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Goldendeath

eine andere Zeit, du kannst ihm trotzdem nicht entkommen (4.[5.] Kap on)
von

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Zeitreise

Ohne große Vorrede:
 

Schwarz.

Schwarz und nass.

Schwarz, nass und kalt.

Das war alles was sie von ihrer Umgebung war nahm. Die Nacht, die ihre schwarzen Finger nach ihr ausstreckte und ihr keinen Weg zur Fluch ließ. Der Regen, der jeden Tropfen wie Messer auf ihre Haut fallen ließ. Die Kälte, die sich unbarmherzig um ihren zarten Körper zog und ihr die Luft zum atmen nahm. Mehr war da nicht, dass war alles, was sie wahrnahm. Sie saß da, in einer Seitenstraße an einer steinigen Hauswand gelehnt, die Beine so nah wie möglich an den Körper gezogen, die Hände auf die Ohren gepresst und die Augen zugekniffen, als könnte sie so die Bilder, der vergangenen Stunden aus ihrem Kopf verbannen. Aber es half nichts, zu tief haben sich das Gesehene und das Gehörte schon in ihren Kopf gefressen.

Da war es wieder! Die Männer in schwarzen Rüstungen, die keine Möglichkeit ließ verletzt zu werden, das Klappern von beschlagenen Pferdehufen, das Aufblitzen von wunderschön gearbeiteten Schwertern und die Schrei ihrer Familie, ihrer Verwanden, ihrer Freunde. Sie musste davon ausgehen, dass sie alle tot waren, dass nur sie diesen grausamen Angriff überlebt hatte.

Noch immer war sie mit der Situation überfordert, eben noch hat sie mit ihren Freunden trainiert und jetzt saß sie hier in dieser ihr so völlig fremden Stadt. Wie war sie noch mal hier hergekommen?

Die Erinnerung schmerzte, aber sie konnte sie nicht unterdrücken.

Eine Gruppe Kinder trainierte zusammen den Umgang mit dem Kurzschwert, noch war das alles für sie nur ein Spiel, aber schon in wenigen Stunden sollte ihr Spiel brutal beendet werden. Das Viertel zu dem die Kinder gehörten, war bunt geschmückt, Heute fand hier ein Fest statt zu dem das ganze Dorf herzlich eingeladen war. Ihre Mutter bereitete mit den anderen Frauen das Essen vor und traf letzte Vorbereitungen. Ihr Vater trank mit ein paar anderen Männern den ersten und letzten Sake des Tages, hätten sie sich nur nicht mit diesem alkoholischen Getränk abgefüllt. Noch war alles ganz normal, aber nur zwei Stunden später sollte das Viertel in Schütt liegen und seine Bewohner tot sein.

Nun redeten sie alle fröhlich miteinander, alle hatten ihre besten Kleider angezogen, selbst die angetrunkenen Männer hatten sich in ihre Festtagskleidung geworfen und warteten nun auf die Gäste. Am Eingang zu diesem Teil der Stadt, waren die ersten Menschen zu erkennen, aber sie trugen keine Festtagskleidung, sondern Rüstungen. Mit bestimmten Schritten marschierten sie auf die Bewohner zu, in ihren Händen jeweils eine totbringende Waffe.

Die Bewohner verstanden nicht, sie standen nur da und starrten wie gebannt auf die sich näherende Arme. Stunden schienen zu vergehen eh der Erste zu den Waffen rief. Panik. Panik breitete sich aus und als nun auch noch Ritter zu den Soldaten kamen, war der Untergang für die Bewohner besiegelt, so konnten sie nicht gegen die Arme bestehen.

Als nächstes konnte man den Geruch von frischem Blut vernehmen, die flehenden Schrei der Menschen und das Geräusch wenn geschliffenes Metall auf Haut traf.

Das ganze Viertel wurde zerstört, ihre ganze Familie getötet. Sie sah wieder ihre Mutter, wie sie sich schützend vor ihre Tochter stellte und ihr zurief, sie sollte fliehen. Aber wo sollte sie ihn? Überall waren die Soldaten, überall versperrten Leichen den Fluchtweg. Wie sollte sie diesem Alptraum entkommen? Die Höhle, die verfluchte Höhle war ihre einzige Rettung. Sie musste durch die Höhle, deren Betreten verboten war, weil sie verflucht sein sollte, aber ihr blieb kein anderer Weg. Noch einmal sah sie verängstigt zu ihrer Mutter. Hätte sie das nur nicht getan, wäre sie nur losgelaufen, aber so musste sie mit ansehen, wie ihre Mutter von einem Reiter erstochen wurde. Sie spürte das warme Blut auf ihrer Haut und schrie, schrie so laut wie noch nie. Stolpernd bewegten sich ihre Füße ein paar Schritte zurück eh sie sich wieder fingen und normal laufen konnte. Sie rannte, rannte um ihr Leben. Nur noch ein paar Meter trennten sie von dem Höhleneingang und nur noch ein paar Meter hinter ihr war der Reiter, der eben noch ihre Mutter getötet hatte. Er durfte sie nicht auch noch töten, sie musste weiter leben.

Unbewusst nahm sie die Veränderung des Bodens war, es war kein festgeschlagener Sand mehr, sondern loses Gestein, sie hatte es tatsächlich geschafft, sie hatte die rettende Höhle erreicht. Laufen, nur weg von ihr, dass war das einzige an das sie denken konnte. Und sie lief, lief noch lange weiter als sie schon wieder aus der Höhle raus war. Erst trugen sie ihre Füße durch einen dunklen Wald, die Bäume schienen ihre Zweige nach ihr auszustrecken und immer wieder verfingen sich ihre Haare und Kleidung in den hölzernen Fingern. Dann lief sie über Felder und schließlich lief sie durch diese Stadt. Diese Stadt, die so viel anders war als ihre. Schwarze feste breite Wege und graue steinerde Gebäude, die bis in den Himmel zu ragen schienen und es war leer, sie war allein, als wäre auch hier schon die schwarze Arme gewesen.

Sie rannte weiter, bis sie keine Luft mehr bekam und ihre Seiten bei jedem Atemzug schmerzten. Zitternd ließ sie sich in diese Seitenstraße nieder und hoffte, dass alles nur ein böser Traum war. Zu gern hätte sie geweint, hätte sie geschrien, ihren Gefühlen einen Weg gegeben, sich erkennbar zu machen, aber sie konnte nicht, sie durfte nicht. Sie war eine Kriegerin, die Letzte ihres Clans und als solche durfte sie keine Schwäche zeigen. Mühsam schluckte sie die Tränen runter.

Langsam kam das Gefühl in ihren Körper zurück. Sie merkte den Schmerz ihrer wundgelaufenen Füße, den Schmerz der durch viele Wunden verursacht wurde. Fühlte das Blut, das sich in ihre Kleidung, ihrer Haut und in ihren Haaren verklebt hat, spürte den kalten Regen und den schneidenden Wind, der sie so zittern ließ. Vielleicht, aber nur vielleicht könnte sie doch kurz weinen, ihren Tränen freien Lauf lassen, sie wurden sich mit den Regentropfen vermischen und nicht als die salzige Flüssigkeit die sie waren zu erkennen sein. Nein, das durfte sie nicht!

Plötzlich fehlte etwas. Der Regen schlug nicht mehr auf sie ein. Unsicher hob sie den Kopf. Durch einzelne Strähnen ihrer blonden Haare konnte sie das Gesicht eines alten Mannes erkennen. Er hielt eine Art Regenschirm in der Hand, nur war dieser aus Metall und einem komischen festen und glänzenden Stoff, den sie nicht kannte, und blickte besorgt auf sie herab. Nicht nur der Regenschirm war an diesem Mann merkwürdig, auch seine Kleidung, er trug einen langen braunen Mantel, der knapp zehn Zentimeter über dem Boden endete und wohl aus Leder war, eine blaugraue Hose aus einem festen aber trotzdem dehnbaren Stoff und Sandalen, die um den ganzen Fuß geschlossen waren. Noch nie hatte sie solche Kleidung gesehen. Plötzlich kam ihr ein Gedanken, was war, wenn dieser Mann zu den Mörder ihrer Familie gehörte? Verängstig griff sie neben sich, wo ein Kurzschwert lag. Erschrocken hob der Mann die Hände, als Geste, sie solle ihm nichts tun. Er sprach schnell, dennoch hatte seine Stimme eine beruhigende Wirkung auf sie. „Ich will dir nichts tun. Ich möchte dir helfen. Mein Name ist Horani. Verrätst du mir auch deinen?“ Sie wusste nicht was es war, aber irgendetwas in diesen müden Augen sagten ihr, dass sie diesem Mann, Horani, vertrauen konnte. Ihre Stimme war zittrig und mehr ein Flüstern, als sie eine Antwort auf die Frage gab. „Raika.“ Die Lippen von Horani formten sich zu einem väterlichen Lächeln und ließen die ohne hin schon tiefen Falten in seinem Gesicht noch tiefer erscheinen. „Okay, Raika, komm bitte mit, ich bring dich aus dieser Eiseskälte und dem Regen raus, auch neue Kleidung und etwas zu Essen sollst du bekommen, so wie einen Platz zum Schlafen, aber dafür musst du mit mir mitkommen. Willst du das?“ Er strecke ihre eine schrumpelige Hand entgegen. Raikas Blick wanderte zweifelnd zwischen der Hand und Horanis Gesicht hin und her. Ein Nicken bekräftigte die Geste und so nahm Raika an.

Ein Schmerz durchfuhr ihren Körper als Raika aufstehen wollte, aber sie biss die Zähne zusammen, sie war eine Kriegerin und eine Kriegerin zeigt keine Schwäche, das darf sie nicht vergessen. Besorgt und vielleicht auch erschrocken verfolgte Horani jede ihrer wackeligen Bewegungen. Gerade mal einen Schritt konnte Raika machen eh ihre Knie nach gaben. Zwei Arme fingen sie auf und sollten sie auch nicht mehr loslassen. Horani trug das Mädchen bis zu ihrem Ziel, den Regenschirm hatte er dabei unter dem linken Arm geklemmt.

Schwer atmend erreichte Horani das gewünschte Gebäude, er war einfach zu alt, für solche Aufgaben. Aber Raika hätte den Weg unmöglich allein gehen können, die Blasen an ihren Füßen waren aufgeplatzt und das Blut trat unhaltbar aus den Wunden aus. Nicht nur an den Füßen war das Mädchen, das er auf höchstens 14 schätze, verwundet, immer wieder entdeckte er neue kleine Schnitte und Kratzer auf ihrem Körper. Die Haut unter der zerfetzten Kleidung, die so anders war, als die Kleidung, die man hier trug, war mit einer Schicht Blut überzogen, das nicht nur von Raika selbst stammen konnte. Was war dem Mädchen nur passiert? Wenn er in ihre grünen Augen sah, zeigte diesem ihm, dass sie etwas Schreckliches und grausames gesehen haben mussten.

Aber was immer es gewesen war, es war vorbei und hier war sie davor sicher. Sicheren Schrittes trat er durch die gläserne Tür, die sich automatisch geöffnete hatte, als Horani vom Sensor erfasst wurde. Ängstlich und unsicher blickten ihn die grasgrünen Augen an. „Du brauchst keine Angst haben, hier bist du in Sicherheit und Mrs. Korai wird sich um die kümmern.“ Er lächelte das Mädchen in seinen Armen warm an.

Sicherheit. Für Raika gab es keine Sicherheit mehr, ihre Familie wurde getötet und jetzt waren die Männer sicher auch hinter ihr her. In diesem Gebäude war sie nicht sicher, sie war nirgends sicher. Als Raika den Kopf drehte, um von diesem Gebäude mehr zu sehen, traf ihr Blick auf eine alte Frau, sie trug eine schlichte schwarze Kutte und eine weiße Schürze. Bei Raikas Anblick wich sie einen Schritt zurück und ihr entfuhr ein stummer Schrei. Das blonde Mädchen drehte wieder den Kopf und sah zur Decke, sie wollte das immer noch nicht wahr haben.

„Mrs. Korai“, sanft durchschnitt Horanis Stimme die Stille, „das hier ist Raika. Ich habe sie nahe der Aurenstreet in einer Seitenstraße gewunden. Ich dachte mir, sie könnten sich erstmal um sie kümmern.“ Mrs. Korai brauchte erstmal ein paar Sekunden bis sie ihre Stimme wiederfand und auch dann fiel es ihr noch schwer normal zu sprechen. „Was… Was ist mit ihr passiert?“ Horani schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Aber vielleicht können Sie sich trotzdem um sie kümmern, bis wir wissen, was passiert ist und was mit ihren Eltern ist.“

„Meine Eltern sind tot.“ Raika war selber überrascht, wie gleichgültig ihre Stimme klang. War es ihr etwa schon so egal, dass ihre Eltern, ihre ganze Familie, tot waren? Auf einmal überkam sie ein unangenehmes Gefühl, es breitete sich langsam in ihr aus und ließ sie sich schütteln. Raika konnte nicht anders, sie musste sich übergeben. Es schmeckte scharf und von dem Geschmack und dem Geruch des Erbrochenen wurde Raika gleich noch mal schlecht.

Nachdem sie sich noch zweimal übergeben hatte fiel Raika in Ohnmacht.

Als Raika wieder aufwachte, lag sie in einem weichen Bett. Sie schlug die Decke auf. Die größten Wunden waren verbunden, genau wie ihre Füße, ansonsten hatte man nichts mit ihr gemacht. Sie trug noch ihre Festtagskleidung, einen schlichten grünen Kimono, der an den Rändern blau gefärbt war und mit weißen Blüten verziert war, um ihre Taille trug Raika noch die Reste einer großen orangene Schärpe. Reflexartig griff sie an die Stelle, wo sie ihr Schwert befestigt hatte, nachdem Horani sie bat aufzustehen. Es war noch da, eine große Erleichterung machte sich in ihr breit.

Raika wollte nicht mehr liegen bleiben und so schlug sie die Decke jetzt ganz zur Seite und stellte ihre Füße auf den blanken Holzboden. Langsam verteilte sie ihr Gewicht auf die zwei Füße. Es schmerzte, aber wenn sie aufstehen wollte, dann musste sie da durch. Raika brauchte mehrere Anläufe eh sie auf den Füßen stand und auch dann noch tat jeder Schritt weh.

Ihr Weg führte das Mädchen in ein Bad, das an dem Zimmer grenzte, in dem sie aufgewacht war. Aber auch das sah nicht so aus, wie sie es kannte. Raika konnte nicht sagen was es war, aber irgendetwas an diesem Bad war fremd. Nein, nicht irgendwas, sondern alles. Das Mädchen wiederstand dem Drang einfach wieder raus zu laufen und sich unter der Bettdecke zu verstecken und trat ein.

Als ihre grünen Augen Raikas Abbild im Spiegel entdeckten, erschrak sie. Jetzt konnte sie verstehen, warum Mrs. Korai vor ihr zurückgewichen ist. Ihre einst so strahlenden Augen waren leer, sie zeigten kein Leben mehr. Ihre goldblonden hüftlangen Haare hatten sich mit dem Blut gefärbt und hingen ihr strähnig ins Gesicht. Ihr Gesicht selber war kreidebleich. Wenn Raika es nicht besser wüsste, würde sie sich selber für tot halten.

Vorsichtig drehte sie den Wasserhahn auf und ließ das Wasser in ihre Hände laufen. Als ihre Hände nicht mehr Wasser aufnehmen konnte, spritzte Raika sich das Nass ins Gesicht.

Vorsichtig tapste Raika durch das Zimmer und kam schließlich auf einen Flur, auch diesem folgte sie vorsichtig, die Hand in der Nähe ihres Schwertes. Der Flur machte einen relativ normalen Eindruck auf das Mädchen. Er hatte einen einfachen Holzboden und die Wände waren cremefarbig gestrichen, auch gab es ein paar Fenster gegen die der Regen peitsche konnte.

Raika kam zu einer neuen Tür. Wachsam zog sie sie auf und luckte rein. Erleichtert stellte sie fest, dass in dem Raum nur Horani saß. Die Blonde trat ein, ließ den Blick noch einmal prüfend durch den Raum wandern und setzte sich dann dem alten Mann gegenüber auf einen Stuhl. Es war kein Stuhl wie sie ihn kannte, er war viel breiter, besaß Armlehnen und war dick gepolstert, der grüne Stoff kratzte etwas auf ihrer nackten Haut.

„Wie ich sehe bist du wieder wach.“ Horani lächelte ihr entgegen und fuhr dann unbeirrt weiter. „Mrs. Korai hat eingewilligt, das du hier im Heim bleiben darfst, bis sich eine neue Familie für dich gefunden hat.“ Das verstand Raika nicht, sie wollten eine neue Familie für sie finden? Aber ihr blieb keine Zeit, sich weiter Gedanken zu machen, denn der alte Man redete schon weiter. „Man wird dir neue Kleidung geben und deine Wunden richtig verarzten, wenn du sonst noch etwas brauchst, musst du es nur sagen.“ Er legte eine kleine Pause ein in der er Raika eindringlich musterte. „Willst du mir vielleicht sagen, wo du herkommst und was passiert ist?“ Raika schüttelte nur leicht den Kopf. „Ich verstehe,“ Horani erhob sich von seinem Stuhl, der genauso aussah wie der von Raika und kniete sich vor dem Mädchen hin, eine Hand legte er auf ihre Schulter und sah ihr tief in die Augen, „du stehst noch unter Schock, aber mit der Zeit wird sich das ändern. Ich verspreche dir, es wird alles wieder gut.“ Wie konnte es sowas so einfach versprechen? Ihre ganze Familie war tot, wie sollte es da jemals wieder gut werden können?
 

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ok, der Titel war vielleicht nicht der Beste, aber mit dem Rest des Kapitels bin ich eigentlich ganz zu frieden. Ich hoffe ihr auch^.-

Neues Leben...

Knapp vier Jahre ist es jetzt schon her, dass Raika in das Heim kam, ein Heim ist ein Ort wo für elternlose Kinder eine neue Familie gesucht wird, so hat Raika es zumindest verstanden. Vor ein paar Monaten hatte sie ihren 17. Geburtstag gefeiert und mittleerweile hat sie sich in die neue Situation eingelebt. Durch die Zeitung, das ist eine Art Schriftrolle zum umblättern und mit Bildern, hat Raika erfahren, dass sie das Jahr 2007 schreiben und sie sich in Tokyo befand. Die verfluchte Höhle hatte sie also nicht in eine andere Welt geführt, sondern nur in eine andere Zeit, das machte das ganze Anfangs aber nicht viel besser. Vieles war neu für Raika, wie zum Beispiel die Autos, das sind Metallerne Fahrzeuge auf meist vier Rädern fahren und die einen unglaublichen Krach machen und fürchterlich stinken, aber etwas an diesen Dingern faszinierte das Mädchen. Eigentlich gefiel ihr diese Zeit viel besser, als ihre alte. Hier gab es wenigstens keine Nachbarn die einen umbringen wollen, das einzige Schlechte war, dass es scheinbar einen Mangel an Eltern gab, denn es kamen immer neue Kinder in das Heim.

Für Raika war die Welt gut freundlich und einfach nur schön, sie kannte ja auch nichts außer dem Heim und den kleinen Garten, der zu diesem gehörte und den sie so liebte, mit den vielen bunten Blumen und den Bäumen. Aber Heute saß sie nicht draußen im Garten, sondern drinnen in einem Sesel, das waren diese kratzenden grünen Stuhle und schaute sich im Fernseher, ein rechteckiger Kasten in dem Bilder liefen, einen Film über das mittelalterliche Tokyo an. Sie fand diese Filme doch immer wieder erstaunlich, zum Teil waren sie wahr und dann völlig falsch. Wie gebannt blickte Raika auf die Bilder auf ihren zarten Lippen saß ein spöttisches Lächeln. Glaubten die wirklich, die Kämpfe waren so gerecht? Glaubten die wirklich, der Gegner hatte genug Zeit sich seine Waffen zu holen? Sie war allein im Raum und so erlaubte sie sich, dass sich ihre Augen mit Trauer füllten, weinen würde sie aber trotzdem nicht.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. „Raika. Komm sofort in das Büro von Mrs. Korai, es ist eine Familie da, die dich vielleicht adoptieren möchte.“ Die Stimme verschwand wieder eh Raika ihr ein Gesicht geben konnte. Seufzend erhob die Blonde sich aus dem Sesel, es war also schon wieder eine Familie für sie gefunden worden. Schon oft waren Ehepaare da und wollten Raika adoptieren, sie zu ihrer neuen Tochter machen, aber bisher hatte das noch keiner. Eigentlich war Raika so, wie man sich eine Tochter wünschte, sie war klug, schön, nett und wiedersprach nicht, aber dennoch hielt die Leute etwas davon ab, sie aufzunehmen. Vielleicht war es ja die Tatsache, dass das Mädchen in dieser Welt etwas fehl am Platz wirkte.

Eh sie sich auf den Weg zum Büro machte blieb Raika noch einmal vor einem Spiegel stehen. Sie hatte sich verändert. Ihre Haare waren wieder goldblond, aber nicht mehr so lang, sie reichten nur noch über den halben Rücken, ihre Augen haben wieder Leben gefunden und sie war bei weitem nicht mehr so blas. Wie Horani gesagt hatte, hatte man ihr neue Kleidung gegeben, ein beiges Baumwolle T-Shirt und ein einfaches dunkel blaues Kleid. Nachdem Raika sich noch ein paar Haarsträhnen zu Recht gezupft hatte, machte sie sich schließlich auf den Weg.

Vor dem Büro blieb sie noch einmal kurz stehen und holte tief Luft, dann klopfte sie an. Von drinnen war ein ungeduldiges ‚Herein‘ zu hören. Schnell schob Raika die Tür auf, trat ein und schob sie wieder zu. Ihr Blick wanderte über die drei Personen im Raum. Da war einmal Mrs. Korai, sie trug wie gewöhnliche ihre schwarze Kutte. Die anderen mussten demnach ihre neuen Eltern sein, eine Frau mit kurzen schwarzen Haaren und braunen Augen und ein Mann mit hellbraunen Haaren und blauen Augen, Beide waren sie recht stillvoll gekleidet und machten nicht gerade den Eindruck als wären sie arm.

Die trockene Stimme von Mrs. Korai holte Raika aus ihren Gedanken zurück. „Das ist das Ehepaar Toyotomi, Herr Kazuya und Frau Chiyo. Herr Kazuya verkauft Sportwagen.“ „Sportwagen?“ Raika konnte die Frage nicht zurückhalten, dafür war sie zu neugierig, sie hatte noch nie etwas von ‚Sportwagen‘ gehört. Herr Kazuya schien ihre Frage anders zu deuten und erklärte ihr stolz, dass seine Firma die schnellsten Autos in ganz Japan herstellte. Naja, so erfuhr Raika wenigstens, was Sportwagen waren. Sie setzte sich zu den drei in einen Sesel und lauschte, was das Ehepaar Toyotomi ihr zu erzählen hatte.

Mr. Toyotomi besaß ein großes Autohaus, in dem er nur die edelsten Luxuswagen verkaufte und natürlich Sportwagen, wie Mrs. Korai schon erwähnt hatte. Das Geschäft brachte genug Geld, das die Beiden sich eine große Villa in einem der besten Viertel Tokyos leisten konnten. Raika erführ, dass zur Nachbarschaft auch ein Ministerehepaar gehörte, die einen Sohn hatten, der ungefähr in ihrem Alter war, sein Name war Satori, Satori Kacho. Neben dem Autohaus und der Villa waren noch ein Motorboot und ein Ferienhaus am Strand in ihrem Besitz. Mrs. Toyotomi schwärmte ihr vor, wie gut sie es bei ihr haben würde und was für Möglichkeiten sie alle haben würde, wenn sie mit den Beiden mitgehen würde. Sie würde Klavier spielen lernen, oder Geige, sie würde reiten lernen und wenn sie wollte dürfte sie auch ihr eigenes Pferd haben. Was die Beiden nicht wussten war, dass Raika bereits reiten konnte, in ihrem Clan lernte man das bereits mit ganz jungen Jahren und für Instrumente interessierte sie sich nicht besonders, viel lieber würde sie weiter im Umgang mit Schwert und co unterrichtet werden. Für eine Äußerung blieb Raika jedoch keine Zeit, denn Chiyo hatte schon weiter geredet. Raika würde die schönsten Kleider bekommen können und den teuersten Schmuck, sie würde Personal haben, das nur für sie da wäre, ihr würde jeder Wunsch von den Augen abgelesen werden. Aber das Wichtigste fand das Ehepaar wohl, dass Raika auf die beste Schule in ganz Tokyo gehen würde, die Kochia-Akademie.

Raika hatte durch die Zeitung schon von dieser Schule gehört, nur die obersten der Eliteschicht Japans dürfen sie besuchen. Und sie soll dazu gehören? Ihr gefiel der Gedanke, das sie bei den Toyotomis leben sollte, langsam, das mit dem Klavier müsste sie halt in kaufnehmen. Sollte sie wirklich zu den beiden gehen? Sie machten ja einen recht netten Eindruck, aber waren sie das auch wirklich? Ihre Nachbarn haben auch einen recht netten Eindruck gemacht und ihre Familie getötet. Es fiel dem Mädchen schwer fremden Menschen zu vertrauen, oder besser gesagt fremden und älteren Menschen. Horani hatte sie damals blind vertraut, aber da war sie auch so durch einander, da hätte sie jedem vertraut und für Mrs. Korai galt das Selbe.

„Was sagst du, Raika? Hört sich doch gut an.“ Wieder riss Mrs. Korai Raika aus ihren Gedanken. Das Mädchen nickte. „Ja, es hört sich okay an.“ „Okay?“ Mr. Toyotomi brach in Gelächter aus. Es brauchte etwas Zeit, bis er sich wieder gefangen hatte. „Es hört sich okay an? Mein Liebes, wir bitten dir das beste Leben überhaupt und du sagst nur ‚okay‘.“ Für Raika wäre das beste Leben überhaupt, wenn sie ihre richtigen Eltern wieder hatte und nicht diese Ersatzeltern.

Gerade als sie ablehnen wollte, fiel Mrs. Korai ihr wieder ins Wort. „Ich bin sicher, Raika wird sich bei Ihnen wohl fühlen, se ist nur noch etwas überrumpelt, so ein Angebot kriegt man ja nicht alle Tage. Wenn Sie also noch die benötigten Papiere unterschreiben würden und das Geld überweißen, dann dürfen Sie sie mitnehmen.“

Raika war geschockt, das höre sich ja so an, als hätte Mrs. Korai sie gerade verkauft. Wurde sie denn gar nicht gefragt? Glaubten die, Raika würde sich das einfach gefallen lassen? Glaubten die, sie würde einfach so mitgehen und ein braves Mädchen sein? Aber Raika blieb keine andere Wahl, Mrs. Korai war die Leiterin des Heims und jeder hatte zu tun, was sie sagt. Ihr blieb ja noch die Hoffnung, dass das Ehepaar ablehnen würde, so wie all die anderen auch, aber Fehlanzeige. Die nötigen Papiere waren schnell unterschrieben, das Geld wurde Bar auf den Tisch gelegt und Raika musste ihre Sachen packen.

Mit hängendem Kopf packte Raika ihre paar Sachen in eine kleine Tasche. Unter ihrem Eigentum war der grüne Festtagskimono, sie hatte sich geweigert, ihn weg zu werfen, auch wenn sie ihn nie wiederanziehen könnte. Ihr Kurzschwert welches sie vor Mrs. Korai gut verstecken musste, sie hätte ihre Chance nutzen sollen und es Raika wegnehmen sollen, als sie bewusstlos war, jetzt würde sie es nicht mehr hergeben. Ein weiterer schlichter Dolch, von dem keiner was wusste und zu guter letzte noch eine Halskette, die sie von ihrer Mutter zum zwölften Geburtstag bekommen hatte. Es waren drei einfache nachtschwarze Lederbänder miteinander verflochten, weiße Glasperlen, die sich immer wieder zwischen die Bänder drängten und ein gläserner Anhänger in Form einer blühenden Rose. Die ganze Kette lag eng um ihren Hals und war für Raika der größte Schatz überhaupt. Die Kleidung, die sie vom Heim bekommen hatte, durfte Raika auch behalten, wobei sie darauf keinen großen Wert hielt.

Noch nie hatte sie das Tor des Heims verlassen, aber jetzt stand Raika hier, mit gepackter Tasche und wartet darauf, dass ihre neuen Eltern sich von Mrs. Korai verabschieden würden. „So mein Kind“, Mrs. Toyotomi war neben sie getreten, „da vorne wartet schon die Limousine auf uns. Willst du dich noch von irgendwem verabschieden?“ Leicht schüttelte Raika ihren Kopf, hier hatte sie keinen zum verabschieden. „Gut, dann komm mit.“ Chiyo setzte sich in Bewegung und hielt auf ein langes schwarzes Auto zu. Raika folgte ihr, hinter sich hörte sie, wie auch Kazuya los ging.

In dem lang gezogenem Auto, was Limousine heißt, gab es allen möglichen Schnicksnack, der meiste sagte Raika nichts, aber sie traute sich auch nicht zu fragen, aus Angst die Toyotomis könnten sie wieder ins Heim schicken und wenn das passieren würde, wäre Mrs. Korai sicher sauer auf Raika. Also saß sie nur still auf den schwarzen Ledersitzen und beobachtete Frau und Heer Toyotomi, die beiden saßen ihr gegenüber. Es herrschte bedrückendes Schweigen, keiner der Drei wusste etwas zu erzählen.

Schließlich brach Chiyo die Stille. „Freust du dich schon auf deine neue Schule, Raika?“ Angesprochene zwang ein Lächeln auf ihre Lippen. „Ja. Aber ich frage mich, ob ich da hin passe?“ Raikas Gegenüber sahen sich kurz fragend an, dann fuhr Chiyo fort. „Du wirst dich da sicher schnell zu Recht finden. Die Lehrer und die Schüler sind auch sehr nett, glaub mir. Und wenn du irgendwelche Fragen oder Bedenken hast, dann kannst du sie uns jeder Zeit mitteilen.“ Auf so eine Aussage hatte sie nur gewartet. „Ich hab da eine Frage. Muss ich euch meine Eltern nennen und euch Vater und Mutter rufen?“ Kazuya war sichtlich enttäuscht, aber er gab sich alle Mühe, dass Raika es nicht sah. „Natürlich musst du das nicht machen, wir wollen dich nicht zwingen. Aber es würde uns sehr freuen, wenn du uns deine Eltern nennen würdest. Wir wissen, dass wir deine wahren Eltern nicht ersetzen können und da du nun auch schon 17 bist wird es dir besonders schwerfallen diese neue Situation so zu akzeptieren, wie wir es wollen. Aber du musst wissen, Raika, Chiyo und ich können keine Kinder kriegen, also keine eigenen und da haben wir uns gedacht, dass wir einem Waisenkind eine Familie geben werden.“ „Das ist sehr nett von Ihnen. Wenn Sie damit einverstanden sind, würde ich sie meine Adoptiveltern nennen. Wie Sie selber schon gesagt haben, werden sie meine richtigen Eltern nicht ersetzen können.“ Mrs. Chiyo nickte. „Damit sind wir mehr als einverstanden. Würde es dir etwas ausmachen, uns nicht mehr zu siezen?“ Raika schüttelte den Kopf, das machte ihr nichts aus.

Und wieder herrschte Schweigen, bis die Limousine in eine weite Einfahrt einbog, anhielt, der Chufor die Tür aufmachte und die Drei ausstiegen. Zum ersten Mal sah Raika ihr neues Zuhause, es war riesig. Das Haus erstreckte sich über mehrere hundert Quadratmeter, bestand aus vier Stockwerken und musste über tausend Fenster haben. Es war im mittelalterlichen Still gehalten und erinnerte Raika etwas an den Wohnsitz des Kaisers zu ihrer Zeit. Von dem Garten wollte das Mädchen gar nicht erst anfangen, schon vor dem Haus gab es überall Statuen, verschiedene Blumenbeete, zahlreiche Bäume und dutzende Büsche, auch zwei Springbrunnen zierten die Grünfläche, ein Weg aus kleinen schneeweißen Steinen führte geschlängelt zur Haustür und verzweigte sich immer wieder so das man quasi in jedem bedeutenden Winkel kommen konnte. Umrandet war das ganze mit einem drei Meter hohem Gitterzaun aus massivem Stahl, der höchste Punkt vom Zaun war jedoch die Wölbung der Eingangspforte, die noch mal einen halben Meter höher war als der Rest.

Mit großen Augen, die dem ganzen Anwesen Konkurrenz machten, drehte Raika sich zu ihren Adoptiveltern. „Wie… wie viele Menschen leben denn in diesem Haus?“ Kazuya musste über die Frage der jungen Frau auflachen. „ Mein Kind, hier leben wir drei allein. Na gut mit uns wohnen noch knapp hundert Mitarbeiter in den Räumen, aber die wirst du eher selten zu Gesicht bekommen.“ Sie kam nun endgültig nicht mehr aus dem Staunen raus, wie gebannt schritt sie den Weg entlang und nahm das Knirschen der Steine gar nicht richtig wahr. Diese Villa war wirklich groß.

Das aufheulen eines Motors holte sie abrupt raus in die Wirklichkeit zurück. Reflexartig drehte Raika sich um 90 Grad und konnte die Quelle des Lärms jetzt auch sehen. Es war ein Auto, klar, aber nicht so eins, das sie sonst auf den Straßen gesehen hatte, auch keine Limousine. Das Fahrzeug sah viel zu windschnittig aus, es war in einfachem Silber gehalten, etwas länger gezogen, hatte kein Dach und bot Platz für zwei Personen, Fahrer und Beifahrer. Am Steuer des Wagens saß ein schwarzhaariger Junge, nicht älter als sie. Er sah kurz auf die andere Straßenseite und dabei trafen sich sein und Raikas Blick. Raika glaubte ein kurzes Lächeln auf seinen Lippen zu sehen, eh er davon brauste, das Auto war unglaublich schnell.

Raika hätte wohl noch länger in die Leere gestarrt, wenn Herr Kazuya nicht angefangen hätte zu reden. „Das da, war einer meiner Sportwagen und der junge Mann hinterm Steuer war Satori Kacho, du wirst mit wahrscheinlich mit ihm in eine Klasse kommen, wenn die Schule wieder anfängt. Aber jetzt komm erstmal mit, ich zeige dir dein neues Zimmer und dann lass ich dir neue Kleidung raus legen, in diesem Fummel kannst du doch nicht rumlaufen.“ Er schritt an ihr vorbei und sie folgte ihm, ihre Tasche trug der Chufer hinterher und Mrs. Toyotomi ging gleich nach hinten in den Garten.

Raika konnte es gar nicht erwarten, dass die Schule endlich anfing, nur noch zwei Monate und sie würde diesen Satori fast täglich sehen, oder zumindest sein Auto. Ja, dieser Sportwagen hatte es Raika angetan.
 

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Ich geb zu, es ist nicht gerade viel passiert und war auch nicht gerade spannend, aber es musste nunmal sein^.-

Neue Schule...

„Du, Takashi?“ Von unter einem roten Sportwagen war das Geräusch von Metall auf Metall zu hören. „Gib mir bitte einmal einen Siebenerschraubenschlüssel.“ Ein flüchtiger Blick hinter sich und Raika hatte den gewünschten Gegenstand in der Hand. Sie reichte ihm der Hand, die gerade unter dem Auto hervorkam. „Hier, nimm einmal.“ Als nächstes hatte sie jetzt eine ölige Mutter in der Hand. Das Mädchen verzog keine Miene und legte die Mutter hinter sich auf eine Arbeitsplatte. „Takashi, ich habe eine Frage.“ Diese Mal kam das ganze mit mehr Nachdruck von dem blonden Mädchen. „Was ist?“ Raika seufzte, es war schwer mit Takashi ein Gespräch anzufangen, der Mechaniker hatte nur die Autos ihres Adoptivvaters im Kopf. „Glaubst du, ich werd einmal so eine gute Mechanikerin wie du?“ Erstmals verstummten die Arbeiten und Takashi kam mit dem Rollbrett unter dem Auto hervor, etwas mühsam erhob er sich und stand Raika nun gegenüber. Der Mechaniker war Mittedreizig, hatte leicht bläuliche Haare, fast schwarze Augen, wunderschöne Gesichtszüge und hatte ihr gezeigt, wie man mit Autos umging. Gerade versuchte er sich mit dem Handrücken ein paar Ölkleckse aus dem Gesicht zu wischen, verschmierte sie aber nur. „Raika, ich habe dir alle beigebracht, was ich weiß und ich darf mit Stolz sagen, dass du eine der besten Mechanikerin und Technikerin bist, die ich je kennenlern durfte, noch dazu die Jüngste.“ Raika musste aufpassen, das sie unter dem Blick der schwarzen Augen nicht rot wurde. Zum Glück bewahrte Takashi sie davor. „Aber solltest du dich nicht langsam einmal für die Schule fertig machen? Heute ist doch dein erster Schultag in dieser Kochia-Akademie, es macht sicher kein guten Eindruck, wenn du da gleich zu spät kommst.“ Verlegen kratzte sie sich am blonden Hinterkopf. Sie war zwar schon gute drei Stunden wach, weil sie so aufgeregt war, aber dazu gekommen ihr Nachthemd durch Schulklamotten abzulösen ist Raika noch nicht gekommen, viel lieber hatte sie Takashi mit dem Wagen geholfen. Das Ding hatte ein paar Probleme mit der Zündung und die Ölleitung brauchte auch eine kleine Überholung.

„Danke, das habe ich fast vergessen.“ Raika wirbelte herum und verließ die Werkstadt. Das kleine Gebäude war nur 30 Meter von der Villa entfernt, in der Raika nun schon zwei Monate lebte. Mr. Toyotomi besaß natürlich noch eine viel größere Werkstadt mit mehreren Mitarbeitern, aber diese war für besondere Kunden. Takashi lebte auch extra mit in der Villa, damit er jeder Zeit zur Verfügung stand. Er war einer der besten Mechaniker der Firma und Raika hatte ihn, nach ihren Adoptiveltern, als erstes neu kennengelernt. Die Tatsache, dass er sich so gut mit Autos auskannte und so gut wie jeden Tag mit ihnen zu tun hatte, machte in Raika gleich sympathisch.

Die 30 Meter zur Villa waren schnell überwunden. Chiyo mochte es nicht, wenn Raika nur im Nachthemd durch den Garten lief, besonders weil es fast transparent war und eigentlich schon zu kurz. Wenn sie lief, oder große Schritte machte, dann flog es so hoch, dass man ihre Unterwäsche sehen konnte. Das Mädchen ließ sich davon jedoch nicht stören, immerhin hatte sie in ihrer Zeit auch immer nur so knappe Klamotten getragen, wenn ihr ein Mann zu nahe kam, dann hatte Raika immer eine Waffe dabei. Neben schnellen Autos und knappen Kleidung liebte das Mädchen nämlich auch noch Waffen überalles, selbst wenn sie nur ihr Nachthemd trug hatte sie immer einen ledernen Gürtel umgeschnallt, an dem ein Dolch befestigt war. Noch etwas, mit dem ihren neuen Eltern nicht besonders zufrieden waren.

Nach drei Minuten stand Raika unter der Dusche und ließ kaltes Wasser auf ihre Haut regnen. Sie duschte immer kalt, das Wasser sollte sie an die Nacht erinnern, in der sie in diese Zeit gekommen war, in der sie ihre Familie verloren hatte, damit sie nie vergessen würde, wer sie war. Das Mädchen stellte den Wasserstrom ab und schnappte sich ein Badetuch. Gekonnt wickelte sie sich darin ein und nahm noch ein zweites für die blonden Haare.

Jetzt stand sie in ihrem Ankleideraum, das Ding war knapp 50 Quadratmeter groß und bis zum geht nicht mehr vollgestopft mit Klamotten. Gleich an ihrem ersten Tag hier war Raika mit einer Bediensteten shoppen gegangen. Sie war eine nette Person und gab recht schnell nach und so konnte Raika nach ihrem Geschmack einkaufen, darum musste man schon etwas suchen, wenn man in diesem Zimmer etwas finden wollte, das mehr Stoff als Haut zeigte.

Für ihren ersten Tag entschied sich die 17-jährige für ein, nach ihren Verhältnissen, einfaches Outfit. Schwarze Stiefel, die ihr bis über die halben Oberschenkel gingen, eine sehr knappe schwarze Hotpants mit schlichtem schwarzem Schnallengürtel, einem engen bauchfreiem Oberteil, das etwas unter der Brust nach unten offen war und am Hals oben zu ging, auch hier war ein einfacher Schnallengurt eingearbeitet, an dem etwas ähnlich einem Gürtel runter baumelte, natürlich auch in schwarz. Dazu noch eine weiße Jacke, die ihr, richtig getragen, bis zu Taille ging, jedoch trug Raika die Jacke nicht auf den Schultern, sondern eher auf den Ellenbogen. Die Jacke hatte am Rand entlang eine schwarze Naht und würde von einem schwarzen Gürtel zusammen gehalten werden, sie wurde aber offen getragen. Zu guter letzt streifte sich Raika noch ein paar schwarze Fingerhandschuhe über, die über die Ellenbogen gingen. Fertig angezogen ging die Blondine noch einmal in ihr Bad und band sich die, noch immer etwas nassen, Haare zu einem lockeren Zopf zusammen, wobei sie links und rechts jeweils eine Strähne raushängen ließ.

Eine viertel Stunde brauchte die adoptierte Toyotomi um sich für die Schule fertig zu machen und in die schwarze Limousine zu steigen. Viel lieber wäre Raika ja mit einem der Sportwagen ihres Adoptivvaters gefahren, aber Mr. Kazuya hielt dies nicht für angebracht und außerdem konnte Raika gar kein Auto fahren. Sie konnte es selber nicht glauben, dass sie als Tochter eines Autohändlers kein Autofahren konnte, aber so war es leider.

Nun stand die Limousine auch noch im Stau, als ob die Zeit nicht so schon knapp genug war. Aber auf den Straßen Tokyos war nun mal leider viel los, besonders um acht Uhr Morgens, wenn alle zur Arbeit mussten. Selbst ein Luxusschlitten half da nicht schneller voran zu kommen. Ungeduldig tippte Raika mit den Fingern auf den Ledersitzen rum. Wieso hatte sie sich nur nicht etwas mehr beeilt? Jetzt war sie schon drei Stunden zu früh wach geworden und sollte noch zu spät kommen. Was für ein grandioser Start an der Kochia-Akademie.

Mit zehn minütiger Verspätung bog die Limousine in die Einfahrt der neuen Schule ein. Für einen Blick auf das Gebäude hatte Raika keine Zeit, so schnell sie ihre Füße trugen lief sie zum Sekretariat. Am Schalter saß eine grauhaarige verschrumpelte Frau in irgendwelchen Akten vertieft. Raika schnappte erstmal gierig nach Luft eh sie sich vernehmlich räusperte. Die Frau sah auf. Hinter einer dicken Hornbrille entdeckte die Blonde ein paar blaue Augen, die sie genervt musterten. Unbeirrt fing Raika an zu reden. „Entschuldigen Sie, mein Name ist Raika Toyotomi und ich habe Heute meinen ersten Tag hier, an der Kochia-Akademie. Verzeihen Sie die Verspätung, aber ich steckte im Stau fest, Sie kennen das sicher.“ Sie grinste die Sekretärin breit an. „Tut mir leid mein Kind, das kenne ich nicht. Ich fahre mit der Bahn.“ Der kalte Blick der Frau verwischte das Grinsen. „Dein Klassenzimmer befindet sich im Raum E-204 und der Name deines Klassenlehrers ist Rajesh. Hier hast du noch einen Stundenplan und jetzt geh, eh du noch den Rest der Stunde vertrödelst.“ Raika gehorchte.

Der Weg zu ihrem Klassenraum war gut ausgeschildert, so konnte Raika einen Blick auf ihren Stundenplan werfen. Sie hatten Heute Donnerstag, das heißt, sie hatte in der Ersten Stunde Geschichte bei ihrem Klassenlehrer. Rajesh war ein indischer Name, sie wurden also von einem Inder in japanischer Geschichte unterrichtet, das konnte bestimmt interessant werden. Aber erstmal musste sie überhaupt zu ihrer Klasse.

Vor einer Tür blieb sie stehen. Auf dem Buchenholz prang mit schwarzen Buchstaben ‚E-204‘, sie war also richtig. Von Drinnen war munteres Getuschel zu hören und eine Männerstimme, die vergeblich versuchte sich durchzusetzen. Der Unterricht war also schon voll in Gange, kein Wunder, die Stunde hatte vor 15 Minuten angefangen. Zögernd klopfte Raika an. Sofort verstummen die Stimmen, nur die Männerstimme rief sie rein.

Die Blondine schob die Tür auf, trat ein, schloss sie wieder und drehte sich dann zur Klasse um, damit sie ihre neuen Mitschüler mustern konnte. Wie sie feststellte waren es 14, aller höchstens 16 und alle Blicke lagen auf ihr. Ob das nun daran lag, das sie neu war, oder an ihrer knappen Kleidung, die anderen Mädchen hatten zwar nicht alle unbedingt mehr an, dass konnte Raika nicht sagen.

„Darf ich fragen, wer du bist?“ Rajesh wandte sich fragend an das Mädchen und musterte sie seiner Seitz, seine himmelblauen Augen blieben an ihrem rechten Stiefel hängen aus dem etwas raus ragte, was man vielleicht als Griff eines Schwertes oder ähnlichem bezeichnen könnte. „Entschuldigen Sie die Verspätung. Mein Name ist Raika, ich bin die Tochter vom Ehepaar Toyotomi und soll ab heute in diese Klasse gehen.“ Bei dem Namen ‚Toyotomi‘ ging ein Raunen durch die Klasse. Ein blonder Junge aus der zweiten Reihe sprach schließlich dass aus, was sich alle zu fragen schienen. „Meinst du etwa die Toyotomi, die Besitzer von dem großen Autohaus Toyotomi?“ Raika nickte und löste so ein erneutes Getuschel aus. „Ruhe jetzt! Takumi, du kannst deine Fragen besser in der Pause stellen, wenn sei nichts mit dem Unterricht zu tun haben.“ Ihr neuer Klassenlehrer versuchte sich Gehör zu verschaffen und es klappte sogar. „Gut. Raika du setzt dich am besten neben Yui.“ Er zeigte auf ein schwarzhaariges Mädchen neben Takumi, die gleich Einspruch erhob. „Aber…“ Sie kam gar nicht dazu, ihren Einspruch zu Ende zu formulieren. „Kein aber! Du wirst ihr am besten auch noch etwas die Schule zeigen.“ „Aber…“ „Und ihr die ersten Tage zur Seite stehen und ihr das Eingewöhnen etwas erleichtern.“ Das Mädchen gab sich geschlagen, schenkte Raika noch einen argwöhnischen Blick, eh sie den Platz links neben sich räumte. Ohne weiter Aufsehen zu erregen setzte Raika sich auf den Stuhl und sah ihrem Lehrer dabei zu, wie er etwas an die Tafel schrieb. „Das schreibt hier bitte alle ab.“ Die junge Toyotomi musste schlucken, böses ahnend wühlte sie in ihrer Tasche rum. Mit einem leisen Fluch stellte Raika sie wieder neben sich ab. „So eine Scheiße, ich habe meinen Block vergessen!“ Sie hätte sich Backpfeifen können. Wie konnte sie nur ihren Block vergessen? „Hier, nimm meinen. Ich habe noch einen Zweiten.“ Ihre grünen Augen folgten dem Block einen Arm hoch zu einem Gesicht, das von schwarzen Haaren umrandet war und ihr freundlich entgegen lächelte. „Mein Name ist übrigens Satori.“ „Satori Kacho, ich weiß.“ Raika nahm den Block entgegen und fing so gleich an von der Tafel abzuschreiben, dabei versuchte sie krampfhaft nicht in die grauen Augen zu schauen, die noch einen Moment verwundert auf ihr ruhten, sich dann aber wieder nach vorne wandten.

Sie verbrachten die restliche Stunde mit abschreiben, eh es endlich klingelte. Rajesh gab ihnen noch zur Hausaufgabe auf, das Geschriebene zu lernen und entließ sie dann endlich. Sofort brachen alle in munterem Plaudern aus und Raika fühlte sich irgendwie fehl am Platz. Sie hatte gehofft, dass Yui sie vielleicht mit den anderen bekannt machen würde, aber die unterhielt sich munter mit Takumi, Satori und noch einem Jungen, dessen Namen Raika noch nicht kannte. Sie versuchte die Gruppe unauffällig zu belauschen, schaffte es jedoch nicht. Die Blondine stand auf und ging zu einem der Fenster, welches sie auch gleich öffnete. Ihr wehte eine warme Brise entgegen, es war Sommer in Tokyo und alles war grün und am blühen, ein wunderschöner Anblick. Das Fenster zeigte zum Pausenhof, es war ein großer gepflasterter Platz, in der Mitte stand ein Springbrunnen und am Rande standen hüfthohe Büsche.

„Raika?“ Raika fuhr herum, Takumi stand hinter ihr. „Ich habe gedacht, die Toyotomis haben keine Kinder.“ Raikas Überraschung legte sich wieder und so konnte sie dem Blonden auch antworten. „Haben sich auch nicht. Sie haben mich vor knapp zwei Monaten adoptiert.“ Takumi entglitten die Gesichtszüge. „Stimmt irgendetwas nicht?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, alles okay, ich bin nur etwas verblüfft, das ist alles. Ich bin übrigens Takumi, Takumi Masamori.“ Er streckte ihr die Hand entgegen. Raika nahm den Gruß lächelnd an. „Raika.“ Nun gesellten sich auch die anderen drei zu den beiden. Yui hackte sich sofort bei Takumi ein, als ob sie Raika damit etwas sagen wollte. Das sprechen übernahm aber Satori. „Ich stell uns dann noch mal vor. Ich bin Satori Kacho, wie du schon zu wissen scheinst und meine Eltern sind angesehene Politiker. Das ist Saro Matsuo, sein Vater ist Spitzensportler, “ Satori zeigte auf den grünhaarigen Jungen neben sich, dieser nickte Raika zu, „Takumi Masamori hast du ja auch schon kennengelernt, seine Eltern sind Multimillionäre. Und zu guter letzt haben wir da noch Yui Honora, ihr Vater ist Immobilienmakler. Da Herr Rajesh sie beauftragt hat, dir beim einleben etwas zu helfen, wirst du die erste Zeit mit uns verbringen. Zur Clique gehört auch noch Kouki Hata, der geht aber nicht mehr zur Schule.“

Raika hatte der Rede aufmerksam gelauscht und nickte nun, was anderes blieb ihr ja auch gar nicht über. „Dann ist es also abgemacht, heute nach der Schule zeigen wir dir das richtige Tokyo.“ Saro zwinkerte ihr. Da klingelte es auch schon wieder zur nächsten Stunde und alle setzten sich wieder auf ihre Plätze, Satori in die erste Reihe, daneben Saro, hinter Satori Raika, rechts von ihr Yui und daneben Takumi.

Der restliche Vormittag ging schnell vorbei, ohne das etwas nennenswertes passierte, in den Pausen zeigten die Vier Raika das Akademiegelände, es war ziemlich groß. Jetzt standen die Fünf auf dem Vorplatz der Schule und verabschiedeten sich von einander. „Und nicht vergessen, in drei Stunden treffen wir uns wieder und dann geht´s auf die Piste!“ Takumi stieg in einen grünen Sportwagen ein, dessen Türen sich wie Flügel nach oben öffneten. „Jaja, wir wissen alle bescheid.“ Saro saß schon in seinem Auto und wartete darauf, dass Yui auch endlich einsteigen würde, aber die musste sich erst noch mit einem flüchtigen Kuss von Satori verabschieden. Als letzter stieg auch Satori in seinen silbernen Wagen. Raika nahm wieder in der schwarzen Limousine Platz und so trennten sich die Fünf erstmal.

Als Raika Zuhause ankam war sie ganz aufgeregt, sie hätte die Vier am liebsten gar nicht erst verlassen, aber jetzt musste sie erstmal drei Stunden warten. Die Zeit nutzte das Mädchen etwas zu essen, ihre Hausaufgaben zu machen, Takashi alles zu erzählen und ihm nebenbei bei einem verstaubtem Getriebe zu helfen, danach sprang sie noch einmal unter die Dusche und stylte sich für den Nachmittag auf. Diese mal zog sie ein graues Top an, das aus einem Ledergleichen Material war und sich vorne durch einen Reisverschluss problemlos öffnen ließ, wie das schwarze Oberteil vom Vormittag ging es knapp bis zu den untersten Rippen. Dazu zog sie eine farblich passende Hotpants an, allerdings etwas länger als die letzte und als Extras band sie sich um den linken Unterarm und den linken Oberschenkel Bandagen. Diese Bandagen waren zur ihrer Zeit schwer angesagt und das Mädchen mochte das seltsame Gefühl, welches sie verursachten. Als Schuhe, das waren übrigens diese geschlossenen Sandalen, die Horani auch getragen hatte, nahm sie sich knöchelhohe Stiefel. Die Haare ließ Raika offen und somit war sie fertig.

Ein Blick auf die Uhr verritt dem Mädchen das sie noch gute zwanzig Minuten Zeit hatte, bis sie sich mit den anderen treffen müsste. Erschrocken fuhr sie hoch. Sie hatte doch keine Ahnung, wo sie sich wieder treffen wollten.

Ein Klingel, kurz darauf rief eine der Bediensteten nach ihr. Raika fragte sich, wer das sein könnte und machte sich auf den Weg Richtung Eingangstür. Zum zweiten Mal in kürzester Zeit zuckte die Blonde erschrocken zusammen. Dort in der großen Empfangshalle stand Satori und wartete auf sie. Sie geriet leicht ins Stottern. „Was… was willst du denn hier? Und… und woher weißt du, wo ich wohne?“ Satori lächelte und meinte nur locker er wollte sie abholen. „Außerdem hab ich dich gesehen, als du aus dem Heim kamst. Oder hast du das schon vergessen?“ Raika schüttelte energisch den Kopf, wie konnte sie auch, das war das erste Mal, das sie einen Sportwagen sah und diesen sogleich in ihr Herz schloss. „Dann ist ja gut. Bist du so weit?“ Dieses mal bekam der Junge ein Nicken zur Antwort, zum Worte formulieren war die junge Toyotomi nicht in der Lage. „Dann komm.“ Er griff nach ihrer Hand und zog sie sanft, aber bestimmend hinter sich her.

„Weißt du eigentlich, dass du total süß aussiehst, wenn du so durcheinander bist?“ Mit diesen Worten verfrachtete Satori Raika in sein Auto und fuhr los.
 

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hat etwas länger gedauert, sry und es paasiert schon wieder nichts wirklich... aber es wird noch spannender, wir befinden uns erst in der Aufwärm phase, versprochen^^

ich wollt dann noch fragen, ob ich Raiksas Klamotten in den nächsten Kapitel auch so *genau* beschreiben soll, da es einerseits für ihren Chara ein netter Punkt ist, andereseits ziehmlich langatmig und eig öde. würd mich daher über Rückmeldung freuen^.-

ansonsten hoffentlich bis zum nächsten Kap^^

Neue Freunde....

„Weißt du eigentlich, dass du total süß aussiehst, wenn du so durcheinander bist?“

Was war nur mit ihr los? Warum setzten sie diese wenigen Worte außer gefacht? Raika ließ sich widerstandslos von Satori ins Auto verfrachten, sie dachte noch nicht mal daran, sich zu wehren. Und das alles nur wegen ein paar Worten, die man schnell mal daher sagt? Das alles nur wegen den Worten eines jungen Mannes? Sie war zwar in eine andere Zeit gelandet, aber das dürfte doch eigentlich nichts an ihrem Charakter, ihrer Art geändert haben. Oder doch? Nein, das konnte Raika nicht glauben, das wollte sie nicht glauben. In ihrer alten Zeit, ihrem alten Leben hätte sie sich sowas nicht gefallen lassen. Satori hätte für so eine Bemerkung Bekanntschaft mit ihrer Kampfkunst gemacht, oder sie hätte ihm gesagt, er sollte sowas lassen. Was eigentlich? Was genau störte Raika an den Worten? Je länger sie darüber nachdachte, umso lächerlicher kamen ihr ihre Gedanken vor, Satori hatte doch nur gesagt, was er dachte. Oder nicht? Vielleicht lag es ja daran, dass die Männer aus ihrer Zeit sich gern mal das eine oder andere Mädchen mit ins Bett nahmen, ob sie wollten oder nicht. Und solche Bemerkungen waren meist der Anfang. Lächerlich! Sie befand sich in einer ganz anderen Zeit, ihr waren die Menschen viel zivilisierter und neben bei stammte der Junge neben ihr aus gutem Hause. Wieso machte sie sich also Gedanken?

Langsam kam Raika wieder zur Besinnung und entspannte sich. Erst jetzt fing sie an, den Fahrtwind wahrzunehmen. Sie lehnte sich ein Stück weiter auf, um dem Wind mehr Angriffsfläche zugeben, um den Wind mehr zu spüren. Es war ein herrliches Gefühl, nicht zu beschreiben und mit nichts zu vergleichen, doch, vielleicht konnte man es mit dem reiten auf einen jungen Vollbluthengst vergleichen. Diese Tiere besaßen wirklich ein ausgesprochen großes Temperament und besonders in jungen Jahren waren sie wild und fast unzähmbar. Als kleines Mädchen hatte Raika den älteren Jungs oft zugesehen, wie sie versuchten die Tiere einzureiten und jedesmal mit einem großen Bogen im Dreck landeten. Mit zwölf Jahren setzte sie sich gegen Mitternacht selber auf einen silbrigen Hengst und versuchte auf ihm zu reiten und tatsächlich, es klappte. Raika ist mit ihm durch die Wälder geritten und über Wiesen, es war ein atemberaubendes Gefühl. Erst zum Morgengrauen war sie zurück gekommen und dann, gerade als sie absteigen wollte, rastete das Tier aus. Auf einmal galoppierte es aus dem Stand los und fing an zu buckeln. Raika hatte alle Mühe sich oben zu halten, aber ihre Kräfte reichten nicht aus und so fiel sie unsanft zu Boden und war eine Woche bewusstlos.

Das Gefühl, was sie damals hatte, hatte Raika auch nun wieder, dieses wilde Herzklopfen, das sich nicht zügeln ließ. Die Blonde erhob sich von ihrem Sitz und setzte sich auf die Lehne des Sitzes. Es war etwas unbequem, aber das störte sie nicht weiter. Langsam nahm sie die Hände von dem Leder und streckte sich nach oben, bis schließlich beide Hände weit über ihrem Kopf gestreckt waren. Raika legte den Kopf leicht nachhinten und schloss die Augen. Sie musste sich gehörig zusammen reißen, um nicht laut loszuschreien, gegen den Wind, ihn wissen lassen, wer sie war und wem er da gerade ein Hochgefühl verschaffte.

Satori war das Verhalten seiner Beifahrerin natürlich nicht entgangen. Er beobachtete sie dabei, ohne die Straße aus den Augen zu lassen, natürlich, aber hier war nie was los, da konnte man auch mal kurz anderen Dingen seine Aufmerksamkeit schenken. Der Wind ließ den Reisverschluss ihres Tops aufeinander schlagen und hob ihn dann wieder an. Er zerrte an ihren Haaren und wehte ihr immer wieder ein paar goldige Strähnen ins Gesicht. Satori ließ den Motor kurz aufheulen und erhöhte das Tempo. Zufrieden stellte er fest, dass das Lächeln auf Raikas Lippen so noch breiter wurde und schließlich öffnete sie den Mund für einen Freudenschrei. Der 17-jährige stimmte mit einem lauten Lachen mit ein. Am liebsten hätte er es Raika ja gleich getan, aber irgendwer musste ja den Wagen fahren.

Wieder ruhten seine grauen Augen auf dem Köper der Blonden und ließen die Straße links liegen. Er nahm eine Hand vom Steuer und führte sie zu ihrem Oberschenkel, wo er sie dann auch ablegte. Augenblicklich erlosch die Stimme und ein paar grasgrüne Augen sahen zuerst seine Hand und dann ihn verwirrt an. Sofort verstummte auch sein Lachen und er lächelte sie nur noch freundlich an. „Du solltest dich lieber wieder richtig hinsetzen, nicht das dir noch was passiert.“ Er konnte in ihrem Gesicht, besonders in ihren Augen, lesen, dass sie noch immer verwirrt war, scheinbar überforderte sie diese Situation, aber wenigstens setzte sie sich wieder richtig hin. Satori konzentrierte sich nun endlich richtig auf die Straße, denn ab hier wurde sie etwas anspruchsvoller.

Eine Berührung, es brauchte nur eine einfache Berührung um sie aus ihrem Freudentaumel zu reißen, nur eine Berührung um Raika in die Realität zurück zu werfen. Nachdem sie der Bitte von Satori nachgekommen war und wieder auf ihrem Sitz platzgenommen hatte, hielt sie den Blick nun stur auf die Landschaft. Ihre Haut brennte an der Stelle, an der der Schwarzhaarige sie berührt hatte. Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, ihr fielen nur die Worte ihrer großen Schwester wieder ein ‚ich warne dich, lass nie einen Mann zu nah an dich ran, wenn du es nicht selber aus tiefstem Herzen willst‘. Wie die Familie einen doch prägte.

Raika versuchte sich voll und ganz auf die Umgebung zu konzentrieren. Sie waren außerhalb von Tokyo, in einem kleinen Vorort. Hier gab es nicht so viele große Häuser, eher welche, die ihren nahe kamen, aber vor allem gab es hier auch mal Felder, oder eine Wiese und nicht nur diesen ewigen Beton. Wieder schlich sich ein Lächeln auf den Lippen des Mädchens, die Umgebung erinnerte sie an ihre alte Heimat. Ihr kam ein Gedanke, vielleicht war das hier ja ihre alte Heimat, vielleicht hat sie sich auch nur etwas der Zeit angepasst. Schon öfter hatte Raika mit dem Gedanken gespielt, einfach mal raus aus Tokyo zu fahren und nach der Höhle zu suchen, durch die sie hier her gekommen war. Vielleicht führt sie ja auch wieder zurück. Aber wollte sie das, wieder zurück? Es gab nichts, was sie nach dort locken würde, ihre Familie war tot und wenn die restlichen Bewohner sie als eine ihres Clans erkennen würden, dann bringen sie sie nachher auch noch um. Aber hier hielt sie auch nichts. Raika hatte zwar eine neue Familie bekommen, aber die bekam sie nicht oft zu Gesicht, meistens waren die beiden unterwegs, oder arbeiten. Na gut, Takashi würde sie sicher anfangs vermissen, er hatte ihr so viel beigebracht und gezeigt. Und die Autos, ja, die würde sie auf jeden Fall vermissen.

Plötzlich hielt der Wagen, nahe einer alten Scheune. Satori drehte sich zu Raika um. „Wir sind etwas zu früh dran, die anderen müssten aber auch bald kommen. So lange zeig ich dir die Scheune.“ Er zog den Zündschlüssel ab und stieg aus. Raika tat es ihm gleich, aber eine Scheune. Sie wusste doch, wie eine Scheune aussah, was sollte an der anders sein? Der junge Kacho stieß das Scheunentor auf und machte eine einladende Geste. „Willkommen, in unserem Außenquatier.“ Raika trat neben ihn und kam aus dem Staunen kaum raus. Es war zwar mal eine alte Scheune gewesen, aber jetzt erweckte nur noch das Äußere den Anschein an eine Scheune. Von Drinnen sah es wie eine Lobby aus, überall Lichter, Möbel, Skulpturen, Bilder, Teppiche und sogar eine Bar.

Satori pflanzte sich auf eine Lederchouch und winkte Raika zu sich rüber, sie sollte sich auch setzen. Das Mädchen tat wie ihr befohlen wurde und setzte sich neben ihn, allerdings mit etwas Abstand. Nachdem sie es sich bequem gemacht hatte, fing er an zu erklären. „Diese Scheune gehört mir, ich habe sie irgendwann mal gekauft und dann hat unsere Clique sie einrichten lassen. Hier unten kann man sich eher unterhalten und etwas trinken, hinter den Vorhängen gibt es auch noch einen LCD-Fernseher. Oben ist alles ausgepolstert, dort kann man gut schlafen, oder andere Sachen machen.“ Er lächelte der Blonden wieder vielsagend zu und rutschte dann ein Stück näher zu ihr. „Und, was sagst du?“ Raika blickte sich noch mal kurz um, eh sie sein Lächeln leicht zögernd erwiderte. „Ja, ganz gemütlich hier, gefällt mir.“ Und wieder rückte der Schwarzhaarige ihr ein Stück näher und saß jetzt wirklich direkt neben ihr. „Das, was ich vorhin gesagt habe, eh wir losgefahren sind, meinte ich Übrigends ernst. Und soll ich dir noch was sagen? Du siehst schon wieder so durcheinander aus.“

Durcheinander? So konnte man es auch nennen. Raika hatte keine Ahnung, was Satori von ihr wollte. Der 17-jährige lehnte sich zu ihr rüber und strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Ihre Wange brannte, wo sie berührt wurde, als wollte sie Raika warnen. Aber wovor? Etwa vor Satori und warum? Zu spät realisierte sie, wie er sich mit einer Hand auf ihrer anderen Seite abstützte. Sie war umzingelt. Links und Rechts war jeweils ein Arm und vor ihr Satori selbst, es gab also nur noch hinten zur Flucht. Der Abstand zwischen den Beiden wurde immer kleiner und Raika versuchte nach hinten auszuweichen, aber sie lehnte sich nur nach hinten und so lag sie schließlich auf dem Rücken. Ihre Augen weiteten sich ängstlich, als sie das siegessichere Grinsen auf dem Gesicht ihres Gegenübers sah. Er kam ihr immer noch näher. Jetzt hatte sie keine Angst mehr, jetzt hatte sie Panik. Reflexartig schloss sie die Augen, um wenigstens nicht sehen zu müssen, was nun passieren würde.

Was tat sie da eigentlich? Sie lag panisch unter einem Jungen und hatte vor Angst die Augen geschlossen. War sie nicht eine Kriegerin? Ja, eine tolle Kriegerin! Ließ ich von einem 17-jährigen zu Boden drängen und ihn einfach weitermachen, was auch immer er vorhatte und das alles ohne auch nur den geringsten Wiederstand zu leisten. Sie war doch die letzte Vertreterin ihres Clans, sie musste ihren Namen in Ehre tragen. Aus der Panik wurde Wut. Blitzartig öffnete sie ihre Augen und stieß Satori mit aller Kraft von sich.

Der Junge fiel von der Couch und landete unsanft auf einem Bärenfell. Mit einem Satz hockte Raika auf dem weißen Leder. Sie wollte gerade etwas aus ihren Stiefel ziehen, als sie Motorgeräusche hörte.

Auch Satori hatte die Autos gehört, schnell rappelte er sich auf, er wollte nicht, dass seine Freunde in am Boden liegen sahen. Aber Raika hatte ihn so überrascht. Sie hatte sich kein Stück gewehrt, wollte ihn auf Abstand halten, aber dann, wo sie auf dem Rücken lag und nicht wegkonnte, hatte sie ängstlich de Augen geschlossen. Er war ja schon so einige Reaktionen gewöhnt, aber bisher hatte noch keiner seine Angst offen gezeigt, oder so gezeigt, dass Satori sie bemerkte. Das Grinsen in seinem Gesicht war nur noch breiter geworden. Sonst rissen sich die Mädels immer darum, ihm so nahe zu sein, sie würden alles dafür tun, um einmal von ihm berührt zu werden. Und dieses Mädchen hatte Angst vor ihm, aber es gefiel ihm. Und dann, mit einem Mal fing Raika an sich zu wehren. Sie schlug die Augen auf und ihm war, als wären sie nicht grün, sondern gelb, oder golden. Ohne das er es erwartet hätte stemmten sich zwei zarte Hände gegen seine Brust und drückte ihn unerwartet kräftig und schnell zurück. So überrumpelt, wie Satori war, flog er glatt von der Couch und landete auf dem Boden. Jetzt warf er dem Mädchen einen zornigen Blick zu, so etwas tat man nicht mit einem Kacho und erstrecht nicht mit ihm.

Das Scheunentor wurde aufgeschoben und vier Personen traten vom Licht ins Dunkel der Scheune. „Man, Satori! Wir wollten dich abholen, aber du warst nicht mehr da.“ Die Stimme gehörte zu Saro. Genervt schritt dieser nun auch auf Satori zu und man konnte ihn nun auch erkennen. „Das nächste Mal lassen wir dich auch einfach stehen und fahren schon vor.“ Zu dem Grünhaarigen traten jetzt auch noch Yui, die ihm gleich einen Kuss gab wohl um ihn zu besänftigen, Takumi und noch ein dritter Junge. Und dieser Dritte entdeckte Raika als Erster.

„Wer ist denn das Mädchen? Hast du kein eigenes Bett, Satori?“ Satori meinte nur schulterzuckend, dass das Raika sei und ihr Klassenlehrer Yui damit beauftragt hatte, ihr beim Eingewöhnen zu helfen und nur deswegen wäre sie hier.

Nun bemerkten auch die anderen das blonde Mädchen, das noch immer etwas perplex da saß. „Wie kommt die denn hier her?“ Yui war alles andere als glücklich Raika zu sehen und sie gab sich auch keine Mühe, dies zu verbergen. „Ich habe sie abgeholt, deswegen war ich auch nicht Zuhause.“ Er ging zur Bar und holte sich da eine kleine rote Glasflasche raus. „Dann übernehm ich mal das richtige Vorstellen.“ Saro wies auf den unbekannten Weißhaarigen. „Raika, das ist Kouki Hata. Über ihn weiß eigentlich keiner wirklich was.“ Jetzt wies er auf Raika. „Kouki, das ist Raika. Äh, sie ist die Adoptivtochter von den Toyotomis.“ Raika nickte stumm, während Kouki sie musterte. Das Mädchen nutzte die Gelegenheit, ihn auch mal genaue zu betrachten.

Kouki musste etwas älter als die anderen sein, die ungefähr in Raikas Alter waren. Er hatte lange weiße Haare, die er zu einem Zopf gebunden trug, wobei ihm die vordersten Strähnen jedoch tief ins Gesicht fielen. Er hatte wie Satori graue, fast schwarze Augen und war ebenso muskulös gebaut. An Klamotten trug er eine einfache schwarze Hose, ein grauweißes Oberteil, das von der Länge eher an einen Mantel erinnerte und auch wie einer vorne einen Reißverschluss hatte, denn man von oben und unten öffnen konnte. Desweiteren trug er noch schwarze lederne Fingerhandschuhe und eine schwere Kette. Seine Haltung und seine Augen erweckten den Eindruck, als ließe er nicht mit sich Spaßen.

Als Raika mit ihrer Musterung fertig war, war es wohl auch Kouki, jedenfalls sah er sie noch mal kurz skeptisch an und erhob dann kalt die Stimme. „Ziehst du dich immer so an?“ Raika war zum zigsten Mal an diesem Tag irritiert. „Ja. Warum? Stimmt was nicht?“ Der Blick des Jungen haftete auf dem Reißverschluss von Raikas Top. „Nein, nicht wirklich. Aber du weißt schon, dass du so manch einen auf falsche Gedanken bringen kannst?“ Jetzt machte es bei der Blonden Klick. Sie setzte ein gewitztes Grinsen auf und antwortete ihm dann leichtsinnig. „Das soll ‚Mann‘ nur versuchen, er wird schon sehen, was er davon hat.“ Satori stieß scharf die Luft zwischen die Zähne aus und trank dann einfach weiter.

Kouki blickte kurz zu Satori und dann wieder zu Raika. „Ach ja?“ Mit zwei drei großen Schritten stand er vor ihr und drückte sie grob nach hinten. Die grünen Augen sagten ihm, dass seine Handlung Verwunderung auslöste und zauberten so ein fieses Lächeln auf seine Lippen. Als nächstes beugte er sich über Raika und stützte sich mit jeweils einer Hand rechts und einer Hand links von ihrem Kopf ab.

„Kouki, hör auf mit der Scheiße!“ Takumi hatte bisher noch nichts gesagt, aber diese Handlung von seinem Freund forderte bei ihm ein Einschreiten. Kouki sah nur gierig auf Raika. „Ich will doch nur wissen, was passiert, wenn man versucht falsche Ideen in die Tat umzusetzen.“ Er beugte sich weiter zu ihr runter und hauchte ihr etwas ins Ohr, woraufhin sich ihre Augen weiteten. Langsam fuhr er mit seinen Lippen über ihre Wange zu ihren Lippen. Aber bevor er sein Ziel erreichte zog Raika das rechte Bein ruckartig an und versetzte ihm somit einen Stoß in den Magen, der sich gewaschen hatte. Fast gleichzeitig setzte sie sich auf und gab ihm so eine Kopfnuss, die ihn nach hinten fallen ließ.

„So langsam wird mir das hier echt zu bunt!“ Mit diesen Worten zog sie ein Messer aus ihrem Stiefel. Raika klappte es mit einer schnellen Bewegung auf und hielt Kouki, der nun zu ihren Füßen saß, die Klinge an die Kehle. Es war eine einfach gearbeitete Klinge, der Wert lag eher im Griff, reines Silber mit kleinen schwarzen Edelsteinen besetzt. „Bin ich denn ein Selbstbedienungsladen?!“ Sie drückte das Messer ein Stück in die weiche Haut und beförderte so etwas Blut ans Licht.
 

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hat mal wieder etwas gedauert

gome

Neuer Alltag

Alle sahen sie wie gefesselt auf Kouki und Raika. Vor Schreck hatte Satori sein Flasche fallen lassen, mit einem Klirren war das Glas auf dem Boden zersprungen und nun breitete sich dort eine Pfütze zwischen den Glasscherben aus.

Raika sah Kouki kalt an und zog dann wieder das Messer von seinem Hals. Genüsslich leckte sie das Blut von der Klinge. „Du schmeckst lecker.“ Der Hata grinste, stand dann auf und ließ sich aufs Sofa fallen. „Du bist mir sympathisch. Von mir aus kannst du bleiben.“ Er fuhr sich mit den Fingern über die kleine Schnittwunde, leckte von diesen das Blut dann selber ab.

Takumi war der Erste, der sich wieder fing. Der setzte sich zu den Beiden aufs Sofa. „Hast du das immer dabei?“ Er zeigte auf Raikas Messer. Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein, nur wenn ich keinen Platz für was anderes habe.“ „Das heißt, heute in der Schule…“ „Das war ein Dolch.“ Half Raika dem Blonden weiter. „Ich habe immer was dabei, deswegen sollte man auch nicht auf falsche Ideen kommen.“ Sie schielte zu Satori, der nur verächtlich schnaufte, sich eine neue Flasche aus der Bar nahm und sich dann in einen Sessel pflanzte. „Na toll, noch wer mit einer Vorliebe für Waffen.“ Yui setzte sich auf Koukis Schoss und forderte einen Zungenkuss, der Weiße ging auf den kleinen Kampf ein, den er natürlich ohne Probleme gewann.

„Wollten wir Raika nicht Tokyo zeigen?“ Als Letzter setzte sich jetzt auch Sato und zwar der Blonden gegenüber, wieder zwinkerte er ihr zu. Takumi reagierte und machte gleich einen Vorschlag. „Du hast recht. Was haltet ihr davon, wenn wir in eine Disco gehen?“ Yui stöhnte. „Du immer mit deinen Discos, da ist doch jetzt noch gar nichts los! Ich wäre eher für ein Eiscafé.“ „Was meinst du, Satori?“ Der Grüne sah seinen Freund erwartungsvoll an. „Ich wäre fürs Café.“ Satori stellte seine Flasche auf einen kleinen Eichentisch und verließ dann die Scheune. „Yui, du fährst bei mir mit!“ Die Angesprochene sprang freudig auf und folgte ihm. „Dann fährt Raika bei mir mit.“ Sato stand auf und reichte Raika mit einer förmlichen Geste und einem leichten Lächeln die Hand. Raika gab ihm ihre Hand und mit einem Ruck stand sie auf den Füßen, er zog sie hinter sich her, zu seinem Auto. Es war ein goldenes, ebenfalls ohne Dach. Zu letzt stiegen auch Kouki und Takumi in Takumis Wagen ein.

Die drei Wagen fuhren los und Raika setzte sich wider auf den Sitz statt in den Sitz. „Was wird das, wenn es fertig ist?“ Sato blickte skeptisch zu ihr hoch. „Darf ich etwa nicht?“ Sie erwiderte seinen Blick enttäuscht. Der Junge lachte kurz auf. „Natürlich darfst du, fall mir nur nicht runter.“ Raika nickte und stützte sich dann mit den Händen nach hinten ab, den Kopf legte sie in den Nacken und schloss erneut die Augen. Sato lenkte seinen Wagen neben den von Satori. „Hey, was hältst du von einem kleinen Rennen?“ Der Schwarzhaarige sah über Yui hinweg zu seinem Freund. „Und um was fahren wir?“ Sein Blick wanderte zu der Blonden. Sato nickte. „Warum nicht? Wir fahren um unsere Beifahrer.“ Yui sah begeister zwischen den zwei Jungen hin und her. „Auja! Aber Satori wird eh gewinnen, mach dir gar keine Hoffnung Sato.“ Satori verdrehte genervt die Augen. „Wer sagt denn, dass ich dich nehme, wenn ich gewinne?“ Der Schwarzhaarigen viel der Mund auf. Nun schaltete sich auch Raika ein. „Glaubt ihr, ich lass mich wie ein Preis behandeln?“ Sato winkte ab. „Das ist doch nur ein Spaß, stell dich nicht so an.“ „Noch besser!“ Das Mädchen stützte sich auf den Unterarmen ab. Yui giftete sie an. „Jetzt sei doch kein Spielverderber! Ist doch nicht so arg. Aber Kirchenmäuse haben noch nie etwas von Spaß verstanden.“ Raika richtete sich Augenblicklich auf und sah sie finster an. „Ich sag das nur einmal, also pass gut auf. Keiner, aber auch wirklich KEINER beleidigt meine Familie! Du hast keine Ahnung, also lass es lieber.“ Sie richtete ihren Blick wieder nach vorne auf die Straße und rutschte in den Sitz. Die beiden Jungen sahen sich schulterzuckend an und dann setzte Sato sich hinter Satori, vor Takumi. In dieser Reihenfolge trafen die Sechs wieder in Tokyos Kern an.
 

Die Wagen hielten vor einem schnuckeligen Gebäude, es passte so gar nicht zu den Hochhäusern. Die Insassen stiegen aus. Kouki hielt Raika die Tür auf. „Darf ich?“ Er reichte ihr fordernd eine Hand. Das Mädchen sah ihn mit verengten Augen an und schlug dann seine Hand zur Seite. „Nein.“ Sie stieg aus und ging mit wehenden Haaren an ihm vorbei zu Takumi, der schon vorgegangen war. Kouki blickte ihr verwundert nach, spürte dann aber einen spöttischen Blick von Satori im Nacken, knallte die Autotür zu und folgte den Beiden ins Café. Saro warf ihm noch einen sauern Fluch nach, wegen der Tür, ging dann mit Satori und Yui ebenfalls ins Café.

Drinnen war es sehr gemütlich eingerichtet. Es gab ein paar Stühle und Tische und das ganze Eckgebäude war in Pastelltönen gestrichen. Takumi und Raika saßen in einer der hinteren Ecke auf einer Eckbank und unterhielten sich etwas, als die anderen Vier zu ihnen stoßen. „Über was redet ihr?“ Saro setzte sich auf die andere Seite von Raika und ignorierte den wütenden Blick von Satori. „Ich habe Raika nur gerade gesagt, dass dieses Lokal hier ein richtiger Geheimtipp ist und sie sich geehrt fühlen darf, dass wir ihn ihr verraten haben.“ Gab der Blonde locker zu. Nachdem alle platzgenommen hatten, kam einer der zwei Kellner zu ihnen, um die Bestellungen auf zu nehmen.

„Ich will einen einfachen Erdbeershake, mit einem Schuss Alkohol.“ Für Yui war nur noch Platz auf einem Stuhl, wofür sie sichtbar Raika die Schuld gab. „Vanilleeis mit Wodka.“ Gab Kouki seine Bestellung auf. „Schokobecher und Likör, bitte.“ Saro lehnte sich zurück und legte seinen Arm fast nebenbei um Raikas Schultern, das Mädchen ließ ihn. „Einen Fruchtbecher.“ Antwortete Takumi auf ein erneutes Nachfragen vom Kellner. Nun lagen die ungeduldigen Augen auf Raika. Diese sah sich unschlüssig um und fand bei Satori Hilfe. „Einen Paradiesbecher und für die Dame nochmal das Gleiche.“ Der Kellner nickte und gab die Bestellung weiter.

„Es ist schon fast sechs, wenn wir hier fertig sind, können wir zur Disco. Da wird es dir gefallen.“ Takumi lächelte Raika zu. Diese nickte nur. „Wenn du meinst.“ „Neben dem Autoschrauben ist tanzen das Größte für unseren Blondschopf.“ Stachelte Saro. „Tu doch nicht so, als hättest du was, gegen Discos, Saro.“ Gab Takumi spitz zurück. Bevor die Beiden ihre Streiterei weiterfahren konnten kamen ihre Bestellungen.

„Würde auch Zeit!“ Kouki nahm einen Löffel voll von seinem Vanilleeis. Raika betrachtete prüfend das bunte Gemisch vor sich. „Probier endlich. Es wird dich schon nicht umbringen.“ Satori nahm einen kräftigen Schluck von seinem eigenen Becher. Der zögernde Versuch es dem Jungen gleich zu tun endete für Raika in einem Hustenanfall. „Was ist das den für ein Zeug? Das brennt ja wie sonst was!“ Brach sie hervor, nachdem sie sich wieder gefangen hatte. „Das war der Alkohol. Sag bloß, du hast noch nie was getrunken?“ Das Mädchen schüttelte energisch den Kopf. „Nein und ich werd es auch nie wieder tun. Wie kann man das nur trinken?“ Takumi musste lachen. „Ganz meine Rede. Hier, du kannst was von mir abhaben.“ Raika öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, diese Gelegenheit nutzte der Blonde aber schon, um ihr einen Löffel samt Eis und Frucht in den Mund zu stecken. Ihr blieb nichts anderes übrig, als alles runterzuschlucken. Widerspenstig würgte Raika die Frucht und das Eis hinunter. Das gleiche Spiel passierte nochmal, als Raika sich beschweren wollte, dieses Mal schluckte sie aber alles brav runter, ohne irgendwelche Anstalten zu machen. Beim dritten Mal hatte sie den Löffel mit dem kalten schon erwartet und es störte sie gar nicht mehr. Als sie beim vierten Mal den Mund öffnete und auf ihre Fütterung wartete, die aber ausblieb, brachen die Jungen am Tisch in schallendes Lachen aus. Raika zog spielend einen Schmollmund, konnte sich dann aber nicht zurückhalten und musste selber mit lachen. Nur Yui saß mit verschränkten Armen auf ihrem Stuhl und blieb stumm.

Gute fünf Minuten verbrachten sie so bis sie sich nach und nach wieder fingen. Als alle aufgehört hatten zu lachen wandte Kouki sich provozierend an Raika. „Dich kann man ja leicht dressieren. Ich habe heute Nacht noch nichts vor. Was hältst du davon, wenn ich dir noch ein paar andere Kunststücke beibringe?“ Die Blonde lehnte dankend ab. „Ne, lass mal stecken, das muss nicht sein. Ich wurde nun einmal gut erzogen, dass ist alles.“ Takumi sah wehleidig auf seinen Eisbecher. „Deine gute Erziehung kostet mich noch mein ganzes Eis. Bestell dir lieber selber noch einen Becher.““Wer hat denn angefangen? Ich war das nicht.“ Raika winkte sich einen der Kellner her und bestellte einmal das Gleiche wie Takumi.

Um 18.45 saßen die Sechs wieder in den Wagen und waren auf dem Weg zur Disco. Raika war ganz aufgeregt und hibelig, sie war noch nie in einer Disco, sie wusste noch nicht einmal genau was das überhaupt war. Saro, der wieder ihren Fahrer spielte, entging diese Nervosität nicht, mit einem gespielten Lachen drehte er sich zu Raika. „Es gibt keinen Grund so nervös zu sein. Ich bin sicher du bist eine gute Tänzerin und wenn nicht, dann hast du immer noch mich, der dir zeigt, wie man sich auf der Tanzfläche richtig zu bewegen hat.“ Mit der einen Hand spielte er mit einer Strähne von Raikas goldblonden Haaren und ließ sie zwischen den Fingern tanzen. Das Mädchen stieß kurz spöttisch die Luft aus. „Keine Sorge, da wo ich herkomme, hat man auch getanzt, ich weiß also, wie das geht.“ „Wo kommst du eigentlich her? Also bevor du in das Heim gekommen bist.“ Saro schien die Frage nur gestellt zu haben, damit er einen Grund hatte, weiter mit ihren Haaren spielen zu können, denn der Strähne zwischen seinen Fingern schenkte er mehr Aufmerksamkeit, wie Raika selbst. Die Blonde ging auf Abstand. „Solltest du dich nicht besser auf die Straße konzentrieren?“ Sichtlich enttäuscht ließ er ihre Haare in Ruhe und lenkte den Blick auf die Straße.

Die Dämmerung hatte noch nicht eingesetzt, trotzdem war hier alles hell erleuchtet. In allen möglichen Farben strahlten die Werbetafeln ihnen entgegen. Mittleerweile kannte Raika diese Lichter, aber als sie das erste Mal mit dem Ehepaar Toyotomi an so einer Tafel vorbei gefahren war, war sie hin und weg.

Kurz nach 19 Uhr erreichten die Autos ein gut sechsstöckiges Gebäude, es war mit allen möglichen Lichtern und Farben geschmückt, mit großen Leuchtbuchstaben stand ganz oben ‚Lu Lanu‘, der Name der Disco. Wie gebannt blickte Raika auf den Klotz in mitten unzähliger kleineren Gebäuden. „Wenn du jetzt schon so staunst, warte erstmal bis du drinnen bist.“ Satori legte einen Arm um ihre Taille und zog Raika zu sich ran. Dem Mädchen war inzwischen klar, dass sie diese Art von Berührungen nicht mochte, aber die Jungen waren gewarnt, da würden sie es ja nicht übertreiben. Yui hackte sich bei Kouki ein so gingen sie an der langen Schlange von Leuten vorbei, die ebenfalls in die Disco wollten.

Satori hielt direkt auf den Eingang zu, ohne sich um die anderen oder den Türsteher zu scheren. Warum auch? Die Fünf waren hier Stammgäste und wohlbekannt. Er wollte gerade durch die Tür gehen, als ihn ein durchtrainierter Arm den Weg versperrte. Mit hochgezogener Braun blickte er in das versteinernde Gesicht des Türstehers. „Der Zutritt ist nicht für jeden, egal mit wem er mitkommt. Das gilt auch für dich, Satori.“ Der Türsteher wies mit einem Augenwink auf Raika. Satori blieb gelassen und ließ sich einen Moment Zeit mit seiner Antwort. „Ich sollte einmal mit deinem Boss reden. Du weißt scheinbar nicht, mit wem du es zu tun hast?“ Er ließ seinem Gegenüber nicht die Möglichkeit selber zu antworten. „Die blonde Dame hier an meiner Seite ist Raika Toyotomi. Ich schätze die Tochter des Besitzers von Toyotomis Autohaus hat Zutritt zu diesem Schuppen.“ Er wich entschuldigend zurück. „Tss.“ Der junge Kacho zog Raika mit sich durch die Tür, die restliche Clique folgte stumm.

Es dauerte etwas bis sich ihre Augen an das fehlende Licht gewöhnt hatten, dann aber konnten sie den Vorraum erkennen. Er wurde dominiert von einer überfüllten Tanzfläche und in verschieden farbigen Lichtern getaucht. Die Gruppe machte aber keine Anstalten sich ebenfalls auf die enge Tanzfläche zu gesellen. Mit dem Aufzug fuhren sie in den vierten Stock. Auch hier gab es eine Tanzfläche, aber sie war bei weiten nicht so zu gestellt, auch gab es hier viele Sitzmöglichkeiten und eine Bar. Beim Aussteigen aus dem Fahrstuhl wurde die Clique erneut aufgehalten. Genervt lieferte Satori das zweite Mal die Erklärung bezüglich Raika.

„Das ist der Vipbereich. Die ganze Disco ist zwar schon für die Creme de lá Creme, aber diese und die fünfte Etage sind noch einmal abgeteilt.“ Erklärte Sato und nahm dabei immer wieder einen Schluck aus einem Glas. „Unsereins gibt sich nicht mit jeden ab und da ist diese Discothek genau richtig.“ Er lehnt sich in seinem Sessel zurück. Raika nickte. „Und wer sind die anderen?“ Raika saß ebenfalls in einem breiten Sessel neben Sato. „Die brauchst du nicht kennen.“ Er nahm erneut einen Schluck und stellte das Glas dann auf einen kleinen Tisch zwischen den beiden. Saro und Raika waren die einzigen der Gruppe, die nicht tanzten. Yui hatte sich gleich Satori geschnappt und Kouki hatte wohl eine alte Freundin getroffen mit der er jetzt tanzte und Takumi hatte sich einfach dazu gesellt. Alleine wollte Raika nicht tanzen und Saro hatte bisher noch keine Anstalten gemacht, sich ebenfalls auf die Tanzfläche zu begeben, lieber sah er seinen Freunden nur zu.

Raika schielte zu dem Jungen rüber. Das ständig aufblitzende Licht tauchte seine grüne Haare in eine noch absurdere Farbe. Er trug eine schlichte schwarze Hose mit einem breiten Nietengürtel und eine rote Kaputzenjacke, die er natürlich offen trug, so dass man problemlos seinen gut trainierten Oberkörper sehen konnte. Raika bemerkte, dass seine Muskeln leicht angespannt waren und dass er mit dem rechten Fuß im Takt der Musik wippte. „Willst du gar nicht tanzen?“ Saro schenkte ihr ein himmlisches Lächeln. „Ich kann dich doch nicht allein lassen. Wenn du aber mitkommst…“ Er ließ den Satz offen. Raika überlegte kurz. „Ich weiß nicht.“ „Im Wagen hast du noch damit geprallt, was für eine gute Tänzerin du bist.“ Die Blonde verengte die Augen. „Das habe ich gar nicht. Wendern warst du das. Aber wenn du meinst, dann…“ Das reichte schon. Saro war aufgesprungen, hatte Raika am Handgelenk gepackt und war mit ihr auf die Tanzfläche gestürmt. Für Raika kam das etwas überrascht und so konnte sie nur hinter ihm hinterher stolpern.

Es war ein sehr schneller Takt und im ersten Moment kam er Raika unregelmäßig vor, leichte Bedenken, ob sie dazu wirklich tanzen konnte, hatten sich bei ihr breit gemacht, aber jetzt sah dass anders aus. Der Rhythmus war ihr bekannt, er war schon ziemlich alt, so alt das selbst ihr Clan ihn schon kannte. Nachdem die ersten Schwierigkeiten überwunden waren konnte sie sich der Musik hingeben und richtig tanzen. Saro war doch etwas überrascht, hatte er Raika doch einen anderen Stil zugeschrieben. Aber das Mädchen hatte recht, da wo sie herkam musste man wirklich tanzen können und das nicht gerade schlecht. Ein breites Grinsen saß in seinem Gesicht, als er sich auf ihren Tanz einließ.

Inzwischen hatte Takumi genug von den anderen, er war hinter Saro getreten und tippte ihn nun leicht auf die Schulter. „Darf ich dich ablösen?“ Wiederwillig machte Saro ihm Platz und beobachtete sie erst einmal wieder von einem Sessel aus.

Von ihrem Partnerwechsel bekam Raika wenig mit, erst als Takumi sie ansprach bemerkte sie ihn. „Du kannst gut tanzen.“ Sie erwiderte sein Lächeln. „Danke. Das kann ich aber auch zurückgeben.“ Ein kurzes Auflachen, danach war nur wieder die Musik und die Unterhaltungen der anderen Gäste zu hören.

Nach einer Weile brach Takumi das Schweigen zwischen ihnen. „Was sagst du, gefällt es dir mit uns?“ Raika brauchte nicht lange für eine Antwort zu überlegen. „Ja, nur ist der Umgang etwas ungewohnt. In meiner früheren Familie hätte das schon riesigen Ärger gegeben.“ Fragend zog der Junge eine Augenbraue hoch, eh sich bei ihm die Erkenntnis breitmachte. „Ach du meinst Satori und so? Ja, bei denen wirst du dich daran gewöhnen müssen, die können gar nicht anders. Aber lass dir ja nicht zu viel gefallen.“ Die Blonde wank ab. „Das hatte ich eigentlich nicht vor, aber danke für den Hinweis. Wenn man dich so hört könnte man meinen, du bist anders.“ Wieder lachte der Junge kurz auf. „Ja, das könnte man meinen.“ „Ist es denn auch so?“ Sie beobachtete ihren Gegenüber genau während sie auf eine Antwort von diesem wartete. „Es gibt noch andere Sportarten.“ Damit war Raika jetzt überfordert, wann hatten sie denn angefangen über Sport zu reden. Eh sie Takumi jedoch ihre Zweifel mitteilen konnte, war dieser verschwunden. Nach kurzem Suchen fand sie ihn bei Saro, sie bemerkte dass auch die anderen Jungen da waren. Yui tanzte wohl alleine, sie selber hatte jetzt keine Lust sich zu den anderen zugesellen und tanzte deswegen auch einfach alleine weiter. Lange brauchte sie allerdings nicht warten bis sie einen neuen Tanzpartner hatte, auch wenn sie den Namen des Jungen nicht kannte.
 

„Sie ist interessant, meint ihr nicht?“ Kouki beobachtete Raika wie sie noch immer tanzt. Sie bewegte sich wie eine Raubkatze, geschmeidig und leichtfüßig, trotzdem jederzeit für einen überraschenden Angriff bereit. Saro stimmte ihm zu. „Und irgendwie anders.“ Dabei schielte er vielsagend zu Satori. „Was meinst du?“ Der Schwarzhaarige spürte, dass er auf etwas hinaus wollte, nur wusste er noch nicht was. Der Grünhaarige grinste breit. „Jetzt tu doch nicht so, du weißt genau wo drauf ich hinaus möchte. Sie hat dich eiskalt abblitzen lassen.“ Die Laune des anderen schlug schlagartig um. Er hasste es, wenn er einen Korb bekam und noch mehr hasste er es, wenn man ihn darauf auch noch ansprach. „Du hast aber auch nicht besser abgeschnitten.“ Jetzt schaltete auch Takumi sich ein. „Raika ist endlich mal ein Mädchen, das sich nicht so leicht um den Finger wickeln lässt und weiß, was sie sich gefallen lassen muss und was nicht.“ Von Kouki bekam er ein spöttisches Lachen zur Antwort. „Das glaubst aber auch nur du. Ich wette, im Grunde ist sie wie alle anderen.“ Beleidigt verschränkte der Blonde die Arme. „Beweise kannst du das aber nicht.“ „Ich wette doch.“

Man spürte förmlich wie Satori eine Idee gekommen war. „Was haltet ihr davon, wenn wir die Wette etwas ausbauen?“ „Was meinst du?“ Saro war neugierig geworden, wenn sein Freund so in Rätseln sprach steckte meist mehr dahinter. „Ich meine damit, dass der, der es schafft unsere liebe Raika zu erst ins Bett zu kriegen, die Scheune bekommt.“ Takumi war entsetzt, sowas hatte er jetzt nicht beabsichtigt. „Seid ihr jetzt völlig verrück geworden? Schon mal drüber nachgedacht, was Raika dazu sagt?“ Ein Schulterzucken, viel mehr bekam er nicht von dem Kacho. Dieser wandte sich lieber wieder an die anderen. „Wenn sonst keiner Einwände hat, dann ist die Sache beschlossen. Noch was, da man schlecht die Richtigkeit einer Aussage überprüfen kann, verlasse ich mich hier auch eure Ehrlichkeit.“ Mit einem einstimmigen Nicken war die Wette abgeschlossen.

Raika tat ihm schon leid, Takumi konnte sich gut ausmalen, was jetzt auf die Blonde zu kommen würde.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  NanXmik
2007-10-03T20:54:24+00:00 03.10.2007 22:54
haijo
da kommt die kleine Nan, liest und denkst sich, wenn hier keiner schreibt, dann schreibt sie.
Naja, und etzt schrei ich hier^^
also super Kapitel, mir gefallen Raikas Reaktionen XD
Bin schon gespannt wies weitergeht^^
Also immer schön seinem Styl treu beleiben
bye
Nan
Von: abgemeldet
2007-09-18T04:53:39+00:00 18.09.2007 06:53
hey =)
sorry das es so lang gedauert hat wie gesagt war etwas im stress^^
naaa die raika traut sich aber einiges du o.O
sie wurde auf ne cliquenbude verschleppt und tut da gleich mal einen bedrohn *kicher*
najas okay das verhalten der jungs war auch nicht ganz ohne... kann es sein oder sind welche von denen ziemlich sexsüchtig *gg*
dieses kapi war wie übrigenz alle deine kapis bis auf einige stellen supi =)
du kannst es dir wohl net nehmen einen menschen nach seinen klamotten zu beschreiben was lol
was mich gewundert hat, war das kouki mit den worten "so richtig weiß keiner was über ihn" vorgestellt wurde... ich mein.. sowas sagt ma eig nur wenn die person grad net im zimmer ist aber doch nicht wenn die neben einem steht o.O
>.<
nuja das wars auch mal wieder von meiner seite
schreib ganz schnell weiter ja *hundeblick*
gruß StarCat

Von:  Alaiya
2007-08-30T17:56:39+00:00 30.08.2007 19:56
So, nicht wundern, ich bin selbst OF (also Eigene Serie/ Original Fiction) schreiber, weiß, wie schwer es ist Kommentare zu bekommen. Außerdem interessiert es mich was andere so schreiben und so lese ich von anderen OF immer (evtl Prolog +) das erste Kapitel und gebe einen Comment ab ^.~

So, jetzt kommen wir zur Geschichte:
1) Story: Also mir hat die Story ziemlich gut gefallen. Also wenn ich das richtig verstanden hat ist sie durch die Höhle vom Mittelalter in die Moderne Zeit gekommen. Schön fand ich, dass du ihre Verwirrung beschrieben hast, als sie da war. Ich hab es in vielen OF jetzt erlebt, dass jemand in eine andere Zeit/Welt kommt und sich gar nicht wundert - so als wäre das an der Tagesordnung. Also da muss ich dich wirklich loben. Trotzdem hättest du vielleicht aus ihrer Sicht noch ein paar mehr Sachen anmerken können. Halt Beschreibungen... Du weißt schon ^^" Und eine Beschreibung von ihr hat mir gefehlt... Also eine genauere... Und zwei weitere Dinge die mir noch negativ aufgefallen sind, aber nur Kleinigkeiten: a) Sie hat blonde Haare, obwohl das ganze Augenscheinlich in einem Land ähnlich Japan zu spielen scheint... b) Sie benutzt einfach einen Wasserhahn, denn sie aber aus dem Mittelalter gar nicht kennen könnte. Also weiß sie doch gar nicht, wie man den benutzt... O.ô"
2) Stil: Also der Stil war eigentlich einbahnfrei. Abwechselungsreich und leicht zu lesen. Da erst mal ein ganz großes Lob! Trotzdem sind ein paar von den Absätzen falschgesetzt, da du vergisst das diese auch nach Handlungspersonen gesetzt werden ^.~
3) Sprache: Hier sind dann doch ein paar Fehler, wie [[StarCat]] schon gesagt hat. Armee mit zwei ee und noch ein paar andere. Wörter die zusammengeschrieben werden hast du auseinander geschrieben und anders herum. Da vielleicht noch mal rüberlesen. Ein paar Zeichenfehler waren auch drin, obwohl die jetzt nicht so heftig waren wie bei vielen anderen.

Alles in allem fand ich die Geschichte jetzt ziemlich gut, werde sie zu meinen Favoriten tun und weiterlesen, wenn ich mal wieder Zeit hab.
Schönen Abend noch!!

LG
~Alaiya
Von: abgemeldet
2007-08-29T22:49:27+00:00 30.08.2007 00:49
Hey hey hey =)
Das Kapi ist zwar etwas langatmig aber du hast ja selba gesagt das das noch die Aufwärmphase ist^^
Naja dann mach ich mal wie imma mit meiner ach so tollen Kritik weiter (man man man bin ich böse...)
Aaalso:
„...aber dazu gekommen ihr Nachthemd durch Schulklamotten abzulösen ist Raika noch nicht gekommen“ hmm also was stimmt an dem Satz denn nicht *denk* ... muss ich dir noch sagen das Wortwiederholung noch dazu in dem selben Satz nicht seeeehr willkommen sind >.<
„...in der Raika nun schon zwei Monate lebte.“ Nichts für ungut aber in welchem Land sind wir das die Sommerferien über zwei Monaten dauern? Mir würde da grad nur Russland einfallen.... Also in Japan wären es 6 Wochen... ja ich weiß ich bin pingelig xD >.<
„Schwarze Stiefel, die ihr bis über die halben Oberschenkel gingen, eine sehr knappe schwarze Hotpants mit schlichtem schwarzem Schnallengürtel, einem engen bauchfreiem Oberteil, das etwas unter der Brust nach unten offen war und am Hals oben zu ging...“
omg... sag bloss net das die da alle so zur Schule gehen.. also in Deutschland würd man da glaub ich ohne weiteres Wort rausgeschmissen.. aber mal ehrlich fast an jeder japanischen Schule gibt es Schuluniformen o.O
okay... noch eine frage wieso erklärst du was Schuhe sind, während Hotpants etwas total normales sind? Ich bezweifle das es die schon im Mittelalter gab...
Naja find das Beschreiben an sich in deiner Geschichte supi man könnt meinen das sollte als Überlieferung an die Menschen ihrer Zeit dienen xD
Hmm und zu deiner frage über Beschreiben von Klamotten... also meine Meinung ist, das die Leser schon mitbekommen haben das die Raika einen ausgeflippten Klamottenstiel hat da brauchst du nicht noch jedes Mal ihre gesammte Garderobe zu berschreiben.. obwohl ich sagen muss das dus ziemlich gut beherrscht ;) solltest Designerin werden xD =)
Nuja freu mich schon totaaaal auf dein nächstes kapi =)
Sag mir wieder bescheid wenn’s weitergeht, key
Lg StarCat

Von: abgemeldet
2007-08-18T20:57:15+00:00 18.08.2007 22:57
ohje ich frag mich langsam echt wieso dir keiner comments schreibt die geschichte is doch super O.O *aus dem staunen nicht mehr rauskomm*
jedenfalls danke danke danke für die ens^^
und nun zur ff...
also erstmal würdest du bitte so lieb sein und mir erklären was "change" ist? oder sollte das eigentlich chance heißen *sich für alle fälle für die eigene dummheit entschuldig*
als nächstes ist mir aufgefallen, das es ziemlich merkwürdig ist das raika nichts über sportwagen weiß ich mein die lebt da seit 4 jahren und schaut fern.. ja okay auf die sportsender verirr ich mich auch seltsam aber trotzdem.. naja was solls^^
außerdem ist es nicht etwas merkwürdig das die raika in den vier jahren sich scheinbar mit niemandem aus dem heim angefreundet hat ich mein soo still kann die nun auch wieder nicht sein O.O >.<
ohje ich schreib ja fast nur kritik >.< nimm es bitte nicht schwer ich meins echt nicht böse, mag deine ff wirklich ;-)
die raika ist i-wie zu beneiden^^ muss ja echt DER traum jedes adoptivkindes sein von einer dermaßen reichen familie adoptiert zu werden^^ zur dritt in einer riesigen villa... i-wie fast scho gruselig x)
nuja aufjedenfall freu ich mich schon totaaal aufs nächste kapi^^ und da drauf das raika ja ab nächstes schuljahr den typen *name vergessen hat* (GOMENASAI ó.ò) wieder sieht (bzw sein auto xD)
sag mir wieda bescheid wenns weitergeht
deine treue leserin, starcat
...klingt das jetz.. na ich weiß net.. doof? >.<
Von: abgemeldet
2007-08-13T20:07:32+00:00 13.08.2007 22:07
hey=)
find den FanFic klasse =D
vor allem die idee, durch eine hölle eine zeitreise zu machen hat was originelles an sich^^
ist das aber nicht ein großer zufall das sie gleich dem leiter eines weisenhauses über den weg läuft O.O
naja zufälle solls halt geben^^
hm was soll ma denn noch zu sachn...
hast hier und da n paar rechtschreibfehler (zb: armee wird mit zwei e's geschrieben oder redest du hier von armen *gg*) aber ansonsten is der schreibstil große klasse
bin gespannt wie es weitergeht^^
schreib mir bitte ne ens wenn es soweit ist *lieb gugg*
naja des wars dann auch von meiner seite
mach weiter so=)
*kekse da lass*



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