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Al Anochecer

Das RPG
von

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Tanz der Elfen

Al Anochecer
 

Kühl peitschte der Regen in endlosen Bahnen gegen die grauen Scheiben, während der Wind durch die Ritzen des Gemäuers pfiff und den feinen Geruch des Gewitters hineintrug.

Nur vereinzelt zuckten die Blitze über den Baumkronen auf, die sich jenseits der Scheiben in ungezählter Reihenfolge bis zum Horizont erstreckten und im unerwarteten Lichtschein beinahe zu zittern schienen.

Noch immer hingen seine Iriden fest am Bildnis hinter den Fenstern, ehe sie allmählich über den Bleirahmen glitten und sich schlussendlich gänzlich schlossen.

Erst dann wandte sich der hochgewachsene Dunkelelf vom nächtlichen Schauspiel ab und trat zurück in sein Zimmer, dass von einigen Kerzen in leichtes Licht getaucht wurde.

Irgendwo auf dem Gang jenseits der Flure hörte er bereits das laute Scheppern und fröhliche Geschrei der Bediensteten, die noch nichts von dem ahnten was sich in ihre Reihen geschlichen hatte.

Freilich würden sie das auch erst erkennen, wenn sie in ihrem eigenen Blut badeten und mit schreckgeweiteten Augen zu ihren Erzfeinden aufblickten.

Nichts hatte er dem Zufall überlassen.

Absolut nichts.

Sie waren noch immer die ahnungslosen Schafe ihrer Weiden, höhnten und spotteten über die Dummheit ihrer abtrünnigen Verwandten. Selbst am Tor, als er die vom Blut bereinigte Depesche übergeben hatte, waren sie Narr genug gewesen über seinesgleichen Späße zu erzählen ehe sie ihn und seine sechs Begleiter auf den nachtschwarzen Rössern passieren ließen.

Sie würden bei ihrer Flucht an sie denken ... aber bis dahin hielt man sie nach wie vor für eine Delegation aus einem anderen Teil des Reiches und der eigentliche Anführer dieser Gruppe hatte ihm noch in Todesqual versichert, dass nie jemand zuvor ihr Gesicht erblickt hatte. Welch Jammer, dass ihm auch diese Information nichts eingebracht hatte außer den eigenen Tod.

Ein kaum sichtbares Lächeln streifte seine Lippen ehe es zögernd an seine Tür klopfte und ihm eine Stimme verriet, dass in Kürze das Bankett beginnen würde.

Das Spiel nahm also seinen Lauf...

An dem Abend schlief die Prinzessin seelenruhig in ihrem Bett. Die Regentropfen, die auf ihrer Fensterscheibe klopften störten sie nicht, ganz im Gegenteil, das Geräusch des Regens beruhigte sie.

Ihre langen violetten Haare floßen vom Bett herunter, so lang waren sie. Sie atmete regelmäßig und lächelte im Schlaf. Sie ahnte nicht was heute Abend noch passieren würde. Und doch wachte sie dann plötzlich auf. Als sie die Augen öffnete erblickte sie einen Schatten und setzt sich blitzartig auf. Sie bekam ein ungutes Gefühl im Magen.
 

Lyrin schritt unterdessen mit kühlen Blick die Galerie entlang, vorbei an etlichen geschwätzigen Bediensteten, die ihm kichernd hinterher sahen oder mit Tabletts hektisch einherliefen.

Die Wände wurden gestützt von hohen Balken in leuchtend hellen Farben und überall konnte man die kostbaren Malereien in den farbenfrohesten Tönen sehen. Wälder, Tiere, selbst Jagdgesellschaften hatten ihr ewiges Andenken inmitten dieser Gänge gefunden - und allein der Anblick ließ seinen Magen um die eigene Achse rotieren.

Es mochte gut aussehen, aber es war ohne jedweden Zweck, eine Arbeit der Langeweile und Zeichen für die Vermessenheit der Hohen dieser Welt. Selbst seine Untergebenen, die beinahe wie zufällig immer wieder seine Wege kreuzten, schienen angewidert von der Umgebung zu sein, auch wenn sie öffentlich die höchsten Lobpreisungen von sich gaben.

Sie spielten ihre Rolle, immerhin.

Lyrins Augenbraue hob sich jedoch abrupt, als einige Frauen blindlings an ihm vorbeihasteten und lediglich die Wortfetzen "..sie wird doch nicht noch schlafen?" an sein Gehör drangen, bevor sie in einem anderen Flügel verschwanden.

Stirnrunzelnd näherte er sich dann der großen Halle, deren Leuchten maßgeblich von den zahllosen Reihen der kristallenen Kronleuchter bestimmt wurde und das bereits jetzt herrschende Geschnatter betäubte seine Sinne.

Suzuna machte sich langsam fertig, sie badete in Milch und zog dann ein weißes Seidenkleid an. In der nächsten Minute betraten zwei junge Frauen ihr Zimmer.

"Ich kome schon!" rief sie fröhlich und ging zu ihnen. Ihr Lächeln war zwar strahlend, aber sie machte sich Gedanken über den Schatten, den sie gesehen hatte. Sie zeigte es zwar nicht, aber sie machte sich Sorgen. Doch als sie paar Minuten später mit den zwei Frauen die große Halle betraten vergaß sie all ihre Sorgen. Alle Augen wurden auf sie gerichtet. Ihre Schönheit war in der Tat verzaubernd. Aber gar nicht ihr Körper war das, was die anderen Wesen so bewunderten, sondern die Reinheit und Freude, die sie ausstrahlte. Jeder, der in ihre Augen schaute, bekam neue Hoffnung.

Lyrin hatte sich nach zahllosen taktvollen Floskeln unfreiwillig in einer ausufernden Unterhaltung wiedergefunden, die sich um die Vorzüge der elfischen Architektur und irgendeinem extravaganten Hohen drehte, der besonders atemberaubende Verzierungen anfertigen sollte.

Trotzdem er ein äußerst kostbares Glas in einer Hand hielt und dann und wann eine geistreiche, scheinbar interessierte Meinung einfließen ließ, musterte er unbemerkt die anderen Anwesenden im Saal. Momentan stand er unweit der zum Bersten gefüllten Tische, auf denen Früchte und Obst in den schillerndsten Farben aufgetragen worden waren, später würde seine Position wohl der Tanzfläche entsprechen.

Nachdenklich suchte er die Gesichter ab, auf der immerwährenden Suche nach dem Ziel ihrer Mission und führte beinahe beiläufig das Glas zu seinen Lippen, die er nach dem ersten Schluck jedoch instinktiv angewidert verzog.

Irgendein ... Obstwein.

Unauffällig ließ Lyrin das Glas wieder sinken, während neben ihm ein Elf seinem Kollegen lachend auf die Schulter schlug, ehe es ihm auf den Lippen erstarb.

Überhaupt wurde es auf einmal merkwürdig still im Saal und die Iriden des Dunkelelfen suchten augenblicklich nach einer möglichen Gefahrenquelle und einem Fluchtweg, ehe sie am hohen Eingangsportal hängen blieben.

Zuerst erkannte er nur die beiden nichtssagenden Frauen, die ihm bereits hektisch im Gang entgegengerannt waren, aber dann fiel sein Blick auf die dritte Elfe und Lyrin begriff nicht zuletzt anhand des gefistelten Kommentars an seiner Seite, dass sie die Ursache für die einkehrende Stille war.

Dennoch blieb er äußerlich unbeeindruckt und sah weiter zu einem seiner Handlanger, der so eben ihres eigentlichen Zieles ansichtig geworden war.

So eben hatte der Herrscher den Saal betreten.

Suzuna eilte die Treppe runter und achtete nicht auf die Blicke der Anderen. Sie fiel ihrem Vater um den Hals und lächelte fröhlich.

"Vater! Alles Gute zum Geburtstag!" sagte sie junge Elfe und löste die Umarmung. "Hier mein Geschenk für dich, König der Herzen." Suzuna verbeugte sich und stellte sich in die Mitte des Saales. Die anderen Elfen gingen paar Schritte zurück, damit sie die Prinzessin alle sehen konnten.

Dann fing diese an leise aber mir kristallklarer Stimme zu singen.

"Et lingua eius loquetur indicium.
 


 

The Mouth of Justice meditates wisdom

And His language, the tongue is made clear.
 

Beatus vir qui suffert tentationem,

Quoniqm cum probates fuerit accipient coronam vitae.
 


 

Bless man which suffers temptation.

Since, he, with striving, will have received life�s crown.
 

Kyrie, ignis divine, eleison
 


 

Oh Lord, Fire Divine, have mercy!
 

O quam sancta, quam serena,

quam benigma, quam amoena

O castitatis lilium
 


 

Oh, How Holy! How Serene!

How Kind! How Pleasant!

Oh Pure Lily!"
 

Als die junge Elfe aufhörte zu singen, blickte sie zu ihrem Vater die vor Freude fast weinte. Ihre Stimme konnte in dr Tat die Seelen anderer Wesen berühren.

Lyrins Muskeln hatten sich in dem Moment bis in die letzte Faser angespannt, als er das erste Mal in die Augen des gutmütigen Elfen gesehen hatte, der für etliche Tugenden bei den Hohen stand und aus eben diesem Grund das niedrigste Ansehen bei den Dunkelelfen genoss. In ihren Augen war es noch immer das deutlichste Zeichen von Schwäche, wenn man auf Fähigkeiten wie Warmherzigkeit oder gar ... Wohlwollen vertraute. Es waren vergängliche Ideen, nicht mehr, man verließ sich auf Andere in der blinden Hoffnung zu überleben. Sie waren Narren, allesamt.

Lyrin hatte eben noch seinem Begleiter düster zunicken wollen, damit er die nötigen Dinge in die Wege leitete, als sich die Elfe am Eingangsportal von ihrem Platz löste und direkt auf den König zulief. Keinen Augenblick später trat sie auch schon wieder zurück und noch während sie seine Güte öffentlich lobte, wichen andere Elfen zurück.

Bildeten einen stummen Kreis um die Kronprinzessin, die zum zweiten Mal am heutigen Abend im Fokus der Beobachtung stand und dann leise zu singen begann.

Obwohl Lyrin herzlich wenig für Gesang übrig hatte, verstand er die Worte, die sie so mühelos von sich gab. Sie waren alt, so alt wie die Welt und obwohl sie selbst in seinen Kreisen bekannt war, wagten es nicht einmal mehr die Ammen sie zu singen.

Kaum, dass sie geendet hatte, ertappte er sich dabei dass er sich in einer kurzen Erinnerung wiedergefunden hatte, aber bis auf diesen unwillkommenen Makel war seine Miene ausdruckslos geblieben - ganz im Gegensatz zum König, der seine Tochter wohlwollend in die Arme schloss, eher er lächelnd zurücktrat und in die Hände schlug.

"Ich danke euch allen für euer zahlreiches Erscheinen, auf dass dieser Tag als einer der glorreichsten und festlichsten in unsere Geschichte eingehen mag!", erklärte er dann mit lauter Stimme und tatsächlich schienen einige aus ihrer Starre zu erwachen, nickten, "Labt euch an Speis und Trank, ehe wir den alten Tänzen beiwohnen! Dies ist nicht nur mein Tag, es soll der Eurige sein! Setzt euch!"

Seine Stimme war noch nicht gänzlich verklungen, da applaudierten die anderen Gäste bereits und die Stimmung wurde immer wieder von einzelnen Glückwünschen durchbrochen, während die Masse langsam zu den Sitzplätzen strömte.

Lyrin nahm an dem ihm zugewiesenen Stuhl platz, der aufgrund seiner diplomatischen Position beinahe zu günstig - zu nah - am König bemessen war, um ihn nicht als Wink des Schicksals zu verstehen. Leicht lächelnd glitten seine Iriden zu der Gestalt hin, dessen Stunden ungesehen auf den Tod zusteuerten.

Währendessen die Gäste aßen und tranken, saß die Prinzessin neben ihrem Vater und flüsterte ihm witzige kurze Geschichten ins Ohr, die der König sehr mochte. Sie konnte ihren Vater immer zum Lachen bringen, obwohl sie eine ernste junge Frau war.

Als dann die Elfen tanzen gingen, erhob sich Suzuna auch und schaute sich schmunzelnd um. Es war zwar eine Tradition und es gehörte sich so, dass immer der Mann die Frau zu einem Tanz bat, brach die Prinzessin diese Regel jedes Jahr und suchte sich selber einen Tanzpartner aus.

Mit kleinen Schritten tapste sie hin und her im Saal bis sie nicht den Mann erblickte mit dem sie gerne tanzen wollte.

Ja, sie hatte in der Tat Lyrin im Visier und trat ohne zu zögern zu ihm. Ohne etwas zu sagen verbeugte sie sich leicht vor ihm und lächelte ihn dann an.

Lyrin hatte mit einem äußerst begeisterten Blick, den er selbstverständlich nur nach außen zur Schau trug, nun der schätzungsweise zwanzigsten Anekdote über jenen verfluchten Architekt gelauscht, von dem er sich sicher war, dass er diesen bald persönlich ins Jenseits befördern würde.

Wie um alles in der Welt konnte man sich nur stundenlang über irgendwelche losen Steine und Malereien unterhalten? Gab es hier nicht ein einziges Mal ein anderes Thema?

Stumm seufzend blickte er nun auf seinen Teller, den er aus einem unerfindlichen Grund mit Salaten, feinsten Fleischstücken und undefinierbaren Früchten gefüllt hatte, in denen er lustlos herumstocherte.

Zu allem Überdruss setzte nun auch noch fröhliche Musik ein, aber zumindest hatte diese zur Folge, dass sich seine ungebetenen Tischnachbarn zu den Damen begaben.

Nun, zumindest dass hatten die Hohen begriffen und an sinnvoller Etikette eingefügt. Zufrieden über seine neugewonnene Ruhe und der Gewissheit, dass sich bei zunehmender Zahl auf der Tanzfläche auch die Atemzüge des Herrsches gen Null beliefen, spießte er eine der roten Früchte mit seiner Gabel auf.

Ehe er jedoch zu einer weiteren Handlung kam, sah er wie die Tochter des Königs geradewegs auf ihn zuhielt und noch bevor er die Augenbraue restlos in die Höhe gehoben hatte, knickste sie bereits und setzte ein Lächeln auf ihre Lippen - woraufhin auch die zweite Braue in die Höhe wanderte.

Erst bei dem Ausdruck ihrer goldenen Augen ging Lyrin auf, was sie gerade im Begriff war zu tun und automatisch sträubten sich seine Nackenhaare.

Das war doch nicht ihr Ernst. Sie konnte ihn unmöglich zum Tanz auffordern, sie war eine Frau.

"Ich esse.", gab er abweisend zurück.

Schweigend sah der Dunkelelf zu ihr empor, während er die Blicke der anderen Elfen wohlweislich auf sich ruhen spürte. Dass er allein nicht gleich aufsprang und sogar Widerworte gab, war bereits verwunderlich genug und selbst der König sah fragend in seine Richtung.

Wenn er nicht auffallen wollte, dann blieb ihm wohl doch nichts Anderes übrig und so ließ er mit einem stummen Seufzen die Gabel wieder sinken.

Wenige Augenblicke später ruckte der Stuhl über das Parkett zurück und Lyrin hatte sich zu voller Größe aufgerichtet, während er auf die Prinzessin hinabsah.

Stumm und schicksalsergeben reichte er ihr seinen Arm.

Die Prinzessin wunderte sich kein bißchen, als sie merkte, dass der Dunkelelf nicht mit ihrer Aufforderung rechnete und zuerst abweisen wollte. Das machte die Sache doch nur interessanter. Ihr Lächeln wurde noch strahlender und ihre Laune noch besser. Als der Mann sich dann aufrichtete staunte sie etwas über seine Größe, was ihr sehr gefiel. Jedoch, als dieser ihr den Arm reichte lachte sie kurz auf. "Spaßen Sie mit mir?" fragte sie schmunzelnd und schnappte sich einfach seine Hand und zog ihn mit sich auf die Tazfläche. Erst dort ließ sie seine große warme Hand los und klatschte einmal indie Hände worauf eine ganz andere Melodie gespielt wurde. Ein fröhlichen schottisches Lied, worauf man richtig tanzen konnte.

Ohne nachzudenken kickte sie ihre weiße Schuhe ab und zog das Ende ihres weißen Kleides etwas hoch, damit das Seidenkleid nicht zerriss. Sie wollte darauf mal einen Klumpen machen, aber das wäre schon wirklich zu viel gewesen, deshalb ließ sie es gut sein.

Als sie dann anfing zu tanzen, grinsten die Gäste und tanzten auch selber weiter, als ob eben Nichts geschehen wäre. Es war nur ihr erlaubt in Phönixia die regeln zu brechen, aber sie machte das ja auch ständig.

Lyrin wartete mit kühlem Blick darauf, dass sie sich bei ihm unterhakte, aber stattdessen brach sie innerhalb von Augenblicken die restliche Etikette und griff unerwartet nach seiner Hand.

Noch bevor er die Lippen zum Protest aufbekam, zog sie ihn auch schon zwinkernd hinter sich her auf das blankpolierte Parkett. Er hatte nicht wirklich Zeit, um über ihre Geste nachzudenken, als sie ihn auch schon wieder losließ und begeistert in die Hände klatschte.

Automatisch wechselte die Musik in die völlig entgegengesetzte Richtung und ihre Schuhe flogen im hohen Bogen von ihren Füßen, bevor ihre Fingerspitzen das Kleid aufrafften und sie die ersten raschen Schritte vollführte.

Dann wirbelte die Kronprinzessin auch schon herum und die anderen Elfen ihres Volkes imitierten ihre Bewegung mit einer unerwarteten Geschicklichkeit, während er selbst immer noch stumm auf ihre Bewegungen starrte.

"Das ist nicht euer Ernst.", brachte er nach einer gefühlten Ewigkeit zwischen den Zähnen hervor, während er genau wusste, dass seine Handlanger sich wahrscheinlich gerade zu Tode kicherten.

Was war das überhaupt für eine Frau?! So benahm man sich doch nicht auf einem Ball, vielleicht auf einer privaten Feier unter seinesgleichen...

Suzuna fand es äußerst amüstand wie Lyrin auf ihre Gesten reagierte.

"Ach, kommen Sie schon! Wenn Sie mit mir tanzen, ist Alles erlaubt!" sagte sie fröhlich bevor die Musik noch schneller wurde. Sie hackte sich dann bei ihm ein und drehte sich mit ihm so wie man sich dreht, wenn Country-Musik gespielt wird. Danach entfernte sie sich wieder von ihm und lachte fröhlich, als sie den Gesichtsausdruck des Dunkelelfes sah. Wenige Sekunden später nahm die Prinzessin beide Hände von Lyrin und fing an sich mit ihm zu drehen. Schneller und immer schneller.

"Whuuuaaa! XDDDD" kreischte sie lachend und drehte sich mit ihm weiter.

"Hahahaha!" sie lachte herzhaft und schien wirklich Spaß zu haben.

Lyrin hatte eigentlich nicht die Absicht gehabt auch nur die Fußspitze entsprechend der Musik zu bewegen, aber davon schien zumindest seine unfreiwillige Tanzpartnerin nichts zu halten, die sich fröhlich bei ihm wieder unterhakte und mit sich riss.

Er konnte gar nicht anders als ihren Bewegungen zu folgen und stolperte beinahe unbeholfen mit, ehe Suzuna ihn wieder losließ, nur um im nächsten Moment nach seinen Händen zu greifen.

Unwillkürlich begann sie nach rechts zu laufen und zog ihn mit sich, während sie ihn regelrecht anstrahlte. Doch noch bevor Lyrin die Idee verwirklichte, sich von Suzuna loszumachen, spürte er den argwöhnischen Blick der Leibwachen des Königs auf sich und so beschloss er seufzend seinen Unmut beiseite zu schieben. Er hatte bereits jetzt viel zu viel Aufmerksamkeit - und vielleicht kam er durch sie sogar in Schlagweite ...

Kurz blitzten seine Zähne zu einem fast boshaften Lächeln auf, dann umfasste er ihre Fingerspitzen fester und verschnellerte seinerseits das Schritttempo.

Wenn sie es nicht anders wollte, würde er das Spiel eben zu zweit spielen.

Innerhalb von wenigen Runden hatten beide ein Tempo erreicht, bei dem einigen der Zuschauer bereits die Lippen offen standen, ehe sie im Takt die Musik anpeitschten und kräftig in die Hände schlugen.

Selbst die Musiker schienen Wasser und Blut zu schwitzen, während sie ihre Bögen über die Saiten der Violinen schießen ließen, schneller und schneller, während die Stimmung im Saal immer höher kochte.

Ein Wahnsinnstempo. Ow ja! Die Gäste schauten dem Spielchen gebannt zu und warteten gespannt darauf wann die beiden nach hinten fielen. Das passierte aber noch nicht, nein. Suzunas Lachen konnte man schon im ganzen Saal hören. Ihre lange violetten Haare wirbelten in der Luft und streichelten manchmal über Lyrins Wange.

Als die Musik und das Tempo den Höhepunkt erreichten ließ Suzuna automatisch die Hände des Dunkelelfen los, beide fielen nach hinten. Sie landeten aber nicht auf dem Boden. Einen Augenblick später schwebten beide schon irgendwo anders. Um ihnen waren weiße Wolken die wie Zuckerwatteknollen aussahen und er Himmel selbst wurde vom Licht der untergehenden Sonne leicht rosa gefärbt.

Suzuna "lag" auf dem Rücken und schwebte so liegend im Nichts. Unter den beiden war keine Erde zu sehen.

"Hach, was für ein angenehmes warmes Licht" flüsterte die junge Frau dann bevor sie die Augen öffnete und zu Lyrin rüberschaute, der anscheinend ziemlich irritiert darüber war aus dem Palast weggebracht worden zu sein.

Suzunas warmes Lächeln verschwand und sie drehte sich nun ganz zu ihm um.

Es vergingen lange Minuten mit schweigen. Dann brach sie die Stille nur ganz kurz. "Tu ihm nichts." flüsterte sie kaum hörbar.

Irgendwann im Laufe der rasenden Schritte hatte sich seine Konzentration einzig auf seine Tanzpartnerin und auf die richtige Abfolge verlagert, während ihr Lachen immer wieder an sein Ohr drang.

Es war nicht einmal ihre Ausdauer, die ihn wirklich überraschte, sondern eher die unbändige Freude dabei mit einem Wildfremden zu tanzen, von dem sie nicht mehr wusste als wie er aussah.

Nur flüchtig fühlte er ihre Haarspitzen an seiner Wange entlang streichen und den Druck ihrer Fingerspitzen, die er noch immer umschlossen hielt als die Musik mit einem Stakkato das maximale Tempo anschlug und sie sich von ihm unerwartet löste.

Doch anstatt den harten Boden unter sich zu finden, fiel er ... weich?! Noch dazu fehlte der Boden des Saals, das glänzende Parkett und ...

Verwirrt musterte er die Umgebung, ehe ihm langsam aufging, dass er auf irgendetwas Weißem gelandet war und die Wände auf einmal in völlig anderen Farben leuchtete.

Alarmiert glitten seine Iriden zurück zu der Elfe, die leise vor sich hinseufzte und noch immer ein angenehmes Lächeln zur Schau trug.

Dann erstarb es jedoch und instinktiv spannten sich seine Muskeln an, in der Erwartung dass nun etwas Unangenehmes kommen musste.

Stattdessen zogen sich die Minuten jedoch in endlosem Schweigen dahin bis sie die Stille aufhob.

"Tu ihm nichts.", hörte er sie leise flüstern und tatsächlich wusste Lyrin im ersten Moment damit nichts anzufangen.

Dann ging ihm jedoch eine Vermutung auf, wovon sie da sprach und wortlos begegnete er ihrem Blick. "Ich weiß nicht was ihr meint, Mylady.", erklärte er kühl, bevor er sich knapp verbeugte. "Ich bin lediglich ein Bote und auf diplomatischer Mission."

Damit nickte er Suzuna zu und unternahm die erste Anstalt auf den hellen Wolken einen Schritt vorwärts zu gehen.

Suzuna schwebte nun genau vor ihm und hob eine Hand. Ihre Fingerspitzen berührten seine Lippen.

"Bitte, lügen Sie mir nicht in die Augen." erwiderte sie leise und schaute ihm nun genau in die Augen. In ihren goldenen Augen wiederspiegelte sich Sorge. Sie machte sich Sorgen um Jemanden.

"Bitte... ich bitte Sie...... tun Sie ihm nichts." flüsterte sie dann erneut und bekam leichte Tränen in die Augen.

Er hielt im Schritt inne, noch bevor er ihn vollendet hatte und auf ihre Gestalt hinabsah, die sich so mühelos genähert hatte, als ob sie nie in ihrem Leben den Boden berührte.

Zweifellos wusste er noch immer nicht, ob er nur einer Illusion zum Opfer fiel oder ob es die Wirklichkeit war, aber ihre Fingerspitzen fühlte er auf seinen Lippen als ob es tatsächlich real war. Selbst der verletzte Ausdruck, der sich in ihren Iriden wiederspiegelte, konnte unmöglich eine Einbildung sein - erst recht nicht, als diese verräterisch zu schimmern begannen, während Suzuna ihre Bitte inständig wiederholte.

Schlussendlich wich Lyrin jedoch vor ihr zurück, ehe er der Versuchung erlag ihr auch nur eine halbe ehrliche Antwort zu geben und so blickte er ihr noch immer unnahbar entgegen.

"Die Dinge geschehen wenn es an der Zeit ist, dass sie geschehen, gleich wovon ihr auch sprechen mögt, Mylady. Mehr habe ich euch nicht zu sagen, zwingt mich nicht dazu euer Schweigen einzufordern."

Suzuna musste sich zusammenreißen um nicht richtig loszuweinen und atmete einmal tief durch.

Ihre Blick trafen sich dann wieder. Ihr Blick war aber diesmal nicht mehr besorgt nur einfach..... hmm... ruhig... Ja, und sie lächelte wieder.

"Danke" diese Worte verließen ihren Mund und sie drehte sich einmal im Kreis. Als sie dann wieder zu ihm gedreht war, verschwand die Umgebung und sie waren wieder im großen Saal.

Suzuna verbeugte sich kurz, als Dank für den Tanz, hob ihre Schuhe auf - zog sie aber nicht wieder an.

Als sie dann an Lyrin vorbeiging flüsterte sie ihm noch etwas zu, was wirklich nur er hören konnte. "Ich weiß, dass Sie das Richtige tun werden... Ich habe Vertrauen in Ihnen." hauchte sie und verschwand dann in ihr Zimmer.

Der Tod des Königs

Ihm entging nicht, dass ihre Stimmung nach einer kurzen Atempause gewandelt zu sein schien und wo sie ihn vorher so verletzlich wie irgendein Reh auf der Hatz entgegengeblickt hatte, strahlte sie nun eine beinahe befremdliche Ruhe aus.

Obwohl Suzuna wissen musste, dass er sie ohne ein Wimpernzucken belogen hatte, ja sogar eine indirekte Drohung einfließen ließ, brachte sie es fertig zu lächeln.

Und das verstand er wohl von allem am Wenigsten.

Wie konnte sie in so einer Situation lächeln?!

Wer war diese Frau?

Kurz erwägte er ihr eine Frage zu stellen, aber bevor er auch nur die erste Silbe aussprach, drehte sie sich auf dem Absatz zurück und die weißen Wolken wechselten wieder mit den schillernden Farben der Halle.

Automatisch kehrte die Lautstärke mit voller Wucht zurück, ohrenbetäubendes Lachen und Applaus setzte ein und so biss er sich lediglich kühl auf die Lippen.

Knapp imitierte er ihre Verbeugung, während um sie herum noch immer der Saal vor Begeisterung tobte, aber bevor er sich gänzlich wieder aufgerichtet hatte, hörte er ihre Stimme an seinem Ohr.

"... ich habe Vertrauen..", hallte es unwillkürlich in Lyrin nach und die skeptische Ungläubigkeit in seinen Zügen verfolgte Suzuna bis sie der Feier völlig den Rücken gekehrt hatte.

Erst eine knappe Bewegung an seinem Ellenbogen ließ ihn gänzlich in die Wirklichkeit zurückkehren und fragend blickte er zurück in die dunklen Iriden eines seiner Begleiter. "Er ist fort.", wisperte er nur kühl und Lyrin musste keinen Blick zurückwerfen, um zu wissen dass damit der König gemeint war.

Verdammt.

Verärgert runzelte er die Stirn, ehe er mit einer kurzen Handbewegung den zweiten Plan einläutete. Wenn es ihnen auf der Feier nicht gelingen sollte, dann würden sie ihn eben in seinem Gemach ermorden.

Der Dunkelelf wusste, dass sie nur diesen einen Versuch hatten, vielleicht nicht einmal den, wenn die Königstochter bereits durchschaute wofür sie gekommen war. Aber wusste sie tatsächlich, wer er war?

Mit mürrischem Gesichtsausdruck schritt er durch das doppeltürige Eingangsportal, während es in seinem Kopf unwiderruflich zu arbeiten begonnen hatte.
 

Nachdem er seine Diener auf eine falsche Fährte gelockt hatte, klopfte der Herrscher im selben Atemzug an Suzunas Tür und ohne auf eine Antwort zu warten, trat er ein um sie in seinem Rücken vorsichtig wieder zuzudrücken. Beruhigend hob er einen Finger an die Lippen und bedeutete ihr still zu sein, ehe er auf sie zuging und mit einem stummen Lächeln in die Arme nahm.

Erst Minuten später ließ er sie wieder los, hielt sie aber noch immer an den Schultern fest und blickte ihr ernst in die Augen.

"Ich muss mit dir reden, mein Kind.", erklärte er dann leise.

Im großen Saal tanzten die Gäste noch und es schien Niemanden zu stören, dass der König und seine Tochter fehlten. Es war auch egal, denn jeder hatte gute Laune und die Feier ging auch ohne sie weiter... Ja, solange es Wein und Musik gab, konnte man weiterfeiern.

Suzuna war bereits in ihrem Zimmer, als ihr Vater auch die große Halle verließ, sie badete. Nach dem Bad in Milch trocknete sie ihren zerbrechlichen Körper ab und zog ein leichtes Nachthemd aus Seide an.

Sie wollte sich grade hinlegen, als Jemand an ihrer Tür klopfte. Sie konnte es sich nicht vorstellen, wenne s um diese Uhrzeit sein könnte. Erst recht nicht, weil alle unten tanzten und feierten. Bevor sie aber die Lippen öffnete um nachzufragen wer es sei, ging die Tür auf und ihr Vater trat hinein.

Die Prinzessin verstand nicht was ihr Vater hier wollte. Der ganze Folk feierte ihn und er war nicht dabei.

"Vater..." flüsterte sie leise und wurde dann plötzlich umarmt. Freudig erwiderte sie die Umarmung, fragte sich aber innerlich warum ihr stolzer Vater auf einmal weich wurde. Er zeigte seine Gefühle nie so offen.

//Etwas muss geschehen sein.// dachte sie und fing sich an wieder Sorgen zu machen. Deshalb nickte sie nur und hörte ihrem weisen Vater einfach zu.

"Meine Tochter.", begann Yamato mit fester Stimme, ehe er sich selbst unterbrach und den Kopf schüttelte. "Nein, Suzuna.", berichtigte er sich dann lächelnd und blinzelte sie aus warmen Augen an bevor er ihre Schulter beinahe unschlüssig wieder los ließ.

"Ich weiß, dass ich eigentlich nicht hier sein sollte und deine Mutter würde wohl auch alles andere als begeistert sein, aber..."

Kurz suchte er nach den richtigen Worten, ehe Yamato ihr wieder fest in die Augen blickte. "Es ist besser wenn du es von mir hörst, als unvorbereitet wärst."

Erneut streifte seine Züge ein Lächeln, aber es erreichte seine Augen nicht. "Ich will dass du dieses Schloss verlässt. Noch diese Nacht.", eröffnete er Suzuna seinen Entschluss, doch bevor sie ein Wort des Protestes anbringen konnte, hob er bereits die Finger vor ihre Lippen.

"Es wird keine andere Entscheidung geben, Suzuna. Der Feind ist unter uns und bitte - gehorche mir nur dieses eine Mal. Ich will nicht, dass dein Blut auch vergossen wird, unser Volk braucht eine Königin. Du musst fliehen, gleich wie du es anstellst.", sprach er mit eindringlicher Stimme, während er ihren Blick suchte. Erst einige Sekunden später ließ Yamato ein leises Seufzen vernehmen, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und an das Fenster trat. "Und.. da ist noch etwas...", murmelte er leise, ohne seinen Blick vom Glas abzuwenden. "Es hat jemand um deine Hand angehalten."
 

Zur gleichen Zeit kontrollierte Lyrin zum geschätzten tausendsten Mal den Sitz seines Gurtes, an dem wohlweislich versteckt der Griff eines schmales Dolches im Nirgendwo zu verschwinden schien, ehe er einen letzten Blick auf das Innenleben seines Zimmers warf.

An den Gläsern floss noch immer in Strömen der Regen hinab, plätscherte verhalten am Fensterrahmen, während der Rest beinahe so verlassen da lag wie zu seiner Ankunft.

Irgendwo da draußen warteten seine Gefährten auf ihn, bereiteten die letzten Augenblicke zur Flucht vor ...

Mit einem grausamen Lächeln wandte sich der Dunkelelf schlussendlich der Tür zu, die unbescholten unter seinem Griff nachgab und seine lautlose Gestalt ins Dunkel der Nacht entließ.

Zielsicher steuerte seine Statur auf die königlichen Gemächer zu, in denen in Kürze das Blut eines Hohen fließen würde und allein diese Gewissheit ließ ihn gute Laune verspüren.

Trotz allem wurde er jedoch die Stimme der Kronprinzessin nicht los, die ihn immer und immer wieder anflehte ihn zu verschonen.

Stumm verkniffen sich seine Augenbrauen.

Suzuna schaute mit leicht glasigen Augen in die Augen ihres Vaters. Sie verstand die Welt nicht mehr. Ihr war klar, heute würde alles ein Ende haben. Aber warum? Warum so plötzlich?

"Vater..." flüsterte sie leise und spürte wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Danach nickte sie leicht und schloss die Augen.

Die Prinzessin atmete einmal leise durch und ging einen Schritt zurück. Danach schlug sie ihre Augenlinder wieder auf und schaute ihren Vater ernst an. Ihre Augen spiegelten Schmerz wieder und Angst - aber sei wollte dem Wunsch ihres Vaters nachgehen und das tun, was von ihr verlangt wurde.

Danach schaute sie aus dem Fenster und fing an leise zu reden.

"Mein Herr, rufst du heute Abend meinen Vater zu dir? Mein Herr, ich spüre so einen unbeschreiblichen Schmerz. Das Grab ist so stumm, ich bekomme kein Wort mehr raus, mein Herz zerreißt unter diesem Druck." sagte sie leise und schloss die Augen wieder. "Und nun steht mein Vater hier vor mir, ein letztes Mal. Seine Seele wird bald den Weg der Sterne gehen. Die Welt hat mich jetzt verlassen. Er ist der Weise dieses Folkes.. und ich weiß noch nicht all das was er weiß."

Ihr floßen große warme Tränen über die Wangen, die sie dann mit einer leichten Handbewegung wegwischte bevor sie sich umdrehte.

Ihr Blick war nun ganz entschlossen und ruhig.

"Mein Herr, ist es denn so in Ordnung, diese Tragödie geschehen zu lassen? Heilig ist die Wille, die so eine Entscheidung treffen kann! Aber wenn ich die Frage stelle: Warum so plötzlich? Schweigt jeder.... ich bekomme keine Antwort. Aber ich, Suzuna, dein Fleisch und Blut - Ich schwöre es dir, dass du dich auf mich verlassen kannst! Das Grab wird mich nicht in die Tiefe ziehen und vergraben! Ich beschütze deine Seele! Solange ich lebe, werde ich deine Arbeit fortsetzen und das zu Ende bringen was du angefangen hast!" mit diesen Worten ging sie zu ihrem Vater, kniete sich hin, verbeugte sich so, verschwand dann einfach.

Yamato wusste nicht, wie er auf die Worte seiner Tochter reagieren sollte, aber wenn er eines fühlte, dann war es der Stolz, der sich durch seine Adern zog und ihn vollends erfüllte. Die Gewissheit, dass er das Richtige getan hatte in dieser Situation und dass sie nicht unter der Ahnung zerbrechen mochte in naher Zukunft allein zu sein.

Aufrichtig nickte er ihr zu, als er die Worte Suzunas vernahm, die ihm versprachen sein Werk nicht im Staub enden zu lassen. Zuviele der Hohen hatten gelitten, zuviele den Tod gefunden für ein Ziel ...

Dennoch folgte Yamatos Blick mit Wehmut der Erscheinung seiner Tochter, die vor ihm in die Knie sank und sich ein letztes Mal verbeugte, ehe sie sich in Luft auflöste.

Noch immer konnte er den Geruch ihrer Haare wahrnehmen, die flüchtig im Raum zu verharren schienen, aber er wusste, sie war fort.

Für immer.

Mühsam biss er sich auf die Lippen, ehe er den Kopf in den Nacken legte und um Beherrschung rang. Sie hatte sie gehabt und er ... er durfte sie nicht verlieren.

"Leb wohl, mein Kind. Auf dass du nie deine Lieben zu Grabe tragen musst und einen Platz findest, an dem du glücklich bist."

Noch während Yamato so da stand, öffnete sich die Tür ein weiteres Mal, glitt leise quietschend ins Innere und der Lichtkegel drang stetig bis zu seinen Füßen vor.

Dennoch weigerte sich der Herrscher auch nur einen Finger zu krümmen, obwohl er die Anspannung in seinen Knochen fühlte.

"Du bist also gekommen.", sprach er leise und obwohl es still blieb, wusste Yamato dass sein Gegenspieler knapp genickt hatte. Dennoch war es ein seltsames Gefühl, fast so als redete er mit sich selbst und so schwenkte er langsam herum.

"Diese Tat wird keine Früchte tragen, du wirst in deinem Blut schwimmen noch ehe du den ersten Schritt aus unserem Schloss getan hast.", fuhr Yamato bestimmt fort, doch auf Lyrins Zügen bildete sich lediglich das gleiche schmale Lächeln wie er es immer trug.

"Du irrst, alter Mann.", gab der Dunkelelf kühl zurück, ehe er mit eisiger Berechnung die verstaute Klinge hervorzog und die Iriden zusammenkniff. "Meine Zeit ist noch lange nicht gekommen."

Ein Lächeln berührte kurz seine Lippen und in diesem Moment dämmerte dem Herrscher, dass die wahre Gefahr gar nicht von dem Feind vor ihm ausging - aber der rettende Gedanke ging in einem Gurgeln unter, während das Heft in seinem Rücken tiefer in das fremde Fleisch drang und die ersten Blutstropfen an der Schneide des Handlangers hinabtroffen.

Dieser lächelte lediglich entrückt, ehe er sich restlos auf das Opfer stürzte, etwas wofür Lyrin keinen Blick mehr übrig hatte. Schweigend verließ er wieder Suzunas Zimmer, in der bloßen Gewissheit dass ohnehin jegliche Hilfe für den Hohen zuspät käme.

Und noch ahnte niemand etwas vom Tod des Herrschers...

Die Prinzessin tauchte irgendwo im Nichts auf, sie schwebte in der Luft. Ihr Herz schmerzte unendlich. Sie konnte dieses brennende Gefühl nicht loswerden. In ihrer Verzweiflung kannte sie keinen anderen Ausweg, als zu beten.

Ganz leise fing sie an zu singen, all ihr Schmerz und ihre Verzweiflung war in dem Lied zu spüren. Aber sie sang nicht für sich selbst, das Lied sang sie für den Folk, damit der Herr ihr Kraft gab durchzuhalten um den Folk zu retten.

"Oh, lieber Herr, bitte hilf uns und tröste die traurigen Seelen und die Leidenden! Beschütze uns vor dem Bösen und verzeih den Sündern ihre Sünden!" sie atmete tief durch "Sei der wahre und verständnissvoller Gott, denn deine Weißheit kennt keine Grenzen! Bringe uns den Frieden und unserem Folk das Licht der Hoffnung!" ihre Augen glänzten vor den Tränen, aber sie wusste, es war das Richtige was sie tat. "Oh, mein Herr, bitte verzeih uns, dass wir es nicht würdig sind von dir erhört zu werden! Sei der wahre und verständnissvoller Gott, denn hier auf der Erde gibt es noch so viele Probleme." sang sie leise und ließ letztendlich die Tränen über ihre Wangen kullern.

Der Himmel war schwarz, es regnete immer heftiger. Suzuna war schon ganz durchnäßt, es störte sie aber nicht. Ihr Herz schrie und blutete vor Schmerz. Es gab kein Zurück mehr. Was sollte sie tun? Wenn sie ihre Lieben nicht beschützen konnte, wie sollte sie dann den Folk beschützen?

Nach kurzem Zweifeln öffnete sie die Augen hob das Gesicht zum Himmel. Der kalte Regen vermischte sich mit ihren Tränen.

Es brauchte keine zwei Minuten bis auch Lyrin von den Regenfluten bis auf die Knochen durchnässt war, aber er durfte keine Rücksicht auf eine derartige Nichtigkeit nehmen. Das Pflaster hallte stumm unter seinen Schritten, aber das Geräusch wurde beinahe gänzlich von dem herabprasselnden Regen verschluckt und die anderen Elfen, deren Aufgabe sie zwang irgendwo bei diesem scheußlichen Wetter draußen zu arbeiten, bemühten sich nach Kräften einen Unterschlupf vor dem Unwetter zu finden.

Er selbst steuerte geradewegs auf die durch Lampenöl erhellten Ställe zu, wo ihn der Geruch von Ross und Stroh erwartete.

Misstrauisch glitten seine Iriden währenddessen zur Seite, aber selbst die Wachen schienen eingesunken und lediglich das Scheppern in der Nähe ließ von einer künftigen Aufregung eine Ahnung entwickeln.

Kaum, dass er den Stall betreten hatte, stellte sich ihm der völlig verblüffte Stalljunge entgegen, ein Elf von schmächtiger Gestalt, der mit blasswerdenden Zügen seinen Dolch erblickte. Mehr als ein erschrockenes "Was?", brachte er jedoch nicht hervor, dann traf ihn die Waffe empfindlich im Bauchraum.

Parallel dazu erscholl irgendwo im Schloss ein markerschütternder Schrei und Lyrin wirbelte noch im selben Moment zurück.

Sie hatten ihn gefunden!

Ohne auf die zusammenbrechende Gestalt einen weiteren Blick zu verschwenden, schwang er sich auf den Rücken eines nachtschwarzen Rosses, dass augenblicklich mit ihm durchging.

Erst jetzt reagierten die ersten Elfen auf seine Gestalt, aber ihre fragenden Rufe wurden lediglich vom Preschen der Hufe beantwortet, die über das Pflaster hinwegfegten.

Während er sich dichter über den Pferdehals beugte und der Regen an seinen Haaren hinabglitt, konnte er abermals die Stimme der Prinzessin hören, die irgendwo im Nichts erklang.

"Was...?"

Ungewollt richtete er sich wieder ein stückweit auf, während im Schloss zusätzliche Schreie erklangen, aber das war es nicht wonach er Ausschau hielt.

Alles war still. Man konnte jetzt nurnoch die Regentropfen hören, wie sie auf dem Boden aufprallten und die Erde weich machten. Alleine im dunkeln, schwebte die Elfenprinzessin bevor ihre Füße den Boden berührten. Ihre Augen waren leer, ihr Trauer was der Verlust ihre Lieben in ihrem Herz weckte stahl das Licht aus ihren goldenen Augen.

In dem Moment hatte sie das Gefühl, als ob sie nie wieder lächeln könnte... als ob sie das Lächeln in dem Moment verlernt hätte, als ihr Vater seine Seele aushauchte.

Die Welt war nicht mehr schön, es gab kein Licht mehr. Nurnoch Dunkelheit.

So einsam fühlte sie sich noch nie, ihre Tränen wollten nicht versiegen und ihr Herz wollte nicht aufhören zu schmerzen. Bitterer Schmerz, verfluchte Welt. Warum starb sie nicht auch? Warum wurde sie nicht auch getötet? Wieso tat sie das, was ihr geliebter Vater von ihr verlangte? Das Leben war ungerecht, das Schicksal war grausam.

Minuten vergingen, Jahrtausende kamen vorbei, die Stille wurde unerträglich. Verloren im Nichts.

Dann eine Minute später, die ihr wie eine Ewigkeit erschien, nahm sie eine bekannte Aura wahr, sie spürte Jemanden und sie wusste ganz genau wem diese dunkle Aura gehörte.

Langsam öffnete sie ihre Augen, so langsam, als ob ihre Augenlider aus Stein wären. Ihre Augen waren nicht mehr leer, aber ihr Blick zeigte keinerlei Gefühl.

Als die Aura sich ihr näherte sagte sie nur einen einzigen Satz, der nur der Dunkelelf hören konnte.

"Ich bin allein, so entführe mich!" konnte man die Prinzessin hören, die einfach vor sich hinstarrte. Ihr Herz war erstarrt vor Schmerz.

Die Jagd

Die beschlagenen Hufe seines Pferdes knallten hart auf dem Pflaster nieder, während Lyrin mitsamt seines Rosses unter dem stachelbewehrten Tor durchtauchte - vorbei an den schreienden Wachen, fort von dem Aufruhr der wie ein Bienenstich vom gesamten Palast Besitz ergriffen hatte und den klagenden Schreien der Hohen.

Irgendwo in der Nähe krachte das grelle Leuchten eines Blitzes in den grasüberwucherten Boden ein und es war der Moment, in dem sich seine Augen erkennend weiteten.
 

Direkt vor ihm, mitten auf dem Weg stand auf einmal Suzunas Gestalt, die sich wie auf fremdes Geheiß in Zeitlupe zu ihm umdrehte und die Augen öffnete.

Instinktiv riss Lyrin die Zügel zurück und sein Rappe stieg unter wieherndem Protest kurz vor der Elfenprinzessin empor.

"Ich bin allein, so entführe mich.", hörte er sie im letzten Moment noch sagen und so kurz sein Blick zurück zu den hohen Mauern glitt, an denen sich bereits die schreienden Wachmannschaften mit ihren Armbrüsten postierten, so rasch war seine blinde Entscheidung gefallen.

Noch während das Pferd wieder auf dem Boden traf, packte er Suzunas Hand und zog sie unter dem alarmierten Kreischen der Elfen hinauf, bevor er das Tier wieder anspornte.
 

Wenig später jagte er mit ihr zusammen fort, hin zu einem versteckten Lager dass noch etliche Stunden entfernt war.

Die Pfeile hinter ihm trafen lediglich nackten Boden, während er ihr leise etwas ins Ohr hauchte.

"Närrin."
 

Obwohl die Prinzessin sich wie eine Puppe von ihm wegbringen ließ verhielt, die keine eigene Wille hat und sich nicht wehren kann, nahm sie alles wahr. Sie war sich darin im Klaren was sie tat und was geschah.

Als Lyrin ihr ins Ohr hauchte, schloss sie die Augen und lächelte kalt.

"Du selbst bist ein Narr. Das du meinen Vater getötet hast und mich mit dir genommen hast, das wird dir zum Verhängnis." flüsterte sie leise und krallte sich nun mit beiden Händen an ihm fest.

"Ich weiß warum du uns hasst. Ich weiß, warum du mich hasst. Ich bin das Licht. Wegen mir lebst du in tiefster Dunkelheit." fuhr sie dann fort bevor sie ihren Kopf etwas hebte und ihn anschaute. Da er auf dem Weg achten musste, konnte er ihr schlecht in die Augen blicken, oder wenn doch, dann nur ganz kurz.

Langsam legte sie dann eine Hand auf seine Wange.

"Dein Herz ist pechschwarz, deine Seele ist verloren im dunklen Meer. Wieso suchst du nicht nach der Sonne?" fragte sie mit erstikender Stimme. Ihr war kalt und sie fühlte sich schrecklich. Sie konnte es einfach nicht verkraften was heute passiert ist. Und sie... konnte es sich nicht verzeihen, dass sie Lyrin nicht hassen konnte.
 

Es überraschte ihn, dass sie nicht einmal zusammenzuckte, sondern lediglich ihre Züge erkalteten und sie es sogar wagte von seinem eigenen Verhängnis zu sprechen. Es hätte einer Elfe ähnlicher gesehen, wenn sie nach dieser dummen Tat gewimmert hätte, um ihre Freilassung bettelte ... aber sie tat es nicht.

Während er die Zügel fester ums Handgelenk wickelte, spürte Lyrin wie sich ihre Finger in seiner Kleidung verhakten und trotz des hohen Tempos hielt sie noch immer ihr Gleichgewicht.
 

Das Ross fegte trotz der doppelten Belastung unter den einsetzenden Weidenbäumen hinweg und dem Dunkelelf gelang nur ein kurzer Blick zu Suzuna hinab, ehe er zurück auf den Weg sah. Dennoch umspielte ein kühles Lächeln seine Lippen, als er sich unter einem Zweig hinwegduckte.

"Du magst damit Recht haben, dass ich deinesgleichen hasse, aber dass wir in Dunkelheit leben...?", er unterdrückte ein hartes Auflachen, "Erzählen sie euch immer diese Märchen?"
 

Abrupt lenkte er das wiederspenstige Pferd vom bepflasterten Weg herunter, hinein in einen ausgetretenen Pfad, der von Sträuchern und wuchernden Büschen flankiert wurde. Während die Blätter hinter ihnen emporstoben, fühlte Lyrin wie die Elfe ihre Fingerspitzen an seine Wange legte und ihre zerbrechliche Stimme erneut erklang.
 

Erst ihre Worte verleiteten ihn jedoch dazu, zu ihr hinabzusehen und trotzdem ihre Silben abweisend klangen, sah sie ... verletzt aus.

Ihr Anblick ließ ihn einen Moment geistesabwesend werden und erst das kreischende Wiehern des Pferdes brachte ihn dazu wieder auf den Weg zu achten.

Gleichzeitig riss er ihre Fingerspitzen von seiner Haut, hielt sie jedoch mit der eigenen Hand fest. "Was für eine Sonne?", fragte er dann höhnisch nach, "Schatten ist überall, mehr braucht man nicht! Mach dir lieber Gedanken darum, was meine Männer mit dir anstellen wenn wir das Lager erreichen..!"

Suzuna schweigte eine ganze Weile. Es regnete immernoch. Aber das... war ihr schon lange egal. Nun störte sie es nichtmal, dass es ihr so kalt war, dass sie den Körper nicht mehr spürte.

Als Lyrin ihre Aussage kommentierte brach sie die Stille erneut. "Unter Dunkelheit verstehe ich nicht einen Ort wo es kein Licht gibt. Deine Seele ist in der Dunkelheit gefangen und findet keinen Weg mehr daraus." hauchte sie leise. Ihre weichen Lippen waren schon leicht blau und sie zitterte am ganzen Körper. Ihre Augen waren geschossen und sie merkte, dass sie kaum noch was spürte.

Jedoch musste sie auf seine Frage antworten, als er wissen wollte welche Sonne sie meinte.
 

Die lilahaarige öffnete die Augen einen Spalt und atmete die kühle Luft ein.

"Die Sonne.... Deine Sonne. Jeder... hat eine Sonne... einen Lichtstrahl, der einem den Weg zeigt. Ohne diese Sonne, ohne dieses Licht ist man verloren." hauchte sie bevor sie wieder die Augen schloss. Seinen letzten Satz hörte sie kaum. Als Letztes flüsterte sie nurnoch ein Wort. "Nicht...."

Ohne ihr eine Antwort auf ihre Erwiderungen einzuberäumen, jagte er dem Pferd die Absätze in die Flanken, dass daraufhin noch einmal wiehernd an Tempo zulegte.

Die Umgebung zog in einem stummen Regenband an ihnen vorbei, selbst die nachtschwarzen Bäume hoben sich kaum von ihrem Hintergrund ab.

Es fiel ihm nur unwesentlich auf, dass sie mit jedem zurückgelegten Kilometer ruhiger wurde und ihre Antworten schlussendlich nur noch gebrochen kamen, so dass er doch noch einen weiteren Blick zu ihr riskierte als sie auf eine Lichtung durchbrachen.
 

Lyrin sah gerade noch, wie ihre Lider zufielen und die letzte Silbe kaum hörbar ihre Lippen verließ, dann schien die Spannung in ihrem Körper bereits so versagen.

Es war mehr ein Instinkt, dass er zufasste bevor sie gänzlich vom Pferderücken rutschen konnte und gleichzeitig mit der anderen Hand die Zügel erbarmungslos verkürzte.
 

Das Tier bockte schmerzerfüllt und einen Moment dachte er tatsächlich, dass sie stürzen würden, doch dann hatte sich der Rappe wieder gefangen und tänzelte störrisch über das feuchte Gras. Kaute lediglich auf der Tremse.

Noch während der Dunkelelf einen prüfenden Blick auf die Elfe warf, kam ihm das amüsierte Gegröhle zu Ohr und mit einem Seitenblick erkannte er, dass er bereits das Lager erreicht hatte.
 

"Du bist heute aber stürmisch!", wurde er feixend begrüßt, ehe ein anderer dem Sprecher auf die Schulter schlug.

"Und schau mal, was unser Schnuckeputz uns mitgebracht hat!"

Erneut das harte Gelächter der anderen Dunkelelfen, aber er ignorierte es vollständig und dirigierte sein Pferd lediglich stumm zum prasselnden Lagefeuer - warum es auch immer im Regen brennen konnte.

"Lecker, lecker, wo machst du denn den Fang?", lachte es neben ihm, ehe sich der Vierte seiner Begleiter vorschob und zu ihrem Anführer aufsah.

"Sie gehört mir.", unterbrach Lyrin jeglichen Vorschlag, der in den gierigen Augen der anderen Dunkelelfen zu lesen war.
 

Von dem Alles bekam Suzuna nichts mehr mit. Ihr zerbrechlicher Körper zitterte immernoch, aber da sie nicht mehr bei Bewusstsein war, konnte sie mindestens weder die Kälte noch den Schmerz wahrnehmen.

Das Gelächter der anderen Dunkelelfen hörte sie auch nicht.

Die Prinzessin wusste nicht wie viel Zeit verging, seitdem sie das letzte Mal die Augen öffnete, jedoch war ihr klar, dass sie nicht mehr draußen war. Es war angenehm warm, ihre Lippen waren wieder rosa und sie zitterte auch nicht mehr. Ihr weißes Nachthemd, was sie trug, als sie das Schloss verließ, war aber immernoch nass und deswegen auch ganz durchsichtig.

Zuerst wusste die Lilahaarige nicht wo sie war, deshalb schaute sie sich erstmal um.
 

Als er die Bewegung aus den Augenwinkeln wahrnahm, blickte Lyrin automatisch in die entsprechende Richtung und wenn ihm Suzuna auch noch etwas benommen erschien, war sie zumindest schon einmal wieder zu sich gekommen.

"Schönheitsschlaf beendet?", erkundigte er sich mit einem spöttischen Lächeln, während Lyrin selbst der Länge nach ausgestreckt auf dem trockenen Boden lag.

Über ihnen bebte die Zeltplane unter dem prasselnden Regen, aber diese hatte schon mehr als den kleinen Schauer erlebt und würde auch weiterhin dicht halten.

Zumindest bevorzugte er den kleinen Raum der Außenwelt, auch weil er von einer schwach aufgedrehten Öllampe erhellt wurde - und die Aussicht auch um einiges besser war.

"Übrigens solltest du dir entweder die Decke dort umwickeln", Lyrin deutete mit einem knappen Kopfnicken zu der grauen Wolldecke zu Suzunas Füßen, "Oder aber du kannst dein Nachthemd auch gleich ausziehen."
 

Suzuna musste erstmal richtig wach werden, denn sie war noch etwas benebelt von dem Schlaf. Jedoch als sie diese Worte hörte griff sie sofort nach der Decke und zog diese über sich.

"Was ist dieser Ort? Wo bin ich hier? Was ist überhaupt passiert?" erkundigte sich die Prinzessin, die auf einem Schlag hellwach wurde. Seitdem sie "entführt" wurde, erinnerte sie sich kaum noch an etwas... von dem Punkt also.

Die Prinzessin schaute sich hektisch im Zelt um bevor irh Blick auf Lyrin ruhen blieb.

"Du.... du hast mich hierher gebracht." sagte sie dann leise. "Du bist der selbe Mann... mit dem ich getanzt habe." stellte sie fest und ihr wurde Einiges klar. "... Ja, der Mann den ich gebeten habe meinen Vater am Leben zu lassen und dem meine Bitte nichts bedeutete. Du hast ihn ermordet, nicht wahr?" mit jedem Wort wurde ihre Stimme leiser und am Ende konnte sie nichts mehr sagen. Sie schloss die Augen kurz bevor sie dann die Decke beiseite warf und aufsprang.

"Ich gehe!" klang ihre Stimme entschlossend und schon wollte die Elfe aus dem Zelt raus, raus auf dem Regen... Natürlich wusste sie nicht was für eine Dummheits sie grade vorhatte--- Momentan war sie nicht in der Lage eine richtige Entscheidung zu treffen, geschweige denn überhaupt richtig nachzudenken.

Amüsiert verfolgten seine malachitfarbenen Augen wie sie die Decke innerhalb von Herzschlägen bis knapp unter ihr Kinn gezogen hatte, ganz so als ob er zuvor keine Möglichkeit gehabt hätte sie auch nur anzusehen.

Zumindest schien dieser Schock ihre Lebensgeister belebt zu haben und auch ihre Zunge zu lockern, während sie offenbar ihre Erinnerungen durchging.

"In meinem Zelt - immer noch mein Zelt - Etliches.", beantwortete Lyrin vergnügt ihre Fragen, bis ihr gehetzter Blick bei seiner eigenen Statur hängen blieb und er lediglich fragend die Augenbraue empor hob.

Dafür dass sie sich hatte entführen lassen, reagierte sie ihm etwas zu panisch. Andererseits hätte er sonstwas mit ihr anstellen können während ihrer Ohnmacht, was ihre Aufregung durchaus rechtfertigte.

Auf ihre Feststellungen reagierte er jedoch nur mit einem kurzen Nicken, erst als sie die Decke wütend von sich schmiss und trotz der niedrigen Höhe des Zeltes aufsprang, entfuhr ihm eine verblüffte Frage.

"Wo willst du hin?"

Die Antwort freilich ließ ihn noch im selben Moment hochfahren und obwohl er sich an der Plane den Kopf anstieß, hatte er sie nach zwei Schritten bereits wieder am Handgelenk gepackt und erbarmungslos zurückgezerrt.

"Du bist wohl von allen guten Geistern verlassen, oder was?", zischte er dann eindringlich und mit wütend-gedämpfter Stimme, während die Eingangsluke verräterisch an ihren alten Platz schwang.

Draußen unterbrach sich das heitere Gejohle kurzzeitig und die angetrunkene Stimme eines anderen Dunkelelfen drang mühelos gackernd bis zu ihnen vor. "Wenn du fertig bist, lass uns auch mal ran, Lyrin!"

Der Angesprochene warf Suzuna lediglich einen zweiten scharfen Blick zu, ehe er ihre Hand wieder losließ.

"Also wenn du jetzt immer noch gehen willst, da ist der Ausgang.", knurrte er säuerlich.
 

Verblüfft und etwas schockiert über das Gehörte starrte Suzuna zuerst zu dem Ausgang und dann starrte sie Lyrin an.

Auf die Frage wo sie hinwollte, kannte sie die Antwort selbst nicht. Sie wollte einfach weg von hier. Der einzige Grund warum sie sagte, was sie sagte, also er solle sie entführen war, dass sie sich einsam fühlte. Jedoch dachte sie im Moment als dieser Satz ihre Lippen verließ nicht wirklich darüber nach was für Folgen ihre Bitte haben könnte.

Nun war sie in einem Zelt, alleine mit dem Mörder ihres Vaters und sie trug nur ein nasses Nachthemd - sie war ihm also schutzlos ausgeliefert...

Innerlich schlukcte die Elfe. Trotz ihrer Naivität und ihrer Unschuld wusste sie was geschehen könnte und das machte ihr Angst. Ab dem Moment, wo sie am Handgelenk gepackt wurde, benahm sie sich ruhig.

"Ich gehe nicht weg." murmelte sie etwas nervös, innerlich fügte sie jedoch noch hinzu "Noch nicht".

Ihr Herz schlug mit jeder Sekunde schneller, je mehr Gedanken ihr über den Kopf gingen.

Am Ende wanderte ihr Blick zu Lyrin und sie konnte nicht anders, sie stellte die Frage, die ihr die meisten Kopfschmerzen bereitete: "Du willst mir doch nichts tun, oder?" fragte sie mit Mauserstimme und schaute ihn ängstlich an. Sie hatte noch nie solche Angst. Doch da kam ihr eine Idee und sie sagte noch etwas bevor er überhaupt auf die Frage reagieren konnte. "Ich bin verlobt!" sagte sie. Ihr Vater sagte doch soetwas, Jemand hätte um ihre Hand angehalten. So war es doch, oder? Dann gehöre ihre Jungfräulichkeit doch dem Mann, der sie zur Frau nehmen wollte und keinesfalls einem Dunkelelfen, wie Lyrin.

"Du darfst mir nichts tun!" flüsterte sie dann noch und krallte sich mit den Händen etwas aufgebracht in ihr nasses Nachthemd.

Während sich der Dunkelelf wieder missmutig auf seinen alten Platz fallen ließ, fragte er sich was in dem Moment als er sie aufs Pferd gehoben hatte, eigentlich bei seinen Sicherungen fehlgeschlagen war.
 

Nun gut, sie hätte sich dazwischen werfen können und er wäre eventuell an seiner Flucht gehindert worden, aber Tatsache blieb doch, dass er sich bisher wohl mehr Ärger eingehandelt hatte als Nutzen.

Skeptisch blickte er wieder zu Suzuka, die ihm angespannter als zuvor vorkam und irgendetwas in ihm flüsterte, dass sie zumindest jetzt die Dummheit ihrer Idee begriffen hatte. Immerhin etwas ...

Dennoch hob er bei ihrer Frage ungläubig die Augenbraue an. Er - ihr etwas tun?

Ehe Lyrin jedoch dazu kam ein Widerwort an den Tag zu legen, hatte sie hastig noch zwei weitere Argumente aufgezählt und griff sich nervös in den immer noch halbdurchsichtigen Stoff ihres Nachthemdes.

Lyrin schloss lediglich seufzend die Augen. "Jetzt hör mir mal gut zu, Schätzchen.", begann er dann gedehnt und beinahe so als ob er zu einem begriffsstutzigen Mädchen sprach, "Wenn ich dir etwas tun wollte, hätte ich nicht bis jetzt gewartet und es wäre mir auch garantiert egal gewesen, ob du bereits an jeder Hand ein Dutzend Bälger kleben hast."
 

Abwartend blickte er zu Suzuna hinüber, die immer noch wie vom Donner gerührt da stand. "Und wenn du dir jetzt bitte wieder diese Decke umwickelst, wäre ich dir sehr dankbar, da ich ansonsten doch noch auf falsche Ideen komme. Danke."

Wie von Blitz getroffen zog sich Suzuna wieder die Decke rüber und seufzte bedrückt.

"Verstehe." sagte sie mit leicht beleidigter Stimme. Es gab da aber etwas was sie nicht verstand. Mit fragenden Blick setzte sie sich wieder. "Warum... warum hast du die Finger von mir gelassen? Du bist ein dreckiher Mörder, ein Mistkerl, ein Monster, Jemand dem andere egal sind... Wieso hast du dann nichts mit mir angestellt?" fragte sie neugierig und wartete auf eine ehrliche Antwort. Sie konnte es einfach nicht begreifen, warum er ihre Unschuld nicht nahm. Das war ein schöner Tat, er ließ sie in Ruhe und das schätzte sie auch, aber sie verstand es nicht. Als sie so nachdachte kamen ihr wieder die Worte ihres Vaters in dem Sinn. Und sie stellte sich die Frage. "Wer wollte mich zur Frau haben? Bzw. wer will mich zur Frau haben?" fragte sie murmelnd, die Frage war aber an sich selbst gerichtet und enttäuscht musste sie feststellen, dass sie keine Ahnung hatte wer sie verloben wollte.

"Verlobt und du weißt nicht mit wem?", griff er ihre letzte Frage mit skeptischer Miene auf, bevor er die zusammengerollten Decken in seinem Rücken etwas zurecht rückte.

Ihr Blick schien jedoch keine Antwort auf diesen Sachverhalt zu wünschen, sondern eher auf den ersten und so zuckte der Dunkelelf zunächst die Schultern, bevor er aus einer Schale am Boden einen Apfel griff.

"Abgesehen davon, dass du den Kurs für charmante Konversation scheinbar geschwänzt hast", kommentierte Lyrin unbeeindruckt, bevor er abbiss, "Hätte ich nichts davon. Dein Wert für eine Erpressung des Königshauses würde sinken und den Spaß kann ich mir auch woanders holen."

Damit bedachte er sie mit einem leicht provokanten Blick, ehe ein amüsiertes Lächeln auf seine Züge trat. "Lernt man bei euch eigentlich immer alle Vorurteile auf einmal aufzuzählen?"
 

Suzuna schaute etwas unschlüssig zu Lyrin. Sie wusste selber nicht, was sie auf seine Frage antworten sollte. Ja, sie war wahrscheinlich verlobt aber mit wem...? Das wusste sie nicht. Seufzend rutschte sie etwas nach hinten auf dem Bett und zog die Beine an sich, legte die Arme um diese.

Die weiteren Bemerkungen ließen Suzuna kalt, deshalb reagierte sie auf diese auch gar nicht. Die Prinzessin war etwas in Gedanken versunken. Verlobt... das hatte sie sich anders vorgestellt. Ja, oft hatte sie davon geträumt sich zu verlieben und dann zu heiraten. Aber in ihren Träumen war alles viel schöner, romantischer und einfacher. Jetzt war alles so kompliziert. Sie hatte das Gefühl, dass es nie so wird wie sie es sich vorgestellt hatte. Das Gefühl machte ihr Angst. Kein Traum geht in Erfüllung, kein Plan wird durchgeführt und kein Ziel wird erreicht. Nein! Das konnte doch nicht wahr sein! Ihr war klar, sie durfte das nicht zulassen. Bilder von der Zukunft zerplatzen wie Seifenblasen. Man muss aber weiter hoffen, das würde sie auch tun, das wird sie auch tun. Sonst gibt es ja nichts mehr wofür sie leben könnte.

Langsam hob sie den Kopf und schaute einfach vor sich hin. Ihre goldenen Augen glänzten, als sie ins Feuer sah, da ihr Blick auf eine Kerze fiel.

Sie fing an leise ein altes Lied zu summen, was sie einmal vor langer Zeit von einem Freund gehört hat. Wenn sie keinen Ausweg mehr sah, summte sie immer diese Melodie, da sie dadurch neue Hoffnung gekam.

"Erinnerst du dich noch an die alten Zeiten? Damals war alles noch schön, wir waren immer zusammen, wie eine kleine Familie - wir die wahren Freunde. Aber dieses Lied ist ein wenig zu nostalgisch, da diese kleine Bande sich schon lange verlaufen hat. Und du erinnerst dich noch bestimmt an das eine Mädchen, die so lange darauf gewartet hat, dass Jemand sich in sie verliebt. Dafür, dass du dieser Jemand wurdest, konntest du eigentlich nichts. Gezwungen wurdest du auf jedem Fall nicht. Sie sind nun weg. Sie sind weg, all die alten Freunde. Und sie kommen nie wieder zurück. Aber suche das Mädchen! Ich weiß, du wirst sie finden. Sie ist dir noch etwas böse, aber trotzdem wartet sie noch auf dich." konnte man Suzuna singen hören und ihr Blick zeigte, dass sie irgendwie abwesend war. "Bitte, verstehe es, sie liebt dich wirklich - obwohl du komisch bist, manchmal,ja das stimmt. Du brauchst ihr nichts vorzuspielen. Plane keine Vorführung für sie! Hier hilft keine Maske, du brauchst kein Kostüm! Nur geh endlich, denn dieses Mädchen wartet schon auf dich! Sie sind gegangen! Sie sind weg, all die alten Freunde! Und sie kehren nie wieder zurück. Aber suche das Mädchen! Ich weiß, du wirst sie finden. Sie ist dir noch ein wenig böse, aber trotzdem wartet sie auf dich! Erinnerst du dich noch an die alten Zeiten...?" am Ende summte sie schon so leise, dass man es kaum hören konnte. So schloss sie die Augen und vergrub ihr Gesicht im Schloss.

Das verzerrte Lächeln blieb mühelos seinen Gesten erhalten, immerhin hatte er nicht ernsthaft mit einer Antwort gerechnet und Lyrin sah sich wieder einmal in der Annahme bestätigt, dass Elfen den Wahrheiten auswichen, die sie nicht vertrugen.

Den Gedanken, dass sein eigenes Volk sich kaum anders verhielt, schob er gewissenhaft beiseite - nur weil sie diese eine Gemeinsamkeit teilten, galt das noch lange nicht für den Rest.

Während Suzuna sich etwas bequemer hinzusetzen schien, fing sie an irgendeine urtümliche Melodie vor sich hinzusummen, der rasch auch der dazugehörige Text folgte.

Obwohl Lyrin nicht viel von Gesang hielt, ließ er sie schulterzuckend gewähren und biss abermals in den Apfel, den er anschließend zwischen seinen Fingern drehte.

Ohne es äußerlich erkennen zu lassen, lauschte er ihren Sätzen und warf dann und wann einen Blick auf ihre Gestalt, die im Kerzenlicht in einem warmen Orange ertönte.
 

Fantasie, um zu erkennen dass sie momentan in einer anderen Sphäre weilte, brauchte er nicht, das verrieten schon die Zeilen, die so selbstverständlich ihren Weg fanden.

Dennoch ließ er grinsend seinen Kopf sinken, als Suzuna endete und es vergingen einige Herzschläge bevor er sie fixierte.

"Seid ihr Elfen eigentlich alle hoffnungslose Romantiker?", fragte er wenig taktvoll nach, "Oder macht es euch einfach nur Spaß euch an irgendwelche Geschichten zu klammern, die sich ein alter Narr bei zuviel Met ausgedacht hat?"

Lachend ließ er sich dann tiefer an seinem Platz sinken, so dass er die Zeltplane über sich im Blickfeld hatte ehe er die Augen schloss.

"Du solltest besser schnell lernen, worauf es im Leben ankommt, Schätzchen."

Seine tiefe männliche Stimme riss die junge Prinzessin aus den Gedanken, erneut. Etwas irritiert über seine Frage, stand die junge Frau nun auf. Antworten wollte sie ihm nicht, aber eines wollte sie, ihm die Augen öffnen.

"Du solltest lernen zu hoffen und zu glauben. So wirst du nie glücklich. Und was bringt es lange zu leben, wenn man dabei nicht glücklich ist? Dann hat eh nichts einen Sinn." meinte Suzuna ruhig und lächelte dann leicht.

"Soll ich dir beweisen, dass Ehrlichkeit jeden verändern kann?" fragte sie bevor sie seinen Mantel, der neben dem Bett auf einem Stuhl lag, in die Hände nahm und dann anzog.

Sie hatte sich entschlossen nun raus zu den anderen Dunkelelfen zu gehen - sie hatte vor mit ihnen zu reden.

Lyrin setzte sich in dem Moment wieder auf, als sich Suzuna von ihrem Platz erhob und ihm in einer beinahe schon dreisten Selbstverständlichkeit diktierte worauf -er- Achtgeben sollte.

"Du scheinst dein komisches Glück für alle über den gleichen Kamm zu scheren.", räusperte sich der Dunkelelf verächtlich, "Und hoffen tun nur diejenigen, die zu schwach sind sich ihre ... wie nennt ihr es? Träume?", überlegte er kurz, "Sich ihre Vorhaben zu erfüllen."

Trotz seines Einwurfes fuhr die Elfe jedoch fort zu lächeln und wenn Lyrin das auch nicht unbedingt auf seine Aussagen bezog, missfiel ihm dieser Gesichtsausdruck.

Skeptisch verfolgte er wie sich die junge Frau seinen Mantel angelte und über die Schulter warf, während in ihrem Gebaren eine Sicherheit auftauchte, die ihn nervös werden ließ.

"Was hast du nun schon wieder vor?", fragte er lauernd, bevor er selbst mit einem Sprung wieder auf den Beinen war und sie grob an der Schulter festhielt.

"Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du dort besser nicht rausgehst.", zischte er scharf, "Oder heißt bei euch Elfen Ehrlichkeit einfach nur Dummheit?!"

Wütend funkelte Lyrin die Kronprinzessin an, während vor dem Zelteingang das rohe Gelächter einen neuen Höhepunkt erreichte.

Suzuna runzelte ihre Stirn etwas, als der Dunkelelf sie grob an den Schultern packte. Sie seufzte dann leise und schloss ihre Augen für einige Sekunden. Als sie die Augen wieder öffnete, schaute sie Lyrin ernst und ruhig an.

"Sag mir, wie ist das Leben? Erklär mir, warum ist es so wie es ist! Und erkläre mir warum das Leben schön ist! Und wenn nicht, dann wieso nicht. Versuch mir zu erklären warum Jemand gut ist und warum man böse wird!" forderte sie den Mann auf, der anscheinend überrascht und etwas genervt auf ihre blöde Fragen und Aufforderungen reagierte. Sie furh aber fort: "Sag mir bitte, wem soll ich glauben? Und wem nicht? Und verrate mir mal, wer kann was erreichen? Und wie schmeckt das Wasser des Lebens? Erkläre mir auch warum Jahre so kurz erscheinen wie paar Augenblicke! Warum muss alles ein Ende haben und wann fängt alles an?" sie lächelte lange nicht mehr, sie war so ernst, wie vielleicht noch nie. All ihre Fragen, die sie ihm stellte waren wichtig. Sie wollte es ihm klar machen, dass er sehr wenig über die Welt und über das Leben wusste. Wenig, genau wie sie. Es ist ganz natürlich, dass sie hier wegwill, dass sie ihr Leben weiter leben will, dass sie die Welt in der sie lebt erforschen will. Mit Ehrlichkeit kann man Ziele erreichen, sodass man dadurch auch anderen die Augen öffnen kann.

Er schien sie aber nicht zu verstehen, was sie traurig machte. Deshalb redete sie weiter: "Sag mir, wie soll ich leben? Mein Vater sagte, ich solle Niemandem wehtun. Deshalb habe ich nie jemandem wehgetan und ich wurde auch nie von Jemandem verletzt. Sag mir aber warum wir da sind! Meine Mutter sagte, damit wir glücklich werden. Aber sie erklärte mir nicht wie ich glücklich werden soll. Sag, warum?!" die Elfenprinzessin schaute dem Dunkelelfen tief in die Augen und sie versuchte dadurch seine Seele zu erblicken - die Seele war ja auch so bekannt als "Spiegel der Seele".

Mit einem derartigen Schwall an Fragen hatte er nun weißgott nicht gerechnet und wenn ihm eines klar wurde, dann zumindest dass dieses Mädchen nicht so naiv war wie sie vielleicht den Anschein weckte.

Dennoch kam er nicht einmal dazu ihr eine einzige Frage zu beantworten, da sie stetig eine neue anbrachte und wenn Lyrin mit einer Haltung auf dem Kriegsfuß stand, dann der dass man ihm nicht die Möglichkeit einberäumte Stellung zu beziehen.

Ärgerlich runzelte er die Stirn, wodurch er sie scheinbar weiter animierte in ihrer Rede fortzufahren und kurz bevor er den Punkt erreichte, an dem er ihr einfach die Hand auf die Lippen pressen würde, um sie zum Schweigen zu bringen, hielt sie tatsächlich inne.

Ihr intensiver Blick war zwar nicht unbedingt das, was er als angenehm bezeichnete, aber er hielt ihm eine Weile stillschweigend stand ehe er sich zu einer Erwiderung entschloss.

"Du kannst keine absolute Wahrheit finden, gleich wieviele Fragen du in den Raum wirfst. Jede Medaille hat zwei Seiten und in dem Moment in dem du dich für eine entscheidest, schließt du die andere aus.", erklärte Lyrin frostig, "Freilich kannst du eine Weile versuchen auf deiner Kante entlang zu spazieren und über alles schimpfen, was du nicht verstehst-", damit ließ er die Hand von ihrer Schulter sinken und wandte sich auf dem Absatz herum, "-Aber es wird dir nichts bringen. Vielleicht war dein bisheriger Weg auch der Falsche, schonmal daran gedacht?"

Lyrin warf ihr einen scharfen Blick über die Schulter zu.

"Und wenn dir diese Tatsache auch nicht schmeckt, solltest du vielleicht überlegen, ob du deinem Leben nicht einfach ein Ende setzt anstatt dich tagein, tagaus mit irgendwelchen Halbwahrheiten herumzuschlagen. Es ist dein Leben, nicht meines.", wies er sie dann zurecht. "Und meine Wahrheiten werden nicht die deinen sein, Elfe."

"Suzuna." sagte sie leise. "Mein Name ist Suzuna." wiederholte sie und ging an dem Dunkelelfen vorbei.

"Jede Medaille hat zwei Seiten, ja das stimmt. Aber vergiss nicht, man kann nicht einfach NUR böse oder NUR gut sein. Es gibt kein Wesen, das nie einen dunklen Gedanken hatte und es gibt auch kein solches Wesen, das nie etwas Gutes in sich trug." gab die Prinzessin von sich und wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. "Ich würde also sagen, jedes Wesen ist wie eine Medaille - jeder hat zwei Seiten. Ich auch. Du aber auch, Dunkelelf." beendete sie ihren Satz und ging noch einen Schritt auf den Ausgang zu.

Wortlos nahm er ihren Namen zur Kenntnis, auch wenn er innerlich die Auffassung vertrat, dass es zu ihrem Erscheinungsbild passte.

Dennoch verfolgte er aufmerksam, wie sie an ihm vorbeischritt und in seinen Augen schien sie dabei aufrechter denn je zu gehen, aber vielleicht entstand diese Wirkung auch einfach nur durch den Wahrheitsgehalt ihrer Worte.

Amüsiert fuhr er sich letztendlich durch die dunklen Haare. Er unterhielt sich doch tatsächlich mit einer Elfe..!

"Denk was du willst, Schätzchen.", entgegnete er dann mit einem undefinierbaren Lächeln. "Aber bis dahin wäre ich dir dankbar, wenn du nicht von dir auf andere schließt. Ich mag mich vielleicht nicht auf den ersten Blick wie die Brüder meines Volkes verhalten, aber das heißt noch lange nicht, dass ich es nicht könnte."

Kurzerhand deutete er auf den dicken Stoff, der den Eingang verschlossen hielt. "Aber wenn du testen möchtest, ob ich doch kein Lügner bin, kannst du dein Glück gern dort draußen versuchen.", bot er dann kalt lächelnd an. "Erwarte dann nur nicht von mir, dass ich als Ritter auf irgendeinem weißen Gaul daherkomme, um dir zu helfen."

Ganz unerwartet drehte sich Suzunazu Lyrin um und schrie ihn mit rotem Gesicht an. "Ich bin nicht dein Schätzchen!!!" fauchte sie ihn an und fasste sich dann beschämt an der Wange. Noch nie wurde sie so wütend wegen so einer Kleinigkeit. Aber Lyrin konnte sie echt aus der Fassung bringen, das war klar.

"Keine Sorge, ich bleibe hier drinn... bis morgen. dann verschwinde ich von hier!" fügte sie noch hinzu bevor sie sich wieder aufs Bett setzte. Seinen Mantel hatte sie immernoch an.

"Du musst nicht schreien, ich habe ein ausgezeichnetes Gehör.", erwiderte er trocken, ehe das Lächeln doch wieder Gestalt annahm und er gedanklich das Schätzchen boshaft wieder ransetzte.

Dass sie ihm überhaupt soviele Widerworte entgegenbrachte, stimmte schon mit dem Eindruck überein, den er auf dem Geburtstagsball Yamatos gewonnen hatte, aber die Krallen würde sie sich selbst kürzen müssen wenn sie den letzten Teil der Reise lebend überstehen wollte.

Wortlos verfolgte er dann wie sich Suzuna auf sein behelfsmäßiges Bett fallen ließ, denn immerhin hatte er keinerlei Zeit auf dieser Mission ein komplettes Mobiliar mitzuschleifen, sondern aus einigen übereinandergestapelten Decken das behelfsmäßige Lager gebastelt.

"Übrigens nett, dass du mir beim Schlafen Gesellschaft leisten willst, ich hätte gedacht du wärst schüchterner.", gab Lyrin spitz zu verstehen ehe er begann die Ösen an seinem Gürtel zu lösen.

Suzuna lag bereits gemütlich auf dem Bett und wollte sich grade richtig entspannen, als er das sagte. Ihr stieg sofort die Röte ins Gesicht und sie sprang mit so einer Schnelligkeit vom Bett, als ob sie etwas gestochen hätte.

"Ich schlafe auf dem Boden!" sagte sie rasch und legte eine Decke hin, auf die sie sich niederließ. Auf keinem Fall wollte sie mit ihm ein Bett teilen! Schüchtern schaute sie zur Seite und wartete darauf, dass er sich umzog.

Die Bewegung kam zu abrupt, um ihn nicht in heiseres Gelächter ausbrechen zu lassen, er hatte zwar mit einem entsetzten Gesicht gerechnet, aber das übertraf dann doch alles.

Nachdem er den ledernen Gürtel mit der silbernen Schnalle zu Boden gleiten ließ, deutete er jedoch erneut auf den Platz, den das Mädchen so abrupt verlassen hatte.

"Ich habe ohnehin die erste Nachtwache, mir ist es gleich wo du schläfst.", gab er mit einer gewissen Spur des verbliebenen Amüsements zurück.

"Im Morgengrauen reiten wir weiter und wenn du vorhast bis dahin zu fliehen, solltest du dich verdammt unauffällig bewegen - Nicht, dass es dir gelingen wird, aber dann macht es mehr Spaß dich wieder einzufangen.", lachte Lyrin dann, ehe er sich unter dem Rand des Zeltdaches wegduckte und an die frische Luft heraustrat, die noch immer regenfeucht war.

"Mach dich nur ruhig lustig über mich! Du wirst es aber noch sehen, dir wird das Lachen bald vergehen!" warnte die Prinzessin Lyrin und erhob sich ein zweites Mal. Sie legte sich zurück aufs Bett. "Und wehe du versuchst dich neben mir zu legen! Das wäre dann dein letzter Tat!" sprach sie weiter warnend und schloss die Augen. Sie hatte Angst. Ja, das stimmte. Sie wollte nurnoch hier weg. Lyrins Drohungen und seine arrogante Art war ihr schon egal.

Ihre letzten Verwünschungen hörte er nur noch gedämpft, da der Stoff am Eingang bereits an seine alte Position gerutscht war und lediglich noch ein wenig hin und herschwankte, bis er sich völlig beruhigt hatte.

Seine Begleiter stießen immer noch fröhlich lachend ihre Krüge aneinander und wenn Lyrin sich auch nur einen Moment fragte, woher sie die Unmengen an Wein nahmen, zuckte er dann resignierend die Schultern.

Immerhin war diese Überlegung genauso sinnig als wenn er sich fragte, warum er Suzuna tatsächlich mitgenommen hatte und es würde genauso ergebnislos bleiben.

Während dem Dunkelelfen der herbe Geruch der durchnässten Gräser in die Nase stieg, trat er einem seiner sitzenden Handlanger ins Kreuz, der sich wenig später verblüfft am Boden wiederfand.

"Geht schlafen.", kommentierte Lyrin kühl ohne auf das einsetzende Gemaule der anderen Dunkelelfen einzugehen. Einer von ihnen wagte es dennoch einen lüsternen Blick in Richtung des Zeltes ihres Anführers zu werfen, aber die eisige Miene verleidete ihm die aufkommende Idee sogleich wieder.

Murrend hatte er sich alsbald getrollt, so dass sich der hochgewachsene Dunkelelf nun gleichgültig auf einem umgefallenen Baumstamm niederließ.

Suzuna schlief nur paar Stunden, denn ihr war klar, dass sie heute Chance hatte zu fliehen. Deshalb wachte sie noch vor Tagesanbruch auf und stand vorsichtig auf. Den Mantel des Dunkelelfen zog sie nicht aus, da dieser groß und warm war und da es draußen kalt war. Ganz leise schlich sie sich dann aus dem Zelt und achtete darauf, dass sie von Niemandem gesehen wurde. Als sie dann endlich den Lager verließ, atmete sie erleichtert auf.

//Das war ja ganz leicht.// dachte sie und hoffte, dass sie von Niemandem verfolgt wurde. Sie zögerte nicht weiter und rannte los. //In wenigen Tagen müsste ich die kleine Hütte erreichen wo ich immer als kleines Kind gespielt habe. Dort würde ich in Sicherheit sein.// mit dem Gedanken beschleunigte sie ihre Schritte und rannte weiter so schnell sie konnte. Es war ihr jedoch immernoch kalt, trotz dass sie den großen Mantel trug.

Lyrin selbst unterdrückte ein herzhaftes Gähnen hinter seinem Handrücken, während die andere Hand die schwarzen Zügel locker umfasste und das Pferd unter ihm unruhig auf der Stelle tänzelte.

Im Gegensatz zu ihm schien es von diesem morgendlichen Ausflug überhaupt nichts zu halten und die Tatsache, dass sie in direkt-entfernter Entfernung zum Lager waren, schien die Laune des Pferdes nicht unbedingt zu verbessern.

Die sanften Atemwolken, die es dabei im Schatten der Bäume ausstieß, verdunsteten fast augenblicklich und auch wenn es noch eine gute Stunde bis zum Sonnenaufgang sein würde, ließ sich der Dunkelelf davon wenig beeindrucken.

"Etwas Geduld noch.", murrte er seinem Ross zu, dass augenblicklich seine Ohren nach ihm ausrichtete und widerwillig schnaubte.

Lyrin selbst warf einen kurzen Blick zu den Ästen empor, ehe ihm das erwartete Geräusch von rasch aufeinanderfolgenden Schritten und heftigen Atembewegungen ans Ohr drang.

"Drei .... zwei ...", begann er mit gelangweilter Miene zu zählen, bevor er seinem Pferd einen Tritt in die Flanken verpasste, dass daraufhin direkt auf den Pfad preschte und einer erschrocken aufschreienden Suzuna den Laufweg versperrte.

"Guten Morgen, Suzuna.", beendete der Dunkelelf seinen Satz.

"Whaaa!" schrie die Prinzessin erschrocken auf und fiel fast nach hinten.

//Das gibt´s doch nicht! Nein!// dachte sie verzweifelt und schluckte. Sie schaute sich schnell um, bevor sie in eine Richting losrannte.

Ihr war natürlich klar, dass Lyrin auf dem Pferd sie locker einholen konnte, deshalb versuchte sie so einen eg zu finden, wo man mit dem Pferd nicht durchkommen konnte.

Blitzschnell warf sie sich ins Gebüsch und versuchte sich da durchzukämpfen wo das Pferd nicht durchpasste.

//Ich.. ich gehe da nicht zurück!//

Nun gut, das hatte er sich ehrlich gesagt anders vorgestellt..!

Anstatt geschockt innezuhalten, warf Suzuna hastig einige Blicke mit schreckgeweiteten Augen um sich, ehe sie ihrer erstbesten Intuition zu folgen schien und ins Dickicht brach.

"Komm sofort wieder zurück!", entfuhr es Lyrin verärgert.

Heftig ruckte der Dunkelelf an den Zügeln, so dass sein Ross den Kopf zuerst nach hinten riss und auf der Stelle trat. Sekunden später spannten sich jedoch die Muskeln unter dem mattglänzenden Fell und das Tier schnellte samt Reiter hinter der fliehenden Elfe hinterher.

Während ihre Haare wehend im Gebüsch verschwanden, dessen Zweige grob zurückschnellten, verließen die Hufe in einem Satz das Pflaster - nur um Sekunden später am Gewirr der Äste zu scheitern und das empörte Wiehern wurde von einem noch lauteren Fluchen begleitet.

Innerhalb von Herzschlägen hatte sich Lyrin aus dem Sattel geschwungen und setzte zu Fuß zur Verfolgung an.

Suzuna dachte nicht daran stehen zu bleiben. Ihr Puls raste, genauso wie ihre Gedanken. Sie fühlte richtig wie das Blut in ihren Adern pulsierte. //Schneller, schneller!// dachte sie und versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass sie schneller rennen kann. Die Äste kratzten sie unterwegs mehrmals, sie verlor sogar Lyrins Mantel, was ihr aber ermöglichte schneller zu rennen. Mit jeder Sekunde hatte sie mehr Kratzer und ihr weißes Nachthemd, was sie immernoch trug, wurde von Sekunde zu Sekunde zerfetzter.

Die Elfe wäre sicher noch weitergerannt, hätte sie nicht an einem Fluss halt machen müssen.

//Nicht!// schrie sie in Gedanken auf und warf sich dann nach kurzem Zögern ins Wasser. In der nächsten Sekunde kam sie hoch um nach Luft zu schnappen. Die Strömung riss sie mit sich.

Den zurückschnellenden Ästen wich er mit geübter Präzision aus, wenn gleich ihm das auch nicht bei allen Hindernissen fehlerlos gelang und mit jedem Treffer fühlte er ein wenig mehr Zorn in seinen Adern pochen.

Sie dachte doch nicht ernsthaft, dass sie ihm hier entkommen konnte?!

Akribisch verkniffen sich seine Iriden, als zwischen dem Grün des Dickichts immer wieder ihre auffällige Haarfarbe hindurchschimmerte und so setzte Lyrin konzentriert über eine kniescheibenhohe Wurzel hinweg, während sich der Abstand immer weiter verkürzte.

"Bleib gefälligst stehen!", rief er Suzuna zu, die in diesem Moment an den rauschenden Fluten eines Flusses ankam. Und als ob die Elfe noch mehr Widerstand zeigen musste, sprang sie ohne Rücksicht auf Verluste hinein. Lyrin selbst kam keinen Atemzug später an der überschwemmten Uferböschung an und ließ seine Iriden hektisch über die peitschende Oberfläche huschen, die Suzuna wieder durchbrach.

"Dummes Mädchen.", knurrte der Dunkelelf ungehalten als die Strömung ihrer habhaft wurde, die durch den vorangegangen nächtlichen Regen noch an Kraft gewonnen hatte.

Augenblicke später hatte er sein Hemd abgestreift und den Gürtel ins Gras geworfen, dann fühlte er auch schon das eisige Nass an seiner Haut während Lyrin sich zu der Elfe vorkämpfte.

Suzuna sah, dass der Dunkelelf sich auch ins Wasser warf, was sie ehrlichgesagt überraschte. Sie fühlte keine Gefahr im Wasser, obwohl die Strämung sehr stark war. Lyrin verstand nicht warum sie so verzweifelt weiter um ihre Freiheit kämpfte und warum sie anscheinend keine Angst vor dem Fluss hatte.

Bald erreichten beide einen kritischen Punkt wo das kalte Wasser in die Tiefe herabstürzte. Suzuna bemerkte das als Erste und schaute kurz erschrocken zu Lyrin, der erst durch ihren Blick verstand was auf beide wartete.

Suzuna wollte aber noch nicht sterben, nicht so und nicht heute. Deshalb nahm sie all ihre Mut zusammen und schloss die Augen kurz bevor sie von paar starken Wellen nicht unter Wasser gezogen wurde. Für ein paar Sekunden war sie verschwunden, einfach von den Wellen verschluckt, doch dann passierte etwas. Die Wellen trennten sich und das viele Wasser, der ganze Fluss "öffnete" sich. Das war Suzuna zu verdanken, die ihre magischen Kräfte einsetzte um ihr Leben zu retten. Und da stand sie wieder am Boden des Flusses auf kleinen Steinchen. Hinter ihr konnte man eine Klippe sehen, also einen Wasserfall. Das Wasser floß aber nicht weiter , sondern gehorchte der Prinzessin und richtete sich auf, wie echte Mauer an zwei Seiten des Flusses. Arina, platschnass und erschöpft öffnete die Augen, murmelte immernoch etwas. eine Zauberformel, was die Wasser kontrollierte. Lyrin war auch schon außer Gefahr, er stand paar Meter von ihr auf nassem Boden des Flusses.

Es vergingen nur Sekunden, nichtmal eine halbe Minute ... die Lilahaarige ging paar Schritte nach hinten und lächelte kurz bevor sie sich in die Tiefe fallen ließ. In der selben Minute erwachte das Wasser wieder und eine große Welle stoß Lyrin aus dem Fluss, sodass er gegen einen Baum knellte. Von Suzuna war nichts mehr zu sehen. Sie war einfach spurlos verschwunden, genauso wie an dem Abend wo sie zusammen getanzt haben.

Lyrin bereute fast noch im Moment des Sprunges, dass er sich so ohne Weiteres in die Fluten gestürzt hatte, die ihn erbarmungslos umschlangen. Kurz gelang es der Strömung ihn unter die eisige Oberfläche zu ziehen, dann hatte er sich mit einer kräftigen Bewegung zurück an die kühle Morgenluft gekämpft.

Die einzelnen Wasserperlen schienen noch auf seiner Haut gefrieren zu wollen, aber seine Gedanken wurden erstickt von dem ohrenbetäubenden Getöse um ihn herum. Selbst der Sog schien sich noch verstärken zu wollen, aber dessen ungeachtet ließ er einen hastigen Blick über die peitschenden Wellen gleiten und hatte wenige Augenblicke später Suzuna im Blickfeld.

Noch während er etwas Unverständliches in die Fluten verwünschte, kämpfte sich Lyrin mit kräftigen Zügen zu ihr vor, was angesichts der Wasserkraft eher als halber Spielball aussah.

Zwischen zwei Wellenbergen schnappte er fluchend ihren Blick auf, aber der Dunkelelf erkannte erst beim zweiten Mal dass sich die angenommene Überraschung als Entsetzen entpuppte und weitere Sekunden später, wurde ihm auch klar warum sich die Strömung stetig verschnellerte.

Noch ehe Lyrin die Zeit hatte auch nur eine halbe Nuance blasser zu werden, fühlte er bereits wie das Wasser von seinem Körper ... moment, Wasser wich doch nicht so einfach...?!

"Was zur Hölle?", echote er ungläubig, ehe der Dunkelelf durch eine weitere Wellenfront glitt und keine fünf Herzschläge später den feuchten Boden des Flussbettes unter seinen Füßen spürte.

Boden?!

Noch während Lyrins Blick wie in Trance zur Elfe glitt, sah er sie bereits langsam zurückweichen und im nächsten Moment nach hinten fallen.

"Su..!"

Zu mehr kam er nicht, da im nächsten Herzschlag bereits das Wasser auf ihn zuschoss und trotzdem er die Arme vors Gesicht riss, fühlte er kurz darauf nur einen lähmenden Schmerz im Rückgrat ehe er von Schwärze umfangen wurde.

Es vergingen Stunden. Lange Stunden. Alles war friedlich. Die Sonne schien, die Vögel zwietschten, der Wind spielte mit den Blättern der Bäume.

Suzuna lag auf einer großen Wiese, die von unzähligen weißen Blumen bedeckt wurde. Ihre Augen waren geschlossen, sie genoß das warme Sonnenlicht auf der Haut. Sie entspannte sich und ruhte sich etwas aus bevor sie weiterzog. Sie wusste, sie würde ihre Kraft brauchen, denn Lyrin war nicht so ein Dämon, der leicht aufgeben wollte.

Nach einer Zeit öffnete sie deshalb ihre Augen wiedr und setzte sich auf. Ihr Nachthemd war schon fast ganz getrocknet, genauso wie ihre Haare auch.

Langsam richtete sich die Elfenprinzessin auf, streckte sich und gähnte leise.

"Ich muss weiter" sagte sie zu sich selbst und setzte sich in Bewegung, schaute aber einmal noch in den klaren Himmel und dachte für eine Sekunde an Lyrin. Was er wohl machte? Ob es ihm gut ging?

"Dieses verfluchte ... Weibsbild..", zischte der Dunkelelf missmutig vor sich hin, während er wohl zum geschätzten zwanzigsten Mal seinen Hinterkopf betastete. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er geschworen dass ihm eine halbe Herde wildgewordener Pferde darüber galoppiert war, aber immerhin - er wusste es besser.

Wie Suzuna es fertig bekommen hatte die Wassermassen derart für sich in Anspruch zu nehmen, war ihm zwar nach wie vor nicht klar, aber Tatsache blieb, dass sie es sich eindeutig zu leicht vorstellte!

Mit einem scharfen Pfiff rief er nach seinem Ross, das bereits wenige Augenblicke später gehorsam durch das Dickicht herantrabte und seinen Umhang zwischen den Kiefern zermahlte.

Lyrin bedachte das Tier lediglich mit einem wütenden Blick, bevor er es ihm wieder entriss und das empörte Schnauben ignorierte.

Wenig später schwang er sich in den Sattel und trieb das Pferd in Richtung der herabfallenden Stromschnellen an, bevor er es in harter Linie die einzelnen Steinbrocken entlang des Wasserfalls hinunterscheuchte.

"Zähl deine Stunden..", knurrte er halblaut.

Lyrins Anhänger

Währendessen tapste die Prinzessin barfuß durch den Wald. Sie hatte sich schon beruhigt, da sie dachte, Lyrin würde sie noch eine ganze Weile lang nicht suchen.

Leise summend ging sie so weiter bis sie nicht eine kleine Hütte erblickte. Sie wusste nicht wem die Hütte gehörte, sah jetzt aber eine gute Gelegenheit sich umzuziehen und was zu essen.
 

So betrat sie die Hütte und schaute sich um.

"Hallo! Ist wer da? Hallo?" rief sie und musste kurze Zeit später feststellen, dass sie Hütte leerstand. Essen fand sie im Lagerkammer und zum Glück fand sie auch trockene Kleidung. Die Frau, die hier wahrscheinlich wohnte, war sicher einkaufen, denn alles wartete nur darauf, dass jemand kommt und alles beendet was angefangen wurde. Ja, es stand zum Beispiel ein Topf neben dem Herd.

Suzuna wollte nicht unhöflich sein, aber in Not musste sie sich selbst helfen.

Sie bedankte sich für das Essen und die Kleiidung so, dass sie den Garten mit einem Zauberspruch um das zehnfache vergrößerte und verschönerte.

Eine halbe Stunde danach war sie schon wieder im Wald, nicht weit weg vom Reich ihres Vaters. Der Tod ihres Vaters machte sie zu schaffen, aber sie wollte ihr Versprechen halten und seine Träume wahrmachen! Deshalb musste sie zurück.

Seine Laune hatte sich innerhalb der letzten Zeit zusehends verschlechtert und wo sein Reittier immer ungehaltener ein Schnauben einwarf, schienen die Züge des Dunkelelfen seinem Namen alle Ehre machen zu wollen.

Mit Sicherheit entdeckte er nach einiger Zeit die Spuren von blanken Füßen im Untergrund, aber sie waren unstet und vom Ross selbst nicht immer allzuleicht auszumachen.
 

Ob sie bewusst ihre Fährte verwischt hatte, vermochte er nicht zu sagen, aber als Lyrin in die Nähe einer abgehalfterten Blockhütte kam, zeigte sich das Blitzen seiner Zähne.

Der letzte Hauch der Magie, der den Garten umwob und eine scheinbar fassungslose Frau in ihrer Mitte gaben ihm Recht. Suzuna war hier gewesen - oder war es sogar noch immer.

"Umso besser.", zischte er hervor und lenkte das Tier gezielt auf die Gestalt zu. Diese zuckte beinahe augenblicklich zusammen, als sie mit dem Korb im Arm gedankenversunken murmelte und den Weg zu ihrer Hütte zurückantrat.

Die Zeit ihrer Verwunderung durch einen weiteren Aufschrei Gestalt zu verleihen, gab er ihr dennoch nicht und nach einigen harschen Worten hatte er sie zumindest soweit eingeschüchtert, dass das Mütterchen sich an eine Elfe mit violettem Haar zu erinnern glaubte, deren Erscheinung sie irgendwo in den letzten Baumwipfeln gesehen zu haben glaubte.

Zitternd zeigte sie in die Richtung, die zum Reich der Elfen führte und Lyrin versuchte abzuschätzen wieviel Vorsprung Suzuna wohl haben mochte.

Zumindest würde es nicht genug sein, wenn sie nicht gerade vom Weg abwich ...

Mit einem harten Tritt in die Flanken riss er sein Reittier herum und folgte der kaum sichtbaren Spur am Erdboden.

Barfuß spazierte die lilahaarige Prinzessin Richtung Palast. Die Gegend war sehr ruhig, ausgestorben sozusagen. Man konnte nicht einmal mehr die Vögel singen hören.
 

//Sie waren da.// dachte sie traurig und ging weiter. Der Wind spielte mit ihren langen Haarsträhnen. Es war immernoch kalt, das war ihr aber schon lange egal.

Sein Reitpferd durchschnitt mühelos die einzelnen Gebüsche, die mit einem Bersten und Knacken den beschlagenen Hufeisen weichen mussten, ehe diese auf das kühle Pflaster trafen.

Dass ihm der Wind noch immer die Haare aus dem Gesicht riss, interessierte ihn nicht weiter, er würde nicht eher ruhen als bis er dieses Biest wieder in seiner Nähe wusste. Glaubte sie ernsthaft, dass er ihr so leicht eine Flucht erlauben würde?

Wer war er denn?!

Fuchsig trieb er das Ross abermals zu Höchstleistungen an, dem bereits der erste Schaum vom Maul tropfte und tatsächlich - wenig später erblickte er in einer guten hundert Meter Entfernung die unverwechselbare Farbe ihres Haares.

Und dieses Mal würde er sich nicht lumpen lassen.

Als der Wind dann plötzlich stärker wurde, wusste die Prinzessin, dass er da war. Der Himmel wurde auf einem Schlag von dunklen Wolken bedeckt. Suzuna drehte sich um, ihre goldenen Augen waren sofort auf Lyrin gerichtet. Sie schluckte innerlich. Diesmal rannte sie aber nicht weg.

//Vater.... du musstest sterben... ich habe dir aber geschworen, dass ich dein Reich nicht untergehen lassen werde! So wird es auch sein.//

So hob die Prinzessin eine Hand zum schwarzen Himmel empor. In ihren Augen konnte man Mut erkennen und Kampfgeist. Sie wollte nicht aufgeben, auf keinem Fall!

Plötzlich schlug ein Blitz ein... der Blitz traf sie, aber ihr passierte nichts.

Aus dem Blitz wurde ein heiliger goldener Pfeil, die trotz der Dunkelheit glänzte. Suzuna zog dann eine Wurzel aus der Erde, der auf einmal ganz steif wurde, es wurde ein Bogen daraus. Es verging nur eine Sekunde, Suzuna riss eine Haarstähne aus und befestigte diese mit Zauberrei an der Wunzel. Die Waffe war fertig.
 

Ohne weiter zu zögernd spannte sie den heiligen Bogen und schoss den Pfeil ab. Das Pferd wurde am Herz getroffen.

Das Ross schoss wie ein geölter Blitz auf die Elfe zu, aber selbst der harte Rhythmus auf dem unebenen Weg reichte nicht aus, um vor ihrer Eingebung zu ihr aufzuschließen.

Als sie jedoch herumschnellte, beugte er sich nur noch umso dichter an den Pferdehals und die Muskeln des Tieres spannten sich noch einmal kräftiger an, um sich vom Boden abzudrücken.

Zu spät bemerkte Lyrin was Suzuna jedoch anstatt einer Schockreaktion wirklich ausheckte und erst als sie den Bogen spannte, erkannte er, dass sie tatsächlich bereit war auch den Pfeil von der Sehne zu lassen.

"Verd..!", rang es ihm noch über die Lippen, ehe er den Oberkörper emporruckte und die Zügel mit aller Macht zur Seite zog, damit das Pferd aus der Schussbahn kam.
 

Der Hengst wieherte schmerzverzerrt auf, da ihm die Tremse in das empfindsame Maul stach, aber noch ehe die Hufe gänzlich den Boden wieder berührten, erscholl ein zweites angsterfülltes Geräusch.

Lyrin spürte fast im selben Moment wie die Muskeln unter ihm protestierten und das Tier ins Straucheln geriet, bevor der massige Pferdeleib zur Seite kippte und unter einer aufwirbelnden Staubwolke den Boden traf.

Suzuna senkte ihren Bogen und schaute der Szene zu. Der Wind wehte immer heftiger, Suzuna nahm den Blick nicht von Lyrin und dem Pferd, dessen Körper das Leben bald verließ. Die Elfenprinzessin hatte nicht vor Lyrin zu töten. Deshalb ließ sie den Bogen fallen, der dann zerfiel und auf dem Boden lag a m Ende nur eine trockene Wurzel und eine violette Haarsträhne von ihr.

Da es Suzuna klar war, dass sie Lyrin jetzt sehr wütend machte, drehte sie sich um und rannte los. Sie wusste zwar, dass der Dunkelelf schneller war als sie, blieb sie nicht stehen. Er hatte ihre Kräfte unterschätzt. Sie konnte sich verteidigen, wenn sie wollte.

Mehr aus Reflex als wirklich bewusst, hatte er es im letzten Moment geschafft sich aus dem Sattel zu werfen und nicht unter dem Gewicht begraben zu werden, dass ihm stattdessen eine Menge Staub und Asche entgegenwirbelte.

Schmerzerfüllt weiteten sich die weißen Iriden des Tieres während es die Qual herausschrie und mit den Hufen hilflos die Luft wegtrat. Lyrin brauchte keinen zweiten Blick um zu wissen, dass es die letzten Atemzüge waren - und er benötigte auch keinen zweiten, um zu wissen wem er das zu verdanken hatte!

Fluchend rappelte er sich wieder auf, während er inmitten des Staubes erkennen konnte, wie sich die doch nicht so wehrlose Elfe bereits wieder ihren Fluchtplänen widmete.

"So nicht, Schätzchen.", giftete er wütend und das was in seinen Adern pochte, war alles andere als reiner Zorn. Niemand brachte ungestraft sein Pferd zur Strecke oder entkam ihm und schon gar keine Frau und noch weniger ... eine ELFE!

Innerhalb von Augenblicken war er wieder auf den Beinen und hatte die Verfolgung aufgenommen, ohne einen weiteren Blick auf das verendende Tier zu geben. Normalerweise hätte er ihm einen Gnadenstoß verpasst, aber die letzten Regungen waren ohnehin getan und so leicht davon kommen lassen, würde er sie nicht.

An dieser Frau war ein Mann verloren gegangen und als eben das würde er sie auch behandeln. Dennoch verstrichen wertvolle Minuten ehe er ihren tüchtigen Vorsprung wieder eingeholt hatte und nach ihrem Handgelenk griff, um sie zum Stehen zu bringen.
 

Die Elfe rannte so schnell sie nur konnte und doch wurde sie von Lyrin eingeholt. Als sie spürte wie der Dunkelelf seine Finger um ihren Handgelenk schlang, drehte sie sich automatisch um und setzte ihren Körper in Bewegung, worauf sie ihn packte und über Schulter warf. Der Dunkelelf war ein mächtiges Geschöpft und doch konnte ihn dieses zerbrechliche Wesen mit Leichtigkeit auf den Boden befördern. Wieso?

Nunja, die Elfe war nicht umsonst eine Prinzessin. In ihren Adern floss das Blut der mächtigsten Elfen. Sie kannte solche Zaubersprüche mit denen sie ohne weiterem eine Horde von Dämonen besiegen könnte.

Als Lyrin schon auf dem Boden lag befreite sie sich aus seinem Griff und mit zwei akrobatischen Bewegungen war sie schon fünf Meter von ihm entfernt. Da stellte sie sich in eine Art Kampfposition und wartete auf Lyrins Reaktion.

//Er hat keine Ahnung wozu ich in der Lage bin.// dachte die Elfe, aber ihr war es sehr wohl bewusst, dass Lyrin sie töten könnte, wenn er das wirklich wollte.

"Stehenge.."

Die Entschlossenheit wich kühner Verblüffung, als Suzuna im Lauf kehrt machte und obwohl er noch versuchte ihrem Griff etwas entgegen zu halten, hatte sie das Überraschungsmoment perfekt genutzt.

Die Hebelwirkung erwischte ihn auf eiskaltem Fuße, aber zumindest besaß er die Geistesgegenwart sich beim Fall nicht noch zusätzlich zu verspannen, so dass der Schmerz seine Sinne nicht allzu sehr benebelte. Dennoch lag er wie ein Maikäfer auf dem Rücken, eine Erniedrigung, die ihm schon seit Jahrzehnten nicht mehr widerfahren war.

Dieses ... Biest!

Wütend legte er den Kopf in den Nacken und fixierte noch am Boden liegend die Elfe, die auch jetzt nicht den Eindruck machte, als ob sie ihre Krallen zurückfahren würde.

"Wenn du es nicht anders willst ... das Spiel können wir auch zu zweit spielen.", fauchte er sauer empor, ehe er sich mit einem Ruck wieder aufrichtete.

Die Balance zu halten war nicht allzuschwer, aber dennoch - er hatte sich genug Blöße gegeben. Dass sie wendig war und ihren Geschicklichkeitsvorteil ausspielte bei der ersten Chance hatte er nun zu Genüge erfahren.

Blieb nur die Frage, ob sie auch im direkten Kräftevergleich standhielt, aber vorher interessierte ihn noch Anderes.

"Was bezweckst du eigentlich mit deinem Weglaufen?"

"Ich brauche Zeit." sagte sie dann knapp. Es stimmte. Sie wusste noch nicht wie es mit ihr weitergehen sollte. Die Trauer und überhaupt alles verwirrte sie und ließ ihr keinen ruhigen Gedanken. Wie sollte sie ja auch an die Zukunft denken, wenn sie noch in der Vergangenheit festgefangen war. Sie konnte es nicht vergessen was passiert ist und das quälte sie.... der Verlust ihres Vaters, die Tatsache, dass sie nun ganz auf sich selbst gestellt ist.... , die Einsamkeit... alles bedrückte sie. Deshalb brauchte sie Zeit. Sie musste noch alles verkraften und neue Kräfte gewinnen damit sie alles neu anfangen konnte.

"Zeit?", echote er beinahe amüsiert, "Zeit hast du überall, du musst nur wissen wie du sie am Effektivsten nutzt."

Weitere Worte hielt der Dunkelelf nicht nur für unnötig, sondern auch für gänzlich überflüssig. Er hatte nicht vor sich mit einer derart dünnen Erklärung abspeisen zu lassen und schon gar nicht sie wieder gehen zu lassen. Sie mochte seinen Plänen um ein vielfaches nützlicher sein, als irgendwo anders - und er wäre ein Narr diese Chance so verstreichen zu lassen.

"Ich werde dich nur noch einmal fragen, ob du freiwillig mitkommst.", bot er ihr dann knirschend an. "Überleg dir deine Antwort gut ... oder aber ich werde dich geknebelt über die Schulter werfen."

Suzuna schaute den Dunkelelfen ruhig an. Anscheinend ließen seine Drohugen sie kalt. Das so sehr, dass sie sich einfach umdrehte und losging. Sie rannte aber nichtmal.
 

"Du willst mich also mitnehmen?" fragte sie und zeigte Lyrin einfach den Rücken. "Na, versuch´s doch!" sagte sie und ging weiter.

Automatisch ballten sich seine Fingerknöchel zu einer schneeweißen Faust zusammen, während die Zähne aufeinander mahlten.

Den Braten roch er bereits von Weitem und wenn sie darauf wartete, dass er sich von seinen Emotionen dazu verleiten ließ, lag sie gar nicht mal so falsch. Dennoch, er hatte keinerlei Ambitionen ihr in die Falle zu laufen und so rang er die Wut in seiner Kehle noch einmal herunter.

"Ich habe dich gewarnt, Suzuna."

Noch bevor Lyrin die letzte Silbe ausgesprochen hatte, verschmolz er bereits mit dem allmorgendlichen Nebel, nur um Herzschäge später direkt vor ihren Augen aufzutauchen.

Kurz grinste er noch, aber mehr Zeit ließ er ihr auch nicht überrascht zu wirken, dann hatte er ihre Taille umfasst und sie tatsächlich über die Schulter geworfen.

Suzuna dachte, er würde gehen und sie in Ruhe lassen, aber da irrte sie sich. Als sie den Nebel bemerkte schluckte sie, denn so konnte sie kaum was erkennen. Wo dann Lyrin genau vor ihr auftauchte, zuckte sie ershrocken zusammen, hatte aber nicht mal Zeit sichw as zu überlegen, schon spürte er seien starken Hände auf der Taille und schrie auf, als er sie über die Schulter warf.

Da sie nur ein Nachthemd anhatte, fing sie an kreischend zu zappeln und wurd leicht rot.

"Lass mich runter! Runterlassen du eingebildeter arroganter Idiotenelf!!!" fauchte sie und schlug mit den Fäusten immer wieder gegen seinen Rücken. Anscheinend fühlte er es aber nichtmal.

Ihre Wutausbrüche ließen sein Lächeln nur noch breiter werden und nur schwerlich widerstand er der Versuchung ihrer Schmach noch eines oben aufzusetzen, in dem er ihr den Rücken tätschelte. Verdient hätte sie es ... aber nun gut, solange er sich an ihren Flüchen ergötzen konnte, war es nicht wirklich notwendig sie weiter zu erniedrigen.

"Damit du wieder wegläufst? Wohl kaum, aber ich mache dir ein Angebot.", entgegnete er dann schon fast in einem umgänglichen Ton, dem man das Lächeln jedoch nach wie vor entnehmen konnte.

"Wenn du aufhörst zu zappeln und mir dein Wort gibst, dass du diesmal nicht wegläufst, lasse ich dich eventuell runter."

"Waaas?" fragte die Elfe entsetzt. Sie konnte es nicht fassen, dass er ihr so nen Angebot machte. Wütend bällte sie ihre Hände zu Fäusten, noch fester als eben, wo sie gegen seinem Rücken schlug. Doch da fing sie an nachzudenken und nickte. Suzuna hörte auf zu zappeln und wurde ganz ruhig.

"Einverstanden." sagte sie ganz ruhig und wartete darauf, dass er sie runterließ.

Lyrins Lächeln war einer nachdenklichen Miene gewichen, immerhin hatte er nicht wirklich mit ihrem Einverständnis gerechnet. So widerspenstig wie sie zuvor gewesen war, hätte er ihr gut und gerne getraut, kurzzeitig stillzuhalten und dann erneut wie eine Furie auf seine Rückenmuskulatur einzuschlagen.

Andererseits hatte er ihr nun das Angebot gemacht und er mochte sonst wenig diplomatisch gegenüber seinesgleichen sein - bei Frauen zog er normalerweise die Linie etwas galanter.

Nur ... sie war eine Elfe.

Kurzerhand warf er einen Blick zurück auf ihre immer noch ruhige Gestalt und blieb dann stehen, während der Nebel um seine Knöchel entlang schlich.

"Und welche Sicherheit habe ich?"

"Mein Wort." sagte sie leise. Elfen lügten eigentlich fast nie. Suzuna war auch noch so eine Elfe, die schon von Natur aus etwas gegen Lügen hatte. Das konnte Lyrin aber nicht wissen.

"Ich sagte doch, ich bin einverstanden. Lass mich los und ich werde nicht fliehen." konnte man die Elfe sagen hören bevor sie die Augen schloss und seelenruhig auf seine Antwort wartete.

Es war närrisch nur auf das Wort des Feindes zu vertrauen, selbst im Krieg war die Aussage der eigenen Leute ein Risiko und so schloss Lyrin seine Lider.

Selbst wenn es sich bei den Hohen anders verhalten mochte, er war keiner der Ihren und an sich würde es auch nicht weiter verwunderlich sein, wenn Suzuna ihn auch dementsprechend behandelte. Ihn in Sicherheit wiegte, nur um eine bessere Gelegenheit zu nutzen.
 

Seufzend ließ er sie dennoch wieder von seiner Schulter gleiten, hielt sie jedoch im nächsten Moment noch an der Taille umfasst, um ihr durchdringend in die Augen zu sehen.

"Wenn du das nächste Mal wegläufst, werde ich dich töten. Und das ist ein Versprechen."

Erleichtert seufzte die Prinzessin auf, als der Dunkelelf sie runterließ, doch sie runzelte ihre Stirn, als er erneut ihre Teile umfasste. Da hörte sie was er sagte und schluckte.

"Du brauchst mehr als nur pure Kraft um mich zu töten." flüsterte die Elfe leise und schaute dann zur Seite.

Lyrin musterte nachdenklich ihre Gesichtszüge und vielleicht war es nur ein Streich, dem ihm seine Augen spielten, aber in diesem Moment wirkte die Frau vor ihm alles andere als eine Wildkatze.

Dennoch ahnte er, dass sie diesen Einwand nicht gab, um sich selbst zu beweihräuchern, sondern schlicht und ergreifend aus dem Grund, dass Suzuna nicht vorhatte auf ewig zu bleiben.

Behutsam umfassten seine Fingerspitzen ihr Kinn und zwangen die Elfe dadurch wieder empor zu sehen.

"Solange du aus Fleisch und Blut bist, wird es ein Mittel geben. Es ist deine Wahl, ob du leben oder durch meine Hand sterben willst."

Damit ließ er sie wieder los und ging die ersten Schritte die Straße entlang, die sie direkt am Lager vorbeiführen musste.

Die Elfe schaute nur kurz zu ihm empor, senkte den Kopf dann. Ihr Pony verdeckte ihre Augen, die sie geschlossen hatte. Sie hörte ihm aufmerksam zu und dachte lange über jedes Wort nach. Egal wie hart sie es auch versuchte ihn anzuschreien, sie konnte nicht. Als er dann endlich an ihr vorbeiging, hob sie den Kopf. Der Himmel war immernoch von pechschwarzen Wolken bedeckt... Suzuna spürte etwas nasses auf ihre Wange tropfen.

"Regen..." hauchte sie ganz leise und öffnete ihre Augen einen Spalt. Danach hob sie den Kopf und schaute zum Himmel empor. Langsam aber sicher fing es dann richtig an zu regnen. Sie blieb jedoch da stehen. Erst nach Sekunden schloss sie die Augen und ließ zu, dass der Regen den Staub von ihr spühlte. Ihr leichtes Nachthemd wurde in wenigen Sekunden ganz nass und dadurch auch durchsichtig. Das war ihr aber egal. Sie genoß den angenehmen Regen, die kalte Tropfen auf ihrer weichen Haut. Ihr war grade egal, dass Lyrin schon weiterging.

Er konnte ihre Stimme so laut hören, als ob sie ihn angeschrieen hätte, aber die seltsame Stimmung blieb dennoch erhalten. Im Grunde genommen verstand der Dunkelelf selbst nicht, warum er so närrisch war ihr eine weitere Fluchtmöglichkeit einzuberäumen.

Vielleicht, weil sie es tatsächlich fertig brachte ihm länger als nur zwei Minuten die Kehrseite zu zeigen, vielleicht auch aus dem Grund, weil es ihn reizte sein Volk mit dem Ihren zu messen ...

Er hatte keine Antwort auf diese Frage und so warf er einen Blick zur Seite, nur um dann zu stocken und gänzlich zurückzusehen.

Suzuna stand noch immer unbewegt an dem Ort, an dem er sie zurückgelassen hatte und blickte hinauf in die schwarzschimmernden Wolken, die in diesem Moment ihre Schleusen öffneten.

Der Boden antwortete den Tropfen mit feinen Nebelwolken, während seine eigenen Haare innerhalb von Augenblicken dunkler wurden und sich nass an seine Haut schmiegten.

Erst nach einer ungezählten Ewigkeit schloss er die Augen und wandte seinen Kopf von ihrem Anblick weg.

"Du wirst krank werden."

Suzuna hörte ihn zwar, es dauerte aber etwas, bis sie es realisierte, dass er zu ihr sprach. Da öffnete sie die Augen wieder, drehte sich aber nicht zu ihm.

"Das ist mir.... egal..." erwiderte sie nur leise und bällte ihre Hände leicht.

//Ich muss alles vergessen was passiert ist. Es ist vorbei. Wieso quält mich die Vergangenheitso sehr? Warum tut es so weh alleine zu sein?// stellte sie sich die Fragen bevor sie merkte wie warme Tränen über ihre Wange kullerten. Diese vermischten sich mit den kalten regentropfen und so konnte man ihre salzigen Tränen gar nicht erkennen. Da sie aber eh mit dem Rücken zu Lyrin stand, war es egal... denn er sah ihr Gesicht gar nicht.

Weder ahnte er, dass sie gerade Tränen vergoss, noch sah er ihre Reaktionen, einzig und allein der gleichbleibende Klang des Regens hallte in seinem Kopf wider.
 

Aber dennoch, seine Vernunft kam nicht dagegen an und so sehr ihm seine innere Stimme auch befahl sie einfach stehen zu lassen, noch fehlte ihm die Entschlusskraft. Stattdessen hörte er sich selber sprechen und das in einer Überzeugung, die er selten einer beinahe noch Fremden entgegenbrachte.

"Was immer in deinem Kopf gerade vorgeht, welche Rachegedanken du auch hegen magst gegen die Mörder deines Vaters ... wenn du krank wirst, wirst du eher wehrlos werden als in der Lage etwas zu ändern."

Zumindest Lyrin wusste, was er mit den Worten wehrlos anriss und wenn Suzuna auch nur ein wenig Fantasie übrig hatte, würde sie es sich auch denken können.

Es vergingen noch paar stumme Sekunden bevor Suzuna sich umdrehte. Der Regen hatte bereits auch ihre letzte Träne weggespühlt und so ging sie los, tapste dann an Lyrin vorbei.

"Und wo wollen wir hin? Zurück in den Lager?" fragte sie etwas bedrückt. Sie wollte nicht wieder dahin. Ihr blieb aber anscheinend nichts anderes übrig. Als sie so an ihm vorbeiging, musste sie an seine Worte von eben denken. Wieso sagte er sowas? Er klang tatsächlich so, als ob er sich um sie kümmern würde, obwohl sie sich sicher war, das er das nicht tat. Er hasste sie doch. Davon war sie überzeugt.

Schweigend verfolgte Lyrin wie ihr Geruch an ihm vorbei eine unsichtbare Spur zog, aber mehr als ein vielsagendes Schulterzucken bekam er nicht fertig.

"Wir werden schlecht ohne meine Leute vorankommen, du hast mein Pferd auf dem Gewissen.", erinnerte er sie dann tonlos. "Es bliebe zwar durchaus noch die Möglichkeit zu Fuß zu reisen, aber ohne Proviant halte ich das für eine äußerst dumme Idee. Wenn dir also nichts Besseres einfällt, wirst du vorerst in der Gegenwart der Feinde deines Volkes bleiben müssen."

Unbewusst setzte er den ersten Schritt hinter ihr her, während Lyrin in seiner Rede fortfuhr.

"Wobei du mich ohnehin zurzeit nicht los wirst. Du hast also maximal die Wahl zwischen einem und vielen."

Seufztend nickte sie. "Habs verstanden." gab sie leise von sich und ging weiter. Der Regen nahm zu, ein Sturm kam auf. Ihr wurde schon kalt, deshalb beschleunigte sie ihre Schritte. Schon bald konnten sie den Lager erblicken. Suzuna schluckte.

//Ich will da nicht hin.// dachte sie wobei ihr Magen sich kurz verkrampfte.

Lyrin nickte zufrieden über ihre Einsicht und schritt stumm hinter der jungen Frau her, wie es wohl ein Dienstniederer mit ihr im Schloss getan hätte. Tatsächlich war er jedoch mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt und achtete kaum mehr auf die Etikette, zumal es ohnehin niemanden gab, der derzeit darauf Wert legte.

Einzig der Wind fegte durch seine Haare, aber er reichte nicht aus um sie bereits oder gar seine Kleider zu trocken und zumindest der Blick vor zu Suzuna verriet ihm dort ähnlichen Erfolg.

Oder besser gesagt, Misserfolg.

"Warte.", erklärte er dann harsch und die Elfe blieb kurz stehen, auch wenn ihm schnell dämmerte, dass sie das nicht unbedingt wegen seiner Anweisung getan hatte.
 

Innerhalb von wenigen Augenblicken hatte Lyrin sich dann das eigene Hemd ausgezogen und warf es ihr ohne viel Federlesens zu.

"Zieh an, wenn du dir einige Blicke ersparen willst. Und tu mir den Gefallen und bleibe hinter mir."

Suzune blieb sofort stehen, als ssie seine Stimme hörte und schaute ihn fragend an. Doch bevor sie fragen konnte was los sei, spürte sie sein Hemd an den Schultern.

//Huh?//

Sie schaute ihn dann erneut an und schluckte bei seinen Worten.

"Ist schon gut." sagte sie und schaute kurz an sich runter. Ihr wurde erst da klar, dass ihr leichtes Nachtemd total durchsichtig geworden ist. Sie wurde erneut rot. Sowas peinliches... sie trug ja keine Unterwäsche, da man normalerweise zum Schlafen keine Unterwäsche trägt.

Mit hochrotem Gesicht krallte sie sich in sein Hemd und versuchte damit ihr Körper zu bedecken.

"I-ich, bleibe hinter dir." stotterte sie verlegen und schaute beschämt zum Boden.

Dass er den letzten Kommentar nicht unbedingt aus Rücksicht Suzunas gegenüber seiner Untergebenen gebraucht hatte, schwirrte ihm wie ein kleiner Dämon im Hinterkopf herum - immerhin, er war selbst nur ein Mann und der Anblick oder besser noch die Ahnung einer Frau, die bis auf ein wassergetränktes Kleidungsstück nichts trug, ging auch an ihm nicht spurlos vorüber.

Zumal sie nun wirklich nicht derart unansehnlich war, dass er sich die Augen verbinden musste, um nicht zu erblinden, ganz im Gegenteil.

Dennoch, die Röte stand ihr und Lyrin selbst konnte nicht anders als darüber zu lachen, ohne darauf einzugehen, dass er sich nun rechtfertigen musste, wo er Ross und warum er ihr sein Hemd gelassen hatte.

Das Erste was ihnen im Lager auch begegnete, waren einige überraschte, ein anzüglicher und ein absolut verständnisloser Blick.

Die Lippen schlossen sich jedoch noch bevor die Fragen auf ihn einprasselten, stattdessen hingen sie augenblicklich an Suzuna.

Als sie im Lager ankamen spürte Suzuna sofort die Blicke, die auf ihr ruhten. Sie musste deshalb schwer schlucken. Sie mochte es nicht angestarrt zu werden und schaute deshalb hilfesuchend zu Lyrin. Sie hatte keine Ahnung was in seinem Kopf vor sich ging, außerdem war er der Einzige, der sie mit dem Blick nicht entkleidet hat.

Sie fühlte sich echt unwohl... darum wollte sie nurnoch in Lyrins Zelt, denn da konnten ihr die Blicke nicht folgen.

Der Dunkelelf beschränkte sich auf ein formloses Funkeln, das seinen Mitstreitern galt, denen die Gedankengänge in allen Einzelheiten auf die Stirn gemeißelt waren und zumindest zwei von ihnen waren schlau genug ihre Blicke augenblicklich in eine nichtssagende Fratze zu verwandeln.

"Denkt nicht einmal daran.", zischte er dann schmallippig hervor und sein Tonfall hatte nicht mehr im geringsten etwas mit dem zu teil, den er gegenüber Suzuna gebraucht hatte.

Von Verständnis oder gar einer milden Bitte konnte keinerlei Rede sein, ganz im Gegenteil seine Gestik untermauerte den Befehl mit schneidender Schärfe. "Den Ersten, den ich Hand an sie legen sehe, kann sich bereits von ihr verabschieden und wird ein neues Schmuckstück in meiner Sammlung ergeben."

Kurz ließ er die unverhohlene Drohung wirken, dann fixierte er den Ranghöchsten unter ihnen, der noch immer mit sichtbarem Interesse die Elfe ins Auge fasste.

"Ich gebe aber auch gerne eine kleine Erinnerungshilfe, falls sich einige von euch nicht mehr entsinnen, was ich mit ihren Vorgängern anstellte als sie sich zu ungunsten unseres Reiches gegen meine Anordnungen stellten.", setzte er dann scharf hinzu, bevor er Suzuna mit einer groben Kopfbewegung befahl ins Zelt zu treten.
 

Die Elfenprinzessin hörte ihm zu und ihr kamen gemischte Gefühle wieder hoch. Wovon redete er? Was für eine Sammlung? Stirnrunzeld über seine "Rede" eben, schaute sie zu ihm bevor sie die grobe Kopfbewegung sah und losging.

//Ich muss mir überlegen wie ich hier lebend wegkomme.// dachte sie und biss sich kurz auf die Unterlippe. Wenige Sekunden später betraten sie beide Lyrins Zelt. Da ließ die Elfe sein Hemd fallen.

"Kannst du mir was zum anziehen geben?" fragte sie gelassen und trat hinter einer japanischen Papierwand und zog dort ihr nasses Nachthemd aus. Da im Zelt paar Öllampen brannten, konnte man ihren Schatten, die Umrisse ihres wunderschönen Körpers genau erkennen.

Achtlos ließ er die Zeltwand wieder an ihren alten Platz gleiten bevor er nach einem kurzen, sichernden Blick wieder zu Suzuna sah, die in diesem Moment sein Hemd fallen ließ.

Fragend verfolgte er, wie es sich am Boden zusammenfaltete und sah erst wieder bei ihrer Frage auf, aber mehr als ihren Rücken, der hinter der Papierwand verschwand bekam er nicht mehr zu Gesicht.

Dafür taten die Öllampen mit ihrem flackernden Licht ein gutes Stück Arbeit und zumindest verschwendete er einen weiteren Augenblick daran, dass der Stoff des Zeltes viel zu dick war, um mehr als einen leichten Schimmer durchzulassen.

Denn ansonsten hätte er vor seinen Männern ebenso gut ein Blutbad anrichten können, der Anblick hinter der dünnen Papierwand hätte sie Anderes gelehrt und taub gemacht.

"Ich bezweifle, dass dir meine Sachen passen.", entgegnete er dann nach einer halben Minute der schweigenden Betrachtung und wandte sich schlussendlich hochkonzentriert ab.

Entweder sie tat das mit Absicht oder aber sie hatte tatsächlich noch weniger Erfahrung mit Männern, als er annahm. Wie er es auch drehte, er dachte besser nicht daran, was sich hier gerade in seinem Zelt abspielte und warum.

Schlussendlich warf er jedoch mit einiger Zufriedenheit ein weißes Leinenhemd und eine schwarze Hose hinter, die sie mit etwas Geschick noch ihrer Größe anpassen konnte.

"Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du dich beeilst.", setzte Lyrin noch nach.

Er hatte da gar nicht so Unrecht mit der Vermutung, dass sie Elfenprinzessin trotz ihrem Alter und ihrr Schönheit noch keine richtige Erfahrungen sammeln konnte. Nunja... sie ließ bisher keinen Mann an sich ran, denn sie wartete auf die wahre Liebe. Auch, wenn das naiv war, sie glaube an die wahre Liebe die einem die Sinne raubt.

Mit einem Seidentuch trocknete sie sich schnell ab bevor sie das Leinenhemd und die schwarze Hose anzog. Das Tuch und nun auch die Kleidung nahm ihren süßen und doch nicht allzu starken Duft an. Wenige Minuten später trat sie hinter der japanischen Papierwand hervor und schaute zu Lyrin, der immernoch mit dem Rücken zu der Papierwand stand.

"Danke" sagte sie dann und schaute an sich runter. Die Sachen waren zwar nicht sehr groß, aber perfekt passten sie auch nicht. Die Ärmel waren ein wenig zu lang. Das störte sie aber nicht wirklich.

"Keine Ursache.", murmelte er angestrengt und versuchte gleichzeitig ein gewisses Bild aus seinem Kopf zu drängen, dass sich hartnäckig in seinem Unterbewusstsein hielt.

"Falls dich jemand fragt, warum du es trägst, sage einfach ich hätte dir die anderen Kleider vom Leib gerissen, das sollte dir weitere Fragen ersparen.", riet der Dunkelelf dann, bevor er sich dem Rascheln zufolge wieder umwandte.

In Anbetracht dessen, dass er sie um ein gutes Stück überragte, wunderte es ihn ehrlich, dass die Sachen so mühelos zu passen schienen, aber ihre weiblichen Formen machten wohl einiges wett.

Dennoch griff er sich nun seufzend an den Hals und zog unter dem wesentlich dünneren Leinenhemd eine Kette hervor, die er ihr rüberreichte.

Leise baumelte der silberne Anhänger am schwarzen Band um die eigene Achse und spiegelte sich im Lampenschein, während es einzelne Reflexe auf Suzuna warf.

"Verlier es nicht."

Suzuna wartete ruhig darauf, dass der Dunkelelf sich umdrehte und schaute diesen dann an. Irgendwie konnte sie eine Art Spannung in der Luft wahrnehmen, aber den Grund dessen konnte sie sich nicht erklären.

Als Lyrin dann zu reden anfing, hob die Prinzessin beide Brauen und schaute den Dunkelelfen etwas entsetzt an.

"Die Kleider vom Leib gerissen?!" fragte sie abrupt und blinzelte verwirrt. "Wieso würdest du sowas tun? Wozu???" kamen ihre nächste Fragen und obwohl sie nicht dumm war, konnte sie sich den Gedanken nicht erlauben, dass er vielleicht Interesse an ihr hätte. Auch, wenn das nur körperliche Interesse wäre...

Noch bevor sie ihn mit weiteren Fragen bombardiert hatte, fiel ihr Blick auf die Kette, die er plötzlich vor ihre Nase hielt. Ihre Augen weiteten sich ein wenig und fingen an zu glänzen, als ihr Blick auf das Schmuckstück fiel.

"Oh, was für eine hübsche Kette!" gab sie mit ehrlicher Offenheit von sich und bewunderte den im Lampenlicht funkelnden silbernen Anhänger.

Danach, als Suzuna dann Lyrins Stimme erneut vernahm, schaute sie zu ihm hoch und nahm die Kette in die Hand.

"Ich soll die Kette tragen? Wieso... schenkst du mir eine Kette? Ist das eine Falle oder.... willst du mich damit kontrollieren?" kamen plötzlich die Fragen, was auch bewies, dass die Prinzessin gar nicht so dumm war, wie sie aussah, nur auf sexuellem Gebiet war sie sehr unerfahren.

Doch bevor Lyrin ihr antworten konnte, legte Suzuna sich die Kette um den Hals und warf ihre Haare einmal in die Luft, damit sie die Kette zumachen konnte. Als das fertig war, strich sie einmal mit den Fingerspitzen über den silbernen Anhänger und schaute den jungen Mann, der ihr gegenüberstand mit den goldenen Augen an.

Komischerweise könnte man denken, es sei von ihr ein Beweis des Vertrauens gewesen, dass sie die Kette ohne vorher Antworten auf ihre Fragen zu erhalten, um den Hals legte.

"Sag es einfach und lass es dir ein andernmal erklären.", entgegnete er kühl, während sich der Anhänger abermals um seine eigene Achse drehte und in aller Seelenruhe vor ihrem Gesicht schimmerte.

Dennoch überraschten ihn ihre anschließenden Fragen und kurz bevor er seiner Sprachlosigkeit ein Ende bereitet hatte, nahm sie Lyrin bereits die Kette aus der Hand und band sie sich um.

Stumm beobachtete er ihre Gestik, dann schloss er die Augen und drehte sich mit dem Ansatz eines leicht abwesenden Lächelns wieder weg, um einige Dinge zusammen zu räumen.

"Das was du dort abgebildet siehst, ist ein Symbol meiner Dynastie.", begann er dann nach einigen Augenblicken des Schweigens. "Der Anhänger geht immer in die Hand des Erstgeborenen über. Solange du ihn trägst, gehörst du zu mir und bist für die anderen meines Volkes unantastbar."

Lyrin warf ihr einen knappen Blick über die Schulter zu, dann zog er sich das Leinenhemd aus, um nach einem anderen zu greifen.

Nun staunte Suzuna ein wenig und musterte den Anhänger mit großen Augen.

"Achso, ein Symbol deiner Dynastie." weiderholte sie leise und streichelte über den Anhänger.

"Aber, wenn... wenn ich es richtig verstanden habe, dann hast du mir die Kette nur gegeben, damit mich die anderen aus deinem Volk nicht anfassen. Hab ich Recht?" nun fiel ihr Blick auf Lyrin, der grade sein Hemd auszog. Suzuna wurde aber nur ganz leicht rot um die Nasenspitze.

Es war ungewohnt das Silber nicht mehr auf der eigenen Haut zu spüren und vielleicht brauchte er auch deswegen länger, um den Stoff in die richtige Richtung zu drehen bevor er sich fragend zu ihr umwandte.

"So in etwa.", gab Lyrin dann zurück, "Die eigentliche Bedeutung gilt für dich als Hohe nicht. Normalerweise gibt man sie bei uns nur aus der Hand wenn man sich eine Frau ausgesucht hat."

Schulterzuckend zog er sich nun das neue Hemd über bevor er kritisch den Kopf neigte. "Ihr habt andere Sitten, oder?"

Auf einem Schlag wurde Suzuna rot und ging einen Schritt zurück. Sie umklammerte den silbernden Anhänger und schluckte.

"Eine Frau? Du solltest die Kette dann lieber behalten. Was werden deine Leute denken?" nun schaute sie zur Seite und ließ den Anhänger los.

"Ja, das stimmt. Bei uns gibt es andere Sitten und Bräuche." gab sie leise von sich und redete dann etwas lauter weiter.

"Bei uns tanzt man zuerst mit demjenigen, den man als Partner haben möchte. Mit der Person, die einem gefällt. Später, wenn die ausgesuchte Person die Elfe selbst bittet mit ihm oder mit ihr im Mondlicht zu tanzen, dann heißt es, dass die Person, die Elfe auch mag. Und nur nach dem Tanzt dürfen sie sich verloben und später heiraten." sagte sie und strich sich eine violette Strähne hinters Ohr. "Natürlich gibt es da auch mehr Sitten."

"Genau das was sie denken sollen.", erwiderte Lyrin unbeeindruckt. "Einen besseren Schutz kann ich dir nicht geben und dein Volk wird es sich dreimal überlegen einen weiteren Angriff zu beginnen, solange du nicht bei ihnen bist."

Im Grunde genommen spiegelte das tatsächlich den strategischen Aspekt wieder, den er auch verfolgte. Sie war und blieb eine Geisel, das Risiko ihre Unversehrtheit zu gefährden konnte er nicht eingehen ohne ein Desaster nach sich zu ziehen.

Trotzdem erstaunte ihn ihre Erklärung, es wandelte sein Bild der Hohen und ließ ihn stutzen.

"Tanz?"

Einen Moment schwieg er, dann verschränkte er die Arme vor der Brust.

"Und warum ausgerechnet im Mondlicht?"

Suzuna setzte sich auf sein Bett und seufzte leise. Immer wieder fiel ihr Blick auf den Anhänger. Ihr gingen viele Gedanken durch den Kopf. Diesmal musste sie sogar an ihren Volk denken. Sie würde so gerne nach Hause gehen und das Reich wieder aufbauen, die Häuser, die von den Dunkelelfen zerstört wurden. Aber sie war ja gefangen und konnte nicht fliehen. Noch nicht...

Als Lyrin dann seine letzte Frage stellte schaute ihn die Elfe wieder an und widmete wieder ihm ihre Aufmerksamkeit.

"Im Mondlicht, weil... im silbernen Mondlicht wiederspiegeln die Augen der Elfen ihre wahren Gefühle. Wenn eine Elfe also eine Person liebt, dann werden ihre Augen es der Person verraten mit der die Elfe tanzt." hauchte sie leise und zog die Beine an, legte die Arme dann um diese. "Und im Mondlicht zu tanzen ist doch unheimlich romantisch, oder?" flüsterte sie dann noch und schloss die Augen.

"Ich glaube wir haben verschiedene Vorstellungen von deiner "Romantik"", gab er wenig taktvoll zurück, auch wenn der Dunkelelf innerlich über ihre Worte nachdachte.

Aber Gefühle, die sich im Mondlicht äußern sollten?

Wer dachte sich so etwas eigentlich aus?

Kopfschüttelnd tat er es als Humbug ab, in seinen Reihen zählten andere Tugenden, die einer Ehe den Weg bereiteten.

"Ihr Hohen seid weit entfernt von der Realität wenn ihr auf diese Gefühle vertraut, was nützt euch ein Bogen Poesie wenn keiner ein Schwert führen kann, um Haus und Hof zu verteidigen?"

Seine kalten Worte ließen Suzun kalt. Sie faltete ihre Hände zusammen und wurde leicht rot als sie sich bildlich vorstellte wie sie mit ihrem Traumprinzen im Mondlicht tanzte. Naja, sie wusste noch nicht wer ihr Prinz einmal sein wird, das war ihr aber auch egal.

"Und.... wenn das Paar einmal zusammen gekommen ist und sie sich verlobt haben... schwören sie einander im Kristallwald ewige Treue, unter dem klaren Himmel wo es keine Wolken gibt." hauchte sie und seufzte verträumt. Nur sein letzter Satz zog sie zurück auf den Boden der Realität und sie öffnete die Augen, schaute ihn an.

"Du kennt meinen Volk ziemlich schlecht, Dunkelelf. Viele Elfen sind ausgezeichnete Krieger. Und es gibt da einen Armee.... der Armee des Königs... es besteht aus legendären Kriegern. Wenn ich diesen Armee losschicken würde, würdet ihr den Krieg sofort verlieren, denn dieser Armee ist unbesiegbar." sagte sie ernst und erhob sich von seinem Bett.

Sie sah seinen entsetzten und überraschten Blick.

"Oh, anscheinend hast du von dem Armee nicht gewusst. Kein Wunder. Ist ja auch ein großes Geheimnis, dass es ihn gibt. Aber galube mir, wenn ich hier einmal wegkomme, werde ich diesen Armee losschicken und von eurem Reich wird bald nichts mehr übrig sein." ihre romantische Stimmung war wie weggeblasen und nun konnte man Feuer in ihren goldenen Augen sehen, das feuer einer leidenschaftlichen Kämpferin, die bereit ist, bis zum letzten Tropfen Blut zu kämpfen, wenn es um ihren Volk geht.

"Eine Armee?", echote er ungläubig und einen Moment war er versucht zu lachen. Diese architekturversessenen, poesiebeladenen Baumkuschler sollten tatsächlich eine Gruppe an Elitesoldaten aufweisen?

"Mach dich nicht lächerlich, alles was man bisher von euresgleichen in den Kämpfen sah, waren die weibischen Schreie eurer Männer wenn sie in die Klingen fielen. Die wirklich Tapferen kann ich an einer Hand abzählen.", schoss er dann widerspenstig zurück, auch wenn Lyrin ihr Kampfgeist ungewollt beeindruckte. Für eine Frau war sie überzeugt von ihren Prinzipien.

"Aber es muss ein Leichtes sein für eine Prinzessin ihresgleichen in den Tod zu schicken, immerhin riskiert sie ja ihr eigenes Leben maximal in ihrem goldenen Käfig."

Nun tritt Suzuna zu ihm und schaute ihm ganz tief und ernst in die Augen.

"Weißt du, Lyrin... unsere Armee zu unterschätzen wird dir zum Verhängnis." hauchte sie leise gegen seine Lippen wobei er ihren warmen Atem spüren konnte. Sie war davon fest überzeugt, dass die legendären Krieger Lyrins Männer mit Leichtigkeit besiegen könnten.

Befor sie weitersprach, ging sie einen Schritt wieder zurück und drehte ihm dann den Rücken zu. Da fing sie an mit einer ihrer Haarsträhnen zu spielen. Amüsiert ging sie dann weider zum Bett und ließ sich darauf fallen.

"Vielleicht hast du ja doch von der Armee gehört... du wusstest nur nicht, dass diese Armee aus Elfen besteht." fuhr sie fort und schaut kurz zu ihm.

"Die Armee besteht aus den legendären Krieger des schwarzen Lichts. Schon gehört?" fragte sie in ernstem Ton.

Die legendären Krieger des schwarzen Lichts kannten nur Kreaturen mit großer Macht oder in hoher Position, Könige, Kaiser, Prinzen oder Grafen.... Krieger mit unheimlich großer Macht, waren die Krieger des schwarzen Lichts. Wenn sie auftauchten, war der Kampf immer entschieden. Wie eine Truppe von toten Seelen, strürmten sie auf ihre Gegener zu und wenn sie einmal von ihnen angegriffen wurden, hauchte sogar der stärkste Gegner seine Seele aus. Viele Legenden erzählten über diese mächtigen Krieger, aber es gab nur eine bestimmte Methode wie man diese Krieger beschwören konnte und es gab nur wenige, die wusste wie das geht und noch weniger die auch in der Lage waren die Zeremonie zu vollbringen. Es war gefährlich und man brauchte dafür viel Zauberkraft, was Suzuna sehr wohl besaß.

Seine Augen verengten sich sichtlich, während er ihrer selbstgefälligen Stimme lauschte und so sehr es ihn auch fuchsen mochte, diese Frau wusste genau über welche Waffe sie da verfügte.

Dennoch, diese Krieger mochten oftmals entscheidend für die Gefechte der Vergangenheit gewesen sein, irgendwann waren auch ihre Tage gezählt.

"Ich wäre ein Narr wenn ich sie nicht kannte, aber du vergisst einen wichtigen Punkt in deiner Theorie, Suzuna."

Ein undefinierbares Lächeln fand den Weg auf seine schmalen Lippen.

"Sie mögen sich von Magie leiten lassen, aber letztendlich entscheiden sie das Opfer derjenigen, die sie rufen. Und wenn ich mich recht erinnere, wird dein Vater sie nicht umsonst bisher gemieden haben. Ob er es guthieße, wenn seine Tochter sich gegen seine Entscheidung wendet und vielleicht sogar sein Volk opfert?"

Suzuna setzte sich auf und schaute ihn wieder an.

"Ich weiß was ich mache." gab sie leise von sich. "Außerdem kenne ich die Krieger besser als du. Ich weiß was sie verlangen, wenn sie eine Schlacht für jemanden gewinnen." meinte sie bitter und stand auf. Danach seufzte sie leise und schaute gelangweilt zu Lyrin.

"Ich würde gerne ein Bad nehmen." gab sie dann leise von sich und streckte sich leicht wobei ihr Bauchnabel zum Vorschein kam.

Ob er einen empfindlichen Treffer gelandet hatte oder nicht vermochte Lyrin nicht einzuschätzen, ihre Reaktion war zu nichtssagend ausgefallen.

Dennoch lachte er hart auf.

"Du weißt vielleicht den offiziellen Tribut, aber wenn du glaubst dass sie sich mit Absicht von jemandem wie dir in die Knie zwingen lassen, dann irrst du.", knurrte der hochgewachsene Dunkelelf.

"Aber was auch immer sie dir erzählt haben, glaube es. Ihr Elfen seit ohnehin zu stolz, um eine andere Wahrheit zu akzeptieren. Mir würde es zu denken geben, dass sie so selten gerufen wurden, obwohl die Zauberkraft in jeder Generation da gewesen wäre."

Er erwiderte ihren Blick mit einer Schärfe, die schneiden konnte, aber dann ergab er sich in einem Seufzen.

"Mit deinem Bad wirst du dich gedulden müssen bis wir Abends ein Lager aufschlagen. Wir sind hier immerhin nicht auf irgendeinem königlichen Ausflug."

Suzuna wusste genau was passieren würde, wenn sie die Krieger rufen würde, das aber... wollte sie ihm nicht verraten, geschweige denn auftischen was das für gefährliche Folgen für sie hätte. Deshalb schwieg sie lieber und schloss die Augen, runzelte die Stirn.

"Ich will aber ein Bad nehmen. Wie lange soll ich denn warten? Bis die Sonne untergeht?" fragte sie und versuchte seinem Blick immer wieder auszuweichen. Sie mochte seinen kalten Blick nicht.

//Er tut so, als ob er alles besser wissen würde... aber das ist nicht wahr.// dachte sie und wedelt sich etwas Luft zu. Im Zelt war es ziemlich warm ,obwohl es draußen kalt war wegen dem vielen Regen. Es regnete in dieser Gegend ja oft und viel.

Zögernd machte sie einen Knollen aufs Hemd, unten, damit es ihr nicht so warm war.
 

Mit einem genervten Stirnrunzeln warf er einen Blick zu ihr zurück, während sich seine Iriden sichtlich zu Schlitzen verengten.

"Nur zu ihrer Information, werte Prinzessin. Normalerweise bekommt man hier bestenfalls alle paar Wochen die Möglichkeit zu baden und wegen ihnen wird hier auch keiner eine extra Pause einlegen."

Waren eigentlich alle Hohen so verwöhnt? Baden! Sah er etwa so aus, als ob er irgendwo in seinen Taschen eine gußeiserne Wanne oder einen Bottich spazieren trug?

Mürrisch verzog Lyrin die Lippen.

"Wenn du also Wasser willst, dann geh zu einem Fluss oder zieh dir deine Sachen aus und geh nach draußen, solange es regnet."

Irritiert über seine Worte runzelte Suzuna die Stirn und schaut dann weg.

"Oh, dann stinkt ihr deshalb alle so." sagte sie leicht beleidigt und vverließt das Zelt in aller Ruhe. Sie brauchte sich gar nicht umzuschauen, ihr war auch so klar, dass jeder Blick auf ihr ruhte. Gelassen strich sie über den silbernen Anhänger und ging weiter. Als paar Männer sich bewegten, drehte sie sich kurz um und warf ihnen einen warnenden Blick zu.

Als sie sich dann weiter bewegte knurrten paar Dunkelfen auf, was sie aber kalt ließ. Hinter paar großen Felsen brach sie einen Ast ab und berührte damit die Erde. Dabei schloss sie ihre Augen und murmelte wieder einen Zauberspruch worauf die Erde sich öffnete. In wenigen Sekunden konnte man vor ihen Füßen eine heiße Quelle sehen. Lächelnd zog sie das Hemd aus und dann die Hose und ging ins heiße Wasser.

"Mhmhm, angenehm." sagte sie und griff nach einer Pflanze. Sie flüsterte dann etwas und schon floß duftenes Öl aus der Pflanze heraus mit dem sie sich waschen konnte. (Badeöl eben.)

Suzuna lehnte sich gegen einen Felsen und entspannte sich, schloss die Augen. Das heiße Wasser tat ihr gut. Der Regen störte sie auch nicht. Die kalte Regentropfen waren eine Erfrischung für sie, da das Wasser in dem sie lag ja ziemlich warm war. Sie saß so im Wasser, dass diese ihr bis zu den Schultern reichte.

Diese Frau ... war doch wirklich nicht zu fassen.

Wortlos sah er Suzuna hinterher und allein das nahe Klirren der Waffen verriet Lyrin bereits, was seine Kameraden angesichts der Prinzessin wohl zu tun gedachte. Erst das untypische Innehalten, das Nachklingen des aufeinanderschlagenden Metalls verriet ihm, dass sie des Anhängers ansichtig geworden waren.

Zumindest etwas was ihnen Respekt einimpfte - auch wenn sich der Dunkelelf noch nicht allzu sicher war, dass sie dieses Privileg nicht einfach ausnutzte.

Wenig später rauschte der Wind namenlos am leeren Zelt vorbei, während sich in Suzunas Rücken eine Gestalt an einen Baumstamm lehnte.

"Was tust du eigentlich wenn meine Männer jetzt beschließen ebenfalls baden zu gehen?"

Suzuna erschrack und wurde sofort aus den Gedanken gerissen, als sie Lyrins Stimme hörte, sie riss die Augen auf.

"W-w-was machst du hier?! Wehe du guckst hierher!!!" sagte sie warnend und wurde knallrot. Als ihr dann klar wurde was er da fragte, schluckte sie irritiert.

"Ich habe meine Methoden wie ich solche frechen Männer von mir fernhalten kann." gab sie dann leise von sich und schaute stur weg.

Lyrin brauchte keine Fantasie, um zu ahnen dass sie wahrscheinlich just in diesem Moment puterrot angelaufen war - und wenn sie irgendetwas in der Hand gehabt hätte, auch ohne Umschweife an seinen Kopf geworfen hätte.

"Glaube nicht, dass ich mich an diese Anweisung halten würde.", erwiderte er kühl, "Aber um dich zu beruhigen, ich wollte mir mein Augenlicht nicht mit dem Anblick einer Elfe verleiden."

Das Lächeln auf seinen Lippen strafte seiner Worte Lügen, aber er wusste nur zu gut dass sie es nicht sehen konnte.

"Und was für Methoden? Willst du sie taub schreien?", fragte er interessiert zurück.

"Nein." gab sie leise von sich und sank tiefer ins Wasser. Sie wollte ihm nichts mehr sagen, hoffte nur, dass er bald ging und sie so in Ruhe baden konnte. Der Regen ließ bereits nach und so konnte sie das angenehm warme Wasser mehr genießen. Endlich war sie sauber und duftete wie eine Blume. Für eine kleine Sekunde entspannte sie sich so sehr, dass sie leise zufrieden seufzte. Sie schloss die Augen und lehnte sich gegen einen großen Felsen.

"Nein?", wiederholte er in leichter Überraschung, dann ließ Lyrin sich jedoch restlos lächelnd gegen die raue Rinde sinken.

Die Rückfrage war eigentlich sinnlos gewesen, aber der Gedanke was sie in einer ruhigen Minuten mit ihrer Zauberei bewerkstelligen konnte, war gegen Einzelne seines Volkes wohl mehr als wirksam. Und solange er sich hier befand, würden sie es sich ohnehin mehr als einmal überlegen ihr nachzustellen - nur, selbst eine Insignie des Königshauses würde wenig hilfreich sein, wenn sie allein Männern gegenüberstand, die seit Wochen keine Frau mehr gehabt hatten.

Kurz verdunkelte sich sein Blick, dann ließ ihn ihr Seufzen aufhorchen.

"Vergiss nicht wieder rauszukommen.", knurrte er halblaut.

Suzuna hörte das natürlich und nun erwachte ihre sture Seite und sie runzelte die Stirn.

"Ich bade solange ich will. Also nerv mich nicht!" sagte sie und öffnete die Augen.

"Wenn es dich stört, dass ich schon lange im Wasser bin, dann geh doch! Mir wirst du sicher nicht fehlen!Ganz im Gegenteil!" gab sie gereizt von sich und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Mit den goldenen Augen musterte die Prinzessin den Dunkelelfen genau, damit sie seine Reaktionen sehen konnte. Sie war auf jeden Fall auf alles gefasst. Würde er ausflippen, würde sie einen Weg finden ihn entweder zu beruhigen oder vor ihm zu fliehen.

Kurz öffnete er die Lippen, dann sah der Dunkelelf sehr langsam über seine Schulter zurück, während er mit den Fingerspitzen ein Blatt weiterfaltete.

"Weißt du, wenn du es darauf anlegst, dass ich dich an deinen Haaren herausziehe..."

Er ließ den Satz mit Absicht unbeendet, zu mal er ja allein schon andeutete, dass er dafür wahrscheinlich auch zu ihr in diese Quelle kommen würde. Lyrin hatte zwar sonst nichts gegen ein warmes Bad, aber momentan stand ihm danach eher weniger der Sinn.

"Abgesehen davon, unsere Frauen jammern immer über die vielen Falten, die man durch das Baden bekommt."

Als Suzuna sah, dass er keinen richtigen Streit anfangen wollte, musste sie leicht grinsen.

"Oh, an deiner Stelle würde ich mich nicht ins Wasser trauen. Ich kann auch äußerst unangenehm werden. Aber das weißt du auch selber." meinte sie gelassen und genoß die Situation da sie jetzt irgendwie die Kontrolle über die Ereignisse hatte.

Als Lyrin dann weiter sprach strich sie sich über den Arm und schaute nur aus dem Augenwinkel zu ihm.

"Falten? Ach, wie ich sehe hast du echt keine Ahnung mit wem du grade redest. ich bin keine gewöhnliche Frau. Und diese Quelle ist auch nicht grade gewöhnlich." gab sie leise von sich und tauchte ganz unter.

Lyrins Zähne blitzten vergnügt auf. "Unangenehm? Du meinst, du würdest mich mit diesem Blütenzeug überschütten?"

In der Tat eine Vorstellung, die er nur mit einem schiefen Grinsen vergolt, eher würde er ihr die Hände auf den Rücken binden und sie an den Haaren herauszerren, aber sollte sie ruhig davon ausgehen, dass sie wehrhafter war.

Es trug immerhin zu seiner inneren Belustigung bei.

Dennoch verfolgte er skeptisch wie Suzuna untertauchte, so dass man bestenfalls noch den Schimmer ihrer Haare im Wasser erkennen konnte.

"Auch ungewöhnliche Frauen altern.", murmelte er dann lächelnd zu sich selbst und legte das zusammengefaltene Blatt an die Lippen, ehe er eine hauchdünne Melodie damit erzeugte.

Paar Herzschläge später tauchte die Prinzessin wieder auf. Schnell strich sie sich die nassen Strähnen aus dem Gesicht und öffnete die Augen. Lyrin stand immernoch dort, was sie iiritierter.

//Eingebildeter Idiot!// dachte sie und überlegte kurz. Danach fing sie an leicht zu grinsen. Langsam erhob sie sich und kam aus der Quelle. Das warme Wasser floß über ihren wunderschönen schlanken Körper. Nur paar glänzende Wasserperlen blieben auf ihrer Haut von denen nur wenige zu Boden tropften.

Suzuna blieb dann am Ufer stehen. Ihre Röte konnte sie diesmal perfekt unterdrücken und schaute gelassen zu Lyrin.

Beide Arme ließ sie dann unter ihre violetten Haare gleiten und hob diese etwas an, atmete dann tief durch.

"Das tat gut." sagte sie ruhig. Endlich duftete sie wieder nach Glockenblumen, ihr Duft war süß, aber trotzdem nicht zu stark.... einfach richtig angenehm.

Die Töne passten sich in geübter Geschmeidigkeit dem Luftstrom an, den er über die Blattadern fließen ließ und einen Moment fühlte sich Lyrin wieder wie an jenen Tagen, an denen er irgendwo in der Krone eines Baumes gesessen hatte, um seine Ruhe zu genießen.

Erst als das leichte Plätschern des Wassers ertönte, drehte er seinen Kopf kurz zurück zu Suzuna - nur um in der eigentlichen Bewegung verblüfft innezuhalten.

"Du solltest dir etwas anziehen.", erklärte er dann unter kühler Beherrschung und zwang sich seine Augen auf ihrem Gesicht ruhen zu lassen ohne eine Miene zu verziehen.

Etwas was ihm angesichts seines ersten Blickkontaktes mit ihrer nackten Haut nicht gerade leicht fiel, am Ende blieb auch er nur ein Mann - und gegen eine solche Provokation half bestenfalls sein Verstand.

Schmunzelnd ließ sie ihre langen Strähnen wieder fallen, die nun an ihren nackten Körper klebten und schüttelte den Kopf.

"Ach, Lyrin, Lyrin! Du unterschwätzt mich immer!" gab sie leise von sich und ging auf ihm zu.

//Das ist meine Chance! Nur nicht schüchtern werden! Wenn alles nach Plan geht bin ich bald wieder frei!// dachte und blieb dann genau vor dem Dunkelelfen stehen.

Man konnte die Spannung richtig spüren. Langsam hob Suzuna eine Hand und legte diese auf seine Wange. Bei seinem nervösen Zucken, was automatisch war, nutzte sie die Chance!

"Nur ein Mann!" blitzschnell kickte sie ihm zwischen die Beine, sprang dann nach hinten, machte nen kleinen Salto, zog auf nasse Haut nur sein Hemd an, was auf ihr wie ein kurzes Kleid aussah - und rannte los.

Schmerzerfüllt keuchend sank er zunächst auf das morgentau getränkte Gras herunter, während er dem Schmerz in seinem Unterleib zu verbeißen gedachte.

Ein Anfängerfehler...!

Fuchsteufelswild starrte er dann der Elfe hinterher, die bereits wieder hektisch in die entgegengesetzte Richtung rannte - und wenn er nun eines fühlte, dann dass seine Geduld gerade in Einzelstücke zerrissen war.

"Na warte!", fauchte er bissig, ehe Lyrin sich wieder aufrappelte und einige Atemzüge später seine eisige Selbstbeherrschung soweit hergestellt hatte, dass er den Schmerz ignorieren konnte.

Im nächsten Moment hatte sich auf seinen Zügen ein kühles Lächeln gebildet, dann verschwamm seine Gestalt mit der Morgenluft.

Erst, als sie schon ihrer Meinung nach weit weg genug von dem Lager war, blieb Suzuna stehen und keuchte.

//Oh, man! Noch gut, dass ich so schnell rennen kann.// dachte sie und lächlte dann erleichtert.

//Nach dem Tritt wird er mir lange nicht folgen können.// mit dem Gedanken richtete sie sich wieder auf und ging nun langsam weiter. Sie spürte den kalten Wind der ihre Wange streichelte und Lyrins Hemd an ihr bewegte. Da sie darunter nichts anhatte, zitterte sie leicht. Das war ihr egal. Sie musste unbedingt zurück in ihr Reich, zurück ins Schloss! Nur da wäre sie in Sicherheit. Das war ihr auch klar. Unterwegs nahm sie Lyrins Kette vom Hals und wickelte diese um den Handgelenk. Um den Hals wollte sie diese nicht mehr tragen.

Lyrins Gestalt erschien mit einer unsagbaren Selbstverständlichkeit auf einem der naheliegenden Äste, hoch in den Wipfeln der Baumkronen.

Suzunas gerötetes Gesicht nahm er bereits von Weitem wahr und auch wenn es leichtsinnig war, in diesem Moment wickelte sie sich den Talisman bereits um ihr Handgelenk.

"Du wähnst dich also tatsächlich schon in Sicherheit.", knurrte er unhörbar ehe sich das Lächeln auf seinen Lippen grausam verbreiterte.

Im Gegensatz zu ihr sah er aus seiner Position genau wie seine Männer sie bereits eingekesselt hatten und ihre Körper in unsichtbarer Schattenhaftigkeit in den Sträuchern und an anderen Orten verborgen hielten.

Obwohl sie nichts von ihm ahnten, er gedachte nicht einmal der Hohen eine Warnung zu kommen zu lassen. Die Lektion hatte sie mehr als verdient.

Tatsächlich schlang sich in eben jenem Moment um den rechten Knöchel Suzunas das Ende einer Schlinge, die sie im nächsten Augenblick auch schon ohne Rücksicht zu Boden krachen ließ. Keinen Atemzug danach war bereits die erste Gestalt über ihr und nagelte sie restlos fest, eine Klinge an ihrem Hals.

"Na, du hübsches Täubchen?", krächzte die rauchige Stimme triumphierend bevor sie den Anhänger von ihrem Handgelenk riss und sie irgendwo hinter sich warf. "Das hättest du schon um deinen schönen Hals tragen sollen..."

Erschrocken weitete sich Suzuna die Augen und schaute der Kette hinterher, die irgendwo im nassen Grass landete.

Ihr Blick traf sich dann mit dem des Mannes, der sich über ihr beugte. Ekelnd verzog sie das Gesicht und runzelte die Stirn.

"Finger weg oder ich tue dir weh, du hinterhältiges Monster!" fauchte sie und ihre Angst war plötzlich wie weggeflogen. In ihen Augen brannte eine Flamme, die verriet, dass sie auf alles gefasst war.

Ihr Herz raste aber und ihr Brustkorb hob sich und sank immer schneller. Sie spürte den kalten und feuchten Boden unter sich. Das nasse Grass streichelte ihre nackten Schenken, ihre langen Beine. Ihre violetten Strähnen bedeckten den Boden um ihr herum. Sie konnte hören wie der starke und kalte Wind die Blätter der Bäume bewegte und wie diese raschelten.

Ihre Gedanken rasten. Doch da fiel ihr Blick auf einen Punkt in der Krone eines Baumes. Ihre goldenen Augen weiteten sich. Sie sah ihn... Lyrin, der zufrieden grinste.

//Dieser Mistkerl! Er wusste das!//

Lyrin begegnete ihrem Blick in bloßer Genugtuung und betrachtete sich dann in vollkommmenem Einklang mit sich selbst die Fingernägel.

Er hatte Suzuna oft genug gewarnt und wenn sie nicht derart törricht gewesen wäre jeglichen Vorteil zu verspielen, wäre sie auch noch in relativer Sicherheit geblieben.

Vielleicht würde Angst ein besserer Lehrer sein als die Worte eines Dunklen.

Lyrin blickte emotionslos wieder herab auf die Szenerie, an der eine weitere Klinge gerade eines seiner Lieblingshemden in Fetzen riss und seine Augenbrauen verkniffen sich in Missgunst. Allein schon weil einer seiner Art der Elfe gerad die Hand auf die Lippen presste und sie trotz seines eigentlichen Verbotes anfasste.

Ihr Blick war noch an Lyrin gerichtet, als sie spürte wie jemand das Hemd mit einem Messer zerriss. Diesmal wirklich erschrocken stellte sie fest, dass eine Hand an ihrer linken Brust ruhte. Da sie vorher noch nie ein Mann anfasste, war das ziemlich unangenehm f+r die Prinzessin und dultete es keine Sekunde weiter.

Ohne nachzudenken oder mit dem Wimper zu zucken legte sie die Hände auf den Kopf des Dunkelelfen und verdrehte diesen mit einer geschickten Bewegung, sodass man einen Knacken hören konnte. Der Körper des Mannes fiel leblos auf Suzuna, die diesen einfach von sich runterdrückte.

Danach sprang sie auf und keuchte erschrocken. Schnell nahm sie die Kette vom Boden auf und schaute diese an. In der nächsten Sekunde legte sie diese wieder um den Hals. Mit einem großen Riss an dem Hemd stand sie da, ihre Brüste fast ganz unbedeckt und schaute zu Lyrin hoch.

"Schau ihn dir mal genau an!" schrie sie und schaute sich dann um. Nun wusste sie, dass auch andere Männer sich im Dunkeln lauerten.

"DAS passiert mit jedem, der mich ohne mein Erlaubniss anfasst!" sagte sie laut und deutete auf den Toten Dunkelelfen. Ihr Herz schlug ganz wild. Lyrin konnte es nicht ahnen, das war aber nicht das erste Mal, dass Suzuna jemanden ins Jenseits beförderte.

Im Endeffekt war das Knacken der Wirbelsäule noch ein gnädiger Tod für seinen Gefolgsmann, den normalerweise monatelange Folter und ein nicht halb so annehmbares Ende beschieden worden wäre.

Suzunas Ausbruch derweilen war weniger schlau.

Kaum, dass der Anhänger wieder auf ihrer Haut ruhte, durchbrachen auch die verbliebenen Dunkelelfen ihre Tarnung und hatten sie innerhalb von einem unbedachten Moment in die Knie gezwungen.

Einer packte sie an den Haaren und riss ihren Kopf nach hinten, so dass bereits Atemzüge später die Schneide unter ihrer Kehle ruhte.

Ehe sein blutdurstiger Blick jedoch wirklich wurde, hallte Lyrins Stimme zu ihm herunter.

"Das genügt."

Augenblicke später stand der Dunkle bereits hinter dem der die Klinge hielt und die beiden Dunkelelfen, die Suzuna an den Armen niederdrückten, wechselten einen unsicheren aber eindeutig wütenden Blick.

"Sie hat einen von uns getötet.", zischte es zornig zurück und der Blick bohrte sich in die goldenen Augen der Elfe.

Dann weiteten sich jedoch die Augen des Untergebenen.

"Führ es zu Ende und du bist der Nächste.", hauchte Lyrin ihm kalt ins Ohr, während sich die Spitze seines Dolches noch etwas dichter an die Halsschlagader schmiegte.

Augenblicklich wich der Andere zurück und Lyrin warf ihm noch einen missbilligenden Blick zu, bevor er an Suzuna herantrat und auf sie herabsah.

Im nächsten Augenblick erscholl ein lautes Knallgeräusch ehe er die Hand wieder sinken ließ. "Das nächste Mal werde ich nicht einschreiten. Fesselt sie."

Suzuna legte die Wand auf die Wange und bekam leichte Tränen in den Augen.

"Sei verdammt!" flüsterte sie leise und zitterte. Danach senkte sie den Kopf und ihr Pony verdeckte ihre Augen. Was für eine Erbärmung! Sie fühlte sich noch nie so unwohl, so bloßgestellt, so ausgenutzt und erniedrigt.

Sie saß zitterndm durchgefrorer und erschrocken im Grass und ihr liefen große Tränen über die Wangen.

Sie fragte sich immer wieder: Was wäre wenn...?

Aber sie konnte sich diese Frage nicht beantworten. Ihr Herz schrie. Sie wollte nach Hause. Dieser Alptraum sollte endlich ein Ende haben. Aber was könnte sie tun?

Seine Lider zuckten kurz bei ihren Worten, dann wandte sich der Dunkelelf jedoch wieder ab.

Was kümmerten ihn schon die Verdammungen einer Hohen? Im Prinzip sollte sie froh sein, dass sie überhaupt noch unter den Lebenden weilte, aber ihr Stolz verbot es ihr wohl nicht zu letzt.

Wütend ballte er die Finger kurzzeitig zur Faust, dann entspannte er absichtlich seine Muskeln. Er musste nach wie vor einen kühlen Kopf bewahren, die Gesichter seiner Untergebenen drückten bereits aus, was sie gegenüber Suzuna tatsächlich empfanden.

Und dass sie ihr bei der erstbesten Gelegenheit die Kehle durchschneiden würden.

Letztlich zerrten sie die Elfe zurück ins Lager, dass innerhalb einer Stunde abgebrochen wurde. Die Sachen ruhten verstaut auf den Rössern und Lyrin dankte seiner Planung, dass sie einige Pferde mehr mitgenommen hatten.

Gleichgültig schlug er dem Tier beruhigend gegen die Flanke, dann ging er zu Suzuna zurück und schnitt nach einem kurzen Blick ihre Fesseln durch.

"Kannst du reiten?"

Die Prinzessin sagte die ganze Zeit nichts. Immernoch frierend und mit verletzter Stolz stand sie da und beobachtete die Pferde. Als Lyrin ihre Fesseln durchschnitt streichte sie mehrmals über ihre Handgelenke.

"Kann ich." gab sie kalt von sich und schaute Lyrin dabei nicht an. Innerlich fluchte sie und kochte richtig vor Wut. Lyrin konnte aber nicht mal ahnen was in ihrem Kopf vor sich ging.

"Ich will aber vorher was zum Anziehen!" sagte sie dann bitter und schaute den Dunkelelfen erst jetzt an.

Die Stille, die sie beständig umgab und die Eiseskälte passten in seinen Augen nicht zu der Elfe, aber er war nicht dumm genug diesen Gedanken tatsächlich auch auszusprechen.

Seine Untergebenen ließen so schon viel zu oft ihre Aufmerksamkeit auf seiner Gestalt ruhen und je mehr er eine Affinität gegenüber der Hohen zum Ausdruck brachte, desto größer wurde die Gefahr, dass man sich seinen Anordnungen wiedersetzte.

Immerhin war er hier in freier Natur, hier galten andere Gesetze. Tödliche Gesetze.

Dennoch nickte er Suzuna aus freien Stücken zu und brachte ihr wenig später etwas.

"Du nimmst die Stute dort hinten.", wies er sie dann an. "Und ehe du auf den Gedanken kommst mit ihr die Flucht zu ergreifen, sie ist zu alt und lahmt ohnehin schon etwas."

Suzuna zog sich hinter einem Baum um und ging dann zurück zu Lyrin. Ihre Haare band sie nun zusammen und schaute dann zu der Stute.

Leicht nickend ging sie dann zu ihr und setzte sich auf derer Rücken. Leise seufzend schaute sie dann in die Ferne.

Sie plante keien Flucht mehr. Sie war schon zu müde hier zu sein. Nur wegen ihres Volkes begann sie kein Selbstmord. Dann wäre alles vorbei, ihr Leiden hätte ein Ende und niemand könnte sie wieder erniedrigen. Aber nein, daran wollte sie nicht einmal denken. Es wäre der einfachere Weg.

Langsam schloss sie die Augen und versank in ihren Gedanken.

Gefangen in der Welt der Dunkelelfen

Lyrin schwang sich ohne viel Federlesens auf den Rücken des pechschwarzen Hengstes, der unter seinem Gewicht leise wieherte und dann einige Schritte tat, um die Balance zu halten.

Der Dunkelelf wickelte jedoch nur die Zügel um sein Handgelenk und gab dem Tier mit einem flüchtigen Tritt zu verstehen, dass es lange genug stillgestanden hatte.

Anschließend warf er einen Blick über die Schulter zu Suzuna, die ihm noch immer unnatürlich ruhig erschien.

Es gefiel ihm nicht sonderlich.

Etliche Stunden später ließ sich der Dunkle letztendlich soweit zu ihr zurückfallen, dass er auf einer Augenhöhe mit ihr war, aber er sah weiter geradeaus.

"Wieviel weißt du von unserer Etikette?", durchbrach er dann jedoch leise die Stille.

Die Elfe, die immernoch in Gedanken versunken in die Ferne starrte wurde nun von seiner Stimme aus den Gedanken gerissen. Deshalb ließ sie ihren Blick dann zu ihm wandern.

"Ziemlich wenig." gab sie ruhig von sich und musste zugeben, dass sie kaum was davon wusste. Fast gar nichts. Kein Wunder. Due Dunkelelfen waren ja immer Feinde. Die Techniken und Stärken eines Gegeners muss man kennen, aber die Etikette? Eher weniger.

"Wieso fragst du?" stellte sie ihm dann die Frage und schaute wieder weg.

Lyrin hüllte sich einen Moment in Schweigen, dann fasste er die rauen Zügel fester, aber das Pferd behielt dennoch den gleichmäßigen Trott bei.

"Sobald wir auf unserem Hoheitsgebiet sind, wird es nicht mehr lange dauern.", umriss er dann grob eine Erklärung, ohne darauf zu achten, dass Suzuna ihm wahrscheinlich nicht einmal folgen konnte. Immerhin wusste er wovon er sprach und für seinesgleichen war es selbstverständlich.

"Meine Mutter hält das Szepter in der Hand, aber du wirst dennoch einen offiziellen Empfang erhalten. Es wäre fatal, wenn du dich ihr gegenüber nicht richtig verhältst."

Kurz musterte er Suzuna von der Seite, während er der Vorstellung anheim fiel was sie mit Freuden mit ihr anstellen würde, sobald sich auch nur die erstbeste Gelegenheit ergab.

"Du wirst kaum zu Wort kommen, aber vorausgesetzt du wirst nicht aufmüpfig, besteht die Chance, dass sie Verhandlungen erwägt und die Kämpfe kurze Zeit unterbrochen werden."

Nun wurde Suzuna aufmerksamer und achtete darauf was er sagte. Nachdenklich über seine Worte ließ sie ihren Blick wieder zu ihm schweifen. Als ihr Blick schon auf ihm ruhte blinzelte sie kurz.

"Wer sagte, dass ich überhaupt was sagen will? Ich habe Kreaturen wie dir nichts zu sagen." gab sie kalt von sich und schaute erneut weg.

"Aber andersgesehen... hmmm, naja... ich könnte mich auch gut benehmen. Leider habe ich keine Ahung was sich bei solchen dunklen hinterhältigen Monsters sich gehört. Wahrscheinlich ist es in Ordnung fies zu sein oder harte Worte zu sagen." sprach sie weiter und ritt gelassen weiter, das etwas schneller.

Er bemerkte sehr wohl den Wandel in ihren Gesten, aber dennoch fiel es ihm schwer abzuschätzen, ob sie das eher der Unterhaltung wegen tat oder ob sie tatsächlich Interesse hegte.
 

Allenfalls verkniff er bei ihren Bezeichnungen das Gesicht.

"Für solche Äußerungen würdest du dich bereits nach den ersten Silben in ihren Folterkellern wiederfinden.", warf er dann unwirsch ein - nicht zu vergessen, dass er auf seinem Thron wohl dasselbe tun würde.

"Das Elementare ist im Grunde genommen schon der Zeitpunkt, in dem du hereinkommst."

Lyrin deutete mit einem kurzen Nicken auf die Kette, die um ihren Hals rankte. "Du darfst niemand Ranghohem direkt in die Augen sehen, es ist ein Affront und eine offene Beleidigung solange ich nicht neben dir stehe."

Der Dunkelelf schnalzte kurz und das Pferd unter ihm schlug eine andere Richtung ein. "Und bei meiner Mutter tätest du gut daran, es ausschließlich auf ihre Aufforderung zu tun. Ansonsten achte darauf dass du gerade stehst, wie du sie begrüßt, zeige ich dir nachher."

Lyrin sah ihr nun auffordernd in die Augen. "Und hüte deine Zunge wenn du Kontra gibst. Ignoriere Provokation, der Hof ist dazu da um auszuschichten wer nicht zu unseresgleichen passt. Etliche Diplomaten fanden den Tod, weil sie nicht zwischen Ernst und Wortklauberei unterscheiden konnten."

Die junge Frau hörte dem Dunkelelfen immernoch aufmerksam zu und nickte nur. Sie verstand sehr wohl was er meinte und da sie eine äußertst intelligente Frau war, machte sich keine Sorgen wegen dem Gespräch. Ihre Ruhe konnte sie auch sehr gut bewahren, was eine gute Eigenschaft war.

Eigentlich war das aber natürlich bei einer Elfe.

Es war schon spät, als sie das Schloss erblickt haben. Suzuna war etwas müde und hoffte, dass sie Lyrins Mutter nicht heute begegnen musste, denn jetzt hatte sie weder Lust noch Kraft zu einem gefärhlichen Gespräch.

Das Geklapper der Hufe, die irgendwann auf den pflastersteinübersääten Untergrund trafen, ließ ihn innerlich endlich zur Ruhe kommen und so kreiste Lyrin kurz mit seinem Kopf, um die Nackenmuskulatur zu entspannen.

Dann musterte er mit wachen Augen seine Gefährten, die stillschweigend den Tross in seiner Bahn hielten und einige der älteren Pferde anspornten, wann diese zu halten versuchten. Ihm entging nicht der dann und wann misstrauische Blick in Richtung Suzuna, aber sie hatten sich im Griff.

Gut so.
 

Dennoch verging zwei weitere Stunden bis sie über den tiefen Graben ritten, der das Umland von dem eigentlichen Schloss trennte. Obwohl der Mond bereits als helle Scheibe am Firmament leuchtete, standen etliche Soldaten im Burghof Spalier.

Mit einer geschmeidigen Bewegung hielt sein Pferd inne, der Tross folgte kurz darauf.

"Mylord."

Lyrin nickte dem Mann zu, der gesprochen hatte. Als dessen Blick jedoch auf Suzuna fiel, sog er scharf die Luft ein und umfasste den Griff seiner Klinge fester.

Auf dem Weg war Suzuna ganz still und ruhig. Der Grund dafür wahr, dass sie müde war und keinen Ärger mehr wollte. Nicht heute. Dafür hatte sie jetzt keine Nerven.

Erst als sie die Stimme eines fremden Mannes vernahm, wurde sie etwas aufmerksamer und schaute zu diesem. Ihr wurde sofort bewusst, dass der Mann Lyrin meinte. Sein Blick aber und die Bewegung wie er seine Klinge umfasste gefiel ihr ganz und gar nicht. Etwas irritiert über diese Reaktion runzelte sie die Stirn und warf dem Mann einen ernsten Blick zu, der auch etwas warnend war. Sie war ja einen Prinzessin und mochte es nicht so angeschaut zu werde. Ihr Rang erlaubte es ihr nicht sich einem Dunkelelfen gegenüber so zu verhalten wie eine Sklave, eine Gefangene, aber früher oder später müsste sie an ihrem Benehmen ändern. Das war ihr klar.

Sie ritten dann weiter. Suzuna schaute sich immer wieder um. Ihr gefiel dieser Ort nicht, sie fühlte sich hier sehr unwohl. Zu wenig Licht, zu viel Dunkelheit war um ihr herum. Überall lauerten gefährliche Kreaturen in den Schatten.

Als sie dann beim Schloss ankamen, stiegen alle von den Pferden - so tat auch Suzuna. Automatisch schaute sie an sich runter und seufzte.

//So kann ich da nicht reingehen.// dachte sie, als sie das Hemd anfasste. Danach hob sie ihren Kopf, schaute zum Sternenhimmel empor. Als ihr Blick auf den silbernen Mond fiel, fing sie an zu lächeln.

//Das mir das früher nicht eingefallen ist.// mit dem Gedanken entfernte sie sich etwas von den Dunkelelfen und blieb an einer Stelle stehen wo das silberne Mondlicht im vollen Glanz auf sie "niederfließen" konnte.

So wie das silberne Licht ihren zerbrechlichen Körper berührte verschwanden das Hemd und die schwarze Hose. Anstatt diese trug sie nun ein wunderschönes Kleid, was wirklich zu einer Prinzessin passte.

(Dieses Kleid: http://www.flickr.com/photos/kelldar/495048554/in/photostream/ )

Als der Zauber fertig war, drehte sie sich wieder um. Ihr Blick wanderte komischerweise zuerst zu Lyrin. Sie hoffte, dass es ihm klar war, sie würde sich so vor seiner Mutter benehmen wie es sich gehört.

Lyrin sah gleichgültig über die Regung eines seiner Unteroffiziere hinweg, bevor er das Pferd in einem allmählichen Schritttempo weiter lenkte.

Das Geräusch der aufschlagenden Hufe scheuchte irgendwo in den naheliegenden Gebäuden ihre Bewohner auf und etliche spähten des Nachts argwöhnisch an den schweren Leinenvorhängen vorbei.

Schlussendlich saßen sie jedoch vor den langgezogenen Treppen ab und noch während Lyrin einige Worte mit den dortigen Wachen wechselte, glitt seine Aufmerksamkeit einem Gefühl nach zu Suzuna zurück.

Er hielt zwar in seinen Worten nicht inne, bekundete ihre Geste dann jedoch mit einem Nicken und schickte den Untergebenen mit einer kurzen Handgeste fort ehe er Suzuna beiseite nahm.
 

"Du solltest mit deinen Zaubern hier aufpassen, wenn du deinen Kopf auf den Schultern behalten willst.", warnte er sie ernst, "Ansonsten wirst du der Frau dorthinten folgen, sie wird dir dein Zimmer zeigen. Ich hoffe du bist schlau genug, es nicht gleich mit unseren Kerkern zu tauschen."

Lyrin hob andeutungsvoll die Augenbrauen, dann winkte er der Frau zu, die mit einem mäßigen Gesichtsausdruck auf Suzuna zutrat und sie von Kopf bis Fuß musterte.

Kaum, dass der Dunkelelf außer Sichtweite war, seufzte sie auch schon schwer.

"Bist du auch so eine verzogene Göre wie die anderen Elfenweiber?"

Die Prinzessin schaute Lyrin nach bis er nicht ganz verschwand. Der Wind spielte mit ihren violetten Haaren und streichelte ihre Wange. Als sie die Frau dann seufzen hörte, schaute sie diese an.

"Nein." gab sie leise von sich und blieb ruhig. Danach folgte sie der Frau still und seufzte innerlich.
 

Lyrin warf noch einen Blick über die Schulter zurück und seine Augen ruhten eindeutig auf seiner ehemaligen Kinderfrau, die zwar ihr Herz auf der Zunge hatte aber besonders in den ersten Augenblicken ein wahrer Schreck für jegliche Besucher sein konnte.

Dennoch, sie war das Beste was er Suzuna an Personal hier angedeihen konnte, denn im Gegensatz zu allen anderen Dunkelelfen wusste sie die Hohen zu schätzen. Etwas, wofür er sie besonders in frühester Jugend nur allzuoft bestraft hatte, aber sei es drum ... es war Vergangenheit und als solches behandelten sie es. Beide.

Ashika musterte unterdessen weiterhin Suzuna und nickte letzlich, bevor sie den Weg in das Innere des Schlosses antrat und einige Wachen mit einer bodenlosen Selbstverständlichkeit zur Seite fegte.

Ihre Haare mochten grau sein, ihre Züge bereits von Falten gezeichnet, aber niemand in diesem Gebäude stellte in Frage, dass sie auch noch den nächsten Thronfolger erziehen würde.

Schlussendlich hatte sie Suzuna in ein hohes Zimmer geschleust, dass voller einzelner Verzierungen war und obgleich die Raumfarben in kühlem Grau schimmerten, es war komfortabel.

"Also Schätzchen.", erklärte die Dunkelelfe geschäftigt. "Wie auch immer Lyrin zu dir kam, ich bin Ashika und werde dir den Marsch blasen wenn du mir widersprichst. Wir können miteinander auskommen, oder nicht. Das liegt bei dir. Mit wem du nicht auskommen wirst, ist mit seiner Mutter."

Prüfend sah sie zu der Elfe. "Wahrscheinlich lebst du schon im Morgengrauen nichtmal mehr. Sie wird dich hassen.", berichtigte sie sich dann stirnrunzelnd.

Suzuna folgte der Grauhaarigen ruhig und schaute sich oft unbemerkt um. Nur aus dem Augenwinkel schaute sie zu den Gemelden und schweren Holztüren an denen sie vorbeigingen.

Als sie dann in ihrem neuen Zimmer ankamen seufzte sie Prinzessin innerlich und blieb stehen. Die Worte der Dunkelelfe lauschte sie aufmerksam und drehte sich dabei zu ihr um. Das Licht der Lampen die das Zimmer erhellten tanzte auf ihren violetten Haaren und spiegelte sich in ihren goldenen Augen wieder.

"Wieso sollte sie mich hassen? Weil ich eine Elfe bin?" fragte sie seelenruhig und schaute sich im Raum um. "Wiedersprechen ist übrigens nicht meine Art." gab sie dann leise von sich und verbeugte sich kurz höflich. Ihr war klar, mit Ashika auszukommen ist ein Muss, wenn sie hier überleben wollte.

Langsam wandte sie sich zu der Elfe um, die ihr zwar fehl am Platze erschien aber dennoch eine unbestrittene Schönheit war - selbst für die Verhältnisse der Dunklen.
 

"Kindchen, dein Elfenblut wäre bereits genug Grund, dass unsere Herrin dir Foltermethoden zugesteht, von denen du bis dahin noch nicht einmal den Namen weißt.", seufzte Ashika, "Tatsächlich wird es ihr viel mehr ein Dorn im Auge sein zu sehen was du dort trägst-", sie deutete knapp auf die Halskette, "Und dass du mit ihrem Sohn gekommen bist."

Mit einem kurzen Nicken nahm die Dunkle die höfliche Verbeugung zur Kenntnis, ehe sie die Arme vor der Brust verschränkte und zu einem naheliegenden Schrank schritt, dessen Pforten sie auseinanderzog.

"Warum hat er dir die Kette überhaupt gegeben?", hakte sie leicht misstrauisch nach, bevor sie unter einem mühsamen Ächzen einige Kleider hervorzog, welche dem Anspruch ihres Volkes gerechter wurden. Allein schon weil ihre Farben wesentlich dunkler waren ...

Suzuna hörte der Dunkelelfe gut zu, schaute aber während sie redete ins Licht. Als die alte Frau von Lyrins Mutter sprach, stellte Suzuna sich diese bildlich vor. Eine mächtige, gnadenlose Frau - eine kaltherzige, erste Dame... eine wütende Mutter?! Innerlich stellte die Prinzessin die Frage, warum diese Frau so einen Hass auf sie hegen konnte. Nur weil sie eine Elfe war? Ihr Blut kann ihr doch egal sein, sie würde eh nicht lange hier bleiben. Hier, im Reich der Dunkelelfen war sie nur eine Gefangene, ein Geisel, nichts mehr. Es war ja nur eine Frage der Zeit wann sie freigelassen wäre oder entweder getötet wäre. Suzuna aber hatte schon einen Plan. Eins war sicher - sie wollte sich nicht umbringen lassen. Nein, auf keinem Fall!

Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, hörte sie schon die Antwort auf ihre Frage. Di Antwort hing ihr sozusagen um den Hals. Automatisch griff sie nach der Kette und wickelte ihre Finger um den silbernen Anhänger, streichte dann drüber.

"Weger der Kette?" fragte sie flüsterd eher sich selbst. Je mehr Ashika sagte, desto verwirrter war sie. Nun schaute sie zu der alten Dame und die Verwirrung konnte man richtig aus ihren Augen herauslesen.

"Was spielt das für eine Rolle warum ich die Kette um den Hals trage und warum ich mit Lyrin hierher kam?" fragte sie ernst und runzelte etwas die Stirn.

"Lyrin gab sie mir nur, damit die Männer... seine Soldaten kein Haar von mir krümmen. Damit sie mich in Ruhe lassen und mir eben nichts tun." gab sie dann leise von sich und wurde etwas nachdenklich dabei.

"Er wollte nicht, dass mir was passiert." hauchte sie dann leise und war über ihre eigenen Worte überrascht. Stimmt, ja! Er gab ihr die Kette wirklich nur, damit es ihr nichts zustößen konnte. Aber wieso?

//Wahrscheinlich damit kein Krieg ausbricht, aber... ich bin jetzt die einzige Hohe die von den Elfen am Leben geblieben ist. Nur ich kann unseren Soldateen befehlenanzugreifen. Wieso... wieso dann?// nach diesen Gedanken weiteten sich leicht ihre Augen. Sie war in der Tat überfragt, wusste nicht was sie denken sollte. Grade deshalb schaute sie etwas hilfesuchend zu Ashika. Vielleicht konnte sie ihr ja sagen was hier los war.

Ashika ließ ein gespielt theatralisches Seufzen hören, dann legte sie die Kleidungsstücke bestimmt auf die Decke, ehe sie sich selbst auf die Kante des Bettes setzte.
 

"Kindchen, Kindchen, du musst wirklich noch eine Menge lernen.", stellte sie dann unumwunden fest und schüttelte leicht gnädig den Kopf.

"Du wärst bis hier wohl nicht gekommen wenn du gänzlich dumm wärst, also wollen wir mal sehen wo das Beil begraben liegt. Vom Prinzip her gibt es nur 2 Seiten, die für dich interessant sein werden an diesem Ort.", fuhr die Amme ernst fort. "Das ist einmal was man von dir denkt und das andere mal wie es tatsächlich ist."

Ashika neigte leicht ihren Kopf, um sich des Blickes und der Aufmerksamkeit der Elfe auch ganz gewiss sein zu können. Die schönsten Worte würden ihr nichts nützen wenn sie am Ende auf taube Ohren stießen und dafür war der Dunklen die eigene Zeit letztlich zu schade.

"Das was sie von dir denken wird, ist dass du versuchst ihren Sohn zu becircen. Sie zu stürzen, zu morden, Zeit zu schinden, um den entscheidenden Teil für dein Volk herauszuschlagen. Versteh mich nicht falsch, Schätzchen, aber wir sind im Krieg und keiner von uns zweifelt daran dass ihr die Verlierer sein werdet."

Ashika hielt kurz inne, vielleicht auch weil sie sich selbst an diesem Gefühl berauschen musste bis ihr einfiel, was sie eigentlich beabsichtigte.

"Die andere Seite ist die, dass Lyrin offenbar seine eigenen Pläne hat, sonst hätte er dir diesen Anhänger nicht gegeben. Zumindest scheint er ein Interesse daran zu haben, dass du unbeschadet heraus kommst - und was DAS angeht, ist es mir ohnehin ein Rätsel."

Schon seit einer ganzen Zeit ruhte Suzunas Blick auf Ashika. Daher konnte die alte Frau sich sicher sein, dass sie Suzunas ganze Aufmerksamkeit genoß. Die Elfenprinzessin hörte ihr gut zu, regte sich aber über ihre Worte nicht auf.

//Wieso wollte ich ihn charmant überreden oder gar töten wollen? Das ist doch Wahnsinn!// dachte sie und dann musste sie schwer schlucken. //Er tötete meinen Vater.// fiel es ihr wieder ein und sie schaute weg.

//Verdammt!// sie kniff die Augen zu wobei sie den silbernen Anhänger ganz fest umklappemerte. Innerlich kämpfte die junge Frau mit sich selbst. //Er ist ein Mistkerl! Ein Mörder! Das schlimmste Wesen, das ich kenne! Ein kaltherziger und gnadenloser Mann ... wieso... wieso um alles in der Welt kann ich ihn nicht hassen?!// ihr Herz zog sich krampfhaft zusammen und sie musste sich beherrschen, damit Ashika nicht herausfand was sie dachte.

Langsam öffnete sie die Augen und tritt zum Fenster. Man konnte zwar eh nichts als Dunkelheit sehen, trotzdem blickte sie raus und ließ den Anhänger los. Erst nach einer Weile brach sie die bedrückende Stille.

"Ich hatte schon oft genug die Gelegenheit Lyrin zu töten. Wäre es meine Absicht ihm das Leben zu nehmen, würde er lange nicht mehr leben." gab sie dann leise und überraschend ruhig von sich. Ihr Blick wanderte wieder zu der Dunkelelfe. Die Verzweiflung in ihren goldenen Augen, die die Tatsache in ihr weckte, dass sie den Mörder ihres Vaters nicht verachten kann, konnte man genau erkennen.

"Und was man über mich denkt-" fuhr sie fort "- ist mir ziemlich egal." sagte sie noch leise, bevor sie ihren Blick wieder zum schwarzen Himmel richtete.

Das Licht fehlte ihr. Hier fühlte sie sich so kalt, so leer, so verlassen.

Traurig legte sie die Arme um den Oberkörper, umarmte sich so selbst. Ohne über die Folgen nachzudenken, von ihrer Natur geleitet, fing sie an ganz leise aber mit kristallklarer Stimme zu singen. Die kalten und feuchten Wände des Schlosses brachten die Stimme weit weg. Man konnte sie spgar in den tiefsten Kerkern hören wo die Gefangenen die Hoffnung bereits verloren haben.

Das Lied auf Elfensprache stieg in die Luft und erfüllte das ganze Schloss mit seinem bezauberndem Klang. Die Melodie der Wünsche einer Elfe konnte man hören, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat und noch in der Lage war zu träumen.

"O môr henion i dhû:

Ely siriar,êl síla

Ai! Aníron Undomiel
 

Tiro! Êl eria e môr.

I'lîr en êl luitha 'uren.

Ai! Aníron... "

Das Lied war zwar kurz, aber ihr langsames Tempo ließ sie lang werden, als ob sie bereits stundenlang gesungen hätte. Als sie dann verstummte, öffnete sie die goldenen Augen und musste überrascht feststellen, dass der pechschwarze Himmel sich an einer Stelle geöffnet hat - und genau dort floß silbernes Licht zum Boden nieder und brach die Dunkelheit förmlich. Leicht erschrocken über ihre Tat, da es ihr bewusst war, im Reich der Dunkelheit hasste man das Licht, schaute sie zu Ashika und fing an leicht zu stottern. "T-tu mir leid ...! Ich wollte nicht--?!" konnte man die erschrockene Prinzessin hören und sie schluckte innerlich. //Oh, nein!// ihr Blick wanderte nun wieder zum Himmel aber das Licht war wieder verschwunden. Erleichtert legte sie die eine Hand auf ihren Brustkorb und seufzte. //Das war knapp! Hoffentlich sah den Lichtstrahl niemand außer mir.// dachte sie und ließ sich auf einen Stuhl ans Fenster sinken.

(Übersetzung des Liedes auf Englisch: „From darkness I understand the night

dreams flow, a star shines

Ah! I disire Evenstar
 

Look! A star rises out of the darkness

The song of the stars enchants my heart

Ah! I desire..“)

Die greise Kinderfrau verfolgte Suzunas Gestik mit einer Sorgfalt, die ihr nicht anmerken ließ dass ihre Völker bereits seit Jahren und Jahrhunderten immer wieder in Fehde miteinander lagen, blutige Schlachten zum Alltag eines jeden gehörte. Momentan hatte sich sogar ihre innere Abscheu gegenüber der Prinzessin auf eine neutrale Ebene zurückgeschraubt und so beobachtete sie, auch um herauszufinden was diese scheinbar so tugendhafte Person wirklich im Schilde führte.

Dennoch erstickte sie ein leichtes Lachen hinter ihrem Handrücken. "Ich zweifle nicht an deinen Fähigkeiten.", schmunzelte sie mit verzogenen Lippen, "Aber ich glaube nicht, dass du ihn bereits Magie wirken sahst."

Vergnügt strich sich die alte Frau eine der silberweißen Strähnen wieder fort, ehe ihre Gesichtszüge abrupt erkalteten und sie zusah wie Suzuna an das Fenster trat.

Im nächsten Moment schien ihr bereits der Herzschlag zu gefrieren und stillschweigend lauschte sie den Worten, die so hell und verständlich klangen.

Ashika ahnte nicht das im selben Moment im großen Saal Lyrin in seinem kühlen Bericht innehielt und den Kopf unweigerlich in Richtung der Pforten richtete, ehe der Dunkelelf den Gesang aus seiner Wahrnehmung strich und zurück zu dem langen scharlachroten Saum blickte.

Selbst die Wachen vor den Toren verstummten einen einzigen Augenblick.

Suzunas Töne waren kaum verklungen, da erhob sich die Amme bereits wieder mit schwermütigem Blick. Sie hätte es mit ihrem Blut unterschrieben, dass der anbrechende Tag nur der Anfang etlicher Probleme sein würde.

"Schlaf jetzt.", murmelte sie dann leise. "In den Morgenstunden wird der Empfang sein."

Etwas erleichtert, da Ashika nicht ausrastete, nickte Suzuna leicht und war sogar etwas überrascht, dass die Kinderfrau so ruhig blieb. Warum wohl? Könnte es denn sein, dass sie schon seit einer halben Ewigkeit kein Licht mehr sah?

Mehr dachte sie darüber nicht mehr nach, denn als Ashika weitersprach wurde ihr klar, sie war in der Tat müde. Ein Schlaf würde ihr gut tun, das war sicher.

"Ja, ist gut." gab sie dann leise von sich und gegab sich zum Bett. Langsam legte sie sich hin so wie sie war, im weißen Kleid, deckte sich nichtmal zu ... schlief sofort ein kaum sie die Augen schloss.

Ganz friedlich und seelrnruhig schlief die wunderschöne Elfenprinzessin. Die schlafende Schönheit sammelte Kraft für das Treffen mit Lyrins Mutter. Innerlich hoffte sie, dass es einfach und kurz sein würde aber eine Stimme in ihr verriet ihr, dass sie sich umsonst Hoffnungen machte.

Ashika ließ die hohe Tür lautlos ins Schloss gleiten, obgleich ihr letzter Blick den weichen Zügen Suzunas galt. Wie es eine solch junge Frau an diesem Ort aushalten sollte, war ihr schleierhaft, aber sie wusste genausogut dass der Elfe kein anderes Schicksal beschieden sein würde.

Der Tod lauerte für ihresgleichen hier und im Grunde genommen war er nur eine Frage der Zeit. In all den Jahrhunderten, in denen sie hier ihr Leben verbracht hatte, war die Zahl der Hohen, die einen Besuch unbeschadet überstanden hatten an einer Hand abzuzählen.

Und sie war alt. Sehr alt sogar.

Seufzend drückte sie die Klinke herunter und folgte den langen Gängen in einem unbewussten, stumm erlernten Muster.

Gleich wieviele andere an ihr vorbeigingen, erst ein leises Räuspern ließ die Amme wieder innehalten.

"Lyrin."

Ashika musste sein Nicken nicht sehen, er war der Einzige, der sie nie mit ihrem Namen ansprach sondern sich einzig so bemerkbar machte.

"Elvien wird sie in Fetzen reißen.", murmelte die Kinderfrau ruhig, ehe sie unter der Hand auf ihrer Schulter zusammenzuckte.

"So leicht wird sie es nicht haben. Der Empfang ist in acht Stunden. Sorg dafür, dass sie pünktlich ist."

Schweigend strich der Dunkelelf an der greisen Frau vorbei, die ihm einen Moment sprachlos nachblickte.
 

Wenige Stunden später traf ein Schwall eiskalten Wassers Suzunas Gesicht. "Steh auf und mach dich fertig. Wenn du Hilfe brauchst, ich warte vor der Tür."

Das eiskalte Wasser kam wie Blitz aus heiterem Himmel und Suzuna setzte sich erschrocken auf.

"Was?! Was ist los?" fragte sie erschrocken und schaute sich um. Traurig musste sie feststellen, dass es doch kein Alptraum war, sie war wirklich im Land der Dunkelelfen.

Langsam erhob sie sich von ihrem Bett und ging an der alten Kinderfrau vorbei. Sie war noch müde und gähnte deshalb leise.

"Guten Morgen" murmelte sie aber noch, als sie das kleine Badezimmer betrat. Sie zog sich aus und stellte sich unter die altmodische Dusche und ließ kaltes Wasser über den Kopf fließen. So wurde sie endlich richtig wach. Das kalte Wasser floß ihr ruhig über den zerbrechlichen und doch wunderschönen schlanken Körper. Suzuna nahm dann die duftende Seife in die Hand und seifte sich schnell ein. Sie machte das alles schnell, ihr war klar, sie dürfte sich diesmal nicht verspäten. Eugentlich verspätete sie sich nie, aber diesmal war Pünktlichkeit ein Muss.

Rasch spühlte sie den Schaum vom Körper, stieg aus der Dusche und trocknete sich ab.

Als sie das Bad verließ erschien an ihrem Körper wieder das schneeweiße Elfenkleid und ihre Haare waren plötzlich wieder trocken.

"Ich bin fertig." sagte sie dann und atmete einmal tief durch. Den Anhänger, den sie von Lyrin bekam, umklammerte sie zwei Sekunden lang und seufzte leise.

Ashika nickte zufrieden über das Bild, dass sich ihr bot auch wenn sie die Farbe des Kleides kaum sichtbar die Stirn runzeln ließ. Dennoch, so weit sie wusste, trugen heute etliche der pikierten Hofdamen helle Kleider und letztlich fehlte ihr die Zeit mit der Elfe über die hiesige Kleiderordnung zu diskutieren.

Mit einem Wink bedeutete sie Suzuna ihr zu folgen und wenig später zogen die endlosen Gänge an den beiden Frauen vorbei. Irgendwo unterhalb der Decken flackerten blaue Flammen, aber die Temperaturen blieben gleichmäßig kühl und das Licht schimmerte gleichmäßig auf den endlosen Galerien.

"Ich hoffe, du weißt wie du dich als Gast zu verbeugen hast.", murmelte Ashika während sie ein relativ straffes Tempo vorlegte. "Den rechten Fuß über kreuz zurück, Oberkörper vorneigen. Schultern gerade lassen. Und sieh ihr um Himmels Willen nicht in die Augen!"

Mit einer scharfen Kehrtwende blieb sie vor Suzuna stehen, dann nickte sie langsam und deutete zu den Torflügeln, die in eben diesem Moment aufschwangen. Ganz so, als ob die Türen selbst spürten, dass jemand gekommen war.

"Viel Glück."

Schweigend schob sie Suzuna in den Raum, dessen Gemurmel bereits verklungen war, während sich links und rechts eine Vielzahl an Dunkelelfen tuschelnd beisammen stellten.

Suzuna versuchte alles zu merken was die weise alte Frau ihr noch zu sagen hatte und nickte immer wieder. Unterwegs fragte sie sich aber immer wieder warum sie nicht in die Augen von Lyrins Mutter schauen sollte.

//Ob sie einen eiskalten Blick hat?// stellte sie sich die Frage und schüttelte dann innerlich den Kopf. Es war ja doch egal was sie für einen Blick hatte. Hauptsache, sie blickte ihr nicht in die Augen.

Als sie dann beim großen Saal ankamen und die Flügeln des Tores aufgingen schluckte Suzuna leicht nervös und schaute noch einmal zu Ashika bevor sie in den Raum geschoben wurde.

"Danke" flüsterte sie noch leise und nahm dann eine völlig andere Pose an. Ihr Gehen, ihr Verhalten, sogar ihr Blick verriet, dass sie eine Hohe war, eine Prinzessin die wusste was sich gehörte. Ihr war klar, dass all ihre Schritte von dutzenden Augen verfolgt wurden. Das war aber nicht der Grund für ihre Nervosität. Nein. Die Person, die wenige Meter von ihr auf einem goldenen Thron saß war der Grund für ihre Sorgen. Als sie vor dem Thron von Lyrins Mutter ankam blieb sie ruhig stehen und verbeugte sich genau so wie es Ashika eben ihr sagte, wie sie es machen soll. Ihre Haltung war wirklich schön, einfach perfekt. Die Prinzessin verbeugte sich tief. Als sie das tat fiel das Licht einer blauen Flamme, die oben schimmerte auf ihren silbernen Anhänger. Das bemerkte sie aber nicht.
 

Sie richtete sich langsam wieder aufm sagte aber kein Wort. Ihr Blick war auf den roten Teppich vor dem Thron gerichtet.

//Nur nicht in ihre Augen schauen!//

Akribisch verfolgten die Dunklen jeden einzelnen Schritt, jede Handgeste, jede Neigung ihres Kopfes - selbst die Art wie sie atmete. Die abfälligen Blicke der Hofdamen, die ihre eisigen Blicke hinter den Fächern kaschierten und das leise Hüsteln der Herrenwelt, erstarb in dem Moment als Suzuna zum Stehen kam.

Nur eine einzige Dunkelelfe wagte es heiser den Atem einzuziehen, als sich die Hohe in der Art ihres Volkes verbeugte und eben solange verharrte, um provokationslos zu wirken.

Noch während sich Suzuna wieder aufrichtete, atmete Lyrin in Gedanken erleichtert durch ehe er mit unbewegter Miene zu der Frau hinaufsah, deren Augen sich mittlerweile verkniffen hatten.

Langsam schlangen sich ihre Fingerknöchel um die Lehne des Throns, dann räusperte sie sich verächtlich.

"Soso, da hätte sich das Prinzesschen doch beinahe ihr albernes Kleid ruiniert als sie sich auch noch die Blöße geben musste, vor uns in die Knie zu fallen.", spöttelte die Herrscherin in eisigem Selbstgefallen während die Kohlepfannen auf ihrem scharlachroten, hochgeschlossenen Kleid winzige Muster abzeichneten. Ihre Worte riefen leichtes Gelächter im Raum hervor, aber sie wischte es mit einer groben Handgeste beiseite.

"Also, was hast du uns zu sagen .. Hohe?"

Sie spie das letzte Wort in einer solchen Verachtung aus, dass selbst ihre makellosen Gesichtszüge, die bar jeden Alters waren kurzzeitig im Glanz ihrer silbernen Augen verblassten. "Willst du um Gnade winseln, auf dass wir dich deinem Volk zurückgeben?"

Das Gelächter störte und irritierte Suzuna nicht, sie konnte ihre Ruhe bewahren. Dann, als sie wieder die kalte Stimme Lyrins Mutter vernahm, hob sie unerwartet den Kopf etwas, ihr Pony verdeckte ihre goldenen Augen aber noch die immernoch zum Boden gerichtet waren. Diesmal schaute sie aber genau vor ihre Füße.

"Suzuna." gab sie leise von sich. "Mein Name ist Suzuna. Mir ist es klar, dass ich hier keine Hohe bin, nein. Hier bin ich höchstens eine Ratte, nichts mehr. Euch allem bin ich nur Dorn im Auge, aber--- Ich schäme mich nicht dafür was ich bin und auch, wenn ihr es wahrscheinlich nicht glaubt, ich verachte euch auch nicht, weil ihr das seid, was ihr seid." sie redete zu allem, die sich im Saal befanden.

"Und nein, ich bin nicht hier, weil ich um Gnade winseln will. Außerdem nutzt es Euch nichts zu fluchen oder mir zu drohen, denn meine Waffe ist zu stark. Ich kann verzeihen." nun hob sie den Kopf ganz und schaute in die silbernen Augen der "Königin". Sie überlegte es sich lange ob sie das tun sollte und ja, sie wusste, sie tat das Richtige. Ihre ehrlichen Augen wiederspiegelten weder Hass noch Angst. Ihr Blick war voller Hoffnung und Selbstbewusstsein.

"Ist es nicht genug vom Krieg? Ich glaube, nein, ich weiß... ihr leidet dich auch darunter --- Eure Männer sterben genauso wie unsere auf dem Schlachtfeld! Eure Frauen und Kinder werden genauso alleine gelassen! Krieg erzeugt nur ein Ozean aus Tränen. Die Sonne schaut auf blutgrtränke Erde nieder. Was ist das für ein Leben? Warum kämpfen wir überhaupt gegen einander, wenn wir auch in Frieden mit einander leben könnten?!" etwas lauter stellte die Prinzessin die Frage und bällte dabei die Hände. Nun schaute sie Lyrins Mutter ernst in die Augen.

"Wo ist Euer Mann Herrin? Warum seid Ihr ganz alleine? Wieso ist der andere Thron leer?" fragte sie und bereute die Fragen nicht, denn sie wusste, sie traf den Nagel auf dem Kopf.

"Bitter und kalt. Ja, so seid Ihr aber Ihr seid auch nur eine Frau! Und das Herz einer einsamen Frau weint ständig und schreit nach jemanden, der entweder noch nicht gekommen ist oder bereits gegangen ist." sagte sie und bekam fast Tränen in die Augen, Ihr war klar, mit diesen Worten unterschrieb sie ihr Testament. Es musste aber gesagt werden! Ihr Blick wanderte dann zu Lyrin und sie lächelte. Ja, sie lächelte wirklich, obwohl ihr währendessen auch Tränen über die Wangen kullerten. Ihr Blick sagte mehr als tausend Worte. Sie wollte nicht, dass der Dunkelelf traurig über ihrer Entscheidung wurde oder wütend. Sie wählte diesen Weg und bereute nichts.

"Wir sind doch alle nur Elfen." flüsterte sie dann unhörbar bevor sie den Blick wieder abwendete.

Ihre Fingerknöchel waren mit jedem einzelnen Wort noch weißer geworden und letztlich krampften sich ihre Nägel so fest in den Thron, dass es ein Wunder schien das sie nicht in Stücke zerbrachen.

"Du wagst es..."

Sie rang nach Luft, ihr Gesicht nicht mehr als eine wutentstellte Fratze, in der sich die Mordlust und die Blutgier die Hand geben. "Du wagst es tatsächlich von Frieden zu sprechen in diesen Hallen?!"

Elvien erhob sich in grausamer Gewissheit und starrte hinab auf das Gesicht der Elfe, die ihren tränengefüllten Blick wieder zu Boden senkte.

"Falls es dein arrogantes Volk vergessen hat ihrer Prinzessin beizubringen, um sich selbst zu beweihräuchern, es waren verlogene Elfen, die unsere Ahnen zuerst angriffen. Aus Neid - aus Angst vor unserer Magie!", giftete sie dann, "Und ebenso war es der Pfeil eures Volkes, der unserem seinen König nahm, abgeschlachtet, hinterrücks gemeuchelt!"

Kühl deutete sie mit der bloßen Hand auf Suzuna.

"Und warst du es nicht erst, die im Morgengrauen das Morden fortsetzte? Und da sprichst du von FRIEDEN?"

Der Triumph, der in ihren Augen glomm war greifbar und ebenso setzte zustimmendes, sowie entsetztes Gemurmel ein.

"Dieser Krieg wirst erst enden wenn dein Kopf rollt..!", donnerte Elvien durch die Hallen, "Und davor wird dich auch nicht das Erbstück unserer Dynastie bewahren!"

Die Prinzessin bleib sogar bei ihren schweren Worten ruhig und ging auf die Königin zu. Es war ihr egal, dass die anderen im Raum aufhorchten. Es war ihr auch egal, dass Lyrin womöglich einen Schock bekam.

"Ja, es stimmt. An meinen Händen klebt ebenfalls Blut aber für die Sünden meiner Vorfahren kann ich nichts. Was ich getan habe, tat ich, weil ich es für nötig hielt um am Leben zu können." sagte sie leise aber hörbar und kniete sich dann vor der Königin nieder. Mir einer leichten und langsamen Bewegung strich sie ihre violetten Haare vom Hals beiseite und fuhr fort.

"Aber wenn mein Kopf rollen muss damit das Töten ein Ende hat, dann soll es so sein." mit diesen Worten beugte sie sich etwas nach vorne, sodass man ihr den Kopf mit Leichtigkeit vom Körper trennen konnte.

Ihr Herz schlug schnell, aber sie zeigte keine Angst. Komscherweise kam nach ihrer Familie und Volk eine Person noch in den Sinn, die ihr gar nicht nah stand - Lyrin.

Die Leibwachen der Königin spannten sich automatisch an, als sie den ersten Schritt auf sie zutrat, aber eine weitere herrische Bewegung ihres Kopfes untersagte ihnen auch nur den Finger zu rühren.

Elvien hatte nicht vor sich von ihren Untertanen schützen zu lassen, nicht von dieser Frau! Wütend stierte sie zu ihrem Sohn, dem sie es noch immer nicht vergeben hatte, dass er ihr Amulett - ihr Amulett! - aus der Hand gegeben hatte. An eine Elfe, an eine nichtsnutzige Blutsverräterin, die ihre Hände im Blute der Dunklen wusch.
 

Eine Elfe, der es Freude bereitete sie selbst am Boden zu sehen! Aber sie irrte sich. Sie irrte sich gewaltig!

Hasserfüllt starrte sie nun auf den blanken Hals Suzunas, die keinen Meter vor dem Saum ihres scharlachroten Seidenkleides kniete.

"Mit Freuden.", hauchte sie dann, aber noch ehe sie die Klinge ihrer Leibwache aus der Scheide gezogen hatte, donnerte die Stimme Lyrins durch die Hallen.

"Es reicht, Mutter."

Er war nur einen einzigen Schritt nach vorn getreten, aber sein Blick war so kalt wie ihrer emotionsgetränkt war. Einen endlosen Augenblick maßen sie sich, dann ließ Elvien verächtlich den Griff des Schwertes wieder los und warf Suzuna einen letzten Blick zu.

"Wir sind noch nicht fertig miteinander.", flüsterte sie grausam. "Genieße deine letzten Stunden!"

Unbeeindruckt ließ sie sich wieder auf ihren Thron sinken, während ihr Blick an der Elfe vorbeiging, ganz so als ob diese nicht mehr existent wäre.

Lyrin unterdessen verließ wortlos den Saal.

Suzuna verstand die Welt nicht mehr. Warum rettete Lyrin ihr jämmerliches Leben?! Ohne zu zögern erhob sich die Prinzessin udn eilte Lyrin nach. Sie rannte am Ende schon und verließ den Saal in Eile.

"Lyrin!" rief sie ihm nach bevor sie ihn einholte.

"Warum?!" mit der Frage drehte sie den Dunkelelfen hastig um und schaute ihn aufgebracht an.

"Zuerst kommst du in mein Schloss, tanzt mit mir. Danach tötest du meinen geliebten Vater, zerstörst mein Leben förmlich und jetzt nachdem du mich hierher gebracht hast rettets du mein Leben? Wieso hast du mich nicht sterben lassen?! Dann wäre mindestens der Krieg vorbei!" schrie sie schon förmlich. //Und dann müsste ich mir keine Vorwürfe mehr machen warum ich dich nicht hassen kann.//

Einen Moment sah er sie perplex an, dann kehrte die Emotionslosigkeit zurück und er schüttelte Suzuna klanglos wieder ab.

Ohne einen weiteren Blick auf sie zu werfen, setzte er dann seinen Weg fort, sicher darüber dass sie ihm ohnehin folgen würde.

"Erstens, du hast mich zum Tanzen gezwungen. Zweitens, ich habe dir dein Leben nicht gerettet."

Mochte sie auch glauben was sie wollte, im Grunde genommen war Suzuna ahnungslos. Dass er seiner Mutter widersprochen hatte, mochte für sie nicht weiter bedeutungsvoll sein, aber wenn er eines in den letzten Jahrzehnten vermieden hatte, dann eben das. Es war ein stummes Übereinkommen, dass sie herrschte während er von den Thronpflichten entbunden blieb solange der Krieg voranschritt.

Krieg ... er rang sich ein müdes Lächeln ab, ehe er wieder stehen blieb und zu ihr zurücksah.

"Glaubst du eigentlich ernsthaft, dass dieser Krieg endet wenn du stirbst?"

Immernoch aufgebracht folgte er dem Mann und bällte die Hände. Komischerweise konnte weder die Königin noch Ashika sie aus der Fassung bringen nur er, Lyrin.

"Also hör mal!" sie reagierte ziemlich irritiert, als er sagte, sie hätte ihn zum Tanzen gezwungen, "Du hattest nicht wirklich was dagegen als ich dich tanzen rief." gab sie von sich und stellte sich dann vor ihm.

"Hörst du mir überhaupt zu?" fragte sie und seufzte.

"Nein...." sie wurde ruhiger und schaute zur Seite. "Mir ist klar, dass mein Tod keine Lösung bedeutet, aber ich musste deiner Mutter beweisen, dass ich Frieden will." konnte man die Prinzessin sagen hörten und sie schaute den Dunkelelfen wieder an.

"Ich will wirklich, dass der Krieg endet und bin bereit dafür alles zu tun was in meiner Macht steht!"

Aufmerksam verfolgte er wie die Elfe an ihm vorbeischritt, nur um direkt vor seinem Gesicht stehen zu bleiben und trotzdem in Hörweite noch einige Wachen standen, duldete er es dass sie so dicht aufschloss.

"Nichts dagegen?", wiederholte er dann spöttisch. "Soweit ich eure Regeln kenne, hätte ich so oder so keine Wahl gehabt. Ganz abgesehen davon, dass Aufmerksamkeit nicht in den Plan passte."

Frostig beobachtete er wie Suzunas Kopf zur Seite glitt und sie irgendeinen Punkt zu fixieren schien, dann schüttelte er unter einem kühlen Lächeln das Haupt.

"Es kann ebenso taktisches Kalkül sein, was du anwendest. Am Ende gibt es tausend Gründe, um dein scheinbares Opfer als Hohn an ihrer Gestalt zu werten.", urteilte er dann achtlos. "Gleich wie edel du dir dabei vorkommst, so leicht kannst du keine Fehde beilegen, die bereits seit Jahrhunderten schwelt."

Lyrin verschränkte die Arme vor der Brust ehe er erneut ihre Haltung musterte. "Wieviel von diesem Krieg und seinen Ursprüngen weißt du eigentlich, Suzuna?"

Als sie seine Worte, die Beschuldigungen hörte verlor sie plötzlich all ihre Hoffnungen und fühlte sich irgendwie unwohl. Nicht nur unwohl, sondern auch leer. Seine kalte Art störte sie schon immer aber jetzt, jetzt hatte sie das Gefühl, dass es nun mehr als nur Kälte war was sie aus seiner Stimme vernahm.

Mit einem traurigen Lächeln drehte sie ihm en Rücken zu.

"Ist es nicht egal? Alles ist egal." sagte leise und ging zurück auf ihr Zimmer. Dort ließ sie sich aufs Bett fallen und vergrub das Gesicht im Kissen. Warum? Warum war sie so enttäuscht als sie ihn eben hörte? Warum tat es weh...?

Fragend wanderte seine Augenbraue in die Höhe, als sie ihm urplötzlich den Rücken zuwandte und so gefühlsstarr er auch sein mochte, dass sie aus irgendeinem Grunde plötzlich verletzt war, dämmerte sogar ihm.

Hatte er etwas Falsches gesagt in seiner sachlichen Analyse?

Oder war es die Frage, die ihrem Stolz in die Quere kam, weil sie rein gar nichts von den Ursachen wusste?

Gleich wie er es drehte, er war so schlau wie zuvor als sie ihn bereits stehen gelassen hatte und verzog letztlich verstimmt das Gesicht.

Wenn sie die Wahrheit nicht vertrug, war das wohl schwerlich sein Problem. Postwendend machte der Dunkelelf auf dem Absatz kehrt und schritt achtlos an der Amme vorbei, die ihm verwirrt nachsah.

Nach einer Zeit erhob sich die Elfenprizessin wieder. Ihre Traurigkeit war wie weggeflogen. Anstatt Traurigkeit fühlte sie nurnoch Entschlossenheit in sich.

//Pah! Die irren sich! Sie wissen doch gar nichts! Wenn sie Krieg wollen, dann sollen sie ihn doch bekommen!"// dachte sie ernst und ging zu ihrem Fenster, schaute raus. Ihr Zimmer befand sich in einem hohen Turm. Der eiskalte Wind peitschte in ihr Gesicht, als sie sich aus dem Fenster beugte.

//In dieser Welt wo nur Dunkelheit herrscht halte ich es nicht länger aus.// dachte sie mit einem bitteren Lächeln und rannte aus dem Zimmer. Sie lief zu einer Steintreppe, die nach oben führte. Sie schaute nichtmal zurück, rannte einfach nach oben, riss dort die schwere Holztür auf und erreichte die Spitze des Turms. Von daaus konnte man alles sehen. Wirklich alles.

Die tiefe und erwürgende Dunkelheit war überall.

//Wie schrecklich... überall nur diese Dunkelheit. Sie umgibt alles.// mit dem Gedanken trat die Prinzessin zum Geländer und schaute nach unten.

Langsam schloss die Augen und entspannte sich. Der Wind spielte mit ihren langen violetten Strähnen und bewegte ihr weißes Kleid.

Es vergingen nur paar Sekunden bevor sie die Stille brach. Ganz leise fing sie an was zu murmeln.

"Heiliger Mond, du schenkst uns Licht. Heiliger Mond, du zeigst uns was wahre Liebe ist. Heiliger Mond, du gibst und Kraft. Heiliger Mond, unser Beschützer...." hauchte sie in den Wind hinein und öffnete die Augen einen Spalt.

Ashika wusste im ersten Moment nicht wohin mit ihrer Verblüffung, aber aus irgendeinem Grunde schien sich das vorherige Gespräch zerlaufen zu haben - und so alt sie auch war, ihre Sinne waren gut genug, um zu spüren, dass daraus nichts Gutes erwachsen konnte.
 

Die Elfe mochte allein in einer Höhle aus Löwen sein, aber selbst eine Gazelle konnte noch empfindlich treffen. Hastig raffte sie ihre Röcke und eilte in das Zimmer, das jedoch wie befürchtet verlassen war. Erst das Klappen der Tür verriet ihr, dass Suzuna den anderen Eingang genommen haben musste und noch ehe sie recht nachdachte, folgte sie der Hohen bereits die steinigen Stufen hinauf.

Etwas, was sie bereits nach wenigen Minuten keuchend bereute und ihre innere Wut anstachelte. Was immer diese Frau dort vor hatte ...

Ächzend nahm sie die letzte Stufe, die ihr eine Ewigkeit entfernt erschien und schnappte nach Luft, bevor ihr ein leises Murmeln ans Ohr drang.

Augenblicklich wurde sie kalkweiß, vergaß die Erschöpfung und stürmte voran, ehe Ashika ihre Orientierung kurz innehalten ließ. Da!

"Du dummes Ding!", entfuhr es der Amme wütend, bevor sie die Hohe wenig zimperlich am Handgelenk packte und herumriss.

"Wenn du glaubst, dass du mit deiner lächerlichen Magie hier oben etwas außer deinen eigenen Tod bewirkst, dann bist du nicht besser als deine Ahnen und für Elvien gefundenes Fressen!"

Scharf sah sie in das Gesicht der jungen Frau. "Weisheit kommt gewiss nicht von unüberlegten Taten oder bloßem Egoismus, junge Dame. Weisheit kommt daher diejenigen zu überzeugen zu lernen, die etwas zu sagen haben und seinen eigenen Stolz beiseite zu lassen!"

Suzuna ließ sich mtizerren, ihr Blick war aber leer. So leer wie vielleicht noch nie. Ihre Lippen bewegten sich nicht mehr, sie hörte der Amme nur ruhig zu. Erst als sie nicht mehr weiter sprach und erstmal nach Luft schnappte, hauchte sie etwas in die Dunkelheit hinein, kaum hörbar, sodass es nur Ashika hören konnte.

"Wohen wollen Sie wissen, dass ich mich nicht in den Tod stürzen wollte?" fragte sie flüsternd und schloss die Augen.

//Ich werde sie rufen. Meine Armee. Ja, ich werde sie rufen.// entschloss sie sich, obwohl sie wusste was das für Folgen für sie hatte.

Blitzartig riss sie die Hand aus Ashikas Hand und drehte sich um, rannte los. Als sie das Geländer erreichte, ließ sie sich darüberfallen.

In der nächsten Sekunde war sie schon fort.

Es vergingen lange stumme Minuten. Es regte sich nichts. Doch da.... plötzlich tauchte das zerbrechliche Wesen in Lyrins Zimmer auf, wo er sich auch befand.

Als dieser sich überrascht umdrehte, ging sie einfach zu ihm. Bevor er ihr wütend und aufgebracht was gegen den Kopf werfen konnte, hob sie ihre Hände und berührte seine Wangen mit ihren Fingernspirten. Ihre Blicke trafen sich, genauso wie das erste Mal, als sie sich trafen.

"Du bist ein Dunkelelf... du weißt fast gar nichts über mich und doch denkst du mein Leben in den Händen zu haben." flüsterte sie ganz leise und war ihm sehr nah. Alles um ihnen herum erstarrte, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Genau wie damals, nachdem sie miteinander getanzt haben.

"Du denkst, ich würde die Armee nicht kennen. Ich weiß aber was ich tue." hauchte sie. "Und ich muss es auch tun, denn egal wie sehr ich es versucht habe und versuchte, ich kann dich nicht hassen und dafür verachte ich mich selbst. Den Mörder meines Vaters sollte ich verfluchen und auch bis ans Ende der Welt jagen aber ich--- ich kann nicht. Und dafür muss ich es tun, diesem Ganzen ein Ende setzen." flüsterte sie weiter und ließ ihre Fingerspitzen sachte seine Wange entlang streichen.

"Du weißt doch gar nichts. Soll ich das Geheimnis des Todes verraten?" fragte sie dann hauchtend bevor sie von ihm abließ und anfing zu verschwinden.

Ashika war einen Moment zu überrascht von der Wendung, zu überrascht von der Frage und nur der Bruchteil dieser Sekunde wurde von der Elfe genutzt, um sich ihr bereits wieder zu entreißen.

Der entsetzte Aufschrei ihrer eigenen Kehle, vermischt mit den hastigen Schritten zum Geländer um die Frau noch zu halten - umsonst. Sie verschwand vor ihren eigenen Augen im Nirgendwo und es vergingen kostbare Sekunden, ehe sich ihre Finger restlos um das Geländer krallten.

"Weil in dir die Hoffnung lebt, die Dinge zu verändern.", murmelte sie dann unhörbar die Antwort auf Suzunas Frage, ehe ein Blitz über das Firmament zuckte.

Gleichzeitig schlugen Lyrins Sinne Alarm und die Fingerspitzen zogen sich so schnell von den Papieren zurück, als ob sie sich an ihnen verbrannt hätten. Noch im selben Moment, als er auf die endlosen Dokumente auf seinem Schreibtisch hinabsah, wusste er wer das Zimmer betreten hatte und ungläubig drehte er sich zurück.
 

Doch noch bevor die erste Frage seine Lippen verlassen hatte, fühlte er ihre Hand an seiner Wange und wie paralysiert hielt er inne.

Erst als sie wieder zurückwich, drangen die Worte zu ihm durch und noch ehe er wusste, was er tat, hatte er Suzuna am Handgelenk gepackt.

"Vielleicht weiß ich tatsächlich nichts.", entgegnete er tonlos, "Aber im Gegensatz zu dir habe ich bereits mehr Kinder meines Volkes sterben sehen als in deinem Palast herumlaufen. Im Gegensatz zu dir weiß ich wie es sich anfühlt einen Krieger neben dir sterben zu sehen, ihre Familien zu sehen und wenn du mir erzählen willst, du wüsstest was eure Armee anrichtet, dann lügst du."

Kühl musterte er ihre Züge ohne auch nur eine Anstalt zu unternehmen ihr Handgelenk wieder loszulassen, der Griff war fest aber schmerzlos. Dennoch schienen Minuten zu verstreichen, ehe er fortsetzte und tatsächlich, in seinem Inneren gaben sich die Bilder von Schlachten, toten Leibern und endlosen Schmerzensschreien die Hand.

"Ich habe sie gesehen, es war ein unvollkommener Ruf, aber ich habe sie gesehen. Im Blutrausch unterscheiden sie nicht zwischen Freund und Feind, ihnen sind die Toten willkommen wie sie fallen - und wenn du DAS vor deinem Volk verantworten kannst, wenn du es schaffst Unschuldige zu opfern, dann rufe sie."

Langsam lösten sich seine Fingerspitzen bis er seine Hand völlig zurückgezogen hatte und auf Suzuna hinabsah. "Aber erwarte nicht, dass du diesen Raum dann lebend verlässt."

Lyrins Worte drangen zu ihr durch. Die Mauer, die sie versuchte um sich herum aufzubauen, schienen zu schwach zu sein. Stumm hörte sie zu wie er über Tod und Schmerz sprach. Ihr leerer Blick veränderte sich dann langsam. Mit jedem Wort, mit jeder Sekunde glänzten ihre goldenen Augen mehr. Sie füllten sich mit Tränen.

Verzuweifelt kniff sie die Augen zu und ging zwei Schritte rückwärts. Die Hände presste sie nun auf ihre Ohren.

"WARUM SAGST DU MIR DAS ALLES?!" fragte sie ihn schreiend und ihr kullerten bittere Tränen über die Wangen.

"WARUM MUSS ICH ÜBER TOD UND LEBEN ENTSCHEIDEN?!" schluchzend sank sie auf die Knie. "Merkst du denn nicht, dass du mich dazu zwingst sie zu rufen? Ich sehe keinen anderen Ausweg mehr..." sagte sie mit erstickender Stimme und schluchzte immer wieder.

Ihre Schulter zuckten unregelmäßig und die Prinzessin ließ die Hände von den Ohren sinken. Weinend krallte sie sich in den Teppich auf dem sie kniete.

"Ich habe auch schon Viele sterben gesehen, glaub mir." gab sie dann leise von sich und weinte weiter.

"Du weißt gar nicht wie viel Leid ich schon gesehen habe" flüsterte die Prinzessin leise. "Ich wollte doch nur.... glücklich leben. Und ich wollte, dass auch mein Volk glücklich ist und in Frieden leben kann. Doch das Schicksal war grausam.... und ich bin schwach. Wie viel ist jemand wert, wenn man keine Sünde begehen will aber schwach ist? Und wie viel ist man wert, wenn man einen blutigen Sieg braucht um sein Ziel zu erreichen? Das geht nicht. Ich kann das nicht!" Suzuna hob den Kopf und schaute Lyrin mit Tränen gefüllten Augen an. "Sag, was soll ich tun, famit das Töten ein Ende hat? Egal was ich mache, Unschuldige werden sterben. Unsere Reiche können nicht vereint werden."

Verwirrt folgte er ihre stolpernd anmutenden Bewegung, die sie auf Abstand kommen ließ, aber es waren viel mehr Suzunas Worte, die ihn so außer Takt brachten.

Was hatte sie erwartet? Dass er ihr stillschweigend zunicken würde, wenn er es doch besser wusste? Dass er ihr gar noch Blümchen um ihre glorreiche Armee hängen wollte?

Lyrin tat gerade einen halbherzigen Schritt auf sie zu, als sie auf die Knie sank und nach einem weiteren Moment klärte sich seine Miene zu einer ernsten Maske, bevor er die Hohe bei den Schultern griff und auf ihre Augenhöhe hinabglitt.

"Du irrst dich in einem einzigen Punkt. Du magst entscheiden wer auf das Schlachtfeld zieht, aber wer stirbt und wer lebt ... das liegt nicht nur an deinem Willen. Können, Einsatz, Glück - das gehört genauso dazu.", erklärte er ruhig. "Selbst wenn du jetzt stirbst oder wenn es jemand anderes tut, keine Entscheidung dieser Welt wird je die Kämpfe beenden. Es gibt immer einen Grund Krieg zu führen, die Frage ist nur wie du die Zeit dahinter ausfüllst."

Fragend blickte er ihr in die Augen, während er sich fragte ob sie überhaupt verstand was er da von sich gab. Aber konnte man das begreifen wenn man sich so sehr nach Frieden sehnte?

Im Grunde genommen konnte vor der eigenen Tür doch Chaos herrschen solange man selbst davon keine Notiz nahm. Nunja, vielleicht war das doch ein wenig einfach gedacht. Als Herrscher musste man darauf Acht geben, dass es dem eigenen Volk gut ging - mehr oder weniger ignorant.

Lyrin unterdrückte das Schmunzeln, auch weil es wohl in einer solchen Situation nicht passend war.

"Du bist erst schwach, wenn du aufhörst einen Weg zu suchen es anders machen zu wollen und nur weil du jetzt keine Lösung siehst, heißt es nicht das es keine gibt.", murmelte der Dunkelelf und begann sich wieder aufzurichten.

Große Warme Tränen kullerten über die Wangen der Elfenprinzessin, die immernoch auf dem Teppich kniete und sich auch da reinkrallte. Ihr Pony, die violetten Strähnchen verdeckten Ihre verheulten Augen. Man konnte nur immer wieder ein leises Schluchzen wahrnehmen.

Der kalte Abendwind bewegte die Vorhänge etwas, man konnte diese leichte Brise spüren, wie sie die Wangen streichelte. Nur paar kleine Kerzen erleuchteten den Raum, die Flammen tanzten im Wind, gingen aber nicht aus. Das schwache Licht bleib erhalten, wie die neuerwachte Hoffnung in Suzunas Herzen, als sie Lyron plötzlich reden hörte. Langsam hob sie etwas den Kopf. Der Dunkelelf sank schon auf die Knie.... er sank zu ihr nieder. Etwas verwundert blickte die Prinzessin Lyrin in die Augen. Ihre Augen glänzten noch ganz von den vielen Tränen, jedoch hielt sie inne, als sie den Mann vor sich knien sah.

//Lyrin... warum?// fragte sie sich und war etwas verwirrt. Genauso verwirrt wie er auch war.

Etwas beschämt, da sie so einfach anfing zu weinen, blickte sie kurz zur Seite und richtete sich ein wenig auf, sodass sie sich nicht mehr in den Teppich krallte, sondern einfach nur ihm gegenüber kniete.

Suzuna verstand schon was er sagte, aber sie bekam nicht alles mit, den schon nach den ersten Sätzen fing sie an darüber nachzudenken was er da ihr zuflüsterte.

Es vergingen paar stille Sekunden nach seiner letzten Aussage - da hob Suzuna wieder den Kopf und schaute den Dunkelelfen erneut an.

//Auch, wenn es sich komisch anhört, ich habe das Gefühl, dass er mir Mut machen will..., dass er mich irgendwie... trösten will.// dachte die Lilahaarige und verlor weitere stumme Tränen.
 

".... dann lass uns zusammen stark sein." flüsterte sie dann leise in die Stille des Raumes hinein, die so gebrochen wurde. In der nächsten Sekunde ließ sich die junge Frau in Lyrins Arme fallen. Auch, wenn sie von Stärke sprach, im Moment fühlte sie sich nicht nur seelisch, sondern auch eher körperlich schwach... schwach und einfach müde. Sie sehnte sich nicht nur nach Frieden, sondern auch nach körperliche Wärme. Deshalb kuschelte sie sich etwas unüberdenkt in die Arme des Dunkelelfen und schloss ihre Augen. Seine erste Reaktion ist ihr entgangen. Es war ihr aber auch egal, wenn er schockiert war von dem was sie tat. Leicht lächelnd lauschte sie seinem herzschlag, die komischerweise etwas schneller ging als normalerweise. Zufrieden seufzte die Elfe und wurde sogar ein wenig rot um die Nasenspitze. Erst lange Sekunden später löste sie sich spielerisch von dem jungen Mann und kniete so wieder vor ihm. Schmunzelnd trokcknete sie paar Tränen mit dem Ärmel ihres Kleides ab und schaute den Dunkelelfen dann wieder an. Da wurde sie wieder ernster, hörte aber nicht auf zu lächeln.

"Mein Herz und meine Seele sehnen sich nach dem Frieden. Aus deinen Worten konnte ich herausnehmen, dass es bei dir nicht anders ist." konnte man die Prinzessin hören, die plötzlich Lyrins Hände nahm. "So lass uns um Frieden beten!" gab sie dann leise von sich und hielt seien Hände in Ihren. Langsam verhackte sie ihre Finger mit den Seinen und schloss die Augen. So knieten die beiden sich gegenüber im Raum auf dem Teppich... Die Prinzessin lehnte dann ihre Stirn gegen die von Lyrin und atmete einmal leise durch bevor sie anfing zu beten.

Ihr Gebet, Suzunas Gebet war ein Lied... ja, wie immer, denn ihre Stimme könnte am einfachsten den Himmel erreichen und die Herzen anderer berühren. Nur ganz leise fing sie an zu singen, damit es nur Lyrin und sie hörten.
 

"Vielleicht ist es nur ein Abendstern,

Der auf dich hinabscheint.

Es kann sein, dass wenn Dunkelheit fällt,

Wird dein Herz wahr und rein bleiben.

Due gehst einen einsamen Weg

Oh, du bist so weit weg von deinem wahren Zuhause.
 

Mornie utúlie (Ist auf Elfensprache ; Bedeutung: Die Dunkelheit ist gekommen)

Glaube daran und du wirst deinen Weg finden

Mornie alantie (Ist ebenfalls auf Elfensprache ; Bedeutung: Die Dunkelheit ist gefallen)

Ein Versprechen lebt nun in dir weiter
 

Vielleicht werden die Schatten nach dir rufen

Und du wirst einfach weiterfliegen

Es ist möglich, dass du auf deinem Weg den Tag wirst erhellen müssen

Wenn die Nacht die Oberhand hat,

Dann solltest du dich auf der Suche nach der Sonne machen
 

Mornie utúlie (Die Dunkelheit ist gekommen)

Glaube daran und du wirst deinen Weg finden

Mornie alantie (Die Dunkelheit ist gefallen)

Ein Versprechen lebt nun in dir weiter
 

Ein Versprechen lebt nun in dir weiter."
 

Als das Lied und somit auch ihr Gebet zu Ende war, öffnete Suzuna ihre goldenen Augen, die wieder so voller Hoffnung schimmerten wie beim ersten Mal, als sie sich trafen. Seine Hände hielt sie immernoch und ihre Stirne waren noch gegeneinander gelehnt. Sie lächelte...

Verfluchte Liebe

Es war nur der Hauch eines Momentes in dem er noch einmal zu Suzuna blickte bevor er sich restlos hoch stützen wollte, dann weiteten sich bereits seine Augen in unerwarteter Überraschung.

Fast sah Lyrin noch wie die einzelnen Strähnen in der Luft verharrten bevor sie wieder zurück auf ihren Rücken fielen und ihre Hände an seinem Schulterblatt nur deutlicher fühlbar wurden.

Umarmte ... sie ihn etwa? Eine Hohe ... ihn?

Er war zu perplex, um sofort zu ihr hinabzusehen aber nach einem unhörbaren Schlucken tat er es doch. Auch wenn er nicht viel mehr als die Lichtreflexe auf ihrem Haar sah, er spürte den Druck der sich an seiner Brust einzigartig verstärkte und seine Hände kamen Lyrin nutzloser vor denn je.

Bereit sie zu umfangen, aber dennoch streng darauf bedacht sich nicht weiter zu bewegen. Es musste eine Laune der Hohen sein, vielleicht die berüchtigte Verzweiflung, der Wunsch irgendetwas Bekanntes um sich zu haben und sei es nur ein vertrauter Feind ... er kam nicht auf des Rätsels Lösung bevor sie ihn wieder losließ und tapfer lächelnd ihre Tränen hinfort wischte.

Selbst als sie seine Hände griff, als ob sie sich bereits Jahrhunderte kannten und ihr Gesang sein Zimmer erfüllte, konnte er es sich nicht erklären. Sein Verstand begriff nicht die Magie hinter ihren Worten, fühlte lediglich den Zauber und den Wunsch nach endloser Stille. Nur flüchtig erwiderte er den Druck ihrer Fingerspitzen nachdem sie geendet hatte, dann löste er die Verbindung und blickte ihr in die Augen.
 

"Ich bin immer noch anders als du.", erwiderte er unstet, "Ich brauche keinen Frieden wenn mein Volk ihn hat. Wenn es genug ist, dass einer leidet, dann soll es mir Recht sein."

Irgendetwas in ihm verkrampfte sich bei seinen eigenen Worten, aber der Schmerz verschwand so rasch er gekommen war und selbst wenn er ihn erkannt hätte, das flaue Gefühl wäre das einzige gewesen an das er sich erinnerte. Ein Teil von ihm wollte der Hohen Glauben schenken, dass es tatsächlich möglich war den Frieden auf diese Weise heraufzubeschwören - aber im Grunde genommen war es eine Illusion. Das war es doch, oder?

Lyrin warf einen nachdenklichen Blick zu den matt schimmernden Fensterscheiben, dann seufzte er leise.

"Ich begreife nicht, wie du es schaffst noch immer soviel Zuversicht aufzubringen einen Krieg zu beenden der solange andauert wie ich lebe."

Der Dunkelelf sah ihr nicht ins Gesicht, allein dass er sich auf diese Frage einließ, verrückte ihrer beider Status auf eine Ebene, die sie als Geisel nicht haben durfte.

Suzuna schaute Lyrin abefr schon die ganze Zeit an. Da ihre Lebenslust und ihre gute Laune zurückgekehrt sind, lächelte sie wieder. Schmunzelnd erhob sich die Prinzessin und drehte sich um.

"Ich will Frieden, damit das Töten ein Ende hat und damit alle die mir wichtig sind glücklich werden." gab sie leise von sich und schaute aus dem Fenster. Das tat sie nur kurz und schon drehte sie sich zu Lyrin zurück, der immernoch nicht zu ihr blicktel.

"Mano, guck mich doch an!" sagte sie dann stirnrunzelnd und trat zu ihm, beugte sich dann zu ihm hinunter, da er immernoch auf dem Teppich kniete - wahrscheinlich, weil er zu sehr in Gedanken war.

"... oder bin ich zu hässlich für deine Augen?" fragte sie frech und lachte dann.

Wenige Sekunden später richtete sie sich wieder auf und ging zu seinem Bett, setzte sich darauf. Mit einer leichten Handbewegung strich sie paar Strähnen von der Schulter und schaute dann wieder zu dem Dunkelelfen, der sich grade aufrichtete.
 

"Egal was du sagst, deine Augen verraten, dass du dich auch nach Frieden sehnst. Wir sind zwar anders, aber im Moment haben wir den selben Wunsch." konnte man die Hohe sagen hören, sie lächelte wieder.

Nach dieser Aussage herrschte Minuten lang nur Stille. Suzuna schaute den Dunkelelfen ruhig und lächelnd an, dieser blickte aber immernoch zur Seite.

Erst als Suzuna merkte, dass Lyrin sich nicht sicher war, was richtig ist, erhob sie sich und trat zu ihm.

"Weißt du.... ich liebe diese Welt. Und ich liebe das Leben in ihr! Deshalb möchte ich, dass sie nicht zerstört wird... ich will niemanden mehr leiden sehen und keinem verlieren! Weder einen Freund noch einen Verwandten.... niemanden. Auch dich nicht." flüsterte sie dann ganz leise und suchte seinem Blick.

"Dennoch ist es Irrsinn."

Er hatte selbst nicht gewusst warum er solange brauchte, um auf all ihre Anregungen eine Antwort zu finden und vielleicht war diese sogar die Unmöglichste von allen, die er hatte finden können. "Romantisch, schön, sicherlich. Aber wenn es in der Realität so aussehen würde, wäre dieser Krieg nicht schon Jahrhunderte alt.", hielt er dann weiter entgegen und im nächsten Moment kam er bereits wieder auf beiden Beinen. Allein der Stand und die Festigkeit in dieser Geste schien seine abwesenden Sinne genügend beleben zu können, um ihrem Blick nicht auszuweichen.

"Man kann keinen Krieg beenden, dessen Ursache bereits im Sand der Zeit verloren gegangen ist. Keine Hoffnung dieser Welt kann die Ereignisse damals ungeschehen machen und es wäre blanke Narretei es auch nur anzunehmen. Spätestens meine Mutter wird dem einen Strich durch die Rechnung machen, solange das Blut meines Vaters auf dem Schlachtfeld noch nicht einmal erkaltet ist."

Ruhelos musterte er ihre goldenen Augen, während er sich selbst für seine Worte hätte auslachen können. Auf der einen Seite machte er ihr Mut es zu beenden und auf der anderen Seite zerschlug er eben diese Träume mit der Realität. Was war das eigentlich für ein lachhafter Streich?

"Vielleicht gibt es einen Weg, wenn sie ihre Ruhe gefunden hat, aber solange wird jeder Dunkle seine Geschwister mit Blut rächen."

Ruhig hörte sie Lyrin zu und senkte den Kopf etwas. Ihr Pony verdeckte so ihre Augen.
 

Ihr gingen viele Gedanken durch den Kopf. Anscheinend war die Rache das Einzige was dem Ganzen ein Ende setzen konnte. Das heißt.... jemand musste sterben. Jemand, damit das Blut Lyrins Vaters gerächt wurde.

"Verstehe" flüsterte sie leise und in ihrer Stimme war keine Hoffnung mehr zu vernehmen.

Langsam ging sie zur Tür und öffnete diese.

"Entschuldige meine Naivität." sagte sie dann noch leise bevor sie das Zimmer verließ.

//Ich werde... ich werde dem Töten ein Ende setzen. Es gibt anscheinend keinen anderen Weg ohne viel Blut zu vergießen." dachte sie und ging dann ruhig den Flur entlang bis sie nicht einen der Wachen erblickte.

"Ich möchte mit der Königin sprechen." sagte sie dann ernst und schaute den Wachen an, der sichtlich überrascht war.

Fassungslos starrte er ihr nach, selbst als die Tür bereits ins Schloss gefallen war und ihm dämmerte bereits das er mit irgendeinem seiner Sätze etwas angerührt hatte, von dessen Ausgang er besser nichts wusste. Dennoch glitt sein Blick wie von Geisterhand zu seinen eigenen Fingerspitzen wo kurz zuvor noch die Wärme der Hohen geruht hatte und unter einem missmutigen Knurren schloss er sie wieder. "Sehr diplomatisch, Lyrin.", murmelte er verhalten und biss gedanklich in eine saure Zitrone.

An anderer Stelle nahm mittlerweile der wachhabende Offizier Haltung an und fixierte Suzuna mit unnachgiebiger Härte.

"Die Königin befindet sich in ihren Gemächern und lässt wissen wann es ihr obliegt eure Gegenwart zu ertragen.", zischte er dann ungehalten und streckte seine Gestalt um weitere kostbare Zentimeter. Angesichts der hohen Statur gegenüber Suzuna war das zwar eher albern, aber eigentlich sollte es auch nur ihre Unerwünschtheit unterstreichen.

"Und was ist, wenn sie erwartet wird?", flüsterte die andere Wache mit fisteliger Stimme, ohne jedoch zu versäumen der Elfe einen nicht minder tödlichen Blick zuzuwerfen. Im Grunde genommen wollten sie nur ihren eigenen Hals nicht riskieren und grimmig nickte der Erstangesprochene dann seinem Kollegen zu.

"Frag eben nach."

Anschließend spießte er wieder Suzuna auf. "Was wünscht ihr von unser aller überragend schöner Hoheit?"

Ernst aber sehr ruhig hörte er der Wache zu und wurde nichtmal sauer, als dieser sie wie Dreck ansprach. Auf seine erste Aussage reagierte sie deshalb nichtmal, ging aber nicht weg. Somit wollte sie auch nut betonen, dass sie nicht weg wollte bevor sie nicht mit der Königin sprach.

Erst als sie dann die Frage des Wachen hörte, öffnete sie die Lippen und ließ ihre Stimme erklingen.

"Das geht einen Wachen nichts an." sagte sie dann mit irritierend ruhiger Stimme. Ihr Blick blieb ernst. Man konnte sie also nicht aus der Fassung bringen.

//Ich tue das Richtige. Nur mein Tod kann unseren Völkern den Frieden bringen. Das wolltest du mir sagen Lyrin.. oder?// bei dem Gedanken musste sie die Tränen unterdrücken - sie wusste selber nicht warum.

Das verhaltene Knurren aus seiner Kehle wandte die Prinzessin davor es zu weit zu treiben, denn auch wenn sie es vielleicht nicht wusste - Königsschutz lag höher als das Leben der Geisel und niemand würde es nach einer eindeutigen Wahrnung noch allzu genau mit Bedrohung und Nichtbedrohung nehmen.

"Wenn es eine Wache nichts angeht, wird die Wache auch leider nichts unternehmen, um der Geisel zu helfen und den Teufel tun da reinzugehen.", säuselte er provozierend zurück und lehnte sich noch etwas beruhigter auf seine Waffe.

"Es wäre also reizend wenn sich die Hohe dort bequemen würde, ihr Anliegen vorzutragen, da sie ansonsten den Rest des Tages neben uns stehen bleiben wird."

Irritiert runzelte Suzuna die Stirn und seufzte dann letztendlich.

"Ich muss ihr etwas sagen. Etwas Wichtiges." sagte sie dann leise aber hörbarund wartete auf die Reaktion der Wache. Innerlich hoffte sie, dass er nichts mehr fragte.
 

Es war dem scharfkantigen Gesicht des Wachhabenden anzusehen, dass er sich damit ebenso wenig zufrieden geben wollte, aber letztlich wies er knirschend seinen Kollegen dazu an in aller Höflichkeit die Gemächer zu betreten.

Finster funkelnd betrachtete der Erste derweilen die Prinzessin, die ihm weitaus mehr ein Dorn im Auge war, als er es wagen konnte deutlich werden zu lassen. Allein die Tatsache, dass die Herrscherin ein Vorrecht auf ihren Hals hatte, zwang ihn bereits dazu die eigene Klinge ungenutzt verrosten zu lassen.

Schlussendlich vergingen ungezählte Minuten, dann schwang die Tür wieder auf und der jüngere Dunkelelf nickte ihr mit geblähten Nasenflügeln zu. "Geh rein, ehe sie es sich anders überlegt. Und warte gefälligst am Zimmereingang."

Mit einer Miene, als ob beide in etwas Verdorbenes gebissen hätten, traten sie einen halbherzigen Schritt beiseite, um die Hohe passieren zu lassen.

Suzuna betrat den großen Saal und schluckte innerlich. Die Königin saß ruhig auf ihrem Thron, ihr Blick verriet ihr aber wie sehr diese Frau sie hasste.

Die Prinzessin blieb dann sofort stehen und verbeugte sich, wie es sich gehörte.

Langsam hob sie dann den Kopf unf schaute die Königin an.

"Bitte verzeiht mir, dass ich Euch so spät noch störe." fing sie leise an und fuhr dann fort- "Ich wollte nur sagen, dass es mir unendlich leid tut, dass Euer Mann getötet wurde und... ich weiß, ich kann es nicht wieder gut machen. Ihr sagtet aber, dass der Krieg nur zu Ende ist, wenn der Tod Eueres Mannes gerächt wird." gab sie dann leise von sich. "Wenn das wirklich so ist, dann.... dann nimmt mir ruhig das Leben." konnte man sie dann sagen hören und sie senkte den Kopf.
 

Ihre Mundwinkel zuckten kaum merklich bei der Nennung ihres Mannes, aber äußerlich blieb sie so unnahbar wie zu jeder anderen Tageszeit an der sie ihr unliebsame Lebewesen empfing. Zertreten sollte man sie allesamt, zertreten! Aber nein, an sich waren diese gottlosen Hohen damit sogar noch belohnt und um nichts in der Welt würde sie die Qualen von einem Einzelnen auch nur verkürzen wollen. Sie hatten es verdient, allesamt verdient.

Und dieses Weibsbild dort würde die größte Pein von allen erdulden.

Finster verkniff Elvien die Augenbrauen, während sich ihre Fingerspitzen in das sorgsam polierte Material des Thrones gruben.

"Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du mit deinem mickrigen Leben die Leiden deines Landes verhindern kannst?", höhnte sie halblaut und in der Gewissheit, das jede zusätzliche Lautstärke einfach nur unnötig gewesen wäre. Federleicht schloss die Herrscherin ihre Lider und begann fast unheimlich ruhig zu kichern bis ihre Stimme irgendwann wieder verebbte.

"Wenn doch, dann bist du noch dümmer als ich dachte. Es ist schon eine Schande, das mein Sohn dir nicht gleich die Kehle durchschnitt ..."

Gefährlich langsam fixierte sie erneut Suzuna. "Im Übrigen tätest du gut daran dich nicht weiter zu verstellen. Niemand hier glaubt an deine reine Seele, niemand. Ich am allerwenigsten, also spiel sie mir nicht vor. In Wirklichkeit sind deine Ziele genauso heroisch wie die deines jämmerlichen Vaters. Deines jämmerlich toten Vaters ... Du willst unser Blut und unser Reich. Ist es nicht so?"

Der Kopf von der jungen Elfe war noch gesenkt als sie ihre ersten Worte hörte. Ihr Herz fing an zu rasen. Ihre Worte waren wie Messerstiche in ihrem Herzen. Nicht nur, weil sie praktische sagte, sie könnte nichts für ihr Reich tun oder, weil sie schlecht über ihren toten Vater sprach, sondern, weil sie meinte Lyrin hätte ihr schon längst das Leben nehmen sollen.

Langsam hob die Elfenprinzessin den Kopf, mit leichten Tränen in den Augen, sie sie krampfhaft versuchte zu unterdrücken. Ihre Hände waren gefaltet. So erhob sie sich und schaute die dunkle Königin an.

"Es tut mir wirklich ehrlich leid, dass Ihr und Euer Reich so viel leiden musstet." gab sie mit erstickender Stimme von sich. "Aber bitte, versteht auch meinen Schmerz. Mein Herz blutete genauso wie Eures! Mein Vater war ein guter König... auch, wenn er viele falsche Entschiedungen traf, er liebte den Frieden." gab sie schluchzend von sich. "Mag sein, dass mein Herz nicht so rein ist wie es sein müsste, aber--- nach all dem was ich gesehen und erlebt habe ist das kein Wunder, dass ich auch Bitterkeit in mir trage. Das müsst Ihr mir aber verzeihem! Eine geliebte Person zu verlieren ist sehr schmerzhaft. Das muss ich Euch nicht erklären, oder? In Euch wohnt doch die selbe Bitterkeit! Ihr könnt auch nur deswegen nicht lächeln!" sagte sie etwas lauter und schloss die Augen dann, versuchte sich zu beruhigen.
 

"Es kann... Frieden zwischen Elfen und Dunkelelfen geben. Da bin ich mir sicher." hauchte sie mit sanfter Stimme und öffnete ihre Augen, die immernoch mit Tränen gefüllt waren.

"Ihr müsst wissen....ich liebe diese Welt. Und ich liebe das Leben in ihr." leicht lächelt. "Ihr liebt diese Welt doch genauso wie ich. Wieso müssen wir sie dann zerstören, wenn wir auch alles neu aufbauen könnten? Ich will niemanden mehr leiden sehen! Auch euch nicht!" ernst sagt. Ihr dabei genau in die Augen blickt. Es ehrlich gemeint war. Hat nicht gelogen.

//In meinem Herzen lebt die Hoffnung noch. iese Hoffnung soll weit wegfliegen und im Herzen von jedem das Licht der Hoffnung erwecken.//
 

"Du irrst dich.", erwiderte Elvien in einem Unterton, der die herrschende Kühle im Raum noch unterschritt und tatsächlich schien es in ihren Augen ebenso kalt zu funkeln, "Ich lächele ein jedesmal wenn einer von euch Hohen sein Leben lässt und Frieden ... darum geht es in diesem Krieg doch längst nicht mehr."

Bedächtig erhob sie sich von ihrem Sitzplatz, während sich ihr langes Kleid in einer geschmeidigen Welle glättete. "Rache. Darum geht es. Für jeden Dunklen, den dein unnützes Volk erschlägt, werden Neue ihr Leben lassen und das ist ein Kreislauf den auch du nicht durchbrechen wirst. Es ist unmöglich den Stolz eines Clans zu besänftigen."

Ihre Gestalt straffte sich sichtbar, während sie mitleidslos auf Suzuna hinabfunkelte. "Deine Träume sind sinnlos und ohne Bestand in unseren Köpfen und mein Volk wird nicht eher ruhen als bis auch der Letzte der Unseren gerächt worden ist. Es gibt niemanden, den du von Frieden überzeugen kannst. Niemanden!"

Suzuna sprang dann regelrecht auf und ging zwei Schritte auf den Thron zu.

"Und was wenn ich Euch schwöre, dass kein Dunkelelf mehr getötet wird? Was, wenn ich einen Vertrag unterschreiben würde?" fragte sie hastig unf aufgeregt. Ihr Herz raste, sie wollte wirklich erreichen, dass Ruhe herrschte.

Sie hielt einen Moment inne, ganz so als ob vor ihr eine Viper züngelte, bereit dazu ihr in die Halsschlagader zu beißen und dementsprechend rauschte in ihr das Blut.
 

"Einen Vertrag.",wiederholte sie dann in einem kühlen Tonus, "Und mit welcher Garantie willst du ihn unterschreiben? Wie willst du es fertig bringen, das sich nicht ein einzelner deines Volkes gegen dich wendet?"

Ihre Miene rutschte nahtlos ins Höhnische über, "Und wie willst du sie kontrollieren, Hohe?"

Mit leicht geweiteten Augen blickte sie in die der Königin. Innerlich spürte sie, wie ihr Hert kurz aussetzte. Ihr Blick verriet ihr woran sie dachte und was sie fühlte: bitteren Hass.

Mit feuchten Augen dann zur Seite blickt.

"Ich kann sie kontrollieren und... ich... ich garantiere Euch mit einem Blutpackt, dass kein weiteren Dunkelelf von der Hand einer Elfe sterben wird." brachte sie leise hervor.

Danach erhob sie sich wieder und hob gleichzeitig auch den Kopf. Sie meinte er ernst. Es sollte keinen Krieg mehr geben.

"Einen Blutpakt also."

Das leichte Amüsement auf ihrem Gesicht verriet wieviel sie diesem Vorschlag an Ernsthaftigkeit beimaß und nachdem sie sich eine Weile prüfend ihre Fingernägel betrachtet hatte, zuckte Elvien gleichgültig mit den Schultern. In ihren Augen war es nicht mehr als ein lächerlicher Traum, den Suzuna hegte - ein Traum, der bei der ersten Provokation im Rahmen der Regeln schneller zerschellen würde, als es ihr lieb war.

"Nun gut, also ein Blutpakt. Was stellst du dir darunter genau vor? Und was...", sie ließ das Wort einen Moment wirken, "Stellst du dir vor, wenn eine Seite den Pakt bricht."

Die Prinzessin nickte nur zustimmend, als die Königin ihren ersten Satz aussprach. Mit jeder weiteren Sekunde, die Suzuna im Thronsaal verbrachte, wurde die Lage bedrückender und sie selbst unruhiger und ängstilcher, obwohl sie es mit aller Kraft versuchte zu leugnen.

Ihr Herz konnte sie laut pochen hören. Sie hatte langsam wirklich Angst. Ihre Naivität war hier etwas Negatives. Sie war ihm Nachteil der Königin gegenüber. Ihr war klar, dass sie nicht wirklich ernstgenommen wurde. Sie musste es aber beweisen, dass sie wirklich für den Frieden kämpfte.

So atmete sie einmal leise durch und hob den Kopf, bis ihre Blicke sich nicht trafen. Da schaute Suzuna so ernst, wie vielleicht bisher noch nie.

"Die Strafe dafür soll Tod sein. Die Person, die den Pakt bricht soll noch in dem Moment ihre Seele aushauchen und für eine Ewigkeit als verlorener Geist zwischen Hölle und Himmel schweben." sprach sie leise und erhob sich dann ganz.

Ihr Blick kühlte sich so rasch ab, als ob der Herrscherin die Lust an ihrem Besuch vergangen war - eine Lust, die nie dagewesen schien, immerhin empfand sie es nach all den Jahrhunderten noch immer als lästig sich mit den Hohen dieser Welt auseinandersetzen zu müssen. Sie waren Maden, nicht mehr und sie gehörten überallhin wo sie elendig darben.

"Es ist mir ein ausgesprochenes Rätsel wie du es vollbringen willst, diesen lächerlichen Pakt zu halten, aber gut ... so sei es.", zischte Elvien kaum hörbar. "Mein Volk wird siegen, so wie es diesen Krieg für sich entscheiden wird. Am Ende tust du uns mit deinem Ableben nur einen Gefallen. Und glaube mir, sollte auch nur ein einziger Elf den meinigen ein Haar krümmen, dann werde ich die Erste sein die davon weiß und deinen Hals von seinen Schultern trennt."

Ihre Augen blitzten einen weiteren Moment in kühler Gewissheit und Arroganz auf, dann ließ sie ihre Fingerspitzen in Richtung Tür weisen. "In drei Tagen beginnt der Pakt. Also genieße die Zeit, die dir bis dahin noch verbleibt."

Die Elfe hörte der Königin nur stumm zu und erhob sich, als sie fertig war. Sie sagte kein Wort mehr. Ihre Worte ruhten wie eine schwere Last auf ihrem Herzen. Mit langsamen Schritten verließ sie den Thronsaal und ging durch den Flur. Sie wollte zurück auf ihr Zimmer wo wiedermal bedrückende Stille und Einsamkeit auf sie wartete.
 

//Das ist also aus meinem Leben geworden... und mein Volk muss wegen meiner Schwäche leiden. Was für eine Prinzessin bin ich denn? Ich sollte für mein Volk sterben und nicht umgekehrt. Frieden? Was wird das für ein Frieden? Ich will kein Töten mehr sehen.//

Suzuna blieb auf dem dunklen Flur stehen und lehnte sich seitilich gegen die kalte und feuchte Steinwand, schloss die Augen und atmete schwer durch. Die Sekunden, Minuten vergingen so langsam wie nie zuvor. Ihr Herz zog sich krampfhaft, schmerzvol zusammen. Sie spürte wie ihr warme Tränen über die blasse Wangen floßen. Gab es denn keine Hoffnung mehr für die Elfen? Und das wegen ihr?

Das Schlimmste, der traurigste Gedanke der ihr in den Sinn kam, ja dieser jagte ihr Tränen in die Augen, denn sie war allein. Niemand umarmte sie und tröstete sie. Sie konnte nicht einmal die wahre Liebe kennenlernen und schon wird ihr Leben enden, ja bald. Das konnte sie ganz klar fühlen. Als sie klein war leste sie oft romantische Geschichten wo am Ende das Gute siegte und die Prinzessin vom Prinzen gerettet wurde, wenn die Lage am schlimmsten war.

Weinend ließ sie sich niedersinken, ihre Tränen waren aber stumm, obwohl diese sehr bitter waren, so bitter wie vielleicht nie zuvor. Langsam legte sie die Arme um sich selbst und krallte sich in den Stoff des weißen Kleides. Stark kniff sie die schon geschlossene Augen zu und versuchte ihre Gefühle zu unterdrücken, nicht rauszulassen, aber sie war zu schwach dafür. So blieb sie auf dem Flur, im Schatten auf dem Boden sitzen... weinend, einsam, verlassen und hoffnungslos. Die Elfe, die einmal so viele Freunde und Licht ausstrahlte, die Prinzessin, die die Hoffnung in sich trug und diese auch anderem schenkte verlor ihr Licht in diesem Moment. Ihre violetten Haare, die immer so sehr glänzten wurden langsam schwarz und ihre goldenen Augen blau, blau und dunkel... sie verlierten jede Glanz.

Als dieses geschah hörte sie auch auf zu weinen, ihre Tränen versiegten auf einmal, ihr Blick wurde leer wie sie die Augen öffnete und ins Nichts starrte.

Keine Zukunft, keine Liebe, kein Sieg, nur Einsamkeit... gibt es denn was hoffnungsloseres? Niemand wird sie abholen, niemand wird sie je umarmen, niemand wird ihr Wärme schenken. Als ihr das klar wurde, erstarrte ihr Herz und sie wurde von der Dunkelheit ihrer Einsamkeit verschlungen.

Zum ungezählten Male verzogen sich seine Augenbrauen, dann wischte er in einem stummen Jähzorn die Papiere von seinem Schreibtisch. Knisternd flogen die Blätter durch die Luft, dann trudelten sie beinahe sanft zu Boden. Zu sanft, für Lyrins Geschmack.

Warum dachte er überhaupt über diese Frau nach?! Sicherlich, ihre Idee war nicht einmal die Schlechteste: Frieden.

Aber es gab nunmal keinen Frieden und seine Mutter würde sich bereits ein Bein ausreißen wenn sie nur davon hörte! Von den unzähligen Generälen und Soldaten ganz zu schweigen.
 

Fahrig griff er sich durch die Haare, dann blickte der Dunkelelf nachdenklich zu dem hohen Holz der Tür.

In ihrer jetzigen Verfassung war Suzuna zumindest keine Geisel, die er lange benutzen konnte. Es würde wohl besser sein ihr Gemüt etwas abzukühlen, sie in Sicherheit zu wiegen - was auch immer. Ihm würde schon etwas einfallen und wenn er sie dazu um den Finger wickeln musste.

Jegliche andere Erklärung ausblendend, verließ er den Raum dessen Boden bedeckt von irgendwelchen Blättern zurückblieb.

Nachdem der Dunkle mürrisch einige Wachen auseinandergescheucht hatte, steuerte er direkt die Gemächer der Elfe an ehe sein Schritt sich allmählich zu verlangsamen schien.

"Hast du keine Arbeit?", zischte er dann die zusammengesunkene Gestalt im Flur an, deren ellenlanges schwarzes Haar ihr Gesicht verdeckte.

Die nun schwarzhaarige Elfe gab dem Dunkelelfen keine Antwort. Seine Stimme erreichte sie nicht einmal. Seine Worte hallten nur in einer unerreichbaren Ferne... wie ein Echo, doch unhörbar.

Die Gestalt rührte sich nicht einmal. Die Tränen, die noch nicht aufgetrocknet waren und immernoch auf ihrer blassen Wangen ruhten wurden kalt, genauso wie ihr zerbrechlicher Körper von dem feuchten und kaltem Boden und der Wand.

Solange die schwarzen Wolken des dunklen Reiches den Mond verdeckten zog sich ein Schatten über Suzuna. Ihr Stern leuchtete nicht mehr, ihre Fröhlichkeit und Vitalität war wie weggeblasen. Man sagt, wenn eine wirklich mächtige Elfe, eine Hohe, die Lebenslust verliert und dazu auchnoch die letzte Hoffnung, dann verliert sie zuert ihre Macht, dann auch noch langsam all ihre Lebensenergie - am Ende haucht sie ihre Seele aus und wird zu weißem Staub, der vom Wind weit weggetragen wird und eines Tages ein neuer Stern daraus geboren wird.

Jetzt dachte Suzuna aber nicht einmal mehr an alte Legenden oder an die Geschichten, die ihr eins ihr Vater erzählt hatte. Ihre Gedanken waren leer, genauso wie ihr Herz. Ohne jede Hoffnung, ohne Wärme kann eine Elfe nicht weiterexistieren.

Jede andere Dunkle wäre noch beim Klang seiner Stimme aufgesprungen, gleich in welchem Zustand sie sich befand und gleich was sie bewog anstatt ihrer Dienstarbeit irgendwo zusammengekauert zu sitzen. Man kannte den Unterton des Thronfolgers und Neulinge, die gab es hier nicht. Die Kinder des Volkes, die hier geboren wurden, starben auch hier und der Präsendenzfall, dass es jemand von außerhalb in die Schlossmauern schaffte, war so selten wie ungewöhnlich.

Vielleicht war es das, was ihn letztlich dazu bewog sich zu der zitternden Frau hinabzubeugen doch noch bevor er die letzten Zentimeter überwunden hatte, hielt Lyrin inne.

Suzuna.

Der Gedanke lähmte ihn so schnell wie er gekommen war und wielange er sie fragend ansah, er hätte es nicht sagen können.

"Was ist passiert?"

Nicht einmal seine Nähe ließ Suzuna spüren, dass jemand bei ihr war. Immernoch im selben Zustand, mit schwarzen Haaren und leeren blauen Augen saß sie dort auf dem Boden des Flurs.

Sie zuckte nicht einmal bei der Frage, verlor jedoch eine einzelne Träne, die es bestätigte: sie war gebrochen.

Gebrochen wie ein Wesen nur gebrochen sein kann.

Am Anfang von alles gab es weder Licht noch Dunkelheit. Nun schwebte die Elfe zwischen diese. Zwischen Licht, aus der sie geboren wurde, und zwischen Dunkelheit, die sie verschlingen wollte.

Tief in ihr stellte sie sich die Frage, hat sie denn umsonst gelebt? Alles was sie tat, tat sie für nichts. Obwohl sie ihrem Vater immer half und für den Volk alles tat was in ihrer Macht stand, suchte sie, so wie wahrscheinlich jedes Wesen nach ihrem persönlichen Glück. Sie sammelte fleißig die Zutaten des Glücks. Viele tun das, doch auch sehr viele vergessen Eines: es reicht nicht all die Zutaten des Glück zusammen zu sammeln... man muss dabei auch glücklich werden.

Glück? Was ist Glück?

Ist ihr Glück hier? Wenn nicht, warum ist sie dann hier? Gibt es denn überhaupt sowas wie Glück? Oder... gibt es IHR Glück? ... Vielleicht ist es aber ihr Schicksal unglücklich diese Welt zu verlassen.

Es kam keine Antwort, die Minuten verstrichen genauso stumm wie sie begonnen hatten und so sank der Dunkelelf restlos in die Knie.

Lyrin wusste, dass ihm früher oder später die auseinandergescheuchten Wachen sehen mochten, aber selbst wenn, er konnte sie ersetzen. Er konnte alles ersetzen wenn er es nur wollte und mundtot machen. Eines seiner vielen Privilegien, die zeitlebens zu selten genutzt wurden, um wirkliches Aufsehen zu erregen.

"Suzuna."

Leise drangen die Worte vor, aber selbst jetzt vermochte er nur zu raten, ob sie ihn überhaupt wahrnahm. Was mit ihr geschehen war, warum sie so anders aussah. Rätsel. Ob seine Mutter etwas damit zu tun hatte?

Seine Lippen verzogen sich zu einem schmalen Strich, dann nahm er einen erneuten Anlauf.
 

"Steh auf. Ich will dir etwas zeigen."

Seine kalten Worte durchdrangen die Dunkelheit, die sie umgab nicht wirklich. Sie erhob sich langsam, aber eher wie eine Puppe oder Marionette. Ihr Blick war schockierend leer, so dunkel und ohne jegliches Licht, dass man hätte denken können, sie hätte gar keine Seele mehr.

Ohne ihn anzuschauen richtete sie sich auf, starrte auch weiterhin ins Nichts.

Ihre langen schwarzen Strähnen floßen ihr über die Schulter und verdeckten ihr nun graues Kleid. Mit der Lebenskraft und Lebenslust schwanden auch die Farben.

Nachdenklich betrachtete er die Elfe, die er so farbenfroh in Erinnerung hatte doch ihre gute Laune schien wie ausgemerzt. Dennoch, so viele Flüche und magische Verwebungen er kannte, es passte nichts zu ihrem Zustand was er seiner Mutter zuschreiben konnte.

Sie war eine mächtige Frau, aber sie agierte anders wenn sie jemanden aushöhlen und vernichten wollte. Gänzlich anders. So oder so, es passte nicht zu Elvien.

Mit einem milden Kopfschütteln warf er einen letzten Blick auf Suzuna, dann begann er die Ballustrade hinabzulaufen. Vorbei an den Wachen, vorbei an den pikiert dreinschauenden Dienstmädchen und mit einem Gesichtsausdruck, der es seinem Volk nahe legte ihn momentan nicht zu stören.

Lyrin ging denselben Weg, den er immer einschlug wenn er die Einsamkeit bevorzugte und nachdem er etliche Biegungen in scheinbar wahlloser Reihenfolge passiert hatte, endete sein Weg an einem unscheinbaren Leuchter, aus dem blaue Flammen knisterten.

"Schließ die Augen.", befahl er leise.

Suzunas Blick wanderte nicht zu dem Mann. Seine Worte kaum hörend folgte sie ihn trotzdem. Sie ging aber langsam und schaute nur zu Boden. Erst als sie das blaue Licht auf sich spürte hob sie den Kopf etwas und starrte in die blaue Flammen, dessen Licht auf den Wänden tanzte. Ein wunderschönes Spiel den Schatten und das Licht. Abwesend beobachtete sie das Ganze bevor es ihr befolhen wurde die Augen zu schließen. Ihre Glieder sanken langsam bis sie nichts mehr sah. Nur Dunkelheit.

Ein schmaler Blick über die Schulter verriet ihm, dass Suzuna stumm seiner Anleitung Folge leistete und wäre er vor wenigen Stunden noch froh darüber gewesen, dass er ihre Gesinnung so einfach brechen konnte, nun ließ es ihn grübeln.

Es passte nicht zu ihr. Sie war keine Marionette. Oder?

Lyrin konnte sich nicht vorstellen, dass es an seiner Formulierung gelegen hatte, auf der sie so abrupt den Raum verließ, aber ausschließen konnte er es ebenso wenig.

Knapp unterdrückte er das Seufzen auf seinen Lippen, dann berührte er mit unterschwelligem Druck einen winzigen Punkt unter dem Kälte verströmenden Leuchter.

Ein Knarren erfüllte den Gang, dann verschoben sich die dunklen Backsteine in einem unheilvollen Reigen, zuerst ohne System, dann immer schneller bis sie mit dem umliegenden Licht verschwanden und in einem grünen Lichtstrahl verblassten.

Magie.

Aber sie interessierte ihn nicht. "Lass sie geschlossen.", murmelte er ruhig, dann griff der Dunkle nach Suzunas Hand und zog sie mit sich in den Strudel, der sich hinter ihnen wieder in Backsteine verwandelte.

Die Elfenprinzessin hatte nicht vor ihre Augen zu öffnen. Sie fühlte sich müde. Ihre Augen zu öffnen hätte ihr wieder nur Kraft gekostet. Und Kraft... hatte sie nicht mehr viel.

Die Magie von der sie beiden umgeben wurden spürte sie zwar, aber erst als sie seine starke Hand wahrnahm wurde ihr klar, dass etwas geschah.

Ruhig ließ sie sich mitreißen und wie eine Puppe aus Stoff hing sie im Arm von Lyrin, der sie in den Strudel mit sich riss. Ihr Kopf ruhte genau dort wo Lyrins Herz schlug. Als sie einen Herzschlag von ihm hörte atmete sie tief ein, atmete die Luft dann sehr langsam aus. Wie ein Seufzer und... doch nicht.

Ein Zeichen, dass sie noch lebt. Ja, vielleicht. Ein Zeichen, dass sie noch etwas berühren kann, dass sie etwas noch erreichen kann.... auch, wenn es keine Wörter sind.

Es war ein seltsames Gefühl, obwohl er nicht zu ihr hinabsah. Er wusste wo sie war, wie sie atmete und diese irrtümliche Vertrautheit hatte gleichzeitig so etwas Verwirrendes an sich, dass er fast vergaß sich auf seine eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Diese Art der Magie, geschaffen von seiner eigenen Hand duldete niemanden in seinen Gemächern und begann wie ein träger Windstoß an seinen Nerven zu zerren, sie zu formen. Zu verändern.

Erst als sie die Entschlossenheit aufbranden fühlte, wich sie zurück wie ein verletztes Tier und versteckte sich in irgendeiner Ecke des smaragdgrünen Raumes. Bereit wiederzuzuschlagen. Bereit zu warten bis der Eindringling schlief.

Gleichzeitig verschwand die unmittelbare Schwärze und zurück blieb der schwere Geruch eines Ortes, an dem der Regen noch kurz zuvor gefallen war. Dunkle, tiefgrüne Blätter säumten den Ort an dem der Dunkle zusammen mit der Hohen stand und vereinzelt rankten die schneeweißen Kronenblätter einiger Kelche hervor. Schimmerten, glühten.

"Du kannst sie öffnen.", flüsterte er leise.

Sie fühlte wie sich ihre Umgebung veränderte. Sie konnte den Duft von frisch gefallenem Regen in die Nase steigen fühlen. Der Raum oder einfach der Ort wo sie sich befanden war ein Ort der Ruhe. Er schenkte ihr ein Gefühl der Geborgenheit und doch-- sie öffnete die Augen nicht. Sie konnte nicht. Und ... wollte nicht.

"Wozu?" hauchte sie die Frage hinein in die ruhige Stile des Raumes. Immernoch befand sie sich in Lyrins Arme. Nur ihm war es zu verdanken, dass sie nicht auf dem Boden des Flurs lag auf dem sie eben noch saß. Wie ihre Kraft nachließ konnte man genau spüren und auch sehen.

"Wozu die Augen öffnen, wenn man nur von Dunkelheit umgeben wird?" mit versiegender Stimme haucht. "Wozu kämpfen, wozu leben, wenn alles was schön ist zerstört wird?"

Die Antwort brachte ihn dazu, das zu tun was er zuvor tunlichst vermieden hatte. Er blickte hinab, hinab auf das dunkle Haar. Es war so schwarz wie die nächtliche Umgebung in der sie sich befanden, aber entgegen des grellen weißen Schimmers der Kelchblätter fehlte es völlig am Glanz. Nicht einmal das schale Licht wagte es noch sich in den langen Spitzen zu spiegeln.

Obwohl es da war und sich an seine Kleidung schmiegte. Fast so als ob es ihn davor warnen wollte, sie weiter hierzubehalten. Als ob sie eine untrügliche Gefahr darstellte, die nur darauf lauerte ihn ins Verderben zu reißen.

"Selbst Dunkelheit hat helle Schatten, Suzuna. Sagtest du nicht selbst etwas von Licht und Hoffnung?"

Fragend blickte er auf sie hinab, unfähig etwas Besseres von sich zu geben. "Du musst es dir nicht ansehen.", fügte er dann ruhig an. "Es ist deine Entscheidung."

"Das Leben bis zum Tod zu beschützen. Ist das nicht ... die Aufgabe einer Elfenprinzessin?" flüsternd fragt. Aber eher sich selbst fragt.

"Wenn ich mich fallen lasse...., wenn ich mich von meiner eigenen Traurigkeit erwürgen lasse,... bin ich dann eine schlechte Elfe?" fragte sie dann mit erzitternder Stimme und ihr liefen wieder Tränen über die Augen.

Da öffnete sie langsam ihre Augen, das schon mit letzter Kraft, da sie, ob sie es wahrnehmen wollte oder nicht, im Sterben lag.

Als sie die leeren Augen öffnete und ihn anschaute, hob sie auch den Kopf etwas. Ihre Lippen formten die Wörte, diese konnte man aber wirklich kaum hören.

"Ich wollte doch nur.... geliebt werden." hauchte sie dann wobei ihr eine weitere Träne entfliehen ist. Ihre Augen lösten sich dann von Seinen und so ließ sie den Blick kurz umherwandern. "Wunderschön" hauchte sie schwach lächelnd bevor ihre Augen wieder zufielen und sie ihre Bewusstsein verlor. Nun lag sie bewegungslos in seinen Armen. Wie ein Stück Seide, so leicht und so weich..... aber gebrochen, wie eine Prozelanfigur.

Lyrin kannte keine passende Erwiderung für die indirekten Fragen, die sie ihm stellte. Woher auch? Bisher war allen Frauen eines gemein gewesen und das war die Tatsache, dass man in ihnen lesen konnte wie in einem offenen Buch. Ein wenig Mühe und man hielt sie bei Laune, so etwas wie Rätsel oder seltsame Fragen das gab es nicht. Die meisten Damen waren froh gewesen in seinen Fokus zu rücken, taten alles erdenkliche um seine Gunst zu behalten. Sie hatten sie zwangsläufig verlieren müssen, aber das hier war bar seines Horizontes.

Die Stille schien erst von ihm zu weichen als sie restlos gegen ihn sank, während irgendwo im finsteren Blattwerk ein harscher Windstoß durch das Unterholz fegte.

Erst als sich seine Haare wieder gelegt hatten, begriff er dass es nicht nur ein Anzeichen der Schwäche zu sein schien sondern dass sie tatsächlich ihr Bewusstsein verloren hatte.

Lyrin sprach ihren Namen nicht aus, aber dennoch hallte er in seinem Kopf wieder und irgendwo in seinem Unterbewusstsein spürte er so etwas wie einen Anflug der Sorge. Wohlweißlich unterdrückt und nicht zu benennen, aber sie war da.

Klanglos sank er in die Knie, während er die Schulter der Hohen umfasste und irgendwo hinter ihm begann der Boden aufzubrechen. Einzelne Wurzeln schoben sich an seinem Rücken entlang bevor sie sich ineinander verschlangen und zu einer enormen Baumkrone emporstrebten, aus der die einzelnen Blätter wie im Zeitraffer sprossen.
 

Von dem Ganzen bekam Suzuna nichts mehr mit. Sie ahnte auch nichts von seiner Sorge, die ihn bedrückte. So wie ihre Kraft schwand, wie die Zeit verging, so wurde die Elfe blasser und Lyrin konnte nurnoch bemerken, dass Suzunas zerbrechlicher Körper langsam aber sicher immer durchsichtiger wurde. Nichts hielt sie noch in dieser Welt fest, nichts wofür sie leben könnte, nichts wofür sie kämpfen könnte. Doch... seine Wärme zauberte ihr ein schwaches... letztes Lächeln auf die Lippen bevor kleine winzige Lichtkugelchen wie Johanneskäferchen aus ihrem Körper entweichten und emporstiegen. Die letzte Minute drohte immer mehr. Sie würde bald zu weißem Sand werden und zu Licht aus dem eines Tages vielleicht ein Stern geboren würde.

Doch noch.... noch war ein Hauch Leben in ihr. Nur soviel Kraft, dass sie ihm noch dieses letzte Lächeln schenkte. Es war eine Art Dankeschön, weil sie nicht alleine sterben muss/musste.

Der erste Lichtschimmer, der an seinen Iriden vorbeizog, wurde genauso rasch ignoriert wie das einsetzende Rauschen der Blätter, die im Takt des Windes sangen. Erst als die ersten Tropfen von den Zweigen hinabflossen, öffnete er die Lider. Gerade soweit, dass sich statt des Lichtes stummes Erstaunen hineinmengte, gefolgt von blindem Erschrecken als er begriff dass ihre Gestalt verschwamm.

"Su..zuna?"

Wie konnte das sein? Was passierte direkt unter seinen Händen mit der Hohen? War es die Magie an diesem Ort, die sich in ihr verankerte?

Unmöglich. Ausgeschlossen. Sie hätte vor Schmerzen schreien müssen, aber stattdessen nur dieses klammheimliche Lächeln auf den Lippen. Fast so als wollte sie sterben.

Der Gedanke hallte in ihm so laut nach wie der Regen seine Haare und Kleidung durchnässte, aber er spürte die aufsteigende Kälte nicht.

War es das? War es wirklich die Lösung? Hatte sie aufgehört zu kämpfen?

"Du läufst davon, wenn du jetzt verschwindest."

Nicht mehr als wenige gepresste Worte in die Dunkelheit. "Und du lässt die allein, die dich brauchen."

Mit dem Kopf an seine Brust gelehnt wartete Suzuna tatsächlich auf die Erlösung, die sie dachte nie finden zu können. Sie atmete noch, das sehr ruhig, aber langsam. Der kalte Wind mit ihren schon durchsichtigen schwarzen Strähnen spielt. Durch seine Worte ihre Gedanken kurz wieder erweckt werden.

//Mag sein, dass ich weglaufe, aber es gibt für mich keine Zukunft. Entweder das, oder ich werde ach noch mein Volk mit mir in die Tiefe ziehen. Wegen mir soll aber... niemand leiden.// ließ sie das in ihren Gedanken hallen und durch die magische Atmosphäre des Ortes wo sie sich befanden konnte Lyrin ihre Gedanken wie ein Flüstern wahrnehmen.

Wenige Sekunden später öffnete Suzuna dann ihe Lippen leicht und fing an mit diesen Wörte zu formen. Ihe Stimme so so schwach wie nie zuvor... diese Stille die mal Hoffnung brachte erzählte nun von dem traurigen Schicksal der Elfe, in einem Lied, die die Dunkelheit nicht durchbrechen konnte.

"Mein Zuhause ist hinter einem Rücken, am anderen Ende der Welt

Ich musste viele Schritte gehen, durch Licht und Dunkelheit

Durch Schatten bis zu der Grenze der Nacht

Bis die Sterne nicht erleuchtet sind

Nebel und Schatten

Wolken und Nebel

Alles bleich und dunkel

Alles bleich und dunkel"

Als sie auch das letzte Wort mit zitternder Stimme aussprach ließ sie sich fallen und lag nun ganz regunglos in Lyrins Armen. Nur noch Sekunden. Dann wäre es zu Ende. Ihr Leiden... ihr Leben.

Der Wind brandete auf, kaum dass sie geendet hatte und fuhr mit einer Gewalt an den zwei Geschöpfen vorbei, als ob er sie wachrütteln wollte. Nutzlose Kälte auf Lyrins Haut war jedoch das Einzige, was zehrend zurückblieb ebenso wie das schwache Neigen seines Kopfes.

"Du kannst nicht gehen.", flüsterte er dann so behutsam als ob er fürchtete sie würde restlos in eine andere Sphäre übergehen wenn er nur ein wenig lauter sprach. "Dein Volk braucht seine Königin, Suzuna. Du bist ihre letzte Hoffnung."

Der Dunkle blickte so eindringlich auf ihre lichtgetränkte Gestalt als ob allein der Ausdruck seiner Augen genügen müsste um sie zum bleiben zu bewegen. Aber im Grunde genommen war er machtlos gegen diesen Zauber und er unterdrückte die Erkenntnis so schmerzhaft, das ihm ein Seufzen über die Lippen kam.

Fahl glitten seine Blicke entlang der dunklen Blätter, vorbei an den Kelchen und allen Wundern die dieser Ort noch kannte, dann schloss er die Iriden. Presste sie zusammen, um die Wahrheit zu verdrängen ehe sich seine Haltung Minuten später wieder wie in Trance entspannte.

"Ich lass dich heim ... wenn du es möchtest."

Der Wind wurde ruhiger. Nun streichelte er ihre Wangen tröstend und flüsterte in ihre Ohren, als ob er leben würde. Die Kälte war nicht mehr zu fühlen, nur die kalte Luft, die ihre Lungen erfüllte bestätigte die Tatsache, dass es wirklich kalt war. Es war kalt. Und doch... das aufstiegende Licht erfüllte um ihnen alles mit angenehmer Wärme. Die winzigen goldenen Lichtkugel blieben in der Luft stehen, sie schwebten nur leicht in der Luft herum. Da hoben sich die blasse, sanfte Hände von der Elfenprinzessin. Sekunden vergingen, Jahrtausende schwanden. Sie legte ihre Hände, die nicht mehr so kalt waren, auf seine Wangen. Währendessen hob sie den Kopf etwas an und öffnete ihre blauen Augen, die sich mit Glanz füllten. Die kleine Lichter stiegen zu den beiden hinab und erleuchteten ihre Gesichter wie ihre Blicke sich trafen. Vielleicht blieb die Zeit stehen oder nur Gott ließ alles für eine Sekunde erstarrren, als die Elfenprinzessin mit dem Daumen sachte über seine Wange strich und etwas gegen seine Lippen hauchte. So leise, so voller Wärme, dass es für dieses dunkle Reich für diesen Moment das Licht erstrahlen ließ.

"Lass mich dich lieben lehren." hauchte das zarte Wesen wobei sie im Meer seiner Augen versunken ist. Keine Macht der Welt, kein Weiser der Welt konnte erklären was passierte. Lächelnd strich Suzuna eine Strähne aus Lyrins Gesicht und legte ihre schon warme Lippen auf die Seine.

Das Licht von dem sie umgeben wurden wurde stärker und versteckte die beiden für diesen kurzen Augenblick vor der Welt und vor der Dunkelheit von der sie beobachtet wurden. Sogar der Mond schloss seine Augen einen Herzschlag lang.

Am Anfang der Zeit was Licht und Dunkelheit eins. Das Schicksal bringt zusammen, was zusammen gehört - so steht es in jene Legende, die die Geschichte der Geburt der Welt erzählt.

Die schwarzen Strähnen wurden violett und die goldene Augen gewannen ihren Glanz zurück, doch die Frau, die den Dunklen küsste war keine Prinzessin mehr, sondern die Königin der Elfen, die nun neu geboren wurde aus Licht, Hoffnung... und Liebe.

Zu perplex, um zu reagieren. Zu gebannt, um sich nicht von dem Ausdruck ihrer Augen gefangen nehmen zu lassen und zu langsam, um es zu verhindern.

Einzig der Gedanke, dass er dieses eine Mal nicht das Recht dazu hatte ein Lebewesen gefangen zu halten, ließ den Raum um ihn herum verschwimmen als sich ihre Lippen trafen. Die Lichter begannen zu tanzen, ehe sie in einem Wirbel aufeinandertrafen und die Dunkelheit mit ihrem gleißenden Schein in Leben tauchten. Nur einen Herzschlag lang, in dem die schattigen Blätter in hellem Grün erstrahlten, die blassen Kelche blutrot leuchteten.

Dann wich er zurück.

Zurück vor der Frau, die strahlender und schöner denn je direkt in seinen Armen lag. Das Licht in ihr pulsierte stärker als zu jedem anderen Moment an dem er sie angesehen hatte, aber es war zu hell. Zu hell, um sich nicht daran zu verbrennen.

Dennoch. Irgendein Teil in ihm hatte sich danach verzehrt, aber Lyrin drängte ihn so hart in die Untiefen seines Bewusstseins zurück als ob es dabei um sein Leben ging.

"Du musst heim.", schluckte er trocken bevor er sein Gesicht abwandte.

Leicht enttäuscht öffnete die Elfenkönigin die Augen und schaute den Dunkelelfen an, der von ihr zurückwich. Sie legte ihre Hand auf den Brustkorb und schaute zur Seite.

"Tut mir leid." flüsterte sie leise und erhob sich langsam, nachdem sie sich ganz von einander getrennt haben.

"Ich hätte es nicht tun sollen." sagte sie dann noch kaum hörbar und strich sich eine Strähne hinters Ohr.

"Ich hab gar nicht, an die Folgen gedacht." sagte sie dann noch bevor ihre ganze Kleidung sich zu verändern schien. (Siehe zweites Bild in ihrer Beschreibung!) Eine goldene Krone glänzte oben auf ihrem Haupt und ihr Kleid wurde zu einer fast durchsichtbaren Priesterrobe.

"Du hast Recht. Ich muss heim. Mein Volk braucht mich mehr denn je zuvor." konnte man sie noch sagen hören. Bevor sie aber verschwand, schaute sie noch zu dem schockierten Dunkelelfen hinunter und ihr Blick wurde sanfter, jedoch auch trauriger.

"Wir werden uns wahrscheinlich nie wiedersehen. Deshalb solltest du wissen, dass ich dir dankbar bin, und dass es mir leid tut, wenn ich dir Probleme bereitet habe." hauchte sie noch bevor sie sich dann in Licht auflöste und verschwand. Sie kehrte zurück, zurück in ihr Reich, zurück zu ihrem Volk.

Probleme.

Fast verächtlich verzog er sein Gesicht, als die letzten Lichtpunkte in einem stummen Reigen auf die kalte Erde trafen und die Grashalme benetzten. Seine Hand ruhte irgendwo auf seinem Oberschenkel, während er sich mit der anderen in der feuchten Erde verankerte.

Er hatte keine Probleme, es würde alles nach Plan verlaufen. Spätestens dann wenn er seinen alten darauf konfiguriert hatte, denn im Grunde genommen war sie ihm egal. Diese Elfe und all ihr Glauben, er bedeutete nichts für den Dunklen. Sie war eine Frau wie jede Andere und sie wurde durch keine ihrer Taten zu irgendetwas Besserem. So war es doch, oder? Alles andere war schließlich lächerlich!

Beherrscht kniff er die Lider zusammen, während die Baumwipfel nervös flatterten. In seinem Leben war kein Platz für andere Gedanken, schon seit Langem schon nicht mehr.

Entschlossen stützte er sich wieder empor und ging die Schritte zurück, die er noch vor wenigen Augenblicken gekommen war. Selbst als seine Fingerspitzen seine Lippen berührten, war sich Lyrin sicher, dass es das letzte Mal gewesen war. Es war besser wenn sie sich nicht wiedersahen.

Die Königin kehrte also zurück in ihr Reich wo die Elfen sie mit einer großen Feier empfingen. Der Volk bekam durch die Rückkehr von Suzuna neue Hoffnung. Die Elfe nutzt eihre Kraft und baute das Land mit Hilfe ihrer Kräfte in wenigen Wochen wieder auf. Aus dem Ruinen, aus den Trümmeln entstand das neugeborene Land der Elfen, und es war schöner als je zuvor.

Weiße Häuser, unendlich viele duftenden Blumen, uralte Bäume, magische Brunnen, Türme die zum Himmel reichten und das Schloss der Magie des silbernen Mondes...

Alles wurde wieder hergestellt, wie es früher war und wurde noch viel schöner und besser.

Doch... Suzuna wusste, mit jedem Tag näherte der Krieg mehr und mehr. Elvien wollte Tod und Blutvergießen sehen. Sie hasste die Elfen und das war Suzuna auch klar.

Sie stand am Mitternacht bei Neumond auf dem Balkon ihres Zimmers und blickte zum Sternenhimmel empor.

//Schade um den Kuss.// dachte sie und griff sich an der Kette. Sie trug die Kette von Lyrin immernoch, das aber nur unter dem Stoff ihres Kleides. Niemand soll wissen, dass sie ein Geschenk eines Dunkelelfen bei sich trug. Kein Wesen, keine Elfe, kein Dunkler kennt die Geheimnisse die das Herz einer Frau verbirgt.

Elviens Gesicht inmitten des Thronsaales war so finster, als ob die Nacht persönlich ihren Namen von der Herrscherin geliehen hätte und ihre Fingernägel krallten sich in unregelmäßigen Abständen in die Furchen der Armlehnen.

Wochen waren vergangen, Wochen! Natürlich hatte es kein einziger Dunkler gewagt ihren Anordnungen zu trotzden, nicht einmal ein halber Blutstropfen der Hohen war vergossen worden! Trotzdem sie sich nicht vor der Konsequenz ihres Blutpaktes fürchtete - lächerlich angesichts dieser Scharlatanin - verbot es ihr Stolz diesen Kampf zu verlieren.

Zumal er ihr die Zeit gab weitaus tiefgreifendere Pläne zu entwickeln, aber wie immer gab es einen einzigen Haken. Nein, nicht die Generäle und Marschäle, die bereits seit Tagen tobten und vor den Neubauten der Hohen warnten, ganz im Gegenteil.

Der Dorn in ihrem Auge war ihr eigen Fleisch und Blut.

"Lyrin." Sie presste den Namen zwischen ihren Lippen hervor und trotzdem der Kronerbe augenblicklich den Kopf zu ihr hob, verdunkelte sich ihr Blick weiterhin. Er hatte ihr nicht verraten, warum er die Elfe gehen ließ - warum er eine Geisel gehen ließ! Aber sie wusste, dass ihr der wahre Grund nicht schmeckte. Und sollte sein eigener Plan dahinter stecken, war das wohl noch das geringste Übel in ihren Machenschaften.

Lauernd betrachtete sie die hochgewachsene Gestalt ihres Sohnes, aber noch schwieg sie. Noch.

Wie die Tage und Wochen vergingen wurde das Reich der Elfen immer schöner und größer. Wer das Land der magischen Wesen jetzt besucht, würde es sicherlich nicht glauben, dass hier vor ca. 2-3 Monaten noch alles dem Erdboden gleich war. Aus der Asche sproßen neue frische Knospen. Dem Himmel nahe schwebte und glänzte ein Regenbogen in vollen Farben und um ihm herum ließen sich dicke weiße Wolken von dem Wind auf dem blauen Meer des Himmels wiegen. Es war so traumhaft schön, man hätte denken können die Wolken berühren zu können. Das Sonnenlicht, was so angenehm warm war, floß zur Erde hinunter, tanzte auf den schimmernden Haarsträhnen der Elfen und ließ die Wunden schneller heilen, die Pflanzen höher wachsen und auf die Gesichter zauberte es ein Lächeln.

Suzuna, die Elfenkönigin spazierte im Kristallwald. Sie trug ein langes weißes Kleid, ließ ihre Krone aber im Schloss. Hier, in diesem magischen Wald wo die Bäume lebten und Geheimnise in die Ohren der Elfen flüsterten war sie nur eine einfache Elfe. Immer wenn sie hierher kam nahm sie ihre Kette, die sie von ihrem Helden hatte, der sie gehen ließ und setzte sich unter dem ältesten Baum.

Dort flüsterte sie auf Elfensprache, sie flüsterte die Wörter eines Liedes, die sie beide kannten. Auch, wenn er sich an das Lied wahrscheinlich nicht mehr erinnern konnte.

"O mor henion i dhu:

Ely siriar, el síla

Ai! Aníron Undomiel

Tiro! El eria e mor

I ´lír en el luitha ´uren

Ai! Aníron..."

Leise seufztend umschlang sie die Kette mit beiden Hände. Ob er noch an sie dachte? Und..warum dachte SIE an IHN? Eine warme Brise streichelte sie an der Wange, sie schloss ihre Augen. Sie konnte den Hass Elviens bis hierher spüren. Sie wusste, ihre mächtige Hand würde nicht zögern um ihren Volk zu zerstören, wenn es sich herausstellen würde, dass die Lippen einer Elfe und die eines Dunklen sich berührten. Gab es denn eine größere Sünde in den Augen der Dunklen?

Feen, Elfen, Dunkelelfen, Kobolde, Zwerge, Einhörner, Hexen, Zauberer, Feuerstiere, Harpien,... es gab so viele Zauberwesen. Es gab auch viele Unterschiede, Konflikten aber... nur zwei Völker hegten so einen glimmenden, glühenden Hass in ihren Herzen gegen einander, der schon seit Jahrtausenden erhalten blieb. Elfen und Dunkelelfen. Die genaue Gegenteile von einander. Aber genau wie Licht nicht ohne Dunkelheit existieren kann, auch umgekehrt... genauso ist es auch bei diesen Wesen.

Der Krieg begann vor sooo langer Zeit. Frieden gab es nur am Anfang der Zeit. Warum der Krieg ausgebrochen war, das wussten nurnoch die ältesten Bäume. Dieses Geheimnis verbagren die dicksten Bücher, die in den Bibliotheken der beiden Reiche versteckt waren. Heute kümmerte sich aber keiner mehr um den Grund. Niemanden interessierte es warum Hass zwischen den Reichen gesäht wurde. Sie wollten einander leiden und sterben sehen. Traurig.

Als Suzuna über dieses nachdachte, erhob sie sich dann mit geweiteten Augen.

//Das ist es! Ich muss nur herausfinden warum das Ganze begann und dann.... dann kann vielleicht alles geklärt werden!// ließ sie es sich durch den Kopf gehen und machte sich sofort auf dem Weg zurück ins Schloss. Ihr Weg führte in die älteste Bibliothek. Sie suchte das älteste Buch der Geschichte der Elfen.

Licht und Dunkelheit

"Es reicht."

Keine Sekunde nachdem die eisige Stimme im Raum verklungen war, hatte sämtliches Scharren und das Geklapper des Geschirrs innegehalten. Selbst die Bediensteten wagten einen vorsichtigen Blick zu Elvien, der die schlohenweiße Wut im Innern auf die Züge getreten war. Irgendwo schluckte einer der Generäle den trockenen Bissen Brot hinunter, begleitet von dem weiterhin konstanten Geräusch eines schabenden Löffels.

Alle hatten sie aufgehört zu atmen, alle bis auf einen und dieser schien auch jetzt nicht die Muße dafür zu haben seiner Mutter ein halbes Ohr zu leihen.

Unruhig wechselten die Blicke zwischen den hochrangigen Mitgliedern der Dunklen, während Elvien ihren Sohn derart bestimmt maß als ob ihre Magie ihn in Kürze in Flammen tauchen würde.

Minuten schienen zu vergehen, die in Wirklichkeit nur Sekunden waren und je länger sich die Stille im Raum ausdehnte, desto penetranter die erschaffene Geräuschkulisse.

Letztlich legte der Dunkle das Besteck unberührt zur Seite. "Ich empfehle mich." Eine knappe Verbeugung in Richtung der Generäle, ein stummer Blick an die einzige Frau am Tisch und er wandte sich so ruhig ab, als ob das einsetzende Toben nicht für ihn bestimmt wäre.

Erst als die Tür ins Schloss gefallen war, gestattete er sich ein unhörbares Seufzen.

Langsam zerrte sie an seinen Nerven. Erwartete sie ernsthaft von ihm, dass er ihr verriet was in seinem Kopf vorging? Nur weil sie seine Mutter war, gab ihr das noch lange kein Recht ...

"Du solltest sie nicht weiter reizen, Lyrin."

Mit einem dicken staubigen Buch im Schoss saß Suzuna irgendwo ganz hinten in der größten und ältesten Bibliothek des Schlosses. Nervös las sie eine Zeile nach der anderen. Schon seit Stunden befand sie sich dort. Sie gewöhnte sich schon an den Geruch von Staub und an das wenige Licht. Sie blätterte. Und sie blätterte erneut. Die Zeit verging schnell, die Geschichte die die Königin las raubte ihr aber alle Gedanken, ihr war die Zeit egal.

Als sie dann das Buch schloß, hob si den Kopf und atmete einmal gequält durch. Anscheinend war sie enttäuscht. Enttäuscht und... nervös. Ihr stürmten tausend Gedanken durch den Kopf.

"Es fehlen Seiten. Das ist nicht die ganze Geschichte." stellte sie fest und biß sich auf die Unterlippe. Danach schob sie das schwere Buch beiseite und erhob sich von dem uralten Sessel auf dem sie eben noch saß. Nachdenklich klopfte sie den Staub von der Spitzen ihres Kleides und ging dann langsam zur großen Holztür. Als sie die Bibliothek verließ entschloss sie sich das Ende der Geschichte zu erfahren, koste es was es wolle. Und sie wusste genau wo sie die letzten Seiten fand.
 

Sie atmete durch, schloß die Augen. Ihr schlanker zerbrechlicher Körper wurde zu Licht und verschwand. Einen Herzschlag später konnte Lyrin spüren, wie jemand neben ihm stand, gegen die Tür gelehnt- genauso wie er- (sagen wir mal) und seine Hand nimmt. In der Minute wo mal ihre Stimme flüstern hören konnte, wurden ihre Finger mit einander verschlungen.

"Ich habe eine letzte Bitte an dich, Dunkelelf Lyrin." hauchte die Königin leise, so leise, dass ihre Wörter nur Lyrin hören konnte. Ihre Anwesenheit konnte sie Dank ihrer neuen Kräfte verstecken, niemand wusste also außer dem Mann, dessen Hand sie hielt, dass sie da war.

"Bitte... bring mich zu der ältesten Bibliothek eures Reiches. Ich suche den Schlüssel zum Glück, den Schlüssel zu einer neuen Zukunft." flüsterte sie dann noch bevor sie den Kopf zu ihm drehte und seine Hand losließ.

Er hatte seine Kindsfrau so entschieden abgeschüttelt, wie er es bestenfalls zu Jugendtagen hinbekommen hatte. Mit dem einzigen Unterschied, dass er sich dort lieber versteckt oder simpel davongelaufen war. Sie war jünger gewesen, wendiger und hatte ihn oftmals wieder aufgespürt noch bevor er wirklich Dummes begehen konnte, aber mittlerweile war es anders. Sie war alt geworden und wusste, dass es zu spät war Lyrin noch zu belehren.

Gerade deshalb sah sie ihm seufzend nach, ehe die harsche Stimme Elviens sie zu sich rief und ihr eine Aufgabe zutrug, die sie kaum boshafter befehlen konnte.

Lyrin selbst blieb bis dato verschont von den Anwandlungen der Dunklen, betrat sein Zimmer wie zu allen anderen Jahreszeiten und spürte noch im selben Moment als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel die Aura einer zweiten Person.

"Du bist verrückt.", entgegnete er kaum das sie ihre Bitte vorgetragen hatte und in seinem Blick mischte sich Verwunderung als auch Zorn. Zorn darüber, dass sie es wagte seine Gemächer zu betreten ohne auf den Leichtsinn ihres Tuns zu achten.

"Und was für ein Schlüssel?"

Lächelnd ließ sie von der Tür ab und drehte sich zu Lyrin, dessen zorniges Gesichtsausdruck ihr gar keine Angst machte.

"Ein Schlüssel, zum Glück. Ich weiß endlich wie wir das weitere Töten verhindern könnten." sagte sie dann etwas ernster und holte ein Blatt, eine Seite aus dem Buch was sie laß, und überreichte es dem Dunkelelfen.

"Am Anfang der Zeit gab es Frieden. Die Dunkelelfen und Elfen wollten einander nicht schaden. Doch etwas passierte. Etwas was zwischen den Reichen Hass gesäht hat. Wenn wir es herausfinden warum der erste Krieg ausgebrochen ist, dann können wir alles klären und es wird kein Krieg mehr geben. Verstehst du?" erklärte die Elfe und ihr Herz raste vor Freunde, ihr war klar, ihr Ziel war schon in greifbarer Nähe.

Sie trat zu Lyrin und legte freudig ihre Hände auf seine Wangen, wie vor dem Kuss. Ihre Augen glänzten hoffnungsvoll.

"Ich weiß, ich kann es verhindern, dass Weitere sterben müssen. Nie wieder werden unsere Völker gegen einander kämpfen. Wir müssen nurnoch die Antwort auf die Frage finden warum sie überhaupt angefangen haben gegen einander zu kämpfen. Das ist alles."

Er konnte die unbändige Freude in ihrem Herzen spüren, die nicht mehr mit dem Bild zu vergleichen war, das sie noch vor wenigen Wochen gezeigt hatte. Und dennoch betrachtete er das Blatt vor sich, als ob das Gift sehbar an ihm herunterträufeln würde. Die geschwungene Schrift, die Zeichen und blumigen Ornamente einer Seite, die älter waren als er selbst. Und dennoch das Gefühl, sich an ihnen verbrennen zu müssen.

"Schön und gut.", entgegnete Lyrin dann kühl bevor er ihr das Blatt zurückreichte und sich ihren Händen entzog, um zu seinem Schreibtisch zu gehen.

"Dein Plan hinkt nur an einer einzigen Stelle." Geschäftig drehte er einige der Dokumente um, sortierte sie wahllos von einem Platz zum Anderen ehe ihn die Stille in seinem Rücken daran erinnerte, dass sie als Elfe nicht Bescheid wusste. Nicht wissen konnte.
 

Schweigend sah er zurück zu Suzuna, bevor sich ein Seufzen über seine Lippen schob. "Ich weiß wo das ist was du suchst, allerdings wirst du an den Gemächern meiner Mutter vorbei müssen, um sie zu lesen.", erklärte er ruhig, doch noch bevor sie ein Wort anbringen konnte, hob er warnend die Hand.

"Es ist nicht so leicht wie es sich anhört. Nicht die Wachen sind das Problem, sondern die Magie. Niemand kann sie brechen, weder du noch ich. Sie ist zu alt und mit Fäden gewoben, die heute kein Dunkler mehr spinnen kann. Es können nur jene passieren, die den üblichen Weg hineingehen und der führt an einer einfachen Tür samt Schlüssel vorbei. Kein Zauber wird dich so leicht dorthin bringen wie du es hierher geschafft hast. Du wärst tot noch bevor du wüsstest warum."

Fragend maß er die Königin, innerlich wohl darauf lauernd dass sie nun ihren Plan begraben würde. Niemand, der bei Verstand war, versuchte durch die Gemächer seiner Mutter zu gehen, solange sie im Schloss weilte. Es war schlimmer als Selbstmord.

Als er sich ihren Händen entzog, ließ sie diese sinken und musterte ihn fragend mit ihren Augen. Wie er zu seinem Schreibtisch trat und wie er einige Dokumente wendete, hörte ihm zu und wollte was sagen... jedoch hob er die Hand und sie schloss ihre Lippen.

Obwohl sie jetzt Königin war, sie war sich darin im Klaren, dass sie alleine mit so einer Art von Magie nicht fertig wird.

Für einige Minuten starrte sie dann enttäuscht auf den Boden. Sie war kurz davor aufzugeben. Doch da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, es gab eine Lösung. Es gab einen Weg, aber nur einen einzigen.

Sie schaute zu dem Dunkelelfen und fragte nur leise:

"Vertraust du mir?" fragte sie leise und ihre goldene Augen bohrten sich in die Seine.

Er sah sie an, auf eine Weise die in ihm irgendein Wildtier vermuten ließ, das kurz davor war den tödlichen Pfeil durch einen geübten Jäger zu empfangen. Umgeben von Hunden, die bereit waren darauf anzuspringen sollte er es wagen zu flüchten.

Wusste sie um die Bedeutung dessen, was sie wissen wollte? Wusste Suzuna genug von seinem Volk, um zu erahnen was eine Antwort preisgab? Vertrauen, das war nicht nur irgendein Wort. Es war jenes, das so selten ausgesprochen wurde, das allein die Frage danach einem Sakrileg gleich kam. Vertrauen war Loyalität, unbedingte Bereitschaft für jemanden durchs Feuer zu gehen und etliches mehr, was er nicht einmal beim Namen nennen konnte. Mehr als das Wort, mehr als Elfen darin sehen mochten.

Er überging ihre Frage, kniff stattdessen die Brauen zusammen. "Was hast du vor?"

"Lyrin, Sohn von Elvien! Vertraust du mir?" stellte sie erneut die Frage, diesmal aber lauter. Sie drehte sich nun ganz zu ihm um und ging auf ihn zu.

"Wenn deine Antwort NEIN lautet, dann nimmst du mir damit die letzte Hoffnung, aber ich akzeptiere es... und du siehst mich nie wieder. Aber....." sie brach ab und schloss kurz die Augen, holte Luft und wurde sogar leicht rot, bevor sie weiter redete. "Doch, wenn deine Antwort eine JA ist, dann ist noch nichts verloren und wir können gemeinsam unsere Völker retten, das Töten verhindern und ... dann können wir den Frieden wieder herstellen." hauchte sie leise und wartete nun gespannt auf seine Antwort.

Er hasste es so angesprochen zu werden. Nicht weil es nicht der Wahrheit entsprach - sie war definitiv seine Mutter - aber es klang ernster als dem Umstand zugeschrieben werden durfte.

Warum sollte es überhaupt so dramatisch sein eine Bibliothek aufsuchen zu dürfen? Noch vor wenigen Jahrhunderte hatte er Tage und Nächte damit zugebracht dort zu lesen und von allen Sagen, Legenden und wirklichen Dingen gab es nichts, was den heutigen Krieg beenden konnte.

Nichts, was ein solches Zugeständnis rechtfertigen konnte und so nickte der Dunkelelf anstelle der Worte. Suzuna würde es ohnehin so interpretieren wie sie es für richtig befand, aber sie erwartete zuviel von einem seines Volkes wenn sie auf den verbalen Teil bestand.

Ein Dunkelelf vertraute niemandem außer sich selbst und selbst das nur in zweiter Linie.

Suzuna seufzte. Er schwieg und das war eine Antwort. Leicht irritierend hüstelte sie bevor sie wieder zu ihm trat.

"Die.... Geschichte über den Anfang des Krieges... erzählt über zwei junge Leute. Über einen Mann und eine Frau." fing sie an. Sie schaute Lyrin dabei ganz ernst an. "Lese den ersten Teil der Geschichte durch! Ich weiß, es wurde auf eine alte Sprache geschrieben, aber man kann es verstehen was da steht!" sagte sie und ihre Stimme erzitterte. Sie riß dann ihre Kette, die sie von ihm bekam vom Hals und schloß diese in ihre Hand.

"Der Grund warum der Krieg ausgebrochen war.... hatte etwas mit einer Wlfe und einem Dunkelelfen zu tun. Verstehst du es immernoch nicht? Vielleicht sind wir die einzigen, die den Frieden wieder herstellen können!"

Er verstand. Er verstand nur zu gut und wenn er es gekonnt hätte, am Liebsten hätte er ihr den Anhänger entrissen um sie von dieser abstrusen Idee abzubringen. Was sollte es bringen diese Ursache zu kennen? Was verfolgte sie damit? Diese Angelegenheit war doch pure Narretei! Stattdessen schüttelte er jedoch bloß den Kopf, unfähig ihr mehr Widerwillen als bisher entgegen zu bringen.

"Ich habe sie schon längst gelesen.", murmelte der Dunkle dann unberührt, schien einen Moment zu schwanken aber sah Suzuna dann doch wieder offen in das feine Gesicht.

"Wenn es das ist was du wissen willst, hast du den Weg umsonst gemacht. Aber gut, ich will dich nicht aufhalten. Vielleicht lesen deine Augen anderes als es meine taten."

Stumm wartete er auf die Idee, die sie noch immer vor sich hertrug. Warum sonst sollte sie nach Vertrauen fragen wenn sie nicht wusste wie man die uralte Bannmagie umging?

"Was?!" konnte man sie fragen hören. Überrascht weitete sie die Augen."Du hast die gelesen? Auch das Ende? Kennst du das Ende? Weißt du warum der Krieg ausgebrochen ist?" fragte sie dann aufgeregt und legte die Hände auf seinen Brustkorb. In der einen Hand hielt sie immernoch die Kette.

"Bitte, sag mir der Grund, dann muss ich nicht dort hin. Ich würde nur ungerne versuchen so eine Magie einzusetzen, die mich beschützen könnte, wenn ich in die Bibliothek gelangen will. Ich weiß, dass es gefährlich ist, aber wenn du es mir erzählst, dann glaube ich dir." sagte sie und schaute ihm hoffnungsvoll in die Augen.

Hatte sie ihm vorhin nicht zugehört? Niemand, absolut niemand konnte mit irgendeiner Form der Magie in die Bibliothek, es war der Weg der Sterblichen der einen vom Tode abhielt. Schlüssel und Schloss, was war daran so falsch zu verstehen?!

Einen Moment lang rang er mit sich, dann gab seine innere Stimme des Protestes auf und er blickte die Elfe lange Zeit wortlos an.

"Was hast du bisher gelesen, Suzuna?"

Seine Stimme klang müde, erschöpft. Aber es war sinnlos ihr etwas zu erzählen, wenn er nicht wusste wie die Geschichte bei den Elfen klang.

"Nun, ja..." fing sie an. Sie setzte sich dann auf sein Bett und versuchte sich daran zu erinnern wie die Geschichte nochmal anfing. "Am Anfang der Zeit gehörte Licht und Dunkelheit zusammen wie Leben und Tod. Sie waren zwar das genaue Gegenteil von einander, aber keines der beiden konnte ohne einander existieren. Zwei uralte Völker, der Volk des Lichts und der der Dunkelheit lebten in Frieden auf dieser Welt, die voller Schatten und Glanz war. Eines Abends, als der Mond blutrot wurde trafen sich die Herrschen der beiden Reiche, der König der Dunkelelfen und der König der Elfen. Asaphur, Fruezes sein Bruder und Eredim, Isolus sein Bruder.

Die Könige einigten sich, sie beschlossen die Freunschaft durch einen Eid, durch einen Schwur zu stärken und zu verewig, denn ewig soll das Licht und die Dunkelheit Hand in Hand durchs Leben gehen. Die Kinder von Asaphur, des Stolzen und Eredim, des Weisen - Kalib und Amadith bedeuteten zusamen die Zukunft für beide Reiche. Doch der Frieden blieb nicht erhalten, Licht und Dunkelheit konnten zusammen keine Frucht erzeugen, der Krieg stand vor der Tür." erzählte die Elfe und seufzte dann. "Das war alles, soweit ich mich erinnern kann. Sie wollten, wie ich es verstanden habe, einen Pakt schließen. Oder sowas... ich verstehe nur nicht warum es nicht geklappt ist. Bitte, verrate mir das Ende! Was ist passiert damals? Warum ist Krieg ausgebrochen?" stellte Suzuna ihm die Frage und schaute ihn mit großen Augen an.
 

Lyrin lehnte sich wortlos mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen, während er Suzuna dabei beobachtete wie sie ihm gestenreich die Geschichte vortrug, die sie bis dahin gelesen hatte. Bereits im Mittelteil schwahnte ihm jedoch, dass die Elfen offenbar einige Details außen vor ließen oder aber sie schlichtwegs darauf bestanden ihre Geschichten in verschiedene Bücher zu teilen. Überall ein Korn Wahrheit, aber nie ein Brot. So zumindest hielten es die Dunklen, um altes Wissen nie völlig zu verlieren.

"Soweit ich mich an die alten Legenden erinnere, war die Freundschaft damals ein weitaus höheres Gut als es das heute noch bei uns ist. Als Unterpfand für den Pakt schlug Eredim damals vor, zu jeder Sonnenwende im glatten Jahrhundert ein Fest zu veranstalten. Allerdings nur ein einziges, das jeweils von einem Herrscherhaus ausgerichtet wurde .", erklärte Lyrin ehe sich seine Iriden verengten und er sich die alte Schrift vor Augen rief.

"Die ersten Feste verliefen nahezu bedeutungslos, aber im elften soll Amadiths Vater dem Wein zugesprochen haben. Gleichzeitig offenbarten Kalib und Amadith einander wohl ihre Zuneigung, an sich wohl der beste Unterpfand den man sich für dieses Bündnis vorstellen konnte."

Der Dunkelelf neigte seinen Kopf und musterte die Elfe, die gedankenverloren über den Bezug seines Bettes strich. Dann fuhr er fort.

"Kalib beschloss noch in derselben Nacht die Aufwartung bei dem Brautvater zu machen, aus Furcht vor den nächsten zwei Jahrhunderten in denen er Amadith nicht sehen würde. Der Wein hatte Eredim jedoch bereits so zugesetzt, dass er außerhalb der Gesellschaft spazieren gehen wollte. Fatal, wie sich alsbald herausstellen sollte. Kalib bat ihn noch auf den Treppen um die Hand seiner Tochter, doch der Herrsche lehnte trunken lehnte die Vermählung ab. Kalib selbst geriet außer sich und fasste den König hart bei der Schulter fasste. Dieser rief im Nebel des Mets nach den Wachen, ehe er in einer abrupten Bewegung ins Stolpern geriet und hinabstürzte."

Kurz hielt er ein weiteres Mal inne, suchte nach Worten.

"Amadith selbst sah die Szenerie von Weitem, aber sie hörte nicht die gesprochenen Worte. Das Ende wirst du dir denken können, oder?"

Die Elfe krallte sich in den Laken unter sich und schluckte schwer. So war es also? Wegen sowas Albernem? Wegen so einem Missverständniss wurde die Freundschaft zwischen Elfen und Dunkelelfen zerstört?! Das konnte sie kaum glauben. Sie schloss ihre Augen und seufzte gequält.

"Ich verstehe." gab sie leise von sich und erhob sich dann. Ihr Blick, als sie ihre Augen öffnete, fiel sofort auf Lyrin.

"Im nächsten Monat wird ein Fest veranstaltet." sagte sie dann ernst. In ihrer Hand erschien eine Schriftrolle. Diese entstand durch Magie.

"Ich lade den Hof ein. Bitte, gebe diese Schriftrolle deiner Mutter! Alles steht darin. Es wird kein Blutvergießen mehr geben. Und du mußt wissen... das tue ich nicht nur..., weil ich mir den Frieden wünsche. Nicht nur deswegen." hauchte sie leise, bevor ihre Stimme versiegte. Lächelnd drückte sie dem Dunkelelfen die Schriftrolle in die Hand und küsste dabei seine Wange. "Sei da." flüsterte sie dann noch bevor sie verschwand.

Er sah ihr schweigend nach, während ihre Lippen noch auf seinen Wangen glühten. Geschichten, Mythen, was sonst hatte seine Lippen verlassen?

Aber dennoch, sie irrte. Es war längst nicht so banal wie es klingen musste, doch sie war bereits gegangen und würde nichts wissen über den nachfolgenden Disput. Dass Amadith Kalib zur Rede gestellt hatte, dass sie gewusst hatte wieviel ihr Vater an diesem Abend getrunken hatte. Suzuna würde nie wissen, dass die beiden aus Liebe zueinander geflohen waren und erst der Vater Kalibs aus Zorn über das Verschwinden seines Sohnes begonnen hatte das Land der Elfen zu verwüsten.

Blut für Blut, seit Jahrhunderten immer das Gleiche. Dazu der Vorwurf, dass die Hohen die Geister der Tugendhaften benebelten. Im Laufe der Zeit war die Geschichte und die Ursachen so verworren gesponnen, dass der Sturz des Herrschers damals nur noch ein winziger Span im gesamten Feuer war.

Die Schriftrolle selbst legte Lyrin zu den endlosen Briefen, ehe er sich an das Fenster stellte und dem einsetzenden Regen zusah.
 

Suzuna kehrte zurück in ihr Reich, ging aber nicht rein ins Schloss. Mit einem langen Zauberstab, der in ihrer Hand erschien, als sie vor dem Kristallwald stehen blieb, grüßte sie den Regen. Langsam schloß sie ihre Iriden und fing an sich zu bewegen. Sehr feine, langsame und doch so präzise Bewegungen waren diese, die sie machte. Bei jedem Schritt, bei jedem Schwung mit dem Stab konnte man ein neues magisches Wort hören und immer wieder konnte man kurz etws aufschimmern.

Das ganze Reich, jeder sollte auf so ein Fest vorbereitet sein und es soll keinen Streit geben, nein, nicht an dem Tag! Es soll perfekt werden, denn es hing so viel von diesem Fest ab.

Die Königin der Elfen bat die Sonne um Klarheit, den Mond bat sie um Gänze, das Wasser um Reinheit und die Sterne um Helle. Ihre Worte sprach sie leise aus, doch ihre Worte waren schwer und hatten eine große Bedeutung. Sie wusste, die Zukunft ihres Volken lag in ihren Händen. Deshalb war sie bereit Opfer zu bringen und alles zu tun was in ihrer Macht stand, damit das Blutvergießen ein Ende hat.

Lautlos liefen die einzelnen Tropfen in unbestimmten Bahnen am Glasrahmen entlang. Die Szenerie selbst, es war als hätte er sie gestern gesehen. Einzig das Gewitter fehlte sowie ein beinahe schwarzer Himmel, der lediglich im dunklen Grau vor sich hinsickerte.

Hatte es nicht genau so ausgesehen als er das erste Mal das Reich der Elfen betreten hatte? Um Suzunas Vater die Lebenslichter auszulöschen? Es hatte damals alles so perfekt klappen sollen, aber mit dieser Tochter hatte er nicht gerechnet. Sie, die jede Etikette brach und ihn zu Dingen brachte, die er unter dunkelelfischen Umständen mit dem Tode vergolten hätte.

Und jetzt wollte er allen Ernstes ein solches Fest riskieren? Wer gab ihm den Garant dafür, das es glatt laufen sollte? Sie? Seine Mutter?

Sie waren Närrinnen, wenn sie davon ausgingen dass auch nur einer aus ihrer Bevölkerung nicht bewaffnet erscheinen würde. Einfach nur Närrinnen und die Schriftrolle selbst schien bedrohlicher zu sein als jegliche Waffe, die auf sein Herz gezielt hatte.

Lautlos verdichtete sich der Regen.

Als sie ihr Zauber beendet hatte wusste jeder Elfe, jedes Zauberwesen im Reich der Elfen, dass es in einem Monat ein Fest geben wird. Viele fluchten wegen dem Fest, Viele hatten schreckliche Angst, doch die Königin traf Vorbereitungen, Dank einer uralten Magie konnte sie es versichern, dass weder Dunkelelf noch eine Elfe an dem Tag wo das Fest stattfand das Leben verlieren konnte. Von diesem Zauber, von dieser Magie wusste aber nur Suzuna. So alt war die Magie, dass diese höchstens Elvien erkennen konnte, sie aber mit Sicherheit. Es sollte an dem Tag und... Nacht... kein Blut fließen. Auren sollte man während des Festes auch nicht aufspüren, Gedanken wird man nicht lesen können und niemand wird in der Lage sein zu zaubern. Es wird eine Feier, ein echtes Fest wo nur gefeiert wird.

Die Tage und Wochen vergingen schnell. Suzuna hatte ja viel zu tun, aber mit jedem Tag war sie gespannten und nervöser.

Es war dann soweit. Die Sonne ging auf und somit begann ein Fest, das den Frieden bringen sollte. Das Tor von dem Reich der Elfen öffnete sich nun für die Dunkelelfen.

Er fühlte die veränderte Aura des Landes bereits, als er noch auf seinem Ross saß, das nervös schnaubend davor scheute die Grenze zu überschreiten. Warnend spielte es mit den Ohren, ehe ein abgemessener Tritt in die Flanken den nötigen Impuls verlieh.

Hinter Lyrin ritt eine sorgsam ausgewählte Eskorte der wohl prächtigst geschmückten Assassinen seines Landes. Männer, die bereit waren zu töten und dafür keine Waffen benötigten und so lächerlich er diese Parade auch fand, seine Mutter überließ niemals etwas dem Zufall.

Wo sie im Gefolge war, das interessierte ihn freilich nicht. Wahrscheinlich hatte sie ohnehin einen Showdown der extravaganten Sorte geplant, wenn sie sich zu dieser Lächerlichkeit schon hinreißen ließ. Friede? Nicht für sie, aber gleich was sie ausheckte, er würde es früh genug erleben.

Seufzend blickte er hinauf zu den Zinnen des Elfenschlosses, die inmitten der dichten Baumwipfel im Sonnenglanz schimmerten.
 

Als die Dunkelelfen die Grenze überschritten, wurde das Tor geschlossen. Elfen, in prächtigen Kleidern erwarteten die Gäste mit einem Festmahl, mit Musik und mit besonderen Aufführungen.

Suzuna, die Königin des Reiches, stand oben auf der Treppe des weißen Elfenschlosses und klatschte einmal in die Hände, bevor sie sagte: "Möge die Feier beginnen!"

Als ihre warme aber starke Stimme ertönte fing wirklich eine gigantische Feier an. Clowns, Jounglöre, Tänzer, Domptöre mit ihren Tieren, Musikanten und Illusionisten tauchten auf. Ein unglaublicher Show begann. Die schönste Elfenfrauen des reiches, in bunten glänzenden Kleidern eilten zu den tapferen Männern der Dunkelelfen und leisteten ihnen Gesellschaft. Die charmantesten Elfen, die nicht nur gut aussahen, sondern auch stark waren, traten zu den Frauen, die die Dunkelelfen mitbrachten und tanzten mit ihnen.

Suzuna kam währendessen die Treppe runter, ihr Weg führte zu Lyrin. Er war der Einzige, der einfach nur rumstand. Die Pferde wurden ja schon weggeführt und gefüttert. Sogar diese wurden verwöhnt.

Diese Feier sollte perfekt sein, ja, das war Suzunas Wunsch. Mit einem zarten Lächeln auf den Lippen bleib sie vor dem Dunkelelfen stehen, die Kette trug sie um den Hals, das sichtbar. Danach schaute sie zu ihm nach oben.

"Es ist schon lange her, als wir das letzte Mal mit einander getanzt haben." sagte sie dann leise, es konnte nur Lyrin hören.

Er stieg von seinem Pferd ab, kaum dass die Hufschläge auf dem sorgsam polierten Untergrund geendet hatten und wie durch einen unsichtbaren Wink waren automatisch Stallburschen aus allen Ecken herbeigeeilt, um die kostbaren Tiere in Empfang zu nehmen. Nicht wenige bissen widerstrebend nach ihren neuen Wärtern und scharrten ungeduldig während ihre Schweife in der Luft einhertanzten. Lyrin selbst ließ seinen Blick derweil über den bereits festlich geschmückten Innenhof gleiten. Trotzdem er das letzte Mal bei Regen und Sturm hier gewesen war, die graue Eintracht hatte ein anderes Elfenreich verhüllt. Die Farben, die Simse, all das war von einer fremden Pracht erfüllt und hätte er es nicht gewusst, der Dunkelelf hätte sich einige Jahrhunderte später hier befinden müssen.

Beachtlich, was sie in den wenigen Wochen geleistet hatten und vielleicht war sogar dieser Anblick das, was die Gäste seines Volkes mit Widerwillen ansahen. Es hätte eine perfekte Kulisse sein können für etwas wahrhaft Großes.

Wenig später hoben die klaren Gesänge und Klänge der Instrumente an, die zu Tanz und Speis luden und einer nach dem Anderen wurde von den Elfen fortgeführt. Grotesk, wenn man bedachte, dass sich eben jene Völker noch vor Wochen mit Klingen im Kampf um Leben und Tod gegenüberstanden, einfach nur grotesk.

Misstrauisch suchte sich der Kronerbe einen etwas ruhigeren Platz, um zunächst zu beobachten. Seine Mutter war bereits hier, das fühlte er und ebenso schien ihre Unbill bis zu ihm hinüberzuschweben, aber er funkelte sie hinfort. Stattdessen setzte er sein Augenmerk auf den Umgang derjenigen, die sich vorsichtig und allen Regeln der Höflichkeit folgend miteinander bekannt machten. Ausgelassenheit, wo die richtigen Charaktere aufeinandertrafen, akutes Misstrauen und verblichene Schüchternheit. Vielleicht sogar ein Pulverfass, auf dem sie alle tanzten.

Seine Blicke streiften die Gesichter, ehe sie an Suzunas hängen blieben und ein schales Lächeln umspielte seine Mundwinkel als sie kurz vor ihm stehen blieb. Sie trug noch immer die Kette.

"Meine Mutter wird dich töten, Suzuna.", erwiderte er dann unter amüsiertem Kopfschütteln, während er für sich selbst offen ließ ob dies nun auf die Tatsache zurückging, womit sie sich schmückte als viel mehr die Frage was sie wünschte. Stumm verbeugte er sich dann vor der Königin der Hohen und bot ihr bereits ein zweites Mal in seinem Leben den Arm an.

Die bildschöne Elfenkönigin nickte dann lächelnd und verbeugte sich auch kurz, wie es sich gehörte bevor sie ihre zerbrechliche kleine Hand in die von Lyrin legte. Das schon das zweite Mal. Diesmal war aber alles anders. Komischerweise so vertraut und... so angenehm.
 

Als sie dann schon die Tanzposition annahmen konnte man die leichte Röte auf Suzunas Wange erkennen, die verriet, dass sie sich aufrichtig freute mich ihm wieder tanzen zu können. Aber nicht nur ihre naive Art und ihre Schüchternheit waren bezaubernd. Seit der Verwandlung zur Elfenkönigin war sie schöner denn je. Ihre Haut war blass, aber nicht ungesund blass, es verleihte ihr nur das Aussehen einer perfekt gefertigten Porzelanpuppe. Das Kleid, das sie trug war aus feinstem Stoff und war ihr wie angegossen, betonte ihre schöne Figur zunehmend. Ihre violetten Haare, auf denen das Licht tanzte, flossen über ihre Schulter und bedeckte ihren Rücken. Ihre goldene Augen glänzten vor Freude, die aus Herzem kam.

"Danke." das war alles was die Elfe noch sagte, dann fingen sie an zu tanzen. Sie hatte ihm auch nicht mehr zu sagen. Auf die Bemerkung, dass seine Mutter sie umbringen würde schmunzelte sie nur. //Soll sie doch.// dachte sie in sich, denn es war ihr egal. Ihr war alles egal, denn grade jetzt war sie glücklicher denn je.

Er hätte schmunzeln können über die Vorstellung, als er vor wenigen Mondumläufen noch die Absicht gehabt hätte lieber weiter auf den ungenießbaren Fraß auf seinen Teller zu starren als auch nur einen Blick auf die Tanzfläche zu verschwenden. Ein Widerstand, der nun aufgrund des Anlasses nicht mehr gegeben erschien und ein unmittelbarer Affront gegen die Absicht dieses Festes gewesen wäre. Seine Mutter hatte tagelang getobt, nachdem er ihr wortlos die Schriftrolle überreicht hatte, aber letztlich hatte sie sich gefügt. Das sie seitdem eine Aura des Wissens umgab, war nicht mehr von der Hand zu weisen aber was sich tatsächlich in all der Zeit in ihrem Kopf abspielte, war selbst für die Berater ein Buch mit sieben Siegeln.

Niemand außer sie selbst wusste was sie vor hatte. Wusste was sie dazu bewog hierherzukommen, tief in das Land des Feindes. Und diese Gewissheit verschaffte ihr eine tiefere Befriedigung als der Zorn darüber, dass sie ihren Sohn in diesen Augenblick mit der Elfenkönigin tanzen sah. Er, ein Dunkler und noch dazu beinahe lächelnd!

Wortlos entsandte sie einen Blick zu einem der Marschäle der Dunklen, dann widmete sie sich damenhaft dem perfekt zubereiteten Punsch der Hohen während die Gestalt vorbei an den anderen Gästen der Feier einen Weg aus der Menge suchte, während die letzten Takte der ersten Melodie ausklangen.

Als das erste Lied langsam zu Ende ging, beugte sich die Elfenkönigin noch für einen Augenblick zu ihrem Tanzpartner bevor sie sich von ihm löste und hauchte ihm etwas ganz leise ins Ohr. "Ich bin so froh." flüsterte sie mit sanfter Stimme gegen seinen Ohr und löste sich dann von ihm. Sie verbeugte sich noch kurz, bevor sie sich umdrehte und die Tanzfläche verließ. Andere Elfen trauten sich gar nicht zu den stolzen und edlen Dunkelelfen zu gehen.

Suzuna ließ ihren Blick durch die Menge wandern und blieb an einer bestimmten Person hängen. Sie fand sie. Die Königin der Dunkelelfen schien gehen zu wollen. Die junge Frau hob ihr Kleid ein wenig an und beschleunigte ihre Schritte. Wenige Herzschläge später war sie schon bei der kalten Mutter angekommen.

Lächeln aber trotzdem ernst, blieb sie vor ihr stehen. Sie verbeugte sich höflich, schaute nicht in die Augen der Königin, da sie wusste, das war unhöflich bei den Dunkelelfen.

"Euer Hoheit, darf ich Euch kurz Gesellschaft leisten?" fragte sie leise aber hörbar und blieb so bis sie nicht antwortete. Sie war sich darin im klaren, dass sehr viel von dieser Feier abhing, deshalb konnte sie sich keinen fehler erlauben. Und es war nicht nur der Frieden warum sie heute alles tat, damit der königliche Hof nicht zum Schafott wird. Es sollte kein Blut mehr fließen!

Da Suzuna merkte, dass die Frau ihr gegenüber zögerte und dazu auch noch etwas genervten wurde, fügte sie noch leise hinzu: "Ich möchte Euch etwas zeigen, wenn Ihr es mir erlaubt es Euch zu zeigen." hauchte sie und richtete sich auf, mied aber den Augenkontakt auch weiterhin. Ihr Kopf ließ sie etwas hängen. Kurz, nur für einen Augen, wanderte ihr Blick zu Lyrin. Sie hoffte, er stand ihr bei und half ihr die Ruhe, die noch herrschte zu bewahren. Sie wusste ja auch, es reiche auch nur ein falsches Wort und alles wäre zu Ende. Alles.

Die Vertrautheit, die vor allem dem Flüstern anhaftete, entschärfte er mit einem ernst wirkenden Nicken und automatisch schienen sich dadurch die Gesichter der näherstehenden Dunkelelfen wieder zu entspannen. In ihrer Riege galten solche Tuscheleien oftmals als Vertreter von Ränkeschmiederen, Plänen und Racheaktionen. Das eine Elfe und noch dazu die Königin mit ihrem Kronerben sprach, war eine Sache der Unbill.

Und unnötige Nervosität oder Dinge, die seinesgleichen nicht verstanden, waren am heutigen Tag definitiv fehl am Platze in diesem wandelnden Pulverfass. Selbst Lyrin konnte nur mutmaßen wieviele sich tatsächlich an das herrschende Waffenverbot gehalten hatten, von den Elfen einmal ganz zu schweigen. Er selbst trug nach wie vor eine winzige Klinge in seinem Schuhwerk und so scharf die Blicke der hiesigen Wachen auch waren, niemand merkte es einem Dunkelelfen an wenn er töten wollte. Nicht einmal sein eigenes Volk.

Geduldig verfolgte er also Suzuna, die in ihrem atemberaubenden Kleid zu Recht die Blicke der Herren auf sich zog und ... auf seine Mutter zu steuerte. Diese schien genauso wie er selbst zu fühlen, dass etwas in der Luft lag und hielt noch im selben Moment in ihrer Bewegung inne.
 

"Ich werde es euch schwer auf eurer eigenen Feier abschlagen können.", erwiderte Elvien harsch, obwohl sie für die Öffentlichkeit ein unanfechtbares Lächeln zur Schau trug. Sie selbst war wohl der beste Garant dafür, dass die Feier schneller kippen konnte als jedem einzelnen Elfen hier lieb war - und im Gegensatz zu ihnen wusste sie, dass es bestenfalls noch einige Stunden dafür brauchte.

Mit einem gnädigen Kopfnicken deutete sie Suzuna gegenüber ihr Einverständnis an, ohne sich von deren standesgemäßen Gebahren auch nur eine Viertelsekunde lang geehrt zu fühlen. "Schreitet voran .. Teuerste.", wies sie nach einem beherrschten Blick an.

Mit einem ruhigen Nicken drehte sich die Lilahaarige um und ging langsam los, Richtung Ausgang. Sie spürte, dass viele Blicke an ihr klebten. Es war ihr bewusst, dass sie sich auf ein gefährliches Spiel eingelassen hatte. Und doch- doch gab sie nicht auf und wollte dieses gefährliche Spiel zu Ende spielen. Wenn man etwas erreichen will, muss man dafür auch etwas riskieren.

Als die beiden Suzunas Thronsaal verließen und das große Tor sich ins Schloss viel, verschwanden die bunte Lichter und auch die lautesten Geräsche hörten sich wie Flüstern an.

Beide gingen einen langen Flur entlang. Durch die kleinen Fenster konnte man die wunderschöne Umgebung beobachten: den Wald voller Johanneskäfer, die mit ihren kleinen Lichtern dem Wald eine traumhafte Atmosphäre verliehen; die uraltenn Bäume, die vom Wind sanft gestreichelt wurden und die den Elfen schon seit Anfang der Zeit immer Vieles erzählten; den Mond, wie dieser die Kronen der Bäume mit seinem silbernem Licht umhüllte. So ruhig, so bezaubrend war die Umgebung an dieser Nacht. Sogar die dunkelsten Schatten waren ruhig und nicht einmal die wildesten Kreaturen tobten tief im Wald.

Wenige Minuten später erreichten die beiden Frauen, die Königinen ihr Ziel. Beide standen vor einem schneeweißem Tor. Suzuna tritt zögernd zu dem Tor.

"Hinter diesem Tor schläft ein uraltes Geheimnis. Ein Geheimnis von denen nur wenige Wissen. Dieser Raum verbirgt einen Schatz. Diesen Schatz möchte ich Euch schenken. Ich habe ihn- aber nicht nur ich, sondern mein ganzes Volk, meine Vorfahren, Elfen, die vor vielen vielen Generationen gelebt haben- WIR haben ihn hier aufbewahrt, damit wir diesen Schatz, wenn die Zeit dafür gekommen ist weitergeben können. Damit eines Tages eine neue Epoche beginnen kann. Ein neues Kapitel soll im Buch der Geschichte anfangen. Heute soll es anfangen. Heute soll alles neu beginnen." hauchte die Elfe ehrlich und drehte sich zu Elvien um.

"Ich... ich liebe diese Welt. Und ich liebe das Leben in ihr. Genauso, wie Ihr das tut. Ich weiß, es war schrecklich was bisher passiert ist, jedoch--- es gibt immer einen neuen Tag und wir bekommen eine Chance alles wieder von Vorne anzufangen. Man kann die Fehler korrigieren. Man kann Frieden schließen. Man kann anstatt töten und zerstören alles wieder aufbauen und alles wieder in Ordnung bringen, damit unsere Seelen durch den Hass nicht von Innen aufgefressen werden." sagte sie dann noch mit leichten Tränen in den goldenen Augen, die so eine unglaubliche Wärme ausstrahlen, das man kaum glauben könnte. Sie stand ja ihrem größten Feind gegenpber und doch war ihr Herz offen.

"So... lass uns reingehen. Ich möchte Euch mein Geschenk überreichen." beendete sie dann mit einem Lächeln auf den Lippen und öffnete das große weiße Tor ... zum Glück?

Da war dieses närrische Kind doch tatsächlich dumm genug die schützende Menge zu verlassen. Elvien wusste einen Moment lang nicht, ob sie darüber lachen oder eher aus Mitleid weinen sollte. So einfach ... so herrlich einfach hatte sie sich ihre Pläne nicht vorgestellt und nun, wo sich alles auf diese Weise zu fügen schien, spielte die Hohe ihr sogar noch in die Karten!

Wofür hatte sie sich die Nächte um die Ohren geschlagen, wofür nur wenn es eine solche Dummheit in der Welt gab?

Mühsam bezwang Elvien ihre innere Euphorie, trat gemessenen Schrittes hinter Suzuna her. Ihre Blicke streiften zwar die Umgebung, aber was immer sie sah, es ließ sie kalt. Kulisse, nichts Anderes. Selbst ihre Bewegungen waren höfisches Kalkül, die Zeiten in denen sie sich über etwas gefreut hatte, waren so alt wie ihr Volk mittlerweile.
 

Dennoch hielt sie mit einer bezähmten Achtung vor den hohen Gittern inne, die Ornamente und alles was an ihnen war - sie kannte es. Aus Büchern und Geschichten, aber nie hätte sie erwartet dass Tinte und Federn die Wahrheit sprachen. Es mochte der Grund für ihr kurzes Nicken sein, das Zugeständnis sich etwas zeigen zu lassen, was ihr womöglich ein neues Monopol verschaffte.

Allein würde sie es niemals betreten können, das schloss selbst sie aus den heroischen Worten dieser unbescholtenen Närrin. Von Frieden mochte sie sprechen, aber Tod und Elend würde sie ernten. Noch heute Nacht, aber ... nicht sofort.

"Ich bin gespannt.", flüsterte sie in kühner Erwartung und unverfälscht.

"Uhumm." nur so bejahte sie ihre Aussage und drückte das schwere weiße Tor noch etwas bevor sie hineintreten konnten.

Diesen Raum wurde schon seit Ewigkeiten nicht mehr betreten, von niemandem. Trotzdem konnte man hier keinen Staub sehen, keine Spinnenweben, nichts. Der weiße Raum war ein legendärer Raum. Ein heiliger Ort. Am Anfang der Zeit wurden 7 Orte zu heiligen Orten gesegnet. Die mächstigten Götter der Elemente überreichten diesen Orten ihre Macht und erschufen so 7 Orte wo keine Zeit existiere, wo kein zauber wirkte, wo nur eine besondere Macht existierte. 7 Zauberwesen besaßen Schlüssel zu diesen Orten. Eine war bei Suzuna. Nur deshalb konnten sie diesen Ort betreten.

"Willkommen im Herzen des Elfenreiches, Euer Hoheit." sprach die Königin immernoch lächelnd. Da an diesem heiligen Ort weder sie noch Elvien Magie einsetzen konnte, da an diesem Ort kein Blut fließen konnte, wagte Suzuna einen weiteren Schritt.

"Ich möchte Euch jetzt mein Geschenk übergeben, Königin Elvien, Tochter von König Salamen." mit diesen Worten trat die Lilahaarige zu einem weißen Schrank und öffnete diese. Im Schrank lag eine sehr alte kleine Schachtel. Eine Box, die ihr Geschenk in sich trug.

Vorsichtig nahm sie die Box und ging zu Elvien zurück, die die Box mit einem unsicheren Blick musterte.

Der silberne Schein des Mondes drang durch die blauen Buntglassfenster in den Raum. Suzuna überreichte die Box der Königin und tritt zurück. Bevor sie aber zurücktrat, drückte sie noch einen Knopf aus Kristall auf der Box. Diese öffnete sich dadurch.

"Ich möchte Euch, das Licht der Hoffnung schenken, was immer die Elfen beschützt haben. Obwohl dieses angenehmes warmes Licht in allen Wesen lebt, möchte ich euch mein Licht der Hoffnung schenken. Es soll Euch und Eurem Volk leuchten, wenn alle anderen Lichter schon ausgegangen sind. Ohne Hoffnung.... ist man verloren. Diese Einsamkeit gebärt Hassund Angst. Doch, wenn man endlich wieder Hoffnung bekommt, dann lernt man wieder Lächeln und sogar Kreaturen der Dunkelheil werden ihren Weg zum Glück finden." sagte Suzuna.

"Wisst Ihr, ich habe schon so Vieles gelernt. Ich habe gelernt, dass man immer auf dem Gipfel leben möchte ohne daran zu denken, dass die Besteigerung des Berges eines glücklich macht. Ich habe gelernt, dass wenn ein Baby den Finger seines Vaters das erste Mal umfasst, es für immer halten wird. Ich habe auch gelernt, dass der Tod nicht mit dem Alter kommt, sondern mit dem Vergessenwerden. Die Liebe schwindet nicht, weil man alt wird, nein. Man wird alt, weil man nicht liebt. Außerdem habe ich gelernt, dass jemand nur dann auf einem hinunterblicken darf, wenn man dem jenigen helfen will aufzustehen. Ich habe so Vieles gelernt, aber das nutzt mir wahrscheinlich eh nichts mehr." leise haucht.

"Wenn Ihr mich immernoch töten wollt, dann tut es, nachdem wir diesen Raum verlasen haben. Ich werde... mich nicht wehren. Ihr werdet mit diesem Licht, mit dem Licht der Hoffnung sicher eine bessere Königin... auch für mein Reich."

Beeindruckend, das war es. Selten hatte Elvien einen Raum gesehen, den sie ihrer eigenen Erscheinung gerechter werden ließ. Makellose Wände, filigrane Details und eine unglaubliche Schwere lastete auf ihren Schultern, kaum dass sie den ersten Schritt hineinwagte. Dieser Platz strotzte nur so vor Magie und Reinheit.

Elviens Aufmerksamkeit glitt erst zurück zu Suzuna, als diese mit einer feingearbeiteten Schachtel aus silberweißem Holz zurückkehrte, einem Stoff der so kostbar war wie ihre eigene Garderobe. Selbst in diesem winzigen Ding steckte bereits die Ewigkeit eines Elfenlebens und auch wenn sie die Schwärmereien der Hohen als lächerlich abtat, war sie widerwillig beeindruckt davon.

"Dir bedeutet dieser Frieden viel.", stellte sie kühl fest, ohne die Schachtel auch nur zu berühren. Noch war es nicht an der Zeit dafür. "Warum glaubst du so fest daran, dass ich dieses Geschenk nicht einfach missbrauche und dein Volk in Knechtschaft stürze?"

Suzuna schaute Elvien ruhig und ernst an, ihr sanftes Lächeln verschwand aber immernoch nicht.

"Das Licht der Hoffnung kann man nicht missbrauchen. Es existiert nicht, damit es benutzt wird, es ist einfach da damit derjenige, die es im Herz schließt all das Gute sieht, all das Schöne woran er oder sie nicht mehr geglaubt hat. Würdet ihr dieses Licht einfach freilassen würde es zu Euch zurückkehren. Es ist keine Waffe, es kann auch gar nicht als Waffe verwendet werden. Wer dieses Licht erblickt, der begreift es, dass es immer eine schöne Zukunft gibt. Egal wie schlimm die Lage auch ist." leise sagt. Ihr die Box dann hinhält.

"ich liebe diese Welt wirklich, ich liebe das Leben in ihr. Ich will niemanden mehr sterben oder leiden sehen. Niemanden. Auch Euch nicht!" ganz ernst sagt. Diese Worte aus ihrem Herzen kommen.
 

Diese Hohe war wirklich bar jeder Vernunft. Man konnte alles missbrauchen, jeden gefügig machen solange man die Mittel und Wege dazu kannte. Jedes Wesen war verletzbar, selbst wenn es das für die Öffentlichkeit leugnete und sobald man auch nur den Ansatz einer Schwäche kannte, kam das einer Auslieferung gleich. Selbst ein so einfaches Licht, eine so komplexe Gabe wie diese hier, konnte man bis auf den Kern verderben. Oder sie ignorieren.

Die Wege waren so zahlreich wie die Geschöpfe in den Reichen und Wäldern, es machte am Ende keinen Unterschied. Elvien selbst würde einen Weg finden, das zu verwirklichen was den Hohen wirklichen Schaden zu fügte. Suzunas Ableben wäre nur eine Stufe auf ihrer glorreichen Treppe, die sie letztlich zu einem gezähmten Nicken brachte.

"Wie du meinst. Aber ich denke nicht, dass es mich annimmt.", wandte die Dunkle beherrscht ein, bevor sie den Deckel des Schließkästchens berührte.

Strahelnd lächelnd nickte die Königin. Ihre goldene Augen glänzten vor Freude.

Als Elvien die kleine schneeweiße Schachtel öffnete umhüllte die beiden ein angenehmes warmes Licht. Der Raum füllte sich mit reiner Hoffnung. Jeder, der mal glücklich war, jeder der mal aufrichtig gelächelt hat, kennt dieses Licht. Dieses heilige Licht, das in der Lage ist die Wunden zu heilen, die nicht einmal die Zeit heilen kann.

"Wo es Licht gibt, dort gibt es auch Dunkeleheit. Licht und Dunkelheit sind zusammen geboren und können ohne einander nicht existieren. Wieso würde dann das Licht der Hoffnung die Königin der Dunkelelfen nicht akzeptieren?" fragte die junge Frau immernoch lächelnd.

Langsam nahm das Licht eine Form an, die Form eines weißen Sternes.

Auf einmal konnte man eine warme Stimme hören, die wie ein Echo im winzigen Raum hallte.

"Liebste." sagte die Stimme, die Stimme von Elviens verstorbenen Mannes. "Akzeptiere dieses Licht was uns solange verbunden hat. Aus diesem Licht haben wir unser Reich aufgebaut. Jah... das Reich der Dunkelheit beruht auch nur auf diesem Licht. Ohne Hoffnung auf eine schöne Zukunft hätten wir es nicht geschafft unseren gemeinsamen Traum zu erfüllen." sprach der Geist des toten Mannes aus dem Licht. "Ich weiß was für ein Hass in dir wohnt und ich weiß, dass es dich quält was passiert ist. Aber du mußt stärker sein als dieser Hass. Du warst ja immer so stark. Ich glaube an dich! Du kannst unser Reich noch größer und schöner machen! Sei weiterhin eine gute Mutter für Lyrin und zeige ihm den Weg, den er gehen sollte, wenn er glücklich werden will. Steh an seiner Seite! Eines Tages wird er ein großer König werden vor dem jedes Wesen sich verbeugen wird. So geh zu ihm und lege die Hand an seine Schulter, wie früher. So wird er wissen, dass du deine Entscheidung getroffen hast." konnte man hören bevor die Stimme langsam verklang und der weiße Stern zu Elvien flog, darauf wartend, dass ihn die Königin akzeptiert. Es war keine Täuschung, er war eben wirklich die Stimme ihres stolzen Mannes, der nun aus dem Jenseits über seine Familie wachte.

Sie hob den Deckel vorsichtig empor und kaum, dass wenige Millimeter des Inneren sichtbar wurden, entfleuchten winzige Nebelschwaden. Stahlen sich so sorgsam hervor, um dann in weichen Wellen um die beiden Frauen zu schweben und ihre Haut beinahe ehrfürchtig zu berühren.

Elvien verfolgte es noch aus den Augenwinkeln, während sich irgendetwas in ihr krampfhaft zusammenzog und dementsprechend wütend betrachtete sie auch Suzuna. Sie wollte ihr bereits widersprechen, ihr das alberne Gesäusel verbieten. Licht und Dunkelheit. Zusammen! Das war doch lächerlich und nie, nie wieder würde dies der Fall sein. Utopie, genau das war es!

Die Dunkle hatte es gerade fertig gebracht ihre neutrale Miene in eine wütende Fratze zu verwandeln, da zuckte sie auch schon unter der ertönenden Stimme zusammen.

Das ... das war doch unmöglich.

Ausgeschlossen.

Ihre Finger umklammerten so erbarmungslos die hölzerne Schatulle, das es ihr physisch wehtat. Aber sie ignorierte den Schmerz, kämpfte einzig und allein gegen den Unglauben in ihrem Kopf an.

Das konnte niemals die echte, die wirkliche Stimme ..

Elvien hörte jedes einzelne Wort, als ob eine Nadel in ihren Geist stach und sie zu zerbrechen versuchte. Was redete er da? Was war das für eine Magie?

Unwirsch taumelte sie einen halben Schritt zurück, während sie widerspenstig den Kopf schüttelte. Es konnte nur ein Zauber sein, alles andere war ... lächerlich! Ihr Mann war tot, verstorben auf dem Schlachtfeld, getötet durch irgendeinen Pfeil!

Selbst als das Licht wieder in einer kriseligen Form zu ihr zurückfloss, wehrte sie sich dagegen. Elvien ließ die Schachtel fallen, die klappernd den hellen Boden berührte.
 

"Hexerei.", flüsterte sie dann heiser und verbiss sich die aufkommenden Tränen. "Mein Mann ist tot und auch dadurch, dass du ihn zum Leben erweckst, wirst du keinen besseren Tod finden!", schleuderte die Herrscherin dann Suzuna wutentbrannt entgegen. "Du magst meinen Sohn becircen können, aber mich wirst du damit nicht verwirren! Und dein albernes Licht kannst du behalten, hege deine Hoffnung wenn es dir gefällt! Aber sie wird dir nichts nützen!"

Suzuna selbst hörte die Stimme nicht. Das Licht der Hoffnung war für jedes Wesen anders, denn jedes Wesen ist anders und deshalb nimmt die Hoffnung im Herzen jedes Wesens eine andere Form an... und doch verkörpert die Hoffnung eine unglaublich starke Macht, die das Herz und die Seele jedes einzelnen Wesens berühren kann.

Die junge Frau schaute die Königin mit geweiteten Augen an, als diese blass wurde und wenige Herzschläge später die Schachtel fallen ließ. Was war los? Sie verstand es nicht. Und als sie dazu auch noch die Worte Elviens hörte, wurde sie verwirrter denn je.

"Bitte...?" fragte sie leise.

//Sah sie... ihren Mann?// fragte sie sich innerlich und hob die weiße Schachtel vom Boden auf. das Licht der Hoffnung kehrte zurück in diese, und so schloss die junge Königin die Schachtel wieder.

"Ich weiß nicht was ihr gesehen oder gehört habt, Meistätin, aber.... das war keine Hexerei. Das Licht der Hoffnung ist so alt wie die Welt. Es ist am selben Tag geboren wie die Dunkelheit der Verzweiflung im Herzen aller Wesen." sprach sie leise und legte die kleine Box auf den Boden neben sich. Danach trat sie zu Elvien, streckte ihre Hände nach ihre aus und nahm diese.

"Eure Worte tun mir weh. Ich bin kein perfektes Wesen, ich habe auch Schlechtes getan, ich weiß. Ich bin nicht so unschuldig, wie ich sein müsste. Aber... ich versuche zu helfen und... ich versuche nur so zu handeln wie es mein Herz mir diktiert." das schon lauter sagt. Sie schon fast flehend ansieht.

"Ich will weder Lyrin verführen noch Euch hinters Licht führen. Nein! Ich schwör´s! Ich versuch doch nur Fehler, die in der Vergangenheit begangen wurden wieder gut zu machen. Es ist aber nicht leicht. Ganz im Gegenteil! Und ohne Eure Hilfe schaffe ich es nicht!" ihr die Tränen kommen. "Ihr seid so stark, aber ich--- .... ich kann nicht einmal, die beschützen, die für mich wichtig sind." ihre Hände losläßt. Auf die Knie sinkt. Ihre große warme Tränen auf den glänzenden weißen Boden fallen.

//Lyrin.. was soll ich tun?//

Sie war zornig, aber nicht nur das. Irgendwo in ihr war dieselbe Hilflosigkeit zurückgekehrt, die sie verspürt hatte als ihr ein einzelner Bote die Nachricht vom Dahinscheiden ihres Mannes gebeichtet hat. Noch jetzt hörte sie die unruhige Stimme des hochgewachsenen Dunklen, dem sie wenig später in einem Gefühlsausbruch den Kopf abschlagen ließ. Noch heute sah sie sich selbst in ihren Gemächern mit blutroten Augen, aus denen die Tränen wie in einer Flut glitten. Ihr Mann, der einzige, der es verdient hatte die Krone seines Reiches zu tragen, hinterrücks gemeuchelt durch einen Pfeil!

Selbst jetzt, im Diesseits zog sie noch die Fingerknöchel zu einer Faust zusammen, bevor Suzuna sie ergriff und ihr weiter von einer heilen Welt vorschwärmte. Irgendwo, irgendwann in diesem Reich.

Aber sie irrte sich, es gab keine heile Welt mehr und Schuld daran waren die Hohen dieses Landes! Selbst die Gewissheit den Mörder ihres Gatten schon längst erlegt zu haben, beruhigte sie nicht. Er konnte noch immer unter ihnen weilen und sie würde nicht eher ruhen als bis sie alle tot waren.

Alle.

Kalt und nur mühsam beherrscht funkelte Elvien auf die Königin der Elfen hinab, die sie um ihrerselbst willen anflehte. Wie erbärmlich.

"Die dir wichtig sind.", wiederholte sie dann eisig. "Sollte es auch nur ein einziger Dunkler sein, so schwöre ich dir bei meinem letzten Blutstropfen, dass du uns allen egal bist. Du kennst uns nicht, nicht einen Einzigen."

Sie sprach nicht aus was sich wie ein Muster auf ihre Züge gebrannt hatte.

Solange ich lebe, wird sich die Vergangenheit wiederholen!

Die junge Frau hob den Kopf erschrocken und ihre goldene Augen weiteten sich. Ihre Tränen versiegten und sogar ihr Herz setzte aus. Dieser Blickt.... dieser Blick tötete all ihre Hoffnung. Die eben noch schneeweiße Schachtel wurde auf einmal Pechschwarz. Suzuna ließ den Kopf hängen. Ihre violetten Strähnen verdeckten ihr Gesicht.

"Verstehe." sagte sie so leise, dass Elvien es kaum hören konnte.

"Es wird... keinen Frieden geben." sprach sie dann weiter mit ganz leiser Stimme.

"Nachdem Ihr und Euer Volk dieses Land verlassen habt... werde ich die Grenzen, die zwischen unseren Ländern liegen verfluchen. Nie wieder soll jemand diese überschreiten. Nie wieder." hauchte sie leise, erhob sich dann und verließ den Raum.

Als sie zurück in den großen Saal ging wurde sie gar nicht bemerkt Dank eines mächtigen Zaubers. Mit leisen jedoch schnellen Schritten ging sie zu Lyrin, erfasste seinen Arm sanft und verschwand mit ihm. Sie hatten nicht viel Zeit. Noch höchstens eine Stunde... beim Sonnenaufgang wird alles ein Ende haben. Die Dunkel werden zurück in ihr Reich zurückkehren, Hass wird wieder im Herzen der Elfen und Dunkelelfen entbrennen.. die Grenze zwischen Licht und Dunkelheit wird mit Blut und Hass zu einer unzerstörbaren Mauer gemacht. Bald wird alles vorbei sein.

"Lyrin..." hauchte Suzuna leise in die Stille ihres Zimmers hinein. Es war dort dunkel und ruhig. Nur Suzuna wusste wo ihr Zimmer versteckt war. Dieses konnte nur sie betreten und die Wesen, denen sie es selbst erlaubt hat.

"Ich habe versagt." flüsterte sie mit erstickender Stimme und hob den Kopf. In ihren Augen glänzten Tränen. "Es tut mir so leid." hauchte sie während sie die Hände auf seine Wangen legte.
 

"Die Geschichte wird sich wiederholen. Das Einzige was ich noch tun kann ist, dass ich die Grenze verfluche. Du weißt genau welchen Fluch ich meine, oder?" fragte sie und ihre Stimme erzitterte. Wer so einen Fluch ausspricht wird nämlich auch selber verflucht. So einen Fluch zu setzen ist nicht nur schwer und gefährlich, sondern auch verrückt. Es kann nicht rückgängig gemacht werden. Wenn die Worte einmal ausgesprochen wurden ist es aus.

So... in der sicheren Dunkelheit des Raumes, in Umarmung der Wände stand Suzuna it Lyrin alleine. Der Dunkler stand mit dem Rücken zu der kalten weißen Wand. Genau vor ihm stand die junge Elfe, die ihre letzte Hoffnung schon verlor.

"Ich habe noch... eine letzte Bitte... an dich..."

Elviens Haltung straffte sich noch im selben Moment als Suzuna endlich das aussprach, was sie ihr den ganzen Abend über schon mit aller Sorgfalt gewünscht hatte. Es war besser als jedes Ableben, wenngleich es auch verhinderte das irgendjemand noch die anderen Reiche betrat und somit Attentate verüben konnte.

Ein wahrlich glorreicher Tag. Mit innerer Zufriedenheit bemerkte sie wie sich schwarze Farbe durch das Kästchen fraß und es letztlich wie einen leblosen Klumpen zurückließ.

"Ich werde den Tag ersehnen an dem dein Blut die Erde benetzt.", verabschiedete sie dunkel die verblassenden Schemen der Königin, ehe ihre Präsenz in einem stetigen Windhauch im Raum verschwand.

Elvien hätte lachen können, aber sie erstickte es hinter ihrer zitternden Hand. Es lief alles so perfekt! So unglaublich perfekt!

Selbst die Tränen, die ihr ungefragt über die knöchernen Wangen glitten als sie an die Stimme ihres Mannes dachte, waren ein geringer Schmerz gegen diese Aussicht.

Lyrin selbst ahnte von dem allen herzlich wenig, er hatte sich eben noch mit einigen elfischen Generälen ausgetauscht. Vage Gespräche, weitgreifende Gesten inmitten einer fremden Etikette. Selbst hier war die Anspannung noch spürbar, die in den Herzen der Männer wohnte und auch wenn die Hohen es nicht zugaben, sie glaubten nicht an diesen Frieden.

Besonders jene des Militärs, die sich möglichst bedeckt mit Gesprächen hielten, um einem heutigen Freund nicht morgen die Augen ausstechen zu müssen.

Als der dunkle Kronerbe dann allerdings vor ihren Augen verschwand, machte sich Überraschung breit auch wenn der Luftzug den Geruch der Königin mit sich trug.

Lyrin selbst war wohl noch am Überraschtesten von alle dem, bevor er in der neuaufbrandenden Dunkelheit Suzunas Stimme vernahm.

Obwohl seine Iriden die Umgebung innerhalb von Augenblicken in ihre Einzelheiten aufsplittern konnten, hingen sie bereits nach wenigen Augenblicken an dem Gesicht der Hohen.

Doch er verstand sie nicht.

"Wovon sprichst du?", fragte er leise und ihr Anblick erschlug sie regelrecht, ebenso wie der flüchtige Geruch ihrer Tränen. "Was hat meine Mutter gesagt?"

Er spürte die Trauer, die sie umgab als ob es seine Eigene wäre, aber er wusste nicht wirklich was er mit all dem anfangen sollte. Selbst die Stille des Raumes schien ihn in seinen Überlegungen zu dämpfen und ihre Worte strichen an seinem Gehör vorbei, um einen Haufen Chaos zu hinterlassen.

Nein. Er verstand sie nicht. Was für einen Fluch?

Als Suzuna bemerkte, dass er so verwirrt war, wie sie vor wenigen Minuten, stellte sie sich auf die zehespitzen und hauchte ihm ins Ohr.

"Fluch der ewigen Stille." hauchte sie ganz leise. Der Fluch der ewigen Stille ist einer der drei verbotenen Flüche, die nur Herrscher aussprechen dürfen. Worauf dieser Fluh lastet wird zum Eingang ins Jenseits. Wer die Grenze also in der Zukunft übersreiten wird, wird automatisch ins Jenseits gelangen.

"Vergiss den Fluch aber.... vergiss für nur... eine kurze Zeit... alles.... vergiss alles um uns herum. Das ist mein Wunsch. Ich bitte dich.... vergiss wer du bist, wer ich bin. Nur für diese paar Minuten." flüsterte sie ganz leise und umarmte ihn dann.

"Bitte...."
 

Er starrte die Elfe an, als ob er sie das erste Mal in seinem Leben sähe und nicht einmal das traf den Ausdruck in seinem Gesicht.

Sie wollte allen Ernstes die Grenzen ihres eigenen Landes mit Magie vor den Dunklen schützen? Hatte er genau das soeben von ihr verstanden? Aber halt. Es war vielmehr als das. Im Umkehrschluss bedeutete es ebenso, dass wenn sich jemand aus bloßem Unwissen in den Wäldern verlief, er einfach so starb. Ohne Ursache und ohne Vorwarnung.

Wo war die Königin hin verschwunden, die ihm noch vor Tagen und Wochen von einem besseren Leben vorgeschwärmt hatte? Deren Träume die Hoffnung ihres Volkes widerspiegelten?

Seine Lippen öffneten sich in sturem Protest, nur um sich Augenblicke später wieder ungenutzt zu schließen.

Der Dunkle fühlte ihre Fingerspitzen an seinem Schulterblatt und hörte ihre versiegende Stimme, während ihm langsam dämmerte das es auch heißen musste, dass sie sich das letzte Mal sahen.

Und es ihr darum Leid tat.

Es tat ihr Leid...

Ungezählte Augenblicke sah er auf Suzuna hinab, ohne das seine Gedanken alles an dieser Geste je hätten begreifen können. Dürfen.

Nur ein leises Seufzen des Schwermuts glitt von seinen Lippen hinein in den finsteren Raum, der das Gelächter und die Klänge eines Festes abschirmte, das seinen fröhlichen Charakter bereits eingebüßt hatte.

Dann zog er die Elfe dichter zu sich heran und hielt sie fest.

Langsam schloss die junge Frau ihre Augen und überließ sich dem Gefühl der Borgenheit, was sie im Moment fühlte. Die Trauer, die diesen schönen Moment bitter machte konnte jedoch nicht so einfach vergessen werden. Suzuna hob ihren Kopf etwas , stellte sich dabei erneut auf die Zehespitzen. Während sie ihre Lippen auf die von Lyrin legte, liefen ihr große jedoch stumme Tränen um die Wangen. So endet also ihre Geschichte, die gar nicht wirklich angefangen hatte...

Ihre kleine zarte Hände ruhten auf Lyrins Brustkorb. Sie krallte sich leicht in sein schwarzes Hemd, aber in wirklichkeit krallte sie sich an ihm. Sie wollte ihn nicht gehen lassen, obwohl sie wusste, dass es sein muss... obwohl sie es wusste, dass es richtig ist ihn loszulassen.

Als sich ihre Lippen trennten, hauchte die lilahaarige Elfe paar Wörte gegen Lyrins Lippen "Die Räder der Zeit drehen sich weiter. Wir bleiben stehen... sie gehen weiter." flüsterte sie und um ihnen herum wurde eine Art Zeitkapsel entzeugt. Für die beiden blieb die Zeit Still. Nur für kurze Zeit, aber... sie blieb stehen. Im Raum, im Zimmer von Suzuna gab es nun keine Zeit, nichts was sie dazu treiben würde sich sofort zu trennen.

Langsam löste Suzuna die Umarmung, weichte von Lyrin aber nur ein-zwei Milimeter. Kein Milimeter mehr! Ihre schönen langen Finger streichten dann dmn Stoff ihres Kleides entlang. Ohne jedes Geräush fiel dann das weiße Kleid mit herrlicher Leichtigkeit auf den weichen Teppich.

Nun hatte Suzuna nichts mehr an, sie trug nurnoch Lyrins Kette um den Hals.

Eine leichte, wirklich nur leichte Röte war an ihren wangen zu erkennen. Aber immernoch flossen ihr Tränen über die Wangen, über die Wange, die nun einen roten Schimmer hatten.

Ohne die Worte wirklich auszusprechen, bewegte das zerbrechliche Wesen weinend ihre Lippen und bat den Dunkelelfen sie zu lieben.

Seelentausch

Er sah die Umgebung aus den Augenwinkeln verschwimmen, zuerst verzogen sich träge die Konturen, nur um dann in ein milchigweißes Licht getaucht zu werden, das grau im Dunkel des Raumes schimmerte. Magie, so wie immer. Wie immer war es die Magie, die den Zeitfluss für wenige Momente unter ihren Bann zwang. Er hatte sie selbst oft genug gewirkt, um sie auch hier zu erkennen. Um den Moment festzufrieren und ihn unvergesslich werden zu lassen.

Lag der Elfe tatsächlich soviel daran? Sie war anders als ihr Volk, aber rechtfertigte das sogar diesen Wunsch? Einen einzigen Herzschlag gemeinsam mit einem Dunklen festzuhalten?

Lyrin sah ihr nach, wie sie nur eine handbreit von ihm zurückwich und Suzuna über eine Falte in ihrem Kleid strich, dann wich seine Gedankenlosigkeit blankem Erstaunen.
 

Seine Augen folgten sprachlos dem Stoff, der sich zu ihren Füßen so mühelos zusammenfaltete als ob er das schon tausende Male getan hätte und seine Überraschung völlig fehl am Platze wäre.

Dennoch vermied es der zukünftige Herrscher seinen Blick allzulange an ihren Körper zu heften, stattdessen suchte er das Gesicht. Sein Hals war trocken geworden in den letzten Momenten, aber seine Stimme noch immer fest.

Es musste ihr schwer fallen, ihm ein solches Angebot zu unterbreiten, aber viel schwerer noch war es den Kopf zu schütteln.

"Nein.", erwiderte er beinahe sanft und zog die zierliche Elfe wieder zu sich, verdrängte den aufkeimenden Gedanken, der seine Antwort korrigieren wollte. "Du würdest es morgen noch bereuen."

Er sah ihr ernst in die Augen, bevor er ihre Stirn sanft küsste. "Nicht so, Suzuna.", mahnte er die Elfe dann leise, "Nicht so."

Stille setzte nach seinen Worten ein. Sie schwieg. Man konnte die beiden nur atmen hören, sonst nichts. Dennoch, wenige Augenblicke später lehnte Suzuna den Kopf an seinen Brustkorb und flüsterte etwas mit leicht zitternder Stimme.

"Für uns gibt es kein Morgen. Es gibt für uns keine Zukunft. Es wird kein nächstes Mal geben wo ich dir zeigen kann, wie viel du mir... bedeutest." das Ende flüsterte sie schon so leise, dass es Lyrin kaum hören konnte. Und doch.

Langsam löste sich dann Suzuna ganz von dem Dunkelelfen und tat etwas was ihre Sträke trotz ihrer Verzweiflung bewies: sie lächelte. Zwar mit Tränen in den Augen, aber sie lächelte.

"Es ist schon in Ordnung. Ich verstehe es, dass du es nicht für richtig hälst. Ich verstehe es, denn... du... du... empfindest doch nicht das Gleiche wie ich, oder?" hier erzitterte ihre Stimme und sie musste sich wirklich Mühe geben nicht richtig loszuweinen. "Ist schon gut. Ich verkrafte das..... i-ich.. komme auch alleine klar." stotterte sie und schloss die Augen, versuchte die weiteren Tränen zu unterdrücken. Ihr Herz schmerzte. Wirklich. Es tat weh. Es war schrecklich zu wissen, dass es keinen Ausweg aus dieser Situation gab.

Am Ende, als sie ihr Kleid von Boden aufhob flüsterte sie noch Eines:

"Ich habe nichts bereut und ich... würde auch nichts bereuen. Nie... nein, nie... nie..."

Wann war er in den letzten Wochen eigentlich so sentimental geworden, dass er fühlte wie sein eigener Herzschlag ein Mal aussetzte? Lyrin presste die Lippen stärker aufeinander, so dass sie eine dünne weiße Linie bildeten und sah den Moment, in dem er die ganze Szenerie noch einmal kippen konnte, sang und klanglos an sich vorüberziehen.

Wie in einem guten Duell, in dem man im Rückstand lag und die eine Chance nicht ergriff, um den Anderen, den eigentlichen Gewinner nicht doch noch als Versager zu enthaupten. Aber der Vergleich war nicht derselbe.

Wortlos sah er Suzuna zu, wie sie noch immer unter Tränen den feinen Stoff vom Boden klaubte und er wusste, dass sie Recht hatte mit dem was sie sagte. Es würde ihr nicht Leid tun, aber dennoch ... es war nicht der richtige Moment dafür.

Mit einem halben Lächeln wandte er sich von der Frau ab, um ihr die Zeit zu geben sich wieder anzuziehen. Albern, wenn man bedachte dass er ohnehin schon alles gesehen hatte.

"Es gibt immer ein Morgen.", erklärte Lyrin dann mit kühler Stimme, "Das hast du doch selbst gesagt."

Der Dunkle suchte einen Punkt an den Wänden, um ihn zu fixieren und schob dann die Hände zurück in die Taschen seiner Hose. Gesten, die ihn sonst beruhigten, klar denken ließen, aber nicht wirklich Früchte trugen. Er konnte ihr nicht einmal ihre Frage beantworten, wich ihr aus wie einer unsichtbaren Gefahr.

"Ich bin nicht besonders gut im Abschied nehmen", setzte Lyrin mit belegter Stimme neu an, "Aber ... du kannst das Amulett behalten, ich schenke es dir."

Stumm schloss er die Augen, bevor seine Fußspitzen in sanfte Wassertropfen gehüllt wurden und langsam an seiner Statur emporflimmerten. Sie würde nicht wissen, was es bedeutete das ein Dunkelelf etwas verschenkte und noch weniger das Versprechen, das er unausgesprochen daran band.

"Leb wohl, Suzuna."

Er wollte ihr Glück wünschen, einen besseren Gefährten, aber seine Lippen versiegelten sich wie von selbst, während seine Gestalt in ihrem Zimmer ins Nirgendwo verschwamm.

Die junge Frau zog sich langsam an, immernoch weinend und verzweifelt. Sie hörte seine Worte, die sie früher selbst aussprach und ihr Herz zog sich krampfhaft zusammen.

"Und was... wenn ich mich irre und es keinen Morgen gibt?" fragte sie leise, erwartete aber keine Antwort. Nein, nicht von ihm.

Sie drehte sich langsam um. Während sie sich zu ihm umdrehte verschwand der Dunkelelf, wurde einfach vom Nichts verschluckt . Als Suzuna das sah, weiteten sich ihre Augen und verloren jeglichen Glanz. //N-N-Nein.//

"NEEEEEIIIN!!!" schrie sie schmerzhaft auf und fiel auf die Knie. Sie starrte an die Stelle wo eben noch die Person stand, die für ihr die wichtigste Person auf der ganzen Welt war. Nun konnte sie ihre Tränen nicht mehr unterdrücken und weinte so bitter wie nie zuvor. //Warum? Warum? //

"Lyrin!!" immer wieder rief sie seinen Namen, das ganz verzweifelt und darauf wartend, dass er plöztlich einfach wieder auftaucht, sie wieder in den Arm nimmt und sagt, es sei alles in Ordnung. Er tauchte aber nicht auf, er war weg...

Unter Tränen ergreifte Suzuna die Kette, die um ihren Hals hang und erhob sich dann. Sie verstummte. Ihr fließen aber auch so stumme Tränen über die Wangen.

Langsam streckte sie die Hände aus und die einmal weiße Schachtel tauchte auf. Die öffnete sich dann von alleine. Ein sehr schwaches, fast totes Licht verließ die kleine Box.

"Flieg! ... Flieg mein Licht der Hoffnung!" hauchte Suzuna und um ihr herum war nun die unendliche Galaxie zu sehen.

"Finde die Person,den Mann, der in mir dein Licht erwachte und zeige ihm den Weg zurück zu mir." flüsterte sie mit fast ganz leeren Augen wobei das Licht wieder Form annahm und langsam verschwand.

Als ob sie mehrere Tonnen wiegen würden, ließ Suzuna ihre zum Himmel empor ausgestreckte Arme neben sich fallen und ließ sich dann nach hinten fallen. Am Ende lag sie wieder auf dem Teppich ihres Zimmers... die Zeit floß weiter. Es war alles wieder wie es vorher war, mit einer Außnahme: er war nicht mehr da.

"Ich setze den Fluch" sagte sei dann leise während ihre Tränen den Teppich nass machten. Sie schloss ihre goldenen Augen dann und krallte sich in den Teppich um so ihren Schmerz zu lindern, der schon unerträglich wurde.

"Ich hätte dir so gerne gesat, ich liebe dich." flüsterte sie bevor ihre Stimme versiegte. Durch ihre bitteren Tränen fing auch der Himmel an zu weinen und die Bäume, die Tiere... alles übernahm ihren Trauer und weinte mit ihr.

Dort wo er wieder auftauchte, schnitt ihm die Kälte erbarmungslos in die Haut und wo sie etwas Erfrischendes an sich hatte, schien es fast als ob sie physischen Schmerz auslösen konnte.
 

Es war ernüchternd seine Füße wieder auf heimischen Boden zu haben. Vielleicht sogar zu ernüchternd.

Lyrin fuhr sich grob durch das blass schimmernde Haar, dann verfluchte er gedanklich den heutigen Tag und betrachtete sich im minutenlangen Schweigen die Deckenstruktur. Filigrane Riffelungen, Muster und Zeichnungen von irgendjemandem, dessen Name schon längst in Vergessenheit geraten war. Genauso unwirklich wie alles um ihn herum.

Dennoch spürte er trotz der Entfernung wie irgendwo weit entfernt ein Zauber gewoben wurde, so sorgfältig und rasch, dass er nur von einer einzigen Frau stammen konnte, die gerade stolz wie eine wahre Herrscherin zu ihresgleichen zurückkehrte. Elvien hatte sich ohne Eile die nötige Zeit genommen, um sich von der unangenehmen Erfahrung gänzlich zu lösen, die bereits in ihren Erinnerungen erstickte.

"Es ist Zeit diesen Ort zu verlassen, meine Kinder.", verkündete die Dunkle, kaum dass sie den letzten Schritt in Richtung der Feiernden getan hatte. Ihre Untertanen sahen beinahe sofort auf sie, während die Elfen in leises Gemurmel ausbrachen und einige Wachen unschlüssig nach den versteckten Waffen griffen, bereit sie für alles Kommende zu nutzen.

Die Herrscherin der Dunklen hatte jedoch weit Anderes im Sinn als auf so leichtfertige Weise ein Blutbad anzurichten. Es war ein willkommener Gedanke, aber nichts für den glorreichen Sieg, den sie in ihrem Inneren anstrebte. Vernichtung, aber nicht um diesen lächerlichen Preis. Elegant hob sie ihre Hände in einer Schale empor, lächelte als sie die Präsenz ihres Sohnes an anderer Stelle wieder fühlen konnte und spann dann eiserne Fäden der Magie. Suzunas eigene Künste wichen den ihren, als ob sie mit einem Messer in Butter schnitt. Was Elvien jedoch als Triumph wertete, war nichts Anderes als ein Nachgeben der hiesigen Herrscherin - aber es war genug, um ihre Laune ins Unermessliche steigen zu lassen.

Einer nach dem anderen verschwanden die Dunkelelfen von ihren Plätzen, verschwammen mit dem vergehenden Sonnenlicht und wandelten sich zu winzigen schwarzschimmernden Kugeln, die sich der Reihe nach in den beginnenden Nachthimmel erhoben.

"Genießt eure letzten Tage unter den Lebenden, ihr Narren.", war das Letzte dass Lyrins Mutter unter schallendem Gelächter von sich gab, ehe auch sie im Licht verging und eine unruhige Atmosphäre unter dem Feind zurückließ.

Als Lyrin sein dunkles Zimmer betrat wurde der Wind draußen stärker. Ein unbekannter Schatten zog sich über sein Zimmer und es wurde auch etwas kälter.

"Das eben war ein großer Fehler von ihr, nicht wahr?" konnte man eine kalte und doch selbstbewusste Stimme hören. Im großen Spiegel, der in einer Ecke von Lyrins Zimmer Stand konnte man in der Tat einen fremden Schatten erkennen, der langsam Form annahm.

"Ihr seid beide naiv und dumm, wenn ihr denkt, dass es so funktionieren wird. Nein, wenn ihr so einfach aufgibt und wegrennt, wird es nie was." sagte der Schatten zynisch und langsam streckte die Person, die im Spiegel auftauchte die Hand aus. So befreite sie sich aus dem Spiegel langsam. Wie auch ihr Name es verriet, Kuroi, trug sie ein pechschwarzes Kleid und auch ihre Haare waren schwarz, genauso wie ihre Augen auch.

"Licht und Dunkelheit gehörten mal zusammen. Genauso wie Leben und Tod." hauchte Kuroi, als hinter ihr aus dem Spiegel zwei Arme kamen und sie von hinten umarmten. Das zweite Wesen trug schon ein schneeweißes Kleid. Shiroi. Sie waren beide die legendären Schwester des Lebens und des Todes. Kuroi, die schwarze Seite, die den Tod symbolisiert und mit einer Bewegung alles um sich aussterben lassen kann - und Shiroi, ein Wesen, die über die einzigartige Macht verfügt Leben zu erschaffen ohne einem Kind Leben zu schenken.

"Prinz der Dunkelelfen, du weißt doch, dass du Gegen viele Gesetze gestoßen bist. Was glaubst du, wer du bist, dass du ein Auge auf die Königin der Elfen geworfen hast?!" stellte ihm Shiroi die Frage. "Wir sollten dich bestrafen." hauchte sie dann noch, Kuroi tritt hervor.

"Ich würde gerne das Leben aus dir saugen. Du würdest es verdienen, elender Schatten der Dunkelheit. Du bist das dunkle Licht, wegen dir lebt unsere Schwester schon so lange in der Dunkelheit!" in Kurois Augen wiederspiegelte sich Hass, sie war bereits Lyrin zu töten. Shiroi legte eine Hand auf die Schulter ihrer Schwester.

"Sie würde es uns nie verzeihen." flüsterte diese und Kuroi nickte wütend, schloss dabei die Augen. "Ich weiß. Leider kann sie nicht mehr klar denken. Dieser hinterhältoger Mörder hat ihr den Verstand geraub!" fauchte das dunkle Wesen und ging zum Fenster.

"Wir sollten uns aber unbedingt rächen. Auch, wenn wir ihn nicht töten, wir können doch---" schaut dann lächelnd zu Lyrin.

Kuroi lachte leicht auf und löste sich auf.

"Wir werden uns rächen." sagte Shiroi dann und die Ausgänge, genauso wie die Fenster wurden von Blumen bedeckt, sodass man nicht raus konnte.

Kuroi tauchte dann im Thronraum der Dunkelelfen auf. Ihre Anwesenheit saugte das Leben aus den Wänden. Die Torwächter brachen zusammen, all die Dunkelelfen, die in der Nähe waren fielen leblos auf den Boden. Die schlanke schwarzhaarige Elfe ging dann langsam zum Thron auf dem die Königin der Dunkelelfen saß. Ihr zufriedenes Lächeln verschwand sofort, als sie das dunkle Wesen erblickte.

"Elvien, freust du dich denn nicht mich zu sehen?" fragte sie leise und eine kleine Musikbox tauchte auf dem Boden auf, spielte eine traurige Melodie.

"Du weißt sicher warum ich hier bin." flüsterte sie leise und ging auf sie zu.

Lyrin merkte auf, als er eine Bewegung aus den Augenwinkeln vernahm und sich wie auf einem stummen Befehl hin die Oberfläche der Spiegelfläche verkrümmte. Allein sein Atem tauchte mittlerweile in feinen kondensierten Wolken vor seinem Gesicht auf, aber es ließ ihn kalt.

Er hatte sich nicht einmal wirklich daran erinnern können diesen Spiegel überhaupt zu besitzen, die Blicke die er in ihn hineingeworfen hatte, ließen sich noch immer an zwei Händen abzählen.
 

Der Dunkelelf wandte trotz der Stimmen in seinem Zimmer seine Aufmerksamkeit wieder zurück zu der Deckenkonstruktion, legte den Kopf in den Nacken. Sie waren befremdlich, aber schön, diese Muster über ihm. Einfache Schwünge, die nichts aussagten und trotzdem da waren. Aber dennoch schafften sie es nicht ihn lange von der Anwesenheit der beiden Schwestern in seiner Nähe abzulenken.

"Ihr widersprecht euch.", antwortete er dann unbestimmt, bevor ein Seitenblick die auflösende Gestalt Kurois verriet, die wie ein weicher Lichtfunken verschwand. "Und ich glaube nicht, dass Suzuna in meinem Schatten lebt."

Trotz der nichtssagenden Miene verkrampften sich Lyrins Fingerspitzen als der Raum in einem Windstreich langsam von Blumen überzogen wurde. Die Ranken fraßen sich lautlos in den Putz, ließen ihn bröckeln und dort wo die grauen Mauerteile hinabfielen, ersetzten schwarze Blüten in einem unsichtbaren Kranz ihren Platz.

Zeitgleich fielen etliche Dunkelelfen der Magie zum Opfer, die langsam durch das Schloss kroch. Wie eine Krankheit, gegen die noch kein Heilzauber gefunden wurde und die hellen Streifen der Seelen verschwanden ungefragt in den Pflanzenenden, um sie zu nähren.

Elvien selbst hörte auf zu lächeln, als sie den Schemen Kurois am Fuße ihrer Halle erkannte und presste die Fingernägel in den Thron.

"Du warst nie ein angenehmer Gast, Kuroi.", begrüßte sie dann die Tochter. "Was immer dich jedoch stört, so lass hören und sehen, womit ich deine Fänge von meinen Untertanen nehmen kann."

Shirou blieb auch weiterin in einem Raum mit Lyrin. Nach seine Aussagen lachte Shiroi leicht auf.

"Wir widersprechen uns, sagst du. Hmm, mag sein. Oder doch nicht." sprach sie leise, mysteriös wie immer. Ihre weiße Augen waren auf den Dunkelelfen gerichtet.

"Suzuna ist schwach. Zu schwach. Sie wird keine gute Königin sein. Wenn sie es nicht schafft die Probleme zu lösen, dann werde wir es tun.. mit Kuroi." sagte sie dann ruhig und kniete sich auf den Boden. In ihrer Hand tauchte ein weißer Stab auf, ein langer Stab mit wunderschöner Verzierung. Sie schloss ihre Augen kurz... als sie diese wieder öffnete bildeten die Blumen um ihnen herum einen Bannkreis.

"Gefangen." flüsterte sie. "Du bist gefangen, Lyrin, Sohn von Elvien." konnte man ihre Stimme hören, die wie ein Echo von den Wänden zurückhallte.

In der selben Sekunde doch ganz wo anders standen Elvien, die Königin der Dunkelelfen und Kuroi, die Elfe des Todes einander gegenüber.

"Das tut mir aber leid. Ich habe gehofft, dass du dich über meinen Besuch freuen würdest." schmunzelte Kuroi und ihr fielen paar schwarze Strähnen ins Gesicht. Sie schloss ihre Augen kurz, in der selben Augenblick, als Shirou, und als sie die Augen öffnete, öffnete Kuroi Ihre auch. Doch ihre wurden blutrot.

"Ich bin hier um dir dein Leben zu nehmen, Königin Elvien." hauchte sie und trat zum Thron. Ihr schwarzes Kleid wurde immer länger und der Stoff fesselte die Hände von Elvien. Unter dem Stoff kamen auch starke Ketten aus Stahl heraus und schlangen sich um Elviens Körper.

"Ich bringe heute die Gerechtigkeit! Ich urteile und ich entscheide wer sterben soll! Und ich will dich tot sehen!" hallte ihre Stimme und sie streckte die eine Hand nach Elvien aus, hob ihren Kinn etwas an. Sie beugte sich dann zuihr und öffnete ihre Lippen wobei Elviens Lippen sich auch öffneten. Kurois Art zu töten war grausam... sie konnte auch nur mit einem Blick töten, aber, wenn sie es so wollte konnte sie ihre Opfer auch quälen. So ließ sie Elvien ihre traurigsten Erinnerungen sehen während sie ihr das Leben aussaugte. Für sie gab es keine Rettung mehr!

Shiroi spürte genau was ihre Zwillingsschwester tat und verlor eine blutige Träne. "Ein Stern weniger." hauchte sie und ihr Stab verschwand langsam genauso wie die Blumen, die den Bannkreis bildeten.

Kuroi ließ dann die leere Hülle Elviens einfach neben den Thron fallen. Die Ketten, die den Körper der Königin eben noch fesselten zerfielen zu Staub und ihr Kleid wurde so lang wie es eben war.

Die Elfe tritt dann zurück in den Schatten. Ihre Aufgabe war getan. Einen Herzschlag später wurde Shirou von hinten von ihrer Schwester umarmt.

"Hach, lass uns nach Hause gehen. Ich bin müde." flüsterte die Schwarzhaarige ins Ohr ihrer Schwester die daraufhin über ihre Wange streichelte.

"Gut." erwiderte diese leise und lächelte kalt. Ihr Blick klebte an Lyrin. "Mag sein, dass Suzuna schwach ist und an dich glaubt, aber wir nicht. Und wenn du ihr nochmal wehtust, dann bist du der Nächste und nichtmal sie wird uns aufhalten können." mit diesen Worten wurden die Schwester zu Staub und dann zu Flammen, die dann verschwanden.

Die beiden waren entschwunden, während auf dem Boden vor Lyrins Iriden noch die kümmerlichen Reste der Flammen vor sich hinknisterten, ehe sie von einem Windstoß ausgelöscht wurden.

Erst dann verzogen sich seine Lippen zu einem schmallippigen bitteren Lächeln, während die Gegenwart Elviens den Schlossmauern entwich.

Seine Mutter war tot und alles was ihm dazu einfiel, war ein karges Lächeln. Jeder andere hätte ihn wohl zu diesem Zeitpunkt für wahnsinnig erklärt, aber am Ende kam es nicht einmal auf ihren Tod an.

Es war der Gedanke, dass sie ihn nicht so einfach töten konnten, wie sie es vielleicht dachten. Er mochte nicht viel von den Regeln über Tod und Leben wissen, aber das was er kannte, genügte.

Wer Leben nahm, musster erst geben bevor er wieder töten durfte. Die Ausnahme gab es nur im Krieg und dieser würde allein durch den Fluch gebrochen werden.

"Einfältige Närrinnen.", murmelte er kalt, ehe ihn das feine Klingen einer Harfe an die spitzen Ohren drang. Lyrin sah zu dem Eingang seiner Tür zurück, vor dem kaum sichtbar der Bannkreis pulsierte.

"Asten.", kommentierte er ruhig die Erscheinung des Kindes, dem die Worte ein fahles Lächeln auf die Lippen trieb bevor ihre Fingerspitzen weiter über die Saiten zogen. Ihr Haar war das gleiche wie seines, schwarzschimmernd und an den Stellen wo es von Licht getroffen wurde, von einem malachitfarbenen Glimmen.

Einzig die blassen Augen schienen ohne Glanz zu sein.

"Mama ist tot.", flüsterte sie leise, bevor die Kristallkugel aus ihrem Schoss rollte und die Grenzen des Bannkreises durchstieß. "Aber mein Bruder lebt. Hörst du die Vögel noch manchmal singen, Bruder?"

Lyrin seufzte auf, bevor er in die Knie glitt und die flimmernde Kugel aufhob, die winzige Blitze aussandte.

"Sie singen nicht mehr.", antwortete er dann. Dasselbe wie jedesmal wenn sie ihm diese Frage zu teil werden ließ. Und wie auch jeden anderen Tag, lächelte sie weiter.

"Das ist schade, mein Bruder. Sehr schade. Gibst du sie mir zurück?" Ihre Augenbraue hob sich nur wenige Millimeter empor, dann sanken ihre Finger von den Saiten der Harfe und streckten sich zu ihm. Sie waren winzig, wie die eines Kindes. Dabei war sie Jahrhunderte älter als er.

"Nein."

Das Mädchen schien sich eine Weile die Antwort überlegen zu müssen, aber im Grunde genommen kannte sie dieses Spiel, das sie so gerne mit ihm spielte. Dennoch hielt sie nichts davon ab, weiterzulächeln.

"Er ist gut gewoben, der Bannkreis.", lobte sie dann dünn, "Aber er hat einen Fehler. Weißt du welchen, mein Bruder?"

Lyrin hob minimal die Schultern an, um sie wieder fallen zu lassen. Er spürte die Magie mit jeder Faser seines Seins, aber momentan war die Bedeutung gering für ihn.
 

"Kommt Zeit, kommt Rat.", flüsterte Asten in seine Gedanken hinein, ehe die flimmernde Kugel rabenschwarz wurde und in seinen Händen verwischte. Wenige Augenblicke später ruhte si e wieder bei seiner Schwester, während von der Harfe nichts mehr zu sehen war und auch ihre Gestalt verblasste.

Er wurde selten schlau aus ihr.

Die Schwester, Kuroi und Shiroi nahmen Rache. Sie bleiben trotz abgrundtiefer Hass ganz ruhig und taten das was sie vorhatten. Doch... es gab noch eine Person, die wütend über vor kurzem passieren Ereignisse war. Doch diese Person konnte ihre Zorn nicht unterdrücken.

Mit einem großen Schwert in der Hand auf einem weißen Pferd sitzend ritt Prinz Tsubasa, der Bruder von Suzuna über die Grenze und war auf dem Weg zum Schloss der Dunklen.

Suzuna war nicht mehr sie selbst. Sie schloss sich in ihr eigenes Zimmer ein und ließ niemanden rein. Shiroi und Kuroi kehrten zurück ins Schloss und versteckten sich in den Schatten der Wände.

Tsubasa, der mutiger Krieger und ergeizige Elfe ritt durch Wälder und Wiesen bis er das Schloss endlich erblickte. Hohe schwarze Mauer, tote Bäume und überall Leichen...

"Kuroi" flüsterte er leise und sprang von seinem Pferd.

//Die beiden waren hier?...// fragte er sich leise und umklammerte sein Schwert fester. Langsam drehte er sich dann zum großen Tor und atmete einmal tief durch.

//Lyrin. Es ist lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich habe mir aber geschworen, dass ich dich töten, werde, wenn wir uns das nächste Mal sehen.//

Die karge, graue Erde wurde von einem hauchdünnen Windstoß in alle Lüfte gehoben, ehe im verwehenden Nebel ein weißer Schuh auftauchte, gefolgt von der silbernen Robe Astens.

Das Mädchen selbst musterte aus blassblauen Augen die ehernen schwarzen Tore, vor denen einige Wachen saßen, um ihre Waffen zu polieren.

Sie sahen auf, sobald sie das schleifende Geräusch des Kleides vernahmen aber noch ehe sie die Gestalt des Mädchens erkannt hatten, verdrehten sich ihre Augen. Scheppernd fielen die Klingen zu Boden, ehe die Männer schläfrig über ihnen zusammensanken. Gleichzeitig verbreitete sich der Nebel wie ein Fieber über die Mauern und befiel Land und Wälder.

"Hört ihr nicht auch manches mal die Vögel singen?", murmelte Asten entrückt, während ihre Fingerspitzen behutsam über die vor ihr schwebende Kristallkugel strichen, "Hört ihr sie singen? - Nein hat er gesagt und nein ist sein Gesetz."

Vergnügt schritt das zierliche Mädchen aus, verfolgt von den Blicken ihres Bruders, der am Fenster seines Zimmers stand und den zuziehenden Wolkenhimmel betrachtete.

Tsubasa erblickte Asten kurze Zeit später. Immer, wenn er sie sah stellte er sich die Frage, ob diese auch eine erwachsene Form hatte oder dazu verflucht war ihr ganzes Leben als Kind zu verbringen.

Gelassen, als ob es das Natürlichste auf der ganzen Welt wäre, ließ er sein Pferd zurück und ging langsam auf die Wachen und auf Asten zu.

"Ich höre sie." flüsterte er leise aber hörbar. Als er dann Astens Blick auf sich spürte redete er weiter. "Ich höre außerdem noch Glocken aus der Ferne." er blieb dann stehen. Der kalte Wind spielte mit seinen Haaren und an seinen blauen Augen konnte man erkennen, dass er die Wahrheit sagte.

Asten schenkte ihrer glimmenden Kristallkugel ein flüchtiges Lächeln bevor ihre Iriden die Gestalt des Elfen im Nebel streiften. "Glocken.", wiederholte sie dann klangvoll, "Glocken sind immer gut. Aber ... ihr solltet nicht hier sein. Die Glocken spielen nicht für euch, mein Herr."

Federleicht neigte sie ihr Kinn zur Brust, um einen Knicks anzudeuten und den ungebetenen Gast hinauszukomplimentieren, während die ehernen Tore hinter ihr scheppernd in die Angeln glitten. "Das Reich schläft und das Blut meines Bruders ist nicht für eure Klinge bestimmt."

Langsam lösten sich ihre Füße wieder vom kargen Erdboden, um Asten leichtfüßig auf seine Gestalt zuzutragen und trotzdem er sie so sehr überragte, das Mädchen sah starr geradeaus. "Was wird nun euer Weg sein, mein Herr?"

Der junge Mann schaute nun ebenfalls in die Ferne. Der kalte Wind spielte mit seinen Strähnen und jede Sekunde, die verging erschien so langsam zu vergehen wie eine halbe Ewigkeit.

Erst nach lange Schweigen öffnete er dann wieder die Lippen und hauchte paar leise Wörter in die Luft hinein.

"Sie will... Suzuna will in den Wald der Beerdigung." flüsterte er leise, kaum hörbar.

"Nachdem sie den Fluch gelegt hat, will sie in den Wald aus dem keiner zurückgekehrt ist." konnte man ihn sagen hören und dann ging er langsam zurück zu seinem Pferd.

"Nur dein eldender Bruder ist in der Lage sie davon abzuhalten, aber ich will ihn nicht mehr in ihrer Nähe sehen. Nur wegen ihm ... sehe ich keinen Glanz mehr in den Augen meiner Schwester." mit diesen Worten setzte er sich wieder auf sein Pferd und seufzte leise.

"Er wird seine Seele schneller aushauchen als erwartet, wenn er Suzuna sterben läßt. Wenn sie stirbt, dann verliert diese Welt auch das letzte Hoffnung und das Licht wird für immer ausgehen.... keine Glocke wird je wieder spielen und kein Vögel wird je wieder singen. Die Zeit der Stille wird anfangen." sprach er mit Weisheit in der Stimme und ritt dann einfach los.

Weit weg, über vielen Bergen saß Suzuna vor einem große Spiegel in einem langen schwarzen Kleid. Ihre eine Hand lag auf dem kalten Spiegel und ihr flossen unzählige stumme Tränen über die Wangen.

Sie hörte seine Worte, aber alles was sie erwiderte war ein glanzloses Lächeln ihrer Augen. Selbst die Familienbeleidigung perlte an ihr ab wie ein Regentropfen an einer Fensterscheibe und ob es nun ihr Bruder war oder ein anderes Wesen, es schien wenig Auswirkungen auf ihre seichten Bewegungen zu haben.

Ihr Kopf neigte sich erst schläfrig, als das Ross den ersten Hufschlag verklingen ließ.

"Manchmal sprechen Gesten lauter als Stimmen, Fremder in diesem Lande. Aber sei es wie es sei, es wird nicht so enden wie es begonnen hat. Denn Alles endet im Nichts und das Nichts wurde noch nicht geschrieben."

Tsubasa hätte in diesem Moment irritiert zurückschauen können, aber Asten hätte es kaum wahrgenommen. Im gleichen Moment als die letzte Silbe von ihren Lippen floss, verschwand sie.

Aber die Wachen im Schloss schliefen weiter, unbeeindruckt, stumm und schweigend. Selbst Lyrin hätte von seiner hohen Warte aus nicht zu erraten vermocht, das seine Schwester in einem flüchtigen Nebel in Suzunas Rücken auftauchte.

Sie saß am Boden, die Kugel in ihren Händen. Ganz so als ob sie jeden Moment den Spielball werfen würde, aber lediglich ihre Erscheinung schimmerte im Spiegel.

"Wenn die Tränen fließen, wird Kummer das Land verzehren. Ist das euer Begehr, Elfenkönigin?", hauchte Asten ebenso leise wie das Knarren des Windes an den Fensterscheiben.

In der Stille des Raumes saß Suzuna immernoch vor ihrem Spiegel. Ihr Herz tastete im Dunkeln nach Hoffnung. Die stummen Tränen, die über ihre blassen Wangen kullerten waren groß und voller Bitterkeit. Die Bäume draußen weinten im Wind mit ihr. Der Himmel ließ auch seine unendlich vielen Tränen zur Erde hinunterfallen.

Ja, alles trauerte. Das ganze Reich lag im Sterben. Das Licht der Hoffnung würde bald erlischen. Das wusste auch Suzuna. Doch ihr Trauer, ihr Schmerz war zu groß. Dieser Schmerz ließ sie nicht los. Als sie die Wörter Astens hörte reagierte sie kaum. Ihre Gesichtszüge veränderten sich kein bißchen. Nur ihre Lippen öffneten sich etwas damit sie paar Worte in die Dunkelheit hineinhauchen konnte.

"Lass mir... lass mir meinen Schmerz." flüsterte sie "Das ist das Einzige ... was uns noch verbindet."

Mit glasigen Augen schaute die Königin zum Spiegel, schloss die Augen dann.

"Vater sagte mir... ich solle nie jemandem wehtun. Und Mutter sagte mir, man ist da um glücklich zu werden. Ja... so sollte ich leben... ohne jemanden zu verletzen und mein Glück suchend. Aber... Mutter sagte mir nicht, dass man in dieser Welt nicht glücklich werden kann." bittere Tränen fielen zum Teppich und machten diesen nass. "Wieso sollte ich mein Glück suchen, wenn es gar nicht existiert?!" fragte sie mit zitternder Stimme und legte die Arme um sich selbst, krallte sich in den feinen Stoff ihres Kleides.

Es vergingen lange Minuten wo kein einziges Wort fiel, Suzuna weinte weiter. Sie weinte so viel, dass sie am Ende keine Tränen mehr hatte. Schwer schluckend hob sie langsam den Kopf.

"Ich mache mich auf dem Weg." konnte man sie flüstern hören. "Bitte.... sag ihm, dass ich auf ihm warten werde." hauchte sie noch, bevor sie sich erhob und zur Tür ging.

//In einer anderen Welt, wo Liebe keine Sünde ist, wo ewiger Frieden herrscht, wo es keine Tränen gibt... ja, dort werde ich auf dich warten. Und solange ich warte, werde ich ein Stern für dich und werde für dich leuchten, dir den Weg zeigen. Ein Gedanke wird reichen, schon werde ich bei dir sein, im Herzen. Ich werde dich wärmen, über dich wachen. Ich werde die Wächterin deiner Seele werden.//

Mit diesen Gedanken legte die junge Frau ihre Hand auf die Klinke und drückte diese ab. Die große Holztür öffnete sich mühelos. Sie trat hinaus. Ihre leisen Schritte konnte man gar nicht hören. Nur ihr Schatten war zu sehen, wie dieser auf den Wänden tanzte als ihre Gestalt von den unzähligen Kerzen erleuchtet wurde. Ihr Weg führte nach draußen zu der Grenze des Elfenreiches. Gar nicht so weit weg befindete sich ein Wald. Ein magischer und geheimnosvoller Wald, am Ufer des dunklen Meeres der Verzweiflung führte. Ein Ort... von dem man nicht zurückkehren konnte.

Ein beiläufiges Nicken, ein verstecktes Lächeln und ansonsten nur die Stille zwischen Suzunas Worten, die den Raum erhellten. Dennoch verblassten die Silben, kaum dass sie ausgesprochen worden waren und untermalten die herrschende Leblosigkeit bis auch das letzte Blatt von den Bäumen in den Staub trudelte.

Asten selbst verschwand zusammen mit der Königin, obwohl diese es nicht einmal bemerkte und tauchte ebenso rastlos am Waldesrand auf, während die Nebelschleier ihre Kinderzüge umspielten.

"Behaltet euren Schmerz wenn er euch Freude bereitet.", mahnte sie dann ruhig und ihre Fingerspitzen hoben sich noch vor denen Suzunas in die Luft. Zwangen sie innezuhalten, während die Flammen von unsichtbaren Kerzen um die Elfe in die Höhe knisterten.
 

"Aber diesen Wald könnt ihr nicht so einfach betreten, wie ihr euch das vorstellt."

Astens Lippen verzogen sich zu einer stummen Fratze bevor ihre Fingerspitze Zentimeter vor Suzuna wieder zurückwich und die Kugel in einem silbernen Taumel in die Luft flog, um dort immer schneller werdend zu kreisen. Letztlich barst sie in tausend Splitter und dort wo die Scherben den Boden berührten, vergingen die Moose und Farne in schwarze Ascheteilchen.

"Ihr müsst erst beweisen, dass es euch egal ist was aus diesem Land wird. Beweisen, dass es euch gleich sein wird nie wieder in diese Gefilde zurückzukehren. Drum hört mich an, Königin. Ihr werdet allein sein, für alle Zeit und noch länger. Kein Sonnenstrahl wird zu euch dringen, kein Lachen euer Ohr erfüllen. Seid ihr wirklich bereit für diesen Schicksalstritt?"

Mit glasigen Augen schaute Suzuna zu Asten, die ihr die schwierigste Frage stellte, die es für sie gab.

"Wie kannst du mich sowas nur fragen...? Ich.. ich kann nicht mehr." sagte sie leise und ihr kamen wieder die Tränen. "Das Reich ist doch schon lange verloren. Mein Vater war ein guter König, seine Weisheit und Mut war erstaunend. Er wusste so viel... Ich weiß so wenig. Ich bin nicht zur Königin geboren worden. Ich weiß nicht... was ich tun soll." sagte sie leise und ihr Herz schmerzte so sehr, dass sie kaum noch klar denken konnte.

Asten neigte Millimeter ihren Kopf, während ihr Haar in weichen Wellen von den Schultern floss. Obwohl sie so strikt in Suzunas Richtung sah, bewies der Glanz ihrer Augen das sie die Elfe genauso wenig wahrnehmen konnte wie sie ihren Bruder gesehen hatte.

"Vergleicht Gold nicht mit Silber, Königin. Jedes Wesen hat ein anderes Schicksal zu erfüllen und das eure wird sich von dem des Dunkelelfenherrschers unterscheiden, ob sie sich kreuzen mögen oder nicht."

Sanft fuhr eine Windböe durch die Staubpartikel am Boden, wirbelte sie empor und strich an Suzunas Gestalt vorbei. Ob die Königin vom Fall ihrer Widersacherin wusste?

Der Wind streichelte ihre Wange. Während sie ihr zuhörte waren ihre Augen geschlossen. Ihr gingen viele Gedanken durch den Kopf und sie ließ sich ihre Worte mehrmals über den Kopf gehen.

"Schicksal...? Wer glaubt noch an sowas? Was würde auf mich warten, wenn ich diesen Wald nicht betreten würde? Ich bin allein." hauchte sie und öffnete ihre Augen. In diesen goldenen Augen wiederspiegelten sich die Flammen der unsichtbaren Kerzen, die um ihr herumschwebten.

"Gibt es für mich einen anderen Weg? Einen Weg, der nicht zum Tode führt, sondern zum wahren Glück?" fragte sie eher sich selbst, als Asten. Sie sehnte sich so sehr danach sich ehrlich freuen zu können. Sie wollte nicht mehr leiden. Ja, denn sie litt, mehr als das Reich, mehr als jede Elfe... sie musste für die Sünden ihres Volkes bezahlen.

"Wer nicht an das Schicksal glaubt, wird es nicht ändern können."

Die Worte hallten von den umstehenden Kronen der Bäume wieder, die sich träge von einer Seite zur anderen wiegten, obwohl es mittlerweile gänzlich windstill geworden war. Illusionen, Trugbilder. Und doch nur ein Abbild dessen, was einen unglücklich Verirrten hinter der ersten Wurzel erwarten mochte. Viele hatte versucht wieder von dort zu fliehen, aber nie war jemand zurückgekehrt. Die Wenigen, die es beinahe geschafft hatten oder inmitten der Natur andere Verirrte fanden, waren innerhalb kurzer Zeit vergangen.

"Wenn euer wahres Glück nicht der Tod ist, ist die Wahl des Weges einfach. Aber wenn es euch mit Freude erfüllt für immer von diesen Sphären zu entschwinden, dann solltet ihr aufhören zu zögern und die Schwelle überschreiten. Aber mit jeder Minute, die ihr hier länger steht, greift der Wald nach euch, Königin."

Und tatsächlich, wenn man genau hinsah, erkannte man bereits das sich die ersten Pflanzen um einige kaum sichtbare Millimeter in Suzunas Richtung schoben, um sie dem Waldterritorium einzuverleiben.

Ihr Blick wanderte von Asten zu den Ranken und Pflanzen. Langsam schloss sie ihre Augen. Die Flammen der unsichtbaren Kerzen tanzten im Wind. Ihr Schatten, der auf dem Grass zu erkennen war bewegungslos.

Suzuna öffnete ihre goldenen Augen und schaute dann wieder zu Asten. Langsam drehte sie sich umd und ging los Richtung Schloss.

Sie sagte nur ein Wort bevor sie Asten zurückließ. "Danke."

Dann verschwand sie langsam mit den Flammen der unsichtbaren Kerzen.

An der Grneze des Elfenreiches blieb sie auf einem hohen Hügel stehen und ließ ihren Blick über das Reich der Dunkelelfen wandern.

Dann faltete sie ihre Hände und schloss ihre Augen. Ein leichtes jedoch ehrliches Lächeln bildete sich auf ihren Lippen und sie äußerte ihren Wunsch in einem Lied. Ihre bezaubernde Stimme klang wieder wie ein Echo in der Luft, wie tausend klare Glocken, wie die Stimme der singenden Vögel und ja... im Hintergrund sang die Natur mit ihr.

"Wenn ich im kalten Wind der dunklen Nacht

Langsam meine Augen öffnen werde

Und meine Seele endlich wieder erwachen wird

Bitte, lass die Welt, die sich in der See meiner Tränen wiederspiegelt

Bitte, lass die Stimme, die meine Seele berührte

Heute auch für ihn dazu sein!

Bitte, lass es zu, dass von heute an alles geboren wird

Und niemand mehr leiden muss.
 

Ich liebe die Stadt, in der er lebt

Ich liebe den Regen, der seine Felder gießt

Ich liebe die Stimme, die in ihm wohnt
 

Ich höre dich überall
 

Auch, wenn wir an einem kalten Morgen von einander getrennt werden
 

Ich frage mich welche Form der Himmel wohl in Wirklichkeit hat

Sicherlich ist er wie eine kleine Kitschblüte

Nur einfach dastehen und mich dann fallen lassen

Unter den Himmel, den ich nie erreichen werde

Die unzähligen Sterne, die am Himmel schweben

Ich versuche sie zu erreichen
 

Ein unendlicher Nachthimmel

Ich dachte, ich könnte mich verändern

Ich dachte, ich könnte dir so näher kommen

Ich dachte, ich könnte so alles mit dir teilen
 

Ich liebe den Himmel unter dem er steht

Ich liebe das Lied der die Wörte seiner Seele entspricht

Ich liebe die Stimme, die in ihm wohnt
 

Ich höre dich überall
 

Ich höre dich,

Das, obwohl ich weiß, wir werden uns wahrscheinlich nie wiedersehen"

Als ihre Stimme dann langsam verhallte sangen die Vögel noch weiter und auch den Klang der Glocken konnte man noch klar hören. Das Reich, was im Sterben lag erwachte wie ein Phönix aus seinen Aschen. Die Flammen der Liebe, die die Königin in sich wieder auferleben ließ verbrannten die Gegend und ließen alles neu erwachen.

"Ich liebe dich, Lyrin, Sohn von Elvien." flüsterte sie dann noch. "Und ich weiß, du kannst mich auch überall hören."

Asten blieb an Ort und Stelle zurück, während das klammheimliche Lächeln an Tiefe gewann. Es war so leicht die Schicksalspfade der Anderen auf dieser Welt vorherzusehen, aber ausgerechnet diejenigen, die entscheidend waren, ließen sich am Wenigsten steuern. Im Grunde genommen hatten ihre einzigen Widerworte gegen Suzunas Idee in diesen Fragen bestanden und niemand, der sich auch nur halbwegs sicher gewesen wäre, hätte ihnen Beachtung geschenkt.

War es diese Wankelmütigkeit, die ihre Pfade mal ineinander verwob und sie dann wieder so eisern wie zwei Vorhänge trennte?

Sie wusste es nicht. Aber es war eine Freude es zu beobachten. Selbst als die Stimme der Elfe zu ihr wie im Fieber drang, wichen die Pflanzen um Asten nicht von dem Antlitz der Welt sondern fraßen sich geduldig ihren Weg.

Immerhin hatten sie eine Ewigkeit zur Verfügung und das war mehr als genug Zeit.

Freilich konnte Suzuna zu diesem Zeitpunkt nur ahnen, dass Lyrin sie fernab zwar sehr wohl hören konnte, aber der Bannzauber ihre Worte in Einzelteile zerriss.

Wortfetzen, Silben aber die Melodie blieb konstant wie eh und je. Er wusste, dass sie über ihn sprach, aber was sie meinte, wurde verschluckt. Positiv oder negativ. Schweigend starrte der Kronerbe auf die flackernden Ränder, die fest verankert im Gestein lauerten.
 

Federleicht schwebten einige Brocken bereits in der Luft, wo er seine eigenen Kräfte an ihnen erprobt hatte, aber insgesamt war es zum jetzigen Zeitpunkt nur kräftezehrend sie zu probieren. Es gab einen anderen Weg, soviel war sicher.

Aber wie dieser aussah? Eine interessante Frage.

Vielleicht hing es mit den Schwestern zusammen, vielleicht auch nicht. Es brachte ihn allenfalls nicht weiter im Stehen darüber zu grübeln und so ließ er sich sang- und klanglos der Länge nach auf sein Bett fallen.

In einem schwach beleuchteten Raum lagen zwei Gestalten auf einem Seidenbett. Die Eine fuhr mit den Fingerspitze über den Arm der Anderen.

"Hast du´s gehört...? Sie hat gesunden." flüsterte eine Stimme worauf die andere Gestalt leicht aufseufzte.

"Jah. Es ist lange her, als sie das letzte Mal gesungen hatte." hauchte diese dann und schloss die Augen, ihre weiße Haare floßen die Decke hinunter und berührten sogar den Teppich.

"Shiroi, werde nicht weich. Wir dürfen es nicht zulassen, dass es passiert." konnte man die schwarzhaarige junge Frau hören, die sich über die Andere beugte und sie leicht streichelte.

"Wir könnten ihrem Leiden ein Ende setzen, geliebte Schwester. Das weißt du." mit den Worten öffnete sie ihre Augen und legte eine Hand auf die Wange ihrer Zwilingsschwester. Diese weichte ihrem Blick nicht aus.

"Was sollten wir tun? Beide töten?" fragte diese, obwohl sie genau wusste, dass ihre Schwester an was Anderes dachte.

"Nein, Kuroi! Sie könnten den Fluch brechen, der auf den beiden Völkern lastet. Sie beide, zusammen." hauchte sie und nahm die eine Hand Kurois, verhackte ihre Finger mit der Ihren.

Kuroi beugte sich darauf ganz zu Shiroi hinunter und flüsterte ihr ins Ohr.

"Glaubst du, dass es eine Lösung wäre Licht und Dunkelheit zu vereinen? Was würde daraus werden?" fragte die sanfte Stimme Kurois worauf Shirou leicht anfing zu schmunzelt.

"Licht und Dunkelheit gehören doch zusammen. So war es auch immer. Es war ein tragisches Schicksal, dass sie am Anfang der Zeit getrennt werden mussten." hauchte diese und umarmt ihre Schwester, schliefen beide dann Arm in Arm ein.
 

Suzuna stand währendessen immernoch dort oben auf dem Hügel und schaute in die Ferne.

"Ich werde keinen Fluch auf die Grenze legen. Nein, nicht solange es noch Hoffnung gibt." sprach sie leise aber ernst. Entschlossenheit wiederspiegelte sich in ihren goldenen Augen. "Und die Hoffnung... stirbt am aller letzten!"

Die Zeit floss träge dahin, aber weder änderte sich etwas an dem Bildnis über ihm, noch schien das permanente Flackern des Bannkreises nachlassen zu wollen.

Ein beeindruckender Zauber, keine Frage. Magie mochte sich selten verflüchtigen, wenn sie einmal sorgfältig verwoben war, aber normalerweise nagten die verstreichenden Minuten an den Manifesten. Mussten Hexer und Magiere sich weiter auf ihre Arbeit konzentrieren, doch nicht hier.

Der Zauber stand so fest wie eh und je, auch ohne dass er ihm einen einzelnen Seitenblick zu teil werden ließ und Lyrin hatte wenig Lust dazu es auch nur zu versuchen.

Der Dunkelelf hatte die Arme nunmehr seit Stunden ausdruckslos hinter seinem Kopf verschränkt und dachte nach ohne zu irgendeinem Ergebnis zu kommen.

Aber wollte er das überhaupt? Wollte er Antworten finden? Oder dachte er nur nach um des Nachdenken Willens, um eine Beschäftigung zu haben, die ihn davon abhielt sich mit anderen Dingen zu beschäftigen?

Ein Lächeln zierte seine Lippen. Ja, vielleicht sogar das.

Ein Rauschen im Raum verleitete ihn letztlich dazu den Kopf zur linken Seite zu neigen, so dass seine Iriden die Gestalt Astens erfassen konnte, die an seinem Bettrand saß.

Wie immer wandelte sie als ob es keinen magischen Bann gab und an Tagen wie diesen fiel es ihm schwer in dem kleinen Mädchen nur die stille Dunkelelfe zu erkennen, die sie wohl war.

"Es ist wohl leichter einen Fluch zu brechen als einen Zauber, mein Bruder.", flüsterte die schmächtige Gestalt hinter den blassen Augen leise. "Willst du noch lange hier liegen bleiben?"

Als es dann langsam Mitternacht wurde und paar blasse Wolken den Mond am Nachthimmel verdeckten, wurden die Schwestern wach. Ihre Augen leuchteten schon fast, ihre Blicke waren so schwarf und ihre Augen so klar.

Langsam erhoben sich die zwei Gestalten und bewegten sich zum großen Spiegel, der im Zimmer stand. Schmunzelnd nahmen sie die Hände von einander und schaute in den Spiegel.

"Willst du es wirklich?" fragte leise die Eine, woraufhin die Andere ihre Hand leicht drückte. "Ja, ich will endlich gegen das Schicksal antreten und beweisen, dass ich über Leben und Tod urteilen kann." sprach diese. Die andere Gestalt lächelte ebenfalls und lehnte den Kopf an die Schulter der Anderen. "Oh, das hast du schon oft bewiesen."

"Diesmal ist es aber anders." flüsterte die Schwarzhaarige und berührte den kalten Spiegel mit den Fingerspitzen. Die Weißhaarige hob den Kopf und wurde ernst. Sie berührte den Spiegel ebenfalls. "Ja, ganz anders." hauchte sie bevor sie beide in den Spiegel hineingetreten sind.

Wenige Herzschläge später tauchten zwei Schatten im Spiegel Lyrins auf. Asten wusste, sie würden kommen.

Langsam befreiten sich die Wesen aus der Umarmund des kalten Spiegels und traten zum Bannkreisl, der den Prinzen gefangen hielt und fingen an leise aufelfisch zu flüstern.

"Irien el dúh" hauchte die Eine.

"Pharius maricita pendilo" flüsterte die Andere.

Sie kicherten und tanzten um den Bannkreis herum.

"Noch heute Abend" sagte die Schwarzhaarige leise und strich über den Arm der Weißhaarigen.

"Noch heute wird der Fluch gebrochen" lachte die Weißhaarige auf und dann blieben beide stehen. Sie wickelten die Arme um einander, umarmten sich und lehnten sich langsam nach hinten, ein komisches schwarzes Licht entstand und knallte gegen den Bannkreis, der sofort zerbrach, als ob es aus Glas gewesen wäre.

Asten selbst starrte ungeachtet der tausend Scherben in ihrem Rücken auf ihren Bruder, selbst die zischenden Überreste und die winzigen Wolken am Boden konnten sie nicht von dieser Beschäftigung abhalten.

Sie sann über die Antwort nach, die er ihr so ruhelos vermittelt hatte, als ob es keine andere Möglichkeit gegeben hätte. War es ihm wirklich egal, egal wielange er hier liegen bleiben musste.

Wortlos musterte sie die Gestalt des Kronerben, der sich bei dem Geräusch des zersplitternden Bannkreises in eine aufrechte Position gesetzt hatte.

"Was immer es bedeutet.", wisperte er trügerisch, ehe sich ein Lächeln auf seinen Zügen ausbreitete.

"Was immer es bedeutet, mein Bruder.", ergänzte seine Schwester während ihre blinden Augen zu den anderen Frauen herumschwanken.

Shiroi und Kuroi stellten sich dann neben den Spiegel und schauten zu den Geschwistern.

"Lyrin, Prinz der Dunkelelfen! Heute Abend wird für genau zwei Stunden Dunkelheit eintreffen. Ich werde das Licht die Kraft nehmen." hauchte Kuroi und lächelte kalt.
 

Shiroi blickte ihre Schwester an und nahm ihre Hand. "Du wirst mir die Kraft nehmen." flüsterte sie. "Ich werde es zulassen. Aber... genau zwei Stunden später werde ich wieder erwachen in vollen kräften. Bis dahin muss der Fluch gebrochen worden sein." flüterte die Weißhaarige und verhakte ihre Finger mit die ihrer Schwester.

"Wenn der Fluch nach der Dunkelheit noch vorhanden sein wird, dann werde ich meine Schwester Suzuna töten." sagte Kuroi und schaute Lyrin ernst an. "Wenn der Fluch noch vorhanden wird, werde ich dir deine Dunkelheit wegnehmen, Prinz und das wird auch deinen Tod bedeuten." hauchte Shiroi und fing an zu schmunzeln.

"Eure Zukunft und die Zukunft uns allen legt in euren Händen." sprach Kuroi dann wieder, eher Shiroi weitersprach. "Merke dir unsere Worte, Prinz!" sagte Shiroi:

"Am Anfang der Zeit waren Licht und Dunkelheit Eins!"

"Sie wurden jedoch getrennt!"

"Aber heute Abend müssen sie wieder vereint werden."

"Die Geschichte wiederholt sich."

"Wenn die Sonne aufgehen wird, wird das Schicksal der Welt feststehen."

"Das Schickal bringt zusammen WAS ZUSAMMEN GEHÖRT!" mit erhöhter Stimme sprachen die Zwillinge bevor sie in den Spiegel hineintraten und verschwanden.

Kuroi ging mit einem langen schwarzen Stab auf die größte Wiese im Elfenreich, Shiroi legte sich auf ihr großes Seidenbett.

Kuroi bewegte den Stab und flüsterte uralte Zauberworte, die so alt waren wie die Welt selbst. Shiroi schloss ihre Augen. Die Schwarzhaarige zeichnete Zeichen in die Luft und beschwor Geister, Götter, mächtige Wesen um ihr zu helfen.

Es verging nicht viel Zeit, die Weißhaarige verfiel in Trance, ihre Augen wurden leer und sie verlor all ihre Kraft.

Unendlich tiefe Dunkelheit übernahm die Macht. Jedes Licht verschwand, es brannte kein Feuer mehr, der Mond wurde zuerst blass und ließ dann seinen Schein sterben. Sogar die Sterne gaben es auf und ließen zu, dass die Mächte der Götter, Geister und anderen Zauberwesen ihnen die Lichter nehmen.

Es war getan. Die Dunkelheit verdeckte Alles. Die Wesen beider Reicher ahnten nichts.

Suzuna bemerkte die ungewöhnliche Stille und Dunkelheit.

"Warum...?" fragte sie sich leise flüsternd bevor sie zwei Arme um sich spürte.

"Das Tor ist offen, die Zeit ist gekommen die Grenze zu überschreiten und die Geschichte neu zu schreiben." flüsterte eine bekannte Stimme in ihr Ohr, Kuroi war es. Suzuna schluckte und ging dann zögernd los... los Richtung Grenze.

Lyrin starrte noch einige Momente auf die glatte, schwarze Oberfläche des Spiegels, dann senkte er den Kopf und ließ ein irrtümliches Lächeln auf seine Lippen kommen.

"Seltsame Schwestern.", summte Asten unberührt und strich einmal mehr über ihre kristallene Kugel. Ihr Bruder selbst schwieg zu ihrem Kommentar, denn so ungewöhnlich diese Zwillinge auch sein mochten. Der Unterschied zu seiner eigenen Schwester war nicht weit her.

Mit verkniffenen Brauen verließ er letztlich sein Zimmer, doch die Tür fiel erst hinter dem schmächtigen Kind zu.

Wortlos schritt er an den schlafenden Wachen des Schlosses vorbei, Gesichter die so leblos wirkten als ob sie bereits weit jenseits der Traumwelt mit ihrem eigenen Schicksal haderten. Magie innerhalb dieser Mauern und er musste sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen wo sie ihren Ursprung genommen hatte.

"Was wirst du tun, mein Bruder?", richtete Asten ihre leise Stimme an den größeren Dunkelelf. "Der Thron ist leer, das Reich fast tot und der Himmel weint unser Element."

Lyrin hielt im Schritt inne, wandte sich um. Dann lächelte er. Kalt.

"Du weißt es doch schon längst, Asten."

Suzuna eilte so schnell sie konnte Richtung Grenze. In ihrem Herzen machte sich ein unbeschreiblich starkes angenehmes Gefühl breit. Sie war so sehr von Hoffnung erfüllt, dass sie richtig strahlte. Am Ende rannte sie schon und lächelte dabei.

Als sie dann die Grenze überschritten hatten, verlangsamerte ihre Schritte und fing an leise zu singen, damit die Person, zu der sie rannte sie schneller fand.

"Oh lieber Vater, du hast mir mal gesagt, wer mit Schwert kämpft, stirbt durch Schwert. Aber wenn man so bedrängt wird, welchen Weg sollte man wählen? In so einer Situation hofft nur ein Irrer, dass alles gut wird und dass, die Zeit des Friedens eintreffen wird. Sag, wie viel ist man wert, wenn man unschuldig ist aber schwach? Sag, wie viel ist man wert, wenn man wahrscheinlich nur einen blutigen Sieg den Frieden erreichen könnte? Oh, lieber Vater, ich weiß nicht mehr wem ich treu sein sollte. Ich würde gegen deine Gesetze verstößen, wenn ich einfach nur töten würde. Sag, wie viel ist man wert, wenn man unschuldig ist aber schwach? Sag, wie viel ist man wert, wenn man nur durch einen blutigen Sieg den Frieden erreichen könnte?

Du bist so weit von mir entfernt und doch so nah. Ich kann dich nicht verstehen und ich kann dich nicht erreichen. Du bist so weit von mir entfernt und doch so nah. Du schweigst, aber ich spüre, dein Herz antwortet." Suzuna sangt mit ihrer wunderschönen klaren Stimme. Sie wusste, ihr toter Vater aber auch Lyrin hörte ihr Gesagt.

"Oh, lieber Vater, ich habe mein Leben und mein Status dir zu verdanken. Aber jetzt stellen sich meine Feinde an meiner Seite und mein Volk ist gegen mir. Sag, wie viel ist man wert, wenn man unschuldig ist aber schwach? Sag, wie viel ist man wert, wenn man nur durch einen blutigen Sieg den Frieden erreichen könnte?" als sie dann das Schloss erblickte, blieb sie kurz stehen, denn da erblickte sie ihren Geliebten und ihre Wangen wurden leicht rot vor Freude. Ihr Herz raste, ihr Atem stockte.

Es vergingen nur wenige Sekunden, dann ging sie lächelnd auf ihn zu.

"Mein geliebter Herr, oh, bitte schau auf mich herunter! Bin eine blühende Blume in deinem Garten. Mein Herz schmerzt, wenn ich an dich denke. Ohne dich werde ich verblühen." sagt sie ihm. "Du bist so weit von mir entfernt und doch so nah. Ich kann dich nicht verstehen und ich kann dich nicht erreichen. Du bist so weit von mir entfernt und doch so nah. Du schweigst, aber ich weiß, dein Herz antwortet."

Suzuna blieb ein Meter vor Lyrin stehen und sank auf die Knie, ließ den Kopf sinken. Sie unterwarf sich ihm. In seiner Nähe war sie einfach eine Frau, deren Herz danach schrie von ihm geliebt zu werden.

Seine Schwester nickte so achtsam, das man Angst haben musste das Mädchen fürchtete sich selbst mit einer allzu heftigen Bewegung in Scherben zu zerbrechen. Langsam ließ sie ihre Finger dann über die Kristallkugel gleiten, die in einem winzigen Schimmer aufglomm und sich dann um ihre eigene Achse zu drehen begann.

"Dann musst du tun für was du geboren worden bist, mein Bruder.", sprach sie leise und die letzten Silben wurden von einem winzigen Hauch feiner Asche begleitet. Ihre Finger zerfielen langsam und unabdinglich in schmale, grauweiße Partikel, die ebenso gemächlich in das Innere der Kugel gezogen wurden.

Lyrin sah seiner Schwester wortlos beim Wirken ihrer Zauber zu, bis nicht mehr als nur noch ihre Kleidung zurückblieb. Schweigend faltete sie sich auf dem Boden zusammen, ganz so als ob sie frisch zusammengelegt worden wäre und nur auf eine vergessliche Dienerin wartete.

Dann hielt die Kugel inne und Lyrin spannte instinktiv die oberen Bauchmuskeln an. Sekunden später schoss ein grellweißer Lichtstrahl aus dem Inneren des Glases hervor und ließ den Kronerben der Dunklen jäh die Hände vors Gesicht reißen. Zeitgleich zerfielen seine Fingerspitzen zu dem gleichen Staub, doch mit jedem Partikel der den Boden berührte, wanderte ein Luftstrom in die Kristallkugel.

Am Ende lagen die Kleider des Prinzen genauso unachtsam am Boden wie die seiner Schwester, während im Inneren ein wahres Inferno an Wolken und Blitzen durchbrach.

Ein einzelner im Strom genügte, um die Welt hinter dem Glas in unsichtbares Licht zu tauchen, dann stand der Dunkelelf wieder im Raum.

Hastig atmend blickte die Gestalt auf die Fingerspitzen hinab, drehte und wandte sie. Dann folgte ein Lächeln auf die blassen Züge.

"Oh, mein Bruder ... tu was immer du tun musst.", hauchte die raue Stimme des Dunkelelfen in einem befremdlichen Ton, ehe sich der Kronprinz von der Kugel abwandte und den Weg die Stufen hinabschnitt. Einen Moment verharrte der Geist Astens im fremden Körper, dann schritt sie wortlos weiter, während irgendwo an einem anderen Ende im Traum eines weißhaarigen Mädchens Lyrins Geist in der Gestalt eines kleinen Mädchens heranschritt.

Das weißhaarige Wesen, das friedlich schlief bemerke es nicht, als Lyrin im Körper eines kleinen Mädchens an ihrem Bett erschien. Kurois Zauber wirkte noch, aber ihre Zwilligsschwester ließ sie nicht alleine. Grade deshalb tauchte hinter Lyrin die Schwanzhaarige mit einem schwarzen Speer in der Hand auf. Ihre dunklen Augen waren auf das kleine Mädchen gerichtet.

"Was suchst du hier?" fragte sie mit leiser Stimme und sah Lyrin im Körper Astens an. Ihre Stimme klang kalt, denn obwohl sie ein mächtiges und weises Wesen war, verstand sie nicht warum Asten bzw. Lyrin am Bett ihrer Schwester stand.

"Antworte, du die aus der Dunkelheit geboren wurdest, denn ich kenne die Dunkelheit besser als du. Wenn du lügen wirst, werde ich es aus deinen Worten herauslesen können und das... würde dein Ende bedeuten." sagte Kuroi leise und ihr Blick wanderte zu ihrer schlafenden Schwester, die leise und regelmäßig atmete.

Suzuna währendessen betrat das Schloss und ging eine fast endlose Treppe hoch. Mit jeder einzelne Stufen schlug ihr Herz schneller und ihre Gedanken rasten auch immer mehr.

Doch da, als der Wind draußen kurz verstillte und auch der Atem der Elfe stockte, da erblickte sie den Kronprinzen, der nur wenige Stufen höher stand als sie. Sie blieb stehen. Ohne es zu wissen, dass der junge Mann ihr gegenüber nicht der geliebte Mann war, blieb sie stehen und schaute in die Augen des Mannes.

Unerklärlich... Was ist unerklärlich? Unbeschreiblich? Zauber? Magie? Das ist unfassbar. Unlogisch, ja. Das war aber weder Magie noch ein Fluch. Es hatte nichts mit Zauber zu tun, es war nicht unnatürlich. Nein, es war.... rein... menschlich?

Gefühle. Waren Gefühle denn für Dunkelelfen und Elfen bestimmt? Wesen, die schon so lange existierten wie die Welt selbst, Wesen, die so viel wissen und fast alles möglich machen können... brauchen solche Wesen Gefühle? Gefühle, die machen doch alles nur kompliziert. Sie machen einem das Leben schwer und doch... es gibt kein Wesen, das keine Gefühle besitzt. Doch, warum?

Suzuna stand da und schaute zu Lyrin hinab. Zu Lyrin?

"Deine Augen..." hauchte sie leise und war verwirrt. Sie kannte diese Augen nicht. Das ... waren nicht seine Augen. Es klang verrückt, aber... sie hatte das Gefühl, als ob ein anderer Lyrin auf sie hinabgeschaut hätte.

"Lyrin" flüsterte sie dann und verstummte danach. Sie wusste nicht was los war. Sie verstand die Welt nicht mehr. Sie sehnte sich so sehr danach in seine Arme zu fallen und jetzt- wo sie es tun könnte zögerte sie doch!
 

---- abgebrochen ---



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