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Harry Potter und der Halbblutprinz

Harry x Snape RPG
von

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Insomnia

Harry lag noch lange wach, nachdem die anderen schon längst eingeschlafen waren und betrachtete den dunkelroten Himmel aus weich fließendem Stoff über ihm. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte nicht einschlafen. Eigentlich wusste er auch, dass er mit Anstrengung erst recht nicht würde einschlafen können. Harry verschränkte die Arme unter seinem Kopf und ließ seinen Blick kurz über seinen schlafenden, leise Grunzgeräusche von sich gebenden besten Freund im Nebenbett gleiten. Ron schlief den Schlaf der Gerechten. Dann drehte er sich auf die Seite und versuchte seinen Kopf zu leeren.
 

In seinem Schlafgemach lag auch Severus Snape wach. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, einzuschlafen, war er dazu übergangen, ein altes verstaubtes Buch über bewusstseinsverändernde Tränke zu lesen, doch selbst davon wollten seine Augen nicht müde werden.
 

Die Kerze auf seinem Nachttisch flackerte still, als er das Buch mit einem lauten Klatschen schloss. Er hatte es schon so oft gelesen, es bot seinem regen Geist keine Nahrung mehr. Da er sonst nichts zu tun wusste erhob er sich von seiner harten Matratze, warf den schwarzen Umhang um die Schultern und begann einen Rundgang durch das nächtliche Schloss. Vielleicht würde er ein paar herumstreunende Schüler erwischen, denen er saftige Strafarbeiten aufgeben konnte.

Vielleicht würde er... Harry Potter erwischen.

Er stieg mit kaum hörbarem und doch festem Schritt die vielen Stufen, die aus den Kerkern führten, empor.
 

Abgesehen von Rons typischen Schlafgeräuschen war es totenstill im Gryffindorturm, als Harry sich erhob und seinen Tarnumhang unter dem Bett hervorholte. So leise wie möglich schlich er die Treppe in den Gemeinschaftsraum hinunter, Gryffindors waren hier um diese Uhrzeit nicht mehr zu erwarten. Am Portraitloch verschwand er unter den Mantel und holte die Karte der Rumtreiber aus seiner Hosentasche.
 

"Lumos" flüsterte er und hielt seinen erleuchteten Zauberstab an das Pergament.

"Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut!"

Wie üblich schlich Filch durch die Gänge im ersten Stock, vermutlich zusammen mit Mrs. Norris.

Warum zeigte die Karte auch keine Tiere an? dachte Harry bei sich und wollte die Karte schon wieder entzaubern, als er einen kleinen schwarzen Punkt die Kerker verlassen sah.

Sein Nacken begann zu kribbeln, als er durch das Portraitloch in die Dunkelheit der alten Gänge entschwand.
 

Als er den Gang mit dem Portraitloch verließ, löschte er seinen Zauberstab. Dann verschwand er nach unten. Gefahr schien im das Beste bei sich nicht einstellen wollender Müdigkeit zu sein. Er war schon oft nachts durch die Schule geschlichen. Selten alleine und noch seltener ohne wirklichen Grund. Doch heute Nacht wollte er weder in den verbotenen Teil der Bibliothek, noch einen Drachen aus dem Schloss schmuggeln.
 

Er ging langsam und unterdrückte die Frage danach, was er hier eigentlich machte. Ohne erneut auf die Karte schauen zu müssen, die er inzwischen wieder in seinem Umhang verstaut hatte, wusste Harry, dass er sich langsam aber sicher Snape näherte. Im Grunde war es sogar gleich, in welche Richtung er ging, er würde Snape in jedem Fall begegnen. Der schien einen siebten Sinn im Harry-Aufspüren zu haben. Solange er aber leise blieb und sich nahe der Wand bewegte, bestand für Harry keine Gefahr.
 

Für Snape bestand keinerlei Notwendigkeit eines erleuchteten Zauberstabes, er schritt im Dunkeln durch die Gänge, auf seinen Spürsinn vertrauend. Oh, er würde schon jemanden auftreiben, den er dann zufrieden grinsend zum Nachsitzen verdonnern konnte. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte seine Vermutung: es war Vollmond. Der einzige, der nun wohl noch größere Probleme beim Einschlafen haben würde, als er, war Remus Lupin. Snape konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen.
 

Einen Moment lang war er unkonzentriert gewesen. Als er um eine Ecke ging, stieß er gegen etwas Weiches. Hastig zog er seinen Zauberstab.

Harry war nur einen kurzen Moment unaufmerksam gewesen, doch die paar Sekunden wurden ihm zum Verhängnis. Er war in den Menschen gestolpert, den er aus Hogwarts am meisten verabscheute: Severus Snape. Nur mit viel Mühe konnte er den Drang sich umzudrehen und zu rennen unterdrücken. Snape hätte die Schritte auf jeden Fall gehört.
 

Also versuchte er, so flach wie möglich atmend, sich um seinen Lehrer herumzudrängen, der mit verdutzt und gleichzeitig grimmigem Blick den Raum um ihn herum inspizierte.

"Nicht die Hand ausstrecken, streck bloß nicht die Hand aus, Schniefelus!"

Als hätte Harry seinem Lehrer die Beleidigung ins Gesicht geschrieen, fuhr dieser auf einmal herum und spießte ihn mit seinem wilden Blick fast auf. "Ich weiß, dass sie hier sind, POTTER!", zischte er und Harry konnte den eiskalten Atem auf seinen Wangen spüren. Er war ihm nah, zu nah. Hätte er nicht gewusst, dass Snape ihn nicht sehen konnte, hätte er darauf schwören können. Bedächtig ging er einen weiteren kleinen Schritt rückwärts.
 

Ein lautes Maunzen ließ beide zusammenfahren.

Harry war, rückwärts stolpernd, auf Mrs. Norris getreten, hinter der nun Filch aus der Finsternis trat.

"Was ist hier los, Professor" knarzte er verärgert.

Snape verdrehte die Augen, was wollte dieser alte Squib nun hier?

"Es ist alles in Ordnung, Mr. Filch, ich habe mich nur gestoßen!" knurrte er und ließ den alten Hausmeister stehen.

Rasch eilte er in die Richtung in die er unsichtbare Schritte hatte davoneilen hören. Er würde ihn schon kriegen, diesen dreisten Potter.
 

Als Harry aus Versehen auf den Schwanz von Flichs dummer Katze getreten war, konnte der den Fluchtreflex nun doch nicht mehr zügeln. Fast hätte er auch noch den Hausmeister selber angerempelt, doch er schaffte es ihm auszuweichen. Er hoffte nur noch, dass Snape nicht mitbekam, in welche Richtung er davoneilte. Dass Filch ihn lange genug aufhalten würde. Doch dem war nicht so. Als er sich kurz darauf umwand, sah er schon wieder die Gestalt der alten, vertrockneten Fledermaus hinter sich. "Mist!", knurrte er verbittert in sich hinein und bereute schon fast wieder, den Gryffindorturm überhaupt verlassen zu haben.
 

Inzwischen wusste er nicht mehr, wo er sich befand. Mehr als fünf Jahre auf diesem Schloss und er verlief sich immer noch. Doch einen Blick auf die Karte des Rumtreibers zu werfen, getraute er sich auch nicht. Also hetzte er einfach den Gang weiter hinab und stieg dann eine schmale Treppe empor. Harry hoffte einfach, dass das Portrait der Fetten Dame ungefähr in dieser Richtung lag.
 

Die Treppe endete vor einer schmalen Tür, er riss sie auf und huschte hindurch. Er versuchte, die Tür so leise wie möglich wieder zu schließen, doch die Tür schien seit Jahren nicht mehr benutzt worden zu sein und quietsche zeitlich vernehmlich. Harry war sich sicher, dass Snape das hören würde. Warum musste er sich auch immer so blöde Situa-

Harry stockte, als er sich umdrehte, um den Raum, in dem er sich nun befand, in Augenschein zu nehmen.
 

Bei Merlins Unterhose, wo war er denn hier nur gelandet?

Der Raum war klein und rund, an der Wand befanden sich zwei hohe, schmale Fenster, der Rest der steinernen Wände waren mit schwerem, grünen Samt verhängt, der Boden war bedeckt von kleinen Kissen. Fast dachte Harry er hätte sich in eine dunklere Version von Professor Trelawneys Klassenzimmer verirrt, doch das konnte ja nicht sein.
 

Noch bevor er sich richtig orientieren konnte, quietschte die alte Tür hinter ihm auch schon wieder und ein schwer atmender Severus Snape betrat den Raum. Harry wollte auf die andere Seite des Raumes hechten, damit Snape ihn nicht zufällig berührte, doch er blieb mit dem Fuß in einem der Kissen hängen und fiel in den weichen Haufen. Dabei rutschte ihm der Tarnumhang von der Schulter. Als er sich entsetzt umwand, blickte er in das höhnisch grinsende Gesicht des Zaubertrankmeisters.
 

In dem Moment war Harry sich sicher, dass er im Bett hätte bleiben sollen!

"Soso, Potter, machen wir mal wieder einen nächtlichen Spaziergang?" höhnte Snape.

Harry verzog das Gesicht, das war ja wohl mehr als offensichtlich, oder nicht? Er verkniff es sich, seinen Gedanken laut auszusprechen, das würde seine Situation nur noch schlimmer machen.

"Ich konnte nicht schlafen..." brummte er, sah Snape dabei aber nicht an.

"Ach, und was glauben Sie, tun andere Menschen gegen ihre Schlaflosigkeit?"

Harry sah sich schon den Rest seines Lebens mit dem Polieren von Quidditchpokalen verbringen, als sein Mund wie von selbst zu sprechen anfing.
 

"Anscheinend durch das Schloss schleichen, so wie Sie, Professor!"

Er sah, wie die Ader auf Snapes Schläfe bedrohlich anwuchs und pochte.

Snape beugte sich vor und beobachtete genüsslich, wie Harry Potters Blick sich vor Angst weitete. Immer näher kam er dem Gesicht seines Schülers, der verzweifelt versuchte, nach hinten zu entkommen. Zu Harrys Leidwesen, hatten sich seine Beine zwischen dem Umhang und den vielen Samtkissen verfangen, was seine Bewegungsfreiheit erheblich einschränkte.
 

"Wagen sie es nicht, so mit mir zu reden, Potter", presste Snape zwischen den schmale Lippen hervor, griff an Harrys Pyjamakragen und zog ihn an sich heran.

"Ich glaube ich muss sie bestrafen. Hart bestrafen!"

Harry spürte den Atem seines Lehrers an seiner Stirn.

Was sollte das hier? Wollte er ihn schlagen?

Kalter Schweiß rann seinen Rücken hinunter, er war unfähig, sich zu wehren.

Snape hielt mit der einen Hand Harrys Handgelenke fest, die andere war in dessen Pyjamakragen gegraben.
 

Der verschreckte Blick des Jungen amüsierte ihn.

Harry starrte ihn mit großen, grünen Augen an und wagte nicht zu atmen, als Snape ihn immer näher zu sich zog. Mittlerweile hätte Harry wieder gestanden, wenn ihm nicht seine Knie den Dienst versagt hätten; das einzige, was ihn hielt waren die starken Arme seines Lehrers.

Dann ließ Snape seinen Kragen los, doch nur, um den Griff in seinen Nacken zu verlagern.

Harry schlug das Herz bis zum Hals, als das Gesicht seines Lehrers immer näher kam.
 

"Potter, Nachsitzen! Morgen, nach dem Abendessen in meinem Büro!" Harry war fast erleichtert, dass Snape nur Nachsitzen von ihm verlangte. Er hatte Gott weiß was erwartet. Doch noch hatte ihn Snape nicht losgelassen und noch durfte er sich nicht in Sicherheit wiegen, auch wenn er im Kopf schon fast aus dieser unangenehmen Lage entkommen war.

Nein, Snapes Gesicht kam dem seinen noch näher, sein feuchter Atem benetzte fast die Wangen des Schülers.

"Ich freue mich auf Sie!", raunte Snape noch kalt, dann löste er seinen Griff von Harrys Kragen, drehte sich um und rauschte aus dem kleinen Raum.

Harry, den nun nichts mehr hielt, fiel zurück auf die Kissen und starrte Snape hinterher.
 

Völlig perplex sank Harry in die schweren weichen Kissen.

Sein Kopf hämmerte und seine Gedanken rasten.

So ganz begriff er nicht, was gerade geschehen war.

Aber eines wusste er genau: das Nachsitzen würde die Hölle werden!

Als er sich wieder einigermaßen erholt hatte, erhob er sich vorsichtig, er traute seinen Beinen noch nicht.
 

Er zog sich wieder den Tarnumhang über, nachdem er ihn aus einem Berg Kissen befreit hatte, und trottete matt in Richtung Gryffindorturm. Dort angekommen schlich er in den Schlafsaal, zog seinen Umhang von den Schultern und kickte ihn unters Bett.

Dann fiel er todmüde in die weichen Bettbezüge und schlief sofort ein.

Die Nacht war kurz und traumlos. Als er am nächsten Morgen aufstand waren alle anderen schon wach und angezogen, nur noch Ron befand sich im Schlafraum und verzweifelte an seiner Krawatte.
 

"Alter, ich dachte schon du wärst tot oder so was, du hast so fest geschlafen. Hab versucht dich zu wecken, aber du warst echt weg!", sagte er, als Harry sich verschlafen in seinem Bett aufsetzte und nach seiner Brille tastete. Kurz überlegte er, seinem besten Freund von seinem nächtlichen Abenteuer zu berichten, entschied sich aber dagegen. Irgendwie würde er sein Wegbleiben am Nachmittag erklären, aber nicht mit der Wahrheit.

Eine Stunde Nachsitzen

Eine Stunde Nachsitzen
 

Der Tag raste förmlich dahin, wie immer, wenn einen etwas Unangenehmes erwartete. Beim Abendessen in der großen Halle versuchte Harry, nicht zu Snape zu sehen, doch es gelang ihm nicht. Kurz hatten sie Blickkontakt, doch Harry wandte sich schnell ab. Sein Kopf glühte, die Bilder der letzten Nacht tauchten wieder in ihm auf, Snapes Gesicht so nah vor seinem..."Harry!" Hermine energische Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, wofür er ihr ausnahmsweise mal sehr dankbar war. "Was ist denn nur heute mit dir los?" fauchte Hermine ihn an. "Du bist schon den ganzen Tag so abwesend!"
 

Harry brachte nur ein müdes lächeln zustande und erklärte, er habe nicht gut geschlafen. Das schien sie zu beruhigen und sie wandte sich wieder ihrer Diskussion mit Neville zu.

Als er seinen Blick wieder verstohlen zu Snapes Platz wandern ließ, stellte er überrascht fest, dass dieser verschwunden war. Er versuchte, nicht darüber nachzudenken und aß seinen letzten Bissen Kürbiskompott, als Dumbledore das Abendessen beendete.
 

Seufzend erhob sich Harry, murmelte seinen Freunden was von wegen "Hausaufgaben, Bibliothek" zu und begab sich in Richtung der Kerker.

Er schlenderte so langsam wie möglich die feuchten, unterirdischen Gänge auf dem Weg in die Kerker entlang. Er konnte sich weißgott schöneres vorstellen, als den Abend bei Snape zu verbringen. Er wollte gar nicht daran denken, welche Unannehmlichkeiten ihn noch erwarten würden. Und er wollte nicht mehr an die Geschehnisse der letzten Nacht denken.
 

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er nun doch vor der schmalen Tür zu Snapes Büro ankam. Er hob seufzend die Hand und klopfte an. Fast eine Minute stand er vor der verschlossenen Tür und wartete, fast schon wagte er zu hoffen, Snape würde nicht da sein, doch dann öffnete er ihm doch. Sein Gesichtsausdruck war wie versteinert, nichts erinnerte mehr an das hämische Grinsen der letzten Nacht.

"Potter, da sind Sie ja. Ihre Aufgabe wird es sein, meine persönlichen Vorräte aufzuräumen, die Behältnisse zu säubern und neu zu sortieren" Snape packte Harry am Ärmel und schubste ihn in sein bis zur Decke mit Gläsern und Schachteln voll gestelltes Büro. "An die Arbeit!"
 

Der Schweiß rann Harry in Anbetracht der Tatsache, dass er wohl die ganze Nacht mit dieser unschaffbaren Aufgabe zu tun haben würde.

Angewidert betrachtete er Reptilien und anderes undefinierbares Zeugs, die in Gläsern vor sich hin faulten, sofern sie nicht in eklige, trübe Brühe eingelegt waren.
 

"Nicht so zurückhaltend, Potter!" da war er wieder, dieser kalte Hohn in Snapes Stimme, der ihm gestern schon das Blut hatte gefrieren lassen.

Widerwillig krempelte er sich die Ärmel hoch, und begann ein Regal mit getrockneten Kräutern und Tiergliedmassen auszuräumen. Sorgfältig stapelte er Schachtel über Schachtel, sortierte und beschriftete, soweit ihm der Inhalt bekannt war.
 

Er wollte sich nicht die Blöße geben, Snape jedes Mal nach dem Namen des jeweils fragwürdigen Objekts zu fragen.

Zumal auch Snape wohl nicht sehr begeistert davon gewesen wäre.

Harry war so vertieft in seine Arbeit, dass er nicht merkte, wie Snape aufstand und sich ihm näherte.
 

Erst, als er den Atem seines Lehrers hinter sich hören konnte, fiel ihm auf, dass dieser schon eine Weile nicht mehr am Schreibtisch saß.

Harry drehte sich ruckartig um und blickte direkt in die tiefschwarzen Augen des Lehrers. "Professor...?", brachte er mit zitternder Stimme hervor, doch der schien in gar nicht zu hören. Harry spürte schon wieder seine Knie weich werden und er wusste, dass er diesmal nicht so leicht davonkommen würde, wie letzte Nacht, auch wenn er kein Ahnung hatte, was er eigentlich verbrochen haben sollte. Es schienen unendliche Augenblicke, in denen sich die beiden gegenüberstanden, Harrys verschreckter Jadeblick gegen die dunklen, stechenden Augen seines Lehrers.
 

"Potter, Sie sind ihrem Vater wirklich sehr ähnlich", wisperte Snape kalt und kam noch ein Stückchen näher. Einen kurzen Moment schoss Harry durch den Kopf, dass der Zaubertranklehrer ihn vielleicht küssen wollte, doch den Gedanken wischte er im selben Moment wieder weg. Wenn es nicht so beängstigend wäre, hätte er im selben Moment laut losgelacht.
 

Nun berührten sich ihre Nasen beinahe und Snape hob die Hand und strich dem Schüler behutsam über die Wange. Mit aller Gewalt kam Harrys Phantasie von vorher in seinen Kopf zurück geschossen. "Ja, die Ähnlichkeit ist überwältigend", wisperte er, dann riss er sich von Harry los und rauschte, "Weitermachen!" brüllend, aus dem Büro.
 

Völlig verdattert blieb Harry in dem Büro zurück, er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte.

Der Drang, sich einfach aus dem Staub zu machen, solange Snape weg war, wurde unermesslich groß, doch er blieb einfach dort stehen, wo Snape ihm gerade zärtlich über die Wange gestreichelt hatte. Das Gefühl der kalten Hand auf seiner Haut durchfuhr in und seine Nackenhaare stellten sich wohlig auf.

So wirklich unangenehm war ihm die Berührung nicht gewesen...
 

Doch sofort schüttelte diesen Gedanken wieder ab, so etwas durfte er gar nicht zulassen. Es war nicht SNAPES Berührung, die ihm nicht unangenehm gewesen war, es war DIE Berührung gewesen, ganz gleich von wem. Er war sechzehn Jahre alt und bis auf sein seltsames Techtelmechtel mit Cho Chang hatte er noch keine körperliche Nähe erfahren. Auch wenn er es vor sonst niemandem zugeben würde, so sehnte er sich doch danach.
 

Jetzt gaben seine Knie endgültig nach und er rutschte an einem Regal langsam auf den harten, kalten Steinboden um seinen Kopf in den Händen zu vergraben. Löschen, alle Gedanken auslöschen, sich nie wieder erinnern. Harry hatte Lust, seinen Kopf gegen das massive Holz des Regals zu schlagen um diese seltsame Erinnerung zu vertreiben.

Einmal tief durchatmen, aufstehen, weitermachen. Weitermachen, als wäre nichts gewesen.
 

Severus Snape stand im Gang vor seinem Büro und atmete schwer.

Er musste sich endlich zusammenreißen, bevor Potter noch überall herumerzählte, dass er ihn sexuell belästigt habe...

Snape sog die Luft scharf ein und dachte daran, wie er Harrys Wange gestreichelt hatte...Harry Wange, die der von James so ähnlich war. Warum musste er nur immer wieder von dem gleichen Typ arroganter Schönling fasziniert sein?

Von hinten hatte Potter genau ausgesehen wie sein Vater, die gleiche sportliche Statur, vielleicht nicht ganz so muskulös, doch dafür sehniger, den Umhang unbeabsichtigt lässig von den Schultern fallend.

Snape schüttelte sich den Gedanken aus dem Kopf und öffnete die Tür zu seinem Büro.
 

So schnell er konnte, rappelte Harry sich hoch, als er die Tür quietschen hörte und Snape wieder den kleinen Raum betrat. Er versuchte, so zu tun, als wäre er die ganze Zeit über an der Arbeit gewesen, wusste aber nicht, wie überzeugend ihm die Vorstellung gelang. Doch Snape schien ihn gar nicht zu beachten, rauschte durch den Raum und ließ sich wieder an seinem Schreibtisch auf den Stuhl fallen.

Harry widmete sich wieder den Kräutern und Tierteilen im Regal, doch wirklich auf die Arbeit konzentrieren, da er das permanente Gefühl hatte, Snape würde ihn mit seinem dunklen Blick durchbohren. Doch jedes Mal, wenn Harry einen verstohlenen Blick hinter sich riskierte, war der Lehrer in ein großes, altes Buch vertieft, das schon vorher auf dem Schreibtisch gelegen hatte. Und doch wurde er das Gefühl nicht los, von Snape beobachtet zu werden.
 

Einen getrockneten Krötenlaich in der Hand, merkte er, wie seine Ohren rot wurden. Fahrig versuchte er, mit einem Messer ein Stück Kordel zu zerschneiden, als er sich tief in das Fleisch seiner linken Hand schnitt.

Der Schmerz durchzuckte ihn, als seine Hand sofort anfing, unaufhörlich zu bluten.
 

Scheiße, was hatte er sich von Snapes Gestarre so ablenken lassen! Selber Schuld!

Zu seinem Bedauern war dem Lehrer hinter ihm wohl aufgefallen, dass etwas nicht stimmte, wiederum hörte er leise Snape Robe rascheln, als dieser sich erhob und auf ihn zu schritt.
 

Trotz eifriger Bemühungen, die Blutung unauffällig zu stillen, tropfte das Blut unablässig auf den grauen Kerkerboden.

Harry schloss kurz die Augen. Snape idiotische Kommentare über seine Ungeschicklichkeit konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen.

"Genug für heute, Sie dürfen schlafen gehen, es ist bereits spät!"

War das etwa alles? Harry blickte verdutzt zu seinem Lehrer empor, konnte aber keinen Blick von ihm erhaschen, der das gerade erklären würde. Fast schien es so, als würde Snape Harrys grünen Augen ausweichen. Um etwas zu verstecken. Zu verheimlichen.
 

"Nun gehen sie schon!", forderte Snape ihn ungeduldig auf. Das ließ sich Harry nicht noch einmal sagen. Er raffte seine Uniform um nicht über den Saum zu stolpern. Snape hielt ihm die Tür auf und als Harry den Gang hinuntereilte, hatte er das bekannte Gefühl, als würde Snape ihm hinterher starren.

Beichte

Beichte
 

Im Gemeinschaftsraum angekommen, warteten Hermine und Ron auf ihn.

"Wo warst du Harry?", fragte Hermine schnippisch.

"Bibliothek, ich hab gearbeitet. Für Zaubersprüche." Harry hatte wirklich keine Lust, seinen besten Freunden von allem zu berichten.

"Das stimmt nicht, Harry, wir waren da und haben dich gesucht"

Er sah, wie sie den Mund öffnete, um wieder irgendwelche Spekulationen loszuwerden, als sie seine blutende Hand bemerkte.

"Harry...?“ fing sie an zu kreischen.
 

Es war vorbei, er wusste, nun müsste er zumindest mit einem Teil der Wahrheit herausrücken. Wenn Hermine sich sorgte, war sie noch schlimmer als sonst.

"Ich hab mich geschnitten..." nuschelte Harry und tat so, als wäre das nichts Besonderes.

"Harry, du musst damit zu Madam Pomfrey gehen! Du könntest dir eine Blutvergiftung holen! Oder kratzende Krätzenseuche oder..." Harry musste fast lachen, als er sah, wie Ron hinter Hermine das Gesicht verzog. "Komm, Herm, lass ihn in Ruhe..." brabbelte Ron halbherzig.
 

"Nur wenn du zu Madam Pomfrey gehst!" Hermine sah Harry bedrohlich an.

"Na gut..." brummte er und ging Richtung Krankenflügel.

Als Hermine und Ron Anstalten macht, ihm zu folgen rief er über die Schulter "Ich kann schon alleine gehen, vielen Dank. Wir sehen uns im Gemeinschaftsraum, bis gleich!"
 

"Oh Mann, was ist bloß mit der los? Versteckter Mutterinstinkt?", brummelte Harry missmutig und trottete halbherzig in Richtung Krankenflügel. Wie konnte man wegen einem dummen Schnitt nur so einen Aufstand machen?
 

Wie er es sich gedacht hatte, Madam Pomfrey hätte ihn beinahe ausgelacht, als er mit dem blutenden Finger zu ihr gekommen war. Sie hatte ihn kurz in eine farb- und geruchlose Tinktur getaucht und ihn dann zurück in seinen Schlafsaal geschickt. Eigentlich war es schon nach Zapfenstreich und so beeilte er sich, in den Turm zurückzukommen, doch vor dem Portrait der alten Dame hielt er inne. Er hatte nicht wirklich Lust, Ron und Hermine von den Ereignissen zu erzählen, aber andererseits wusste er, dass sie anfangen würden, ihm mit Fragen zu löchern. Fragen, auf die er nicht antworten würde.
 

Kurzerhand machte er kehrt und ging in den zweiten Stock. Auch ohne die Karte der Rumtreiber kannte er das Schloss mittlerweile so gut wie auswendig, zumindest seine patentierten Fluchtwege.

Ganz langsam und vorsichtig schlich er durch die dunklen Gänge, um sein gestriges Malheur nicht zu wiederholen.
 

An einem Wandteppich angekommen, klopfte er dreimal mit dem Zauberstab dagegen und eine Tür erschien hinter dem Teppich.

Harry sah sich noch einmal schnell um, dann schlüpfte er durch die Tür.

Fünf Minuten folgte er dem dunklen Steingang, dann sah er spärlich erleuchteten Nachthimmel.
 

Vorsichtig kletterte unter dem Busch hervor, der den Ausgang des Tunnels verdeckte und schlich sich in den Schatten seines Lieblinsbaumes. (Nein, nicht die peitschende Weide!)
 

Dort angekommen ließ er sich zu Bodensinken und lehnte sich an den breiten Stamm. Den Blick gen Himmel gerichtet, versuchte Harry seinen Kopf freizukriegen. Dort war der Polarstern und auf diesen konzentrierte er sich und ratterte im Kopf alles herunter, was er dazu wusste. Doch immer wieder tauchte Snape in seinen Gedanken auf und brachte ihn aus dem Konzept. Snape, wie er ihn aus den Samtkissen zu sich empor riss.
 

Seine dunklen Augen, sein bohrender Blick. Der Polarstern, der hellste Stern im Sternbild des kleinen Bäres. "Ich weiß, dass Sie hier sind, Potter!". Für diesen Stern ist eine Vielzahl von Namen überliefert, was seine große Bedeutung in den verschiedensten Kulturkreisen widerspiegelt: Stella Polaris oder nur Polaris sowie Nordstern. "Ich muss sie bestrafen!"
 

Und wieder seine dunkeln Augen. Aufgrund seiner Polnähe wird er seit langem als freiäugige Orientierungs- und Navigationshilfe verwendet. Snape, der sich seinem Gesicht nähert, über sein Gesicht streichelt, dunkle, stechende Augen, kalter Atem auf Harrys Wange. Der Polarstern und dazwischen immer wieder Snape, immer wieder seine schwarzen Augen, immer wieder sein Blick, als würde er alles durchschauen, alles wissen. "Sie ähneln ihrem Vater sehr!"
 

"AAAAAAAAAARGH!!" Mit einem wutentbrannten Schrei sprang Harry auf und trat mit voller Wucht gegen den Baum. "Raus aus meinem Kopf! RAUS AUS MEINEM KOPF!!"

"Hätten Sie die Güte mir zu sagen, was das hier werden soll, POTTER?"

Harrys Blut gefror. Das konnte nicht sein, das war unmöglich...

Hinter ihm stand Snape, wer weiß, wie lange schon, und beobachtete ihn dabei, wie er den Baum misshandelte.
 

Wie vom Blitz getroffen stand Harry da.

Die Augen, die er eben noch erfolglos zu verdrängen versucht hatte, sahen ihn kalt an. Ein hämisches Grinsen umspielte Snapes Mundwinkel, der sich unendlich freuen musste, ihm schon wieder Nachsitzen aufbrummen zu können.

Harry bekam das Gefühl, dass Snape ihn womöglich verfolgte. Warum tauchte die alte Fledermaus nur ständig da auf, wo Harry gerade war?
 

Seiner Stimme beraubt stand Harry da und versuchte Snape nicht anzustarren, während sein Herz so laut klopfte, dass er glaubte, Snape müsse es hören können.

"Ahm, ich... konnte nicht schlafen, Sir?" Harry wusste, dass es nicht der richtige Moment war, um witzig sein zu wollen, aber sein Mund war einmal wieder schneller als sein Verstand.
 

Plötzlich lösten sich die strammen Züge um Snapes Mundwinkel und Harry konnte erkennen, wie er innerlich mit sich rang. Einen kurzen Moment waren seine schmalen Augen geschlossen, ein tiefes Einatmen. Dann: "Ich habe sie hier sitzen sehen, Potter und... Und ich wollte klarstellen, was vorhin in meinem Büro geschehen ist."
 

Harry blickte verwundert auf. Das hatte er nicht erwartet. Auch der fast weiche Ausdruck in seinen Augen war ungewohnt.

Der Zaubertranklehrer rang verzweifeln nach Worten, schien welche zu finden und sie wieder zu verwerfen. "Ich möchte nicht, dass sie etwas Falsches denken. Das war... Ich will nichts von ihnen Potter, es war nur ich...!"

Auch wenn er ihn hasste, Harry konnte sich Snapes Gestammel nicht länger mit anhören. Es würde peinlich für sie beide enden. "Ist schon okay, Professor", sagte er kühl.
 

Harry wandte sich zum Gehen, Snapes plötzliche Unsicherheit hatte ihn wieder zum Leben erweckt.

Doch er kam nicht weit. Nach zwei Schritten wurde er unsanft am Arm gepackt.

Snapes Griff war fest, Harry blieb überrascht stehen und sah seinen Lehrer an.

"Ich bin noch nicht fertig, Potter...! Ich würde Ihnen den Sachverhalt gerne erklären, auch wenn ich weiß, dass ich Ihnen das nicht schuldig bin."

Die gewohnte Arroganz huschte über Snapes Gesicht.
 

"Folgen Sie mir in mein Büro, Potter. Nachsitzen müssten Sie sowieso!"

Harry seufzte. Er wusste, dass er keine andere Wahl hatte, als auch den Rest des Abends in Snapes Büro zu verbringen.

Auf dem Weg zurück in die Schule knurrte Snape plötzlich "Ich glaube fast, sie machen das Absichtlich!" Harry sah ihn verständnislos an. " Sie schwänzen, um bei mir nachzusitzen, nicht wahr, Potter?" Nun grinste Snape wieder gewohnt dreckig, wandte sich wieder von ihm ab, als würde er eh keine Antwort erwarten und setzte seinen Weg ins Schloss fort.
 

Harry fand, jetzt konnte man Snape ohne Gewissensbisse als gespaltene Persönlichkeit bezeichnen. Er konnte schneller zwischen verletzlicher Unsicherheit und beißend-bösen Sarkasmus wechseln, als eine Ampel von rot auf grün. "Professor, Sir?" Keine Antwort ist auch eine Antwort, dachte Harry sich, da Snape nur weiter die verwinkelten Gänge Hogwarts entlang eilte. "Meinen Sie nicht, dass es ein wenig spät sein könnte zum... Nachsitzen? Immerhin haben Sie mich vor nicht einmal einer Stunde selber weggeschickt!"
 

Harry erwartete weiteres eisiges Schweigen, doch Snape antwortete. "Um ehrlich zu sein, Potter, nein. Die späte Stunde haben Sie sich selber zuzuschreiben. Wenn es nach mir ginge, lägen Sie jetzt schon lange in ihrem Bett, aber Sie haben ja... Schlafstörungen, nicht wahr? Und was ich ihnen sagen möchte ist mir wichtig. Ich würde es also schätzen, wenn Sie gewillt wären, mir zuzuhören"

Einerseits wollte Harry natürlich wissen, wie Snape sein Verhalten erklären würde, andererseits brannte er nicht gerade darauf, wieder mit dem Zaubertranklehrer alleine zu sein.
 

"Wenigsten können Sie nun mal mit offiziellem Grund nachts durch die Schule wandern!" Wieder dieses Grinsen, das Harry nur von hinten erahnen konnte.

Was würde ihm schon anderes übrig bleiben, als sich seinem Schicksal zu fügen?

Er hoffte nur, der Ton des Professors würde weiter so harsch bleiben, das würde ihm die Sache wesentlich erleichtern.

Ein weinerlicher Snape wäre nun wirklich zu viel für ihn.

Energisch öffnete Snape die Tür zu seinem Büro und geleitete Harry hinein.

Zu dessen entsetzen kredenzte er ihm ein Glas Kürbissaft.
 

Mit so was wie snape'scher Gastfreundschaft hatte er nun echt nicht gerechnet.

Wortlos setzte Harry sich in den ihm zugewiesenen Sessel und senkte den Blick zu Boden.

Wieder schlug ihm das Herz bis zum Hals und seine Hände schwitzten. Was für eine Erklärung würde ihn nun erwarten?

Langsam, sehr langsam setzte sich Snape in seinen Sessel und schlug ein Bein über das andere.

Als er mit geschickten Händen die obersten Knöpfe seiner Robe öffnete, zuckte Harry unwillkürlich zusammen, verdrängte aber die Schreie in seinem Hinterkopf.

Der Lehrer atmete tief ein, dann öffnete er den Mund.
 

"Es ist so, Potter...ich liebte Ihren Vater."

Harry wäre beinahe vom Stuhl gefallen, so verdutzt war er. Snape liebte James. Snape, der Mensch den er so verabscheute war verliebt gewesen in den Menschen, den er am meisten vermisste. Mit Augen so groß wie Kuchenteller und einer Kinnlade, die fast den Boden berührte, starrte er seinen Lehrer an. Gleichzeitig hörte er ein unheilvolles Knirschen und Knacken und wusste, es war sein Weltbild, das im Begriff war, auseinander zu brechen.
 

Snape unterdessen betrachtete nur ruhig seinen Schüler und überlegte, wie viel er von seinem dunkelsten Geheimnis verraten konnte, ohne sich selber der Lächerlichkeit preiszugeben.

Ein Stammeln, aus dem man mit viel gutem Willen ein "Was?" herauslesen konnte, war das einzige, was Harry zustande brachte. Also entschloss sich Snape, von vorne anzufangen und es dem Jungen zu erklären. "Wissen sie, die ersten Jahre dachte ich, ich liebte Lily Evans" Man hätte es nicht für möglich gehalten, aber Harrys Augen weiteten sich noch ein bisschen mehr und seine Kinnlade rutschte noch ein Stückchen tiefer. "Ja, ich weiß, dass ist ein großer Schock für Sie, aber ich war lange wirklich gut mit Ihrer Mutter befreundet. Sie war ein herrliches, sanftes Wesen. Jahrelang war sie die einzige, die freundlich zu mir war und ich habe sie wirklich sehr gemocht, ich war ihr sehr dankbar."
 

Harrys Gesichtsausdruck veränderte sich. Es lag noch immer der Unglaube darin, aber es hatte sich eine Prise Wut darunter gemischt. "Sie haben meine Mutter ein Schlammblut genannt!"

"Das streite ich nicht ab, Potter. Ihre Mutter war ein reizender Mensch, aber sie verstand die Zusammenhänge nicht.

Dass das beliebteste Mädchen Gryffindors sich lieber mit mir abgab als mit Ihrem Vater und den so genannten Rumtreibern, stieß nicht unbedingt auf Verständnis. Mir blieb nichts anderes übrig, sie hätte sich nur unglücklich gemacht."
 

Harry war erstaunt, solch noble Gedanken hätte er seinem Tränklehrer niemals zugetraut. Anscheinend hatte ihm seine Mutter wirklich etwas bedeutet.

Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in ihm aus. War das etwa Sympathie für Snape?

"Sir... ich... wieso dann mein Vater?" Harry wurde rot.
 

Eigentlich wollte er es gar nicht hören, aber seine Neugier hatte ihn besiegt.

Snape nahm einen Schluck Kürbissaft und sprach dann weiter.

"Ihr Vater, Potter, er... Er hat mich nie ernst genommen, hat mich gehänselt. Sie hatten ja im letzten Jahr einen netten kleinen Einblick in die Situation" Harry nickte sacht und schämte sich ein wenig. Nicht nur, weil er der Versuchung des Denkariums nicht widerstehen konnte, sondern auch ein wenig für das Verhalten seines Vaters.
 

"Dennoch habe ich mich auf eine gewisse Weise von ihm angezogen gefühlt. Wie sich jeder von ihm angezogen fühlte. Er hatte Charisma und war aufregend. Oft habe ich mir heimlich gewünscht, er würde mich auf eine andere Weise beachten als mich nur zu hänseln. Im dritten Jahr schließlich haben sich meine Gefühle von Bewunderung zu so etwas wie... nein, nicht Liebe... sagen wir einer sehr starken Zuneigung gewandelt. Gleichzeitig war ich unsagbar verletzt von den Dingen die James und seine Rumtreiber mir antaten." Harry lauschte den Ausführungen seines Lehrers gebannt. Natürlich konnte er nachvollziehen, wie man sich von einer Person wie seinem Vater angezogen fühlen konnte, aber Snape? Der Sündenbock? EIN MANN?!

Harry war erstaunt, um nicht zu sagen, schockiert, wie offen Snape mit ihm sprach, ganz ohne den üblichen Groll in der Stimme.
 

"Potter, ihr Vater war ein dummer Junge, der sich von seinem Ruhm niemals hätte trennen können. Obwohl wir uns im vierten Schuljahr etwas näher gekommen waren, konnte er niemals aufhören, mich vor anderen zu erniedrigen.

Nicht mal vor seinen Freunden, die doch hätten zu ihm halten müssen, egal, wen er sich zum Freund ausgesucht hatte."
 

Ein spöttisches Lächeln huschte über Snapes Gesicht. Harry musste sich eingestehen, dass er tatsächlich etwas Mitleid für seinen Lehrer empfand. Er kannte seinen Vater nicht, aber nach allem, was er gehört hatte, konnte James sehr verletzend sein, auf unbewusste Weise. Er musste ein strahlender Mensch gewesen sein. Harry spürte ein Stechen in seiner Brust, sein Vater fehlte ihm.

"James war sehr liebevoll zu mir, wenn wir allein waren, doch sobald uns jemand sah, tat er so, als würde er mir Prügel androhen oder ähnliches. Ich lasse mich nicht verleugnen, Potter, ich habe meine Würde!" Snape sah wütend aus, das Thema musste ihm immer noch zu schaffen machen.
 

"Also habe ich ihn eines Tages vor die Wahl gestellt und er hat sich gegen mich entschieden." nun sah Snape verbittert aus. Er tat Harry nun wirklich leid.

Schweigend saßen sie sich gegenüber, Harry in Gedanken und Snape in Erinnerungen versunken.
 

KRACH!! Das war Harrys Weltbild, dessen brüchige Angeln nun ganz den Geist aufgegeben hatten. Es würde eine Weile dauern, bis er das alles verarbeitet hatte. Sein Vater konnte nicht schwul gewesen sein, das ging nicht.

Als würde Snape seine Gedanken lesen können, sagte er auf einmal: "Ihr Vater probierte sich damals gerne aus. Er war mitten in der Pubertät und wollte alle Möglichkeiten ausprobieren, die sich ihm boten. Bis heute weiß ich nicht, ob damals Gefühle mit im Spiel gewesen sind. Von seiner Seite aus. Im Endeffekt hat er sich ja für Lily entschieden." Ein leichtes, fast zärtliches Lächeln huschte kurz über Snapes Lippen.
 

Doch eine Frage brannte Harry noch auf der Seele. "Professor, was hat das mit mir zu tun?" Aus Angst vor der Antwort getraute er sich nicht, seinem Lehrer ins Gesicht zu sehen. Seine Füße schienen um Welten interessanter zu sein.

Als Snape begann zu sprechen, war seine Stimme leise und zitterte sogar fast. "Ich habe James in Ihnen erkannt, Potter. Wahrscheinlich kriegen Sie das oft zu hören, aber sie sehen ihrem Vater sehr, sehr ähnlich. Selbst ihre Charaktere gleichen sich. Am Anfang habe ich versucht, es zu verdrängen, Sie waren noch jung. Aber es waren die Gefühle für ihren Vater, die im letzten Jahr wieder in mir hochkamen"
 

Nun konnte Harry nicht umhin, seinen Lehrer entgeistert anzustarren. Snape über Gefühle reden zu hören war schon merkwürdig genug, aber er sprach auch noch über seine Gefühle zu Harry!! Moment mal, sollte das heißen, dass Snape auf ihn stand?? Weil er James so ähnlich war??

Harry wusste nicht mehr, was er denken sollte.

Es war zum verrückt werden, er musste einfach fragen.
 

"U-und...was... ich meine... und jetzt?" er wusste nicht wie er es ausdrücken sollte. Er wusste gar nichts mehr, er wollte nur, dass Snape eine Lösung für all das hier fand.

Dieser sah aus, als würde er nachdenken, es dauerte eine Weile, bis er antwortete.
 

"Nun, Harry, ich würde sagen, das hängt zum größten Teil von dir ab."

Harry traute seinen Ohren nicht. Hatte Snape ihn etwa gerade beim Vornamen genannt? Und ihn geduzt? Und das in einem freundlichen, neutralen Tonfall?

Dann fiel ihm ein, was Snape gerade gesagt hatte. Wie meinte er das? Warum hing das von ihm ab?

Plötzlich dämmerte ihm, was der Tränkemeister gemeint haben könnte, aber nein...er würde doch nicht...?
 

Harry sah ihn wortlos mit seinen grünen Augen an.

„Wie komm ich hier wieder raus?', war das einzige, was Harry noch denken konnte. Aber Snape schien geduldig.

Einmal tief durchatmen. "Professor... ich... was erwarten Sie denn von mir? Ich bin nicht mein Vater und ich habe auch nicht vor, ihn ihnen zu ersetzen. Alle erwarten von mir, ich solle so sein wie er. Aller vergleichen mich mit ihm!" Jetzt brach alles, was sich über die Jahre in Harry angestaut hatte, aus ihm heraus. "Ich weiß nicht wie James war und ich weiß nicht, ob und inwiefern ich ihm wirklich ähnlich bin. Aber ich bin doch immer noch ich!" Harry ließ den Kopf sinken und vergrub ihn in den Händen. Er musste die Luft anhalten, um nicht in Tränen auszubrechen, so verwirrt war er. Aber er war doch kein kleines Kind mehr. Er durfte nicht weinen!
 

"Natürlich bist du wer du bist und das ist der Grund warum ich dich... mag, Harry."

"Professor, ich bin Ihr Schüler!" Harry war mit der Situation komplett überfordert und so sah er keine andere Lösung, als aufzuspringen und aus dem Büro zu rennen. An der Tür drehte er sich noch einmal um. "Gute Nacht, Professor!"

Snape erwiderte nichts, er sah ihn nur an.

Einen Moment zögerte Harry, doch dann rannte er aus dem Büro.
 

Schnurstracks begab er sich in den Gryffindorturm, zog sich aus und legte sich ins Bett. Mittlerweile war es fast schon Morgen, bald würde die Sonne aufgehen. Nur gut, dass morgen Samstag war, er würde mit Ron und Hermine nach Hogsmeade gehen und sich ablenken.

...das ist der Grund warum ich dich...mag, Harry...

Snapes Worte hallten durch seinen Kopf, doch er versuchte, sie zu ignorieren.

Er war völlig übermüdet und so dauerte es nicht lange, bis er einschlief, Snapes Worte noch immer in Gedanken wieder und wieder hörend.

Als er am nächsten Morgen erwachte, war er froh, sich nicht erinnern zu können, ob und was er geträumt hatte.

In Hogsmeade

In Hogsmeade
 

Ron war schon wach und saß auf seinem Bett. Rasch zog Harry sich an, dann trafen sie Hermine im Gemeinschaftsraum und gingen zum Frühstück in die große Halle.

Harry konnte die ganze Zeit nur daran denken, dass er Snape dort sehen würde. Sein Herz klopfte wild, als sie die Halle betraten.
 

Doch Snape schaute noch nicht einmal von seinem Frühstück auf, als Harry mit einem verstohlenen Seitenblick an ihm vorbeiging, um zum Gryffindortisch zu gelangen. Irgendetwas stieg in Harry auf, aber er weigerte sich, es als Enttäuschung zu bezeichnen. Nein, es war schließlich Snape über den er sprach. Snape, der verhasste Zaubertranklehrer. Snape, der ihn aufzog, wann immer er die Gelegenheit dazu hatte. Snape, den er... hasste? So sicher war er sich seit der letzten Nacht gar nicht mehr. Irgendwie war es seltsam gewesen zu sehen, dass die alte Fledermaus echte Gefühle hatte.
 

Ron und Hermine plapperten munter über irgendwas und merkten gar nicht, wie ungewöhnlich ruhig Harry war, als sie sich an die Tafel setzten. Harry nahm sich lustlos einen Toast und bestrich ihn mit Marmelade. Eigentlich hatte er gar keinen Hunger, aber irgendetwas essen musste er ja.

Nach dem Frühstück holten sie ihre Mäntel und traten den weg nach Hogsmeade an.

Das Wetter war schön, die Sonne lachte vom Himmel und für März war es ausgesprochen warm.
 

Ihre Stimmung war ausgelassen, Harry war froh, der beklemmenden Situation zwischen ihm und Snape für ein paar Stunden entkommen zu können.

Fröhlich debattierte er mit Ron und Hermine über das Endspiel der Quidditchliga, sodass sie den Weg nach Hogsmeade hinter sich brachten, ohne es zu merken.

Im Dorf angekommen gingen sie zuerst zu Weasleys Zauberhafte Zauberscherze und besuchten Fred und George.
 

Der Laden war wie immer gerammelt voll mit Schülern, Erstklässlerinnen drängten sich in der Mädchen-Ecke um irgendetwas pinkes, hüpfendes.

Im hinteren Raum entdeckten sie die Zwillinge, die Stapel Knuts und Sickel zählten. Als die drei den Raum betraten, sahen sie auf und grinsten sie an.

"Na Leute? Heute machen wir richtig fett Umsatz! Los kauft was!" Fred grinste, und zählte weiter das Geld, George kam zu Harry und schüttelte ihm die Hand.

"Du darfst dir natürlich wieder nehmen, was du haben willst, oh großzügiger Gönner!" sagte er leise und lächelte verschmitzt.
 

Das ließ sich Harry nicht zweimal sagen und betrachtete die Neuheiten in den Regalen. Er bewunderte die Zwillinge für ihre unglaubliche Kreativität. Neben einem großen Haufen neuer Nasch-und-Schwänz-Leckereien entdeckte er einen Trank für traumlosen Schlaf und überlegte tatsächlich ein paar Fläschchen davon mitzunehmen, was er dann auch tat. Er betrachtete weiter die Döschen, Fläschchen, Tütchen und den weiteren Krimskrams in den Regalen, als Ron ihn auf einmal rief. "Hey Harry, komm rüber, das MUSST du dir ansehen!" Harry grinste breit und bahnte sich seinen Weg durch die Menge, die den Laden verstopfte um zu seinem Freund zu gelangen.
 

Ron hielt eine silberne Kette in der Hand, an der ein Stundenglas hing. "Was ist das?" Harry kam der Anhänger an der Kette irgendwie bekannt vor, aber wo...

"Das ist ein Zeitumkehrer, Harry!" Stimmt, das war's!

"Aber... sind Zeitumkehrer nicht unglaublich selten und werden nur mit Sondergenehmigung von der Mysteriumsabteilung des Ministeriumsabteilung verteilt? Stimmt doch, Hermine, oder?" Hermine stand still neben Ron und hielt ebenfalls eine der Ketten in der Hand. Sie betrachtete sie konzentriert von allen Seiten und schien herauszufinden zu versuchen, was an dem Zeitumkehrer nicht stimmte.

Plötzlich standen die Zwillinge wieder hinter ihnen und grinsten sie breit an. "So, ihr habt also unser neustes Stück entdeckt. Das sind Instant-Zeitumkehrer. Man kann sie nur einmal benutzen und sie funktionieren nur für einen kurzen Zeitraum"
 

"Nimm dir einen, Harry!", grinste Fred und steckte ihm einen in die Tasche seines Mantels.

"Hey, ich will auch einen, Leute!", beschwerte sich Ron, "Ich bin schließlich euer Bruder!"

"Nix, da" keifte Hermine " deine Brüder brauchen ihr Geld. Wünsch dir doch einen zum Geburtstag, wenn es so wichtig ist!"

Die Zwillinge feixten und Ron zog sein Schmollgesicht.

"Lasst uns doch in die Drei Besen gehen..." machte Harry einen Vorschlag zur Güte.
 

"Wir müssen leider hier bleiben, leider haben wir momentan keine Aushilfe!" grinste Fred, aber Harry ahnte schon, dass sie nur keine Lust auf Rons und Hermines Gezanke hatten.

Harry grinste zurück und verabschiedete sich.

Ron folgte ihm wortlos, seine Brüder mit Blicken strafend.

In den drei Besen angekommen, setzten sie sich an einen leeren Tisch in der Ecke und bestellten drei Butterbiere.
 

Als die Bestellung kam, hellte sich Rons Gesicht wieder auf und er begann zu erzählen, wie er gestern Abend Crabbe und Goyle dabei beobachtet hatte, wie sie Neville sein Kräuterkundebuch geklaut hatten. Doch dann war McGonagall gekommen und hatte die beiden zum Nachsitzen verdonnert und ihnen 10 Punkte abgezogen.

Ron lachte sich halbtot und auch Hermine schien amüsiert, nur Harry konnte nicht so recht schadenfroh sein. Seine Gedanken waren schon wieder bei Snape, seit Ron "nachsitzen" gesagt hatte.
 

Früher oder später würde er sich wieder mit Snape auseinandersetzen müssen, er erwartete sicher immer noch eine Antwort von ihm. Und Harry wusste immer noch nicht, was er ihm sagen würde.

...und das ist der Grund warum ich dich... mag, Harry...

Er schüttelte den Kopf, um die lästige Erinnerung zu vertreiben.

"Alles klar, Harry?" Hermine hatte sich über den Tisch gebeugt und eine Hand auf seinen Unterarm gelegt. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er schon wieder weggetreten war. Er durfte Ron und Hermine nicht bemerken lassen, dass etwas mit ihm nicht stimmte, also nickte er und grinste so breit er konnte. "Hey Ron, zehn Punkte Abzug pro Person oder für beide zusammen?"
 

"Sie hat ihnen BEIDEN 10 Punkte abgezogen. Oh Mann, das war so cool, jetzt sind wir mit Slytherin wieder gleichauf!", begeisterte sich Ron, der nichts mitbekommen hatte. Harry griff nach seiner Flasche Butterbier und versuchte, sich halbherzig an dem Gespräch zu beteiligen. Harry hatte Angst davor, ins Schloss zurückzukehren. Oder seinem Lehrer vielleicht schon hier im Dorf über den Weg zu laufen.
 

"Habt ihr schon eure Hausaufgaben für Verteidigung gegen die dunklen Künste gemacht?", fragte Hermine, deren einziges Thema wie immer die Schularbeiten waren. "Snape ist wirklich unfair, er hat uns über das Wochenende einen unglaublich langen Aufsatz aufgegeben, wobei er doch wusste, dass Hogsmeade-Wochenende ist"

Ach du Scheiße! durchfuhr es Harry. Er hatte bisher noch kein einziges Wort zu Papier gebracht. Wie auch, wenn er ständig nur am nachsitzen war. Und er konnte wohl kaum erwarten, dass Snape ihm nun alles nachsah, nur weil sie dieses ... Gespräch hatten. Nun würde er also seinen ganzen Sonntag damit zubringen, nur um ihn Montag in der ersten Stunde Snape auszuhändigen. Es war zum aus-der-Haut-fahren!
 

Er musste mit Snape reden, so konnte es nicht weiter gehen.

Harry seufzte laut. Hermine sah ihn besorgt an.

"Wie weit bist du denn?" fragte sie.

Verwirrt sah er sie an, bis er raffte, dass sie sich nach den Stand seines Aufsatzes erkundigte.

"Schon fast die Hälfte" log er, "hab ich gestern Abend gemacht." wenigstens hatte er nun eine Ausrede für seine Abwesenheit.
 

"Kann ich bei dir abschreiben, Harry?" fragte Ron, und sah dann wütend Hermine an, die ihn unter dem Tisch getreten hatte. "Das machst du schön selbst, Ronald!" bestimmte sie. Ron sah sie entsetzt an, widersprach aber nicht.

Mitten in diesem Tumult öffnete sich die Kneipentür.

Harry dachte, er würde wahnsinnig.
 

Herein kam Snape in Begleitung von einem kleinen untersetzten Zauberer, der ihm offensichtlich irgendwelche Trankzutaten aufschwatzen wollte.

Die beiden setzten sich an den Tisch an der gegenüberliegenden Seite und bestellten bei Madam Rosmerta Butterbier.
 

"Hermine, Ron, lasst uns gehen! Wir müssen noch an unserem Aufsatz weiter schreiben und haben nicht mehr ewig Zeit!", forderte Harry und sprang nervös auf.

"Mensch Alter, ich glaube, du verbringt viel zu viel Zeit mit Hermine", maulte Ron und erhob sich nur widerwillig von dem bequemen Stuhl. Er kippte den letzten Schluck Butterbier hinunter, nahm die leeren Flaschen in eine Hand und brachte sie eigenhändig an die Theke, wo er noch einen kurzen Schwatz mit Madam Rosmerta hielt, während Harry nervös von einem Fuß auf den anderen trat und immer wieder kurze Blicke zu Snape hinüberwarf. Noch hatte dieser ihn noch nicht entdeckt, doch das konnte jeden Moment der Fall sein.
 

Snape wirkte genervt und trommelte unruhig mit den Fingern auf dem dunklen Holz des Tisches herum, während er nicht zuzuhören schien, was ihm der kleinere Zauberer erzählte. Immer wieder sah er sich in dem schummrigen Lokal um.

Dann erfasste sein Blick Harry und für einen kurzen Moment schien die Zeit stillzustehen. Harrys Herz hörte auf zu schlagen. Warum musste Ron auch so unglaublich gesprächig sein?!
 

Dann fasste Harry den Entschluss. Er musste heute Abend mit Severus Snape über die Vorfälle reden, sonst würde er sich nie wieder auf IRGENDWAS konzentrieren können. Er kramte in seiner Tasche um einen Fetzen Pergament und eine Feder zutage zu fördern. Noch während er die kleine Notiz kritzelte, kam Ron zurück und sie konnten endlich gehen. Er schaffte es sogar, das Snape das Stück Pergament zuzustecken, als sie die Drei Besen verließen, ohne dass einer seiner beiden Freunde etwas merkte.
 

Als Harry und seine Freunde die Drei Besen verließen, hatte Snape kurz eine Berührung an seinem Umhang gespürt.

Vorsichtig ließ er seine Hand in die Umhangtasche gleiten.

Seine überraschten Finger fanden einen kleinen Zettel.

Er entschuldigte sich bei seinem Gesprächspartner und verschwand in den Toilettenbereich der Drei Besen.

Vorsichtig faltete er den Zettel auseinander. Sein Herz machte einen Hüpfer, als er Harrys krakelige Schrift darauf erkannte.
 

>Professor, ich muss Sie sprechen.

Wenn es Ihnen recht ist, komme ich heute Abend um acht in Ihr Büro.

Harry Potter <
 

Schnell knüllte Snape den Zettel wieder zusammen. Was würde Harry mit ihm besprechen wollen? Wollte er ihm seine Antwort mitteilen? Würde er ihn bitten, ihn in Ruhe zu lassen?

Snape wurde etwas nervös, ein Gefühl, das er lange nicht mehr gehabt hatte.

Er atmete tief durch, dann ging er zurück an seinen Tisch.

Seinen Geschäftspartner erklärte er, er habe wichtige Dinge in Hogwarts zu erledigen und vertröstete ihn auf einen anderen Termin. Was war er froh, diesen nervigen Menschen endlich loszuwerden!

Er eilte auf die Strasse, vielleicht würde er Harry noch erwischen. Er brauchte nicht lange zu suchen.
 

Harry, Ron und Hermine standen vorm Honigtopf und unterhielten sich mit Neville, der die Arme voller Süßigkeiten hatte. Als er näher kam, sah Harry ihn an und Snape nickte ihm kurz zu. Er hoffte, Harry würde sein Zeichen verstehen. Dann ging er schnurstracks in Richtung Hogwarts.
 

Es war jetzt sechs Uhr abends, Snape hatte den ganzen freien Tag mit dem nervigen Vertreter für Zaubertrankingredenzien verbracht und keine Zeit gehabt über die letzte Nacht nachzudenken. Er hatte sich seinem Schüler geöffnet, sich von seiner verletzlichsten Seite gezeigt. Harry hätte ihm einen Dolch ins Herz treiben konnte und hatte es doch nicht getan. Warum, fragte er sich und konnte keine Antwort finden. Dass er ihn auch mochte, konnte nicht sein. Snape blies ein beißender Wind ins Gesicht, als er den Weg zum Schloss mit festem Schritt hinaufeilte, doch er bemerkte es kaum. Es hatte aufgefrischt, während er im Pub gesessen hatte. Es wurde noch nicht dunkel, aber der Abend rückte näher und so auch die Stunde, in der Harry zu ihm kommen würde um ihm seine Entscheidung mitzuteilen.
 

Snape wusste nicht, was er erwarten konnte, aber er hoffte Harry würde ihm eine Chance geben. Natürlich war es nicht richtig von ihm, sich eine Beziehung mit einem seiner Schüler zu wünschen, aber er konnte nichts gegen seine Gefühle tun. Lange hatte er sie komplett unterdrücken, eine zeitlang sogar ignorieren können, aber nun bahnten sie sich doch ihren Weg an die Oberfläche.

Der Zaubertrankmeister hatte nun das Schulgelände erreicht und schritt an einer Gruppe kichernder Drittklässler vorbei, die das erste Mal nach Hogsmeade durften. "Du! Smitley, trag deinen Rock nicht so kurz!", blaffte er eines der Mädchen an, "Fünf Punkte Abzug für Ravenclaw!" Irgendwo musste er ja seinen Frust auslassen.

Ein klärendes Gespräch

KAPITEL FÜNF – Ein klärendes Gespräch
 

Als Harry, Ron und Hermine wieder in Hogwarts ankamen, war es bereits sieben.

Erschrocken sah Harry auf die Uhr und rannte dann in seinen Schlafsaal. Er hatte nur noch eine Stunde Zeit und musste sich noch überlegen, was er Snape überhaupt sagen wollte.
 

Jetzt erst fiel ihm auf, wie dumm es von ihm gewesen war, einfach ein Treffen anzuberaumen, ohne sich vorher Gedanken darüber zu machen. Die Strafe ereilte ihn jetzt, er verfiel in Panik.

Er war sich nicht mal im Klaren darüber, ob er Snape überhaupt mochte oder nicht, geschweige denn, ob er - er schluckte - so was wie verliebt war.

Keine gute Voraussetzung für ein klärendes Gespräch.

Harry dachte an die tiefschwarzen Augen seines Lehrers, wie sie ihn wieder mit diesem verletzlichen Ausdruck ansahen.
 

Ein Schauer rann über seinen Rücken. Er erinnerte sich an die sanfte Berührung an seiner Wange. Es war ihm nicht unangenehm gewesen, das hatte er schon mal festgestellt.

Es hatte keinen Sinn, weiter darüber nachzudenken! Er würde ehrlich sein und dann einfach alles auf sich zu kommen lassen. Entschlossen stand Harry auf und machte sich auf den Weg in die Kerker. Es war bereits zehn vor acht.

Diesmal schaffte er es sogar durch den Gemeinschaftsraum, ohne von einem seiner Freunde aufgehalten zu werden. Ron und Hermine saßen in einer Ecke des Raumes an einem Tisch und waren über ein langes Pergament gebeugt, wahrscheinlich Rons misslungener Aufsatz für Verteidigung gegen die dunklen Künste, den er am Vorabend angefangen hatte. Hermine hatte doch noch versprochen ihn sich durchzusehen.
 

Harry stieg aus dem Portraitloch und eilte ein weiteres Mal in Richtung der Kerker, in denen Snape sein Büro hatte. Als er schließlich anklopfte, war es schon nach acht. Kaum hatte er einmal an das dunkle Holz geschlagen, öffnete sich die Tür auch schon und Snape bat ihn mit angespanntem Gesichtsaudruck einzutreten.
 

"Möchten Sie - möchtest du etwas trinken?", fragte Snape und goss sich selber eine dunkelgrüne, durchsichtige Flüssigkeit ein.

"Ja, bitte, Sir! Kürbissaft wäre nicht schlecht."

"Harry, ich denke, die Höflichkeitsfloskeln kannst du dir sparen, schließlich sind wir unter vier Augen." Harry nickte und betrachtete wieder ausgiebig seine Schuhe. Es war fast so, als wären nicht viele Stunden zwischen dem Treffen jetzt und dem von letzter Nacht. Zumindest an der Unsicherheit Harrys hatte sich nicht viel geändert.
 

Snape wies ihm wieder den Sessel zu, in dem Harry schon in der letzten Nacht gesessen hatte und holte dann eine Flasche Kürbissaft aus einer Vitrine an der Wand.

Langsam goss er Harrys Glas halbvoll und reichte es ihm dann.

"Danke" nuschelte Harry und sah einen Punkt irgendwo hinter Snapes linkem Ohr an um dessen Blick aus dem Weg zu gehen.

Er nahm einen großen Schluck und beobachtete im Augenwinkel, wie Snape sich setzte.
 

"Nun, Harry, was möchtest du mit mir besprechen?" fragte Snape ungewohnt sanft.

Harry schluckte und versuchte, sich Worte zurechtzulegen.

"Professor, ich... also... momentan weiß ich überhaupt nicht, was ich denken soll. Ich...es ist nicht so, dass ich sie hasse..." Snape zuckte zusammen, ein Moment sah er sehr gequält aus, dann schmunzelte er leicht.

"Aber mögen tust du mich auch nicht, richtig?" Harry blieb stumm, also sprach Snape weiter.
 

"Ich sehe das ein, Harry, zwischen uns sind eine Menge Dinge vorgefallen, an denen ich natürlich nicht unschuldig bin. Meine Zuneigung zu dir hat mich oft unfreundlicher reagieren lassen, als es nötig gewesen wäre."

Harry war baff, das hatte er nun nicht erwartet. Vielleicht sollte er seine Erwartungen einfach abstellen, immerhin hatte Snape sich in den letzten paar Tagen als völlig anderer Mensch herausgestellt.
 

Endlich fand er seine Sprache wieder. "Es ist nur so, Professor...das ganze überfordert mich einfach. Ich konnte Sie nie leiden, sie waren mein erklärter Feind und seit gestern... habe ich... sie ganz anders kennen gelernt."

Harry wurde rot, doch er hatte sich geschworen ehrlich zu sein. Er wusste, dass es keinen anderen Weg gab, um die Sache zu klären.
 

Als er aufsah, registrierte er den erstaunten Gesichtsausdruck seines Lehrers, der offenbar mit einer ablehnenderen Haltung Harrys gerechnet hatte.

"Sie müssen einsehen, dass sich Gefühle dennoch nicht innerhalb weniger Stunden entwickeln können. Vor allem aber nicht solche Gefühle, wie Sie sie sich wünschen würden. Und..." Harry blickte gequält "Ich bin doch nicht schwul!"
 

Im selben Moment wusste Harry, dass er sich diese Bemerkung doch hätte verkneifen sollen, denn der Gesichtsausdruck wandelte sich von Erstaunen zu Verletztheit. "Es tut mir leid", stammelte Harry und hatte das Gefühl, tomatenrot zu werden.

"Ich verstehe das völlig, Harry" Snape klang so kalt, dass es Harry erschreckte. Ein Schutzmechanismus? Er musste seinen Lehrer sehr verletzt und enttäuscht haben und nachdem er dessen wahres Ich kennen gelernt hatte, tat ihm das sogar ehrlich leid. Aber er musste in erster Linie an sich selbst denken. Und Snape etwas vorzumachen, nur um ihm nicht wehzutun wäre ihnen beiden gegenüber nicht ehrlich. Das würde nur zu noch mehr Schmerzen und Enttäuschungen führen.
 

Er wusste nicht, was er noch sagen konnte. Um seine immer noch anwährende Unsicherheit zu überspielen, nahm er einen Schluck Kürbissaft, doch wirklich etwas schmecken tat er nicht.

"Ich schätze, du möchtest nicht mehr treffen, Harry?" Er konnte nur erahnen, wie viel Überwindung Snape diese letzte Frage gekostet hatte.
 

"Nein, so ist das nicht Professor. Ich bin nur so verwirrt. Wieso sind Sie so...anders? Ich glaube... ich glaube ich mag ihre andere Seite."

Nun sah Snape wirklich verblüfft aus. Hatte Harry gerade gesagt, er mochte seine andere Seite?

Snape wusste, dass er auf andere Menschen gefühlskalt wirkte, das war ja oft auch beabsichtigt. Er hatte gelernt, dass es besser war niemanden an sich ran zu lassen.
 

Nun hatte er diese Mauer vor Harry bröckeln lassen und diesem gefiel das?

Er sah ein, dass er von dem Jungen nicht erwarten konnte, sich innerhalb weniger Tage damit anzufreunden, dass sein Lehrer schwul war, Snape selbst hatte es sich lange nicht eingestehen können.

Und dass der Hass zwischen ihnen sich in Liebe verwandelte, was auch nicht allzu schnell zu erwarten.

Snape seufzte. Er hatte sich offensichtlich dem Leichtsinn hingegeben, als er annahm, Harry würde einfach darüber nachdenken, völlig egal, on Mann oder Frau.

"Harry, ich sehe ein, dass ich zuviel von dir verlange. Aber ich möchte dich um eines bitten. Gib mir eine Chance."
 

Er sah tief in die wunderschönen grünen Augen vor ihm.

Einen Moment sahen sie sich intensiv an, Snape spürte die Magie in Harrys Blick, doch dann wandte sich sein Schüler ab.

Verstohlen sah Harry auf seine Schuhe und nickte zögerlich.

Snape war erleichtert. Das ganze Gespräch war anderes gelaufen, als er es erwartet hatte. Besser. Und er war fröhlich.

Harry mochte ihn doch irgendwie und sie würde sich wieder sehen. Dass er sich eigentlich nicht mit einem Schüler treffen durfte, versuchter er vollkommen aus seinen Gedanken zu verbannen. Auch was passieren würde, wenn jemand davon erfahren würde.
 

"Harry, tu mir einen Gefallen. Erzähl bitte niemandem von unseren Treffen. Du kannst dir sicher vorstellen, dass das für uns beide nicht gut ausgehen würde"

Harry hätte fast bitter aufgelacht, doch er wollte seinen Lehrer nicht wieder verletzen. "Das hatte ich nicht vor, Professor!"

"Harry, würdest du mich bei meinem Vornamen nennen?"
 

Harry dachte, er hätte sich verhört. Zur Sicherheit fragte er noch mal nach.

"Bitte, Sir, ich habe nicht ganz...was??"

Snape musste sich ein Schmunzeln verkneifen, dieser entgeisterte Gesichtsausdruck war zu köstlich.

"Du hast schon richtig gehört, Harry. In Anbetracht der Situation empfände ich es als merkwürdig, wenn du mich weiterhin mit Professor anredest, wenn wir alleine sind."
 

Harry schluckte. Das Snape einen Vornamen hatte, hatte er völlig verdrängt. Zumal der einzige, der davon Gebrauch machte, Dumbledore war.

"A-aber ich...okay.." stammelte er.

Harry ärgerte sich, dass er sich so benahm wie eine verliebte Erstklässlerin und mit hochrotem Kopf herumstotterte.

Doch es wurde noch schlimmer. Snape sah in durchdringend an.

"Sag es!" raunte er.
 

Hätte Harry vor Scham im Boden versinken können, hätte er es getan.

"S-Sev..erus" flüsterte er, starr zu Boden sehend und bemerkte so nicht, wie Snape milde in seinem Sessel vor sich hin lächelte.

"Prof- ..Severus… darf ich jetzt gehen?" fragte Harry nun etwas energischer.

"Nur zu, ich weiß, du hast eine Menge, über das du nachdenken musst." Snape lächelte fast zärtlich und stand auf, um Harry zur Tür zu begleiten. Dieser traute sich noch immer nicht wirklich, seinem Lehrer ins Gesicht zu sehen und so erhob er sich mit zu Boden gerichtetem Blick.

Doch etwas brannte ihm noch auf der Seele. "Wie soll ich mich in ihrem ...ahm, deinem Unterricht verhalten? Ich weiß nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen soll."
 

"Wir sollten versuchen, uns wie immer zu geben. Wir dürfen auf keinen Fall Aufsehen erregen. Tu so, als ob du mich immer noch hassen würdest und ich werde mich ebenfalls so benehmen, wie man es von mir erwartet.

Auch wenn es mir schwer fallen wird."

Das waren die Momente in denen eine ungewohnte Wärme aus Harrys Innerem emporstieg. Selten war jemals so nett zu ihm gewesen, wie Snape es in den vergangenen Tagen war, und selten hatten ihn jemandes Worte so sehr angerührt. Doch jetzt wollte er alleine sein. Auch wenn nun das Verhältnis zwischen ihm und Snape geklärt zu sein schien, so wusste er doch immer noch nicht, was für Gefühle er eigentlich für ihn hatte. Momentan schien sein Gehirn nur aus altem Kesselkuchen zu bestehen. Er brauchte Schlaf.
 

Er sah kurz zu seinem Lehrer auf, nuschelte ein "Gute Nacht" und wollte gerade aus der Tür, als Snape ihn zurückhielt. Sie sahen sich für einen kurzen Moment, der auch die Ewigkeit hätte sein können, fest in die Augen, dann küsste Snape den Jüngeren unvermittelt auf die Wange.

Harry lief hochrot an und flüchtete aus dem dunklen Büro. Schon wieder.

Auf dem Weg zum Schlafsaal ging er ihr Gespräch noch einmal durch.

Irgendwie war das anders gelaufen, als geplant.

Snape hatte ihn völlig eingewickelt, eigentlich hatte er ihn auf Distanz halten wollen. Und nun sollte er ihn sogar beim Vornamen nennen. Und wenn er sich recht erinnerte, hatte er Snape sogar eine Chance eingeräumt.

Mit wirrem Kopf legte Harry sic ins Bett. Er brauchte dringend Schlaf, sehr dringend.
 

Mit einem Seitenblick auf Ron, der in seinem Bett schnarchte, legte Harry sich ins Bett und zog die Decke über sich.

Bleierne Müdigkeit legte sich auf ihn und innerhalb von Sekunden war er eingeschlafen.

Einweihung

KAPITEL SECHS - Einweihung
 

Seine Träume waren wirr, aber immer wieder tauchte sein Lehrer in ihnen auf und lächelte ihn auf verwirrende Weise an. Sprach sanft mit ihm. Küsste ihn erneut auf die Wange.
 

Als Harry aufwachte hatte er die größte Morgenlatte seines Lebens und, so peinlich ihm das auch war, seine dunkelrot bezogene Bettwäsche wies einen großen nassen Fleck auf. Da Seine Zimmergenossen noch schliefen, hatte er keine großen Schwierigkeiten, das zu vertuschen, allerdings trieb es ihm dennoch die Schamesröte ins Gesicht.
 

Er ließ sich seufzend zurück auf sein Bett fallen und kreuzte die Arme unter seinem Hinterkopf. Und weil es so schön war und er nichts Besseres mit sich anzufangen wusste, seufzte er erneut. Dann stand er endgültig auf und zog sich an.
 

Für heute wollte er nicht mehr an die seltsame Situation zwischen ihm und Snape denken, immerhin musste er noch einen riesigen Berg an Hausaufgaben erledigen. Einen ellenlangen Aufsatz für Verteidigung gegen die dunklen Künste zum Beispiel. Mist.
 

Er sammelt sein Schreibzeug zusammen und ging in Bibliothek.

Er suchte nach einem bestimmten Buch, fand es und setzte sich an seinen Lieblingstisch.

Er hatte beschlossen, das Frühstück zu schwänzen und sich nachher etwas aus der Küche zu besorgen.
 

Er wollte Snape jetzt nicht sehen, er wusste nicht, wie er sich ihm gegenüber verhalten hätte und verletzten wollte er ihn nicht, nachdem sie sich nun so nahe gekommen waren.

Lächerlich, dachte er, als Snape sich wohl ernsthaft aus ihm machte...wahrscheinlich spielte er nur mit ihm!
 

Harry strafte die böse Stimme in seinem Hinterkopf imaginär mit Blicken und versuchte, sich auf den Aufsatz zu konzentrieren.

Immer wieder kam ihm Snapes Abschiedskuss in den Sinn, doch er schaffte es, ihn aus seinen Gedanken zu vertreiben und ehe er es sich versah, war es Mittag und der Aufsatz fast fertig.
 

Harry sah auf und lehnte sich zurück.

Das Wetter war heute nicht so schön, aber das machte nichts.

Harry versank wieder in Gedanken, als er plötzlich ein Rascheln hinter sich hörte.
 

"Harry, warum warst du nicht beim Frühstück?" Es war Hermine. Wer könnte ihn auch sonst in der Bibliothek überraschen?

"Ahm, ich hatte keinen Hunger" Das laute Knurren seines Magens straften seine Worte Lügen. "Aber ich hab meinen Aufsatz fertig. Würde es dir etwas ausmachen, nochmal drüber zu lesen?"
 

"Ehrlich, Harry, ich mache mir langsam ein wenig Sorgen um dich. Du warst gestern schon so komisch. Und heute Morgen warst du weg, bevor wir überhaupt wach waren. Was ist los mit dir?"

"Entschuldige, ich möchte nicht darüber reden", antwortete er knapp und machte Anstalten, die Bücher und die Pergamentrolle in seine Tasche zu packen und zu gehen. Je länger sie ihn löcherte, umso größer war die Gefahr, dass er auch antwortete. Eigentlich drückte ihm die ganze Sache so sehr auf die Brust, wollte raus, Freiheit. Doch er konnte es Hermine nicht erzählen, schließlich hatte er es Snape versprochen.
 

Als er sich gerade zum Gehen wandte, hielt Hermine ihn am Ärmel fest und sah ihn bittend an. "Wir machen uns Sorgen! Wir sind doch deine Freunde, oder etwa nicht?"

In diesem Moment schoss ihm etwas durch den Kopf, das Snape ihm gesagt hatte.

Obwohl wir uns im vierten Schuljahr etwas näher gekommen waren, konnte er niemals aufhören, mich vor anderen zu erniedrigen. Nicht mal vor seinen Freunden, die doch hätten zu ihm halten müssen, egal, wen er sich zum Freund ausgesucht hatte...
 

Würde es ihm genauso gehen? Würden Ron und Hermine sich von ihm abwenden, wenn sie herausfanden, dass er anfing, Snape zu mögen? Es blieb ihm wohl keine andere Wahl, er würde es herausfinden müssen, Hermine würde eh nicht aufhören, ihn zu löchern.

Er seufzte. "Herm, wenn ich dir jetzt erzähle, was los ist, musst du mir schwören, dass du es niemals jemandem erzählen wirst. Nicht einmal Ron."

Sie nickte argwöhnisch, doch Harry wusste, dass man sich auf Hermines Wort verlassen konnte. Eine Verbündete konnte ihm jetzt nur gut tun. Und Ron würde er auch schon irgendwann noch einweihen. Momentan fühlte er sich dazu außerstande.

Harry zog Hermine in die hinterste Ecke der Bibliothek, zog seinen Zauberstab und sagte "Muffliato".
 

"Pass auf Herm. Es ist...bitte reg dich nicht auf, ja?"

Sie sah in skeptisch an. Wahrscheinlich erwartete sie etwas ziemlich Verwerfliches. Genau genommen hatte sie da mit ihrer Vermutung nicht unrecht. Harry sprach weiter.

"Als ich neulich abends weg war, war ich bei Snape nachsitzen."

Hermine sah in unverständig an.
 

"Harry, das hättest du doch sagen können, das-"

"Das ist nicht alles!" unterbrach Harry sie "er...er hat mir da gesagt, dass er...auf mich steht!" er wusste selbst nicht ganz, wie er das bezeichnet sollte, genau genommen hatte Snape nie gesagt, dass er in Harry verliebt war.

Hermine bekam große Augen und öffnete den Mund.

"Aber Harry, hat er... hat er dich sexuell belästigt? Das müssen wir sofort melden. Ich meine, er ist ein Lehrer das-"
 

"So ist das nicht!", unterbrach Harry sie und erzählte ihr alles. Wie er Snape getroffen hatte, als er nicht schlafen konnte und wie er ihn zum Nachsitzen verdonnert hatte. Wie er in seinem Büro die Zaubertrankzutaten sortiert und wie Snape ihm über die Wange gestreichelt hatte. Wie er ihn in derselben Nacht auf dem Schulgelände erwischt und wieder mit in sein Büro genommen hatte. Um ihm alles zu erklären. Und was er ihm gesagt hatte. Er erzählte von seiner Unsicherheit, von dem Zettel, den er Snape in den Drei Besen zugesteckt hatte und von ihrem letzten Treffen. Weil er doch Klarheit wollte. Und nur noch Unsicherer geworden war. Und er erzählte ihr, dass er glaubte, Snape zu mögen.

Hermine hörte sich das alles mit leicht geöffnetem Mund an, ihre Augen wurden immer größer.
 

"Aber Harry... und jetzt?"

Doch der wusste auch keine andere Antwort als mit den Schultern zu zucken. "Was soll ich denn tun, ich wollte das alles doch eigentlich gar nicht. Aber ich will ihn auch nicht so sehr verletzen, wie es mein Vater getan hat, das wäre nicht richtig." Hermine nickte daraufhin. Sie zeigte sich verständnisvoller, als er es erwartet hätte.
 

"Das ist natürlich eine schwierige Situation" murmelte sie.

"Solange du nicht weißt, wie du zu ihm stehst, solltest du dich auf keinen Fall auf irgendetwas einlassen. Aber ich denke, dass es ja schon mal etwas zu bedeuten hat, dass du deinen Hass ihm gegenüber abgelegt hast. Das hätte ich niemals gedacht." sie schmunzelte.

Harry grinste verschmitzt, er selbst hätte jeden, der so etwas noch vor einer Woche behauptet hätte, eigenhändig verflucht.

Wie schnell sich Dinge ändern konnten...
 

"Mein Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Er meinte, wir sollten uns benehmen wie immer, wenn wir in der Öffentlichkeit sind. Das wird schon irgendwie klappen, denke ich, auch wenn ich es komisch finde, ihm jetzt noch freche Antworten zu geben.

Schwieriger wird es für mich, wenn ich mit ihm alleine sein werde. Ich kann ihm nur unverbindliches sagen, eigentlich weiß ich überhaupt nicht, was ich ihm sagen soll. Schlimm genug, dass ich ihn nun duze..." Harry zog eine Augenbraue nach oben, Hermine hatte angefangen zu lachen.
 

"Was?" fragte er gereizt, machte sie sich über ihn lustig?

"Ach Harry, du klingst wie eine verliebte Erstklässlerin!" lachte sie.

Schockiert sah Harry sie an, so oft hatte er sich ebenso gescholten.

Zerknirscht murmelte er: "Ja, danke Herm, das weiß ich selber. Das Ding ist nur, dass ich eben nicht verliebt bin. Nicht wirklich jedenfalls. Also eigentlich... ich weiß es einfach nicht!"
 

Hermine nickte "Das habe ich inzwischen auch mitbekommen" Sie lachte fröhlich auf. Irgendwie schien sie die ganze Situation sehr gelassen zu nehmen. Harry hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie versuchen würde, ihm die ganze Sache auszureden. geh zu Dumbledore, Harry!

"Aber du hast nicht vor, Ron davon zu erzählen, oder?"

Harry schüttelte den Kopf. Er glaubte immer noch, dass Ron das alles nicht halb so gelassen aufnehmen würde wie Hermine es getan hatte. Zwar sah er sonst alles locker, alles gefasst, doch Harry hatte die dumpfe Vermutung, er würde kein Wort mehr mit ihm wechseln, wenn er von ihm und Snape erfahren würde.

"Gut...", murmelte Hermine und klang dabei beunruhigend beruhigt.
 

"Warum fragst du?"

Hermine druckste ein wenig herum und konnte Harry nicht in die Augen sehen, als sie antwortete. "Naja, weißt du, es ist so... er hat etwas gegen Schwule."

"Aber ich bin nicht -"

"Oh Harry, du weißt genau, was ich meine. Er würde es sicher nicht verstehen!" Also hatte er mit seiner seltsamen Ahnung doch Recht behalten. Aber irgendwann würde er auch mit Ron darüber sprechen.

Fürs erste ließen sie das Thema ruhen.
 

Hermine las sich Harrys Aufsatz durch und war erstaunt, wie gut der geworden war. Lag das an Snapes Einfluss?

Wieder musste sie grinsen. Snape und Harry, das hätte sie niemals gedacht. Sie kannte Harry gut genug, um zu wissen, dass er sich wohl durchaus zu seinem Lehrer hingezogen fühlte.

Sein verklärter Blick hatte ihn verraten.

Irgendwann würde er aufhören sich dagegen zu wehren, es war nur noch eine Frage der Zeit.

Lächeln gab sie Harry den Aufsatz wieder, dann verließen sie die Bibliothek um zum Mittagessen zu gehen.
 

Harry dachte, er stürbe vor Hunger, als sie in der großen Halle platz nahmen.

Es gab Steckrübeneintopf, was Harry nicht sonderlich mochte, doch er aß schweigend, bis er satt war.

Ron beklagte sich währenddessen bei Hermine darüber, dass sie den ganzen bisherigen Tag nicht auffindbar gewesen war.

Hermine gab schnippisch zurück, dass sie Harry bei seinem Aufsatz geholfen habe und Rons Kontrollgehabe ihr mächtig auf den Geist ginge.
 

Harry musste lachen, die beiden stritten sich mal wieder wie ein altes Ehepaar.

Unwillkürlich sah er zu Lehrertisch und erhaschte Snapes Blick. Sein Lehrer sah in mit tiefschwarzen Augen an und lächelte ihm dann kurz zu, bevor er sich wieder Professor McGonagall unterhielt.

Harrys Herz klopfte, Snape hatte sich offensichtlich gefreut, dass Harry zu ihm hinüber gesehen hatte.
 

Wieder verfiel er in Grübelei. Jedes Mal, wenn er Snape sah, machte sein Herz einen Hüpfer. Hieß das, dass er vielleicht doch mehr für ihn empfand? Aber er kannte ihn doch eigentlich gar nicht. Doch Cho hatte er auch nicht gekannt, er hatte sich in sie verliebt, ohne auch nur jemals ein Wort mit ihr gesprochen zu haben. Wäre das dann bei Snape nicht auch möglich? Immerhin war er ihm näher gekommen, als den meisten Menschen, die er kannte. Was ihn bei seinen Gedanken störte, war wieder die kleine Stimme in seinem Kopf, die ständig "Schwuchtel" rief.
 

Er hatte schlicht und ergreifend Angst davor anders zu sein. Also noch MEHR anders als er es sowieso schon war. Er war der Junge, der überlebte. Genauso oft gefeiert wie von allen gemieden und ausgegrenzt worden. Mit allem war er bisher klar gekommen, denn immer hatten seine Freunde zu ihm gehalten. Und wenn sie es einmal nicht getan hatten - er dachte an Rons abweisendes Verhalten im vorletzten Jahr zurück - so hatte ihn das niemals glücklicher gemacht. Er würde nicht damit leben können, wenn Ron sich endgültig von ihm abwenden würde. Ja, er hätte immer noch Hermine, aber das konnte nie wieder das gleiche werden. Seine besten Freunde waren gänzlich verschiedene Charaktere und er brauchte sie beide. Also war es im Moment für ihn die einfachste Lösung seine wahren Gefühle noch zu unterdrücken - hatte er sich da gerade eingestanden, wirklich Gefühle für Snape zu haben? - bis er für dieses Problem eine Lösung gefunden hatte.
 

Wieder warf er einen kurzen Blick hinüber zu seinem Lehrer. Er war vertieft in eine Diskussion mit seiner Hauslehrerin und bemerkte seinen erneuten Blick nicht. Harry lächelte leicht. Als er sich wieder seinem Eintopf zuwand merkte er, dass Hermine seine Blicke bemerkt hatte. Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu. Harry empfand eine tiefe Dankbarkeit für sie.

Ron unterbrach seine Gedanken "Hey Harry, lässt du mich mal über deinen Aufsatz lesen? Ich komm mit meiner Schlussfolgerung nicht so klar."

Harry grinste und nickte. "Klar!"
 

Harry kramte in seiner Tasche und reichte Ron den Aufsatz.

Ron rollte das Pergament auseinander und begann zu lesen.

Zwischendurch brummelte er immer wieder etwas Unverständliches und murrte dann: "Warum ist dein Aufsatz so schlüssig? Ich denke Hermine hat dir nur geholfen und nicht den ganzen Aufsatz geschrieben!?" Harry zuckte mit den Schultern und grinste.
 

"Soso, Potter, wir lassen Weasley also abschreiben, ja?" Harry und Ron fuhren auf. Hinter ihnen stand Snape und grinste sie böse an. Harry musste sich zusammen reißen, seinem Lehrer nicht zuzulächeln, er sah ihn nur mit großen Augen an.

"Nachsitzen, heute Abend, Potter, acht Uhr!" blaffte er, dann rauschte Snape davon.

Rons Mund stand weit offen. "Warum musst nur du nachsitzen? Das ist voll unfair!" brüskierte er sich, doch Harry winkte ab.

"Lass nur Ron, ist nicht so schlimm."
 

Ron meckerte noch ein wenige und wandte sich dann wieder Harrys Aufsatz zu.

Hermine grinste ihn an und Harry sah verschmitzt zurück.

Ihm war klar, dass Snape lediglich eine Gelegenheit gesucht hatte, mit ihm Zeit zu verbringen.

Als die drei eine halbe Stunde später im Gemeinschaftsraum saßen, regte Ron sich immer noch auf. Abwechselnd über den schwierigen Aufsatz, den Snape ihnen aufgegeben hatte und über Snape, der ihnen so einen schwierigen Aufsatz aufgegeben hatte.
 

"Das ist unfair, warum bist du so gut in Verteidigung gegen die dunklen Künste, Harry?", jammerte Ron, als er an einer besonders komplizierten Stelle angelangt war. Hermine hatte sich geweigert ihm zu helfen und nun versuchte er Harry dazu zu bringen, ihm den Text auszuformulieren. Da er ein schlechtes Gewissen hatte, weil er ein Geheimnis vor seinem besten Freund hatte, griff er ihm tatsächlich unter die Arme. Hermine hatte zwar ihre übliche Tirade vom Stapel gelassen, dass Ron so nie etwas lernen würde, aber da sein Gewissen ihn zu etwas anderem nötigte und da er genauso gut wusste, wie es war, bei den Hausaufgaben nicht weiterzukommen, half er eben.
 

"Keine Ahnung, irgendwie... hab ich es eben verstanden.", antwortete Harry und zuckte die Schultern. Dann wand er sich wieder dem Buch zu, aus dem er gerade eine wichtige Information hatte heraussuchen wollen.

"Und wieso kann ich nicht mal was verstehen?", jammerte Ron weiter und kaute verzweifelt auf seinem Federkiel herum. "Und überhaupt finde ich es nicht fair von Snape uns nur ein Wochenende Zeit für den Aufsatz zu geben. Genauso wie das Ding vorhin. Wieso musst nur du nachsitzen? Ich meine, ich hab nichts dagegen, heute Abend nicht zu der alten Fledermaus zu gehen, aber gemein ist das trotzdem!" Harry hätte fast laut aufgelacht und er bemerkte, dass es Hermine genauso erging.
 

"Sei doch froh, Ron!", lachte Harry und ließ sich vom Tisch gleiten, auf dem er gerade gesessen hatte, um noch ein Mal in Rons Aufzeichnungen zu sehen. "Zeig mal her. Schau, hier sind deine Ausführungen noch nicht schlüssig und hier hast du mehrere Fehler gemacht. Ich glaube, das müssest du nochmal neu schreiben."

Als er sah, dass Ron fast den Tränen der Verzweiflung nahe war, nahm er ihm das Pergament ab und machte ihm, trotz Hermines strafender Blicke, Stichpunkte für einen besseren Aufsatz.

Harry war nervös, er freute sich auf den Abend.

Trotzdem versuchte er, so gelassen wie möglich zu wirken, sonst schöpfte Ron noch Verdacht.

Von Liebe und Begehren

KAPITEL SIEBEN – Von Liebe und Begehren
 

Die Stunden vergingen viel zu langsam. Er verbrachte den Nachmittag damit, mit Ron Zauberschach zu spielen, während Hermine neben ihnen mal wieder ein riesiges Buch las.

Als es sieben schlug, verabschiedete Harry sich und ging in den Schlafsaal. Er wollte noch einige Minuten alleine sein, bevor er zu Snape ging.

Wieder einmal sinnierte er über seine Gefühle zu seinem Lehrer. Fest stand, dass da IRGENDWAS war, er konnte es nur nicht so ganz definieren.

Er hatte jeglichen Groll ihm gegenüber abgelegt und lächelte ihn sogar an, wenn er ihn sah.
 

Und er spürte auch eindeutig etwas zwischen ihnen, wenn sie sich ansahen, klopfte sein Herz. Rational betrachtet, hieß das wohl, dass er Gefühle für Snape hatte...

Als die Uhr wiederum schlug, sprang er auf. Er wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Schnell fuhr er sich nochmal mit den Fingern durch die widerspenstigen Harre, dann rannte er in die Kerker.
 

Diesmal musste er noch nicht einmal anklopfen, denn Snape hatte im Gang vor seinem Büro auf Harry gewartet und schien genauso nervös zu sein wie dieser selbst.
 

Fast hätte er Snape umarmt, aber diesen Impuls konnte er gerade noch unterdrücken. Da steckte wohl doch eine ganze Menge mehr dahinter, als er es sogar vor sich selber zugeben wollte. Da er nicht wusste, wie er Snape sonst begrüßen sollte, bleib er einfach vor ihm stehen, lächelte verlegen seine Schuhe an und murmelte: "Guten Abend... Severus!"
 

"Guten Abend Harry", antwortete Snape und trat einen halben Schritt näher, um dem anderen die Hand auf die Schulter zu legen. "Lass uns doch einen Spaziergang machen. Ich glaube, mein Büro bietet uns nicht die richtige Atmosphäre." Harry errötete. Was hatte sein Lehrer wohl vor, dass er eine besondere Atmospähre dafür benötigen würde? Tausende von unscharfen Bildern stürzten auf Harrys überforderten Geist ein, woraufhin er noch eine Spur roter wurde.
 

Sie gingen den Weg zum Tor des Schlosses nebeneinander her ohne sich zu berühren oder ein vertrauliches Wort zu wechseln. Zu groß war die Gefahr einem Schüler oder noch schlimmer - einem Lehrer über den Weg zu laufen und sich zu verraten.

Schweigend begleitete Harry Snape zum See. Sein Herz klopfte, ob Snape wusste, dass das der Treffpunkt für Pärchen war?

Wohl kaum...
 

Am Ufer angekommen standen sie einige Sekunden deplaziert herum bevor Snape zu sprechen anfing.

"Entschuldige, dass ich dich auf diese Art und Weise zu dieser Verabredung gedrängt habe. Aber ich wollte dich unbedingt sehen. Alleine."

Harry sah seinen Lehrer an. "Das ist okay, ich wollte dich auch sehen." Snape lächelte.
 

"Sev... erus, ich hab Hermine… von uns erzählt." Harry sah ihn vorsichtig an, hoffentlich wurde Snape nicht wütend.

Doch der grinste nur. Verwirrt sah Harry ihn an.

"Harry, du hast "von uns" gesagt, das klingt doch ziemlich..?"

Harrys Augen weiteten sich. Snape hatte Recht, seine Formulierung klang allerdings so, als wären sie zusammen!
 

"Als ich, ich meinte... ich hab...", begann Harry zu stammeln, "Ich wollte sagen, ich habe ihr erzählt, was in den letzten Tagen zwischen uns passiert ist. Ich meinte nicht... wir..."

Snape lachte erneut auf. Dieses Geräusch hatte Harry in seinen fünf Jahren, in denen er nun Hogwarts besuchte noch nie gehört, aber es gefiel ihm. Es gefiel ihm sehr. "Wie hat sie den reagiert, die schlaue Miss Granger?" Harry fiel ein, dass Snape sie auch nie so recht zu mögen gehabt schien.
 

"Sie hat es gut aufgenommen und steht hinter mir, was auch immer ich tue. Eigentlich... Du hast mich doch gebeten, niemandem etwas zu sagen, aber... Ich wollte nicht die gleichen Fehler machen, wie mein Vater. Ich weiß nicht OB er dich -", Harry suchte nach dem richtigen Wort, "wie sehr er dich gemocht hat, aber er hat dich verleugnet und dir damit wehgetan. Egal was zwischen uns ist und sein wird, ich möchte dich nicht verletzen." Harry blickte mit seinen smaragdgrünen Augen zu seinem Lehrer empor und war auf jede Reaktion gefasst.
 

Doch Snape lächelte nur schwach, als schien er sich eines uralten Schmerzes zu entsinnen und hob seine kalte Hand an Harrys Wange. "Das war sehr erwachsen von dir, mein Junge."

War es nur die Reflektion des Mondes oder war das eine Träne, die verräterisch in Snapes Augenwinkel glitzerte? Harry war so ergriffen von der unsagbaren Verletzlichkeit in dem Ausdruck des anderen, dass er einen kleinen Schritt näher kam und sein Gesicht an die breite Brust seines Lehrers lehnte. War das ein leises Aufschluchzen oder nur der Wind, der mit den Bäumen spielte?
 

Harry spürte, wie Snapes Herz an seinem Ohr klopfte, eine Gänsehaut zog sich über seinen Rücken.

Starke Arme schlossen sich um Harry, dessen Herz mindestens so laut schlug, wie das seines Lehrers.

Harry musste lächeln, würde ihn nun jemand sehen, wie er hier stand und von Snape umarmt würde, hätte er sie wohl beide in St. Mungo einliefern lassen.

Er schmiegte sich an Snape und sog dessen Geruch ein.

Sein Lehrer roch nach Kräutern und Seife.

Er wusste nicht, wie lange sie so standen, als Snape die Umarmung löste. Harry fühlte sich, als hätte man ihm etwas weggenommen.
 

"Severus.." Harry sah ihn mit verklärtem Blick an.

Sein Körper teilte ihm ziemlich deutlich mit, was er von Snape hielt.

Dieser sah in mit einem unergründlichen Blick an und beugte sich zu ihm herunter. Sanft streichelte er Harry über den Kopf, dann berührten sich ihre Lippen.

Der Kuss war sanft wie ein lauer Sommerregen, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Es lagen keine Forderungen darin, aber tausend Versprechen. Und als sie sich irgendwann von einander lösten, wusste Harry endlich, wie es um seine Gefühle stand.
 

"Ich glaube, ich... Ich habe mich in Sie verliebt, Professor." Harry hätte sich auf die Zunge beißen können, weil er ihn wieder gesiezt hatte, aber das schien nun keine Bedeutung mehr zu haben.

"Meinst du das ernst?" Snapes Stimme war kaum mehr als ein sachtes Wispern, doch Harry verstand ihn klar und nickte.
 

"Ich glaube, ich hatte nur Angst es mir selber einzugestehen. Es ist so viel passiert, in den letzten Tagen, dass ich kaum noch aus mir selber schlau werde. Aber jetzt weiß ich es." Nach diesem zuckersüßen Kuss konnte er gar nicht anders, als es zu wissen.
 

"Es tut so gut, das zu wissen, Harry", flüsterte Snape und beugte sich erneut zu seinem Schüler hinunter um ihn zu küssen. Als ihre Lippen sich wieder trafen, war Harry wie elektrisiert. Nie hätte er gedacht, dass die schmalen Lippen Snapes so weich waren, dass seine Küsse schmeckten wie der frische Morgen und dass seine schmalen Hände so zärtlich sein könnten.

Obwohl es kühl war, spürte Harry keine Kälte.
 

In ihm war heiß, das hier war soviel besser als alles andere, was er bisher empfunden hatte.

Harry drückte sich an seinen Lehrer, ertastete dessen Rücken, über dem der Stoff seiner Robe spannte.

Snape war kräftiger, als er angenommen hatte, was Harry erst recht das Blut in den Kopf schießen ließ.

Als sie sich aus dem Kuss lösten, seufzte Harry hingerissen.
 

Snape sah amüsiert zu ihm herab, nur um ihn wieder an sich zu ziehen.

Er legte die Hand in Harrys Nacken, mit der anderen umfasste er Harrys Taille.

Harry merkte, dass Snape sich zurückhielt, um ihn nicht zu überfordern.

Auffordernd sah er seinen Lehrer an und legt ihm die Hand auf die Brust.
 

Sechzehn Jahre lang hatte er nichts dergleichen empfunden und jetzt traf es ihn mit voller Wucht. Er legte eine Hand fordern auf den Hintern seines Lehrers und hauchte fechte Küsse auf dessen Hals. Doch obwohl Snape dies sehr zu gefallen schien und er sich sehr zusammenreißen musste, nicht laut aufzuseufzen, schob er den Jüngeren doch ein Stück von sich weg.
 

"Harry, ich... wir sollten das alles etwas langsamer angehen. Es ist nicht, dass ich dich nicht will -" Harry war erstaunt, dass er bei diesen offenen Worten nicht errötete. Auf geheimnisvolle Weise schienen mit dem zweiten Kuss alle Scham und alle Zurückhaltung von ihm abgefallen

"-Ich möchte bloß nicht, dass du morgen etwas bereust."

"Niemals würde ich -" Harry war erschrocken, dass Snape seinen Gefühlen nicht zu vertrauen schien.
 

"Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht." Er fuhr Harry zärtlich durch das widerspenstige Haar und küsste ihn leicht auf den Mund. "Lass uns zurück zum Schloss gehen. Du musst morgen früh aufstehen. Wie sehen uns in der ersten Stunde, nicht wahr? Ich hoffe, du hast deine Hausaufgaben gemacht?"
 

Harry nickte und lächelte gequält. Wie gerne hätte er... Aber er ahnte nicht, wie viel Überwindung Snape dieser Schritt gekostet hatte und wie wichtig er ihm war. Auch Snape hätte an diesem Abend gerne mehr geschehen lassen, aber er wusste um die Zeit, die eine tiefe Beziehung brauchte um zu gedeihen. Er durfte sich allein schon glücklich schätzen, dass Harry ihn zurückliebte. Das durfte er nicht zerstören. Also gingen sie schweigend zurück zum Schloss. Es war tatsächlich spät geworden.

Als sie sich mit einem letzten Kuss für diesen Abend verabschiedeten, sahen sie sich vorher sorgfältig um.

Konfrontation

KAPITEL ACHT - Konfrontation
 

Harry ging mit einem selig abwesendem Grinsen zurück in Richtung des Gryffindorturms. Er erwartete eigentlich nicht, dass noch jemand wach und im Gemeinschaftsraum war. Aber er irrte sich. Ron saß in einem Sessel, dem Portraitloch gegenüber. Sein Gesichtsausdruck war kalt, fast grimmig.

"Ich habe euch gesehen!"
 

Harry durchfuhr es.

"Was hast du gesehen?" fragte er gespielt dümmlich.

Er ahnte schon, was Ron gesehen hatte.

Das würde kein angenehmes Gespräch werden.

Ron funkelte ihn zornig an.

"Ich hab dich und Snape gesehen!"

Harry seufzte, er hatte es geahnt.
 

"Muffliato" murmelte er und sah Ron dann an.

"Was genau hast du gesehen?" fragte er, so ruhig wie möglich.

"Ich bin dir Kerker gefolgt, weil ich Snape bitten wollte, die Strafe mit dir gemeinsam abzusitzen. Da hab ich genau gesehen, wie ihr euch dümmlich angelächelt habt. Und du hast ihn Severus genannt!" Ron wurde laut und Harry war froh, dass er den Muffliato-Zauber angewandt hatte.
 

"Und dann seit ihr zum See gegangen und habt euch UMARMT!!!" jetzt brüllte Ron.

Harry war zwar enttäuscht, dass Ron ihm hinterher geschnüffelt hatte, aber er hätte sich wohl genauso verhalten, überlegte er.

Außerdem hatte er Ron belogen.

"Ron, ich..." fing er an, doch Ron sprang auf und wollte in Richtung Schlafsaal davonrennen.
 

Harry packte ihn am Arm und warf in zu Boden, dann setzte er sich rittlings auf Rons Brust.

"Verdammt, du kannst mir nicht lauter Vorwürfe machen und dann einfach abhauen, Ron!" jetzt brüllte auch Harry.

"Ich kann auch nichts dafür, es ist halt einfach so gekommen!"

Ron sah ihn grimmig an, er atmete schwer. Er versuchte nicht, sich aus Harrys Griff zu lösen, stattdessen fragte er kalt: "WAS ist einfach so gekommen??"

Harry sah auf den Boden neben Rons Hals, dann sagte er kleinlaut: "Ich mag ihn, Ron, sehr. Und er mag mich auch."
 

Harrys Blut rauschte in seinem Kopf, er wollte gar nicht wissen, was sein Freund ihm nun alles an den Kopf werfen würde.

Ron packte ihn mit seiner ganzen Kraft und warf ihn von sich herunter. "Du bist wahnsinnig, Harry, WAHNSINNIG! Der Ruhm muss dir den Kopf verdreht haben, oder ich weiß nicht was. Warst du die letzten Nächte auch bei ihm? Ich weiß genau, dass du nicht da warst!"
 

Harry nickte, insofern ihm das in seiner Position möglich war. Ron hatte ihn auf den Rücken geworfen und drückte ihn nun mit dem Ellbogen auf der Brust am Boden fest. "Du tust mir weh, Ron!" Er bekam kaum Luft. Denn obwohl Ron schlank und schlacksig war, so war er doch schwerer, als er aussah.
 

"Du widerst mich an. Ich kann es nicht ertragen, dass ich dich meinen besten Freund genannt habe. Ihr seid doch... ihr seid doch pervers!"

"DU TUST MIR WEH, GEH RUNTER VON MIR!" Harry schaffte es irgendwie, Ron von sich herunter zu wuchten. Nun saßen sie sich auf dem weinroten Teppich gegenüber, beide schwer atmend und verschwitzt, sich in die Augen sehend. Ron grimmig, wütend, enttäuscht, Harry tief verletzt.
 

"Ich wollte dich nicht belügen", stammelte Harry und schaffte es, seinen Blick von dem Rons zu lösen.

"Ja klar!" Ron war schon wieder im Begriff aufzustehen und zu gehen, doch Harry war schneller. Er stellte sich vor die Treppe, die zu den Jungenschlafsälen hinaufführte und breitete bestimmt die Arme aus.
 

"Du gehst nicht, bevor ich dir nicht alles erklärt habe!" Ron zuckte mit den Schultern und ließ sich in einen der Sessel fallen. Und Harry begann erneut zu berichten. Doch bei Ron stieß er keinesfalls auf das gleiche Verständnis wie bei Hermine. Öfter unterbrach er ihn, um Harry zu bekunden wie abnormal die beide seien und als er an der Stelle ankam, wie er Hermine eingeweiht hatte, lachte Ron bitter auf.
 

"Großartig, Fräulein Oberschlau wusste es also? Soviel also zu unserer Freundschaft..!" giftete er.

"Oh Ron, warum habe ich es dir wohl nicht erzählt? Weil ich wusste, dass du so reagieren würdest, wie du es jetzt gerade tust!"

Nun sah Ron etwas beschämt zu Boden.
 

Harry wusste, dass Ron zumindest dieses Argument ein wenig überzeugt hatte.

"Ron, du kannst gerne wütend auf mich sein, aber findest du, dass das unsere Freundschaft beenden sollte? Weil ich verliebt bin?"

Ron glühte ihn an. "Harry, es ist SNAPE!! Unser größter Feind, neben Voldemort, wohl gemerkt!!"
 

Harry zuckte die Schultern. "Gefühle können sich ändern, ich weiß das nur allzu gut. Denkst du, mir wäre es jemals eingefallen, dass ich mal was mit Snape habe? Bis vor kurzem habe ich mich auch dagegen gewehrt, aber seit wir uns geküsst haben-" Harry sah auf, sein Freund hatte gekeucht.

"Ihr habt WAAAAS???"
 

Verwirrt sah Harry ihn an. "Ich denke, du hast uns gesehen, am See?"

Ron starrte ihn noch immer entsetzt an. "Ich hab nur gesehen, dass ihr euch umarmt habt, dann kam Filch und ich musste abhauen..." sagte er etwas kleinlaut.

"Ihr habt euch geküsst? Harry, das ist doch absolut widerlich!!!"

Harry sah ihn streng an "Ich finde das nicht widerlich. Hab ich mich jemals über deine Partnerwahl beschwert, Wonwon?"
 

Harry war auf den Aufschrei gefasst gewesen, aber nicht auf dessen unglaubliche Lautstärke. "LASS DEN SCHEIß, ohne Scheiß! Gut er war in deinen Vater verliebt, aber musst du dem den alles nachmachen?!" Ron war wirklich wütend und Harry sah kaum eine Möglichkeit, ihn wieder zu beruhigen.
 

"Das ist es nicht. Auch nicht, dass ich seine Fehler ausbügeln möchte oder so. Nur... Snape war ganz anders, als wir alleine waren. Wirklich zärtlich und liebenswürdig. Mensch, ich kann doch auch nichts für meine Gefühl!" Harry raufte sich die Haare.
 

Ron versuchte es jetzt mit dem letzten Argument, das ihm noch geblieben war: "Aber er ist doch so alt!"

"Na und? Ich habe mich nun mal verliebt und ich würde mich freuen, wenn du das einfach akzeptieren könntest!"
 

Doch der Rothaarige schüttelte nur schwach den Kopf. "Das ist doch abartig!"

Harry seufzte. Es würde wohl noch einige Zeit dauern, bis Ron sich mit der Tatsache abgefunden hatte, dass sein bester Freund mit seinem Hasslehrer zusammen war.
 

"Ron, was auch immer Snape getan haben mag, wie falsch oder unfreundlich er sich auch verhalten hat, wenn wir alleine sind, ist er das komplette Gegenteil. Egal, was du sagt, es wird mich nicht von ihm abhalten. Du bist mein bester Freund, ich will nicht mit dir streiten, Ron..."

er sah seinen Freund bittend an, doch Ron zog weiter sein Schmollgesicht. Wenigstens tobte er nicht mehr vor Wut.
 

"Ist Snape dir nun wichtiger als ich?" fragte er erschöpft und wurde rot dabei.

Daher rührte die Aufregung also...es war gar nicht so sehr Rons Problem mit Schwulen, als dass er schlichtweg eifersüchtig war. Harry unterdrückte ein Schmunzeln. Ron hatte geklungen wie ein kleines Kind.
 

"Das kann man doch überhaupt nicht vergleichen, Ron! Du bist mein bester Freund und Severus mein...keine Ahnung... was auch immer..! Ihr seid mir beide wichtig!"

Seinen Freund schien diese Antwort nicht zufrieden zu stellen, aber mehr konnte er ihm nun mal nicht zugestehen.

"Am besten gehen wir jetzt ins Bett, schon spät." brummte Ron und ging in den Schlafsaal. Diesmal hielt Harry ihn nicht auf, auch er war müde und so folgte er Ron schweigend.
 

Harry wünschte Ron noch eine gute Nacht, als sie sich umgezogen ins Bett legen wollten, doch der schmollte immer noch. Er seufzte, als er sich unter die frisch bezogene Bettdecke gleiten ließ. Das versprach noch ein harter Kampf zu werden. Aber immerhin waren sie auf dem richtigen Weg.
 

Harry war müde, aber er konnte noch lange nicht einschlafen. Immer wieder ließ er den Tag Revue passieren. Das Gespräch mit Hermine. Verständnis. Das Treffen mit Severus. Die Küsse. Liebe. Begehren. Dann die Unterhaltung mit Ron. Eine Weile hatte er geglaubt, es wäre blinder Hass, der ihm entgegenschlug. Es war nur Eifersucht. Erleichterung.
 

Wieder wanderten seine Gedanken zurück zu Snape. Er war enttäuscht gewesen, als er ihn von sich gewiesen hatte. Doch nun, da er hier lag, alleine, nun da die größte Erregung wieder abgeklungen war, konnte er Severus' Entscheidung nachvollziehen. Es wäre für sie beide nicht gut gewesen.

In Gedanken versunken breitete Morpheus seinen dunklen Mantel über den Verliebten und er schlief den Schlaf der Gerechten.

Differenzen beilegen

Kapitel 9: Differenzen beilegen
 

"Ich möchte bitte die Hausaufgaben nach der Stunde fein säuberlich auf meinem Tisch haben. Ich werde sie bis zur nächsten Unterrichtseinheit durchgehen und die Ihnen dann korrigiert zurückgeben" Snape stand vor der Klasse und benahm sich wie immer. Der steinerne Gesichtsausdruck, wie gewohnt.
 

Wäre Harry nicht von Snapes schauspielerischen Fähigkeiten überzeugt gewesen, wäre er sicher unsicher geworden. Er wusste, dass diese Farce nötig war.

Ron saß neben Harry und sagte kein Wort. Zwischendurch sah er wütend zu Harry und dann zu Snape und schüttelte den Kopf.
 

Trotzdem wusste Harry, dass er ihn nicht verraten würde.

Er bemühte sich, sich so normal wie möglich zu benehmen, was ihm schwer fiel. Am liebsten wäre er vor der ganzen Klasse über Snape hergefallen. Wieder schwirrten die Bilder des gestrigen Abends durch seinen Kopf, fast meinte er, Snape noch schmecken zu können, das Gefühl seiner Lippen auf seinen eigenen.

Verklärt beobachtete er Snape dabei, wie er ihnen etwas aus dem Buch vorlas.

Als dieser geendet hatte und Harrys Blick bemerkte, zog er eine Augenbraue gespielt streng nach oben.
 

Harry grinste kurz und sah dann in sein Buch. Wie sollte er bloß die Unterrichtsstunden von Snape überstehen? Er würde ihn ständig anstarren müssen, sich damit quälen, dass er nicht zu ihm konnte, obwohl sein Geliebter doch so nah war.
 

Als es endlich zum Stundenende klingelte und alle nach vorne gingen, um ihre Hausaufgaben abzugeben, ließ Harry sich Zeit beim Einpacken seiner Tasche. So blieb er als letzter im Klassenzimmer zurück, nachdem Hermine ihm noch einen verschwörerischen Blick zugeworfen hatte. Bisher hatte Harry noch keine Möglichkeit gehabt, ihr von gestern Abend zu erzählen.
 

Er schloss die Tür des Klassenzimmers. Das Geräusch ließ Snape von seinen Notizen aufblicken. Er sah Harry freundlich an, der lächelnd auf ihn zukam.

"Harry, das ist zu gefährlich. Bitte, ich möchte dich nicht wegschicken, aber wir können es uns nicht leisten, entdeckt zu werden", beschwor ihn Snape leise. Er war aufgestanden und nah an Harry herangetreten. Man sah ihm an, dass es ihm förmlich körperlich schmerzte, Harry nicht berühren zu können und diesem ging es genauso. Aber er nickte, denn er wusste, dass Snape Recht hatte.
 

"Ich wollte nur fragen, wann wir uns wieder treffen können", flüsterte Harry und probierte einen Augenaufschlag, der unschuldig wirken sollte.

Snape lächelte. "Heute Abend geht es leider nicht, ich muss zu einer wichtigen Besprechung nach Hogsmeade. Ich lasse es dich wissen, wenn ich einen Zeitpunkt festlegen kann" Snape hauchte ihm schnell einen Kuss auf die Lippen und scheuchte ihn dann aus dem Klassenraum. "Verpass nicht wegen mir die nächste Stunde!"
 

Als Harry die Kerker verließ, sah er, dass Ron auf ihn gewartet hatte. "Du hattest Recht, er IST ganz anders, wenn ihr alleine seid."

"Moment, hast du uns etwa - Oh Ron, wie konntest du das tun?!" Ron betrachtete schuldbewusst seine Schnürsenkel.

"Es tut mir leid", nuschelte er schließlich, "Ich wollte mir nur Gewissheit verschaffen..."
 

"Gewissheit über was?!" Harry war sauer auf seinen besten Freund. Nicht nur, dass er ihm gestern nachgelaufen war, nun hatte er ihn auch noch durch ein Schlüsselloch belauscht! Doch da Ron nun von der Bindung zwischen Harry und Snape überzeugt zu sein schien - zumindest überzeugter als am Morgen oder gar am Vorabend - entschloss er sich, nur einen halben Tag lang kein Wort mehr mit ihm zu wechseln.
 

Wütend stapfte er davon, Ron folgte ihm bedröppelt.

Es tat gut, den Spieß umdrehen zu können, Harry grinste in sich hinein und war froh, dass sein Freund das von hinten nicht sehen konnte. Gemeinsam gingen sie ins Gewächshaus, wo sie nun Kräuterkunde hatten.

Professor Sprout betrat soeben den Raum, irgendwelche fürchterlich stinkenden Knollen in den Händen, mit denen sie wohl die heutige Unterrichtstunde verbringen würden.

Niemand sah sehr begeistert aus.
 

Beim Abendessen herrschte die übliche Eintönigkeit, mit dem einzigen Unterschied, dass Snape nicht da war.

Traurig schielte Harry zu seinem Platz, er wusste ja, dass dieser in Hogsmeade war. Er fühlte sich trotzdem elend.

Er hatte nicht bedacht, dass sie sich nicht jeden Abend würden sehen können. Immerhin hatte Snape Verpflichtungen und vor allem einen Job, der viel Zeit von ihm verlangte.
 

Harry seufzte und stocherte lustlos in seinem Essen herum.

Hermine sah in mitfühlen an, sie konnte sich denken, warum Harry so drauf war. Selbst Ron schien Harrys schlechte Laune aufgefallen zu sein, er versuchte ihn nach allen Kräften mit blöden Geschichten von Fred und George aufzumuntern.
 

Harry lächelte müde, aber er war froh, dass Ron wieder normal war und sich anscheinend mit dem Geliebten seines besten Freundes abgefunden hatte.
 

Das deprimierndste von allem war aber, dass er noch immer Hausaufgaben zu erledigen hatten. Nun da sie alle ihre ZAGs erhalten hatten, schienen die Lehrer sie noch härter ranzunehmen als gewohnt. Er hatte einen riesigen Berg an Arbeit vor sich und dass er seinen letzten Aufsatz so gut geschrieben hatte, war da nur eine seichte Ermunterung.
 

Nach dem Essen trotteten sie alle müde in ihren Gemeinschaftsraum zurück und machten sich ans Schreiben. Die einzige, die noch einigermaßen frisch schien, war Hermine. Die nahm Harry beiseite und verlangte von den Geschehnissen des Vorabends zu erfahren. Eigentlich war Harry nicht in Erzähllaune, aber er war Hermine das schuldig, nachdem sie ihm die volle Unterstützung zugesagt hatte. Und so berichtete er ihr.
 

Allerdings achtete er darauf, dass Ron nichts davon mitbekam. Auch wenn er Harry nun ebenfalls zu unterstützen schien, so brannte er sicher nicht darauf, jedes schmutzige Detail zu erfahren. Außerdem musste er nicht unbedingt hören, wie er Hermine von ihrer Auseinandersetzung berichtete. "So etwas habe ich mir schon gedacht", unterbrach sie ihn, "Er war heute morgen wirklich UNGEWÖHNLICH schlecht gelaunt"
 

Harry grinste und fuhr fort mit dem, was nach dem Unterricht passiert war.

Als er geendet hatte sah Hermine ihn viel versprechend an.

"Na, da hast du dich aber schnell entschlossen, Harry!" sie lachte, im Endeffekt hatte sie recht behalten, nur war es doch schneller gegangen, als sie gedacht hätte.
 

Harry grinste sie nur wortlos an und machte sich dann an die Hausaufgaben. Wenigstens hatte Snape ihnen heute nichts aufgegeben, so bestand zumindest eine kleine Chance, dass er nicht ständig an ihn denken musste.

Plötzlich klopfte es am Fenster des Gemeinschaftraumes. Eine graue Eule pickte mit ihrem Schnabel gegen die Scheibe und begehrte Einlass. Da sie sonst keinen zu kümmern schien, stand Harry auf und ließ sie herein.
 

Prompt setzte sie sich auf seine Schulter und zwickte in sein Ohr. Was wollte die Eule nur von ihm? Die Eule schuhute genervt, flog dann zu Harrys Platz und ließ sich auf seinem Zaubertränkebuch nieder. Dann streckte sie ihm auffordernd den Fuß entgegen, an dem ein kleiner Zettel befestigt war.
 

Harry löste ihn von ihrem Bein und erkannte seinen Namen darauf. Die Eule erhob sich und flog wieder aus dem Fenster, das Harry rasch schloss.

Er setzte sich wieder an seinen Platz und sah sich um. Außer Hermine, die mal kurz aufgesehen hatte, hatte niemand Notiz von der Eule genommen. Gut so.
 

Er rollte den Zettel auseinander und erkannte die spitze saubere Handschrift Snapes.

Sein Herz hüpfte, als er die wenigen Zeilen las.
 

>Harry,

ich würde dich gerne morgen Abend sehen.

Komm doch nach dem Quidditchtraining in den dritten Stock.

Dort gibt es einen Wandteppich, hinter dem eine Tür verborgen ist. Das Passwort ist Liber Corpus.

Severus<
 

Sein Abend war gerettet. Euphorisch steckte Harry den Zettel in seine Hosentasche.

Morgen Abend würden er und Severus sich wieder sehen.
 

Natürlich musste er gleich Hermine von der Nachricht erzählen. Ron war an sie herangetreten, da er seine letzten Hausaufgaben gerade beendet hatte, hörte also notgedrungen mit. Hermine lächelte und klopfte Harry auf den Rücken, wünschte ihm viel Spaß. Ron allerdings hatte einen gequälten Gesichtsausrduck.

"Nach dem Quidditchtraining also? Dann gehen wir nicht zusammen zurück? Ich dachte, wir machen wie immer noch einen Abstecher in die Küche und -"
 

"Ihr macht WAS?!" Hermine war entsetzt.

"Ist doch auch egal."

"Tut mir Leid, Ron, ich... Morgen ist Dienstag, am Freitag haben wir wieder Training. Ich werd den ganzen Abend für dich Zeit haben, versprochen!" Harry hatte ein schlechtes Gewissen. Dass sie nach dem Training nochmal in die Küche gingen und einen kleinen Snack aßen, war schon fast so etwas wie ihr Ritual geworden. Und nun versetzte er ihn einfach so.
 

Doch die Situation war für sie alle neu und Harry musste noch lernen, wie er sich um alle auf einmal kümmerte. Er vermisste Snape im Moment jedoch noch so sehr, dass das Treffen mit ihm oberste Priorität hatte.

Er lächelte Ron entschuldigend an. "Lass uns ins Bett gehen", seufzte dieser enttäuscht. Harry nickte und räumte schnell seine Schulbücher, Pergamente und Federn zusammen.
 

Dann saßen sie sich im Schlafsaal gegenüber, jeder auf seinem Bett, und schwiegen sich an.

Endlich traute Harry sich, wieder zu sprechen. Es bestand keine Gefahr, dass jemand mithören konnte, denn Neville schlief wie ein Toter, wenn er einmal lag und Seamus war noch unten im Gemeinschaftsraum.
 

"Ron, du darfst nicht glauben, dass du mir nicht mehr wichtig bist. Du bist immer noch mein bester Freund."

"Ja, ich weiß"

"Du glaubst mir nicht, oder?" Ron schüttelte leicht den Kopf

"Ich möchte nicht, dass es zwischen uns anders wird, weil ich mich verliebt habe!"
 

Ron hatte wieder den gleichen verzweifelten Gesichtsausdruck wie am Vorabend. "Es war ja auch kein Problem, wenn es nicht ausgerechnet SNAPE wäre, oder?"

"Ron, entscheide dich doch endlich, ob du eifersüchtig bist oder ob dir die Tatsache, dass ich mich in Snape verliebt habe, so auf den Sack geht!"

Ron zog eine Schnute und schwieg. Anscheinend war ihm das selbst nicht so ganz klar.
 

"Ich kann es dir nur nochmal sagen: Du bist mein bester Freund! Du bist mir wichtig, aber momentan bin ich einfach verliebt. Ich denke, dass es normal ist, dass man dann mit demjenigen Zeit verbringen möchte, in den man verliebt ist." Harry kam sich schrecklich erwachsen vor, wie er so redete.
 

"Lass uns jetzt schlafen, Ron, das bringt doch nichts, gerade."

Sein Freund nickte, ließ sich in sein Bett fallen und zog die Decke über sich. Kein ‚Gute Nacht’. Nichts.
 

Harry seufzte lautlos. Irgendwie war ihm die Sache mit Ron zu glatt gelaufen gestern und er hatte Recht behalten. Sein Freund hatte sich nur aus schlechtem Gewissen wieder normal benommen. Und da das nun abklang, konnte er wieder gegen Harry und seine Verbindung zu Snape sein, völlig egal, was er noch gesagt hatte, nachdem er sie im Klassenzimmer belauscht hatte.
 

Harry wollte nicht mehr daran denken, er konzentrierte sich mit jeder Faser seines Körpers darauf, sich auf den morgigen Abend zu freuen, endlich würde er Severus wieder sehen, ihn umarmen und küssen können.

Hoffentlich würde er ihn nicht wieder zurückweisen. Obwohl Harry einsah, dass sein Lehrer aus Vernunft gehandelt hatte, war er doch etwas verletzt gewesen.

Ein Gleichaltriger hätte sich sicher nicht so verhalten, aber was brachte es, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
 

Es war nun mal Snape, den sich sein Herz ausgesucht hatte, und trotz all der Schwierigkeiten, die das mit sich brachte, war er im Moment so glücklich wie noch nie.

Training

Kapitel 10: Training
 

Der nächste Tag schlich nur so dahin und Harry konnte kaum einen Moment still sitzen. Sogar die Lehrer bemerkten, dass er sich nicht so konzentrierte wie sonst. Und Ron wechselte immer nur noch die nötigsten Worte mit ihm.
 

Hermine hingegen schien sich mit ihm zu freuen und nach der Mittagspause nahm sie Ron sogar noch zur Seite um die Sache mit ihm zu besprechen. Inwiefern sie Erfolg damit gehabt hatte, wusste er nicht, denn er konnte keinen von beiden auffinden.
 

Sie waren gemeinsam auf das Grundstück des Schlosses gegangen, während Harry sie aus dem Gryffindorturm beobachtete. Hermine hatte wild gestikulierend auf ihn eingeredet, während Ron betreten seine Füße betrachtet hatte. Leider konnte Harry nichts von dem verstehen, was sie beide sprachen.
 

Dann waren sie aus seinem Blickfeld verschwunden und Harry war am geöffneten Fenster sitzen geblieben und hatte nervös mit einem Federkiel gespielt.
 

Seine Gedanken waren erneut von seinen Freunden weg und zu Severus Snape hingewandert. Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, während der Wind mit seinem zerzausten Haar spielte.

Er vermisste ihn so sehr, dabei hatten sie sich erst gestern gesehen. Allerdings hatten sie nicht miteinander reden können, bis auf die zwei Minuten im Klassenzimmer.
 

Am liebsten wäre Harry sofort losgelaufen und zu Severus gegangen. Wenn er daran dachte, dass es noch sechs stunden waren, bis er ihn endlich wieder für sich hatte, bekam er Bauchschmerzen.
 

Wenigstens hatte er das Quidditchtraining, auf das er sich ein wenig freuen konnte, obwohl er bezweifelte, dass er heute sehr brauchbar war. Zumindest stand erstmal kein Spiel an.
 

Noch bevor Ron und Hermine zurück waren, musste Harry sich wieder auf den Weg zum Unterricht machen. Wie von Zauberhand saßen die beiden schon im Klassenzimmer, als er ankam und benahmen sich völlig normal.

Harry beschloss, nicht darüber nachzudenken. Sonst dachte Ron noch, er würde ihm ebenfalls hinterher spionieren.
 

Der Unterricht zog sich ebenso lang wie die Stunden davor, Harry konnte kaum noch still sitzen, als es endlich zum Stundenende klingelte.

Rasch rannte er in den Nordturm und schnappte sich seine Quidditchausrüstung, nur um als erster im Umkleideraum der Gryffindors zu sein.
 

Tatsächlich war aber Ron schon vor ihm da. Er fragte sich, wie er das geschafft haben konnte, verwischte das aber gleich wieder, da es eigentlich unwichtig war.

"Hermine hat vorhin mit mir gesprochen. Sie wollte mich überreden, eure seltsame Beziehung endlich zu akzeptieren." Ron saß auf der schmalen Bank vor seinem Spind und starrte zu Harry empor, nervös seinen Besen von einer Hand in die andere gebend.
 

"Das dachte ich mir bereits. Ich kann dich ja anscheinend nicht überzeugen" Harry wollte nicht vorwurfsvoll klingen, konnte aber den Unterton nicht vollends aus seiner Stimme verbannen.
 

"Harry, du musst die Sache auch aus meiner Sicht sehen. Wie hättest du denn bitte noch vor einer Woche reagiert, wenn ich dir gesagt hätte, ich hätte Viktor Krum geküsst?!" Ron war aufgesprungen und einen Schritt auf Harry zugetreten. Der hatte Angst, Ron würde schon wieder auf ihn losgehen, konnte dennoch nicht anders als breit zu grinsen.
 

Ron ließ die Arme sinken und grinste ebenfalls leiden. "Okay, das war vielleicht nicht der beste Vergleich aber... ist doch so, oder nicht?"

Harry legte eine Hand auf die Schulter seines Freundes und nickte lächelnd. "Ja, wahrscheinlich. Ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist. Das ist es für mich auch nicht."
 

"Okay, aber gib mir noch ein bisschen Zeit."

"Hermine hat dir wohl ganz schön den Kopf gewaschen, was?", lachte Harry und strubbelte Ron durch das feuerrote Haar. Dann wurde ihre Unterhaltung durch die anderen Spieler unterbrochen, die lachend die Kabine stürmten.

"Ja, das hat sie!"
 

Das Quidditchtraining verlief nun besser als erwartet, wo Ron sich zumindest vorläufig wieder eingekriegt hatte.

Harry flog, dass der Wind ihm nur so um die Ohren peitschte, als würde die Zeit davon schneller vergehen. Er war froh, dass sie heute ein entspanntes Training hatten. Er flog über dem Geschehen hin und her und kümmerte sich kaum um die anderen.
 

Die schienen auch nicht auf Anweisungen ihres Kapitäns angewiesen zu sein und warfen sich untereinander den Quaffel zu. Der Höhepunkt des Trainings war, als Ron einen Klatscher gegen den Kopf bekam, der aber nicht schnell gewesen war. Ron hatte also nicht einmal eine Beule davongetragen.
 

Harry beendete das Training etwas früher und verabschiedete seine Teamkollegen mit einem strahlenden Grinsen.

Er duschte genüsslich, ließ das warme Wasser über seinen Rücken rinnen und ging in Gedanken schon mal sein Treffen mit Snape durch. Als er sich erfrischt genug fühlte, trocknete er sich ab und zog sich an. Dann machte er sich langsam auf den Weg in den dritten Stock, das Passwort für den Wandteppich vor sich hin murmelnd.

Alacritas

Er brauchte ein wenig länger als erwartet, um den Raum zu finden, aber da er zu früh losgegangen war, kam er dennoch rechtzeitig an. Der Wandteppich war unauffällig und so fand es Harry nicht verwunderlich, dass er ihm früher nicht als geheime Tür zu einem Raum aufgefallen war. Auch als er die Karte der Rumtreiber konsultierte, entdeckte er nichts Ungewöhnliches. Auf der Karte sah es aus wie ein gewöhnlicher Raum.
 

"Liber Corpus!", sagte er mit fester Stimme und der Wandteppich schwang beiseite um einen kurzen Gang und eine eiserne Tür freizugeben. Er hoffte, er würde für diese kein Passwort benötigen. Als er den Gang betrat, stand er in vollkommener Dunkelheit, also zog er seinen Zauberstab und murmelte: "Lumos!"
 

Die Tür hatte eine schwere Klinke und es kostete ihn einiges an Kraft, sie zu betätigen. Mit einem lang gezogenen Quietschen öffnete sie sich. Harry hatte Angst, man würde es im ganzen Schloss hören können.
 

Der Raum war unerwartet groß und schön. Die Wände waren behangen mit Fahnen der vier Gründer Hogwarts, dazwischen voll gestellte Regale und auf dem Boden war ein dicker schwarzer Teppich ausgelegt. Neben dem schmalen Fenster stand eine kleine Sesselgruppe mit einem kleinen Beistelltischchen. Snape war noch nicht da.
 

Harry sah sich ein wenig in dem Raum um. Er erinnerte ihn an den Raum der Wünsche, abgesehen davon, dass dieser in Harrys jetziger Situation wohl bedeutend anders ausgesehen hätte.
 

Als er gerade ein Regal mit Runenbüchern inspizierte, hörte er, wie sich die Tür öffnete. Diesmal quietschte sie nicht. Harry hielt den Atem an, als Snape wortlos auf ihn zukam und ihn innig umarmte. Das hatte ihm so gefehlt. Er grub seine Nase in die Halsbeuge seines Lehrers. So ungewohnt warm. Und Snape roch so gut. Harry ließ ein verträumtes seufzen hören und Snape lächelte.
 

"Hallo!" grinste Harry verklärt und küsste Snape sanft auf den Mund. "Guten Abend, Harry!" erwiderte der gespielt nüchtern und strubbelte dem Jüngeren durchs wirre Haar.
 

Dann löste er sich von ihm und ging zu dem Tisch, auf dem nun wie von Zauberhand eine Flasche und zwei Gläser standen.

Snape klemmte die Stielgläser zwischen seine langen Finger und schenkte sie elegant mit der dunkelroten Flüssigkeit aus der Kristallflasche voll. Lächelnd reichte er Harry eines der Gläser und sog genießerisch den Duft des Getränkes in sich hinein.
 

"Was ist das, Severus?" Harry schnupperte ebenfalls an dem Trank und fühlte sich von dem scharfen Geruch schon leicht benebelt.

"Diese Flasche habe ich gestern für uns besorgt. Es ist ein besonderer Trank namens Alacritas. Probier ihn, du wirst ihn mögen." Snape lächelte verschwörerisch und strich Harry sanft über die Stirnhaare.
 

Harry hob das Glas an die Lippen und nippte leicht daran. Es schmeckte köstlich. Süß und gleichzeitig scharf. Als er Severus erneut küsste, schmeckte er das herrliche Getränk auch von seinen Lippen. Harry schlang die Arme um ihn und küsste ihn innig. Noch nicht einmal als sein Glas auf dem Boden zerschellte, konnten sie voneinander ablassen.
 

Harry wusste nicht, wie ihm geschah und es war ihm auch egal. Er wollte diesen Mann vor ihm, ihn küssen, ihn berühren.

Heute schien sich Severus nicht zurückhalten zu wollen und das war Harry nur sehr recht. In den letzten paar Tagen war ihm klar geworden, wie sehr er sich nach seinem Lehrer sehnte, wie hoffnungslos jede Bemühung, es zu unterdrücken gewesen war.
 

Er grub seine Hand in Severus' langes Haar und küsste ihn verlangend. Nie wieder wollte er sich von ihm lösen.

Er drückte sich an seinen Geliebten und begann, die Knöpfe von Snapes Robe zu öffnen. Der ließ sich nicht lange bitten, er umfasste Harry mit beiden Armen und zog ihn an sich.
 

"Du machst mich so verrückt..." raunte er in Harrys Ohr.

Eine angenehme Gänsehaut zog sich über Harrys gesamten Körper. Diese weiche Stimme, sie löste so Wundersames in ihm aus. Seine Antwort ging in einem erneuten Kuss unter. Er zog Snape die Robe von den Schultern. Darunter trug er nur ein enges Hemd, das fantastisch an ihm aussah. Harry leckte sich über die Lippen, und löste den Knopf seines Umhangs.
 

Severus grinste und beugte sich vor. "Dir gefällt was du siehst, nicht wahr, Potter?", zärtlich biss er in Harrys Ohr. "Oh ja, Professor!" grinste der zurück und ließ betont aufreizend seinen Umhang zu Boden gleiten.
 

Dann trat er wieder auf seinen Lehrer zu und küsste ihn fordernd, während er sich erst an dem Hemd seines Lehrers zu schaffen machte und dann an seinem eigenen. Dies hier erinnerte in keinster Weise mehr an die unschuldigen, romantischen Küsse, die sie am See ausgetauscht hatten. Dies verlangte nach mehr. Harry konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen, sein Verstand war vernebelt von dem roten Trank, den er von Snape erhalten hatte.
 

"Professor, ich will mehr", raunte Harry dem Geliebten ins Ohr und krallte sich fest in dessen Hemd und riss es ihm von den Schultern. Er wusste kaum etwas mit sich anzufangen, ungewohnt, nicht nachdenken, nur dem Körper folgen. Vernebelung. Harry drängte Snape nach hinten, so dass dieser sich in einen der Sessel fallen lassen musste. Der Schüler, der sein Hemd noch anhatte, beugte sich tief über ihn und ließ seine Zunge über die Lippen des Anderen tanzen. Snape war ihm unterlegen, öffnete den Mund leicht und suchte verzweifelt die Zunge zu erhaschen, die mit ihm spielte, doch Harry hatte anderes vor.
 

Er wanderte weiter nach unten, küsste den Hals und knabberte an der kalten Haut. Er fühlte die Hände Snapes in seinem Haar, die ihn zwingen wollten umzukehren und zu seinen Lippen zurückzukehren, doch er wanderte noch weiter nach unten. Küsste das Schlüsselbein seines Lehrers, der den Kopf in den Nacken lehnte und zufrieden seufzte, spielte mit der Brustwarze. Ein lautes Stöhnen bestätigte ihm, dass es Snape gefiel. Er stand nun auf und beugte sich wieder über das Gesicht seines Geliebten.
 

"Harry...", raunte Snape, er hatte fast keine Stimme mehr, die Augen waren geschlossen.

"Ja, Professor?"

"Küss mich!" Harry ließ sich nicht zweimal bitten, setzte sich breitbeinig über seinen Lehrer und versank in einem innigen Kuss mit ihm. Immer wieder ließ er seine Hände durch das schwarze Haar des Anderen gleiten, verbiss sich in seiner Zunge während Snape nur genoss.
 

Dann löste er sich von Snape, richtete sich im Sessel auf und griff nach der Kristallflasche, die auf dem Tisch neben ihnen stand. Grinsend entkorkte er sie und trank einen tiefen Schluck. Sofort spürte er eine unglaubliche Hitze in sich aufsteigen.
 

Er stellte de Flasche mit wackliger Hand zurück auf den Tisch und wendete sich wieder seinem Lehrer zu. Auffordernd fing er an, aufrecht auf Snape sitzend, sein Hemd aufzuknöpfen, langsam, Knopf für Knopf. Er feixte, als er den hungrigen Blick seines Gegenübers bemerkte und knöpfte sein Hemd nur noch langsamer auf.
 

Snape lehnte sich im Sessel zurück und sah Harry zu, sichtlich erregt. Als dieser auch den letzten Knopf seines Hemds geöffnet hatte, hob er eine schmale Hand an Harry Brust, befühlte die weiche Haut. Harrys Brust britzelte, wo ihn die kühle Hand berührte.
 

Den Streicheleinheiten folgten Küsse, weiche Küsse auf seiner Brust, seinem Hals, den Schultern. Wieder vergrub Harry die Hände in den schwarzen Haaren vor ihm. Als Snapes Hände plötzlich unter seinen Hintern wanderten und Harry naher zogen, keuchte er auf. Offensichtlich konnte nun auch sein Geliebter sich nicht mehr zurückhalten. Eng umschlungen versanken sie erneut in einen leidenschaftlichen Kuss.
 

Abrupt unterbrach Snape, er hatte Harrys Hand an seinem Gürtel gespürt. Mit flackerndem Blick sah er ihn an, hielt ihn aber nicht davon ab.
 

"Ist es dir recht, wenn ich...", keuchte Harry, der keine Unsicherheit mehr kannte. Snape nickte und legte erwartungsvoll den Kopf in den Nacken. Auch er hatte zuviel von dem Alacritas-Trank zu sich genommen, konnte nicht mehr klar denken, war von der Lust geleitet. Er wollte diesen Jungen, wie er früher James gewollt hatte. Wollte ihn noch mehr. Bei ihrem letzten Treffen hatte er Zweifel gehabt. Er war noch so jung, so unschuldig. Sein Schüler. Und doch wollte er ihn in diesem Moment nicht wieder von sich weisen.
 

Harry rutschte von dem Schoß des Anderen und machte sich mit einem aufreizenden Blick am Gürtel seines Lehrers zu schaffen. Seine Hände schienen genau zu wissen was sie taten, auch wenn sie diese Bewegungen noch nie ausgeführt hatten. Er küsste den glatten, festen Bauch seines Lehrers während er nun auch die Knöpfe seiner Hose öffnete. Doch dann zögerte er. Bis hierhin hatte ihn sein Körper geleitet, und was nun?
 

Anscheinend hatte er doch noch ein Gehirn zwischen all dem pochenden Blut, er fühlte sich überfordert. Nicht, dass es ihm zu schnell ging, aber er wusste schlichtweg nicht, wie er weiter verfahren sollte. Snape hatte seine Unsicherheit offensichtlich bemerkt.
 

Sanft drückte er Harry von seinem Schoss und ließ ihn, neckisch in seine Unterlippe beißend, auf den Boden gleiten, bevor er selbst vom Sessel rutschte und sich über ihn beugte. Seine Haare fielen in Harrys Gesicht und kitzelten ihn. Harry war dankbar, dass Snape nicht aufhörte, nachdem er dessen Zögern bemerkt hatte.
 

Harry schmiegte sich an ihn und spürte die Erektion des anderen. Er keuchte auf. Sein ganzer Körper kribbelte bei der kurzen Berührung. Auch Harry war mehr als erregt, seufzend überließ er seinem Geliebten die Führung, schloss die Augen und räkelte sich unter den Berührungen.
 

Severus' Hand strich über die Haut seines aufgebäumten Rückens, glitt unter Harry Hosenbund und kniff ihn kräftig in den Hintern. Harry sah Snape empört an, seine Beschwerde wurde jedoch in einem Kuss erstickt.
 

Und wenn, wäre sie auch nicht ernst gemeint gewesen, er genoss jede Berührung seines Liebhabers. Ihre erhitzten Körper bewegten sich rhythmisch gegeneinander und ihre Erregung wuchs ins Unermessliche. Sie atmeten schnell, heiß. Schwitzen. Feuchte Küsse.
 

"Ich will dass du mir heute Nacht alles zeigst", keuchte Harry, nicht überrascht über seine plötzlich wieder gewonnene Sicherheit. Snape grinste gegen die Halsbeuge seines Schülers und ließ seine Hand über seinen Bauch nach unten wandern, um auch Harry von der Enge seiner Hosen zu befreien.
 

Noch während er mit den Knöpfen beschäftigt war, löste er seine Lippen von Harrys Hals und wanderte langsam nach unten. Die Hände des Jüngeren krallten sich in den schwarzen Teppich, er drückte den Rücken durch, seine Lenden dem Lehrer entgegen. Doch dieser spannte ihn weiter auf die Folter. Er streichelte alle Haut, die sich ihm bot. Den festen Bauch, die Arme, die angespannte Brustmuskulatur, machte bei der Brustwarze länger Halt. Lautes Stöhnen. Harry wand sich unter den geschickten Händen und Lippen Snapes, drückte sich ihm entgegen. Er wollte alles.
 

"Bitte...", hauchte er erregt.

"Du bist ein ungezogener Junge, Harry!", schnurrte Snape, und schloss seine Lippen endlich um die harte Auswölbung in Harrys Unterhose. Dann zog er ihm die Jeans ganz von den Beinen und entledigte sich auch seiner eigenen Hose.
 

Harry glaubte nicht, jemals wieder atmen zu können. Er stöhnte auf, was Snape unverfroren grinsen ließ. Langsam arbeiteten dessen Lippen sich wieder nach oben, liebkosten seinen Bauch, seinen Oberkörper, den Hals. Bedächtig fuhr er mit der Zunge die Konturen von Harrys Schlüsselbein nach, biss in seine Brustwarze. Sein Schüler japste nach Luft, sein Kopf schwindelte, als plötzlich und ohne Vorwarnung Snapes Hand in seine Shorts glitt.
 

Harrys Augen weiteten sich, als Snape begann, die Stirn auf Harrys legend, seine Hand auf und ab zu bewegen. Seine Fingerknöchel schmerzten, als Harry seine Hände noch tiefer in den Teppich grub und nur noch Sterne sah. Fiebrig sah er seinem Geliebten in die Augen, die so nah vor seinen waren, schwarz und glänzend.

"Sev...ah...ich… kann nicht...mehr..." keuchte er und krallte sich in dessen Rücken.
 

Er wollte es nicht, wollte den Genuss noch länger auskosten, aber er konnte es nicht verhindern. Mit einem lauten Aufschrei kam er in Severus' Hand. Dann fiel er erschöpft und verschwitzt auf den Teppich zurück. Immer noch atmete er schwer und hatte das Gefühl, sich nie wieder rühren zu können. Mit letzter Kraft hob er den Arm und umschlang den Körper des Geliebten. Dieser zog nun die Hand aus Harrys Shorts, eine klebrige, feuchte Spur hinter sich herziehend.
 

"Hat es dir gefallen?", wisperte Snape dem Jungen ins Ohr. Dieser fand zwar kaum noch die Energie zu nicken, doch sein selig-erschöpfter Gesichtsausdruck sprach Bände. Nun löste sich Snape von dem Anderen und rollte sich von ihm herunter, beugte sich noch einmal über ihn um ihn sanft zu küssen.
 

"Und was ist mit dir, Severus?", flüsterte Harry stockend. Doch Snape legte ihm einen feuchten Finger auf die Lippen um ihn zum Schweigen zu bringen, küsste anschließend die salzigen Tropfen fort. "Ich bin glücklich, wenn ich die glücklich machen konnte, Harry!"

Der machte den Mund auf, klappte ihn aber wieder zu und sah Snape mit großen verliebten Augen an.
 

"Aber...das nächste Mal.." Harry sprach nicht weiter, doch er wusste, dass sein Geliebter ihn verstanden hatte.

"Das nächste Mal." raunte Severus ihm ins Ohr und küsste sein Ohrläppchen. "Klingt gut."
 

"Entschuldige, dass ich dir den Trank gegeben habe. Sonst wärst du bestimmt klarer gewesen, aber-" Harry legte ihm den Finger auf die Lippen und schmiegte sich an ihn.

"Ich hätte es so oder so gewollt. Sonst wäre ich doch heute nicht hierher gekommen. Als du mich neulich Abend zurückgewiesen hast, war ich etwas verletzt, deshalb wollte ich es heute umso mehr. Ob Trank oder nicht."
 

Harry lächelte, denn Snape hatte einen Moment lang ziemlich unglücklich ausgesehen, doch jetzt schien er beruhigt und lehnte den Kopf an Harrys Schulter. Sie waren beide erschöpft und müde, und so schliefen sie aneinandergekuschelt auf dem weichen schwarzen Teppich ein.

Kapitel 12: Enttäuschung [mit Ankündigung!]

Hallo liebe Leser, Himbeerpudding und ich haben jetzt einen Gemeinschaftsaccount [Orange-Glass], auf dem diese Fanfiction weitergeführt wird. Natürlich muss sie erstmal auf den jetzigen Stand gebracht werden, weswegen ihr noch ein bisschen warten müsst, bis es wirklich weiter geht.
 

Um auf dem Laufenden zu bleiben, fügt einfach den Halbblutprinzen auf unserem Gemeinschaftsaccount zu euren Favoriten hinzu und schmeißt die hier dafür raus, hier wird sich eh nichts mehr tun!

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/serie/1087/186508/
 

Ich hoffe, ihr seid nicht zu enttäuscht und fangt aus Ungeduld nicht an, uns zu steinigen ;)
 

Als kleine Entschädigung kann ich euch verraten, dass wir im Moment an einer Doujinshi-Umsetzung des Halbblutprinzen planen.

Kann aber auch noch ein bisschen dauern, schließlich ist Zeichnen aufwändiger als Schreiben, nicht wahr? ^^
 

Wir freuen uns natürlich auch weiterhin über konstruktive Kritik und Liebesbekundingen :D
 

Und damit ihr nicht ganz auf dem Trockenen sitzt, bis es soweit ist, bekommt ihr noch den Anfang des 12. Kapitels zu Lesen ;)
 

~~~~~~
 

Harry schlief tief und fest. Traumlos. Und als er am nächsten Morgen aufwachte fühlte er sich sehr ausgeruht, obgleich er nur wenige Stunden geschlafen hatte. Es war noch nicht ganz hell, aber Snape war schon weg, doch damit hatte er gerechnet. Er hatte schließlich eine Arbeit, der er nachgehen musste. Harry warf einen kurzen Blick auf das dunkle Schlossgelände und den grau geschlierten Himmel. Er hatte leichte Kopfschmerzen, aber die würden im Laufe des Tages schon noch vergehen.
 

Während er seine Kleidung zusammenklaubte um sich anzuziehen, bemerkte er ein Pergament, das von der leeren Flasche beschwert auf dem kleinen Tisch stand.
 

"Lieber Harry,

Ich muss jetzt leider gehen. Gerne würde ich warten, bis zu aufwachst, ich vermisse deine Küsse schon jetzt, aber ich habe noch etwas zu erledigen. Du siehst aus wie ein Engel, wenn du schläfst. Ich möchte diese Nacht so bald es geht wiederholen.

In ewiger Verehrung, Severus"
 

Harry musste über die gestelzte Ausdrucksweise lächeln. Dann zog er sich an, steckte das zusammengefaltete Pergament in seinen Umhang und schlich leise in den Gryffindorturm zurück. Er hoffte, dass noch alle schlafen würden, sonst gab es sicher einige peinliche Fragen zu beantworten. Er hatte Glück. Er legte sich noch einmal ins Bett, konnte aber nicht wieder einschlafen. Doch das war nicht nötig, denn er hatte sich genug Gedanken zu machen. Snape war ein herrlicher Mann und die Nacht war wundervoll gewesen und er vermisste ihn ebenfalls schon sehr.
 

Als seine Mitschüler etwas später aufstanden, tat Harry so, als wäre er selbst gerade erst aufgewacht. Eigentlich brannte ihm die gestrige Nacht auf der Zunge, am liebsten hätte er Ron sofort alles erzählt, doch er beschloss, sich vielleicht erstmal Hermine anzuvertrauen. Wie Ron das Geschehene aufnehmen würde, wusste Harry nicht und er war froh, dass sein Freund sich gerade erst wieder eingekriegt hatte. Das wollte nicht so schnell wieder aufs Spiel setzten. Etwas missmutig stapfte er mit Ron zum Frühstück, heute würde er Snape nicht sehen, außer beim Essen und da hatten sie nicht die Chance auf ein privates Wort.
 

Als er sich an den Gryffindortisch setzte, warf er seinem Geliebten einen sehnsüchtigen Blick zu. Snape zog eine Augenbraue in bekannter Manier nach oben und hob ein wenig die Mundwinkel. Es machte Harry wahnsinnig, dass sie sich in der Öffentlichkeit keinerlei Gefühle zeigen durften, dabei gab es nichts, was er lieber getan hätte.
 

Er konzentrierte sich wieder auf Toast und Marmelade und versuchte, sich von diesen trüben Gedanken abzubringen. Immerhin hatte er gerade die schönste Nacht seines Lebens hinter sich, was fiel ihm ein, so missgelaunt zu sein.



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Von:  Angelcerise
2008-04-27T19:18:30+00:00 27.04.2008 21:18
Wurde schon in die Favo-Liste aufgenommen^^
Will ja nicht verpassen wenn es weiter geht XD
Freue mich schon auf das nächste Kapitel unter gemeinsamen Namen von euch ;-)
Von: abgemeldet
2008-04-26T21:42:21+00:00 26.04.2008 23:42
°///°
schönes kapitel
bin gespannt wie
es weitergeht
Von: abgemeldet
2008-04-26T21:32:25+00:00 26.04.2008 23:32
tolles kapitel ^-^
Von: abgemeldet
2008-04-26T21:31:06+00:00 26.04.2008 23:31
schönes kapitel
Von: abgemeldet
2008-04-26T21:28:33+00:00 26.04.2008 23:28
klasse kapitel^^
Von: abgemeldet
2008-04-26T21:24:56+00:00 26.04.2008 23:24
wir romatisch ^.^
Von: abgemeldet
2008-04-26T21:14:33+00:00 26.04.2008 23:14
super kapitel ^___^
Von: abgemeldet
2008-04-26T21:09:53+00:00 26.04.2008 23:09
tolles kapitel ^.^
Von: abgemeldet
2008-04-26T21:02:03+00:00 26.04.2008 23:02
klasse kapitel ^__^
Von: abgemeldet
2008-04-26T20:56:26+00:00 26.04.2008 22:56
schönes kapitel! ^.^


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