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Irrgarten des Schicksals

Zusammenarbeit mit Trixi_82, denn wir sind Phai8287
von

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Hallo liebe zukünftige Leser dies ist eine Zusammenarbeit von Trixi_82 und mir (Renegat11)! Ich hoffe sie gefällt euch und ihr schließt die Figuren genauso ins Herz wie wir!

Eure R11
 

Der Irrgarten des Schicksals
 

Hell beschienen die wenigen Sonnenstrahlen, durch das dicke Laubdach den Waldboden. Die Bäume waren alt und sehr hoch, so schafften es nur vereinzelte Farne sich unter ihnen zu behaupten. Der Forst zog sich über die gesamte Landschaft hier im Gebirge, nur die höchsten viertel der Berge wurden von ihm verschont.

Gut gelaunt lief ein junger Mann durch eines der Täler. Er war groß gewachsen. Sein Körper zeugte von regelmäßiger Arbeit, denn er hatte keinerlei Fettansatz. Das nachtschwarze Haar, welches im Nacken zusammengebunden über seinen Rücken fiel, reichten ihm fast bis zum unteren Rücken und die eben so fast ganz dunklen Augen erspähten alles, was um ihn herum geschah. Torae hatte sich früh am Morgen von zu Hause fort geschlichen, denn auch wenn er das 18. Lebensjahr bereits überschritten hatte, wurde er zu Hause fast wie eine Art Arbeitssklave gehalten und so genoss er hin und wieder einfach nur seine Freiheit.

Eine rundliche Frau in ihren Vierzigern stapfte durch das grüne Gras auf der Suche nach etwas oder besser jemandem. Die Falten auf ihrer Stirn ließen sie älter aussehen, als sie es waren und verrieten einem Beobachter viel über ihr Leben. Einem der Gründe für ihre Sorgenfalten jagte sie nun hinter her. Sie konnte ja verstehen, dass er ein wenig Freiheit brauchte, aber sie wollte sich auch nicht mit der schlechten Laune ihres Mannes rumschlagen. „Torae!!“

Der Gesuchte hörte den Ruf und zuckte zusammen. Wenn sein Vater schon nach ihm suchen lies, würde er vermutlich bis morgen früh durcharbeiten müssen. Er seufzte und rief laut. "Ich komme, Mutter!" Auch wenn der junge Mann auf offener Fläche außer Hörweite gewesen wäre, wusste er doch, dass seine Stimme durch die Berge getragen wurde und die Frau das Echo verstehen würde. Dann machte er sich schnellen Schrittes auf den Weg, er wollte sie nicht in noch mehr Schwierigkeiten bringen.

Mit ungehaltener Miene wartete Sankara Katorasen auf ihren Sohn. In Momenten wie diesen wünschte sie manchmal, dass sie ihn nie geboren hätte. Wäre sie nicht schwanger geworden hätte sie dieses Scheusal von Ehemann nie heiraten müssen und hätte die Frau des Bäckers werden können.

Mit tiefen fauchenden Tönen verließ ihr Mann das Haus. Endorio war ein ebenfalls großer aber sehr untersetzter Mann. "Ist der Bengel immer noch nicht hier?"

„Er ist auf dem Weg“ grollte sie zurück. Gott wie sie diesen Mann hasste.

Sankara sah noch ein leichtes Nicken der Glatze, als ihr Gatte wieder ins Haus ging. "Dein Nichtsnutz von einem Sohn soll sofort zu mir kommen, wenn er wieder da ist!"

Sie machte sich nicht mal mehr die Mühe zu antworten, sondern tippte nur ungeduldig mit ihrem rechten Fuß und hoffte, dass der Bengel bald auftauchen würde.

Torae war nicht mehr weit von zu Hause entfernt. Er hastete über Stock und Stein, damit seine Mutter heute nicht schon wieder die Hölle auf Erden erleben musste. Doch wenige Meter bevor er das Dorf und die ersten Wege erreichte, hinter einer Wand aus undurchsichtigen Büschen, stolperte er. Doch seinen erschrockenen Schrei sollte niemand hören.

Der Boden der sich unter vertrockneten Ästen unter seinem Gesicht aufgetan hatte, barg eine große Höhle und auf dessen Grund aufgeschlagen musste sich der junge Mann erst einmal wieder ächzend aufrichten. Dann sah er sich überrascht um. Bis zum heutigen Tage hatte er diesen Hohlraum unter der Erde noch nicht entdeckt und auch die anderen Bewohner des Dorfes hatten sie in seinem Beisein wohl nie erwähnt. Es war kalt dort unten und uralte Stalaktiten reichten fast schon von der Decke bis zum Boden. "Wo bin ich hier?" Staunend sah Torae sich um, er fühlte sich, als sei er in einer anderen Welt.

Nur wenige Meter von sich entfernt erblickte er schließlich einen Höhlensee und im seichten Ufer des unterirdischen Gewässers, blinkte etwas. Langsam ging er darauf zu und holte es heraus. Fragend oben sich seine Augenbrauen von ganz allein. Es war ein ledernes einfaches Armband, aber warum und vor allem wie konnte es dann blitzen?

Der junge Mann schüttelte seinen Kopf. Vielleicht hatte die Sonne nur im Wasser ihren Schein wiedergegeben, weil er ja ein Loch in die Decke gerissen hatte. Bei näherer Betrachtung, entschied er dann, dass ihm diese Einfachheit gefiel, er legte sich das Band um sein Handgelenkt und verschnürte es an seiner Unterseite.

"Jetzt wird es aber Zeit!" Torae beeilte sich aus der Höhle heraus zu kommen, auch wenn ihn die Blessuren des Sturzes einige Schmerzen verursachten. Sein Vater würde ihn, wenn er noch länger warten müsste, nicht nur bis zum Morgen arbeiten lassen, er würde ihn vermutlich auch wieder schlagen.

Seltsamer weise war schon alles dunkel, als er zu Hause ankam und als er das einfache Holzhaus betrat wurde er sofort von seinem Vater gepackt. „Wo bist du denn ganzen Tag gewesen verfluchter Bengel?“ bellte Endorio und festigte seinen Griff um den Nacken seines Sohnes.

Mit verzerrtem Gesicht versuchte es sich der junge Mann im Griff seines Vater so ertragbar wie möglich zu machen. "Aber... Aber... Ich bin doch sofort nach Hause gekommen!"

Grob schüttelte der alternde, doch immer noch starke, Mann den Jungen, bis Torae Sterne sah. „Lüg mich nicht an! Du hast dich den ganzen Tag irgendwo rumgetrieben! Meintest wohl, du hättest es nicht nötig zu arbeiten, was??“

Unschuldig und mit demütiger Stimme versuchte der Beschuldigte sich zu verteidigen. "Nein! Ehrlich! Ich bin in diese Höhle gefallen und bin danach sofort hierher gekommen!"

Endorio schleuderte seinen Sohn zu Boden und baute sich über ihm auf. „Ich will solche Lügen in meinem haus nicht hören!!“

Um seinen Erzeuger nicht noch mehr zu verärgern blieb Torae erst einmal auf den Dielen liegen. "Nein... Nie wieder!", sagte er leise und verschüchtert. Er wusste, zu was sein Vater fähig war und versuchte es deshalb nicht noch einmal mit der Wahrheit. Dann erhob er sich. "Ich werde jetzt meine Arbeiten erledigen!"

„Und ob du das wirst! Und glaub ja nicht, dass du für deine Frechheit noch belohnt wirdt und was zu essen bekommst!!“

Jetzt schaltete sich der Mutterinstinkt von Sankara ein, sie hatte sich still in einer hinteren Ecke des Zimmers gehalten. "Aber Endorio, lass ihn doch etwas essen..." Vorsichtig und langsam trag sie dabei auf ihren Mann zu. Trotz allem liebte sie ihren Sohn und hoffte ihm hin und wieder helfen zu können.

„Kommt gar nicht in Frage!!“ Mit einer inneren Zufriedenheit beobachtete der massige Mann, wie seine Frau vor ihm zurück schreckte.

"Schon gut, er hat Recht, ich hätte zu Hause bleiben müssen!" Der Sohn der Familie lächelte seiner Mutter versteckt zu und ging dann in den Werkstattraum.

Stunden vergingen, bis man sogar in der Werkstadt das Schnarchen des Hausherren hörte und Sankara zu ihrem Sohn geschlichen kam, um ihm etwas Essen zu bringen, dass sie vom Abendessen aufgehoben hatte.

"Danke Mutter!", flüsterte er und stopfte sich schnell ein paar Stullen zwischen die Zähne. "Aber geh jetzt besser, bevor Vater noch etwas merkt! Ich werde hier gleich auch fertig sein...", Torae gähnte herzhaft.

„Du bist so ein dummer Junge“ schimpfte sie flüsternd. „Du kennst deinen Vater doch, also warum machst du immer wieder solche Sachen?“

Mit großen Augen und trotz seines Alters noch einem kindlichen Blick darin versteckt schüttelte er den Kopf. "Es war die Wahrheit. Ich bin in diese Höhle gefallen!" An das lederne Armband zum Beweis hatte er gar nicht mehr gedacht. Auch wenn seine Eltern wohl vermuten würden, da sie ihn ohne Taschengeld arbeiten ließen, dass es gestohlen sei. So blieb es vorerst in Vergessenheit.

„Und da warst du den ganzen Tag drin?“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Du hast schon eine blühende Fantasie.“

Verletzt drehte Torae etwas den Kopf weg. "Wenn du mich bitte fertig arbeiten lassen würdest?"

„Aber mach nicht mehr so lang“ mahnte seine Mutter, bevor sie die Werkstadt verließ, um zu Bett zu gehen.

Sie sollte nicht Unrecht behalten, denn Torae war nicht in der Lage noch lange zu arbeiten. Er schlief ungefähr eine halbe Stunde nachdem sie gegangen war dort vor seiner kleinen Werkbank ein.

Vollkommen erholt wurde der junge Mann am nächsten Morgen wieder wach. Das noch immer laute Schnarchen seines Vaters zeugte davon, dass es noch sehr früh war. Erschrocken sah er dann, dass er die letzte Arbeit noch nicht fertig bekommen hatte und er musste sich beeilen, damit er dies noch vor dem Erwachen der Anderen fertig bekomme.

Seufzend legte er das fertige Stück weg und ging hinaus um sich am Brunnen frisch zu machen. Doch als er seine Wunden vom Vortag säubern wollte schrie er laut erschrocken auf.

Seine Mutter, die in der Küche begonnen hatte das Frühstück vorzubereiten, eilte aus dem Haus, als sie seinen Schrei hörte. „Um Gottes Willen, was brüllst du so?“

Stotternd zeigte Torae auf seine eingerissene Hose und die Ellebogen. "Da... Da... Da..."

„Nun sprich doch deutlich, Kind. Oh nein, hast du deine Sachen schon wieder zerrissen? Ich habe sie doch grade erst geflickt!“ ungehalten stemmte sie die Hände in die Hüfte.

Kopfschüttelnd versuchte er sich zusammen zu reißen. "Die Schrammen, sie sind alle weg!" Dass seine Mutter wütend ob der kaputten Kleidung war, schaffte der junge Mann im Augenblick nicht in sich aufzunehmen.

„Was für Schrammen denn bitte?“ fragte sie ärgerlich, da sie sich in Gedanken schon wieder neuen Stoff kaufen sah und das obwohl ihr Mann so knauserisch wahr.

"Hast du sie denn gestern Abend nicht gesehen? Ich war doch in die Höhle gefallen und hab sie mir zugezogen, deshalb ist die Hose ja kaputt und auch das Hemd!", Torae fühlte sich von Sekunde zu Sekunde mehr verloren, weil sie ihm auch nicht glauben wollte.

„Ich hab gestern überhaupt nichts gesehen und jetzt geh dich umziehen!“

Gehorsam wie es sich für einen wohlerzogenen Sohn gehörte, nickte der junge Mann und trottete ins Haus. Ja, vielleicht hatte er das alles nur geträumt?!! Ganz bestimmt... Er war vermutlich über eine Wurzel gestolpert und hatte sich den Kopf gestoßen. Als er dann erwachte, war es Abend. Anders konnte es nicht möglich sein, denn es gab ja niemanden, der von einer Höhle wusste, die direkt neben dem Dorf war. So was hätte man sicherlich wissen müssen! Doch als er in seiner kleinen Kammer unter dem Dach ankam und sich umzog, stockte er. Das Armband... Torae trug noch immer dieses breite aber einfach gehaltene Leder um sein Gelenk. War es doch kein Traum gewesen?

Die wenigen Minuten, welche er in einer Höhle war, hatte er dort tatsächlich das Ding gefunden? Aber warum kam es ihm vor, als wäre er so kurz dort drinnen gewesen und außerhalb war ein ganzer Tag vergangen? Er schüttelte den Kopf. Es würde eine vernünftige Erklärung geben! Gleich heute, wenn er mit seiner Arbeit fertig war, würde er nochmals zu dieser Höhle gehen und sich davon überzeugen, dass sie nicht existierte!

Als der junge Mann dann wieder vernünftig gekleidet war, trat er hinunter in die Küche und sah auch schon, dass sein Vater in der Zeit erwacht sein musste. "Einen schönen guten Morgen, Vater!", grüßte er ihn und hoffte, dass dessen Wut vom Vortag sich etwas gelegt hatte.

Seine Begrüßung bestand eher aus einem Grollen, als aus richtigen Worten. Sein Vater war vor seinem ersten Becker Kaffe einfach noch nicht ansprechbar, aber zu Toraes Glück auch noch nicht so aggressiv.

Leise um das Gemüt seines Vater nicht weiter zu stören, setzte sich der junge dann an den Tisch und bekam von seiner Mutter eine kleine Stulle Brot mit Aufschnitt. "Darf ich gleich noch mal ins Dorf? Ich muss dringend etwas nachschauen!", fragte er leise und hoffend nach einer Weile.

„Wenn du mit deiner Arbeit für heute fertig bist, kannst du machen was du willst!“ grollte sein Vater mit vollem Mund, was dazu führte, dass ihm Brotstücken aus dem Mund fielen und sich in seinem ungepflegten Bart verfingen.

Ein dankbares und kindergleiches Leuchten trat in Toraes Augen. Sein Vater war selten zu zuvorkommend. "Ich werde gleich anfangen und du wirst heute mit mir zufrieden sein!" Schnell sprang er auf und verschwand in der Werkstatt.

Es war ein Glück, dass Endorio seinen Kaffe noch nicht hatte, sonst hätte er für seine Bitte eher eine Gewischt bekommen, als dass sie erfüllt worden wäre.

Die Stunden liefen und die Kunden kamen und gingen. Doch es sah nicht so aus, als würde Torae noch bei Tageslicht seine Erinnerungen zerstreuen könnte.

"Ahh...", fluchte er am spätern Nachmittag und sah erschrocken auf ein Holzstück, welches ihm von dem bestellten Stuhl abgebrochen war.

Mit einem Poltern kam sein Vater in die Werkstadt gewankt und es war klar zu erkennen, dass er die Zeit, in der sein Sohn gearbeitet hatte, genutzt hatte, um Bekanntschaft mit einer Whiskyflache zu machen. „Was hast du jetzt wieder angestellt!“ Endorios Stimme klang genauso schwankend, wie er sich bewegte.

Geschockt sah der junge Mann auf seinen Vater. "Nicht... Ich..." Er hielt seine Hand, welche er sich bei der Arbeit verletzt hatte hinter seinem Rücken versteckt und versuchte das Holz mit seinem Fuß unter dem Tisch zu verstecken. "Ich hab nur keine passende Haltung gefunden... Aber keine Sorge, der Stuhl wird rechtzeitig fertig!"

Endorio gab einen zustimmenden Laut von sich, der mehr wie ein Tier, als wie ein Mensch klang. „Das will ich auch hoffen sonst…!“

Kopfschüttelnd drehte Torae sich um und winkte unbedacht seinen Vater weg. "Geh... Ich werd schon fertig!" Doch als er seinen Satz zu ende gesprochen hatte, bemerkte er wie er seinen Vater angesprochen hatte. Hoffentlich würde das gut gehen.

Eine schallende, doch nicht wirklich gut gezielte Ohrfeige war die Antwort die er bekam. „Pass auf was du sagst!“

Kapitel 2

(Ich hoffe es gefällt)
 

Mit gesenktem Haupt und sich die Stelle an der Endorio getroffen hatte, reibend antwortete der Dunkelhaarige: "Verzeihung, Vater!" Dann ging er wieder seiner gewohnten Arbeit nach, wobei er zuerst den Stuhl fertig stellte.

Mit dem Einbrechen der Abenddämmerung hatte Torae seine Arbeit erledigt. Erschöpft schlich er zurück in die Wohnküche. "Es ist alles fertig und zur vollsten Zufriedenheit der Kunden!" Mit einer herunterspielenden Handbewegung wischte sein Vater das Thema beiseite, als wäre es ihm gleich, dass sein Sohn den ganzen Tag hart gearbeitet hatte. Doch seine Mutter war stolz auf ihren Sohn. So ging Sankara auf ihn zu und strich ihm liebevoll über die Wange. "Das freut mich, mein Sohn! Möchtest du etwas zu Essen?" Normalerweise hätte Torae die Frage sofort bejaht, aber dann würde sein Vater vielleicht seinen Schnitt an der Hand sehen. "Danke Mutter, aber ich wollte doch ins Dorf..."

„Ohne dein Abendbrot?“ besorgt sah sie ihren Sohn an, auch wenn ihr Mann das meiste des Essens in Anspruch nahm war sie immer drauf bedacht ihrem Sohn etwas aufzuheben, sodass er was in den Magen Bekam.

Lächelnd nickte Torae und deutete seiner Mutter an auf seine Hand zu sehen. Sie würde verstehen, was er meinte, wenn sie den Schnitt sah. "Ja, ich würde gern später Essen, wenn ich zurück bin!" Was er nicht wusste und durch den fehlenden Schmerz nicht mitbekommen hatte, dass seine Verletzung, genau so wie die Wunden vom Vortag einfach verheilt waren und Sankara demzufolge nichts sehen würde. „Wenn du meinst.“ Verwirrt sah sie ihren Sohn an, sie verstand nicht, was er ihr mit dem Rumfuchteln seiner Hand sagen wollte, aber er würde schon seine Gründe haben. Torae machte ihr zwar oft Ärger, aber dumm war er nicht.
 

Schnell verließ der junge Mann das Haus, bevor seinem Vater noch etwas einfiel, was er hätte machen können. Dann ging er durch das Dorf. Die meisten der Geschäfte waren zwar schon geschlossen, aber es tat hin und wieder ganz gut, umherwandernde Menschen um sich zu haben. Als er am Blumenladen des Dorfes vorbei kam erspähte er einen ihm wohlbekannten roten Schopf. "Marinda...", rief er freudig und ging auf sie zu, dabei winkte er. Die junge Frau wirbelte herum, sodass ihre roten Locken ihr nur so um den Kopf flogen. Als sie erkannte, wer da auf sie zukam stemmte sie ihre Hände in die Hüfte und sah den Anderen mit mütterlichem Vorwurf an. „Torae! Was machst du um diese Zeit noch hier?“ Strahlend umarmte er sie kurz. Es war äußerst selten, dass der Schwarzhaarige dazu kam Freunde zu sehen. "Ich wollte mir nur etwas bestätigen! Bist du mit deiner Arbeit schon fertig?" Marinda reichte Torae nur biss zur Brust und so musste sie ihren Kopf in den Nacken legen, um ihn anzusehen. „Ich muss nur noch abschließen, dann habe ich Feierabend.“ Ein Nicken antwortete ihr. "Möchtest du mich danach nicht begleiten? Ich wollte nur an den Rand des Dorfes... Wir könnten vielleicht noch mal etwas Spaß haben?!!" Lachend gab sie ihm einen Klaps auf den Arm. „Wie redest du denn mit einer so gut wie verlobten Frau?“ Torae kicherte leise. "Ich war einfach zu spät... Du konntest ja nicht auf mich warten! Also, was ist? Möchtest du mit?"

„Oh, bitte, als ob mein Vater dich je als Schwiegersohn in betracht gezogen hätte! Aber was soll’s.“ Sie drehte sich um und versperrte den Blumenladen. „Von mir aus können wir los.“ Verspielt knuffte ihr der Gutaussehende in die Seite. "Ich hätte ihm schon bewiesen, wie würdig ich für dich wäre!" Dann bot er ihr den Arm an und ging die Straße entlang. Es tat gut, einfach ausgelassen zu sein, wenn man an sein Elternhaus dachte. „Hättest du dich nur mal etwas angestrengt, aber ich bin ja ganz gut weggekommen.“ Sie atmete tief durch und genoss die frische Luft des Abends, auch sie hatte nicht viel Zeit, die sie für sich nutzen konnte, da sie für ihre Mitgift extra arbeiten musste. "Und wenn Franco dir zu langweilig werden sollte, weißt du ja, welches Lager sehnsüchtig auf dich wartet!" Langsam hatte sie das Ende des Dorfes erreicht und Torae verließ den Weg und ging quer durch die Büsche. "Sag mal Marinda, hast du mal etwas von einer Höhle gehört, die hier sein soll?"

„Eine Höhle? Ich weiß, dass es im Nachbardorf eine Menge Höhlen in dem Berg dort gibt, aber dass wir hier so was haben, davon weiß ich nichts.“ Fragend besah sie ihren Freund. „Hast du etwas Eine gefunden?“ Der Gefragte schien etwas zu suchen, als sie fragte. "Ja... nein... Ich weiß nicht... Ich bin gestern in eine Höhle gefallen und habe das hier..." Torae zeige ihr sein Handgelenk mit dem Lederriemen. "...dort gefunden." Von dem großen Zeitunterschied erzählte er ihr nichts. "Niemand zu Hause will mir glauben, deshalb wollte ich es beweisen!"

„Und wo bist du in diese Höhle gefallen?“ fragte sie, immer noch etwas skeptisch. Sie kannte den Wald gut und hatte noch nie eine Höhle entdeckt. "Ich weiß es ja nicht mehr so genau, deshalb bin ich ja am suchen!" Sie gingen noch einige Meter in die Büsche und den Wald hinein. Doch nichts zeugte von einer Höhle unter ihnen. Torae seufzte und kniete sich hin. "Also habe ich doch nur alles geträumt?!!"

„Ich will ja nichts sagen, aber du hast schon eine blühende Phantasie.“ Entschuldigend sah sie ihren Freund an. "Jetzt fang du nicht auch noch an wie meine Mutter!" Etwas wütend und auch frustriert, selbst wenn der junge Mann gehofft hatte, dass er wirklich alles geträumt hatte, schlug er mit der Faust auf den Boden. Just in diesem Moment fing sein Armband in dem selben silber/weiß an zu leuchten, wie es unter Wasser geglitzert hatte. "In dieser dämlichen Höhle war ein See!" Während Torae etwas vor sich hinfluchte, bemerkte weder er noch Marinda, dass die Erde unter ihnen zu bröckeln begann. „Jetzt beruhig dich doch wieder, es gibt bestimmt eine logische Erklärung für alles“, versuchte Marinda ihren Freund zu beruhigen, sie hatte ihn selten so aufgebracht gesehen. Torae nickte. "Du hast Recht. Vielleicht wollte ich es nur wahrhaben, weil es so eine schöne Ausrede war!" Gestand er sich ein. Doch als er aufstand zerfiel die Erde unter seinen und Marindas Füßen.

Erschrocken stieß die junge Frau einen Schrei aus, als sie in unbekannte Tiefen stürzte. Auch der junge Mann schrie kurz auf, aber man konnte auch irgendwie eine tiefe Zufriedenheit in seinem Ton hören. Auf dem felsigen Grund gelandet, rappelte er sich schnell wieder auf. "Au... Verflucht!" Dann eilte er zu seiner Freundin. "Marinda... Alles in Ordnung bei dir?" Benommen ließ sich das Mädchen aufhelfen und sah Torae verwirrt an. „Was ist geschehen?“ Der Gefragte sah sich mit den selben leuchtenden Augen, wie sein Lederarmband glänzte um. "Das ist Höhle... Ich wusste doch, dass ich mir das nicht eingebildet habe!" Übermütig hob er die junge Frau etwas an und drehte sich mit ihr im Kreis. "Es ist wunderschön hier, komm sieh dich um!" Torae führte sich auf, als sei er hier zu Hause und würde die Höhle schön ewig kennen.

„Torae!“ rief Marinda, die seinen Enthusiasmus nicht teilen konnte, ihre Glieder schmerzten und ihr war leicht schwindelig, doch vor allem bereitete dieser Ort ihr Schrecken, sie verstand nicht, wie sich so plötzlich der Boden hatte unter ihnen auftun können. Strahlend ließ er sie wieder los. "Schau nur, seit hunderten von Jahre ist niemand mehr außer uns hier gewesen!" Er deutete mit seiner Hand, hinter der das Leder saß weiter in die Höhle hinein. "Und dort hinten ist der See!"

„Um Gottes Willen!“ rief sie verzweifelt. „Lass uns weg von hier, dieser Ort ist nicht natürlich, da muss der Teufel seine Hände mit im Spiel haben!“ Marinda war eine offene und liebenswerte junge Frau, doch war sie streng gläubig erzogen worden und fürchtete den Zorn Gottes überall. Ganz sanft nahm der Dunkelhaarige ihre Hände in die seinen und sah ihr tief in die Augen. "Du brauchst hier keine Angst zu haben, es ist alles gut! Die Decke dieses natürlichen Gewölbes ist mit der Zeit brüchig geworden und so konnten wir sie finden. Hier gibt es keinen Teufel, sonst hätte er mich gestern nicht wieder gehen lassen!"

„Es ist mir trotzdem unheimlich, Bitte lass uns gehen, Torae.“ Flehend sah sie ihren Freund an. „Bitte.“ Etwas seufzend gab er der jungen Frau nach. "Gut, wenn du das möchtest. Aber ich bin mir sicher, wir brauchen uns nicht fürchten!", Torae wusste es einfach, warum war ihm nicht bewusst, aber er hatte ein behagliches Wohlgefühl hier unten. "Dann lass uns gehen, wir müssen ja noch den Ausgang finden!"

Nach einigem Suchen fanden sie das Loch in der Decke, durch das sie gefallen sein mussten und mit viel Hilfe von Torae konnte Marinda heraus klettern. Außerhalb und mit festem Boden unter den Füßen lächelte er sie an. "Fühlst du dich jetzt besser?" Während er fragte ging er vor ihr auf die Knie und zog sein Halstuch aus. Ganz vorsichtig verband er damit ihr aufgeplatztes Knie, was sie sich beim Sturz in die Höhle zugezogen hatte. „Wesentlich“ gestand sie, während er ihr wieder auf die Beine half. "Das heißt, dass du mir jetzt glaubst?" Hoffnungsvoll sah Torae sie an und geleitete sie langsam zurück ins Dorf. „Nun, ich hab die Höhle ja gesehen, auch wenn ich immer noch glaube, dass es da nicht mit rechten Dingen zu geht.“ Torae lächelte. "Nein, das war bestimmt ein ganz natürlicher Vorgang..."

Sie bemerkten gar nicht, dass sie des Abends in die Höhle gefallen waren und es nun helligster Tag war. "Danke das du mich begleitet hast!"

„Wofür hat man denn Freunde?“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, doch dann wurde sie wieder ernster. „Wenn ich erst verheiratet bin, können wir so was aber nicht mehr machen.“

Der junge Mann hatte nie wirklich Zeit gehabt um sich zu verlieben, sein Vater hatte immer dafür gesorgt, dass er arbeiten musste. Doch die wenigen Freunde, welche er gefunden hatte, nahmen es ihm nicht übel, wenn er den ein oder anderen deutlichen Spruch ablies. "Warum? Franco kann doch dann oben am Höhleneingang warten!" Er lachte herzhaft und sie erreichten nun die Mitte des Dorfes, den Marktplatz. "Soll ich dich noch nach Hause bringen oder möchtest du lieber alleine gehen?"

Gespielt vorwurfsvoll sah sie ihn an. „Du entführst eine Lady und hast dann nicht einmal vor sie nach Hause zu geleiten?“

"Eine Lady verschwindet nicht einfach eine Woche mit einem Kerl, der sie noch nicht einmal ehelichen wird!", erklang auf einmal hinter Marinda die Stimme ihres Verlobten. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah ziemlich verärgert aus. Auch die meisten anderen hier auf dem Marktplatz sahen auf die beiden Freunde.

Viel Spaß an unserem dritten Kapitel!!!
 


 

„Was?“ fragte sie entsetzt. „Wir sind doch grade erst weg, wie kann das sein?“ Sie begann hysterisch zu werden und wand sich hektisch zu Torae um. „Was hast du gemacht?? Ich wusste, dass etwas nicht stimmt, als du den Boden hast einstürzen lassen!“ Abwehrend und völlig unschuldig hob der Angesprochene die Hände. "Ich hab wirklich nichts gemacht. Ich schwöre es dir!" Franco hingegen zog eine Augenbraue hoch. "DU hast einen Boden einstürzen lassen? Wir alle hier wissen, dass Marinda nicht lügt, keine von uns ist so gläubig wie sie. Was hast du mit ihr gemacht!?" Auch die meisten der anwesenden Marktbesucher stimmten ihm zu. Dann trat auch noch Sankara die für ihren Mann einkaufte langsam näher. „Torae! Wo in Gottes Namen warst du!?“ schimpfte sie, als sie ihren entlaufenen Sohn erblickte, doch ihre Frage ging unter, denn Marinda hatte begonnen zu weinen und sich an die Brust ihres Verlobten geworfen. „Ich wusste, dass der Teufel in dieser Höhle umgeht, deshalb wollte ich auch sofort wieder weg!!“ Schützend legte Franco seine Arme fest um die junge Frau. "Bleib ganz ruhig. Dieser Dämon wird dir nichts mehr tun!" Dann zeigte er auf Torae. "Verbrennt ihn, er steht mit dem Teufel im Bunde!"

Panisch schüttelte der junge Mann den Kopf. "Nein! Nein! Nein!" Dabei fuchtelte er wild mit den Armen vor sich herum, weil die ersten starken Männer des Dorfes auf ihn zugingen um ihn zu verhaften. "Ich habe nichts mit dem Teufel zu tun!" Als er mit einer fast schon flehenden Stimme seinen Satz beendet hatte, bildete sich eine unsichtbare Mauer vor ihm, der alle in einem Umkreis von fünf Metern zu Boden warf.

Die Frauen schrieen und die Männer starrten ihn fassungslos an. Auch seine Mutter, die vor Schreck ihren Einkaufskorb hatte fallen lassen, sah mit entsetzten auf das Monster, dass sie geboren hatte. Zittern betrachtete Torae was er da angerichtet hatte. Aber wie hatte er das getan? Er hatte keine Ahnung und war verzweifelt. Zögernd ging er auf Sankara zu. "Bitte Mutter... Du weißt doch, dass ich gut bin, dass ich nichts mit dem Teufel zu tun habe!" Doch diese wich nur mit einem Aufschrei von ihm zurück. Dann flogen die ersten Steine auf den Schwarzhaarigen. Franco hatte sich ein Herz gefasst. "Verschwinde du Satan's Sohn... Verschwinde hier und wage dich nie wieder her!" Schützend hielt Torae die Hände vor sein Gesicht, als das Lederband wieder aufleuchtete und die Steine kurz bevor sie ihn berühren wollten zur Erde fielen. "Bitte...", flehte er, aber niemand wollte ihm mehr glauben und vertrauen. Immer mehr, besonders die Männer des Dorfes fassten Mut und wollten ihn steinigen und der verwirrte junge Mann konnte nichts anderes mehr tun, als zu laufen. Weg aus dem Dorf, dass trotz seines herzlosen Vaters sein zu Hause war.
 

Lange war der schwarzhaarige junge Mann unterwegs. Er lief einfach weiter, immer der Nase nach. Wenn er müde war, legte er sich hin und schlief, wenn er Hunger hatte, suchte er sich etwas im Wald zusammen und aß. Torae wusste nicht, wie lange er schon unterwegs war, doch nach einigen Wochen hatte er das Ende des Gebirges erreicht und eine weite Ebene erstreckte sich vor ihm. Nichts hatte ihn aufgehalten, Menschen war er nicht begegnet und wilde Tiere schienen ihn zu meiden. Nur ein Adler hatte ihn auf der Reise begleitet und war immer in seiner Nähe.

Er hatte in der Zeit immer wieder darüber nachgedacht, was geschehen war, aber er konnte es sich nicht erklären. Der Junge hatte ja nie gesehen, dass sein gefundenes Lederarmband aus der Höhle jedes Mal erglühte, wenn etwas seltsames um ihn herum geschah. Sein nachtschwarzes Haar hingegen hatte begonnen sich zu verändern. Anfangs wurde es nur heller, doch inzwischen schien es grau, es war der vollkommene Widerspruch zu seinem Alter. Nur noch die weichen Gesichtzüge zeugten von seiner Jugend und es war so gut wie unmöglich seine wahre Lebensdauer ob er nun jung oder alt war, zu erahnen. Er war einfach schön und zeitlos.

Torae verfluchte inzwischen die Höhle und den Tag an dem er zum ersten Mal in sie hineingefallen war. Zu jener Zeit hatte sein Unglück begonnen. Aber vielleicht fand er ja hier, weit fort von zu Hause ein Dorf, wo er von vorn beginnen konnte. „Komm mit mein Freund!“, rief er dem Adler zu und ging mit wenig Hoffnung weiter.

Und so vergingen die Stunden, als er durch einen Wald streifte, auf der Suche nach seiner Zukunft. Als die Sonne begann hinter dem Horizont zu verschwinden und den Wald in ein schauriges Dämmerlicht tauchte hörte Torae plötzlich das Wiehern von aufgebrachten Pferden. Zuerst dachte er, dass es Wildpferde seien, die etwas erschreckt hatte. Doch als das Geräusch nicht lauter oder leiser wurde, als die Tiere ihren Standort nicht wechselten, begann so etwas wie Neugier in dem jungen Mann zu wachsen. Vielleicht begegnete er endlich wieder jemandem. Einer Person, die jetzt versuchte irgendwelche Pferde zu bändigen. Es würde ihm gut tun, nach so langer Zeit mal wieder reden zu können. So ging er dem Wiehern der Pferde nach und konnte schon von weitem das Szenario sehen.

Die Pferde die er gehört hatte, waren keine Wildpferde, es waren Zugpferde, die vor eine elegante und teuer aussehende Kutsche gespannt waren. Sie bäumten sich vor Furcht, irgendwas musste sie aufgeschreckt haben und als Torae noch ein paar Schritte näher kam, konnte er erkennen was das war.

Eine kleine Gruppe von Räubern hatte die Kutsche umzingelt und war gerade im Begriff den edlen Herrn oder die feine Dame aus dem Inneren zu zerren. Ohne groß darüber nachzudenken, lief Torae auf das Schauspiel zu. Das konnte er nicht zulassen. „Hey... Weg da!!!!“

Kein sehr schlauer Schachzug, denn sofort waren nicht nur die Blicke der Räuber auf ihn gerichtet, sondern auch deren Waffen.

Für den Bruchteil einer Sekunde wurde der Langhaarige langsamer, doch seltsamerweise bekam er keine Furcht. Im Gegenteil, jetzt würde er erst Recht dem Besitzer oder der Herrin der Kutsche helfen. „Aus dem Weg und verschwindet!“ Rief er ein weiteres Mal und hatte endlich die Räuber als auch die Kutsche erreicht. Teilweise gekonnt, aber doch mehr aus Glück wich Torae dabei den scharfen Messern und Degen aus, bis ihn eines der Schwerter an der Schulter streifte. Sich die verwundete Stelle haltend, bekam der junge Mann nun doch Angst. Dabei kreisten ihn die Banditen weiter ein und trieben ihn in die Enge, die Außenwand der Kutsche. Ein Mann löste sich etwas von der Gruppe dieser zweifelhaften Gesellen. Er war groß gewachsen und das harte Leben, das er zu führen schien, hatte dazu geführt, dass sein Körper so wohl geformt war, dass er so mancher Maid schlaflose Nächte bereiten könnte. Sein Haar war dunkel braun und umrahmte in wilden Locken sein markantes Gesicht. Er sah aus, wie das romantische Ideal eines Räubers und der dunkle Teint seiner Haut und der leichte Bartansatz verliehen ihm einen verwegenen Charakter. Seine funkelnden smaragdgrünen Augen waren auf Torae fixiert und seine vollen Lippen waren zu einem amüsierten Grinsen verzogen. „Du willst uns aufhalten, Bürschchen?“

Etwas unsicher schaute der junge Mann in die Gesichter der Leute, die er wohl gegen sich aufgewiegelt hatte. Und seine Gedanken waren nicht wie man erwartet hätte, 'Wie komme ich hier raus?' oder 'Wie kann ich den Leuten in der Kutsche helfen?', sondern Torae war verwundert. ~Woher weiß der Kerl, dass ich noch nicht so alt bin? Ich hab mich doch selbst im Fluss gesehen und ich habe in den letzten Wochen doch die Haarfarbe eines Greises bekommen!~ Dann rutschte er Schritt für Schritt in die Nähe der Pferde, die sich allem Anschein nach etwas beruhigt hatten. Wenn er einen guten Moment abpassen würde, könnte er vielleicht auf den Bock springen und die Kutsche samt Besitzer in Sicherheit bringen. "Ich werde nicht zulassen, dass unschuldige Leute von Banditen wie euch ausgenommen werden!" Doch eine Schwertspitze an seiner Kehle ließ ihn stoppen. Die grünen Augen funkelten ihn warnend an. „So süß du auch bist, Herzchen. Komm mir in die Quere und du bereust es!“ Mit einem scharfen aber doch überaus beeindruckten Blick, betrachtete Torae den Degen. Er konnte spüren, das Metall war scharf genug um seinen Hals ohne Mühe in zwei Hälften zu teilen.

Schluckend blickten seine so dunklen Augen wieder in die seines Gegenübers. Doch bevor er etwas hätte sagen oder tun können hörte man das laute Schreien eines Adlers. Danach schlich sich ein siegessicheres Lächeln auf seine Züge, denn der Vogel würde ihm helfen.

Das Zucken seiner Lieder verriet, dass der Räuber Hauptmann sich nach dem Vogel hatte umsehen wollte, doch eisernes Training verhinderte, dass er sich auch nur einen Millimeter rührte. Auch wenn sich die Klinge nicht bewegte, blieb das Lächeln in dem Gesicht des Grauhaarigen. "Hol sie dir mein Freund!", rief er und holte mit dem Arm aus um auf die Räuber zu zeigen. Der Adler schien seinen selbstgewählten Herrn zu verstehen und stürzte auf Befehl hinunter zu den Feinden. Zeitgleich, während der Arm sich hob und das Tier hinabstürzte, erglühte das Lederarmband von Torae, es war jedoch schwächer als die letzten Male im Dorf und die Angreifer der Kutsche flogen einige Meter weiter nach hinten. Der Mann, der ihn eben noch bedroht hatte, war zu Boden geschleudert worden und hatte sich dann mit Mühe wieder aufgerichtet und so konnte er die nachfolgenden Geschehnisse beobachten. Trotz seiner offensichtlichen Niederlage lächelte er, denn der seltsame Junge hatte einen tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen.

Zitternd, weil schon wieder etwas geschehen war, das Torae nicht steuern konnte und alle es vermutlich mitbekommen hatten, versuchte er dies erst einmal zu verdrängen. Noch waren die Räuber außer Gefecht, also könnte er endlich helfen und dann entkommen. So eilte der junge Mann schnellen Schrittes an die Tür der Kutsche und öffnete diese. Eine junge Frau mit güldenen Haaren saß auf dem weich gepolsterten Sitz. "Seit ihr wohl auf Mylady?", sagte der Langhaarige um irgendwie zu zeigen, dass sie nun außer Gefahr war. Doch die hohe Frau starrte ihn an, als sei er der Teufel persönlich. Bis eben hatte sie noch aus dem Fenster gesehen, um zu erkennen was genau vor sich ging, und hatte gesehen, was ihr ‚Retter’ vollbracht hatte. „Weiche von mir!“, schrie sie aufgebracht. "Aber...", ein tief trauriger Ausdruck breitete sich auf Toraes Gesicht aus. "Mylady, wir müssen hier fort, so schnell es geht!" Das schien die junge Frau in Aktion zu versetzten und sie versuchte an Torae vorbei aus der Kutsche zu kommen. Schmerzhaft schloss der junge Mann kurz seine Augen. Sie hatte alles gesehen und verstieß ihn genau so, wie es sein Dorf und seine Mutter getan hatten. So schnell würde er aber nicht aufgeben. Torae wollte die Frau retten und da alle Räuber noch hier waren, war sie außerhalb der Kutsche nicht sicher. "Mylady..." Er packte sie am Arm, als sie gerade an ihm vorbei war und die Pferde erreichte. "Bitte, lasst mich euch helfen!" Doch anstatt seine Hilfe anzunehmen schrie sie bei seiner Berührung los, als hätte seine Hand sie verbrannt. Panisch versuchte sie sich von Torae loszureißen und stieß ihn in ihrer Not dann so hart wie möglich von sich. "Ahh...", erschrocken schrie Torae auf. Dabei fiel er nach hinten, denn mit so einer Kraft von einer zierlichen Frau hatte man nicht rechnen können. Die Pferde begannen ebenfalls wieder zu wiehern. Der Schrei des jungen Mannes, die Panik der Frau und sein Fall zwischen sie brachten ihre Panik wieder hervor. Wild stellten sie sich immer wieder auf die Hinterbeine und versuchten zu entkommen. Doch weil die Bremsen der Kutsche angezogen waren, kamen sie nicht vorwärts und so trafen sie immer wieder Torae mit ihren Hufen. Torae wurde schwer getroffen und so bemerkte er nicht, wie die Pferde von ihm weggezogen wurden, doch bevor es ihm schwarz vor Augen wurde sah er über sich zwei wunderschöne Smaragde. „Wunderschön...“, hauchte er mit letzter Besinnung. Dann war es endgültig dunkel und der junge Mann konnte nicht mehr wahrnehmen, was mit ihm geschah.

Kapitel 4
 

Schwerfällig drehte Torae sich auf die andere Seite, von welcher eine angenehme Wärme ausging und stöhnte leicht. Er konnte fühlen, dass ihn eine wärmende Decke umhüllte, doch spürte er ebenso die Schmerzen welche seinen Körper durchzogen. Es dauerte einige Zeit, bis er gänzlich sein Bewusstsein wieder erlangte und dann schlug der junge Mann langsam und blinzelnd seine Augen auf. Ein prasselndes Lagerfeuer leuchtete ihm entgegen. „Wo...“, begann er sich laut, selbst zu fragen, doch zu mehr fühlte er sich noch nicht im stande.

„Du solltest dich nicht so sehr bewegen“, erklärte eine ihm vertraut scheinende Stimme, deren Quelle er ein Stück weit von seinem Kopf ausmachen konnte, doch auf Grund seiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit saß der Besitzer dieser Stimme in Toraes Totemwinkel. Der Langhaarige seufzte und schloss noch einmal seine Augen. Als er sie eine erneute halbe Stunde später wieder öffnete, fühlte er sich etwas stärker. „Was ist passiert?“, fragte Torae einfach, weil er nicht wusste wie viel Zeit verstrichen war und ob der Gefragte noch dort war. Er konnte sie noch immer nicht sehen, doch er spürte die Augen, die sich auf ihn fixiert hatten. „Bei deinem Versuch den Helden zu spielen bist du unter die Pferde geraten, das hohe Fräulein war wohl nicht so begeistert.“ Der Grauhaarige runzelte die Stirn. ~Richtig, die Lady... Aber dann bin ich....~ Schockartig richtete er sich auf. "Die Banditen... Ihr Räuber..." Sich den schmerzenden Leib haltend, versuchte er sich aufzurichten. "Was habt ihr mit ihr gemacht?" Er war ein guter Junge, auch wenn man ihn verletzte, Torae würde der Frau helfen wollen und versuchen von den Räubern zu entkommen. „Kein Grund sich aufzuregen, Romeo.“ Warme Hände erschienen auf Toraes Rücken und zwangen ihn mit beinahe zärtlicher Gewalt sich wieder hinzulegen. „Wir haben deine Prinzessin nur um ein paar Juwelen erleichtert und dank dir war sie sehr kooperativ.“

~Dank mir...? ...!!~ Der junge Mann erinnerte sich. Es war an der Kutsche ja schon wieder so was unerklärliches geschehen. "Ich habe nichts mit euch zu schaffen!" Nachdem er sich eine ertragbare Position gewählt hatte, konnte Torae der vertrauten Stimme endlich ins Gesicht blicken. Das es die selben Augen hatte, welche ihm in eine friedliche Bewusstlosigkeit geschickt hatte, konnte er in der Dunkelheit der Nacht nicht erkennen. "Und warum bin ich jetzt hier? Was wollt ihr von mir?"

„Oh, verzeih, dass ich dir das Leben gerettet habe, wird nicht wieder vorkommen.“ Die intensiven Augen funkelten ihn wütend an und schnitten durch die Nacht, wie die Augen einer Eule. Etwas irritiert starrte Torae den Mann vor sich jetzt an. "Aber..." Er war fassungslos. Der Fremde hatte gesehen, zu was er in der Lage war und er hatte ihm trotzdem das Leben gerettet. "Warum...", fragte er leise.

Von einem Moment auf den nächsten schlug die Stimmung seines Gegenübers um und Torae wurde keck angegrinst. „Du hast mich beeindruckt, Herzchen.“ Kopfschüttelnd verzog der Grauhaarige sein Gesicht. Er hatte große Schmerzen, aber er wollte versuchen es sich hier unter Verbrechern nicht anmerken zu lassen. "Beeindruckt? Hast du nen Knall? Was willst du wirklich von mir, während andere mich verstoßen?" Ein dunkles melodisches Lachen durch brach die Stille des Waldes. „Wir sind alle Verstoßene, Schätzchen.“

"Ich bin nicht wie ihr!!!!!! Und unterlass dieses Schätzchen und Herzchen Gequatsche, dass kann ich gar nicht leiden!", fauchte Torae zurück. ~Du hättest mich vielleicht unter den Pferden liegen lassen sollen...~ Toraes Ausbruch schien den Räuber aber nur mehr zu amüsieren, als abzuschrecken. „Welch herrliches Temperament du hast, Liebes! Und du magst dich von uns unterscheiden, aber ich kenne keinen Menschen, der wie der andere ist.“ Der hoch gewachsene Mann stand auf und kam näher ans Feuer und somit näher zu Torae.

Einen Sekundenbruchteil erstarrte Torae, als er die Augen im Schein des Feuers wiedererkannte. Wie konnten ihm die Augen eines solchen Mannes nur gefallen haben? Er war vermutlich einfach nur zu benommen gewesen! Redete er sich ein. Doch dann packte ihn wieder die Wut. Er war hier nicht bei seinem Vater, vor dem er Angst hatte und von klein auf Kuschen gelernt hatte. Auch wenn ihn die Räuber vermutlich wirklich töten konnten.

Von den Gefühlen stimuliert erglühte ganz schwach sein Lederband und unterdrückte so die Schmerzen des Langhaarigen. Dann richtete er sich auf und packte den Banditen am Kragen. "Ich habe einen Namen. Lass diese dämlichen Anreden, ich bin kein Weib!" Dem Räuber war das Aufleuchten des Armbandes nicht entgangen und er speicherte es in seinem Kopf für den weiteren Gebrauch ab. Ruhig sah er den aufgebrachten jungen Mann an und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Nun, ich kenne deinen Namen nicht, aber sei dir sicher, dass mir aufgefallen ist, dass du kein Frauenzimmer bist.“ Mit diesen Worten zwinkerte er dem Kleineren zu. "Nun..." Torae sammelte sich ein wenig und ließ den Fremden wieder los. "Ich heiße Torae und werde jetzt gehen!" Dann sah er in den Himmel und sein Freund der die gesamte Zeit über um das Lager kreiste, verstand. Mit einem Schrei kam der Adler hinunter und setzte sich auf den gehobenen Arm des Menschen. Erneut hatte der Jüngling den erfahrenen Räuber beeindruckt und der hatte nicht vor dessen Talente davon laufen zusehen. „Und wo willst du bitte hin? Die Leute scheinen nicht besonders gut auf dich zu reagieren.“

Langsam wurden die Kräfte des Langhaarigen wieder schwächer. Er hatte seine Macht ja nicht bewusst heraufbeschworen. Torae hatte lediglich darum gebeten, falls es da etwas gibt, das bei ihm ist, dass dies ihm die Schmerzen nehmen sollte. So fing auch sein Arm auf dem der Vogel saß mit jeder Sekunde mehr an zu zittern. "Nein, da hast du Recht, sie fürchten mich um genau zu sein! Aber auch ich werde meinen Platz noch finden... Wenn du mich jetzt entschuldigst!" Er hatte nicht vor, den Räuber nach seinem Namen oder dem der Bande zu fragen, je weniger er wusste, desto besser wäre es vermutlich.

Doch auch seine zurückkehrende Schwäche blieb nicht unbemerkt, wenn auch erst mal unkommentiert. „Und woher willst du wissen, dass dieser Platz nicht hier ist, wenn du einfach wegläufst?“ Mit einer unmerklichen Bewegung seines Armes, bat Torae seinen Freund wieder abzuheben und dieser gewehrte ihm seine Bitte. Doch der Adler flog nicht weit fort, er blieb wenige Meter weiter auf einem sicheren Ast und beobachtete. "Weil ich nicht auf der anderen Seite der Gesetze stehe!" Der junge Mann schloss kurz seine Augen und sammelte Kraft, dann ging er langsam vom Schein des Feuers weg. "Es wäre sinnvoller, wenn wir uns nicht mehr über den Weg laufen!"

„Seltsam, du willst auf der Seite des Gesetzes stehen, aber ich glaube kaum, dass das Gesetz auf deiner Seite ist, dafür richten sich die Gesetzte zu sehr nach der Kirche, wahrscheinlich wartet irgendwo schon ein Scheiterhaufen auf dich.“ Beinahe nebensächlich waren diese Worte gefallen, doch um so gezielter war ihre Wirkung, denn Torae blieb wie angewurzelt stehen. "Der Scheiterhaufen... Steine... und alles was dazu gehört. Aber wenn ich weit genug fort bin, wird mich niemand mehr kennen und dort werde ich bestimmt akzeptiert werden!" Seine Stimme war leise und verletzt geworden, die Einsamkeit und Ablehnung der letzten Wochen klang deutlich aus ihnen heraus. „Bis auch sie herausfinden, wer du bist…“

"Was willst du von mir? Es kann doch unmöglich sei, dass jemand wie du zu mir stehen würde, wenn es darauf ankäme. Ich bin gefährlich und zwar nicht so wie du." Noch immer stand der Junge wie festgewachsen an der selben Stelle, doch er wäre auch nicht in der Lage gewesen sich großartig weiter zu bewegen. „Wir alle hier sind von der Gesellschaft verstoßen und passen deshalb jetzt aufeinander auf. Du wärst eine Bereicherung für unsere ‚Familie’.“ Der attraktive Mann war nun hinter Torae getreten und legte vorsichtig eine Hand auf dessen rechte Schulter. „Was hast du zu verlieren?“ Der Angesprochene zuckte zusammen und fiel dem Räuber fast in die Arme. "Wie heißt du?" Starke Arme umfingen ihn und hielten ihn aufrecht. „Ivar.“ Irgendwie lächelnd nickte Torae. Er sah schon wieder diese faszinierenden Augen. "Ich weiß nicht, ob ich euch trauen darf und ob ich bleibe, aber ich würde mich gern etwas ausruhen und erholen!" Er spürte, dass er allein in diesem Zustand nicht weiter kam und sah, wenn auch widerwillig ein, dass eine Unterbrechung bei den Banditen wohl unumgänglich war.

Innerlich hatte Ivar zwar schon beschlossen dieses seltsame Geschöpf nicht wieder gehen zu lassen, aber das musste der junge Mann in seinem Armen ja noch nicht wissen. „Wie sie wünschen, Prinzessin!“ Ein lautes Lachen war aus dem Hintergrund um das Lagerfeuer zu hören. Die Räuber hatten genau beobachtet und gehört, was die beiden so unterschiedlichen Männer soeben besprochen hatten. "Lass das, sonst gehe ich sofort!", fauchte statt dessen der Grauhaarige.

„Nun stell dich nicht so an, sonder lass mich dir lieber wieder auf dein Lager helfen, wir müssen morgen früh los und du wirst alle Kraft brauchen, die du kriegen kannst.“ Der Dunkelhaarige ließ es sich nicht nehmen Torae auf seine Arme zu heben, als wäre er seine Braut, die er über die Schwelle tragen wollte. Beleidigt drehte dieser den Kopf weg. "Nenn mich bei meinem Namen oder lass mich in Ruhe!", nuschelte er und driftete in einen erholsamen Schlaf. Noch während Ivar ihn auf sein Lager trug, erglühte wieder das Leder und langsam aber stetig wurden die äußerlich blauen Flecken kleiner und auch die innerlichen Wunden begannen unmenschlich schnell zu heilen. Mit großen Augen beobachtete Ivar das Schauspiel und gratulierte sich innerlich selbst über den hervorragenden Fang den er da gemacht hatte.
 

Der nächste Morgen kam früh und noch bevor Torae erwacht war, waren die Räuber auf den Beinen und packten ihre Sachen zusammen, das alles geschah unter den scharfen Augen ihres Anführers. Ivar war noch recht jung, grade mal 22 Jahre, auch wenn man ihm das nicht ansah, und viele seiner Männer waren um Längen älter als er, dennoch hatte er sich durchgesetzt und wurde von allen akzeptiert und nur selten wurde an seinem Posten gerüttelt.

Keiner seiner Männer hinterfragte sein Interesse an dem seltsamen jungen Mann und nahmen die Anweisung ihn nicht gehen lassen zu dürfen gelassen hin.
 

„Aufwachen, Dornröschen.“

Aus unschuldigen Träumen gerissen, schoss Torae aus seinem Lager und stand aufrecht aber noch sehr verschlafen vor dem Räuber. "Ich werde nie wieder verschwinden, bitte verzeih mir Vater!", sagte er mit kräftiger Stimme, auch wenn er noch nicht klar erkannt hatte, dass er trotz eines warmen Bettes nicht mehr zu Hause war. Beschwichtigend hob Ivar die Hände. „Ganz ruhig, Liebchen.“ Der junge Mann rieb sich die Augen und erinnerte sich, dass er nicht zu Hause war. Dann holte er mit seinem geheilten Arm aus und wollte Ivar schlagen. "VERDAMMT, ICH HABE EINEN NAMEN... T O R A E!!!!!!!!!!" Mit der Leichtigkeit eines geschickten Kriegers fing der ältere den Schlag ab und lächelte den aufgebrachten Jungen freundlich an. „Ich weiß, du hast dich schon vorgestellt.“ Mit all seiner wieder vorhandenen Kraft versuchte Torae sich aus der großen Hand, die seine festhielt zu befreien. "Und warum zum Teufel nennst du mich nicht bei diesem?"

„Weil ich keine Lust dazu habe“, erklärte Ivar gelassen. Durch seinen gesamten Körpereinsatz spürte der Grauhaarige, dass er genau wie damals nachdem er in die Höhle gefallen war, wohl wieder vollständig gesund war und es stimmte ihn zufrieden. Mit etwas geschickt, konnte er sich dann auch noch aus dem Griff drehen. "Schön, ich werde es mir auch nicht mehr anhören müssen, denn ich gehe!" Ohne schmerzliche Schwierigkeiten machte er sich dann auf den Weg. "Dieser Idiot, für wen hält der sich eigentlich?"

Weit kam er nicht, denn zwei grimmig dreinschauende Räuber stellten sich ihm in den Weg. „Willst du jetzt doch weg laufen, ich dachte du wolltest das Leben mit uns mal austesten.“

"Ich habe nur gesagt, ich weiß nicht, ob ich bleiben werde!" Problemlos hob Torae seinen Arm und ließ seinen Freund den Adler erneut darauf landen. "Auch wenn ich keine Ahnung habe wie das geht. Wir haben es an der Kutsche auch geschafft, hilfst du mir, hier weg zu kommen?" Ein Schrei ertönte und der Junge wusste, dass es eine Zustimmung war. "Dann auf geht’s!" Hoffend, dass es funktionieren würde, machte er eine lässige Handbewegung und die beiden Banditen wurden aus dem Weg geblasen, doch die, welche hinter ihnen standen, konnte er noch nicht aus dem Weg schieben. Mit ihren Fratzen grinsend, hielten sie Torae fest und der angreifende Adler schien sie nicht zu interessieren.

"Bin ich doch euer Gefangener?", fauchte der Langhaarige frustriert Ivar an. „So würde ich es nicht nennen“, erklärte der Braunhaarige und trat dicht an Torae heran. „Ich hab nur noch nicht vor dich gehen zu lassen, Schätzchen.“ Der festgehaltene zog skeptisch eine Augenbraue hoch. "Ist das nicht das Selbe?" Dann hörte er einen erneuten Schrei seines Adlers, denn dieser wurde ebenfalls von einem Räuber gefangen und festgehalten. "Lass ihn los verdammt, er hat nur getan, worum ich ihn gebeten habe!"

„Weder dir, noch deinem Täubchen wird was passieren, das Einzige, was ich dafür von dir verlange ist, dass du lange genug bei uns bleibst um dir ein profundes Urteil über uns zu bilden.“ Ivar konnte nicht widerstehen und strich Torae eine Haarsträhne, die durch dessen Bewegungen wie ein Blatt im Wind tanzte, hinter sein Ohr. „Einverstanden?“ Ein unbändiger Blick antwortete ihm. "Ich werde schneller weg sein, als dir bewusst ist, denn ihr habt mein Urteil gerade gefällt!"

„Ein Urteil ohne alle Fakten ist nichts mehr als ein hohles Vorurteil. Ich hatte mehr von dir erwartet, Torae.“ Und als Ivar ihn ansah schien er ehrlich enttäuscht zu sein. "Verzeih....", platzte der Junge entschuldigend heraus. Er hatte Ivars Ausdruck genau gesehen. "Es tut mir leid, du hast Recht... Ich will euch neu kennen lernen und wenn es an der Zeit ist, mein Urteil fällen!" Torae hatte seine eigene Verzweiflung in dem Räuber gesehen. Seine Hilflosigkeit, als er aus seinem Heimatdorf vertrieben wurde und es hatte ihn berührt. Was der Ältere wohl alles in seinem Leben durchgemacht hatte? "Ich werde bleiben und eine Antwort auf deine Frage von letzte Nacht finden!" Ein breites Grinsen breitete sich auf Ivars Gesicht aus und er gab seinen Männern ein Zeichen Torae los zulassen. „So gefällst du mir schon viel besser!“ Das interessierte den Langhaarigen gerade wenig. Schnell lief er zu dem Räuber, welcher seinen Freund festhielt. "Komm her mein Freund!" Abwartend sah er auf den Mann, bis dieser den Vogel losließ. "Er war seit gestern bei mir, ich konnte ihn in meinen Träumen fühlen. Ich brauche Futter für ihn!"

„Das ist ein Raubvogel, kann er sich nicht selber was fangen?“, fragte Ivar verwirrt. Was es mit dem Flattermann auf sich hatte, hatte er noch nicht durchschaut. "Er hat über mich gewacht und mich hier gehalten! Ich will ihn jetzt nicht allein losziehen lassen!", antwortete Torae trotzig. "Sonst muss ich euch doch für ein paar Stunden verlassen und auf die Jagt gehen!"

Ivar seufzte genervt, es schien ihm, als ob Torae ihm ein bisschen was heimzahlen wollte. „Gut, dann bekommt das Vögelchen halt was von unserem Proviant.“ Mit einem Grinsen, welches seinen haushohen Sieg präsentierte nickte der junge Mann. "Danke sehr! Ich hab euch viel zu danken!"

„Oh, keine Sorge, ich finde einen Weg, wie du es mir zurück zahlen kannst.“ Ivars Augen zwinkern und das Lachen seiner Männer verrieten, dass es nichts Gutes war. Unwissend und vor allem misstrauisch beobachtete Torae die Männer. "Ich mache nichts, was gegen Gesetze verstößt!" Dabei kraulte er seinen stolzen Adler, der noch immer seinen Kontakt suchte. „Oh, keine Sorge, es wird ganz legal sein.“ Irgendwie verstand Torae das in seiner kindlichen Unschuld nicht. "Na dann, lasst uns frühstücken und losgehen. Ich bin um ehrlich zu sein gespannt wo es hingehen wird." Schlimmer als in seinem zu Hause konnte es nicht sein. Grinsend sahen die Räuber sich an, wissend, auf was sich der Junge da eingelassen hatte.
 

Nach dem gemeinsamen aber einfachen Mahl und dem rohen Fleisch für den Vogel machten sich die Räuber mit ihrem neuesten ‚Erwerb’ auf den Weg. Torae hatte zunächst den Eindruck, dass sie einfach Ziellos durch den Wald gingen. Doch je mehr die Stunden fortrückten, desto fröhlicher schienen die Genossen zu werden. „Wo gehen wir eigentlich hin?“, fragte er Ivar schließlich ohne das Ziel hinter einer dichten und hohen Hecke erblickt zu haben.

„Willkommen im Dorf der Verstoßenen.“ Ein großes Tor öffnete sich, um Ivar und seine Bande wieder hinein zu lassen. Wie eine Statue blieb Torae stehen. Er sah ein vollkommen intaktes Dorf vor sich, jeder hier hatte seine Aufgabe und auf den Wegen war buntes Treiben. "Aber wie ist das möglich...", entfuhr es ihm leise. Ivar hatte sich zu ihm umgedreht und sah ihn nun mit einem Grinsen an, dass nur selten sein Gesicht zu verlassen schien. „Es gibt viele die nicht in das Bild der Gesellschaft passen, aber hier können sie frei sein.“

~Das hört sich schön an...~ Dachte der Grauhaarige und senkte sein Haupt. "Ob hier wirklich alle frei sein können?", fragte er dann leise und traurig. Er hatte Angst, wenn seine Fähigkeit wieder ungewollt zum Vorschein kam, ob er hier nicht auch vertrieben oder gar schlimmeres würde. „So frei wie man es auf Erden nur sein kann.“ Eine große, von harter Arbeit geprägte, Hand streckte sich Torae entgegen. „Komm.“ Zögernd legte der Junge seine auf Ivars Hand, hielt aber dann auch inne. "Warum hast du keine Angst vor mir?"

„Sollte ich die denn haben?“

Schmerzlich schloss Torae seine Augen. "Jeder hat Angst vor mir. Selbst meine Mutter ist zitternd zurück gewichen... mein bester Freund hat sogar Steine auf mich geworfen. Ich hab die..." Es drängte ihn, mit jemandem zu Reden, doch er wusste immer noch nicht ob er dem Räuber vertrauen konnte und so brach er ängstlich ab. "Ich bin schlecht!"

„Das glaub ich nicht.“ Lächelnd sah Ivar ihm in die Augen. „Das einzige Mal, dass du dein Talent eingesetzt hast, war um dich und eine Fremde zu schützen, das klingt nicht nach einem schlechten Menschen.“

"Wer weiß...", den Kopf zur Seite drehen ging Torae langsam weiter. "Zeigst du mir dein Dorf genauer?"

„Natürlich, du bekommst die große Führung.“ Mit seinem altbewährten Grinsen legte Ivar seinen Arm um Toraes Schultern und führte ihn durch das große Tor. Noch etwas unwillig löste sich der Grauhaarige aus der Umarmung und ging neben ihm her. "Ich finde das ziemlich beeindruckend!"

„War auch nicht so leicht auf zu bauen, aber wir sind hier sicher und das ist alles was zählt.“ Mit einem verträumten, doch stolzen, Blick sah Ivar sich ‚sein’ Dorf an. Als sie an einer kleinen Tischlerei vorbei kamen, wurden Toraes Augen groß. "Das ist ja..." Er ging näher und betrachtete sich einen fertig gestellten Stuhl. "Wahnsinn... Mir ist da immer die linke obere Verzierung abgebrochen... Mein Werkzeug war einfach nicht fein genug!"

„Du bist Tischler?“, fragte Ivar überrascht.

Etwas belustigt kicherte der Junge. "So in der Art...", ließ er dann eine Antwort offen. "Was hast du vor dem allem hier eigentlich gemacht?" Ivars Schultermuskeln verspannten sich und das geübte Auge konnte sehen, dass es sich hierbei wohl um ein unangenehmes Thema handelte. „Es ist doch egal was ich war, viel wichtiger ist, was ich jetzt bin.“ Langsam stand der Langhaarige wieder auf und sah seinem Gegenüber fest in die Augen. "Und was bist du jetzt?", er fragte nicht nach dem Räuberoberhaupt. Irgendwie wollte er mehr über den Mann dahinter wissen. „Jetzt… bin ich einfach nur Ivar.“ Ein undefinierbares leuchten trat in seine dunklen Augen, als Torae spürte, dass dieser Mann wohl eben so viele Geheimnisse wie er selbst mit sich herumtrug. "Was wird hier eigentlich von einem erwartet? Ich kann doch nicht einfach faul auf der Haut liegen!"

„Keine Sorge, wir finden schon was für dich zu tun.“ Er legte seinen Arm erneut um Toraes Schultern und hoffte er würde dort verweilen dürfen. „Aber jetzt zeig ich dir erst mal den Rest des Dorfes.“

Weiterhin skeptisch, weil der Junge so gar nicht verstand, was mit Ivar los war, warum er keine Angst vor ihm hatte, sondern wohl eher seine Nähe suchte, ließ er ihn erst einmal gewähren. "Ja..." Dann gingen sie weiter durch das Dorf. Es war wirklich einmalig, dachte der Jüngere. Als sie alles abgesucht hatten, war er einfach mehr als begeistert. "Du kannst stolz auf dich sein, so etwas führen zu dürfen!"

„Oh das bin ich!“, bestätigte der Dunkelhaarige. „Aber jetzt möchte ich dich jemand ganz besonderen vorstellen.“

Einer neuer Tag ein neues Kapi!
 

"Wem denn?", fragte Torae neugierig, dann Pfiff er und sein Adler kam zu ihm herunter. "Ist das ok, wenn er mitkommt? Er hat mich... Er hat mich schon lange nicht mehr aus den Augen gelassen und ich möchte ihn nicht durch eine Tür aussperren..."

„Solange er mir mein Haus nicht voll scheißt.“ Ivar führte seine ‚Beute’ zu dem scheinbar gröbsten Haus des Dorfes. „Hereinspaziert.“ Lachend und kopfschüttelnd folgte Torae ihm. "Wer weiß, sonst mach ich alles wieder sauber!" Dann betrat er langsam das Haus und sah sich um. Torae wurde durch einen langen Flur geführt vorbei an vielen geräumigen Räumen, vorbei bis zu einer kleinen Terrasse, die zum Garten hinaus führte. Dort saß, neben einer Truhe, die Torae als eine von der Kutsche wieder erkannte, ein alter zerbrechlich wirkender Mann.

Höflich ließ er vor diesem seinen Kopf kurz sinken und stellte sich dann vor. "Hallo, ich bin Torae Katorasen." Er hielt noch immer seinen Vogel bei sich und lächelte dabei. Der alte Mann sah auf und sah ihn dennoch nicht an. Erst jetzt bemerkte Torae, das die milchigen Augen des Mannes blind waren. Ivar trat an den Mann heran und küsste zärtlich dessen Wange. „Ich bin wieder da, Großvater.“

„Das hab ich mir gedacht, so laut wie du durch das Haus geschlürft bist.“ Seine Stimme klang ermahnend und dennoch liebevoll, genauso wie das Lächeln, mit dem er Ivar bedachte, dann wand er seinen Kopf in Toraes Richtung. „Es freut mich dich kennen zu lernen Junge, wir haben nicht oft Besuch. Ich bin Iskander, aber du darfst mich gern Großvater nennen, dass tun hier die meisten.“

„Sehr erfreut!“ So wie es seine Erziehung verlangte, blieb Torae erst einmal zurückhaltend. Aber das war es nicht nur allein, der Alte hatte etwas Weises an sich und wer weiß, was das in Zukunft mit sich brachte.

Um die Vorstellung abzuschließen reichte er Iskander die Hand, doch weil er schon wieder verdrängt hatte, dass der alte Mann blind war, kicherte er entschuldigend. „Tut mir leid!“, dann griff er nach der Hand des Alten um diesem den richtigen Weg zu weisen. Doch es sollte etwas geschehen, was Torae nicht beabsichtigt hatte. Denn als sich ihre Finger berührten, durchfuhr ein Bild den Alten. Er konnte Torae tatsächlich sehen, aber nicht so wie er jetzt war, sondern als reifen, erwachsenen Mann. Seine langen Haare waren in dieser Erscheinung nicht mehr alt und grau, sonder seidig und es hatte die Farbe von Sternen, denn sie erschienen in einem weißen silber. Außerdem trug er nicht mehr die ärmliche Kleidung eines Tischlers Sohn. Edle, samtige Gewänder in den Farben smaragdgrün und schwarz, umschmeichelten seinen immer noch durchtrainierten Leib. Es war ein Bild von Toraes Zukunft.

Auch wenn der junge Mann nicht wusste, was gerade geschehen war, so konnte er doch spüren, dass etwas geschah. Panisch wich er zurück und presste sich mit seinem Rücken an die Tür, aus der er kurz zuvor gekommen war. „E... Ennn... Entschuldigung... E... Es tut mir Leid... Ich weiß nicht wie das geht!“, seine stotternde Stimme war wieder zittrig, wie immer wenn es um die ungewöhnlichen Dinge ging, die um ihn herum passierten und er war auf alles vorbereitet, vor allem auf einen Rauswurf oder schlimmeres.

Doch zu seiner Überraschung lachte der alte Mann nur freudig. „Wo für entschuldigst du dich, Kind? Es ist lange her, dass ich sehen konnte und auch wenn es nur ein Bild war, so bin ich dir doch sehr dankbar.“ Noch immer unsicher blieb Torae an der Tür stehen. "Aber... Gesehen? Ich versteh nicht... Gar nichts!!!"

„Das wirst du noch, da bin ich mir sicher, Kind.“ Mit freundlichem Lächeln deutete der alte Mann den beiden jungen Männern an sich zu ihm zu setzten. Ivar leistete dieser Bitte auch sofort folge und setzte sich grinsend neben seinen Großvater. Ein dankbarer Schimmer glomm in Toraes Augen und er nickte. "Vielleicht..." Dann setzte auch er sich. "Ivar hat mich hergebeten, ich hoffe ich störe nicht..."

„Aber natürlich nicht, mein Junge bringt so selten Freunde mit.“ Das Lachen schien dem alten Mann nie aus dem Gesicht zu weichen, was auch die tiefen Lachfalten verrieten und auch wenn seine Augen blind waren funkelten sie, wann immer er Lachen musste. Ein freches Grinsen zierte auf einmal das Gesicht des Langhaarigen. "Nun, ihr Knabe verlockt auch nicht gerade immer, dass man ihn besuchen möchte...", ein Schmunzeln schlich sich in seine Stimme und die kindliche Ansprache verschaffte ihm eine kleine Rache für die weiblichen Formen mit denen Ivar ihn immer ansprach. „Hey!“ beschwerte er sich gleich, ihm gefiel es nicht so ignoriert zu werden und Toraes Bemerkung ging ihm auch ziemlich gegen den Strich, es reichte ihm schon, dass er sich in der Gegenwart seines Großvaters immer schon wieder wie ein Kind vorkam. "Willst du mir wiedersprechen, nachdem wir uns auf, ich möchte mal sagen, auf ungewöhnliche Art und Weise kennen gelernt haben?" Noch immer frech streckte Tora dem Räuberhauptmann die Zunge raus, es tat ihm einfach gut! Dann wartete er ruhig auf eine mögliche Reaktion von dem Greis. „Was hat mein Junge denn jetzt schon wieder angestellt?“ Auch den Alten schien ihr kleines Spiel sehr zu amüsieren. „Großvater! Ich bin doch kein Kind mehr!“ Ein leichtes Kichern folgte auf Ivars Reaktion von dem Jüngeren. „Na ja, er hat mich beobachtet, wie ich getestet habe, ob Pferdehufe mir etwas anhaben können! Doch ihr Junge musste sich einmischen...“

„Was so viel heißt, wie, dass ich dir das Leben gerettet habe!“ grollte Ivar missmutig. Torae schluckte, der Räuber hatte Recht, auch wenn er noch immer nicht wusste, ob das richtig war. "Für den Augenblick, da hast du Recht..."

„Für den Augenblick?“ Skeptisch sah Ivar den Jüngeren an.

Die Situation schien sich für Torae verschlechtert zu haben, zumindest fühlte er sich in die Enge getrieben und wollte allem Anschein nach nicht reden. So verstand Iskander das Schweigen des Jüngeren auf die Frage seines Enkels. "Was hältst du davon mein Junge, wenn du uns erst einmal etwas zu Essen und zu Trinken besorgst. Ich möchte nicht unhöflich vor unserem Gast wirken!", seine Stimme war streng und elterlich. „Natürlich, Großvater.“ Mit einem letzten verwirrten Blick auf Torae verließ Ivar die Terrasse und verschwand im Haus.

Natürlich juckte es den Großvater, seinen Gast zu fragen, was ihm auf der Seele lastete. Doch er war weise genug um zu wissen, dass dieser wohl vorerst nichts sagen oder erzählen würde. Also führte er ein wenig Smalltalk mit ihm über die Welt der Farben, bis Ivar wiederkam und zum ersten Mal sah, das Torae auch herzlich lachen konnte. Iskander hatte einen Witz zum Thema ein Sehender mit Blindenstock und ein Blinder der wild durch die Gegend läuft erzählt. Für einen Moment verharrte Ivar nur im Durchgang zur Terrasse und betrachtete das lachende Gesicht von Torae, er war von der Schönheit des Jungen von Anfang an gefangen gewesen und die Traurigkeit in seinen Augen hatte Ivar angezogen, doch sein Lachen haute den Dunkelhaarigen beinahe aus den Schuhen.

Sich etwas den Bauch haltend vor lachen, bemerkte der Langhaarige seine Rückkehr. "Das hört sich an, als wäre Ivar das irgendwann mal passiert und er sei sehend gegen den Baum gelaufen!" Er konnte es sich einfach nicht nehmen lassen, ihm die ganzen Ansprachen hier zurück zu zahlen. Der Alte schmunzelte, er hörte, wie es dem Gast gut tat so zu lachen. "Stimmt, den Eindruck hatte ich ebenfalls!"

„Das hört sich an, als würdet ihr schon wieder über mich lästern!“ meckerte Ivar scheinbar ungehalten, doch innerlich viel zu vergnügt über Toraes Lachen, um ihm wirklich böse zu sein. Er setzte das Tablett, das er bei sich hatte auf dem kleinen Tisch ab, der zwischen dem alten und dem jungen Mann stand. Als würden sie sich schon ewig kennen, schüttelten die Gescholtenen gleichzeitig ihre Köpfe. "Wir würden doch nie über dich lästern!" Während der Alte das sagte, schweifte der Blick des Jungen über das Tablett und ihm knurrte übelst der Magen, er hatte schon lange keinen so guten Snack mehr gesehen. Mit unerwartet geschickten Händen servierte Ivar den mitgebrachten Tee und den Kuchen, den ihre Haushälterin am Morgen gebacken hatte. "Danke!" Torae lächelte ihn zum ersten Mal an und griff dann nach seiner Tasse Tee. "Das riecht sehr gut!"

„Tja, wenn ich was kann, dann ist es Tee brühen.“

Auch Iskander lehnte sich vor und tastete den Tisch nach den Leckereien ab. "Jetzt stell deinen Licht mal nicht unter den Scheffel! Du bist die perfekte Hausfrau, ich habe dich wohl erzogen!" Vorsichtig nahm er ein Stück Kuchen und begann ihn zu Essen. Torae hingegen gefiel es von Minute zu Minute mehr an diesem Tisch. Der Alte hatte was drauf! Doch ihm fehlte etwas, was er im ganzen Dorf nicht gesehen hatte, das wollte er schon vorher mal gefragt haben. "Sag mal, gibt es hier irgendwo einen See oder einen Fluss?"

Mit geröteten Wangen, die ihm das ‚Kompliment’ seines Großvaters eingebracht hatte, sah er Torae an. „Etwas außerhalb des Dorfes gibt es einen See, mit einem herrlichen Wasserfall und wir sind durch ein Brunnensystem damit verbunden.“

Ein lautes Schreien des Adlers, welcher sich hinter Torae auf einem Fensterbrett niedergelassen hatte, war zu hören, noch bevor dessen Freund antworten konnte. "Ja, das gefällt mir auch!" Dann wandte der Grauhaarige sich wieder dem Tisch zu. "Ein See mit Wasserfall. Ich weiß nicht warum, aber ich finde es perfekt!" Tatsächlich, er konnte sich die Gegend Bildhaft vorstellen und ein Gefühl verriet ihm, das es hier perfekt war. „Ich hab doch gesagt, dass es dir hier gefallen würde.“ Ein Grinsen konnte sich Ivar bei diesen Worten nicht verkneifen. "Hm... Du hast ihm gesagt, es wird ihm gefallen? Wird Torae hier im Dorf bleiben?" Sein Großvater wurde neugierig. Es war schon sehr lange nicht mehr vorgekommen, dass Ivar jemanden hierher eingeladen hatte und dann auch noch so etwas sagte. „Vorerst...“, erklärte der Räuber ausweichend, er wollte seinem Großvater nicht unbedingt erklären, dass er Torae quasi gezwungen hatte mitzukommen. "Bist du denn des Wahnsinns, Ivar??????!!!!!! Du hast das Dorf selbst mit aufgebaut! Wer es betritt muss hier bleiben, es ist zu gefährlich für die anderen Bewohner, wenn die sogenannten Gesetzeshüter hier her finden!" Iskander war außer sich, von soviel Unvernunft. Das hätte er seinem Enkel gar nicht zugetraut. Ivar lief knallrot an und sah beschämt zu Boden, er fühlte sich wieder wie ein kleines Kind und wollte seinem Großvater alles erklären, doch er konnte ihm ja schwer sagen, dass er nicht vorhatte Torae gehen zu lassen.

Erschüttert stand der hingegen von seinem Stuhl auf und verschüttete dabei seinen Tee. "A... Aber... Ich denke ich darf gehen, wenn ich möchte und mein unvoreingenommenes Urteil gebildet habe!" Mit schüttelndem Kopf stand auch Iskander auf. Er hörte genau wo Torae jetzt stand. Dann fasste er ihn am Arm. "Nein, so leid es mir für dich tut... Zum Schutze aller, ist das nicht mehr möglich!"

„Das reicht jetzt Großvater! Ich weiß schon was ich tue!“ Trotzig verschränkte Ivar die Arme vor der Brust, es gefiel ihm gar nicht, dass der alte Mann ihm seine Pläne so durcheinander gebracht hatte. "Wie du meinst, dann wirst du die Folgen ausbaden!", schimpfte der Alte nochmals zurück und ging dann, den Weg genau kennend ins Haus zurück. Während dessen schaute Torae den Räuberhauptmann verwirrt und wütend an. "Ich hätte dir niemals glauben dürfen!"

„Jetzt reg dich ab! Der Grund, warum ich dir diese Möglichkeit offene halte ist, dass du uns doch eh bei niemanden verraten könntest!“

"Ach so sieht das aus... Ich verstehe... Danke, aber ich brauche kein Mitleid!", auch wenn er großen Hunger hatte, ließ er den Kuchen stehen und stand ebenfalls auf. "Ich bin bis hierher gekommen und ich werde es auch weiterhin allein schaffen!"

„Jetzt sei doch nicht so bockig!“ Aufgebracht warf Ivar die Hände in die Höhe. „Warum versuchst du nicht einfach hier heimisch zu werden?“

Alle Vorsicht vergessend schnaubte Torae erst mal. "Weil ich noch nicht mal weiß, wer oder was ich bin. Ich habe keine Ahnung, was mit mir los ist und was ich kann. Was ist, wenn ich das Dorf vernichte ohne etwas dagegen tun zu können? Ich kann mich nicht lenken! Seit ich in diese beschissene Höhle gefallen bin, läuft alles schief... Wie kann ich das irgendjemandem zutrauen?"

„Ich habe keine Angst vor deinen Kräften und ich hätte dich nicht hergebracht, wenn ich geglaubt hätte, dass du eine Gefahr für meine Leute wärst! Du gehörst hier her, das wusste ich von dem Moment an, als ich dich sah.“ Ivar war an den aufgebrachten Jungen heran getreten und legte ihm nun seine Hände auf die Schultern. "Du magst vielleicht keine Angst haben, aber ich habe sie!" Während Torae antwortete leuchten seine Augen und auch seine grauen Haare zum ersten Mal so auf wie das Lederband an seinem Arm. Dies alles war eine tiefe Rührung all seiner Gefühle. "Weißt du eigentlich wie es ist, wenn man keine Kontrolle über sich selbst hat?" Erst schien es so, als würde Ivar nicht antworten, doch dann stieß er ein heiseres „Ja“ hervor. „Das weiß ich.“ Mit dieser Art Antwort hatte der Grauhaarige jetzt nicht gerechnet. "Bitte?", fragte er noch immer leicht aufgebracht und trotzdem mitfühlend. "Was weißt du?"

„Ich weiß wie es ist die Kontrolle zu verlieren“ erklärte Ivar kurz angebunden. Der Jüngere hörte, sah und spürte, dass Ivar etwas sehr schlimmes erlebt haben musste. Vorsichtig trat er an ihn heran und fühlte das Verlangen, ihn jetzt zu berühren und ihm Trost zu geben. So legte Torae langsam eine Hand auf dessen Arm und strahlte vor Wärme. "Was auch geschehen ist, es tut mir leid!" Der Dunkelhaarige brauchte noch einen Moment um sich zu fassen, doch dann lächelte er den Kleineren an. „Würde ein schlechter Mensch denn so was sagen?“ Er legte seine Hand über Toraes und sah ihm tief in die Augen. "Nein, ein schlechter Mensch würde so etwas nicht sagen!" Noch einmal drückte der Jüngere seinen Arm und ließ dann wieder los. "Würdest du mir den See zeigen?"

„Gerne sogar,… Schätzchen.“ Ein tödlicher Blick traf Ivar nachdem er zu ende gesprochen hatte, dann ging Torae wieder zu seinem Adler und nahm ihn auf den Arm. "Lass uns gehen!!" Lachend folgte Ivar ihm und konnte es dabei aber nicht lassen einen ausgiebigen Blick auf Toraes Rückseite zu werfen.
 

Ruhig gingen die beiden Männer am Ufer des Sees entlang und direkt auf den Wasserfall zu. Das Rauschen verursachte eine angenehme und friedliche Stimmung, selbst wenn es nicht gerade leise war. Torae fühlte sich hier wohl, das konnte er nicht leugnen und dieser Frieden ging auch von ihm aus. "Es ist noch schöner, als ich es gesehen hatte!"

„Gesehen?“ hackte Ivar neugierig nach. Er genoss die angenehme Atmosphäre zwischen ihnen und hoffte es für sich nutzen zu können. Erneut lächelte Torae ihn an und nickte. "Ja, als du es vorhin beschrieben hast, konnte ich es sehen! Doch direkt davor zu stehen und wahrnehmen wie sich die Sonne sich im Wasser reflektiert, macht es noch viel schöner!" Sie standen jetzt kurz vor dem Wasserfall und er hockte sich hinunter um seine Hände in das kühle Nass zu tauchen. Bewundernd sah Ivar ihn an. „Je mehr ich von deinen Kräften höre oder mitbekomme desto weniger glaube ich, dass sie etwas Schlechtes sind.“

"Lassen wir das bitte für heute, ich finde es hier so schön und möchte nicht über gut oder böse nachdenken!" Langsam erhob der Langhaarige sich wieder. „Was immer du willst, Liebes.“ Mit wackelnder Nase ging der Jüngere wieder auf den Hauptmann zu und stieß ihm mit dem Finger vor die Brust. "Warum tust du das? Willst du mich absichtlich sauer machen?"

„Oh, aber was soll ich machen, Herzchen? Du bist so bezaubernd, wenn du sauer bist.“ Auffordernd grinste Ivar den Grauhaarigen an und jeder Andere hätte wohl gemerkt, dass das Oberhaupt des Dorfes mit ihm flirtete. Nur eben nicht Torae. "Ich bin weder bezaubernd, noch ein Herzchen, Liebchen oder sonst etwas, mit dem du mich betitelt hast!", fauchte der Jüngere weiter. "Also bitte ich dich, lass das sein. Ich bin ein Mann und keine Tussi, die sich das gefallen lässt."

„Ich weiß, dass du ein Mann bist, dass ist es ja was mir gefällt“ erklärte Ivar wie selbstverständlich. Jetzt trat wieder die kindliche Unschuld des Langhaarigen hervor. "Versteh ich nicht! Suchst du einen Freund, der dir nicht ständig seinen Ringfinger ins Gesicht hält. Sondern mit dem du reden kannst, im Gegensatz zu den Weibern?" Bei dieser offensichtlichen Naivität musste Ivar sich zusammen reißen nicht laut los zu lachen. „Reden klingt ja ganz nett, aber ich stell mir da ein paar intimere Dinge vor.“ Noch verwirrter schaute Torae sein Gegenüber jetzt an. "Ähm... intimer?" Sicherlich war er aufgeklärt und wusste von den Freuden, die eine Frau einem Mann schenken konnte und umgekehrt. Aber es war ihm absolut nicht bewusst, dass dies auch zwischen zwei Männern möglich war. „Sex.“ Was Ivar jetzt zu sehen bekam, hatte wohl noch nie jemand zuvor bei Torae gesehen. Diesem entgleisten nämlich sämtliche Gesichtszüge. "S... sex...? ... Aber das geht doch nicht!" Er hatte noch nicht mal im Ansatz daran gedacht und begann doch gerade erst, etwas Vertrauen zu fassen. „Oh, dass geht schon. Glaub mir das ruhig.“ Nun konnte Ivar sein Lachen nicht mehr zurückhalten. „Meine Güte du schaust mich ja an, als würde ich jeden Moment über dich herfallen!“ Verunsichert wich der Junge etwas zurück. "Ich... Ähm... Nein... Ähm... Verarsch mich nicht!"

„Du willst mir doch nicht ernsthaft weiß machen, dass du nicht bemerkt hast, dass ich schon von Anfang an mit dir flirte.“ Ungläubig sah er den erschrockenen Jungen an, was glaubte der Junge denn, was dass ganze Schätzchengetue sollte?

Torae wich noch einem Schritt nach hinten. "Nein, woher auch? Das geht doch gar nicht! Warum solltest du das machen?" Er war eben eine Unschuld vom Lande und selbst seine lockeren Sprüche in seinem Heimatdorf unter Freunden hatte er nie ernst gemeint. „Gott, bist du süß!“ Ivar wusste genau, dass er Torae nie wieder gehen lassen würde, wenn er sich immer so verhielt. Er fand die Unschuld des Jungen ungemein anregend und erfrischend. „Du hörst dich an wie eine Braut vor ihrem ersten Mal.“ Wollte dieser Kerl, Ivar, der Räuberhauptmann denn nicht verstehen oder konnte er nicht? "Sag mal, du willst mich wirklich auf den Arm nehmen! Das geht zwischen zwei Männern nicht! Außerdem ist es Verboten! Warum lässt du es nicht einfach sein, denn langsam wird es nervig!" Tatsächlich, der Grünäugige verunsicherte den jungen Mann immer mehr. Sicher, er hatte ihn nicht zurück gewiesen und sogar bei sich aufgenommen. Doch, Torae hatte sich wirklich nichts dabei gedacht. „Erstens: So etwas geht zwischen Männern und zweitens: wenn interessiert hier schon das Gesetzt?“ Ivar verschränkte die Arme vor der Brust und wartete wie Torae darauf reagieren wollte. Und dieser reagierte anders, als es der Ältere vermutet hätte. "Wie denn?", platzte er von sich selbst überrascht heraus und schlug sich dann schnell die Hand vor den Mut. Dabei starrte er Ivar mit aufgerissenen Augen an. Was hatte ihn dazu verleitet so etwas zu fragen? Bei dem Dunkelhaarigen ließ die Frage Hoffnung aufkeimen und er legte lächelnd einen Arm um Torae. „Ich kann es dir erklären… oder es dir zeigen.“ Der Unschuldige blinzelte. Es machte ihn schon neugierig, zumindest wie es technisch möglich war. Obwohl, wenn er bedachte, wie Ivar sich fast schon rührend um ihn gekümmert hatte. Torae schüttelte den Kopf. "Sagen...", brachte er schließlich nur leise heraus. Ivar nickte verstehend, diese Antwort hatte er sich schon gedacht. „Du weißt wie es bei Mann und Frau funktioniert?“ Ein etwas sichereres Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Gefragten aus. "Sicher! Blöd bin ich noch nicht! Deshalb weiß ich ja, dass es zwischen Männern nicht geht!"

„Das würde aber heißen, dass ich schon das Unmögliche vollbracht habe“, erklärte Ivar grinsend. "Wie?" Etwas neugieriger kam Torae wieder näher und schaute dem Älteren tief in die Augen. "Wie geht das denn?" Ivar begann seine Neugier in vollen Zügen zu wecken. „Hast du es denn schon mal mit einer Frau getan?“, fragte Ivar stattdessen. Ein anfänglich noch leichter Rosaschimmer, wurde nun dunkelrot und überzog Toraes Gesicht. Es leuchtete fast wie eine überreife Tomate. Doch sagen konnte er nichts. Es war ihm schon peinlich. Die meisten seines Alters waren verlobt oder schon gar verheiratet, aber er... Er hatte eine erwachsene Frau noch nicht einmal nackt gesehen. „Darf ich das als Nein auslegen?“ Zu tiefst verlegen drehte er sich weg. "Wenn es dir klar ist, warum fragst du?"

„Ich wollte nur sichergehen, denn das hätte die Erklärung leichter gemacht.“ Er führte Torae dichter zum See. „Setzen wir uns doch erst Mal.“ Torae konnte Ivar noch immer nicht, wieder direkt anschauen. "Kannst du das nicht auch einfach erklären, ohne großen Aufwand?"

„Wenn du es so haben willst.“ Ivar sah den Anderen an, falls er einen Einspruch hatte dann machte er es kurz und schmerzlos. „Zum Sex braucht ein Mann keine Frau, sondern nur ein ‚Loch’ und ich bin mir sicher, du kannst dir denken was das ist.“ Sicher verstand der junge Mann und dabei wechselte seine Hautfarbe ständig von weiß auf rot. "Und das willst du von mir?"

„Es hört sich schlimmer an, als es ist“, verteidigte Ivar seine Sache. „Und jetzt im Moment will ich bloß, dass du mich öfter anlächelst.“

Es sollte ein zerknirschtes Lächeln werden, was er von seinem jüngeren Freund bekam. "Ich denke, es ist besser, wenn du mich bei meinem Namen nennst! Versprichst du mir das?"

„Ich kann für nichts garantieren, aber ich werde es versuchen,…“ etwas herausfordernd grinste er den Jüngeren an, „Torae.“ Sein Name aus dem Mund des Räubers verursachte eine angenehme Gänsehaut bei dem Jüngeren. "Danke... Junge!" Dafür erntete er einen Klaps auf den grauen Hinterkopf. „Pass auf was du sagst, Herzchen!“ Wenn man davon absah, dass dieser Klaps, doch etwas wehtat, fing Torae herzlich an zu lachen. Dabei ließ er sich auf den Boden fallen und sah einfach glücklich aus. Es tat ihm so gut, normal behandelt zu werden, auch wenn das hier keine alltägliche Situation war. "Ich glaub... Ich mag dich!" Das freute Ivar mehr als er zeigen wollte. „Das will ich aber auch schwer hoffen! Ich hab mich ja auch schwer ins Zeug gelegt.“

Es war wie ein Zeichen, welches die Männer gaben. Mit einem lauten Schrei, kam der Adler wieder zu ihnen. Er streifte mit seinem Flügel sanft die Wange des Älteren und landete gezielt neben Torae. Dann sah er immer wieder zwischen ihnen hin und her, bis er mit seinen kurzen Beinen zu Ivar hüpfte und mit seinem Schnabel an dessen Hosenbein zupfte.

„Hey! Dein Hühnchen will mich fressen!“

Der Vogel schien den Grünäugigen zu verstehen und zwickte ihn jetzt deutlich ins Bein um zu zeigen, dass er beleidigt war. Er wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass er es gut fand, wie sich die Zwei wohl verstanden. "Ich glaube mein Freund mag dich auch! Deine Leute gestern hatte er ja im vergleich immer angegriffen." Mit einem Schrei drehte sich das Tier nach der Aussage wieder um und verschwand in die Lüfte. "Sag ich doch, genau das hat er gemeint, ich kann ihn verstehen und spüren, was er will..."

Angesäuert rieb sich Ivar sein Bein. „Das Federvieh akzeptiert mich also, dass zeigt es aber auf komische Weise.“ Das Torae mit dem Vogel reden konnte schien ihn nicht weiter zu stören. Ein sanftes und entschuldigendes Lächeln kam auf Toraes Gesicht zum Vorschein. "Wie soll er sich dir sonst zu verstehen geben?", fragte er und trat zu Ivar. Vorsichtig kniete er sich bei ihm nieder und zog das Hosenbein hoch um sich die Stelle genauer zu betrachten. "Und es ist auch nichts schlimmes passiert!", stellte er fest und rieb einmal zart über die Stelle. Diese unschuldige Berührung reichte aus, um Ivar Schauer über den Rücken zu jagen. „Es wird bestimmt schneller besser, wenn du die Wunde heil küsst.“ Kopfschüttelnd zog sich der Angesprochene wieder zurück. "Glaub ich nicht, es gibt doch keine wirkliche Wunde!" Schnell stand er wieder aufrecht vor seinem neuen Freund. "Außerdem hatte ich dich gebeten, so etwas zu unterlassen!", während er sprach, sah er Ivar tief in die Augen um seine Aussage noch zu unterstreichen. Der Blick, der ihm entgegen kam hatte etwas Amüsiertes und leidenschaftliches an sich. „Ich sollte dich bloß nicht mehr Herzchen nennen.“

Auch wenn ihm diese Nähe und das Leuchten in Ivars Augen schon wieder eine Gänsehaut verursachten, hielt er dem Blick stand. „Du weißt genau, dass ich noch mehr gemeint habe. Was sollen denn die Leute denken, wenn du so etwas sagst? Auch wenn ich mich geehrt fühle, da du keinen Anderen so nennst, lass es einfach sein! Ich möchte doch nur normal leben!“ Der Kleinere bemerkte gar nicht, was er wirklich gesagt hatte. Diese Kosenamen hatten ihn von Beginn an berührt, doch er war sich dessen nicht bewusst und sprach dem zu folge seit langer Zeit das erste Mal ohne darauf zu achten. Doch Ivar verstand genau, was Torae meinte und es ließ sein Herz vor Freude hüpfen, denn wie es schien, hatte er eine wirkliche Chance mit dem Grauhaarigen. Er musste jetzt nur noch durch dessen Widerstand brechen. „Um hier normal zu leben, musst du einfach nur du selbst sein. Und glaubst du nicht, dass meine Männer nicht längst gemerkt haben, dass ich dich mag?“ Eine erneute Röte überzog Toraes Gesicht. "Bestimmt nicht! Davon bin ich überzeugt! Ich glaube kaum, dass sie so etwas von dir denken würden..." Das brachte Ivar aber nur zum Lachen. „Die kennen mich gut genug, glaub mir mal und ich mach ja auch kein Geheimnis draus.“

Noch bevor der Grauhaarige etwas darauf erwidern konnte, hörten sie ein dunkles Lachen aus einem Busch und kurz darauf traten einige Männer auf sie zu. Sie trugen eine Uniform und leichte Rüstung und sie hatten ihre Schwerter gezogen. „Wie haben schon lange darauf gewartet dich allein in die Hände zu bekommen, Ivar! Der König will deinen Kopf, du hast ihn einfach zu oft geärgert. Das wir dich ausgerechnet hier finden würden und auch noch fast allein, ist ein Geschenk des Himmels, Gott ist auf unserer Seite!“ Bedrohlich kamen sie immer näher und Torae war erschrocken. Was sollte er tun oder besser, was konnte er tun? Er war unbewaffnet.

So da sind wir wieder!!!
 

Ivar war sofort auf seine Füße gesprungen, als er die Angreifer bemerkt hatte und verfluchte sich selbst, dass er so unaufmerksam gewesen war, aber so tief in den Wald trauten sich die Soldaten nie, weil es hier angeblich böse Geister geben sollte. Ein Gerücht, dass die Dorfbewohner nur all zu gerne verbreiteten. Zum Glück hatte Ivar sein Schwert zu Hause nicht abgelegt, denn normaler Weise achtete er am See nicht auf seine Bewaffnung. Er zog sein Schwert und stellte sich schützend vor Torae. „Was treiben die Fußabtreter des Königs so tief im verfluchten Wald? Habt ihr keine Angst, dass er euch nicht wieder gehen lässt??“ Ein breites Grinsen antwortete ihm und der Mann, welcher ihn auch eben angesprochen hatte, erhob ein weiteres Mal seine Stimme. "Wir hatten die Wahl: Kerkerwächter und ständig unter Tage oder wir machen dich endgültig ausfindig!" Danach nickte er fast unmerklich und seine Gehilfen griffen an. "Dein Kopfgeld gehört uns!"

„Das glaubt aber nur ihr!!“ schrie Ivar ihm entgegen und nur Bruchteile danach, hatte er alle Hände voll zu tun, den Angriff der Soldaten abzuwehren. Immer wieder trafen sich die Klingen der Angreifer mit seiner. Denn wenn einer der Uniformierten verletzt oder außer Atem war, tauschte einer, der etwas weiter hinten stand mit diesem. "Wir kennen deine Techniken!"

Ängstlich wich Torae während dessen immer weiter nach hinten. Seine ganze Haltung verriet seine Angst, doch er hatte nicht nur Angst um sein Leben und seine Freiheit, sondern seine Hauptsorge galt seinem neuen Freund, auch wenn dieser Räuber war. "Bitte pass auf, Ivar!"

„Mach dir mal keine Sorgen um mich!“ Er wich einer Klinge aus, nur um eine andere abblocken zu müssen. „Lauf lieber weg!“

"Dazu wird er keine Gelegenheit bekommen, jeder der mit dir etwas zu tun hat, wird ab sofort dein Schicksal teilen!", grinste der Hauptmann wieder Ivar an. Dann passte er einen unachtsamen Moment des Räubers ab und stieß ihm sein Schwert in die Schulter. "Nämlich den Tod!"

Ivar realisierte gar nicht, dass ein Schrei seine Kehle verließ. Er taumelte zurück und der Hauptmann zog sein Schwert aus Ivars Schulter, damit dieser ungehindert zu Boden fallen konnte. Unter grölendem Gelächter von den Soldaten, spurtete Torae auf den Räuber zu. "IVAR!!!" Er kniete bei ihm nieder und presste seine Hände auf die Wunde. "Geh weg da, Junge, sonst wirst du schneller mit ihm gehen, als dir wohlmöglich lieb ist!"

Mit schmerzverklärten Blick, sah der Dunkelhaarige zu Torae auf. „Idiot, lauf schnell weg!“ Doch der Jüngere lief nicht weg. Voller Zorn zogen sich seine Augenbrauen an der Nasenwurzel zusammen. "Ich lass dich doch so nicht hier zurück!" Mit geballten Fäusten stand Torae wieder auf und sein schneidender Blick traf jeden Soldaten. Er konnte gar nicht lenken oder kontrollieren was jetzt geschah, es war lediglich eine Reaktion, die den Menschen, welcher ihn seit langer Zeit wieder gut behandelte, beschützen sollte.

Heftiger Wind zog vom See auf und wirbelte durch seine Haare, welche mit seinen Augen und dem Lederarmband in einem hellen Silber erglühten. "Ihr werdet hier niemanden töten!" Wie von selbst erstrahlte danach eine Feuerkugel über Toraes ausgestreckter Hand. "Denn das werde ich verhindern!" Die Soldaten, die eben noch unerschrocken angegriffen hatten zitterten bei diesem Anblick wie Espenlaub. Auch Ivar war von Toraes Erscheinung überwältigt, doch nicht aus Furcht, er konnte sich auch kaum sorgen... was nun geschehen würde... denn der Blutverlust begann ihm zu schaffen zu machen.

Erhaben schritt der junge Mann auf die Widersacher seines Freundes zu, er berührte dabei kaum den Boden und schwebte fast. "Nie wieder, werdet ihr jemandem ein Leid zufügen. Denn jeder Verstoßene hat seine Geschichte und ich werde sie von nun an schützen!"

Schreiend wollten die Soldaten noch fliehen, doch Torae ließ sie nicht gehen, sie würden niemals mehr wohin gehen. Denn seine Hand mit dem Feuerball zeigte nun auf die laufenden Männer und die Flammen umhüllten sie, bis nicht einmal mehr Asche von ihnen übrig blieb.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte Ivar Torae an, solche Macht hatte er niemals in dem Jungen erwartet und er fürchtete, was passieren würde, wenn Torae realisieren würde, was er da grade getan hatte.

Als sein Werk vollbracht war, tauchte der Grauhaarige keinen Wimpernschlag später wieder bei Ivar auf dem Boden auf und zog ihn in seine warmen Arme. "Hab keine Angst, du wirst nicht sterben!" Zärtlich legte er dabei seine Hand wieder auf die Wunde und langsam aber stetig begann die tiefe Verletzung sich zu schließen und zu heilen. Doch davon bekam Ivar nicht mehr wirklich etwas mit, denn der hohe Blutverlust forderte seinen Tribut und, mit einem letzten Blick in Toraes strahlende Augen, verlor der Räuber das Bewusstsein.

Die Verletzung war vollständig geheilt und Torae zog ihn noch fester in seine Arme. "Es tut mir so leid!" Heiße Tränen rollten dabei über seine Wangen. Er hatte zwar noch nicht bemerkt, was er mit den Soldaten angestellt hatte, aber tiefe Selbstvorwürfe, dass er sich nicht früher getraut hatte Ivar zu helfen, verdrängten alle anderen Gedanken. So blieb der Grauhaarige vorerst in dieser Position, bis er vor Erschöpfung der Magie einschlief.
 

Mitten in der Nacht, als der helle und runde Mond sich im ruhigen Wasser des Sees wiederspiegelte wurde Torae wieder wach. Er hatte seinen Freund, den Adler gehört und so sah er sich benommen um. Ivar lag noch immer friedlich in seinen Armen, doch seine Hautfarbe war nun nicht mehr blass und der Jüngere konnte spüren, dass er genesen war. Auf dem kühlen Nass erblickte er dann seinen tierischen Freund. Doch er schwamm nicht wie eine Ente oder flog darüber, er stand auf dem Wasser mit seinen Krallen. Erneut hörte Torae einen gedämpften Schrei und er nickte. Der Vogel rief ihn. Langsam stand er auf und legte Ivar vorsichtig wieder ganz auf der Erde ab, dann ging er ans Ufer. Der Vogel lockte ihn, weiter zu ihm zu kommen. "Wie soll das gehen?", fragte der Junge, aber eine Antwort blieb aus. Stattdessen hüpfte der Adler langsam auf ihn zu und zupfte ihn an seiner Hose und langsam auf das Wasser. Sie standen jetzt mitten auf dem See und das Licht des Mondes und der Sterne nahm die Farbe von weißem Silber an. "Wow..." Torae sah sich beeindruckt um. "Wer bist du, mein Freund?" Mit einem lauten Platsch fiel er nach der Frage ins Wasser, so als währe die Kraft die ihn bis hierher getragen hatte verschwunden. Rudernd und paddelnd versuchte der Grauhaarige wieder hoch zu kommen, denn Schwimmen hatte er nie gelernt. Und just in dem Augenblick, als seine Kräfte versagten und er begann unter zu gehen, wurden die Laute des Adlers zu Worten. "Du musst dir selbst vertrauen und deiner Kraft, dann kannst du alles schaffen, was du begehrst!" Doch Torae schaffte es nicht, er war viel zu sehr in Panik und er verlor sein Bewusst sein. Die Bewohner des Sees, die Fische brachten ihn zurück ans Ufer und als Luft wieder durch seine Lungen strömte schlug er wieder seine Augen auf. "Selbstvertrauen ist der Schlüssel, solange dir das fehlt, wird dir deine Kraft immer entgleiten!" Noch immer drangen die Laute des Vogels wie Worte an sein Ohr. "Seit wann kannst du richtig sprechen?" Torae orientierte sich und sah ihn direkt neben sich. "Jedes Wesen kann sich verständlich machen, du musst nur genau zuhören!" Der Grauhaarige war verwirrt und er begann das Tier mit Fragen zu überhäufen. Doch außer dem Hinweis, dass er Vertrauen fassen müsse gab das Tier nichts weiter von sich.

Die Stunden schritten weiter und Torae war ruhig geworden. Er begann nur den Aussagen des Adlers folge zu leisten und seine Kräfte langsam zu konzentrieren. Dies bedeutete, dass er lernte von allein ohne dessen Hilfe auf Wasser zu gehen oder zu schweben. Es stellte sich als schwerer heraus als es war und er fiel immer wieder ins kühle Nass.

Ivar wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch als er die Augen aufschlug war alles um ihn herum dunkel. Für einen Moment wusste er weder wo er war, noch was er hier machte. Doch dann fiel ihm alles wieder ein, Torae, der See und die Soldaten des Königs. Verwundert darüber, dass er gar keinen Schmerz spürte griff Ivar sich an die Schulter, nur um feststellen zu müssen, dass dort gar keine Wunde war. Doch bevor er sich das erklären konnte wurde er durch ein lautes Platsch aus den Gedanken gerissen.

Der Jüngere war schon wieder ins Wasser gefallen und seine Kräfte verließen ihn langsam. Die Übungen und der Nachteil, nicht schwimmen zu können machten ihm zu schaffen. Aber dann schaffte er es, sich an der Grenze vom Wasser zur Luft fest zu halten und wie an einer Mauer hoch zu ziehen. Es schien, als hätte er es endlich geschafft und ein verhaltener Jubelschrei schwebte über den See.

Voll erstaunen betrachtete Ivar was dort auf dem See geschah. Er hatte sich leicht aufgerichtet, nur um das merkwürdigste Spektakel zu erblicken, dass je in ihrem Dorf geschehen war und dennoch konnte Ivar die Augen nicht abwenden.

Lächelnd sah Torae zu ihm herüber. Er hatte die letzten Stunden immer wieder zu Ivar gesehen um zu prüfen ob es ihm gut ging. "Ivar!" Rief er laut und ging langsam auf ihn zu. Doch kurz bevor er das Ufer erreicht hatte, brach der Grauhaarige wieder durch die Wasseroberfläche und ging unter. Aller Nässe zum Trotz war er dieses Mal sehr nah am Rand des Wassers und konnte so schnell wieder ans rettende Ufer. "Ich kann nicht mehr!"

Glücklicherweise kam Ivar dem begossenem Pudel zur Hilfe und zog ihn aufs Land. „Was machst du nur für Sachen?!“, rief er aus und konnte nicht anders, als in Lautes Lachen auszubrechen. Torae stimmte in das Lachen mit ein. "Ich kann nicht schwimmen, deshalb lerne ich zu schweben und über das Wasser zu gehen!"

„Du bist echt unglaublich, Torae!“ Er wuschelte dem Jungen durch die langen Haare. „Und nass.“ Auch wenn er noch immer nicht wusste, wie er die Soldaten vertrieben hatte oder was geschah, fühlte Torae sich irgendwie mit Ivar verbunden und er lehnte sich etwas in dessen Hand. "Ich weiß nicht was du meinst. Aber Wasser ist nun mal nass! Geht es dir wieder gut?"

„Mir geht es ausgezeichnet und ich glaube, dass hab ich dir zu verdanken.“ Er ließ seine Hand von Toraes Haupt zu seiner Wange gleichen. „Danke.“ Lächelnd nickte Torae. "Was auch immer geschehen ist, gern geschehen... Ich wollte nicht, dass du verletzt wirst! Es tut mir leid!"

„Was tut dir denn leid? Das du mir das Leben gerettet hast?“

Der Grauhaarige schüttelte den Kopf und senkte seinen Blick. "Dass ich dir nicht helfen konnte... Das du verletzt wurdest..." Lächelnd schüttelte Ivar den Kopf. „Du warst es ja schließlich nicht, der mich verletzt hast, aber wenn du solche Schuldgefühle hast, kannst du mich ja besser küssen.“ Auffordernd deutete er auf seine gespitzten Lippen.

Ein lautes Schlucken war zu hören und Torae schloss tatsächlich seine Augen und hob seinen Kopf etwas an. Doch anstatt den Älteren auf seine Lippen zu küssen, hauchte er ihm eine zarte Berührung auf die Wange. "Ich bin froh, dass es dir wieder gut geht!"

„Ich auch!“, erwiderte Ivar cool grinsend, doch innerlich wollte er eigentlich am liebsten vor Freude über diese kleine Berührung auf und ab hüpfen.

Etwas rötlich um die Nasenspitze, boxte der Grauhaarige ihm auf die am frühen Abend verletzte Schulter. "Pass nächstes Mal besser auf! Und jetzt wäre ich froh, wenn wir irgendwo einen Ort zum Schlafen finden..."

„Am sichersten sind wir im Dorf. Ich hab da noch ein freies Zimmer direkt neben meinem. Interesse?“

Müde und schwerfällig richtete sich der Jüngere auf. "Klar..." Dann sah er sich nach seinem Adler um. Doch der schien seltsamer Weise nicht in der Nähe zu sein. Das Tier hatte sich zurückgezogen, damit der junge Mann in aller Ruhe üben konnte. "Wo ist er nur?"

„Keine Sorgen, dein Flattermann taucht schon wieder auf.“ Die Chance nutzend legte Ivar einen Arm um Torae. „Lass uns gehen.“
 

Es war bereits Nachmittag, als Torae in einem weichen und großen Bett schreiend erwachte. Die Erinnerungen, was er mit den Soldaten getan hatte, überschatteten seine Träume und er hatte die letzten Stunden immer wieder mit ansehen müssen, wie er kaltblütig Menschen getötet hatte. Seine Haut war ganz blass und seine Pupillen waren stark erweitert, als er sich in dem schweißnassen Bett aufsetzte. "Was habe ich getan?" Seine Selbstzweifel wurden durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. "Geh weg!" Die Stimme, welche vom Bett durch das Holz drang war zittrig. Wissend, dass diese Erinnerungen Realität waren, fürchtete der junge Mann das Schlimmste, wenn man ihm zu nahe kam und vielleicht ungewollt reizte.

„Ist alles in Ordnung?“ Die Stimme, die durch die Tür ins Zimmer drang, war dem Jungen nur all zu bekannt. „Ich bin es Ivar, darf ich reinkommen?“ Unsicher glitt Toraes Blick immer wieder von der Decke auf sich zur Tür. "Bitte... Sei aber vorsichtig, ich will dir nicht wehtun!"

Ivar trat in das abgedunkelte Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Warum solltest du mir was tun?“ Langsam, um Torae nicht zu erschrecken, trat er an das komfortable Bett heran. Noch immer zittern machte sich der Gefragte ganz klein und rollte sich unter der Decke zusammen. "Die Soldaten... Ich hab sie alle..." Er schaffte und traute sich, es einfach nicht zu Ende zu sprechen.

Jetzt begriff Ivar was los war, es hatte ihn schon gewundert, wie ungezwungen Torae sich noch am Abend zuvor verhalten hatte, aber er hatte die Geschehnisse nur verdrängt und wurde jetzt davon überwältigt. Er setzte sich neben der menschlichen Kugel aufs Bett und versuchte Torae unter der Decke hervor zubekommen. „So was zu tun ist nie leicht, aber manchmal kann man nicht anders. Hättest du es nicht getan hätten sie uns ohne zu zögern beide getötet… oder Schlimmeres.“

"Ich habe nichts gespürt dabei. Es sollte sie nur das wiederfahren was sie für uns geplant hatten..." Immer wieder rollten heftige Wellen durch Toraes Körper in denen er zitterte und schluchzte. "Ich wollte nicht, dass sie dich töten! Aber ich konnte nicht lenken, was da geschah..."

„Ich weiß wie furchtbar das sein muss, aber du darfst dich jetzt nicht so gehen lassen, Schätzchen. Du kannst dich von solchen Erfahrungen nicht unterkriegen lassen, du musst aus ihnen lernen, so furchtbar die Lektion auch ist.“ Endlich hatte Ivar die Decke so weit von Toraes Körper ziehen können, das er freien Blick auf den grauen Haarschopf hatte. Zärtlich strich er darüber und wollte den anderen dazu bewegen ihn anzusehen.

"Was ist wenn das noch mal geschieht? Ich habe weder mitbekommen, dass es geschieht, noch konnte ich etwas dagegen machen. Es war, also würde mein Körper nur noch auf meine Gefühle reagieren..." Leise und wimmernd, kroch der verängstigte Körper näher an den Älteren. "Ich habe Angst!" Liebevoll legte Ivar seine Arme um Toraes Schultern und zog den Jungen an sich. „Jeder von uns hat Angst vor irgendwas, aber nur weil man Angst hat darf man doch nicht aufhören zu leben.“ Unbewusst kuschelte Torae sich an diese geborgene Wärme. Ivar konnte sich nicht im Geringsten vorstellen, wie gut das tat, nachdem der Jüngere immer wieder verstoßen wurde. "Lass mich nicht allein!", bittete er leise, denn er ahnte, dass ihnen noch viel Schlimmeres widerfahren würde. „Hab ich nicht vor.“ Still saß Ivar mit dem Anderen auf dem Bett, ihn in seinen Armen haltend und ihm beruhigend durch die Haare streichend.

Es brauchte noch eine kleine Weile und der Grauhaarige begann sich körperlich zu erholen. Vorsichtig schlang er dabei auch seine Arme um den Körper des Älteren und begann seinen Rücken zu streicheln. "Doch zu einem stehe ich, von dem was ich getan habe... und zwar, dass ich dich schützen werde, egal was geschieht!"

„Danke…“, stotterte Ivar verlegen und mit geröteten Wangen, es war lange her, dass jemand ihm so was gesagt hatte. „Das ehrt mich sehr und ich hoffe, dass du dich auch von mir beschützen lassen wirst.“

Torae verstärkte seine Umarmung etwas und schaute Ivar jetzt mit seinen tief dunklen Augen an. "Du beschützt mich schon!"

„Tja, was soll ich machen, ich kann einfach nicht anders.“ Der Dunkelhaarige legte eine Hand auf Toraes Wange und streichelte zärtlich darüber. Einen Arm wieder von dem Freund lösend, spürte auch Ivar, wie ihm weich über das Gesicht gestrichen wurde. "So kann man Menschen auch dazu bewegen, nicht mehr gehen zu wollen!" Dann zog ihn Torae näher zu sich und sein Blick bekam etwas Verträumtes. „Selbst wenn du es wolltest, ich glaube nicht, dass ich dich noch gehen lassen könnte.“ Ivar senkte seinen Kopf zu Toraes, doch dann zögerte er, ganz plötzlich war er nervös und fürchtete die Zeichen, die der andere sendete, falsch zu interpretieren.

Auf Grund seines Zögerns wurde auch der Grauhaarige unsicher. Er hatte gerade instinktiv gehandelt, weil er glaubte zu fühlen, wovon Ivar am Vortag gesprochen hatte. So senkte er wieder seinen Blick. "Entschuldige... Ich dachte du... wir..."

„Entschuldige dich nicht!“ Ivars Ausbruch brachten Tora dazu wieder aufzusehen und der Ältere riskierte es und nutze die Gelegenheit. Bevor Torae irgendwas sagen konnte hatte Ivar seine Lippen auf die des Anderen gedrückt.

Ja, dass hatte der Jüngere vorgehabt. Doch jetzt musste er seine Augen weit aufreißen. Es war sein erster Kuss und das auch noch von einem Mann, obwohl er bis vor kurzen noch dachte, dass dies nicht möglich war. Soviel wie er aber in der letzten Zeit erlebt hatte, wurde wohl nichts unmöglich in Toraes Leben und vielleicht wurde es ja normal für ihn. Ganz langsam schloss er seine Lider wieder und hielt sich an Ivar fest. Es war kein wilder oder leidenschaftlicher Kuss, es war viel mehr ein zärtliches aufeinander pressen von zwei Lippen und dennoch hatte dieser Kuss eine hypnotisierende Wirkung auf beide Teilnehmer. Verlegen zog sich Torae wieder zurück, er wusste nicht, was er sagen sollte, auch wenn er fühlte, dass es richtig war. Danach schmiegte er sich an Ivars Brust. Ausnahmsweise hielt der sein großes Mundwerk ebenso, denn er wusste, dass ein dummer Kommentar ihm jetzt alles kaputt machen könnte, auch wenn er ihm noch so auf der Zunge brannte. Also gab er sich damit zufrieden Torae in seinen Armen zu halten und neu gefundene Zweisamkeit zu genießen.

Als Ivar nicht wieder aus dem Zimmer kam, klopfte es noch einmal an die Tür. Iskander hatte Toraes Schrei ebenfalls gehört und sorgte sich um seinen Gast. "Ist alles in Ordnung?"

In diesem Moment wünschte Ivar sich, dass sich der Erdboden auftun würde, um seinen Großvater zu verschlucken. „Es ist alles in bester Ordnung, Großvater!“

"Wollt ihr denn nicht langsam mal was Essen? Ihr ward letzte Nacht lange unterwegs!" Torae lächelte. "Er hat Recht... Lass uns etwas Essen gehen!"

„Aber ich will dich nicht loslassen“ protestierte Ivar maulend.

Durch seine Blindheit mit hervorragenden Ohren gesegnet, schmunzelte der Alte an der Tür. "Junge, du musst essen um groß und stark zu werden!"

"Genau, da stimme ich ihm voll zu!", grinste der Grauhaarige und begann Ivar zu kitzeln und immer wieder leicht zu küssen.

Kichernd musste Ivar protestieren: „Wenn du so weiter machst, lass ich dich nie wieder aufstehen!“ Torae zog keck eine Augenbraue hoch. "Ach und wie willst du das anstellen?" Es fiel ihm auf einmal um Welten leichter mit dem Älteren zu flirten. „Das werde ich dir zeigen!“ Mit der Geschicklichkeit eines geübten Diebes warf Ivar den anderen auf den Rücken und kniete sich über ihn. Diesmal ohne zu zögern beugte er sich herab, um Torae zu küssen.

Mit schüchterner Verspieltheit, versuchte Torae sich zu befreien. Aber es war ihm nicht möglich. Langsam löste er den Kuss und knabberte am Ohr des Dunkelhaarigen. Als Ivar schön abgelenkt war, startete der Grauhaarige einen 'Gegenangriff' und drehte sich mit ihm auf dem Bett. "So leicht bin ich auch nicht zu überwältigen!"

„Schummler! Das war unfair!“, protestierte Ivar ein weiteres Mal, nicht wirklich verärgert. „Wie soll ich denn damit umgehen, wenn du dich von süß und unschuldig in verspielt und flirtend verwandelst?“ Es war wie ein Zauberwort und Torae wurde knall rot und seine natürliche Zurückhaltung kam zum Vorschein. "Ich... Ähm... Tut mir leid!"

„Schätzchen! Das war ein Witz, ich freu mich, wenn du so bist.“ Lächelnd nahm Ivar Toraes Gesicht in seine Hände und sah ihn aufmunternd an. Zögernd wich der Grauhaarige zurück und stand auf. "Nein, du hattest Recht... Und ich muss auch noch meinen Adler wiederfinden!"

„Torae! Jetzt warte doch!“ Ivar hätte sich treten können, dass er die Stimmung kaputt gemacht hatte. „Du willst mich doch hier nicht so sitzen lassen, oder?“ Der Angesprochene hatte gerade die Zimmertüre ereicht und sah sich verwirrt um. "Was meinst du?"

„Ich wollte wenigstens noch ein bisschen knutschen“, wich er aus, er wollte Torae mit seinem ‚kleinen Problemchen’ nicht noch mehr verschrecken. Es überraschte ihn eh, dass ihn so wenig Kontakt schon so berühren konnte und es war ihm auch ein klein wenig peinlich. "Ich kann ihn aber nicht einfach irgendwo zurück lassen... Er ist doch der Einzige, der mir sagen kann, wie ich mit diesen Kräften umgehen lerne!" Natürlich bemerkte Torae die zu enge Hose seines Freundes nicht. „Kannst du ihn nicht später suchen?“

Traurig lächelnd kam Torae zurück und setzte sich an die Bettkante. "Was ist denn mit dir los?" Seine Kräfte schienen sich weiter zu entwickeln, denn er nahm seine Umwelt nun nicht mehr nur über die üblichen Sinne war. Da schien noch mehr zu sein, er konnte so eine Art Stimmung spüren, die nicht von ihm ausging und da der Ältere als einziger bei ihm in der Nähe war, musste sie von ihm stammen. „Mir geht’s gut.“ Ivar rückte sein rechtes Bein so zurecht, dass Toraes der Blick auf seine intimste Stelle verwehrt wurde. „Ich hatte nur gehofft, wir könnten noch ein bisschen allein sein, dass ist alles.“

In der Dunkelheit des Zimmers, leuchtete ganz schwach das Lederarmband und Toraes Haare wurden noch ein bisschen heller in ihrem Grau. "Gehst du danach mit mir?"

„Dann geh ich mit dir hin wo immer du willst.“

Ein leises Lächeln kam auf dem Gesicht des Grauhaarigen zum Vorschein. Dann kletterte er wieder aufs Bett und legte sich vorsichtig in Ivars Arme. "Es ist so schön warm hier!"

„Tja, für den richtigen Preis kann man mich als lebende Heizdecke buchen.“ Ivar genoss es den Körper des Anderen in seinen Armen zu halten, war aber peinlich darauf bedacht Torae nicht in die Nähe eines gewissen Körperteils kommen zu lassen. Der Jüngere kicherte. "Woran hast du eigentlich gemerkt, dass ich jünger bin als du? Das ist mir schon aufgefallen, als du mir den Degen an die Kehle gehalten hast." Die starken Arme um ihn waren etwas Schönes und er ahnte, dass er sich irgendwann in ihnen vergessen würde, was ihm aber nicht als negativer Gedanke vorkam. „Das ist doch offensichtlich, deine Harrfarbe ist zwar etwas seltsam, aber nichts von dir wirkt in irgendeiner Weise alt.“, erklärte Ivar wie selbstverständlich, er verstand die Frage nicht wirklich, da er nicht auch nur eine Sekunde geglaubt hatte, dass Torae auch nur älter als 20 war. "Ich hatte bis vor Wochen noch nachtschwarze Haare. Doch dann wurden sie grau, ich hab mich auf meinem Weg im Wasser gesehen, ich kam mir vor wie ein alter Mann. Es ist vieles passiert..." Während er sprach legte er ein Knie auf die Oberschenkel von Ivar. "Weißt du, eigentlich sollte ich vor 2 Wochen Trauzeuge bei meinen besten Freunden auf der Hochzeit werden." Ivar spürte, dass Torae dabei war ihm etwas Wichtiges anzuvertrauen. Er legte eine Hand auf den Oberschenkel des Beines, dessen Knie auf seinem eigenen Bein ruhte. „Und warum warst du es nicht?“

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Abends, nachdem sie mit Iskander endlich etwas gegessen hatten, –Der Greis war am Tage als er die beiden Herrn noch ‚Diskutieren’ hörte, wieder gegangen und hatte vorsorglich ein kräftiges Essen zubereitet. Ivars Neigung war ihm nämlich nur zu bekannt.- wollte Torae nun seinen Freund, den Adler suchen. Er machte sich Sorgen, denn sein Begleiter war, seit dem sie sich gefunden hatten, nie lange fort gewesen. Bevor sie aber wirklich losgehen konnten und an der Türschwelle standen, machte dieser sich bemerkbar.

Das Tier hatte sich um Nahrung gekümmert und ihm war bewusst gewesen, nach so einem Abend und der langen Nacht, dass sein Herr Erholung brauchte.

Der Grauhaarige war erleichtert und er verbrachte noch einige entspannte Stunden mit dem Räuber. Als sie dann schlafen gingen, konnte Torae fast schon ein kindliches Bitten von diesem vernehmen, ob sie denn die Nacht beieinander verbringen könnten. Der Jüngere hätte auch die Möglichkeit, wenn es ihm zu viel oder zu eng werden würde, dass er in sein Zimmer zurück gehen könnte. Er willigte ein.

Mitten in der Nacht wurde Torae aber wieder wach. Etwas lockte... rief ihn. Es war der Adler... und der Junge verstand. Ihm wurde zum zweiten Mal das Angebot gemacht, weiter mit diesen unerklärlichen neuen Kräften umzugehen zu lernen. Natürlich nahm er es an, auch wenn ihm bei den Erinnerungen an die Soldaten überhaupt nicht wohl war. Doch vielleicht könnte er solche Taten in Zukunft vermeiden.

Leise schlich er aus dem Bett und weg von Ivar. Dann zog er sich etwas über und schaffte es, genau so unbemerkt wie in seinem Elternhaus, ins Freie zu gelangen. Erleichtert, seinen neuen Freund, den Banditen nicht geweckt zu haben, machte er sich auf den Weg zum See. Diesen Ort fand er als geeignet.

Auf halbem Weg jedoch, hörte Torae dann eine neue/bekannte Stimme. Er hatte auf dem Weg in das versteckte Dorf mitbekommen, dass die Stimme zu Ivars besten Männern gehörte. Der Langhaarige glaubte sich zu erinnern, dass der Mann Hogart hieß. „Hey! Wo hin des Weges, Neuling!“ Die Stimme war rau und barsch und ihr Ton, mehr als unfreundlich und mit gewissen Schrecken musste Torae erkennen, dass sie auf ihn gerichtete war. Er zuckte etwas zusammen und drehte sich dem Räuber zu. "I... Ich wollte... nur in den Wald...", sagte der Grauhaarige leise und eingeschüchtert. Er traute außer Ivar hier noch niemandem. „Und du glaubst ich lass das zu?? Neulinge wie du müssen sich das Recht erst verdienen, das Dorf verlassen zu dürfen!“ Hogart baute sich vor Torae auf und wirkte wie eine breite Mauer, die ihm den Weg versperrte. "Ich muss aber! Ich bin verabredet...", platzte der Junge heraus und wollte an dem Räuber vorbei. Wenn er seine Kräfte beherrschte, bräuchte er keine Angst mehr vor sich zu haben.

Torae war noch nicht mal Halb an ihm vorbei, da packte Hogart ihn grob am Arm und hielt ihn fest. „Bist du dumm, Junge!? Du darfst das Dorf nicht verlassen! Ich werde dir zeigen, was es heißt unsere Regeln zu brechen!“ Mit all seiner menschlichen Kraft, versuchte der Langhaarige sich aus dem Griff zu befreien. "Bitte, es ist wichtig und es wird mich auch niemand erwischen!" Doch der derbe Räuber dachte nicht daran ihn gehen zu lassen. „Ich hab dich schon erwischt und zwar bei einem Fluchtversuch!“ Verzweifelt, musste Torae geschehenlassen, dass Hogart ihn weiter zurück ins Dorf brachte und auf den Markt. Sie gingen geradewegs auf einen mächtigen Pfahl zu. "Ich wollte nicht fliehen. Das könnte ich gar nicht..." Zu seinem Pech machte der Räuber sich nicht die Mühe ihm zuzuhören. „Ich hab den Boss von Anfang an gewarnt, ich wusste so’n Kerl wie du würde nur Ärger machen!“ Ruppig packte er Toraes Handgelenke und bevor er sich wehren konnte, war er auch schon an der Pfahl gekettet. Unglücklich sah Torae an die Ketten und zerrte an ihnen. "Ich mache doch keinen Ärger!" Rief er jetzt in der Hoffnung, dass Hogart ihm doch noch zuhörte. Aber es sollte nicht sein. Er blieb allein in der dunklen, kalten Nacht auf dem Marktplatz ausgestellt zurück.
 

Ein Sonnenstrahl traf Ivar ins Gesicht und grummelnd bereute er, die Gardinen nicht richtig geschlossen zu haben. Sich von dem Störenfried Sonne wegdrehend tastete Ivar über den Rest des Bettes und es war ihm, als müsste da noch jemand liegen. Er öffnete seine schweren Augenlieder und blickte suchend durchs Zimmer. „Schätzchen?“ Er erhielt keine Antwort. „Torae?“ Nicht mal zwanzig Minuten später verließ der Räuberhauptmann sein Haus, nachdem er es gründlich durchsucht hatte und auch sein Großvater nicht wusste, wo Torae war. Wie von selbst schlug er den Weg zum Marktplatz ein, als er aufgehalten wurde. „Boss! Boss!“ Ein kleiner Junge mit goldgelockten Haaren lief auf ihn zu und hielt ein großes Blatt Papier in der Hand. "Boss!", rief Leo noch einmal und hatte ihn endlich erreicht. Außer Atem hielt er sich erst mal an den Knien fest. „Was schreist du so am frühen Morgen?“ Ivar möchte den Jungen eigentlich sehr, doch Toraes Abwesenheit machte ihn ungemein reizbar. "Hier Boss, lies! Das ist doch der Neue, den du mitgebracht hast!" Leo reichte dem Räuberhauptmann, den Zettel. "Man, der hat’s echt drauf!" Beinahe wäre ihm die Kinnlade runter geklappt, doch er konnte sich beherrschen und starrte das Papier nur geschockt an. „Das ist unerwartet… Ich bin grad auf der Suche nach ihm, weißt du wo er sein könnte?“

"Unerwartet? Man Boss, der passt genau zu uns! So werden wir vielleicht diesen Schlächter von König los!" Antwortete der Junge. "Fast eine ganze Einheit dieser widerwärtigen Kerle hat er ausgelöscht!" Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, ich komme aus der Stadt wie du siehst, ich weiß nicht wo der Neue ist."

„Aus der Stadt, hm? Da wo du dich eigentlich nicht mehr alleine rum treiben solltest?“ Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah Ivar den Jungen mahnend an. Ein leises Kichern, gepaart mit einem unschuldigen und doch ertappten Grinsen zeigte das Gesicht des kleinen Leo. "Mama wollte noch mal Kuchen zum Frühstück. Du weißt doch sie ist schwanger! Und keiner macht so gut Torten wie der Konditor in der Stadt... Ich hab seine beste Torte geklaut als er nicht in der Backstube war!" Der Hauptmann konnte deutlich den stolzen Ton in seiner Stimme hören. "Aber nach dem Steckbrief, hab ich die Torte erst mal versteckt, ich geh sie gleich holen... Den musste ich dir zeigen!" Ivar konnte bei dem strahlenden Kindergesicht nur seufzen. „Irgendwann wirst du noch mal erwischt.“ Keck zog der Kleine eine Augenbraue hoch. "Sie haben mich noch nie erwischt und werden es nie! So schnell wie ich ist keiner!"

„Sein nicht so vorlaut.“ Beinahe schon zärtlich gab Ivar ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Und jetzt ab mit dir.“ Lachend lief der Junge Leo wieder zurück in den Wald. "Sicher! Mama wartet doch auf ihre Torte!"

Kopfschüttelnd konnte sich Ivar ein Lachen nicht verkneifen. „So ein kleiner Frechdachs.“ Mit diesen Worten setzte Ivar seinen Weg zum Marktplatz fort. Das Lächeln des kleinen Jungen hatte seine Sorgen gelindert, doch als er den Marktplatz berat, war alles schlagartig wieder zurück, zusammen mit einer gehörigen Portion Wut.

Torae hatte die ganze, kalte Nacht dort angekettet verbringen müssen. Irgendwann war er zitternd eingeschlafen und jetzt standen die Leute um ihn herum, begafften und beschimpften ihn. Manche bewarfen ihn sogar mit faulem Obst. Dieser Pfahl und die Ketten waren allein für Verräter bestimmt und so behandelten sie ihn. „WAS GEHT HIER VOR???“ donnerte die Stimme ihres Anführers über den Marktplatz und hatte den gewünschten Effekt. Die Dorfbewohner schreckten zurück und manche ließen sogar das Gemüse fallen, mit dem sie Torae bewerfen wollten. Mit großen Schritten und einer exorbitanter Wut im Bauch, die schon beinahe greifbar zu spüren war, überquerte Ivar die Strecke zum Pfahl und kniete neben Torae nieder. "Ich wollte nicht abhauen!", wimmerte dieser leicht weggetreten und fiebrig. Er versuchte sich immer weiter zu verteidigen. „Keine Sorge, es ist alles in Ordnung.“ Sanft sprach Ivar auf den verwirrten Jungen ein und befreite ihn von seinen Fesseln, nur um ihn gleich darauf in seine Arme zu schließen. Dann wand er sich seinen Bürgern zu. „Wer ist hier für verantwortlich??“ Mit festem Schritt, ging Hogart auf seinen Freund und Anführer zu. "Ich... Er hat sich versucht heimlich fort zu schleichen um zu einem Treffen zu gelangen. So hat er als Neuling, bekommen, was er verdient hat. Außerdem, was sollen heimliche Treffen nachts im Wald?"

„Und wer hat dir das Recht gegeben über ihn zu richten?? Sind wir wie der König und seine Leute und verurteilen, bevor wir Fragen stellen?? ICH habe ihm den See gezeigt und ICH habe ihm erlaubt sich dort auf zu halten wann immer er es will, also wer bist DU mein Urteil in Frage zu stellen??“ Ivars Wut war über den ganzen Markt zu spüren und ließ sogar den härtesten Männern die Knie zittern. Gehorsam senkte sein Freund das Haupt. "Nein, wir haben nichts mit dem König gemein. Aber gewöhnlich... allein zum Schutz des Dorfes... darf ein Neuling das Dorf erst einmal nicht verlassen! Außerdem faselte er von einem Treffen, das war verdächtig!"

„Und du hieltst es nicht für nötig mich zu informieren, wo du doch wusstest, dass er unter meinem Schutz steht?“ Noch immer war Ivar erzürnt, doch nun wollte er sich nicht mehr streiten, sondern Torae ins Warme bringen. "Nein, da du auch an das Wohl aller denken solltest!", gab ihm Hogart zur Antwort. Er war ein guter und treuer Mann und er schätzte Ivar als seinen Freund. Aber er hatte leider schon des Öfteren erfahren müssen, wenn Ivars Hormone sein Handeln übernahmen, dass das Dorfoberhaupt auch mal Fehler beging. Dann erklang ein erschütternder Schrei über den Marktplatz und der Adler stürzte sich hinunter. "Mein Freund...", krächzte Torae zitternd in Ivars Armen, doch zum Aufsehen war er zu schwach. „Schau dort hin, Hogart! Dann weißt du wenn Torae treffen wollte! Und wage es nie wieder meine Handlungen derart herab zusetzten, ich bin mir meiner Pflichten sehr wohl bewusst und bin ihnen immer nachgekommen! Und falls es dir entfallen sein sollte ist es auch meine Aufgabe Verräter zu verurteilen und an den Pfahl ketten zu lassen und nicht deine!!“

"Natürlich!" Der Räuber verbeugte sich knapp und wurde dadurch von dem angreifenden Adler nur gestreift. Das Tier hatte den neuen Freund seines Herrn genau verstanden und konnte sich ebenfalls einen schnellen Überblick verschaffen, denn er war viel mehr als ein einfacher Vogel. Ruhig ließ er sich danach auf Ivars Schulter nieder und betrachtete Torae. Ivar beachtete das Gewicht auf seiner Schulter nicht wirklich, war er doch viel zu sehr mit dem Jungen in seinen Armen beschäftigt. Zärtlich stand er mit Torae auf und hob ihn hoch, damit er leichter zu ihrem Haus tragen konnte. Das es in seinen Gedanken bereits auch Toraes Haus war fiel ihm nicht auf. Doch der Adler blieb auch weiterhin auf seiner Schulter. Er wollte jetzt bei seinem Herrn und Freund bleiben. "Tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe..." Schaffte es Torae wieder seine leise Stimme zu benutzen, als sie das Haus wieder betraten. "Ich wollte dich nicht wecken!" Ein Husten beendete seinen Satz. „Schon gut, es ist nicht deine Schuld.“ Aufgeregt, kam ihnen Iskander entgegen. Er konnte zwar nichts sehen, aber er hatte genau gehört. "Was ist denn passiert? Kann ich euch helfen?"

„Er ist unterkühlt und braucht erst einmal ein warmes Bad, ich werde ihm danach meinen Spezial Tee machen und es wäre gut, wenn du mir die benötigten Kräuter heraussuchen würdest.“ Ivar verweilte nicht für weitere Anweisungen, sonder trug Torae gleich zu dem hauseigenen Badehaus. Sein Großvater nickte und machte sich ans Werk. Wie gut, dass Kräuter so starke und unterschiedliche Gerüche besaßen. Der Vogel auf Ivars Schulter hingegen fing laut an zu Schreien. Er wusste nicht, ob er das Geplante für gut heißen sollte und Torae kuschelte sich an die warme starke Brust.

Das Bad war durch einen eigenen Ofen bereits geheizt und Ivar konnte seinen Schützling unbesorgt auf dem Boden ablegen, um den großen Holzuber mit warmen Wassern zu füllen. Torae ließ sich danach sogar ohne Gegenwehr ausziehen und seufzte, als er seine Glieder in dem warmen Wasser spürte. "Es tut mir leid!", wiederholte er noch einmal. "Wir wollten üben, damit ich mich besser beherrschen lerne..."

„Das weiß ich doch.“ Ivar achtete darauf, dass Torae nicht unterging und wusch mit einem Lappen Schmutz und die Überreste der verfaulten Wurfgeschosse von seinem Körper. Er hoffte, dass das Fiber des Grauhaarigen nicht all zu sehr steigen würde, aber jetzt wollte er ihm erst einmal die Kälte aus den Gliedern treiben. Das Wasser war angenehm und löste tatsächlich die Kälte aus seinen Knochen. "Hier ist es schön... Ich fühle mich wie in einem Kochtopf... Mein Vater hat mir warmes Baden immer verboten..."

„Von jetzt an kannst du jeden Tag warm baden, wenn du es willst.“ Leise hustend machte der junge Mann es sich im Wasser bequem. "Das hört sich viel zu schön an! Aber warum werden 'Neulinge' hier so behandelt?"

„Wir sind alle geächtete Leute.“ Ivar ließ einen Schwall warmes Wasser über Toraes Haare fließen. „Der König würde viel geben, um unsere Köpfe zu bekommen, deshalb müssen wir uns schützen.“ Der Jüngere nickte und hustete ein weiteres Mal leicht. "Das versteh ich. Aber mich hätte sicher niemand aufgehalten. Wer soll mich schon suchen?" Ivar haderte mit sich, ob er Torae in seinem Zustand noch weiter belasten sollte, aber er wollte ihn auch nicht anlügen. „…Der König.“ Verwundert über diese Antwort, zog Torae seine Stirn kraus und blinzelte den Räuber aus leicht glasigen Augen an. "Warum?"

„Die Leute aus deinem Dorf haben dich gemeldet und wie es scheint hat einer der Soldaten von neulich überlebt und dich auf dem Suchbild erkannt. Deshalb…“ Ivar kramte das Papier hervor, das er von Leo bekommen hatte und Zeigte es Torae. „...hat man ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt.“ Fassungslos starrte der Jüngere auf den Steckbrief und seine weiße Haut wurde noch blasser. "Überlebt...", wiederholte er geistesabwesend.“Ich bin als Mörder gesucht..." Ivar konnte ein immer wiederkehrendes heftiges und lautes Atmen hören. Schnell steckte er das Stück Papier weg und versuchte Torae mit sanftem Streicheln über dessen Rücken zu beruhigen. „Das bin ich auch.“ Der Grauhaarige schüttelte seinen Kopf. "Aber ich hätte sie normalerweise nie getötet!" Unwillig schob er Ivar von sich. "Ich bin gefährlich! Für jeden!" Danach versuchte er den Räuber weiter von sich fern zu halten und stand schwankend auf. "Ich muss weg!" Ivar zog ihn fest in seine starken Arme, um ihn gar nicht die Möglichkeit zu geben weg zu laufen. „Du wirst nirgendwo hingehen! Du bleibst bei mir! Du bist krank und wirst dich jetzt ausruhen, wenn du wieder gesund bist, kannst du anfangen zu lernen, wie du deine Kräfte kontrollieren kannst!“ Immer wieder versuchte sich der schwache Körper aus den warmen Armen zu befreien. "Nein... Nicht du... Ich will dir nichts tun!", dabei begann wieder sein Lederband, was er seit jenem Tag nicht mehr abgelegt hatte zu leuchten und eben so seine grauen Haare. "Bitte, du bist der Erste der mich nicht verstoßen hat, ich muss weg von dir!"

„Das lass ich aber nicht zu!“ Ivar war noch nicht sicher, was genau er mit Torae gefunden hatte, aber er wollte es auf jeden Fall nicht verlieren. Immer wieder hustete der Jüngere und seine Abwehr war halbherzig. Seine neue Kraft reagierte auf den Zwiespalt, der sich in Torae befand und so wurde sein langes Haar immer weißer. "Ich möchte dich nicht verlieren..." Dann fühlte Ivar wie der Junge schwerer in seinen Armen wurde und konnte eine ihm unbekannte, fremde Stimme hören. "Wenn er aufwacht, ist er wieder gesund. Aber er versteht nicht, wie er sein Geschenk lenken kann!" Torae sicher gegen seine Brust drückend sah Ivar sich verwirrt um. Ein leises Lachen drang jetzt an sein Ohr und ebenfalls leise kratzende Hopser kamen immer näher. "Ein Geschenkt, dass noch niemandem zuvor gemacht wurde... Du wirst es doch nicht zu deinen Raubzügen missbrauchen? Du hast das Leuchten und das Feuer gesehen..." Mit großen Augen sah Ivar den Adler an, der dort auf ihn zukam. „Du?“ Mit einem leisen Schrei stimmte dieser ihm zu. "Ich wurde ihm geschickt um zu lernen und um ein Auge auf ihn zu haben, dass ihm nichts geschieht!" Immer noch nicht ganz begreifend nickte Ivar. „Gut.“ Doch er kam noch nicht dazu, den Jüngeren in ein warmes Bett zu bringen. "Du hast meine Frage nicht beantwortet. Torae ist nicht dazu bestimmt, eure Raubzüge zu unterstützen... Was hast du mit ihm vor?"

„Ich will ihn bloß bei mir behalten.“ Ivar wusste nicht einmal wo diese Worte herkamen. "Wie er schon sagte, er ist gefährlich... Du hast selbst gesehen, WANN sein Geschenk reagiert... Aber ich habe eben so gesehen, wie du ihn festhältst. Mach etwas daraus, denn ich glaube deinen Worten!" Hörte Ivar nochmals die weibliche Stimme des Vogels. Dann schwang dieser sich zum Fenster. Mit einem leisen Klicken öffnete es sich und er flog davon.

„Jetzt red ich schon mit Ungeziefer.“ Zärtlich hob er Torae auf seine Arme und wickelte ihn etwas umständlich in eine trockene Robe, dann trug er ihn hinaus. Ohne es zu merken ging er an Toraes Zimmer vorbei in sein eigenes.

Torae wacht auf und Ivar hilft ihm das Geschehene zu verarbeiten

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Warm glitten die letzten Sonnenstrahlen über das kühle Nass. Torae hatte inzwischen gelernt auf Wasser zu wandern, ohne hinein zu fallen und er lächelte zu dem am Ufer sitzendem Ivar. Der Adler flog mit lautem Schreien um den jungen Mann und hatte seine Verständigung ihm immer noch nicht preisgegeben. Er hoffte darauf, dass Torae es selbst herausfinden und ihn verstehen würde. Es war eine unausgesprochene Übung für den Weißhaarigen.

Ein überwältigendes Gefühl beschlich Torae, wie er hier als Herr mitten auf dem See stand. Niemand würde ihm das wohlmöglich nachmachen können. Doch was oder wie sollte er jetzt etwas machen? Er versuchte sich zu konzentrieren. Als der Räuber ihn am Mittag über die Klippe stürzen ließ, hatte er Gegenstände schweben lassen. Vielleicht konnte er ja auch selbst, bewusst schweben. Der Junge breitete seine Arme aus und schloss die Augen. Hochkonzentriert, versuchte er sich daran zu erinnern, wie diese Emotionen am Mittag genau gewesen waren. Fasziniert beobachte Ivar unterdessen jede seiner Bewegungen. Der Weißhaarige bewegte sich auf dem Wasser so graziös, dass es schien, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Plötzlich wurde der Räuber von einem seltsam leichten Gefühl überwältigt und mit einem erschreckten Aufschrei stellte er fest, dass er bis einen Zentimeter vom dem Boden abgehoben hatte. Erschrocken riss Torae seine Augen auf und somit schwand seine Konzentration. Prompt landete Ivar wieder auf seinem Hintern. "Ohh... Entschuldige!", schnell lief er ans Ufer zurück und kniete bei dem Räuber nieder. "Alles ok? Das wollte ich nicht!"

„Schon ok!“ versicherte Ivar, mit den Händen fest auf den Boden gedrückt. „Warn mich nächstes Mal bloß vor.“ Entschuldigend machte der Jüngere ein zerknirschtes Gesicht und zog seinen Kopf wie eine Schildkröte zwischen die Schultern. "Das kann ich nicht..."

„Was meinst du?“ Eine Hand von Ivar war ganz automatisch in Toraes Nacken gewandert und begann ihn zu kraueln. "Dich warnen... Ich wollte eigentlich schweben... und ich hatte nicht vor, dich abheben zu lassen..." Unschuldig kicherte Torae und zeigte breit grinsend seine Zähne. „Tja,“ Ivar kniff dem Weißhaarigen in die Nase, „jetzt bin ich dir beim Schweben zuvorgekommen.“ Reflexmäßig streckte dieser ihm die Zunge raus. "Na warte, das kann ich besser!" Schnell beugte er sich vor und küsste den Braunhaarigen zart. Dann drehte er sich weg und ging wieder auf den See. Es hatte etwas Magisches für ihn und deshalb wollte er immer wieder hier hin. „Ich meld mich, wenn ich wieder abhebe!“ rief Ivar ihm lachend nach.

In der Mitte angelangt, schloss Torae erneut seine Augen, breitete die Arme aus und versuchte sich zu konzentrieren. Er konzentrierte sich so stark, dass der junge Mann in eine Art Trance verfiel und nichts mehr um sich mitbekam. Wieder hob der Räuber ein kleines Stück vom Boden ab, doch er wurde direkt wieder sanft auf der Erde niedergelassen. Torae hatte gemerkt, dass seine Kraft nicht in ihm wirkte. Aber dann war es endlich so weit. Langsam und majestätisch hob er vom Wasser ab und drehte sich langsam dabei. Weil die Sonne sehr tief stand und er sie aus Ivars Ansicht im Rücken hatte, erschien seine Gestallt schwarz und an den Rändern leuchtete es strahlend Hell wie bei der Ansicht einer kompletten Sonnenfinsternis. Dem Räuberhauptmann war die Kinnlade herunter gefallen und so starrte er die Gestallt seines Liebhabers mit offenem Mund an. Breit grinsend öffnete Torae wieder seine Augen. "Wuhuuu...", schrie er freudig. Doch er war durch und durch ein Grünschnabel und Anfänger, weshalb er durch seine Freude wieder die Konzentration verlor und mit einem lauten Platschen, mitten ins Wasser stürzte. Ivar war aufgesprungen und fuhr mit seinen Augen den See ab und er hatte den Anstand erst los zu lachen, als Torae wieder aufgetaucht war.

Blubbernd und keuchend spiee der Jüngere das Wasser aus seinen Lungen und kletterte dann wieder auf die Wasseroberfläche. "So ein mist..."

„Das sah aber nicht sehr gewollt aus!“ Ivar genoss es ein wenig Torae zu necken und zu ärgern, es hatte etwas Unschuldiges und Freies an sich, zumindest für ihn. "Machs doch besser!", motzte der zurück und kam pitsch nass ans Ufer. "Immer wenn ich mich konzentriere, verliere ich dieses Gefühl mitten in der Ausführung... Warum?"

„Weil du dich wahrscheinlich ablenken lässt.“ Übertrieben arrogant fuhr Ivar sich durchs Haar. „Aber wer soll es dir verdenken, wenn ICH doch hier am Ufer sitze und auf dich warte!“

"Dann hast du zu gehen und wo anders zu warten!", erklang nun eine dem Räuber bekannte aber Torae unbekannte weibliche Stimme und der Weißhaarige sah sich erschrocken um. "Wer ist da?"

„Gott sei dank, du hörst es auch!“, rief Ivar erleichtert aus. „Und ich dachte schon, dass Vieh würde nur mich quälen wollen.“ Verwirrt sah Torae ihn an. "Wen meinst du?" Er konnte den Ursprung der Stimme noch immer nicht ausmachen. „Die Stimme kommt von deiner Pestschleuder!“

Mit einem erbosten Schrei kam der Adler auf den Räuber zugeflogen und landete direkt vor ihm. Beleidigt hakte er dann kurz mit seinem Schnabel in dessen Schuh. "Ich bin keine Pestschleuder oder Taube und erst recht keine Federschleuder! Ich bin Grid! Und ich bin eine der höchsten Göttinnen!" Mit offenem Mund starrte Torae von seinem Freund, dem Adler zu Ivar und zurück. Träumte er etwa? Ivar beugte sich vor und sah die Adlerdame fest an. „Federvieh.“ Ein beleidigter Ton erklang und Grid schnappte mit seinem Schnabel nach der Nase vor sich. "Pass auf, sonst landest du als Kaninchen auf meinem Speiseplan!"

„Pfft!“ Ivar zeigte dem Vogel einen Vogel. „Vorher gibt es bei uns einen Geflügelbraten!“ Parallel zu Toraes Augen leuchteten auch die Augen des Adlers auf, ebenso kaum noch wahrnehmbar, das Lederarmband, welches der Weißhaarige trug. "Soweit kommst du gar nicht!", sprach sie und Ivar konnte sich keinen Millimeter mehr rühren. "Ähm... Was geht hier vor?", fragte jetzt endlich, seine Stimme wiederfindend, Torae. „Das bedeutet Krieg!“, grollte Ivar Grid zu, dann schenkte er Torae einen herzzerreißenden Dackelblick. „Sag deiner Pute sie soll mich los machen, bitte, Liebling!“

Mit einem selbstverliebten und überlegenen kichern hüpfte der Vogel auf seinen Herrn zu und ließ sich auf dessen Arm nieder. Ivar konnte er zwar von Anfang an leiden, aber die Lebensart dieses Mannes war nichts Gutes. „Dieser Mensch hat keinen Respekt vor Dingen, die er nicht kennt. Er hat es nicht besser verdient! Außerdem ist es verdammt gut möglich, dass er dich nur ausnutzen will, weil er von Beginn an gesehen hat, dass du mehr bist!“ Noch immer sah der junge Mann zwischen dem Adler und seinem Partner hin und her. „Du kannst sprechen?!“, stotterte er und bemerkte dann, was Grid mit Ivar gemacht hatte. „Heb das auf, was immer du gemacht hast!“ Wieder ernst und mit einem unschuldigen Blick, hüpfte Grid wieder auf die Erde zwischen dem Räuber und Torae. „Mach es selbst, das ist eine schöne Übung für dich!“

„Jetzt sei mal nicht so vorlaut du zu groß geratenes Abendessen!“ Ivar gefiel gar nicht, wie der Vogel auf Toraes einredete und schwor sich ihr alles heimzuzahlen. Sobald er sich wieder bewegen konnte. Bittend und wie ein Schüler, der zwar wollte, aber nicht konnte, sah Torae Grid an. "Bitte, lass ihn frei!" Ein Knurren entfloh der Kehle des Vogels und einen Wimpernschlag später hätte Ivar sich wieder bewegen können, doch sie sagte es nicht. "Ich wiederhole mich, du könntest dies als Möglichkeit sehen, zu üben!" Und Ivar war viel zu sehr auf Torae konzentriert, um seine wiedergewonnene Freiheit zu bemerken. Der junge Mann nickte und strich dem Räuber über die Stirn. "Ich gebe mein Bestes! Aber nächstes Mal, lässt du das sein, Grid!" Ivar grinste und fühlte sich, als hätte er einen Sieg gegen das Federvieh errungen. "Ich mache das, was ich für nötig erachte um dich zu schützen!", gab sie noch einmal unnachgiebig von sich, bevor der Adler sich auf den nächsten Baum schwang. Torae nickte irgendwie dankbar und schloss während dessen seine Augen und konzentrierte sich allein auf Ivar. Einige Minuten verstrichen und er wusste nicht, ob er was getan hatte oder nicht. "Geht es wieder?", fragte er leise. Testend versuchte Ivar seine Arme zu bewegen und konnte es ohne Probleme. „Hey! Du bist ja ein richtiges Genie!“ Freudig fiel der Jüngere ihm um den Hals. "Danke..." Das gefiel dem Dunkelhaarigen nur zu gut, denn er schien Torae nicht mehr loslassen zu wollen. Seine ungewöhnlichen Kräfte beherrschen lernen, hatte den Weißhaarigen sehr müde gemacht und der Räuber vernahm schon nach kurzen, einen ruhigen Atem. Torae war eingeschlafen und lächelte sanft. Dann kam auch Grid wieder hinzu. "Du bist ziemlich sprunghaft!"

„Was soll das denn heißen??“, grollte Ivar eindringlich, aber leise genug, um den schlafenden jungen Mann in seinem Armen nicht zu wecken. "Auch wenn Torae mich ‚höflich’ gebeten hatte, draußen zu warten, weil dir wohl mein Blick zu angsteinflößend war...", sie kicherte.“...habe ich dennoch gehört, wie du sagtest 'Wäre ja auch viel zu schade, um dich... Ich hab sicher noch viel Verwendung für dich.'" Der Blick des Vogels war bei seinem Zitat fast tödlich. „Jetzt bild dir mal bloß nicht zu viel ein, ich hatte bloß keinen Bock dich spannen zu lassen, du perverses Hühnchen!“, grollte Ivar weiter und mit einem ebenso giftigem Blick zurück. „Und ich weiß eh nicht, warum du dich so aufregst.“ Wütend, weil der Räuberhauptmann ihren Herrn und Schüler viel zu sehr in Anspruch nahm, zwickte Grid Ivar ins Bein. "Weil Torae und sein Geschenk nicht dazu gemacht sind, DIR das Leben zu erleichtern. Ist dir überhaupt bewusst, was der Junge jetzt alles für Mächte besitzt? NEIN!!"

„Au!“ fauchte der Mensch und trat aus. Schmatzend regte sich Torae etwas. "Ich komme gleich, Vater..."

„Du solltest deinen Schnabel besser halten, denn noch bin ich nicht überzeugt, dass DU weißt, was das Beste für ihn ist! Du kannst ihm vielleicht helfen seine neuen Kräfte zu kontrollieren, aber in allen anderen Bereichen scheinst du keine Leuchte zu sein!“

„Ach... Und du willst das wissen? Ich hatte auch mal einen menschenähnlichen Körper. Ich weiß, was ihr esst und wie man sich wäscht! Du Raufbold!" Die Adlerdame war etwas beleidigt. Was wusste so ein Flüchtiger schon? „Du weißt also überhaupt nichts.“ Fasste Ivar für sie zusammen. Vollkommen beleidigt drehte Grid sich weg. "Ich weiß mehr als du denkst... Aber es ist LEIDER deutlich zu sehen, dass Torae dich braucht. Also, was hältst du vorerst von einem Waffenstillstand?" Ivar zögerte kurz, willigte dann aber ein. „Meinetwegen, du gehst mir nicht mehr auf die Nerven und dafür landest du nicht im Kochtopf.“

"Du missbrauchst dieses Geschenkt nicht und ich lass dich dafür am Leben!", knurrte sie leise und deutete dann mit ihrem Kopf in die Richtung des Dorfes. "Und jetzt bring ihn ins Bett. Die nächsten Tage werden anstrengend!" Keinen Augenblick später, befand Ivar sich mit Torae im Arm, in seinem Haus und Zimmer wieder. Ivar konnte sich ein Grollen nicht verkneifen, da ihm diese Art der Fortbewegung nicht wirklich zusagte, dennoch legte er Torae zärtlich ins Bett, nur um ihn dann lächelnd zu beobachten. Der Gesichtsausdruck des Schlafenden war einfach zu niedlich, um nicht hinzusehen.
 

Einige Tage vergingen. Torae und Ivar wuchsen noch mehr zusammen, während der Räuberhauptmann sich um die Geschehnisse in seinem Dorf kümmern musste und der Weißhaarige langsam seine Kräfte verstand und die Magie anfing zu beherrschen. In den Nachtstunden kuschelten sie oft zusammen am See und redeten viel, was in Torae das Gefühl endlich irgendwo zugehörig zu sein verstärkte. Auch im Dorf selbst sah man ihn nicht schräg an. Man grüßte ihn freundlich und hin und wieder durfte er auch beim Tischler helfen. Nur Hogart schien seine Probleme mit dem Neuling zu haben. Doch das würde bestimmt irgendwann geklärt werden.

Der Morgen brach an und die aufsteigende Sonne kitzelte ihre Nasenspitzen, als Torae sich in seiner Decke zusammenrollte. "Ich will mit!", klang seine Stimme gedämpft aus dem Bett hervor. Sein dunkelhaariger Bettgenosse seufzte schwer und sah, den anderen beinahe flehentlich an. „Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich das für keine gute Idee halte.“ Ein freundlicher Schrei drang durch den Raum. "Ich stimme ihm da zu! Du solltest jetzt noch nicht aufbrechen und erst recht nicht auf Beutejagd mit einem dahergelaufenen Räuber gehen. Du kannst deine Kräfte noch nicht vollständig beherrschen!" Auch wenn Grid Ivar wie zu Beginn noch immer leiden konnte. Hatte auch weiterhin etwas gegen seine Art des Daseins als Räuber und würgte ihm des Öfteren eins rein. Wütend hingegen sprang Torae auf. "Mir fällt aber die Decke auf den Kopf. Ich will helfen oder gegebenenfalls irgendetwas anderes unterwegs machen!"

„Wenn du eine Aufgabe willst, besorg ich dir gerne eine, aber… sehen wir es ein, du bist kein Räuber.“ Er warf einen bissigen Blick zu Grid. „Aber das dahergelaufen verbitte ich mir!“ Mit verschränkten Armen vor der Brust, setzte Torae sich im Schneidersitz mitten aufs Bett. "Ihr habt euch gegen mich verschworen!"

„Jetzt schau doch nicht so!“ Ivar hatte in den letzten Tagen realisiert, dass er es nicht abkonnte, wenn Torae in irgendeiner Weise verstimmt war. Eine gewinnbringende Idee schoss dem Weißhaarigen durch den Kopf und er streckte seine Zunge, grinsend zwischen seine Zähne. "Ist ja gut, wenn sich zwei gegen einen verschwören, hat man verloren! Was hast du denn für eine Aufgabe für mich?"

„Nun, was willst du denn so machen? Wir finden bestimmt etwas, was dir gefallen würde.“ Ein fast schon trügerisches Lächeln, schlich sich auf Toraes Gesicht. ~Du könntest mich freiwillig mitnehmen, dann müsste ich euch nicht heimlich folgen!~ Dachte er. Grid schloss wütend ihre Augen. "So ein Schlitzohr!", nuschelte sie und verschwand aus dem Fenster. Sie hatte seine Gedanken genau verstanden, denn so unterhielt sie sich ebenfalls mit den beiden Menschen. Auch wenn der junge Mann seine Macht nicht vollständig beherrschte, war er in den Ausführungen die er konnte bereits stärker als sie und es hätte wohl keinen Sinn ihn aufhalten zu wollen. "Na ja, wenn du den Anderen bescheid gibst, werde ich mich in den nächsten Tagen einfach mal umsehen und ich denke, ich werde etwas finden..."

„Mach ich gerne, Liebchen.“ Ivar freute sich zu sehr darüber, dass Torae wider glücklich war, um zu merken, dass jener etwas im Schilde führen könnte. Schnell küsste der Jüngere ihn und biss aber auch leicht in Ivars Unterlippe. "Lass das!", kicherte er. Dann zog er sich endlich an. "Lass mich dich noch zum Markt und deinen Leuten bringen!" Übertrieben dramatisch griff Ivar sich an die Brust. „Damit du mir zum Abschied noch zu Winken kannst? Oh Liebling, ich bin zu Tränen gerührt!“ Lachend hielt Torae sich den Bauch fest. "Das hättest du wohl gern! Aber dann kann ich direkt damit anfangen, einen Platz hier, für mich zu finden!" Er plante eigentlich zu sehen, wohin die Räuber ritten. „Das trifft mich schwer!“ Ivar erhob sich vom Bett und trat zu Torae, nur um ihm einen Klaps auf den Hintern zu geben. „Aber auf meinen Abschiedskuss verzichte ich nicht!“ Der Augenaufschlag des Langhaarigen war überwältigend und er schmiegte sich an seinen Liebhaber an. "Den kann ich dir gar nicht verwehren!" Dann legte er erst noch zart seine Lippen auf die seines Gegenübers. Zärtlich umrahmten Ivars Hände das schöne Gesicht seines Geliebten und als sich ihre Lippen von einander lösten, schmiegte er zärtlich seine Nase an die des Kleineren. „Ich hoffe unser Wiedersehen wird genauso schön wie unser Abschied.“ Noch einmal wiederholte Torae diesen sehnsüchtigen Kuss und schüttelte lächelnd seinen Kopf. "Nein, er wird viel schöner!"

„Dann werde ich versuchen, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.“ Gut gelaunt zog der Jüngere sie beide dann aus dem Zimmer. "Ich hoffe darauf, sogar sehr! Hast du Iskander schon auf Wiedersehen gesagt?"

„Jap, noch bevor du überhaupt wach warst, er ist heute nämlich bei einem alten Freund für ihre wöchentliche Partie Schach.“ Ganz natürlich legte sich ein Arm von Ivar um Toraes Schultern, als sie zum Markt gingen. Es war dem jungen Mann noch immer etwas unangenehm, obwohl hier jeder bescheid wusste und damit keinerlei Probleme hatte. Dennoch, legte auch er einen Arm um den Räuber. "Sei aber bitte vorsichtig, ja?!!"

„Keine Sorge, ich pass auf mich auf, schließlich will ich ja zu dir zurück kommen.“ Zärtlich versuchte Ivar Toraes Sorgen zu vertreiben, in dem er ihm auf die Schläfe küsste. Mit rotüberzogenen Wangen senkte der Jüngere seinen Blick. "Na das will ich doch hoffen!" Lachend hörte er dann eine bekannte männliche Stimme. "Möchte dein neues Schoßhündchen denn so unbedingt mitkommen?" Hogart, wer sonst würde es sich wagen, den Neuling an Ivars Seite so zu bezeichnen. Er trat dazu und klopfte seinem Freund und Hauptmann auf die Schulter. „Zügel deine Zunge, alter Freund“ meinte Ivar höflich genug. Sein Arm ruhte immer noch um Toraes Schultern und wollte dort auch gar nicht weg. „Aber ich kann dir sagen, dass Torae uns heute nicht begleiten wird.“ Seine schlangenähnliche Zunge benetzte Hogarts Lippen und er lachte weiter. "Dann kann ich ja beruhigt sein! Auch wenn er angeblich einige des Königs Soldaten gekillt hat, wäre er wohl nur eine Last!" Hogart konnte sich im Umgang mit dem Boss mehr erlauben als manch Anderer, doch auch für ihn war es nicht ratsam Ivar zu verärgern. „Pass auf was du sagst!!“ Weiterhin gut gelaunt klopfte der bärtige Räuber seinem Freund nochmals auf die Schulter. "Gräme dich nicht. Deine Flamme wartet ja wie ein Heimchen am Herd!", dann machte er sich schnell auf zu seinem Pferd. "Wir sind bereit, Hauptmann!", ließ er wieder gehorsam und laut erklingen. Nach einem letzten giftigen Blick wand Ivar sich dem jungen Mann zu, der neben ihm stand. „Alles ok?“ Dieses Geschwätz des Bärtigen nicht wirklich ernst nehmend, nickte Torae und küsste Ivar demonstrativ. "Sicher, der ist ja nur neidisch!"

„Freut mich, dass du das so siehst.“ Noch einmal presste Ivar seine Lippen auf Toraes, dann ließ er von ihm ab. „Warte auf mich.“

"Komm du erst mal zurück!", lächelte der Weißhaarige und sah dann seinen Partner aufsteigen. „Werd ich sicherlich!“ lachte Ivar und zwinkerte ihm zu.

Langsam, auf der Hut und doch raubeslustig machte sich die kleine Gruppe Räuber wieder auf den Weg. Hogart ritt wie immer neben seinem Freund Ivar und er sprach ihn schließlich auch an. "Ist das wirklich dein Ernst?"

„Was?“ fragte Ivar scheinbar gleichgültig. „Das ich dir die Zunge raus schneide, wenn du noch einmal so mit ihm redest?“

"Das wirst du nicht! Du wirst ihn fortjagen, wie jeden anderen zuvor auch, sobald er deine Kurzweil befriedigt hat." Darauf wollte Ivar gar nicht antworten, denn es stimmte ja, er verfuhr so mit seinen Liebhabern, aber Torae war anders. Das Problem war nur, dass Ivar zu viel Angst hatte sich das einzugestehen. „Halt einfach die Klappe.“ Hogart nickte und gab seinem Pferd die Sporen. "Unser kleine Spion Leo hat mir gestern noch die Info gegeben, dass heute Mittag reiche Beute am Waldrand auf uns warten wird!"

„Wie nah am Rand des Waldes? Es wäre nicht gut, sollten wir hinausgelockt werden, schließlich sind wir im Wald im Vorteil“ gab der Anführer zu bedenken. "Die Straße am Fluss... Eine ganze Kutsche Steuergelder und junges Gemüse an Soldaten..."

„Und die schicken sie mit den Steuern los?“ Ivar wurde argwöhnisch, dass konnte doch nicht so leicht sein. „Wo ist der Hacken?“ In einer fließenden Bewegung griff der Bärtige an einen langen verhüllten Gegenstand, der an seinem Sattel befestigt war und enthüllte den Inhalt. Es war eine Art Gewähr, jedoch noch sehr holzig und wenig ausgearbeitet. "Sie haben diese neu entwickelten Waffen. Aber ich habe die Dinger getestet. Sie sind ungenauer als Pfeil und Bogen, schwer und sehr langsam zu bedienen. Kurz, unser Spiel bleibt leicht!"

„Klingt gut, aber wir dürfen trotzdem nicht unvorsichtig werden!“ mahnte sein Freund.

In dieser Hinsicht einstimmig, machten sie sich auf den Weg. Sie würden wie immer vorsichtig sein, aber trotzdem mussten sie dem König diesen Streich spielen.
 

Torae hatte sich nach ihrem Aufbruch schnell wieder vom Marktplatz geschlichen. Er war zu den Ställen gegangen und prüfte nun die Boxen und die Pferde in ihnen. Geritten war er noch nie, also suchte er ein liebes Tier, welches ihn tragen wollte. „Du willst das wirklich tun?!!“, erklang im Hintergrund die Stimme des Adlers und der junge Mann nickte einfach nur. Das Grid mit ihm sprach und oft auch aus dem Nichts auftauchte, war inzwischen normal für ihn. „Ich komme mir hier so nutzlos vor, nirgendwo kann ich wirklich helfen. Das ist deprimierend! Vielleicht kann ich ja zumindest ein bisschen auf die andern aufpassen!“ Torae hatte noch immer Angst, das Ivar etwas Ähnliches wie am See mit den andern Soldaten passieren könnte. Außerdem war es tatsächlich so, dass ihn zwar alle akzeptierten aber trotzdem keine Arbeit oder Aufgabe für ihn hatten, denn sie glaubten eh nicht daran, dass der Weißhaarige lange an Ivars Seite bleiben würde. Dann hatte er endlich ein Pferd gefunden, dem er vertraute und holte es aus der Box. Zart legte er seine Hand auf dessen Schnauze und sie hatten eine Verbindung in der das Tier wusste, was Torae wollte. „Aber es ist noch zu früh. Du beherrschst deine Kräfte nicht komplett. Der König ist hinter dir her und wenn deine Macht noch von anderen entdeckt wird, bist du überhaupt nicht mehr sicher, denn man wird sie dir nehmen wollen!“ Überrascht sah der Junge den Adler an. „Wirklich? Ich wollte sie nie!“ Während er sprach, schwang er sich auf den Rücken des Pferdes. „Du hast mir auch immer noch nicht gesagt, warum und vor allem wie man sie mir übertrug...“ Grid seufzte. Sie kannte selber nur die halbe Geschichte und es war noch nicht an der Zeit, dass Torae die Wahrheit erfuhr. „Dann geh, ich werde in deiner Nähe bleiben und aufpassen!“ Dankbar sah der junge Mann noch einmal zu seiner Freundin dem Adler und machte sich dann auf den Weg. Er hatte die Richtung genau beobachtet, in der Ivar und die anderen Räuber verschwunden waren. Jetzt würde er ihnen folgen, aber er würde sich noch nicht zu erkennen geben.

Die Räuberbande um ihren Hauptmann Ivar hatte inzwischen einen Platz erreicht von dem sie der Kutsche mit dem Steuergeld gut auflauern konnten. Ivar befahl, die Pferde in einer sicheren Entfernung zu verstecken, da ihre Laute sie hätten verraten können. Mit bedächtigem Schritt ging Ivar die Gegend ab, da er keine Lust verspürte irgendwelche Überraschungen zu erleben, wenn es ernst wurde. „Was meinst du?“ fragte er Hogart, der neben ihm ging. "Ich glaube schon, dass sie eine kleine Überraschung für uns planen, aber das dürfte dir auch klar sein. Wir sollten ihnen das Fürchten lehren!" Geduldig sah er in die Ferne und auf die Straße über der die Kutsche kommen sollte. "Einen Hinterhalt können wir ausschließen. Wir kommen hier vom Wald und außer uns ist hier niemand. Hinter dem Fluss ist offenes Land und da sehe ich ebenfalls nichts..."

„Ich weiß.“ Ruhig ließ Ivar seinen Blick schweifen und konnte nicht verhindern, dass sich ihm die Nackenhaare aufstellten. „Ich habe aber trotzdem ein ungutes Gefühl.“ Neckisch klopfte der Ältere dem Hauptmann auf die Schulter. "Du hast ja nur Angst, dass dein neues Schoßhündchen abhaut, während du weg bist!"

„Er ist NICHT mein Schoßhündchen!“ erwiderte Ivar verbissen. Ungehalten sah er Hogart an, normalerweise amüsierte ihn dessen Art immer, doch wenn es um Torae ging, schien er Ivar nur noch auf die Palme zu bringen. Hogart grinste frech. Er hatte erreicht was er wollte. Nämlich Ivar auf andere Gedanken zu bringen. "Ganz wie du meinst! Und jetzt komm, wir sollten hinter die Büsche verschwinden..."

„Du hast Recht. Männer! Alle Mann auf ihre Plätze!“ Mit zwei tiefen Atemzügen brachte Ivar seine Konzentration wieder auf den richtigen Fokus, während seine Männer in ihre Verstecke eilten, dann nahm auch er seine Position ein. Auch Hogart begab sich auf Position, doch diese war nicht die Selbe wie die der anderen Räuber. Er war eine Art Lockvogel. Gemächlich schlenderte er immer wieder über die Straße und konnte dann endlich eine Kutsche eilig über diese hasten Sehen.

Ivars Rückenmuskeln spannten sich an und Adrenalin wurde durch seine Adern gepumpt. Räuber war nie sein ‚Traumberuf’ gewesen, doch inzwischen genoss er es beinahe, die Gefahr und die Aufregung gaben ihm den richtigen Kick.

In Gedanken die armen Soldaten auslachend, ging er der Kutsch entgegen. "Hey... halt... Dort hinten ist die Straße eingebrochen!"

Sein Hauptmann beobachtete die Situation genau und behielt die Soldaten fest im Blick. Er hob seine Hand und signalisierte so, dass seine Männer sich bereithalten mussten.

Mit quietschenden Rädern blieb das Viergespann kurz vor Hogart stehen. "Was? Wo ist die Straße eingebrochen?" Der Gefragte zeigte weiter hinter sich. "Dort wo die Brücke beginnt!" In luftigen Höhen kreiste ein Adler um das Geschehen und konnte mit seinen scharfen Augen genau beobachten, was dort vor sich ging. Hoffentlich würde Torae sich hier noch nicht zu erkennen geben! Dachte Grid. Sie spürte eine unheimliche Aura aus der Kutsche steigen.

Ivars Konzentration wurde abgelenkt, denn aus der Kutsche stieg eine wunderschöne junge Frau, ihr langes schwarzes Haar fiel offen um ihre Schulten und ihre zarten Hände krallten sich in den Stoff ihres roten Kleides. Sie war offensichtlich beunruhigt. Ein Passagier in einer Kutsche mit den Steuergeldern war eine Seltenheit und irgendwie hatte Ivar das Gefühl, dass etwas unecht an dieser Frau war. Hogart zog eine Augenbraue hoch. Diese Lady war genau sein Typ. Vielleicht könnte er sie ja als Beute mit zurück nehmen. Jetzt wartete er nur noch auf den Angriff der Räuber. "Einen schönen guten Tag, Mylady. Es tut mir leid, dass ich ihre Reise unterbrochen habe!" Ein Soldat trat zu ihr und griff sie am Arm, sah dabei aber nicht wirklich autoritär aus. „Ihr habt nicht mit der Dame zu reden!“ Ihre dunklen Augen richteten sich flehend an Hogart. „Bitte helft mir“ flüsterte sie beinahe, doch noch bevor Hogart etwas erwidern konnte griffen die Räuber an. Ivar hatte gesehen was da vor sich ging und wollte nun eingreifen, bevor diese Frau Hogart bezirzen konnte. Leider war es für diese Unterbrechung zu spät. Die Frau, dessen Alter man genau so wenig wie Toraes erahnen konnte, hatte den bärtigen Räuber schon in ihren Bann. Beherzt griff Hogart an seinen Degen und ging auf die Soldaten los. "Lasst sie frei!!!!!" Die Soldaten waren überraschend schnell entwaffnet und in Ivar wuchs das Gefühl, dass hier irgendwas nicht mit rechten Dingen zuging. Seine Männer fesselten wie befohlen die Soldaten und sperrten sie in die Kutsche, nur Hogart schien davon nichts wissen zu wollen und so konnte Ivar beobachten, wie er auf die schöne Frau zu ging, doch anstatt ihm dankbar zu sein, begann sie hysterisch zu kreischen und um Hilfe zu rufen. "Aber bitte, beruhigen sie sich doch Mylady! Wir wollen ihnen nichts tun!", redete der Bärtige mit Engelszungen auf sie ein. Doch sie schrie und wollte einfach nicht aufhören. Das wiederum hörte Torae, der im Wald auf der Suche nach den Räubern war, weil er ihre Spur verloren hatte. Er konzentrierte sich für einen Moment auf den Lärm und stand dann am Waldrand, wo er den vermeidlichen Überfall beobachten konnte. Doch, dass Einigste was er sah, war, wie der ungehobelte Räuber, mit dem er schon solche schlechte Erfahrung gemacht hatte, auf eine verschreckte junge Frau zuging. In seinen Augen erschien es wie ein tätlicher Angriff und Ivar stand, zu seinem Entsetzten, nur stumm daneben. "NEIN!!!", schrie der Weißhaarige und rannte weiter auf die Kutsche zu. "AUFHÖREN... Bitte, aufhören!" Aufgeschreckt wirbelten die Räuber herum und beobachteten mit großen Augen, wer da auf sie zukam. „Torae!? Was tust du hier??“ Auch Hogart zuckte zusammen, aber sein Blick ruhte weiterhin auf dieser wunderschönen Frau. "Bitte Ivar, siehst du nicht, dass sie Angst hat! Tut ihr nichts!", sagte Torae als er sie endlich erreicht hatte. „Haben wir doch gar nicht vor!!“ verteidigte er sich, „Was kann ich dafür, dass die Tante so labil ist und gleich anfängt zu schreien?“ Er konnte es nicht verhindern, dass er begann negative Gefühle für die Fremde zu haben. Kopfschüttelnd ging Torae langsam weiter auf die Frau zu. "Es ist alles in Ordnung, wirklich! Bitte beruhigen sie sich!" Im Gegensatz zu Hogart, schaffte es der Langhaarige die schöne Frau zu beruhigen und sie schenkte ihm sogar ein zaghaftes Lächeln. "Ihr seid nicht vom König um mich unterwegs zufällig zu ermorden?" Lächelnd schüttelte der junge Mann noch einmal den Kopf. "Nein... Es ist alles gut!" Mit finsterer Miene sah Hogart, wie die Frau auf Torae reagierte und Eifersucht stieg in ihm hoch, wollte er doch ihr strahlender Retter sein. „Hey! Jetzt tu mal nicht so, als ob ich ihr was tun wollte!!“ Darauf wusste der Junge erst einmal nichts zu sagen, weil er die ganze Situation nicht kannte. Er wollte gerade noch einen Schritt auf die junge Frau zugehen, als Grid mit einem lauten Schrei vom Himmel hinabstieß und auf seiner Schulter landete. Die Schwarzhaarige war abgrundtief schlecht, das konnte die Adlerdame deutlich spüren. Sie musste ihren Herrn schützen. "Oh, ist der Raubvogel aber schön..." Stellte die rot Gekleidete fest und ihr Lächeln zu Torae wurde breiter.

„Das reicht jetzt!“ Endlich mischte sich auch Ivar ein, der genug von der Situation hatte, beim prüfen der Kutsche war es klar geworden, dass es keinerlei Geld gab, dass transportiert wurde. „Das Ganze hier ist überflüssig! Sperrt sie zu den Soldaten in die Kutsche, wir gehen!“ Die Fremde zuckte. "Nein, bitte nicht! Wenn wir gefunden werden, bringen sie mich zum König und das werde ich nicht überleben!", sagte sie flehend und mit zitternder Stimme. Torae verstand. Sie war wohl genau so eine Verfolgte wie die anderen Räuber und er. "Ivar... Bitte. Sie teilt unser Schicksal, überlass sie nicht dem Tode..."

„Ja sind wir denn ein Armenhaus?? Wir nehmen doch nicht jeden auf und die hat bei uns sicher nichts verloren!“ Abfällig sah Ivar die Frau an, sie war, in seinen Augen der lebende Beweis, warum er Männer bevorzugte. „Soll sie doch selbst sehen, wie sie zu Recht kommt!“

„Boss!“ protestierte nun auch Hogart. „Wir können doch niemanden abweisen, der so ganz offensichtlich unsere Hilfe benötigt!“ Die restlichen Männer nickten zustimmend mit den Köpfen. Vorsichtig trat die Fremde auf den Räuberhauptmann zu und sah ihm tief in die Augen. "Ich werde mich einfügen und auch nicht nutzlos sein, bitte...", flehte sie. Doch im Hintergrund war sie in Ivars Erinnerungen abgetaucht und sah die Gefühle für Torae. Das könnte noch sehr nützlich sein um ihr Ziel zu erreichen. Noch einmal schrie Grid und flog nun auf die Schulter des Dunkelhaarigen. Sie hoffte, er würde bei seiner negativen Einstellung bleiben. Das Grid sich freiwillig auf seine Schulter setzte bestätigte Ivar nur in seiner Meinung, abfällig sah er auf die zierliche Gestalt herab. „Du willst dich nützlich machen?“ fragte er spöttisch, „Und was wenn du dir einen Nagel abbrichst?? Nein, das Einzige wozu du nützlich wärst, wäre zum Vergnügen meiner Männer!“ Angewidert schloss die Schwarzhaarige ihre Augen. "Nein, ich kann kochen! Sogar sehr gut!" Hoffnungsvoll sah sie in die Runde der Räuber die ihr eben noch Rückendeckung gegeben hatte. Dabei verweilte sie besonders lange auf Hogart und Torae. Noch bevor Ivar sie abweisen konnte schritt Hogart ein: „Eine neue Köchin können wir gebrauchen, die alte Margot, die Besitzerin unserer Schenke bräuchte dringend Hilfe!“

"Ich mache alles!" Sagte auch die Fremde, bevor der Räuber noch etwas erwidern konnte.„Wir können das Risiko nicht eingehen!“ versuchte nun Ivar das Ruder rum zu reißen, denn er war zwar der Anführer, aber gegen eine Mehrheitsentscheidung konnte er sich nicht stellen. "Und doch bist du das Risiko mit mir eingegangen...", lächelte Torae und schritt auf ihn zu um den Älteren zart zu küssen. "Gib ihr eine Chance, wenn sie diese nicht besteht, werde ich mich um das Problem kümmern!" Empört über diese Aussage zog Grid ihren Kopf zurück. Der Junge meinte doch nicht etwa die selbe Weise, als er sich um die Soldaten am See gekümmert hatte? Ivar wusste, auf wie viel Torae in seinem bisherigem Leben verzichten musste und deshalb versuchte er ihm immer alle Wünsche zu erfüllen, zumindest redete er sich ein, dass das der Grund wäre, in Wirklichkeit war er dem Weißhaarigem einfach verfallen. „Mir gefällt das Ganze nicht, aber wenn du die Verantwortung übernimmst…“ Dankbar schloss Torae seine Arme um Ivar. "Ja... Ich übernehme die Verantwortung und werde mögliche Probleme selbst lösen!" Die Fremde im Hintergrund beobachtete ruhig und zeigte ein gewinnendes, kaltes und arrogantes Lächeln, dass nur der Hauptmann und der Adler in dieser Situation sehen konnte. Ivar sah die Frau an und wusste, dass er die falsche Entscheidung getroffen hatte. Auf was sie es aber in Wirklichkeit abgesehen hatte, sollte er und auch Grid vorerst nicht erfahren. Torae löste sich wieder von seinem Liebhaber und schritt auf die Frau. "Ich bin übrigens Torae. Das ist Ivar und das Hogart..." Er stellte auch noch den Rest der Bande vor und war glücklich jemandem geholfen zu haben.

"Wir müssen sie im Auge behalten!", flüsterte hingegen der Vogel in Ivars Ohr. „Ist mir klar“ raunte er zurück. Ihm gefiel gar nicht, wie nah sie bei seinem Torae stand.

"Und ich bin Levanah... Ich danke euch sehr!" Schnell ging sie an die Kutsche und befreite fachmännisch eines der Pferde. "Dann zeigt mir mal mein zukünftiges Heim..." Jede ihrer Bewegungen wurde von Ivar wahrgenommen und katalogisiert, wenn klär würde, was sie bezweckte, wäre er bereit. „Verbindet ihr die Augen!“ befahl er dann. Bereitwillig ließ Levanah sich auf ihrem Pferd die Augen verbinden. Sie würde sich den Weg auch ohne Sicht merken können.

"Du bist ein Schatz!", sagte hingegen Torae und küsste Ivar nochmals. „Dafür bist du mir was schuldig.“ Grolle ihm der Dunkelhaarige zu und legte dann demonstrativ einen Arm um Torae, als sie zu der Stelle gingen, an dem ihre Pferde versteckt waren. Gut gelaunt und äußerst dankbar kuschelte sich Torae an. "Ich zahle dir alles!" Grid hingegen blieb stumm und artig auf Ivars Schulter. Die nächsten Tage und vermutlichen Wochen würde sie alle Kraft kosten. „Das will ich auch schwer hoffen.“ Die Räuber bestiegen ihre Pferde und Hogart nahm die Zügel Levanahs Pferd, um es zum Dorf zu führen. Toraes Gaul, den er in der Aufregung nicht angebunden hatte, schien sich aus dem Staub gemacht zu haben und so holte Ivar ihn vor sich auf sein Pferd. Lächelnd schmuste der Weißhaarige sich an. Levanah hingegen grinste in sich hinein. Sie hatte die ersten kleinen Saatkörner ihrer Zwietracht problemlos sähen können. Gemeinsam erreichten sie dann das Dorf und die Schwarzhaarige merkte das sie stehen blieben. "Sind wir da? Darf ich die Binde wieder abnehmen?"

„Noch nicht!“ grollte Ivar ihr ungehalten entgegen, ihre Stimme störte ihn bloß in der Zweisamkeit mir Torae. Das Tor des Dorfes wurde hinter einem Vorhang aus Büschen enthüllt und öffnete sich für die Räuberbande. Richtig fröhlich stieg der junge Mann auf dem Marktplatz wieder von Ivars Pferd und streckte sich. "Ich freu mich gleich auf etwas zu essen!" Auch Ivar stieg ab und übergab seine Zügel an einen herbeigeeilten Stallburschen. „Dann lass uns nach Hause, Großvater wartet sicher schon auf uns.“ Aus dem Augenwinkel sah er wie Hogarth sich zum Affen machte, als er Levanah vom Pferd half. "Aber wo wird Levanah schlafen?", fragte der Jüngere vorsichtig. „Was kümmert es mich!?“ Bittend sah Torae seinen Liebsten an. "Aber sie kann doch nicht mitten auf der Straßen schlafen... Ich bin doch eh jede Nacht in deinem Bett. Gib ihr doch, bis wir ihr morgen alles organisiert haben, diese Nacht mein Zimmer..."

„Kommt nicht in Frage! Die kommt mir nicht ins Haus! Soll sie doch bei den anderen Huren schlafen!“ Das ging nun wirklich zu weit, erst brachte dieses Flittchen seine Männer auf ihre Seite und jetzt sollte er sie noch bei sich aufnehmen, das kam nun überhaupt nicht in Frage. Überrascht und doch traurig schaute Torae ihn an. "Wenn ich euch nicht mit diesen dämlichen Kräften gezeigt hätte, dass ihr nicht alles machen könnt, hättest du mich wohl unter den Pferden gelassen, was? Aber sie kann doch auch nichts für ihre Vergangenheit!" Nervös biss der Weißhaarige auf seiner Unterlippe herum. "Es tut mir Leid... Das hätte ich nicht sagen dürfen, bitte verzeih mir!"

„Dass ich dich gerettet habe, hatte nicht das geringste mit deinen Kräften zu tun!“ erklärte Ivar aufgebracht. "Es tut mir leid!", heiße Tränen flossen über Toraes Wangen und er drehte sich weg. "Ich weiß nicht, was mich da gerissen hat. Sie tut mir einfach nur leid. Das hätte ich dir nicht an den Kopf werfen dürfen. Du bist mir doch genau so wichtig, wenn nicht sogar wichtiger als mein Leben!"

„Dummkopf.“ Zärtlich lächelte er Torae an und nahm dessen Gesicht in seine Hände. Mit liebevollen Küssen auf seine Wangen versuchte Ivar Torae wieder zu beruhigen. „Jetzt wein doch nicht.“

"Es tut mir leid!", wiederholte der Jüngere noch einmal und schmiegte sich an. "Vielleicht kann sie ja erst einmal bei Hogart bleiben?"

„Gute Idee.“ Ivar wand seinen Kopf seinem ersten Mann zu. „Hogart du darfst sie behalten!“ Mit einem schneidenden Blick an den Hauptmann, wendete Levanah sich mit einer schmeichlerischen Stimme an den Bärtigen. "Ich bin zwar kein Privateigentum, aber ich würde mich geehrt fühlen, bei dir bleiben zu dürfen!" Hogarth lief rot an, wie ein verliebter Schuljunge. „A… Aber natürlich dürft ihr!“

„Na siehst du, sie muss nicht auf der Strasse schlafen.“ Leise fügte Ivar noch ein „Obwohl es ihr gut getan hätte“ zu. „Jetzt lass uns nach Hause, ich habe deine Schulden bei mir einzutreiben.“ Weiterhin Hogart anlächelnd ging die Schwarzhaarige mit ihm. Fast schon natürlich begann dabei ein zuerst noch sanfter Nebel das Dorf zu umhüllen. Dankbar knabberte Torae an Ivars Ohr. "Die brauchst du nicht eintreiben, die zahle ich ohne Aufforderung!" Ineinander vertieft wanderten die Beiden über den vertrauten Weg zu ihrem Haus und bemerkten dabei gar nicht die Schwaden, die um ihre Beine strichen.
 

Ein breites, befriedigtes Lächeln lag auf den Gesichtern von Ivar und Torae, als der nächste Tag angebrochen war. Die Sonne war hinter einem dichten Nebel verschwunden und der Weißhaarige rollte sich noch einmal zusammen. "Morgen...", nuschelte er trotzdem. „Morgen“ erklang es direkt neben seinem Ohr, an dem Ivar genüsslich seine Nase rieb. "Ich hab dich lieb...", nuschelte der Jüngere noch schlaftrunken und träumte von der letzten Nacht und den starken Armen Ivars. Jener kicherte vergnügt, obwohl er nie zugeben würde, so eines unmännlichen Geräusches überhaupt fähig zu sein. „Das hast du gestern mehr als nur bewiesen.“ Mit einem Wohlfühlgeräusch kuschelte sich der Langhaarige noch enger an. "Ich hoffe, dass Levanah auch gut geschlafen hat. Ich wüsste zu gern, warum der König hinter ihr her ist!" Ungehalten grollte Ivar und biss leicht in Toraes Ohrläppchen. „Musst du ausgerechnet jetzt von ihr anfangen?“ Entschuldigend nickte der Jüngere. "Es lässt mir keine Ruhe. Sie scheint von edler Herkunft zu sein..."

„Wenn interessiert es?“, murmelte Ivar gegen Toraes Hals. "Mich...", gestand er und kraulte Ivars Rücken. "Ich würde wirklich gern mehr über sie wissen!" Angesäuert ließ Ivar von Torae ab und drehte sich auf den Rücken. „Du weißt echt, wie man die Stimmung kaputt machen kann.“

"Wir sollten sie aber auch noch früh genug in die Schenke bringen, damit sie arbeiten kann. Deshalb sollten wir eh bald aufstehen!" Noch einmal versuchte Torae ihn zu kraulen und zu besänftigen. „Na wenn du es so eilig hast, kann ich ja auch aufstehen und Frühstück machen.“ Toraes Hände von sich streifend stand Ivar auf und zog sich an. Der Weißhaarige seufzte. "Was hast du gegen sie?"

„Was findest du an ihr?“ konterte Ivar. Torae brachte lange um zu Antworten. "Ich weiß es nicht... Sie tut mir einfach leid..."

„Du bist zu gutherzig. Meiner Ansicht nach ist sie eine falsche Schlange, die sich dein Vertrauen erschleichen will.“ Verwirrt setzte er sich auf und die Decke rutschte dabei elegant von seinen Schultern. "Warum?"

„Das habe ich noch nicht herausgefunden, aber das werde ich noch. Solange solltest du in ihrer Gegenwart vorsichtig ein.“ Ivar strich sich noch einmal über sein frisches Hemd und sah dann Torae an. „Wir sehen uns beim Frühstück.“

"Warte!" Schnell stand der junge Mann auf und lief zu seinem Partner. "Bist du etwa böse auf mich?"

„Warum sollte ich?“ fragte der Dunkelhaarige mit gleichgültig klingender Stimme. "Eben genau deshalb... Du bist so abweisend..." Torae war geknickt, das hatte er nicht gewollt. "Levanah hat nicht gesehen, wo das Dorf ist. Ich werde gleich mit ihr reden und sie fortbringen. Ist dir das lieber?" Ivar seufzte und legte seine Stirn gegen Toraes. „Ja, es wäre mir lieber, aber es würde das Problem doch nicht lösen, oder? Du hättest Schuldgefühle und würdest dich immer fragen, was wohl aus ihr geworden ist.“ Eindringlich schüttelte der Jüngere seinen Kopf. "Sie wird dort wo ich sie hinbringe in Sicherheit sein. Wenn du nicht möchtest, dass sie hier ist, bringe ich sie weg!" Sanft berührten seine, Ivars Lippen. „Und wie würdest du dich dann fühlen?“ fragte der Dunkelhaarige gegen Toraes zarten Mund. Unwillig schüttelte Torae seinen Kopf. "Ich kann ja immer mal wieder nach ihr sehen, dann ist das in Ordnung!"

„Warum ist sie dir so wichtig?“ Ivar klang gereizt. „Du bist nicht in der Lage sie so einfach rauszuschmeißen! Aber warum? Sie ist doch bloß eine dahergelaufene Fremde!!“ Torae zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es wirklich nicht. Sie tut mir einfach nur leid und es erinnert mich irgendwie daran, wie ich wochenlang gelaufen bin. Auch wenn sie in der Kutsche gefahren wurde." Unbewusst hatte er eine Ähnlichkeit zwischen sich und Levanah gespürt, wenn auch nur wegen ihrer Fähigkeiten. Doch wie sollte er Ivar etwas sagen, was er selbst nicht wusste. „Sie ist nicht wie du.“ Zärtlich strich er durch Toraes langes Haar. „Ich hab gleichgesehen, was für ein wundervoller Mensch du bist, bei ihr spüre ich genau das Gegenteil.“ Seufzend lehnte der Weißhaarige sich in seine Hand. "Was soll eine einfache Frau denn schon anstellen? Wir als Team sind doch unschlagbar!"

„Da hast du Recht.“ Zärtlich küsste er Toraes Nasenspitze. „Jetzt zieh dich an, ich mach dir was zu essen.“ Wieder grinsend, nickte er und lief zum Schrank. "Oh ja, ich liebe dein Frühstück!" Schnell öffnete er die Türen und kramte in den Sachen herum. Stolz streckte Ivar die Brust raus. „Wenn du dich beeilst brat ich dir auch noch ein paar Eier.“ Erschrocken und mit großen Augen starrte Torae den Älteren an und hielt seine Hände schützend vor seine Genitalien. "Das ist nicht dein Ernst?" Glucksend rollte Ivar die Augen. „Du weißt schon, dass wir nen Hühnerstall hinterm Haus haben?“ Torae schüttelte den Kopf und wandte sich ab. "Dann bin ich ja erleichtert!" Er beeilte sich auch weiterhin mit dem Anziehen und erschien beim Frühstück. Schweigend setzte er sich und wartete darauf, dass Ivar fertig war und sich ebenfalls setzte.

Es dauerte nicht lange, bis jener mit Essen für sie Beide erschien, mit Iskander mussten sie noch nicht rechnen, denn jener hatte sich das Recht genommen im Alter ausschlafen zu dürfen. "Danke...", sagte Torae leise und aß langsam sein Frühstück. Er überlegte, wie er am besten mit Levanah reden sollte. Er würde es um jeden Preis machen, allein deshalb weil Ivar ihm auch jeden Wunsch von den Augen ablas. „Worüber denkst du nach?“ fragte Ivar und tippte gegen Toraes gerunzelte Stirn und grinste ihn an. „Schmecken dir deine Eier nicht?“ In Windeseile war das Ei in dem Jungen verschwunden und er schüttelte den Kopf. "Nein... Lecker! ... Ich überlege nur, wie ich am besten mit Levanah reden kann...", sagte er leise. „Levanah, Levanah, Levanah! Denkst du über nichts anderes nach?“ Verärgert stocherte Ivar in seinem Ei herum. "Na ja, ich hab sie hierher gebeten und jetzt lade ich sie wieder aus..." Kurzentschlossen stand Torae auf und ging zur Tür. "Warte hier, ich werde es gleich erledigen. Dann hab ich es hinter mir!" Die Türe öffnete und schloss sich wieder und der Weißhaarige war aus der Küche und kurz danach auch aus dem Haus gegangen. Seufzend legte Ivar sein Besteck nieder und seine Stimme hallte durch den leeren Raum. „Mir wäre es lieber, wenn du dich einfach nur von ihr fernhalten würdest.“

Schnell huschte Torae durch die Wege und klopfte schließlich am Haus von Hogart. "Hallo, schon jemand wach?" Der Nebel hier draußen war sehr unangenehm und erschwerte das Atmen. Grid hatte der Junge auch seit dem er aufgezogen war nicht mehr gesehen. Hoffentlich verzog der sich bald wieder! „Wer ist da?“ kam es grimmig von der anderen Seite der Tür. "Ivar schickt mich... Ich muss mit Levanah reden!" Torae klang eindringlich. Nicht minder unfreundlich öffnete Hogart die Tür. Er trug eine Schürze und das Eigelb in seinen Barthaaren sprach dafür, dass er versucht hatte seinem Gast Essen zu machen, was beunruhigend war, da es im Dorf bekannt war was für eine Niete der Räuber in der Küche war und sich deshalb niemals in eine verirrte. „Was willst du?“ Ohne sich ein weiteres Mal von ihm aufhalten lassend, betrat Torae das Haus. Im Hintergrund sah er, wie Levanah dem Räuber beim Kochen behilflich war. Es wurde dem Weißhaarigen schwer ums Herz. Was war, wenn die Frau doch nicht so schlecht war, wie Ivar annahm? "Ich habe einen Fehler begangen, den werde ich jetzt wieder gerade biegen!", sprach er schließlich mit brüchiger Stimme. Die Schwarzhaarige winkte ihm aus dem Hintergrund und zwinkerte ihn an. "Morgen Torae!" Missmutig sah Hogart den Eindringling an. „Sag was du zu sagen hast und dann geh! Wir wollen in Ruhe essen!“

Torae nickte und ging dann geradewegs auf Levanah zu. Zart aber bestimmt legte er ihr seine Arme um die Schultern und flüsterte. "Dort wo du jetzt hingehst, bist du in Sicherheit. Hier ist es nicht möglich!" Dabei lief ihm eine Träne über die Wange, weil er nicht wusste, ob es das Richtige war oder nicht. Dennoch würde er es für Ivar durchziehen. Die Frau schien aus Torae unbekannten Gründen damit gerechnet zu haben und sie lächelte ihn kalt an. Dann strich sie seine Träne mit einem Finger weg und zeigte sie ihm. "Ob ich bleibe oder nicht, diese Träne wird dein Untergang und der Rest dieses Dorfes verschwindet ebenfalls, weil du sie heimgesucht hast!" Noch bevor Der Weißhaarige ihre Worte verstand, hatte er Levanah schon in das Heimatdorf seiner Eltern geschickt. Dort würde der König nicht nach ihr suchen lassen.

„Was hast du getan!?“ schrie ein aufgebrachter Hogart und ehe Torae sich versah wurde er von dem rauen Räuber angegriffen. "Ahh..." Der Kleinere schrieb erschrocken auf und hielt sich die Arme schützend vor das Gesicht. "Es war das Beste!"

„Wie konntest du es wagen!! Sie mochte mich!!“ Wütend holte Hogarth aus und ließ seine geballte Faust auf Torae nieder kommen. Es tat dem Weißhaarigen unendlich leid, denn er hatte gesehen, wie Hogart glück mit dieser Frau das Essen zubereitet hatte. Also wehrte er sich nicht und ließ auch noch ein paar weitere gezielte Schläge über sich ergehen. Dann sah er vorsichtig auf. Er konnte nichts zu seiner Verteidigung sagen und er konnte sehen, wie Hogart mit seinen Gefühlen kämpfte und plötzlich jener die Faust sinken ließ. „Verschwinde! Raus hier!!“

Schweigend nickte Torae und schlich langsam hinaus. Genau so langsam schlich er durch den Nebel zurück zu Ivar. Jeder Schritt fiel ihm schwer und auch das Atmen war fast unmöglich für ihn. Dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, erreichte er das Gebäude und trat hinein. "Bin wieder da...", erklang seine Stimme durch die Räume. Der junge Mann fühlte sich schlaff und ausgelaugt und mit jedem Schritt durch die feuchte Luft vor dem Haus hatten sich seine Haare erneut geändert. Sie waren nun wieder pech schwarz. „Torae?“ Ivar trat in den Flur um seinen Geliebten zu begrüßen, er hatte das Geschirr von Frühstück abgewaschen und trocknete sich mit einem Tuch die Hände, als er Torae erblickte. „Was zum…?!“ Erschrocken blieb Ivar stehen und starrte den anderen mit offenem Mund an. "Ich hab sie fortgebracht... Hogart ist ziemlich wütend... und jetzt würde ich mich gern wieder hinlegen!" Torae schlich an ihm vorbei und streifte sanft ihrer beider Hände während dessen aneinander. Ivar ergriff Toraes Arm und hielt ihn bei sich. „Was… was ist mit dir passiert?“ Seine freie Hand fuhr durch die nicht mehr weißen Haare. "Ich glaube du hattest Recht, es ist gut, dass sie weg ist... Ich hab sie mitten ins Gebirgen gebracht!" Sanft machte der Jüngere sich los. "Lass mich jetzt bitte noch etwas schlafen!" Fest packte Ivar Torae an den Oberarmen. „Torae! Ist irgendetwas passiert?! Warum siehst du so aus??“ Er ergriff eine Haarsträhne und hielt sie vor Toraes Gesicht. Verwundert, erfreut und doch zu tiefst traurig betrachtete er sein Haar. "Es ist wieder schwarz..." Dann sah er ernst zu Ivar auf. "Ich glaube, sie ist wirklich wie ich. Sie faselte etwas von Untergang, bevor sie fort war..."

„Oh, Liebling.“ Fest drückte Ivar den Kleineren an sich. „Es wird alles wieder gut.“ Trotz seiner Worte spürte Ivar die Panik in seiner Magengegend, ihm war klar, dass etwas Großes auf sie zukommen würde. Ganz ruhig machte Torae sich los und sah den Hauptmann unter Müden Augen an. "Kannst du mir einen Gefallen tun?"

„Aber natürlich, alles was du willst, Liebes.“ Besorgt sah Ivar den Jüngeren an, er wollte ihn bloß wieder in seine Arme schließen und nie wieder loslassen. Lächelnd gab der junge Mann ihm einen Kuss. "Suche bitte nach Grid für mich. Sie wird uns bestimmt helfen können. Ich muss dringend schlafen, bitte..."

„Natürlich mach ich das, aber erst mal bringen wir dich ins Bett, ok?“ Ohne auf Toraes Einverständnis zu warten hob er den Jungen auf seine Arme. Sanft lächelnd schmuste Torae sich an. "Ja..." Ivar trug ihn bis in sein Zimmer und legte ihn dann vorsichtig aufs Bett. Er zog Torae Schuhe und Hose aus, bevor er ihn zudeckte. Mit einem Kuss auf die Stirn verabschiedete er sich von ihm. „Ich bin so schnell wie möglich zurück, ruh dich schön aus.“ Torae konnte ihm leider nicht mehr antworten. Er war in einen tiefen Erschöpfungsschlaf gefallen. Warum er jedoch so ausgelaugt war, konnte er sich selbst nicht erklären. War es der seltsame Nebel im Dorf... War es Levanah gewesen, die ihm die Kräfte entzog... Oder war es, die Entfernung in die er die Fremde geschickt hatte... Es sollte wohl vorerst ein Geheimnis bleiben. Und während er auf dem Bett total verausgabt lag begann der Nebel sich im Dorf zu bewegen und kroch immer dichter werdend um Ivars Haus. Er drückte sich durch alle Risse und Spalten, durch Türen, Fenster und er kam sogar durch den Kamin. Der feuchte Schleier schien genau zu wissen, wo er hinwollte. Denn sein Ziel war der Schwarzhaarige. Undurchdringlich umhüllte er ihn und sammelte sich in dem Lederarmband, welches er trug. Als sich alles in diesem Armband befand, löste es sich auf und der Spuk schien vorbei.

Wir sind auch 18 Favoritenlisten, aber für Kapitel 11 gab es nur einen Kommi! Ist das eine Art Feedback???
 

Ivar war noch nicht weit gekommen, als der Nebel urplötzlich verschwand, doch anstatt Erleichterung zu verspüren beunruhigte das ganze den Räuber noch mehr und er beschleunigte seine Schritte, um Grid schnellst möglich aufzuspüren. „Hey du verlaustet Federvieh! Wo treibst du dich rum!? Du gehst mir doch sonst auch immer auf die Nerven, warum nicht mal dann, wenn ich es will??“ Ein lautes Schreien war zu hören. Der Adler flog erhaben über den See etwas vom Dorf entfernt. „Na endlich.“ Sobald das Räuberoberhaupt etwas außerhalb des Dorfes war, landete Grid direkt auf seiner Schulter. "Ihr müsst dieses Weib loswerden!"

„Das sind wir schon, oder besser Torae!“ stotterte Ivar gehetzt hervor. „Aber irgendwas stimmt mit ihm nicht, du musst ihn dir dringend ansehen!“ Etwas argwöhnisch zwickte sie Ivar ins Ohr. "Du hast ihn mit ihr allein gelassen? Bist du des Wahnsinns?!!"

„War nicht meine Idee! Er ist einfach zu ihr gegangen!“, maulend hielt Ivar sich sein Ohr. Grid seufzte. "Ich hoffe es ist nicht zu spät... Los bring mich zu ihm!" Im Eiltempo lief der Dunkelhaarige zurück ins Dorf und dann zu seinem Haus, dabei bohrten sich Grids Krallen in seine Schulter, doch er spürte es nicht, er wollte einfach nur so schnell wie möglich zu Torae zurück. Jeden Winkel, an dem sie vorbeikamen betrachtete die Adlerdame genau. Levanah hatte gute... verdammt gute Arbeit geleistet. "Diese Menschenweibchen schaffen es auch immer wieder!", grollte sie leise und dann endlich hatten sie das Haus erreicht. Doch Grid würde es nicht betreten und sie hob von Ivars Schulter ab. "Hier gehe ich nicht rein!"

„Was??“ Entsetzt sah er sie an. „Warum nicht? Torae ist da drin!“

"Alles was dieses Weib zurückgelassen hat, ist hier gesammelt. Das ist gefährlich! Sag mir, was ist mit Torae gewesen?"

„Er… Er war furchtbar erschöpft und ist sofort eingeschlafen, als ich ihn zu Bett brachte, aber das Seltsamste waren seine Haare, sie waren schwarz!“ Flehend sah er sie an. „Ihm passiert doch nichts, oder?“ Der Vogel schwieg einige Minuten bevor er antwortete: "Nein, das einzige was passieren kann ist, dass er wieder ein Mensch wird..." Sie schrie leicht in ihrem Wesen. "Aber wenn das eintrifft, ist es für mich auch zu spät. Lass uns schauen, was wir noch machen können!" Ivar nickte. „Ich kann das Fenster im Schlafzimmer öffnen, dann kannst du wenigstens hineinschauen.“ Er wartete keine Antwort ab, sondern betrat das Haus und sein Magen verkrampfte sich, bei dem Gedanken, was Torae passiert sein könnte. Geduldig wartete Grid vor dem Fenster bis Ivar es geöffnet hatte. Es traf sie fast der Schlag, als Torae noch immer so erschöpft im Bett lag und schlief. "Hat er sein Armband noch?" Mit zittrigen Fingern griff Ivar nach Toraes Handgelenk. „Es ist weg!“ Mit gesenktem Haupt, hüpfte die Adlerdame ins Zimmer und ans Bett. Neben Torae machte sie es sich dann bequem und legte sich hin. "Dann musst du mir jetzt zuhören, Ivar... Denn mit seiner verlorenen Magie, wird es auch mir immer schwerer fallen mich mit euch zu verständigen...“

„Seine Magie ist weg?“ Etwas unsanft plumpste Ivar neben dem Bett zu Boden, Toraes Hand fest in seiner. „Was hat das alles nur zu bedeuten?“

Ruhig begann Grid zu berichten. "Torae hat eine reine Seele und ist gütig, deshalb wurde ihm von den alten Göttern das Geschenk zuteil... das Armband... Es verbarg die Kraft ihres Ursprungs. Denn nur ein Sterblicher ist in der Lage, diese zu beherrschen. Zuerst hat er die Kraft über das Leder genutzt, doch mit der Zeit, ging es in Torae selbst über. Du hast es an seinem Haar gesehen. Doch diese Veränderung war noch nicht abgeschlossen. Dieses Menschenweibchen, welches ihr aufgegabelt habt. Sie ist eine einfache Hexe und ich vermute, sie erhofft sich mit dieser Macht von Torae etwas besonderes. Wie sie ihn gefunden hat, weiß ich nicht. Vielleicht durch seinen Ausbruch bei den Soldaten... Wer weiß... Und sie war wohl so gut informiert, dass sie wusste, solange diese Vereinigung von Torae und der Macht nicht vollständig ist, dass sie ihm diese wieder nehmen kann. Doch auch wenn die Kraft jetzt freigesetzt ist und es ihr möglich wäre sie an sich zu reißen. Wird sie den Jungen töten müssen um ihren Willen zu bekommen. Es tut mir leid, dass ihr da mit hineingezogen worden seid..."

„Das muss dir nicht Leid tun, es war meine Idee ihn her zu holen, also trage ich die Konsequenzen.“ Er hob Toraes Hand zu seinen Lippen und küsste sie. „Ich werde ihn nicht alleine lassen.“ Gerührt sah Grid ihn an. "Es ist schön zu sehen, dass ich mich in dir nicht getäuscht habe, auch wenn ich es dir nicht leicht gemacht habe... Ihr solltet bald aufbrechen. Ich vermute, dass sie hierher zurückkommen wird und alles zerstört, bis sie Torae hat. Vielleicht hat er ja noch eine Chance..." Ivar nickte. „Ich kümmere mich um alles, wir reiten noch heute Abend los.“ Er stand auf und streckte sich. „Bleib bitte bei ihm, bis ich wieder da bin.“ Dann beugte er sich zu Torae herab und küsste dessen weiche Lippen. „Ich werde dich beschützen, versprochen.“ Grid gab ein zustimmendes Geräusch von sich und sah ihren Herrn nochmals an. Er sah noch immer aus wie ein unschuldiger Engel. „Ich werde euch helfen, solange es mir möglich ist!“ Insgeheim fragte sie sich, was man sich dabei gedacht hatte, einem so friedlichen Wesen so eine Bürde aufzuerlegen. Denn auch, wenn Torae Frieden bringen und helfen könnte, waren die Gefahren welche auf ihn warteten ungemein größer.

Ivar hetzte wie ein Wilder durch das ganze Dorf, da Hogart seine rechte Hand war hätte er ihm die Führung des Dorfes übergeben müssen, doch schon auf den ersten Blick wurde klar, dass jener dazu nicht in der Lage war. Ivar musste sich schnell entscheiden und entschloss sich, Iskander die Leitung zu überlassen und ihm Hogart zur Seite zu stellen. Danach kümmerte er sich um alle anderen nötigen Dinge und das betraf nicht nur Pferde und Proviant für die geplante Reise, er gab auch die ersten Befehle das Dorf auf einen bevorstehenden Angriff vorzubereiten. So kam es, dass der Abend schon nahte, als er wieder ins sein Haus zurückkehrte. Torae schlief noch immer in den weichen Laken und Grid wachte wie sie es versprochen hatte, über ihren Herrn. "Du hast lange gebracht!" piesackte sie den Räuber, als er zurück gekommen war. Es war zwar nicht mehr aus Bosheit, aber es war eben ihre Art mit dem Braunhaarigen umzugehen. „Ich hatte einiges zu erledigen.“ Er trat an das Bett und sah auf Torae herab. „Wie geht es ihm?“ Auch der Adler betrachtete den Schlafenden noch mal. "Er schläft. Man hat ihm alle Kraft genommen. Der Weg wird sehr beschwerlich für ihn werden. Ein Körper gewöhnt sich schnell an Mächte die ihn stärker machen in jeder Hinsicht." Ivar nickte verstehend. „Unsere Pferde stehen bereit, wir können jeder Zeit los.“ In einer fließenden Bewegung, erhob der Vogel sich und setzte sich auf ein Regal. "Dann weck ihn, wir sollten so schnell es geht los!"

Der Dunkelhaarige Räuber setzte sich aufs Bett und strich Torae durch die pechschwarzen Haare. „Schätzchen, du musst jetzt aufwachen.“ Es brauchte eine geraume Weile, bis der Erschöpfte auf die Streicheleinheiten reagierte und sich leicht regte. Seine Nase zuckte etwas und er drehte sein friedlich schlafendes Gesicht der Hand entgegen. Schmunzelnd beobachtete Grid vom Regal, was da vor sich ging. "Sieht ja eigentlich ganz niedlich aus, wie ein Räuberhauptmann ängstliche Berührungen verteilt um das Objekt seiner Begierte nicht zu zerbrechen..."

„Halt den Schnabel, sonst setzt es was!“ Nach einem giftigen Blick für Grid, galt seine ganze Aufmerksamkeit wieder Torae. „Ich weiß du bis müde, aber du musst aufstehen.“ Murmelnd und schwerfällig drehte sich der junge Mann auf die Seite. "Bitte, lass mich noch etwas schlafen!"

„Das würde ich gerne, Liebes, aber du musst jetzt aufstehen.“ Ivar tat es in der Seele weh den Jungen zu wecken, aber er wusste, dass ihnen die Zeit davon rann. Langsam hoben sich die Lieder und die dunklen Augen darunter wirkten sehr erschöpft. "Was ist denn los? Levanah ist doch fort!"

„Das erkläre ich dir alles später, denn jetzt musst du erst einmal hochkommen.“ Vorsichtig zog er Torae in eine aufrechte Position. Mit einem Satz war auch der Adler wieder auf dem Bett und sah den Langhaarigen streng an. "Du hast dich einwickeln lassen, Anfänger! Also stell dich nicht so an und komm raus aus den Federn meiner Verwandten!" Auch wenn Grid sehr streng sprach, tat es ihr leid. Woher hätte es Torae auch wissen sollen? Dieser blinzelte sie an. "Also war mein Gefühl richtig, als ich sie wegschickte..." Ivar war nicht derjenige, der dem Jüngeren erklären wollte, was genau passiert war, also schlug er dessen Decke weg und versuchte ihm aus den Federn zu hieven. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit, also komm.“ Torae nickte und löste sich aus Ivars Armen. "Danke dass du mich ins Bett gebracht hast!" Zart küsste er dessen Lippen und setzte sich dann wieder auf die Bettkante. Dort begann er seine Hose und seine Stiefel wieder an zu ziehen. "Wohin gehen wir denn?"

„Erst einmal nur weg von hier“ erklärte Ivar und half Torae dabei aufzustehen. „Geht es?“ Ruhig schwang Grid sich wieder auf Ivars Schulter und betrachtete die zwei Herrn weiter. "Ja danke!", lächelte Torae den Räuber an. "Ich bin nur müde, das ist alles!"

„Unsere Pferde warten draußen, lass uns nur noch schnell Großvater auf Wiedersehen sagen, dann können wir los.“ Auch wenn Torae ihm versichert hatte, dass es ihm gut ging, legte Ivar unterstützend einen Arm um ihn. Der Jüngere schmiegte sich auch ohne Murren an. "Ja, er ist ein guter Mann!"

Iskander wartete auch schon vor ihrem Zimmer auf seine beiden Schützlinge. Torae lächelte, als er den alten Mann erblickte. "Hallo... Ich hoffe, ich mache nicht zu viele Umstände..."

„Aber nicht doch, Kind.“ Iskander trat zu ihnen und tastete sich zu Toraes Wange, die er dann väterlich küsste. „Pass mir auf den Chaoten auf.“, flüsterte ihm zu. Kichernd drückte der junge Mann den Alten. "Ja, ich werde ihm mit allem Schützen, was ich habe!"

„Könntet ihr aufhören über mich zu reden, als wäre ich nicht da?“ Mit roten Wangen und vorgeschobener Schmolllippe sah Ivar die Beiden an. Die Adlerdame schrie ein paar Mal leise, es war ihr persönliches Lachen. Torae hingegen, schmiegte sich wieder in Ivars Arme und tat ganz unschuldig. "Du bist aber da und wir haben uns nur ausgetauscht, wie wichtig du uns bist!"

„Das will ich auch meinen!“ Der groß gewachsene Mann beugte sich zu seinem Großvater hinab und küsste seine Wange. „Auf Wiedersehen, pass mir gut auf dich und das Dorf auf, ich vertrau dir alles hier an.“ Torae war gerührt und er schniefte einmal leise. So stellte er sich eine richtige Familie vor! "Ich bringe den Kleinen hier gesund zurück, das Verspreche ich!" Er drückte Iskander noch einmal und lehnte sich dann gähnend an eine Wand. „Schlaf mir nicht wieder ein, wir haben noch einen langen Weg vor uns.“

"Unsinn!" Lächelnd hielt Torae seinem Liebhaber die Hand hin. "Dann lass uns gehen, bevor es zu spät wird..." Ivar ergriff die dargebotene Hand und führte Torae nach Draußen, dort warteten tatsächlich zwei Pferde auf sie, wobei das eine schwer beladen war, mit allem was die Beiden so benötigen würden. "Ui... Wir sind aber auf alles vorbereitet!", bemerkte Grid, nachdem sie das Pferd genau unter die Lupe genommen hatte. "Aber auf welchem Pferd soll Torae reiten?"

„Na mit auf meinem, natürlich! Ich lass ihn doch in seinem Zustand nicht alleine reiten!“ Eigentlich wollte Ivar während des langen Weges nur gerne seine Arme um Torae haben, aber dass mussten die anderen Beiden ja nicht wissen. "Ach und du glaubst, dass die Tiere das aushalten? Was ist, wenn ihr auf der Flucht seid?" Die Stimme des Adlers war spitz. Doch Torae ließ ihn nicht weiter sprechen. "Ich denke, Ivar hat Recht. Es ist besser und in ein paar Tagen sind die Vorräte auch weniger und ich kann mich auf das andere Pferd setzen!" Mit einem Anflug von kindlicher Schadenfreude streckte Ivar dem Vogel die Zunge raus. Wie immer, wenn Torae dem Räuber zustimmte und ihr nicht, hob Grid ihren Schnabel beleidigt gen Himmel. Trotzdem blieb sie auf dessen Schulter sitzen. Der Langhaarige hingegen stand schon am gesattelten Pferd. "Na dann komm, mein Leibwächter... Dein Prinz wartet!"

„Wer ist hier ein Prinz??“ fragte Ivar mit hochgezogener Augenbraue, als er zu Torae trat und ihm ganz selbstverständlich aufs Pferd half. Der junge Mann zog eine Schnute. "Na ich, wer sonst!", er versuchte sich wach zu halten, weil er noch immer sehr müde war. Ivar nahm hinter ihm Platz und band dann die Zügel ihres Packpferdes am Zaumzeug des Anderen fest. „Pass du besser auf, dass du nicht vom Pferd und dann auf deinen königlichen Hintern fällst.“ Dankbar, dass er sich jetzt nach hinten lehnen konnte, machte Torae dies auch gleich. "Warum sollte ich fallen? Du hältst mich doch!" Er schloss wieder seine Augen. Die Adlerdame machte es sich während dessen auf dem Packpferd bequem. "Wir sollten uns in die Richtung begeben, in der Torae dieses Weib hingebracht hat!"

„Ist das klug?“ fragte Ivar, als er sein Pferd, mit einem gezielten Druck gegen den Bauch, dazu brachte sich in Bewegung zu setzen. „Sollten wir uns nicht lieber so fern wie möglich von ihr halten?“ Gelangweilt schüttelte sie ihren Kopf. "Ich hab dir doch schon gesagt, dass sie Torae unter allen Umständen haben muss, wenn sie diese Kraft besitzen will. Was bring uns weglaufen? Nichts, das macht uns nur müde und kostet Zeit. Wenn wir ihr entgegenkommen, können wir sie vielleicht überraschen." Mit einem Arm drückte Ivar Torae fest an seine Brust. „Das gefällt mir nicht.“ Der Junge war schon fast wieder eingeschlafen, als das Pferd auf das Dorftor zuritt. Jeder schien jetzt sein Haus, seinen Laden und seinen Besitzt zu Sichern. Denn wenn Ivar sagte, dass man mit einem Angriff rechnen musste, musste man sich ebenso auf alles gefasst machen. Nur einer schien, überraschender Weise, nicht viel auf den Befehl seines Hauptmannes zu geben, doch das bemerkte Ivar nicht mehr, genauso wenig, wie den von Wut durchtränkten Blick, den Hogart, seine rechte Hand und guter Freund, ihnen hinterher sandte.
 

Langsam kam das Dreiergespann vorwärts. Torae hatte ja nur erwähnt, dass er Levanah ins Gebirge gebracht hatte. Nur war er wieder tief und fest eingeschlafen und konnte ihnen deshalb nicht die genaue Richtung weisen. Grid hingegen kannte den Großteil des Weges, weil sie sich dem jungen Mann ja im laufe der Wochen seiner Reise angeschlossen hatte. Das Himmelszelt war inzwischen dunkel und Sterne blitzten in ihm. "Du solltest jetzt rasten Ivar. Auch du brauchst Pausen und musst schlafen!", sagte sie sanft und sah zu dem Räuber auf. „Wir können noch ein Stück weiter!“ beharrte der Dunkelhaarige. Mit einem dem Hauptmann wohlbekannten Schrei brachte der Adler die Tiere zum stehen. "Nein, denn ich kann auch messerscharf sehen, wenn die Sonne nicht scheint. Dir fallen ja schon die Augen zu!"

„Mir geht es gut!“ fauchte jener zurück. "Willst du wirklich mit mir streiten, wenn du weißt, dass ich Recht habe?" Die Tonlage von Grid war sehr sanft, da ihr bewusst war, dass Ivar sich wohl noch nie großartig etwas sagen lassen musste. Doch es war ihr klar, dass er dringend eine Pause brauchte. "Sieh zum Himmel. Der Mond ist nicht da... Das ist jetzt schon die zweite Nacht. Ihr konntet es gestern nicht sehen, weil dein Dorf unter dem Nebel lag. Es ist sicherer, wenn wir uns hier niederlassen!" Ivar seufzte, er wusste, dass es keinen Sinn hatte sich zu streiten, trotzdem gab er sich nur widerwillig geschlagen. „Von mir aus, aber sobald die Sonne wieder aufgeht ziehen wir weiter.“ Der Vogel nickte und hob vom Packpferd ab. "Ich werde dir helfen ein kleines Lager zu errichten!" Der Räuber nickte ihr zu, während er vom Pferd stieg. Vorsichtig zog er dann den schlafenden Torae in seine Arme und holte ihm so mit von dem Ross herunter. Mit wenigen Flügelschwingen, hatte auch Grid die Decken vom Packtier gezogen und breitete sie auf dem Boden aus. "Möchtest du zu Frühstück frisches Wild? Kaninchen kann ich problemlos auch bei Nacht fangen und herbringen..."

„Klingt verlockend, wenn du welche findest.“ Er legte Torae auf eine Decke und wickelte ihn gut ein, damit ihm die Kälte der Nacht nichts anhaben konnte. Die Adlerdame war noch behilflich beim restlichen Abpacken des Pferdes und sah seufzend auf Torae. "Er wird noch ein paar Tage brauchen, bis er zumindest aus menschlicher Sicht wieder fit ist. Mach dir im Augenblick keine all zu großen Sorgen. Die Gefahr kommt erst, wenn wir dem Weib entgegentreten!"

„Und das soll mich beruhigen, wo wir doch genau auf sie zugehen?“ Grid nickte. "Ja, bis dahin ist er wieder fit. Zu Fuß hat er Wochen gebraucht, bis ihr euch begegnet seid. Zu Pferd, ist es nicht ganz so lange, aber lange genug. Wenn Torae dann mental stark genug ist, kann er den Kampf überleben und sich seine Kräfte zurückholen. Danach ist alles überstanden. Genieß ruhig die nächsten Tage!" In die letzten Worte des Vogels mischte sich ein Krächzen und sie senkte betrübt den Kopf. Bald würde sie sich nicht mehr verständlich machen können. Ein Seufzen entwich dem wachen Menschen. „Mir gefällt es nicht, dass wir ins Ungewisse hineinlaufen.“ Nach einem kurzen Glänzen ihrer Augen, hatte der Adler ein kleines prasselndes Lagerfeuer entfacht um die Kühle der Nacht zu vertreiben. "Weißt du Ivar... Ich habe in den letzten 200 Jahren meines Lebens viel gelernt. Eins davon war, dass man immer ins Ungewisse geht. Denn selbst wenn man seinen Weg plant, wird es immer anders kommen, als man denkt. Wenn du aber ohne zu wissen, was auf dich zukommen wird gehst, kann dich nichts wirklich überraschen, denn du bist auf alles vorbereitet..."

„Kluge Worte“ murmelte Ivar und legte sich neben Torae. „Ich hab bloß solche Angst um ihn, wie soll ich ihn den gegen sie beschützen?“ Wie ein wohlerzogener Hund zupfte der Vogel die Decke über ihnen noch zurecht. "Das kannst nur du allein entscheiden, wie du ihn schützen möchtest. Aber wenn Torae seine Vergangenheit hinter sich lassen kann, wird deine Anwesenheit reichen!"

„Wie immer verstehe ich nur die Hälfte von dem was du sagst.“ Nachdenklich begann er durch die schwarzen Haare seines Geliebten zu streichen. „Du sagtest vorhin, dass er jetzt wieder ein Mensch sei, aber was war er dann vorher?“

"Er war auch vorher ein Mensch, sonst hätte man ihn nicht verletzen können...", lachte Grid. „Aber er wurde mit dem Ursprung der Kraft des Sein gesegnet. Warum weiß ich nicht genau, das war die Entscheidung meiner Großmutter, die Mächtigste der alten Götter. Er hat eine reine Seele und vielleicht..." Sie brach ab. "Du solltest jetzt schlafen!"

„Vielleicht was?“ Ivar fühlte sich wieder hellwach und brannte darauf endlich zu verstehen, was genau vor sich ging. "Du wirst nicht schlafen, bevor du nicht erfahren hast, was auch ich weiß?"

„So sieht es wohl aus!“ Er sah sie gespannt an. „Also?“ Seufzend ließ sich der Vogel neben dem Räuber nieder und betrachtete die mondlose Nacht. Doch als sie beginnen wollte, war zuerst nur ein leises Krächzen und Schreien zu hören. Grid seufzte erneut und atmete tief durch. Dann versuchte sie es noch einmal. "Am besten beginne ich von vorn... Der Ursprung... Jedes Wesen und jede Religion hat seinen eigenen Glauben über die Entstehung... Die Christen glauben, dass ihr Gott alles in 6 Tagen erschaffen hat. Doch ihr Gott sind sie, der Glaube an sich selbst... So zieht sich das durch die Geschichte. Doch es war einmal so, dass eine gewaltige Kraft existierte. Diese Kraft lebt heute in jedem Wesen und als diese sich ausbreitete, entstanden die alten Götter und nach ihnen die Menschen und Tiere... Weil die Götter am ältesten waren, hatten sie auch die meiste Macht und deshalb wurden sie verehrt. Doch der Mensch ist von Natur aus raffgierig und so begannen einzelne Menschen einen Gott nach dem anderen zu töten, weil sie dachten, sie kämen so an ihre Kräfte. Nur wenige der Götter überlebten und sie haben sich heute zurückgezogen. Du kannst sie nicht sehen, doch sie lenken die Natur, damit du normal leben kannst. Das was von der ursprünglichen, gewaltigen Kraft, die alles erschuf übrig geblieben war, bündelten sie, bevor sie gingen, damit sie nicht in die falschen Hände geraten konnte. Meine Großmutter ist die einzige der Götter, die noch die Kraft besitzt, direkt in das Geschehen auf Erden einzugreifen... und da kleine Hexen, wie dieses Weib aus der Kutsche, sich zusammengeschlossen haben um den Ursprung und somit die Vollkommenheit in ihre Hände zu bekommen... Hat meine Großmutter die Macht weitergegeben, an Torae... Sie hoffte durch seine Reinheit, dass er dieses Übel verhindern kann... Deshalb wurde ich zu ihm geschickt um ihm zu helfen.... Doch unser kleiner Torae hat ein großes Problem...“, weiter kam sie nicht, denn sie verlor in diesem Augenblick das Können in menschlicher Sprache zu reden. „Ein Problem?! Was für ein Problem denn?? Jetzt sag schon!“ Doch Ivar erhielt keine Antwort und mit aufsteigender Verzweiflung erkannte er auch wieso. Er vergrub sein Gesicht in den, für ihn so fremd aussehenden, Haaren von Torae. Noch vor nicht all zu langer Zeit war hatte er ein relativ normales Leben geführt und seine einzigen Sorgen waren der König und seine eigene Vergangenheit gewesen, doch jetzt war da jemand in sein Leben getreten, der es völlig auf den Kopf stellte und trotz all der neuen Gefahren die auf ihn lauerten, konnte Ivar nicht behaupten, dass er es bereute Torae an diesem schicksalhaften Tag gerettet zu haben.

"Das Problem ist Selbstvertrauen... Torae hat Angst vor dem was geschehen ist und was er kann, auch wenn er es lernt zu beherrschen. Seine Reinheit verhindert, dass er der Raffgier verfällt und deshalb hat man ihm diese Kraft anvertraut, doch du wirst sein Schlüssel werden!", wollte Grid ihm erzählt haben, doch auch ihre Kraft hing mit dem Ursprung und Torae zusammen. Leider waren diese Beiden nicht mehr vereint, was ihr das Sprechen jetzt, da der Junge wieder ein Mensch war, endgültig verwehrte. Unschlüssig sah sie vom Lager weg und wieder zu dem Pärchen. Dann machte sie sich davon, hinaus in die Nacht, nicht ohne Ivar sanft bei ihrem Abflug mit ihren Federn an der Wange zu streicheln. Sie würde ihnen frisch erlegtes Frühstück besorgen.
 

Noch sehr müde, aber etwas mehr bei Kräften, schlug Torae am nächsten Morgen die Augen auf. Warme Arme hatten ihn umschlungen und eine ruhig atmende Nase lag von hinten an seinem Ohr. Er lächelte und sah sich um. Grid war nicht hier, aber sie würde bestimmt in der Nähe sein. Auf seiner letzten Reise war sie auch nie weit fort. Dann erblickte er einen frisch erlegten Hasen, natürlich musste er von dem Adler kommen und der junge Mann nahm ihn dankbar an. Gekonnt häutete er ihn und steckte ihn auf einen langen Stock, den er dann über das noch immer brennende Feuer befestigte. Dort am Feuersitzend, gab er Ivar einen zarten Kuss und hoffte ihn nicht zu wecken, weil er sah, wie erschöpft der Räuber nach dem gestrigen Tag war. Er war zum wichtigsten Inhalt seines Lebens geworden. Wie gewünscht erwachte Ivar nicht, aber reagierte auf den Kuss, indem er die Nase kräuselte und leicht im Schlaf schmatze. Das entlockte dem Langhaarigen ein breites und verliebtes Grinsen. Ivar im Schlaf weiter beobachtend, kümmerte er sich auch weiter ums Essen, bis es fertig war. Dann beugte er sich wieder zu seinem Räuber runter und küsste ihn erneut, zart und immer wieder. Zuerst schien es so, als würde Ivar trotzdem nicht erwachen, bis jener es sich nicht mehr verkneifen konnte und begann die Küsse zu erwidern. Toraes Grinsen blieb und er ließ sich sanft auf dem warmen Körper nieder. Langsam schnellte seine Zunge dann immer wieder vor um gegen die zarten Lippen vor sich zu stupsen. Als er es ein weiteres Mal versuchen wollte nahmen warme Lippen seine Zunge gefangen und zwei starke Arme schlangen sich um seinen schlanken Körper.

"Guten Morgen!", nuschelte der Jüngere, gegen Ivars Lippen, als sie sich zum atmen trennen mussten. „Und was für ein Morgen das ist.“ Noch immer ein klein wenig verschlafen rieb Ivar seine Nase an der etwas kleineren von Torae. „Kann ich irgendwo beantragen, von jetzt an immer so geweckt zu werden?“ Fröhlich schüttelte der Langhaarige den Kopf. "Nein, aber ich kann dir versprechen, wenn ich vor dir wach bin, dass ich dich gern so wecken kann..."

„Das klingt herrlich, von jetzt an werde ich Langschläfer.“ Der Räuber verschränkte die Arme hinterm Kopf und grinste den anderen keck an. Lachend schmiegte Torae sich an. "Glaub ich nicht... Das kannst du gar nicht... Und da du jetzt wach bist, magst du mein Frühstück probieren? Und sag jetzt nicht, dass du es nicht riechst..." Ivar schnüffelte auffällig. „Jetzt wo du es sagst…“ Schnell löste sich Torae aus seinen Armen und deutete zum Feuer. "Ich glaube Grid hat ihn für uns besorgt..." Gähnend richtete der Räuber sich auf und streckte seine müden Glieder. „Ja, so was hatte sie gestern Abend noch erwähnt.“ Grinsend holte der Jüngere ein Messer hervor und schnitt zwei schöne Stücke Fleisch ab, legte sie auf einen Teller und reichte sie Ivar. "Möchtest du?" Mit einem „Danke“ nahm Ivar den Teller entgegen, erst jetzt merkte er, wie hungrig er war. "Ich hoffe es schmeckt!", auch der Schwarzhaarige nahm sich etwas und fing an es zu essen. "Du wolltest mir noch sagen, warum wir gehen und wohin..." Ivar schlang einen großen bissen Fleisch herunter, bevor er Torae antwortete: „Du hast sicher gemerkt, dass… na ja… deine Kräfte nicht mehr da sind, Levanah hat sie dir genommen, doch um sie ganz an sich zu bringen müsste sie dich…“ Ivar brach ab, den Satz konnte er nicht mehr zu ende sprechen. Ruhig betrachtete der Jüngere seine Haare und stellte danach fest, dass sein Armband fehlt. "Heißt das, ich bin wieder normal?" Ein leises und kindliches Flehen war deutlich in dieser Frage zu hören. „Warst du denn vorher nicht normal?“ fragte Ivar sanft. "Ich war nicht wie jeder andere... Weißt du was das heißt, wenn es weg ist?!!", noch viel besser gelaunt, fiel Torae ihm um den Hals. Ivar konnte sich nicht mit Torae freuen, denn er wusste, dass der Kleinere dieser Bürde nicht befreit war. Mit glänzenden Augen, sah der Jüngere in die seinen. "Ich kann ganz normal leben... Ich brauche keine Angst mehr haben... Wir... Ach... das wird wunderschön!"

„Torae…“ Mitleidig erwiderte Ivar seinen Blick. Wie sollte er denn diese unschuldigen Träume platzen lassen. Ganz tief in sich selbst wusste der Langhaarige, dass es nicht stimmte, doch er wollte es einfach nicht wahr haben. So wurde er von etwas gelenkt, das teils aus seinen Träumen und teils aus dem bestand, was ihm die Wahrheit sagte. "Dann... Ivar, ich möchte dir gern mein Heimatdorf zeigen!"

„Torae…“ begann Ivar erneut. Nach einem leidenschaftlichen Kuss seinerseits auf die Lippen des Räubers reagierte er endlich auf die Ansprache. "Möchtest du nicht sehen, wo ich herkomme? Oder was ist?"

„Das würde ich gern sehen, aber, so einfach ist das nicht.“ Mitfühlend legte er seine Hände an Toraes Gesicht. "Ich versteh nicht! Wenn ich diese Kräfte nicht mehr haben, kann niemand mehr hinter mir her sein, bestimmt!" Noch einmal küsste er Ivar und seine Augen leuchteten vor Glück. Ivar kapitulierte, er konnte Torae jetzt einfach nicht das Herz brechen. „Ok, wenn du das sagst.“ Doch in diesem Augenblick begann der Räuber zu verstehen, warum Levanah Torae töten musste um diese Kraft vollständig zu bekommen. Denn dessen dunklen Augen wurden für einen Sekundenbruchteil weiß und der junge Mann wusste, was Ivar ihm sagen wollte. Ein Teil dieser Magie steckte noch in dem Jungen und war schon zu tief in ihm verankert. "Sie will mich töten. Und wir müssen ihr zuvor kommen?!" Traurig nickte Ivar. „ So sieht es aus, aber du musst keine Angst haben, ich pass auf dich auf.“

"Es ist schon gut, du musst das nicht tun. Es ist mein Schicksal, ich möchte nicht, dass dir etwas wegen mir passiert!" Auch Torae begann langsam zu verstehen und selbst wenn er sich dessen nicht bewusst war, er stand kurz vor der Lösung des Problems von welchem Grid zu Ivar gesprochen hatte. "Das könnte ich mir nie verzeihen!"

„Red nicht so dummes Zeug!“ Fest packte Ivar Torae an den Schultern. „Ich lass dich das ganz sicher nicht alleine machen! Und es ist nicht nur dein Schicksal, denn seit dem Tag an dem wir uns begegnet sind, sind unsere Leben, unsere Schicksale, miteinander verbunden!“ Lächelnd wurde er angesehen. "Du verstehst mich falsch. Ich möchte dich nicht fortschicken, denn ich brauche dich an meiner Seite. Du hast mein Herz gestohlen, denn ich liebe dich! Aber ich möchte dich bitten, wenn wir Levanah begegnen, sei vorsichtig, sie wird alles tun, damit ich mache, was sie will. Sie weiß, was ich für dich fühle und wird es gegen mich verwenden." Ivar spürte, wie sein Herz anfing schneller zu schlagen, er hatte gewusst, was Torae für ihn fühlte, aber es ihn aussprechen zu hören, war dennoch etwas ganz anderes für ihn. „Torae ich… ich werde alles tun, was ich muss, um dich zu beschützen.“

"Dann tu mir den Gefallen und halt dich zurück wenn sie kommt!" Zart legte er seine Arme um den Nacken des Älteren und sah ihn eindringlich an. "So kannst du mich am besten beschützen..." Seine Arme schlangen sich wie von selbst um Toraes Hüfte und er sah ihm tief in die Augen. „Ich kann dir nichts versprechen, aber ich tu was ich kann.“

"Meine Mutter hat mir immer gesagt, man soll Räubern nicht trauen. Doch du bist ehrlich Ivar, du versprichst mir nie etwas, was du nicht halten kannst. Das ehrt dich und ich freue mich darüber!" Kurz schmuste der Schwarzhaarige sich an und sah schließlich in die Richtung seines Dorfes. "Aber wir sollten jetzt wieder aufbrechen!" Ivar nickte und drückte noch einmal seine Lippen auf Toraes, bevor er ihn aufstehen ließ.
 

Das Paar hatte einige Tage später die erste Bergkette überwunden und stand jetzt vor der Aufgabe die ersten Berge mit weißen Gipfeln zu überqueren. Sie drangen immer weiter ins Gebirge ein, doch Grid hatten sie seit jener Nacht nach ihrem Aufbruch nicht mehr gesehen. Auch konnte man ihren Worten glauben was den Mond betraf, denn er fehlte noch immer jede Nacht am Sternenzelt.

"Wollen wir unser Lager nicht hier aufschlagen?" Es war bereits Nachmittag, doch Torae hatte einfach keine Lust mehr, heute noch weiter zu reiten. „Es ist noch hell, vielleicht sollten wir die Sonne noch etwas ausnutzen“ schlug Ivar vor und sah zu Torae, der inzwischen auf seinem eigenen Pferd ritt. Bittend wurde der Ältere angesehen. "Bitte, ich hab da hinten einen schönen Wasserfall gesehen, da könnten wir baden oder so..." Torae erprobte einen ganz lieben Augenaufschlag. Seufzend gab Ivar nach. „Wie machst du das nur? Nur ein Blick von dir und ich mach alles was du willst!“

"Zauberei...", lachte der Schwarzhaarige und sprang von seinem Pferd. Vor Ivar blieb er stehen und hielt ihm die Hand hin. "Möchtest du mit ins Wasser?"

„Könnte ich der Versuchung widerstehen, mit dir schwimmen zu gehen?“ Unschuldig sah Torae in den Himmel und schüttelte den Kopf. "Nein, ich glaube nicht." Er zeigte ein Stück des Weges zurück. "Dahinten rechts, da ist der Wasserfall. Beeil dich, ich geh schon mal vor!" So schnell wie er sprach, so schnell lief der Junge auch vor. Lachend stieg Ivar vom Pferd und band beide Tiere etwas versteckt fest, bevor er gemütlich den Weg zum Wasserfall zurücklegte.

Torae hatte seine Sachen schon abgelegt und war ins Wasser gestiegen. Er tauchte gerade unter um sich richtig nass zu machen, als ihn die Wasseroberfläche nicht mehr frei ließ. So musste er hilflos mit ansehen, was nun geschah. Levanah tauchte über ihm auf. "Es ist schön dich zu sehen, Torae. Du hast einen langen Weg hinter dir! Aber es wäre langweilig dich hier schon holen zu wollen. Ich finde Ivar sehr interessant und möchte auch meinen Spaß. Sie zu, wie deine Familie dich verlässt, denn er wird dich nicht sehen und spüren können!" Ihr Satz war gerade beendet, da nahm der Körper der Frau, die Gestalt von Torae mit Kleidung an und sah Ivar, der in einiger Entfernung aus einem Busch trat, entgegen. Er musste mit ansehen, wie sein Liebster mit einem Lächeln auf den falschen Torae zu trat. „Du bist noch nicht immer Wasser? Und ich hatte schon befürchtet, dass ich dich da gar nicht mehr rausbekommen würde.“

"Wirst du auch nicht, wenn wir einmal drinnen sind...", lachte Levanah und dachte dabei an den im Wasser gebannten Torae. "Ich musste halt doch auf dich warten!"

„Wie nett von dir.“ Ivar erwiderte das Lachen ehrlich. Mit dem Geschick einer Frau umschmeichelte sie den Mann vor sich und während sie seinen Nacken von hinten zu küssen begann, knöpfte sie gekonnte Ivars Hemd auf. "Lass uns den Rest des Tages entspannen...", raunte Levanah. Sie vernahm sehr wohl den herzzerreißenden Schrei von Torae, als sie die Haut des Räubers zärtlich berührte. Doch außer ihr, würde das niemand können. Dessen war sie sich sicher! Trotz seiner anfänglichen Schüchternheit war Torae sexuell regelrecht aufgeblüht seit ihrem ersten Mal und es war keine Seltenheit, dass er mal so die Initiative ergriff, dennoch konnte Ivar sich das Gefühl nicht verkneifen, dass irgendwas nicht stimmte. „Wollten wir nicht schwimmen gehen?“

"Das können wir später immer noch!", Levanah ließ ihre Stimme erotisch klingen, wobei sie das Hemd von Ivars Schultern gleiten ließ. Dann begann sie ihn weiterhin zärtlich auszuziehen. Immer darauf bedacht, das Torae es mitbekam. Dieser wollte mit aller Kraft aus dem Wasser. "Bitte... Ivar... Sie ist nicht ich, ich bin hier!!!" Seine Gefühle verwirrten ihn und Ivar wusste nicht, wie er reagieren sollte. „Ich hätte aber jetzt Lust auf eine Runde im Wasser.“ Beherzt griff die verwandelte Frau an des Räubers Front. "Wir können uns auch gern im Wasser entspannen, Ivar. Die letzten Tage waren so stressig und hier ist es so schön. Fast genau so wie zu Hause..." Hier unterlief Levanah ein kleiner Fehler, der hoffentlich nicht auffallen würde. Denn auch wenn Torae sich bei Ivar wohlfühlte, hatte er das Dorf und dessen Haus noch nie sein Heim genannt. Doch Ivars Unterbewusstsein speichert diesen Fehler ab und das ungute Gefühl in seiner Magengegend wuchs. Sanft entfernte Ivar die scheinbar bekannte Hand von seiner intimen Zone. „Du hast Recht, es waren lange Tage, aber ich fürchte die Reiterei war für dein Vorhaben etwas kontraproduktiv.“ Mit einer arrogant hochgezogenen Augenbraue trat der vermeidliche Torae vor ihn. "Du willst nicht?" ~Diese miese Ratte, na warte, dich bekomme ich klein! Ich werde euch trennen und zerbrechen!~ Mit einem erregten Lächeln begann Levanah sich schließlich selbst zu streicheln. "Bist du sicher?"

„Ich bin sicher, vielleicht später.“ Das kam Ivar nun mehr als seltsam vor, Torae würde sich ihm doch sonst nie derart aufdrängen. Der männliche Körper vor ihm seufzte und küsste Ivar, dieses Mal jedoch bewusst ganz anders als Torae es getan hätte. "Wenn du sein Leben retten willst, gib ihn auf und geh fort!", flüsterte dann Toraes Körper mit einer Ivar bekannten weiblichen Stimme und fing dann herzlich und kalt an zu lachen. Völlig weiblich und ungeniert hielt sie sich dabei die Hand vor den Mund und einen Wimpernschlag später war sie wieder Levanah in ihrem langen, eleganten roten Kleid. "Es ist eure einzige Chance!"

„Was??“ Erschrocken wich Ivar zurück und Entsetzen durchfuhr ihn, als er begriff, was vor sich ging. „Wo ist er?? Wo ist Torae!? Wenn du ihm auch nur ein Haar gekrümmt hast…!!“ Genau so wie bei Grid, sah Levanah den jungen Mann scharf an und er konnte sich erneut keinen Millimeter rühren. "Er ist da, wo ich ihn mir jederzeit holen kann. Aber zuerst werde ich ihn brechen mit dir... Du hättest gehen sollen, als ich es dir gerade gnädiger weise angeboten habe!" Die Frau löste ein paar wenige Schnüre an ihrem Dekollete und ihr Kleid fiel komplett zu boden. "Es ist eh viel schöner, wenn er sieht, dass ich dich nehme, als wenn er sich selbst beobachtet!"

„Vielen Dank auch, aber ich mag Frauen mit weniger Fett an den Hüften.“ Da er sein Gesicht noch bewegen konnte nutze Ivar das, um eine angewiderte Miene zu ziehen. „Und seinen wir ehrlich, gegen Torae könntest du eh nicht mithalten.“ Unbeeindruck hob Levanah ihre Rechte und wedelte mit ihrem Zeigefinger in der Luft. Wurzeln lösten sich aus der Erde und umschlangen die Hand- und Fußgelenke Ivars. "Uninteressant, ich bekomme von dir was ich will!" Dann löste sie seine Bewegungsunfähigkeit. Ein zappelnder Mann in Fesseln bereitete ihr mehr Spaß und so begann sie ihn weiterhin, doch vorerst nur über die Brust zu streicheln. Voller Wut und Verzweiflung hatte Torae schon vor einiger Zeit begonnen unter Wasser zu Kämpfen. Es musste doch irgendwie möglich sein, dort hinaus zu kommen. "Das lasse ich nicht zu!", rief er dabei immer wieder. Ivar war bewusst, was auf ihn zukommen würde und mit eiserner Hand unterdrückte er die Panik, die in ihm aufsteigen wollte. Er hatte schließlich schon schlimmeres erlebt. „Schon klar, dass du es dir so besorgen musst, will wohl keiner freiwillig über dich rüber steigen.“ Mit aller Kraft drückte Torae indessen gegen die Wasseroberfläche und Tränen stiegen in seinen Augen auf. "Ivar..." Er schluckte und nahm allen Mut in sich zusammen. "Ich hab es versprochen, ich schütze dich mit allem was ich habe!" Just in diesem Augenblick wurden seine langen Haare wieder weiß und er trug seine übliche Kleidung. Außerdem durchbrach er mit einem tosendem Lärm die Grenze von Luft und Nässe. "Lass deine dreckigen Finger von ihm!" Sagte der junge Mann schließlich erhaben über dem Wasser schwebend. "Sonst wirst du die Macht die du begehrst schneller erleben, als dir lieb ist!" Levanah wirbelte herum und auch Ivars Blick war sofort auf Torae gerichtet und ein Schauer lief ihm, beim Anblick dieser schieren Kraft, den Rücken runter.

Ein schier plötzlich aufkommender Wind wirbelte durch das seidige Haar und Torae schritt langsam auf die Frau zu. Als er das Ufer erreicht hatte, erbebte sogar die Erde bei jedem Schritt. "Du magst meine Kräfte haben wollen. Doch kampflos gebe ich nicht auf und erst recht werde ich um meine Familie, den Mann den ich liebe Kämpfen!" Alles was er tat, wirkte bedrohlich und Levanah wurde bleich. Doch Ivar konnte sehen, dass ein Unterschied zu früher bestand, denn diese Magie beherrschte den jungen Mann nicht mehr, sondern er beherrschte sie. Die Hexe hingegen suchte nach einem Ausweg, doch sie fand vorerst keinen. Gott sei dank, hatte sie das Lederarmband noch, es würde sie später zum Sieg führen. "Sei dir deiner Macht nicht zu sicher, Torae!", grollte sie wütend und verschwand im Nichts. Die Fesseln, die Ivar hielten verschwanden und etwas holprig stand er wieder auf den Füßen, Schnell war er an Toraes Seite und zog den jungen Mann fest in seine Arme. „Gott sei dank ist dir nichts passiert!“ Zärtlich legten sich auch Toraes Arme um den Räuber. "Ich war schon wieder zu spät... Bitte verzeih mir! Geht es dir gut?" Sorgsam tastete er bei der Umarmung den geliebten Körper ab und seinen Fingern folgte weicher Stoff, der Ivar nun bedeckte. „Mach dir keinen Kopf um mich, ich bin in Ordnung. Aber was ist mit dir? Hat sie dir was getan?“ Fest drückte Ivar den kleineren Körper an sich, sodass Toraes Kopf unter seinem Kinn zu liegen kam. Ein erleichtertes Seufzen erklang, als Torae hörte, dass es Ivar gut ging. Jegliche Anspannung und auch der Grund, warum er seinen Kräften vertraute fiel von ihm an. So wurde auch sein Haar wieder schwarz und er hielt sich an dem Räuber fest. "Mir geht es gut. Sie hatte mich im Spiegel des Wassers eingesperrt... Es tut mir leid!"

„Hör auf damit!“ Warf Ivar mit harschem Unterton ein. „Du konntest nicht ahnen was passieren würde, also fühl dich nicht für alles verantwortlich.“ Nickend löste sich der Jüngere von dem Räuber. Tief und vertrauensvoll sah er ihm in die Augen. "Doch, sie tat es um mich zu bekommen. Aber...", verlegen senkte Torae den Blick. "...als ich das sah, ich hatte nicht nur Angst um dich und war wütend. Auf einmal war meine Kraft wieder da... und ICH konnte sie lenken... sie hat gemacht, was ich wollte... und sie hat mich nicht beherrscht. Ich habe gesehen, dass sie dich töten wird, wenn ich nichts unternehme und es wird im Land schreckliches geschehen. Möchtest du trotzdem an meiner Seite bleiben?" Er war etwas ängstlich, aber der junge Mann begann einen festen Entschluss zu fassen. „Glaubst du so ne schwabbelige Hexe reicht aus, um mich los zu werden?“ Lachend strich er Torae durchs Haar, dann sah er ihn fest an. „Ich bleib bei dir, egal was passiert.“ Den Ausdruck, den Ivar jetzt zu sehen bekam war unschuldig kindlich und zugleich frech. "Und dafür liebe ich dich! Niemand gibt mir diese Geborgenheit und fängt mich auf. Aber ich möchte dich auch beschützen! Ich werde zu Levanah gehen und ich werde mir das Armband zurückholen! Es war für mich bestimmt und auch wenn ich nicht weiß, warum, ich werde es annehmen. Außerdem werde ich nicht zulassen, dass sie dich tötet um mich zu bekommen!" Noch nie hatte man einen so festen Klang bei ihm gehört. Doch das gerade Erlebte hatte ihm gezeigt, wenn er jemals normal und glücklich leben wollte, musste er sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Überwältigt drückte der dunkelhaarige Räuber den magischen Jungen an sich und Küsste ihn stürmisch. „Ich weiß, dass du das kannst, deshalb hat man auch dir diese Kräfte gegeben. Ich vertraue dir!“ hauchte er, nachdem er sich dazu durchgerungen hatte, Toraes Lippen zu entlassen. Er lächelte. "Noch hab ich sie nicht zurück. Das eben war nur ein Bruchteil dessen, was ich sonst gespürt habe, doch es war ein Anfang..."

„Nur ein Anfang...“ lachte Ivar kopfschütteln. „Du bist mir schon einer.“
 

Dieses gemeinsame Erlebnis und was es mit ihnen gemacht hatte, beflügelte Torae. So kamen sie sehr schnell voran und erreichten nun endlich die Straße, welche in sein Heimatdorf führte. "Erwarte bitte nicht soviel. Das letzte Mal als ich hier war, wollten sie mich töten..."

„Die Gegend wird mir immer sympathischer“ murmelte Ivar in seinen nicht vorhandenen Bart. Mit einer gespielten Empörung blieb der Jüngere stehen. "Das meinst du nicht ernst??"

„Oh, aber natürlich, ich bau mir hier gleich meine Sommerresidenz!“ Beleidigt fiel Torae die Kinnlade runter. "Ich kann dich ja gleich meinen Eltern vorstellen, die wären begeistert!" Dann wurde er mucksmäuschen still und er bekam traurige Augen. Ein ganzes Stück weiter vorn sah er Marinda und sie lachte. Ivar folgte Toraes Blick und erblickte ein rothaariges Mädchen. „Du kennst sie?“

"Marinda!!!", rief er freudig und alle Vorsicht vergessen. Die Sehnsucht nach vergangenen Tagen und Freunden war einfach zu groß. „Torae!“ Wollte Ivar ihn noch warnen, doch es war zu spät, sie waren bereits erblickt worden. Strahlend kam der junge Mann seiner alten Freundin entgegen. "Marinda... Wie geht es dir?" Erschrocken schrie die junge Frau auf und rannte mit ihren Freundinnen, die bei ihr gestanden hatten ins Dorf hinein. Abrupt blieb Torae stehen und senkte den Kopf. Er hatte für einen Augenblick vergessen, warum er nicht mehr hier war. Ein hartes Schlucken war zu hören. "Wir sollten vorsichtig sein!" Ivar war vom Pferd gestiegen und zu Torae getreten. „Kopf hoch, sie sind die jenigen, die einen Verlust gemacht haben, indem sie dich von sich stießen.“ Geborgenheit suchend sah der Kleinere auf. "Hier bin ich trotzdem groß geworden..."

„Darum muss es ja noch lange nicht dein zu Hause sein.“ Ivar legte einen Arm um den verstörten Jungen und küsste seine Stirn. "Nein, mein zu Hause hab ich bei einem ungehobeltem Raufbold gefunden und ich gebe ihn nie wieder her!" Stolz küsste Torae ihn, noch bevor Ivar schmollen konnte. "Dann lass uns ihnen mal Furcht und Schrecken einjagen!", lachte er schließlich. Mit einem Klaps auf den Hintern scheuchte Ivar Torae zurück zu seinem Ross. „Ab aufs Pferd mit dir du Frechdachs!“ Hocherhobenen Hauptes, ritt der junge Mann, gefolgt von seinem Liebhaber in das Dorf. Er versuchte so wenig wie möglich zu sehen und wahrzunehmen. Doch das Getuschel der Dorfbewohner war kaum auszublenden, die Leute hatten nicht einmal den Anstand es zu unterlassen, mit dem Finger auf Torae zu deuten. All das konnte Ivar nicht verhindern, aber er hatte seine finsterste Miene aufgesetzt, die schon manchen Soldaten in Schrecken versetzt hatte, und sah damit alle an, die Torae auch nur schief anblickten. Der Schwarzhaarige atmete tief durch und stieg dann mitten auf dem Markt von seinem Pferd ab. "Soll ich dir zuerst zeigen, wo ich aufgewachsen bin?" Er versuchte wirklich mit aller Kraft äußere Einflüsse auszublenden. Ivar folgte seinem Beispiel und sah ihn dann lächelnd an. „Das wäre wundervoll.“ Das ‚Schatz’, das er anhängen wollte, verkniff er sich vorerst noch. Doch vorerst sollten sie nicht weiter kommen. Marinda hatte ihrem, inzwischen, Ehemann bescheid gegeben, wer zurück war und dieser warf gezielt einen Stein auf Torae. "Du solltest nie wieder zurück kommen!" Instinktiv griff Ivar ein und wehrte den Stein ab, der hart gegen seine Hand prallte. „Pass auf was du sagst, wenn du deinen Kopf auf den Schultern behalten willst!“ Bei diesen Worten ließ er sein Schwert aufblitzen. Mit einem tödlichen Blick wich Franco etwas zurück. "Leute wie euch wollen wir hier nicht, verschwindet! Er hat seiner Familie nichts als Ärger bereitet und auch noch Soldaten ermordet. Torae gehört bei lebendigem Leib verbrannt!" Der Schwarzhaarige zuckte dabei heftig zusammen. Es begann das Gleiche wie damals. „Halt dein vorlautes Maul oder du wirst dir wünschen langsam über einem Feuer geröstet zu werden!!“ Die Ignoranz dieser Menschen machten ihn unsagbar wütend.

Wie hätte es auch anders sein können, betrat auch noch Sankara den Marktplatz. Es war die übliche Zeit zu der sie einkaufen ging. Schreiend ließ sie ihren Korb fallen. Als Torae ihr Gesicht erblickte, mit wie viel Abscheu und Furcht sie ihn ansah, schüttelte er den Kopf. Brennende Tränen bildeten sich in seinen Augen. So schnell es seine Beine zuließen, drehte er sich weg und lief davon. „Torae!!“ Noch bevor er seinem Liebsten nachlief zog Ivar sein Schwert vor der johlenden Menge und brachte sie so zum verstummen. Erst dann schwang er sich wieder auf sein Pferd und eilte mit Toraes Tier im Schlepptau dem Jüngeren nach.

Hier war er aufgewachsen und hier kannte sich der junge Mann sehr gut aus. So lief er flink durch die Straßen, weit in den Wald hinein. Hinter einer großen Eiche ließ er sich dann am Stamm gelehnt auf dem Boden nieder. Torae schlang seine Arme um die angewinkelten Beine und weinte still vor sich hin. Er hatte mit genau so einer Situation gerechnet, wie sie jetzt im Dorf geschehen war. Doch es tat unvorstellbar weh. Ivar war ein geschickter Fährtenleser und so kam es, das er in der Lage war der Richtung, in die Torae gelaufen war, zu folgen, auch wenn er kaum Kenntnis über die Gegend hatte. An Rande des Waldes ließ Ivar die Pferde stehen und ging zu Fuß weiter. Es schien, als würde ihn sein Herz den Weg zeigen und schon nach einiger Zeit vernahm er leises Schluchzen. Alles zog sich in Torae zusammen und das, obwohl er sich vorgenommen hatte, alles Abweisende an sich abprallen zu lassen. Doch es ging einfach nicht. Stumm ließ sich Ivar neben Torae auf die Knie sinken und zog ihn in seine Arme. Immer wieder von Krämpfen geschüttelt machte sich der Weißhaarige in der Wärme und Geborgenheit noch kleiner. "Es tut weh...", war das einzige, was er zu stande brachte. „Ich weiß“ hauchte Ivar gegen sein Ohr. „Aber sie sind deiner Tränen nicht wert.“ Der Jüngere machte sich noch kleiner. "Aber... aber..." Er wollte sich verteidigen und sagen, das er hier aufgewachsen sei und das es mal seine Freunde waren. Das seine Eltern, auch wenn sein Vater ihm keine Zuwendung gegeben hatte, doch auch hier waren und und und... Doch er war einfach zu zerrissen, zwischen Trauer und Schmerz, sowie leiser aufsteigender Wut. Ivar begann Torae in einem eigenen innerlichen ruhigen Rhythmus zu wiegen. „Vergiss sie.“ Schniefend sah der Kleinere auf. "Ich habs versucht..."

„Ich helfe dir.“ Langsam ließ Ivar seinen Kopf sinken, bis seine Lippen auf Toraes lagen. Mit letzten Tränen die an seinen Wangen herunter liefen, schloss der Geküsste seine Augen und ließ sich in dem Kuss fallen. Dabei legte auch er seine Arme um den Räuber. Er fragte sich dabei, was Ivar wohl für ihn fühlte, denn er konnte den Tod bringen und war nicht nur geächtet wie der Hauptmann, sondern auch vertrieben und man respektierte sein Selbst nicht. Doch er hatte keinen Mut nachzufragen und hoffte ganz tief das Ivar es ehrlich meinte. "Danke...", sagte er schließlich, als der Kuss sich löste, unter geröteten Augen. "Wie oft ich dir wohl noch danken muss?"

„Du musst mir gar nicht danken.“ Torae bekam einen Kuss auf die Stirn. „Ich tu das gerne.“ Der junge Mann genoss diese Geborgenheit noch ein paar Minuten und beruhigte sich immer mehr. "Aber was machen wir denn jetzt?", fragte er schließlich. „Wir könnten den Laden ordentlich aufmischen!“ Ein teuflisches Grinsend breitete sich auf Ivars Gesicht aus. Aufgrund der Aussage, die Torae überhaupt nicht verstand, blinzelte er verwirrt. "Was meinst du?"

„Na ja, dem Kerl, der den Stein geworfen hat würde ich schon gern eine rein hauen.“ Der Stein... Den Schwarzhaarigen durchzog ein heftiges Zucken. "Deine Hand!", schnell packte er die, mit welche Ivar den Stein abgefangen hatte und besah sie sich ganz vorsichtig. "Tut es weh?"

„Ist nicht weiter wild.“ Trotz seiner Aussage zuckten Ivars Brauen zusammen, als Torae seine Hand berührte. Das nicht glaubend, schüttelte der Jüngere den Kopf. "Ich sehe doch das es weh tut!", sagte er sanft und schloss seine beiden Hände sanft um die Größere. Sein Haar wurde wieder weiß und in dem Hohlraum, um Ivars Hand glühte es hell auf. Dann war wieder alles normal und sein Haar dunkel, als er die Hand los lies. "Ist es so besser?"

„Wow.“ Staunend ballte Ivar eine Faust und öffnete die Hand dann wieder. Torae lächelte. "Du kannst ruhig ehrlich zu mir sein!"

„Du bist erstaunlich und das meine ich ganz ehrlich!“ Grinsend zwinkerte er Torae zu. Der Angesprochene wurde vor Verlegenheit etwas rötlich um die Nase und stand auf. "D... danke..." Ruhig sah er sich um. "Wir sollten Levanah suchen!"

„Stimmt, je schneller wir die Schnepfe los sind, desto besser.“ Er erhob sich und streckte sich. Torae nickte und sah sich um. "Nur... Wo sollen wir sie suchen oder besser gesagt, wo soll ich sie suchen? Ich möchte nämlich nicht, dass du da mit reingezogen wirst!", wiederholte er sich noch einmal mit Nachdruck. „Ich steck doch schon längst mit drinnen!“ sagte Ivar ebenfalls mit Nachdruck. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. "Ja, aber ab jetzt wird es richtig gefährlich!" Er sah Ivar bittend an. "Ich weiß nicht, ob ich uns beide beschützen kann und ich will nicht, dass das was ich gesehen habe... das sie dich tötet... wahr wird!"

„Ich pass schon auf mich auf.“ Schwörend hob Ivar eine Hand. „Räuberehrenwort!“ Etwas belustigt ob der Aussage und dieser äußerst ernsten Haltung, fing Torae an zu kichern. "Das ehrt dich ja... Aber..." Er brach mitten im Satz ab, denn Ivar machte einen verletzten Eindruck und der Jüngere küsste ihn sanft. "Ist ja gut. Ich möchte auch nicht alleine gehen! Aber pass bitte auf dich auf, besonders wenn du Wind spürst. Ich möchte dich nicht verlieren!"

„Das wirst du nicht, der Tod soll ruhig versuchen sich mit mir anzulegen, im Notfall geh ich ihm solange auf die Nerven, bis er mich freiwillig zurück bring!“ Melancholisch strich Torae dem Älteren über die Wange und sah ihm tief in die Augen. "Das ist kein Spiel. Als ich dich und Levanah sah und als meine Kraft kurz zurück kam, hab ich auch gesehen, was in Zukunft geschieht. Es war schrecklich! Du hast sie angegriffen, weil ich nichts machen konnte und ein Windwirbel entstand. Du kamst aus ihm nicht heraus und er hat dich weggeschleudert...", der Schwarzhaarige wurde ganz blass, während er erzählte. Als er die Bilder sah, war er viel zu sehr damit beschäftig gewesen, Ivar zu befreien. Aber jetzt breitete sich die Trauer um seinen Freund in ihm aus. "...und dann... dann hat dich ein Ast aufgesp..." Torae war nicht in der Lage zu ende zu sprechen. Ivar packte Toraes Gesicht und zwang ihn so ihn anzusehen. „Sieh mich an! Ich bin hier und ich gehe auch nicht weg!“ Geknickt schloss der Jüngere seine Augen und nickte. "Ich bitte dich nur, sei vorsichtig, pass auf und misch dich nicht ein, egal was geschehen wird!"

„Ich pass auf mich auf!“ wiederholte Ivar nachdrücklich. Torae war erleichtert. Sein Partner schien ihn verstanden zu haben und das beruhigte ihn ungemein. "Danke, ich verlass mich auf dich!" Tief sah er ihm dann in die Augen. "Vielleicht ist sie in der Höhle... in der alles begann..."

„Dann zeig mir mal, wo diese Höhle ist.“ Ivar grinste ihm aufmuntern zu und legte dann einen Arm um seine Schultern. Bestimmt führte der Jünger ihn und man konnte deutlich merken, dass er den Weg selbst mit verbundenen Augen gefunden hätte. "Hier ist es!", sagte er, als sie an der Stelle angekommen waren, wo er damals wiederholt in sie hineingefallen war. Doch es war nichts zu hören, zu sehen und auch nicht zu fühlen, dass etwas unter der Erde war. „Ähm, ich will ja nichts sagen, aber…“ er ließ seinen Blick schweifen, „…hier ist nichts.“ Besserwisserisch zog Torae eine Augenbraue hoch. "Stell dich hinten an! Das haben meine Mutter und Marinda auch schon gesagt!" Er lachte und stampfte einmal kräftig mit seinem Fuß auf den Boden. „Und was soll das br…“ Weiter kam Ivar nicht mehr, denn er verlor den Boden unter den Füßen. Während des Fall hielt Torae den Räuber fest und im Gegensatz zu seinen ersten beiden Stürzen, landeten sie sicher mit beiden Füßen auf dem Boden. "Alles Ok?"

„Eine kleine Warnung wäre nett gewesen“ grollte Ivar halbherzig. Zarte Küsse bedeckten sein Gesicht. "Tschuldigung..."

„Schon gut.“ Lächelnd verzieh er dem Kleineren und stibitzte ihm noch einen Kuss. Doch in diesem Augenblick wurde Toraes Gesichtsausdruck tot ernst. "Pass auf dich auf!", sagte er bestimmt und drehte sich um. Im selben Moment wurden seine Haare wieder weiß. "Sie ist hier!" Ivars Adrenalinspiegel stieg und sein Körper machte sich kampfbereit.

Ein kaltes und helles Lachen hallte von den Wänden wieder. "Du hast mich also gefunden! Dein Leben und das Seine, scheint dir nicht viel zu bedeuten, Torae!" Die Umgebung fest im Blick behaltend trat Ivar zu Torae.

"Ich bin hier um mir mein Eigentum zurück zu holen!" Der junge Mann wirkte entschlossen. Dabei sah er zu dem kleinen See in der Höhle und dieser leuchtete genau so wie damals. Diese Kraft übertrug sich auf Torae. Sein weißes Haar wurde noch heller und bekam einen silbernen Touch. Die dunklen Augen hingegen wurden noch etwas schwärzer. Dann trat die Hexe auf sie zu. "Du hast es nicht verdient. Du hast Angst, vor allem und du stehst allein. Gib auf, das ist das Beste! Dann werde ich dich nicht leiden lassen!"

„Glaubst du man hat ihm diese Kräfte ohne Grund gegeben? Er hat sie im Gegensatz zu dir verdient!“ Ivar wollte sich zwar nicht so richtig einmischen, aber diese Frau machte ihn einfach wütend, wenn er sie nur ansah. „Man kann sie sich nicht verdienen, nur wer sie beherrscht darf sie besitzen!“, grollte sie dem Räuber zurück und schleuderte ihn mit einer lässigen Handbewegung weg. „So mein Junge, jetzt sind wir allein!“ Schnell blinzelnd versuchte Ivar seine Sicht wieder zu fokussieren, seine Rippen schmerzten und er fürchtete, dass was gebrochen war.

Geschockt sah Torae seinem Liebsten hinterher. „Ivar...“ Doch er stand wie angewurzelt da und konnte sich nicht einen Millimeter rühren um zu ihm zu gelangen. Grinsend trat Levanah ganz zu dem jungen Weißhaarigen und packte sein Kinn fest mit ihren schlanken Fingern. „Lass ihn liegen, hier geht es nur um dich! Das hast du dir doch immer gewünscht, dass du nicht immer nur von außen zugucken musst, sondern, dass du mal der Mittelpunkt sein darfst... Ich muss dir schon danken, in deinem Heimatdorf habe ich viel über dich erfahren können. Ein Vater, der dich mehr als einmal fast totgeschlagen hätte. Eine Mutter, die brav kuscht und dir nicht wirklich helfen konnte, weil sie in Wahrheit lieber einen anderen Mann geheiratet hätte und nur wegen dir so ein Dasein fristen muss. Freunde, welche dich verbrennen wollten. Und zum krönenden Abschluss, hast du dir, gotteslästerlich einen Bettgefährten gesucht, bist geächtet und auch noch auf der Flucht. Torae, du hast wirklich ein wunderschönes Leben!“ Sie lachte erneut herzhaft und das Widerhallen in der Höhle brannte sich tief in Torae. Er war nicht in der Lage sich zur Wehr zu setzen. Der Blick der Hexe bohrte sich tief in seine Augen und fesselte ihn, trieb ihm den unwiderruflichen Gedanken in den Kopf, dass er nichts weiter, als eine Last war. Eine Last, die man besser beseitigte, damit der Rest in ruhe leben konnte.

Während sie so gebannt in die Augen des Jungen sah, las sie, genau so wie bei Ivar, dessen Erinnerungen und sprach weiter: „Du weißt noch nicht einmal, was dieser Mann für dich empfindet. Aber ich kann es dir sagen! Was will ein Räuberhauptmann schon von einem unerfahrenen Jungen wie dir, da er es noch nicht einmal ausgesprochen hat? Nichts was dir etwas bedeuten würde. Er hat dich gebraucht um sich zu befriedigen und jetzt da du ihm vertraust, wird er warten bis du deine Kräfte zurückbekommst. Danach wird er dich noch mehr um den Finger wickeln, damit du es den Räubern leichter machst auf ihren Beutezügen. Das wollte er von Anfang an. Denn noch bevor er merkte, wie schnell du ihm hörig wirst, hat er gesehen, was du kannst und wie naiv du bist!“ Mit einem zufriedenen Glanz in den Augen ließ Levanah das Kinn wieder los. Sie hatte gehofft, dass sie Torae kampflos erreichen würde, weshalb sie ihn auch bewegungsunfähig machte, um auf ihn einreden zu können. Denn auch, wenn dieser nicht mehr vollständig Herr über diese sagenumwobenen Kräfte war, hatte sie am Wasserfall gemerkt, dass er das, was er noch besaß hervorragend beherrschte. Und sie war erfolgreich gewesen. Leblos blieb der Weißhaarige auch weiterhin an derselben Stelle stehen. Seine dunklen Augen waren trüb geworden und das Einzige was noch zeigte, dass er lebendig war, war ein langsames heben und senken seiner Brust zum Atmen. „Gib mir, was ich von dir verlange, danach bist du frei und wirst niemandem mehr eine Last sein!“ Levanah hatte erreicht, was sie wollte und die Trance um Torae hob sich auf. Dennoch sah man, wie gebrochen er war.

In freudiger Erwartung, endlich ihr Ziel zu erreichen, hob die Hexe ihre Hände flach ausgestreckt, offen nach oben gedreht, Torae entgegen. Das lederne Armband zeigte sich nun an ihrem Gelenk, weil es zuvor unter einem langen und weiten Ärmel versteckt war. Der Langhaarige tat es ihr gleich, nur das seine Handinnenflächen nach unten zeigten. Noch bevor sich die Gliedmaßen berührten, erstrahlte es blendend hell in dem Hohlraum dazwischen und die Höhle erschien in all ihrer Pracht.

Der Mann den Torae liebte und der nun gegen ihn verwendet wurde bekam auf Grund seiner Benommenheit nicht viel von Levanahs Worten mit, doch er erkannte was sie tat. Sie brachte Torae dazu, ihr freiwillig seine Kräfte zu geben und Ivar wusste, dass er das nicht geschehe lassen konnte. Sich den Brustkorb halten stand er auf und schwankte zu den beiden hell erleuchteten Gestalten. „Torae! Tu es nicht!!“ Doch der junge Magier hörte ihn nicht mehr. Er hatte sich tief in sich selbst zurückgezogen. Torae fühlte sich allein. Dann begann ganz langsam, zu Beginn noch unmerklich, die restliche Kraft die er noch besaß in Levanah über zu gehen und das Licht wurde immer schwächer. Sein Äußeres änderte dich dabei erneut. Sein silber/weißes prachtvolles Haar wurde alt und grau, genau so wie seine Haut faltig, trocken und alt wurde. Mit Schrecken sah Ivar was mit seinem Geliebten geschah und trotz Schmerzen beschleunigten seine Beine und trugen ihn vorwärts. Kaum hatte er die Quelle aller Magie in der Höhle erreicht packte er Torae an Handgelenk und Hüfte und wollte ihn von Levanah weg ziehen.

Die Hexe dachte sich noch nichts dabei. Sie wusste, wie tief sie den jungen Mann wirklich getroffen hatte. Dieser hingegen wendete seinen Kopf zu dem Räuber und sah ihn mit leeren Augen an. "Was willst du hier?", fragte er ihn tonlos ohne sein Handeln zu unterbrechen. Fest hielt Ivar dem leeren Blick stand und seine eigenen Augen funkelten nur so über mit Emotionen. „Geh weg von ihr! Bleib bei mir!“ Ein tiefer Atemzug durchströmte Toraes Lungen und man sah, dass ihn die Stimme irgendwo erreichte. "Warum? Ich bin eine Last und ich werde nie wieder bei Menschen bleiben, denen ich nicht mehr wert bin, als ein Gegenstand..."

„Was redest du da??“ Fest packte Ivar Toraes Oberarme und wollte ihn am liebsten wieder zur Besinnung rütteln. „Mir bist du keine Last!! Und für mich bist du auch mehr als ein Gegenstand!“ Langsam wurde es Levanah zu viel. Sie hatte in den Erinnerungen und Gefühle des schnell alternden Mannes gesehen, wie tief er für den Räuber empfand. Wenn dieser ihn wieder erreichen sollte, würde sie vielleicht doch noch Schwierigkeiten bekommen. "Verschwinde oder das vorhin wird dir vorkommen wie eine angenehme und laue Sommernacht!", zischte sie ihm zu. "Torae gehört mir! Er wird mir geben was ich begehre und danach endlich sterben!"

„Er gehört niemandem außer sich selbst!!“ schrie Ivar sie an. Er wusste in welcher Gefahr er schwebte und das Toraes Vision von seinem Tod in greifbarer Nähe war, aber er konnte und würde ihn nicht im Stich lassen, auch wenn es ihm sein Leben kostete. „Lass sie nicht gewinnen Torae! Ich weiß du wolltest sie nie haben, aber diese Kräfte sind dir gegeben geworden, weil nur du sie nutzen sollst und ich weiß, dass du dem gewachsen bist!!“ Aus Levanahs Augen schossen fast Pfeile vor Zorn und da geschah es, was der Langhaarige gesehen hatte. Ein Windwirbel entstand in der Höhle und zerrte bereits an den Kleidern von Ivar. "Du kannst ihn nicht mehr erreichen, Räuber!", lachte die Hexe. "Aber du kannst gern mit ihm gehen!"

Sein Herz setzte einen Schlag aus und Ivar erkannte, dass es jetzt wohl zu Ende gehen würde. Seine Lippen legten sich ein letztes Mal auf Toraes und eine einsame Träne rann über seine Wange, als er das erste Mal in seinem Leben „Ich liebe dich“, gegen die so bekannten Lippen hauchte. In diesem Moment erfasste ihn der Wind.

Diese aus tiefstem Herzen gesprochenen Worte sowie die Träne, welche während des Kusses auf seine Wange wechselte, erreichten den fast seelenlosen Torae. Bilder schossen durch seinen Kopf. Erinnerungen an Situationen, in denen Ivar ihn einfach nur festgehalten hatte oder für ihn da war. Wärme und Geborgenheit konnte er fühlen. "Liebe...", wiederholte er noch langsam aber mit eben soviel Emotion. Geschockt sah der Langhaarige dann, was um sich herum geschah und wie der Geliebte durch die Höhle geschleudert wurde. "NEIN! Ich werde nicht noch einmal zusehen, dass du stirbst!" Er schloss seine Hände und packte Levanah an der Kehle, wodurch der Wind abrupt nachließ und Ivar zu Boden fiel. Hart prallte er zu Boden und sein Kopf schlug ebenso hart gegen den steinernen Boden der Höhle. Dunkelheit schlich sich in sein Sehfeld. ‚Sollte da nicht ein licht sein?’ fragte er sich, bevor er vollständig in der Dunkelheit versank.

"Es stimmt, dass ich nicht das perfekte Elternhaus hatte. Ebenso gebe ich dir Recht, dass Ivar ein Mann ist und keine Frau, wie es wohl üblich ist. Aber du liegst vollkommen falsch, wenn du behauptest, dass er mich missbraucht hat, egal auf welcher Ebene!" Torae war zornig, aber er ließ sich nicht von seiner Wut leiten. Hochkonzentriert schloss er seine Augen und bündelte seine letzten Kräfte an der Kehle zwischen seinen Fingern. Zappelnd versuchte Levanah sich aus dem Griff zu befreien, denn der Langhaarige begann ihr nun die Kräfte zu entziehen. Doch sie konnte es nicht verhindern, denn Torae hatte ihr mit seiner freien Hand das Lederband vom Arm gerissen. "Ich bin nicht dafür, dass man tötet, aber ich kenne auch Ausnahmen und da dich niemand außer mir richten kann...", er beendete seinen Satz nicht. Sondern entzog der Hexe einfach nur weiter ihre Kräfte. Selbst ihr unschuldiges Flehen, welches sie schon bei ihrem ersten Treffen an der Kutsche angewandt hatte, würde ihr nicht mehr helfen. Denn wie auch er alt geworden war, begann sie genau so zu altern. Da Levanah aber auch um einiges älter war als Torae, zerfiel sie dabei zu Staub.

Den übrig gebliebenen Haufen kopfschüttelnd betrachten, war der Magier einen Bruchteil später bei Ivar und zog ihn fest in seine Arme. "Ich liebe dich auch, über alles!" Er erhielt keine Antwort, denn Ivar war in einer tiefen Bewusstlosigkeit versunken. Sein dunkles Haar war am Hinterkopf blutverklebt und seine gebrochenen Rippen drohten seine Lunge zu durchstoßen, der Räuber stand an der Schwelle des Todes, in den er Torae so bereitwillig hatte folgen wollen.

Sanft und zärtlich küsste er den schwer verletzten Räuber. Dabei ballte er eine Faust um das Leder in seiner Hand. "Ich will dich annehmen und zu mir machen, doch bitte hilf mir!" Ein letztes Mal wurde es in der Höhle blendend hell und das Armband löste sich für alle Zeiten auf. Seine unendliche Macht hingegen wurde mit seinem wahrhaftigen Besitzer eins. Müde strichen Toraes Hände über Ivars Körper und er heilte dessen schwere Verletzungen. Danach wuchs weiches Moos auf dem Boden des unter der Erde liegenden Hohlraums und er legte seinen Liebsten erschöpft darauf ab. "Du bist wieder gesund. Schlaf ruhig!" Mit einem friedlichen aber ermatteten Lächeln legte sich auch der Magier hin und zog ihn in seine Arme, um selbst Kräfte zu sammeln.

Die Zeit verstrich an diesem Ort anders und so war es weder tag noch Nacht, als Ivar endlich wieder die Augen aufschlug. Er spürte Arme, die ihn fest hielten und sein Kopf lehnte gegen eine Brust, ein Duft stieg ihm in die Nase, es roch nach Natur und nach Toraes ganz eigenem süßen und doch männlichen Geruch. Lächelnd hob Ivar den Kopf, wenn er Tod war, war das wohl der Himmel, auch wenn er nie geglaubt hätte, dass er dort hinkommen würde. Was der Räuber aber erblickte, machte ihm deutlich, dass er definitiv nicht im Himmel, sondern auf Erden war. Der Magier schlief ganz ruhig und friedlich. Jedoch war er jetzt älter als ein Greis und es war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Erschrocken weiteten sich Ivars grüne Augen und er strich mit seinen Fingerspitzen zaghaft über das runzlige Gesicht. „Torae?“ fragte er vorsichtig, zum einem um ihn zu wecken und zum anderen um sich zu vergewissern, dass dies wirklich sein Geliebter war.

Mit einem Lächeln auf den Lippen, drehte sich der Angesprochene der Stimme weiter entgegen. Dann schlug er blinzelnd seine Augen auf. "Es ist überstanden!", nuschelte er noch altbekannt und schlaftrunken. Noch immer ließen Ivars Finger nicht von dem Anderen ab. „Was ist mit dir passiert?“ Gänzlich erwachend, zog Torae seine Finger von sich weg und betrachtete seine Hände. "Oh... Ich hoffe ich habe dich nicht erschreckt. Aber Levanah war kraftraubend!" Schnell und doch langsam, weil den Körper Altersreumahr befallen hatte, richtete der Langhaarige sich auf und befühlte Ivar. "Aber sag mir lieber, geht es dir gut?" Ivar reckte seinen Körper testend und versuchte dann in das so fremd wirkende Gesicht zu lächeln. „Alles wieder in Ordnung, das verdank ich wohl dir, was?“ Etwas geknickt, weil Torae die Zurückhaltung deutlich spüren konnte, nickte er. "Ja. Ich hab doch gesagt, ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert!"

„Ich dachte für einen Moment, ich wäre tot.“ murmelte Ivar beinahe bloß für sich selbst. Zaghaft legte der Langhaarige einen Zeigefinger an sein Kinn und zog ihn näher zu sich heran. "Das hätte ich niemals zugelassen! Du bist mir wertvoller als mein Leben!"

„Sag so was nicht!“ rief Ivar ein wenig erschrocken, über seine eigenen Gefühle. Torae zog sich aufgrund des Ausbruches wieder zurück. "Stimmt etwas nicht?" Die Hände des Räubers umrahmten das alt wirkende Gesicht und grüne Augen trafen schwarze. „Dein Leben ist wichtig, was würde es mir bringen zu überleben, wenn du fort bist?“ Verliebt und gerührt hielt der eigentlich Jüngere die Hand an seiner Wange fest, wobei er mit seinen Fingern darüber strick. Dann wurden seine Augen feucht. Torae hielt Ivars Blick weiter in seinen Augen fest und verlor sich etwas in ihnen. Als sie sich wieder lösten, war er genau so jung, wie vor dem Treffen mit Levanah. "Mir ging es nicht anders!" Er war jetzt in lange Kleider aus Samt, in den Farben smaragd/grün und schwarz gehüllt. Außerdem hatten seine langen Haare ihre erhabene weiß/silberne Farbe wieder und Toraes Haut war glatt und seidig. Doch vor allem strahlten seine Augen wieder vor Leben. „Wow“ staunte Ivar. „Die hörst nicht auf mich ins Erstaunen zu versetzen.“ Torae hatte seine Unsicherheit vollkommen abgelegt und er sah kurz über seine Kleidung. "Gefällt es dir? Ich dachte, die Farben unserer Augen verbinden sich so schön..."

„Du siehst unglaublich aus.“ Ivar musste schlucken, denn sein Hals fühlte sich plötzlich unsagbar trocken an. Elegant stand der Magier auf und hielt ihm die Hand hin. "Lass uns rausgehen, hier drinnen geht die Zeit anders als in der Welt!" Die schöne Stirn des Räubers legte sich in Falten. „Was meinst du damit?“

"Eine Stunde hier, ist wie eine ganze Woche draußen..."

„Aber…“ Hastig atmete Ivar ein. „Wie lange waren wir hier drin??“ Entschuldigend zuckte Torae mit den Schultern. "Das weiß ich nicht. Ich war erschöpft, tut mir leid" Sorge stieg in Ivar auf, wie lange war er von zu Hause fort gewesen? Was war mit seinem Großvater und dem Dorf? „Lass uns schnell raus hier!“ Lächelnd hielt der Jüngere ihm weiterhin seine Hand entgegen. "Ja, ich bring uns hier raus!" Ohne zu zögern ergriff er die dargebotene Hand. Fest zog Torae seinen Liebsten zu sich und hob dann mit ihm ab. Die massive Decke über ihnen tat sich mit nur einem Blick von selbst auf und kurz danach hatten sie wieder festen Waldboden unter den Füßen. "Alles Ok?" Bevor Ivar auch nur antworten konnte traf ihn ein kalter Windzug und ihn klappte die Kinnlade herunter. „Es ist Winter!“ Auch Torae sah sich um, dabei zog er seinen langen, wärmenden Mantel aus und legten ihn zärtlich um Ivars Schultern. "Ja... Wir waren wohl ein paar Stunden unten..." Lächelnd quittierte Ivar die Gabe und zog Torae mit unter den Mantel. „Dann müssen wir schnell nach Haus.“ Dankbar kuschelte der Jüngere sich an. Er würde zwar in seiner Kleidung nicht frieren, aber die Nähe des Räubers tat ihm sehr gut. "Möchtest du gleich hin?", fragte er unschuldig. „Nun, es bringt wohl kaum etwas, nach unseren Pferden zu sehen, oder? Hoffentlich hat sie jemand gefunden.“ Ivar verzog das Gesicht bei dem Gedanken die schönen Tiere könnten verhungert sein. "Ihnen geht es gut!", antwortete der Kleinere, als er die Augen schloss. Dann erschienen sie beide in einem Pferdestall. Es war der Stall in dem sein Vater früher den Esel abgestellt hatte und siehe da, ihre Pferde waren wohl gepflegt worden. Ivar atmete erleichtert aus, er war immer schon Tierliebhaber gewesen und hätte es schwer verschmerzt, wäre den Pferden etwas passiert. "Ich glaub, ich muss meinem Vater doch noch zu Dank verpflichtet sein, auch wenn er sie wohl nur genommen hat, um Profit aus ihnen zu schlagen." Flink sammelte Ivar alles zusammen, was im Stall sonst noch ihnen gehörte. „Wie schade, dass er jetzt bestohlen wird.“ Keck zog Torae eine Augenbraue hoch. "Du bestiehlst mich?"

„Falsch, ich stehle für dich!“ Die Augenbraue wanderte noch etwas höher. "Du weißt, dass ich das nicht mag!" Doch der Jüngere packte bereits die von Ivar herausgesuchten Sachen auf die Pferde. „Ich sehe es!“ konterte Ivar neckisch. Torae lachte leise, er hatte kein großes Bedürfnis seinen Vater wieder zu sehen. "Würdest du mich auch noch stehlen?"

„Hab ich das nicht schon längst?“ Grinsend fuhr Ivar kurz mit seiner Zunge über Toraes Nasenspitze. Genießend schloss der seine Augen. "Mach es noch mal!"

„Dich stehlen oder…“ Seine Zunge fuhr erneut hervor und liebkoste Toraes Nase. Der Kleinere trat näher und zog des Räubers Arme um sich. "Alles... Alles was du willst!"

Torae stellt sich seiner Vergangenheit und zeigt Ivar dann im Stall, wie "männlich" er sein kann

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

„Hm?“ Die Wärme und Nähe ihrer Körper machte Ivar schläfrig, dennoch reckte er seine Nase in die Luft und schnupperte. „Das riecht aber nach ziemlich viel Rauch.“ Ivars Augenbrauen zogen sich in die Tiefe. Torae hustete das erste Mal leise, aber lachte auch dabei. "So riecht das immer, wenn mein Vater meine Mutter vom Kochen wegholt und sie dann das Essen auf dem Feuer vergessen..."

„Also ich weiß ja nicht…“ Da sah Ivar plötzlich die Rauchschwaden unter der Stalltür hervor quellen. „Scheiße! Die wollen uns abfackeln!!“ Er richtete sich zu schnell auf um das Torae hätte reagieren können und so rutschte er von ihm runter und lag im Stroh. "Was?" Er hustete etwas heftiger und schien, wegen seines Kinderzimmers, welches immer über der Küche war, anfällig für den Rauch zu sein. "Aber..."

„Es brennt!“ rief Ivar aufgeregt. „Schnell, zieh dich an, wir müssen hier weg!“ Das Husten wurde noch schlimmer und dann hörte der Magier das Gelächter seiner ehemaligen Freunde. Es würde ihm recht geschehen, bei lebendigem Leib verbrannt zu werden. Das sei die Strafe für Hexerei und die Sünde welche zwei Männer mit sich teilten. Der junge Mann schloss traurig seine Augen, denn tief in seinem Innersten hatte er gehofft, irgendwann wieder akzeptiert zu werden. Dann richtete er sich wankend und nach Luft ringend auf. "Ich mach das schon, bleib ruhig stehen!", befahl er Ivar. Mit Besorgnis sah Ivar das Schwanken, seines Liebsten, doch tat wie ihm geheißen.

Ein erhabenes Leuchten trat in seine Augen und der Räuber, als auch Torae selbst waren wieder vollständig gekleidet. Zur selben Zeit packte er ihn bei der Hand. "Ich bringe uns... nach Hause!", sagte der Magier unterm Husten. Dann waren sie auch schon vom Ort des Geschehens verschwunden und tauchten mitten auf dem Marktplatz von Ivars Dorf wieder auf. Selbst die Pferde, welche dem Älteren so wichtig waren, hatte Torae mit hier her gebracht. "Wir sind wieder in Sicherheit!", lächelte der junge Mann dann und sank nach Atem ringend auf die Knie. „Torae!“ Ivar eilte zu ihm und kniete sich vor ihn hin. „Was ist mit dir?“ Dankbar lehnte er sich gegen die starke Brust vor sich. "Schon gut... Ist alles ok! Ich habe früher über der Küche geschlafen. Der Rauch drang immer durch die Spalten im Boden und ich bekomme wenn ich ihn rieche immer schlecht Luft, das geht gleich wieder..."

„Sicher?“ Noch immer nicht sorgenfrei strich Ivar über Toraes Haare und Gesicht. "Ja!", lächelte der Kleinere noch etwas schwach, aber schon mehr bei Atem. "Ich bin nur noch etwas erschöpft, von allem..." Ein Rotschimmer schlich sich in Ivars Wangen, als er daran erinnert wurde, was sie getan hatten, bevor sie so grausam unterbrochen wurden. Das entlockte Torae jetzt doch ein leises Lachen. "Du kannst ja rot werden..."

„Lach mich nicht aus.“ Schmollend schob Ivar seine Unterlippe vor. Entschuldigend lehnte sich der Kleinere noch mehr an und küsste seinen Liebsten. "Nein. Ich finde es nur sehr niedlich! Würdest du mich vielleicht ins Bett bringen?"

„Aber natürlich, Liebes!“ Kaum hatte er das gesagt war er wieder auf den Beinen und hatte sich Torae auf die Arme gehoben. Dankbar, müde und gähnend schloss der Weißhaarige seine Augen. Das es hier im Dorf ruhig war und niemand auf der Straße lief, drängte er mit dem Gedanken ab, dass sie sich vermutlich auch vor ihm erschrocken hatten, wie er Ivar, die Pferde und sich selbst einfach auf den Markt gebracht hatte. "Danke..." Doch Ivar fiel es auf, als er sich umsah und nicht nur sah, dass das Dorf verlassen war, sondern auch, dass es eindeutig durch einen Kampf verwüstet wurde. „Was…?“ Beinahe hätte er Torae vor Schock fallen lassen. Schnell klammerte sich der Magier an ihm fest. "Hm?" Alle Worte blieben in Ivars Kehle stecken und er fühlte sich, als hätte eine eiskalte Hand sein Herz in einem eisernen Griff, das hier war sein zu Hause und jetzt lag alles in Trümmern. Auch Torae sah endlich, wie es um sie herum aussah und er ließ sich wieder auf seine Füße nieder. "Oh mein Gott..."

Plötzlich setzten sich Ivars Füße in Bewegung und so schnell sie konnten trugen sie ihn zu seinem Haus. Auch hier sah es nicht besser aus, als im Rest des Dorfes, doch das schien der Räuber gar nicht wahr zu nehmen, als er durch die offene Tür ins Innere des Hauses vordrang. „Großvater?! Großvater!“ Doch er erhielt keine Antwort. Niemand war hier, weder im Dorf noch in seinem Haus, schon seit Monaten nicht mehr! Traurig folgte Torae seinem Partner, er konnte sehen, dass das Dorf schon seit einigen Wochen verlassen war und er wusste, dass es seine Schuld war. Er hätte Ivar nicht überreden dürfen Levanah her zu bringen, ebenso hätte er es verhindern müssen, dass der Räuber ihn auf seiner Flucht begleitet. Als Ivar nach seiner verzweifelten Suche erneut ins Wohnzimmer kam übermannte ihn die Erkenntnis, dass es zu spät war und er sackte in sich zusammen. Leise folgte ihm Torae auch hier hin. Dann ließ er sich hinter dem Liebsten auf dem Boden nieder und zog ihn in seine Arme. "Wir bringen sie... Wir bringen Iskander zurück!" Stumme Tränen bahnten sich ihren Weg über Ivars Wangen und seine Stimme klang unheimlich niedergeschmettert. „Und was wenn es zu spät ist? Wer weiß, wie lange wir weg waren.“ Ganz sanft begann der Jüngere ihn bei diesen Worten hin und her zu wiegen und zog ihn dabei noch fester an sich um ihm halt zu geben. "Nein, denk nicht daran, das werde ich nicht zulassen! Wir bringen sie zurück, das Schwöre ich dir!" Ivar drehte sich in Toraes Armen, sodass er ihn ansehen konnte. Er sah aus wie ein verlorenes Kind, als seine feuchten Augen auf dem Magier ruhten. „Versprochen?“ Er konnte spüren, wie sich nach dieser Frage weiche Lippen auf die Seinen legten. "Versprochen!" Danach drückte Torae ihn nochmals mit all seiner Liebe. "Bei allem was mir heilig ist!" Dann war es um Ivar geschehen und er presste schluchzend sein Gesicht gegen Toraes Brust. Alles was der Kleinere jetzt machen konnte, tat er auch. Er gab dem Räuber all seine Liebe und Wärme die er in sich hatte und für ihn spürte. Torae musste sich dazu zwingen Ruhe zu bewahren, weil er sonst mit weinen würde. Der Schmerz welcher von Ivar ausging, konnte er mitfühlen und dazu seine eigene Schuld, fühlten sich für ihn an, als ob seine Gedärme zerreißen würden. Doch er blieb stark um für seinen Liebsten da zu sein und ihm Kraft zu geben. Eine Ewigkeit saßen sie ineinander verschlungen auf dem staubigen Wohnzimmerfußboden, Ivar dich an Torae gepresst und seinen Schmerz frei herauslassend, so verging die Zeit, bis der Räuber sich in den Armen seines Liebsten in den Schlaf geweint hatte.
 

Irgendwann, die Zeit ganz vergessend, spürte der Magier wie Ivar im Schlaf zu zittern begann. Er seufzte leise und sah sich um. Das Haus war nur noch eine Ruine und durch alle Ritzen, die zerstörten Türe und kaputten Fenster drang die eisige Luft hinein. An manchen Stellen lag sogar Schnee. Er zeigte mit seinem Finger auf ein paar kaputte Holzmöbel und sie zerlegte sich ganz leise in Bretter. Sein Finger bewegte sich nun zu der gebrochnen Fensterscheibe. Die Latten folgten dem Wink und legten sich davor um es zu schließen. Torae nickte zufrieden und entzündete mit einem Zwinkern ein wärmendes und loderndes Feuer im Kamin. So sanft und vorsichtig wie möglich um den Partner nicht zu wecken, legte er ihn kurz auf dem Boden ab. Dann ging er fast schwebend, damit die Treppe unter ihm nicht einbrach ins obere Stockwerk und holte weiche und warme Decken und Kissen. Wieder unten angekommen, lächelte er. Ivar hatte sich zusammengerollt und er sah gar nicht mehr aus wie ein Macho, sondern wie der liebenswürdige Mann in den Torae sich verliebt hatte. Er richtete noch ein gemütliches Lager vor dem Kamin und legte Ivar darin ab.

Der Magier wusste nicht, wie er sein Versprechen halten sollte. Aber er würde es tun! So schlief auch er schließlich mit Ivar in seinen Armen und in warme Decken gehüllt vor dem Feuer ein. Und so erwachte Ivar Stunden später, dicht an Torae gepresst und mit einem wärmenden Feuer im Rücken. Er genoss für einen Moment einfach die Nähe eines geliebten Menschen. So vorsichtig er konnte, um Torae nicht zu wecken, löste er sich dann aber aus der Umklammerung und erhob sich schwerfällig. Jetzt wo er sich beruhigt hatte, brauchte er Abstand, um nachdenken zu können. Leise Tränen rannen Torae im Schlaf über die Wangen und er rollte sich allein zusammen wie eine Kugel. Heftige Albträume quälten ihn und die Frage, was wohl aus Grid geworden sei, da sie ebenfalls verschwunden war. Ivar sah die Qual seines Freundes, doch er sah sich nicht im Stande sein Leid zu lindern, wie sollte er auch, wusste er im Moment doch nicht einmal mit sich selbst etwas anzufangen. Tief im Unterbewusstsein spürte der Weißhaarige, dass Ivar nicht mehr in seinen Armen lag. Erschrocken wurde er wach und schnellte hoch. "Ivar?!?!?!"

„Ich bin hier...“ erklang es ruhig und beinahe monoton von einem der Fenster, Ivar hatte ein Brett zur Seite geschoben und hinausgesehen, bis Torae hoch geschreckt war. Erleichtert, dass der Räuber nicht auch noch verschwunden war, stand er auf und ging langsam auf ihn zu. "Entschuldige, ich wollte nicht einschlafen."

„Schon in Ordnung, bin ich doch auch.“ Matt hob er seine Hand und strich über Toraes Wange. Traurig lächelnd lehnte der Jüngere den Kopf in die warme Hand. Doch dann atmete er tief durch und sah Ivar fest in die Augen. "Wir sollten gleich aufbrechen, dann kommen wir auf keinen Fall zu spät!" Ivar schnaubte resigniert. „Was hast du vor? Willst du einfach so beim König auftauchen und ihn fragen wo meine… unsere Leute sind? Wahrscheinlich sind sie längst tot.“ Der Magier seufzte und schüttelte seinen Kopf. "Auch wenn ich meine Kräfte jetzt beherrschen kann, da ich sie akzeptiert habe, kann ich es trotzdem noch nicht lenken was meine Bilder betrifft, von denen ich dir schon erzählt habe. Aber eben als du schon am Schlafen warst, habe ich zumindest gesehen, dass deine Leute noch leben und deshalb haben wir noch eine Chance!" Ihre Qualen in den Folterkammern verschwieg er ihm vorerst lieber. „Das heißt… Und Großvater? Ist er in Ordnung?“ Ein Schimmer Hoffnung war in Ivars Augen zurückgekehrt. "Er war auch dabei, also lass uns so schnell es aufbrechen!" Ein dankbares Lächeln schlich sich auf Ivars Gesicht und glücklich presste er seine Lippen, für einen Moment, fest auf Toraes. Zart erwiderte der den Kuss und versuchte so stark wie möglich dabei zu wirken. Die Bilder der Folterkammern hatten ihm nämlich großen Schrecken eingejagt. Als sich der Kuss wieder löste, war auch Ivar in so warme und edle Stoffe gekleidet wie der Langhaarige, nur nicht auf sehr lange, fließende Weise, sonder etwas enger und ideal für einen Räuber geeignet. „Kein schlechter Trick“ hauchte Ivar, als sich ihre Lippen wieder trennten. „Waffen?“ Er sollte einen kleinen Feuerball auf Toraes Handfläche als Antwort und kleinen Vorgeschmack sehen. "Reicht das nicht? Außerdem rutscht so gut wie jede Klinge an dem Stoff ab..."

„Ich hätte schon gern mein Schwert bei mir, ich kann die Soldaten schließlich nicht ankokeln.“ Der Magier schüttelte den Kopf. Wenn er Ivar schon einkleidete, wollte er es auch richtig machen. Der Feuerball erlosch und Torae streckte auch noch seine zweite Hand, direkt neben die Erste. Sekundenbruchteile geschah nichts, doch schließlich entstand ein Windwirbel über den Handflächen um den es blinkte und blitzte. Ein langer Gegenstand formte sich aus diesem Gebilde und wurde zum leichtesten, aber schärfsten Degen den es gab. Dann reichte er ihn seinem Liebsten. "Nimmst du auch diesen?" Staunend ergriff Ivar die neue Waffe und testete ihr Gewicht in seiner Hand. „Erstaunlich. Du verblüffst mich immer wieder.“

"Liegt er denn gut in der Hand?" Ivar trat von ihm weg und führte ein paar Übungs-Bewegungen aus. „Perfekt!“

"Ich möchte aber trotzdem, dass du bitte vorsichtig bist!" Torae trat vor und hatte die Klinge des Degens jetzt an seiner Brust liegen. "Denn es kann jederzeit alles passieren."

„Ich werde es versuchen, aber ich hole sie unter allen Umständen daraus.“ Gemeinsam verließen sie das halb zerstörte Haus und fanden ihre Pferde ruhig vor der Türe wartend. Torae lachte. "Die habe ich ganz vergessen. Aber dann brauchen wir sie nicht suchen, du musst mich führen, ich weiß ja nicht, wo dieser König ist..."

„Die Hauptstadt ist nicht zu weit von hier, ich kenne den Weg dorthin blind.“ Ein dunkler Schatten breitete sich über Ivars Gesicht aus, doch verflog fast sofort wieder. Torae nickte. "Du bist hier ja zu Hause und hast auf dem Weg dorthin bestimmt den einen oder anderen Beutezug hinter dir!" Gezielt gab er seinem Pferd seine Fersen in die Seiten und es setzte sich in Bewegung. Ivar antwortete ihm nicht, wie sollte er ihm auch sagen, dass er mit der Hauptstadt schlimme Erinnerungen bzw. keine Erinnerungen verband. Der Weg war wirklich nicht so weit. Schnell hatten sie die Hauptstraße erreicht und ritten nebeneinander, bis ihnen einige anscheinend angetrunkene Soldaten entgegenkamen. Der Magier schluckte hart. "Was machen wir jetzt?"

„Verhalt dich normal, in dieser Kleidung werden sie uns schwer erkennen können, die Steckbriefe die es von uns gibt sind nun wirklich nicht besonders gut getroffen gezeichnet.“ So gut es ihm möglich war, versuchte sich Torae an Ivars Anweisungen zu halten. Doch unter seinem weiten Umhang zitterten seine Hände, als würden sie seit Stunden in den kalten Schnee gehalten, über welchen sie ritten. "Hey... Ihr...", stoppte sie dann tatsächlich einer der Soldaten. Kühl und mit perfekt aristokratischer Miene blickte Ivar auf die betrunkenen Männer hinab. „Was wünschen die Herren?“ Der Hauptmann der Soldaten wankte etwas näher auf ihn zu. "Ihr solltet vorsichtig sein, hier einfach allein herum zu reiten. Es ist noch immer gefährlich!" Ivar wurde hellhörig. „Verzeiht, wir sind bloß auf der Durchreise, deshalb weiß ich nicht, wovon ihr sprecht.“ Lachend wurde dem Pferd auf dem er ritt auf den Hals geklopft. "Wir haben vor einigen Wochen ein ganzes Nest hochgehen lassen. Räuber, Huren, Mörder und alles was sie sich vorstellen können. Sie haben im Übrigen hervorragend gelernt zu singen, in den Folterkammern! Aber ihr Oberhaupt konnten wir noch nicht ausfindig machen, er ist der Gefährlichste von allen! Unser König will ihn aber unter allen Umständen in die Finger bekommen. Gerüchten zu folge, wollte er ihm persönlich die Haut von seinem verdorbenem Leib ziehen..." Die Hand des besagten Räubers ballte sich um die Zügel seines Pferdes, als einziges Zeichen seiner inneren Zerrissenheit. „Welch erfreuliche Nachricht.“

Während Ivar mit dem Hauptmann 'plauderte' begutachteten die anderen Soldaten seinen, in dem warmen und langen Umhang verhüllten Begleiter und begannen ein Pferd zu piesacken. "Dann begebt euch mal schnell in die Stadt, bevor das Oberhaupt euch in seine widerlichen Krallen bekommt. Er hat schon als Kind auf bestialische Weise getötet!" Ivars Augenbrauen zuckten zusammen und Torae konnte sehen, wie sehr er sich am Riemen reißen musste. „Vielen dank für den Hinweis.“

Der Magier konnte sich nicht mehr verabschieden oder seinen Liebsten mit sanften Worten zur Ruhe bringen. Einer der Soldaten hatte sein Pferd zu sehr gequält und es bäumte sich auf, nur um sofort darauf in einem heftigem Sprint die Straße davon zu jagen. Mit weit aufgerissenen Augen sah Ivar was dort passierte und gab seinem Pferd die Sporen, um Torae hinterher zu eilen. „Betrunkene Idioten“ ließ er den Soldaten als Abschied zurück. Der Weißhaarige brauchte viel Geduld und Glück, das Tier zu beruhigen und nicht von ihm herunter zu fallen. Vor den großen Toren der Stadt, schaffte er es jedoch und ließ sich schwerfällig nach vorn fallen. Sanft schmiegte er sich an den Hals des Tieres und streichelte es. "Es ist alles gut, du brachst keine Angst zu haben!", sprach er leise und das Pferd verstand ihn, trat unschuldig mit einem Huf immer wieder auf dem Boden auf und schnaubte leise. Nur Bruchteile später war Ivar wieder bei ihm. „Alles ok? Ist dir was passier??“ Etwas blass um die Nase sah Torae wieder auf und schüttelte lächelnd seinen Kopf. "Alles klar, wir konnten dieses dumme Gerde einfach nicht mehr ertragen! Wie dämlich kann man sein? Dir zu unterstellen, dass du als Kind bestialisch getötet hast? Ja, ich weiß, du hast es mir gesagt, dass du getötet hast. Aber so wie sie dich da gestellt haben, hört sich das an, als ob du der Teufel in Person bist."

„Wer weiß schon was damals passiert ist“ murmelte Ivar, seinen Blick von Torae abwendend, bei diesem Thema konnte er ihn einfach nicht ansehen. Lächelnd beugte sich der Jüngere zu ihm rüber und stahl ihm einen Kuss. "Es ist Vergangenheit. Wer du heute bist, was aus dir geworden ist, ist wichtig. Und du bist ein großartiger Mann geworden, dem seine Familie und die Menschen die ihm vertrauen, wichtig sind, der alles für sie tut!" Toraes Worte munterten ihn auf und er schaffte es den Jüngeren anzulächeln. „Danke, aber der Soldat hatte schon Recht, schließlich habe ich das getan.“ Noch einmal küsste er den Älteren und lächelte zurück. "Ich bin und bleibe davon überzeugt, dass du deinen Grund dafür hattest. Und ich werde geduldig warten, bis du mir davon erzählen möchtest!"

„Das kann ich nicht.“ Bevor Torae etwas erwidern konnte fügte Ivar hinzu: „Denn ich kenne ihn nicht.“ Der Magier verstand nicht. "Du möchtest mir sagen, dass du den Grund nicht kennst?" Stumm nickte der Räuber und richtete einen distanzierten Blick durch das Stadttor. Doch bevor er losreiten konnte, packte der Langhaarige sanft seine Hand. "Wenn alles überstanden ist. Sollen wir ihn herausfinden?" Ivar sah in fest an und der Hauch eines Lächelns streifte sein Gesicht. „Wenn du bei mir bist, hab ich vielleicht sogar den Mut dazu.“

"Ich gehe mit dir überall hin!" Sagte Torae und setzte sich langsam wieder in Bewegung. "Ab jetzt musst du mir sagen, wo wir hinmüssen!"

„Erst einmal nur grade aus, im Zentrum steht der Palast und dahinter kommt dann bald das Gefängnis.“ Ruhig ritten sie durch die Straßen. Der Weißhaarige war einerseits beeindruckt von der Größe der Stadt, aber auch bedrückt. An jeder Ecke sah er Kinder betteln und klauen. "Wie sollen wir denn vorgehen?"

„Zuerst einmal müssen wir herausfinden, wo genau sie gefangen gehalten werden, dann improvisieren wir einfach.“ In das bedrückte Gefühl stieg jetzt auch noch ein immer größer werdendes Unwohlsein. "Hast du das schon mal gemacht?"

„Nein“ Erwiderte er beinahe gelassen. "Das war nicht die Antwort, die ich hören wollte!", fauchte Torae los. "Dann kann ich ja direkt die Tore in die Luft jagen, verdammt! Sie schweben in größter Gefahr!"

Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber ich war im Schulstress und hatte meine Gedanken überall, aber nicht bei meinen Geschichten.

Ich wünsche allen frohe Weihnachten und viel Spaß beim lesen!
 

R11
 

„Das weiß ich selbst! Aber wenn wir eine Chance haben wollen alle da raus zu bekommen müssen wir leise vorgehen. Die Wachen ausschalten und dann einen Weg aus der Stadt suchen, der nicht zu sehr auffällt.“ Der Magier senkte den Kopf und schwieg. Er hatte Angst, er hatte ja noch nie etwas gemacht, was gegen das Gesetzt war. Als sie dann die Kerker erreichten, stieg er noch immer schweigend ab. Im Schatten einer Häuserecke versteckten sie ihre Pferde. „Wir können da nicht einfach rein, zu erst müssen wir wissen, wo genau sie sind, sonst suchen wir uns tot.“ Doch bevor sie losgehen konnte, küsste Torae seinen Ivar noch einmal leidenschaftlich. "Nur für den Fall, dass uns etwas passiert!"

„Es wird nichts passieren“ versicherte Ivar ihm und sich selbst. Noch einmal nickte der Jüngere und machte sich dann auf den Weg. Er wollte sein Versprechen halten und trotz aller Angst, dem Räuber zeigen, dass auch er etwas drauf hatte. Selbstsicher trat er vor die Wachen am Eingang und zog seine Kapuze vom Kopf. Sein Blick war stechend, weshalb ihm die eh schon gelangweilten Soldaten nicht mehr wiedersprechen konnten. "Wo sind die verhafteten aus dem Räuberdorf?" Ivar konnte sehen, wie die Soldaten unter Toraes Blick schwankten und dann alle Informationen preisgaben, die er begehrte. „In den Verließen die ganz unten, die unter all den anderen Zellen liegen.“ Torae grinste siegessicher, doch er bemerkten nicht, wie sie bereits erwartet und beobachtet wurden. "Ich verlange Einlass, auf der Stelle!"

„Aber natürlich, Sir.“ Einer der Soldaten machte sich hastig daran das Tor auf zu schließen. Inzwischen war auch Ivar in der Szenerie aufgetaucht und neben Torae getreten. Nachdem sie freien Einlass hatten, erhielt der Magier noch einen Schlüssel, der ihnen sämtliche Türen öffnen sollte. Als sie dann in einem langen Gang alleine war, lächelte er Ivar an. "Frage beantwortet, wo wir sie finden werden?", er konnte ein Gefühl der Leichtigkeit nicht unterdrücken und ließ es in seiner Stimme mitklingen. „Du kannst dich freuen, wenn wir alle wieder heil zu Hause sind“ mahnte Ivar. Etwas übermütig schüttelte der Jüngere seinen Kopf. "Das werden wir, die Soldaten gehorchen aufs Wort!" Er kicherte sogar. „Torae!“ zischte Ivar ihm zu. „Beruhigt dich endlich, weißt du nicht, dass man den Tag nicht vor den Abend loben sollte?“ Sich räuspernd wurde der Weißhaarige wieder leiser. "Entschuldigung. Aber ich möchte so schnell wie möglich hier wieder raus!"

„Ich doch auch, aber dein Übermut hilft uns nicht weiter.“ Ivar erblickte eine Treppe die als Einzige hinabzuführen schien. „Da lang würde ich sagen.“ Sanft griff Torae wieder nach seiner Hand. "Wenn es dir lieber ist, lass ich alle hier schlafen..."

„Ist das nicht zu auffällig? Was wenn eine Patrouille vorbeikommt?“ besorgt nagte Ivar an seiner Unterlippe. "Da hast du Recht. Komm lass uns weiter gehen..." Sie schritten voran und die Hand des Grünäugigen war fest um Toraes geschlossen.

Die Wendeltreppe, welche sich vor ihnen nach oben und unten erstreckte war sehr eng und außerdem unbeleuchtet. Doch der Weißhaarige ließ sich nicht verängstigen und stieg sie langsam mit Ivar hab. Nach gut 100 Stufen, hörten sie dann schon die Schmerzenslaute der Gefangenen. Ivars Brust zog sich ebenfalls schmerzhaft zusammen, als er verstand, was dort auf sie warten würde. Fest hielt Torae seine Hand und strich mit dem Daumen darüber. "Jetzt gleich haben sie es überstanden!" Der Dunkelhaarige nickte ihm zu, alle Worte blieben ihm im Hals stecken. Am Ende der Treppe war es schlecht beleuchtet, vereinzelt hingen Fackeln an der Wand und zeigten das grobe Mauerwerk. Die Schreie wurden lauter und modriger Geruch vermischte sich mit der frischen Luft von draußen. Je tiefer sie kamen desto schlimmer wurde der Geruch von Blut, Schweiß und Exkrementen und Ivar viel es schwer, sich vorzustellen, dass seine Leute hier seit Wochen gefangen waren. Dann erreichten sie ein großes Gewölbe am tiefsten Punkt des Gebäudes. Einige seiner Männer waren mit Ketten an die Wand fest gemacht. Andere lagen gefesselt auf Tischen oder saßen auf schmerzhaft unbequemen Stühlen. Der Folterknecht hatte gerade Ivars rechte Hand, Hogart vor sich liegen und brannte ihm mit Genuss ein heißes Eisen in die Brust. Brennende Wut durchfuhr Ivars Körper und er griff nach seinem neuen Degen, um ein zu greifen und seinen Freund zu retten. "Ich befreie die Anderen!", flüsterte Torae ihm zu, als er die Reaktion des Räubers verstand.

Überrascht, dass Jemand hier unten so plötzlich auftauchte, brauchte der Henker ein paar Sekunden um auf den Angreifer zu reagieren. Das war genügend Zeit die Ivar brauchte, um seine Waffe zu ziehen und dem Folterknecht in die Brust zu stoßen.

"Ivar!", stieß Hogart erfreut und schmerzverzerrt hervor. "Du lebst! Wir befürchteten schon das Schlimmste!"

„Natürlich lebe ich, wer sonst sollte dir den Hintern retten?“ Ein hartes Grinsen stand auf Ivars Lippen, als er sich den Schlüsselbund vom Leichnam des Soldaten holte und so seinen Freund befreite. Lachend und guter Dinge rieb der Räuber seine Hand- und Fußgelenke. "Jetzt mach mal halblang! Ich hätte schon einen Ausweg gefunden!" Hogarts Stimme war dankbar und er sah sich nach den restlichen Gefangenen um. Sein Kiefer fiel ihm fast bis auf die Brust, als er sah, wie Torae diese bereits befreite und das auch noch, ohne seinen Schlüssel von den Wächtern, an den Schlössern der Ketten zu benutzen. "Dein Schoßhund ist immer noch da und auch noch hier? Wollte er nicht, nicht auf unsere Seite des Gesetzes treten?"

„Er weiß inzwischen, dass die Seite des Gesetzes nicht immer die Richtige ist.“ Stolz füllte Ivars Brust, als er Torae ansah. „Und wenn du ihn noch mal mein Schoßhündchen nennst, bleibst du hier.“ Zum ersten Mal überhaupt, sah der bärtige Räuber, dass sein Hauptmann und Freund es wohlmöglich ernst meinte. "Du vertraust ihm! Wird er bei dir bleiben?" Vorsichtig begann er bei seiner Frage, seine Wunden mit Wasser aus einem Eimer auf dem Boden zu kühlen. „Ja er bleibt, solange er mich haben will.“ Ganz ein Räuber und Mann verdrängte Hogart den Schmerz aus seinem Kopf und klopfte Ivar auf die Schulter. "Es würde mich freuen, wenn du dein Glück endlich gefunden hast!" Seine Rührung überspielend nickte Ivar ihm zu. „Trommel unsere Leute zusammen, wir müssen so schnell wie möglich hier raus, bevor man uns bemerkt. Ich will einen Bericht über den Zustand von allen, Verletzungen und… Verluste.“ Da schaltete sich der junge Magier wieder ein. "Verletzungen zu genüge, aber heilbar. Verluste, aktuell 2..." Er hatte die restlichen Gefangenen aus den Zellen befreit und trat neben Ivar. „Gut, dann raus hier.“ Mit Adleraugen beobachtete Ivar, wie sich seine Leute in Bewegung setzten, dabei ging er völlig in seinem Anführer Mode auf. „Die, die Laufen können, helfen denen, die es nicht können. Bleibt dicht zusammen.“ Und alle gehorchten seinem Befehl. Jeder half dem anderen und selbst Torae stützte einen der Räuber. „Hey Schoßhündchen, du passt wirklich perfekt zu uns. Vielleicht magst du uns ja später auch helfen?“, Hogart lachte verschmitzt und duckte sich schnell um von Ivar keine gescheuert zu bekommen. Der Hauptmann hatte genau verstanden, dass sein Freund den Magier zwar akzeptiert hatte, ihn aber auch gern bei zukünftigen Raubzügen dabei hätte, besonders da er immer mehr von dessen Kräften mitbekommen hatte.

Während er den Ausbruch seiner Leute überwachte flogen Ivars Augen über die Menge, immer auf der suche nach seinem Großvater. Fast unbemerkt hatte sich dieser von hinten an den Räubergeschlichen und lächelte. Iskander war froh, Ivar endlich wieder hören zu dürfen. "Du bist wirklich der Richtige um die Führung zu übernehmen. Auch wenn du früher hättest zurückkommen müssen!" Der Dunkelhaarige wirbelte herum und das Lächeln eines jungen Knaben schlich sich auf sein Gesicht. „Großvater!“ Herzlich umarmte er den alten Mann, den er befürchtete hatte für immer verloren zu haben. Und dieser erwiderte die warme Umarmung. Jedoch löste sich Iskander auch schnell wieder. "Schön dich zu sehen! Aber alles Weitere sollten wir auf später verschieben, wenn wir in Sicherheit sind!", schob der Alte vor. Er war noch am Morgen auf die Streckbank gekommen und er litt unter Schmerzen. Außerdem kannte er seinen Körper sehr gut, was in ihm das Gefühl aufkommen lies, das er die Gefangenschaft und Foltern nicht gut verkraftet hatte. Zärtlich nahm Ivar den blinden Mann am Arm. „Komm ich führe dich nach draußen.“ Zitternd legte der Großvater seine Hand an den Oberarm des Räubers. "Ich danke dir!" Während dessen stand Torae etwas ungeduldig an der Wendeltreppe und wartete auf sie. "Kommt ihr? Ich habe oben etwas gehört!" Verstehend nickte Ivar ihm zu und führte Iskander zum Geländer der Wendeltreppe. „Die Stufen liegen eng beieinander, also sein vorsichtig. Ich bin direkt hinter dir.“ Ungeduldig betrachtete Torae wie Ivar mit seinem Großvater langsam die Treppe herauf kam. Sie waren viel zu langsam! "Ich helfe euch!" Der Magier stand jetzt vor ihnen und küsste erst den Braunhaarigen, danach Iskander auf die Stirn. "Jetzt habt ihr alle Zeit der Welt!" Für fremde und vor allem feindliche Augen waren die zwei Männer jetzt nicht mehr zu fixieren und so unangreifbar. „Danke, Liebes.“ Ivar wusste, dass sein Großvater zu stolz und stur war um irgendeine andere Art von Hilfe anzunehmen. Auch Iskander bedankte sich, indem er kurz und zärtlich Toraes Wange berührte, er war zwar erschöpft, aber er spürte, dass Torae eine positive Wandlung durchgemacht hatte. Auch die anderen Räuber und Flüchtlinge des Dorfes belegte der Weißhaarige mit diesem Zauber. So konnten sie sich trotz ihrer Wunden in Sicherheit bringen. Und obwohl die Freiheit in so greifbarer Nähe war wuchs die Sorge in Ivar, denn ihm viel auf, wie schwer sich sein geliebter Großvater damit tat allein schon die Treppe zu bewältigen. "Kommt ihr klar?", hörte er dann seinen Liebsten Fragen und Torae war wieder bei ihnen. Der Blick den Ivar ihm sendete gab ihm stumm zu verstehen, wie besorgt der Räuberhauptmann war. „Großvater?“ reichte er dann die Frage weiter. Doch Iskanders Abwehr und ausflüchte, es sei alles in Ordnung, ließ der Langhaarige nicht gelten. "Ivar? Wenn wir im Dorf sind, brauche ich eine Pause!"

„Wie? Ach so, natürlich.“ Torae hörte aus seinen Worten, dass der Grünäugige nicht so ganz verstand wovon er sprach, aber das würde sich schnell ändern. Er hatte einen Entschluss gefasst, denn viele der Räuber und Menschen, die Ivar etwas bedeuteten waren verletzt und der Weg in ihr zerstörtes Dorf war zu Fuß sehr weit. So konzentrierte er sich und streckte die Arme zu beiden Seiten aus. "Nach Hause!", befahl er dabei schlicht, aber gebieterisch. Als der Boden sich unter ihnen aufzulösen schien, griff Ivar automatisch nach Iskander, um ihn zu schützen, doch noch bevor sie fallen konnten, befanden sie sich plötzlich auf den Marktplatz ihres zerstörten Dorfes. Alle waren sie an diesem Ort, jeden Einzelnen hatte der Weißhaarige hier her gebracht und er war erschöpft. "Was hast du denn, Ivar? Was ist los?", fragte sein Grußvater hingegen verwundert. Er konnte ja nicht sehen, was um ihn herum wirklich geschehen war und vernahm nur den Geruch der Freiheit und das staunende Raunen seiner ganzen Freunde. „Wir sind wieder zu Hause!“, raunte der Dunkelhaarige, wie immer verblüfft von den Fähigkeiten seines Liebsten. "Er ist jetzt sein eigener Herr! Es ist doch das, was diese Grid wollte!" Erstaunt starrte Ivar seinen Großvater an. „Woher kennst du denn bitte Grid? Die hing doch immer nur bei Torae und mir rum.“ Etwas schwächer als sonst klopfte der Alte ihm auf die Schulter. "Du vergisst, wie gut meine Ohren sind. Ich habe viel gehört, was ihr gesprochen habt!"

„Oh und ich dachte schon sie sei dir begegnet, sie ist nämlich verschwunden.“, erklärte Ivar mit einem Blick zu Torae. Iskander senkte den Kopf. "Ich habe einen Vogel schreien gehört, der König hielt ihn im Käfig. Außerdem hätte Grid bestimmt um Hilfe gerufen." Er wusste jetzt genau, wo er auf dem Markt stand und so setzte sich der alte Mann in Bewegung und steuerte auf einen mit Steinen befestigten Brunnen zu, um sich dort nieder zu lassen. Dem Magier flog während dessen der Dank der Bewohner zu und es tat ihm sichtlich gut, dennoch war er sehr erschöpft. So viele Menschen von einem Ort zum nächsten zu bewegen hatte ihn etwas ausgelaugt. Ivar sah den Zustand, in dem sich seine Leute befanden und befahl so, dass sie sich ausruhen sollten und man ihre Wunden versorgen sollte. Hogart sollte, nachdem auch er versorgt war, ihm erneut bericht erstatten und dann mit ihm einen Plan fassen, was als nächstes zu tun war, da ihr Aufenthaltsort dem König ja nun bekannt war. Die Worte seines Großvaters behielt er im Kopf, falls er sie später gebrauchen könnte. Es wurde getan was der Hauptmann befahl. Torae stand dabei immer mehr seinen Mann. Er schob seine Müdigkeit einfach ganz weit in den Hintergrund und half mit seinen Heilkünsten bei den schwierigsten Verletzungen und strahlte dabei von innen heraus heller als er es jemals mit dem Lederband getan hatte. Glücklich konnte er sich hier bei den Geächteten fallen lassen, denn sie verstießen ihn wirklich nicht. Dann trat Hogart zu Ivar. "Bis auf die materiellen Schäden hat dein Scho... hat der Neue fast alle geheilt!" Ivar nickte ihm zu. „Sie sollen sich ausruhen uns bereit sein, es kann sein, dass wir hier schnell wieder weg müssen.“ Der Räuber trat zu seinem Großvater und half ihm auf. „Gehen wir erst einmal nach Hause, damit auch du und Torae euch ausruhen könnt.“ Iskander schüttelte seinen Kopf. "Hier bin ich zu Hause, danke ich kenne den Weg. Der Junge wird auch wissen, dass er sich später erholen kann. Dir hingegen, Ivar, steht es jetzt zu dem Dorf die Sicherheit zurück zu bringen!" Während er sprach strich er Ivar mit der flachen Hand über die Wange. „Das werde ich, sobald du dich wenigstens hingelegt hast.“ Zornig drehte sich sein Großvater weg und ging, den Weg genau kennend fort. Er hinterließ dem Räuber nur ein paar Worte. "Das Wohl aller, liegt über dem Wohl des Einzelnen!"

„Alter Starrkopf“, grollte Ivar leise und wand sich dann Hogart zu. „Komm, wir sehen uns an, wie schwer unsere Verteidigungsanlagen beschädigt sind.“ Schnell stellten sie fest, dass das Dorf weder benutzbare Verteidigungsanlangen besaß noch sonst ausreichend bestückt war um sonst etwas gegen des Königs Soldaten auszurichten. Der bärtige Räuber seufzte. "Na klasse, sie haben fantastische Arbeit geleistet!"

„Wie konnte es nur so weit kommen? Wie konnten sie uns finden?“, wunderte Ivar sich nicht nur gedanklich. Hogart seufzte ein weiteres Mal. "Sie kamen bei Sonnenaufgang. Der König hat sie selbst geführt! Er hatte nicht seine einfachen Soldaten dabei, sondern erfahrene Krieger. Außerdem...", er unterbrach sich kurz und sah Ivar aus dem Augenwinkel heraus an. "...hatte er so ne ähnliche Taube dabei wie dein Sch... der Neue auch hat."

„Bist du dir da ganz sicher?“ Ivar fürchtete, wie Torae reagieren würde, sollte der König tatsächlich Grid gefangen halten. "Ja, ganz sicher!" Jetzt sah er seinen Freund direkt an. "Ich halte es für möglich, dass dieses Vieh ihn hergeführt hat und außerdem sollten wir etwas unternehmen!"

„Ich weiß was du meinst, aber ich glaube nicht, dass Grid uns verraten hat, wie sollte sie auch mit ihm kommunizieren?“ Die Frage galt eher ihm selbst, als Hogart. "Grid? Die Federschleuder saß brav, wie ein wohlerzogener Hund auf seinem Arm!"

„Dann war es keinesfalls Grid!“ Ivar konnte sich nicht vorstellen, dass die lebhafte Vogeldame sich je so verhalten würde. "Wie du meinst. Aber was hast du jetzt vor? Sollen wir einfach auf den nächsten Angriff warten?" Hogart verschränkte seine Finger ineinander. Er war ratlos. Ernst sah er seinen Freund an, ihm war klar, welches Ausmaß eine solche Entscheidung haben würde. „Das, oder wir greifen ihn an, bevor er mit uns rechnen kann.“

"Aber... So weit sind wir noch lange nicht wieder. Die Leute sind erschöpft!" Auch dem Bärtigen war klar, dass sie handeln mussten. Doch damit hatte er nicht gerechnet, besonders da Ivar den König immer mied. Ivar wusste, an was Hogart dachte. „Es wird Zeit, dass ich mich ihm stelle und mit Torae an meiner Seite, hab ich eine Chance.“ Für ihn, mit einem ungewöhnlich weichen Blick, hielt der Räuber dem Hauptmann seinen Unterarm hin. "Ich kenne den Jungen nicht, aber du hast noch niemandem Vertraut. Deshalb werde ich euch begleiten!" Von seinen Gefühlen überwältigt ergriff Ivar den Arm. „Ich danke dir, mein Freund.“

Allen ein frohes und erfolgreiches neues Jahr!

Wir würden uns übrigens freuen, wenn ihr euch diesmal nicht so sparrsam mit den Kommis gebt!
 

Sie erreichten erneut die Stadt und den Palast. Torae nickte Ivar zu, er würde ihnen erneut Einlass verschaffen. Dann trat er wie auch vor dem Gefängnis auf die Wachen des prächtigen Gebäudes zu. Doch diesmal würde er keine nette Plänkelerei halten, er winkte einmal kurz mit seiner Hand, dabei öffnete sich die Tür und die treuen Männer des Königs fielen in eine Trance. "Ihr könnt kommen!" Ivar und Hogart folgten seinem Ruf auf leisen Füßen und gemeinsam betraten sie den Palast. Ivar überkam ein seltsames Gefühl von Déjà-vu, als sie durch die Gänge des Palastes vordrangen, als wäre er schon einmal hier gewesen. Sein bärtiger Freund behielt die Übersicht, da er Ivars Gedächtnislücken kannte, bis sie schließlich vor dem Thronsaal standen. "Hier müssten wir richtig sein!"

„Jetzt kommt es darauf an!“, murmelte Ivar „Auf drei. Ein… Zwei… Drei!“ Ein Wink und die große Flügeltür öffnete sich. Die beiden Räuber stürmten hinein und Torae folgte ihnen mit einem ruhigeren Schritt. Der Mann, der ihnen so viel Leid beschert hatte war von seinem Thron auf gesprungen und seine Berater waren erschrocken zurückgewichen. Dass der König nach seinen Wachen rief bemerkte Ivar kaum, wie erstarrt blickte er in die grünen Augen seines Feindes, Augen, die er nur zu gut kannte, blickten sie ihn doch immer an, wenn er in den Spiegel sah. Als die Wachen den Thronsaal umstellt hatten beruhigte sich der König etwas und er begann amüsiert zu wirken. "Endlich, nach all den Jahren kommst du freiwillig zu deiner Hinrichtung!"

„Wenn hier einer sterben wird, dann bist du das!“ Wütend trat Ivar hervor, sein Degen kampfbereit in seiner Hand. Er kannte diesen Mann, die Bilder wurden immer klarer in seinem Kopf. "Du solltest vorsichtig mit deinen Äußerungen sein, geliebter Neffe! Dem Gefährten deines Liebhabers könnte sonst noch etwas geschehen!" Der König nickte kaum merklich und ein Vorhang wurde fallen gelassen. Dahinter war deutlich erkennbar der Adler. "Grid...", geschockt sah Torae zu dem Käfig. Männer mit Fackeln standen darum und würden nicht zögern den Käfig mit diesen zu entflammen. Hogart dagegen starrte eher seinen Hauptmann an. „Neffe??“ Und Ivar teilte sein Entsetzen. „Neffe?“, wiederholte er. Beschützt, von Männern die ihm die Treue, über einen Blutschwur halten würden, lachte der König kurz und kalt. Es würde eh niemand, dem er nicht trauen konnte diesen Raum je verlassen. "Jetzt tu doch nicht so, als ob du nicht wüsstest wovon ich spreche. Dein Vater war mein Zwillingsbruder!" Ivar grüne Augen weiteten sich erschüttert und erstarrte diesen grausamen Mann an, dessen Blut er teilen sollte und plötzlich machte alles in seinem Kopf einen Sinn, die Nacht in der er nicht nur sein Gedächtnis, sondern auch seine Familie verloren hatte. „Ich erinnere mich, du warst da. Du hast sie umbringen lassen! Weil Vater der Ältere war, der wahre Erbe des Thrones.“ Jetzt sah auch Torae mit runtergeklapptem Kiefer auf seinen Liebsten. Hatte er das gerade richtig verstanden? "Du solltest ihn in jener Nacht begleiten, aber da du noch ein geächtetes Leben führen wolltest, wirst du ihm jetzt in die Hölle folgen! Und danach hole ich mir die Kräfte deines Liebsten!"

„Das wirst du nicht! Das werde ich verhindern, deine Soldaten damals hatten mir ja auch nicht viel entgegenzusetzen. Du wirst bezahlen für die Verbrechen, die du an meiner Familie begangen hast!!“ Damit meinte Ivar nicht nur seine biologische Familie. "Und du glaubst, dass ein Königsmord dir beim Volk Ruhm einbringen wird? Du bist ganz so, wie dein Vater es sich gewünscht hat, ein eigenständiges Wesen, du lässt dir von keinem etwas sagen. Aber diesem Narr wäre wohl niemals eingefallen, dass der Rollentausch, den ich vollzogen habe, nicht einem einzigen aufgefallen ist. Du warst der perfekte Sündenbock, der seine gesamte Familie getötet hat! Und du wirst es auch diesmal sein! Das Volk wird mir für deinen Tod danken..."

„Mir wird man zu jubeln, wenn ich dem Volk den Kopf des Tyrannen zu werfe, der sie so ins Elend gestürzt hat! Sie es ein, du bist bei weitem nicht so gut wie mein Vater! Das warst du nie!“ Ivar richtete seinen Degen auf seinen Onkel. „Stell dich mir wie ein Mann!“ Der König lachte den rechtmäßigen Thronfolger aus. "Brauch ich nicht! Ich war so frei und hab mir die Mächte des Vogels zu Eigen gemacht. Ein Wink von mir und du bist handlungsunfähig!"

„Du bist wahnsinnig!!“ Ivars Blick fiel auf Grid und er konnte nicht glauben, dass sie ihm so einfach ihre Fähigkeiten übertragen hätte. "Ich weiß was ich will. Das wusstest du ja noch nie!" Er trat auf den Räuber zu und berührte dann die Spitze der Klinge des Degens. Ein kleiner Tropfen Blut floss danach aus seinem Finger und er starrte erschrocken auf das Rot. Danach sah er zu dem Vogel hinüber. "Wie ist das Möglich? Du dämliches Federvieh, warum löst sich das Metall nicht auf?" Ivars Degen wanderte blitzschnell vom Finger seines Onkels zu dessen Kehle. „Ich weiß genau was ich will und das ist dein Tod.“

Ein leises Kichern drang an ihre Ohren, es kam von Grid. "Nur weil du mir einen Teil meiner Kräfte durch diese Hexe nehmen konntest, heißt das noch lange nicht, dass du gegen etwas ankommst, das aus Liebe vom Ursprung geschaffen wurde!" Hätte sie es nur nicht zu laut gesagt. Im selben Augenblick packten einige der Soldaten Torae und ein anderer Teil ging auf Hogart los. Die Situation schien ihrem König zu entgleiten und sie würden ihn schützen. Ivar reagierte rasant und hatte den König gepackt, seine Klinge bohrte sich bereits gegen dessen Hals und brachte Blut hervor. „Weg von ihnen, oder das war es mit eurem Herrn!“ Die Waffen wurden fallengelassen und die Wächter schritten mit erhobenen Händen zurück. Doch während Ivars Aufmerksamkeit auf sie gelenkt war, rammte der König seinen Ellebogen in dessen Magen und griff nach seinem Schwert. "Meine Männer damals, magst du besiegt haben. Doch mich wirst du nicht so leicht besiegen!" Mit angehaltenem Atem sah Torae auf seinen Liebsten. "Ivar..." Er hatte fürchterliche Angst um ihn, auch hatte er ihm die Chance seine Erinnerungen wieder zu finden nicht genommen, obwohl er von Beginn an einschreiten wollte. Doch was sollte er jetzt machen? Sein Leben hatte Ivar hart gemacht und so erholte er sich schnell genug um den Angriff des falschen Königs zu parieren, als jener sein Schwert, auf ihn nieder krachen lies. Immer wieder krachte die Klinge des Königs auf ihn nieder. "Ich gebe meine Macht nie wieder her! Ich bin der König und du wirst deinem Vater folgen!"

„Du bist ein Tyrann und kein Monarch und wie du getötet hast wirst auch du sterben!“ Ivar wehrte einen Schlag ab und verpasste dem älteren Mann einen festen Tritt in die Magengegend. Mit zusammengezogenen Augenbrauen hielt der sich seinen Bauch. "Du armseliges Würstchen!"

„Wer von uns beiden gerät ins Keuchen?“, fragte Ivar bissig, und griff an. Sein Schwert hoch erhoben und die momentane Schwäche seines Gegners ausnutzend. Noch einmal versuchte sein Onkel sich zu verteidigen, doch er rutschte aus und fiel genau in die Klinge. "Ahhh..." Noch bevor er realisierte was er tat stach Ivar erneut zu und durchbohrte mit seinem Degen die Brust seines letzten Blutsverwandten. Doch es geschah nicht das, was der Räuber schon bei so vielen andern Sterbenden gesehen hatte. Der König brachte ein Lächeln zu stande und zog Ivar mit letzter Kraft zu sich heran. Dabei bohrte sich das Schwert noch tiefer durch seinen Torso. "Ich bin stolz auf dich, mein Neffe. Anders würde ich meine Gegner auch nicht töten!"

„Ich. Bin. Nicht. Wie. Du!!“

Endlich, der Kampf war vorbei. Sofort war Torae bei seinem Liebsten. "Ivar..." Er wusste nicht, ob dieser jetzt seine Umarmung wollen würde und hielt einfach nur seine Arme offen. Doch jener sank bereitwillig hinein. "Du bist nicht wie er, denn dann könnte ich dich nicht lieben!", wiederholte der Magier leise, immer wieder. Dabei streichelte er Ivar zärtlich. „Als ich ihn sah konnte ich mich erinnern, wie er da stand und grinste, als seine Männer meine Eltern töteten und meine Schwestern schändeten.“, murmelte der Räuber und Prinz in Toraes Schulter. Mit starken Armen hielt der Langhaarige ihn weiter fest. "Es ist vorbei, du bist ein guter Mensch! Deine Eltern sind stolz auf dich!"

„Meine Eltern sind tot.“ kam es knapp zurück. „Und doch sind sie immer bei dir!“ Toraes Worte waren warm und er hoffte Ivar so Trost zu spenden. Er streichelte ihn, behielt aber die Wachen im Raum genau ihm Auge. Dabei nickte er Hogart zu, damit er diese falls nötigt beschäftigt. Ivar schnaubte, da mit konnte er nichts anfangen, die einzige Familie die er hatte, war von seinem eigenen Onkel gefoltert worden, um an ihn ran zu kommen. „Ich will nach Hause.“ Unschlüssig sah der Weißhaarige jetzt Hogart an. "Du kannst gleich nach Hause, aber zuerst müssen wir das hier beenden!" Ivar richtete sich auf und versuchte seine aufgewühlten Gefühle unter Kontrolle zu bringen. „Du hast Recht.“ Torae lächelte und küsste ihn. "Du bist mein Held!" Dann wandte er sich an den bärtigen Räuber. "Würdest du hier blieben und alles regeln? Ivar steht der Thron zu und ich möchte nicht, dass noch einmal so ein Unglück geschieht! Jeder der sich dir in den Weg stellen will, den wird sämtliche Kraft verlassen und er wird sie erst wieder erhalten sobald er diesen Gedanken verworfen hat..."

„Klar doch!“ schwor Hogart. „Niemand stellt sich meinem Boss in den Weg!“

"Ich danke dir!" Der Weißhaarige zwinkerte ihm zu und er war entsprechend gekleidet, sein Zauber gegenüber Neidern vollzogen und er verschwand mit Ivar. Auf dem Markplatz des zerstörten Dorfes tauchten sie wieder auf. "Jetzt kannst du dich in Ruhe erholen!"

„Erholen?“ fragte Ivar ungläubig. „Wie soll ich jetzt schlafen? Mit all diesen Gedanken und Bildern in meinem Kopf!?“ Vorsichtig und ganz zart küsste der Jüngere ihn. "Ich sagte nicht, dass du schlafen sollst. Nur, das du Ruhe brauchst. Du sollst dich sammeln und alles verarbeiten. Das muss grausam gewesen sein, was du damals erlebt hast und was du jetzt noch einmal durchleben musstest..."

„Bitte, lass uns jetzt nicht davon anfangen.“ Ivar wusste, dass, sollten sie dieses Thema jetzt anschneiden, würde er zusammen brechen. Verständnis wurde ihm entgegen gebracht. Denn nur der Räuberhauptmann und König konnte wissen, wie er sein Schicksal selbst verarbeiten konnte. Doch Torae würde ihm beistehen, mit allem was ihm zur Verfügung stand, genau so wie Ivar zu ihm gehalten hatte. "Dann lass uns erst einmal nach Hause gehen!"

„Nach Hause...“ kam es flüsternd und mit einem strapazierten Lächeln von Ivars Lippen. „Klingt gut.“ Der Weißhaarige zwinkerte ihm noch einmal zu und hakte sich bei dem Grünäugigen ein. Dann führte er ihn langsam zu seinem Haus. Viele mitleidige Blicke trafen sie auf dem Weg. Torae dachte, die anderen würden vermuten dass sie Hogart während eines Kampfes verloren hatten, doch er würde später mit ihnen sprechen und alles klären. Was sie wirklich meinten, sollten er und Ivar erfahren, wenn sie im Haus ankamen. Dort standen nämlich schon etliche Männer mit blassen Gesichten und einer Trauermiene. Eine schaurige Vorahnung machte sich in Ivar breit, als er sein zu Hause betrat. „Was geht hier vor?“ fragte er mit zittriger Stimme. Stummes Kopfschütten antwortete ihm. Jedem hier war klar, was in ihrem Hauptmann vorgehen würde, wenn er dieses Haus wieder verlassen würde. Schnell realisierte Ivar, welches Gesicht unter seinen Männern fehlte. „Wo ist Großvater?“ Rendor, ein Mann der nur zum Räuber wurde, weil der ehemalige König sein Land beschlagnahmte und er seine Familie als Bauer nicht mehr ernähren konnte, trat vor und traute sich kaum Ivar anzusehen. "Er... Es geht ihm nicht gut. Unser Arzt ist jetzt bei ihm..." Der junge Mann hatte das Gefühl, dass sein Herz stehen blieb. „Nein.“ Er drängte sich vorbei an den Männern, die ihm immer loyal zu ihm gestanden hatten und eilte zum Zimmer seines Großvaters. Erinnerungen durchströmten ihn auf dem Weg, Erinnerungen, wie er als Kind diesen Flur lang gelaufen war, wenn ihn ein Gewitter draußen nicht hatte schlafen lassen. Als er in der Tür zu Iskanders Zimmer stand und einen alten, sterbenden Mann auf seinem Bett erblickte, sah er auch das warme Lächeln und zur Umarmung offenen Arme eines Mannes, der seine Ängste immer vertrieben hatte, nur um dann die ganze Nacht über ihn zu wachen. Es war schwer für Ivar zu akzeptieren, dass diese Unterschiedlichen Bilder zu ein und demselben Mann gehören sollten. „Großvater.“

"Komm her, mein Junge!" Iskanders Stimme war leise und erschöpft. Dennoch streckte er Ivar seine Hand entgegen. Als wäre er betrunken schwankte Ivar zu dem Bett und sank daneben auf die Knie, die Hand seines Großvaters ergreifend und sie fest an sich drückend. "Komm zu mir!", lächelte der alte Mann weiter und drückte seine Hand. "Ich möchte dir etwas sagen!"

„Nein!“, keuchte Ivar, „Sprich jetzt nicht, du musst dich ausruhen, damit du wieder gesund wirst.“

"Ivar... Bitte...", erklang die warme, alte Stimme ein weiteres Mal. Sein ‚Enkel’ wusste, was er sagen wollte, aber er wollte keine Abschiedsworte hören, denn er war noch nicht bereit zu akzeptieren, dass sein Großvater ihn je verlassen könnte. Doch Iskander wollte weiter sprechen. Es war ihm wichtig. "Ich bin froh, dass du all die Jahre bei mir warst..."

„Und es werden noch viel Jahre mehr!“ Hustend richtete sich der Alte nun doch auf und sah streng zu Ivar hinunter. "Bitte..." Die Anstrengung machte ihm zu schaffen und er drohte wieder nach hinten zu fallen. "Du weißt selbst, dass ich ein alter Mann bin... Ich kann nicht mehr... Das Gefängnis war zu viel für mich... Bitte... Mach es mir nicht schwerer, als es eh schon ist... Denn du warst meine Familie... Du warst mein Sohn... Du bist mein Sohn!" Er ergriff die Schultern seines Ziehvaters und hielt ihn aufrecht. „Ich weiß, du bist doch auch meine Familie, wo wäre ich denn nur ohne dich??“ Tränen sammelten sich in Ivars Augen, aber er wagte es nicht sie fließen zu lassen. Jetzt bildete sich wieder dieses warme Lächeln auf Iskanders Gesicht und er legte seine Hand auf Ivars Wange. "Ich bin so stolz... du bist so ein guter Junge!", während er sprach wurde der Husten zwischen seinen Worten leiser und seine Augen wurden milchig und leer. „Großvater? Großvater??“ Voll Entsetzten schüttelte er Iskanders Schultern. „Nein, nein! Großvater!!“ Sanft glitt die Hand von seiner Wange und die Lider schlossen sich über die Augen, als das Herz des alten Mann seinen letzten Schlag vollführt hatte. Doch das Lächeln, was nur Ivar galt und nur durch ihn hervorgerufen wurde blieb.

Hy ihr!!!

Sorry, dass so lange Pause war, aber ich steck mitten im Abi!!

Hab aber gute Nachrichten für euch, auch wenn ich mit dem Updaten nicht schneller werde, haben trixi_82 und ich jetzt einen gemeinsamen Account

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Dort könnt ihr eine weitere unserer Geschichten finden und auch diese hier wird dort ongestellt sobald ich sie hier einmal komplett habe!

Dort könnt ihr dann auch die Fortsetzung finden und ne Menge unserer anderen Arbeiten, wie zum Beispiel: Konohas verlorene Kinder!

Viel Spaß beim lesen und schaut doch mal bei uns rein!!
 

R11
 

Traurig stand Torae die ganze Zeit an der Tür und beobachtete, es tat ihm im Herzen weh und er weinte schon eine geraume Weile still vor sich hin.

Als das Leben aus diesem geliebten Menschen wich, brach der Schrecken über den Zurückgelassenen hinein. Der Körper seines toten Großvaters entglitt seinen Händen und sank zurück aufs Bett. Plötzlich drangt ein markerschütternder Schrei aus seiner Kehle und halle durch das ganze Haus. Der Weißhaarige und auch alle anderen, welche den Schrei gehört hatten zuckten zusammen. Torae sah aber auch, wie Ivar über seinem Großvater zusammen brach und es zerriss ihm das Herz. Über den leblosen Körper gebeugt hatte Ivar sich in dessen Sachen verkrallt und rüttelte ihn, wie um ihn wieder aufzuwecken. "Geh nicht weg! Du kannst mich doch nicht allein lassen!!“ Doch er sollte keine Antwort mehr erhalten. Dann, nach einer ganzen Weile, Torae hatte die Männer fortgeschickt und Ivar viel Zeit gegeben um sich zu verabschieden, trat er zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ivar?" Der verstörte Räuber zuckte bei der Berührung zusammen, seine Haut war so kalt, als wäre auch er gestorben. Langsam hob er seinen Kopf von Iskanders Brust und sah Torae aus rot geweinten Augen an. "Er war froh, dass er dich noch einmal sehen durfte!" Der Jüngere ließ sich bei ihm nieder und umarmte Ivar. Doch jener wich nur vor ihm zurück. "Fass mich nicht an!“ Verwundert blinzelte Torae. "Ivar... Was ist mit dir?" Ivars Gesicht verzog sich zu einer wütenden Fratze. "Wieso hast du ihm nicht geholfen?? Alle anderen hast du doch geheilt, warum ihn nicht??“ Geschockt plumpste der Gefragte auf den Boden und starrte auf seinen Liebsten. "Das... das ging nicht..."

"Wieso nicht?? War er dir nicht wichtig genug??“ Ivar war auf gesprungen und schrie Tore nun richtig an. „Gib ihn mir wieder!!“ Der Magier wurde nicht wütend auf Grund der Vorwürfe, sondern sah Ivar noch immer mit seinem Mitgefühl und seiner Liebe an. "Doch, er war mir wichtig! Er war ein guter Mann und ich konnte gar nicht anders, als ihn sofort zu mögen. Aber ich konnte ihm nicht helfen und ich kann ihn dir nicht wiedergeben. Ich kann Wunden heilen aber ich kann kein Leben verlängern. Seine Zeit war abgelaufen und es wäre widernatürlich, wenn ich das ändern würde. So schwer es mir auch fällt!"

„Aber seine Wunden hast du nicht geheilt!! Sonst wäre er noch…“ Ivar torkelte zurück. „Er kann mich doch nicht alleine lassen…“ Vorsichtig stand Torae wieder auf und hielt den Räuber fest. "Er ist nicht an seinen Verletzungen gestorben. Er war alt und erschöpft, Iskander... Großvater, konnte sich nicht mehr gegen die Dunkelheit wehren... Er wird immer bei dir sein, weil du ihn liebst!" Erneut schien Ivar der Wut zu verfallen, die seit den letzen Stunden stetig in ihm gewachsen war. „Nein!! Er ist weg! Er hat mich allein gelassen, genau wie alle anderen!!“ Doch sein Partner zog ihn wieder fest in seine Arme und ließ sich nicht abschütteln. "Das stimmt nicht!"

„Ich will ihn nur wieder haben! Gib ihn mir wieder!!“ Ein Schluchzen war zu hören und Torae schwankte innerlich. Es war gegen die Natur, wenn er das tat und würde schlechtes mit sich ziehen. "Ich kann nicht...", wimmerte er leise. Ivar presste sein tränennasses Gesicht gegen Toraes Schulter und seine Stimme zitterte. „Du sagst du liebst mich, dann gib ihn mir wieder.“ Entsetzt schob er den Räuber von sich und er schluckte. "Das kannst du nicht von mir verlangen!" Doch Torae hatte seinen Entschluss gefasst und diese Erpressung bestätigte ihn. Der Mann, den er liebte, Ivar hatte zuviel mitgemacht. Seine ganze Welt war in wenigen Stunden zusammen gebrochen und er könnte ihn nicht leiden sehen. Der Magier ließ den Älteren los, drehte sich weg und ging. Er ließ Ivar bei seinem verstorbenen Großvater mit nur wenigen Worten allein. "Lieben heißt auch, dass man den Anderen gehen lässt!" Was das in Zukunft wohl bedeuten würde, wusste er selber noch nicht. Ivar verstand nicht, was Torae vorhatte und fühlte sich durch dessen gehen ein wenig im Stich gelassen. „Dann geh doch!! So wie alle anderen auch.“

Mit einem Stich im Herz, durch die Worte, welche ihm nachgerufen wurden, ging der Magier weiter. Sein Haupt war gesenkt und die traurig arbeitenden Leute auf den Wegen bemerkte er nicht. Er brauchte einen Ort, an dem er seine ganze gewaltige Macht ausleben konnte, ohne das jemand anderes dabei etwas geschah. So führte ihn sein Weg zum See, vorbei an dem romantischen Wasserfall, den er einst durch Ivar das erste Mal erblickte. Torae sah in den Himmel und hoffte, dass Grid ihm vom Schloss aus gefolgt war, doch sie war nicht hier. Sie würde vermutlich Hogart helfen. Mitten auf dem See sah er sich noch mal melancholisch um. "Was auch immer geschehen wird, bitte vergiss mich nie, so wie ich dich niemals vergessen werde... Ivar!"

Zur selben Zeit sank sein Liebster wieder neben dem Bett seines Großvaters nieder, er war völlig verstört und konnte gar nicht begreifen, was eigentlich nur Minuten zu vor geschehen war.

Er breitete seine Arme zu beiden Seiten aus und schwebte empor. Das Licht verschwand und doch wurde es nicht dunkel. Der Körper des Weißhaarigen strahlte silber und spiegelte sich im See wieder. Dann klang es über das Wasser, als ob ein Gott persönlich seine Stimme erhoben hatte.

"Ahnen der Vergangenheit,

Verwandte der Zeit...

geh an den Ort, den ich dir verheiße

im Tausch für meiner Seelen Gnade!"

Der Hall von Toraes Klang war gerade verhallt, als ein gewaltiger Blitz aus dem Nichts eine Linie vom Himmel zur Erde zog und den Magier in sich durchbohrte. Das Krachen des Donners, der einem Blitz immer folgen würde, beendete das Spektakel. Alles war wieder normal und der Magier fiel ins Wasser. Eine geraume Weile später spülten ihn die Wellen wieder an Land und niemand bemerkte einen Körper, der pitsch nass, halb am feuchten Ufer und zur anderen Hälfte im Wasser lag.

Zur selben Zeit hingegen hob sich der Brustkorb eines alten Mannes in einem Bett um Luft in seine Lungen zu saugen. Grüne Augen weiteten sich und vergossen zum wiederholten Male an diesem Tag Tränen, doch diesmal aus Freude.
 

"Wir wissen nicht, wo er hingegangen ist... Tut mir leid, Ivar!", antwortete Rendor auf die Frage seines Hauptmannes. „Nun, ich glaube ich habe eine Ahnung, wo er sein könnte.“ Der See hatte Torae immer sehr gefallen, vor allem in Verbindung mit seiner Magie, Ivar war sich ziemlich sicher, dass er dort war. „Einer der Männer soll bei Großvater bleiben, nur für alle Fälle. Du kommst mir mir.“ Der ehemalige Bauer nickte. "Jawohl!" Einer der anderen Räuber begab sich dann zu dem Großvater des Dorfes, auch wenn dieser schon wieder meckernd im Bett saß und sogar sehen konnte. Ivar hingegen marschierte mit Rendor den Weg zum See entlang, die Augen weit offen und sich nach Torae umsehend. Doch erst, als der See selbst in ihr Blickfeld kam sahen sie den Körper, der halb darin Lag. „Torae!“ Der Leib zeigte keine Reaktion auf die Ansprache, er schien in einen tiefen Schlaf gefallen zu sein. Rendor sah sich um, als Ivar weiter auf seinen Freund zuging. Irgend etwas stimmte hier nicht. "Sei vorsichtig Ivar! Was auch immer hier geschehen ist, es bringt den Tod!" Er hatte gesehen, dass der Wasserfall trocken war und hatte die ebenfalls mit dem Bauch nach oben schwimmenden, toten Fische bemerkt. Alles was Leben brachte oder Lebte im Umkreis des Sees war tot. Doch sein Hauptmann schenkte weder seinen Worten noch seiner Umgebung sehr viel Aufmerksamkeit, denn er war völlig auf den jungen Mann fixiert, den er nun aus dem Wasser und in seine Arme zog. „Gott sei dank, er lebt noch.“ Der Bauer nickte. "Dann lass uns gehen und zwar schnell!" Es war ihm hier nicht mehr geheuer. „Du hast Recht, Torae muss schnell ins Warme!“ seinen liebsten tragend kam er auf Rendor zu. Der aber hielt Abstand zu dem Bewusstlosen jungen Mann. Dann ging er vor, zurück ins Dorf. "Wie wird es denn jetzt weiter gehen?"

„Wir müssen das Dorf wieder aufbauen und dann…“ Ivar seufzte, „...muss ich mich meiner Vergangenheit stellen.“ Rendor nickte. Sie erreichten endlich wieder das Dorf und er war erleichtert. "Ich geh dann auch wieder zu meiner Familie. Bestell Großvater einen herzlichen Gruß!"

„Das werde ich, vielen Dank mein Freund.“
 

Schwerfällig blinzelten schwarze Augen und Stimmengewirr drang in seinen Kopf. Torae erwachte endlich, nach 4 Tagen und Iskander diskutierte heftig und lautstark mit Ivar. "Er schläft jetzt schon so lange, wenn wir ihm nichts einflößen stirbt er an Wasser- oder Nahrungsmangel!"

„Als hätte ich das nicht längst versucht, aber er behält nichts bei sich!“ grollte sein Enkel zurück, die Sorge um Torae war nur eine weitere Belastung, seiner noch immer geschundenen Nerven. "Dann steck ihm einen Schlauch in den Hals!" Iskander war alterfahren und wenn es nicht anders ging, tat man das so. Torae hingegen verstand noch immer nicht, was um ihn herum geschah. Er spürte nur Wut in sich aufsteigen über diesen Krach. „Und was, wenn ihn das verletzt??“ Iskander grollte und verschwand dann aus dem Zimmer. Er besorgte einen Schafsdarm und füllte ihn mit Brei. Als die Tür sich schloss, drehte der Magier sich auf die Seite und schloss seine Augen wieder. "Könnt ihr euren beschissenen Streit nicht draußen ausfechten? Ihr nervt!" Ivar wirbelte herum und starrte aufs Bett. Trotz Toraes unfreundlicher Aussage breitete sich ungeahnte Freude in ihm aus. „Du bist wach!“ Sauer, weil er auch weiterhin gestört wurde fuhr der Jüngere hoch und funkelte den Räuber zornig an. "Sieht so aus..." Dieser schien jedoch blind gegen seine Laune zu sein und setzte sich nur strahlend zu ihm aufs Bett. „Ich bin so froh, wir hatten schon befürchtet, dass du gar nicht mehr aufwachen würdest.“ Angewidert stand Torae auf. "Man kann immer wieder erwachen!" Er schüttelte seine langen Haare glatt und war gleich darauf in seiner samtigen, sauberen Kleidung gehüllt. „Bist du sicher, dass du schon aufstehen solltest?“ Besorgt trat Ivar an seine Seite und legte einen Arm um ihn. Doch es sollte ihn ein kleiner Stromschlag bei der Berührung durchfahren. "Niemand weiß besser als ich selbst, was mir gut tut und was nicht!" Dann ging der Magier zur Tür. Er hatte Hunger und wollte sich etwas ordentliches zu Essen besorgen. Verwirrt hielt Ivar sich den schmerzenden Arm. Er verstand nicht, was grad vor sich ging. „Jetzt warte doch mal.“ Mit einem unterkühlten Blick wurde er angesehen. "Was willst du?"

„Warum benimmst du dich so? Ich hab mir doch nur Sorgen um dich gemacht, Liebes.“ Wieder trat er dicht zu Torae. „Ich weiß ich hätte dich nicht um so etwas bitten sollen, aber ich bin dir so unendlich dankbar.“ Der Kleinere hob ein Stück vom Boden ab und sah dem Räuber tief in die Augen. "Du weißt gar nichts! Und merk dir ein für alle Mal, diese Kosenamen will ich nicht hören, außer mir sollte es nach dir gelüsten!" Einen Moment später war Torae aus dem Zimmer verschwunden und polterte in der Küche. Er konnte sich erinnern, dass das Essen hier sehr vorzüglich war und wollte etwas davon haben.

Schockiert sah Ivar ihm nach, er konnte nicht glauben, dass das sein Torae sein sollte. Etwas außer Atem stürmte Iskander wieder ins Zimmer und hielt dem Räuber den gefüllten Darm vor die Nase. "Hiermit kannst du ihn füttern und verletzt ihn nicht!"

„Das ist nicht mehr unser Problem...“ verkündete Ivar immer noch baff. Der alte Mann blinzelte und bemerkte dann das leere Bett. "Du hast ihn aufstehen lassen? Wo ist Torae?"

„Er ist einfach aufgestanden und raus, aber…“ Ivar stockte. „Das kann nicht Torae gewesen sein.“

"Warum?" Man konnte Arbeitsgeräusche aus der Küche hören. „Sieh ihn dir selbst an.“ Gemeinsam verließen sie das Zimmer und gingen hinunter in die Küche. Torae hatte einen Topf mit Essen von gestern gefunden und erhitzte ihn in seiner Hand. "Schön, dass ihr kommt, dann kann das hier... jemand von euch übernehmen!" Er hielt den beiden Männern den heißen Topf entgegen und lachte. "Oh, ich vergaß, ihr könntet euch ja verbrennen..."

„Hör auf mit diesem Verhalten! Das passt doch gar nicht zu dir!“, rief der dunkelhaarige Räuber entsetzt aus. Während der Magier das warme Essen auf einen Teller zauberte und begann zu essen, warf er einen weiteren Blick auf die Räuber. "Geh mir nicht auf die Nerven! Sei lieber froh, dass ich hier bin!" Iskander schwieg, ihm gingen so einige Dinge durch den Kopf und er zog Ivar aus der Küche. "Was ist passiert, nachdem ich eingeschlafen bin?" Sein Enkel konnte ihn nicht ansehen, er hatte sich nicht im Stande gesehen dem alten Mann zu erklären, dass er gestorben war. Auch schämte er sich für das Verhalten, dass er an den Tag gelegt hatte, vor allem Torae gegenüber. „Nichts.“ Doch auch wenn Ivar es ihm verschwiegen hatte, konnte sein Großvater sich an das Reich erinnern, in das er nach seinem Tode eingetreten war. "Ich bin nicht blöd, mein Junge. Ich weiß das ich gestorben war und das ich jetzt wieder hier bin. Ich kann sogar wieder sehen. Du solltest dir Hilfe suchen und zwar schnell, denn ich bin deiner Meinung, dass ist definitiv nicht Torae!" Überrascht sah Ivar auf, nur um dann wieder traurig den Blick zusenken. „Es ist meine Schuld, ich hätte ihn nicht darum bitten dürfen, aber ich konnte doch nicht ohne dich…“ Väterlich schlangen sich starke Arme um den Räuber. "Ich liebe dich, mein Sohn! Auch wenn meine Zeit abgelaufen war. Doch jetzt müssen wir zusehen, dass er wieder er selbst wird, was auch immer geschehen ist..."

„Und was wenn das bedeutet, den Zauber rückgängig zu machen?“ Fest drückte Ivar den inzwischen kleineren Mann an sich. „Du bist doch meine einzige Familie, Vater, Großvater und alles in einem.“ Sein Großvater erwiderte die Umarmung. "Ich weiß, dass du immer die richtige Entscheidung treffen wirst!"

„Selbst, wenn sie einem nicht gefällt.“ Traurig lächelte Ivar ihn an. „Schließlich hast du mich erzogen.“ Er streichelte dem Räuberhauptmann noch einmal über die Wange und nickte. "Und ich bin stolz auf dich, dass du mich angenommen hast! Aber jetzt lass uns sehen, dass wir Torae helfen können!"

„Natürlich Großvater.“

In diesem Augenblick trat der Magier aus der Küche. Er war gesättigt und machte sich jetzt auf den Weg. Dabei würdigte er die beiden Männer kaum eines Blickes. „Torae warte!“ Ivar lief ihm nach. „Wo willst du hin?“ Belustigt blieb der Angesprochene stehen. "Du vermisst mich jetzt schon? Mach dir keine Sorgen, ich habe das Lager mit dir genossen und werde das ein oder andere Mal zurück kommen, damit du mir Kurzweil verschaffen kannst!" Ivars Wangen färbten sich rot, ob nun aus Wut oder Scham war nicht zu erkennen. „Du gehst nirgendwo hin, bis ich nicht weiß, was mit dir los ist!“ Weiterhin belustigt hielt der Weißhaarige sich lachend die Hand vor den Mund. "Du willst mich tatsächlich aufhalten. Dabei warst DU es doch, der mir von Beginn an sagte, dass ich jederzeit gehen kann!"

„Niemand darf das Dorf verlassen, das hatten wir doch geklärt!“ versuchte Ivar nun das Steuer wieder an sich zu reißen. "Dafür war ich aber schon sehr häufig außerhalb... Und wer sollte es noch verraten? Die Soldaten wissen eh wo es ist!"

„Aber warum willst du weg? Wir wollten doch zusammen bleiben, bis ins hohe Alter!“ Torae schüttelte seinen Kopf und ging weiter. "Das war einmal, dieser Grünschnabel, den du aufgegabelt hattest, der hatte mal diesen Traum. Aber ich bin mehr... Meiner Macht kann sich niemand widersetzen und ich werden den Menschen zeigen, was es heißt, mich geächtet und ausgelacht zu haben!"

„Vergiss diese Dummköpfe! Du hast mich und ich liebe dich!“ Er packte Toraes Arm und hatte nicht vor ihn wieder los zulassen. Die Wut des Magiers nahm überhand. Für diesen Frevel wuchs in ihm der Wunsch diesen Menschen leiden zu sehen. "Liebe, was für ein lächerliches Wort. Im Endeffekt wird jeder seine eigenen Wege gehen!" Seine Lippen färbten sich bei dieser Ansprache blau und füllten sich mit Gift. "Aber wenn du möchtest, kann ich dir einen Abschiedskuss da lassen, den du niemals vergessen wirst!" Noch bevor Toraes Lippen die von Ivar trafen, ging Iskander dazwischen. Er war ihnen gefolgt und vermutete nichts gutes. "Es ist gut! Geh Torae!"

„Aber Großvater!“ protestierte Ivar. Immer wieder schwang der Blick des Alten von seinem 'Enkel' zu dem Langhaarigen und zurück. "Du kannst jetzt nichts ausrichten. Lass ihn gehen!" Zustimmend nickte Torae und machte sich von der Hand an seinem Arm los. "Der Alte ist ja doch noch zu etwas zu gebrauchen. Er gibt dir weise Ratschläge!"

„Geh nicht, Torae, bitte.“ Trotz seiner Worte machte Ivar keine Anstallten mehr den Jüngeren aufzuhalten. Ein künstliches aber warmes Lächeln spielte der Magier auf sein Gesicht. Dabei färbten sich seine Lippen wieder rot und er gab dem Räuber doch noch einen normalen Kuss. "Wenn es dich beruhigt, ich komme wieder, sobald ich dich brauche!" Dann verschwand er im Nichts.

Ivars Augen schlossen sich und fingen so die Tränen, die sich in ihnen sammelten. „Was hab ich getan.“ Iskander, der noch immer neben ihm stand schüttelte den Kopf. "Um dir Vorwürfe zu machen, ist es zu spät. Wir sollten etwas unternehmen, denn auch mir tut es weh, diesen warmen und schüchternen Jungen, meinetwegen so zu sehen." Ivar brauchte einen Moment um sich zu fangen dann richtete er sich wieder vollständig auf. „Grid, sie müsste uns helfen können.“

Noch während sie sich in die Stadt begaben um die Adlerdame, wohlmöglich im Palast bei Hogart zu finden, veränderte sich das Land. Pflanzen dörrten aus und alles wurde staubig. Doch der Empfang des zukünftigen Königs in der Stadt war prächtig. Das Volk, die Bewohner freuten sich, den früher gefürchteten Räuber zu sehen und hofften, er würde ihnen eine bessere Zukunft bringen. Iskander war verwirrt. Was hatte er alles verpasst? Ivar dagegen, war abgestoßen, all die Hoffnungen die diese Menschen in ihn setzten verstand er nicht, fühlte er sich doch nicht, wie ein König. Ohne Wiederstand aber mit reichlich Geschenken beladen öffnete man dann vor ihnen die Palasttore und verbeugte sich. Lächelnd kam Hogart ihnen schon entgegen. "Ivar... Es ist alles vorbereitet, du kannst jederzeit den Thron besteigen!"

„Was??“ Verdattert und Entsetzt sah Ivar seinen Freund an. „Was soll ich denn mit dem Thron? Ich bin wegen Grid hier!“

"Aber... er steht dir doch zu, mein Prinz... Ivar! Grid ist oben, sie fühlt sich nicht so gut."

„Ähm, darum kümmern wir uns später.“ Er tätschelte Hogarts Arm. „Du machst das schon. Jetzt müssen wir uns erst mal um wichtigeres kümmern.“ Etwas amüsiert, dass Ivar ihm den Platz überließ führte er ihn und Iskander zu Grids Zimmer. Die Adlerdame hatte sich eines gewählt um sich immer mal wieder zurückziehen zu können. "Hier ist sie. Kann ich euch nicht helfen?"

„Torae ist durchgedreht und wir suchen jetzt einen Weg, um ihn wieder normal zu machen, bevor er noch alle umbringt“ erklärte Ivar knapp. „Sicher, dass du dich da einmischen willst?“ Hogart grinste. "Ich wusste doch, dass der Hosenscheißer noch mehr will, außer dir den Kopf zu verdrehen! Ich begleite dich!"

„Gut, aber nur wenn du jemanden findest, der sich um das hier kümmert!“ Wild mit den Händen gestikulierend machte Ivar klar, dass er die Thron Geschichte meinte. "Das mach ich, für euer Abenteuer bin ich einfach zu alt!" Lautes Gekrächze drang durch die Tür. "Könnt ihr nicht leiser diskutieren und reinkommen um mir zu erzählen, was mit Torae passiert ist?" Ivar stieß die Tür auf. „Gut gelaunt wie eh und je.“

Ein ganzer Haufen Federn lag unter der Stange auf der die Adlerdame saß und viele Hautstellen blitzten in ihrem Gefieder hervor. "Sicher, dass hier kannst nur du verschuldet haben, Räuber!" Ivar verzog das Gesicht. „Ich wünschte du hättest nicht immer Recht.“ Versöhnlich war der Blick, dem sie ihm schenkte und dann hüpfte sie auf ihn zu. "Was ist denn geschehen?" Iskander zog sich während der Besprechung mit Hogart zurück um das Nötigste geklärt zu bekommen. Ivar schloss die Tür hinter sich, dass musste ja nicht jeder hören. „Großvater ist gestorben und ich hab das nicht verkraftet, Ich hab Torae so viele Dinge an den Kopf geworfen und dann hat er… na ja ich weiß nicht was er gemacht hat, aber du hast ja das Resultat gesehen.“

"Er hat seine Seele gegen das Leben dieses Räubers getauscht!", grollte der Vogel vor sich hin. "Du hast ihn getötet!"

„Was redest du da??“ Erschrocken wich der neue König zurück. „Torae ist am Leben, ich hab ihn doch vor hin noch gesehen!“ Schwach leuchtete die Augen von Grid auf und sie zeigte Ivar was auf dem See geschah, als Torae den Zauber gesprochen hatte. "Alles Gute in ihm wurde ins Totenreich verbannt im Tausch für das Leben deines Großvaters. Das was du gesehen hast, war sein Körper, welcher von Macht beherrscht wurde." Den Anblick nicht ertragend schloss Ivar die Augen. „Was kann ich tun, um meinen Fehler wieder gut zu machen?“ Wie schon lange nicht mehr zwickte sie ihm ins Bein. Einerseits um ihn zu strafen über diese Aussage und andererseits, weil sie auf den Arm genommen werden wollte. "Deine Schuld ist, dass du dein Temperament nicht zügeln kannst. Alles weitere hat Torae selbst zu verantworten! Ich war zwar nicht dabei, aber da ich ihn leiten sollte konnte ich spüren als er seine Kräfte akzeptierte. Seit diesen Zeitpunkt kann er sie beherrschen und wusste was geschehen würde." Der Räuber/König beugte sich herab und bot Grid seinen Arm an, sodass sie darauf hüpfen konnte. „Gut, wie kann ich Torae dann helfen, wieder er selbst zu werden.“ Das Torae ‚tot’ sein sollte, wollte er noch nicht akzeptieren. Schnell hüpften ihre kleinen Beinchen auf den Arm und sie schmiegte ihren Kopf an Ivars Schulter. "Du musst den Zauber umkehren. Das bedeutet, dass dein Großvater den Tod sterben muss, welchen er schon einmal gestorben ist. Wenn ich das richtig sehe, muss er mit Gewalt verwundet werden und dann friedlich einschlafen." Sie gab einen gequälten Laut von sich. "Das tut mir so leid für euch alle!" Ekel machte sich in Ivar breit. „Wie soll ich denn,… ich kann doch nicht…“

"Torae hat verbotenes getan, was sich noch nicht einmal einer der Götter erlaubte. Und da ich durch deine Augen auch die Bilder sehen konnte in denen er den Zauber aussprach, glaube ich, dass er hoffte, dass sein Körper ebenfalls stirbt, in dem Wasser. Um genau das was du jetzt gefragt hast zu vermeiden." Weitere Federn fielen zu Boden und Grid war fast nackt auf Ivars Arm. Gequält schloss Ivar die Augen und seine Stimme war zittrig, als er letzt endlich sprach. „Was genau muss ich tun?“ Zart rieb die Adlerdame ihren Kopf weiter an seiner Schulter. "Das weißt du schon, du hast mich genau verstanden." Dann sah sie ihn an. "Oder du respektierst seinen Wunsch, dass dieser alte Mann leben darf und tötest seinen Körper."

„Das kann ich genauso wenig, aber Großvater würde nicht wollen, dass ich mich für ihn entscheide, das würde er mir nicht verzeihen.“ Sie nickte um Ivar zu signalisieren, dass sie ihn verstanden hatte. Dann fragte sie: "Vertraust du mir?" Er nickte, es gab nur wenige Leuten, den er so sehr vertraute wie Grid. Der Vogel war beeindruckt, obwohl der Prinz noch immer nicht genau wusste, warum sie in Gefangenschaft war und wie sie deshalb das versteck des Dorfes preisgeben musste. "Dann kann ich dir jetzt zwei Dinge sagen, die sehr wichtig sind. Zum ersten, du musst dich für eins von beidem entscheiden, weil Torae in seinem bösen Ich noch mehr getan hat. Wie du siehst fallen mir die Federn aus und der Natur geht es nicht anders. Er zerstört in seinem blinden Zorn, den er hat... warum auch immer... allen Zauber der die Natur am leben hält und danach stirbt auch der Mensch. Aber... Zum zweiten ist es mir klar... es ist vollkommen verständlich, dass es für dich unmöglich ist einen Menschen den du liebst, gegen den Anderen einzutauschen. Deshalb möchte ich dir etwas anbieten! Du warst in der Höhle, in der die Zeit langsamer rinnt als hier... Es gibt einen Gegenpart zu dieser... Einen Ort wo die Zeit wieder anders läuft. Ein Jahr dort ist eine Minute hier. In ihm, kannst du etwas Ruhe finden und vielleicht auch einen Weg, den ich nicht kenne..."

„Ich versteh nicht ganz worauf du hinaus willst, ich soll in diese Höhle rein, damit ich Zeit hab mich zu entscheiden, was genau ich machen will?“ Ivar schwirrte der Kopf, was wollten nur alle von ihm? "Ich möchte dir nur eine Möglichkeit geben deine Entscheidung oder einen anderen Weg zu finden, ohne dass du von der Zeit bedrängt wirst!" Grid kuschelte sich nochmals an und sah dann erschrocken zur Tür, als Iskander reinplatzte. Aus seinen Gedanken gerissen sah Ivar ihn an. „Großvater, was…?“

"Sei mir nicht böse mein Junge, aber ich habe euch gehört, trotz meiner Sehkraft sind meine Ohren immer noch gut." Iskander hatte Hogart lediglich weggeholt damit Ivar Zeit hatte um in Ruhe mit Grid zu reden. Die Aufgaben eines Regenten waren ihm klar und er brauchte nur die Vollmacht. So hatte er auf dem Flur gewartet. "Und ich kann dir die Entscheidung nicht abnehmen, nur leichter machen..."

„Worauf willst du hinaus?“ fragte Ivar. Mit Grauen, konnte er sich doch denken, was sein Großvater meinte. Langsam schritt der alte Räuber auf ihn zu und sah dann aus dem großen Fenster. "Weißt du noch, als ich dir... als du noch ein kleiner Junge warst.... gesagt habe, dass alles im Leben seine Zeit braucht? Es war ganz am Anfang... als du zu uns kamst und wir das Dorf aufgebaut haben. Als du noch so verwirrt warst, weil deine Erinnerungen nicht zurück kommen wollten..." Ivar nickte, mit schwerem Kopf. „Es war eine schlimme Zeit, aber du stichst noch immer am deutlichsten aus diesen frühen Erinnerungen hervor.“ Lächelnd legte Iskander seinem 'Enkel' einen Arm um. "Wir wurden zu einer Familie... und auch das brauchte seine Zeit! Aber weißt du was Zeit noch alles bewirken kann?" Wie als wäre er wieder der Kleine Junge, dem sein Großvater die Welt erklärte schüttelte Ivar den Kopf. "Zeit kann Wunden heilen... Alle Wunden... Nur eins kann die Zeit nicht. Menschen die einem viel bedeuten, kann sie nicht wegnehmen. Denn es ist nicht der Körper, der einen tief berührt, sondern das Wesen darin... und dieses Wesen wird einen immer begleiten, egal was mit dem Körper geschieht... Das ist Liebe. Man ist verbunden, für immer und egal wohin der Weg jemanden führt!"

„Man ist dann trotzdem allein.“ Ivar wollte die Worte seines Großvaters Glauben, doch die Angst vor dem Alleinsein war zu tief in ihm verankert. Und der Alte nickte darauf tatsächlich. "Ja, man fühlt sich allein. Doch man hat Freunde und weitere Menschen, die im laufe der Zeit zu einer Familie geworden sind. Man gibt sich gegenseitig halt und wenn die Wunde verheilt ist, geht die Trauer vorbei..."

„Also was soll ich deiner Meinung nach tun?“ Ivars Stimme klang schwer und die Tränen, die er nicht vergoss, klangen darin mit. "Was auch immer du tust, du kannst nichts falsch machen! Wir lieben dich!" Iskander nahm Ivar gänzlich in die Arme. "Aber zuvor, lass dich fallen und schluck deine Trauer nicht runter!"

„Ich kann nicht, wenn ich jetzt zusammenbreche komm ich nicht mehr hoch.“ Die Arme um ihn verstärkten sich noch etwas. "Ich werde dich halten!" Als hätten Iskanders Worte einen Damm durchbrochen brachen die Tränen und mit ihnen die Trauer aus Ivar aus. Und er hielt sein Versprechen, denn Ivar wurde festgehalten. "Das ist gut... Lass es raus!"

„Ich will euch beide behalten, ich will mich nicht entscheiden müssen!“ Ivars Gesicht vergrub sich in den weichen, grauen Haaren seines geliebten Großvaters. Iskander seufzte traurig. „Ich möchte auch bei dir bleiben, aber man sollte Mutter Natur auch nicht ins Handwerk pfuschen...“ Er würde Ivar diese Bürde so gern abnehmen, es war das Schlimmste, was einem Menschen passieren konnte. Nämlich die Wahl zu treffen, welche Person seiner Liebsten leben und welche sterben muss. „Dann macht sie ihr Handwerk aber nicht sehr gut, wenn sie dich mir wegnimmt!“ Mit Tränen der Rührung trafen sich die Blicke der Räuber und Iskander schniefte. "Es geht aber nicht anders. Weißt du, wie viele Menschen es dann auf Erden gäbe? Jeder hat eine Person, die er nicht gehen lassen würde..." Ivars Stimme versagte einige Male, bevor er heraus brachte, was er sagen wollte. „Aber wie soll ich denn ohne dich zurecht kommen? Wie soll ich ohne deine Führung bestehen?“ Dicke Tränen rollten über die Wange seines Großvaters. Er war stolz auf seinen Enkel und auch auf die Entscheidung die er getroffen hatte. Selbst, wenn ihm das wohl selbst noch nicht wirklich bewusst war. Zart drückte er ihm einen Kuss auf die Wange und führte sein Gesicht dann ganz nah an sein Ohr. "Hör auf dein Herz! Dort werde ich wohnen und über dich wachen..."

„Ich hab dich lieb!“ hauchte Ivar mit Tränen schwerer Stimme zurück, seinen Großvater fest an sich drückend. "Ich werde dich auch immer lieben!" Während sie so beieinander waren, zog Iskander einen kleinen Dolch aus seiner Tasche. Ivar hatte ihm den zum einen aus Übungszwecken und zum anderen weil er ihn wirklich besitzen wollte, als kleiner Junge immer gestohlen. Dann legte er ihm diesen in die Hand, ohne etwas dazu zu sagen. Sein Ziehsohn wollte protestieren, das Geschenk zurückgeben, denn er wusste um dessen Bedeutung und der Endgültigkeit dieser Geste, doch er verwehrte seinem Großvater diesen Abschied nicht. "Ich kann dir die Entscheidung nicht abnehmen. Aber ich kann meine eigene treffen!" Die Stimme des alten, weisen Mannes war warm und doch genau so klar wie seine Augen unter Tränen schimmerten. "Vertrau darauf, dass ich mein Versprechen halte, mein Sohn!" Iskander schloss Ivars Faust fest um den Dolch und stieß dann zu.

Ein Schrei verließ Ivars Kehle, noch bevor der Dolch vollständig in Iskanders Brust versunken war. Von sich selbst etwas erschrocken, sah der alte Mann an sich hinunter und die Klinge in sich. Er war vor Schock sofort bleich geworden. Dann sah er Ivar wieder an und lächelte väterlich, voller Liebe und Dankbarkeit. "Ich wollte dir die Last der Entscheidung nicht länger aufhalsen..."

„Nein.“ Keuchend ließ Ivar den Dolch los, als hätte er sich daran verbrannt. Langsam sank sein Großvater auf die Knie. "Vergib mir!" Mit zittrigen Händen wollte Ivar Iskander auf den Beinen halten, wollte ihn nicht los lassen, nicht gehen lassen. Sein Atem wurde schwerer und der Blick verschwommen. "Bitte... Verzeih mir... Ich liebe dich!"

„Großvater! Nein!“ Ängstlich fiel Ivar auf die Knie und hielt Iskander beinahe behutsam in seinen Armen. „Tu mir das nicht an!“ Schwach hob sich die runzelige Hand und berührte Ivars Wange. "Denk daran, ich bin immer bei dir!" Seine Stimme versagte und so konnte Ivar nur stumm seine Stirn an die seines Großvaters legen und bei ihm sein, in seinen letzten Momenten. Noch einmal konnte Iskander seinen Enkel klar sehen, bevor sich seine Augen für immer schlossen. Seine Hand rutschte zu Boden und doch konnte Ivar sehen, dass der Alte in Frieden gegangen war. Denn es war ihm bewusst, ein großartiges Erbe... Den Räuberhauptmann und rechtmäßigen König... Ivar... hinterlassen zu haben.

Hemmungslos strömten die Tränen über Ivars Wangen, als er auf dem Boden des fremden und zugleich vertrauten Palastes saß, und den toten Körper seines geliebten Großvaters in seinen Armen wiegte. Auch Grid war betroffen und es geschah etwas, was noch nie zuvor geschehen war. Die Adlerdame weinte. Die Tränen die dabei entstanden tropften auf die kälter werdende Hand von Iskander und glühten auf. Von alldem bekam Ivar nichts mit, zu tief war er in seinem Schmerz versunken. Die salzige Flüssigkeit sammelte sich in der Handinnenfläche und bildete eine Kugel. Sanft glitt sie empor und vor die Augen des Räubers. "Ivar... Mein Junge...", hörte er die so bekannte Stimme des Greis. Trauernd und verwirrt hob sich Ivar Blick und er sah die kleine Kugel an. „Was…?“ Wärme und Geborgenheit umfing ihn. "Sei nicht traurig!"

„Wie ist das möglich?“ fragte Ivar heiser. "Du hast die richtige Entscheidung getroffen, danach habe ich dir in der Ausführung geholfen... und jetzt ist es mir gestattet mein Versprechen zu halten..."

„Großvater.“ Mit frischen Tränen in den Augen hob Ivar die Hand, um die Kugel zu berühren, wagte es dann aber doch nicht. Die Kugel schwebte aber zu seiner Hand hinüber und lege sich hinein. "Ich werde immer in deinem Herzen sein!" Kein Wort brachte Ivar hervor, als er mit nassen Augen auf die Kugel in seiner Hand sah. Ganz langsam wurde die wässrige Kugel unwirklich und sie flog weiter auf Ivars Brust zu. "Vergiss das niemals!" Dann drang sie in den starken Mann ein. Erschrocken wich Ivar zurück, doch dann legte er seine Hand auf seine Brust und brachte ein schwaches Lächeln zu Stande. „Das werde ich nicht, niemals!“

Da die Kommentarflut für diese Fanfiction abzuebben scheint, und wir wissen ja, bei wem wir auf der Favoritenliste stehen und die seit einiger Zeit oder gar keine Kommis schreiben

(Erzsebet, Hades, Hayashi-shinju, illunis, Kiyomi, klinki, Koorime_Chan, Love-chan, Luci-Maus, LunaSoleil, ScaryKid, shadow_breeze, Titzian, Tokoyami, Yukiko16, Zeckentodesengel),

ist dieses Kapitel Jemma gewidmet, die mal so EBEN zu JEDEM Kapi einen Kommi dagelassen hat!

Danke dafür und dieses Kapi gehört ganz allein dir!!
 

Renegat11 + trixi_82 = Phai8287
 

Die weite, inzwischen wüstengleiche Ebene, auf welche sich Torae zur selben Zeit befand, veränderte sich schlagartig. Genau so, wie auf dem See, schwand das Licht um ihn herum und es wurde doch nicht dunkel. Wütend sah sich der Magier um und schrie: „Wer will mich stören!“ Er verachtete inzwischen alles und jeden. Warum, konnte er sich selbst nicht erklären. Er war das mächtigste Wesen, das es je gab und jemals geben würde, alles um ihn war sein Spielzeug. Also, warum sollte er es hassen? Es war die Trauer, die der gute Teil von Torae in ihm zurück gelassen hatte. Die Trauer um die geliebten Menschen, die er verloren hatte, weil er versagt hatte. Er konnte es nicht verhindern, dass Iskander starb und die Liebe seines Lebens daran verzweifelte. Deshalb hatte er auch den Entschluss gefasst, diesen verbotenen Zauber zu vollziehen und tatsächlich gehofft, dass ihn der See danach verschlingen würde. Doch das war nicht geschehen und diese zurückgelassenen Gefühle hatten dafür gesorgt, dass das Schlechte in ihm alles zerstörte. Er ging selbst so weit, dass die Umwelt, Pflanzen wie auch Tiere, langsam aber sicher zu Grunde ging. Warum sollten andere Glücklich werden, wenn er selbst sein Glück nicht festhalten konnte.

Aber niemand hatte ihm auf seine Frage geantwortet. So hinterließ der Weißhaarige eine brennende Spur in der nichts Leben mehr übrig blieb. Dann schnitt wieder ein Blitz, eine Linie zwischen Himmel und Erde, wobei er den Körper des Magiers durchfuhr. Genau so schnell wie beim ersten Mal, war es auch wieder vorüber und der bewusstlose Körper des jungen Mannes blieb zurück.

Er war ein gebrochenes Wesen, als er wieder zu sich kam und von der Erinnerung, was er getan hatte, übermannt wurde. Aber um einen Schlussstrich zu ziehen, war er nicht mutig genug. So ging er den Weg, welchen er gekommen war zurück und er würde Buße tun. Torae nahm sich vor, all das Schlechte, was er in der kurzen Zeit verbrochen hatte, irgendwie wieder gut zu machen.

Doch er war weit... sehr weit von seinem neuen zu Hause, bei Ivar fort. Und als der erste Regen auf den so schnell verdörrten Boden fiel, konnte die Erde die Feuchtigkeit nicht aufnehmen und eine mächtige Strömung floss über das Land. Dann wurde der junge Mann mitgerissen. Aber Torae wollte sich nicht mit seiner Zauberkraft helfen. Er hatte es schließlich nicht anders verdient, sollte sich die Natur ruhig an ihm rächen!

Neben einem blutverschmierten Stein erwachte er der Weißhaarige wieder. Er hatte furchtbare Kopfschmerzen. Es war aber nicht das Schlimmste. Nachdem er sich aufgerichtet hatte und umsah, fiel ihm nicht mehr ein, wo er war, noch wo er hinwollte. Bei genauerem überlegen wusste er nicht einmal, wer er selbst war. Seine Kleidung war völlig zerrissen, von den ganzen Ästen, welche ihn im Wasser mitgerissen hatten. Nur ein, wohl mal prächtiger Umhang war noch ganz geblieben.

So zog er Wochenlang durch das Land. Ohne einem Ziel zu folgen. Weil er keine ordentliche Kleidung besaß, behandelten ihn die Menschen, welchen er begegnete, als ob er ein aussätziger sei. Jemand mit einer ansteckenden Krankheit oder ein Dieb. Weil die Landschaft aber auch noch nichts Fruchtbares wieder hervorgebracht hatte, sondern, sich noch am regenerieren war, begann der junge Mann Stück für Stück auszuhungern.

Schließlich landete er in einer Stadt. Auch dort wurde er nicht viel anders behandelt und seine furcht vor Menschen, die sich in den vergangenen Wochen aufgebaut hatte, festigte sich.
 

Vorsichtig und schüchtern betrachtete Torae das Treiben auf dem Marktplatz. Unter so vielen Menschen fühlte er sich nicht wohl. Doch er brauchte etwas zu Essen und dafür Geld. Doch Geld gab es nur für Arbeit. Also würde er sich wohl oder übel einen Job unter Menschen suchen müssen.

Ivar hatte sein Pferd in dem Gasthaus untergestellt, indem er sich ein Zimmer genommen hatte. Er war weit von der Hauptstadt entfernt, doch Grid hatte sie beide, auf der Suche nach Torae, hier her geführt. Die Adlerdame saß, nun wieder im vollen Federkleid, auf Ivars Schulter und zog so manchen Blick auf sich, als die beiden den Markt der kleinen Stadt betraten. Ein Seufzen entrang dem jungen Mann, als er sich die Unmengen von Menschen ansah, die sich auf dem Marktplatz herum trieben, wie sollte er hier denn seinen Torae finden? "Er ist hier!", flüsterte sie leise um die Menschen nicht noch zu verschrecken. "Ich kann es deutlich spüren!"

„Aber wo?“ raunte ihr Ivar mit unbewegten Lippen zurück. Noch bevor der Adler ihm eine Antwort geben konnte, rempelte jemand den Räuber an und nuschelte ein kaum verständliches: "Entschuldigung!" Dann zog der Verhüllte weiter. Es war Torae, stehlen wiedersprach zwar seiner Überzeugung, aber halb verhungert, würde er bestimmt keine Arbeit finden. Doch er hatte sich den Falschen für diesen Trick ausgesucht, oder vielleicht doch den Richtigen? Ivar hatte reflexartig die Hand gepackt, die an seinen Geldbeutel gewandert war und hielt sie in einem eisernen Griff. „Nicht so schnell, Freundchen!“ Erschrocken, weil er sich ertappt sah, versuchte der Langhaarige seinen Arm aus dem Griff zu befreien. "Bitte, lassen sie mich los, ich mach es nie wieder!"

„So stümperhaft, wie du dich anstellst würde ich dir das auch ra…“ Ivar verschlug es die Sprache, die Kapuze des Fremden war zurückgefallen und enthüllte ein ihm so vertrautes Gesicht. „Torae!“ Seine Unachtsamkeit verhalf dem Jüngeren sich los zu reißen und er rannte davon. Quer über den Markt und in die Seitengassen, in denen man sich so gut verstecken konnte. Nur hatte er nicht damit gerechnet, dass Ivar Adleraugen zur Hilfe hatte, denn der hatte ihm nachdem er sich von seinem Schock erholt hatte Grid hinterher geschickt. Nach einer viertel Stunde kam die Dame zurück auf seine Schulter. "Nimm die nördliche Gasse!"

„Gut.“ Präzise und von Grid geführt überquerte Ivar den Markt, zielstrebig auf die Gasse zu, in der sich Torae versteckte. Der junge Mann hatte sich unter einem Treppenabsatz im Müll versteckt. Hier würde man sicher nicht nach ihm suchen. Er war schon ein Wurm!, dachte er. Leute beklauen wollen und sich dann so zu verstecken. Doch was sollte er machen? Wo sollte er hingehen? „Dir ist schon klar, dass du dich da nicht ewig verstecken kannst, nicht wahr?“ Riss ihn plötzlich eine Stimme aus seinen Gedanken. Panisch schrie der Weißhaarige auf und zog sich noch mehr in die Ecke zurück. "Bitte, keine Soldaten... Bitte!"

„Was soll denn der Mist??“, fragte Ivar harsch. „Warum sollte ich dir die Soldaten auf den Hals hetzen, Torae?“ Sanft aber spürbar zwickte Grid dem Grünäugigen ins Ohr. "Sie ihn dir an! Er weiß nicht, wer du bist!" Dann deutete sie auf den verängstigen und zitternden jungen Mann. Mürrisch grunzte er Grid an, tat dann aber, wie sie ihm geheißen und kniete sich vor Toraes Versteck nieder, um ihn genau anzusehen. „Erkennst du mich?“

Toraes Anblick war erbärmlich. Das einzige, was noch an seine Vergangenheit erinnerte, war der schwarze, samtige, wenn auch inzwischen total verdreckte Umhang. Sein Körper war ausgemergelt und die restliche Kleidung war nicht mehr als ein zerrissenes Stück Lumpen. Unter hohlen Wangenknochen und hungrigen Augen sah er vorsichtig auf, traute sich aber nicht, Ivar direkt anzusehen. "Ich kenne niemanden, so wie mich niemand kennt...", flüsterte er leise. Ivars Herz schmerzte bei diesen Worten, aber er mahnte sich, stark zu bleiben. „Ich kenne dich.“ Jetzt sah ihn der Weißhaarige doch an, wenn auch sehr verschüchtert. "Aber woher denn?" Zärtlich lächelte Ivar ihn an. „Wir sind uns schon einmal begegnet, ich hab dich vor einer Horde wild gewordener Pferde gerettet. Erinnerst du dich?“ Kopfschüttelnd zog sich der Kleinere noch mehr in den Müll zurück. "Ich habe nichts mit Pferden am Hut!"

„Komm doch bitte da raus, dann erzähle ich dir mehr, Torae. Bitte, ich suche schon so lange nach dir.“ Sachte streckte Ivar seine Hand aus und hielt sie Torae hin, so dass er sie ergreifen konnte. "Das ist kein Trick um mich doch noch in den Kerker werfen zu lassen, oder dem Henker meine Hand zu schenken?", drang es ganz leise an des Räubers Ohr. „Ich verspreche es.“ Ivar musste etwas lachen. „Und glaub mir ich hab schon Schlimmeres getan, als so kleine Taschendiebstähle.“ Zaghaft berührten kalte knöchrige Finger die vor ihm ausgestreckte Hand. "Kannst du mir helfen das zu lernen?" Torae war inzwischen zu allem bereit um zu überleben. „Alles was du willst“, versprach Ivar. Tief in seinem Innern spürte der verängstigte junge Mann, dass er diesem Fremden vertrauen konnte und er ließ sich aus seinem Versteck ziehen. Erleichtert lächelte Ivar seinen verschollenen Liebsten an. „Hi.“ Schnell sah sich Torae zu allen Seiten um, ob hier auch wirklich keine Soldaten waren. "Können wir hier weg?"

„Aber natürlich, mein Hotelzimmer ist nicht weit weg, da kannst du was essen und…“ Ivar zog die Nase kraus, „...baden.“ Unsicher zog der Kleinere seine Hand wieder zurück. "Zimmer?" Dass er stank, störte ihn nicht. Es hielt ihm die meisten Menschen vom Hals. „Ja, ich hab ein Zimmer für uns gemietet, ich hab dir ja gesagt, dass ich auf der Suche nach dir war.“ Ivar achtete darauf sanft zu sprechen und keine hektischen Bewegungen zu machen, um Torae nicht zu verschrecken. "Auf der Suche nach mir... Warum?" Noch einmal sah Torae sich zu allen Seiten um und zog dann seine Kapuze tief über sein Gesicht. „Weil du mir viel bedeutest und ich dich vermisst habe.“ Ivars Antwort war knapp, aber ehrlich, dass konnte Torae in seinen Augen sehen. Der junge Mann schwieg erst einmal. Doch dann kam ihm ein schrecklicher Verdacht. „Hast du mich etwa bezahlt, damit ich dir das Laken anwärmen kann? Habe ich noch Schulden bei dir?“ Es war Torae unheimlich. Er spürte dieses tiefe Vertrauen, aber auch eine unbekannte erotische Ausstrahlung, welche ihn zu Ivar zog. Jedoch nach seinen Erfahrungen der letzten Wochen, konnte er es sich nur so erklären, dass er sich vielleicht mal verkauft hatte und allein die Vorstellung ließ Ekel... Ekel vor sich selbst in ihm aufsteigen. War er deshalb bereit, alles zu machen um zu überleben? „Dich bezahlt, um…?“ Ivar konnte sich nicht zurück halten und brach in schallendes Gelächter aus. „Nein, also, dass nun wirklich nicht!“ Jetzt schwieg Torae erst recht. Er war zwar erleichtert, dass er sich nicht prostituiert hatte, doch irgendwie ahnte er, dass er nichts Gutes getan hatte. Außerdem war er so tief in seinem Umhang versunken, dass man hätte meinen können, er sei nur ein Schatten neben dem rechtmäßigen, aber hier noch nicht preisgegebenem König. Dann erreichten sie das Gasthaus in dem sich Ivar eingemietet hatte. Sie wurden zwar schief angesehen, aber niemand hinderte sie daran zu Ivars Zimmer zu gelangen, was wohl auch daran lag, dass der Dunkelhaarige, bar und gut bezahlt hatte. Als sie das Zimmer betreten hatten, schloss der Weißhaarige ziemlich schnell die Tür und riegelte sie fest ab. Dann zog er sich in eine Ecke zurück. "Du musst dich nicht begaffen lassen, nur weil ich bei dir bin. Sie werden denken, dass du mich bezahlst oder ich dich erpressen würde. Es ist kein Problem, wenn du mich jetzt wieder fort schickst!" Ivar seufzte und sah ihn etwas traurig an. „Du scheinst es noch immer nicht verstanden zu haben, ich bin nur deinetwegen hier, also warum sollte ich dich fortschicken?“ Ehrlich schüttelte der Jüngere seinen Kopf. "Nein, ich versteh es wirklich nicht. Warum sollte jemand meinetwegen hier sein?" Ivars Herz wurde schwer, als er spürte, wie wenig Torae an sich selbst glaubte. „Weil du etwas ganz Besonderes bist, du bist der wundervollste Mensch, der mir je begegnet ist.“ Das Lachen was vor einigen Minuten noch an Ivar war, drang jetzt laut und herzlich amüsiert aus dem Magier heraus. "Du hörst dich an, als ob wir mal ein Pärchen waren..." Ivars Wangen färbten sich zart rosa und verlegen sah er zur Seite. "Ich bitte dich... Wer auch immer du bist..." Es fiel Torae schwer sich wieder ein zu bekommen. "Warum sollte jemand so edles wie du wirklich nach jemandem wie mir suchen? Ich weiß zwar nicht, wer ich bin, aber so wie du mich jetzt siehst, so war ich, seit dem ich vor Wochen wach geworden bin. Zerlumpt, verachtet und geächtet. Jemanden wie mich, den tritt man mit Füßen! Und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir keine Hoffnungen machst, dass das hier nicht mein Leben ist. Denn das hört sich an wie ein Märchen!"

„Aber in jedem Märchen steckt doch auch etwas Wahrheit. Du magst es nicht verstehen können, da du dich nicht dran erinnerst, aber du bist etwas Besonderes und ich will, dass du nach Hause kommst.“ Skeptisch zog der Kleinere eine Augenbraue hoch. "Du willst, dass ich nach Hause komme?" Es hörte sich für ihn an, als ob er Ivar doch zu diensten sein müsste, wie auch immer. Er will und was er sagt wird auch geschehen. "Was ist dein zu Hause?"

„UNSER zu Hause ist ein kleines Dorf, in der Nähe der Hauptstadt.“ Er verstand wie seltsam, dass alles für Torae sein musste, aber er wollte auch, dass er ihm glaubte. Torae zuckte etwas zusammen, bei der starken Betonung und duckte sich. "Entschuldigung..." Das hatte Ivar nun nicht gewollt. „Dir muss nichts Leid tun, ich verstehe, wie du dich fühlen musst.“ Vorsichtig sah der Weißhaarige wieder auf. Der Grünäugige schaffte es mit kleinen, fast unmerklichen Gesten Toraes Vertrauen zu gewinnen. Und als Torae den traurigen Glanz in Ivars Augen sah, fasste er noch ein Stückchen weit mehr. "Wie heißt du?"

„Ivar.“ Zu tiefst hoffte er, dass sein Name seinem Liebsten irgendwas sagen würde. Doch dem war nicht so und auch wenn er ein wenig Vertrauen gefasst hatte, woher sollte Torae wissen, dass der Fremde vor ihm, genau verstand, was er durchmachte, weil der Räuber als Kind selbst sein Gedächtnis verloren hatte. "Ivar...", wiederholte er und lächelte. "Der Name fließt schön über die Zunge! Wie heißt dein Vogel?" Grid hatte die ganze Zeit über nicht gesprochen und saß jetzt am Fenstersims. Auch sie wollte den jungen Mann nicht verschrecken. Ivars Blick wanderte zu der Vogeldame. „Ihr Name ist Grid, aber wenn sie überhaupt irgendwem gehört, dann dir.“ Ein empörter Adlerschrei drang durch das Zimmer. Eigentlich hätte sie gleich losgemotzt, weil Grid niemandem gehörte, auch wenn Torae ihr Herr war. Kichernd hielt sich Torae die verdreckten, knochigen Finger vor den Mund. "Hat sie dir etwa zugestimmt?" Doch Ivar hatte genau verstanden, was ihr so gegen den Strich ging und streckte ihr keck die Zunge raus. „Du hast aber auch immer was zu meckern.“ Mit einem etwas lebendigeren Ausdruck im Gesicht ging der Magier zu dem Vogel ans Fenster und hob seine Hand. "Ob ich sie streicheln darf?"

„Frag sie das doch selbst.“ Verwirrt sah ihn der junge Mann an. "Bitte?" Doch dann hörte er ein leises, weibliches Lachen. "Sicher darfst du, ich hab dich vermisst!" Schon wieder schrie Torae und versuchte so schnell wie möglich ein Versteck für sich zu finden. "Siehst du Ivar, es war keine gute Idee, Torae jetzt schon davon zu erzählen!" Noch während Grid sprach, zerrte der Langhaarige verzweifelt an der Tür, welche er wohl zu fest verschlossen hatte. "Wer seid ihr? Ich will hier weg!" Es hatte ihn furchtbar erschrocken und verängstigt. „Torae! Bitte beruhige dich!“ Ivar sah sich mit der Situation konfrontiert, dass er Torae wieder verlieren könnte. Er griff nach dessen Armen, um ihn daran zu hindern aus der Tür zu verschwinden. „Bitte bleibe hier, wir wollen dir nichts böse.“ Zum ersten Mal konnte Ivar fühlen, wie ausgemergelt der Körper vor ihm tatsächlich war und Torae hatte auch nicht wirklich die Kraft sich los zu reißen und zu fliehen. "Ich versteh das alles nicht...", wimmerte er leise. „Ich weiß.“ Vorsichtig um ihn nicht zu verschrecken zog Ivar Torae gegen seine Brust. „Es muss grade unglaublich verwirrend sein, du zu sein, aber nach einem Bad und einem guten Essen sieht die Welt gleich schon ganz anders aus und dann unterhalten wir uns ganz in Ruhe.“

Unweigerlich sog der Jüngere Ivars Duft, tief in sich hinein und es beruhigte ihn sanft. "Ich kenne dich... Glaube ich... Aber deinen Geruch kenne ich auf jeden Fall!", nuschelte er. Diese Worte ließen Ivars Herz vor Freude springen. „Keine Sorge, selbst wenn du dich nie wieder an früher erinnern solltest, ich sorge dafür, dass du mich wieder kennen lernst.“ Ganz zart, so als ob Ivar von einer Feder gestreift würde, legte der Weißhaarige seine Hände an die warme Brust. "Darf ich jetzt baden?" Es war ein erster Selbstschutz, den er vor Ivar fallen ließ. „Aber klar doch, ein schönes warmes bad, so wie du es magst.“ Torae kicherte wieder leise und schüchtern. "Es ist schon eigenartig, von Fremden zu hören, was einem Selbst gefällt..." Dann sah er verlegen zu Boden. "Entschuldigung..."

„Hör auf dich immer zu entschuldigen, es ist doch ganz normal, dass du so empfindest.“ Lächelnd schüttelte der Kleinere seinen Kopf. "Es ist eigenartig..." Dann bemerkte er, dass er noch immer an Ivars Brust lehnte und löste sich schnell wieder. "...aber ich möchte trotzdem mehr von dir erfahren!" Neugierig begann er jetzt das Zimmer mit seinen Blicken abzutasten. "Wo ist denn das Bad?" Ivar deutete auf eine Tür am Ende des Zimmers. „Da hinter. Soll ich dir beim Haare waschen helfen?“ Er konnte es nicht lassen, er hatte Torae grade erst wieder gefunden und wollte ihn nicht mehr aus seinen Augen und Händen lassen. Toraes Wangen färbten sich rosa und er senkte den Blick. Warum fühlte sich das so verlockend an?, fragte er sich, entschied sich schließlich aber anders. "Danke, das geht schon..." Dann ging er zu der gewiesenen Tür und lächelte. "Bis gleich..."

Seufzend sah Ivar ihm hinter her. „Und was tun wir jetzt?“ fragte er an Grid gewannt. "Erst einmal etwas zu Essen und saubere Kleidung zaubern!" Auch die Adlerdame sah den Magier hinterher. "Fühlt er sich so schrecklich an, wie er aussieht?"

„Schlimmer“, gab er bitter zurück. Grid maulte leise vor sich hin. "Das ihr Menschen euch mit euren Gefühlen immer selber solchen Schaden zufügen müsst!" Dabei richtete sie ihren Kopf zum Tisch und ließ nur das Beste an Leckereien erscheinen. "Was soll er tragen?"

„Elegante, aber schlicht gehaltene Roben, er soll sich ja nicht überfordert fühlen.“ Ivars Blick lag noch immer auf der Tür zum Bad, und seine Gedanken waren bei dem Mann dahinter. Und dann geschah etwas, was der ehemalige Räuber nicht vermutet hätte. Torae schrie wieder, aber keinen willkürlich gewählten Laut, sondern seinen Namen. "IVAR...." Grid schaute dabei unschuldig an die Decke.

Sofort war der Grünäugige an die Tür gesprungen und riss sie auf. „Torae! Alles in Ordnung??“ Stotternd und blass zeigte Torae auf eine Robe die mitten im Zimmer schwebte. Es war die Kleidung, die er sich schon als guter Magier gewählt hatte. "Da... da... da... da..." Ruhig trat Ivar in den Raum und schloss die Tür hinter sich. „Bleib ganz ruhig, das ist ein Geschenk für dich.“ Er holte die Kleider aus der Luft und legte sie gefaltet auf einen Stuhl, dabei wanderte sein Blick immer wieder ganz unschuldig zu Torae, der anscheinen noch nicht bemerkt hatte, dass er nackt vor Ivar stand. "A... aber...", noch immer hatte der Weißhaarige seinen Arm ausgestreckt und es wurde langsam zuviel für den geschundenen Geist. So gab der Körper den zitternden Knien nach und er sank auf den Boden. "Wie..." Ivar ging zu ihm und kniete sich neben ihn, seine Arme um Toraes Schultern legend. „Magie.“ Schwache Bilder durchzuckten bei dem Begriff Toraes inneres Auge und er starrte Sekunden vor sich hin. Es waren zwar nur vernebelte Bilder, doch sie zeigte ihm, wie er aus seinem Heimatdorf vertrieben wurde und wie er damals die Soldaten einäscherte. "Bleib hier..."

„Klar doch.“ Er ergriff eine Strähne von Toraes eigentlich silbernen Haaren. „Du würdest es eh nicht alleine schaffen, die wieder sauber zu bekommen.“ Erst jetzt bemerkte der Magier, dass er schon nackt und wie nah er Ivar war. Sein gesamter Körper lief dabei knall rot an. "Ohh... Würdest du... Ich meine..." Er wusste ja inzwischen, dass er sich nicht an den Älteren verkauft hatte und so wurde es im sehr peinlich. Der grinste ihn nur an. „Mach dir nicht draus, ist nichts, was ich noch nicht gesehen habe.“ Torae wurde noch röter. "Also... haben wir... oder..." Er stotterte verlegen. Warum kam ihm als erster Gedanke schon wieder, dass er mal mit Ivar geschlafen hatte? Sie könnten doch auch gemeinsam aufgewachsen sein und haben als Kinder wie alle in dem Alter nackt zusammen in einem Fluss oder so gebadet. „Wäre das schlimm?“ fragte Ivar vorsichtig. Torae war hin und her gerissen. Reagierte aber schließlich so, wie er es getan hatte, bevor Ivar das erste Mal mit ihm schlief. "Das geht doch gar nicht!" Dabei lachte er leise um sich selbst Mut zu machen. Auch Ivar konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Das hast du letztes Mal auch gesagt.“ Abrupt wurde der Jüngere wieder still. "Also stimmt es?"

„Ja.“ Ivar konnte sich nicht beherrschen und berührte zaghaft Toraes Wange mit seinen Fingerspriten. "War es schön?", entfuhr es dem Kleineren leise und ungewollte. Doch er genoss Ivars Nähe, auch wenn er sich in seiner Nacktheit unwohl fühlte. „Es war unglaublich!“ hauchte ihm der Dunkelhaarige entgegen, der eifrig dabei war seinen Drang, Torae küssen zu wollen, zu unterdrücken. „Tut mir leid, wenn ich dir das jetzt nicht geben kann. Aber...“ Entschuldigend senkte Torae seinen Kopf und zitterte auch ein wenig. „Mach dir mal keinen Kopf, jetzt ist erst mal wichtig, dass du auf die Beine kommst.“ Lächelnd legte Ivar seine Hand an Toraes Kinn und zwang ihn so, den Blick zu heben. Unwillig machte der sich wieder los und stand auf. Der Weißhaarige fühlte sich in dem Moment bedrängt. Etwas beschämt legte er dann seine Hände vor seinen Genitalbereich und tapste auf schnellstem Weg in die Wanne. Dieses Gasthaus war für den Rest der Stadt hoch modern und über neumodige Hochdruckkessel war es Torae möglich gewesen, noch während Grid die Kleidung ins Zimmer gezaubert hatte, die Wanne mit warmen Wasser zu befüllen. „Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte Ivar etwas irritiert und leicht verletzt, als Torae ins Wasser glitt. "Nein!", der Kleinere schüttelte seinen Kopf und Lächelte Ivar das erste Mal warm an. "Es ist nur... Ich fühl mich überfordert von dem was du alles sagst..." Aber er streckte ihm auch versöhnlich die Hand hin. „Das verstehe ich.“ Ivar stand auf und nahm zärtlich die dargebotene Hand. „Und es tut mir leid, aber ich freu mich halt so, dich wieder zu sehen.“

"Wenn ich mich irgendwann mal erinnern sollte, werde ich dir sagen, ob es bei mir auch so ist..." Schon wieder grinste Torae entschuldigend, aber er wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen. Dann legte er Ivars Hand auf seinen Kopf. "Auch auf die Gefahr hin, dass das alles nicht stimmt, was du mir sagst. Es hört sich trotzdem schön an und wenn du möchtest, kannst du mir doch ruhig die Haare waschen..."

„Aber gern doch, Liebes.“ Ivar musste grinsen, er konnte sich diesen Spitznamen einfach nicht verkneifen. Er griff nach einem Behälter, der am Wannenrand stand und füllte ihn mit Wasser, um Toraes Haare nass zu machen. Sich die Augen zuhalten, lachte der Magier herzlich, aber diesmal nicht über den Räuber. "Also, wenn du mich immer so genannt hat, ist es mir ganz recht, das ich alles vergessen habe!"

„Na ja, am Anfang hast du dich ganz schön darüber aufregen!“, lachte Ivar mit, während er ein Shampoo in die weißen Haare einarbeitete. "Heißt das, du hast mich in der Öffentlichkeit auch so genannt? Und alle haben es respektiert? Das hört sich an, als ob du nicht von diesem Planeten bist!" Torae genoss sichtlich und schloss seine Augen. Ruhig lehnte sein Körper dabei am Wannenrand. „Bei uns im Dorf interessiert das niemanden, dort darf jeder so sein, wie er ist.“ Ivars Blick wirkte in die Ferne gerichtet, während seine Hände im hier und jetzt Toraes Kopfhautmassierten.

Auf einmal spürte der Jüngere wie zarte Hände von seinem Kopf, ganz zärtlich seinen Hals hinab glitten. Er zuckte ein bisschen, aber schreckte nicht hoch. Es fühlte sich seltsam richtig an. "Ivar...?" Der Dunkelhaarige schrak aus seinen Tagträumen. „Oh, tut mir leid.“

"Schon gut... Es war schön... Glaub ich..." Verspielt hielt Torae sich die Nase zu und holte tief Luft, nur um gleich ganz in der Wanne abzutauchen und unter Wasser die Seife aus seinem Haar zu spülen. Trotz Toraes beschwichtigender Worte, schollt Ivar sich selbst, verstand er doch besser als manch anderer was es hieß sein Gedächtnis zu verlieren. Aber in Toraes Nähe zu sein, war einfach zu berauschen. Als der Weißhaarige wieder auftauchte, war er zumindest schon wieder sauber und ein Schatten seines alten Selbst war äußerlich erkennbar. "Ist das wahr, dass ich etwas zu Essen hier bekommen kann?"

„Klar doch, ich lass dich sicher nicht hungern.“ Da das Wasser aus den Rohren im Keller angeheizt worden war, kühlte es auch schnell wieder aus. So begann der magere Körper schnell zu frieren. "Danke, dass du eben hergekommen ist, aber würdest du mich jetzt bitte wieder allein lassen?" Er wollte durch die Kälte wieder aus dem Wasser, schaffte es aber nicht, sich vor Ivar zu erheben. „Ah, natürlich.“ Schnell holte Ivar noch ein Handtuch für Torae, bevor er sich aus dem Bad zurückzog. "Danke!" Traurig sah der Jüngere ihm nach, bevor er noch einmal bitterlich weinend ins Wasser zurück glitt. Er war hin und her gerissen, soviel Wärme, wie in den wenigen Minuten mit Ivar hatte er seit seinem Erwachen noch nie gefühlt. Trotzdem hatte er ja nur die schlechten Erfahrungen mit anderen Menschen, weshalb ihn ein inneres Stimmchen lautstark warnte.

"Hat er sich erschreckt?", fragte Grid noch immer unschuldig, als Ivar aus dem Bad kam. „Kann man so sagen“, antwortete Ivar abwesend, er lehnte an der Badezimmertür und konnte so das Schluchzen aus dem Inneren hören. "Wie geht es ihm denn?" Die Adlerdame klang jetzt mitfühlender, denn die Gefühle der Menschen waren ihr großteils fremd. „Er ist verwirrt, er weiß nicht ob er auf seine Gefühle oder seinen Verstand hören soll. Die ganze Situation überfordert ihn.“ Ivar seufzte, wie sollte er Torae bei all dem nur helfen? Er selbst hätte es ohne seinen Großvater nie geschafft, wieder ein neues Leben zu beginnen. "Wir sollten ihn erst einmal hier weg bringen. Vielleicht geht es ihm bei Menschen, die er kannte besser."

„Wir müssen es langsam angehen lassen, er sollte sich erst mal wieder an uns gewöhnen.“ Ivar trat von der Tür weg, als er hörte, das Torae fertig war.

Kleinlaut trat der wieder aus dem Bad. "Danke, ich hoffe jetzt störe ich deine Nase nicht mehr. Das Zimmer habe ich auch wieder trocken gewischt!"

„Das musst du doch nicht, das ist die Aufgabe des Zimmermädchens.“ Schollt Ivar lachend und führte den sauberen jungen Mann zum Esstisch. Überwältigt sah Torae das ganze Essen und die Leckereien. Tränen schossen ihm in die Augen. "Aber... Das ist doch viel zu viel und zu gut...."

„So ein Unsinn, für dich nur das Beste.“ Torae schüttelte den Kopf, welcher ihm schwirrte. Dann nahm er sich eine kleine trockene Ecke Brot. "Ich... ich möchte dir auch etwas geben... aber... ich habe nichts..."

„Das musst du auch nicht, ich bin zu Frieden damit, dass du wieder da bist. Und jetzt iss, du brauchst dringend etwas Fleisch auf den Rippen.“ Ivar ermutigte Torae mit Handbewegungen zu essen. Ein leichtes Rosa zierte Toraes Wangen. "Ich esse ja schon." Ganz langsam aß er sein Stück Brot auch auf und nach einigen Überredungskünsten sogar noch ein Stückchen Wurst. Dann legte er sich vor den Kamin, er wollte nicht noch mehr Umstände machen.

Schweigend hatte Grid ihn die ganze Zeit beobachtet um ihn nicht noch einmal zu verschrecken, bis er schlief. "Wir hätten wirklich nicht später kommen dürfen!"

„Was machen wir nun mit ihm?“ Leise trat Ivar an den schlafenden Jungen heran und hob ihn auf seine Arme, darauf achtend, dass er nicht aufwachte. Während der Räuber ihn aufs Bett trug und zudeckte, lächelte Grid. Sie waren wirklich ein schönes Paar. "Wir könnten uns ansehen, was er erlebt hat..."

„Was meinst du?“, fragte Ivar, obwohl er bereits eine Ahnung hatte, was sie vorhatte. "Ich kann dich durch seine Erinnerungen führen. Das könnte uns helfen, was seine Ängste angeht und vielleicht auch, warum er sie verlor." Ivar seufzte und schüttelte den Kopf. „Das gefällt mir nicht, ich will, dass er mir wieder vertraut, das wäre das kaum hilfreich, wenn er aufwacht fragen wir um Erlaubnis.“

"Auch wenn es gefährlich ist?"

„Gefährlich?“ Verwirrt sah Ivar die Adlerdame an. Diese hatte sich inzwischen mit wenigen Flügelschlägen neben Torae niedergelassen und sah ihn traurig an. "Er könnte uns unterbewusst nicht nur in seine Erinnerungen eintauchen lassen, sondern auch in seine Fantasiewelt und wer weiß, was es dort für Dämonen gibt."

„Also was schlägst du vor?“ Mit festem Blick sah die Gefragte ihn an. "Lass uns jetzt gehen. Er wird lange schlafen, der Tag war anstrengend! Wenn ich es richtig gesehen hab, wollte er zum ersten Mal stehlen und dann das was er danach von uns erfahren hat, er ist erschöpft!" Das gefiel Ivar überhaupt nicht, aber dennoch nickte er Grid zu und gab so sein Einverständnis. "Mach dir keine Gedanken, er wird es nie erfahren!" Die Augen des Vogels leuchteten bei dieser Aussage auf und Ivar, als auch Torae fingen an zu schweben. Den Räuber legte sie direkt neben dem Langhaarigen in die Luft. "Jetzt mach die Augen zu und lass dich fallen!"

„Das macht es nicht besser!“, murmelte Ivar noch, dann schloss er seine Augen. Als er sie wieder öffnete befand er sich in einer toten Landschaft. Alles war ausgedörrt und das Flussbett ganz in der Nähe war vertrocknet. Dann trat ihm eine wunderschöne Frau entgegen. Sie trug ein hauchdünnes, kurzes und weißes Seidenkleid mit einem tiefen Ausschnitt, welcher ihren wundervoll geformten Busen zeigte. Auch ihr restlicher Körper war wohl geformt. Lange Beine, ein knackiger Hintern und ein Flacher Bauch. Die Haut der Frau hatte einen gebräunten Touch und ihre langen, weiß/silbernen Haare wirkten durch diese durchgehend leuchtend. "Wenn Torae zurück ist, können wir es ihm sagen..." Ivars Augen wurden weit, als er realisierte wer da vor ihm stand. „Ach du scheiße.“ Fast unbeeindruckt schritt Grid neben ihn. Sie wusste welche Ausstrahlung sie besonders auf das männliche Geschlecht der Menschlichen Rasse hatte, in ihrer göttlichen Gestalt. Deshalb übernahm sie weiterhin die Rolle der Führerin. "Hier in der Nähe muss es passiert sein!" Ivar ließ es sich nicht nehmen, ihre Rückseite zu bewundern. „Lauft ihr Götter immer halb nackt durch die Gegend?“

"Wir fühlen weder Hitze noch Kälte uns ist es immer angenehm. Weshalb nennst du das nackt? Ich habe doch alles bedeckt..." Warm lächelnd drehte sie sich wie ein junges Mädchen vor dem Räuber. „Mehr schlecht als Recht, aber lass uns jetzt lieber nach Torae suchen, ich will das hier nicht zu lange dauern lassen.“ Der Grünäugige hatte gerade seinen Satz beendet, als eine gewaltige Welle das Flussbett hinunter raste. In der Ferne konnte man auch schwarze Regen und Sturmwolken erkennen. "Immer gegen den Strom!" Ivar wurde mulmig zu mute und mit Angst fragte er sich, was Torae passiert ist. "Bevor ich es vergesse..." Begann Grid, als sie durch das Wasser ging und es einfach durch sie hindurch floss. "Wir können weder ändern was geschah noch kann man uns sehen oder fühlen!"

„Na toll, mir gefällt das Ganze immer weniger!“, grollend verzog Ivar das Gesicht. "Es sind Erinnerungen und nicht die tatsächliche Vergangenheit!" Dann ging die schöne Frau einfach vor. Immer dem Wasser entgegen, bis alles an ihnen vorbei und hindurch geströmt war. "Wir sind fast am Ziel!" Mit geübten Augen fuhr der Räuber über die Landschaft, immer auf der Suche nach einem bekannten weißen Schopf. Bis er ihn schließlich erblickte. Total verdreckt und mit einem Rotschimmer zwischen seinen Strähnen, welcher neben seinem Kopf auf einem Stein als kleine Blutpfütze auszumachen war. „Torae!“ Völlig vergessend, dass dies nur eine Erinnerung war eilte Ivar zu dem bewusstlosen Mann. Kopfschüttelnd sah Grid ihm nach und ihre Augen schimmerten Traurig, als sie weiterhin mit ansehen musste, wie der Braunhaarige seinen Liebsten in seine Arme ziehen wollte, aber immer wieder durch ihn hindurch griff. "Ivar... Du kannst die Vergangenheit in einer Erinnerung nicht ändern!"

„Hätte ich doch nur auf ihn aufgepasst!“ Mit einer Hand verdeckte Ivar seine Augen. "Du kannst es nicht allen recht machen. An dir war es um deinen Großvater zu trauern und ihn als Geschenk in dich aufzunehmen. Torae war nicht bestimmt zu sterben... Komm, lass uns weiter gehen!"

„Wir sollen ihn hier liegen lassen?“ Der Gedanke gefiel Ivar nun wirklich nicht, selbst wenn er nichts ausrichten konnte, so wollte er Torae auch nicht alleine lassen.

Doch die Göttin ließ ihn nicht weiter protestieren sondern legte zart ihre Hände über Ivars Gesicht und im nächsten Augenblick, waren sie schon einige Stunden weiter. Torae irrte Ziellos durch die Landschaft und traf auf einen Gauklerwagen. Mit Vorbehalt beobachtete Ivar das Geschehen, denn er hatte bereits die Ahnung, dass Torae schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht hatte. Und er hatte mit seiner Vermutung nicht ganz Unrecht. Die Gaukler hielten bei dem jungen Mann. Doch als er sie um etwas Wasser und zu Essen bat, aber nicht bezahlen konnte, droschen sie auf ihn ein. Bettler wie er sollten lieber verrecken, bei so mageren Zeiten, das kaum einer genug für sich selbst hatte, warfen sie ihm vor und gingen dann wieder ihrer Wege. Ivar war den Tränen nahe, er konnte nicht verstehen, wie jemand, seinem so friedlichen Liebsten, so etwas antun konnte. "Soll ich alleine weiter gehen?", fragte Grid ihn vorsichtig und legte ihre zarte Hand auf seine Schulter. „Nein, nimm es nicht persönlich, aber ich lass dich seine Privatsphäre sicher nicht unbeobachtet stören!“

"Hast du eine komische Vorstellung von Privatsphäre... Ich geh bestimmt nicht so weit, dass ich bis zu euren einsam- zweisamen Stunden vordringe!" Noch einmal sprang Grid in den Erinnerungen des Magiers und sie befanden sich in einem kleinen Dorf wieder.

Ivar graute es, er wollte nicht wirklich sehen, welch Leid Torae auch hier widerfahren war. Doch zu Anfang war es noch recht harmlos. Der Magier ging von Geschäft zu Geschäft und flehte um Arbeit. Es waren schon drei Wochen vergangen und man konnte sehen, wie sehr ihn die letzte Zeit mitgenommen hatte. Aber alle schickten ihn fort. Man könnte keine Gehilfen bezahlen, weder mit Münzen noch mit Nahrung und Obdach. Einer der Händler jedoch bemerkte seine, durch den Wasser- und Nahrungsmangel, noch immer nicht verheilte Kopfwunde und stieß ihn angewidert zu Boden. Er hielt es für eine aufgeplatzte Pestbeule, weil sie in dem Staubigen Land auch noch schmutzig geworden war. "Verschwinde hier... Missgeburt!" Wut brodelte in Ivar hoch und er spürte das Verlangen, diesen Mann aufzusuchen und langsam und qualvoll sterben zu lassen. "Das reicht..." Auch Grid wurde es langsam zu viel. "Lass uns zurück gehen!" Schon im nächsten Moment fand sich Ivar blinzelt in ihrem gemieteten Zimmer wieder. Er lag neben seinem Liebsten und die Decke legte sich wärmend über sie. "Also, bei den Erfahrungen, würde ich gar nicht mehr unter Menschen gehen!"

„Ja, aber Torae ist eben was ganz Besonderes.“ Zärtlich stich Ivar dem Anderen eine weiße Locke aus dem Gesicht. "Aber nur mit dir, denn du bist seine andere Hälfte!", lächelte noch immer die Frau. „Was meinst du?“ Ivar beäugte sie. „Bleibst du jetzt so?“ Sie schüttelte ihren Kopf. "Auch wenn es nicht immer leicht war, hat er erst bei dir... mit dir, gelernt zu leben!" Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken zog er Torae in seine Arme. „Ich kann mir ein Leben ohne ihn auch nicht mehr vorstellen und egal was es auch kostet, ich sorg dafür, dass er wieder gesund wird.“

3 Kommis, dann gibt es das nächste Kapitel!!!

Der junge Magier hatte von alle dem nichts mitbekommen. Er schlief einfach erschöpft und traumlos, bis zum frühen Morgen, da änderte sich sein Schlaf. Torae glaubte zu Träumen, doch er benutze unbewusst seine Gabe, welche die Magie nur erweckt hatte. Der Blick in die Zukunft. Und in diesem ‚Traum’ genoss er angenehme Stunden mit Ivar in weichen Kissen. Aber sein realer Körper reagierte auf die Bilder in seinem Kopf. So drehte er sich zu Ivar, denn er wusste ganz intuitiv dass er bei ihm war, kuschelte sich in die starken Arme und presste seine Lenden an den vergessenen Liebsten. Auch Ivar war noch tief im Land der Träume versunken und war sich demnach nicht bewusst, was grad vor sich ging, doch als Toraes warmer Körper sich an ihn schmiegte, reagierte er ganz instinktiv und umarmte den Jungen fest. Toraes Atem wurde hektisch und er rieb sich im Schlaf an Ivar. Dann glitt sein Atem zu einem ersten leisen Stöhnen. Ivar war noch weit davon entfernt vollständig wach zu sein, aber seine Augenlieder zuckten, als er sich der Welt des wachseins näherte. Das Stöhnen um ihn herum wurde lauter und Grid betrachtete sich das Schauspiel aus der Ferne. Sie lächelte, denn sie wusste, das der Magier von der Zukunft 'träumte'. "Es wird Zeit, dass der Adler zurück kommt!", flüsterte sie zu sich selbst und der perfekte Körper verwandelte sich dabei wieder in den erhabenen Vogel. Ivars Augenlieder flatterten und verschlafen öffnete er die Augen. Er brauchte ein paar Momente, bis sein Kopf klar genug war zu realisieren, was da grade neben und an ihm vor sich ging. Die Wangen des Räubers röteten sich leicht, vor allem da er Grids Blick im Nacken spürte. „Lass uns allein.“ Er hörte ein leises Kichern, als das Fenster sich von alleine öffnete und der Adler hinaus flog und er konnte spüren wie Toraes Körper vor Ekstase bebte. Ivar war klar, dass dies dem Kleineren höllisch peinlich sein würde, wenn er erst einmal aufwachte, aber er konnte ihn auch nicht los lassen. Eng zog er ihn an sich, die Nähe genießend und vergrub sein Gesicht in Toraes weißen Haaren. Dann stöhnte der Magier ein letztes aber sehr erotisches Mal, wonach seine Hose und Ivars Seite deutlich feucht wurde. Der Körper beruhigte sich und hörte auf zu zittern, außerdem flüsterten seine Lippen schlaftrunken. "Ich liebe dich... bitte vergiss mich nie... Ivar..." Die grünen Augen wurden bei diesen Worten nass und Ivar rieb seine Nase an Toraes Kopfhaut, dabei störte er sich nicht im Geringsten an seiner Sperma feuchten Seite. „Ich verspreche es.“

Endlich, der Weißhaarige entfloh seiner Sicht und begann Stück für Stück in die Realität zurück zu finden. Er spürte Trauer und Wärme um sich und lächelte. "Mhhh...", gähnte Torae als sich seine Augen öffneten. „Guten Morgen!“, flüsterte Ivar ihm mit rauer Stimme zu, genoss er es doch noch viel zu sehr so nah an Torae gepresst zu sein. Auch wenn der sich etwas von ihm löste, bekam er eine besorgte Stimme. "Ist alles in Ordnung?"

„Ja,“, versicherte er „ich bin nur etwas… überwältigt von deiner Nähe.“

"Ich... Ähm... Ohh..." Torae begann zu verstehen wo er war und er sprang aus dem Bett. "Wie kam ich da rein und warum...?" Er bemerkte seine feuchte Hose und wurde sehr rot. "Warum hast du das getan?"

„Ich??“ rief Ivar ungläubig und setzte sich auf. „Du bist der jenige, der sich im Schlaf an mir gerieben hat wie so ein geiles Kaninchen!“

"Das geht doch gar nicht! Ich hab mich doch... Da!", etwas verstört und sauer zugleich zeigte Torae vor den Kamin. „Na da konnte ich dich ja wohl kaum liegen lassen, oder?“ Hin und hergerissen plumpste der Magier auf seinen Po und starrte Ivar an. "Du hast?!!"

„Jetzt beruhig dich, wir haben bloß ganz harmlos nebeneinander geschlafen, zumindest bis du angefangen hast deine Hormone an mir aus zu leben.“ Das Grinsen in Ivars Gesicht war erschlagend. Ungläubig schüttelte Torae seinen Kopf und fing an zu weinen. "Du hast mich im Bett schlafen lassen?" Dann rieb er sich peinlich berührt über die nasse Hose. "Und hast das über dich ergehen lassen?" Ivar streckte seine Hand nach ihm aus und lud ihn so ein wieder ins Bett zu kommen. „Das klingt ja so, als wäre das was Schlimmes.“ Zögernd nahm er die Einladung an und lächelte bei der zarten Berührung. "Ich hab geträumt..."

„Von mir?“, fragte Ivar lächelnd und strich Toraes Haare hinter dessen Ohr. Entschuldigend zog sich der Kleinere ans andere Ende des Bettes zurück und nickte. „Tut mir leid!“ Das brachte ein Lachen aus Ivar hervor. „Das muss dir doch nicht leid tun, ich fühle mich geschmeichelt.“ Torae zog die Beine an und wog sich selber ein bisschen hin und her. Es war ihm alles so furchtbar unangenehm. "Würdest du mir von mir erzählen?"

„Aber natürlich.“ Sanft griff Ivar nach Toraes Schultern, um ihn in eine entspannte Position zu bringen. „Aber jetzt mach es dir erst einmal bequem.“ Der Weißhaarige bemühte sich, so gut es ihm möglich war Ivar zu gefallen. "Danke, es geht schon..."

Der Dunkelhaarige seufzte und rückte ein Stück dichter an Torae. „Dein Name ist Torae Katorasen und du wurdest in einem kleinen Dorf in den nördlichen Gebirgen geboren. Von deinem Vater hast du das Tischlerhandwerk gelernt, aber deine Eltern haben dich nicht besonders gut behandelt.“ Zärtlich strich er über Toraes Wange. „Und trotzdem bist du zu so einem wunderbaren Menschen geworden, obwohl dein Herz manchmal schon zu groß ist.“

"Meine Eltern... Suchen sie trotzdem nach mir?" Seine Stimme war leise und hoffnungsvoll. „Nein.“ Es tat Ivar weh, Toraes Hoffnungen so zerstören zu müssen. "Nicht... Das heißt, dass sie froh sind mich los zu sein! Wie hab ich dich kennen gelernt und wie bin ich hierher gekommen?"

„Unser erstes Treffen war ziemlich abstrus.“ Ivar lachte kurz auf. „Du musst wissen, ich führe ein Dorf, wo die Menschen hin können, die von der Gesellschaft verstoßen wurden. Ich und meine Männer haben eine Kutsche überfallen und du bist der Insassin wie ein strahlender Held zur Hilfe gekommen, leider lief das Ganze etwas anders und du gerietest dabei unter die Pferde der Kutsche, ich hab dich gerettet und mit genommen, seit dem waren eigentlich immer zusammen.“ Torae sah auf den Boden des Zimmers und schluckte. "Heißt das, ich bin ein Räuber? Aber warum konnte ich dann nicht stehlen? Du warst zwar mein erster Versucht, aber ich sah keinen anderen Ausweg mehr. Und warum warst du nicht bei mir, wenn wir immer zusammen waren?" Immer mehr Fragen stiegen in dem Magier auf. „Ich bin der Räuber von uns beiden und wie gesagt, du bist einfach zu gutherzig dafür.“ Seufzend fuhr Ivar sich durch das dunkle lockige Haar. „Und warum wir nicht zusammen waren,... das ist eine lange Geschichte.“ Völlig durcheinander kam Torae wieder näher und er flehte förmlich alles zu hören. Doch er war auch einfach zu aufgewühlt um es wirklich zu verstehen, deshalb fragte er vorerst nicht weiter. Tränen traten ihm in die Augen und er fragte sich immer wieder leise und selber. "Wer bin ich?"

„Du bist mein Torae, mein wundervoller bezaubernder Torae.“ Ivars Hände lagen an den Wangen des Jüngeren und er sah ihn fest an. Er wünschte er könnte ihn küssen. Still ließ er seinen Tränen freien lauf. "Heißt das, wir waren wirklich ein Paar?"

„Ja“, hauchte Ivar ihm entgegen. Noch immer völlig neben sich suchte der Magier halt an der starken Brust vor sich. Er spürte diese Ehrlichkeit und die Gefühle hinter Ivars Worten. "Ich wünschte, ich könnte mich daran erinnern!"

„Ich weiß.“ Er legte seine arme um Torae und drückte ihn fest an sich. „Aber es wird alles wieder gut werden.“ Dann geschah etwas, was Ivar wieder an ihre ersten zweisamen Stunden erinnerte. Torae schloss die Augen und sprang über seinen Schatten. "Es ist schön, was du sagst. Und ich weiß nicht, ob ich noch einmal so für dich fühlen lerne. Aber ich fühle mich hier... bei dir wohl!"

„Ich bin froh, dass es dir bei mir gefällt, denn es gibt nichts, was ich mehr will.“ Leise klopfte es an der Fensterscheibe. Grid war zurückgekehrt und fragte, ob sie wieder herein kommen dürfte. Torae lächelte. "Eine Frage habe ich noch..."

„Dann stell sie.“ Mit einer Kopfbewegung erlaubte Ivar Grid zurück ins Zimmer zukommen. Noch während der Adler so tat, als würde er das Fenster aufschieben, lehnte der Jüngere sich nochmals an den Räuber. "Hab ich mir das eingebildet oder kann der Vogel wirklich sprechen?"

„Ja das kann sie und glaub mir manchmal wünschte ich es wäre nicht so.“ Theatralisch seufzte Ivar. "Jetzt tu mal nicht so, als würde ich dir ständig die Ohren voll sülzen wie eines eurer Menschenweibchen!", beschwerte sich Grid und flog zum Bett. "Hallo Torae, schön, dass ich mich wieder mit dir austauschen kann!" Doch der Angesprochene reagierte nicht auf ihren Gruß, sondern lachte herzhaft. „Siehst du!“ beschwerte sich Ivar. „Torae glaubt auch, dass du zuviel redest!“ Kopfschüttelnd drückte Torae dem Braunhaarigen unbewusst einen Kuss auf die Wange. "Das habe ich aber nicht gesagt!" Jetzt drang ein fieses Kichern von Seiten der verwandelten Göttin durch den Raum, der soviel aussagte wie, dass Ivar nie zwischen sie kommen würde, egal was geschieht. „So geht das aber nicht!“ mahnte Ivar verspielt. „Du musst mir zustimmen und nicht der Pestbeule da drüben!“

"Was willst du Möchtegern König überhaupt? Ich hab dir von Anfang an erlaubt bei ihm zu bleiben, also beschwer dich nicht!" Torae zeigte noch immer ein Strahlen im Gesicht. Irgendwie kam ihm das was hier vor sich ging bekannt vor. "Bitte, weiht mich doch in euer Spielchen ein!"

„Was heißt hier Spielchen? Grid ist bloß ein rechthaberisches Federvieh!“ Angesteckt von Torae lachte nun auch Ivar. "Sie ist ein wunderschöner Vogel, lass das bitte!" Torae schmiegte sich wieder an den Körper des Räubers und machte nicht die Anstallten vorerst hier weg zu gehen. "Ich und Federvieh? Na warte!", grollte stattdessen Grid und flog vom Bett fort. Vor dem Kamin im schein des langsam erloschenem Feuer zeigte sie auch vor Torae zum ersten Mal ihre wahre Gestalt. "Bist du immer noch dieser Meinung?" Ivar musterte sie gelassen. „Jap.“ Aber Torae fiel der Kiefer vor staunen runter. "Wow..." Sein Blick gefiel Ivar gar nicht und schmollend hielt er ihm die Augen zu. „Gaff lieber mich so an.“ Kichernd machte es Plop und Grid war wieder der Stolz der Vogelwelt. "Wird da etwa jemand eifersüchtig? Angst, dass er nicht wieder zu dir zurück findet? Aber mach dir keine Sorgen, echte Gefühle finden sich immer wieder!" Ihren letzten Satz hatte sie versöhnlich gesprochen. Mit Schmollmund und roten Wangen wand Ivar den Blick ab. "Ist das wahr, das ist Eifersucht?", fragte Torae noch mal nach und blieb auch weiterhin an Ivars Brust. „Jetzt frag doch nicht so was.“ Peinlich berührt wich Ivar der Frage aus. "Ja, genau das war es!" Noch einmal küsste der Jüngere den Räuber sanft und nuschelte. "Das fühlt sich schön an!" Dann sah er zu Grid. "Wer bist du wirklich und wie machst du das? Ihr habt mir gestern etwas von Magie erzählt, kannst du mir damit nicht die Erinnerungen wiedergeben?" Der Vogel schüttelte seinen Kopf. "Meine Macht kann das nicht!" Zärtlich strich Ivar durch Toraes Haare, er wusste, dass jetzt der schwerste Teil ihrer Erzählung kommen würde. "Deine Macht? Wessen dann?" Auch Grid druckste jetzt etwas herum und beantwortete die Frage dann kurz und knapp. "Deine..." Lachend schüttelte der Magier den Kopf und stand auf. "Den Witz finde ich gar nicht komisch! Wer hat die Kraft mir meine Erinnerungen wirklich zurück zu geben?"

„Sie sagt die Wahrheit!“, versuchte Ivar ruhig zu erklären, „Du hast solche Kräfte, du weißt nur nicht mehr, wie du sie benutzen kannst.“

"Nein, ich bin kein Monster!" Der junge Mann schüttelte weiterhin seinen Kopf. "Du hast selbst gesagt, dass ich von ganz normalen Eltern großgezogen worden bin!" Aufgebracht packte Ivar Toraes Schultern. „Niemand darf so über dich reden, auch du selbst nicht!“ Schnell entzog sich der Magier aus seinem Griff, er war noch verwirrter als zuvor. „Das glaub ich nicht! Das bin nicht ich, den ihr sucht!“

„Doch, du bist es Torae und zwar nur du!“

So schnell ihn sein geschwächter Körper trug, eilte Torae zur Tür und wollte sie diesmal auf bekommen. "Nein! Ich bin nicht so ein Ding wie diese Vogeltussi behauptet!" Er schaffte es auch, doch nachdem sich die Tür einen Spalt breit geöffnet hatte, schloss sie sich auch wieder und verriegelte sich so, dass er es nicht erneut schafft. "Bleib hier!" Erklang jetzt Grid Stimme ernst, die Panik von dem jungen Mann mit Absicht übersehend. „Torae bitte.“ Ivar streckte seine Arme nach ihm aus. „Komm wieder her, ich weiß es ist schwer damit klar zu kommen, aber bitte, hör uns wenigstens zu.“ Noch immer rüttelte der Angesprochene an der magisch verschlossenen Tür und sank dann an dieser auf den Boden. Er war wieder völlig verängstigt und weinte. "Ich will hier weg! Bitte... Ich bin nicht dieser Torae!" Der dunkelhaarige Räuber verließ das Bett und kniete sich neben den verstörten Jungen. „Du bist mein Torae, alles andere ist jetzt erst einmal unwichtig.“

"Geh weg!", schmiss er jetzt auch Ivar an den Kopf. "Ich will das nicht!" Er verkroch sich ganz tief in sich selbst und machte sich ganz klein. Dabei bildete er, inzwischen wieder ungewollt, ein unsichtbares Schild um sich. So, dass man ihn auch nicht mehr erreichen konnte. Der Adler schüttelte seinen Kopf. Das lief gar nicht gut! So sehr es ihn auch schmerzte Torae so zu sehen, bewahrte Ivar seine Ruhe. Still blieb er neben dem aufgelösten Jungen sitzen und wartete ab, dass dieser sich wieder beruhigte. Dann erklang wieder Grids Stimme, jedoch in einer Sprache, die Ivar als auch Torae völlig unbekannt war. Sie sang ein beruhigendes Schlaflied und ihre Klänge wirkten wie elfengleiche, warme und ruhige Bewegungen. Davor hatte sie sich unbemerkt wieder in ihren göttlichen Körper verwandelt und ging jetzt langsam auf Torae zu. Ivar sah sie an und wollte sie fragen was sie vorhatte, beschloss aber, dass er besser abwarten sollte und sehen was passieren würde. Ohne Gegenwehr griff sie durch das Schild, als sie es erreichte und zog den zusammengekauerten Körper in ihre Arme. Der Gesang aber blieb auf ihren Lippen und ihre Hände strichen über seinen Rücken. Auf einmal fühlte Torae sich ganz leicht, auch wenn er immer noch weinte und seine Augen wurden schwer. "Mama...", nuschelte er, bevor er ohne sich dagegen zu sträuben in einen friedlichen Schlaf hinüberglitt. Behutsam streichelte Grid ihn weiter und sang. Auch Ivar begann sich schläfrig zu fühlen, doch er zwang seine Augen, offen zu bleiben, es war jetzt nicht der Zeitpunkt, um zu schlafen. Als der verwirrte Magier ganz tief in die Welt der Träume versunken war, hörte auch Grid auf zu singen. Sie lächelte sanft. "Es ist alles halb so wild..."

„Ach ja?“ Mit hochgezogener Augenbraue sah Ivar sie an. „Das sah für mich aber ganz anders aus.“

"Hättest du anders reagiert?"

„Das sag ich ja gar nicht, aber was machen wir jetzt?“

Noch immer streichelte die Göttin den jungen Mann. "Ich hab ihm etwas seine Angst genommen, warten wir auf seine Fragen..."

„Wie sollen wir… ich ihm nur erklären was passiert ist?“

Grids Lächeln wurde breiter und sie streckte dem Räuber eine ihrer Hände hin, damit er sie ergreifen konnte. "Mit der Wahrheit..." Seufzend nahm er ihre Hand. „Leichter gesagt, als getan.“ Ganz langsam zog die Göttin Ivar mit in das Schutzschild und hielt mit ihm zusammen Torae fest. "Keine Sorge, er wird nicht mehr so reagieren wie vorhin..."

„Kannst du dir da so sicher sein?“ Grid lächelte und lachte fast engelsgleich und nickte. "Ich kann...", dann zwinkerte sie Ivar zu. "Denn mein Lied war etwas ganz besonderes!"

„Wieso beunruhigt mich das noch viel mehr?“ Beleidigt zog sie eine süße Schnute. "Mein Zauber hat noch nie versagt! Aber das war kein Zauber im klassischem Sinn!" Ivar beugte sich zum schlafenden Torae und rieb sein Gesicht in dessen weißen Haaren. „Ich will nur, dass er wieder er selbst wird.“

"Wenn er es selbst nicht kann, ich kann es wirklich nicht. Aber vielleicht gäbe es da einen Weg..." Die Frau zog sich etwas zurück und ließ Ivar die Ruhe mit Torae. „Was für ein Weg?“, fragte Ivar, wie nebensächlich, als er Torae an seine Brust zog. "Es gibt da einen Platz, an dem haben sich die Magier der Welt versammelt um den Ablauf der Dinge nicht mehr zu stören. Sie könnten uns vielleicht helfen."

„Könnten sie Toraes Erinnerung wieder bringen?“ Ruhig nickte die Göttin. "Ja, sie können!"

„Dann bringen wir ihn dahin!“, meinte Ivar entschlossen, er wollte Torae um jeden Preis helfen, selbst wenn er ihm seine Handlungen nicht verzeihen würde, denn noch immer gab er sich die Schuld, an ihrer Situation. "Es ist aber weit!", gab Grid noch einmal von sich. „Kein Weg ist zu lang dafür.“

"Dann brechen wir noch heute auf!" Langsam rührte sich Torae wieder und kuschelte sich in Ivars Arme. „Gut.“ Damit sah Ivar ihr Gespräch für beendet an und konzentrierte sich ganz auf Torae.

Noch verschlafen aber vollkommen fit öffnete der Magier seine Augen und lächelte, als er den fremden und doch so alten Freund sah. "Was ist passiert?"

„Du warst etwas überfordert, also musste Grid dich etwas schlafen lassen.“ Zärtlich strich das weiße Haar zurück. "Ich hab gut geschlafen! Entschuldige, wenn ich dich weggestoßen habe!"

„Kein Problem, ich versteh dich ja.“ Als Torae vom Boden aufstand und Ivar lächelnd seine Hand hinhielt um ihm beim Aufstehen zu helfen, schweiften sein Blicke wieder zu Grid. "Danke!" Sie schüttelte ihren Kopf. "Du musst mir nicht danken!"

„Wir sollten jetzt Frühstücken, denn wir wollen bald weg von hier“ Nur vorsichtig schnitt Ivar das Thema an. "Wohin denn?", fragte Torae jetzt neugierig und nicht mehr ängstlich. Er setzte sich richtig gut gelaunt an den Tisch und sah immer mal wieder heimlich zu der Frau. "Vielleicht in das Dorf von dem du mir erzählt hast?"

„Noch nicht, vorher haben wir noch einen Zwischenstopp, wir hoffen, dass dir geholfen werden kann.“ Gespannt auf Toraes Reaktion sah er ihn an. "Wirklich? Das ist möglich?" Er strahlte. "Das wäre wundervoll und ich möchte alles wieder wissen, auch wenn es vielleicht nicht immer so schön ist, wie du mir erzählt hast!"

„Gut, dann brechen wir am besten direkt nach dem Essen auf.“ Noch einmal, dieses Mal aber offensichtlicher sah Torae zu Grid. "Kommst du mit uns?" Die Gefragte lächelte umwerfend. "Ohne mich würdet ihr es gar nicht finden!"

„Grid wird uns zu einem Magierdorf bringen.“ Ivar lächelte Torae liebevoll an. „Aber jetzt iss erst mal was und diesmal mehr als gestern.“ Noch ehe der Magier etwas erwidern konnte, hatte Grid ein prachtvolles Frühstück gezaubert. "Genau, sonst füttern wir dich!" Torae schüttelte seinen Kopf. "Danke, aber ich möchte das vorher auch mal ausprobieren! Ihr habt doch gesagt, ich kann das auch?" Er sprach von der Zauberei. „Wenn du das willst, aber nur wenn du versprichst so viel zu essen, wie ich dir vorgebe.“ Freudig nickte der Magier. "Wenn du möchtest, esse ich bis ich platze. Aber wie geht das denn? Erklär es mir!"

„Da musst du schon sie fragen.“ Er deutete auf Grid. Sofort richtete Torae erwartungsvoll seinen Blick auf die wunderschöne Frau. Diese hingegen ließ es sich nicht nehmen und ärgerte den Räuber etwas. Lasziv lehnte sie sich zu Torae, so dass er von ihrem Ausschnitt bis zum Bauchnabel sehen konnte und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Keinen Sekundenbruchteil später erschien eine Sahnetorte in Form eines Busens auf dem Tisch. Grollend sah Ivar sie an. „Sind alle Götter so versaut?“ Sie kicherte und streckte Ivar die Zunge raus. "Ich weiß nicht wovon du sprichst!" Dabei strich ihr Zeigefinger durch die Creme der Torte und steckte ihn dann zum kosten in den Mund. "Äußerst bekömmlich, Torae!" Der war etwas rot angelaufen. "Ich glaub, ich versuch es noch mal..."

„Ja, bitte!“, erwiderte Ivar noch immer schmollend. Hochkonzentriert schloss der Jüngere seine Augen. "Ich möchte gern etwas deftiges, was mir einmal geschmeckt hat..." Er ließ einige Momente verstreichen und wagte dann vorsichtig einen Blick auf den Tisch. Ivar konnte sein Grinsen nicht unterdrücken, denn was sich Torae da gezaubert hatte, war etwas, dass er immer von Ivar gekocht haben wollte, als die Welt noch in Ordnung war. "Was ist das?" Fragte der Weißhaarige verwundert. Ein großer Topf mit einem nicht identifizierbaren Inhalt stand auf dem Tisch. Außerdem roch es seltsam. „Probier es doch!“ Mit zugehaltener Nase steckte der Jüngere einen Löffel in das warme Essen und steckte es sich dann in den Mund. Abrupt wurden seine Augen riesig und es landeten noch etliche Löffel mehr zwischen seinen Zähnen. "Köschtlisch...", nuschelte er zwischen den Bissen und konnte gar nicht genug bekommen. „Schön, dass es dir immer noch schmeckt!“ lachte Ivar. Wie ganz selbstverständlich erschuf Torae noch zwei Löffel. Einen für Ivar und einen für Grid. Doch zu Sprechen hatte er keine Lust, er wollte noch mehr von dem köstlichen Essen, auch wenn es noch immer undefinierbar für ihn war.

Trotz seines Löffels hatte Ivar kaum eine Chance etwa abzubekommen, da Torae sich darauf stürzte, wie ein Ertrinkender auf eine Rettungsleine. Er aß fast den gesamten Topf leer und lehnte sich dann papp satt auf seinem Stuhl zurück. "Mhh... Super!"

„Ich fühle mich geschmeichelt.“ Grinsend betrachtete Ivar ihn und konnte es sich nicht verkneifen über Toraes Haare zu streicheln. "Du?" Er hielt die Hand des Räubers fest und strich mit seinem Daumen darüber. „Natürlich, wer meinst du hat dir das, das erste Mal gekocht?“ Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. "Ich fange an zu glauben, dass du mich kennst..."

„Das freut mich, Torae.“ Ivar konnte gar nicht beschreiben, wie glücklich ihn das machte. Im Hintergrund konnte er sehen, wie Grid ihm zuzwinkerte. Denn sie wussten wie echt die Gefühle des Magiers zu Ivar waren und das man sie nicht auslöschen konnte. "Dann würde ich vorschlagen, dass Torae sich etwas frisch machst und du Ivar isst noch etwas. Danach können wir dann los!"
 

Sie hatten ein Pferd für Torae besorgt und gleich darauf das Dorf verlassen. Seit Stunden waren sie nun schon unterwegs, immer Grids Führung folgend. Die Sonne stand schon tief am Himmel, als sie in der Nähe eines Wasserfalls Rast machten und Ivar beschloss, dass sie hier ihr Lager aufschlagen würden. Neugierig sah sich der Magier um, es gefiel ihm hier. "Ich finde du hast Recht, dass wir heute Nacht hier bleiben!"

„Freut mich, dass es dir gefällt“ Ivar deutete auf die Richtung, aus der, der Wasserfall zu hören war. „Am besten bauen wir da unsere Zelte auf.“ Grid, die sich nicht zurück in den Adler verwandelt hatte grinste. 'Irgendwie kam ihr das bekannt vor'. "Darf ich?", fragte Torae und blinzelte ganz lieb. Er wollte so oft wie möglich seine Kräfte benutzen um sie zu beherrschen. „Tu dir keinen Zwang an, Liebes.“ Voller Tatendrang betrachtete der Magier die ausgewählte Stelle genau und ehe man sich versah, standen dort die Zelte. Doch das Lächeln in seinem Gesicht schwand. Die Stäbe waren kreuz und quer aufgestellt und hatten die Zeltplanen damit zerrissen. Alles in allem hatte er viel getan oder besser zerbrochen, aber keine Zelte aufgestellt. Mitfühlend tätschelte Ivar ihm den Rücken. „Mach dir nichts draus, so wie es aussieht, wir es heute Nacht wohl eh nicht regnen.“ Kichernd zog sich die Göttin zurück. "Aber... Wo sollen wir denn schlafen?" Niedergeschlagen lehnte der Magier seinen Kopf an Ivars Schulter. „Nun das Gras sieht einladend genug aus.“ Automatisch stahl sich ein Arm um Toraes Schulter. "Aber der Ort hier ist wirklich schön. Da lässt es sich auch ohne Zelt gut schlafen!" Er kuschelte sich an und sah dann zum Wasserfall. "Sollen wir etwas spazieren?"

„Gern.“ Ivar genoss die Nähe seines Liebsten, doch fürchtete er immer noch, sich zu viele Hoffnungen dies bezüglich zu machen.

Verträumt glitt Toraes Blick über das Wasser und er ließ sich genau so wie damals am See auf die Knie nieder um seine Hände darin einzutauchen. Das rauschende Nass war nur noch wenige Meter von ihnen entfernt. "Weißt du, Ivar... So wie es jetzt ist, könnte ich auch Leben, wenn ich meine Erinnerungen nicht zurückbekomme. Du gibst mir das Gefühl nicht allein zu sein." Doch im Gegensatz zu ihrem Spaziergang damals am See stand Torae nicht wieder auf. Er begann langsam seine Schuhe zu öffnen. Mit hochgezogener Augenbraue sah Ivar ihn an. „Du willst ins Wasser? Bei diesen Temperaturen?“ Mit vor Freude leuchtenden Augen nickte der Angesprochene. "Sicher! Kommst du mit?" Es störte ihn nicht, dass die Erde sich von einer offensichtlichen Dürre und das am Ende des Winters erholte und es trotzdem eisig kalt im Wasser sein würde. Torae hatte Grid im Hotelzimmer genau verstanden und würde versuchen den Zauber vom Essen umzuwandeln. Doch damit wollte er Ivar überraschen. Der sah nicht so begeistert aus, obwohl es ihn innerlich sehr amüsierte. „Na gut, aber wenn ich mich erkälte ist es deine Schuld.“ Als er seine Schuhe ordentlich am trockenen Ufer abgestellt hatte, begann sich der Jüngere schon seiner restlichen Kleidung zu entledigen. "Keine Sorge, das wirst du nicht!" Seufzend begann nun auch der Dunkelhaarige sich seiner Kleidung zu entledigen, achtete aber, im Gegensatz zu Torae, nicht darauf wie er sie am Ufer zurückließ. Bis auf seine Unterhose stand Torae jetzt nackt vor ihm und zitterte. "Ich liebe das Wasser!" Dann trat er einen Schritt nach dem nächsten ins Gewässer, doch Ivar konnte nicht sehen, dass er noch mehr fror. Im Gegenteil, dem Magier schien es warm zu werden, denn seine durch die Kälte an der Luft entstandenen Gänsehaut verschwand. "Pass auf!", lachte er dann dem Räuber zu und sprang mit einem eleganten Kopfsprung ganz unter Wasser. „Hey!“ lachend und mit schnellen Schritten folgte Ivar seinem ehemaligen Geliebten in das kalte Nass. Mit Überraschung stellte er dann jedoch fest, dass es gar nicht so klar war, sondern richtig angenehme Temperaturen hatte. Als Torae unter Wasser sah, dass Ivar ihm gefolgt war, tauchte er wieder auf und spritzte ihm paddelnd ganz viel des feuchten Nass entgegen. "Du bist zu langsam!", lachte er dabei weiter und fühlte sich hier Pudel wohl. Dabei begann sich ihre Umgebung seinen Gefühlen anzupassen und in der ausgedorrte Landschaft nahe des Flusses begann es wie im Frühling prächtig zu sprießen. Grinsend wischte Ivar sich die braunen Locken aus dem Gesicht und spritzte Torae, als Rache, eine Wasserwelle entgegen. „Nimm das!“ So bespritzten sie sich noch eine Weile weiter, bis Torae einfach wegschwamm. "Fang mich doch, wenn du nicht zu langsam bist!"

„Warte gefälligst du…!“ Ivar kam gar nicht mehr aus dem Lachen heraus, als er mit schnellen Zügen hinter Torae her schwamm. Zu Überraschung Toraes hatte Ivar ihn sogar ziemlich schnell ein. "Ahhh...", kreischte er verspielt. Mit einem übertriebenen Bösewichtlachen packte Ivar den Kleineren um den Bauch und zog ihn in die Tiefe des Flusses. Mit dicken Backen voller Luft, befreite der Magier sich unter Wasser wieder und tauchte davon. Dieses Mal aber nicht sehr weit. Nach wenigen Metern wartete er immer wieder, bis ihn der Ältere erneut ein hatte und schließlich merkte, dass Ivar keine Luft mehr hatte. Doch bevor er wieder auftauchen konnte, hielt Torae ihn in der Dunkelheit fest. Ganz automatisch begann Ivar zu zappeln, da seine Lungen begannen zu schmerzen. Der Jüngere schüttelte seinen Kopf und sah ihn fest an. Dabei legte er seine rechte Hand ganz zärtlich auf Ivars Brust und sofort begann die Haut den benötigten Sauerstoff durch das Wasser aufzunehmen. Dann wartete er, bis der Andere begriff, was sie hier taten. Das dauerte jedoch einige Momente, denn diese Art der Atmung war Ivar natürlich völlig fremd. Als Toraes Zauber sich gänzlich in den Körper des Räubers eingezogen hatte, nahm er sein Gesicht in beide Hände um dessen Blick auf ihn zu richten. Vorsichtig küsste er ihn dabei auf die Nasenspitze und lächelte. Ivar erwiderte das Lächeln nur all zu gerne und seine Hände suchten unterdessen Halt auf Toraes Rücken. Der genoss ein wenig ihre Ruhe und Zweisamkeit. Hier konnte er nichts fragen und einfach nur, nicht allein sein. Danach löste er sich wieder und schwamm einfach gegen die Strömung vor. Ivar folgte ihm dabei so gut er konnte. Genau unter dem Wasserfall stoppte Torae wieder. Es war ein unglaubliches Schauspiel was sie sahen. Das ganze Wasser war aufgewirbelt und voller Luftbläschen, die einen kitzelten und trotzdem war keine Hektik zu spüren. Ivar kam direkt hinter ihm an, sodass er das Naturereignis über Toraes Schulter beobachten konnte und seine Brust dessen Rücken berührte. Kuschelnd lehnte sich der Jüngere nach hinten und tauchte so langsam wieder über Wasser auf. Ivar konnte hier wieder ganz normal weiter atmen. Ihre Umgebung sah man jetzt in den buntesten Farben des Frühlings und er seufzte zufrieden. "Hat es dir gefallen?"

„Sehr“, murmelte Ivar und rieb dabei unbewusste seine Nase in Toraes Haaransatz über dem Ohr. "Mir auch..." Torae hielt die Arme um sich fest und sie beide über Wasser. „Ich bin etwas enttäuscht, dass du jetzt schwimmen kannst, wollte ich es dir doch beibringen.“ Verspielt ließ sich der junge Mann in die Tiefe fallen und danach von Ivar festhalten. "Ist dir das lieber? Ich bin..." Er senkte seine Stimme. "...letztens von Leuten in nen Brunnen geworfen worden. Sie wollte mich loswerden und dachten, der Brunnen sei wie die meisten andern auch ausgetrocknet. Mir blieb keine andere Wahl als es zu lernen, die Wände waren zu flutschig. Irgendwann später hat mir ein Mädchen das Seil mit dem Eimer zugeworfen und oben festgebunden, so bin ich wieder rausgekommen. Sie wird wohl nie wieder jemandem helfen. Ihre Mutter hatte ihr den Hintern versohlt, weil sie gehört hat, dass mit mir wohl was nicht stimmt und man mich mit Absicht reingeworfen hat. Die Kleine tut mir leid, sie hat so geweint vor Schmerzen."

„Menschen können grausam sein!“ Erwiderte Ivar nur sanft. „Warum meinst du wohl ist unser Dorf gegründet worden?“ Torae gab ein zustimmendes Geräusch von sich. "Deshalb bin ich am liebsten allein. Also... Ich meine... du bist die Ausnahme. Aber... ich hab Angst vor Menschen..."

„Hatte ich auch!“, gestand Ivar, „Bis ich ein paar der guten Sorte getroffen habe und gelernt habe, dass ich immer noch vertrauen konnte.“ Sie waren in die Nähe des Ufers gepaddelt und der Magier kuschelte sich noch mehr an. "Du hattest ... auch ... ?"

„Ja, ich sagte doch, dass ich dich verstehe.“ Um noch mehr Nähe zwischen ihnen zu erzeugen legte Ivar sein Kinn auf Toraes Schulter. „Ich war zehn, als ich mein Gedächtnis verlor, auf Grund von… traumatischen Ereignissen, ich habe zwar vor kurzen einen Teil zurück erlangt, aber noch immer sind meine Erinnerungen nicht vollständig.“ Der Weißhaarige spürte tiefe Trauer in sich aufsteigen und seinen Augen entflohen salzige Tränen. "Das tut mir leid!" Während dessen zog er Ivars Arme noch fester um sich. „Wein doch nicht!“, rief der Braunhaarige aus und versuchte Torae zu beruhigen. „Das ist doch nicht so schlimm, es gibt Dinge, an die will ich mich auch gar nicht erinnern.“

"Aber..." Toraes starkes und uneingeschränktes Mitgefühl für diejenigen, die ihm selbst in diesem erinnerungslosen Zustand tief in ihm drin etwas bedeuteten kam deutlich zum Vorschein. "Auch wenn ich mich nicht erinnere, ich kann fühlen, wie ich auf keinen Fall möchte, dass du leidest!"

„Ich leide nicht!“, versicherte der ihm lächelnd. „Nicht, wo ich dich doch jetzt wieder bei mir habe.“ Ein zaghaftes Lächeln bildete sich auf Toraes Lippen. "Das hört sich schön an!"

„Nicht so schön wie es sich anfühlt.“ Wieder spürte Ivar den unbändigen Drang Torae zu küssen. "Hast du mir auch so viel bedeutet?" Der Langhaarige konnte die Gefühle des anderen greifbar spüren und es legte sich wie angenehmer Balsam um sein Herz. „Ich hoffe es.“ Verlegen wand Ivar den Blick ab. „Aber du hast mir auf jeden Fall gesagt, dass du mich liebst.“ Ein friedlicher Ausdruck lag auf Toraes Gesicht, als er sich in Ivars Armen umdrehte. "Ich weiß nicht ob es hilft oder ob es für dich in Ordnung ist. Aber würdest du mich einmal küssen?" Er hoffte, vielleicht so wieder an seine Erinnerungen zu kommen, auch wenn er den Räuber nicht ausnutzen wollte, falls es nicht geschah. „Wenn du es willst.“ Eigentlich wollte Ivar es ja noch viel mehr. Eine Hand wanderte n Toraes Kinn, um ihre Lippen zusammen zu führen.

"Hey, ihr zwei Leistungssportler, ich hab etwas zu Essen organisiert!", unterbrach Grid laut mit ihrer zarten Engelsstimme und Torae zuckte zusammen. Dann drehte er sich von Ivar fort. "Wir kommen!", rief er ihr zurück und lächelte den Grünäugigen entschuldigend an. "Vielleicht ein anderes Mal..."

„Ja.“ Ivar versuchte nicht all zu enttäuscht zu klingen, unter ließ es aber nicht Grid giftige Blicke zukommen zu lassen, als sie das Wasser wieder verließen. Diese Blicke ignorierend, reichte die schöne Frau den Männern Handtücher, welche sie gezaubert hatte. "Du warst ja richtig fleißig, Torae. Das alles hier ist dein Werk!" Beeindruckt sah sich der Angesprochene um. "Wirklich? Kann ich so was?"

„Nun, dass siehst du doch.“ Ein Lächeln schenkte er Torae, bevor er sich schnippisch an Grid wandte. „Du könntest wenigstens den Anstatt haben dich umzudrehen!“ Mit einem verschmitzten Grinsen schüttelte die Göttin ihren Kopf. "Warum, ist doch alles prächtig vorhanden und sitzt am rechten Fleck, du musst dich nicht schämen!" Eiligst schnappte Ivar sich sein Handtuch und verdeckte seinen intimen Bereich, obwohl ihre Augen auf ihm nicht das waren, was ihn störte. Grids Blicke waren nämlich auf Torae gerichtet und achteten genau darauf, dass er wieder richtig trocken wurde um sich nicht zu erkälten. "Das ist ja Wahnsinn! Kann ich immer so zaubern?", fragte der inzwischen weiter. Eifersüchtig stellte Ivar sich zwischen Torae und Grid um ihr den Blick zu versperren und begann dann sich selbst abzutrocknen. „Sicherlich.“ Mit schwebenden Schritten entfernte sich die Göttin wieder und ging zum Lager, das sie neu erschaffen hatte. "Ich warte dann mit dem Essen auf euch!" Schnell zog Torae sich in der Zeit seinen alten Mantel über. Er hatte seine Lumpen zwar zurück gelassen, doch der schwarze Umhang war ja nur dreckig gewesen und er wollte ihn um keinen Preis weggeben. Auch Ivar war unterdessen dabei sich wieder einzukleiden, wobei ihm das Handtuch auf dem Kopf lag, da er ja keine Hände frei hatte. "Soll ich dir helfen?" Noch ehe der Braunhaarige Torae antworten konnte, war er schon wieder in seine Sachen gekleidet. „Das wäre nicht nötig gewesen, aber trotzdem danke.“ Aber Toraes Strahlen zeigte ihm, wie gut es dem jungen Mann tat, einfach alles in sich auszuprobieren. Dann bekamen sie das neue Lager und die drei Zelte zu Gesicht, außerdem das Lagerfeuer und der Kaninchenbraten darüber. "Wow..."

„Das nenn ich mal beachtlich!“, lobte der Räuber, seine Eifersucht durch Toraes Lächeln ganz vergessend. "Ich vermute mal, an den Vierbeiner da bist du als Adler gekommen?", stellte der Magier grinsend fest und Grid nickte. "Irgendetwas gutes muss diese Gestallt ja haben. Aber jetzt lasst es uns schmecken!"

„Dann lasst uns mal essen!“, schlug Ivar vor und wie aufs Stichwort knurrte sein Magen. Gekonnt zerlegte die wunderschöne Frau den Braten und verteilte es auf drei Teller. Dann reichte sie den Männern jedem einen und strich bei Torae unabsichtlich über dessen Hand dabei. "Danke!", sagte dieser und begann sofort mit dem Verzehr. Ivar viel dies natürlich auf und es nährte seine Unsicherheit nur, die er verspürte seit er von Toraes Gedächtnisschwund wusste. Als sie mit dem Abendbrot fertig waren, betrachtete der Magier die Zelte. Etwas entschuldigend sah er dabei in die Runde. "Können wir nicht zusammen in einem Zelt schlafen?" Ivars Herz machte einen Sprung. „Aber natürlich!“

"Das ist schön..." Glücklich schmiegte Torae sich an Ivars Schulter. "Schlaft ihr mal, ihr Zwei. Ich brauche nicht soviel Schlaf wie ihr!", lächelte Grid und wollte ihnen zweisame Stunden lassen. „Bist du denn schon müde?“ fragte Ivar hoffnungsvoll. Als Antwort erhielt er ein Nicken. "Ja, vom schwimmen und wir haben doch noch einen weiten Weg vor uns, da sollten wir gut erholt sein..."

„Da hast du natürlich Recht.“ Ivar schluckte den Klos in seinem Hals herunter. „Wollen wir dann zu Bett?“

"Ja!" Schnell war der junge Mann wieder auf den Beinen und streckte dem Räuber seine Hand entgegen. "Aber... Bitte... Weck mit, bevor mir so etwas wie heute Morgen wieder passiert!" Das brachte Ivar tatsächlich zum grinsen. „Wieso denn? Mir hat es gefallen.“ Hochrot drehte der Weißhaarige sich weg. "Es war peinlich, mehr auch nicht!"

„Warum peinlich? War doch alles ganz natürlich.“ Endlich nahm Ivar die Hand und ließ sich hochziehen. Torae schüttelte seinen Kopf und er wollte nicht über seine Gefühle diskutieren. "Es war peinlich und zwar weil es sich in mir danach so angefühlt hat!" Langsam ging er dann in eines der Zelte. "Ich wünsche dir eine schöne Nacht Grid!"

„Er gehört zu mir, damit das klar ist!“, murmelte Ivar scheinbar zu niemandem, als Torae im Zelt verschwunden war und folgte ihm dann. Was sie im Zelt erwartete, hätten ihre Pferde nie tragen können. Es war ausgestattet wie das weicheste Bett und mit vielen Kissen und Decken bestückt. "Das wird bestimmt eine richtig gute Nacht!" Ivar konnte ihm nur zustimmen, allerdings aus anderen Gründen. Ohne sich groß umzuziehen, legte Torae sich in die Federn. Er gähnte herzhaft. "Danke, dass du bei mir bleibst!"

„Es ist mir ein Vergnügen.“ Ivar entledigte sich so weit seiner Kleidung, dass er sich nur in Hemd und Unterwäsche zu Torae legte. Vorsichtig sah der den Räuber an. "Da... Darf ich wieder...", er nuschelte sehr leise, "...dein Arm...?" Ivar breitete seine Arme aus. „Tu dir keinen Zwang an.“ Zum ersten Mal gewollte, aber ganz vorsichtig hauchte Torae ihm einen Kuss auf die Wange. "Danke!" Dann legte er sich in den Arm und driftete auch ziemlich schnell in einen ruhigen Schlaf über. Obwohl auch Ivar inzwischen die Müdigkeit bis in seine Knochen hinein spüren konnte dauerte es noch eine ganze Weile, bis er einschlafen konnte, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt Torae zu beobachten und sich Gedanken über ihn und über ihre Zukunft zu machen.

„Solltest du je merken, dass du mich nicht liebst, dann töte mich bitte bevor du mich verlässt.“

Natürlich erhielt er keine Antwort.

Also ab jetzt sind drei Kommentare die Mindestgrenzefür ein neues Kapi!

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R11
 

Die nächsten Tage hatte die kleine Gruppe nicht soviel Zeit für sich selbst. Grid trieb sie vorwärts, immer einem Weg folgend, den nur sie kannte. Sie hatte Ivars Worte den ersten Abend gehört, doch er lag falsch mit seiner Vermutung. Götter stiegen nicht zu den Menschen herab um sich an sie zu binden. Das war eine Legende. Doch auch, wenn sie viel zusammen redeten konnte Torae sich nicht erinnern, er suchte nur immer deutlich die Nähe des Räubers. Dann ganze 19 Tage später ritten sie in einen dichten Nebel hinein. "Wir sind fast da!"

„Ich hoffe das sagst du nicht nur so, denn dann müsste ich dich töten.“ Die letzen Tage waren anstrengen gewesen für Ivar, körperlich und emotional und er war sich sicher, würden sie noch länger reiten würde er noch durchdrehen. "Bitte, keinen Streit!", zart griff Torae hinüber von seinem zu Ivars Pferd und nahm dessen Hand. Ein deutliches und klares Lachen seitens der Göttin erklang. "Das kannst du gar nicht!" Ihr Lachen hallte wie ein Echo durch den Nebel und bevor es verklang, wandelte es sich in die Tonlage eines alten Mannes. „Was zum…?“ Während Ivar sich fragend umsah, wurde das Gelächter wieder lauter und schien näher zu kommen. "Es ist lange her, dass du einem Menschen deine wahre Gestalt zeigtest, meine Göttin!" Endlich, der Nebel begann sich zu lichten und vor ihnen stand tatsächlich ein alter Mann. Seine Augen waren warm und er hatte lange Haare und einen eben so langen Bart. "Zeiten ändern sich, Ivar hat es verdient mein Selbst sehen zu dürfen! Es freut mich, dass du noch unter uns weilst, Rhazes..." Mit Erstaunen beobachtete Ivar die Szene und realisierte nun zum ersten Mal, das Grid ja auch vor ihrer Begegnung ein Leben gehabt haben musste. Auch Torae beobachtete dieses Treffen gespannt. War hier irgendwo der Ort von dem Grid gesprochen hatte, wo man ihm helfen könnte? "Seit zwölfhundert Jahren haben wir uns nicht gesehen. Du bist um keinen Tag gealtert. Ich bewundere dich, denn meine Zeit rinnt mir wie Sand durch die Finger! Wollt ihr zu uns?"

Zwölfhundert Jahre? Ivar kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. "Ja, mein alter Freund, wir wollen und müssen eure Zurückhaltung stören!" Elegant stieg sie ab und tippte dem niedergeknietem Alten auf die Schulter um ihm zu signalisieren er könnte sich wieder erheben. Als er dies tat, half sie ihm. "Bitte Rhazes, du bist zu alt für so was, bleib stehen!" Auch Torae stieg ab und staunte. Wie alt war diese wunderschöne Frau wohl wirklich? Erst nach Torae verließ auch Ivar den Platz auf seinem Pferd. Nervös sah er sich um, dieser Nebel behagte ihm nicht.

Rhazes hob seinen Arm und der Nebel verschwand vollständig. Es war vorher nicht zu erkennen und so war es auch für Fremde Augen bestimmt, doch sie befanden sich vor einem prächtig verzierten Brunnen im Mittelpunkt eines Dorfes. "Dann sei mir willkommen, Göttin der Ewigkeit. Ihr seid uns allen willkommen!" Torae zeigte ein dankbares Nicken. "Es ist mir eine Ehre. Mein Name ist Torae Katorasen und das ist Ivar..." Grüßend hob Ivar die Hand, schwieg aber beständig. Noch einmal hob der Alte seine Hand und sofort erschien eine junge Frau neben ihnen. "Sei so gut und kümmere dich um unsere Gäste. Sie sind bestimmt müde von der langen Reise und hungrig! Die Göttin und ich haben etwas zu besprechen."

„Sehr gerne, Herr.“ Sidonie war eine zierliche junge Frau in Toraes Alter ihr langes und lockiges, gold schimmerndes Haar wurde von einer glänzenden Spange aus dem Gesicht gehalten. Höflich und mit einem bezaubernden Lächeln bat sie, sie ihr zu folgen. Sie schien sehr nett und lieblich, doch als Ivar sah, wie sie durch den Augenkontakt mit Torae errötete und wie angenehm jener auf sie reagierte, konnte er nicht anders, als sie zu hassen. Noch einmal sah der Magier zu Grid zurück und folgte dann der blonden Frau. "Hi, ich bin Torae und das ist Ivar!" Dabei nahm er die Hand des Räubers. "Ich bedanke mich, dass wir hier sein dürfen!" Das Mädchen kicherte verlegen bei Toraes netten Worten. „Es ist eine Ehre für uns, dass ihr hier seit, Herr. Ich bin übrigens Sidonie und wenn es euch nach etwas begehrt müsst ihr es mir nur sagen.“ Dabei klimperte sie verführerisch, doch mit angemessener Verlegenheit, mit den Wimpern. Freundlich, aber zurückhaltend lächelte Torae sie an. "Danke, aber ich denke wir brauchen nur etwas Ruhe und Nahrung, so wie dein Oberster gesagt hatte." Er behielt auch weiterhin Ivars Hand in seiner, denn dem Magier war nicht klar, dass sie ihn anflirtete. Doch Ivar bemerkte es und die Eifersucht brodelte nur so in ihm. Er konnte nicht begreifen, wie Toraes Nähe ihn zu dem besten und zugleich auch schlechtesten Menschen machen konnte, der er nur sein konnte. Froh, dass der Räuber bei ihm war, zog Torae ihn näher zu sich und legte seinen Arm um sich. „Du möchtest dich doch bestimmt auch ausruhen?“ Zufrieden mit sich selbst grinste Ivar ihre Führerin an, als wollte er ihr sagen ‚Tja, Schätzchen der gehört mir’. „Da hast du Recht, Liebes.“

„Lass das bitte mit diesem ‚Liebes’!“, nuschelte ihm der Jüngere zurück, unterbrach aber ihren Körperkontakt nicht.

Während Sidonie den Räuber und den Magier zu einem kleinen aber gemütlichen Haus führte, ging Grid mit Rhazes weiter durch die Straßen. „Ich wusste, dass er irgendwann wiederkommen würde!“, freute sich der Alte über die Aussage der Göttin kurz zuvor. „Ja, ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben. Aber er hat noch immer seine Versprechen gehalten. Doch das ist jetzt nebensächlich. Viel wichtiger ist der wahre Grund unseres Kommens. Torae hat sein Gedächtnis verloren und ich möchte dich bitten, dass ihr uns helft.“ Nachdenklich lehnte der Bärtige seinen Kopf hin und her. „Wie ist es denn geschehen?“ Etwas niedergeschlagen berichtete ihm Grid wie Torae den guten Teil seiner Seele gegen das Leben eines Menschen eingetauscht hatte und was danach geschehen war. Das er vermutlich aus Kummer über seine schlechten Taten und einen Stoß an dem Kopf seine Erinnerungen wohl teils verloren und teils bewusst in sich vergraben hatte. „Dann ist seine wahrhaftige Macht noch immer nicht erwacht!“, stellte Rhazes fest. „Aber wenn er wirklich dazu bereit ist und er es möchte, können wir ihm helfen. Jedoch wird es nicht leicht für ihn... für uns alle werden!“ Dankbar legte die schöne Frau eine Hand auf die Schulter des Alten und spendete ihm etwas Kraft. Über 1000 Jahre zu leben, war auch für einen Menschen mit magischen Fähigkeiten ermüdend. „Das ist mir bewusst. Lass es uns ihnen später erklären. Aber ich muss dich bitten... nein ich verpflichte dich dazu! Du darfst ihm nicht alles erzählen, er hatte vorher... gerade... endlich wieder zu anderen Wesen Vertrauen gefasst und dieses Gefühl zu Ivar schenkt ihm auch jetzt wieder Selbstachtung. Das will ich ihnen nicht nehmen und du wirst es ebenfalls nicht!“ Gehorsam nickte der Magier. „Ganz wie ihr es wünscht, meine Göttin! Auch wenn es besser wäre, wenn er bei den Seinen... UNS... bliebe.“

„NEIN! Es gibt einen Zauber, der mächtiger ist als alle Magie der Existenz und ich werde ihn nicht brechen lassen. Sie haben es beide verdient, einander zu haben!“ Ruhig ging ihre Unterhaltung weiter, als das Wichtigste geklärt war und zum Abendessen trafen sie wieder auf Sidonie, Ivar und Torae. Grid fiel gleich auf, dass Ivar sehr darauf bedacht war, zwischen Torae und dem Mädchen zu stehen, wie um den Magier von ihr abzuschirmen.

„Na, habt ihr euch gut ausgeruht?“, lächelte sie. Ivars Verhalten fand sie schon süß, doch seine Eifersucht schien ihrer Meinung nach, etwas Überhand zu nehmen. Deshalb zog sie Torae zu sich. „Wir haben auch gute Neuigkeiten!“

Weder Ivar noch Sidonie waren sehr begeistert, über Toraes Nähe zu Grid, doch das Mädchen war wesentlich diskreter, mit ihrem Missgefallen, handelte es sich hier bei doch um eine von ihnen noch immer angebetete Göttin. "Ist das wirklich wahr?", fragte der junge Magier aufgeregt und erntete eine ernste Antwort vom Oberhaupt des Dorfes Rhazes. "Ja, aber es ist wahrlich nicht leicht!" Ivar trat zu ihnen und legte seine Hände unterstützend auf Toraes Schultern. „Zusammen schaffen wir das.“ Nickend schaute der junge Mann in die Runde. "Was muss ich denn machen?" Grid tauschte kurz einen Blick mit Rhazes und presste dann die Lippen kurz aufeinander, bevor sie antwortete: "Du musst nicht viel tun, du musst nur zulassen, dass die Erinnerungen zurück kommen. Alle, Gute als auch Schlechte..." Ivars Herz verkrampfte sich, fürchtete er sich doch vor Toraes Reaktion auf bestimmte schlechte Erinnerungen am meisten. "Außerdem wirst du danach wohl einige Tage deinen Körper verlassen...", fügte der alte Magier noch hinzu. Etwas ängstlich lehnte sich Torae zu Ivar. "Aber warum seid ihr dabei so ernst?" Auch dem Räuber wurde nun unwohler, als er sich in diesem Dorf eh schon fühlte. „Was hat das zu bedeuten?“ Noch einmal tauschten Grid und Rhazes Blicke und die Göttin wirkte dabei sehr traurig, sogar ängstlich. "Wenn wir anfangen, können wir nicht aufhören. Aber wenn du dich aus irgendwelchen Gründen gegen die Erinnerungen sträuben solltest, ist es möglich, dass du nicht in deinen Körper zurück kommst."

„Was??“ platze es aus Ivar heraus, bevor Torae antworten konnte. "Heißt das, ich habe die Möglichkeit es zu versuchen und meine Erinnerungen zurück zu bekommen, oder dabei zu sterben?" Energisch schüttelte der Alte seinen Kopf. "Nein, du konntest noch nie sterben!" Mit offenem Mund sah ihn Torae an, irgendwie verstand er nicht. "Es reicht Rhazes, geh nicht zu weit!", fuhr ihm stattdessen Grid über den Mund. „Was soll die Scheiße, Grid? Was geht hier vor?“ Misstrauisch funkelte Ivar sie an. Zärtlich strich die Angesprochene über Toraes Haarschopf und schüttelte den Kopf. "Jeder hier kennt die Kraft die Torae geschenkt wurde und weiß, dass man sie nicht ausmerzen kann. Mehr ist das nicht!" Während sie sprach, schaute sie keinen der Anwesenden in die Augen und nur Rhazes wusste, wie sehr sie diese Worte schmerzten. Doch auch Ivar glaubte ihren Worten nicht völlig, beschloss aber vorerst nicht weiter zu bohren. Unsicher schaute Torae sich um und hielt sich an Ivar noch fester, dabei sah er ihm tief in die Augen. "Möchtest du, dass ich es mache?"

„Es ist deine Entscheidung, Torae. Ich bin bei dir, egal für was du dich entscheidest.“ Hilflos glitt sein Blick zu Boden. "Aber ich weiß es doch nicht!" Sanft lächelte Ivar ihn an. „Die Frage ist doch, ob du auch ohne deine Erinnerungen weißt, wer du bist.“

"Bitte, küss mich!" Ivar konnte nicht leugnen, dass er sich für ihren zweiten ‚ersten Kuss’ eine romanischere Umgebung gewünscht hätte, obwohl er es so Sidonie unter die Nase zu reiben konnte, aber Toraes Wunsch konnte er sich nicht widersetzen. Langsam schloss der Jüngere seine Augen und hob seinen Kopf an, damit Ivar ihn erreichen konnte. Er wollte diesen Kuss entscheiden lassen, welchen Weg er gehen würde. Ivar bewegte sich seinen Lippen entgegen und hoffte Torae dadurch all seine Liebe und Leidenschaft zeigen zu können. Und er spürte die sanfte Wärme. Wie von selbst schlangen sich dabei seine Arme um den Braunhaarigen und seine Augen war feucht, als sie sich aus dem Kuss wieder lösten. Dann führte Torae seine Lippen nah an Ivars Ohr. "Jetzt weiß ich, dass ich dich geliebt habe!" Diese zarte Berührung hatte die Entscheidung für den folgenden Akt getroffen. Der junge Magier drehte sich wieder zu Grid und Rhazes. "Ich möchte es tun! Ich will meine Erinnerungen und Gefühle zurück! Ich möchte wieder ich selber sein!" Ivar fühlte sich ungemein geschmeichelt, das Torae diese Entscheidung quasi für bzw. wegen ihm getroffen hatte. "Gut, dann sollten wir bald beginnen! Je länger du es nicht machst, desto schwieriger wird es." Das Dorfoberhaupt gab befehlt den Runden Raum leer zu Räumen. Torae wurde indessen nervös in Ivars Armen. "Ist das Ok, wenn ich bis dahin etwas allein sein möchte?"

„Aber klar doch!“, meinte Ivar verstehend. Da schaltete sich Sidonie wieder ein, die bis dahin nicht gewagt hatte sich einzumischen. „Ich wüsste einen wundervollen Ort, wo ihr für euch sein könntet.“ Lächelnd wandte Torae ihr sein Gesicht zu. "Könntest du ihn mir zeigen?"

„Aber natürlich!“ Ihr Gesicht erstrahlte vor Freude, während Ivars sich verdunkelte. Dankbar strich Torae dem Räuber noch einmal über die Wange. "Es wäre schön, wenn du nachher bei mir bist..." Dann löste er sich von diesem und schritt zu der jungen Magierin. "Dann zeig ihn mir."

„Aber gerne doch.“ Sie warf Ivar noch einen abschätzigen Blick zu, dann hackte sie sich bei Torae ein und führte ihn lächelnd davon.

„Würdest du es machen, Sidonie?“, fragte der Magier sie auf dem Weg. Er würde und wollte es tun, für Ivar, denn die Liebe die er in dem Kuss gespürt hatte, konnte er nicht enttäuschen und er wollte sie selbst wieder fühlen. Außerdem war er ungemein nervös. Sie schien praktisch darin aufzublühen, dass er ihre Meinung hören wollte. „Nun, ich kann eure Situation natürlich nur erahnen, aber ich finde ihr seid schon jetzt ein wundervoller Mann.“ Dabei errötete sie. "Sag das nicht!", lächelte Torae ihr zu. "Aber du bist nett!"

„Oh, vielen Dank.“ Dass er sie mochte freute sie sehr. Beeindruckt sah sich der Magier auf dem Weg durchs Dorf um. "Ihr habt es schön hier, ich hätte es wohl nie allein gefunden..."

„Schön, dass es euch gefällt.“ Hoffte sie doch er würde bleiben. Am Ende der Straße blieb er stehen und sah sie fragend an. "Wo kann ich mich denn zurückziehen?" Vergnügt kicherte sie und zog ihn von der Straße durch ein paar Büsche. „Hier entlang!“ Nach einigen Metern ereichten sie eine große alte Weide, die von der Straße aus gar nicht zu sehen war. „Hier geh ich immer hin, wenn ich allein sein will, ich hoffe es gefällt dir…“ Errötend schlug sie sich die Hand vor den Mund. „Euch, meine ich.“ Mit sanften Augen zog Torae die Hand von Sidonies zart geschwungenen Lippen. "Schon gut, ich mag es viel lieber, wenn man du sagt!" Dann ließ er sie wieder los und schwang sich mit wenigen Griffen auf einen Ast. „Oh vielen Dank!“ strahlte sie ihm entgegen. Gemütlich lehnte sich Torae gegen den Baumstamm. "Schon gut und du brauchst dich nicht immer bedanken!" Dann schloss er die Augen. „Ich lasse euch, ähm… dich dann mal allein.“
 

Mit einem kühlen Lächeln pattete Rhazes dem Räuber auf die Schulter, als er den beiden jungen Leuten hinter her sah. "Sie ist eine gute Magierin!" Grid war in der Zwischenzeit verschwunden, sie bereitete alles für das Zukünftige vor. „Das mag sein, aber vor allem ist sie eine Frau und sie sollte sich merken, dass Torae vergeben ist.“ Ivar wusste, dass er sich respektlos verhielt, aber er konnte diesem Ort und seinen Bewohnern nichts abgewinnen. "Sidonie hat noch immer das getan, was zum Besten aller war!" Ruhig drehte sich der Alte um. "Möchtest du gleich anwesend sein?"

„Auf jeden Fall, ich lass ihn das nicht alleine machen!“ Ivars Stimme strotze nur so vor Überzeugung. "Nun gut, bei der Zeremonie kannst du wie wir alle dabei sein. Die nächsten Tage aber wird sein Körper alleine bleiben müssen. Also, folge mir!" Langsam und mit erhabenem Schritt verließ das Dorfoberhaupt das Gebäude und ging die Straße hinab. Ivar konnte diesen Mann jetzt schon nicht leiden. Sie traten auf ein fast unauffälliges Gebäude am Rande des Weges zu. Das Einzige, was aus ihm etwas Besonderes machte waren seine runden Wände und das allem Anschein nach, fehlende Dach. "Die Göttin wird auch schon hier sein. Sie hat dir eine große Ehre erwiesen, denn einem normalen Mann hat sie schon seit Menschengedenken ihr wahres Antlitz nicht mehr gezeigt!"

„Sie mag mich halt“ erwiderte er knapp. "Sie muss dich mögen, denn ihr bleibt keine andere Wahl!" Mit diesen leisen und gezischten Worten, öffnete sich auf magische Weise die grifflose Tür und sie erblickten einen wahrhaft leeren und eben so runden Raum. Freundlicher und bester Laune kam Grid schon auf sie zu. "Es ist alles soweit fertig!" Verwirrt und ein weinig verärgert sah Ivar dem Dorfoberhaupt nach, bevor er in den Raum und zu Grid trat. Etwas ernster griff diese die Hände des Räubers und sah ihm fest in die Augen. "Ich bin froh, dass du Torae unterstützt! Doch egal, was auch geschehen mag, du darfst dich nicht einmischen!"

„Das werde ich nicht, versprochen.“ Er sah ihr tief in die Augen. „Ich will ihn auch nicht verlieren.“ Zart kräuselten sich ihre Lippen zu einem Lächeln. "Ich danke dir! Und jetzt, möchtest du ihn holen? Torae ist am anderen Ende des Dorfes auf einer versteckten Weide..."

„Mach ich doch sofort.“ Dieser Aspekt gefiel Ivar nun wirklich besser, noch einmal mit Torae alleine sein, bevor er ganz alleine in dieser unangenehmen Umgebung zurechtkommen musste. Torae saß noch immer mit geschlossenen Augen auf dem Baum und war tief in sich gekehrt. Er versuchte sein Unwohlsein zu bekämpfen, denn er wollte seine Erinnerungen zurück. Sidonie hatte ihm die Ruhe gelassen, welche er sich gewünscht hatte.

„Torae?“ erklang Ivar vertraute Stimme. Der Räuber suchte die nahe liegende Gegend ab, den Baum noch nicht im Blickfeld. Ein verträumtes Lächeln umspielte die Lippen des Gesuchten und er ließ einen kleinen Wind entstehen, der Ivar in die richtige Richtung schob. "Ich bin hier!", flüsterte er dabei und es hallte flüsternd im Wind wieder. Auch Ivar entwich ein Lachen, als er sanft zur alten Weide geschoben wurde. „Da bist du ja, ich such dich schon überall.“ Mit Schwung sprang Torae vom Baum und landete vor dem Räuber mit beiden Beinen fest auf der Erde. "Ich hab doch gesagt, ich wollte allein sein..."

„Ich weiß und es tut mir leid, dass ich dich stören muss...“, zärtlich griff er nach einer von Toraes Händen und hielt sie fest, „...aber es ist Zeit.“ Bedeutungsvoll schloss der Magier seine Augen und suchte Halt an seinem vergessenen Geliebten. Er versuchte seine Furcht so gut es ging zu verheimlichen und zu verstecken, doch er versagte kläglich. "Bist du noch da, wenn ich zurück bin?"

„Ich würde dich nie verlassen, nicht wo ich dich doch grad erst wieder habe.“ Ernst sah Ivar ihn an und man sah, dass er es ernst meinte. Mit dankbarem Blick lehnte sich Torae vor und hauchte Ivar einen Kuss auf die Wange. "Danke!"

„Komm nur heil zu mir zurück“ hauchte Ivar heiser. "Ich verspreche es!" Zitternd löste sich der Jüngere und griff nach der Hand des Räubers. Dann ging er schweigend zurück ins Dorf. „Hab keine Angst.“ Versuchte Ivar ihm Mut zu zusprechen. „Da mögen schlechte Erinnerungen dabei sein, aber ich schwöre, da sind auch welche für die es sich lohnt.“ Als Antwort erhielt er einfach nur ein Nicken.

Mit erhobenem Haupt und stolz stand Grid schon in der Mitte des Raumes und des Gebäudes ohne Dach und wartete auf die Ankömmlinge. Auch Rhazes wartete an der Tür, doch er teilte die Hoffnungen der Göttin nicht. Denn das Torae deutlich auch in seinem jetzigen Zustand einen Menschen, dazu noch einen Räuber liebte, war eine Unverfrorenheit für die magische Welt. Ivar war mindestens so nervös wie Torae und drückte dessen Hand, ob nun ihm oder sich selbst Mut zu zusprechen, war nicht zu erkennen. Freundlich streckte Grid ihre Arme nach dem Jungen aus. "Komm her Torae!" Dieser strich noch einmal mit seinem Daumen über Ivars Hand und ging dann zu der Göttin. Im Hintergrund schloss das Dorfoberhaupt den Eingang und auf einmal standen an der Wand rund um den Raum andere Magier. "Bist du so weit?"

"Ja, ich bin bereit!"

Ivar hielt sich im Hintergrund, um als stummer Beobachter nicht zu stören.

Zeitgleich mit Toraes Antwort legte Grid ihre flache Hand auf seine Stirn. Der Magier schloss seine Augen und fiel nach hinten. Er war fast steif wie ein Brett und bevor Torae hart auf dem Boden aufschlug, begann er zu schweben und lag in der Luft. Er war jetzt nicht nur in der Mitte des Bodens, sondern wirklich im exakten Mittelpunkt dieses Gebäudes. Die Göttin schwebte neben ihm und die Magier begannen ein gleichmäßiges Gemurmel anzustimmen. Die Sprach klang der von Grid ähnlich, mit welcher sie den jungen Magier beruhigt hatte.

Ivars Herz pochte wie wild und er betete, dass alles gut gehen würde.

Die Hand lag noch immer auf seiner Stirn und es strahlte Wärme von ihr aus. Doch es war keine angenehme Wärme, es waren Schmerzen, die von Sekunde zu Sekunde schlimmer durch Toraes Körper zuckten. Sie waren so stark, dass er begann zu schreien.

Das Innenleben von Ivar verkrampfte sich, als könnte er Toraes Schmerzen selber spüren und um nicht zu protestieren, musste er sich auf seine Unterlippe beißen.

Nicht nur Ivar, sondern auch die anwesenden Magier begannen auf die Laute zu reagieren. Einer nach dem Anderen fiel um und verlor sein Bewusstsein. Selbst Torae verlor es nur wenige Augenblicke später und Grid legte ihn, als ein gleißendes Licht in den Himmel strahlte auf ein so eben erschienendes weiches Bett. "Jetzt liegt es an dir, mein Schatz. Nur du kannst den richtigen Weg finden!"

Ivar war emotional so eingebunden, in die Situation, dass er Grids Worte kaum wahrnahm, doch sein Unterbewusstsein speicherte sie ab.

Mit einem Lächeln und doch traurigem Blick deckte die Göttin den jungen Magier noch zu, dann schritt sie zu Ivar. "Ab jetzt, liegt alles allein bei Torae und wir müssen gehen!"

„Wird er es schaffen?“ fragte er mit kratziger Stimme, den Tränen nahe. "Das weiß ich nicht, er wird alles noch einmal sehen und erleben. Wenn Torae es zulässt, ja! Wenn nicht... Dann..." Sie brach ab und schloss schmerzlich ihre Augen. Auch Ivar konnte sich damit nicht auseinandersetzen, er konnte sich nicht vorstellen, ohne Torae leben zu können. Mit zarter Gewalt führte Grid ihn aus dem Gebäude und Rhazes versiegelte es. "Komm Ivar, ich bring dich ins Bett!" Die schöne Frau tauchte mit dem Räuber in einem prächtig hergerichteten Zimmer auf und führte ihn weiter zum Bett. Auch sie war müde und erschöpft. Beinahe schon lethargisch ließ Ivar sich von ihr führen und sank erschöpft auf das Bett. „Ihm darf nichts passieren.“ Sanft drückte Grid ihm einen Kuss auf die Stirn und schenkte Ivar so einen sorglosen Schlaf. "Nein, er ist mein größter Schatz, das werde ich zu verhindern wissen!" Dann legte auch sie sich mit in das Bett und schlief den Schlaf eines erschöpften Kriegers.
 

Der nächste Tag kam viel zu schnell für Ivar, hätte er doch ein paar mehr Stunden Schlaf gebrauchen können, doch nun irrte er schon seit Tagesanbruch durch das Magierdorf, dass seltsam verlassen schien. Das war Ivar aber nur recht, hatte er doch auch gar keine Lust irgendwen zu treffen. Leider schien es nur verlassen, denn die Magier hatten viel ihrer Kraft aufgewendet um Torae auf die unbekannte Reise in sich selbst zu schicken. Schließlich lief er Rhazes über den Weg, der ihm entgegen kam. "Morgen, Ivar..."

„Morgen…“ Das war nun ein Gesicht, dass Ivar überhaupt nicht sehen wollte. "Mach dir keine Sorgen, Torae ist hier in den besten Händen und..." Vorsichtig sah sich das Dorfoberhaupt zu allen Seiten um, damit er sicher sein konnte, das Grid nicht da war. "...er kann nicht sterben!"

„Was sollen diese Andeutungen?“, fragte der Räuber gereizt. „Wenn ihr mir etwas sagen wollt, dann tut es grade heraus!“ Kopfschüttelnd wandte der Alte sich ab. "Es ist mir nicht gestattet es auszusprechen oder gar es dir zu erzählen! Aber du kannst versichert sein, hier und nirgends sonst kann der junge Torae jemals glücklich werden, denn hier wird er nie verfolgt!"

„Ihr irrt euch! In meinem Dorf ging es ihm auch so!“

"Er mag nicht verfolgt worden sein, aber glaubst du wirklich, dass ein Leben unter Räubern und Saufbolden, Huren und Mördern das Richtige für ihn ist?" Während Rhazes sprach, sah er Ivar tief in die Augen und sein Blick bekam etwas Stechendes. „Er war dort… bei mir glücklich“, verteidigte sich Ivar. Rhazes’ Worte trafen ihn genau an den richtigen Stellen, dort wo sich seine Zweifel bereits tief verankert hatten. „Das mag sein, weil du ihm gezeigt hast, dass es auch gute Dinge im Leben gibt, doch was wird in Zukunft? Wenn die erste Freude verflogen ist...“, das Dorfoberhaupt grinste in sich hinein. Er konnte deutlich in Ivars Gesicht sehen, das er sein Ziel bald erreicht hätte. „Torae und ich wollten zusammenbleiben, bis ins hohe Alter!“ Mit schmerzendem Herzen erinnerte sich Ivar an ihr Versprechen, dass sie einander im Stall von Toraes Eltern gegeben hatten. "Ja, bis ins hohe Alter. Aber willst du wirklich sehen, wie er einer von vielen wird. Einer, der immer geächtet ist?", bohrte Rhazes noch einmal nach. „Ich liebe ihn!“, versuchte Ivar sich erneut zu verteidigen, wusste er doch nicht, was er gegen Rhazes sagen konnte. "Lieben heißt auch, dass man den Anderen gehen lässt!", wiederholte der Alte ohne es zu wissen, Toraes Worte, kurz bevor dieser Iskander wieder zum Leben erweckt hatte. "Weil etwas anderes besser ist, als das was noch auf ihn warten kann." Das traf Ivar hart und er torkelte ein paar Schritte zurück, als wäre er auch körperlich verwundet worden. „Du weißt nicht, wovon du sprichst!“ Wütend, verwirrt und verzweifelt drängte er sich an dem Alten vorbei und lief davon. Ein gewinnendes Lächeln entstand auf dem Gesicht des Zurückgebliebenen und er ging seiner Wege.

Überrascht sah Grid den jungen Räuber in einiger Entfernung durch den Wald laufen und es gefiel ihr gar nicht, wie er aussah. Einen Wimpernschlag später war sie wieder der erhabene Adler und folgte ihm. "Ivar, warte doch!"

„Lass mich in Ruhe!!“ schrie der sie nur an, ohne sie anzusehen oder stehen zu bleiben. Erzürnt zog sie ihre, in dieser Gestalt nicht vorhandene Nasenwurzel kraus. Im nächsten Augenblick, erschien Ivar vor ihr. "So wie du jetzt bist, lass ich dich gewiss nicht allein. Da würde ich mir viel zu viele Sorgen machen!" Ungehalten über den erzwungenen Stopp schnauzte er sie an: „Oh bitte! Du scherst dich doch eh nur um Torae, wäre er nicht, würdest du mich doch gar nicht ansehen!“ Ivar hatte verstanden, was Rhazes ihm diesbezüglich hatte andeuten wollen. „Deshalb hast du uns doch wirklich her gebracht! Damit er hier unter seines Gleichen bleibt!“ Verdutzt zog der Vogel seinen Kopf zurück. "Bitte wovon sprichst du? Es ist zwar richtig, wenn Torae nicht gewesen wäre, dass wir uns wohl nie kennen gelernt hätten. Aber ich wünsche mir nichts mehr, dass er bei dir glücklich wird, denn ich habe deine Gefühle gesehen und gespürt. Eine Mu... Nur bei dir kann er glücklich werden, da ist es mir egal, ob du ein Mensch bist oder ebenfalls wie wir, magisch..."

„Und das soll ich dir glauben??“ Ungläubig schnaubte Ivar, der Schmerz saß tief und der Zweifel an Grids Aufrichtigkeit tat sein übriges. „Du wolltest mich doch von Anfang an nicht in seiner Nähe haben!“ Er stieß sie zur Seite und ging mit schnellen Schritten an ihr vorbei. „Und jetzt lass mich in Ruhe!“ Noch immer war die Göttin verwirrt. Sie verstand nicht, was in den Räuber gefahren war. Doch sie hatte eine Vermutung.

Wieder in dem verführerischen Frauenkörper neben dem Brunnen des Dorfes rief sie erbost und laut. "Sidonie! Komm sofort her!" Nur Bruchteile später erschien die junge Magierin neben ihr und viel vor der Göttin auf die Knie. „Ihr habt mich gerufen, Herrin?“ Grids Augen waren rot vor Zorn. "Ja!" Ungehalten drehte sie sich um, wenn sich ihr Verdacht bestätigen würde, musste sie sich zusammen reißen um nichts Falsches zu tun. "Torae gefällt dir, hab ich Recht?" Sidonie lief rot an. „Ja, Herrin.“ Diese Antwort war der Göttin schon klar gewesen, trotzdem wurde ihre Stimme dunkler und angsteinflößender. "Dir würde es sich auch gefallen, wenn er hier bliebe?"

„Na... natürlich, Herrin.“ Sidonie konnte nicht verhindern, dass sie etwas Angst vor ihrer Göttin bekam. "Würdest du dafür auch so weit gehen, dass du dich meinem Wunsch wiedersetzen würdest?" Der Silberhaarigen war bewusst, dass Rhazes seiner Tochter davon erzählt haben musste, dass sie nicht wollte, dass man Ivar von Torae trennte. Langsam drehte sich dabei um und die Blicke der anderen Magier waren ihr egal. Als Göttin hatte sie dafür zu sorgen, dass man ihre Wünsche erfüllte und sie die bestrafte, welche sich dem widersetzten. „Na… natürlich nicht Herrin.“ Stotterte sie hervor, noch nicht bewusst, was ihr Vater in die Wege geleitet hatte. Jetzt trat dieser zu dem Geschehen am Brunnen und legte Sidonie beruhigend eine Hand auf die Schulter. Dann senkte er das Haupt vor Grid. "Es war meine Schuld, große Göttin. Ich habe mich mit Ivar unterhalten und habe versehentlich die falschen Worte gewählt. Dann ist er fortgelaufen. Bitte vergebt mir!" Die schöne Frau ließ einen markerschütternden Schrei von sich und die Gebäude des Dorfes bebten. "Wenn ich jemals erfahren sollte, dass es Absicht von dir war, wirst du erleben, was es heißt, wenn ich meiner Wut freien Lauf lasse!" Sidonie bebte ebenfalls, jedoch vor Angst, aber in ihr keimte auch die Hoffnung, nun eine Chance mit Torae zu haben. Auf die Knie gesunken, nickte der alte Magier. "Natürlich, meine Göttin!"

Der erste Abend, in dem Torae allein und nicht wirklich anwesend in dem magischen, runden Raum verbrachte, aß Rhazes allein mit seiner Tochter und lächelte. "Entschuldige, wenn die Göttin zornig auf dich war!" Seine Tochter hatte bis zu diesem Zeitpunkt nur appetitlos in ihrem Essen herum gestochert. „Verzeih wenn ich fragte, Vater, aber ist es wahr? Hast du es mit Absicht getan?“ Der Alte schickte einen scharfen Blick in alle Richtungen, dann nickte er tonlos. "Ich würde alles tun, damit das Richtige geschieht! Und dafür musste ich lediglich diesen räudigen Dieb nur aufzeigen, warum er nichts an der Seite des Sohnes zu suchen hat. Wenn Torae wieder zurückkommen sollte, hast du deine Chance, ihn hier zu halten und glücklich zu werden..."

„Ich weiß es ist falsch“, sie errötete, „aber danke, Vater.“ Lächelnd griff er nach ihrer Hand. "Es ist nicht falsch! Unter Menschen würde Torae nutzlos sein Leben vergeuden!"

„Da hast du Recht!“ stimmte sie ihm zu.

Da endlich drei Kommis zusammen sind, gibt es hier auch gleich das nächste Kapi!

Viel Spaß dabei!
 

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Ruhig lag der Körper des Geliebten auf den weichen Kissen des Bettes. Für Unwissende mochte es so aussehen, als ob er schlief, doch jeder hier im Dorf wusste es besser.

Es war spät geworden und Ivar wusste, dass er nicht viel Zeit hatte. Leise trat er an die Tür von Toraes momentaner Unterkunft und legte sine Stirn dagegen. Mit einer Hand fuhr er die Konturen der Tür nach und schloss seine Augen, um die Tränen, die er vergießen wollte, darin zu fangen. „Verzeih mir, dass ich mein Versprechen nicht halten kann, aber ich kann dich nicht glücklich machen.“ Seine Stimme bebte. „Hier hast du es besser! Aber vergieß nie, wie sehr ich dich liebe und das ich der Erste war, der dich so geliebt hat, wie du bist. Ich hoffe, dass du mir irgendwann vergeben wirst und mit einem Lächeln an mich denken kannst, denn sei dir sicher, ich werde dich nie vergessen, lasse ich doch mein Herz hier bei dir...“ Ivar trat mit feuchten Augen von der Tür weg und drückte seine Finger zuerst auf seine Lippen und dann auf das Holz. „Werde glücklich, Torae!“ Mit diesen Worten verschwand er in der Nacht.

Die Tränen, welche Ivar nicht vergießen konnte, flossen jedoch über die Wangen des bewusstlosen Magiers. Er konnte spüren, das seine Liebe tief traurig war und sich von ihm entfernte. "Bleib...", hauchte der Körper, die Gefühle tief in sich aufsaugend. Doch er konnte nicht wissen was wirklich geschehen war und das er ihn nicht erreichen würde.
 

Sidonie war unruhig, seit zehn Tagen war ihr sterblicher Gast nun schon verschwunden und noch immer hatte sich die Tür zu Toraes Raum noch nicht geöffnet, dabei pochte sie doch darauf nun endlich eine Chance bei dem hübschen jungen Mann zu haben. Zum wiederholten Male an diesem Tag ging sie an dem runden Haus vorbei, doch diesmal hatte sich etwas verändert, die Tür war leicht geöffnet. „Vater!!“ rief sie freudig. „Vater, er ist wach!!“ Rhazes war tief in Grids Ungnade gefallen und war für Ivars Verschwinden in sein Haus gebannt worden. Ohne ihre Erlaubnis, war es ihm nicht möglich es zu verlassen. Trotzdem stand er freudig hinter der offenen Tür und lächelte seine Tochter an. "Ist das wahr?"

„Ja, Vater! Die Tür hat sich geöffnet!“ Sie war völlig aufgedreht vor Freude. "Nun, wenn sich die Tür öffnet, kommt er zurück. Geh und hol die Göttin, berichte ihr von der guten Neuigkeit!"

„Das werde ich, Vater!“ Eiligst trugen ihre schlanken Beine sie davon, auf der Suche nach ihrer Göttin. Diese war an der versteckten Weide und sah ausdruckslos in den Himmel. Torae war jetzt schon so lange fort, sie hatte Angst, dass er nicht zurück fand. „Herrin! Herrin! Die Tür hat sich geöffnet! Die Tür ist offen!!“ Mit einem Schlag waren Grids Augen wieder klar und sie kam Sidonie aufgeregt entgegen. Ihr Gesicht strahlte dabei vor Glück. "Bring mich hin, sofort, lass mich sehen, dass er zurück ist!" Vor Freude das Protokoll vergessend ergriff Sidonie ihre Hand und lief, Grid hinter sich herziehend, in Richtung des Hauses. Auch der uralten aber wunderschönen Frau war die Etikette egal und sie kicherte immer wieder fröhlich, als sie durch die Straßen rannten. Vor dem runden Gebäude aber stoppte sie und räusperte sich um ruhig zu werden. Wenn Torae wirklich zurückgefunden hatte, würde er noch mehr verkraften müssen. Sanft hielt sie auch die junge Magierin fest. „Warte hier, wir wissen noch nicht, wie es ihm geht!“

„Natürlich, Herrin.“ Kam es automatisch von Sidonie, denn eigentlich wollte sie sofort hinein laufen und tippelte nun nervös von einem Fuß auf den anderen.

Langsam ging Grid auf das Bett in der Mitte des Zimmers zu. Sie konnte sehen, wie der Körper auf ihm... wie Torae langsam wieder erwachte. Ein glückliches Seufzen und eine Träne entfloh ihrem göttlichen Körper. Mit einem zarten Lächeln setzte sie sich an die Bettkante und wartete, bis der Magier vollständig erwacht war. „Willkommen zurück!“ Sehr melancholisch erwiderte er das Lächeln, Torae hatte all seine Erinnerungen zurück erlangt. Er war traurig über sein Vorhaben, als böser Magier, alles Leben auszulöschen und über den erneuten Verlust von Iskander, von dem er wusste, weil er sonst nicht wieder er selbst geworden wäre. „Danke, danke für alles!“, sagte er leise. Nach Ivar fragte er nicht, sein Körper hatte ihm von einem Abschied verraten und es schmerzte ihn ungemein. Stille Tränen vor Glück liefen über Grids Gesicht und sie zog den jungen Mann in ihre Arme. „Ich bin so froh! Ich habe so gehofft und hatte doch solche Angst!“ Diese Wärme verschaffte Torae zwar keinen Trost über die Verluste, doch er konnte sich in ihnen fallen lassen. So weinte auch er und ließ seinem Kummer freien Lauf. „Mama...“, schluchzte er ein zweites Mal in seinem Leben diese Vertraute Anrede.

Auch wenn Sidonie dem Befehl ihrer Göttin folgte trat sie dennoch dichter an das Haus heran, um durch die Tür sehen zu können. Als sie die Beiden sah, fühlte sie sich zwar, als würde sie in eine private Situation Einblick erlangen, genoss es aber auch daran Teil zu haben.

Torae brauchte eine ganze Weile, bis seine Tränen trockneten, aber innerlich nicht versiegten. Dann löste er sich etwas von der Göttin und sah mit seinen in die ihren vom Weinen rote Augen. "Ich weiß wieder alles... Und ich weiß auch, wer ich einmal viele... viele Jahre vorher war..." Grid nickte und küsste ihn auf die Stirn. "Nimm dir alle Zeit der Welt, die du brauchst. Es ist viel... Mein Sohn!" Während sie so beieinander saßen und kuschelten, winkte sie die junge Magierin herein. Sidonie leistete freudig folge, sah sie diese Erlaubnis einzutreten doch schon beinahe als Segen der Göttin für ihre Zukunft mit Torae an. „Wie schön, dass ihr erwacht seid.“ Der junge Magier wischte sich schnell die feuchten Augen trocken und sah sie fragend an. Wusste die Magierin überhaupt, in wie weit er wirklich erwacht war? "Ihr?" Verdutzt sah sie ihn an, bis ihr dämmerte, dass er ihr ja erlaubt hatte, ihn zu duzen. „Oh, Verzeihung! Das du erwacht bist!“ Torae erlaubte sich ein leises Lachen. "Hast du etwa auf mich gewartet?" Er war noch immer an seine wahrhaftige Mutter gelehnt und genoss ihre Nähe. „Aber natürlich!“ erwiderte sie beinahe schon empört, dass er etwas anderes glauben könnte. Diese prompte und klare Antwort erinnerte ihn an Ivar und er schloss kurz schmerzlich die Augen. "Danke!" Dann mischte sich auch wieder Grid in das Gespräch mit ein. "Wollen wir nicht etwas Essen gehen? Du warst lange weg, Torae... und du bist bestimmt hungrig!" Er antwortete ihr über ein zustimmendes Nicken und danach war er wieder in seinem geliebten grün / schwarzen Gewand gekleidet. Wenn Ivar ihn schon verlassen hatte, wäre dies wenigstens seine greifbare Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit. Die Farben ihrer Augen in seiner Kleidung vereint. Die Bedeutung der Farben verstand Sidonie nicht, sie sah nur, wie sehr sie Torae standen.

Gemeinsam gingen sie dann in das Haus des Obersten, Rhazes. Dieser hatte sie schon erwartet und eine warme aber kräftigende Suppe gemacht. Grid ließ ihn noch immer spüren, dass er sie sehr erzürnt hatte. Dankbar setzte sich Torae an den Tisch und wartete, dass sich auch die Anderen setzte. Das Mädchen suchte sich gezielt einen Platz dicht neben Torae, um so viel Kontakt wie möglich zu ihm zu haben.
 

Torae war seit seinem Erwachen noch stiller geworden, als er von Natur aus eh schon war. Oft zog er sich zurück und saß auf dem Ast der Weide, von welchem ihn Ivar in ihren letzten gemeinsamen Minuten herunter gerufen hatte. Grid betrachtete es ruhig. Er hatte viel durchgemacht und er sollte von allein kommen. Innerlich hoffte sie, dass er Ivar folgen würde, denn der Räuber war die andere Hälfte des Magiers. Mit gemischten Gefühlen beobachtete sie hingegen, wie Sidonie ihm Gesellschaft leistete und wie Torae nicht verstand oder verstehen wollte, was die junge Frau bezweckte.

Sie trug ihre schönsten und Figurbetontesten Kleider, ihr Haar viel in reizenden Wellen um ihr Gesicht und sie trug die teuersten Parfüms. Sie hielt sich, wie es sich geziemte, die Hand vor den Mund, als sie über einen Witz kicherte, den Torae nur halbherzig erzählt hatte. Weil er sie und ihre Gesellschaft aber nicht unfreundlich behandeln wollte, lächelte auch der Magier, obwohl man in seinen Augen die Trauer sehen konnte, wie einsam er war. Dann stellte er endlich die Frage, welche ihm schon seit einer ganzen Weile im Kopf herum spukte. "Bin ich dir nicht zu langweilig?"

„Oh nein“ widersprach sie. „Ich genieße deine Nähe sehr.“ Bei diesen Worten errötete sie. Ungläubig schüttelte Torae den Kopf. "Aber bei den anderen Magiern im Dorf wäre es doch bestimmt nicht so ruhig. Ich weiß selber, dass ich nicht der große Unterhalter bin!"

„Oh, aber es ist sehr nett bei dir. Die anderen können dir doch nicht das Wasser reichen!“ Sie blickte ihn lächelnd an und beugte sich dabei etwas vor, sodass Torae wunderbaren Einblick in ihren Ausschnitt hatte. Doch der bemerkte es nicht, niemand könnte ihn je wieder so reizen wie Ivar es getan hatte. „Nur, dass ich diese Kraft von der du sprichst nicht einsetze. Also, erklär es mir bitte, ich versteh es nicht!“ Der Weißhaarige hatte ihre Aussage so verstanden, dass sie wegen der ursprünglichen Macht in ihm bei ihm war, weshalb er sich auch etwas zurückzog. „Oh aber das meinte ich doch gar nicht! Du bist einfach so ein ganz besonderer Mann.“ Den letzten Satz hatte sie beinahe gegurrt und sich so zu ihm gebeugt, dass sie in der perfekten Position war, falls er sie küssen wollte, was sie auch stark hoffte. Torae blinzelte verwirrt. Dabei wich er jetzt mit einem ganz unschuldigen Ausdruck noch ein kleines Stück zurück. "Warum?"

„Du siehst gut aus, bist nett, höflich und bist so humorvoll.“ Sie widmete ihm einen extravaganten Augenaufschlag. Toraes Unschuld wurde noch deutlicher. "Na ja, das sind andere Freunde von dir bestimmt auch..."

„Oh nein, niemand ist so wie du!“ Ihr Körper war jetzt so dicht an dem des Magiers, das er ihren Busen an seinem Oberkörper spüren konnte und er wurde rosa um die Nase. "Bitte Sidonie...", sanft schob er sie etwas von sich. "Ich weiß nicht, was du von mir möchtest, aber dafür musst du dich bestimmt nicht auf mich legen..." Das Mädchen spürte, wie langsam die Frustration bei ihr aufkam. „Stört es denn?“ Noch etwas röter, nickte ihr Gegenüber und ließ dann ganz schnell den weiblichen Körper los. "Das gehört sich nicht! Du bist bestimmt schon versprochen oder so..."

„Oh, keine Sorgen, solche Sitten haben wir bei uns nicht.“ ‚Du hast also freie Bahn.’ Dachte sie bei sich. Langsam stand Torae auf und schluckte hart. "Verstehe ich dich gerade richtig? Aber warum sollte ich das mit dir tun? Was willst du wirklich von mir?"

„Nun, wir sind beide im heiratsfähigen Alter…“ Die Bedeutung ihrer Worte ließ sie im Raum hängen. So langsam begann es in dem Weißhaarigen zu dämmern und er senkte betroffen den Kopf. "Sidonie..." Er überlegte, wie er es ihr am besten sagen konnte ohne der jungen Frau dabei all zu tiefe Gefühlswunden zuzufügen. „Torae“, hauchte sie ihm entgegen und eh er sich versah hatte sie ihre Lippen auf seine gedrückt. Mit weit geöffneten Augen starrte Torae sie dabei an, packte sanft ihre Schultern und schob sie von sich. Er hatte den Kuss mit keiner Geste erwidert. "Sidonie... Ich... ich kann das nicht!" Tiefe Trauer sprach aus ihm und er musste an Ivars zarte Küsse denken. Auch Toraes Augen waren wieder leer und verletzt. Er hatte seinen Liebsten in seinem Herzen verbannt um irgendwie die Tage zu überstehen, doch jetzt drang alles wieder an die Oberfläche. „Aber warum nicht??“, rief sie pikiert. „Ich bin das hübscheste Mädchen im Dorf, warum willst du mich also nicht??“ Tränen stiegen in den Augen des jungen Magiers auf und er ließ sie los. "Weil ich dich nicht lieben kann... Weil ich nie wieder lieben werde!" Schnell drehte er sich um und sank auf die Knie. Alles in ihm zog sich zusammen, Ivar fehlte ihm so sehr. „Aber... aber wieso?“ Für Sidonie waren solche Empfindungen völlig fremd, so dass sie Torae einfach nicht versteh konnte. Mit leiser und brüchiger Stimme antwortete er ihr: "Hast du schon einmal das Gefühl gehabt, dass du nicht atmen kannst, wenn jemand bestimmtes in deiner Nähe ist? Das du trotzdem nur ihn in deiner Nähe haben willst... das du dein Leben und alles was du hast für ihn aufgeben würdest? Das dass Glück des Anderen dir wichtiger ist, als dein eigenes Selbst? Das du verloren bist, wenn er nicht bei dir ist?" Sidonie dachte ernsthaft nach, konnte eine solche Empfindung aber in ihren Erinnerungen nicht finden. „Nein.“ Toraes Stimme wurde verzweifelt. "Aber ich... Ivar gab mir ein zu Hause, er hat mich akzeptiert wie ich war. Er hat mich mit seinem Leben verteidigt, auch wenn es immer wieder meine Schuld war, weswegen wir in Lebensgefahr schwebten. Er war bei mir und hat mich gehalten..." Die blauen Augen Sidonies wurden weit und etwas anderes unbekanntes stieg in ihr auf, Schuldgefühle. Nicht wissend was sie tun sollte lief sie davon, Torae seiner Trauer überlassend. Ganz klein kauerte dieser sich zusammen und ließ sich in den Schmerz fallen. Auch wenn ihm Ivar fehlte, es war gut, dass er gegangen war, dann konnte Torae ihn nicht wieder in Gefahr bringen.

Im Dorf hingegen ließ Sidonie Grid in die Arme und diese schien besorgt, bei der offensichtlichen Verstörtheit. "Was ist denn mein Kind?" Sidonie stotterte aufgewühlt Unverständliches vor ich hin, bevor sie auch vor ihrer Herrin davon lief. Verwundert blickte sie ihr nach und glaubte insgeheim zu wissen was vorgefallen war. Jedoch lag sie nicht ganz richtig.

Die junge Frau hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen, um erst einmal ihrer eigenen Gefühle Herr zu werden. Dann klopfte Rhazes an ihre Tür. Er hatte noch immer 'Hausarrest'. "Sidonie? Was ist los?"

„Geh weg!“ Sidonie hatte es nie gewagt respektlos mit ihrem Vater zu reden, doch jetzt merkte sie es nicht einmal. Erbost schlug dieser die Tür auf. "Was fällt dir ein, du ungezogenes Ding? Noch nicht einmal gegrüßt hast du, als du reingekommen bist!"

„Es ist alles deine Schuld!! Er wird mich nie lieben und du bist Schuld!!“ Lächelnd und verstehend trat der Alte ans Bett und streichelte die Schulter seiner Tochter. "Er muss dich nicht lieben, er muss nur bei dir bleiben und mit den Jahren, wird er nicht mehr von dir weg wollen. Wir dürfen diese Kraft nicht einfach den Menschen überlassen!" Rhazes hatte es schon die ganze Zeit im Hinterkopf, alles was er wollte war die Macht in Torae. Denn nur mit ihr war er unabhängig und es war ein Schutz für ihn vor dem Sicheren Tod. Denn die Zauberkraft würde sein Leben nicht ewig weiter verlängern. „Er hat diesem Ivar sein Herz geschenkt“ flüsterte Sidonie heiser. „Er wird ihn immer lieben.“ Sanft streichelte ihr Vater sie und redete weiter auf sie ein. „Mach dir darum keine Gedanken. Er ist jetzt verletzt, weil dieser Mensch fort ist. Leiste ihm Gesellschaft und sei für Torae da. Dann wird er auch für dich so empfinden lernen. Er ist unter Menschen aufgewachsen, da ist es normal dass er mehr auf seine Gefühle hört als auf das, worauf es bei uns ankommt. Torae, der zurückgekehrte Sohn unserer Göttin wird mit dir sein Leben verbringen. Du musst nur tun, was ich dir sage und es wird geschehen... Er ist für dich bestimmt!“ Rhazes wollte seine Tochter um den Finger wickeln um zu bekommen was er begehrte. Doch Sidonie war nicht überzeugt, hatte sie Toraes Leid doch gesehen, aber erneut widersprechen tat sie nicht. Ihr Vater ließ der jungen Magierin noch ein paar Minuten um sich zu beruhigen. So ein deutliches Gefühlschaos hatte er noch nie bei ihr gesehen. "Ich hoffe, das du ihn nicht einfach irgendwo stehen gelassen hast..." Die Schultern der jungen Frau zuckten zusammen. Eine dem Alter entsprechende, graue Augenbraue wanderte nach oben und die passende Stirn dazu legte sich verärgert in Falten. "Du hast?"

„I…ich wollte es nicht, aber ich wusste doch nicht was ich tun sollte!!“, flehend sah sie ihren Vater an und hoffte auf Verständnis. Doch dieser schien das Wort Verständnis nicht zu kennen. "Eine gute Frau bleibt an der Seite des Mannes den sie sich erwählt hat, egal was passiert!" Seine Stimme war so kalt wie Sidonie es noch nie gehört hatte und Rhazes zeigte mit einer Hand nach draußen. "Ich hoffe dir ist bewusst, was du jetzt zu tun hast..."

„Na… natürlich Vater!“ Aus Angst vor ihrem Erzeuger sprang Sidonie auf. "Gut, dann verlasse ich mich auf dich und das du an seiner Seite bleiben wirst!"

„Für immer, Vater.“

Doch Torae ließ Sidonie nicht wieder in seine Nähe. Er wollte sie nicht verletzen, wenn er bei ihr war und sehnsuchtsvoll dabei an Ivar dachte. Außerdem zerriss es ihm das Herz, denn ihm war bewusst, dass er allein die Schuld für den Weggang des Räubers trug und er versuchte alles um sich aus zu schallten. Auch mit Grid oder sonst jemandem aus dem Magierdorf sprach er nicht viel. Immer nur das Nötigste.

So vergingen Wochen... Monate... und sogar Jahre. Vier Mal sah der junge Magier die vier Jahreszeiten an sich vorüber ziehen. Er hatte sich mit der Zeit ein kleines Lager an der Weide gezaubert. Hier wollte er bleiben, hier wo er das letzte Mal die Gefühle seines Liebsten gespürt hatte. Seine Augen waren inzwischen leer und er wusste nicht, dass nicht nur sein Herz fort war, sondern das Ivar seines damals auch bei ihm gelassen hatte.

Sidonie hatte sich ebenfalls verändert, aus dem ahnungslosen Mädchen war eine nachdenkliche junge Frau geworden, die all die Zeit nur noch von der Angst vor ihrem Vater geleitet wurde, doch das Mitgefühl wuchs in ihr und sie wusste, dass sie es nicht mehr lange würde unterdrücken können, noch dazu kam, dass sie sich wirklich in Torae verliebt hatte und das erste Mal in ihrem Leben stellte sie das Glück eines anderen über ihres.

Gut gelaunt stand Rhazes am Fenster und sah hinaus. Ihm war noch immer nicht vergeben worden und er war jetzt seit Jahren in seinem eigenem Haus gefangen. Doch er hatte sich daran gewöhnt und konnte auch von hier drinnen alles lenken. "Bringst du ihm wieder Essen?", fragte er seine Tochter. Sidonie stockte und plötzlich wusste sie, dass das dies der Moment war an dem sie eine Entscheidung treffen musste. „Ich gehe gleich zu ihm, aber ich werde versuchen ihn dazu zu bekommen bei uns zu essen, dass würde doch auch die Göttin erfreuen.“ Der alte Magier nickte zufrieden. "Ja und dann könnte sie euch endlich ihren Segen geben!"

„Wenn du es sagst, Vater.“

"Natürlich!" Mit einem leichten Wink öffnete Rhazes die Tür und gab seiner Tochter dann einen sanften Kuss auf die Stirn. "Du bist das Licht in meinem Leben und ich möchte nur das Beste für dich! ... Und jetzt geh zu ihm..."

Das Lächeln, das sie ihm schenkte war nicht echt, denn vor vier Jahren hätte sie ihm wohl noch geglaubt, doch heute nicht mehr. Sie verließ ihr Elternhaus und schritt den bekannten Weg zur alten Weide ab.

Torae saß wieder auf dem Ast, knapp 2 Meter über der Erde und sah in die Richtung, in welche viele Tagesreisen von hier fort, Ivar jetzt Leben müsste. Er bemerkte sie nicht, als sie ankam. Dieser Anblick war es, der Sidonie den letzten Antrieb gab, traf er sie doch mitten ins Herz. „Torae?“ Er zuckte nicht einmal, als die zarte, weibliche Stimme an sein Ohr drang. "Bitte geh wieder! Ich möchte heute noch einiges machen..."

„Ich kann nicht gehen, bevor ich nicht gesagt habe, weswegen ich gekommen bin!“ Ihre Stimme war stark mit einer Entschlossenheit, die sie von sich selbst gar nicht kannte. Ohne jegliches Gefühl dabei von sich zu geben, lachte Torae kurz aber laut. "Möchte dein Vater... oder meine Mutter etwa wieder, dass ich zu euch, zum Essen komme?"

„Ja, aber darum bin ich nicht hier.“ Sidonie holte tief Luft und sprach die Worte aus, die sie nun schon seit Jahren quälten. „Du gibst dir die Schuld daran, aber er ist nicht deinetwegen gegangen!“ Ein seltenes aber ehrliches Lächeln streifte kurz das Gesicht des Weißhaarigen. "Mach dir keine Sorgen, du warst es auch nicht. Ivar wusste, dass ich ihn nicht verlassen hätte!"

„Das wusste er nicht, dafür hat Vater gesorgt.“ Unsicher sah sie ihn an, wie würde er auf ihre Worte reagieren? Langsam drehte sich das reifer gewordene Gesicht der jungen Frau zu und sah sie direkt an. Er hatte schon sehr lange niemanden mehr angesehen. "Was hat das mit deinem Vater zu tun?" Sie erbete unter seinem Blick, sprach aber dennoch weiter. „Vater ist sehr gut mit Worten und im manipulieren, ich bin der beste Beweis dafür. Er hat die Ängste und Zweifel deines Liebsten ausgenutzt und ihm glauben gemacht, dass du hier besser aufgehoben wärst, also bei ihm.“ In Torae begann es zu brodeln. Sollte das wirklich wahr sein? Noch bevor Sidonie ihren Satz beendet hatte, stand er vor ihr und berührte zart ihre Wange. "Deine Worte sind aber auch gut gewählt. Sie versprechen mir Trost... Trotzdem, Ivar hatte sich nie beeinflussen lassen. Wie hätte das dein Vater schaffen sollen?"

„Nun, mein Vater ist einer der mächtigsten Magier unserer Zeit, er hat Mittel und Wege seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Er musste ja nur dafür sorgen, dass Ivar das Dorf verließ, zurückfinden konnte er alleine nicht.“ Mit einem Schlag wurde die Hand an ihrer Wange eis kalt und ein ersticktes Schluchzen drang aus Torae heraus. „Dein Vater hat ihn... Ivar wurde verhext? Und ich war die ganzen Jahre hier... und... und hab ihn in dem Glauben gelassen? Sag mir, dass das nicht wahr ist!!!“ Zum Ende wurde Torae immer lauter und den letzten Satz hatte er flehend geschrieen. „Für… für ihn sind es keine Jahre, vergiss das nicht!“ stotterte sie hervor und hoffte, dass es tröstend wirken würde.

Torae geriet in einen Strudel der Gefühle. Emotionen die er seit vier Jahren zu unterdrücken versuchte. Aber Sidonie hatte Recht. Hier im Dorf der Magier lief die Zeit schneller als in der Realität, sie waren in der Nähe der Höhle von der Grid Ivar einst erzählte. Das würde bedeuten, dass Ivar erst einige Monate allein war. Einige Monate zu viel! Der Langhaarige wollte ihn nicht noch länger allein lassen. Leben begann wieder in seinen Augen zu strahlen und er küsste die schöne Frau vor sich dankbar und zärtlich auf die Stirn. "Danke... Ich danke dir so sehr!" Noch fiel ihm nicht ein, nach zu fragen, woher sie das wusste und warum sie es ihm erst jetzt erzählt hatte. Sidonies Augen wurden feucht, dennoch lächelte sie ihn an. „Warum stehst du immer noch hier? Wo er doch irgendwo auf dich warte, ich sag der Göttin schon bescheid.“ Fest schlangen sich starke Arme um sie. In Torae begann die Hoffnung zu überwiegen. "Ich werde wieder kommen und dir richtig danken!" Dann verschwand er.

Die junge Frau wischte sich über die Augen und schritt dann stolz und zufrieden mit sich selbst zurück zu ihrem Haus, wo ihr Vater und auch die Göttin Grid auf sie warteten. Hoffnungsvoll sah Grid auf Sidonie. Nur selten verließ Torae seinen Platz an der Weide. Doch kein Mann betrat hinter ihr das Zimmer und sie senkte ihr Haupt. "Er wird nicht kommen..."

„Nein, Herrin.“ Sidonies Stimme klang keineswegs enttäuscht. „Er wird gar nicht mehr kommen.“ Jetzt blinzelte Rhazes und er ahnte schlimmes. "Was hast du getan?", fuhr er sie barsch an. Wenn die Göttin erfuhr, was er wirklich getan hätte, wäre der Tod wohl eine Gnade und ein Geschenk. Er wusste, wie sie mit 'Verrätern' umsprang. „Ich hab ihm die Wahrheit gesagt.“ Innerlich bebte sie vor Angst, doch sie stand stark vor ihrem Vater. Und prompt hatte sie eine sitzen. Das Dorfoberhaupt hatte ihr eine saftige Ohrfeige verpasst. "Du dämliches Gör!" Doch dann ging Grid dazwischen. "Was für eine Wahrheit?"

„Dass Vater es war, der Ivar dazu gebracht hat zu gehen.“ Sie hielt sich die schmerzende Wange und Tränen des Schmerzes glänzenden in ihren Augen. "Und das war dir bekannt? Sidonie, du bleibst hier stehen!" Die sonst samtige Stimme von Grid wurde eiskalt und streng. Im selben Augenblick als sie sich zu Rhazes drehte, konnte die junge Magierin sich nicht mehr rühren. "Du alter Narr, hast du geglaubt, dass ich davon nichts erfahre? Erklärungen und Entschuldigungen kann es dafür keine Geben, denn ich habe dir schon zu Beginn gesagt, dass der Zauber, welcher zwischen Torae und Ivar besteht nicht gebrochen wird! Er ist mächtiger als alle Magie, die es gibt!" Sie hob ihren Zeigefinger und der Alte begann zu ihr zu schweben. Er wollte schreien, doch die Panik und Angst, welche von ihm besitz ergriffen hatte, verhinderte, dass er auch nur einen Pieps von sich geben konnte. "Wir waren einst Freunde, wie konntest du mich nur so hintergehen?" Wild wehten die langen silber/weißen Haare um Grids Gesicht und ihre Gestallt begann zu glühen, als ob sie aus Feuer bestünde.

2 weitere Kapis gibt es wohl noch!!!
 

Der Palast in der Hauptstadt des Königreiches Landora erstrahlte wie noch nie zuvor, der neue König tat dem Land gut und die Menschen feierten und preisten ihn jeden Tag, doch das alles schien König Ivar nicht im geringsten zu berühren. Er wurde gerade der Tochter eines Grafen vorgestellt, Marianna. Ihr Vater klatschte einmal in die Hände und Musik erklang. "Euer Hoheit, wenn ihr mit ihr tanzen würdet, verzaubert sie euch und ihr meint zu schweben!" Die junge Schwarzhaarige machte eine tiefe Verbeugung und gewährte Ivar so einen göttlichen Ausblick in ihren Ausschnitt und dem dicken Klunker um ihren Hals. Sie war eine schöne junge Frau und sehr begehrt. Ivar gehörte aber nicht zu ihren Verehrern, so war es für ihn beinahe eine Qual, dass er mir ihr tanzen musste. Marianna setzte ihr verführerischstes Lächeln auf. "Es ist mir eine Ehre. Wie ich hörte, habt ihr euch noch nicht entschieden, wer an eurer Seite sein darf... Dabei seid ihr doch ein so stattlicher Mann!" Mit unlesbarer Miene führte Ivar sie auf die Tanzfläche. Erst als sie sich im Takt mit der Musik bewegten lächelte er sie an, wenn auch nur aufgesetzt, da er sich innerlich eigentlich über sie lustig machte. „Ihr müsst mir doch nicht schmeicheln, eilt euch euer Ruf doch voraus.“ Ein verlegenes Rosa zierte die Wangen der jungen Frau, als Ivar sie im Kreis drehte. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ihr habt von mir gehört?"

Zur selben Zeit tauchte ein Mann mit weiß/silbernem Haar hinter einem Vorhang auf. Torae war in den letzten Monaten um vier Jahre gealtert und hatte somit seinen kindlichen Touch im Gesicht verloren. Er wollte eigentlich auf Ivar direkt zugehen und ihm erzählen, was geschehen war, doch als er ihn mit dieser Frau tanzen und lachen sah, begannen seine Gedärme zu schmerzen und er schaffte nicht einen einzigen Schritt.

„Oh, aber natürlich, der ganze Hof redet von euch.“ Ivar konnte nicht glauben, wie dumm diese Frau war und sein Lachen nicht ihrer Anmut sondern ihrem Ruf galt, der beinahe im ganzen Land bekannt war. Ihr Vater wollte sie an jeden mächtigen Mann verschachern und um sich gegen ihn aufzulegen hatte sie so ihren Spaß mit denen.

Wie gebannt starrte Torae ihnen zu und dem Weg zum Thron nach, als die Musik beendet war. Heiße Tränen bildeten sich in seinen Augen. 'Also hast du mich schon vergessen...', dachte er.

Marianna aber wusste, das man sich nach so einer Vorstellung erst einmal verabschieden musste. "Darf ich euch wieder treffen, euer Hoheit?" Erneut verbeugte sie sich tief und schenkte Ivar noch einmal eine grandiose Aussicht. „Nun, da ihr euch auf jedem öffentlichen Fest präsentiert, wird sich das wohl kaum vermeiden lassen.“

Leise klirrte es hinter dem Vorhang und Torae zuckte erschrocken zusammen. Ohne zu wissen, was das Geräusch verursachte war er im Bruchteil einer Sekunde wieder verschwunden. Ivar wirbelte herum und noch bevor ihn seine Leibwächter wegdrängten machte sein Herz einen Sprung, denn er meinte einen Blick auf silberne Haare erhascht zu haben.

Einer der Wachen schob mit erhobenem Schwer, den Vorhang zur Seite. Doch es war niemand dort. Nur auf dem Boden glitzerten einige kleine Steine. Mit hochgezogener Augebraue hob er sie auf und reichte sie seinem König. "Bitte beruhigt euch, mein König. Diese Diamanten scheinen sich vom Stoff gelöst zu haben..."

Ivar rollte die Augen, er war ruhiger als seine Wachen. „Dann hattet ihr ja keinen Grund so zu überreagieren.“ Kühl nahm er die Diamanten an sich und beobachtete ihre seltsame Tränenform, in ihm schienen sie irgendetwas zu bewegen, so beschloss er sie zu behalten.
 

Mit einem Schrei der Verzweiflung tauchte Torae vor dem Brunnen im Magierdorf wieder auf und sank auf die Knie. Er war zu lange in Selbstmitleid versunken und hatte Ivar verloren. Sidonie hörte seinen Schrei, war sie doch nicht weit weg, immer in Bewegung, um ihrer Strafe so lange zu entgehen, wie möglich. Mit entsetzten erkannte sie, wer dort erschienen war. „Torae? Warum bist du zurück?“ Er weinte bitterlich. "Ich war zu spät... Es ist zu spät..."

„Was sagst du da? Was war zu spät?“ Sidonie fürchtete, dass ihr Plan gescheitert war und ihr Leben so mit verwirkt. Hilfesuchend sah der Magier auf. "Er hat mich vergessen..." Dabei griff er nach ihrer Hand und zog sie zu sich. Torae brauchte Halt er fürchtete sonst ins Bodenlose zu fallen. Sidonie stützte ihn, doch wollte das nicht glauben. „Hast du mit ihm gesprochen?“ Doch der Weißhaarige schluchzte nur noch und schüttelte den Kopf. Dann erschien Grid. Auch sie hatte diesen erschütternden Schrei gehört und kniete bei ihnen nieder. „Herrin! Ich weiß nicht was er hat!“ verteidigte Sidonie sich beinahe schon automatisch. Tonlos schüttelte die Göttin ihr Haupt und zog den jungen Magier in ihre Arme. „Schon gut Sidonie... schon gut!“ Verzweifelt hielt er sich an ihr fest. Die junge Frau sah, wie die Mutter den Sohn hielt und stellte mit bedauern fest, dass ihr Vater sie nie so gehalten hatte. Als Torae sich langsam wieder beruhigt hatte, wischte er sich mit seinem langen samtigen Ärmel die Wangen trocken. "Danke, dass ihr hier seid!" Grid lächelte und nickte. "Wir sind doch eine Familie..." Sidonie konnte nicht verhindern, dass ihr warm ums Herz wurde, auch wenn sie noch nicht so recht glauben wollte, dass sie zu dieser Familie gehörte. Traurig sah der Magier kurz die Straße hinab, zu der es zu Ivar gehen würde und dann zu der Weide. Doch er wollte nicht allein sein. Jetzt nicht. "Darf ich heute Nacht bei euch bleiben?"

„Aber natürlich!“, platze es sofort aus Sidonie heraus. "Danke!"

Sanft führte Grid Torae in ein Haus und Zimmer. Sie wollte ihm jetzt die Gegenwart von Rhazes ersparen. Die junge Magierin vor der Tür winkte sie auch herein und bot ihr einen Platz an. "Möchtet ihr etwas trinken?" Das kleine, gemütlich eingerichtete Haus benutzte sie immer, wenn sie länger hier war und man musste sich einfach wohl fühlen. Trotzdem waren die zwei jungen Leute die ersten, welche sie hineingebeten hatte. Das war Sidonie sehr wohl bekannt und so übertrat sie nur schüchtern die Schwelle. "Du hast einen guten Geschmack!" Torae wusste wie von selbst, obwohl er noch nie hier war, dass alles von Grid war. "Danke!" Freundlich bot sie den beiden je einen Stuhl an und stellte dann süßes Wasser auf den Tisch. "Bedient euch!" Höflich bedankten sich beide und schenkten sich ein.

Auch wenn Grids Sohn in jener Nacht ihre Gesellschaft suchte, zog er sich danach doch wieder an 'seinen' Baum zurück. Jetzt war es wieder Nacht und traurige Augen blickten in den glasklaren Sternenhimmel. "An so einem Abend hast du mich überredet, mit in dein Dorf zu kommen..." Nur der volle, runde Mond beobachtete, wie lange weiße Haare im Nichts verschwanden und hinter einer wunderschönen Wand aus Glas, weit... weit fort von dort, wieder auftauchte. Dahinter lag Ivar in einem großen und viel zu bequemen Bett und schlief. Das sich seine Träume nur um ihn drehten konnte der Magier als bloßer Beobachter nicht sehen. Leise schlich er zum Bett. Dort angekommen strich er zärtlich ein paar braune Strähnen aus dem so geliebten Gesicht. "Ich vermisse dich so sehr... Aber du hast dich entschieden, ich werde dir dein neues Leben nicht zerstören!", flüsterte Torae dabei. Wieder fielen kleine Diamanten in Tränenform, doch diesmal auf das seidige Kissen. Dann verschwand der nächtliche Besucher wieder. Nur Sekunden, nachdem Torae verschwunden war flatterten Ivars Augen und öffneten sich. „Torae?“, nuschelte er verschlafen und musste dann mit Enttäuschung feststellen, dass er alleine war. „Ivar du Dummkopf, warum sollte er auch zu dir zurückkommen?“ Grob fuhr der König sich selbst durch die Haare und schallt sich für seine naive Hoffnung, da entdeckte er plötzlich ein Funkeln auf seinem Kopfkissen. Zu seinem Erstaunen waren es die selben Diamanten, wie sie schon vorhin beim Ball aufgetaucht waren. „Wie…?“ Leise aber deutlich klopfte es an der Tür. "Hey... Bist du noch wach?" Hogarth, wer sonst würde den König so unverfroren duzen und in so später Stunde noch stören. „Ja, komm rein.“ Noch immer starrte Ivar gebannt, auf die seltsamen Steine und realisierte gar nicht, dass sein Freund da war. Schnell war der Bärtige am Bett und setzte sich. Dann klirrten zwei Gläser, die er auf den Nachttisch stellte. "Na komm, ich weiß, dass du nicht gut schlafen kannst. Ich hab deinen Blick vorhin im Thronsaal gesehen. Du hast gehofft, er wäre zurück gekehrt... Lass uns einen trinken!" Während er sprach hielt er lächelnd eine Flasche Rum hoch. „Mit dir werd ich noch zum Alkoholiker.“ Ein schwaches Lächeln erschien auf Ivars Gesicht, während er unbewusst mit den Diamanten in seiner Hand spielte. In der Hoffnung seinem Freund etwas Ablenkung zu schenken, füllte Hogarth die Gläser. Er bemerkte sehr wohl, was die Finger berührten. "Ich wusste gar nicht, dass du so reich bist, dass die Vorhänge mit so seltenen Edelsteinen verziert sind..."

„Bin ich nicht, als ich aufwachte lagen sie auf meinem Kopfkissen, das Selbe ist auch schon auf dem Ball passiert.“ Mit einem Lächeln reichte er ihm eines der vollen Gläser. "Das bildest du dir bestimmt nur ein. Sie sind vom Vorhang abgefallen und die Wache hat sie dir gegeben. Vielleicht hast du sie unbewusst mit ins Bett genommen... ...Auf dein Wohl!" Dann hielt er seines hoch um mit Ivar anzustoßen. „Du hast wohl Recht...“, gestand Ivar ein und stieß mit ihm an.

Nach der halben Flasche lallte Hogarth schon stark und er klopfte seinem Freund auf die Schulter. "Warum tröstescht du disch nisch mit einer dieser Weischbilder? Sie liegen dir doch zu füüüschen..." Sie hatten bisher viel gelacht, nachdem der Alkohol seine Wirkung entfaltet hatten und auch wenn ihm bewusst war, das Ivar seinen jungen Freund nicht vergessen konnte, wollte er ihm helfen über den Kummer hinweg zu kommen. „Oh bitte, die ‚feine Gesellschaft’ rümpft die Nase wenn die Frauen des Volkes auf den Strich müssen, aber sie selbst tun nichts anderes! Die Damen am Hof sind alles bloß Huren, die sich keinen größeren Gewinn vorstellen können, als dem König ein Kind anzudrehen!“ Ivars Worte waren giftig und noch relativ klar, hatte er von dem Rum ja kaum etwas angerührt. "Und wenn du disch an mir abreagierscht?" Hogarth trank den Rest seines Glases auf ex und ließ sich danach rittlings aus Bett plumpsen. „Nimm es nicht persönlich Hogarth, aber du bist nicht mein Typ!“ Das brachte Ivar erstmals zum Lachen. Der bärtige Räuber lachte mit und schüttelte den Kopf. "Ich kann disch aber nicht scho schehen... duhu bischt doch der beschte Freund, den isch je hattetetetete..."

„Vielen Dank, für diese schönen Worte.“ Trotz seines Spotts fühlte Ivar sich bewegt. „Glaub mir, ohne dich wäre ich hier längst wahnsinnig geworden.“ Aber sein Freund hörte diese Geste nicht mehr. Er war zwar ein starker und kräftiger Mann, aber Schnaps vertrug er einfach nicht. So war Hogarth eingeschlafen und gab ein erstes leises Schnarchen von sich. Ivar seufzte, jetzt würde er sicher keinen Schlaf mehr finden, bei so viel Krach von seinem Freund. Außerdem war da noch ein Geräusch. Ein Surren, das seit dem Einschlafen des Bärtigen stetig lauter wurde und so nach Ivar rief. Wie von selbst wurde Ivars Blick auf die Steine gezogen, die inzwischen auf seinem Nachtisch lagen. Er zog die Schublade des künstlerisch verzierten Tischchens auf und holte ein Kästchen heraus, das aus schlicht gehaltenem Mahagoniholz bestand. Darin befanden sich der Dolch von Iskander und die ersten Diamanten aus dem Ballsaal. „Also sind es doch Neue“, murmelte der Dunkelhaarige und legte die neuen Steine dazu.

Zur Morgendämmerung drehte sich Hogarth grummelnd und motzend auf die andere Seite. "Verfluchter Rum..."

„Das sagst du jedes Mal.“ Ivar stand inzwischen an seiner gläsernen Balkontür und betrachtete den Sonnenaufgang. Sich den Kopf haltend setzte sich der Ältere auf. Er hatte furchtbare Kopfschmerzen. „Hast du die restliche Nacht nicht geschlafen?“

„Wie denn?“ Jetzt drehte Ivar sich zu ihm um. „Du schnarchst wie kein Zweiter.“ Hogarth lächelte dankbar. "Du hättest mich rausschmeißen können..."

„Dazu hätte ich dich aber wach kriegen müssen…“ Bedeutungsvoll sah Ivar ihn an. "Früher hat dich das auch nie gestört und du hast nen kalten Eimer Wasser genommen!" Er wollte lachen, aber seine Kopfschmerzen entließen nur einen verhinderten Schmerzensseufzer. Dann sah der Bärtige wie gebannt in den Schlosspart und sein Kiefer klappte auf. „Was ist? Was siehst du?“ Ivars Blick flog wieder nach draußen, doch sah nichts Ungewöhnliches. Schnell rieb der Gefragte seine Augen um, den noch vom Restalkohol, verschwommenen Blick klar zu bekommen. Doch er schien sich getäuscht zu haben, denn kurz zuvor meinte er weiß/silbernes Haar hinter einer Statue gesehen zu haben. "Ich glaube... Nein, da ist nichts!"

„Raus mit der Sprache, Hogarth!“ Nun zeigte Ivar tatsächlich was von seiner königlichen Autorität. "Ahhh..." Bittend hielt sich der andere die Ohre zu. "Sei gefälligst leise, mir brummt der Schädel!" Der 'ehemalige' Räuber wollte nichts sagen um keine falsche Hoffnung bei seinem Freund zu wecken. „Tut mir Leid, alter Freund, aber das ist deine eigene Schuld, du weißt, dass du nichts trinken sollst.“ Brummend drehte sich Hogarth wieder weg und ging zur Tür. "Wir sollten Frühstücken, du hast heute noch viel vor..." Er sprach von den Staatsgeschäften. Dafür erhielt er ein unwilliges Grummeln von seinem König. „Musst du mich daran erinnern?“

"Naja, irgendwas musste ich ja sagen..." Mit einem selbstgerechten Grinsen und dem Wissen, das Ivar seine Aussicht nicht bemerkt hatte, öffnete er die Tür und machte einen Knicks. "Wenn ich bitten darf, euer Hoheit..." Mir ungehaltner Miene und vor der Brust verschränkten Armen ging Ivar an ihm vorbei und aus dem Zimmer. „Ich hasse das!“
 

Einige Wochen verstrichen und immer wieder hatte Torae den König, seinen Liebsten, Ivar heimlich besucht. Es tat ihm jedes Mal aufs neue unheimlich weh, doch er konnte einfach nicht anders. Seine Augen hatten keine Tränen mehr, doch immer hatte er nicht wissend, diese tränenförmigen Diamanten in der Nähe des Grünäugigen hinterlassen. Es waren die Spuren... die Tränen seines Herzens gewesen, denn dieses war in tiefe Trauer über den Verlust gefallen. Jede dieser Tränen hatte Ivar gefunden und eingesammelt, um sie versteckt vor allen anderen aufzuheben. Warum genau er das tat, war ihm selbst nicht bewusst.

Auch an diesem Tag wollte Torae zu Ivar. Er redete sich selbst ein, dass er immer wieder zu ihm zurück ging... auch wenn er sich dabei vor ihm versteckte... um sicher zu gehen, dass der Mensch, dem sein Herz gehörte auch wohl auf war. So erschien er im Schlossgarten, versteckt hinter einem Busch. Doch er konnte Ivar nicht sehen, also schlich er weiter, leise durch die Hecken und immer wieder geschützt durch die überall aufgestellten Skulpturen, Statuen oder anderen steinernen Verzierungen. Sein Angebeteter hatte sich in einen abgeschirmten und privaten Teil des Paks zurückgezogen. Er saß an einen großen Baum gelehnt im grünen Gras und schien zu schlafen.

Endlich der junge Magier hatte ihn gefunden und lächelte. Ivar sah so unschuldig aus. Vorsichtig kam er durch den Busch, immer darauf bedacht nicht zwischen den Ästen sichtbar zu werden und dann knackte es. Wie angewurzelt blieb er stehen. Torae hatte sich gerade so gedreht, dass er zwar geschützt vom grünen Laub, aber mit dem Rücken zum König stand. Hoffentlich hatte ihn niemand gehört, dachte er. Doch Ivar schien weiter zu schlafen. In Wirklichkeit aber war er hellwach, er war in einer gefährlichen Position und war immer auf der Hut, so hielt er seine Ohren offen, auch wenn seine Augen geschlossen waren. Als einige Sekunden verstrichen waren und niemand kam um nachzusehen, was in der Nähe des Königs los war, atmete Torae tief durch. Es war zwar nur ein Ast gewesen und besonders laut war es auch nicht, aber er wollte Ivars Wunsch ein neues Leben zu beginnen nachkommen und deshalb weiter unerkannt bleiben. Dann sah er wieder zu seinem schlafenden Liebsten und sein eigener Wunsch, ihn sanft zu berühren und ihm schöne Träume zu schenken, nahm überhand. Lautlos konnte der Magier an ihn herantreten und kniete nieder. Dabei streiften seine Finger die Wange des Braunhaarigen. Und plötzlich sahen ihn Grüne Augen an. Sekunden lang sah Torae zurück, aber sprang dann erschrocken und überrascht etwas nach hinten. Gleichzeitig stand er wieder auf seinen Beinen und wollte weglaufen. "Tut mir leid!" Doch auch Ivar reagierte ebenfalls schnell und instinktiv. Er griff nach Toraes Handgelenk mit der Absicht ihn bei sich zu behalten. „Nein! Geh nicht weg!“ Reifere, dunkle Augen sahen verzweifelt und hoffnungsvoll in die seinen. "Aber... dein neues Leben...", flüsterte der Magier. „Welches Leben?“, hauchte Ivar ihm zu, ohne ihn los zulassen. Torae war mit den Jahren noch ein kleines Stück gewachsen und war jetzt auf gleicher Größe mit dem Geliebten. Dennoch senkte er sein Haupt. "Der Palast... Dein Land... Deine...", er schaffte es kaum auszusprechen. "...Frau..." Eine königliche Hand griff zärtlich nach Toraes Kinn und hob dessen Kopf an „Frau?“ Verwirrt sah Ivar ihn an. „Ich bin nicht verheiratet.“ Doch der Magier konnte ihn noch immer nicht ansehen, es tat einfach viel zu weh. "Ich hab euch tanzen sehen... lachen... das war alles so vertraut..."

„Du meinst die kleine Nutte vom Ball?“ Ivar lachte bitter auf. „Ich hab sie ausgelacht und sie war zu dumm, um es zu merken.“ Vorsichtig sah Torae wieder auf und eine einzelne Träne in der all seine Hoffnung lag rollte über seine Wange. Ebenso vorsichtig und zurückhaltend hob Ivar seine Hand und wischte die Tränen zärtlich weg. „Mein Torae, wie erwachsen du geworden bist.“ Und die Träne wurde auf seiner Haut zu einem der besonderen Diamanten. "Ich glaube seit über vier Jahren, dass ich dich verloren habe... Du fehlst mir so..."

„Ich hätte nie gedacht, dass du mich je wieder sehen willst.“ Sein Blick wanderte zu dem Stein auf seinem Finger. „Ich wusste, dass sie von dir sind. Irgendwie wusste ich es.“

„Als ich wieder aufwachte, sagte mir mein Körper, dass du fort warst. Ich glaubte Jahre lang es sei das Richtige gewesen, dass du ein Leben ohne mich führen wolltest und das es sicherer für dich wäre. Aber dann...“, hilflos, verletzt und traurig sah Torae fast abwesend in den Himmel. „...hat Sidonie mir gesagt, das du wegen eines Zaubers fortgingst. Seit dem habe ich dich beobachtet und dein neues Leben gesehen. Ich wollte es dir nicht wieder wegnehmen aber trotzdem war es mir wichtig, dass es gut für dich läuft... Deshalb sollte ich besser wieder gehen...“

„Nein! Nein! Geh nicht wieder weg!“ Mit Verzweiflung und Trauer drückte Ivar den Anderen an sich. „Ich dachte du wärst ohne mich glücklicher, aber ich wollte dich nie alleine lassen, oh mein Torae!“ Fest hielt der inzwischen Gleichaltrige sich an Ivar fest. "Nein, das dachtest nicht du... das war der Zauber... Und ich möchte bei dir bleiben..."

„Dann bleib, denn ich möchte dich bei mir behalten.“ Auch wenn er das mehr als alles andere in seinem Leben wollte, schüttelte Torae seinen Kopf. "Das geht nicht..." Trotzdem hielt er sich weiter fest und so auch Ivar. „Was??“ Ivar wich von ihm zurück, hielt Torae aber an seinen Schultern fest. „Du willst mich wieder verlasen??“ Flehend sah ihn der Weißhaarige an. "Nein... Aber..." Er schluckte hart. "Wie soll das gehen? Ich würde doch alles kaputt machen, was du dir in den letzten Monaten aufgebaut hast. Das kann ich nicht!"

„Sieh sich um!“ Ivar fuhr mit seiner Hand um sich, um seine Worte zu verdeutlichen. „Das alles ist nichts ohne dich.“

Doch zu einer Antwort kam der Magier nicht mehr. Lautes aufeinanderschlagen von Metall war im Hintergrund zu hören und die Stimme des bekannten Bärtigen. "Wenn du wieder gehst, hetze ich eigenhändig die Wachen auf dich!" Lachte er beinahe und hielt Ivars Leibwächter mit Mühe davon ab in den privaten Garten des Königs zu gehen. Sie hatten nur die Stimmen gehört und nicht den Sinn der Worte, deshalb wollten sie ihren König schützen. Doch Hogarth hatte alles beobachtet und wollte sie nicht zu Ivar und Torae lassen. So sahen die Wächter nun den Freund als Feind und vermuteten einen Hinterhalt. „Sag den Idioten, sie sollen uns in Ruhe lassen, oder ich werfe sie eigenhändig den Löwen vor!!“ Ivar war mehr als ungehalten, er wollte Torae bei sich behalten und diese Unterbrechung kam im ungünstigsten Moment. "Tu das nicht!", bat der Magier. "Ich will doch nichts mehr, als bei dir zu bleiben!"

„Dann bleib doch bei mir!“ Bittend sah Ivar ihn an. „Bitte, Torae.“

Mit Freuden hörte Hogarth die Worte im Hintergrund. Die Soldaten hatten ihren König gehört und vorerst, aber noch misstrauisch Ruhe gegeben. Torae hingegen sah unsicher aus. "Aber sie können dir alles nehmen, wenn sie herausfinden, was ich für dich bin und du für mich..."

„Das klingt zu schön um wahr zu sein!“, murmelte Ivar zu sich selbst. „Ich bin der König, was diese so genannten Moralapostel am Hof denken geht mir... Entschuldigung... am Arsch vorbei.“ Der Bärtige war hinzugetreten und nickte entschlossen. "Recht so! Uns hat es noch nie gestört was Andere dachten!" Dabei packte er Torae in einem Griff aus dem er sich nur auf magische Weise hätte befreien können. "Du hast dich uns angeschlossen, erinnerst du dich? Dieses Band wurde auf ewig geschmiedet. Du kommst hier nicht mehr weg! ... Außerdem kann ich es nicht länger mit ansehen, wie mein bester Freund an der Trennung zu Grunde geht!" Ivars Wangen färbten sich zartrosa. „Jetzt sei schon ruhig, du!“ Noch immer war Torae in den eisernen Armen von Hogarth. Doch auch wenn er nicht frei kam, lächelte er. Im nächsten Augenblick hatte er den Räuber in dem selben Griff. "Ich werde nicht gehen... Ich konnte schon nicht mehr gehen, als er mich angesehen hat!" Der Mund des Königs klappte auf. „Und dann lässt du mich so zappeln?“ Trotz alledem konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen, war er doch einfach zu glücklich. "Ich hab dich nicht zappeln lassen! Ich hab gegen mich selbst gekämpft, weil ich dir dein Leben nicht nehmen will!" Torae ließ den Älteren wieder frei und dieser packte ihn erneut. Dann zog er auch Ivar zu sich. "Wenn ihr euch noch einmal trennt und danach so ein Theater abzieht, könnt ihr erleben, was passiert, wenn ich wirklich einmal sauer werde!" Er spielte auf seine erzwungene Trennung von der Hexe an und wie sehr er danach gewütet hatte, bis er verstand, was geschehen war. „Keine Sorge, alter Freund“, lachte Ivar. „Ich hab nicht vor ihn je wieder gehen zu lassen!“ Mit einem zufriedenen Nicken ließ Hogarth sie wieder los und verließ mit den Worten: "Du musst mich gleich bestimmt aus dem Kerker holen lassen!", den privaten Garten. Und er hatte Recht. Die wartenden Wachen nahmen ihn sofort wegen dem Verdacht auf Landesverrat in Bezug auf, versuchter Ermordung des Königs gefangen. Doch davon bekam das frisch zusammengefundene, alte Pärchen nichts mehr mit. Vorsichtig zog Torae Ivars Hand zu sich und an seine Lippen um die Haut zu küssen. "Du hast mir so gefehlt!"

„Und du mir!!“, hauchte der Dunkelhaarige und nahm nun selbst Toraes Lippen mit den seinen in Beschlag. Sehnsüchtig erwiderte der Weißhaarige den Kuss und schlang seine Arme um Ivar. Er wollte ihn nie wieder unterbrechen, musste dies aber nach einer kleinen Ewigkeit aus Luftmangel doch tun. "Mama wird sich freuen!"

„Was?“ Verwirrt und belustigt sah Ivar ihn an. „Du hast wieder Kontakt zu deinen Eltern, aber bei mir lässt du dich erst jetzt blicken?“ Noch einmal und viel leidenschaftlicher küsste Torae ihn verlangend. "Nein, nicht die Frau die mich geboren hat... Meine richtige Mutter!"

„Ähm, versteh mich nicht falsch, Liebes, aber ist die Frau, die einen zur Welt bringt, nicht auch, per Definition, die Mutter?“ Torae schüttelte seinen Kopf und zog Ivars Arme fest um sich. "Lass uns hinsetzen oder legen und dann erzähle ich dir alles, wenn du möchtest... Aber wir könnten das auch später erzählen, da ich auch wissen möchte, was du in den Monaten meiner Jahre gemacht hast... Und uns statt dessen Zeit für uns nehmen. Denn wenn du mich schon nicht mehr gehen lässt, verlange ich mein Recht als dein Liebhaber und somit, dass du mich nie wieder los lässt!"

„Nun, wenn das so ist…“ Fest zog er Torae gegen seine starke Brust. „...sollte ich dir sicherlich unser Schlafzimmer zeigen, dort liegt es sich am Besten…“ Während der Dunkeläugige leise lachte, erschienen sie prompt vor Ivar riesen großem Bett. "Ich kenne dein Schlafzimmer... Ich war schon einmal hier!" Dabei wurde er rot um die Nase und bekam einen traurigen Blick. „Ach ja, da war ja was.“ Mit einem sanften Stoß warf er Torae aufs Bett. „Ich wusste gar nicht, dass du ein Voyeur bist.“ Das Rot auf seiner Nase breitete sich über das ganze Gesicht aus. "Ähm...", stotterte der Weißhaarige verlegen. "Ich hab nicht gespannt... Ich... wollte nur bei dir sein..."

„Ohhh, das sagst du jetzt.“ Grinsend krabbelte Ivar aufs Bett und über Torae. Noch immer lag der so, wie er durch den leichten Schups gefallen war. "Ja, das sage ich. Aber ich war dankbar, dass deine vermeintliche Frau nicht an deiner Seite lag!" Er konnte das Rot einfach nicht mehr weg bekommen. Doch es tat ihm gut, weil Ivar es hervorgerufen hatte. Ein Schauer des Ekels durchlief Ivar. „Sprich doch nicht von dieser Frau zu diesem Zeitpunkt, das ist nicht gut für mein Stehvermögen.“ Er hatte seinen Satz kaum zu Ende gesprochen, als er eine leidenschaftliche Hand über seine Hose fühlen konnte. "Ich bin sicher, dass kann ich wieder gut machen!" Dann schlang Torae seine Beine um Ivars Hüfte. „Du bist auf dem richtigen Weg, Baby!“ Mit einem Lächeln auf den Lippen begann Torae ihn fester zu massieren. "Oh ja, das kann ich fühlen!" Er wollte gar nicht daran denken, was ihm geschehen würde, wenn der König ihn berührte. Über vier Jahre hatte er gewartet und auch wenn sie vorher nicht so oft beieinander waren um sich etwas Gutes zu tun, würde sich der Magier zusammen reißen müssen um keinen Frühstart hinzulegen.

Ivar keuchte. „Wie ich das vermisst habe.“ Er ließ seinen heißen Mund herab fahren, um Torae zu verbrennen. Küssend und beißend fuhr er dessen Kinn entlang, bis er ein Ohrläppchen zwischen seinen Zähnen hatte. Eine Gänsehaut war seinen Lippen gefolgt und so ließ der Magier seine Hand in die Hose des Vertrauten gleiten. Er bebte allein bei dem Gedanken wieder bei Ivar zu sein. Heiser flüsterte dieser in Toraes Ohr: „Warum tust du uns nicht einen Gefallen und befreist uns von dieser lästigen Kleidung?“ Ein angenehmer Schauer lief Torae bei den Worten über den Rücken und er gab ein Geräusch von sich, welches diesen Schauer deutlich machte. Ein Ruck durchlief ihrer beider Körper und er hatte seine Hand aus Ivars Hose gezogen und sein Hemd aufgerissen. Begierig fuhr er dann mit seiner Zunge über die muskulöse Brust. „Besser?“

„Beinahe:“ Spielte Ivar mit. „Aber noch nicht gut genug.“ Mit Genuss fuhr der Langhaarige jetzt mit seinen Händen den anderen Rücken hinunter und in die Hose. Dabei nuckelte er an einer Brustwarze, während sich der störende Stoff in Luft auflöste. "Ich hatte solche Sehnsucht!"

„Die Monate ohne dich waren grausam, ich will mir gar nicht vorstellen, was du in vier Jahren durchleiden musstest.“ Stöhnen fanden Ivars Hände ihren Weg in Toraes Haare. "Nein, das willst du wirklich nicht!", hauchte Torae traurig. Er massierte den Hintern über sich weiter und zog Ivar in einen Kuss der all seine Liebe wiedergab. Von seiner Leidenschaft übermannt biss Ivar Torae in die Unterlippe. Dieser stöhnte auf und jetzt verschwand auch seine Kleidung augenblicklich. "Wer sich noch mal... außer mir... an dir vergreift, den verbanne ich eigenhändig!" Ivar wimmerte bei dem Haut zu Haut Kontakt und konnte Torae so gar nicht widersprechen. „Alles was du willst, Liebes.“ Mit vor verlangen leuchtenden Augen sah der Magier ihn an und seine Hände wussten gar nicht, wo sie ihn zu erst streicheln sollten. Doch schließlich griff eine von ihnen beherzt an die aufgestellte Erregung des Braunhaarigen. "Dann will ich, dass du mich liebst!" Ein kleiner Schrei der Lust verließ Ivars Kehle und er betete, dass nicht gleich seine Wachen das Zimmer stürmen würden, doch die standen zu seinem Glück noch immer vor dem Garten um diesen zu bewachten. „Das tue ich bereits, mehr als alles andere!“ Torae blinzelte kurz verwirrt und es erschien ein breites Strahlen auf seinem Gesicht. Dann legte er Ivars Hände an seinen Körper, aber ließ selbst nicht von ihm ab. Die starken Arme des Königs umschlangen seinen Körper und sein Mund erkundete den bekannten Hals des Magiers. Doch dann klopfte es an der großen, doppelflügeligen Zimmertüre. "Euer Hoheit? Seid ihr hier?" Des Königs Haus- und Hofdame stand auf der anderen Seite. Sie wusste nichts von seinem Besuch im Schlosspark und wollte ihn jetzt an die baldigen Pflichten erinnern. Heute stand ein großes Fest ins Haus. „Nein, nein, nein, nein!“, grollte Ivar still zu sich selbst. „Wenn wir still sind geht sie sicher gleich wieder weg“, flüsterte er Torae zu. Dieser kicherte eben so leise. "Dann sollte ich auf dich hören!", und so küsste er ihn wieder verlangend. Leider war die immer für Ordnung sorgende Dame aufdringlicher, als es Ivar bis jetzt bewusst war. Sie klopfte ein weiteres Mal. "Euer Hoheit? Ich komme jetzt rein!" Ivars Augen weiteten sich comicartig. „Wagen sie es ja nicht!!“ Empört stemmte die ältere Frau ihre Hände in die breiten Hüften. "Aber ich bitte sie Majestät... Wir müssen doch klären, was sie gleich tragen werden und wie sie am höflichsten die Gäste empfangen!" Torae kicherte und knabberte an Ivars Ohr, wobei er raunte. "Soll ich ihr die Stimme und die Sicht klauen?"

„Ne, dann stürzt sie noch und bricht sich was. Ich weiß ja nicht was mit dir ist, aber ich finde Schmerzensschreie nicht wirklich antörnend“, raunte er dem Magier zurück, dann wand er sich zu der Dame hinter der Tür. „Das mach ich alleine, ihr Geschmack ist eh grausig!“

"Ohh... Uhh... So eine Unverfrorenheit! Das hab ich in all meinen Dienstjahren noch nicht erlebt! Hätte ihr Vater das hören können, er würde sich im Grabe umdrehen!" Beleidigt stapfte die Untersetzte weg. Sie war die älteste Angestellte am Hofe und nur sie konnte sich solche Worte ohne das ihr Folgen drohten erlauben. „So ne Zimtzicke“, murrte ihr König. „Immer kommt sie mit meinem Vater, dabei kannte ich den nicht mal richtig.“ Dann sah er wieder Torae an. „Wo waren wir?“ Sanft aber bestimmt drehte der Gefragte ihn auf den Rücken und setzte sich auf seinen Bauch. "Hier... Und jetzt... Lass dich verwöhnen, mein König! Du hast es dir bei so vielen Störenfrieden verdient zu entspannen!"

Lemon

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Es ist so weit!!!!!!!!!!

Das letzte Kapitel ist da!

Wir hoffen es gefällt euch!

Da die meisten Leser zum Schluss recht schreibfaul waren möchten trixi und Ich vor allem Jenma und ReinaDoreen die eigentlich immer Kommentare dagelassen haben!

Danke! *schmatz* Das Kapitel gehört euch!!!
 

Viel Spaß beim lesen!
 

trixi_82+Renegat11= Phai8287
 


 

Noch bevor Torae wieder zu sich selbst fand, klirrte es in dem großen Zimmer. Doch er war zu weit weg um das überhaupt zu realisieren. Intime Begegnungen mit Ivar, waren und würden wohl die einzigen Situationen bleiben, in den er seine Fähigkeiten nicht beherrschen konnte. So hatten während ihres Liebesaktes wieder alle Gegenstände von ihrem Platz abgehoben und das teure und seltene Porzellan zerbrach jetzt auf dem Boden. Nicht, dass das Ivar störte, hatte er doch eh schon beschlossen, dass Torae in seine Gemächer mit einziehen würde und das hieß, dass sie erst mal richtig renovieren würden. Erschöpft legte er nun seine Arme um Toraes bebenden Körper. „Wow.“ Zarte Küsse bedeckten Ivars Gesicht, als der Magier wieder zurück fand. Dann entfloh seinen Lippen ein enttäuschtes Seufzen. Er rutschte von dem König herunter und legte sich neben ihn in seine Arme. "Mann gewöhnt sich so schnell an die geile Füllung!" Ein Lachen platze aus Ivar heraus. „Solche Worte aus deinem Mund? Und dazu auch noch ohne rot zu werden?“ Verspielt und maulend schlug Torae leicht auf ihn ein. "Zieh mich nicht auf! Herzchen!" Nach all der langen Zeit, war er einfach froh wieder in Ivars Armen liegen zu dürfen und er blühte regelrecht auf. Ivar ergriff die auf ihn einschlagende Hand und grinste Torae an. „Du bist wirklich erwachsen geworden, aber Spitznamen wie ‚Herzchen’ sind meine Sparte, du musst dir was Eigenes überlegen!“ Dieser Grinste zurück und nach einem Fingerschnippen saß er wieder auf dem Gleichaltrigen drauf. "Na gut, euer hoch wohl Geborenheit. Würdet ihr mir die Ehre erweisen und mein Herz als Geschenk annehmen?" Torae strahlte förmlich von innen heraus. „Mit Freude!“, erwiderte Ivar daraufhin sanft. Glücklich griff der Weißhaarige nach Ivars Händen und hielt sie über dessen Kopf fest. Er brauchte trotz allem ein wenig Kontrolle über das Folgende. Ganz nah kam sein Gesicht an Ivars heran und er sah ihm tief in die smaragd grünen Augen. "Ich... Ich liebe dich!"

„Und ich liebe dich“, gab Ivar ehrlich zurück und sah Torae dabei tief in den Augen, überwältigt von der Liebe, die sie beide empfanden. „Und wie ich sehe, hast du gut auf mein Herz aufgepasst, denn ich hab es bei dir gelassen, als ich gegangen bin.“ Immer wieder hauchten Toraes Lippen seichte Küsse auf Ivars. "Dein Herz hat über mich gewacht, wie ich über es... Nicht eine Minute konnte ich ohne dich!"

Ihre Zweisamkeit sollte je gestört werden, als ein riesen Haufen Soldaten das private Schlafgemach des Königs stürmte und der Magier wurde sofort von Ivar fort gerissen und festgekettet. Aus ihrer Sicht, war die Situation deutlich, sie hielten Torae für einen Perversen, der mit diesen Absichten ihren König demütigen und ihm danach etwas antun wollte. Das Torae, Ivar auch noch die Hände über dessen Kopf festgehalten hatte, bestätigte sie und Toraes Schrei als er den Himmel erreichte, hatte sie hergerufen. Den Weißhaarigen mit Gewalt auf den Boden drückend, kamen zwei der Wachen auf den Braunhaarigen zu. "Bitte Verzeiht uns, Majestät. Wir haben den Attentäter nicht bemerkt und hoffen euch geht es gut!" Ivar Gesicht war erst verblüfft, aber dann wutverzerrt, doch aus einem anderen Grund, als seine Soldaten annahmen. „Idioten!! Stümper!! Lasst ihn sofort los, wenn euch euer Leben lieb ist!! Los lassen hab ich gesagt!!“ Der König sprang auf, sich mit einer Decke verhüllend und eine Andere für Torae in seinen Händen haltend. "Aber euer Hoheit!" Einer der Soldaten hielt Ivar fest. Sie waren sich in einem Gedanken einig. Es gab Mittel und Wege Frauen dazu zu bewegen... zu zwingen... sich einem freiwillig hin zu geben. Wo möglich hatte der Fremde das mit ihrem König getan. "Bitte beruhigt euch, ihr seid jetzt in Sicherheit und braucht nicht mehr so zu tun als ob es euch gefällt, damit ihr nicht getötet werdet!" Torae bekam während dessen Tränen vor Schmerzen in die Augen, so fest wurde er gehalten und als er sich wehrte bekam er eine über gezogen und ihm wurde schwarz vor Augen. "Setzt euch, mein König! Alles ist wieder in bester Ordnung!" Die Wache nickte seinen Männern zu, damit sie den Eindringling wegbrachten. „Halt dein vorlautes Schandmaul!! Bin ich der König oder du?? Ihr entlasst ihn und zwar sofort oder ich sorge dafür, dass ihr alle samt hingerichtet werdet!!“ Ivar war nun wieder auf seinen Beinen und funkelte die Männer wütend an. „Ihr werdet es alle bereuen, euch unerlaubt Zutritt zu meinen Gemächern verschafft zu haben!! Hiermit seid ihr alle eures Dienstes enthoben und jetzt raus hier!!“ Auf einmal blieben alle stehen und der bewusstlose Torae wurde fallen gelassen. Die Soldaten merkten, dass hier alles seine Richtigkeit hatte, bis sie eingegriffen hatten. Dann fielen sie auf die Knie. "Bitte verzeihen sie uns, Majestät... Es galt alles nur zu ihrer Sicherheit!"

„Macht ihn sofort los und dann raus hier!“, befahl Ivar noch immer wütend. „Und betet, dass ihm nichts passiert ist, denn sonst rollen eure Köpfe!“ Leise und beschämt erhielt er ein einstimmiges. "Jawohl!" Dann nahm einer der Wachen dem nackten Magier die Ketten ab und sie zogen sich aus dem Zimmer zurück. Sie würden ebenfalls über das gesehene schweigen. Vielleicht hatten sie so eine Chance ihre Anstellung zu behalten.

Sofort war Ivar an Toraes Seite und zog ihn in seine Arme. „Liebes?“, fragte er zärtlich. Schwach zuckten die Augenlider des Gefragten und er zitterte. Ivar griff nach der zweiten Decke und wickelte Torae darin ein. „Wach auf, Liebes. Es ist alles wieder in Ordnung.“ Langsam öffneten sich schwarze Augen und er griff sich an den schmerzenden Kopf und die Stelle an der er getroffen wurde. "Was ist passiert? Ich hab Kopfschmerzen!" Er hatte ein klein wenig Blut an der Hand, als er sie wieder löste. „Wir wurden unterbrochen und meine Soldaten haben es wohl zu gut gemeint. Ist es sehr schlimm?“ Sanft tastete Ivar den weißbehaarten Kopf ab. "Ja, es geht aber..." Torae lächelte schon wieder und als sein Geliebter die wunde Stelle berührte zuckte er. Doch Ivars Hand leuchtete kurz auf und die Platzwunde war verschwunden. "Aber siehst du, du hast es schon wieder geheilt. Sei ihnen bitte nicht böse, sie sorgen sich nur um dich... das tue ich auch, jede Sekunde!"

„Sie hatten trotzdem keinen Grund dich so zu behandeln!“, protestierte Ivar laut. „Außerdem haben sie sich auch mir gegenüber unmöglich benommen.“ Mit einem leidenschaftlichen Kuss beruhigte Torae ihn wieder. "Es ist doch alles gut gegangen..."

„Aber erst nachdem ich diesen Tölpeln gedroht habe, sie hinrichten zu lassen, vorher haben die meine Worte völlig ignoriert.“ Eine Augenbraue von Torae wanderte ärgerlich in die Höhe. "Sie haben die Worte ihre Königs missachtet?!"

„Jap und deshalb hab ich mir auch das Recht verdient ihnen in den Allerwertesten zu treten, aber wenn du nett bist, darfst du helfen!“ Grinsend zwinkerte er Torae zu. „Und jetzt hoch mit dir, Liebes. Wir müssen uns für ein Fest fertig machen.“ Kurz stahl der ihm noch einen Kuss. "Und wie ich dir helfen werde! Es ist zwar selten, dass ich so etwas mache, aber meine Mutter hat von mir gelernt, wie man bestraft!" Flink stand der Magier wieder auf den Beinen und half dem König hoch. Dann geriet er jedoch ins stottern. "F... Fest? Mit mir?"

„Natürlich, ich habe vor den ganzen Abend nur mit dir zu tanzen!“ Bei diesen Worten packte er Torae und wirbelte ihn herum. Mit dieser Aussagen entlockte er dem Weißhaarigen dieses geliebte Feuerrot im Gesicht. "Och Hase...", geehrt, verlegen und unsicher senkte er seinen Kopf. "Das geht doch nicht. Du bist jetzt König..."

„Hase?“ Ivar ließ es sich auf der Zunge zergehen. „Doch, damit kann ich leben. Und ja, ich bin der König und somit entscheide ich ganz alleine, mit wem ich tanzen will und das bist nun mal du!“ Mit einem nicht ganz so begeistertem Nicken zauberte sich Torae wieder in seiner Kleidung. Trotz der Jahre, hatte er nun mal fast nur schlechte Erinnerungen, was öffentliche Veranstaltungen betraf. "Was möchtest du tragen?"

„Etwas das königlich aussieht, aber bequem ist. Die Sachen, in die sie mich sonst immer stecken sind so grausig! Ich kann darin fast gar nicht atmen.“ Der Magier überlegte kurz und wenige Sekunden später trug sein geliebter König einen seidenen aber sehr bequemen Frack. „Ist das angebracht?“

„Sehr.“ Er verpasste Torae einen Schmatzer auf die Lippen. „In dir steckt ja ein richtiger Künstler.“ Seine Wangen färbten sich leicht rosa. "Stimmt nicht..." Torae war noch immer mehr als unsicher. "Aber muss ich wirklich mit? Ich ... ähm..."

„Du willst dich drücken?“ Mit hochgezogener Augenbraue sah Ivar ihn an. "Du weißt doch, ich bin nicht gut im Umgang mit anderen..."

„Torae.“ Zärtlich nahm Ivar die Hände des Anderen in seinen und legte seine Stirn an Toraes. „Ich will der ganzen Welt sagen wer du bist und das du zu mir gehörst und das geht auf einem solchen Anlass nun mal am Besten. Ich will nicht, dass wir uns verstecken müssen. Du bist was Besonderes, was wir haben ist besonders und das haben alle anderen zu akzeptieren.“ Der Magier genoss dieses vertraute Beisammensein und er seufzte. "Darf ich dich um etwas bitten?"

„Natürlich, Liebes.“ Zart berührte Torae seine Lippen und begann vorsichtig zu fragen. "Bitte sei nachsichtig mit den Anderen, sie werden bestimmt nicht so positiv reagieren wie die Leute aus deinem Dorf. Ich möchte nicht damit leben, dass man ständig hinter meinen Rücken tuschelt... ich sei der Bettgefährte des Königs... wenn, dann möchte ich an deiner Seite akzeptiert werden..."

„Das wüsche ich mir doch auch“, erwiderte Ivar zärtlich und strich eine Strähne weißes Haar hinter Toraes Ohr.

"Würdest du mir auch einen Gefallen tun?", erklang jetzt aus dem Hintergrund eine weibliche und göttliche Stimme an des Königs Ohr, doch sie war noch nicht zu sehen. Aber das machte nichts, denn Ivar kannte die Stimme gut, doch war sein Vertrauen in sie noch immer erschüttert. Lächelnd sah sich Torae um und hielt Ivars Arm fest um sich. "Wo bist du Mutter?" Verwirrt kräuselten sich Ivars Brauen, schon wieder fing Torae mit diesem Mutterkram an. Grid kicherte leise und erschien langsam mit Sidonie an ihrer Seite neben dem Bett. "Hier..." Das passte Ivar nun aber gar nicht. „Was soll das werden?“, fragte er somit ungehalten. Torae hielt sich noch immer an ihm fest und sah auch fragend aus.

"Nun, Sidonie hat ihre Strafe erhalten. Sie wusste, was ihr Vater getan hat und schwieg trotzdem Jahre lang. Dennoch hat sie sich um Torae gesorgt und schließlich die Wahrheit gesagt. Deshalb habe ich sie lediglich zu einem sterblichen Wesen... einem Menschen gemacht. Ich möchte dich bitten, Ivar. Sie hat erst später erfahren, was Rhazes tat. Lass sie in deinem Königreich leben..."

„Mir doch egal was sie getan oder nicht getan hat, ich will sie hier nicht haben!!“ Ivar war über diese Unverschämtheit seitens Grid verärgert, dieses blonde Miststück war nun wirklich die Letzte, die er in seinem Schlafzimmer haben wollte. "Bitte...", sagte Torae jetzt leise. "Sie hat mich davon abgehalten, mir selbst ein Ende zu setzten und mir Hoffnung gegeben, dass ich dich wieder sehen kann..."

„Mein Land ist groß...“, schnauzte Ivar, „...also was sucht sie hier?“

"Deine Erlaubnis!" Grid schob die ehemalige Magierin weiter zu Ivar und hoffte darauf, dass sie selbst etwas sagte. Doch Sidonie war wie versteinert, konnte sie Ivars Wut doch beinahe körperlich spüren. „Seit wann scherst du dich darum?“, höhnte Ivar. „Aber bitte, die habt ihr und jetzt schaff sie mir aus den Augen!“ Als Dank erhielt er eine Verbeugung von der Göttin. "Ich kann dich verstehen!"

„Raus hier!“, zischte der König nur und gehorsam waren seine beiden weiblichen Gäste sofort wieder verschwunden. Doch Ivars Wut war es nicht. „Die Frau hat Nerven.“ Sanft legte Torae eine Hand auf seine Schulter. "Sie hat es für mich getan..." Mit einem Grollen war das Thema für Ivar angeschlossen. "Ivar..." Torae konnte nachvollziehen, wie sein Liebster sich fühlen musste. Doch auch er hatte eine Vergangenheit. "Bevor wir gleich auf das Fest gehen, möchte ich alles geklärt zwischen uns wissen! Ich möchte wissen, wie es dir ging als ich in meinen Erinnerungen war. Ich möchte wissen, was danach geschehen ist... und ich möchte dich wissen lassen, was bei mir geschehen ist..."

„Das ist ne ganze Menge“, meinte Ivar plötzlich sehr ruhig. „Ich weiß nicht, ob wir das bis zu dem Fest schaffen.“ Zart strich der Magier eine Haarsträhne aus Ivars Gesicht und die Zeit stand still. Vögel die vor den Fenstern flogen standen bewegungslos in der Luft und es fiel noch nicht mal mehr ein Blatt zu boden. Stille... absolute Stille herrschte um sie und im ganzen Land. "Wir haben alle Zeit der Welt!"

„Netter Trick, funktioniert der auch während Ratsversammlungen?“

"Ähm... Was ist eine Räderversammlung?" Torae verstand nicht und kannte sich mit dem ganzen politischen Getue nicht aus. „Eine ganz böse Sache, die jedem seine Lebenskraft stielt“, scherzte der König. Auf diese Aussage musste sich der Magier ein Lachen verkneifen. Dann küsste er Ivar und schenkte ihm so ganz viel Kraft. "Das kann ich nicht zulassen!"

„Ja! Beschütz mich!“, jubelte der König übertrieben und schlang seine Arme um Toraes Hals, ihn süßlich anzwinkernd. Der genoss die Umarmung und sie begannen zu schweben. "Zwischen Zeit und Raum kann uns niemand was! Und jetzt erzähl mir, was bei dir geschehen ist..." In dieser Position musste man sich einfach wohlfühlen, denn es machte fast den friedlichen Eindruck, als ob man noch im Mutterleib sei. „Wo soll ich anfangen? ...“ Die ersten Worte brachte Ivar nur schwer hervor, drehte es sich dabei doch um den zweiten Tod seines Großvaters, doch je mehr er sprach desto leichter ging es ihm von der Zunge und seine Geschichte sprudelte aus ihm heraus, bis zu dem Moment, als er vor Grid geflohen war und sich dann bei Torae verabschiedet hatte. „...Dann bin ich einfach nur weg, ich weiß nicht, wie lange ich unterwegs war, bis ich zu unserem Dorf gekommen bin. Irgendjemand muss Hogarth bescheid gegeben haben, denn am nächsten Tag kam er mich holen und hat mich hergebracht. Die folgenden Monate hab ich seit dem damit verbracht mit meiner neuen Rolle klar zukommen, doch glücklich war ich nicht, bis mich so ein hübschen Jüngling in meinem Garten überfallen hat.“ In Toraes Hals bildete sich ein großer Klos und obwohl er hart schluckte wollte der sich nicht vertreiben lassen. Denn auch der Magier mochte den alten Iskander sehr. "Es tut mir leid, dass du das zwei Mal durchleben musstest. Ich... hätte alles gegeben um dir das zu ersparen!"

„Genau das hat uns doch diesen Schlamassel eingebracht.“ Zärtlich rieb Ivar seine Nase an Toraes. „Mir tut leid, dass ich dich darum gebeten hab, dass hätte ich nicht tun dürfen.“ Mit feuchten Augen sah der Weißhaarige in die Seinen. "Du bist doch das Wichtigste in meinem Leben. Alles was ich will ist, dass du glücklich bist! Deshalb...", unsicher guckte er weg. "...hätte ich es vermutlich auch ohne deine Bitte getan." „Hab ich es doch schon immer gewusst, du bist zu gut für diese Welt.“ Seine Lippen suchten Toraes und fanden sie. „Wie hab ich dich nur verdient.“ Ein zaghaftes Lächeln bildete sich um Toraes Lippen. "Du hast mir mehr als ein Mal das Leben gerettet. Ich liebe dich, auch wenn du... wie ich... das Böse in Person wärst..." Dann sah er ein wenig durch seinen Geliebten hindurch. "Ich hatte ziemlich schnell meinen Körper verlassen und war in meinen Erinnerungen. Auch wenn ich weiß, dass ich nichts ändern konnte, stand ich nur da und habe zugesehen, wie ich alles zerstörte. Wie du mich liebtest und ich dich verletzte... Mein ganzes Leben. Aber dann war da noch mehr..." Ivar fuhr zärtlich mit einer Hand durch Toraes Haare und versuchte ihn so stumm Beistand zu leisten. Dankbar lächelte ihm dieser zu und fuhr fort: "Ich ging immer weiter zurück und erkannte schließlich, dass mir diese Zauberkräfte nicht ohne Grund geschenkt wurden... Du erinnerst dich an Grids Erzählung wie alles seinen Ursprung hatte?" „Wage“ gestand er. "Eine der alten Göttinnen bekam vor Menschengedenken ein Kind... es war ein Junge und er hatte einen sterblichen Körper mit einer unsterblichen Seele. Du musst wissen, wenn ein Mensch stirbt, wird sein Geist in den ‚Himmel’... ins Unendliche getragen. Ein Gott hingegen, kann nicht sterben und so war der Junge dazu verurteilt, dass er zwar immer wieder starb, aber auch immer wieder geboren wurde. Er konnte mit seinen Liebsten altern und musste sie gehen sehen, ohne ihnen folgen zu können. Die ursprüngliche allgegenwärtige Kraft hat dies angezogen und verschmolz so mit ihm. Jedes Mal aufs Neue, in einer Höhle in der die Zeit langsamer läuft als in der realen Welt und die Mutter des Jungen nannte sich Grid...“, vorsichtig schaute Torae den König an. Wie er wohl reagieren würde. „Willst du damit andeuten…?“ Ivar wusste nicht was er dazu sagen sollte, waren dass doch ganz schön viele Informationen auf einmal. "Ja, ich bin der Sohn der Federschleuder... Wie du sie gern bezeichnest..." Angewidert verzog Ivar das Gesicht. „Heißt das, sie ist jetzt so was wie meine Schwiegermutter? Igitt!“ Torae schüttelte traurig seinen Kopf. "Nur wenn du mich wirklich willst..."

„Natürlich will ich dich, dass ist nicht die Frage!

Melancholisch flog der Magier zum Fenster und sah in die bewegungslose Ferne. "Grid hat Rhazes ins ewige Feuer verbannt, als sie erfuhr, was er dir angetan hat. Denn sie weiß, dass es einen Zauber gibt der mächtiger ist, als alle existierende Magie. Sie hat dich gern und sie hofft, dass wir glücklich werden können!"

„Bei der ganzen Sache ging es ihr um dich, nicht um mich. Wer weiß, was die Zukunft bringt, aber im Moment kannst du nicht von mir verlangen, dass ich mit ihr auskomme.“ Ivar wackelte in der Luft umher. „Und jetzt komm wider her, denn ich weiß nicht so genau, wie ich mich so bewegen soll.“ Torae lächelte und schüttelte den Kopf. Er bewegte einen Finger und entsprechend kam Ivar zu ihm. "Entschuldige, stell dir einfach vor du schwimmst, du brauchst nur diese komischen Bewegungen nicht machen.... Und was meine Mutter betrifft. Das stimmt nicht. Wäre das der Fall, hätte sie von Anfang an dafür gesorgt, dass du niemals an mich heran kommst und wenn sie dir die Soldaten sämtlicher Länder auf den Hals gehetzt hätte. Sie hat deine Reinheit gesehen und sie schätzt deine Ehrlichkeit. Du bist ihr wichtig!"

„Hör auf, bitte!“ Davon wollte Ivar im Moment nichts hören. Zärtlich zog er Torae in seine Arme. „Erzähl mir lieber, was du die letzten vier Jahre gemacht hast.“ Mit einem wohligen Seufzen kuschelte Torae sich an. "Nicht viel. Ich war fast die gesamte Zeit an der Weide. Da waren wir zum letzten Mal allein..."

„Ich erinnere mich und wenn du willst suchen wir uns im garten einen Baum an den wir schönere Erinnerungen knüpfen können.“ Für diese Worte erntete Ivar einen leidenschaftlichen Kuss. "Wenn ich mich in deinen Augen verliere, habe ich ihn schon!"

„Du bist süß!“, lachte der Dunkelhaarige.

"Weißt du, was ich mir wünsche?" Der Blick des Magiers wurde verträumt. "Ich möchte gern mit dir an den See deines Dorfes und den Wasserfall. Da waren wir bis heute am wenigsten mit Problemen bedrängt und konnten einfach nur füreinander da sein..."

„Das klingt verlockend, ich war schon lange nicht mehr da.“ Wehmütig seufzte Ivar. Er hörte ein leises Fingerschnippen und die Zeit lief weiter, als ob nie etwas geschehen wäre. "Dann wird dich dieser hübsche Jüngling, der dich überfallen hat, diese Nacht gänzlich aus den Räumlichkeiten des Schlosses entführen. Und er wird dir einen Ort zeigen, den man sich schöner nicht wünschen kann! Aber zuerst..." Torae grinste frech. "Musst du deinen Bettgefährten über den morgen das ganze Land lachen wird, deinen Untertanen vorstellen!"

„Niemand wird Lachen, ich erteile einfach ein allgemeines Lachverbot für morgen, wie klingt das?“ Die einzige Antwort die er erhielt war ein lautes und herzliches Lachen. Dann berührten ihre Füße wieder den Boden. "Glaub mir, dann lachen sie noch mehr hinter vorgehaltener Hand. Wann müssen wir denn los? Muss ich irgendwas beachten?"

„Sei einfach du selbst und du wirst alle von ganz alleine verzaubern.“ Diese Worte sprach er mit einem Augenzwinkern. Um seinen Liebsten erschien eine kühle Feueraura, die niemanden verbrennen konnte und doch sofort wieder erlosch. "Wenn ich das mache, hast du bald keine Untertanen mehr, weil sie vor Furcht tot umfallen. Also, führe mich, mein König, Hase und Geliebter!"

„Du!“, lachte Ivar und nahm Toraes Hand. „Und wehe du wagst es mit jemand anderem als mit mir zu tanzen.“ Frech streckte ihm der Weißhaarige die Zunge raus. "Ich tanze mit jedem, nur nicht mit dir. Du trittst mir sonst noch auf die Füße!" Er war ausgelassen und erleichtert, dass Ivar seine Herkunft so einigermaßen gut aufgefasst hatte und träumte jetzt davon, dass sie wirklich eine gemeinsame Zukunft haben könnten. Ivar plusterte seine Brust auf. „Ich bin dein König und du hast mir zu gehorchen!“

"Aber du liebst mich und deshalb gehorchst du mir!" Mit leuchtenden Augen drückte Torae ihn an eine Wand und küsste ihn verlangend. Als er sich löste, konnte er nur verliebt hauchen. "Ich werde immer nur mit dir tanzen!"

„So ist es brav“, lobte Ivar und stahl sich selbst noch einen Kuss von Torae. Dann hatten sie die untere Etage erreicht und man hörte den Adel mit sanfter Musik im Hintergrund plaudern. "Versteck mich!" Ivar konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Das geht schwer, sind wir doch hier, um dich zu präsentieren.“ Er bot Torae seinen Arm an. „Darf ich bitten?“ Wie von allein, schob sich die große Kapuze über Toraes Kopf und verdeckte sein Gesicht. Dann hackte er sich bei Ivar ein. "Danke!"

„Ich finde es ja süß, dass du so schüchtern bist, aber ist das nicht etwas übertrieben?“ Eine engelsgleiche Hand zog den Stoff von seinem Schopf und dieser legte sich danach sofort wieder darüber. "Sag das nicht mir, das Ding hat ein Eigenleben und hört nicht auf Worte sondern auf Gefühle! Aber du könntest mir ganz gentlemanlike den Umhang abnehmen?"

„Gerne, aber erst im Saal, dass macht den Überraschungseffekt größer.“ Ein humorvolles Glitzern war in Ivars Augen getreten, freute er sich doch diebisch auf den Schock des Hofstaates. Und da war es auch schon so weit. Sophie seine alte Haus- und Hofdame kam angewatschelt. "Euer Hoheit, wo bleibt ihr nur? Und wie seht ihr nur aus?"

„Schick nicht wahr? Wesentlich besser, als das was ihr mir immer aufzwängt. Können wir?“ Beleidigt und mit einem Schnauben drehte sich die alte Dame weg, sie meinte es doch immer nur gut. Er warf einen Blick auf Torae und gab dann seinen Wachen ein Signal, die Ballsaaltüren zu öffnen, sodass sie ihren großen Auftritt haben konnten.

Ein Minister kündigte ihn an. „Seine königliche Hoheit Ivar von Landora!“ Ruhig wurde es im Ballsaal und alle sahen den König und seine verhüllte Begleitung an. Sie vollführten eine elegante Verbeugung oder einen jahrelang erlernten Hofknicks. Torae schluckte, denn trotz des Stoffes über seinem Kopf, konnte er alles sehen. Mit erhabenem Haupt durchschritt Ivar den Raum, mit Torae an seiner Seite. Er konnte die Neugier des Hofes beinahe spüren und es füllte ihn mit unglaublicher Befriedigung. Der Einzige, welcher hier im Saal fehlte war Hogarth. Ivar hatte ihn im Kerker ganz vergessen. Vor den wenigen Stufen zum Thron für König und Königin stoppte der Weißhaarige und flüsterte. "Ab hier kann ich nicht weiter!"

„Oh doch, dass kannst du, ich will dich an meiner Seite haben und zwar ganz!“, murmelte Ivar zurück und bewegte Torae vorwärts. Unschlüssig stand der jetzt vor dem zweiten, etwas kleineren Thron und sah sich um. Dann atmete er tief durch. Sophie kam wieder angelaufen. "Bitte eure Hoheit, tut das nicht!" Dafür wurde sie mit einem drohenden Blick seitens Ivars beglückt, bevor er sich wieder ganz seiner Begleitung zu wand. „Du gehörst zu mir und alle sollen es wissen!“ Im Hintergrund brodelte es. All die Frauen, welche Ivar abgewiesen hatten wollten wissen, welches Flittchen sich den König geangelt hatte. Ganz besonders Marianna, sie hatte sich ganz nah an den Thron gestellt.

Nun, als er seine Hände hob um Torae von seinem Mantel zu befreien, stieg die Nervosität in ihm auf und machte seine Finger zittrig. Ganz sachte hielt der Verhüllte seine Finger fest. "Du musst nicht, wenn du nicht möchtest!" Zart strich er dabei über die andere Hand. „Das ist es was ich will.“ Seine Hände ergriffen den Mantel, öffneten ihn und streiften ihn dann von Toraes Schultern. Ein verhaltenes Raunen glitt durch den Saal und manche Maid mit Hoffnungen fiel in Ohnmacht. Mit einem schiefen Lächeln winkte Torae hingegen zu den Adligen. "Hallo..." Ivar wand sich seinem Hofstaat zu, Toraes Hand dabei in der seiner halten. „Hohe Herrschaften darf ich ihnen vorstellen: Torae Katorasen, mein…“, Ivar ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen, „...Lebensgefährte. Ich bin sicher, dass man ihn hier mit dem Respekt behandeln wird, der ihm gebührt.“ Er hob Toraes Hand und küsste ihren Rücken.

Ein Baron kam auf den König und dessen Partner zu. Er verbeugte sich leicht. "Wenn dies die Wahl ist, die euer Herz getroffen hat, freuen wir uns im Namen eueres Vaters für euch!" Dann zwinkerte er dem rot angelaufenem Torae zu. „Ich danke euch“, erwiderte Ivar mit einer angedeuteten Verbeugung. Die Meisten stimmten dem Baron zu und sogar die obersten Herzoge nickten anerkennend. Nur eine missfiel das ganze und sie trat herablassend auf Torae zu. "Also, wenn ich mir die Kleidung so betrachte, sieht er für mich wie ein Hofnarr aus!" Auch ihre Stimme war arrogant. „Nun, würden wir nach der Kleidung urteilen, müssten wir euch ja für eine Nutte halten“ konterte Ivar scharf. Sanft legte ihm Torae eine Hand auf die Brust und schüttelte den Kopf, als Marianna fast explodierte. "Ich mach das schon, wenn du dich erinnerst, hab ich noch eine Rechnung mit ihr offen!" Mit festen Schritten trat er auf die Frau zu. "Ein Hofnarr sagtet ihr?" Dabei begann er mit unter seinen langen Ärmeln hervorgezauberten Bällen zu jonglieren. Ivar setzte sich in seinen Thron und genoss grinsend das Schauspiel, doch er war nicht der Einzige, der Rest der Gäste begann zu raunen und zu tuscheln, nicht sicher was sie mit dieser seltsamen Gestalt anfangen sollten. "Ihr seid viel weniger als ein Hofnarr. Ein Lakenwärmer für die ein oder andere kalte Nacht, aber sobald der König genug von euch hat, werdet ihr Hängen oder gar im Kerker verrotten!" Amüsiert über solche Worte einer vornehmen Dame lachte Torae. "Ja, kalte Nächte... einsame Nächte... und vor allem Nächte voller Gefühl!" Seine Bälle mit denen er jonglierte lösten sich in Rauchwolken auf und einen Wimpernschlag später, stand er hinter Marianna, schlang einen Arm um ihre Hüfte und flog zur Decke des Saales. Dabei lachte er weiter und sie schrie vor Angst.

„Lass sie nicht fallen!“, rief Ivar ihm lachend zu. „Das gibt nur Fettflecken auf dem schönen Boden!“ Die anderen Anwesenden fanden das ganze nicht so lustig, mit offenen Mündern und vor Schrecken geweiteten Augen sahen sie dem Spektakel zu.

"Schhh..." Der Magier legte der Adligen einen Finger auf die Lippen und deutete ihr an zu schweigen. "Es gibt Menschen, die sagten, ich sei der Teufel, ein Dämon. Aber ich kann noch viel schlimmer sein! Du bist einen Schritt zu weit gegangen, Ivar trägt mein und ich sein Herz! Wenn du noch einmal hier bei Hofe erscheinst, verwandele ich dich in eine kleine am Boden kriechende Echse, dann bist du da, wo du hin gehörst. Hast du mich verstanden?" Verängstigt und panisch nickte sie.

„Jetzt lass die dumme Pute und komm wieder zu mir.“ Ivar war das Spiel langweilig geworden. Torae schnipste mit seinen Fingern und Marianna war fort. Dann kam er zu seinem König und kniete nieder. "Entschuldige. Aber ich wollte ihr deutlich machen, dass sie keine Chance hat!" Auch wenn er wusste, das Ivar ihn als gleichberechtigt ansah, wollte er ihm vor dem Hofstaat nicht die Königswürde nehmen und hatte sich deshalb auf die Knie heruntergelassen. „Dein gutes Recht.“ Ivar gab Torae ein Zeichen sich zu erheben. Ein dankbares Lächeln erschien auf seinem Gesicht und er erhob sich. "Das hat Spaß gemacht!" Das die anderen Gäste ängstlich ruhig geworden waren, interessierte ihn nicht. Torae hatte lediglich sein 'Revier' in aller Öffentlichkeit markiert. Mit einem Wink machte Ivar klar, dass er wollte, dass Torae sich neben ihn setzte, auf dem Platz, der ihm rechtmäßig gehörte. Artig, wie es sich für des Königs Gefährten gehörte, setzte sich der Weißhaarige auch und griff nach seiner Hand. "Wo ist eigentlich Hogarth?" Jetzt ließ auch Ivar seinen Blick schweifen. „Seltsam, er scheint nicht hier zu sein.“ Ein leises Räuspern hörte der König jetzt hinter seinem Kopf, von einem der Wachen im Saal. „Er wurde ins Gefängnis gebracht, weil er an einem versuchten Attentat an euch beteiligt war!“

„Was denn für ein Attentat, ihr Dumpfbacken!? Gibt es denn heut zu Tage kein gutes Personal mehr!?“ Genervt seufzend fuhr Ivar sich durch die Haare. „Wer ist für diesen Schwachsinn verantwortlich?“

"Der Hauptmann ihrer Leibgarde..."

„Der Idiot soll das sofort rückgängig machen und sich morgen bei mir zur Rechenschaft melden!“ Ivar war klar, dass einige Soldaten morgen ihren Job verlieren würden. Die Wache nickte und zog sich zurück. Ein anderer Soldat bezog stattdessen seine Stellung. Einen leidenden Blick sandte Ivar nun Torae. „Siehst du mit welcher Unfähigkeit ich mich rumschlagen muss?“ Ein leichtes Rot zierte das Gesicht des Angesprochenen. "Hättest du mich nicht erwischt, wäre das alles nicht passiert. Entschuldige bitte!"

„Bist du verrückt? Das ist das einzig Gute, was hier von statten ging!“

"Eure königliche Hoheit?", erklang es bevor Torae etwas gerührtes erwidern konnte. „Was ist denn jetzt?“ Die Wache war zurück. "Euer Freund ist aus dem Gefängnis freigelassen, so wie ihr es wolltet. Aber er tobt vor Wut."

„Sein gutes Recht.“ Stellte Ivar fest. „Aber keine Sorge, er ist harmlos.“ Jetzt schüttelte Torae den Kopf und drückte Ivars Hand. Er hatte seine Augen geschlossen und beobachtete so, was bei Hogarth geschah. "Er ist sauer auf dich!"

„Mich?“ Ivar zeigte selbst mit dem Finger auf sich. „Was hab ich denn gemacht?“ Noch immer hatte der Magier seine Augen geschlossen und zitierte den Räuber. "Dieser Macho... Spinner... Ich hab ihm noch gesagt, er soll mich rausholen! Stattdessen lässt er mich hier Stunden lang vergammeln..." Dann schlug er seine Augen wieder auf. "Sollen wir nicht zu ihm gehen?" Doch Ivar schien ganz und gar nicht beunruhigt. „Ach was, dass wird noch lustig und ich glaub kaum, dass ihm der Aufenthalt in der Zelle geschadet hat.“ Ein leises Gelächter drang durch den Saal. Die Gäste hatten ihren König gehört. Doch Torae fand es nicht so toll. "Glaubst du das wirklich?"

„Keine Sorge, ich hatte eh noch was gut bei ihm.“ Torae nickte und folgte mit seinen Augen weiterhin dem Fest. Er wusste nicht, was hier gefeiert wurde, doch nachdem man sich an ihn gewöhnt hatte, schienen die Gäste ausgelassen zu sein. Ein Herzog trat nach einer Weile auf sie zu und verbeugte sich tief. "Mein König... Ehrenwerter Lord Katorasen..." Er wusste nicht, wie er den Magier ansprechen sollte, weshalb er ihn automatisch adelte, weil er an Ivars Seite saß und ihn beim Nachnamen nannte. "...wollen sie ihre Verbindung nicht mit einem Tanz öffentlich besiegeln?"

„Eine ausgezeichnete Idee, Herzog.“ Er hielt Torae eine Hand hin. „Darf ich um diesen Tanz bitten?“ Ein schiefer Blick traf ihn. Torae hatte gehofft um diese 'Ausstellung' herum zu kommen. "Sehr wohl..." Er griff nach Ivars Hand und ließ sich einfach führen. Die Herren des Abends tuschelten. Wie das wohl funktionieren würde? Wer von beiden die Frauenrolle im Tanz übernahm? „Ich warne dich“, flüsterte ihm Ivar zu. „Ich bin ein furchtbarer Tänzer.“ Der Magier senkte seinen Blick. "Keine Sorge, jetzt kannst du es!"

„Ist das einer deiner kleinen Tricks?“ Lächelnd sah der Angesprochen wieder auf und nickte. "Ja!" Dass er selbst die Führung übernehmen würde, verschwieg er aber noch. "Dann können wir uns nicht blamieren!"

„Ach, davor hast du Angst? Dich mit mir zu blamieren?“, grinsend hab Ivar eine Augenbraue. Die Musik begann und Torae griff nach Ivar ohne ihm direkt zu antworten. "Ein König darf sich nicht blamieren!" Als ob er noch nie etwas anderes getan hatte, führte er den Dunkelhaarigen elegant über das Parkett. Das Lachen stand Ivar ins Gesicht geschrieben, er wehrte sich aber nicht gegen die Führung, doch ab und zu schien er Torae herauszufordern und selbst einige Schritte zu bestimmen. Irgendwie schien es dem Magier zu gefallen und er begann von herzen zu lächeln. Die Menschen, welche sie in diesem sinnlichem Tanz beobachteten bemerkte er einfach nicht mehr. Ivar erging es ähnlich, er schien nichts anderes mehr zu sehen, als den Mann in seinen Armen.

Doch ihre Zweisamkeit in aller Öffentlichkeit wurde jäh gestört. "I V A R...", klang ein zorniger Schrei durch den Saal. Abrupt blieben sie stehen und prallten dabei unsanft gegeneinander. Hogarth kam in seinen, durch den Kerker verdreckten Sachen auf ihn zugestapft und packte den König am Kragen. Sie waren Freunde, aber eine Abreibung hatte der auch als König verdient. "Wie konntest du mich vergessen?"

„Ich hab dich nicht vergessen, ich wusste gar nicht, dass du im Kerker saßt“, verteidigte sich Ivar. Sein Gegenüber schnaubte. "Du liebestoller Hengst... Hab ich das verdient?" Der Räuber war sehr erregt und wollte seinem Freund am liebsten eine reinhauen. "Ich hab dir noch gesagt, hol mich raus!"

„Wann das?“ Ivar war verwirrt, wusste er doch wirklich nicht, wovon Hogarth sprach. „Und natürlich hast du das nicht verdient, alter Freund, aber jetzt lass mich bitte los, bevor meine Wachen einen Nervenkoller haben.“ Überhaupt nicht beruhigt, tat der Bärtige, was sein König von ihm verlangte und ließ ihn mit einem kleinen Schubs los. "Natürlich, deine kleine Freundin hat dir alle Sinne geraubt, nach dem du verstanden hast, dass er zurück ist. Ich hätte es wissen müssen!" Er drehte sich um und machte sich daran den Saal wieder zu verlassen. Hogarth war gekränkt. Er hatte ihnen die Wachen vom Leib gehalten und die Beiden hatten es noch nicht einmal für nötig erachtet ihm zuzuhören oder gar zu befreien. „Hogarth!“ rief ihm Ivar hinter her. Es tat ihm schon leid, auch wenn er diese ganze Aufregung nicht wirklich verstand. Doch sein Freund drehte sich nicht mehr um und motzte weiter vor sich hin. Er fühlte sich im stich gelassen.

"Los, geh zu ihm!", flüsterte Torae und schubste Ivar kaum spürbar in die entsprechende Richtung. "Ich vertrete dich hier!"

„Aber lass dich nicht auffressen“, grinste Ivar ihm noch zu, bevor er sich hinter seinem Freund hermache, dabei signalisierte er seinen Wachen, ihn alleine ziehen zulassen. Unsicher sah sich Torae den Adligen allein gegenüber. Er lächelte verlegen und versuchte dann das ein oder andere Gespräch.

Hogarth hingegen stapfte weiter im Park vor sich hin. "Kaum ist die rosa rote Brille wieder auf seiner Nase, bekommt er nix mehr mit. Kein Wunder, dass seit ihrer ersten Begegnung damals soviel schief gelaufen ist!"

„Jetzt renn doch nicht so!“, erklang es plötzlich hinter ihm, war Ivar ihm doch dicht auf den Fersen. Überrascht und doch sarkastisch sah sich der Räuber um. "Oh, welch Ehre dich hinter mir zu haben! Muss ich jetzt fürchten wegen unsittlichem Benehmen eingesperrt zu werden?"

„Jetzt hör doch auf damit. Mir tut doch leid, was da passiert ist und die Verantwortlichen werden auch zur Rechenschaft gezogen.“ Abrupt blieb Hogarth stehen und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Du willst dich selbst feuern?" Ivar Mund klappte auf und zu wie bei einem Fisch. „Also jetzt hör mal… Ich hatte doch keine Ahnung… und als ich davon erfahren hab, hab ich das sofort rückgängig gemacht!“ Hogarth schüttelte seinen Kopf. "Dann will ich dir etwas erzählen. Deine Wachen haben best mögliche Arbeit geleistet, du kannst stolz sein, so treue Männer auch außerhalb unseres Dorfes um dich zu haben. Es gibt Soldaten, die einen Freund des Königs nicht einfach wegsperren würden. Doch deine Leute, geben alles darum um dich zu schützen! Was mich um Herr Gott’s Willen so angekotzt hat, war... Als ich dich und dein Schoßhündchen allein gelassen habe, habe ich euch noch gesagt, das du mich wohl aus dem Knast holen musst. Doch was ist? Du hast es vergessen! Mich... deinen Freund! Und nach Stunden fällt dir ein... Huch... da war ja noch jemand..." Ivar verzog das Gesicht, das hatte gesessen. „Ich hab dich nicht vergessen, ich hatte dich nicht gehört und wahrscheinlich war das so, weil ich zu fixiert auf Torae war. Das tut mir auch leid, aber hätte ich es gehört, hätte ich dich auch nicht dort versauern lassen.“ Er hörte ein Schnauben. „Wenigstens siehst du ein, was da falsch gelaufen war! Was glaubst du, was es den Schergen da unten im Kerker Spaß gemacht hat, mich in die Finger zu bekommen... Hat es sich denn wenigstens gelohnt, dass ich im Knast fast vergammelt wäre?“ Jetzt wackelte eine Augenbraue des Bärtigen anzüglich. Ein Glitzern trat in Ivars Augen und ein spitzbübisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Was denkst du denn?“

"Das dein Schoßhund ziemlich verklemmt rüber kommt!" Hogarth lachte leise. Er hatte Torae zwar schon akzeptiert, aber Ivars Reaktionen auf solche Aussagen waren einfach immer wieder komisch. „Tja, wie der Schein trügen kann.“ Ivar zwinkerte ihm zu. "Wenn er so gut ist, leihst du ihn mir mal aus? Ihr habt mir schließlich meine kleine Hexe getötet..." Der Bärtige ging zu einem hübsch verziertem Springbrunnen und begann sich zu säubern. Seine Stimme klang dabei recht nebensächlich. „Hogarth…“ Hätte der Kommentar über Torae alleine gestanden hätte der Bärtige sicher etwas zu hören bekommen. Frech streckte ihm der ältere die Zunge raus und lachte. "Schön zu wissen, das von meinem alten Freund hinter dem Königskostüm noch was übrig geblieben ist!"

„Glaub mir, wenn es nach deinem ‚alten Freund’ gehen würde hätte er das Königskostüm längst an den Nagel gehängt.“ Erneut war Hogarth überrascht. "Wirklich? Ist es dir so zu wider? Leg es doch ab, oder such dir jemanden, der in deinem Namen regiert..." Er hatte sich sein Hemd ausgezogen und war jetzt fertig gewaschen. „Darüber hab ich auch nachgedacht“ gestand der König, „aber mir gefällt der Gedanke nicht, mich zu drücken und wer weiß, vielleicht kann ich ja wirklich was verändern.“ Der Glanz in den Augen seines Freundes wurde weich und seine Mundwinkel zuckten zu einem sanften Lächeln. "Sieh dich doch mal um! Du bist erst einige Monate im Amt und das Volk ist glücklich, es wird nicht mehr unterdrückt und sogar die Steuern sind jetzt angemessen und nicht zu hoch. Du stellst dich sehr gut an, Ivar!" Geschmeichelt wurde Ivar rot und senkte verlegen den Blick. „Aber es gibt noch viel zu tun.“

"Außerdem hattest du tatkräftige Unterstützung!" Er schaute unschuldig an Ivar vorbei und hoffte auf ein Lob. „Ja, meine Minister waren sehr hilfreich…“ Mit einem Grinsen tat Ivar so, als hätte er Hogarths Anspielung nicht bemerkt. Beleidigt drehte sich der weg. "Dann macht deine Arbeit doch allein!" Ihre Unterhaltung wurde lautstark unterbrochen, als Torae schreiend aus dem Festsaal lief. Der König hatte so unorthodox gehandelt, dass die Adligen eben so ungewöhnlich neugierig waren und den jungen Magier mit aller Art von Fragen und Taten bedrängten. Außerdem belagerten sie ihn mit Bitten um ihre Ländereien reicher auszustatten. „Nun schmoll nicht, ich weiß doch, dass ich ohne dich nichts geschafft hätte.“ Schon kurz nachdem er Hogarth so beruhigte, hatte er die Arme voll mit Torae. „Was ist denn, Liebes?“

Außer Atem sah sich der Weißhaarige immer wieder um und tatsächlich, einige Grafen und werte Ladys waren ihm in den Garten gefolgt und taten jetzt ganz unbeteiligt. "Die... die... haben keine Angst... Die..." Torae wusste selbst nicht so genau, was er sagte und vor allem wie. Er war absolut überrumpelt. "...die wollen alle was von mir!"

„Was??“ Ivar hatte das natürlich falsch verstanden. „Haben die dich angetatscht?“ Kopfschüttelnd beruhigte sich der Magier ganz langsam, sah sich aber weiterhin beunruhigt um. "Die fingen alle an mich zu umlagern und haben Fragen gestellt und ich sollte alles mögliche machen und die Tussis wollten alle wissen, warum ich dich verhext habe... und ich könnte doch alle Diebe in den Knast befördern... und... die waren so aufdringlich. Sonst hat jeder Angst vor mir, aber die da... Ich hab Angst vor ihnen!" Hogarth schmunzelte, aber sagte vorerst kein Wort. „Ist ja alles in Ordnung, Liebling, das sind alles nur eigennützige Torköpfe. Du hast meine Erlaubnis, denen richtig Angst einzujagen, wenn sie wieder aufdringlich werden.“ Aufmunternd drückte er Torae an sich und gab ihm dann, so dass alle es sehen konnten einen Kuss. Torae kuschelte sich noch etwas an. "Sind die immer so?"

„Leider ja.“

Herzlich lachend nahm Hogart das Pärchen in seine Arme. Für Ivar unhörbar, flüsterte er dem Magier dabei etwas ins Ohr. Dann verbeugte er sich vor seinem König. "Euer Hoheit, ich wünsche euch einen angenehmen Abend!"

„Das wünsche ich dir auch, bin ich mir doch sicher, dass du noch einen Weg findest den Abend nett enden zu lassen.“ Der Bärtige nickte vielsagend. Er würde bestimmt noch eine nette Jungfrau für dich Nacht finden. Dann nahm er Toraes Hand und gab ihm einen 'zärtlichen' Handkuss. "Mylady..." Es fiel ihm schwer sich zu beherrschen. "...euch wünsche ich ebenfalls noch einen schönen Abend!" Der Weißhaarige lief rot an und im nächsten Augenblick war er mit Ivar aus dem Garten verschwunden. „Huch.“ Ivar wirkte etwas überrumpelt, als er und Torae wieder an ihrem See auftauchten. „Eine Vorwarnung wäre nett gewesen, Liebes.“ Sanft küsste ihn der Magier auf die Wange. "Tschuldigung, Hogarth hat mir 'befohlen' wir sollen uns was zu zweit suchen, ihn aber nicht vergessen!" Er sah sich etwas traurig um. Hier um den See hatte sich noch nichts wieder positiv verändert, es war noch immer so tot, wie als er seelenlos neugeboren wurde und alles dadurch verdörrte und starb. „Schau nicht so!“, schollt ihn Ivar sanft. "Das war ich, hab ich Recht?"

„Torae…“

Ruhig machte sich der Weißhaarige aus den starken Armen los und sah sich genauer um. "Erinnerst du dich, als ich zum ersten Mal über dem See schweben konnte? ... Als ich dich versehentlich zuerst hab abheben lassen?"

„Natürlich erinnere ich mich, ich war ziemlich beeindruckt.“ Er trat dicht an Torae und spendete ihm ohne ihn zu berühren Nähe. "Dann warte hier auf mich und schrei ganz laut, wenn mir das wieder passiert!" Wissend, was er tat, trat der Magier auf das Wasser des Sees. Er schluckte beim Anblick der toten Fische, ging jedoch unbeirrt weiter. Auf der Mitte des kühlen Nass wiederholte Torae dann das Geschehen von vor Monaten und breitete nachdem er abgehoben war, erhaben seine Arme aus. Diesmal jedoch wurde er nicht vom Schein der Sonne umrahmt, er schien selbst zur Sonne zu werden. Ivar musste die Augen zu kneifen um nicht geblendet zu werden. Das strahlende Licht breitete sich wie eine Schleier über das zerstörte Land aus und nachdem es verblasste, waren die Bäume, Gräser und Büsche wieder saftig grün, der Wasserfall fiel tosend über die Klippe in den See und das Leben mit seinen Vögeln, Fischen und anderen Tieren tobte wie immer, als ob es nie unterbrochen worden wäre, fast unbemerkt freudig vor sich hin. Blinzelnd öffnete Ivar wieder die Augen und vor Staunen viel ihm die Kinnlade herunter. „Wow!“ Langsam ließ sich Torae wieder auf das Wasser runter und ging eben so langsam zu seinem Liebsten zurück. Er war etwas erschöpft, aber überaus glücklich, denn er hatte selbst etwas seiner Zerstörung wieder gerade biegen können. "So gefällt es mir hier besser!", sagte er leise. Zärtlich lächelte Ivar ihn an und breitete die Arme aus. „Komm her.“ Verliebt ließ er sich in die Arme fallen. "Gefällt es dir so auch besser?"

„Natürlich, Liebes.“ Sanfte Lippen liebkosten Ivars Stirn.

Es wurde ein wunderschöner Abend und eine atemberaubende Nacht. Ihr Gemeinsames Leben konnte endlich beginnen. Keiner konnte ihnen wirklich mehr im Weg stehen und eine hoffentlich rosige Zukunft begann ihren Lauf zu nehmen.
 

Das wars!

Wer interesse an der Fortsetzung hat sollte bei unserem gemeinsamen Account Phai8287 vorbei schauen, da wird nämlich weiter veröffentlicht!

Ihr könnt da auch viele unserer anderen Werke finden!

Danke für eure Treue!



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Kommentare zu dieser Fanfic (87)
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Von:  Luca191
2011-03-05T09:50:18+00:00 05.03.2011 10:50
Ich fande die Geschichte richtig schön und spannend.
Trotz das hier zwei verschiedene Schreibstile aufeinander prallen, fand ich es nicht störend. Man konnte sich gut in die Charas hineinversetzen und ich habe sie schnell ins Herz geschlossenen. Eine gelungene Geschichte. Danke fürs schreiben und hochladen.
LG Luca
Von:  djabea
2008-12-27T12:32:58+00:00 27.12.2008 13:32
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Ich fand die Idee mit dem klärenden Gespräch zwischen Ivar und seinem Freundn(leider kann ich mir nicht seinen Namen merken)noch einzuführen gut, dann hatten wir ein wenig was von dieser Freundschaft.
Was vll zu bemängeln wäre, wäre der Stilbruch, irgendwie komisch das mal selber zu sagen. Klar es sind zwei Autorinnen die an der Geschichte schreiben, aber manchmal habt ihr Redensarten angewendet die nicht zum restlichen Stil der Geschichte passten, ist häufig passiert und da ich mehrere Tage an der Geschichte gesessen habe, kann ich keine genaue Beispiele nennen, was mir aber in Erinnerung geblieben ist, ist der Teil in dem Ivar mit Torea in das Gasthaus geht. Ivar sagt er hätte ein HOTELzimmer gemietet. Ich finde, dass das Wort nicht zum Erzählstil der Geschichte passt, ich würde sagen es ist zu modern, aber da es in einem alternativen Universum spielt, könnte man natürlich so reden, deswegen ist es eigentlich auch nur Ansichtssache und Stilbrüche sind so schwierig, weil man nicht weiß was zu dem Stil gehört und was nicht.
Jetzt mache ich mich wohl an die Fortsetzung ran.
Von:  ReinaDoreen
2008-06-04T21:02:00+00:00 04.06.2008 23:02
Ich hatte schon die Befürchtung das Torae und Ivar wieder auseinander gerissen werden. Aber zum Glück war dann ja alles ein Missverständnis.
Mir hat die Story gut gefallen und ich werde mir auch die Fortsetzung durchlesen.
Reni
Von:  Allmacht
2008-06-03T13:40:48+00:00 03.06.2008 15:40
Hi!
Es ist zu Ende. *heul*
Schade eigentlich.
Aber die Fortsetzung werde ich mir auf alle Fälle ansehen.
Vielleicht kommen ja doch noch mehr Leser nach. *fest dran glaub*
Im letzten Kapitel hab ich noch einen rießigen Schrecken bekommen, als die Wachen ins Zimmer gestürmt kamen.
Am liebsten hätte ich sie verprügelt.
Doch: Ende gut, alles gut. *grins*

lg
Von:  Manu-chi
2008-06-02T13:18:51+00:00 02.06.2008 15:18
Haaaach~ Ich kann mich dem Kommentar von Jemma nur anschließen. *gg*
Die beiden sind nicht nur hot sondern auch sweet. ^^
X3
Von:  ReinaDoreen
2008-06-01T18:25:23+00:00 01.06.2008 20:25
Wann geht es denn weiter?
Reni
Von:  Allmacht
2008-05-04T16:24:52+00:00 04.05.2008 18:24
Heiß.
Wenn ich da an ihr erstes Mal denke. *lach*
Diese beiden sind einfach füreinander bestimmt.
*träum*
Von:  Allmacht
2008-05-04T16:23:23+00:00 04.05.2008 18:23
Das musste ja so kommen, dass erst mal wieder alles schief läuft.
Aber verständlich.
Den beiden hab ihr es wirklich schwer gemacht zueinander zu finden.
Aber jetzt könnte es ja doch endlich klappen.

lg
Von:  ReinaDoreen
2008-05-04T13:05:33+00:00 04.05.2008 15:05
Das wäre doch um ein Haar wieder schiefgegangen. Torae hat die Situation so völlig falsch interpretiert. Die beiden haben es aber wirklich sehr schwer um sich wiederzufinden.
Aber jetzt sieht es doch wirklich mal gut aus. Wenn nur die Störungen des Personals nicht wären.
Reni
Von:  Manu-chi
2008-05-03T19:25:51+00:00 03.05.2008 21:25
Ich kann den beiden Kommi-Schreibern vor mir nur recht geben. *nick*
Sidonie hätte wirklich eher dahinterkommen müssen. ^^ Aber sonst wäre es ja keine so spannende Story wenns so einfach wäre.
Hach~ Ich liebe Ivar und Torae. So sweet. *nur mal anbringen wollt* *gg*

gglg


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