Was hältst du von einer Dusche, Hatake?“

Dieses Mal bekam ich ein richtiges Lächeln, etwas atemlos, aber sehr vielsagend. Sein Auge glitzerte verheißungsvoll. Und als ich mich daran machen wollte, den Reißverschluss seiner Weste zu öffnen, wusste er das zu verhindern indem er nach meinen Armen griff und meine Hände geradezu in seinen Haaren vergrub. „Ugh! Igitt!“

Ich wand mich, lachend und angeekelt zugleich, bis er versehentlich die bandagierte Stelle meines Unterarms drückte und das alles durch ein schmerzerfülltes Zischen von mir abgebrochen wurde.

Er ließ mich augenblicklich los und ich barg meinen Arm an der Brust, wartete angespannt, bis der Schmerz etwas nachließ.
 

Dann sah ich wieder auf. In seinen Augen standen Zweifel, Zweifel darüber, dass ich eine leichte Schnittverletzung nicht vollkommen hatte heilen können, darüber, dass es mir so weh tun würde.

„Schon okay. Die Stelle war einfach etwas ungünstig.“

Er beugte sich vor und küsste mich auf die Stirn. „Entschuldige, Sakura.“

Ich winkte ab und bemühte mich um einen unverfänglicheren Ton. „Wie war deine Mission?“

Kakashi lachte leise auf zog sich das Hitai-ate aus den Haaren. Während er es auf die Kommode legte und seine Weste öffnete, musste ich mich setzen. „Kurz. Und vor allem einfacher als erwartet, die Gegenpartei hat weit weniger Probleme gemacht, als Shikamaru es in seinem Plan für jedwede Katastrophe eingeplant hat. Ehrlich gesagt, haben wir keine seiner Lösungen anwenden müssen.“ Er zuckte mit den Schultern und lächelte, zog seine Weste aus und ließ sich neben mir auf das Bett sinken. „Also Sakura, warum bist du nicht bei mir geblieben?“

Er beugte sich über seine Beine, löste seine Kunaitaschen und sah deshalb nicht, wie ich mir auf die Lippe biss. Hartnäckig, wie immer. Und war es nicht sein gutes Recht?

„Es war einsam dort…“, begann ich langsam und suchte nach Worten. „Ohne dich ist die Wohnung einfach so groß.“ Ich endete mit einem entschuldigenden Grinsen. „Du hättest dir wirklich etwas Kleineres suchen können, als du dich endlich entschieden hast deine alte Bruchbude der Gesundheitsinspektion zu überlassen. Meine Wohnung ist nicht einmal halb so groß wie dein Palast.“

Er schüttelte lächelnd den Kopf und stand auf, legte seine Ausrüstung ebenfalls auf die Kommode und ging in den Flur um seine Weste zum Trocken aufzuhängen. „Wenn du nichts dagegen hast, ich ziehe deinen Schuhkarton auch immer noch dem Palast vor, solange du hier bist.“, hörte ich ihn gedämpft antworten.

„Weißt du, ich glaube nicht, dass es Sinn macht die Weste zu trocken. Du solltest gleich damit anfangen, den Dreck abzumeißeln.“, rief ich ihm hinterher – und wünschte, dieses Gespräch wäre wirklich so sorgenfrei und nicht unter dem Schatten meiner Tat.
 

Kakashi kam noch einmal zurück und beugte sich zu mir herab um mir in die Augen zu sehen. „Du hast mir gefehlt.“, flüsterte er gegen meinen Mund, mit seinem hinreißendsten Lächeln.

„Du hast mir auch gefehlt…“, erwiderte ich tonlos. Das Gefühl seiner Lippen auf meinen war beruhigend, gab mir eine so ersehnte Sicherheit, dass es mich umso mehr bedrückte. Wie hatte ich so etwas tun können, wenn er doch an meiner Seite war? Wenn alles gut war? Ich lehnte mich vor und schlang meine Arme um seinen Nacken um ihn näher zu ziehen, um diese Fragen auszublenden. Aber der stechende Schmerz in meinem Unterarm holte mich erneut in die Realität zurück und ich ließ die Arme wieder sinken, langsam und bedauernd. Kakashis klugen Augen entging nichts, auch dann nicht, als ich nicht einmal einen Schmerzenslaut von mir gab. Es war, als ob er es spürte. Er hob meinen rechten Arm zu seinem Mund und setzte einen Kuss darauf, beobachtete mich mit so viel Aufmerksamkeit, dass ich fürchtete er würde mich bald durchschauen.

Ich riss mich zusammen und wagte – mit einem Blick auf seine immer noch triefenden Haare – ein Lächeln. „Also. Wie war das mit der Dusche? Du bist unerträglich, wenn du erkältet bist und ich werde nicht deine Hausärztin spielen.“

Und so einfach waren sein Blick und sein Lächeln voller zweideutiger Anspielungen, die mich belustigt den Kopf schütteln ließen. „Ich denke, du bist mittlerweile so durchnässt, dass du auch eine Dusche nötig hast.“

Ich hob beide Augenbrauen. „Ich denke, dieses Mal hast du diese Dusche nötig und zwar wirklich, ohne jedwede…Ablenkung. Außerdem habe ich gerade geduscht, ein anderes Mal, Kakashi.“

Er zwinkerte mir vielsagend zu, mit der unausgesprochenen Aussage, dass dies ganz klar mein Verlust war, bevor er im Badezimmer verschwand und kurz darauf das Rauschen der Dusche erklang.
 

Erschöpft ließ ich mich nach hinten zurück auf das Bett fallen. Es war so schwer, etwas vor ihm zu verheimlichen…und ich hasste es beinah so sehr, wie ich mich für das hasste, was ich getan hatte. Noch immer zogen wir zwischen unseren Wohnungen hin und her und Kakashi hatte mehr als einmal deutlich gemacht, wie gern er mich vollkommen bei ihm einziehen lassen wollte. Ich hätte nur zu gern zugestimmt aber gerade jetzt wurde mir wieder klar, dass es schon schwer genug war Geheimnisse vor jemandem zu haben, der mich so gut kannte und in vielen Menschen wie in einem offenen Buch lesen konnte. Wenn ich nur in seiner Wohnung hätte bleiben können…wie hätte ich so tun sollen, als wäre alles normal? Und doch…war es nicht schon schädlich für eine Beziehung, überhaupt über diese Vorkehrungen für Geheimnisse nachzudenken?

Ich starrte an die weiße Zimmerdecke und legte die Hände über die Augen, das laufende Wasser im Bad wurde zu einem angenehmen Hintergrundgeräusch. Wenn ich ihm davon erzählen würde…würde das helfen? Würde es etwas ändern oder würde es alles nur noch schlimmer machen?
 

Das Klingeln des Telefons riss mich aus meiner Grübelei und ich verzog das Gesicht, als ich den rechten Arm benutzte um mich aufzusetzen und nach dem Hörer zu greifen. „Sakura Haruno.“ Meine Stimme hörte sich etwas kratzig an und ich räusperte mich.

„Schatz?“

„Mama.“

„Oh, endlich erwische ich dich mal wieder Zuhause! Wo warst du die letzten Tage? Du hast gar nichts von einer Mission erzählt, ich habe mir Sorgen gemacht…“ Ich pustete ein paar Haare aus meiner Stirn und kaute nervös auf meiner Unterlippe. Immer war sie besorgt um mich und das obwohl ich nun schon eine Weile nicht mehr bei ihr und meinem Vater wohnte… Die kurze Stille machte sie sofort wieder nervös. „Ist etwas passiert?“, erklang ihre etwas zu hohe Stimme hastig und ich beeilte mich, sie zu beruhigen. „Nein Mama, es ist alles in Ordnung. Ich war seit dem Wochenende bei Kakashi.“ Konnte sie mir die Lüge anhören? Mir schnürte sie beinah die Kehle zu.

„Oh na dann…“ Die Stille, die folgte war überhaupt nicht mehr besorgt, sondern ziemlich…eisig.

Ich atmete aus, erleichtert und gleichzeitig ein bisschen entnervt. „Mama…“ Ich seufzte hörbar und vernahm ihr missbilligendes Schnauben. Sie gab sich Mühe, es zu verbergen aber die meiste Zeit wurde noch immer sehr deutlich, was sie davon hielt, dass ich mit meinem ehemaligen Sensei zusammen war, den sie doch immer für so einen anständigen Mann gehalten hatte…und so weiter und so fort… „Die meiste Zeit war er gar nicht da, vor drei Tagen ist er zu einer neuen Mission aufgebrochen, die Tsunade mitten in der Nacht verteilt hat. Darum war ich allein und bin zurück in meine Wohnung gekommen.“ Und Kakashi war gerade dazu gestoßen. Das behielt ich vielleicht besser für mich.

„Schätzchen, du hättest doch ruhig zu uns kommen können.“ Sie klang augenblicklich wieder warm und herzlich wie ich sie kannte, denn wann immer ich erwähnte, dass Kakashi wichtige Missionen beinah ständig zugeteilt bekam und er dadurch viele Tage und manchmal Wochen fort war, kehrte ihr mütterliches Wesen zurück.

Ich verdrehte die Augen. „Ich mag meine Wohnung. Und ihr seid in Suna.“, erwiderte ich schlicht.

„Du warst so lange nicht mehr bei uns…“, überging sie diese wichtige Tatsache einfach.

„Ich arbeite, Mutter! Kami sei Dank kann ich das endlich wieder. Ich bin doch ohnehin kaum Zuhause.“

„Eben. Lass dich endlich mal wieder bei deinen armen Eltern sehen.“

„Du und Papa sind mindestens so oft weg wie ich es bin, Mama.“

Dieses Mal folgte ein betretenes Schweigen, denn diesen Punkt musste sie mir lassen. Sie beschloss also das Thema zu wechseln und überging meinen kleinen Vorwurf. Ich rieb mir mit einer Hand über die Augen. Die beiden arbeiteten einfach zu viel.

„Also, wie geht es…Kakashi?“
 

Ich musste mein Lachen hinter einem Räuspern verbergen und ließ die Hand wieder sinken. Wie schwer es ihr noch immer viel, ihn einfach Kakashi zu nennen!

„Das letzte Mal, als ich nachgesehen habe, ging es ihm sehr gut, nett von dir, dass du fragst.“ Sie hüstelte leise.

„Und was machst du, mein Schatz? Nimmst du endlich mal ein paar Tage frei vom Krankenhaus? Den Genin?“

„Ja natürlich, Mama, immer doch.“

„Du sollst dich nicht ständig überarbeiten!“

Ich drehte das Telefonkabel um meine Finger. „Mache ich nicht. Sag du mir doch lieber, wie das Wetter in Suna im Moment ist.“

„Hier? Naja, ich würde sagen, windig und…sandig.“

Ich war erstaunt, dass ich ein Kichern zustande brachte und konnte das nachgiebige Lächeln auf ihrem Gesicht förmlich sehen. „Das hört sich gut an.“

„Oh naja, die Hitze ist nicht gerade angenehm.“ Eine kurze Pause. Dann, unvermittelt ernst: „Wie geht es dir, Sakura? Wie geht es dir wirklich, neben all dem was du um die Ohren hast?“

Betretene Stille. Mit bewusst kontrollierten Händen ließ ich das Kabel los und lockerte meinen angespannten Griff um den Hörer. „Ich komme schon klar, Mama.“ Ich musste mich sehr konzentrieren, um meine Stimme ruhig und möglichst gelassen klingen zu lassen.

„Schätzchen, ich wollte nicht…wir haben uns bereits eine Weile nicht gesehen. Du erzählst in letzter Zeit nicht besonders viel. Ich mache mir Sorgen um dich.“

Ich schluckte. „Ich weiß. Ich weiß, Mama, okay? Tut mir leid, dass ich dir so viel Anlass dafür gegeben habe.“

Sie atmete laut aus und ich wusste, sie war frustriert über so viel Schweigen zwischen uns. Sie wollte so oft über dieses Thema sprechen, sie war der Meinung, das wäre der beste Weg um alles zu verarbeiten. Ich hatte nie wirklich nachgegeben und außer der allgemein bekannten Version wusste auch meine Mutter nicht wirklich viel mehr von dem, was an diesem Tag wirklich geschehen war. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb war es immer sie, die den Tränen nah war, wenn wir auch nur im Ansatz auf diesen Tag zu sprechen kamen.
 

Ich hörte, wie sie tapfer versuchte, nichts dergleichen zu zeigen und sich zusammenzureißen. Mehr konnte ich nicht ertragen. „Es geht mir gut, das weißt du doch. Kakashi ist ein wirklich guter Tröster.“

Es war traurig aber es gelang mir damit quasi sofort, sie erneut aufzubringen, mit nichts weiter als seinem Namen und einer Andeutung und sie ließ das Thema entrüstet fallen. Ich hörte, wie sie nebenbei nach einem Taschentuch kramte und ihre Stimme festigte sich wieder. Auch wenn sie damit noch lange nicht nachgeben würde.

„Pass auf dich auf, mein Kind. Das ist mein Ernst. Und komm uns besuchen, sobald wir wieder zurück sind.“

„Das werde ich, Mama.“

„Kakashi wird wohl kaum alleinigen Anspruch auf dich haben…wenn überhau…“

„Mama…“

„Ist ja gut. Schlaf schön, Sakura. Und…“ Sie schwieg einen Moment und ich hörte die tiefe Stimme meines Vaters aus dem Hintergrund etwas zu ihr sagen. Das Schweigen zog sich noch einen Moment hin. Und ich hatte das Gefühl, sie musste sich einen großen Ruck geben um ihren nächsten Gedanken auszusprechen. „Grüß Kakashi von deinem Vater. Und…auch von mir.“ Mein Vater lachte laut genug, dass ich ihn auch über das Telefon gut hören konnte.

„Stell dich nicht immer so an, Hitomi.“ Meine Mutter schnaubte missbilligend und ich beschloss, mich wieder in das Gespräch einzuschalten.

„Danke Mama. Wirklich.“ Sie murmelte etwas Unverständliches. „Er würde euch sicher zurück grüßen aber er ist gerade unter der Dusche. Ich könnte natürlich schnell rübergehen und…“

„Um Himmels willen, Sakura!“ Ich grinste vor mich hin. „Geh schlafen. Hast du auch genug gegessen?“

„Aber ja.“

„Dann lege ich jetzt auf, dein Vater will mich heute in dieses neue Restaurant ausführen, das wovon ich dir erzählt habe, du verstehst also, mehr zu deinem…Freund kann ich mir gar nicht anhören.“ Und da war mit Sicherheit kein Bedauern in ihrer Stimme. Sie klang wieder ganz wie sie selbst.

„Natürlich, genießt den Abend, ihr zwei. Gib Papa einen Kuss.“

„Das mache ich, Schatz. Und du passt auf dich auf. Wirklich.“ Sie zog das Wort in die Länge und ich verzog das Gesicht in Anbetracht dessen, wie sehr ich diesen Wunsch heute missachtet hatte. „Gute Nacht, Sakura.“

„Nacht, Mama…“

Sie legte den Hörer auf, das Freizeichen ertönte und mit einem langen Seufzen ließ ich das Telefon neben dem Bett auf den Boden fallen. Das Wasser in der Dusche lief noch immer und ich legte mich zurück auf den Rücken, knipste die Lampe aus und starrte wieder an die Decke. Irgendwann zwischen dem Starren und Lauschen wurden meine Gedanken müde und bald schon verschwanden sie völlig und machten Träumen voller wirrer Schatten und Schmerzen Platz, die mich umgaben.
 

Es war kein Geräusch, das mich weckte, viel zu selten wurde ich davon wach, denn weder Kakashi noch ich waren laut genug um den anderen damit zu wecken. Es war viel mehr ein Gefühl, das immer drängender wurde und immer mehr nach meiner Aufmerksamkeit verlangte bis ich es durch und durch spürte und wach wurde. Ich kniff die Augen zusammen und blinzelte schläfrig, als ich langsam die Umrisse in der Dunkelheit ausmachen konnte, die direkt neben mir waren. Das Gefühl der Gefahr drang nur kurz an die Oberfläche, dann erkannte ich, dass es Kakashi war, der rechts von mir auf dem Bett kniete.

Ich richtete mich etwas auf und seine Konturen wurden klarer. Seine Augen ruhten wachsam auf meinem Gesicht und ich lächelte verschlafen und wollte ihn gerade zu mir heranziehen, als ich genauer hinsah, seinen Blick, seine starre Haltung bemerkte – und feststellte, dass irgendetwas gar nicht in Ordnung war. Die wohlige Wärme die mich bis eben noch umgeben hatte und damit auch mein gedämpfter Verstand verschwanden damit.

„Was ist los?“

Ich setzte mich gänzlich auf und stieß ein leises Zischen aus, als ich mich dabei auf den verletzten Arm stützte. Er war überempfindlich und heiß, das Blut pochte darin und die Narben schmerzten. Mit einer bitteren Grimasse sah ich auf den Verband, dann wieder hoch. „Kakashi?“

Als ich ihm erneut in die Augen sah, stellte ich fest, dass sie beide geöffnet waren, sein normales und sein Sharingan. Ein paar Sekunden vergingen, in denen er schwieg. Dann zog ich die Verbindung. Und stand ihm nicht das Wissen ins Gesicht geschrieben? „Was hast du…? Warum…?“ Meine Stimme versagte.
 

Ich drehte mich weg, barg den Arm an der Brust, als ob ich es damit noch vor ihm hätte verstecken können, hielt mein Handgelenk fest, als ob es mir irgendwelchen Halt hätte geben können und spürte dabei deutlich den Widerstand in meinem Arm.

„Du hattest Schmerzen.“, durchbrach Kakashis leise Stimme unvermittelt die Stille. „Und du hast immer wieder deinen Arm gehalten.“

War das mein sarkastisches Auflachen? „Und du konntest mich nicht wecken?“

Ich rieb mit dem Daumen über meinen Handrücken, starrte auf den Boden. Als er nichts sagte, ließ ich die Hände sinken und blickte langsam über meine Schulter. Er kniete noch immer an derselben Stelle, hatte die Hände auf die Oberschenkel gelegt und zu Fäusten geballt. Sein Gesicht lag im Schatten. Ich hatte keine Worte um es ihm zu erklären. Ich hatte nicht damit gerechnet, es so bald tun zu müssen.

„Sakura…Ich habe dein Blut in meiner Wohnung gerochen. Und hier. An deiner Jacke. Es war viel mehr als bei einer gewöhnlichen Verletzung, die du dir bereits auf dem Trainingsplatz zugezogen hättest.“

Als er eine Hand auf meinen Oberarm legte, Anstalten machte, mich herumdrehen zu wollen, machte ich mich los. Ich stand auf, ging ein paar Schritte vom Bett weg. „Jetzt nicht, Kakashi. Okay?“ Ich blickte flüchtig zu ihm, sah wieder zurück zur Wand, zum Fenster, umfasste meine Oberarme. „Jetzt nicht.“
 

Einen Moment war es still bis auf das leise Ticken unserer Wecker. Es war halb zwei. Die Nacht würde noch lange andauern. Hinter mir hörte ich ein leises Klicken, dann erhellte Kakashis Nachttischlampe das Schlafzimmer und ich kniff gequält die Augen zusammen. Er stand auf, kam um das Bett herum zu mir. Ich sah zur Seite. Wie genau hatte er meinen Arm angesehen? Wie viel Zeit hatte er gehabt, um mein Werk zu betrachten?

„Sakura.“ Seine Stimme war weich, sanft, als ob er mit einem verschreckten Tier sprechen würde. Ich sah aus dem Augenwinkel zu ihm. „Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich wollte nur nachsehen, ob deine Verletzung wieder aufgebrochen ist oder…“ Seine Stimme verebbte in einem Ausatmen. „Du bist so blass, so dünn. Was ist passiert?“ Er fragte ganz ruhig, geduldig und doch mit einem Hang Traurigkeit in seiner Stimme.

Ich schüttelte den Kopf und ließ ihn sinken.

Als er dieses Mal seine Hand auf meinen unverletzten Arm legte, ließ ich sie dort. Ich atmete ein und wieder aus. Etwas zittrig. Ein paar Augenblicke vergingen. Und plötzlich konnte ich es nicht mehr aushalten, die Erinnerung allein zu tragen. „Ich…der Regen…und diese Medics im Krankenhaus…es hat mich eingeholt…ich konnte nicht…ich wollte nicht…“ Ich bemühte mich, wirklich, aber meine Stimme brach wieder ab.

Und doch…Kakashi verstand, offensichtlich, denn ich spürte wie er den Druck seiner Hand einen Moment verstärkte. Dann fuhr er mir über die Wange, federleicht, nur mit der Spitze seines Daumens. Ich hatte die Augen erneut geschlossen, zerfressen von dem was ich getan hatte. Beschämt. „Lass mich dir etwas zeigen. Okay?“
 

Überrascht blickte ich auf und sah ihn damit erstmals ganz seit er das Licht angeschaltet hatte. Er stand direkt neben mir, hatte nicht mehr als eine lange Hose an und war doch nicht kühl. Seine Haut, seine Haare leuchteten im warmen Licht der Nachttischlampe und in seinen Augen…glänzte die Entschlossenheit. Ich brachte ein zaghaftes Nicken zustande, ohne Ahnung, wohin er damit wollte, doch er drückte noch einmal meinen Arm, bevor er sich umdrehte und über seine Schulter zu mir sah. Ich schaute verständnislos zurück. Er hob seine rechte Hand und legte sie auf seinen linken Oberarm, deutete auf eine alte silbrig glänzende Narbe, die er bereits gehabt hatte, bevor wir zusammengekommen waren.

„Du hast mich einmal gefragt, woher diese Narbe stammt, erinnerst du dich?“

Ich senkte die Augenbrauen, immer noch nicht sicher, was er wollte. „Ja.“, erwiderte ich, mit belegter Stimme. „Aber du hast viele Narben, von denen du mir nicht erzählt hast, woher sie stammen.“

Er nickte langsam. „Nicht alle sind eine Geschichte wert. Und diese hier…ist keine schöne. Aber du sollst trotzdem wissen, woher ich sie habe.“

In seinen Tonfall hatte sich etwas Düsteres geschlichen, etwas Trauriges. Und ich bekam eine Ahnung, worauf er hinauswollte. Kakashi strich einmal mit dem Finger über die Narbe, als ob die geisterhafte Erinnerung dahinter sich darüber erneut spüren ließ, dann ließ er die Hand sinken und drehte sich wieder zu mir um. Er griff nach meinen Händen und hielt sie in seinen. „Sie stammt aus einer Nacht, nicht allzu lange nach… Ich war gerade erst 14 geworden und ich war sehr betrunken, das erste Mal, um ehrlich zu sein. Ich hatte keinerlei Gefühl dafür, wie viel zu viel war.“ Er schwieg ein paar Sekunden und seine Augen, obgleich sie auf mir lagen, blickten in die Ferne. „Obito, Rin – und Minato…sein Tod war gerade erst ein paar Tage her. Ich habe es nicht absichtlich getan, nicht mit der Absicht mich zu verletzen, wenn es auch komplett selbstzerstörerisch war…letztlich war es ein Unfall aber einer, den ich mit offenen Armen empfing, den ich einfach…geschehen ließ. In dem Chaos, das ohnehin durch den Kyuubi und Madara entstanden ist, mit der Suche nach einem neuen Hokage…wurde mein Handeln nicht besonders mit Aufmerksamkeit versehen und man schickte mich für einige Wochen auf Genin-Missionen, ungefährliche, langweilige und äußerst unbeliebte Aufträge.“
 

Ich hatte den Atem angehalten, so aufmerksam, dass ich die Bilder, die er beschrieb, beinah selbst vor mir sehen konnte. Die Menschen, die er verloren hatte, so jung. Und dann kehrte Kakashi zurück aus den Erinnerungen und sah mich wieder an, mit festem, klarem Blick. „Ich hatte nicht vor, mich dabei zu verletzen. So wie du dich ebenfalls nicht verletzen wolltest. Es hat dich eingeholt. Diese Möglichkeit besteht immer, bei manchen früher, bei anderen später. Das ist der einzige Unterschied.“

Ich sah zwischen seinen Augen hin und her, verblüfft, mitleidig, traurig und so dankbar für sein Verständnis und seine tröstenden Worte, so vertieft, dass ich eine Träne, die meine Wange herablief, erst bemerkte, als Kakashi sie mit seinem Daumen wegstrich.

„Du wirst wieder glücklich sein, Sakura. Es wird dir wieder gut gehen.“

Ich senkte den Blick, um mich zu fassen, doch das brachte nur noch mehr Tränen zum Überlaufen. Ich wischte sie weg und neigte den Kopf, lächelte entschuldigend. Kakashi löste seine andere Hand aus meiner und legte seine Arme um mich. Als ich nicht protestierte, drückte er mich an sich und ich schniefte, versuchte, mich zusammenzureißen. „Glaubst du wirklich?“, brachte ich so krächzend hervor, dass es selbst in meinen Ohren erbärmlich klang.

Doch seine Worte waren klar und bestimmt. „Ganz sicher, Sakura.“

Und damit wurde es besser.

Diese unglaubliche Schwere, die Lüge und der Schmerz in meinem Arm – alles drang in den Hintergrund. Nur durch seine Anwesenheit, die Wahrheit und seinen Trost.
 

Ich vergrub meinen Kopf an seiner Brust, schloss die Augen und ließ mich einfach von ihm halten. Er führte uns zurück zum Bett, setzte sich und zog mich zu sich, griff nach einer Decke und legte sie über unsere Schultern. Eingerollt an seiner Seite verharrte ich dort, atmete seinen so sehr vermissten Geruch ein, konzentrierte mich auf seine Wärme. Wir saßen eine Weile so, Zeit, in der er mich wieder erden konnte, Zeit, in der ich mich sammeln konnte.

Als er schließlich wieder sprach, waren wir uns beide dessen bewusst, was zu tun war. „Sakura.“

„Hm?“

Kakashi strich mit einer Hand ein paar Strähnen aus meinem Gesicht. „Lass mich dich zu Tsunade bringen.“ Er lehnte sich vor, vergrub das Gesicht in meinen Haaren, küsste meinen Ansatz. Das zärtliche, sanfte „Bitte“ wäre nicht mehr nötig gewesen, dennoch festigte es mich in meiner Entscheidung.

„Okay.“, flüsterte ich zurück. Schluss mit der Maske. Schluss mit den Geheimnissen.
 

Zu sagen, Tsunade war begeistert, als wir sie mitten in der Nacht aus ihrem Bett holen ließen, würde es sicher überstrapazieren. Es hätte jedoch auch schlimmer kommen können – und es war ganz sicher nicht alltäglich, sie auch wirklich aus dem Schlaf zu holen, statt aus irgendeiner Spelunke. Sie behandelte mich ruhig und konzentriert, weder besonders nachsichtig, noch zimperlich aber – ohne vehemente Vorwürfe. Sie gab mir das Gefühl, für voll genommen zu werden und dennoch auf Verständnis zu stoßen. Sicher – auch Tsunade hatte traumatische Erfahrungen.

Für diese Nacht schickte sie mich wieder nach Hause, ohne wirklich über alles zu sprechen, und vertraute darauf, dass ich in Kakashis Anwesenheit genug gefestigt war. Für meinen Arm konnte sie nicht viel mehr tun, allerdings linderte sie die Schmerzen und die Hitze darin und schwächte die Narben etwas ab. Sie bestellte mich für den nächsten Morgen wieder her und ich fügte mich dem ohne Widerworte. Statt jedoch direkt nach Hause zu gehen, bat ich Kakashi auf dem Rückweg noch auf die Hokagefelsen zu klettern.

Hoch oben, mit dem Blick über das ganze Dorf und dem blassen Mond, der die Wolkendecke durchbrochen hatte, dick eingepackt in eine warme Jacke, saß ich dort neben ihm, mit den Beinen über dem Rand. Es war still, der Wind hatte nachgelassen und die Kälte lag mehr in der Luft, als dass sie beißend war, dank des übermäßigen Regens zuvor. Ich konnte meinen Atem silbrig vor mir schweben sehen. Kakashi ließ seinen Blick schweifen, offenbar zufrieden damit, einfach hier zu sitzen, bis ich wieder gehen wollte.
 

Die Erkenntnis hob ihren Kopf, als ob sie ahnte, dass sie jetzt endlich gehört werden würde: Die Wahrheit ließ sich nicht länger umgehen und zeigte mir, dass ich keinen einzigen Schritt nach vorn gemacht hatte, obwohl ich dies zwei Monate lang geglaubt hatte. Ich hob meinen rechten Arm unter der Jacke hervor und schauderte bei seinem Anblick im kühlen Mondlicht. Es war genug um zu sehen, dass das Zeichen noch da war, nein es war nicht nur da, es hatte sich erneut verändert. Es war mehr in die Breite gezogen. Ausschweifender. Und darüber glänzten kreuz und quer gezackte Narben.

Eine Gänsehaut legte sich auf meinen gesamten Körper und wie am Morgen zuvor wurde ich überrollt von Abscheu und dem Drang, die schwarzen Linien bis zur Unkenntlichkeit zu zerkratzen. Ich hörte auf zu atmen und kämpfte dagegen an. Es hat nichts geändert, rief ich mir immer wieder ins Gedächtnis. Es wird nicht verschwinden.

Ich atmete laut aus und schloss die Augen, ehe ich sie entschlossen wieder öffnete und dem was ich sah nicht mehr auswich. Ich erkannte glasklar die Tragweite meiner Taten. Stechend ehrlich formte sich der Gedanke, wie eigensüchtig und hilflos ich gehandelt hatte. Es war unverantwortlich mich selbst zu verletzen. Und es war unverantwortlich all die Mühe meiner Freunde – und meiner selbst – zu zerstören.
 

Mit einem Rest Widerwillen, der jedoch zu kontrollieren war, legte ich meine linke Hand auf meinen rechten Unterarm und atmete tief durch. Meine Finger waren kühl und fühlten sich beruhigend auf der geschundenen Haut an. Ich zögerte noch. Konzentrierte mich auf den Mond und meinen ruhigen Atem, darauf dass Kakashi hier bei mir war, sollte doch kommen was wollte. Wartete.

Langsam neigte ich den Kopf und nahm die Hand von meinem Arm zurück. Ich musterte noch einmal die feinen Narben, die blass im Mondlicht schimmerten, wobei sie die Markierung einbetteten als ob sie sie noch mehr zur Schau stellen wollten. Ich hatte es gewusst, gewusst, dass es Narben geben würde und es einfach so, tatenlos hingenommen – trotzdem spürte ich einen Stich in der Magengrube als mir noch einmal klar wurde, wie fahrlässig ich eigentlich gehandelt hatte. Zwei Monate lang hatte ich allen und mir selbst verkaufen wollen, dass das Training und meine Arbeit alle Scherben wieder aufsammeln und zusammenfügen könnten. Dass ich keine weitere Hilfe brauchte, als meinen Job. Meinen Alltag. Was für eine Lüge.

Nachdenklich strich ich meinen Ärmel über das dunkle Zeichen zurück und stützte mich auf meine Arme hinter mir. Dieser Fehler, diese große Scharade und dieser neue Scherbenhaufen ließen sich nicht rückgängig machen. Aber ich konnte weitere Fehler verhindern. Ich würde es den anderen erzählen müssen. Ihnen sagen, dass mich die Ereignisse der letzten Monate dieses Mal nicht so einfach losließen, mich noch immer festhielten und am Leben hinderten.

Ich spürte Kakashis Blick von der Seite. „Sakura?“ Er klang nur etwas skeptisch, nicht übermäßig besorgt.

Ich drehte meinen Kopf zu ihm und wagte ein kleines Lächeln. „Lass uns nach Hause gehen, Kakashi.“
 

Mein Gespräch mit Tsunade war nicht vorwurfsvoll.

Vielleicht aber gerade deshalb, weil ich mit der Erkenntnis vom Abend zuvor zu ihr kam. Und der Hoffnung darauf, dass das Angebot von Iliama-San noch stand. Zu sagen, dass sie erleichtert war, war wahrscheinlich eine ziemliche Untertreibung. Sie fiel mir nicht um den Hals oder Ähnliches, nachdem sie noch einmal meinen Arm überprüft hatte, drückte sie einfach meine Hand und ließ ihre Blicke sprechen. Sie sagte es nicht wörtlich aber ich kannte sie gut genug, um zu erkennen, dass sie die Fluchmalforscher vom Vortag nicht ohne Konsequenzen davon kommen lassen würde.

Dann schickte sie gleich jemanden los, der ihr Iliamas Dienstplan bringen sollte und während wir darauf warteten, wanderte ich vor ihren Regalen umher, blieb mal hier und mal dort an einem Buch hängen, während Tsunade sich offiziell mit einigen Akten beschäftigte. Aber ihr Pokerface war noch nie gut gewesen, wie ich wieder einmal bemerkte.

„Tsunade?“ Sie räusperte sich, als unsere Blicke sich trafen und ihr klar wurde, wie schlecht sie ihre Musterung versteckt hatte. „Warum hat Itachi mich ausgesucht?“

Sie hätte vermutlich ihr ganzes verschuldetes Geld darauf gesetzt, dass ich mich über ihre Beobachtung ärgern würde – umso verblüffter schaute sie mich jetzt an. Ich machte einen Schritt vom Regal weg und verschränkte die Arme auf dem Rücken. Tsunade schien sich von ihrer Überraschung zu fangen. „Nun…“ Sie ordnete ein paar Papiere, stellte sie aufrecht um sie alle zusammenzulegen und legte sie dann sorgsam links von sich ab. „Offensichtlich ist sicherlich deine Beziehung zu Sasuke?“

Ihr Blick war vorsichtig und zurückhaltend.

Ich verharrte noch einen Moment unschlüssig auf der Stelle, dann ging ich zu ihrem Schreibtisch und setzte mich auf die Kante des Sessels davor. „Natürlich. Aber hätte er all das, was er damit scheinbar erreichen wollte, nicht auch auf ganz andere Weise haben können?“

Tsunade neigte den Kopf, aufmerksam und nachdenklich. „Was hat er denn erreichen wollen, Sakura? Ist dir das so klar? Dann bitte, kläre mich auf.“ Sie hielt meinen Blick und ich schaute zurück und war mir der Antwort auf einmal nicht mehr so sicher.

Ich spielte mit dem Saum meines Ärmels. „Naja…ich bin immer davon ausgegangen, dass er Sasuke verletzen und aus der Reserve locken wollte und dann…hätte er ihn umgebracht.“

Sie sah zu meinem Ärmel, dann wieder zu mir. „Hätte er das nicht viel einfacher haben können? Ohne, dass etwas vom Nervenkitzel verloren gegangen wäre?“
 

Ich dachte einen Moment darüber nach. All die Begegnungen, bei denen Sasuke so nah gewesen, so sehr in Reichweite von Itachi gekommen war. Und hatte er je ernsthaft versucht, ihn umzubringen?

„Warum dann? Warum hat er diese Geschichte so lange hingezogen? Warum hat er mich mit hineingezogen?“

„Die Absichten von Itachi Uchiha sind so schleierhaft wie unergründbar, Sakura. Ich kann dir nicht sagen warum.“ Tsunade stand auf, drehte sich um und räumte einen Stapel Unterlagen in ihrer Fensterbank zur Seite. Ich kaute auf meiner Unterlippe und zupfte meinen Ärmel wieder zurecht. „Aber ich kann versuchen, dir etwas anderes zu erklären.“

Ich schaute auf, sie drehte sich um und lächelte, grimmig aber triumphierend.

„Du hast es nicht ausgesprochen aber du wolltest die ganze Zeit über wissen, warum Kyô-kai-ki-jun nicht richtig funktioniert hat. Richtig?“ Verwirrt hielt ich ihren Blick. „Ist es nicht so?“

Ich atmete resigniert aus. „Doch. Natürlich.“

Sie nickte und stellte sich hinter ihren Stuhl, die Hände auf die Rückenlehne gestützt, mit der Absicht, mir eine Erklärung zu geben, die es bisher nicht gegeben hatte. Niemand hatte mir eine Antwort geben können.

„Wie wir mittlerweile zusammenstellen konnten und wie du weißt, beruht die Technik darauf, die Sinne zu täuschen. Zwar hat Itachi dir gesagt, dass es ehrliche Gefühle sind, die hervorgerufen werden und damit hat er auch Recht aber es bleibt dennoch eine Täuschung.“

„Ich verstehe nicht…“, sagte ich langsam und schüttelte den Kopf. Das machte keinen Sinn.

„Gefühle sind niemals eine Täuschung. Sie sind immer ehrlich, das können wir nicht beeinflussen, höchstens verbergen. Demnach waren die Gefühle, die du empfunden hast, als er eure Verbindung vervollständigte, ehrlich und echt. Was aber nicht heißt, dass er dich dazu gebracht hat, ihn zu lieben.“

Ich stand auf und ging an ihr vorbei zum Fenster, das Sitzen erschien mir plötzlich unerträglich.
 

„Es hat sich so angefühlt.“, sagte ich leise, mit dem Blick auf die Straße vor dem Hokageturm. „Täuschend echt.“ Ich schluckte, bevor ich die entscheidende Tatsache aussprach. „Vielleicht sogar stärker.“ Tsunade schwieg. Und ich dachte, dass ich nun auch vollkommen ehrlich sein konnte. „Definitiv stärker.“ Ich drehte mich zu ihr und begegnete ihrem klaren Blick. „Es war wie eine…“

„Eine Sucht.“

Ich hielt inne und nickte dann langsam. „Genau…wie eine Sucht, als wäre ich abhängig von ihm, als brauchte ich nichts mehr, als ihn um zu überleben, ich wollte ihn mehr als die Luft zum atmen, Tsunade…“ Angewidert legte ich eine Hand vor den Mund. „Es war so viel stärker als ich selbst. Es ist eine Schande, wie leicht ich es ihm gemacht habe…“

„Es ist nicht deine Schuld.“, erklang ihre ruhige Stimme.

Ich schüttelte den Kopf und nahm die Hand herab, nur um über meine geschlossenen Augen zu streichen, ehe ich sie wieder öffnete und ihr entgegenblickte. „Tsunade. Wie hat er solche Macht über mich haben können, wenn ich mich wirklich so sehr gewehrt habe, wie ich konnte? Wenn ich über meine Grenzen gegangen bin und trotzdem nicht stark genug war? Wie kann all mein Training, all die Jahre harter Ausbildung daran nichts geändert haben? Am Ende habe ich doch verloren!“ Ich schloss die Augen und fuhr mir erschöpft über den Mund. „Und wie ich verloren habe…ich habe so viel kaputt gemacht…“

„Kannst du dir vorstellen, wie es ausgesehen hätte, wenn das Jutsu wirklich vollendet und nicht mehr rückgängig machbar gewesen wäre?“

Verständnislos sah ich sie an. „Es war vollendet und nicht mehr rückgängig machbar. Es ist nur gelöst worden, weil er…tot ist. Weil er gestorben ist, ehe ich etwas noch Schrecklicheres tun konnte, als ich im Begriff war zu tun…“
 

„Du hast nichts Schreckliches getan, Sakura. Aber du hättest es. Du hättest Kakashi umgebracht, wenn das Jutsu wirklich vollendet gewesen wäre. Du hättest es getan, ganz gleich, was du für ihn empfunden hast, es hätte dir nichts ausgemacht, du hättest nicht einmal gezögert.“

Ich sah wieder aus dem Fenster.

„Nichts ist so stark wie ehrliche Liebe, nichts kann ehrliche Liebe nachahmen. Kyô-kai-ki-jun hat dich nicht besiegt, weil du so viel stärker bist, weil du so viel mehr liebst, als dieser Fluch dir jemals vormachen könnte. Menschliche Gefühle können nicht einfach gebrochen werden, auch nicht mit ihrem Blut. Was Itachi dir vorgemacht hat, was er dir vormachen und dich glauben lassen wollte, war nichts weiter als Verlangen und Abhängigkeit. Das alles hatte nichts mit Liebe zu tun. Liebe besteht aus mehr als nur Begierde.“

Ich ließ diese Worte einsinken. Drehte sie im Geiste, tastete sie ab.

Tsunade durchbrach erneut die Stille im Raum. „Itachi war zu Lebzeiten bekannt als berechnend, scharfsinnig, skrupellos. Aber ganz gewiss niemals als nachlässig. Arrogant. Und doch… hat er dich mit Kakashi allein gelassen, hat die Möglichkeit, dass dich einer von ihnen erreichen könnte, völlig unterschätzt. Hat sich auf sein Jutsu verlassen und darauf, dass er glaubte, dich völlig unter Kontrolle zu haben. Es war sein Untergang. Leichtsinn. [style type="italic"]Das[/style]…hätte niemand von ihm gedacht.“

Ich hatte die Augen geschlossen, lauschte ihren Worten mit Schmerzen und doch wie der reinigenden Wahrheit, die sie waren.
 

„Ich sagte, ich kann dir nicht erklären warum Itachi dich ausgesucht hat. Das kann ich auch nicht, zumindest nicht ohne Zweifel, dass ich damit richtig liege. Wenn du jedoch meine Vermutung hören willst…“ Sie ließ den Satz abwartend ausklingen.

Ich schaute zurück zu ihr, sah sie einige Augenblicke lang nur an und versuchte zu entscheiden, abzuwägen, ob das etwas ändern würde. Dann… „Natürlich. Natürlich möchte ich sie hören.“

Sie deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und ich folgte ihrer Aufforderung und setzte mich erneut, ruhiger aber nicht ruhig. Sie hatte sich ebenfalls wieder gesetzt und ihre Augen ruhten auf mir, ihr Kinn war auf ihre verschränkten Hände gestützt. „Sasuke war der Ausgangspunkt für Itachis Pläne. Und du jemand aus seinem Team und dann auch noch eine Frau und gleichzeitig die Schülerin der Hokage. Das würde das Interesse eines jeden Feindes wecken. Aber wie ist er auf dich gestoßen? Und was hat ihn davon überzeugt, diese Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, statt dich gehen zu lassen, ohne sich zu zeigen? Was hat ihn lange genug warten lassen, um diesen Plan zu spinnen?“

Es hörte sich an wie eine Frage, die ich beantworten sollte, doch ich konnte nur mit den Schultern zucken.

„Spiegelsilber, Sakura. Es passt alles zusammen.“

Während sie nach dem Stapel griff, der auf ihrem Schreibtisch gelegen hatte, als ich in ihr Büro gekommen war, versuchte ich, mit dieser Information etwas anzufangen. „Tsunade, wir wissen doch gar nicht wirklich etwas über das Spiegelsilber. Wir haben keinen Schimmer, was es bewirkt und schon gar nicht in dieser unkontrollierten Dosierung, die ich so unprofessionell vorgenommen habe…“

„Das nicht. Und wir werden es vermutlich auch nicht rekonstruieren können. Ich habe dennoch weitere Forschungen in Auftrag gegeben und das…“ Sie deutete auf die Blätter vor sich. „…ist dabei herausgekommen. Endlich ein Anhaltspunkt.“

Ich folgte ihrem Wink, blickte auf die Berichte und nach einer Weile wieder zu ihr hoch. „Das alles sind Informationen zum Spiegelsilber?“

Sie schüttelte den Kopf. „Der Großteil sind leider nur Verweise, Hinweise auf weiteren Untersuchungsbedarf aber ein paar Seiten…beinhalten tatsächlich einige Informationen, mit denen wir starten können.“ Sie hatte während dieser Sätze ein paar Seite durchgeblättert und schaute nun wieder zu mir. „Interessiert?“

Sie schob den Stapel in meine Reichweite.

„Bist du sicher, dass es mit Itachis Jutsu zusammenhängt?“

„Das nicht.“ Sie faltete ihre Hände auf dem Schreibtisch. „Aber ich bin sicher, dass es eine Menge ausgelöst hat und möglicherweise nicht ganz unwichtig für die Frage ist, wie wir dieses Fluchmal wieder loswerden.“

Was soll ich sagen? Sie hätte keine besseren Worte finden können um mich zu ködern.

Ich bekam einen regelmäßigen Termin bei Iliama-San, zweimal die Woche. Und Tsunade gab mir eine Kopie der Unterlagen mit. Trotz des Tages zuvor – war ich seltsam hoffnungsvoll, als ich den Hokageturm verließ.
 

Es wurde nicht sofort leichter, auch nicht – oder gerade nicht – durch die Therapie. Es dauerte seine Zeit, bis alle Wunden wieder aufgerissen und schließlich langsam, Schnitt für Schnitt, desinfiziert und verbunden waren. Danach brauchte es noch mehr Zeit um sie heilen zu lassen. Ich hatte viele Gespräche mit Iliama-San. Und an manchen Tagen erhaschte ich einen Blick auf den Schatten der alten Sakura. Aber nur zu oft holten mich andere Tage wieder ein. Und Nächte. Dennoch.

Langsam schlossen sich die Wunden.
 

Es war auch in einer dieser Sitzungen bei Iliyama-San, dass ich eine Erinnerung zurückgewann, die unter all dem, was in letzter Zeit geschehen war, vergraben worden war. Es waren ein paar Worte von Itachi, die unvermittelt so deutlich in meinem Gedächtnis auftauchten, dass es mich zutiefst erschreckte. Bis ich ihre Bedeutung verstand. Vor vielen Monaten, in einem Quartier der Akatsuki, hatte er mir mein Blut genommen, um sein grausames Jutsu anzuwenden – und folgende Worte hatte er mir dabei gesagt: „Ich muss dein Blut freiwillig bekommen, wenn die Besiegelung deines Versprechens für immer halten soll...aber wenn es nur für ein paar Jahre gebraucht wird…dann kann ich es mir persönlich holen und das gegen deinen Willen.“

Ich brauchte verhältnismäßig eine lange Zeit um mich an etwas so Wichtiges zu erinnern. Zeit, in der mir diese Erinnerung geholfen hätte, aber auch Zeit, in der ich nicht in der Lage war, solch intensive Szenen noch einmal im Kopf durchzuspielen. Irgendwann kamen dennoch die Fragen, alles was ungeklärt war und das war nahezu alles. Wie hatte Itachi von dem Jutsu erfahren, wie gewusst wie man es anwendet? Was waren die Voraussetzungen dafür, wozu war es noch fähig? Gab es einen Weg, es zu lösen? Konnte man sich irgendwie dagegen wehren?

Es gab noch so viel zu untersuchen, bevor sich darauf Antworten finden ließen. Wenn überhaupt. Aber ich hatte dennoch vor, es mit fester Absicht zu versuchen. Wenn dieses Fluchmal zeitlich beschränkt war, umso besser, es gab nicht viel, was ich mir mehr gewünscht hätte. Aber auch ohne diesen Lichtblick musste Itachi seine Informationen irgendwoher bekommen haben. Und diese Quelle mussten wir finden.
 

„Also…seid ihr zwei jetzt richtig zusammen, ja? So wie, wirklich und ernsthaft zusammen? Bleibend?“

Ich unterdrückte ein Lachen. „Ja. Das sind wir Ino. Und bleibend? Ich will es doch hoffen.“

Es war ein sonniger, wenn auch bitterkalter Samstagmorgen und Ino und ich schlenderten durch die Marktstraßen auf der Suche nach frischen Zutaten für ein Abendessen, an das sie sich – wer konnte das glauben – für Shikamaru machen wollte. Gerade in der Zeit, in der es mir merklich schlecht gegangen war, hatte sie immer nach Ablenkungen gesucht und dabei hatte ich erstaunlich viel über Shikamaru gehört. Dinge, die sie in der Regel nicht so freigiebig zugab. Und mittlerweile schien es mit den beiden ganz gut zu laufen – nicht ohne Beschwerden, weil sie sich gegenzeitig extrem auf die Nerven gehen konnten – aber im Grunde doch glücklich. Im Gegensatz zu meiner vorurteilslosen Akzeptanz von Shikamaru schien Ino jedoch bis heute noch damit ins Reine kommen zu müssen, dass Kakashi und ich tatsächlich und ernsthaft zusammen bleiben wollten.

„Ist es immer noch der Altersunterschied, Ino?“ Ich musterte sie von der Seite, wie sie die Stirn runzelte und ihre Tasche mit bereits gekauftem Gemüse gleichgültig hin und her schleuderte. „Von dir hätte ich wirklich am wenigsten gedacht, dass du dieses Argument so beständig wiederholen würdest.“

Sie sah zu mir auf und ich sah den Protest in ihren Augen. „Es ist ein Faktor, der bedacht werden sollte.“, sagte sie dann und fluchte unterdrückt, als die Tasche sich um ihr rechtes Bein schlang und beinah zum Stolpern brachte. Ich konnte ein Grinsen nicht verhindern. Sie blickte finster nach meiner Reaktion und rempelte mich mit der Schulter an. Aber auch das konnte mein Belächeln nicht verschwinden lassen. „Okay, also Klartext. Er ist heiß. Natürlich ist er das, auch wenn er zehn Jahre älter ist als wir.“

Erfreut stellte ich fest, dass sie drei Jahre fallen gelassen hatte.

„Aber er ist eben auch ein…“ Ino suchte nach Worten? Ich konnte mein Erstaunen nicht verstecken. Sie schielte kurz zu mir und sah dann wieder nach vorn. „…ein Kauz.“

Ich hob beide Augenbrauen. „Ernsthaft? Das ist dein Problem?“

„Argh, Sakura! Du weißt doch genau worauf ich hinaus will. Zugegeben, seit ihr zwei zusammenklebt wie Zwillinge…“ Ich verzog das Gesicht bei dieser Verwandtschaftsimplikation. Ino boxte mich in die Seite.
 

Empört blieb ich stehen, rieb ich mir die Stelle und betrachtete sie vorwurfsvoll. „Musst du immer gleich gewaltsam werden, wenn du dich verbal nicht mehr ausdrücken kannst?“

Sie blieb ebenfalls stehen und stemmte die Hände in die Hüfte. „Das sagt die Richtige.“

Ein paar Sekunden funkelten wir uns an, dann seufzte sie schwer und ließ die Hände wieder fallen. „Ookay. Okay. Ich verstehe ja, du liebst ihn abgöttisch, so verrückt das auch ist. Einen Lehrerkomplex hätte ich dir nie unterstellt und das soll etwas heißen bei all deinen Komplexen.“

Ich tappte abwartend mit dem Fuß. „Was ist los, Ino?“

Sie kaute einen Moment auf ihrer Lippe. Dann schien sie sich nicht mehr zurückhalten zu können. Endlich. „Ihr seid so schnell zusammengekommen. Du warst doch noch gar nicht wieder richtig okay, als ihr praktisch zusammengezogen seid. Was ist, wenn es nicht hält? Wenn ihr doch nicht zusammen bleibt? Was dann?“

Mein skeptischer Blick wich einem weicheren Ausdruck, je mehr ich ihre Absichten verstand. „Ino…was hast du für ein gutes Herz unter diesem kratzbürstigen Verhalten.“

„Oh bitte, jetzt wird‘ nicht wieder so sentimental.“ Sie verdrehte die Augen. Und ich machte einen Schritt vor und drückte sie, so fest, dass sie anfing zu röcheln. „Angeberin.“

Ich ließ sie los und neigte den Kopf, um ihr ins Gesicht zu sehen. „Weißt du…diese Sache mit Kakashi und mir…geht schon länger als erst seit unserer Rückkehr. Das hast du doch sicher mitbekommen?“

Sie hob den Blick und nickte düster. „Das war ja auch nicht zu übersehen.“

„Siehst du. Ich kann nichts dagegen tun. Es ist wie…Magnetismus. Und es wird immer nur besser.“

Bei diesen Worten fing sie an, das Gesicht zu verziehen und angewiderte Geräusche zu machen. „Kitschig! Bei jedem anderen, fein, da könntest du mir davon erzählen. Aber bei Kakashi…urgh.“ Und trotzdem lächelte sie dabei. „Er tut dir so gut, oder? Deshalb bist du in letzter Zeit wieder so glücklich?“
 

Ich drückte ihre Schultern. „Er ist ein Teil davon, ja. Aber dann bist da noch du und Naruto, Sasuke, all die anderen, meine Arbeit und die Therapie und…“

„Okay, okay. Schluss jetzt. Ich verstehe. Aber ich werde ihn trotzdem im Auge behalten. Manche Gewohnheiten sterben nie und er…soll auch nichts anbrennen lassen haben. Hoffentlich nur, bevor er dich mit anderen Augen gesehen hat, denn…“

Ich wandte mich mit einem Lachen ab und ließ den Blick über die Straße schweifen. Sie war süß, wirklich, und ich konnte mich glücklich schätzen eine so besorgte Freundin zu haben.

Noch während ich darüber nachdachte und ihr endlich den Wind aus den Segeln nehmen und ihre Sorgen beschwichtigen wollte, entdeckte ich einen grauen Haarschopf an einem Markstand etwas weiter die Straße herunter, der mir irgendwie vertraut vorkam. Mit einer gemurmelten Bemerkung ließ ich Ino stehen, verblüfft und sprachlos, und folgte dem grauen Haar die Straße entlang.

„Sakura. Sakura! Vergiss nicht, morgen früh, neun Uhr! Wehe, du kommst nicht pünktlich. Wer weiß, wie Shikamaru heute wieder drauf ist!“

Ich winkte über meine Schulter mein Einverständnis, dann widmete ich mich wieder meiner Verfolgung. Einen kurzen Moment hatte ich die grauen Haare aus den Augen verloren, dann setzte eine Gruppe von Einkäufern vor mir ihren Weg fort, ein Karren wurde weitergezogen und dahinter konnte ich schließlich einen richtigen Blick auf die Person werfen.

Ich blinzelte ein paar Mal.

„Das kann doch nicht…Mamiko!“

Die alte Frau stand vor einem Riesenangebot von getrockneten Gräsern und wandte sich beim Klang ihres Namens zu mir um. Tatsächlich, sie war es.
 

Ihre Augen weiteten sich, als sie mich erkannte. „Sakura, Liebes! Wie lange habe ich dich nicht mehr gesehen?“

Immer noch erstaunt kam ich vor ihr zum Stehen, blickte in ihre hellen blauen Augen, die mich ebenso vergnügt und freundlich anblitzten, wie vor vielen Monaten. „Ich…was machst du hier? Ist Ari auch da?“

Erst jetzt dämmerte mir, dass dies das erste Mal war, dass wir uns sahen, seit ich sie, Ari und Kakashi in dem kleinen Dorf in der Nähe ihres Waldhauses zurückgelassen hatte. Ohne ein weiteres Wort. Mamiko nickte und verlagerte einen Korb in ihrer Hand, der bereits zur Hälfte gefüllt war und ganz gewiss nicht leicht. „Mamiko, lass mich dir das abnehmen, das ist doch viel zu schwer…“

Sie ließ mich gewähren, jedoch mit einem Blick, der alles andere als ihre Einsicht verkörperte. Ich war erstaunt über das tatsächliche Gewicht des Korbes. Diese Frau war wirklich zäh. „Deine Hokage hat uns eingeladen, Sakura. Ari und mich.“, sagte Mamiko jetzt und ich horchte auf.

„Tsunade? Wann? Und wie?“

Mamiko lächelte. „Vor einem Monat etwa schickte sie uns eine Delegation mit einer persönlichen Nachricht und dem Angebot, hierher zu kommen um Ari in die Akademie zu schicken und vielleicht sogar als Medic-Nin-Anwärterin aufzunehmen.“ Ich hing an ihren Lippen. Sie lachte, herzlich und warm. „Und was mich betrifft…Tsunade-San hat Interesse geäußert, sich mit mir über meine Heilmethoden auszutauschen. Insbesondere hat sie nach einigen sehr seltenen Pflanzen gefragt und ich kam nur zu gern ihrem Vorschlag nach, mich mit ihr darüber zu unterhalten. Wir sind erst seit ein paar Tagen hier, Sakura. Mit der Erlaubnis von Aris Eltern und den Vorbereitungen, die wir für eine längere Abwesenheit in meinem Haus treffen mussten, ging es nicht früher.“

„Ihr…ihr bleibt länger hier?“

Sie nickte.

„Das ist fantastisch. Ich freue mich für euch! Und ich freue mich, euch wiederzusehen, nach allem, was…passiert ist.“

Ich druckste noch etwas herum, bevor ich ihr schließlich erklärte, wie leid mir alles tat und auch…wie es überhaupt dazu kommen konnte. Was seitdem alles geschehen war. Aber Mamiko trug mir nichts nach, im Gegenteil, sie konnte mich gut verstehen. Und sie war von Herzen glücklich, als ich ihr erzählte, dass es mir endlich wieder besser ging.
 

Als ein deutlich gewachsener brauner Schopf zu uns stieß konnte ich erst meinen Augen nicht trauen. Aber sie war es, die kleine Ari, die nun deutlich reifer aussah und trotz des Winters eine gesunde Hautfarbe hatte, die ich darauf zurückführte, dass sie hier so viele Menschen um sich hatte und Kontakte in ihrem Alter knüpfen konnte. Und erstaunlicherweise trug auch sie mir nichts nach, sie fiel mir mit strahlenden Augen um den Hals und bat mich nur darum, sie das nächste Mal mitzunehmen. Dieses Mädchen!

Nachdem wir ein paar Minuten Zeit gehabt hatten, uns Neuigkeiten zu erzählen, wandte ich mich wieder an Mamiko, die ihren Blick über die anderen Menschen in der Straße schweifen ließ. Ich hatte ihren schweren Korb abgestellt, sah jetzt darauf zurück und fragte mich, ob sie ihn tatsächlich allein tragen wollte, wo auch immer sie im Moment wohnten.

„Mamiko, hilft dir wirklich niemand mit all diesen Körben? Du sammelst doch nicht nur für dich, da ist doch bestimmt auch etwas für Tsunade bei! Dieses Kraut hier, das erkenne ich wieder…das ist doch unverantwortlich von ihr, wie kann…“

Mamiko legte beschwichtigend eine Hand auf meine gestikulierenden Arme. „Sakura, reg dich nicht auf, natürlich hat Tsunade mich nicht allein geschickt, ich sammle die Körbe hier und dann werden wir zwei Hübschen von einem netten, jungen Mann abgeholt.“

Ich seufzte und sie ließ ihre Hand wieder sinken. „Das will ich hoffen.“ Ich war mir fast sicher, dass Tsunade die Gesellschaft dieser weisen, humorvollen Ex-Kunoichi, die Sake ganz gewiss ebenfalls nicht verachtete, sehr zu schätzen wissen würde. Was für eine Mischung…

„…gehört, Sakura?“ Ich schüttelte perplex den Kopf. „Wo bist du mit deinen Gedanken, Kind?“ Mamikos Augen funkelten vergnügt, als sie mich dabei beobachtete, wie ich wieder ins Hier und Jetzt zurückfand.

„Warum grinst du so vielsagend?“, fragte ich misstrauisch. Ari tat es ihr nach. Was hatte ich verpasst?

„Schäm dich, eine alte Frau so respektlos zu behandeln, in meinem Lächeln ist nichts weiter als Wärme!“, bemerkte Mamiko leise und schlug halbherzig nach meiner Schulter. Ich wich aus und hob kapitulierend beide Hände.

„Schon gut, tut mir leid, Mamiko-san. Ich bitte untertänigst um Vergebung. Also, was ist so zum Lach…“

Dieses Mal nahm sie einen Korb zu Hilfe und jagte mich ein paar Schritte weit, bis sie den Korb wieder sinken ließ und auf etwas hinter mir mit einem unverschämt amüsierten Lächeln reagierte. Stirnrunzelnd drehte ich mich um – und fand mich in den Armen eines Menschen wieder, der mich noch in der Drehung an sich zog und küsste.
 

Es dauerte nur ein Blinzeln, bevor ich Kakashi erkannte und ihm entgegenkam. Selten genug kam es zu diesen so öffentlichen Liebesbekundungen aber wenn – schien es ihm völlig gleich zu sein, was für Blicke wir dabei auf uns zogen. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, er genoss es zu Zeiten möglichst viele empörte Menschen nach Luft schnappen zu hören und ihre Kinder weiter zu scheuchen. Eine seiner Hände griff in meine Haare, seine andere sank gefährlich tief auf meinen unteren Rücken und seine Zähne spielten mit meiner Unterlippe.

Als ich mich atemlos und mit rosa Wangen von ihm löste, schenkte er mir ein zutiefst zufriedenes Lächeln, zwinkerte mir zu und hatte ebenso schnell seine Maske wieder über sein Gesicht gezogen. „Hey.“

Er löste seine Hand aus meinen Haaren, ließ seine andere jedoch wo sie war. Und ich fand mich in dem Zwiespalt, da weiterzumachen wo wir aufgehört hatten oder aber einen Rest Würde vor Mamiko, Ari und dem Rest von Konoha zu bewahren. „Hey. Was machst du hier?“

Bevor er antworten konnte, kam Mamiko ihm zuvor und stellte sich mit Ari neben uns. „Oh, er ist der junge Mann, von dem ich dir eben erzählt habe. Mein Korbträger.“

Ich schaute zurück zu Kakashi und hob die Augenbrauen. Er zuckte mit den Schultern und wandte sich zu ihr. „Welche Körbe sind es, Mamiko?“

Ich runzelte skeptisch die Stirn, als ich dabei zusah, wie Mamiko ihm die Körbe zeigte, selbstverständlich und vertraut. Selbst Ari schien ihn nicht das erste Mal seit Monaten wieder zu sehen.
 

„Moment…du hast gewusst, dass die beiden herkommen würden, Kakashi?“

Kakashi schaute über seine Schulter und nickte. Die kleinen Lachfältchen um sein Auge wurden sichtbar. „Tsunade wollte es geheim halten. Zumindest so lange, bis sicher war, dass sie kommen würden.“

Alle drei sahen erwartungsvoll zu mir herüber, bis Ari schließlich mit großen Augen fragte: „Ist die Überraschung nicht gelungen, Sakura-chan?“

Was für gute Menschen ich nur um mich hatte. Ich machte ein paar Schritte auf Ari zu, blieb lächelnd vor ihr stehen und zerzauste ihre Haare mit der Hand – ganz so wie ein ehemaliger Lehrer von mir es immer bei mir getan hatte. Kakashi schien dasselbe zu denken, er sah zu mir herüber, hielt meinen Blick und zuckte mit einer Schulter, als Mamiko mit ihm schimpfte, weil er scheinbar nicht zugehört hatte. Ich schaute zurück zu Ari und machte ein entzücktes Geräusch, als ich bemerkte wie sie aufgeregt versuchte, ihre Haare wieder zu glätten.

„Doch. Das ist sie, Ari. Das ist sie wirklich.“
 

4) Circus Fantasy - Water For Elephants OST

http://www.youtube.com/watch?v=yt228fYu-RY
 

Sein schlafendes Gesicht zu beobachten war mein Ruhepol. Er sah friedlich aus, wenn er schlief, ohne Stirnrunzeln, ohne geheimnisvolle Maske, ohne sorgenvolle Augen – die reinste Form von ihm, die ich sehen konnte. Und ich glaubte nicht, jemals genug davon bekommen zu können. Ihn so genau zu mustern, dass ich seine Wimpern zählen, die Konturen seiner Lippen in mein Gedächtnis zeichnen, die Narbe über seinem Auge mit Blicken nachfahren konnte war…

„Sakura.“ Ich biss mir auf die Unterlippe. „Nicht schon wieder.“ Mit einem unwilligen Murren drehte er sich auf die andere Seite und wandte mir damit den Rücken zu.

Ich unterdrückte ein Lachen. „Kakashi.“, begann ich singsangend, rückte näher an ihn heran, stützte mich auf meinen rechten Ellenbogen und nutzte die linke Hand um mit einer der wirr von seinem Kopf abstehenden Strähnen zu spielen. Ein leises Grollen war die einzige Antwort. „Du bist doch schon wach.“

„Wenn du aufhörst zu reden, besteht die Möglichkeit, dass sich das wieder ändert.“

„Oh, ich denke, da gibt es nicht viel, was du tun kannst um das zu erreichen…es sei denn…“ Ich beugte mich vor und setzte ein paar gehauchte Küsse auf seinen Nacken.

Er rührte sich nicht. Ich ließ die Hand aus seinen Haaren über seine Schultern über seine nackte Brust wandern, über die festen Muskeln und die glatte Haut. „Kakashi…“, flüsterte ich dicht neben seinem Ohr, umschlang sein Beine mitsamt der Bettdecke mit meinem und setzte an, in sein Ohrläppchen zu beißen, als er sich umdrehte und zwar so unerwartet und schnell, dass ich, mit unseren verschränkten Beinen und der verhedderten Decke, nahezu bewegungsunfähig war.
 

Im Handumdrehen hatte er sich über mir aufgebaut und blickte auf mich herab, mit wilden Haaren, leichten Stoppeln und einem anbetungswürdigen verschmitzten Lächeln, das ansteckend war. Ich saugte alle Details in mich auf, unersättlich. Er beugte sich vor und verharrte mit den Lippen dicht vor meinem Ohr, sein Atem kitzelte meine Haut.

„Das war einfach.“ Seine Stimme war etwas belegt und schläfrig rau und so einfach legte sich eine vertraute Gänsehaut über meinen Körper – immer noch, obwohl ich bereits so viele Gelegenheiten gehabt hatte mich daran zu gewöhnen. Er verwob eine Hand mit meinen Haaren und strich sie mir nach hinten um meine Schläfe zu küssen.

„Nur nicht arrogant werden, Sensei.“ Er stoppte kurz um mir in die Augen zu sehen, ein gefährliches Funkeln in den eigenen. Ich hob eine Augenbraue, spürte jedoch wie mein verräterisches Herz stolperte.

Sensei war mal ein Wort, das ihn unheimlich störte aber manchmal…auch eines, das diese dunklen Augen zur Folge hatte.

Ich schlang meine Beine wieder um seine, fuhr durch seine Haare und umfasste sein Gesicht, zog ihn näher zu mir herab, bis nur noch Millimeter unsere Lippen voneinander trennten. Er lehnte seine Stirn auf meine und verharrte einen Moment so, die Augen geschlossen, eine sanfte Version seines Lächelns auf dem Mund. Dann schloss er den Abstand zwischen uns und streifte meine Lippen mit seinen, einmal, zweimal. Er setzte einen Kuss auf meinen Mundwinkel, langsam und nachhaltig.
 

Ich hob den Kopf um ihm entgegen zu kommen, ungeduldig, doch er zog sich ein Stück zurück und strich mir mit einem amüsierten Lachen die Haare mit beiden Händen aus der Stirn. Seine Augen waren sehr dunkel, angefüllt mit vielsagendem Funkeln und doch nicht nur. Da war ein ferner Gedanke darin, der mich für einen Moment von meiner eigenen Sehnsucht abbrachte. Ich erwiderte seinen Blick und so wie er mir noch immer durch die Haare fuhr, zärtlich und spielerisch, gab ich meiner eigenen Faszination nach und hob eine Hand, um ein paar seiner Strähnen um meine Finger zu wickeln.

„Bist du bereit für heute...?“, murmelte er mit dieser rauen, sexy Stimme.

Ich nickte. „Absolut.“

„Keine letzten Zweifel?“

Ich lächelte und küsste seinen Hals. „Keine. Nicht, wenn du dabei bist.“

Ein paar Augenblicke lang ließ er mich gewähren, dann warf er einen Blick auf die Uhr. „Wann treffen wir uns mit den anderen?“

„In einer Stunde.“, seufzte ich gegen seine Haut.

Er schaute zurück zu mir. „Das sollte reichen.“

Ich runzelte die Stirn und suchte seinen Blick. „Für wa…?“ Seine stürmischen Lippen auf meinen waren die Antwort.
 

***
 

Mit meinen 18, fast 19 Jahren habe ich vieles erlebt und bereits einiges hinter mir – und komme mir doch manchmal so jung vor, so unerfahren. Aber hier ist es kein schlechtes Gefühl. Hier fühlt es sich an wie etwas, das noch auf mich wartet, mich mit offenen Armen empfängt, mich zu einer Reise einlädt, die mich verändern, reifen lassen wird.

Ich habe noch nie zuvor etwas so Schönes gesehen. Nicht auf diese Weise.

Der See vor mir, strahlend hell beleuchtet von der untergehenden Sonne, sieht aus wie ein glatter Spiegel, in flüssiges Gold getaucht, und ich kann mir vorstellen, dass er daher auch seinen Namen hat. Kristallmeer. Tausende funkelnde, kleine Perlen gleiten auf dem sich kräuselnden Wasser, das tagsüber von einem so satten Blauton ist, dass es blendet. Jetzt lässt es die Sonne so aussehen, als wäre die gesamte Oberfläche von Kristallen bedeckt und dieser Anblick ist so unglaublich schön, dass man seufzen will – durchströmt von Ruhe und Zufriedenheit – und nie wieder von diesem Ufer verschwinden. Ein leichter Wind weht über den Strand, fährt mir durch die Haare und ich schließe die Augen und atme tief ein, fühle den weichen Sand unter meinen nackten Füßen.

„Atemberaubend, nicht wahr?“

Ich öffne die Augen, lasse meinen Blick schweifen über die Spitzen der Berge, die den See einrahmen und rosa leuchten. „Es ist unglaublich...“, seufze ich und drehe mich zur Seite. Kakashi steht neben mir, seine Haare fliegen im Wind und er scheint ebenso fasziniert von diesem Anblick zu sein wie ich. „Tsunade hat nicht gelogen, als sie sagte, es würde uns die Sprache verschlagen.“
 

Hinter uns höre ich Sasuke und Naruto mitten in einer lautstarken Diskussion verstummen, als sie über die Hügelkuppe kommen und selbst einen Blick auf das Kristallmeer werfen können. Ich drehe mich zu ihnen um, streiche ein paar Strähnen aus meinem Gesicht und winke sie aufgeregt heran. Sie folgen meiner Aufforderung, wenn auch deutlich überwältigt, von dem was sie sehen und stellen sich neben uns, sodass wir alle eine Reihe bilden, dicht an dicht.

„Also, das ist das Kristallmeer, huh?“ Naruto kratzt sich am Kopf.

Wir nicken schweigend.

„Schön.“, sagt er, so unbestreitbar, dass wir in Gelächter ausbrechen.

Dann dreht er sich zu mir und reibt sich die Hände. „Okay, Sakura-chan. Bereit für die richtige Mission?“

Unsere Reise ist vorläufig auf unbegrenzte Zeit festgelegt, durchaus auch offiziell von Tsunade, und unser Besuch hier am Kristallmeer ist nur ein Zwischenstopp, ein offizieller Beginn für etwas Neues. Unsere alte Team 7-Formation wird ein paar Informationen sammeln und von hier aus weiter ziehen, auf der Suche nach jemandem, der Gerüchten zufolge mehr über das Mysterium, das sich Kyô-kai-ki-jun nennt, weiß. Aber bis wir ihn finden werde ich trotzdem glücklich sein, mit Kakashi und meinen Freunden an meiner Seite. Denn eines weiß ich – die Vergangenheit hat mich nicht schwächer gemacht – am Ende machte sie mich stärker. Und was uns erwartet, kann uns nur weiterbringen.

Ich schüttle den Kopf, wie um ein paar letzte finstere Schatten loszuwerden, bevor mein Stirnrunzeln weicher und schließlich zu einem Lächeln wird. Kakashi greift nach meiner Hand und die anderen beiden verhalten sich dezent so, als würden sie es nicht sehen. Ich drücke sie zurück. Sasukes dunkle Augen ruhen auf mir, vertraut und beständig und ein kleines Lächeln des inneren Friedens spielt um seine Mundwinkel. Narutos blaue Augen strahlen vor Tatendrang und darin gespiegelt sehe ich – nur ein bisschen erstaunt – dasselbe Leuchten in meinen. Bin ich bereit für die richtige Mission? Ich zeige ihm meinen Daumen.
 

„Niemals mehr als jetzt.“
 


 

*** THE END ***
 

Vielen Dank für's Lesen! Für alles! :) Ihr werdet mir fehlen, wenn auch hoffentlich nur vorübergehend. Und ich würde mich unheimlich freuen, von euch zu hören.
 

Liebste Grüße,

eure PinkLady18

<3
 

25.01.2012

10:22 Uhr



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Von:  Sakura2100
2017-11-19T21:47:07+00:00 19.11.2017 22:47
Tolle story!!
Von:  Kataria
2017-09-11T17:54:10+00:00 11.09.2017 19:54
Dein Fanfic ist echt unglaublich schön...
Ich finde es so toll, wie du mich mit deinen Worten mich so sehr mitreißen konntest. Soviel habe ich noch nicht am Stück gelesen, aber ich konnte einfach nicht aufhören.
Ich wünsche mir weiterhin, das du die Menschen, die deine Geschichten lesen, so erreichen kannst wie mich.
Vielen dank dafür :)
LG
Antwort von:  PinkLady18
12.09.2017 11:48
Hallo Kataria,
hab vielen lieben Dank - was für ein schönes Lob. <3
Von:  Cosplay-Girl91
2017-07-31T22:11:11+00:00 01.08.2017 00:11
Tolles Kapitel :)
Sehr schön geschrieben .
Einfach nur der Wahnsinn.
Aber das Sakura auch so lange für eine Entscheidung gebraucht hat!
Mach weiter so.
LG
Antwort von:  PinkLady18
01.08.2017 15:15
:) Vielen Dank! Das freut mich sehr.
Liebe Grüße!
Von:  ChilliSchote
2017-07-31T19:39:43+00:00 31.07.2017 21:39
Es ist fantastisch geworden!!!! Gott ich hab die ganze zeit über geflucht dass sie doch endlich nach geben soll... Du hast es aber auch spannend gemacht!!!
Ich würde mir noch einen kurzen Abschluss zum gemeinsamen Leben der beiden wünschen....
Antwort von:  PinkLady18
01.08.2017 15:16
Awww...dankeschön! Dieser kurze Abschluss ist im Grunde nicht geplant. Aber ich denke darüber nach. ;)
Liebe Grüße!
Von:  DasHasi
2013-04-13T15:02:14+00:00 13.04.2013 17:02
Wirklich tolle Story ^.^
Hoffe,dass der epilog mit sasuke auch bald kommt :)
Von:  Lunasan
2013-02-17T21:22:45+00:00 17.02.2013 22:22
ich weiß jetzt nicht wie oft ich diese Geshichte gelesen habe aber immer wieder fallen mir beim lesen neue kleinigkeiten auf, es macht spass sie zu lesen, mit den Hauptfiguren mitzufibern und zu hoffen das alles gut geht. Respekt vor dieser Geschichte und Respekt das du sie auch nach den vielen Jahren zuende gebracht hast. Ich hoffe es werden noch viele wunderbare Geschichten von dir kommen.
Lg Lunasan
Antwort von:  PinkLady18
23.02.2013 12:27
Vielen Dank! Am meisten freue ich mich, wenn Leser wie du Spaß an der Geschichte haben und mitfiebern können. Das macht Geschichten einfach aus. :) Und ich schreibe gern, also werden in Zukunft bestimmt neue Texte von mir auftauchen. Liebe Grüße!
Von:  Sakura-Jeanne
2012-05-25T20:04:05+00:00 25.05.2012 22:04
hamemr kapitel
Von:  fahnm
2012-05-21T18:42:13+00:00 21.05.2012 20:42
Der Epilog ist super.^^
Von: abgemeldet
2012-01-29T20:03:02+00:00 29.01.2012 21:03
anstrengend xD habe schon kopfschmerzen von dem ganzen lesen ^^
aber konnte einfach net aufhören ^^°
auch wenn ich etwas traurig war das saku nicht mit sasu zusammengekommen ist obwohl er sich doch so viel mühe gegeben hat v.v
*schnüff*
Egal war trotzdem eine schöne FF ^^
Von:  blabla_9
2011-11-16T17:01:18+00:00 16.11.2011 18:01
hoffe Kakashi und Sakura kommen zusammen wie
ich dieses Pairing liebe desu
es ist mein absulutes lieblingspairing *____*
du schreibst echt klasse dein schribstill mag ich auch desu
echt jetzt !!xD

lg


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