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Beyond the time

- the journey to you -
von

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Prolog

BEYOND THE TIME
 

- Prolog -

Dunkelheit und Kälte umfing mich. Wo war ich? War ich nicht eben noch auf dem Heimweg von einer Party gewesen? Träumte ich? Ich hatte keine Erklärung für all diese Fragen. Ich stand auf und starrte gespannt in die Dunkelheit um mich herum, wartete bis sich meine Augen an sie gewöhnt hatten. Allmählich erkannte ich, dass ich mitten auf der Lichtung eines mir fremden Waldes stand. Als ich nach oben blickte schien dort am Nachthimmel ein wunderschöner Vollmond, der so klar leuchtete, dass er mir die Möglichkeit gab etwas weiter in den Wald vorzudringen. Ich kletterte über hohe Wurzeln und versuchte mich zu orientieren, als ich plötzlich direkt hinter mir das Knacken eines Astes hörte. Erschrocken wirbelte ich herum, konnte jedoch nichts erkennen. „Wer ist da? Zeig dich!“, forderte ich mich zitternder Stimme. Langsam aber sicher bekam ich es mit der Angst zu tun. „Falls das wirklich ein Traum ist, gefällt er mir ganz und gar nicht. Kann ich bitte wieder aufwachen?!“, flehte ich innerlich. Ein weiteres Geräusch ließ mich aufschrecken, doch bevor ich in dessen Richtung schauen konnte bekam ich einen harten Schlag auf den Hinterkopf. Als ich zu Boden ging konnte ich gerade noch ein weißes, weit aufgerissenes Augenpaar erkennen, bevor ich das Bewusstsein verlor.

The journey to you

- 1. Kapitel -

Anders als beim letzen Mal als ich an einem fremden Ort aufwachte war es nun angenehm warm und mich durchströmte ein wohliges Gefühl von Ruhe und Geborgenheit. Als ich versuchte die Augen zu öffnen spürte ich plötzlich, dass ich dröhnende Kopfschmerzen hatte.

Ich fasste mir mit beiden Händen an den Kopf und kniff die Augen zusammen, in der Hoffnung, dass die Schmerzen nur einen Augenblick anhalten würden. Aber leider taten sie dass nicht. „Vielleicht sollte ich mir etwas Wasser ins Gesicht machen. Das hilft meistens etwas“, dachte ich mir und versuchte erneut meine Augen zu öffnen. Verwirrt stellte ich fest, dass ich mich nicht wie gedacht in meinem Zimmer befand, sonder in einem Raum, indem ich noch nie zuvor gewesen war. Ich lag in einem riesigem Himmelbett, das anscheinend schon sehr alt war, denn sein dunkles Holz war ein einigen Stellen schon etwas brüchig und stumpf. Sein purpurner Stoff hatte auch schon bessere Tage gesehen. Um mehr von dem Raum sehen zukönnen richtete ich mich auf und setze mich auf die Bettkante, wobei mein Kopf wieder höllisch schmerzte. Meine Füße standen jetzt auf einem weichen Teppich, der mich an die Eisbärfell-Imitate erinnerte, die ich von zu hause kannte. Mit Erstaunen bemerkte ich, dass ich keine Schuhe anhatte, sie standen ordentlich nebeneinander gestellt am Ende des Bettes. Ich hatte sie mir ganz sicher nicht selber ausgezogen. Das musste also bedeuten, das ich nicht allein hier war, was mich doch etwas nervös machte. Der restliche Boden und die Wände schienen aus großen grauen Steinen zusammengesetzt. Mehr und mehr erinnerte es mich an eines dieser mittelalterlichen Gemächer aus alten Ritterfilmen. In der einen Ecke stand ein schon leicht abgewetzter Eichentisch vor dem ein Stuhl stand. Er diente anscheinend als Schreibtisch, denn auf ihm waren haufenweise Bücher bestapelt. Ein Tintenfass und Papier konnte ich ebenfalls ausmachen. Ansonsten war das Zimmer leer. Ich stand auf, zog mir meine Schuhe an und ging in Richtung eines der verschlossenen Fenster, um etwas frische Luft zu schnappen. Es benötigte ziemlich viel Kraft bis es endlich offen stand. Sofort kam mir ein angenehmer Luftzug entgegen und ich atmete genussvoll die kühle Nachtluft ein. Anscheinend befand ich mich etwas weiter oben, vielleicht zweites oder drittes Stockwerk. Allmählich bekam ich wieder einen klaren Kopf und tausend Fragen schwirrten in ihm umher. Wo war ich eigentlich? Was machte ich hier? Ich konzentrierte mich auf ein paar verschwommene Erinnerungen. Das einzige, was mir einfiel war, dass ich zuerst in einem Wald aufgewacht war, versucht hatte aus ihm wieder hinaus zu kommen und dann .... ja, dann wurde ich von irgendetwas angegriffen. Bei dem Gedanken an diese leuchtenden Augen fuhr mir ein Schauer über den Rücken und ich schloss das Fenster. Ich suchte den Raum nach einer Tür ab und fand sie am gegenüber liegenden Ende. Ich öffnete diese und blickte in einen langen, schummrigen Gang, gesäumt von einigen Fackeln. „Oh mein Gott! Und da muss ich durch?“, dachte ich zaudernd, „Aber es hilft nichts. Ich muss wissen, wo ich bin. Hoffentlich treff’ ich bald jemanden, der mir helfen kann.“

Ich nahm die Fackel, die mir am nächsten war aus ihrer Halterung und lief langsam geradeaus auf das Ende des Gangs zu, dass sich noch im Dunkeln verbarg. Mein Weg führte mich an vielen verschlossenen Türen vorbei, aber ich traute mich einwach nicht sie zu öffnen. Je weiter ich lief, desto stärker wurde das Gefühl beobachtet zu werden. Immer wieder drehte ich mich um und späte in die Dunkelheit. Manchmal war ich der Meinung, etwas vorbei huschen zu sehen. Obwohl ich mir einredete, es seinen nur Mäuse, bekam ich es langsam mit der Angst zu tun und beschleunigte meinen Schritt bis ich sogar in einen leichten Trapp verfiel. Endlich gelangte ich zu einer breiten Treppe. Hastig nahm ich zwei Stufen auf einmal und umklammerte dabei das Geländer. Es war kalt. Ich dachte es vergingen Stunden, als ich endlich unten angelangt war. Das nächste Stockwerk sah genauso aus, wie das davor. „Wie soll ich mich hier nur zurecht finden? Und dieses ungute Gefühl...“, dachte ich verzweifelnd.

Ich ging weiter und ich wurde mir immer sicherer verfolgt zu werden. Ich bildete mir bereits ein leises Flüstern zu hören. Doch dann entdeckte ich endlich einen Lichtschein, der von einer angelehnten Tür ausging. Ich lief oder besser gesagt rannte förmlich auf die Lichtquelle zu, öffnete den Spalt weiter und betrat einem großen, hellerleuchteten Saal. Plötzlich starrten mich mindestens zwei Dutzend erstaunte Gesichter an.
 

- 2. Kapitel -

Die Gespräche verstummten allerdings nur für eine kurze Weile bevor wieder leises Gemurmel laut wurde. Ich fühlte mich ziemlich unbehaglich in meiner Haut und musste allen Mut zusammen nehmen um zu sprechen. Ich entschloss mich einen höflichen Ton anzuschlagen, meine Stimme zitterte. „Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber ich habe mich anscheinend in ihrem Haus verirrt und wüsste gerne, wie ich wieder nach hause kommen.“ Schallendes Gelächter ließ mich zusammenzucken. Spätestens jetzt war ich vollkommen eingeschüchtert und verwirrt. Plötzlich hallte ein lautes „Schweigt!“ durch den Saal und alles verstummte. Ich hörte, wie Schritte auf dem Steinboden wiederhalten und sich mir vom anderen Ende des riesigen Tisches in der Mitte des Raumes her näherten. Als ich aufblickte stand ein großer Mann vor mir. Er war blass und hatte längeres dunkelbraunes Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden war. Er trug elegant wirkende Kleidung und auf seinen Schultern ruhte ein schwerer blau-schwarz schimmernder Umhang. Seine Augen hatten etwas Stechendes. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er endlich etwas sagte. „Seid mir willkommen, fremder Gast. Es tut mir außerordentlich leid, dass Euch unser Schloss so viel Unbehagen bereitet.“ Bei dem Wort ‚Schloss’ horchte ich innerlich auf. „Wie kann ich Euch behilflich sein?“, fragte er mich mit einem Glänzen in den Augen, die mir von mal zu mal dunkler erschienen. Ich musste schlucken bevor ich antworten konnte. „Es wäre gut, wenn mich jemand zum Ausgang bringen könnte.“ „Natürlich. Aber wollt Ihr nicht noch ein bisschen bei uns verweilen und etwas essen? Ihr musst ja ganz geschafft sein vom vielen Herumirren.“ „Ja ... nein, ich meine... Danke für euer Angebot, aber ich wurde gerne so schnell wie möglich nach hause zurückkehren.“ Nun schien der Mann vor mir etwas verärgert, denn er kniff seine Augen ein wenig zusammen. „Nun gut, wenn ihr das so wollt. Einer meiner Männer wird euch zum Ausgang geleiten.“ Er zeigte auf jemanden hinter sich, worauf dieser mit einem finsteren Gesichtsausdruck von seinem Platz aufstand. „Wartet, Vater. Lasst mich bitte diese Aufgabe übernehmen.“ Klang es plötzlich aus einer Ecke des Saals. Der Angesprochene drehte sich um und entgegnete: „Warum bittest du darum?“ „Nun, einfach so. Außerdem habe ich mein Glas bereits ausgetrunken.“ Ich verstand die Begründung nicht ganz, aber der andere anscheinend schon, denn es huschte wieder ein Lächeln über seine Lippen. Aber dieses Lächeln gefiel mir ganz und gar nicht. Jemand setzte sich in der Ecke in Bewegung aus der die Stimme gekommen war und nach kurzer Zeit sah ich einen Jungen auf mich zukommen. Auch er trug ziemlich elegante Kleidung. Als er vor mir und seinem Vater stand warfen sich beide noch einen Blick zu, dessen Bedeutung ich nicht ganz erkannte. Ich würde jäh aus meinen Überlegungen gerissen, als mich der Junge am Handgelenk packte und aus dem Saal zerrte. Ich hörte noch, dass sich die schwere Tür hinter uns schloss, als ich versuchte seinen Griff etwas zu lockern. „Hey, jetzt warte doch mal! Du tust mir weh!“, versuchte ich ihn auf seine Schraubstockgriff aufmerksam zumachen. Er zischte mir nur ein schnelles „Sei still!“ entgegen, um mich dann nur noch schneller hinter sich her zu ziehen. Die Situation wurde noch seltsamer, als er begann die Treppe hinauf zusteigen. „Ich.... ich wollte doch zum Ausgang“, sagte ich verwirrt. Statt einer Antwort verstärkte er nur noch seinen Griff. „Man, der schnürt mir gleich die Blutzufuhr ab!“, dachte ich verärgert, beschloss allerdings nicht weiter zu sagen und abzuwarten, wo er mich hinführte. Fremde Leute sollte man besser nicht reizen, schon gar nicht, wenn sie so kräftig waren. Irgendwann bemerkte ich, dass wir genau auf die Tür zugingen aus der ich zuerst gekommen war. Mein Verdacht bestätigte sich, als er die Tür öffnete und ich den Raum dahinter wieder erkannte. Er zerrte mich weiter durch den Raum und befahl mir ärgerlich mich aufs Bett zusetzen, er selbst ging zurück und schloss die Tür.
 

- 3. Kapitel -

Vorsichtig rieb ich mir mein schmerzendes Handgelenk. Ich schaute verärgert zu dem fremden Jungen hinüber, der immer noch an der Tür lehnte und mich ebenfalls böse anfunkelte. Als er nach ein paar Minuten noch nichts gesagt hatte, beschloss ich mich zu Wort zu melden. „Musste das sein? Du hast mir fast die Hand abgerissen!“ Statt mir eine Antwort zu geben schüttelte er nur verständnislos den Kopf. „Was hab ich denn getan, dass du so wütend auf mich bist?“, wollte ich endlich wissen. „Warum bist du nicht im Zimmer geblieben? Bist du lebensmüde?“, entgegnete er scharf. Jetzt verstand ich nichts mehr. „Was? Wieso lebensmüde? Ich wollte doch nur herausfinden, wo ich bin.“ Ungläubig schaute er mich an. „Als wenn du das nicht wüsstest.“ „Nein, ich weiß es nicht, sonst würde ich doch nicht fragen! Ich weiß nur, dass ich plötzlich in einem mir völlig fremden Wald war, angegriffen und ohnmächtig wurde und hier bin ich schließlich wieder aufgewacht. Das ist alles!“, versuchte ich ihm verzweifelt zu erklären. „Du weißt es wirklich nicht?“, fragte er sichtlich erstaunt. „Ja, das sag ich doch schon die ganze Zeit.“ Nachdenklich setzte sich der Junge auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Ich musterte ihn aufmerksam. Er hatte etwas längere schwarze Haare und leuchtend blaue Augen. Seine blasse Haut stand ihm krassen Kontrast zu seinen Haaren und der eher dunkel gehaltenen Kleidung. Wahrscheinlich war er so um die 17 Jahre alt, das heißt in meinem Alter. Er wirkte zwar nicht gerade muskulös gebaut strahlte aber dennoch eine Stärke aus, die ich mir nicht ganz erklären konnte. Er war mindestens einen Kopf größer als ich. Als mein Blick wieder zu seinem Gesicht wanderte bemerkte ich, dass auch er mich anschaute. Verlegen sah ich auf den Boden. Um die Stille zu brechen erinnerte ich ihn daran, dass ich jetzt doch lieber wieder nach hause wollte. Aber er schüttelte nur den Kopf und sagte: „Nein, du kannst jetzt nicht gehen, das ist noch zu gefährlich. Du musst warten, bis es wieder Tag ist.“ Auch ich schüttelte meinen Kopf. „Das geht nicht. Ich muss jetzt gehen sonst machen sich meine Eltern sorgen, wenn sie mich nicht in meinem Bett finden. Außerdem muss ich morgen wieder zur Schule. Wir schreiben eine wichtige Klausur.“

Während ich gesprochen hatte war ich aufgestanden und in Richtung Tür gegangen. Gerade als ich nach der Klinke griff und sie runterdrücken wollte, spürte ich wie er mir in den Arm griff und mich zurück halten wollte. „Lass mich los, du hast kein Recht mich hier festzuhalten!“, sagte ich ungeduldig, während ich mich ihm zu wandte. „Ich hab doch gesagt., du kannst jetzt nicht gehen“, beharrte er weiter. Jetzt überfiel mich wieder diese ungute Gefühl aus dem Gang und ich bekam es mit der Angst zu tun. „Und ich habe gesagt, lass mich los!“, schrie ich ihn an, wobei meine Stimme fast versagte. Aber dennoch fand ich gleichzeitig die Kraft mich aus seinem Griff zu befreien und ihn zu Boden zu stoßen.

Ich zog die schwere Holztür auf und trat in den Gang und rannte los. Nur in Gegensatz zum letzen Mal war er keines falls einsam, denn nachdem ich ein paar Meter zurückgelegt hatte stieß ich auf eine Gruppe Menschen, die mir entgegen starrten. Die meisten von ihnen lächelten finster, dass es mir kalt den Rücken runter lief, und wieder andere hatten einen fast fiebrigen Ausdruck in den tief schwarzen Augen. Plötzlich gab der Mann mir gegenüber zwei anderen einen Befehl. „Haltet sie fest!“ Schon wurde ich von hinten an den Armen gepackt und vorwärts dem hämisch grinsenden Mann entgegengeschoben. Alles winden und zerren half nichts. Sie hielten mich so fest, dass meine Arme schmerzten. Jetzt stand ich direkt vor ihm. „Bitte ...was wollen sie von mir?“, fragte ich mit zittriger Stimme, „Ich verstehe nicht ...“ Ich konnte meinen Satz nicht beenden, denn er packte mich an den Haaren und zog meinen Kopf nach hinten. Er strich langsam mit seinem Finger über die linke Seite meines Halses, bevor er seinen Mund öffnete. Mit weit aufgerissenen Augen erkannte ich eine Reihe blanker Zähne. Die Eckzähne waren unnatürlich spitz. „Aber das ... das kann doch nicht wahr sein!“, dachte ich erschrocken über das, was mir blitzartig durch den Kopf fuhr, während sich sein Mund langsam meinem Hals näherte. Panisch schloss ich meine Augen in der Hoffnung, dass ein Wunder geschehen würde, das mich vor meinem nahenden Schicksal bewaren würde. Jeden Augenblick war ich darauf gefasst einen stechenden Schmerz zu spüren doch ich hörte nur einen dumpfen Aufprall. Es klang als wäre jemand geschlagen worden. Dann wurde ich am Arm herumgerissen und in die entgegengesetzte Richtung des Ganges gezogen. Verwirrt öffnete ich die Augen und sah, dass mich der Junge von vorhin schnell in Richtung Zimmer zog, er rannte fast. Kaum hatten wir es erreicht schlug er die Tür hinter uns zu und verschloss sie mit einem Riegel.
 

- 4.Kapitel -

„Was zur Hölle war das denn?“, platze es aus mir heraus als er sich zu mir umgedreht hatte. Ungewollt zitterte meine Hände merklich. „Das trifft es ganz gut“, antwortete er mit einem Gesichtsausdruck, den ich nicht richtig zu deuten vermochte. War es Ärgernis, Sorge oder etwa Belustigung? „Was meinst du damit? Kannst du mir bitte endlich erklären wo ich hier gelandet bin ... und wer bist du eigentlich?“ „So viele Fragen. Vielleicht solltest du dich erst mal setzten, bevor du mir noch in Ohnmacht fällst..“ Jetzt war es eindeutig Belustigung.

Während ich zum Bett ging versuchte ich vor der Tür irgendwelche Geräusche auszumachen, aber alles war ruhig. Am Bett angekommen lehnte ich mich seitwärts an das Kopfende, so dass meine Beine über der Bettkante auf dem weichen Teppich standen. Der Junge nahm sich den Stuhl vom Schreibtisch und setzte sich mir gegenüber hin. „Entschuldige, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe“ begann er. „Mein Name ist William MacKenna, aber du kannst mich Will nennen. Ich bin der Sohn des Schlossherrn. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“ „Selena ... Selena O’Neill“, antwortete ich nur kurz. Das Wort ‚Schloss’ hatte mich erneut stutzig gemacht. „Selena also. Ein schöner Name, er passt zu dir.“ Das Lächeln auf seinem Gesicht und seine Worte ließen mich verlegen auf meine Schuhe gucken. In der folgenden kurzen Still bemerkte ich, dass meine Hände aufgehört hatten zu zittern. Irgendwie fühlte ich mich in seiner Gegenwart sicher. „Also, dann wird ich mal versuchen deine Fragen alle zu deiner Zufriedenheit zu beantworten. Also noch mal, was willst du wissen?“ „Also erst mal würde ich endlich gern erfahren, wo ich hier bin. Aber was noch wichtiger ist: Was oder wer war das da draußen? Der hat versucht mich zu beißen!“, fragte ich Will aufgebracht, obwohl ich mir ganz sicher war, dass er meine Befürchtungen bestätigen würde. Als würde er meine Gedanken lesen können sagte er: „ Weißt du das denn nicht schon längst?“ „Naja, sagen wir mal so, wenn ich die Ereignis von eben schnell überfliege, es mit dem vergleiche, was ich in all den Filmen gesehen habe und aus den Geschichten kenne“, ich atmete tief durch bevor ich weiter sprach, „nenn mich verrückt, aber dann bin ich wohl in nem Nest voller Vampire gelandet.“ Ich tat zwar so, als würde ich das alles ziemlich locker nehmen, aber so war es nicht. Während ich auf eine Antwort von ihm wartete verkrampfte ich mich am ganzen Körper. Das konnte einfach nicht stimmen. „Nein“, antwortete er endlich, „Du bist nicht verrückt. Du hast recht, unser Clan besteht aus Vampiren. Aber es wundert mich dennoch, das du davon nichts wusstest. Die Bewohner unten im Dorf wissen alle, dass wir hier leben. Aber wenn du nicht aus dem Dorf stammst, von wo kommst du dann?“ Ich war immer noch davon ‚geschockt’ (wenn man es so bezeichnen konnte, denn wenn ich ehrlich war, war ich eher fasziniert, ich hatte mich schon immer für dieses Thema interessiert) einem wahrhaftigem Vampir gegenüber zu sitzen, dass meine Antwort ein wenig auf sich warten ließ. „Ich wohne in Dublin.“ „Dann hast du einen bemerkenswerten Weg hinter dir. Wir befinden uns hier in der Grafschaft Offaly auf Birr Castle.“ Ich war verwundert. Birr Castle? Das hatte ich schon einmal gehört. Wenn ich mich recht erinnerte war es ein sehr altes Schloss, aber ich dachte es würde heute nur noch als Museum genutzt werden. „Ihr wohnt hier wirklich?“ „Ja, natürlich. Das habe ich doch gerade erwähnt“, antwortete mir Will mit einem Stirnrunzeln. „Und was macht ihr tagsüber, wenn die Museumsbesucher das Schloss besuchen?“, hakte ich nach. „Was für Besucher?“, jetzt schien auch er sichtlich verwirrt. „Hier kommen keine Menschen zu besuch. Es sei den sie legen nicht viel Wert auf ihr Leben. Wovon redest du eigentlich?“ „Wir haben in der Schule gelernt, das dieses Anwesen so um 1620 erbaut wurde.“ Will nickte. „Ja, das entspricht der Wahrheit. Das ist jetzt ungefähr 30 Jahre her und...“, mein entsetzter Aufschrei ließ ihn seinen Satz unterbrechen. „Geht’s dir nicht gut? Du bist auf einmal ganz blass im Gesicht.“ Ich war geschockt. Das konnte einfach nicht stimmen. Um mich einwenig zu beruhigen und einen klaren Kopf zu bekommen atmete ich ein paar mal tief durch bevor ich meine Frage stellte. „Bitte sei jetzt ganz ehrlich und verarsch mich nicht: Welches Jahr haben wir gerade?“ „Also du bist wirklich eigenartig. Warum stellst du mir immer solche unsinnigen Fragen?“ „Antworte mir einfach! Welches Jahr?“, fuhr ich ihn energisch an. „Wahrscheinlich hast du was auf den Kopf bekommen. Wir schreiben das Jahr 1655.“ Ich war verzweifelt. Das konnte, nein, das dürfte nicht stimmen. „Das ist unmöglich! Das geht nicht, das geht hundert prozentig nicht!“ Auch er schien langsam aber sicher an mir zu verzweifeln und schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Aber wenn ich es dir doch sage: 1655. Was dachtest du den?“ Die Frage war zwar bestimmt nur rein rhetorisch gemeint, aber dennoch gab ich ihm eine Antwort: „Also bis jetzt dachte ich noch wir hätten das Jahr 2007. Oh man, ich träume wahrscheinlich wirklich!“
 

- 5.Kapitel -

„Wenn das alles wahr ist, was du gerade gesagt hast“, schlussfolgerte Will und brach damit die Stille, die entstanden war nachdem ich meinen Kopf in den Händen vergraben hatte und versuchte meine Gedanken zu ordnen, „Dann erklärt das so einiges.“ Ich hob den Kopf und sah ihn fragend an. „Ich meine, es erklärt deine Fragen, deine Unwissenheit und ... diene , na ja sagen wir mal, befremdliche Kleidung. Denkst du die Kreuze könnten dich schützen?“ Ich schaute an mir herunter. Ach ja, dachte ich, die Party. Ich hatte mich ziemlich aufgestylt und trug meine Lieblingsklamotten: eine enge Jeans mit einem dunkel braunen Ledergürtel, ein violettes T-Shirt mit tiefem V-Ausschnitt unter das ich ein schwarzes Top mit aufgesetzten Rüschen gezogen hatte, das unten auch einwenig hervor lugte. An den Handgelenken hatte ich meine Uhr (die übrigens nicht mehr funktionierte) und ein breites Lederarmband mit Riemen. Mit den Kreuzen meinte Will meine Ohrringe und den Anhänger der Kette um meinen Hals. Da fiel mir plötzlich auf, das ich meine Schirmmütze nicht mehr trug. Ich musste sie wohl im Wald verloren haben, jedenfalls fielen meine langen bronzefarbenen Haare jetzt glatt meinen Rücken herab. „Nein, die Kreuze sind nur Accessoires. Sie sollen nur chic aussehen“, antwortete ich schließlich auf seine Frage. Als ich das Lächeln auf seinen Lippen bemerkte fügte ich noch hinzu: „Wieso, sollte ich mich vor dir etwa in Acht nehmen?“ Jetzt schien er erst recht amüsiert. „Naja das wäre vielleicht sicherer für dich. Aber wie ich schon im Saal erwähnt habe, bin ich für heute Abend bereits satt.“ Erst jetzt verstand ich den Satz von vorhin: „Ich habe mein Glas bereits ausgetrunken.“ Sein Vater hatte wohl gedacht er habe noch Appetit, dabei war er gar nicht mehr hungrig gewesen. „Na dann...“, antwortete ich nur kurz mit einem leichten Schmunzeln. Gleichzeitig fuhr es mir durch den Kopf: „Mensch, was mach ich denn da? Eigentlich sollten mir vor Angst die Knie schlottern oder ich sollte zumindest ein bisschen beunruhigt sein. Aber was tu ich? Ich flirte mit ihm, ich flirte mit einem Vampir!“ Wills Stimme ließ mich aus meinen Gedanken schrecken. „Wie ich sehe ist die Nacht schon bald zu ende. Du musst müde sein. Ich denke, es wäre das beste, wenn du dich noch eine Weile ausruhst bis der Tag beginnt’’, sagte er mit einem Blick aus dem geöffnetem Fenster.

Er hatte recht, ich war tatsächlich etwas müde, aber es fiel mir erst jetzt auf. Ich nickte ihm zu und legte mich dann ausgestreckt auf das Bett. Ich wollte gerade nach der dünnen Tagesdecke greifen, als Will sie mir auch schon auflegte. Ich schloss die Augen. Sicher war ich rot im Gesicht geworden. Ich konnte mir nicht erklären, warum ich in seiner Gegenwart keinerlei Angst oder zumindest Unruhe verspürte. Hatte ich mich etwa in ihn verliebt? Ich kannte ihn doch kaum. Wenn es hoch kam kannte ich ihn gerade mal seit zwei oder drei Stunden. Was aber noch wichtiger war. Er war ein Vampir und das hieß er stellte eine sehr große Gefahr für mich da. Aber es machte jetzt auch keinen Sinn mehr darüber nachzudenken. Aber eines wusste ich dennoch: Falls ich später wieder unversehrt aufwachen sollte, konnte ich ihm sicher vertrauen. Ich hauchte noch ein leises „Danke“ bevor ich auch schon einschlief.
 

- 6.Kapitel –

Langsam und immer noch sehr erschöpft wachte ich einige Zeit später wieder auf. Das erste was ich sah war das sanfte Lächeln auf Wills Gesicht, der sich jetzt neben mich auf die andere Hälfte des Bettes gelegt hatte. Ich schreckte hoch. Darauf war ich nun wirklich nicht vorbereitet gewesen. War mir gerade doch noch die Frage durch den Kopf gegeistert, ob ich überhaupt wieder aufwachen würde und jetzt schaute mir dieser schöne Vampir entgegen und sagte mit ruhiger Stimme: „Keine Angst, dir passiert hier nichts. Du kannst dich getrost noch etwas ausruhen. Es ist erst früh am Morgen.“ Ich legte mich wieder hin und drehte mich auf die Seite, so dass ich ihn jetzt direkt ansehen konnte. Ich betrachtete seine Kleidung. Er trug jetzt ein lockeres, weinrotes Leinenhemd, dessen Schnüre am Verschluss ein wenig aufgezogen waren. Ich konnte seine blasse Haut darunter erkennen. Seine Hose war immer noch schwarz, aber ich konnte nicht ganz ausmachen aus welchem Material sie gefertigt war. Mein Blick wanderte wieder zu seiner Brust zurück. Da entdeckte ich plötzlich den Anhänger, der an einer dünnen silbernen Kette um seinen Hals hing. Ich griff nach ihm, wobei meine Finger leicht seine Haut berührten, die sich glatt und kalt anfühlte, aber dennoch eine gewisse Zartheit hatte. Ich betrachtete den Anhänger genauer. Es war ein türkis-blauer Stein, der aussah als würde er von unzähligen dünnen Adern in der Form gehalten werden. „Ein Wassertropfen, der nur von den Wurzeln der Erde davon abgehalten wird endgültig zu zerlaufen“, sagte Will leise, als er mein Interesse bemerkte. „Er symbolisiert die Vergänglichkeit des Lebens“, fügte er noch erklärend hinzu. Ich stutzte. Neugierig schaute ich Will an, als ich ihn fragte: „Ähm, nimms mir nicht übel, aber ich verstehe das nicht ganz. Wenn der Stein die Vergänglichkeit des Lebens darstellt, warum trägst du ihn dann?“ Die Antwort auf meine Frage ließ einige Zeit auf sich warten, doch dann antwortete Will mit gesengter Stimme: „Er erinnert mich daran, wie ich früher einmal gelebt habe, vor langer Zeit.“ Diese Aussage ließ erneut hunderte von Fragen in mir aufkommen, aber als ich seinen schon fast traurigen Gesichtsausdruck sah hielt ich mich zurück. Lange sagte keiner von uns etwas. Diese Stille gefiel mir nicht. Er bemerkte es und versuchte mich zu beschwichtigen: „Aber, wie ich schon sagte, dass ist schon sehr lange her. Das muss dich nicht kümmern. Wenn ich es mir genauer überlege ist mein Leben jetzt um einiges angenehmer. Ich habe neue Eltern und eine neue Familie gefunden.“ Jetzt konnte ich nicht mehr an mich halten. „Tut mir leid, aber ich habe so schrecklich viele Fragen an dich. Darf ich?“ Will lachte. „Nun, wir haben genügend Zeit. Also, nur zu.“ Ich versuchte die Fragen in meinem Kopf zu sortieren, bis ich es aufgab. Es waren einfach zu viele. Ich entschied mich einfach den Oberbegriff zunehmen. „Welche von den unzähligen Vampirmythen stimmen denn jetzt nun wirklich?“ Er sah mich verwundert an. „Vampirmythen?“, wiederholte er. „Na ich mein die Sache mit dem Sonnenlicht, Pfähle und so weiter. Das mit den Kreuzen hat sich ja jetzt schon geklärt.“, versuchte ich ihm zu verdeutlichen. Er schien zu verstehen. „Ah, ich denke ich weiß, was du meinst. Lass mich kurz überlegen.“ Und dann erzählte er mir dass die meisten dieser Annahmen über Vampire reiner Aberglaube waren. Das mit dem Sonnenlicht zum Beispiel erklärte er mir so: „Es vernichtet uns keines Wegs. Es setzt uns nur wesentlich stärker zu als euch Menschen. Für uns ist es das ganze Jahr über so intensiv, als würde man zur Mittagshitze in der Wüste eine Stunde in der prallen Sonne stehen. Ich denke, dass würde jedem einen äußerst schmerzhaften Sonnenbrand verschaffen. Nur wenn die Sonnenstrahlen bei schlechtem Wetter durch Wolken oder Nebel abgeschwächt werden können wir uns gefahrlos nach draußen begeben.“ Dass sie Blut trinken, das brauchte er mir nicht mehr erläutern. Ich hatte es ja beinahe am eigenen Körper erfahren. Aber er fügte noch hinzu, dass sie sich nicht nur alleine von Blut ernähren würden. Es wäre für sie das, was das Wasser für uns Menschen sei. Sie brauchten es um nicht zu verdursten. Allerdings würde eine kleine Menge ausreichend für ein bis zwei Monate sein. Die Sache mit dem pfählen ließ er aus, aber das war verständlich. Ich würde auch nicht gerne darüber reden wollen, wie man mich am besten umbringen könnte. „Und was ist mit irgendwelchen besonderen Kräften? Hast du so was?“, hakte ich weiter nach, begierig auf weiter Antworten. „Eigentlich kaum. Wir sind stärker als ihr Menschen und wahrscheinlich auch schneller. Aber mehr sind es dann auch nicht. Na, bist du jetzt enttäuscht?“, fragte er mit einem schelmischen Unterton. Ich schüttelte heftig den Kopf, so weit es auf dem Kissen möglich war. „Nein, überhaupt nicht. Ich bin total fasziniert! Ihr seid doch mehr Mensch als ich dachte.“ Dieser Ausdruck schien ihm nicht zu gefallen, denn sein Blick wurde härter. „Wir sind keine Menschen, glaube mir. Wenn du vernünftig wärst würdest du uns fürchten und nicht fasziniert sein.“

„Wieso, weil du menschliches Blut brauchst um zu überleben? Das ist doch Unsinn. Wenn ihr keine Menschen seid, was seid ihr dann? Monster? Nein, ich denke ihr seid einfach ein ganz besonderer Zweig in der Entwicklung des Menschen. Das klingt doch vernünftig, oder etwa nicht?“ Ich atmete innerlich auf, als sein Blick wieder weicher wurde. „Du bist wirklich eigenartig. Aber das gefällt mir“, sagte er mit einem Lächeln. Ich senkte meinen Blick und hoffte, dass er nicht sah, dass ich rot wurde. „Danke“, murmelte ich. Dann folgte eine verlegene Stille, in der ich erneut versuchte mir klar zu machen, was das alles zu bedeuten hatte.
 

- 7.Kapitel –

Es bestand kein Zweifel. Ich hatte mich in Will verliebt. Aber fühlte er genauso? War das nur Wunschdenken? Ich meine, was sollte er, ein Vampir schon an einem gewöhnlichen Menschen wie mir finden. Abgesehen davon, dass ich seinen Durst stillen konnte. Und das stellte noch einen weiteren Punkt dar: Es war gefährlich. Wie verständnisvoll ich vorhin auch getan hatte, ein paar Zweifel waren geblieben. Fragen über Fragen, auf die ich wieder einmal keine Antworten kannte. Ich musste es einfach wagen und ihn fragen. Aber wie sollte ich es am besten anstellen? Ich überlegte hin und her bis mir schließlich etwas einfiel.

„Ich erinnere mich gerade daran, was meine Mutter früher mal zu mir gesagt hat“, begann ich zögerlich. Dann holte ich noch einmal tief Luft. „Man nehme Fakten und vermische sie mit Fantastereinen, Lug und Trug und gebe es zu großen Gefühlen und atemberaubenden Kulissen hinzu, verfeinere alles noch einmal mit ein paar Körnchen Wahrheit und man erhält die perfekte Geschichte, den perfekten Traum.“ Ich blickte wieder nach oben und schaute ihm in die Augen. „Bist du dieser perfekte Traum, das alles hier?“ Sogleich bereute ich meine Frage wieder und senkte erneut den Blick. „Was habe ich mir davon erhofft? Dass er mir jetzt seine Liebe gesteht? Lächerlich. Jetzt lacht er mich sicher aus“, dachte ich und lachte finster in mich hinein. Ich wartete gespannt, aber auch ängstlich auf eine Reaktion und war umso erstaunter, als ich eine Antwort erhielt. „Nein, das ist kein Traum, das ist die Wirklichkeit. Denn wenn es ein Traum wäre würde ich nie mehr aus ihm erwachen wollen.“ „Stimmt das wirklich?“, fragte ich ungläubig. Auf einmal spürte ich, wie sich Wills Finger unter mein Kinn schoben und es sanft anhoben, so dass ich ihn ansehen musste. Sein Gesicht kam näher und er streifte sanft mit seiner Wange an meiner entlang, als er mir in Ohr flüsterte: „Du brauchst einen Beweis?“ Bei seinen gehauchten Worten lief mir ein wohliger Schauer über den ganzen Körper. Jetzt wanderten seine Hände an die Seiten meiner Wangen und er beugte sich noch näher an mich heran. Mir wurde warm und meine Haut kribbelte an den Stellen, wo seine Hände meine Wangen berührten. Sie waren angenehm kühl. Ich schloss die Augen und wartete darauf seine Lippen auf den meinen zu spüren. Doch anstatt des Kusses vernahm ich plötzlich das Geräusch einer auffliegenden Tür, die hart gegen die Wand schlug.

Blitzschnell sprang Will vom Bett auf und baute sich regelrecht vor mir auf, als wollte er mich vor irgendetwas oder besser irgendjemandem beschützen. Seine Anspannung lag förmlich in der Luft. Nach ein paar Sekunden wagte ich es, an ihm vorbei zu schauen.Zu meinem Erstaunen erblickte ich eine wunderschöne Frau. Auch sie trug elegante Kleidung. Sie war etwa dreißig Jahre alt, hatte langes, lockiges rotes Haar und leuchtend grüne Augen. Der Riegel der Tür lag gebärstet auf dem Boden. Als ich wieder zu der eben hereingestürmten Frau blickte schreckte ich zurück, denn ich bemerkte den stechenden Blick in ihren Augen. Sie funkelte zwischen Will und mir hin und her, bis sie schließlich an Will haften blieb. Beide starrten sich einige Zeit nur an. Es schien als wäre der Raum elektrisch aufgeladen. Dann endlich öffnete sie den Mund ... und das Gewitter brach los: „Würdest du mir freundlicher Weise erklären, was du hier tust?“, brach es aus der schönen, aber tobenden Frau hervor. „Ich habe es dir schon tausend Mal gesagt: Es werden keine Menschen auf das Gemach genommen, es sei denn du willst deinen Durst stillen.“ Bei diesem Gedanken lief es mir kalt den Rücken runter. Will hob abwehrend die Hände. „Bitte lasst es mich erklären, Mutter“, versuchte er sie zu beruhigen. „Mutter?“, schoss es mir fragend durch den Kopf; „Ich verstehe, dann ist das wohl die Schlossherrin.“ Die Angesprochene tippte ungeduldig mit ihrer Fußspitze auf den Boden. Die Bewegung war so schnell, dass ich sie kaum verfolgen konnte. „Sie gehört nicht hierher“, fing Will seine Erklärung an. Seine Stimme war sanft und ruhig. Jetzt wurde seine ‚Mutter’ erst recht ungeduldig: „Was soll das bedeuten?“ „Sie ist eine Zeitreisende“, antwortete Will nur knapp. Bei diesen Worten hielt die Frau inne, sie sah erstaunt aus. Sie dachte einen Augeblick nach, bevor sie sich zur Tür wandte und den Raum verlies. Im Gehen sagte sei noch: „Nun gut. Aber sorg dafür, dass sie dein Gemach nicht verlässt.“ Damit war die zierliche Gestalt verschwunden. Schnell ging Will zur Tür, verbeugte sich und schloss diese.
 

- 8.Kapitel -

Ich hörte, wie er erleichtert geräuschvoll ausatmete. Mit den Worten „Na, dass ist ja noch mal gut gegangen“ und einem Lächeln auf den Lippen, drehte er sich zu mir um. Plötzlich fing er laut an zu lachen. „Du müsstest dich sehen: total perplex!“ Erst jetzt bemerkte ich, dass ich vom Bett gesprungen war. Mein Gesicht spiegelte wohl genau das wieder, was ich gerade dachte. Ich schüttelte meinen Kopf um aus meiner Erstarrung zu kommen. „Was, oder besser, wer war das denn?!“, war die erste Frage, die ich heraus brachte. „Richtig, in ihrem Gemütszustand hat sie ganz vergessen sich vorzustellen“, sagte Will, wobei er bei dem Wort ‚-zustand’ seine Hände hob und mit dem jeweiligen Mittel- und Ringfinger Anführungsstriche andeutete. Der Sarkasmus in seiner Stimme war unüberhörbar. „Das war Akiwasha, meine, nun ja, neue Mutter.“ Jetzt war ich neugierig. „Akiwasha? Das ist kein irischer oder englischer Name. Woher stammt sie?“ Er erklärte mir, dass seine jetzigen Eltern beide vor langer Zeit in einem keltischem Dorf geboren worden seien. Ich nickte. „Ah ha. Ich muss sagen, eure Unterhaltung hat mich ziemlich verwirrt. Warum hat sich ihre Stimmung geändert, als du ihr gesagt hast, ich sei ein Zeitreisender?“, wollte ich wissen. „Hmm, wie kann ich dir das am besten erklären, Selena?“

„Versuch’s einfach“, ermutigte ich ihn. „Nun wir hatten noch nie mit Menschen aus anderen Epochen zu tun. Obwohl wir selbst ‚mystische Wesen’ sind, wie ihr es wohl nennen würdet, haben wir höchstens darüber Berichte von anderen Clans gelesen. Aber dennoch wissen wir ganz genau, dass man so wenig wie möglich in den Zeitfluss eingreifen sollte.“ Ich runzelte die Stirn. „Soll das heißen, dass sie nur nicht über mich hergefallen ist, weil sie die Zukunft nicht verändern will?!“ Eigentlich war das weniger eine Frage als eine Feststellung. Will nickte nur als Antwort. Ich lachte kurz auf. „Sehr beruhigend“ Eine kurze Zeit lang sagte keiner von uns etwas. Dann kam mir plötzlich ein Gedanke. „Da fällt mir ein, wo wir doch gerade beim Thema sind“, unterbrach ich die Stille, „Wie bin ich eigentlich hier her gekommen? Stand da auch was drüber in den Berichten, die du erwähnt hattest?“ Will hob die Schultern. „Da kann ich leider auch nur raten. Die Erkenntnisse über die Gründe sind ebenfalls nicht ganz geklärt.“ Nachdem er kurz überlegt hatte führ er fort. Er erklärte, dass es unter anderem die Theorie gab, dass eine Art Trancezustand der Auslöser gewesen sein könnte, bei dem der Geist sich vom Körper trennt und sich auf eine ‚Traumreise’ begibt. Er erwähnt noch andere, aber diese fand ich am Einleuchtesten. So etwas kannte man ja zum Beispiel aus Indianerkulturen. Nur den Trancezustand konnte ich mir nicht erklären. „Aha“, sagte ich als Will seine Erklärungen beendet hatte, „Und wie komme ich jetzt wieder nach Hause?“ Er machte ein etwas beleidigtes Gesicht. „So schnell willst du wieder zurück? Gefällt es dir hier etwa nicht?“ Ohne wirklich nachzudenken platzte ich heraus: „Nein, du verstehst mich falsch. Ich bin gern mit dir zusammen!“ Als ich das Lächeln um Wills Mund sah, wusste ich, was ich da gerade gesagt hatte. Ich merkte, dass ich rot wurde und senkte den Blick. Einen Augenblick später spürte ich plötzlich, dass Will mich von hinten umarmte. „Wie ist er denn so schnell hinter mich gekommen?“, fragte ich mich erstaunt. Als ich aufblickte und meinen Kopf drehte, sah ich in Wills azurblaue Augen. Er hatte seinen Kopf auf meine Schulter gelegt und schaute mich eindringlich an. Ich drohte in dem tiefen Blau zu versinken. Wills nächste Worte holten mich sanft aus meiner Träumerei und ließen mein Herz sofort höher schlagen: „Ich genieße jeden Augenblick.“ Wieder spürte ich, wie mir die Wärme in den Kopf stieg, aber diesmal war es kein peinliches, sonder ein wohliges Gefühl, das mich durchströmte. „Jetzt oder nie“, dachte ich und wollte mich gerade mit meinem Kopf dem seinen nähern, als ein weiteres Mal die Zimmertür wie von Geisterhand aufgestoßen wurde. Sofort stellte sich Will aufrecht hin. Ich glaubte noch zu hören, wie er genervt irgendetwas von ‚Timing’ knurrte, bevor ich eine dröhnende Stimme hörte, die mir bekannt vor kam – und richtig: Eine Sekunde später stürmte auch schon Wills wütender ‚Vater’, gefolgt von Akiwasha, die vergeblich versuchte ihn zu beruhigen, durch den Türrahmen. „Jetzt beruhige dich doch bitte, Asgalante! Sie wird doch im Zimmer bleiben!“ Der Angesprochene wiedersprach lauthals: „Das ist unwichtig. Das Mädchen kann dennoch nicht hier verweilen!“ Als ich mit schrecken begriff, dass es in dem Streit um mich ging, klammerte ich mich ängstlich an Wills Armen fest, die mich immer noch umschlungen hielten. Wenn ich vorher noch gesagt hatte, Vampire würden mir keine Angst einjagen, dann war jegliche Unbesorgtheit jetzt verflogen. „Keine Angst, ich regle das schon“, flüsterte mir Will ins Ohr.

Mittlerweile hatte sich Asgalante vor uns aufgebaut während sich seine Frau im Hintergrund hielt. Will ergriff als erstes das Wort: „Warum seid ihr so aufgebracht, Vater. Ich dachte Mutter hätte bereits alles geklärt?“ Sein Vater verschränkte die Arme vor der Brust. „Allerdings nicht zu meiner vollsten Zufriedenheit.“
 


 

- 9.Kapitel –

„Was meint ihr damit, Vater?“, fragte Will mit einem wachsamen Blick in den Augen. Er löste seine Umarmung und schob mich ein Stück hinter sich, dennoch konnte ich noch alles sehen. Ich merkte, wie die Anspannung seine Muskeln deutlich unter seiner blassen Haut hervortreten ließ. Diese Reaktion blieb Akiwasha nicht verborgen. Sie wies ihren Sohn mit einem leichten Kopfschütteln sich zu beruhigen, aber dieser ignorierte ihre Bedenken. „Warum sträubst du dich so, mein Sohn?“, entgegnete Asgalante, die Arme vor der Brust verschränkt. Seine Gesichtszüge hatten sich mittlerweile allerdings zu einem kaum merklichen Lächeln verändert. „Nanu, das ging ja schnell“, dachte ich erstaunt, „erst ist er stocksauer und jetzt lächelt er schon wieder. Wills Verhalten scheint ihn irgendwie zu belustigen.“ Anstatt einer Antwort schwieg Will jedoch weiter. Jetzt grinste sein Vater beinahe, als er begann sich über seinen Sohn lustig zu machen: „Du dummer, naiver Junge! Zeigst Interesse an einem Menschenweib. Hundert Jahre lebst du nun schon unter uns und hast dennoch nichts dazu gelernt.“ Er lachte kurz finster in sich hinein, bevor er fortfuhr: „Auch wenn sie eine Besucherin aus einer anderen Epoche ist, ist und bleibt sie ein Mensch!“ Asgalante betonte das Wort ‚bleibt’ besonders. Ich horchte auf. „Denkt er etwa, Will spielt mit dem Gedanken mich zu verwandeln?“, überlegte ich verwundert. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht gehabt. Was wäre, wenn er mich tatsächlich zu einer von ihnen machen würde? Aber warum sollte er? Ich bin doch schließlich nichts Besonderes.

Wills Worte rissen mich aus meinen Überlegungen, denn er zischte sie zwischen geschlossenen Zähnen hervor. „Das weiß ich sehr wohl.“ Asgalante nickte zufrieden und fügte dann hinzu: „Nichts desto trotz, dass wir hier einmal übereinstimmen, ändert das nichts an der Tatsachen, dass es zu gefährlich ist, sie hier so frei verweilen zu lassen.“ Jetzt meldete ich mich neugierig zu Wort, doch ich sollte meine Einmischung schon bald bereuen. „Was ist denn so schlimmes daran, dass ich hier bin?“ Der Angesprochene funkelte mich erbost an. „Oh man, wenn Blicke töten könnten“, dachte ich und zog mich ein Stück weiter hinter Will zurück, der seinen Kopf zu mir wandte und den Finger auf die Lippen legte. „Okay“, antwortete ich sarkastisch in Gedanken, „is’ wohl gesünder, wenn ich meinen Mund halte!“

Wills Vater überlegte eine Weile, dann entschloss er sich doch zu antworten.

Er erklärte (mehr oder weiniger an mich gerichtet, denn er vermied jeglichen Augenkontakt), dass es eine, wie er es formulierte, „durchaus delikate Angelegenheit sei“. Falls sich auch nur etwas Winziges durch das, was ich tue oder sage, verändert, könnte das schwerwiegende Folgen für die Zukunft haben. Ganz zu schweigen, was passieren könnte, wenn mir etwas zustoßen würde. Der unterschwellige Ton bei seinen Erläuterungen blieb mir nicht verborgen. „Den letzten Satz konnte er sich nicht verkneifen“, sagte Will leise zu sich selbst.

Dann trat Stille ein.
 

Will und sein Vater sahen sich lange schweigend an, während Akiwasha nervös von einem zum anderen blickte. Auch mir bereitete diese trügerische Ruhe Unbehagen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was jetzt nun weiter mit mir geschehen sollte. „Nun denn“, brach Asgalante die Stille, wobei seine Stimme lauter und befehlender war als vorher und mich unwillkürlich zusammen zucken ließ. „Ich denke, es wird das Beste sein, das Mädchen in den Kerker zu schließen.“ Sofort schnellte Wills linker Arm schützend vor mich und ich schnappte nach Luft. „Kerker?!“, entfuhr es mir ungläubig. Meine Stimme klang ungewollt hoch und hysterisch. Auch Akiwasha war erstaunt: „Der Kerker, mein Gemahl? Ist das nicht eine sehr drastische Maßnahme?“ Sie wählte ihre Worte mit Bedacht und wollte den, durch meine Reaktion erneut erzürnten Asgalante, nicht noch mehr verärgern. „Dem muss ich beipflichten, Vater“, schaltete sich Will ein. „Ich garantiere euch, dass ich auf sie Acht geben werde“, fügte er beschwichtigend hinzu. Aber sein Vater blieb unbeirrt. „Tut mir Leid, mein Sohn, aber das reicht mir nicht. Das Risiko gehe ich nicht ein.“ Will wollte gerade einen Schritt nach vorne machen, als der Ältere mit dem Fingern schnipste.

Erneut flog die Tür auf und ehe ich mich versah hatten sich vor und hinter und sechs Männer versammelt. In bedrohlicher Haltung kamen sie langsam auf uns zu. Will blickte hektisch um sich. Es schien, als würde er abwiegen, welchen Zug er am besten als nächstes machen sollte.

Doch die Männer nahmen ihm seine Entscheidung ab, denn ich spürte wie ich von hinten gepackt wurde. Ich versuchte mich noch an Wills Hemd festzuhalten, aber ich bekam es nur leicht zu fassen. Als Will herum fuhr, um mir zu helfen, wurde auch er zurückgehalten. Beide versuchten wir uns aus ihren Griffen zu befreien. Im Nachhinein war das von meiner Seite aus eine unnötige Verschwendung von Energie – was sollte ich schon gegen einen kräftigen Vampir ausrichten können. Denn genauso war es: Er hielt mich eisern fest, völlig unbeeindruckt von meinen vergeblichen Befreiungsversuchen. Allmählich begannen meine Arme zu schmerzen. Will schein mehr Erfolg zu haben, denn ein zweiter Man kam hinzu um ihn zu bändigen. „Vater, das geht zu weit!“, protestierte er. Asgalante schüttelte nur kaum merklich den Kopf und gab dem Mann, der mich festhielt ein Zeichen. Daraufhin schob er mich in Richtung Tür und auf den Gang hinaus. Ich versuchte mich noch einmal umzudrehen, aber sein breiterer Oberkörper versperrte mir die Sicht. Bevor das Zimmer ganz aus meinem Blickfeld verschwand rief mir Will noch zu ich solle keine Angst haben und er würde zu mir kommen.
 

-10.Kapitel-

Wie von Asgalante befohlen wurde ich in den Kerker gebracht. Als wir die Treppe zu den unteren Gewölben des Schlosses betraten schlug mir bereits ein leicht modriger Geruch entgegen, der allerdings stärker wurde je tiefer wir kamen. Der Gang am Ende der Treppe war nur spärlich erleuchtet durch ein paar Fackeln, die in eisernen Halterungen and der Wand befestigt waren. Mein Bewacher zog mich weiter am Arm geradeaus bis im schummrigen Licht an der linken Wand die dunklen Gitterstäbe zu sehen waren. Bei ihrem Anblick wurde mir ganz flau im Magen. Der Mann stieß mich in die erste Zelle und zog das Tor hinter mir zu. Mit einem finsteren Zug um die Lippen blickte er mich durch das Gitter an. „Sei froh, dass du der Liebling des jungen Herrn bist, sonst hättest du längst zu spüren bekommen, was es für einen Menschen bedeutet sich in unserem Schloss aufzuhalten.“ Wie zum Nachdruck schnellte sein Arm plötzlich durch die Stäbe. Ich konnte gerade noch zurückweichen bevor er mich zu fassen bekam. Seine Finger glitten nur wenige Zentimeter an mir vorbei. Es war wohl eher ein Reflex als Geschick. Er verspottete mich mit einem hämischen Lachen und verschwand dann in der Dunkelheit des Ganges. Als ich die oben die Tür zuschlagen hörte entwich mir ein erleichterter Seufzer. Aber sofort dachte ich: „Worüber freu ich mich denn? Ich sitze hier in einem mittelalterlichen Kerker fest und über mir ist ein ganzes Schloss voller Vampire!“ Ich wartete eine Weile bis sich meine Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten und blickte mich dann in meinem Gefängnis um. Die kalten Steinwände waren teilweise mit Moos überzogen. An manchen Stellen konnte ich sogar Schimmel ausmachen. Auf dem Boden lag leicht verrottetes Stroh, dessen Geruch schwer in der Luft lag. Generell war es stickig und warm. An der einen Seite befand sich eine schmale Nische, vor der ein zerschlissener Vorhang hing. „Nett“, dachte ich mit einem Stirnrunzeln, „Zum Glück gibs hier nicht auch noch Ratten.“ Ich schüttelte den Kopf. „Völlig egal“, überlegte ich weiter, „Am wichtigsten ist jetzt wie ich hier raus komme!“

Konnte ich mich darauf verlassen, dass Will mich wirklich holen kommen würde? Mir blieb ja eigentlich nichts anderes übrig. Aber ich vertraute ihm. Bei diesem Gedanken lief mir ein wohliger Schauer über den Rücken.
 

In der Zeit, die ich alleine war, konnte ich mir darüber Gedanken machen, wie es zu alldem gekommen war. Doch so sehr ich mich anstrengte, ich konnte mich nicht daran erinnern, was vor meinem plötzlichen Erwachen in dem dunklen Wald geschehen war. Auf jeden Fall war ich auf einer Party gewesen und ... Schlagartig fiel mir etwas ein: Ich war doch bereits auf dem Heimweg gewesen. Meine Mutter machte sich sicher große Sorgen, dass ich noch nicht wieder da war! Wie lange war ich jetzt schon überfällig? Ich wusste es nicht. Meine Uhr war ja stehen geblieben. Schließlich wurde ich durch das Geräusch eines hart und dumpf aufschlagenden Gegenstandes aus meinen Gedanken gerissen, gefolgt von einem Vibrieren der Zellenwände. Staub rieselte von der Decke. Kaum war der erste Schreck vorbei kam das Geräusch wieder. Diesmal klang es allerdings wie eine ganzer Artilleriebeschuss. Und das war es wohl auch, denn ich hörte wie hinter der Tür zum Verlies aufgeregt Leute herumrannten und sich irgendwelche Kommandos zuzurufen schienen. Ich verstand nur die Worte ‚Angriff’ und ... „Hunter?“, fragte ich mich selbst, „Wer oder was sind Hunter?“ Die nächste Attacke ließ jetzt sogar einige kleine Steinbrocken aus der Mauer fallen. Ängstlich schaute ich mich nach einer Stelle um, an der ich wenigstens ein wenig geschützter wäre. Da fiel mein Blick auf die Nische und ich schob den Vorhang zur Seite und zwängte mich hinein. Es war gerade mal genug Platz um mich hinzusetzen. Meine Beine musste ich anziehen, meinen Kopf beugte ich nach unten und meine Hände darüber. Ununterbrochen dröhnten die Bombardierungen in meinen Ohren. So vernahm ich auch nicht, dass nach kurzer Zeit jemand die Tür zu meinem Gefängnis aufstieß. Umso erstaunter war ich, als ich plötzlich leicht am Arm gepackt und aus meinem Versteck gezogen wurde. Als ich merkte, dass ich stand öffnete ich die Augen und sah Will mit besorgtem Gesicht vor mir stehen. „Selena, du zitterst ja am ganzem Körper!“ Er hatte recht. Meine Arme schlotterten und mir war kalt. „Los, wir müssen hier raus. Das Schloss wird angegriffen“, sagte er und nahm meine Hand. Er rannte mit mir auf den Gang hinaus. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Ich war erstaunt, als Will genau in die Entgegengesetze Richtung der Treppe lief. „Wo willst du hin? Die Tür ist doch da hinten?“ Er schüttelte den Kopf. „Da kommen wir nicht mehr sicher raus. Der ganze Clan ist auf den Beinen. Keiner weiß, dass ich dir helfe“ Kurz nachdem er ausgesprochen hatte blieb er vor einer Stelle an der Wand stehen. Er ließ meine Hand los und fing an mit den Fingern die Steine abzutasten. „Hier muss sie irgendwo sein“, murmelte er. Für mich sah alles gleich aus. „Ah, hab sie“, sagte Will und schlug augenblicklich so stark gegen die gefundenen Stelle, dass der Stein unter seiner Faust leicht bröckelte. Ein leises Knirschen war zu hören und die Wand glitt leicht nach hinten und zur Seite: Ein Geheimgang. „Wow“, staunte ich. Will lächelte mich an. „Interessant, nicht wahr?“ Ich nickte. „Wenn du den Schlag meintest ... Ja!“ Er lachte kurz als Antwort in sich hinein. Dann nahm er wieder meine Hand und zog mich durch die Öffnung hinter sich her. Ich konnte nichts anderes als pechschwarze Dunkelheit ausmachen. Will dagegen schien genau zu wissen, wo er lang ging. Seine Hand war angenehm kühl auf der meinen und je länger wir liefen, desto mehr spürte ich, wie meine Herz zu pochen begann. Nach kurzer Zeit kam uns ein kühler Luftzug entgegen und wir erreichten den Ausgang. Es war bereits Nacht geworden. Das Geräusch der Aufprallenden Geschosse war lauter geworden und ich drehte meinen Kopf in dessen Richtung. Wir waren auf einem kleinen Hügel unweit des Schlosses, vor dem sich eine Ansammlung von Menschen versammelt hatte. Sie schossen mit Steinkatapulten auf die Mauern und versuchten gleichzeitig das Tor zustürmen. Auf den Zinnen standen die Clanmitglieder, bewaffnet mit Pfeil und Bogen. Überall am Boden loderten riesige Lagerfeuer. „Wer sind die?“, fragte ich jetzt zu Will gewand. Mit einem finsteren Gesicht und verengten Augen antwortetet er: „Vampyr Hunter. Eine ganze Armee von diesem Gesinde!“ Er formte mit den Lippen noch irgendwelche Worte, die ich nicht einzuordnen vermochte. Aber ich konnte mir vorstellen, das es nichts Nettes sein konnte. Wahrscheinlich eine Art von Fluch. Dann rannte er mit mir weiter in den Wald hinein. „Was hast du vor?“, fragte ich außer Atem. Ich konnte gerade so mitheilten. Er hatte ein wahnsinns Tempo drauf. „Ich bringe dich an die Stelle zurück, an der du erwacht bist und schicke dich wieder in deine Zeit zurück.“ Es traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Er wollte mich loswerden? „Was?! Warum?“ Ohne sich umzudrehen erklärte er ich sei hier nicht mehr sicher. Vampyr Hunter würde in solchen Fällen keine Ausnahme machen, denn sie hatten keine Ahnung von Besuchern. Wenn ich bei ihm bliebe würde sie mich ebenfalls umbringen. Bei dem Gedanken, Will könnte sterben, zog sich mein Magen unangenehm zusammen. Widerwillig ließ ich mich von ihm weiterziehen.
 

-11.Kapitel-

Endlich erreichten wir die Lichtung. Als er ich los ließ, beugte ich keuchend nach vorne und stützte meine Hände auf meinen Knien ab. Während Will sich suchend umblickte hatte ich zeit zum nachdenken. Wollte ich überhaupt dort weg? Auf der einen Seite wollte ich noch mehr Zeit mit ihm verbringen als alles andere, aber auf der anderen Seite wollte ich meiner Mutter keinen Kummer bereiten. Ich richtete mich auf und blickte zu Will hinüber, der ich immer noch um sah. Ich versuchte mir jedes Detail seines Körpers einzuprägen. Die Farbe seiner Haare und der vor Aufregung leuchtenden wunderschönen Augen, die angespannten Muskeln unter seiner im Mondlicht fast silbrig schimmernden Haut, einfach alles. Verträumt wie ich war merkte ich erst nach einiger Zeit, dass Will mich anblickte. Als ich seinen Blick auf mir spürte, richtete ich den meinen auf das Gras unter mir. Ich hörte wie er näher kam. „Warum wendest du deinen Blick ab?“, fragte er, als er vor mir stand. „Ich ... ich weiß nicht“, log ich mit zittriger Stimme. „Hast du etwa Angst?“, fragte er weiter. Jetzt hob ich den Kopf. „Nein, ich ...“, doch ich konnte meinen Satz nicht beenden, denn Will nahm mein Gesicht in seine Hände und blickte mir tief in die Augen. Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Selena“, sprach er mit ruhiger Stimme, „ich würde nie etwas tun, was dir Leid zufügen würde. Du bist mir teuer geworden und glaube mir, wenn ich dir sage, dass es mir unglaublich schwer fallen wir dich gehen zu lassen.“ Für einen Moment blieb mir die Luft weg. Sollte das etwa bedeuten, dass er meine Gefühle erwiderte? „Aber ich will dich nicht verlassen. Ich will bei dir bleiben, egal wie gefährlich es werden könnte!“, entgegnete ich und ergriff seine Hand. Er schüttelte leicht den Kopf. „Aber es geht nicht anders. Wenn dir etwas geschieht, dann ist deine ganze Zukunft in Gefahr. Das ist ein Risiko, das wir nicht eingehen dürfen.“ Jetzt stiegen mir die Tränen in die Augen, denn tief drinnen wusste ich, dass er recht hatte. Wir dürften nicht so egoistisch sein und die Zukunft von so vielen Menschen verändern. „Weine nicht“, sagte er und beugte sich vor, „Ich verspreche dir, die Zeit wird unser Verbündeter sein.“ Seine Lippen berührten sanft meine Wange, genau dort, wo eine meiner Tränen sie erhab lief. Und als wollte er sein Versprechen besiegeln trafen seine Lippen zärtlich auf die meinen. Es war ein wunderschönes Gefühl, und ich legte meine Arme um seien Hals. Gerade drohte ich in diesem Kuss zu versinken, als mich plötzlich ein Schlag zu treffen schien und ich das Gefühl hatte von einer unbarmherzigen Kraft weggezerrt zu werden. Noch bevor ich etwas sagen konnte tauchte ich vollkommen in das Nichts ein.
 

Ich spürte etwas kalten auf meinen ganzen Körper fallen und von ihm abperln. Meine Arme und Beine fühlten sich schwer und taub an. Als erstes hörte ich nur ein Rauschen, doch dann vernahm ich gedämpfte Stimmen von überall her. Ich versuchte zu verstehen, was sie sagten. „Was ist passiert? Was hat das Mädchen?“ Das war die Stimme einer Frau. Sie klang besorgt.

„Sie ist einfach umgekippt!“ Die Antwort eines Mannes, ebenfalls aufgebracht. Langsam kehrten meine Sinne wieder und ich versuchte meine Augen zu öffnen. „Da, sie kommt zu sich!“ Wieder der Mann. Regen fiel mir auf das Gesicht und ich musste meine Augen mit der Hand vor dem Wasser schützen um etwas erkennen zu können. Ich lag auf hartem Asphalt und eine kleine Ansammlung von Menschen hatte sich um mich versammelt. Ich versuchte mich aufzurichten, musste mich aber erst einmal hinsetzten, denn mein Kopf schmerzte fürchterlich. „Langsam, junges Fräulein“, sagte der ältere Herr zu mir und stützte mit seinem Arm meinen Rücken. „Nichts überstürzen“, fügte er mit einem leisen Lächeln hinzu. „Was ist passiert?, wollte ich von ihm wissen. Er berichtet mir, dass ich plötzlich ohnmächtig geworden sei und dabei hart auf der Straße aufgekommen war. Er sagte noch etwas anderes, aber ich hörte ihm gar nicht mehr richtig zu. Zu vieles schwirrte mir im Kopf herum. All die Erinnerungen an mein Erlebnis ... an Will. Sollte ich mir das alles nur eingebildet haben? Alles nur ein Nebeneffekt der Ohnmacht, alles nur ein Traum?
 

-12.Kapitel-

Ja, so war das ‚damals’.

‚Damals’ ... Ist das überhaupt das richtige Wort? Ich weiß es nicht. Aber wie soll ich es denn sonst nennen? Wenn man ‚damals’ sagt, dann schwelgt man in Erinnerungen, man versucht sich Vergangenes wieder in ins Gedächtnis zu rufen, als wäre es gestern gewesen.

Und Erinnerungen sind wohl das Einzige, dass mir von meinem Traum geblieben ist. Doch es war ein wunderschöner, einzigartiger Traum. Ein Traum, den man so in seinem Leben nur einmal haben wird. Wie oft habe ich mir schon gewünscht, es wäre alles real gewesen. Wie oft sehnte ich mich danach, Will nur noch einmal in die Augen schauen zu können. Nur ein Blick in seine atemberaubenden azurblauen Augen würde für den Rest meines Lebens genügen.

Jetzt sitze ich hier allein auf meinem Bett in meinem dunklen Zimmer und lausche der Musik meiner Lieblings-CD. Das vorige Lied läuft gerade aus und nun höre ich die ersten ruhigen Klänge des nächsten, das so gut zu meinen Gefühlen passt – genau das ausdrückt, was ich im Moment nicht in Worte fassen kann, weil es mich sonst von Innen zerreißen würde.
 

In my hands a legacy of memories

I can hear you say my name

I can almost see your smile

feel the warmth of your embrace

but there is nothing but silence now

around the one I loved

Is this our farewell?
 

Bilder von dir geistern durch meinen Kopf. Werde ich dich wirklich nicht wiedersehen?

Bitte sag es mir ...
 

Sweet darling

you worry too much, my child

see the sadness in your eyes

you are not alone in life

Although you might think that you are
 

Will … Würdest du das zu mir sagen? Wachst du dennoch über mich und gibst mit Trost?
 

Never thought

this day would come so soon

we had no time to say goodbye

how can the world just carry on?

I feel so lost when you are

not by my side

there's nothing but silence now

around the one I loved

Is this our farewell?
 

Warum musste ich so plötzlich zurück? Wir hatten zu wenig gemeinsame Zeit.

Warum haben wir uns getroffen, wenn wir uns doch schon so bald trennen mussten?
 

So sorry your world is tumbling down

I will watch you through these nights

rest your head and go to sleep

because my child,

this is not our farewell

This is not our farewell.
 

Nicht unser Abschied? Darf ich darauf hoffen, oder brichst du dein Versprechen?

Aber ich werde darauf vertrauen, dass du nachts in meinen Träumen bei mir bist.
 

Mich durchläuft ein Schauer und ich ziehe mich unter meine Decke zurück. Ich schließe die Augen, die bereits mit Tränen gefüllt sind. Die Musik nehme ich gar nicht mehr wahr, denn ich konzentriere mich ganz auf die Erinnerungen an Will. Sein Gesicht, seine Stimme, seine Hände ... Nach einer kleinen Ewigkeit fange ich endlich an einzuschlafen.
 

-13.Kapitel-

Eine Woche ist bereits vergangen und nichts hat sich geändert.

Ich warte immer noch.

Jede Nacht seh ich ihn im Traum und jeden Morgen hoffe ich, der Traum wäre Realität gewesen. Meine Mutter macht sich bereits Gedanken. Sie meint, ich sei völlig lustlos, was ja auch stimmt. Ich habe ihr aber nicht den Grund genannt. Sie würde es mir sowieso nicht glauben. Allmählich glaube ich es auch nicht mehr. Es ist einfach zu verrückt. Zeitreisen, Vampire ... alles nur Fantasie? Dafür hat es sich viel zu real angefühlt. Kann es vielleicht sein, dass er den Angriff nicht überlebt hat? Einen Rest Hoffnung habe ich noch und kämpfe täglich darum ihn nicht zu verlieren.
 

Meine Mutter hat mich zum Einkaufen geschickt. Ich müsse auf andere Gedanken kommen, was immer mich auch beschäftigen würde. Außerdem sei ich ja schon ganz blass vom ständigen im Zimmer hocken. Als wenn ich jemals ein wenig Farbe gehabt hätte. Ich meine, wir leben in Irland. Wenn es mal nicht regnet ist es bewölkt. Sonnentage sind eine Rarität!

Jetzt laufe ich hier mit einer schweren Papiertüte auf dem Arm durch eine von Dublins Einkaufspassagen. Gerade will ich um eine Ecke biegen, als mir ein Junge entgegenkommt und mich anrempelt. Ich lande hart auf den Boden und der halbe Inhalt meiner Tüte rollt auf das Kopfsteinpflaster. „Danke, genau das habe ich jetzt gebraucht!“, sage ich sarkastisch zu mir selbst. Ärgerlich drehe ich mich, immer noch auf dem Boden sitzend, zu dem Jungen um, der einfach weiterläuft, als wäre nichts gewesen. Diese Frechheit animiert mich erst recht ihm etwas hinterher zurufen: „Hey, kannst du nicht ...“ Doch dann stocke ich. Ich sehe ihn zwar nur von hinten, aber er sieht Will sehr ähnlich. Die selbe Statur und das selbe schwarze Haar – nur ein Stück länger. Ich spüre, wie sich mir innerlich alles zusammenzieht. Bis gerade eben hatte ich es geschafft ihn für ein paar Stunden aus meinen Gedanken zu verbannen. Nur ein Gefühl der Lustlosigkeit war geblieben. Doch nun gesellte sich das überwältigende Gefühl der Leere hinzu. Schon fast wie in Trance sammle ich den verteilten Einkauf wieder zusammen und beeile mich nach Hause zurück zukommen, zurück in die tröstende Einsamkeit meines Zimmers.
 

-14.Kapitel-

Heute ist mein erster Tag in der Schule seit ich wieder in meiner Zeit bin. Meine Mutter hatte mich vorher nicht gehen lassen wollen, was mich nicht weiter gestört hatte. Sie hatte Angst gehabt ich könnte noch einmal ohnmächtig werden und ließ mich nicht aus dem Haus.

Nun sitze ich hier im Klassenzimmer und starre aus dem Fenster. Der Unterricht interessiert mich nicht, oder besser gesagt, ich versuche zwar aufzupassen, aber ich kann mich einfach nicht konzentrieren. Außerdem verstehe ich Mathematik generell nicht. „Hoffentlich ist bald Pause. Ich brauch dringend frische Luft“, denke ich und seufze. Ich merke, wie ich von der Seite angetippt werde. Es ist meine Freundin. „Hey, alles okay mit dir?“, flüstert sie mir mit einem besorgten Blick zu. „Ja, alles in Ordnung. Hab nur nicht so gut geschlafen und der langweilige Unterricht hält mich auch nicht gerade fit“, füge ich mit einem Kopfnicken nach vorne hinzu. Nach einer Weile klingelt es endlich. Obwohl der Lehrer die Stunde noch gar nicht beendet hat verlassen die meisten bereits den Raum. Ich treffe mich mit ein paar Freuden auf dem Hof. Wir stehen im Kreis und bereden irgendwelche Dinge. Ich höre nicht genau zu, stehe einfach nur dabei und starre vor mich hin. Plötzlich bemerke ich am anderen Ende des Hofes einen Jungen. Er scheint nicht zu unserer Schule zugehören, den er trägt nicht unsere Kleidung. Wieder fühle ich ein Stechen in der Brust. Wieder diese Ähnlichkeit mit Will. „Gott, hör endlich auf damit, Selena“, befehle ich mir in Gedanken selbst, „Er ist es nicht!“ Gerade als ich mich wieder auf das Gespräch meiner Freunde konzentrieren will, wendet der Junge seinen Kopf. Er sieht mich über den ganzen Hof direkt an, lächelt geheimnisvoll und läuft dann schließlich in Richtung einer großen Weide. Jetzt bin ich völlig verunsichert.

Diese Ähnlichkeit ... Sollte ich es wagen ihm nachzulaufen? Aber was, wenn er es nicht sein sollte? Eine weitere Enttäuschung könnte ich nicht ertragen. Aber wenn er es ist ... Während mein Kopf noch hadert, machen sich meine Beine selbstständig. Ehe ich es selbst merke, renne ich auch schon über den Hof zu dem Baum, hinter dem der Junge soeben verschwunden ist. Als ich um den gewaltigen Stamm biege ist jedoch niemand zu sehen. Ich höre nur das leise Rascheln der Blätter im Wind und das freudige Geschrei der Grundschüler nebenan. Es klingt wie Spott in meinen Ohren. „Wie dumm ich doch bin“, denke ich und wieder steigen die Tränen in meine Augen. Ich will nur noch weg und wende mich zum Gehen. Doch dann bemerke ich etwas blitzendes an der Baumrinde. Ich schaue genauer hin und erkenne eine Kette. Beim Anblick ihres Anhängers wird mir abwechselnd heiß und kalt. Vorsichtig nehme ich sie ab, aus Angst sie könnte nur ein Traum sein, der sich bei der kleinsten Erschütterung in Nichts auflösen würde. Doch als ich die angenehme Kühle auf meiner Handfläche spüre, weiß ich, dass sie nicht nur meiner Fantasie entsprungen ist. Mit vor Tränen verschwommenem Blick betrachte ich den tropfenförmigen Anhänger, der von hauchdünnen Äderchen durchzogen wird. Das gleiche blau wie seine Augen ... Ich balle die Faust um die Kette und drücke sie ganz fest an mich.

Epilog

-Epilog-

„Soll ich sie dir anlegen?“, werde ich aus meiner Träumerei gerissen. „Diese Stimme ...“, schießt es mir durch den Kopf. Mit zitternder Stimme frage ich zurück: „Wenn ... wenn ich mich jetzt umdrehe, bist du dann wirklich da oder spielt mir mein Verstand nur wieder einen Streich?“ Ängstlich und angespannt warte ich auf die Antwort. Ich erwarte die Bestätigung eines Trugbildes. Umso unvorbereiteter bin ich, als die Antwort mir plötzlich in mein Ohr geflüstert wird: „Ich bin hier.“ Ich spüre seinen Atem an der Seite meines Halses. Als ich mich umdrehe blicke ich direkt in diese tief blauen Augen, die ich so sehr liebe.

Ich hauche seinen Namen, bevor ich ihm um den Hals falle. Endlich kann ich meinen Tränen freien Lauf lassen. Ich spüre wie ein Arm meine Taille umfasst und ein anderer meinen Kopf hält. „Du bist es wirklich!“, schluchze ich, „Ich hab dich so vermisst. Ich dachte du wärst nur ein Traum gewesen!“ „Nein“, sagt Will mit ruhiger Stimme, „Das ist alles wirklich geschehen. Jetzt bin ich wieder bei dir. Glaub mir, ich habe dich ebenso vermisst wie du mich.“ „Bitte lass mich nie mehr allein“, flehe ich und drücke mich noch enger an ihn. Will zieht mich sanft ein Stück von weg, sodass wir uns ansehen können. Er legt seine Hand an meine Wange und sagt mit einem zärtlichen Lächeln: „Ich verspreche dir, Selena, dass du nie wieder ohne mich sein musst ...“
 

ENDE
 


 

So, das war meine zweite FF. ^ ^

Puh, diesmal war ich teilweise ziemlich ausschweifend bzw. detailreich ... glaub ich *sry* Bin vllt teilweise (besonders am Schluss) etwas sehr schnulzig geworden ^ ^ Aber mir war grad danach. Tja, in so ner Stimmung is man eben, wenn man vorher „Moulin Rouge“ geguckt hat. Ich hoffe, das ihr den songtext genauso passend findet wie ich. Der Song ist übrigens von Within Temptation und trägt den schönen Namen „Our Farewell“ ^^ Generell hab ich mich bei der Storyline von den Romanen „Bis(s) zum Morgengrauen“ und „Bis(s) zur Mittagsstunde“ inspirieren lassen. Okay ich glaub das reicht jetzt wohl.

Bitte schreibt mir ganz, ganz viele Kommis *bettel*

Eure namaiki-chan



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  BLVCKMORAL
2007-09-06T06:45:40+00:00 06.09.2007 08:45
*schnief* dassss issstt soooosüüüß ;O;
OmG ich könnte heuln ûu
das ist so tollig geschrieben T____T



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