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Little Man - Great Heart

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt...
von

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~Snow mixed with tears~

~Schnee mit Tränen gemischt...~
 

Ein Tag wie jeder andere und doch anders. Christella stand im großen Speisesaal. Sie hatte keine Lust zu essen. Aber sie musste. Widerwillig setzte sie sich ganz weit nach hinten. Die anderen Jugendlichen und Kinder mochten sie nicht. Ihrer Meinung nach war Christella ein Mädchen, dem man nicht zu nahe kommen sollte.

Christella machte sich nichts draus. Aber es nagte an ihr. An ihr und ihrem Selbstvertrauen, oder dem Stück davon, das noch übrig geblieben ist.

In dem Kölner Waisenhaus gab es so viele Menschen. Nicht einer davon kümmerte sich wirklich um Christella. Sie verschanzte sich in ihrem Zimmer un wollte nichts mit der Außenwelt zu tun haben. Sie wusste nichts von Computern und vom Fernsehen hielt sie überhaupt nichts. Sie blieb in ihrer eigenen kleinen Welt, die aus ihrem Zimmer und den Büchern in er Waisenhausbibliothek bestand. Mehr brauchte sie nicht. Es gab doch so oder so niemanden da draußen in der Welt, der sie mochte. Niemand.

Nicht einmal heute. Heute... Ein Tag, den sie so gerne vergessen möchte. Ihr 14ter Geburtstag. Die Sonne schien, aber niemand erinnerte sich daran, dass sie Geburtstag hatte. Wie gesagt, ein Tag wie jeder andere und doch anders.

"Ey, du Chrissa?", rief jemand. "Alleine. An einem Geburtstag? Wir haben ein Geschenk. Einen Arschtritt!"

Der ganze Saal gröhlte. Christella verzog sich noch weiter in die Ecke. Es war gemein und es nagte immer weiter an ihr. Sie hielt es nicht mehr aus in den engen Räumen des Hauses. Zwei Mal war sie schon in ein anderes Waisenhaus gekommen. Sie wünschte sich, an einem anderen Ort zu sein. Sie schloss die Augen und stellte sich eine große Wiese vor, von der man Blumen pflücken konnte, Blumen ohne Ende. Das nächste was sie fühlte, war ein Schlag gegen den Kopf.

Der Junge - wie war noch sein Name? Rainer, oder so ähnlich - hatte ihr kräftig auf den Kopf gehauen.

"Kannst du aufhören? Ich möchte essen!", sagte Christella.

Rainer grinste breiter. "Nee, dann macht es ja noch mehr Spaß." Er schlug wieder zu. Niemand griff ein. Christella erhob sich. Sie stieß Rainer zur Seite und rannte auf ihr Zimmer. Ihr liebster Zufluchtsort war ihr Zimmer. Niemand kam dahin.

Dort angekommen tat sie etwas, dass sie schon immer mal machen wollte. Sie kramte ihre Sachen in eine Reisetasche, schlachtete ihr Sparschwein und packte das ganze Geld in ihre Geldbörse.

Fest entschlossen, die Aktion durchzuziehen, schlich sie durch den Hinterausgang nach draußen. Niemand sah sie. Wie immer, aber doch anders.

Sie steuerte den Bahnhof an. Sie war nur ein einziges Mal notgedrungen dort gewesen.

Der Bahnhof war ziemlich leer. Kaum jemand war da, was sehr ungewöhnlich war. Der nächste Zug, der einfuhr, fuhr nach München. Kurzerhand stieg Christella ein. Ein Fahrscheinautomat stand direkt vor ihr. Sie löste eine Karte, bis zum nächsten Bahnhof. Teuer war es nicht, aber Christella tat es trotzdem Leid, ihr angespartes dafür zu verwenden, ein Zugticket zu kaufen.

Der Kontrolleur machte seine Runde. "Na, Sie sehen aber nicht glücklich aus, junge Dame!", meinte er fröhlich. Christella lächelte. "Naja, geht so...", antwortete sie. "Wo soll's denn hingehen, so ganz alleine und zur Weihnachtszeit?", fragte er. "Weiß nicht, dieser Zug fährt nach München, aber ich muss im nächsten Bahnhof erst eine richtige Karte kaufen, um dahin zu kommen, oder?", stellte Christella die Gegenfrage. "München und ganz alleine? München ist groß. Der Zug fährt durch... Weißt du, du brauchst Aufmunterung. Ich lasse dich so fahren, aber sag das niemandem!", meinte der Kontrolleur. "Danke! Sie haben soeben ein schönes erstes Geburtstagsgeschenk gemacht!", sagte Christella. "Nanu, Geburtstag? Na, das ist doch ein Grund mehr, um umsonst fahren zu dürfen!", flüsterte der Mann. Dann ging er weiter.

Christella freute sich. Sie kannte München zwar nicht, aber sie freute sich darauf. Ihr fielen die Augen zu...
 

~
 

"Mädchen, du musst austeigen!"

Christella öffnete die Augen. Der nette Kontrolleur hatte sie geweckt.

"Oh, danke...", murmelte sie. Er lachte. "Nu' aber raus mit dir!", befahl er. Christella stieg aus. Sie winkte dem Mann zu, dann fuhr der Zug wieder weg. Es begann zu schneien. Christella wurde sich plötzlich bewusst, was sie getan hatte. Es war spät am Abend. Sie kannte sich nicht aus und hatte nicht einmal einen Schlafplatz!

Ihr wurde plötzlich sehr kalt.

Zuerst verließ sie den Bahnhof. Sie ging einfach drauf los, hatte keine Ahnung wo sie war.

Was hatte sie bloß getan? Vor einem großen Haus blieb sie schließlich stehen. Es schneite heftiger. Die Tränen liefen ihr hinunter. Sie verschmolzen mit dem Schnee.

Worin hatte sie sich bloß hineingeritten? Einfach abzuhauen war eine schlechte Idee gewesen.

Sie hörte lachende Stimmen. Sie kamen näher - und verstummten.

Christella konnte nicht mehr stehen, die Kälte durchzog sie. Sie kniete sich auf den Boden, direkt in die Kälte des Schnees und weinte, einfach so.

"Hey... Was machst denn du hier?" Eine Männerstimme war direkt neben ihr. Jemand legte ihr einen Mantel um. Sie konnte das gesicht des Mannes nicht erkennen.

"Meine Güte, sie ist unterkühlt! Mama, mach mal schnell einen Tee!", rief der junge Mann.

Er führte Christella in Wärme.

"Sie hat geweint... Da.. Sieht zumindest so aus..."
 

~~~~~~~

Das war der Anfang ^^

ihr könnt ja raten, wer der nette jung Mann ist ;)

Ich hoffe, jemand liest diese Geschichte.

Ciaoii Kiara

~What happened to you?~

~Was ist mit dir passiert?~
 

Die Wärme tat Christella gut. Der Schnee draußen war so kalt gewesen, dass sich ihre Zehen anfühlten, als wären sie tiefgefroren. Der Mann legte ihr eine warme Decke um. Er führte sie durch eine warme, nach Plätzchen duftende Küche in ein warmes und weihnachtlich geschmücktes Wohnzimmer.

"Setz dich da hin!", befahl er. Christella setzte sich mechanisch auf das Sofa. Es war kuschelig. Eine Katze sprang auf ihren Schoß. Verwundert und verblüfft schaute Christella sich das Tier an. Eine hübsche weiße Katze. Sie mochte weiße Katzen. Sie strahlten etwas Besonderes und Positives aus. Der Mann brachte ihr eine zweite Decke. Eine schwarzhaarige Frau betrat das Zimmer. "Hier. Ich habe den Tee!", sagte sie. Sie gab dem Mann die Tasse. Die dampfende Flüssigkeit roch verdächtig nach Kamille. Christellas Lieblingsteesorte. "Danke, Nicola", meinte der Mann. Die Frau hieß also Nicola. Ein hübscher Name, fand Christella.

Sie zitterte. Der Unbekannte überreichte ihr die Tasse mit dem Tee. "Ich hoffe, du magst Kamillentee. Der bringt Wärme!", fuhr er fort. Langsam nickte Christella.

Sie trank einen Schluck. Die Wärme des Tees machte sich sofort bemerkbar. Ihr wurde Wärme und ihre Sinne schalteten sich wieder besser ein. Ihre Lage wurde ihr bewusst. Ein fremdes Haus, eine fremde Stadt, eine fremde Frau names Nicola und ein fremder Mann! Alles fremd und Christella war mittendrin. Das war fast so dämlich wie Selbstmord! Wer weiß, was der Mann mit ihr anstellen würde. Instinktiv rutschte sie ein Stück von ihm weg.

"Wie heißt du?", fragte er. Er lies sie wegrutschen, musterte sie verwundert. Christella schüttelte heftig den Kopf, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie nichts sagen würde. "Oh, Verzeihung... Wie unhöflich von mir! Ich heiße Philipp. Jetzt weißt du, wie ich heiße. Sagst du mir nun, wie du heißt?" Seine Stimme klang freundlich und nett, aber auch eine Spur besorgt. Christella musterte ihn. Er hatte etwas Freundliches und Vertrauenswürdiges an sich. "Christella", antwortete sie ganz leise und zaghaft.

"Das ist ein schöner Name. Und wo kommst du her? Deine Eltern machen sich sicher schon Sorgen um dich!", fragte der Mann namens Philipp weiter.

Tränen schossen Christella in die Augen. Was sollte sie sagen. Keine Eltern vorhanden, es gab niemanden, der sich wegen ihr Sorgen machen würde. Philipp sah ihre wässrigen Augen. "Was ist denn passiert?", flüsterte er vorsichtig.

"Ich... habe keine Eltern...", nuschelte Christella in die Teetasse hinein. Philipp sah sie an. Was wär diesem Mädchen bloß zugestoßen? Was war passiert, dass sie sich freiwillig durch die Kälte wagte, mit einer Reisetasche dabei? War sie abgehauen?

Nicola kam wieder rein. Sie hockte sich neben Philipp. "Hallo, ich bin Nicola!", stellte sie sich vor.

Philipp warf ihr einen Blick zu. Sie schaute kurz zurück. Sein fragender Blick ließ sie verstehen. Philipp hatte noch nicht sehr viel über dieses Mädchen heraugefunden.

Christella sah Nicola an. Sie war wirklich hübsch. "Christella. Ich bin Christella. Und nein, niemand macht sich Sorgen, weil ich weg bin", sagte sie.

"Was? Aber warum? Wo kommst du denn überhaupt her?", fragte Nicola.

"Köln. Aus einem Waisenhaus in Köln. Bin weggelaufen. Hab's nicht mehr ausgehalten, an diesem scheußlichen Ort", erklärte Christella knapp.

Schweigen. Nicola brach es. "Du brauchst trockene Sachen und einen Platz zum Schlafen. Du kannst bei uns im Gästezimmer bleiben, oder, Philipp?"

"Ja, natürlich!", meinte Philipp, ohne zu zögern.

Mit einer dritten Decke ausgestattet brachten Philipp und Nicola Christella in ihr Auto. Die beiden Älteren verabschiedeten sich von einer alten Dame, dann stiegen auch sie ein.

"Wie alt bist du eigentlich?", fragte Philipp schließlich, als sie gerade an einer roten Ampel hielten.

"Ich bin 15. Seit heute", antwortete Christella.

Wieder trat ein Schweigen ein. "Herzlichen Glückwunsch. Ein Geschenk haben wir aber leider nicht für dich!", meinte Philipp lächelnd.

"Wir konnten ja auch nicht mit dir rechnen. Aber trotzdem Alles Gute!", stimmte Nicola ihm zu.

Christella lächelte. "Danke!", sagte sie strahlend vor Freude. Noch nie hatte jemand ihr zum Geburtstag gratuliert. Nicht so, wie diese zwei ihr eigentlich total fremdem Menschen es gerade getan haben.
 

~
 

Philipp und Nicola hatten eine Wohnung am Rande von München. Das Gästezimmer war recht groß. Es gab ein Bett, einen Schrank, einen Fernseher und eine Kommode.

"Fühl' dich wie zu Hause!", meinte Philipp lächelnd.

Nicola besorgte Christella ein paar trockene Sachen. "Deine Tasche ist völlig durchweicht. Die Sachen sind total nass. Ich habe sie aufgehängt. Zieh das zum Schlafen an", erklärte sie. Sie überreichte Christella einen hellblauen Pyjama.

"Wir gehen dann mal. Leg dich einfach schlafen und schlaf dich aus. Morgen erzählst du uns dann alles, okay?", schlug Philipp vor.

Christella nickte. "Gute Nacht!", sagte sie. "Gute Nacht", kam es auch von den anderen beiden.

Christella zog sich um. Langsam kroch sie in das nach Lavendel duftende Bett. Dieser Geburtstag war merkwürdig. Sie ist weggerannt, von dort, wo sie nie sein wollte, und hier gelandet, bei zwei Menschen, die sie nicht wirklich kannte, die sie aber aus irgend einem Grund mochte. Mit sich im Kreis drehenden Gedanken schlief sie ein.

Währenddessen saßen Nicola und Philipp in der Küche und unterhielten sich leise, damit Christella nicht aufwachte, falls sie schon schlief.

"Ich möchte zu gerne wissen, warum sie weggelaufen ist", meinte Philipp.

"Merkwürdig ist das schon. Vielleicht wurde sie schlecht behandelt, oder so...", mutmaßte Nicola. "Das wäre eine Katastrophe!"

"Allerdings. Wir sollten das wirklich ziemlich schnell herausfinden. Ich glaube, wir müssen den Leuten von diesem Waisenhaus auch Bescheid geben, oder? Die machen sich doch sicher ihre Gedanken, wo Christella stecken könnte, oder findest du nicht?", fragte Philipp.

"Du hast Recht. Lass uns Morgen mit Christella darüber reden", stimmte ihn Nicola zu. Sie gähnte. "Ich bin müde. Ich gehe schlafen..."

Damit verschwand sie im Schlafzimmer. Philipp blieb in der Küche am Fenster stehen. Er fragte sich, was ein Mädchen wie Christella wiederfahren sein musste, um zu einem Entschluss wie den, den sie gefasst hatte, zu kommen.
 

~
 

Erst am Mittag wachte Christella auf. Zunächst dachte sie, sie hätte alles nur geträumt, doch als sie den Lavendelduft roch wusste sie, dass sie nichts geträumt hatte. Sie war wirklich in München. Wirklichbei diesem netten Pärchen, oder waren sie Eheleute?

Christella warf die Decke zur Seite. In dem Pyjama ging sie vorsichtig aus dem Gästezimmer raus. Sie blickte nach rechts und links. Aus dem Zimmer zwei Türen entfernt drang ein leckerer Duft herüber. Sie folgt einfach diesem Duft. Er fphrte sie direkt in eine Küche. Nicola stand am Herd.

"Oh, Guten Morgen!", sagte sie fröhlich, als sie Christella im Türrahmen entdeckte. "Oder eher guten Mittag. Gut geschlafen?"

"Hmh", machte Christella. Sie setzte sich auf einen Stuhl.

"Philipp ist nicht da. Er musste schon zum Training", erklärte Nicola.

"Hä?", kam es von Christella.

"Na, Fußballtraining. Philipp ist Fußballer!", klärte die Ältere auf. Christella machte ein Gesicht, dem man den Aha-Effekt ablesen konnte.

"Wann kommt er denn wieder?", fragte Christella.

"Dauert noch etwas...", Nicola machte eine kurze Pause. Sie legte einen Deckel über den Kochtopf und setzte sich gegenüber von Christella hin. "Sag mal, Christella..."

"Du kannst mich Chrissi nennen, oder Stella, wenn du willst", schlug die Angesprochene vor.

"Also gut, Chrissi. Warum bist du denn weggelaufen?", fragte Nicola vorsichtig.

Christella schaute auf den Boden. "Hat dir das Waisenhaus nicht gefallen?", hakte Nicola nach.

"Du hast doch keine Ahnung, wie es ist, in einem Waisenhaus zu leben. Es ist der Horror. Zumindest für mich. Niemand mag mich. Weil ich nichts von Fernsehern und Computern weiß, weil ich keine Stars kenne und mich nicht dafür interessiere. Ich werde getreten, beleidigt und beschimpft. Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Es war eine Kurzschlussreaktion. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich wollte da nur weg. Ich habe mein Sparschwein geschlachtet, meine Sachengepackt und bin abgehauen, in den nächsten Zug. Es traf sich, dass er nach München fuhr und weil ich Geburtstag hatte, hat mich der Kontrolleur sigar umsonst fahren lassen. Ich hatte aber keine Ahnung, wo ich in München hinmusste. Ich bin durch die Gegend gewandert. Und vor dem Haus von gestern dann zusammengesackt, weil mir sokalt war." Christella sprach zum Boden. Nicola blieb stumm. Vielleicht, weil sie wartete, ob Christella mehr erzählen würde, oder vielleicht, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte.

"Chrissi, wie wäre es, wenn du mir die Nummer von deinem Waisenhaus gibst, ich denen Bescheid gebe und frage, ob du hier bleiben könntest?", schlug sie vor.

Christella glaubte, sich verhört zu haben. "Im Ernst?"

Nicola nickte. Christella strahlte. "Okay. Ich schreibe dir alles auf. Dann kannst du anrufen!" Sie schrieb den Namen der Leiterin des Waisenhauses, ihren vollständigen Namen und die Telefonnummer auf ein Blatt Papier, das Nicola ihr reichte.

"Dann erledige ich das mal", meinte Nicola. Während Christella sie strahlend ansah, regelte sie alles mit dem Waisenhaus.
 

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Huii... Das zweite Kapitel schon ^^

Ich hoffe, ihr fandet es gut.

Ich habe hier mal alles so ziemlich erfunden. Das mit der Wohnung und so. Ich schnipsel mir alles so etwas zurecht ^^ Ich hoffe, das stört nicht.

Ciao Kiara

~An other world than hers~

~Eine andere Welt als ihre~
 

"Ich verstehe. Natürlich. Kein Problem. Ich kümmere mich darum. Auf wiederhören!"

Nicola beendete das Gespräch. Christella saß gespannt auf dem Stuhl und schaute sie erwartungsvoll an. "Und?", drängte sie.

Nicola sah ernst zu Christella. "Also, diese merkwürdige Frau von Keine-Ahnung war zuerst ziemlich sauer, weil wir nicht sofort Bescheid gegeben haben, dass du hier angekommen bist. Sie war auch sauer, weil du einfach so abgehauen bist. Sie war schon kurz davor, die Polizei zu rufen. Darum hat sie ziemlich auf stur gestellt, aber als ich ihr dann zu verstehen geben konnte, dass du mir gerade erst gesagt hast, von wo du weggelaufen bist, wurde sie ruhiger. Zumindest im Ton. Die Frau hat eine große Lunge. Alle Achtung! Ich habe ihr angeboten, dass du bei uns bleiben kannst, bis die Schule wieder anfängt. Fürs Erste bist du von der Schule freigestellt. Deine Noten sind so oder so sehr gut, meinte diese nette Dame. Ich sollte ihr Adresse und Teledonnummer von Philipp und mir aufschreiben, damit sie uns auch erreichen könnte, wenn etwas Wichtiges sein sollte", fasste Nicola das Gespräch zusammen.

"Wow. Das ist klasse!", freute Christella sich.

Die Haustür ging mit einem Klick auf. "Ich bin wieder da!", rief Philipp durch den Flur. Er kam in die Küche. "Mhh.. Riecht lecker!" Er gab Nicola einen kleinen Kuss. "Auch schon wach?", fragte er Christella.

"Ja!", antwortete sie.

"Also, Chrissi und ich haben gerade so eine Art Alleingang gestartet. Und es gibt nichts mehr daran zu rütteln, nur dass das klar ist! Ich habe mit dem Waisenhaus, in dem Christella wohnt telefoniert und geklärt, dass sie für die nächsten Wochen bei uns bleiben kann", klärte Nicola Philipp auf. Er schaute überrascht von Christella zu Nicola und wieder zurück.

"Okay... Dann weiß ich Bescheid. Was steht heute an?", meinte er.

Christella hielt sich da raus. Sie konnte noch nicht glauben, dass sie die nächsten vier bis fünf Wochen in München sein würde und dann auch noch bei Philipp und Nicola.

"Fräulein ähh? Wie heißt du überhaupt weiter? Wir haben dich was gefragt!" Philipp holte Christella aus ihren Gedanken.

"Oh, ja. Larenz. Christella Larenz. Ich habe die Frage nicht verstanden." Schuldbewusst, weil sie nicht zugehört hatte, schaute Christella auf den Boden.

"Also, Fräulein Larenz, mach mal diese ernste Miene da von deinem Gesicht, fang an zu lachen und sag uns, ob du Lust auf eine Stadtrundfahrt im Schnee hast?", sagte Philipp grinsend.

"Klar! Sind meine Sachen denn schon trocken?", fragte Christella an Nicola gewand. Diese schaute auch gleich nach. Sie kam mit einer Jeans und einem T-Shirt wieder.

"Das ist trocken, aber das T-Shirt ist viel zu kalt. Überhaupt bestehen deine Sachen nur aus T-Shirts, Jeans und Strickjacken und so ein Zeugs. Es ist Winter. Das ist doch alles viel zu kalt!", meinte sie.

"Mehr hatte ich nicht im Schrank!", verteidigte Christella sich.

"Im Ernst?", hakte Philipp nach.

"Glaubst du, ich lüge dich an?", stellte Christella die Gegenfrage.

"Nein. Aber wenn das so ist, brauchst du neue Sachen. Dringend neue Sachen. Zieh dich mal um, dann können wir schneller in die Innenstadt fahren!", befahl Philipp.

Christella nahm Nicola ihre Sachen ab und verschwand im Gästezimmer. In der Küche allerdings musste sich Philipp einen kleinen Einwand seitens Nicola anhören: "Was ist denn, wenn da auf einmal ein Fotograf steht, der dich sieht und dich und mich und Chrissi fotografiert? Sie hat keine Ahnung von deinem Beruf! Glaubst du im Ernst, dass uns niemand bemerken wird?"

Philipp holte eine Wollmütze und Schal aus seiner Tasche, wickelte sich den Schal um und setzte die Mütze auf. "Erkennt man mich?"

"Nein!", sagte jemand am Türrahmen. Christella war wieder da. "Ich bin fertig."

"Das ging aber fix! Wer als erstes am Auto ist, der darf vorne sitzen!", meinte Philipp. Nicola und Christella flitzten los und ließen einen nachdenklichen Philipp zurück. Was, wenn Nicola Recht hatte und tatsächlich irgendjemand ihn erkannte und irgendwas aus der Situation interpretierte. Christella würde keine Ruhe haben. Das wollte er ihr nicht antun. Aber sie zu enttäuschen und ihr alles zu sagen, das wollte er nicht. Sie freute sich so. Aber er musste ihr unbedingt von seinem Beruf und seiner Zukunft erzählen. Sonst würde unter Garantie noch etwas schief gehen und Christella würde ihr lachen, das sie gerade jetzt unten am Auto lachte, wieder verstekcen und es nie mehr zeigen! Das wollte er nicht.

Voll von diesen Gedanken ging er hinunter und öffnete das Auto.
 

~
 

"Gehen wir da rein, da finden wir sicher etwas für dich!", meinte Nicola. Sie schleifte Philipp und Christella in einen Laden.

Sie stürzte sich auf einen Kleiderständer und suchte nach passenden Sachen. Christella hingegen sah sich skeptisch um. "Hier! Das ist doch hübsch!" Nicola winkte Christella zu sich rüber. Sie kam. Nicola hielt einen roten Pullover mit der Aufschrift "I like to smile the whole time" in der Hand. "Probier mal."

Christella tat, wie ihr geheißen. Der Pullover passte. Nicola war ganz begeistert und Philipp nickte anerkennend. "Das!", miente er und hielt ihr einen schwarze Pullover entegegen. Auch dieser passte. Schließlich kam Nicola noch einmal mit einer hübschen dunkelblauen Jeans zu der Umkleidekabine. "Wenn die passt, dann gehen wir in den nächsten Laden!", sagte sie fröhlich. Sie passte.

Nicola schleppte die zwei Pullover und die Jeans zur Kasse. Philipp und Christella folgten ihr. Christella kramte in ihrer Tasche rum, doch Philipp hielt ihren Arm fest und schüttelte den Kopf. Daraus schloss Christella, dass Nicola die Sachen bezahlen würde. "Oh, ne-", begann sie, doch Nicola hatte schon die Sachen in einer Tüte in der Hand. "Du brauchst noch Schuhe und zwei oder drei Pullover mehr!", stellte sie fest.

"Aber... Ich will selber - ", versuchte Christella wieder, mit ihrem Satz anzufangen.

"Nein, kein aber. Gehen wir!", befahl Nicola. Christella konnte nichts tun, außer sich ihrem Schicksal zu fügen.

In einem Schuhladen fanden sie hübsche Winterstiefel und schicke Sneakers. In einem weiteren Laden traf Nicola auf einen hellgrünen und hellblauen Pullover, den sie unbedingt an Christella sehen wollte. Davon lies sie sich auch keineswegs abbringen.

Als sie wieder zum Auto gingen, fiel Christella ein Poster auf. "Ähm... Bist das nicht du?", fragte sie. Philipp dreht sich um. Da hing ein großes Poster des FC Bayern München, natürlich war da auch Philipp drauf.

Nicola griff ein. "Wir müssen weiter!", drängte sie. Sie zerrte Christella ins Auto.

"Warum warst du auf dem Poster?", fragte Christella Philipp.

"Das erzähle ich dir später!", meinte er. Innerlich verfluchte er dieses Poster. Warum hing es da? Warum musste er da parken? Es regte ihn auf. Tierisch auf. Er würde Christella wirklich jetzt schon erzählen, was er beruflich tat. Sie fand sich damit ab, dass Philipp noch nichts dazu sagen wollte. Statt weiter zu forschen sagte sie: "Danke, als für die Sachen und so! ich war noch nie shoppen."

Nicola und Philipp lächelten. "Kein Problem. Sieh es als Geburtstagsgeschenk!", wehrte Nicola ab.

Philipp hielt das Auto. "Hat jemand Lust auf Singstar?", fragte er.

"Was ist das?", wollte Christella wissen.

"Ein Spiel. Karaoke!", erklärte Nicola.

"Ich kann aber nicht singen", meinte Christella.

"Macht nichts. Ich auch nicht, aber es macht eben einen riesigen Spaß, sich selbst singen zu hören. Zumindest empfinde ich das so!", sagte Philipp grinsend.

Christella grinste zurück. Oben in der Wohnung stellte Nicola die Einkaufstüten in das Gästezimmer. Philipp stellte die PlayStation an. Christella stand einfach so im Wohnzimmer rum. Nicola kam mit warmer Suppe zurück.

Sie und Philipp erklärten Christella, was sie machen musste. Es machte Spaß, das Spiel zu spielen. Als alle schon zu viel gelacht hatten, fiel Christella wieder die Sache mit dem Poster ein. Sie wiederholte ihre Frage: "Warum warst du auf dem Poster?"

Philipp verstummte. Nach eine schweigenden Minute erklärte er: "Ich arbeite beim FC Bayern. Ich bin Fußballer. Fußball kennst du? Jedenfalls, ich bin auf dem Poster, weil ich in dem Verein spiele. Und demnächst spiele ich sogar für die Nationalmannschaft."

Christella schaute Philipp verwundert an. Das klang ja gerade so, als wäre er berühmt. Sie äußerte ihre Gedanken laut.

"So kann man es auch sehen. Jedenfalls werden die Spiele auch im Fernsehen gezeigt. Einige Leute könnten mich tatsächlich kennen.", meinte Philipp dazu.

"Er hat schon einen ganzen Fanclub", quatschte Nicola dazwischen.

"Dann lebt ihr zwei ja in einer ganz anderen Welt als ich", stellte Christella erschrocken fest.

"Quatsch! Ist doch auch egal. Lasst uns lieber noch eine Runde spielen!", meinte Philipp. Er hoffte, Christella so abzulenken.

Und es gelang ihm sogar. Sie hatte ihren Spaß an dem Spiel.
 

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Kapitel drei :]

Danke für die Kommentare ;]

Ciao Kiara

~His family~

~Seine Familie~
 

Es war spät geworden. Philipp, Nicola und Christella wollten gar nicht mehr aufhören, irgendwelche Spiele zu spielen. Philipp hatte sogar angefangen, Christella in die Geheimnisse des Internets einzuweihen. Zwar hatte sie kaum etwas verstanden, aber zumindest wusste sie jetzt, wo sie einen Computer anschalten musste.

Jedenfalls kam Christella spät ins Bett. Als sie wieder aufwachte, war es wieder so spät, wie am Tag zuvor. Es war ihr unangenehm, dass Nicola nicht einmal etwas dagegen sagte. Sie sagte lediglich, dass sie gleich auch zur Arbeit müsste.

"Oh. Okay. Musst du lange weg?", fragte Christella.

"Nein, nicht lange. Nur ungefähr drei Stunden. Ich beeile mich auch und Philipp kommt in etwa einer Stunde wieder", antwortete Nicola.

Christella schaute auf ihr Brötchen. Das hieß, dass wenn Nicola gleich wegfahren würde, dann wäre sie eine Stunde lang alleine! Davor hatte sie irgendwie Angst.

Nicola lächelte sie an, so als wüsste sie, was in ihr vorging. "Keine Angst. Du bist nicht alleine! Philipp hat seine Oma beauftragt, nach dir zu sehen. Du wirst schon nicht dran sterben!", fügte Nicola hinzu, als sie Christellas Horror-Blick sah.

Wenige Minuten später war Nicola verschwunden. Christella ging seufzend in das Gästezimmer. Sie traute sich nicht, es in "ihr Zimmer" umzutaufen. Dafür war sie erst zu kurz hier und es würde auch nie ihr Zimmer werden...oder? Sie verwarf den Gedanken schnell wieder. In dem Kleiderschrank hingen ihr Sachen. Nicola musste sie eingeräumt haben. Christella fischte sich die neue Jeans und den schwarzen Pullover aus dem Schrank und zog sich an. Sie war gerade fertig geworden, da klingelte es an der Tür. Sie erschrak. Leise schlich Christella an die Tür. "Wer ist da?", fragte sie zaghaft.

"Philipps Oma! Mach mal auf Kind, hier auf dem Flur ist es schrecklich kalt und ich habe keine Lust, mich zu erkälten!", bekam sie als Antwort.

Christella öffnete die Tür. Die alte Dame, von der Philipp und Nicole sich zwei Tage zuvor verabschiedet haben, als Christella im Auto saß, stand vor ihr. In einem dicken Mantel gehüllt und mit einem Korb in der Hand stand sie nun im Flur. Hastig schloss Christella die Haustür wieder.

"Also, ich bin Rosemarie. Und du?", stellte die Dame sich vor.

"Christella", antwortete Christella.

"Christella. Das ist ein sehr schöner Name", miente Rosemarie.

"Danke sehr, aber Sie haben auch einen sehr schönen Namen", entgegnete Christella.

"Sag doch du. Dann fühle ich mich nicht so alt!" Rosemarie klang etwas beleidigt. Aber ihre Gesichtszüge waren viel zu weich, als das sie böse aussahen. Christella lächelte. Ihr Lächeln wurde auch sofort erwiedert.

"Also, Christella. Ach, das ist mir zu lang, kann ich Stella sagen? Gut. Also, Stella. Ich habe mit überlegt, wir backen Plätzchen. Plätzchen à la Oma! Philipp liebt meine Plätzchen und ich weiß, dass auch Nicola zu vielen Plätzchen nicht nein sagen wird. Und heute bist du meine Assistentin!", erzählte Rosemarie.

"Alles klar!", meinte Christella.

Rosemarie rauschte in die Küche. Als Christella dort ankam, hatte sie bereits sämtliche benötigten Zutaten und Schüsseln auf den Tisch gestellt.

"Komm schon. Lass uns schnell machen, dann sind die Plötzchen im Ofen, wenn Philipp kommt!", sagte Rosemarie.

Grinsend band sich Christella die Schürze um, die Rosemarie ihr reichte. Unter ihren Anweisungen backte Christella zum ersten Mal in ihrem Leben Plätzchen. Natürlich konnte man auch in den Waisenhäusern, in denen sie schon gelebt hatte, backen, aber da hatte sie nie mitgemacht. Die anderen hätten sie doch nicht gelassen und sie war nicht kräftig genug gewesen, um sich gegen so viele Gegner zu wehren. Nach kurzer Zeit hatte Christella das erste Mehl in den schwarzroten Haaren. Sie und Rosemarie lachten viel. Vor allem, weil die ältere der beiden allerlei Witze über Philipp machte, wie er auf einen Baum kletterte und nicht wieder runterkam oder dass er, obwohl seine Mutter ihm gesagt hatte, dass die Platte heiß war, auf eine Herdplatte gepackt hatte und die halbe Nachbarschaft zusammengebrüllt hatte. Die zwei hatten so viel Spaß beim Backen, dass sie erst bemerkten, dass Philipp wieder da war, als sie die Ofenklappe wieder schlossen.

"Hallo, Oma. Hallo, Christella. Amüsiert ihr euch über mich?", fragte er belustigt. Er stellte seine Trainingstasche in die Ecke, bevor er seiner Oma einen Schmatzer auf die Wange drückte. Christella lächelte.

"Na, Großer? Wieder dabei gewesen, einigen Leuten die Knochen zu brechen?", scherzte Rosemarie.

"Ich habe noch nie jemandem die Knochen gebrochen!", beschwerte sich Philipp.

"Abgesehen von der Nachbarskatze...", murmelte seine Oma.

Philipp lachte. "Da konnte ich nichts für!", meinte er. "Was riecht hier eigentlich so total super?"

"Rosemarie und ich haben Plätzchen gebacken!", erzählte Christella stolz und foh darüber, auch etwas sagen zu können.

"Plätzchen à la Oma? Und du durftest helfen?", fragte Philipp verblüfft.

"Ähm... Ja?", antwortete Christella zaghaft.

"Fühl dich geehrt! Das durfte noch nicht einmal ich!" Es klang nicht wie ein Vorwurf, sondern wie ein Kompliment, doch in Christella löste es etwas aus. Sie wusste nur nicht, was.

"Ja, stell dir vor. Ich habe eben mehr Vertrauen zu Frauen!", meinte Rosemarie.

Philipp und sie lachten. Die zwei setzten sich an den Tisch. Christella begann damit, das dreckige Geschirr abzuwaschen.

"Hey, lass das!", rief Philipp.

"Nein. Ich will das jetzt machen. Wenn ich schon umsonst hier wohnen darf, dann will ich mich auch nützlich machen!", beharrte Christella.

Philipp schwieg dazu. Nach einigen Minute meinte er: "Du musst dir die Haare waschen. Es erinnert nichts mehr an die dunkle Farbe darunter. Was für ein Ton war das? Dunkelrot?"

"Rotschwarz. Wirklich so schlimm?", fragte Christella.

"Alles weiß. Wie der Schnee draußen und wie meine Katze", stimmte Rosemarie ihrem Enkel zu. "Na los, hopp hopp, geh dir die Haare waschen, ich kümmere mich um den restlichen Abwasch. Aber vergiss nicht, die die Haare zuerst auszuschütteln, bervor du Wasser drübergießt!"

Christella hatte keine Wahl. Rosemarie duldete keinerlei Widerrede. Im Badezimmer angekommen dachte Christella über den Tag bis jetzt nach. Rosemarie war nett. Sie war wirklich schwer in Ordnung. Christella mochte sie. Und sie hatte das Gefühl, dass auch Rosemarie nichts gegen sie hatte. Dies lies sie aufatmen. Das Gefühl, fehl am Platz zu sein, lies langsam nach. Sie kannte jetzt schon drei Menschen, die sie mochten: Philipp, Nicola und Rosemarie. Christella fragte sich, ob es noch mehr dieser Menschen gibt, Menschen, die sie mochten.

Sie war sich plötzlich nicht mehr so sicher, dass es nirgends Menschen gab, die sie nicht mochten. Es gab doch welche. Wie konnte sie nur immer geglaubt haben, dass niemand jemanden wie sie mögen konnte? Sie war doch gar nicht so anders, wie sie immer dachte... oder? Sie verwarf den Gedanken wieder, genauso wie den Gedanken an das Gästezimmer.

Schnell wusch sie sich die Haare und kam zurück in die Küche. Gerade wollte sie etwas sagen, da klingelte es schon wieder.

"Was wird das jetzt? Massenauflauf bei mir, oder wie?", fragte Philipp sich laut, ehe er öffnete und mit einer weiteren Frau wieder in die Küche trat.

"Darf ich vorstellen? Christella, das ist meine Mutter. Mama, das ist Christella!", klärte er auf.

Die Frau, die in der Küche stand, hatte dieselben Augen wie auch Philipp. "Hallo, Christella, ich bin Daniela", stellte sich Philipps Mutter vor.

"Hallo, freut mich,Sie kennenzulernen.", sagte Christella.

"Sag doch bitte du!", meinte Daniela.

"Okay!" Christella lächelte.

Sie bekam das merkwürdige Gefühl, dass gleich noch mehr von Philipps Familienmitgliedern auftauchen würden. Es entwickelte sich wirklich zu einem Familientreffen! Aber ein Positives Familietreffen.

"Melanie konnte noch nicht kommen, aber du sollst ihr ein paar Plätzchen über lassen, Philipp", erklärte Daniela.

"Ich garantiere für nichts. Bei Omas Plätzchen kann ich nicht widerstehen, das weißt du doch, Mama!" Philipp grinste frech.

Daniela rollte mit dem Augen. Sie setzte sich neben Rosemarie.

"Und wo ist Papa?", fragte Philipp.

"Arbeiten. Er hat keine so tollen Zeiten, wie du!", antortete seine Mutter.

Philipp, Rosemarie und seine Mutter mussten lachen. Christella stand ein wenig verkrampft daneben. Philipp musterte sie skeptisch. "Geht's dir nicht gut?", fragte er besorgt.

"Naja, geht so", antwortete sie.

"Dann würde ich sagen, ruhst du dich mal aus. Leg dich einfach ein bischen in deinem Zimmer aufs Ohr, dann geht es dir sicher bald besser", schlug Philipp vor.

Christella nickte und unterdrückte einen fragenden Blick. Sie drehte sich um und ging auf "ihr Zimmer". Seit wann war es ihr Zimmer? Sie hatte gar nicht gewusst, dass es mittlerweile einen anderen Status als das Gästezimmer besaß. Irgendwie machte es sie aber auch glücklich. Philipps Familie schien vollkommen in Ordnung zu sein. Sie kannte Menschen, die nett zu ihr waren und die sie nicht verachteten. Das alles machte Christella froh.

Philipp hatte keine Ahnung, wie glücklich er sie mit zwei Worten gemacht hatte: "dein Zimmer". Es ließ Christella das Gefühl bekommen, dazu zu gehören, nicht nur am Rande zu stehen, sondern wirklich da und anwesend zu sein. Sie legte sich auf ihr Bett. Der Lavendelduft stieg ihr in die Nase.

Diese zwei Tage bei Philipp und Nicola waren die schönsten in ihrem Leben. Konnte es noch besser werden?
 

~
 

Ja, kann es? Ich weiß es ;]

Bis dann,

Kia

~Other Teens~

~Andere Teens~
 

Irgendwie war Christella eingeschlafen. Sie wurde erst wach, als jemand sie sanft wachrüttelte. Es war Nicola.

"Hey. Ich dachte, du willst vielleicht etwas von den Plätzchen haben", meinte sie.

"Oh, ja. Bin ich eingeschlafen? Sind schon alle weg?", fragte Christella.

"Nein, Rosemarie ist noch da!", beruhigte Nicola sie. Sie lächelte.

"Achso. Okay, warte, ich komme." Christella setzte sich auf, strich ihre Haare glatt und stand schließlich auf. Zusammen mit Nicola ging sie in das Wohnzimmer, wo Rosemarie krampfhaft die Schüssel mit dem Keksen festhielt.

"Philipp! Die sind für Christella. Die will auch welche. Du hast schon fast die Tüte für deine Schwester aufgegessen! So langsam reicht es!", schimpfte sie.

Christella lachte. Sie setzte sich auf das Sofa, neben Rosemarie. Diese reichte ihr die Schüssel. "Hier. Pass gut darauf auf. Sonst grabscht Philipp auch noch deine Plätzchen weg!", warnte sie. Christella lächelte. "Mach ich." Sie nahm sich ein Plätzchen und aß es. Es schmeckte lecker. "Die sind fantastischt!", sagte sie.

Rosemarie lächelte. "Sind ja auch nach einem alten Rezept der Familie gemacht!"

Philipp grummelte. "Und die nächste, die dieses Rezept bekommt, wird Melanie sein. Ich werde es also nie zu Gesicht bekommen!"

"Das ist doch gar nicht sicher, Philipp. Wenn ich herausbekomme, dass Melanie nicht backen kann, dann wird sie das Rezept auch auf keinen Fall bekommen", klärte Rosemarie ihren Enkel auf. Seine Miene hellte sich ein klein wenig.

"So und nun zu dir, Stella", fuhr sie fort. "Hast du denn auch schon Freune gefunden?"

Christella druckste herum. Um der Antwort zu entgehen, stopfte sie sich noch ein Plätzchen in den Mund. "Nein, irgendwie nicht. Ich habe mich auch noch nicht darum gekümmert, irgendjemanden kennenzulernen, oder so", gab sie schließlich zu.

"Na, dann solltest du das vielleicht mal machen!", schlug Rosemarie vor.

Philipp und Nicola sahen sich an. "Wie wäre es, wenn ich sie mitnehme. Nach Gern meine ich. Wäre doch eine gute Idee. Da laufen auch haufenweise Leute in ihrem Alter rum!", meinte Philipp.

Nicola räusperte sich. "Natürlich müssten wir aufpassen, dass niemand mitbekommt, dass Chrissi mit mir gekommen ist. Sie könnte ja sagen, sie schaut sich die Umgebung an. Und nebenbei triffst du sichen nette Teens!", fügte er hastig hinzu.

Christelaa runzelte die Stirn. Sie stand dem Vorhaben eher sehr skeptisch entgegen. Drei Augenpaare sahen sie erwartungsvoll an und schienen auf eine Antwort zu einer nicht wirklich gestellten Frage zu warten. "Also gut", murmelte sie schließlich. Rosemarie lächelte, Philipp grinste und Nicola versuchte sich an einer saufbauenden Miene, doch es gelang ihr nicht wirklich. Sie sah noch immer ziemlich besorgt aus. Sie schien Zweifel an der Sache zu entwickeln.

Philipp bestand darauf, gleich loszufahren. Laut ihm spielte gerade eine Fußballmannschaft mit Jungen, in Christellas Alter, woraus er schloss, dass dort auch einige Mädchen rumschwirren würden.

Dieses Mal setzte sich Christella freiwillig nach hinten. Letztes Mal, als sie mit dem Auto gefahren war, hatte sie vorne gesessen, jetzt lies sie Rosemarie den Vortritt. Nicola wollte in der Wohnung bleiben. Sie müsse noch ein wenig arbeiten, hatte sie gesagt. Philipp und Christella setzten Rosemarie vor ihrem Haus ab.

"Tschüss, Rosemarie!", rief Christella ihr hinterher. Sie bekam ein strahlendes Lächeln und heftiges Winken zurück.

Philipp fuhr weiter. "Ich mag deine Oma", sagte Christella leise.

"Und Oma mag dich", gab Philipp zurück.

"Wirklich?", fragte Christella. Philipp nickte. "Wow. Drei Menschen, die mich mögen!", stellte sie fest.

"Vier", korrigierte sie Philipp. "Mama war von deinem ersten Eindruck auch ziemlich begeistert."

Christella schwieg. Sie fragte sich gerade, warum überhaupt seine ganze familie da aufgetaucht war. Sie hatte noch nie eine so harmonische Familie, in der so viel gelahct wurde, gesehen, geschweige denn, davon gehört. Zumindest nicht in der Realität. Geschichten über solche Familien gab es haufenweise. Aber Christella hätte nie gedacht, dass es sie wirklich geben würde.

"Tut mir übrigens Leid", sagte Philipp.

"Hä? Was?", brchte Christella verwirrt heraus. Ihr fiel nichts ein, weshalb Philipp sich entschuldigen musste. Wenn sich jemand entschuldigen musste, dann doch wohl eher sie, weil sie so viele Umstände bereitete!

"Na, dass du nicht mit mir zusammen zum Platz gehen kannst. Aber weißt du, wenn jemand mitbekommt, dass du bei mir und Nicola wohnst, dann kommen die wildesten Gerüchte auf und ich möchte einfach nicht, dass dich das belastet, verstehst du? Ich mag dich sehr, auch wenn ich nicht viel über dich weiß, Christella. Ich will nicht, dass da irgendwelche idiotischen Journalisten kommen und Gerüchte über dich verbreiten! Es könnte dann nämlich sein, dass das Waisenhaus sofort sagt, dass du wieder zu denen sollst und ich hätte es gerne, wenn du noch etwas länger bei mir und Nicola bleiben würdest", erklärte Philipp.

Er mochte sie. Er wollte, dass sie blieb. Seine Worte machten Christella glücklich.

"Macht nichts. Ich mag deine Familie! Die sind alle so nett zu mir. Das kenne ich gar nicht so. Eigentlich mag mich niemand...", murmelte sie.

Philipp musterte sie durch den Rückspiegel. Er blieb stehen. "Wir müssen uns jetzt mal überlegen, wie wir das hier anstellen. Ich mag dich nicht so gerne zu Fuß laufen lassen..."

Christella schüttelte den Kopf. "Ich bin vom Bahnhof bis zum Haus deiner Oma gelaufen. Das ist es doch, oder? Dann schaffe ich auch ein kleines Stück", wandte sie ein.

Philipp war noch nicht wirklich von der Idee begeistert. Es begann schon wieder, langsam zu schneien. "Komm schon. Ich werde schon nicht daran sterben!", beharrte Vhristella. "Sag mir einfach, wo ich hingehen muss!"

Widerwillig erklärte Philipp ihr den Weg. "Okay."

Christella stieg aus. Philipp fuhr weiter. Er beobachtete Christella noch so lange es geht durch den Rückspiegel. Dann musste er eine Kurve nehmen und konnte sie nicht mehr sehen. Sie nahm es nicht wirklich schwer. Dachte er...

Christella ging langsam aber zielsicher durch den sanft fallenden Schnee. Sie realisierte noch immer nicht wirklich, dass eine Person wie Philipp sie mochte. Er war berühmt und bekannt und offensichtlich ziemlich beliebt und talentiert. Und sie? Sie war schwach, hatte keine Ahnung von Technik, lebte quasi hinter dem Mond und war alles andere als beliebt, geschwiege denn talentiert! Warum sollte man sie mögen? Sie verstand es nicht. Sie begriff es auch nicht.

Philipp war schon auf dem Platz, als Christella ankam. Er sah sie an. Dann schaute er seinen Gesprächspartner wieder an. Er unterhielt sich mit ihm, warf aber immer wieder Blicke zu Christella hinüber. Sie lächelte kurz. Es sollte ihn beruhigen.

Christella sah sich das Spiel an. Fußball kannte sie. Nicola hatte ihr am Abend zuvor während den Spielen noch ein wenig darüber erzählt. Die Regeln verstand Christella nicht wirklich und wenn sie ehrlich war, dann störte es sie ein wenig. Sie lebte mit einem Fußballer in einem Haus, zumindest für die nächste Zeit, wusste aber überhauot nichts darüber! Irgendwie war das doch nicht richtig, oder?

Einige Pfiffe ertönten. Die Jungen, die gerade noch auf dem Platz standen, verließen ihn nun. Ein paar gingen in ein kleines Häuschen, andere widerum gingen auf Philipp zu. Er schien wirklich sehr beliebt bei den Jungen zu sein. Christella entschied sich, ein wenig weiterzugehen. Ihr wurde etwas kalt und Bewegung war doch immer gut, wenn man sich aufwärmen wollte. Sie versuchte, Philipp ins Blickfeld zu bekommen, doch mittlerweile standen doch schon ein paar mehr Jungen und Mädchen, wie Christella feststellte, um ihn herum, sodass es beinahe unmöglich war. Philipp war nicht groß genug, um über die Köpfe der anderen hinweg zu ragen.

"Suchst du jemanden?"

Jemand tippte Christella auf die Schulter. Sie zuckte zusammen und drehte sich um. Ein Junge mit dunkelblonden Haaren und blauen Augen stand vor ihr.

"Nein, eigentlich nicht", antwortete Christella ihm. Der Junge lächelte.

"Achso. Ich dachte schon, weil du deinen Hals so streckst, um über die Menschenmasse dahinten zu gucken... Da irgendwo drin steckt Philipp Lahm. Habe mir gedacht, dass du den vielleicht suchst. Die meisten Mädels kommen nur hierher, um den zu sehen. Ich bin übrigens Florian, Florian Gander. Und wer bist du?" Der Junge laberte einfach drauf los.

"Also, deswegen bin ich nicht gekommen. Eigentlich wollte ich nur hierhin, weil man mir gesagt hat, hier könnte man nette Leute treffen . Ich komme nicht von hier. Oh, ich bin Christella, Christella Larenz!", sagte Christella. Der Junge grinste.

"Das ist mir zu lang. Darf ich Chrissa sagen?", fragte er.

Bei dem Erwähnen des Namens fuhr ein kleiner Stich durch Christellas Brust. Ihre Mobber hatten sie immer so genannt. Aber die Zeit des Mobbings war vorbei. Das hatte sie beschlossen, als sie in den Zug eingestiegen war. Eigentlich sprach soch nichts dagegen. "Ja, darfst du." Sie wusste nicht warum, aber der Junge war ihr auf Anhieb sympathisch. Er strahlte etwas Vertrauenswürdiges aus.

"Okay, Chrissa. Nette Leute suchst du? Kommst du nicht von hier?", hakte Florian nach.

"Nein, ich komme aus Köln. Ich bin nur zu Besuch hier." Christella wusste, dass es gelogen war. Aber auch nur halb. chließlich war sie wuasi zu Besuch bei Philipp und Nicola.

"Cool!" Ein weiterer Pfiff ertönte. "Oh, ich muss wieder. Bleibst du noch länger, Chrissa?"

"Ich denke schon!", meinte Christella. Florian lächelte und lief zurück auf den Platz. Nun lichtete sich auch die Traube um Philipp. Die meisten waren entweder wieder auf der Bank am Spielfeldrand oder auf dem Spielfeld selber.

Philipp sah Christella kurz an. Sie lächelte, um ihm zu zeigen, dass sie bereits jemanden kennengelernt hatte. Und Philipp verstand.
 

~
 

Lala. Da haben wir ja noch wen ;]

Wer hätte gedacht, dass da noch ein anderer Typ auftaucht? X]

Ciao Kia

~Nice afternoon~

~Netter Nachmittag~
 

Christella sah sich das Spiel an. Sie hatte zwar keine Ahnung davon, aber sie fand es irgendwie... lustig!

Philipp kam auf sie zu. Unauffällig rempelte er sie an.

"Oh, tut mir Leid!", sagte er laut. Leiser, sodass nur Christella ihn hören konnte, fügte er hinzu: "Ich bleib da noch eine Weile. Hier, das ist mein Ersatzhandy. Wenn was ist, dann rufst du an, auch, wenn du mit ein paar Mädels oder so weggehst, klar?" Er drückte ihr etwas in die Hand und lies es wie ein Händeschütteln aussehen. Dann schritt er weiter zum Gartenhäuschen, nur um wenig später wieder zu einem Mann zu gehen, der offensichtlich auf ihn wartete.

Christella schaute auf das Gerät in ihren Händen. Ein Modell, dass man aufklappen musste. Sie hatte nicht den leisesten Schimmer, wie sie dieses Teil bedienen musste. Es piepte. Sie erschrak und lies das Handy beinahe fallen.

Sie haben eine neue Textnachricht erhalten., stand da und darunter, über einem Knopf lesen. Texte musste man lesen, deshalb drückte sie auf lesen.

*

Wenn du mich erreichen willst, dann musst du nur zwei Mal auf den Knopf mit dem grünen Hörer drücken, okay? Philipp. P.S.: Ich habe nicht vergessen, dass du noch nie ein Handy in der Hand hattest!

*

Christella schmunzelte. Na, immerhin wusste sie jetzt Bescheid und, wenn sie ehrlich war, dann fand sie es irgendwie... ja... süß von Philipp, dass er ihr extra so etwas kompliziertes wie diese Nachricht geschickt hatte. Nunja... Zumindest wäre es für sie ziemlich kompliziert, so ein Ding zu verfassen.

Wieder ertönten Pfiffe. Das Spiel schien zu Ende zu sein. Die meisten Jungs verließen schon das Spielfeld, andere blieben noch drauf und liefen um den Platz.

Florian war als Erster wieder aus den Umkleidekabinen raus. Christella saß auf einer Schaukel, die erstaunlicherweise noch trocken war. Sie dachte über die letzten Tage nach. Es kam ihr so vor, als wäre sie schon ewig hier. Dabei war sie erst seit zwei Tagen in München! Und trotzdem -

"Worüber denkst du nach?"

Sie wurde unterbrochen und blickte auf. Florian - so war doch sein Name? - stand direkt vor ihr. Er lächelte.

"Nicht so wichtig!", meinte sie hastig. Es ging ihn nichts an, was sie dachte, fand sie.

"Dafür siehst du aber ziemlich sehr nachdenklich aus...", gab Florian zurück.

"Wer hat eigentlich bei dem Spiel gewonnen?", lenkte Christella vom Thema ab.

"Wir", antwortete Florian stolz.

"Glückwunsch", murmelte sie. Sie schaukelte sanft vor und zurück. Wann hatte sie eigentlich zuletzt geschaukelt? Das war schon zu lange her, als dass sie sich daran erinnern konnte. Sie begann, kräftiger zu schaukeln. Florian beobachtete sie dabei.

"Hast du Lust auf eine Stadtrundfahrt?", fragte er schließlich.

Christella stoppte. "Ähm..." Sie überlegte. Sollte sie einfach so mit Florian eine Stadtrundfahrt machen? Ihr Gefühl sagte sie, dass er nicht so war, wie die anderen in ihrem Alter. Er war irgendwie anders. Positiv anders. "Okay... Aber ich müsste erstmal Bescheid geben, dass ich hier weggehe."

Florian hob die Augenbraue. "Scheinen ja gut auf dich aufpassen zu wollen, die Leute, die du besuchst."

"Ja, müssen sie ja auch. Ist ja auch nur eine Ausnahme, dass ich überhaupt zu ihnen durfte. Eigentlich komme ich aus einem Waisenhaus und da kommt man nicht so schnell mal eben in ein anderes Bundesland", erklärte Christella. Sie sprang von der Schaukel und zog sich in eine Ecke zurück. Sie zückte das Handy. Zwei Mal auf den Knopf mit dem grünen Hörer drücken. Sie tat es. Ein Handy war ein Telefon, also musste sie es an ihr Ohr halten. War eigentlich ganz simpel.

"Hallo, hier Philipp?", meldete sich Philipp am anderen Ende der Leitung.

"Hallo, hier ist Christella", gab Christella zurück.

"Ah, hast du es also geschafft! Was gibt es denn?", fragte Philipp.

"Also, ich habe hier einen Jungen kennengelernt und er hat gerade gefragt, ob ich Lust auf eine Stadtrundfahrt hätte...", antwortet Christella.

Kurzes Schweigen trat auf. Philipp schien nachzudenken. "Wie heißt der denn?"

Christella sah kurz zu Florian. Er beobachtete sie. "Florian Gander."

Philipp machte ein erleichtertes Geräusch. "Der ist in Ordnung. Habe mich gerade mit jemanden über ihn unterhalten. Wenn du willst, kannst du gehen. Ach ja! Wenn du Nicola erreichen willst, dann drückst du auf denselben Knopf von vorhin ein Mal und dann gehst du mit den Pfeilknöpfen da zwei Namen runter. Müsste man lesen können. Wenn du dann zurück willst, kann sie dich ja reinlassen!"

Christella nickte. Dann fiel ihr ein, dass Philipp das ja gar nicht sehen konnte. "Ist gut. Bis dann äh.. und wie mach ich das Gespräch aus?" Zum Glück konnten weder Philipp noch Florian erkennen, dass sich ihr Gesicht leicht rot färbte, als sie fragte.

"Auf den roten Knopf drücken!", erklärte Philipp. "Oder du klappst das handy einfach zu", fügte er flüsternd hinzu.

"Okay, danke!", sagte Christella.

"Kein Problem", meinte Philipp.

"Ich mach das dann mal. Okay. Bis dann."

Christella klappte das Handy zu. Sie ging langsam wieder zu der Schaukel. Florian musterte sie noch immer. "Du kommst von einem Waisenhaus?", fragte er, als sie in Hörweite war.

Sie nickte. "Ja."

Florian schaute sie überrascht an. "Ohh... Heißt das, dass du keine Eltern hast?"

"Ja, genau das heißt es", antwortete sie ihm. Warum war er so überrascht?

Er schwieg eine Weile und auch Christella hielt es für besser, nichts zu sagen. "Ähm... Und? Was ist jetzt? Machen wir eine Stadtrundfahrt?", sagte Florian schließlich.

Christella lächelte. "Okay."

Florian erwiederte ihr Lächeln. "Na, dann los!" Er stand auf und ging zu einem Fahrradständer. "Bist du zu Fuß hier?"

"Bin gefahren worden." Christella war ihm gefolgt.

"Na, dann wirst du hinten Platz nehmen müssen!", meinte er und deutete auf seinen Gepäckträger. Christella sah sich das Teil skeptisch an.

"Na komm schon!", ermutigte er sie mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Christella setzte sich auf den Gepäckträger und Florian fuhr los.

Er zeigte ihr ganz München, so kam es Christella vor. Sie fuhren durch einen Park, gingen durch die Fußgängerzone, an zahlreichen Läden vorbei.

Sie waren schon ziemlich lange unterwegs, als Florian schließlich anhielt.

"Tada! Das ist die Allianz-Arena!", präsentierte er.

Christella sah sich die Arena genau an. Das Ding war nicht zu übersehen.

"Irgendwann, da stehe ich auch mal dadrin und spiele vor Tausenden von Fans und werde berühmt! Irgendwann spiele ich auch beim FC Bayern München Fußball!", träumte Florian vor sich hin.

"Ich drücke dir die Daumen!", meinte Christella.

Das Handy piepte. Sie zog es heraus. Wieder eine Nachricht. Dieses Mal wusste Christella Bescheid. Sie drückte sofort auf lesen. Die Nachricht war von Nicola.

*

Philipp hat mir Bescheid gegeben. Wenn du länger als bis sechs Uhr wegbleibst, dann stelle ich dir dein Abendessen in die Mikrowelle. Bleib aber bitte nicht länger als sieben Uhr weg, okay? Nicola.

*

Da sie nicht wusste, wie sie antworten konnte, rief Christella kurzerhand bei Nicola an.

"Hi, hier ist Chrissi!", meldete sie sich.

"Ah, na du?", kam es von Nicola.

"Ich brauche nicht mehr lange!", erzählte Christella schnell.

"Sollen wir dich abhole?", fragte Nicola.

"Warte mal!", bat Christella. Sie wandte sich an Florian. "Ist es weit von hier bis zur Gerlienstraße?", fragte sie ihn. Er nickte.

"Ich denke, es wäre besser, wenn einer von euch mich abholt. Am besten du!"; antwortete Christella Nicola.

"Wo bist du denn?"

"Wie nennt man das Teil? Allianz-Arena oder so etwas in der Art...", murmelte Christella.

"Was suchst du denn sa?", wollte Nicola verblüfft wissen.

"Erzähle ich dir später. Holst du mich ab?", wehrte Christella ab. Sie wollte Nicola nicht unbedingt alles erzählen, wenn Florian neben ihr war.

"Okay. Ich komme, bis gleich!", sagte Nicola. Dann legte sie auf. Christella klappte Philipps Ersatzhandy zu und sah zu Florian.

"Also, ich werde jetzt von hier abgeholt", erklärte sie ihm.

Er schaute recht traurig. "Schade. Ich fand diesen Nachmittag super. Sehen wir uns noch einmal?"

Christella nickte. "Bestimmt."

Und aus dem "bestimmt" machte sie in Gedanken ein "ganz sicher". Sie mochte Florian.

Sie und er standen einfach nur so da und warteten. Als Nicola vorfuhr, machte Florian sich nicht die Mühe, zu sehen, wer Christella abholte. Gerade als sie einsteigen wollte, stoppte si und sagt: "Bis dann, Florian."

Florian antwortete ihr: "Sag Flo.. Bis dann, Chrissa!"

Dann stieg Christella ein und fuhr mit Nicola zurück. Sie war so taktvoll, nichts zu sagen.
 

~

Das war's. Bis dann

Kia

~Christmas shopping

~Weihnachtseinkaufen~
 

Als das Auto hielt fragte Nicola: "Hattest du einen schönen Nachmittag?"

Sie wollte schon die ganze Zeit fragen, doch Christella hatte so verträumt und nachdenklich aus dem Fenster geschaut, dass sie das junge Mädchen einfach nicht stören wollte.

"Ja, ich denke schon", antwortete Christella. Sie lächelte leicht und stieg aus dem Wagen. Nicola tat es ihr gleich.

Gemeinsam betraten sie die Wohnung. Es roch, als würde jemand kochen.

"Oh... er kocht...", murmelte Nicola und musste grinsen. "Stell dich auf Pizza ein!"

Christella verstand kein Wort. Etwas verwirrt folgte sie Nicola in die Küche.

"Ähm, Hallo!", meinte Philipp, als sie eintraten. Er gab Nicola eine kurzen Kuss und widmete sich dann wieder den Töpfen auf dem Herd. "Also, ich koche jetzt. Ich versuche es. Aber ich weiß nicht, ob es schmeckt!"

Nicola sah Christella vielsagend an. Diese war noch immer nicht ganz bei der Sache, sondern noch immer bei Florian, der so nett zu ihr gewesen war. Dann fiel ihr das Handy wieder ein. "Oh, Philipp, ich habe noch immer dein Handy in der Tasche. Hier!" Sie gab Philipp das Handy wieder.. Er steckte es schnell in die Hosentasche und rührte dann hoch konzentriert in einem Topf herum.

"Ich fürchte... das wird nichts...", gab er schließlich resigniert zu.

"Wie wäre es mit Pizza?", fragte Nicola.

"Ist wohl das beste. Aber irgendwann kann ich das! Ich schwöre. Irgendwann krieg' ich es hin, so zu kochen, wie Oma!", meinte Philipp eisern.

Nicola schüttelte nur fassungslos den Kopf. "Das klappt nie. Lass es lieber!"

"Vergiss es. Ich pack das! Oh ja! Und dann bekomme ich ihr Rezeptbuch!", beharrte Philipp weiter.

Nicola seufzte nur und widmete sich der Pinnwand, die hinter der Tür zur Küche versteckt war. "Pizza Salami?", fragte sie Christella.

"Ähm... okay", antwortete Christella. "Habt ihr was dagegen, wenn ich kurz auf... ähm... mein Zimmer gehe?"

"Nein, geh' ruhig!", sagte Philipp, der schon wieder enttäuscht einen Kochtopf in der Hand hielt. "Das ist frustrierend!"

Leicht grinsend ging Christella auf ihr Zimmer zurück. Sie dachte ein wenig nach. Zum größten Teil über Florian. Er war die erste gleichaltrige Person, die wirklich nett zu ihr war. Wenn sie so an andere in ihrem Alter dachte, dann war Flo in ihren Augen definitiv die netteste Person der Welt - die netteste Person der Welt in ihrem Alter. Schließlich waren Nicola und Philipp noch immer die besten!

Es klopfte. "Ja?", rief Christella. Nicola trat ein.

"Hey", sagte sie. "Du wolltest mir noch erzählen, was du bei der Arena wolltest!"

"Oh, das... Ich habe eine Stadtrundfahrt mit einem Jungen gemacht und er hat mir dann die Arena gezeigt", erklärte Christella kurz angebunden.

"Aha, ein Junge.. na dann", murmelte Nicola und sie musste grinsen.

"Was soll das wieder heißen?", fragte Christella.

"Ach nichts!", wehrte die ältere ab. "Die Pizza ist in zehn Minuten da. Kommst du dann in die Küche?"

"Ja, okay", meinte Christella. Nicola ging aus dem Zimmer.

Christella war etwas verwirrt. Etwas in Nicolas Ton war so wissend gewesen, als sie 'ein Junge' sagte, dass es sie tatsächlich verwirrte. Christella wusste überhaupt nicht, was das bedeuten sollte. Und auch nicht, was Nicola schon wieder dachte. Diese Frau verstand es, sie zu verwirren. Schon zum zweiten Mal in allerhöchstens einer halben Stunde! Unheimlich... Sonst war sie gar nicht so leicht zu verwirren.

Christella schüttelte den Kopf und ging wieder in die Küche. Kurz darauf klingelte es und Nicola holte die Pizza rein.

"Wie war eigentlich deine Rundfahrt mit Florian?", fragte Philipp, als er schon fast zur Hälfte seine Pizza verdrückt hatte.

"Ganz gut", antwortete Christella.

"Florian heißt der Typ also?", wollte Nicola interessiert wissen.

"Ja, weißt du, der von Gern. Dieses kleine Talent!", klärte Philipp sie auf.

"Ach der!", sagte Nicola wissend. Sie schaute Christella an, sah dann an die Decke und nickte in Gedanken.

"Sag mal, woran denkst du?", fragte Christella sie schließlich.

"Ach, an gar nichts!", meinte Nicola.

Christella wurde das Gefühl nicht los, dass Nicola sie gerade heftigst angelogen hatte.

"Oh, na klar!", meinte sarkastisch.

Philipp zog eine Augenbraue hoch. Er verstand ebenso wenig von Nicolas Verhalten wie Christella. Da würde er nachhaken müssen. Man wusste ja nie, was sie so alles zusammenreimte.

Christella aß den letzten Bissen ihrer Pizza. Die anderen beiden waren noch nicht ganz fertig. "Lecker", kommentierte sie knapp. Sie wartete noch, bis Philipp und Nicola fertig waren, bis sie sich erhob und sich in ihr Zimmer verkroch. Sie wusste nicht, wieso, aber irgendwie fand sie es beängstigend, dass Nicola irgendetwas dachte und höchstwahrscheinlich auch noch über sie. Sie war ja nicht auf den Kopf gefallen. Erst schaute Nicola sie an, dann die Decke und dann dieses Nicken. Ganz sicher hatte sie irgendetwas über sie gedacht! Und nicht zu wissen, was andere über sie dachten, dass machte sie nicht nur nervös sondern auch ängstlich. Sie war es gewohnt, dass die Menschen, mit denen sie zu tun hatte, ihr ins Gesicht sagten, was sie über sie dachten.

Mit wirren Gedanken schlief Christella schließlich ein, ohne sich umgezogen zu haben...

*

Christella mochte früh eingeschlafen sein, doch Philipp und Nicola waren noch wach, als sie schon schlief. Sie hatten es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und sahen sich jetzt einen Film an.

"Sag mal.... Vorhin.... Da hast du Christella definitiv angelogen, als sie gefragt hat, was du denkst, oder?", fragte Philipp schließlich, als gerade Werbung lief.

"Möglich", meinte Nicola zaghaft.

"Sie ist nicht dumm. Ich wette, sie hat gemerkt, dass du etwas über sie gedacht hast!", gab er zu bedenken.

Sie setzte sich auf und zog Philipp so die Decke weg, da sie vorher an ihm gekuschelt unter der Decke gehockt hatte. "Hat sie das?", stellte sie sich dumm.

"Ja, hat sie. Und ich auch. Also, spuck's aus: Was hast du da wieder zusammengedichtet in deinem hübschen Kopf?", hakte Philipp nach.

"Zusammengedichtet? Ich habe mir nur etwas vorgestellt!", erwiderte Nicola empört.

"Und was?", drängte er weiter.

"Ich... Also gut, ich geb's zu! Ich hab' mir nur vorgestellt, wie Chrissi neben diesem Florian aussieht, okay?", sagte Nicola. Sie hob abwehrend die Hände.

"Achso. Na dann... Und wie kommst du auf die Idee, dir das vorzustellen?", wollte Philipp wissen.

"Ist das hier ein Verhör? Die beiden waren in der Stadt, Philipp. Ich hab mir das doch nur so vorgestellt!", meinte Nicola.

"Oh, ja klar!" Die Ironie in Philipps Antwort war gut rauszuhören. Nicola schnappte eingeschnappt nach Luft. Philipp musste grinsen. "Ich hab doch nur gefragt!", meinte er.

"Pff...", kam es beleidigt von Nicola.

"Sei nicht beleidigt, okay? Komm lieber wieder her!", sagte Philipp und zog Nicola wieder zu sich.

"Ich bin aber noch immer beleidigt!", erwiderte Nicola. Jetzt musste Philipp ernsthaft lachen und zauberte so ein kleines Grinsen auf Nicolas Lippen.

*

Christella wachte früh am nächsten Morgen auf. Nicola und Philipp schienen noch zu schlafen, also schlich sie in die Küche und bereitete dort das Frühstück vor. Es kam ihr etwas merkwürdig vor und es war ungewohnt für sie, sich durch fremde Küchenschränke zu wuschteln und nach Tassen und anderen Dingen, die man eben für ein Frühstück brauchte, zu suchen. Doch als sie anschließend auf den gedeckten Tisch blickte war sie doch zufrieden mit sich selbst.

Nicola und Philipp schliefen noch immer und ein Blick auf die Uhr, die an der Küchenwand hing, genügte, um zu wissen, weshalb: Es war erst halb sieben!

Christella beschloss, sich das Wohnzimmer einmal genauer anzusehen. Doch das, was sie am Ende genauer betrachtete, war der Fernseher. Sie fand die Fernbedienung für das Teil und suchte sie nach einer Taste ab, um das Gerät anzuschalten. Letztendlich entschied sie sich für die Taste, die so ähnlich aussah, wie der rote Knopf auf Philipps Ersatzhandy. Der Bildschirm flackerte auf und ein Bild erschien darauf. Der Ton war sehr laut, sodass Christella befürchtete, dass sie Philipp und Nicola wecken würde. Hastig suchte sie nach der Lautstärke auf der Fernbedienung.

"Da musst du drücken, um es leiser zu macher", meinte eine verschlafene Stimmer direkt neben ihr.

Philipp war wach geworden. Schuldbewusst schaute Christella zu Boden. Sie wollte ihn nicht wecken. Er nahm ihr die Fernbedienung aus der Hand und stellte den Ton leiser.

"Guck nicht so schuldbewusst!", mahnte er. "Du hast mich nicht geweckt!"

"Hab' ich nicht?", sagte Christella.

"Nein. Das schafft nur mein grässlicher Wecker. Der war schneller als du!", meinte Philipp lächelnd.

"Kannst du... ähm... Kannst du mir erklären, wie man das Ding bedient?", fragte Christella verlegen. Sie deutete zu dem Fernsehen.

"Klar kann ich!", antwortete er. Er setzte sich auf das Sofa und klopfte einladend neben sich. Christella stand ja noch im Zimmer herum. Langsam setzte sie sich neben Philipp und er erklärte ihr die Fernbedienung.

"Aber ich glaube, das einzige Programm, dass du hier interessant finden würdest, ist das!", sagte er schließlich, als er mit dem erklären fertig war. Er schaltete ein Programm ein, wo gerade eine Soap lief.

Christella zog eine Augenbraue ein und schaute sich die Sendung an. Philipp stand gähnend auf und ging ins Badezimmer. Kurze Zeit später setzte sich Nicola neben Christella und schaute sich ebenfalls interessiert die Folge an. Es ging um eine gewiss Alexandra, die beinahe von einem Julian überfahren wurde und sich dann wohl Hals über Kopf in diesen Typen verliebt hatte. Als die Folge geendet hatte meinte Nicola: "Die Soap muss neu sein. Ich kenne die gar nicht!"

Christella fuhr zusammen. Sie hatte nicht bemerkt, dass Nicola neben ihr saß, so vertieft war sie in die Sendung gewesen. "Oh...", meinte sie nur.

"Fertig? Dann kommt frühstücken. Hast du das Frühstück gemacht, Chrissi?", rief Philipp von der Küche aus.

"Ja!", rief Christella zurück.

Philipp, Nicola und Christella frühstückten ziemlich vergnügt, wobei Nicola und Christella Philipp von der Soap, die sie gesehen hatten, erzählten.

"Hast du eigentlich alle Geschenke, Philipp?", fragte Nicola, als sie und Philipp den Tisch abräumten (Christella musste sitzen bleiben, denn Philipp und Nicola hatten darauf bestanden, dass sie sitzen blieb, denn sie hatte ja den Tisch gedeckt).

"Nee, noch nicht ganz", gab Philipp zu. "Aber ich geh später noch in die Stadt und such noch was."

"Achso", sagte Nicola. "Ähm... Christella? Ich muss gleich auch wieder weg. Kommst du klar?"

"Ich denke schon!", antwortete Christella.

"Heute kann Oma allerdings nicht kommen. Du wärst dann wohl den Vormittag alleine...", grübelte Philipp.

"Kein Problem! Ich wollte etwas spazieren gehen, so durch diesen Park und so", gab Christella zurück.

"Oh, okay... Aber am besten gebe ich dir wieder das Handy mit, dann kannst du uns erreichen, wenn was ist und ich gebe dir dann auch den Hausschlüssel, damit du wieder reinkommen kannst", meinte Philipp.

"Okay", stimmte Christella zu.

Eine Viertelstunde später war Christella allein in der Wohnung. Nicola und Philipp waren beide arbeiten gefahren. Christella zog sich um und steckte sich das Handy, ihre Geldbörse und den Schlüssel in die Tasche. Dann ging sie raus und Richtung Innenstadt, die ja unübersehbar ausgeschildert war.

Sie ging gerade an einem kleinen Deko-Shop vorbei, da rief jemand von hinten nach ihr. "Chrissa?"

Sie drehte sich um und vor ihr stand - Flo! "Hi!", begrüßte sie ihn.

"Wusste ich's doch!", meinte er grinsend. "Man erkennt dich an deinen Haaren von hinten! Was machst du hier so allein?"

"Ach, nur so ein bisschen stöbern. Und du?", antwortete sie.

"Hab' gerade ein paar Geschenke gekauft. Es sind schließlich nur noch fünf Tage bis zu Heilig Abend!", erklärte Florian.

"Ohh... Hast du denn auch was gefunden?", wollte Christella wissen. An Weihnachten hatte sie noch gar nicht gedacht.

"Alles, bis auf ein Geschenk für meine Schwester. Da verzweifle ich jedes Jahr dran...", meinte Florian leicht bedrückt. Dann hellte seine Miene sich urplötzlich auf. "Hey! Du bist ein Mädchen!"

"Schlaues Kerlchen!", gab Christella zurück. 'Was für eine Feststellung!', dachte sie verbittert.

"Ja, ich weiß! Du kannst mir helfen", fügte er hinzu.

"Ich? Bei einem Geschenk für deine Schwester?", versicherte sie sich, dass sie richtig lag.

"Ja!", kam die knappe Antwort.

"Okay... Dann sagst du mir, was ich einem Erwachsenen Fußballer zu Weihnachten schenken kann!", verlangte sie als Gegenleistung. Die Idee kam ihr einfach so. Warum sollte sie nicht Philipp etwas zu Weihnachten schenken? Und Nicola hatte auch etwas verdient!

"Alles klar, also abgemacht. Fangen wir mit meinem Problemchen namens Schwester an!"

Flo und Christella stöberten durch fünf Läden, bis sie schließlich etwas für seine Schwester gefunden hatten.

"Hey, danke!", meinte Florian schließlich.

"Und jetzt zu meinem Problemchen namens Fußballer?", fragte Christella grinsend. Es machte ihr Spaß mit Flo durch die Stadt zu schlendern.

"Okay", antwortete Flo und sie zogen wieder los.

Flo zog Christella durch mindestens sechs verschiedene Sportgeschäfte. Er hielt ihr allerlei Sachen vor die Nase, wie Wimpel und FC Bayern München Anspitzer, Radiergummis, Bettwäsche und sonst noch für Dinge, die natürlich alle vom FC Bayern kam. Bis Christella Flo verklickert hatte, dass sie nicht unbedingt was vom FC Bayern suchte, hatten sie bereits drei Läden durch. Ein Mal hielt Flo ihr sogar ein Trikot von Philipp vor die Nase, woraufhin Christella so lachen musste, dass sie sich kaum einkriegen konnte. Natürlich konnte Flo den Witz nicht verstehen. Er konnte ja nicht wissen, dass er Christella gerade vorgeschlagen hatte, Philipp Lahm ein Trikot von sich selbst zu schenken! Nach einer knappen Stunde fanden sie schließlich einen kleinen sprechenden Fußball, von dem Christella gar nicht loszukriegen war. Sie fand ihn so genial, dass sie ihn unbedingt kaufen wollte. Kopfschüttelnd stand Flo daneben.

"Du denkst echt, das ist das richtige?", fragte er immer noch kopfschüttelnd, als er mit Christella wieder aus dem Laden ging.

"Wieso? Das ist doch witzig!", erwiderte Christella.

"Okay....Brauchst du noch mehr Geschenke?", wechselte Flo das Thema.

"Ja, also für...", sie überlegte.... für Nicola wollte sie was kaufen, warum nicht auch für Rosemarie und Daniela? "Für drei weitere Personen. Eine junge Dame, eine Frau mittleren Alters und eine ältere Dame!"

"Wow, da bin ich aber eine Niete!", meinte Flo.

"Ich brauche ein Geschäft, in dem man was zum Backen kaufen kann!", sagte Christella.

"Okay, ich zeige dir einen", bot Flo an. Christella nickte.

Während sie zu dem Laden gingen mussten sie über einen Weihnachtsmarkt gehen. Dort kaufte Flo sich eine Tüte gebrannte Mandeln, die er und Christella unterwegs aßen. An einem Stand, an dem man Sternzeichenanhänger mit Horoskopen kaufen konnte, blieb Flo schließlich noch einmal stehen. "Wann hast denn du Geburtstag?", fragte er, während er die Auslagen musterte.

"Am sechzehnten Dezember. Warum?", antwortete Christella.

Flo ignorierte die angehängte Frage. "Dann bist du Schütze?"

"Ja?", sagte sie in einem fragenden Ton.

Ruckartig drehte sich Flo um und meinte: "Gut zu wissen. Wollen wir weiter?"

Verwirrt nickte Christella und Flo zog sie weiter über den Markt, bis zu einem Laden, in dem man zahlreiche Backutensilien kaufen konnte. Für Rosemarie war das sicherlich eine Art Paradies, denn so wie Christella sie einschätzte, liebte sie das Backen.

Sie überlegte lange, bis sie sich schließlich für ein Nudelholz, in das man einen Namen eingravieren konnte. Sie ließ Rosemaries Namen eingravieren und ging dann, eine weitere Tüte schleppend, wieder hinaus.

"Fehlen noch zwei Geschenke!", stellte Flo fest.

Nach zwei weiteren Stunden Shopping hatten er und Christella die Geschenke besorgt. Nicola würde ein Armband bekommen und Daniela eine Tasse, in der ein kleiner Tannenbaum hockte.

Doch der Tag war noch lange nicht zu Ende, schließlich war es erst Mittag und Flo dachte gar nicht daran, Christella wieder gehen zu lassen. Denn sie faszinierte ihn auf eine Art und Weise, die er nicht verstand... noch nicht verstand.

*

Soo... Hier gibt's dann auch wieder etwas neues ;)

Danke an Paikia fürs Beta-lesen ^^

Die Kia ^^

~Walking through the snow~

~Spazieren durch den Schnee~
 

Christella und Florian gingen weiter über den kleinen Weihnachtsmarkt.

Sie aßen gebrannte Mandeln und Zuckerwatte. Es machte Christella ausgesprochen viel Spaß mit Florian über den Markt zu schlendern. Er war nicht so sehr gefüllt mit Menschen, es war eine ruhige Atmosphäre. Kinder saßen auf Pferden oder Rentieren und fuhren Karussell. Sie lachten vergnügt und winkten ihren Eltern fröhlich zu. Diese standen lächelnd neben dem Karussell und sahen ihren glücklichen Kindern zu. Die Vorfreude auf das Fest der Liebe war zu spüren. Andere Kleinkinder freuten sich darüber, dass ein Weihnachtsmann entlang ging und den Kindern Spekulatius und Schokoladen-Weihnachtsmänner schenkte.

„Ich liebe Schoko-Weihnachtsmänner“, meinte Florian grinsend. „Komm, wir schnattern uns einen beim Weihnachtsmann ab!“

Er nahm Christellas Hand und zog sie zu dem Weihnachtsmann, der gerade einem kleinen dunkelhäutigen Mädchen einen Schokoladen-Weihnachtsmann schenkte. Das kleine Mädchen strahlte und lief aufgeregt zu seiner Mutter, um ihr das Geschenk zu präsentieren. Der lebendige Weihnachtsmann lächelte und stellte sich wieder aufrecht auf, denn um dem Mädchen in die Augen sehen zu können hatte er sich gebückt. Nun wurde er auf Florian und Christella aufmerksam, die sich auf ihn zu bewegten.

„Hohoho!“, machte er. „Zwei Jugendliche auf dem Weg zu einem alten Mann wie mir“, scherzte er.

„Hallo, Weihnachtsmann“, begrüßte Florian den Alten.

„Guten Tag, meine Kinder!“ Der Weihnachtsmann lächelte. „Kleiner Spaziergang über den Markt? Romantisch, was?“, sagte er und musterte dabei, wie Florian noch immer Christellas Hand hielt. Flo bemerkte es und ließ Christellas Hand los.

„So in etwa“, meinte er und lächelte verlegen. Christella sagte nichts. Sie hatte es irgendwie gemocht – man konnte sagen, sie hatte es genossen – Florians Hand zu halten. Sie wusste selbst nicht, wieso, deshalb schüttelte sie den Gedanken sofort wieder ab. Absurd. Komplett absurd, was sie immer dachte.

„Wollt ihr vielleicht auch ein wenig Schokolade haben?“, fragte der Weihnachtsmann freundlich.

„Gerne doch“, antwortete Flo. Christella nickte nur zaghaft.

Der alte Mann kramte in seinem Beutel, den er um die Schulter trug, und holte schließlich zwei Schokoladen-Weihnachtsmänner aus dem Sack. Er gab einen Flo und den anderen Christella. „Lasst euch die Schokolade schmecken, Kinder“, sagte er dabei.

Christella und Flo bedankten sich. „Nicht der Rede wert. Dafür bin ich hier. Ich gehe dann mal weiter. Es gibt hier noch so einige Kinder, die auch noch gerne Schokolade hätten. Fröhliches Weihnachtsfest, wünsche ich euch!“ Damit verschwand der Weihnachtsmann zu einer Gruppe Kleinkindern, die ihn schon die ganze Zeit aufgeregt flüsternd angeschaut hatten.

„Nettes Kerlchen, der Mann“, sagte Florian.

„Ja, irgendwie schon“, stimmte Christella ihm zu. Sie sahen sich an und mussten lachen. Sie wussten beide nicht, warum sie auf einmal lachen mussten, aber es dauerte eine Zeit, bis sie sich wieder eingekriegt hatten. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Christella.

„Weiß nicht. Weitergehen?“, schlug Florian vor.

„Okay.“ Christella setzte sich in Bewegung.

Florian ging ihr hinterher. Er sah sie fragend von der Seite her an. Nach ein paar Minuten bemerkte sie es. Irgendwie war es ihr unangenehm. „Was?“, fragte sie leicht irritiert.

„Nichts. Ich frage mich nur gerade, wie du sonst immer Weihnachten feierst…?“, meinte Florian.

Christella blieb stehen. Sie standen vor einem Stand, an dem man Weihnachtsmannmützen kaufen konnte. Aus einigen Musikboxen kam Musik. ‚Alle Jahre wieder’ wurde soeben gespielt.

„Naja… Also, ich habe nicht wirklich viel gemacht. Den Baum geschmückt, mein Geschenk ausgepackt, ins Bett gegangen. Das war’s eigentlich. Nichts Spektakuläres also“, erzählte sie. Nur, um etwas zu tun zu haben, packte sie langsam ihre Schokolade aus. Warum fragte er nur so was? Er hatte sicherlich viel schönere Weihnachten erlebt.

„Und wie feierst du dieses Jahr?“, fragte er weiter.

Nun, das wusste sie ja selbst noch nicht. Woher auch? Sie war hier doch eigentlich gar nicht Zuhause. Wie sollte sie dann Weihnachten feiern? Zugegeben, das Waisenhaus hatte sie auch noch nie als richtiges Zuhause angesehen, aber hier in München wusste sie so gut wie nichts. „Gute Frage“, antwortete sie. „Weiß ich selbst noch nicht so genau…“ Sie lächelte verlegen. „Das wird sich dann wohl irgendwie ergeben.“ ‚Muss es ja’, setzte sie in Gedanken hinzu. Philipp und Nicola würden doch sicher mit ihren Familien feiern wollen. Da gehörte sie nicht dazwischen. Wahrscheinlich würde sie ganz allein in ‚ihrem Zimmer’ sitzen und Weihnachten mit sich selbst feiern. Innerlich seufzte sie. Da würde sie sich wohl noch was einfallen lassen müssen.

Florian schien kurz zu überlegen. „Wie wäre es, wenn du Heilig Abend bei mir zum Kaffee vorbeikommst?“, schlug er vor. „Es ist immer so verdammt langweilig, weil nur meine uralten Tanten und Onkel inklusive Omis kommen. Nie jemand in meinem Alter. Ich fände es cool, wenn du kommen würdest.“

Christella sah ihn an. War das jetzt sein Ernst? Sie konnte doch nicht einfach in einer fremden Familie zum Weihnachtskaffee aufkreuzen. Das gehörte sich doch nicht. „Ähm… Also, ich weiß nicht. Ich kann doch nicht einfach so bei deiner Familie auftauchen. Nicht an einem Familienfest!“, äußerte sie ihre Gedanken laut.

„Ach, Quatsch! Das passt schon. Meine Eltern wären richtig glücklich, wenn ich mal mit einem Mädchen zu Hause auftauchen würde, glaub mir. Die fänden das fabelhaft“, meinte er lächelnd. Nun ja, ganz so glücklich würden sie zwar nicht sein, wie er gerade behauptete, aber das würde er schon regeln. Das letzte Mädchen, das er mitgebracht hatte, war ein totaler Reinfall gewesen. Aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken.

„Ich frag mal, ob ich darf“, sagte Christella zaghaft. Sie konnte sich irgendwie nicht vorstellen, dass seine Eltern sehr begeistert wären. Aber wenn Flo behauptete, sie fänden es nicht schlimm, dann musste sie ihm wohl glauben. Auch, wenn sie noch so viele Zweifel an der Aussage hatte.

Florian strahlte. „Okay! Komm, gehen wir weiter“, murmelte er. Er schien schon wieder zu überlegen. Sie gingen weiter. Flo schaute zum Himmel. „Scheint so, als würde es gleich schneien. Schneien, oder regnen“, stellte er fest.

Er behielt Recht. Kaum zehn Minuten nach seiner Feststellung fielen die ersten Schneeflocken.

„Park?“, fragte Florian. Christella nickte zustimmend. Gemeinsam liefen sie durch den Park. Der Schnee fiel auf ihre Köpfe und verfing sich in ihren Haaren. Bald sahen sie aus wie lebendige Schneemänner, denn der Schnee fiel in immer dickeren Flocken auf sie herab. Plötzlich musste Christella lauthals lachen. Sie blieb stehen. Florian sah sie verwirrt an. „Was?“, fragte er.

Christella prustete und versuchte, sich wieder zu fangen. „ ’tschuldige, aber du siehst aus wie ein umherwandelnder Schneemann und dann diese nachdenkliche Mine!“, erklärte Christella. Kaum hatte sie geendet musste sie auch schon wieder lachen. Ungläubig schaute Florian sie einige Sekunden lang an, dann begann auch er zu lachen.

„Du siehst doch selbst aus wie ein Schneemann!“, brachte er hervor.

„Das macht die Sache ja noch witziger“, fand Christella.

Im Nachhinein wusste Florian auch nicht, warum, doch er fing an, Christella zu kitzeln. Sie krümmte sich und versuchte, ihm auszuweichen, doch es gelang ihr nicht, also schmiss sie sich kurzerhand in den Schnee. Aber auch das lies Flo nicht aufhören. Sie kabbelten sich nun im Schnee. Neugierige Kleinkinder fanden es witzig und schauten ihnen zu.

„Ich gebe auf“, japste Christella.

Augenblicklich hörte Flo auf, sie zu kitzeln. Christella blieb im Schnee liegen und Flo legte sich daneben. Sie rangen beide nach Luft.

„Das war echt… fies“, keuchte Flo.

„Was?“, gab Christella zurück.

„Dass du dich in den Schnee… geschmissen hast“, meinte Flo keuchend.

„Aber dein Kitzeln, das war fair, was?!“, konterte sie.

„Nee“, gab Flo zu.

Wieder mussten sie lachen. Christella setzte sich auf. Sie schaute auf die Uhr.

„Es ist schon sechzehn Uhr!“, stellte sie fest.

„Schon? Mist!“, rief Florian. Er sprang auf.

„Was denn?“, fragte Christella.

Schnell half Florian Christella auf. „Ich hab in einer halben Stunde Training!“, erklärte er dann. Er kramte nach seinem Handy. Er wählte eine Nummer und telefonierte hastig. Nach zwei Minuten war sein Telefonat beendet. „Ich werde jetzt abgeholt. Sorry, Chrissa, aber das ist echt wichtig. Ich werde am Ausgang des Parks abgeholt. Kommst du noch mit?“

Christella nickte. Ein wenig enttäuscht, dass er ging war sie schon. Aber war es nicht selbst schon Zeit für sie, wieder in Philipps und Nicolas Wohnung zu gehen? Sie begleitete Florian zum Ausgang. Kaum waren sie dort angekommen, da fuhr auch schon ein schwarzer Mercedes vor, in dem eine blonde Frau saß, die Florian sehr ähnlich sah.

„Oh, meine Mutter ist schon da. Meld dich bei mir, Chrissa. Wir sehen uns!“ Damit stieg er in das Auto ein.

Christella hörte noch, wie seine Mutter fragte „Wer war denn das?“, doch Flos Antwort konnte sie nicht mehr hören.

Allein ging sie nun mit ihren Einkaufssachen zurück. Wie sie erwartet hatte waren Philipp und Nicola beide bereits zurück. Sie schienen besorgt.

„Wir haben versucht, dich zu erreichen!“, sagte Philipp als Begrüßung.

„Ich habe nichts mitbekommen, aber ich hatte dein Handy dabei“, meinte Christella. Sie war völlig überrumpelt. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen musste er sich Sorgen gemacht haben.

„Es war aber aus“, meinte Nicola.

„Hä? Wie das denn?“, fragte Christella.

„Ich habe es dir gesagt, Philipp. Entweder hat sie sich in einem Funkloch aufgehalten, oder der Akku ist leer“, sagte Nicola zu Philipp.

„Okay okay“, gab dieser nach. „Ich habe mir eben Sorgen gemacht!“

Nicola grinste. „Ich weiß. Was hast du denn da?“, fragte sie Christella.

Diese versteckte die Tüten schnell hinter ihrem Rücken. „Nichts!“, antwortete sie.

„Nein. Natürlich nicht!“, meinte Nicola ironisch.

„Vielleicht sind da… Geheimnisse drin?“, mutmaßte Philipp.

„Genau! Lasst euch überraschen!“, stimmte Christella zu. Sie lief schnell in ‚ihr Zimmer’ und versteckte die Sachen im Schrank.

„Wo warst du eigentlich?“, wollte Philipp wissen. Er hatte im Flur auf sie gewartet.

„Auf dem Weihnachtsmarkt, in der Stadt, im Park…“, zählte Christella auf.

„Alleine?“, hakte Philipp nach.

„Philipp!“, kam es genervt von Nicola, die plötzlich hinter ihm stand.

„Nein. Mit Florian!“, antwortete Christella. „Soll ich was kochen?“

„Wenn du magst, dann gehört die Küche dir“, erlaubte Nicola. Als Christella außer Hörweite war, raunte Nicola Philipp zu: „Du bist auch nicht neugierig, was?!“

„Nein. Ich bin nicht neugierig. Außerdem kann sie solange mit Florian rumlaufen, wie sie will. Ich kenne Florian, der ist in Ordnung“, flüsterte Philipp zurück.

„Was wird das? Beschützerinstinkt?“, fragte Nicola.

„Und wenn schon“, meinte Philipp. Er folgte Christella in die Küche.

Nicola seufzte. ‚Na, der arme Florian’, dachte sie. Dann ging sie ins Wohnzimmer, um sich eine Sendung anzuschauen…
 

~~~~~~~~~

Moiin.. ^^

Hat ein wenig länger gedauert als geplant mit dem Kapitel aber irgendwie hab ich auch nich so wirklich viel Zeit gehabt, wat zu schreiben ... Sorry.. ^^

Aber nuun ist es da x3 Ich hoffe, es war nicht so ... ähm.. einfallslos ^^""

lG Kia~

~Questions~

~Fragen~
 

Christella saß in 'ihrem Zimmer' und las in einem Buch, das Nicola ihr gegeben hatte. Seitdem sie gestern mit Florian im Schnee getollt hatte, wirkte sie etwas krank. Deshalb hatte Nicola ihr Bettruhe verordnet. Trotz Christellas Protesten, sie wolle nicht im Bett liegen und nichts tun, ließ Nicola sich nicht beirren. Als Philipp auch noch lauthals verkündete, er unterstütze Nicolas Entscheidung, gab Christella sich schließlich geschlagen. Philipp war genauso starrköpfig wie Nicola. Die beiden würde sie nicht umstimmen können.

Die Uhr an der Wand tickte. So langsam ging es Christella auf den Geist. Ständig dieses 'tick tack' zu hören, machte sie ganz verrückt.

Ein Gutes hatte es jedenfalls, wenn sie so voller Langeweile im Bett lag und las: Sie konnte sich nebenbei überlegen, was Philipp und Nicola wohl sagen würden, wenn sie ihnen von Florians Einladung erzählen würden. Das Problem war nur, dass sie die beiden leider noch nicht so gut einschätzen konnte. Außerdem grübelte Christella darüber, wie sie wohl Weihnachten verbringen sollte.

Nach einer weiteren Stunde hatte sie das Buch durchgelesen. Sie lag noch kurz einfach nur so da und hustete ab und an. Allerdings hielt sie es nicht allzu lange im Bett aus. Sie hatte genug und stand einfach auf. Langsam schlurfte sie in die Küche, die zur Abwechslung mal leer war (Christella war aufgefallen, dass häufig zumindest eine Person in der Küche war - fast immer. Mit der Zeit wurde es ihr hier allerdings zu kalt. Sie schloss das Fenster und verzog sich dann in das Wohnzimmer. Hier fand sie Philipp und Nicola vor, die es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatten.

"Solltest du nicht im Bett bleiben?", meinte Nicola. Sie schaute sich Christella kritisch an, so als ob sie feststellen wollte, ob sie es verantworten konnte, dass Christella das Bett verließ.

"Ich mag nicht mehr da rumliegen", murmelte Christella leise. Sie setzte sich auf das Sofa.

"Kann ich verstehen, aber wir wollen doch nicht, dass du krank wirst", sagte Philipp.

"Ich werde nicht krank", beharrte Christella.

Philipp seufzte. "Wenn du von Schnee durchnässt hier ankommst - so wie gestern - dann bleibt es nur noch eine Frage der Zeit, bist du krank wirst. Außerdem hustest du!"

Christella schüttelte den Kopf, sagte aber nichts.

Gemeinsam sahen sich die drei einen Film an, wobei Christella allerdings nach den ersten paar Minuten in dem Sessel einschlief. Später weckte sie Nicola sanft. Verschlafen rieb Christella sich die Augen. "Nicht krank?", scherzte Nicola.

"Nein. Nur erschöpft", behauptete Christella standhaft. So etwas wie ein Husten brachte sie nicht um. Es erschöpfte sie nur ein wenig.

"Natürlich, Chrissi. Ist klar", meinte Nicola ironisch.

Einige Minuten lang schwiegen sie beide. Während diesem Schweigen entschied sich Christella, Nicola einfach mal zu fragen, was sie davon halten würde, wenn sie zu Florian gehen würde. "Was meinst du.. Wäre es möglich, dass ich an Heilig Abend bei Florian zum Kaffee vorbeikomme? Er hat mich eingeladen."

Gespannt wartete Christella auf die Antwort. Nicola schien angestrengt zu überlegen. "Ich weiß nicht... Da müssten wir mal mit Philipp reden... Soweit ich weiß wollten wir eigentlich, dass du mit uns zu Daniela fährst und wir da zumindest zu Abend essen..."

Wie auf Kommando betrat Philipp wieder das Wohnzimmer. "Hab' ich da meinen Namen gehört? Lästert ihr?", fragte er scherzend.

"Nein", kam es synchron von den anderen beiden, woraufhin Philipp lachen musste.

"Wir haben nur darüber geredet, was Heilig Abend ansteht?!", erklärte Nicola, sobald Philipp aufgehört hatte, zu lachen.

"Ach... Ähm.... Chrissi... wir hatten eingeplant, dass du mit uns bei meinen Eltern das Abendessen mit isst... Ist jedes Jahr lohnenswert", meinte Philipp grinsend.

"Ähm. Geht in Ordnung.. Nur hat Florian mich gefragt, ob ich bei ihm zum Kaffee kommen könnte...", warf Christella leise ein. Irgendwie war es ihr unangenehm.

"Hat er das?" Philipp schwieg kurz. Er schaute Nicola an, diese zuckte mit den Schultern. "Also, wenn seine Eltern es erlauben, dann geht das durchaus klar."

Christella lächelte. "Cool."
 

*
 

Währenddessen saß Florian bei seiner Schwester im Zimmer und redete mit ihr darüber, was sie ihren Eltern zu Weihnachten schenken sollten, denn sie hatten noch kein Geschenk besorgt.

"Ich hab' echt keine Ahnung", seufzte Flo und er schmiss sich lang auf das Bett seiner Schwester Theresa.

"Ich auch nicht. Lass uns ganz stumpf noch einmal ein Porträt machen. So wie letztes Jahr", schlug Theresa vor.

"Tess? Das ist nicht dein Ernst!", meinte Florian und sah seine Schwester an. Diese warf sich die blonden Locken in den Nacken und nickte nur. "Das ist so stumpf, aber mir fällt auch nichts besseres ein", gab Flo schließlich zu. Sie einigten sich darauf, dass sie bei einem Zeichner anrufen würden und dieses Mal ein gezeichnetes Porträt und kein fotografiertes nahmen. Damit wenigstens etwas anders war als letztes Jahr.

"Ach, übrigens, Brüderchen...", fügte Tess an. "Ich habe Stefan zum Kaffee eingeladen. Ich hoffe, das stört dich nicht. Mama und Papa sind auch einverstanden."

"Dein Macker kommt zu uns? Wann?", fragte Florian. Er mochte den Freund seiner Schwester nicht. Er passte überhaupt nicht zu ihr.

"Heilig Abend. Zum typischen Familienkaffee", antwortete Tess. Sie betrachtete interessiert ihre Fingernägel.

"Dann haben wir wohl zwei Besucher", murmelte Florian in Gedanken.

"Wie bitte?", hakte Tess nach. Die 17-jährige setzte sich neben ihren Bruder.

"Ach, nichts. Hab' nur laut gedacht", sagte Florian schnell.

"Hast du auch wen eingeladen?", wollte Tess wissen.

"Mehr oder weniger...", sagte Florian wage.

"Ein Mädchen?" Theresa hasste es, wenn Florian nicht mit der Sprache rausrückte. Er wusste doch, dass er ihr vertrauen konnte, aber trotzdem schwieg er einfach zu manchen Dingen.

"Ja doch!" Florian wurde ein wenig rot.

Tess grinste breit. Nun wurde es doch mal interessant. Florian hatte schon zwei Mädchen ins Haus geschleppt, aber die waren beide absolute Katastrophen. Mit anderen Worten: Tussen. "Jetzt erzähl' doch! Kenn' ich sie? Wie alt ist sie? Wie schaut sie aus?"

Der Rotschimmer auf Florians Wangen wurde dunkler. "Ich glaube nicht, dass du sie kennst. Sie ist 15 Jahre alt... hat braune Augen. Aber irgendwie auch grüne. So ganz merkwürdig eben. Na ja.. nun.. ", schloss Florian leicht verlegen.

"Uiii... Läuft da was, Florilein?", fragte Tess. Sie fand es so süß, wenn Florian rot wurde. Und er wurde noch roter, als er antworte: "Weiß nicht."

"Hast du Mama und Papa schon nach der Erlaubnis gefragt?", wollte Tess schließlich nachdenklich wissen.

"Noch nicht, muss ich noch", antwortete Florian, offensichtlich erleichtert, dass seine Schwester keine peinliche Frage mehr stellte. Aber ihre letzte Frage fand er interessant. Den Gedanken schob er innerlich ganz weit in eine Ecke. Darüber wollte er nicht nachdenken.

"Dann hast du die Gelegenheit jetzt. Sie kommen gerade", sagte Tess. Tatsächlich hörten sie die Haustür auf und wieder zu gehen. Dann folgte ein lautes "Kinder?", woraufhin Florian und Tess gleichzeitig "Oben!" riefen. "Jetzt mach schon!", drängte Tess. Sie zog Florian auf die Beine und schubste ihn aus ihrem Zimmer. Unsicher stand Florian nun im Flur. Er atmete ein Mal tief durch und ging die Treppe ins Erdgeschoss hinunter.

"Hallo, Florian", begrüßte seine Mutter ihn. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und ging weiter ins Wohnzimmer.

"Hallo, Sohn", meinte sein Vater flüchtig, ehe er sich zu seiner Frau ins Wohnzimmer setzte.

Nervös folgte Florian seine Eltern. Normalerweise wäre es nicht so schlimm gewesen, jemanden einzuladen. Wenn es um einen Kumpel ging, dann fanden seine Eltern das in den meisten Fällen ja in Ordnung, aber bei Mädchen wurde die Sache kritischer. Seine letzten beiden Freundinnen waren nicht so der Renner gewesen, weil sie beide irgendwie Streit mit seiner Schwester gesucht hatten. Warum, das wusste Florian auch nicht.

"Hast du was, Junge?", fragte sein Vater geradeheraus.

Florian schwieg ein paar Sekunden. "Papa? Mama? Wäre es in Ordnung, wenn eine.. Freundin... zum Kaffee kommt?"

"Schon wieder eine?", kommentierte Frau Gander in einem missbilligendem Ton.

"Meinst du zum Heiligabend- Kaffee?", wollte Herr Gander wissen. Er ignorierte den Einwand seiner Frau kurzerhand.

"Ja. Weißt du, sie ist neu hier in der Stadt und weiß nicht, wie sie Weihnachten feiern sollte und da dachte ich, könnte sie zumindest den Nachmittag hier verbringen", erklärte Florian hastig. Er hatte das ungute Gefühl, dass dieses Gespräch nicht ganz gut lief.

"Ist das wieder so eine, wie deine letzte Freundin? So eine - wie heißt das? - Tussi?", fragte Frau Gander. Sie sprach das Wort 'Tussi' herablassend aus.

"Nein. Sie ist.. anders eben", versuchte Florian Christella zu beschreiben.

"Was hältst du davon: Dieses Mädchen kommt zum Mittagessen. Wenn sie einen guten Eindruck macht, darf sie bis zum Kaffee bleiben. Wenn nicht, dann eben nicht", schlug sein Vater vor. Das war so typisch für ihn. Bei den Weihnachtskaffee's musste ja immer alles so perfekt sein. Keine falschen Eindrücke durften entstehen. Immer eine heile Familie.

Aus Trotz stimmte Florian zu. Seine Eltern speisten ihn als merkwürdigen Teenager ab, seitdem er mit seiner letzten Freundin aufgetaucht war. Bitte, die Meinung konnte er ändern. Christella war zwar nicht seine Freundin, aber sie würde schon einen guten Eindruck auf seine Eltern machen. Da war er sich sicher. Christella war eine Persönlichkeit für sich. Er mochte sie. Langsam ging Florian die Treppen hoch. Theresa stand im Türrahmen ihres Zimmers. "Und, wie ist es gelaufen?", wollte sie sofort wissen.

"Chrissa darf zum Mittagessen kommen und dann werden wir mal sehen", fasste Florian knapp zusammen.

"Ist doch gut.. Ach und gut, dass ich jetzt weiß, wie sie heißt", meinte Tess zwinkernd.

Florian wurde wieder etwas rot. Er rauschte schnell in sein Zimmer und schloss die Tür. Das war doch sonst nicht so. Warum wurde er rot?
 

*********
 

Ja. Gute Frage. Warum wird der arme Kerl rot? xDD~

Nunja. Wir werden sehen, ne?! xD

Danke im Vorraus für Kommentare (:

Die Kia. ^^

~D'you come?~

~Kommst du?~
 

Florian begann am nächsten Morgen damit, nach Christella zu suchen. Er war so dusselig gewesen und hatte nicht einmal nach ihrer Telefonnummer oder Adresse gefragt, was ihn dazu zwang, einfach mal drauf los zu suchen. Er suchte im Park, in der Stadt und auf dem Weihnachtsmarkt, aber er fand sie einfach nicht. Innerlich fluchend marschierte er wieder zurück und ging damit zum zweiten Mal durch den Park. Vollkommen in Gedanken darüber versunken, wo er noch nicht gesucht hatte und wo er Christella eventuell noch finden könnte, spazierte er durch den verschneiten Park. Er bemerkte nicht, dass hinter ihm die Person lief, die er unbedingt finden wollte.
 

Nicola und Christella gingen gemeinsam durch den Park. Sie hatten beschlossen, einen kleinen Spaziergang zu machen.

"Sag mal, Chrissi... ist das nicht dieser Florian?!", fragte Nicolas plötzlich.

"Wo? Oh... Stimmt, das ist Flo", antwortete Christella. Einerseits verspürte sie jetzt den Drang, unbedingt hinter ihm herzulaufen und zu grüßen, andererseits wollte sie auch mit Nicola weiter durch den Park spazieren.

"Willst du ihn nicht rufen?!", schlug Nicola grinsend vor.

Christella nickte nur und lief dann vor.

"Flo! Hey, Flo, warte!", rief sie Florian zu, der noch immer in Gedanken vor ihr ging.

Abrupt blieb er um und drehte sich um. "Chrissa! Du meine Güte, ich hab' dich schon überall gesucht!", sagte er und strahlte vor Freude.

"Hast du?! Hm...", meinte Christella nur. "Nette Begrüßung übrigens", fügte sie sarkastisch an.

"Oh, ja. Schon gut. Wunderschönen, herrlichen, weihnachtlichen, perfekten, guten Tag", sagte Florian. Er musste ein Grinsen unterdrücken.

"Man kann's auch übertreiben...", murmelte Christella.

"Ich weiß. Naja, ich hab' dich gesucht, weil ich dir was sagen wollte. Also, meine Eltern würden dich ganz gerne beim Mittagessen an Weihnachten dabei haben", erzählte Florian schnell.

"Okay... gut...", sagte Christella.

"Heißt das, dass du kommst?", fragte Florian.

"Nun ja, ich denke schon", antwortete Christella.

Flo wirkte etwas enttäuscht. Ein 'ich denke schon' hatte er definitiv nicht erwartet. Ein 'super, natürlich komme ich', wäre ihm wesentlich lieber gewesen. "Meldest du dich bei mir?!", wollte er wissen, aber er sprach sehr leise.

"Hmh", machte Christella.

"Warte, ich geb' dir einfach mal meine Handynummer, dann kannst du mir ja eine SMS schreiben, oder so", meinte Florian. Er kramte in seiner Tasche nach einem Stift, bis er einen fand, aber einen Zettel hatte er nicht.

"Schreib' sie mir einfach auf die Hand", schlug Christella vor.

Florian grinste und schrieb seine Handynummer auf ihre Hand. Darunter schrieb er groß 'MELDEN'. "Damit du es nicht vergisst", kommentierte er grinsend und deutete auf 'melden'.

Christella lächelte. "Ganz sicher nicht. Ich muss jetzt aber weiter. Wir sehen uns!" Damit verabschiedete sie sich und ging wieder zu Nicola, die etwas abseits auf sie gewartet hatte.
 

"Und?", fragte Nicola. "Was hast du da auf der Hand?"

Christella schob den Ärmel ihres Pullovers so weit wie möglich über ihre Hand. "Nur Florians Telefonnummer. Ich soll mich melden, wenn ich weiß, ob ich die Einladung zum Mittagessen an Heilig Abend annehme", erklärte sie.

"Und wirst du sie annehmen?" Nicola zog Christella schnell über eine Straße.

"Ich weiß noch nicht. Vielleicht", sagte Christella wage.

"Was spricht dagegen?", hakte Nicola weiter nach.

"Eigentlich nichts", gab Christella zu.

Die ältere lächelte ihr zu. "Dann nimm diese Einladung auch an. Also, Philipp und ich haben nichts dagegen."
 

"Haben wir nicht?", fragte Philipp als Nicola und Christella wieder in der warmen Wohnung waren und Nicola ihm erzählte, dass sie beide nichts dagegen hätten, wenn Christella zum Weihnachtsmittagessen bei Familie Gander war.

"Nein, Philipp, haben wir nicht", beschloss Nicola. "Lass sie einfach hingehen. Du hast nichts dagegen, merk' dir das."

Philipp seufzte´. "Gut, dann habe ich eben nichts dagegen, aber ehrlich gesagt fände ich es besser, wenn Chrissi Weihnachten bei uns ist. Irgendwie hab' ich mich schon an sie gewöhnt... Aber was soll's.. Wenn sie unbedingt will, dann soll sie gehen!"

Nicola lächelte und gab ihm einen kurzen Kuss. "Na bitte. Es geht doch. Braver Philipp."

"Bin ich hier jetzt dein Haustier?", fragte Philipp empört.

Nicola überlegte. "Weiß auch nicht. Aber du wärst ein niedliches Haustier."

Philipp lachte trocken.
 

Am Abend lag Christella in ihrem Bett und hatte wieder einmal Philipps Handy in der Hand. Sie war unentschlossen. Sollte sie wirklich an Weihnachten zu Florian gehen? Sie war sich nicht so sicher dabei und irgendwie hatte sie ein ungutes Gefühl.

Philipp hatte zwar besonders betont, dass sie gehen dürfte, wenn sie wolle, aber dennoch ließ sie das Gefühl nicht los, dass das keine gute Idee war. Außerdem wollte sie nicht wirklich mit Philipps Handy eine SMS schreiben. Sie war nicht auf den Kopf gefallen und ihr war schon klar, dass Florian eventuell auf die Nummer zurückrufen könnte, was heißen würde, er würde bei Philipp anrufen. Diese Vorstellung fand sie nicht gerade prickelnd, obwohl Philipp ihr erlaubt hatte, das Handy zu nutzen, um diese Nachricht zu schreiben.

Zwei Mal hatte sie schon eine SMS angefangen (Nicola hatte ihr gezeigt, wie es funktionierte), aber sie hatte sie wieder gelöscht. Schließlich entschied sie sich dafür, dass sie hingehen würde. Sie könnte ja wieder gehen, wann immer sie wollte. Also schrieb sie Florian, dass sie die Einladung gerne annahm und erscheinen würde. Er solle ihr nur seine Adresse geben und zurückschreiben, wann sie kommen sollte, dann würde sie da sein.
 

**********

Hallöle (:

Ich weiß, dass dieses Kapitel extrem kurz ist -.- Es passiert auch nicht viel...

Tut mir Leid .__.'

Trotzdem liebe Grüße (:

_Kiara_

~ His 'nice' parents ~

~Seine 'netten' Eltern~
 

Das Handy summte auf dem Nachttisch, aber Florian bekam es gar nicht mehr mit. Er war nach seiner Abendrunde Jogging müde ins Bett gekippt. Nicht einmal am nächsten Morgen warf er einen Blick auf sein Handy. Ohne es zu beachten frühstückte er gelassen. Erst gegen Mittag warf er einen flüchtigen Blick darauf und war recht überrascht, als er eine neue Nachricht bemerkte. Kaum hatte er diese bemerkt, wurde er etwas aufgeregt. Was, wenn die Nachricht von Chrissa war?! Vielleicht hatte sie es sich ja doch noch überlegt und sie wollte nun gar nicht mehr kommen? Wie gebannt starrte er auf das Handy, unschlüssig, ob er die Nachricht nun lesen sollte oder nicht.

"Was machst du denn da?" Theresa stand im Türrahmen und beobachtete ihren Bruder. Sie hatte den Kopf leicht schiefgelegt.

Florian war erschrocken zusammengezuckt und drehte sich wie ertappt zu seiner Schwester um. "Ich? Was soll ich schon machen?"

Theresa trat in das Zimmer und stellte sich neben ihn. Sie nahm ihm das Handy aus der Hand und schaute auf das Display. "Ich habe mich schon gefragt, warum du wie in Trance auf dein Handy starrst...", sagte sie. Dann sah sie ihren Bruder direkt an, er erwiderte ihren Blick. "Willst du etwa diese Nachricht nicht öffnen?" Florian druckste herum, antwortete jedoch nicht. Theresa seufzte. "Mach sie doch einfach auf!" Da ihr Bruder sich jedoch noch immer nicht rührte, entschied sie sich dazu, die SMS ihres Bruders einfach selbst zu öffnen. Als sie sie zuende gelesen hatte, musste sie grinsen. "Daher weht der Wind... Du kannst dich beruhigen. Es steht nichts Negatives darin, okay?" Hastig riss Florian ihr sein Handy aus der Hand und las die Nachricht selbst. Er war ungeheuer erleichtert, dass Chrissa sich doch nicht umentschieden hatte, wobei ihm jetzt einfiel, dass er selbst sie angewiesen hatte, ihm zu schreiben.

"Was willst du eigentlich hier?", fragte Florian schließlich seine Schwester. Normalerweise kam sie eher selten in sein Zimmer.

"Ach... Ich bin eigentlich nur zufällig hier gelandet. Wollte eigentlich nur mal nach dem Rechten schauen und so was", erklärte die Ältere, sie zuckte dabei mit den Schultern.

"Kommt Stefan heute vorbei?", wollte Florian wissen. Seine Schwester grinste. "Ja, der kommt. Aber nur kurz, um mich abzuholen."

Florian zog eine Augenbraue hoch. Er wollte gar nicht wissen, wo die beiden hingehen würden. Es war ihm eigentlich auch total egal. "Willst du gar nicht wissen, was wir vorhaben?", fragte seine Schwester enttäuscht. "Nein", meinte er. "Du darfst jetzt auch gehen. Mit mir ist alles in Ordnung." Beleidigt zog Theresa eine Schnute und verzog sich. Florian wusste, dass er sie eigentlich freundlicher hätte rausschmeißen können, aber da er wirklich keine Lust auf ein 'Stefan ist toll, egal was du sagst' - Gespräch hatte, bevor er sie loswurde, musste er wohl zu dieser Maßnahme schreiten. Später würde er sich für seine Rüpelhaftigkeit entschuldigen.
 

*
 

Am 24. Dezember stand Florian nervös auf. Nicht nur, weil Heilig Abend war, sondern auch weil Chrissa um elf Uhr vor der Tür stehen würde. Seine Eltern würden zunächst gar nichts davon mitbekommen, denn bis um zwölf Uhr waren sie noch bei seiner Tante. Gewiss waren sie bereits aufgebrochen? "Mama? Papa?", rief er laut durch die Wohnung. "Brüll' nicht so!", rief seine Schwester zurück. "Die sind nicht da. Schon weggefahren!" Florian sprang auf und hastete ins Badezimmer, wo er als erstes auf eine Uhr schaute. Neun Uhr am Morgen. Noch zwei Stunden, dann würde Chrissa da sein. Er sprang unter die Dusche und zog sich anschließend schnell um.
 

Währenddessen saß Christella mit Nicola und Philipp am Frühstückstisch. Sie hatten miteinander abgemacht, dass Christella bis 15 Uhr bei den Ganders bleiben durfte, danach würden sie zusammen zu Philipps Oma fahren, wo die ganze Familie sich versammeln würde. Zunächst fand Christella diese Idee gar nicht gut. Sie fand es schon komisch, zu den Ganders zu gehen, wo doch Weihnachten war, aber dann auch noch mit Philipps Familie zu feiern, das fand sie dann noch komischer, schließlich gehörte sie ja eigentlich gar nicht dazu, wie sie fand. Dennoch ließen sich Philipp und Nicola nicht von ihrer Planung abbringen, egal, was Christella auch sagte. Christella schien es, als hätte Philipp seinen neuen Lieblingssatz 'Kommt gar nicht in Frage!' in den letzten Tagen mindestens einhundert Mal gesagt.

Nach dem Frühstück blieb Christella noch genug Zeit, um sich hübsche Sachen zum Anziehen rauszusuchen. Als sie sich schließlich für eine dunkelblaue Jeans, einen schwarzen Pullover und die neuen schwarzen Stiefel von Nicola entschieden hatte, war es schon beinahe Zeit um loszufahren. Nicola würde sie mit dem Auto zu Florian fahren.

"Chrissi? Kommst du? Wir müssen los, wenn du pünktlich sein willst!" Nicola stand im Türrahmen und schaute Christella an. "Hey, hübsch schaust du aus.. Aber irgendwas fehlt..." Sie legte den Kopf leicht schief, dann grinste sie und verschwand kurz. Christella hatte kaum Zeit, sich zu wundern, was Nicola wohl meinte, als sie auch schon wieder im Zimmer stand. Sie hatte eine schwarze Tasche dabei. "Das kannst du mitnehmen." Nicola gab Christella die Tasche. "Äh.. okay...danke..." Nicola grinste angesichts des verwirrten Gesichtsausdrucks von Christella. "Können wir dann jetzt?", fragte Nicola. Christella nickte, dann blieb sie jedoch abrupt stehen und lief zu dem Nachtschrank. Dann stoppte sie erneut. Sie warf Nicola einen Blick zu und forderte sie auf, wegzuschauen. Dieses Mal war es an Nicola, verwirrt auszuschauen, dennoch tat sie, was Christella ihr befohlen hatte. Diese öffnete nun eine Schublade, in der sie alle Weihnachtsgeschenke aufbewahrte. Sie zog eines davon heraus und steckte es in die Tasche. "Du kannst wider gucken", meinte sie dann zu Nicola, nachdem sie die Schublade wieder geschlossen hatte.
 

Es dauerte gar nicht lange, da hielt der Wagen auch schon vor dem Haus der Familie Gander. Kaum hatte Christella sich von Nicola verabschiedet und war ausgestiegen, da riss Florian die Haustür auf und lief sofort auf sie zu. "Hi!", begrüßte er sie. "Komm rein! Meine Eltern sind noch nicht da, die kommen erst gegen Mittag wieder." Florian führte sie mit einladender Geste in das Haus.

"Flo? Wer ist es denn?", rief jemand durch das Haus. Ein Mädchen kam die Treppe herunter. Es war sehr hübsch, wie Christella feststellte. Als sie Christella bemerkte, blieb sie auf der Treppe stehen und schaute sie genau an. Dann grinste sie. "Bist du Chrissa?", fragte sie und sah dabei abwechselnd sie und Florian an.

"Ja, die bin ich. Ähm.. und wer bist.. du?", antwortete Christella eher zaghaft. Sie fragte sich, wer dieses Mädchen sein musste. Vielleicht war sie Florians Freundin? Der Gedanke gefiel ihr ganz und gar nicht. Das Mädchen sprang die letzten Stufen hinunter und stand nun vor Christella.

"Ich bin Theresa! Florians Schwester", stellte es sich vor. "Er hat mir schon einiges von dir erzählt!"

Christella war ziemlich erleichtert, zu hören, dass es nur seine Schwester war. Sie sah Florian an, der seiner Schwester einen bösen Blick zuwarf. "Wollen wir hoch gehen?" Ohne auf eine Antwort zu warten führte er Christella an seiner grinsenden Schwester vorbei, die Treppe hinauf in sein Zimmer. Dort angekommen ließ er sich sofort auf sein Bett fallen, während Christella sich langsam auf den Schreibtischstuhl nieder ließ. "Du hast mir gar nichts von deiner Schwester erzählt", sagte sie schließlich. "Ich weiß... Na ja... Sie ist etwas.. speziell", gab Florian zurück. Christella zog eine Augenbraue hoch. "Was meinst du mit 'speziell'?", harkte sie nach. Florian setzte sich aufrecht hin bevor er antwortete. "Na ja, sie kann von einer auf die andere Sekunde total zickig werden, auch, wenn sie vorher total lieb und alles war. Außerdem hat sie einen Freund, den muss man nicht verstehen...", erzählte Flo. "Achso...", meinte Christella. Es folgte ein peinliches Schweigen. Keiner von beiden wusste, was er noch sagen sollte.

Schließlich war es Florian, der die Stille brach. "Wie ist es denn hier so? Gefällt dir unsere schöne Stadt?"

Christella lächelte. "Oh ja. Es ist wundervoll hier."

"Und wie sind die Leute so drauf, die du besuchst?", fragte Florian weiter. Er hielt es für besser, erst mal irgendwas zu fragen, als zu schweigen und stumm dazusitzen.

"Die sind ganz nett. Sie behandeln mich, als würde ich zur Familie gehören, obwohl das auch schon wieder seltsam ist... Aber ich mag sie", antwortete sie.

Sie gehörte also nicht zur Familie? Er hatte angenommen, sie würde irgendwelche Familienmitglieder besuchen oder so etwas. Dass dem nicht so war das überraschte ihn. "Cool. Wie lange bleibst du noch?"

Christellas Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Bisher hatte sie noch gar nicht an eine Abreise gedacht, aber jetzt da Flo es erwähnte, wurde ihr bewusst, dass sie Philipp und Nicola und auch Florian bald verlassen müsste, schließlich würden in Köln die Ferien bald zuende sein. Der Gedanke gefiel ihr ganz und gar nicht. "Nicht mehr lange, fürchte ich...", sagte sie leise. Florian bemerkte, dass sie wohl eher nicht darüber reden wollte, dass sie irgendwann wegmusste. Irgendwie konnte er es ja verstehen. Er beschloss, das Thema zu wechseln und Christella lieber vor seinen Eltern zu warnen. "Ich glaube, sie werden dich ausfragen...", meinte er zu Christella, die seine Warnungen nicht nachvollziehen konnte.
 

Als Herr und Frau Gander schließlich wieder daheim waren, war das Essen bereits fertig. Theresa hatte sich darum gekümmert und auch ihr Freund Stefan war schließlich angekommen. Gemeinsam mit den beiden gingen Christella und Florian hinunter in die Küche. Herr und Frau Gander begrüßten sowohl ihre Kinder als auch Stefan mit einer Umarmung. Frau Gander ignorierte Christella zunächst, Herr Gander hatte zumindest einen Handschlag für sie übrig. Leicht verwirrt setzte Christella sich neben Florian, der ihr einen 'Ich hab's doch gesagt' - Blick zuwarf. Das Essen begann recht schweigsam. Christella fühlte sich eher unbehaglich. Sie mochte die Situation gar nicht. Mit dieser Ignoranz von Florians Eltern hatte sie nicht gerechnet. Es warf sie mehr der weniger aus der Bahn. Deshalb war sie umso überraschter, als Herr Gander das Wort an sie richtete: "Gehst du noch zur Schule Christella?" Sie schaute ihn zunächst etwas überrascht an, bevor sie antwortete. "Ja." Mehr wusste nicht zu antworten.

"Besuchst du ein Gymnasium? Und wo gehst du zur Schule?", fuhr Herr Gander fort.

"Ja, ich gehe auf ein Gymnasium in Köln." Christella war etwas verunsichert. Hatte Florian vielleicht Recht und sie wollten sie nur aushorchen, was sie so machte, um abzuschätzen, ob sie vielleicht eine Gefahr für ihren Sohn darstellen könnte? Auch dieser Gedanke gefiel Christella gar nicht.

Überrascht mischte sich auch Frau Gander in das Gespräch ein. "In Köln? Wohnst du nicht in München?"

Christella wandte sich an die Dame, die sie erwartungsvoll anschaute. "Nein, ich lebe in Köln. Ich bin nur über Wehnachten hier in München... um Bekannte zu besuchen." Der erleichterte Gesichtsausdruck auf dem Gesicht von Frau Gander gefiel Christella nicht. Überhaupt fand sie die Eltern von Florian... speziell. Ja, das passte. Frau Gander schien erleichtert, dass Christella 'nur über Weihnachten' in München war. Hoffte sie vielleicht, dass sie Christella nach Weihnachten nie wieder zu Gesicht bekommen würde und ihr Sohn keinen Kontakt zu ihr mehr haben würde. Bei dem Gedanken bekam Christella Angst. Was, wenn es genau so war? Wenn sie nach Weihnachten zu niemandem aus München mehr Kontakt haben würde? Wenn alle sie vergessen würden? Wenn sie Florian nicht mehr wiedersehen würde? Bei dem Gedanken hatte sie ein merkwürdiges Gefühl. Sie mochte das Gefühl nicht und schob den Gedanken lieber beiseite.

"Ach, so ist das. Na dann... Was hast du denn nach der Schule vor?", fragte Herr Gander wieder. Aus seinem Gesichtsausdruck konnte Christella nichts ablesen.

"Ähm, das weiß ich noch nicht genau. Viele Gedanken habe ich mir darüber noch nicht gemacht. Vielleicht mache ich ein Auslandsjahr oder so...", sagte Christella. Sie konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie Frau Gander die Lippen schürzte. Gefiel es ihr etwa nicht, dass eine Freundin ihres Sohnes noch keine Berufswünsche hatte? Es schien so zu sein.
 

Christella war heilfroh, dass sie nach der Berufsfrage keine weiteren Fragen von Florians Eltern mehr beantworten musste. Überhaupt wurde sie wieder mehr oder weniger ignoriert. Sie war ziemlich froh, als sie bereits um 13 Uhr wieder gehen durfte. "Vielen Dank für deinen Besuch, aber wir halten gleich eine Familienfeier ab. Auf Wiedersehen", meinte Herr Gander beiläufig. Florian begleitete sie zur Haustür

"Tut mir Leid", murmelte er, während Christella Philipps Handy nahm, um damit eine SMS an Nicola zu schicken. Es dauerte zwar etwas, aber immerhin schaffte sie es.

"Quatsch, es muss dir nicht Leid tun", wehrte Christella ab. Sie verschickte die SMS und drehte sich dann wieder zu Florian.

"Meine Eltern fragen immer alle meine Freunde aus und bei Mädchen ist das besonders schlimm", fuhr Florian fort.

"Aha? Na ja, es geht schon in Ordnung. Wirklich", versicherte sie ihm. Sie mochte es nicht, wenn er so traurig aussah.

Florian lächelte schwach. Das Handy piepte. Nicola schrieb, dass sie Christella selbstverständlich sofort abholen würde. "Wirst du abgeholt?", fragte Florian.

"Ja", antwortete Christella.

"Ich warte hier mit dir", beschloss er. Sie lachte. "Sonst klaut dich noch jemand!", meinte er mit voller Überzeugung.

"Mich klaut doch niemand", lachte Christella. "Mich will niemand klauen!"

"Ich würde dich klauen... du bist ein tolles Mädchen... so was muss man klauen!", sagte Florian grinsend.

Christella starrte verlegen auf den Boden, auf dem Schnee lag. Nach einigen Sekunden tat Florian es ihr gleich. Hatte er das wirklich laut gesagt? Er war ja so ein Trottel! "Ich glaube, da ist dein Taxi...", meinte er schließlich, als ein Auto vor dem Haus hielt. Christella schaute auf und erkante Nicola am Steuer. Sie schaute Florian an, um sich zu verabschieden. "Tschüss. Man sieht sich!"

Florian nickte. Christella ging auf das Auto zu. "Darf ich dir mal 'ne SMS oder so schicken?", rief er ihr nach.

Christella zögerte. "Okay...", stimmte sie schließlich zu. Er lächelte und sie lächelte zurück. Dann stieg sie in das Auto und Nicola fuhr los.

~ When the snow is falling ~

Kapitel 12 – Wenn der Schnee fällt…
 

Das Weihnachtsfest dieses Jahres war das schönste Weihnachtsfest, das Christella jemals gehabt hatte. Gemeinsam mit Philipps Familie zu feiern war ein wundervolles Erlebnis. Vor allem fand sie es wundervoll, dass sie selbst auch Geschenke erhalten hatte. Überwiegend waren es Bücher. Am schönsten fand sie das Tagebuch, das Rosemarie ihr geschenkt hatte. Sie hatte es ihr geschenkt, damit sie ‚das ganze Leben einfangen’ könnte. Christella war so gerührt gewesen, dass sie Rosemarie spontan umarmt hatte.
 

Und nun?

Nun ging es auf Silvester zu und so langsam wuchs in Christella die Angst davor, wieder zurück nach Köln zu müssen. Was würde sie dort erwarten? Sicher würden die Heimleiter wütend sein. Rainer würde sie piesacken und es genießen, dass sie aus Frust abgehauen war. Er würde sie niedermachen.

Aber hatte sie das nötig?

Hatte sie hier in München bei Philipp und Nicola nicht gelernt, dass sie viel mehr wert war, als sie vorher angenommen hatte? Nach längerem überlegen fiel ihr auf, dass sie sich eigentlich auch dagegenstellen könnte. Immerhin hatte sie jetzt wirklich Freunde. Zumindest bezeichnete sie die Menschen, die sie hier kennen gelernt hatte, als ihre ‚Freunde’.

Das Handy auf dem Nachttisch summte auf und ein Klingelton ertönte. Zunächst erschrak Christella. Dann beruhigte sie sich wieder. Sie war so in Gedanken vertieft gewesen… Ein Blick auf das Handy sagte ihr, dass sie eine SMS erhalten hatte. Sie öffnete sie. Eine Nachricht von Florian:

‚Hi, Chrissa. Wollte dich nur fragen, was du an Silvester vorhast?! Gruß, Florian.’

Das war keine schlechte Frage. Das einzige, was Christella genau wusste, war, dass Philipp und Nicola bei Freunden auf eine Party eingeladen waren. Mehr wusste sie auch nicht. Sie tippte eine Nachricht zurück (Nicola hatte ihr gezeigt, wie es funktioniert), in der sie schriebt, dass sie noch nichts geplant hatte. Sie musste nicht lange warten, bis sie eine Nachricht zurückbekam.

‚Lust auf Silvesterparty?’

Eine Party. Keine schlechte Idee. Christella stand auf und ging in das Wohnzimmer. Dort fand sie Philipp vor, der sich mit einer Tasse Kakao in der Hand einen Film ansah. Als er sie bemerkte, lächelte er und grüßte sie. „Philipp? Ich muss dich mal was fragen…“, begann Christella.

„Ja, was denn?“ Philipp setzte sich aufrecht hin und sah sie an.

„Kann ich an Silvester mit Florian zu einer Party gehen?“, fuhr sie fort. Fast hatte sie sich schon auf ein ‚Kommt gar nicht in Frage!’ eingestellt. Sie beobachtete Philipp, während er überlegte.

„Wo ist denn diese Party? Wann fängt sie an?“, fragte Philipp. Christella zuckte mit den Schultern. „Dann frag’ Florian mal, wann und wo die Party steigen soll“, meinte Philipp lachend.

Sofort tippte Christella die Nachricht ein und versendete sie. „Sag mal, Philipp… Ist es nicht eigentlich viel zu teuer, wenn ich von deinem Handy aus Nachrichten schreibe?“, fragte Christella besorgt. Diese Frage stellte sie sich schon länger.

„Nein, das macht nichts. Schreib’ ruhig“, sagte er abwehrend.

„Okay…“ Das Handy summte wieder.

‚Ab 20 Uhr. Bei einem Freund von mir. Ich würde dich abholen. Oder du könntest zu mir kommen und wir gehen von mir aus dahin. Wie du willst. ’

Laut las Christella die Nachricht vor.

„Also gut. Von mir aus kannst du mit Florian gehen“, sagte Philipp schließlich.

„Super. Dann schreib’ ich ihm das sofort. Danke, Philipp!“ Total glücklich sprang Christella von dem Sessel auf und lief in ihr Zimmer. Sie fand es großartig, dass sie Silvester mit Florian feiern durfte.
 

So stand sie nun also am 31. Dezember vor Florians Haustür. Kaum hatte sie geklingelt, da wurde ihr die Tür auch schon geöffnet. Theresa stand da, halb geschminkt, die Frisur noch nicht ganz fertig, und deutete mit ihrer Hand hinter sich. „Florian ist noch oben. Komm’ rein, ich muss mich auch noch fertig machen“, sagte sie und klang dabei recht gestresst.

Zögernd trat Christella ein. Theresa wies sie an, einfach hochzugehen. Langsam stieg Christella nun die Treppen empor. Sie war gerade oben angekommen, da bereute sie es wieder. Florian stand vor ihr, das Hemd halb offen, Haare noch völlig zerzaust... aber trotzdem sah er gut aus, musste Christella schließlich feststellen.

„Nur noch fünf Minuten! Dann bin ich fertig! Ehrlich!“, meinte er und huschte dabei schnell in sein Zimmer.

Es dauerte wirklich keine fünf Minuten, da stand er auch schon vor Christella. „Jetzt aber. So. Wenn du willst, dann können wir losgehen. Du siehst übrigens toll aus“, sagte er.

„Danke“, murmelte Christella.

Gemeinsam gingen die beiden runter. „Theresa! Wir gehen jetzt! Tschüss!“, rief Florian durch die Wohnung. Er bekam keine Antwort, er wartete auch auf keine, sondern ging mit Christella einfach raus und schloss die Tür.

Während sie im Haus gewesen waren, hatte es wieder angefangen zu schneien. Frischer Schnee lag nun auf der alten Schicht Schnee. Schweigend gingen Florian und Christella nebeneinander her. Keiner traute sich, etwas zu sagen. „Ich liebe Schnee“, sagte Christella schließlich, weil ihr das Schweigen so unangenehm war.

„Ja, Schnee ist toll“, meinte Florian lahm. „Ähm, hier lang.“ Er deutete auf eine Straße auf der gegenüberliegenden Seite. Sie überquerten die Straße schweigend.

Der Weg bis zu dem Haus, in dem die Party steigen sollte, war nicht lang. Dennoch kam es Christella so vor, als wären es etliche Kilometer gewesen, denn irgendwie hatten weder sie noch Florian ein Wort über die Lippen gebracht. Keinem war ein Thema eingefallen.

Florians Kumpel war das genaue Gegenteil von Florian. Er stand in der Eingangstür, eine Zigarette in der Hand, die freie Hand in der Hosentasche seiner Baggypants. Von draußen konnte man die Musik aus dem Inneren des Hauses hören. „Hey, Flo!“, rief der Junge Florian entgegen.

„Hi, Marc.“ Florian ging auf den Jungen namens Marc zu und begrüßte ihn. Christella hielt sich derweil dezent im Hintergrund.

„Wen hast’n da mitgebracht?“, fragte Marc und schaute interessiert über Florians Schulter. Christella gefiel sein Blick ganz und gar nicht.

Flo offenbar auch nicht, denn er zog Christella instinktiv näher zu sich. Sie hatte keine andere Wahl als sich jetzt direkt neben ihn zu stellen. „Das ist Chrissa. Chrissa, das ist Marc, ein Kumpel von mir“, stellte Florian die beiden einander vor.

„Hallo“, sagten sie synchron.

„Ich hab’ dich noch nie hier in der Stadt rumlaufen sehen. Kommst du von hier?“, fragte Marc.

„Nein, aus Köln“, antwortete Christella knapp.

Florian deutete mit der Hand zum Haus. „Wir gehen dann mal rein. Bis später, Marc“, meinte er, dann zog er Christella mit in das Haus.

Die Party war bereits in vollem Gange, dabei war es erst halb neun. Etliche Jugendliche tanzten umher, zu Musik, die aus einer großen Musikanlage kam. Im ersten Moment musste Christella der Versuchung widerstehen, sich die Ohren zuzuhalten. Auf dem Weg zu einem Sofa wurden Christella und Florian alle paar Meter angehalten von Florians Freunden. Irgendwie fühlte Christella sich fehl am Platz. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Florian sie fragte, ob sie etwas trinken wollte. „Cola bitte“, rief sie. Über das laute Gedröhn der Musik und der Unterhaltungen der anderen Gäste war es nicht möglich, sich anders zu unterhalten. Florian bedeutete ihr, sich auf das noch freie Sofa zu setzen, bis er wieder kam. Sie tat es. Dabei beobachtete sie die anderen Gäste, die alle ausgelassen feierten, um das Ende des Jahres zu feiern. Es dauerte einige Zeit, bis Florian mit den Getränken zurückkam.

„Sorry, aber schneller ging nicht!“, sagte Florian. Er setzte sich neben sie und drückte ihr ein Glas voll Cola in die Hand.

„Sind ganz schön viele Leute hier!“, meinte Christella. Für eine Hausparty waren wirklich ziemlich viele Leute da.

„Na ja, bei Marc ist es immer so, wenn er Partys schmeißt“, erklärte Florian.

Die Stunden flossen dahin und ehe sie sich versahen waren die sechs Colagläser leer.

„Willst du tanzen?“, fragte Florian Christella plötzlich, die große Uhr zeigte an, dass es halb zwölf war.

„Ich kann nicht tanzen“, meinte Christella prompt.

„Macht nichts, ich auch nicht!“, lachte Florian. Er zog sie hoch und ging mit ihr zu den anderen tanzenden. Zuerst bewegte Christella sich gar nicht. Dann, ganz zaghaft, begann sie, einfach irgendwie zu tanzen, so wie alle anderen im Raum auch. Florian erzählte ihr nebenbei auch noch total lustige Dinge über einige anwesende im Raum, weshalb Christella sehr oft lachen musste.

Plötzlich setzte ein neues Lied ein. Ein ruhiges und sanftes Lied. Augenblicklich befanden sich die Tanzenden viel enger aneinander. Nach kurzem Zögern trat auch Florian näher an Christella heran. Sie sahen sich in die Augen, während er seine Arme um ihre Hüften legte, sie ihre Hände auf seinen Schultern platzierte. Sie wiegten sich zu der Musik, ohne auf die Umstehenden zu achten, sahen sich nur in die Augen. Christella verlor sich in diesem blau. Das Lied endete. Sie bemerkten es beide nicht, weil sie gar nicht darauf achteten. Es fiel auch nicht weiter auf, denn ein weiteres ruhiges Lied ertönte kurz nach dem ersten.

Noch zwanzig Minuten, dann würde dieses Jahr vorbei sein...

Langsam näherte sich sein Gesicht dem ihren. Sie zog den Kopf nicht zurück. Nach wie vor blickte sie nur in seine Augen. Sanft legte er seine Lippen auf die ihren. In diesem Moment zog sie blitzschnell den Kopf zurück und ließ ihn los. Sie starrte ihn an.

„Ich… ähm… brauch’… frische Luft…“, stammelte sie und lief los. Weg von der Masse. Kurz bevor sie die Haustür erreicht hatte, hielt sie jemand am Arm fest. Sie drehte sich um und sah in das Gesicht von Marc. Er wirkte leicht angetrunken. „Na, wo willst du denn hin?“, fragte er.

„Raus. Jetzt lass’ mich los“, forderte sie. Aber er ließ sie nicht los. „Loslassen!“ Sie riss ihren Arm so abrupt los, dass Marc dabei einige Schritte nach vorne stolperte. Hastig setzte Christella ihren Weg ins Freie vor, nicht darauf achtend, dass Marc lauthals fluchte und Florian ihr bereits folgte. Sie achtete auch nicht auf den Schnee, der sich in ihren Haaren verfing.

Er machte sich selbst Vorwürfe. Was hatte ihn da bloß geritten? Wenn er jetzt alles kaputt gemacht hatte? Er wollte nicht daran denken, folgte ihr einfach nur...

Während Christella auf dem Bürgersteig ging, berührte sie mit ihren Fingern ihre Lippen. Sie konnte nicht sagen, dass es unangenehm war, seine Lippen auf ihren zu spüren, aber es war ungewohnt. Dieses Gefühl, das in dem kurzen Moment der Berührung in ihr aufgestiegen war, das kannte sie nicht und sie Angst davor, das musste sie zugeben. Sie hatte Angst vor der Einsicht, was dieses Gefühl bedeuten könnte.

Aber warum eigentlich? Sie konnte es sich nicht erklären. Vielleicht, weil sie in ihrem Inneren irgendwo wusste, was dieses Gefühl bedeuten musste.

„Chrissa! Chrissa! Jetzt warte doch!“

Florians Stimme... Er musste ihr gefolgt sein. Langsam drehte Christella sich um. Nur wenige Meter von ihr entfernt war Florian. Er hastete hinter ihr her. Mühsam unterdrückte Christella den Impuls, wegzulaufen.

„Wenn ich was Falsches gemacht habe, dann tut mir das Leid!“, sagte er schnell, als er kaum vor ihr stand.

„Nein... Ich... Mir tut es Leid...“, murmelte Christella.

Sie bemerkten beide nicht, dass hinter ihnen Familien aus den Häusern kamen, Silvesterknaller und Sektgläser in den Händen.

„Ich hätte das eben nicht machen sollen“, flüsterte er.

„Ich hätte nicht weglaufen sollen“, sagte sie eben so leise wie sie. „Keine Ahnung, aber ich hatte plötzlich so eine Angst...“

„Wovor?“, fragte er.

„Weiß ich nicht... Als du... Also, irgendwie hatte ich Angst vor diesem Gefühl“, fuhr sie fort.

„Was für ein Gefühl?“ Interessiert trat Florian einen Schritt näher an sie heran. Konnte es vielleicht sein, dass sie dasselbe Gefühl hatte, wenn sie ihn sah, wie er, wenn er sie sah?

„Na ja, so eine Art... Ich kann es nicht beschreiben... So merkwürdig eben. Es fühlt sich an, als ob alles in mir unbedingt lächeln will, wenn du da bist“, flüsterte sie. Sie war sich gar nicht sicher, ob er sie überhaupt hören konnte. Sie redete einfach. „Aber so eine Art von Gefühl kenne ich nicht und ich glaube, das ist es, was mich so ängstlich gemacht hat“, schloss sie. Das nächste was sie spürte, war seine Hand an ihrer Wange. Sie sah hoch in sein Gesicht. Ein Lächeln zierte seine Lippen.

Im Hintergrund begann die Leute zu zählen...

10

Seine andere, freie Hand suchte ihre.

9

Er fand ihre Hand, nahm sie in seine...

8... 7... 6...

Er zog ihren Kopf näher...

5... 4...

Dieses Mal war sie darauf vorbereitet.

3... 2...

Sie unterdrückte die Angst. Nur noch wenige Zentimeter trennten die beiden voneinander...

1

Sie überwanden die letzten Zentimeter...

Null.

Ihre Lippen trafen aufeinander, genau in dem Moment, in dem in ganz München die Gläser erhoben wurden. In dem Moment, in dem das neue Jahr begann... Sie achteten beide nicht darauf, dass Feuerwerke zugange waren, konzentrierten sich nur auf sich.

„Weißt du...“, hauchte er, als sie sich wieder voneinander lösten. „... ich hab’ genau dasselbe Gefühl...“

Christella lächelte. Jetzt erst bemerkte sie das Feuerwerk. „Oh... Frohes neues Jahr...“, meinte sie lächelnd.

„Da haben wir wohl was verpasst, hm!?“, sagte er und wieder zierte ein Lächeln seine Lippen.

„Ja, stimmt.“ Die Angst hatte sie ganz tief in ihrem Inneren eingesperrt und sie hatte nicht vor, sie wieder herauszulassen.

Urplötzlich knuffte jemand Christella von hinten in die Seite und sie zuckte zusammen. „Hey, ihr beiden!“, lachte Theresa. Weder Florian noch Christella hatten sie ankommen gesehen. „Frohes Neues! Dürfte ein Schönes für euch werden. Viel Spaß noch beim Feiern!“ Und schon war sie wieder verschwunden. Christella sah noch, wie sie zu wieder zu einem kleinen Grüppchen zurückging.

„Das war so typisch für sie. So typisch“, murmelte Florian kopfschüttelnd.

„Was denn?“, fragte Christella.

„Dass sie uns beobachtet hat. Jemand sollte ihr mal erklären, dass man das nicht tut“, antwortete Florian.

Christella grinste. „Heißt das, so was macht sie öfters?“

Florian nickte. „Oh, ja. Das ist ihr zweites Hobby. Spioniere deinem Bruder hinterher. Na ja... Wollen wir wieder reingehen? Es wird kalt...“

„Okay.“

Gemeinsam drehten sie sich um und gingen wieder zurück. Auf halbem Weg nahm Florian wieder ihre Hand in seine.

Christella lächelte. Das war das schönste Silvester ihres Lebens gewesen.
 

____________
 

Huii. Endliich fertiig ^^-

Bei diesem Kapitel hatte ich sogar Hilfe XD

*Gruß an Sandra B.* (Noch nichts von Unterricht gehört?! o.O')

Sou... ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen :)

Liebe Grüße

Kiiara

~ ... Promise ... ~

Kapitel 13 – … Versprechen …
 

Es war recht spät als Christella und Florian schließlich die Heimreise antraten. Florian bot Christella an, sie nach Hause zu bringen, und sie nahm sein Angebot dankend an. Sie schlenderten durch die Schneelandschaft, vorbei an feiernden Leuten, die mit Sekt und anderen alkoholischen Getränken beladen durch die Gegend liefen und jedem, der es hören wollte (oder auch nicht), ein ‚Frohes neues Jahr’ wünschten.

Schweigend liefen Christella und Florian nebeneinander her, Hand in Hand, und hingen dabei ihren eigenen Gedanken nach. Zu Fuß kam der Weg Christella recht lang vor. Aber schlimm fand sie es nicht, schließlich hatte sie einen exzellenten Weggefährten.

Als die beiden schließlich bei Philipp und Nicola ankamen, schauten sie sich das erste Mal seitdem sie losgegangen waren, wieder an. „Also… Ähm… Gute Nacht und schlaf gut“, sagte Christella recht leise. Etwas Besseres fiel ihr nicht ein.

„Du auch… Sehen wir uns noch? Also, später meine ich… so am Nachmittag oder so?“, fragte er. Er sah in ihr lächelndes Gesicht und ihr Lächeln steckte sie an.

„Ja, klar. Aber erstmal muss ich schlafen. Ich bin total müde“, antwortete Christella.

„Ja, ich auch. Also, schlaf gut, Chrissa.“ Er beugte sich vor und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, dann drehte er sich um und ging zurück.

Christella blickte ihm noch hinterher, so lange, bis er hinter einer Straßenecke verschwand. Verträumt lächelnd öffnete Christella die Haustür. Sie trat in die Wohnung, in der es schön warm war. Im Wohnzimmer brannte noch Licht, woraus Christella schloss, dass Philipp und Nicola noch wach waren.

„Christella?“, kam auch sogleich aus dem Wohnzimmer. Es war Nicola, die gerufen hatte.

„Ja, ich bin’s!“, rief Christella zurück. Sie legte den Hausschlüssel auf die Kommode und begab sich ebenfalls in das Wohnzimmer. Dort saßen Philipp und Nicola auf dem Sofa, jeweils ein Sektglas in der Hand und schauten sie erwartungsvoll an. „Was denn?“, fragte sie. Nicola setzte sich aufrecht hin.

„Frohes Neues Jahr erstmal“, begann Nicola.

„Danke, euch auch!“, meinte Christella, setzte sich dabei auf den freien Sessel und zog Jacke und Schuhe aus.

„Wie war die Party?“, fragte Philipp. Er schaute demonstrativ sein Sektglas an, damit es so aussah, als würde er die Frage einfach nur beiläufig stellen.

„Ja, also… die Party war echt perfekt“, antwortete Christella.

„Bist du allein’ nach Hause gekommen?“ Bei dieser Frage starrte Philipp auf seine Fingernägel, so als wären sie das Interessanteste, was sich im Raum befand.

„Nein… Florian hat mich hergebracht.“ Christella schaute von Nicola zu Philipp. Irgendetwas stimmte an diesem Gespräch nicht. Es wirkte recht inszeniert. „Was ist los mit euch?“

Nicola trat Philipp auf den Fuß, als dieser eine Zeitschrift geschnappt und zum Reden ansetzen wollte. „Das haben wir uns gedacht. Weil wir euch nämlich gesehen haben…“

Christella zog eine Augenbraue hoch. „Habt ihr das?“

„Ja, haben wir“, meinte Philipp und hatte dabei so einen merkwürdigen Unterton. Fast schon anklagend.

„Ach, Philipp, willst du Chrissi nicht vielleicht noch eine heiße Schokolade machen? Ihr ist sicher kalt!“ Nicola sah Philipp bedeutungsvoll an. Leise vor sich hin murmelnd stand Philipp schließlich auf und ging in die Küche.

Kaum war er aus der Tür verschwunden, da rückte Nicola schon näher an Christella heran und fragte: „Also, was läuft da zwischen dir und Florian?“

Christella war total überrumpelt. „Ich, also… ähm… Na ja…“, stammelte sie.

„Erzähl schon! Was ist auf der Party so passiert? Ich bin doch nicht blind. Ich hab’ euch aus dem Küchenfenster aus kommen sehen!“, sagte Nicola eindringlich. Sie schien auf eine Antwort zu brennen. ‚Wie ein kleines Kind, dass gleich einen Lutscher bekommt’, schoss es Christella durch den Kopf und sie musste sich anstrengen, nicht laut loszulachen. „Jetzt sag doch endlich!“, drängte Nicola weiter.

„Na ja, also erst saßen wir nur da. Und dann haben wir irgendwann angefangen zu tanzen…“ Nicola hing Christella förmlich an den Lippen. Als Christella zu Ende erzählt hatte, klatschte sie in die Hände und lehnte sich auf dem Sofa zurück.

„Das hab’ ich mir schon fast gedacht!“, rief sie aus. Für einen Moment schwiegen sie beide, dann schnellte Nicola wieder hervor, so abrupt, dass Christella ihren Kopf ein Stück nach hinten zog. „Und was passiert jetzt?“, fragte sie neugierig.

„Keine Ahnung“, antwortete Christella und es war auch nicht gelogen.

Was passierte jetzt?

Gute Frage. Jetzt, wo sie im warmen saß und schon darüber nachdachte, fiel ihr ein, dass sie bald aus München verschwinden würde. Nicht mehr lange und sie würde wieder im Zug sitzen, auf dem Weg zurück nach Köln, zurück in das Heim, in das sie eigentlich gar nicht wieder zurück wollte.

Philipp kam mit der heißen Schokolade in das Wohnzimmer zurück und unterbrach Christella so in ihrem Gedankengang.
 

Beinahe zeitgleich mit seiner Schwester kam Florian wieder daheim an. Kaum war er im oberen Stockwerk angekommen, da wurde er von seiner Schwester in ihr Zimmer gezogen.

„Was genau heißt das jetzt?“, fragte sie ohne große Umschweife.

Florian musste gar nicht viel überlegen, um zu verstehen, was Theresa meinte. „Ich dachte, du hättest es verstanden“, meinte er und zog dabei eine Augenbraue hoch.

„Ja, klar habe ich verstanden, aber ich dachte, Christella fährt wieder zurück nach Köln!?“, sagte sie, so als könnte sie nicht verstehen, dass Florian nicht gleich den Hintergrund ihrer Frage verstanden hatte.

Daran hatte er noch nicht gedacht. Daran wollte er auch noch gar nicht denken. „Ja… schon…“, sagte er vage. „Ach, komm, Tessa. Jetzt vermies’ mir doch nicht alles. Geh’ schlafen. Gute Nacht!“

Sanft schob er seine Schwester aus dem Zimmer. Kaum war sie draußen, da schloss er die Tür. „Ich wollte dich ja nur warnen! So eine Fernbeziehung, das hält nicht lange!“, rief sie durch die Tür hindurch.

Florian ignorierte ihre Aussage. Musste sie ihm die Gedanken ausgerechnet jetzt vermiesen? Wütend auf seine Schwester zog er sich um. Er legte sich auf sein Bett und löschte sein Licht. Krampfhaft versuche er, endlich einzuschlafen, aber er konnte nicht. Tessas Worte hallten in seinem Kopf wieder, so als hätte sie jemand dort auf Tonband aufgenommen und als würde dieser jemand das Band immer wieder abspielen.
 

Erst am Nachmittag des nächsten Tages erwachte Christella aus ihrem Schlaf. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr eine wundervolle Schneelandschaft. Sie stieg aus dem Bett, zog sich warme Klamotten an und warf einen Blick auf das Handy, das neben ihrem Bett auf dem Nachtschrank lag. Drei neue Nachrichten zeigte es an. Drei Nachrichten von Florian, wie Christella wenige Sekunden später feststellte. Der Inhalt war fast derselbe. Offensichtlich war er früher aufgestanden als sie und wartete nur darauf, dass sie wach wurde, um ihm zu schreiben. Das tat sie auch. Danach ging sie in die Küche, wo sie einen müde wirkenden Philipp vorfand, in einer Decke eingemümmelt am Küchentisch sitzend.

„Guten Morgen“, sagte er, als Christella den Raum betrat.

„Morgen.“ Sie nahm sich eine Tasse und goss sich Kaffee ein. Dann setzte sie sich neben Philipp. „Wo ist denn Nicola?“, fragte sie schließlich.

„Bei ihren Eltern“, meinte Philipp knapp. „Aber eigentlich müsste sie gleich wieder hier sein. Was hast du denn heute noch so vor?“

„Keine Ahnung“, antwortete sie. Geplant war ja noch nichts Konkretes. Sie schaute interessiert in ihre Tasse, nur um Philipp nicht anzusehen.

„Triffst du dich nachher noch mit Florian?“, fragte dieser. Er versuchte, betont lässig zu klingen, was ihm aber nur kläglich gelang.

„Ich denke schon…“, antwortete Christella vage.

„Kannst du ruhig. Ist ja kein Thema, ich meine, ich kenne Florian ja, der ist ja total in Ordnung und so was und halt…“, brabbelte Philipp los. Er fuhr den Rand seiner Tasse nach.

„Wenn du das sagst“, sagte Christella leise. Sie sah Philipp an, der ihren Blick erwiderte. Einen Moment lang herrschte Stille, dann – urplötzlich – mussten die beiden einfach loslachen. Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder gefangen hatten.

„Ich werd’ das vermissen“, japste Philipp. Er hatte sich noch nicht ganz von dem Lachanfall erholt.

„Was meinst du?“, fragte Christella, die sich bereits wieder davon erholt hatte.

„Na ja… dieses ‚in der Küche sitzen und Spaß haben’ eben“, erklärte Philipp. „Wenn du weg bist, meine ich“, ergänzte er, als er Christellas verwirrten Gesichtsausdruck sah.

Ein Stich fuhr durch Christellas Magen. ‚Zurück’… Selbst Philipp dachte schon an ihre Abreise. Sie bekam Angst davor, was nach dieser Abreise passieren würde. Würden Philipp und Nicola sich melden? Was würde aus ihr und Florian werden?

„Sorry, ich… ich wollte dich nicht… tut mir Leid“, stammelte Philipp, als er bemerkte, was er da in Christella ausgelöst hatte.

„Ist… ist schon okay. Du, ich… ähm… ich schreib’ Florian eben und… ja…“ Langsam stand Christella auf und verließ den Raum. Sie versuchte mit aller Kraft nicht an die Abreise zu denken, aber ein Blick auf den Kalender, der im Hausflur hing, verriet ihr, dass die Ferien bald zu Ende sein würden. Bis zum Ende der Ferien durfte sie in München bleiben, das hatte die Heimleitung erlaubt. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen betrat sie ihr Zimmer. Sie nahm sich das Handy und bemerkte eine weitere SMS von Florian:

‚Hast du heute Nachmittag Zeit? Flo. ’

Augenblicklich musste Christella grinsen. Genau denselben Text wollte sie ihm eigentlich schreiben. Sie antwortete ihm, dass sie Zeit hätte und sie sich, wenn er wollte, so gegen 15 Uhr im Park treffen könnten. Sie erhielt sofort eine Nachricht zurück. Er freue sich und würde hundertprozentig pünktlich da sein. Wieder musste Christella grinsen. Das Handy legte sie nach dem Lesen der letzten Nachricht wieder zurück an seinen Platz.

Gerade war sie fertig mit dem umziehen gewesen, da betrat Nicola den Raum. Christella hatte sie nicht mal ankommen hören. „Hallo, Chrissa“, grüßte sie.

„Hi“, sagte Chrissa knapp. „Wie war der Besuch bei deiner Familie?“

„Ganz angenehm. Meine Mutter hat mal wieder versucht, mir weiß zu machen, dass ich definitiv magersüchtig bin, aber das bin ich von ihr gewohnt“, scherzte Nicola und setzte sich dabei auf das Bett.

„Aber immerhin hast du eine Mutter“, meinte Christella tonlos. Sie konnte Menschen, die sich über ihre Eltern beschweren, einfach nicht wirklich verstehen. Es musste toll sein, eine Mutter zu haben, die einen umsorgt, oder einen Vater, der immer auf einen aufpassen möchte. Zumindest stellte Christella sich das wundervoll vor.

„Ja, ich weiß.“ Nicola beobachtete Christella dabei, wie sie sich einen Zopf band. „Philipp hat mir gerade von eurer Unterhaltung in der Küche erzählt…“, begann sie langsam. Christella hörte auf, an dem Zopf zu ziehen und drehte sich zu Nicola hin, sah aber auf den Boden. „Ich finde es schade, dass du wieder zurück nach Köln fahren musst. Aber glaub mir eins: Wir werden dich irgendwann besuchen! Außerdem können wir dich anrufen und dir Briefe schreiben und so was! Wir lassen dich doch jetzt nicht mehr aus den Augen!“ Nicola stand auf. Sie war beinahe genauso groß wie Christella. Sie trat auf die Jüngere zu und nahm sie in die Arme. „Dafür haben wir dich viel zu sehr ins Herz geschlossen, Chrissa“, flüsterte sie ihr ins Ohr.

Christella konnte spüren, wie sie rot wurde. Sie ließ sich von Nicola umarmen und nach kurzem zögern erwiderte sie die Umarmung sogar. „Ich hab euch auch total lieb“, murmelte sie. Sie fühlte sich pudelwohl bei Philipp und Nicola und wenn es möglich gewesen wäre, dann wäre sie sofort und ohne zu zögern dort geblieben.

Für einen Moment drückte Nicola Christella noch etwas fester, dann ließ sie von ihr ab. „Wie wär’s?! Deine vorläufig letzten Tage feiern wir ganz groß. Wir machen so viel wie möglich zusammen und genießen das Ganze mal richtig!“, schlug Nicola begeistert vor.

„Ja!“, stimmte Christella zu.

„Fangen wir noch heute Nachmittag an?“, fragte Nicola voller Vorfreude auf das Kommende.

„Ähm…“, machte Christella. Irgendwie brachte sie es nicht übers Herz, Nicola zu sagen, dass sie schon mit Florian verabredet war. „Also, weißt du… eigentlich…“

Nicola legte den Kopf leicht schief. „Hast du schon was vor, oder wie?!“

Verlegen starrte Christella auf den Boden. „Ja, also, eigentlich schon… Ich wollte mich mit Florian treffen, weißt du…“ Als Christella wieder aufschaute sah sie, dass Nicola lächelte.

„Ist doch kein Problem! Dann gehen wir heute Abend ins Kino. Oder?! Wir können ja in eine Abendvorstellung gehen. Also, nur wenn du magst!“, schlug Nicola vor.

„Klar! Gerne! Kino ist super, ehrlich. Abendvorstellung klingt auch klasse!“, sagte Christella. Sie war heilfroh, dass Nicola es ihr nicht übel nahm, dass sie schon verabredet war.

„Schön. Ich hole dann schon mal Karten, ja?!“ Damit verließ Nicola den Raum.

Lächelnd stand Christella noch einige Minuten lang da und dachte einfach nur nach über das, was Nicola gerade gesagt hatte.
 

Nicola hatte darauf bestanden, dass sie Christella zum Park fahren würde. Zwar weigerte sich Christella zunächst, aber nach wenigen Minuten der Diskussion verstand sie, dass es eigentlich zwecklos war. Nicola würde sie so lange nerven, bis sie sich freiwillig fahren ließe. Solche Dinge begriff Christella eigentlich recht schnell.

Sie stand also pünktlich am Eingang zum Park. Sie war gerade ein paar Schritte gegangen, da wurden ihr von hinten die Augen zugehalten. Stocksteif blieb sie stehen. „Wer bin ich?!“, hauchte ihr jemand ins Ohr.

Das war ja klar. „Ich weiß nicht…Karl?! Otto? Joachim? Ferdinand? Justus?“, scherzte Christella.

Die Hände wurden von ihrem Gesicht genommen und der Übeltäter schnappte empört nach Luft. Christella drehte sich grinsend um. „Karl, Otto, Joachim, Ferdinand und Justus hatten gerade keine Zeit. Sie schicken mich als ihre Vertretung. Ich hoffe, das ist dir lieb“, meinte Florian lächelnd.

„Hm… ich weiß nicht. Justus, Ferdinand und der Rest wären mir lieber gewesen, glaube ich.“ Christella grinste.

Gespielt empört schnappte Florian nach Luft. „Also wirklich! Das gibt eine Strafe, da kannst du dich drauf verlassen!“, drohte er ihr.

„Das wagst du dir doch gar nicht“, meinte sie.

„Das glaubst auch nur du!“, sagte Florian. Er nahm sich vor, zuzuschlagen, wenn sie nicht damit rechnete.
 

Nachdem die beiden beinahe zwei Stunden durch die Gegend gelaufen waren, kamen sie wieder bei dem Weihnachtsmarkt an. Ein süßlicher Duft lag in der Luft und die zwei genossen es, über den Markt zu schlendern und sich die Auslagen anzusehen.

An einem Süßigkeitenstand blieb Florian schließlich stehen. „Ich liebe solche Herzchen“, sagte er eher zu sich selbst als zu Christella.

Sie betrachtete die Lebkuchenherzchen kritisch. Die Sprüche darauf fand sie recht lustig. Von „Mein Kasperle“ bis zu „Mein Hasilein“ war alles dabei. Selbst „Persönlicher Glücksbringer“ stand auf einem geschrieben. Christella musste sich zusammenreißen, um nicht sofort laut loszulachen. Florian unterhielt sich derweil mit dem Verkäufer über den Preis dieser Herzchen. Ehe sie sich versah, hatte Florian auch schon ein Herz in der Hand. Er zog sie von dem Stand weg und drückte es ihr in die Hand. „Bitte sehr. Von mir. Für dich. Recht schmalzig“, sagte er leicht verlegen.

‚Mein Engel für immer’ stand darauf. Gerührt sah Christella zu ihm auf. „Danke“, sagte sie, wenn auch recht leise.

„Aber nicht aufessen!“, mahnte er sie. „Sonst kannst du es dir ja nicht übers Bett hängen, wenn du wieder in Köln bist…“

Christella lächelte leicht. Zumindest versuchte sie es. „Schon klar. Ich esse es nicht auf, ehrlich.“ Sie hängte sich das Lebkuchenherz wie eine Kette um den Hals. „So. Da bleibt es jetzt.“

Gemeinsam gingen sie zurück zum Park. „Wann genau fährst du?!“, fragte Florian nach einer Runde Schweigen.

„Ich weiß es noch nicht genau. Wahrscheinlich in zwei Tagen. Ich muss ja wieder zur Schule“, antwortete sie ihm. Sie konnte einen traurigen Unterton in ihrer Stimme nicht verhindern.

„In zwei Tagen schon!? Oh…“ Wieder schwiegen sie beide für einen Moment, eher er das Schweigen brach. „Aber wir sehen uns dann wieder, oder? In den Ferien und alles, oder mal am Wochenende?“ In seiner Stimme klang etwas mit, das man mit Verzweiflung bezeichnen könnte, wobei das auch leicht übertrieben war.

„Ja, ich glaube schon“, meinte sie leise. Sie hatte keine Ahnung. Er schaute sie fragend an, um ihr zu zeigen, dass er das gerade nicht verstand. „Ich meine, ich weiß nicht, was los ist, wenn ich wieder zurück in Köln bin. Es kann sein, dass ich … ähm… Ausgehverbot für einige Monate bekommen werde. Schließlich… Ach, das ist eine längere Geschichte. Eigentlich soll ich nicht hier sein, das ist der Punkt in der Geschichte. Jedenfalls habe ich keine Ahnung, was die Leitung mit mir anstellt. Es könnte also sein, dass wir uns länger nicht sehen werden, auch wenn es mir Leid tut…“, erklärte sie. Es tat ihr weh, daran zu denken. Aber es war die Wahrheit.

Florian schluckte. „Oh… okay… Das ist … schlecht…“, meinte er. Sie sagte nichts, schaute ihn einfach nur an, mehr nicht. „Aber du vergisst mich nicht, oder?!“ Mit der Aussicht, dass er sie vielleicht lange nicht mehr sehen würde, kam auch diese Art von Angst, obwohl er diese ‚Angst’ eigentlich nicht haben wollte.

„Dich kann ich doch nicht vergessen“, sagte sie und meinte es auch wirklich so. Vergessen würde sie ihn nicht. Nie im Leben würde sie Florian vergessen, dafür bedeutete er ihr doch viel zu viel. „Aber du mich auch nicht…“ Es war schon fast ein Flüstern, aber Florian hörte sie trotzdem.

„Nein, ich vergesse dich nicht. Versprochen!“ Er zog sie an sich und gab ihr einen Kuss.

„Das ist gut“, murmelte sie.

Dann standen sie einfach nur da. Standen im Schnee und hielten sich fest. Es begann auch wieder zu schneien.

Der Moment wurde jedoch abrupt unterbrochen, denn Florians Handy klingelte. „Immer… immer…“, murmelte er grimmig, als er abhob. Er war sichtlich genervt. Schnell legte er wieder auf. Er wandte sich wieder an Christella. „Meine Mutter. Ich soll nach Hause kommen…“ Er sah sie entschuldigend an. „Tut mir Leid. Nicht böse sein.“

„Macht doch nichts“, meinte Christella. Wenn er gehen musste, dann konnte sie ja eh nichts daran ändern, warum sollte sie also sauer auf ihn sein?!

„Ich rufe dich an!“, versprach er ihr, bevor er sie noch einmal küsste und dann verschwand.

Christella sah ihm noch hinterher, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte, dann machte sie sich auf den Weg zurück zu Philipp und Nicola, die vielleicht sogar schon auf sie warteten.

Sie war gerade an der Haustür angelangt, da erhielt sie eine SMS von Florian.

‚Ich liebe dich. Bis dann. Florian.’

Lächelnd schrieb sie Ihm zurück, dann öffnete sie dir Tür und trat in die Wohnung, in der sie schon von Nicola und Philipp erwartet wurde. „Da bist du ja! Schön!“, kam es von beiden gleichzeitig, was Christella wieder schmunzeln ließ. Das würde sie vermissen. Genauso wie sie das gemeinsame Lachen mit den beiden vermissen würde. Aber daran wollte sie nicht denken. Jetzt wollte sie lieber mit den beiden Spaß haben.
 

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Ein fettes DANKE an Paikia <3

Hab dir so viel Arbeit gemacht >.<

*Rainbow-Cookies überreich (:*
 

Danke fürs Lesen ;]

Kiiara.

~Back to Cologne~

Kapitel 14 – Zurück nach Köln
 

Sie stand vor dem Spiegel und band ihre Haare zu einem leichten Knoten zusammen. Die Farbe war immer noch gewöhnungsbedürftig. Das Hellbraun passte gut zu ihr, aber gewöhnen müsste sie sich trotzdem erst noch daran.

„Chrissi, wir bringen deine Tasche schon ins Auto!“, rief Philipp ihr aus dem Flur zu.

„Ist gut. Ich komme auch gleich!“, rief sie zurück. Sie hörte die Haustür ins Schloss fallen.

Er war also da, der Tag, an dem sie aus München abreisen würde. Christella schaute sich in ihrem Zimmer um. Sie würde es vermissen. Sie würde alles vermissen.

Sie musste schmunzeln, wenn sie an das dachte, was sie mit Philipp und Nicola in den letzten drei Tagen unternommen hatte. Sie waren shoppen, gemeinsam in einem Schwimmbad – mitten im Winter –, im Kino und beim Friseur. Nicola hatte sich so sehr gefreut, als sie Christellas neue Frisur gesehen hatte. Sie war völlig aus dem Häuschen und überhäufte den Friseur mit Lob. Noch interessanter war das gemeinsame Shoppen gewesen. Während Philipp unauffällig wie immer sämtliche Taschen trug, die Nicola ihm reicht, zog sie Christella in jeden Laden rein und fand irgendwie immer etwas, dass sie sich oder Christella unbedingt kaufen wollte. Es war zu komisch gewesen.

An diesen Tagen hatte Nicola so viele Fotos geschossen, wie es nur irgendwie ging. Sämtliche Fotos davon lagen jetzt in Christellas Handtasche. Sie nahm sie heraus und schaute sie noch einmal an. Sie musste grinsen als sie ein Foto fand, das Philipp zeigte, wie er mit Tüten beladen zum Auto schwankte. Kurz nachdem dieses Foto entstanden war, sind ihm einige Tüten aus der Hand gefallen. Nicola und Christella hatten sich auf seine Kosten köstlich amüsiert.

Die Tür zu Christellas Schlafzimmer wurde geöffnet. „Kommst du? Wir müssen los.“ Nicola stand im Türrahmen und beobachtete sie.

„Ich komme.“ Schnell packte Christella die Fotos zurück in ihre Tasche. Sie nahm sich den Bilderrahmen mit einem Foto von ihr und Florian vom Nachttisch, genauso wie das Handy, legte beides zu den Fotos in die Tasche und ging gemeinsam mit Nicola raus.

„Es ist so schade, dass du gehst… Aber glaub mir, nicht lange, dann kommen wir dich besuchen, ehrlich“, versicherte Nicola ihr.

Christella sagte nichts. Es grauste ihr einfach nur vor der Vorstellung, dass sie in ein paar Stunden in Köln sein würde, wahrscheinlich im Büro der Heimleiterin, und die größte Standpauke aller Zeiten erleben würde. Sie war sich mittlerweile ziemlich sicher, dass sie großen Ärger bekommen würde, weil sie geflohen war.

„Schau nicht so traurig. So schlimm wird’s schon nicht werden“, meinte Nicola. Sie hatte ja keine Ahnung, wie es im Heim zuging. Christella zuckte mit den Schultern. Am besten, sie ließ Nicola ihre Illusion.

Am Auto angekommen setzte sich Christella auf die Rückbank. Sie versuchte während der Fahrt nicht daran zu denken, dass sie nur noch ein paar Minuten haben würde, bis sie Philipp und Nicola für eine sehr lange Zeit verlassen müsste (wenn sie das Gelände des Heims überhaupt je in ihrem Leben wieder verlassen dürfte). Sie versuchte auch nicht daran zu denken, dass Florian wahrscheinlich mehr als überrascht sein würde, wenn er sie mit Philipp auf dem Bahnhof sehen würde. Er wollte ebenfalls zum Bahnhof kommen. Noch mehr als alles andere schmerzte es Christella, Florian zu verlassen. Sie seufzte, schüttelte den Kopf und schaute Philipp beim Autofahren zu, aber auch das brachte ihre Gedanken nicht zur Ruhe. Sie kam nicht umhin sich die ganze Zeit über vorzustellen, was sie in Köln erwarten würde. Angst ergriff sie, wenn sie daran dachte, wieder auf die anderen Jugendlichen aus dem Heim zu treffen. Energisch schüttelte sie den Kopf, um den Gedanken aus ihren Kopf zu katapultieren – doch es half nichts. Die Angst vor diesen Begegnungen wuchs stetig.

„Was ist los? Wieso schüttelst du den Kopf?“, fragte Philipp verwirrt. Er hatte Christella durch den Rückspiegel beobachtet und mitbekommen, wie sie energisch den Kopf geschüttelt hatte.

„Ach, nichts. Ist schon in Ordnung…“, antwortete Christella schwach.

„Wir sind gleich da“, meinte Nicola.

Dann trat erneutes Schweigen ein. Niemand der drei Insassen wusste genau, was sie sagen sollten. Immer noch schweigend stiegen sie schließlich aus dem Wagen, nachdem Philipp endlich einen Parkplatz ergattert hatte. Er nahm Christellas Tasche und führte sie zum richtigen Gleis. Nicola lief neben Christella her. Diese jedoch hielt die ganze Zeit bloß Ausschau nach Florian. Sie konnte ihn nirgends entdecken. Ein kurzer Blick auf die große Uhr, die in der Mitte des Gleises stand, sagte ihr, dass ihr Zug in zehn Minuten eintreffen würde. Zehn Minuten… bei dem Gedanken daran zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen. Philipp stellte die Tasche ab. Er räusperte sich.

„Gleich kommt der Zug“, sagte er. Seine Stimme klang ziemlich rau.

Nicola nahm Christella in den Arm. „Ich werde dich so vermissen“, murmelte sie. Christella erwiderte die Umarmung, musste sich in Gedanken allerdings zurechtweisen, nicht gleich wieder anzufangen zu weinen. Der Abschied von Rosemarie am Tag zuvor war tränenreich genug gewesen. Als die alte Dame erst angefangen hatte, konnte diese nicht mehr aufhören und Christella begann plötzlich auch zu weinen. Sie riss sich zusammen.

„Ich dich auch, Nicola“, murmelte sie zurück und ließ dann von Nicola ab. Erneut ließ sie den Blick über die Menge schweifen und versuchte, irgendwo Florian zu erspähen. Dabei fiel ihr etwas ein. Sie öffnete ihre Handtasche und zog das Handy aus der Tasche. Sie trat einen Schritt auf Philipp zu und drückte es ihm in die Hand. „Danke, dass ich das benutzen durfte“, sagte sie. Es gehörte nicht ihr, also musste sie es zurückgeben. Auch wenn es ihre einzige Verbindung zu Florian darstellte.

Zu ihrer Verwunderung schüttelte Philipp bloß den Kopf und gab es ihr zurück. „Sei nicht albern. Du kannst es behalten. Dann können wir dich anrufen und du uns… Und Florian nicht zu vergessen“, meinte Philipp und deutete auf etwas hinter Christella. Lächelnd drehte diese sich um und erblickte Florian, der sich durch die Menge einen Weg zu ihr bahnte.

„Chrissa!“, rief er ihr zu. Nur wenige Schritte von ihr entfernt registrierte er schließlich die zwei Personen hinter seiner Freundin – und blieb abrupt stehen. Nach einem kurzen Augenblick des Erstaunens ging er schließlich weiter und nahm Christella in die Arme. Während er dies tat warf er verstohlene Blicke zu dem Mann hinter ihr – Philipp Lahm. Er erkannte ihn sofort. Daneben dessen Freundin, Nicola hieß sie, wenn er sich recht daran erinnerte. Langsam löste Florian die Umarmung. Schnell gab er ihr einen Kuss. „Ich dachte schon, ich käme zu spät!“, sagte er.

„Ich dachte, du kommst gar nicht mehr…“, meinte sie leise.

Er räusperte sich kurz. „Bist du dir darüber im Klaren, wer da hinter dir steht?“, flüsterte er ihr zu.

Christella grinste gequält. Sie wusste es. „Ähm, ja, bin ich. Komm!“, forderte sie ihn auf. Sie gingen ein paar Schritte zurück zu Philipp und Nicola, die sich diskret zurückgezogen hatten. „Also – ähm – Flo, das sind Nicola und Philipp, bei denen habe ich gewohnt. Philipp, Nicola, das ist Florian“, stellte sie die drei einander vor, auch wenn das eigentlich völlig überflüssig war. Sie schüttelten sich brav die Hände. Die Verblüffung wich nicht aus Florians Gesicht.

Ein weiterer flüchtiger Blick zur Uhr sagte Christella, dass sie noch fünf Minuten hatten. Florian schüttelte den Kopf, murmelte etwas, was sie nicht verstand, und drehte sich dann zu ihr. Nicola tat taktvoll so, als würde sie sich brennend für die Anzeigetafel interessieren, aber Philipp ließ weder Florian noch Christella auch nur den Bruchteil einer Sekunde lang aus den Augen.

Florian kramte in seiner Tasche herum. „Ich hab noch was für dich“, sagte er, während er in seinen Hosentaschen weiterhin nach etwas suchte. Schließlich fand er, was er gesucht hatte, und reichte Christella eine kleine Schatulle. „Na los, mach auf!“, drängte er. Verlegen öffnete Christella die kleine Schachtel und schnappte nach Luft, als sie sah, was darin verborgen war.

Eine silberfarbene Kette mit einem ebenfalls silbernen Anhänger in Form eines Puzzlestücks lag darin. Sie betrachtete den Anhänger genauer und musste erneut nach Luft schnappen. In das Puzzlestück war etwas eingraviert: ein „L“, ein „O“ und ein halbes „V“. Während Christella die Kette bestaunt hatte, war Florian hinter sie getreten. „Dreh’s mal um“, flüsterte er ihr ins Ohr. Behutsam drehte Christella den Anhänger um – zum dritten Mal blieb ihr für einen Moment der Atem weg und sie musste nach Luft schnappen. „Florian“ war dort eingraviert. Und darunter ihr Datum. Florian nahm die Kette aus der Schatulle und legte sie Christella um. „Ich habe das Gegenstück“, sagte er, drehte Christella zu sich und zeigte ihr ein Puzzlestück, das ebenfalls an einer silbernen Kette an seinem Hals baumelte. Gerührt starrte Christella Florian an. „Ich… danke“, flüsterte sie. Zögernd nahm sie ihn in die Arme und küsste ihn.

Eine Stimme aus den Lautsprechern verkündete die Einfahrt ihres Zuges in den Bahnhof. Florian löste sich aus Christellas Umarmung. „Dein Zug“, murmelte er und starrte zu Boden.

Philipp und Nicola traten zu ihnen. Christella schaute Florian an. „Ich liebe dich“, sagte sie leise. Sie war sich sicher, dass er es gehört hatte, denn er lächelte.

„Chrissa, du musst einsteigen“, meinte Philipp. Er reichte ihr ihre Tasche.

„Danke, Philipp.“ Sie nahm ihm die Tasche ab. „Danke für alles, ihr beiden.“ Sie nahm Philipp und Nicola ein letztes Mal in die Arme. Sie konnte dieses Mal nicht verhindern, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Als sie sich Florian zuwandte, sah sie, dass er eher betreten zu Boden schaute. Sie nahm auch ihn noch ein Mal in die Arme und küsste ihn ein letztes Mal. „Ich liebe dich auch“, flüsterte er ihr ins Ohr. Dann stieg Christella in den Zug. Hastig suchte sie sich einen Platz am Fenster und sah hinaus.

Da standen sie, die drei wichtigsten Menschen in ihrem Leben und schauten zu, wie der Zug sich langsam in Bewegung setzte. Am liebsten wäre Christella gleich wieder herausgesprungen. Philipp hatte einen Arm um Nicolas Hüfte gelegt. Beide winkten traurig. Florian schaute ihr einfach nur nach – in seinem Blick lag ein gequälter Ausdruck. Sie hauchte ihm eine Kusshand zu, dann war es ihr fast unmöglich, Philipp, Nicola oder Florian noch zu sehen, der Zug beschleunigte immer mehr. Er fuhr um eine Kurve und nicht einmal den Bahnsteig konnte sie mehr sehen. Die erste Träne rannte über ihre Wange. Jetzt weinte sie doch. Dabei wollte sie doch gar nicht weinen. Aber sie konnte nicht anders. Genauso wie am Abend zuvor konnte sie nicht mehr aufhören zu weinen, nachdem die erste Träne aus ihren Augen gekullert war.
 

Der Zug bog um die Ecke und Florian drehte sich um. Jetzt war sie weg. Weit weg. Er schluckte. Es war bitter, zu bitter. Da hatte er endlich ein Mädchen gefunden und dieses Mädchen war unendlich weit weg. Welch eine Ironie des Schicksals.

„Hey, Florian.“ Jemand legte von hinten eine Hand auf seine Schulter. Florian musste sich nicht einmal umdrehen um zu wissen, wer es war. Die Stimme erkannte er auch so. „Bist du zu Fuß?“, fragte Philipp ihn.

Florian drehte sich zu ihm. „Ja“, antwortete er knapp. Ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen. Theresa hatte sich geweigert, ihn zu fahren, weil sie nicht sehen wollte, wie geknickt er nach Christellas Abfahrt war, und seine Eltern hätte er nicht mal fragen müssen, um zu wissen, was sie sagen würden. Sie hätten es doch so oder so nicht getan. Also war er zu Fuß losgelaufen und beinahe zu spät gekommen.

„Wenn du magst, dann fahren wir dich nach Hause“, bot Nicola ihm an.

Florian schaute von der jungen Frau zu Philipp zurück. Einerseits wollte er unbedingt alleine sein, andererseits konnte er so vielleicht herausfinden, weshalb Christella meinte, dass sie eigentlich nicht in München hätte sein dürfen. Das hatte er sie nicht gefragt, um sie nicht zu verstimmen. Dann erinnerte er sich daran, dass es eigentlich ein Umweg für die beiden Erwachsenen vor ihm wäre, wenn sie ihn nach Hause fahren würden. „Ähm, es wäre ein ziemlicher Umweg für Sie…“, antwortete er.

„Ach, quatsch. Komm. Wir fahren dich. Basta“, meinte Philipp bestimmt.

„Okay…“ Florian hatte keine große Lust auf eine Diskussion. Außerdem: Welcher Idiot würde es schon ablehnen, wenn ein angesehener Fußballer ihn nach Hause fahren wollte? Er ließ sich von Philipp abführen. „So, Florian. Und du gehst also mit meinem kleinen Mädchen aus, he?!“, sagte Philipp ernst.

Verdutzt starrte Florian ihn an. Hatte Philipp Christella gerade wirklich als sein kleines Mädchen bezeichnet? Es dauerte einen Moment, bis Florian sich daran erinnerte, dass er antworten musste. Er räusperte sich, ehe er antwortete: „Ähm, ja.“ Eine knappe Antwort.

„Hm…“, machte Philipp bloß. „Sag mal, was hast du ihr da eigentlich geschenkt?“

‚Neugierig ist der ja gar nicht’, dachte Florian. Er liebte diesen beißenden Sarkasmus. „Eine Kette.“ Seine Antworten blieben knapp. Als Philipp nichts erwiderte dachte Florian erleichtert, er würde endlich still sein, doch dieses Mal war es Nicola die mit ihm sprach.

„Schöne Idee“, lobte sie ihn.

Florian zog eine Augenbraue hoch. Wie verquer das Ganze doch war. Er saß mit einem Fußballer, den er schon immer gerne mal getroffen hätte, in einem Auto und wurde aus ihm einfach nicht schlau. Er war verwirrt, weil Philipp und Nicola bei Christella gestanden hatten, dann war es nichts gegen die Verwirrung, die er jetzt spürte. Sie schwiegen alle drei. Dann fasste Florian den Mut, die Erwachsenen vor ihm anzusprechen. „Ähm… Sagt mal… Warum ist Chrissa eigentlich bei euch gelandet?“, fragte er. Er war sich nicht sicher, ob es gut war, so direkt zu fragen, wusste aber auch nicht, wie er es anders hätte formulieren können.

Philipp zog überrascht beide Augenbrauen hoch. „Hat sie dir das nicht gesagt?“, fragte er verblüfft.

„Nein, sie hat euch nicht einmal erwähnt!“, sagte Florian, in seiner Stimme lag ein verletzter Unterton, den nur Nicola bemerkte.

„Verständlich. Also, Florian…“, begann Nicola. Sie drehte sich in ihrem Sitz zu ihm hin. „Sagen wir mal so, sie ist zufällig vor dem Haus von Philipps Großmutter zusammengebrochen und da haben wir sie eben mitgenommen und sie ist bei uns geblieben. Für mehr Details musst du sie schon selbst fragen.“

‚Tolle Erklärung’, dachte Florian bitter. Er hatte etwas anderes erwartet, auch wenn er nicht genau wusste, was er erwartet hatte. So etwas mehr oder weniger schlichtes, wie ein Zufall war ihm nicht in den Sinn gekommen. Schweigend starrte er wieder aus dem Fenster und dachte angestrengt nach. Eigentlich sollte sie nicht hier sein, das hatte sie ihm schon gesagt. Aber warum? Wenn sie eigentlich nicht sollte, weshalb genau ist sie dann doch in München gelandet? Verwirrt schaute Florian auf, als schließlich der Motor des Wagens ausgeschaltet war. Sie standen vor seinem Haus.

Bevor er aussteigen konnte sprach Nicola ihn noch einmal an. „Florian… Wenn du irgendwas brauchst oder so… Du kannst vorbeikommen“, sagte sie.

Verwirrt nickte Florian. Jetzt war er völlig verwirrt. So verwirrt wie an diesem Tag war er schon lange nicht mehr gewesen. Wirklich. Die Verwirrung war extrem und das ängstigte ihn ein wenig. Er schloss die Haustür auf und trat in das Haus ohne zu winken oder sich sonst wie von seinem Fahrer und dessen Begleiterin zu verabschieden. Ohne sich die Jacke oder die Schuhe auszuziehen lief er hoch in sein Zimmer und schmiss sich auf sein Bett. Sofort fiel sein Blick auf das Foto von sich und Christella. Er vermisste sie so sehr. Und das nach gerade mal einer Viertelstunde… Er fragte sich ernsthaft, wie er das Ganze über mehrere Wochen oder Monate aushalten sollte. Er war überzeugt davon, dass er das wirklich nicht aushalten würde…
 

„Nächster Halt: Köln Hauptbahnhof“, sagte diese mechanisch klingende Stimme aus den Lautsprechern des Zuges.

Christella wischte sich die letzte Träne aus dem Gesicht, während sie aufstand, das Handy auf lautlos schaltete und es in die Hosentasche steckte. Bis gerade eben hatte sie Nachrichten von Philipp, Nicola und Florian erhalten und sie beantwortet. Am meisten taten ihr Florians SMSe weh. Er klag gequält und das war fast nicht zu ertragen. Die SMSe von Philipp und Nicola klangen eher aufmunternd. Christella nahm sich ihre Taschen und schwang sie sich über. Noch ein letztes Mal straffte sie die Schultern, dann atmete sie tief durch und wollte aus dem Zug steigen und den Bahnsteig betreten, doch sie stolperte. Ein Schaffner fing sie auf. „Vorsicht!“, sagte er. Christella bedankte sich bei ihm und stellte überrascht fest, dass es derselbe Schaffner war, dem sie schon bei der Fahrt nach München begegnet war. Welch eine Ironie. Langsam stieg sie schließlich aus. Wie nicht anders zu erwarten war, wurde sie von der Heimleiterin persönlich vom Bahnhof abgeholt. Hastig versteckte Christella die Kette unter ihrem Pullover. Sie musste der Frau ja nicht unbedingt alles auf die Nase binden, was sie in München gemacht hatte.

„Christella Sophie Larenz, schön, dass du uns auch mal wieder beehrst“, begrüßte die alte Frau Christella kühl. Die Falten in ihrem Gesicht waren tief. Frau von Waldorf war einfach nur eine Hexe. Als etwas Anderes konnte man sie wirklich nicht bezeichnen. Hexe traf es ziemlich exakt. Ihre schick frisierten Haare färbte sie immer wieder knallrot nach. Eine typische Hexe eben.

„Frau von Waldorf“, sagte Christella trocken und nickte.

„Folge mir“, befahl Frau von Waldorf. In ihrem Kostüm sah sie geradezu lachhaft aus. Eine Nummer zu klein, wie immer. Sie wirkte wie eine Presswurst, total eingequetscht. Sie hielt sich für modisch und extrem stilvoll.

Widerwillig folgte Christella der Heimleiterin zu deren Auto. Sie lud ihre Reisetasche in den Kofferraum des Renault Twingo und stieg schließlich zu Frau von Waldorf in das Auto.

„Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung für das, was du getan hast, Christella Sophie! Dir ist hoffentlich klar, dass es ein großer Fehler von dir war!“ Kaum war Christella eingestiegen, schon ging es los. Wie sie ihren zweiten Namen verabscheute. Dieser Name war gleichzeitig der Vorname ihrer Mutter, die sie verlassen hatte, kurz nach ihrer Geburt. Dennoch regte sie sich in diesem Moment eher darüber auf, dass es für sie kein Fehler war, nach München zu gehen, Frau Waldorf es aber als solchen bezeichnete. Es war kein Fehler! Definitiv nicht. Der einzige Fehler, den sie gemacht hatte, war, wieder zurück nach Köln zu kommen. „Ich verlange eine Erklärung, Christella Sophie. Ich will, dass du mir alles erklärst, sobald wir daheim sind“, verlangte Frau von Waldorf. Innerlich seufzte Christella. ‚Daheim’. Das Wort hallte in ihrem Kopf wieder. ‚Daheim’ war sie nicht in Köln. Nein. Das dunkle Heim war noch nie wirklich ihr zu Hause gewesen. Definitiv nicht. Demonstrativ starrte Christella aus dem Fenster und beobachtete die Menschen, die auf den Gehwegen entlangliefen. Sie sah eine Frau, die beladen mit Einkaufstüten über den Gehweg stakste. Es erinnerte sie schmerzhaft an Nicola. Hastig blickte sie auf das Auto, das vor ihr fuhr, doch als sie bemerkte, dass es dasselbe Model war, wie das, das Philipp fuhr, blickte sie auf ihre Füße. Welch eine Ironie. Es erinnerte sie so viel an Philipp und Nicola, dass es fast schmerzte. Als sie dann auch noch ein Pärchen an einer Bushaltestelle sah, blickte sie gar nicht erst wieder auf. Frau von Waldorf sagte nichts mehr. Sie interpretierte Christellas Schweigen wahrscheinlich total falsch, deutete es wahrscheinlich als Reue, aber es störte Christella nicht wirklich. Vielleicht würde ihre Strafe ja milder ausfallen, wenn sie so tat, als würde sie es bereuen? In ihrem Inneren sträubte sich alles gegen den Gedanken, so zu tun, als würde sie bereuen, nach München gefahren zu sein. Es war die schönste Zeit ihres Lebens gewesen. Sie konnte nicht einfach so tun, als würde sie es bereuen. Unmöglich.

Die Fahrt zum Heim dauerte nicht lange. Christella nahm sich extra viel Zeit, ihre Tasche aus dem Kofferraum des Twingos zu holen. Wie nicht anders zu erwarten standen einige ihrer alten Peiniger in der Eingangshalle und grinsten sie hämisch an. Am liebsten hätte sie ihnen alle eine verpasst. Sie erschrak über sich selbst. So etwas hatte sie noch nie verspürt. Diesen Drang, das hämische Grinsen aus ihren Gesichtern zu wischen. Sie unterdrückte diesen Impuls, was ihr besonders schwer fiel, als sie Rainer begegnete, der zunächst erstaunt, dann wütend und schließlich triumphierend zu ihr hinab blickte, als er die Treppen hinunter kam. Sie schloss die Augen für einen Moment, dann marschierte sie weiter hinter Frau von Waldorf her, ohne Rainer weiter zu beachten. Frau von Waldorf führte Christella in ihr Büro. Kaum war die Tür hinter ihr zugefallen, begann sie auch schon, zu reden: „Christella Sophie, ich muss dir wohl kaum erklären, dass das, was du getan hast, absolut unverantwortlich gewesen ist. Ich hätte nie auch nur von einem von euch erwartet, dass er reiß aus nimmt. Am allerwenigsten von dir, Christella Sophie. Ich hoffe nur, du kannst mir eine Entschuldigung abliefern.“

Christella wusste, dass Frau von Waldorf erwartete, dass sie nun sprach, doch sie schwieg beharrlich. Kein Wort kam über ihre Lippen. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, ihre Schuhspitzen anzustarren.

Seufzend fuhr Frau von Waldorf fort. „Du kannst dir hoffentlich vorstellen, was hier los war. Wir waren alle besorgt um dich, als du plötzlich verschwunden warst.“ An dieser Stelle schnaubte Christella innerlich. Alle? Sie bezweifelte, dass irgendjemand außer Frau von Waldorf ihr Verschwinden wirklich bedauert hatte. Nicht einmal diese aus Fürsorge, sondern wahrscheinlich eher aus Sorge um den ‚guten Ruf des Hauses’. „Wir haben dich gesucht! Wir waren kurz davor, die Polizei nach dir suchen zu lassen, als diese merkwürdige Frau schließlich bei uns angerufen hat! Sag einmal, Christella Sophie, wie kannst du nur bei wildfremden Leuten hausen? Was, wenn dir etwas zugestoßen wäre? Es war nicht klug von dir, wirklich nicht. Wer weiß, was dir hätte passieren können! Ganz allein nach München gereist und bei fremden Leuten untergebracht! Diese Frau am Telefon versicherte mir, dass es dir gut geht und nur weil sie mir beteuerte, dass dir nichts zugestoßen war, erfüllte ich ihre Bitte, dich in München zu lassen. München! Das ist sehr weit weg! Ich frage mich bis heute, wo du so viel Geld für das Zugticket herhast! Mal ganz abgesehen davon, wie du jetzt aussiehst! Schau mal, deine schönen Haare! Hast du sie etwa erneut gefärbt?“ Schockiert starrte Frau von Waldorf sie an. ‚Erneut? Ich ? Haha.’ Die Anderen aus dem Heim hatten sie damals gezwungen, diese komische Haarfarbe zu nehmen, weil sie eine Wette verloren hatte. Nicht freiwillig hatte sie Rotschwarz getragen. Nein. Außerdem, warum war Frau von Waldorf so schockiert? Es war ein offenes Geheimnis, dass das abscheuliche rot ihrer Haare nicht natur war. Gerade sie sollte sich nicht so darüber aufregen, wenn sich jemand die Haare färbte. „Das geht doch nicht! Wer hat dir die Erlaubnis gegeben!? Und überhaupt! Was hast du die ganze Zeit gemacht? Du warst nicht einmal in der Schule! Du hinkst nun sicher etwas zurück! Christella Sophie, wieso hast du nicht nachgedacht, bevor du gefahren bist? Warum bist du überhaupt gefahren!? Ich verstehe das einfach nicht, junge Dame, und ich verlange noch immer eine Erklärung. Ja, genau.“ Wieder hielt Frau von Waldorf inne, doch Christella schwieg weiterhin. Sie wartete auf den entscheidenden Part: ihre Strafe. „Christella Sophie, ich hoffe, es ist dir klar, dass dein Verhalten nicht ungestraft bleiben kann.“ ‚Na endlich kommt sie zum Punkt’, dachte Christella bitter. „So leid es mir tut und so froh ich auch bin, dich wieder unter meine Fittiche zu haben, ich muss dir leider eine Strafe auflegen. Ich denke nicht, dass du ausgehen darfst.“ – ‚Als hätte ich das vorher gedurft’, dachte Christella verächtlich. – „Dein Ausgehverbot wird über eine Zeitspanne von acht Wochen gelegt. Tut mir Leid, aber eigentlich ist das noch viel zu wenig, Christella Sophie. Du wirst an keinen Ausflügen des Heims teilnehmen. Raus darfst du nur, wenn du zur Schule musst. Ansonsten bleibst du auf dem Gelände. Hast du verstanden?“ Drohend schaute Frau von Waldorf ihren ‚Schützling’ an. Diese nickte nur. „Gut. Außerdem wirst du in den nächsten drei Wochen die Treppen wischen und in der Küche abends den Dienst verrichten. Haben wir uns verstanden?“ Erneut nickte Christella. „Du kannst schon heute Abend in der Küche anfangen. Ich werde die Küchenmädchen fragen, ob du deine Arbeit gründlich erledigst. Ich möchte keinen schlechten Ton von dir hören, Christella Sophie, ansonsten sehe ich mich gezwungen, dir noch mehr Strafen aufzuerlegen. Ich hoffe, dies ist dir eine Lehre. Ich wünsche, dass du jetzt ohne Umwege auf dein Zimmer gehst. Das Abendessen findet in zwei Stunden statt. Ich erwarte dich pünktlich im Speisesaal. Ich hoffe, du erklärst mir deinen Ausflug noch!“

Christella stand auf. „Irgendwann. Ja, irgendwann. Aber ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig. Ich musste eben raus hier. Vielleicht reicht Ihnen das ja als Entschuldigung oder Erklärung…“ Christella wusste selbst, dass sie sich besser anders hätte ausdrücken sollen, aber sie hatte keine Lust, großartig über ihre Wortwahl nachzudenken. Während Frau von Waldorfs Predigt hatte ihr Handy zwei Mal gezurrt. Sie saß quasi auf heißen Kohlen und wollte unbedingt wissen, wer sie erreichen wollte. Außerdem wollte sie sofort bei Florian anrufen.

„Christella Sophie!“ Frau von Waldorf schnappte empört nach Luft, sagte aber nichts weiter. „Geh, bitte. Du kannst gehen.“

Erleichtert hob Christella ihre Taschen vom Boden auf und warf sie sich um. Mit schnellen Schritten verließ sie das Büro der Heimleiterin. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann musste sie sich eingestehen, dass sie eine härtere Strafe erwartet hatte. Küchendienst, Treppendienst und Ausgangssperre über zwei Monate – man konnte diese Strafe wirklich als milde bezeichnen. Grinsend stieg Christella die Treppen zu ihrem Zimmer empor. Auf dem Weg dorthin traf sie auf einige Kumpels von Rainer. Sie war überrascht, Rainer nicht persönlich anzutreffen. Doch wahrscheinlich würde er sie später irgendwie abfangen. Aber sie würde sich sicher nicht erneut runtermachen lassen. Nein, definitiv nicht. Sie würde Rainer diese Genugtuung nicht geben. Sie war zurückgekommen und war irgendwie anders als vorher. Sie hatte zwei Menschen gefunden, die beinahe so etwas wie eine Art ‚Eltern’ für sie waren. Sie hatte einen Freund, den sie liebte und der sie liebte. Sie griff nach ihrer Kette. Der Anhänger lag kalt an ihrer Haut. Sie zog ihn hervor, als sie in ihrem Zimmer war und zückte anschließend schnell ihr Handy. Eine Nachricht von Philipp und eine von Florian. Der Inhalt war beinahe identisch. Sie erkundigten sich nach ihrer Strafe. Sie antwortete beiden, dass sie nichts Hartes auferlegt bekommen hatte. Sie hoffte, sie würden sich beruhigen lassen. Keine zwei Minuten nachdem Christella die Nachrichten abgesendet und angefangen hatte, ihre Tasche auszupacken, klingelte das Handy. Sie sah Florians Nummer auf dem Display und nahm den Anruf hastig entgegen. „Florian!“, meldete sie sich.

„Chrissa!“ Er klang erleichtert.

„Florian. Oh Mann, ich bin so froh, deine Stimme zu hören“, teilte sie ihm wahrheitsgemäß mit. Sie vermisste ihn jetzt schon total.

„Ha. Und ich erst. Was hast du als Strafe bekommen?“, fragte er besorgt.

Christella lächelte. „Ich muss die nächsten drei Wochen über in der Küche aufräumen, muss die Treppen sauber halten und darf zwei Monate nicht ausgehen“, zählte sie auf.

„Autsch. Das klingt hart. Tut mir leid für dich“, sagte Florian.

„Muss es nicht“, meinte Christella. Der ‚Ausflug’ nach München war es ihr mehr als nur wert gewesen.

„Was machst du jetzt?“, fragte Florian. Im Hintergrund hörte Christella jemanden nach ihm rufen. Er schien es zu ignorieren.

„Ich packe meine Tasche aus. Was machst du?“

„Im Bett liegen und an dich denken“, antwortete Florian. „Und meine Mutter ignorieren“, fügte er nach kurzem Zögern hinzu.

„Das solltest du nicht tun“, tadelte sie ihn, doch sie konnte nicht verhindern, dass sich ein Grinsen um ihre Lippen stahl.

„Ich weiß“, seufzte Florian.

„Wenn sie dich ruft, dann solltest du zumindest reagieren“, sagte sie ernst.

„Gut“, meinte Florian zu ihr. Dann rief er: „Was ist denn, Mama?“

Was seine Mutter antwortete konnte Christella allerdings nicht verstehen. Das nächste, was sie hörte, war sein Seufzen. „Was ist los?“, fragte Christella. Nun war sie leicht besorgt.

„Ich soll runter kommen. Meine Tante ist zu Besuch. Sie will mich unbedingt sehen. Mist“, antwortete er.

„Na, dann geh runter“, schlug Christella ihm vor, auch wenn es ihr lieber wäre, sie würden noch ein wenig reden können.

„Hm… Ich will aber lieber mit dir reden“, gab er zu.

„Ich weiß“, seufzte Christella. „Aber du kannst doch später noch mal anrufen, ja? Geh erstmal deinen Besuch empfangen. Ich muss eh noch auspacken und Philipp und Nicola anrufen.“

Wieder rief jemand im Hintergrund nach Florian. „Ich komme gleich!“, rief er. „Also gut. Sobald meine Tante weg ist, dann rufe ich dich an, ja?“

„Alles klar. Ich liebe dich“, verabschiedete sich Christella.

„Ich dich auch. Bis nachher.“ Dann war die Verbindung weg.

„Interessant“, sagte jemand hinter Christella.

Sie zuckte zusammen und drehte sich um. „Rainer.“ Erschrocken musste Christella feststellen, dass Rainer im Türrahmen lehnte und sie mit verschränkten Armen beobachtete.

„Wie war das gerade?“, fragte er. Es war klar, dass er diese Frage rhetorisch stellte. Während er sprach, kam er langsam in die Mitte des kleinen Zimmers. „Wen liebst du? Habe ich was verpasst, Chrissa?“ Er spie ihren Namen spöttisch aus.

„Das geht dich nichts an. Verschwinde.“ Sie versuchte krampfhaft, ruhig zu klingen, aber ihre Stimme zitterte und er bekam das mit, das wusste sie ganz genau.

„Och, unsere Ausreißerin meint, mir Befehle erteilen zu müssen?!“ Rainer grinste spöttisch. „Das ich nicht lache. Wo hast du überhaupt dieses Telefon her?“ Er musterte Christella. Hastig steckte sie das Handy in die Hosentasche.

„Ich sagte, du sollst gehen, Rainer. Du hast hier nichts zu suchen. Lass mich einfach in Ruhe.“ Nun klang ihre Stimme etwas ruhiger. Sie zitterte nicht mehr. In Gedanken wiederholte sie nur einen Satz: ‚Lass dich nicht unterkriegen.’

„Oh, jetzt habe ich aber Angst. Ich zittere schon“, meinte Rainer. Er verspottete sie, aber er war verärgert, weil sie nicht so reagierte, wie sie früher immer reagiert hatte, wenn er sich über sie lustig machte. Sie begann nicht zu zittern, sie lief nicht weg, ihr stiegen auch keine Tränen in die Augen und sie schwieg auch nicht beharrlich, während sie auf den Boden starrte. Sie sah ihm in die Augen und klang ruhig. Sie war schon fast mutig. „Was haben sie in München mit dir gemacht? Haben sie dir gut zugeredet? Haben sie dir gesagt, dass sie dich ganz arg doll lieb haben?“ Er lachte laut.

Christella schloss die Augen und atmete tief ein. Sie rief sich innerlich zur Ordnung. „Rainer. Verschwinde und lass mich in Ruhe. Geh. Raus. Aus. Meinem. Zimmer.“ Innerlich schäumte sie vor Wut. „Ansonsten werde ich schreien! Du darfst nicht in einem Mädchenzimmer sein. Wenn Frau von Waldorf das mitbekommt, dann bekommst du Ärger.“ Sie versuchte, so sachlich und nüchtern wie möglich zu klingen, aber der Ärger wollte nicht ganz aus ihrer Stimme verschwinden.

Für ein paar Sekunden starrte Rainer sie bloß ungläubig an, dann verzog er seinen Mund zu einem spöttischen Lächeln. „Pah. Als ob du dich das traust. Also, erzähl. Hast du einen Kerl aufgerissen dahinten, oder was?“ Der Spott schwang in jeder Silbe mit.

„Ich meine es Ernst, Rainer. Ich schreie nach Frau von Waldorf, ich schwöre es dir!“, drohte Christella ihm. Wenn er dachte, sie würde ihm allen Ernstes von Florian erzählen, dann hatte er sich aber deftig geschnitten. Er würde sie nicht wieder in diese graue Maus, die sich als ein Nichts betrachtet, verwandeln. Ganz sicher nicht, das hatte sie sich fest vorgenommen. Es war beschlossene Sache.

Rainer starrte sie bloß an. Was war bloß aus seinem liebsten Opfer geworden? Richtig mutig. So etwas hätte sie bis vor ein paar Wochen nicht einmal in seiner Nähe gesagt, geschweige denn gedacht. Sie hatte zu viel Angst gehabt. Er musste sich eingestehen, dass er für Heute lieber still sein sollte. Morgen würde er es noch einmal versuchen. Wenn sie wirklich – wie er aus dem belauschten Gespräch schloss – so etwas wie einen ‚Freund’ hatte, dann würde er es schon noch rauskriegen. Den Idioten wollte er sehen, der sich auf Christella Larenz einließ. Erneut grinste er spöttisch. „Wir sehen uns beim Abendessen“, sagte er zum Abschied und zuckte bedrohlich mit den Augenbrauen. Zu seiner Überraschung zuckte Christella kaum merklich zusammen. Er war wütend. Wenn sie so reagierte, dann machte es gar keinen Spaß, sie aufzuziehen. Wütend drehte er sich um und stapfte aus dem Raum. Er schlug die Tür kräftig hinter sich zu.

Christella war erleichtert, als er endlich gegangen war. Erschöpft ließ sie sich auf das Bett sinken. Sie war in einem gewissen Maß stolz auf sich. Sie hatte ihn nicht an sich ran gelassen und ihm keinen Triumph gegönnt. Diese Runde hatte sie gewonnen. 1:0, wie Philipp sagen würde. Bei dem Gedanken lächelte Christella. Sie schrak zusammen als sie das Handy klingeln hörte. Philipp rief an. Sie nahm ab. „Ich habe gerade an euch gedacht!“, sagte sie fröhlich.

Sie hörte, wie Philipp lachte und konnte sein Grinsen praktisch hören. „Trifft sich, wir nämlich auch an dich.“

Der eigentliche Grund für den Anruf war, dass Philipp und Nicola wissen wollten, ob es viel Stress gab und wie die Anderen aus dem Heim auf ihre Rückkehr reagiert haben. „Naja, also Frau von Waldorf war ziemlich wütend auf mich und so. Ist ja irgendwo auch verständlich, sie hat zwar nicht geschrieen, aber die Enttäuschung war groß. Sie hat mir eine ziemlich lange Predigt gehalten, von wegen unverantwortlichem Verhalten. Meine Strafe ist nicht so hart, ich hab mit etwas Schlimmerem gerechnet. Die Anderen haben ganz okay reagiert. Klar hat Rainer wieder versucht, auf mir rumzuhacken…“ Sie biss sich auf die Lippen als sie hörte, dass Philipp scharf die Luft einzog.

„Dieser Kerl… was hat der gemacht?“, fragte er, versuchte dabei, ziemlich ruhig zu klingen, was ihm aber nicht besonders gut gelang.

„Nicht viel, hat mich belauscht und wollte wissen, von wem ich das Handy habe“, antwortete sie hastig. Sie wollte nicht, dass er sich Sorgen machte.

„Und wie hast du reagiert?“, rief Nicola. Es klang weit weg. Vermutlich hatte Philipp den Lautsprecher angeschaltet und Nicola hörte mit.

„Ich hab’ ihm gesagt, er solle verschwinden und mich in Ruhe lassen, schließlich geht es ihn nichts an“, meinte Christella. Sie konnte nicht verhindern, dass leichter Stolz in ihrer Stimme mitschwang.

„Gut!“, kam es von Philipp und Nicola gleichzeitig.

Christella lachte. Es tat gut, die Stimmen von den beiden zu hören. Ihr war nicht bewusst gewesen, wie sehr sie sich an sie gewöhnt hatte. Erst jetzt merkte sie, wie sehr sie München und die beiden inklusive Florian wirklich vermisste. „Ähm, sorry, aber ich muss gleich runter zum Abendessen und anschließend die Küche sauber machen, vorher noch auspacken und so. Ich will euch wirklich nicht abwimmeln oder so…“ Verlegen schaute Christella an die Wand, obwohl Philipp und Nicola dieses Detail nicht sehen konnten.

„Schon okay. Melde dich, wenn du was brauchst, ja?! Du kannst jederzeit anrufen“, versicherte ihr Nicola.

„Wir erwarten jetzt auch gar nicht, dass du dich jeden Tag einmal meldest oder so“, meinte Philipp. Der Sarkasmus war unschwer aus seiner Stimme zu hören.

„Ich melde mich so lange, bis ihr genervt von mir seid“, versprach Christella lachend. Es war so einfach, mit Philipp und Nicola zu lachen, dass es fast schon wieder unheimlich war. Sie hörte Philipp im Hintergrund kichern.

„Du wirst uns nicht nerven!“, sagte Nicola ernst.

„Ja, ist ja gut. Ich melde mich, spätestens Morgen! Grüßt bitte Rosemarie von mir, ja?!“, bat Christella.

„Klar, machen wir. Bis dann, Chrissi“, sagte Philipp.

„Tschüss.“ Christella legte auf.

Sie steckte das Handy wieder in die Hosentasche und seufzte. Wie gerne wäre sie jetzt wieder bei Philipp und Nicola. Sie hatte sich so daran gewöhnt, bei den beiden zu sein, dass sie schon wieder eine große Sehnsucht nach München verspürte. Und sie wollte Florian schon wieder sehen. Seufzend packte Christella ihre Tasche aus. Sie musste feststellen, dass sie nicht genug Platz im Schrank hatte und musste ein paar Schubladen aus ihrer Kommode ausräumen, um noch einige Sachen wegpacken zu können. Dank Nicola hatte sie jetzt sehr viele Klamotten. Als alles verstaut war suchte Christella nach dem alten Bilderrahmen, in dem ein Foto ihrer alten Grundschulklasse war. Sie entfernte das uralte Foto und klebte ein anderes hinein – ein Foto von Philipp, Nicola und ihr – und stellte dieses auf ihr Nachttischchen. Daneben platzierte sie das Foto von ihr und Florian. Als letztes zog sie noch das Lebkuchenherz, das Florian ihr geschenkt hatte, aus der Handtasche und hängte es auf. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es Zeit war, in den Speisesaal zu gehen.

Die Handtasche legte sie auf ihren Schreibtischstuhl. Zur Sicherheit schloss Christella ihr Zimmer ab. Normalerweise tat sie das nicht, aber sie hatte Angst, dass Rainer oder einer seiner Anhänger sich den Spaß erlaubte, in ihr Zimmer zu gehen und sich irgendetwas daraus zu stibitzen. Den Schlüssel verwahrte Christella sicher in ihrer Hosentasche. Ihr fiel das Handy ein und sie schaltete es wieder auf lautlos, damit es nicht losbimmelte, während sie aß. Würde wohl nicht gut ankommen, wenn sie unangenehm auffallen würde, gleich am ersten Tag. Mit zügigen Schritten ging Christella in den Speisesaal und setzte sich in ihre übliche Ecke. Wenigstens würde sie hier niemand nerven. Sie bemerkte, wie Rainer sie spöttisch angrinste, aber sie ignorierte ihn.

Als Frau von Waldorf allen einen guten Appetit wünschte und sie beginnen konnten zu essen, war Christella angenehm erleichtert. Niemand hatte sich neugierig zu ihr gesetzt, keiner wollte mit ihr reden. Fürs Erste würde sie es dabei belassen. In ihrem Kopf machte sie sich eine Liste. Auf dem ersten Punkt setzte sie ‚Rainer ignorieren.’ Es war der wichtigste Punkt. Danach würde sie sich den Punkten ‚Freunde’ und ‚Schule’ widmen. Sie empfand es als unglaublich störend, dass niemand beim Essen redete. Sie war etwas Anderes von Philipp gewöhnt. Sie war es gewohnt, dass Philipp beim Essen rumalberte und über irgendetwas Witze machte. Die bedrückende Stille war ungewohnt und unangenehm. Sie schüttelte den Gedanken ab.

Zwei Plätze von ihr entfernt saßen ein paar Mädchen, die etwas jünger waren als sie selbst. Sie beobachteten sie heimlich und warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu. Christella seufzte, was die Mädchen aufschrecken ließ. Sie schauten sich an – Christella und die Mädchen – und die Mädchen schauten beschämt weg. Es war ihnen peinlich beim Beobachten erwischt zu werden. Christella grinste vor sich hin. Immerhin bemerkte sie jemand – Andere als Rainer und Kumpanen.

Christella war nicht einmal frustriert oder genervt, als sie nach dem Essen den Küchendienst antrat. Sie war erleichtert, dass sie nicht allein war. Ein Junge, geschätzte zwölf Jahre alt, musste ebenfalls Küchendienst schieben. Er schaute sie ehrfürchtig an, als sie eintrat. „Hi“, piepste er und wandte sich dann schnell den Tellern in seiner Hand zu.

„Hallo“, sagte Christella fröhlich. Sie nahm sich die Teller, die der Junge schon abgewaschen hatte, und trocknete sie ab. „Wer bist du denn, dich kenne ich noch gar nicht“, versuchte sie, ein Gespräch in Gange zu bekommen. Warum nicht gleich zu Punkt zwei übergehen?

Erstaunt sah der Junge sie an. „Ich bin Thomas“, sagte er leise. „Ich bin neu hier.“

Christella zog eine Augenbraue hoch. „Hallo, Thomas. Ich bin Christella.“

„Ich weiß“, meinte der Junge. „Es war Einiges los, als du abgehauen bist. Da hast du für ordentlich Wirbel gesorgt.“

Grinsend stapelte Christella die trockenen Teller aufeinander. „Na, immerhin etwas. Wie alt bist du?“

„Ich bin zwölf. Ich bin am Tag, an dem du abgehauen bist, hier ins Heim gekommen und seitdem…“, er brach ab. Irgendetwas verschreckte ihn.

„Alles okay?“ Christella bemerkte, dass Thomas zitterte. „Was ist seitdem?“ Jetzt hatte sie beinahe Angst vor der Antwort.

„Ich… ich soll niemanden was sagen…“, flüsterte Thomas. Hastig wusch er schneller ab.

„Oh.“ Das kam ihr schrecklich bekannt vor. Dasselbe hatte ihr Rainer ihr immer gesagt. Sie solle niemandem sagen, dass er sie schikanierte. ‚Zu niemandem ein Wort’, hallte seine Stimme in ihrem Kopf wieder. Sie schüttelte den Kopf und schlug sich die Erinnerung aus dem Kopf. „Du solltest Rainer nicht so ernst nehmen, Thomas.“ Sie schluckte. Das aus ihrem Mund, wie absurd. „Eigentlich ist er ein Angsthase.“ Sie lachte über sich selbst. Es klang beinahe hysterisch, was Thomas aber nicht zu bemerken schien, worüber sie recht froh war. „Warum bist du zum Küchendienst eingeteilt?“ Ablenkung. Thomas brauchte Ablenkung, ganz dringend.

„Ich habe ein Fenster zerbrochen“, sagte er und seine Stimme klang reumütig.

„Oh“, machte Christella erneut. Den Rest der Zeit verbrachten sie schweigend.

Als sie später auf ihrem Zimmer war, kam Christella der Gedanke, dass jetzt, wo sie Rainer so deutlich gezeigt hatte, dass sie nicht mehr sein Opfer Nummer Eins sein wollte oder sein würde, dass er nun Thomas zu seinem Opfer Nummer Eins auswählen würde. Es lief ihr kalt den Rücken hinunter. Das wollte sie nicht. Sie wollte nicht, dass Thomas litt, weil sie sich gegen Rainer wehrte. Vielleicht sollte sie dem Kleinen irgendwie helfen…

Ihr Handy klingelte und ihr Gedankengang wurde so unterbrochen. Wie versprochen rief Florian noch einmal an. Als sie abhob hatte sie beschlossen, Thomas ein wenig unter ihre Fittiche zu nehmen, wenn sie auch nicht wusste, wie sie das genau anstellen sollte, aber sie würde schon einen Weg finden, dessen war sie sich sicher.

~Re-Start~

Neustart.
 

Es war Montag. Zum ersten Mal, seit sie wieder aus München da war, musste Christella nun wieder in die Schule. Etwas, wovor es ihr in einer gewissen Art und Weise wirklich grauste, denn sie wusste nicht, wie ihr Mitschüler auf ihre Rückkehr reagieren würden. Was würden sie sagen, wenn sie wieder auf ihrem Platz saß? Würden sie komische Fragen stellen und was würde sie antworten?

Das hatte sie auch Philipp noch am Abend zuvor gefragt. Seine Antwort war allerdings weniger hilfreich gewesen. „Du schaffst das schon, Kleines. Das kriegst du schon hin.“

Was sollte sie denn mit dieser Antwort anfangen? Das half ihr doch nun wirklich nicht.

Langsam packte Christella ihre Schultasche. Zur Sicherheit packte sie noch das Handy ein. Nur für den Fall, dass sie nicht klar kam und dringend mit Nicola, Philipp oder Florian reden wollte, wobei letzterer jedoch wohl selbst in der Schule hocken würde. Plötzlich summte das Handy. Eine SMS von Florian, so als hätte er gewusst oder gespürt, dass sie gerade an ihn gedacht hatte.

„Ich denke an dich. Denk dran. Du bist gar nicht alleine. Ich liebe dich, Flo.“

Sie musste lächeln, als sie die Nachricht las. Hastig schrieb sie ihm zurück, während sie das Zimmer verließ und abschloss.

„Danke. Ich liebe dich auch.“

Der Speisesaal war voll besetzt. Christella suchte nach einem freien Tisch. Sie fand einen beinahe leeren Tisch – neben Thomas, dem Jungen vom Vorabend, saß niemand. Sie beschloss, sich neben ihn zu setzen.

„Guten Morgen, Thomas“, begrüßte sie ihn fröhlich.

Beinahe schon erschrocken sah Thomas auf. Als er sie erkannte, wirkte er gleich entspannter. „Guten Morgen“, sagte er, dann wandte er seinen Blick wieder auf den Teller.

„Ich nehme mal einfach an, du hättest mir einen Platz angeboten, okay?“, meinte Christella. Sie setzte sich neben Thomas und nahm sich eine Schüssel, in die sie Cornflakes und Milch gab. Thomas schwieg während des Essens, was Christella ein wenig verunsicherte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, wie sie ihn ablenken oder zum Reden bringen konnte und ehe sie sich versah, stand Thomas auch schon auf.

„Ich werde meinen Rucksack holen und dann zum Schulbus gehen. Danke, dass du mit Gesellschaft geleistet hast. Bis dann.“ Bevor Christella noch etwas sagen konnte war Thomas schon aus dem Speisesaal geeilt und hatte sie somit alleine gelassen. Seufzend stand sie auf und stellte ihre nun leere Schüssel auf den Wagen für das schmutzige Geschirr. Dann ging auch sie hoch auf ihr Zimmer, um ihre Schultasche abzuholen. Einige Blicke folgten ihr, während sie den Raum verließ.
 

Das Vicktoria Gymnasium in Köln lag nicht sehr weit von dem Heim entfernt, jedoch noch immer so weit, dass man es, wollte man nicht in aller Herrgottsfrühe aufstehen, besser mit dem Bus erreichte. Das Gebäude war schon sehr alt, wurde jedoch erst vor einigen Jahren renoviert. Die große Uhr über dem Haupteingang der Schule zeigte an, dass es zwanzig Minuten vor acht Uhr war, als Christella und die übrigen Schüler mit dem Bus an der Schule ankamen.

Die Fahrt zur Schule verlief problemlos für Christella, niemand starrte sie an, es schien so, als hätte man sie überhaupt nicht an ihrem üblichen Platz im Bus in der ersten Reihe vermisst. Der Platz war leer geblieben, was sie ziemlich verwunderte. Dennoch atmete sie erleichtert aus, als sie als eine der ersten den Bus wieder verließ. Langsam betrat sie das Schulgelände, den eisernen Torbogen, durch den sie trat, beachtete sie nicht, zu oft war sie schon unter ihm durch gegangen.

Auf den Turngeräten tummelten sich schon einige der Fünftklässler, die diesen Geräten noch nicht überdrüssig waren. Ihre Rollschultaschen hatten sie achtlos in den Sand neben den Geräten geworfen. Offensichtlich hatte der Trend mit den Trollies noch nicht abgenommen.

Christella schritt die paar Stufen zur Eingangstür der Schule hoch. Sie holte noch einmal tief Luft, ehe sie über die Türschwelle trat. Es waren noch nicht sehr viele Schüler angekommen, die meisten trafen erst um zehn Minuten vor acht in der Schule ein.

In der ersten Unterrichtsstunde stand für Christella Geschichte auf dem Plan. Raum 100. Ihr Klassenraum. Das Wiedersehen mit ihren Klassenkameraden. Christella schluckte. Sie würde das packen. Und sie war ja auch nicht allein. Sie stellte sich vor, wie Philipp und Nicola jetzt wohl gemeinsam am Tisch saßen – Philipp bereits zum Gehen vorbereitet, denn er hatte ja Training – und sich Gedanken um sie machten, wie es ihr wohl ergehen würde an diesem ersten Tag nach ihrer Ankunft – zurück in der Schule. Und vermutlich stand Florian auch gerade in seiner Schule und dachte an sie. Das machte ihr Mut – sie wusste nicht genau, warum, aber es gab ihr einfach das Gefühl, das ganze ausstehen zu können, was auch immer die Reaktion ihrer Mitschüler und Klassenkameraden sei. Sie würde das auf jeden Fall packen.

Als sie vor der Tür stand und einige ihrer Klassenkameraden hinter Tür lachen hörte, machte sich ein mulmiges Gefühl in ihr breit. Sie begann zu bereuen, mit dem frühen Bus gefahren zu sein. Hätte sie nämlich den anderen Bus genommen, dann wäre sie exakt zum Gong vor dieser Tür gestanden. Aber so musste sie noch siebzehn Minuten in dem Raum ausharren.

Sie kam sich selbst vor wie der letzte Trottel, wie sie da vor der Tür stand, unschlüssig, ob sie wegrennen oder reingehen sollte. Sie schüttelte den Kopf, wie um sich zur Besinnung zu bringen und beschloss, rein zu gehen. Augen zu und durch – das musste einfach ihr Motto für diesen Tag – und vermutlich auch die nächsten Tage – werden. Mit diesem Gedanken im Kopf öffnete sie die Tür und betrat den Raum.

Augenblicklich wurde es still und alle sahen zu ihr rüber. Es waren zwar nur zwölf der achtundzwanzig Schüler im Raum, aber das waren schon genug – zu viele sogar für Christellas Geschmack. Sie räusperte sich. „Guten Morgen“, grüßte sie alle zaghaft. Keine Reaktion, noch immer ungläubige Blicke. Das verunsicherte sie unglaublich. Schnell schloss sie die Tür wieder und rauschte zu ihrem Platz in der letzten Reihe. Zumindest würde sie niemand während des Unterrichts anstarren können.

Langsam begannen die anderen, ihre Gespräche wieder anzufangen. Einige schauten noch immer zu ihr herüber.

Um diesen Blicken nicht zu begegnen kramte Christella in ihrer Tasche herum. Sie holte langsam ihre Sachen für den Unterricht heraus: Stiftemappe, Hausaufgabenheft, Block, Schnellhefter und Buch. Das konnte seine Zeit beanspruchen.

„Hi.“

Sie wurde in ihrem Tun unterbrochen. Melissa, ein blondes, relativ beliebtes Mädchen der Klasse stand vor ihrem Tisch. Christella schaute sie überrascht an und bekam kein Wort heraus. Melissa hatte bisher kaum mit ihr gesprochen, nur wenn sie Hausaufgaben oder so gebraucht hatte.

„Wie – ähm – geht es dir?“, fragte Melissa sie.

Das war noch merkwürdiger, denn Christella war sicher, dass sie das auch noch nie gefragt hatte. „Also, mir geht es ganz okay. Und dir?“, gab sie zur Antwort. So ganz traute sie dem Braten nicht.

„Gut, danke der Nachfrage.“ Melissa starrte auf Christellas Hausaufgabenheft und malte mit dem Finger Kreise auf den Tisch. „Hör mal…“, begann sie zögerlich, beinahe schon schuldbewusst wirkte sie. „Wir – also die Mädels und Jungs in unserer Miniclique – wir haben uns unterhalten über dich“, fuhr Melissa fort. Als hättet ihr das vorher nicht auch schon getan, dachte Christella verwirrt. „Wir haben darüber geredet, wieso du… plötzlich weg warst, weißt du.“ Sie sah Christella an, so als erwarte sie eine Antwort von ihr, als nickte Christella. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass das vielleicht auch an unserem Verhalten lag. Du weißt schon, so halblaute Kommentare und Sticheleien und all der Kram, den eben auch wir veranstaltet haben. Nein, ganz sicher lag es daran, nicht wahr?“ Melissa setze sich auf den freien Platz neben Christella und drehte sich zu ihr. „Es tut mir leid. Es tut uns leid. Wie wir dich behandelt haben. Klar, das hätte uns auch früher einfallen können, aber das tat es nicht und das tut uns auch leid. Alles tut uns leid.“ Die Klassentür öffnete sich und ein paar andere Schüler kamen lachend in den Raum. Als sie Christella bemerkten, schauten sie sie überrascht an, redeten dann aber schnell weiter. „Ich wollte nur, dass du das weißt, okay?!“ Christella nickte. „Gut“, meinte Melissa zufrieden. Nach einer kurzen Pause sprach sie weiter. „Wie wäre es, wenn ich mich zu dir setze? So als Friedensangebot und … Beweis, dass ich es wirklich ehrlich meine?“, fragte sie.

Christella brauchte einen Moment, um das alles zu verarbeiten. Es tat ihnen also leid. Zwar war die Clique um Melissa noch die harmloseste gewesen, aber dennoch tat es ihnen leid. Vielleicht bestand ja nun für Christella die Möglichkeit, praktisch neu anzufangen. Vielleicht wendete sich nun ja alles zum Besseren? Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Ein Wort der Hoffnung. Dass Melissa anbot, sich neben sie zu setzen, reichte schon, um Christella zu zeigen, dass es ihr tatsächlich und gänzlich leid tat, was sie angestellt hatte.

„Also, ähm. Du musst dich jetzt nicht aus Schuldgefühlen oder so hier neben mich setzen, weißt du. Ich nehme deine, oder eure, Entschuldigung an, es ist okay, wirklich“, antwortete Christella schließlich.

Melissa schüttelte den Kopf. „Ich mache das nicht aus Schuldgefühlen heraus. Ich will dich kennen lernen. Dich! Den Menschen Christella. Meine Mitschülerin, über die ich kaum was weiß. Es war bescheuert, wie wir uns dir gegenüber verhalten haben und ich finde, es ist an der Zeit, dass wir was unternehmen. Also, darf ich mich neben dich setzen oder nicht?“ Sie war wohl nicht von ihrem Vorhaben abzubringen.

…dich kennen lernen…

Die Worte hallten in Christellas Kopf wieder. Also wirklich – alles auf Anfang. Kompletter Neustart. Rechner runterfahren und wieder hoch. Sie nickte. Melissa lächelte und verschwand mit einem „Bin gleich wieder da!“ zu ihrem alten Platz, an dem auch ihre Clique wartete, die die beiden neugierig und gespannt beobachtet hatten. Sie schienen erleichtert, als Melissa ihnen von dem Gespräch berichtete. Lächelten zu Christella rüber und nickten ihr sogar zu. Melissa kam kurz darauf zu Christella zurück.

„Also, na dann – nutzen wir die restlichen elf Minuten bis unsere Drama-Queen den Klassenraum betritt und uns wieder über die Vorzüge der Geschichte aufklären will. Erzähl mir von dir.“ Melissa schaute sie ernsthaft interessiert an.

Und Christella begann zu erzählen.
 

Stolz darüber, dass sie die sechs Unterrichtsstunden überstanden hatte, saß Christella um zwanzig Minuten nach eins wieder in dem Bus, auf dem Weg zurück in das Heim. Melissa hatte sie nicht eine Sekunde lang alleine gelassen und wenn sie auf eine Frage nicht antworten wollte (wie zum Beispiel darauf, bei wem sie in München war), dann bohrte sie nicht weiter, sondern akzeptierte ihre Entscheidung bedingungslos. Auch die anderen aus der Clique ließen keine blöde Bemerkung fallen, als Melissa mit ihr im Schlepptau an ihrem Stammplatz auf dem Schulhof auftauchte. Im Gegenteil – sie nahmen sie alle in Schutz, denn nicht jeder war bereit, sie nun besser zu behandeln. Sie hatte sich einige Kommentare anhören müssen, doch die bösen Blicke und bissigen Gegenkommentare seitens Melissa hielten die meisten davon ab, den ganzen Tag dumme Witze zu reißen. Am Ende der sechsten Stunde hatten Melissa und Christella gar ihre Handynummern getauscht.

Lächelnd saß Christella nun auf ihrem Stammplatz im Bus und dachte daran, wie viel schlimmer sie sich diesen Tag ausgemalt hatte. So schlimm war es gar nicht gewesen. Die Lehrer begrüßten sie mit einem Nicken, oder sie ignorierten sie völlig. Keiner wollte sie für ein Gespräch nach der Stunde einladen. Melissa hatte sich sogar bereit erklärt, ihr ihre Mappen auszuleihen, damit sie den Stoff nachholen konnte, den sie verpasst hatte. Christella rechnete ihr dieses Verhalten hoch an.

Vor dem Mittagessen brachte Christella ihre Tasche noch in ihr Zimmer und schloss dieses dann wieder sorgfältig ab, schließlich würde es noch eine Weile dauern, bis sie wieder hoch konnte, denn sie musste den Abwasch am Mittag erledigen. Kurz bevor sie den Speisesaal erreichte, stellte sich Rainer ihr wieder in den Weg.

„Na, Prinzesschen. Alles gut?“, fragte er spöttisch.

Christella zuckte innerlich zusammen, bemühte sich jedoch, sich nach außen hin nichts anmerken zu lassen. Sie wollte ihm keinen einzigen Triumph mehr gönnen. „Hallo, Grobian.“ Damit versuchte sie, sich an ihm vorbei zu schieben und in den Speisesaal zu gehen, wo sicher eine Betreuerin sein würde, sodass Rainer ihr nichts anhaben könnte.

„Na, na. Wir wollen doch wohl nicht frech werden, hm?“, meinte er in einem leisen, bedrohlichen Tonfall.

„Ich werde nicht frech. Das ist die Wahrheit“, sagte sie, so ruhig, wie sie konnte. Sie wusste, dass es riskant war, ihn zu provozieren, aber sie musste ihm einfach Kontra bieten, sonst würde er niemals aufhören, es bei ihr zu versuchen. „Lass mich jetzt durch, ich möchte zu Mittag essen. Ich habe Hunger.“ Erneut versuchte sie, sich an ihm vorbei zu drängeln, doch wieder versperrte er ihr den Weg.

„Ich warne dich, Püppchen. Wenn du mir dumm kommst, dann wirst du es bereuen“, drohte er ihr in alter Rainer Manier.

„Hm. Das habe ich schon mal gehört“, erwiderte Christella. Sie wirkte wirklich mutiger als sie eigentlich war, denn innerlich war sie – mal wieder – zusammengezuckt. Sie hatte immer noch Angst und verfluchte sich selbst dafür, dass sie diese Angst verspürte.

„Vorsicht“, zischte Rainer ihr zu.

„Ja, schon kapiert, ich werde es bereuen, mein blaues Wunder erleben und so weiter, und so weiter“, meinte sie und bemühte sich, gelangweilt zu klingen. Rainers Gesicht wurde scharlachrot. Er war sauer, stocksauer, das konnte man ganz genau sehen. Dennoch machte Christella weiter, obwohl alles in ihr schrie, sie solle es lassen. „Aber jetzt habe ich gerade keine Zeit, zu bereuen. Ich habe Hunger, Rainer. Schönen Tag noch!“ Dieses Mal schaffte sie es, an ihm vorbei in den Speisesaal zu kommen.

Jetzt war sie praktisch in Sicherheit. Nur, um noch einen Schritt weiter in Sachen Sicherheit zu gehen, setzte sie sich in die Nähe der Betreuertische. So würde Rainer nichts tun können, als ihr feindselige Blicke zuzuwerfen. Obwohl sie sich in gewissem Maße sicher fühlte, beeilte sie sich, mit dem Essen schneller fertig zu werden als Rainer, um einen freien Weg zur Küche zu haben. Nach nur einer Viertelstunde war sie soweit fertig, dass sie in die Küche huschen konnte. Kurze Zeit nach ihr kam auch Thomas in die Küche gehuscht.

„Hallo, Christella“, grüßte er sie und sah der Küchenhilfe dabei zu, wie sie den ersten Wagen voll mit dreckigem Geschirr in die Küche schob.

„Hey, Thomas“, grüßte Christella zurück. „Alles klar soweit?“, fragte sie, als sie und Thomas sich an die Arbeit machten. Sie wusch das Geschirr ab und er trocknete es ab.

„Ja, alles bestens“, meinte der Kleine leise. Er konzentrierte sich sehr auf die Arbeit, die er zu erledigen hatte.

Auch Christella schwieg. Gemeinsam erledigten sie auch die nächsten zwei Wägen voller Geschirr. Als sie die Arbeit beendet hatten, legten sie die Handtücher, die Thomas benutzt hatte, auf eine Heizung und verabschiedeten sich von der Köchin und ihrer Gehilfin. Vor der großen Treppe, die hoch zu ihrem Zimmer führte, verabschiedete Christella sich dann von Thomas, der nervös umher blickte, als hätte er Angst, zu lange stehen zu bleiben, oder von irgendwem entdeckt zu werden. Es stimmte Christella traurig, ihn so verängstigt zu sehen. Mit einem hastig gemurmelten „Tschüss!“ war er jedoch schneller verschwunden, als sie etwas hätte sagen können, um ihn aufzuheitern. Seufzend stieg Christella die Treppe hoch und schloss ihr Zimmer auf. Kein Rainer weit und breit – ein positives Zeichen. Oder ein Negatives. Könnte ja sein, dass er etwas ausheckte und deshalb nirgends herum lungerte. Oder das er vor Thomas Zimmertür stand, um dort auf ihn zu warten und ihn zu ärgern.

Christella nahm das Handy vom Nachttisch, nachdem sie ihre Tür von innen verriegelt hatte. Nur aus Sicherheitsgründen. Dann wählte sie Philipps Nummer, doch sein Handy war ausgeschaltet. Vielleicht hatte er ja Training? Wahrscheinlich. Nicola hob jedoch schon nach dem zweiten Klingeln ab.

„Christella! Schön, dass du anrufst. Ich habe auch schon bei dir versucht, anzurufen, aber es ging niemand ran“, meldete sie sich.

„Ich hatte doch Küchendienst. Schon vergessen?“, fragte Christella. Sie musste unwillkürlich grinsen. Es tat gut, Nicolas Stimme zu hören.

„Ach ja. Hatte ich tatsächlich vergessen. Erzähl mal! Wie war es in der Schule?“, forderte Nicola sie auf.

Also erzählte Christella ihr alles – von Melissa über die blöden Bemerkungen bis hin zu Rainer und seinen erneuten Drohungen.

Nicola klang leicht sauer. „Dem sollte jemand ordentlich den Hintern versohlen“, murmelte sie verärgert.

„Nein – Gewalt ist keine Lösung“, belehrte Christella sie mahnend und konnte ein Lachen kaum unterdrücken.

„Hast’ Recht. Keine Lösung – und es wäre sein Niveau.“ Im Hintergrund hörte Christella, wie es an der Tür klingelte. „Ich gehe mal eben öffnen“, sagte Nicola. Dann hörte Christella für einen Moment nichts. Schließlich hörte sie jedoch ein aufgeregtes Quietschen von Nicola, die sich wenige Sekunden später wieder am Telefon meldete. „Chrissa, eine Freundin aus Berlin ist gerade hier angekommen, um mich zu überraschen. Wir rufen dich später noch mal an, okay?“, meinte sie, hörbar aufgeregt.

Christella lächelte, auch wenn Nicola das nicht sehen konnte. „Klar, kein Ding. Ich möchte eh noch bei Florian anrufen und dann muss ich auch noch die Hausaufgaben erledigen, weißt du… Meldet euch einfach, wenn’s passt!“

„Klar, machen wir. Bis später!“

Damit war die Verbindung unterbrochen. Christella schmunzelte. Das war so typisch Nicola. Sie war immer glücklich, immer gut gelaunt. Wieder einmal merkte Christella, wie sehr Nicola und Philipp ihr fehlten – nach nur zwei Tagen war es beinahe unerträglich.

Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, wählte sie Florians Nummer, auch wenn das den Effekt wohl nur bestärken würde.

„Florian Gander“, meldete er sich am Apparat. Er klang müde.

„Guten Tag, Herr Gander, hier spricht Frau Lorenz“, sprach Christella. Sie bemühte sich um einen ernsten Tonfall.

Schlagartig war Florian die Müdigkeit aus der Stimme gewichen. „Oh, hey. Ich habe nicht aufs Display geschaut, tut mir Leid. Wie geht es dir? Wie war der Schultag? Alles okay bei dir? Gott, was bin ich nur für ein Idiot. Ich hätte dich längst anrufen soll. Tatsächlich – ein Idiot bin ich. Ach, was soll’s. Also, wie war’s? Ich will alles wissen!“

Christella war verwirrt. „Ähm. Immer langsam. Sag mal – was ist los? Bist du müde? Du klangst verschlafen?!“ In ihrer Stimme schwang Besorgnis mit.

„Ein wenig müde bin ich, ich habe nicht sehr viel geschlafen, aber das ist ja nicht so wichtig. Erzähl mir lieber was los war!“, beharrte Florian.

Also erzählte Christella ihm ebenfalls, was vorgefallen war.

„Klingt doch cool – bis auf die Sache mit dem Affen, natürlich“, meinte Florian schließlich. „Ich sehe dass genauso wie Nicola – eins auf die Rübe hätte er verdient.“

Christella grinste. „Ja, ist klar. Aber jetzt erzähl du! Warum bist du müde?“ Wieder klang sie ein wenig besorgt.

„Nichts Schlimmes. Ich konnte nur nicht schlafen, hatte ein paar dumme Albträume, mehr nicht. Wirklich nicht!“, meinte er mit Nachdruck, als Christella nur dazu schwieg. „Mir geht es prima. Nie wieder ein Gruselfilm vorm Einschlafen.“

Christella seufzte. „Na gut. Glaube ich dir mal“, meinte sie mürrisch. Florian lachte am anderen Ende der Leitung. „Du, ich muss mich jetzt an meine Hausaufgaben machen…“, meinte sie vage.

Nun war es an Florian, zu seufzen. „Ja, das muss ich wohl auch noch tun…“ Er klang nicht begeistert. Natürlich nicht.

„Ich melde mich, wenn ich fertig bin, okay?“ Christella fand die Idee auch nicht lustig, jetzt aufzulegen, aber sie musste die Aufgaben erledigen, sonst würde es erneuten Ärger geben und den wollte sie nicht und konnte sie nicht gebrauchen.

„Ist gut. Ich habe um 16 Uhr aber Training. Ab halb acht bin ich dann wieder zu erreichen“, sagte Florian. Auch hiervon klang er nicht sonderlich begeistert.

„Habe ich notiert. Ich melde dich. Ach, und Florian?“

„Hm?“

„Ich liebe dich!“

„Ich dich auch.“

Dann legte Christella auf.

Wie sie ihr alle fehlten. Florian. Philipp. Nicola. Alle.

Als sie sich an den Schreibtisch setzte, um tatsächlich mit den Hausaufgaben zu beginnen, spukte die Frage in ihrem Kopf herum, wie sie es nur aushalten sollte ohne die drei. Sie wusste keine Antwort darauf und das frustrierte sie sehr.



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Kommentare zu dieser Fanfic (48)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sakura-Jeanne
2010-03-30T12:07:41+00:00 30.03.2010 14:07
entlich geht es weiter


ich hoffe das sie ja mal die drei wieder sieht oder das sie mal übers we zu ihnen fahren kann
Von:  ArjenRobben
2009-01-16T19:14:12+00:00 16.01.2009 20:14
Mal wieder super!
Von:  kitty_shack
2009-01-09T20:48:54+00:00 09.01.2009 21:48
Ahh, Philipp muss auch imme so neugierig sein XD'
Und wie kann man überhaupt erkennen, dass das ein halbes V ist? Gut, das kann sich dann denken, aber das ist doch dann nur ein strich...? XD

Oah, diese Waldorf ist hart! >.<
Rainerrr.... *deathglare*

Ui, das Kapitel war aber zeimlich lang oO
Vllt hättest du das in zwei Kaps unterteilt...also dann den zweiten teil sofort ein oder zwie tage danach ^^
dann hättest du mehr Kommis ;)

Von: abgemeldet
2009-01-09T19:41:51+00:00 09.01.2009 20:41
Ich find das Kapi toll und auch manchmal bisschen traurig.
*nick*
*mich zusammenreißen musste*
Mach weiter so!!!
Von:  Sakura-Jeanne
2009-01-09T18:52:10+00:00 09.01.2009 19:52
hammer kapitel
Von: abgemeldet
2008-10-14T19:00:19+00:00 14.10.2008 21:00
Ich will auch nciht dass die geht! Philipp soll sie doch adoptieren! =( Die soll da nich weg!
Mach schnell weiter!
lG Cat
Von:  Miss_Black
2008-10-12T10:01:14+00:00 12.10.2008 12:01
NEin!111111111

Chrissi soll nich gehen!!!!!!!!
T.T
Die soll in München bleiben!
*schniefff*
Toles kapi, wirklich super!
Bin schon total gespannt auf das nächste ^^!
Von: abgemeldet
2008-10-08T19:27:55+00:00 08.10.2008 21:27
Hat Spaß gemacht es zu betan.
*knuddl*
Gefällt mir risch gut!
Freu mich aufs nächste. <3
Von:  kitty_shack
2008-10-08T19:18:39+00:00 08.10.2008 21:18
aww *-*
Aber er hauchte ihr nur einen Kuss auf die Wange! :D xP
aber er küsste sie ja später noch :]

>> Karl?! Otto? Joachim? Ferdinand? Justus?
wie lol du doch bist xDD
Vor allem fand ich das beim w-markt gut :) *.*

kitty <3
Von:  Sakura-Jeanne
2008-10-08T18:42:41+00:00 08.10.2008 20:42
hammer geiles kapitel
freue mich wenn es weietr geht


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