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Die Rückkehr des Schwarzen Todes

Zwei Hundebrüder - ein Gegner
von

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Kuros Rückkehr

Während mit Verworrene Pfade eine Alternative-Universe-Geschichte läuft, habe ich eine kleine, hoffentlich amüsante Geschichte um die beiden Brüder im japanischen Mittelalter geschrieben:
 

1. Kuros Rückkehr
 

Die Reisegruppe, die sich es sich am Ufer des kleinen Baches gemütlich gemacht hatte, schien zu schlafen. Obwohl sie jedoch entspannten, hatten sie alle schon viel zu viele Abenteuer erlebt, als dass sie nicht ständig auf der Hut waren.
 

Inuyasha sprang daher auch prompt auf, als er etwas witterte. Erst dann erkannte er den Geruch. „Was will der denn hier?“ murrte er.

Im nächsten Augenblick gab es einen Knall, der auch seine Freunde auf die Beine brachte. Eine dreiäugige Kuh landete vor ihnen, eine zerzauste, grün gekleidete Gestalt mit einem großen Hammer stürzte dem Hanyou mehr oder weniger vor die Füße.

„Toutousai!“ Dessen Begrüßung klang nicht sehr freundlich: „Was hast du denn jetzt schon wieder? Ist Sesshoumaru hinter dir her?“

„Wenn es das nur wäre!“ stöhnte der Schmied und rappelte sich auf, suchte sich seinen Hammer: „Ja, ihr seid alle da.“

„Ja, natürlich“, meinte Kagome und kam heran: „Was ist denn geschehen, Toutousai- ouji -san? Du siehst ja schrecklich aus!“

„Es ist ja auch schrecklich! Kuro hat Myouga entführt.“

Für einen Moment herrschte Schweigen, dann brach Inuyasha in Gelächter aus: „Keine Ahnung, wer oder was dieser Kuro ist, aber Myouga entführt? Was soll denn der Quatsch?“

„Mach Platz!“ kam es sofort von Kagome. Noch während der Hanyou zu Boden ging, fuhr sie zum Neuankömmling gewandt fort: „Bitte, setz dich doch. Wer ist dieser Kuro? Und was hat der arme Myouga ihm denn getan?“ Sie nahm Platz. Shippou sprang auf ihren Schoß. Auch Miroku und Sango setzten sich. Ihr Besucher sah sehr beunruhigt aus. Überdies neigte Toutousai nicht dazu, seine Schmiede zu verlassen, wenn nicht etwas wirklich Weltbewegendes passiert war.

„Äh, nichts, er selbst hat ihm gar nichts getan.“ Der Schmied warf noch einen Blick auf den liegenden Inuyasha, ließ sich dann aber nieder: „Und wenn der Hundebengel erst mal zuhören würde….“

„Er wird zuhören“, versicherte sie prompt.

„Myouga kann gar nichts dafür…es ist... Dieser Kuro ist…“ Toutousai kratzte sich am Kopf: „Ja, wie soll ich das erklären. Es ist schon einige Jährchen her, dass der Kerl Ärger gemacht hat. Man nannte ihn damals den Schwarzen Tod.“

„Kuro bedeutet schließlich schwarz“, warf Miroku ein und zog hastig seine Hand von seiner Nachbarin zurück, da Sango bereits im Begriff war, darauf zu schlagen.

„Ja. Aber nicht nur deswegen.“ Toutousai sah zu dem Hanyou, der sich mühsam aufgesetzt hatte: „Dein Vater war sein Gegner. Kuro hat damals ein ganzes Stück Land verwüstet, in dem er so eine eigenartige schwarze Masse darüber fließen ließ, und so alles Leben dort vernichtete. Jedenfalls bekämpfte ihn der Herr und siegte. Dann bannte er ihn auf die fliegende Insel.“

„Eine fliegende Insel?“ wiederholten Kagome und Sango im Chor.

„Ja, genau. Und jetzt scheint dieser Mistkerl wieder aufgewacht zu sein, warum auch immer. Obendrein hat er offenbar Leute anheuern oder unterwerfen können. Da er glücklicherweise nicht von der Insel herunter kann, schickte er Krieger, die Myouga entführt haben, als er bei mir auf Besuch war.“

„Wir müssen Myouga retten, nicht wahr, Inuyasha?“ Kagome wandte sich seitwärts.

Der seufzte: „Sag mal, Toutousai, hat mein Vater eigentlich auch irgendeinen Gegner mal erledigt und ihn nicht mir überlassen?“

„Der Herr hatte eine sehr hohe Meinung vom Leben!“ betonte der Schmied sofort. „Aber...äh…das größere Problem dürfte sein, dass wir Myouga da schnell herausholen müssen. Kuro hat ihn nicht ohne Grund entführt.“

„Und der wäre?“ fauchte der Hanyou. Diesem dämlichen Metallbieger musste man auch jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen: „Erzähl jetzt bloß nicht, dass er ihn fressen will.“ Das wäre zu lächerlich.

„Nein, du dummer Bengel. Myouga war der Vertraute deines Vaters. Und wenn es irgendjemanden gibt, der weiß, wie man die Bannkreise um die Insel löst, dann Myouga.“ Toutousai seufzte: „Versteht ihr?“

„Obendrein ist er nur ein kleiner Flohgeist“, meinte Sango: „Kuro dagegen scheint recht mächtig zu sein, er hat auch Untergebene. Das sieht übel aus.“

„Und wenn dieser Kuro entkommt, mordet er weiter?“ erkundigte sich Miroku.

„Ich denke mal…“ Der Schmied sah zu Inuyasha: „Kuro ist gefährlich, wirklich. Aber ich dachte, du würdest Myouga doch helfen wollen…?“

„Keh! Glaubst du etwa, ich habe Angst vor diesem Kuro oder wie der Kerl heißt?“

„Er ist ein Daiyoukai. Und er ist nicht gerade harmlos.“ Toutousai seufzte „Ich allein habe gegen ihn keine Chance.“

„Natürlich retten wir den armen Myouga!“ Kagome sah zu ihrem Hanyou: „Oder etwa nicht?“ Das klang herausfordernd.

„Ich habe ja nie gesagt, dass wir nicht gehen. Ich bin bloß sicher, dass der liebe Toutousai mal wieder was vergessen hat, oder?“ Inuyasha fixierte den Schmied, der plötzlich den Himmel betrachtete: „Aha! Dachte ich mir´s doch. Was ist los, du alter Zausel?“

„Ich weiß nicht, was du meinst…“

„Wenn es um etwas vor langer Zeit geht, Myouga und mein Vater darin verwickelt waren...warum gehst du eigentlich nicht zu Sesshoumaru?“

„Äh…der würde mich umbringen.“

„Meinst du nicht, er würde gegen einen solchen Gegner auch gern kämpfen wollen?“ fragte Kagome: „Dieser Kuro scheint ja stark zu sein.“

„Äh...darum geht es nicht…“ Toutousai brach der Schweiß aus. Aber der ältere Sohn des Herrn hatte ihn sowieso schon auf der Schwarzen Liste, da musste er wirklich nicht noch dem Jüngeren und dessen Menschenbande von der peinlichen Situation erzählen, in die Kuro den jugendlichen Sesshoumaru gebracht hatte. Oder gar den daran erinnern, dass es noch lebende Zeugen seiner Demütigung gab. Hektisch suchte er eine Ausrede: „Myouga ist doch sozusagen dein Diener, Inuyasha. Und darum bist du auch dafür zuständig…meine ich. Außerdem ist da dieser Bannkreis und du hast das rote Tessaiga. Ansonsten sind doch hier alle in der Gruppe ganz verlässlich im Kampf, ja.“

„Was hat dieser Kuro denn für Fähigkeiten? Du erwähntest etwas von einer schwarzen Masse?“ erkundigte sich Miroku.

„Äh, ja.“ Der Schmied war etwas erleichtert über die sachliche Frage: „Das ist schwierig zu beschreiben. Eine dichte, schwarze Masse legte sich über das Land, die alles Leben erstickte. Fragt mich jetzt nur nicht, warum der das getan hat.“

„Aber er ist ein mächtiger Youkai?“

„Sehr stark, oh ja. Er hatte damals auf der fliegenden Insel sein Hauptquartier.“

„Und wo ist die jetzt?“ fragte Inuyasha: „Oder ist sie mal hier mal da? Du hast doch gesagt, er ist wieder aufgetaucht? Außerdem….woher willst du überhaupt wissen, dass es Leute von diesem Kuro waren, die Myouga mitgenommen haben?“

„Die Insel…ich werde euch den Weg zeigen. Und es war nur zu eindeutig. Schließlich sagten sie, dass ihr Herr Kuro sei.“

„Und du hast das überlebt? Heldenhaft!“

Toutousai starrte ihn wütend an: „Ich bin nicht ganz hilflos wie du weißt, vorlauter Bengel. Aber ich konnte Myouga nicht helfen. Sie wussten genau über mich Bescheid. Sie opferten einige ihrer Männer.“

„Dann muss Myouga für diesen Kuro wirklich wichtig sein“, sagte Sango: „Und vor allen Dingen: er muss genügend Leute zur Verfügung haben. Wie schaffte er das, wenn er in einem Bannkreis gefangen sitzt?“

„Das stimmt.“ Kagome sah nun auch zu dem Schmied. Sie alle wussten, dass er gern wichtige Informationen vergaß.

„Ich weiß es nicht.“ Er hob die Arme und ließ sie ein wenig resignierend sinken: „Alles, was ich weiß ist, dass er wohl wieder stärker geworden ist und Männer bekommen konnte. Allerdings schaffte er es wohl noch nicht selbst aus dem Bannkreis. Darum wollte er Myouga.“ Er sah in die Runde: „Aber das Eine kann ich euch verraten, meine Freunde: wenn der Mistkerl da rauskommt….ist das das Ende.“

„Er wird da nicht rauskommen.“ Inuyasha stand auf: „Und der alte Myouga wird auch bald wieder hier sein. Wo ist diese Insel?“

„Äh…von hier aus im Osten. Ich werde euch den Weg zeigen. Aber wir müssen uns beeilen.“

„Schon klar.“
 

So waren sie bald unterwegs. Auf Sangos Katzenyoukai Kirara saßen sie selbst, Miroku und Shippou. Auf Toutousais Kuh dieser, Inuyasha und Kagome, die sich nun an dem Hanyou vorbeibeugte:

„Äh, Toutousai, eine Insel, die fliegen kann? Dann ist sie wohl nicht sehr groß?“

„Oh, sie ist sehr groß, mein Kind“, gab der zurück: „Aber wieso sie fliegt, weiß ich nicht. Sie ist irgendwie eben magisch. Und manchmal kann man sie sehen, sogar als Mensch, manchmal auch nicht. Jedenfalls schwebt sie über dem großen See von Ayanami. Und darum nennt man sie auch die Insel von Ayanami. Das ist alles, was ich weiß.“

„Na toll, “ kam es prompt von Inuyasha: „Eine große, fliegende Insel, mit einem netten Bannkreis drum herum, und darauf ist der Typ eingesperrt, der Myouga entführt hat. Kann es denn nicht mal ein bisschen einfacher sein?“

„Auf der Insel selbst gibt es sicher auch noch Schwierigkeiten“, antwortete der Schmied verärgert: „Und wenn es so einfach wäre, hätte ich das selbst gemacht, statt dich Nichtsnutz um Hilfe zu bitten.“ Im nächsten Moment hatte er eine Beule auf dem Kopf.

„Nichtsnutz, ja?“ knurrte der Hanyou ärgerlich.

„Was für Probleme kann es denn auf der Insel noch geben?“ lenkte Kagome eilig ab und wurde damit wieder vernünftig.

„Ich weiß es nicht.“ Toutousai seufzte: „Aber Kuro hat immerhin Krieger zur Verfügung, er selbst ist stark und verfügt durchaus über magische Kräfte. Das kann einfach nicht einfach sein. Außerdem war der Kampf damals zwischen dem Herrn und Kuro recht heftig. Als Kuro bewusstlos war, hat dein Vater, Inuyasha, die Gelegenheit genutzt und ihn auf die Insel gebannt. Da haben sie nämlich gekämpft.“

„Kommen wir eigentlich überhaupt durch den Bannkreis?“ rief Miroku hinüber: „Wenn dieser so mächtig ist?“

„Klar, ich hab doch Tessaiga!“ gab Inuyasha prompt zurück, während der Schmied erneut seufzte:

„Wenn Tessaiga da hilft, Hundebengel. Immerhin war der Bann darauf ausgelegt, einen mächtigen Daiyoukai zu halten. Aber ich hoffe schon, dass Tessaiga nützlich sein kann.“ Er ließ seine Kuh ein wenig tiefer gehen: „Wir haben es bald geschafft. Hinter diesen Bergen liegt der See von Ayanami.“
 

Als Kirara und die dreiäugige Kuh am bewaldeten Ufer des Sees landeten, rangen die Menschen nach Luft. Sie hatten alle schon viel gesehen und auch selbst eine fliegende Insel für möglich gehalten, aber das...?

„Wow!“ machte Kagome nicht sehr damenhaft.

„Ist das riesig!“ ergänzte Sango.

„Wenn das Teil so groß ist, warum ist dieser dämliche Kuro damit nicht zufrieden?“ war Inuyashas Meinung.

Denn der See von Ayanami war so groß, dass in keiner Richtung das andere Ufer zu entdecken war. Und die fliegende Insel, die in fast einem Kilometer Höhe darüber schwebte, bedeckte ihn. Unten waren Felsen, Steine zu erkennen, von ihrem Standpunkt aus auch noch Berge, Wälder auf dem Land in der Luft. Insel und See wirkten, als sei erstere einst hier unten ein Teil der Landschaft gewesen und von magischer Hand empor geschleudert worden. Dort, wo sie aus der Erde gelöst worden war, lag nun der See. Vereinzelt konnte man Wasserfälle erkennen, die von der Insel in den See stürzten, wohl Bäche, die einst andere Ziele gehabt hatten. Wolkenfetzen zogen um das schwebende Land.

„Er ist ein Daiyoukai und vermutlich will er einfach nicht mehr gefangen sein“, erwiderte Miroku, blickte aber zu Toutousai: „Du sagtest, mal könne man die Insel sehen und dann wieder nicht?“

„Ja, so heißt es. Aber fragt mich nur nicht, warum.“

„Dann essen wir noch etwas und machen uns dann auf den Weg.“ Der Hanyou bemerkte gerade noch rechtzeitig den empörten Blick seiner Menschenfreundin und ergänzte hastig: „Wer weiß schon, wann wir wieder essen und trinken können. Ich glaube kaum, dass uns Kuro einlädt.“

„Das stimmt.“ Sie hatte fast schon gedacht, er wollte einfach noch die letzten Hundekekse verdrücken und ließ ihren Rucksack hinunter. Es würde dort oben sicher Schwierigkeiten gebe, womöglich Kämpfe, und da sollte man besser ausgeruht sein. Immerhin war der Gegner ein mächtiger Youkai plus einer unbekannten Anzahl von Gefolgsleuten: „Außerdem ist es sicher besser, wenn Kuro nicht mitbekommt, dass wir da sind.“

Toutousai war in diesem Moment, als habe er etwas vergessen, verdrängte den Gedanken aber wieder. Was sollte das schon sein? Kuro war mächtig, ja, aber der Herr hatte ihn besiegt, da würde es dieses vorlaute Hundebaby schon auch hinbekommen. Hatte er ja bei Ryuukoutsusei auch geschafft. Die Alternative wäre gewesen, Sesshoumaru um Hilfe zu bitten, aber der hätte gewiss keinen Grund gesehen, Myouga zu retten. Überdies war mehr als fraglich, ob er selbst die Begegnung überleben würde. Nein, so war das sicher die bessere Wahl.

„Du, Toutousai?“ Shippou hüpfte neben ihn.

„Was ist?“

„Dieser Kuro…was ist das für ein Youkai? Auch ein Hundeyoukai?“

„Äh, ich weiß es nicht.“

Seine Begleitung, die diesen Satz heute schon öfter gehört hatte, seufzte.

„Du weißt recht wenig, Schmied“, fasste Sango zusammen: „Warst du damals bei dem Kampf nicht hier?“

„Nein. Ich war mit anderen ein Stück entfernt. Wir waren nach der Schlacht dort geblieben, als der Herr sich an die Verfolgung Kuros machte. Nur Myouga war mit ihm hier. Und ich weiß nur das, was mir der Herr und er erzählten.“

„Was für eine Schlacht?“ erkundigte sich Kagome sofort: „Hatte Kuro damals ein Heer?“

„Ja. Er wollte ja das Land erobern…glaube ich. Denn gleichzeitig hatte er ja diese eigenartige Masse über einen ganzen Landstrich gelegt, dort alles Leben, jeden Youkai, jede Pflanze, jeden Menschen getötet.“ Der Schmied schüttelte ein wenig den Kopf: „Wisst ihr, ich bin doch schon recht alt und man bringt manchmal Erlebnisse durcheinander. Aber hier von dieser Sache weiß ich wirklich nicht viel. Nur, dass es absolut nicht gut wäre, käme Kuro frei.“

„Ich bin ja da“, tröstete Inuyasha prompt und blickte zu der Insel auf. Ja, dort war ein Bannkreis, ein recht mächtiger. Da durchzukommen, würde wohl alles andere als einfach werden. Den hatte Vater also gemacht? Eigentlich war es ihm ja egal, was früher gewesen war oder so. Aber wenn da so ein Mistkerl oben hockte und dachte, er könnte den armen, alten Flohgeist ungestraft gefangen nehmen, so hatte er sich gründlich verschätzt.
 

Auf einem Felsvorsprung stand Sesshoumaru und blickte weit in das Land hinaus. Der Wind hatte ihm eine Nachricht zugetragen, die er lieber nicht bekommen hätte. Und nun spürte er Veränderungen in der Magie. Das konnte nur eines bedeuten: „Kuro.“

„Äh, was meint Ihr, Sesshoumaru-sama?“ Jaken eilte heran: „Habt Ihr einen Feind…“ Er brach lieber ab. Zu vertraut mit der schweigsamen Art seines Gebieters warf er sich hastig zu Boden.

„Jaken, bleibe hier bei Rin.“

„Ja, Sesshoumaru-sama. Wohin geht Ihr denn? Äh, nicht, dass mich das etwas angehen würde…“ ergänzte er eilig.

Ohne ihn weiter zu beachten ging der Hundeyoukai in Richtung des Menschenmädchens – dabei ebenso missachtend, dass er dabei auf Jaken trat.

Rin lächelte ein wenig: „Werdet Ihr lange weg sein, Sesshoumaru-sama?“ Dieser antwortete nicht, als er an ihr vorbei schritt. Sie lächelte erneut, als sie verstand: „Ihr werdet kämpfen.“

Kämpfen, ja. In ihm stieg brennend die Erinnerung an die ungeheure Demütigung auf, die ihm Kuro vor so langen Jahren verschafft hatte. Dieser elende Mistkerl! Er blieb stehen, wandte leicht den Kopf, ehe er sich abwandte und bald den Augen seiner Begleiter entschwunden war, die beide verstanden hatten: er ging nicht um zu kämpfen, er ging, um zu töten. Aus irgendeinem Grund musste dieser Unbekannte Sesshoumaru-sama ziemlich verärgert haben.
 


 

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Sieht so aus, als ob Kuro gleich mehrere unerwünschte Besucher bekäme. Oder hat er das beabsichtigt?

Im nächsten Kapitel lernt ihr ihn kennen - und Myouga erfährt, was er von ihm will.
 

Wer so nett ist,mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Auf der fliegenden Insel

Es freut mich, dass die Geschichte solchen Anklang findet. Im nächsten Kapitel lernt ihr Kuro kennen und seinen..hm...reizenden Charme.
 

2. Auf der fliegenden Insel
 

Myouga saß hilflos in der kleinen gläsernen Kiste, die der einzig übrig gebliebene Youkaikrieger trug. Die anderen waren zu irgendeinem, dem Flohgeist unbekannten, Sammelpunkt gezogen. Dieses Material war das einzige, das verhindern konnte, dass auch ein noch so kleiner Youkai entkam. Selbst das Luftloch war klein genug berechnet worden, um ihm auch nicht den Hauch einer Chance zu lassen. Die Bannsiegel des Verschlusses waren dazu von einem Meister gelegt worden. Myougas Gedanken waren daher alles andere als schön.

Kuro.

Das konnte nichts Gutes für ihn bedeuten. Wie hatte es dieser Daiyoukai nur geschafft, sich Krieger zu besorgen? Der Bannkreis hätte ihn doch daran hindern müssen? Der Herr hatte damals den mächtigen Zauber gelegt – und der Herr hatte sicher keinen Fehler begangen. Und was, um aller Himmel willen, hatte Kuro nun mit ihm armen, alten Flohgeist vor? Wollte er in Erfahrung bringen, wo sich der Herr befand? Oder wusste er etwa schon, dass dieser tot war und wollte sich nun an dem Einzigen rächen, der damals seiner Niederlage beigewohnt hatte? Oder….

Myouga seufzte, als ihm etwas ganz anderes einfiel.

Aus der Zeit, als Kuro noch auf der Seite des Herrn gestanden hatte, wusste dieser sicher, dass er, Myouga, dessen ständiger Begleiter, ja, der Ratgeber gewesen war. Wollte er nun von ihm etwa erfahren, wie man den Bann um die Insel von Ayanami aufheben konnte? Das wäre mehr als schlecht. Davon hatte er nicht die geringste Ahnung. Und er war sich leider ziemlich sicher, dass Kuro ihm genau das nicht abkaufen würde. Ein dicker Schweißtropfen bildete sich auf seiner Stirn. Hoffentlich hatte Toutousai den Angriff überstanden und kam auf die Idee, Inuyasha-sama zu informieren.

Der würde seinen treuen Diener doch sicher nicht im Stich lassen?
 

Er blickte auf. Vor ihm erkannte er den See und die Insel. Das war also jetzt sein Ziel, vielleicht sein Lebensende. Allerdings fiel ihm nun etwas anderes ein: der Bann hinderte doch einen Youkai daran, die Insel zu verlassen oder zu betreten. Wie wollte dann der Krieger samt ihm zu Kuro gehen? Oder war der Zauber des Herrn gar nicht mehr da? Doch, korrigierte er sich dann. Der war noch da. Aber….

Er brach ab, als er erkannte, dass sie bereits erwartet wurden. Und er begriff. Das Wesen, das dort am Ufer stand, war ein Drache in Menschenform. Dieser würde natürlich durch den Bann gelangen. Das war eine andere Form der Energie als die eines Youkai. So also hatte Kuro es bewerkstelligt, sich Krieger zu beschaffen und die Informationen, die er benötigte. Das sah nicht gut aus. Wenn sich der Daiyoukai mit Drachen verbündet hatte, jetzt dem Bann entkam, wäre das sicher alles andere als im Sinn des Herrn. Aber was konnte, was sollte er nur tun? Er war nichts als ein armer, alter Flohgeist….
 

Der Krieger neigte den Kopf: „Hier ist der Floh, den Kuro-sama wollte, edler Tsume.“

„Gut.“ Der Drache nahm den Griff der Kiste, hob diese hoch und musterte Myouga: „Dann kehre zu den anderen zurück. Ich werde euch die Befehle des Herrn weitergeben, wenn er welche äußert. Und wir beide, kleiner Floh, werden nun einmal ausprobieren, wie du mit dem Bann deines einstigen Herrn zurechtkommst.“

Myouga wurde kalt. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Auch er war ein Wesen mit Youki, Dämonenenergie. Und das Durchqueren des Zaubers würde schmerzhaft bis tödlich für ihn werden. Das hieß aber auch, dass Inuyasha da wohl kaum durchkommen würde, von Sesshoumaru ganz zu schweigen. Er war verloren, rettungslos verloren…
 

Tsume machte einen großen Sprung empor zu der Insel. Der Flohgeist erkannte den Bann vor sich, fühlte die Energie, die aus ihm gesogen wurde, nur zu deutlich. Das tat so weh. Das Letzte, das Myouga bewusst wahrnahm, waren bläuliche Blitze, die um seinen Körper zuckten.
 

Der Flohgeist erwachte, als er durchgeschüttelt, in seiner Kiste hin- und her geworfen wurde. Er versuchte, etwas zu erkennen. Immerhin hatte er den Bannkreis überlebt. Aber er fühlte sich matt und elend. Allerdings war ihm bewusst, dass vermutlich nur die Tatsache, dass er eben so schwach war, ihm das Überleben ermöglicht hatte. Der Herr hatte den Bannkreis ja auch auf ein deutlich mächtigeres Wesen ausgelegt. Er erkannte, dass der Drache mit ihm nun einen spitzen, steilen Berg empor sprang. Ja, er erinnerte sich. Dort oben, in einer Höhle, hatte Kuro schon damals sein Hauptquartier gehabt. Eiwei, dass sah wirklich nicht gut aus. Sein Träger hatte nun den weiten Höhleneingang erreicht, verneigte sich höflich bereits einmal am Eingang tief, ehe er die riesige hallenartige Höhle betrat. Durch zwei Öffnungen an den Wänden fiel Licht in den Raum. Und der arme Flohgeist schluckte, als er den schwarz gekleideten Daiyoukai entdeckte, der sich nachlässig auf einem Sessel aus Stein ausgestreckt hatte, nun aber aufrichtete. Wie schon einst trug er weder Rüstung noch Schwert. Das hatte er kaum nötig. Allerdings hatte er früher doch nicht so einen fein gearbeiteten Silberreif um die Stirn getragen?

Der Drache kniete nieder: „Hier ist der Flohgeist, Kuro-sama.“

„Stell die Kiste hier neben mich, Tsume.“ Eine nachlässige Handbewegung zu einem Felsen neben ihm: „Nun, mein lieber Myouga, so sieht man sich wieder.“

Das verdiente keine Antwort, dachte dieser. Aber es wäre verrückt gewesen, jemanden zu reizen, der einen mit einer Geste umbringen konnte. Zumal, wenn der sich kaum auf eine Bewegung beschränken würde. Er musste höflich bleiben: „Allerdings, Kuro-sama. Ich muss zugeben, dass ich das nicht erwartet hatte.“

„Das denke ich mir. Nun, dann werden wir beide uns mal ein bisschen unterhalten, natürlich nur um der alten Zeiten willen.“

„Ich weiß nicht, was Ihr von mir wollt, Kuro-sama.“ Der arme Flohgeist hörte selbst, wie seine Stimme zitterte. Aber andererseits war seinem Gegenüber sicher klar, dass er Angst vor ihm hatte. Wozu Kraft damit verschwenden, das zu verbergen. Er würde seine Nerven sicher noch benötigen.

Der schwarzhaarige Daiyoukai klang fast freundlich: „Da dein Herr tot ist, dürfest du der Einzige sein, der die Bannkreise um die Insel noch kennt, nicht wahr?“

Oh je, dachte Myouga, genau, wie er befürchtet hatte: „Es…es tut mir wirklich unendlich Leid, Kuro-sama, aber davon habe ich keine Ahnung, “ brachte er ehrlich hervor.

„Ein paar Stunden in der unteren Höhle und sein Gedächnis wird aufgefrischt sein“, warf der Drache ein.

Kuro hob die Hand: „Tsume, sei kein Narr. Wenn ich eine einfache Auskunft von ihm wollte, einen Namen, einen Ort, käme mir dein Vorschlag zupass. Und ich bin sicher, Myouga würde plaudern. Er war noch nie ein Held. Aber diesen Bannkreis zu lösen ist schwierig. Daher benötige ich seine volle Kooperation. - Wir haben jedoch Zeit. Ich habe so lange gebraucht, um alles vorzubereiten, meine Experimente zu vollenden, da werde ich jetzt nicht, wie ein erbärmlicher Mensch, in Hektik verfallen. Jemand meines Ranges sorgt nur dafür, dass sich andere beeilen.“

„Vergebt meinen Vorwitz, Kuro-sama.“ Der Drache verneigte sich hastig. Eine solche Erklärung war gewöhnlich das Anzeichen, dass man gerade den vorletzten Fehler seines Lebens begangen hatte. Ein weiterer sollte nicht unterlaufen.

„Du kannst gehen.“

„Danke, mein Herr.“ Tsume verschwand.

Der Daiyoukai betrachtete seinen Gefangenen: „Du warst noch nie ein Held, Myouga, aber du warst auch noch nie dumm. Früher oder später wird dir klar werden, dass dich hier niemand finden oder gar herausholen kann. Und du wirst einsehen, dass es besser für dich ist, mit mir zusammen zu arbeiten. – Man kann von dem guten, alten, toten Inu no Taishou einiges Schlechtes sagen, aber er verstand es wirklich, sich fähige, loyale Mitarbeiter zu suchen.“

Myouga seufzte: „Ihr werdet mir nicht glauben, dass ich wirklich nichts von den Bannkreisen weiß, oder?“ Immerhin sah das nicht so aus, als ob er auf den Vorschlag des Drachen zurückkommen wollte. Nun, zumindest nicht sofort.

„Vielleicht ist das so. Aber in diesem Fall wärst du sehr unnütz für mich.“ Kuros Stimme klang sanft: „Also solltest du besser überlegen, wie du deine Brauchbarkeit erhöhst. Und damit natürlich deine Lebenserwartung.“

„Ja, Kuro-sama…“ brachte Myouga heraus. Was hätte er schon anderes sagen sollen.
 

Der dunkel gekleidete DaiYoukai lehnte sich wieder zurück. Der Anblick des kleinen Flohs weckte in ihm Erinnerungen. An den Inu no Taishou, den einstigen Freund und dann Gegner, der es geschafft hatte, ihn und sein Heer zu stoppen, ja, ihn hierher zu bannen, aber auch an diesen vergnüglichen Übungskampf gegen dessen Sohn. Wie hatte er doch noch geheißen? Der Junge war so von sich überzeugt gewesen…und Kuro war sicher, dass er diese Niederlage nie mehr vergessen hatte. Er hatte ihn buchstäblich vorgeführt, oh ja, vor den Augen seines Vaters und dessen Kriegern beschämt. Wie überaus erheiternd. „Lebt er noch?“

Myouga zuckte zusammen: „Äh, wer, Kuro-sama?“

„Der Sohn deines Herrn, dieser Se…“

„Sesshoumaru-sama lebt noch, ja.“ Oh je, dachte Myouga. Hoffentlich hat er noch nichts von Inuyasha gehört, sonst wäre seine letzte, einzige Hoffnung dahin.

„Ich hörte von einem zweiten Sohn…..“

„Ja.“ Flucht nach vorne, erkannte der Flohgeist in gewisser Hektik: „Inuyasha-sama ist ein Hanyou, der Sohn einer menschlichen Mutter.“

„Ich entsinne mich, die Menschen, mit denen hatte es der liebe Inu no Taishou immer so.“ Ein gewisses spöttisches Lächeln: „Und dann hat er sich sogar ein Menschenweib auf sein Lager geholt? Ja, einen Sohn bekommen? Interessant. Ich hätte immer gedacht, ein Daiyoukai bekäme starke Kinder….Nun, solche, die ihre schwachen Menschenmütter schon vor der Geburt umbringen. War sie also eine mächtige Priesterin?“

„Nein…“ Was sollte er nur sagen?

Kuro lächelte erneut flüchtig: „Also ein schwächlicher Hanyou, der es nicht einmal schafft, seine Mutter und sich selbst zu töten. Wie peinlich für meinen alten…hm…Freund, das Ergebnis seiner eigenen Schwäche kennen zu lernen. Hat Sesshoumaru den Bastard inzwischen erledigt?“

„Nein.“ Nur nicht zuviel verraten, beschwor sich der Flohgeist: lenk ihn ab. Inuyasha war seine einzige Hoffnung. „Sesshoumaru-sama hält seinen Halbbruder für die Schande der Familie.“

„Nicht ganz zu Unrecht. Dann hat er ihn also als lebendes Mahnmal laufen lassen? Ich werde mich mit ihm doch noch einmal befassen. Das wird sicher wieder so vergnüglich wie unser letzter…hm… Kampf. Natürlich nur für mich.“

Kaum, dachte Myouga prompt: er ist viel erfahrener geworden, viel stärker. Und was auch immer du damals für einen Trick angewendet hast, um ihn so zu besiegen: das wird nicht noch einmal funktionieren. Aber zunächst einmal war wichtig, dass Inuyasha herfand, ihn hier herausholte. Womöglich war Kuro dann sowieso schon tot. Und auf den älteren Sohn seines Herrn sollte er sich nicht verlassen: „Äh…darf ich Euch eine Frage stellen, Kuro-sama?“

Dieser schien amüsiert: „Soll ich dich aus der Kiste lassen? Das kannst du vergessen. Das Luftloch ist genau so berechnet, dass nicht einmal du hinausschlüpfen kannst.“

„Das ist mir bewusst. - Was...was habt Ihr eigentlich vor?“

„Myouga - immer noch so neugierig? Nun, ich will diese Insel verlassen. Und den mir zustehenden Platz einnehmen, als Herr aller Youkai.“

Echte Wissbegier ließ den Floh bemerken: „Äh…das vorher war doch aber ein Drache.“

„Ja, in der Tat.“ Kuro blickte fast nachdenklich zu der gläsernen Kiste: „Mein lieber unfreiwilliger Gast, wenn ich dich so ansehe, denke ich an alte Zeiten. Ich werde geradezu sentimental. Und das weckt in mir immer solch ein gewisses Bedürfnis nach Blut und Gewalt.“ Er sah zufrieden, wie Myouga schluckte. Dann erinnerte sich der Floh also ebenso gut an Dinge aus der Vergangenheit. Wie überaus amüsant. Da erübrigten sich demgemäß Drohungen. Er erhob sich: „Ein Krieger!“

Der entgeisterte Flohgeist bemerkte nun erst, dass sich einige Drachen im Hintergrund der Höhle aufhielten. Einer eilte heran, ließ sich auf die Knie nieder.

Kuro nickte: „Bewache ihn.“ Das: „mit deinem Leben“ konnte er sich sparen. Jeder wusste, was ihm blühte: „Wo ist dieser Drache, der mein letztes Experiment verdarb?“

„Auf dem Vorplatz der Höhle, wie Ihr befohlen habt, Kuro-sama.“

„Gut.“ Der Daiyoukai ging.

Myouga sah ihm hinterher. Seinen Geschmack an Blut und Gewalt würde Kuro nun gewiss an dem bemitleidenswerten Drachen auslassen, der einen Fehler begangen hatte. Er hatte sich in den Jahrhunderten der Verbannung wirklich nicht geändert. Schon damals, als er noch an der Seite des Herrn kämpfte, hatte ihn dieser des Öfteren nachdrücklich darauf hingewiesen, dass man notwendige Tode schnell durchführen sollte.

Mit gewisser Verzweiflung setzte er sich in eine Ecke seines Gefängnisses. Ihm selbst blieb nur genau so lange Frist, wie Kuro annahm, er könne und werde die Bannkreise für ihn lösen, da war er sicher. Dann musste er entweder gestehen, dass er wirklich nichts wusste – mit einem schmerzhaften, ja, tödlichen Ergebnis für ihn, oder ihm war inzwischen etwas eingefallen, wie er den Daiyoukai hinhalten konnte. Egal was, nur glaubwürdig musste es klingen.

Hoffentlich kam Inuyasha bald, hoffentlich kam er überhaupt.

Und wie in aller Hunde Namen hatte es dieser Kuro eigentlich geschafft, dass ihm die Drachen so gehorchten? Er war doch auf der Insel gefangen? Was konnte er den Drachen bieten? Was war hier nur passiert?
 

Die Gruppe am Seeufer von Ayanami von hatte gegessen, getrunken und packte nun zusammen.

Sango hielt ihren Bumerang unwillkürlich wurfbereit, als sie zu der fliegenden Insel emporblickte: „Das ist ein sehr mächtiger Bannkreis. Nun gut, um einen Daiyoukai gefangen zu halten, muss er stark sein.“

„Was mich ein wenig beunruhigt.“ Miroku trat neben sie, demonstrativ die Arme verschränkt: „Aber da ist noch etwas: diese Insel ist so groß…..Toutousai, wer lebt da sonst noch auf der Insel?“

„Ich weiß es nicht.“ Der Schmied fasste seinen Hammer: „Die Wesen wohl, die auch schon vorher dort gelebt haben, denke ich mal.“

„Denken?“ Inuyasha schien fast erstaunt: „Aber was soll es: wir versuchen durch diesen Bannkreis zu kommen. Erst einmal so, wenn das nicht geht, habe ich Tessaiga.“

„Falls Tessaiga in diesem Fall funktioniert“, warnte dessen Schöpfer: „Schön, mit dem roten Tessaiga kannst du Bannkreise brechen, aber du solltest daran denken, dass in deinem Schwert letztendlich die Macht deines Vaters steckt. Nun, auch. Und dass schließlich dein Herr Vater diesen Bannkreis erschaffen hat.“

„Gerade dann sollte es klappen.“

Toutousai murmelte halblaut: „Hundebaby!“ Wo sollte er denn da anfangen, dem etwas von Magie und magischen Schwertern zu erzählen?

„Pass auf, was du sagst!“

„Inuyasha!“ kam es prompt von Kagome: „Streite dich doch nicht dauernd. Wir wollen doch alle den armen Myouga befreien.“

Immerhin hatte sie ihn nicht zu Boden geschickt. „Schon gut, aber er muss mich ja auch nicht dauernd beleidigen, oder? Außerdem hat Miroku recht: da lebt doch sicher noch wer anders auf dieser komischen Insel.“

„Vermutlich.“ Sie sah hinauf: „Aber vielleicht leben da auch Leute, die froh sind, wenn ihnen jemand gegen Kuro hilft? Was Toutousai über ihn erzählt hat, klingt nicht so nett.“

„Nett, nein, das ist er sicher nicht.“ Der Schmied seufzte, kletterte aber auf seine Kuh: „Ich gebe zu, dass ich ihm sehr ungern gegenübertrete. Er hat gewisse Vorlieben…brrr.“

„Was meinst du?“ Sie stieg hinter ihm auf: „Komm schon, Shippou.“ Und während sie den kleinen Kitsune an sich drückte: „Toutousai?“

Der überlegte seine Formulierung. Schließlich wollte er Myougas mögliche Retter nicht verschrecken. Aber das Hundebaby würde eine Lüge merken: „Er hat einen Hang zu Blut und Schmerzen. Natürlich zu denen von anderen Leuten.“

„Na, reizend“, sagte Inuyasha: „Wir sollten uns wirklich beeilen.“ Er dachte an den alten Floh. Und nicht nur er.
 

Myouga seufzte unhörbar, als er den Daiyoukai in die Höhle zurückkommen sah. Zum einen war er froh, dass er endlich diese Schreie von draußen nicht mehr hören musste, zum anderen fürchtete er, nun selbst an der Reihe zu sein.

„Wie ungeschickt doch manche Diener sein können, nicht wahr, mein lieber Flohgeist?“ Kuro ließ sich nieder: „Dir würde so etwas natürlich nicht passieren.“

„Ich würde mich sehr darum bemühen, Kuro-sama.“ Und das war absolut ehrlich gemeint.

„Das denke ich mir.“ Ein Wink scheuchte den Drachenkrieger zurück zu seinen Kameraden: „Wie ich schon sagte, eine der wenigen guten Eigenschaften am Inu no Taishou war seine Fähigkeit, intelligente Mitarbeiter zu finden. – Nun gut.“ Der Ton veränderte sich ein wenig: „Was ist dir über die Bannkreise eingefallen?“

„Äh…um ehrlich zu sein, noch nichts.“ Myouga geriet ins Schwitzen: „Ich...ich konnte mich nicht so recht sammeln…Ihr wisst schon…diese Schreie…“ Was konnte er nur vorbringen?

„Oh, noch immer so empfindlich wie früher? Nun, der Drache da draußen wird dich nicht mehr belästigen. Denke nach, mein lieber Flohgeist. Und es ist gewiss in deinem eigenen Interesse, wenn du bald eine Lösung findest.“

„Ja, Kuro-sama.“ Wenn er erneut beteuern würde, nichts über die Zauber zu wissen, würde es ihm wohl ebenso gehen, wie dem armen Drachen zuvor. Oh du liebe Güte…was hatte Toutousai nur getan? War er losgezogen, um Hilfe zu finden? War ihm auch etwas zugestoßen? Wo war Inuyasha-sama?
 

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Der steht sozusagen vor der Haustür. Das nächste Kapitel heisst: Bannkreise und andere Hindernisse, denn Myougas Rettung geht nicht so einfach von Statten, wie es Inuyasha gern hätte. Und ob Kuro mit seiner Einschätzung der beiden Söhne des Inu no Taishou Recht hat, wird die Zukunft erweisen...
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Bannkreise und andere Schwierigkeiten

Kuro scheint mit seinem Charme ja einige Anhänger zu finden...

Wie der "Übungskampf" gegen Sesshoumaru ablief - und dieser verlor- werdet ihr schon noch erfahren.
 

3. Bannkreise und andere Hindernisse
 

Kirara und die dreiäugige Kuh samt der Myouga-Rettungstruppe schwebten vor dem Bannkreis um die fliegende Insel von Ayanami.

Miroku betrachtete das Hindernis: „Ich bin beeindruckt“, gestand der Mönch: „Das ist ein sehr mächtiger und sehr gut gemachter Bannkreis. Kein Wunder, dass da selbst dieser Kuro nicht durchkommt.“

„Ich krieg das Ding mit Tessaiga schon klein“, erklärte Inuyasha prompt.

„Kaum, du unverständiges Hundebaby!“ kam es sofort von Toutousai: „Alles, was dir maximal gelingen wird, ist da ein Loch hineinzuschlagen, durch das wir schlüpfen können, ehe es sich wieder schließt. Glaubst du denn wirklich, dein Vater war so dumm, nicht mit so einem Versuch gerechnet zu haben? Da drin sitzt immerhin Kuro!“

„Keh! Ich habe auch diesen komischen Drachen erledigt, den er nicht geschafft hat, oder?“

„Streitet euch nicht.“ Kagome musterte den Bannkreis: „Ich verstehe nicht so viel davon, aber ich spüre eine enorme Aura.“

„Ja, das ist die Macht des Herrn“, bestätigte Toutousai.

Sango ließ Kirara näher fliegen: „Ich habe eine Idee“, meinte sie: „Der Bann war doch darauf ausgelegt, einen Daiyoukai drinnen zu halten, also auch darauf, dass der mit Magie oder solch einer Waffe wie Tessaiga einen Ausbruch versucht. Ein Vogel, zum Beispiel, sollte doch davon nicht aufgehalten werden können.“

„Das weiß ich nicht.“ Der Schmied kratzt sich am Kopf: „Naja...Irgendwie klingt das schon logisch. Du meinst also, wir sollten einfach versuchen, hindurch zu fliegen? Aber ich bin auch ein Dämon, auch Kirara hat Youki.“

„Und ich!“ krähte Shippou empört. Immer wurde er vergessen.

„Aber du bist kein Daiyoukai“, beruhigte ihn Kagome unverzüglich: „Nun, einen Versuch ist es wert. Kommen wir nicht durch, kann es ja Inuyasha noch immer mit Tessaiga probieren.“

„Im schlimmsten Fall werden die Youkai geläutert.“ Und da Miroku merkte, dass ihn Shippou sofort ängstlich ansah: „He, das war ein Scherz. Wenn ihr merkt, dass es zu schlimm wird, drehen wir eben um.“

„Ein sehr schlechter Scherz!“ Sango wandte sich nicht um: „Und wenn du deine Hand da nicht sofort wegnimmst, werde ich dir zeigen, wie weit es von hier bis ins Wasser des Sees ist!“

Der Mönch hob postwendend beide Hände: „Schon gut. Wieso sind denn heute alle so gereizt?“

Die Dämonenjägerin sah zu Toutousai: „Dann nehmen wir ein bisschen Anlauf und fliegen mit etwas Schwung direkt auf den Bannkreis zu. Falls wir durchkommen, schweben wir…“ Sie blickte zu der Insel: „Knapp über den Wipfeln des dichten Waldes genau uns gegenüber. Wenn wir daraufhin etwas tiefer gehen, kann uns auch kein Beobachter mehr entdecken.“

„Klingt gut“, sagte Kagome: „Immerhin muss man ja wohl bedenken, dass dieser Kuro Wächter oder etwas in der Art hat. Da sollte er uns nicht bemerken.“

Wieder war es Toutousai, als ob er etwas vergessen hatte. Aber was konnte das nur gewesen sein? Sicher nichts Wichtiges. „Gut. Und wenn uns der Bannkreis abweist oder gar beginnt zu läutern, muss Inuyasha ran.“

„Oh fein“, murrte der: „Dann darf ich auch mal.“

Kagome legte ihm die Hand auf die Schulter: „Komm schon, du weißt doch, dass du ganz sicher noch eine Gelegenheit bekommst, ehe wir Myouga befreit haben, oder?“

„Schon klar. Aber…“ Er schob die Hände in die Ärmel, ein wenig gekränkt, zog sie aber sofort wieder heraus, als Toutousai seine Kuh in eine Kurve gehen ließ, um Anlauf zu bekommen. Wenn der Aufprall auf den Bannkreis zu heftig sein würde, musste er Kagome und Shippou festhalten.
 

Kirara flog derweil direkt auf die magische Barriere zu. Sie alle kannten die verschiedensten Formen von derartigen Hürden, aber diese war anders. Sie spürten ausnahmslos keine helle, läuternde Magie, was eigentlich auch nicht weiter erstaunlich war, war der Zauber noch von einem Daiyoukai gegen einen Daiyoukai gelegt worden, und der einstige Inu no Taishou war gewiss sehr mächtig gewesen, aber kaum in der Lage, menschliche Magie anzuwenden. Kirara spürte körperlich den Widerstand vor sich, der dennoch nachgab. So flog sie weiter, versuchte durch diese eigenartige Schicht hindurch zu kommen.

Kagome fühlte sich fast an einen Luftballon erinnert, als sie erkennen konnte, wie der Bannkreis unter Kirara zurückgedrückt wurde, an dieser Stelle schillernd sichtbar wurde. Da begriff sie: „Vorsicht!“ schrie sie, aber es war schon zu spät.

Die Barriere hatte ihren äußersten Druckpunkt erreicht und schnellte nun zurück. Kirara wurde hilflos durch die Luft geschleudert, Sango, die ihre Hände in ihr Fell gekrallt hatte, dabei mit sich reißend.

Miroku dagegen hatte sich, eingedenk der vorherigen Warnung, nicht an seiner Partnerin festgehalten, und stürzte kopfüber hinunter, dabei ohne jede Schwierigkeit den Bannkreis durchdringend. Im dichten Wald war er rasch den Blicken seiner Freunde entzogen.

„Miroku!“ war der allgemeine Aufschrei.

Toutousai stoppte seine Kuh vor dem Bannkreis: „Eiwei…hoffentlich landet er weich…“

„Aus gut zehn Meter Höhe?“ fragte Inuyasha ungläubig: „Schön, er hat gewisse Fähigkeiten, aber er ist doch nur ein Mensch.“

„Immerhin ist nun klar, wie der Bannkreis funktioniert.“ Kagome sah in ihre Arme: „Shippou, gehst du bitte mal zu Toutousai? Ich habe eine Idee.“

Während der kleine Kitsune gehorchte, über den Hanyou kletterte, meinte er: „Ja? Wie funktioniert denn der Bannkreis?“

„Menschen kommen durch. Oder auch Tiere, eben alles ohne dämonische Energie.“

„Und was ist dann mit Inuyasha?“

Der fand diese Frage gerechtfertigt.

„Nun ja….“ Kagome war überfragt. Aber da sie sah, wie die Dämonenjägerin besorgt in den Wald starrte, fuhr sie rasch fort: „Sango und ich müssen Miroku eben suchen. Und ihr versucht es anders.“ Mit diesen Worten sprang sie von der Kuh, ehe der vollkommen überraschte Hanyou sie noch erwischen konnte.

„Kagome!“ schrie er: „Verdammt, du dumme Pute, das sind mehr als zehn Meter!“ Er hechtete hinterher, ohne weiter nachzudenken.

„Mist!“ murmelte Toutousai, als Sango postwendend ebenfalls von Kirara sprang, ihren Bumerang quer über ihren Kopf haltend. Er hatte ja gewusst, dass das eine durchgeknallte Bande war…aber so verrückt konnte man doch gar nicht sein? Inuyasha würde gewiss ebenso zurückgeschleudert werden, wie zuvor Kirara und damit stürzten die beiden Menschenmädchen ohne jeden Schutz da runter. Worauf hofften sie? Ein Kissen? Das war doch tödlich.

Der klagende Ausruf des Kitsune neben ihm bestätigte seine Befürchtung: „Sie werden sterben!“

Im gleichen Augenblick stürzten die Mädchen ohne weitere Probleme durch den Bannkreis. Um Inuyasha entstand dagegen ein seltsames, bläuliches Leuchten, das von Tessaiga ausging.

„Natürlich!“ Der Schmied schlug sich gegen die Stirn: „Das hatte ich ja ganz vergessen.“ Ein wenig beruhigter sah er, wie sich der Hanyou mehr oder weniger schwimmend durch die Luft bewegte, um Kagome zu umarmen. Er würde sicher weich landen, sie so mit abfangen können. Was allerdings mit der Dämonenjägerin wäre?

Shippou sah zu ihm auf: „Was hast du vergessen?“

„Tessaiga ist das Schwert mit dem Fangzahn des alten Herrn. Und das ist sein Bannkreis. Natürlich kommt Inuyasha da durch, solange er es trägt!“

„Dann würde auch Sesshoumaru mit Tenseiga durchkommen?“

„Ja, natürlich. Aber ich denke nicht, dass der herkommt. Myouga geht ihn ja nichts an.“ Warum nur hatte er das Gefühl, dass da noch etwas in Bezug auf die Schwerter gewesen war? Sicher nichts Bemerkenswertes.

„Ja, schon.“ Shippou sah hinunter, wo Sango gerade in den Wald stürzte, nur abgefangen von den Blättern und Ästen, während Inuyasha dagegen Kagome im Arm hatte, auf einer kleinen Lichtung kurz vor dem Ufer der Insel landete. „Immerhin hat er sie gerettet“, murmelte er erleichtert: „Und was jetzt, Toutousai?“

Der ließ seine Kuh hinunter fliegen, auf die Höhe, in der der Hanyou und seine Freundin standen: „Sucht die anderen beiden!“ rief er: „Das muss ich euch überlassen. Weder ich noch Shippou oder Kirara kommen hier durch, da hatte Kagome völlig Recht. Ich passe derweil auf die beiden hier auf!“

Inuyasha gab Kagome frei: „Das kommt dir gerade recht, oder, alter Zausel? Bevor du dich mit einem Daiyoukai anlegst?“

Das wollte Toutousai nicht einmal bestreiten: „Wir kommen doch nicht durch den Bannkreis! Aber wir warten noch. Kirara möchte wissen, was aus Sango und Miroku geworden ist.“

„Ja, sicher.“ Da war offenkundig jede Diskussion überflüssig. So wandte sich der Hanyou lieber an seine Freundin: „Kagome, was sollte das denn? Wenn ich nicht auch durch den Bannkreis gekommen wäre…?“

„Na ja, ehrlich gesagt, hatte ich gedacht, dass man weicher landet, es so eine Art Schutz gäbe. Dein Vater war doch recht menschenfreundlich, “ gestand sie etwas zerknirscht.

„Keh! Wie sollte das denn gehen? Jetzt komm, wir müssen die anderen suchen. Hoffentlich ist ihnen nichts passiert.“ Er hob den Kopf, witterte: „Hm.“

„Was ist?“ fragte sie sofort besorgt: „Blut? Kannst du sie riechen?“

„Da riecht es sehr seltsam, genauer gesagt, da stinkt es fürchterlich. Wir sollten uns beeilen.“ Er fasste nach ihr, zog sie auf seinen Rücken: „Selbst, wenn ihnen durch den Sturz nichts passiert ist, könnten sie in Problemen stecken. Da riecht es verdammt nach Spinne.“
 

Sango hatte ihren Bumerang bei ihrem Sturz vor sich gehalten. Der Aufprall durch Blätter und Äste schmerzte, aber ihr war klar, dass sie so abgefangen wurde. Und dann landete sie in etwas Weichem, Weißen. Hastig sprang sie auf, versuchte zu entdecken, wo sie war. Dichte Fadenpakete zogen sich vor ihr, um sie, durch den Wald. Das mussten riesige Spinnweben sein. Und sie legte keinerlei Wert darauf, deren Hersteller kennen zu lernen.

„Miroku!“ rief sie. Hoffentlich war ihm nichts passiert. Sie drückte die Spinnweben direkt vor sich mit dem Bumerang beiseite, versuchte, etwas zu erkennen.

„Sango?“ Die Antwort klang ungläubig.

Immerhin lebte er noch. Die Dämonenjägerin versuchte sich zu orientieren: „Bist du auch in diesen Spinnweben?“

„Äh...leider nicht. Ich kann mich nicht bewegen!“

„Ich komme!“ Sie hatte die Richtung herausgehört, und schwang ihren Bumerang, um eine Schneise durch das dichte weiße Gewebe zu schlagen, ließ ihn aber wieder sinken. Sie konnte nicht abschätzen, wie weit der Mönch entfernt war. In diesem Fadengewirr wurden die Töne gewiss verschluckt. Nicht, dass sie noch ihn traf. So schwang sie sich ihre Lieblingswaffe auf den Rücken, zog das Schwert. Hoffentlich kam sie mit der normalen Klinge durch diese Fäden, waren diese nicht aus besonderem Stoff. Aber es funktionierte. So hieb sie sich den Weg frei. Nach einigen Metern rief sie erneut: „Miroku?“

„Du musst gleich hier sein.“

Als sie erneut die Spinnweben durchschnitten hatte, atmete sie auf. Sie hatte anscheinend den Rand des Gespinstes erreicht. Oder auch dessen Mittelpunkt, korrigierte sie sich sofort, als sie bemerkte, dass jenseits der Lichtung erneut Fäden gezogen worden waren. Aber wo steckte ihr Partner? Suchend blickte sie sich um. „Um Himmels Willen!“

Er war tatsächlich nicht in die Spinnweben gestürzt, aber das war in diesem Fall wohl eher schlecht. An dem riesigen Baum über ihr war ein weißes Gebilde befestigt, in dem es sich bewegte. Und Miroku war dort hineingefallen. Wenn sie nicht alles täuschte, war dies das Gelege der Spinne, die diese Fäden hergestellt hatte. Er sah zu ihr hinunter:

„Ich traue mich nicht, mich zu bewegen“, sagte er: „Ich stecke in zwei Eiern und diese Spinnenkinder leben schon. Wenn sie um Hilfe schreien, kommt womöglich die Mutter.“ Und als deren Mahlzeit wollte er wirklich nicht enden. Bislang war ihm noch keine gute Lösung seines Problems eingefallen, zumal seine Hand mit dem Kazaana auch in einem Ei steckte.

„Das Risiko müssen wir eingehen.“ Sango blickte den Baum empor, ihr Schwert wegschiebend: „Ich klettere hoch zu dir. Wenn sie kommt, werde ich sie mit dem Bumerang angreifen. Danach müssen wir eben zusehen, dass wir aus ihrem Nest verschwinden und Kagome finden.“

„Kagome? Was macht ihr zwei denn eigentlich hier?“

„Dich suchen.“ Sie begann hinaufzuklettern. Mit dem Bumerang war das ein wenig mühselig, aber sie wollte ihn nicht unten liegen lassen, für den Fall, dass wirklich die Mutterspinne auftauchen würde. „Inuyasha ist auch gesprungen, aber ich konnte nicht mehr sehen, ob er durch den Bannkreis gekommen ist.“

„Ihr seid verrückt!“ Aber Miroku war unwillkürlich ein wenig geschmeichelt, dass seine Freunde solch ein Risiko für ihn eingegangen waren. Prüfend drehte er den Kopf, ob er irgendwo die Besitzerin dieses Geleges kommen hörte oder sah.

Sango erreichte einen dickeren Ast und blieb darauf stehen, musterte die Lage: „Am besten wird sein, ich schneide den Teil des Geleges los, in dem du steckst. Dann fällst du runter, samt den vier Eiern hier, aber dann kannst du weglaufen.“

„Und du? Du müsstest erst wieder hinunterklettern.“

„Ich werde springen. Und glaub mir, ich bin gerade vorher schon tiefer gesprungen.“

Das bezweifelte er nicht: „Ich fang dich auf.“

Sie zog ihr Schwert: „Los!“

Er stürzte mitsamt den abgetrennten vier Eiern zu Boden, sprang hastig auf: „Komm schon!“ Aber in diesem Moment setzte seine Partnerin auch schon hinunter. Und ein Laut war zu hören, den sie lieber nicht gehört hätten: ein wütendes Zischen. Miroku fing Sango ab, gab sie sofort frei.

„Von wo kommt sie?“ fragte die Jägerin hastig.

Der Mönch deutete in die Richtung, aus der der drohende Laut gekommen war, sich nun die Fäden ein wenig bewegten. Sango riss ihren Bumerang herunter, warf ihn mit aller Kraft in den entgegen gesetzten Teil des Gespinstes. Auf dem so entstandenen Weg hasteten die beiden durch das Riesennetz. Sango fing ihre Waffe wieder auf, entdeckte vor sich das Grün eines dichten Waldes.

„Der Ausgang!“ Miroku sah sich eilig um. Hinter ihnen, bei dem Baum, in dem er eben noch gesteckt hatte, erschien der Schatten einer riesigen Spinne. Zum Glück schien sie um ihre Kinder besorgt, da sie dort hielt, wohl ihr Gelege überprüfte. Das gab ihnen einen gewissen Vorsprung.
 

Etwas außer Atem rannten sie noch ein Stück in den Wald, ehe sie sich erneut umblickten. Die Spinne schien noch mit ihren Eiern beschäftigt zu sein, und sie waren ihr nicht böse darum.

„Man kann euch wirklich nicht allein lassen!“

Die vertraute Stimme ließ sie herumfahren. Inuyasha landete neben ihnen, Kagome samt ihrem Rucksack auf dem Rücken: „Was war denn nun schon wieder los?“ Er ließ sie zu Boden gleiten.

„Miroku war ein paar Eiern zu nahe getreten.“ Sango zuckte ein wenig die Schultern: „Das dort hinten ist die Mutter.“

„Dann sollten wir besser verschwinden. Hoffentlich sind hier nicht alle Viecher so riesig.“

„Wohin müssen wir?“ erkundigte sich Kagome: „Ich habe die Orientierung verloren.“

„Zu den hohen Bergen, haben wir doch gesagt.“ Inuyasha setzte sich in Bewegung: „Ich kann sie hier im Wald zwar nicht wittern, aber das müsste die Richtung sein.“ Seine Freunde hatten genügend Vertrauen in ihn, um ihm eilig zu folgen, zumal die Spinne offenkundig festgestellt hatte, dass vier ihrer Eier zerstört worden waren, und sich suchend umdrehte.
 

Der Hanyou blieb stehen, witterte prüfend. Sofort schlossen die anderen drei auf: „Was ist?“ fragte Kagome.

„Ich denke, der Wald hört bald auf, also, dieser Urwald. Aber irgendwie sind hier immer noch Insekten um uns. Immerhin wohl keine Youkai.“

„Das ist nicht gesagt“, meinte Miroku: „Wenn hier vor der Errichtung des Bannkreises Youkai lebten, sind sie ja nicht mehr weggekommen. Aber ich kann nichts spüren, das gebe ich zu.“

„Hier waren sicher welche. Immerhin soll dieser Kuro doch hier sein Hauptquartier aufgeschlagen gehabt haben. Und Toutousai erwähnte etwas von einer Schlacht, “ gab Sango zu bedenken: „Wir müssen in jedem Fall vorsichtig sein. Immerhin hat Kuro eine Geisel.“

„Ja“, knurrte Inuyasha: „Myouga mag ja manchmal nervig sein, aber das ist die Höhe, den armen kleinen Kerl zu entführen. Und das will ein Daiyoukai sein, ha! An wen Größeren traut er sich wohl nicht heran.“ Er ging weiter.

Kagome schüttelte etwas den Kopf: „Ich denke wirklich, dass er hofft, mit Myougas Hilfe den Bannkreis zu beseitigen.“

„In jedem Fall lege ich ihn um.“

Seine Freunde sparten sich den Hinweis darauf, dass dieses Vorhaben ein wenig schwierig werden könnte. Immerhin hatte er mit Ryuukotsusei auch jemanden getötet, den sein Vater nur gebannt hatte.
 

Kurz darauf erreichten sie tatsächlich den Rand des Urwaldes. Die Bäume standen hier nun ohne Unterholz, Schmetterlinge tanzten über sonnige Wiesenflecke.

„Oh, sind die hübsch!“ Kagome streckte die Hand aus, um einen der Flatterer anzulocken: „Seht nur die vielen Farben!“

„Ja.“ Auch Sango betrachtete erfreut das bunte Spiel.

Inuyasha drehte sich um die eigene Achse. Er konnte wittern, dass hier etwas nicht stimmte, das Bild nur scheinbar so friedlich war. Aber woher kam bloß dieser Blutgeruch? In diesem Augenblick schrie Kagome auf. Mit einem Satz war er bei ihr, zerfetzte den Schmetterling auf ihrer Hand. Dieser hatte ein Stück ihrer Haut abgerissen.

„Verdammt!“ brachte der Hanyou hervor: „Diese blöden Schmetterlinge sind die Gefahr!“

Der Geruch der kleinen Verletzung schien die anderen nun zu alarmieren. Der Schwarm sammelte sich in immer dichteren Haufen um die vier.

„Bring die Mädchen weg!“ sagte Miroku, seine Hand bereits an der Gebetskette, die sein Kazaana versiegelte. Jetzt konnte er sich wenigstens dafür revanchieren, dass ihn seine Freunde gesucht hatten.

„Keh! Wieso willst immer du den Helden spielen?“ fragte Inuyasha zwar noch, schob sich Kagome und Sango aber auf den Rücken, rannte los, einen Weg zwischen den seltsamen Wesen suchend. Diejenigen, die ihm dabei zu nahe kamen, bekamen seinen Klauenangriff zu spüren, auch, wenn er so nur eine Hand frei hatte, da er die Dämonenjägerin halten musste. Kagome hatte mehr Übung darin, auf seinem Rücken zu reisen.

Der Mönch eilte ihm hinterher, die Hand noch immer an der Bannkette. Wenn es nicht unbedingt nötig war, wollte er die Schmetterlinge nicht einsaugen. Zum einen, weil sie ihnen soweit noch nichts getan hatten, zum zweiten, weil er aus leidvoller Erfahrung mit Narakus Hölleninsekten wusste, dass Insekten auch Gifte besitzen konnten, die seinem Körper nicht sonderlich gut taten. Als er jedoch merkte, dass die Schmetterlinge zur Verfolgung ansetzten, blieb er stehen, riss sich die Kette von der Hand: „Kazaana!“

Dem Sog des magischen, schwarzen Loches hatten sie nichts entgegen zu setzen.
 

Ein Stück entfernt blieb Inuyasha stehen, ließ die Mädchen hinunter: „Was für eine tolle Insel!“

„Es war nicht davon auszugehen, dass wir auf keine Schwierigkeiten stoßen würden“, meinte Sango, sah sich um: „Miroku?“

„Alles klar“, sagte der im Herankommen: „Sie haben aufgegeben.“

„Immerhin scheint uns noch niemand von Kuros Leuten entdeckt zu haben.“ Kagome versuchte, durch die Bäume Berge zu erkennen: „Aber bis zu ihm scheint es noch ein ganz schönes Stück zu sein. Wir hätten näher heran fliegen sollen.“

„Dann hätten sie uns wirklich gleich bemerkt.“ Sango ordnete ihre Waffen: „Und wir wissen nicht, wie viele Männer Kuro hier hat.“

„Ja, ich weiß.“ Das Mädchen aus der Zukunft seufzte ein wenig. Irgendwie hatte sie sich die Befreiungsaktion einfacher vorgestellt. Sie waren noch keine Stunde auf der fliegenden Insel und schon zweimal in Schwierigkeiten gewesen. Aber sie musste nur an den armen alten Flohgeist denken. „Dann gehen wir weiter.“
 

Kuro musterte den Drachen vor sich mit hochgezogener Augenbraue: „Ein alter Youkai mit einem Hammer auf einer fliegenden Kuh?“

„Ja, Herr. Er scheint vor dem Bannkreis hin- und her zu fliegen, fast, als ob er auf etwas warte.“

„Wie überaus amüsant.“ Der Daiyoukai blickte zu seinem Gefangenen: „Noch einer von meinen netten alten Bekannten. Toutousai scheint dich zu vermissen.“ Natürlich wusste er, dass die beiden befreundet waren. Immerhin hatten seine Krieger den Flohgeist bei dem Schmied aufgetrieben.

Was machte der denn hier? schoss es Myouga durch den Kopf. Wollte der ihn im Alleingang befreien? Hatte er etwa Inuyasha gar nichts von der Entführung erzählt? Toutousai käme doch niemals durch einen Bannkreis, den der Herr gelegt hatte.

Oh je.

Er war verloren.

Er war schon so gut wie tot.
 

***************************************************************
 

Myouga sollte nicht so schwarz sehen, auch, wenn seine Retter getrennt wurden. Wer weiss, wozu das gut sein mag.

Das nächste Kapitel bietet: "Überraschungen", aber wer, ausser Inuyasha, hat auch angenommen, dass man mal eben bei dem Staatsgefangenen Nummer Eins vorbeischneien kann?
 

Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, bekommt von mir, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Überraschungen

Auf den Auftritt des grossen Bruders müsst ihr noch ein kleines Bisschen warten. Ich wollte den Menschen auch einmal ein paar Abenteuer gönnen.

Aber zum Thema Kuro gibt es Neuigkeiten...
 

4. Überraschungen
 

Die Sonne stand hoch am Himmel über der Insel von Ayanami, als die Gruppe um Inuyasha einen See erreichte. Ein wenig erstaunt blieben sie ein Stück vom Ufer entfernt stehen.

Zum einen hatten sie irgendwie nicht mit einem größeren Gewässer gerechnet, zum zweiten flogen Tiere knapp über die Oberfläche, wie sie sie so noch nie gesehen hatten.

„Das sind doch Fische?“ fragte Miroku niemanden direkt.

„Ja“, antwortete Kagome: „Ich habe schon mal von fliegenden Fischen gehört, aber…aber doch nicht solche!“

Diese Wesen sahen wie Fische aus, hatten allerdings Flügel, die denen einer Fledermaus ähnelten. Immer wieder huschten sie knapp über der Wasseroberfläche hin und her, tauchten die Köpfe hinein, fraßen anscheinend irgendetwas. Oder atmeten sie?

„Na ja, immerhin scheinen sie sich nicht für uns zu interessieren“, stellte Inuyasha fest, dem es völlig gleich war, welche Tiere wie aussahen, solange ihn nichts angriff:„Aber wir könnten hier Pause machen, vielleicht was grillen.“

„Grillen? Du meinst, diese Fische?“ fragte Kagome etwas entsetzt zurück.

„Das wäre keine gute Idee, glaube ich.“ Sango sah sich um: „Der Rauch eines Feuers kann sicher weit gesehen oder auch gerochen werden. Und wir wollen doch unauffällig bleiben.“

Das musste der Hanyou zwar zugeben, aber er war nicht so ganz bereit, die Aussicht auf ein Essen zu streichen. „Was hast du denn sonst dabei?“

Seine Freundin zuckte die Schultern: „Nicht gerade viel. Irgendwie wollte ich ja eigentlich morgen schon nach Hause. Am Freitag schreiben wir Physik. Und ich muss noch lernen.“

„Das, was du hier lernst, kannst du wirklich gebrauchen, nicht das öde Zeug in deinen langweiligen Büchern.“ Inuyasha wusste allerdings, was es ihm einbringen würde, würde er zu heftig dagegen protestieren, dass sie nach Hause wollte.

„Vielleicht.“ Aber Kagome konnte sich nicht vorstellen, was ihr Physiklehrer zu solch einer fliegenden Insel sagen würden, die den Regeln der Schwerkraft widersprach oder ihr Biologielehrer zu Fischen mit richtigen Flügeln. Sie setzte dennoch den Rucksack ab: „Ich habe Chips dabei, aber wenn du davon zuviel isst, wirst du Durst bekommen, sie sind diesmal recht scharf.“

Keine Minute später wusste der Hanyou, was sie damit gemeint hatte. Keuchend eilte er zu dem See, warf sich zu Boden und trank hastig das Wasser. Er hatte eine Handvoll der Chips auf einmal in den Mund gesteckt Seine Sinne, die viel empfindlicher als die eines Menschen waren, schrieen unter dem Peperonigewürz auf.

Die Menschen schüttelten die Köpfe.

„Der lernt es nie“, meinte Miroku, der nur ein Stück gekostet hatte.

„Das kommt eben davon, wenn man zu gierig ist.“ Kagome nahm sich lieber einen Schokoladenkeks.

„Was ist denn jetzt mit ihm los?“ Die wachsame Sango betrachtete Inuyasha misstrauisch.

Der Hanyou kniete noch immer am Seeufer, wedelte aber mit den Händen, schien hektisch über sein Gesicht zu wischen.

„Jetzt dreht er durch“, konstatierte Miroku, aber Kagome ging lieber nachsehen.
 

„Ist das Wasser giftig?“ erkundigte sie sich. Inuyasha wandte sich zu ihr um und sie spürte einen unwillkürlichen Schauder. An seiner Zunge, seiner Nase, seinem Gesicht hingen dutzende winziger Krabben, die sich mit ihren Beißzangen an ihm festgekrallt hatten. Er hatte versucht, sie abzuziehen. „Ich helfe dir, ja?“ Sie ließ sich neben ihm nieder, versuchte zunächst, die Winzlinge zu entfernen, die sich in seiner Zunge festgebissen hatten. Auch er selbst riss sie sich ab, so gut es ging.

„Was für eine nette Überraschung.“ Sango war ebenfalls herangekommen, musterte das Wasser des scheinbar so friedlichen Sees: „Dann fressen die fliegenden Fische anscheinend diese Minikrabben. Und, soweit ich das hier erkennen kann, gibt es die in Massen.“

„Siehst so aus“, brachte Inuyasha hervor, dem es endlich gelungen war, seinen Mund frei zu bekommen: „Was für Mistviecher.“

„Und ich dachte schon, hier könnte man baden.“ Kagome zupfte weiter: „Tut es weh, Inuyasha?“

„Keh! Das vergeht gleich. Aber wenn es einer von euch gewesen wäre, wäre es schlimmer. Die Biester sind auch noch giftig. Irgendwie spritzen sie etwas mit ihren Zangen ein.“

„Auf diese Art gelingt es ihnen vermutlich, gemeinsam größere Beute zu fangen, die leichtsinnigerweise in das Wasser geht.“ Sango drehte sich um: „Jedenfalls können wir hier kaum trinken oder gar baden.“

„Kaum.“ Miroku hatte interessiert zugesehen: „Sag mal, Kagome, spürst du nichts?“ Immerhin leuchteten ihre Finger unter ihrer Magie.

„Bei den Krabben? Hm, doch, wo du jetzt fragst…“ Sie betrachtete die Winzlinge, die sie neben sich auf den Boden geworfen hatte und sich nun nicht mehr bewegten, im Unterschied zu denen, die sich Inuyasha abgerissen hatte: „Ich...ich habe sie umgebracht?“ Das hatte sie eigentlich gar nicht vorgehabt.

„Geläutert. Anscheinend ist das eine Art Youkai. Darum hat ihr Gift Inuyasha wohl auch weniger ausgemacht. So gesehen war es gut, dass er zum Wasser gegangen ist.“

„Sicher.“ Kagome dachte ungern daran, was passiert wäre sie zum Baden gegangen. Schön, sie hätte sie läutern können, aber ob es dann dazu nicht schon zu spät gewesen wäre? Immerhin schienen diese Minikrabben in ganzen Schwärmen anzugreifen. Gegen die waren Piranhas ja augenscheinlich zurückhaltend.

„Wirklich, vielen Dank für euer Mitgefühl“, murrte Inuyasha, der zu guter Letzt nichts mehr von seinen Angreifern spürte. Aber natürlich vertrug sein Körper ganz andere Sachen als der von Kagome oder den anderen, das musste er zugeben. Er sprang auf, trat zu Sango an das Ufer: „Man sieht sie kaum, nur, wenn man weiß, dass sie da sind.“ Und er hatte nicht weiter auf das Wasser geachtet, als er seinen brennenden Mund hineingetaucht hatte, nicht an irgendwelche Gefahren gedacht.

„Ja“, gab die Dämonenjägerin zurück: „Diese fliegenden Fische fressen sie – und sie vermutlich die, wenn sie zu nahe an das Wasser kommen. Es fragt sich nur, ob es diese Krabben nicht auch noch in anderen Gewässern dieser Insel gibt. Wir werden vorsichtig sein müssen.“

„In der Tat.“ Da Miroku sehr eigentümlich klang, fuhren die anderen zu ihm herum. Er deutete auf das andere Ufer des Sees. Dort war ein Sandstrand, das hatten sie alle gesehen, und das, was sich darauf befand, für Steine gehalten. Jetzt hatte sich einer dieser „Steine“ erhoben und ging auf das Wasser zu. Es war die Riesenausgabe der kleinen Krabben.

„Die wachsen ja noch ziemlich“, meinte Inuyasha: „Aber in groß scheint es nicht so viele zu geben. Na, egal. Solange sie uns nichts tun, muss ich sie ja auch nicht umlegen.“

„Ja. Aber wer weiß schon, was es hier noch für Monster gibt.“ Kagome packte den Rucksack, schwang ihn sich auf den Rücken.
 

Myouga beobachtete ein wenig verwundert, wie sich Kuro zurücklehnte, scheinbar ins Nichts starrte. Was tat der? Grübeln?

Er selbst sollte in jedem Fall nachdenken, was er dem Daiyoukai wegen des Bannkreises erzählen würde. Allzu lange würde der sicher nicht warten wollen. Und der alte Flohgeist war nicht darauf erpicht, den Geschmack an Blut und Gewalt seines Gefangenenwärters am eigenen Leibe auszuprobieren.

Kuro richtete sich wieder etwas auf, sichtlich amüsiert: „Toutousai war ja früher schon ein wenig senil. Das scheint sich deutlich gesteigert zu haben. Wie konnte er annehmen, dass er dich befreien könnte? Er musste doch wissen, dass er niemals durch den Bannkreis käme. Schon gar nicht mit dieser…hm…Hilfe.“

„Äh, verzeiht, Kuro-sama…“ brachte Myouga automatisch hervor. Jetzt fiel ihm ein, worin eine der besonderen Fähigkeiten des Daiyoukai lag. Er konnte, wenn er sich konzentrierte, Dinge und Wesen sehen, die sich an einem anderen Ort aufhielten, vorausgesetzt, er wusste, wo. Das war schlecht. Äußerst schlecht. Moment mal.

Hilfe? Wusste Kuro nun etwa, dass Inuyasha da war? Kam der auch nicht durch den Bannkreis?

Panisch sah der alte Flohgeist auf.

Der Daiyoukai blickte zu ihm: „Er hat eine Katze mit zwei Schwänzen dabei und ein Fuchskind. Beides durchaus Wesen mit gewisser Magie. Aber natürlich kommen sie nie durch einen Bannkreis, den ein Daiyoukai nicht brechen kann.“

„Natürlich, Kuro-sama.“ Myouga spürte, wie sein Herz rascher schlug.

Ein Fuchskind und eine Katze mit zwei Schwänzen. Inuyasha und seine Freunde waren also da. Und anscheinend nicht mehr bei Toutousai, sonst hätte Kuro sie wahrgenommen.

Sie waren auf der Insel und der alte Schmied sollte die Aufmerksamkeit des Daiyoukai auf sich lenken, damit sie herkommen würden.

Er hatte es doch gewusst.

Inuyasha-sama würde kommen, würde ihn, seinen treuen Diener, retten. Das Hundebaby hatte doch etwas von seinem Vater geerbt.
 

„Sag mal, Inuyasha…“ begann Kagome.

„Was denn?“ Der Hanyou drehte den Kopf.

„Wenn Myouga der Berater deines Vaters gewesen ist, weiß er doch sicher viel. Ich meine, er ist doch schlau.“

„Er war es wohl mal, bevor er zu alt dafür wurde. Aber eigentlich interessiert mich das Zeug aus der Vergangenheit überhaupt nicht.“

„Ja, aber ich denke, er müsste dann doch in der Lage sein, diesen Kuro hinzuhalten und dem irgendetwas zu erzählen, oder?“

„Falls der sich hinhalten lässt.“ Sango, die neben Miroku hinter ihnen ging, hatte zugehört: „Er will hier weg und wird kaum viel Geduld zeigen.“

„Dann werden wir uns wohl beeilen müssen.“

„Sag ich doch.“ Inuyasha hob alarmiert den Kopf, sah zum Himmel auf, die Hand bereits am Schwert.

„Was ist?“ fragte Miroku sofort.

„Ich…eigenartig. Ich hätte schwören können, über uns gerade einen Drachen gewittert zu haben. Aber der käme doch auch nicht durch den Bannkreis.“

„Das ist nicht unbedingt gesagt“, wandte der Mönch ein: „Wenn der Zauber nur auf Wesen mit Youki ausgelegt war? Drachen haben zwar auch magische Energien, sind aber doch ganz andere Wesen.“

„Stimmt.“ Sango blickte sich ebenfalls um: „Und wenn es Kuro irgendwie geschafft haben sollte, sich Drachenkrieger zu besorgen, würde das eine Menge erklären.“

„Quatsch!“ Der Hanyou blieb stehen: „Ein Daiyoukai ist mächtig genug, um andere Youkai zu beherrschen. Aber doch nicht Drachen. Ein Drache wird dir nie einen Gefallen tun, der will immer eine Gegenleistung haben. Und welcher Drachenherrscher sollte sich mit einem gefangenen, gebannten Youkai einlassen? Der kann ihm doch sicher nichts geben.“

„Du hast den Drachen gewittert“, sagte Kagome: „Und du irrst dich da doch nicht.“

„Schon.“ Er war etwas geschmeichelt: „Aber es kann ja auch Zufall sein, dass hier ein Drache drüber geflogen ist. Irgendwie.“

„Das sollten wir hoffen.“ Sango atmete durch: „Ein Daiyoukai als Gegner ist schlimm genug, auf ein paar Drachenkrieger als Dreingabe kann ich verzichten.“

„Kuro kannst du mir überlassen“, antwortete Inuyasha sofort: „Und noch einmal: Was sollte dieser Kuro denn schon auf der Insel haben, was Drachen interessiert?“

„Das werden wir herausfinden.“ Miroku warf einen raschen Blick seitwärts. Da er sofort Sangos Augen begegnete, entschied er sich, seine Hand bei sich zu lassen. „Immerhin ist das ein weiterer Hinweis darauf, dass wir besser vorsichtig sein sollten. Und dass Kuro wirklich ein recht mächtiger Youkai ist. Wobei mir einfällt: Toutousai erwähnte doch, er habe damals einen ganzen Landstrich ausgerottet, in dem er eine ominöse schwarze Masse darüber fließen ließ. Könnte es sein, dass so etwas Drachen interessiert?“

„Drachen haben es nicht mit Menschen, die sind ihnen völlig egal. Also würden sie auch kein Interesse dran haben, die umzulegen.“ Inuyasha zuckte die Schultern: „Das werden wir sehen, wenn wir da sind. Gehen wir zu diesem Berg. Und entweder Kuro rückt Myouga sofort raus oder ich werde ihn umbringen. So einfach ist das.“

Seine Freunde teilten seinen Optimismus nicht so ganz, aber ihnen war klar, dass es vollkommen sinnlos war, ihm zu widersprechen.
 

Myouga sah überrascht auf, als er den Schatten vor der Höhle erkannte. Ein Drache kam hierher geflogen?

Kurz darauf hatte sich dieser in Menschenform verwandelt und betrat die Höhle. Das Erstaunen des Flohgeistes wuchs, als er eine Frau in vornehmer Kleidung erkannte. Weibliche Drachen waren deutlich seltener. Und er wurde endgültig perplex, als sich Kuro galant erhob.

„Welch unerwartetes Vergnügen, meine teure Fürstin“, sagte der Daiyoukai: „Wie kann ich Euch helfen?“

„Wie Ihr Euch unschwer vorstellen könnt, möchte ich Nachschub Eures Mittels holen.“ Sie klang kühl, aber recht höflich.

„Gewiss. – Dem entnehme ich, dass es gut angeschlagen hat.“

„Ja. In unserem Clan sind im Augenblick sechs werdende Mütter.“

„Meinen Glückwunsch. Nun, dann begleitet mich, meine Teure. Ich hoffe, dass auch Euch und Eurem Gebieter bald das Glück zuteil wird.“

„Ich auch.“ Die Drachendame warf einen raschen Blick zu den Kriegern, die höflich in die Knie gegangen waren: „Da mein Gemahl Euch unsere Krieger zur Verfügung gestellt hat, um Euer Ziel zu erreichen…“

„Darf ich Euch dann in mein Laboratorium bitten?“

Die beiden verschwanden im Hintergrund der Höhle und Myouga wagte zum ersten Mal wieder zu atmen.

Was, um aller Himmel willen, hatte sich Kuro denn da ausgedacht?

Eines war klar.

Er musste irgendein Mittel entdeckt haben, dass Drachen fruchtbarer machte. Bei ihnen waren Frauen so selten und Nachwuchs noch viel mehr. Kein Wunder, dass sich der Herr eines Drachenclans mit ihm verbündet und ihm Krieger zur Verfügung gestellt hatte.

Der alte Flohgeist lehnte sich an die gläserne Wand.

Aber was plante der Daiyoukai wirklich? Er kannte ihn von früher gut genug, um zu wissen, dass der noch nie jemandem geholfen hatte, ohne damit seinen eigenen Zwecken zu dienen. Und er nahm keinen Moment an, dass es Kuros Ziel gewesen war, Drachen glücklich zu machen. Aus irgendeinem Grund hatte dieser Experimente durchgeführt, wie damals schon, als er noch auf Seiten des Inu no Taishou gestanden hatte, und war vermutlich rein zufällig auf das Mittel gestoßen. Wie auch immer er bemerkt hatte, dass es bei Drachen die Fruchtbarkeit erhöhte – er hatte es benutzt, um an Krieger zu kommen.

Soweit - so schlecht.

Das würde für Inuyasha-sama schwer werden, ihn zu befreien. Aber das, was Myouga am meisten Kopfzerbrechen bereitete, war die Frage, was Kuro eigentlich geplant, auf welches Ziel er ursprünglich hingearbeitet hatte. Und was er dann mit diesem Mittel anstellen wollte. Der kleine Flohgeist hatte den Anblick des toten Landes nicht vergessen, als damals der Daiyoukai diese schwarze Masse hatte darüber fließen lassen. Das musste wohl auch eines von dessen Experimenten gewesen sein. Nun, das hatte letztendlich dazu geführt, dass ihn der Herr bekämpft und hierher verbannt hatte. Aber falls es Kuro gelang, von hier zu entkommen…Nein, daran sollte er besser nicht einmal denken. Inuyasha würde es schon schaffen, ganz bestimmt.
 

Sango blieb stehen: „Hört ihr das? Da ist doch ein Wasserfall?“ Sie blickte sich suchend um, entdeckte dann das glitzernde Wasser zwischen den Bäumen, keine zwanzig Meter von ihnen entfernt.

„Ja, da ist einer. Und?“ Inuyasha drehte sich um.

„Ich möchte kurz hingehen. Diese Spinnweben kleben noch immer in meinen Haaren.“

„Wir sollten besser alle hingehen“, meinte Miroku prompt: „Ich meine, natürlich, falls da auch so Krabben sind“, ergänzte er hastig. Die beiden Mädchen hatten ihm mehr als eisige Blicke zugeworfen.

„Geh nur schnell, Sango“, sagte Kagome: „Und wasch dir die Haare. Ich bleibe hier bei den beiden.“ Das: und passe auf Miroku auf, konnte sie sich sparen, das war allen klar.

„Aber guck nach den Krabben“, warnte Inuyasha, witterte noch einmal: „Sonst ist nichts Gefährliches hier.“

„Ja, mache ich.“ Die Dämonenjägerin drehte sich um: „Ich beeile mich auch!“ rief sie noch, dann ging sie in Richtung des Wasserfalles.

„Wir sollten doch besser mitgehen“, murmelte der Hanyou.

Kagome starrte ihn entrüstet an: „Willst du etwa Sango beim Duschen zusehen?“

„Hä?“ machte er verständnislos: „Wir sollten uns nicht trennen. Wir haben doch schon einige Überraschungen hier getroffen.“

Inuyasha und sein Untalent in Punkto Frauen, dachte sie seufzend. Aber in diesem Fall war sie sogar beruhigt: „Ja, aber du hast doch nichts gewittert, oder?“

„Nein. Aber ich passe besser weiterhin auf.“ Er verschränkte die Arme.

„Ja, in Ordnung. – Miroku?“

Der erstarrte in der Bewegung: „Äh, ja?“

„Du bleibst hier.“

„Ich wollte doch nur mal...ganz kurz….“ Er deutete in die Richtung des Waldes, die entgegengesetzt von dem Wasserfall war.

„Wenn Sango wieder hier ist.“

„Es sei denn“, ergänzte Inuyasha: „Du möchtest wirklichen Ärger.“

Der Mönch seufzte. Er hätte ihr gern beim Duschen unter dem sicher kalten Wasserfall zugesehen, noch viel lieber den Rücken geschrubbt. Aber da führte wohl kein Weg hin.
 

Sango hatte sich sorgfältig umgesehen, versucht, mögliche Gefahren zu entdecken, obwohl sie sicher war, dass Inuyasha sich nicht geirrt hatte, hier wohl nichts Gefährliches lauert. Vor ihr lag ein halbkreisförmiges Tal, dessen Wände gut fünf Meter hoch waren. In den Wänden befanden sich Löcher, die wohl das Wasser des Baches dort hinein gewaschen hatte. Manche schienen sogar richtige Höhlen zu sein. Aber kein ungewöhnliches Lebewesen war zu entdecken. Auch in dem Bach schien es nur herkömmliche Fische zu geben, konnte sie keine Minikrabben entdecken.

Sie legte ihren Bumerang ab, trat an den Wasserfall, der hier in das Tal herabgestürzt kam. Das Wasser war kalt, wie ihr ein Handtest bewies, aber sie wollte ja nur rasch diese klebrigen Schnüre loswerden. So beugte sie sich vor, ließ das kühle Nass über ihre Haare laufen, und versuchte, die restlichen Spinnweben zu entfernen. Immer wieder kämmte sie mit den Fingern das Haar durch. Diese riesige Spinne hatte anscheinend gewusst, wie man klebrige Fäden legt. Nun gut, sie hatte ihr Nest damit beschützen wollen, und wohl nicht damit gerechnet, dass zwei Menschen von oben hineinfallen würden. Aber diese eigenartigen Krabben, oder die fliegenden Fische…Hier auf dieser Insel schien sich eine sehr eigenwillige Natur gebildet zu haben. Ob Kuro daran schuld war?

Immerhin war der ein Daiyoukai. Sie hatte zwar noch nie davon gehört, dass diese die Natur manipulieren würden, aber sie musste nur an Naraku denken. Möglich war alles. Hoffentlich tat Kuro dem armen, alten Myouga nichts, wären sie schnell genug…
 

Sie bemerkte die Bewegung auf der anderen Seite des Wasserfalles nicht. Der Schatten dort in der Schwärze der Höhle wäre auch nicht zu erkennen gewesen, nur dunkle, glänzende Augen, die auf sie gerichtet waren, sie nicht aus dem Blick ließen.

Sie trat zurück, drückte das Wasser aus ihrem Haar und schüttelte es ein wenig. Immerhin war es warm genug, so dass es rasch an der Luft trocknen würde. Am Besten würde sein, wenn sie jetzt gleich zu ihren Freunden zurückkehren würde. Irgendwie kam sie sich so eigenartig vor, hier allein zu sein. Es war keine Angst, dachte sie, eher eine Art Beunruhigung, als ob etwas in der Luft läge.

Irgendetwas stimmte hier nicht, da war sie sich plötzlich sicher. Sie machte einen Satz seitwärts, wollte sich nach ihrem Bumerang bücken. Es blieb bei einem Versuch.

Sie erkannte gerade noch das Aufblitzen von Krallen vor ihrem Gesicht, dann presste sich eine Klaue auf ihren Mund, bog ihren Kopf gegen eine Schulter zurück. Eine zweite Hand legte sich um ihre Kehle, drückte unbarmherzig zu. Eine Falle, dachte sie noch, ehe der Luftmangel sie bewusstlos werden ließ.
 

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Kuro macht sich also die Sehnsucht der Drachen nach Kindern zu Nutze und hat einige interessante Fähigkeiten, an die Myouga und Toutousai nicht mehr dachten. Fragt sich nur, wer oder was nun Sango überfallen hat....
 

Das nächste Kapitel heisst: Die Umarmung des Monsters. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel online ist.
 

bye
 

hotep

Die Umarmung des Monsters

Verdammt!“ Inuyasha fuhr auf: „Da ist etwas!“ Er raste los, in Richtung des Wasserfalls, die Hand bereits an Tessaiga.

Kagome war schon versucht, ihn „Platz“ machen zu lassen, weil er Sango beim Duschen störte, aber sie rannte nur hinterher. Falls da wirklich etwas war…Nun gut, der Hanyou neigte nicht zum Spannen wie gewisse andere Leute.

Miroku war schon neben ihr: „Er hat etwas gewittert?“

„Scheint so. Um Himmels Willen!“ Denn sie hatten das Tal erreicht. Und Inuyasha stand neben dem Bumerang der Dämonenjägerin, die Hand am Schwert. Diese war verschwunden. „Wo ist sie hin?“ erkundigte sich Kagome, etwas außer Atem.

„Wenn ich das wüsste. Ich kann sie nicht riechen. Dieser blöde Wasserfall verdeckt die Gerüche.“ Der Hanyou betrachtete ein wenig grimmig das Tal: „Irgendwer war hier bei ihr, das ist auch schon alles, was ich sagen kann. Und ich nehme mal an, dass er sie in eine Höhle gebracht hat. Aber davon gibt es hier einige.“

„Dann müssen wir eben alle Höhlen absuchen.“ Miroku hob den Bumerang auf: „Wir müssen sie schleunigst finden!“

„Das ist mir klar.“ Er drehte sich um: „Komm, Kagome, ich trag dich über den Bach.“

„Fangen wir dort drüben an?“ Sie trat zu ihm. Das war eine gute Idee, war das doch die nächstliegende Höhle zu der Stelle, an der der Bumerang gelegen hatte.

Am anderen Ufer setzte er sie ab, witterte: „Ja, also hier war der Typ, der gleiche Geruch wie drüben. Die ganze Höhle stinkt nach ihm.“

„Dann nichts wie hinterher!“ Miroku war ebenfalls bereits da. „Wir haben schon genug unangenehme Wesen auf dieser fliegenden Insel getroffen!“

Sie gingen hinein, erkannten ein wenig überrascht, dass sich der Gang in die Länge zog, teilte.

„Das ist ja ein ganzes Labyrinth“, meinte Kagome: „Kannst du riechen, wohin sie sind?“

„Hier stinkt alles nach dem Kerl. Entweder der ist so groß oder lebt schon verdammt lange hier. Wir müssen eben suchen.“
 

Sango lag bewusstlos auf einem Lager aus Heu. Eine blau schimmernde Hand mit Krallen daran strich über sie. Sie bewegte sich.

„Kohaku…“ murmelte sie.

Die Hand wurde eilig zurückgezogen, der Schatten neben ihr verschwand.

Kurz darauf war die Dämonenjägerin wach. Hastig richtete sie sich auf, sah sich um. Sie befand sich in einer größeren Höhle. Ein Feuer brannte, auf einem Gestell darüber hing ein Topf – zu klein, als dass sie hineingepasst hätte, wie sie aufatmend feststellte. Sie saß auf einer Art Bett, das war auch klar. Wer hatte sie entführt und hierher gebracht? Immerhin trug sie noch ihr Schwert. Ihr Bumerang lag vermutlich noch am Wasserfall – ein Hinweis für ihre Freunde, dass da etwas passiert war. Jemand mit Krallen hatte sie überfallen, daran erinnerte sie sich. Aber was hatte sich dann wohl ereignet? Diese Höhle wirkte geradezu wohnlich, und wer auch immer sie hierher gebracht hatte, hatte ihr nicht nur eine Waffe gelassen, sondern sie offenkundig weich legen wollen. War das die Person gewesen, die sie überfallen hatte? Oder hatte jemand sie retten wollen? Sie versuchte, in den Schatten an den Wänden etwas zu erkennen.

„Ist hier jemand?“ fragte sie vorsichtig. Irgendwie hatte sie das Gefühl, nicht allein zu sein.

Ein tiefer Seufzer antwortete ihr.

Sie zuckte unwillkürlich zusammen, aber dann gewann ihr Mitgefühl die Oberhand. Wer auch immer das war – dieser Seufzer hatte sich so todtraurig angehört: „Was ist denn mit dir?“

„Du bist nett“, sagte eine männliche Stimme aus einer dunklen Ecke der Höhle bekümmert.

Sango stand auf. „Wo bist du? Kann ich dir helfen?“ War das etwa ein Gefangener? Sie selbst nun auch? Sie machte einige Schritte in Richtung des Feuers.

„Komm nicht näher!“ Der Unbekannte klang jäh fast panisch.

So erstarrte sie. Gab es hier Fallen, die sie auslösen konnte? Sie sah sich vorsichtig um: „Was ist denn?“ erkundigte sie sich, da sie nichts entdecken konnte: „Ich will dir doch nur helfen.“

„Das kannst du nicht. Nicht wirklich.“

„Nicht, wenn du mir nicht sagst, was du hast.“

Wieder ein tiefer Seufzer: „Ich habe einen Fehler gemacht….“

„Bist du hier gefangen?“

„Gef...ach nein. Nicht so richtig, weißt du.“ Und da sie einen Schritt auf ihn zumachte: „Nein, bleib weg!“

„Bist du ansteckend?“

„Nein.“ Aber sie hörte etwas wie ein Stöhnen in seiner Stimme: „Ich glaube es nicht. – Es...es tut mir Leid.“

„Was? – Ich heiße Sango.“

„Ich…ich Ito.“

„Das ist ein Menschenname. Bist du ein Mensch?“

Wieder dieses traurige Seufzen.

Sango verstand plötzlich: „Du warst ein Mensch?“ Irgendwie klang das eigenartig.

„Ja. Komm nicht näher!“

„Schon gut. Keine Sorge.“ Was auch immer dem Unglücklichen widerfahren war, sie wollte ihn nicht erschrecken. Aber sie musste wissen, ob ihr ähnliches bevorstand. Oder hatte er sie gerettet? „Ich…weißt du, was passiert ist? Wie bin ich hierher gekommen?“

Ito atmete hörbar ein: „Es tut mir Leid, Sango….ich…ich hatte dich da gesehen, am Wasserfall. Ich...ich habe so lange keinen Menschen gesehen, schon gar keine Frau. Ich…ich sah dich und wollte dich heiraten.“

„Heiraten?“ wiederholte die Dämonenjägerin verblüfft: „Dann hast du mich überfallen?“ Sie erinnerte sich an eine Hand mit Krallen. Aber er hatte gesagt, er sei ein Mensch, nun, gewesen.

„Du magst deinen Kohaku wohl gern?“

„Ja, sehr“, meinte sie verwirrt. Woher wusste er denn von ihrem Bruder? Hatte sie geredet, während sie bewusstlos war? Oder konnte er Gedanken lesen?

„Das denke ich mir.“

„Du hast mich entführt, weil du so allein bist?“ vergewisserte sie sich.

„Ja. Ich…es gibt doch keine anderen Menschen auf dieser Insel. Nicht einmal solche, wie mich.“

„Armer Kerl“, sagte sie unwillkürlich: „Du…du hast dich also verändert?“

„Ja.“

„Und deswegen willst du auch nicht, dass ich dich sehe?“

Ito seufzte: „Ich möchte mich mit dir unterhalten. Und wenn du mich siehst, wirst du schreien und weglaufen.“

„Nein, das werde ich sicher nicht. Ich habe in meinem Leben schon viele Monster gesehen und bin noch nie weggelaufen. Und ich habe auch schon viele Kriegsverletzungen erblickt.“ Sie versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen: „Trau dich, Ito.“

„Du trägst ein Schwert….bist du eine Kriegerin?“

„Eine Dämonenjägerin.“

Schweigen.

„Stört dich das?“

„Nein….kannst du auch starke Dämonen jagen? Youkai?“

„Ja. Ich habe Freunde, die mir helfen.“

„Freunde….“ Der Unbekannte seufzte wieder: „Es muss schön sein, welche zu haben.“

„Ja, ist es. Lass mich zu dir gehen, Ito.“ Er tat ihr Leid, und auch, wenn er sie entführt hatte, so schien er nett zu sein. Vielleicht konnte sie ihn überreden, ihr den Ausgang zu zeigen.

„Kannst du auch einen Daiyoukai töten?“

Sie stutzte: „Kuro?“

„Du kennst ihn?“

„Wir kamen her, weil er einen Freund von uns hat entführen lassen.“

„Noch einen Freund.“ Ito stöhnte ein wenig.

Sango hörte Rascheln, dann erkannte sie eine Bewegung in den Schatten: „Ich würde dich gern sehen, Ito. - Hat Kuro etwas mit…mit deiner Verwandlung zu tun?“

„Ja. Es muss schon so lange her sein…Er ließ eine schwarze Masse über das Land fließen, die alles unter sich begrub, Bäume, Menschen, auch Tiere und Youkai.“

„Das habe ich gehört, aber das soll schon Jahrhunderte her sein.“

„Ja, ist es.“ Ito schwieg einen Moment, dann sagte er leise: „Ich weiß nicht, warum ich diese schwarze Masse überlebt habe. Als ich erwachte, hatte ich mich….mich verwandelt. Ich war der Einzige, der noch in diesem Landstrich lebte. Ich wollte zu anderen Menschen, wanderte fort. Aber die anderen Menschen, die mich dann sahen, rannten weg oder sie versuchten, mich umzubringen. Ein Youkai, den ich traf, hielt mich für seinesgleichen und erzählte, dass Kuro dies gewesen sei, ein Daiyoukai. Und dass er hier auf dieser Insel leben würde. Ich wollte mich rächen und so kam ich her. Dann kam ein großer Hund, ein anderer Daiyoukai, und sie kämpften. Kuro verlor. Aber mir war inzwischen klar, dass ich keine Chance gegen ihn habe. So lebe ich seither hier in diesen Höhlen, allein. Und warte, dass ich endlich sterben darf. Aber nicht einmal das habe ich geschafft.“ Er stöhnte auf: „Du…ich sah dich da am Wasserfall…du warst der erste Mensch seit so langer Zeit!“

Sango machte unwillkürlich einen Schritt auf ihn zu: „Das...das tut mir Leid, “ sagte sie: „Und du dachtest, wenn du mich einfach ansprichst, bekomme ich einen Schrecken?“

„Ja. – Willst du mich wirklich sehen? Du wirst weglaufen…und das will ich nicht.“

„Ich werde nicht weglaufen. Und ich werde nicht schreien.“ Sie wappnete sich innerlich. Wie auch immer er nun aussah, sie durfte diesen Unglücklichen nicht noch mehr verletzen. „Vertrau mir, Ito.“

In der Dunkelheit der Höhle bewegte sich etwas, kam zögernd näher. Sie entzifferte Beine, Arme, einen Kopf und atmete unwillkürlich auf. Immerhin hatte er noch eine menschenähnliche Form. Aber dann bemerkte sie die Veränderungen. Seine Haut war bläulich, schimmerte hell im Feuerschein. Seine Hände waren Klauen mit langen Krallen daran und sie entsann sich, diese bei dem Überfall gesehen zu haben. Sein Kopf war haarlos, ohne Ohren, die Nase nur mehr zwei Nüstern. Aus seinem Mund ragten Eckzähne, die jeden Wildeber entzückt hätten. Nur die großen, dunkeln Augen, die sie fast ängstlich anstarrten, erinnerten noch daran, dass dies einmal ein Mensch gewesen war. Und es war dieser Blick, der sie davor bewahrte, doch noch ihr Entsetzen zu zeigen. Nein, sie durfte dieses unglückliche Wesen nicht verletzen. So streckte sie den Arm aus:

„Siehst du, ich laufe nicht weg. Komm, nimm meine Hand. Und dann gehen wir zurück zu dem Wasserfall. Meine Freunde machen sich sicher schon Sorgen um mich und suchen mich. Ich werde ihnen erzählen, was Kuro getan hat. Und ich bin sicher, dass das Inuyasha gar nicht gern hören wird.“

„Deine Hand?“ Ito hatte den Rest des Satzes fast überhört: „Du…du willst mich anfassen, Sango?“

„Ich denke, das hat schon lange niemand getan, oder?“ Sie zwang sich, in seine Augen zu blicken, den Rest des verunstalteten Körpers so ignorierend.

„Sehr lange.“ Er machte noch einen Schritt näher, streckte seine Klaue aus. Als die Dämonenjägerin sie fasste, ihre Finger um die seinen schloss, atmete er durch: „So viele lange Jahre.“

„Können wir dann zu dem Wasserfall gehen?“ bat sie.

„Zu deinen Freunden?“ Er klang panisch: „Sie…“

„Sie werden auch nicht schreien.“

„Wie heißt einer? Inuyasha? Das ist kein Menschenname.“

„Er ist ein Hanyou.“

„Eine Dämonenjägerin und ein Hanyou. Und Freunde?“ Ito schüttelte den Kopf: „Darum hast du auch keine Angst vor mir. Ich würde gern noch mit dir reden, bei dir bleiben.“ Er klammerte sich fest an ihre Hand, als sei sie das einzige Stückchen Wärme in seinem Leben.

War es wohl auch. Wieder spürte Sango, wie eine Welle Mitleid sie überflutete: „Komm, du kennst doch sicher den kürzesten Weg? Oder weißt du auch, wo meine Freunde sind?“

Ito hob etwas den Kopf: „Sie sind tatsächlich schon in der Höhle. Sie...sie werden nicht schreien?“

„Nein, das glaube ich nicht. Vielleicht ein wenig erschrecken. Aber das ist auch schon alles. Gehen wir?“

„Ja.“ Ito setzte sich in Bewegung.

Die Dämonenjägerin hielt seine Hand fest. Sie nahm nicht an, dass er sie betrügen wollte, aber zum einen wollte sie ihn in den dunkeln Gängen nicht verlieren, zum zweiten gönnte sie dem Unglücklichen einfach etwas menschliches Mitgefühl. „Weißt du, wo sie sind?“

„Ja. Sie sind in der Höhle der Monsterknochen.“

„Was ist das?“

„Ich weiß nicht. Ich habe sie so genannt, weil dort so große Knochen herumliegen. Man kann das sehr gut sehen, denn das Dach dieser Höhle hat ein Loch.“
 

Inuyasha, Kagome und Miroku starrten auf die riesigen Knochen, die hier angehäuft waren.

„Na, wer immer die gefressen hat, muss einen gesunden Appetit gehabt haben“, stellte der Hanyou fest.

„Sango!“ Der Mönch sah sich um: „Sie steckt sicher in Problemen, wenn dieser Kerl sie fressen will.“

„Das glaube ich nicht.“ Kagome hatte die Knochen betrachtet: „Du kennst dich da besser aus, aber das sind doch keine Knochen von Menschen oder Tieren?“

„Nein“, sagte Miroku: „Aber auch nicht von Youkai.“

„Das ist mir vollkommen egal, was das ist.“ Inuyasha drehte sich: „Ich glaube, ich kann Sango riechen.“

„Was? Wo?“ Miroku stand schon neben ihm: „Welchen Gang?“

„Warte mal….da stimmt doch etwas nicht. Oder sie hat uns gehört. Ich glaube, sie kommt näher. Und…und der Kerl ist auch bei ihr.“ Er fasste schon zum Schwertgriff.

„Warte!“ meinte Kagome hastig: „Dann ist sie seine Geisel.“

„Ich bin schon schnell genug“, protestierte der Hanyou prompt.

„Ich bin auch noch da“, erklärte Miroku. „Und während Inuyasha den Entführer beschäftigt, werde ich sie retten…“ Er brach ab, starrte fassungslos zu einem Gang.

Auch Inuyasha und Kagome erkannten die Vermisste – und sahen, was sie da an der Hand führte.

Sango kannte ihre manchmal voreiligen Freunde: „Bin ich froh, dass wir euch gefunden haben“, sagte sie hastig: „Das hier ist Ito.“

„Er hat dir geholfen?“ erkundigte sich Inuyasha, ohne die Hand von Tessaiga zu nehmen.

„Ja. Er ist sehr nett.“

Kagome schluckte etwas. Dieser Ito sah nicht gerade aus, wie jemand, der nett war, eher wie der Alptraum ihrer schlaflosen Nächte. Aber sie konnte in seinen Augen eine tiefe Traurigkeit erkennen, ja, fast Angst. „Das freut mich“, sagte sie daher: „Danke, Ito, dass du dich um Sango gekümmert hast.“

Miroku musterte das fremde Monster etwas finster. Buddha wusste, dass er seine Fehler hatte. Und er durfte Sango nicht berühren, ohne sich eine Ohrfeige einzuhandeln, aber mit diesem Kerl hielt sie gleich Händchen? Er hatte sich bislang für einen durchaus passabel aussehenden Mann gehalten. Wenn das ihr Geschmack war….

Der Hanyou entspannte sich, nahm die Hand von Tessaiga: „Dann ist ja alles in Ordnung. Ito, kennst du den Ausgang aus diesem Labyrinth hier?“

Der atmete durch: „Ihr...ihr schreit nicht?“

„Wieso das denn?“ fragte Inuyasha verwirrt.

Sango erklärte hastig: „Er hat wegen seines Aussehens schon schlechte Erfahrungen gemacht. Übrigens…an seiner…seiner Verwandlung ist Kuro schuld.“

„Verwandlung?“ fragte Kagome, die sich nur zu gut vorstellen konnte, was passieren würde, käme dieses Monster in ein Dorf.

Sango sah seitwärts: „Magst du es ihnen auch erzählen, oder soll ich es tun?“

„Mach.“ Ito war erleichtert, dass das andere Menschenmädchen auch nicht schrie. Sie war zuerst zusammengezuckt, das hatte er gesehen, aber nun schien sie sein Aussehen vollkommen zu ignorieren. Nur der Mönch musterte ihn feindselig. Selbst der Hanyou tat ihm nichts.

„Ito war einst ein Mensch. Durch diese schwarze Masse, die Kuro ausfließen ließ, wurden alle getötet. Nur er wurde so verwandelt.“

„Keh!“ machte Inuyasha leise: „Und seither kannst du natürlich nicht mehr unter Menschen, oder? Was für ein Blödmann, so etwas zu veranstalten. Dieser Kuro nervt mich wirklich!“

„Du warst ein Mensch?“ fragte Kagome entsetzt: „Wie konnte das passieren?“ Kein Wunder, dass er so traurig war.

„Das ist doch schon Jahrhunderte her“, sagte Miroku langsam: „Wie konntest du als Mensch so alt werden?“

„Ich weiß es nicht.“ Ito war einfach nur erleichtert, dass sie weder wegrannten noch ihn umbringen wollten. Er wagte es sogar, Sangos Hand loszulassen, bemerkte erstaunt, dass der Mönch gleich freundlicher aussah: „Ich habe selbst versucht, mich umzubringen, aber das hat auch nicht geklappt. Ich weiß nicht, was passiert ist, warum ich das überlebt habe oder wieso ich so verwandelt wurde.“

„Ich werde es Kuro fragen“, versprach Inuyasha: „Und der Mistkerl wird ein Gegenmittel herausrücken müssen!“

„Das wäre nett. Ich möchte nämlich gern sterben, weißt du. Ich bin so allein und so müde.“

„Jetzt bist du nicht allein“, sagte Sango sofort: „Aber Inuyasha hatte vorher gefragt, ob du uns zum Ausgang bringen kannst.“ Sie legte ihm wieder kurz die Hand an den bläulich schimmernden Arm.

Kagome hatte es gesehen. Sango versuchte, ihn zu trösten? Was hatte er ihr denn alles erzählt? Gleich, wie er aussah, er schien wirklich unglücklich zu sein: „Ito, heißt du? Und du hast diese ganzen Jahrhunderte hier unten allein gelebt?“ Das musste ja grässlich sein.

„Ja, warum?“ Sie war auch ein sehr nettes Menschenmädchen.

„Du musst wirklich schrecklich einsam gewesen sein. Auf der ganzen Insel gibt es doch keine Menschen?“

„Nein, keine Menschen, nicht einmal verwandelte, wie mich. Nur Tiere, Youkai und Kuro. Und seit einiger Zeit auch Drachenkrieger.“

„Ich hab es doch gewusst“, sagte Inuyasha prompt: „Ich habe einen Drachen gerochen.“

„Nein, das sind um die dreißig.“ Ito seufzte: „Ihr...ihr wollt zu Kuro, um euren Freund zu befreien, nicht wahr?“

„Ja“, meinte Miroku postwendend: „Und du magst Kuro nicht?“

„Was für eine dämliche Frage“, kam es sofort von Sango: „Würdest du jemanden leiden können, der dir das angetan hat?“

Der Mönch stellte fest, dass sie zu diesem Ito ein ähnliches Verhältnis entwickelte, wie eine Tigerin zu ihrem Jungen: „Das meinte ich nicht. – Willst du uns helfen?“

Ito seufzte leise: „Ihr wollt euren Freund befreien, obwohl ihr wisst, dass Kuro ein Daiyoukai ist, der zaubern kann, Drachenkrieger da hat. Ich….“ Er sah fast schüchtern zu dem Hanyou. Als der geredet hatte, hatte er Fangzähne gesehen, auch dessen Hände waren Klauen, wenn auch nicht so ausgeprägt wie die seinen: „Ich…darf ich noch ein bisschen mit euch gehen?“

„Ja“, sagten Sango und Kagome unverzüglich gleichzeitig.

„Klar“, meinte Inuyasha: „Du scheinst dich hier ja gut auszukennen.“ Dennoch war er etwas überrascht, als seine Freundin an ihm vorbei auf das Wesen zuging, das einmal ein Mensch gewesen war und die Hand ausstreckte:

„Sango hat uns noch nicht vorgestellt, Ito. Ich bin Kagome.“ Es war zwar sehr unüblich, sich die Hand zu reichen, selbst in ihrer Zeit, aber sie hatte das Gefühl, dass dieses Geschöpf Körperkontakt benötigte.

Ito nahm beglückt ihre Finger, vorsichtig, um sie nicht zu verletzen: „Das freut mich.“ Und jeder der vier wusste, dass er damit die Berührung meinte. Er sah allerdings auch, dass ihn der Hanyou nicht aus den Augen ließ und gab sie wieder frei. „Ich kenne den Gang zu dem Berg, in dem Kuro lebt. Wenn ihr mich begleitet, werdet ihr den Augen der Drachenkrieger entkommen, die dort wachen.“

„Wie kommt Kuro zu Drachen?“ fragte Miroku: „Weißt du etwas darüber?“

„Ich weiß nur, dass sie noch nicht sehr lange hier sind, vielleicht einige Jahre. Davor stürzte einmal ein Drache auf die Insel Ayanami. Er war verletzt.“

„Durch den Bannkreis?“ Inuyasha kam näher.

„Das ist mir unbekannt. Kuro nahm ihn zu sich. Und als er später wieder wegging, kamen bald erneut Drachen, zunächst einer, dann mehrere. Jetzt sind immer um die dreißig Krieger hier.“

„Also hat Kuro den Zufall genutzt, als er einen verletzten Drachen fand, war nett zu dem, um so Kontakte zu einem Drachenclan zu bekommen.“ Sango nickte leicht: „Und so erhielt er auch die Möglichkeit, Myouga entführen zu können.“

„Trotzdem“, sagte Kagome: „Inuyasha hat doch gesagt, dass man Drachen immer etwas geben muss. Oder war der verletzte Drache so wichtig, dass es Dankbarkeit war?“

„Drachen und Dankbarkeit?“ fragte der zurück: „Warum nicht gleich ein Youkai? Es ist doch völlig egal, warum die Drachen hier sind. Kuro hat Myouga und ich will ihn rausholen. Wenn sich mir ein Drache in den Weg stellt ist das sein Pech.“

Ito sah ihn überrascht an, zumal keiner der anderen widersprach. So stark war ein Hanyou? „Ich weiß nicht, wie gut ihr im Dunkeln seht“, sagte er jedoch nur: „Ich habe eine Stelle, wo ich Fackeln gemacht habe, vor langer Zeit, als ich noch hoffte…“ Er brach ab: „Kommt.“
 

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Sango hat einen euen Freund für die Gruppe gefunden, der auf der Insel hilfreich sein mag. Auch, wenn Miroku da anderer Ansicht ist. Im nächsten Kapitel wandern sie durch ein unterirdisches Labyrith mit zudringlichen Bewohnern, Toutousai fällt etwas ein, und Sesshoumaru taucht auf....
 

Wetr so nett ist, mir einen KOmmentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Im Labyrinth

Freut mich, dass Ito euer Mitgefühl hat..

In disem Kapitel kommt, wie versprochen auch der ältere Bruder vor, wenn auch kurz. Da hält jemand nicht viel von Umwegen.
 

6. Im Labyrinth
 

Die Fünf marschierten durch ein scheinbar endloses Tunnelsystem. Ito führte mit einer Fackel in der Hand, dahinter ging Inuyasha, dann Kagome, Sango. Miroku machte mit einer zweiten Fackel den Schluss.

„Sag mal, wie groß ist diese Höhle eigentlich?“ fragte der Hanyou, dessen Nase dadurch verwirrt wurde, dass alles nach diesem Ito roch. Er musste hier wirklich sehr lange schon gewohnt haben und durch die Gänge gewandert sein.

„Dieser ganze Teil der fliegenden Insel ist von solchen Höhlen durchzogen. Ich habe sie alle erforscht. Aber es gibt nur einen Weg zu dem Berg, in dem Kuro lebt.“ Und da Ito das Gefühl hatte, die Frage bedeute ein gewisses Misstrauen, erklärte er: „Ich weiß, dass es Schleifen sind, wir manchmal zurückgehen, aber das ist der einzige Weg durch das Labyrinth. Und wir müssen ja auch den Wesen ausweichen.“

„Welchen Wesen? Den Drachen?“

„Nein. Hier wohnen Wesen. Ich kann sie nicht benennen. Es sind keine Youkai, wenn du das wissen willst. Als ich das erste Mal hier unten war, haben sie mich angegriffen. Und ich möchte nicht, dass Sango und Kagome etwas passiert.“

„Ich bin ja auch noch da“, erwiderte Inuyasha prompt, der das allerdings als eine recht positive Äußerung empfand.

„Je weniger Kampf, desto weniger leicht fallen wir Kuro auf, “ erwiderte Kagome: „Und es wäre gut, wenn wir schon mal Myouga hätten, ehe uns ein ausgewachsener Daiyoukai bemerkt.“ Von den Drachenkriegern ganz zu schweigen. Immerhin hätten sie sonst eine Geisel.

„Was sind das für Wesen, Ito?“ fragte Sango: „Keine Youkai, aber anscheinend auch keine gewöhnlichen Tiere?“

„Nein.“ Dieser blieb stehen, drehte sich um: „Kein Tier, von dem ich je hörte. Sie waren einfach da, wie Arme aus der Dunkelheit, aus den Wänden. Ich habe um mich geschlagen, bin ihnen dann entkommen. Beim nächsten Mal, als ich in diese Tiefe ging, war ich vorsichtiger, aber auch da war ein solches Wesen. So habe ich immer die Gänge gemieden, wo sie sind. Hier, auf dieser Seite, waren sie noch nie.“

„Ja, bei so was sind Klauen sehr praktisch“, meinte der Hanyou unbekümmert: „Aber geh jetzt weiter. Ich habe keine Lust, mehr Zeit als notwendig mit diesem dämlichen Kuro zu vergeuden.“ Außerdem wäre der arme alte Flohgeist auch sicher froh, so schnell wie möglich wieder von dieser Insel verschwunden zu sein.

Ito gehorchte. Erst eine ganze Weile später sagte er: „Mir fällt gerade etwas ein. Vor einiger Zeit, ich weiß nicht, Monate oder schon Jahre, habe ich einmal zwei Drachen zugehört, die an einem Ausgang des Höhlensystems lagerten. Sie warteten da wohl auf etwas oder jemanden. Jedenfalls erzählten sie, dass Kuro in die Ferne sehen könnte.“

„Aha“, machte Inuyasha verständnislos: „Das können doch alle Leute, die auf einem Berg sitzen.“

„Ich denke eher, Ito meint, dass Kuro das geistig kann.“ Kagome schloss näher zu dem Hanyou auf, um besser mit ihrem Führer reden zu können: „So in etwa: er sitzt da IN seinem Berg und kann die ganze Insel überblicken?“

„Ja, so, “ gab der zurück.

„Dann weiß er womöglich schon, dass wir auf der Insel sind?“ fragte sie entsetzt.

„Das glaube ich nicht“, meinte Sango: „Sonst wären uns schon ein paar Drachen begegnet oder er selbst.“

„Außerdem“, ergänzte Miroku: „Kann man solch einen Blick nicht rundherum einsetzen. Er kann vermutlich alles sehen, wenn er sich auf eine Person oder einen Ort konzentriert. Aber er kann unmöglich dauernd die gesamte Insel überwachen.“ Daiyoukai hin oder her, auch diese waren nicht perfekt.

„In jedem Fall ist es dann nur noch besser, wenn wir hier durch die Höhlen gehen“, beschloss Kagome: „Da kann er uns kaum sehen.“

„Das ist jedenfalls nichts, was ihm helfen wird“, behauptete Inuyasha, dem es völlig egal war, über welche Fähigkeiten sein Gegner verfügen könnte. Sein Plan war einfach: hingehen, Myouga rausholen, und jeden erledigen, der etwas dagegen hatte.
 

Toutousai schwebte noch immer mit seiner Kuh vor dem Bannkreis. Plötzlich zuckte er zusammen – so sehr, dass Shippou, der auf seiner Schulter saß, um ein Haar hinab in den See gestürzt wäre.

„He!“ protestierte der kleine Kitsune: „Was…“ Dann klammerte er sich lieber fest, als der alte Schmied eilig sein Reittier abdrehen ließ, zurück zum Ufer des Sees von Ayanami flog. „Was soll das? Wir müssen doch...“

„Sei still! Sei ja still!“ keuchte Toutousai: „Das hatte ich völlig vergessen!“

„Ja, aber...“ Shippou brach ab. Wenn der Schmied etwas vergessen hatte – was war dann mir Kagome, mit Inuyasha und den anderen? War es womöglich etwas wirklich Wichtiges? Lebenswichtiges? Er sah zu Kirara, die in ihrer kleinen Form ebenfalls auf der Kuh Platz genommen hatte, auf dem Schoß des Schmiedes saß. Auch diese wirkte sehr besorgt.

Toutousai landete ein gutes Stück entfernt auf einer Waldlichtung. „Eiwei“, machte er: „Das habe ich ja ganz vergessen!“

„War es wichtig? Können wir es den anderen nicht noch sagen?“ Der Kitsune hopste auf den Boden.

„Ich fürchte, sie werden es schon mitbekommen haben.“

„Was denn?“ Shippou hätte am liebsten den Schmied geschüttelt. Dass man aus dem nie etwas Klares herausbringen konnte.

„Tja, mein Kleiner.“ Toutousai ließ sich auf den Boden sinken: „Kuro hat eine besondere Fähigkeit, die ich vergessen hatte. Er kann alles sehen, was immer er sehen will.“

Der Kitsune dachte verwirrt nach: „Du meinst, er weiß, dass sie auf der Insel sind?“

„Es wäre möglich, ja. Natürlich hat jeder mit einer besonderen Fähigkeit auch seine Grenzen, das ist klar. Er muss sie nicht bemerkt haben. Aber es wäre besser für sie, wenn sie vorsichtig sind und sich verstecken würden.“

„Vorsichtig?“ echote der kleine Fuchs: „Toutousai, wir reden von Inuyasha!“

„Ja, ich weiß.“ Das klang eher wie ein Seufzen.

„Warum hast du es ihnen denn nicht gesagt? Wie kann man so etwas nur vergessen?“

„Ich bin eben alt.“ Der Schmied kratzte sich am Kopf: „Da passiert das schon mal, dass man Dinge vergisst.“

„Aber es ist doch wichtig, dass Kuro sozusagen „weitsichtig“ ist….Ich befürchte, er ist dann ein wirklich ernstzunehmender Gegner.“

„Das ist ein Daiyoukai doch immer“, erklärte Toutousai: „Ich meine, wer kämpft schon gegen so jemanden? Außer natürlich, man ist selbst einer oder lebensmüde.“

Shippou holte tief Atem: „Du hast sie doch geholt und dahin geschickt!“

„Na ja, das Hundebaby kämpft nicht wirklich schlecht. Und die anderen haben auch was drauf...Ich wollte ja auch nie, dass sie kämpfen, sondern nur, dass Myouga frei kommt.“

„Klar, weil das ja auch ohne Kampf gehen würde!“ Der kleine Kitsune überlegte sich, welchen seiner Zaubertricks er bei diesem senilen alten Schmied anwenden könnte. Leider war er sicher, dass der gegen Fuchsfeuer immun war, sonst hätte er ihm am liebsten das Hinterteil versengt. Wie konnte der wissentlich seine Freunde so in Gefahr bringen?

Im nächsten Augenblick zuckte er zusammen, Toutousai war ungewohnt schnell auf den Beinen, Kirara verwandelte sich in ihre Kampfform. Alle starrten zu dem Neuankömmling auf der Lichtung.

„Sesshoumaru!“ brachte der Schmied hervor. Das konnte massiven Ärger bedeuten.

Dieser kam langsam näher, musterte die Gruppe. Er erkannte die Katze, er erkannte den Kitsune und zog seinen Schluss: „Inuyasha gegen Kuro?“ Das klang fast ungläubig.

„Äh, ja, weil…also, Kuro hat es irgendwie geschafft, den Bannkreis zu umgehen und hat Myouga entführen lassen.“ Toutousai dachte kurz nach, hielt es dann aber für deutlich besser, nichts weiter zu erwähnen. Da ihn der Hundeyoukai unverwandt ansah, beschloss er jedoch, weiterzureden. Irgendwie wirkte der ältere Sohn seines Herrn ziemlich aufgebracht und er konnte sich unschwer denken, dass es an der Magie lag, die Kuro nun ausstrahlte - eine gewisse Aura der Macht. Das musste ihn auch hergelockt haben. Inuyasha hatte das selbstverständlich nicht bemerkt, nun, nicht bemerken können. Und er selbst hatte es für besser gehalten, das Hundebaby nicht zu erschrecken: „Äh, ja, ich vermute, dass er glaubt, Myouga könne den Bannkreis lösen, mit dem ihn dein verehrter Vater einst auf die Insel bannte. Und Inuyasha und seine Menschen sind im Augenblick auf der Insel von Ayanami um den Flohgeist zu retten.“

Das sah diesem dämlichen Bastard ähnlich, konstatierte der ältere Halbbruder. Im Zweifel wusste er nicht einmal, wer Kuro war oder über welche Fähigkeiten er verfügte. „Hast du ihm alles erzählt?“

„Nein, natürlich nicht.“ Das klang auch irgendwie falsch, aber Toutousai nahm einfach an, dass sich diese Frage auf Sesshoumarus einstige Niederlage gegen Kuro bezog: „Ich meine, nichts aus der Vergangenheit.“ Und da er das Gefühl hatte, der Blick würde noch eisiger: „Und schon gar nichts über dich oder so.“

Für einen Augenblick stieg wieder brennend die Erinnerung in Sesshoumaru auf, wie peinlich, ja, erniedrigend dieser Kampf und vor allem dessen Ausgang gewesen waren. Oh nein, es war ja nicht einmal ein richtiger Kampf zu nennen gewesen. Aber damals war er viel jünger gewesen, unerfahrener, schwächer. Diesmal würde es anders ausgehen. Es war dumm gewesen von diesem Mistkerl, seine Magie so ausstrahlen zu lassen, sich ihm wieder ins Gedächnis zu bringen. Er ging weiter, ohne die drei noch zu beachten. Anscheinend wollte der alte Schmied noch ein wenig am Leben bleiben. Und sein eigenes Ziel war klar.
 

Shippou atmete erst auf, als der Hundeyoukai verschwunden war: „Er…er will auf diese Insel?“

„Ja.“ Toutousai wischte sich über die Stirn: „Und anscheinend weiß er, dass er durch den Bannkreis kommt, weil er den Fangzahn Tenseiga trägt. Oh je…“

„Aber…aber, wenn er Inuyasha trifft….“

„Ja, dann gehen die beiden Idiotenbrüder aufeinander los und Kuro schüttet sich aus vor Lachen, “ prophezeite der alte Schmied düster. „Und an Myouga will ich dabei noch nicht mal denken. Denn wenn Sesshoumaru gegen Inuyasha gewinnt, und falls…ich betone falls, es ihm gelingt, Kuro zu töten, kümmert er sich sicher nicht um einen Flohgeist.“

„Inuyasha gewinnt gegen Sesshoumaru!“ protestierte der Kitsune unverzüglich. „Das hat er doch schon ein paar Mal gemacht!“

„Aber auch dann weiß Kuro, dass er da ist, und er wird ihm einen Kampf aufzwingen, den das Hundebaby doch gar nicht gewinnen kann. So oder so…das ist ganz schlecht.“

„Wir sollten Sesshoumaru sagen, dass er von der Insel Ayanami wegbleiben soll.“ Shippou hörte selbst, das seine Stimme zitterte.

„Natürlich.“ Toutousai seufzte: „Mach es nur. Du hast ja dabei nichts zu verlieren - außer deinem Leben.“

Aber das war dem kleinen Fuchs auch klar. Ihnen blieb nichts, außer abzuwarten.
 

Im Labyrinth der fliegenden Insel hatte die Gruppe eine Pause gemacht. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten hatte Ito Menschennahrung zu essen bekommen. Und, das gab er zu, diese Schokolade, wie Kagome es genannt hatte, schmeckte sehr gut, auch, wenn er ein wenig Probleme mit seinen Reißzähnen hatte.

Nun gingen sie weiter, Ito voran, Miroku am Schluss, die beide die Fackeln trugen. Der Gang hier war relativ breit, fast drei Meter, bequem zum Gehen, nachdem sie sich schon durch Stollen hatten schieben müssen.

„Wir müssen vorsichtig sein“, erklärte Ito: „Wir sind nun ziemlich weit unten in der fliegenden Insel. Manchmal brechen hier Gänge durch, fallen in den See. Und man kann da auch hinunterstürzen. Ich hatte schon einmal Glück, dass ich mich noch halten konnte.“

„Dann pass mal schön auf“, erwiderte der Hanyou prompt, witterte jedoch. Aber außer Fels und Gestein war nichts wahrzunehmen.

Miroku hatte es gehört, und sah auf den felsigen Boden. Wie überall war er übersät mit allerlei Steinformationen und beginnenden Stalagmiten und er war froh, dass er die Fackel trug. Überdies konnte er so Sangos Figur besser betrachten, die vor ihm ging, und sich allerlei hübsche Träume ausmalen. Er war auf seine Füße konzentriert, und als plötzlich das Licht erlosch, benötigte er einen Sekundenbruchteil, um diese Tatsache mitzubekommen. Im nächsten Augenblick erkannte er, dass sich etwas scheinbar Steinernes um die Fackel gelegt hatte, ähnliches auch ihn gerade umschlang. Und das fühlte sich an wie Eis.

„Vorsicht!“ brachte er hervor: „Es ist so kalt!“

Sango war schon herumgefahren, als das Licht hinter ihr erlosch, schlug mit dem Bumerang vergeblich auf diese seltsamen Arme, die aus der Wand, der Decke kamen, den Mönch umklammernd, sprang aber nun zurück. „Ist das so ein Wesen, Ito?“ fragte sie hastig.

Inuyasha kam mit einem gewaltigen Satz zurück, musterte rasch die seltsamen Gebilde: „Ito, bring die Mädchen hier weg, ich erledige das!“

„Aber…“ begann Kagome, als sie im Schein der einzigen Fackel noch erkannte, dass er an den steinernen Armen zerrte, die mittlerweile Miroku fast völlig umschlossen.

„Los, Ito!“ schrie der Hanyou: „Du hast noch die Fackel! Geh, Kagome! Ich komme gleich nach!“

„Komm, Sango, komm, Kagome, “ drängte Ito: „Er hat recht. Mit seinen Klauen kann er sie zerstören. Aber bevor noch andere kommen…“

Die drei eilten davon.

„Keh!“ machte Inuyasha leise, als er einen der steinernen Arme zerreißen konnte: „Wenn ich einen Klauenangriff mache….“

„Verletzt du mich, ja“, gab Miroku matt zurück: „Aber beeile dich. Es ist so kalt…es... es scheint mir die Wärme auszusaugen.“ Abgesehen davon, dass er in der Umschlingung fast keine Luft mehr bekam.

„Na schön…“ Er schlug zu, bemüht, vorsichtig zu bleiben und nicht den Mönch zu treffen. Immerhin konnte er sich in der dunklen Höhle nur mehr auf seine Nase verlassen. Aber sein Geruchssinn war gut genug, und er spürte, wie erneut einer dieser steinernen Arme unter seinen Fingern zerfetzt wurde. „Ich muss es riskieren“, sagte er dann: „Ich kann riechen, dass sich da noch eines nähert. – Sankontessou!“

Miroku keuchte vor Schmerz auf, als ihn die Ausläufer des Klauenangriffs streiften, aber er erkannte erleichtert, dass er aus der Umklammerung befreit worden war. Im nächsten Moment zerrte ihn der Hanyou auf die Beine: „Los, mach schon, da kommt noch eines.“

„Nicht die Windnarbe!“ Der Mönch kannte ihn: „Sonst stürzt diese Höhle noch ein oder gar hinunter in den See!“ Er lief voran, so gut es in der Dunkelheit ging.

„Ja, schon klar, hältst du mich für dämlich?“ fragte Inuyasha ärgerlich, blindlings einen Klauenangriff in den Gang hinter ihnen jagend. Auch das genügte bereits, dass Steine aus der Decke brachen. So beschloss er, lieber mit Miroku zu verschwinden.

Der hatte das Bröckeln gehört und bemühte sich, so rasch zu laufen, wie es eben ging. Er stolperte über die Steine auf dem Boden, Stalagmiten, aber alles war besser, als noch einmal in solch einer eisigen Umarmung zu landen. Ob das wohl eine Art Krake war, die eigentlich in den See unter ihnen gehört hatte? Was waren das nur für eigenartige Wesen auf dieser Insel…?
 

Kurz darauf erreichten sie die anderen drei, die aufatmeten.

„Alles in Ordnung, Miroku?“ fragte Sango, ein wenig entsetzt über die Kratzer.

„Ja. Alles in Ordnung. Aber weg hier. Da scheint noch mindestens eines dieser Wesen zu sein, sagte Inuyasha.“ Er war froh, wieder ein wenig Helligkeit zu haben.

Ito nickte: „Ich denke auch, dass sie nie allein sind. Aber von jetzt an geht der Weg wieder nach oben, zu den Bergen. Sie sind hier unten. Sie werden nicht mitkommen.“

„Gehen wir trotzdem besser schnell“, sagte Kagome mit einem besorgten Blick auf die einzige Fackel, die sie noch hatten: „Wie lange dauert es noch?“

„Ich weiß es nicht.“

Aber umso wichtiger war es, möglichst weit zu kommen, ehe durch irgendeinen Zufall auch diese Fackel erlosch – oder, einfach, weil sie abgebrannt war.
 

Für einen Augenblick blieb Sesshoumaru am Ufer des Sees stehen, musterte die fliegende Insel. Es war ein äußerst mächtiger Bannkreis, den Vater da einst gelegt hatte, das musste er zugeben. Aber er würde ohne Probleme hindurch kommen, immerhin war er ja wohl nicht irgendwer. Überdies trug er mit Tenseiga den Reißzahn des Herstellers mit sich. Kuro würde mit Sicherheit spüren, dass er auf die Insel gekommen war. Und er würde wissen, dass dies kaum ein Höflichkeitsbesuch war. Nun, das würde der letzte Kampf dieses arroganten Mistkerls werden. Er sprang empor, sein Fell veränderte sich, verlängerte sich, als er hinüber zu der Insel von Ayanami flog.

Wie er erwartet hatte, konnte er den Bannkreis passieren, und landete elegant auf einer Wiese, sah sich um. Kuro war dort, in den Bergen im Osten. Gut. Dieser würde ihn ebenso wahrnehmen können. Entweder er kam ihm entgegen oder er würde ihn eben holen kommen. Beides war ihm recht. Er machte sich langsam auf den Weg.
 

Der Daiyoukai richtete sich etwas auf, sah nachdenklich zu seinem Gefangenen. Myouga spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Wenn Kuro jetzt etwas über den Bannkreis wissen wollte, und er zugab, noch immer keine Ahnung zu haben, konnte das äußerst üble Folgen haben. Leider hatte er keine Möglichkeit, sich aus diesem Glasgefängnis zu befreien. Ein gewöhnlicher Käfig wäre für einen Flohgeist kein Hindernis gewesen, wie sein Entführer sicher gewusst hatte.

„Wie überaus interessant“, sagte der Daiyoukai langsam: „Und wie überaus amüsant. Deine Entführung scheint ja schnell die Runde gemacht zu haben.“

„Ich...ich verstehe nicht, was Ihr meint, Kuro-sama.“

„Wenn ich dir sage, dass wir hohen Besuch bekommen haben? Der Bannkreis wurde gerade von einem starken Youkai durchbrochen.“

Myouga verstand die Welt nicht mehr: „Aber kein Youkai kann durch den Bannkreis, das ist unmöglich. Nur der Erschaffer….“ Er brach ab. Der Erschaffer, ja. Und Inuyasha trug Tessaiga, das ja aus dem Fangzahn seines Vaters hergestellt worden war. Kuro hatte bemerkt, dass Inuyasha auf der Insel war? Das war verheerend.

„Ja, du hast verstanden. Sesshoumaru erweist mir die Ehre. Wie ungemein erheiternd. Er will den Berater seines Vaters retten?“

„Das glaube ich kaum“, entfuhr es Myouga. Kuro musste sich irren. Warum sollte denn der ältere Halbbruder herkommen? Er hatte doch keinerlei Interesse an einem armen, alten Flohgeist. Nun, nicht an ihm, aber womöglich an einer Revanche für eine gewisse Niederlage? Das wäre eine Erklärung.

Der Daiyoukai erhob sich: „Der Hundebengel scheint zu glauben, dass er besser geworden ist, seit damals. Oh du liebe Güte. Er hat mich da ja nicht einmal berühren können. Nun, ich habe weder Rüstung noch Schwert seit langer Zeit getragen. Aber ich werde ihm den Gefallen tun, so zu erscheinen, als ob ich ihn ernst nehmen würde. Wie amüsant.“ Sein Blick glitt zu seinem Gefangenen: „Und danach, mein lieber Myouga, plaudern wir über den Bannkreis. Und zum Beispiel auch darüber, wie Sesshoumaru durch diesen kam. Denn du weißt es, da bin ich mir sicher.“

Das klang ungemein sanft, aber der alte Flohgeist schluckte. Das war nicht einmal eine Drohung, das war eine Ankündigung. Falls Kuro gegen Sesshoumaru gewann, würde er über Tenseiga reden müssen. Oder ihm blühte ein grässliches Schicksal. Wo blieb nur Inuyasha? Und würde er bereit sein, seinem Halbbruder gegen den Daiyoukai zu helfen? Würde der sich überhaupt helfen lassen wollen?
 

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Sehr berechtigte Fragen, nicht wahr? Gleich zwei Retter für Myouga sind dem schon einer zuviel.

Was das Monster in den Höhlen angeht, so stand ein Zoophagus Tentaclum dafür Pate (für die Biologen unter euch).
 

Wer so nett ist, mir einen KOmemntar zu hinterlasen, der erhält, wie gewohnt, eine Ens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Dunkler Kristall

Oh ja, Kuro weiss genau, was er kann. Und was er geplant hat..
 

7. Dunkler Kristall
 

Ito blieb stehen. Mit einem Sprung war Inuyasha neben ihrem Führer. Ihm wurde bewusst, dass es Ärger geben würde, als er die Lage vor sich erkannte. Vor ihnen dehnte sich eine riesige Höhle, die seltsamerweise erleuchtet war. Am anderen Ende der Kaverne war vermutlich der Ursprung des Lichtes, ein dunkelroter, fast schwarzer Kristall von riesigem Ausmaß. Aber das Interessanteste waren zweifellos die zwei Gestalten, die sich aus dem Hintergrund lösten, langsam näherten. Sie sahen menschlich aus, aber das waren sie sicher nicht. Der Hanyou konnte nur den Geruch des Kristalls wahrnehmen. Jedenfalls schienen sie männlich und weiblich zu sein, beide trugen Rüstung und ein Schwert.

„Wer sind die?“ erkundigte er sich bei seinem Nachbarn.

Seine Freunde hatten aufgeschlossen, musterten nun ebenfalls die Situation.

„Ich weiß es nicht“, gestand Ito: „Ich war erst ein einziges Mal so nahe an dem Berg, in dem Kuro wohnt.“

„Du musst das Ungeheuer der Höhlen sein“, gab der männliche Unbekannte zurück: „Um dessentwillen uns Kuro-sama hier eingesetzt hat. Und gleich mit Menschen und anderen Wesen. Hast du im Ernst angenommen, einem so mächtigen Daiyoukai würde es entgehen, dass du hier unten herumschleichst?“

„Damit wären schon mal zwei Fragen geklärt“, murmelte Miroku: „Kuro wusste von diesem Zugang und er wusste, dass Ito hier unten lebt.“

„Keh!“ machte Inuyasha derweil: „Was Kuro denkt oder wie mächtig er ist, interessiert mich nicht. Lasst ihr uns durch oder wollt ihr kämpfen?“

„Nicht die Windnarbe!“ meinte Kagome hastig: „Sonst stürzt ja die Höhle ein, das ist zu gefährlich!“

„Ich glaube nicht, dass die uns einfach vorbeilassen.“ Die Meinung des Hanyou wurde dadurch bestätigt, dass die beiden Unbekannten nebeneinander stehen blieben.

„Nun, natürlich lassen wir euch nicht einfach nicht durch“, sagte der Mann. „Dies ist unsere Aufgabe. Mein Name ist Korasu und der meiner Schwester Kotetsu. Ich sehe nur bei zweien von euch Schwerter. Ihr beide werdet also mit uns kämpfen.“

„Euch erledige ich allein!“ Inuyasha drehte leicht den Kopf. Wie er erwartet hatte, ließ Sango ihren Bumerang gerade zu Boden: „Die zwei Irren schaffe ich!“

„Nicht ohne die Windnarbe“, gab die Dämonenjägerin zurück: „Die sehen mir nicht gerade wie Anfänger aus.“

„Sango, das ist gefährlich!“ Ito war um seine neue Freundin besorgt.

„Ohne Kampf kommen wir hier nicht weiter“, meinte die: „Und wir wollen doch Myouga befreien. Miroku, bitte pass auf Ito auf.“ Sie trat neben den Hanyou: „Dann nehme ich Kotetsu?“

„Klar.“ Inuyasha zog Tessaiga, das sich rasch verbreiterte: „Na, dann, Korasu!“ Er rannte los.

Der Fremde nahm ebenfalls sein Schwert zur Hand, seine Schwester genauso.
 

Kagome sah besorgt auf die sich entspinnenden Zweikämpfe: „Hoffentlich denkt Inuyasha daran, dass er weder die Windnarbe noch eine andere derartige Attacke einsetzen darf.“

„Dieser Kuro wusste jedenfalls, dass hier ein Zugang ist“, murmelte Miroku: „Ich fürchte, der Kerl ist nicht nur stark sondern auch ganz schön raffiniert.“

„Er lebt seit Jahrhunderten hier, da wird er sich doch auskennen. – Ito, du warst nur einmal hier?“

„Ja. Ich bin noch ein Stück weitergegangen, dort, wo jetzt dieser Kristall ist. Danach teilt sich die Höhle. Ein Weg führt in ein Tal. Da waren aber zu jener Zeit Drachen, deswegen bin ich umgedreht.“

„Und der andere Gang führte im Zweifel zu Kuro?“ erkundigte sich der Mönch.

„Das weiß ich nicht genau.“ Ito sah besorgt zu Sango, die gerade ein Stück die Felswand empor lief, um einem Angriff ihrer Gegnerin auszuweichen, ihrerseits von oben attackieren zu können. „Ich wollte kein Risiko eingehen. Immerhin waren es Drachen.“
 

Inuyasha war fast ein wenig irritiert. Dieser Korasu war stark und parierte seine Angriffe immer wieder. Normalerweise hätte er ja diese ganze Sache mit einem Kaze no Kizu erledigt, aber Kagome hatte vermutlich Recht und eher würde die ganze Höhle einstürzen. Unter der Erde zu kämpfen war einfach nicht so seine Sache. Erneut schlug er zu. Als der Gegner diesmal parierte, setzte er Kraft gegen Kraft, drückte fester zu. Zu seiner gewissen Verwunderung hielt Korasu stand. Dessen Klinge leuchtete auf, und bevor der Hanyou ganz verstand, was los war, flogen ihm winzige Splitter ins Gesicht, gegen die Brust. Hastig sprang er zurück, schüttelte ein wenig den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen. Immerhin hatte ihn sein Gewand aus Feuerrattenhaar geschützt.

„Kristalle?“ fragte er aber nur.

„Natürlich.“ Korasu sprang empor, mit einem Satz gegen die Wand, um sich mit beiden Beinen abzustoßen. In einer einzigen, fließenden Bewegung kam er auf Inuyasha zugeflogen, schlug zu.

Der riss Tessaiga empor, um erneut Stahl auf Stahl abzuwehren, diesmal auf den Schauer aus winzigen Kristallen gefasst. Um ihm auszuweichen, drehte er sich unter dem Schwert seines Gegners weg und schubste diesen einfach von sich.

„Deine Freundin hält sich gut gegen Kotetsu“, sagte Korasu ein wenig spöttisch: „Schade, dass ich den einfacheren Fall bekommen habe. Wo bleibt mein Spaß?“

Inuyasha beging nicht den Fehler nach Sango zu sehen: „Dein Spaß interessiert mich überhaupt nicht.“ Glaubte der Mistkerl etwa, er hätte schon gewonnen? Wenn er auch das Kaze no Kizu nicht einsetzen konnte, war er doch sicher kein so einfacher Gegner. Mit gewisser Wut im Bauch rannte er los, auf seinen Widersacher zu.

Korasu wehrte ab, überschüttete den Hanyou erneut mit einem Splitterregen, ehe er gegen die Wand sprang, Schwung für seinen nächsten Angriff sammelte. Als sie die Klingen wiederum aneinander pressten, diesmal Funken aus Energien um sie zuckten, meinte er: „Taktik scheint dir niemand beigebracht zu haben. Und du willst gegen Kuro-sama antreten? Wie albern.“

„Keh! Ich will ja nur, dass du dich in deinen letzten Minuten noch ein wenig amüsierst, “ gab Inuyasha zurück. Verdammt, dachte er gleichzeitig, wieso wurde der Kerl nicht müde? Und was konnte er nur gegen diese dämlichen Splitter machen? Seine gewöhnliche Abwehrtechnik mit der Bakuryuuha war auch zu energiereich, um sie hier unter der Erde einzusetzen. Weder Myouga noch Kagome war damit geholfen, wenn er diese Höhle einreißen würde. Er musste einfach einen direkten Angriff durchbringen, egal wie.
 

Die Zuschauer waren mehr als besorgt. Miroku und Ito ließen Sango nicht aus den Augen, die gegen Kotetsu einen schweren Stand hatte. Immerhin schien diese nicht mit Splittern schießen zu können, aber das war auch schon der einzige Vorteil, den die Dämonenjägerin hatte. Ihr war es zwar gelungen, ihrer Gegnerin einige Kratzer zuzufügen, leichte Verletzungen, aber die waren irgendwie bereits wieder abgeheilt.

„Oh je“, murmelte Ito: „Was sollen wir nur machen?“

„Die Verletzungen dieser seltsamen Geschwister verschwinden, sobald sie die Höhlenwand berühren“, flüsterte der Mönch: „Sango und Inuyasha können sich dagegen nicht heilen.“ Und zumindest dem Hanyou sah man die Splitterhagel an. Wo ihn die winzigen Kristalle im Gesicht und an den Händen getroffen hatten, erkannte man die kleine Verletzungen. Seine Freunde kannten ihn zwar gut genug, um zu wissen, dass er sich nach dem Kampf rasch erholen würde, aber im Augenblick war das sicher ein Problem. Und eines, das wachsen würde.

„Da hast du Recht“, gab Kagome nachdenklich zurück: „Moment mal. Ich habe eine Idee. – Nimmst du meinen Rucksack?“

„Ja.“ Miroku nahm ihn bereits ab: „Was meinst du?“

„Die Höhlenwände….sie bestehen ebenfalls aus diesen komischen Kristallsplittern. Vielleicht bekommen diese Geschwister von dort ihre Energie? Ihre Attacken beginnen immer damit, dass sie die Wand empor laufen.“

„Ja, das stimmt. Dann wäre die eigentliche Quelle ihrer Energie der riesige Kristall dort hinten.“ Der Mönch musterte ihn: „Ja, in der Tat. Ich kann dort etwas spüren.“ Er sah, dass sie ihren Bogen nahm: „Du willst ihn läutern?“

„Einen Versuch ist es wert.“ Sie zog einen Pfeil aus dem Köcher: „Denn wenn das stimmt, können Inuyasha und Sango gar nicht gewinnen. Die Kraft ihrer Gegner ist dann unerschöpflich, solange der Kristall dort ist. Und hat dieser Korasu nicht zuvor etwas davon gesagt, dass Kuro sie hier eingesetzt hat? Vielleicht hat er nur diesen Kristall geschaffen. Ich habe keine Ahnung, was er kann…“ Sie fixierte den Stein. Tief in ihm erkannte sie nun ein vages Leuchten, das sich in einem gleichmäßigen Rhythmus vergrößerte, verkleinerte. Wie ein schlagendes Herz, dachte sie plötzlich. Aber das war doch kein Lebewesen? Würde sie doch Leben zerstören, nicht nur einen Stein? Konnte Kuro etwa Leben erschaffen? Dann jedoch verschob sie solche Bedenken auf später, denn Sango war zu Boden gefallen, wich dem nächsten Schwerthieb ihrer Gegnerin nur durch hastiges Beiseiterollen aus. So fasste sie den Pfeil fester, visierte genau ihr Ziel an. Zum Glück war sie seit ihren ersten Ausflügen in die Ära der Kriegerischen Staaten eine deutlich bessere Schützin geworden. Sie achtete auf den Rhythmus, dann ließ sie den Pfeil von der Sehne. Hoffentlich kamen jetzt weder Inuyasha noch Sango genau in die Schusslinie, aber bislang waren die Kämpfe in den jeweiligen Höhlenhälften geblieben, da die seltsamen Geschwister immer wieder die Wände zu ihren Angriffen nutzten. Miroku hatte wohl wirklich Recht. Aber das würden sie gleich sehen.

Der Pfeil traf auf den dunklen Kristall und ein helles, gleißendes Licht hüllte die gesamte Höhle in eine derartige Helligkeit, dass für einen Moment niemand mehr etwas erkennen konnte.
 

Inuyasha erkannte blinzelnd, dass sein Gegner erstarrt war. Was hatte dieser Korasu nun vor? Im nächsten Augenblick konnte er sehen, dass diese Erstarrung sicher nicht nur vorübergehend war. Korasu war nun aus dem gleichen Material, wie der Kristall dort hinten in der Höhle. Er warf einen Blick zu diesem – und sah gerade noch, wie Kagomes Pfeil zu Boden fiel, während der gesamte große Stein in winzige Splitter zerbarst. Hastig sah er zu Korasu zurück, nur, um zu entdecken, dass auch dieser schlicht in kleinste Bruchstückchen zersplitterte. Kotetsu ereilte das gleiche Schicksal.

Ein wenig verwirrt drehte er sich um: „Warst du das, Kagome?“

„Ja.“ Sie senkte den Bogen: „Diese Geschwister waren sozusagen die Kinder des Kristalls, ebenfalls aus Kristall. Und solange der Stein dahinten existierte, waren sie nicht zu verletzen, nicht zu schwächen.“

Der Hanyou sah sich noch einmal um, ehe er sich entspannte, Tessaiga zurückschob: „Na ja, eins muss man dir lassen: Juwelen kaputtmachen kannst du….“

„Mach Platz!“ fauchte sie sofort. War das etwa eine Art, sich für seine Rettung zu bedanken?

Ito sah überrascht, wie Inuyasha prompt zu Boden gezogen wurde, achtete aber mehr auf Sango: „Bist du verletzt?“

„Nein, nur ein wenig müde. Diese Kotetsu war keine leichte Gegnerin.“ Sie nahm ihren Bumerang: „Aber habe ich gerade richtig gehört? Sie war sozusagen aus Stein? Darum.“

„Gehen wir weiter“, meinte Miroku, der sah, dass sich der Hanyou aufrichtete: „Danke, Kagome, guter Schuss.“

„Danke. Aber dir fiel ja auf, dass diese Geschwister immer die Wände empor liefen…“ Sie nahm ihren Rucksack wieder.

Inuyasha hätte fast etwas zu dieser Bedankungsorgie gesagt, aber der Felsboden war ziemlich hart. So sah er sich nur noch einmal um, ehe er seinen Freunden folgte.
 

Myouga beobachtete mit gewissem innerem Seufzen, dass Kuro zurück in die große Höhle kam. Er trug nun eine schwere, altmodische Rüstung und ein Schwert. Anscheinend wollte der Daiyoukai wirklich gegen Sesshoumaru kämpfen. Und wenn der Flohgeist daran dachte, wie das letzte Duell ausgegangen war….Schön, der älteste Sohne seines Herrn war stärker geworden, sicher auch viel erfahrener in der Abwehr, aber das war Kuro doch bestimmt auch.

Dieser kam heran, drehte sich dann aber um. Myouga hatte den Drachen gar nicht herankommen hören: „Was gibt es, Tsume?“

Dieser verneigte sich: „Ein Drachenkrieger hat einen starken, weißhaarigen Youkai ausgemacht, der anscheinend problemlos den Bannkreis passiert hat.“

„Ein Hundeyoukai namens Sesshoumaru, ich weiß. Der Bengel hat schon länger keine Lektion mehr erhalten, will mir scheinen. – Im Übrigen muss ich mich allerdings schon fragen, wie lange es dauert, bis solch amüsanten Neuigkeiten auch die Drachen erfahren.“

Der Anführer der Drachen presste fast unmerklich die Lippen zusammen. Der Flohgeist hatte es gesehen. Kuro sollte aufpassen. Irgendwie war es ihm mit diesem Mittel zwar gelungen, die Drachen zu einer Zusammenarbeit zu bewegen, aber sie würden sich nicht ohne Weiteres ständig niedermachen lassen. In dem Augenblick, in dem er ihnen nicht mehr nützlich erschien, würde Tsume den Befehl zum Angriff geben. Oder auch in dem Moment, in dem der Herrscher seines Clans dies beschloss. Der Herr hatte nicht ohne Grund dauernd Ärger mit Drachen gehabt. Sie lebten in einer eigenen Welt nach ihren eigenen Gesetzen.

Tsume fuhr sachlich fort: „Und einer meiner Krieger stellte fest, dass unter der Erde in den Höhlen entweder das Ungeheuer seine Macht gezeigt hat oder aber sich dort ein anderer Eindringling befindet. Der dunkle Kristall wurde zerstört.“

„Unsinn. Den Kristall habe ich selbst angefertigt. Hat er das mit eigenen Augen gesehen?“

Wieder verriet sich nur für einen Bruchteil einer Sekunde der Zorn des Kriegers, ehe er mit einer Verneigung antwortete: „Nein, Kuro-sama, aber Kaze ist derjenige von uns, der am besten Magie deuten kann.“

Myouga beschloss, dass entweder Tsume oder Kuro nicht mehr lange leben würden, wenn das so weiter ging. Aber wer sollte das unter der Erde sein? Das Ungeheuer der Höhlen?

„Und was will er da gedeutet haben? In einem solchen Kristall steckt meine eigene Energie. Die Macht des stärksten Daiyoukai. Um ihn zu zerstören, bräuchte man sehr, sehr viel menschliche Magie. Nur eine äußerst starke menschliche Miko oder ein ebensolcher Mönch hätten auch nur den Hauch einer Chance. Du willst mir doch nicht weismachen, dass sich das Ungeheuer der Höhlen als Priester entpuppt hat?“

„Selbstverständlich nicht, Kuro-sama. Das Ungeheuer ist kein Mensch.“

„Nun gut. Jemand soll nachsehen gehen, was aus dem Kristall geworden ist. Während ich gegen den Hundebengel vorgehe, wünsche ich keinerlei Einmischung oder Störung. Ich möchte mein Vergnügen dort fortsetzen, wo ich es einst aus Rücksicht auf seinen Vater beenden musste.“ Er sah zu Myouga: „Du erinnerst dich doch?“

Der kleine Flohgeist nickte nur. Hoffentlich war Sesshoumaru besser geworden – aber Moment mal. Eine starke menschliche Miko?

Inuyasha-sama! Kagome!

Sie mussten das sein, ganz sicher. Myouga fiel ein Felsbrocken vom Herzen. Anscheinend war der jüngere Sohn des Herrn, oder eher wohl seine Freunde, klug genug gewesen, die Drachen zu bemerken, und hatten einen unterirdischen Weg eingeschlagen, um deren Blicken zu entkommen. War das dann gar abgesprochen, dass Sesshoumaru das Augenmerk auf sich lenken sollte? Nein, korrigierte er sich im gleichen Moment. Die Halbbrüder würden nie zusammenarbeiten, und wenn es um ihr Leben ginge. Wie viel weniger, wenn es sich um das eines armseligen kleinen Flohs handelte. Nun, was auch immer da los war, er würde es wohl miterleben.

Tsume verneigte sich ein wenig und verließ die Höhle.
 

Die Gruppe unter der Erde hatte die Weggabelung erreicht, von der Ito gesprochen hatte. Dieser deutete nach links: „Hier bin ich hinaufgegangen. Man kommt in ein Tal, das am Fuße des Berges liegt, in dem Kuro wohnt. Aber der eigentliche Aufgang zu der Höhle, in der er lebt, scheint mehr dort, Richtung Osten zu sein.“

„Als du das letzte Mal in dem Tal warst, befanden sich dort Drachen?“ erkundigte sich Miroku.

„Ja. Zwei. Ich denke, sie sollten da Wache halten, oder so etwas. Ich habe mich dann zurückgezogen, ohne die Höhle zu verlassen. Sie wussten wohl, dass ich da war, aber sie haben mich ja noch nie in die Höhlen verfolgt.“

„Ich habe einen Plan!“ verkündete Inuyasha.

Seine Freunde musterten ihn zweifelnd, da sie ihn eher für äußerst impulsiv hielten, aber Kagome fragte: „Und was für einen?“

„Ihr geht durch diesen Gang in das Tal. Wenn da Drachen sind, erledigt ihr sie, wenn keine da sind, umso besser. Dann kommt ihr von dieser Seite. Ich gehe da lang, hole Myouga. Wenn Kuro ihn nicht herausrücken will, lege ich ihn um. Und wenn er da doch die Drachen zum Einsatz bringen will, müsst ihr euch um sie kümmern.“

„Äh...“ brachte sie nur heraus. Hatte sie das gerade richtig verstanden, und der Hanyou stürzte nicht nur sich selbst leichtfertig in das Duell mit einem ausgewachsenen Daiyoukai, sondern auch seine Freunde, seine menschlichen Freunde, in einen Kampf mit dreißig Drachenkriegern? Die waren bestimmt nicht von Pappe.

„Inuyasha…“, meinte Miroku.

„Gut, dann treffen wir uns bei Myouga!“ Und Inuyasha hastete den rechten Gang entlang.

Kagome holte schon tief Luft, ließ ihren Befehl aber sein: „Umstimmen können wir ihn nicht. Und ich habe keine Zwangsjacke dabei.“

„Keine… was?“ fragte Sango.

„Ach, vergiss es. Dann gehen wir eben und hoffen mal, dass wir die zwei Drachen dort im Tal überwältigen können.“

„Hoffen wir eher, dass gar keine da sind. Und dass Kuro vernünftig genug ist, Myouga einfach freizulassen.“ Der Mönch seufzte leicht: „Nun gut, auch Drachen sind zu schlagen.“

„Schon.“ Sango rückte ihren Bumerang zurecht: „Aber wir müssen auch schnell und möglichst leise sein. Denn wenn ein längerer Kampf entsteht, werden die anderen sicher nachsehen kommen.“

„Das ist gefährlich“, wandte Ito ein.

„Ja“, sagte sie: „Aber wir haben ja den Vorteil, dass sie aus den Höhlen noch nie angegriffen wurden. Vielleicht sind sie leichtsinnig. Noch besser wäre es natürlich, wenn wirklich niemand da ist. Aber das werden wir bald herausfinden. Wie weit ist es, bis zu dem Tal?“

„Nicht sehr weit. Man geht nur ein bisschen und dann sieht man schon das Tageslicht.“ Ito betrachtete den Fackelrest in seiner Hand: „Sie wird schon noch reichen.“ Er machte sich wieder auf den Weg.
 

Er sollte Recht behalten. Als das Licht erlosch, konnten selbst menschliche Augen bereits oberhalb von ihnen Tageslicht erkennen. Möglichst leise legte die Gruppe den Rest der Strecke zurück. Ito und Miroku machten unwillkürlich schnellere Schritte, um vor den Mädchen oben zu sein, verbargen sich hinter Steinen, um hinaussehen zu können. Der Mönche wandte den Kopf, schüttelte ihn. So war niemand zu entdecken Es handelte sich um ein größeres, Gras bewachsenes Tal und es war so übersichtlich, wie man es sich nur wünschen konnte. Sango deutete vorwärts, während Kagome bereits die Schritte vor machte. Vorsichtig, bemüht, lautlos zu sein, betraten sie den Wiesengrund, sahen sich um - und erstarrten.

Auf dem Hügel oberhalb des Höhleneinganges standen zehn bewaffnete Drachen. Der Anführer nickte: „Tatsächlich, Kaze. Menschen. Ein Mönch ist dabei. Hast du den dunklen Kristall zerstört?“

Miroku legte die Hand an die Gebetskette, Sango hielt ihren Bumerang schon wurfbereit, Kagome hatte ihren Rucksack fallen lassen, griff zu Boden und Pfeil. Aber sie antwortete ehrlich: „Das war ich.“

„Dann bist du eine Miko. Was macht ihr Menschen euch gemein mit dem Ungeheuer der Höhlen?“

Der arme Ito! Dachte sie unwillkürlich, aber sie war froh, dass die Zehn sie noch nicht angegriffen hatten. Das würde ein harter Kampf werden. So meinte sie: „Und ihr Drachen macht euch gemein mit Kuro, der unseren Freund entführt hat?“

„Euren Freund? Oh, den kleinen Flohgeist. Was für eine ungewöhnliche Freundschaft.“ Tsume nickte etwas.

Die Menschen waren zu kampferprobt, um nicht zu wissen, dass dieses Nicken nicht ihnen galt und fuhren herum. Hinter ihnen war ein zweiter Trupp Drachenkrieger erschienen, noch dazu ein größerer. Das mochten um die fünfzehn sein.

„Das sind viele!“ murmelte Miroku: „Wenn ich Ito nicht rechne, gut acht Drachenkrieger gegen jeden von uns.“

Kagome dachte seltsamerweise daran, dass sie nächste Woche eine Biologiearbeit über die Darwinsche Evolutionstheorie hätte schreiben sollen. So, wie das hier aussah, hatte sie gute Gelegenheit, den Anschauungsunterricht über das Überleben der Stärkeren höchstpersönlich mitzuerleben.
 

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Nun ja..könnte sein.

Das nächste Kapitel heisst: Treffen und andere Unterhaltungen....^^

Ein kleines Familientreffen, das Kuro entzückt. Was die Drachen und Menschen betrifft, so lautete ja seine Anweisung, ihn nicht zu stören....
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine EMS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel online ist.
 

bye
 

hotep

Treffen und Unterhaltungen

Langsam treffen sich alle auf der Insel von Ayanami, manche unterhalten sich mit dem Mund, andere mit dem Schwert...
 

8. Treffen und Unterhaltungen
 

„Wir sitzen in der Falle“, flüsterte Ito, der besorgt zu seinen neuen menschlichen Freunden schielte und gleichzeitig versuchte, die fünfundzwanzig Drachenkrieger im Auge zu behalten.

„Es sieht nicht gut aus“, gab Sango zu, hielt ihren Bumerang aber wurfbereit. Sich einfach gefangen nehmen zu lassen, war keine Lösung. Schließlich wollten sie den armen Myouga befreien. Solange sie die Drachen hier beschäftigten, konnte sich Inuyasha um den Flohgeist kümmern. Und natürlich dessen Entführer.

Kagome betrachtete den Anführer der Krieger. Immerhin hatte er noch keinen Angriff befohlen. Er sah nicht so unsympathisch aus wie andere Drachen, denen sie schon begegnet war: „Warum steht ihr eigentlich auf Kuros Seite?“

Tsume musterte sie ein wenig erstaunt: „Wir stehen nur auf der Seite der Drachen, Miko.“

„Das bedeutet, dass ihr ihm nur helft, weil er euch nützlich ist?“ Sie atmete ein wenig durch. Eines der Dinge, die sie in all ihren Abenteuern gelernt hatte, war, wie man mit Leuten redete, die einen umbringen konnten: „Dann mache ich euch einen Vorschlag. Wie bereits gesagt, hat Kuro Myouga entführen lassen, den Flohgeist, den du wohl schon gesehen hast. Wir wollen nichts von euch Drachen oder auch eigentlich von Kuro, sondern nur Myouga zurück.“

Einer der Krieger lächelte ein wenig: „Du meinst, wir sollen euch laufen lassen? So dumm kann doch nicht einmal ein Mensch sein.“

Tsume hob ein wenig die Hand, um Schweigen zu gebieten: „Ich verstehe. Ihr seid hier, aber jemand anderer sucht Myouga? Mehrere oder nur einer?“ Und da Kagome dazu still blieb: „Nun, in der Tat, Drachen haben mit Menschen nichts zu schaffen. Aber wir versprachen dem Daiyoukai, ihn zu unterstützen.“ Er betrachtete die Gruppe noch einmal. Sie waren eindeutig verteidigungsbereit, wenn man von dem Ungeheuer der Höhlen absah. Rechneten sie sich tatsächlich Chancen gegen fünfundzwanzig Drachenkrieger aus? Wie fähig waren sie?

„Lass uns angreifen, Tsume“, flüsterte sein Nachbar.

„Nein. Unser Clan zählt zu wenig Köpfe, um das Leben eines einzigen Drachen zu verschwenden.“

„Es sind einfache Menschen.“

„Die keine Furcht zeigen und denen es gelang, den dunklen Kristall zu zerstören, der immerhin die Macht Kuros trug.“ Auch, wenn er nicht annahm, dass dieser seine vollen Fähigkeiten in das Juwel gesteckt hatte.

Kagome, die von der leisen Diskussion nichts verstanden hatte, sah zu ihm: „Ich…Wieso helft ihr Kuro? Er ist hier gebannt, was kann er euch Drachen schon geben?“ Gab es eine Möglichkeit für sie, ihnen das auch zu beschaffen?

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht. – Ein Freund von euch...oder mehrere suchen nach dem Flohgeist. Kuro wird ihn nicht ohne weiteres gehen lassen.“

„Dann wird es zum Kampf kommen.“ Und die Drachen wollten Kuro schützen? Das würde für Inuyasha schwer werden. Irgendwie musste sie das verhindern. Nur wie? „Unser Freund gegen Kuro…und wir gegen euch.“ Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme zitterte.

Tsume nickte leicht: „Du sagst es. - Nun, wie ich schon erwähnte, wir stehen auf der Seite unseres Drachenclans. Das ist alles, was zählt.“

Der Krieger neben ihm sah ihn überrascht an: „Was meinst du, Tsume?“

„Wir werden den Kampf abwarten. Ihr Freund scheint immerhin der Meinung zu sein, gegen einen Daiyoukai bestehen zu können. Siegt Kuro, nehmen wir diese Menschen gefangen und liefern sie ihm aus. Siegt aber der andere….nun, dann nehmen wir, was uns zusteht.“

„Ich verstehe.“

Kagome und ihre Freunde atmeten etwas auf. Zumindest zunächst einmal schien der Anführer der Drachen auf einen Angriff verzichten zu wollen. Aber was meinte er mit: nehmen, was den Drachen zusteht? Das, mit dem Kuro sie bislang bei der Stange hielt? Er die Drachen bezahlte? Aber eigentlich konnte das ihnen gleich sein.

Tsume sah zu den Menschen: „Dann warten wir.“ Er bemerkte, wie sie unverzüglich aus der Kampfhaltung gingen, anscheinend sicher, dass er ehrenhaft sei. Sie waren bestimmt gefährlich, in der Tat, und es gab keinen Grund, das kostbare Leben eines einzigen Clanmitglieds für einen Youkai zu riskieren, selbst, wenn man dann gewinnen würde. Ein Nicken seinerseits bewog auch seine Krieger, die Hände von den Waffen zu nehmen. Mit einem raschen Seitenblick stellte er fest, dass nun alle dreißig Drachen hier eingetroffen waren. Gut. So würde niemand aus Versehen etwas an diesem Waffenstillstand ändern. Und, mit ein bisschen Glück, kämen die Drachen in den Besitz des Wundermittels.
 

Inuyasha hatte den Gang passiert und stand nun ein wenig erstaunt wieder unter der Sonne, sah sich um. Vor ihm dehnte sich ein größeres Stück ebener Fläche, ohne weitere Löcher, die Eingänge in das Labyrinth sein konnten. Linker Hand stieg der Berg empor, weiter oben konnte er einen plateauartigen Absatz erkennen, knapp unter dem Gipfel den Eingang zu einer großen Höhle. Dort musste der Mistkerl von Kuro sitzen. Hoffentlich hatte er Myouga bei sich.

Er wollte eigentlich schon hinauflaufen, als er einen nur zu vertrauten, wenn auch vollkommen unerwarteten, Geruch witterte und herumfuhr, die Hand bereits am Schwert. „Sesshoumaru!“

Dieser kam langsam heran: „Inuyasha, noch am Leben?“

„Wie du siehst, du dummer Hund. Was machst du denn hier?“

„Ich werde gegen Kuro kämpfen.“

„Träum weiter. Das werde ich tun. Der Mistkerl hat Myouga entführen lassen.“

„Oh, der Rächer der Flohgeister, wie amüsant. Als ob ein jämmerlicher Bastard wie du in der Lage wäre, gegen einen Daiyoukai zu bestehen.“

„Das ist mir vollkommen egal, wie der sich nennt. Ich will Myouga zurück. Und du hältst dich da raus.“

„Nein.“ Sesshoumaru zog.

Der jüngere Halbbruder tat das Gleiche: „Na schön, dann geht eben der Sieger weiter und erledigt Kuro.“ Sie sprangen aufeinander zu.
 

Der Daiyoukai stand auf dem oberen Plateau und musterte ein wenig überrascht die beiden unter sich. Wo kam denn auf einmal dieser andere Bengel her? Die Ähnlichkeit ließ vermuten, dass es sich ebenfalls um einen Sohn seines ach so netten alten Freundes handeln musste. In jedem Fall gingen die beiden Halbbrüder aufeinander los. Das allein war schon amüsant. Allerdings war es ein klein wenig irritierend, dass er nicht bemerkt hatte, dass der Hanyou auf die Insel gekommen war, also den Bannkreis durchbrochen hatte. Lag das daran, dass er eben so ein Halbblut nicht feststellen konnte, da der kaum Youki ausstrahlte? In jedem Fall sollte Sesshoumaru den Kampf gewinnen. Kuro betrachtete die beiden, die Klinge an Klinge pressten, offenkundig versuchten, sich niederzuringen. Ob sich der Inu no Taishou hätte träumen lassen, dass seine beiden Abkömmlinge sich gegenseitig umbringen wollten, um ihn, Kuro besiegen zu können?
 

Sesshoumaru wusste, dass sein eigentlicher Gegner weiter oben am Berg stand und ihnen zusah. Wie überaus überflüssig, ja, peinlich, einen Kampf gegen Inuyasha zu führen, wenn das Ziel schon in Reichweite war. Überdies war es gewiss besser, Kuro nicht zu zeigen, wie sehr er sich in den vergangenen Jahren verbessert hatte. So setzte er weder die Druckwellentechnik Tokejins ein, noch andere Energieattacken.

Inuyasha bemerkte es mit gewisser Verwunderung. Andererseits sah er sich so auch nicht in der Lage, seinem Halbbruder ein Kaze no Kizu um die Ohren zu hauen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass der gar nicht ernsthaft kämpfte. Was sollte das? Wollte er ihn gar nicht besiegen?

Aber er hatte doch gesagt, dass er selbst gegen Kuro kämpfen wollte? Fast unmittelbar darauf entdeckte er den Daiyoukai oben am Berg, der sie beobachtete. Und da glaubte der Hanyou, zu begreifen. Sesshoumaru wollte diesem Mistkerl nicht das Vergnügen bereiten, dass sie sich gegenseitig schon fertig machten und dem zur Unterhaltung dienen. Nein, das Ziel war eindeutig Kuro.

So setzten beide nur Kraft gegen Kraft, versuchten, den anderen zurückzudrängen, gar zu Boden zu stoßen.
 

Eigenartig, dachte der Zuschauer oben. Warum hatte Sesshoumaru ganz offenbar Probleme damit, einen Bastard zu besiegen? Hatte sich dieser arrogante Schnösel etwa in den letzten Jahren nicht verbessert? Nahm er immer noch an, dass er nur durch einen Zufall besiegt worden war? Wie überaus töricht. Nun, man würde sehen, vor allem, wenn der Hanyou triumphieren könnte, konnte das erheiternd werden, nun, noch amüsanter als mit dem Älteren. Die Schwerter, die diese beiden hatten, waren dagegen eine überaus verlockende Beute. Wenn er sich nicht schwer täuschte - und das tat er bei so etwas nie - war in dem Schwert des Halbblutes ebenso ein Fangzahn eingearbeitet, wie in einem der beiden Schwertern Sesshoumarus. Und zwar nicht irgendeiner, sondern der ihres Vaters. Warum nur kämpfte der Hundebengel dann nicht mit dieser Klinge, sondern mit einer, die ganz eindeutig schwächer war, nur den Zahn eines Oni enthielt? Nun, er konnte ja nichts für dessen Dummheit. Jedenfalls waren die beiden Schwerter mit dem Zahn des Inu no Taishou eine wertvolle Beute. Ja, vielleicht wären sie sogar eine Möglichkeit, endlich aus diesem Bannkreis zu entkommen. Der Macht von zwei Daiyoukai konnte doch dieser Zauber nichts entgegensetzen. Heute schien eindeutig sein Glückstag zu sein.
 

Inuyasha brachte mit einer gewaltigen Kraftanstrengung sein Schwert näher an seinen Halbbruder heran, knapp oberhalb von dessen Schwertabfangdornen vorbei. Das war zwar ungünstig, weil er so von unten drückte, aber es musste eben gehen. Nur noch wenige Zentimeter, dann würde Tessaiga den Hals des Hundeyoukai berühren, dann könnte er ihn töten.

Ihn töten?

Irgendwie wurde dem Hanyou bewusst, dass er das gar nicht wollte. Es war ärgerlich genug, dass sich ihm dieser Trottel von Halbbruder in den Weg gestellt hatte, statt ihn Myouga retten gehen zu lassen. Aber ihn hier und jetzt umbringen? Während da oben dieser dämliche Kuro zusah und sich vermutlich vor Lachen ausschüttete? Nein, wirklich nicht.

Sesshoumaru bemerkte die momentane Zerstreutheit seines Halbbruders. Ohne zu zögern nutzte er sie, drückte von oben mit aller Kraft zu, ehe er mit einer raschen Drehung seines Handgelenks Tessaiga aus der Hand seines Besitzers wand. Die Klinge flog beiseite.

„Ich habe gewonnen“, stellte er ruhig fest: „Kuro gehört mir.“ Er schob Tokejin zurück und machte sich auf den Weg empor zu dem zweiten Plateau, wo der Daiyoukai nun etwas zurückwich, offenbar zu einem Duell bereit. Was für ein Narr.

Inuyasha war hastig zu seinem Schwert gesprungen, sicher, dass er das im nächsten Augenblick dringend brauchen würde. Nun betrachtete er ein wenig überrascht, den Rücken des Hundeyoukai. War dem Kuro wirklich so wichtig, dass er sogar darauf verzichtete, die Gelegenheit zu nutzen, seinen verachteten Halbbruder umzulegen? Was da wohl vorgefallen war? Egal.

Der Hanyou stand auf, sah sich kurz um. Ihm selbst war der dämliche Daiyoukai eigentlich vollkommen einerlei. Wichtig war Myouga. Und die Frage, die sich nun stellte, war einfach: hatte Kuro den unter persönlicher Aufsicht oder hatte er den alten Flohgeist irgendwo in der Höhle da oben? Die letztere Idee strich er, als er bemerkte, dass fünf Drachenkrieger gerade aus der Höhle kamen, auf die andere Seite des Berges liefen. Was hatten die denn vor? Da begriff er. Seine Freunde! Steckten sie im Kampf gegen Drachen? Dann musste er sich beeilen. Aber er konnte keine Kampfgeräusche hören, nichts wittern. Eigenartig. In jedem Fall sollte er sich beeilen, Myouga zu finden, um seinen Freunden helfen zu können. Das sollte umso einfacher sein, wenn Sesshoumaru und Kuro aneinander geraten waren.
 

Der Hundeyoukai hatte unterdessen das obere Plateau erreicht. Diesmal trug Kuro eine Rüstung. Das beruhigte ihn fast ein wenig. Damals hatte der es nicht einmal für nötig befunden, sich so zu schützen. Und, das musste Sesshoumaru widerwillig zugeben, es war auch nicht nötig gewesen.

„Welch eine angenehme Überraschung“, meinte der Daiyoukai fast leutselig: „Kommst du darum?“

Der Blick des Hundeyoukai folgte der Geste zu einem entfernten, kleinen Glaskäfig, in dem Myouga saß, richtete sich dann aber wieder auf den Gegner: „Du weißt, warum ich kam.“

„Lass mich raten, Hundebengel: du willst dir und mir beweisen, dass du besser geworden bist? Stärker? Hat dich die kleine Niederlage so getroffen?“

Das verdiente keine Antwort. Sesshoumaru zog.

Kuro nickte ein wenig: „Wie du willst. Aber ich sage dir eines. Ich werde diesen Kampf genauso führen, wie den damals. Und diesmal nicht vorzeitig abbrechen, um das Gesicht deines Vaters zu wahren.“ Er legte die Hand an den Schwertgriff: „Nun, womit fangen wir an? Lass mich überlegen. Zunächst einmal werde ich dir wieder einmal beweisen, dass ich schneller bin als du, stärker. Dann, wenn das keinen Spaß mehr macht, werde ich deine Rüstung zertrümmern, anschließend dir deine Kleidung in Fetzen vom Leib reißen, deine Schwäche buchstäblich entblößen. Und diesmal werde ich an dieser Stelle nicht aufhören.“ Er nahm seine Klinge zur Hand.

„Du redest zu viel“, meinte Sesshoumaru kalt, ehe er einen gewaltigen Sprung hinüber machte und zuschlug.

Inuyasha hatte ein wenig überrascht zugehört. Sesshoumaru hatte einmal gegen Kuro verloren? Na, das würde diesen arroganten Typen ganz schön fuchsen. Aber das war völlig gleich. Wichtiger war, dass er Myouga entdeckt hatte. Wie sollte er nur zu diesem Glaskäfig kommen? Immerhin standen nur zwei Meter davon entfernt die beiden Youkai, drückten ihre Klingen aneinander.

„Ist das alles?“ erkundigte sich Kuro ein wenig spöttisch: „Dann hast du dich nicht gerade verbessert. Was für eine Schande für deine Eltern!“ Seine dunklen Augen bemerkten den rasch aufflammenden Zorn in den bernsteinfarbenen seines Gegenübers, aber dann hatte sich Sesshoumaru wieder unter Kontrolle. Nun, immerhin hatte der Bengel Selbstbeherrschung. Das konnte ein überaus amüsantes Spiel werden. Mit einer raschen Bewegung drückte er das Schwert des Hundeyoukai weg, sprang selbst ein Stück zurück.
 

Myouga hatte gedacht, er dürfe seinen Augen nicht trauen. Tatsächlich Sesshoumaru….Aber der kleine Flohgeist nahm keine Sekunde lang an, dass der ältere Sohn gekommen war, um ihm zu helfen. Allerdings ging er auch davon aus, dass ein Racheversuch für die damalige Blamage zum Scheitern verurteilt war. Kuro war zu stark, er war ein Daiyoukai der höchsten Rangstufe. Dann winkte Myouga hastig. Inuyasha-sama! Aber er sollte besser nicht rufen, um nicht Kuro überflüssigerweise auf sich und den Hanyou aufmerksam zu machen. Hatten die beiden Halbbrüder sich doch entschlossen, miteinander zu arbeiten, um ihn zu befreien? Das wäre eine Sensation gewesen. Und eigentlich konnte es sich Myouga nicht so recht vorstellen.
 

Inuyasha warf einen raschen Blick seitwärts. Was sollte denn der Blödsinn? Wieso schob Kuro nun sein Schwert weg? Und wieso schien genau das seinen ach so lieben Halbbruder auf die Palme zu treiben? Aber dann lief er lieber los. Im Moment waren sie auf der anderen Seite des Plateaus, und er könnte Myouga aus diesem Käfig rausholen. Dieser schien ihm heftig zu winken. Na klar, der wollte sicher hier weg. Ob Kuro ihm sonst was angetan hatte? Eigentlich wirkte der Flohgeist ganz gesund.

„Na, wie geht’s?“ fragte er und suchte den Öffnungsmechanismus.

„Inuyasha-sama, was bin ich froh!“ Ernster werdend fuhr Myouga fort: „Du musst deinem Bruder helfen!“

„Der würde sich bedanken. - Verflixt, ist denn hier kein Hebel? Dann zertrümmere ich den Kasten eben mit Tessaiga.“

„Nein, bloß nicht!“ brachte der Flohgeist hervor: „Das wäre doch mein sicherer Tod.“

Das konnte zwar stimmen, aber der Hanyou sah keine Möglichkeit, den Kasten ohne Gewalt zu öffnen. „Wie haben sie den denn zugemacht?“ erkundigte er sich dann doch noch.

„Ich weiß nicht. Einer hatte mich hier hereingesteckt und dann war er auch schon zu.“ Myouga seufzte: „Es ging so schnell. – Bitte, mach auf. Kuro wird bestimmt gleich gegen Sesshoumaru gewonnen haben.“

„Keh! Blödsinn. Als ob der sich so leicht geschlagen geben würde.“

„Sieh doch hin, du dummer Junge!“

Inuyasha drehte sich tatsächlich um. Und er gab zu, mit solch einem Bild in seinem ganzen Leben nicht gerechnet zu haben. So also hatte Sesshoumaru damals gegen Kuro verloren. Kein Wunder, dass er noch immer sauer deswegen war. Und seine Laune würde sich auch kaum aufbessern, wenn er hier jetzt verlor. Er griff permanent an. Kuro hatte nicht einmal mehr sein Schwert in der Hand, wich aber jeder Attacke mühelos aus, sei es mit direkter Klinge oder Youki. Sesshoumaru gelang es nicht einmal, seinen Gegner zu berühren.

„Dann sieht er wenigstens mal, wie das ist“, kommentierte er allerdings: „Dann nehme ich dich eben so mit.“

Myouga rang alle vier Hände: „Bitte, du musst ihm helfen!“

„Quatsch. Eher würde er mich umbringen, Außerdem wird er schon irgendwie mit diesem Idioten klar kommen.“ Er fasste den Griff.

„Hör mir zu, du dummer Hundejunge! Wenn Kuro diesmal gewinnt, wird er deinen Halbbruder nicht mehr am Leben lassen, wie damals, als er auf euren verehrten Vater Rücksicht nehmen musste. Er wird Sesshoumaru töten. Und damit gelangt er in den Besitz von Tenseiga! Er kann dann aus dem Bannkreis!“

Inuyasha wollte schon sagen, dass ihm das vollkommen egal wäre, als ihm Ito einfiel. Der arme Kerl hatte erleben müssen, was der Daiyoukai für seltsame Experimente durchführte. Wenn der das auch noch mit anderen Menschen machen würde, sie töten oder so verändern…Warum auch immer dieser Mistkerl Spaß dran fand. Nein. Es war eindeutig besser, wenn der entweder in diesem Bannkreis bleiben musste, oder man ihn anderweitig aus dem Verkehr ziehen konnte. Überdies hatte er doch Ito versprochen, nach dem Gegenmittel zu fragen. So nahm er Tessaiga, musterte kurz den ungleichen Kampf. Er kannte seinen Halbbruder gut genug, um zu wissen, dass der wütend war. Und keine Chance hatte. Warum nur? Sesshoumaru war stark, ein ausgebildeter, erfahrener Kämpfer. Warum gelang es ihm dann nicht, diesen dämlichen Kuro auch nur zu zwingen, sein Schwert zu ziehen? War der Unterschied so groß? Wie mächtig war dann ein Daiyoukai? Oder hatte das einen anderen Grund? Was sollte es. „Du bist sicher, dass er mit Tenseiga aus dem Bannkreis käme?“ fragte er doch noch nach.

„Ja, oder mit Tessaiga!“

„Keh! Das würde ihn ebenso abweisen, wie jeden anderen Youkai, schon vergessen? Aber ich will endlich von dieser blöden Insel weg: Kaze no Kizu!“
 

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Inuyasha hat also beschlossen, sich einzumischen. Was das für Folgen haben wird?

Das nächste Kapitel heisst: Ein ungleicher Kampf.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Ein ungleicher Kampf

Ihr habt recht. Kuro hat einen Trick, mit dem er (fast) jeden Kampf gewinnt.
 

9. Ein ungleicher Kampf
 

Sesshoumaru gab durch nichts seinen Frust zu erkennen. Er fühlte sich nur zu deutlich an den ungleichen Kampf vor so vielen Jahren erinnert. Das war doch einfach unmöglich! Wieso war Kuro so viel schneller als er? Gleich, welchen Angriff, welche Finte er plante, der Daiyoukai wich geradezu beleidigend mühelos aus. Und ihm wurde klar, dass sich wohl nichts an ihrem Verhältnis geändert hatte. Irgendwann, wenn Kuro genug gespielt hatte, würde er zu seinem Schwert greifen, dann seinerseits zum Angriff übergehen. Diesmal würde er allerdings gewiss nicht aufhören, wenn seine Rüstung geborsten, seine Kleidung zerfetzt war…

Aufgeben, gar zu fliehen, war vollkommen undenkbar, noch dazu unter den Augen des Bastards und des schwatzhaften Flohgeistes.

Das war einfach unmöglich! Er war Sesshoumaru, kein irgendwer! Er sprang zurück, hob Tokejin für eine erneute Druckwellenattacke, als er hörte, dass Inuyasha „Kaze no Kizu!“ rief. Dieser törichte Bastard wagte es doch nicht etwa, sich in seinen Kampf einzumischen, ihm helfen zu wollen? Aber er machte einen raschen Überschlag in der Luft, um den Ausläufern der Windnarbe zu entkommen. Immerhin kannte er die Energie, die da herangerast kam, nur zu gut.

Kuro fuhr herum, machte einen gewaltigen Satz zurück, entkam gerade noch der unerwarteten seitlichen Attacke. Einige Ausläufer streiften ihn jedoch, warfen ihn zu Boden. Zwar sprang er unverzüglich wieder auf, aber dort, wo ihn seine Rüstung nicht geschützt hatte, war der Ärmel zerrissen. Seine dunklen Augen musterten Inuyasha, der ihn seinerseits fixierte.

„He, Kuro, ich hab da mal eine Frage!“ rief der Hanyou hinüber: „Wie macht man diese Schachtel auf, damit Myouga rauskommt?“

Das durfte doch nicht wahr sein!

Beide Youkai dachten es gleichzeitig.

Kuro fasste unwillkürlich an seinen Schwertgriff: „Du mischt dich in meinen Kampf ein, um mir eine Frage zu stellen?“

„Klar. Wenn dich Sesshoumaru in Stücke zerlegt hat, kann ich dich nicht mehr fragen.“

Dieser dachte, er hörte nicht richtig. Wenn Inuyasha nicht noch dümmer war, als er bislang geglaubt hatte, hatte der doch sehen müssen, wie ungeschickt er, Sesshoumaru, im Augenblick gewirkt haben musste. Wieso traute ihm der Hanyou dann zu, doch noch zu gewinnen? Was hatte der bemerkt, was ihm entgangen war? Hatte er etwa vor lauter Denken an die Vergangenheit etwas übersehen? Es widerstrebte ihm zwar zutiefst, das zuzugeben, aber wollte ihm Inuyasha etwas sagen, ihm helfen? Unwahrscheinlich. Der dachte doch nie weiter als bis zu seiner Nasenspitze. Oder?

Der jüngere Halbbruder musterte derweil den Daiyoukai: „Also, wie macht man das hier auf?“

„Gar nicht. Und so ein dämliches Halbblut wie du schon zweimal nicht.“

„Ach ja, dämlich? Immerhin scheint dir ja ziemlich lange entgangen zu sein, dass ich auf deiner netten Gefängnisinsel herumspaziere, hm? Pass auf, ich will den alten Myouga, dann bist du mir vollkommen egal. Aber bis ich ihn habe, hast du Ärger mit mir, verstanden?“

Seltsamerweise fühlte sich Kuro bei diesen Worten sehr an den Inu no Taishou erinnert. Hatte der seinem jüngeren Sohn diesen eigenartigen Beschützerinstinkt hinterlassen? Was für eine Familie: „Ärger mit dir? Oh, mein lieber Junge…“

„Nenn mich nicht „mein Junge“! Ich mag ja viele Fehler haben, aber das ist wenigstens einer, den man mir nicht vorwerfen kann. Also?“

„Bitte hinten anstellen. Ich bringe zuerst deinen Halbbruder um, dann dich.“

„Träum weiter!“
 

Sesshoumaru hatte während dieses, in seinen Augen vollkommen unnützen, Dialoges nachgedacht. Was hatte er übersehen? Kuro besaß die Fähigkeit der Weitsichtigkeit, er konnte bei genügender Konzentration jeden Ort in weitem Umkreis geistig beobachten, jeden Eindringling so auch entdecken. Ja. Aber das half ihm doch in einem Kampf nichts? Was konnte der Mistkerl noch für Fähigkeiten haben, die dieses Duell so ungleich machten? Moment. Warum war Kuro dem Kaze no Kizu nur so knapp entkommen? Weil er nicht mit Inuyasha und einem Angriff aus dieser Richtung gerechnet hatte? Sich nicht auf den konzentriert hatte? War seine unbekannte Fähigkeit ebenso begrenzt wie seine Gabe der Weitsichtigkeit? Wenn ja, konnte er gegen ihn nur gewinnen, wenn der Daiyoukai abgelenkt war. Aber was konnte das bloß für eine Fähigkeit sein? Gleich. Er redete im Augenblick mit dem Hanyou: „Ich bin dein Gegner, Kuro!“ sagte er scharf, als er vorsprang, mit Tokejin scheinbar harmlos auf den Boden schlug. Aber eine bläulich leuchtende Energiewelle raste auf seinen Gegner zu, der hastig einen Satz machte, bei weitem nicht so mühelos, wie zuvor, und sein Schwert herausriss. Sesshoumaru sah es befriedigt. Immerhin hatte er ihn dazu zwingen können. Also durfte er nicht zulassen, dass der Daiyoukai sich erneut auf ihn konzentrieren konnte. Er hatte ihn schon ein Stück in die Defensive gedrängt – und dort musste er ihn halten.

„Verdammt, Sesshoumaru!“ rief Inuyasha: „Ich will noch wissen, wie man den armen Myouga herausholen kann!“

„Das ist mein Kampf!“ gab der ältere Halbbruder zurück, der bereits nachsetzte, zuschlug.

Kuro parierte Stahl auf Stahl, registrierte gerade noch, dass der Hanyou herankam und drehte sich, um dessen Angriff auszuweichen. Zu seiner Überraschung galt der Schlag aber seinem Gegner, der rasch zurücksprang.

„Du sollst diesen Idioten mir überlassen!“ fauchte Inuyasha: „Wenn ich weiß, wie man diese dämliche Schachtel aufmacht, kannst du ihn meinetwegen in Stücke schneiden.“

„Das ist eine magische Schachtel, das sollte sogar ein so törichter Bastard wie du mitbekommen haben.“ Sesshoumaru drehte sich um, ließ eine Druckwelle auf Kuro zulaufen.

„Ja, und?“

„Niemand mit Youki kann sie mehr öffnen.“ Lieber eine rasche Erklärung als eine weitere Störung des Kampfes, der immerhin nun doch ausgeglichener wurde. Kuro musste Youki einsetzen, um die letzte Attacke abwehren zu können.

„Auch gut.“ Inuyasha fuhr herum: „Dann ist der Mistkerl eben fällig: Kaze no Kizu!“

„Ich sagte, das ist mein Kampf!“

„Und ich sagte, dass der Mistkerl dafür bezahlen wird, einen Flohgeist entführt zu haben!“
 

Kuro dachte, er hörte nicht richtig, während er der Macht der Windnarbe auswich. Diese Hundebengel wagten es nicht nur, ihn anzugreifen, sie stritten sich jetzt noch darum, wer ihn, einen der mächtigsten Daiyoukai, den die Welt je gesehen hatte, töten dürfe? Waren sie verrückt geworden?

Seine Fähigkeit, in die Weite sehen zu können, war noch in jedem Kampf nützlich gewesen. Denn, was niemand außer ihm wusste, sie bezog sich nicht nur auf einen Ort, sondern auch auf die Zeit. Wenn auch nur eine, höchstens zwei Sekunden zuvor, konnte er bei genügender Konzentration sehen, was der Gegner tun würde. Es war so kein Problem, Angriffen auszuweichen oder gar selbst zu attackieren. Nur damals gegen den Inu no Taishou hatte es nicht funktioniert, warum auch immer. Und darum saß er in diesem Bannkreis fest. Nun gut. Immerhin hatte er jetzt dessen beide Söhne da. Falls sie annehmen sollten, er käme nicht mit zwei Gegnern zurande, so begingen sie einen tödlichen Fehler. Er hatte früher schon gegen zwei gekämpft. Leider benötigte er dazu sein Schwert, aber was sollte es. Wichtig war nur, dass er gewinnen konnte und würde. Auch, wenn es so deutlich weniger Spaß machte.
 

Nur kurze Zeit später stellte er fest, dass die Sache schwieriger werden würde, als gedacht. Er hatte zunehmend Mühe, den unterschiedlichen Attacken auszuweichen, gar selbst anzugreifen. Das gab es doch gar nicht. Aber dann begriff er, wo der Unterschied zwischen den beiden Halbbrüdern vor ihm und anderen Gegnern lag, die zu zweit gegen ihn angetreten waren. Diese hatten es nicht gewagt, allein gegen einen Daiyoukai seiner Klasse zu stehen, sich einen Partner gesucht, eine gemeinsame Strategie entwickelt. Und so war es ihm, dank seiner Fähigkeit, möglich gewesen, die einzelnen Attacken vorherzusehen. Diese zwei Irren da vor ihm hatten keine gemeinsame Strategie, wenn man davon absah, dass sie sich gegenseitig beschuldigten, sich in den Kampf des jeweils anderen einzumischen. Jeder griff allein an, verfolgte nur seine Ideen. Zu allem Überfluss konnte es passieren, dass sie sich gegenseitig beiseite schubsten, um besser angreifen zu können.

Kuro gestand sich ein, zum ersten Mal in seinem Leben ratlos zu sein, was seine Widersacher als nächstes tun würden. Seine Fähigkeit war in diesem Kampf vollkommen nutzlos, er konnte nichts vorhersehen. So blieb ihm nur, sich auf seine hervorragende Schnelligkeit und Kraft zu verlassen, die er als Daiyoukai besaß.
 

„Mir fällt gerade noch etwas ein!“ Inuyasha sprang vor, um an Sesshoumaru vorbeizukommen, der ebenfalls angriff: „Wie kann man Ito zurückverwandeln?“

„Ito?“ fragte Kuro verständnislos zurück.

„Er war ein Mensch, ehe er mit deiner dämlichen schwarzen Brühe in Berührung kam und verwandelt wurde.“ Er sah seitwärts: „Zwei Antworten brauche ich von dem Idioten, danach kannst du ihn haben.“

„Als ob ich deine Genehmigung bräuchte“, sagte der Hundeyoukai kühl, der einen Youki-Angriff losjagte.

Kuro parierte diesen, meinte jedoch gleichzeitig: „Du redest Unsinn, Halbblut. Kein Mensch hat dieses Experiment überlebt.“

„Nicht als Mensch, stimmt. Wie kann man das rückgängig machen?“

Sesshoumaru stutzte. Er entsann sich dieser schwarzen Masse, die einen gesamten Landstrich zerstört hatte, jedes Leben dort vernichtet hatte. Sein Vater hatte daraufhin nur noch gesagt, Kuro sei fällig und war gegangen. Das sollte jemand überlebt haben? Und dann nicht etwa ein Youkai, sondern ein erbärmlicher Mensch? Und was meinte Inuyasha mit „verwandelt wurde“?

„Ich weiß nicht, von was du Idiot redest.“ Kuro sah das Halbblut abgelenkt und seine Chance. So schlug er zu, mit allem Youki, dass er so rasch auftreiben konnte.

Inuyasha merkte es. Er stand relativ nahe bei dem Daiyoukai, aber er musste es riskieren: „Bakuryuuha!“

Hoppla, dachte Kuro noch, als die Attacke zu ihm zurückgeschoben wurde. Der Bastard konnte ja etwas. Das lag sicher an diesem Fangzahn, diesem großen Schwert, war aber nichtsdestotrotz eine interessante Fähigkeit. Er hob seine Klinge, um seinerseits die Energie zurückzuschicken. Mal sehen, wie lange der Hanyou dieses Spiel durchhalten konnte.

Inuyasha hatte zu oft gegen seinen Halbbruder gekämpft, gegen andere Youkai, die ihre Energien so einsetzten, als dass er nicht gewusst hätte, wie hoch die Menge Youki war, die da herangerast kam. Das wurde eng. Aber aufgeben war unmöglich. Immerhin nutzte seine Abwehr die Macht seines Gegners. Und je stärker dieser war, umso besser. Mit ein bisschen Glück würde er den Mistkerl treffen. Er schlug mit aller Kraft zurück.

Kuro hatte es erwartet, vorhergesehen, da er sich nun auf den Hanyou konzentrierte. So leuchtete seine Klinge bereits unter seinem Youki, als der Angriff auf ihn zurückgeschleudert wurde. Seiner nächsten Attacke konnte der Bastard nicht mehr standhalten, das war ihm klar. Er sah es deutlich vor sich.

Wie er erwartet hatte, gab der Hanyou nicht auf, versuchte, der nochmals gesteigerten Energie standzuhalten, diese gegen ihn zurückzuschicken. Jetzt gleich würde ihn die Kraft verlassen, er von der Macht eines Daiyoukai vernichtet werden, ein bescheidener Triumph gegenüber dem, was sein Vater ihm angetan hatte.

„Souryuuha.“

Was zum…? Kuro fuhr herum. Er hatte nicht mehr auf den älteren Halbbruder geachtet. Was sollte das? Der kam in seiner Vision doch gar nicht vor? Würde ihn also nicht angreifen? Er konnte nur beobachten, wie Sesshoumarus Youki aus seinem Schwert fuhr, auf Inuyasha zuraste, der sich noch immer bemühte, die Energie zu ihm, Kuro zurückzujagen, noch immer durchhielt. Wollte der Hundebengel seinen jüngeren Bruder selbst töten?

Ein Licht leuchtete auf, so grell, dass Kuro für einen Augenblick die Augen schließen musste. Als er wieder etwas erkennen konnte, sah er entsetzt, wie sich die Energien aller drei Kämpfenden verbunden hatten, gemeinsam nun auf ihn zurasten. Das Letzte, das er sah.
 

Inuyasha war von dem unerwarteten seitlichen Angriff weit zurückgeschleudert worden, raffte sich mühsam auf. Ihm war klar, dass ihn nur Tessaigas Scheide gegen diese Attacke geschützt hatte, die er in irgendeiner unbewussten Reflexbewegung noch herausgerissen hatte. „Vielen Dank, du Volltrottel, “ knurrte er. „Wolltest du gleich zwei mit einem Schlag erledigen?“

Das verdiente keine Antwort. Sesshoumaru drehte sich zu den Überresten des Daiyoukai um, erstaunt über den Gestank. Mehr als verwundert betrachtete er die übel riechende, schwarze Masse, die einzelnen Knochen darin.

Auch Inuyasha hatte bemerkt, dass da etwas nicht stimmte und verschob seine Vorwürfe auf später, kam heran: „Was soll das denn sein?“ Er steckte die Scheide zurück, Tessaiga hinein. Sie würden wohl kaum jetzt gegeneinander kämpfen, da auch Sesshoumaru Tokejin wieder an der Hüfte trug. Aber wieso hatte er ihn so mit attackiert? Hatte sein Halbbruder etwa in diesem Kombi-Angriff die einzige Möglichkeit gesehen, Kuro zu erledigen? Er hatte ja gewusst, dass Tessaiga ihn beschützen würde.

„Eiwei!“ schrie Myouga aus seinem Käfig: „Das ist Puppenmagie!“

„Blödsinn!“ Inuyasha drehte sich zu dem Flohgeist um: „Puppenmagie macht Naraku, das kenne ich. Wenn man die Puppe zerstört, bleibt nur eine kleine Holzpuppe übrig. Und nicht so ein stinkendes Zeug.“

„Das ist eine andere Art!“ gab der Flohgeist zurück.

„Dann lebt Kuro noch?“

„Nein.“ Sesshoumaru hob den Kopf. Da kam Inuyashas Menschenbande – und Drachenkrieger. Wollten die nun Ärger machen? Unwahrscheinlich. Sie hätten schon zuvor in den Kampf eingreifen können.

„Was heißt: nein?“ fauchte Inuyasha: „Wie wäre es mal mit einer Auskunft?“ Dann sah auch er, wer sich näherte. Und da die Drachen sich nicht um ihn oder auch seine Freunde kümmerten, sondern in Richtung der Höhle liefen, waren sie ihm egal.

„Inuyasha!“ Kagome kam heran: „Bin ich froh…äh, Sesshoumaru?“ Sie blieb lieber vorsichtig von diesem entfernt stehen: „Wo ist Myouga?“

„Da drüben. Das ist eine magische Schachtel, sagte dieser Kuro. Niemand mit Dämonenenergie bekommt sie mehr auf.“

„Dann werde ich es versuchen. Vielleicht gelingt es mir.“ Sie eilte hinüber.

Miroku und Sango waren heran, musterten die schwarze Masse auf dem Boden. „Das sieht widerwärtig aus“, meinte Sango: „Aber sag nicht, dass das Kuro war.“

„Bis das hier herauskam, dachte ich es“, gab Inuyasha zu: „Aber Myouga meinte jetzt etwas von Puppenmagie. Die Dinger sehen doch anders aus.“

„Puppen, wie Naraku sie benutzt, ja“, gab Miroku zu: „Aber es gibt noch eine zweite Art. Man nennt sie auch Seelenpuppen. Aber soweit ich weiß, verwendet sie eigentlich niemand, da das zu gefährlich ist.“

Sesshoumaru hörte ein wenig erstaunt zu. Dieser Mönch wusste tatsächlich etwas.

Inuyasha warf ihm einen raschen Blick zu. War es das gewesen, was der Herr Halbbruder gemeint hatte? „Und wieso?“

„Bei dieser Art Puppe lenkt der Puppenspieler sie nicht aus der Ferne, sondern sie IST der Puppenspieler. Er teilt sozusagen seine Seele auf. Die Puppe hat dann alle Fähigkeiten und Gedanken, die auch der Puppenspieler haben würde. Er hat sich praktisch verdoppelt.“

„Das klingt gruselig.“ Kagome kam heran, mit dem Flohgeist auf der Schulter.

„Das ist es auch“, sagte Miroku mit einem schnellen Blick zu Sesshoumaru: „Denn wie gesagt, der Puppenspieler teilt seine Seele. Und das ist gefährlich für ihn.“

„Als Youkai auch sein Youki?“ fragte Sango: „Dann läuft der richtige Kuro hier noch herum?“

„Nein, das glaube ich nicht“, meinte Myouga prompt: „Das würde doch keinen Sinn ergeben. Was hätte er davon, eine solch gewagte Magie zu machen, nur, um doppelt in diesem Bannkreis zu leben?“

„Dann hat der Inu no Taishou damals nur eine Puppe hier eingesperrt?“ erkundigte sich Miroku.

„Niemals!“ betonte der Flohgeist: „Der Herr hätte doch jede Puppe sofort erkannt, er war doch nicht töricht….“ Er brach lieber ab, als er gleich zwei bernsteinfarbenen Augenpaaren begegnete, die ihn kalt musterten. Immerhin hatten es beide Söhne nicht bemerkt. Nun, er selbst auch nicht, aber er war ja nur ein kleiner Flohgeist.

„Wo ist eigentlich Ito?“ Sango sah sich besorgt um, entdeckte ihn dann oberhalb am Berg. Er kehrte gerade aus der Höhle zurück.

Sesshoumaru betrachtete ihn. Das war Ito? Das war einmal ein Mensch gewesen? Weder Aussehen noch Geruch erinnerten an einen. Was hatte Kuro nur erfunden?

Dieser kam heran: „Ich...ich bin den Drachen gefolgt“, berichtete er, mit einem raschen, etwas besorgten Blick auf den fremden Youkai. Aber da seine neuen Freunde so nah bei dem standen, war er wohl auch ein Freund. Und er schrie nicht, lief nicht weg, griff ihn auch nicht an. „Sie durchsuchen alles. Tsume, das ist der Anführer, hat befohlen, dass alle Bücher und vor allem das Wundermittel zu ihrem Drachenclan gebracht werden soll.“

„Das Wundermittel?“ wiederholte Kagome: „Das muss eine Medizin oder so etwas sein. In jedem Fall das, womit er die Drachen bestechen konnte.“

„Ja, eine Medizin. Einer sagte etwas von Nachwuchsmittel.“

„Nachwuchs?“ wiederholte Sango: „Ja, bei Drachen sind Kinder sehr selten, Wenn er dafür sorgen konnte…“

„Ja, das tat er“, bestätigte Myouga: „Eine Drachenfürstin kam und sagte, in ihrem Clan seien es nun sechs werdende Mütter. Kuro muss das Mittel gefunden haben, als er etwas anderes suchte.“

„Na, dann ist das ja geklärt, “ meinte Inuyasha: „Myouga ist da und wir können gehen.“ Er verspürte keine Lust, länger als notwenig auf dieser seltsamen, fliegenden Insel zu bleiben.

„Und der echte Kuro?“ fragte der besorgt: „Bedenke, Inuyasha-sama, wenn er irgendwo lebt, was er anrichten könnte.“

„Er lebt nicht mehr. Du hast doch selbst gesagt, dass er kaum doppelt hier herumlaufen würde.“

„Eine solche Puppe erschafft man nur, wenn man etwas vorhat, das äußerst gefährlich ist.“ Miroku sah rasch zu Sesshoumaru. Der könnte etwas dazu wissen. Aber ihn direkt ansprechen wollte er auch nicht. „Vielleicht wollte er den Bannkreis mit Gewalt brechen. In jedem Fall riskiert man bei der Teilung der Seele, dass diese schnurstracks ins Jenseits geht. Kurz, man erschafft so eine Puppe nur, wenn man auch bei dem, was man vorhat, sein Leben wagt.“

„Dann ist das so eine Art Doppelgänger-Versicherung, damit man am Leben bleibt?“ fragte Kagome: „Wenn auch bloß mit der Hälfte der Seele?“ Das klang zwar unwahrscheinlich, aber sie musste ja nur an sich und Kikyou denken.

„Ja, so würde ich das sagen.“

Sesshoumaru wandte sich um. Diese Menschen hatten Recht. Es war davon auszugehen, dass nur die Puppe überlebt hatte, Kuro selbst bei einem Ausbruchsversuch umgekommen war. Es gab also keinen Grund mehr, sich hier aufzuhalten. Als er ging, war er ein wenig überrascht, dass die Menschen und dieser Ito ihm folgten. Inuyasha zögerte, kam dann aber hinterher.
 

Der Hanyou war mehr als verblüfft, dass sich seine Freunde seinem Halbbruder angeschlossen hatten. Warum das denn? Er sprang neben Kagome: „Wieso...?“ Er nickte nach vorn.

„Na, wir haben die gleiche Richtung“, meinte diese: „Komm schon, ihr habt gerade zusammen gegen diesen Kuro gekämpft, auch, wenn das nur eine Puppe war. Hört doch endlich mal auf, euch zu streiten. Und er sagt ja auch nichts dagegen.“

„Er mag es sicher nicht, wenn ihm Menschen folgen, “ gab Inuyasha zurück. Aber anscheinend hatte Kagome Recht. Sein Halbbruder hätte leicht etwas sagen können oder gar versuchen, die Menschen zu töten, ließ es aber sein. Hielt er das für Energieverschwendung, da man sich sowieso gleich trennen würde oder ihm auch klar war, dass das ihm ein Duell mit ihm, Inuyasha, einbringen würde? Aber er sah lieber zu Myouga, der noch immer auf Kagomes Schulter ritt: „Hat dir Kuro was getan?“

„Nein, noch nicht. Du kamst rechtzeitig. Er wollte von mir wissen, wie er aus dem Bannkreis kommt.“

„Auch, wenn das nur eine Puppe war, er wollte das, was der echte Kuro auch wollte“, sagte Kagome nachdenklich: „Zwei Körper - eine Seele. Man muss wohl ziemlich mächtig sein, um so etwas erschaffen zu können.“

„Ziemlich verzweifelt, auch.“ Sango wandte sich etwas um: „Er wollte hier wohl unbedingt hinaus. Und wenn ich mir das mit dem Mittel für die Drachen so überlege, auch mit der schwarzen Masse, die er da mal erschaffen hat, scheint er so eine Art Gelehrter gewesen zu sein.“

„Ja, das war er.“ Myouga seufzte. Und einstmals auf der Seite des Herrn.
 

Sesshoumaru blieb stehen, als er kurz vor dem Bannkreis war. Draußen flogen Toutousai und diese Katze. Aber das war nicht der Grund. Er konnte fühlen, dass sich etwas verändert hatte. War er zuvor sicher gewesen, dass er diesen Bann passieren könnte, so war dies nun nicht mehr der Fall.

Inuyasha und seine Menschenbande kamen heran: „Was ist los?“ fragte der Hanyou, der seinen Halbbruder gut genug kannte.

„Ach du liebe Güte!“ ächzte Myouga, dessen Gedanken bislang von Kuro beansprucht worden waren: „Der Bannkreis des Herrn!“ Und da sich alle zu ihm umdrehten: „Er erschuf ihn einst vor dem Kampf gegen Kuro, um sicher zu sein, dass dieser hier gefangen sitzen würde. Allerdings passte er selbstverständlich auf, dass er selbst durch den Bannkreis hinaus käme.“

„Und?“ fragte Inuyasha ungeduldig: „Kannst du das nicht später erzählen?“

„Er ging nach dem Kampf gegen Kuro hinaus. Und wie jeder magische Weg wurde der Ausgang blockiert, da er benutzt worden war. Weder für dich, noch für Sesshoumaru-sama, ist es mehr möglich, diese Insel zu verlassen.“
 

*****************************************************
 

Sie sind davon ausgegangen, jederzeit mit Hilfe der Schwerter durch den Bannkreis zu kommen, genauso, wie sie davon ausgehen, dass Kuro nicht mehr am Leben ist...

Das nächste Kapitel heisst: Magie und andere Hindernisse.

Und Ito hat eine Idee.
 

Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Magie und andere Hindernisse

10. Magie und andere Hindernisse
 

„Weder du noch Sesshoumaru-sama könnt mehr durch den Bannkreis.“

Myouga hatte diesen Satz kaum von sich gegeben, als er auch schon lossprang. Es würde sicher schmerzhaft werden, durch die Barriere zu gelangen, aber er hatte es einmal überlebt, das konnte auch ein zweites Mal klappen. In jedem Fall war das sicherer…..Er fühlte sich abgefangen, buchstäblich gekreuzigt.

Beide Söhne des Inu no Taishou hielten ihn nun in einer seltsamen Art Teamwork: zwei spitze Nägel des Einen hatten Kopf und Hinterteil gepackt, zwei des Anderen seine Taille.

„Äh…ja…?“ machte er vorsichtig, von einem zum anderen blickend. Noch nie hatte er die beiden derart eng Seite an Seite gesehen.

„Wie wäre es, wenn du uns sagst, wie wir hier wieder herauskommen?“ erkundigte sich Inuyasha.

„Ja, äh…das sagte ich schon...gar nicht. Ich meine…“ Für einen Moment sehnte er sich nach dem Glaskäfig zurück.

Kagome fand es einfach ungerecht, den armen Floh so zu misshandeln, der ja wohl nichts dafür konnte, dass niemand an diese Folgen gedacht hatte. Sie öffnete schon den Mund, um Inuyasha zu Boden zu schicken, als sie gerade noch rechzeitig bemerkte, wie nahe sich die Halbbrüder buchstäblich im Augenblick standen. Ließ sie den Hanyou „Platz“ machen, würde er unter Garantie auch Sesshoumaru mit zu Boden reißen. Dessen Stimmungslage danach konnte man wohl nur mit „mordsgefährlich“ umschreiben und sie war sich nicht sicher, wie schnell sie durch die Barriere käme.

„Hallo!“ Toutousai kam heran geflogen: „Was ist denn nun los? Kirara fliegt doch schon so nahe an die Insel, wie sie kann, springt!“

„Der Bannkreis lässt weder Sesshoumaru noch Inuyasha mehr durch!“ rief Sango zurück.

„Ach du…Ja, das habe ich ganz vergessen!“ Immerhin hatten die beiden gerade Myouga in der Mangel, nicht ihn: „Aber da kann man wohl nichts machen. Aber ihr anderen kommt von der Insel, nun springt schon.“

„Ich höre, Myouga.“ In Sesshoumarus Stimme lag Eiseskälte.

Der arme Flohgeist guckte noch einmal in die Augen der Halbbrüder: „Der Bannkreis wurde erschaffen, um einen Daiyoukai von Kuros Macht zu versiegeln. Ich sehe keinen Weg, wie Ihr hier noch durchkommt, Sesshoumaru-sama. Bitte, lasst mich los.“

„Damit du abhaust?“ fragte Inuyasha verärgert.

Kagome hatte unterdessen eine Idee gehabt, kam nun heran: „Äh...hier wäre eine Schnur. Wenn du ihn festbindest, kann er nicht weglaufen. Aber lasst ihn los, das muss ihm doch wehtun.“

Myouga wusste nicht, ob das wirklich eine Verbesserung einer Lage darstellte. Aber er versuchte es noch einmal: „Ich kann doch wirklich nichts dafür! Toutousai hätte es euch sagen müssen. Ja, genau.“ Sein alter Freund war ja freilich außer Reichweite.

„He!“ schrie dieser zurück: „Ich habe zwar die Schwerter geschaffen, aber du warst hier, als der Herr den Bannkreis erzeugte. Also weißt du darüber ja wohl mehr als ich.“

„Ich weiß doch auch nicht soviel darüber…“ Immerhin waren die spitzen Nägel jetzt weg, auch, wenn er auf der Schulter des Hanyou angebunden wurde. Er seufzte: „Ich kann nur den Vorschlag machen, dass zumindest alle die Insel Ayanami verlassen, die es können.“

„Dann bin ich wieder allein…“ murmelte Ito.

Sango hatte es gehört: „Versuche doch auch, durchzukommen. Du bist doch kein Youkai, das könnte gehen.“

„Meinst du? Und dann? Kein Mensch würde mich doch ansehen, außer euch.“

„Das werden wir sehen. Es gibt ja auch andere nette Menschen.“

„In jedem Fall versuche ich jetzt einmal, diesen blöden Bannkreis zu brechen!“ Inuyasha wollte schon Tessaiga ziehen, als Myouga hastig rief:

„Lass das! Das wird nicht funktionieren! Eher wirst du Tessaiga zerstören. Es sind der Fangzahn deines Vaters und sein Bannkreis! Das hebt sich auf!“

Der Angesprochene zögerte kurz. Einen Versuch war es doch wohl wert? Aber Tessaiga zu zerstören…Das konnte noch ganz andere Folgen haben.

Dies war auch Sesshoumaru bewusst. Und da er keinerlei Lust verspürte, gemeinsam mit einem völlig durchgedrehten Hanyou hier eingesperrt zu sein, sagte er: „Lass es!“

Eine derartige brüderliche Anweisung würde gewöhnlich das Gegenteil bewirken, aber Inuyasha nahm an, dass der Hundeyoukai doch mehr von Bannkreisen, zumal denen ihres eigenen Vaters, verstand, als er selbst. So ließ er sein Schwert widerwillig stecken.

„Moment mal“, sagte Miroku: „Mir fällt gerade etwas ein. Ein so mächtiger Bannkreis muss doch irgendwo eine Quelle der Macht haben, eine Art Mittelpunkt.“ Er bemerkte, dass ihn Sesshoumaru ansah und fuhr ein wenig vorsichtiger fort: „Wenn man diesen zerstört, wäre auch der Bannkreis zerstört, nicht wahr?“

„Bestimmt“, gab Sango zu: „Aber wenn Kuro so lange hier lebte, hat er diesen Punkt mit Sicherheit gesucht und nicht gefunden. Wie soll das uns nun gelingen?“

Myouga spürte, wie der Hundeyoukai ihn anschaute und beteuerte eilig: „Ich kenne diesen Punkt auch nicht, Sesshoumaru-sama. Als Euer verehrter Herr Vater den Bannkreis erschuf, sandte er mich zuvor von der Insel. Ich weiß nur, was er mir später erzählte.“

„Du bist abgehauen“, sagte Inuyasha: „Und bist erst wieder aufgetaucht, als alles vorbei war. Wie üblich.“

„Es mag ja sein, dass ich mich irre….“ Ito war schüchtern: „Ich habe nie etwas von Magie und so verstanden, aber nach...nach meiner Verwandlung kann ich doch einiges spüren. Tief unten im Labyrinth der Insel liegt ein magischer Punkt. Dort war ich einmal, aber ich konnte mich nicht lange aufhalten. Das schmerzte. Nicht einmal diese Wesen sind dort.“

Die beiden Söhne des Inu no Taishou sahen ihn an, dann sich.

„Zeig uns das“, meinte Inuyasha dann: „Kagome, ihr geht von der Insel. Hier leben doch einige gefährliche Wesen.“

„Wir kommen mit“, sagte diese prompt: „Ich werde dich nicht im Stich lassen.“

„Geht!“ Sesshoumaru wandte sich um: „Ito.“

Die Menschen sahen sich kurz an. Aber mit einem deutlich verärgerten Sesshoumaru zu streiten, war gewiss nicht gerade lebensverlängernd. Auch Inuyasha hatte außerdem klar gesagt, dass sie verschwinden sollten. Bei ihm lag der Grund allerdings bestimmt darin, sie in Sicherheit wissen zu wollen.

Ito nickte: „Viel Glück euch allen!“ Dann beeilte er sich, dem Youkai hinterher zu kommen. Der schien recht mächtig zu sein, so vorsichtig, wie alle mit ihm umgingen. Er hatte inzwischen mitbekommen, dass dies vermutlich der Halbbruder von Inuyasha war. Und so nett der Hanyou war, so kühl war dieser. Er sollte ihn wohl besser auch so höflich ansprechen: „Äh…Sesshoumaru-sama…Der Eingang in das Labyrinth….“

„Ich weiß“, erwiderte der, ohne sich umzublicken.

„Ah...“ machte Ito ein wenig ratlos, sah dann zu Inuyasha, der neben ihn gekommen war: „Was meint er?“

„Er kann den Eingang zu den Höhlen riechen. Ich übrigens auch.“

Aha. Ito stellte fest, dass seine neuen Freunde ihm viel über die Welt im Allgemeinen und Youkai im Besonderen beibringen konnten. Vielleicht sollte er dann doch von der Insel gehen, sich umsehen, vielleicht gab es inzwischen auch nette Menschen, die jemanden wie ihn dulden würden.
 

Die Zurückgebliebenen sahen sich noch einmal kurz an, ehe sie den Sprung durch den Bannkreis wagten. Sango und Miroku waren solche Sätze auf den Rücken der dämonischen Katze gewohnt. Kagome zögerte ein wenig. So verwandelte sich Shippou in einen rosa Ballon und sie landete auf ihm:

„Danke, Kleiner“, meinte sie: „Hier geht es doch ziemlich runter.“ Das war in ihren Augen untertrieben. Die Insel schwebte schließlich.

„Ja“, gab er zurück: „Und was nun?“

„Wir fliegen ans Ufer und warten dort auf die drei. Nein, vier.“ Sie durfte doch den armen Ito nicht vergessen.

Toutousai lenkte seine Kuh heran: „Du hast da etwas nicht ganz mitbekommen, mein Kind“, sagte er nachdenklich: „Der Bannkreis des Herrn hier war vermutlich der mächtigste, den er je erschaffen hat. Immerhin handelte es sich um Kuro.“

„Er hatte auch diesen Drachen, diesen Ryou-dingsbums versiegelt, und Naraku konnte das Siegel lösen!“

„Weil er eben das Siegel fand. Und, da es sich nur um eine Kralle handelte, auch herausziehen konnte. Hier…selbst wenn dieser...wie heißt er…Recht hat und er die Stelle zeigen kann, wo sich das Siegel befindet, ist nicht gesagt, dass die Hundebrüder es lösen können. Es wird sich nämlich kaum um etwas handeln, das deutlich sichtbar ist oder einfach zu brechen. Nach dem Kampf gegen Ryuukotsusei war der Herr schwer verletzt und konnte nichts Besseres mehr hervorbringen. Hier legte er den Bann vor dem Kampf.“

„Soll das heißen“, erkundigte sich Sango: „Auch, wenn Ito ihnen das Siegel zeigen kann, ist nicht gesagt, dass selbst Sesshoumaru es brechen kann?“

„Sehr richtig. Ich fürchte….Na ja…Der Insel von Ayanami stehen wohl ziemlich kämpferische Zeiten bevor. Diese Idiotenbrüder werden doch als erstes aufeinander losgehen, wenn sie merken, dass sie wirklich nicht mehr weg kommen.“

„Unsinn!“ sagte Kagome energisch: „Inuyasha hat Tessaiga, damit kann er Bannkreise lösen…“ Sie brach ab. Immerhin hatte Myouga zuvor erwähnt, dass dabei die Gefahr bestehen würde, Tessaiga zu zerstören. „Wir warten jedenfalls auf sie!“

Der alte Schmied wusste, dass sie nicht umzustimmen war. Ihm allerdings war nicht so ganz klar, worauf sie ihre Hoffnung stützte. Kuro hatte weder das Siegel finden können, geschweige denn, die Barriere durchdringen. Und er war ein Daiyoukai im besten Alter, auf dem Höhepunkt seiner Macht. Sesshoumaru war bei all seinen Fähigkeiten mächtig, ja, aber noch lange nicht auf diesem Stand. Nahm er doch mal schwer an.

„Toutousai, was weißt du über Puppenmagie?“

„Wieso?“ Und da Kagome es ihm erklärte: „Oh je…dieser Kuro. Na ja. Er wird bestimmt tot sein, denn so eine Seelenpuppe macht keiner nur zum Spaß. Er muss wirklich verzweifelt gewesen sein, endlich von der Insel heruntergewollt haben. Na schön. Ein Problem weniger. Jetzt haben allerdings die Hundebrüder eines.“
 

Da Sesshoumaru am Eingang der Höhle stehen blieb, deutete Ito das so, dass er die Führung übernehmen sollte. So ging er weiter, meinte jedoch: „Inuyasha, erkläre deinem…erkläre Sesshoumaru-sama doch, was das für Wesen sind, die in der Tiefe lauern.“

Der konnte sich denken, dass sein Herr Halbbruder auf den sowieso verschreckten Ito einschüchternd wirkte: „Fangarme aus den Wänden. Per Klauenangriff leicht zu zerstören. Aber sie sind lausig kalt, scheinen die Wärme aus ihrem Opfer saugen zu wollen.“

Der Hundeyoukai wandte sich wortlos ab, um ihrem Führer zu folgen. Vor was dieser ehemalige Mensch Angst hatte, würde jemandem wie ihm doch wohl nicht gefährlich werden können, schon gar nicht, wenn offenbar selbst der Hanyou keine Probleme damit gehabt hatte. Seinen Augen machte die Dunkelheit ebenso wenig aus wie denen Itos, der lange genug Zeit gehabt hatte, sich an die Finsternis zu gewöhnen. Inuyasha hatte da einige Schwierigkeiten mehr, war aber nicht bereit, sich vor seinem Halbbruder und dem neuen Begleiter zu blamieren. So versuchte er mit Hilfe seiner Nase vor den Stalagmiten zu schützen, die immer wieder aus dem Boden ragten.
 

Ito blieb kurz stehen: „Äh….Ab hier geht es ziemlich steil abwärts. Und in diesem Gang bin ich auch einmal den Wesen begegnet.“

„Weiter!“ Sesshoumaru klang ruhig, aber er war genervt. Wie hatte er übersehen können, dass ihm Tenseiga zwar die Passage der magischen Barriere ermöglichte, aber nur einmal? Warum hatte er nicht daran gedacht, dass Vater auch bereits einmal hinausgekommen war? Nun, das lag wohl daran, dass er selbst nicht einmal im Traum daran gedacht hätte, einen Bannkreis um sich herum zu erschaffen, nur um einen Gegner sicher einzusperren. Toutousai oder Myouga hätten ihn warnen sollen. Wenn er Pech hatte, saß er nun hier auf der Insel von Ayanami genauso in der Falle wie zuvor Kuro. Und, als ob das nicht schon peinlich genug gewesen wäre, zu allem Überfluss auch noch mit diesem dämlichen Bastard. Das durfte nicht passieren. Hoffentlich hatte dieser Ito Recht und lag dort unten der magische Kern. Er konnte nichts spüren, aber wenn Vater auch nur seine gewöhnliche Vorsicht hatte walten lassen, hatte er diesen verborgen, damit Kuro ihn nicht finden konnte. Vielleicht war dieser ehemalige Mensch tatsächlich zu etwas Nutze.
 

Auch Inuyasha hätte am liebsten Toutousai in die Mangel genommen. Dieser verrückte, senile Metallbieger! Er war daran schuld, dass er überhaupt auf diese dämliche Insel gekommen war! Warum hatte der wieder so einiges vergessen? Er hatte sich doch schon gedacht, dass da etwas schief laufen würde. Wenn er je wieder von Ayanami wegkam, würde er den Alten verprügeln! Und er musste hier einfach wegkommen. Die Aussicht, mit einem todsicher wütenden Sesshoumaru auf einer fliegenden Insel zu sitzen, war nicht wirklich aufbauend. Nun gut, das würde vermutlich nicht lange dauern. Ganz sicher gäbe es ein tödliches Duell. Und Schuld hatte nur Toutousai! Warum hatte der nichts davon erwähnt, dass man den Bannkreis nicht mit Tessaiga zerschlagen konnte, und noch viel wichtiger, dass man nur einmal hindurchgehen konnte?
 

Myouga war sich über die Stimmungslage der Halbbrüder nur zu sehr im Klaren und hütete sich, ein Wort zu sagen. Wenn sie schon auf jemanden losgehen würden, um sich abzureagieren, sollte es nicht gerade ein armer, alter Flohgeist sein.
 

Die Gelegenheit zum Abreagieren kam fast unverzüglich. Ito keuchte auf, als sich einer der eiskalten geschmeidigen Arme um ihn schlang und ihn empor zur Decke zerrte. Im nächsten Moment fühlte er sich befreit, fiel Sesshoumaru vor die Füße, dessen zweite Handbewegung einen weiteren Arm zerfetzte. Inuyasha war ebenfalls heran, zerriss weitere. Die Wesen schienen rasch festzustellen, dass sie hier keine Beute machen würden, und zogen sich zurück.

„Äh...danke…“ brachte Ito hervor. Das hätte er mit seinen Klauen nicht machen können. Oder doch? Wie stark war er eigentlich durch seine Verwandlung geworden? Er hatte sich unwillkürlich noch immer als Mensch gesehen, so verhalten. Nur in der Panik hatte er einmal diese Arme zerrissen. Nun, er war sicher nicht so stark wie dieser Sesshoumaru, oder auch Inuyasha, die es mal eben mit einem Daiyoukai aufnahmen. Ob der ältere Halbbruder auch einer war? Er sah jedenfalls recht elegant aus. Und so ein Fell über der Schulter war sicher auch irgendein Statussymbol. Kuro hatte zwar nichts Derartiges getragen, aber was wusste er schon von den Sitten und Gebräuchen der Youkai.

„Wie weit ist es noch, Ito?“ erkundigte sich Inuyasha, dem die Wanderung durch die Dunkelheit langsam reichte.

„Nicht sehr weit. Könnt ihr es nicht spüren?“

„Nein, was?“

„Diesen….Druck?“ Wie sollte er es beschreiben.

„Weiter!“ befahl Sesshoumaru, ohne auf die Frage einzugehen. Er wollte nicht zugeben, dass er nichts spüren konnte. Also war Vater vorsichtig gewesen. Zum ersten Mal fragte er sich, was er tun sollte, wenn sie den Mittelpunkt des Bannkreises gefunden hätten. Würde er ihn zerstören können? Oder der Hanyou mit Tessaiga? Sie mussten den Zauber brechen. Alles andere wäre schlicht eine Katastrophe. Und da war immer noch die eigenartige Sache mit der Puppe. Kuro hatte eindeutig einen Seelendoppelgänger erschaffen. Was hatte er geplant? War er wirklich tot? Je länger er darüber nachdachte, umso möglicher schien es ihm, dass dieser irgendwie irgendwo noch am Leben war. Der Seelendoppelgänger hätte nach dem Tod des ursprünglichen Puppenspielers nur noch die Hälfte an Youki und Seele haben dürfen – und dafür war er noch recht mächtig gewesen. Zu mächtig eigentlich, selbst, wenn Kuro ein Daiyoukai war. Irgendwie sah das alles nach ziemlich viel Ärger aus. Und schuld daran war nur Myouga.
 

„Sag mal, Ito…“

„Ja, Inuyasha?“

„War Kuro nie hier in den Höhlen?“

„Nein. Also, nicht, solange ich hier lebe. Auch die Drachen nicht. Du hast es ja gehört…ach nein, da warst du nicht dabei: sie nannten mich das Ungeheuer der Höhlen.“

„Kuro hatte Angst vor dir?“ Der Hanyou klang spöttisch: „Na, das kommt mir aber komisch vor. Er war ein Idiot, aber….“

„Ich weiß nicht, warum er nie hier unten war.“ Ito klang beleidigt.

Inuyasha hörte es: „Ich meine, wenn er den Mittelpunkt des Bannkreises suchte, hätte er doch diese gesamte dämliche Insel abgrasen müssen? Oder?“

Hätte er, stimmt, dachte Sesshoumaru. Warum also war er nie in den Höhlen gewesen? Hatte er gedacht, Hunde hätten Angst davor, unter die Erde zu gehen, Vater sei nie so tief gestiegen? Oder hatte er gar nicht gewusst, welches Ausmaß dieses Labyrinth hatte? Traf alles zu? Irgendetwas stimmte hier nicht, war unlogisch. Kuro war schließlich ein Youkai höchsten Ranges. So jemand handelte nicht ohne Ursache.

„Ich denke schon“, meinte Ito derweil: „Aber ich kenne mich ja mit Youkai nicht aus. Vielleicht hatte er etwas Wichtigeres zu tun.“

„Als ob es etwas geben würde, das wichtiger wäre, als von dieser Insel wegzukommen.“ Inuyasha schloss von sich auf andere. „Wie weit ist es noch?“

„Nicht sehr weit. Wir sind fast schon wieder unten, wo die Insel aufhört, die Gänge durchbrechen können.“

Etwas Wichtigeres, ja. Sesshoumaru versuchte sich an den Kuro vor Jahrhunderten zu erinnern. Dieser hatte damals schon in dem Berg gelebt, hier, auf Ayanami. Und er war Gelehrter gewesen, hatte eigene, um nicht zu sagen eigenartige, Experimente durchgeführt, deren Höhepunkt eindeutig diese seltsame schwarze Masse gewesen war, die einen Landstrich zerstört hatte, jedes Leben dort ausgelöscht hatte. Nachdem er dann hierher gebannt worden war, hatte er offenkundig weitergeforscht, jenes Mittel entdeckt, dass Drachen zu Nachwuchs verhalf. So schön das für diese sicher war – das hatte ganz bestimmt nicht in der ursprünglichen Absicht Kuros gelegen. Der hatte etwas anderes gesucht. Nur was? Aus der Tatsache, dass er nun versucht hatte, mit Myougas Hilfe von der Insel zu gelangen, ließ sich schließen, dass er es gefunden hatte. Nur, was war das? Eigentlich ging es ihn ja nichts an. Aber…ja, aber. Wenn Kuro in der Tat noch am Leben war, ihm entkommen war, würde noch immer der Kampf ausstehen. Er wollte den Mistkerl schlagen, ihm zeigen, dass er der Bessere war.

Nun, er würde es sehen.
 

Ito blieb stehen: „Ich...hier ist es schon so schlimm, dass es wehtut. Mehr kann ich euch nicht zeigen.“

„Na, toll.“ Inuyasha konnte in der Dunkelheit um sich nichts erkennen, das nach einem Bannkreis ausgesehen hätte. Allerdings spürte er, wie Tessaiga an seiner Hüfte zu pulsieren begann. Unwillkürlich fasste er an den Griff. „Und was jetzt?“

Eigentlich rechnete er nicht damit, dass jemand ihm antworten würde. So war er mehr als überrascht, als sein Halbbruder meinte: „Die Fangzähne spüren den Bann.“

„Du meinst, die Schwerter?“ Er bemerkte, dass Sesshoumaru zog, erkannte an der bläulich leuchtenden Klinge Tenseiga. So nahm er Tessaiga ebenfalls: „Das heißt, so können wir den Bann brechen?“ Unwillkürlich biss er sich auf die Zunge. Das war nicht Kagome, mit der er redete, das war Sesshoumaru, der arrogante, selbstherrliche Herr Halbbruder.

Es kam auch keine Antwort, wenn man davon absah, dass dieser Tenseiga etwas hob, die Höhlenwand vor sich in dem matten Licht betrachtete. Um zu zeigen, dass auch er etwas von der Sache verstand, trat der Hanyou neben ihn, guckte seinerseits. Solch ein magischer Ort müsste doch irgendwie zu erkennen sein? Und sei es auch nur dadurch, dass die Wand etwas verschwimmen würde. Er bemerkte, dass sich Tessaiga verwandelte, rot wurde. Da war also in der Tat ein Bannkreis. Und er würde ihn zerstören. Nur…wie? Einfach auf die Wand schlagen wäre vielleicht nicht so gut, immerhin hatte Ito gesagt, dass hier drunter nicht mehr viel Boden war. Und in den See zu stürzen, aus dieser Höhe, darauf konnte Inuyasha gut verzichten. Sein Schwert klopfte immer heftiger, erkannte er. Probehalber hielt er es ein Stück entfernt, sofort wurde Tessaiga ruhiger. Als er wieder zurückschwenkte, wurde das Pulsieren wilder.

Sesshoumaru hatte es bemerkt. Auch Tenseiga reagierte deutlich auf diesen Punkt. Vater hatte gute Arbeit geleistet, dachte er unwillkürlich. Selbst in dieser Nähe war auch für ihn nichts von einem Siegel zu erkennen. Umso wichtiger war es anscheinend, dass beide Schwerter hier waren. Eigenartig, dass der Hanyou einmal nützlich war. Nun, eher Tessaiga. „Inuyasha.“

„Was ist?“ Kam jetzt wieder irgendeine dämlich Bemerkung?

„Leg Tessaigas Spitze an den Punkt, an dem es am meisten pocht.“

Das klang vernünftig. So gehorchte der Hanyou, ein wenig erstaunt, dass sein Halbbruder Tenseiga unmittelbar daneben setzte. Beide Klingen lagen aneinander, pulsierten nun in demselben Rhythmus.

Für einen langen Augenblick geschah nichts, ehe ein bläuliches Leuchten die gesamte Höhle erfüllte, ein heftiger Wind aufkam, der die weißen Haare der Halbbrüder, ihre Kleidung flattern ließ. Dann, übergangslos, tauchte ein Wirbel aus rötlicher Energie auf, der einen weiteren, diesmal heftigeren, Sturm auslöste. Das war das Letzte, das Ito mitbekam.
 

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Im nächsten Kapitel: Wenn etwas schief gehen kann...sehen sich zwei ältere Herrschaften gezwungen, sich an alles zu erinnern, was sie über Kuro wissen. Und nicht nur sie fragen sich, was jetzt eigentlich passiert ist.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine Infoens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Wenn etwas schief gehen kann...

Ein schönes neues Jahr euch allen!

Was ist nun schon wieder passiert, fragen sich alle. Und manche haben sogar Erklärungen...
 

11. Wenn etwas schief gehen kann….
 

Toutousai war der Erste, der von der Gruppe am Ufer des Sees von Ayanami das Unheil kommen spürte: „Weg hier, Freunde!“ schrie er, sprang selbst schon auf seine Kuh. Kagome folgte hastig mit Shippou unter dem Arm.

Kirara vergrößerte sich eilends und so waren alle bereits in der Luft, als schließlich jeder von ihnen die gewaltige Erschütterung auf der fliegenden Insel bemerkte. Eine Druckwelle jagte durch die Atmosphäre, fegte die Reiter fast hinunter, ließ die schwebenden Dämonen um ein Haar abstürzen.

„Was ist das?“ rief Miroku: „Wehrt sich der Bannkreis oder haben sie es geschafft?“

„Das weiß ich nicht“, gab Toutousai zurück: „So was war noch nie meine Spezialität. Ich kann nur sagen, dass Energien, gewaltige Energien, freigesetzt wurden. Ich fürchte fast…Na bitte.“

Die Menschen und der kleine Fuchsjunge blickten alarmiert zu der Insel in der Luft. Sie zitterte, bebte, als wäre sie ihrer Fundamente beraubt worden. Blitze zuckten um sie. Und dann begann sie sich zu senken.

„Oh nein, sie stürzt ab!“ brachte Sango hervor.

„Inuyasha!“ schrie Kagome: „Wir müssen ihm doch helfen können?“

„Und wie?“ fragte Toutousai zurück: „Siehst du nicht diese Energie dort aus den Tiefen der Insel? Da komme selbst ich nicht näher heran. Ich frage mich nur, was aus diesem…diesem Kerl geworden ist, der bei euch war oder Myouga.“ Er kannte den alten Flohgeist seit so langen Jahrhunderten.

„Ito, ja!“ Sango versuchte etwas zu erkennen. „Der arme Ito!“

Miroku zügelte seine erneut aufsteigende Eifersucht: „Es wird ihm schon nicht passiert sein. Er hat ja keinen menschlichen Körper mehr. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Und Myouga übersteht sowieso fast alles.“ Er war überzeugt, dass die Hundebrüder auch in solch einem Inferno überleben würden.

„Inuyasha! - Toutousai, flieg näher heran…“ drängte Kagome. „Wenn es ihnen gelingt, abzuspringen…“

Sie brach ab. Die fliegende Insel von Ayanami verlor ihren letzten Halt und stürzte, noch immer von zuckenden Blitzen umgeben, in den See unter ihr. Hohe Wogen überfluteten die Ufer, als das Wasser im See vom Land verdrängt wurde.

„Eiwei…“ machte Toutousai: „Das sieht ja übel aus.“

„Wenn wir nicht in der Luft gewesen wären, sondern noch am Seeufer, wären wir in ernster Gefahr gewesen“, meinte Sango sachlich: „Immerhin haben jetzt die Energieentladungen aufgehört. Es scheint ruhig zu sein. Ich werde mal nachsehen, ob ich was von ihnen wahrnehmen kann.“ Sie ließ ihre Katze auf die Stelle zufliegen, an der sich bis vor einer Minute der See von Ayanami erstreckt hatte. Jetzt war dort die ehemalige Insel, der man ansah, dass sie in ihren Grundfesten erschüttert worden war. Den Berg hinunter waren Lawinen aus Felsen und Steinen gestürzt, der Eingang zu der Höhle des Daiyoukai war halb verschüttet. Fast alle Bäume waren umgeworfen und die Bäche, die gerade noch vom Rand der Insel in den See gestürzt waren, bildeten kleine Teiche, die sich gewiss zu Seen vergrößern würden, ehe das Wasser einen neuen Weg gefunden hatte. „Sie wollten doch in eine Höhle….“

Miroku sah an ihr vorbei: „Ungefähr dort waren wir...und sie sind da lang gegangen…“ Seine Hand strich wie zufällig über ihr Hinterteil, zuckte aber eilig zurück, als er ihre Finger prompt schmerzhaft in seinem Gesicht spürte. „Also müssten sie dort hinüber gelangt sein…“ ergänzte er bemüht sachlich.

„Ja.“ Die Dämonenjägerin veranlasste Kirara tiefer zu gehen. Auch hier waren fast alle Bäume entwurzelt worden, und sie wagte nicht, sich vorzustellen, dass die Gänge des unterirdischen Labyrinths unbehelligt geblieben waren. „Wenn sie das überlebt haben….“

„Was ist das denn?“ Der Mönch starrte seitwärts: „Eine gewaltige dämonische Aura, aber…“

Sango fuhr herum: „Sess…?“ Sie brach ab. Über dem Berg, in dem zuvor Kuro gelebt hatte, schwebte eine seltsame, dunkle Wolke, die bereits dabei war sich aufzulösen. „Das Miasma eines starken Youkai“, konstatierte sie: „Aber….“

„War das doch noch Kuro? Dann scheint er bei seiner Verdoppelung seinen eigentlichen Körper verloren zu haben. Und er ist jetzt frei.“ Zumindest Letzteres war eine Tatsache, wenn auch keine sehr schöne.

„Ich weiß. In jedem Fall ist er verschwunden. Wir sollten zusehen, dass wir Inuyasha und Ito finden. Und Myouga.“ Mit gewissem Zögern ergänzte sie: „Sesshoumaru wird schon auf sich allein aufpassen können.“

„Vermutlich. Aber wo willst du das Suchen anfangen? Sie können in allen Gängen stecken.“

„Das ist wahr, aber wir können ja nicht hier sitzen und Däumchen drehen, oder?“ Sie sah sich noch einmal um.

„Stimmt. - Warte mal, da drüben!“ Der Mönch deutete nach rechts, wo sich gerade eine Staubwolke über einem riesigen Krater senkte und er zwischen Steinen und Staub etwas Bläuliches zu erkennen glaubte.

Sango ließ ihre Katze hinüber fliegen: „Du hast recht! Ito!- Und da ist Myouga…aber Inuyasha?“ Auch von dem Hundeyoukai fehlte jede Spur. Aber sie war eigentlich sicher, dass beide Halbbrüder auf sich selbst aufpassen konnten. So sprang sie ab, um sich um die Bewusstlosen zu kümmern: „Ito? Immerhin scheint er unverletzt zu sein, allerdings besinnungslos.“ Sie ließ sich auf den Boden nieder, zog ihn in die Arme.

„Der Floh auch.“ Miroku kniete neben ihr nieder und holte Myouga unter Kieselsteinen hervor: „Ein wenig zerkratzt.“ An dem kleinen Geist hing noch immer der Faden, mit dem er an dem Hanyou angebunden worden war – zerrissen.

„Inuyasha!“ Kagome kam auf Toutousais Kuh angeflogen, mit diesem und Shippou: „Um Himmels Willen! Wo ist er? Ist alles in Ordnung? - Oh je, Ito…und Myouga!“ Sie sprang von der Kuh, sah sich besorgt um.

„Es ist nicht alles in Ordnung“, erklärte Sango sofort: „Wir glauben, dass Kuro noch lebt.“

„Wieso? Wir haben doch die zerstörte Puppe gesehen?“

„Und wir sahen sich auflösendes Miasma über dem Berg, als wir herkamen. Miroku vermutet, dass bei der Seelenteilung etwas schief lief, Kuro jetzt aber durch die Zerstörung des Bannkreises in irgendeiner Energieform entkommen konnte.“

„Na, wie toll“, kommentierte Kagome: „Dann müssen wir zusehen, dass wir ihn finden, ehe er wieder ganze Landstriche vernichtet, oder?“

„Wie es aussieht, schaffen das diese Idiotenbrüder auch! Die sagenhafte fliegende Insel und den gleichfalls legendären See von Ayanami zu zerstören!“ Toutousai blickte sich allerdings rasch um, ob einer der beiden so Titulierten auftauchte.

„Das mussten sie“, erklärte Myouga matt. Alle starrten ihn postwendend an. So hielt er sich ein wenig an Mirokus Haaren fest, um sich aufsetzen zu können, und fuhr fort: „Die fliegende Insel entstand ja erst, als der Herr den Bann legte. Und da die Barriere jetzt weg ist…“

„Das hattest du uns nicht gesagt“, meinte der Mönch vorwurfsvoll: „Und wo sind die beiden jetzt eigentlich?“ Es war besorgniserregend, dass keiner der Halbbrüder zumindest herumlag, geschweige denn kam.

„Das hatte ich eben vergessen, ja. - Habe ich das richtig verstanden, dass Kuro entkommen ist? Wenn auch ohne Körper? Und die Hundebrüder sind auch weg?“

„So sieht es zu beidem aus“, bestätigte Miroku: „Aber ein so mächtiger Youkai wie Kuro wird das kaum als Dauerzustand wollen, nehme ich an. Und wo können die beiden stecken?“

„Er wird sehen, dass er einen neuen Körper bekommt, ja.“ Toutousai kratzte sich am Kopf: „Aber einfach einen anderen Youkai zu übernehmen, wird sicher nicht auf Dauer funktionieren. Er ist, wenn auch geschwächt, immer noch zu mächtig für einen normalen Körper. Und was die zwei Hundebengel betrifft…ja, da war doch was…?“

„Und was?“ fauchte Kagome ungnädig: „Wo ist Inuyasha?“

„Dann wird Kuro zusehen, dass er erneut so eine Art Doppelgänger erschafft.“ Sango spürte, dass sich Ito bewegte und half ihm, sich aufzurichten: „Alles in Ordnung bei dir?“

„Ja, danke…Ist...ist der Bannkreis weg? Was war das rote Licht?“ Er war noch ein wenig durcheinander.

„Ja, die Barriere ist weg.“ Das rote Licht? Was meinte er?

„Nein, kein Doppelgänger. Sonst müsste er sich ja noch einmal teilen, und das würde seine Macht zu sehr mindern.“ Miroku blickte zu Toutousai: „Wie erschafft ein so mächtiger Youkai einen neuen Körper? Und zum letzten Mal: was könnte mit den beiden passiert sein?“

„Es gibt nur einen Weg für Kuro“, sagte Toutousai, der unter Kagomes blitzenden Blicken erkannte, dass er sich jetzt besser an alles erinnern sollte: „Aber das ist schwierig. Er muss zu dem Ort gehen, an dem er geboren wurde. Und dort einige Rituale durchführen, die…naja….widerlich sind. Und was die zwei Idioten betrifft….ich glaube, Myouga, da hattest du was vergessen.“

„Wieso?“ Der kleine Flohgeist, der noch immer auf Mirokus Schulter saß, starrte seinen Freund an: „Das wegen dem Bannkreis und den Schwertern hast du ihnen ja auch nicht gesagt!“

„Kuro ist jetzt frei, da der Bannkreis des ehemaligen Inu no Taishou zerstört wurde“, meinte Sango, und half Ito aufstehen: „Das ist schon mal schlecht. Also wird er dahin zurückkehren, wo er geboren wurde, um sich einen neuen Körper zu erschaffen, gleich, wie widerlich wir alle das finden. Aber was ist jetzt mit den Halbbrüdern?“

„Kuro stammt aus Gara!“ meinte Toutousai, als sei damit alles erklärt.

„Gara?“ wiederholten die Menschen im Chor.

„Ein sehr magisches Land“, erläuterte Myouga daher: „Menschen können da sowieso nicht hin. Es ist von einem tödlichen Nebel umgeben und man sagt, dass die Magie des Landes so stark ist, dass nur die dort geborenen Youkai sie nutzen können. Kuro war mal der Herr dieses Landes und….ach du liebe Güte!“

Toutousai nickte: „Ja, ich denke auch, dass die beiden da jetzt sind.“

„Dann müssen wir dahin“, beschloss Kagome: „Wenn die beiden dort sind und Kuro auch, müssen wir ihnen helfen. Aber wieso sollen sie auf einmal in diesem Gara stecken? Wie sind sie dahin gekommen?“

„Das soll euch mal Myouga erklären“, murrte der alte Schmied: „Er hat es ja wohl vergessen!“

Und da sich alle Blicke auf den Flohgeist richteten, verteidigte sich der: „Ich habe es nicht vergessen, ich wusste es nicht! Immerhin war ich nur hier, als der Herr den Bannkreis schuf. Dann kam ich erst wieder, als…nun, als er gewonnen hatte. Und er ging davon aus, dass er Kuro besiegt und hier eingesperrt hatte. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass dieser Idiot später noch einen Bann legte? Ich meine damit natürlich Kuro.“

„Du solltest dich langsam klarer ausdrücken“, sagte Kagome ein wenig zu betont: „Inuyasha könnte in ziemlichen Schwierigkeiten stecken.“

„Das tut er sicher!“ Myouga seufzte: „Also schön. Was Toutousai meint: anscheinend hatte sich Kuro seinen Seelendoppelgänger bereits geschaffen, als er erkannte, dass er sich einem Duell mit dem Herrn stellen muss. Er wollte auf jeden Fall überleben. Sei es als Puppe oder in seiner wahren Gestalt. Bei der Erschaffung des Doppelgängers ging wohl etwas schief und er verlor seinen eigentlichen Körper. Da seine beiden Teile aber so nahe beisammen waren, konnte er noch immer über seine volle Macht verfügen. Seine Puppe kämpfte dann gegen den Herrn. Aber er hatte nicht mit dem Bannkreis gerechnet, der ihn gefangen setzte. Der Herr hat wohl angenommen, ihn getötet oder zumindest sehr geschwächt zu haben. Aber er löste den Bannkreis zur Sicherheit nicht. So saß Kuro sozusagen in zwei Teilen hier gefangen. Das half ihm sicher nichts herauszukommen. Aber er schloss wohl von sich auf den Herrn.“

„Für Kuro muss es vollkommen klar gewesen sein, dass der Herr wieder einmal zu ihm kommen würde, um sich …na ja...an seinem Gefangenen zu erfreuen, “ fuhr Toutousai fort. „Und Kuro verstand zuviel von Magie, als dass er nicht gewusst hätte, dass der Herr in diesem Fall zumindest kurzfristig seinen Bannkreis lösen müsste, wollte er die Insel betreten. So legte er selbst einen als Falle. Als nun die zwei Hundebengel die Barriere ihres Vaters zerstörten, lösten sie den Hinterhalt von Kuro aus, den er nie aufgehoben hatte. Und wohin sollte er seinen Gegner schicken, bannen, außer in das Land, in dem er selbst seine komplette Macht und die Magie des Landes besitzt, kein anderer Youkai die seine aber voll nutzen kann?“

„Dann sind sie in Gara und Kuro auf dem Weg dorthin.“ Kagome sah zu Ito: „Wenn es dir besser geht, fliegen wir sofort los.“

„Kagome, das geht nicht“, seufzte Myouga: „Glaub mir. Schön, ich weiß, dass ihr mich alle für einen Feigling haltet, aber das geht wirklich nicht. Durch den Todesnebel von Gara kommt kein Mensch lebendig, und nicht einmal die meisten Youkai.“

„Dann sitzt Inuyasha erst recht in der Klemme. Also müssen wir dahin!“ Sie wollte sich gar nicht vorstellen, auf was für Schwierigkeiten ihr Hanyou treffen konnte. Ein magisches Land, von dem er bestimmt keine Ahnung hatte, aber ein ebenso sicher wütender Halbbruder bei sich, und zu allem Überfluss ein Daiyoukai auf Rachepfad hinter ihnen her: „Wir müssen ihm helfen!“

„Das geht wirklich nicht, Kagome.“ Toutousai hob die Hand: „Es wäre euer sicherer Tod. Und Myougas und meiner übrigens auch. Das ist keine Gegend, in die man selbst als Youkai gehen sollte. Außer, man ist da geboren. Im Übrigen: wenn sich die zwei Idiotenbrüder mal nicht selbst die Köpfe einschlagen, sondern gemeinsam gegen Kuro vorgehen, könnten sie gewinnen.“

„Toutousai“, war die Antwort im Chor.

Miroku ergänzte: „Wir reden hier von Inuyasha und Sesshoumaru, die zu allem Überfluss nicht einmal wissen dürften, wo sie sich befinden. Entsprechend dürfte die Stimmungslage sein.“

„Sie müssen gewinnen!“ beharrte der Schmied: „Wenn sie Kuro töten, gleich, in welcher Erscheinungsform, werden sie wieder hier an die Stelle kommen, an der sie sich befanden, als der Bann ausgelöst wurde. Bringen sie sich gegenseitig um, hat Kuro freie Hand. Und dann, Freunde, wird die Lage wirklich kritisch.“

„Oh ja, “ bestätigte Myouga: „Er hat dann die Drachen, seine eigenen Youkai…und was auch immer er plant, ist sicher nichts Gutes.“

„Warum war er eigentlich dann mal mit dem Inu no Taishou befreundet?“ erkundigte sich Sango.

„Er war damals der Herr der Youkai von Gara und verbündete sich mit dem Herrn“, sagte Toutousai: „Das war nicht unüblich. Kuro war ein Gelehrter und forschte viel über Magie.“

„Der Herr auch, “ meinte Myouga: „So unterhielten sie sich, kamen sich näher. Ich denke, der Herr dachte, einen Gleichgesinnten getroffen zu haben. Selbst, als er Hinweise bekam, dass Kuro sich heimlich mehr Krieger besorgte, dass es den Anschein hatte, als wolle der Verrat üben, schwieg er. Nun ja, der Herr gab immer allen eine Chance.“

„Großzügig“, erklärte Toutousai prompt: „Und manchmal wirklich gefährlich für ihn. Aber so war er eben.“

„Ich denke, es war bei diesem Übungskampf gegen Sesshoumaru, als der Herr verstand, dass Kuro eben anders war. Ich meine, es hätte genügt, gegen ihn einfach zu gewinnen. Aber Kuro beschämte ihn, hielt erst inne, als er erkannte, dass er dabei war, den Herrn das Gesicht verlieren zu lassen. So wurde der Herr vorsichtiger. Es kam dann ja auch bald zum offenen Bruch, zumal, als Kuro diese Masse über das Land legte, die alles Leben dort vernichtete.“ Myouga seufzte: „Kagome, ich weiß, dass du Inuyasha helfen willst, aber…aber es ist einfach unmöglich. Das müssen die beiden Idiotenbrüder wirklich alleine schaffen.“

„Ich fürchte, er hat recht,“ meinte Miroku langsam: „Ich entsinne mich, von diesem Gara gehört zu haben, als mystisches Land hinter den Nebeln, verboten für Sterbliche, gleich, über welche Fähigkeiten sie verfügen.“

„Wir können es versuchen.“ Kagome blickte Hilfe suchend zu Sango.

„Gara“, sagte die Dämonenjägerin daher: „Ich weiß, da war noch etwas, das man beachten sollte. Die Magie des Landes ist dort gewaltig, ja. Aber da war noch etwas…..“
 

Kuro ging langsam durch den Wald. Der Körper des Bärenyoukai, den er übernommen hatte, würde auf Dauer nicht in der Lage sein, seiner Energie standzuhalten, das war ihm klar. Aber zunächst einmal musste er noch aus seiner Studierstube und seinen Versuchsräumen einige wichtige Unterlagen besorgen. Ganz sicher hatten die Drachen die Gelegenheit genutzt, sich das Mittel zu holen, mit dem sie Nachwuchs bekommen konnten.

Sollten sie.

Er hatte mit ihnen sowieso noch eine Rechnung offen. Wie hatte sich Tsume unterstehen können, samt seinen Kriegern zuzusehen, wie diese beiden Tölen seine Puppe zerstörten? Nun gut. Er hatte ja gesagt, dass er keine Einmischung wollte. Aber so wörtlich hätte das der Drachenanführer auch nicht nehmen müssen.

Wichtiger waren die anderen Ergebnisse. Das mit den Drachen hatte er nur aus Zufall herausgefunden. Eigentlich hatte er an der gestürzten Drachendame sein ursprüngliches Mittel ausprobieren wollen, ihr eingeredet, dass er an einem Fruchtbarkeitsmittel arbeite. Sie hatte ihm das geglaubt. Da sie umgehend tatsächlich ein Ei legen konnte, war der Clanchef auf ihn zugekommen. Das war äußerst praktisch für ihn, oder besser, seine Puppe gewesen. Nun gut. Wäre er damals das Risiko nicht eingegangen, einen solchen Seelendoppelgänger zu erschaffen, liefe er heute nicht mehr durch den Wald.
 

Kuros Gedanken wanderten erneut in die Vergangenheit. Nachdem sein fehlgeschlagener Versuch einen gesamten Landstrich zerstört hatte, war ihm klar gewesen, dass ihm sein lieber, alter Freund einen Besuch abstatten würde. Und ein Kampf gegen den Inu no Taishou war stets etwas, dem man aus dem Weg gehen sollte. Aus irgendeinem Grund hatte diesem seine besondere Fähigkeit nie etwas ausgemacht. So hatte er eine Puppe erschaffen, gewagte Magie, aber es hatte sich als sinnvoll erwiesen.

Leider hatte er nicht damit gerechnet, dass dieser blöde Hund tatsächlich einen so mächtigen Bannkreis legen konnte, dass er selbst, falls er gegen den Inu no Taishou gewonnen hätte, auf Ayanami eingesperrt geblieben war. Aber der hatte ja auch noch gesiegt, vermutlich geglaubt, er sei tot. Mit Hilfe seiner Puppe war es ihm jedoch gelungen, in dieser körperlosen Form am Leben zu bleiben, durch seinen Doppelgänger zu agieren. Da beide Seelenteile so nah beisammen waren, verfügte auch die Puppe über die volle Macht eines Daiyoukai.

Nach der Zerstörung der Puppe durch diese Hundebrüder, hatte er es geschafft, einen guten Teil der Seele und des Youki des Doppelgängers wieder einzufangen. Er war nun zwar nicht mehr ganz so stark wie zuvor, aber ganz sicher noch immer Sesshoumaru überlegen. Von dem Bastard ganz zu schweigen. Zumal sie anscheinend nicht mitbekommen hatten, dass er kurzfristig in die Zukunft blicken konnte. Aber sie waren so entgegenkommend gewesen, den Bannkreis ihres Vaters zu zerstören. Heute war eindeutig sein Glückstag.

Jetzt musste er sich nur noch seine Versuchsergebnisse holen und nach Gara zurückkehren, die Rituale durchführen. Dann, mit einem passenden Körper ausgestattet, würde er endlich das durchführen können, was er seit so langer Zeit geplant hatte: die Vernichtung dieser erbärmlichen Geschöpfe. Zuerst hatte er schlicht vorgehabt, sie einzeln zu töten, aber das hatte sich als zu schwierig erwiesen, mühselig, geradezu. Und der Inu no Taishou hatte zu allem Überfluss Verdacht geschöpft.

Er hatte sich zwar herausreden können, aber dann mit seinem Plan begonnen, seinen Versuchen zur Sterilisation. Menschen und Tiere lebten nur so kurz – wenn sie keinen Nachwuchs mehr bekamen, wären in nicht einmal hundert Jahren keine mehr übrig. Die Versuche, die er während seiner Verbannung an den Tieren von Ayanami durchgeführt hatte, hatten ihm bewiesen, dass er sie verändern konnte. Aber sein Ziel, sie zu Youkai zu machen, hatte er nicht erreicht. So waren also auch sie zum Aussterben bereit.

Die schwarze Masse, die einst in einem missglückten Experiment über das Land geflossen war, alles Leben dort vernichtet hatte, war nun in langen Versuchsreihen zu feinem Staub geworden, der jedes dieser primitiven Lebewesen unfruchtbar machen würde. Er müsste ihn nur noch in großem Umfang herstellen. Dies konnte er am Besten zu Hause.
 

Kuro sah sich um, ehe er die Höhle betrat. Aber niemand mehr war zu sehen. Hoffentlich hatten diese dämlichen Drachen nicht seine anderen Unterlagen zerstört. Aber das glaubte er denn doch nicht. Sie hatten einen gewissen Respekt vor Wissenschaften. Interessant war nur, dass das gleiche Mittel, dass nach seinen Ergebnissen Menschenfrauen unfruchtbar machte, bei Drachen das Gegenteil bewirkte. Vielleicht sollte er diesen Drachenclan auch ausrotten? Immerhin hatte ihn Tsume betrogen und sie hatten ihm das Mittel jetzt gestohlen. Doch, das wäre vielleicht eine gute Idee, schon, um den anderen Drachenclans Respekt einzuflössen. Myouga und Toutousai waren auch noch auf der Liste. Aber die Nummer Eins und Zwei waren sicher diese Hundebrüder. Und mit ein bisschen Glück waren die schon bei ihm zu Hause, in Gara. Vielleicht käme er nicht einmal mehr dazu, selbst Hand an sie legen. Das wäre zwar bedauerlich, aber man konnte eben nicht alles haben.
 

Kuro suchte seine Unterlagen und einige Beutel mit Chemikalien zusammen. Er musste sich beeilen. Dieser Körper machte jetzt schon Probleme und würde bald zerstört sein. Er benötigte unbedingt einen neuen, der der Energie eines Daiyoukai besser standhalten konnte. Bis er Gara erreicht hatte, würden wohl noch einige Youkai dran glauben müssen. Nun, es sollte eine Ehre für sie sein, zugunsten ihres zukünftigen Herrn sterben zu dürfen.

Bald, nach so langer Wartezeit, würde er den ihm zustehenden Platz einnehmen, der Herr über alle Youkai und Drachen sein, eine Position, die er aufgrund seiner Stärke, seiner magischen Macht und seiner überragenden Intelligenz von jeher verdient hatte. Er und nicht dieser verdammte Hund!
 

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Ein reizender Plan.

Die Halbbrüder sind also zu zweit allein im magischen Land von Gara gelandet. Das nächste Kapitel heisst denn auch: Im Todesnebel.
 

Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Im Todesnebel

Vor den Freunden liegt eine gewisse Wartezeit, ja. Wenden wir uns also statt dessen den beiden Halbbrüdern zu, die notgedrungen eine Art Burgfrieden einhalten
 

12. Im Todesnebel
 

Eine Falle!

Diesen Gedanken hatten in seltener Einigkeit beide Halbbrüder, als eine ungeheuere Macht sie packte, wie Spielzeuge mit sich riss. Die Zerstörung von Vaters Bannkreis hatte einen Hinterhalt ausgelöst.
 

Sesshoumaru war mit einem Sprung auf den Beinen. Um sich konnte er nichts sehen, außer einem äußerst dichten Nebel, der auch alle Geräusche und Gerüche verschluckte. Wo war er und was war passiert? Vorsichtig spürte er mit seinen anderen Sinnen, fand die Zweige der Magie. Die unsichtbaren Linien führten stets zum Mittelpunkt des Landes, dem Punkt, an dem die Macht einer Region am größten war, und dem Herrn des Landes zur Verfügung stand. Er musste nicht lange nachdenken, um die Indizien zusammenzählen zu können: Kuro war einst der Herr von Gara gewesen, einem äußerst magischen Land, das von einem dichten Nebel umgeben war. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hatte die Falle, die der Daiyoukai gelegt hatte, bewirkt, dass er, Sesshoumaru, nun an das Land von Gara gebunden war, ja, dass er im Todesnebel gelandet war.

Sie im Todesnebel gelandet waren, korrigierte er sich, als er eine rot gekleidete Gestalt zu seinen Füßen erblickte. Auch, wenn dies durchaus ein passender Platz für einen Hanyou war, so sollte Inuyasha besser aufstehen. Diese Gegend hieß nicht ohne Grund Todesnebel. Wenn er sich recht entsann, galt er auch für Youkai als Todesfalle. Für einen Augenblick war der Hundeyoukai versucht, seinen Halbbruder mit einem Tritt zu wecken, als der ebenfalls aufsprang, die Hand bereits an Tessaiga.

Er entspannte sich ein wenig, als er Sesshoumaru vor sich sah. Der hatte kein Schwert in der Hand und immerhin hatten sie in den letzten Minuten gemeinsam einen Bannkreis zerstört. Überdies war etwas anderes im Augenblick wichtiger:

„Der Mistkerl hat eine Falle gelegt gehabt.“ Er blickte sich um: „Ein Sumpf?“

Die Nase des Halbblutes musste wirklich erbärmlich sein. Dafür würde irgendwer noch bezahlen, dass Kuro ihn mit dieser Begleitung beglückt hatte. Nun gut, Inuyasha hieß immerhin auch Tessaiga, und es mochte in Gara wünschenswert sein, ein solches Schwert dabei zu haben, zumal mit der Fähigkeit, Bannkreise zu durchbrechen. Überdies beinhaltete die Falle sicher, dass sie nur zu zweit eine Chance hatten, zurückzukehren. Brachte er den Bastard um, würde er selbst Gara kaum mehr verlassen können. So sagte er nur: „Da du wie immer unwissend bist, Inuyasha: es handelt sich um den Todesnebel, der das Land von Gara umgibt.“

Zu seiner Überraschung fragte der Hanyou nicht nach, was Gara sei.

Es war Inuyasha jedoch vollkommen gleich, wie die Gegend hieß, Todesnebel und Gara hin oder her, in seinen Augen war nur eines wichtig: „Kuro hat uns hierher geschickt? Dann lebt er noch?“

Sesshoumaru bedachte diese Sache. Seit wann entwickelte Inuyasha gute Ideen? Denn die Frage war berechtigt. Die Falle, der Zauber, hätte, wenn er nicht gesondert ausgelegt war, mit seinem Schöpfer zugrunde gehen müssen. Also gab es nur zwei Möglichkeiten: der Zauber war sehr nachhaltig gelegt worden – dann war Kuro tot und sie mussten, um den Bann zu lösen, zum magischen Mittelpunkt von Gara. Oder aber irgendwie hatte es Kuro geschafft, die Zerstörung seiner Puppe zu überleben. Sicher würde er zu dem Ort gehen, an dem er die meiste Macht hatte, um sich zu regenerieren. Auch in diesem Fall mussten sie zum Mittelpunkt des Landes. „Wir gehen zum Schloss von Gara.“

Das war zwar keine Antwort, aber immerhin wusste einer, wohin man sich in dieser Dampfküche wenden sollte. So blieb der Hanyou an der Seite des Älteren, als sich dieser in Bewegung setzte.

Todesnebel? Es fühlte sich an wie Nebel, das war alles, was Inuyasha dazu sagen konnte, nicht ungewöhnlich. Aber es war kaum etwas zu erkennen, so dicht waberte hier der Dunst. Gerade noch, dass er seinen Halbbruder neben sich sehen konnte. Auch die Nase war nicht sonderlich hilfreich. Und es herrschte Stille. Da sie beide lautlos gehen konnten, war nicht einmal das Geräusch ihrer Schritte zu vernehmen. Das war es, was diesen Nebel ein wenig unheimlich machte. Unwillkürlich fasste der Hanyou nach seinem Schwert.

Sesshoumaru hatte es bemerkt. Auch seine Sinne waren behindert, ein ungewohntes Gefühl für ihn. Aber dieser Nebel war der einzige Weg, um in das magische Land von Gara zu kommen. Er umgab es in alle Richtungen. Irgendetwas daran war gefährlich, das wusste er. Aber er vermochte nichts wahrzunehmen. Und natürlich würde es Inuyasha erst recht nicht tun können. Die Sinnenausstattung eines Hanyou konnte nie der seinen gleichen.

Kuro würde also ebenfalls durch diesen Nebel müssen, wenn der noch am Leben war, bedachte er nun. Ob er mit einem gestohlenen Körper versuchen würde, hindurchzugelangen? Würde dieser dem Nebel standhalten oder der wie auch immer hier lauernden Gefahr? Kuro wusste sicher, um was es sich handelte, und konnte sich vorsehen. Überdies war er natürlich auch mächtig in seiner Magie. Es wäre schön gewesen, wenn man ihm einfach den Weg hätte verlegen können und ihn zum Kampf zwingen, ohne in den Nebel zu geraten. Aber das war leider nicht möglich, da er, Sesshoumaru, ja nicht wusste, in welcher Gestalt, mit welchem Körper Kuro nun unterwegs war, ja, nicht einmal, ob dieser überhaupt noch am Leben war. Also musste er ihn im Mittelpunkt von Gara stellen. Oder dort wenigstens den Bann löschen, der sie hierher befördert hatte. Immerhin könnte sich Tessaiga dabei als nützlich erweisen. Nun gut, das bedeutete leider auch, dass sich Inuyasha als nützlich erweisen konnte, da Tessaiga ihn als Youkai ja abwies. Was sich Vater dabei nur gedacht hatte….
 

Keiner der beiden Halbbrüder hätte sagen können, wie lange sie schon in dem Dunst umherwanderten, als ein unerwartetes Geräusch sie stehen bleiben und wittern ließ. Es hatte sich wie ein Zischen angehört, als atme jemand schmerzhaft ein. Aber dieser Jemand musste recht groß sein. Oder war das etwas anderes?

„Dieser blöde Nebel!“ Inuyasha versuchte in den grauen Schwaden etwas zu erkennen, wieder die Hand am Schwertgriff: „Aber da ist doch niemand.“

Was für eine sinnvolle Bemerkung, dachte der ältere Halbbruder unwillkürlich: am Nebel konnten sie nichts ändern. Und ob dort ein Wesen oder ein Hindernis war, würde sich nur zu bald herausstellen. Beides musste man eben beseitigen. So ging er weiter.
 

Nach kurzer Zeit wiederholte sich das Geräusch. Es musste irgendwo vor ihnen sein, aber sie konnten nicht einmal die genaue Richtung feststellen.

„Was ist das denn?“ Inuyasha sprang seitwärts: „Das ist…war…“ Er bückte sich: „Ein Mensch?“ Er war hier mit Sesshoumaru unterwegs, schoss es ihm durch den Kopf, als er sich umdrehte: nicht mit seinen Freunden. Da sollte er sich solche Aussprüche sparen, ehe wieder eine dumme Bemerkung von diesem arroganten Mistkerl kam.

Zu seiner gewissen Verwunderung tauchte der Hundeyoukai aus den Nebeln auf und betrachtete das Skelett: „Ein Samurai.“

„Äh, ja. Er hat sich wohl in diesem Nebel verirrt und nicht mehr hinausgefunden.“ Das war ja direkt eine sachliche Aussage gewesen.

Möglich, dachte Sesshoumaru. Aber woher stammten die Kratzer an den Knochen? Hatte ihn jemand aufgefressen? Er musterte das graue Einerlei um sie. Noch immer versagte seine Nase ihren Dienst. Wieder drang das Zischen an seine Ohren. Der Abstand war regelmäßig. Atmete da doch jemand? Oder war es nur eine Springquelle?

Inuyasha sah, dass sein Halbbruder aufmerksam war, und versuchte seinerseits, etwas in dem Nebel zu erkennen. Es war ja nicht notwendig, dass er als der Dumme dastand. Immerhin hatte er das Skelett gefunden. „Da ist doch etwas…“ sagte er, ehe er merkte, dass er schon wieder dabei war, eine überflüssige Bemerkung zu machen. Er musste wirklich aufpassen, diesem dämlichen Hund nicht noch Gründe dafür zu liefern, dass der ihn nicht für voll nahm.

Sesshoumaru hatte es ebenfalls gewittert. Ein Felsen? Zumindest war der Geruch so ähnlich. Dieses Unbekannte lag in der Richtung, in der sie gehen mussten. So würde sich die Frage rasch geklärt haben. Möglicherweise war es das, was dieser Gegend den Namen Todesnebel eingebracht hatte. Wie unangenehm. Aber wenn er Kuro besiegen wollte, diesem arroganten Mistkerl zeigen wollte, dass niemand ungestraft ihn so demütigen konnte, oder schlicht auch nur Gara je wieder verlassen wollte, musste er eben im Augenblick mit dem Nebel und dem vorlauten Hanyou leben. So setzte er sich in Bewegung. Wie er erwartet hatte, war Inuyasha sofort an seiner Seite.
 

Das Zischen kehrte zurück und nun konnte auch der Jüngere den Geruch von Felsen wahrnehmen. Nur kurze Zeit später erfuhren sie die Ursache des seltsamen Geräusches. Ein Wind erfasste sie, ein Sog, den beide nur mit dem des Schwarzen Loches vergleichen konnten, das Miroku in seiner Rechten trug. Beide wurden von den Füssen gehoben, wie Spielzeuge durch die Luft gewirbelt. Unwiderstehlich wurden sie angezogen, eingesogen, zu einem Felsen, wo sich eine Öffnung befand.

„Verdammt! Was ist das?“ schrie Inuyasha, und zog Tessaiga. Aber da war doch nur ein Fels? Im nächsten Augenblick waren sie im Inneren, wurden empor gesogen. Dann ließ der Wirbel nach. Sesshoumaru landete auf einem Vorsprung, sah sich rasch um. Was war das gewesen? Einer solchen Gewalt an Luftstrom war er noch nie begegnet. Inuyasha sprang auf einen anderen Sims, wie sie hier überall in unregelmäßigen Abständen aus den Wänden ragten. Sie befanden sich in einer Höhle, eher einem Gang, der senkrecht von unten nach oben ging. Es roch nach Fels, aber auch nach etwas anderem, das sie nicht deuten konnten.

Das Hanyou versuchte nach oben zu sehen: „Da scheint eine Art Ausgang zu sein. Immerhin hat der blöde Wind nachgelassen. Aber was ist das hier?“ Er erwartete keine Antwort, bekam sie aber:

„Ein Magen.“

„Wie bitte?“ Er hoffte nur, dass sein Gesichtsausdruck nicht verriet, wie dämlich ihm diese Aussage vorkam. Dann jedoch erinnerte er sich daran, schon einmal in einem Berggeist gesteckt zu haben: „Nein, der Magen von einem Berggeist sieht anders aus. Oder der von einem Eremiten.“

„Kein Berggeist oder Eremit.“ Sesshoumaru versagte es sich, nachzufragen, was um aller Hunde willen seinen Halbbruder dazu gebracht hatte, in derartigen Mägen zu landen. Er bemerkte, dass die Wände um sie zu zittern begannen, die Vorsprünge aufeinander zu glitten. Das war das Verdauungsorgan des riesigen Wesens, in dem sie sich befanden und er konnte sich nun die Kratzer an den Knochen des Samurai erklären. Es war eindeutig besser, hier zu verschwinden, solange der gewaltige Sog nicht wiederkam. Anscheinend atmete das Wesen seine Nahrung aus den Nebeln ein und die Überreste aus. So sprang er empor, die Vorsprünge als Zwischenstationen nutzend.

Inuyasha folgte ihm eilig. Warum auch immer der Herr Halbbruder annahm, dies sei ein Magen – im Zweifel war es besser, sämtliche Fragen auf später zu verschieben. Allerdings war das der erste Magen, in dem er steckte, ohne Verdauungssäfte. Oder kamen die später? Im gleichen Augenblick stellte er fest, dass Flüssigkeit aus den Wänden drang, über die seltsamen Vorsprünge lief, die sich nun aneinander rieben. Es wurde immer schwerer, empor zu springen, ohne dazwischen zu geraten. Und als seine bloßen Füße mit der Feuchtigkeit in Berührung kamen, war ihm klar, dass dies die Säure war, auf die er schon gewartet hatte. Sie verätzte sogar seine relativ unempfindliche Haut.

Sesshoumaru hatte die oberste Zahnreihe erreicht. Dort, wo zuvor oben eine Öffnung gewesen war, war nun keine mehr. Ein Blick hinunter verriet ihm, dass der Hanyou fast bei ihm war, gerade noch den mahlenden Schneiden entkam, indem er einen gewaltigen Satz hinauf machte, zu dem kleinen Vorsprung, auf dem der Hundeyoukai stand. Der sah nur zwei Möglichkeiten: entweder, er fing diesen dämlichen Bastard auf oder sie würden alle beide zwischen die Mahlzähne geraten. So packte er das Handgelenk seines Halbbruders, zog ihn nahe an sich.

„Töricht wie eh und je.“

„Halt bloß die Klappe. Immerhin bist du ja wohl nicht mit dieser blöden Säure in Kontakt gekommen.“ Inuyasha sah hinauf: „Wenn das Biest uns nicht freilassen will, haue ich ihm ein Loch mit der Windnarbe hinein.“

„Ich wiederhole mich ungern.“

„Was soll das heißen?“ fauchte der Hanyou: „Willst du hier etwa übernachten?“

Dafür würde Kuro, wenn er noch am Leben war, bezahlen! „Inuyasha, selbst für einen Bastard müsste zu erkennen sein, dass dort oben eine Magieabwehr ist. Dein Kaze no Kizu würde reflektiert werden und auf uns zurückgeworfen werden.“ Uns? Dachte er gleichzeitig. Hatte er wirklich gerade „uns“ gesagt?

„Nein, das habe ich nicht gesehen, stell dir vor. Und was dann, Herr Oberschlau?“ Im nächsten Moment wich der Hanyou soweit von seinem Halbbruder zurück, als es der Zahn erlaubte, auf dem sie beide standen. Denn dieser hob mit einer eleganten Bewegung seine Hand, die grün leuchtete. „Äh…“

„Ich stelle ihm meine Dokkaso vor.“ Der Hundeyoukai sprang hinauf zu der Haut des Wesens, die die Öffnung verschloss. Seine Hand schoss vor.

Es musste praktisch sein, so etwas bei sich zu tragen, dachte der Hanyou unwillkürlich, als das gigantische Wesen fast unverzüglich seine Hautfalte von der Öffnung zog. Gegen Säure half auch die Magieabwehr nichts. Er sprang seinem Halbbruder hinterher. Anscheinend besaß dieses Geschöpf die Fähigkeit, dafür zu sorgen, dass sich selbst Youkai nicht einfach so wehren konnten, gerieten sie in seine Falle. Nun, mit ihm und Sesshoumaru hatte es wohl nicht gerechnet.

Beide landeten auf etwas, das sie im ersten Augenblick für Fels hielten, ehe sie bemerkten, dass es sich wohl um die stabile Außenhülle des Wesens handelte, das seine Atemöffnung hinter ihnen wieder schloss. In den Nebelschwaden um sich erkannten sie die Schemen weiterer dieser säulenartigen Geschöpfe.

„Da müssen wir wohl durch“, murmelte Inuyasha: „Na ja, wenn wir aufpassen, dass wir nicht wieder eingesaugt werden…..Immerhin ist mir jetzt klar, warum das hier Todesnebel heißt. Reizende Gegend.“ Er brach ab. Verflixt, warum vergaß er nur dauernd, in wessen Begleitung er hier durch die Lande lief?

Sesshoumaru antwortete nicht auf die in seinen Augen überflüssige Bemerkung. Sie wollten zum Schloss von Gara, also mussten sie hier durch. Das war alles, was zählte. So machte er den Satz hinunter, an den Fuß des Wesens, legte allerdings seine Hand an den Schwertgriff. Falls sie erneut eingesaugt werden sollten, müsste er sich damit festhalten. Noch einmal würde ihn solch ein Geschöpf nicht überraschen können. Allerdings musste er zugeben, dass die Gerüchte wohl stimmten, Youkai könnten im Todesnebel und auch noch weiter im Norden nicht ihre vollen Fähigkeiten einsetzen. Gewöhnlich wäre es niemandem gelungen, ihn einfach so einzusaugen.

Inuyasha kam hinterher, landete an der Seite seines Halbruders. „Was sind das für Wesen?“ fragte er dann doch.

Keine Antwort.

Also wusste es der Hundeyoukai auch nicht. Schön, den auch mal unwissend zu erleben. Der Hanyou grinste ein wenig. Irgendwie tat es gut. Aber wichtiger wäre es, bald in diesem Gara anzukommen und Kuro zu erledigen. Er nahm schwer an, dass dieser Mistkerl irgendwie noch am Leben war. So sagte er nichts mehr dazu, zumal Sesshoumaru weiterging.
 

Zweimal spürten die Halbbrüder noch den Sog eines solchen Geschöpfes, aber da sie sich so entfernt wie möglich hielten, sich auch mit den Schwertern in der Erde verankerten, entkamen sie diesen Wesen.

Noch immer wanderten sie durch dichten Nebel. Die gewöhnlichen Sinne waren abgestumpft, aber nach ihrem Erlebnis ließen beide in ihrer Aufmerksamkeit nicht nach. Wer wusste schon, was der wabernde Dunst noch an Wesen und Gefahren verbarg. Dennoch wurden sie überrascht, als der Nebel plötzlich endete. Fast, als ob sie durch eine Tür getreten wären, standen sie in einer Landschaft im Sternenlicht. Es war Nacht geworden, während sie den Todesnebel durchquert hatten.

„Das ist Gara.“ Inuyasha sagte es wie eine Feststellung, aber er war sich nicht sicher. Fragen wollte er allerdings auch nicht, um nicht als unwissend dazustehen. Das sah allerdings nicht sehr gefährlich aus: Hügel, Bäume, kleine Wäldchen, entfernt konnte er einen Fluss wittern.

Sesshoumaru musterte die Landschaft ebenfalls. Nach allem, was er gehört hatte, war dies eine äußerst bedrohliche Gegend. Überdies war ihm nicht ganz klar, welche seiner Fähigkeiten er hier nicht einsetzen konnte. Nun, man würde es sehen. In jedem Fall mussten sie weiter nach Norden gehen, um zu dem eigentlichen Schloss von Gara zu kommen. Dort würde auch sicher Kuro hingelangen wollen, war dies doch der magische Mittelpunkt, der Ort, an dem die Magie des Landes am stärksten war. Er wusste allerdings nicht, ob es sich dabei um ein wirkliches Schloss, um ein Dorf, oder auch nur um eine bestimmte Felsgruppe handelte. Das war jedoch völlig gleich. So ging er weiter.

Inuyasha murmelte: „Keh!“ Bekam er denn von diesem arroganten Mistkerl grundsätzlich keine Erklärungen? Oder wusste der das etwa auch nicht? Na ja, er war wohl nie hier gewesen. So machte er den Satz, um wieder an die Seite seines Halbbruders zu gelangen. Immerhin ließ der das zu und verlangte nicht von ihm, wie Jaken hinterher zu gehen. Das hätte er sich allerdings auch schwer verbeten. „Weißt du eigentlich, wo wir hin müssen?“

„Sei kein Narr.“

Der Hanyou biss die Zähne zusammen. Da hatte ihm sein Schicksal ja eine reizende Begleitung aufgehalst. Das würde dieser dämliche Schmied noch zu hören bekommen, der war ja an allem schuld. Aber vermutlich würde sich Sesshoumaru nur herablassen, ihn aufzuklären, wenn er ein Duell verloren und Tessaiga an der Kehle hatte. Sollte er…? Aber dann dachte er an den Daiyoukai und daran, dass sie anscheinend so oder so hier in dieses Land gebannt worden waren und hier gefangen saßen, bis es ihnen gelang, den Fluch zu brechen. Nein, das hatte Vorrang. Und so musste er sich eben mit diesem Misthund abfinden, bis sie alles hier erledigt hatten.

Sesshoumaru hatte durchaus bemerkt, dass sich die Hand des Hanyou an Tessaiga gelegt hatte, der sich nun wieder entspannte. Sieh einer an. Da lernte jemand Selbstbeherrschung? Wie amüsant.
 

Die Nacht war schon weit vorangeschritten, als Sesshoumaru anhielt. Inuyasha tat es ihm gleich, fragte jedoch: „Was ist los?“

„Frag deine Nase, nicht mich.“

So witterte der Hanyou. Es roch nach Youkai, Metall. Von links und rechts näherte sich der Geruch. Er fasste nach Tessaiga: „Sie kommen von zwei Seiten, aber es scheinen nur jeweils ein oder zwei zu sein.“ Er wollte doch demonstrieren, dass auch er gewisse Fähigkeiten besaß.

Statt einer Antwort drehte sich der Hundeyoukai nach links und ging dort hinüber.

Wunderbar, dachte Inuyasha, also darf ich wohl die rechts übernehmen? Ganz bestimmt waren das keine Freundschaftsbesuche. Gara war sicher eine recht unfreundliche Gegend. Wenn schon ein Typ wie Kuro hier herstammte. So ging er in diese Richtung.

Kurz darauf erkannte er zwei Youkai, eindeutig Krieger, die stehen blieben, als sie ihn sahen, unverzüglich zogen. Von einem friedlichen Gespräch schienen sie nicht viel zu halten.

„Ein Hanyou! Wie erbärmlich. Na, dann werden wir dich mal rasch von deinem elendigen Leben erlösen. Erstaunlich sowieso, dass du durch den Nebel gekommen bist. Mehr Glück als Verstand, hm?“ Sie kamen langsam näher, wichen auseinander.

„Keh!“ Er nahm Tessaiga: „Ja, ich bin ein Hanyou. Und ihr seid zwei der dämlichsten Youkai, die mir je untergekommen sind. Verschwindet, ehe ich wirklich sauer werde.“

„Träum weiter! Aber ein nettes Schwert hast du. Das wird meine Beute.“

„Nein, meine“, sagte der andere sofort.

„Ich sagte schon, dass ihr Idioten seid.“ Inuyasha war sicher, dass sie keine Ahnung hatten, auf was sie sich einließen. Das waren keine ernstzunehmenden Gegner für ihn. „Lasst mich in Ruhe!“ Statt einer Antwort liefen sie los, die Klingen schon zum Zuschlagen erhoben. Er sprang ihnen entgegen, suchte die Linien der Windnarbe: „Kaze no kizu!“

Als er sich umdrehte und Tessaiga weg schob, stand sein Halbbruder bereits wieder da und betrachtete ihn. Er brauchte nicht zu fragen, was aus dessen Gegner geworden war.
 

Die Hundebrüder waren schon weiter in Richtung Norden gegangen, als zwei Krieger die Toten fanden:

„Das war kein Youkai“, sagte einer.

„In jedem Fall wird das die Herrin nicht freuen. Sie reagiert immer ärgerlich, wenn jemand von uns getötet wird. Wer auch immer der Idiot war, wird dafür bezahlen.“

„Das Schöne ist, ich weiß, wer das war. Ich kenne diese Spuren aus der Zeit, als ich noch für den Inu no Taishou gearbeitet habe. Das war Tessaiga. Und der, der Tessaiga nun besitzt, ist, soweit ich hörte, ein Hanyou. Nichts als ein Hanyou.“ Der Krieger richtete sich auf: „Berichten wir der Herrin, dass ein idiotischer Bastard sie herausgefordert hat. Und dass er eine magische Klinge dabei hat, die ihre Macht erhöhen wird.“
 

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Im nächsten Kapitel lernen sich Inuyasha und Sayuri kennen, die ihr auch in der Chara-Beschreibung findet. Don-kun war so nett, sie mir zu zeichnen.http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=1112849&sort=zeichner

Und zunächst sind beide über diese Begegnung erfreut...
 

Wer so freundlich ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass ds neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Der Schrecken der Nacht

Da ihr alle so neugierig auf Sayuri seid, kommt hier schon das nächste Kapitel.

Der Titel bezieht sich auf das Motto von Darkwing Duck: Ich bin der Schrecken, der die Nacht durchflattert...
 

13. Der Schrecken der Nacht
 

Die Sonne hatte fast schon ihren Höchststand erreicht, als die Halbbrüder am Ufer eines kleinen Teiches stehen blieben. Sesshoumaru hob den Kopf, suchte in den magischen Schwingungen, wo sich Kuro befinden mochte. Er wollte ihn so rasch wie möglich stellen und töten. Falls dieser Mistkerl den ersten Versuch tatsächlich überlebt hatte. Inuyasha nahm an, dass er witterte und versuchte seinerseits, etwas zu riechen.

„Da.“

„Was?“ Der Hanyou wusste nicht, ob er erstaunt darüber sein sollte, dass der Herr Halbbruder einmal tatsächlich das Wort an ihn gerichtet hatte, oder ärgerlich darüber, dass es wieder etwas zum Raten war.

„Ich werde nachsehen. Warte hier.“

„He! Moment mal...“ Das war doch die Höhe! Warum sollte er Befehle entgegennehmen? War er etwa ein Krötenyoukai? Aber Inuyasha brach ab, als er nur noch zusehen konnte, wie sich sein Halbbruder in seine wahre Form verwandelte und davonjagte. Na toll. Ein wenig mürrisch sah er hinterher. Schön, das konnte er nicht, aber er kam sich wie abgestellt vor, nutzlos. Hoffentlich kam der Mistkerl auch wieder und versuchte nicht, Kuro im Alleingang zu erledigen. Das hatte schon das letzte Mal nicht geklappt, und, wenn er die Anspielungen richtig verstanden hatte, bereits früher nicht. Aus irgendeinem Grund war dieser Kuro in der Lage, sogar jemanden wie Sesshoumaru matt zu setzen. So stark oder einfach so raffiniert? Oder konnte der eben etwas, was kein anderer zustande brachte? Aber eigentlich war das auch egal. Er war Inuyasha und er würde ihn erledigen. Und jetzt musste er eben auf diesen ….er verschluckte den Gedanken…auf seinen Halbbruder warten.
 

Inuyasha wartete nicht sehr lange, ehe er ungeduldig wurde. Irgendetwas weckte in ihm Hunger. Was war das nur? Schön, er hatte das letzte Mal etwas gegessen, ehe sie zu der fliegenden Insel aufgebrochen waren, aber….Prüfend sog er die Luft ein. Doch, tatsächlich. Da kochte jemand. Und zwar Nudeln. Ramen…Kagome…ach nein, die würde gewiss nicht hier sein. Aber vielleicht war es jemand, dem er eine Schüssel abschwatzen konnte? Er sah sich noch einmal um. Sesshoumaru schien noch nicht zurück zu kommen. Irgendwie wäre es ihm peinlich gewesen, sich beim Essen ertappen zu lassen, warum auch immer. So ging er in die Richtung, aus der dieser verlockende Duft kam.

Allerdings hatte er durchaus nicht vergessen, dass dieser Landstrich gefährlich sein sollte. So legte er die Hand an Tessaiga und suchte eine mögliche Falle. Aber er konnte nichts entdecken, bis er die Frau sah, die an einem Feuer saß und in einem Topf umrührte. Sie blickte auf, musste ihn also bemerkt haben. Nun gut, das war eine Youkai, aber er entspannte sich, als er den breiten Schnabel sah. Das war sicher eine aus einer Entenfamilie und er konnte sich nicht vorstellen, dass sie gefährlich war. So blieb er stehen.

„Guten Tag“, sagte er: „Ich wollte dich nicht erschrecken.“

„Guten Tag. Na, das ist ja eine Überraschung. Du bist ein Hanyou. Und auch noch ein richtig Süßer, wenn ich das richtig sehe.“ Sie betrachtete ihn aus großen dunklen Augen: „Deine Ohren allein sind so niedl….Was möchtest du?“

„Ich habe das Essen gerochen. Und ich habe Hunger. Gibst du mir einen Teller ab?“

„Hm.“ Sie zupfte an ihrem Rock, aus dem hinten ein kleiner Bürzel ragte.

„Einen halben?“ Diese Ente schien sehr gut kochen zu können. Der Duft war wirklich verlockend.

„Na schön. Ich gebe dir etwas von meinen Nudeln.“ Sie nahm eine kleine Schüssel neben sich vom Boden: „Du bist wirklich ein netter Anblick. Ich freue mich, dass wir uns hier getroffen haben.“

„Äh...ja?“ Inuyasha wurde etwas verlegen, wusste er doch nicht so ganz, was er darauf sagen sollte. Aber er kam näher und zog Tessaiga aus dem Gürtel, ehe er sich niederließ.

„Oh.“ Die Entenyoukai hatte es bemerkt: „Ein magisches Schwert, in der Tat. So hat es wohl viele besondere Eigenschaften?“

„Ja.“

„Du willst nicht darüber reden, natürlich. Hier.“ Sie reichte ihm die Schüssel.

Inuyasha nahm sie, fasste auch den Löffel, den sie ihm reichte. Aus lang erworbener Vorsicht schnupperte er an dem Essen.

Sie hatte es gesehen: „Nimmst du an, dass es eine Falle sei? Ich dich vergiften will? Gib her. Ich werde zuerst davon essen.“

Ehe er etwas sagen konnte, hatte sie ihm beides aus der Hand genommen, einen Löffel voll gegessen: „So, siehst du? Du hast wohl gehört, dass es in Gara gefährlich sei.“

„Äh, ja. Danke.“ Er nahm die Schüssel zurück: „Wie heißt du?“ fragte er noch, ehe er zu essen begann.

„Sayuri.“

„Ich bin Inuyasha. Das schmeckt gut.“ Täuschte er sich oder lag in den großen, dunklen Augen der Ente ein Leuchten?

„Iß nur. - Inuyasha, das bedeutet in der Tat, dass du ein Hund bist, oder?“

„Na ja, mein Vater war eben ein Hundeyoukai.“ Er hatte die Schüssel schon fast leer.

„Und deiner menschlichen Seite verdankst du deinen Appetit auf duftendes Essen. Das dachte ich mir.“ Sie hob etwas den Kopf: „Du hast wohl wirklich Hunger wie ein erbärmlicher...nun, ein Mensch.“

Manchmal, wollte der Hanyou sagen, als ihn etwas stutzig machte. Da kam doch wer? Wie schon in der Nacht konnte er Youkai wittern, Metall, wohl Krieger. Wenn die ebenso hartnäckig waren wie die letzten, würde er auch sie töten müssen, um sich und seine Gastgeberin zu schützen.

Sayuri nickte: „Die Nase eines Hundes, in der Tat. Aber das wird dir nicht mehr viel weiterhelfen, Inuyasha.“

Er wollte fragen, was das bedeuten sollte, als er feststellte, dass er nicht mehr reden konnte, ja, sich nicht mehr bewegen konnte und seitwärts zu Boden fiel. Eine Falle! Hilflos starrte er zu der Entenyoukai auf, die sich langsam erhob.

„Es war dumm von dir, meine Krieger heute Nacht zu töten. Ich bin Sayuri, die Entenhexe, der Schrecken der Nacht. Hier im südlichen Gara herrsche ich allein. Und du, der du nichts als ein lausiger Bastard bist, wagst es, meine Patrouille zu ermorden.“

Die haben mich angegriffen, wollte Inuyasha sagen, aber er konnte es nicht. Er war vollkommen wehrlos dieser Ente und ihren Männern ausgeliefert, die immer näher kamen. Was konnte er nur machen? Aber ihm war bewusst, dass er zu leichtsinnig gewesen war. Obwohl: sie hatte doch zuvor sogar auch von dem Ramen etwas zu sich genommen? Was hätte er denn sonst noch beachten sollen?

Auf Sesshoumaru brauchte er nicht zu hoffen, das war ihm klar. Wenn der zurückkam, ihn nicht dort fand, wo er warten sollte, würde sich der Hundeyoukai kaum die Mühe machen, seinen aufmüpfigen Halbbruder zu suchen oder gar zu retten. Vermutlich nicht einmal um des Vergnügens willen, ihn aus einer peinlichen Patsche zu holen. Für Sesshoumaru war jeder allein für sich verantwortlich, und wer zu schwach oder zu dumm zum Leben war, starb eben.
 

Gut zehn Krieger tauchten aus dem Wald auf, anscheinend alle aus Vogelfamilien. Sayuri sah zu ihnen: „Legt ihm die Bannketten an. Das Gift wird keine allzu lange Wirkung haben. Immerhin hat er doch Youkai-Blut in sich.“

„Ja, Herrin“, sagte einer: „Und das ist das legendäre Tessaiga? Wie wohl ein nichtsnutziger Hanyou dazu kommt?“

Inuyasha verspürte den brennenden Wunsch, ihm den „nichtsnutzigen Hanyou“ und Tessaigas Macht zu zeigen, vor allem, als die anderen Bannketten um seine Handgelenke und Knöchel legten, ihn so fesselten. Vielleicht konnte er diese Banden lösen, wenn endlich das Gift nachgelassen hatte? Die Entenhexe hatte doch gesagt, es würde nicht mehr lange anhalten?

„Lass es ihm!“ befahl Sayuri derweil: „Tessaiga soll ein sehr mächtiges Schwert sein, aber solche haben auch immer Magie in sich. Und ich spüre dort eine sehr große Zauberkunst. Eine derartige Klinge nimmt man erst nach dem Tod des Besitzers an sich. – Wobei, mir wurde gesagt, dass dieses Schwert einst für den Inu no Taishou geschmiedet wurde. Hast du es nach seinem Tod gestohlen? Da dein Vater ja wohl auch ein Hundeyoukai war, wusstest du von Tessaigas Macht?“

Gestohlen, dachte Inuyasha empört: das war ja wohl die Höhe. Dieses dämliche Geflügel schien gar nicht in Erwägung zu ziehen, dass es sich bei ihm um einen Sohn des Inu no Taishou handeln könnte.

Sie lächelte auf ihn nieder, soweit man das mit einem Schnabel konnte: „Ach so, du kannst ja nicht reden. Nun, wenn das Gift nachlässt, wirst du schreien können. Bringt ihn in unsere Halle. Ich werde dir zeigen, kleiner Hundesohn, was mit Leuten passiert, die meine Männer töten. Am Schluss werde ich deine entzückenden Ohren über meinem Bett an die Wand nageln. Als kleines Andenken.“

Das klang nicht sonderlich verheißungsvoll, dachte der Hanyou unwillkürlich. Er musste es einfach schaffen, die Bannketten zu zerreißen, sobald das Gift nachließ. Im Augenblick hatte er allerdings keine Wahl als zuzulassen, dass ihn diese Vogelkrieger wie ein Paket auf Befehl einer Entenhexe transportierten.
 

Die Halle befand sich in einem Schloss. Die Krieger, die hier auf sie warteten, wirkten ebenso kriegerisch wie die gesamte Burg. Banditen, dachte Inuyasha dennoch prompt verächtlich. Sayuri hatte gesagt, dass sie die Herrin im südlichen Gara sei. Das mochte in gewisser Weise stimmen. Vermutlich konnte sich hier kaum jemand dieser Bande widersetzen, zumal mit der Magie der Hexe als Unterstützung.

So gut er es vermochte, sah er sich um, als er abgelegt wurde. Die Krieger, alle aus Vogelarten, mochten um die fünfzig zählen, aber kaum einer wäre für ihn ein ernstzunehmender Gegner, wenn...ja, wenn er sich hätte bewegen können. Das Gift schien zwar nachzulassen, aber diese Bannketten um seine Gelenke entzogen ihm zuviel Youki. Neben ihm war eine Empore mit einem Hocker. Gemäß seiner Erwartung ließ sich Sayuri darauf nieder, blickte auf ihn hinunter. Zwischen ihm und den Kriegern brannte ein großes Feuer, über dem ein Topf hing, Ramen. Kochte diese Ente etwa für ihre Gefolgsleute?

„So, meine lieben Freunde!“ rief Sayuri und sofort wurde es still im Saal: „Hier haben wir also das dumme Halbblut, das es gewagt hat, vier unserer Kameraden zu ermorden.“ Sie wusste nur zu gut, dass sie ihren Männern auch Unterhaltung bieten musste. Nur aus Furcht würden sie ihr nie so nachfolgen, wie sie es taten. Und das fremde Halbblut von jenseits der Nebel war eine gute Gelegenheit, sowohl dies zu tun, als auch zu zeigen, dass sie bereit war, ihre Krieger zu beschützen. Überdies würde es der Abschreckung dienen.

Vier Tote? Soweit sich Inuyasha erinnerte, hatte er zwei umgelegt, die ihn angegriffen hatten. Also gingen die anderen beiden auf das Konto seines Halbbruders. Hatte das Federvieh etwa noch gar nicht mitbekommen, dass sie zu zweit gewesen waren? Nun gut, das würde ihm zwar wenig nutzen, da Sesshoumaru nicht gerade zu Rettungsmissionen neigte, aber immerhin bewies es die Unfähigkeit dieser Typen.

„Wie ich es vorhergesagt hatte, konnte er dem Geruch von Essen nicht widerstehen. Er ist nichts als ein Halbblut, mit dem erbärmlichen Blut von Menschen. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich selbst auf seiner Youkai-Seite um einen verachtenswerten Hund handelt.“

Gellende Pfiffe im Saal.

„Ja, um eines jener Lebewesen, deren Vorfahren die unseren jagten und fraßen. Und so frage ich euch, meine lieben Freunde: was machen wir mit ihm?“

Inuyasha hätte gern etwas dazu gesagt. Nicht reden zu können, ja, dieser Sayuri nicht einmal die Beleidigungen zurückgeben zu können, war schon nervend.

„Wir könnten ihm erst einmal die Fangzähne ziehen, dann ist er kein Hund mehr“, rief jemand. Gelächter im Saal: „Und die Klauen..“

Der Hanyou spürte, wie ihm ein gewisser Schauder über den Rücken jagte. Verdammt, wie lange wirkte das Gift denn noch, oder auch diese Bannketten...das musste doch einmal nachlassen? Er sollte zusehen, dass er hier loskam. Ihm und Tessaiga konnte diese missratene Geflügelbande nichts entgegensetzen, da war er sicher. Aber die Magie der Entenhexe war leider äußerst effektiv. Jetzt fiel ihm ein, dass auch Kuro anscheinend viel von Zauberei verstand. Konnte das in diesem Land etwa jeder? War es das, was die Gegend so gefährlich machte? Die Vorschläge, die derweil zu seinem Tod gemacht wurden, klangen immer unangenehmer. Und länger.
 

Plötzlich schrie einer: „Lasst uns ihn fressen, wie es seine Vorfahren mit den unseren taten! Rache für die Vögel!“

Inuyasha dachte, nicht recht zu hören, aber da fielen auch schon andere ein:

„Das ist es! Röste ihn über dem Feuer! Fressen wir ihn! Auf den Spieß mit ihm! Rache für die Vögel!“ Der Saal schien unter den Rufen zu erzittern.

Der Hanyou versuchte unwillkürlich zu dem Feuer neben sich zu sehen. Was waren das denn für Idioten? Es wurde wirklich Zeit, dass er hier wegkam. Aber sein gewöhnlicher Optimismus schwand, als Sayuri sagte:

„Das ist eine ausgezeichnete Idee. Sucht einen Spieß, der groß genug für diesen halben Hund ist.“ Mit einem Seitenblick aus ihren so harmlos scheinenden großen Augen auf ihren Gefangenen fuhr sie fort: „Ich hoffe, dass die Giftwirkung bald nachlässt. Dann können wir hören, wie schön du winseln kannst.“

Inuyasha bemerkte, wie einige Krieger den Saal verließen. Das war es also gewesen? Was für ein erbärmliches Ende. Geflügel als Mahlzeit zu dienen, zuvor gegrillt zu werden. Kagome würde nie erfahren, was aus ihm geworden war, niemand würde es je erfahren. Und zum ersten Mal seit langen Jahren spürte er eine eisige Kälte in der Magengrube, während auf seiner Stirn der Schweiß stand.
 

Sesshoumaru kehrte zu dem Ort zurück, an dem er seinen Halbbruder verlassen hatte. Die magische Ansammlung, die ihn dazu bewogen hatte, so rasch aufzubrechen, hatte sich als Versammlung von Rabenyoukai entpuppt, Raben jeder besonderen Art, die mit drei Augen auch die magischen Dinge sehen konnten. Er hatte darauf verzichtet, sich ihnen zu zeigen, aus gutem Grund. Nun war ihm endlich eingefallen, dass auch Kuro solch ein Youkai war, wohl als Daiyoukai der stärkste, mächtigste ihrer Art. Die Tatsache, dass sie sich versammelten, war der Beweis, dass dieser noch am Leben war. Sie würden ihn kaum an einen Hundeyoukai verraten, eher ihn, Sesshoumaru, bekämpfen. Und er wollte sich nicht in sinnlosen Händeln ergehen. Sein Ziel war Kuro und ein faires Duell mit ihm, um ihm zu zeigen, wer der Bessere war.

Warum nur hatte er fast erwartet, den Bastard nicht mehr vorzufinden? Inuyasha war einfach zu ungeduldig, zu impulsiv für diese Welt. Jaken oder auch Rin wären eher gestorben, als sich solch einer Anweisung entgegenzusetzen. In was für Schwierigkeiten hatte sich der Hanyou denn nun schon wieder gebracht? Halber Youkai - halbes Können. Nun, das ging ihn eigentlich nichts an. Kuro war sein Ziel, nicht, Kindermädchen für seinen Halbbruder zu spielen. War dieser zu unfähig, sich auf ihr Ziel zu konzentrieren, so war das eben sein Pech.

Allerdings war es möglich, dass Inuyasha etwas gewittert hatte, das mit Kuro zusammenhing. War er etwa aufgebrochen, um allein gegen einen Daiyoukai zu kämpfen? Zutrauen würde er es ihm. Das hatte er bei der Insel von Ayanami immerhin auch getan. Nun gut. Er konnte ja mal nachsehen. Falls dieser Narr tatsächlich gegen Kuro stritt, würde er eingreifen. Das war seine Beute.
 

So folgte er der Spur seines Halbbruders bis zu der Stelle, an der sie aufhörte. Irritiert blieb er stehen. Der Geruch der Geschehnisse hier lag noch in der Luft, es war, als könne er sehen, was sich abgespielt hatte. Und eigentlich traute er seiner Nase nicht. Inuyasha war hier hergekommen, hatte an dieser Stelle einen Youkai, nein, eine weibliche Youkai aus der Familie der Enten getroffen und andere Vogelyoukai. Der Geruch von menschlichem Essen war wahrzunehmen. Und dann schien die Fährte des Hanyou zu verschwinden. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Hatte sich dieser törichte Bastard von ein bisschen Geflügel besiegen lassen? Für so erbärmlich schwach hätte selbst er Inuyasha nun wirklich nicht gehalten. Aber er konnte nichts von Tessaiga wittern, keine Spuren der Windnarbe erkennen.

Eigenartig. Hatte gar kein Kampf stattgefunden? Aber warum sollte Inuyasha dann mit ihnen gehen? So gehen, dass keine Spur von ihm mehr zu finden war? Das wäre selbst für ihn ungewöhnlich unüberlegt, zumal er ja wusste, dass er, Sesshoumaru, bald zurückkehren würde. Was war hier geschehen? Er würde es wohl mit eigenen Augen herausfinden müssen.
 

Inuyasha wusste, dass er in der übelsten Klemme steckte, die sein gesamtes bisheriges Leben für ihn bereitgehalten hatte. Sie hatten einen großen Spieß geholt, ihn daran festgebunden, ihn an Stelle des Topfes über dem Feuer aufgehängt. Nur zwei Tatsachen halfen ihm im Augenblick. Das eine war sein Gewand aus Feuerrattenhaar, dass ihn vor der Hitze schützte, das zweite die Tatsache, dass Sayuri befohlen hatte, sein Kopf solle nicht über den Flammen sein.

Verdammt! Was musste er sich auch ausgerechnet von einer Ente aufs Kreuz legen lassen. Schön, sie war eine Hexe, und damit hatte er nicht gerechnet, aber er hatte doch gewusst, dass diese Gegend gefährlich war. Ob Sesshoumaru schon zu ihrem Treffpunkt zurückgekehrt war? Das war jedoch gleich. Der würde sich vermutlich nicht mal wundern, dass er nicht mehr da wäre, geschweige denn, sich auf die Suche machen. Er war schon immer der Meinung gewesen, dass ein Bastard ein übles Ende finden würde, aber dass er damit auch noch Recht behalten sollte…irgendwie war das ärgerlich.

Er drehte den Kopf zu der Anführerin dieser Geflügelbande. Immerhin ließ das Gift nach, auch, wenn die Bannketten um ihn erfolgreich verhinderten, dass er sich losreißen konnte. Inzwischen war ihm klar, dass er sie ohne das Gift hätte abwehren können. Sayuri besaß eine gehörige Portion Macht, aber wenn er schnell genug gewesen wäre.... Das war einfach lächerlich! Nur, weil er seinen Magen mit Ramen voll schlagen wollte, sollte er hier selbst als Mahlzeit enden?

„Du hältst dich noch tapfer, kleiner Hundesohn“, sagte die Ente anerkennend: „Aber das wird dir schon bald vergehen.“

Er wusste, dass sie Recht hatte. Hände und Füße waren zwar an den Spieß gefesselt und somit am weitesten von den Flammen entfernt, aber sie waren eben nicht durch das Gewand geschützt. Es wurde langsam unangenehm heiß. Wie lange würde er wohl durchhalten, ehe er wirklich winseln würde?

Nein, dachte er in plötzlicher Selbstsicherheit. Das würde diese missratene Vogelbande nie von ihm zu hören bekommen. Falls Sesshoumaru je herausfinden sollte, wie er gestorben war, sollte er zumindest davon hören, dass sein jüngerer Bruder zwar blind in die Falle gegangen war, aber wenigstens ehrenhaft dem Tod ins Auge geblickt hatte. Immerhin das sollte er doch noch schaffen. So meinte er nur: „Keh! Du hast ja nicht einmal eine Ahnung, mit wem du dich eingelassen hast, du komische Ente. Lass mich hier runter und du und alle deine Krieger gegen mich – dann sehen wir, wer gewinnt.“

„Du würdest wohl gewinnen, Inuyasha. Aber das läge allein an dem berühmten Tessaiga, das du gestohlen hast. Und das bald mir gehören wird.“

„Träum weiter!“ Sie war eine Youkai, sie würde das Schwert nicht einmal anfassen können.

„Noch immer mit dem Mund vornweg? Man sagt, wenn man einen Youkai isst, übernimmt man dessen Fähigkeiten. Wir werden sehen, ob das bei Hanyou auch der Fall ist.“

„Man sollte dir alle Federn einzeln ausrupfen“, knirschte Inuyasha. Verdammt, das sah wirklich übel aus. Was konnte er nur tun? Tessaiga war an seiner Hüfte, aber es hätte ebenso gut am anderen Ende der Welt liegen können. Wenn es ihm gelang, die Bannketten zu zerreißen, so was hatte er doch schon früher geschafft…?

Er konzentrierte sich.
 

************************************
 

Sayuri ist deutlich besorgter um ihre Krieger, als es Kuro war, und möchte an dem Fremden ein Exempel statuieren. Ob ihr das gelingt?

Manchmal kann der Feind eines Feindes ja auch ein Freund sein...
 

Wer so nett ist, mir einen Komentar zu hinterlassen, bekommt, wie gewohnt, eine Info-Ens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet ist.
 

bye
 

hotep

Raben und Enten

Inuyasha steckt also in der Patsche, oder eher am Spiess....
 

14. Enten und Raben
 

Inuyasha versuchte sich zu konzentrieren, um die Bannketten loszuwerden, die ihn an den Spieß banden, aber er stellte rasch fest, dass das schwierig wurde. Zum einen war da die ansteigende Hitze, die selbst ihm langsam zu schaffen machte, zum zweiten die wortwörtlich zu nehmenden „Anfeuerungsrufe“ dieser missratenen Federviehbande:

„He, guck, mal, ich glaube er hat doch bereits gezuckt. - Magst du nicht schon ein bisschen jammern, du blöder Hanyou? Das kommt davon, wenn man sich mit Sayuris Kriegern anlegt...“ und anderes.

So wandte er den Kopf, gab zurück: „Feiglinge seid ihr! Kämpfen könnt ihr nicht, das haben mir die Typen bewiesen, die mich in der Nacht überfallen haben. Blödmänner seid ihr, die nicht mal wissen, mit wem sie sich anlegen.“

„Das brauchen wir auch nicht, Inuyasha“, meinte die Entenhexe zuckersüß: „Wir haben dich, das ist alles, was zählt. Und du wirst hier sterben.“

„Ja, sterben...“ schrieen mehrere ihrer Krieger.

„Und du bist die mieseste Betrügerin von allen!“ fauchte der Hanyou: „Zu schwach, um zu kämpfen, zu feige, um sich einem Duell zu stellen! Daher ist alles, was du kannst, Leute in eine Falle locken.“ Er hatte nichts mehr zu verlieren, das war ihm klar. Aber er konnte immerhin seine Gegner noch ein wenig ärgern.

Er brach ab, da ihm plötzlich bewusst wurde, wie still es im Saal geworden war. Sayuri starrte über ihn hinweg in Richtung auf den Eingang. So wandte auch er den Kopf, um zu sehen, was dort passierte.

Er erkannte die rot-weiße Gestalt am Portal, die schweigend dastand, die Lage betrachtete und wohl auch den letzten Wortwechsel mitbekommen hatte.

Sesshoumaru! Für einen Augenblick schwappte eine Woge Erleichterung über ihn hinweg. Er hatte ihn doch gesucht? Und gefunden? Würde ihn gleich hier vom Feuer holen?

Der Hundeyoukai musterte die Ansammlung kühl, warf dann einen raschen Blick auf den gefesselten Hanyou am Spieß. Dessen Talent, sich in missliche Lagen zu bringen, schien fast unendlich zu sein. Sollte er sich umdrehen und mit der Feststellung gehen, sie könnten nicht verwandt sein?

Einer in der Menge hatte ihn erkannt. Einst war er bis zu dessen Tod im Dienst des Inu no Taishou gestanden und er hatte auch in der Nacht begriffen, dass Tessaiga gegen seine Kameraden eingesetzt worden war. Jetzt eilte er hastig vor, bemüht, dass niemand einen fatalen Fehler begehen würde, und warf sich ehrerbietig zu Boden: „Sesshoumaru-sama! Was für eine Überraschung! Seid Ihr gekommen, um den Dieb Eures Tessaiga zu finden? Dürfen wir es Euch nach seinem Tod überreichen?“

Der Angesprochene blickte erneut zu seinem Halbbruder.

Inuyasha konnte in diesem Moment nur eines denken: hatte er zuvor schon angenommen, es sei ungemein peinlich, als gegrillte Mahlzeit einer missratenen Geflügelbande zu sterben, so war es noch unangenehmer, dabei von Sesshoumaru beobachtet zu werden. Wenn der jetzt beschloss, die Lage wäre passend, um Tessaiga zu bekommen….

Nein, soweit wollte, durfte er gar nicht denken! Der Hundeyoukai war ein Mistkerl, aber ….

„Was spielst du hier herum, Inuyasha?“

Der bemühte sich, nicht zu zeigen, dass er erleichtert war. Nein. Sein älterer Halbbruder würde Tessaiga nicht auf solch ehrlose Art erhalten wollen: „Wenn du Vollidiot einen Blick auf diese blöden Bannketten werfen würdest….“

Sayuri war ein wenig überrascht. Dieser Fremde und ihr Opfer kannten sich? Nun gut, der Hanyou hatte ja gesagt, dass sein Vater ebenfalls ein Hundeyoukai sei.

Der Vogel, der noch immer vor Sesshoumaru auf dem Boden lag, schluckte dagegen trocken. Der Gefangene war ein Hanyou, dessen Vater ein Hundeyoukai war? Er war stark und trug Tessaiga? Und, wenn es nun auch ein wenig spät war, so fiel ihm jetzt doch die Ähnlichkeit mit dem Neuankömmling auf. Es gab nur eine Lösung: „Äh…ich hoffe, Sesshoumaru-sama, Ihr nehmt uns unseren kleinen Scherz mit Eurem Halbbruder nicht übel…?“

Sayuri erstarrte. Halbbruder? Doch, wenn sie sich bei beiden so ansah, so war dies möglich. Sie erhob sich langsam: „Nun, ich denke mal, du bist gekommen….“ Sie begegnete einem eisigen Blick: „Ihr seid gekommen, um Euren Halbbruder zu suchen?“ Ihre Hand glitt in ihren Umhang.

Inuyasha hatte es gesehen und trotz seiner misslichen Lage machte er leise: „Keh!“ Wenn dieses Federvieh einen ihrer halbgaren Zaubersprüche bei Sesshoumaru anwenden wollte, würde sie als Entengulasch enden.

Dies war auch Sayuri gerade bewusst geworden. Hexe hin oder her, Wesen von einer solchen Macht verfügten gewöhnlich über eigene Magie. Sie wusste nichts von der Welt jenseits des Todesnebels oder über welche Zauberkräfte die Youkai dort verfügten. Und dieser Unbekannte schien ihr schlicht zu gefährlich, um Spielchen zu wagen. Sie wollte aus dieser Lage schließlich mit heilen Federn kommen. So zog sie ihre Finger wieder hervor und machte stattdessen eine Handbewegung.

Die Bannketten um die Gelenke des Hanyou lösten sich und er stürzte in die Flammen. Mit einem gewissen Fluch rollte er sich hastig aus dem Feuer. Diese dumme Ente! Außerdem war das schlicht ungerecht. Sesshoumaru tauchte irgendwo auf, brauchte nicht mal groß zu reden, und schon waren alle überzeugt, dass er mordsgefährlich war. Wie machte der Kerl das bloß? Alles, was er selbst zu hören bekam, war, dass er niedliche Ohren hatte.

Er stand auf. Immerhin war der Herr Halbbruder gekommen, und das ganz bestimmt, weil er ihn gesucht hatte. Irgendwie verursachte das in ihm ein seltsam warmes Gefühl, auch, wenn der sicher irgendeinen egoistischen Grund gehabt hatte. Für einen Augenblick war er versucht, diese Vogelbande umzubringen, aber das würde ihm vermutlich nur die Bemerkung eintragen, dass er das Ziel aus den Augen verloren hatte. So meinte er nur: „Dann können wir ja weiter auf die Suche nach Kuro gehen.“

Das war auch die Meinung seines Halbbruders und so wollte der sich schon zum Gehen wenden, als Sayuri wiederholte:

„Kuro? Der Schwarze Tod?“

Zwei Köpfe wandten sich ihr zu. „Was weißt du über ihn?“ fragte Inuyasha prompt.

Die Hexe zögerte einen Moment, aber sie nahm an, dass er wegen der kleinen Grillparty sowieso kaum gut auf sie zu sprechen war. Und sie wollte nicht unbedingt am eigenen Leib erfahren, wie mächtig das legendäre Tessaiga war. Überdies war da noch dieser eiskalte, starke Youkai. Sein Halbbruder, hatten sie gesagt? So meinte sie: „Ich...er lebte früher in Gara, aber dann ging er in die Welt jenseits der Nebel. Ich habe nur gehört, er hätte einen seiner Tricks einmal zu viel angewendet und sei tot oder zumindest gebannt.“ Und das hatte sie nur zu gern geglaubt. Kuro war niemand, dem man nachtrauerte.

„Na, er ist zurück. Was für einen Trick? Den mit der schwarzen Masse?“

„Er ist zurück?“ Sayuri war alles andere als begeistert.

„Na ja, nicht richtig. Wir haben seinen Körper zerlegt…“

„Inuyasha.“ Sesshoumaru hätte um ein Haar geseufzt. Was musste der Hanyou schon wieder so viel reden? Wenn er diese Hexe wegen ihres Betruges umlegen wollte, sollte er es tun. Wenn er die Halle niedermetzeln wollte, sollte er. Aber diese Rederei war völliger Unsinn.

Der jüngere Halbbruder drehte sich um. Was sollte das? Er hatte doch nur Erkundigungen einziehen wollen. Oder mochte Sesshoumaru nicht, dass er zuviel erzählte, damit angab, sie hätten den Daiyoukai zerlegt? Bei Kagome brachte ihm so was auch immer ein „Mach Platz“ ein. Nie durfte man sagen, wie toll man gewesen war. „Ich komme ja gleich.“ Immerhin hatte der ihn buchstäblich aus dem Feuer geholt.

Sayuri atmete durch. Der Hanyou schien sich nicht an ihr und ihren Freunden für die Gefangennahme und Folter rächen zu wollen. Das war schon mal gut. Andererseits ließ das Rückschlüsse zu. Zum einen schienen Vogelyoukai ihrer Klasse die beiden schlicht nicht zu interessieren, waren ihnen wohl zu schwach. Und zum anderen: wenn sie sich mit Kuro angelegt hatten, dessen Körper zerstören konnten, ohne selbst Kratzer abbekommen zu haben…Wie stark waren diese Halbbrüder? Überdies: der Schwarze Tod zurück in Gara? Das konnte sie und ihre Leute in massive Schwierigkeiten bringen. Mindestens wäre sie dann ihr nettes, kleines Herrschaftsgebiet samt den reizenden Abgaben los. Im schlimmsten Fall würde der Herr der Rabenyoukai an ihr ein Exempel statuieren. „Wenn ihr Kuro sucht…“ begann sie daher: „Und er seinen Körper zurück will, versucht es im Schloss von Gara.“

„Das Schloss von Gara“, wiederholte der Hundeyoukai. Dorthin hatte er gewollt. Dort lag der magische Mittelpunkt des Landes.

„Ja. Das…das liegt im Norden von hier, ziemlich genau im Norden. Es besteht nur noch aus Ruinen, da Kuro es bei einem seiner verrückten Experimente zerstört hat. Seit seinem Verschwinden sind auch die anderen Rabenyoukai nicht mehr dort. Sie haben sich zerstreut und uns das Feld zumindest hier im Süden vollständig überlassen.“

„Sie versammeln sich.“

„Ach du...Ihr seid sicher? Verzeiht, natürlich, sonst würdet Ihr es nicht sagen. Dann ist Kuro gewiss wieder in Gara oder auf dem Weg hierher. Ihr könnt das Schloss nicht verfehlen, da es von einem Landstrich ohne Leben umgeben ist. Eine schwarze Masse legte sich darüber.“

„Raben, Enten“, meinte Inuyasha: „Gibt es denn hier nur Vogelyoukai?“

„Aber ja. Gara ist unser Land. Nun, solange Kuro hier war, war es das Herrschaftsgebiet der Raben. Du...“ Nein, es war wohl besser, auch zu dem Hanyou höflich zu sein: „Ihr kennt gewiss die mit dem dritten Auge, mit dem sie in magische Welten sehen können, oder auch in die Vergangenheit.“

Na, Sayuri konnte ja auch nett sein: „So was wie diese Totentanzkrähen, also.“

Sesshoumaru drehte sich um. Das war alles, was er hatte erfahren wollen. Es war nicht notwendig, dass sein Halbbruder seine Unwissenheit vor diesem Federvieh zur Schau trug.

Inuyasha bemerkte, dass er ging, und folgte eilig. Irgendwie hatte er ein sehr zwiespältiges Gefühl. Zum einen war er natürlich froh, heilfroh, dass der Hundeyoukai gekommen war. Zum anderen würde er sich jetzt vermutlich eine Menge dämlicher Bemerkungen anhören dürfen. Und wahrscheinlich nicht mal ganz zu Unrecht. Außerdem sollte er sich wohl für sein Leben bedanken, und das kam ihm gegenüber seinem älteren Bruder geradezu als Schwachsinn vor, hatte der doch oft genug versucht, es ihm zu nehmen. Aber da der nichts sagte, schwieg auch er.

Sayuri sah ihnen nachdenklich hinterher. Die neuen Informationen mussten gut überlegt werden. Die Rückkehr des Schwarzen Todes würde bald alle Youkai in Gara aufschrecken. Begeistert wären wohl nur die Angehörigen seiner eigenen Gattung. Immerhin war es sicher nicht ungeschickt, auf diese beiden Halbbrüder zu wetten. Vielleicht gab es doch eine Chance, ihre Herrschaft zumindest im Süden zu behalten. Sie musste gut überlegen und durfte sich keinen Fehler leisten.
 

Erst, als sie wieder an dem Teich waren, an dem sie sich getrennt hatten, hatte sich Inuyasha soweit an Kikyous und Kagomes Regeln erinnert, dass er feststellte: „Ich habe mich zum ersten Mal gefreut, dich zu sehen.“ Ein „Danke“ hätte er beim besten Willen nicht über die Lippen gebracht.

„Was war die Falle der Hexe?“

„Ich…ich dachte einfach nicht, dass so eine Ente gefährlich sein konnte. Sie kochte und ich hatte Hunger. Immerhin...sie hat selbst davon gegessen, woher sollte ich das mit dem Gift ahnen können.“ Das klang sehr nach Verteidigung, befand der Hanyou. Aber es war ja auch wirklich zu peinlich, sich ausgerechnet von so einem Schnabeltier reinlegen zu lassen.

Oh, er hatte sie tatsächlich kosten lassen? Das war ja direkt mal nachgedacht. „Kuro ist ein Rabenyoukai.“

„Ja, das habe ich mitbekommen.“ Erleichtert, dass der Herr Halbbruder nicht auf dem Patzer herumritt, ergänzte Inuyasha: „Und du hast gesagt, dass sich die Raben versammeln. Darum bist du so schnell weg?“

„Ja.“

Eine Erklärung? Was war denn hier los? Aber der Hanyou beschloss, einen entgegenkommenden Sesshoumaru nicht zu verärgern. Der hatte ihn eben gerade buchstäblich vom Bratspieß geholt und schien direkt nett zu sein, warum auch immer: „Dann werden sie Kuro helfen wollen. Auch gut. – Äh….können sie auch mit Schwertern kämpfen?“

„Ja.“ Falls diese Frage bedeuten sollte, ob sie auch Menschenform annehmen konnten. So erstaunlich es war, aber das Halbblut entwickelte etwas wie Nachdenken? Er wurde doch nicht etwa erwachsen? Oder sollte das eine Folge dessen sein, dass er mit ihm hier ging? Nein. Gewiss nicht. Bei Jaken hatten Jahrhunderte nichts geändert.

„Dann werden sie versuchen, sich uns in den Weg zu stellen. Wie dumm von ihnen.“ Inuyasha nickte ein wenig.

Sollte er es ihm sagen? „Mit ihrem dritten Auge beherrschen sie Zauber. Für einen Hanyou ein Problem.“

„Keh! Natürlich nicht für dich, oder? Du bist ja der ach so tolle Herr Hundeyoukai!“

„Ich lasse mich nicht von Enten braten.“

Inuyasha presste die Zähne zusammen und legte unwillkürlich die Hand an Tessaiga. Na bitte. Er hatte ja gewusst, dass das noch kommen würde. „Ich werde schon mit ihnen fertig!“

Sesshoumaru antwortete nicht. Warum nur hatte er plötzlich das Gefühl, etwas Entscheidendes übersehen zu haben? Hing das mit den Fähigkeiten dieser Raben zusammen? Hatte er da etwas vergessen, an das er sich besser erinnern sollte? Nun, es war, wie es war. Und er würde Kuro diesmal endgültig ins Jenseits schicken.
 

Der Youkai, der am Rande des Todesnebels stand, war bewaffnet. Lange schwarze Haare fielen über den Rücken, verdeckten so fast die schwarzen Federn der beiden Flügel, die aus den Schultern wuchsen. Seine Brustpanzerung war am Kreuz daher nur mit Riemen gehalten. Er sah auf, als er eine nur zu vertraute Energie spürte, fiel höflich auf die Knie, neigte sich vor, noch ehe er erkannte, dass sich dort ein Youkai in Menschenform näherte, der der Gattung Krähen zuzuordnen gewesen wäre. „Kuro-sama.“

„Wie schön, dass du mich trotz dieses erbärmlichen Körpers erkennst, mein treuer Diener.“ Der Daiyoukai blieb stehen: „Hast du alles vorbereitet, Daigoku?“

Ohne es zu wagen, sich aufzurichten, sagte der Angesprochene: „Die Youkai unseres Volkes versammeln sich bewaffnet, wie Ihr es befohlen habt. Das Ritual zur Beschwörung der Ahnenarmee wurde eingeleitet. Ich habe am Schloss von Gara die Stelle der Magie gesucht und angezeichnet.“ Hoffentlich war Kuro-sama damit zufrieden. Als Daigoku ihn das letzte Mal gesehen hatte, war dessen Missvergnügen sehr schmerzhaft zu spüren gewesen. Und er nahm nicht an, dass sich die Reizbarkeit des Herrn in den Jahren der Verbannung gebessert hatte.

„Komm mit.“ Der Daiyoukai ging weiter. Er hatte keine Zeit zu verlieren. Der Körper, in dem er nun steckte, hatte seiner Energie auch nur wenig entgegenzusetzen.

Der Rabenyoukai folgte ihm unverzüglich, einen Schritt zurück.

„Du wirst durch den Nebel gehen, Daigoku, und mir dort draußen noch ein Menschenmädchen besorgen.“

„Ja, Kuro-sama. Irgendwelche besonderen Fähigkeiten, die sie haben sollte?“ Durch nichts verriet der Diener seine Sorge bei diesem Befehl. Durch den Nebel zu gehen war auch für ihn gefährlich. Aber warum auch immer der Herr ein solches Geschöpf wollte, er musste gehorchen. Er hatte schon bei solch schauerlichen Bestrafungen zugesehen, dass ein Tod im Nebel vorzuziehen war.

„Nein. Ich brauche sie nur für das Körperritual. Nun, sieh zu, dass sie jung und hübsch ist, damit ich zuvor noch ein wenig Spaß haben kann. Falls dieser Krähenkörper das aushält.“

„Ja, Kuro-sama. Weitere Befehle?“

„Bring sie dann zum Schloss.“

„Ja, Kuro-sama.“ Daigoku drehte sich um und ging auf den Todesnebel zu. Kuro war zurück, der Anführer der Rabenyoukai. Wie er es ihnen versprochen hatte, würde ihr Volk die Herrschaft über alle anderen Youkai übernehmen. Früher hatte es durchaus einige gegeben, die Kuro-sama widersprochen hatten, gemeint hatten, sie sollten hier in Gara bleiben, die Welt jenseits der Nebel sich selbst überlassen. Aber keiner hatte das Duell gegen den Daiyoukai überlebt, der so der uneingeschränkte Führer geworden war. Noch immer fragte sich Daigoku im Geheimen, durch welche besondere Fähigkeit Kuro solche Kämpfe derart überlegen gewinnen konnte, besaßen doch alle Raben magische Fähigkeiten. Aber letztlich war es gleich. Kuro war der Stärkste und er war der Anführer. Und lieber sollte ein Menschenmädchen eine schreckliche Nacht verbringen und eines grässlichen Todes sterben, als er selbst, Daigoku.
 

Kuro ging in dem übernommenen Körper weiter. Verwandeln oder auch fliegen war hier nicht mehr möglich, zu nahe war er schon am magischen Mittelpunkt der Zauberwelt von Gara. Flüchtig dachte er an Sesshoumaru. Ob der Hundebengel es wagen würde, hier herzukommen? Wenn, dann würde auch ihm diese Fähigkeit abhanden kommen. Aber das war gleich.

Kam der arrogante Hundeidiot, würde er ihn diesmal schlagen, so schlagen, dass er nicht einfach sterben sondern leiden würde. Auf dem Weg hierher hatte er seine spezielle Fähigkeit, an andere Orte sehen zu können, ausgenutzt und sich ein wenig mit dessen Vergangenheit beschäftigt. Das würde amüsant werden.

Was den anderen der beiden missratenen Söhne des Inu no Taishou betraf, so brauchte er sich um den wohl keine Sorgen zu machen. Vorlaut, gedankenlos...kurz, ein Hanyou, der mit Menschen herumzog. Das sagte alles.

Kuro atmete ein wenig durch. In seiner Hand trug er einen Beutel mit seinen wertvollsten Forschungen. Die Zukunft lag klar vor ihm. Er würde die uralten Rituale durchführen, einen eigenen Körper zurückbekommen. Freilich war er durch die Zerstörung seiner Puppe ein wenig schwächer als früher, aber das würde bestimmt nicht ins Gewicht fallen. Immerhin war er nicht nur ein Daiyoukai. Er konnte als Einziger in die Zukunft blicken. Seine Armee aus toten Vorfahren würde ihm gehorchen, die Rabenyoukai von heute würden ihm folgen. Kam ihm Sesshoumaru in die Quere, würde er ihn töten als eine Warnung für alle anderen.

Ansonsten würde er endlich seine Armeen in die Welt jenseits des Nebels führen, seine „Medizin“ sich ausstreuen lassen. Diesmal war es weniger ausgeprägt, keine schwarze Masse, die in einem kleinen, begrenzten Gebiet alles einfach erstickte, nur feiner Staub, der sich rasch mit dem Wind ausbreiten würde. Kein schwächliches Wesen, weder Tier noch Mensch, würde das Zusammentreffen damit unbeschadet überstehen. Was seine Armeen nicht töteten, würde ohne jeden Nachwuchs bleiben. Kurz, in weniger als hundert Jahren würde die Welt den Youkai gehören.

Was mit den Drachen werden sollte? Nun, unterwarfen sie sich ihm, Kuro, sollten sie leben, wenn nicht, sterben. Alles war vollkommen klar. Eine wunderschöne Zukunft.
 

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Man könnte ja mal eine Umfrage machen, wer noch seiner Meinung ist...

Immerhin scheint Sayuri nicht zu seinen Fans zu gehören, ja, nicht einmal alle Raben.

Im nächsten Kapitel lernt Sesshoumaru, dass man im Lande Gara nicht nur leicht in gefährliche Situationen kommen kann, sondern auch in peinliche...
 

Wer so freundlich ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewont, eine Infoens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Neumond

Das magische Land von Gara und seine Vogel-Bewohner haben es in sich. Das darf nicht nur Inuyasha erfahren...
 

15. Neumond
 

Die Reisegruppe, die sich auf der Lichtung am Rande des ehemaligen Sees von Ayanami niedergelassen hatte, unterhielt sich leise.

Kagome seufzte: „Ich mache mir wirklich Sorgen. Sie sind noch immer nicht zurück.“

„Das war nicht zu erwarten.“ Toutousai sah auf: „Es gibt sicher eine Menge Hindernisse in Gara. Nicht wahr, Myouga?“

„Myouga?“ Nicht nur das Mädchen aus der Neuzeit musterte den Flohgeist. War ausgerechnet der der Fachmann für diese Gegend?

„Äh, ja, “ meinte der daher etwas verlegen.

„Warum heißt das eigentlich Todesnebel?“ fragte Kagome sofort.

„Der heißt eben so. Es soll dort sehr gefährlich für Menschen sein.“ Und für Youkai, aber das unterschlug er besser mal: „Aber ich glaube schon, dass Inuyasha dort überlebt. Natürlich Sesshoumaru ebenfalls.“

„Ja, natürlich.“ Miroku fixierte den kleinen Floh. In der letzten Zeit hatten dieser und sein alter Freund erstaunlich große Erinnerungslücken bewiesen.

„Was gibt es denn sonst noch für Hindernisse in Gara?“ fragte das Mädchen aus der Zukunft weiter.

Ein Krächzen war hoch über ihnen zu hören. Im nächsten Moment keuchte Toutousai: „Schnell, Kagome - dein Pfeil…die Krähe!“

Etwas verständnislos fasste sie zu Köcher und Bogen, als auch schon Sangos Bumerang durch die Luft schoss, den Vogel im Flug zerteilte.

Der alte Schmied atmete auf: „Immerhin etwas.“

„Solltest du uns nicht etwas erzählen?“ fragte die Dämonenjägerin, während sie ihre Waffe wieder auffing.

„Äh…nun, als ich gerade diese Totentanzkrähe hörte…“ Toutousai kratzte sich am Kopf.

„Eine Totentanzkrähe.“ Kagome erinnerte sich an ihr Abenteuer mit dieser Gattung und schüttelte sich: „Widerlich. Aber wieso sollte ich sie umbringen?“

„Weil…weil diese Krähen …äh…Nun, früher standen sie oft in Kuros Diensten als Späher. Und wenn der wieder frei ist und Unheil plant…“

„In Kuros Diensten.“ Miroku musterte ihn: „Das heißt, Kuro ist in seiner wahren Form auch eine Krähe?“

„Nein, das nicht. Ein Rabe. Genau.“ Der Schmied klatschte in die Hände: „Er ist einer der Rabenyoukai von Gara.“

„Und das hast du Inuyasha nicht sagen können.“ Sango klang so ernst, dass Kagome sie erschreckt ansah. So fuhr die Dämonenjägerin fort: „Rabenyoukai sind selten. Aber mächtig in ihrer Magie. Die aus dem legendären Zauberland von Gara sollen die mächtigsten sein. Kuro ist also einer von denen? Das erklärt einiges.“ Sie hatte doch gewusst, dass sie etwas über das Land Gara vergessen gehabt hatte.

„Ja, Kuro ist ein Rabe.“ Myouga blickte ins Feuer: „Die Raben von Gara sollen die Vergangenheit sehen können. Stimmt. Ich erinnere mich jetzt. Das erklärt auch seine Fähigkeit, an weit entfernte Orte blicken zu können.“

„Hat er sonst noch eine Fähigkeit, die ihr vergessen habt?“ Kagome stand auf: „Egal. Wir gehen hinterher. Wir müssen Inuyasha und Sesshoumaru…“ Irgendwie klang das eigenartig: „Warnen.“

Ito hatte das Gefühl, besser den Mund halten zu sollen. Seine neuen Freunde schienen ja wirklich sehr hilfsbereit untereinander zu sein. Aber er wusste nichts von Gara, und das, was er von Kuro kannte, genügte, dass er den lieber tot als lebendig sah. Das war jedoch nichts, was er beeinflussen konnte. Er beschloss allerdings, dass er mitkommen würde, wohin auch immer Sango und ihre Freunde reisten.

„Das geht nicht“, meinte Toutousai: „Wie gesagt: Menschen kommen nicht durch den Todesnebel. Nur...“

„Nur was?“ Das Mädchen aus der Neuzeit betrachtete ihn buchstäblich von oben herab.

„Na ja.... Genau weiß ich es nicht. Ich rede selten mit Menschen. Aber es hieß immer, sie kommen da nicht lebendig durch.“

„Ja, Kagome“, bestätigte Myouga: „Ich glaube nicht, dass ihr dort durch kommt. Ich würde da auch nicht heil bleiben, ehrlich nicht.“

Sie ließ sich langsam wieder nieder: „Das heißt, abwarten und Tee trinken?“

„Wieso Tee?“ fragte Shippou prompt und blickte zum Feuer. Da wurde doch gar kein Wasser heiß gemacht?

„Oh, ein Sprichwort aus meiner Zeit.. Das sagt man so, wenn man nur hilflos warten kann.“

„Ja, wir müssen abwarten.“ Der alte Flohgeist war froh, dass sie nicht auf der Reise bestand. Er wollte sich nicht vorstellen, wie Inuyasha reagieren würde: „Alles andere wäre zu gefährlich. Aber die beiden schaffen das schon, da bin ich ganz sicher.“

Das hofften alle. Aber den Freunden des Hanyou war nur zu klar, welche Nacht heute Abend hereinbrechen würde.
 

Die Halbbrüder blieben stehen. Seit Stunden gingen sie bereits aufwärts, ein steiles Gebirge empor, das wie ein Riegel quer über ihren Weg lag. Irgendetwas irritierte Sesshoumaru. Der Geruch um ihn hatte sich gewandelt. Nicht nur, dass es bedeutend kälter geworden war, auch Inuyasha schien sich zu verändern.

Dieser warf immer wieder einen fast besorgten Blick zum westlichen Horizont, sofern er zwischen den Bergen zu erkennen war. Sobald die Sonne unterging, steckte er in Schwierigkeiten. In dieser Nacht würde kein Mond am Himmel stehen, er sich folglich in einen Menschen verwandeln. Und eigentlich legte er nicht den mindesten Wert darauf, dass sein Halbbruder den Zeitpunkt wusste. Auf dessen blöde Bemerkungen konnte er auch locker verzichten. Schon jetzt spürte er, wie seine Sinnesfähigkeiten nachließen. Wie konnte er Sesshoumaru nur wegschicken, damit der nichts mitbekam?

Dieser wandte den Kopf: „Neumond.“

Der Hanyou erstarrte. Mit diesem einen Wort hatte der Ältere verraten, dass er genau wusste, was wann passieren würde. Aber warum hatte er ihn dann nie in einer solchen Nacht angegriffen? Ehrgefühl? Einem Bastard gegenüber? Das war ja fast eigenartig. Aber es war wohl zwecklos, zu leugnen: „Du weißt es also“, war alles, was er sagte.

„Selbstverständlich.“ Der Hundeyoukai sah nach Westen, wo rötlicher Schimmer verriet, dass die Sonne fast schon den Horizont berührte. Seltsamerweise fand er es einfach, nachzuvollziehen, wie unangenehm die bevorstehende Verwandlung dem Hanyou sein musste. Und eigentlich legte er keinen Wert darauf, die Nacht in Begleitung eines Menschen zu verbringen. So befahl er: „Warte hier.“ Nach den letzten Erfahrungen würde selbst Inuyasha einmal gehorchen.

Der war mehr als überrascht: „Ist ein Hindernis vor uns?“

„Ja.“ Konnte der Hanyou etwa die Vögel nicht mehr wittern? Hatte die Verwandlung bereits eingesetzt? „Vögel. Und Eis.“

„Vergiss nur nicht, mich abzuholen.“ Inuyasha setzte sich auf einen Stein. Er konnte spüren, dass sein Youki schwand. Irgendwie war es angenehm, dass Sesshoumaru nichts dazu sagte, obwohl er es doch bestimmt merken würde. Wieso eigentlich? Na ja. Der werte Herr Halbbruder hatte sicher keine Lust, mit einem Menschen an der Seite durch die Nacht zu wandern, der bei einem Kampf gegen Federvieh nicht einmal Tessaiga benutzen konnte. Verdammt. Wieso musste er sich so blamieren? Diese Verwandlung war mehr als nervtötend. Warum nur fand sie statt? Weswegen waren Hanyou seit Geburt dazu verurteilt, einmal im Monat hilflos zu sein? Er beobachtete, wie sein Halbbruder weiterging.

Der würde bestimmt zurückkommen. Wenn nicht, würde er ihn eben suchen, sobald die Sonne wieder aufgegangen war. Und ihm ein wenig die Windnarbe um die Ohren hauen.
 

Sesshoumaru erreichte nach einiger Zeit eine ebene Fläche mitten im Gebirge. Eis und Schnee war alles, was er wittern konnte, dazu, dass sich hier irgendwo Vögel befanden. Welcher Art sie waren, wusste er nicht. Einen solchen Geruch hatte er noch nie in die Nase bekommen. Und im Dunkel der Nacht schienen sie sich gut verbergen zu können. Nun, vielleicht versteckten sie sich auch, um ihm nicht in die Quere zu kommen. Auf jeden Fall hatte er erreicht, was er wollte. Ab hier waren die Magielinien deutlich zu spüren, die im Schloss von Gara kulminierten. Dort befand sich der magische Mittelpunkt des Landes, dorthin war gewiss auch Kuro unterwegs. Und es konnte nicht mehr weit sein. Er blieb stehen.

Gut. Dann würde er jetzt zu Inuyasha zurückkehren. Es war nur sinnvoll, wenn er bei dem weiteren Weg zu dem magischen Zentrum Tessaiga zur Verfügung hatte, vor allem, mit dieser recht interessanten Fähigkeit, Bannkreise durchbrechen zu können. Natürlich kam er selbst durch fast jeden, aber es wäre besser, sich die Energie für das Duell gegen Kuro aufzusparen. Auch, wenn das zum einen leider bedeutete, den Hanyou dabei zu haben, zum anderen, dass er selbst bis zum Morgen sinnlos herumstehen würde.

Er drehte sich um, plötzlich alarmiert. Der Geruch dieser Vögel war unerwartet nahe. Im Dunkel der Nacht erkannte er weiße Schemen und legte die Hand an sein Schwert. Sie schienen dümmer zu sein, als er gedacht hatte. Aber - was taten sie? Er spürte einen Luftzug und zog Tokejin, ehe der Wind immer heftiger wurde, eiskalte Flocken um ihn tanzten. Wollten sie ihn etwa mit Wind bekämpfen? Wie eigenartig. Er lud seine Klinge mit seinem Youki auf, schleuderte es in die Richtung der fast unsichtbaren Angreifer. Beinahe im gleichen Moment setzte ein Wirbelsturm ein, ein Tornado, der ihn als Mittelpunkt hatte. Also würde er auch diesen mit seiner eigenen Energie zerstören müssen.

Er hörte in diesem Sekundenbruchteil ein Knacken, Knirschen, das direkt unter ihm war. Und er begriff. Diese ebene Fläche war in der Tat Schnee und Eis - ein zugefrorener See, der zugeschneit worden war. Und der letzte Angriff ließ das Eis unter ihm brechen.

Lächerlich. Er konzentrierte sich, wollte empor fliegen – und stellte fest, dass der Wirbelsturm um ihn noch deutlich an Kraft zugelegt hatte, er sich vor allen Dingen aber nicht in die Luft erheben konnte. Selbst ein hoher Sprung war ihm versagt. Das durfte doch nicht wahr sein. Hatten die Gerüchte Recht, dass man so nahe am Zentrum von Gara als Youkai einige Fähigkeiten verlor? Dann musste er eben diese Vögel alle töten.

Im gleichen Augenblick gab das Eis unter ihm nach und er stürzte in eine vollkommen unerwartete, beißende Kälte, die ihm den Atem raubte.
 

Inuyasha sah sich ein wenig beunruhigt um. In menschlicher Gestalt fühlte er sich stets alles andere als wohl, zumal ohne die Möglichkeit Tessaiga einsetzen zu können. Zu allem Überfluss allein hier im einem unbekannten Gebirge.

Wo blieb eigentlich Sesshoumaru? War dieser Volltrottel doch weitergegangen, um Kuro allein gegenübertreten zu können? Er hatte zwar gesagt, dass vor ihnen ein Hindernis liegen würde, aber was sollte das sein, das den Hundeyoukai so lange aufhalten würde?

Nein. Dieser Idiot hatte ihn sicher hier einfach sitzen lassen, wohl in der Hoffnung, bis er wieder ein Hanyou sei, habe er allein gegen Kuro gewonnen. Verdammt, das durfte doch einfach nicht wahr sein, hier wie ein Findelkind ausgesetzt zu werden, nur weil Neumond war!

Mit gewissem Zorn erhob sich Inuyasha von dem Stein, auf dem er bislang gesessen hatte. Das hatte sich dieser Mistkerl so gedacht. Mensch hin oder her, er würde ihm jetzt hinterher gehen. Und ihm gehörig die Meinung sagen, wenn er ihn gefunden hatte.
 

Für einen Menschen war es schwierig, den Pfad im Gebirge in der Nacht zu finden. Inuyasha kam nur langsam voran. Als er die Ebene aus Eis und Schnee erreichte, blieb er stehen. Das matte Sternenlicht wurde hier selbst für menschliche Augen soweit reflektiert, dass er etwas genauer seine Umgebung wahrnehmen konnte. Hatte Sesshoumaru nicht etwas von einer Witterung nach Eis und Vögel erwähnt? Das Eis hatte er wohl schon einmal gefunden. Von Vögeln war weit und breit nichts zu erkennen, aber das besagte mit einer menschlichen Sinnenausstattung nichts. Sollte er weitergehen? Natürlich. Es war ja wohl mehr als notwendig, dem Herrn Halbbruder zu demonstrieren, dass er ihn nicht wie ein lästiges Anhängsel irgendwo zurücklassen konnte – auch, wenn dieser ihn sicher so sah.

So setzte er sich wieder in Bewegung. Seine bloßen Füße versanken im Schnee, es wurde unangenehm kalt. Aber er ging weiter, nicht willens, aufzugeben.
 

Plötzlich erkannte er vor sich auf dem Boden eine vertraute Gestalt. Sein Halbbruder lag regungslos im Schnee. Lag er wirklich einfach im Schnee? Da war etwas wie ein Loch, neben ihm…

Was war denn hier passiert? Was war geschehen, um jemanden wie Sesshoumaru zu besiegen? Der Hanyou beeilte sich, näher zu kommen. Tatsächlich. Hier war ein Loch, darunter schien Wasser zu sein. War dieser Idiot da hineingestürzt? Durchgebrochen? Für jemanden, der fliegen konnte, und die übrigen Fähigkeiten seines Halbbruders besaß, mehr als dämlich. So warf er noch einmal einen vorsichtigen Blick herum. Da waren eigenartige Fußspuren. Vögel? Was war das denn hier für Federvieh gewesen? Egal. Sesshoumaru brauchte sicher Hilfe.

Während Inuyasha hinlief, dachte er kurz daran, dass der bestimmt keine Unterstützung wollte. Aber das war gleich. Er brauchte sie, und auch, wenn er später sauer sein sollte – in dieser Gegend waren sie wohl aufeinander angewiesen, wollten sie Kuro besiegen. Und sie hatten das immerhin schon mit seiner Puppe geschafft.

Er bückte sich. Fell, Kleidung und Haare seines Halbbruders waren feucht, gefroren. Anscheinend war er tatsächlich in den See gestürzt, hatte wohl ziemliche Energie dazu verwenden müssen, wieder herauszukommen, und jetzt hier im Schnee nicht zu erfrieren. Ein Mensch wäre gewiss schon längst tot. Vorsichtig stampfte er einmal auf, aber das Eis unter ihm schien zu halten. Tja. Da gab es seines Wissens nur eine Möglichkeit, wie er den Bewusstlosen aufwecken konnte. Vermutlich würde der ihn anschließend mit Wonne in Stücke schneiden wollen, aber bis dahin wäre auch die Sonne wieder aufgegangen und er selbst voll kampfbereit.
 

Sesshoumaru hatte das undeutliche Gefühl, etwas sei vollkommen falsch gelaufen. Als er wieder klarer zu Bewusstsein kam, fühlte er Wärme, Arme um sich, einen Körper an sich. Mit gewissem Entsetzen fuhr er auf, die Augen rot leuchtend. Mit wachsender Bestürzung erkannte er, dass er auf Inuyasha gelegen hatte, in dessen Armen. Und zu allem Überfluss war der noch immer ein Mensch! Der Hanyou grinste jedoch nicht einmal, sah ihn nur fast erleichtert an.

„Endlich!“

Was war passiert? Wo war sein Fell, seine Rüstung? Ja, seine Kleidung? „Was hast du Idiot getan?“

„Vermutlich dir das Leben gerettet.“ Inuyasha setzte sich auf: „Du warst am Erfrieren.“

Unsinn. Youkai konnten nicht erfrieren, oder? Der Hundeyoukai stand bereits, bemerkte erst jetzt, dass sein Halbbruder ihm das Oberteil des Feuerrattengewandes um die Hüften gebunden hatte, anscheinend einen gewissen Rest Schicklichkeit besessen hatte. Seine eigene Kleidung lag überfroren neben ihnen, selbst auf dem Brustpanzer hatte sich Eis gebildet. Er konnte sich erinnern, dass diese Vögel gekommen waren, ihn in den eisigen See hatten stürzen lassen. Seine Versuche, ohne fliegen oder springen zu können, hinauszukommen, hatten sie zunächst immer wieder mit diesen Windangriffen vereitelt. Irgendwann war ihm bewusst geworden, dass er über so gut wie kein Youki mehr verfügte. Da erst hatten sie von ihm abgelassen. Diese Youkai hatten es gewagt, ihn lächerlich zu machen!

Er spürte, wie seine Energie deutlich angestiegen war, er nun selbst wieder Wärme produzieren konnte. Vermutlich wäre er ohne die Hilfe des Bastards hier tatsächlich elendig zugrunde gegangen. Kuro hätte sich ins Fäustchen gelacht.

In diesem Moment konnte er nachfühlen, wie sich Inuyasha am Bratspieß der Enten gefühlt haben musste. Lächerlich, in solch eine dumme Falle zu gehen. Er bemerkte, dass sich der Hanyou abgewendet hatte, ihm wohl Gelegenheit geben wollte, sich wieder anzuziehen. Seine Kleidung war mit Eis, mit Reif bedeckt, aber das konnte er nun wieder auftauen.
 

Inuyasha drehte sich erst um, als Sesshoumaru sagte: „Hier.“

So nahm er seine Oberbekleidung wieder. War das alles? Warum kam da keine Morddrohung? Oder eher gleich ein Angriff? Immerhin hatte er seinen Halbbruder praktisch gezwungen, mit einem Menschen zu kuscheln, und er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass dem das gefallen hatte. Während er sich wieder anzog, meinte er daher: „Ich...mir fiel einfach nichts anderes ein.“ Das klang entschuldigend, stellte er sofort fest. Aber ihn verwirrte, dass seine Rettungsaktion immerhin schweigend angenommen wurde.

Was für ein Narr. Nahm er wirklich an, er würde ihm Vorwürfe machen, ihm das Leben gerettet zu haben? Für wie ehrlos hielt ihn dieser Idiot eigentlich? Wäre der Bastard nicht hinterher gekommen, sondern hätte tatsächlich bis zum Sonnenaufgang gewartet, hätte sogar er, Sesshoumaru, diese Nacht ohne Youki nicht mehr überlebt. Sie hatten wirklich ihr Bestes gegeben, sich gegenseitig umzubringen, aber das bedeutete doch nicht, dass man zuließ, jemand anderer würde das tun, zumal, wenn sie im Moment ein gemeinsames Ziel hatten. „Wir sind quitt“, sagte er nur. Jetzt war etwas anderes wichtiger. Je höher seine Energie wurde, umso deutlicher konnte er wieder die Vögel wittern. Näherten sie sich bereits wieder? Aber warum hatten sie Inuyasha nicht angegriffen? Hing das damit zusammen, wie stark jemand war, der ihren See betrat? Je weniger Youki, umso eher blieb er unbehelligt? Und ein Mensch bekam sie nicht einmal zu Gesicht? Er versuchte, die weißen Schemen in der Dunkelheit auszumachen: „Sie kommen zurück.“

„Wer?“ Inuyasha ärgerte sich im gleichen Augenblick über diese Frage, aber es half nichts. Menschenaugen waren eindeutig zu schlecht für die Nacht. „Diese Vögel?“ schob er nach.

„Ja. Sie greifen mit Wind an.“

„Kein Problem.“ Im nächsten Augenblick wusste er, dass es eins war. Er konnte Tessaiga ja nicht einsetzen. Eigentlich wollte er fragen, warum der Hundeyoukai nichts dagegen unternommen hatte, in den See geworfen zu werden, aber das musste wohl ein solches Problem sein, dass selbst der damit nicht fertig geworden war. „Die sind hartnäckig. Was sind das für Vögel?“

Schweigen.

Also wusste es Sesshoumaru auch nicht. Unwillkürlich versuchte der Hanyou in der Dunkelheit etwas zu erkennen, legte die Hand an Tessaiga. Der erste Schimmer der Morgendämmerung kam über den Horizont und er entdeckte die weißen Gestalten. Seltsame Vögel, dachte er unwillkürlich. Sie gingen vollkommen aufrecht, fast, wie Menschen. Nur ihr Bauch war vollkommen schwarz. Die Flügel schienen menschlichen Armen ähnlicher zu sein als sonstigen Fittichen ihrer Verwandten. Sie waren stehen geblieben, schienen ihre Besucher zu mustern, aber er gab sich nicht der Illusion hin, dass diese komischen Youkai ungefährlich waren. Immerhin hatten sie es um ein Haar geschafft, Sesshoumaru um die Ecke zu bringen, und er war sicher derjenige, der am besten abschätzen konnte, was das für ein Stück Arbeit war.

Der ältere Halbbruder trat neben den Hanyou. Er war bei weitem noch nicht wieder kampffähig, das würde noch einige Zeit dauern, zumal er hier anscheinend einige seiner Fähigkeiten nicht einsetzen konnte. Inuyasha war ein Mensch, also war auch Tessaiga keine Option. Das sah nicht sonderlich gut aus, zumal es sicher an die hundert dieser seltsamen Vogelyoukai waren. Nun, je länger die gegenseitige Musterung dauerte, umso besser, in diesem Fall. Er wurde von Minute zu Minute stärker – und die Sonne begann aufzugehen.

Inuyasha sah das genauso: „He!“ rief er allerdings: „Ich habe keine Ahnung, was ihr wollt. Ich will euch jedenfalls nichts tun! Also gebt uns den Weg frei!“

Eine leichte Bewegung ging durch die weißen Vögel, aber niemand antwortete.

Nun, das wäre ja auch zu schön gewesen. Er warf einen raschen Blick in Richtung auf die Sonne: „Tja. Falls Kuro euch geschickt hat, solltet ihr es euch noch mal überlegen. Wir sind nur an ihm interessiert.“

Erneut reagierten die Vögel, aber ob das Zustimmung oder Ablehnung war, konnten die Halbbrüder nicht feststellen.

Inuyasha hatte jedenfalls das Gefühl, dass das eine Art der Unterhaltung werden könnte, wenn auch recht einseitig. „Also gebt den Weg frei. Oder es passiert etwas.“ Denn die ersten Strahlen der Sonne kamen nun über den Horizont, suchten den Weg auf die Eisfläche. „Nämlich: das hier.“

Sesshoumaru war ein wenig überrascht. Nie zuvor hatte er der Verwandlung zugesehen, den jähen Anstieg des Youki verspürt. Es war in der Tat verwunderlich, wie hoch der Pegel der dämonischen Energie bei diesem Bastard steigen konnte. Nun, das zeigte eindeutig, wie mächtig Vaters Blut selbst bei einem Menschenmischling erhalten geblieben war.

Inuyasha atmete erleichtert auf. Er war wieder er selbst und konnte Tessaiga führen. So zog er es. „Also, lasst ihr uns jetzt durch?“

Im gleichen Moment krächzte ein Rabe über ihnen. Alle blickten empor, als der schwarze Vogel im Tiefflug über die Eisebene schoss, auf die weißen Vogelyoukai zu. Das war eindeutig ein Angriff. Der Hanyou wollte nicht abwarten, ob der Rabe dämlich genug war, ihn oder Sesshoumaru zu attackieren oder einen der anderen und hob sein Schwert, schlug zu. „Kaze no Kizu!“

Der Macht der Windnarbe hatte der Rabe nichts entgegenzusetzen.

Inuyasha senkte Tessaiga, als er sah, wie die weißen Vögel sich zwitschernd in Bewegung setzten, sich aber nicht näherten. Hatte ihnen diese Machtdemonstration gereicht? Oder hatte der Rabe tatsächlich einen von ihnen angreifen wollen und sie befanden, dass der Feind ihres Feindes durchaus ihr Freund sein könnte? Gleich. In jedem Fall öffneten sie eine Gasse, um die Fremden passieren zu lassen. Und das war alles, was zählte.

Für einen Augenblick war Sesshoumaru versucht, auszuprobieren, wie viele von diesen Vögeln er in seinem momentanen Zustand ins Jenseits befördern konnte, ließ es dann aber doch sein. Im Falle eines erneuten Angriffs wäre er auf Inuyasha angewiesen, und das war nichts, was er zwei Mal in einer Nacht haben musste.

Nun, eigentlich nie wieder.
 

Während die Halbbrüder nebeneinander durch die Menge der Vogelyoukai gingen, waren sie sich stillschweigend einig, dass ihre letzten Abenteuer in Feuer und Eis nichts wären, auf das man je zurückkommen müsste.
 

******************************************
 

Sie sind sich mal einig.

Im nächsten Kapitel treffen die Halbbrüder auf Kuro und seine Zombiearmee, die Entenhexe Sayuri trifft eine folgenschwere Entscheidung und Kagome und Co treffen alte Bekannte in der Klemme...
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Kuro

Manchmal ist es gut, seine Freunde gut verteilt zu haben....
 

16. Kuro
 

Sayuri und ihr Gefolge saßen in ihrer Halle. Einer der Krieger kam zu der Anführerin: „Wir sollten vielleicht auch zu dem Schloss von Gara gehen…“ meinte er zögernd.

Die Entenhexe sah ihn an: „Sicher. Wir mischen uns in den Kampf zwischen diesen Hundebrüdern und dem Schwarzen Tod persönlich ein. Soll ich dir auch sagen, was dann passiert? Sie gehen zu dritt auf uns los, erledigen uns allesamt, ehe sie sich gegenseitig wieder an der Kehle haben.“

„Aber, wenn Kuro gewinnt und die Raben wieder die Herren sind...“

Ja, das wusste auch Sayuri. Dann waren ihre schönen Einnahmen ebenso weg, wie ihr Traum von der eigenen Herrschaft. Sie starrte ins Feuer: „Was hat der Hundeyoukai gesagt? Die Raben versammeln sich? Dann sollten wir uns vielleicht darum kümmern. Gegen Raben ohne Kuro haben wir eine gute Chance. Immerhin verfüge auch ich über Magie. Auf diese Art helfen wir den Hundebrüdern, denn der Schwarze Tod kann seine Männer dann nicht auch noch gegen sie einsetzen. Und sie haben bessere Karten gegen Kuro.“ Sie stand auf: „Macht euch bereit.“
 

Die beiden Halbbrüder blieben stehen. Inuyasha schluckte. Vor ihnen dehnte sich eine schwarze Masse, über zwanzig Meter hoch, soweit das Auge reichte. Er hatte einmal erstarrte Lava gesehen, daran erinnerte es ihn am meisten. Als sie über das Land geflossen war, hatte sie gewiss alles Leben unter sich erstickt. Was für ein mieser Kerl war dieser Kuro. Kein Wunder, dass man ihn den Schwarzen Tod nannte.

Sesshoumaru hatte die Verwüstung durch die schwarze Masse bereits einmal gesehen. Aber nun, nach so vielen Jahren, konnte er nachvollziehen, warum Vater damals so zornig gewesen war. Was für ein Unsinn, ein Land zu vernichten, alles Leben dort zu zerstören.

Fast genau vor ihnen lag eine Lücke, ein schmales Tal, quer durch diese Masse. Es wirkte, als habe ein Riese mit einem Messer einen Schnitt gezogen. Dies war der Weg zum Schloss von Gara, dem magischen Mittelpunkt des Landes. So nahe an diesem waren hohe Sprünge nicht mehr möglich, ebenso wenig fliegen. Hoffentlich würde Tessaiga funktionieren, dachte der Ältere. Kuro war zwar seine Beute, aber er nahm an, dass Inuyasha in irgendeiner Form nützlich sein könnte. Ab und an kam der alte Toutousai auf gute Ideen. Selten, aber doch. So setzte er sich langsam wieder in Bewegung. Inuyasha war sofort an seiner Seite.
 

Die Schlucht war eng und es erwies sich bald als unmöglich, zu zweit nebeneinander zu gehen. Die schwarzen Wände stiegen steil empor, verstärkten das Gefühl, sich in den Eingeweiden der Erde zu bewegen. Die Sonne erreichte den Boden der Klamm nicht mehr, hüllte diese nur in Halbdunkel. Da beide Halbbrüder lautlos gingen, war kein Geräusch zu hören. Inuyasha hob plötzlich den Kopf. Er war hinter dem Älteren und ein Geruch hatte ihn alarmiert.

„Uns folgt wer…Und der ist nicht mehr am Leben.“

„Nicht schlecht, für ein Halbblut.“

„Keh!“ Inuyasha war sich nicht sicher, ob er das als Lob sehen konnte.

Sesshoumaru fuhr fort: „Untote Rabenyoukai.“

„Eine Falle.“

Das war klar.
 

Als die Halbbrüder den Ausgang der Schlucht durch die schwarze Masse erreichten, blieben sie erneut stehen. Vor ihnen dehnte sich ein Talkessel von gewiss fünftausend Schritt Durchmesser, umgeben von den steilen schwarzen Wänden. Ruinen waren alles, was vom Schloss übrig geblieben war. Kein Grashalm, kein Tier war zu erkennen. Alles war öde und sprach nur zu deutlich vom Tod. Beiden stieg der Geruch von vergossenem Blut in die Nase und sie entdeckten in einem sandigen Fleck zwei entstellte Tote, einen weiblichen Menschen und einen männlichen Rabenyoukai. Ohne Zweifel hatte Kuro sie auf dem Gewissen, wobei selbst Inuyasha zu bezweifeln wagte, dass der Daiyoukai überhaupt wusste, was das war.

Das Interessanteste in diesem Tal war allerdings zweifellos der Mann in menschlicher Gestalt, mit Rüstung und Schwert, der sich von einem Ruinenstück erhob. Sie hatten ihn schon einmal getötet, oder eher, seine Puppe. So näherten sie sich Kuro, der ihnen ein wenig entgegenkam, um nicht in einem Kampf durch die Ruinenbruchstücke behindert zu werden. Natürlich hatten die Hundebengel keine Chance gegen ihn, hatten sie nie gehabt, aber er wollte nicht auch nur den Hauch einer Möglichkeit eingehen, unelegant oder gar unbeholfen zu wirken. Schon gar nicht vor der Armee der Ahnen. Er hatte sie beschworen, heute Nacht, sie sich jenseits der Schlucht auf die Lauer legen lassen. Alles klappte nach seinem Plan...nun, fast alles, denn er musste sich schon ein wenig wundern, wo seine restlichen, lebenden, Rabenyoukai blieben. Hatten sie etwa vergessen, dass sie ihm bedingungslosen Gehorsam schuldete? Nun, er würde sie schon daran erinnern, wenn sie endlich, zu spät, kamen.
 

Fünfundzwanzig Schritte auseinander blieben sie stehen. Inuyasha warf einen Blick auf die beiden Toten: „Keh!“ machte er leise. Wieder zwei Leichen mehr auf Kuros Konto, davon einer sogar eine der eigenen Art. Wie tief konnte der eigentlich noch sinken?

„Oh, stören dich die beiden? Sie waren so überaus freundlich, mir bei meiner Wiederauferstehung zu helfen. Wenn auch nicht ganz freiwillig.“ Der Daiyoukai lächelte flüchtig. Sein treuer Daigoku hatte ihm so einen letzten großen Dienst erwiesen: „Nun, ihr beide seid in meiner Falle gelandet. Dort hinter euch kommt die beschworene Armee meiner Ahnen durch die Schlucht, gegen die niemand bestehen kann. Sie werden das Halbblut umbringen und dann…ja, dann, mein lieber Sesshoumaru, werden sie mir bei dir ein wenig zur Hand gehen. Denn ich habe beschlossen, dich nicht sofort zu töten, wenn ich dich erschöpft habe. Oh nein, das wäre zu einfach, nicht wahr? Ich werde dir zunächst zeigen, warum ich ein Daiyoukai bin und du nicht. Du wirst immer verzweifelter versuchen, mich zu berühren, immer mehr einsehen, dass du schwach bist, unfähig. Danach erst, wenn du verstanden hast, wie aussichtslos dein Unterfangen ist, werde ich dich verletzen, kampfunfähig machen. – Auf dem Weg hierher hatte ich Zeit, meine Fähigkeiten ein wenig zu nutzen. Da gibt es ein kleines Menschenmädchen, das dich begleitet, nicht wahr?“ Er betrachtete sein Gegenüber: „Nun, mir fiel ein, dass man sich das zu Nutze machen kann. Zunächst plante ich, sie in so etwas zu verwandeln, wie dieses Ungeheuer in den Höhlen...“

Rin! Sesshoumaru zeigte keine Regung, um nicht diesem Mistkerl noch eine Freude zu machen. Hatte er bereits Krieger geschickt, um sie gefangen nehmen zu lassen? Gegen Rabenyoukai aus Gara würde Jaken kaum etwas ausrichten können.

Kuro fuhr langsam fort: „Aber dann dachte ich, es würde mehr Spaß machen, sie vor deinen Augen auseinander zu nehmen. Zum einen, damit du weißt, was auf dich wartet, zum anderen...nun, ich nehme doch an, dass dir das ein wenig Zerstreuung bieten wird. Wie du dich sicher erinnerst, finde ich zumindest Geschmack am Leiden anderer.“ Er musste ja nicht erwähnen, dass er noch immer keine Ahnung hatte, wie aus einem Menschen das Ungeheuer der Höhlen geworden war.

„Keh!“ machte Inuyasha leise: „Dann wirst du diesmal siegen müssen.“ Denn jetzt ging es eindeutig um etwas Persönliches. Er konnte sich vorstellen, wie er empfunden hätte, wäre die Rede von Kagome gewesen.

Sein angesprochener Halbbruder nickte unmerklich. Auch, wenn er noch immer nicht wusste, wie dieser Mistkerl das machte, ihm derart überlegen zu sein, ihm so voraus zu sein…

Moment mal.

Was hatte er da gerade gedacht? Rabenyoukai konnten in die Vergangenheit sehen, das hatte die Entenhexe Sayuri bestätigt. Kuro besaß dazu die Fähigkeit, an andere Orte blicken zu können, wenn er sich konzentrierte. War er etwa auch in der Lage, kurzfristig zumindest in die Zukunft blicken zu können? War er darum einem Angreifer immer einen Schritt voraus? Dann musste er nur verhindern, dass sich der Daiyoukai sammelte, ihn so unter Druck setzen, dass er diese Begabung nicht einsetzen konnte. Was die Armee der Zombieraben betraf, so wäre zwar sein Tenseiga dagegen wirkungsvoll, aber Tessaiga besaß immerhin die Fähigkeit, hundert Youkai auf einmal zu töten. Damit sollte selbst ein Halbblut etwas anfangen können. „Wie lange kannst du gegen die untoten Raben durchhalten?“ fragte er nur.

„Solange es nötig ist.“ Inuyasha nahm das als Bestätigung, er solle seinem Halbbruder den Rücken freihalten. Eine ganze Armee bot dieser dämliche Kuro gegen zwei auf. Einer von ihnen hatte zugegeben wenig Chancen gegen einen Daiyoukai plus Armee. Gegen jeweils einen Widersacher sah das schon ganz anders aus. So drehte er sich um. Durch das schmale Tal kamen untote Vögel, das konnte er bereits deutlich wittern. Daher warf er nur noch einen raschen Blick seitwärts, ehe er ihnen entgegenlief. Gegen so viele Gegner würde auch er sich hart tun, aber das war die Gelegenheit, dem Herrn Halbbruder zu zeigen, was er konnte. Und dieser sollte es doch schaffen, den Mistkerl von Kuro endlich zu besiegen. Hoffentlich hatte der nicht schon Krieger ausgeschickt, Sesshoumarus kleines Mädchen einzufangen oder auch seine eigenen Freunde.
 

Kagome sah immer wieder zum Himmel auf, auf der Suche nach weiteren Krähen. Und immer wieder wurde sie fündig: „Es fliegen dauernd welche herum, aber in sehr großer Höhe“, teilte sie den anderen mit.

Miroku blickte mit empor: „Sehr weit oben. Fast, als ob sie etwas suchen.“

Sango hob die Brauen: „Wenn Kuro etwas sucht, sollten wir es zuerst finden.“

„Genau!“ Toutousai hätte fast in die Hände geklatscht.

„Vielleicht Inuyasha?“ wagte Kagome zu hoffen und ließ Shippou zu Boden: „Machen wir uns auf den Weg.“

„Stimmt.“ Sango stand bereits neben Kirara, die sich rasch vergrößerte.

„Inuyasha-sama wird kaum schon aus Gara zurück sein und noch dazu allein“, gab Myouga zu Bedenken.

„Was auch immer Kuro interessiert, interessiert auch uns.“ Miroku erhob sich: „Vielleicht helfen wir auf diese Art Inuyasha und Sesshoumaru.“ Irgendwie klang diese Zusammenstellung sehr eigenartig.

Ito blickte verwirrt in die Runde: „Ihr wisst nicht, wohin oder was los ist, aber ihr wollt euch einmischen?“

„Ja“, meinte Sango: „Wir wissen nur, dass Kuro immer Unheil plant. Vielleicht können wir jemandem helfen. Komm, setz dich hinter mich auf Kirara. Miroku dann hinter dich. Du bist ja so zierlich.“

Zierlich hatte das Monster aus dem Labyrinth auch schon sehr lange niemand genannt. Ito gehorchte und legte vorsichtig die Arme um Sangos Taille.

„Du brauchst dich nicht festzuhalten, “ knurrte Miroku prompt: „Kirara fliegt sehr weich.“

Ito folgte dem Hinweis, zumal sich der Mönch hinter ihn schwang. Er wollte doch keinen Ärger.
 

So war die Gruppe kurz drauf in der Luft. Kagome saß mit Shippou im Arm hinter Toutousai auf dessen Kuh. Myouga hatte sich auf der Schulter seines alten Freundes niedergelassen, nicht ganz so begeistert von diesem neuen Ausflug.

„Raben!“ rief Sango und deutete voraus. Dort erkannten auch die anderen schwarze Vögel, die größer als gewöhnliche Raben waren.

„Youkai?“ fragte Kagome daher bei Toutousai nach.

„Youkai aus Gara“, bestätigte der: „Sie schienen ebenso wie die Krähen etwas zu suchen.“

„Dann sollten wir uns besser vorsehen“, meinte Myouga: „Ich war schon einmal Kuros Gefangener, das brauche ich wirklich nicht noch einmal.“ Er überlegte schon seit Minuten, wie er hier unauffällig verschwinden konnte. Andererseits waren beide Söhne seines Herrn verzaubert worden und in Gefahr, und er war überzeugt, dass es dieser nicht gern sehen würde, ließe er sie im Stich. Er war sicher, dass er dafür bestraft werden würde, käme er ins Jenseits. Der Herr konnte sehr nachtragend sein. Und noch waren die Raben weit voraus in den Bergen, kreisten nun an einer Stelle, ebenso wie die Krähen.

„Sie haben gefunden, was sie suchen!“ rief Miroku gerade auch: „Dort, am Berg!“

Die Raben setzten zur Landung an.

„Schneller, Kirara!“ meinte Sango und zog ihren Bumerang zwischen sich und Ito hervor: „Da scheint wer in Schwierigkeiten zu stecken!“ Und wer auch immer Probleme mit Kuro hatte, konnte mit ihrer aller Unterstützung rechnen.

Die Krähen stoben flatternd auseinander, als sich die fliegende Kavallerie zwischen sie stürzte, Sango ihren Bumerang bereits durch sie jagte.

Kagome nahm ihren Pfeil und Bogen zur Hand: „Das ist doch Sesshoumarus kleines Mädchen! Und Jaken!“
 

Die Rabenyoukai hatten sich schon während der Landung in ihre Menschenform verwandelt, nur die Flügel am Rücken zusammenfaltend. Jaken erkannte entsetzt gleich zehn Krieger. Denen konnte er kaum etwas entgegensetzen. Aber er musste Rin beschützen. Wenn ihr etwas zustieß, konnte er sich sein Grab schon mal eigenhändig schaufeln. Sesshoumaru-sama würde ihm nie verzeihen. So befahl er hastig: „Runter, Rin!“ und stellte den Kopfstab vor sich: „Kommt ja nicht näher!“

Die Kleine warf sich sofort zu Boden.

„Was soll der Unsinn, Kröte?“ fragte der Anführer der Raben: „Der mächtige Kuro-sama will dieses Menschenmädchen. Also gib sie uns.“

„Vergesst das!“ Jaken bemühte sich, weder seine Angst noch seine Verständnislosigkeit zu zeigen. Kuro? Wer sollte das denn sein? Wo war nur Sesshoumaru-sama?

Statt einer Antwort zogen die Raben ihre Schwerter. Ihr Befehl lautete, das kleine Mädchen lebendig zu Kuro zu bringen. Und wenn der Herr etwas befahl, war es deutlich gesünder und schmerzfreier, dieser Anordnung nachzukommen. Von der Kröte war dagegen nie die Rede gewesen. Also würden sie den kleinen Youkai töten.

Als die ersten beiden auf Jaken zuliefen, aktivierte dieser den Kopfstab. Die Youkai sprangen eilig beiseite, aber er erkannte, dass allein ihre Anzahl ihnen einen erheblichen Vorteil verschaffte. Während einige ihn ablenkten, wäre es für die anderen ein Leichtes, Rin zu fassen. Er fuhr herum, jagte blindlings einen Feuerstoß in diese Richtung, auf die anderen Raben los, die hastig kreisrunde Bannkreise vor sich errichteten, die Attacke so abfingen. Nein, das sah gar nicht gut aus. Sesshoumaru-sama würde ihn bestenfalls filetieren, wenn Rin etwas passierte.

Ein großer Gegenstand wirbelte durch die Luft. Gleichzeitig blendete ihn etwas, das er als läuternde Magie erkannte, den Raben vor ihm nur knapp verfehlte. Dieser machte einen gewaltigen Satz zurück.

Jaken blickte hinauf zum Himmel, wo sich die Neuankömmlinge sehr drastisch in den Kampf eingemischt hatten. Das war doch Inuyashas Menschenbande? Den Schmied hatte er auch schon einmal gesehen, aber was war das für ein Wesen zwischen der Dämonenjägerin und dem Mönch? Ein Youkai? Solchen hatte er noch nie kennen gelernt.

Sango hatte ihren Bumerang wieder in der Hand: „Ito, spring runter und beschütze das kleine Mädchen, ja?“

„Sie wird schreien“, gab der zu bedenken.

„Das glaube ich nicht.“ Immerhin zog die Kleine mit Youkai durch die Lande. „Mach schon!“ Sie ließ Kirara eine Kurve fliegen.

Miroku warf Bannzettel, um den Rabenyoukai zwischen ihnen und Rin sowie Jaken zumindest abzulenken, da dieser eine Magieabwehr errichten musste: „Jaken!“ schrie er: „Ito passt auf Rin auf, dann kannst du besser kämpfen!“

Ito? Und er selbst sollte weiter kämpfen? Jaken bemerkte verwirrt, dass dieser Unbekannte herunter sprang. Nun gut, wenn er eines über Inuyashas Menschenbande wusste, dann, dass sie fähig waren und in gewisser Weise ehrenhaft. Dieser Ito würde Rin sicher nichts tun.
 

Toutousai und Kagome hatten unterdessen bemerkt, dass der Kampf gegen die Rabenyoukai deutlich schwieriger sein würde, als gedacht. Der Feuerstoß aus dem Mund des Schmiedes wurde ebenso durch einen magischen Schutzschirm abgewehrt, wie der von Jakens Kopfstab. Auch die Bannzettel des Mönches oder die läuternden Pfeile Kagomes konnten so zurückgewiesen werden. Einzig Sango war mit ihrem Bumerang in der Lage, durch die Abwehr der zauberkundigen Raben zu kommen. Und das Mädchen aus der Zukunft gab sich zu, dass sich ihre Sorge um Inuyasha deutlich erhöhte. So hatte sie sich das mit Leuten aus Gara nicht vorgestellt.
 

Ito kniete neben dem kleinen Menschenmädchen nieder, das ihn ansah, sich aber offenbar nicht traute, aufzustehen. „Ich bin Ito“, stellte er sich vor: „Und du heißt Rin? Ich werde auf dich aufpassen.“ Immerhin schrie sie nicht und lief auch nicht weg.

„Danke, Ito-sama“, erwiderte sie unverzüglich: „Wo ist denn Sesshoumaru-sama?“

So höflich hatte ihn schon sehr lange niemand mehr angesprochen. Doch, er würde sie beschützen, da hatte Sango Recht. Aber er meinte: „Ich weiß es nicht. Er und Inuyasha scheinen in einem magischen Land zu kämpfen. Aber sie kommen sicher wieder hierher.“ Er sah, wie sie zusammenzuckte, und fuhr herum. Der Rabenyoukai der sich ihm von hinten mit erhobener Klinge genähert hatte, bekam zu spüren, dass das einstige Ungeheuer des Labyrinths Krallen besaß. Und gegen solch einen Direktangriff half auch magische Abwehr nur bedingt. Der Schwertangriff ging durch den Schmerz daneben. So sprang dieser Rabenyoukai zurück.

Jaken sah erleichtert, dass der Unbekannte tatsächlich wohl alles tun würde, um Rin zu beschützen und ließ erneut seinen Kopfstab Feuer spucken. Aber er und auch diese Menschenbande steckten wirklich in der Klemme. Die Raben konnten alle Attacken abwehren. Außerdem: was hatte dieser Ito da gerade von sich gegeben? Sesshoumaru-sama sei gemeinsam mit Inuyasha…allein das ein Ding der Unmöglichkeit….in einem magischen Land? Und das ohne seinen treuen Diener? Was da wohl geschehen war? Dann jedoch verschob er das Nachdenken lieber auf später, als er bemerkte, dass erneut jemand an ihm vorbei zu Rin wollte.
 

Inuyasha blieb in der Mitte des schmalen Einschnittes durch die schwarze Masse stehen. Seine Nase verriet ihm nur zu deutlich, dass die Vögel, die dort kamen, nicht mehr am Leben waren. Zombies. Wie auch immer dieser dämliche Kuro das schon wieder hinbekommen hatte. Und das waren sicher an die Hundert, eine nette Überzahl, zumal er aus leidvoller Erfahrung wusste, dass sich Zombies nach seinem Angriff wieder zusammensetzen würden. Aber was sollte es. Das war die Gelegenheit, dem ach so tollen Herrn Halbbruder einmal zu zeigen, wie er kämpfen konnte. Und aufgeben kam sowieso nicht in Frage. Er musst nur an den armen Ito denken, um sich vorstellen zu können, was dieser Mistkerl von einem angeblichen Daiyoukai mit Menschen und wohl auch anderen Geschöpfen anrichten konnte. Er hatte ja auch schon einige Tote hinterlassen in seinem Leben, aber gegen diesen Kuro war sein Karma sicher praktisch unberührt.

Er zog, als er die Vordersten der Zombieraben entdeckte, buchstäblich nur Knochen, mit gefiederten Flügeln am Rücken, bewaffnet mit Rüstungen und Schwertern. Die blieben stehen, griffen ihrerseits zu ihren Schwertern, ehe sie auf ihn zu rannten. Im nächsten Moment, als er schon Tessaiga schwang, um die Linie der Windnarbe zu suchen, bemerkte er, dass sich dahinter welche in die Luft der Schlucht erhoben. Mist. Die konnten ihn auch noch von oben angreifen. Sobald es auch nur einem von ihnen gelang, an ihm vorbeizukommen, ihm in den Rücken zu fallen, war er erledigt. Also durfte das nicht passieren.

„Kaze no Kizu!“

Die Energie der Windnarbe raste zwischen die Zombies.

Diese begannen unverzüglich, sie wieder zusammenzusetzen, noch ehe sein zweiter Angriff ihre Kameraden aus der Luft holte. Zu allem Überfluss rannte nun eine weitere Gruppe an ihnen vorbei auf den Hanyou zu. Nein, das würde nicht einfach werden.
 

**************************************
 

Wer hat je behauptet, es sei einfach, einen zauberkundigen Daiyoukai zu besiegen?

Aber jemand hätte Kuro warnen sollen, was man nicht zu Sesshoumaru sagt.
 

Im nächsten - und letzten - Kapitel gehen die Kämpfe weiter.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

In eigener Sache. Nach dem letzten Kuro-Kapitel werde ich den neuen Krimi hochladen.
 

bye
 

hotep

Kämpfe

Wie erwähnt, bin ich im Moment realtiv wenig online, darum das neue Kapitel heute schon:
 

17. Kämpfe
 

Einer ihrer Männer kam zu Sayuri: „Was wünscht Ihr?“ Es war ungewöhnlich, dass sie ihren Adjutanten mitten in einem Kampf zu sich winkte.

Die Entenhexe sah zu ihm, ohne ihre andere Hand sinken zu lassen, da sie damit ihre Krieger vor der Magie der Gegner schützte: „Sag den Männern, dass sie die Raben nicht mehr töten sollen.“

„Äh…wieso..?“

„Sie kämpfen nicht richtig, nicht mit voller Macht. Wenn sie ihre komplette Magie gegen mich einsetzen würden, wäre ich viel erschöpfter. - Nein. Sie tun genau das, was sie müssen, um nicht getötet zu werden. Sie warten auf etwas. Und das, mein Lieber, kann nur bedeuten, dass zum einen auch sie nicht sonderlich begeistert über die Rückkehr des Schwarzen Todes sind. Und zum zweiten, dass der liebe Kuro bereits die beiden Hundebrüder am Hals hat. Wir kämpfen alle nur, um das Ergebnis des anderen Gefechts abzuwarten.“

Und da war noch etwas, das aber ihre Krieger nichts anging. Sie konnte es fühlen. Die Fäden der Zauberei woben sich um sie, als ob das Land Gara seine Magie neu ordnen wollte. Für eine so zauberkundige Hexe war dies ein eindeutiger Hinweis darauf, dass nicht einmal der Boden selbst mehr auf der Seite des Schwarzen Todes stand. Womöglich hatte auch das Land Gara seine Experimente und die Vernichtung des Lebens nicht gut geheißen.

„Wie Ihr wollt.“ Der Vogelyoukai beeilte sich, den Befehl der Hexe weiterzugeben.
 

Sesshoumaru hatte Kuro nicht aus den Augen gelassen, als er Tokejin zog. In seinem Geist herrschte nun völlige Klarheit. Er würde diesmal nicht verlieren, um Rins willen nicht und nicht um seiner eigenen Ehre willen.

Er würde siegen.

Und Kuro würde sterben.

So einfach war das, gleich, ob dieser in die Zukunft sehen konnte oder nicht.
 

Der Daiyoukai lächelte ein wenig, als er sich aufrichtete, seine Gedanken in die Zukunft schweifen ließ. Im nächsten Moment zuckte er zusammen. Was war denn da los?

Er konnte keine Attacke erkennen, keinen Plan. Alles, was er in der Zukunft erkennen konnte, war sein eigener Tod. Wie es einst beim Inu no Taishou gewesen war. Wieso jetzt auch dieser Hundebengel?

Hastig riss Kuro seine Waffe aus der Scheide. Verdammt, wie war das möglich? Bis eben hatte doch Sesshoumaru diese Technik nicht beherrscht?
 

Scheinbar endlose Minuten später erkannte der Rabenyoukai, dass das noch sein geringeres Problem war. Hier, am magischen Mittelpunkt von Gara, konnte keiner von ihnen beiden fliegen oder seine wahre Form annehmen. Seit seinem Duell gegen den Inu no Taishou hatte er allerdings kein Schwert mehr in der Hand gehabt und nicht mehr geübt. Seine Kraft war zweifelsohne noch immer gewaltig, seine Geschwindigkeit ebenso, aber nun musste er feststellen, dass dieser Hundebengel ebenfalls äußerst stark und schnell war. Ohne seine Fähigkeit vorherzusagen, wann welcher Angriff kommen würde, steckte er in ernsten Schwierigkeiten.

Das durfte doch nicht wahr sein. Er würde es doch nicht schaffen, gegen einen Halbwüchsigen zu verlieren? Wo hatte der nur gegen wen trainiert? Hoffentlich kamen seine Krieger bald mit dem kleinen Menschenmädchen zurück. Mit ihr als Geisel war Sesshoumaru sicher zu schlagen.

Er parierte erneut und sprang einen weiten Satz zurück, um sich hastig nach dem Bastard umzusehen. Dieser schien bislang noch erfolgreich zu verhindern, dass die Zombieraben ihm zu Hilfe kamen. Wie stark war dieses Halbblut eigentlich? Hatte er die Hundebrüder unterschätzt?

Ja, hatte er, das musste er zugeben. Nun gut. Er atmete tief durch, als er seinen Gegner kühl musterte. Er durfte sich jetzt keine Blöße geben und musste einfach abwarten und durchhalten. Früher oder später war das Halbblut zu erschöpft, um sich derart beharrlich gegen eine solche Überzahl zu wehren, während sich die Geisterraben einfach immer wieder zusammensetzen konnten. Dann würden sie Inuyasha töten und ihm gegen Sesshoumaru helfen.

Oder die ausgesandten Krieger kamen mit dem Menschenmädchen zurück.

Oder seine restlichen Raben würden endlich auftauchen. Wo steckten die bloß? Irgendwie beschlich ihn langsam das Gefühl, dass hier in Gara die Sache aus dem Ruder gelaufen war, seit er es zum letzten Mal betreten hatte.

Nun, gleich. Darum würde er sich kümmern, wenn er diesen Hund erledigt hatte. Zum ersten Mal ging er zum Angriff über.
 

Inuyasha hatte keine Zeit sich umzusehen. Er musste verhindern, dass es einem der Zombieraben gelang, an ihm vorbeizukommen. Immer wieder versuchten einige über ihn hinweg zu fliegen, oder auch ihn abzulenken, während sich ihm andere zu Fuß näherten. Ihm war klar, dass dies zwar Geister waren, die er nicht töten konnte, ihre Schwerter aber nur zu real waren. Wenn er einen Fehler machte, würden sie ihn umbringen, um Kuro helfen zu können. Das würde er nicht zulassen.

So jagte er erneut eine Attacke in die enge Schlucht. Das war immerhin ein Vorteil für ihn. Sie konnten ihn nicht umzingeln. Und anscheinend waren sie auch nicht in der Lage so hoch zu fliegen, dass sie über die schwarze Masse hinwegkamen. Möglicherweise doch ein Tribut an die Tatsache, dass sie tot waren. Er wusste nicht, dass sie das hier, am Mittelpunkt des Landes, auch lebend nicht vermocht hätten. Aber selbst, falls er dies erkannt hätte, wäre es ihm gleich gewesen.

Alles war egal, außer einer Tatsache: Er sollte Sesshoumaru den Rücken freihalten und genau das würde er tun. Schließlich wollte er sich nicht noch im Jenseits anhören müssen, dass er unfähig und nutzlos gewesen war. Und er hatte die Absicht, es dem arroganten Herrn Halbbruder einmal so richtig zeigen. Der hatte anscheinend schon mit einem Gegner Probleme, da sollte er doch gegen hundert durchhalten können.

Und so ignorierte er, dass seine Arme schwerer wurden, sein Atem keuchend ging, und schoss einen weiteren Angriff in die Schlucht.
 

In der Nähe des ehemaligen Sees von Ayanami wurde ebenfalls noch gekämpft. Die Rabenyoukai gaben ihre Versuche nicht auf, an Rin zu gelangen. Und an ihrer Magieabwehr scheiterten sogar die Feuerstöße von Toutousai und Jaken. Schon einige Male war Miroku versucht gewesen, sein schwarzes Loch einzusetzen, um diesen Kampf zu beenden, aber etwas hielt ihn davon ab. Zuerst nahm er an, dies sei, weil auch Rin und Ito damit in die Gefahr gekommen wären, mit eingesaugt zu werden, befanden sie sich doch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Aber so langsam beschlich ihn ein anderes Gefühl. Er wollte die Rabenkrieger nicht töten. Immerhin versuchten auch diese nicht - oder nicht mehr - sie umzubringen. Aus irgendeinem Grund hatte die Macht ihrer Angriffe nachgelassen, schienen sie nicht mehr ernsthaft zu attackieren. Und bevor er nicht die Ursache dafür kannte, wollte er ihr Leben verschonen.
 

Kuro sprang rückwärts auf einen Stein, mit fast schon bemühter Eleganz. Er wollte diesem Hundebengel nicht zeigen, wie sehr ihn der direkte Kampf ermüdete. Anscheinend machte sich die mangelnde Übung bemerkbar oder auch die Tatsache, dass sie hier am magischen Mittelpunkt des Landes Gara waren.

Moment mal.

Der Daiyoukai stellte fest, dass er noch matter sein musste, als er es bereits geglaubt hatte. Er war der Herr des Landes, konnte also auf diese Magie zugreifen. Warum nur hatte er zuvor nicht an gedacht? Er sammelte sich und suchte die unsichtbaren Fäden.

Sesshoumaru bemerkte die leichte Konzentrationsschwäche und nutzte diese unverzüglich, um einen neuen Angriff zu starten. Seine Klinge schlug scheinbar harmlos auf dem Boden auf, aber eine Welle seiner Energie raste auf Kuro zu, der sich hastig mit einem Überschlag in Sicherheit bringen musste. Der Stein, auf dem er eben noch gestanden hatte, wurde pulverisiert.

Der Herr der Raben fluchte unhörbar. Das war knapp gewesen. Dieser Mistkerl kämpfte noch immer mit ungerührter Miene, fast, als ob er einem Schauspiel beiwohnte, das ihm nicht sonderlich zusagte. Und, was noch schlimmer war, er selbst bekam keinen Zugriff auf die Magie des Landes Gara. Hatte sich denn selbst die Erde gegen ihn verschworen? Er setzte seinerseits Youki ein, um einen Entlastungsangriff durchzubringen, Sesshoumaru daran zu hindern, nachzusetzen. Er musste schleunigst überlegen.

Was war hier nur in Gara geschehen, seit er weggegangen war? Seine Raben waren noch immer nicht aufgetaucht, weder die Krieger mit dem Menschenkind noch sein Heer. Die legendäre Armee seiner Ahnen scheiterte an einem Halbblut. Seine Fähigkeit, die nächste Bewegung seines Gegners vorherzusagen, war bei dem Hundebengel erfolglos. Und nun, zu allem Überfluss, versagte sich ihm die Magie von Gara? Soweit er wusste, unterstützte das Land immer seinen Herrn.

Das gab es doch einfach nicht!

Wer oder was stellte sich ihm derart in den Weg? Das war ja fast, als ob es ein Gegner geschafft hätte, ihm nicht nur die beiden missratenen Söhne des Inu no Taishou auf den Hals zu hetzen, sondern auch, seine Raben erfolgreich zu bekämpfen und das Land selbst auf seine Seite zu bringen. Unmöglich. Wer sollte das denn sein? Niemand in Gara konnte derlei erreichen.

Er sollte nie erkennen, dass er selbst sein größter Feind gewesen war.
 

Sesshoumaru erkannte in den dunklen Augen seines Gegners zu ersten Mal Unruhe, ja, Fassungslosigkeit. Zufrieden machte er einen Satz auf einen größeren Felsen, um von oben, mit mehr Schwung angreifen zu können. Es hatte nie zu seiner Absicht gehört, dem Daiyoukai die Erkenntnis zu ersparen, wie töricht er gewesen war, sich mit ihm, Sesshoumaru, anzulegen. Kuro riss seine Klinge empor, parierte Stahl auf Stahl. Der Hundeyoukai blieb vor ihm in der Luft schweben, ohne in dem Druck nachzulassen.

Bemüht, seine unerwartete - und ungewohnte - Besorgnis nicht zu erkennen zu geben, sagte der Rabe spöttisch: „Du hast tatsächlich ein wenig dazugelernt.“ Er presste sein Schwert mit aller Kraft nach oben, um zu verhindern, dass sein Widersacher den Schlag gegen seinen Kopf durchbringen konnte.

„Nicht nur ein wenig.“

Der Hundeyoukai landete, zog gleichzeitig sein Schwert mit sich, ohne im Druck nachzulassen, seinen Gegner so aus der Balance bringend. Fast noch in der gleichen Bewegung ließ er seine Klinge erneut hoch flirren, mit allem Youki das er so aufbringen konnte.

Kuro erkannte es entsetzt, begriff, dass er nicht mehr reagieren konnte. Und diesmal war er keine Puppe.
 

Inuyasha stieß den Zombieraben mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, von sich. Wieder hatte es einer geschafft, ihm nahe zu kommen und zuzuschlagen. Das Gewand aus Feuerrattenhaar hatte ihn bislang einigermaßen beschützt, aber Risse darin verrieten ebenso wie dunkle Flecken aus Blut, dass das nicht mehr lange gut gehen würde. Er keuchte, als er Tessaiga gegen das Knochengerippe des Vogels schlagen ließ, um im Rückwärtsschwung bereits wieder die Windnarbe zu suchen, noch während das Skelett zerfiel. Erneut probierten einige der beschworenen Raben, in die Luft zu steigen und ihn von oben zu attackieren.

Im nächsten Augenblick erstarrte der Hanyou, als sich ihm ein seltsames Schauspiel bot. Von einem Moment auf den anderen verloren die Zombies ihr Aussehen, ihren Willen. Sie lösten sich vor seinem erstaunten Blick förmlich auf. Es waren nur einzelne Knochen und Rüstungsteile, die auf den Boden der Schlucht fielen. Er drehte sich um, sicher, dass das nur bedeuten konnte….

Sesshoumaru stand bereits hinter ihm. „Gehen wir“, wollte er sagen, als eine rötliche Energie um die Halbbrüder aufflammte, sie packte und mit sich riss. Sie erkannten die gleiche Magie, die sie von Ayanami nach Gara gebracht hatte, und wehrten sich nicht. Ganz offenkundig war nun Kuros Bann gelöst worden und sie würden zurückkehren können.
 

Die Entenhexe Sayuri sah, wie sich die Rabenyoukai aus den Nahkämpfen mit ihren Leuten zurückzogen und sich zur Flucht wandten. Das konnte nur bedeuten, dass Kuro gegen die Hundebrüder verloren hatte. So gab sie unverzüglich den Befehl, die Feindseligkeiten einzustellen.

Im nächsten Moment fühlte sie eine ungeheure Magie in sich aufsteigen, ein Zauber, der direkt aus dem Boden unter ihr zu stammen schien. Sie war zu talentiert und zu erfahren, um nicht zu begreifen, dass dies die Magie des Landes von Gara war. Sie holte unwillkürlich tief Luft. Dass sie sie jetzt so spürte, konnte nur bedeuten, dass das Land selbst sie als neue Herrin auserwählt hatte. Auch dies war ein sicheres Zeichen, dass Kuro tot war und sie auf die richtige Seite gesetzt hatte. Gara wollte anscheinend nicht in die Händel der Welt jenseits der Nebel verwickelt werden, wie es der Herr der Raben geplant hatte. Und wer wusste schon, was er noch so alles vorgehabt hatte.

In jedem Fall war sie nun die Herrin von Gara, des gesamten Landes. Sie sah um sich: „Gut, meine Freunde“, rief sie: „Es wird Zeit, nach Hause zu gehen. Ganz Gara gehört nun mir und euch natürlich auch. Ich werde für euch kochen. Machen wir uns eine schöne Feier!“

Ihre Männer jubelten ihr zu.
 

Eine mächtige Energie war zu spüren, ein heller Blitz ließ die Kämpfenden in der Nähe des Sees von Ayanami für einen Moment geblendet die Augen schließen.

Die Menschen und Jaken erstarrten, als sie erkannten, dass sich ihre Gegner in Raben verwandelten und eilig davonflogen Im nächsten Moment standen sie allein auf der Lichtung des Bergwaldes.

„Sie sind weg“, keuchte Kagome: „Dann haben wir gewonnen…“

Eigentlich hatten sie doch keine Chance gehabt? Was war geschehen? Sie warf einen raschen Blick herum. Doch, Rin war noch da. Und neben ihr….

Das kleine Mädchen starrte auf das Wesen neben sich: „Ito-sama?“ brachte sie schüchtern hervor.

Dieser saß keuchend auf dem Boden, offenbar vollkommen erschöpft und verwirrt. Absolut fassungslos betrachtete er abwechselnd seine Hände, tastete nach seinem Gesicht: „Ich…ich bin ein Mensch?“ brachte er hervor.

„Ito!“ Sango war schon neben ihm, betrachtete den verrunzelten alten Mann mit langem weißen Haar: „Du bist nicht mehr verzaubert! Wie geht es dir?“

„Ich...ich weiß es nicht. Ich fühle mich so müde.“

Alle anderen kamen ebenfalls heran.

„Oh, das ist schön“, sagte Kagome aus ganzem Herzen: „Jetzt kannst du wieder unter Menschen gehen.“

„Der Fluch ist erloschen.“ Miroku stellte fest, dass er auf solch einen Greis nicht eifersüchtig sein konnte, auch, wenn Sango den gerade liebevoll umarmte: „Das bedeutet allerdings sicher auch, dass Kuro tot ist.“ Und die Raben waren getürmt, da sie nun keinen Befehl mehr von ihm ausführen mussten. Sie hatten es sicher gespürt. Darum hatten zuvor auch ihre Attacken an Intensität nachgelassen. Irgendwie war er froh, nicht zum letzten Mittel des Kazaanas gegriffen zu haben. Da hatte wohl Buddha seine Hand im Spiel gehabt und ihn von sinnlosem Mord zurückgehalten.

„Ja, die Hundebrüder haben es wohl geschafft“, bestätigte Myouga: „Dann werden sie sicher auch bald hier sein…“ Er sah zu Toutousai.

Dieser nickte, ehe er sich am Kopf kratzte: „Ito sollte in gute Pflege kommen. Ich verstehe ja nicht zuviel von Menschen, aber er ist doch sicher nun einige hundert Jahre alt, das hält kein Mensch so durch. Ich bringe ihn zu einem Kloster in den Bergen, ja. Der Abt dort ist ein großer Heiler. Dem können wir die Geschichte erzählen. Ja.“ Er starrte den kleinen Flohgeist intensiv an, ehe er erneut zu den Menschen blickte.

Sango erhob sich: „Ja, das ist eine gute Idee. Bringen wir ihn dorthin.“ Ito sah in der Tat recht mitgenommen aus.

„Nein, ihr wartet besser hier auf...auf Inuyasha“, erklärte Myouga eilig und sprang auf die Schulter seines alten Freundes, der seinerseits nach dem ehemaligen Monster aus dem Labyrinth fasste:

„Komm schon. Du brauchst sicher rasch gute Pflege.“

Miroku half, Ito auf die Kuh zu setzen: „Das wird schon.“

„Oh, wenn ich sterbe, ist das nur gut“, meinte der matt: „Es ist unnatürlich, wenn ein Mensch so lange lebt. Ich...ich danke euch jedenfalls dafür, dass ich als Mensch unter Menschen sterben kann. Danke, Sango, für alles. Euch allen...“

Toutousai ließ seine Kuh bereits los fliegen, so rasch es ging.

„Äh…“ machte Shippou daher: „Die hatten es aber eilig….“

„Als ob sie vor etwas flüchten wollten“, ergänzte Sango: „Nun, ich denke mal, dass Inuyasha und Sesshoumaru wirklich bald zurück sind.“

„Ja, und die beiden hatten offenkundig keine Lust auf ein Wiedersehen mit den Halbbrüdern.“ Der Mönch drehte sich um: „Da kam ihnen der Vorwand mit Ito ganz recht.“

„Warum sollte Inuyasha denn...“ Kagome brach ab. Immerhin hatten gewisse Erinnerungslücken der beiden alten Youkai dazu geführt, dass die Hundebrüder in Gara gelandet waren, in welchen Gefahren auch immer. Schon möglich, dass diese nicht so ganz gut auf die beiden zu sprechen waren. Vor allem bei Sesshoumaru konnte das sicher riskant werden.

„Sesshoumaru-sama!“

Jakens Kommentar ließ alle sich umdrehen. Zu ihrer Erleichterung kamen die Halbbrüder durch den Wald. Sesshoumaru sah eigentlich aus wie immer, aber Inuyashas Gewand zeigte noch Blut- und Staubflecken, war an einigen Stellen zerrissen. Sie mussten gekämpft haben. Aber sie hatten sicher gewonnen.

Kagome atmete auf: „Oh, bin ich froh, dass dir nichts Ernsthaftes passiert ist.“

„Sesshoumaru-sama!“ Rin lächelte den Hundeyoukai an.

Er wandte ihr kurz den Blick zu, ehe er in die Runde sah: „Myouga?“

„Wo steckt dieser Toutousai?“ lautete die entsprechende Begrüßung des Hanyou.

„Äh...sie sind weggeflogen, “ meinte Kagome, die den Eindruck hatte, die beiden alten Freunde hätten ihre Lage durchaus zu recht als kritisch eingestuft: „Ito hat sich in einen Menschen zurückverwandelt, in einen sehr alten Menschen, und sie wollten ihn zu einem Kloster bringen.“

„Ha, aus dem Staub gemacht haben sie sich, damit ich ihn nicht verprügeln kann!“ Inuyasha verzog das Gesicht: „Na ja. Schön, dass wenigstens Ito wieder in Ordnung ist.“

Sein Halbbruder hatte erkannt, dass hier nichts mehr zu tun war. So drehte er sich um: „Rin, Jaken, wir gehen.“

Die Kleine eilte sofort los, um den Drachen zu holen, der ein gutes Stück abseits stand, beide Köpfe durch Maulkörbe verschlossen. Der Angriff war so unerwartet gekommen, dass Jaken nicht mehr dazu gekommen war, sie ihm abzunehmen. So hatte er auch nicht in den Kampf eingreifen können.

„Was ist denn in Gara passiert?“ erkundigte sich Kagome derweil.

Inuyasha warf seinem Halbbruder einen raschen Blick zu, den dieser erwiderte. Nein, das würden sie niemals jemandem erzählen, da waren sie sich ausnahmsweise vollkommen einig. So meinte der Hanyou nur: „Kuro ist tot.“

„Das dachten wir uns schon, wegen Ito und so, “ erwiderte Kagome: „Aber sonst?“

„Nichts weiter.“

Seine Freunde stellten fest, dass der Umgang mit dem schweigsamen Hundeyoukai anscheinend abgefärbt hatte. Nun, irgendwann würde Inuyasha es ihnen schon erzählen, da waren sie sicher. Vielleicht schon, wenn Sesshoumaru außer Hörweite war.

Da irrten sie sich freilich.

Sie erfuhren nie, was sich in dem Lande Gara zwischen Feuer und Eis abgespielt hatte. Weder an diesem Tag, noch an den vielen Tagen, die diesem folgten.
 

*********************************************
 

Darum hat auch nie wieder jemand von Gara gehört...
 

In eigener Sache: Noch läuft Verworrene Pfade, aber es nähert sich ebenfalls dem Ende.

An Stelle des Schwarzen Todes werde ich euch ab Mittwoch, so animexx mitspielt, den neuen Krimi hochladen: Ein toter Schreiber.

Nach Verworrene Pfade kommt die Fortsetzung zu der Inu Taishou- Geschichte: Er kam in den Westen, mit dem Titel Und dann kam der Fremde...

Und anschliessend, vielleicht freut es den einen oder anderen, kommen zwei Stories aus der Hundeyoukai-Saga.
 

Ich würde mich freuen, euch bei diesen Geschichten wieder als Leser zu haben
 

bye
 

hotep



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Von: abgemeldet
2014-06-09T22:18:53+00:00 10.06.2014 00:18
Und die Gruppe sammelt sich.

Auf ein weiteres mal mit dieser tollen FF
Antwort von:  Hotepneith
10.06.2014 09:05
Vielen Dank....liest du etwa alle Geschichten noch einmal? naja, die, die dir gefallen haben?
Von:  Teilchenzoo
2011-10-25T18:44:23+00:00 25.10.2011 20:44
Gara ist aber ein interessanter Landstrich. Schade, dass nie wieder jemand etwas davon gehört hat. Da ist es jetzt, unter Sayuri, sicher schön^^. So eine fürsorgliche Herrscherin, dah at das Land gut gewählt. Und die Bewohner werden ihr ihre kochkünste sicher danken ;).

Endlich ist Kuro weg. Das mit den Ahnen und dem Auslöschen aller "Schwachen" war wohl zuviel des Affronts, als dass selbst das Land ihm noch hätte beistehen wollen. Schade, wenn Begabung so durch einen fanatischen Wunsch blockiert wird.

Schade, dass die Geschichte hier schon zu Ende ist, aber es war ein gutes Ende. Hat wieder sehr viel Spaß gemacht, das zu lesen :).

Lg
Von:  Teilchenzoo
2011-10-25T18:26:53+00:00 25.10.2011 20:26
Hui. Zauberkundig, das ist mies. Andererseits scheinen sich die Raben sehr auf ihre Zauber zu verlassen, wenn ich mir den Kampf von Inus Freunden so ansehe. Die Zombies dagegen sind wohl nur dank ihrer Überzahl und ihrem untoten Dasein gefährlich. Hmm ... seine Ahnen so respektlos zu behandeln, muss das sein? Freiwillig käme wohl kein Rabe auf die idee, nach seinem Tod willenlos einem Bengel zu dienen.

Wie gut, dass man sich in der Not immer hilft. Rin soll jedenfalls ja schön weiter mit warten beschäftigt sein, nicht damit, zu leiden. Die kriegst du nicht, Kuro!
Von:  Teilchenzoo
2011-10-25T18:11:04+00:00 25.10.2011 20:11
Was für interessante Vögel. Ich glaube eigentlich, dass die inu nicht so unbedingt angreifen wollten. Sesshoumaru wurde wohl als Eindringling aufgefasst.

Uuuups. Kuscheln ;). Haha, da hast du sie ja in eine Lage gebracht ^^°°°.
Wobei auf die Fallen wohl eine ganze Menge Leute reingefallen wären, und zwar auf beide. Mal ehrlich, wie sollte man sich da anders verhalten? Mir wärs wohl auch nicht gelungen.
Sayuri .. .wofür entscheidest du dich? Hilfe, denke ich.

Ob die Totentanzkrähe da Daigoku war? Oder nur ein Späher? Jedenfalls gut, dass diese niemandem mehr schaden wird.

Kraaah!

Lg
Von:  Teilchenzoo
2011-10-25T17:55:57+00:00 25.10.2011 19:55
Jaja, Sesshoumaru kann manchmal nett sein. Wenigstens hat er Inus Gesichtsverlist nicht vor aller Augen ausgebreitet. Und er hat den Jüngeren da aus der Patsche geholt. Am Ende lernt er noch, sich wie ein großer Bruder zu benehmen ;).

Ahnenarmee ... und Tensaiga?
Kuros Weltbild ist bemerkenswert einfach. Fast schon beneidenswert. Wozu braucht ma nso viel Grau, wenn man doch klar in schwarz und weiß denken kann? Überhaupt, philophieren ist ja mal glatt Quatsch, einfach anpacken ohne groß zu denken, jawoll! Wer bitte soll denn die Natur erhalten, wenn z.B. die Bienen weg sind? Und die Käfer? Und und und? Geburt und Tod der Pflanzen ist damit schon mal aus den Fugen geraten.

Ich ahne ja schlimmes, was dieses Menschenmädchen betrifft =.= ... es gibt da eine gewisse Gruppe, die sich in Richtung Nebel begeben wollte ... naja, kriegt Daigoku wenigstens ordentlich saures. Wenn schon nicht von Sango und Kagome, so doch wenigstens von Inu.

Lg
Von:  Teilchenzoo
2011-10-25T11:01:27+00:00 25.10.2011 13:01
Achje. Vielleicht sollte Inu mal erwähnen, dass er nur kam, um Kuro endgültig auszuschalten. Dann würden sie ihn vielleicht losmachen und gemeinsam losziehen; am Ende aber wieder gegeneinander sein. Aber immerhin wäre er runter vom Feuer.
Was sich diese Vögel denken ... den Hass gegen Katzen hätte ich verstanden, aber Hunde? Das war doch dagegen sicher immer recht harmlos. Füchse und Katzen wäre ndie wahren Feinde.
Besiegt von einem Entenschnabel... armes Kind.
Aber der große Bruder naht ja zur Rettung^^.

Lg
Von:  Teilchenzoo
2011-10-15T11:12:00+00:00 15.10.2011 13:12
Aha? Das Land hat eine Herrin ... Kuros Mutter oder Gemahlin? Schwester? Oder jemand Fremdes, der nach ihm dort die Macht übernahm?

Achje ... nette Dinge denkst du dir da immer wieder aus. Hätte doch gereicht, wenn der Todesnebel giftig gewesen wäre.

Und wieder einmal sind Kagome & Co. rein mit Warten beschäftigt ... wie so oft bei deinen Brüdergeschichten. Aber in Gesellschaft würden sie sich NIE annähern, da muss man sie schon von ihrem Anhang trennen.
Von:  Teilchenzoo
2011-10-15T10:56:47+00:00 15.10.2011 12:56
Oha. Das ist ja noch ärger, als ich dachte. Kuros Plan ist einfach ... widerlich! Kein Respekt vor der Schöpfung Izanagi-samas.
Die beiden Brüder sind also in Gara gelandet, diesem seltsamen Land? Ohje ... wo Inu doch so viel mit Magie am Hut hat. Das kann noch lustig werden. Hoffentlich arbeiten sie mal gut zusammen.
Von:  Teilchenzoo
2011-10-15T10:41:09+00:00 15.10.2011 12:41
Cliffie. Wie gut, dass die Geschichte schon lange on ist.
Tja, also das siegel scheint gelöst zu sein. Oder sich lösen lassen wollen.
Hm. Kuro und seine Experimente ... nach was hat er geforscht, und wo ist das Original?
Und was passiert, wenn der Bann nun fällt?
Von:  Teilchenzoo
2011-10-15T10:27:02+00:00 15.10.2011 12:27
Achje ... aber das ging auch viel zu schnell und reibungslos für eine Geschichte von dir.
Tja, und nun? Der Bannkreis ist ja ganz schön heftig. und diese Puppenmagie klingt übel.
Und ob es mit Ito noch mehr auf sich hat? Puppe und so?

Lg


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