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Claymore

Rakis Leben an Clares Seite
von

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Prolog

Clare blickte hinauf zum wolkenverhangenen Himmel.

Vermutlich würde es die ganze Nacht durchregnen. Sie und Raki hatten vorübergehend Unterschlupf unter einer großen Eiche gefunden, deren Blätterdach sie vor dem Regen schützte. Für gewöhnlich machte Clare Regen nichts aus, denn sie war es gewohnt, für mehrere Tage, ohne Rast und bei jedem Wetter ihren Weg durch die Berge fortzusetzen, doch seit sie den Waisen Raki bei sich hatte, musste sie auf den Menschen Rücksicht nehmen, auch wenn er alles versuchte, um ihr nicht zu sehr zur Last zur Fallen.

Als Clare ihn an anblickte lächelte er.

Raki erinnerte sie sehr an sich selbst, als sie jung war.

Auch ihre Eltern waren den Dämonen, den Yomas, zum Opfer gefallen und sie war von einer Claymore adoptiert worden. Der Name der Claymore war Teresa gewesen. Doch weil Teresa um Clare zu schützen einen Menschen getötet hatte, mussten ihre Gefährtinnen sie aufgrund der Gesetze der „Organisation“ töten.

Teresa war die stärkste Claymore von allen gewesen, deshalb war es auch nur einer anderen Claymore, die „erwacht“ war gelungen, sie zu töten.

Um sich an der Erwachten zu rächen, war Clare anschließend selbst der Organisation beigetreten und wurde so zu einem der Geschöpfe, halb Mensch, halb Yoma, die dazu bestimmt waren, die Aufträge der Organisation zu erledigen und die Yomas zu töten, einer Claymore.

Seitdem versuchte sie die nötige Stärke zu erwerben,um das Wesen, das Teresa auf dem Gewissen hatte, zu töten...
 

„Clare? Wollen wir heute hier übernachten? Ich glaube nicht, dass der Regen bald aufhört.“

Rakis Stimme riss sie aus ihren Gedanken und sie wägte rasch ab, ob sie diesen Zeitverlust mit ihrem nächsten Job vereinbaren konnte.

„Nein. Wir müssen so schnell wie möglich nach Gokuro. Wir können uns keine weitere Verzögerung leisten. Nimm dies.“

Clare legte dem Jungen ihren Umhang um die Schultern. Dann ging sie vor in den strömenden Regen, der ihr blondes, kurzes Haar rasch in feuchten Strähnen herunter hängen lies. Raki folgte ihr ohne Proteste.

Regen und Blut

Im durchgeweichten Boden bildeten sich Pfützen, wo Clare mit ihren schweren Eisenstiefeln gegangen war, die bei jedem Schritt ein leises Klicken von sich gaben. Es wurde allmählich dunkel und Raki, der um Dunkeln nicht so gut sehen konnte wie die Claymore, stolperte immer öfter über feuchte Wurzeln und Steine, die ihn im Weg lagen, bis er sich schließlich nicht mehr fangen konnte und in einer Schlammpfütze landete. Errötend rappelte er sich auf und bemühte sich, den Dreck von Clares Umhang zu wischen.

„Es tut mir Leid! Ich werde ihn waschen wenn wir im Dorf sind, ich verspreche es Clare!...Clare?“

Raki blickte sich erschrocken nach der Frau um, die ohne ihn zu beachten plötzlich vorwärts in den Wald preschte und dabei spritzend den Schlamm aufwirbelte. Sie hatte beim Laufen offensichtlich einen Teil ihrer Yoma-Kräfte aktiviert, da ihre Augenfarbe von silber zu gold gewechselt hatte.

Raki hatte unter diesen Umständen nicht die geringste Chance mit ihrem Tempo mitzuhalten. Zwar bemühte er sich ihr zu folgen, aber im Dunkeln konnte er ihre Spuren nicht finden und auch das Klicken ihrer Schritte war bald nicht mehr zu hören.

„Clare? Wo willst du hin?“

Seine Worte hallten in der plötzlichen Stille des Waldes. Unschlüssig blieb er stehen. „CLARE?“ Die Rufe des Jungen blieben unbeantwortet. Scheinbar wollte sie nicht, dass er ihr folgte. Möglicherweise hatte sie in der nähe einen Yoma aufgespürt...

Raki beschloss lieber hier zu bleiben, um auf sie zu warten. Er wusste, dass er ihr beim Kampf gegen einen Yoma nur im Weg sein würde. Er war nunmal nur ein schwacher Mensch... Er konnte gar nichts gegen diese Monster ausrichten! Das wusste er aus Erfahrung.

Die Tropfen prasselten nun heftiger auf das Blätterdach des Waldes. Clare blieb noch immer verschwunden. Ob sie ihn suchte? Oder war sie noch irgendwo in einen Kampf verwickelt? Langsam begann der Junge doch, sich sorgen zu machen.

Plötzlich war ihm, als höre er jemanden atmen. Er lauschte angestrengt, während ihm vor Angst ganz flau im Magen wurde. War das Clare oder...ein Yoma? Immerhin waren sie nah an dem Dorf, in dem Clare ihren nächsten Auftrag hatte, also konnte es gut sein, dass der Yoma sich hier im Wald aufhielt, bis er sich nachts im Dorf seine Beute suchte. Raki konnte sich nicht erinnern, dass Clare jemals so laut geatmet hätte. Angespannt tastete er nach etwas auf dem Boden, dass er zu seinem Schutz verwenden konnte, obwohl er wusste, dass es ihm gegen einen Yoma nicht das geringste nützen würde. Aber dennoch musste er es versuchen, vielleicht konnte er das Monster zumindest solange in Schach halten, bis Clare es aufspürte und zu seiner Rettung käme. Wenn nicht...Daran wollte er gar nicht erst denken!

Seine vor Angst zitternden Finger glitten über einen Stein, der dick genug war, um jemanden damit zu verletzen. Er nahm ihn fest in die Hand und gab dabei schon jede Hoffung zu überleben auf. Der Yoma würde ihn bereits tödlich verwundet haben, ehe er auch nur zum Schlag ausholen konnte!

Er lauschte. Noch immer hörte er das Atmen, aber nichts rührte sich sonst.

Warum griff das Biest nicht endlich an? Wollte es sich noch an seiner Angst laben? „Jetzt komm schon raus, ich weiß dass du da bist!“ Rief er in den Wald. Stille folgte, das Atmen setzte aus. Auch Raki hielt den Atem an. Dann raschelte es im Gebüsch. Dann hörte er eine Frauenstimme: „Bist du..ein Yoma?“

Verwirrt blickte Raki sich um. Da erhob sich steif aus dem Dickicht neben ihm die Gestalt einer jungen Frau. Sie war ziemlich blass und hielt mit der Hand eine Verletzung an ihrer Seite umklammert, die stark blutete.

Einen Moment lang stand Raki nur unschlüssig da und starrte sie an. Sie konnte auch ein Yoma in Menschengestalt sein, aber logisch gesehen hätte ein Yoma keinen Grund sich hier nicht zu erkennen zu geben, da außer ihm und Raki selbst niemand hier war, vor dem er sich zu verstecken brauchte. Dachte Raki und lies dann den Stein aus seiner Hand fallen.

„Nein, keine Sorge, ich bin ein Mensch.“ Sagte er zu der Frau, die ebenso verunsichert schien wie er. Aber was konnte er tun, um zu beweisen, dass er kein Yoma war? Er wusste es nicht, also beschloss er sich erst mal vorzustellen, um die Atmosphäre etwas zu entlasten.

„Mein Name ist Raki und ich bin wirklich ein Mensch, ich hoffe du auch?“ Die Frau nickte. „Ich bin Katharina.“

„Ähm, was ist denn mit dir passiert, dass du dich hier alleine und verletzt nachts im Wald versteckst?“ fragte er sie vorsichtig.

„Yomas sind in unser Dorf eingedrungen...sie haben sich als Menschen getarnt und immer mehr Leute sind plötzlich tot aufgefunden worden. Da waren es wenigstens nur einzelne Opfer, aber heute Mittag haben sie sich plötzlich gezeigt und haben fast alle getötet und ihre Innereien...“

Die Frau stockte und geriet plötzlich ins Schwanken, sodass Raki nach vorne Sprang um sie auf zufangen. Behutsam setzte er sie auf einer hervorstehenden Wurzel ab und hockte sich neben sie.

„Mach dir keine Sorgen, Katharina. Clare ist schon unterwegs zu Eurem Dorf, sie ist eine Claymore, sie wird die Yomas unschädlich machen.“ Sie lächelte schwach und lehnte sich erschöpft bei Raki an.

„Dafür ist es zu spät.“ Dann schloss sie die Augen und eine einzelne Träne lief ihr übers Gesicht, was bei dem Regen kaum auffiel. Eine Weile schwiegen beide betroffen, dann begann Katharina weiter zu sprechen.

„Mein Sohn ist noch im Dorf. Er war heute morgen mit seinem Freund Beeren sammeln gegangen. Ich hab ihn überall gesucht, aber er war nicht mehr im Wald. Er muss zurück nach Hause gegangen sein. Aber ich konnte nicht zurück, um ihn zu suchen, ich konnte einfach nicht...“ Ihre Stimme wurde von heftigem Schluchzen erstickt und Raki versuchte sie irgendwie zu trösten.

„Vielleicht hat er noch rechtzeitig gemerkt, dass im Dorf etwas nicht stimmt und hat sich versteckt. Gib die Hoffnung nicht so schnell auf, bestimmt ist er noch am Leben! Clare ist jetzt dort. Sie wird ihn retten, falls er ins Dorf zurück gegangen ist.“ Die Frau lachte verzweifelt auf.

„Ich soll allen ernstes darauf hoffen, dass so eine silberäugige Hexe meinen Sohn retten würde? Claymores sind selber zur Hälfte Dämonen! Sie scheren sich einen Dreck darum was mit uns Menschen geschieht! Sie sind völlig kalt und haben keine Gefühle! So eine würde mein Kind nicht retten...“

„Das stimmt überhaupt nicht!“, fuhr Raki ihr wütend ins Wort,

„Claymores haben sehr wohl Gefühle! Sie scheinen nur immer so kalt, weil sie jedes mal wenn, sie in ein Dorf kommen, dass sie von Yomas befreien sollen, all das Leid der Menschen dort sehen müssen und weil sie ständig einen Teil von sich unterdrücken müssen, damit sie sich nicht auch in Eingeweide fressende Monster verwandeln! Und sie quälen sich nur damit rum, damit Leute wie du, die sie nicht im geringsten respektieren und ihren Mut und ihre harte Arbeit nicht zu schätzen wissen, damit solche Leute ihr Leben in Frieden weiterführen können und weiter gemeine Gerüchte über sie verbreiten können!“

Katharina war bei Rakis Rede der Mund offen stehen geblieben und sie blickte ihn an, als sei er verrückt. Dann sagte sie : „Woher willst du wissen, was diese Wesen denken? Claymores sind keine Menschen mehr. Schau sie dir doch an; In ihren Augen ist kein Leben mehr, sie sind unnatürlich silbern und glühen orange wenn sie kämpfen. Das sind Monster!“

Raki konnte seine Wut nicht länger zügeln und verpasste der verletzten Frau eine Ohrfeige.

Sie verstummte und sah Raki dann hasserfüllt an.

„Wenn du dich mit diesen Wesen zu lange abgibst, wirst du auch irgendwann ein Dämon! Denk an meine Worte!“

Dann kippte sie nach vorne über und blieb reglos auf dem schlammigen Boden liegen. Raki starrte entsetzt auf den Leichnam. Zitternd betrachtete er die Hand, mit der er sie soeben geschlagen hatte.

>Habe ich sie umgebracht?< Aus der Wunde aus ihrer Seite war soviel Blut ausgetreten, dass sie daran gestorben war. Im dunklen hatte der Junge nicht gesehen, wie schlimm die Verletzung wirklich war und jetzt war es zu spät...
 

Angst und gleichzeitig Abscheu gegen den toten Körper bemächtigten sich seiner und er löste sich aus seiner versteinerten Haltung und rannte weg. Weiter in den Wald hinein, Hauptsache weit, weit weg von der toten Frau. Jetzt begannen auch die Tränen in seine Augen zu schießen und halb blind stolperte er weiter. Die nassen Blätter und Zweige der Bäume schlugen ihm ins Gesicht und die Sträucher rissen an seiner Kleidern, versuchten ihn festzuhalten, zu der Toten zurück zu ziehen. „Nein!“ schrie er und riss sich von ihnen los und rannte weiter. Er übersah einen Abhang und stürzte ein Stück hinunter. Danach blieb er liegen und weinte ,das Gesicht in seinen Armen vergraben. Er fühlte sich so furchtbar schuldig, dass er die Frau vor ihrem Tod so behandelt hatte, anstatt ihr zu helfen. Er war Schuld an ihrem Tod! Hätte er ihr geholfen, wäre sie vielleicht am Leben geblieben!
 

Nach einer Weile -es kam ihm vor als wären es Stunden gewesen-, beruhigte er sich allmählich und stand auf. Er wusste jetzt, was er zu tun hatte : Er musste Clare finden und ihr von dem verschwundenen Kind erzählen! Vielleicht war es noch nicht zu spät und er konnte zumindest den Sohn der Frau noch retten.

Dann konnte Gott ihm vielleicht seine Schuld vergeben...oder zumindest er sich selbst...

Teamwork

Der Regen wurde allmählich schwächer, aber stattdessen fielen nun dicke Tropfen aus den Bäumen, die sich in deren Blättern gesammelt hatten. Raki war es egal,

er war ohnehin schon völlig durchnässt, dadurch dass er so lange auf dem feuchten Boden gelegen hatte. Er war überall voller Schlamm und seine Kleidung war an manchen Stellen zerrissen, wo er beim Rennen an Sträuchern und Ästen hängen geblieben war.

Er fror, aber trotzdem ging er entschlossen weiter. Er musste das Kind dieser Frau retten! Und er musste Clare finden!

Feuchte Blätter streiften sein Gesicht, während er sich seinen Weg durch den Wald bahnte. Er schob sie zur Seite und ging weiter geradeaus.

Schließlich erreichte er einen Abhang, darunter lag das Dorf.

Zunächst beobachtete Raki es nur aus der Ferne. Es war totenstill, nichts rührte sich dort. Ob die Yomas noch dort waren? Eigentlich musste Clare schon da sein, denn sie war mit Sicherheit schneller vorangekommen als er. Raki suchte eine Stelle, wo er am besten die Böschung herunterklettern konnte und wählte einen Teil der Böschung, an der in einer Reihe nach unten mehrere Bäume standen, zu denen er jeweils herunterrutschen und sich daran festhalten konnte. Auf diese Weise schaffte er es sicher nach unten.

Dort angekommen, steuerte er auf die nächste Häuserreihe zu. Dann ging er eine Straße herunter, die vermutlich zur Mitte des Dorfes führte. Es war inzwischen fast Nacht und in den dunklen Gassen regte sich nichts mehr. Es war wie eine Geisterstadt. In der nächsten Straße sah er ein seltsames Bündel liegen, von dem er von Weitem nicht erkennen konnte, um was es sich handelte.

>Bestimmt eine Leiche<, dachte er erschaudernd und blieb unschlüssig ein Stück davor stehen.

>Aber wenn es der Junge ist, muss ich es wissen.< Er schluckte und nahm seinen Mut zusammen. Dann spazierte er zu dem Bündel. Es war tatsächlich eine Leiche, wenn auch nicht mehr viel davon. Aber die Teile, die noch übrig waren, schienen von einem Erwachsenen zu stammen. Raki, der nach dem Erlebnis im Wald mit weiteren Leichen nicht mehr stärker zu schocken war, wurde nur ein wenig schlecht und er ging schnell weiter. Unterwegs entdeckte er noch mehrere solcher Bündel, doch bei jedem dass er ansah, verstärkte sich das Gefühl der Übelkeit und der Widerwille sie sich anzusehen. Alle hatten aufgerissene Bäuche, aus denen die Innereien quollen, und bei einigen fehlten die Augäpfel, oder Arme und Beine.

Doch er überwand seine Abscheu und sah sich jede der Leichen an, aber es waren zum Glück keine Kinder darunter. Dann ging er weiter. An den Häusern, die nun kamen, waren die Spuren eines Kampfes noch zusehen; überall waren Kerben in die Wände geschlagen, die offensichtlich von einem großen Schwert, oder großen Klauen stammten. Vermutlich war Clare schon hier gewesen und hatte gegen einen oder mehrere Yomas gekämpft. Rakis Herz begann schneller zu schlagen. Vielleicht war sie noch in der Nähe! Er beschleunigte seine Schritte und bog um die nächste Ecke, wo er den zerstörten Körper eines Yomas vorfand. Der Kopf und die Gliedmaßen waren sauber abgetrennt und in seinem Gesicht stand noch immer der Ausdruck der Gier und der Mordlust.

Raki überlief ein Schauer als er den leblosen Dämon betrachtete. Selbst tot waren sie noch furchteinflößend.

Dann hörte er plötzlich Schwerter klirren.

>Das muss Clare sein!< Dachte Raki erleichtert und rannte in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Er bog um zwei Ecken und erreichte schließlich den Dorfplatz. Er blieb lieber in sicherer Entfernung stehen und beobachtete die Kämpfenden von weitem:

Clare hatte Verstärkung von einer weiteren Claymore bekommen, die lange braune Haare hatte, die in einem geflochtenen Zopf über ihre Schulter fielen. Sie hatte die typische Claymore-Figur ; groß und schlank, aber trotzdem muskulös. Sie stand nur reglos daneben, während Clare verzweifelt versuchte, bei dem Yoma der sie angriff, einen Treffer zu landen. Doch auf mysteriöse Weise, schlug ihr Schwert, kurz bevor sie den Dämon treffen würde, immer eine andere Richtung ein, teilweise wirkte es sogar, als würde Clare sich stattdessen selbst einen Schwerthieb verpassen wollen. Die beiden Frauen hatten drei Gegner. Einer von ihnen hatte Flügel und die anderen beiden kämpften am Boden. Scheinbar hatte einer von den dreien die Fähigkeit, in die Gedanken der Claymores einzudringen und sie so dazu zu bringen, ihre Hiebe gegen sich selbst oder gegeneinander zu lenken. Hin und wieder gelang es Clare aber, sich loszureißen und einen Treffer zu landen, da der Dämon nicht beide Claymores gleichzeitig kontrollieren konnte. Jetzt kontrollierte der Yoma Clare, und versuchte sie dazu zu bringen, sich selbst das Bein abzuschneiden. Sie kämpfte heftig dagegen an und ihre Hände zitterten vor Anstrengung, doch ihr Schwert schob sich langsam immer tiefer in ihren Oberschenkel, so dass bereits erste Blutstropfen daran herabrannen. Währenddessen mühte sich die braunhaarige ab, die anderen zwei Angreifer von Clare fernzuhalten, die gezielt versuchten, die kampfunfähige zu attackieren. Raki begann in seinem Versteck zu ebenfalls zu zittern und überlegte panisch, wie er den beiden helfen sollte, doch er hatte Angst, dass er, wenn er die Aufmerksamkeit der Yomas auf sich zog, noch eine zusätzliche Belastung seien würde, da sie ihn dann beschützen müssten. Da fiel ihm das Schwert wieder ein, dass er in der heiligen Stadt von einem Ritter geschenkt bekommen hatte. Clare hatte es ihm abgenommen, als sie eine Felswand hochklettern mussten, und danach vergessen, es ihm wiederzugeben. Es musste sich also irgendwo in der Nähe des Kampfplatzes befinden. Sofort schlich er los, um es zu suchen.

Inzwischen kamen Clare und die andere Kriegerin immer mehr in Bedrängnis.

Zwar wussten sie schon längst, dass der fliegende derjenige war, der sie manipulierte, aber er befand sich immer außer Reichweite, sodass sie ihn nicht angreifen konnten.

Clares Schwert war nun schon bei ihrem Knochen angelangt, und sie ächzte unter dem Schmerz und der Anstrengung es zurückzuhalten. Die andere sah dass Clare sich nicht aus der Kontrolle befreien konnte und ging ein Risiko ein, um ihr zu helfen. Sie aktivierte ihr Yoki soweit, dass ihr Gesicht sich zu verändern begann, und die Adern an ihrer Stirn und an ihren Händen hervortraten, dann lies sie mit der erhöhten Kraft und Geschwindigkeit unzählige heftige Schwerthiebe auf die zwei Yomas herabprasseln, mit denen sie sie zurückdrängte.

Ihr Plan ging auf: Der Flugyoma, der seine Gefährten in Gefahr sah, zog sich aus Clares Gedanken zurück und nutzte seine Fähigkeit, um wieder die andere zu stoppen. Sofort blieb sie steif stehen und wurde Opfer der Angriffe der zwei am Boden kämpfenden Yomas, die sich auf sie stürzten, noch ehe Clare sie beschützen konnte. Sie verletzten sie am Kopf und am Bauch, sodass sie keuchend zu Boden ging. Verzweifelt stellte Clare sich schützend vor sie, bevor die zwei sie töten konnten, während sie damit rechnete, wieder von dem Willenskontrollierer gelenkt zu werden, da sie die einzige noch kampfähige war. Doch der Dämon hatte etwas anderes vor.

Die braunhaarige, die keine Kraft mehr hatte, um sich gegen die Kontrolle zu wehren, richtete sich trotz der Schmerzen auf und erhob plötzlich ihr Schwert gegen Clare.

„Hör auf, du musst dagegen ankämpfen!“ Schrie Clare sie an und wehrte den Hieb mit ihrem eigenen Schwert ab. Die Yomas nutzten die Gelegenheit und verletzten sie an der Seite. Clare keuchte und zuckte zurück, um sich zu verteidigen.

Die fremde Claymore schien durch den Schreck, dass ihre Partnerin durch ihre Schuld verletzt wurde, für einen Moment wieder Gewalt über ihren Körper zu haben, denn sie lenkte ihren nächsten Schwerthieb auf Clare plötzlich so um, dass sie über sie hinweg schlug und dabei einen der beiden Yomas erwischte und es schaffte, ihm einen Arm abzutrennen. Lilanes Blut schoss aus der Wunde und der Yoma jaulte auf. Wütend wollte er sich sofort auf sie stürzen und beachtete zu spät wieder Clare, die ihm den tödlichen Hieb versetzte, mit dem sie seinen Kopf vom Körper trennte.

Der enthauptete Dämon ging zu Boden und war besiegt. Das brachte den anderen am Boden kämpfenden Yoma so in Rage, dass er sich brüllend auf Clare warf, welche der Kontrolldämon ersteifen lies, damit sie sich nicht zur Wehr setzen konnte. Die braunhaarige war, nachdem man sie frei lies, ohnmächtig geworden, so dass Clare niemanden mehr hatte, der sie verteidigen konnte. Bis auf einen.

„CLAAAARE!“ Raki hatte endlich sein Schwert gefunden und warf sich schützend vor sie, wobei er dem Angreifenden sein Schwert in die Seite rammte. Den Dämon erschreckte die Verletzung zwar für einen Moment, aber er konnte immer noch kämpfen und schubste Raki unbeholfen fort, der dabei sein Schwert verlor.

Auch den Kontrollyoma hatte dieser Angriff überrascht und er hatte die Konzentration verloren, sodass Clare es schaffte sich loszureißen. Sie lies ihr Schwert durch den Nacken des Dämons sausen, der sich gerade umwandte um Raki zu töten. Sein Kopf fiel herab und eine Blutfontäne schoss aus seinem Hals. Raki wurde über und über mit der lilanen Flüssigkeit besudelt und wischte sie sich hastig aus dem Gesicht um wieder klar sehen zu können, doch der letzte verbleibende Dämon griff sie nicht mehr an, sondern flüchtete.

Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Raki unverletzt war, sank Clare erschöpft auf dem Kopfsteinpflaster zusammen und begann damit, ihre Wunden zu heilen. Raki rappelte sich auf und lief zu ihr.

„Clare ist alles in Ordnung?“ rief er besorgt und lies sich dann neben ihr auf die Knie fallen. Clare nickte nur, während sie sich weiter darauf konzentrierte, die Wunden in ihrer Seite und in ihrem Bein zu schließen. Als Raki die Verletzungen sah, fiel ihm die tote Frau wieder ein und er wartete, bis Clare ihre Wunden fertig geheilt hatte, bis er ihr davon erzählte und sie bat mit ihm nach dem Jungen zu suchen.

Während Raki redete, kümmerte sich Clare um die fremde Claymore. Ihre Verletzungen waren nicht so schlimm, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte, und nachdem Clare es geschafft hatte sie zu wecken, begann auch sie damit, sich mit Hilfe ihrer Yomakräfte zu heilen. Raki wartete noch immer auf Clares Antwort und sah sie erwartungsvoll an. Als Clare nichts sagte wiederholte er seine Bitte.

„Dafür haben wir keine Zeit!“ mischte sich die braunhaarige Claymore mit zusammengebissenen Zähnen ein, während sie damit beschäftigt war, ihre Bauchdecke zu schließen, ehe sie noch mehr Blut verlor. Sie mochte keine so gute Kriegerin sein, aber wie jede frisch ausgebildete Claymore, war sie sehr ehrgeizig und pflichtbewusst.

Clare nickte zustimmend und blickte dann auf, um Raki beim Sprechen anzusehen.

„Tut mir Leid, Raki, sie hat recht, wir dürfen keine Zeit verlieren. Warte hier, dann suchen wir später nach dem Jungen.“

Raki wusste, dass es keinen Sinn hatte zu protestieren; die Aufträge der Organisation gingen vor und er wollte nicht, dass Clare wegen ihm Schwierigkeiten bekam.

Die braunhaarige war endlich fertig damit, ihre Wunden zumindest so zu heilen, dass sie wieder kämpfen konnte, also erhob sie sich und trieb Clare an, den geflohenen Yoma sofort zu verfolgen.

„Mach dir keine Sorgen, ich bin bald wieder da.“ Rief Clare dem deprimierten Raki aufmunternd zu, während sie mit der anderen in Richtung Wald davoneilte.

Kälte

Info:

Ursprünglich gehörte der erste Teil dieses Kapitels noch zu Kapitel 2, jedoch wäre dieses nach der Überarbeitung dadurch zu lang geworden, deshalb hab ich es mit zum nächsten Kapitel geschoben. Also nicht wundern wenn der erste Absatz euch bekannt vorkommt. Der Rest ist aber neu!^^

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Clare und ihre Partnerin Josefina, die von der Organisation die Rangnummer 32 erhalten hatte, folgten dem Yoki, das der flüchtende Yoma ausstrahlte.

Clare, die, da sie einen Teil von Teresas Überresten in sich trug, ihre Fähigkeit auch die kleinste Menge Yoki wahrzunehmen, „geerbt“ hatte, konnte seine Spur leicht verfolgen.

„Glaubst du, er hat noch mehr Verbündete?“ Fragte Josefina während sie nebeneinander herrannten.

„Das wäre möglich,“ antwortete Clare „immerhin schien er mit den anderen im Dorf zusammenzuarbeiten...“

„Verstehe.“ warf Josefina ein, „Aber was, wenn er die anderen nur kontrolliert und als Sklaven benutzt hat?“

„Nein. Dann hätte er sie sicher als Schutzschild benutzt und wäre sofort geflohen, anstatt sie zu beschützen, außerdem kann er nur immer einen kontrollieren, die anderen müssen also freiwillig für ihn gekämpft haben, sonst hätte er uns nichts anhaben können.“

„Verstehe...“ erwiderte Josefina erneut, wenn auch etwas enttäuscht, dass ihre Schlussfolgerung falsch war. Obwohl sie einen höheren Rang hatte als Clare, - diese war von der Organisation als Nummer 47 eingestuft worden, was der schlechteste zu erreichende Rang war- war Josefina noch wesentlich unerfahrener und überlies deshalb Clare die Führung. Es war erst ihr drittes Mal, dass sie Yomas jagen durfte. Außerdem hatte sie ein sehr schüchternes Wesen und traute sich nicht Clare zu widersprechen.

„Kannst du ihn noch spüren?“ fragte Josefina, die schon lange nicht mehr die Position des Yomas auszumachen vermochte.

„Ja, aber sein Yoki wird immer schwächer, er muss sich weiter entfernt haben. Vermutlich flieht er in die Berge.“

Clare warf einen Blick in das verschneite Gebirge, dass hinter dem Wald emporragte. Dort würden sie es noch schwerer haben, ihn zu verfolgen.

„Wie sollen wir ihn erwischen? Er ist ja schon jetzt viel schneller als wir!“ fragte Josefina, die scheinbar den gleichen Gedanken hatte.

„In den Bergen gibt es nicht viele Menschen.“ Stellte Clare fest,

„Wenn er Hunger bekommt, wird er langsamer und unaufmerksamer, dann erwischen wir ihn.“

„Verstehe.“ Antwortete Josefina zum dritten Mal. Allmählich begann Clare sich zu fragen, ob ihre Begleiterin nicht eher eine Belastung als eine Hilfe darstellte. Durch ihre Unerfahrenheit konnte sie sie beide in große Gefahr bringen, falls der geflohene Yoma sich als stärker als seine Verbündeten im Dorf erweisen sollte. Irgendetwas an der ganzen Sache erschien ihr sowieso faul zu sein; Yomas arbeiteten normalerweise nicht zusammen, es war höchst ungewöhnlich wie diejenigen im Dorf sich verhalten hatten. Es war normal, dass Yomas sich zu Rudeln zusammenschlossen, um in der Überzahl zu sein, wenn sie gegen jemanden kämpfen mussten, doch das war bei diesen hier anders gewesen. Sie hatten bis zum Schluss im Team gekämpft und sich gegenseitig unterstützt, schlimmer noch, sie hatten sogar so etwas wie eine Taktik ausgearbeitet. Und noch etwas beunruhigte sie: Normalerweise hatten Yomas keine derartigen Fähigkeiten, wie die Gedanken von Claymores zu kontrollieren. Die einzigen Yomas, von denen sie bisher gehört hatte, die zu so etwas in der Lage waren, waren die „Erwachten“. Konnte es möglich sein, dass dieser geflügelte Dämon eine Erwachte war? Aber dafür schien sein Yoki viel zu gering zu sein...und außerdem war er männlich.

In ihre Gedanken vertieft, folgte sie weiter dem schwächer werdenden Yoki, des sich entfernenden Dämons, dass sie in die Berge führte. Was auch immer sie dort erwartete, sie würde es durchstehen, allein schon um Rakis Willen, der im Dorf auf ihre Rückkehr wartete.
 

Verlassen stand Raki neben den beiden enthaupteten Yomaleichen. In der Seite des einen steckte noch sein Schwert. Jetzt wo er wieder allein war, kehrte langsam die Angst zurück, die er im Wald verspürt hatte. Mit zitternden Händen entfernte er sein Schwert aus dem Dämon, um wieder eine Waffe zu haben und entfernte sich mit seinem und Clares Gepäck schnell von dem unheilvollen Platz. Doch egal wohin er ging, der Tod war in dem verlassenen Dorf allgegenwärtig. Immer wieder stieß er auf verstümmelte Tote, die ihm einen Schreck nach dem anderen versetzten bis er sich schließlich rennend im Wald wiederfand. Es war nun endgültig Nacht und die Sterne und der Mond spendeten ihm ein wenig Licht. Dennoch fühlte er sich unwohl. Mit dem Rücken an einen Baum gepresst kauerte er sich zusammen und wartete, das Schwert schützend vor sich ausgestreckt, auf die Morgendämmerung.

Bis es soweit war, war er aber dennoch eingenickt. Das Schwert war ihm aus der Hand gerutscht und im Schlaf hatte er sich mit seinem Gesicht leicht auf die Schneide gelegt. Zu seinem Glück hatte er sich aber nicht ernsthaft daran verletzt; nur eine kleine blutende Schramme war über seiner Augenbraue entstanden. Er bemerkte sie nicht einmal als er erwachte. Schläfrig wischte er sich den Dreck von der Wange mit der er auf dem Boden gelegen hatte und sammelte sein Schwert wieder ein. Mit dem Schlaf war die Furcht verflogen und jetzt im Hellen fühlte er sich wieder sicherer. Vermutlich würde Clare bald zurück sein.

Raki beschloss seinem Beruf als Clares Koch nachzukommen und ihr ein Frühstück zuzubereiten, da sie nach einer anstrengenden Jagd vielleicht hungrig war.

Zwar genügten einer Claymore über Wochen meist nur zwei bis drei Bissen von einer Mahlzeit, da ihr menschlicher Teil , der noch Nahrung benötigte, relativ klein war, aber Clare hatte sich daran gewöhnt ein wenig öfter zu essen als andere Claymores. Sie tat dies einerseits um ihr „Alibi“ Raki als Koch bei sich zu behalten zu rechtfertigen, und andererseits auch, weil es Raki jedes Mal so glücklich machte, wenn er etwas für sie tun konnte.

Mit seinem Schwert bewaffnet machte der Junge sich auf die Suche nach Kaninchen. Er hatte beobachtet, dass Clare seine Gemüsebeilagen immer liegen ließ, und kochte seitdem nach Möglichkeit nur noch Fleischgerichte. Während er nach kleinen Höhlen oder Köttelhäufchen Ausschau hielt, verfolgte er diesen Gedanken unwillkürlich weiter. Clare aß nur Fleisch, und selbst davon sehr wenig. Doch das war nur die Nahrung für ihren menschlichen Teil. Was war mit dem Rest ihres Körpers? Verlangte der Yomateil niemals nach Futter? Nach Menschenfleisch?

>Nein, niemals!< Raki schüttelte diesen Gedanken sofort ab. Er hatte sie noch nie etwas anderes als Tiere essen sehen und selbst diese nahm sie nicht roh zu sich. Aber würde sie es Raki sehen lassen wollen, falls sie etwas derartiges doch tat? Vielleicht aß sie ja heimlich Menschen...

Raki erschauderte. Doch er konnte es sich einfach nicht vorstellen, dass eine großherzige Person wie Clare Leichen aß. Die Vorstellung fühlte sich so absurd an, dass Raki sich wieder entspannte. Es war vollkommen unmöglich, dass Claymores sich derartig ernährten...oder?

Ein Rascheln im Gebüsch lenkte ihn ab. Kaninchen!
 

Clare und Josefina bahnten sich ihren Weg durch kniehohen Schnee.

„Vielleicht sollten wir lieber aufgeben.“, hörte Clare die jüngere von hinten murmeln.

Durchnässt und durchgefroren wie sie war, hätte Clare nichts lieber getan als das. Aber Auftrag war Auftrag.

„Halt noch ein bisschen durch, wir werden ihn bestimmt bald erwischen. Seit der letzten halben Stunde kann ich sein Yoki wieder stärker spüren. Das heißt wir kommen näher.“

„Ich spüre gar nichts...“ maulte Josefina.

Clare wusste nicht recht, was sie von der braunhaarigen halten sollte. Es fiel ihr schwer zu verstehen, weshalb dieses Mädchen einen höheren Rang hatte als sie. Sie konnte weder gut kämpfen, noch schien sie irgendwelche mentalen Stärken zu haben, die dieses Defizit wettmachten. Hätte sie nicht Josefinas Yoki neben sich gespürt, hätte sie sogar bezweifelt, dass diese überhaupt eine Claymore war. Schon allein ihrer seltsamen Haarfarbe wegen. Während der Transformation in eine Claymore wurde normalerweise jeglicher Farbstoff aus den Haaren der Frauen eliminiert, sodass am Ende alle blond wurden. War bei Josefinas Verwandlung etwas schief gelaufen? Vielleicht war sie deshalb so schlecht...

„Ich brauch eine Pause!“

Clare traute ihren Ohren nicht.

„Eine Pause? Wir sind dabei einen Yoma zu verfolgen; wenn wir ihn verlieren ist unser Auftrag gescheitert, ist dir klar was das bedeutet?!“

„Hmm...wir werden bestraft?“

„Wir werden degradiert!“

„Ist das alles? Da kann dir ja ohnehin nichts mehr passieren, du bist ja schon die schlechteste. Und mir ist es eigentlich egal welchen Rang ich habe...“

Clare spürte in einem winzigen Teil ihres Gehirns Wut aufflammen, die sie jedoch sofort unterdrückte. Es konnte böse enden, wenn man seinen Gefühlen nachgab, das hatte sie schon bei anderen gesehen.

„Du hast während deiner Ausbildung wohl gar nichts gelernt. Wenn der Rang einer Kriegerin unter 47 fällt, wird sie als unbrauchbar betrachtet und sofort ausgeschaltet, um eventuelle „Zwischenfälle“ zu vermeiden. Das heißt, wenn du leben willst, streng dich an!“

Josefina wirkte überrascht.

„Verstehe. Das wusste ich nicht...“

Clare wandte sich ungeduldig von ihr ab und nahm die Fährte des geflügelten Yomas wieder auf.

Die Claymore hasste es daran zu denken, was ihr bevorstand, wenn sie noch mehr Aufträge versiebte. Sie musste unbedingt leben!

„Duu Clare...“

„Was?“

„Bist du sauer?“

„Nein.“

„Gut.“

Brav folgte Josefina der älteren ohne weiter zu quengeln.

Das Metall der Rüstungen begann langsam an der Haut ihrer Träger festzufrieren, doch diese ließen sich davon nicht von ihrem Weg abbringen.

Es galt eine Jagd erfolgreich zu beenden!
 

„Hab ich dich!“ Stolz betrachtete Raki seine Beute, die er an den Ohren gepackt vor sich hielt. Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen, mit einem Schwert eins der flinken Tiere zu erwischen, doch seine Beharrlichkeit hatte sich bezahlt gemacht. Nun konnte er einen leckeren Eintopf für Clare kochen.

Summend suchte der Junge das Holz für ein Lagerfeuer zusammen.

„Hallo?“

Raki erstarrte in der Bewegung, als er sich gerade nach einem Stock bückte.

„Bist du ein Claymore?“ Es war eine Kinderstimme, die ihn das fragte.

Raki blickte sich erstaunt um. Blaugraue Augen blickten ihn schüchtern durch einen schlammverklebten Vorhang aus hellblondem Haar an. Der kleine Junge stand halb hinter einem Baum versteckt und schien bereit zu sein sofort wegzulaufen, falls Raki sich als gefährlich herausstellte.

„Nein,“, erwiderte Raki, „ich bin nur ein Mensch.“

„Aber du hast doch ein Schwert, und einen Umhang. Und du hast gegen die Yomas gekämpft...Ich hab dich gesehen...zusammen mit den zwei anderen Claymores...“

Raki war überrascht. Demnach musste der kleine in der Nähe gewesen sein, als sie auf dem Dorfplatz gekämpft hatten. War es möglich, dass das der verschwundene Sohn der toten Frau war?

„Ja, ich gehöre zu Clare, der blonden. Sie ist eine Claymore. Aber ich nicht, ich bin nur ihr Koch, schau!“ Raki hielt demonstrativ das tote Kaninchen hoch.

Vorsichtig kam der 6-jährige aus seinem Versteck. Anscheinend hatte Raki es geschafft ihn davon zu überzeugen, dass er nichts war, vor dem man Angst haben musste.

„Magst du nicht mit mir frühstücken? Es gibt Kanincheneintopf.“, bat Raki an.

Bei dem Gedanken an Essen trat ein Leuchten in die Augen des Blondschopfs.

„Ja, gerne!“

„Hilfst du mir beim Feuerholz suchen? Dann kann ich schneller mit dem Kochen anfangen!“

Der Junge nickte und begann eifrig große Stöcke vom Boden aufzusammeln.

Zusammen hatten sie rasch einen großen Haufen Holz aufgeschichtet, den Raki anzündete.

Es war etwas mühsam, da das Holz noch feucht vom Regen war, und es rauchte stark, aber es brannte. Während Raki begann das Kaninchen zu häuten, setzte sich der Junge neben ihn und sah zu.

„Hast du gar keine Angst vor den Yomas?“ fragte er neugierig.

„Nein.“, log Raki, „weißt du, wenn man so lange mit einer Claymore unterwegs war wie ich, bekommt man sie oft zu sehen. Für mich ist das nichts besonderes mehr.“ Himmel, was redete er da? Doch als er in die großen staunenden Augen des Kindes blickte, konnte er sich einfach nicht zusammenreißen.

„Wow! Das ist ja irre. Also kämpfst du oft gegen Yomas? Kannst du mir auch beibringen wie man das macht?“

„Aber natürlich.“

„Spitze! Dann werde ich diese Biester, die unser Dorf zerstört haben, zur Strecke bringen und meine Mama retten!“

„Deine Mama?“

„Ja, ein Yoma hat sie entführt und in den Wald geschleppt. Aber ich werd’ sie mir zurückholen!“

Raki wusste nicht recht , was er sagen sollte. Er konnte dem Jungen doch nicht die grausame Wahrheit erzählen, dass seine Mutter vor seinen Augen gestorben war. Das würde dem Jungen seine letzte Hoffnung rauben. Er hatte weder ein Zuhause noch eine Familie von dem Angriff zurückbehalten, und würde es ohnehin sehr schwer haben. Da war es besser, wenn er zumindest noch ein Ziel vor Augen hatte, dass ihm die Kraft gab, fürs erste weiterzuleben- auch wenn es nur eine unerfüllbare Illusion war.

„Na klar, ich helf’ dir dabei! Wir werden sie schon finden...“

„Super!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von: abgemeldet
2010-08-19T13:10:15+00:00 19.08.2010 15:10
Ich mag das erste Kapitel, weil es die Beziehung zwischen Mensch und Claymore gut rüber bringt und abert auch weil raki mein lieblings char ist^^. mach weiter so ist gut gewirden. Mal sehen wies weiter geht...
Von: abgemeldet
2010-08-19T12:36:37+00:00 19.08.2010 14:36
Guter Anfang, mal sehen wies wepiter geht. Eines habe ich aber beim lesen fest gestelt, Clar ist zu einem viertel nur yomar und zu drei vieteln ein mensch. Ist daas gewollt von dir das sie halb und halb ist?
Von:  RyuKusanagi
2009-06-15T17:36:27+00:00 15.06.2009 19:36
Bis jetzt ist dieses Kapitel schon ziemlich gut (da es noch nicht fertig ist, ist es natürlich noch etwas kurz).
Um ehrlich zu sein, kann ich es kaum erwarten den Rest zu lesen, sobald das Kapitel fertig ist.
Bis jetzt ist diese FF wirklich sehr gut.
Nur weiter so!
Von:  RyuKusanagi
2009-06-15T16:28:26+00:00 15.06.2009 18:28
Auch das zweite Kapitel ist sehr gut.
Der Kampf zwischen den Claymore und den Yoma hat mir SEHR gut gefallen.
Alles in allem wieder sehr ausführlich erzählt (obwohl, vielleicht hättest du Rakis weg etwas genauer beschreiben können) und vor allem wieder spannend.
Von:  RyuKusanagi
2009-06-15T15:52:02+00:00 15.06.2009 17:52
Das erste richtige Kapitel ist schonmal sehr gut.
Da die Rechtschreibfehler ausgebügelt wurden, fällt auch das als Kritikpunkt weg.
Die Story ist bis hierhin schonmal ziemlich gut ausgearbeitet und lässt viel Freiraum für weitere Kapitel und Handlungen.
Ich fasse mal zusammen:
Spannend und relativ ausführlich erzählt, fast komplett frei von Rechtschreib- und Grammatikfehlern, mit viel Potenzial für weitere Kapitel, also alles in allem sehr gut.
Ich bin schon gespannt wie es weitergeht.
Von:  RyuKusanagi
2009-06-15T15:31:31+00:00 15.06.2009 17:31
Der Prolog ist ziemlich gut ausgearbeitet. Gefällt mir schonmal soweit.
Gut erzählt, relativ ausführlich im positiven Sinne (für einen Prolog).
Bin schon gespannt wie das weitergeht.
Von: abgemeldet
2009-05-20T14:28:31+00:00 20.05.2009 16:28
deine ff is bis jez echt super!
bin schon gespannt darauf wies weitergeht:)
Von: abgemeldet
2009-04-22T01:30:07+00:00 22.04.2009 03:30
Bitte schreib weiter!!
Von:  Serenah
2008-01-26T14:30:37+00:00 26.01.2008 15:30
Klasse FF! Endlich kann ich mal was über Claymore lesen =)
Du hast einen tollen Schreibstill, man kann dadurch sehr gut in die Story einsteigen.
Bist jetzt ist der Verlauf der Story wirklich spannend, das einzige was mich ein wenig gestört hat, war... die Haarfarbe von Josefina ^^' Na ja, vielleicht gibt es ja einen guten Grund, weswegen ihre Haare braun sind. Ich hoffe, du wirst bald mal wieder ein neues Kap schreiben, würde mich freuen ^^

lg
Von:  chryssantes
2007-10-13T15:48:37+00:00 13.10.2007 17:48
Ich finde es echt schön auch mal eine deutsche Claymore-FF zu lesen, auch wenn diese noch nicht abgeschlossen ist.
Bis jetzt ist der Plot deiner geschichte spannend aufgebaut und ich bin neugierig wie es weiter geht. Immerhin hast du ein Thema aus 'Claymore' gewählt --->Erwachte, welches ich sehr spannend finde - und selbst im Manga/Anime ist noch nicht alles darüber erklärt/erzählt worden.
Einige englischsprachige FFs sind sehr Mary Sue bzw. Gary Stue belastet. Bei deinem erfundenen Chara habe ich diese Bedenken nicht^^.
Ich würde mich freuen noch mehr von dir zu lesen!


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