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Ein alter Feind

Zehn Jahre später
von

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Die Gala

"Muss ich dahin?" fragte Harry noch einmal.

"Ja," antwortete ihm Hermine in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

Harry seufzte.

"Ich kann immer noch nicht fassen, dass Malfoy meine Laudatio hält. Der Idiot, der sich das ausgedacht hat, findet sich bestimmt auch noch lustig!"

"Aber man kann es nicht ändern. Du kannst nicht wegen einer einzigen Person zuhause bleiben."

"Oh, es ist auch nicht bloß wegen einer Person. Aber er ist nunmal der Hauptgrund."

An diesem Freitagabend sollte die Gala "Zehn Jahre magischer Frieden" stattfinden. Es würden Reden gehalten werden von vielen wichtigen Menschen, die Musikhits der letzten zehn Jahre präsentiert werden und es würde allgemein an das letzte Jahrzehnt erinnert werden. Das allein schien Harry schlimm genug zu sein, weil langweilig, doch es kam noch besser. Es sollte nämlich ein Preis vergeben werden für die wichtigste Person dieser Zeit. Das war Harry, denn er hatte ja Voldemort besiegt. Die Auszeichnung konnte Harry akzeptieren, doch dass Draco Malfoy die Laudatio halten würde... nein.

"Ich will da nicht hin!"

Hermine schaute ihn strafend an.

"Wie alt bist du denn? Du musst! Willst du die gesamte Zaubererwelt enttäuschen? Manche haben sich nur eine - wirklich überteuerte - Karte zu diesem Event geleistet, weil du kommst!"

"Ja, ja, ist ja gut." Hermine konnte wirklich reden ohne Ende. Kein Wunder, dass sie Lehrerin geworden war.

"So." Sie zupfte nochmal an Harrys Fliege, dann hielt sie ihn offenbar für präsentabel.

"Dann los. Bis später!"

"Tschüs." Harry fühlte sich unwohl, aber dann holte er nur nochmal tief Luft und apparierte zum Ministerium.
 

Die Statue mit den magischen Wesen die in der Mitte stand sah aus wie immer, doch der Rest der Halle war völlig verändert. Der Raum war geschmückt in warmen Farben, an den Seiten standen große Tische voll mit Essen, in der Mitte waren Sitzgruppen für die Gäste aufgestellt. Der Ort war jetzt schon gefüllt vom summenden Geflüster der Anwesenden, alle mit Sektgläsern in der Hand, die sich begrüßten und Neuigkeiten austauschten. Sie lästerten.

Harry war sicher, es gab viele Gespräche über ihn im Zusammenhang mit der Preisvergabe. Er schluckte. Solche Veranstaltungen waren einfach nichts für ihn.

In einer Ecke sah er Seamus und Neville stehen. Sie schienen sich zu unterhalten. Harry ging hinüber und sagte Hallo.

"Hi Harry!" lächelte Neville.

"Schon aufgeregt?" meinte Seamus.

"Ich hab mich schon aufgeregt, falls du das meinst."

Neville nickte verständnisvoll.

"Ich kann es gar nicht fassen, dass gerade er dir den Preis übergeben soll. Obwohl ja auch nichts dagegen spricht."

"Wieso spricht denn nichts dagegen?" fragte Seamus skeptisch nach.

"Na, Malfoy ist im Moment der Liebling der Teenager. Er hat oft Artikel in den Mädchenzeitschriften, und die jungen Mädchen erinnern sich nicht so wie wir an den Krieg. Sie denken nur, dass er gut aussieht. Außerdem hat er durch die Sache mit dem Krieg so ein anziehendes Bad-boy-Image, obwohl er ja nicht für schuldig erklärt wurde, in keinem einzigen Punkt."

"Na, du kennst dich ja aus." Seamus hörte sich irgendwie seltsam an.

Neville ignorierte diesen Kommentar.

"Nun, und dann haben die Veranstalter hier wahrscheinlich noch gedacht 'Oh, wie passend, der und Potter kennen sich noch von damals.'"

"Da hast du wohl recht. Trotzdem, bescheuerte Idee. Immer wenn ich den Preis angucken werde, werde ich an Malfoy denken müssen." Harry schauderte.

Es entwickelte sich eine kurze Stille, in der sich Harry irgendwie fehl am Platz fühlte. Sie wurde gebrochen als Seamus sagte: "Da kommen Ginny und Dean mit den Getränken."

Jeder der beiden trug zwei Gläser. Ginny gab Seamus eins und hakte sich bei ihm ein. Das Gleiche tat Dean bei Neville. Sah Nevilles Lächeln ein bisschen gequält aus?

"Hey Harry! Hat Hermine keinen Babysitter mehr gefunden?" fragte Ginny. Ron hatte zwar den Krieg überlebt, war dann aber direkt nach der Geburt der Zwillinge bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Es war schrecklich gewesen.

"Nein. Anscheinend sitzen alle, die keine Karten hierfür haben, zuhause vorm Fernseher."

"Schade," meinte Dean, doch er lachte trotzdem. Es war ein schöner Abend, und es schien, dass jeder außer Harry gute Laune hatte.

Da ertönte ein Gong, sodass jeder wusste, dass es jetzt losgehen würde. Die fünf suchten sich einen Tisch irgendwo in der Mitte, da trat auch schon der Moderator auf die Bühne.

"Herzlich willkommen bei der Gala "Zehn Jahre magischer Frieden"! Und das ist wahrlich ein Grund zum Feiern. Zehn sorgenfreie Jahre, zehn Jahre der Erleichterung. Aber auch zehn Jahre der Trauer, des langsamen Vergessens und des Hineinfindens in ein anderes Leben. Unser erster Redner weiß genau, was das bedeutet. Heißen Sie willkommen den Minister für Zauberei, Mr. John Williams!"

Harry kannte den Minister gut, er hatte sogar die Rede Korrektur gelesen. Daher hörte er jetzt nicht zu, sondern sah sich nach bekannten Gesichtern um. Am Rand saß Kingsley, nicht weit von ihm waren McGonagall und Flitwick. So entdeckte Harry noch einige andere. Dann blickte er nach rechts. Draco Malfoy. Dieser bemerkte Harry und schaute ihn mit einem arroganten Grinsen an. Empört wandte sich Harry wieder der Bühne zu.

Dort war der Minister bald fertig, was daran lag, dass Harry ihm zu einer kurzen Rede geraten hatte. Er bedankte sich im Geiste, dass der ältere Mann hier auf ihn gehört hatte.

"... und ich glaube, diese Veranstaltung kann ein kleiner Beitrag dazu sein, diese Helden gebührend zu ehren. Danke sehr."

Das Publikum applaudierte und der nächste Redner betrat die Bühne.

Harry begann mit Ginny zu tuscheln.

"Da drüben sitzt Malfoy."

Ginny wandte sich um. "Stimmt. Der arrogante Mistkerl. Hoffentlich macht er eine gescheite Laudatio. Nicht, dass er irgendeinen Stuss redet da oben."

"Na prima. Mach es nicht noch schlimmer als es sowieso schon ist."

"Kommst du gegen Ende dran?"

"Ich glaub, irgendwann in der Mitte."

"Also solange sich alle noch einigermaßen konzentrieren können."

"Verflucht."

Als auch dieser Redner geendet hatte, folgte ein Musikact. "The Weird Sisters" gehörten zu Ginnys Lieblingsbands, doch Seamus konnte diesen Stil nicht ausstehen. Er verdrehte die Augen.

"Du nun wieder. Sein doch nicht immer so!" maulte seine Freundin. Neville und Harry schauten sich an und runzelten die Stirn. Dean legte den Kopf auf die Schulter seines Freundes.

Nach dem Lied trat wieder der Moderator auf die Bühne.

"So, und hier folgt Höhepunkt auf Höhepunkt. Als nächstes werden wir die Vergabe des Ehrenpreises erleben, eine Aufgabe die der allseits bekannte Draco Malfoy übernimmt!"

Daraufhin ging der Moderator wieder und der angekündigte Blondschopft stellte sich ans Rednerpult.

"Guten Abend, meine Damen und Herren. Im Vorfeld werden sich wahrscheinlich viele von Ihnen gefragt haben, wieso ausgerechnet ich diese Rede halte. Ehrlich gesagt, ich weiß es selbst nicht." Er erntete ein paar Lacher. "Vielleicht weil ich den Preisträger schon so lange kenne und die ein oder andere Anekdote erzählen könnte. Doch das werde ich nicht tun. Ich muss sagen, unsere Beziehung war nie die Beste."

Harry hüstelte. Das war eine glatte Untertreibung. Mittlerweile war ihm aber so unwohl, dass es ihn nicht wirklich kümmerte. Draco sah gut aus, bemerkte er. Das musste er ja auch, wenn er tatsächlich so oft in Mädchenmagazinen abgebildet war wie Neville sagte. Eigentlich sah er aus wie immer, nur nicht ganz so blass, und auf der Bühne hatte er auch seinen arroganten Gesichtsausdruck abgelegt.

"Es handelte sich um eine beidseitige Abneigung, die die Lehrer fast in den Wahnsinn getrieben haben muss. Nicht wahr, Professor McGonagall?" fragte er in Richtung der alten Dame. Die wurde rot, nickte aber.

"Es kann sein, dass es manchmal über gewöhnliche Schuljungenstreiche hinausging. Doch ich kenne Harry Potter lang genug, um sagen zu können, dass er fast alles verzeiht. Denn er ist der Held des Jahrzehnts, wenn nicht gar des Jahrhunderts! Dies ist sein Preis."

Eine Musik wurde eingespielt. Harry nahm das als Zeichen aufzustehen und die Bühne zu betreten. Er nahm Malfoys ausgestreckte Hand und wunderte sich noch, ob sie sich Wangenküsse geben würden wie die Leute im Fernsehen, als der Blonde ihn an sich zog und mitten auf den Mund küsste. Sobald er realisiert hatte was geschah, schob er Malfoy von sich weg, deutlich geschockt. Doch der lächelte nur und übergab ihm den Preis. Jetzt war auch die Arroganz in seinen Blick zurückgekehrt.

Der Saal schien recht geschockt zu sein, doch Harry wusste, dass er eine vernünftige Dankesrede halten musste. Er räusperte sich.

"Ich bin völlig überwältigt. Ein solcher Preis ist etwas ganz besonderes, und dies ist eine einmalige Erfahrung. Ich möchte an dieser Stelle einigen Leuten danken, und ich will darum bitten, dass die, die ich vergesse, sich nicht auf den Schlips getreten fühlen. Also, zum einen wären da alle meine Freunde, Hermine, Ginny, Neville, Dean, Seamus, Luna und so viele andere. Dann danke ich besonders all denen, die im Kampf gegen Voldemort verstorben sind, Remus Lupin, Tonks, Fred Weasley, Sirius Black, auch Severus Snape, ganz besonders auch meinen Eltern und so vielen anderen. Und dann ist da noch jemand, den ich auf keinen Fall vergessen möchte. Ron Weasley, mein bester Freund, hat zwar Voldemort überlebt, aber dann..." Er sprach nicht zu Ende. "Ach, und meine Lehrer sind natürlich auch alle sehr wichtig. Wie gesagt, wahrscheinlich hab ich jetzt die Hälfte vergessen. Im Grunde genommen danke ich aber jedem von Ihnen, denn ohne Sie wäre all das nicht möglich gewesen. Danke."

Er ging unter rauschendem Applaus zu seinem Platz zurück.

"Ich hab Dumbledore vergessen..." murmelte er. Doch seine Gedanken gingen zurück zu dem Kuss. Und da stellte sich vor allem eine Frage: Wieso hatte Malfoy das getan?

"Das wird morgen auf allen Titelseiten sein," sagte Dean, und er meinte nicht Dumbledore damit.

Harry legte sein Gesicht in seine Hände.

"Wieso muss mir sowas immer passieren?"

Ginny streichelte ihm über den Rücken und sagte: "Setz dich gerade hin, alle beobachten dich."

"Verflucht." Er tat wie sie es gesagt hatte.

Der Rest der Reden und Präsentationen verlief ohne bemerkenswerte Ereignisse, dafür aber mit bemerkenswerter Langeweile. Dann wurde das Buffet eröffnet.

Ginny zog los um mit anderen Bekannten zu tratschen, und als sich eine unbequeme Stille am Tisch breit machte, gingen auch Neville, Dean und Seamus, der an dem Paar zu kleben schien, von dannen.

Harry seufzte und nippte an seinem Wein. Da hörte er jemanden sich neben ihn setzen. Er schaute nach links und sah Draco Malfoy. Dieser trug - selbstverständlich - sein arrogantes Grinsen.

"Malfoy," knurrte Harry.

"Hallo, Potter. Na, noch sehr geschockt?"

"Wieso hast du das getan?"

Malfoy zuckte mit den Schultern.

"Um dich zu ärgern, nehme ich an. Deshalb sitze ich ja auch hier. Merkst du wie alle zu uns schauen?"

Jetzt wo er es sagte...

"Geh weg."

"Wie bitte? Oh, sehr höflich. Aber nein danke, ich bleibe noch." Malfoys Grinsen schien wie festgemauert.

"Aber wieso denn? Hab ich dir irgendwas getan?"

"Haha, aber sicher. Das ist aber alles schon etwas länger her."

"Was ist los? Möchtest du mir ein Friedensangebot machen?"

"Ich bezweifle, dass zwischen uns Frieden möglich ist."

"Was machst du dann hier?"

Malfoy kicherte. "Hab ich doch schon gesagt. Dich ärgern."

Harry seufzte. Das ganze schien aussichtslos.

"Und, immer noch Single?" fragte Malfoy.

"Wie bitte?"

"Das nennt man Smalltalk. Es ist ganz nützlich, dann gibt es nämlich nicht diese peinliche Stille, verstehst du?"

Harry verdrehte die Augen. Er wollte sich einfach nur irgendwo verkriechen wo ihn niemand finden würde. "Ja, ich bin immer noch Single."

Anscheinend wartete Malfoy, dass er noch etwas mehr sagte, denn er sprach nicht.

"Ich hab nunmal noch nicht die Richtige gefunden."

"Und das bei der Auswahl die du hast! Du bist wohl ziemlich wählerisch."

"Du aber auch. Nach dem was ich höre sind die Mädchen reihenweise hinter dir her."

"Das stimmt schon. Da gibt es nur zwei kleine Probleme. Erstens sind die allermeisten davon minderjährig und zweitens steh ich nicht auf Frauen."

Harry schaute ihn reflexartig an. "Oh."

"Noch nie drüber nachgedacht, nicht wahr, Potter?"

"Nicht wirklich, nein."

Malfoy lachte. "Und du bist dir ganz sicher?"

"Über was?"

"Na, über deine Sexualität. Darüber reden wir doch gerade!"

"Schon klar. Es erstaunt mich nur, dass du fragst. Und ja, ich bin mir sehr sicher, dass ich straight bin. Eigentlich besteht sogar gar kein Zweifel." Harry zögerte kurz, dann fügte er hinzu:"Enttäuscht?"

"Oh, ich weiß nicht. Sollte ich enttäuscht sein?"

"Es kann dir eigentlich egal sein. Egal ob schwul oder hetero, du hättest eh keine Chance bei mir." Diese Unterhaltung entwickelte sich in eine seltsame Richtung. Wenn Hermine hier wäre, würde sie Harry da rausholen. Und Dracos amüsierten Gesichtsausdruck wegwischen.

"Oho, sicher?"

Harry atmete tief ein. "Was ist dein Problem, Malfoy? Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?"

"Okay..." Malfoy zuckte mit den Schultern und erhob sich.

"Okay?" fragte Harry verwundert, doch da war der andere auch schon weg. Harry blickte sich um und entdeckte ihn bei einer Reporterin, die ihn offenbar interviewte. Harry konnte sich schon denken, worum es da ging.

Der Rest des Abends verlief ohne Zwischenfälle. Malfoy ließ sich nicht mehr blicken, und Harry unterhielt sich mit vielen verschiedenen Leuten. Gegen halb zwölf war er endlich wieder zuhause, wo er völlig erschöpft ins Bett fiel.

Das Erwachen am nächsten Morgen war ein böses. Das wurde Harry klar als er einen Blick auf den Tagespropheten warf, den ein großen Bild von Malfoys Kuss zierte. Darunter war eine schockierende Überschrift zu lesen.
 

"Harry Potter schwul -

Beziehung zu Draco Malfoy öffentlich gemacht!"

Was nun?

Erstmal: Danke, danke, danke für die Kommentare! Ich freu mich immer sehr über eine Rückmeldung der Leser! ^^ Und nun: los gehts!
 

***
 

Harry rieb sich die Augen. Und noch einmal.

Er war geschockt, um es mild auszudrücken. Seine Gedanken waren wirr, doch eine Frage schien klar über all den anderen: Warum?!

Nach diesem inneren Aufschrei klärte sich Harrys Kopf langsam wieder und er erkannte die Antwort. Malfoy.

Die Presse würde nicht aus einem einzigen Kuss, an dem Harry nur passiv teilgenommen hatte, gleich so etwas schließen.

Okay, sie würde.

Aber er war sich dennoch sicher, dass mehr dahinter steckte. Hatte Malfoy nicht gestern mit einer Reporterin gesprochen? Als er sich daran erinnerte, wusste Harry, dass er etwas unternehmen musste.

Nachdem er den Artikel gelesen hatte, der erschreckend viele Details über seine nicht vorhandene Beziehung enthielt, wurde ihm klar, dass er das schnell tun musste.
 

Draco biss in sein Marmeladenbrötchen, zufrieden mit sich und der Welt.

Dieses Gefühl sah er auf dem Gesicht seines Gegenübers widergespiegelt. Blaise Zabini kannte seinen Plan.

Draco schluckte.

„Ich hatte nicht erwartet, dass es so gut läuft.“

Blaise hob eine Augenbraue.

„Oh, bis hierhin war die Sache doch kein Problem. Der kritische Punkt ist Potters Reaktion auf den Zeitungsartikel.“

„Ach, der wird sich schon melden, da bin ich mir sicher.“

Die Sonne schien und die beiden frühstückten auf der Terrasse. Blaise nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Dann zog er die Nase kraus.

„Damit könntest du ja Tote wecken! Eigentlich müsste ich das ja schon gewöhnt sein, so oft wie ich hier frühstücke. Wie kannst du das nur trinken?“

Draco lachte. Es war doch jedes Mal dasselbe.

„Du weißt, dass ich morgens unausstehlich bin ohne meinen Kaffee.“

Da hellte sich Blaise‘ Miene plötzlich auf.

„Aber jetzt heißt es ja ‚Abwarten und Teetrinken‘!“

Grinsend verdrehte Draco die Augen.

„Was für ein Wortspiel!“
 

„Und was willst du jetzt tun?“

Hermine verschränkte die Arme. Harry, der auf dem Sofa lag, seufzte.

„Ich muss ja wohl dem Tagespropheten ein Interview geben.“

Das schien die falsche Antwort gewesen zu sein, denn Hermine rollte mit den Augen.

„Denk doch mal nach! Bei einem Interview drehen die dir doch das Wort im Mund herum! Nein, nein, du solltest ein Statement schreiben und es in der Zeitung drucken lassen.“

„Kannst du das nicht machen?“

„Ich kann es dir diktieren, aber mehr nicht.“

Harry atmete aus, erleichtert.

„Danke, Hermine. Ich dachte schon, ich müsste das selbst machen.“

Er nahm sich Stift und Papier aus einer Schublade und setzte sich an den Esstisch.

„Schieß los!“ grinste er enthusiastisch. Hermine schloss zum Nachdenken die Augen.

„Also... Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Ich kann Sie nicht guten Gewissens einer bestimmten Falschmeldung des gestrigen Tagespropheten auferliegen lassen, denn ich sorge mich um Ihre Meinung. Ich kann Ihnen versichern, dass ich weder in einer sexuellen noch in einer freundschaftlichen Beziehung zu Draco Malfoy stehe. Darüber konzentrieren sich meine romantischen Interessen ausschließlich auf Frauen. Ich möchte betonen, dass ich mit diesem Statement nicht den homosexuellen Lebensstil-.“

„Nicht so schnell!“ unterbrach Harry sie. „Ich bin erst bei ‚ausschließlich auf‘. Wie ging es noch mal weiter?“

Kurze Zeit später hatten sie das Statement abgeschickt. Harry fand zwar, dass es sich recht geschwollen anhörte, aber das sagte er Hermine lieber nicht. Er selbst konnte es schließlich auch nicht besser. Immerhin war Harry sich jetzt sicher, dass sich alles zum Guten wenden würde.
 

Diese Sicherheit wurde am nächsten Morgen zerstört. Zwar war das Statement im Tagespropheten abgedruckt, jedoch war direkt darunter ein Interview mit Draco Malfoy zu finden, der auf Harrys übertriebene Schüchternheit hinwies und weitere romantische Details aus ihrer liebevollen Beziehung verriet. Und die Zeitung war auf seiner Seite! Harry war zum Weinen zumute.
 

Am Nachmittag setzte er sich wieder mit Hermine zusammen.

„Du könntest der Zeitung nochmal schreiben“, schlug sie, nach einer Denkpause, vor.

„Die glauben mir ja eh nicht“, gab Harry zurück. In einem gleichgültigen Tonfall, um nicht zu verzweifelt zu klingen.

Beide seufzten. Es fiel ihnen einfach nichts mehr ein.

„Wär ich doch nur nicht zu dieser Gala gegangen! Oder vielmehr, wär Malfoy doch nicht so ein Mistkerl!“

„Ja, das wär- Moment. Malfoy!“ Harry runzelte die Stirn.

„Was, Malfoy?“

„Na, Malfoy ist Schuld und mit Malfoys Hilfe kannst du alles wieder hinbiegen!“

„… Ich? Heißt das, du hilfst mir nicht?“

„Zu Malfoy nach Haus komm ich auf keinen Fall mit. Und dahin musst du jetzt wohl gehen.“
 

Vom Fenster aus sah Draco Potter kommen. Der Fotograf, der im Gebüsch versteckt lag, müsste ein gutes Foto bekommen haben.

Draco öffnete – ein paar Sekunden nach dem Klingeln, damit es nicht so wirkte, als habe er auf ihn gewartet – die Tür. Er setzte einen überraschten Gesichtsausdruck auf.

„Oh, hallo Potter. Was tust du denn hier?“

„Das weißt du genau. Und jetzt lass mich rein.“

„Okay…“ Draco machte ihm den Weg frei. „Gehen wir ins Wohnzimmer.“

Er deutete auf eine Tür an der linken Wand der großen Eingangshalle.

Auch das Wohnzimmer war recht groß, wirkte aber durch eine Glasfront zum Garten hin einladend.

Sie setzten sich an den Kaffeetisch. Draco merkte wie Harry tief einatmete.

„Wieso tust du das?“ Draco lachte.

„Du bist aber direkt!“

„Ernsthaft, Malfoy! Was hast du von der ganzen Sache?“

„Das musst du nicht wissen.“

„Doch, muss ich! Wieso?“

„Ich habe meine Gründe, aber die kannst du sowieso nicht nachvollziehen.“

Potter verdrehte die Augen. Verständlich, dachte Draco und sagte dann: „Hör mal, wir kommen hier doch gerade nicht wirklich weiter und ich habe riesigen Hunger. Es ist kurz vor sechs, warum besprechen wir das Ganze nicht bei einem Abendessen in einem Restaurant?“

Da war Potter baff.

„Äh… okay… aber das Thema ist noch nicht gegessen!“

Draco hob eine Augenbraue, aber Potter hatte sein Wortspiel, das Blaise stolz gemacht hätte, wohl nicht mit Absicht verwendet. Als ihm klar wurde, was er da gesagt hatte, wurde er rot. Draco musste lachen.

„Dann lass uns gehen. 200 Meter von hier gibt es einen Italiener. Da können wir zu Fuß hingehen.“
 

Misstrauisch schaute Harry von seinen Spaghetti auf. Wieso hatte Malfoy ihn hier hingeschleppt?

„Wieso hast du mich hier hingeschleppt?“

„Weil ich Hunger hatte. Das hab ich dir doch gesagt.“

„Ich glaub dir aber nicht“, antwortete Harry und schlürfte, mit einem finsteren Gesichtsausdruck, ein paar Spaghetti.

Um Potters Mund herum war Soße gelandet. Einerseits fragte sich Draco, ob der nicht richtig essen konnte, andererseits musste er feststellen, dass er Potter knuffig genannt hätte, wäre er ein Mädchen gewesen.

Da Draco dieser Gedanke eher beunruhigte, wand er sich wieder seiner Pizza zu. Dieser Besuch beim Italiener würde sich auch gut in einem Zeitungsartikel machen. Draco freute sich schon auf den nächsten Tagespropheten.

„Also“, begann Harry. „Wieso tust du sowas?“

Malfoy setzte einen enttäuschten Gesichtsausdruck auf.

„Da könntest du eigentlich auch selbst drauf kommen.“

„Sag schon.“

„Ich will dir aber die Möglichkeit geben, es selbst herauszufinden. Und wenn du es nicht schaffst, dann frag halt Granger, die weiß doch immer alles.“

Potter starrte Draco nun an, als wolle er ihn mit Blicken töten.

„Das reicht. Ich gehe.“ Und weg war er.

Draco lachte in sich hinein. Mit den ganzen Fotos, die die Paparazzi heute geschossen haben mussten, konnte man wahrscheinlich eine ganze Fotostory in einem Mädchenmagazin erstellen.

Er musste nun erst einmal mit Blaise Neuigkeiten austauschen.
 

Ein neuer Tag, ein neuer Tagesprophet. Harry wäre am liebsten tot umgefallen.

‚Drarry: Romantischer Abend beim Italiener‘

Jetzt hatten sie also einen gemeinsamen Namen. Harry las weiter.

‚Nun ist es eindeutig: Harry Potter und Draco Malfoy sind das neue Traumpaar Groß Britanniens. Gestern wurden die beiden Turteltauben bei einem Italiener in- `

Genug. Harry las nicht weiter. Was nun?

Noch ein Treffen?!

Vielen Dank für die netten Kommentare und viel Spaß weiterhin!
 

***
 

„Hermine, was mach ich nur?“ Harry hatte sich auf sein Sofa gelegt und sich eine Decke über den Kopf gezogen.

„Also im Moment hör ich dich nur jammern.“

Beschämt schaute Harry aus seiner Decke hervor. „Zum Denken hab ich ja auch dich.“

Tief einatmend näherte sich Hermine dem Sofa, zog die Decke weg und verschränkte die Arme.

„Ey!“ schrie Harry.

„Wenn du das so siehst, dann kannst du das ganze vergessen.“

Harry legte sich auf den Rücken und schaute an die Decke, die Hände hinter dem Kopf gefaltet. „Ich wünschte, es wär so einfach. Ich mein, was soll ich denn noch machen? Ich hab dem Propheten gesagt, was Sache ist, ich hab mit Malfoy gesprochen – dieser Mistkerl! Ich könnte ihn –…“

„Das würde uns im Moment nicht gerade helfen. Ein Eifersuchtsmord ist das letzte, was du brauchen kannst. Was meinte Malfoy eigentlich, warum er das tut?“

Harry stöhnte. „Das ist es ja. Er wollte es mir nicht sagen. Meinte, ich müsste es eigentlich selbst rauskriegen können.“

„Dann versuchen wir’s mal. Das erste, was mir dazu einfällt, wär ‚Publicity‘.“

„Du meinst, er tut so, als wär er schwul und mit mir zusammen, um bekannter und bei den Mädchen beliebter zu werden und so mehr Geld zu verdienen?“ Harry lachte. „Sicher doch.“

„Die Teenies heutzutage stehen auf so was. Und außerdem, hat er nicht zu dir gesagt, er sei wirklich schwul? Vielleicht ist das ein positiver Nebeneffekt für ihn: ein Coming-out ohne Imageschaden.“

„Na prima. Und inwiefern bringt uns das jetzt weiter? Wir wissen immer noch nicht, was wir jetzt tun können!“

„Was DU jetzt tun solltest, ist, ihn zu dir einzuladen.“

Harry starrte sie an. „Wie bitte?!“

„Das ist das einzige, was du noch nicht ausprobiert hast. Und schlimmer kann es wohl kaum werden. Versuch einfach nochmal, mit ihm zu sprechen.“
 

Draco frühstückte wieder einmal mit Blaise. Die beiden waren guter Laune, denn alles lief wie geplant und die Rhabarber-Bananen-Marmelade war heute besonders lecker.

„Dass es so gut läuft, ist schon fast seltsam“, sagte Blaise zwischen zwei Bissen Brötchen.

Draco lachte ein wenig. „Potter ist aber schon ein bisschen dämlich. Er hätte merken müssen, dass da was im Busch ist, als ich ihn zum Essen eingeladen habe.“

„Das stimmt allerdings. Jetzt hat ja alles so gut geklappt und du bist noch sehr viel populärer als vorher. Glaubst du, du bekommst auch noch deine persönliche ‚Belohnung‘?“

„Vielleicht“, sagte Draco mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen.

Da landete eine Eule auf dem Frühstückstisch. Vorsichtig nahm Draco ihr den kleinen Zettel ab, den sie trug, und ließ einen Hauselfen eine kleine Belohnung für das Tier holen.

Nachdem er gelesen hatte, grinste er Blaise an. „Hör dir das mal an:

‚Malfoy,

Wir müssen reden. Komm heute um drei Uhr zu meiner Wohnung. Die Adresse steht auf der Rückseite.

Harry J. Potter‘

Sieht gut für mich aus, nicht?“

Blaise runzelte die Stirn. „Für mich hört es sich eher so an, als sei er wütend.“

Draco lachte. „Du hast wirklich keine Ahnung.“
 

Harrys Laune besserte sich, denn er wurde sich immer mehr bewusst, was für eine gute Entscheidung es gewesen war, Malfoy zu sich einzuladen. Schließlich konnte er sich sicher sein, dass hier keine Paparazzi lauerten. Außerdem kämpfte es sich auf bekanntem Terrain bekanntlich besser.

Was ihn jedoch ärgerte, war, dass Malfoy eines seiner Ziele bereits erreicht hatte: Malfoy hatte ihn geärgert, vielleicht konnte man sogar sagen lächerlich gemacht. Wie es für ihn normal war, überlegte Harry auch schon, wie er es ihm zurückzahlen konnte.

Jede Minute müsste Malfoy nun kommen. Harry hatte einen Kuchen und Tee bereitgestellt. Er wollte schließlich auch nicht unhöflich erscheinen. Allerdings wusste er auch, dass Malfoy starken Kaffee liebte und Tee verabscheute. Auch Teenie-Magazine waren eben zu etwas gut.

Es klingelte. Harry öffnete, sich selbst ermahnend einigermaßen freundlich zu sein.

„Malfoy.“

„Potter.“ Malfoy grinste. „Darf ich eintreten?“

Harry machte Platz, sodass Malfoy vorbeigehen konnte, und schloss dann die Tür.

„Oh, Kuchen!“ Malfoy setzte sich aufs Sofa. „Wie komm ich zu der Ehre?“

Innerlich bis zehn zählend setzte Harry sich in den Sessel gegenüber von Malfoy. „Das nennt sich Gastfreundschaft“, grummelte er.

Malfoy – der Hund! – lachte. „Gastfreundschaft zeigt sich nicht nur durch das, was auf dem Tisch steht!“

„In deinem Fall sind so schon die äußersten Grenzen meiner Freundlichkeit erreicht.“

„Oho, dann sollten wir uns beeilen, das hier zu erledigen. Worum es auch immer geht.“

Harry schaute ihn genervt an. „Du weißt genau, worum es geht. Worüber sollte ich sonst mit dir reden wollen?“

„Och, ich weiß nicht. Musik, Politik, Sport… Ich bin ein begehrter Gesprächspartner, weißt du.“

Nun verdrehte Harry die Augen. „Nun gut, also, ich denke, du könntest diesen ganzen Unsinn von wegen Beziehung und so jetzt beenden. Du hast doch bekommen, was du wolltest.“

Malfoy lachte. „Denkst du auch mal nach? Das geht doch nicht. Weißt du, was das für ein Imageschaden wäre, jetzt damit herauszurücken, dass alles nur gelogen war? Nein, nein. Ich bin doch nicht blöd.“

Harry wollte gerade auf recht unfreundliche Weise etwas erwidern, da klingelte das Telefon.

„Potter“, meldete er sich.

„Harry“, ertönte Ginnys Stimme. Sie hörte sich an als weinte sie. „Harry, du musst sofort vorbeikommen!“

„Ginny, das ist gerade ganz schlecht“, antwortete Harry mit einem Blick auf Malfoy. Der verdrehte die Augen, als er ihren Namen hörte.

„Du musst aber sofort kommen!“

„Nun beruhige dich doch erst einmal und sag mir, was passiert ist.“

„Seamus… Seamus ist…“ schluchzte sie.

„Was ist mit Seamus?“

„Seamus ist mit Neville fremdgegangen!“

„Mit Neville?“ rief Harry, unfähig sich zurückzuhalten. Er sah Malfoy grinsen.

„Komm sofort vorbei!“

„A-aber ich hab Besuch!“

„Bring ihn halt mit!“ Dann legte sie auf.

Harry schluckte. Aber er hatte keine Wahl.

„Steh auf, Malfoy, wir gehen zu Ginny.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Von:  miha-chan
2008-01-12T17:32:17+00:00 12.01.2008 18:32
wow die story ist interessant muss ich sagen!!
gefällt mir!
auch deinen schreibstil mag ich
freue mich auf die fortsetzung
lg
miha
Von: abgemeldet
2008-01-07T18:08:30+00:00 07.01.2008 19:08
wow, dass ist geil.
dray kann ja echt alles haben was er will.
*schwärm*
unser süßer dray.
und dann so nen artikel.
und wenn ich dann auch noch an neville und seamus denke, dann....
echt geil.

krieg ich vllt eine ENS, wenns weitergeht???
lg angel
Von: abgemeldet
2008-01-07T11:03:05+00:00 07.01.2008 12:03
suuuuuuuupi klasse
schreib ganz hscnell weiter
Von:  Klein_Ryu
2008-01-06T10:32:59+00:00 06.01.2008 11:32
huhu^^

jaaa....
das war schon n bissl kurz ;__;
aber ich fands gut! xD
trotzdem frag ich mich auch -immer noch- wieso malfoy das tut
*seuftz*
auf jedenfall war das pitel gut!
mach doch büdde schnell weiter, ja? *lieb frag*

baba,
dat fussel
Von:  Klein_Ryu
2008-01-03T11:16:58+00:00 03.01.2008 12:16
hey^^

ich muss sagn die story is bis jez wirklich gut! XD
und die idee is auch krass x3
wie?
also is draco gar nich schwul? Ôo
wenns weiter geht sagsu mir dann bescheid?
*lüp frag*

cucu,
dat fussel
Von: abgemeldet
2007-11-15T14:57:01+00:00 15.11.2007 15:57
suuuuuuuuuuuuupi klasse
aber anscheinend is Draco gar nich schwul mhh dann versteh
ich das ganze Theater seinerseits auch nich wirklich
aber es is lustig^^
schreib ganz schnell weiter
Von:  sann
2007-11-14T21:00:17+00:00 14.11.2007 22:00
tolles kapi
war sehr lustig
schreib schnell weiter
Von: abgemeldet
2007-10-01T12:20:48+00:00 01.10.2007 14:20
suuuuuuuuuuuuuuuuupi klasse
ein echt böses erwachen *lach*
schreib ganz hscnell weiter
Von:  ReinaDoreen
2007-09-30T20:41:47+00:00 30.09.2007 22:41
so wird man verkuppelt. Jetzt fehlt nur noch das beide sich wirklich kennenlernen. Ich denke mal Draco hat Interesse an Harry, nur der weiß es noch nicht, bzw. kann es sich mit einem Mann ( und dann noch mit Draco) überhaupt nicht vorstellen.
Reni
Von:  schnueffi
2007-09-30T16:52:44+00:00 30.09.2007 18:52
Genial! Ich werde das Grinsen gar nicht mehr los, aber sowas erwartet man ja von unserem Draco, oder?

DIe FF gefällt mir sehr, vor allem dein Schreibstil.
Weiter so!


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