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Spiegelbilder...

Endlich: Neues Kapitel!
von

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Ein ganz gewöhnlicher Tag?

Disclaimer: Inu Yasha gehört (leider) nicht mir und ich will hiermit auch kein Geld verdienen!
 

Spiegelbilder…
 

1. Ein ganz gewöhnlicher Tag?
 

‘Ein weiterer ereignisloser Tag im Zeitalter der kriegerischen Staaten’, dachte Kagome entnervt. Sie wollte eigentlich gar nicht hier sein, schließlich stand in der nächsten Woche wieder eine Mathearbeit an- und dabei war Mathe inzwischen ihr Schwachpunkt. Aber wie üblich hatte Inu Yasha keinerlei Verständnis aufgebracht und sie mit den Worten „So komische Bannsprüche können nicht so wichtig sein wie die Juwelensplitter“ hierher gezerrt. Sie hatte schon mehr als einmal versucht, ihm klar zu machen, dass es sich bei diesen ‚Bannsprüchen’ um mathematische Formeln handelte, aber er hörte ja nie zu.
 

Und nun trottete sie gemeinsam mit Miroku, Sango, Shippo, Kirara und natürlich Inu Yasha durch die Gegend- wie üblich ohne jeden Plan. Das war ja so typisch. Immer stürmte der Halbdämon los- ohne je zu wissen, wohin. „Ich finde Naraku schon irgendwie.“ Kagome rollte mit den Augen. Sehr tröstlich. Sie wollte grade einwerfen, dass ‚irgendwie’ ziemlich vage war, als sich der Halbdämon zu ihr umdrehte und brüsk fragte: „Und- sind hier Juwelensplitter in der Nähe?“. Also, das war ja wohl die Höhe! Nicht nur, dass er sie nicht in Ruhe lernen ließ, jetzt sollte sie schon wieder als Juwelendetektor dienen! Ihr platzte der Kragen. „Mach Platz“, fauchte die Schülerin und ging raschen Schrittes weiter, während Inu Yasha wieder mal näheren Kontakt mit dem Erdboden machen durfte.
 

„Au! Verdammt, warum hast du das gemacht?!“. Kagome enthielt sich jeglicher Antwort- als ob das nicht klar wäre! Sie blieb stumm und gab sich größte Mühe, ihn zu ignorieren.

„Du hast es nicht anders verdient!“, krähte Shippo schadenfroh. Die Belohnung dieser hämischen Bemerkung bestand in einer heftigen Kopfnuss, die der Kleine mit einem lauten Aufheulen quittierte. Sofort erschallte ein weiteres ‚Mach Platz’ und riss Inu Yasha erneut von den Füßen. Gott, er HASSTE diese dämliche Bannkette. Sooft hatte sie schon versprochen, das Wort weniger einzusetzen- aber dieses Versprechen hatte sie natürlich nie eingehalten. Mit schmerzverzogenem Gesicht erhob sich der Halbdämon wieder. Selbstverständlich waren die anderen einfach weiter gelaufen, anstatt auf ihn zu warten. ‚Und so was nennt man Freunde! Da braucht man ja keine Feinde’, dachte er verärgert und beschleunigte sein Tempo, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Er ahnte nicht, dass jemand jeden seiner Schritte mit Argusaugen beobachtete…
 

Obwohl die kleine Gruppe gut vorankam, blieb die Stimmung weiterhin mies. Kagome kochte immer noch vor Zorn, dass sie gegen ihren Willen hier bleiben musste- klar, sie konnte jederzeit gehen. Gesetzt dem Fall, sie käme Inu Yasha aus den Fängen. Und selbst wenn das klappte, würde er binnen kürzester Zeit wieder auf der Matte stehen und sie irgendwie zurückzerren. Da würde auch hundert ‚Mach Platz’ nichts dran ändern.

Inu Yasha indes war erbost darüber, dass Kagome ihn wieder einmal gebannt hatte. Ehrlich gesagt wusste er nicht einmal warum- vermutlich nur, weil es dem Mädchen so sehr gefiel, ihn zu Boden gehen zu lassen! Weiber!

Aber auch die anderen waren gereizt. Sango war außer sich, nachdem der lüsterne Mönch wieder einmal seine Hand auf eine Stelle gelegt hatte, an diese ganz und gar nicht gehörte. Das hatte sie ihm nur zu deutlich eingebläut, und dass nicht zu ersten mal, aber leider vergaß Miroku ihre Maßregelungen viel zu schnell wieder und betatschte sie ein weiteres Mal…

Einzig Shippo und Kirara waren von der düsteren Stimmung ausgenommen. Doch der kleine Fuchsdämon spürte mit Unbehagen, dass zwischen seinen Freunden dicke Luft herrschte. Mal wieder! Er seufzte: Die Erwachsenen und ihr Tun würde er wohl nie verstehen…
 

Nach stundenlangem Laufen hatte Inu Yasha endlich eingesehen, dass Naraku hier wohl nicht in der Nähe war. Allerdings würde er sich eher die Zunge abbeißen, als zuzugeben, dass er sich geirrt hatte. Dennoch- seine menschlichen Begleiter benötigten eine Pause. Menschen waren eben schwächlich. Inu Yasha selbst hätte noch stundenlang weiterlaufen können. Innerlich zuckte er jedoch die Schultern- was soll’s. Er konnte er eh nicht ändern.

So gingen die 5 daran, ein Lager zu errichten und eine Mahlzeit zuzubereiten. Diese verlief jedoch in einem eisigen Schweigen. Shippo bemühte sich zwar darum, ein Gespräch in Gang zu bringen, gab jedoch bald auf, da jeder seiner Versuche recht rasch abgewürgt wurde- und das von allen, sogar von Kagome! Als sich alle zum Schlafen niederlegten, hoffte der Kleine, dass am Morgen alles wieder gut wäre.
 

Weit gefehlt! Die Stimmung, die bereits gestern den Gefrierpunkt erreicht hatte, fiel heute noch einige Grade in den Minusbereich ab. Direkt nach dem Aufstehen war es zu einem hitzigen Streit zwischen Kagome und Inu Yasha gekommen, mit der Konsequenz, dass Kagome in ihre Zeit zurückkehren wollte.

„Dann geh doch, du blöde Pute, wir brauchen dich sowieso nicht. Verschwinde einfach. Ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen!“. „Fein! Ich will dich auch nicht mehr sehen, du IDIOT! ICH HASSE DICH!!!“. Mit diesen Worten wandte sich die Schülerin ab, während der Halbdämon beleidigt die Arme verschränkte und entschlossen in die entgegengesetzte Richtung starrte. Sango wollte grade eingreifen, um die Gemüter zu beruhigen, da spürte sie erneut Mirokus Hand auf ihrem Hintern. Das war ja wohl die Höhe! Die Dämonenjägerin sah prompt rot, vergaß, was sie zuvor hatte tun wollen und zog dem Mönch kräftig einem mit ihrem Bumerang über. Damit war die Laune aller endgültig im Keller.

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Die ältere Frau betrachtete den Nebel, der von ihrem Kessel aufstieg. Ihr dunkelbraunes Haar, das zu einer komplizierten Hochsteckfrisur zusammengefügt worden war, war bereits von einigen helleren Strähnen durchzogen. Die türkisgrünen Augen waren jedoch immer noch scharf. Deutlich erkannte sie das Geschehen. Sie lachte verächtlich. Ein jämmerliches Halbblut. Wie konnten sich nur ehrbare Menschen oder reinblütige Dämonen mit einer derart abstoßenden Kreatur einlassen. Immerhin schien wenigstens das Mädchen in der seltsamen Kleidung ihre Meinung zu teilen- sie schien das Mischwesen ebenfalls zu verabscheuen. ‚Einem solchen Ding dürfte man nicht mal erlauben, zu leben. Es ist es nicht wert, dieselbe Luft wie wir zu atmen’. Vielleicht sollte sie es töten….

Aber das war immer so langweilig und viel zu schnell vorbei. Nachdenklich starrte sie in die aufsteigenden Dämpfe des Gefäßes. Dann glitt ein boshaftes Lächeln auf ihr Gesicht. Natürlich! So würde sie es machen! Das wäre ein Spaß! Rasch ließ die Frau das Bild im Dunst verfliegen und wandte sich ihren Vorräten zu. Wunderbar! Es war alles da, nur eine entscheidende Zutat für ihr Vorhaben fehlte noch: Das Blut der Kreatur.

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Mürrisch stiefelte Inu Yasha Richtung Musashi, damit Kagome die Epoche wechseln konnte, weigerte sich jedoch vehement, das Mädchen auch nur anzusehen. Sie hasste ihn also. War ihm doch egal. Er konnte sie ja auch nicht leiden! Gekonnt überhörte er sämtlich Gespräche hinter seinem Rücken. Offenbar versuchten die anderen Kagome wieder zu beruhigen- das war eh überflüssig. So stur, wie das Mädchen war, würde sie nie einlenken. Sie war eben ein Dickkopf.

Dasselbe galt für ihn, doch dessen war er sich nicht bewusst…

Plötzlich verspürte er einen unangenehmen Stich am Hals. Unbewusst schlug er mit der flachen Hand zu, erwartete bereits, Myoga, den feigen Blutsauger, auf seiner Handfläche zu sehen, wurde jedoch enttäuscht. Da war nichts. Verwirrt blieb er stehen. Irgendwas hatte ihn gestochen, da war sich der Halbdämon ganz sicher, schließlich neigte er nicht dazu, sich Dinge einzubilden. „Stimmt etwas nicht, Inu Yasha?“, erklang Mirokus Stimme fragend zu seiner Rechten. „Es ist nichts. Mich hat nur irgendwas gestochen“, winkte er ab. „Myoga?“. „Nein. Ich weiß nicht, was. Ist ja auch egal“. „Du sagst es“, warf Kagome spitz ein. Sie schnaubte verächtlich und ging einfach weiter. Miroku begegnete Inu Yashas Blick, lächelte kurz –Frauen- und folgte dem Mädchen.

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„Damit habe ich alles zusammen, was ich benötige“. Mit diesen Worten öffnete die Frau eine winzige Phiole und ließ dessen Inhalt in den Kessel tropfen. Sofort nahm das Gebräu darin einen unheilvollen Grauton an, der mit roten Schlieren durchsetzt war.

Das Blut zu beschaffen war einfacher gewesen als sie sich gedacht hatte. Ein winziger Vampirkolibri hatte ihr das gewünschte gebracht. Diese Biester waren wahrlich praktisch. Schnell, nahezu unsichtbar, sie bewegten sich fast geräuschlos und ihr Geruch verschmolz stets mit der Umgebung. Nur extrem mächtige oder aufmerksame Wesen konnten sie wahrnehmen- und das Halbblut gehörte garantiert nicht dazu. Abfällig lachte sie und rührte den Kesselinhalt um.

Schließlich war das Gemisch fertig. Rasch nahm die Dunkelhaarige ein kleines Gefäß, tauchte es in die dampfende Flüssigkeit und goss es mit einer heftigen Handbewegung ins Feuer. Die Flammen loderten auf und wurden blutrot. Leise stimmte die Frau einen Singsang an, der von seltsamen Handbewegungen begleitet wurde. Die Flammensäulen tanzten, folgten den Gesten der Frau.
 

Nier eniernu sad thcam

Fua eredol! Ehcroheg! Reuef!

Nie etlah! Ehcroheg! Tulb!
 

Ierf edrew se, rid ni Tulb erabtsok sad

Tulbblah, Muahcsba

Iewz Netlew red ni nerobeg! Nesew!
 

Iewz edrew!

Snie saw med sua
 

Nebegeg Dnah eid ni neredna med ies!

Nebel nenie sed ncod
 

Nebeg se hci lliw os dnu nies se llos os
 

Mit schriller Stimme wob sie ihren Zauber. Bald würde er wirken- und der Spaß konnte beginnen…

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Inu Yasha hielt erneut inne. Er fühlte sich auf einmal ganz seltsam. Dann kam der Schmerz. Elender, scharfer, beißender Schmerz, der ihn zu Boden zwang, ihn schreien ließ. Sein Blut schien zu brennen. Es tat so weh.

Erschrocken erstarrten die anderen. Was war plötzlich geschehen? Weshalb war der Halbdämon zusammengebrochen und was konnten sie tun, um ihm zu helfen? Der wand sich vor Pein- und das bedeutete, dass die Qual enorm war, denn wehleidig war Inu Yasha nun wirklich nicht.
 

Kagome hielt mit Mühe die Tränen zurück. Sie hasste es, nur hilflos dazustehen und nichts tun zu können. Den albernen Streit von vorhin hatte sie längst vergessen. Sie hört das Wimmern des Halbdämons- wann hörte das endlich auf, sie konnte es nicht mehr ertragen! Wieso wurde Inu Yasha so gefoltert? Sie wünschte sich jetzt nichts seliger, als die Zeit zurückzudrehen. Wenn doch alles wieder normal wäre. Aber irgendwie geschah jedes Mal etwas Schlimmes, wenn sie alle auf Splittersuche waren. Ja, sie hatte Recht gehabt: es war mal wieder ein ganz gewöhnlicher Tag im Zeitalter der kriegerischen Staaten!
 

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Was passiert da mit Inu Yasha? Wer ist die Fremde und warum hasst sie Hanyous so sehr? Gruß

Foxfire

Inu...Yasha???

2. Inu…Yasha???
 

Der Schmerz ließ und ließ nicht nach. Was war nur mit ihm los? Hatte das seltsame Vieh, das ihn gestochen hatte, ihm ein Gift eingeflößt? Es sollte endlich aufhören, er konnte das nicht mehr ertragen!
 

Ein eigenartiges Schimmern ging plötzlich von Inu Yasha aus, umhüllte ihn wie ein Kokon. Die anderen wichen verwirrt zurück. Was war das denn jetzt? Die Antwort folgte auf dem Fuße. Das Leuchten wich, zurück blieb ein regungsloser Inu Yasha. Seine Freunde trauten ihren Augen nicht- sein Haar war schwarz geworden, menschliche Ohren waren anstelle von Hundeohren getreten. Aber- es war doch gar nicht Neumond! Und zudem war helllichter Tag! Wie konnte es sein, dass die dämonischen Kräfte des Hundejungens verschwanden? Steckte womöglich ein Bann dahinter? Bevor jedoch irgendeiner dazu kam, derartige Fragen zu formulieren, kam wieder Leben in den Jungen. Mühsam raffte er sich auf. Seine jetzt braunen Augen starrten verwirrt in die geschockten Gesichter seiner Freunde. „Was?“, blaffte er mürrisch. Irgendwas war anders als sonst. Er fühlte sich befremdend schwach. Ob das auf diese Schmerzattacke- anders konnte er es nicht benennen- zurückzuführen war? Aber guckten ihn alle so dämlich an?! „Wieso bist ein Mensch, Inu Yasha?“, fragte Shippo mit der Unschuld eines Kindes. Dem verschlug es prompt die Sprache. Ungläubig hob er seine Hand, bemerkte das Fehlen seiner Krallen. ‚Das ist nicht wahr’, versuchte er sich einzureden, ‚ich träume bestimmt’. Unsicher suchte seine Hand auf dem Kopf nach den vertrauten Hundeohren, die jedoch nicht da waren.Weiterhin zweiflerisch hob er sich eine der eigenen Haarsträhnen vor die Augen- sie war schwarz. Die Frage war allerdings- wieso?
 

Er fühlte sich unbehaglich, zu oft hatte das Fehlen seiner dämonischen Kraft Katastrophen heraufbeschworen. Außerdem konnte er in dieser Gestalt wohl kaum gegen Naraku bestehen, Splitter einsammeln oder auch nur Kagome beschützen- im Gegenteil, er war nun derjenige, der beschützt werden musste! „Mach dir keine Sorgen, wir kriegen schon raus, warum du ein-“ „Jaja, schon gut.“ Sango hatte es vermutlich nur gut gemeint, aber er wollte weder tröstende noch beruhigende Worte hören. Kagome musterte ihn indes unangenehm genau. „WAS?!“, fragte erneut, diesmal eindeutig genervt. „Wo ist deine Bannkette?“. „Häh?“. Inu Yasha schaute an sich hinab. Tatsache! Das Halsband, mit dem das Mädchen ihn immer so gerne bändigte war verschwunden. Wie erfreulich! Bevor er sich allerdings wundern konnte, sprangen Sango und Miroku alarmiert auf. Fragend sahen die anderen die beiden an.

„Eine dämonische Aura ist grade aufgeflammt- und zwar hier in der Nähe. Der Dämon, dem sie gehört, muss immense Kraft besitzen!“. Rasch eilten die beiden davon, allerdings versäumten sie es nicht, Inu Yasha einzuschärfen, zurückzubleiben.

Dieser fluchte. Er hatte recht gehabt- kaum war er in menschlicher Form, stieg der Gefahrenpegel beträchtlich. Und er war verdammt hilflos in diesem schwächlichen Körper. Dennoch sprang er auf, wurde jedoch gleich von Kagome scharf zu Recht gewiesen: „Du bleibst gefälligst hier! Lass Sango und Miroku das erledigen!“. Seine verärgerten Blicke durchbohrten sie regelrecht, trotzdem blieb sie stur. Es war auch immer dasselbe. Allem Anschein nach musste sich Inu Yasha besonders als Mensch in die gefährlichsten Abenteuer stürzen- ob er sich damit selbst beweisen wollte, dass er wider besseres Wissen genauso stark wie immer war? Jedenfalls war er in Neumondnächten noch tollkühner als sonst. Konnte er nicht einmal zurückbleiben und sich beschützen lassen? Nein, er konnte nicht zurückstecken. Kagome musste nur an jene Gelegenheiten denken, wenn der Halbdämon in einem Kampf nicht benötigt wurde, sondern alle anderen die Sache allein bereinigen konnten- jedes Mal war er fürchterlich eingeschnappt.
 

Doch Inu Yasha bewies ein weiteres Mal seine Sturheit, ignorierte Kagomes Worte und stampfte entschlossen in die Richtung, die der Mönch und die Dämonenjägerin eingeschlagen hatten. Kagome seufzte, sie hatte bereits mit dieser Reaktion gerechnet. Stumm griff sie nach ihrem Bogen. Shippo sprang ihr behände auf die Schulter. Rasch holte sie auf und gesellte sich zu dem ehemaligen Halbdämon. Der warf ihr einen besorgten Blick zu. „Sei bloß vorsichtig, Kagome, ich kann dich so nicht richtig beschützen!“. Sie lächelte beruhigend zurück. „Ganz hilflos bin ich auch nicht“, sie wies auf ihren Bogen. Grade war sie noch sauer auf den Jungen gewesen, weil er wieder mal einen Ratschlag von ihr abgetan hatte, doch seine rührende Sorge um ihre Sicherheit machte alles wett. Beruhigt schien er trotzdem nicht, im Gegenteil. Warum musste er nur so verdammt hilflos sein als Mensch- da nützte selbst sein treues Schwert Tessaiga nichts, das ihn schon aus mancher Klemme gerettet hatte.
 

Sango und Miroku hatten in der Zwischenzeit eine kleine friedliche Lichtung erreicht. Nichts Ungewöhnliches schien hier zu sein- ein normaler Mensch hätte diese Waldlichtung unbedarft überquert und diesen Leichtsinn mit seinem Leben bezahlt. Nur Menschen mit besonderer Begabung oder Ausbildung waren in der Lage, eine dämonische Aura zu spüren- obwohl, selbst gewöhnlichen Menschen lief an diesem Ort wahrscheinlich ein kalter Schauer über den Rücken, so bedrückend mächtig war die Kraft dieses Dämonen. Wieso hatten sie ihn nicht schon früher bemerkt?

Leise Schritten erklangen hinter ihnen. Ohne sich umzudrehen, flüsterte Sango entnervt: „Haben wir dir nicht gesagt, dass du zurückbleiben sollst, Inu Yasha?“. Der enthielt sich einer Antwort- er war doch kein Schwächling, und außerdem ließ er sich von niemandem vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hatte.

Kagome warf der Dämonenjägerin einen entschuldigend Blick zu –er tut eh was ihm gefällt- und musterte dann misstrauisch die Umgebung, den Bogen bereits gespannt. Mirokus stand in der Nähe, die linke Hand schon an den Gebetsperlen der rechten, die sein Schwarzes Loch bedeckten, Sango hielt ihren Bumerang angriffsbereit in der Hand. Nur Inu Yasha und Shippo, jetzt auf der Schulter des ehemaligen Halbdämons standen waffenlos da- Inu Yasha recht missmutig, fühlte er sich doch irgendwie überflüssig, Shippo ängstlich-gespannt: Was das wohl für ein Dämon war, der ihm die Nackenhaare derart zu Berge stehen ließ?
 

Von einem Augenblick zum nächsten raschelten einige Büsche, ein roter Schemen entglitt diesen und stoppte seinen rasenden Lauf neben einem Baum, so dass das Wesen halb verdeckt war. „Menschen“, stieß der Dämon kehlig aus, „der Versuch, sich zu verbergen ist zwecklos, ich bin in der Lage euch zu wittern! Gleich werde ich euch zerfetzen und ihr werdet euren Ahnen gegenüberstehen!“. Diese Aussage verwirrte Kagome. „Warum?“. Nicht dass Dämonen grade menschenfreundlich waren, aber jene, die in der Lage waren derart geschickt Worte zu verbinden und nicht nur ein wirres Gestammel von wegen ‚Töten’ oder ‚Fressen’, oder zumindest ‚Juwelensplitter’ von sich gaben brauchten wenigstens meistens einen guten Grund, um Menschen zu töten. Immerhin hatte Sesshoumaru bislang auch immer darauf verzichtet, sie alle zu töten- nicht das er damit gedroht oder es versucht hätte…

„Weil ich solch schwächliche Wesen, die ihr nun mal seid, verabscheue, kleine Priesterin!“ Seltsam, woran erkannte der Dämon, dass sie so etwas wie eine Priesterin war? Im gleichen Moment fiel der Schülerin noch etwas auf. Kirara, Sangos treue Kampfgefährtin stand zwar im Großformat neben dieser, schien aber gar nicht die Absicht zu haben, ernsthaft den Dämon anzugreifen. „Der Kerl riecht komisch“, Shippos kleine Nase zuckte, „irgendwie kommt mir dieser Geruch bekannt vor, aber ich weiß nicht mehr woher“. Inu Yasha quittierte das mit einem mürrischen Knurren. Wenn er doch nur im Vollbesitz seiner Kräfte wäre...
 

Miroku schickte sich an, sein Schwarzes Loch zu öffnen. Doch bevor er nur die Gelegenheit bekam, stürzte sich der Dämon auf ihn und umkrallte seinen Arm. „Das würde ich besser sein lassen, Mönch!“. Miroku keuchte. Vor Schmerz und vor Überraschung. Das… das… das konnte einfach nicht sein! Aus dem Augenwinkel sah er wie Sango und Kagome sich anschickten, ihre Waffen auf den Dämon einsausen zu lassen. „Nicht“, brachte er hervor. Sahen sie es etwa nicht? „Vernünftige Entscheidung, Mönch. Ich hasse zwar Menschen, doch verabscheue ich es, Frauen etwas anzutun“. Kagome und Sango starrten das Wesen, das fast ganz hinter Miroku verborgen war, verdutzt an. Das waren wirklich eigenartige Worte für einen Dämon. Was war das denn für einer?

Der Dämon sah in das Gesicht des Mönchs. Langsam löste er seinen Griff. „Du hast Glück, Mönch. Irgendwie behagt es mir nicht, dich zu töten. Jedenfalls nicht heute!“. Jetzt waren sie endgültig verrückt geworden! Solche Worte konnten nur Einbildung sein!

„Keh! Und so was will ein Dämon sein? Du bist eher ein Schlappschwanz!“. „Himmel, halt die Klappe, Inu Yasha!“, wisperte Kagome. „Pah! Ist doch wahr!“. Ein Königreich für die Bannkette! Warum konnte er sich nicht einfach damit zufrieden geben, dass sie heut mal nicht kämpfen mussten und still sein?

Miroku rieb sich geistesabwesend den schmerzenden Arm. Er registrierte, wie Sango neben ihn trat, ihm einen besorgten Blick zuwarf. „Mit mir ist alles in Ordnung, er hat mir nichts getan!“. „Es ist NICHT nötig, dass du mir das so eindeutig beweist“, zischte die Dämonenjägerin empört, als sie die Hand des Mönchs an ihrem Hintern spürte. Flugs zog er sie zurück, blickte in die Richtung, in die der Dämon verschwunden war. Er war noch immer in der Nähe, das bestand kein Zweifel. „Komm raus, Inu Yasha!“, rief Miroku laut. „Häh?“. Verständnislos sah der jetzige Mensch ihn an. „Nicht du!“. Schweigen. Offenbar hatte der Mönch einen Schlag auf den Kopf bekommen- er redete ja schon wirres Zeug!

Ein Rascheln ließ alle zusammenzucken. Eine Gestalt trat auf die Lichtung. „Was willst du von mir, Mönch?“
 

Die Anwesenden sah verblüfft von einem zum anderen: Die gleiche Größe, die gleiche Haltung, die gleiche Kleidung sogar der gleiche Gesichtsausdruck- aber ansonsten waren die beiden völlig verschieden! Inu Yasha starrte den Dämon an. Unglauben stand auf seinem Gesicht, ebenso auf dem seines Gegenübers. Kühle goldene Augen spiegelten sich in braunen. Dem einen flutete langes weißes Haar über den Rücken, die des anderen waren von derselben Länge, jedoch schwarz. Violette Streifen zierten das Gesicht des Dämons, als er den Kopf drehte, wurden kurz spitze Ohren sichtbar.

Dann fiel Kagome noch etwas auf: nur einer der Beiden trug die Bannkette, nur einer Tessaiga. „Wieso gibt es dich zweimal, Inu Yasha? Und warum bist du gleichzeitig ein Mensch und ein Dämon?“. Shippo, völlig konfus, wandte sich fragend an den menschlichen Inu Yasha. „Woher soll ich das wissen?“. Diese Antwort knurrten beide. Kagome verkniff sich mühsam ein Grinsen. „Was ist so lustig, Weib?“. Jetzt klangen beide verärgert. „Inu Yasha…“ „Was?“, erklang es zweistimmig- und entsetzlich genervt. „Mach Platz!“. Diesmal allerdings riss es nur einen von den Füßen. Der menschliche Inu Yasha, der das noch nie gesehen hatte, brach in spöttisches Lachen aus. Sofort war der Dämon wieder auf den Beinen und stürzte sich mit einem Satz auf seine menschliche Hälfte. Dieser rang entsetzt nach Luft. Sango sah sich gezwungen, einzugreifen. Schnell trennte sie die Streithähne voneinander. Kagome war einen drohenden Blick auf die Bannkette des dämonischen Inu Yashas, der sich daraufhin zügelte.

„Inu Yasha, lass gefälligst… Inu Yasha in Ruhe“. Himmel, das klang absolut dämlich. Kein Wunder, dass Sango, Miroku und Shippo grinsten. Den beiden Angesprochenen gefiel das offensichtlich gar nicht. „Wisst ihr was, Jungs? Du-“ die Schülerin zeigte auf den Menschen, „bist jetzt ‚Inu’, und du-“ sie zeigte auf den Dämon, „heißt vorübergehend ‚Yasha’“.
 

Prompt protestierten beide. „Es ist schon schlimm genug, dass ich offenbar denselben Namen trage, wie dieses minderwertige Geschöpf“, zischte Yasha, „aber es ist unter meiner Würde, meinen Namen derart zu zerstückeln und einem lächerlichen Menschen auch noch einen Teil davon zuzugestehen!“. Kagome seufzte. Inu Yasha war schon als einzelne Person schwierig- aber im Doppelpack?! Wäre sie doch zuhause, wo nur Matheaufgaben nervten und nicht Spiegelbilder. Oder vielmehr Zerrspiegelbilder…

Entschlossen ballte sie die Fäuste und stiefelte auf Yasha zu. Dieser musterte sie mit einem kühlen Blick aus den goldenen Augen. Woher kannte sie diesen abweisenden Blick nur… Im nächsten Moment fiel es ihr ein. ‚Anscheinend unterscheiden sich die beiden doch nicht so sehr, wenn sie auch nur Halbbrüder sind’. „Jetzt krieg dich schon ein! Ich kann euch schließlich nicht beide mit ‚ Inu Yasha’ anreden“. Der Dämon lächelte hochmütig: „Nenne mich so. Den Menschen kannst du ‚Mensch’ taufen!“. Im selben Moment brannten bei dem so herabgewürdigten Menschen sämtliche Sicherungen durch. Mit den Worten: „Ich habe genau dasselbe Recht auf meinen Namen wie du!“, tat er etwas sehr Mutiges und Törichtes zugleich- er stürzte sich mit Elan auf den Dämon, vollends ignorierten, dass er als bloßer Sterblicher keinerlei Chance hatte.

„Wie erbärmlich“, kommentierte Yasha den Versuch seines menschlichen Ebenbildes. Dann holte er auf und verpasste dem Jungen eine kräftige Ohrfeige, seine langen, gefährlich scharfen Krallen hinterließen blutige Male auf dessen Wange. Jetzt war das Maß aber endgültig voll. Sich gegenseitig zu beleidigen war ja harmlos, aber einander anzugreifen war wirklich nicht nötig! Sango wollte grade erneut dazwischen gehen, als ihnen allen etwas auffiel.

Inu hielt sich die rechte Wange, das Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Yasha stand zwar leicht schräg zu ihnen, dennoch konnten sie es alle nur zu deutlich sehen: Auf seiner rechten Wange zeigten sich blutige Kratzer, die von langen scharfen Krallen hinterlassen worden waren. Es war dieselbe Verletzung, die er seinem menschlichen Anteil zugefügt hatte. Yasha hatte allerdings den Vorteil, dass sein Dämonenblut sofort aktiv wurde und die Wunden binnen weniger Augenblicke verschwanden. Miroku stieß pfeifend Luft aus. „Es besteht als eine Verbindung zwischen den beiden. Was der eine erleidet, betrifft auch den anderen“. „Also können sie einander nicht wehtun?“ „Doch Shippo“, Sango lächelte schief, „nur dass Inu Yasha dämonische Hälfte den Vorteil hat, schnell wieder zu genesen.“. Was man von der menschlichen nicht sagen konnte. Noch immer lief Blut über dessen Finger. Kagome ging auf diesen zu, zog energisch seine Hand weg: „Lass mich das sehen!“. Unwillig fauchte Inu: „Das sind nur Kratzer, die verheilen im Nu wieder!“. ‚Vielleicht, wenn du noch Halbdämon wärst… aber vom Charakter ähnelst du Inu Yasha irgendwie mehr… heißt das, dass Inu Yashas menschliches Blut ihn so sein lässt wie er ist?’.

Nachdenklich besah sie sich die blutigen Striemen. Sie bluteten heftig, schienen aber nicht besonders tief zu sein. Rasch nahm sie ihren Rucksack ab und suchte darin nach ihrem Erste-Hilfe-Kasten, den sie stets bei sich trug- schließlich benötigte sie ihn weit öfter als ihr lieb war. Sorgfältig reinigte sie die Verletzung, was dem Jungen ein leises Zischen entweichen ließ, woraufhin sein dämonisches Alter Ego ein abfälliges Schnauben ausstieß. Menschen waren ja so empfindlich und wehleidig!

„So, fertig!“. Mir diesen Worten klebte das Mädchen behutsam ein Pflaster auf die Wunde. Inu knurrte nur verärgert. Er mochte es einfach nicht, wenn sich jemand um ihn sorgte. Nur weil er ein Mensch war, war er noch lange nicht schwach- auch wenn seine dämonische Seite davon offensichtlich überzeugt war.

Doch zum Glück hatten sich die hitzigen Gemüter erstmal beruhigt.
 

Die einzige Frage, die jetzt noch offen war- wieso gab es Inu Yasha jetzt doppelt?
 

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Gute Frage-nächste Frage. Offensichtlich haben wir ein Problem...
 

Bis zum nächsten Mal
 

Gruß
 

Foxfire

Lästige Gedanken

3. Lästige Gedanken
 

In diesem Kapitel ist ein bisschen Charakterarbeit fällig…
 

Miroku schloss konzentriert die Augen, atmete tief ein und tastete vorsichtig nach der Aura des Menschen und des Dämons, die jetzt vor ihm standen. Plötzlich stieß er auf einen Widerstand. Stirnrunzelnd erhöhte er seine Bemühungen, doch vergeblich. Resignierend öffnete er die Augen: „Ich weiß nicht genau, was das für eine Magie ist, die hier am Werke ist, aber auf jeden Fall ist es ein mächtiger Bann. Ich weiß nicht, ob man ihn überhaupt irgendwie brechen kann!“. „Dann wird Inu Yasha nie wieder ganz?“, fragte Shippo alarmiert. Der Mönch zuckte nur hilflos die Schultern. Solche Bannsprüche gehörten nicht zu seinem Repertoire. „Es muss sich um jemanden mit enormen Fähigkeiten handeln, der dir… der euch diesen Bann auferlegt hat. Was er damit allerdings bezwecken will…“, Miroku beendete diesen Satz nicht. „Könnte es Naraku sein?“. Sofort horchten beide Betroffenen auf. „Würde zu dem Mistkerl passen“, grollte Inu. Yasha hingegen war anderer Meinung: „Solch ein Halbblut ist gar nicht in der Lage, einen derartigen Fluch auszusprechen.“ „Vergiss nicht, dass du von so einem ‚Halbblut’ abstammst!“. Der Dämon warf seinem menschlichen Ich nur einen abfälligen Blick zu. „Erinnere mich bloß nicht an diese jämmerliche Existenz!“. Da bannte sich eindeutig der nächste Streit an!
 

„Jungs“, schaltete Kagome sich jetzt ein, „es wäre sehr schön, wenn ihr endlich mal aufhört zu streiten! Das löst das Problem auf gar keinen Fall!“. Allem Anschein nach hatte Inu Yasha wirklich das seltene Talent, mit allem und jedem zu streiten- in diesem speziellen Fall sogar mit sich selbst. „Ich sehe keinerlei Problem“. Himmel, sie hatte gar nicht gewusst, dass Inu Yasha SO arrogant sein konnte, wie es Yasha jetzt offen zur Schau trug. Das konnte ja noch heiter werden mit den beiden. „Du vielleicht nicht, aber ich!“.

„Am besten kehren wir nach Musashi zurück, möglicherweise weiß Kaede Rat“, schlug Sango vor. „Hoffentlich“, murrte Inu. Man sah ihm ganz deutlich an, dass ihm die ganze Situation überhaupt nicht behagte- ob er wohl wusste, dass man in seinem Gesicht wie in einem Buch lesen konnte?
 

„Ich gehe auf keinen Fall in ein Menschendorf“, protestierte Yasha. „Du kommst gefällist mit!“. Kagomes Stimme hatte einen drohenden Klang angenommen. „Je eher wir diesen Bann rückgängig machen, desto besser. Selbst wenn du dich weigerst, ich sorge schon dafür, dass du mitgehst!“. Dabei fasste sie ein weiteres Mal die Bannkette ins Auge. Yasha zeigte keinerlei Regung, störrisch verharrte er an demselben Fleck. Inu hatte sich indes abgewandt, bereit, den anderen nach Musashi zu folgen, in der Hoffnung, endlich seine Gefangenschaft in dem menschlichen Körper zu beenden.

„Komm jetzt endlich!“. Der Dämon ignorierte den Befehl und schickte sich an, in die entgegengesetzte Richtung zu verschwinden. Doch er war nur wenige Schritte gegangen, als ein schmerzerfülltes Keuchen die Luft erfüllte. Inu war auf die Knie gesunken und stöhnte gepeinigt auf. „Alles in Ordnung?“. Sango hatte sich besorgt zu dem Menschen herabgebeugt, der auf diese Frage allerdings keine Antwort gab. Kagome hatte sich erschrocken umgedreht, was war nun wieder geschehen? Als sie jedoch sah, dass sich die Dämonenjägerin bereits um Inu kümmerte, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Yasha, in der Hoffnung, in doch noch überzeugen zu können, gemeinsam mit ihnen ins Dorf zurückzukehren. Sie holte schon Luft, um ihm eine ordentliche Standpauke zu halten, als ihr etwas auffiel, was ihr die Sprache verschlug. Zwar war es nur undeutlich zu sehen, doch wer wie sie Inu Yashas Gesicht und seine Mimik kannte, der konnte es erkennen: In seiner Miene lag Schmerz. Hatte er erneut dieselbe Qual wie Inu verspürt? Aber was war der Grund?
 

Besorgt trat sie näher an den Dämon heran. Dieser verzog nur leicht verstimmt das Gesicht und wich noch etwas weiter zurück. Das hatte allerdings zur Folge, dass Inus Qual nur noch größer wurde. „Hör auf, hör auf!“, flehte er, bemüht, seine Schwäche nicht allzu deutlich zu zeigen. Auch die Pein auf Yashas Gesicht war nun deutlicher geworden, das konnte Kagome erkennen, obwohl dieses maskenhaft starr war. Miroku betrachtete das Geschehen und zog einen Schluss: „Offenbar ist die Verbindung der beiden noch viel stärker als wir angenommen haben. Es scheint, dass sie sich nicht besonders weit voneinander entfernen können, ohne dass sie unter Schmerzen leiden!“. „Aber sie waren doch schon vorher viel weiter auseinander? Wieso ist da nichts passiert?“ „Das kann ich dir auch nicht sagen, Shippo!“. Was für ein seltsamer Bann war das denn nur???

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Sabishii, so hieß die Frau, die den Bann ausgesprochen hatte, betrachtete vergnügt die Folgen ihres Zaubers. Oh ja, sie hatte recht gehabt, diese Variante war weitaus amüsanter, als ihr sonstiges Vorgehen. Es bestand kein Zweifel daran, dass sich die beiden Wesen, die aus dem Halbdämon entstanden waren, sich verabscheuten. Ob sie wohl so töricht sein würden, wie ihr letztes Opfer? Dabei hatte die dämonische Hälfte ihre menschliche getötet- und war prompt selbst tot umgefallen.

Immerhin war die Verbindung der beiden jetzt sehr innig. Sobald das erste Blut geflossen war, konnten sie sich nicht mehr weit voneinander entfernen- das würde bald zu Reibereien führen. Und wie die enden würden, war klar.

Sie schmunzelte leicht, als die Menschen davon sprachen, den Fluch zu brechen. Das war nicht möglich. Niemand konnte ihre Flüche brechen, selbst die mächtigsten Priester oder Priesterinnen nicht, die es je gegeben hatte.
 

Niemand konnte die Flüche Sabishiis, der schwarzen Priesterin brechen…

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Inu betrachtete nachdenklich seine Hände. Es war so seltsam, plötzlich keine Krallen mehr zu haben. Er fühlte sich merkwürdig- schwach und hilflos. Das war wohl das Los aller Menschen. Plötzlich war selbst der kleinste und harmloseste Dämon eine ernstzunehmende Gefahr. Menschen waren wahrlich empfindlich und zerbrechlich. Schlimmer noch, in dieser Form musste er weit mehr fürchten als Dämonen oder gefährliche Raubtiere. Er wusste nur zu gut, was Menschen alles geschehen konnte, hatte er es doch am eigenen Leib schon mehr als einmal erlebt oder auch bei anderen Sterblichen gesehen. Sein schwächlicher Köper war nun auf Gedeih und Verderb ausgeliefert: Unwetter, Krankheiten und vieles mehr.
 

Und da war noch etwas: Menschen alterten. Sie alterten und starben. Er glaubte bereits zu fühlen, wie mit jeder Sekunde, mit jedem Atemzug ein bisschen mehr von ihm starb. Wie hielten Menschen das nur aus? Das Empfinden, täglich ein dem Tod ein wenig näher zu sein? Inu bemerkte, wie sein Respekt für die Sterblichen stieg. Jetzt wurde ihm klar, was seine Mutter damals gemeint hatte. Sie hatte ihm von einem Gespräch erzählt, dass vor ihrer innigen Beziehung mit seinem Vater geführt hatte
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Flashback~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

„Du weißt, dass unser Glück begrenzt ist. Denn ich bin nur eine Sterbliche und werde dich früh wieder verlassen müssen, wenn meine Zeit hier auf Erden abgelaufen ist“

„Das ist der Lauf der Dinge- entweder ich verliere dich oder du mich“

„Unserer Liebe wird niemals Glück beschert sein. Menschen werden mich und unsere Kinder hassen. Dämonen werden uns verachten. Doch selbst wenn es für mich nur Leid bedeuten

mag, bei dir zu sein, ich liebe dich über alles. Mag die Zeit auch unser Feind sein“

„Dann sollten wir sie nutzen so gut es uns eben möglich ist!“

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Seine Eltern hatten sich geliebt. Sie hatten gewusst, dass sie niemals für immer zusammenleben konnten. Und doch hatten sie ihre schicksalhafte Verbindung gewählt, trotz all dem Kummer, der daraus hervor ging. Seine Mutter hatte stets betont, dass sie ihre Entscheidung dennoch nie bereut hatte.
 

Für einen Dämonen mochte ein Menschenleben nicht länger währen als das eines Schmetterlings. Derartige Gedanken waren ihm noch nie gekommen- als Halbdämon alterte sein Körper weitaus langsamer als ein sterblicher.
 

Still betrachtete er die Menschen an seiner Seite und ihm wurde klar, wie mutig diese waren. Sango war Dämonenjägerin- ein zerbrechliches Menschenmädchen, das es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, Dämonen zu jagen, für die es ein leichtes sein konnte, sie zu töten. Doch Sango hatte den Mut, sich täglich dem Tod zu stellen. Es war bewundernswert.

Miroku. Miroku lebte mit einem Fluch, der seine ohnehin kurze Lebensspanne noch verkürzte- trotzdem stellte er sich tapfer allen möglichen Gefahren in den Weg.

Und dann Kagome… Ein Mädchen, das nicht einmal in diese Zeit gehörte. Und doch blieb sie immer bei ihm, trotzte allen Hindernissen und sagte sogar, dass sie ihn so mochte wie er war- als Halbdämon. Doch wie konnte das sein? Er selbst zuvor als Halbdämon würde selbst dann noch jung aussehen, wenn ihre Zeit auf Erden längst abgelaufen war. Allein der Gedanke ließ Inu schaudern. Unwillkürlich warf er dem Mädchen einen Blick zu- er könnte es nicht ertragen, sie zu verlieren.

Mit Kikyo war es ihm genauso gegangen. Doch mit dieser war jetzt alles anders. Ihre Zeit stand still. Sie würde nie wieder altern. Trotzdem war ihr imitierter Körper nicht gegen alle Widrigkeiten gefeit.
 

Sein menschlicher Instinkt verriet ihm, dass jemand ihn beobachtete. Sofort drehte er sich um und begegnete dem Blick seines Alter Egos. Dieses hatte eine unergründliche Miene, doch spiegelte sich da leichte Amüsement wieder? Wusste der Kerl etwas, woran er gedacht hatte?! Oh bitte, nicht auch noch das! Wenigstens sein Kopf konnte doch ihm allein gehören!
 

Yasha konnte tatsächlich wahrnehmen, was in seinem menschlichen Ich vorging. Es verwunderte ihn kaum, dass dieser sich seiner Sterblichkeit nur allzu bewusst war. Geistesabwesend betrachtete er seine langen Krallen, strich mit ihnen behutsam über seinen Kopf. Es war seltsam, plötzlich keine Hundeohren mehr zu haben. Er betastete seine spitzen Ohren, fuhr mit seinen Fingern über sein Gesicht, spürte die violetten Streifen unter ihnen.

Dann ballte er zerstreut die Fäuste und entspannte sie wieder. Wie kräftig mochte er inzwischen sein? Zu gerne hätte er sich von der Gruppe abgewandt, um genau das herauszufinden. Doch diese verrückte Verbindung zwischen ihm und… ‚Inu’- ehrlich gesagt mißfiel es ihm weiterhin, seine menschliche Hälfte mit einem Teil seines Namens zu benennen- sie verhinderte es. Eine Trennung würde nur neuerliche Pein auslösen. Zwar war er als vollwertiger Dämonen nicht sonderlich empfindlich, aber es wäre ehrlos, den Menschen für etwas leiden zu lassen, wofür er nichts konnte.
 

So zuckte er nur die Schultern und grübelte weiter. Es war ein eigenartiges Gefühl, von soviel Macht durchflossen zu sein und dabei bei Verstand zu bleiben. Eigenartig, aber angenehm. Solche Stärke… jetzt war er wahrhaftig jemand, den man fürchten musste. Kein Wunder, dass er bisher niemals seinen Halbbruder hatte besiegen können, wenn dieser ständig über eine derartige Kraft verfügte!

Jetzt hatte er ebenfalls solche Kraft. Naraku wäre ihm gegenüber garantiert absolut hilflos. Nur eines war an dieser Form bedauerlich: Als vollwertiger Dämon war es ihm verwehrt, Tessaiga einzusetzen oder auch nur zu berühren. Außerdem war da noch diese elendige Bannkette. Er hatte sie immer schon verabscheut. Aber die mochte kein nennenswertes Hindernis darstellen. Zwar war seine Stärke beträchtlich gestiegen, doch es war ihm weiterhin verwehrt sich des ungeliebten Halsbandes zu entledigen. Kagome sollte sich zu ihrem Wohl mit ihrem grässlichen Befehl zurückhalten- oder noch besser die Kette gleich abnehmen.
 

Kagome… Wieso dachte er an Kagome? Vielleicht, weil sein Spiegelbild dasselbe tat? Es war schon irgendwie seltsam. Er wusste genau, was in seinem anderen Ich vorging. Obwohl, eigentlich war das ja kein Wunder, schließlich war das dämonische Blut gemeinsam mit dem menschlichen durch die Adern Inu Yashas geflossen. Jetzt war es plötzlich frei. Frei und rein. Endlich gehörte er zu einer Welt, der Welt der Dämonen. Mochte sein Körper auch erst kurze Zeit existieren, er war perfekt. Yasha entsann sich, plötzlich auf dieser Lichtung erwacht zu sein. Für kurze Zeit hatte in seinem Kopf absolute Leere geherrscht. Zunächst war ihm nur sein Name eingefallen. Dann waren die anderen gekommen. Ihr Geruch kam ihm vertraut vor, doch sagte ihm sein dämonischer Instinkt, dass er Menschen zu hassen hatte, weil sie schwächlich waren. Aber galt dieses Kriterium überhaupt für jene die ihn umgaben? Wenn er es so bedachte, konnte er weder Sango noch Miroku als schwach bezeichnen. Ihre Kräfte mochten im Vergleich zu seinen recht begrenzt sein, aber dennoch war es ein Fehler, sie zu unterschätzen.

Dann fiel sein Blick auf Kagome. Ohne dass er es wollte, wurden seine Gesichtszüge plötzlich etwas weicher. Das Mädchen war so eigenartig. Er wusste um ihre enorme innere Stärke, aber auch, dass sie sehr verletzlich war, und er sie stets beschützen musste… nein, er musste nicht, er wollte. Selbst jetzt hatte sich das nicht geändert. War er etwas wirklich ein ‚Schlappschwanz’? Auf jeden Fall war das doch ein ziemlich seltsames Verhalten für einen Dämon. Sein Inneres weigerte sich beharrlich, Menschen nicht als schwach anzusehen, aber gleichzeitig wusste er, dass seine Begleiter seine Freunde waren und er ihnen vertrauen konnte. Wie verwirrend.
 

Dennoch- Menschen blieben unwichtige Kreaturen. Dumm genug allerdings, dass er, einer der mächtigsten Dämonen, die es gab, ausgerechnet mit einem solchen eng verbunden war. Das machte ihn schwach. Noch dazu konnte er seine menschliche Hälfte nicht einmal zurücklassen, sondern sah sich gezwungen, den Jungen ständig im Schlepptau zu haben. Außerdem- und das war das Allerschlimmste- er musste ihn beschützen. Sein Beschützerinstinkt mochte noch bestehen, doch garantiert würde er ihn nicht auf jemanden ausdehnen, der derart schwächlich war. Das einzige, was ‚Inu’ vorweisen konnte war Tessaiga- und das war nutzlos in den Händen eines Menschen.

Dummerweise stellte gerade dieser Mensch seinen Schwachpunkt dar- ein Angriff auf sein Leben bedeutete automatisch auch einen auf das seinige. Äußerst ärgerlich. So würde ihm gar nichts anderes übrig blieben, als ‚Inu’ zu beschützen, erkannte der Dämon zähneknirschend.
 

Tief in Gedanken versunken folgte er der kleinen Truppe, jedoch darauf bedacht, dass zwischen ihnen Abstand lag- soviel, wie das Band, das zwischen ihm und Inu bestand, erlaubte. Sie würden nach Musashi zurückkehren, um einen Weg zu finden, den Bann zu brechen. Doch ehrlich gesagt lag ihm wenig daran…

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Der Dämonenfürst hielt inne. Der Wind brachte interessante Neuigkeiten. ‚Inu Yasha…’, dachte er verächtlich. Was hatte dieses unselige Halbblut jetzt schon wieder angestellt? Es war eindeutig sein Geruch, der in der Luft lag, doch etwas daran irritierte Sesshoumaru. Er roch eindeutig menschliches Blut, aber gleichzeitig auch dämonisches, dessen Geruch den seinigen Blut ähnelte. Verärgert zog er die Augenbrauen zusammen. War der Bastard etwa erneut durchgedreht und es fand sich niemand, der ihn zur Raison brachte? Das bedeutete wohl, dass er ein weiteres Mal eingreifen musste, so sehr es ihm auch missfiel. Doch leider wuchs in derartigen Situationen die Kraft des Mischlings so sehr, dass kaum ein anderer dagegen ankam, schlimmer noch, er war ihm, Sesshoumaru in dieser Hinsicht fast ebenbürtig. Äußerst ärgerlich.

Ruhig wandte er sich an seine Begleiter: „Jaken, du bleibst mit Rin hier!“. Dann wandte er sich ab. „Edler Herr, darf ich fragen, wohin ihr geht?“. Das bedurfte keinerlei Antwort. Der Krötendämon hatte nicht in seine Angelegenheiten zu mischen. Vermutlich würde er ohnehin nicht begreifen, worum es ging. Wortlos ließ er sich vom Wind die Richtung weisen.
 

Beleidigt setzte sich Jaken auf den Boden. Wenn er, der er doch einst König seines Volkes gewesen war, doch nicht ständig den Aufpasser für das unablässig plappernde Kind spielen müsste…
 

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Offenbar hat die neue Situation Inu und Yasha nachdenklich gemacht. Wie wird wohl Sesshoumaru reagieren, wenn er herausfindet, dass er jetzt nicht nur einen sondern zwei Halbbrüder hat?
 

Gruß
 

Foxfire

Er(n)ste Probleme

Sorry, dass ich seit längerem nichts gepostet habe, aber irgendwie ist meine Muse auf Abwegen. Wenn einer sie findet, kann derjenige sie mir bitte schicken? Danke

Soo, hier jetzt das - leider musenlos geschriebene - Kapitel
 

4. Er(n)ste Probleme
 

Kaede sah auf, als der Vorhang, der als Tür ihrer Behausung diente, beiseite geschoben wurde und nacheinander Miroku, Sango, Kirara, Shippo und ein dunkelhaariger Junge in Inu Yashas Kleidung die Hütte betraten. Verwirrt musterte sie den fremden Jungen, dieser kam ihr seltsam vertraut vor.

Inu ließ sich mit mürrisch zu Boden gleiten und setzte eine Lasst-mich-bloß-alle-in-Ruhe-Mine auf. Dann bemerkte er Kaedes fragenden Blick. „Keh!“, stieß er ungehalten aus, „was guckst du mich so dumm an, alte Hexe?“. Die Priesterin zog aus diesen Worten einen einfachen Schluss: „Inu Yasha?!“. Keine Antwort erfolgte. Nie zuvor hatte sie den Halbdämon als Menschen gesehen. Bevor sie allerdings weiter nachhaken konnte, fiel ihr auf, dass noch jemand fehlte. „Wo ist Kagome?“. „Die ist noch draußen und leistet… Überredungsarbeit.“ „Wie bitte? Ist denn noch jemand bei euch?“

Von draußen hörte man die Schülerin reden: „Nun komm schon endlich rein, das wird dich schon nicht umbringen!“. „Ich werde keine menschliche Behausung betreten, egal, wie sehr du darum bittest!“. Kaede schaute verdutzt drein. Diese Stimme kannte sie doch! „Schön. Dann eben nicht…. Sturer Bock!“. Wütend stampfte sie in die Hütte. „Du bist einfach unerträglich“, warf sie Inu vor. Dieser verzog nur säuerlich das Gesicht. Er konnte doch nichts

dafür, wenn seine dämonische Seite querstellte!
 

„Vielleicht könnte einer von euch mir mal erklären, was hier eigentlich los ist?“. Die alte Priesterin hatte allmählich das Gefühl, dass sie irgendetwas nicht mitbekommen hatte. Miroku erbarmte sich und setzte sie in Szene: „Inu Yasha ist irgendwie halbiert worden. Hier ist sein menschlicher Anteil und der dämonische sitzt draußen rum!“. Shippo mischte sich ungefragt ein: „Der hier heißt jetzt erstmal Inu und der andere ist Yasha. Die beiden sind aneinander gebunden und können sich nicht weit voneinander entfernen. Inu müssen wir jetzt alle beschützen, er ist ja nur ein schwächlicher Mensch!“. „Halt gefälligst deine Klappe, Shippo! Du bist auch nicht viel besser!“. „Aber ich bin ein vollwertiger Dämon und kann mich schon selbst verteidigen. Du dagegen…“. Inu brannten sämtliche Sicherungen durch. Der gesamte Tag war einfach nur ein einziger nie enden wollender Alptraum. Und jetzt musste er sich auch noch Shippo beleidigen lassen? Niemals! Der ohnehin dünne Geduldsfaden riss und binnen weniger Sekunden war der kleine Fuchsdämon stolzer Besitzer einer großen Beule. Sofort jaulte der auf. „INU YASHA! ICH HAB DIR SCHON HUNDERTMAL GESAGT, LASS SHIPPO IN RUHE! MACH PLATZ!“. Kagome war auf hundertachtzig und reagierte auf die übliche Weise. Leider hatte sie vollkommen vergessen, dass der Beschimpfte gar keine Bannkette mehr trug. Folglich geschah auch nichts. Von draußen kam jedoch ein lautes Knallgeräusch, gefolgt von einem Schwall wüster Schimpfworte. „Upps“.
 

Inu konnte ein leises Ächzen nicht unterdrücken. Das war echt nicht fair. Da war er dieses dumme Halsband endlich quitt, und trotzdem tat es jedes Mal noch weh, wenn Kagome den Bannspruch rief. Gott, er HASSTE diese blöde Verbindung!

„VERDAMMT NOCH MAL, WOFÜR WAR DAS DENN, KAGOME?!“ Wutentbrannt stampfte Yasha in die Hütte, ganz offensichtlich war er kurz davor, zu explodieren. „Tut mir leid, das wollte ich nicht“, beeilte sich Kagome zu sagen, „Inu hat Shippo wieder geärgert. Es war einfach nur ein Reflex, wirklich“. Yasha hatte die letzen Worte schon nicht mehr gehört, da sich sein Ärger nun auf sein Alter Ego richtete. „Glaub bloß nicht, dass ich deine Vergehen ausbade, du Schwächling!“ „Halt du doch die Klappe! Durch dieses dämliche Band zwischen uns merk ich das genauso wie du!“ „Keh! Der Schmerz ist doch das geringste Problem! Ich bin ein Dämon! Es ist unter meiner Würde, einem Menschen zu gehorchen! Das wird ihr noch leid tun!“ „Wehe, du tust Kagome was, dann bekommst du es mit mir zu tun!“ „Mit dir? Lächerlich! Ein hilfloser Mensch ist keine Gefahr für mich“ „Ich zeig dir gleich, wie hilflos ich bin!“
 

Die anderen in der Hütte starrten die beiden Versionen von Inu Yasha nur verdutzt an. Ein derart seltsames Schauspiel hatte man noch nicht gesehen. Die beiden stritten sich wie Fischweiber! Kagome indes war nur genervt. Hörte dieses ständige Zanken denn nie auf? Wahrscheinlich nicht. Hoffentlich konnte dieser vermaledeiter Bann schnell aufgehoben werden! Dieses ständige Theater hielten ihre Nerven einfach nicht mehr lange aus. Ganz offensichtlich war sie nicht die einzige. „Himmel, könnt ihr nicht mal für 2 Minuten die Klappe halten?! Ist ja nicht zum Aushalten mit euch! Und ich dachte schon, dass Inu Yasha und Kagome oft streiten, aber ihr beide toppt das noch um Längen!“. „Sango hat Recht“, mischte sich Miroku ein, „euer ständige Dispute bringen gar nichts!“ „Jetzt beruhigt euch alle erst einmal. Ich möchte gerne den Bann prüfen, dem ihr beiden unterworfen seid“. Kaede sah Inu und Yasha auffordernd an. „Tu dir keinen Zwang an. Je eher ich aus diesem elendigen Menschenkörper befreit werde, desto besser“. Yasha schwieg beharrlich, ließ jedoch deutlich durchscheinen, dass all dies unter seiner Würde war und er keine Notwendigkeit darin sah, den Fluch zu brechen. Ihm würde es schon reichen, wenn diese grässliche Verbindung endlich enden würde.
 

Äußerlich ruhig, jedoch innerlich zutiefst erbost ließ er die Prozedur über sich ergehen. Die alte Priesterin schloss konzentriert die Augen und fokussierte die Auren der beiden Wesen vor sich. Überrascht schnappte sie nach Luft und riss die Augen auf. Eine gigantische Macht waberte um Inu und Yasha herum. Wer auch immer den Bann verhängt hatte, musste über enorme Fähigkeiten verfügen.

„Tut mir leid“, sagte sie bedauernd. „Die Verwünschung ist zu stark für mich. Ich bin nicht in der Lage, sie zu brechen. Wer kann so etwas getan haben?“ Missvergnügt nahm Inu das zur Kenntnis. Das bedeutete wohl, dass er es noch wesentlich länger in diesem Körper aushalten musste- wie abscheulich! Schlimmer noch- was war, wenn sie überhaupt keine Möglichkeit fanden, das Ganze rückgängig zu machen?! Er sehnte sich bereits nach seiner Halbdämonengestalt. Kagome schien sein Unbehagen zu bemerken, sie setzte sich neben ihm und ergriff behutsam seine Hand. „Hey“. Er schaute auf, begegnete ihren dunkelbraunen Augen, die ihn freundlich und aufmunternd ansahen. „Mach dir keine Sorgen. Wir kriegen das wieder hin, ich versprech's dir!“. Seltsam, aber ihre tröstenden Worte machten ihn nicht wie sonst ärgerlich, sondern bewirkten, dass er sich tatsächlich besser fühlte. Ob das daran lag, dass er jetzt ein Mensch war?

„Sei nicht so vorschnell! Wir wissen bisher nicht, mit wem wir es zu tun haben! Wahrscheinlich kann man diesen Fluch gar nicht lösen!“. Yashas Stimme klang verärgert. Er wusste selbst nicht so genau warum, aber es gefiel ihm irgendwie nicht, dass das schwarzhaarige Mädchen die Hand des Menschenjungen hielt. Ganz und gar nicht!

Inu erstarrte, als der Dämon das aussprach, was er am meisten fürchtete. Stumm stand er auf und verließ die Hütte, soweit, wie es ihm eben möglich war. „Ganz toll gemacht, Yasha! Ich wollte ihn doch nur aufmuntern, und du-!“, sie brach ab und lief ebenfalls aus Kaedes Behausung. Die Zurückgeblieben fanden nun ebenfalls passende Worte für Yashas Handeln. Dieser zog jedoch verächtlich die Augenbrauen zusammen und zischte: „Ich habe es nicht nötig, mir von euch derartige Vorwürfe anzuhören! Schließlich habe ich nur die Wahrheit ausgesprochen“. Mit diesen Worten stürmte er nach draußen.

Kaede schüttelte wissend den Kopf. „Da steckt viel mehr dahinter“. „Tja, er ist eben ein Teil von Inu Yasha“. „Er ist doch nur einfach eifersüchtig“. „Allerdings, das hast du ganz Recht, Shippo. Wenn ich sehen würde, wie die Frau meiner Träume“, bei diesen Worten fasste der Mönch Sango näher ins Auge, „mit jemand anderen als mir Händchen halten würde, dann…“: Sango lief rot an. „Erspar uns deine Worte, du Lüstling!“. „Aber, aber, holde Sango, du weißt, dass dir allein mein Herz gehört“. Miroku legt ein verführerisches Timbre in seine Stimme. Leider wurden seine Bemühungen zunichte gemacht, als von draußen Kagomes erschrockener Schrei erklang.

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„Inu?“. „Lass mich in Ruhe“, brummte er mürrisch und hielt den Blick weiterhin gesenkt. „Er hat es bestimmt nicht so gemeint, garantiert finden wir eine Lösung-“, Inu fiel ihr ins Wort: „Doch, Kagome, er HAT es genauso gemeint, wie er es gesagt hat. Und er hat recht damit. Vielleicht bleiben wir beide auf ewig so. Er hat nur das große Glück, als vollwertiger Dämon mit enormen Kräften zu existieren, während ich nur ein schwächlicher, hilfloser Mensch bin. Ich kann dich nicht einmal mehr beschützen! Zu gar nichts bin ich mehr nütze“. Seine Stimme klang bitter, fast schon verzweifelt und er war offensichtlich überzeugt von dem was er sagte. Das Mädchen konnte nur den Kopf schütteln. Wie kam er nur auf so was? „Hör mir mal zu. Nur weil du jetzt ein Mensch bist, heißt das nicht, dass du nutzlos bist. Und überhaupt, erinnere dich daran, wie oft du mich als Mensch beschützt hast, Inu…Yasha“. Sie hatte ihm beim Namen genannt! Ihre freundlichen Worte waren wie Balsam. Zögerlich hob er den Kopf und seine dunkelbraunen Augen suchten die ihren. Mehrere Minuten standen sie so da, sich ansehend, bis sie sich peinlich berührt voneinander abwandten. Beide spürten, wie ihnen das Blut in den Kopf schoss. Was war da gerade geschehen?
 

Yasha hatte die beiden beobachtet. Er hatte sich auf dem Hüttendach niedergelassen. Seine feinen Ohren nahmen jedes Wort wahr, dass gesprochen wurde. Wütend knirschte er mit Zähnen, seine Klauen gruben sich tief in das Holzdach. Am liebsten hätte er sich jetzt auf den Menschen gestürzt und ihn zerfetzt! Doch dieses leidige Band zwischen ihnen macht das bedauerlicherweise unmöglich. Außerdem hätte Kagome das bestimmt nicht gutgeheißen. Aber, verdammt noch mal, Inu sollte gefälligst die Finger von ihr lassen, sie gehört ihm. Was wollte sie schon mit so einem Hänfling? Pah! Das Mädchen mochte ja nur ein Mensch sein, aber dennoch… irgendetwas war an ihr, dass sie unwiderstehlich machte.

Als Yasha jedoch bemerkte, wie sich die beiden dort unten ansahen, platzte ihm endgültig der Kragen, mit einem gewaltigen Satz sprang er von dem Hüttendach und stürmte auf die beiden zu. Töten musste er ihn ja nicht, aber wehtun war bestimmt drin!

Doch bevor Yasha sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, wurde er abgelenkt, ein ganz bestimmter Geruch drang in seine Nase. Unwillkürlich stellte er sich schützend vor Kagome und Inu.
 

„Erneut stellst du dein einzigartiges Talent unter Beweis, dich in Schwierigkeiten zu bringen“, drang eine kühle Stimme an ihre Ohren. Aus dem Dunkel des Waldes löste sich eine hochgewachsene Gestalt. „Sesshomaru!“, knurrte Yasha mit einem undeutbaren Unterton. „Sesshomaru“, fauchte Inu missvergnügt. Na toll, noch ein vollwertiger Dämon, der ihm seine Überlegenheit auf die Nase binden konnte. Kagome stieß vor Schreck einen lauten Schrei aus. Jetzt wurde es ernst!

Der Hundedämon betrachtete die beiden Wesen, die da vor ihm standen und verärgert ansahen. Das war aber auch zu seltsam. Man könnte meinen, er sah doppelt. Die beiden sahen sich aber auch erschreckend ähnlich. Trotzdem- nur einer von ihnen war ein reiner Dämon, der andere war nur ein wertloser Mensch. Wie stark mochte Inu Yasha als vollwertiger Dämon sein, zumal wenn er bei vollem Verstand war? Das herauszufinden, könnte interessant werden. „Was willst du hier, du Mistkerl?“. Inu war verärgert und verunsichert zugleich. Verdammt, jetzt war er seinem Halbbruder schutzlos ausgeliefert. Schlimmer noch, jetzt wusste noch jemand um seine momentane Schwäche. Und dann auch noch jemand, der ihn am liebsten tot gesehen hätte!
 

„Offensichtlich hast du dich immer noch nicht von deinem Menschenanhang getrennt“. „Das hast du doch selber auch nicht!“. Kagome biss sich auf die Lippen, warum musste Inu nur so eine vorlaute Klappe haben. War das ein misslungener Versuch, seine momentane Machtlosigkeit zu kompensieren? Wenn ja, sollte er sich besser einen anderen Gegner aussuchen als Sesshomaru. Dieser ignorierte die Konter des Menschen und wandte sich wieder Yasha zu. „Mir scheint, dass dein Blut in dieser Form, wie auch immer es dazu gekommen sein mag, rein ist“. „Allerdings“, entgegnete Yasha mit hochmütigem Blick. Ein dünnes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Hundedämons, bei dessen Anblick den beiden Menschen ein kalter Schauer über den Rücken lief. „Kraft allein wird nicht genügen!“. Fast klang er amüsiert.

Yasha jedoch bekam dies natürlich in den falschen Hals und zudem war er immer noch erbost über das, was zwischen Inu und Kagome gelaufen war. Das Mädchen war zwar nur ein Mensch, aber trotzdem…. An wem konnte man seine Wut besser auslassen, als an seinem verhassten Halbbruder? Dumm nur, dass er diesen Kampf ohne Tessaiga bestreiten musste. Aber er würde Sesshomaru schon zeigen, dass er jetzt ein völlig anderer war.

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Mit einen triumphierenden Lächeln auf den Lippen betrachtete die schwarze Priesterin Sabishii das Treiben. So, das Halbblut hatte also einen reinblütigen Dämonenbruder? Kein Wunder, das dieser mit Verachtung in der Stimme zu dem Bastard sprach. Jetzt würde es vermutlich zu einem Kampf kommen- wer gewinnen würde, stand bereits fest. Schade eigentlich, dann ging die ganze Sache viel zu schnell vorbei. ‚Egal, was soll’s’, dachte sie nur. Allerdings gab ihr eines zu denken. Das seltsame Mädchen…offenbar empfand sie etwas für den Menschen. Weil er ein Mensch war oder war das schon vorher so gewesen? Wie abscheulich! Sabishii hatte angenommen, dass die Schwarzhaarige Halbdämonen genauso verachtete wie sie selbst. Doch die jetzigen Geschehnisse machten sie nachdenklich. Konnte tatsächlich jemand Halbdämonen schätzen?
 

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Himmel, was hab ich hier nur verzapft? Man schiebe es darauf, dass ich meistens spät abends schreibe…
 

Demnächst wird es dann wohl eine kleine Auseinandersetzung zwischen den Halbbrüdern geben. Doch wie wird die ausgehen? Und was wird mit Kagome, Inu und Yasha geschehen?

Mal sehen, was mit dazu noch einfällt. Vorschläge und Kommis werden gerne gesehen^^.
 

Gruß
 

Foxfire

Kampf und Verbindung

... im Moment bin ich leider ein bisschen langsam (und unkreativ, vor allem was Kapiteltitel angeht *seufz*). Egal, ich poste das hier einfach und ihr sag mir eure Meinung, o.k.? Ob positiv oder negativ.
 


 

5. Kampf und Verbindung
 

„Ich hasse dich“

Yasha musste sich bemühen, nicht genervt die Augen zu verdrehen. Seit einer halben Ewigkeit war das der einzige Satz, den seine menschliche Seite von sich gab. „Das beruht auf Gegenseitigkeit!“, erwiderte er unwirsch, darauf hoffend, dass er Inu nun endlich das Maul gestopft hatte.

Mitnichten.

„Ich hasse dich“.

Fast hätte der Dämon gestöhnt. Himmel, das war ja nicht zum Aushalten. Obwohl, irgendwie konnte er den Menschen verstehen. Seltsamerweise. Nachdenklich betrachtete er sein Spiegelbild, das in verkrümmter Haltung, die von heftigen Schmerzen kündete, an der Wand von Kaedes Behausung lehnte. Schmerzen , deren Verursacher genauso genommen sein Gegenüber war.

„Du verdammter Mistkerl. Ich HASSE dich!“. Seine Stimme klang gepresst, doch war Inu entschlossen, seine Pein nicht allzu deutlich zu zeigen.

Yasha wusste das, und es imponierte ihn. Immerhin war Inu nur ein Mensch. Doch war er nicht durch seine eigene Schuld so verletzt worden. Nein, wieder war es das Band zwischen ihnen gewesen, das erneut zu Inus Nachteil gereicht hatte. Wieder musste dieser etwas ausbaden was er, Yasha, getan hatte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Rückblick~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Yashas Körper war enorm angespannt, bereit, jeden Augenblick loszuschlagen. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er Sesshomaru, der bis jetzt immer noch reglos blieb und seinen Kontrahenten ruhig betrachtete. Offenbar wollte er Yasha den Vortritt überlassen. Dieser fackelte nicht lange und stürzte sich mit drohend erhobener Hand auf den Hundedämon. Sesshomaru sprang jedoch behände beiseite. „Ganz wie ich es vermutet habe, Inu Yasha. Große Macht, jedoch immer noch kein Hirn“. Grrr, der Mistkerl wagte es doch tatsächlich, sich über ihn lustig zu machen. Yashas kühle Fassade, die er aufrecht zu erhalten sich bemühte, bröckelte immer mehr. Mit jeder Attacke, die ins Leere verlief, steigerte sich sein Ärger.
 

Inu, Kagome, Sango und Miroku sahen besorgt zu, jedoch machte keiner Anstalten, einzugreifen- dergleichen wäre ohnehin zwecklos, höchstens gefährlich. Weder Yasha noch Sesshomaru würden sich besonders begeistert über menschliche Intervention zeigen

„Ich mag gar nicht hinsehen. Yasha hat doch keine Chance, er weiß ja noch gar nicht wozu er fähig ist. Und dann ausgerechnet so ein Gegner…“. Kagomes Stimme zitterte. Inu warf jedoch ein: „Bis jetzt spielt Sesshomaru nur mit ihm. Er will wohl nur herausfinden, wie groß ‚Yashas’ Kräfte sind“ „Wie kommst du darauf?“ „Kagome, bis jetzt hat er Yasha noch nicht einmal angegriffen, geschweige denn sein Schwert gezogen. Doch ich schätze, das wird Yasha allmählich verärgern. Für Selbstbeherrschung ist Inu Yasha ja noch nie bekannt gewesen!“. „Was willst du damit sagen, Sango?“. Diese Frage klang eindeutig erbost. „Genau das, was ich gesagt habe, Inu“, erwiderte die Dämonenjägerin zuckersüß. „Duuuu….“ „DAS habe ich gemeint, mein Lieber!“. Inu wollte grade beweisen, was er von Sangos Aussage hielt – und diese damit eindeutig bestätigen- als Yasha offensichtlich die Geduld verlor und den ersten Schritt machte. Damit war der Kampf eröffnet. Kagome wurde Angst und Bange- was, wenn es um Leben und Tod ging?
 

Yasha war äußerst verärgert. Sesshomaru nahm ihn ganz offensichtlich nicht für voll, sondern schien nur ein weiteres Mal seine Überlegenheit unter Beweis stellen zu wollen. Aber irgendwie war das auch echt unfair. Er selbst hatte nur seine Klauen: Er konnte also nur mit Sankontessou oder Hijinkessou angreifen, während seinem Gegner neben Krallen noch Gift, ein Schwert und diese Energiepeitsche zur Verfügung standen, nicht zu vergessen auch noch seine wahre Gestalt. Yasha war eindeutig im Nachteil. Doch Sesshomaru macht gar keine Anstalten, zu ziehen. Als dies Yasha aufging, steigerte sich seine Verärgerung immens. ‚Der Mistkerl macht sich nur über mich lustig. Will wohl beweisen, dass er selbst ohne jede Waffe besser ist als ich!’ Aufgebracht stürzte er sich in den Kampf, jedoch stets darauf bedacht, sich nicht allzu weit von Inu zu entfernen- die Auseinandersetzung würde hart genug sein, da konnte er keine ablenkenden Schmerzen gebrauchen. Allerdings sollte er trotzdem einen gewissen Abstand einhalten. Dadurch würde sein Alter Ego aus der Schusslinie sein und- noch viel wichtiger- auch Kagome.
 

Einen Bewies zu liefern, dass er unbewaffnet wesentlich stärker war als sein Halbbruder war weit von Sesshomarus Absichten entfernt. Nicht, dass dergleichen nicht der Fall war, jedoch war es äußerst unehrenhaft, einen unbewaffneten Gegner mit dem Schwert anzugreifen. Außerdem war er gespannt, wie stark Inu Yasha war, wenn er ein reiner Dämon war. Zwar hatte dieser seine Kampfkraft schon mehr als einmal in solchen Fällen unter Beweis gestellt, aber zu jenen Zeitpunkten war sein Geist wirr gewesen. Dies war jetzt nicht der Fall, allerdings hatte Inu Yasha immer noch sein aufbrausendes Temperament, das ihm sicher eines Tages zum Verhängnis werden würde.

Nun, sein Kampfstil war noch immer erbärmlich, doch Sesshomaru würde nicht den Fehler machen, seinen Gegenüber deswegen zu unterschätzen. Diesen Fehler hatte er einmal begangen- und es hatte ihm den linken Arm gekostet. Es lag ihm wenig dran, dieses Missgeschick zu wiederholen. Ruhig und gelassen wich er den Angriffen aus, parierte und konterte. Sein Geschick erlaubte es ihm, seinen Gegner zu verletzten. Blut troff von einer tiefen Brustwunde.
 

Ein leises Ächzen drang an seine Ohren, doch es war nicht von der Person vor ihm ausgegangen. Dessen Verletzung war bereits aufgrund seines Blutes geheilt. Beeindruckend. Es war zwar keine schwere Verletzung gewesen, doch im Status eines Halbdämons hätte eine derartige Wunde Inu Yasha zumindest behindert.

Der junge Mensch mit den langen schwarzen Haaren… Inu Yashas menschliche Seite. Er musste der Verursacher des Schmerzenslautes sein, schon sein verzerrtes Gesicht sprach eindeutig dafür. Eine seiner Hände war auf die Brust gepresst. Zudem konnte Sesshomaru den Geruch von menschlichem Blut wahrnehmen. Ein vertrauter Geruch, es roch genauso wie das Blut, das durch Inu Yashas Adern floss und sein dämonisches Erbe schwächte und herabwürdigte. Das menschliche Blut Izayois.

Mit gelindem Interesse wand sich seine Aufmerksamkeit den Menschen zu, ohne jedoch dem Kampf zu unterbrechen. Er hatte es ja gewusst: Inu Yasha würde niemals ein geschickter Kämpfer sein. Wann lernte der Kerl eigentlich mal, erst nachzudenken und dann zuzuschlagen? Seine Attacken mochten bei niederen Dämonen effektiv wirken, aber sie waren unausgewogen und disharmonisch. Daran würde auch reinstes Dämonenblut nichts ändern.

Yasha war inzwischen fast außer sich. Zwar besaß er die Kühle und Beherrschtheit, die mächtigen Dämonen zueigen war- manch einer sprach in diesem Zusammenhang auch von Arroganz- diese Eigenschaften beruhten allerdings hauptsächlich auf dem Wissen der Überlegenheit. Trotz der Tatsache, dass sich seine Stärke bestimmt um das Zehnfache gestiegen war, führte Sesshomaru ihn wieder einmal vor. Das war ja nicht zum Aushalten! Und dabei hatte dieser bisher noch nicht richtig mit dem Kämpfen begonnen. Wie machte der Kerl das bloß?

Wenigstens einen Kratzer wollte Yasha seinem Halbbruder zufügen. Immerhin musste er irgendwie seine Würde bewahren. Verdammt, er hatte ja schon als Halbdämon manches Mal mehr erreicht. Und heute, mit seiner gesamten Macht war er nicht einmal dazu in der Lage dasselbe wie ein Halbblut zu vollbringen? Garantiert würden die anderen, ganz besonders Shippo, sich über ihn lustig machen. Das hier lief gar nicht so, wie Yasha sich das ausgemalt hatte. Dem Dämon war nicht bewusst, dass gerade seine Wut ihn unaufmerksam und angreifbar machte.

Mit Verdruss stellte der Hundedämon fest, dass sich Sesshomarus Aufmerksamkeit auf die Menschen richtete. Er konzentrierte sich nicht einmal auf diese Auseinandersetzung, und trotzdem verlief jeder Angriff, den Yasha versuchte, ins Leere. Beinahe schien es, als würde dieser Kampf seinen Halbbruder langweilen. Und er selbst musste schon mehrere Verletzungen in Kauf nehmen. Komischerweise verspürte er mit jeder Wunde eine stärkere Mattigkeit. Allmählich begannen seine Bewegungen zu erlahmen, forderte jeder weitere Angriff mehr und mehr Kraft. Dieser Disput musste so schnell wie möglich enden.
 

Sesshomaru bemerkte, dass die Energie, die in Inu Yashas Angriffen lag, immer mehr schwand. Gleichzeitig minderte sich langsam dessen Aura. Seltsam, woher stammte dieser Kraftschwund? Selbst als Halbdämon hatte Inu Yasha sich schon erbitterter und ausdauernder gezeigt als jetzt. Mit seinem reinen, nicht durch erbärmliches Menschenblut geschwächten Blut müsste ein solcher Kampf Tage dauern! Was konnte ein so mächtiges Wesen derart entkräften? Sesshomaru gestand es sich zwar nur ungern ein, aber er spürte in Inu Yashas Aura eine beeindruckende Stärke- zumindest HATTE er dergleichen gespürt. Jetzt war nicht mehr allzu viel davon übrig.
 

Seine feine Nase fing erneut den Geruch von Blut ein. Da war das dämonische, aber das verwunderte ihn kaum, schließlich war sein Gegner verletzt worden, aber dessen Geruch wurde überdeckt von der Witterung menschlichen Lebenssaftes. Es musste einiges sein. Abermals führten die Spuren zu dem in rot gekleideten Menschen, der Inu Yasha anderes Erbe, das seiner Mutter, darstellte. Der dunkelhaarige Junge war zusammengesunken und gab immer wieder mühsam unterdrückte Schmerzbekundungen von sich. Die beiden Menschenmädchen, die stets mit seinem Halbbruder umherzogen, waren besorgt an seine Seite getreten, schienen aber nur hilflos daneben zustehen. Die Priesterin hatte sich zu dem Jungen herabgebeugt und sprach leise auf ihn ein. Der Mönch hingegen ließ angespannt seine Blicke von Inu Yasha auf den verletzten Menschen und zurück wandern. Woher mochten dessen Verletzungen stammen?

Sesshomaru runzelte leicht die Stirn. Er betrachtete sorgsam sein Gegenüber. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Verletzen zu. Irgendetwas war hier eindeutig merkwürdig. Wie kam es, dass der menschliche Anteil seines Bruders Schaden nahm, ohne dass es Hinweise auf einen Angreifer gab? Er dachte einige Augenblicke konzentriert nach. Inu Yasha machte derweil noch einige schwächliche Versuche, den Kampf weiter zuführen, doch inzwischen waren seine Attacken nicht mehr als ein Tätscheln, dass Sesshomaru gekonnt ignorierte.
 

Yasha keuchte schwer. Wieso hatte er keine Kraft mehr? Er war am Ende, hatte sich bereits völlig verausgabt, während sein Kontrahent nicht einmal schneller atmete. Wenn der nun ernst machte, dann würde er selbst dem nichts mehr entgegensetzen können. Mühsam kratzte der Hundedämon seine letzten Kraftreserven zusammen und versuchte noch einen fast schon verzweifelten Angriff. Sesshomaru machte sich nicht einmal die Mühe zu parieren. Dessen Aufmerksamkeit ruhte nun vollständig auf Inu. Unwillkürlich sah Yasha in dieselbe Richtung. Sein anderes Ich wand sich vor Pein. Yasha verspürte plötzlich ein jähes Schuldgefühl, das er jedoch sofort unterdrückte. Er konnte doch nichts dafür, dass zwischen ihnen eine Verbindung bestand! An den bedrückten Gesichtern seiner Freunde konnte er allerdings ablesen, dass sich um ihn genauso wie um Inu sorgten und beteten, dass dieser Disput endlich ein Ende finden möge.
 

Sesshomaru war indes tief in Gedanken versunken. Der Kampf war sowieso vorbei. Da stand Inu Yasha als Dämon vor ihm, völlig ausgepumpt, aber gleichzeitig war er dort drüben, als Mensch, so wie es sonst nur in mondlosen Nächten, jener verletzlichen Zeit, die er selbst jedoch nie ausgenutzt hatte, geschah. Wie war das nur möglich? Da steckte eindeutig Magie dahinter, das meinte der Dämon zu spüren. Offenbar war es jemandem gelungen, das Mischlingsblut in den Adern seines Gegenübers zu trennen und daraus zwei eigenständige Wesen entstehen zu lassen. Jedoch schien weiterhin ein Band zwischen beiden zu bestehen: Was dem einem geschah, betraf auch den anderen. Anders konnte er sich nicht erklären, wieso auch die passive Hälfte verletzt wurde. Das konnte für beide fatal sein. Nicht, dass es ihn groß interessierte, was aus seinem Halbbruder wurde, aber es war schon eine Schmach, wenn das Leben eines Dämons an das eines Menschen gebunden war.
 

Gelassen wand er sich ab, nichts hielt ihn mehr hier, seine Neugierde war befriedigt worden. Inu Yasha war auch in seiner dämonischen Form kein ernstzunehmender Gegner für ihn. Äußerst bedauerlich. „Gibst… du… etwa… schon…auf?!“, stieß Yasha außer Atem hervor. Sein Halbbruder warf ihm nur einen gelangweilten Blick zu: „Es ist wie immer mit dir, Inu Yasha, ob du nun durch Magie zu einem Dämon geworden bist, oder nicht. Du hast zwar jede Menge Kraft, aber dein Kampfstil lässt weiterhin zu wünschen übrig. Dennoch wäre es ratsam, eine Möglichkeit zu finden, wieder zu deinem alten Ich, so erbärmlich es auch ist, zurückzufinden“.

Mit diesen Worten verließ er den Kampfplatz. Ohne sich noch einmal umzudrehen lenkte er seine Schritte wieder dem Ort zu, an dem er Rin und Jaken zurückgelassen hatte. Inu Yasha tat jetzt besser daran, den Fluch zu brechen. Sesshomaru war sich ziemlich sicher, dass dieser Bann nicht dazu gedacht war, seinem Halbbruder einen Gefallen zu tun. Es stand wesentlich mehr auf dem Spiel, als sich die Menschen dachten. So wie er es sah, gab es vielleicht eine einzige Möglichkeit, das geschehen rückgängig zu machen. Doch die würde garantiert nie eintreffen…
 

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Inu litt sehr unter den Schmerzen, die er von Yashas Kampf abbekommen hatte, doch war er entschlossen, das Ganze wie gewohnt herabzuspielen- was sollten die anderen denn von ihm denken? Trotzdem protestierte er nur schwach, mehr aus Gewohnheit als aus Überzeugung, als Kagome seine Wunden versorgen wollte.

Behutsam verarztete sie den Jungen, mit tatkräftiger Unterstützung von Kaede. Die Schülerin fühlte sich dabei plötzlich seltsam angestarrt und hob sofort den Blick. Yasha verfolgte jeder ihrer Bewegungen mit Argusaugen und auf seiner Miene lag ein Ausdruck, den sie nur allzu gut kannte. Unhörbar stöhnte sie. Genauso sah Inu Yashas Gesicht aus, wenn sie wieder einmal Koga begegneten und dieser sie umgarnte. Ganz offensichtlich war Yasha eifersüchtig- und zwar auf sich selbst. Doch so etwas würde er nie zugeben, als Dämon noch weniger denn als Halbdämon.

In Hinsicht seines Verhaltens kannte Inu Yasha grundsätzlich leider nur zwei Kategorien: Entweder man konnte etwas bekämpfen oder es essen. Alles andere, was nicht in dieses Raster fiel, ignorierte er oder verstand es einfach nicht. Gefühle zum Beispiel. Obwohl- die konnte er ganz ausgezeichnet angreifen. Wie oft hatte er sie schon mit seinen Worten verletzt? Sie hatte aufgehört es zu zählen. Aber ändern konnte sie daran sowieso nichts.
 

Sorgfältig packte sie ihr Verbandszeug wieder beiseite. Inu hatte sich an die Wand von Kaedes Hütte gelehnt, die Augen geschlossen und beschimpfte mit leiser Stimme seine dämonische Seite. Diese verhielt sich im Moment regelrecht mustergültig, Yasha hatte sich nicht einmal geweigert, die Behausung eines Menschen zu betreten. Allerdings fiel der Schülerin auf, dass auch er erschöpft wirkte. Das hatten sie alle schon bei der Auseinandersetzung mit Sesshomaru bemerkt. Ob Inus Verletzungen durch die Verbundenheit mit Yasha diesen geschwächt hatte?
 

Ruhig trat Kagome zu dem Dämon und fragte leise: „Alles in Ordnung?“. Sie musterte ihn nachdenklich, doch er reagierte nicht. Während das Mädchen ihn so ansah, mit dem langen silbernen Haar und den Streifen auf den Wangen, stellte sie fest, dass sie etwas vermisste. Zwar sah ihr Gegenüber Inu Yasha unheimlich ähnlich, doch eines fehlte: Seine knuffigen Hundeohren. Wirklich schade, dass die verschwunden waren. Sie sah es immer so gerne, wenn die sich bewegten, mochte das Gefühl, dass die weichen Ohren auf ihrer Haut hinterließen, wenn sie sie anfasste- obwohl sie das nur sehr selten tat, wusste sie doch, wie ungern sich Inu Yasha berühren ließ.
 

Yasha verspürte eine gewisse Genugtuung, als sich Kagome ganz ihm widmete. Er mochte es zwar nicht, wenn sie um ihn besorgt war, aber zeigte das nicht, dass ihr etwas an ihm lag? Schließlich mochte er selbst das Mädchen irgendwie und es missfiel ihm, das sie sich so sehr um Inu kümmerte. Und dass obwohl sie ein Mensch war! Hatte er womöglich mehr Ähnlichkeit mit seinem Vater als er je vermutet hatte? „Es geht mir gut, Kagome“.

Die Angesprochene zuckte zusammen, sie hatte gar nicht mehr mit einer Reaktion gerechnet. Yasha sah ihr voll ins Gesicht. In seinen goldenen Augen, die bisher nur Kälte oder Wut ausgestrahlt hatten, lag plötzlich etwas Warmes. In der nächsten Sekunde war es allerdings schon wieder verschwunden. Dennoch fühlte sie sich leicht unbehaglich. Irgendetwas hatte da in seinem Blick gelegen, war in seiner Stimme zu hören gewesen. Kagome errötete leicht und schaute betreten beiseite. Das war einfach verrückt! Sie fühlte sich sowohl zu Inu als auch zu Yasha eigenartig hingezogen. Das würde noch Probleme geben- die beiden würden garantiert auf sich gegenseitig eifersüchtig sein, wenn sie Gefühle für den einen oder den anderen zeigte! Was sollte sie nur tun?
 

Wieder einmal war es Shippo, der die angespannte Atmosphäre vertrieb. „Sag mal, Yashaaaaa?“. Der bemühte sich geflissen, den kleinen Fuchs zu ignorieren, doch der ließ nicht locker. „Yasha?“ „Was?!“, knurrte er wesentlich verärgerter als er eigentlich durchscheinen lassen wollte. Schon hatte er sich einen tadelnden Seitenblick von Kagome eingefangen. Kaede, Miroku und Sango betrachteten die ganze Szene mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen.

„Wie stark bist du jetzt eigentlich? Kannst du dich auch verwandeln, in so einen großen Hund, wie dein Bruder?“ „Halbbruder“, korrigierten Inu und Yasha automatisch. „Ist ja auch egal. Kagome hat mir mal davon erzählt. Kannst du das auch? Oder hast du eine Giftklaue? Oder vielleicht so eine Energiepeitsche?“ Unbehaglich wand sich Yasha regelrecht unter Shippos neugierigen Fragen. Dergleichen hatte er sich ehrlich gesagt auch schon gefragt, aber woher sollte er die Antwort kennen? Was war der Trick hinter so einer Verwandlung? Wie aktivierte man diese Kräfte? Das war ja genauso kniffelig wie damals, als er Tessaiga zu ersten Mal einsetzen wollte… Der Fuchsdämon deutete die Mimik des Dämonen richtig und kicherte: „Du weißt es selber nicht!“. Sofort verfinsterte sich Yashas Gesicht. Drohend erhob er sich. „YASHA!“, kam es von laut Kagome, während Inu nur ein leises „Nicht“ über die Lippen brachte. Er hatte so schon genug unter Schmerzen zu leiden, da konnte er getrost auf weitere verzichten.

Yasha schaffte es tatsächlich, sich wieder zu beruhigen. Dennoch war immer noch nicht geklärt, wie groß seine Macht jetzt war. Aber was nützte die gigantischste Stärke, wenn man durch einen Menschen geschwächt wurde und sich alle anderen darum bemühten, einen wieder in den ursprünglichen Halbdämon zu verwandeln? Das war nicht das, was er sich wünschte. Viel lieber wäre es ihm, sein menschliches Ich hinter sich lassen zu können und als eigenständiges Wesen zu existieren. Ob das wohl möglich war? Vielleicht war ja derjenige, der den Zauber der Teilung geschaffen hatte dazu in der Lage?

„Wir sollten den Urheber des Bannes suchen“.
 

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Hm. Ich bin nicht wirklich zufrieden mit diesem Kapitel. Aber im Moment fällt mir leider nicht mehr ein. Hat jemand einen kreativen Vorschlag? Wenn ja, nur raus damit.
 

Gruß
 

Foxfire

Zwei Sturköpfe

Danke für die vielen lieben Kommis und die Versicherung, dass mein Kapitel doch nicht so daneben war, wie ich befürchtet habe- aber man ist ja sooo selbstkritisch... Schluss mit dem Gelaber, hier ist das neue Kapitel!
 

6. Zwei Sturköpfe
 

„Den Urheber? Wie willst du den denn finden?“ Miroku sprach das aus, was alle anderen dachten. Yasha ließ sich von der hörbaren Skepsis in der Stimme des Mönchs nicht beirren und antwortete selbstsicher: „Den finde ich schon irgendwie!“. Prompt stöhnten alle auf. „Ich habe irgendwie ein Deja-vu (wohl eher Deja-entendu(also schon gehört))Gefühl“, gab Kagome von sich. „Was für ein Gefühl?“, frage Shippo verständnislos nach. „ Das Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben“, erläuterte Kagome. Sango nickte beifällig. „Mit diesem Satz hat alles angefangen!“. War das wirklich erst heute Morgen gewesen? Seitdem war soviel passiert, dass es für mehrere Tage gereicht hätte. „‚Irgendwie’ scheint mir doch ein bisschen unsicher zu sein. Auf diese Art haben wir Naraku ja auch nicht gefunden!“. Der Hundedämon schnaufte verärgert. „Na und? Ich habe keine Lust, hier nur rum zu sitzen und darauf zu warten, dass alles von selbst wieder in Ordnung kommt!“. „Dann willst du wieder zu einem Halbdämon werden?“. „Garantiert nicht! Wer will schon so schwach werden“. „Als ob du plötzlich so stark bist“, warf Inu müde ein. „Mit so jemandem wie dir, der mir an den Hacken klebt ist das kein Wunder!“. Yasha war nun eindeutig beleidigt. Die anderen in der Hütte seufzten nur genervt. Fanden die beiden denn nie ein Ende? Den ganzen Tag schon lagen sie sich ständig in den Haaren. „Schlimmer als im Kindergarten“, murmelte Kagome halblaut. Es wusste zwar keiner der Anwesenden, was ein ‚Kindergarten’ eigentlich war, aber sie verstanden den Sinn in Kagomes Worten.

„Streit bringt euch nicht weiter. Außerdem werden ihr in der Dunkelheit nicht mehr viel erreichen-“. „Ich sehe im Dunkeln hervorragend!“, fiel Yasha Kaede brüsk ins Wort. „Du vielleicht, du Trottel, aber wir nicht!“, Kagomes Geduld war zu Ende. „Ich bin müde und ich habe nicht die geringste Lust, mitten in der Nacht herumzuirren. Haltet endlich beide die Klappe und legt euch schlafen oder so“. Inu und Yasha verschlug es die Sprache. Unwillkürlich und mit erstaunlicher Synchronizität zogen beide den Kopf ein. Sie wussten nur zu gut, dass Kagomes Zorn furchtbar sein konnte. Schweigen breitete sich in der Hütte aus, als sich alle schlafen legten. Das heißt, alle bis auf… „Du solltest dich auch hinlegen, Inu“, meinte Sango behutsam. Der erwiderte jedoch nur scharf: „Ich schlafe nicht als Mensch!“. Die Dämonenjägerin verdrehte kurz die Augen, hatte sie doch mit dieser Antwort gerechnet. Sie warf einen raschen Seitenblick zu Kagome, die nur mit den Schultern zuckte, und beschloss Inu seinen Willen zu lassen. Allerdings fiel ihr auf, wie dieser Yasha mit finsteren Blicken bedachte. Ganz offensichtlich war Inu entschlossen, seine dämonische Hälfte im Auge zu behalten. Na, wer dieses Sturkopf- Duell wohl gewann? Sango beschloss, sich nicht einzumischen, sondern ging schlafen. Für einige Zeit herrschte Ruhe im Inneren der Behausung, nur leises Atmen war zu hören
 

Yashas ausgezeichnete Augen nahmen selbst in der Dunkelheit Inus finstere Miene wahrnehmen. „Du hast es wieder mal geschafft. Jetzt ist Kagome sauer“, warf der Mensch seinem Gegenüber, den er nicht aus den Augen ließ, vor. „Ach ja? Wer stellt sich denn immer quer, wenn sie seine Verletzungen behandeln muss. Sei lieber froh, dass sie das tut. Sich mit so einem jämmerlichen Wesen abzugeben…“. Inu schnaufte verärgert, am liebsten wäre er jetzt aufgesprungen, jedoch schmerzten seine Verletzungen immer noch und warnten ihn davor, irgendwelche unbedachten Bewegungen zu machen. „Und warum bin ich verletzt? Weil du, der ‚Ich- bin- ein- mächtiger- Dämon- und- keiner- kann- mir- gefährlich- werden- Typ gegen Sesshomaru total untergegangen bist. Da hab ich ja als Halbdämon mehr Kraft gehabt!“. Inus Stimme triefte vor Spott. Yasha hätte sich jetzt am liebsten auf ihn gestürzt, doch leider wusste er inzwischen nur zu gut, dass dergleichen zwecklos wäre, ihn sogar selbst schwächen würde. „Weißt du eigentlich, warum ich so erbärmlich versagt habe?“ „Weil du einfach nur unfähig bist? Viel Kraft aber kein Hirn nicht wahr?“ „Du vergisst, dass er damit uns beide meinte. Außerdem bist DU es, du und dein schwächliches Menschenblut, der meine Kraft begrenzt. Durch deine Schwäche wurde ich schwach. Abscheulich!“ „Beleidige nicht unsere Mutter!“. „Sie war ein Mensch und indem sie einen Halbdämon geboren hat, hat das kostbare Dämonenblut verdünnt. Was für eine Verschwendung. Menschen sind so wertlos“ „Du redest wie Sesshomaru! Außerdem sind fast alle hier um uns herum Menschen. Bis auf Shippo, aber-“ „Der zählt nicht“, sagten beide gleichzeitig und starrten sich daraufhin verblüfft an. „HEY!“. Shippos Protest war zwar schläfrig, aber dennoch empört. Zum Glück schaltete sich der Kleine nicht in ihr Gespräch ein, sondern fiel rasch wieder in tiefen Schlaf. Inu nahm das Gespräch von vorher wieder auf.

„Hältst du Kagome etwa auch für wertlos? Sie ist auch ein Mensch und ich hab gemerkt, wie du sie angesehen hast!“. In diesem Moment dankte Yasha allen ihm bekannten Göttern, dass Dämonen nicht erröten konnten- sonst hätte die Farbe seines Kopfes garantiert mit der seiner Kleidung gewetteifert. „Das ist was anderes. Und überhaupt, was geht dich das an? Lass einfach nur die Finger von Kagome, sie gehört mir!“ „Ach ja? Hab ich das ‚Eigentum von Yasha’ Schild an ihr übersehen? Und überhaupt ist Kagome kein Ding, dass man besitzen kann!“ Die beiden merkten nicht, dass ihre Debatte allmählich immer lauter wurde, bis Miroku sich plötzlich einschaltete: „Weise Erkenntnis, Inu. Wäre es jedoch zuviel verlangt, wenn ihr euch für eure Diskussion einen anderen Zeitpunkt oder zumindest einen anderen Ort sucht? Ihr mögt es vielleicht nicht glauben, aber es gibt hier Leute, die schlafen wollen!“.

Mit diesen Worten kehrte der Mönch zu seinem Schlafplatz zurück. „Denk nicht mal dran!“, zischte Sango verärgert als er Anstalten machte, seinen Schlafplatz ein wenig in Richtung der Mädchen zu verschieben. Enttäuscht ließ er von seinem Vorhaben ab, legte sich allerdings so hin, dass er noch einen einigermaßen guten Blick auf die wohlproportionierte Dämonenjägerin hatte. Kagome machte er im Moment besser keine Avancen. Wenn sich schon Inu und Yasha um sie stritten, sollte er besser nicht der Dritte im Bunde sein- da konnte er nur verlieren. Außerdem hatte er ja Sango…
 

Inu und Yasha hüllten sich für einige Augenblicke in Schweigen. Dann erhob sich Yasha und verließ die Hütte, er zog es sowieso vor, sich außerhalb menschlicher Bauten aufzuhalten. Notgedrungen folgte Inu. Und ehrlich gesagt, hielt er es eh für klüger, ein Auge auf sein Alter Ego zu haben. Wer weiß, was der anstellte, wenn er sich unbeobachtet glaubte. Womöglich machte er sich noch an Kagome ran! Bevor er die Behausung verließ warf der Mensch noch einen sanften Blick auf das Mädchen. Sie war offenbar nicht von dem Streit aufgewacht. Besser war das, wenn sie aus dem Schlaf gerissen wurde, neigte sie dazu ziemlich… unleidlich zu sein. Sie hatte ihm in so einem Fall schon mal eine runtergehauen und er konnte auf eine Wiederholung ehrlich gesagt verzichten.

Yasha war der liebevolle Blick Inus aufgefallen und prompt verfinsterte sich sein Gesicht. Hatte er nicht gerade deutlich gemacht, dass der die Schwarzhaarige in Ruhe lassen sollte?
 

„Vergiss Kagome! Sie gehört mir!“. „Von wegen! Sie ist die meiste Zeit bei mir. Wahrscheinlich mag sie mich viel mehr als dich! Wer sollte auch so einen Eisblock mögen“, versetzte Inu süffisant. Yasha fiel es allmählich schwer, seine ruhige und beherrschte Haltung beizubehalten, da sein Spiegelbild ganz schön an seinen Nerven zerrte- zumal er mit der Aussage, dass sich Kagome viel bei Inu aufhielt, Recht hatte. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie die beiden sich angesehen hatten, bevor Sesshomaru auf der Bildfläche aufgetaucht war. Der Anblick hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt und bewirkte, dass er mit den Zähnen knirschte. Der Schwarzhaarige lächelte leicht, zufrieden, den Dämon aus der Fassung gebracht zu haben. „Du kannst sie nicht mal beschützen!“, presste Yasha hervor.

„Ich habe sie als Mensch schon oft beschützt!“. „DU?! Wir haben sie als Mensch oft beschützt, würde ich sagen!“. „Ach, auf einmal redest du von Taten, die du als ‚erbärmliches Halbblut’ vollbracht hast? Anscheinend bist du ja tief gesunken!“ „Dann brauchst du dich auch nicht mit der Vergangenheit brüsten!“. „Keh! Lass lieber die Finger von Kagome! Mensch und Dämon passt nicht zusammen“. Yasha erwiderte höhnisch: „Bedenke, dass wir beide unsere ursprüngliche Existenz eben so einer Verbindung verdanken. Sonst hätte es Inu Yasha, den Halbdämon, nie gegeben!“

Inu presste die Lippen zusammen. Das war leider etwas, dem er nicht widersprechen konnte. Dennoch wollte er in diesem Streit nicht nachgeben. Hier und heute musste geklärt werden, wer ein Anrecht auf Kagome hatte. „Menschen passen besser zu Menschen. Sie haben ähnliche Lebensspannen. Während du immer noch jung und lebendig bleibst, wird Kagome von Jahr zu Jahr älter, bis sie viel zu früh für dich stirbt. Könntest du ihr dass antun? Könntest du es ertragen, sie so schnell zu verlieren? Wir Menschen leben nur kurz. Dämonen wie du leben jahrhunderte, sogar jahrtausende lang. Kagome ist sehr stark, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in so einem Leben glücklich wird. Und nicht zuletzt ist da noch das Problem, dass wir in verschiedenen Zeiten leben.“ Inu endete und senkte niedergedrückt den Blick. Letzteres war das größte Problem. Egal, ob er Mensch, Halbdämon oder Dämon war- wie konnte er Kagome vor die Entscheidung zwischen ihm und ihrer Familie stellen? Es gab keine Garantie, dass der Brunnen für immer offen bleiben würde. Womöglich war die gemeinsame Zeit begrenzt, was sie noch unendlich kostbarer machte. Das Mädchen bedeutete ihm soviel. Sie hatte ihm unendlich viel gegeben, seine Einsamkeit genommen, ihm einen Platz im Leben gegeben. Immer war sie an seiner Seite. Er könnte es nicht ertragen, wenn sie fort wäre. Er hasste schon jene Tage, wenn sie wieder einmal weg war. Warum gab es nur diese blödsinnige Schule? Er selbst hatte so was nie gebraucht und lebte immer noch gut damit. Wenn sie für immer fort wäre…
 

„Dämonen leben wesentlich länger als Menschen, da hast du Recht. Doch das hat unsere Eltern nie gekümmert. Vater ist trotz seiner langen Lebensspanne als erster gestorben. Wer kann die Zukunft voraussagen? Ich würde lieber nur wenige Jahre glücklich mit Kagome verbringen, als mein ganzes Leben unglücklich mit jemand anderem“. Yasha ließ seine Worte verklingen und schaute in die Dunkelheit. Seine feinen Sinne nahmen jeden Laut, jeden Geruch, jede Bewegung in der Nacht wahr. Er hörte, wie Inu kurz Luft holte und dann mit nachdenklicher Stimme antwortete: „Du sprichst von dir. Aber was ist mit Kagome?“ Yasha lächelte leicht versonnen, was sein Gegenüber allerdings nicht sehen konnte und erwiderte: „Sie gehört mir!“. „WA-“, wollte Inu auffahren, als Yasha ihm plötzlich mit lauter Stimme ins Wort fiel: „Kagome ist kein Ding, das man besitzen kann, Inu, sondern ein eigenständiges, lebendes, fühlendes Wesen. Sie ist ein Mädchen, dass seine eigenen Entscheidungen treffen kann!“. Inu schwieg verdutzt. Genau davon hatte er doch zuvor geredet! Wieso fing Yasha jetzt ebenfalls damit an?
 

Yasha hatte die leichte Bewegung bemerkt, mit der der Vorhang von Kaedes Hütte beiseite geschoben worden war. Da er als Dämon auch in der dunkelsten Nacht ausgezeichnet sehen konnte und seine Nase ebenfalls sehr empfindsam war, konnte er unschwer erkennen, dass es sich um Kagome handelte, die in die Nacht zu ihnen hinüber blickte. Zum Glück hatte sie nicht das ganze Gespräch mit angehört. Sie durfte zwar wissen, dass er etwas für sie empfand, doch wenn er sie ihr gegenüber als sein Eigentum bezeichnet, würde sie garantiert fuchsteufelswild werden- und DAS würde eher unschön sein…
 

Das Mädchen war plötzlich aufgewacht und hatte rasch festgestellt, dass Inu Yasha…, dass weder Inu noch Yasha in der Hütte waren. Sofort begann sie, sich Sorgen zu machen. Womöglich waren die beiden wieder aneinander geraten oder gar schlimmeres. So war sie rasch aufgestanden und war nach draußen getreten. Im schwachen Licht des Mondes konnte sie undeutlich zwei Silhouetten ausmachen. Die laute Stimme, die plötzlich erscholl konnte sie jedoch eindeutig zuordnen. Sie gehört Yasha. Das konnte sie allerdings nur daran festmachen, dass dieser ganz offensichtlich zu Inu sprach- denn beide klangen gleich, eben wie Inu Yasha. Die Schülerin seufzte. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn sich herausgestellt hätte, dass alles wieder normal wäre, dass Inu Yasha wieder der alte war und nicht zweigeteilt. Aber so was funktionierte höchstens in Märchen- und in einem solchen befand sie sich ganz bestimmt nicht!

Etwas verwundert war sie allerdings schon über Yashas Worte. Die klangen so… erwachsen und vernünftig, eben gar nicht nach Inu Yasha. Gleichzeitig wurde der Schülerin klar, dass sie die Ursache für den Streit war. Na toll! Wie sollte sie diesen Disput beenden, ohne dass einer der beiden meinte, sie würde sich auf seine Seite stellen und damit den anderen tödlich beleidigen? Warum konnten sie sich nicht einfach um Kikyo streiten? Nicht, dass sie von einer derartigen Kontroverse begeistert wäre, aber es würde den Umgang mit den beiden doch etwas erleichtern. Aber das war wohl nur ein frommer Wunsch. Was also sollte sie tun?
 

Nach längerem Überlegen beschloss sie, dass es zwecklos war, den Streit zu beenden und begab sich wieder in die Hütte, um sich schlafen zu legen. Jedoch fiel es ihr schwer, wieder einzunicken, dann in ihrem Inneren großer Aufruhr herrschte. Beide fühlten sich zu ihr hingezogen, das hatte sie bemerkt. Inu hatte es als Mensch viel leichter seine Gefühle mitzuteilen. Yasha war da verschlossener, doch seine würdevolle Art imponierte ihr. Ja, sie mochte beide, fühlte sich sogar zu ihnen hingezogen, aber sie wusste eben nicht zu wem mehr. Und ehrlich gesagt wollte sie sich auch gar nicht entscheiden, sondern einfach nur den alten Inu Yasha, in den sie sich verliebt hatte, zurück.

Inu und Yasha. So sehr sich die beiden voneinander unterschieden, so gleich waren sie auch wieder. Beide waren streitlustig, arrogant, reizbar, brutal und dann wieder nett, aufmerksam, ja sogar einfühlsam. Wer sollte da noch durchblicken. Sie schloss die Augen, hörte jedoch immer noch den Disput von Mensch und Dämon. Hoffentlich würden die beiden endlich mal die Fronten klären, diese ständigen Auseinandersetzungen zerrten allmählich ganz schön an ihren Nerven. Dummerweise war sie der größte Streitpunkt. Na, das konnte ja heiter werden!

Inu fand indes endlich seine Sprache wieder und fragte verwirrt: „Dann ist Kagome also nicht dein Eigentum, oder wie jetzt?“. „Sie ist es vielleicht noch nicht, aber sie wird es ganz gewiss. Dafür werde ich sorgen! Sie wird mein sein!“. „Nicht, wenn ich es verhindern kann!“, regte sich Inu auf. Yasha versetzte ihm einen schrägen, leicht belustigten Blick. „Ach ja? Und wie?“. Mit einer flüssigen Geste hatte Inu Tessaiga aus der Scheide gezogen und die Spitze auf das Herz des Dämons gerichtet. Den ließ das allerdings völlig kalt. Gelassen betrachtete er das rostige alte Schwert vor sich und meinte dann amüsiert: „Was ist? Willst du mich etwa umbringen? Das dürfte nicht allzu gesund für dich sein! Und ich wage doch zu bezweifeln, dass Tessaiga mir in dieser Form gefährlich werden kann!“. Der Mensch rang mehrere Augenblicke mit sich selbst, dann senkte er die Klinge und schob das Schwert wieder in die Scheide. Missmutig knurrte er: „Es gäbe ja nichts, was ich lieber täte, doch mir sind leider die Hände gebunden. Unglücklicherweise kann ich dir nicht mal einen Kratzer zufügen, ohne mir selbst zu schaden. Und Kagome sähe es bestimmt nicht gerne, wenn Blut fließt“. Dem musste Yasha zustimmen. Trotzdem… „Wir werden ja sehen, wer sie bekommt. Ich werde es dir auf keinen Fall leicht machen!“. „Also gilt: Der Bessere gewinnt?“. Yasha gab ein kurzen Brummen von sich, dass man als ‚Ja’ deuten konnte. Damit war der Wettstreit also eröffnet.

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Sabishii betrachtete die Szene, die sich ihr bot, verwirrt. Beinahe hätten sich die beiden getötet, oder zumindest attackiert- wegen eines menschlichen Mädchens! Was war das nur für ein Mädchen, das mit Dämonen und Halbdämonen sympathisierte? Wie war es möglich, dass sie zugleich die Wogen des Streites zwischen den beiden Hälften glättete und anfachte? Sabishii verstand die Welt nicht mehr.

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Inu knurrte vor sich hin. Das war keine gute Nacht gewesen. Stundenlang hatte er sich mit Yasha gestritten, doch hatten sie nicht klären können, zu wem Kagome jetzt eigentlich gehörte. Das bedeutete dann wohl offener Kampf. Mühsam erhob er sich- warum brauchte ein menschlicher Körper nur so verdammt lange, um sich wieder zu erholen?! Hinzu kam die Müdigkeit. Klar, er schlief niemals als Mensch, jedenfalls war das früher so gewesen, in Neumondnächten. Verstohlen gähnte er. Als er jedoch in das offenbar amüsierte Gesicht seines Spiegelbildes sah, versuchte er mit aller Macht seine Ausgebranntheit zu vertuschen- was ihm allerdings völlig misslang, sprachen doch bereits die Ringe unter seinen Augen eine nur allzu deutliche Sprache.

Nach einem raschen Frühstück brachen sie auf, um denjenigen zu finden, der Inu Yasha verflucht hatte. Allerdings hatten sie unterschiedliche Ziele. Während Inu, Kagome, Sango, Miroku und Shippo bestrebt waren aus zwei wieder eins zu machen, hoffte Yasha darauf, das Band zwischen ihm und seinem Spiegelbild endgültig zu durchtrennen.

Schon nach kurzer Zeit waren die beiden Mädchen und der Mönch schon sichtlich entnervt. Inu und Yasha stritten über das Marschtempo, über die Richtung, darüber, wer an der Spitze ging und alles mögliche was ihnen eben so einfiel. Sango schaltete sich ein, als eine hitzige Diskussion bezüglich der Tatsache, wer dem anderem in der Sonne stand, auszuufern drohte. „Hört mal, was haltet ihr von einer kleinen Rast? Wir wissen doch sowieso nicht, wohin wir gehen!“. „Und ob ich das weiß“, versetzte Yasha. „Ach ja? Wohin denn?“. Der Dämon hob den rechten Arm und zeigte geradeaus. „Da lang!“. Der Rest der Truppe stöhnte. Es war wie immer. Selbst wenn er aufgesplittet war, verhielt sich Inu Yasha wie gewohnt. Erst loslaufen, dann denken. So würden sie garantiert nie irgendwo ankommen, geschweige denn den Urheber des Fluchs finden. Das würde dann allerdings bedeuten, dass Inu und Yasha für immer so blieben wie jetzt. Und für immer war eine verdammt lange Zeit!
 

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Ist ein schöner Satz, um aufzuhören. Auf jeden Fall macht es Spaß, Inu Yasha mit sich selbst Streiten zu lassen XD. Die beiden sind ja ordentlich aneinander geraten. Mal sehen, was mir im nächsten Kapitel einfällt. Kommis und Vorschläge sind natürlich immer gerne gesehen!
 

Gruß
 

Foxfire

Schwarze Priesterin Sabishii

*ganz verlegen reinkomm* Ähhh, sorry, dass ich euch so lange hab warten lassen und auch keine ENS geschrieben habe, aber ich bin im Moment zeitlich sher eingebunden (sprich: Nachdienst, OPs, die 6 Stunden dauern... ich komm aus der Rinderklinik nicht mehr raus...). Hoffentlich gefällt euch dieses - leider kurzes - Kapitel trotzdem. Frohe Ostern euch allen!
 

7. Schwarze Priesterin Sabishii
 

Sabishii lehnte sich zurück, starrte für einige Augenblicke ins Leere und dachte über das nach, was sie gerade gesehen hatte. Das Feuer vor ihr drohte bereits zu erlöschen, doch sie hatte im Augenblick keinerlei Interesse daran, es wieder anzufachen und den beiden Hälften zuzusehen. Zu viel schwirrte ihr im Kopf herum. Was war an diesen beiden Wesen anderes als an jenen, die sie zuvor so verwandelt hatte? Zwar stritten sie sich ununterbrochen auf das Heftigste über jede Nichtigkeit, aber bisher hatten sie – jedenfalls mehr oder weniger - darauf verzichtet, einander zu töten. Das musste ein neuer Rekord sein. Sonst hatten Mensch und Dämon es meist nicht mal einen halben Tag zusammen ausgehalten, meist sogar kaum eine Stunde, sondern waren sich an die Kehle gegangen, was sie natürlich mit dem Tod bezahlten. Doch hier lag das anders. Ganz anders Was war nur der Grund dafür?
 

Die schwarze Priesterin erhob sich etwas schwerfällig. Sie hatte stundenlang ins Feuer gestarrt und nun beschwerte sich ihr Köper, was sie jedoch gekonnt ignorierte. Nachdenklich ließ sie sich auf ihr Lager fallen und überlegte. Sie hatte schon viele Halbdämonen verflucht. Wie lange machte sie das hier eigentlich schon?
 

Das erste Mal, dass sie aus eins zwei gemacht hatte, war nur aufgrund eines Versehens geschehen. Sie liebte es einfach andere zu peinigen. Doch bei diesem Fluch war etwa schief gelaufen. Eigentlich sollte der Halbdämon zerrissen werden- doch plötzlich war er zerteilt worden. Unglücklicherweise hatte sie keinen Weg gefunden, wie sie das rückgängig machen konnte. Doch nach kurzem Beobachten fiel ihr auf, wie kurzweilig dieser Fehltritt war. Ihre sonstigen Opfer starben einfach zu schnell als das es ihr Vergnügen bereitete. Dabei waren es fast immer Halbdämonen.

Oh ja, Sabishii hasste Halbdämonen. Mehr als alles andere. Sie verunreinigten das edle Menschenblut und würdigten feinstes Dämonenblut herab. Nicht dass sie Dämonen schätzte. Eigentlich auch nicht Menschen. Ehrlich gesagt hasste Sabishii sie alle, Menschen, Dämonen und Halbdämonen. Genau genommen hasste sie sich sogar selbst, mehr noch als jedes anderes Wesen auf der Welt. Selbsthass, Wut, Zorn, Hass. Eine dunklere Emotion als andere. Schwarz war ihre Kleidung, schwarz ihr Gemüt, schwarz ihre Seele. Sabishii war wahrhaft eine schwarze Priesterin von Grund auf.

Schon von Geburt an hatte sie große Macht besessen, vermutlich war sie sogar eine der stärksten Priesterinnen, die es gab. Doch bereits von Kindheit an zeigte sich, dass Sabishii niemals eine reine sanfte Priesterin sein würde. Schon immer schwelte tiefster Hass in ihr. Geboren einer Frau, die den Namen des Kindvaters nicht einmal kannte, sich nicht einmal an sein Gesicht erinnern konnte. Schnell war er in ihr Leben getreten und hatte es ebenso schnell wieder verlassen. Das Kind, das er hinterließ, war leider nur ein Mädchen. Nur wenige Jahre später starb die Mutter, an den Folgen des ständigen Alkoholgenusses. Das Kind war nun aus sich alleine gestellt, wurde nur von einer Familie zur nächsten gereicht, wie ein wertloser Gegenstand, den niemand brauchen konnte. Damals begannen Hass und unbändiger Zorn Besitz zu ergreifen von der Seele des kleinen Mädchens. Nie hatte sie gelernt, was Liebe oder Freundschaft bedeutete. Sie kannte nur die negativen Emotionen und begann andere ob ihrer Schwäche zu verachten. Jede Liebe, jede Freundschaft, alles fand schneller ein Ende als man es erwartete. Wozu sich für irgendetwas anstrengen, was sowieso nur in Kummer, Schmerz und Tränen endete?
 

Sabishii war von der Dunkelheit angefüllt, sie lebte in ihr und hüllte sich in ihren Schatten. So war es immer gewesen und so würde es immer sein.
 

Eines Tages hatte sie beim Spielen eine Frau entdeckt, die ganz offensichtlich dabei war, böse Beschwörungen auszuüben. Fasziniert sah das Kind zu. Die Priesterin bemerkte die enorme Potential und die Reichweite der dunkeln Seite des Kindes. Sie würde eine perfekte Schülerin sein. Wie Recht ihre Lehrmeisterin gehabt hatte! Doch sie hatte ihre Schülerin unterschätzt- und musste diese Fehleinschätzung mit dem Leben bezahlen. Neid und Hass hatten das junge Mädchen dazu getrieben, selbst das einzigste Wesen, dass ihr eine gewisse Wärme entgegen brachte, zu töten.

Sabishii hatte Großes vollbracht. Und jetzt war sie diejenige, die Halbdämonen ausrottete. Damit tat sie den Menschen und Dämonen sogar einen Gefallen. Jeder verabscheute Halbdämonen. Das hatte man ihr von Kindesbeinen an eingebläut. Halbdämonenblut war unreines, schmutziges Blut. Wertloser Abschaum, sonst nichts. Eine üble Laune der Natur.

Wieder betrachtete sie das Feuer. Der Mensch und der Dämon waren erneut in einen wüsten Streit geraten. Ihre Begleiter sahen sich nur verzweifelt an, lediglich das in grün gekleidete Mädchen schien entschlossen, die beiden auseinander zu bringen- was ihr auch gelang. Sabishii ging ein weiteres Mal auf, wie eigenartig dieses Mädchen war. Bevor sie den Fluch gewoben hatte, hätte sie geschworen, die kleine würde Halbdämonen hassen. Oder galt das etwa nur für diesen Halbdämon? Außerdem war zwischen ihr und den beiden Spiegelbilder eine besondere Art von Beziehung. Wirklich sehr seltsam
 

Wie konnte man Halbdämonen mögen? Das war einfach unmöglich, widersprachen allem, was sie je gelernt hatte. Bereits von Kindesbeinen an hatte man ihr eingebläut, dass Halbdämonen widerlich und widernatürlich waren. Man hatte sie gelehrt zu hassen. Wie war es dann möglich, dass jemand Hanyous liebte? Wie konnte es allein schon möglich sein, dass sich Dämonen aus Liebe mit Menschen einließen und beide wider besseres Wissen ein Ungeheuer zur Welt brachten? Solche Mischwesen sollte man am besten sofort töten.
 

Sabishii verabscheute nichts mehr als Halbdämonen und hatte schon viele getötet. Früher hatte sie als Schwarze Priesterin Menschen verflucht, doch die Befriedigung war nur kurz- Menschen waren anfällig und starben viel zu schnell. Danach hatte sie einige Versuche gemacht, dergleichen bei Dämonen zu wiederholen, doch das war sehr schwierig, da die meisten selbst große Macht hatten, gegen die selbst sie nicht ankam. Dann lang es auf der Hand- Halbdämonen. Sie hatten die Vorzüge der Dämonen und die Schwäche der Menschen. Anfangs hatte sie Halbdämonen unter unendlichen Qualen getötet. Doch nach einer Weile war auch das nur ein kurzweiliges Vergnügen und begann sie zu langweilen. Doch der misslungene Bann hatte zu ihrer Überraschung zu viel Amüsement geführt. Daraufhin beschloss sie, immer wieder Halbdämonen in ihre Bestandteile zu trennen. Der Hundehalbdämon hatte das Pech gehabt, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Unter allen Halbblütern, denen sie je begegnet war, war dieser allerdings eine Besonderheit. So mächtiges Blut. Womöglich würde er wesentlich länger aushalten als alle anderen zuvor. Vielleicht war es sogar von Vorteil wenn die anderen Menschen mit den beiden Hälften unterwegs waren. Wer weiß, was denen noch einfallen würde? Sabishii beschloss, nicht einzugreifen, sondern erst einmal zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln würden. Eines war jedoch klar. Früher oder später würden sowohl der Mensch als auch der Dämon sterben. Ihre Flüche waren nie gebrochen worden und würden es niemals werden. Niemals.
 

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Ein kurzes Kapitel nur, aber ich wollte nicht zuviel verraten. Hoffentlich werden Sabishiis Charakter und ihre Beweggründe klarer. Ich versuche, das nächste Kapitel wieder länger zu machen, insofern es meine Zeit zulässt

Endloser Streit

Tut furchtbar leid, dass ihr sooooooo lange warten musstet. Hoffentlich liest das hier überhaupt noch einer... Viel Spaß mit diesem Kapitel!
 

8. Endloser Streit
 

Kagome sah nach vorne. Was sie erblickte ließ sie allerdings stöhnen. Innerlich bereitete sie sich auf vor das, was gleich unweigerlich folgen würde. Drei, zwei, eins…

„Wir gehen nach rechts!“ „Wir gehen nach links!“ Beide sprachen gleichzeitig. Kaum hatten sie jedoch geendet, da blickten sie sich böse an und schon brach der nächste Streit aus. Ein kollektives Seufzen entwich den Umstehenden. Allmählich wurde dieses ständige Zanken wirklich nervig. Obwohl- allmählich?!

„Wir gehen nach RECHTS!“ „Nach LINKS!“. Kagome kam dieser Streit nun wirklich albern vor, doch sie wusste genau, würde sie für einen der beiden Partei ergreifen, würde sie nur Öl ins Feuer gießen und die beiden noch mehr anstacheln. Schließlich war sie sich durchaus darüber im Klaren, dass sie selbst ebenfalls einen – vielmehr vermutlich DEN - Zankapfel darstellte. Diplomatisch schaltete sie sich daher ein und schlug vor: „Lasst uns einfach eine Münze werfen“. Daraufhin sah sie sich zwei verwirrten Minen gegenüber. „Wozu?“ „Um eine Entscheidung zu treffen, wo lang wir gehen!“. „Das ist doch überhaupt nicht notwendig“, wandte Yasha verwirrt ein, „wir gehen auf jeden Fall nach rechts!“. Inu wollte bereits wieder vehement auf ‚links’ plädieren, als ihm etwas einfiel und so bemerkte er stattdessen: „Das ist eine gute Idee, Kagome“. Nun starrten ihn plötzlich alle verdutzt an. „Was denn?!“, fragte er ärgerlich. Miroku trat neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Stirn, die Inu jedoch mit einer raschen, verärgerten Handbewegung wieder weg schob. „Also, Fieber hat er nicht“, meinte der Mönch grinsend. Jetzt war es Inu, der verdattert drein blickte. Dann wurde ihm klar, dass sein Versuch, einsichtig zu sein und damit Kagome zu beeindrucken, ein völliger Fehlschlag war. Mürrisch drehte er sich weg, um nicht das höhnische Grinsen auf dem Gesicht- seinem Gesicht!- seines anderen Ichs sehen zu müssen.
 

Kagome schüttelte kurz den Kopf und holte dann eine Münze, einen alten Glücksbringer, hervor. „Also, Jungs, Kopf oder Zahl?“. Als sie nur Schweigen als Antwort erhielt, erläuterte die Schülerin: „Auf dieser Münze sind auf beiden Seiten unterschiedliche Abbildungen. Man sucht sich eine aus, dann wird die Münze hochgeworfen, wieder aufgefangen und mit der flachen Hand auf den anderen Handrücken geklatscht. Und derjenige, der die Abbildung gewählt hat, die oben liegt, hat gewonnen“. „Eine gute Möglichkeit, um eine schwierige Entscheidung zu vereinfachen“, fand Sango. „Also, Kopf oder Zahl?“, wandte sich das Mädchen erneut an Inu und Yasha. „Zahl“, erwiderten prompt beide, was zu einer erneuten Diskussion führte. Soviel zum Thema friedliche Lösung.

Miroku, Sango, Shippo und Kagome warfen einander nur einen kurzen Blick zu, dann wandten sie sich nach rechts. Nicht, dass sie damit für Yasha Partei ergreifen wollten, sondern links würden sie nur in ein kleines Dorf kommen- und dort würde man bestimmt niemanden finden, der solch mächtige Flüche kannte. Solche Wesen lebten meist im Verborgenen, anstatt mitten unter anderen Menschen. Inu und Yasha waren indes noch völlig in ihren Disput vertieft, bis ihnen auffiel, dass die anderen längst weitergegangen waren. „Rechts war eben die richtige Wahl!“. „Bild’ dir darauf bloß nichts ein. Du hast noch nicht gewonnen!“. Inu zog ein mürrisches Gesicht und folgte gezwungenermaßen Yasha. Zwar hatte er noch keinerlei Punkte bei Kagome sammeln können, doch war er überzeugt, dass er Yasha schlagen konnte. Dennoch weigerte er sich, klein bei zu geben und begann den nächsten Streit…
 

Die beiden Streithähne fanden nur kurz ein Ende mit dem elendigen Gezanke. Allerdings, der Grund für die Ablenkung war doch eher unschön, besonders für Shippo. Denn er war zu einer Spielfigur in einem perfiden Spiel geworden, dass darin bestand, herauszufinden, wer von ihnen beiden Shippo weiter weg werfen oder schießen konnte. Selbstredend unterband Kagome schnellstmöglich diesen Zeitvertreib- es war sowieso erneut zu einem Disput darüber gekommen, wer denn nun gewonnen hatte. Das Mädchen schwieg dazu, obwohl sie ziemlich überzeugt war, dass es Yasha war- ein Dämon hatte nun einmal mehr Kraft als ein Mensch, daran war nicht zu rütteln. Aber sie behielt diesen Gedanken lieber für sich, die ständigen Eifersüchteleien gingen ihr schon auf die Nerven, wenn sie es nur mit Inu Yasha zu tun hatte, aber gleich das Doppelte war einfach nur unerträglich. Nun, wenigstens war er jetzt ja nur auf sich selbst eifersüchtig und umgekehrt. Wesentlich schlimmer wäre es, wenn…

Im selben Moment spürte sie, wie sich zwei Juwelensplitter mit rasendem Tempo näherten. Verdammt, das hatte ihr gerade noch gefehlt. Neben ihr verzog Yasha äußerst missmutig das Gesicht und rümpft die Nase. „Wolf“, stieß er mit einem rauen Knurren hervor und spannte seinen gesamten Körper an. Inu begriff sofort: „Schon wieder dieser verdammte Flohteppich von einem Wolf“, murrte er. Na wunderbar, das konnte ja heiter werden. Inu, Yasha und Koga an ein und demselben Ort…Wie das ausgehen würde, konnte sie sich bereits denken.
 

Rasch warf sie Sango und Miroku einen bedeutungsvollen Blick zu, die sofort schalteten und näher an Inu heran traten, während Kagome selbst sich Yasha näherte, und dessen Bannkette fixierte. Doch die beiden merkten das gar nicht, zu sehr war ihre Aufmerksamkeit auf den unerwünschten Besuch gerichtet. Schon tauchte am Horizont der charakteristische Wirbelwind auf. Im nächsten Moment stand Koga vor Kagome, ergriff ihre Hand und sagte mit einem strahlenden Lächeln: „Kagome, meine Frau, wie wunderbar, wieder einmal deine Gesellschaft genießen zu dürfen!“. Die Schülerin wurde leicht verlegen. Bevor sie allerdings eine passende Erwiderung finden konnte, bemerkte sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung. „Mach Platz!“, rief sie instinktiv. Prompt riss es Yasha zu Boden, was Inu ebenfalls mit einem schmerzvollen Stöhnen kommentierte. Zwischen den zusammengebissenen Zähnen stieß er unwillig hervor: „Geh gefälligst von mir runter, du Zottelvieh!“.

Milde überrascht sah Koga nach unten zu seinen Füßen, dann wieder etwas nach rechts, wo Yasha sich mit verärgerter Miene wieder aus dem Krater erhob, den Kagome mithilfe der Bannkette und seinem Körper geschaffen hatte. Der Wolfsdämon war so perplex von dem Anblick, dass er tatsächlich einige Schritte zurückwich- sehr zur Freude Inus, da Koga nun endlich von seinem Rücken heruntergekommen war- und ließ Kagomes Hand los. Trotz der Verärgerung von Inu und Yasha wünschten sich beide unwillkürlich, sie könnten Kogas dummen Gesichtsausdruck für die Ewigkeit festhalten. Jedoch hatte sich dieser nach wenigen Momenten berappelt und warf den übrigen Anwesenden einen fragenden Blick zu. Sango setzte ihn rasch in Szene. Ungläubig hörte ihr Gegenüber zu- so etwas hatte er ja noch nie gehört! Kaum hatte die Dämonenjägerin geendet, wandte er sich Inu und Yasha zu und meinte dann spöttisch: „Das ist wieder mal typisch für dich, Köter. Wer sonst könnte es schaffen, sich zu zerteilen und trotzdem weiter zu leben?“. Inu wollte sich sofort auf den unverschämten Wolfsdämon stürzen, wurde jedoch von Miroku und dessen Stab zurückgehalten. Der Mensch spukte Gift und Galle, schaffte es jedoch nicht, sich gegen den Mönch, der inzwischen Hilfe von Sango erhalten hatte, zur Wehr zu setzen. In Yashas goldenen Augen glomm dagegen eine Kälte, die bewirkte, dass Shippo sich ängstlich verkroch. „Du wagst es, du erbärmlicher Flohteppich!“. Seine Stimme klirrte wie Eiszapfen. Koga ließ sich jedoch nicht davon einschüchtern, obgleich er bemerkt hatte, dass die Kraft seines Gegenübers um ein Vielfaches stärker war, als zuvor. „Wieso schleppst du denn den nutzlosen Menschen hinter dir her? Inu bekam einen roten Kopf vor Wut und fauchte: „Lass mich gefälligst los, Miroku, dem werde ich es zeigen!“. Der Mönch war jedoch nicht im Geringsten beeindruckt. „Gar nichts wirst du ihm zeigen, Inu. Du hast als Mensch keine Chance gegen einen Dämon. Erinnere dich nur daran, wie der Kampf mit Sesshomaru für dich ausgegangen ist“. Unwillkürlich zuckte Inu zusammen. Seine Wunden waren schon recht ordentlich abgeheilt- sie bereiteten ihm immer noch genügend Schmerzen, doch er würde sich eher die Zunge abbeißen, als dergleichen zuzugeben und damit seine Schwäche einzugestehen- eine Tatsache, die er vermutlich ebenfalls der Verbindung zu Yasha verdanken hatte. Zwar bekam er alles ab, was seinem Spiegelbild widerfuhr- was dieses zusätzlich schwächte- aber er selbst profitierte wenigstens von dessen Selbstheilungskräften. Trotzdem, zusätzliche, weitere Schmerzen- darauf konnte er getrost verzichten. Dennoch machte er sich im Geiste die Notiz, Koga ordentlich eine überzuziehen, sobald er wieder in seinem normalen Körper steckte.
 

Yashas Augen sprühten nun eisige Funken. „Denkst du, ich hätte eine andere Wahl?“, zischte er leise. Kagome hatte Inu Yasha nie so sprechen hören, so eiskalt und voller Zorn. Und sie hoffte gleichzeitig, dergleichen nie wieder zu hören, denn es lief ihr eiskalt den Rücken herunter. „Also ist er dort deine Schwachstelle?“, fragte Koga interessiert und wandte dem schwarzhaarigen Jungen neugierig den Blick zu. Im nächsten Moment fuhr er allerdings erschrocken um, da die Aura des dämonischen Inu Yashas heftig aufgeflammt war. Das Gold seiner Iris war einen feurigen Rot gewichen, während sich die violetten Streifen verbreiterten. „Mach Platz!“. Mit einem Rumms ging Yasha zu Boden. „Koga, es hat mich wirklich gefreut, dich zu sehen, aber ich schätze, im Moment ist es besser, wenn du wieder deiner Wege gehst. Solange das hier…“, sie beendete den Satz nicht, aber der Wolf verstand. Dieser plötzliche Machtanstieg hatte ihm eine regelrechte Gänsehaut verursacht. Es war unter Garantie gesünder, sich erst einmal zurückzuziehen. Mit den Worten: „Leb wohl, meine geliebte Frau. Sieh zu, dass du den Hundejungen wieder heil bekommst, so gefällt er mir ehrlich gesagt überhaupt nicht“, verabschiedete sich Koga. Erleichtert atmeten alle Anwesenden aus. Kagome beugte sich zu Yasha herab. „Ist wieder alles in Ordnung?“, erkundigte sie besorgt. „Es wäre für dich wesentlich besser, wenn du dieses vermaledeite Halsband nicht über die Maßen strapazierst!“. Der gestelzten Ausdrucksweise entnahm das Mädchen, dass Yasha noch immer vor Wut kochte. Sie seufzte und erhob sich rasch. Miroku und Sango hatten derweil Inu losgelassen, der sich ebenfalls lautstark über diese erniedrigende Behandlung beschwerte. Hach, wie sehr sich Kagome jetzt danach sehnte, an ihrem Schreibtisch über ihren Lehrbüchern zu sitzen oder auch in der Schule. Selbst der schlimmste Test ging vorbei- aber DAS hier?
 

Yasha hatte sich inzwischen aufgerappelt und bemühte sich stark, seine Fassung zurückzugewinnen. Was war gerade in ihn gefahren? Das Blut schien in seinen Adern gebrannt zu haben und ein merkwürdiges Gefühl von Stärke hatte ihn durchflossen. Verwirrt schloss er die Augen, versuchte, das eben Geschehene innerlich noch einmal zu wiederholen. Ein leises Rascheln riss ihn allerdings rasch aus seinen Grübeleien. Er begegnete Kagomes braunen Augen, die ihn immer noch besorgt musterten. „Wie fühlst du dich?“, fragte sie behutsam. Eigentlich war das eine ärgerliche Frage, schließlich war er nicht krank, doch ehe er es sich versah, kam ihm ein „Anders“ über die Lippen. Sofort verzog Yasha das Gesicht, was sollte sie denn mit dieser schwachsinnigen Aussage anfangen. Doch das Mädchen lächelte nur verständnisvoll, was ein warmes Gefühl in seinem Inneren aufsteigen ließ, und meinte dann: „Ich habe einen Moment lang geglaubt, du würdest dich verwandeln. Nicht in eine blutrünstige Bestie oder so“, kam sie dem Einwurf ihres Gegenübers zuvor, „sondern eher so, wie Sesshomaru es damals getan hat, als er seine wahre Gestalt zeigte!“. Yasha schwieg und dacht über ihre Worte nach. War es möglich, dass starke Gefühle, Wut zum Beispiel, der Schlüssel zu dieser Art der Verwandlung war? Obwohl- sein Bruder und Gefühle?! Da hatte ja ein Stein mehr davon! Dennoch, der Gedanke setzte sich in seinem Kopf fest und er nahm sich vor, beizeiten Myoga oder Totosai darauf anzusprechen.
 

Kagome wandte ihre Aufmerksamkeit von Yasha ab, als sie einen bohrenden Blick im Rücken fühlte. Inus braune Augen zeigten nur zu deutlich, dass er vor Eifersucht brannte. Meine Güte, jetzt konnte sie nicht einmal ein freundliches Gespräch mit dem jeweils anderen führen, ohne dass sein Alter Ego neidisch wurde. Allmählich kam sich Kagome wie der Preis in einem obskuren Wettbewerb vor. Sie beschloss, den beiden so bald wie möglich klar zu machen, dass sie schief gewickelt wären, wenn sie glaubten, um sie kämpfen zu müssen. Alles, was sie und die anderen wollten, war den alten, nörgeligen, reizbaren, unausstehlichen Inu Yasha zurück. Himmel, sie hätte nie gedacht, dass sie ihn derart vermissen würde. Hoffentlich fanden sie bald einen Hinweis auf den Fluchurheber- sonst konnte sie weder für sich noch für die anderen garantieren. Irgendwem würde früher oder später der Kragen platzen. Und so wie die Dinge derzeit lagen, würde es wohl eher früher der Fall sein. Kagome stöhnte auf und erwartete bereits eine neue Episode von ‚Inu & Yasha- Die unendliche Geschichte eines Streits’. Und diese folgte unweigerlich. „Wir gehen da lang!“. „Nein, DA lang!“. Sie würden garantiert nie irgendwo ankommen, geschweige denn denjenigen finden, der den Fluch ausgesprochen hatte! Wie sollte das nur enden?
 

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Endlich wieder ein Kapitel. Das wurde aber auch Zeit. Ist nicht unbedingt mein bestes, aber ich bin einigermaßen zufrieden...
 

Bis dann
 

Foxfire

Gogyo no Kinin

*verlegen reinkomm und sich verstohlen umschau* Hallo? Ist hier noch jemand?

Wie sind nur 2 Monate vergangen, seitdem ich das letzte Mal gepostet hab??? Tut mir wirklich furchtbar leid, euch sooooooooo lange auf die Folter gespannt zu haben, aber ich hab im Mom echt viel um die Ohren... Egal, ich wünsch euch viel Spaß mit dem Kappi (ist extra lang^^)
 

9. Gogyo no Kinin
 

Bereits seit 5 Tagen waren sie unterwegs, um denjenigen zu finden, der Inu Yasha diesen abstrusen Fluch auferlegt hatte. Anstrengende 5 Tage waren es gewesen, da Inu und Yasha beinahe minütlich wegen banaler Kleinigkeiten aneinander gerieten. Anfangs hatten die anderen noch versucht, die beiden zu besänftigen, doch mit der Zeit waren sie es leid geworden, ständig Friedensstifter zu spielen. Inzwischen neigten sie dazu, die elendigen Dispute zu ignorieren und einfach weiterzugehen – irgendwann merkten Inu und Yasha dann, dass sie plötzlich alleine da standen.

Trotzdem waren die beiden schwer zu ertragen. Es war ja schon anstrengend, einen schlecht gelaunten Inu Yasha auszuhalten, aber gleich einen doppelten - das war nahezu ein Ding der Unmöglichkeit.
 

Inzwischen waren beide extrem gereizt. Inu war mürrisch aufgrund von Schlafmangel. Kagome, Sango, Miroku und sogar Shippo hatten schon eindringlich auf ihn eingeredet wie auf ein krankes Pferd, doch noch immer weigerte sich der Mensch in seiner ‚erbärmlichen und schwachen Gestalt’ zu schlafen. Allmählich forderte das jedoch seinen Tribut. Doch Inu war zu stolz, um seine Erschöpfung einzugestehen. Kagome schätzte, dass das auch zu einem nicht gerade geringen Teil mit seinem dämonischen Alter Ego zu tun hatte: Zu einen wollte er diesem nicht die Genugtuung gönnen, seine schwächliche menschliche Seite zu sehen und zum anderen argwöhnte Inu vermutlich, Yasha könnte sich in der Zeit, in der er selbst schlief, an sie heranmachen.

Yasha hingegen war in Gedanken versunken und rätselte weiter über das Geheimnis einer Verwandlung in die wahre Form eines Hundedämons. Irgendwie musste das doch gehen, verdammt noch mal! Geduld war nicht seine Stärke und Training… es gab Dinge, die er lieber tat – zum Beispiel mit Inu zu streiten. Wenigstens bereitete es ihm eine gewisse Befriedigung zu sehen, dass der Menschenjunge allmählich unter seiner Sturheit zu leiden hatte.
 

Yasha entging dabei völlig, dass er genauso einen Dickkopf hatte... Starrsinnig ging er weiter, bereits das nächste Dorf vor Augen.
 

Shippo stöhnte übertrieben auf, als er die kleine Ansammlung von Hütten sah. „Schon wieder ein Dorf…wir haben in den letzten Tagen ungefähr 100 gesehen und an die 1000 Leute ausgefragt. Dann fehlten ja nur noch 1000000, damit wir endlich den richtigen finden!“. Sofort drehte sich Yasha erzürnt um. „Hast du was gegen mein Vorgehen, du kleine Nervensäge?!“. „Ähh, nein, aber, also, nun…“, verhaspelte sich der kleine Fuchsdämon, dem der böse Blick des Hundedämons überhaupt nicht gefiel. „Yasha, lass Shippo in Ruhe. Er hat ja Recht!“. Yasha blickte noch zorniger drein- wenn das überhaupt möglich war. „Fällst du mir nun auch in den Rücken, Miroku?!“. Kagome seufzte – und das tat sie wirklich oft in letzter Zeit. „Hör auf, deine schlechte Laune an uns auszulassen. So kommen wir jedenfalls nicht weiter!“. In Inus braunen Augen glomm schwach der Triumph auf. Oh, der große Herr Ich-bin-ein-vollwertiger-Dämon-und-weiß-alles hatte sich wohl geirrt. Sango bemerkte den Blick des Jungen und schüttelte den Kopf. Es war nur zu offensichtlich, dass zwischen den beiden eine Art Machtkampf stattfand. Anscheinend meinte Inu, nun Punkte gemacht zu haben oder zumindest, dass Yasha welche verloren hatte. Das war doch wirklich kindisch! Allerdings- Inu Yasha hatte sich ja noch nie besonders erwachsen verhalten…
 

Um die Wogen etwas zu glätten schlug die Dämonenjägerin vor: „Was haltet ihr von einer kleinen Pause?“. Inus Erschöpfung war inzwischen mehr als offensichtlich Warum musste er nur so verdammt engstirnig sein. Yasha würde ihn schon nicht im Schlaf töten, damit würde der ja sein eigenes Todesurteil unterschreiben. Vielmehr vermutete Sango, dass es hierbei mehr um Kagome ging. Irgendwie war das schon irrsinnig. Sie hatte ja immer gewusst, das Inu Yasha viel für das Mädchen aus der Neuzeit übrig hatte – wesentlich mehr als sich der Halbdämon vermutlich selbst eingestand – aber dass seine beiden Hälften nun um die Gunst des Mädchens buhlten…das war ein eindeutiger Beweis. Ob die beiden Kikyo bereits völlig vergessen hatten? Obwohl – wenn die auftauchen würde, würde vermutlich auch ein Streit um sie ausbrechen. Allerdings brauchten Inu und Yasha nun wirklich nicht viel Anregung, um aneinander zu geraten.

„KEH! Menschen brauchen viel zu oft eine Pause!“. „Wenn wir weiter mit deinem Tempo unterwegs sind, gehen wir noch drauf! Immerhin sind wir im Gegensatz zu dir nur Menschen!“ Miroku wurde das Herumgezicke allmählich leid. „Dann macht halt eure Pause!“, versetzte der Dämon genervt und zog sich auf den nächsten Baum zurück, allerdings wie üblich darauf bedacht, sich nicht zu weit von Inu zu entfernen. Zum einen wollte er weder Schmerzen herausfordern, zum anderen musste er den Menschen im Auge behalten – wer weiß, was der wieder ausheckte. Schließlich war der Wettstreit um Kagome noch nicht entschieden…
 

Müde ließ sich Inu gegen einen Baum fallen und daran zu Boden sinken. Er schloss für einige Momente die Augen, nur um sie wenige Augenblicke später energisch wieder aufzureißen. Kagome bemerkte dieses inzwischen so typische Verhalten und gesellte sich zu ihm. „Du sollest wirklich etwas schlafen“, meine sie besorgt. „Ich schlafe nicht als-“ „Ich WEIß!“, unterbrach sie unwirsch, „aber du brauchst wirklich etwas Schlaf. Menschen können nicht ewig ohne auskommen. Du wirst noch krank werden, wenn du so weiter machst“. Sie sah ihm in das vor Erschöpfung blasse Gesicht. Dunkle Augenringe verrieten eindeutig seinen Zustand. Behutsam legte sie eine Hand auf seine Schulter. „Komm, leg dich wenigstens einen Moment lang hin. Es wird auch nichts passieren, da pass ich schon für auf“, versprach das Mädchen.

Statt zu antworten warf er einen misstrauischen Blick nach oben – und begegnete einem ebenso misstrauischen Blick aus einem Paar goldenen Augen. Yasha ließ es sich zwar nicht anmerken, doch in ihm brodelte die Wut. Wieder einmal waren sich SEIN Mädchen und seine nervige menschliche Hälfte viel zu nah. Er durfte sie auf keinen Fall aus den Augen lassen. Kagome konnte Yashas Gesichtsausdruck jedoch sofort entschlüsseln. Erneut seufzte sie. „Yasha, komm mal runter“. Der tat eigensinnig so, als ob er ihre Worte nicht gehört hätte. „MACH PLATZ!“. Mit einem Rumms knallte der Dämon zu Boden. Ihm entwich ein leises Ächzen, in das Inu einstimmte. „Tut mir leid, aber jetzt hört ihr mir mal beide gut zu“, ihre Stimme war von schneidender Schärfe. „Erstens: Ihr seid beide idiotische Sturköpfe. Zweitens: Ich bin keine Trophäe, um die ihr wetteifern müsst. Und drittens: Hört endlich auf ständig aufeinander eifersüchtig zu sein und vertragt euch. Schließlich seid ihr aufeinander angewiesen!“. „Pah, als ob ich einen so nutzlosen Menschen bräuchte“, versetzte Yasha gelangweilt und wandte sich ab. „Du vergisst, dass ich auch ein Mensch bin! Hältst du mich etwa auch für nutzlos?! Und du“, richtete sie ihre Worte an Inu, „du schläfst jetzt gefälligst eine Runde. Ihr werdet euch endlich mal friedlich verhalten!“. Mit jedem Wort war die Schülerin lauter geworden. Inu und Yasha stand der Mund vor Erstaunen offen.

Miroku, Sango und Shippo begnügten sich damit, Kagome für ihren Auftritt Beifall zu zollen. Dann ließen sie alle Inu und Yasha stehen und versammelten sich um das kleine Feuer, das sie bereits zuvor entzündet hatten.

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Sabishii war verärgert. Anfangs hatte sie es für amüsant gehalten, dem Menschen und dem Dämon beim Streiten zu beobachten, doch mit der Zeit war es langweilig geworden. Zumal es immer nur bei Wortgefechten geblieben war. Das seltsam gekleidete Mädchen war zwar ein Streitgrund, aber sie schaffte es immer gekonnt, die Wogen zu glätten, so dass es nie zu Handgreiflichkeiten kommen konnte. Sie setzte dann immer diesen merkwürdigen Befehl ein. Ganz offensichtlich hatte sich Sabishii den falschen Gegner ausgesucht. Es schien, als sei dieses Mädchen selbst eine Priesterin. Das erschwerte die Sache. Die kleine Priesterin störte. Und nicht nur sie, sondern auch die anderen Menschen, denn sie schafften es immer wieder, die Spiegelbilder zu beruhigen. Das war ärgerlich und langweilig. Ursprünglich hatte sie auf den Wettstreit der beiden und auf den dämonischen Halbbruder gesetzt, doch ihre Hoffnung war zerstoben. Jetzt konnte sie nur Streitgesprächen zusehen. Wie überaus langweilig! Dabei war sie doch so neugierig gewesen, wie groß die Macht der beiden war.
 

Die Menschen mussten verschwinden!
 

Dann überzog ein listiges Grinsen ihre Lippen. Rasch erhob sie sich, griff nach einigen besonderen Ingredienzien aus ihren Vorräten und ordnet sie sorgfältig um das Feuer an. Metall, Holz, Wasser, Erde und Feuer. Langsam begann sie einen weiteren, wesentlich kraftvolleren Zauber zu weben. Ein gar mächtiges Wesen würde entstehen, mit dem Rückhalt aller 5 Elemente. Ein nahezu unbesiegbares Wesen. Das Feuer bildete einen kräftigen Wirbel, einen gigantischen Flammentornado. Nachdem sich das Brausen des Sturmes legte und das Feuer wieder zusammengeschrumpft war, stand ein zart geformtes Wesen vor Sabishii. Stahlgraue Augen, erdfarbene Haut, meeresblaues Haar, feurig rote Lippen, in einen kastanienbraunen Kimono gewandet. Die Gestalt blickte zu Sabishii und verneigte sich ergeben. „Herrin… Ich erwarte deine Befehle“. Mit einer raschen Drehung aus dem Handgelenk, ließ die Schwarze Priesterin das Feuer wieder auflodern und deutete in die Flammen: „Schaffe mir die aus dem Weg und dann stürze dich auf den Dämon“. In einer eleganten Geste nickte das grauäugige Wesen und ging seines Weges. Sabishii sah in die Flammen. Ein triumphierendes Lächeln glitt über ihre Lippen. ‚Bald…’.
 

In den Flammen sah man die Gestalten von Sango, Miroku, Kagome, Shippo und Kirara…

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Nach Kagomes energischer Standpauke hatte sich Inu mürrisch hingelegt und war binnen weniger Augenblicke eingeschlafen. Yasha verkniff sich ein höhnisches Grinsen. Menschen waren einfach schwach. Zu dumm, dass ausgerechnet er mit dem schwächsten von allen aus der Gruppe zusammenklebte. Schlimmer konnte es eigentlich nicht sein. Obwohl, die Vorstellung, eine ähnliche Verbindung mit Shippo zu haben…

Unwillkürlich schüttelte sich der Dämon und lehnte sich gegen einen Baumstamm, behielt dabei aber dennoch Inu im Auge. Menschen waren vor vielerlei Dingen nicht gefeit. Und er konnte getrost darauf verzichten, sein Leben auszuhauchen, nur weil sein menschliches Pendant von einer Giftschlange gebissen wurde oder so etwas ähnlichem. Als sich leise Schritte näherten, schaute er auf. Kagome kam auf ihn zu und ließ sich neben ihm nieder. Die anderen sahen von Feuer zu ihnen herüber. „Ich wette, sie wäscht ihm ordentlich den Kopf!“, meinte Shippo. „Möglich. Vielleicht will sie ihm nur ins Gewissen reden, dass er sich nicht dauernd mit Inu stritten soll“. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass die beiden jemals aufhören, sich in die Haare zu geraten, Miroku?“. „Ich wage zu bezweifeln, dass ich alt genug werde, um das zu erleben“. „Wenn es jemand schafft, die zu versöhnen, dann Kagome!“. Shippo war fest von den Fähigkeiten seiner Freundin überzeugt. Die beiden Menschen lächelten kurz und wünschten sich dieselbe Zuversicht.
 

Kagome hatte sich zu Yasha gesetzt. Sie musste die Gelegenheit nutzen, und versuchen, mehr über den verschlossenen Dämon herauszufinden. Da sie jedoch nicht genau wusste, wie sie anfangen sollte, brach es plötzlich aus ihr heraus:„Warum suchst du denn eigentlich denjenigen, der euch verflucht hat? Ich glaube nicht, dass du einfach alles rückgängig machen willst. Und wie willst du ihn eigentlich finden? Wir haben doch keinerlei Anhaltspunkte“. Verdutzt starrte Yasha Kagome an. Verdammt, wie schaffte es dieses Mädchen immer wieder, ihn zu durchschauen? Er überlegte gerade, wie er es am besten anstellte, von dem unangenehmen Thema abzuweichen, als seine dämonischen Instinkte Alarm schlugen. Seine Nase zuckte misstrauisch.

„Was ist los?“, erkundigte sich Kagome alarmiert. „Ein…Wesen nähert sich “. „Ein Dämon?“. Yasha schüttelte entschieden den Kopf. „Ich weiß nicht, WAS es ist, aber ein Dämon ist es nicht“. Inu, der Yashas Unruhe spürte, wachte unversehens auf.

Sango und Miroku reagierten ebenfalls prompt und ergriffen ihre Waffen, bereit, jedwede Art von Kampf aufzunehmen. „Lasst das mal lieber bleiben. Ihr habt keinerlei Chancen gegen mich“, erklang eine sanfte Stimme. Verblüfft starrten sie das zierliche Wesen an, das vor ihnen aufgetaucht war. „Keh! So ein halbes Handtuch will mir sagen, was ich tun soll?“. Die feuerroten Lippen formten sich zu einem höhnischen Grinsen. „Das ‚halbe Handtuch’ zeigt dir jetzt einmal, wozu es fähig ist!“. „Na, das will ich sehen!“. Yasha ging automatisch in Kampfposition und stellte sich schützend vor Kagome und Inu. Dieser hatte unwillkürlich die Hand auf Tessaiga gelegt. Mochte es auch nur ein stumpfes Schwert sein- es schützte die Menschen, vielleicht genügte das. Inu verspürte Unbehagen, sich in seiner verletzlichen Verfassung einem Kampf zu stellen. Noch dazu, wenn man es mit einem so seltsamen Gegner zu tun hatte. Er konnte es sich nicht erklären, aber dieses Geschöpf bewirkte, dass sich die seine Nackenhaare sträuben. Instinktiv erkannte Inu, dass hinter der schwächlichen Gestalt wesentlich mehr steckte, als dessen Aussehen vermuten ließ.
 

Misstrauisch beäugten sie alle den Neuankömmling, der wirklich nicht den Eindruck machte, sonderlich gefährlich zu sein. Trotzdem war sich jeder von ihnen bewusst, dass das nichts zu bedeuten hatte: Hinter der unschuldigsten Fassade konnte sich ein schreckliches Monster verbergen.

Im nächsten Augenblick stürzte sich Yasha auf den Gegner, der jedoch mit einer anmutigen Pirouette auswich, kurz auf die Knie sank und die Hände auf den Boden presste. Bevor sich alle noch fragen konnten, was dieses merkwürdige Verhalten bezwecken sollte, ertönte ein unheilvolles Grummeln. Von einem Augenblick zum nächsten bebte der Boden und das Erdreich riss in großen Spalten auf. Nur um Haaresbreite wurden sie davon verschont, in die tiefen Abgründe zu stürzen, mühsam kämpften sie um ihr Gleichgewicht. Yasha starrte sein Gegenüber an, der den Blick gehoben und ein triumphierendes Lächeln aufgesetzt hatte. Was war DAS denn für ein Kerl?!
 

„Wer bist du?“

„Mein Name ist Gogyo no Kinin“ (soll etwa ‚Summe der 5 Elemente’ heißen, Anm. d. A.)
 

„Ein Elementarwesen?!“. Mirokus entsetztes Gesicht sprach Bände. Auch Sangos Miene verdüsterte sich unbewusst, während Shippo, Kagome, Inu und Yasha den Mönch nur verwirrt ansahen. „Was, zum Teufel, ist ein Elementarwesen?“ Inu sprach die Frage aus, die allen vieren auf der Zunge lag. Zu ihrer Überraschung war es Gogyo selbst, der das Wort ergriff: „Ich bin aus jenen fünf Elementen geschaffen worden, aus denen die gesamte Welt besteht- und ich habe die Macht über sie alle. Meine Herrin-“, er brach ab, sich plötzlich bewusst werdend, dass er bereits zuviel verraten hatte. „Deine Herrin?“, wiederholte Yasha fragend. War der Drahtzieher hinter dieser Aktion etwa eine Frau? Aber um eine solche Kreatur zu erschaffen, benötigte man viel Macht… War es möglich, dass diese ominöse Frau auch diejenige war, die ihm diesen Fluch ausgehalst hatte? Schließlich handelte es sich laut Kaedes Worten um einen enorm starken Fluch. Bevor Yasha jedoch weiter über diese Fragen nachdenken konnte, hatte Gogyo bereits zu einem erneuten Angriff angesetzt. Sango griff nach ihrem Bumerang, Kagome nach ihrem Bogen und Miroku hatte sich mit einer Menge Bannsiegeln bewaffnet. Inu indes hatte Tessaiga gezogen, wohl wissend, dass es in einem Kampf nur wenig nützte, doch er fühlte sich wesentlich besser, als wenn er mit leeren Händen vor diesem Kerl gestanden hätte. Shippo hatte sich unterdessen in den Schutz des Waldes zurückgezogen, da er nur allzu sicher war, dass dieses Elementarding weit über seine Kräfte hinausging.
 

Und damit lag er völlig richtig. Denn Gogyo zog sämtliche Register, nutzte all jene Elemente, die ihm gefügig waren, um der Truppe das Leben schwer zu machen. Sie waren nur froh, dass ihre Waffen nicht aus Metall bestanden- womöglich hätte diese seltsame Kreatur diese dann auch unter seine Kontrolle gebracht und gegen sie eingesetzt. So hatten sie nur mit Erdbeben, Feuerstürmen, Wasserwirbeln, Metallgeschossen und einer Baumarmee zu kämpfen. Niemand von ihnen hätte jemals etwas Böses oder gar Gefährliches in einem Baum gesehen - es sei denn es handelte sich um einen Dämonenbaum – doch waren diese schwierige Gegner, zumal sie Gogyo schützen und ihm die Möglichkeit boten, sein ganzes Repertoire auszuschöpfen.
 

Ein gigantischer Baum holte mit seinen Zweigen aus und schlug nach der kleinen Truppe. Yasha knurrte, winkelte die Finger an und machte aus dem Angreifer Kleinholz. Doch es setzten immer wieder neue Bäume nach, schlugen mit ihren Ästen, versuchten, die Angreifer mit ihren Wurzeln zu umschlingen oder versperrten einfach nur den Weg.

Das Elementarwesen nutzte die Ablenkung und entfachte einen enormen Feuersturm, der die Menschen zu Boden zwang. Flammen schossen über ihre Köpfe. Rasch kamen sie jedoch wieder auf die Füße, um erneut anzugreifen. Doch die Bäume hatten sie bereits eingekreist und dadurch voneinander getrennt. „Sango, Miroku, Kagome, Inu, Yasha, wo seid ihr?“, rief Shippo verunsichert. Vereinzelt kamen ähnliche Rufe aus dem undurchdringlichen Dickicht.
 

Miroku bemühte sich, mithilfe seines Schwarzen Lochs das Grün auszudünnen, schaffte es jedoch lediglich, die Baumarmee zu entlauben. Das wiederum bot jedoch den Vorteil, dass Sango mit Kirara zu ihm gelangen konnten. „Wo sind die anderen?“, fragte die Dämonenjägerin, sich nach allen Seiten umschauend. Der Mönch zuckte nur hilflos mit den Schultern. Er hatte sie aus den Augen verloren. „Verdammt! Allein werden sie kaum etwas ausrichten können! Dieser Gogyo ist zu stark“. Bekümmert nickte Miroku. Selbst mit seinem Schwarzen Loch war es ihm nicht möglich gewesen, das Elementarwesen zu gefährden. Auch Sangos herausragende Fähigkeiten bei der Dämonenjagd waren nutzlos.

Mühsam kämpfen sie sich durch die wild umher schlagenden Äste, wobei sie es nicht vermeiden konnten, immer wieder hart von diesen getroffen zu werden.
 

Yasha starrte zornig auf den undurchdringlichen Wald, der sich vor ihm aufgetürmt hatte. „Feigling! Sich hinter Feuerholz zu verstecken, wie ’ne kleine Memme! Sankontessou!“. Krachend stürzten die Bäume ein. Ein zufriedenes Lächeln lag auf seinem Gesicht. Er ging einige Schritte vorwärts, nur um nächsten Moment ein schmerzhaftes Aufkeuchen von sich zu geben. Verdammt, er hatte sich wieder zu weit von Inu entfernt! Den hatte er in der ganzen Aufregung völlig vergessen. Missmutig machte er sich auf die Suche nach ihm. Gleichzeitig machte sich der Hundedämon Sorgen um Kagome. Wo war sie nur? Und wo waren Miroku, Sango und Shippo?
 

DAS also meinte Kagome mit der Redensart: Den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen! Inu lachte humorlos auf. Er sah wirklich nichts mehr außer Bäumen - und das störte ihn. Bekümmert senkte er den Blick auf Tessaiga. Ob es ihm irgendwie helfen konnte, aus dieser Bredouille herauszukommen? Der schwarzhaarige Junge hatte ein ungutes Gefühl. So ganz alleine dazustehen, ohne Dämonenkräfte, nahezu unbewaffnet – das verunsicherte ihn zutiefst. Wo waren die anderen denn plötzlich? Von einem Augenblick zu nächsten war ein riesiger Wald um ihn herum entstanden - und hatte ihn von den anderen getrennt. Unschlüssig wandte er sich erst in die eine, dann in die andere Richtung. Welche war die richtige? Bevor er jedoch zu einer Erkenntnis gekommen war, jagte heftiger Schmerz durch seinen Körper, der ihn zu Boden zwang. „Yasha!“, keuchte Inu. Wo war seine andere Hälfte? So sehr er sie auch verabscheute – er brauchte ihn - und seinen Schutz, gestand sich der Mensch ungern ein und entschied, einfach an diesem Ort zu verharren, darauf hoffend, dass sein dämonisches Pendant ihn und die anderen mittels seiner überlegenen Sinne fand. ‚Hoffentlich bist du in Sicherheit…Kagome’.
 

Kagome sah sich plötzlich einer gigantischen Armee gegenüber. Nie zuvor war ihr in den Sinn gekommen, dass Bäume böse sein konnten, aber diese schienen es zu sein. Sie kam sich lächerlich vor, nur mit einen einfachen Bogen bewaffnet gegen diese anzukommen. Aber vielleicht konnten ihre Pfeile tatsächlich etwas bewirken. Ein Versuch war es wenigstens wert. Doch kaum hatte sie den Bogen gespannt, verbrach dieser mit einem lauten Knacken. Sprachlos starrte das Mädchen die Überreste ihrer treuen Waffe an. „Zwecklos, kleine Priesterin! Das Holz ist mir untertan, wie kannst du nur annehmen, mich und meine Getreuen damit angreifen zu können?“.

Kagome biss sich auf die Lippe. Daran hatte sie nicht gedacht. Jetzt stand sie hier völlig allein und unbewaffnet. Wo waren denn nur all die anderen? Im nächsten Moment prallte ein Ast gegen ihren Brustkorb und riss sie von den Beinen. Mühsam schnappte sie nach Luft, versuchte jedoch gar nicht erst, wieder auf die Füße zu kommen, sondern kroch auf den Boden gepresst weiter, um den Bäumen so gut wie möglich zu entgehen.
 

Im nächsten Augenblick wich das Gehölz zurück und Kagome befand sich auf einer Lichtung. Verwirrt erhob sie sich und ließ die Blicke schweifen. Ihr stockte der Atem, als sie Sango, Miroku, Kirara, Shippo, Inu und Yasha gefesselt von Wurzeln sah.

„Na, kleine Priesterin? Ich habe deine Freunde in meiner Gewalt. Sie werden dir nicht helfen können, sondern nur hilflos zusehen, wie du stirbst… bevor sie selbst sterben!“. Kaum hatte Gogyo diese Worte ausgesprochen, kämpfte Yasha verbissen gegen die Fesseln an. Das Elementarwesen belächelte die nutzlosen Versuche, dann schnippte er mit den Fingern. Inu und Yasha kamen frei. Konsterniert sahen sie Gogyo an. Dieser grinste. „An euch habe ich kein Interesse“. Sofort hatten beide das Gefühl, überflüssig zu sein, was ihnen gar nicht passte. „Du lässt deine schmutzigen Finger von Kagome!“, grollte Yasha. Inu blickte ähnlich finster drein. „Was willst du denn tun, kleines Hundchen? Du hast keine Chance gegen mich. Meine Macht ist viel größer als deine. Ich beherrsche alle Elemente, während du lediglich deine Klauen beherrscht und völlig unbewaffnet bist“. Damit traf er einen wunden Punkt. Allem zum Trotz stürzte sich Yasha ein weiteres Mal auf Gogyo, doch wurde er heftig beiseite geschleudert und prallte hart gegen einen Felsen, so dass ihm für kurze Zeit die Luft wegblieb. Inu keuchte ebenfalls, eilte jedoch an Kagomes Seite, bereit, sie mit seinen menschlichen Kräften so gut wie möglich zu verteidigen. Drohend hob er Tessaiga.
 

Gogyo nutzte die Gelegenheit und sprang elegant auf Kagome zu, hatte seine Herrin ihm dieses Mädchen doch besonders ans Herz gelegt- sie musste sterben, denn sie stellte einen ärgerlichen Störfaktor in Sabishiis Plänen dar. Yashas Kehle entrang sich ein wütendes Knurren: Wie konnte dieser Kerl es wagen, Kagome zu bedrohen? Gleichzeitig stieg jedoch seine Sorge. Sein Alter Ego stand für seinen Geschmack viel zu sehr in der Schusslinie. Sein Wunsch, Kagome zu beschützen in allen Ehren, doch es war zu bezweifeln, dass ausgerechnet er etwas ausrichten konnte.
 

Inu bemühte sich nach Kräften, Kagome zu beschützen, doch ein Hieb von Gogyo schleuderte ihn zu Boden. Schmerzerfüllt keuchte er auf, als seine Haut zerschnitten wurde. Kagome wollte zu ihm, doch sie sah sich plötzlich dem Elementarwesen gegenüber. Dieses grinste höhnisch und hob seine feingliedrige Hand, offenbarte dabei statt Fingernägel kleine scharfe Klingen. Gogyo grinste, nutzte er doch das Metall in seinem Blut um diese Waffe zu erschaffen, deren Opfer die kleine Priesterin sein würde. Langsam ging er auf das Mädchen zu.‚Das ist das Ende…’, ging ihr unwillkürlich durch den Kopf.

Yasha sah, dass Kagome in Bedrängnis war, sah, dass seine Freunde kampfunfähig waren, sein Alter Ego in dem Versuch, das Mädchen zu beschützen zu Boden gegangen war. Er spürte seinen Schmerz und seine Verzweifelung. Unbändige Wut durchfuhr ihn. Niemand durfte seine Kagome anrühren. Er verspürte den übermächtigen Wunsch, sie zu beschützen. Und dann fühlte er gar nichts mehr…
 

Kagome hatte bereits mit ihrem Leben abgeschlossen, als eine enorme Macht in ihrer Nähe aufflammte. Unwillkürlich wandte sich Gogyos Aufmerksamkeit von ihr ab. Das Mädchen sah in dieselbe Richtung und erblickte Yasha. Dieser war von einer seltsamen Aura umgeben. Obwohl sie dies zu ersten Mal sah, wusste sie instinktiv, dass sich Yasha verwandelte. In seine wahre Form.

Nur einem Wimpernschlag später, stand ein gigantischer Hund auf der Lichtung. Kagome zog Vergleiche zu Sesshomaru, da dieser der einzige Hundedämon war, den sie je in dämonischer Gestalt gesehen hatte. Yashas wahre Gestalt war kleiner und filigraner. Sein Fell war silbrigweiß, jedoch war es leicht lockig und wirkte wesentlich flauschiger, was bei Kagome den irrationalen Wunsch weckte, auf ihn zuzugehen und es zu streicheln. An seinem Kopf waren die violetten Streifen zu sehen. Ein drohendes Knurren erfüllte die Umgebung. Das Hundemaul offenbarte eine Reihe enorm spitzer Zähne. Im nächsten Moment sprang der Hundedämon auf das Elementarwesen. Inu keuchte derweil, als hätte er gerade einen Marathonlauf hinter sich gebracht. Yashas Dämonengestalt verschlang ungeheuer viel Energie, Energie, die dieser nicht nur von sich selbst, sondern auch von Inu bezog. Yasha war klar, dass er diese Gestalt nur kurz aufrechterhalten könnte, da der Kräfteschwund einfach zu enorm war. Drohend fletschte er die Zähne. Kagome starrte ihn gebannt an, löste sich dann jedoch aus ihrer Starre und befreite ihre Freunde, die glücklicherweise mehr oder weniger unbeschadet schienen. Alles in allem hatten sie bisher Glück gehabt mit nur kleinen Blessuren davon gekommen zu sein.
 

Yasha spannte seine Muskulatur an und war mit einem gewaltigen Satz vor Gogyo gelandet. Dieser musterte ihn mit aufrichtigen Interessen. Davon hatte seine Herrin gar nichts gesagt. Aber egal, das Hundchen war nun eben ein bisschen größer, womöglich wurde es jetzt ein bisschen spaßiger. Menschen zu töten- das war keine Herausforderung. Diesen Kampf würde er genießen. Er zögerte nicht lange und verwandelte sich ebenfalls - in etwas, was keiner der Anwesenden benennen konnte. Ein Teil von ihm war von hartem metallischem Glanz, während ein anderer wie Wasser wirkte, wieder ein anderer schien die Konsistenz von Holz zu haben, außerdem war einer offensichtlich feuriger, ein weiterer erdiger Natur. Offenbar zeigte sich jetzt seine wahre Gestalt. Yasha grollte unwillig, aus seinem großen Maul floss der Geifer. Dort wo dieser den Boden berührte, verschwand das Gras, stattdessen entstand ein kleines Feuer. Kagome zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Was war das? „Flüssiges Feuer“. Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Sango war unbemerkt neben die Schülerin getreten. Die Dämonenjägerin betrachtete das Bild, das sich ihr bot, stirnrunzelnd. „Flüssiges Feuer ist eine Art Feuer, das Dämonen einsetzen können, die zur Gruppe der Feuerwesen zählen. Ich hätte nicht gedacht, dass Yasha dazuzählt. Aber sein hitziges Temperament hätte ein Hinweis sein können“. Sie lächelte ihrer Freundin leicht zu, die ihrer Erklärung bereitwillig gelauscht hatte, nun ebenfalls ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken konnte. Es passte wirklich, schließlich hatte schon Inu Yasha ein hitziges Temperament gezeigt. Gebannt beobachteten sie den Kampf während Miroku sich zu Inu begab und diesen auf die Beine half. Der Menschenjunge keuchte heftig, schnappte mühsam nach Luft und lehnte sich - mit tatkräftiger Hilfe des Mönchs - erschöpft an einen Felsen. Seine Kleidung war bereits blutgetränkt, doch er ignorierte es.
 

Gogyo zischte, als das Flüssige Feuer auf ihn troff, doch es macht ihm wenig aus- was sollte ihm schon passieren, schließlich war er ebenfalls das Feuer. Unbeeindruckt ließ er eine Wasserpeitsche entstehen und auf Yasha zuschnellen, der von dem Hieb zurückgestoßen wurde, sich unwillig schüttelte und erneut Kampfhaltung einnahm. „Na so ein dummes Hündchen“, höhnte die Kreatur. Doch Yasha ließ sich nicht davon beeindrucken, er musste diesen Kampf schnell hinter sich bringen, solange er noch Kraft hatte. So bleib er gänzlich unberührt, als Erdbrocken auf ihn einprasselten und Feuerbälle ihn attackierten. Konzentriert sammelte er all seine Kraft und wartete auf den richtigen Moment. Da Gogyo sich die Zeit nahm, Yasha zu beleidigen, wusste dieser, dass es Zeit war zuzuschlagen, da sein Gegner abgelenkt war. Mit einem Satz sprang er auf das Elementarwesen…

…und spuckte eine gewaltige Ladung Feuer.
 

Ein lauter Schrei ertönte, Metall schmolz, Wasser verdampfte, Erde trocknete aus, Holz verbrannte, Feuer wurde erstickt, dann zerfiel Gogyo wieder in jene Teile, aus denen er gemacht worden war. Yasha ließ sich hechelnd zu Boden fallen und verwandelte sich zurück. Er keuchte schwer. Kagome stürzte auf ihn zu. „Alles ok?“, fragte sie besorgt. „Das…dasselbe…könnte… ich…dich…fragen“, brachte er keuchend hervor. „Ja. Dank dir“. Das Mädchen errötete und drehte sich verlegen weg. Yasha schnappte mühsam nach Luft. Diese Aktion hatte einfach zuviel Kraft gekostet, doch er bereute es nicht. Im Gegenteil, endlich hatte er es geschafft, sein volles Potential abzurufen. Kagome fiel ihm dankbar um den Hals, worauf der Dämon ganz verlegen wurde und sie leicht wegdrückte. „Kümmere dich besser um die anderen“.
 

Das Mädchen nickte, ließ Yasha beruhigt zurück und versorgte die Verletzungen der anderen. Dann sah sie sich suchend nach Inu um. Dieser hatte sich auf den Boden sinken lassen und keuchte schwer. Auf seinen Sachen hatte sich inzwischen ein großer Blutfleck gebildet. Behutsam kniete sie neben ihm nieder und begutachtete die Wunde durch die zerfetzten Überreste seiner Kleidung. Inu verzog missgelaunt das Gesicht. „Ist nur ein Kratzer“, wiegelte er ab. Kagome schüttelte verständnislos den Kopf. Mussten sie das jetzt schon wieder durchexerzieren? Sie bestand energisch darauf, die Wunde zu versorgen. Ausgelaugt von dem massiven Energieentzug brachte der menschliche Junge keine Kraft mehr auf, mit dem Mädchen zu streiten und ließ die Behandlung mit mürrischem Blick über sich ergehen.
 

Yasha hatte indes seine Schlüsse aus den wenigen Worten, die Gogyo no Kinin von sich gegeben hatten, gezogen. Eine Frau musste diejenige sein, die den seltsamen Bann erschaffen hatte. Eine mächtige Frau noch dazu, es konnte sich bei dieser höchstwahrscheinlich nur um eine Priesterin handeln. Das waren doch schon mal eine Menge Anhaltspunkte, um sie zu finden. Schließlich regte sich in Yasha noch immer der Wunsch, vollständig getrennt von seinem menschlichen Pendant leben zu können. Obwohl er eingestehen musste, dass er es inzwischen nicht mehr ganz so schlimm fand, Inu an seiner Seite zu haben. So fand sich wenigstens immer jemand zum Streiten - und das ohne, dass er irgendwelche Konsequenzen, wie zum Beispiel ein ‚Mach Platz’-Gewitter fürchten musste. Außerdem war sein Spiegelbild stets bereit, Kagome zu beschützen. Trotzdem wäre es schön, ein eigenständiges Leben zu führen.

Es galt also, eine mächtige Frau zu finden. Yasha stutzte. War diese Frau womöglich eine Schwarze Priesterin?
 

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Erste Hinweise auf Sabishii wurden also gefunden, sie selbst aber noch nicht. Mal sehen, wie es weitergehen wird^^
 

Bis zum (hoffentlich früherem) nächsten Mal
 

Foxfire

Die Folgen der Schlacht

Soviel zum schnellen Weiterschreiben... Im Sommer ist beim Tierarzt leider Hochsaison, hatte dann abends echt keine Lust mehr weiter zuschreiben... Aber auch wenn ich langsam bin, werd ich NICHT abbrechen! So, Schluss mit Gelaber, viel Spaß mit dem Kapitel!
 

10.Die Folgen der Schlacht
 

Die Nacht brach bereits herein. Die kleine Truppe hatte eine Hütte gefunden und es sich dort für die Nacht gemütlich gemacht. Nach dem heftigen Kampf hatten sie etwas Ruhe bitter nötig. Erschöpftes Schweigen herrschte. Einzig Shippo konnte den Blick nicht von Yasha abwenden. Anfangs gelang es diesem noch, den Kleinen zu ignorieren, bis ihm schließlich der Kragen platzte: „Willst du mich noch die ganze Nacht anstarren oder was?!“. Die harschen Worte beeindruckenden den Fuchsdämon jedoch wenig. „Das war toll!“. Yashas Gesicht war ein einziges Fragezeichen. „Du bist so stark geworden und so groß. Kannst du das noch mal machen?“. Sango musste unwillkürlich über die unschuldige Frage lächeln. „Ich denke mal, für heute hat Yasha seine Kräfte genug strapaziert“. Der Dämon verzichtete darauf, dies zu beantworten, warf der Dämonenjägerin jedoch einen dankbaren Blick zu. Kleine Kinder konnten wirklich nervig sein - und für Shippo galt das gleich doppelt.

„Wieso konntest du als Dämonenhund Feuer spucken?“, nahm der jedoch sofort dem Faden wieder auf. Yasha bemühte sich ernstlich, nicht die Augen zu verdrehen, das ziemte sich nicht für einen Dämon seiner Klasse. Wieder war es Sango, die den Hundedämon aus der Bredouille half: „ Dämonen werden nach unterschiedlichen Kriterien eingeteilt. Du zum Beispiel gehörst zur Gattung Feuer und Magie. Andere Typen sind zum Beispiel Gift oder Wasser oder…“. Der kleine Fuchsdämon neigte leicht den Kopf, überdachte die neuen Informationen, dann wandte er ein: „Aber wieso ist Yasha ein Feuerdämon? Sesshomaru ist das doch auch nicht!“. „Nein, der ist pures Gift“, meinte Inu lässig. „Du meinst wohl eher ‚pures Eis’!“. „Das auch“. Bevor die Diskussion sich vertiefte, ergriff die Dämonenjägerin wieder das Wort. „Nun, so etwas ist nicht unbedingt an das Blut einer Person gebunden, sondern eher an seinen Charakter“. „Tja, wir wussten ja schon immer, dass Inu Yasha ein feuriger Halbdämon ist“. Miroku grinste frech ob seiner Worte. ‚Nicht nur feurig, sondern auch echt heiß’, dachte Kagome unwillkürlich und wurde prompt rot. Zum Glück war es in der Hütte eher dunkel, sodass niemand etwas bemerkte… oder zumindest fast niemand. Yashas Mundwinkel zuckten leicht, als ob er genau wusste, woran das Mädchen gedacht hatte.
 

„Ich frage mich, was dieser Gogyo nun eigentlich von uns wollte“. „Uns töten. Das war ja wohl mehr als offensichtlich“, beantwortete Inu die Frage des Mönchs schlicht. Der schüttelte den Kopf: „Das ist mir auch klar, aber welchen Grund sollte er dafür haben?“

„Er hat etwas von ‚seiner Herrin’ gefaselt“, warf Yasha plötzlich ein. „Eine Frau hat diesen komischen Kerl erschaffen, er hat sich im Kampf verplappert!“. Miroku runzelte die Stirn. „Das muss aber eine sehr mächtige Frau sein, ein Elementarwesen kann man nicht mal eben aus dem Ärmel schütteln. Dafür benötigt man jede Menge Energie“. Der Dämon nickte bedächtig den Kopf. „So etwas bewirken nur Wesen mit heiliger Macht“. „Also eine Priesterin?“. Kagome sah ihr Gegenüber fragend an. „Ja. Allerdings scheint es sich vielmehr um eine Schwarze Priesterin zu handeln - der Kerl hatte eine starke negative Energie. Ich habe auch Grund zu der Vermutung, dass seine Schöpferin diejenige welche ist, die mich… die uns verflucht hat!“. Verblüfft starrten alle Yasha an. Zum einen, dass er nicht nur von sich selbst gesprochen hatte, zum anderen… „Anscheinend hat Yasha bei eurer Teilung den Löwenanteil an Intelligenz bekommen“, stellte Shippo verwundert fest. Inu Yasha war nie besonders helle gewesen – oder einfach nur zu naiv, um offensichtliches zu erkennen! Inu kommentierte die Bemerkung mit einem säuerlichen Knurren und begnügte sich damit, dem Kleinen mit der flachen Hand eine an den Hinterkopf zu hauen, zu mehr fehlte ihm im Moment einfach die Kraft.
 

Aufgrund der nur allzu offenkundlichen Erschöpfung der beiden verzichtete Kagome darauf, die obligatorische Strafe auszusprechen und beließ es bei bösen Blicken. „Jetzt werden wir keine Schwierigkeiten haben, sie zu finden!“, meinte Yasha enthusiastisch. „Klar, kein Problem. Es stehen ja auch grundsätzlich sämtliche Schwarze Priesterinnen dieser Epoche im Telefonbuch!“. Kagomes Stimme troff vor Sarkasmus. „Wo drin?“ . Der kleine Fuchsdämon klang so verwirrt, wie alle anderen aussahen. Die Schülerin winkte ab: „Nur eine Redewendung“, sie konnte getrost darauf verzichten, alle Anwesenden über Telefone und Telefonbücher aufzuklären - was sowieso sinnlos wäre, weil keiner verstehen würde, wovon sie sprach. „Wir fragen einfach Kaede“. Nun mischte sich Inu mit zynischer Stimme ein: „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass die alte Hexe jede Schwarze Priesterin hier kennt, Yasha?!“. „Nenn Kaede nicht immer ‚alte Hexe’“. Es war vermutlich vergebliche Mühe, Inu und Yasha noch erziehen zu wollen, aber ein bisschen Höflichkeit wäre ja auch mal schön gewesen. Der menschliche Junge kommentierte Kagomes Zurechtweisung jedoch lediglich mit einen verächtlichen „Keh!“ und lehnte sich mit geschlossenen Augen an die Wand. Ganz offensichtlich hatte der Kampf ihn so sehr erschöpft, dass er keinerlei Hemmung mehr hatte, neben seinem Dämonenpendant, das ebenfalls sehr müde wirkte, zu schlafen. „Aber er hat vermutlich recht. Schwarze Priesterinnen agieren meist im Verborgenen. Menschen mit heiligen Kräften meiden sie wie der Teufel das Weihwasser! Es ist daher mehr als unwahrscheinlich, dass Kaede unsere Zielperson kennt“. Mirokus Worte verhallten unbeantwortet. Es schien endlich mal eine friedliche Nacht zu werden.
 

Am nächsten Morgen scheuchte sie Yasha schon früh auf, mit dem Ziel vor Augen, die mysteriöse Schwarze Priesterin zu finden. Mürrisch erhoben sich alle. „So, großer Meister. Wohin nun?“. Yasha ließ sich von Inus spöttischen Worten nicht beirren und schlug den Weg Richtung Musashi ein, fest davon überzeugt, dass er dort irgendjemanden finden würde, der ihm weiterhelfen konnte. „Haben wir nicht bereits geklärt, dass Kaede uns wahrscheinlich nicht weiterhelfen kann?“. Der Dämon ließ sich von den Worten des Mönchs nicht beeindrucken, er drehte sich beiläufig um und versetzte „Na, dann kann uns bestimmt Kikyo weiterhelfen, sie…“, er brach ab, als seine Freunde mit einem entsetzen Gesichtsausdruck nach Luft schnappten. Verwirrt starrte er alle an, Inus Miene zeigte eine ähnliche Ahnungslosigkeit… bis sein Blick Kagome traf. Dann entsann er sich, dass diese meistens – ungehalten reagierte, wenn der Name der toten Priesterin fiel. Im nächsten Augenblick versetzte sie ein wütendes „MACH PLATZ!!!“ und stampfte zornig „Klar, dass er sofort an Kikyo denkt“ vor sich hin murmelnd an den am Boden liegendes Dämon vorbei. Während Sango, Miroku und Shippo stoisch an ihm vorbeigingen, drangen noch die Worte „Du bist ein solcher Idiot“ an seine Ohren. Säuerlich wartete er darauf, dass er sich endlich wieder erheben konnte, da geriet eine Hand in sein Blickfeld. Sie gehörte Inu. Yasha schlug jedoch das Angebot aus – er war ein wahrlich mächtiger Dämon, das brauchte er nicht die Hilfe dieses schmächtigen Menschens… obwohl es eine nette, wenn auch völlig überflüssige Geste gewesen war.
 

„Du solltest genauso gut wie ich wissen, dass Kagome etwas … etwas…“ „Empfindlich ist, was SIE betrifft. Ich weiß. Es war ein Fehler. Aber ich möchte noch immer diese Schwarze Priesterin treffen. Und dazu ist mir jede Hilfe recht“. Inu lächelte schief. „So schlimm ist es also für dich, mit an mir zu hängen. Ich weiß, dass du diesen Fluch nicht rückgängig machen willst. Wäre ich du, würde ich genauso handeln. Schließlich hast du es gerade erst geschafft, dein volles Potential abzurufen. Und es ist wirklich enorm. Ehrlich gesagt, ich beneide dich!“. Yasha zog verwirrt eine Augenbraue hoch. Wollte sein Ebenbild sich einschmeicheln oder sich mit ihm anfreunden? Er wusste instinktiv, dass der Mensch die Wahrheit gesprochen hatte. Es war verwunderlich. Aber es fühlte sich auch irgendwie … gut an. Als ob er mit sich selbst im reinen wäre, etwas, was bisher nie zuvor der Fall gewesen war.
 

Inu wartete Yashas Reaktion nicht ab, sondern sprach ruhig weiter: „ Ich will mich jetzt nicht bei dir einschmeicheln oder so, schließlich kann ich dich immer noch nicht wirklich leiden. Aber wir hängen nun mal zusammen und allmählich habe ich mit dieser Situation abgefunden. Immerhin“, jetzt grinste er frech, „immerhin habe ich so immer jemanden, den ich aufziehen kann, ohne dass er gleich petzt oder rumheult“. Der Dämon nickte versonnen, in dieser Hinsicht ging es ihm ähnlich. Es war einfach kurzweilig, mit seinem Alter Ego zu streiten. Irgendwie hatte er sich – freilich ohne es zu merken – an sein anderes Ich gewöhnt. Es war ein Teil von seinem früheren Leben gewesen… wie konnte er Inu dann hassen und verabscheuen? Yasha ging nicht soweit davon zu sprechen, sein Gegenüber zu mögen… vielleicht konnte man es stille Akzeptanz nennen. Inzwischen war sogar der Streit um Kagome in den Hintergrund geraten, nicht zuletzt deshalb, weil diese ihnen nur allzu deutlich gemacht hatte, was sie davon hielt. Aber man könnte bestimmt noch mal darauf zurückkommen.

Inu schienen ähnliche Gedanken zu beschäftigen: „Ich weiß, wir haben immer noch nicht geklärt, zu wem Kagome gehört…. Mir ist auch klar, dass ich gegen dich keine Chance habe, du hast viel mehr Kraft, sie zu beschützen. Ich bin in meiner schwächlichen Form kaum dazu imstande. Du bist einfach die bessere Wahl, hier, in dieser gefährlichen Zeit. Aber ich bitte dich – tut ihr nicht weh. Lass ihr ihre Freiheit“. Yasha konnte nicht anders, als sein Spiegelbild anzustarren: Wollte er damit sagen, dass er freiwillig auf Kagome verzichten wollte? Der Dämon spürte, dass dem Menschen dieses Eingeständnis schwer gefallen war, jedoch wollte er ganz offensichtlich, dass Kagome glücklich wurde. Etwas unsicher, lenkte er das Gespräch in andere Bahnen. „Möchtest du denn wieder zu einem Halbdämon werden?“. Inu dachte nach, während der Wind einige schwarze Haarsträhnen in sein Gesicht wehte. „Ich weiß nicht genau. Ich bin als Mensch schwach und hilflos, aber… es ist irgendwie auch ein gutes Gefühl zu wissen, dass die anderen - und du natürlich - mich beschützen. Ich fange an, mich an diesen Zustand zu gewöhnen. Es ist…. Es ist anders. Ich gehöre, ebenso wie du, nun zu einer Welt. Ich habe einen Platz im Leben. Ich bin ein Mensch und lebe in der Menschenwelt. Es kommt mir fast so vor, als ob alles, was ich… was wir als Halbdämon erlebt haben, nur ein Traum war. Ich weiß nicht mehr, was ich eigentlich will, nur…“, er drehte sich unwillkürlich in Kagomes Richtung und musste sich sofort fest auf die Lippen beißen, um nicht vor Schmerz aufzustöhnen. Verdammt, er hatte die verflixte Verletzung vergessen, die ihm Gogyo zugefügt hatte. Yasha bemerkte den Schmerz auf dem Gesicht seines Ebenbildes, spürte selbst ein Echo davon und hatte plötzlich Mitleid. Seine Wunden waren schon in dem Moment, als sie Inu und damit auch ihm selbst zugefügt worden waren, verschwunden. Inu hatte noch immer mit den Folgen dieses Kampfes zu hadern. Doch es war eine ehrenvolle Verletzung, hatte er doch versucht, Kagome vor dem sicheren Tod zu retten. Yasha seufzte auf. Menschen waren einfach so kompliziert. Durch die innige Verbindung die zwischen ihm und Inu bestand, fühlte er ebenfalls dessen Konflikt und ein emotionales Chaos, zu dem er als Dämon überhaupt keinen Zugang hatte. Menschen waren gefühlsbetont, handelten nicht logisch und überlegt, sondern entschieden aufgrund von Empfindungen. Das war extrem verwirrend. Ganz offensichtlich hatten Sterbliche Zugang zu Emotionen, die ein Dämon niemals empfand und niemals empfinden würde.
 

„Noch vor wenigen Tagen hätte ich sofort ‚Ja’ auf deine Frage geantwortet. Doch jetzt… jetzt ist irgendwie alles anders.“ Inu hatte seine Schritte verlangsamt und bewegte sich nun wesentlich vorsichtiger. Doch Yashas feine Nase bemerkte, dass die Wunden seines Pendants wieder aufgebrochen waren und bluteten. Trotzdem schien er fest entschlossen, seinen Schmerz nicht zu zeigen. Ein typischer sturer Mensch eben.

„Als ich… erwachte und dann feststellen musste, dass wir aneinander gebunden sind, hätte ich sofort alles dafür gegeben, das zu ändern. Ich muss allerdings sagen, ich hätte jemand schlimmeren an mir kleben haben können. Ich wäre nur gern unabhängig. Wir fügen einander Schmerz zu, ohne es zu wollen“. Yasha passte sich den Schritten seines Ebenbildes an, was dieser mit einer gewissen Dankbarkeit registrierte.
 

Nach stundenlangem Marsch erreichten sie endlich Musashi. Kaede registrierte ihre Ankunft mit gelinder Verwunderung. Sie waren doch aufgebrochen, um den Fluch aufzuheben! Ihre Sehkraft mochte zwar nicht mehr die beste sein, aber sie sah eindeutig zwei Inu Yashas, die ihre Behausung in seltener Einigkeit betraten und sich dann nebeneinander niederließen. Die alte Priesterin musterte sie verwirrt. Bei der letzten Begegnung waren beide darauf erpicht gewesen, soweit wie nur eben möglich voneinander getrennt zu sein. Und jetzt hielten sie sich im selben Raum auf, ohne sich zu streiten. Was war nur vorgefallen in den letzten Tagen? Bevor sie allerdings eine entsprechende Frage stellen konnte, platzte Shippo bereits mit der Geschichte heraus: „Wir haben gegen ein Elementarmonster gekämpft“. „Von ‚wir’ kann kaum die Rede sein, du hast dich ja nur verkrochen!“. Der Fuchsjunge schmollte hingebungsvoll. „Ich bin ja schließlich auch nur ein niedliches kleines Kind“. „Ja, und ein Feigling!“. „Lass Shippo in Ruhe, Yasha!“. Kaede räusperte sich vernehmlich. „Wir sind einem Elementarwesen begegnet, das offenbar den Auftrag hatte, uns aus dem Weg zu räumen… außer Inu und Yasha. Es war ein ziemlich harter Kampf…“ „Aber Yasha ist zu einem Monsterhund geworden und hat uns gerettet!“. „Wen nennst du hier einen Monsterhund?!“. Bevor ein hitziger Streit ausbrechen konnte schaltete sich Miroku ein und berichtete von den Geschehnissen und von der Vermutung, wer dahinter stecken konnte. „Eine Schwarze Priesterin, hm? Das könnte durchaus stimmen, die Energie des Fluchs, der euch beide umgibt, ist nicht nur enorm stark, sondern auch negativ. Die Vermutung liegt nahe“. Yasha, der sich gerade bemühte, Shippo aus seinen Haaren zu zerren, schaute triumphierend in die Runde. „Kannst du uns sagen, wo wir diese miese Hexe finden?“. „Ich mag zwar alt sein, und vieles wissen, aber ich kenne keinerlei Schwarze Priesterin“. „Mist“, fluchte Yasha inbrünstig. „Wir haben es dir gesagt!“. Mürrisch sprang der Dämon auf und verließ die Hütte, Inu schlurfte hinterdrein.

„Erstaunlich, dass die beiden einander noch nicht den Kopf abgerissen haben!“. „Das liegt hauptsächlich an Kagome. Sie hat ihnen mehr als eine Standpauke gehalten und allmählich gewöhnen sie sich wohl aneinander. Zumindest streiten sie nicht mehr soviel“. Sango lächelte leicht.
 

Yasha fluchte hingebungsvoll. Wo sollte er jetzt suchen? Irgendwie musste diese verflixte Priesterin doch aufzutreiben sein. Inu lehnte sich matt gegen den nächsten Baum. Prompt verzog sich sein Gesicht schmerzhaft. Diese verdammt Verletzung machte ihn noch wahnsinnig! Warum musste das so lange wehtun? Die seltsamen Krallen von Gogyo hatten wirklich ganze Arbeit geleistet. Yasha hatte unterdessen mit seinem Geschimpfe aufgehört und meinte ruhig: „Wir werden noch einige Tage hier bleiben. Ich möchte mich umhören, ob jemand etwas von einer Schwarzen Priesterin gehört hat“. „Mit jemand meinst du wohl…“. „Schweig!“.
 

„Danke“.

Yasha drehte sich irritiert um. „Keh! Ich mach das nicht deinetwegen! Sieh bloß zu, dass du schnell wieder fit bist, sonst bist du nur eine Belastung für mich!“. Mit diesen Worten stieß sich der Dämon von Boden ab und landete elegant auf dem Baum, an dessen Wurzeln Inu sich ausruhte. Yashas Mundwinkel zuckten leicht. Sein menschliches Ich hatte ihn offenbar durchschaut, auch wenn er vehement abstreiten würde, ihm eine Pause zuzugestehen. Aber wenn Inu geschwächt war, ging es ihm selbst ebenso.

Nachdenklich starrte der Hundedämon in die Dämmerung. Ob er wohl Kikyo aufsuchen sollte? Sie wusste vermutlich mehr über Schwarze Priesterinnen als ihre Schwester. Vielleicht konnte sie ihm weiterhelfen. Er wiegte den Kopf leicht hin und her, erforschte zögerlich seine Gefühle für die tote Priesterin. Er hatte sie einst geliebt. Sie hatte ihn nicht abgelehnt, weil er anders war, im Gegenteil, sie hatte ein ähnliches Schicksal mit ihm geteilt. Sie waren zusammen glücklich gewesen, bis zu jenem Tag… Es hatte wehgetan, zu erfahren, dass Kikyo am selben Tag gestorben war, ohne das er etwas davon mitbekommen hatte. Und es hatte noch mehr wehgetan, als sie wiedererweckt wurde und ihm die Schuld an den Geschehnissen gegeben hatte. Egal wie man es drehte oder wendete, er liebte Kikyo immer noch. Aber da war auch noch Kagome, die er ebenso liebte, vielleicht sogar noch mehr. Für Kikyo stand die Zeit auf ewig still, sie lebte immer noch in der Vergangenheit. Aber er selbst, oder vielmehr Inu Yasha, hatte sich inzwischen verändert, er war anders geworden. Für Kikyo gab es so etwas nicht, sie konnte sich nicht verändert. Yasha war klar, dass seine Veränderung durch Kagome geschehen war. Sie hatte ihm ein gänzlich anderes Leben gezeigt, mit ihm Freud und Leid geteilt, ihm Sicherheit und Geborgenheit gegeben. Entschlossen schüttelte er den Kopf. Es war nicht die richtige Zeit, über so was nachzudenken, es gab ja schließlich Wichtigeres! Inu lächelte währenddessen stumm in sich hinein. Er wusste genau, was im Kopf seines Spiegelbildes vorgegangen war.
 

Es begann spät zu werden. Die anderen machten sich bestimmt schon Sorgen, wo sie abgeblieben waren. „Lass uns zu den anderen zurückgehen“, schlug der menschliche Junge daher vor, der Dämon erhob keinerlei Einwände. Inu kämpfte sich mühsam auf die Beine, stieß dabei ein schmerzerfülltes Keuchen aus. Anstatt nachzulassen, wurden die Schmerzen nur immer heftiger. Was war da nur los? Langsam trottete er wieder auf die Hütte zu, er fühlte sich entsetzlich müde. Inzwischen war er sich wenigstens ziemlich sicher, dass während seiner Schlafphasen nichts passieren würde.

Yasha, der sich über den Zustand seines Alter Egos nur allzu bewusst war, folgte leise.
 

Kagome sah lächelnd auf, als beide zusammen die Behausung betraten. Dann fiel ihr jedoch die unnatürliche Blässe in Inus Gesicht auf. Besorgt trat sie an ihn heran und setzte zu der Frage nach seinem Befinden an, doch er winkte bereits ab. „Mir geht’s gut, hör auf dir Sorgen zu machen“. Das Mädchen war sich ganz sicher, dass ihre Sorgen berechtigt waren. Sie hatte sein schmerzverzerrtes Gesicht gesehen. Außerdem war Inu ein ebenso erbärmlicher Lügner wie Inu Yasha.

Er bewegte sich nur steif, stöhnte unwillkürlich und biss die Zähne zusammen, als die Pein wieder überhand nahm. „Dir geht’s überhaupt nicht gut. Zeig mir mal deine Verletzung“, befahl Kagome energisch. Der menschliche Junge war versucht, sich zu weigern, entschloss sich dann aber, der Anweisung Folge zu leisten. Gegen Kagome hatte er sowieso keine Chance. Behutsam entfernte das Mädchen den Verband und zuckte dann erschrocken zurück. Die Kratzer waren geschwollen und heftig gerötet. Vorsichtig berührte sie die Verletzung, was dem Jungen ein schmerzerfülltes Zischen ausstoßen ließ. „Tut mir Leid! Es sieht so aus, als ob sich deine Wunden entzündet haben“, befand sie besorgt. „Na und? Das wird schon wieder… irgendwie. Du hast doch genügend deiner Wundermittel dabei, um das zu behandeln!“. Das Schulmädchen biss sich auf die Lippe. Selbstverständlich hatte sie Arznei dabei, aber dabei handelte es sich um kaum mehr als eine Erste Hilfe Ausrüstung. Sie warf Kaede einen fragenden Blick zu, die jedoch ebenfalls nur hilflos die Schultern zuckte. Sie konnte auch nicht viel tun. Mit der Hilfe der alten Priesterin versorgte das Mädchen die Wunden notdürftig. „Das wird gehen…“murmelte Inu und lehnte sich in seiner typischen Inu Yasha Schlafpose an die Wand. Kagome beobachtete ihn eine Weile. Sie und Kaede hatten getan, was möglich war, nun lag es an Inu.

Langsam wurde es still in der Hütte, nur leises Atmen war zu hören.
 

Kagome schoss unvermittelt aus wirren Träumen auf, an die sie sich zwar nicht mehr erinnern konnte, die aber ein ungutes Gefühl hinterließen. Sie atmete mehrere Male tief ein und aus, um sich zu beruhigen, lauschte dabei dem gleichmäßigen Atmen ihrer Freunde. Sie wollte sich schon wieder hinlegen, als etwas ihre Aufmerksamkeit erregte. Leise schlüpfte sie unter ihrer Decke hervor, emsig darauf bedacht, niemanden zu wecken, und ging der Quelle des seltsamen Geräuschs nach. „Inu…“, murmelte sie alarmiert. Der schwarzhaarige Junge atmete sehr schnell und keuchend. „Mutter… bitte, es tut mir leid…“. Er fantasierte offenbar. Beunruhigt legte die Zeitreisende ihm eine Hand auf die Stirn, zog sie jedoch erschreckt zurück. Er glühte ja förmlich! Ihr besorgter Blick glitt zu Yasha, der diesen anscheinend sofort spürte, da er den Blick hob und dem ihren begegnete. Dabei fiel ihr auf, dass auch Yashas goldene Irden leicht glasig wirkten- war er womöglich ebenfalls betroffen? Kagome war zutiefst besorgt und weckte die anderen.

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Sabishii zeterte. Was hatte sich Gogyo nur dabei gedacht, den Menschen derart zu verletzten? Allem Anschein nach hatte er eigenmächtig gehandelt. Zum Glück war der Kerl schon tot, sonst wäre er es jetzt gewesen! Sie wollte zusehen, wie der Mensch und der Dämon einander töteten oder sonst wie zugrunde gingen, aber wenn sie an einer schnöden Blutvergiftung starben war das witzlos und unbefriedigend! Sie knurrte verärgert, ein rasender Wutanfall durchströmte die Schwarze Priesterin und sie fegte sämtliche Behältnisse mit einer zornigen Geste von den Regalen. Dabei verbanden sich die unterschiedlichsten Ingredienzien und wurden so zu einem enormen magischen Sturm, der über das Land fegte und heillose Zerstörung anrichtete, was Sabishii eine gewisse Befriedigung gab. Dennoch – ihr wunderbarer Fluch war durch die Eigenmacht eines nutzlosen Wesens dem Scheitern nahe. Vielleicht sollte sie selbst eingreifen…
 

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Taucht Sabishii jetzt etwa bei unseren Freunden auf? Und was wird mit Inu Und Yasha passieren?
 

Dies ist nicht gerade mein bestes Kaptitel (einige Male umgeschrieben...), aber ich brauche es zur Überleitung, außerdem wollte ich euch nicht noch länger warten lassen...

Nicht wundern, dass Inu und Yasha zur Zeit so... freundlich miteinander umgehen, muss so sein, sonts funktioniert mein nächstes Kapitel nicht so, wie ich es geplant habe... Aber die beiden werden schon früher oder später einen Grund zum Streiten finden - schließlich sind sie beide Inu Yasha!

Gruß

Foxfire

Fachchinesisch, Dämonen in weiß und andere Schwierigkeiten

Entschuldigung, dass es wieder so lange gedauert hat und ich diesmal keine ENS geschrieben habe - aber es ist leider wieder Prüfungszeit - ARGH! Staatsexamen! - und ich bin wirklich im Stress. Ich weiß daher nicht, wann das nächste Kapitel erscheinen wird
 

11. Fachchinesisch, Dämonen in weiß und andere Schwierigkeiten
 

„Kannst du irgendwie helfen?“.

Kagomes Stimme klang gepresst von unterdrückten Tränen, sie würde kaum jemanden damit helfen, wenn sie Tränen ausbrach. Die alte Priesterin schüttelte nur hilflos den Kopf. „Ich befürchte, das übersteigt meine Fähigkeiten bei weitem. Ich habe noch nie zuvor erlebt, dass sich eine Verletzung derart schnell entzündet“.

Besorgt starrten sie auf den schwarzhaarigen Jungen hinab, der sich im Delirium hin und her warf. Die Schülerin kniete sich rasch neben ihn und bemühte sich nach Kräften, ihn zu beruhigen, was jedoch ziemlich erfolglos blieb. Yasha betrachtete ihr Tun mit leblosen Blicken. Er selbst fühlte sich merkwürdig - schwach, desorientiert, schwindelig. Es musste sich um eine sehr ernste Krankheit handeln, wenn sie ihn schon so sehr beeinflusste. Inu musste noch wesentlich schlechter dran sein. Für einen Dämon sollte es gar nicht möglich sein, krank zu werden. Trotzdem fühlte er sich genauso und verabscheute es. „Menschliche Schwäche…“, murmelte er halblaut. „Die jetzt auch die deine ist“, entgegnete Kaede ruhig.

Kagome durchwühlte derweil hektisch ihre Erste- Hilfe-Ausrüstung, in der vagen Hoffnung, irgendetwas zu finden, dass Inu helfen konnte. Doch selbst wenn es etwas gab - wie sollte sie es dann dem Jungen geben? Bewusstlosen durfte man nichts einflössen, dass wusste sie. Dann fiel ihr Blick auf Yasha. Er wurde von Inus Schwäche ebenfalls beeinträchtigt. Ob sie ihm wohl etwas verabreichen könnte - womöglich hatte das auch einen Effekt auf Inu? Nachdenklich starrte sie eine kleine Flasche in ihrer Hand an. Dann schüttelte sie jedoch den Kopf. Nein, das war zu unsicher. Yasha war ein reinblütiger Hundedämon und Kagome war sich nicht sicher, ob Dämonen menschliche Medizin vertrugen, und selbst wenn, wie stand es dann wiederum mit Hunden? Sie wollte die Situation nicht noch verschlimmern. Sie betrachtete besorgt Inus kreidebleiches Gesicht. Sein Atem ging schnell und immer wieder murmelte er wirres Zeug vor sich hin. Kagome fällte einen Entschluss.

„Ich nehme ihn… sie… mit in meine Zeit. Inu ist ein Mensch, und nur die fortschrittliche Medizin in meiner Epoche ist vermutlich in der Lage, irgendeine Lösung zu finden. Es sollte gleichzeitig auch Yasha helfen“. Kaede nickte beifällig: „Das ist eine kluge Idee, mein Kind. Nimm sie mit, und sieh zu, dass ihnen bald besser geht“.
 

Yasha war zwar abgeneigt, in die andere Zeit zu gehen - sie war hektisch, laut, stank erbärmlich und war vor allem einfach zu… fremd – sah aber ein, dass er und Inu höchstwahrscheinlich sterben würden, wenn sie nicht gingen.
 

Tod durch Wundfäule… wie unehrenhaft und beschämend!
 

Mühsam rappelte er sich auf. Obwohl selbst unsicher auf den Beinen, lud er sich den besinnungslosen Menschen auf den Rücken und taumelte hinter Kagome her Richtung Brunnen. Normalerweise schwang er sich recht elegant hinein… doch diesmal könnte man höchstens sagen dass er sich elegant in den Brunnen fallen ließ, Kagome an seiner Seite. Plötzlich stieß er ein schmerzvolles Zischen aus, Inu auf seinem Rücken gab ebenfalls einen gepeinigten Laut von sich. Seit wann tat es denn weh, die Epoche zu wechseln?! Das musste an diesem Fluch liegen… Das blaue Licht erlosch abrupt. Kagome runzelte verwirrt die Stirn während Yasha sich bemühte auf den Beinen zu bleiben. „Wir sind noch nicht in meiner Zeit…“, murmelte die Schülerin nachdenklich. Erst nach mehreren schmerzhaften Versuchen gelang es den dreien schließlich die Epoche zu wechseln.

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Sabishii schlich lautlos Richtung Musashi. Es wäre doch gelacht, wenn sie nicht eine Möglichkeit fand, ihre Schöpfung zu retten. Sie bemühte sich konzentriert, die beiden zu finden, doch selbst mit ihren weit entwickelten Sinnen griff sie ins Leere. Verwunderlich… sie waren nicht tot, das hätte sich anders angefühlt, sie waren einfach nicht mehr da. Irritiert versuchte sie, den Dämon und den Menschen zu finden, doch weiterhin bestand eine gähnende Leere. Im nächsten Moment musste sie ihre Überlegungen jedoch unterbrechen, um einen urplötzlich auf sie zuschießenden Pfeil auszuweichen. Von diesem ging eine seltsame Aura aus.

„Ich habe mich nicht getäuscht. Eine dunkle Macht schleicht im Wald herum… der Wind hatte Recht“. Hasserfüllt sah die Schwarze Priesterin die schwarzhaarige Frau an. „Eine Priesterin!“, spuckte sie die Bezeichnung ihrer Gegnerin aus. Diese lächelte nur milde. „Schwarze Kleidung, schwarze Seele… eine wahrhaft Schwarze Priesterin. Verlasse diesen Ort, euergleichen ist hier nicht erwünscht“. „Wer bist du, wenn du glaubst, mir Vorschriften machen zu können?!“. Die junge Frau spannte erneut ihren Bogen. „Ich bin Kikyo“, erwiderte sie schlicht, als sie den Pfeil losschickte.
 

Der Vorhang raschelte leise, als eine zarte Frauenhand ihn beiseite schob. Automatisch sahen alle in der Hütte auf und schnappten gleich darauf nach Luft. „Schwester…“, hauchte Kaede überrascht. Die tote Priesterin ignorierte die Anwesenden, schaute sich suchend um, bis sie schließlich die Frage „Wo ist Inu Yasha?“ in den Raum stellte. „Nicht hier!“, erwiderte Sango scharf.

Ablehnung schlug Kikyo entgegen. Zu Recht, wie sie sich selbst eingestand. Schließlich hatte sie in der Vergangenheit Dinge getan, die Misstrauen verdienten. Die tote Priesterin seufzte leise, betrachtete schweigend das Lager, auf dem noch wenige Stunden zuvor ein schwerkranker Inu gelegen hatte, dann hob sie den Kopf, begegnete mit entschlossenem Blick dem der Anwesenden. „Sucht nach einer Schwarzen Priesterin namens Sabishii. Sie lebt in der Einöde von Kagée. Sie ist die Wurzel allen Übels“. Sie hatte die Schwarze Priesterin nicht getötet, obwohl es ein Leichtes für sie gewesen wäre. Aber damit würde sie den Fluch, mit dem Inu Yasha belegt worden war, nicht brechen. Oh ja, Kikyo wusste, was geschehen war, wusste was geschehen würde, wenn der Fluch nicht aufgehoben werden würde….

Ruhig drehte sich die Priesterin sich um und wandte sich zum Gehen. Bevor sie die Hütte verließ, hielt sie jedoch kurz inne und meinte: „Jedoch…. Am Ende liegt es an Inu Yasha. Helfen kann nur er sich selbst“. Was sollte das jetzt wieder heißen? Verwirrt starrten alle einander an, in der Hoffnung, dass der jeweils andere eine Erklärung hatte. Miroku schüttelte nachdenklich den Kopf: „Es scheint die Spezialität von Priesterinnen zu sein, in Rätseln zu sprechen…“.

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Kagome kletterte rasch aus dem Brunnen. Yasha bevorzugte den direkten Weg, verschätzte sich allerdings aufgrund seiner Schwäche und erwischte gerade noch die Umrandung des Brunnens, an der er sich mühsam hochzog. Diese Anstrengung verhalf ihm zu einem weiteren Schwindelanfall, und er wäre vermutlich zu Boden gegangen, hätte Kagome ihn nicht festgehalten. Rasch schleifte die Schwarzhaarige ihn mitsamt seinem Spiegelbild ins Innere ihres Zuhauses.

Erleichtert ließ Yasha Inu im Wohnzimmer auf die Couch gleiten und sackte direkt neben ihm zusammen. Kagome war indes die Treppe hinaufgeeilt, um ihre Mutter ausfindig zu machen und über die Ereignisse in Kenntnis zu setzten… schließlich passierte es nicht alle Tage, dass Kagome Inu Yasha mitbrachte – in doppelter Ausführung! Jedoch galt es Prioritäten zu setzen. Klar war, dass sie Inu in ein Krankenhaus schaffen mussten – doch wie? Yasha musste schließlich in seiner Nähe bleiben. Das letzte, was die beiden im Moment gebrauchen konnten, war Trennungsschmerz. Aber wie sollte sie Yashas Aussehen erklären? Und wie die Verbindung der beiden? Sie konnte wohl kaum behaupten, dass Inu und Yasha Zwillinge waren, auch wenn sie sich noch so ähnlich sahen, oder? Vielleicht sollte den Look des letzteren damit erklären, dass er ein Popstar war – die waren ja inzwischen auch recht auffällig aufgestylt. Im nächsten Moment verwarf das Mädchen diesen irrsinnigen Gedanken wieder. Womöglich wollte dann jemand ein Autogramm oder ein Privatkonzert - und sie war sich nicht sicher, ob Inu Yasha überhaupt schreiben, geschweige denn singen konnte…

Nach einer kurzen Diskussion mit ihrer Mutter kamen beide zu dem Schluss, dass sie das Auto nehmen würden und Yasha einfach mitnehmen würden – vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, ihn irgendwie unauffällig zu verstecken oder sie hatten einfach nur Glück und man würde gar nicht auf ihn achten. Das hielten Mutter und Tochter jedoch für ziemlich unwahrscheinlich.
 

Yasha hatte erleichtert die Augen geschlossen und ergab sich, in dem Glauben unbeobachtet zu sein, einen Moment seiner Schwäche. „Inu Yasha!“, riss ihn eine begeisterte Stimme aus seinem Dämmerzustand. Vor ihm stand ein kleiner Junge, der ihn mit strahlenden Augen ansah: Sota, Kagomes kleiner Bruder. Der war überglücklich, seinen Helden endlich mal wieder zu treffen. Dann runzelte er jedoch verdutzt die Stirn. Irgendwas war anders als sonst. „Wo sind deine Hundeohren? Und warum hast du dich angemalt?“, fragte der Kleine verwirrt.
 

„Ich hab mich nicht angemalt!!“.
 

Yashas empörter Wutschrei war bis ins obere Stockwerk gedrungen, woraufhin Kagome rasch nach unten eilte, um zu sehen, was jetzt schon wieder los war. „Yasha, lass auf der Stelle Sota los, sonst…“, sie beendete den Satz nicht, sondern fasste nur die Bannkette näher in Augenschein. Augenblicklich ließ der Dämon von ihrem Bruder ab und murmelte nur wütend: „Als ob ICH mich anmalen würde!“. Kagome musste sich das Lächeln verkneifen. Sie stellte sicher, dass Sota nichts passiert war, erklärte ihm behutsam die ganze Situation und wandte ihre Aufmerksamkeit dann wieder dem Hundedämon zu: „Du hättest nicht so grob sein müssen…. Sag mal, was sind denn eigentlich diese Abzeichen?“. Yasha knurrte. „Dämonenmerkmale“. „Hast du die noch anderswo?“. Das Mädchen schlug die Hand vor den Mund und lief glutrot an. Yasha bemühte sich um Contenance, dankbar darüber, dass er nicht erröten konnte, sonst hätte sein Gesicht garantiert einer Tomate geglichen, und beendete das Gespräch mit einem mürrischen „So was besprechen wir nicht mit Außenstehenden“. Inus fiebriges Stammeln bracht sie wieder zurück in die Realität. „Wir werden jetzt ins Krankenhaus fahren, du weiß ja, was das ist, wir waren ja schon mal da-“ „Jaja“, muffelte ihr Gegenüber, schob sich den kranken Jungen erneut auf den Rücken und schwankte mitsamt seiner Last in Richtung der ‚stinkenden Kutsche ohne Pferde’, wie Inu Yasha einmal Autos genannt hatte. Ehrlich gesagt, was DAS noch der harmloseste seiner Flüche gewesen…
 

Dunkel.

Dunkel und kalt.

Dunkel, kalt und einsam.

Wo war er nur?

Was war passiert?

Einsam.

Einsam und allein.

Wieso war er einsam?

Warum war er allein?

Schmerz.

Es tat weh!

Alles tat weh!

Sein Herz.

Warum schmerzte sein Herz so sehr?

Wo ist sie?
 

Inu bewegte ein wenig den Kopf, die ewige Dunkelheit, die ihn zuvor umgab, lichtete sich leicht.
 

„Inu Yasha, 17. Verdacht auf Sepsis. Der Herd liegt vermutlich in mehreren tiefen Vulnera im Bereich des Torsos. Sie wurden chirurgisch versorgt. Die Infektion spricht gut auf die Antibiose an. Das Fieber ist bereits gesunken. Das Blutbild allerdings ist widersprüchlich. Zu Beginn hatten wir eine typische Leukozytose mit Kernlinksverschiebung, die sich jedoch binnen kürzester Zeit in eine Leukopenie umschlug. Zudem besteht ein deutlicher Erythrozytenmangel… es scheint sich um eine Anämie unbekannter Genese zu handeln. Daneben zeigt der Patient eine drastische Immunschwäche und erholt sich trotz adäquater Therapie nur sehr langsam. Bisher erhielt der Patient Sauerstoff und Volumensubstituenten in Form von Bluttransfusionen sowie Plasmaexpandern erhalten. Aufgrund des niedrigen mittleren arteriellen Drucks wurde Noradrenalin gegeben. Außerdem war wegen des schlechten Zustandes eine Dialyse notwendig. Der Zustand ist stabil, aber weiterhin als kritisch anzusehen. Was für weiterführende Maßnahmen würden noch sie anraten?“. Inu, nur halb bei Bewusstsein lauschte verwirrt dem seltsamen Gebrabbel, die der Kerl vor ihm von sich gab. Er hatte kein Wort verstanden, nur seinen Namen und eine Zahl, die ihn in tiefste Verwirrung stürzte. Wieso 17? 17 was? 17 von diesen seltsamen Dämonen in weiß, die mit den merkwürdigsten Dingen bewaffnet schienen? Aber das waren doch nicht 17?

„Ich würde vorschlagen, mit der Antibiose fortzufahren und die Blutwerte weiterhin unter Beobachtung zu halten, gegebenenfalls eine Knochenmarksbiopsie oder eine Lumbalpunktion zu machen“. „Eine weitere Bluttransfusion könnte auch nicht schaden, wenn der Hämatokrit weiter absinkt. Möglicherweise ist eine weitere Dialyse ratsam“. Der Anführer der weißen Truppe nickte beifällig. „Wir warten die weiteren Testergebnisse ab. Ich werde eine Blutabnahme veranlassen!“. Danach begann eines der Wesen, Inu zu untersuchen, was diesem, obgleich kaum bei Bewusstsein, ziemlich verärgerte. Leider hatte er keine Möglichkeit, irgendetwas zu machen, sein Körper gehorchte ihm einfach nicht, sondern fühlte sich einfach nur dumpf und taub an. Erst als ihm jemand ziemlich ungeschickt etwas Spitzes in den Arm jagte, gelang es ihm, böse zu knurren – oder zumindest einen unwilligen Laut von sich zu geben- und mühsam die Augen zu öffnen. Daraufhin sammelten sich flugs sämtliche Anwesenden um ihn und sprachen gleichzeitig auf ihn ein, was Inu zutiefst erschreckte. Noch nie hatte man ihm derart viel Aufmerksamkeit zuteil werden lassen! Er befand sich in einem völlig fremden Zimmer, umgeben von lauter Unbekannten, ohne die geringste Erinnerung, wie er hierher gekommen war. Panik bemächtigte sich seiner. Wo war Kagome? Wo waren die anderen? Wo war Yasha? War das hier womöglich ein Trick von Naraku? Er wollte aufspringen, nur weg aus diesem kalten, viele zu weißen Raum, fort von diesem Ort, der so seltsam, ja widerlich, roch. Doch mehrere Arme hinderten ihn an der Bewegung hielten ihn auf der Liege fest. „Diazepam, 3,5 mg!“. Plötzlich spürte er einen schmerzhaften Stich am Arm, dann breitete sich ein eiskaltes Gefühl aus. Sein Sichtfeld trübte sich. „Kagome!“, stieß er noch aus, bevor die Dunkelheit erneut von ihm Besitz ergriff.
 

„Kann ich zu ihm?“. Der Arzt lächelte freundlich, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Gerne, aber du wirst nicht viel davon haben, denn im Moment schläft er wieder“. „Aber er IST aufgewacht!“. „Ja, aber er hat sich so sehr aufgeregt, dass wir ihn betäuben mussten, zu seinem eigenen Besten“. Kagome nickte nachdenklich. Wieso hatte Inu gerade dann aufwachen müssen, wenn sie nur für 5 Minuten nicht bei ihm war? Langsam betrat sie das Zimmer und sah den schwarzhaarigen Jungen inmitten von technischem Gerät schlafen. Doch seine Gesichtsszüge waren verzerrt, als täte ihm der künstliche, erzwungene Schlaf weh. Behutsam strich das Mädchen einige Haarsträhnen aus dem verschwitzen Gesicht. Vorsichtig schaute sie sich um, jedoch schien niemand in der Nähe zu sein. Dann trat sie an das Fenster und öffnete es leise. „Komm rein!“. Eine rotgekleidete Gestalt ließ sich ins Innere fallen. Besorgt kniete Kagome neben dem Dämon nieder, der eine Hand gegen den Kopf presste. „Was haben die mit uns gemacht?“, fragte er dumpf. „Inu hat sich beim Aufwachen sehr aufgeregt, da haben die Ärzte ihm etwas zum Beruhigen und Schlafen gegeben“. Yasha stöhnte, schüttelte den Kopf, um den seltsamen Schwindel loszuwerden und meinte mürrisch: „Idiot!“. Kagome tätschelte ihm lächelnd die Schulter.
 

Am Anfang hatte es noch sehr schlecht für die beiden ausgesehen. Am schwierigsten war es gewesen, Yasha immer in der Reichweite von Inu zu behalten. Mehr als einmal hatten sie unter dem Trennungsschmerz zu leiden, der jedoch von jeder Menge Schmerzmitteln und anderem Medikamenten gedämpft wurde. Dennoch war Kagome besorgt gewesen. Wer wusste schon, was passierte, wenn die beiden sich allzu weit entfernten?

Yasha hatte sich von Zeit zu Zeit in Inus Zimmer aufgehalten, doch meistens verzog er sich nach draußen, auf einen der Bäume die vor den Fenstern des Krankenhauses standen. Er mochte diesen Ort einfach nicht. Er roch nach Angst, nach Krankheit, nach Tod, nach Dingen, von denen er nicht wissen wollte, was sie waren. Die Menschen waren mit seltsamen Dingen bewaffnet und taten Unheilvolles mit anderen. Kagome hatte zwar behauptet, hier würde Menschen geholfen, doch Yasha blieb misstrauisch. Er mochte keine Heiler, auch wenn die sich hier ‚Ärzte’ nannten. Ehrlich gesagt, er mochte an diesem Ort niemanden. Jeder, der ihm begegnet war, warf ihn seltsame Blicke zu und seine scharfen Ohren hatten mehr als einmal Worte gehört, die sein seltsames Aussehen kommentierten. Kagome hatte ihm zwar darauf vorbereitet, dass er auffällig war, aber es ärgerte ihn trotzdem. Sie hatte den Leuten schließlich erzählt, dass Yasha Inus Zwillingsbruder war, der ‚ein ganz spezieller Fall für sich’ war. Was auch immer sie damit meinte und er hatte auch keine Ahnung warum einer der seltsamen Leute gefragt hatte, ob er mit einem „Pyologen’ oder so über seine Besessenheit für Cosplays reden wolle…
 

Schlecht gelaunt starrte er in das Gesicht seines Alter Egos. Wie lange wollte der noch schlafen?! Der Dämon war versucht, den Menschen so lange zu schütteln, bis er endlich erwachte, doch das war vermutlich keine gute Idee: Im ungünstigsten Fall würde er ihn noch verletzen! Das fehlte ja auch noch! Womöglich mussten sie sich dann noch länger an diesem scheußlich riechenden Ort aufhalten!

„Die Verletzung heilt. Aber irgendetwas schwächt ihn… schwächt euch. Kann es Gift sein?“. Yasha wandte seine Aufmerksamkeit kurz Kagome zu, dann witterte er einige Momente aufmerksam. „Ich denke… nein, es scheint kein Gift zu sein“, er rümpfte die Nase und nieste, „dieser Ort stinkt erbärmlich!“. Kagome musste grinsen. Sie selbst fand den Geruch des Krankenhauses schon unangenehm, da war es kein Wunder, dass Yasha ihn mit seinen feinen Sinnen verabscheute. „Du riechst also kein Gift?“. Der Dämon schniefte kurz, dann antwortete er: „Ich bin nicht absolut überzeugt… hier laufen derart viele Gerüche zusammen, dass ich einen so speziellen nicht mit vollständiger Sicherheit herausfiltern kann“. Er sog ein weiteres Mal tief Luft ein, musste jedoch erneut niesen. „Argh, widerlich!“. „Lass gut sein“. Das Mädchen lächelte leicht. Yasha wirkte immer noch etwas dösig, was wohl auf die Beruhigungsmittel, die Inu bekommen hatte, zurückzuführen war. Zum Glück ging es beiden inzwischen etwas besser. Die Verbindung hatte ausnahmsweise zum Vorteil gereichet. Kagome hätte nicht sonst nicht gewusst, wie sie mit Yasha verfahren sollte. Ein menschlicher Arzt hätte vermutlich ziemlich schnell gemerkt, dass Yasha nicht ‚normal’ war. Sie hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, den Hundedämon zu einem Tierarzt zu bringen…

Yasha stützte die Stirn in die Hand. „Wann lässt dieses Gift endlich nach?“. „Es wird nicht mehr lange dauern, denke ich. Wie fühlst du dich?“, das Mädchen streckte die Hand nach seinem Gesicht aus, um zu prüfen, ob auch er noch immer Fieber hatte. Anstatt diese Geste ärgerlich zu verhindern, hob der Dämon den Blick und begegnete den dunklen Augen Kagomes. Diese erstarrte.
 

„Uh“. Inus Blick war zwar noch verschwommen, doch er erkannte die Umrisse von Kagome und Yasha, Kagomes Hand an dem Gesicht des Dämons. Er drehte den Kopf weg und kniff die Augen fest zusammen. Auch wenn er es ‚erlaubt’ hatte, so tat dieser Anblick weh – es tat fürchterlich weh im Herzen. Im nächsten Moment war Kagome an seiner Seite, sie machte ein fröhliches Gesicht, anscheinend war sie glücklich, dass er wieder wach war. Er wollte das Lächeln gerne erwidern, aber schließlich hatte er eingewilligt, auf Kagome zu verzichten. So schenkte er ihr nur einen wehmütigen Blick und wandte sich dann ab.

Die Schülerin runzelte verwundert die Stirn. Was war das denn eben? Sie hatte mit einem Eifersuchtsanfall gerechnet, weil sie Yasha so nahe war – und dann kam nichts? Nur ein waidwunder Blick? Sie fragte sich, was zwischen Inu und Yasha vorgefallen war. Erst vor kurzem hatten die beiden sich doch ständig um sie gestritten? „Alles in Ordnung?“. Er reagierte nicht. Allerdings meinte sie ein leises „Du gehörst ihm“ gehört zu haben. Sie schüttelte unwillig den Kopf. Sie war niemandes Besitz! Früher oder später würde sie mit den beiden ein ernstes Sechs-Augen-Gespräch führen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt.

Denn jetzt musste sie Inu erst einmal darüber aufklären, wo er war, was passiert war, und ihn gleichzeitig davon abhalten, sich die Braunüle aus dem Arm zu ziehen und dergleichen mit ‚dem seltsamen Ding, dass in meiner Nase nichts verloren hat’ zu wiederholen. „Lass das bitte sein, diese Sachen sollen dir nur helfen gesund zu werden!“. „Keh!“ Das war nicht das einzige, was Inu störte, denn er bemerkte bald, zu seiner Empörung, dass er nicht seine übliche Kleidung trug, sondern nur eine Art Hemd. „Wo sind meine Sachen?!“. „Sie sind in dem Schrank da“. „Wer hat mich ausgezogen? Ich kann mich nicht daran erinnern, dergleichen zugelassen zu haben!“. „Das ist notwendig, hier im Krankenhaus haben sie nun mal strenge Vorschriften bezüglich der Hygiene!“. Inu runzelte verständnislos die Stirn. „Was in aller Welt ist ‚Hyäne’?“. Kagome verkniff sich nur mühsam das Lachen: „’Hygiene’, Inu, nicht ‚Hyäne’. Hygiene bedeutet so was wie Sauberkeit. Eine Hyäne ist etwas völlig anderes, das ist ein aasfressendes Tier“. Nun begann der mühsame Teil: Inu hatte selbstredend keinerlei Verständnis für Regeln der Menschen und warum er nicht einfach gehen konnte. Ungefähr hundert Mal – so kam es ihr jedenfalls vor - hatte sie dem Jungen versichern müssen, dass die seltsamen ‚ Dämonen in weiß’ keine Dämonen waren, sondern Menschen, genau genommen menschliche Heiler. Und es hatte noch länger gedauert, bis sie ihm auch nur ansatzweise klar gemacht hatte, dass deren Instrumente keine Waffen darstellten. Dabei war es nicht sonderlich hilfreich, dass zwischendurch ein junger nervöser Arzt eintrat, der Inu relativ ungeschickt eine weitere Blutprobe abzapft. Allmählich begann Kagome sich ernsthaft zu fragen, ob Inu überhaupt noch Blut in den Adern hatte, wenn sie bedachte, wie viel man ihm bereits abgenommen hatte…

Nachdem sie stundenlang auf ihn eingeredet hatte, wie auf ein krankes Pferd – und inzwischen schon ganz heiser war – musste sie das Krankenhaus verlassen, da die Besuchszeit vorbei war, und Inu in der Gesellschaft von Yasha belassen. Dieser hatte sich selbstredend wieder nach draußen verzogen, jedoch das Fenster nicht ganz verschlossen, damit er jederzeit wieder hineinkommen konnte.
 

„Beeile dich mit dem Heilen, ich habe nicht die Intention, hier lange zu verweilen!“. Inu lachte rau auf. „Ich kann nicht behaupten, dass ich dagegen etwas einzuwenden hätte“ Aber ich weiß nicht, wie schnell ein menschlicher Körper eigentlich für eine Heilung braucht. Ich kenne mich nicht mit Krankheiten aus. Ich war schon seit einer Ewigkeit nicht mehr krank“. „Sei einfach still und erhole dich: Wir müssen zurück“. „Ich weiß“. Inu drehte sich in dem Bett auf die Seite und starrte ins Dunkel der Nacht. Er fühlte sich unwohl hier, auf Gedeih und Verderb Menschen ausgeliefert, die die seltsamsten Worte von sich gaben und nur schmerzhafte Dinge mit ihm anstellten Nie zuvor war er sich seiner eigenen Sterblichkeit so bewusst geworden. ‚Das Leben der Menschen ist wirklich hart’. Mit der Zeit forderte sein erschöpfter Körper allerdings die dringend benötigte Ruhe ein, so dass er langsam in einen unruhigen Schlaf, der wirre Träume brachte, versank. Yasha saß gedankenversunken an seiner Seite.
 

Kagome las immer wieder denselben Satz in ihrem Geschichtsbuch, unfähig, ihn zu verstehen, denn ständig schweiften ihre Gedanken ab, zu zwei ganz bestimmten Personen. Jetzt, wo Inu wieder wach war, würde alles nur noch schwieriger. Sie hatte die tiefe Verzweiflung in seinem Blick gesehen, als sie das Krankenhaus verlassen hatte - er hatte so verletzlich, so hilflos, ja fast verängstigt ausgesehen. Sie fühlte sich irgendwie schuldig. Sicher, ihr Entscheidung hatte Inus und Yashas Leben gerettet – aber sie hatte das Gefühl, die beiden ausgeliefert zu haben. Sie stöhnte kurz, fuhr sich mit einer Hand durch die schwarzen Haare und versucht, sich wieder auf ihren Text zu konzentrieren. Warum war der nur so langweilig…

Ein lautes Knacken ließ das Mädchen erschrocken hochfahren. Verdammt, sie hatte schon wieder ihre Lehrbücher als Kopfkissen benutzt! Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es bereits 10 Uhr morgens war - viel zu spät für die Schule. Warum hatte sie denn keiner geweckt?! Mürrisch rieb sie sich den steifen Nacken und sah mies gelaunt nach draußen. Woher kam wohl das Knacken, dass sie geweckt hatte? Im nächsten Moment blickte sie in zwei vertraute erschöpfte Gesichter und schreckte zurück.

Dann fand sie ihre Stimme wieder: „SEID IHR VERRÜCKT?!?!?!?“. Vor ihr standen doch tatsächlich Inu und Yasha… nun, Yasha stand vor ihr, während Inu sich zu Boden gleiten ließ. Er war leichenblass.
 

„Ihr könnt doch nicht einfach so aus dem Krankenhaus abhauen, wollt ihr euch umbringen?!“, Kagomes Stimme überschlug sich, klang gleichzeitig wütend und ängstlich. „Ich gehe nie wieder an diesen Ort zurück“, krächzte Inu, „diese Dämonen haben mich auf eine Art gefoltert, die ich nicht mehr ertragen konnte!“.

„Folter?!?“. Das Mädchen starrte die beiden verwirrt an. Was mussten die Ärzte getan haben, damit Inu und Yasha geflohen waren? Beide waren hart im Nehmen - oder einfach nur zu stur, um Schmerzen zuzulassen. Das bedeutete, dass etwas sehr Qualvolles geschehen sein musste.

„Sie haben mir Nadeln in den Rücken gejagt und Dinge getan, die sich anfühlten als ob sie mir die Knochen brechen - es tat so weh, Kagome! Ich will nie wieder zurück!“. „Aber du… ihr seid noch nicht gesund, wenn ihr jetzt geht, könntet ihr beide sterben!“

„Wer will schon ewig leben? Irgendetwas schwächt uns ohnehin – ich weiß nicht was, aber es fühlt sich schon seit längerem so an, als würden wir Tag für Tag dem Tod näher kommen“. Yashas Stimme klang emotionslos, als er diese Worte aussprach. Die junge Schülerin erschrak. Stand es etwa so schlimm um die beiden? Sie durften nicht sterben! Niemals!
 

„Zu diesen Dämonen kehre ich niemals zurück, egal wie schlecht es um uns steht. Da sterbe ich lieber! Außerdem können die ja nicht mal mit ihren Waffen umgehen!“. „Ich hab dir schon mal gesagt, dass Ärzte keine Dämonen sind, und ihre Waffen sind nur … Hilfsmittel für ihre Arbeit“. Kagome betrachtete den menschlichen Jungen eingehend. „Ich schlage vor, du ziehst dir was Vernünftiges an, bevor du dir womöglich noch eine Erkältung holst. Wo hast du deine Sachen gelassen?“. Inu starrte sie nur dämlich an, bevor er ein „Weiß nich’“, murmelte. Kagome seufzte. Bestimmt hatte er sie bei der vermutlich übereilten Flucht nicht mitgenommen. Allerdings waren ihr bereits einige blaue Flecken aufgefallen, die gestern noch nicht da waren und zudem waren Inus Augen gerötet, als hätte er geweint. Was auch immer für Untersuchungen heute vorgenommen worden waren, sie waren wohl wirklich die Hölle gewesen. Kein Wunder, dass sich beide aus dem Staub gemacht hatten!

Dennoch konnte sie den menschlichen Jungen unmöglich in diesem Krankenhaushemdchen rumlaufen lassen! Sie drückte ihn auf ihr Bett, legte ihm behutsam ihre Bettdecke um die Schultern und konsultierte ihre Mutter, in der Hoffnung, etwas Passendes für Inu zu finden – wenigstens vorübergehend. Im Krankenhaus musste derweil der Teufel los sein: Ein fehlender Patient war nicht gerade eine erstrebenswerte Sache. Kagome zerbrach sich den Kopf darüber, wie sie den Ärzten Inus Verschwinden erklären und gleichzeitig auch noch dessen Kleidung mitgehen lassen konnte. Das würde schwierig werden….

Schließlich behauptete sie, ihr Freund hätte Heimweh gehabt und wäre deshalb zu ihr geflohen. Die Ärzte waren gelinde gesagt entsetzt und bestanden auf einer sofortigen Rückkehr ihres Patienten – nach einer halben Ewigkeit und einem unterschriebenen Formular, das besagte, dass der Patient gegen den ausdrücklichen Rat der Mediziner das Krankenhaus auf eigenen Wunsch verlassen hätte (mit anderen Worten, ‚Egal, was noch passiert, wir sind nicht dran Schuld!’), schärften sie Kagome allerdings noch einmal eingehend ein, Inu weiterhin von einem Arzt behandeln zu lassen, da sein Zustand immer noch nicht stabil war, und die notwendige Antibiose noch weitergeführt werden musste. Das Problem war allerdings: Wie sollte man Inu nur überzeugen, Tabletten zu schlucken?

So taperte das Mädchen nach langen Diskussionen wieder nach Hause und fand ihre beiden Probleme in ihrem Zimmer wieder, den einen schlafend auf ihrem Bett, während der andere sorgfältig über dessen Schlaf wachte. Sie lächelte sanft. Die beiden stritten sich zwar andauernd, aber wenn es drauf ankam, waren sie allem Anschein nach füreinander da. Offenbar hatten sie sich aneinander gewöhnt.

Zwar tat es ihr leid, aber sie beschloss, dass es entscheidend war, so schnell wie möglich ins Zeitalter der Kriegerischen Staaten zurückzukehren. Denn wahrscheinlich konnte sie nur so Inu und Yasha retten. So rüttelte die Schülerin behutsam an der Schulter des schlafenden Menschen. Sanft lächelte sie, als sie seinen müden braunen Augen begegnete und meinte dann entschlossen:
 

„Wir kehren wieder zurück. Wir kehren heim“.
 

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Das Kapitel war ehrlich gesagt ziemlich schwierig. Ich habe jede Menge Infos aus dem Netz und meinen Lehrbüchern gesucht, trotzdem weiß ich nicht genau, wie eigentlich eine Blutvergiftung behandelt wird. Genauso wenig kenne ich mich mit der Dosierung von Medikamenten bei Menschen aus, oben genannter Wert ist rein fiktiv.

Wenn jemand die Übersetzung des medizinischen Teils wünscht, kann er mich gerne anschreiben, ich werde mich um eine schnelle Antwort bemühen.
 

Gruß
 

Foxfire

Auf der Suche nach Sabishii

12. Auf der Suche nach Sabishii
 

Heim… das klang gut. Das bedeutete die Rückkehr in eine Zeit, die sie verstanden. Kagomes Zeit war einfach zu schnell. Zwar hatten die hiesigen Heiler ein wesentliches dazu beigetragen, dass sich Mensch und damit auch Dämon erholt hatten, aber ihre Methoden hätten einem Folterknecht zur Ehre gereicht.

„Weshalb?“. „Wir müssen endlich diese Schwarze Priesterin finden. Yasha hat gesagt, dass euer beider Lebensenergie schwindet. Das muss irgendwas mit dem Fluch zu tun haben. Er muss endlich gebrochen werden!“. Inu begegnete Yashas Blick. Wollten sie das überhaupt noch? Hatten sie sich nicht inzwischen mit ihrer Daseinsform arrangiert? Gut, dieses ‚Was mir passiert, passiert auch dir’ war immer noch ziemlich lästig, aber sie hatten beide mittlerweile die Ruhe entdeckt, die es einem gab, wenn man nicht ständig mit sich selbst im Clinch lag… nun zumindest nicht innerhalb eines Körpers. Inu und Yasha begriffen allmählich, warum ihr Ursprung, Inu Yasha, ein solch komplexes Wesen war. Innerlich war er immer zwischen zwei Welten, zwei Wertbildern, zwei Lebensweisen gefangen, doch nun wusste jeder von ihnen, wo sein Platz im Leben war. War es wirklich erstrebenswert, wieder zu einer völlig zerrütteten Kreatur zu werden? Das einzige Problem, dass mit ihrer Zweisamkeit einher ging war jedoch, dass es Kagome leider nur einmal gab.

Das Mädchen bemerkte die stumme Konversation zwischen Mensch und Dämon nicht, sondern begann wie üblich, ihren treuen gelben Rucksack mit allerlei Kram zu füllen, den sie als nützlich erachtete, auch wenn die beiden Jungen die Zweckmäßigkeit einiger Gegenstände ziemlich skeptisch betrachteten (nicht, dass Inu Yasha mit dem Begriff vertraut war, aber wozu um Himmels Willen benötigte Kagome mehrere Rollen doppelseitiges Klebeband?). Den Abschluss machte wie gewohnt ihr stets gute Dienste leistender Erste-Hilfe-Kasten. Dann huschte die Schülerin aus dem Zimmer, um ihre Mutter von der Abreise der drei in Kenntnis zu setzen. „Wenn wir diese vermaledeite Schwarze Priesterin nicht finden, sind wir also des Todes? Keh! Ich habe keine Todessehnsucht!“. „Ich ebenso wenig. Aber es gefällt mir nicht, dass es sich eine absolute Entscheidung handelt. Entweder zurück zum Ursprung, oder sterben. Da fällt die Wahl nicht schwer. Womöglich gibt es eine dritte Möglichkeit.“ Aber wie diese aussehen würde, wusste keiner der beiden.
 

Die Passage durch die Zeit war schmerzhaft, womöglich noch schmerzhafter als zuvor. Kagome meinte schließlich, dass dies wahrscheinlich ein Nebeneffekt des Fluchs war. Dieser war vermutlich ursprünglich nicht dazu ausgelegt, 500 Jahre zu überdauern, was er ja rein formal betracht tat, wenn sie ihn ihre Zeit und zurück reisten. Inu hatte Mühe bei Bewusstsein zu bleiben, und war dankbar für die Unterstützung von Yasha. Nach außen hin versuchten beide immer noch die Fassade aufrechtzuerhalten, einander zu verabscheuen, aber nach über 10 Tagen, die man ständig zusammen verbrachte, hatten sie einander zumindest geduldet.

Nach mehreren erfolglosen und schmerzhaften Versuchen (jedenfalls für Inu und Yasha) gelangten die drei schließlich wieder ins Mittelalter zurück. Mensch und Dämon atmeten erleichtert tief durch. Wie wunderbar hier doch die Luft war. Und es war geradezu himmlisch ruhig. „Endlich zuhause“, Inu hatte ein winziges Lächeln in seinem linken Mundwinkel versteckt. Auch Yasha wirkte sehr erleichtert. Wie konnte nur irgendwer in Kagomes Zeit überleben? Kein Wunder, dass dort offenbar keinerlei Dämonen mehr lebten. Menschen waren da ja nicht so empfindlich – sie nutzen ihre Nasen ja nur dafür, sie in Taschentücher zu stecken!

Der kleine Trupp machten sich auf, ins Dorf, um die anderen zu treffen – die hatten sich bestimmt auch schon Sorgen gemacht, nachdem sie so lange keine Neuigkeiten von den dreien erfahren hatten. Bevor sie sich allerdings auf den Weg machten, wühlte Kagome in ihrem Rucksack herum, zog dann eine schmale Packung heraus und entnahm ihr etwas. „Hier schluck das runter“, meinte sie auffordernd zu Inu, der das seltsame Etwas entgegen nahm, mit großen Augen betrachtete und genauer untersuchte: Es war klein, rund, flach, hart und roch widerlich. Angewidert gab er es dem Mädchen zurück. „Das werde ich garantiert nicht schlucken!“. Kagome seufzte. Sie hatte es ja geahnt. Sie konnte dem Jungen allerdings kaum einen Vorwurf machen, wer nahm schon gerne Tabletten? Zumal Inu Yasha eher Heiltränke und Balsame gewöhnt war; da war es nicht verwunderlich, dass er eine Tablette gegenüber skeptisch war. Trotzdem, Antibiotika waren wichtig, in diesem Fall wahrscheinlich sogar lebenswichtig – irgendwie würde sie ihn schon dazu bringen, das olle Ding zu schlucken. Dann kam ihr eine Idee. Sie war zwar gemein, aber würde garantiert in ihrer Wirksamkeit nicht fehlen!
 

„A-Aber, du musst sie nehmen, w-weil…“, Kagomes Stimme zitterte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Prompt schreckte Inu zurück. Er war sowieso schon nicht geübt im Umgang mit Frauen, mit weinenden konnte er jedoch überhaupt nicht umgehen. „H-Hey, hör auf zu heulen, ja?“. Kagome schniefte allerdings weiter und wimmerte, dass diese ‚Tablette’ für ihn doch lebenswichtig war (was ja auch nicht gelogen war). Inu runzelte die Stirn und presste die Lippen zusammen, dass sie wie ein schmaler Strich aussahen.
 

Weinen war Betrügen!
 

„Gib schon her“, versetzte er mürrisch, und steckte das zuvor verschmähte Medikament widerstrebend in den Mund. Nur einen Moment danach würgte er. „Urgh! Warum hast mir nicht gesagt, dass das Ding abscheulich schmeckt?!“. Kagome lächelte leicht süffisant: „Du hast mich vor dem grässlichen Geschmack deiner Medizin auch nicht gewarnt! Und überhaupt“, meinte sie und verschränkte die Arme, „normalerweise schluckt man Tabletten einfach herunter anstatt sie zu kauen…“. Zugegeben, sie hatte es versäumt, ihn darauf hinzuweisen. Dennoch triumphierte das Mädchen, hatte sie es doch genau gewusst, dass Inu alles tun würde, um sie von Weinen abzuhalten. Zum Glück hatte sie inzwischen einige Tricks auf Lager, damit sie Tränen vergießen konnte, ohne traurig zu sein. Denn das zog immer!

Yasha hatte das gesamte Theater aus den Augenwinkeln betrachtet und amüsierte sich königlich. Seine Nase hatte ihm bereits verraten, dass Kagome nur schauspielerte, denn ihr Geruch hatte nicht jenen scharfen, bitteren Hauch angenommen, was er immer tat, wenn das Mädchen wirklich traurig war. Gleichzeitig gestand er sich allerdings ein, froh darüber zu sein, dass er nicht derjenige welcher war, der diese seltsame Kugel nehmen musste – allein der Geruch brachte ihn schon zum Würgen. Auch passte es ihm nicht wirklich, dass Kagome sich wieder seinem menschlichen Ebenbild widmete… aber was sollte er erwarten? Der Mensch war nun einmal der schwächere von ihnen beiden. Und konnte er Inu überhaupt einen Vorwurf machen? Schließlich war dieser genau genommen er selbst. War es da nicht selbstverständlich, dass sein Alter Ego ebenso innige Gefühle für das schwarzhaarige Mädchen hatte? Nicht, dass er, Yasha, gewillt war, Kagome zu teilen, zumal Inu selbst eingestanden hatte, dass der Dämon die bessere Wahl war. Gedankenverloren sah er den beiden Menschen zu und wartete darauf, dass Inu sich von der überaus schmerzhaften Zeitreise weitgehend erholt hatte, um daraufhin Richtung Musashi zu wandern.
 

Im Dorf angekommen, wurden die Neuankömmlinge vom Rest der Gruppe freudig begrüßt. Sie hatten doch alle innerlich über das Wohl der beiden Spiegelbilder gebangt. Selbst Shippo, der mit Inu Yasha lediglich Kopfschmerzen und Kagome Verjagen assoziierte, hatte sich gesorgt. „Ist mit den beiden nun alles in Ordnung? Haben eure Heiler sie wieder ganz gesund gemacht?“, erkundigte sich Kaede neugierig und beäugte Inu und Yasha aufmerksam. „Ja…und nein: Sie haben getan, was ihnen möglich war, aber sie konnten nur … nur die Symptome behandeln, nicht die Krankheit, wisst ihr. Die Wunden, die Inu sich im Kampf zugezogen hat, sind kein Problem mehr. Da ist noch etwas, was tiefer liegt und größeren Einfluss auf die Gesundheit der beiden hat“. Yasha knurrte mürrisch: „ Es wäre sehr schön, wenn du nicht so reden würdest, als wären wir nicht anwesend!“ Die Zeitreisende ließ sich von dem Dämon nicht beeindrucken und redete weiter – sehr zu Yasha Verdruss, besonders als sie von der Begebenheit mit dem Desinfektionsmittel erzählte.

„Was? Yasha ist von dem Zeug, das zum Reinigen benutzt wird, betrunken geworden?!“, Sangos Stimme klang ungläubig (Desinfiziert euch mal mit ca. 10 Leuten bis zu den Oberarmen in einem winzigen Raum – und das jeweils drei- bis viermal hintereinander – dann kann man sich durchaus vorstellen, dass man die Promillegrenze überschreitet^^). Kagome nickte vehement: „Oh ja! Danach war doch etwas… anhänglich“. Der Hundedämon sah verlegen beiseite, während Miroku anzüglich grinste und Shippo schadenfroh krähte: „Wie ein typischer Hund eben – seinen Frauchen treu ergeben!“. DAS schrie geradezu nach Kopfnuss! „KAGOMEEEE!“ „Yasha, mach Platz!“. Die Normalität war ganz offensichtlich wieder hergestellt…
 

Nach einigen Geschichten über die Krankenhausaufenthalt und jeder Menge Kabbeleien, kam Miroku auf den Besuch Kikyos zu sprechen und die rätselhafte Botschaft, die sie hinterlassen hatte. „Also müssen wir in die Einöde von Kagée. Wo liegt das denn überhaupt?“. Kagome konnte nicht unbedingt behaupten, sich gut mit den Ortsbezeichnungen des 15. Jahrhunderts auszukennen. „Das liegt etwa 2 Tagesmärsche in Richtung Ochsentiger von hier“. „Dann sollten wir uns wohl aufmachen! Uns rennt die Zeit davon!“. „‚Uns’ ist gut“, murmelte Inu leise. Daraufhin ernte er einige besorgte Blicke. Wenn man die beiden näher ins Auge fasste, so fiel einem auf, dass sowohl Inu als auch Yasha blass und erschöpft wirkten. Allem Anschein nach gab es da wirklich etwas, was den beiden allmählich die Kraft raubte.

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Sabishii war verwirrt. Auf einmal waren der Mensch und der Dämon wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht. Immerhin – sie waren noch am Leben. Aber ihre Auren schwanden mit jeder Minute mehr. Die Schwarze Priesterin war sich über den Grund nicht ganz im Klaren, vermutete aber, dass dies ein Nebeneffekt ihres Fluches war. Sie konnte natürlich nicht sicher sein – nie zuvor hatten zwei aus einem Halbdämon geschaffene Lebewesen derart lange existiert ohne einander zu töten. Es war wirklich seltsam. Nachdenklich musterte sie das flackernde Feuer vor sich und lauschte den größtenteils belanglosen Gesprächen. Es schien jedoch, dass sie sich auf den Weg zu ihr machen wollten. Was gedachten diese Narren damit nur zu erreichen? Dass sie den Fluch aufhob? Das hätte sie nicht einmal getan, wenn sie gewusste hätte, wie es ging. Aber sie sollten nur kommen – sie würden ja nicht einmal ihre Bannkreise durchdringen können. Und selbst wenn – was konnten ihr zwei Halbtote und ein paar schwächliche Menschen schon antun? Bei Gogyo hatten sie nur Glück gehabt. Doch das würde sich nicht wiederholen. Ein boshaftes Grinsen huschte über ihr Gesicht. Sollten sie nur kommen…

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„Meint ihr wirklich, dass ihr beide fit genug für diesen Marsch seid?“. Yasha rollte entnervt mit den Augen. „Es geht schließlich um ihn“, er deutete auf Inu, „und mich. Da sollten wir vielleicht dabei sein!“. „Das ist schon richtig, aber Kagome hat schon Recht. So wir ihr zwei ausseht…“, Sango beendete den Satz nicht. „Wie sehen wir denn bitte aus?“, schnappte Inu beleidigt.

„Als ob einer von euch, wenn nicht sogar ihr beide, gleich umfällt!“. Wie üblich mischte sich Shippo ungefragt ein, aber es machte nun mal einfach zu viel Spaß, Inu Yasha zu necken… zumal wenn man jetzt gleich zwei Opfer hatte!

„Keh!“. Mit diesem Wort und der üblichen Kopfnuss für den kleinen Fuchsdämon schloss Yasha die in seinen Augen überflüssige Diskussion ab. „Wir beide gehen mit, und damit hat es sich!“. Er verschränkte trotzig die Arme und funkelte jeden an, wie um sie herauszufordern, ihm zu widersprechen. Doch die Umstehenden hatten bereits viel zu viel Erfahrung mit Inu Yashas Dickköpfigkeit, als dass sie sich auf einen sinnlosen Streit einlassen wollen. Immerhin rannte ihnen die Zeit davon – Inu und Yasha schienen immer schwächer zu werden, auch wenn beide eher Naraku ihren besten Freund genannt hätten als dergleichen zuzugeben. So zuckte Kagome nur hilflos die Achseln. Sie beließ es bei einer Ermahnung an die beiden, sich nicht zu überanstrengen – natürlich wurden diese Worte geflissen ignoriert. Schließlich gab es keinen Grund mehr, weiter zu zögern und die kleine Truppe machte sich auf in Richtung Ochsentiger, um die Schwarze Priesterin Sabishii (komischer Name, fand nicht nur Kagome) in der Einöde von Kagée aufzusuchen. Wie sie die Frau allerdings dazu bringen wollten, den Fluch umzukehren, wusste so recht leider keiner…
 

Kagome konnte nicht anders, als immer wieder besorgte Blicke zur Seite zu werfen. Es war mehr als offensichtlich, dass weder Inu noch Yasha besonders gut daran getan hatten, darauf zu bestehen, mitzukommen. Man brachte nicht ihre blassen Gesichter zu sehen, nicht den hin und wieder taumelnden Gang – alleine ihre Haltung war ein Hinweis. Die Schultern herabgesunken, der sonst kerzengerade Rücken leicht gekrümmt… warum musste sie nur mit ZWEI Sturköpfen geplagt werden? Sie wünschte sich unwillkürlich die Zeit vor diesem Fluch zurück. Es war doch alles viel einfacher gewesen, als es nur einen Inu Yasha gab und ihre Sorgen nur ‚Kikyo’ und ‚Juwelendetektor’ hießen. Jetzt musste sie sich nicht nur mit den beiden herumschlagen, die sich nebenbei immer wieder um sie stritten (obwohl das in letzter Zeit alarmierend selten vorkam), sondern musste gleichzeitig auch noch um deren Leben bangen. Das war zwar nichts Neues, wenn man mit Inu Yasha unterwegs war – wie oft hatte er schon sein Leben aufs Spiel gesetzt? – aber diese Gefahr, die wie ein Damoklesschwert über ihnen hing war anders, weniger greifbar.

Sie hatte mehrmals eine Pause damit erzwungen, dass sie erschöpft sei. Doch jeder wusste, dass es nicht Kagome war, die diese Rast brauchte. Selbstverständlich ging das auch an Inu und Yasha nicht vorbei, das Mädchen war von beiden angeherrscht worden, sich nicht einzumischen. Diese ständigen Kabbeleien hatten schließlich beim Mittagessen in einem furiosen Streit gegipfelt. Der wiederum hatte mit einem neuen ‚Mach Platz’ Rekord geendet und das hatte letztlich zu einer längeren Zwangspause geführt, da es eine Weile dauerte, bis sowohl Inu als auch Yasha wieder soweit hergestellt waren, dass die Wanderung erneut aufgenommen werden konnte. Selbstredend schmollten jetzt beide und ließen Kagome mit ihren Gewissensbissen alleine, wobei allerdings alle anderen ihr versicherten, dass sie ganz richtig gehandelt hatte. Dennoch sollte sie die Bannkette vielleicht nicht überstrapazieren, hatte Sango noch eingeworfen.
 

Als der Tag schließlich dem Dunkel der Nacht wich, waren alle redlich erschöpft von dem langen Marsch. Inu ließ sich einfach an Ort und Stelle zu Boden sinken. Yasha warf ihm einen tadelnden Blick zu, obwohl sein Körper das dringende Bedürfnis hatte, dem Beispiel seines Spiegelbildes zu folgen. Doch das würde er sich niemals eingestehen! Wenn er schon sonst nichts mehr hatte, so hatte er doch wenigstens seine Würde und seinen Stolz – die allerdings heute schon mehr als einen empfindlichen Kratzer abbekommen hatten. Als sein Blick jedoch auf Kagomes Gesicht fiel, dessen Mine die Worte ‚Ruh du dich auch aus, du scheinst es bitter nötig zu haben’ zum Ausdruck zu bringen schien, gehorchte sein Leib blindlings. Kaum hatte er dieses bemerkt runzelte er verärgert die Stirn. Wie war es nur möglich, dass dieses zarte menschliche Mädchen eine derartige Macht über ihn hatte? Missmutig blies er einige Haarsträhnen aus seinen Augen und warf einen Blick seitwärts, auf seine andere Hälfte. Der menschliche Junge schien bereits fest zu schlafen, seine müden Gesichtszüge waren erschlafft und gaben ihm ein überraschend friedliches und junges Aussehen. Das nachtschwarze Haar das ihm in einzelnen Strähnen wirr ins Gesicht hing verstärkte diesen Eindruck noch. Unwillkürlich fragte sich der Hundedämon, ob sein Antlitz genauso aussah, wenn er schlief… oder vielmehr sah sein schlafendes Gesicht so aus, als er noch Inu Yasha war?

Yasha sah sich nach seinen Gefährten um, nur um festzustellen, dass diese bereits das Nachtlager errichtet hatten und Vorbereitungen für das Abendessen trafen. Leicht erzürnt, dass offenbar niemand es für nötig erachtete hatte, auch ihm und Inu eine Aufgabe zu geben, wollte er schon aufbegehren, als er die Mienen der anderen sahen, wobei besonders Kagomes finsterer Blick, der sich an der Bannkette festsaugte, hervorstach. So schluckte jeglichen Protest murrend herunter – er hatte heute schon viel zuviel Zeit mit dem Gesicht in den Erdboden gerammt verbracht – und schmollte hingebungsvoll, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt und den Blick abgewandt. Eine Schüssel voll Eintopf, die vor seine Nase gehalten wurde, riss ihn aus seiner Starre. Sango lächelte ihn entschuldigend an, als er mit einem knappen Nicken das Behältnis entgegen nahm. Vollwertige Dämonen benötigten keine Nahrung…oder nur sehr wenig, doch die Gewohnheit hatte ihn zugreifen lassen. Außerdem roch es sehr gut. Aus den Augenwinkeln bekam er mit, wie Kagome sich - erneut! – Inu widmete. Ein jäher Schwall von Eifersucht durchfuhr den Dämon, als er sah, mit welcher Zärtlichkeit das Mädchen seinem Spiegelbild einige Haarsträhnen aus dem Gesicht strich und ihn sanft an der Schulter rüttelte, um ihn zu wecken. Dieser liebevolle, ja fast mütterliche Gesichtsausdruck… an irgendjemanden erinnerte er Yasha. Er zermarterte sich das Hirn, bis ihn die Erkenntnis traf… seine Mutter. Hieß das, Kagomes Gefühle waren mütterlich? Aber was bedeutete das für ihn? Und hatte das einen Einfluss auf ihre Beziehung? Verwirrt starrte der Dämon vor sich hin. Diese Nacht fand er nicht viel Ruhe.
 

„Bist du in Ordnung? Du wirkst etwas… matt“. Yasha knurrte wütend. Nun zumindest hatte Miroku nicht ‚erschöpft’ oder gar ‚schwach’ gesagt. „Das geht dich nichts an, Mönch!“, schnappte er und schlug nach seinem Begleiter, verfehlte ihn jedoch, was Yashas Zorn nur noch mehr anheizt. Er WAR schwach. Dann dachte er nach und wandte sich wieder dem Mönch zu: „Miroku….du – du kennst dich doch mit Frauen aus, oder?“. Die Frage kam zögerlich. Der Angesprochene setze ein selbstsicheres Grinsen auf: „Selbstredend! Ich bin ein Experte!“. Yasha war versucht, dem ‚Experten’ ins Gesicht zu sagen, dass er bisher nur bei Frauen gelandet war, die entweder Dämonen oder besessen waren, unterließ es aber und beschreib dem Mönch sein Problem. „Nun… ich kann nicht behaupten, so eine Situation schon mal erlebt zu haben, aber ich denke, diese Entscheidung liegt alleine bei Kagome“. „Aber was, wenn sie sich für IHN entscheidet?!“. „Liebe kann man nicht erzwingen, Yasha“, sagte Miroku erstaunlich sanft, „hasst du Inu denn so sehr?“. Der Dämon drehte den Kopf weg. Nein, Hass war es nicht, was er mit dem Menschen assoziierte. Eher Eifersucht. Aber Inu war ein Teil seines früheren Selbst – konnte man auf sich selbst eifersüchtig sein? Kagome schien ein instinktives Gespür dafür zu haben, dass es um sie ging, denn sie drehte sich zu ihm um und schenkte ihm eines dieser Lächeln, die bewirkten, das ihm innerlich ganz war wurde. Seine angespannte Miene lockerte sich etwas, verwandelte sich jedoch schnell wieder in ein Stirnrunzeln, als Inu mit demselben Lächeln beglückt wurde.
 

Inu brauchte sich nicht umzudrehen, um die schlechte Laune seines Ebenbildes zu bemerken. Die Ursache kannte er ebenfalls. Warum musste der Dämon deshalb sauer auf ihn sein? Es war nicht so, dass er Kagome aufgefordert oder gar mit ihr geflirtet hatte. Sie war einfach nur nett zu ihm. Und sie war genauso nett zu Yasha. Er hatte keine Lust und auch keine Kraft mehr für einen weiteren Streit über Kagome. Letztlich musste das Mädchen selbst entscheiden. Inu wusste inzwischen, dass Kagome Gefühle für Inu Yasha hatte – da war es ja nur allzu verständlich, dass sie ebenfalls etwas für sie beide empfand. Vermutlich war auch sie zwischen ihm und Yasha hin und her gerissen. Er seufzte schwer und bemühte sich einen Fuß vor den anderen zu setzen. Wann er das letzte Mal derart erschöpft war, wusste er nicht mehr – vielleicht als Yasha sich verwandelt hatte? Aber diese Anstrengung war anders, er fühlte sich leer und ausgesaugt. Dennoch war er fest entschlossen keine Schwäche zu zeigen. Immer nur einen Fuß vor den anderen….
 

Am Nachmittag zeigt sich, dass sich der Zustand von Inu und Yasha mit erschreckender Schnelligkeit verschlechterte. Beide waren kaum noch in der Lage sich auf den Beinen zu halten. Inu gab schließlich auf, und sah sich gezwungen, auf Kiraras Rücken weiter zu reisen. Yasha wurde nur noch durch seinen Stolz aufrechterhalten, jedoch wurden seine Schritte immer kürzer, seine Füße immer unsicherer und sein Atem ging immer keuchender. Die anderen Gruppenmitglieder sahen diese Entwicklung mit trauriger Miene. Umso dringender musste diese seltsame Priesterin gefunden werden. Nach ermüdenden Stunden, gelangten sie schließlich an den genannten Ort, die Einöde von Kagée. „Dieser Ort… von ihm geht etwas Böses aus“, murmelte Miroku halblaut. Er war nicht der einzige, die die erdrückende Aura spürte. Sie bedeckte sie alle wie ein schweres feuchtes Tuch, und machte das Atmen mühsam. Die gesamte Landschaft wirkte kahl und tot. Der einzige Hinweis auf Leben, war ein kleines Wäldchen, doch dessen Bäume waren dünn und ausgezehrt, als ob jemand aus ihnen das Leben gesogen hatte. Langsam begab sich die kleine Truppe näher heran. Hier mussten sie richtig sein. Inu gab ein ersticktes Keuchen von sich. Es fiel ihm sichtlich schwer, die drückende Luft zu atmen. Je tiefer es in den Wald hinein ging, desto schlimmer wurde seine Atemnot, sodass schließlich ein Entschluss gefällt wurde.
 

Shippo (der schmollte, weil man ihn zurückließ), Kirara (die nicht schmollten sondern sich einfach der Situation ergab), sowie Inu und Yasha (die beide extrem schmollten, da sie ausgerechnet mit dem schwächsten Mitglied der Truppe als Wache zurückgelassen worden waren), blieben zurück. Letztere hatten zwar eingehend darauf bestanden, mitzukommen, da es ja schließlich um sie beide gingen, doch der offenkundig schlechte Zustand von Mensch und Dämon hatte das unmöglich gemacht. So konnten Kagome, Sango und Miroku nur hoffen, dass sie einen Weg fanden, die Schwarze Priesterin zu überzeugen, den Fluch rückgängig zu machen.
 

Unsicher stapften die 3 Menschen weiter. Der Wald, der sie umgab wirkte finster und abweisend. Nach den Erfahrungen mit Gogyo waren sie alle misstrauisch geworden – wer wusste schon, was für Fallen eine schwarze Priesterin um ihr Versteck zog? Das sollten sie noch früh genug erfahren.

Nach einer halben Ewigkeit – so kam es den dreien jedenfalls vor – lichtete sich der Wald, um von einer kargen Felslandschaft abgelöst zu werden. „ Passt auf eure Schritte auf“. Kaum hatte der Mönch diese Worte ausgesprochen, da entfuhr ihm ein Schrei. Bevor Sango und Kagome allerdings fragen konnten, was passiert war, fuhren auch sie zusammen.
 

Miroku spürte wie sich sein Schwarzes Loch aufweitete, es sich seiner Kontrolle entzog, und die beiden unschuldigen Mädchen einsog. Er wusste, dass er nur wenige Augenblicke später folgen würde….

Im nächsten Augenblick stand er vor Naraku – alleine. Die Leichen seiner Kameraden lagen malerisch drapiert um seinen Peiniger herum, der ihn mit einen unheilvollen Lächeln ansah. Miroku wusste, dass seine Stunde geschlagen hatte….

Einen Lidschlag später war er wieder in jenem Schloss, wo dieser seltsame Verehrer seiner Sango lebte. Jedoch schien es, als ob die Dämonenjägerin seine Zuneigung erwiderte. Miroku zerbrach das Herz. Er hatte seine große Liebe verloren….
 

Sango starrte den leblosen Körper ihres Bruders an. Sein Juwelensplitter- er war entfernt worden! Kohaku war tot! Sie umklammerte seinen Leichnam und weinte bittere Tränen. Sie hatte ihren Bruder für immer verloren….

Miroku brach vor ihren Augen zusammen. Aus seinem Mundwinkel floss Blut, al er ihr ein letztes Lächeln schenkte. Er hatte versucht, sie alle zu retten, und dabei derart viel Gift aufgesogen, dass es ihn unwiderruflich töten würde. Der Mann, den sie liebte – er lag im Sterben….
 

Kagome schnappte nach Luft. Er drückte ihr die Kehle zu! Sie konnte nicht atmen! Vor ihren Augen begannen bunte Punkte zu tanzen. Sie wusste, dass sie hier und heute sterben würde. Inu Yasha würde nicht kommen….

Das Mädchen starrte auf das Loch im Boden. Sie konnte nicht glauben, was sie soeben gesehen hatte. Gerade noch hatte Kikyo Inu Yasha innig umarmt, und im nächsten Moment waren beide im Erdboden verschwunden. Da ging es ihr auf – Kikyo hatte Inu Yasha mit in die Hölle genommen….

Der Brunnen! Er war zerstört! Sie konnte nie wieder hindurchreisen. Niemals wieder konnte sie zurückkehren. Es war alles vorbei….
 

Miroku keuchte gepeinigt, und versuchte mühsam, seine Beherrschung zurückzugewinnen. Was war geschehen? Langsam ging sein Atem ruhiger und er fragte sich, was wirklich mit den beiden Mädchen geschehen war, als Weinen an sein Ohr drang. Rasch folgte er den Laut und fand eine tränenüberströmte Sango, die er sofort sanft in die Arme schloss. Sie war am Leben! Die Dämonenjägerin indes klammerte sich mit einer Verzweifelung an ihn, die einem Ertrinkenden zur Ehre gereicht hätte. Er ließ sie noch einige Moment weinen und gab beruhigende Worte von sich, bis sich Sango wieder gefasst hatte – und dasselbe für ihn galt.

Patsch!

„Kannst du das nicht mal jetzt lassen?! Wo ist eigentlich Kagome?“.
 

Kagome war in einem ähnlich aufgelösten Zustand, wie Miroku und Sango zuvor. Die beiden versicherten ihr jedoch, dass nichts von ihren Visionen geschehen war. „Ich nehme an, diese Sabishii hat uns Illusionen geschickt, um uns aufzuhalten. „Das heißt, es gibt womöglich noch mehr?“. Kagomes Stimmte zitterte leicht. Die Trugbilder waren schon schlimm genug gewesen, sie war sich nicht sicher, ob sie dergleichen noch einmal ertragen konnte. Sango lächelte hilflos: „Es bleibt uns keine Wahl, oder?“. Die Schülerin biss die Zähne zusammen und nickte. Langsam erhob sie sich und ging unsicher weiter.

Miroku sah sich nervös um, er wusste nicht, wie er die Magie der Schwarzen Priesterin abhalten konnte. Vermutlich wäre er ohnehin nicht in der Lage dazu, Kaede hatte von einer machtvollen Priesterin gesprochen. Er selbst war schließlich nur ein einfacher Mönch.
 

Im nächsten Moment wurde er von einer rasenden Wut gepackt: Warum meinten eigentlich immer alle, dass er es richten sollte? Warum musste er immer für ein Nachtlager sorgen? Sollten die anderen doch zusehen, wie sie an Geld und Schlafplätze kamen! Und warum um alles in der Welt, musste sich Sango immer über seine Flirts aufregen? Er war ja schließlich auch nur ein Mann! Warum musste ausgerechnet er mit einer Verdammung geschlagen sein, die ihn früher oder später umbringen würde? Wutschnaubend begann er zu fluchen.
 

Kagome zuckte heftig zusammen, als der sonst so friedliche Miroku neben ihr Verwünschungen ausstieß, auf die Inu Yasha stolz gewesen wäre. Im nächsten Moment sah jedoch auch sie sich von einer Woge aus Wut überschwemmt. Wieso musste Inu Yasha immer Kikyo vorziehen? Sie hatte Inus und Yashas Gesichter gesehen, als der Besuch der toten Priesterin zur Sprache kam. Und sie war sich hundertprozentig sicher, dass die beiden sich nur deshalb um sie, Kagome, stritten, weil sie zufällig mit ihnen durch die Gegend zog. Und überhaupt, war es nicht einzusehen, dass Inu Yasha sich jederzeit das Recht herausnahm, sie von zuhause wegzuzerren, nur um auf Splitterjagd zu gehen! Was dachten sich außerdem ihre Freundinnen – sie wollte keine Dates mit Hojo und sie hatte keine Lust mit den dreien über ihre Beziehung mit Inu Yasha zu reden! Sie hatte kein Interesse daran, von ihrem Großvater dusselige Legenden von irgendwelchem Kram zu hören und sie hatte die Nase voll von ihrem Bruder!
 

Warum wusste der Mönch nie, wann er seine Hände gefälligst bei sich zu behalten hatte? Immer wieder musste er sie in den unangebrachtesten Momenten begrapschen. Außerdem fand Sango ein einfach nur abscheulich, dass er ständig vor ihren Augen mit anderen Frauen flirtete. Er hatte ihr schließlich einen Heiratsantrag gemacht! Konnte man da nicht wenigstens etwas Treue erwarten? Und dann dieser vermaledeite Naraku, der ihre Heimat zerstört, ihre Familie und Freunde getötet, und ihren Halbbruder versklavt hatte. Sie könnte ihn im Moment mit bloßen Händen töten!
 

Alleine ihre Wut trieb die drei Menschen weiter. Nach einigen Schritten, fiel die Wut von ihnen ab. Sie tauschten beschämte Blicke und hastige Entschuldigungen aus – Miroku wurde vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben rot, nachdem er seine Flüche Revue passieren ließ. Doch nun waren die drei noch verunsicherter. Was würde als nächstes passieren?

Die Schwarze Priesterin hatte wirklich ganze Arbeit geleistet, ihren Schlupfwinkel zu sichern. Wenn sie alle nicht so entschlossen wären, hätten sie längst das Weite gesucht. Doch sie mussten weiter – für ihren Freund, für Inu Yasha. „Solange wir immer weiter laufen, müssten wir es eigentlich schaffen. Wir dürfen einfach nicht stehen bleiben“.
 

Einige Meter weiter jedoch wurden sie erneut von einer geheimnisvollen Macht übermannt – die jedoch noch schlimmer war als zuvor. Grausame Schmerzen rasten durch die Körper der drei Menschen, ließen sie keuchen und taumeln. „Weiter, weiter, wenn wir weiter gehen, wird es früher oder später aufhören“, presste Sango zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. Tapfer schritten sie weiter, obwohl jeder Schritt ihre Qualen vergrößerte. Kagome war versucht, auf die Knie zu sinken und einfach liegen zu bleiben, doch in der Leere in ihrem Kopf stieg ein Bild auf: Inu und Yasha, die mit mürrischen Mienen, die ihre Erschöpfung nur kläglich verdeckte, am Rande des Waldes zurückgeblieben waren. Nein, sie durfte jetzt nicht aufgeben, sie musste weiter, dann würde ihr elendiger Schmerz sein Ende finden. Wenn sie diese Sabishii in die Finger bekam….
 

Mit Müh und Not hatten sie sich weiter geschleppt und erreichten endlich das Ende der dritten Barriere aus schwarzer Magie. Ausgepumpt ließen sie sich zu Boden fallen und rangen um Atem. „Das… war schlimmer, als ich es vermutet habe. Diese Schwarze Priesterin hat wahrhaft große Macht!“.

„Du siehst es also ein, mickriger Mönch?“. Die hämische Stimme ließ die drei aufsehen. Vor ihnen stand eine ältliche Frau, schwarz gewandet, mit dunkelbraunem, aufgetürmtem Haar, das von einigen helleren Strähnen durchzogen wurde. Kalte, türkisgrüne Augen durchbohrten sie mit verächtlichen Blicken. Die Schwarze Priesterin wurde von einem Bannkreis umhüllt, der ihre Gestalt noch finsterer erscheinen ließ. „Ihr seid recht erstaunlich. Besonders du, kleine Priesterin. Ihr habt es nicht nur durch meine Barrieren aus Angst, Wut und Schmerz geschafft, ihr habt es auch vollbracht, zwei Hälften eines Wesens zu versöhnen. Das ist höchst ungewöhnlich!“. Dann zuckte ein abscheuliches Grinsen über Sabishiis Gesicht. „Euer Weg war jedoch vergebens!“ Die drei zuckten zusammen, hatten sie zwar mit dieser Reaktion gerechnet, doch keiner von ihnen war bereit, jetzt schon eine Niederlage hinzunehmen. Nicht nach alldem, was sie hatten durchstehen müssen!

„Du warst also diejenige, die Inu Yasha verflucht hat. Mach ihn wieder rückgängig!“. Sabishiis Miene wurde boshaft. Dieses kleine Mädchen verlangte von ihr, der mächtigsten aller Schwarzen Priesterinnen, ihren Bann wieder aufzuheben? Dumme, einfältige Menschen.
 

Niemals!

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Yashas Finger trommelte nervös auf dem Boden während Inu den Eindruck erregte, am liebsten an den Fingernägeln zu kauen. Schließlich schlug der Dämon mit seine Faust auf die Erde, was die anderen heftig zusammenzucken ließ: „Verdammt! Ich habe jetzt genug vom Warten, ich gehe den dreien nach! An so einem seltsamen Ort kann doch wer weiß was geschehen!“. Inu stimmte seinem Alter Ego voll und ganz zu, er machte sich fürchterliche Sorgen um Kagome. „Seid ihr beide nicht viel zu schwach für so eine dumme Aktion?“. Shippo hatte erneut sein vorlautes Mundwerk nicht halten können, was mit einer prompten Kopfnuss belohnt wurde. Mürrisch rieb der Kleine seine neuste Errungenschaft. „Kagome hat gesagt, ihr sollt hier bleiben und ich soll auf euch aufpassen, zusammen mit Kirara!“. Über Yashas Lippen zuckte der Hauch eines Grinsens. „Als ob mich eine Katze und ein Fuchskind aufhalten können!“. Im nächsten Moment hatte er Inu geschultert – dieser protestierte, jedoch nur verhalten – und stapfte entschlossen auf den Wald zu. Shippo, von der plötzlichen Aktion überrascht, starrte Yasha mehrere Moment offenen Mundes nach, bevor er sich besann: „Los, schnell Kirara, wir müssen ihnen folgen! Diese Idioten schaffen es nur, sich in Schwierigkeiten zu bringen!“. „ Das hab ich gehört!“, erscholl Yashas verärgerte Stimme, worauf der Fuchsdämon eingeschüchtert den Kopf senkte, jedoch nicht von seinem Vorhaben abließ. Zwar fiel dem Dämon das Laufen immer noch schwer, zumal mit einer Last auf den Schultern, doch er war eisern entschlossen, nicht aufzugeben.
 

Sie waren schon einige Zeit unterwegs, als sich plötzlich die Ereignisse überschlugen. Yasha war mehr als irritiert, als die kleine Nervensäge hinter ihm plötzlich anfing zu heulen, dass alle tot wären, ihn alle verlassen hätten und er ganz alleine auf der Welt wäre. Im nächsten Moment wurde er jedoch wüst von dem Kleinen beschimpft, von wegen, dass er ständig Kagome wehtun und sie wegjagen würde, dass er, Shippo, seine Kagome niemals teilen würde, und dass er, Inu Yasha, ein einfältiger, sturer dreibeiniger Esel sein! Yasha war schon kurz davor, dem Fuchsdämon eine seiner üblichen Kopfnüsse zu offerieren, als dieser anfing zu jammern, als ob er abgeschlachtet würde. Soweit der Hundedämon es heraushören konnte, hatte der Kleine fürchterliche Schmerzen. Aber warum?

Einige Augenblicke später war alles vorbei und er stand vor einer kargen Felslandschaft. Yasha bemerkte seine Freunde, sowie eine Fremde, die ganz in schwarz gekleidet war. Das also musste diese Sabishii sein. Ein wütendes Knurren entrang sich seiner Kehle. Seine Sinne schalteten, trotz des momentanen Handicaps, auf volle Leistung… da trug ihm seine Nase etwas Seltsames zu….

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Auf den Lippen der Schwarzen Priesterin lag ein boshaftes hämisches Lächeln. „Ich soll den Fluch rückgängig machen, sagst du? Da muss ich dich enttäuschen Kindchen, Sabishii nimmt niemals einen Fluch zurück. Ich würde mich eher selbst verfluchen, als dabei behilflich zu sein, einem dreckigen Halbdämon zu helfen. Ich hasse diesen Abschaum!“

Sie wurde von mehreren Augen durchdringend angeschaut - wie oft hatten sie solche Worte schon gehört?
 

„Das kann ich nur schwerlich glauben“. Yasha tauchte aus dem Dunkel des Waldes auf, Inu auf seinem Rücken, nahezu bewusstlos. Kagome wollte bereits eine Standpauke vom Stapel lassen, als Sabishiis Stimme sie unterbrach.
 

„Ach ja? Das glaubst du also nicht, Missgeburt? Warum?“
 

Yasha ließ Inu behutsam zu Boden gleiten, bevor er sich hoch aufrichtete, und seinem Gegenüber den arrogantesten Blick zuwarf, den er aufbieten konnte.
 

„Weil du selbst Halbdämon bist!“
 

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Juchhu! Diesen Satz wollte ich während der gesamten FF schreiben! Und ich wollte dieses Kapitel noch mit 24 Jahren abschließen (ganz knapp geschafft^^). Ich hoffe es hat euch allen gefallen. Hoffentlich schaffe ich das nächste Kapitel schneller, aber im Januar sieht’s schlecht aus(3 Prüfungen in 4 Wochen!!!).
 

Ich wünsche allen Lesern und Reviewern ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
 

Gruß

Foxfire

Den Fluch brechen?

13. Den Fluch brechen?
 

Absolute Stille folgte diesen Worten. Es war, als ob die gesamte Welt den Atem anzuhalten schien. Das war mehr als unerwartet. Ungläubig starrten alle Yasha an. Sie konnten kaum glauben, was sie gerade gehört hatten.
 

Sabishii fing sich als erste wieder. Ihre kalten Augen sprühten grüne Funken vor Wut. „Du wagst es…“, zischte sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, „du wagst es zu behaupten, dass ich Abschaum wie du bin? Ein Halbdämon?! Lächerlich!“.

Auf Yashas Gesicht lag der Hauch eines Grinsens. „Vielleicht ist es lächerlich, aber es ist die Wahrheit. Dein Geruch verrät dich. Ich sage dir, du bist ein Halbdämon!“. Der Zorn der schwarzen Priesterin war fast mit den Händen greifbar. Ihre Aura verdunkelte sich bedrohlich und ließ die Umstehenden unwillkürlich schaudern. „Du bist erstaunlich mutig, Halbblut, und töricht. Es ist überraschend, dass du in einem derart schwächlichen Zustand überhaupt durch meine Bannkreise gekommen bist! Schon viele sind ihnen zum Opfer gefallen. Aber schließlich bist du meine Schöpfung…“. Ihre Worte klangen eisig. „Bannkreis?“, gab Yasha verdutzt von sich, „da war einer?“. Kagome verspürte das dringende Bedürfnis, sich die Hand vor den Kopf zu schlagen, ließ es aber lieber bleiben.

„Ich vermute, dass der Fluch sie vor dem Bannkreisen geschützt hat“, warf Miroku beiläufig ein. „Rede nicht von Dingen, von denen du keine Ahnung hast, Mönch. Du weißt nichts von meiner Macht. Sie ist immens, viel größer als dass du sie mit deinem simplem Geist begreifen könntest“. „Rede soviel du willst, es ändert sich nichts daran, dass du ein Halbdämon bist und bleibst!“. „Lüge!“. fauchte die erboste Frau und begann, einen weiteren Zauber mit ihren Händen zu weben, der diesmal noch gewaltiger, noch mächtiger, noch gefährlicher, ja, noch tödlicher sein würde. „Sie riecht wirklich wie ein Halbdämon“, flüsterte Shippo Sango eingeschüchtert ins Ohr, „sie riecht nach Drache“. Ein Drachenhalbdämon also? Sango wusste aufgrund ihrer Ausbildung, dass Drachen boshaft und rachsüchtig waren. Kein Wunder, dass diese Priesterin ihnen so zusetzte. Zudem Drachen auch über jede Menge Magie verfügten.
 

Sabishii hob drohend die Hände, bereit ihren Fluch loszuschicken, als ein Pfeil aus dem Nichts erschien und sich in ihre rechte Schulter bohrte. „Wer wagt es?!“. Aus dem Dunkel des leblosen Waldes löste sich eine einsame Gestalt, begleitet von mehreren schimmernden schlangenartigen Dämonen. „Kikyo“, flüsterte Inu unbewusst. Kagome verzog unwillkürlich das Gesicht. Jedes Mal wenn die Tote Priesterin auf der Bildfläche erschien, schien Inu Yasha zu vergessen, dass sie auch noch existierte.

„Sabishii fauchte. „Du schon wieder! Warum störst du meine Kreise?“. Kikyo warf einen Blick seitwärts, erfasst Inu und Yasha und bemerkte deren geschwächte Auren. „Du hast dir den falschen Halbdämon ausgesucht. Du suchst Rache, aber du wählst die falschen Opfer, die dir nichts getan haben“, erwiderte Kikyo sanft. Sie trat an die beiden Spiegelbilder heran und strich zart über Inus Wange. „Du willst dir nehmen, was mir zusteht. Inu Yashas Leben gehörte nie dir, sondern mir!“. Inu und Yasha sahen sie nur an, konnten den Blick nicht von ihr abwenden.

Kagome biss sich auf die Lippe. Sie wusste das Kikyo recht hatte und doch tat es so weh. Warum musste sie nur immer wieder daran erinnert werden, dass Inu Yashas Herz niemals wirklich ihr, Kagome, gehören konnte, egal, wie nah sie sich kamen?
 

„Rede nur, Priesterin, egal was du tust, du kannst nicht rückgängig machen, was ich getan habe. Meine Flüche sind zu mächtig für ein schwächliches Wesen wie dich. Meine Flüche bricht niemand!“

„Es gibt eine Möglichkeit den Fluch zu sprechen“.

Kikyos Blick wurde weicher, noch trauriger, als er sonst war. „Aber sie fordert viel.“

„Du lügst“, zischte Sabishii. Was war nur geschehen? Wieso konnten all diese Menschen durch ihre Bannkreise? Wann hatte sie die Kontrolle über ihr Reich, ihre Schöpfungen verloren? Wurde sie etwa schwächer? Sie schüttelte vehement den kopf, das war unmöglich! Dennoch schaffte sie es nicht, sich vernünftig zu konzentrieren, immer wieder verlor sie den Fokus. ‚Du bist ein Halbdämon’, echote es in ihren Ohren. ‚Nur ein wertloses Halbblut….’.
 

Die Schwarze Priesterin wirkte abgelenkt, so nutzte das kleine Trüppchen die Gelegenheit. „Wie kann man den Fluch rückgängig machen?“ bohrte Sango neugierig nach. Kikyos Blick glitt in die Ferne bevor sie antwortete. „Ein Halbdämon ist eine Mischung aus der heiligen Macht der Menschen und der dämonischen der Dämonen. Diese Kräfte stoßen sich normalerweise ab, aber in einem Halbdämon sind sie im Gleichgewicht…“. „ Das wissen wir auch, aber wie bricht man jetzt diesen dummen Fluch?“, unterbrach Kagome ungeduldig. „Dazu wollte ich gerade kommen“. Kikyo lächelte nachsichtig, sodass Kagome sich wie ein dummes Kind vorkam – warum nur hatte Kikyo beinahe ständig diese Wirkung auf sie? „Genau diese Kräfte braucht man, die heilige der Menschen und die dämonische der Dämonen. Und dafür braucht man….“, die Priesterin zögerte einen Moment; „…dafür braucht man …. Jeweils ein….Opfer“. Die letzten Worte flüsterte sie nur, sodass die anderen Mühe hatten, sie zu verstehen. „Wie, ein Opfer?“. Wieder umspielte das traurige Lächeln die farblosen Lippen der Miko. „Jeweils einer muss sterben!“.
 


 

?!
 

Geschockt starrten alle Kikyo an. „Einer muss sterben?“, flüsterte Sango entsetzt. Sofort wanderten die Blicke zur Seite und ruhten auf Inu und Yasha, die dicht beieinander waren, Yasha stets bereit, Inu vor dem Angriffs Sabishiis zu schützen, die allerdings regungslos in der Gegend herumstand und ins Leere starrte. „Nein, diese beiden nicht. Ihre Kraft ist bereits zu gering. Sie wären nicht genug.“.

„Das bedeutet also, es muss sich jemand für sie opfern?“. Jeder von ihnen mochte Inu Yasha, kein Zweifel, aber für ihn zu sterben war wirklich nicht gerade eine leichte Entscheidung! „Ich will nicht, dass einer von euch meinetwegen stirbt!“. Obwohl völlig entkräftet, klang Inus Stimme erstaunlich fest. Yasha stimmte ihm zu. „Aber es gibt keine andere Möglichk-“.

„Das ist völlig gleich! Sie sterben sowieso!“. Sabishiis Stimme ließ die kleine Gruppe zusammenfahren. Die Schwarze Priesterin hatte sich wieder gefangen. Drohend kam sie näher, umgeben von einer unheilverkündenden Aura. „Ihr ALLE werden sterben!“. Keiner zweifelte an diesen Worten, denn in den grünen Augen ihres Gegners irrlichte es. Hass und Wut hatten sie rasend gemacht. Shippo drückte sich ängstlich an Kagome, während Sango unwillkürlich nach Mirokus Hand griff und diese zu dessen Erstaunen fest umklammert hielt. Yasha knurrte hingegen drohend und baute sich – obwohl vor Erschöpfung leicht schwankend - verteidigend vor Inu auf. „Wir werden alle sterben!“, wimmerte Shippo verängstigt.
 

„Du musst das Herz dieser Miko läutern, Kagome, erleuchte ihre finstere Seele, auf dass ihr Blick nicht mehr von Hass geleitet wird“. Das Mädchen drehte sich verwirrt um und sah in Kikyos ruhiges Gesicht. „Aber du bist viel stärker, könntest du nicht…?“. Ihr Gegenüber schüttelte sanft aber bestimmt den Kopf. „Nein. Meine Kraft ist nicht mehr ausreichend, nicht mehr rein genug. Nur du kannst es schaffen!“. Behutsam schob sie das zögernde Mädchen in Richtung der Schwarzen Priesterin. „Läutere ihr Herz. Für Inu Yasha“.

Kagome stolperte auf die angriffsbereite Sabishii zu. Sie wusste, dass sie maximal einen Versuch haben würde. Ein seltsam warmes Gefühl umgab sie, wie eine schützende Barriere. Hatte Kikyo vielleicht…? Entschlossen konzentrierte sie sich und hob die Hände. ‚Für Inu Yasha…’.
 

„Du glaubst, mich läutern zu können? Mach dich nicht lächer-!“. Sabishii blieb der Atem stehen. Das Mädchen BERÜHRTE sie, sie berührte ihre Seele. Plötzlich fühlte sich der Körper der Schwarzen Priesterin ganz leicht an, die Berührung hinterließ ein warmes Gefühl….

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„Wieso lässt du mich alleine, Mutter? Ich habe doch sonst niemanden auf der Welt!“. Die Kleine wimmerte. Ihre Mutter war vielleicht nicht der mütterliche Typ, aber sie versucht, sich um sie zu kümmern und ihr wenigstens ein bisschen Wärme, Trost und Zuflucht geboten, sofern sie nicht zu betrunken gewesen war.

„Ich habe das falsche Leben gelebt, Sabishii. Ich wünschte es wäre alles anders gelaufen. Ich habe zu viele Fehler gemacht…. Und du wirst darunter leiden müssen. Es… tut… mir… mir… l-lei…“. Die Stimme der Frau verklang und ihr Körper wurde schlaff. Sabishiis Nase erkannte den Geruch des Todes. Und sie verspürte einen scharfen Schmerz. Sie hatte ihre Mutter nicht geliebt – jedenfalls glaubte sie das – doch sie war eine Konstante in ihrem Leben gewesen. Sie wusste, wie ihre Zukunft nun aussehen würde: Zu jung, um alleine zu leben, würde sie nun in der Obhut anderer Dorfbewohner bleiben müssen, die sie nur widerwillig aufnehmen würden. Menschen hassten Halbdämonen. Es würde nicht leicht werden….
 

„Sabishii. Du bist wirklich ein ganz besonderes Kind.“. Das zierliche Mädchen hob den Kopf. Ihr Gegenüber schenkte ihr ein sanftes, fast zärtliches Lächeln. Sie war so stolz auf ihre Schülerin. Sie war außergewöhnlich talentiert. In ihrem Herzen fand sich eine Finsternis, die immens war, so groß, dass sie es selbst fast nicht glauben konnte. Noch unglaublicher war allerdings, dass besagte Schülerin ein Halbdämon war. Sie hatte nicht gewusst, dass Halbdämonen heilige Kräfte besitzen könnten – müssten sie sich dann nicht selbst läutern?

Doch dieses Mädchen brach mit allen Gesetzen, war einzigartig und sie war ihre Schülerin. Und sie liebte sie, obwohl sie genau wusste, dass eine Schwarze Priesterin eben dieses Gefühl nicht kennen sollte. Liebevoll strich sie dem Mädchen über das Haar. Große fragende Augen schauten auf. „Herrin?“. Statt einer Antwort wurde das Kind plötzlich in eine Umarmung gezogen. „Nichts, mein Kind, nichts…“.
 

„Weißt du... irgendwie mag ich dich“. Der Junge errötete. Er war nicht der Typ für romantische Geständnisse, aber dieses Mädchen… sie hatte so etwas Mystisches, Geheimnisvolles an sich, dass ihn magisch anzog.

Sabishii schüttelte innerlich den Kopf. Wie konnten die Menschen nur so dumm sein? Gut, dieser hier, Jinrui, war nicht so engstirnig wie viele andere, aber sie hatte nun mal kein Interesse an Liebe. Das war nur etwas für Schwächlinge. Und genau das sagte sie ihm auf dem Kopf zu.

„Aber… ich mag dich… so wie du bist“, flüsterte der Junge leise, bevor er sich traurig abwandte.

So wie sie war? Als Halbdämon? Das konnte nur gelogen sein, denn niemand mochte Halbdämonen. Oder?

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… Ihr Herz fühlte sich so seltsam an. Es war so… warm und leicht, ja fast unbeschwert. Was war das nur für eine eigenartige Empfindung? Warum sah sie Erinnerungen? Erinnerungen an Zeiten, in denen sie noch nicht von Dunkelheit erfüllt war?
 


 

Was hatte sie nur getan? Sie hatte mit Emotionen gespielt, sie hatte Menschen und Dämonen verflucht und Unschuldigen Leid angetan. Sie war genauso geworden wie die Menschen, die sie selbst früher verachtet hatten. Sie war eine Schwarze Priesterin. Aber sie hatte etwas, was viele ihrer Art nicht besaßen:
 

Ein Gewissen.
 

Sie hatte es lange unterdrückt, aber es war da. Und Sabishii fühlte sich schuldig ob der Dinge, die sie getan hatte. Die kleine Priesterin hatte ihr die Augen geöffnet.

Sie verspürte entsetzliche Schuldgefühle.

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Staunend betrachteten die Umstehenden das Geschehen. Sabishii war von demselben rosa Licht umhüllt, das auch immer Kagomes Bannpfeile umgab. Die junge Zeitreisende war zurückgetreten, erschöpft von der Läuterung, doch sie spürte, dass sie erfolgreich gewesen war. Sie hatte im Inneren der Schwarzen Priesterin eine Tür geöffnet, hinter der ihre wahren Gefühle verbarrikadiert waren. Doch nun waren sie frei und strömten alle zugleich auf Sabishii ein. Kagome konnte es an ihren Augen erkennen.

„Sie versteht“. Kikyos Stimme brachte alle wieder in die Realität zurück. „Sie versteht nun was sie getan hat.“
 

„Was habe ich getan?“. Sabishii war auf die Knie gesunken und schaute auf. Die Kälte in ihren Augen war gewichen, machte jetzt einer tiefgründigen Verzweifelung Platz. Kikyo legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Dein Hass und dein Zorn hat dich blind gemacht. Du hast gesehen, was du sehen wolltest. Ich verstehe das gut…“, ihre Worte verklangen sie und sie blickte ins Leere, offenbar versunken in Erinnerungen, besann sich dann jedoch. „Dennoch ist und bleibt es falsch, was du getan hast!“. Sie deutete auf Inu und Yasha. „Diese beiden waren einst ein Halbdämon, so wie du. Er hatte ein reines Herz. Aber dein Fluch hat diese beiden dazu verurteilt, sich entweder gegenseitig zu töten oder allmählich zu sterben. Und Inu Yasha war nicht dein einziges Opfer!“.

„Ich bin noch nicht tot“, knurrte Yasha missvergnügt, „und er auch noch nicht!“. „Wenn der Bann nicht bald aufgehoben wird, dann...“. Miroku beendete den Satz nicht. „Schön. Dann hebt halt den Bann auf!“. „Es ist leider nicht so einfach, Yasha, das hast du doch schon gehört“.

Oh ja, dass hatte er. Weder er noch Inu waren stark genug, um die notwendige Energie bereitzustellen. Sie brauchten dämonische und menschliche Macht um den Fluch aufzuheben, aber woher sollten sie es nehmen? Auf keinen Fall würde er es zulassen, dass einer seiner Freunde sich für ihn opferte – da starb er lieber freiwillig!

„Ich werde die dämonische Seite einbringen!“. Alle Blicke glitten seitwärts. Sabishii hatte sich erhoben uns sah ihnen ruhig entgegen. „Ich habe sehr viel Leid über euch und noch unzählige andere gebracht. Auf diese Art kann ich wenigstens einen Teil meiner Schuld zurückzahlen“. „Aber das –“. „Es ist ihr Leben und ihre Entscheidung. Was das andere Opfer betrifft, so bin ich bereit, mich für die Menschen einzusetzen. Meine Seele ist – trotz all meiner Taten – noch rein genug“. „Das kannst du nicht tun, Kikyo, das ist es nicht –“. „Doch, Inu Yasha, du bist es wert. Ich bin willens mein Leben zu geben…denn ich sterbe.“
 

Zum Beweis hob sie die schmale Rechte. Deutlich sichtbar waren zahlreiche kleine Risse, die sich ausbreiteten. Erneut zeigte sich auf ihrem Gesicht das traurige Lächeln. „Narakus Miasma zerfrisst mich, egal was ich tue. Ich hätte niemals wieder auf Erden wandeln sollen. Nun läuft meine Zeit ein weiteres Mal ab. Doch diesmal soll mein Tod nicht sinnlos sein“.

Kagome konnte nicht anders, als wie alle anderen die tote Priesterin anzustarren. Sie starb?! Wie war das möglich? Sie selbst hatte doch das Miasma in Kikyos Wunde gereinigt. Wie konnte es sich dann erneut ausbreiten? Sie war wohl doch immer noch ein kläglicher Abklatsch einer Priesterin. Als ob sie die Gedanken des Mädchens gelesen hatte, hob Kikyo die Stimme: „Es liegt nicht an dir, Kagome. Du hast alles richtig gemacht. Narakus Hass auf mich ist einfach zu groß – niemand kann etwas gegen das tun was geschieht“. Dann wandte sie sich an die anderen: „Wenn es euch nichts ausmacht…. Ich würde gerne einen Moment alleine mit Inu Yasha reden“. Schweigend entfernten sie sich, den letzten Wunsch einer Sterbenden beachtend.
 

Die tote Priesterin ließ sich neben Inu und Yasha nieder. „Du willst das wirklich tun? Für uns?“. Kikyo schwieg für einige Augenblicke, dann erwiderte sie mit sanfter Stimme: „Ich habe einmal den Fehler begangen, dir nicht zu vertrauen, Inu Yasha. Du weißt, wie das für uns beide geendet hat. Wir beide sind wieder zurückgekehrt, doch mein Leben war nie ein wirkliches. Ich hatte wollte nicht wiederkehren. Und doch tat ich es und trug fortan nur Wut und Hass in mir. Es ist nicht mehr als ein verfluchtes Leben. Dennoch… Mein Leben gehört dir. Dein Leben gehört mir. Und ich schenke es dir. Ich habe dir und auch vielen anderen, besonders Kagome, viel Leid zugefügt. Ich habe meine zweite Chance vergeudet mit Rachegelüsten und Verbitterung. Ich schenke dir eine zweite Chance, ein besseres, glücklicheres Leben zu leben, als das, was ich dir je hätte bieten können“. Inus Augen wurden traurig: „Kikyo…“, flüsterte er rau. Wie konnte er ihr all das sagen, was er jetzt sagen wollte? „Und du bist dir sicher?“. Yashas Stimme klang anders, auch in ihm regte sich jäher Kummer. „Ja.“ Dann sah sie beiden in die Augen.

„Ich bitte dich nur noch um zwei Dinge Inu Yasha. Zum einen: Kümmere dich um Kagome. Ich weiß, wie es in ihr aussieht. Sie hat ein reines Herz und hat die Kraft, deines zu heilen, dort Erfolg zu haben, wo ich scheiterte. Beschütze sie mit all deiner Kraft. Ich wollte einst nicht wiederkehren – und doch bin ich es – in Kagome“. Beide nickten synchron. „Und das andere?“

„Schenkt mir einen allerletzten Kuss. Ich habe erst jetzt verstanden, dass ihr beide Inu Yasha seid, das ist es, was ihn ausmacht, dass er beide Seiten versteht. Kagome hat es von Anfang an verstanden.“ Behutsam kniete sie neben beiden nieder und brachte ihr Gesicht näher an sie…
 

Der Rest der Gruppe hatte unruhig gewartet. Besonders Kagome fühlte sich unwohl, alleine das Wissen, dass Kikyo nun alleine mit den beiden war…. Aber sie wusste, dass Inu und Yasha nichts geschehen würde und sie konnte verstehen, dass die Priesterin Abschied nehmen wollte.

Ein kurzes Rascheln war zu hören, dann traten Kikyo und beide Teile von Inu Yasha wieder auf die Lichtung. „Es ist nun soweit. Ich bin bereit“. Sabishii, die sich leicht abseits gehalten hatte, trat hinzu. „Ich ebenfalls“. „Und ihr wollt das wirklich durchziehen?“. Sango sprach für alle, bereitete es ihnen doch Unbehagen, gleich zwei lebende – mehr oder weniger jedenfalls – Wesen zu opfern. „Dies ist meine Art, Buße zu tun“, erwiderte die Schwarze Priesterin ruhig und kniete nieder, um ein Feuer anzuzünden, das für das Ritual vonnöten sein würde. „Es ist beschlossen. Jedoch ist das Opfer ist nicht das einzige, was hierbei wichtig ist. Es wird schwer, das ursprüngliche Verhältnis wiederherzustellen, denn beide müssen dasselbe wollen, müssen ein Gleichgewicht zulassen, niemand darf die Vorherrschaft an sich reißen“. „Das heißt also, ihr müsst euch als gleichwertig anerkennen!“, schlussfolgerte Miroku. „Richtig“.
 

Das war es also. Es war unmöglich für sie beide, ein getrenntes Leben zu führen. Ihr beider Blut war notwendig, um zu leben. Und nun mussten sie wieder zu der Form zurückkehren, die es am schwersten für sie beide machte: Ein Halbdämon, verachtet von beiden Welten und niemals erwünscht. Nachdenklich betrachtete Yasha sein menschliches Selbst. Obwohl schwach und erschöpft, bemühte sich Inu darum, einen entspannten Eindruck zu wahren. Man konnte dem Menschen Schwäche, Leichtsinn und vor allem eine viel zu starke Emotionalität vorwerfen, aber er hatte bisher stets Mut bewiesen, hatte eine Einsicht von Dingen gezeigt, die er, Yasha nie verstehen würde. Die Rückkehr zum ursprünglichen Zustand würde das dämonische Erbe schwächen, das stand außer Frage, doch gleichzeitig würde es auch gestärkt. Denn Gefühle waren ein mächtiger Antrieb.
 

Inu wusste, dass er schwach war, nicht einmal in der Lage, sich selbst, geschweige denn andere zu beschützen. Er brauchte Yashas Stärke. Doch zugleich bedeutete das, sich wieder von der Ruhe, der Gewissheit, mit sich im Reinen zu sein, zu verabschieden und erneut ein innerlich zerrissenes Wesen zu sein. Doch es blieb keine Wahl. Er rappelte sich auf, trat auf Yasha zu und streckte zögernd die Hand aus. „Machen wir dem Spuk ein Ende“, meinte er müde. Widerstrebend ergriff der Dämon die dargebotene Hand und trat gemeinsam mit seiner menschlichen Hälfte vor das in einen fahlen Grau lodernde Feuer.
 

**************************************************************
 

Endlich mal wieder ein Kapitel hochgeladen. Ich kann gar nicht fassen, dass ein halbes Jahr seit dem letzen vergangen ist. Tut mir furchtbar leid, aber ich musste für mein Staatsexamen lernen.

Das leigt jetzt zum Glück hinter mir. Allerdings kamen danach noch Abschlussfeiern und dann die Frage: Was jetzt???

Habe eine Weile gebraucht, um was zu finden - zum Glück erfolgreich gewesen. Leider bin ich jetzt zeitlich sehr eingespannt. Aber ich werde diese FF zu Ende schreiben. Ich hoffe allerdings, dass ich es etwas schneller schaffe...
 

Gruß
 

Foxfire



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Kommentare zu dieser Fanfic (63)
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Von:  nicoleherbster
2014-06-19T18:48:22+00:00 19.06.2014 20:48
wie schade das du nicht weiter schreibst jetzt wo es spannend wird

Von:  OtakuChan
2010-01-06T06:26:26+00:00 06.01.2010 07:26
Heiii^^

Ich finde deine Geschichte echt klasse und bin gespannt wie es ausgehen wird. Mir gefällt dein Schreibstyl, Respekt^^
Aber diese ganzen Fachausdrücke im Krankenhaus zwei Kapitel vorher haben mich wirklich sehr verwirrt. Is aber nicht weiter schlimm xD

LG
Von:  Milena
2009-07-27T20:43:26+00:00 27.07.2009 22:43
WOW, jetzt hab ich schon 3 Kapitel verpasst und alle waren absolut spitze.
Da ist Kikyou endlich mal gut zu Inu Yasha oder eben zu beiden und schon muss sie wieder gehen.
Die Freunde haben ganz schönes Durchhaltevermögen bewiesen als sie durch die Barrieren brachen, hätt ich dem kleinen echt nicht zugetraut, aber Freundschaft geht nunmal über alles.

Die Regelung in der Neuzeit war echt nicht von schlechten Eltern, ich dachte ja eher sie erklären es mit nem tätowierten Albino Bruder, aber ein Irrer war auch lustig zu lesen.

Zum Glück werden sie jetzt wieder gesund und können nochmal von vorne anfangen. Ob nun die große Standpauke von Kago wegen des Kampfes miteinander kommt?

Ich freu mich schon auf dein nächstes Kapitel.

LG Daniela
Von:  Irrwisch
2009-06-24T22:19:49+00:00 25.06.2009 00:19
Hey du (=
Glückwunsch für dein Staatsexamen - und die FF kriegst du auch noch rum ;) Hetzt dich ja keiner^^
Ah, arme Kikyou. Und Sabishii war auch nicht grade besser dran, scheint mir... es gibt schon bemitleidenswerte Schicksale, nicht wahr? Und mit ihrem Opfer will sie jetzt Buße bringen...
Von: abgemeldet
2009-06-24T20:23:34+00:00 24.06.2009 22:23
Hyuu~
Dann erst mal herzlichen Glückwunsch zum Staatsexamen!! =)

Das Kapi war toll!
Man könnte jetzt zwar sagen, dass die Lösung mit Sabishiis Läuterung und ihren Bußgedanken daraufhin recht plump und einfach ist, aber mir hat das Gefallen ^____^
Dann hoff ich doch mal, dass sich Inu und Yasha wirklich 100%ig einig sind wieder zu einer Person werden zu wollen...für Aufregung haben sie schließlich schon genug gesorgt, da müssen sie das Ritual nicht ausgerechnet deswegen gefährden XD"

Freu mich schon auf's neue Kapi^^
Grüssle, Lauser~
Von:  OtakuChan
2009-03-21T23:11:02+00:00 22.03.2009 00:11
Das war ein langes Kapitel *puh*
Aber es war trotzdem gut ;) Es war echt spannend, besonders der Kampf, ich konnte echt nicht aufhören zu lesen *-*
Die weiteren Kapitel werde ich mir morgen auch noch durchlesen

Mach weiter so =)

Lg
Von:  Inuxi
2008-12-27T00:34:09+00:00 27.12.2008 01:34
tolles kapi ,danke ^^

Yashas wille is echt beintruckend aber wenn wunderts O.o
mmmh gut sie haben sie gefunden aber was nun ???
Oh jeee ... aber gut is was Yasha da geasgt hat !
da würft fragen auf ,sie hast halbdämonen is aber selbst einer ?
wie passt das zusammen XDDD?

na denn ich bin mal gespannt wie du das lüften wirst
biba


Von: abgemeldet
2008-12-26T16:06:21+00:00 26.12.2008 17:06
Es ist ein super Kap.
Ich bin sehr gespannt auf das nächste.
Ich wünsche dir auch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch.
Von: abgemeldet
2008-12-24T11:31:02+00:00 24.12.2008 12:31
Großes Lob, das Kapi hatte wohl so ziemlich alles an Emotionen zu bieten, die die Menschheit (und Dämonenrasse??) je gefühlt hat^^

Sabishiis Barrieren hatten es aber echt in sich; weniger entschlossene Wesen wären vermutlich schon nach spätestens der Zweiten gescheitert.
Mit den Spielgelbildern geht es aber besorgniserregend rapide abwärts - bleibt nur zu hoffen, dass schnell irgendeine Lösung gefunden wird.
Aber so wie ich das verstanden hab, ist Sabishii selbst nicht in der Lage, diesen Fluch wieder aufzuheben, weswegen ich sehr gespannt bin, wie du das lösen wirst!
Yashas Entdeckung war jedenfalls eine riesige Überraschung! Jetzt wär's noch interessant zu erfahren, wie die schwarze Priesterin zu diesem tiefen Hass gekommen ist.

Wow! Da bin ich echt mal gespannt wie ein Flitzebogen!!
Wünsch dir ein schönes Weihnachtsfest, nen guten Rutsch und natürlich viel Glück bei deinen Prüfungen! XP
Grüssle, Lauser

PS: Ich würde dir raten, die Sachen, die du in dem Kapi in Klammern geschrieben hast entweder ganz wegzulassen oder irgendwie anders in den Text zu integrieren; das macht die Sache mit dem Lesen flüssiger^^
Von:  Haineko
2008-12-23T20:41:37+00:00 23.12.2008 21:41
Haben die Bannkreise keine Wirkung auf Inu und Yasha weil sie der selben Magie entstammen?
Überraschend finde ich ees allerdings, dass Sabishii so einen Hass auf Halbdämonen hegt, aber selber einer ist... denn sie erweckt nicht gerade den Eindruck, als würde sie unter Selbsthass leiden...
LG Hainekoの


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