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Die Wahrheit

Oder - Was sich wirklich hinter Masken verbirgt....
von

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...dein Bruder...

Lucius lehnte sich in seinem Sessel zurück, das Glas Brandy in seinen Händen. Er hörte das Prasseln des Feuers wie beruhigende Musik im Hintergrund. Er mochte den Frieden, den er in diesem Zimmer fand.
 

Irgendwo in diesem Gebäude nervte sein Sohn Draco seine Freunde mit neuen Spielen und Zauberschach, sich sehr wohl bewusst, dass die anderen nicht gewinnen konnten. Er lächelte leicht. Es war, als habe sich nie etwas geändert, als wäre er nie in Azkaban gewesen, als wäre er nun nicht auf der Seite des Lichts.
 

Er verzog seinen Mund. Schon lange hatte Lucius versucht, diesem Irren, dem er diente, zu entkommen, hatte als Spion gedient, bis dieser verwöhnte Potter-Bengel ihn tatsächlich vor einigen Wochen ein für alle Mal in die Hölle geschickt hatte.
 

Er hatte seinen Status voll und ganz zurückerlangt. Seine Zeit an Voldermorts Seite hatte keine Folgen gehabt, weil er die Seiten wie immer rechtzeitig gewechselt hatte, um sein Kind zu beschützen. Er selbst hatte die Frau umgebracht, die der dunkle Herrscher ihn zu heiraten gezwungen hatte. Sie war loyal bis in den Tod geblieben und hätte letztendlich fast ihr eigenes Kind umgebracht, hätte er seinen Zauberstab nicht eher gezogen.
 

Doch das alles war Vergangenheit.
 

Endgültig.
 

Lucius trank einen Schluck Brandy, schloss genießerisch die Augen. Er hatte Draco von der Schule genommen, um ihn Dumbledores Einfluss zu entziehen, denn dummerweise war der alte Manipulator nicht ganz so tot gewesen, wie er es hatte aussehen lassen und nun wieder Direktor der Schule. Und so jemand bekam sein Kind nicht in die Fänge! Nicht im Leben! Er hatte von solchen Leuten die Nase gestrichen voll.
 

Sein Sohn war auch so gut, er bekam Privatunterricht, unter anderem von seinem besten Freund Severus Snape selbst, der den Dienst ebenfalls quittiert hatte, da er es überdrüssig geworden war, die Stiefel dieses Blenders zu lecken, der auf seine Art nicht um eine Unze besser war als Voldemort. Und niemand schien es zu sehen, was das Schlimmste überhaupt war. Der Mann seufzte leise.
 

„Uuuuut-uuuuut.“
 

Irritiert über das Geräusch, das definitiv nicht hierher gehörte, sah er auf. Auf der Bank des hohen Fensters saß eine Eule. Ein wunderschönes Tier überdies mit braunen, ungewöhnlichen Federn, die an den Spitzen silbern zu leuchten schien. Das war keine gewöhnliche Boteneule! Er trat zum Fenster, öffnete es, ließ das Tier herein: „Was bist du denn?“, fragte er mit einer Freundlichkeit, die er sich nur hier in diesem Hause erlaubte, während er den Brief von deren Bein band.

„Uuuut“, kam die Antwort, bevor das Tier einfach wieder wegflog.
 

Lucius setzte sich einfach wieder in seinen Sessel, als ihn die Erkenntnis traf, wie ein Schlag ins Gesicht. Nein, das war auch keine normale Eule gewesen! Er... er selbst hatte sie... Lily Evans einst geschenkt! In seinem letzten Jahr auf Hogwarts!
 

Mit zitternden Händen erbrach er das Siegel auf dem Umschlag, zog das Papier darin heraus. Was hatte das zu bedeuten? Lily war seit sechzehn Jahren tot! Er nahm einen weiteren Schluck Brandy, bevor er sich soweit beruhigt hatte, dass er lesen konnte.
 

Geliebter...
 

Ich kann nur hoffen, du zerreißt diesen Brief nicht sofort, nachdem du gesehen hast, wer ihn dir geschickt hat. Ich weiß nicht, wann du ihn bekommst, doch ich musste dir das hier schicken und zwar schnell – bevor der Zauber, den Albus Dumbledore auf mich gelegt hat, voll aktiv ist – und das ist diese Nacht.
 

Es war alles eine verdammte Lüge, Luc! Alles, von Anfang an! Er hat das getan! Und er hat es verursacht!
 

Ich werde am Anfang anfangen:
 

Ich wollte dich nie, niemals verlassen. Ich trage auch noch immer deinen Ring immer bei mir, auch, wenn ich ihn nun in diesen Brief tun muss, sonst findet Albus ihn, dann nimmt er ihn mir weg und ich werde nicht einmal mehr etwas dagegen haben können.
 

Ich sitze hier in einer einsamen Zelle und morgen wird dieser Irre irgendwen schicken, der meinen Retter spielt. Man wird mir einreden, du hättest mir etwas angetan und ich werde gezwungen sein, es zu glauben. So, wie er mich glauben lassen wird, dass das Kind, dass ich in mir trage nicht das Deine ist.
 

Ja, Luc. Ich bin schwanger von dir, ich bin ganz sicher. Es wird ein kleiner Junge und ich will, dass er irgendwann erfährt, wer sein Vater wirklich ist. Ich liebe dieses Kind mit allem, was ich habe und meine Liebe wird es immer schützen, denn es wird das Letzte sein, was mir von dir bleibt, auch wenn ich es in wenigen Stunden nicht mehr wissen werde.
 

Ich weiß nicht, warum Albus das tut, doch er tut es: Er will, dass ich einen Anderen heirate, dass ich mich an jemanden binde, den ich noch nicht einmal kenne, ich weiß nicht, warum. Ich weiß nicht, was ich getan habe, dass er mir das antut – dass er uns das antut. Er wusste, dass wir heiraten wollten und er weiß, dass ich schwanger bin...
 

Luc, er will dieses Kind! Er will mein – unser – Kind, als eine seiner Schachfiguren für einen seiner verdammten Pläne! Ich weiß es einfach! Und dann? Dann wird er es wegwerfen, wie ein Stück faules Brot, wie er es mit mir tut! Ich wette, er hat mich an den Höchstbietenden verschachert!
 

Ich habe Angst, Luc.
 

Angst, auch um dich. Er plant etwas, er will Macht, genauso, wie Tom Riddle. DA haben sich zwei Irre gefunden. Sie mögen ja gerade zusammen arbeiten, aber glaub mir, es wird der Tag kommen, an dem Albus sich gegen Tom wendet und ihn zerstören wird, oder ihn wie mich in den Wahnsinn treibt.
 

Dich weiß nicht, wann dieser Brief dich erreichen wird, ich werde einen Zauber aussprechen, der den Zeitpunkt markieren wird, an dem dein – unser – Sohn dich am dringernsten brauchen wird. Wenn du es bis dahin nicht selbst herausgefunden hast (und ich denke nicht, dass du das getan haben wirst, dafür ist Albus zu gerissen) musst du JETZT handeln.
 

Ich weiß, wenn dieses Kind einmal auf der Welt ist, wird Albus mich beseitigen. Ich weiß nicht, was er mit meinem Gefährten tun wird, doch ich denke nicht, dass er dann viel länger leben wird. Luc, ich habe Angst, dass Albus dumm genug ist, das Kind meiner Schwester zu geben. Du weißt, wie sehr sie mich hasst. Bitte... rette ihn.
 

Ich wollte mein Leben mit dir verbringen, doch das darf ich nicht, weil ich zu einer Schachfigur geworden bin. Zu einer Schachfigur auf dem Spielbrett eines Irren. Ich denke nicht, dass ich noch mehr, als zwei Jahre zu leben habe.
 

In diesem Brief liegen der Ring, den du mir zur Verlobung geschenkt hast und das Armband, dass ich immer getragen habe. Ich will nicht, dass Albus sie je bekommen...
 

Ich weiß, dass du mich hassen musst, aber bitte, rette das Kind...
 

Ich werde dich immer lieben...
 

Lily Evans
 

Geschockt starrte Lucius auf das Blatt Papier, sah, dass es mit Blut geschrieben worden war. Nein, das war kein Papier, das war... Stoff? Ja, Stoff! Um Himmels Willen! Lucius schauderte.
 

Er fasste nach dem Umschlag, schüttelte ihn. Auf seinen Beinen landete ein Ring. Mattes Silber, die Efeuranken umschlangen einen Stein, grün, wie Lilys Augen gewesen waren... Lucius Faust umklammerte den Ring, während sein Blick auf dem ledernen Band lag. Es bestand einfach nur aus drei Stücken, die ineinander verflochten waren. Jedes mit einem anderen Schutzzauber belegt. Sein erstes Geschenk an sie...
 

Er schloss die Augen, hörte über sich Draco die Treppe herabstürmen.
 

Draco – Narcissas Kind. Tom Riddle hatte ihm gesagt, es wäre das Beste, Narcissa zu heiraten, nachdem diese dumme Ziege ihn verlassen habe, für den größten Looser, den Gryffindor zu bieten hatte. Er hatte es getan.
 

Auf einmal schnappten seine Augen auf und die Erkenntnis überrollte ihn. ‚Wenn das Kind dich am dringendsten brauchen wird...’.
 

„Draco!“
 

„Vater?“, fragte nach einer Weile der blindhaarige Sechzehnjährige, der in das Zimmer trat. „Vater, was...? Das Glas!“
 

Irritiert sah Lucius zu dem Glas in seiner Hand, stellte fest, dass es kaputt war. Er warf es einfach in den Kamin, hörte das Feuer röhren, als es vom Alkohol angeheizt wurde. „Hör mir genau zu: sag den Hauselfen, das Zimmer gegenüber von meinem Schlafzimmer muss hergerichtet werden, sofort! Und hol mir Severus hierher! Er soll alle möglichen Heiltränke mitbringen! Los! Das ist ein Notfall!!“
 

„Was...?“
 

Lucius war bereits aufgestanden, sah seinen Sohn nur an, verschwand dann einfach vor dessen Augen.
 

„Was zum Henker hatte das denn zu bedeuten?“, fragte Draco sich irritiert. So hatte er seinen Vater seit der großen Schlacht nicht mehr erlebt. Nein, nicht einmal dann. Nur an dem Tag, als seine eigene verfluchte Mutter ihn fast gekillt hatte.
 

Er trat zum Sessel seines Vaters, fand aber nur einen Briefumschlag mit einem Siegel, dass ihm irgendwie vertraut war. Seufzend trat er zum Feuer, rief Severus.
 

„Das sollte besser dringend sein“, röhrte die unzufriedene Stimme missgelaunt.
 

„Onkel Sev, Vater will, dass du, ich wiederhole, sofort, hierher kommst und alles Mögliche an Heiltränken mitbringen sollst und bevor du fragst, nein, ich habe keine Ahnung, was vorgeht. Er hat mich gerufen, mir Befehle gegeben, als wäre ich ein verdammter Hauself und ist einfach weggeschimmert!“
 

Das Gesicht im Feuer veränderte sich etwas. „Gut, ich bin gleich da. Aber ich zieh deinem Vater die Teile seines Körpers so richtig lang, die er nicht verletzt haben will, wenn das nicht WIRKLICH wichtig ist.“
 

Das Gesicht in den Flammen verschwand.
 

Draco seufzte. Gut, nur noch die Hauselfen... .
 


 

„Du Freak! Ich werde dir schon zeigen, wo du hingehörst!“
 

Harry spürte kaum noch die Schmerzen, die er eigentlich haben müsste. Es spielte keine Rolle mehr. Er wusste, diese Nacht würde er nicht mehr überleben. Sein Zauberstab war zerbrochen und verbrannt worden, er konnte sich selbst nicht einmal annähernd heilen. Er war viel zu schwach, um es auch nur zu versuchen.
 

Knirsch.
 

Was war das gewesen? Sein Bein? Ein weiterer Knochen? Er wusste es nicht, aber sekundenlang spürte er tatsächlich einen stechenden Schmerz, bevor der langsam wieder abklang, von einer aufkommenden Dunkelheit gemildert wurde.
 

Er machte sich nicht einmal mehr die Mühe, sich zu bewegen nicht, dass er es gekonnt hätte, ans Bett gefesselt, wie er gerade war. Er war zu schwach für alles, er hatte seit dem Ende des Schuljahres nichts mehr zu Essen bekommen.
 

Wäre er nicht so kaputt gewesen, er hätte einfach nur bitter aufgelacht. Er, der Sieger über Voldemort. Er lag hier und ließ sich gerade zu Tode prügeln! Er, von dem alle immer so viel erwartet hatten!
 

Warum?
 

Warum hatte Dumbledore ihn zurückgeschickt? Warum hatte er das getan? Warum? Er hatte doch so sehr gebettelt, nicht gehen zu müssen! In der Schule bleiben zu können oder an einem anderen Ort, nun, wo der Zauber um dieses Haus ihn nicht mehr schützen musste! Er hatte es ohnehin nie getan, denn das, was er hier durchmachen musste, dagegen waren seine Kämpfe gegen Voldemort Zuckerschlecken gewesen.
 

Irgendwo weit weg hörte er eine Tür knallen. Es sah so aus, als wäre sein Onkel seiner überdrüssig geworden. Für diese Nacht – nein, für seine letzte Nacht. Er wusste nicht, warum er die warme Dunkelheit überhaupt noch bekämpfte. Er wusste es wirklich nicht. Er wollte nur noch sterben, nachgeben. Diesem Elend endlich entfliehen. So schlimm war es noch nie gewesen! Warum??
 

Eine einzelne Träne rann die blutverschmierte Wange herab...
 


 


 

Ohne sich auch nur mit so etwas wie Klopfen aufzuhalten, ließ Lucius die Tür einfach aus dem Rahmen splittern. Er starrte in dem Haus herum. Muggels!
 

Seltsam...
 

Es war niemand da?
 

„Was?! Noch so ein Freak!? Was wollt ihr!? Noch ist er nicht verreckt! Ihr habt gesagt, ich...!“
 

Das Splittern von Glas war alles, was noch zu hören war, als Vernon Dursley gegen den Geschirrschrank flog. Das schrille Kreischen seiner Frau brachte er mit einem „Silentio!“ sofort zur Ruhe, starrte mit kalten Augen auf den dritten Jungen, der ihn eher an einen gestrandeten Wal erinnerte. Nein, das wäre eine Beleidigung für diese Tiere gewesen.
 

„Wo ist er?“, knurrte er den Jüngsten dieser ekelerregenden Bande an, der sich gerade vor Schiss in die Hose geschifft hatte. „WO IST ER!?“
 

Dudley war nur noch in der Lage, mit zitternden Fingern auf die Treppe zu deuten, bevor Lucius einen weiteren Zauber sprach, der die beiden Anderen neben Vernon an die Wand pinnte, bevor er die Treppen hinaufrannte.
 

Es konnte nur die Tür mit den vielen Schlössern sein. Er sprengte sie, wie er es schon mit der Haustür getan hatte.
 

Es war vollkommen dunkel und es stank bestialisch in dem winzigen Zimmer. „Lumos!“
 

Ein Licht erschien und was er sah, brachte Lucius, der schon viel gesehen hatte, fast dazu, zu erbrechen. Er eilte zu dem Bett, fuhr über Harrys blutigen Hals, suchte verzweifelt. Ja, da war noch Puls, schwach, unregelmäßig, aber er war noch da, wurde aber immer schwächer.
 

Ohne auch nur weiter darüber nachzudenken, löste er mit einem weiteren Spruch die Fesseln und hob den Jungen, der sofort zu wimmern begann, in seine Arme, bevor er sich zurück in sein Haus schimmerte, in das Zimmer gegenüber seinem eigenen.
 

„Ich sage dir, Lucius, wenn das nicht wi...! Was zum Henker...!“
 

„Vater, was..?!“
 

„Severus, tu was!“
 

Der Dunkelhaarige beugte sich über das dürre, blutverschmierte Ewas, hob seinen Zauberstab, begann, einige Zauber zu sprechen. „Lucius, da KANN ich nicht viel machen! Ich bin ein Tränkemeister, kein verdammter Heiler!“
 

Lucius starrte angsterfüllt auf das Bett. „Was...?“
 

„Nun, ich würde Dumbledore...“
 

„NEIN.....!“
 

Severus sah zu seinem Freund auf: „Was zum Henker...?!“
 

„Draco, ruf Thurele! Sofort!”
 

„Wer ist das?“
 

„Ich...“
 

Ein weiterer Mann betrat das Zimmer, sah auf das Bett, hob eine Augenbraue: „Und das ist der Grund, warum ich gerufen worden bin?“
 

Lucius starrte den Heiler nur an: „Du bist mir was schuldig. Ohne mich säßest du jetzt in Azkaban! Rette sein Leben und wir sind quitt!“
 

Der Heiler sah wieder zum Bett, hob seinen Zauberstab: „Wie du willst, Malfoy.“
 

Thurele begann mit den Zaubern, stillte die inneren Blutungen, richtete die Knochen, schloss die tiefen Wunden. Als er fertig war, waren Stunden vergangen und er vollkommen am Ende. Und noch immer sah der Körper schrecklich aus. Der Heiler brach fast zusammen: „Mehr kann ich nicht machen...“, murmelte er, wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Der Junge lebt... der Rest ist eure Sache. Malfoy, meine Schuld ist beglichen. Ein Leben für ein Leben.“ Damit verschwand der Heiler in den Flammen des Kamins. Zurück blieben Unterlagen, die Lucius sich mit Entsetzen durchlas, während sein Blick immer wieder zum Bett glitt, in dem der reglose Jugendliche lag.
 

„Lucius?“, fragte Severus nun langsam ungeduldig.
 

Der Angesprochene sah auf: „Das ist eine lange Geschichte.“
 

„Und ich hoffe für dich, dass sie gut ist.“
 

Malfoy trat an Draco vorbei zum Bett, sah in das eingefallene Gesicht: „Wie Lily...“, flüsterte er leise, wandte sich um: „Kannst du etwas wegen der Kratzer tun? Thureles Unterlagen sagen aus, dass seine Lunge noch lange nicht wieder intakt ist. Er wird auch Nährtränke brauchen, eine Zeit lang.“
 

„Sicher. Wenn ich endlich mal eine Antwort bekomme“, gab Snape zurück, suchte aber bereits einige Salben und Tränke zusammen. „Und warum informieren wir Dumbledore nicht über das, was seinem Goldkindchen geschehen ist? Er wird sicher zur Rettung schreiten, wie immer.“
 

„Das dürfte das Letzte sein, was er tun wird“, gab Malfoy nur bitter zurück. „Denn er hat das hier erst zugelassen!“
 

„Aber Vater! Warum? Er ist doch...!“
 

Lucius schloss sekundenlang die Augen: „Draco, er ist dein Bruder.“
 

Fonk.
 

Das waren zwei Zauberer, die eine äußerst unsanfte Landung auf ihren Hintern hinlegten.
 

„Lucius, von was um Himmels Willen redest du da? Das Blage auf dem Bett ist das Kind von Lily Evans und dem Potter-Looser! Und er ist jünger, als Draco! Wie soll das denn funktioniert haben!“
 

„Vater...?“, kam es unsicher von Draco.
 

„Lily und ich wollten heiraten“, gab Lucius ruhig zurück. „Ich hatte ihr sogar schon einen Ring geschenkt. Es war alles arrangiert, bis hin zu einer großen Feier. Aber auf einmal hat sie mich getreten und rannte nur noch mit Potter rum. Knappe neun Monate später bekam sie Harry.“
 

„Aber... Mutter...!“
 

Lucius sah seinen Sohn an: „Du weißt, dass ich deine Mutter auf Voldemorts Befehl hin geheiratet habe, das war kurz nach der Sache mit Lily. Und wir beide wissen, dass es nicht so wäre, dass du sie heiß und innig geliebt hättest, nicht wahr? Sie wurde durch einen Trank von Severus sofort schwanger und ließ ihn weitere Tränke brauen, damit du dich schneller entwickelst. Du bist eigentlich drei Monate zu früh auf die Welt gekommen.“
 

„Lucius, Moment mal! Glaubst du das etwa wirklich ??!“
 

Der Weißhaarige wandte sich um, sprach einen Zauber, der die Eltern eines Kindes offen legte und beide, sowohl Draco, als auch die reglose Gestalt auf dem Bett wurden als die Seinen angezeigt. „Fragen?“
 

Draco beschloss, erst einmal umzukippen.
 

Severus fing den Jungen auf, setzte ihn in einen der weichen Sessel: „Wie hast du es erfahren und was ist mit Potter geschehen?“
 

„Er ist kein Potter“, gab Lucius ruhig zurück, setzte sich an den Rand des Bettes, doch kaum versuchte er, den Jungen zu berühren, zuckte der weg, begann, zu wimmern. Worte, die die anderen nicht verstehen konnten, entkamen ihm, während er sich in einen Ball zusammenrollte.
 

„Lucius?“
 

„Lily hat mir einen Brief geschrieben, der bei mir ankommen sollte, wenn mein und ihr Kind in höchster Not ist.“ Er holte den Stoff aus seiner Tasche, übergab ihn an seinen alten Freund, er ihn schnell überflog, bevor er schneeweiß wurde: „Bastard!“
 

„Apropos Bastard. Da, wo ich ihn hergeholt habe, hängen noch ein paar Fettsäcke und eine wandelnde Hungersnot an der Wand...“
 

Severus Augen glänzten auf: „So?“
 

„Du bleib bei Harry und Draco. Ich habe noch was zu Erledigen“, knurrte er, verschwand wieder, um vor dem Haus aufzutauchen, aus dem er Stunden zuvor Harry geholt hatte. Noch immer hingen die Dursleys an der Wand und konnten, dank einem Zauber, noch nicht einmal um Hilfe brüllen. Lucius Blick glitt von Einem zum Anderen.
 

„Ich werde diese Sachen alle nur EINMAL fragen, bekomme ich keine oder die falsche Antwort, werdet ihr Muggelpack einen grauenvollen Tod sterben! IST DAS KLAR?“
 

Alle drei nickten mit angstgeweiteten Augen.
 

„Gut“, gab Lucius eisig zurück, befreite Vernon vom Silentio, hielt seinen Zauberstab auf ihn gerichtet: „Warum? Warum habt ihr das dem Jungen angetan?“
 

„Weil er... ein gottverdammter Freak ist!“
 

„Crucio!“
 

Die Schreie des Mannes hallten durch den Raum, bevor er in sich zusammensackte. Bewusstlos. „Muggels! Nichts halten sie aus“, stellte er eisig fest. „Ich frage noch einmal! Warum?“
 

„Weil... wir den Freak loswerden wollten!“
 

„Warum habt ihr nicht zugelassen, dass er woanders hinkommt?“, fragte der Magier nun eisig. Seine Stimme schien Eis zu verschießen.
 

„Weil... dieser Dumbledore ihn aus der Schule genommen hat! Wir wären ihn nie wieder losgeworden!“, kreischte nun Petunia. „Und er hat gesagt, er will Lilys Bengel nicht wiedersehen! Er habe gegen eine Regel zu viel verstoßen! Wir sollten ihn bestrafen!“
 

Lucius Hand klammerte sich um den Kristall in seiner Tasche, der all das aufzeichnete. Dumbledore! Alle Schnüre liefen bei ihm zusammen! Wie immer! Dieser miese Verräter! Erst verschwieg er ihm SEINEN Sohn und dann verurteilte er den Held der Hexenwelt zu so einem Tod? Weil er die Schachfigur nicht mehr brauchte??
 

Er wandte sich um.
 

„He! Kommen wir hier nicht runter, oder wie“, quiekte die fette Ratte.
 

„Nein“, gab Lucius nur kalt zurück, bevor er einfach wieder verschwand.

...mein Sohn...

Severus sah zu Draco, der wieder zu sich gekommen war und ihn verständnislos anblickte: „Es ist wahr“, gab er leise zurück. Ihr seid Halbbrüder. Er ist ein Malfoy.“
 

Der Junge nickte bleich. Er war froh, dass seine Kumpels bereits gegangen waren, als er Severus durch das Feuer gerufen hatte. Niemand musste ihn SO sehen! Er atmete tief durch, bevor er sich auch zu dem Bett stellte: „Sollten wir ihn nicht irgendwie waschen?“, fragte er schließlich leise.
 

Severus nickte, hob seinen Zauberstab und sprach einen Reinigungszauber aus, so dass das Blut verschwand. „Mein Gott, das sind ja nur noch Haut und Knochen“, murmelte der Tränkemeister entsetzt. So wenig er Harry in der Schulzeit hatte leiden können, oder wenigstens doch so getan hatte, zu seinem und zum Schutz seines Schülers, so leid tat der Junge ihm nun. Er hatte Harry aus vielen Gründen nicht gemocht, besser gesagt, sich genau das halbwegs erfolgreich eingeredet. Wegen seinem überdreht – fröhlichem Wesen, weil er ein Gryffindor war, weil er berühmt und verwöhnt war... es sah so aus, als habe er sich verdammt geirrt.
 

In dem Moment tauchte Lucius wieder auf. Der Mann kochte.
 

„Vater?“
 

„Er hat die Erlaubnis dazu gegeben! Severus, er hat ihnen die Erlaubnis erteilt, das zu tun! Draco, hat Harry in dem Jahr irgendeine Regel gebrochen oder irgendwen ernstlich absichtlich verletzt?“
 

„Potter?“, fragte der Blonde irritiert.
 

„Nein, dein Bruder!“
 

„Nie im Leben“, meinte er schließlich. „Nichts Schlimmes zumindest. Nur manchmal nachts allein rumgerannt, aber sonst... nein. Er war ziemlich still das Jahr, nachdem Granger und Weasley ihn abserviert haben.“ So genau wollte er nicht auf den seltsamen Zustand eingehen, der die Beziehung zwischen ihm und seinem ehemals ärgsten Rivalen zu der Zeit gewesen war.
 

„Lucius? Dumbledore?“
 

„Er hat Harry aus der Schule geschmissen. Er hatte nicht vor, einen neuen Brief an ihn zu schreiben und ... sieh selbst.“ Er zeigte auf den Kristall.
 

„So, wie er mich geschmissen hat, da ich als ehemaliger Feind und Mitglied der hohen Ränge nicht gut für die Kinder wäre“, stellte Snape verächtlich fest. „Ohne mich wäre dieser Idiot nicht mal an irgendeine Information gekommen“, fügte er bitter hinzu. ‚Mal ganz davon zu Schweigen, dass er es von Beginn an von mir verlangt hat, so zu handeln und mich mit Voldemort zu verbünden...’
 

Lucius sah einfach nur müde aus. Und geschockt. Er hatte einen Sohn, dazu war dieser Sohn noch jemand, den er eigentlich hassen müsste. „Severus, kannst du erst mal bei ihm bleiben? Ich... muss mich hinlegen..“
 

Der Tränkemeister nickte, warf seinem Freund etwas zu: „Das wirst du brauchen.“
 

„Was soll das sein?“
 

„Ein Schlaftrank.“
 

Nickend, mit der Phiole in der Hand, verschwand der Mann in das gegenüberliegende Zimmer.
 

„Er wird dich deswegen nicht weniger lieben.“
 

Draco winkte nur ab: “ Das hab ich auch nie angenommen. Im Gegenteil – vielleicht nervt er nicht ständig nur mich. Jetzt hat er ja zwei, die er nerven kann. Gott, ich glaub das nicht, Potter ist mein BRUDER!“
 

Snape sah dem Jungen kopfschüttelnd hinterher, bevor er sich an das Bett setzte, sich den dort liegenden Jungen zum ersten Mal richtig ansah. Noch immer war der ausgemergelte Körper mit zahllosen Kratzern und Striemen übersäht. Er seufzte leise, griff neben sich in seinen Koffer, zog eine Salbe hervor. „Nun, Potter – sieht so aus, als würde sich hier einiges ändern müssen.“ Er drückte etwas Creme auf die ersten Kratzer, bevor er begann, diese mit den Fingern zu verteilen. Er stockte, als der Junge nicht bei dem Kontakt zusammenzuckte, doch dann wischte er diesen Gedanken beiseite.
 

Er versorgte die Kratzer und Wunden, verband sie, damit sie bis in drei vier Tagen verschwinden konnten. Ohne zu wissen, warum er es tat, strich er eine der Strähnen aus dem eingefallenen Gesicht. „Verdammt noch mal, du bist ein Magier! Wie konntest du zulassen, dass man so was mit dir macht?“
 

Der Tränkemeister ließ sich in den Sessel fallen, in dem Lucius bis eben gelegen hatte. Etwas in ihm verbot ihm einfach, den Jungen in dieser Situation allein zulassen und er wusste auch nur zu gut, was.
 

Snapes Gedanken streiften weiter. Wie hatte Dumbledore nur seinen Goldjungen so hängen lassen können? Dieser Widerling! Gut, er hatte ihn auch fallen lassen, wie eine heiße Kartoffel, wie die Muggels so schön sagten. Kaum zu glauben... er schauderte. Kaum zu glauben, dass er eigentlich nicht Severus Snape hieß... . Und dieses Geheimnis kannte noch nicht mal Lucius.
 


 

Lucius saß wieder am Bett seines Sohnes. Es waren inzwischen drei Tage vergangen und noch immer war Harry nicht wieder erwacht und lag einfach nur da, wie ein Toter. Wäre da nicht das Heben und Senken des Brustkorbes gewesen, man hätte denken können, es wäre eine Aufbahrung. Gut, es ging nur knapp daran vorbei.
 

Bis auf die Lunge, die Rippen und das zerschmetterte Bein waren alle Wunden verheilt. Nur leichte Narben auf der Oberfläche waren zurückgeblieben. Die Lunge würde noch Wochen Probleme bereiten und das rechte Bein würde er auch noch lange nicht wieder voll belasten können
 

Das Einzige, auf das der Junge zu reagieren schien, waren Berührungen und die brachten ihn dazu, zu wimmern und sich zusammenzurollen.
 

„Severus – warum? Warum hat er das getan?“
 

Der Tränkemeister knurrte nur: „Er wollte einen nutzlosen Bauern loswerden, was sonst?“, fragte er eisig zurück. Er stand an die Wand gelehnt: „Ich habe mich außerdem etwas schlau gemacht. Über das, was im letzten Jahr geschehen ist. Die Weasleys stecken mit drin.“
 

„In wiefern?“
 

„Sie haben geholfen Dumbledore zu decken, Arthur allen voran. Die Einzige mit einem wirklich schlechten Gewissen ist Molly und die hat es verdrängt, weil sie das Geld gebraucht hat, um die Mäuler ihrer Blagen zu stopfen.“
 

Lucius’ Augen verengten sich zu Schlitzen, er musste sich extrem beherrschen: „Was sind das für Menschen? Sie lassen ihren Retter einfach fallen?“
 

„Sie haben Angst, dass der Junge sein Talent nutzen könnte, um ein neuer Dunkler Lord zu werden.“
 

Lucius stieß einen verächtlichen Laut aus: „Vielleicht hätte dieser gutgläubige Junge genau das tun sollen“, gab er eisig zurück. „Das hätte ihm eine Menge erspart.“
 

Severus zuckte nur mit den Schultern: „Dazu wäre er viel zu Gryffindor. Er steht absolut auf der selbstlos – gut Seite. Das ist sein Problem.“
 

Stimmen.
 

Harry wunderte sich. Warum hörte er Stimmen? Und dazu noch ruhige? Er wurde nicht angeschrieen und nichts. Er wollte seine Augen nicht öffnen, es war so warm um ihn herum, so bequem. Er wollte nie, nie wieder zurück in die Realität. Seien Lider waren so schwer. Wozu sie öffnen? Es wäre doch nur dasselbe Bild in der verschwommenen Dunkelheit.
 

Auf einmal fühlte Severus sich fast schon gezwungen, wieder auf den Jungen zu sehen. Er merkte, dass die Pupillen sich unter den geschlossenen Lidern sich schneller bewegten. „Beehren Sie uns auch wieder mit ihrer Präsenz, Potter?“
 

„Severus, er..:!“
 

„...weiß es nicht“, gab Snape leise zurück, beobachtete, wie die Augen sich langsam öffneten. Ein Schauer lief seinen Rücken herab. Die strahlend grünen Augen wirkten einfach nur leer und tot. Kein Schimmern mehr, keine Hoffnung.
 

Verwirrt öffnete Harry schließlich doch die Augen. Diese Stimmen... so bekannt...
 

„Harry..“
 

Eine Hand, die...
 

„Nein... nicht, bitte! Nicht, ich... ich will es nie... wieder tun! Nicht...! Bitte! Lass mich! Ich.. ich...!“
 

Entsetzt zog Lucius seine Hand weg. „Was...? Ruhig! Hier tut dir doch niemand was!“
 

Doch das hörte Harry gar nicht, er wimmerte nur weiter, rollte sich in sich selbst zusammen und bettelte um seine Ruhe.
 

„Verdammt, Potter! Lass das!“, verlangte Snape hart, packte Harry an der Schulter: „Du hyperventilierst, du dummer Junge!“
 

Seltsam... es war, als wüsste er, dass im Moment nichts geschehen könnte... Langsam begann er, sich zu entspannen, zwang seine Augen auf: „Pr...Professor?“, flüsterte er kraftlos, immer noch nicht bereit aus seiner fötalen Stellung herauszukommen.
 

„Wie es aussieht“, stellte Snape nur trocken fest, tauschte aber einen mehr als verwunderten Blick mit Lucius.
 

„Was...?“, Harry schloss seine Augen wieder. Er hatte Angst und doch beruhigte ihn Snapes Anwesenheit, so wie im letzten Jahr in der Schule. Trotz des Geschreis, was auch weniger geworden war. Das Sprechen fiel ihm schwer.
 

„Du bist in Sicherheit, es wird dir hier nichts mehr geschehen..“
 

Eine zweite Stimme? Irritiert wandte Harry sich um, versuchte ohne seine Brille zu erkennen, wer da vor ihm stand... und zuckte erst mal wieder weiter zurück: „M...M...Malfoy! Nein! Ich...!“
 

„Ruhig, Potter!“, befahl Snape entnervt. Er tut dir nichts, oder wer denkst du, hat dich da raus geholt? In der Misere, in der du gesteckt hast? Er wird dir sicher nichts tun, was dir auch nur irgendwie schaden könnte, also beruhige dich!“
 

Erneut sah Harry auf, ohne dass seine Augen wirklich klar sahen. Nicht, dass es nötig wäre. Was hatte das alles zu bedeuten? Was machte er hier? Wo war er und was taten Snape und Malfoy hier, verdammt noch mal! Warum ließ man ihn nicht einfach in Ruhe? Es sollte doch nur aufhören... einfach nur aufhören... Er schloss die Augen, versuchte, sich weiter zusammenzurollen. Er achtete nicht auf die Schmerzen in der Brust.
 

„Potter, hör auf damit, so verletzt du dich nur selbst“, schnappte Snape unleidlich, packte den Jungen unwillig an den Handgelenken. Erneut zuckte er nicht vor seiner Berührung zurück, aber sehr wohl unter der Stimme zusammen. „Deine gesamten Rippen waren gebrochen, also hör auf dich so zusammenzukrümmen! Du bekommst doch so schon kaum Luft!“
 

Und? Was machte das? Harry verstand nicht, was die Aufregung sollte. Er wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden! Doch er gab nach, begann sich langsam zu entspannen, zumindest etwas.
 

„Gut so“, kam nun die andere Stimme, sanfter, als die des Tränkemeisters und doch nicht halb so vertrauenswürdig: „Severus, hilf ihm hoch, er muss was essen.“
 

Er hörte ein Schnaufen über sich, dann Hände, die ihn etwas aufrichteten, weiche Kissen in seinem Rücken, gegen die er gelehnt wurde.
 

„Mach die Augen auf“, befahl Snape unwillig und doch wesentlich ruhiger als zuvor, während er ein Tablett mit Bettisch vor den Jungen stellte: „Und dann iss was.“ Was kümmerte ihn das eigentlich? Es war immerhin Potter, von dem sie hier sprachen!
 

Unsicher öffnete Harry seine Augen, nicht dass das viel an seiner Sicht änderte, starrte auf das Tablett vor sich, dann dorthin, von wo Snapes Stimme gekommen war, bevor er automatisch nach dem Löffel auf den Suppenteller griff. Er hatte einen Befehl bekommen.
 

Lucius beobachtete den Jungen. Am liebsten hätte er Harry gefüttert, so zitterte der Junge, doch er ahnte, dass physischer Kontakt es nur schlimmer machen würde. Er wartete, bis Harry schließlich, nach kaum der Hälfte der Tellers den Löffel weglegte.
 

Malfoy seufzte leise: „Das war wenig“, meinte er nur, doch dann nickte er: „Gut, du wirst in zwei Stunden wieder etwas bekommen.“ Dann setzte er sich gegenüber des Kindes auf das breite Bett. „Harry, sieh mich bitte an.“
 

Nur sehr unwillig kam Harry diesem Befehl nach.
 

„Es gibt einiges, was du erfahren musst.“
 

Harry sah mit leeren Augen auf, nur kurz und ohne Interesse, aber immerhin. Er fragte nicht, machte keine Anstalten zu sprechen. Doch er schien wenigstens zuzuhören.
 

„Deine Mutter hätte nicht gewollt, dass du aufgibst“, meinte der Blonde leise, als er die toten Augen sah. „Sie hätte gewollt, dass du weiter kämpfst. Dass du glücklich werden kannst.“
 

„Was...wissen Sie schon?“, flüsterte Harry nur, während er auf seine Finger starrte. Sie waren zumindest nicht mehr blutig. Oder? Selbst wenn war es ihm relativ egal.
 

„Eine Menge mehr, als du denkst, Harry“, gab Lucius ruhig zurück. Er betrachtete den Jungen, der gar nicht mehr in der Lage schien, irgendwen anzusehen, tauschte einen kurzen, besorgten Blick mit Snape, der den Tisch wieder vom Bett gestellt hatte und nun wieder in einem der Sessel saß und die Situation im Auge behielt. „Ich... Lily und ich waren sogar einmal verlobt.“
 

Nun hatte Lucius Harrys Aufmerksamkeit. „Was...?“, fragte der fünfzehnjährige, sichtlich verwirrt.
 

„Wir waren verliebt – und kurz davor, zu heiraten.“ Er hielt seine Hand auf, deutete auf den Ring, den er darin liegen hatte, aufgefädelt an einer Kette. „Ich habe ihn ihr eigenhändig angefertigt. Glaub mir, ich habe sie geliebt. Aber zwei Wochen vor unserer Hochzeit – beschloss sie auf einmal, Potter zu heiraten. Du kamst nach achteinhalb Monaten auf die Welt, drei Monate nach Draco, der durch Tränke eher auf die Welt kam, die Lily nie genommen hätte.“
 

Harrys Hände zitterten nun noch stärker, als zuvor, während sein Hirn versuchte, die Informationen, die er erhalten hatte, zu verarbeiten. Was...? Was hatte das zu bedeuten? Was war der Sinn dahinter? Warum erzählte Lucius Malfoy ihm all das? Wieso hatte der Mann ihn überhaupt nur gerettet? Ja, letztendlich hatten sie zusammen gekämpft, doch es hatte nie auch nur Freundschaft zwischen ihnen gegeben! Bestenfalls gegenseitige Toleranz.
 

„Harry, du bist der Sohn von Lily Evans und mir.“
 

Das war der Moment, in dem Harry beschließen wollte, umzukippen, doch der bestialische Gestank unter seiner Nase ließ es nicht zu. Snape hatte schneller reagiert, als man es ihm zugetraut hätte.
 

Harrys Augen wurden riesig: “ Was...?“, flüsterte er nur, während seine Welt gerade in sich zusammenbrach.
 

„Harry, du bist mein Sohn. Du bist nicht mit James Potter verwandt. Du bist ein Malfoy. Kein Potter.“
 

„Das.. kann nicht...“, flüsterte Harry, schloss die Augen, als könne er so alles ausblenden, einfach wieder zurückfallen in das schwarze Vergessen.
 

„Doch es kann, Harry. Das hier ist vor mir aufgetaucht, nicht einmal eine Stunde, bevor ich dich... hierher gebracht habe.“ Er übergab Harry den Brief seiner Mutter. „Du kannst ihn auch ohne Brille lesen. Deine Augen sind vorübergehend korrigiert worden.“
 

Harry konnte den Brief kaum halten, als er über die vertraute Schrift las, er sah auf beide Männer, während Tränen seine Augen füllten: „Albus Dumbledore hat... sie... betrogen?“, flüsterte er fast lautlos, während er den alten Zauberer vor sich sah, der ihm damals, in seinem ersten Schuljahr wie ein Retter, ein Heiliger erschienen war. Ja, das hatte sich später geändert, als er mitbekommen hatte, wie viel ihm verschwiegen worden war, doch letztendlich hatte er sich immer gewünscht, er habe unrecht und das, was der alte Mann verschwieg wäre nicht wichtig. Er war verraten worden. Wie seine Mutter. Ein Mal mehr... .
 

„So, wie es aussieht, hat dieser ‚Heilige’ viele betrogen’, gab Lucius ruhig zurück. „Ja.“
 

„Was...?“, fragte Harry auf einmal, kaum hörbar.
 

„Was meinst du, Harry?“, fragte Lucius ruhig.
 

„Was... passiert nun ... mit mir...?“
 

„Nun – erst einmal gedenke ich, dich wieder auf die Beine zu kriegen – danach solltest du deine Ausbildung beenden, wie es sich für einen Malfoy gehört. Bei denselben Tutoren, die Draco ausbilden, hier, in diesem Haus. Danach – sehen wir weiter.“
 

Harry sah den blonden Mann an. Seine Augen waren nicht mehr ganz so leer, wie sie es bisher gewesen waren.
 

Lucius streckte seine Hand erneut aus, legte sie auf Harrys Stirn. Der Junge zuckte sofort weg, doch er begann dies Mal wenigstens nicht zu schreien. Er sah den Älteren nur wortlos und verängstigt an: „Ruhig“, bat Lucius. „Schlaf noch etwas. Wir wecken dich, wenn du wieder etwas essen solltest.“
 


 

Lucius saß in seinem Arbeitszimmer, sein Blick auf Severus gerichtet, der vor seinem Arbeitstisch stand: „Wie meinst du das?“
 

„Er wollte Harry loswerden, Lucius! Er wollte es ganz bewusst! Er wusste, dass er Harry in den Tod schickt und ihn im nächsten Jahr nicht wiedersehen würde! Er wusste es und Arthur Weasley wusste es mit Sicherheit auch! Verstehst du nicht?“
 

„Nein“, gab Lucius ruhig zurück.
 

Severus gab sich alle Mühe, seine Augen nicht zu verdrehen: „Du hast gesagt, deine Magie kann nicht entdeckt werden?“
 

Der ältere Malfoy nickte: „Ich habe den nicht registrierten Stab genommen, nicht den Normalen.“
 

„Nun – Dumbledore wird sein Werk bewundern wollen! Er wird sich davon überzeugen wollen, dass er nicht mehr mit dem Jungen konfrontiert werden kann!“
 

Lucius’ Hände glitten zu seiner Stirn, er massierte diese eine Weile: „Worauf willst du hinaus?“, fragte er irritiert. Es war schließlich nichts Neues, dass dieser eklige Gartenzwerg seinen Sohn (den Teil konnte er immer noch kaum fassen) tot sehen wollte!
 

„Wenn er einmal merkt, dass diese Muggels tot sind und Harry nicht bei ihnen, wird er nach dem Jungen suchen UND ihn des Mordes anklagen!“
 

„Diese ekligen Muggels sind nicht tot“, gab Lucius ruhig zurück. „Auch wenn sie das Leben nicht verdient haben.“
 

„Das ändert nichts an den Fakten. Albus wird es sich zurechtdrehen, wie er es braucht, und dann wird er dafür stimmen, dass der Junge den Kuss bekommt! Meine Güte, er wird mit Sicherheit zum neuen Minister gewählt, nachdem er Fudge abgesägt hat!“
 

„Der Junge ist hier absolut sicher.“
 

Snape schüttelte seinen Kopf: „Genau das ist der Punkt“, gab er zurück, atmete tief durch: „Er ist hier nicht sicher. Dumbledore wird alle Häuser durchsuchen lassen, als Vorsichtsmaßnahme. Was dann? Hast du daran schon mal gedacht?“
 

„Du meinst...?“
 

„Dass er aus irgendeinem Grund unbedingt wissen will, dass der Junge tot ist? Ja. Er will es. Ich weiß nicht, warum. Hass, Angst, Macht, was weiß ich. Aber er will ihn loswerden. Vielleicht, weil er ihn als Rivalen sieht. Mein Gott, die Welt da draußen würde ihm auch noch glauben! Seit dem Tod von Sirius hat er sich schrecklich genug benommen, auch, wenn er niemanden verletzt hat! Er hat sich immer mehr abgekapselt!“
 

Lucius atmete tief durch: „Also?“
 

„Also was?“
 

„Was schlägst du vor?“
 

Snape nickte: „Ganz einfach: Fürs Erste habe ich mir erlaubt, Pott... – Harrys Erinnerungen in einem Kristall zu speichern, als er eingeschlafen ist.“ Er legte die Kugel fast sanft vor seinen Freund. „Du wirst es nicht mögen. Das schon mal im Voraus. Mit diesen Erinnerungen und dem Vaterschaftszauber kannst du erst mal die offizielle Vormundschaft über den Jungen bekommen. Außerdem haben wir hier auch Beweise dafür, was Dumbledore getan hat – und geschehen hat lassen.“ Der Dunkelhaarige atmete tief durch: „Hast du Jemanden im Ministerium, dem do vollkommen vertrauen kannst? Der das alles nicht an Dumbledore weiterleiten wird? Je länger wir ihn verstecken können, ohne Verdacht zu erregen, umso gesünder für uns – und ihn.“
 

Lucius nickte: „Ich denke, ich wüsste Jemanden. Einen alten Freund, der mir noch eine Reihe an Gefallen schuldet. Er kann es auch unter einem Zauber verstecken, so, dass es niemand erfährt.“ Langsam begriff er, was Severus meinte. „Denkst du wirklich, er würde den Jungen nach Azkaban bringen lassen?“
 

„Ohne mit der Wimper zu zucken.“
 

„Dabei hat er immer so getan...“
 

„Als würde er den Jungen mögen?“, spie Severus fast. „Er hat auch so getan, als würde er mich mögen! Er hat dafür gesorgt, dass ich alles verliere, Luc! Alles! Meinen Namen, als ich in das falsche Haus kam, meinen Besitz, als ich aufmüpfig wurde, mein Leben, als ich zum Spionieren gezwungen wurde! Verdammt noch mal, der Mann ist...!“ Er schwieg, biss sich auf die Lippen, bis seine Maske wieder saß: „Er ist ein Manipulator“, meinte er schließlich. „Und ein Schauspieler. Ich bezweifle, dass dieser Machtgeier überhaupt ein Herz hat. Er hat Tommy in diesen Wahnsinn getrieben! Er! Sonst niemand.“
 

Lucius nickte langsam, hob den Kristall mit den Erinnerungen des Jungen auf und hielt ihn einfach in der Hand: „Gut. Ich werde alles in die Wege leiten.“
 

„Ach...“
 

„Ja?“
 

„Lass seine gesamten Besitztümer auf deine Kammern bei Gringotts bringen.“
 

„Warum denn das?“
 

„Rate, wer sonst seine schleimigen Finger darauf haben wird...“
 

Lucius nickte langsam: „Nicht, dass er das Geld bräuchte...“
 

„Nein, aber er hat auch den Black-Besitz geerbt, den er erhält, wenn er volljährig ist, was noch fast zwei Jahre sind und ich wette, sobald Dumbledore an der Macht ist, ist das Erste, was er tut, diese Besitztümer zu pfänden. Das und die wenigen Erinnerungen, die der Junge an seine Eltern hat.“
 

„Ein guter Punkt“, stimmte Lucius schließlich zu, machte eine weitere Notiz auf seinem Zettel. „Kennst du irgendwem, dem wir eventuell vertrauen können?“
 

„Longbottom, Lovegood, Thomas und Lupin.“
 

„Dem Werwolf?“
 

„Ja.“
 

„Wieso?“
 

„Lupin liebt den Jungen. Er hätte ihm auch geholfen, aber Dumbledore hat ihn auf eine ‚Ordensmission’ nach Russland geschickt! Die anderen Drei können in Hogwarts selbst helfen, denke ich. Sie sind und waren Potters... Harrys... besten Freunde. Die Einzigen, die wirklich zu ihm gestanden haben in der gesamten Zeit.“
 

Lucius seufzte leise, er war gerade unendlich froh darüber, dass er so viele politische Verbindungen hatte: „Was meinst du? Soll ich Draco mal fragen, was er davon hält, eine Weile ins Ausland zu gehen?“
 

„Du willst ihn wegschicken?“
 

Lucius schüttelte den Kopf: „Ich dachte eher daran, meinen Standort für eine Weile zu wechseln und meine Güter in den Staaten zu besuchen“, gab er ruhig zurück. Mit Draco, Harry und dir.“
 

„So plötzlich?“
 

Lucius grinste nur kalt: „Dumbledore mag mächtig sein, aber ich bin nicht ohne Einfluss und es gibt EINE Person, die selbst er fürchtet!“
 

„P.. Harry?“
 

Lucius lachte erneut, diesmal eisig kalt: “ Gut, es sind zwei Personen“, korrigierte er sich.
 

„Wer?“
 

„Billa.“
 

„Billa...? Du meinst doch nicht...!“
 

„Doch.“
 

„Und du denkst, sie wird uns helfen? Hallo! Du erinnerst dich doch noch dunkel an das, was Harry getan hat?“
 

Der Blonde blickte noch einmal auf den Kristall, wobei seine Mine sich weiter verdunkelte: „Er hat ein künstliches Problem gelöst... Ich werde mit ihr reden...“
 

„Oh, großartig, es wird immer besser“, murmelte der Tränkemeister. „Aber bitte... Wann willst du los?“
 

„Morgen. Ich schicke jetzt eine Eule mit Anweisungen nach Texas. Pack nur das Nötigste, Severus.“
 

Der Tränkemeister nickte: „Soll ich Lupin schreiben, wo er uns finden kann?“
 

„Nein, diesen Brief werde ich selbst schreiben. Kümmere dich um die anderen Drei. Und warne sie. Ich denke, das dicke Ende kommt erst noch.“
 

„Das habe ich befürchtet...“, gab Snape nur ein weiteres mal trocken zurück, ging aber zum Feuer und reiste zurück zu dem einzigen Besitz, den man ihm gelassen hatte – seinem kleinen Landhaus. Ein Gefühl sagte ihm, dass er es lange nicht mehr sehen würde.

Versteck

Draco hatte das gesamte Gespräch mitbekommen. Er war in Richtung seines Vaters gegangen, um nachzufragen, ob er mit Onkel Sev gehen konnte, um neue Zutaten für Tränke zu kaufen, doch als er die beiden ungewöhnlich aufgeregten und scharfen Stimmen gehört hatte, hatte er sich auf den Boden gesetzt.
 

Ursprünglich nur, um zu warten, bis die da drin sich fertig gestritten hatten, doch dann hatte er begonnen, den Worten zu lauschen. Doch was er so erfahren hatte, war mehr, als er es je hatte wissen wollen.
 

Wortlos stand er auf, ohne zu tun, wofür er eigentlich gekommen war. Stattdessen wandte er sich um und lief zurück in Richtung seines Zimmers. Er blieb stehen, als er an der nur angelehnten Tür zu Harrys Zimmer ankam. Über dem Raum lag ein Überwachungszauber, dass immer jemand, vor allem sein Vater und Onkel Sev, kommen konnten, wenn Harry wieder im Schlaf zu schreien begann. Sie ließen den Jungen auch nicht unbewacht und wenn es nur ein Hauself war, der Harry Gesellschaft leistete.
 

Ohne ein weiteres Mal zu überlegen betrat er das Zimmer, setzte sich auf den Sessel, auf dem sonst immer sein Vater saß. Seit der Harry in diesem erbarmungswürdigen Zustand hierher gebracht hatte, hatte er ihn nicht mehr gesehen. Immerhin sah er nicht mehr soooo beschissen aus. Nicht wirklich gut, aber auch nicht so erbarmungswürdig, wie vorher.
 

Bleich.
 

Die wirren, braunen Haare standen in alle Richtungen ab. Harry hatte sich, wie immer, wenn er sich unbeobachtet fühle, zu einem Ball zusammengerollt. Er schien tatsächlich mal zu schlafen. Dracos Zimmer war nicht weit entfernt, er hörte Harry oft genug nachts und auch tagsüber schreien.
 

„Master Draco braucht etwas, Sir?“, fragte die Hauselfe, die auf einem kleinen Schemel am Ende des Bettes saß und den Jungen überrascht mit großen Augen ansah.
 

„Hmm... ja. Bring mir zwei Tassen heiße Schokolade und ein paar Süßigkeiten. Dann kannst du gehen, ich bleibe bei...“, er sah kurz auf das Bett, bevor er seufzte: „Ich bleibe in der Zeit bei meinem Bruder.“
 

„Sehr wohl, Master Draco, Sir“, gab die Elfe zurück, bevor sie mit dem charakteristischen *plop* verschwand.
 

Im letzten Jahr hatte Draco aus der Entfernung gesehen, wie Harrys ehemaligen besten Freunde sich von ihm abgewandt hatten, das ‚Goldene Trio’ hatte zu existieren aufgehört und in den Augen des Jüngeren war immer ein gejagter Ausdruck gewesen, der es unlustig gemacht hatte, ihn zu ärgern, vor allem, da sie nun auf derselben Seite gestanden hatten. Also hatte er sogar angefangen, mit dem Anderen zu reden.
 

Und dabei zu seinem eigenen Erstaunen festgestellt, dass Harry vollkommen anders war, als jeder dachte – nun, jeder, bis auf drei weitere Mitschüler. Vor allem, der von allen als Idiot und Halbsquib abgestempelte Neville Longbottom. Sie mochten nicht in dem Sinne Freunde gewesen sein, doch sie waren am Ende des Jahres ein fast immer zusammenhängendes Quintett gewesen, das von Zeit zu Zeit mit Blaise vervollständigt worden war. Harry und er hatten sich sogar beim Aussteigen aus dem Zug zivilisiert voneinander verabschiedet, bevor dieser schreckliche, fette Muggel Harry gepackt und weggezerrt hatte.
 

*Plop*
 

„Braucht Master Draco noch etwas, Sir?“
 

„Nein, du kannst gehen.“
 

„Ja, Master Draco, Sir“, gab die Elfe von sich, bevor sie mit einem weiteren *plop* verschwand.
 

Draco griff nach einer der dampfenden, großen Tassen, stellte sie aber dann erst mal zurück, sie waren noch viel zu heiß zum trinken.
 

Das Klirren des Geschirrs schien aber etwas anderes bewirkt zu haben. Wie ein Gejagter schoss Harry aus seinem Schlaf hoch. „Ich... ich ...!“
 

„Pott... – Harry! Krieg dich wieder ein!“
 

Mit weit aufgerissenen Augen sah Harry sich um, erkannte eine Gestalt in dem Sessel. Aber sie hatte nicht wie sonst, lange Haare, sondern kurze. Wenn auch noch immer blond. Er zwang sich, langsam zu atmen, um das Brennen in seiner Lunge wieder unter Kontrolle zu bekommen. Es tat immer noch schrecklich weh.
 

„Malfoy?“
 

„Meinst du dich oder mich?", gab der Ältere trocken zurück.
 

„Was...?“
 

„Ich bin dein Bruder, Herrgott noch mal – gut, dein Halbbruder, aber das macht's auch nicht besser, glaub mir. Also können wir uns auch mit Vornamen anreden! Ich denke nicht, dass du deinen eigenen Vater mit Sir anredest, oder?“
 

Harry sah den Blonden nur an. Das war der Teil seiner Alpträume, den er einfach nicht verdauen konnte. Jeder bestand auf einmal darauf, dass er ein Malfoy und sein gesamtes bisheriges Leben eine Lüge gewesen war und das Schlimmste war, dass er es auch noch glaubte...
 

„Draco?“
 

„Wer sonst? Wieso fragst du überhaupt?“
 

„Ich...“, Harry starrte auf seine Hände: „Meine... Brille ist im Eimer. Ohne... sehe ich nicht sonderlich viel“, gab er leise zurück.
 

„Oh Mann. Hast du es schon Vater gesagt?“
 

„Was? Wem?“
 

„Ob du es Vater schon gesagt hast, Harry! Du wirst eine neue Brille brauchen, oder besser noch, einen Trank, der deine Augen wieder richtet.“
 

„Ähhh...“
 

„Du hast es ihm nicht gesagt.“
 

„Nein.“ Harry schüttelte den Kopf, während er auf seine Finger starrte. Nicht, dass er die wirklich klar sehen konnte.
 

Draco seufzte leise. Das war nicht der Potter, den er in der Schule immer so gern getratzt hatte, das war nicht mal der Harry, mit dem er im letzten Schuljahr Gespräche geführt hatte. Das hier war eine verängstigte Hülle – und sein Bruder. Niemand – Niemand!!! – auf der Welt besaß das Recht, so mit einem Malfoy umzugehen! Niemand!
 

„Auch was zu Trinken?“, fragte er schließlich. „Ich hab heiße Schokolade hier.“
 

Harry nickte, packte die Tasse, die ihm gereicht wurde, ließ die Decke los, mit der er bis dahin gespielt hatte: „Was.. ist eigentlich... für ein Datum?“, fragte er leise.
 

„Der fünfundzwanzigste Juli, warum?“
 

„Nur so...“
 

„Po...Harry!!“
 

„Ich... wollte es nur wissen“, gab Harry leise zurück. „Es... kam mir einfach länger vor, die Zeit weg von Hogwarts.“
 

‚Kein Wunder’, dachte Draco sich. ‚Zeit vergeht wohl nicht schnell, wenn man konstant vergewaltigt wird.’
 

„Noch... fünf Wochen, bis die Schule wieder losgeht“, murmelte Harry, sein Blick war auf die Tasse gerichtet.
 

„Nicht, dass wir dahin zurückgehen werden“, gab Draco vollkommen trocken zurück.

„Was...!? Aber...!“, Harry riss seine Augen auf, pure Angst spiegelte sich darin wider, während seine Atmung wieder extrem flach wurde. Er... er musste aber doch zurück! Das war das einzige Zuhause, dass er je gekannt hatte! Mit McGonagall, die für ihn wie eine Mutter gewesen war und Hagrid...!
 

Draco stellte sich auf, wollte Harry anfassen, der aber sofort zurückzuckte, die Tasse fest umklammert, die heiße Schokolade schwappte über, lief über Harrys Hände. Es müsste weh tun, doch nicht ein Laut kam über die Lippen des Jüngeren.
 

In dem Moment war auf einmal eine weitere Person im Raum, die dem Jungen die Tasse ohne Umschweife aus der Hand riss und die verbrannten Hände packte: „Nicht!“
 

„Vater!“
 

„Was hat er?“, fragte Lucius ruhig, während er versuchte, den nun starren Jungen wieder zu beruhigen.
 

„Ich... wollte ihm helfen. Er... ich hab ihm gesagt, dass wir nicht wieder nach Hogwarts gehen werden, da hat er Panik bekommen. Er hat kaum noch geatmet.“
 

Lucius seufzte: „Harry, beruhig dich. Atme, komm schon.“
 

Tatsächlich wurde Harry langsam ruhiger, doch er hörte nicht auf, unkontrolliert zu zittern, bis seine Hände wieder losgelassen wurden. Brandblasen bildeten sich, doch er ließ nicht zu, dass der ältere Malfoy sie sich ansehen konnte, dazu zitterte er zu stark. „Hogwarts...?“, fragte Harry erneut, vollkommen verunsichert.
 

Lucius seufzte leise, setzte sich an die Bettkante. Es tat ihm immer noch weh, den Jungen zusammenzucken zu sehen, doch wenigstens versuchte er nicht mehr, so viel Abstand wie möglich zwischen sie zu bringen. Was ein gewaltiger Fortschritt war. „Natürlich kannst du nicht dorthin zurück“, gab er mit ruhiger Stimme zurück. „Draco hat vollkommen recht. Harry, Albus Dumbledore hat dich zum Sterben zurück zu deinen Verwandten“, dieses Wort spuckte er förmlich in den Raum, „geschickt. Wenn du zur Schule gingest, würde er versuchen, dich mit anderen Mitteln aus dem Weg zu räumen.“
 

„Warum...?“, fragte Harry kraftlos.
 

„Weil du ihm im Weg stehst. Du hast deinem Zweck gedient, so, wie damals deine Mutter. Also bringt er dich um. Glaub mir, mich und Draco würde er auch gern los werden, aber dafür habe ich zu viel Einfluss und was er mir Severus gemacht hat... nun. Sagen wir es mal so – nett war er nicht. Belassen wir es einfach dabei.“
 

„Aber...“
 

„Warum willst du dorthin zurück?“
 

Es war Draco, der antwortete: „Da hat er immer was zu Essen auf dem Teller gehabt und Freunde, mit denen er reden konnte“, gab er leise zurück. „Es war sein Zuhause. McGonagall hat ihn bemuttert, wie eine Glucke.“
 

Lucius schüttelte den Kopf: „Du hast ein neues Zuhause Harry. Hier. Keine Angst. Aber im Moment wäre es Selbstmord, nach Hogwarts zurückzukehren, es tut mir leid.“
 

Harry zog seine Beine zu seinem Körper, während wieder Tränen aus seinen Augen rannen. Die dünnen Schultern bebten, doch er wusste, der Andere – von ihm als Vater zu denken, war immer noch so absurd – hatte Recht. Wenn Dumbledore ihm das bewusst angetan hatte, dann stand hm Hogwarts nicht mehr offen. Er hatte schon wieder etwas verloren, das er liebte...
 

„Harry?“
 

Er sah wieder auf, in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. „Wir werden morgen Früh in eines meiner anderen Anwesen reisen. Draco, du solltest nachher packen, was du brauchst.“
 

„Po... Harry braucht Klamotten und seine Brille“, gab Draco zurück. „Ich kann ihm erst mal welche von meinen geben und du passt sie seiner... Größe an, aber er sieht fast nichts.“
 

„Harry, stimmt das?“
 

Der Jüngere sah nur wortlos auf, bevor er nickte. Er erwähnte mit keinem Wort, dass es über den Sommer viel schlimmer geworden war, seit Onkel Vernon ihn mit voller Wucht mehrfach mit dem Kopf gegen das Treppengeländer geschlagen hatte.
 

Lucius sah auf Harry: „Du hättest doch früher etwas sagen können“, seufzte er, nickte aber dann: „Ich weiß. Er braucht eine vollständige Ausstattung. Diese dummen Muggels haben alles verbrannt. Ich rede mit Severus, ich denke, er kennt einige Tränke, die seine Augen richten können. Das besorgen wir später. Die Idee mit deinen Sachen ist gut, leg nachher ein paar raus. Um den Rest kümmern wir uns, wenn wir auf dem Anwesen sind.“
 

„Welches?“, fragte Draco, um den Anschein zu wahren.
 

„Texas.“
 

„Oh“, gab er zurück. Das hatte ihn eben schon gewundert.
 

„So wenig, wie das Ministerium oder Dumbledore oder Weasley etwas davon wissen, Draco. Wo denkst du, hat sich unsere Familie immer versteckt, wenn es eng wurde?“, fragte er belustigt. „Severus wird uns begleiten. Er kommt heute Abend wieder, dann schicke ich ihn hoch, damit er sich deine Hände ansieht, Harry.“
 

Der Junge nickte nur halb teilnahmslos.
 

„Ich muss zu den Eulen“, gab Lucius schließlich Draco zu wissen. „Ich muss einige Dinge regeln, bevor Dumbledore erfährt, dass sein kleiner Plan schief gegangen ist.“
 

„Ich... bringe... immer nur... Ärger...", flüsterte Harry auf einmal.
 

„So ein Unsinn“, kam es von beiden Malfoys gleichzeitig,, bevor Lucius meinte: „Nicht du bringst den Ärger, sondern Dumbledore selbst, Junge! Hör auf, an so was auch nur zu denken!“ Lucius lächelte, legte seine Hand kurz auf Harrys Schulter, eine kaum merkliche Berührung, die den Jüngeren wieder dazu brachte, zu zittern zu beginnen, wie Espenlaub.

„Mach dir keine Sorgen. Wir Malfoys haben unsere Tricks. Und der Letzte, der mich in die Finger bekommt, ist Albus Dumbledore.“
 

Er wandte sich an Draco: „Ich habe hier ein Schachbrett hingestellt, ihr könnt ja etwas spielen. In einer Stunde bringen die Hauselfen das Abendessen. Wir können ja dann zu viert hier essen.“
 

„Ja, Vater“, nickte Draco, während er das Brett rausholte: „Also – spielen wir. Aber wehe, du lässt mich absichtlich gewinnen, wie du es bei dem Wiesel immer getan hast!“
 

„Woher...?“
 

„Po... Harry, du kannst ja Granger und den Rotkopf für dumm verkaufen, so wie fast jeden Lehrer auf Hogwarts und die Schüler, aber ich bin ein Slytherin! Und ein Malfoy! Ich habe bemerkt, wie du Fragen absichtlich falsch beantwortest...“
 

Harrys Lippe zog sich tatsächlich etwas nach oben. Immerhin...

„So... hatte ich meine... Ruhe“, gab er leise zurück.
 


 

Eine halbe Stunde bevor das Essen serviert werden würde, hörte Harry seltsam vertraute Schritte auf dem Gang, doch er hob seinen Kopf nicht von dem Schachspiel. Es war das Zweite, dass sie nun spielten und für Draco sah es schwarz aus – trotz der weißen Figuren.
 

„Was hat er nun schon wieder getan?“, fragte eine tiefe Stimme halb besorgt, halb entnervt.
 

Harry sah mit großen Augen auf.
 

„Er hat sich die Hände mit Schokolade verbrannt“, gab Draco zurück, räumte das Schachbrett vom Bett, während er beobachtete, wie Snape, mit einem sichtlichen Stirnrunzeln, zu ihnen kam, eine Phiole aus der Tasche holte und nach Harrys Händen griff – erneut, ohne, dass Harry auch nur zuckte.
 

Wortlos ließ er einige Tropfen auf die blasenbesetzte Haut tropfen, wartete, bis die Bläschen sich wieder zurückbildete, bis die Haut nur noch hellrot war, dann nickte er: „Das sollte es erst mal tun“, meinte er nur, sah dann aufs Schachbrett: „Ich hoffe für dich, dass du schwarz spielst“, meinte er trocken zu dem blonden Jungen, der nur den Kopf schüttelte.
 

In dem Moment trat auch Lucius wieder ein, nickte seinem Freund zu: „Hast du alles gepackt?“
 

„Alles, was ich brauchen werde, ja“, gab der nebenbei zurück.
 

„Gut, dann sollten wir erst mal in Ruhe essen, was meint ihr?“ Dann glitt sein Blick zu dem Schachbrett in der Ecke: „Seit wann spielst du schwarz, Draco?“
 

„Gar nicht“, gab der Blonde zähneknirschend zu. Er war froh, als das *Plop* die Hauselfen mit ihren Tabletts ankündigte. Lucius wies sie an, ihre Last auf einen Tisch zu laden, an dem bereits vier Stühle standen.
 


 

Nach dem Essen legte Harry sich wieder hin, er schlief noch ziemlich viel, doch die anderen sahen keinen Grund, ihn davon abzuhalten. Sein Körper war immer noch mitgenommen von dem, was geschehen war. Sie konnten sich mit ihm beschäftigen, wenn sie auf dem anderen Anwesen waren. Stattdessen zog Draco los, um die Dinge zu packen, die er tatsächlich für wichtig hielt.
 

Er packte Kleidung, warf sie in einen der Koffer, nahm einige der Stücke und brachte sie in Harrys Zimmer, suchte dann die Bücher heraus, die er mitnehmen wollte.
 

Er packte fast schon automatisch, ohne auf seine Bewegungen zu achten, während seine Gedanken bei seinem... Bruder... harrten. Er hatte es nicht gewusst und es fiel ihm immer noch schwer, das auch zu glauben. Doch der Bestimmungszauber hatte gar keinen Zweifel zugelassen. Harry Potter war in Wirklichkeit ein Malfoy. Na ja, was spielte es schon für eine Rolle? Solange es nur kein Weasley war...
 

Etwas anderes begann Draco aber viel mehr zu interessieren – warum zur Hölle war Severus Snape der Einzige, der Harry anfassen konnte, ohne, dass der fast vor Angst oder Panik zusammenbrach? Er hatte es nun mehrfach beobachtet, allein heute wieder mit den verbrannten Fingern. Er war vor Vater zurückgeschreckt, als wäre der Mann Voldemort persönlich, der zurückgekommen war, doch er hatte den Eindruck gehabt, dass Harry Snapes Nähe gesucht hatte.
 

Unbewusst packte er ein weiteres Buch in seine Tasche, bevor er die Schlösser endgültig zuschnappen ließ. So, das wäre es dann wohl gewesen. Er wusste, wohin die Reise gehen würde, er fragte sich nur, für wie lange dieses Mal. Das letzte Mal hatte sein Vater ihn vor Voldemort selbst versteckt, da der ihn hatte zwingen wollen, den Rest seines Lebens als Sexsklave und Gebärmaschine an seiner Seite zu verbringen und da war bei Draco alles durchgebrannt. Vor allem, als die Frau, die er Mutter genannt hatte, ihn auch noch angeboten hatte, wie eine billige Hure.
 

In der Nacht war er zu seinem Vater gegangen und hatte zum ersten Mal ein richtiges Gespräch mit ihm geführt und unter anderem erfahren, dass der für den Orden arbeitete. Vater hatte ihm versprochen, dass nichts geschehen würde, das war die Zeit gewesen, in der er sich dann mit Harry befasst hatte.
 

In den Weihnachtsferien hatte Vater ihn dann in dem Anwesen versteckt, in das sie nun für wesentlich längere Zeit ziehen würden, so wie es aussah. Für verdammt lange. Wenn sie Pech hatten, bis Dumbledore tot wäre, doch das bezweifelte er. Harry hatte immer einen Weg aus beschissenen Situationen gefunden. Er würde auch nun einen finden.
 


 

Ungläubig strich die Frau, die wirkte, als wäre sie kaum über zwanzig, ihre hellen Haarsträhnen hinter die Ohren, starrte das Papier in ihrer Hand in Grund und Boden, während sie vor sich hin zischte. Das konnte doch wohl nicht wahr sein!
 

‚Herrin, Ihr sssssssssssseid..unzsssssssufrieden...’
 

Mit einer Hand strich sie über den Kopf der bläulich glänzenden Schlange. Ein magisches Wesen, verstand sich.
 

‚Ja’, gab sie auf demselben Werg zurück. ‚Nein, ich glaube, ich bin ssssehr überrassssssssscht.’
 

‚Ssssssssssssssschlechte Neuigkeiten?’
 

‚Vielleicht....’
 

Sie ließ zu, dass ihre Gefährtin in der Einsamkeit sich an ihrem Arm hochschlängelte, sah nachdenklich auf die unscheinbare Eule, die die Nachricht überbracht hatte. Was nun? Sie wusste es, sie spürte es in allen Knochen: „Der Zeitpunkt, dein Unrecht zu rächen, ist also gekommen“, flüsterte sei zufrieden. Selbst wenn sie dafür eine mehr als schmerzliche Allianz eingehen musste. Sie wusste, es war ihre einzige Chance, zu rächen, was ihr und ihrer Familie angetan worden war.
 

Rasch griff sie nach einem Stück Papier und einer feinen Phoenixfeder.
 

Ich bin gewillt, mir das, was es noch zu erklären gibt, anzuhören, sowie ich darauf bestehe, die Erinnerungen anzusehen. Dann werde ich entscheiden, ob ich aus meinem Versteck komme. Ich werde zu deinem Anwesen kommen, schick einen Portschlüssel mit deiner Eule. Auch ich will Rache. Sogar, wenn dich dafür mit dir und dem zusammenarbeiten muss, an dessen Händen SEIN Blut klebt.

Schick mir deine Antwort und den Schlüssel in drei Tagen, zwei Tage nach Ankunft des Schlüssels werde ich kommen.
 

Sybilla
 

Zufrieden nickte die Frau, blies noch einmal über die Tinte, um sie schneller trocknen zu lassen, bevor sei den kleinen Bogen einrollte und der Eule an den vorgestreckten Fuß band. Das würde noch verdammt interessant werden, das wusste sie.
 

Der Krieg war vorbei, ihrer hatte soeben begonnen. Es wurde Zeit, die Waffen zu schärfen...
 


 

Eine Stimme weckte Harry am nächsten Tag. Er zuckte nach oben. Hatte er verschlafen? War Onkel Vernon hier, um ihn zu bestrafen, weil das Frühstück nicht schon auf dem Tisch stand? „Ich... ich... es... tut mir leid...! Nicht...!“
 

„Ruhig!“ Alles, womit Lucius gerechnet hatte, damit nicht. Er blickte den Jungen an, sah die Desorientierung in den stechend grünen Augen. Der Junge wusste gar nicht, wo er war. „Beruhig dich. Es ist fünf Uhr morgens, du musst dich anziehen, damit ich die Kleidung deiner Größe anpassen kann, dann gibt es Frühstück und dann müssen wir los“, erklärte er ruhig. Er wollte Harry nicht anfassen, obwohl alles in ihm danach schrie, aber das hätte es nur noch schlimmer gemacht.
 

„Oh...“, langsam wurde Harry wieder bewusst, wo er war. „Ja, Sir“, flüsterte er, tastete blind um sich, bis ihm einfiel, dass seine Brille nicht da war. Aber er spürte, wie ihm etwas in die Hand gedrückt wurde, erkannte, dass es Kleidung war. Feinere, als er sie je getragen hatte. „Aber...!“
 

„Zieh dich schon an“, gab Lucius ruhig zurück. „Ich weiß, dass sie nur gebraucht sind, aber hier kann ich dich schlecht irgendwo hin mitnehmen.“
 

„Die... sind doch... zu gut...“
 

„Unsinn, das sind Sachen, die Draco seit zwei Jahren zu klein sind. Los doch, zieh sie an.“
 

Diesmal folgte der Junge, zog sich zögernd sein Nachthemd aus und ersetzte es mit dem kurzärmligen Hemd, bevor er mühsam aus dem Bett kroch und auch die Hose, Socken und Schuhe anzog. Die Sachen fühlten sich fast unnatürlich auf seiner Haut an und sie saßen bei Weitem besser, als alles, was er zuvor besessen hatte.
 

Er sah in die Richtung, in der er Lucius wusste: „Sie... passen“, murmelte er leise.
 

„So ein Unsinn! Sie schlackern grausam. Du bist entschieden zu dürr, Harry“, gab der Blonde zurück, sprach einen schnellen Zauber aus, der die Kleidung der Größe des Jungen anpasste. „So, komm. Wir gehen jetzt zum Frühstücken. Ich werde dich an der Schulter anfassen, um dich zu führen. Nicht, dass du dir auf der Treppe noch die Beine brichst.“ Er streckte seine Hand aus, umfasste die knochige Schulter des Brünetten, der sofort zusammenzuckte, diesmal aber nicht zu schreien begann, auch, wenn er hastiger und flacher zu atmen begann.
 

Harry zuckte automatisch unter der Berührung zusammen, doch er ließ sie zu. Er hatte überhaupt keine Wahl in der Sache, ließ sich gehorsam aus dem Zimmer führen, dass er seit er hier war, nicht verlassen hatte.
 

„Vorsicht, da kommen Stufen.“
 

Nickend trat Harry die Stufen herab, er hatte den Eindruck, als würde der Weg gar kein Ende nehmen. Das Haus musste riesig sein. Aber dann erkannte er die Umrisse eines Tisches und zwei weitere Personen.
 

„Oi, Harry! Wurde aber auch Zeit! Komm schon, Frühstück ist fertig“, grinste Draco und deutete auf den Stuhl zwischen ihm und Severus. Sie aßen nur im kleinen Salon am runden Tisch, wie immer, wenn nur Familie anwesend war. Allein der Raum war schon freundlicher als die riesige Esshalle, in der sonst gegessen wurde.
 

Harry nickte und setzte sich, nicht, ohne den Abstand mal wieder falsch einzuschätzen und mit dem Zeh gegen den Tisch zu krachen. „Ich... es... tut mir leid“, flüsterte er, wohl wissend, dass wohl sämtliche Tassen nun übergeschwappt waren.
 

Lucius zog die Augenbrauen hoch, meinte aber dann: „Das ist kein Weltuntergang. Setz dich und iss einfach. Draco, hast du alles gepackt?“
 

„Ja, natürlich Vater. Das war das Erste, was ich nach dem Essen gestern gemacht habe. Die Koffer stehen schon neben denen von Onkel Sev.“
 

Lucius nickte zufrieden. „Gut. Ich verspreche, wir gehen alle spätestens in einer Woche in die Riller’s Street und kaufen ein“, meinte er augenzwinkernd zu Draco. „Dann kannst du deinen Schokovorrat wieder aufstocken und außerdem werden wir Schulbücher organisieren. Severus hat zugestimmt, euch weiter zu unterrichten, ich werde ihm helfen. Und eventuell kommt in ein paar Tagen noch eine weitere Lehrerin.“
 

„Du hast ihr nicht wirklich geschrieben, oder?“, fragte Severus sehr ruhig.
 

„Doch“, erwiderte Lucius lächelnd. „Natürlich habe ich das. Sie ist eine starke Verbündete.“

„Sie kann auch eine verdammt unangenehme Feindin sein, falls du diesen kleinen Punkt außer Acht gelassen hast.“
 

„Sie will Rache“, erwiderte Lucius ruhig. „Und zwar an Dumbledore. Niemand hat ihr zu Beginn geglaubt, nicht einmal wir. Ich denke, sie wird helfen.“
 

„Das bleibt abzuwarten.“
 

Sowohl Harry als auch Draco hatten dieses Gespräch verfolgt und keiner der beiden konnte sich einen Reim darauf machen. Harry schwieg, er hatte gelernt, dass das der weitaus gesündere Weg war, Draco hingegen fragte: “ Von was zum Henker redet ihr eigentlich?“
 

„Das wirst du noch früh genug erfahren, Draco“, gab Lucius ruhig zurück. „Ach ja, wir reisen nicht mit dem Feuer, da es zu riskant ist. Das kann man zurückverfolgen.“
 

„Wir teleportieren uns?“
 

„Ja.“
 

„Das merkt man auch. Schon vergessen? Unsere Zauberstäbe sind alle registriert!“
 

Der ältere Malfoy lachte leise, während Severus einfach nur die Augen verdrehte. beide zogen je zwei Zauberstäbe aus ihren Taschen, wovon sie je einen ins Feuer warfen: “ Das waren die Registrierten“, gab der langhaarige Blonde seinem Sohn zu wissen. Ach ja, und das ist deiner.“ Ein weiterer Stab flog ins Feuer.
 

„Vater! Was...! Wie...!?“
 

Ein neuer Stab wurde ihm gereicht. Er war anders, ohne einen extra Griff und länger als sein alter. Er lag viel angenehmer in der Hand und sofort sprühten Funken daraus hervor. „Was...?“
 

„Das ist der Stab deines Urgroßvaters, Draco. Er ist nicht registriert. Damit kannst du weiterhin üben. Aber Dumbledore wird uns nicht finden.“
 

Er zog einen weiteren Stab hervor, der sich von allen anderen unterschied. Er war nicht aus Holz, soviel war klar. Er war milchig weiß und schimmerte wie Perlmutt, in ihn eingeschnitzt waren Efeuranken. „Harry, nimm ihn“, befahl er sanft.
 

Mit zitternden Händen griff Harry danach. Es war schon fast unheimlich, wie gut der Stab in seiner Hand lag, wie warm und richtig er sich anfühlte. Er merkte noch nicht einmal, wie die Spitze einen kurzen, grünen Funkenregen ausstieß, um ihn als Träger zu akzeptieren.
 

„Vater?“, fragte Draco verblüfft.
 

„Ich habe ihn für eine deiner Geschichten gehalten“, kam es von Snape.
 

„Was... ist das?“, fragte Harry kaum hörbar.
 

„Das ist der Zauberstab von Anthara Taribeth Malfoy.“
 

„Die erste Veela in unserer Familie?“, fragte Draco erstaunt.
 

„Ja. Der Stab ist über siebenhundert Jahre alt.“
 

„Ich... kann ihn nicht... nehmen“, flüsterte Harry, wobei Tränen aus seinen Augen liefen.
 

„So ein Unsinn! Dieser Stab hat seit siebenhundert Jahren auf niemanden mehr reagiert, du bist der Erste. Er ist definitiv für dich. Wir haben eine Tradition in dieser Familie, die Stäbe nicht mit den Leichen zu verbrennen, sondern aufzubewahren. Jeder gibt ihn weiter. Als Baby bekommen wir Stäbe in die Wiege gelegt und der, nach dem wir greifen ist der, der uns bestimmt ist. Draco hat diesen gewählt und dieser Stab hat dich gewählt, da er reagiert. Mein eigener Stab“, er hielt den hellen Holzstab hoch: „Ist der eines entfernten Verwandten.“
 

„Onkel Sev, woher hast du deinen?“
 

Severus sah zu den Jungen auf und lachte humorlos auf: „Er lag vor meinen Füßen, Draco. Im ersten Krieg. Er gehörte jemandem, der gefallen war, womit sich die Registrierung von selbst löscht. Als ich ihn hochgehoben habe, hat er reagiert.“ Er hob seinen Stab auf, der so schwarz wirkte, wie Obsidian, doch er hatte helle Punkte darin.
 

„Er ist alt“, gab Lucius ruhig zurück. „Zauberstäbe aus Edelsteinen sind seit über drei Jahrhunderten verboten.“
 

Snape zuckte nur mit den Schultern: „Er erfüllt seinen Zweck.“ Damit ließ er den Stab wieder verschwinden, er schien regelrecht mit der schwarzen Kleidung zu verschmelzen Seine Augen lagen immer noch auf dem Stab, den Harry in der Hand hielt.
 

„Cool“, lachte Draco unterdessen, während er seinen neuen Stab verstaute.
 

Harry lächelte schüchtern und packte schließlich auch seinen weg, bevor er nach der dampfenden Tasse vor sich griff und daran nippte.

Auch die anderen begannen mit dem Frühstück, als eine einfache Eule herein flatterte und Lucius das Bein entgegen streckte. Dieser entfaltete die Nachricht, las sie und gab sie an Snape weiter: „Der Punkt geht an mich.“
 

Harry hingegen starrte auf die Eule, musste wieder an Hedwig denken. Ein Schauern überlief seinen Körper, er hatte alle Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
 

„Das mag sein. Was dabei raus kommt, wissen wir trotzdem erst in fünf Tagen. Ich werde einen Portschlüssel anfertigen.“
 

Lucius nickte: „Sehr gut. Die Sache kommt ins Rollen.“ Zufrieden mit sich selbst griff er nach einem der Sandwiches.
 

Draco sah von seiner Schokolade auf. Er hasste es, wenn er nicht wusste, was gespielt wurde! Und sein Vater schien noch mit Fleiß so geheimnisvoll zu tun, nur um ihn zu ärgern! Er sah zu Harry, merkte, wie der mit sich kämpfte: „He, alles in Ordnung?", fragte er leise, doch nicht leise genug. Die anderen beiden sahen auch auf.
 

„Harry?“, fragte Lucius leise.
 

Snape zog nur eine Augenbraue hoch und kämpfte gegen das dringende Bedürfnis an, den Jungen einfach an sich zu drücken. Seine Hand ballte sich zur Faust, doch er zwang sich, sie wieder zu entspannen und umschloss stattdessen seine Teetasse mit beiden Händen.
 

Der schüttelte nur den Kopf, sah der Eule hinterher. „Sie ist tot, oder?“ fragte er tonlos.
 

„Wer?“
 

„Hedwig...?“
 

„Draco?“, fragte Lucius irritiert.
 

„Seine Eule“, gab der Angesprochene zurück. „Er hat ziemlich an dem Flusenfänger gehangen“, gab er noch hinzu. Wobei das untertrieben war. Harry hatte sich teilweise sogar nachts in die Eulerei in Hogwarts geschlichen, da das Tier ihn beruhigt zu haben schien.
 

Harry bekam dieses Gespräch kaum mit, er dachte nur an seine Schneeeule.
 

Lucius ballte seine Hände, sagte aber nichts weiter zu diesem Thema: „Iss was, Harry. Wir müssen gleich los. Ich warte nur noch... oh, da ist sie ja.“ Eine weitere Eule flatterte in sein Haus und streckte ihm den Fuß entgegen, um ihm zu ermöglichen, den Brief mit dem Wachssiegel abzunehmen. Kurz überflog er den Inhalt, bevor er zufrieden grinsend den Rest seines Sandwiches in den Mund schob. „Die Formalitäten sind erledigt“, gab er Snape zu wissen.
 

Der nickte, ohne sich seine Erleichterung anmerken zu lassen und stellte die nun leere Tasse ab: „Also?“, fragte er.
 

„Alle fertig?“
 

Draco nickte und wischte sich die Krümel vom Mund. Harry nickte ebenfalls, er war froh, dass scheinbar keiner der Anderen gemerkt hatte, dass er nicht einen Bissen herunterbekommen hatte.
 

„Draco, ich teleportiere dich mit, Severus?“
 

„Po... Harry, komm hierher“, ordnete der Tränkemeister nur an, während er die Gepäckstücke so weit schrumpfte, dass sie bequem in seine Umhangtasche passten.
 

Harry nickte, ging langsam auf Snape zu, der ihm einen Arm um die Schulter legte. Er konnte gar nicht anders. Es war ein unheimliches Gefühl von Sicherheit, dass ihn übermannte. Am liebsten hätte er sich fester an den Älteren gedrückt, doch er wusste, das wäre eine schlechte Idee gewesen.
 

Ein kurzes Ziehen schoss durch seinen Körper, dann standen sie wieder in einer Halle und der Arm, der ihn gehalten hatte, verschwand zu seiner Enttäuschung.
 

„Draco, du hast dasselbe Zimmer, wie letztes Mal. Meins ist das daneben. Das gegenüber ist Harrys, führ ihn hoch, die Hauselfen bringen nachher das Gepäck.
 

„Ja, Vater.“
 


 

„Was??!“
 

Die Auroren nickte nur langsam.
 

„Das... KANN DOCH WOHL NICHT SEIN!!“
 

„Doch. Es tut uns leid, das sagen zu müssen.“
 

„Seid ihr nicht mal in der Lage, einen Jungen ohne Zauberstab zu bändigen??!“
 

„Wir..:!“
 

„Ich will keine Entschuldigungen, ich will Ergebnisse! Sofort!“
 

Albus Dumbledore beobachtete die jungen Auroren, als sie den Raum verließen, bevor er sich ärgerlich in seinem Stuhl zurücklehnte. Was zum Henker sollte das? Mussten all seine Pläne gerade JETZT außer Kontrolle geraten? Dummer, kleiner Bankert! Dumme, kleine Ratte! Das war das Allerletzte, was er gerade gebrauchen konnte! Zu Nichts waren diese Muggels in der Lage aber auch zu gar nichts!
 

Albus atmete tief durch, griff nach einem Stück Papier, beschrieb es und übergab es Fawkes: „Bring es zu Arthur Weasley“, befahl er knapp.
 

Erst als der Phoenix weg war, atmete Albus durch. Er hatte das so sorgfältig geplant, seine Kräfte versteckt, seine Resourcen erschöpft und nun wollte ein nicht mehr brauchbares Werkzeug ihm einen Strich durch die Rechnung machen? Da hatte er aber auch noch was zu sagen! Nun – vielleicht wurde es Zeit für eine Sonderausgabe einer Zauberzeitung...
 

Mit einem eisigen Grinsen, das nichts von einem freundlichen, alten Mann an sich hatte, warf Albus etwas Pulver in sein Feuer...

Billa und ein unerwartetes, magisches Erbe

Es waren inzwischen zwei Tage vergangen. Severus Snape hatte gerade den Trank fertig gebraut, der Harrys Augen korrigieren würde, als Lucius in sein Labor stürmte, das normal weiße Gesicht feuerrot vor Wut, in den grauen Augen tobte ein Kleinkrieg von gewaltigem Ausmaß.
 

„Lucius?“, fragte Snape mit hochgezogenen Augenbrauen, während er den Trank zustöpselte und die letzten Zutaten in den Nährtrank gleiten ließ, den Harry brauchen würde, da er immer noch kaum etwas aß, auch wenn der dumme Junge dachte, dass es niemand merkte.
 

Ohne ein Wort der Erklärung wurde ihm der Tagesprophet vor die Nase gehalten. Rasch packte Snape ihn, überflog den Artikel ebenfalls, während er den Trank in aller Ruhe umrührte. „Was hast du erwartet?“, fragte er schließlich. „Wir haben alle damit gerechnet, wenn ich mich nicht irre.“
 

„Wie können sie das dem Jungen antun!? Er hat ihnen ihre verdammten Ärsche gerettet! Immer und immer wieder!“
 

„So ist es leichter. Hass ist einfacher, als Dankbarkeit, das weißt du sehr wohl.“ Er ließ sich seine wahren Gefühle nicht ansehen, es hatte ohnehin keinen Sinn. Stattdessen rührte er weiter in dem Topf, beobachtete, wie der Trank eine hellrote Farbe annahm, die langsam zu einem satten Dunkelrot wurde.
 

Lucius knurrte nur kalt. „Diese Idioten! Sie hätten den Tod verdient! Dafür musste sich ein Kind einem Irren stellen!!“
 

„Menschen sind nun einmal undankbar. Hier ist er sicher.“
 

„Aber wie lange? Sämtliche Auroren der magischen Welt sind auf der Suche nach ihm!“
 

Severus sah auf, während er den Topf vom Feuer hob und zum Abkühlen auf das Fenster stellte, wo bereits kleine Glasphiolen darauf warteten, gefüllt zu werden. „Wir müssen die Beweise so schnell wie möglich zusammenbringen. Der Krieg geht ab heute los, das war die Kriegserklärung“, gab er ruhig zurück.
 

„Der Junge hat bald Geburtstag“, gab Lucius plötzlich vollkommen zusammenhangslos wider.
 

„Ich weiß, glaub mir“, konterte Snape unbeeindruckt, während er sich nun auch selbst setzte.

„Du weißt, was das bedeutet?“
 

„Für wie dumm hältst du mich?“
 

„Es... gibt ein Problem“, gab er leise von sich. „Es ist anders, als bei Draco...“
 

„Erklär dich bitte und hör auf, mir Bröckchen hinzuwerfen.“
 

„Lily hatte ein Geheimnis, dass nicht einmal Dumbledore oder Potter kannten.“
 

„Und das wäre?“
 

„Sie war eine Hochelfe.“
 

Schlagartig herrschte Stille zwischen den Männern. Snape sah auf, in seinen Augen glänzte schon fast Horror: „Sag mir bitte, dass das nur ein schlechter Witz ist...“
 

„Nein.“
 

„Der Junge hat ein unglaubliches Talent, sich selbst in die Scheiße zu reiten“, gab Severus trocken zurück.
 

„Er wird sterben“, gab Lucius leise zurück, wobei er gegen die Tränen ankämpfen musste: „Nachdem ich ihn gerade erst gefunden habe...“
 

Severus atmete tief durch: „Nein.“
 

„Sev, er kann ohne seine Mutter oder seinen Gefährten nicht überleben! Ich als Vater bin nutzlos! Meine Magie könnte ihn während der Transformation genauso töten, wie der Schmerz und er ist in keiner Verfassung, es ohne Hilfe durchzustehen!“
 

Der Tränkemeister erhob sich langsam, trat zum Fenster und sah hinaus: „Nun, seine Mutter mag ja nicht da sein, aber...“
 

„Aber?“
 

„Lucius, du weißt, dass ich Vampirgene in mir trage, nicht wahr?“
 

„Das hast du mir zumindest erzählt, ja.“
 

„Vampire suchen sich ebenfalls in ihrem Leben, im Gegensatz zu den Veela, nur einen einzigen Gefährten.“
 

„Was willst du mir um Himmels Willen sagen?“, fragte Lucius hilflos.
 

„Ist dir nicht aufgefallen, dass Harry bei meiner Berührung nicht ein einziges Mal zusammengezuckt ist?“
 

„Ja, doch. Sicher.“
 

„Und du weißt, dass ich ihm während seiner Zeit in Hogwarts sein Leben regelmäßig gerettet habe?“
 

„ Ja.“
 

„Er konnte mich zwar nicht leiden, aber er hat mir auch immer vertraut, richtig?“
 

„Sev, hör auf, mich...! Moment! Willst du etwa sagen, dass...!?“, mit offenem Mund beobachtete er seinen Freund, dessen Blick nach draußen gerichtet war, wo Harry im geschützten Garten gegen einen der Bäume gelehnt saß, ein Buch auf den Knien, Draco vor ihm. Die Jungen schienen einfach nur miteinander zu reden. Sich zu verstehen. Was Lucius ziemlich überrascht hatte. Aber er war dankbar dafür.
 

„Ja“, gab Severus nur zurück, wobei er nach dem Kessel griff und begann, die rote Flüssigkeit in die Phiolen zu gießen. „Ja, das will ich damit sagen.“
 

„Ich glaube, ich sollte dich dafür schlagen, aber ich bin einfach nur dankbar“, lächelte er Severus an. „Und unendlich erleichtert. Ich wollte nicht schon wieder verlieren, was mir von Lily geblieben ist...“
 

Severus verkorkte die Phiolen sorgfältig und stellte sie zum weiteren Auskühlen auf ein Regal: „Ich will gar nicht wissen, wie Harry darauf reagieren wird“, gab er leise zurück. Er wusste, sein Freund hatte ihn nicht gehört. Der Junge hatte ihn schließlich immer gehasst und er hatte so getan, als würde er ihn für seinen Vater verachten. Ihr Verhältnis hatte sich zwar im letzten Schuljahr sichtlich entspannt, aber das war dann auch schon alles gewesen. Doch was hätte er tun sollen? Er hätte kaum einem seiner eigenen Schüler Avancen machen können! Er hatte dafür sorgen müssen, dass Harry sich ihm nie nähern würde!
 

„Keine Angst, Luc. Er wird seinen Geburtstag überleben“, fügte er noch an.
 

Der langhaarige Malfoy lächelte nur und nickte: „Was hältst du von einer kleinen Feier? Er wird sich kaum vor Mitternacht transformieren, nehme ich mal an.“
 

„Er wird sich sicher freuen“, gab Severus zurück.
 

„Und ein Gutes hat es.“
 

„Was soll das sein?“
 

„Wer meinst du, wird ihn danach noch wiedererkennen? Er wird sich sehr stark verändern. Dumbledore wird es sicher nicht merken.“
 

Severus sah den Andere nur an: „Sei dir da nur nicht zu sicher. Lass uns abwarten“, fügte er hinzu. Er kannte diesen Mann zu gut, um ihn in irgendeiner Weise zu unterschätzen. Stattdessen hielt er die Glasphiole mit der hellgrünen Flüssigkeit hoch: „Das sollte das Augenproblem beheben. Hast du die Sachen mit Gringotts geklärt?“
 

„Harrys gesamtes Vermögen und das Black-Vermögen wurden in eine meiner Kammern auf der Bank hier in den Staaten verschoben und versiegelt. Nur Harry selbst oder ich – nun – und wahrscheinlich du – können diese Kammer öffnen. Niemand sonst. Nicht einmal mit Hilfe von irgendeinem Trank.“
 

„Ich höre ihn bis hierher toben“, grinste Snape eisig. In dem Moment wurde er selbst seinem Freund unheimlich und Lucius wusste – Dumbledore hatte sich einen Feind gemacht, der nicht zu unterschätzen war. Denn wenn Vampire etwas waren, dass besitzergreifend und niemand – absolut niemand – sollte mit dem Lebensgefährten eines Vampirs etwas Falsches tun – außer dieser Jemand war scharf darauf, dessen nächste Mahlzeit zu werden.
 


 

Draco saß mit Harry im Gras, beide hatten ein Schulbuch auf ihren Knien, da Vater darauf bestand, ihre Ausbildung fortzusetzen, so schnell und effektiv es eben nur ging und bis zu diesem Abend mussten sie einen Aufsatz über Einhörner fertig haben. Harry war bereits fertig, er selbst fluchte noch immer über seiner Aufgabe. Magische Kreaturen war noch nie sein Lieblingsfach gewesen.
 

Genervt blätterte er schließlich weiter, er würde später fertig schreiben, im Moment wollte er lieber etwas stöbern. Und endete auf einer Seite mit Erklärungen über die verschiedenen Arten Vampire, die es gab. Daywalker, Nightwalker und die Hochvampire auch als Vampyr bezeichnet. Vampire von Geburt an, nicht künstlich geschaffene, wie die meisten anderen. Warum sie auch eine Seele und Verstand besaßen und als nicht gefährlich galten, solange man sie nicht reizte oder ihren Gefährten etwas antat. Jep, viel interessanter, als Einhörner, beschloss Draco für sich.
 

Harry selbst hatte seinen Aufsatz gerade fertig geschrieben und schloss das Buch über magische Kreaturen, legte die Feder beiseite und schloss die Augen. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit er das letzte Mal im Freien gewesen war und der Wind, der über seine Wange strich, fühlte sich einfach herrlich an. Oder das weiche Gras unter seinen Fingern. Er konnte die Magie, die diesen Ort geschaffen hatte, regelrecht spüren dun es schien eine sehr alte Magie zu sein.
 

Er blickte in den Himmel auf, der in einem freundlichen Blau über ihnen strahlte, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Draco zuwandte, der auch endlich fertig zu sein schien und sein Schreibzeug beiseite legte.
 

„Ich hasse Vater dafür! Das ist soooo langweilig! Hagrid hat uns die Viecher wenigstens noch gezeigt!“
 

„Ich dachte, du magst ihn nicht“, gab Harry leise zurück.
 

Draco sah Harry an, bevor er die Achseln zuckte: „Er war schon in Ordnung – wenn man sich an ihn gewöhnt hat. Und er hat das hier wenigstens interessant gemacht“, fügte er grummelnd hinzu. „Vampire hätten mich viel mehr interessiert!“
 

Harry sah Draco nur ungläubig an: „Hast du auch nur eine Ahnung, wie gefährlich die sein können? Die Meisten haben noch nicht einmal mehr eine Seele! Sie würden jeden umbringen, der ihnen im Weg steht, wenn sie Hunger haben!“
 

Draco zuckte nur mit den Achseln: „Dann hätte ich wenigstens den hier ausprobieren können“, gab er unbeeindruckt zurück und hielt seinen neuen Zauberstab hoch. „Ich wette, ein Crucio hält jeden Vampir davon ab, an meinem Hals zu nuckeln.“
 

Harry schüttelte nur den Kopf: „Man kann der Gefahr auch aus dem Weg gehen. Was hast du davon, wenn andere verletzt werden? Es ist weder schön, noch lustig“, fügte er leise hinzu, während seine Hand gedankenverloren über den Buchrücken strich.
 

„Hmmm... magst du Onkel Sev?“
 

Diese Frage brachte Harry erst so richtig durcheinander: „Was?“, krächzte er leise.
 

„Ob du ihn magst? Komm schon, du hast selbst gesagt, er ist nicht so übel!“
 

Der Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern: „Er hat mir regelmäßig mein Leben gerettet, obwohl er mich nicht ausstehen kann. Ich denke, das spricht für sich, meinst du nicht? Er ist kein schlechter Mensch“, fügte er leise hinzu, seine Augen irrten irgendwo herum, ohne etwas zu fixieren.
 

Draco begann zu giggeln: „Du bist in ihn verschossen“, stellte er fest.
 

„NEIN!“, Harry saß abrupt aufrecht, etwas, dass er sofort bereute, als er merkte, wie sein Brustkorb sich gegen die schnelle Bewegung wehrte. „Nein“, fügte er noch einmal an, als er sich beruhigt hatte.
 

„Ach ja?“, fragte Draco amüsiert. „Bist du dir da sicher?“
 

„Warum fragst du das überhaupt?“
 

„Hast du dich mal selbst beobachtet, wie du ihn anstarrst?“, grinste der Blonde vergnügt. „Wie eine Süßigkeit oder so. Du bist SO WAS VON VERSCHOSSEN!“
 

„Bin ich...“, doch Harry wusste, dass es keinen Sinn haben würde, Draco vom Gegenteil zu überzeugen, vor allem, da er selbst davon nicht überzeugt war. Ja, er fühlte sich meistens gut in der Nähe des Tränkemeisters, sicher, beschützt. Als könne ihm dann nichts geschehen. Er liebte die kurzen Berührungen, wenn der Andere seine Wunden ansah und hasste es, wenn sie endeten.
 

Er starrte wieder in den Himmel.
 

Da hatte er sich ja in eine tolle Situation hineingebracht, wirklich! So etwas schaffte nur er! Wer wollte ihn schon haben! nicht einmal seine besten Freunde... nein, und schon mal gleich gar nicht Snape.
 

Draco grinste zufrieden: „Du bist über beide Ohren in ihn verschossen“, schloss er aus der nicht folgenden Beleidigung.
 

„Lass es einfach gut sein“, bat Harry leise.
 

Der Blonde zuckte die Schultern: „Na ja, dein Fehler. Ich würde es ihm einfach sagen, das erleichtert die Probl...“
 

In dem Moment schnitt ein harter Laut die Luft.
 

„Was...? Harry?“
 

Er starrte auf den Platz, an dem bis eben noch der Brünette gesessen hatte, doch da war nur noch eine schwarz schillernde Schlange. „Na toll! Komm her und wehe, du beißt! Ich wette, du bist giftig! Komm schon! Der Alarm...!“
 

„Draco! Po... Harry!“
 

“Onkel Sev!”, rief Draco erleichtert.
 

„Wo ist...? Lass mich raten – die Schlange?“
 

„Jep.“
 

Snape verdrehte nur entnervt die Augen, nickte aber und hielt Harry seinen Arm hin. „Jetzt“, befahl er unwillig. Er war erleichtert, als er die kühle Haut des Tieres um seinen Arm gleiten spürte, bevor er das Tier unter seinem Mantel versteckte und mit Draco ins Haus zurückkehrte.
 

In dem Moment hörte auch das Heulen auf.
 

Eine Frau mit bläulich schimmernden, silbernen Haaren stand in der Halle, um ihr Handgelenk eine kleine Schlange, die nicht zu unterschätzen war – sie war hochgiftig.
 

„Ich dachte, du wolltest erst in ein paar Tagen kommen, Billa“, ertönte in dem Moment Lucius Stimme.
 

Die Frau wandte sich um: „Was kann ich sagen – ich war einfach zu neugierig“, gab sie nonchalant zurück und betrachtete den Mann mit den langen, blonden Haaren. „Und dann noch der Tagesprophet heute Morgen – ich denke, das ist Begründung genug, das Treffen zu verschieben. Und nur so nebenbei – deine Schutzzauber sind extrem nervig und laut.“
 

„Das ist der Sinn der Sache“, gab Snape kühl zurück.
 

Die Frau wandte sich um, betrachtete den Tränkemeister für eine Weile fast nachdenklich: „Ich denke, das wird ein längeres Gespräch. Holt den Jungen, ich will ihn sehen.“
 

„Nicht, bevor ich mir nicht über deine Intentionen im Klaren bin“, gab Lucius zurück. „Bis dahin habe ich einige interessante Dinge, die ich dir zeigen will.“
 

Erst, als Lucius verschwunden war, meinte Draco schließlich: „Okay – Erstens: wer war das und Zweitens: Harry, was war das?“
 

Severus schlug seinen Mantel zurück und setzte die Schlange auf den Boden: „Transformier dich zurück, es gibt hier nichts Gefährliches.“ Dann wandte er sich an Draco: „Das wird dir dein Vater erklären und was Harry angeht – es war eine Angstreaktion. Er scheint zu allem Überfluss ein Animagus zu sein.“
 

Tatsächlich transformierte Harry sich nach einer Zeit zurück, sah sich um: „Das war laut“, flüsterte er. Seine Ohren schmerzten und rauschten immer noch.
 

Severus sah auf: „Bei Merlin, es hat schon angefangen“, murmelte er, trat zu dem auf dem Boden knienden Jungen und legte seine Hände über dessen Ohren, was Harry tatsächlich dazu brachte, sich langsam zu entspannen.
 

„Onkel Sev...?“
 

„Seine Ohren sind sehr empfindlich, gerade im Moment. Es wird sich wieder geben, aber im Moment sollte es in seiner Umgebung nicht noch einmal so laut werden.“
 

„Äh... und was tust du gerade?“
 

„Ihn beruhigen“, gab Severus nur entnervt zurück.
 


 

Erst Stunden später traten Lucius und die Frau wieder in die Halle, nur um Harry auf dem Sofa zu finden, mit Snape vor ihm, dessen Hände auf den Ohren des Jungen, während Draco in der Halle auf und ab lief.
 

„Severus?“
 

Der Tränkemeister wandte sich um, sah auf den nun schlafenden Brünetten und zog seine Hände langsam zurück. Kurz wimmerte Harry, doch dann rollte er sich einfach weiter in sich zusammen und blieb in den Kissen liegen. „Deine Warnzauber, Luc. Du weißt, was in ein paar Tagen passiert und es hat schon angefangen. Es war zu laut für ihn, ich habe ihn beruhigt, nachdem er sich dazu entschlossen hat, aufzuhören, mir meinen Arm abzupressen.“
 

Sybilla zog eine Augenbraue hoch: „Seit wann haben Veela ein empfindliches Gehör?“
 

Lucius seufzte leise, hob seinen Stab, zauberte eine Decke herbei und legte sie über den Schlafenden: „Das hat nichts mit diesem Erbe zu tun.“
 

„Was dann? Ich dachte, ich bekomme ALLE Einzelheiten!!“
 

Erneut seufzte der langhaarige Blonde auf: „Es ist das Erbe seiner Mutter.“
 

„Sie war eine Hexe in einer Muggelfamilie.“
 

„Nein, sie war ein adoptiertes Kind aus einer Elfenfamilie“, gab er ruhig zurück.
 

Die Frau hob eine Augenbraue, doch dann nickte sie: „Das erklärt, warum Albus ihn fürchtet.“
 

„Hallo~ho? Könnte mich auch mal jemand aufklären? Ich existiere auch und ich denke, egal, was ihr verheimlicht, ihn geht es auch was an!“, Draco deutete auf Harry.
 

Lucius seufzte leise: „Ich werde alles Nötige erklären, wenn Harry wieder wach ist, gut?“, meinte er schließlich ruhig. „Ich habe keine Lust, alles zwei Mal zu sagen.“
 

„Ich bin wach“, nuschelte in dem Moment Harry von dem Sofa aus. Er hatte auf einmal das Gefühl gehabt, schrecklich allein zu sein, noch immer rauschten seine Ohren etwas und das war alles andere, als angenehm. Erst dann sah er die Fremde und zuckte erneut leicht zusammen.
 

Sybilla zog ihre Augenbrauchen hoch, sagte aber nichts.
 

„Das ist unsere neue Verbündete“, gab Lucius schließlich bekannt. „Und sie hat eine ziemlich interessante Geschichte für uns. Billa?“
 

Die junge Frau ließ sich in einen Sessel fallen und betrachtete die Anwesenden ruhig. „Albus Dumbledore ist mein persönlicher Feind und er ist zu weit gegangen, schon vor Jahren. Aber scheinbar hat es erst ZWEI Kriege gebraucht, bis jemanden auf die Idee gekommen ist, WAS für ein Spiel dieser Blender spielt. Nun – lieber später, als nie. Auch, wenn es schon einen Unschuldigen das Leben gekostet hat.“
 

„Wen von den vielen Menschen meinst du“, fragte Severus nur ruhig, während er sich in einen weiteren Sessel in der Nähe des Sofas fallen ließ, während Draco sich nun neugierig neben Harry setzte.
 

„Ich meine den, den es als Ersten erwischt hat. Den, den Albus umgebracht hat, bevor er achtzehn war.“
 

„Murtle war gerade mal sechzehn, wenn ich mich recht erinnere“, gab Lucius ruhig zurück.

„Und außerdem wurde sie von Tom umgebracht.“
 

„Sybilla lachte nur kalt auf: „Nein, Tommy war zu dem Zeitpunkt schon fast EIN JAHR lang tot!“
 

„Tommy?“, krächzte Draco nun. „Reden wir gerade, von wem ich denke, dass wir reden??“
 

„Thomas Riddle, ja.“
 

„Äh... Tommy??!“
 

Sybilla sah Lucius nur an.
 

Der seufzte: „Als Tom mit uns zur Schule ging, war er ein ganz anderer Mensch. Zu Beginn. Wir waren Freunde.“
 

‚Warum wundert mich das jetzt nicht?’, dachte Harry sich, doch er schwieg einfach nur.
 

"Tommy war der friedlichste und sanfteste Junge, den ich kannte und er hatte keinerlei Ambitionen zur Macht. Er wollte nur ein Heiler werden, danach hat er gestrebt. Er hat sich um jedes verletzte Wesen gekümmert, das ihm über den Weg gelaufen ist. Es war ihm sogar egal, aus welchen Familien, ob sie nun reinblütig waren oder nicht, seine Freunde stammten.“
 

„Was hat ihn dann so verändert?“, fragte Harry schließlich leise. Seltsam, er glaubte all das ohne einen Zweifel. Er wusste einfach, dass es stimmte.
 

Nun war es die Frau, die weiterredete: „Es fing schleichend an. Er begann auf einmal, mit spitzen Kommentaren um sich zu schießen. Das war in dem Jahr, wo ich selbst nach Hogwarts kam. Und jedes Mal, wenn er zu Albus geschickt wurde, wurde es schlimmer. Ich hatte Angst um ihn und bin ihm einmal heimlich gefolgt.“ Ihr Gesicht wurde zu einer eisigen Maske: „Ich habe gesehen, wie der allseits verehrte Albus dabei war, meinem Bruder falsche Erinnerungen und falsche Ziele in den Kopf einzupflanzen. Ich habe versucht, die anderen zu warnen, aber wer hört schon auf ein elfjähriges Mädchen?“, fügte sie kalt hinzu. „Ich war dazu verdammt, meinen Bruder stückweise sterben zu sehen.“
 

„B...B...Bruder?“, japste Draco.
 

„Ich bin Sybilla Marie Riddle“, gab die Andere zurück, blickte dann Harry an.
 

Der Brünette hatte Tränen in den Augen: „Es... tut mir leid“, flüsterte er einfach nur.
 

„Was meinst du?“, fragte Lucius verwirrt.
 

„Das... ich ihn... umgebracht... habe...“
 

Sybilla schüttelte nur ihren Kopf: „Das war nicht mehr Tommy. Das war Voldemort. Es war Albus, der ihn umgebracht hat. Ganz langsam und mit dem Plan, eine Prophezeiung zu hintergehen. Dafür hat er sogar Lily umgebracht, ihre Liebe zerstört und James geopfert.“
 

„Eine Prophezeiung... hintergehen?“, fragte Harry nur vorsichtig.
 

„Ja. Das Kind, dass lebt, wird den Dunklen Lord zu Fall bringen“, wiederholte Sybilla gelangweilt die bekannten Worte, die Harry zum Halse heraus hingen. „Diese Worte sind annähernd hundert Jahre alt nicht erst zwanzig, wie Dumbledore alle glauben ließ. Und sie bezogen sich auch nie auf Tommy. Er musste nur herhalten.“
 

„...damit alle denken konnten, dass die Gefahr vorbei war“, stellte Severus fest, während er mit einem Finger seine Unterlippe nachzeichnete, wie immer, wenn er in Gedanken versunken war.
 

„Exakt. Und er hat noch einiges mehr verheimlicht.“
 

„Was?“, fragte Lucius vorsichtig.
 

„Den Rest der Prophezeiung.“
 

„Und der wäre?“, hakte Severus nach.
 

„Dieses Kind muss sich drei Kriegen stellen. Zwei Mal wird es allein stehen, doch beim dritten Mal werden es zwei sein, stärker als alles andere auf dieser Welt. Und er wird vernichten denjenigen, der die Verzweiflung über die magische Welt brachte.“
 

„Drei Kriege“, wiederholte Lucius nachdenklich. „Den Ersten hat er als Kind beendet, den Zweiten vor ein paar Monaten...“
 

„Und der Dritte hat gerade begonnen“, fügte Billa hinzu. „Ja.“
 

„Ich will nicht“, flüsterte Harry leise. „Ich will nicht mehr. Ich will niemanden mehr sterben sehen, weil er mich beschützt hat! Ich will nicht mehr kämpfen!“ Den letzten Teil schrie er fast mit tränenerstickter Stimme. Draco wollte seine Hand ausstrecken, doch er wusste, es war eine schlechte Idee. Alle konnten nur hilflos zusehen, wie Harry sich zusammenigelte und seinen Kopf in den Kissen vergrub.
 

Severus schüttelte ärgerlich den Kopf. Für ihn machte das alles viel zu viel Sinn. „Ich bringe ihn ins Bett, das war etwas arg viel für einen Tag.“ Ohne weitere Umschweife hob er Harry auf seine Arme, merkte zu seinem Erstaunen, wie der Jüngere sich an ihn kuschelte und brachte ihn hoch in dessen Zimmer, legte ihn in das breite Bett und deckte ihn zu: „Ruh dich aus“, befahl er sanft, bevor er sich umwandte und aus dem Zimmer lief, bevor Harry ihn davon hätte abhalten können. Er wusste nicht, wie lange er sich noch würde beherrschen können... .
 

Schließlich waren Lucius und Sybilla zu dem Schluss gekommen, dass sie ebenfalls auf dem Anwesen bleiben würde, um zu helfen. Sie war eine hervorragende Lehrerin, auch, wenn natürlich niemand ihr je erlaubt hätte, Kinder zu unterrichten. Aber nun hatte sie erst mal zwei Schüler – und zwei Kerle, die sie ohne Ende ärgern konnte. Darauf freute sie sich jetzt schon. Sie hatte eine sadistische Ader...
 


 

Einen Tag vor seinem Geburtstag saß Harry wieder im Garten. Er war eher mit seinen Aufgaben fertig gewesen, als Draco, der sich immer noch mit Zaubersprüchen herumschlug, die nicht wollten, wie er selbst.
 

Harry hatte ein Buch auf dem Schoß, seine Finger fuhren über das Bild einer Elfe, während er über den Inhalt des Gelesenen nachdachte. Eine Elfe findet einmal im Leben einen Gefährten, den dieses Wesen dann für immer lieben und beschützen wird. Nichts kann sie dann noch trennen.
 

Ein Gefährte – Jemand, der für ihn da sein würde, immer. Der ihn in die Arme nehmen und streicheln würde. Ein Zuhause. Diese Kreaturen hatten mehr Glück, als er je haben würde. Er fühlte sich jetzt schon zu einem Leben in Einsamkeit verdammt, ertrug er doch kaum die Berührungen seiner eigenen Familie. Der Einzige, den er um sich haben wollte, war die Person, die ihn nicht ausstehen konnte. Sein Glück ließ wieder grüßen, stellte er sarkastisch fest.
 

Statt sich nach etwas Glück sehnen zu dürfen, erwartete man von ihm, dass er in einen weiteren Krieg zog. Gegen einen Magier, der verdammt stark war – stärker, als Voldemort es je gewesen war.
 

Er schloss die Augen, versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Warum hatte man ihn nicht einfach sterben lassen? Es wäre um so vieles einfacher gewesen! Er hatte Angst. Vor einem neuen Krieg, vor dem Verlust weiterer Menschen, für die er verantwortlich sein würde. Wie bei Sirius.
 

Der Mann, der so lange das Nächste zu einer echten Familie für ihn gewesen war, was er gekannt hatte, war gestorben, um ihn zu schützen. Kurz vor der letzten Schlacht gegen Voldemort. Wer würde der Nächste sein? Wer würde sich dieses Mal von ihm abwenden?
 

„Warum kann ich es nicht auch ein einziges Mal einfach haben?“, flüsterte er nur leise, er hatte aufgehört, gegen die Tränen anzukämpfen, die nun über seine Wangen rollten.
 

„Weil das Leben nie einfach ist“, ertönte in dem Moment eine ruhige Stimme über ihm und als er aufsah, ließ sich gerade Sybilla neben ihm ins Gras fallen und hielt ihm ein Taschentuch unter die Nase.
 

„Warum?“, fragte Harry nur leise weiter. „Warum sterben immer alle, die ich liebe?!“
 

Sybilla sah Harry eine Weile lang wortlos an. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er war, wie er war. Sie hatte einen verzogenen, kleinen Bengel erwartet, der mit Magie spielte, keinen gequälten Jungen, der weit über seine Zeit hinaus gealtert war und schon mehr mitgemacht hatte, als einige Erwachsene. „Weil das Leben so ist“, antwortete sie schließlich ruhig: „Menschen sterben. Überall.“
 

„Warum immer die, die ich...!“
 

„Weil ein Irrer daran arbeitet, dich zu zerstören“, gab Sybilla ruhig zurück. „Denkst du etwa, Albus hätte es bei mir nicht versucht, als er gemerkt hat, dass ich gesehen habe, was er mit Tommy tut? Ich würde nicht mehr leben, wenn ich nicht weggerannt wäre, als ich zwölf war. Ich habe erfahren, dass meine Adoptiveltern gestorben sind, als ich geflohen bin und meine besten Freunde, die mir geholfen haben, ebenfalls. Aber damit hat Albus sein Ziel bei mir nicht erreicht. Er hat sich nur selbst einen Feind geschaffen, der ihn bis zu seinem letzten Atemzug verfolgen wird.“
 

„Ich... bin nicht so... stark, wie du“, gab Harry leise zurück, wischte aber die Tränen weg.
 

„Nein, du bist stärker“, gab Billa zurück. „Du musst an dich glauben. Du musst stark bleiben, dann geht auch das vorbei.“
 

„Ich... will nicht mehr stark sein“, flüsterte Harry. „Ich will mich nur irgendwo verkriechen und warten, bis alles vorbei ist. Ich will...“
 

„Du wünschst dir jemanden, an den du dich lehnen kannst, der stark für dich ist, nicht wahr?“
 

Langsam nickte Harry: „Aber... das wird nie... passieren... Alle... sterben immer!“
 

Sybilla lachte leise: „Diese Person ist näher, als du denkst und hat sich schon öfter als sehr widerspenstig in Sachen Sterben gezeigt. Entschuldige, dass ich dich enttäuschen muss.“
 

Nun blickte Harry doch auf, sah mit traurigen Augen auf die Frau: „Nein.“
 

„Wie bitte?“
 

„Ich will nicht, dass noch mehr wegen mir sterben!“
 

„Oh, Junge! Du bist so dickköpfig, wie er! Du wirst jede Hilfe brauchen, die du bekommen kannst. Und keine Angst – er ist stark genug, um zu überleben. Und er wartet schon auf dich. Aber jetzt komm rein, es gibt gleich Abendessen.“
 

Sein Buch zuschlagend folgte Harry der Älteren, setzte sich im Esszimmer stumm auf seinen Platz zwischen Lucius und Severus.
 

Letzterer roch die Tränen sofort, sah Harry fragend an, doch der Junge war offensichtlich nicht bereit zu reden, also schwieg er und stellte nur eine weitere Phiole mit der roten Flüssigkeit vor den Jüngeren, die der ohne ein weiteres Wort trank. Sie hatten geholfen. Endlich begann sich eine Fettschicht um die herausstehenden Rippen zu bilden, auch wenn es noch lange dauern würde, bis Harry wieder so weit auf den Beinen war, wie an dem Tag, an dem er Hogwarts für die Ferien verlassen hatte.

Bleib bei mir...

Es war der Schmerz, der Harry mitten in der Nacht weckte. Er schaffte es gerade noch, einen Schmerzenslaut zu unterdrücken. Ob er vorher schon geschrieen hatte, wusste er nicht. Nur, dass es schrecklich weh tat. Fast, wie damals, als er durch seine nun verblasste Narbe die Flüche gespürt hatte, mit denen Voldemort um sich geworfen hatte.
 

„Nein...", wimmerte er leise, während sein Magen sich ein weiteres Mal schmerzlich zusammenzog. Er wusste nicht, ob er es geschafft hatte, sich zur Seite zu lehnen, als er spürte, wie das wenige Essen vom Abend wieder in ihm hochkam und obwohl seine Augen seit dem Trank, den Snape für ihn gemacht hatte, besser waren, als je zuvor, konnte er gar nichts erkennen. Nur verschwommene Umrisse. Nicht, dass seine Umgebung ihn momentan interessieren würde.
 

Eine weitere Welle peitschte durch seinen Körper, gab ihm das Gefühl, als würden seine Gelenke aus ihren Pfannen gerissen werden. Diesmal schaffte er es nicht mehr, einen erstickten Schrei zu unterdrücken.
 

Er bemerkte die Stimme über ihm nicht, hörte nicht, was sie sagte, dann rief, dann schrie.

Harry spürte nur, dass sich, nachdem er sich das zweite Mal übergeben hatte, Hände auf seinen Rücken legten, ihn streichelten, bevor er in einen Schoß gehoben und festgehalten wurde. Seltsam, der Schmerz – er wurde erträglicher...?
 

Ein unangenehmes Geräusch weckte Lucius aus seinem ruhigen Schlaf. Orientierungslos sah er sich um, doch das Geräusch wurde konstant lauter. „Harry!“
 

Nun war er wach. Blitzschnell warf er sich einen Morgenrock über, rannte in das gegenüberliegende Zimmer, sah den Jungen in sich zusammengerollt auf dem Bett, wimmernd.
 

„Verdammt! Es hat schon angefangen! Es sollte nicht vor morgen anfangen!“ Er wollte zum Kamin gehen, um Severus zu rufen, doch der stand auf einmal schon im Zimmer, setzte sich auf das Bett zu Harry und zog ihn in seine Arme.
 

„Es ist zu früh! UND woher...!?“
 

Severus sah seinen Freund nur mit einem vielsagenden Blick an, bevor er trocken meinte: „Ich habe es gefühlt, was denkst du denn? Er ist immerhin...“
 

„Aber warum fängt es zu früh an?!“
 

„Die korrekte Frage müsste lauten: Warum wurde uns ein falscher Geburtstag genannt?“, gab Snape ruhig zurück, während er das zitternde Bündel Elend fest hielt, ihn immer wieder streichelte, ihn fest in seine Arme zog.
 

„Kann ich...?“
 

„Nein, du kannst nicht helfen“, gab Severus ruhig zurück. „Ich bin da, ich werde ihm helfen, soweit es mir möglich ist, aber da muss er mit mir allein durch. Schließ das Zimmer, wenn du gehst und versiegle es. Ich brauche keine unerwünschten Besucher, bis das hier um ist. Keine Angst, ich werde tun, was in meiner Macht steht.“
 

„Danke.“ Mit den Worten verließ Lucius das Zimmer, denn so sehr es ihn schmerzte, er wusste, er konnte nichts tun. Er war machtlos.
 

Ganz langsam wurde der Schmerz dumpfer, ermöglichte es Harry wieder, seine Umgebung wahr zu nehmen. Noch immer peitschte er durch seinen Körper, doch die Stärke war nicht mehr zu vergleichen. Es war kaum schlimmer, als die Visionen, die er früher immer von Voldemorts Sitzungen gehabt hatte.
 

Er öffnete seine Augen ein weiteres Mal, sah eine Hand, die um seine Hüfte lag und ihn hielt. Schlank, mit langen Fingern. Langsam lehnte er sich weiter in die Umarmung, während er darauf wartete, dass die nächste Welle Schmerz etwas erträglicher wurde, bevor er sich umsah – und dunklen Onyxen begegnete.
 

Snape??
 

Professor Snape?
 

Was tat der Mann hier?
 

„...“, er wollte etwas sagen, doch da überrollte ihn der nächste Schmerz, er konnte nichts tun, außer leise vor sich hin zu wimmern.
 

„Ruhig“, befahl eine Stimme über ihm in fast schon beschwörendem Tonfall. „Versuch, tief durchzuatmen.“
 

Severus beobachtete, wie die Ohren immer spitzer wurden und die Haare immer länger, er begann, auf den Jüngeren einzureden, um ihn zu beruhigen: „Alles, was geschieht, ist normal. Es tut weh, ja, aber es hört auch wieder auf. Du bist in das Alter gekommen, dein magisches Erbe zu erhalten, das ist alles. Dein Körper verändert sich. Das geht vorbei.“
 

Harry hörte die Worte, ohne den Sinn zu begreifen: „Nicht... weggehen“, wimmerte er leise, während er sich mit einer Hand an die Nachtrobe des Älteren klammerte. Ihm war alles egal, solange er nicht alleine war. Er keuchte wieder auf, rollte sich immer weiter in sich zusammen, als könne er so dem Schmerz entgehen.
 

Severus hielt das Bündel Elend nur weiter fest, strich über die verschwitzte und heiße Stirn: „Ich gehe nirgends hin, du Dummkopf“, gab er mit verräterisch sanfter Stimme zurück, während er die Arme des Dunkelhaarigen entlangstrich.
 


 

„Vater, wo ist denn Harry?“, fragte Draco irritiert, als er am nächsten Morgen das Esszimmer betrat, ein kleines Päckchen in der Hand.
 

„In seinem Zimmer.“
 

„Warum denn das?“
 

„Er... scheint einen Tag älter zu sein, als wir alle gedacht haben.“
 

„Und?“
 

Lucius seufzte: „Er verändert sich gerade.“
 

Draco zog die Augenbrauen in die Höhe. Er selbst war an seinem Geburtstag ebenfalls in den Besitz seiner vollen Kräfte gekommen. „Bei mir...“
 

„Der Veelaanteil dürfte sein kleinstes Problem darstellen“, fügte Lucius hinzu, der die Gedanken des Jungen fast mit Händen greifen konnte.
 

„Was meinst du denn damit?“
 

„Harrys Mutter war kein Kind von Muggels. Sie war nur adoptiert, als sie ein Jahr alt geworden ist“, erklärte Lucius ein weiteres Mal. „Harry ist ein halber Hochelf.“
 

„Autsch.“
 

Der Ältere griff nach seiner Zeitung und nickte: „Exakt.“
 

„Moooment mal! Aber das bedeutet doch... Vater, er... er stirbt!“
 

„Nein, Severus ist bei ihm.“
 

„Und? Er braucht seine Mutter, oder...! Moment! Willst du mir etwa sagen...?!“
 

„Ja“, gab Lucius zurück, während sein immer dunkler werdender Blick über einen Artikel auf der ersten Seite glitt. „Ja, das will ich damit sagen. Zu Harrys persönlichem Glück ist Severus sein Gefährte.“
 

Minutenlang herrschte Stille im Raum, bevor Draco leise bemerkte: „Und warum habt ihr es ihm nicht gesagt?“
 

„Wann hätten wir es deiner Meinung nach tun sollen?“, fragte Lucius freundlich zurück. „Ich wollte ihn heute darauf vorbereiten, aber es sieht so aus, als habe Dumbledore sogar seinen eigentlichen Geburtstag gefälscht. Er war gestern, nicht heute.“
 

„Warum habt ihr es ihm nicht eher gesagt?“, hakte Draco erneut nach. „Dann hätte er gewusst, was passiert.“
 

„Weil er nicht in der Lage gewesen wäre, etwas mit dem Wissen anzufangen. Du hast selbst gesehen, wie schlecht es ihm gegangen ist. Er fängt gerade erst wieder an, sich zu erholen“, gab Lucius zurück, bevor er die Zeitung wieder zusammenfaltete und verschwinden ließ, sehr zu Dracos Missfallen.
 

„Was stand da drin, dass ich es nicht lesen sollte?“
 

Lucius seufzte nur erneut. Sein Sohn war bei weitem zu intelligent – manchmal. Und verdammt penetrant. „Ein neuer Artikel, der freier erfunden kaum sein konnte.“
 

„Was?“, beharrte Draco.
 

„Dumbledore lässt verbreiten, dass Harry seine Verwandten umgebracht hat. Man hat die Leichen wohl gestern Nacht gefunden.“
 

„Das ist Unsinn, er war die ganze Zeit hier!“
 

„Das wissen wir, aber nicht der Rest der Welt, wenn ich dich daran erinnern darf.“
 

„Was machen wir jetzt?“
 

„Ihn weiter verstecken, bis er wieder gesund ist und sich an die neue Situation gewöhnt hat, während wir weiterhin Beweise sammeln. Vielleicht können wir die Welt bisher von seiner Unschuld überzeugen, aber leider nicht von Dumbledores Schuld. Und solange können wir nichts tun. Sonst wird Harry in spätestens einem halben Jahr wieder in derselben Situation stecken. Dieser Drecksack wird alles tun, um Harry – und uns – nach Azkaban zu bringen.“
 

Draco schwieg lange, bevor er schließlich meinte: “ Warum?“
 

„Weil nicht Tom Riddle der Dunkle Lord ist...“
 

Draco sah seinen Vater an: „Hast du damals deswegen Voldemort Gefolgschaft geschworen?“

„Nein, ich habe meine Gefolgschaft Tommy versprochen, da war ein Unterschied. Als mir klar geworden ist, dass das nicht mehr Tommy ist, habe ich begonnen, als Spion zu arbeiten, so wie Severus auch.“
 

„Was passiert jetzt mit Harry? Muss er wieder kämpfen?“
 

„Ja. Er hat keine Wahl, so wie wir alle. Er muss tun, was ihm bestimmt ist. Wie wir alle. Er wird kämpfen und er wird bald viel mächtiger sein, als er es bisher war.“
 

„Elfenkräfte?“
 

„Ja. Lily konnte mit Tieren sprechen und sie im Notfall befehlen, ich denke, das wird er auch können. Sie hatte große Heilfähigkeiten und großes, magisches Potential. Dumbledore wird sein blaues Wunder erleben, wenn er Harry letztendlich gegenüber stehen wird, glaub mir. Und wir – wir müssen ihm den Rücken frei halten. Auch das wird nicht einfach sein. Dummerweise hat Dumbledore die Gabe, Menschen dazu zu bringen, ihm blind zu vertrauen. Es werden sich uns viele in den Weg stellen.“
 

Draco nickte langsam: „Ich verstehe.“
 

„Oh, herrscht hier eine Laune“, stellte in dem Moment eine gut gelaunte Stimme fest, bevor Billa sich in den freien Stuhl neben Lucius fallen ließ und nach etwas zu Essen griff: „Was ist los?“
 

„Harry...“
 

„Ach so, er ist heute sechzehn, oder? Er tritt sein magisches Erbe an.“
 

„Was in seinem Fall nicht ganz ungefährlich ist.“
 

Sybilla zog eine Augenbraue hoch. „Das war doch nicht alles.“
 

„Wir haben uns über...“
 

„Oh..“, Sybilla sah auf: „Ihr habt über Dumbledore diskutiert?“
 

„Ja“, gab Draco zurück. „Ich kann ihn immer weniger leiden. Er ist so ein falsches Stück Dreck! Er benutzt uns alle, wie es ihm passt!“
 

Sybilla nickte: “Ja, das tut er und er versteht sein Handwerk verdammt gut...“
 


 

Severus blickte auf das Bündel in seinen Armen. Es waren drei Tage vergangen. Ungewöhnlich viel Zeit, bevor der Jüngere sich endlich vollständig verwandelt hatte. Unter sehr starken Schmerzen. Was wohl auch daran lag, dass Harry viel zu schwach gewesen war, als es begonnen hatte.
 

Doch nun schlief er endlich. Seine Wangen waren noch feucht von den Tränen, die Augen etwas geschwollen und gerötet. Aber er hatte es hinter sich gebracht und er würde leben. Sanft lächelnd strich er durch das nun mitternachtsschwarze, hüftlange Haar, dass den Jungen wie eine schützende Decke umgab und durchsetzt war von blau schimmernden Strähnen sowie einer weiß-silbernen Strähne direkt an seinem Gesicht.
 

Die Ohren waren nun ganz spitz, aber nicht so lang, wie bei einem reinen Elf. Harry würde Probleme haben, in der ersten Zeit, sich daran zu gewöhnen, dass er nun viel, viel mehr hören würde, als zuvor.
 

Er war auch gewachsen, aber nicht um viel. Dazu schien sein Körper trotz alledem nicht stark genug gewesen zu sein. Er war kaum ein Meter siebzig und das trotz seiner Herkunft. Severus selbst war etwas über eins neunzig. Wie zerbrechlich der Jüngere wirkte...
 

Sanft strich Severus über das bleiche Gesicht. Er wusste nicht, wie Harry reagieren würde, wenn er aufwachte. Der Junge hatte keine Ahnung, was geschehen war und er würde sich kaum an etwas anderes, als seine Schmerzen erinnern können. Der Tränkemeister seufzte leise. Wie sollte er dem Anderen erklären, dass er ihn nicht mehr allein lassen konnte? Er selbst hatte schließlich jahrelang dafür gesorgt, dass der Junge ihn bis aufs Blut hasste. Warum konnte nicht einfach mal etwas einfach sein?
 

Vorsichtig legte Severus eine Decke um den zusammengerollten Körper auf seinem Schoß, bevor er sich in die Kissen hinter seinem Rücken zurücklehnte. Er selbst hatte auch kaum geschlafen, doch er hatte auch nicht viel Schlaf nötig. Was ein gewaltiger Vorteil gewesen war, in dieser Situation.
 

Doch auch er war nun müde. Er hatte Harrys Körper viel von seiner eigenen Magie geben müssen, um ihn am Leben zu erhalten, da er während der Umwandlung auf keinen Fall einen Trank hätte nehmen dürfen. Es hatte ihn selbst geschmerzt, nichts gegen die Schmerzen des Jüngeren tun zu können, zum Zusehen verbannt zu sein.
 

Aber das war nun vorbei. Wenn Harry aufwachen würde, konnte er ihm ein mildes Schmerzmittel geben, dann mit ihm reden und dann weitersehen. Es gab viel zu besprechen, denn so wenig, wie sie es sicher beide wahr haben wollten – sie würden künftig voneinander abhängig sein.
 

Er hatte Jahre Zeit gehabt, dies zu verarbeiten, doch auf den Jüngeren würde es ohne Vorwarnung einstürzen, einfach so, mitten aus dem Blauen heraus. Dazu kam noch das Problem, dass Harry Angst vor Nähe hatte, so sehr er sich auch danach sehnte, durch das, was geschehen war. Er würde lange dauern, bis sie überhaupt eine richtige Beziehung haben konnten. Wenn Harry sich überhaupt zu so etwas würde überwinden können, nach dem, was ihm widerfahren war.
 

Die gesamte Zeit strich er durch die seidigen Haare des Jüngeren, sah ihn einfach nur an. Warum musste nur immer alles so kompliziert sein? Für sie beide? Keiner von ihnen hatte es leicht gehabt. Seine Kindheit war alles andere, als schön gewesen und Harrys war, entgegen all seiner Vermutungen offensichtlich auch die Hölle gewesen.
 

Es war warm.

Das war das Erste, was Harry am Rande feststellen konnte. Es war warm um ihn herum und auch die Schmerzen peitschten nicht mehr durch seinen Körper. Es tat ihm zwar immer noch alles weh, doch es kam nichts Neues mehr nach.
 

Severus merkte, wie Harry langsam wieder zu sich kam, lächelte etwas: „Harry?“, fragte er schließlich leise, als der Jüngere sich weigerte, seine Augen zu öffnen. Doch er konnte schon am Herzschlag hören, dass der Andere wach war.
 

Irritiert über die Stimme wandte Harry sich schließlich doch um, blickte auf – und stockte. Was tat Snape hier? In seinem Bett und ganz offensichtlich mit ihm selbst auf dessen Schoß? Und noch viel schlimmer: warum zum Henker, fühlte es sich so verdammt richtig an?
 

Noch bevor er auch nur eine Frage stellen konnte, spürte er, wie seine Hände sich in dessen Robe verkrallten und er hörte seine eigene, seltsam heiser klingende Stimme: „Nicht... nicht gehen...“
 

Severus zog überrascht die Augenbrauen hoch, strich aber dann über das angespannte Gesicht: „Das hatte ich auch nicht vor. Hast du Schmerzen?“
 

Harry nickte langsam. Ja, sein gesamter Körper schien nur noch aus Schmerzen zu bestehen, auch, wenn es ihm durchaus erträglich erschien. Er erinnerte sich verschwommen an viel Schlimmeres. „Was... ist... passiert?“, fragte er unsicher, trank aber ohne zu fragen, als ihm etwas vor die Lippen gehalten wurde. Dem ekligen Geschmack nach einer der schmerzstillenden Tränke, die der Ältere immer braute. Er merkte, wie seine Schmerzen weiter abnahmen. Vorsichtig bewegte er sich etwas, stellte fest, dass es ihm nun wieder möglich war.
 

Severus beschwor eine der Phiolen auf dem Nachttisch, die eine Hauselfe gebracht hatte und flößte den Inhalt Harry ein. „Was geschehen ist? Du bist zu deinem magischen Erbe gekommen.“
 

Harry öffnete seine Augen, sah den Anderen fragend an. Er verstand gar nichts mehr. Magisches Erbe? Warum war Snape so freundlich?
 

Severus seufzte leise. Er sah die Frage nur zu deutlich in den Augen, die nicht mehr vollkommen grün waren, sondern in denen sich nun auch etwas Silber und Blau mischte. Er strich Harry über die immer noch heißen Wangen: „Nun – deine Mutter war kein Muggelkind, um am Anfang zu beginnen.“
 

„Was...?“
 

„Deine Mutter wurde adoptiert, als sie noch sehr klein war. Sie war durch eine Rüstung geschützt, dass niemand sah, wer sie wirklich ist. Sie hat ihr Geheimnis auch nur Lucius verraten, an dem Tag, an dem sie sich verlobt haben.“
 

„Was... hat das... mit dem hier... zu tun?“, flüsterte Harry ohne zu verstehen.
 

„Harry, deine Mutter war eine Hochelfe.“
 

„Was...?!“ Harry versuchte, sich aufzurichten, ließ es aber gleich wieder sein, als er den Schmerz spürte, der bei der zu schnellen Bewegung durch seinen Körper zu zucken schien.
 

„Beweg dich nicht so schnell, dein Körper ist vollkommen geschafft, er hat sich verändert. Harry, du bist selbst ein halber Elf geworden.“
 

„Ich... ich verstehe nicht!“
 

Severus strich erneut über das verängstigt wirkende Gesicht, bevor er einen Spiegel beschwor. „Sieh hin“, befahl er leise.
 

Harry starrte in den Spiegel und begann, zu japsen. Da sah ihm ein Fremder entgegen. Lange Haare mit bunten Strähnen, andere Augen, noch bleichere Haut, als sonst, eine höhere Stirn und höhere Wangenknochen. Er fuhr über seine Wange, sah, dass die Gestalt im Spiegel dasselbe tat: „Was...?“, eine Träne rann von seiner Wange, er sah in der silbrigen Fläche, wie weich die sonst so harten Augen des Älteren wirkten, als der ihm die Träne wegstrich.
 

„Dein Körper hat sich verändert, ja“, gab er sanft zurück, ließ den Spiegel verschwinden. „So, wie Draco sich verändert hat, als er sechzehn geworden ist, auch, wenn es bei ihm nicht so extrem war. Du wirst dich daran gewöhnen“, fügte Snape hinzu. „Immerhin hast du einen Vorteil – Niemand wird dich wiedererkennen, glaub mir“, lächelte er.
 

Harry sah zu dem Anderen auf. Er war sich immer noch nicht sicher, warum der bei ihm war. Er verstand es einfach nicht. „Warum..?“
 

„Warum was, Harry?“
 

„Warum... bist .. .sind Sie hier..?“
 

„Harry, das ist das Nächste, was ich dir erklären muss“, setzte Severus an. „Erst mal – du solltest mich duzen. Alles andere wäre einfach nur lächerlich, glaub es mir. Und der Grund warum ich hier war – du hättest deinen Geburtstag sonst nicht überlebt. Du bist ein Elf. Ein Hochelf. Diese Rasse kann ihre eigene Transformation nur mit der Anwesenheit der Mutter oder des... des Seelengefährten überleben. Deine Mutter ist schon lange tot...“
 

„Sie... du...?!“
 

„Ja“, unterbrach Severus den Jüngeren einfach. „Ich bin dein Seelengefährte und ich habe es in dem Moment gewusst, in dem du durch die Türen von Hogwarts gegangen bist.“
 

„Aber... Sie... du hasst mich!“
 

Severus lachte nur leise: „Nein, nicht wirklich. Aber weißt du – ich musste mich und dich davon abhalten, übereinander herzufallen. Ich war dein Lehrer und ein Spion für Dumbledore bei Voldemort. Ich hatte gar keine Wahl, denn alles andere wäre für dich und mich lebensgefährlich gewesen.“
 

Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis Harry die Informationen auch nur ansatzweise verstanden hatte, doch dann ging ihm etwas anderes auf: „Heißt... heißt das, ich muss zusehen, wie du stirbst, während ich... lange... nicht einmal altern kann?“, fragte er ängstlich, während seine Hände sich wieder in die Robe des Älteren verkrallten.
 

Severus grinste nur, bevor er den Kopf schüttelte: „Das hätte ich fast vergessen. Ich werde kaum kürzer leben, als du. Außer du beschließt, in einem Streit mit einem Silbermesser auf mich loszugehen.“
 

„Hä..?!“
 

„Ich bin ein Vampyr, Harry.“
 

Okay, das war viel. Das war verdammt viel Information für einen einzigen Tag.
 

Er – ein Elf, in einem Seelenbund mit keinem anderen, als Professor Severus Snape selbst, von dem er immer gedacht hatte, gehasst zu werden. Und um dem noch eins drauf zu setzen, war der ein Vampir. Harry schloss einfach nur die Augen, versuchte, aufzuwachen, doch es klappte nicht. Scheinbar war das auch noch Wirklichkeit!
 

Besorgt sah Severus in Harrys Gesicht, dass seine Unsicherheit nur zu deutlich widerspiegelte. „Harry?“, fragte er leise.
 

„Ich... träume“, nuschelte der nur.
 

„Nein, ich fürchte, das hier ist kein Traum“, gab Severus fast schon belustigt zurück. „Weder die Tatsache, dass du ein Halbelf mit Veelagenen bist, noch, dass ich hier bin. Das ist alles Realität.“
 

„Ich... “, unsicher sah Harry auf: “ Es... tut mir leid.“
 

„Darf ich auch erfahren, wofür du dich gerade entschuldigt hast?“
 

„Dass...du... jetzt mit... mir festsitzt...“
 

Automatisch schlossen sich Severus’ Arme fester um den Jüngeren: „Was sagst du denn da?“, fragte er, wobei er alle Mühe hatte, sein Entsetzen zu verstecken.
 

„Ich.... bin zu nichts... gut... Alle... um mich rum, denen... denen ich wirklich etwas bedeute... sterben...“ Erneut begannen Tränen die bleichen Wangen herab zu rollen. Er musste wieder an Sirius denken. An seine Eltern. An Cedric.
 

„So ein Unsinn!!“, der Tränkemeister legte Harry sanft auf die Kissen, sah in das verzweifelte Gesicht. „Das ist Unsinn“, wiederholte er leise. „Du bist ein Geschenk und kein Fluch, Harry. Und außerdem – ich bin nur verdammt schwer umzubringen, da kannst du beruhigt sein.“
 

Warum sagte Snape so etwas? Warum jetzt? Er war immer noch müde, sein Körper schmerzte und er konnte nicht wirklich klar denken.
 

Severus merkte das. Er breitete die Decke wieder über Harry und strich über dessen verändertes Gesicht: „Schlaf, Harry. Du hast etwas Ruhe nötig. Die nächsten Tage werden anstrengend sein.“
 

„Bleib... bitte?“, fragte Harry wieder leise. Er hatte Angst, allein zu sein., doch er würde seinen Mund auch kein zweites Mal öffnen. Daher sagte er nichts, als er merkte, die der Ältere das Bett verließ. Er rollte sich nur enger in sich selbst ein und versuchte, unter der Decke zu verschwinden, damit niemand seine Tränen sah. Er fragte sich, woher die Flüssigkeit überhaupt noch kommen konnte...
 

Umso überraschter war er, als er auf einmal den Körper neben sich spürte und die Arme, die ihn in die Wärme des Anderen zogen. „Natürlich bleibe ich bei dir. Darum musst du mich nicht bitten.“ Eine Hand strich über seine Augen, wischte die Tränen weg, ohne etwas darüber zu sagen. „Und jetzt schlaf noch etwas.“
 

Severus beobachtete, wie der Jüngere wieder in den Schlaf abglitt, das Gesicht zeigte eine absolute Erschöpfung an. Er war sich sicher, dass nicht einmal die Hälfte des Gesagten in Harrys Gehirn eingesunken war. Wenn überhaupt.
 

Trotzdem hatte der kleine Elf offensichtlich Angst, dass er gehen könnte. Er hatte Angst vor dem Alleinsein, etwas, dass Snape zu vermuten begonnen hatte in den letzten Tagen. Es würde schwer werden, für sie beide, das wusste er. Doch er hatte vor, Harry wieder aufzubauen und ihn lachen zu sehen. Richtig lachen. So, dass die Augen leuchteten.
 

Sanft beugte er sich über den Jüngeren, küsste dessen Stirn. „Schlaf gut, Elf“, flüsterte er in die spitzen Ohren, bevor er sich selbst etwas Ruhe gestattete.

Elf

„Wann kommen Onkel Sev und Harry endlich wieder?“, fragte Draco irritiert, als er am Abend zu seinem Vater ins Esszimmer kam.
 

„Dann, wenn Severus es für richtig befindet, Draco.“
 

„Aber warum dauert das so lange?? Ich meine, bei mir..!“
 

„Du warst auch nicht halb verhungert, wenn ich dich daran erinnern darf“, warf Lucius ruhig ein. „Harrys Körper ist immer noch nicht in einer guten Verfassung und die Umwandlung zu einem Elf ist schwer, selbst für einen gesunden Menschen.“ Er verriet nicht, dass er sich selbst Sorgen machte. Er hatte einen Hauself in das Zimmer geschickt, zwei Mal, mit etwas zu Essen und Blutkonserven sowie einigen Schmerztränken. Beide Male war er von dem Bericht des Hauselfen nicht sonderlich erbaut gewesen. Um es milde auszudrücken.
 

Doch er wusste auch, er würde nur im Weg sein und er bezweifelte, dass er den Jungen vor Schmerzen schreien hören konnte, ohne wahnsinnig zu werden, denn er hatte Harry lieb gewonnen. Der Junge war ein so sanftes Wesen, wenn man ihn einmal näher kannte.
 

Draco sah zu seinem Vater und zuckte mit den Schultern. Er hoffte nur, dass Harry bald wieder da sein würde. Er hatte es so leid, Sybills einziges Ziel zu sein. Diese war auch mal wieder nicht anwesend. Sie hatte etwas zu tun, wie sie sich entschuldigt hatte.
 

Einige Eulen flogen schließlich in den Raum.
 

„Was...? Was machen die Eulen denn um die Uhrzeit hier?", fragte Draco irritiert, half seinem Vater aber, die Tiere von ihren Botschaften zu befreien. Alle Vögel setzten ich auf Stuhllehnen, was wohl bedeutete, dass sei auf Antworten warten wollten. Es waren unauffällige Tiere. Keine aus ihrer eigenen Eulerei. Mietvögel wahrscheinlich.
 

Auch Lucius hob fragend eine Augenbraue, doch dann öffnete er die erste Botschaft, überflog ihren Inhalt und als dann die anderen auch. Er war zufrieden mit den ersten Dreien. Doch, durchaus. Rasch beschwor er Feder, Tinte und Papier.
 

„Vater?“
 

„Ich habe Nachricht von Luna Lovegood, Neville Longbottom und Dean Thomas erhalten“, erklärte Lucius schließlich geduldig. „Die Drei werden uns helfen, soweit es in ihrer Macht steht und Dumbledore ausspionieren, soweit es möglich ist. Sie glauben an Harrys Unschuld – scheinbar im Gegensatz zu dem, was er mal als seine besten Freunde bezeichnet hat. Das Muggelgör posaunt überall herum, dass sie denkt, dass Harry schon immer zum Schwerverbrecher geneigt hat, da er seinem Paten Sirius geholfen hat, nachdem er aus Azkaban entkommen ist und dass er sie gezwungen hat, ihm zu helfen und das Weasleygör verbreitet Gerüchte von einer Fastvergewaltigung seiner Schwester. Dass ich nicht lache!!“
 

Draco hob eine Augenbraue: „Das ist heftig. Ja, Harry war mal mit Ginny weg, aber da kam glaub ich, noch nicht mal ein Kuss bei raus.“
 

„Natürlich", schnaubte Lucius. „Er hatte seinen Gefährten immer in seiner Nähe und sei es nur vollkommen unbewusst. Er hätte gar nichts mit dieser kleinen Hexe anfangen können, wenn er gewollt hätte, da ein Teil von ihm das schon als Betrug gegenüber Severus aufgefasst hätte. Seine Instinkte hätten es nicht zugelassen.“
 

„Armer Harry“, murmelte Draco. Er wusste, das würde seinen Bruder, wenn er es erfahren würde, noch mehr fertig machen, als der Bruch der Freundschaft es ohnehin schon getan hatte.
 

„Von wem ist der vierte Brief?“, fragte Draco schließlich, während er beobachtete, wie drei der Eulen mit Antworten den Raum wieder durch das Fenster verließen.
 

„Von Lupin.“
 

„Von dem Werwolf?“
 

„Ja, von dem“, gab Lucius zurück.
 

„Was hast du ihm denn geschrieben?“
 

„Dass ich Harry von seinen Verwandten geholt habe, nachdem die ihn übelst misshandelt haben, auf Albus’ Befehl hin und dass er hier in Sicherheit ist. Und dass er besser daran täte, seinen Tod vorzutäuschen und sich dann hierher zu bewegen, wenn er an seinem Leben hängt.“
 

„Warum denn das?“
 

Lucius seufzte: „Weil Dumbledore genau weiß, dass Lupin die Geschichten über Harry nie glauben würde und nichts unversucht ließe, dessen Unschuld auch zu beweisen. Darum hat er ihn nach Russland zu einem Selbstmordkommando geschickt. Dumm nur, dass er dabei vergessen hat, dass da Lupins eigenes Rudel lebt. Ich habe ihm Anweisungen geschickt und jetzt bekommt er die Teleportkoordinaten.“
 

„Was ist mit seinem Zauberstab?“
 

Lucius lachte leise: „Du wirst immer besser, Sohn. Aber du vergisst, dass Remus’ Geliebter in Azkaban saß. Er weiß Bescheid. Lupin hat mit Sicherheit mehr als einen Stab.“
 

„Geliebter??!“
 

„Oh, ich vergaß das zu erwähnen? Nun – er und Sirius waren ein Paar. Er hat auch nie an dessen Schuld geglaubt.“
 

Draco nickte langsam: „Also kommt er auch hierher?“
 

„Ja, er wird euch ebenfalls unterrichten und Severus kann dafür sorgen, dass er immer genug Wolfsbann hat. Etwas, dass Dumbledore ihm scheinbar verweigert hat. Ich denke, er wird in drei oder vier Tagen hier ankommen. Ich hoffe nur, dass Severus und Harry bis dahin wieder aus dem Zimmer sind, vielleicht braucht Remus Heilung oder sonst etwas. Nur gut, dass der Vollmond erst in drei Wochen ist.“
 


 

Severus beobachtete Harry, der immer noch in seinen Armen schlief, aber langsam Zeichen des Erwachens zeigte. Es wurde auch allmählich Zeit. Der Junge schlief schon seit fast vierundzwanzig Stunden durch. Er selbst war zwischenzeitlich einmal aufgewacht, hatte sich aber nach einem Besuch im Badezimmer spontan dazu entschlossen, ebenfalls wieder unter die angenehm warme Decke zu kriechen.
 

Harry merkte, wie sein Verstand langsam wieder an die Oberfläche driftete. Er fühlte sich immer noch seltsam müde und erschlagen, doch er wusste auch, er würde nicht noch einmal einschlafen können. Fast so, als habe er schon zu lange im Bett gelegen.
 

Doch er war unwillig, auch nur seine Augen zu öffnen. Automatisch kuschelte er sich näher an die Wärmequelle neben ihm, als könne er so der Realität ein Schnippchen schlagen und einfach weiter schlafen. Zurück in den Traum, den er gehabt hatte, wo es so viel Wärme gegeben hatte.
 

„Guten Mittag.“
 

Was...? Harry wolle aus dem Bett hochschießen, doch seine Muskeln protestierten vehement gegen die plötzliche Bewegung, so wie eine Hand auf seinem Brustkorb ihn unten hielt.
 

„Langsam“, kehrte die ruhige Stimme zurück.
 

Das brachte Harry dann doch dazu, seine Augen zu öffnen. „...?“ Snape? Was tat Snape hier in seinem Bett und noch viel wichtiger: was tat er in dessen Armen?? Warum ließ der Ältere das überhaupt zu? Was ging hier vor?? Mühsam versuchte Harry, sich an das zu erinnern, was vorgefallen war.
 

Da war Schmerz gewesen, brennend, als versuche man, ihn zu töten, schlimmer als der crucio selbst und als er wieder zu sich gekommen war... Snape... nein, Severus... der ihm gesagt hatte, dass sie Gefährten waren?
 

„Traum?“, nuschelte Harry vorsichtig. Er wollte die Wärme so lang, wie möglich genießen, die nun sicher schnell ihr Ende finden würde, wenn der Andere seinen Fehler einsah.
 

Severus sah auf den Jüngeren herab, lächelte leicht und strich über die hellen Wangen: „Wenn du meinst, dass du jetzt ein Elf und mein Gefährte bist – nein, kein Traum. Es ist passiert, Harry.“ Der Ältere sah in die faszinierenden, nun dreifarbigen Augen, merkte, wie sie von Überraschung zu wilder Hoffnung übergingen.
 

Sekundenlang starrte Harry den Tränkemeister nur sprachlos an. Er... war nicht mehr allein? Langsam streckte er seine Hand aus, unsicher, wie der Mann, der ihn scheinbar immer gehasst hatte, reagieren würde. Er war überrascht, als der Andere die Hand ergriff, seine schlanken Finger mit Harrys verwob. Es fühlte sich so... richtig an. „Ich... hab Angst“, flüsterte er, mehr zu sich selbst, als zu dem Anderen.
 

„Wovor?", fragte Severus sanft.
 

Überrascht sah Harry auf, er hätte nicht gedacht, dass der Ältere ihn gehört hatte: „Davor... wieder... allein zu sein. Dass... dass das alles nur ein Traum war...“
 

Severus strich mit seinem Daumen über Harrys Handfläche: „Ich bin da, ich bin wirklich da und ich habe nicht vor, in absehbarer Zeit wieder zu verschwinden, dafür habe ich einfach zu lange gewartet. Er lächelte erneut. Etwas, dass keiner seiner Schüler in der Zeit als Lehrer in Hogwarts auch nur für möglich gehalten hätte. Er hob eine Hand, hielt eine weitere Phiole in der Hand, gab sie Harry.
 

Der trank, ohne auch nur zu fragen, stellte fest, dass wieder ein Teil der Schmerzen verschwand.
 

„So, wir sollten langsam aufstehen und uns wieder sehen lassen.“
 

„Warum?“, fragte Harry ängstlich. Er wollte nicht so nach unten gehen, wo er wirklich aussah, wie ein Freak, der er tatsächlich zu sein schien. Wie Onkel Vernon es immer gesagt hatte.
 

Severus hob fragend eine Augenbraue: „Weil die anderen sich sicher schon Sorgen machen, Harry. Wir waren eine Woche in dem Zimmer. Außerdem musst du etwas essen. Hast du keinen Hunger?“
 

„Ich... was werden sie sagen?“, flüsterte Harry ängstlich. „Ich... bin ein Freak!“
 

Mit einem starken Griff umfasste Snape den Unterkiefer des Jüngeren, sah ihm in die Augen: „Das ist Unsinn. Du bist kein Freak! Du bist eine der stärksten Kreaturen, die diese Welt zu bieten hat. Außerdem bist du wunderschön! Ich will so etwas nie wieder hören.“ Er strich eine der wirren, schwarzen Strähnen aus dem bleichen Gesicht. „Und jetzt komm.“ Er half dem Jüngeren erst auf, dann aus dem Bett. Führte ihn zu einem Stuhl. Harry war noch ziemlich schwach, selbst dieser Weg schien ihm zu anstrengend zu sein, seine Beine zitterten sogar. Ja, Harry war zu schwach und das gefiel Severus so was von gar nicht!
 

Rasch sprach er einen Reinigungszauber über den Jüngeren und sich selbst. Er wollte Harry nicht allein im Bad lassen, doch er bezweifelte, dass der begeistert von Gesellschaft in der Wanne gewesen wäre.
 

Nachdem sie beide wieder sauber waren, durchsuchte Severus die Kleider, die in dem erbärmlich leeren Schrank lagen und zauberte Harry schließlich in einfache, schwarze Hosen und ein langärmliges, grünes Shirt, dass er der neuen Größe des Anderen anpasste, bevor er eine Haarbürste beschwor und sich hinter Harry stellte, begann, dessen lange Haare auszubürsten, die sich vollkommen verfranst hatten, in der Zeit, in der er geschlafen hatte.
 

Harry ließ den Älteren gewähren, zu überrascht über die ungewohnte Aufmerksamkeit, um etwas zu sagen. Noch verwirrter war er, als der Tränkemeister begann, ihm die Haare zu kämmen, statt sie glatt zu zaubern. Schließlich merkte er, wie ein Band um die Haare gewickelt wurde.
 

„Fertig“, lächelte Severus, mit sich selbst hochzufrieden. Sein kleiner Elf sah umwerfend aus, zwar noch etwas mager, aber das konnte man ja zum Glück ändern. Er beschwor einen Spiegel: „Du siehst toll aus“, meinte er, strich die eine Strähne, die er nicht in den Zopf gebracht hatte, aus dem Gesicht.
 

Harry beäugte sein Spiegelbild eher misstrauisch. Für ihn war das da ein Fremder, der nichts mit ihm selbst zu tun hatte. Es machte ihm sogar etwas Angst.
 

„Du wirst dich daran gewöhnen“, kam es in dem Moment von hinten, als habe Severus seine Gedanken gelesen. Der Ältere trat neben Harry, strich ihm über die Wange. „Es ist gut.“ Dann ließ er den Spiegel wieder verschwinden und bevor der Jüngere auch nur wusste, wie ihm geschah, wurde er auf die Arme des Vampyrs gehoben und aus dem Zimmer getragen, hinein ins Esszimmer und dort auf seinen Stuhl gesetzt. Neben ihm setzte sich der Ältere.
 

„...verdammte Stunde! Ich mag nicht mehr! Ich will was Richtiges...!“
 

Bei der lauten, verärgerten Stimme zuckte Harry merklich zusammen, doch die Hand, die auf einmal auf seinem Oberschenkel lag, beruhigte ihn schnell wieder.
 

„Das ist genauso nötig, wie Praxis“, erwiderte die weibliche Stimme wesentlich ruhiger und vollkommen unbeeindruckt. In dem Moment betrat Draco den Raum.
 

„H...H...Harry?,” fragte er verdattert, sah auf den Jungen am Tisch, der immer mehr versuchte, in seinem Stuhl zu versinken.
 

Sybilla betrachtete ihren zweiten Schüler ebenfalls sehr interessiert, lächelte aber dann: „Ein Elf“, stellte sie fest, während sie sich auf ihren Platz fallen ließ.
 

„Wa...?“
 

„Ich dachte, ich hätte dir das Sprechen korrekt beigebracht“, ertönte nun die nächste Stimme aus dem Hintergrund. „Gibt es einen Grund für...?“
 

Dann wurde auch Lucius still. Schlagartig. Sein Blick ruhte auf Harry. Mit wenigen Schritten hatte er den Raum durchquert, kniete vor dem Stuhl des Jüngeren: „Du siehst aus, wie deine Mutter“, flüsterte er gerührt.
 

Harry wusste nicht wirklich, was er tun sollte und es kostete ihn alle Mühe, nicht zurückzuzucken, als Lucius über seine Wange strich.
 

„Wie Lily...“
 

„Das Essen ist da", bemerkte Sybilla am Rande, während sie sich bereits auftat.
 

Das brachte Lucius schließlich dazu, sich zu setzen und seinen Teller zu füllen, seine Augen immer noch ungläubig auf Harry gerichtet.
 

„Draco, ist dir der Appetit vergangen?“, fragte Severus höchst amüsiert, während er eine Augenbrauch hochzog. „Setz dich, hör auf zu starren und iss.“
 

Harry starrte nur auf das Essen. Er hatte den Trank bereits getrunken, der automatisch an seinem Platz erschienen war, doch er brachte es nicht über sich, nach dem Essen zu greifen wie früher. Er hatte in den letzten Tagen mit den anderen am Tisch eine gewisse Abneigung gegen Fleisch entwickelt.
 

„Harry?“, fragte Severus besorgt, sah auf den Anderen herab.
 

„Ich... habe keinen Hunger“, flüsterte der, nicht wissend, wie er es sonst sagen sollte.
 

„Das ist Unsinn, du hast eine Woche lang nichts gegessen!“
 

„Aber...!“
 

In dem Moment ging Severus ein Licht auf. Natürlich! Wie hatte er das nur vergessen können! Harry war ein Elf und die Gene schienen stark durchgeschlagen zu haben. Er rief einen der Hauselfen, sprach leise zu ihm und kurze Zeit später erschien auf Harrys Teller ein großer Fruchtsalat. „Iss“, wiederholte Severus ruhig.
 

Langsam griff Harry nach seiner Gabel, begann tatsächlich zu essen, überrascht, dass es ihm schmeckte.
 


 

Inzwischen war es Nachmittag geworden. Harry und Draco saßen an einem Tisch und spielten ein einfaches Spiel, als Lucius eintrat. Severus hatte sich mit Sybilla im Labor verkrochen, um Heiltränke und Wolfsbann herzustellen und Harry hatte alle Mühe, dem Anderen nicht einfach hinterher zu rennen.
 

„Draco, warum spielst du so schlecht?“, wunderte Lucius sich, während er das Go-Brett betrachtete. Er wusste, sein Sohn spielte immer weiß, aber irgendwie sah es aus, als wäre er gerade schrecklich am Verlieren.
 

„Die Frage ist – warum ist er so gut?“, grummelte der Andere nur missgelaunt, bevor er aufsah: „Was gibt es, Vater?“
 

„Ich wollte nur sagen, dass wir morgen in die Rodes Alley gehen“, gab Lucius zurück. „Morgen Früh. Harry braucht endlich anständige Klamotten, ihr braucht beide neue Bücher und du wirst auch neue Sachen wollen.“
 

„Cool!“
 

„Allerdings werden wir alle außer Harry Veilsafttrank trinken.“
 

„Warum denn das? Wir werden doch nicht gesucht.“
 

„Müssen wir deswegen Risiken eingehen?“, fragte Lucius nur. Ich habe mit einigen Vertrauten im Ministerium gesprochen. Dumbledore scheint auch alles daran setzen zu wollen, das Malfoy-Vermögen zu beschlagnahmen, sobald er zum Minister gewählt worden ist. Das wird er zwar nicht schaffen, aber ich will auch kein unnötiges Risiko eingehen, dass er auch nur erfährt, in welchem Land wir uns aufhalten.“
 

Harry sah noch nicht einmal auf. All diese Maßnahmen waren nur wegen ihm nötig, das war ihm klar. Er hätte sich am liebsten in einer Sofaritze verkrochen.
 

Draco zuckte nur die Schultern, setzte seinen nächsten Stein: „Gut, dann morgen Früh“, stimmte er zu. Er liebte Einkaufen und er würde es in vollen Zügen genießen.
 


 

~°~°~Traum°~°~°
 

„Siri?“, fragte Harry ungläubig. „Siri, du...!“
 

„Ja, ich bin tot“, gab der Andere nur zurück. „Ich bin für dich gestorben, das weißt du doch. Ich bin in die Geisterwelt gefallen. Ich bin auf grausame Weise gestorben, falls du es vergessen haben solltest. Wegen dir und weil du nicht gesehen hast, wer der WIRKLICHE Feind ist!“
 

„Ich...!“
 

In dem Moment tauchte eine weitere blutüberströmte Gestalt auf. „Cedric?“, fragte Harry ängstlich.
 

„Du hast versagt“, gab der nur kalt zurück. „Wegen dir und deiner Teilnahme an einem Turnier bin ich tot!“
 

„Ich wollte das nicht!“
 

„Aber es ist passiert!“
 

„Ich...“
 

„Ja, du! Du hast versagt! Nur du! Wegen dir sind wir tot, wegen dir werden weitere Menschen sterben! Nur wegen dir!“
 

Verzweifelt sah Harry zu Sirius: „Bitte...“
 

„Was? Bitte stirb noch mal?“, fragte der eisig. „Ich denke nicht.“
 

In dem Moment änderte sich das Bild, er stand in einem schneeweißen Raum, Dumbledore vor ihm: „Dummer Junge! Du hast dich so leicht benutzen lassen“, höhnte der Mann belustigt. „Du bist so dumm, wie ich es mir erhofft hatte! So dumm und gutgläubig, wie deine Mutter! Es wird mir eine Freude sein, dir zu ihr zu helfen, aber vorher...“
 

Auf einmal zerrte der Magier einen weiteren Mann in die Halle an den Haaren.
 

„Severus...!?“
 

„Damit du noch etwas zu Sehen hast.“
 

Eine silbrige Klinge fuhr über den bereits mit unzähligen Kratzern und Schnitten übersäten Körper. Erst, als die Schreie des Älteren drohten, sein Trommelfell zu zerstören, rammte der weiße Magier dem Mann das Messer durchs Herz. Severus verstummte schlagartig.
 

„Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein!“
 

°~°~°Traum Ende°~°~°
 

„Nein, nein“, wimmerte Harry leise, als er aufwachte. Er merkte, wie ihm die Tränen über die Wangen rannen und er zitterte. Ihm war eisig kalt. An Schlaf war nicht zu denken, egal, wie erschöpft er war, ganz sicher nicht. Wie war er überhaupt wieder in sein Zimmer gekommen? Das Letzte, an das er sich erinnerte, war, dass er in einem Sessel vor dem Kamin im Wohnzimmer gesessen hatte.
 

Mit zitternden Beinen krabbelte er aus dem Bett, er hatte sich an ein Kissen geklammert, als er schließlich sein Zimmer verließ, ohne zu denken, den Gang entlang tapste, an einer Tür stehen blieb und sich dort an den Rahmen kuschelte. Es war kalt, aber das lag wohl eher weniger an der Temperatur. Es kam aus seinem Inneren.
 

Sirius, der ihm sagte, dass alles seine Schuld war. Severus, der vor seinen Augen getötet worden war...
 

Er begann erneut, zu weinen..
 

Etwas weckte Severus. Irritiert öffnete er die Augen, sah sich um. „Lumos!“ Das Zimmer wurde in sanftes Licht getaucht. Nichts. Aber er war doch nicht umsonst aufgewacht! Nicht mitten in der Nacht, nicht, nachdem er kaum mehr, als zwei Stunden geschlafen hatte, weil er mit dem Wolfsbann beschäftigt gewesen war, um den sich jetzt Sybilla kümmerte.
 

Unwillig schwang er seine Beine aus dem Bett, trat zum Fenster. Nichts. Gut, was...?
 

Hmmm?
 

Was war denn das? Ein Geräusch! Jemand.... der weinte? Der Geruch nach Tränen??
 

Ohne weiter nachzudenken, riss er seine Zimmertür auf – und wäre fast auf der Nase gelandet, weil er das Bündel Elend in seinem Türrahmen nicht gesehen hatte. „Harry! Was tust du denn hier?“, fragte er besorgt, als ihn die großen Augen verweint ansahen. Er kniete sich vor den Jüngeren, strich über dessen Arme: „Du bist ja eisig kalt. Seit wann sitzt du denn schon hier? Na, egal. Ich bring dich zurück ins..: “
 

“Nicht!“
 

Severus sah erstaunt zu Harry: „Was nicht?“, fragte er sanft.
 

„Ich will nicht... allein...“, der Junge versuchte, sein Gesicht im Kissen zu vergraben.
 

Ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen, hob Severus das zitternde Bündel Elend auf seine Arme und legte Harry in sein eigenes Bett, bevor er sich selbst wieder hinlegte und die Decke über sie beide zog. „Was ist los?“, hakte er erneut nach. Sanft, aber bestimmt.
 

„Du... Dumbledore... du bist... gestorben… !“
 

„Das ist Unsinn. Es war nur ein Alptraum, ich bin hier, direkt neben dir, beruhig dich.“ Er strich über die feuchten Wangen. „So leicht sterbe ich nicht, das solltest du inzwischen wissen“, fügte er hinzu.
 

Harry merkte, wie ihm tatsächlich langsam wärmer wurde. Er rollte sich gegen den Körper des Tränkemeisters zusammen, während das Zittern nachließ.
 

Severus schloss Harry in seine Arme: „Es ist alles gut, ich bin da, es war nur ein Traum“, redete er weiter auf sein kleines Bündel Elend ein. „Es ist alles wieder gut. Versuch, etwas zu schlafen. Ich bleibe hier.“
 

Harrys Reaktion bestand daraus, dass er sich noch heftiger an den Älteren krallte und selbst als er endlich wieder einschlief lockerte sich der Griff kaum.
 

„Na, das muss ja ein Alptraum gewesen sein“, murmelte Severus besorgt, während er das tränenfeuchte Gesicht beobachtete.
 


 

Zum ersten Mal, seit Harry denken konnte, wachte er auf und fühlte sich tatsächlich einigermaßen erholt. Er wusste nicht, was ihn geweckt hatte, doch es war egal. Er kuschelte sich einfach tiefer in die ihn umgebende Wärme, nicht bereit, sich der Welt in irgendeiner Form zu stellen. Hier war es zu schön.
 

Eine Hand strich seine Seite entlang, immer wieder. Es war so angenehm. Ja, das war es gewesen! Das hatte ihn geweckt! Die Bewegung!
 

Moment mal! Hände??
 

Nun wandte Harry sich doch abrupt um, sah die dunklen Augen über sich. „Pr...Severus?", fragte er leise und unsicher. Dann fiel ihm siedend heiß wieder ein, was in der vorhergehenden Nacht geschehen war. „Ich... es... es tut mir leid!“
 

Irritiert blickte Severus auf den Jüngeren: „Darf ich auch erfahren, wofür du dich entschuldigst?“
 

„Ich... ich mache nur... Ärger“, flüsterte Harry bedrückt. „Selbst jetzt noch. Ich... es tut mir leid!“
 

„Harry, das ist Schwachsinn, das habe ich dir schon mal gesagt. Du hattest Alpträume und hast irgendwo etwas Wärme gesucht. Es ist nur logisch, dass du dann zu mir gekommen bist“, erklärte er sanft, strich über die verzausten, langen Haare, die sich aus dem Zopf gelöst hatten, den der Jüngere über Nacht getragen haben musste.
 

„Warum?“
 

Severus lachte leicht: „Weil ich dein Gefährte bin. Es ist das einzig Logische für dich, meine Nähe zu suchen.“ Er hob eine Hand, packte seinen Zauberstab und beschwor die Kleider des Langhaarigen. „Na los, geh ins Bad, dusch dich und zieh dich um. Handtücher liegen im Schränkchen zur Genüge. Danach kümmere ich mich um deine Haare.“
 

Harry sah den Älteren verständnislos an. Warum hatte der nichts gegen seine Nähe? Warum ließ der zu, dass er ständig zu ihm kroch? Er wusste es nicht. Langsam griff er nach den Kleidern, die der Andere ihm reichte und verschwand in die angedeutete Richtung.
 

Severus sah dem Jüngeren besorgt hinterher. Harry war so fragil. Noch so unsicher und ängstlich. Er hielt sich selbst für vollkommen wertlos, das zeigte jede seiner Handlungen. Warum hatte er den Jungen nur je für verwöhnt gehalten? Warum war niemandem sonst aufgefallen, wie er misshandelt worden war?
 

Und um die Situation noch etwas zu verkomplizieren, verlangte es ihn immer stärker nach dem Blut seines Gefährten, um den Bund zwischen ihnen zu festigen und unlösbar zu formen. Er wusste, er konnte nicht mehr lange warten, um Harry als sein zu zeichnen. Vielleicht noch eine oder zwei Wochen, dann würde kein anderes Blut der Welt ausreichen, um ihn zu befriedigen oder zu sättigen.
 

Leise seufzend stand er selbst auf, sprach einen Reinigungszauber über sich und begann, in seine wie üblich schwarzen Kleider zu schlüpfen. Dieser Tag würde auch so noch anstrengend genug werden. Sie mussten in die magische Allee. Nicht nur für Schulbücher und Kleidung, Severus benötigte auch einige Tränkezutaten aus einer Apotheke. Ach ja, und außerdem wollte er Harry ein Geschenk besorgen. Immerhin hatte sein kleiner Gefährte einen sehr schmerzvollen Geburtstag gehabt.
 

Gerade, als er selbst fertig war und seine Haare mit einem Lederband gebändigt hatte, trat auch Harry wieder aus dem Bad, bekleidet mit einer einfachen, schwarzen Hose und einem dunkelroten, langärmligen Pullover. Der Junge zog sich immer an, als würde er frieren, wenn man ihn ließ. Das Schlimmste war, dass Severus ahnte, dass ihm tatsächlich kalt war, doch die Kälte, die er empfand, konnte nicht durch dickere Kleidung kompensiert werden.
 

Ein Grund mehr, den Bund schnell zu schließen. Dadurch würde er die Möglichkeit haben, zu spüren, wie es dem Jüngeren ging. Auch, wenn der sich mal wieder mit seinem schrecklichen Talent, in den größten Schwierigkeiten wiederfinden würde.
 

„Komm her“, meinte Severus ruhig und deutete auf einen Stuhl, auf den Harry sich setzte.
 

Rasch begann Severus, die nassen Haare mit seinem Zauberstab zu trocknen, bevor er nach der Bürste griff und sie ordentlich auskämmte, bevor er auch die Haare des Jüngeren mit einem einfachen, schmucklosen Lederband bändigte. Vielleicht sollte er nebenbei ein paar Haarspangen für Harry besorgen. In Silber, sie würden herrlich zu den nachtschwarzen Haaren passen. Vielleicht in Form eines Blattes oder Tierkopfes? Ja, und in Form einiger keltischer Symbole, vielleicht.
 

Lächelnd vermerkte er sich diese Idee auf seinem Einkaufszettel, als er das Band verknotete. „Fertig“, ließ er Harry wissen. „Komm, die anderen warten sicher schon mit dem Frühstück und dann müssen wir los. Unsere Liste ist lang.“
 

Harry war sprachlos, als der Ältere nach seiner Hand griff und ihn mit sich zog. Es war ein herrliches Gefühl, doch warum tat Snape das? Nur aus Pflichtgefühl heraus? Weil seine Natur der magischen Kreatur in sich ihn dazu zwang? Diese Idee bereite ihm fast schon körperliche Schmerzen.
 

Tatsächlich waren die anderen Drei alle schon am Frühstückstisch und sahen auf, als Severus mit Harry an der Hand eintrat und den Jüngeren auf dessen Stuhl manövrierte, bevor er sich selbst setzte. „Was?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue in Lucius Richtung, während er, ohne auch nur weiter darüber nachzudenken, eine der Waffeln mit Kompott auf den Teller des Elfen legte.
 

„Oh, nichts“, grinste der Angesprochene nur amüsiert, während er weiter aß, wobei er aber noch einen kurzen, amüsierten Blick mit Sybilla austauschte, was auch Draco nicht entging, der nur den Kopf schüttelte, während er nach der Zeitung griff, mit der sein Vater sich gerade beschäftigt hatte.
 

„Oi, Harry! Glückwunsch! Du gehörst jetzt zu den meistgesuchten Schwerverbrechern des Landes“, gab der Blonde nach einem kurzen Blick auf den Artikel auf der ersten Seite bekannt. „Gesucht für Mord, Raubmord und den Versuch, zu einem zweiten Voldemort zu werden! Ist das herrlich!!“
 

Harry wurde nur noch blasser, er hatte das Gefühl, das Essen bliebe ihm gerade im Hals stecken.
 

Warum? Warum tat Dumbledore ihm das an? Er? Voldemort? Er wollte nichts weiter, als sein Leben zurück! Er hatte keinerlei Ambitionen zur Macht oder sonst etwas! Er hasste es doch sogar schon, irgendwen zu schlagen! Er hatte geweint, als er gezwungen gewesen war, seinen Gegner zu töten!
 

Er spürte eine Hand, die sich auf sein Knie legte, es kurz versichernd drückte, sah zu seinem ehemaligen Professor, der ihn anlächelte. Komisch. Dass er überhaupt so lächeln kann – er sieht so anders aus, wenn er es tut...
 

„Sie werden dich nicht finden.“
 

Harry sah zu Sybilla, die ihn fixiert hatte. „Selbst wenn die Auroren vor dir stehen würden, sie würden dich einfach nicht erkennen. Du hast dich vollkommen geändert, selbst deine genetische Struktur ist anders. Du bist so sicher, wie es nur möglich ist.“
 

Harry nickte langsam, nahm den roten Trank, den Severus ihm in dem Moment in die Hand drückte, würgte das übel schmeckende Zeug ohne ein Wort herunter, bevor er noch ein, zwei Bissen aß und er nur noch lustlos im Essen herumstocherte.
 

Draco sah betreten zu seinem Vater. Das hatte er nicht gewollt. Er hatte nur die Stille etwas lockern wollen. Nach einer Weile vertiefte er sich wieder in die Zeitung, überrascht über die lächerlichen Märchen, die dort zu lesen waren. Er konnte nicht glauben, dass es Leute gab, die das für voll nehmen würden und doch sagte ihm sein Verstand, dass es kaum Leute geben dürfte, die NICHT daran glauben würden.

Tarun

Etwa zwei Stunden später standen alle auf der Rodes Alley und sahen sich um.
 

„Kleidung zuerst“, meldete Lucius sich zu Wort und blickte seine beiden Söhne an. Dracos Gesicht sah seltsam aus, doch das war die Schutzrüstung, die er trug. „Das ist erst mal das Wichtigste. Sybilla, kümmerst du dich um Bücher?“
 

„Sicher“, seufzte die nur und marschierte zu dem Buchladen, den sie bereits ausgespäht hatte. Sie kam von hier, sie kannte sich aus.
 

„Gut, ihr beiden. Los jetzt.“ Er schob seine Jungs zu dem Bekleidungsgeschäft.
 

„Ich stoße gleich zu euch, ich muss etwas erledigen“, meldete Severus sich schließlich zu Wort, lächelte Harry noch einmal schnell zu und verschwand in die entgegengesetzte Richtung, wo er nach etwas suchen tatsächlich ein Schmuckgeschäft fand. Er trat ein, sah sich aufmerksam um. Gut, wo sollte er mit der Suche beginnen?
 

„Kann ich behilflich sein?“
 

Severus wandte sich zu der Hexe hinter dem Tresen um, nickte dann: „Ich suche Haarspangen aus Silber, am besten mit einem Ortungszauber drauf.“
 

„Einen Moment bitte“, gab die ältere Dame zurück, verschwand kurz hinter einem Vorhang und brachte einige schwarz ausgelegte Schachteln zur Ablage, bei der Severus stand. „Das hier hätte ich gerade im Angebot“, informierte die Frau ihn.
 

Der Tränkemeister ließ seinen Blick über die Auslage schweifen, bis sein Auge an einer besonders filigran gearbeiteten Spange hängen blieb. Sie glänzte in mattem Silber und schien aus unzähligen, kleinen Ranken mit Blättern und Blüten zu bestehen. Sie war mit Saphiren besetzt und war ein kleines Kunstwerk für sich.
 

Auch die Spange daneben interessierte ihn. Es war ein einfaches, ausgeformtes Blatt aus Matt- und Glanzsilber. Zwei Schachteln weiter fand er schließlich das letzte Stück, das ihm gefiel. Eine Spange mit einem keltischen Knoten darauf.
 

Zufrieden nickend nahm er die drei Spangen und trat zur Kasse, wo sein Blick von einem Paar Armspangen gefangen genommen wurde. Sie waren wunderschön. Die eine bestand, wie die Haarspange, aus Ranken, der andere Reif war viel einfacher, die Blätter waren nur in das Silber eingeprägt. Er deutete auf die Box: „Die drei Spangen und die beiden Armreifen.“
 

Die Hexe nickte freundlich lächelnd: „Sehr wohl. Das sind dann bitte 200 Galeonen, 34 Sickel und 8 Knuts.“
 

Ohne ein Wort legte Severus den hohen Betrag auf den Tresen, dankbar für das Erbe seiner Mutter, von dem Niemand auch nur etwas ahnte und griff dann nach der Tasche, die ihm gereicht wurde.
 

Langsam lief er zurück zu dem Bekleidungsgeschäft zurück. Er wusste, Lucius und Draco konnten Stunden in solchen Geschäften verbringen und dabei entwickelte er immer extreme Fluchtgedanken. Er betrachtete einige der Schaufenster interessiert und kaufte schließlich noch eine Menge Zutaten aus der Apotheke, um seine Tränke vervollständigen zu können. Erst, als er alles geschrumpft und in seine Tasche gesteckt hatte, betrat er schließlich den Laden.
 

Er sah sich um, fand nur zu bald Lucius, der mit einem Angestellten debattierte, während Harry mit ratlosem Gesicht daneben stand und zwischen den beiden Männern hin und her blickte, während auch noch Draco immer wieder seine Meinung zum Besten gab. Als er näher kam, hörte er auch, dass es um Farbdebatten ging.
 

Er trat mit hinzu: „Wie weit seid ihr?“, fragte er, sah, wie sich die grünen Augen seines Gefährten auf ihn richteten, zu leuchten begannen. Ein seltener Anblick, in der letzten Zeit. Das Grün wirkte wieder richtig lebendig.
 

„Oh, Harry ist abgemessen und so weit fertig, wir diskutieren nur noch über Farben“, gab Lucius zurück.
 

„Weiß, silber, dunkelblau, grün und weinrot“, gab Severus trocken zurück. „Ich nehme ihn mit, während ihr hier weiter debattiert, wir treffen uns in zwei Stunden in dem kleinen Gasthaus am Ende der Straße.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, packte er die Hand des Schwarzhaarigen zwischen den beiden Blonden und zog ihn aus dem Laden.
 

„Danke.“
 

„Wofür?“, fragte Severus verwundert.
 

„Für die Rettung vor denen da drin“, nuschelte Harry erleichtert. Es war ihm alles zu viel geworden, wie die Drei über seinen Kopf hinweg über Schnitte, Farben und Umhänge debattiert hatten.
 

Severus lachte: „Gut zu wissen, dass ich nicht befürchten muss, dass du mich auf lange Einkaufstouren schleppen wirst! Ich hasse so etwas nämlich!“
 

Was für ein Anblick sein schnippischer, zynischer, unfairer, kalter Lehrer, der hier und jetzt neben ihm ging, seine Hand in der eigenen, und lachte! Wenn er das doch nur seinen Freunden zeigen hätte können! Neville hätte sicher keine Angst mehr vor ihm gehabt... Neville... Dean... Luna... wann würde er die Anderen wohl wiedersehen? Würde er sie je wieder sehen? Was würden sie von ihm denken? Er wusste es nicht und er hatte Angst, es zu erfahren. Er riss sich am Riemen, Severus musste das nicht mitbekommen.
 

Sie liefen beide nebeneinander wortlos die Straße hinab, betrachteten die Schaufenster. Bei einem Laden für Quiddich-Zubehör stand Harry lange, doch er wollte nicht rein gehen, als Severus ihn danach fragte. Es hätte ihm zu weh getan.
 

Stattdessen zog er selbst den Anderen weiter.
 

Vor einer magischen Menagerie blieben sie erneut stehen und betrachteten eine Weile die Dinge im Schaufenster, bevor Harry protestieren konnte, zog der Ältere ihn hinein.
 

Harry sah sich selbst wieder als Elfjährigen, der in einem solchen Laden von Hagrid sein erstes Geschenk erhalten hatte. Hedwig. Seine Schneeeule und einzige wirkliche Vertraute. Der geduldige, sanfte Vogel, der überall aufgefallen war.
 

Severus zog Harry in den Tierladen, einfach einem Gefühl folgend. Er beobachtete die Gefühle und wohl auch die Erinnerungen, die dabei über das schmale Gesicht huschten. Er selbst hatte noch ein gutes Bild von der weißen Eule im Kopf und er wusste, wie schwer es war, seinen Tierfreund zu verlieren.
 

Hilflos sah Harry sich um. Er wusste, er stand kurz vor einem neuen Tränenausbruch, als seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt wurde. In einem der Käfige lag ein kleines Tierchen, es glich einem sehr jungen Panter und war vollkommen schwarz bis auf eine silberne Pfote und einen silbernen Kringel um den langen Schwanz. Ein wunderschönes Tier, das ihn aus großen, hilflosen und auch traurig wirkenden goldenen Augen ansah. Er kniete sich vor den Käfig, sah, wie das Tier auf ihn zukroch, an den Fingern leckte, die er in den Käfig gesteckt hatte.
 

Leise trat er zu dem Verkäufer, deutete auf den Käfig und zahlte wortlos die horrende Summe für das magische Tier, bevor er zu Harry trat und den Käfig rasch öffnete, nachdem er vorsichtig die Finger des Jüngeren zwischen den Stäben weggezogen hatte.
 

Der Tränkemeister hob das Tier aus dem Käfig, legte es in Harrys Arme: „Das ist mein nachträgliches Geburtstagsgeschenk“, lächelte er und er wusste, er hatte richtig gehandelt, als er die leuchtenden Augen seines Gefährten sah.
 

Harry starrte eine Weile sprachlos auf das in seinen Armen zusammengerollte Bündel, sah dann zu Severus auf. Er merkte, wie sein Gesicht sich aufhellte, mit dem freien Arm umarmte er Severus spontan: „Danke“, flüsterte er gerührt.
 

Severus lächelte. Es war das erste Mal, dass Harry so aus sich herausgegangen war, er strich über die seidigen Haare. „Es ist ein Janure-Baby. Ein magischer Panther, der seinen Herrn, den er nur selbst wählen kann, bis in den Tod beschützen wird. Sie können die Größe ändern und ihre Herrn tragen. Und der Kleine – er hat dich definitiv erwählt, würde ich mal sagen.“
 

Harry lächelte den Kleinen in seinen Armen an. „Er heißt Tarun“, erklärte Harry, nachdem er dem Kleinen eine Weile gelauscht hatte. Er verstand ihn, wie er Schlangen verstand, ohne Probleme.
 

Severus streichelte über das weiche Fell und ließ ihn an der Hand schnüffeln.
 

„Er mag dich.“
 

„Das hoffe ich für ihn, denn dich gibt es nur im Doppelpack“, stichelte er amüsiert, während er kurz über Harrys Gesicht strich.
 

„Die Dinge, die Sie brauchen werden“, gab der Kassierer leise bekannt, hielt Severus ein weiteres geschrumpftes Päckchen hin. „Eine Liste mit Dingen, die es fressen kann, die Babymilch, die es noch ein oder zwei Monate brauchen wird, ein Schlafkörbchen, dass sich der Größe anpassen kann und ein paar Spielsachen.“
 

Severus nahm das geschrumpfte Päckchen, ließ es zu den anderen in seine Tasche fallen und nahm Harry mit aus dem Laden, führte ihn den Rest der Straße entlang in das kleine Wirtshaus, wo sie sich an einen Ecktisch im Halbdunkel setzten, wo sie nicht beobachtet werden würden.
 

Harry setzte seinen neuen Tiergefährten auf den Tisch vor sich, begann mit ihm zu spielen und zum ersten Mal verschwand der größte Teil des gejagten Ausdrucks aus dem angespannten Gesicht, so wie es normalerweise erst geschah, wenn sie beide allein waren, wie in dieser Nacht.
 

„Was ist denn das?“, kam in dem Moment die belustigte Stimme. Sofort sammelte Harry das kleine, fauchenden Fellknäuel ein, sah auf, direkt in das Gesicht seines... Vaters. Immer noch ein wirklich seltsamer Gedanke. Er lächelte vorsichtig: „Severus hat ihn mir geschenkt“, gab er leise zurück. „Das ist Tarun.“
 

Lucius hob eine Augenbraue zu seinem Freund, nickte aber, als er den glücklichen Schimmer in den Augen seines sonst so ängstlichen Sohnes sah. „Noch ein Hausbewohner mehr“, stellte er fest, setzte sich ebenfalls.
 

Draco betrachtete das Tier neugierig, bevor er schließlich kommentierte: „Süß. Ich hätte ja auf eine Schlange getippt.“
 

Severus grinste: „Wieso? Er ist selbst eine, warum sollte er noch eine brauchen? Eine Giftschlange im Haus ist vollkommen ausreichend.“
 


 

„Nein...“, wimmernd und in sich zusammengerollt wachte Harry erneut auf, als eine kleine Zunge über sein Gesicht fuhr. Er hatte schon wieder geträumt. Und wieder hatte Sirius vor ihm gestanden, die Hände rot von Blut, dass daran herabgelaufen war, die Vorwürfe in den Augen. Remus, der da gesessen hatte, mit stumpfem Blick und dem stummen Vorwurf dafür, dass sein bester Freund tot war – wegen ihm.
 

Seine Eltern, die sich für ihn geopfert hatten.
 

Und am Ende Severus, der einen blutigen, schrecklichen Tod gestorben war. Mit einem Messer in der Brust und Wunden über dem gesamten Körper, aus denen das Blut in Strömen gelaufen war. Dunkel und zähflüssig.
 

Er weinte immer noch, während er Tarun in den Arm schloss und sich aus dem Bett schwang. Es war sinnlos, zu versuchen, in den durchgeschwitzten Laken noch einmal auch nur die Augen zu schließen. Erneut wanderte er ziellos durch das Haus, bis er schließlich wieder vor der Tür des Tränkemeisters stand.
 

Sekundenlang erwog er ernstlich, zu klopfen, doch er wollte den Anderen nicht wegen seiner Dummheit wecken. Also setzte er sich wieder nur in den Rahmen, lehnte sich eng gegen die Tür. Er merkte gar nicht, wie Taruns Krallen gegen das Holz glitten, während er so tief in seinen Gedanken versunken war. Seien Hände glitten wie von selbst gegen das weiche Fell, während die Tränen weiter flossen, ohne das er etwas dagegen tun konnte.
 

Es war die zweite Nacht in Folge, dass Severus mit einem seltsamen Gefühl in der Magengrube aufwachte, nur diesmal war sein erster Gedanke tatsächlich Harry. Er roch die Tränen sofort wieder. Der einzige Unterschied waren die schabenden Laute an der Tür.
 

Leise seufzend schwang er seine Beine aus dem Bett. Warum kam der Junge nicht einfach rein oder klopfte wenigstens, statt sich da draußen den Tod holen zu wollen! Er trat zur Tür. Öffnete sie und sah herab – direkt in die vollkommen verweinten Augen des Jüngeren, der sich an seinem neuen Haustier festhielt, dass damit beschäftigt gewesen zu sein schien, einen geheimen Eingang in das Holz zu schaben.
 

Ohne ein Wort hob er Harry auf, trug ihn zu dem großen Bett, legte ein Kissen auf den Boden und platzierte das Tier dort, bevor er sich zu seinem Gefährten setzte: „Harry, es ist gut. Du hast nur wieder geträumt“, begann er dann, auf den Jüngeren einzureden. Ruhig und mit leiser Stimme. „War es derselbe Traum, wie gestern?“
 

Harry antwortete nicht, er warf sich, ohne nachzudenken, in Severus’ Arme. Er musste dessen Herz schlagen hören, um sich wieder zu beruhigen. Es war einfach alles zu viel für ihn. Viel zu viel. Die Angst, den Älteren, der ihm auf einmal so viel bedeutete, zu verlieren. Er verstand sich selbst nicht, oder auch nur die Bedeutung des Wortes Gefährte. Schon gar nicht den Fakt, dass er einen davon haben könnte.
 

Er wollte auch nicht reden, er wollte nur gehalten werden, sich nur sicher sein können, dass nicht alle tot waren, die ihm etwas bedeuteten, dass nicht jeder ihm die Schuld gab. Das reichte ihm schon.
 

Severus schloss Harry fester in seine Arme, versuchte, den Jüngeren zu beruhigen. Er wusste, er musste am nächsten Tag endlich in Ruhe mit seinem Gefährten über diese Träume und die Angewohnheit sprechen, seinen Türrahmen mit einem Bett zu verwechseln. Er musste sich etwas einfallen lassen. Aber das hatte erst mal Zeit.
 

Sanft legte er den Langhaarigen auf eines der Kissen, deckte ihn zu und legte sich dann ebenfalls hin, nur um Sekunden später wieder volle Arme zu haben. Er sagte kein Wort, hielt Harry einfach nur fest. Er wusste, der Junge brauchte Nähe. Dringend. „Sch... ich bin da. Schlaf. Es ist kaum Mitternacht. Du musst dich ausruhen“, beharrte der Tränkemeister mit seiner neuen, sanften Stimme ihm gegenüber.
 

Er beobachtete, wie Harry nach einer ganzen Weile endlich aufgab und die hellen Augen endlich wieder zufielen. Es dauerte fast eine Stunde, bis der Junge endlich wirklich wieder schlief.
 


 

Die Sonne schien schon lange in das große Zimmer. Severus war auch schon seit fast zwei Stunden wach, doch er traute sich nicht, sich auch nur zu bewegen, er wollte den Jungen, der sich quer über ihn gelegt hatte, wohl, weil seine Brust bequemer zu sein schien, als die Kissen, die sich im Bett stapelten, nicht wecken.
 

Er lächelte leicht, strich über das nun wieder entspannte Gesicht.
 

„Harry.“
 

Der Jüngere grummelte nur, kuschelte sich zurecht und schlief ungerührt weiter, ohne auch nur Zeichen von Erwachen zu zeigen.
 

„Harry, wach auf“, forderte Severus den Jungen belustigt auf. Es war elf Uhr vormittags und in einer Stunde würde es schon Mittagessen geben. Er hatte zwar einen Hauself zu Lucius geschickt, um dem zu sagen, wo Harry und er blieben, doch der Junge musste was essen. Er konnte nicht jede Mahlzeit verschlafen.
 

Harry grummelte leise, als er die Stimme hörte. Er wollte nicht aus der herrlichen Wärme herauskommen, wollte weiter schlafen, weit weg von den Alpträumen, die ihn sonst verfolgten, doch die Stimme war zu penetrant.
 

Er versuchte noch einmal, sich zurecht zu ruckeln, um weiter zu schlafen, doch die Hand, die über sein Gesicht strich, hinderte ihn effektiv daran.
 

„Gleich komm ich mit kaltem Wasser“, warnte Severus.
 

„Ich bin schon...“, nuschelte Harry geschlagen während er begann, sich aufzurichten und den Älteren anzusehen. Er konnte es nicht glauben, er hatte schon wieder bei seinem ehemaligen Professor geschlafen! Er wurde noch nachträglich rot, doch es ließ sich nicht bestreiten, dass er hier einfach wirklich gut schlief.
 

Severus lächelte, nickte, strich nachdenklich über Harrys Hals: „Was hast du geträumt?“, fragte er schließlich leise.
 

Sofort war Harrys gute Laune so gut, wie weggeblasen. Er sah Severus bittend an. „Ich... will darüber... nicht reden...“
 

„Du musst. Sonst wird es nur schlimmer.“
 

Der Langhaarige rollte sich in sich selbst zusammen und Severus dachte schon, er würde sich gar nicht mehr rühren, als der auf einmal zu sprechen begann: „Sirius... er stand da und... hat mir seine... blutigen Hände hingehalten... gesagt... dass ich an allem Schuld bin und Remus... er ist einfach von mir... weggegangen und du... du bist schon wieder... schon wieder vor meinen Augen gestorben“, flüsterte Harry tonlos, nicht sicher, ob der Ältere ihn überhaupt gehört hatte.
 

Severus hob eine Augenbraue, schloss Harry wieder in seine Arme: „Dein Pate mag ein dummer Trampel gewesen sein, aber glaub mir, dir hätte er nie an irgendwas die Schuld gegeben. Nur daran, dass du dir selbst alles so schwer machst. Und was den Werwolf angeht – bevor er dir so etwas antun würde, müsste noch viel passieren“, korrigierte er leise. „Außerdem sage ich es dir auch gerne noch einmal: So leicht lasse ich mich von nichts und niemandem umbringen. Ich bin hartnäckig.“ Er küsste Harry, ohne auch nur nachzudenken, auf die Seite des Nackens, wo die Haare nicht hingen.
 

Der Jüngere sah den Anderen nur mit großen Augen an: „Aber... es war so...echt!“
 

„Das haben die schlimmen Alpträume nun einmal so an sich“, gab der Tränkemeister zu bedenken. „Und wenn das nächste Mal was ist, klopfst du einfach und kommst rein, ich habe nicht abgeschlossen. Der Flur ist kein Ort, an dem man schlafen sollte. Gut?“
 

Was blieb ihm schon übrig, als zu nicken?
 

„Dann ist das ja geklärt.“ Er holte tief Luft: „Harry, da ist noch was, dass wir besprechen müssen.“
 

Ängstlich sah Harry auf. Kam jetzt die Bombe? Wurde er jetzt wieder weggestoßen? Seine Hand verkrampfte sich automatisch im Bettlaken.
 

Severus, dem das nicht entging, legte sanft eine Hand über die des Jüngeren, drückte sie: „Harry, ich habe dir gesagt, dass ich ein Vampyr bin, nicht wahr?“
 

Der Jüngere nickte langsam. Ja, da war etwas gewesen.
 

„Weißt du etwas über meine Rasse?“
 

„Wenig“, nuschelte Harry langsam.
 

„Was weißt du?“
 

„Dass... dass Vampyre natürlich geboren wurden, nicht künstlich geschaffen, dass sie deswegen ihre Seelen noch haben... und im Tageslicht sein können, auch, wenn sie es normalerweise nicht... sonderlich mögen...“
 

Severus nickte: “ Das ist korrekt“, stimmt er zu. „Weißt du, was geschieht, wenn wir unsere Gefährten gefunden haben?“
 

Harry schüttelte nur den Kopf. Er verstand nicht, worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte.
 

„Wir müssen unseren Gefährten zeichnen, um andere von ihm fern zuhalten. Und dazu müssen wir ihr Blut trinken.“ Nach dieser Offenbarung schwieg Severus, sah den Jüngeren abwartend an.
 

„Ich... du musst von mir... trinken“, flüsterte Harry nach einer Weile.
 

„Ja.“
 

„Wird...es weh tun?“
 

„Kaum“, gab Severus ehrlich zurück. "Es wird am Anfang stechen, aber mehr nicht.“
 

„Nur... nur trinken?“, fragte Harry unsicher noch einmal nach. Er wusste nur zu gut, dass viele Bindungen Sex verlangten.
 

Der Tränkemeister konnte die Gedanken des Anderen körperlich greifen, fasste Harrys Kinn so, dass der Jüngere ihn anblicken musste: „Nur trinken. Ich weiß, was geschehen ist, Harry. Ich weiß, dass du Zeit brauchen wirst, das war mir von Anfang an klar.“ Er strich eine der schwarzen Strähnen hinter das spitze Ohr. „Nur muss ich es bald tun“, fügte er leise an.
 

Harry wurde weiß, bei diesen Worten. Natürlich wusste der Ältere, was geschehen war, doch er fand es einfach nur schrecklich. Warum wollte Severus seine Zeit mit jemandem verschwenden, der so dreckig war, wie er? Kurz wollte er von dem Anderen abrücken, doch sofort legten sich die Arme wieder um ihn, nahmen ihm so jede Fluchtmöglichkeit und jeglichen Fluchtwillen.
 

Er sah zu dem Älteren auf: „Wenn... wenn du mich zeichnest, kannst du nie... nie wieder weg“, stellte Harry leise in den Raum.
 

Severus lachte leise auf: „Du hast deine Hausaufgaben immer noch nicht gemacht: ich kann ohnehin nicht von dir weg. Du bist mein Gefährte. Außerdem – wer sagt, dass ich das wollte?“, fragte er sanft.
 

„Aber... ich bin ein Freak!“
 

„Das ist Unsinn!“, beharrte Severus ruhig. „Das ist absoluter Unsinn! Harry, du unterschätzt dich selbst vollkommen. Du bist wunderschön. Ich will dich gar nicht mehr hergeben, verstehst du?“, seine Stimme klang sanft, beschwörend. Er hätte nie gedacht, dass sich unter der fröhlichen Fassade, die der Junge in Hogwarts immer getragen hatte, solche Unsicherheit verbarg. Auch dafür war Dumbledore verantwortlich...
 

Harry sah den Anderen mit großen Augen an: „Du... willst...?“
 

„Ich will nicht weg, nein. Also hör auf, an so was auch nur zu denken.“
 

„Ich...“, Harry atmete tief ein: „Wenn... wenn du willst... kannst du... kannst du trinken...“
 

Severus sah den Jüngeren ernst an: „Bist du dir sicher?“, fragte er sanft. „Ich kann nicht mittendrin aufhören, wenn ich einmal begonnen habe. Das musst du wissen.“
 

Harry sah in die nachtschwarzen Augen des Älteren. Er liebte dessen beruhigende Nähe und er wusste, dass sein ehemaliger Professor ihm nie weh tun würde, wenn es sich vermeiden ließe. So oft hatte der Mann ihn gerettet, als er noch in der Schule gewesen war. Nein, er vertraute Severus vollkommen und blind. „Ja.“
 

Der Tränkemeister lächelte, schob eine weitere, verirrte Strähne von Harrys Nacken, fuhr über die Halsschlagader. Er spürte, wie sich der Herzschlag seines Geliebten fast verdoppelte, doch Harry zuckte auch nicht zurück. Er lehnte sich weiter gegen den Älteren, schloss vertrauensvoll die Augen.
 

Harry war überrascht, als er die Lippen des Älteren auf seiner Haut spürte, sanft und liebevoll verteilte Severus Küsse. Der Jüngere konnte es kaum fassen. Es fühlte sich so herrlich an! Er bog seinen Hals durch, bot dem Anderen so noch mehr Angriffsfläche.
 

Als Harry sich offensichtlich ganz entspannt hatte, fuhr der Tränkemeister schließlich seine Fänge aus, stieß sie durch die feine Haut. Er spürte wie Harry kurz zusammenzuckte, strich mit einer Hand sanft über dessen Seiten, hielt ihn mit einem starken Griff fest. Wenn er sich zu sehr bewegen würde, würde er sich nur selbst weh tun.
 

Sekundenlang spürte Harry ein seltsames Stechen, doch dann war der Schmerz einfach nur weg. Er merkte, wie der Arm um seine Taille ihn fester hielt, lehnte sich zurück, entspannte sich wieder. Es war ein seltsames Gefühl, sein eigenes Blut aus sich herausfließen zu merken – auf diese Weise.
 

Severus wusste es nach dem ersten Tropfen: er würde nie wieder anderes Blut genießen können. Langsam saugte er mehr aus der Wunde, merkte, wie die Wärme, die er spürte, in den Körper des Jüngeren lief.
 

Er trank, bis er wusste, dass es ungesund für Harry gewesen wäre, weiter zu machen, ließ seine Fänge sich wieder einfahren und leckte über die beiden Löcher, um sie so wieder zu schließen. Er beobachtete, wie sein Zeichen sich auf der Haut abzuheben begann. Der Silberphoenix und die Schlange bildeten sich dort wie ein Tattoo heraus.
 

Er begann, die Linien mit den Fingern nachzuzeichnen. Er hasste den Phoenix, nicht, dass er hässlich gewesen wäre, doch er erinnerte Severus immer an den Teil seiner Eltern, den er so gern vergessen wollte. „Mein Elf“, stellte er schließlich leise fest, küsste das Zeichen, bevor er fragte: „Ist alles in Ordnung?“
 

Harry nickte einfach nur, ohne sich sonst groß zu bewegen.
 

„Dann komm, wir müssen zum Essen.“ Doch bevor er Harry losließ, legte er noch einen Zauber auf das Zeichen am Hals. Er wollte nicht, dass irgendwer die Wahrheit erfuhr. Harry würde er sie natürlich erzählen, aber sonst erst mal niemandem. Es war viel zu riskant – fürs Erste. Ohne auch nur nachzudenken, küsste er Harry flüchtig auf die Stirn und verschwand anschließend im Bad.
 


 

Es war inzwischen Nachmittag geworden, Harry saß wieder im Garten, mit einem Buch auf den Knien. Ein Buch über Vampyre, dass Lucius ihm mit einem wissenden Grinsen gegeben hatte, als er nach Informationen gesucht hatte – nach dem Unterricht, verstand sich. Sybilla hatte sie beide, ihn und Draco, erbarmungslos dran genommen.
 

Ein Gutes hatte es – es hatte Harry abgelenkt und Draco von den Fragen abgehalten, die in seinen Augen geschimmert hatten. Er war erschöpft vom Training, Sybilla hatte gesagt, dass es daran lag, dass sein Körper sich immer noch nicht erholt hatte. Weder von dem, was bei den Dursleys geschehen war, noch von seiner Transformation.
 

Er blätterte eine Seite weiter.
 

Ein Vampyr findet nur einen einzigen, passenden Gefährten in seinem Leben. Diese Rasse erkennt ihre Gefährten an dem Geruch und an dem Geschmack des Blutes sowie an einer Art Magnetismus, die selbst dann schon einsetzt, wenn der Gefährte seine Volljährigkeit oder sein Erbe noch nicht erreicht hat.

Ein Vampyr ist gegenüber seinem Gefährten sehr besitzergreifend und würde ihn oder sie in jeder Situation fraglos verteidigen und schützen. Er kann nicht zulassen, dass dem Gefährten etwas geschieht und wird Rache verlangen, für alles, was dieser Person widerfahren ist.

Der Gefährte dieses Wesens trägt eine besondere Stellung in der magischen Welt. Ein Vampyr erwählt sich normalerweise keinen anderen seiner eigenen Rasse, sondern ein anderes, magisches Wesen, dass eine ähnliche Lebensdauer hat. Durch seinen Gefährten braucht der Vampyr kein Fremdblut mehr, er kann sich nur von seinem Gefährten ernähren, der nach der ersten Bindung die besondere Gabe erhält, verlorenes Blut so schnell zu ersetzten, wie es seinen Körper verlässt, so dass nicht die Gefahr für den Vampyr besteht, seinen Gefährten unbeabsichtigt zu töten.

Auch hat nur dieser Gefährte die Fähigkeit, eine Rage zu unterbrechen, die ähnlich dem Blutrausch eines normalen Vampirs ist. Daher werden diese Gefährten auch vom Gesetz geschützt und es wird ihnen möglich gemacht, ihre Gefährten immer zu begleiten, um diese im Notfall beruhigen zu können....
 

Harry schloss die Augen, lehnte sich an den Baum zurück und musste wieder an den flüchtigen Kuss am Morgen denken. Es war so schön gewesen. Die beiden Male, die er bei Severus geschlafen hatte, hatten seine Alpträume ihn nicht gejagt, wie sie es sonst immer taten.
 

Als er eine kleine Tatze auf seinem Buch sah, klappte er es zu, hob stattdessen Tarun auf, kraulte das kleine Tierchen und gab ihm ein kleines Leckerli. „Du bist ein ganz Süßer“, lächelte er, beobachtete, wie das Tier sich auf seinem Schoß streckte, gähnte, sich anschließend zusammenrollte und einschlief.
 

Er selbst versackte auch wieder in seinen Gedanken. Sein ehemaliger Professor war sein Gefährte... ein Gedanke, der ihm immer noch so seltsam und unwirklich vorkam, wie ein schöner Traum, den er nie gehabt hatte. Er – einen Menschen ganz für sich alleine. Jemand, der immer für ihn da war?
 

Abwesend streichelte Harry sein kleines Tierchen. Er hatte sich noch nie so unsicher gefühlt, wusste nicht, was er zu erwarten hatte. Egal, wie schrecklich es bei den Dursleys gewesen war, er hatte immer gewusst, was kommen würde. Seine Welt war noch bis vor so kurzer Zeit schwarz-weiß gewesen. So einfach, gut und böse. Voldemort und Dumbledore.
 

Doch nun hatte sich alles verändert. Auf einmal hatte er einen Feind, mit dem er nie gerechnet hatte, der viel mächtiger war, als er selbst, obwohl er doch nur alles getan hatte, um eben diesem Menschen zu gefallen, den er immer als seinen Retter gesehen hatte. Er hatte alles verloren und die Menschen, die er, wenn nicht als Feinde, so doch eher als Gegner gesehen hatte, waren es, die ihm geholfen hatten, ohne Fragen zu stellen. Er kam mit all den Veränderungen nicht wirklich klar...
 

„Oh... da bist du.“
 

Harry sah überrascht auf: „Severus“, stellte er fest. „Hab... ich was verpasst?“
 

„Nein“, gab der Tränkemeister zurück, setzte sich neben Harry und sah auf das Buch. „Ich habe dich gesucht. Sybilla meinte, du wärest müde gewesen und sie hätte gesagt, dass du dich etwas raus setzen sollst.“
 

Harry verzog seinen Mund zu einem schiefen Lächeln: „Ist schon.. in Ordnung. Ich bin nur etwas... müde.“
 

Severus strich Harry sanft eine der losen Strähnen des offenen Haares aus dem Gesicht: „Du hast eine anstrengende Zeit gehabt.“ Sie saßen eine Weile lang einfach nur so da, bis Severus nach dem Buch griff: „Was Interessantes gefunden?“, neckte er.
 

„Hmmm...“, nuschelte Harry nur zurück. „Ich wollte einfach...“
 

„Sicher“, lächelte Severus. „Wenn du etwas wissen willst, kannst du mich auch gern einfach fragen.“
 

Harry nickte dankbar. „Du... wie oft... musst du trinken? Blut, meine ich?“, fragte er schließlich.
 

Der Tränkemeister überlegte kurz. „Nicht oft. Und es musst auch nicht immer du sein. Einmal in der Woche, in der Regel. Ich bin alt genug, um nicht öfter trinken zu müssen.“
 

Harry lächelte nur schüchtern: „Du... kannst ruhig von mir... trinken.“
 

Severus streichelte Harry sanft. „Danke“, gab er zurück, ohne sich seine Erleichterung anmerken zu lassen. Seit diesem Morgen, seit er Bund fast vervollständigt war, konnte er die Unsicherheit nicht nur sehen, sondern er spürte sie. Und von dort aus die Gedanken des Jüngeren zu erraten, war keine Arbeit mehr. Severus wusste, er würde Harry nur zeigen können, dass er sich irrte.
 

Gerade, als Severus dazu ansetzen wollte, etwas zu sagen, begann der Alarm erneut. Der hohe, schrille Ton und Severus war seinen Reflexen mehr, als dankbar, als seine Hände sich über Harrys noch empfindlicher gewordenen Ohren legte.
 

Der Junge war auch sofort zusammengezuckt, als habe man ihn geschlagen, er rollte sich zusammen, wimmerte leise, während Tarun in derselben Tonlage wenig begeistert heulte. Sowohl wegen des Tons, als auch wegen der Angst seines Besitzers.
 

„Es ist vorbei“, seufzte Severus schließlich erleichtert nach mehreren Minuten, sah Harry an. „Alles in Ordnung?“
 

Der Angesprochene Blickte kurz auf, nickte aber dann schließlich. „Was... war los?“, fragte er vorsichtig, rieb sich mit einer Hand immer noch das sirrende Ohr, sackte aber dann erleichtert in die Arme des Älteren zurück, als dessen Hände sich wieder leicht auf seine Ohren legten.
 

„Ich denke, wir werden es gleich erfahren“, gab der Tränkemeister trocken zurück, als er Draco auf sich zurennen sah.
 

„Onkel Sev! Da bist du ja! Vater sagt, du sollst sofort ins zweite Gästezimmer! Mit dem Wolfsbann und den Heil...!“
 

„Schon gut! Ich bin gleich da!“ Dann wandte er sich an Harry: „Sieht so aus, als wäre Lupin hier.“
 

„Remus??!“, Harrys Stimme überschlug sich fast. Was tat Remus hier?
 

„Der Flohsack von einem Wolf eben“, gab Severus mit einem Achselzucken zurück. „Willst du mitkommen?“
 

Unsicher nickte Harry, ließ sich hoch helfen und lief hinter Severus her, Tarun in seinen Armen.
 

Als Severus und Harry die Eingangshalle erreicht hatten, sahen sie Remus bereits, der auf einem Stuhl im Wohnzimmer saß. Blut lief über seine Stirn, er atmete schwer. Rasch trat der Tränkemeister zu dem Werwolf, riss dessen Kopf hoch, sah in die gefährlich funkelnden, goldenen Augen, während eine Hand zu versuchen schien, ihm seinen Arm zu brechen. „Wenn ich dich versorgen soll, lass los“, knurrte er nur unwillig.
 

„WO IST ER?“
 

Severus sah Remus an: „Wer?“
 

„Tu nicht so! Du riechst nach ihm! So stark, wie kein anderer!“
 

Harry hielt den Atem an. Er wusste, wen Remus meinte. Aber er hatte Angst. Angst, dass der Mann, der das Nächste an Familie war, was er hatte, ihn nur schlagen wollte, weil Sirius durch seine Dummheit und Schwäche gestorben war. Automatisch machte er sich noch kleiner, trat gar nicht erst ins Sichtfeld der Männer, die in dem Raum standen. Draco saß dagegen interessiert in der Nähe und beobachtete die Szene.
 

„Ich rieche nach vielen Dingen“, gab Severus kalt zurück. Er hatte so seine eigenen Probleme mit Remus – nun, nicht er, um korrekt zu sein, sondern das magische Blut. Vampire und Werwölfe waren Todfeinde. Schon als sie gezwungen gewesen waren, zusammen zu arbeiten, hatte Severus sich schwer getan, nun war es nicht leichter, vor allem, da er wusste, dass Harry an diesem Mann hing.
 

Er sah auf, entdeckte seinen Gefährten – besser gesagt spürte ihn – hinter dem Türrahmen. Warum kam Harry nicht hier rein? Wegen seiner dummen Alpträume? Wahrscheinlich. Er und alle Anwesenden wussten, wie unsicher der Junge war und wie wenig Selbstsicherheit und Vertrauen er in sich selbst besaß.
 

Ohne auf Remus’ Frage einzugehen, wandte er sich an Lucius: „Ein paar Kratzer, praktisch gar nichts, wenn du mich fragst. Nichts, was dieser Starrkopf nicht überleben würde. Ein Heiltrank und eine Nacht ausreichender Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und er wird allen wieder wie gewohnt auf den Nerv fallen.“
 

„Halt dich zurück, Snape! Wo ist er? Wo ist der Junge?!“
 

„In Sicherheit und gesund“, schaltete Lucius sich ein, überrascht, dass Harry nicht ebenfalls herein gekommen war, denn Draco hatte ja gesagt, wer angekommen war.
 

„Ich will ihn sehen!“
 

Als Harry die Worte hörte, riss er sich zusammen. Er war doch sonst nicht so ein Feigling. Je länger er zögerte, umso schlimmer würde es werden. Langsam richtete er sich hinter dem Türrahmen wieder auf, trat in den Raum.
 

„Willst du damit nicht wieder warten, bis du aussiehst, wie ein menschliches Wesen?“, fragte Severus spöttisch. „Außerdem stinkst du wie ein Bär und deine Kleidung hängt in Fetzen an dir runter. Nimm ein Bad, zieh dich um und dann bringe ich dich zu ihm.“
 

Bei den Worten sackte Harry erleichtert in sein Versteck zurück. Er war Severus dankbar für diesen unerhofften Aufschub.
 

Remus starrte den Schwarzhaarigen vor sich an. Er wusste, was Severus war, sein Blut sagte es ihm. Sein Blut und sein Misstrauen. Doch er wusste, in dem Fall war er dem Anderen ausgeliefert. Er hatte den Portschlüssel benutzt und er hatte jedes einzelne Wort dieses Briefes ohne zu zweifeln geglaubt.
 

Remus erinnerte sich nur zu gut an die Abfälligkeit, mit der Lily James immer behandelt hatte, bis sie plötzlich zusammen gewesen waren und geheiratet hatten. Der Grund, warum er kein offizieller Pate von Harry geworden war, war, weil er den beiden geraten hatte, mit der Hochzeit noch eine Weile zu warten.
 

Auch hatte er sofort gemerkt, dass Harry nicht nach James gerochen hatte und er hatte sich oft gefragt, ob Sirius das nicht bemerkt oder einfach nur verdrängt hatte. Er blickte von Severus zu Lucius Malfoy, knurrte, doch dann nickte er. Es gab keinen Grund, warum Harry ihn so zerfetzt und heruntergekommen sehen musste.
 

„Ach ja, die Werwölfe stehen hinter mir“, ließ er noch so nebenbei fallen. „Albus hat ein paar essentielle Versprechen nicht erfüllt, er hat sich dadurch bei uns sehr unbeliebt gemacht.“

Lupin

Es war später Nachmittag, als Severus Harry schließlich fand, zusammen mit Draco, vor einem Schachbrett.
 

„Verdammt! Warum bist du so verdammt gut in dem Spiel? Früher konntest du nicht mal das Wiesel besiegen!“
 

„Ich hätte jederzeit gekonnt, nach dem zweiten Jahr, als ich das Spiel begriffen habe“, gab Harry ruhig und sehr leise zurück. „Ich habe es nur nicht getan.“
 

„Warum zum Henker? Warum hast du absichtlich verloren und deine Noten schlechter gemacht, als du warst?!“
 

Guter Punkt, stellte Severus am Rande fest.
 

„Ron wollte immer in irgendwas besser sein, als ich. Also habe ich ihn gelassen“, gab der Schwarzhaarige leise zurück. „Und was meine Noten anging – ich hatte immer das Gefühl, Hermine würde nichts mit mir zu tun haben wollen, wenn sie feststellt, dass ich mehr weiß, oder genauso viel, wie sie.“
 

„Und dir ist nie die Idee gekommen, dass das dann vielleicht nicht die richtigen Freunde sein könnten?“, stellte Draco trocken fest.
 

„Ich... wollte einfach nur nicht allein sein!“, verteidigte Harry sich hilflos. „Du... du hast dich benommen, wie der letzte Idiot und Hagrid hat mir erzählt, dass alle schlechten Magier aus Slytherin kommen! Ich... ich hatte einfach Angst...“, gab der verunsicherte Junge leise zu.
 

Draco schüttelte nur den Kopf. „Schach“, meinte er schließlich triumphierend, sah aber dann vollkommen entsetzt aus, als Harry eine Figur bewegte: „Matt“, gab der leise zurück.
 

„Ich glaub das nicht! Das war das zwanzigste Spiel und ich habe gedacht, ich hätte dich endlich!“
 

„Du hast gezählt?“, fragte Harry überrascht.
 

Draco zuckte die Schultern: “ Ja. Na ja, wenigstens habe ich nur gegen einen Malfoy verloren“, murmelte er geschlagen. „Also...“
 

„Harry.“
 

Beide sahen auf. Der Jüngere zuckte automatisch etwas zusammen, machte sich kleiner. Als er Severus sah, war ihm klar, was folgen würde. „Ja?“, fragte er kleinlaut.
 

„Komm, der Flohbeutel von einem Werwolf will dich sehen und dein Vater hat keine Lust, dass er deswegen randaliert. Kommst du?“
 

Langsam erhob Harry sich mit Hilfe der ausgestreckten Hand seines ehemaligen Professors.
 

„Du hast doch wohl keine Angst vor diesem Torfkopf?“, fragte Severus, als sie aus Dracos Hörweite waren.
 

Harry blickte durch seine Wimpern nach oben, ohne dabei wirklich Severus anzusehen. Ja, dummerweise hatte er tatsächlich Angst. Doch er würde sich den Vorwürfen stellen. Natürlich. Etwas anderes wäre ihm gar nicht in den Sinn gekommen. Er hatte eine Verpflichtung gegenüber Remus, er hatte dessen besten, noch lebenden Freund umgebracht, er war noch nie weggerannt.
 

„Harry, das ist Unsinn“, gab Severus von sich, blieb abrupt stehen. „Glaub mir, dieser Trottel liebt dich, wie einen Sohn. Er würde dir doch nie etwas tun wollen“, versuchte der Tränkemeister seinen unsicheren Gefährten zu beruhigen.
 

„Das... das war... bevor ich Sirius umgebracht.. habe.“
 

„Harry...!“, abrupt drehte er den Kleineren so herum, dass er ihm in die Augen sehen konnte, packte den Jüngeren bei beiden Schultern. „Harry, was redest du da! Nicht du hast diesen Dummkopf umgebracht, sondern Bellatrix Lestange! Was redest du dir denn nun schon wieder ein!“
 

„Aber...!“
 

„Kein Aber!“, unterbrach Severus unwillig, führte den Jungen zum Gästeflügel. „Harry, er gibt dir keine Schuld, also rede sie dir nicht auch noch selbst ein, ja? Und jetzt geh zu ihm rein, dein Vater ist auch da und ich komme gleich, ich muss den Wolfsbann-Trank noch schnell fertig abfüllen.“
 

Harry stand nun in dem Vorraum eines der Gästezimmer. Es war so gebaut, wie auch das von Sybilla, in dem sie unterrichtet wurden, er und Draco. Ein kleiner Vorraum mit drei Türen. Eine eigene, kleine Wohnung eben. Nach Malfoy-Status, verstand sich.
 


 

„...ist er jetzt!?“
 

„Zum hundertsten Mal“, seufzte Lucius: „Severus ist dabei, ihn zu holen. Der Junge hatte schließlich Unterricht und war dann mit seinem Bruder – mit Draco zusammen draußen. Severus muss ihn erst mal finden.“
 

Die Erwiderung war nicht mehr geschrien, viel leiser und von Harrys Standpunkt aus nicht mehr zu hören. Der Junge schluckte noch einmal schwer, dann raffte er seinen Mut zusammen, öffnete die Tür und schlüpfte in das elegante, große, bequem und hell eingerichtete Schlafzimmer.
 

Remus saß auf einer Kante seines Bettes, er trug nun ein heiles Hemd und eine frische Hose, auch sein Gesicht war nicht mehr blutüberströmt, aber er hatte immer noch dunkle Ringe unter den Augen.
 

Langsam ging Harry auf die beiden Männer zu, die sich nun einfach nur anschwiegen, als Remus Kopf herumzuckte. „Harry!“, rief der Mann in sichtlich erleichtertem Ton, stürzte auf den Jungen zu, der aussah, als wolle er nichts lieber tun, als in einem Loch in der Wand verschwinden, riss ihn in seine Arme.
 

Harry wusste nicht, was er tun sollte. Er musste mit aller Mühe die aufkommende Panik bekämpfen, stand stockstarr in den Armen des Werwolfes, bis er eine weitere Stimme hörte.
 

„Nicht! Ich dachte, darüber hätten wir geredet! Lass ihn los! Siehst du nicht, dass er Angst hat?!“, eine sichtlich verärgerte Stimme. Lucius....
 

Remus Griff lockerte sich, automatisch schlang Harry seine Arme um sich selbst, sah auf den Boden.
 

„Harry?“, fragte Remus erschüttert, als er das Bild vor sich sah. Mal von den Veränderungen durch seine magische Vererbung abgesehen, sah er da nur ein Häufchen Elend. Das war nicht der fröhliche Junge, der alle anderen glücklich machen wollte, den er in Hogwarts kennen gelernt hatte. „Harry, was hast du?,” fragte er sanft, nachdem er sich gefangen hatte, hob das Kinn des Jüngeren an, so dass der gezwungen war, ihm in die Augen zu sehen.
 

„Ich... es tut mir leid“, flüsterte der nur fast tonlos.
 

„Was...? Wovon redest du? Warum und für was entschuldigst du dich denn?“
 

„Ich.. ich... Sirius... er... ich wollte nicht... aber er... er ist ...!“
 

„Schhhh..“, murmelte Remus liebevoll, strich über die schwarzen, ungewohnt langen Haare. Wäre Harry nicht von seinem ihm eigenen Geruch umgeben, er hätte den Jungen nicht einmal erkannt. „Ich weiß, was passiert ist, aber das war doch nicht deine Schuld, Harry. Sirius’ Tod war nicht deine Schuld. Er wollte dich beschützen. Ich hätte in der Situation dasselbe getan“, redete er auf das Häufchen Elend ein, nachdem er begann, sich zusammenreimen zu können, was in dem Kopf des Jüngeren vorging.
 

„Aber... aber... wenn ich nicht...!“
 

„Wenn du nicht gewesen wärest, wäre er schon viel früher gestorben“, gab Remus zurück, lächelte weiter sanft, verzweifelt um seine Fassung bemüht, um nur Harry nicht noch weiter einzuschüchtern. „Harry, das alles wäre nicht geschehen, wenn wir alle, wir, die Älteren, die Zeichen gesehen hätten. Wir haben es alle gesehen. Die Veränderung von Tom Riddle nach seinen Besuchen bei Albus, seine Handlungen, seine Art, wir haben Fehler gemacht, nicht du...“ Er strich über das bleiche Gesicht, lächelte dann: „Für Dumbledore gelte ich als tot, ich werde hier bleiben, Harry. Ich werde dich unterrichten, zusammen mit deinem anderen Lehrer...“
 

Harry merkte, wie Severus hinter ihn trat, wurde selbst ruhiger, als dessen Hand sich auf seine Schulter legte. „W...wirklich?“, fragte er Remus leise.
 

„Wirklich“, lächelte Remus versichernd. „Diesen Kampf wirst du nicht allein kämpfen müssen, Harry. Nicht dieses Mal. Dieses Mal sind wir alle da. Die Werwolfgemeinschaft steht hinter dir und nicht hinter Albus.“
 

Harry lächelte etwas unter den Tränen, die seine Wange herab liefen.
 

Severus nickte Remus erleichtert zu. Er merkte, wie Harry sich endlich zu entspannen begann und dass das, was gesagt worden war, ihm gut getan hatte. Er hatte diese Worte dringend gebraucht.
 


 

An diesem Abend verabschiedete Remus sich schon früh von den anderen, um etwas zu schlafen. Der Vollmond war bereits gewesen und für den Nächsten hatte er genug Wolfsbann, um seine Schmerzen auf einem Minimum zu halten.
 

Harry und Draco waren noch mit Sybilla in ein Übungszimmer gegangen, für den magielosen Kampf, bei dem Harry noch viel aufzuholen hatte, denn das war eines der Dinge, die Draco früh gelernt hatte, im Gegensatz zu dem Schwarzhaarigen, der körperlich auch noch nicht in der Lage war, schwerere Übungen zu meistern.
 

Als auch diese Stunde für beendet erklärt worden war, schlich Harry sich, in Begleitung Taruns, zurück in sein Zimmer, duschte sich schnell, zog sich an und setzte sich auf sein gemachtes Bett.
 

Remus war wieder da und er gab ihm nicht die Schuld an Sirius’ Tod. Stattdessen hatte er sogar mit ihm geschimpft, weil Harry glaubte, schuldig zu sein. Und der Mann, der für ihn die Stelle Sirius’ eingenommen hatte, würde ebenfalls hier bleiben, in dem großen Anwesen, um ihn zu unterrichten.
 

Er lächelte froh.
 

Doch gleichzeitig stieg noch mehr Angst in ihm auf. Remus war eine Person mehr, die darunter leiden würde, dass er der verfluchte Junge war, der lebte. Ein weiteres, wandelndes Ziel. Denn wie lange würde es schon dauern, bis Dumbledore herausfinden würde, dass Remus nicht tot war?
 

Warum wurden nur alle in seiner Nähe zu Zielscheiben? Erst für Tom Riddle und nun für den, der Voldemort erst geschaffen hatte, um eine Prophezeiung zu stoppen. Er hatte Angst, wieder kämpfen, wieder töten zu müssen, noch mehr Blut auf seinen Händen zu sehen, wo er doch nichts lieber tat, als Leben zu erhalten!
 

Warum war er auserwählt worden?
 

Es gab da draußen so viele andere, die sich so einer Aufgabe besser stellen könnten. Selbst Draco! Sein Bruder – immer noch eine abstruse Vorstellung – war so viel besser geeignet, einen Krieg zu führen, als er. Dem blonden Jungen machte es sogar Spaß, zu kämpfen und sich zu duellieren, aber schon das konnte Harry nicht begeistern. Ja, er war immer gut in Verteidigung gegen die dunklen Künste gewesen, aber nur aus reiner Notwendigkeit heraus.
 

Dazu kam, dass Albus Dumbledore wahrscheinlich am nächsten Tag zum Minister ernannt werden würde...
 

„Ich will nicht kämpfen“, murmelte er in Taruns weiches Fell, zog seine Beine an den Körper. „Ich will nicht noch mehr Alpträume haben!“ Er wusste, egal was Remus gesagt hatte, sein Traum würde ihn wieder heimsuchen...
 

„Was?“, fragte er entsetzt, starrte auf das Fellknäuel in seinen Armen, das ihn nach seinen letzten Worten auffordernd ansah. „Aber...!“ Der Kleine beeilte sich offensichtlich, etwas zu sagen, bis Harry schließlich nachgab: „Also... also gut...“, nuschelte er, wohl wissend, dass dieses Überreden viel zu einfach gewesen war. Im Grunde wollte er das, was Tarun vorgeschlagen hatte, viel zu sehr, um nein zu sagen.
 

Also hob er Tarun auf seine Arme, stand auf und lief den Gang entlang zu Snapes’ Zimmer, wo er schließlich, nach einer weiteren Diskussion mit seinem tierischen Gefährten zögernd klopfte.
 

Er war überrascht, wie schnell die Tür geöffnet wurde.
 

„Harry“, stellte Severus überrascht fest, als der Junge im Schlafanzug und mit seinem Tier im Arm vor ihm stand. Er lächelte: „Wie kann ich dir helfen?“
 

„Kann...“, Harry schluckte schwer. „Kann ich... bei dir... schlafen? Ich... ich hab Angst, wieder... Alpträume...“
 

Sofort wurde er in das Zimmer gezogen, Severus küsste ihn flüchtig auf die Stirn, strich die zusammengebundenen Haare aus der hohen Stirn: „Sicher, Harry. Du musst gar nicht erst fragen“, gab er liebevoll zurück, als er die hoffnungsvollen Augen sah. „Leg dich hin, ich komme gleich“, fügte er noch hinzu, verschwand kurz im angrenzenden Badezimmer, um dann in einer Schlafanzughose wieder herauszutreten und sich neben den Jüngeren ins Bett zu legen.
 

Severus zog Harry in seine Arme, ließ zu, dass der Junge sich eng an ihn kuschelte: „Und jetzt schlaf“, gab er dem Jüngeren leise zu verstehen, zog die Decke über sie beide. Er beobachtete den Jungen beim Einschlafen, vertrauensvoll an ihn gekuschelt.
 

„Ich werde dich immer beschützen“, flüsterte Severus leise, strich über die Stelle an Harry Hals, von der er wusste, dass sich sein Zeichen dort verbarg. „Ich lasse nicht zu, dass du je wieder so verletzt wirst...“ Kurz überlegte er, ob Harry vielleicht ganz zu ihm ziehen sollte, mit all den Sachen, die wenig genug waren.
 

Hier schlief der Junge wenigstens mal. Denn auch vor ihrer – ja – Flucht war er immer wieder von diesen Träumen geweckt worden, das wusste Severus. Lucius hatte es ihm gesagt. Auch wirkte Harry nicht, als habe er viel dagegen, wo der Junge seine Nähe natürlich immer wieder suchte.
 

Denn der Jüngere wusste intuitiv, dass her Severus immer würde vertrauen können, dass der Vampyr gar nicht in der Lage sein würde, ihn je bewusst oder absichtlich zu verletzen. Denn nur dieses Band zwischen ihnen erklärte, warum er der Einzige war, vor dessen Berührungen er nicht zurückzuckte, oder dessen Berührungen er einfach nur mit zusammengebissenen Zähnen ertrug...
 


 

Tobend durchschritt Albus Dumbledore seine neuen Räumlichkeiten. Wie erwartet war er nach der Auszählung an diesem Morgen zum neuen Minister der Magie ernannt worden und viele Magier hatten ihm begeistert zu gewunken, kleine Kinder Blumen geworfen. Es wäre perfekt gewesen, hätte der krönende Tag seiner bisherigen Bemühungen sein können und stattdessen das!
 

Er war mittags zu Gringotts gegangen, um Harry Potters gesamten Besitz zu pfänden, aufzulösen und in seine eigenen Besitztümer einzureihen, denn der Junge besaß für seinen Geschmack einfach zu viel – vor allem den Black-Besitz, der allein schon so viel wert war, wie der der Malfoys. Nicht zu vergessen, die berühmten Potter-Schätze. Die Potters waren eine fast reinblütige Zaubererfamilie gewesen, die unter anderem Hochelfen in ihren Stammbäumen nachweisen konnten, der sogar bis zu Merlin selbst verfolgt werden konnte. Es mussten magische Schätze von unvergleichlichem Wert in den Kammern schlummern. Schätze, die er für seine Pläne sicher hätte gebrauchen können.
 

Stattdessen hatte man ihm dort freundlich aber bestimmt erklärt, dass weder der Potter, noch der Blake-Besitz überhaupt noch existierten. Sogar Lupins Höhle war gähnend leer gewesen. Als er gefragt hatte, wer diese Transaktionen vorgenommen hatte, stieß er gegen eine weitere Mauer des Schweigens.
 

Dumbledore tobte.
 

Wie konnte man ihm das antun? An dem Tag, an dem er seinen Weg zur Macht endlich hatte richtig beginnen wollen, unterstützt von en letzten Schätzen Merlins selbst? Und WIE hatte Potter es geschafft, an seinen Besitz heran zu kommen, wenn er doch noch nicht einmal volljährig und dazu noch ein gesuchter Verbrecher war!
 

Er hatte es perfekt machen wollen, hatte schon begonnen, als Trelawneys erste Prophezeiung gesprochen worden war, indem er sie unterschlagen und die Frau geistig verstümmelt hatte! Und nun?
 

Immer wieder lief er vor und zurück, hörte aber auf, als er das Klopfen an der Tür hörte. Sofort setzte er sich hinter den Schreibtisch, setzte seine übermäßig freundliche Maske auf, bevor er ein ‚Herein’ ausstieß.
 

Einige Auroren, darunter auch Ron Weasley, traten ein. Er hatte den bestenfalls mäßig begabten Jungen gefördert, so, dass er diesen Job ein Jahr eher bekommen hatte, als üblich, da er wusste, dass die Weasleys, wenn sie an seiner Seite sitzen würden, eine große Stütze darstellten. Er fand es verachtend, dass die ältesten Vier des Clans seine Einladung abgelehnt hatten, doch es war erklärlich – die Zwillinge taugten zu Nichts, außer ihren dummen Scherzen, ihr Geschäft sei ihnen also gelassen und die beiden Anderen, Bill und Charlie, waren beide Drachenpfleger geworden, wobei Bill sich darauf spezialisiert hatte, Drachen für Trankzutaten zu ‚melken’, ohne sie dabei unbedingt zu töten. Sie leisteten auch ihren Beitrag. Außerdem hatte er Ron, Percy und Ginny, was auch ein Fortschritt war.
 

„Minister?“, fragte der Führer der Truppe, ein Mann in den Vierzigern, der wahrlich etwas von dem Job verstand, den er ausführte – und ein großer Bewunderer Dumbledores war.
 

„Es hat sich ein – nun – unschönes Problem in Sachen Potter ergeben.“
 

„Was denn?“, spie Ron mit angeekeltem Gesicht.
 

„Zwar konnte ich durchsetzen, dass er in seiner Abwesenheit für Mord zum Kuss verurteilt wurde, was morgen bekannt gegeben wird, aber er hat es irgendwann in den letzten Tagen geschafft, seinen gesamten Besitz zu verstecken. Die Angestellten von Gringotts stehen unter einem Zauber und geben keine Informationen heraus. Er ist nicht nur auf der Flucht, er hat auch noch ein unschätzbares Vermögen zur Verfügung. Seine Ergreifung und die Zuführung zu seiner Strafe haben höchste Priorität.“
 

„Ja, Minister“, antwortete das gesamte, sechsköpfige Team, in dem auch Hermine Granger, baldige Weasley, diente. Es war so leicht, gutgläubige Menschen zu manipulieren. Gerade die, die sich für besonders schlau hielten.
 

„Des Weiteren wünsche ich mit Lucius Malfoy zu sprechen.“ Er wollte sich den einflussreichen Mann an seiner Seite sichern, denn Lucius war mächtig und genial. Der Mann hatte genau gewusst, wann die Zeit gewesen war, die Seiten zu wechseln. Und wenn er ihm nicht dienen wollte, würde es ein Leichtes sein, ihm aus seiner Vergangenheit einen Strick zu drehen und ihn verschwinden zu lassen. Bei der Unbeliebtheit der Malfoys war das nicht schwer.
 

„Sir, Lucius Malfoy hat schon vor Wochen seinen Job im Ministerium gekündigt und sich zurückgezogen“, gab daraufhin ein weiterer Auror mit überraschtem Gesichtsausdruck zurück. „Er hat als Grund damals angegeben, dass er erst einmal den Tod seiner Frau verarbeiten muss.“
 

Noch einer, der nicht tat, was er wollte und nicht bei Fuß stand, wenn er rief?? In Albus kochte es. Warum war ihm dieser kleine Faktor bei seinen Vorbereitungen entgangen?
 

„Wo befindet sich Lucius Malfoy?“
 

„Das weiß ich nicht“, gab der Auror leise zurück. „Seit seiner Kündigung ist er nicht mehr gesehen worden.“
 

„Gut, das ist ein kleineres Ärgernis am Rande“, beschloss Dumbledore schließlich für sich. Er wusste, wie sehr der Krieg den blonden, stolzen Mann mitgenommen hatte, der ja auch nur um Haaresbreite überlebt hatte. „Ich werde einfach Draco fragen. Sagt der Direktorin von Hogwarts, dass ich den Jungen sprechen will, sobald er die Hallen betritt. Liegen noch andere Berichte vor?“
 

„Ja, Sir“, gab Hermine von sich und übergab ihm einen Bericht. „Der Fall Remus Lupin ist bestätigt worden. Er ist auf einer Mission für den Orden tödlich verunglückt und wurde schließlich von seinen eigenen Leuten, von Werwölfen, zerrissen und gefressen, da sie ihn als Verräter gesehen haben“, gab die junge Frau knapp und stichhaltig Auskunft. Erstaunlich, wie emotionslos Granger den Tod eines ihrer ehemaligen Professoren hinnahm, den sie selbst so bewundert hatte.
 

„Das ist bedauerlich und sicher ein Verlust für den Orden. Wir werden ihn selbstverständlich in der Ordenshalle ehren. Noch etwas?“
 

Nun drucksten einige Auroren sichtlich.
 

„Was?“, fragte Dumbledore, der allmählich immer gereizter wurde und alle Mühe hatte, seine Rage hinter seiner Maske zu verbergen.
 

Es war Ron, der nun vortrat: „Niemand kann mehr den Grimmauldplatz Nummer 12 betreten. Jemand hat die Schutzzauber auf hoher Ebene verändert. Es ist niemandem mehr möglich, auch nur das Grundstück zu betreten und ein Spezialist hat gesagt, dass das nur möglich sein wird, wenn der Verursacher selbst tot ist. Man nimmt aber an, dass dann der gesamte Platz in sich zusammenbrechen wird.“
 

„Das ist... unerwartet“, gab Dumbledore äußerlich ruhig von sich, während er innerlich wieder zu toben begann. Was bildete dieser Bengel von Potter sich eigentlich ein?? Wie konnte er es wagen, ihn von dem Grundstück zu werfen!
 

Aber gut – es war nur noch eine Frage der Zeit, des Jungen habhaft zu werden. Er hatte die Listen des Feuerreiseverkehrs sowie die Teleporte überprüfen lassen und in keinem der Systeme war Potter erschienen – er steckte fest, konnte England nicht verlassen. Es sollte keine Kunst sein, ihn in die Finger zu bekommen. In einer, vielleicht auch zwei oder drei Wochen würde er den Bengel los sein – für immer. Und dann konnte er nach Gutdünken schalten und walten!
 

Was konnte schon groß geschehen? Potters Zauberstab war Asche, niemand würde ihm einen Neuen verkaufen und wenn noch so viel Geld geboten werden würde und der Junge war in stabloser Magie noch nie stark gewesen – gut, Potter war in gar nichts stark gewesen. Dafür, dass ER der Auserwählte sein wollte, konnte der Junge praktisch gar nichts, hatte keinerlei Talent. Das bewiesen seine Schulnoten nur zu drastisch.
 

„Sir?“
 

Dumbledore seufzte: „Ich werde im Ministerium einen Raum für Ordenstreffen richten lassen“, gab er bekannt. „Sobald Potter gefangen ist, bringt ihn zu mir, dann werde ich ihn zwingen, die Zauber rückgängig zu machen und zu sagen, wo er die Dinge versteckt hat, die zu besitzen er nicht mehr gerechtfertigt ist.“
 

Die acht Auroren nickten unisono.
 

„Gut, dann macht euch an die Arbeit“, gab Albus zurück, zwang sich zu einem großväterlichen Lächeln. „Wir müssen Potter finden – schnell. Und wenn ihr etwas über Malfoy erfahrt, könnt ihr es auch mir zutragen.“
 

Als er wieder allein war, öffnete Dumbledore seine geballte Faust, eine Stichflamme schoss daraus hervor, seine eben noch so freundlichen Augen schienen nachtschwarz und aus Eis geschnitzt. Beängstigend und unnatürlich. Böse.
 

Er tobte. All das konnte nur ein schlechter Scherz sein. Wie konnte Potter es wagen, ihm so auf der Nase herum zu tanzen! Der Bengel hätte vertrauensvoll in seine Arme laufen müssen, um sich umbringen zu lassen und stattdessen versteckte er sich! All die Vorarbeit, die er geleistet hatte, schien verschwendet worden zu sein!

Verbündete

Im Hinterzimmer ihres Ladens starrten die Weasley – Zwillinge sich nur entsetzt an. Sie hatten Ron eine magische Wanze an seinem neuen Zauberstab befestigt und starrten gerade auf den Kristall, der das Geschehen festgehalten und gespeichert hatte.
 

„Warum tut Ron das?“
 

„Warum zieht Hermine mit?“
 

„Glauben sie den Mist etwa? Harry hätte so etwas nie getan! Harry kann keiner Fliege etwas zuleide tun! Hast du gesehen, wie er geweint hat, als Dumbledore ihn gezwungen hat, Voldemort zu töten??!“
 

„Was hat Dumbledore vor?“
 

„Ich weiß es nicht...“, gab George leise zurück. Er hatte den Mann immer bewundert, doch auf einmal begannen sich Zweifel einzuschleichen. Albus Dumbledore hatte immer so getan, als würde er Harry mögen, wenn nicht sogar den Sohn in ihm sehen, den er nie hatte und nun schien er geradezu versessen darauf, den Jungen umzubringen.
 

„Ich glaube, wir brauchen mehr von diesen Wanzen“, gab Fred schließlich leise von sich. Er war nicht minder entsetzt, als sein Ebenbild. Warum glaubte Dumbledore, bei allem, was Recht war, an Harrys Schuld?? Der Junge würde niemanden umbringen, wenn er nicht unbedingt musste, denn selbst wenn er in Gefahr war, bevorzugte der Schwarzhaarige es doch, irgendetwas Dummes zu tun, dass auch sein Gegner ‚nur’ gefangen genommen wurde, statt zu sterben!
 

„Und Kristalle. Wir werden Harry helfen!“
 

„Ich schicke eine Eule zu Bill und Charlie!“
 


 

Es war früh am nächsten Morgen, als Lucius sich zum Esszimmer auf machte, wobei Sybilla sich ihm anschloss, die gerade in dem Moment ihre Zimmer verließ.
 

„Morgen, Luc“, grinste sie, strich die eisfarbenen Haare zurück und betrachtete den blonden, gut gebauten Mann, der sich als nicht halb so arrogant herausgestellt hatte, wie er einmal gewesen war. Das war ein anderer Mensch, ein besorgter Vater und intelligenter Stratege. Ein verdammt perfekter Slytherin.
 

„Guten Morgen“, gab Lucius zurück, hob eine Augenbraue, als er den Spitznamen hörte, sagte aber nichts. Diese Frau war seine Verbündete und außerdem – er nannte sie ja auch meist nur Billa.
 

Der Blonde setzte sich auf seinen angestammten Platz. Das Essen würde noch eine Weile lang nicht serviert werden, doch er wollte die Zeitung morgens immer in Ruhe lesen, um, falls es nötig werden sollte, bestimmte Seiten verschwinden zu lassen. Aber noch war die Zeitungseule nicht hier gewesen. Sie würde in etwa fünf Minuten eintreffen.
 

„Harry hat die Tatsache, wer sein Gefährte ist, ja erstaunlich gut verkraftet.“
 

Lucius grinste: „Ja, es könnte aber auch daran liegen, dass der Junge offensichtlich schon seit dem vierten Schuljahr in Severus verliebt war.“
 

„Ach?“
 

„Ja, Draco hat es mir gestern erzählt.“
 

„Morgen.“
 

Beide wandten sich um, als Remus Lupin zu ihnen trat, erst einmal stockte und Sybilla musterte: „Was tust du hier?“, fragte er, seine Hand glitt automatisch dorthin, wo sein Ersatzzauberstab versteckt war.
 

„Sie ist hier, weil sie bisher Harry und Draco mit Severus unterrichtet hat“, schaltete Lucius sich ein. „Sie gehört zu uns, zu unserer Allianz. Sie ist mächtig und Dumbledore fürchtet sie. Das sind für mich Argumente, die gut genug sind, um ihr zu vertrauen.“
 

Remus nickte schließlich langsam, setzte sich auf einen der freien Stühle. Am Abend zuvor, nachdem Severus einen sichtlich erschütterten, unsicheren Harry aus seinem Zimmer geführt hatte, hatte der Blonde ihm die Erinnerungen seines adoptierten Gottsohnes gezeigt – die Bilder hatten ihn in seinen Alpträumen verfolgt, warum er auch um diese Zeit schon wach war. „Wann wird Harry wieder er selbst sein können?“, fragte der Werwolf schließlich leise.
 

Sybilla betrachtete den Mann überrascht: „Er selbst? Das war nie er“, gab sei zurück. „Er hat den fröhlichen, offenen Jungen immer nur gespielt und das so überzeugend, dass Albus es geglaubt hat. Unsicher war er schon immer. Er dachte, seit er ein Kleinkind war, dass er eine Abnormalität, eine Monstrosität war. Und er tut es immer noch. Jetzt, wo er zum Elf geworden ist, wahrscheinlich noch mehr, als je zuvor.“
 

„Gut. Andere Frage: Warum vertraut er Snape so? Sie haben sich gehasst! Und nun riecht der ganze Junge nach ihm! Was hat dieser Schleimball mit dem Jungen gemacht??!“
 

„Ohne Severus hätte Harry seine Transformation gar nicht überleben können!“, knurrte Lucius, der seinen Freund automatisch in Schutz nahm. „Harry und Severus sind Gefährten in Seele, Magie und Gefühl! Wie denkst du, hätte er sonst, ohne seine Mutter, überleben können?“
 

„Aber...!“
 

„Kein Aber“, schaltete Sybilla sich sanft ein. „Es ist so und glaub mir, Severus wäre nie in der Lage, Harry weh zu tun. Denk mal daran, wie Werwölfe ihre Gefährten verteidigen. Severus würde für Harry dasselbe tun.“
 

„Aber er ist kein...!“
 

„Nein, und was ich jetzt sage, wird diesen Raum nicht verlassen.“ Lucius wartete, bis Remus zögerlich nickte: „Severus ist ein natürlich geborener Vampyr, die gleich noch mehr auf das Wohl ihrer Gefährten bedacht sind.“
 

Schweigen.
 

„Ich glaub das gerade nicht“, krächzte Remus, gerade, als die Eule mit dem Tagesprophet hereinkam, die Zeitung in der Mitte des Tisches fallen ließ, in der Luft elegant wendete und wieder durch das Fenster verschwand.
 

Die Schlagzeile leuchtete ihnen entgegen und drei Hände gleichzeitig griffen danach.
 

„Das kann doch nicht...!“
 

Es war Lucius, der die Zeitung schließlich eroberte, sie auseinander rollte und auf dem Tisch ausbreitete.
 

„Doch“, meinte er nur tonlos.
 

Sybilla lehnte sich vor und las, wobei auch sie ihre Farbe verlor. „Das ist der größte Mist, den ich je gelesen habe“, stellte sie angewidert fest.
 

Harry Potter in Abwesenheit zum Dementorenkuss verurteilt!
 

Eine der ersten Akte des neuen Ministers für Magie, Albus Dumbledore, bestand darin, eine gerechte Strafe auszusprechen, die schon seit Wochen überfällig war.

Am gestrigen Tag, zu Mittag, unterzeichnete Albus Dumbledore die Papiere, um Harry Potter zum Kuss der Dementoren zu verurteilen, da der sich offensichtlich nicht nur an den Morden seiner eigenen Familie schuldig gemacht hatte, sondern eine Spur aus Blut hinterlassen haben soll, die quer durch Muggel-London geführt hat. Dabei hat er keinen Zauberstab benutzt, sondern eine Muggel-Waffe, die Pistole genannt wird.

Allein die Tatsache, dass Harry Potter, den viele vorher als Retter der magischen Welt feierten, sich nicht einem Gericht stellte, unterstützt die Schuldtheorie, die vom gesamten Ministerium getragen wird.

Man vermutet, dass der Krieg den Jungen mental krank gemacht hat und dass er nun in die Fußstapfen des ehemaligen dunklen Lords treten will. Zwar ist seine Kraft für Niemanden mehr eine Gefahr, da er keinen Zauberstab mehr besitzt, doch die Muggel-Waffe scheint nicht zu unterschätzen zu sein.

Auch zwei Auroren, die sich ihm in den Weg gestellt hatten, sind nun tot, erschossen von einer Metallkugel, die durch das Herz ging, da sie die magischen Schilde wie Butter durchbrochen haben soll.

Wer einen Hinweis auf den Aufenthaltsort von Harry Potter hat, soll sich sofort beim Ministerium für Magie oder bei einem Auror melden.

Harry Potter ist hochgefährlich, dies ist zu beachten. Bitte, stellen Sie sich nicht persönlich in seinen Weg! Albus Dumbledore, der Orden des Phoenix und die Auroren tun alles, um die Gefahr so rasch als möglich zu bannen, um weitere Opfer zu vermeiden.
 

Remus zitterte fast vor Wut: „Das ist erlogen! Harry würde niemals Muggels umbringen! Oder Auroren! Pah! Harry in zweiter Voldemort! Dass ich nicht lache!“
 

Lucius konnte nur nickten. Es waren lächerliche Anschuldigungen. Die Dursleys waren noch am Leben gewesen, als er Harry aus seiner Misere gerettet hatte und er war froh, dass zumindest zwei Menschen im Ministerium es wussten. Einer aus dem Englischen und eine weitere Person aus dem Französischen.
 

Was die angeblich toten Auroren anging – wenn sie existierten, war es eher wahrscheinlich, dass sie den Fehler gemacht hatten Dumbledore zu verärgern und was war schon einfacher, als einem Abwesenden die Schuld an etwas zu geben?
 

„Diese Dinge sind lächerlich und das Meiste davon können wir problemlos beweisen“, gab Lucius daher zurück. „Aber das Problem dabei ist, dass wir dann zurück nach England müssten und das wäre zum jetzigen Zeitpunkt vollkommen unangebracht. Zwar wäre Harry von dieser Schuld rein gewaschen – wenn man ihn anhören würde, heißt aber, Dumbledore würde etwas anderes finden. Wir brauchen mehr belastendes Material gegen ihn, als wissentliches Übersehen von Kindsmisshandlung.“
 

„Und meine Erinnerungen?“, fragte Sybilla schließlich langsam.
 

„Das würde Dumbledore sogar zu seinem Vorteil nutzen können. Denk nach. Ein Kind, das denkt, zu sehen, wie jemand die Persönlichkeit eines anderen Menschen tötet. Dumbledore wird behaupten, er habe versucht, der schädlichen Tendenzen in Tom Riddle Herr zu werden. Was dann?“
 

Sybilla nickte langsam. „Du hast Recht. Was dann?“
 

Diese beiden Auroren wären ein Ansatzpunkt, oder? Wenn Albus sie umgebracht hat oder hat umbringen lassen, muss er Spuren hinterlassen haben. Spuren gibt es immer.“
 

„Wobei wir wieder bei dem Problem wären, dass wir uns nicht in England befinden.“
 

„Nein, wir nicht“, stimmte Lucius mit eisiger Stimme zu, beschwor sich rasch eine Feder und Papier und begann, einige Zeilen zu schreiben. „Es wird Zeit, Resourcen zu aktivieren.“
 

„Und wen, wenn ich fragen darf?“, gab Remus ruhig zurück. Auch Sybilla sah ihn fragend an.

„Langbottom, Thomas und Lovegood. Lovegoods Eltern arbeiten selbst im Ministerium. Sie könnten etwas herausfinden und Longbottom tut immer nur so dumm, wie er ist, hat Draco gesagt. Der Junge soll hochintelligent sein, auch wenn sein magisches Potential nicht groß ist. Er könnte etwas herausfinden.“
 

„Schüler?“, fragte Sybilla vorsichtig. „Du willst Schüler da mit reinziehen?“
 

„Unter anderem“, gab Lucius zurück, während er bereits den zweiten Brief begann.
 

„Wen noch?“
 

„Ich dachte an einige Kollegen, die mir etwas schulden und ihre Nasen ohnehin gern in die Angelegenheiten anderer stecken. Ach ja, und Rita Kimmkorn.“
 

„Waaaas??“
 

Lucius grinste böse. „Ich habe vor, sie zu benutzen. Ich werde ihr Bröckchen hinwerfen. Die Frau ist eine Klatschtante, aber sie ist eine der wenigen Reporterinnen, die bisher noch kein böses Wort über Harry geschrieben hatte. Wenn ich ihr einige Krümel hinwerfe, wird sie sie aufpicken. Ich kenne sie.“
 

Remus sah kurz auf: „Minerva McGonagall würde auch helfen“, warf er leise ein.
 

„Sie wird nun, wo Dumbledore Minister ist, wahrscheinlich Direktorin von Hogwarts werden“, gab Lucius nachdenklich zurück. „Und Albus war es vor ihr, wenn das Schloss sich einmal einen Direktor erwählt hat, dann kann diese Person immer die Bilder fragen und sie werden ihm Auskunft geben“, wandte er ein. „Wäre es da nicht zu gefährlich, wenn sie zu viel wüsste?“
 

Remus schüttelte den Kopf: „Da war etwas, was mir aufgefallen ist, als ich bei Dumbledore im Büro saß – die Bilder, sie haben immer nur zögernd geantwortet und sein Phoenix hat auch nicht immer auf seine Befehle reagiert, als wolle er nicht tun, was ihm gesagt worden ist.“
 

„Sie wollten ihm nicht gehorchen??“
 

„Ja.“
 

Sofort zog Lucius den beiseite gelegten Brief noch einmal hervor, fügte einige Zeilen hinzu. „Das ist ein Punkt, an dem wir ebenfalls einsetzen können. Wenn rauskommt, dass Dumbledore etwas im Schloss selbst getan hätte...!“
 

Sybilla grinste böse. Oh, die Sache begann ihr immer besser zu gefallen. „Vielleicht sollten wir mit McGonagall in Kontakt treten – irgendwie. Harry hat mir erzählt, dass sie sich immer sehr um ihn gekümmert hätte und ein fairer Mensch wäre. So habe ich sie auch noch in Erinnerung.“
 

„Wie sollen wir das tun, ohne uns selbst zu verraten?“, gab Lucius zurück. „Es wäre auch für Longbottom zu gefährlich, etwas in der Hinsicht zu verraten.“
 

Remus überlegte lange, bevor er antwortete: „Es gibt Weasleys, die sich Dumbledore nicht direkt angeschlossen haben und jederzeit Zugang zu Hogwarts haben.“
 

„Ach?“, fragte Lucius nur mit hochgezogenen Augenbrauen. Dieser Brut traute er rundheraus gar nicht.
 

„Charlie und Bill. Die beiden, die mit den Drachen arbeiten. Es wäre einen Versuch wert, sie zu testen, zu sehen, wie die beiden denken.“
 

„Mir wird schon etwas anderes einfallen“, gab Lucius ruhig zurück. „Ich will keine unnötigen Risiken in der Größenklasse eingehen. Nicht, solange es sich vermeiden lässt.“
 

Remus nickte, auch, wenn er dem nicht zustimmte. Er war sich sicher, wenn Minerva alle Fakten kennen würde, wäre sie die Erste, die ihnen helfen würde. Und er beschloss für sich, alles zu versuchen, um mit der Frau in Kontakt zu treten.
 

Sybilla sah die beiden Männer an: „Aber das da“, sie deutete auf die Überschrift, „wird vieles komplizierter machen. Irgendwann werden sie auch das Ausland durchsuchen.“
 

Lucius nickte, grinste aber dann: „Ja, nur wer würde auf die Staaten kommen? Ich denke nicht. Und selbst wenn er in seiner Verzweiflung irgendwann hier zu suchen beginnen wird, wird bis dahin genug Zeit vergangen sein, dass WIR diesen Krieg bestimmen und nach UNSEREN Regeln kämpfen werden!“
 

„Ja, das ist das Beste. Dann hat Harry genug Zeit, sich wenigstens etwas zu erholen und ein bisschen Glück zu finden“, gab Sybilla zurück.
 

„Guten....“
 

Alle drehten sich um, Lucius versuchte noch, die Überschrift zu verdecken, doch es war zu spät. Harry, der unbemerkt hinter sie getreten war, wurde gerade schneeweiß. Severus, der hinter dem Jungen den Raum betreten hatte, reagierte, zog Harry vom Tisch weg, drückte ihn an sich und starrte erst dann mit dunklem Blick auf die Zeitung, wobei seine Augen auf einmal, wenn auch nur für Sekunden, blutrot wurden.
 

„Warum...?“, flüsterte Harry tonlos, als er auf einen der Stühle gesetzt wurde.
 

„Weil er Angst vor dir hat“, gab Remus leise zurück, stand auf, trat vor den Stuhl und blickte Harry an. Er wollte den Jungen nur in den Arm nehmen, doch er ahnte, dass der darauf nicht gut reagiert hätte. „Weil du die Macht haben wirst, wenn du älter bist, ihn zu vernichten und ihn in seine Schranken zu weisen. Das will er natürlich nicht. Darum versucht er, dich zu vernichten, bevor du so stark werden kannst.“
 

„Warum...?“
 

Severus schüttelte nur den Kopf, warf den anderen einen bösen Blick zu. Sie hatten doch ausgemacht, vorsichtig mit der Zeitung zu sein! Und nun das hier! Das waren mit Sicherheit die nächsten WOCHEN Alpträume! „Harry, uns war klar, dass Dumbledore alles tun würde, um dich in seine Finger zu bekommen. Keine Angst, kein Dementor wird dir so nahe kommen, das verspreche ich.“
 

Harry zitterte am ganzen Körper. Der erste Kuss, der erste, richtige Kuss, der ihm versprochen wurde, war der eines Dementors. Wahrlich einem Freak würdig...
 

Severus schüttelte den Kopf. Er konnte sich schon wieder denken, was in dem undurchsichtigen Kopf vor sich ging. Unwillig hob er Harry wieder auf seine Arme: „Ich bringe ihn in sein Zimmer und rede mit ihm. Schickt mir einen Hauself hoch, ich brauche einen verdammt starken Kaffee und etwas Obst.“
 

Und schon verschwand Severus, ließ die Anderen zurück.
 

„Äh... was geht hier vor? Warum schleppt Onkel Sev einen heulenden Harry durch die Gegend? Warum zum Henker kuckt ihr so dämlich und ... Bei Merlin, was ist los! Wenn mir nicht gleich jemand sagt, was Sache ist, bekomme ich einen hysterischen Anfall, der denen von meiner zweiten Erzeugerin, wie einen Spaziergang aussehen lässt!“
 

Lucius deutete auf den Tisch: „Schau auf den Tisch, in die Zeitung und stell dir vor, dein Bruder hat es vor deinem Onkel gefunden.“
 

Irritiert warf Draco einen Blick auf den Tisch: „Autsch“, murmelte er, als er die Überschrift las. „Na großartig. Und wer glaubt den Scheiß denn? Ich meine – wir reden hier schon noch von derselben Person?“
 

Lucius verdrehte nur die Augen: „Fast die gesamte magische Welt glaubt diesen Unsinn! Sie haben ihn doch sogar schon verurteilt.“
 

Draco schüttelte den Kopf: „Das schafft nur Harry. Sein erster Kuss und das von 'nem Dementor.“ Draco schüttelte den Kopf. „Jep, das ist mein Bruder. Gott nein! Bei Merlin, das ist mein Bruder...“ Mit dem Kommentar ließ der Blonde sich fallen und schaufelte sein Essen auf den Teller.
 


 

„Harry“, sanft setzte der Tränkemeister den Jungen auf das unbenutzte Bett. „Harry, das, was da in der Zeitung stand, wird nicht geschehen.“ Er zwang Harry, ihm in die Augen zu sehen. „Das wird keiner von uns zulassen, hörst du?“, er benutzte seinen Ärmel, um die Tränen von der Wange des Jüngeren zu wischen.
 

Der Langhaarige sah auf, starrte seinen Gefährten an: „Das... das hat... Sirius... auch gesagt... und...und... und dann war er... tot!“
 

„Harry, das wird nicht noch einmal geschehen“, versuchte Severus den Jüngeren ein weiteres Mal zu beruhigen. „Uns allen hier stehen ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung...“
 

„Aber Dumbledore doch auch! Er... er hat die gesamte, englische, magische Welt hinter sich! Die Auroren! Und... und...!“
 

„Und trotzdem fürchtet er dich wie Longbottom mich und Seamus die Todesfeen...“, lächelte Severus, wollte dem Jungen ein anders Bild geben.
 

„Aber...!“
 

„Kein Aber Harry. Wir werden hier noch lange sicher sein, bevor Dumbledore auch nur einen Verdacht schöpfen wird und bis dahin wird er für dich kein Gegner mehr sein. Harry, wir beide gehören zu den mächtigsten Rassen, die es in dieser Welt überhaut noch gibt, neben den Drachen. Wir werden es schaffen. Wir alle.“
 

Harry sah nur auf die Wäsche, mit der das Bett überzogen war.
 

„Harry.“
 

Ein trockenes Lachen erklang: „Ich bin nur ein Freak. Der erste, richtige Kuss, der mir versprochen wird, ist der von einem Dementor. Passt doch“, gab er nur zynisch zurück. Noch bevor er sich, wie immer, wenn er sich so fühlte, unter der Decke verkriechen konnte, lagen auf einmal unerwartet weiche und warme Lippen auf den Seinen.
 

Und es fühlte sich richtig an, nicht wie bei Cho Chang, als er danach das Bedürfnis gehabt hatte, seine Lippen mit Seife zu schrubben, automatisch lehnte er sich gegen den Älteren, seine Arme legten sich wie von selbst in den Nacken seines ehemaligen Professors.
 

Severus knabberte an Harrys Unterlippe, bevor er ihren Kuss löste, strich über das noch immer tränenfeuchte Gesicht: „Dummkopf. Du bist kein Freak. Ich dachte, das hätten wir dir jetzt oft genug in deinen Sturkopf geprügelt“, seufzte er. „Und auch noch mal zum Mitschreiben: kein Dementor wird dir so nah kommen, dass er in mein Territorium kommt.“
 

Automatisch strich Harry sich über die Lippen, sah in Severus’ Augen. Seine Augen waren fast schon verschleiert. Wenn er seine schönsten Momente aufzählen müsste – der hier würde auf jeden Fall dazu gehören.
 

„Was...?“
 

„Das war ein Kuss“, lächelte Severus, strich über das fragende Gesicht. „Und ich gedenke es nicht, bei einem zu belassen.“ Seine Lippen legten sich ein weiteres Mal über Harrys: „Du bist mein Gefährte und ich liebe dich, Harry. Und du bist kein Freak. Für niemanden.“ Er zog Harry ganz auf seinen Schoß.
 

Harry dachte nicht einmal nach. Nicht darüber, wie lächerlich ihm diese Situation noch vor vier Wochen vorgekommen wäre, nicht darüber, was andere denken könnten, nicht darüber, was später geschehen würde. Er lehnte sich einfach nur in die starken Arme, die dafür sorgten, dass er sich so sicher fühlte.
 

Was spielte es schon für eine Rolle, wer es war? Severus war immer für ihn da gewesen, auch, wenn er ihn in Hogwarts so oft angegiftet hatte. Aber selbst das war für ihn eine Hilfe gewesen, denn trotz und alledem schein nun im Nachhinein selbst da ein Sinn hinter gesteckt zu haben. Severus hatte ihn nie wie etwas Besonderes behandelt, sondern wie einen ganz gewöhnlichen Jungen, der ihm auf die Nerven ging.
 

Severus lächelte, hielt den Jungen einfach fest. Inzwischen war ihm klar, was Harry am Meisten suchte und es war nur zu bereit, es auch zu geben. Sicherheit, Nähe... und Liebe. Als der Hauself schließlich ein Tablett brachte, begann er, Harry zu füttern. Er wollte dem Jungen in seinem Schoß einmal das vollkommene Gefühl von Vertrauen und Sicherheit geben, davon, geliebt zu werden, denn bis er das verstehen würde, war noch ein weiter Weg zu gehen.
 


 

Charlie blickte auf, als die Eule neben ihm landete. Er kannte sie. Shine. Freds Flusenfänger. Eine der neuen Erwerbungen, um den Laden in Schwung zu halten. Rasch streckte er den Arm aus, ließ die Eule darauf landen und nahm den Brief ab. Er merkte allein vom Gewicht her, dass noch etwas Anderes, als Papier darin sein musste und er betete für seine Brüder, dass nichts von ihren Scherzartikeln darin versteckt war. Sonst würde er persönlich einen der Drachen auf die beiden hetzen.
 

Er setzte sich, stellte erstaunt fest, dass die Eule auf seine Schulter stiefelte und sich ab da nicht mehr von der Stelle rührte.
 

An Bill und Charlie.
 

„Charlie!“
 

Der andere Rotschopf tauchte auf, streifte die Arbeitshandschuhe ab. „Was ist denn?“, fragte er. „Ich bin...“
 

„Fred und George haben was geschickt.“
 

„Oh nein! Wenn das Ding uns um die Ohren fliegt...!“
 

„Komm, finden wir es raus“, gab Bill zurück. „Sie haben Shine befohlen, hier zu bleiben, also werden sie eine Antwort wollen. Ich denke nicht, dass es ein Scherzartikel ist.“
 

„Meinst du, es hat was mit der Zeitung von vor zwei Tagen zu tun?“, fragte Charlie leise.
 

Bill blickte auf, sekundenlang verdunkelten sich seine Augen: „Das kann natürlich sein.“ Er öffnete den Brief. Darin waren ein gefalteter Zettel und ein Kristall, den er hochhob, worauf sich sofort eine erschreckende Szene vor ihnen abspielte.
 

„Das war... heftig...“, murmelte Bill erschüttert, während sein Bruder an ihm vorbei zu dem zusammengefalteten Papier griff.
 

„Das hier auch.“
 

„Was sagen sie?“
 

„Sie haben eine magische Wanze an Rons Stab befestigt. Ron ist einer der Frühauroren geworden, die direkt dem Minister unterstellt sind. Er war bei dem Treffen, von seiner Sicht aus wurde alles aufgezeichnet.“
 

„Wow...“
 

„Das ist nicht alles. Die beiden glauben, dass Harry unschuldig ist. In allen Punkten.“
 

„Ach?“
 

„Weil wir das ja auch nicht glauben“, knurrte Bill unleidlich. Als ob Harry, gerade Harry, jemandem etwas tun würde! Er hat sich für Drachen und Hippogreifs eingesetzt! Er...!“
 

„Nein, das meine ich nicht. Die beiden schreiben, sie waren da, wo Harry angeblich seine Verwandten umgebracht haben soll und haben in einem Zimmer Unmengen von getrocknetem Blut gefunden. Nicht das von diesen unmöglichen Muggels, sondern Harrys.“
 

„Harrys... Harrys Blut?,” fragte Bill entsetzt.
 

„Ja, in einer so großen Menge, dass, wenn er sie auf einmal verloren hätte, tot sein müsste. Außerdem waren da Spuren von dunkler Magie im Untergeschoss, kaum noch aufspürbar, aber präsent.“
 

„Was schließen sie daraus?“
 

„Sie denken, die Muggels haben Harry irgendwas angetan und Harry ist irgendwie geflüchtet. Was mit seinen Verwandten passiert ist, wissen sie nicht, aber es war definitiv nicht Harrys magische Signatur. Außerdem... haben sie Hedwig gefunden.“
 

„Die weiße Eule?“
 

„Ja. Skelettiert und mit gebrochenem Hals. Sie haben sie nur an einigen gerupften Federn erkannt. Daneben lag das Griffstück von Harrys Zauberstab. Und der wurde schon viel eher, zusammen mit der Eule verbrannt, irgendwann am Anfang der Ferien.“
 

„Was schließt du daraus?“, fragte Bill leise.
 

„Dass Irgendwer ein reges Interesse daran hat, Harry aus einem mir nicht erfindlichen Grund aus dem Weg zu räumen – und unser Vater, Mutter, Ron, Percy und Ginny wissen es wahrscheinlich auch noch und ziehen mit!“
 

„Warum? Warum um Himmels Willen? Ich dachte, Ron wäre mit Harry befreundet!“
 

„Du weißt so gut, wie ich, dass Ron wahnsinnige Probleme mit Eifersucht hat und immer gehabt hat“, gab Charlie leise zurück, setzte sich auf einen der Steine.
 

„Was wollen die beiden dann von uns?“
 

„Hilfe.“
 

„Was sollen wir denn ihrer Meinung nach tun?“
 

„Sie haben die Blutergebnisse und die der magischen Signatur in diese Perle“, er tastete den Umschlag ab, bis er das Stück fand, „gespeichert. Sie wollen, dass wir McGonagall einen Besuch abstatten, bevor die Schule wieder losgeht. Die Frau ist dann also noch bei sich auf ihrem Gut in Schottland.“
 

„Warum nicht zu Dumbledore?“, fragte Bill überrascht.
 

„Sie trauen ihm nicht. Er hat das Urteil in Harrys Abwesenheit gesprochen und wenn Harry gefunden wird, wird man ihn nicht einmal anhören, sondern ihn direkt zu den Dementoren bringen, das ist sein Befehl. Und ganz ehrlich – das macht ihn doch seeeehr... nun... verdächtig. Überleg doch mal, wie er Harry früher behandelt hat! Und jetzt glaubt er, dass Harry so viele Leute umgebracht hätte??“
 

Der Andere nickte, beschwor mit einer schnellen Bewegung seines Zauberstabes Zettel und eine Feder. Die Antwort bestand aus zwei Worten: Wir helfen.
 

Rasch band Bill die Nachricht an Shines Fuß und beide Brüder beobachteten, wie die Eule verschwand: „Wir stellen uns gerade gegen unsere Familie, ist dir das klar?“
 

„Wir stellen uns gegen eine himmelschreiende Ungerechtigkeit“, korrigierte Charlie. Und ich hoffe, dass unsere Eltern und Ron nicht so viel damit zu tun haben, wie es gerade aussieht. Verdammt! Wenn wir doch nur Kontakt zu Remus Lupin aufnehmen könnten!“
 

„Der ist tot. Sag mal, liest du die Zeitung eigentlich nie ganz?“, fragte Bill leise. „Er ist in Russland von einigen Werwölfen zerfetzt worden, die Schuldigen werden immer noch gejagt.“
 

„Bei Merlin! Nicht auch noch das! Ich hoffe nur, dass Harry das noch nicht mitbekommen hat!“, rief Charlie aus, wobei er grünlich anlief.
 

„Wem sagst du das“, murmelte Bill, während er einen weiteren Bogen Papier beschwor und hastig einige Zeilen niederschrieb, bevor er zu ihren eigenen Eulen lief. „Bring das hier zu Professor Minerva McGonagall, Kane“, gab er seine Instruktionen, bevor das Tier sich elegant in die Luft erhob. „Lassen wir die Verschwörung beginnen...“

Zeig mir, was Liebe ist...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ich bin... WAS???

Lucius saß am Abendessentisch, so wie alle anderen. Fehlen taten nur zwei.
 

„Ich hole sie“, murrte in dem Moment Remus.
 

In der Sekunde spürten sie es alle. Eine Art magischer Druck schien durch das Haus zu ziehen, wie ein Wind, der über sie strich, bevor er sanft abklang. „Was...?“
 

„Ich denke, du solltest dir überlegen, jetzt in dieses Zimmer zu platzen“, schlug Sybilla trocken vor.
 

„Ach?“, erwiderte Remus lauernd.
 

„Ich denke, keinem der beiden würde eine Unterbrechung jetzt passen und Severus könnte dich versehentlich vor Wut umbringen.“
 

Draco grinste, er dachte gerade an das, was er in einem der Bücher gefunden hatte und auf einmal war ihm klar, was geschehen war. Oh, es würde herrlich sein, das seinem Bruder unter die Nase zu reiben! Er freute sich jetzt schon!
 

„Wieso?“
 

Lucius hob eine Augenbraue: „Hast du den magischen Strom nicht bemerkt?“, fragte er amüsiert. „Nun denk doch mal stark nach: Severus ist ein Vampyr, Harry ein Elf, sie sind Gefährten und sie sind allein in einem Zimmer...“
 

„Ich muss zu...!“
 

„Nein!“, riefen alle gleichzeitig, Lucius und Sybilla waren aufgesprungen und drückten den Werwolf mit aller Macht in den Stuhl zurück. „Dummkopf!“, schimpfte die eisblonde Frau. „Severus würde nie etwas ohne Harrys Einverständnis machen, du Irrer! Sie haben nur getan, was andere schon viel früher gemacht hätten! Der Bund musste komplettiert werden! Sei froh, dass sie es endlich getan haben! Glaub mir, Harry hatte auch seinen Spaß!“
 

Draco grinste, Lucius verdrehte die Augen und Remus knurrte.
 

Sie wurden von einer unbekannten Eule unterbrochen, die durch eines der Fenster herein kam und sich auf Dracos Schulter setzte, diesem die Nachricht hinhielt, die eigentlich an seinen Vater adressiert war. Draco nahm sie der Eule, die sitzen blieb, ab, händigte das Papier zu Lucius, der es vorsichtig öffnete und beim Lesen die Augenbrauen hochzog.
 

„Nun?“, fragte Remus gereizt.
 

„Eine Nachricht von Longbottom und Lovegood“, kam knapp zurück.
 

„Was sagen die beiden?“, fragte Draco interessiert.
 

„Dass die Schule vor Gerüchten nur so sirrt und die Meisten Dumbledore ohne Fragen glauben. Sie prügeln sich regelrecht darum in das Aurorenfrühprogramm zu kommen. Ginny Weasley ist drin, trotz bestenfalls mäßiger Leistungen. Was für ein Zufall.“
 

„Das ist doch nicht alles!“
 

Lucius überflog die nächste Seite: „Nein. Aber die Schule scheint im Moment streng überwacht zu werden, es sind immer Auroren überall und Draco, sie suchen auch nach dir. Wahrscheinlich, um mich zu finden. Dumbledore scheint regelmäßig nach dir zu fragen und Longbottom kann nur noch selten Eulen schicken, da die Meisten mit Ortungszaubern versehen wurden, um die Schüler zu überwachen. Es ist sogar Pflicht, die eigenen Eulen damit versehen zu lassen. Er hat ein Hogsmaede-Wochenende genutzt, um diesen Brief zu schicken und er weiß auch nicht, wie lange das noch unbemerkt bleiben wird.“ Lucius runzelte unzufrieden die Stirn, massierte sie. „Es wird also noch komplizierter werden...“
 

„Sagt er noch irgendwas?“, hakte Draco nach.
 

„Ja. Erstaunlicherweise scheint McGonagall nichts über das Thema Potter sagen zu wollen, im Gegensatz zu vielen anderen in der Kollegschaft, die übelst über den Jungen herziehen. Sie scheint generell selbst für ihre Verhältnisse sehr schweigsam zu sein und sich nur noch mit dem Drachen aus der Krankenstation und Hagrid außerhalb des Unterrichts zu unterhalten.“
 

Remus nickte: „Ich habe doch gesagt, sie wird Harrys Schuld nicht einfach hinnehmen!“
 

„Ja, aber sie bringt sich selbst in Gefahr mit ihrem dummen Benehmen“, warf Draco ein. „Wenn Neville das Verhalten bemerkt hat, werden es die anderen auch irgendwann feststellen, oder?“
 

Lucius nickte stolz zu seinem Sohn: „Korrekt, Draco. Sie mag eine starke Magierin sein, aber scheinbar schafft sie es hier nicht, ihre Maske aufrecht zu erhalten. Gut, dass wir sie bisher nicht kontaktiert haben. Sicher wird sie regelmäßig von Albus besucht“, fügte der Blonde abfällig hinzu, bevor er stockte.
 

„Was?“, fragte Draco sofort.
 

„Longbottom hat einen seltsamen Vorschlag gemacht und ich weiß nicht, was ich davon zu halten habe, ganz einfach.“
 

„Und der wäre?“, hakte nun Remus nach.
 

„Er meint, die Weasley-Zwillinge könnten helfen und die Ältesten dieser Bande“, knurrte er abfällig.
 

„Wie kommt er denn auf diese Idee?“, fragte Draco vollkommen irritiert.
 

„Lovegood war im Laden der Zwillinge und hat andere Kunden über Harry lästern hören, die prompt aus dem Geschäft geworfen worden sind. Auch Thomas stimmt dem zu. Sie meinen, dass die vier Ältesten in Harry tatsächlich einen Bruder sehen, den sie verteidigen wollen.“
 

„Ach? Und was sollen wir tun?“, fragte Remus kühl. „Das Risiko eingehen, in die Winkelgasse zu reisen und uns selbst verraten, nachdem wir hier in Sicherheit sind?“
 

„Natürlich nicht, aber das hindert MICH nicht daran, nach Russland zu gehen und mit Charlie und Bill zu reden“, grinste Lucius böse. „In den Weihnachtsferien. Longbottom hat geschrieben, dass die Zwillinge, laut Ginnys Geschrei, es wagen, nicht nach Haus zum Feiern zu kommen, sondern sich in Russland hinter Drachen verstecken, sie meint, die beiden wären unfähige Verräter gegenüber Dumbledores Kurs. Das muss sie zu Mittag mitten durch den Essensaal geschrien haben.“
 

Lucius grinste kalt: „Einen Versuch ist es schließlich wert“, meinte er letztendlich. „Wir brauchen Verbündete und diese Vier sitzen nahe an der Quelle.“
 

„Du willst zu ihnen?“, fragte Draco vorsichtig.
 

„Nicht alleine, nein. Ich gedenke, Harry und Severus mitzunehmen.“
 

„Harry??!“, japsten alle gleichzeitig.
 

„In seiner Animagusform, ja. Außerdem werden die Brüder allesamt Veritasserum schlucken müssen, wenn sie auch nur in Betracht ziehen wollen, mich zu überzeugen. Ich werde morgen mit Severus darüber sprechen.“
 

„Ich gehe mit“, kam es von den anderen Dreien gleichzeitig.
 

Lucius zog die Augenbrauen hoch, musterte Remus, Sybilla und seinen Sohn.
 

„Das geht nicht. Das Grundstück sollte auch nicht leer gelassen werden, falls weitere Nachrichten kommen. Gut für uns, dass keine Eule mit einem Ortungszauber das Grundstück überhaupt nur finden kann.“
 

„Ich gehe mit“, wiederholte Sybilla ruhig, sah ihrem Geliebten fest in die Augen: „Versuch, mich zum Hierbleiben zu bewegen...“
 

„Ich will auch...!“
 

„Draco, nein! Du bleibst hier! Der einzige Grund, Harry mitzunehmen, ist, dass er sonst, ohne Severus, durchdrehen würde! Du und Remus bleiben hier“, erweiterte er schnell. „Remus, du giltst als tot, das möchte ich gern dabei belassen. Und selbst wenn es akzeptable Verbündete sind, ist die Gefahr zu groß, dass Dumbledore seine Informationen einfach aus deren Köpfen zwingt, das weißt du so gut wie ich. Wenn dann rauskommt, dass du lebst, oder wie Harry wirklich aussieht, haben wir fast alle unsere Trümpfe verspielt. Es ist Anfang November, vielleicht kann ich das Treffen vorverlegen. Wenn sie vertrauenswürdig sind, kann Longbottom alle Berichte über die Zwillinge und deren Ladenkette in Hogsmaede über unortbare Eulen schicken.“ Rasch kritzelte Lucius eine Nachricht, belegte sie mit einem Tarnzauber und gab sie der Eule mit Instruktionen.
 

„Lassen wir den Intrigenkrieg beginnen...“
 


 

Keine zwei Wochen später saßen die vier Brüder zusammen an einem Tisch im Freien vor einer gemütlich wirkenden Hütte, alle Vier hielten einen Brief in der Hand, unterzeichnet mit den Namen Neville Longbottom, Luna Lovegood und Dean Thomas. Sie sahen sich gegenseitig an, bis Bill als der Älteste schließlich das Wort ergriff.
 

„Beweise für Harrys absolute Unschuld“, murmelte er verständnislos.
 

„Doch mehr davon“, gab Fred zurück. „Warum hat er sie uns nicht geschickt, sondern dieses Treffen einberufen, an dem keiner von den Dreien teilnehmen wird? Was sollen das für Beweise sein, dass man sie nicht verschicken kann?“
 

Charlie zuckte mit den Schultern, wobei er fast wie nebenbei eine neueste Errungenschaft streichelte: einen russischen Eisdrachen, dessen Eltern umgebracht worden waren, wohl wegen der kostbaren Zähne und Krallen, wegen der Schuppen und des Skeletts. All diese Dinge, vor allem aber das Skelett, waren machtvolle Zaubergegenstände, die unter anderem benutzt wurden, um besonders starke Zauberstäbe zu machen. Kein toller Gedanke, dass da draußen bald ein paar Irre mit so etwas Mächtigem herumrennen würden... „Vielleicht geht es auch einfach um den Überbringer“, schlug er nachdenklich vor. „Vielleicht treffen wir jemanden, der nicht will, dass es öffentlich wird.“
 

„Exakt“, kam in dem Moment eine Stimme, die ihnen allen Vieren nur allzu vertraut war. Trocken und ungnädig.
 

Erschrocken wandten sie sich um, sahen zu ihrem Entsetzen ihren alten Professor für Tränke – in Begleitung mit niemand Geringeren, als den angeblich vermissten Lucius Malfoy, an dessen Seite eine seltsame Frau mit eisblauen Haaren stand.
 

„Ähhh...“
 

„Die Fähigkeit der Artikulation scheint in der Weasley-Familie ja gleichermaßen verbreitet zu sein“, stellte Snape trocken fest, streichelte fast schon abwesend die schwarze, schimmernde Schlange, die sich um Seine Schultern und den Hals wand.
 

„Was geht hier vor?“, fragte Bill schließlich, als er sich gefangen hatte.
 

„Longbottom hat uns davon überzeugt, euch zu treffen“, gab Lucius zurück. „Wir sollen euch nicht an den Sünden eurer Eltern und dem Rest eurer verfluchten Brut messen. Das ist es, was wir gerade versuchen.“
 

„Was... was haben Sie mit Harry zu schaffen?!“, fragte George entsetzt.
 

„Sie hassen ihn!“, fügte Fred nicht weniger entsetzt hinzu, überrascht über das plötzliche Zischen der Schlange und die fast schon liebevolle Reaktion des Tränkemeisters, der über den dreieckigen Kopf strich.
 

„Dieses Gespräch wird viel offen legen, dass uns und Harry in große Gefahr bringt“, schaltete Sybilla sich ein, als sie erkannte, dass die Männer die Situation nur schlimmer machen würden. Das brächte gar kein Ergebnis. „Daher muss ich euch um einige Dinge bitten, bevor wir auch nur beginnen werden, zu reden. Es gibt einen alten, keltischen Zauber, der es euch unmöglich machen wird, außerhalb des Kreises der Eingeweihten über diese Dinge zu reden, sowie einen weiteren, uralten Zauber aus Ägypten, der verhindern wird, dass man dieses Gespräch je in euren Köpfen finden wird. Dies geschieht zu aller, aber vor allem zu Harrys Sicherheit. Wenn ihr dazu bereit seid, werdet ihr einige Dinge erfahren, die euer gesamtes Weltbild zerstören werden. Es ist eure Entscheidung.“
 

Die Vier sahen sich gegenseitig an, dann auf die beiden Männer, von denen sie einen nicht ausstehen und dem Anderen nicht trauen konnten. Dann wieder auf die seltsame Frau, die sie mit ernstem Blick aus den Augen musterte, das ihr körperliches Alter Lügen schimpfte. Auch die Schlange um Snapes Hals irritierte sie.
 

„Woher sollen wir wissen, dass das hier keine Falle ist?“, fragte Fred nach einer Weile des Schweigens, was Snape dazu brachte, seine Augen zu verdrehen.
 

„Wenn es eine Falle gewesen wäre, wäret ihr alle bereits tot. Wir stehen hier, seit ihr über die Briefe geredet habt. Wozu hätten wir uns die Mühe machen wollen, erst mit euch zu reden? Hättet ihr für uns interessante Informationen – es gibt kaum einen stärkeren Hirnpfuscher, als Severus hier“, lächelte Sybilla. „Und er arbeitet schnell, präzise und tödlich, sonst hätte er als Spion nicht so lange überlebt.“
 

Wieder blickten die Vier sich an, bevor Bill als der Älteste schließlich vortrat: “Gut, wir nehmen eure Bedingungen an, aber nur, weil wir an Harrys Unschuld glauben. Und weil wir ihm vertrauen. Er ist einer von den Guten.“
 

Lucius nickte: „Gut. Ich werde den ersten Zauber sprechen, ihr werdet nichts spüren. Danach werdet ihr diese hier“, er hob einige Phiolen in die Höhe, „trinken. Sie beinhalten den zweiten Zauber. Danach können wir reden.“
 

Die Vier griffen nach den Phiolen, tranken die Flüssigkeit nach kurzem Zögern und wurden, nach dem Spruch, den Severus, Sybilla und Lucius gleichzeitig sprachen, von einem leichten Glimmern eingehüllt.
 

Einige Minuten später setzte Sybilla sich schließlich zu den Jungen an den Tisch, wobei Lucius hinter ihr stehen blieb. Severus stellte sich in einem gewissen Abstand ebenfalls dazu, wobei er immer wieder beruhigend über die Schuppen der Schlange um seinen Hals strich.
 

„Also, fangen wir an“, meinte die Eishaarige, ihr Ton war ernst und warnend. Sie hob einen Briefumschlag, den auch Harry inzwischen nur zu gut kannte. Er konnte den Inhalt Wort für Wort wiedergeben.
 

„Damit hat es angefangen“, gab Sybilla eine Erklärung. „Diesen Brief hat Lucius Malfoy mitten in den Ferien, einige Wochen nach der gewonnenen Schlacht gegen Voldemort erhalten.“ Sie schob das Schriftstück zu den Jungs. Besser gesagt die Kopien zu jedem von ihnen. „Und bevor ihr fragt, der Inhalt ist mehrfach überprüft und die Vaterschaft unabhängig jedes Mal bestätigt worden.“
 

Die Vier lasen, bevor ungläubige Blicke sich auf den Blonden richteten, der hinter Sybilla stand, dessen Blick aber auf Severus lag.
 

„Harry....?!“
 

„Ist mein Sohn, ja“, gab Lucius leise zurück. „Er ist Lilys und mein Sohn.“
 

„Der Brief redet von einer Gefahr“, meldete Charlie sich mit ruhiger Stimme.
 

„Wobei wir beim nächsten Thema wären. „Severus?“
 

Der Ältere nickte leise, steckte den Kopf der Schlange unter seine Robe, bevor er nickte und Sybilla so das verabredete Signal gab. Diese zog einen Kristall hervor und hielt ihn den Geschwistern hin: „Ich hoffe, ihr habt heut noch nichts gegessen“, meinte sei nur trocken, bevor sie mit einer Hand über den Kristall fuhr und dieser Harrys Erinnerungen ein weiteres Mal nach Außen projizierte.
 

Tatsächlich wurden Fred und George fast grün, während aus dem Gesicht der Älteren jegliche Farbe wich.
 

„Diese Erinnerungen beweisen, dass es definitiv die Dursleys waren, die noch gelebt haben, als ich meinen Sohn geholt habe. Und dass Harry nicht in der Lage gewesen wäre, auch nur einen Finger zu rühren, um jemandem etwas zu tun“, meinte Lucius, als die Bilder verschwanden und die fragenden Blicke sich mit Entsetzen auf ihn richteten.
 

„Harry ist also unschuldig!“
 

„Wie geht es ihm?“, fragte Charlie leise.
 

„Körperlich wieder so weit in Ordnung. Nur die Lunge macht noch ein paar Probleme. Was den Rest angeht... schweigen wir“, gab der Blonde ruhig zurück.
 

„Warum geben Sie das hier nicht an die Presse? Das würde Harry doch von allem frei sprechen! Er kann es gar nicht gewesen sein!“
 

„Ja, wir geben es an die Presse, Harry wird erst einmal frei gesprochen und zwei Jahre später kommt eine neue Anschuldigung. Nein, sicher nicht. Ich habe nicht vor, das zuzulassen. Ja, ich werde beginnen, Unruhe zu schüren und Harrys Unschuld langsam zu beweisen, aber ich werde nichts Eindeutiges tun, bevor ich nicht genug handfeste Beweise habe, um den Verursacher mit in die Tiefe zu reißen!“
 

„Albus Dumbledore“, kam es einstimmig von den Zwillingen, die mit verdunkelten Augen auf die Besucher starrten.
 

„Korrekt“, kam es in dem Moment von Severus zurück. Zum ersten Mal seit dem Trank nahm er nun an dem Gespräch teil. „Außer das, was ihr gesehen habt, besitzen wir noch einen weiteren Kristall, indem ein nun Toter bestätigt, von Dumbledore die Erlaubnis zum Mord an dem Jungen gegeben zu haben. Das ist alles. Nichts, was ihn auch nur zwingen könnte, in seiner Position unter Veritasserum auszusagen. Wir brauchen mehr. So viel, dass die gesamte, magische Welt, auch die außerhalb von Britannien und den Inseln ihn so unter Druck setzt, dass er keine Wahl mehr hat. Denn das, was er Harry angetan hat, ist noch lange nicht alles!“
 

„Noch mehr?“, krächtzte George ungläubig.
 

„Das war noch nicht mal die Hälfte“, kam es von Sybilla. „Da ist noch viel, viel mehr. Der Schrecken der letzten zwanzig Jahre, der Mord an Murtle und Tommy, um nur die Signifikanten Dinge zu nennen.“
 

„An... was... wie? Bekommen wir eine Erklärung oder müssen wir raten?“, fragte Bill unwillig.
 

"Harry ist auserwählt, den dunklen Lord zu töten, doch damit war nie Tommy – Voldemort gemeint. Diese Geschichte beginnt vor langer Zeit und klingt wie ein böses Märchen...“ Es dauerte lange, bis Sybilla, unterstützt von Lucius, diese Geschichte erzählt hatte.
 

„Albus Dumbledore...?!“
 

„Ja, Albus, der Weiße, der Reine, der Weise, ist der dunkelste, machtbesessenste und bösartigste Mensch, Magier, Zauberer, Hexer, wie auch immer, den es im Moment auf der gesamten Erde gibt.“
 

„Ein weiterer Krieg“, stellte Charlie schaudernd fest.
 

„Ja, und wenn wir nicht schnell und gut arbeiten, wird er sich erst über Europa und dann über die gesamte Welt ausbreiten.“
 

„Wo ist Harry?“, fragte Bill schließlich leise.
 

„In Sicherheit, wo er sich erst einmal erholen kann und wo er in den Dingen ausgebildet wird, die für ihn lebenswichtig sein könnten, ohne Stümper, die dabei versuchen, ihn umzubringen, zu verstümmeln oder seine Freunde zu töten. Ich hoffe, ihr versteht, dass es für ihn zu gefährlich wäre, wenn wir euch seinen Aufenthaltsort verraten würden. Aber wie gesagt – es geht ihm gut, auch wenn er im Moment nicht so recht weiß, wer Freund und wer Feind ist, was man ihm kaum übel nehmen kann“, gab Lucius zurück.
 

„Wie... wie können wir helfen?“, fragte Fred schließlich bleich.
 

„Stellt Longbottom, Lovegood oder Thomas immer, wenn sie in Hogsmaede sind, unortbare Eulen zur Verfügung, von dem Scherzartikelladen aus. Das wäre ein wertvoller Anfang.“
 

„Sicher“, nickte George.
 

„Ach, und sagt McGonagall, wenn ihr das irgendwie könnt, bei Gelegenheit, dass sie sich selbst in Gefahr bringt, wenn sie weiter so offensichtlich Unschuldsbeweise für Harry sucht. Damit bringst sie auch meine Spione in Bedrängnis.“
 

Charlie nickte langsam: „Ich werde bei der nächsten Lieferung mit ihr reden.“
 

In dem Moment zog Fred eine Perle hervor: „Wir haben das auch nicht glauben können und was wir gesehen haben, erklärt Einiges!“, rief er, nun auf einmal aufgeregt. „Wir... wir haben eine weitere, magische Signatur im Haus der Dursleys gefunden! Das könnte der Schlüssel sein! Es ist leider nicht die von Dumbledore, aber ich wette, die Spur führt uns von dem Mörder direkt zu ihm!“
 

Lucius hielt seine Hand auf, ließ sich die Perle geben: „Danke, ich werde sehen, ob ich dieses Rätsel lösen kann.“
 

Die Vier nickten, noch immer zu erschüttert, um irgendwie Fragen zu stellen.
 

Lucius gab ihnen einen Zettel: „Dahin müsst ihr die Eulen schicken, um mich zu kontaktieren. Des Weiteren gilt äußerste Vorsicht. Ich will keinen einzigen Verlust, der am Ende doch nur wieder Harry trifft. Dann müssen wir los und wieder zurück. Es ist spät geworden und ich will wieder dorthin, wo ich weiß, dass niemand mich oder die anderen suchen wird.“
 

Als die Vier wieder allein auf ihrer Bank im Freien saßen, starrten sie sich lange einfach nur an, bevor Fred die Stille durchbrach: „Und Ron will von alledem nichts gemerkt haben?“, fragte er leise.
 

„Mir ist richtig schlecht“, fügte Bill hinzu.
 


 

Harry saß allein in seinem und Sevs gemeinsamen Zimmer, der Ältere war, mal wieder zusammen mit Sybilla, im Tränkelabor verschwunden, um Nachschub zu brauen. Wolfsbann, Schmerz und Heiltränke und weitere Tränke, die ihm helfen sollten, so etwas wie ein normales, gesundes Körpergewicht zu bekommen, da seinem Körper immer noch einige Nährstoffe fehlten, beziehungsweise, dass zu wenige von ihnen vorhanden waren.
 

Harry hätte den nderen helfen können, doch er war so müde gewesen an diesem Morgen. Also hatte er Severus gesagt, dass er den Rest eines Buches über magische Tiere für den Unterricht lesen musste. Obwohl er das schon am Abend getan hatte. Aber er wusste, er wäre wohlmöglich über den Töpfen eingeschlafen und so etwas konnte gefährlich werden, bei all den Zutaten, die dazu neigten, bei falscher Behandlung zu explodieren oder zu Säure zu mutieren.
 

Er hätte seinem Geliebten auch die Wahrheit sagen können, doch er mochte die Aufmerksamkeit und die Sorge in den schwarzen Augen nicht, die doch endlich etwas abgenommen hatte, in den vergangenen Wochen, die sie richtig zusammen waren. Er wusste, er hatte fast alles überwunden, er zuckte auch vor unerwarteten Berührungen nicht mehr zusammen und liebte die Nähe seines Gefährten noch mehr, als früher.
 

Er suchte sie nun fast ununterbrochen, schlimmer noch, als zu Beginn und schlafen konnte er gar nicht mehr, ohne dass Sev in seiner Nähe war, egal, wie erschlagen er sich fühlte – so wie jetzt. Der Andere musste zumindest mit ihm in einem Raum sein.
 

Harry lehnte sich an das Kopfteil des Bettes, das aufgeschlagene Buch auf seinen Knien. An Schlaf war nicht zu denken. Stattdessen rief er sich das Treffen mit den vier ältesten Weasley-Brüdern wieder in Erinnerung. Er wusste, dass Sev ihn nicht hatte mitnehmen wollen, doch er hatte seinen Geliebten nicht gehen lassen, bis der nachgegeben hatte.
 

Und dann die größte Überraschung, als er erfahren hatte, dass die Vier ihn tatsächlich für unschuldig gehalten hatten – die ganze Zeit – und sogar schon Nachforschungen angestellt hatten, um das zu beweisen. Wenigstens ein paar Leute, die ihn nicht verraten hatten...
 

Denn leider hatten die Zwillinge schon am nächsten Tag eine Eule mit einer sehr unglücklichen Liste geschickt, die nur zu klar gemacht hatte, dass sie im Moment nur wenige Verbündete hatten.
 

Er hatte ja gewusst, dass seine Freundschaft zu Ron und Hermine im fünften Jahr zerbrochen war, aber er hätte nie gedacht, dass sie nun versessen darauf waren, ihn tot zu sehen. Sie waren ein entscheidender Teil der Auroren, die ihn in ganz England suchten und jagten.
 

Zu Harrys persönlicher Belustigung hatten die Zwillinge erzählt, dass sie einen Weg gefunden hatten, seine magische Signatur – die von vor seiner Umwandlung, verstand sich – zu täuschen und somit die Spuren zu fälschen, Dumbledore so vorzugaukeln, er sei noch in England. Durch einen Drachen, der von Charlie darauf trainiert worden war, bestimmte Ziele anzufliegen, ähnlich wie Eulen.
 

Und es hatte geklappt.
 

Seither gab es immer wieder, manchmal mehrmals in einer Woche, eine neue Überschrift in der Zeitung, die seinen angeblich neuen Standpunkt verriet und die Menschen zur Vorsicht aufrief. Seltsam war, dass es immer dort auch Morde gab, die ihm in die Schuhe geschoben wurden.
 

Doch das, so schrecklich es war, brachte weitere Spuren, hatte Lucius – Vater – ihm erklärt. Entweder Charlie oder Bill waren nun immer in der Nähe und versuchten, diesen Mörder zu finden und schon mehr, als einmal hatten sie die entsprechende, magische Signatur gefunden, die schon im Haus der Dursleys gewesen war. Sie mussten nur noch den Zauberer dazu finden.
 

Der Langhaarige lächelte traurig. So viel Tod. Es schien eine unheimliche Wiederholung dessen zu sein, womit sein letztes Schuljahr in Hogwarts begonnen hatte. Hogwarts – er vermisste das Schloss, das ihm auf eine seltsame Art und Weise immer ein wunderschönes Gefühl von Wärme gegeben hatte, wie es sonst noch kein Haus gekonnt hatte, nicht einmal hier fühlte er sich so wohl. Er wollte zurück, trotz und alledem... irgendwann einmal.
 

Vielleicht als Heiler.
 

Er war gut geworden im Heilen.
 

In dem Moment ploppte einer der Hauselfen herein.
 

„Was gibt es?“, fragte Harry freundlich.
 

„Master Harry, Sir, Master Malfoy schickt mich mit etwas Obst und einer Suppe.“
 

Irritiert sah Harry auf die Uhr und stellte fest, dass es schon Mittag war. Himmel! Er hatte die Zeit vollkommen vergessen!
 

„Sag .. Vater bitte, dass ich ihm danke. Ich bin nur etwas müde, darum habe ich die Zeit vergessen.“
 

„Sehr wohl Master Harry, Sir.“
 

Harry hatte es aufgegeben, die Hauselfen dazu zu überreden, das Master wegzulassen, es war sinnlos. Stattdessen lächelte er den Hauself an, als der verschwand und hob den Deckel von der Terrine.
 

Ein fataler Fehler, wie er feststellte.
 

Sofort wurde Harry richtiggehend übel. Sein Magen verkrampfte sich schmerzlich. Mit vor dem Mund zusammengeschlagenen Händen rannte er in Richtung Bad, wo er sich über die Kloschüssel beugte... keine Sekunde zu früh.
 

„Harry? Harry, wo bist du?,” kam in dem Moment eine fragend-besorgte Stimme von der Tür. „Elf.. Oh bei Merlin!“
 

Sekunden später spürte der Jüngere Hände, die über seinen Rücken strichen. Er wollte die Hände verärgert wegschieben, sauer, dass Sev ihn nun so sah, wo er seinen Zustand doch nun schon seit zwei Wochen verheimlicht hatte – erfolgreich. Das war nur ein kleinerer Virus, den er sich eingefangen hatte, aber jetzt würde sein Gefährte ihn sicher nicht mehr aus dem Bett lassen, bis er wieder auskuriert war!
 

Als endlich nichts mehr hochzukommen schien, lehnte Harry sich erschöpft gegen seinen Geliebten zurück, spürte, wie der ihm mit einem kalten Lappen über das Gesicht wischte und einen Zauber sprach, der den schrecklichen Geschmack aus seinem Mund verschwinden ließ. Dann wurde er hochgehoben, wieder ins Bett getragen und hingelegt, wo ihm sofort wieder der Geruch der Suppe in die Nase stieg und erneut für eine Welle der Übelkeit sorgte. Zu seinem Glück deckte der Tränkemeister die Terrine wieder zu und stellte das gesamte Tablett beiseite.
 

„Harry?“, fragte Severus, ernstlich besorgt. Ein komisches Gefühl hatte ihn von seinen Tränken weggescheucht und Sybilla hatte gemeint, er solle nachsehen. Nun war er froh, dem Rat gefolgt zu sein. Was hatte sein Kleiner?? „Was hast du?“
 

„Gar nichts“, nuschelte der nur. „Es geht mir wieder gut! Das... ist immer so.“
 

„Was? Du hast das schon länger?!“
 

Harry verdrehte die Augen. Verdammt! Warum konnte er nur seine Klappe nicht halten! Nun gab es auch noch ein Donnerwetter! Er zuckte leicht zusammen, spürte aber sofort die Hand, die über seine Wange fuhr.
 

„Warum hast du nichts gesagt, wenn du krank bist?“
 

„Ich bin nicht krank“, begehrte Harry sofort auf. "Mir... ist nur von Zeit zu Zeit... schlecht, das ist alles!“
 

„Harry, das reicht schon! Du könntest weiß Merlin was haben!“
 

„Ich bin gesund“, wehrte der Jüngere sich sofort wieder. „Nur in letzter Zeit etwas müde!“
 

„Und du erbrichst“, fügte Severus hinzu, wobei er begann, das Hemd des Jüngeren aufzuknöpfen und nach einer Spur zu suchen. Ein fehlgeleiteter Fluch von den Übungen vielleicht oder so etwas. Vorsichtig begann er, seinen Geliebten abzutasten.
 

„Au!“, begehrte Harry auf einmal auf, schlug die Hand von seinem Bauch weg, sah in das Gesicht des Älteren. „Das hat weh getan“, beschwerte er sich.
 

Bei dieser Reaktion begann es, in Severus’ Kopf zu arbeiten. Er starrte auf den Jüngeren, dachte nach. Ihm war übel, er war ständig müde... und gerade DIESE Stelle am Unterbauch tat weh, wenn man darauf drückte??!
 

Hastig zog er seinen Stab, sprach einen Diagnosezauber und starrte auf den Punkt, der erst weiß glühte und dann langsam eine pinke Farbe annahm.
 

Vorsichtig legte Severus seine Hand wieder zurück auf Harrys Bauch, seufzte leise. Das machte Vieles noch komplizierter, als es ohnehin schon war.
 

„Was ist los?“, fragte Harry nun irritiert, öffnete seine Augen wieder, trotz der nun überrollenden Müdigkeit, die ihn überfiel, wo Sev wieder bei ihm war. „Was ist los?“, fragte er, langsam panisch werdend, als er den Ausdruck im Gesicht des Anderen sah. Sorge, Angst... und noch etwas, dass er nicht sicher zuordnen konnte. Aufregung? Freude?
 

„Harry, Elf... du... wir…”
 

Seit wann stotterte Severus? „Was ist los?“, fragte er, wobei seine Stimme nun sehr hoch klang.
 

„Harry, du bist schwanger“, gab der Tränkemeister leise zurück, beobachtete, wie der Jüngere jegliche Farbe, die gerade wieder zurückgekehrt war, wieder verlor und die Augen begannen, sich nach innen zu drehen. Sofort beschwor er ein Fläschchen, hielt es dem Jüngeren unter die Nase.
 

Dieser stieß es sofort weg, als der schreckliche Geruch ihn zurück zwang. Große, helle Augen starrten Severus ungläubig an: „Schwanger?“, krächzte er schließlich.
 

„Schwanger“, bestätigte Severus.
 

„Aber... ich bin... ein Mann! Das geht gar nicht! Ich kann keine Kinder bekommen! Ich... hab ich schon erwähnt, dass ich ein Mann bin!?“
 

Der Tränkemeister hob überrascht eine Augenbraue, bevor es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. Ach ja, richtig. Von Muggels groß gezogen. Wieder ein Beweis, wie falsch so etwas war. „Harry, du bist ein Mann, aber du bist auch ein mächtiger Zauberer und ein Hochelf. Du kannst schwanger werden. Aber... aber nur, wenn du und dein Partner es wollten...“
 

Sekundenlang starrte Harry den Älteren an, bevor rauf einmal ein Strahlen über Harry Gesicht huschte, als er sich in Severus’ Arme warf. Er hatte sich so sehr eine Familie gewünscht, doch er hatte gedacht, diesen Traum begraben zu müssen, als er festgestellt hatte, dass er einen anderen Mann liebte. „Wir bekommen ein Kind“, flüsterte er begeistert.
 

Severus lächelte leicht, strich Harry über den Rücken, bevor er sich so weit von dem Jüngeren trennte, um ihn küssen konnte: „Ja, es sieht ganz danach aus“, stimmte Severus zu.
 

„Du... du bist… nicht begeistert ?“, fragte Harry ängstlich.
 

Der ältere seufzte leise, legte eine Hand wieder auf Harrys Bauch. „Ich freue mich, ja, ich habe mir immer Kinder gewünscht. Aber... Harry, du bist selbst gerade erst wieder einigermaßen gesund und eine Schwangerschaft ist nicht ungefährlich. Außerdem – du vergisst, wie gefährlich das werden könnte, oder? Gerade im Moment?“
 

Harry blickte den Älteren an, eine Träne rann ihm über die Wange: „Du... willst das Kind nicht?“, fragte er. Hoffnungslosigkeit schwang in der dünnen Stimme mit.
 

„Das habe ich nie gesagt!“, verteidigte Severus sofort, wobei er die Gefühle des Jüngeren nur zu deutlich spürte, dessen Verzweiflung und Angst. „Ich sage nur, dass das die Dinge verkomplizieren wird“, korrigierte er seinen Gefährten sanft, küsste Harry erneut.
 

„Du... verlangst nicht... dass... dass ich es... loswerde?“
 

„Harry, das würde ich niemals tun! Du musst dir dieses Kind verzweifelt gewünscht haben, um jetzt schon, mit sechzehn, schwanger zu werden. Du hast dich immer nach einer Familie gesehnt, nicht wahr? Es ist gut. Wir bekommen auch das noch auf die Reihe.“ Er küsste Harry erneut. „Auch, wenn ich deinen Vater jetzt schon toben höre. Ich hoffe, er hat kein Silbermesser in seinem Küchenarsenal, sonst fehlen mir bald einige wichtige Teile meines Körpers“, scherzte er schließlich, erleichtert, als er Harry leise lachen hörte.
 

„Sev?“
 

„Hm?“, fragte der Ältere.
 

„Bleibst du?“, fragte Harry müde.
 

Severus nickte: „Natürlich“, gab er zurück, küsste Harrys Stirn, bevor er den Jüngeren in eine Decke packte. Er wusste jetzt, warum der Jüngere nicht mehr schlief, wenn er nicht in der Nähe war. Es war eine Schutzreaktion des Körpers, der dafür sorgte, dass Harry wach blieb, um das Kind zu schützen, wenn sein Gefährte nicht in seiner direkten Nähe war...

Drachensammler...

Luna saß am Rande einer Schneewehe und beobachtete, wie die jüngsten Hogwartsschüler in der weißen Pracht tobten. Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Im letzten Jahr war sie hier mit Harry gesessen, ganz in der Nähe und der Gryffindor hatte ihr davon erzählt, wie sehr er das Schloss liebte, dass für ihn die einzige Heimat geworden war, die er je gekannt hatte.
 

Sie sah sich um, doch Neville und Dean waren nicht zu sehen. Die beiden hatten sich mal wieder eine saftige Strafarbeit eingehandelt, weil sie erwähnt hatten, dass Harry sie alle vor Voldemort gerettet hatte. Bei dem neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Fast die ganze Welt schien ihren ehemaligen Helden zu hassen.
 

Es war traurig für den Rest der Menschheit, zu sehen, wie rasch sie Leute fallen ließen, die sie nicht verstanden. Harry hatte niemandem etwas getan, wenn er es irgendwie hatte vermeiden können. Lieber hatte er sich selbst verletzt oder Strafen auf sich genommen. Sogar für Malfoy.
 

„Hi, Luna.“
 

Überrascht, dass tatsächlich jemand sich dazu herabließ, sich mit ihr, einer bekennenden Zweiflerin an Harrys Schuld zu unterhalten, wandte sie sich um, um noch erstaunter eine Augenbraue zu haben: „Susan“, stellte sie fest.
 

Susan Bones war eine junge Huffelpuff, mit der sie bis zu diesem Jahr immer mal wieder gern geredet hatte, doch dann war der Kontakt schlagartig abgebrochen, als sie zu den Jungauroren gekommen war, die von einem Ministerialbeamten, dem Dumbledore vertraute, ausgebildet wurden.
 

„Ich denke nicht, dass du dich in der richtigen Gesellschaft befindest“, meinte Luna schließlich, als Susan sich neben sie setzte.
 

„Glaub mir, das ist mir mehr, als nur klar. Schon seit Beginn des Schuljahres.“
 

Okay, das schloss sie als Person, von der gesprochen wurde, aus. Sie sah die Gleichaltrige genauer an, sah, wie unglücklich Susan wirkte. Sie schien auch geweint zu haben, was sie nicht zum ersten Mal feststellte. „Was hast du?“, fragte Luna, die immer half, wenn sie konnte.
 

Susan zuckte mit den Schultern, sah sich kurz um, vergewisserte sich, dass Niemand in ihrer Nähe war und sie beobachtete: „Ich habe einfach die Nase gestrichen voll!“
 

„Und von was genau?“
 

„Luna, verspricht du mir, niemandem etwas zu erzählen?“, fragte Susan auf einmal.
 

„Ich habe Freunde, vor denen ich keine Geheimnisse habe, das weißt du. Aber über diesen Kreis würde nichts hinaus gehen.“
 

Susan betrachtete die Ravenclaw vor sich, bevor sie schließlich nickte. Es konnte sich nur um Neville, der generell kaum noch redete, und Dean handeln, den ohnehin niemand mehr für voll nahm. „Ich... ich kann einfach nicht mehr!“
 

„Warum? Weswegen?“
 

Die junge Huffelpuff lächelte traurig: “Weißt du, warum ich in dieses Aurorenprogramm gekommen bin?“
 

„Nein“, gab Luna ruhig zu. Sie selbst hätte die Aufnahmeprüfung sicher bestanden, doch es widersprach ihrer Natur, diesem Verräter zu helfen.
 

„Meine Eltern haben es von mir verlangt, weil Dumbledore gesagt hat, dass er mich haben will. Es wäre eine Ehre, haben sie mir gesagt, sie sind danach sogar befördert worden. Ich wollte nicht in das Programm! Ich wollte nie Auror werden, ich wollte Lehrerin oder Kräuterzüchterin werden! Stattdessen lerne ich jetzt, zu töten!“
 

Luna sah Susan ernst an. Damit hatte sie nicht gerechnet. Die Meisten, die in diesem Programm waren, prahlten damit, als hätten sie selbst Voldemort besiegt. Sie hatte sich gewundert, was ausgerechnet die fragil wirkende Susan dazu gebracht haben könnte, daran teil zu nehmen, aber sie hatte das auch als Ende einer Freundschaft akzeptiert. Nun endlich verstand sie.
 

„Sie alle wollen Harry jagen und zur Strecke bringen!“, fügte sie an, ihre Stimme aufgeregt, künstlich leise gehalten. „Sie wollen denjenigen umbringen, der uns alle gerettet hat und sie prahlen damit, wie sie es tun wollen! Wir lernen sogar die unaussprechlichen Zauber, um ihn zur Strecke bringen zu können! Aber... aber Harry hat uns alle gerettet! Ich glaube nicht, dass er irgendwem etwas getan hätte!“
 

Da drang die Huffelpuff-Treue wenigstens bei einer durch, stellte Luna überrascht fest. „Du hast recht“, gab Luna zu. „Harry hätte all das nie getan. Er mordet nicht zum Spaß, er hat sogar geweint, als er Voldemort umgebracht hat und er war auf keinem der Feste, die für ihn abgehalten worden sind, weil er gesagt hat, er ließe sich nicht dafür feiern, getötet zu haben, er fände das geschmacklos und albern.“
 

Susan nickte langsam. „Ich weiß... Harry hätte all das nie getan. Und jetzt ist er irgendwo da draußen, auf der Flucht. Gejagt, wie ein wildes Tier, nein, wie ein Schwerverbrecher, obwohl er nichts getan hat! Was, wenn er verletzt ist? Vielleicht ist er auch schon längst tot!!“
 

Luna sah die Andere ruhig an. Ja, viel hatte auch nicht mehr gefehlt, das wusste sie aus sicherer Quelle und auf einmal kam ihr eine Idee. Sie nestelte in ihrer Tasche nach einem Bonbon, bot es Susan an, die es ahnungslos nahm und dankbar in den Mund steckte. Es konnte nichts geschehen, die Wirkung hielt nur etwa zwei Minuten an.
 

„Wärest du bereit, mir zu helfen, nach Beweisen für seine Unschuld zu suchen? Und nach dem wahren Übeltäter? Auch, wenn sich herausstellen würde, dass es Dumbledore selbst wäre?“, fragte sie ruhig.
 

„Ja!“, rief Susan sofort, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. „Ich WEISS, dass Dumbledore etwas damit zu tun haben muss, ich habe ihn gesehen, er tut so, als wäre er ein freundlicher, alter Mann, aber... er ist es nicht.. nicht mehr! Er richtet uns zum Töten ab! Er will die Leute gar nicht fangen und nach Azkaban bringen, er will sie tot sehen! Wir werden auf IHN eingeschworen, nicht, wie es das Gesetzt verlangt, auf die Gerechtigkeit! Und er markiert uns wie Rinder, am Ende der Ausbildung, wie der dunkle Lord es getan hat!“

Das war interessant. Die Auroren bekamen ein Tattoo??
 

„Luna, ich will das nicht! Ich will nicht auf ihn schwören müssen, weil ich diesen Schwur nie halten könnte und ich will auch nicht sein Zeichen tragen! Aber am Ende des Schuljahres wird er es dem ganzen Kurs geben! Bei Merlin, die Meisten freuen sich auch noch drauf! Du müsstest mal Ginny schwärmen hören!“
 

Luna strich Susan über den Rücken. Sie hatte alles gehört, was sie hören musste: „Wenn du mir – und den anderen wirklich helfen willst, und du weißt, dass es gefährlich sein wird, dann triff uns heute nach dem Abendessen.“
 

„Wo?“
 

„Im Gewächshaus. Das ist als einziges, geheizte Gebäude, das nicht überwacht wird und draußen ist es viel zu kalt, um länger zu reden.“
 

Susan nickte: „Ich werde da sein.“
 


 

„Was...?!“, keuchte Lucius, nachdem er wieder Luft bekam, dank Sybilla, die ihm auf den Rücken klopfe. Er wischte sich den Rest seines Kaffees ab, den er vor Schreck ausgespuckt hatte, sein Blick glitt zwischen seinem Sohn und seinem besten Freund hin und her: „Das war ein verdammt schlechter Witz“, meinte er dann ärgerlich, als ihm durch Dracos Lachen klar wurde, was für ein Bild er gegeben haben musste.
 

„Sie sagen die Wahrheit“, meinte ein vollkommen weißer Remus, was nun Draco dazu brachte, sich heftigst zu verschlucken.
 

„Waaaaaaas?!!!“
 

Harry zuckte automatisch zusammen, suchte instinktiv Deckung hinter Severus, der Remus wenig erstaunt musterte.
 

„Ich habe doch gesagt, dass Harrys Geruch sich verändert hat“, murmelte Remus leise. „Das erklärt dann ja wohl auch, warum... Bei Merlin! Junge, du hast ein unnachahmliches Timing...“, murmelte der geschockte Werwolf.
 

„Schwanger?“, krächzte nun auch Draco.
 

Hinter Severus’ schwarzer Robe wurde ein Nicken sichtbar.
 

„Ja, er ist schwanger, der Zauber, den ich gesprochen habe, sagte, er wäre über den ersten Monat hinaus. Was erklärt, warum er schon unter Morgenübelkeit leidet.“ Harry, der nun hinter den Anderen vorgezogen wurde, war feuerrot, als er die Blicke der anderen sah.
 

„Harry...“, Lucius sah den Jüngeren an. „Wie konnte das passieren? Ich meine, weißt du überhaupt, wie alt du bist? Und dein körperlicher Zustand ist auch nicht gerade der Beste! Habt ihr denn nicht verhütet?“
 

„Ich... ich wusste doch nicht mal... dass ich schwanger werden kann!“, wehrte Harry sich gequält, er fühlte sich aber besser, als die Hand seines Gefährten sich auf seine Schulter legte.

„Severus?!“, fragte die nun inquisitorische Stimme.
 

„Ich dachte, er wäre zu jung und ich wusste nicht, wie verzweifelt er sich eine Familie gewünscht haben muss“, verteidigte der Ältere sich. „Außerdem ist es hier sicher. Harry ist ein Elf. Das heißt, das Kind wird in vier oder fünf Monaten geboren werden. Bis dahin werden wir nicht so viel weiter sein, nehme ich einfach mal an.“
 

Lucius vergrub sekundenlang seinen Kopf in den Händen, bevor er seufzte: „Passiert ist passiert“, murmelte er ergeben. „Und ihr wollt es ja wohl offensichtlich behalten“, fügte er hinzu, als er sah, wie sein Sohn schützend die Hand über seinen flachen Bauch legte. Er war wenig begeistert und hatte das dringende Bedürfnis, seinen Freund umzubringen, oder ihm doch zumindest die verantwortlichen Teile abzuschneiden. Doch er wusste, das alles würde nur Harry schaden.
 


 

Charlie sah auf, als Bill in die Hütte trat, tätschelte den Drachen vor sich noch einmal und betrachtete die Dinge, die der Ältere mitgebracht hatte. Einige Schuppen in verschiedenen Farben, eine Phiole mit einer durchsichtigen Flüssigkeit, Drachentränen.
 

„Schon fertig für heute?“, fragte er, während er sich um den kleinen Drachen kümmerte, der auf seinem Schoß saß.
 

„Ja“, gab Bill zurück. „Das war alles, was der neue Tränkemeister in Hogwarts wollte.“
 

„Silberdrachenschuppen, Drachentränen und die Kralle eines Drachlings?“, hakte Charlie vorsichtig nach.
 

„Ja doch! Das sagte ich gerade!“
 

Charlie wurde schneeweiß: „Überleg mal, wozu er DIESE Zutaten brauchen könnte“, gab der Andere zurück, setzte den Drachen ab und fuhr mit der Hand über die Zutaten. „Die Sachen hier sind beileibe zu kostbar, um sie an Schüler zu verwursten! Überleg doch mal! Drachentränen!!“
 

In dem Moment wurde auch Bill bleich. „Bei Merlin! Das...!“
 

„...darf nicht geschehen.“
 

„Was sollen wir tun? Ich meine, wir sind doch verpflichtet...!“
 

„Wow, was für eine Stimmung“, kommentierte Draco, als er bei den Weasleys ankam. Nicht, dass er sich um den Job gerissen hätte, doch sein Vater hatte andere Dinge zu tun und Sev brauchte Drachentränen. Also hatte er los gemusst.
 

„Was...!?“
 

Beide Brüder fuhren herum, Zauberstäbe gezogen.
 

„Was für ein Empfang. Wenn ich einer eurer Gegner wäre, wäret ihr tot, nur so am Rande bemerkt“, grinste Draco frech. „Und als Spion hätte ich jetzt genug, um euch eine Dauerwohnung in Azkaban zu verschaffen.“
 

„Was willst du denn hier?“, fragte Bill mit hochgezogenen Augenbrauen, doch er steckte seinen Stab, wie auch sein Bruder, wieder ein.
 

Charlie betrachtete den Teenager ebenfalls, musste erkennen, wie ähnlich der seinem Vater war. Äußerlich kühl, mit einer spitzen Zunge und der scheinbar angeborenen Eleganz der Malfoy-Sippe.
 

„Vater schickt mich“, gab Draco auf die Frage zurück. „Onkel Sev braucht Drachentränen und er dachte, vielleicht habt ihr welche. Es wäre zu auffällig, sie in einem Laden zu kaufen.“

„Drachentränen?“, fragte Bill irritiert.
 

„Ja, Drachentränen“, wiederholte Draco entnervt.
 

„Ich denke, ich werde einen Brief für Mr. Malfoy Senior aufsetzen“, meinte Bill schließlich. „Du kannst ihn gleich mitnehmen. Ich werde nicht lange brauchen. Setz dich solange.“
 

Mit hochgezogener Augenbraue ließ Draco sich auf einen der Stühle fallen, sah sich interessiert in der bequem, aber einfach eingerichteten Hütte um, bis sein Blick an Charlie hängen blieb, der ihn ebenfalls zu mustern schien. Und in der Sekunde spürte Draco es: Ein Prickeln, das in ihm aufstieg und zu einem Brennen zu mutieren schien.
 

Nein!
 

Oh nein, gar nicht gut, gar nicht gut!
 

„Alles in Ordnung?“, fragte Charlie besorgt, als er sah, wie Draco auf einmal begann, rot zu werden.
 

„Ähh...“, Draco schluckte, bevor er sich wieder im Griff hatte: „Sicher“, gab er zurück. Was sehr glaubhaft kommen musste, bedachte man, wie rot er immer noch war. Was auch nicht besser wurde, als sich Charlies kühle Hand auf seine Stirn legte.
 

„Du bist heiß“, stellte der Rotschopf fest.
 

‚Du hast ja keine Ahnung!’, dachte Draco schon fast verzweifelt. Er wollte von der Hand weg, gleichzeitig aber wollte er, dass dieser Kontakt nicht zerbrach.
 

Und endlich verstand er, warum sein Vater so launisch war, wenn er nicht in Sybillas Nähe stand oder warum Harry Severus wie eine Klette hinterher rannte. Die Gene einer alten, magischen Kreatur in sich zu tragen, stank! Aber gewaltig! Das war so unfair! Mal ganz davon zu schweigen, dass das da auch noch ein Weasley war! Ein Weasley! Bei Merlin, nein! Das war soooo ungerecht! „Es.. ist wirklich... alles in ... Ordnung“, nuschelte Draco hilflos.
 

„Das sieht für mich aber ganz danach aus! Sag mir bitte nicht, dass du gegen Drachenschuppen allergisch bist!“
 

„Nein!“, begehrte der Blonde sofort auf.
 

„Was ist dann los?“
 

In dem Moment hörten sie ein amüsiertes Lachen: „Charlie, bist du wirklich so blind, oder tust du nur so?“
 

Der Angesprochene fixierte seinen Bruder mit dunklen Augen: „Was weißt du, was ich nicht weißt??!“
 

„Du bist von uns beiden doch der größere Freak, wenn es um magische Kreaturen geht, oder?“, hakte Bill amüsiert nach. Oh, sollte Ron das je mitbekommen, der Junge würde explodieren! „Das muss ich Fred und George schreiben! Sofort!“
 

„Was...?“, verwirrt sah Charlie den Blonden an.
 

„Nein!!!“, rief Draco im selben Moment entsetzt.
 

„Und warum nicht?“, stichelte Bill amüsiert. „Oh, ist das herrlich! Ich bin ja gespannt...!“
 

„Wovon redet ihr eigentlich, ihr beiden?“, hakte Charlie nach. „Ich bin fit in Drachen, aber das war’s dann auch schon!“
 

„Ja. Ich hatte nur keine Ahnung, wie fit“, lachte Bill nur unbeeindruckt weiter. „Jetzt hast du dir auch noch einen angelacht!“
 

„Was??!“
 

Draco hatte, wenn das überhaupt noch möglich war, einen noch tieferen Rotton angenommen. Nein, so hatte er diesen simplen Botengang eigentlich nicht geplant.
 

„Charlie, du bist so blind, dass es weh tut! Draco ist, wie sein Vater! Er ist ein Veela! Und er hat seinen Gefährten gefunden. So, viel Spaß ihr beiden, ich mache einen Kontrollgang.“ Mit einem breiten Grinsen, einem Stapel Papier, Federn und zwei Eulen auf der Schulter verließ Bill das Spielfeld. Sollte sein Bruder selbst den Kopf aus dem Sand heben. Er war schließlich alt genug.
 

Charlie blinzelte einige Male in Richtung der nun wieder geschlossenen Tür, bevor er Draco anstarrte, während auf einmal die Puzzleteile auf ihre Plätze glitten. Es machte Sinn, stellte er verwundert fest.
 

Denn egal, wie sehr er und seine Familie die Malfoys immer verachtet hatten, da sie sie für die Ausgeburten des Bösen selbst gehalten hatten, er hatte Lucius irgendwo immer bewundert. Er war stets mit erhobenem Kopf durch die Gegend gezogen, mit einer Anmut, die nicht natürlich schien. Die Sache mit den Veela wiederum erklärte einiges.
 

Er sah Draco an. Der Jüngere hatte seine Augen gesenkt, er war nicht mehr ganz so rot, wie noch eben, doch das helle Haar stach trotzdem stark von dessen Haut ab, zumindest im Moment. Auch war der Blond in sich zusammengesackt.
 

Als Charlie die Träne sah, hob er das Kinn des Jüngeren mit seinem Finger an, sah in die schwimmenden, silbernen Augen, die immer noch seltsam glühten. Er wusste, der Junge war nicht minder überfahren, als er selbst. Wenn nicht sogar noch mehr.
 

Ohne es bewusst wahr zu nehmen, strich er die Träne weg, sah Draco nachdenklich an, bevor er lächelte: „Tscha – scheinbar hat Billy doch recht. Ich scheine Drachen wirklich zu sammeln“, stellte er halb amüsiert, halb ernst fest. Er war überrascht, wie wenig es ihn störte. Ja, er kannte den Blonden praktisch überhaupt nicht, nur aus den Schauergeschichten von Ron, doch er bezweifelte, dass das immer alles die ganze Wahrheit gewesen war.
 

Ohne auch nur weiter darüber nachzudenken, beugte er sich zu Draco vor, brachte ihre Lippen zusammen in einem kurzen, sanften Kuss, den er definitiv genoss.
 

„Ich... es tut mir leid.“
 

„Was?“, irritiert sah Charlie auf: „Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt extrem dämlich wirke: wofür entschuldigst du dich?“
 

„Ich... du magst mich nicht... du magst die... Malfoys nicht...“
 

„So ein Unsinn!“, murrte Charlie, strich über die erstaunlich weiche Haut des Jüngeren. „Wenn ich mich recht erinnere, dann waren Harry – dein Bruder – und ich das letzte Mal noch Freunde, als wir uns gesehen haben. Und IHR wart es, die ihn gerettet haben, als er Hilfe gebraucht hatte. Ihr könnt gar nicht so schlecht sein – auch, wenn eure Arroganz in der Öffentlichkeit wirklich erstaunlich sein kann“, korrigierte der Rotschopf die nicht ungerechtfertigten Ansichten des Blonden.
 

Draco sah auf, direkt in die ernsten Augen des Älteren. Ein Strahlen huschte über seine eigenen, während seine Hand über die des Rotschopfs glitt. Scheinbar hatte er eine Chance, seinen Gefährten doch zu bekommen. Mit etwas Zeit...
 

Wie zur Bestätigung beugte Charlie sich vor, erneut berührten sich ihre Lippen...
 

„Und ich dachte schon, hier wäre etwas Schlimmes passiert“, meldete sich eine nur zu bekonnte Stimme amüsiert, was dazu führte, dass die beiden auseinander sprangen, wie Schuljungen, die man bei einem Streich erwischt hatte.
 

„V...V...Vater?“, brachte Draco mühsam heraus, seine Hand lag auf seinen Lippen.
 

„Eben der“, bestätigte Lucius grinsend. Er hatte die Augen seines Sohnes gesehen, sie hatten ihm alles gesagt, was er wissen musste. Und scheinbar gab es keine Probleme. „Aber ich warne dich, Junge! Ein Baby reicht in den nächsten zwei Jahren! Schreib dir das hinter die Ohren! Ich kann keine zwei gebrauchen!“
 

„Ähhh...“
 

Draco wurde erneut puterrot: „Ähh....“
 

Lucius sah den Weasley ruhig an: „Ich hoffe für dich, Junge, dass du ihn nicht verletzt. Sonst warst du die längste Zeit in der Lage, Spaß im Bett zu haben.“
 

„Vater?“, fragte Draco unsicher.
 

„Du kannst gern für zwei, drei Tage hier bleiben, Sohn“, lächelte Lucius schließlich. „Und dann kann Weasley Nummer zwei gern für ein Wochenende zu uns kommen.“
 

„Mr. Malfoy?“
 

„Ich denke, Charlie, in der gegebenen Situation wäre es mehr, als lächerlich, mich bei meinem Nachnamen anzureden. Wo sind die Drachentränen?“
 

„Darf man auch fragen, wofür sie verwendet werden?“, mischte sich eine weitere Stimme ein.

Lucius hob eine Augenbraue: „Warum ist das von Interesse?“
 

„Weil Drachentränen gefährlich sein können und wir gerade herausbekommen haben, dass der neue Tränkestümper in Hogwarts wohl einen starken Suchtrank herstellen wollte. Der hätte Harry auf jeden Fall gefunden, egal, wo der er sich versteckt“, gab Bill zurück. „Und es hätte ihn getötet – augenblicklich.“
 

Lucius knurrte: „Ich will doch meinem SOHN nichts antun!!“
 

„Wofür sind die Tränen dann?“, fragte Bill erneut unbeeindruckt, während er die Phiole hochhielt.
 

„Sie sind für ein altes Ritual zur Kindsgeburt“, gab der Aristokrat unwillig Auskunft.
 

„Kindsgeburt? Dafür gibt es einfachere und billigere Wege.“
 

„Nicht für einen Mann“, schoss Lucius zurück.
 

Diese Antwort hätte fast dazu geführt, dass Bill die wertvolle Flüssigkeit hätte fallen lassen. „Sie sehen nicht sonderlich schwanger aus“, brachte er dann aber doch hervor.
 

„Erstens könnte es noch in den frühen Stadien sein und zweitens kann ich mich nicht daran erinnern, je behauptet zu haben, es für mich zu beanspruchen.“
 

„Es ist für Harry“, fügte Draco an, als er Charlies fragenden Blick spürte.
 

„Harry... Harry... ist schwanger!?“
 

Lucius verdrehte seine Augen leidend gen Himmel: „Ja, ist er. Ja, ich weiß, dass es der unpassendste Augenblick überhaupt ist, aber einen Sinn für Timing war noch nie das, was Harry besessen hat. Definitiv ein Erbe seiner Mutter“, fügte er noch grinsend an, während er die Phiole entgegennahm. „Ich denke, ihr werdet beide dieses Wochenende zu Besuch kommen und meinen erstgeborenen Sohn wieder zurück bringen? Bis dann, meine Herrschaften.“
 

Mit den Worten verschwand der ältere Malfoy und ließ drei sprachlose Männer zurück.
 

„Ein Malfoy, der witzelt...“, murmelte Bill erstaunt.
 

„Harry, der schwanger ist!!!“, rief Charlie überrumpelt, während er einfach, ohne zu überlegen, Draco auf seinen Schoß zog.
 

„Mein Bruder, der mit einem Malfoy knutscht“, schoss Bill zurück, bevor er leise lachte. „Wenn mir das irgendwer vor einem Jahr erzählt hätte, ich hätte diesen Jemand nach St. Mungos überwiesen.“
 


 

„..und nicht vergessen – pass nur auf, dass es nicht mit Schwefelpulver in Berührung kommt“, grinste Fred dem Jungen zu, der die speziellen Knaller, den momentanen Renner im Laden, gekauft hatte, bevor er sich wieder zu den anderen nach Hinten verkroch.
 

Dort saßen sein Bruder, zusammen mit Luna, Neville, Susan und Dean, die wild durcheinander redeten.
 

„Gut, was hab ich nun schon wieder verpasst?“, fragte er seufzend. „Zum nächsten Kunden kannst DU gehen!“
 

George sah auf, deutete auf den Brief: „Ich glaub das einfach nicht!“
 

Neville lächelte leicht: „Ich... ich hab damit gerechnet. Ganz ehrlich – er hat doch immer wieder gesagt, dass er Snape nicht so schlimm findet. Oder?“
 

„Das mein ich doch nicht! Aber Charlie und... brrrrr... da schüttelt es einen doch!“
 

„Gar nicht“, lachte Susan, die sich, seit langer Zeit zum ersten Mal, wieder frei fühlte. Sie hatte Freunde gefunden, die an dasselbe glaubten, wie sie. Dafür ging sie gern das Risiko ein, zu spionieren. Die andere hatten alles dafür vorbereitet, dass sie mit einem Portschlüssel verschwinden konnte, wenn Gefahr bestand, oder wenn sie den Schwur leisten musste. An einen sicheren Ort. Mehr hatte man ihr nicht gesagt. „Ich meine – er ist doch nicht hässlich oder so. Nur sein Benehmen war immer unmöglich. Und das lässt sich doch ändern.“
 

„Ich will wissen, wovon ihr redet! Oder ich benutze meine neueste Erfindung bei euch!!“, warnte Fred missgelaunt.
 

„Es sieht so aus, als würde Malfoy... Draco... zur Familie gehören.“
 

„Waaaas?“, japste Fred entsetzt. Er war nur froh, dass Dean rechtzeitig reagierte, um ihn aufzufangen.
 

„Draco ist Veela, wir wussten schon immer, er konnte kein Mensch sein, und Charlie scheint sein Gefährte zu sein“, lachte Luna amüsiert. „Mann, muss das Malfoy beißen! Er – mit einem Weasley!“
 

„Hey, es hätte schlimmer sein können“, lachte Neville.
 

„Ach?“
 

„Es hätte Ron sein können!“
 

„Örks“, war die allgemeine Reaktion.
 

„Das wünsche ich momentan nicht einmal Malfoy“, meinte Dean leise.
 

„Warum?“, fragte Fred überrascht, hob simultan mit seinem Bruder die rechte Augenbraue.
 

„Er... Ron... er benimmt sich, wie ein Arschloch, wenn er mal kurz in Hogwarts ist, um Ginny zu besuchen. Er... er hat Seamus fast tot geprügelt, weil der gesagt hat, dass eine Verurteilung ohne Gericht gegen jedes Gesetz verstößt“, gab Luna zurück. „Professor McGonagall musste ihn von Seamus wegzaubern und er ist immer noch nicht wieder aus der Krankenstation. Dabei war das schon letzte Woche.
 

Ron hat nicht mal eine Verwarnung wegen Amtsmissbrauchs oder so was bekommen. Nicht mal einen Rüffel oder so was! Stattdessen wurde er zum Juniorcaptain der Jungauroren ernannt, zusammen mit Hermine! Und Seamus wurde ausgeschlossen! Dabei wollte er wirklich immer nur Auror werden.“
 

George ballte seine Faust: „So hat Mutter uns aber nicht erzogen“, knirschte er.
 

„Ron wollte schon immer wichtig sein“, gab Fred traurig zurück. „Jetzt wissen wir, warum das keine gute Idee wäre und warum Mutter immer so streng mit ihm war“, seufzte er. „Sie mag das Falsche getan haben, aber sie wollte nur, dass wir was auf den Tellern und zum Anziehen hatten. Darum hat sie mitgespielt. Weißt du noch, wie wir schlagartig mehr hatten, nachdem Harry nach Hogwarts gekommen ist?“
 

Sein Zwilling nickte mit düsterem Gesicht.
 

„Ach ja, in dem Brief stand noch was“, meinte Susan auf einmal, um die nun gespannte Stimmung wieder etwas zu lockern.
 

„Hm?“, fragte Fred neugierig.
 

„Harry! Er ist... er ist... er bekommt ein Baby!“
 

„Ähhh... MOMENT!! Ihr verarscht mich, oder?“, japste der Rotschopf, riss seinem Bruder den Brief von Bill aus der Hand, doch der sagte genau dasselbe.
 

„Ähhh...“
 

„Das haben wir uns auch gedacht.“
 

„Und Malfoy Senior, der Charlie bedroht, ihm seine besten Stücke abzuschneiden? Verdammt! Wir verpassen hier immer das Beste, kann das sein?“, schmollte Fred, als die Ladenglocke anschlug – zusammen mit einem seltsamen Sirren.
 

Die Zwillinge tauschen einen seltsamen Blick aus, bevor sie beide hinaus liefen.
 

„Haben wir irgendwas Essentielles verpasst?“, fragte Neville vorsichtig.
 

„Ich denke“, gab Luna zurück. „Aber egal, was es war – das wissen scheinbar nur die Zwillinge. Ich hab auch keine Ahnung.“
 

„Ich mochte ihr Gesicht nicht“, gab Susan leise zurück. „Es hat mich erschreckt. Etwas stimmt nicht.“
 

Die vier Jugendlichen schwiegen, sahen sich einfach nur an, bis die Zwillinge zurück kamen, in ihrer Hand einen Speicherkristall, ihre Gesichter rot vor Zorn.
 

„Fred? George?“, fragte Neville ruhig.
 

„Die magische Signatur aus dem Haus der Dursleys – ich wusste, dass sie mir bekannt vorgekommen ist.“
 

„Inwiefern?“, entgegnete Dean überrascht.
 

„Ich denke, wir kennen sie alle“, gab George leise zurück.
 

„Wer?“, bohrten die Vier weiter.
 

Die Zwillinge ließen sich auf den Boden fallen, die Wut schien umzuschlagen, in Enttäuschung. „Ich wusste ja schon immer, dass Percey größenwahnsinnig ist, aber das...“
 

„Euer BRUDER???!“
 

Die beiden nickten unisono. „Einer der nächsten Vertrauten von Dumbledore, neben unserem Vater. Das ist ein Krieg, der mitten durch unsere Familie geht“, flüsterte Fred tonlos.
 

George nickte, legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter: „Ja, aber wir haben uns für die richtige Seite entschieden.“
 

„Ich weiß... es... tut nur so verdammt weh...“
 

„Ich schicke eine Eule an Mr. Malfoy“, schlug Neville leise vor. "Er muss es wissen. Ich denke, er wird jetzt einiges ins Rollen bringen wollen.“
 

„Und was?“
 

„Mr. Malfoy hat Rita Kimmkorn auf die Sache angesetzt. Er hat ihr einen Brief ohne Absender voller Fragen geschickt. Und sie hat angebissen. In den Überlandzeitungen sind gestern die ersten Artikel erschienen, über die Verurteilung ohne Verhandlung. Sie wird weitergraben und ich denke, Mr. Malfoy hat vor, ihr lauter kleine Bröckchen hinzuwerfen.“
 

„Es wird hässlich werden“, murmelte Fred, als er aufsah. „Eine Schlammschlacht...“
 

„...die aber dank Dumbledores Zensur erst mal nur im Ausland toben wird“, fügte Luna hinzu.
 

„Zensur?“
 

Mehrere Augenbrauen hoben sich.
 

„Vater hat mir erzählt, dass Dumbledore alle Artikel, die veröffentlicht werden sollen, vorher lesen will. Er hat schon zwei von ihnen gestoppt.“
 

Die Zwillinge, immer noch vollkommen verstört über das, was sie herausgefunden hatten, sahen die anderen Vier an: „Neville, wir werden Malfoy schreiben, ihr müsst zurück, es ist schon spät. Ich habe zwei Taschen mit Süßigkeiten und ein paar Scherzartikeln bereit gestellt.“
 

„Danke“, lächelten die Vier, als sie sich verabschiedeten.

Die ersten Siege

Lächelnd saß Harry in einem der weichen, bequemen Sessel, in seinem Schoß ein Buch, doch er las schon seit Minuten nicht mehr. Seine Hand lag auf seinem Bauch, der sich nur leicht wölbte. Bald.
 

Bald würde er sein eigenes Kind in den Armen halten. Seinen kleinen Jungen. Sein uns Sevs Baby.
 

Er hatte in dieser Nacht von dem Kind geträumt. Ein kleiner Junge war in seinen Armen gelegen, mit nachtschwarzen Haaren. Welche andere Farbe hätten sie auch haben können? Und dunkle Augen hatten ihn angesehen. Erwartungsvoll. Sein.. ihr keiner Junge...
 

Es waren nur noch drei Monate, bevor das Kind auf die Welt kommen sollte und Sev behandelte ihn, wie ein rohes Ei. Er durfte nicht mehr viel üben und wenn, dann nur, wenn sein Gefährte in der Nähe war, er wurde von dem Älteren regelrecht bemuttert.
 

Er schloss die Augen und spürte, wie das Kleine um sich trat, sich bewegte. An diesem Morgen hatte er es das erste Mal gespürt. Zu schade, dass Sev sich, wie in den letzten Tagen dauernd, im Labor verschanzt hatte, bevor er es ihm hätte erzählen können. Stattdessen hatte er sich Remus anvertraut und der Werwolf war ganz aus dem Häuschen gewesen.
 

Seinen Vater hatte er seit dem Frühstück nicht mehr gesehen und auch Draco war sicher gut beschäftigt, da Charlie mal wieder auf ein Wochenende da war. Wie so oft in den letzten zwei Monaten. Er selbst hatte Charlie in der ganzen Zeit nur drei Mal gesehen, Bill sogar nur ein einziges Mal, doch er hatte es genossen, ihnen kurze Briefe für Neville, Dean und Luna mitgegeben.
 

Er war glücklicher als je zuvor in seinem Leben. Es war ihm gleichgültig, dass er das Haus nicht verlassen sollte, er wollte auch gar nicht, er brauchte nichts. Weder Kleidung noch irgend etwas anderes. Er hatte alles, was er brauchte. Zum ersten Mal in seinem Leben war er wirklich Teil einer Familie.
 

Er hatte einen Vater und einen Bruder und, was er nie für möglich gehalten hätte – er hatte einen Menschen, den er lieben durfte, sogar ein Kind. Seine Hand rieb ein weiteres Mal über den Bauch. Von ihm aus konnte die Zeit jetzt für immer still stehen.
 

Er sah überrascht auf, als eine weitere Hand sich auf seinen Bauch legte. „Sev", lächelte er. „Bist du fertig mit deinem geheimnisvollen Trank?“
 

Der Vampyr lächelte zurück, küsste seinen Geliebten sanft. „Fast“, gab er leise zurück. Er hatte es fast geschafft, den komplizierten Trank zu brauen, den sie brauchen würden, um das Baby auf die Welt zu holen, ohne dass Harry, der immer noch so schrecklich fragil wirkte, Probleme bekommen würde.
 

„Was tust du dann hier?“, fragte der Jüngere überrascht.
 

„Billa passt auf den Trank auf“, gab Severus zurück, hob seinen Gefährten kurzerhand auf, setzte sich selbst auf den Sessel und Harry auf seinen Schoß.
 

„Was tut Draco eigentlich?“, fragte Harry weiter, während er sich bequem zurechtruckelte und seinen Kopf gegen die Brust des Anderen lehnte.
 

„Ich denke, das willst du gar nicht wissen“, konterte Severus gut gelaunt. „Ich hoffe nur nicht, dass hier bald noch mehr Kinder rumhüpfen werden“, fügte er hinzu, während er erneut über Harry Bauch strich, dann aber die Hand erschrocken wegzog. „Was...!?“
 

Harry strahlte: „Er bewegt sich, Sev! Heute nach dem Frühstück hab ich es das erste Mal gemerkt!“
 

„Er?“, fragte der Tränkemeister überrascht, legte seine Hand zurück auf den Bauch.
 

Der Langhaarige nickte glücklich: „Er. Wir haben einen kleinen Jungen, Sev. Ich habe ihn gesehen, heute Nacht. Ich hab von ihm geträumt.“
 

„Na, dann können wir ja die Namenssuche wenigstens etwas eingrenzen“, grinste der Tränkemeister.
 

„Ich... was...was hältst du von... Darian Sirius?“
 

Severus hob die Augenbraue, doch dann lächelte er. Er wusste, wie sehr sein Elf seinen Paten geliebt hatte und wie ihn dessen Tod bedrückt hatte. Er würde sicher nichts gegen diesen Namen sagen.
 

„Darian Sirius – warum nicht“, gab er zurück, küsste Harry erneut, sanft und intensiv. „Der Name gefällt mir.“
 

„Danke.“ Harry hatte Angst gehabt, wegen des zweiten Namens, doch er hatte diesen Namen weiter geben wollen, zur Erinnerung an den Mann, der sein Leben für ihn gegeben hatte.
 

Severus lächelte nur, hielt seinen Gefährten weiter an sich gedrückt, wahrend eine Hand auf der Rundung des Bauches lag. „Ich liebe dich“, meinte er schließlich nach einer Weile leise, strich über die langen Haare, mit denen er so gern spielte
 


 

„Das...!“ Entsetzt starrte Albus Dumbledore auf die Zeitung vor sich. Eine Zeitung aus Frankreich, um präzise zu sein, neben einer aus Belgien, den Vereinigten Staaten, den Niederlanden, Spanien und Portugal. „Das kann doch wohl nicht wahr sein!!“
 

Der Phoenix in seinem Käfig, das dumme Vieh frei zuhalten, konnte er nicht riskieren und es umzubringen hatte bei dieser Rasse erwiesenermaßen wenig Sinn mit ihrer ständigen Wiedergeburt, zuckte sichtlich zusammen.
 

Wütend hob Albus seinen Zauberstab und beschwor so einen klaren Befehl zu seinen vertrautesten Auroren. Er war froh, dass er die Einfuhr fremdländischer Zeitungen nicht erlaubte. Gut, dass er so vorsichtig gewesen war. Nicht vorzustellen, was das hier angerichtet hätte! Er schlug erneut mit der Faust auf den Tisch.
 

„Sir?“
 

Vor Albus versammelten sich die Auroren, die er für vertrauenswürdig hielt. Ron Weasley, wahrlich nicht der Schlauste, aber treu weit über das normale Maß hinaus. Hermine Granger, leicht zu beeinflussen, eben wegen ihrer Intelligenz. Arthur Weasley, der ihm alles schuldete, seinen Status, sein neues Vermögen, die Stellungen seiner Kinder und einiges andere.
 

„Hier werden verleumderische Berichte geschrieben!“, er deutete auf seinen Schreibtisch, gab den Anderen genug Zeit, zu lesen, was da stand. „Rita Kimmkorn versucht, mich zu untergraben und Unruhe zu stiften, die zu einem weiteren Krieg führen könnte! Sie behauptet allen Ernstes, dass ich falsch gehandelt hätte! Dass ich vorschnell wäre!“
 

Die Blicke der Auroren verdunkelten sich. „Sie ist eine Verräterin“, meinte Ron schließlich abfällig. „Eine Verräterin am Frieden, den wir so mühsam und unter Opfern gebracht haben!“

„Ja“, gab Albus wieder ruhiger zurück. „Und sie verbreitet diesen Müll in einer ungesunden Geschwindigkeit über den gesamten Rest der magischen Welt!“, merkte er an. „Sie muss aufgehalten werden.“
 

„Ja“, gab Arthur sofort dem Älteren recht. „Sollen wir sie gefangen nehmen?“
 

„Das wäre ein Anfang“, stimmte Albus zu. „Ich möchte gern ein Gespräch mit ihr führen und sehen, warum sie so ein dummes Spiel spielt.“
 

„Was... wenn sie sich nicht gefangen nehmen lässt?“, fragte Hermine leise. „Wir wissen alle, dass sie Zauber gut blocken kann.“
 

„Dann tut, was immer ihr für nötig erachtet. Sie MUSS zum Schweigen gebracht werden! Egal, wie! Wenn sie sich weigert zu widerrufen, hoffe ich, wisst ihr, was zu tun ist. Für den Frieden“, fügte er noch milde an.
 

„Für den Frieden“, wiederholten die Anderen die Parole, bevor sie den Raum verließen. Und Albus wieder allein zurück blieb. Mit einem einzigen Blick gingen die Zeitungen in Flammen auf. „Niemand, niemand wird mir zerstören, was ich mir aufgebaut habe“, knurrte er zwischen den Zähnen hindurch, starrte auf den Phoenix. „Weder du, du Flohbeutel, noch irgendwer sonst! Ich werde sie im Notfall alle umbringen! Ich lasse mir mein Lebenswerk nicht zerstören! Niemals!“
 

Wie konnte diese Klatschreporterin es nur wagen, ihn anzuzweifeln?? Sie hatte es gewagt, zu behaupten, dass Potter nach seinem Auffinden befragt werden müsse, vor einem internationalen Gericht und unter Veritasserum! Dass nicht einmal er das Recht besäße, jemanden in Abwesenheit zum Kuss zu verurteilen!
 

Er war der verdammte Herrscher! Er durfte alles! Alles, was er für richtig hielt! Niemand hatte das Recht, seine Entscheidungen auch nur in Frage zu stellen! Himmel, all das wäre gar nicht erst passiert, wenn Voldemort Harry in der letzten Schlacht umgebracht hätte, wie er es gewollt hatte. „Dieser verfluchte Bengel! Kann er nicht EIN EINZIGES Mal tun, was man von ihm erwartet?“, knurrte Albus.
 

Der Mann starrte auf den Vielsafttrank vor sich. Er hatte vor, noch einmal zu versuchen, an dessen Vermögen heran zu kommen. Eigentlich war es weit unter seiner Würde, doch er wollte und er brauchte das Geld. Es ging hier ums Prinzip! Er ließ sich doch nicht von einem kleinen, noch nicht volljährigen Jungen verarschen!
 

So wenig, wie von einer drittklassigen Reporterin!
 

Der Weißhaarige warf einen weiteren Blick auf seine Post, wenig begeistert von dem Brief mit dem Schulsiegel. Der neue Tränkemeister war nicht in der Lage, den Trank zu brauen, den er brauchte. Um seine Sorgen mit einem Schlag los zu werden.
 

„Sobald ich diesen Trank habe, du Nervtöter, bin ich alle Probleme mit einem einzigen Schlag los“, lächelte der Alte. Er hatte sogar kurz überlegt, ob er Snape anschreiben sollte, da der nun einmal um Meilen besser war, was Tränke anging, aber allein durch die Art, wie er den Jüngeren damals aus der Schule geworfen hatte, bezweifelte er, dass Severus sonderlich hilfsbereit sein würde.
 

Eine weitere Eule flatterte durch das Feinster, warf einen Brief ab, verschwand wieder. Ein neuer Bericht über den Verbleib der noch lebenden Malfoys. Wieder nichts. Keine Spur. So ein Mist!
 

Albus wusste, er konnte Lucius nicht einfach irgend etwas anhängen, nachdem er selbst dafür gesorgt hatte, dass der Blonde den Gerichtssaal als freier Mann verlassen konnte. Es würde ihn unglaubwürdig erscheinen lassen und das würde er im Leben nicht riskieren. Und solange sie schön brav in der Verseunkung blieben, war ihm alles egal. Diese Familie hatte ihr Ansehen ohnehin verloren. Wozu also unnötige Kraft dort hinein verschwenden, wenn es andere Wege gab.
 

Erst musste er sich um die wichtigen Dinge kümmern.
 


 

„...hat mir das hier geschickt“, endete Charlie seine Erklärung, wobei sein Arm sich automatisch fester um Dracos Taille legte.
 

Alle Augen richteten sich auf den Kristall, sie waren überrascht, um es milde auszudrücken. „Wie lange hat er das eigentlich schon geplant?“, fragte Lucius schließlich als Erster. „Und hat das vor Gericht irgendeine Bedeutung?“
 

„Niemand würde die Worte der Gründer anzweifeln“, gab Severus ruhig zurück. „Sie stehen über den Dingen.“ Er hatte alle Mühe, wirklich kühl zu bleiben und war froh, dass Harry bei diesem Treffen nicht da war, sondern mit seinem neuen Haustier im Garten las. Diese Sache wäre so kurz vor der Niederkunft viel zu ungesund für den Elf gewesen. Stress konnte Wehen auslösen und das Risiko hatte niemand eingehen wollen.
 

„Was für ein Zauber war es, der so etwas bewirken konnte?“, hakte Lucius nach. „Ich kenne mich in den dunklen Künsten wirklich gut aus, aber das...! Ich meine, dieses Schloss hat ein Eigenleben, es ist verdammt stark!“
 

Severus zuckte mit den Schultern: „Dumbledore toppt uns alle, was die dunklen Künste betrifft. Er hat den Imperius so geändert, dass er das Wesen eines Menschen töten kann. Warum sollte er dann nicht auch DAS können?“
 

Alle schwiegen lange, bevor Lucius schließlich wieder aufblickte. Sie hatten alle Informationen, die sie brauchten, um Albus Dumbledore zu überführen, das war ihm ganz plötzlich vollkommen klar. Sie würden nicht mehr lange warten müssen.
 

„Was sollen wir jetzt also tun?“, fragte Bill schließlich. „Dieser Idiot in Hogwarts, der die Tränke unterrichtet, mag ja unfähig sein, aber irgendwann wird er auch merken, dass er keine Drachentränen, sondern gesalzenes Wasser bekommt.“
 

Lucius tauschte einen kurzen Blick mit Severus, bevor er schließlich meinte: „In etwa einem Monat wollte ich diese letzten Informationen an Rita Kimmkorn schicken und an das Zaubereiministerium, sowie an die Aurorenschulen innerhalb und außerhalb Englands. Nach allem, was geschehen ist, und den Freunden, die Harry in Frankreich und Belgien hat, werden die anderen Regierungen beim Beweis der absoluten Unschuld handeln und Dumbledore absetzen wollen.“
 

„Er wird sich nicht so einfach absetzen lassen“, gab Severus ruhig zu Bedenken. „Er ist stark und ein paar Auroren werden ihn kaum aufhalten können. Er hat genug starke Magier, die ihm blind folgen werden.“
 

„Sicher“, grinste Lucius. „Aber er wird geächtet sein, bei allen anderen. Ein Ausgestoßener, kein alter, weiser Mann mehr. Er wird sich eine Weile lang verstecken und dann zuschlagen, nehme ich an. Aber wir werden bereit sein. Wichtig ist erst mal, dass sie Dumbledore als den Schuldigen anerkennen. Ich will nicht, dass meine Kinder sich immer verstecken müssen. Oder mein Enkel.“
 

„Das will ich sicher auch nicht“, murmelte Severus, „das will ich auch nicht. Also – in einem Monat?“
 

„Ja. Oh, Fred, George? Ist dann nicht auch ein Hogsmaede-Wochenende?“
 

Die Zwillinge nickten.
 

„Nehmt unsere Spione und bringt sie damit“, er warf einen Portschlüssel über den Tisch, „hierher. Nur zur Sicherheit. Und nehmt Minerva und Hagrid mit. Ich will nicht, dass Harry sich für noch mehr sinnlose Tode verantwortlich fühlt.“
 

Die Zwillingen nickten langsam, bevor sie fragten: „Aber wie sollen wir zu Hagrid kommen? Das wäre viel zu auffällig.“
 

„Darum soll McGonagall sich kümmern“, gab Severus zurück, wobei er die Augen verdrehte. Ein Weasley würde immer ein Weasley bleiben und die Lösung vor Augen nicht sehen.
 

„Gut, dann sehen wir uns also nächsten Monat. Haltet uns auf dem Laufenden, wenn etwas passiert. Aber ich denke, da Miss Kimmkorn sich recht gut versteckt hat, sollte es keine Probleme geben.“
 

Alle Anwesenden nickten, fast alle erhoben sich und verschwanden, nur Charlie blieb, wie immer in letzter Zeit, über das Wochenende. Er liebte es, in Dracos Nähe zu sein. „Nun, kleiner Drache“, fragte er amüsiert. „Was hast du vor, nun, da die Verschwörung verbrieft und versiegelt ist?“
 

„Egal, was es ist, ich will es weder hören, noch sehen“, kam es trocken von Lucius zurück. „Also geht in euer Zimmer.“
 

Draco wurde feuerrot, doch Sybilla lachte nur leise, sah zu ihrem Lover: „Komisch, wenn die Kinder erwachsen werden, nicht wahr?“, fragte sie spielerisch.
 

Lucius verdrehte leidend seine Augen, lächelte aber dann und küsste seine Geliebte.
 

„Hey, Dad! Für dich gilt dasselbe! In eure Zimmer mit euch! Das ist ja... bäh!“
 

Lucius hob nur eine Augenbraue in Richtung seines Sohnes, bevor er sich elegant erhob. Er musste noch ein paar Briefe schreiben um sicher zu gehen, dass alle Beteiligten am richtigen Wochenende im Scherzartikelladen der Zwillinge sein würden.
 

Auch Severus erhob sich und verschwand.
 

Draco grinste seinen Lover wissend an, bevor er meinte: „Hier...?“
 


 

„Er wacht wieder auf!“, meldete sich Dracos Stimme zu Wort und nur Sekunden später spürte Harry eine vertraute Hand auf seiner Stirn. Sein gesamter Körper fühlte sich seltsam an. Als habe er zu lange Quiddich gespielt oder so.
 

Langsam öffnete Harry seine Augen, sah sich um. Was...? Doch dann kam es ihm wieder! Himmel! „Darian...?“, brachte er mühsam heraus. Er war vollkommen erschöpft und das Letzte, an das er sich erinnern konnte war, dass Severus ihm einen Trank gegeben hatte, als die Krämpfe in seinem Magen begonnen hatten. Seine Hand rutschte auf seinen Bauch herab, der vollkommen flach schien im Gegensatz zu vorher.
 

Sofort stieg Panik in Harry auf. Das Baby! Was war mit seinem Kleinen passiert!?
 

„Sch...“, lächelte Severus stolz, beugte sich kurz zu seinem Geliebten herab und küsste ihn. „Es geht dem Kleinen gut, wenn dein Vater ihn nicht mit seiner Fürsorge erstickt hat“, gab der Vampyr zurück. „Wie geht es dir?“
 

„Ich...! Warum...? Ich verstehe nicht!“
 

Severus schüttelte den Kopf. „Du hattest keine Magenkrämpfe, sondern Wehen. Ich habe das einzig Richtige getan. Ich habe die Geburt eingeleitet.“
 

„Es... geht es ihm gut?“
 

„Unser Sohn ist vollkommen gesund und munter“, lächelte Severus.
 

„Kann ich ihn sehen?“
 

„Sicher.“ Der Ältere küsste Harry kurz auf die Stirn, stand auf, verschwand aus dem Raum und kam kurz danach mit einem kleinen Bündel zurück, dass er seinem Gefährten in die Arme legte. „Unser Sohn“, wiederholte er stolz.
 

Langsam zog Harry die Decke etwas von dem winzigen Körper. Voller Liebe sah er auf das kleine Geschöpf in seinen Armen. Dunkler Haarflaum stand wild zu allen Seiten ab. Das war sicher ein Erbe von ihm, stellte Harry belustigt fest. Große, babyblaue Augen musterten ihn, während ein kleines Fäustchen nach oben schoss und einen seiner Finger umklammerte. „Darian“, flüsterte er gerührt, sah von dem Kind zu Severus.
 

Der lächelte einfach nur glücklich zurück, strich dem Baby über die Wange. Er war froh, dass Harry von der Geburt nicht viel mitbekommen hatte, dank dem Trank, den er gebraut hatte. Er hatte Vieles leichter gemacht.
 

„Er hat schon spitze Ohren“, stellte Harry auf einmal verwundert fest. „Warum? Ich meine, bei mir...!“
 

„Ich bin fast ein Vollblutvampyr und du zur Hälfte reiner Elf. Außerdem hast du noch die Veelagene der Malfoys. Unser Kind ist fast eine magische Vollblutkreatur. Darum hat er schon spitze Ohren“, erklärte Severus belustigt, drückte Harry fester an sich.
 

Der nickte nur, sah auf das Kind in seinen Armen, dem langsam die Augen zufielen. Der kleine Junge schlief ein, das Fäustchen, das seinen Finger umklammert gehalten hatte, ließ ihn nun los.
 

„Unser Kind“, wiederholte Harry sich, wobei er sein Glück kaum fassen konnte. Er hatte tatsächlich eine Familie. Er hatte im schlimmsten Moment seines Lebens, in dem er sich nur noch seinen Tod gewünscht hatte, eine Familie geschenkt bekommen, die er nie gedacht hätte, haben zu können.
 

Sein Blick wandert zu Lucius, der ihn stolz anlächelte. Ein Vater, der alles tat, um ihn sicher zu halten. Er sah zu Draco, der immer noch am Bettrand saß und ihn angrinste. Ein Bruder, der ihn nervte und doch immer da war, wenn es nötig wurde. Remus, der einzige Erwachsene, der sich neben Sirius und Severus damals wirklich um ihn gekümmert hatte. Im Moment saß er neben Lucius, lächelte ihn an.
 

Harrys Blick glitt zu Severus zurück. Dem Mann, den er inzwischen über alles liebte. Sein Gefährte. Jemand, der ihn genauso liebte. Denn nur so hatte ihr Kind entstehen können.
 

„Ja, Harry. Unsere eigene kleine Familie“, flüsterte Severus, strich eine der losen Haarsträhnen aus dem feinen Gesicht. Er hatte die Gedanken des Jüngeren sehen können.
 

„Remus, Vater“, Harry sah die beiden älteren Männer lächelnd an. „Es sieht aus, als hättet ihr euren ersten Enkel.“
 

Beide lächelten, kamen, zusammen mit Sybilla, zu ihm herüber, setzten sich ebenfalls mit auf das Bett und starrten auf das Bündel. „Und sie werden ihn über alle Maßen verwöhnen“, grinste die Eishaarige vergnügt. „Viel Spaß also beim Erziehen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede, Lucius hat die letzten paar Tage kaum noch von was anderem geredet!“
 

„Billa!“, beschwerte Lucius sich, wobei er doch ein wenig rot wurde.
 

„Was denn? Ist doch so“, verteidigte die sich nur unbeeindruckt.
 

Harry lächelte nur. Er wusste, selbst wenn ihm je etwas geschehen sollte, so lange nur eine einzige Person aus dieser Runde lebte, würde er sich niemals Gedanken darum machen müssen, dass es seinem Kind gehen könnte, wie ihm damals. Niemand würde es je wagen, Hand an Darian zu legen, wenn sie an ihrem Leben hingen. Ein Werwolf, der außer Kontrolle geriet, würde schon dafür sorgen, dass keine Zeugen zurück blieben.
 

Er kuschelte sich weiter an Severus, das Kind in seinen Armen.
 

Er blickte erst wieder auf, als es auf einmal hochgehoben wurde, wollte schon auffahren, doch er wurde zurückgehalten, stellte dann fest, dass es nur Lucius war, der das schlafende Baby zu einer verdammt teuer wirkenden, alten Wiege trug und es hinein legte.
 

Er spürte Lippen auf seinen eigenen: „Schlaf noch etwas, Elf“, flüsterte Severus. „Du bist vollkommen erschöpft.“
 

„Bleibst... bleibst du?“, fragte Harry bittend. Er wollte nicht allein sein, nicht jetzt.
 

„Natürlich“, beruhigte Severus den Jüngeren, küsste ihn auf die Stirn, während er die verrutschte Decke wieder richtete: „Schlaf, Elf. Ich bin da.“

Die Wende

„Wow“, stellte Dean beeindruckt fest, nachdem er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Das war die längste Portschlüssel-Reise gewesen, die er je unternommen hatte. Sie waren in einer weiten und hohen Halle gelandet, die mit Marmor ausgelegt war und von Säulen getragen wurde.
 

„Das trifft es“, nickte Susan, während sie sich neugierig umsah.
 

„Professor Lupin??!,“ japste in dem Moment Neville entsetzt, als er die Gestalt erkannte, die gerade die Treppe herab auf sie zu kam.
 

„Oh“, meinten in dem Moment die Zwillinge amüsiert. „Haben wir vergessen, das zu erwähnen? Remus Lupin hat seinen Tod nur vorgetäuscht.“
 

„Er wirkt verdammt lebendig“, stimmte Luna beeindruckt zu.
 

„Hallo“, grinste der Werwolf, als er die Neuankömmlinge sah. Lucius hatte für diesen einen Tag seine Alarmzauber herunter gefahren, um Harry und Darian diese Lautstärke zu ersparen. Er sah in die überraschten Gesichter. „Jep, ich lebe. Ich bin ziemlich schwer tot zu bekommen“, fügte er noch hinzu, bevor er sich an Fred wandte: „Wann kommt der Rest?“
 

Minerva und Hagrid können vor Abend das Schloss nicht verlassen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen und spätestens morgen wird man beginnen, Susan zu vermissen. Sie soll in zwei Tagen gebrandmarkt werden.“
 

Susan ließ ihren Kopf hängen, froh über die Hand, die sich auf ihre Schulter legte und überrascht, als sie feststellte, dass es Remus’ war. „Er kann dich hier nicht finden, er sucht Harry jetzt schon eine Ewigkeit und findet ihn hier nicht“, beruhigte er das Mädchen freundlich, bevor er Neville zunickte.
 

„Oh, sie sind also da“, meldete sich eine weitere Stimme zu Wort und kein anderer, als Lucius Malfoy selbst schritt die Treppe herab, dicht gefolgt von Charlie und Draco, die in ihrer eigenen Welt versackt zu sein schienen. „Willkommen auf der Malfoy-Ranch“, grüßte er ruhig, blickte über die jungen Gesichter.
 

„Danke für die Unterbringung“, gab Dean sofort zurück.
 

Lucius nickte nur. „Draco.“
 

Als er keine Reaktion bekam, außer das amüsierte Lachen seiner neuen Gäste, wandte er sich um, hob eine Augenbraue und wiederholte lauter. „Draco Lucien Malfoy! Hör auf, hier Zungensport zu betreiben!!”
 

Sofort zuckten Charlie und der Blonde auseinander, wurden feuerrot, als sie die Anderen in der Halle stehen sahen.
 

„Habe ich nun deine ungeteilte Aufmerksamkeit, Sohn?“, fragte Lucius stoisch.
 

„Ja, Vater“, nuschelte der kleinlaut.
 

„Gut, bring unsere Gäste in die vorbereiteten Zimmer, lass sie ihr Gepäck abladen und bring sie dann ins Wohnzimmer, ich denke, sie würden alle gern wieder mit Harry und dir reden.“
 

„Ja“, nickte Draco, ohne Charlies Hand loszulassen, zog somit den Älteren einfach hinter sich her. „Kommt schon“, grinste er den Neuankömmlingen zu. „Das Haus bestaunen könnt ihr später immer noch!“
 

Luna und Susan tauschten einen amüsierten Blick, bevor sie Draco und den Anderen folgten, einen langen Flur entlang, einige Treppen nach oben.
 

„So, die Mädchen nach rechts, die Jungs nach links. Das sind zwei Wohnungen mit je zwei Schlafzimmern“, dirigierte Draco schließlich und wedelte mit seinen Händen. „Stellt einfach erst mal nur das Gepäck ab, dann können wir erst runter ins Wohnzimmer, Harry wartet sicher schon und außerdem gibt’s Tee und Gebäck.“
 

„Stimmt es wirklich?“, fragte Susan auf einmal, die als Erste wieder raus kam, dicht gefolgt von Luna.
 

„Was denn?“, entgegnete der Blonde.
 

„Na, dass er schwanger ist!“
 

Draco grinste nur und Charlie legte seinen Kopf schief.
 

„Nope.“
 

„Ha!“, lachte Dean. “Ich wusste es doch! Ihr habt uns nur verarscht! Und ihr habt es auch noch geglaubt!“
 

„Er ist nicht mehr schwanger, das Kind ist vor drei Wochen auf die Welt gekommen“, vollendete Charlie den Satz.
 

„Aber... eine normale Schwangerschaft dauert mindestens neun Monate!“, begehrte Neville auf.
 

„Oh das... ich denke, das wird sich von selbst klären. Mann, werden die alle dumm kucken!“
 

Draco grinste nur: „Dich überbieten sie wahrscheinlich doch nicht! Ich dachte, du kippst um, als du ihn gesehen hast!“
 

Charlie zuckte nur mit den Schultern. „Billa hat mir gesagt, du wärest um keinen Deut besser gewesen.“
 

„Die muss auch immer ihre Klappe aufreißen“, musste Draco unwillig eingestehen.
 


 

Unruhig saß Harry auf einem der Sessel, neben ihm stand das Babykörbchen. Er ließ seinen kaum drei Wochen alten Sohn nur ungern aus den Augen. Er wusste, die Anderen waren angekommen, das hatte Lucius ihm eben mitgeteilt, bevor er wieder verschwunden war – wahrscheinlich zu einer weiteren Runde im Schlafzimmer mit Sybilla, stellte Harry amüsiert fest.
 

Er wusste, Severus würde erst etwas später kommen, er war in seinem Labor und köchelte wieder irgend etwas vor sich hin. Er war sich auch ziemlich sicher, gar nicht wissen zu wollen, um was es sich dabei handelte.
 

Er strich mit einem Finger über die rosige Wange des schlafenden Babys, dass vollkommen friedlich unter seiner Decke lag und sich der Welt um sich herum nicht bewusst war. Dieses Kind sollte nie Terror bewusst erleben müssen, nie im Leben.
 

*plop*
 

Ein Hauself erschien, stellte ein großes Tablett auf dem Tisch ab. Mit Schokolade gefüllte und leere Tassen, eine Kanne Tee, Kaffee, Milch, Zuckerdosen und eine Menge verschiedener Gebäckstücke.
 

„Danke“, lächelte Harry freundlich.
 

„Das hat Twiggy gern getan, Master Harry, Sir. Kann Twiggy noch etwas tun, Sir?“
 

„Nein, danke.“
 

Damit verschwand der Elf schon wieder mit seinem charakteristischen Laut.
 

„Du lernst es aber auch nie“, kam auch schon eine Anmerkung.
 

Harry sah auf, verdrehte die Augen. „Ich bin nur höflich“, gab er zurück.
 

„Das ist ein Hauself!“
 

Harry zuckte seine Schultern: „Und?“
 

Draco schüttelte den Kopf, lachte aber dann. „Typisch du! Kein Wunder, dass sie immer zu dir kucken! Pennt die Nervensäge?“
 

Harry zog seine Augen zu Schlitzen zusammen: „Mein Baby meinst du?“, fragte er kühl.
 

„Och, komm schon! Er hat uns die Nacht alle auf Trab gehalten mit seinem Gebrüll!“
 

Harry schüttelte nur den Kopf: „Er hatte eben Blähungen...“
 

„Harry??!“, japste eine neue Stimme ungläubig.
 

Harrys Kopf zuckte hoch, als er die Anderen im Rahmen der Tür stehen sah, allen voran Neville, der ihn mit weit aufgerissenen Augen musterte, zusammen mit Luna und Dean. Hinter ihnen stand Susan Bones.
 

„Bitte seid nicht so laut“, meinte Harry nur, während er sich langsam die Ohren rieb, dann sah er etwas hilflos zu Draco, der über das gesamte Gesicht grinste: „Jep. Eben der. Na, wie macht er sich so?“
 

„Wow“, murmelte Susan sprachlos. „Was... wow!“
 

„Und ziemlich off limits – außer du hast vor, dich mit Snape anzulegen. Und da wird er immer gleich aggressiv“, schaltete sich in dem Moment Bill ein, der gerade mit einigen Flakons in der Hand in das Zimmer trat. Er wandte sich an den Langhaarigen: „Dein Lover kommt auch gleich, er will aber erst Ordnung schaffen.“
 

Harry nickte, zwang sich dann zu einem Lächeln. Er wollte nicht zeigen, wie sehr diese Situation ihn eigentlich überforderte. „Kommt schon, setzt euch, sonst wird alles kalt“, schlug er leise vor.
 

Er beobachtete die Anderen, die sich nun ihre Plätze suchten und ihn weiterhin ungläubig musterten. Es war Dean, der schließlich zuerst fragte: „Raus mit der Wahrheit! Ihr habt uns alle verarscht, oder? Du warst nie schwanger?“
 

Diese Frage lockerte die Stimmung beträchtlich, denn Harry begann leise und amüsiert zu lachen, bevor er das Körbchen mit seinem Sohn hochhob: „Sorry, Dean. Den Wetteinsatz hast du verloren.“
 

Mit einem „Bei Merlin, wie niedlich!“, klebten die Mädchen auch schon über dem Körbchen und dem friedlich schlafenden Baby.
 

„Ich wäre doch sehr dankbar, wenn ihr das Kind schlafen lassen würdet“, meldete sich eine weitere, tiefe Stimme emotionslos zu Wort, bevor ein ihnen nur zu bekannter Professor sich zu Harry beugte und ihn kurz küsste, bevor er mit seinem berühmten und gefürchteten Blick in die Runde sah und sein Kind vor den Mädchen rettete.
 

Gerade in dem Moment tauchte auch Lucius in Billas Begleitung auf.
 

„Das große Spiel hat begonnen“, stellte er ruhig fest. „Ich habe Miss Kimmkorn heute auf Billas Kindheit und Harrys Verwandte angesetzt. Bereitet euch auf einige heiße Wochen vor.“
 


 

Harry saß im Freien, neben sich lag sein kleiner Panther, den er streichelte und natürlich das Körbchen mit dem inzwischen vier Monate alten Jungen. Er schlief selig, nachdem er eben Tarun getratzt hatte, der das aber gutmütig über sich hatte ergehen lassen.
 

Er hielt die neueste Ausgabe einer amerikanischen magischen Zeitung in den Händen, die er mit gerunzelter Stirn las. Die Unruhen in England mussten gerade schrecklich sein, wie er feststellte. Viele der Auroren verweigerten seit der Enthüllung über den wahren Mörder von Harrys Verwandten Dumbledore die Gefolgschaft, die anderen wiederum nahmen willkürliche Verhaftungen und Folterungen vor, um herauszubekommen, wer hinter dem Leck steckte, durch das diese Informationen gedrungen waren. Man hatte sogar Nevilles Großmutter umgebracht.
 

Allerdings sah es schlecht aus für Dumbledore. Zum ersten Mal in seinem Leben schien er die Kontrolle vollkommen zu verlieren. Vielleicht... vielleicht würde es doch nicht zu einer offenen Schlacht kommen. Das hoffte Harry von ganzem Herzen. Nicht noch mehr Gewalt. Er wünschte sich nur eine friedliche Welt. Für seinen Sohn...
 

„Tarun!", lachte er, als das halbwüchsige Tier ihm auf einmal die Zeitung entriss und damit durch den Garten lief, um sie zu zerfetzen. Aber böse sein konnte er ihm auch nicht. Das Tier war einfach zu süß in seinem Bestreben, ihn vom Grübeln abzuhalten.
 

Er lächelte, ließ dem Kleinen seinen Spaß und stützte das Gesicht auf seine Hände, er sah hinüber zu den anderen, die etwas weiter weg waren und zusammen irgendwas spielten. Sie hatten sogar Remus überredet mitzumachen. Harry dagegen hatte dankend abgelehnt. Er hatte lieber etwas Ruhe gewollt. Nun, wo das Haus so voll war, war Ruhe eine Seltenheit, mal ganz davon zu Schweigen, dass klein Darian ja auch noch da war und Aufmerksamkeit forderte, oft zu den unmöglichsten Zeiten.
 

Nur zu gern auch mitten in der Nacht. Alle vier Stunden, wenn er gefüttert werden wollte...
 

Harry war nur zu froh, dass Severus ihm half, sonst würde er wahrscheinlich ständig im Stehen einschlafen. Nichts desto trotz – neben Severus war der Kleine sein größter Schatz. Nun, Darian und der Rest seiner neuen Familie. Auch, wenn er es ihnen oft nicht so zeigen konnte, wie er wollte.
 

Trotzdem – da war noch mehr, und wenn er es sich noch so ungern eingestand – er vermisste Hogwarts. Ja, es war schön hier, auf diesem Besitz, keine Frage. Und hier waren alle, die er liebte, doch er hatte sich schon immer mit Hogwarts verbunden gefühlt.
 

Er sah hinüber, wo Hagrid gerade mit einem kleinen drachenähnlichen Wesen beschäftigt war. Auch der Halbriese sehnte sich zurück und selbst Professor McGonagall. Doch würde eine Rückkehr im Moment nur ihren Tod bedeuten.
 

Luicus hatte beschlossen, dass sie noch warten würden – eine ganze Weile. Bis zumindest das Zaubergamot wieder in Kraft treten würde und es anerkennen würde, dass der einzige Verbrecher weit und breit Dumbledore war. Dann würden sie zurückkehren, keine Sekunde eher. Und da Severus sich dieser Meinung absolut angeschlossen hatte, gab es keinen Widerspruch. Punkt, Ende.
 

Harry lächelte, als Tarun zurückgestackst kam, immer noch einen einzelnen Fetzen Papier im Maul und mit wackelndem Schwanz: "Du bist mir einer", lächelte Harry. „Klaust mir so einfach meine Zeitung."
 

Er sah hinüber zum Haus, wo er Severus mal wieder im Labor wusste. Auch Severus vermisste Hogwarts. Es war für den Tränkemeister trotz und alledem immer eine Art Heimat gewesen, so wie für ihn. Er strich über die Stelle, unter der das Mal des Anderen lag, dessen Bedeutung Harry erst vor einigen Tagen erfahren hatte und der Schock saß immer noch tief. Er verstand, warum Severus das sogar vor Lucius geheim hielt. Sein Geliebter hatte es auch nie einfach gehabt.
 

„Whäääääääääääääääääääääääääääää!"
 

Harry hob seinen kleinen Sohn aus dem Korb, wiegte ihn hin und her: „Was hast du denn, mein Kleiner?", fragte er lächelnd, legte ihn aber dann, als er sah, dass alle anderen beschäftigt waren, an die Brust. Er hatte die Zeit vollkommen aus dem Auge verloren. Ja, er konnte das Kind stillen... noch so etwas, was mehr, als gewöhnungsbedürftig war, er mochte es deswegen auch nicht, wenn ihn dabei ein anderer, als Severus beobachtete. Als wäre ein Mann, der ein Kind bekommen konnte, nicht so schon absonderlich genug.
 

Tatsächlich wurde der Kleine sofort wieder ruhig und begann, gierig zu saugen, während Tarun es sich auf seinen Beinen bequem machte, gähnte, sich zusammenrollte und zu schlafen begann.
 

Harry lächelte versonnen, strich über die rosigen Wangen seines Kleinen. Der Junge entwickelte sich prächtig. Nun gut, er wurde ja auch von allen, aber wirklich allen Seiten, nach Strich und Faden verwöhnt und rumgeschleppt. Er fürchtete, dass Billa Recht haben könnte was Darians Erziehung betraf. Aber das war Harry egal. Er wollte, dass sein Sohn all das bekam, was er nie hatte. Vor allem Liebe...
 

Er lächelte verträumt, merkte gar nicht, wie Severus sich ihm näherte, die Szene eine Weile beobachtete und schließlich sogar heimlich fotografierte, bevor er sich neben seinen Gefährten setzte und den Jüngeren in seine Arme zog.
 

„Oh...", stellte Harry erstaunt fest. „Ich... hab dich gar nicht bemerkt", stellte er überrascht fest, erwiderte den sanften Kuss, den sie teilten.
 

Severus lächelte nur: „Ich bin nur gerade im Labor fertig geworden", meinte er. „Und da dachte ich, ich komme zu dir. Warum spielst du denn nicht mit den anderen?"
 

Harry schmiegte sich an Severus: „Klingt es dumm, wenn ich mich für so was ... zu alt fühle?", fragte er. Gut, Sowohl Draco als auch McGonagal spielten mit, bei dieser magischen Version von Mensch ärger dich nicht, aber irgendwie kam es ihm einfach kindisch vor, solche Spiele und dazu noch mitten im Krieg...
 

Severus sah Harry eine Weile lang besorgt an. Der Junge wusste noch nicht einmal, wie man spielte, das war ihm schon aufgefallen. Es machte dem Jüngeren einfach keinen Spaß, weil er nicht verstand, dass hinter diesen Spielen kein Sinn stand, kein Lehrinhalt, außer Spaß. Harry hatte noch viel zu lernen. Aber gut – sie hatten auch lange Zeit...
 

Er sagte daher nichts, sondern strich seinem Sohn liebevoll über die vollen Bäckchen.
 

„Sev... die Unruhen, wie groß sind sie?", fragte Harry schließlich nach einer Weile angenehmer Stille, in der er Darian wieder in sein Körbchen gelegt und sein Hemd wieder geschlossen hatte. „Tarun hat meine Zeitung geklaut, bevor ich sie ganz lesen konnte."
 

Der Tränkemeister sah auf das Tier, dass ihm einen vollkommen unschuldigen Blick zuwarf. „Groß", meinte er dann mit besorgter Stimme. „Sehr groß. Viele Leute trauen sich nicht mehr auf die Straße aus Angst vor den Auroren und andere gehen gezielt auf Selbige los. Und Weasley Nummer sechs und sieben... nun – sie sind nicht gerade für ihre Mildtätigkeit bekannt, sagen wir es mal so."
 

„Sie töten also grundlos Unschuldige."
 

„Ja. Und Granger auch."
 

Harry sah Severus traurig an: „Wann hat das endlich ein Ende?"
 

„Es kann nicht mehr lange dauern. Die amerikanische, bulgarische, französische und italienische magische Welt haben Dumbledore auch den Krieg erklärt. Der alte Dummkopf wird sich nicht mehr ewig halten können."
 

„Was wird dann passieren? Es ist nicht das Ende, oder?"
 

Severus strich seinem Gefährten sanft über die Arme. Harry war nicht dumm, ermachte sich keine Illusionen. Das konnte er sich auch gar nicht leisten. „Ich fürchte, das wird erst ein Anfang sein. Damit wird Dumbledore zwar auch für den Rest der Welt zum Schuldigen, doch er wird mit Sicherheit rechtzeitig fliehen, mit denen, die ihm am meisten vertrauen und die es nie wagen würden, ihm zu widersprechen. Sie werden aus dem verborgenen heraus zu agieren versuchen, so wie Voldemort auch. Es wird ein hässlicher Kampf werden, davon gehe ich aus."
 

„Also haben wir nicht gewonnen", murmelte Harry tonlos, schloss die Augen. „Es werden noch mehr sterben.." Er sah zu Remus hinüber, der wieder mal mit Susan flirtete.
 

Severus hielt Harry fest, küsste ihn: „So darfst du nicht denken, ich... wir werden alles tun, was nur menschenmöglich ist. Unser Kind... und alle Kinder, die vielleicht noch kommen, werden in Frieden aufwachsen, ich verspreche es dir."
 

Harry lächelte traurig, sah zu Darian und richtete die Decke um seinen Sohn: „Das hoffe ich auch", flüsterte er. „Das hoffe ich. Ich will nicht, dass... er je durchmachen muss, was mir passiert ist."
 

Der Tränkemeister knurrte leise: „So weit wird es nie kommen", versicherte er. „Das lasse ich nicht zu!"
 


 

„Harry! Harry!"
 

Harry sah auf. Er hatte wieder an seinem Lieblingsplatz unter den Bäumen gesessen, zusammen mit Darian, der auf einer Decke lag und vergnügt krähte. Der Kleine, der inzwischen zehn Monate alt war, hatte bereits zu krabbeln begonnen, was es teilweise sehr anstrengend machen konnte, auf ihn zu achten. Zum Glück schien Tarun sich aber auch für Darian verantwortlich zu fühlen, was diese Aufgabe etwas leichter machte.
 

Das inzwischen ausgewachsene magische Wesen kam immer mal wieder mit einem vollkommen verdreckten, aber fröhlich girrenden Kind zwischen den Zähnen angetapst, das scheinbar versucht hatte, auszuprobieren, ob das Wasser es tragen würde oder nicht.
 

„Ich bin hier", meldete Harry sich, kraulte Tarun weiter und gab ihm ein Leckerchen, als der fragend den Kopf hob. Er sah überrascht auf, als ein aufgeregter Draco auf ihn zurannte.
 

„Was ist denn los?", fragte er besorgt. „Ist was Schlimmes passiert?"
 

Draco kam schwer atmend vor seinem Bruder zum stehen, ließ sich schließlich ins Gras fallen.
 

„Von wegen!", lachte er und klatschte Harry die Zeitung vor: „Lies das! Du wirst es nicht glauben!"
 

„Du kannst mir auch einfach sagen, was da steht", meinte Harry nur belustigt. „Du wirst es mir ohnehin erzählen, während ich versuche zu lesen. Also überspringen wir das und du sagst mir, was die Aufregung soll."
 

„Dumbledore ist gestürzt worden!", platzte Draco heraus.
 

Nun sah Harry verwundert drein: „Bitte?"
 

„Sie haben es geschafft, Harry! Der Untergrund hat Dumbledore den Hahn abgedreht! Er ist gefallen! Und das Zaubergamot ist gerade für alles verantwortlich! Verstehst du? Du bist wieder frei!" Draco sprang aufgeregt auf und ab wie ein Jojo.
 

„Sie haben ihn umgebracht?", fragte Harry ungläubig.
 

„Neeee, das nicht, der Idiot ist entwischt. Er ist untergetaucht", gab Draco zu. „Aber hey! Das ist doch vollkommen egal! Er ist abgesägt!"
 

Harry zog seine Augenbrauen zusammen. Er musste an das denken, was sie durchgemacht hatten, als Voldemort im Hintergrund die Fäden gezogen hatte. Es würde sicher nicht weniger hässlich werden. Er sah zu Darian, der sich gerade auf den Weg von seiner Decke gemacht hatte, hob das protestierende Kind auf seinen Schoß. Er wusste sehr wohl, dass das bestenfalls ein Anfang sein würde.
 

„Was sagt Vater dazu?", frage er schließlich.
 

Draco zuckte mit den Schultern: “Nicht viel. Er, Billa, Remus und Sev haben sich sofort verdrückt und halten einen geheimen Rat oder so was. Was weiß denn ich!", er zuckte mit den Schultern. „Ist doch egal!", rief er. „Nun komm schon! Wir haben gewonnen und das ohne eine einzige Schlacht!"
 

„Wir haben einen Anfang gemacht", gab Harry zurück. „Wir haben gerade mal einen Anfang gemacht..."
 

„Ooooh, jetzt fang nicht auch noch an, wie Vater! Freu dich lieber!"
 

„Ich freue mich dann, wenn ich Dumbledore hinter Schloss und Riegel weiß", gab Harry leise zurück.
 

„Pöh! Spielverderber! Ich geh zu den anderen und sag ihnen, dass sie bald wieder zurück können!"
 

Harry sah Draco hinterher, wie er wieder zurück zum Haus stürmte, sah dann wieder auf seinen Sohn, der ihn mit einem Finger im Mund fragend ansah. „Ich weiß nicht", murmelte er. „Ich weiß nicht, ob ich diesem Frieden trauen soll. Wie eine Ruhe vor dem Sturm..." Er würde sich freuen, endlich zurück nach England oder Schottland gehen zu können, endlich wieder nach Hogwarts zu dürfen. Doch da war immer noch der lauernde Schatten eines Mannes, den er mehr fürchtete, als er es bei Voldemort je getan hatte.
 

Sobald er englischen Boden betreten würde, würden sein Gefährte und sein wehrloses Kind zu
 

Zielscheiben werden. Er machte sich da keine Illusionen. Sicher hatte Dumbledore noch genug Leute, denen er blind vertrauen konnte.
 

Schließlich schlug Harry die Zeitung doch auf – und stockte. Auf der Titelseite war ein Bild von Hermine, die von Auroren gefangen genommen worden war und sich noch immer gegen deren Griffe wehrte. Er überflog den Artikel, wobei es ihm heiß und kalt den Rücken herunter lief. Alle Weasleys auf Dumbeldores Seite waren noch am Leben und nur Miss Weasley, die die wenigsten Schuld zu treffen schien, stand gerade unter Arrest. Von Ron, Ginny und Percy, sowie von ihrem Vater aber fehlte jegliche Spur.
 

„Von wegen gewonnen", brachte Harry irgendwie hervor. „Jetzt geht es doch erst los!"
 

„Ich bin froh, dass du es so siehst."
 

Harry sah erschrocken auf, lächelte aber dann: „Musst du dich immer so anschleichen?", fragte er seinen Gefährten, der gerade ihren Sohn in die Luft warf und wieder auffing, was den Kleinen zum Lachen brachte. Dann wurde er wieder ernst: „Ich habe einmal gegen einen Irren gekämpft und ich denke, ich begreife ganz einfach langsam, wie sie ticken." Er sah in Richtung des Hauses: „Ich wünschte mir, ich könnte so optimistisch sein, wie Draco."
 

„Lieber nicht", gab Severus ruhig zurück. „Glaub mir, es ist besser, wenn man sieht, was wirklich ist, als sich etwas einzureden." Er setzte sich mit Darian im Arm, küsste Harry sanft. „Wir wussten schon, warum wir euch heute Morgen noch nichts gesagt haben", fügte er dann hinzu.
 

„Was sollen wir jetzt tun?", fragte Harry vorsichtig. „Wir... wir sollten zurück, nicht wahr? Auch, wenn es gefährlich ist." Ja, zurück nach Hogwarts...
 

„Nicht, bevor wir nicht wissen, dass jegliche Strafe gegen dich aufgehoben und für nichtig erklärt wurde", gab Severus ernst zurück. „Das... das heißt, wir müssen noch länger warten?", fragte Harry leise.
 

Severus lächelte nur: „Lucius und Sybilla sind aufgebrochen, um vor dem Zaubergamot einige Antworten zu holen."
 

„Was?? Aber...!"
 

„Keine Angst, es wird ihnen nichts geschehen. Gegen keinen von ihnen liegt eine Anklage vor und wenn sie heute Abend zurückkommen, werden wir wissen, was zu tun ist." Er zog Harry in seine Arme: „Du willst zurück, nicht wahr?"
 

„Ich...", Harry schmiegte sich an den Älteren. „Ich weiß, dass es leichtsinnig ist, aber ich würde so gern wieder nach Hogwarts."
 

„Du bist aber kein Schüler mehr."
 

Auch wahr. Harry und Draco hatten den Abschluss auf einer amerikanischen Zauberschule per Fernkurs erhalten und beide hatten die Einladung bekommen, in Salem zu studieren, was eine seltene Ehre war. Draco hatte begeistert zugesagt, aber Harry nicht. Er wollte nicht dorthin. Nicht, dass er gedacht hätte, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein, er war sich ziemlich sicher, dass das nicht wirklich ein Problem sein würde. Es war nur das Gefühl, dass woanders eine wichtige Sache auf ihn wartete, die nur er regeln konnte und dafür würde Salem im Weg stehen.
 

„Ich weiß..., aber... ich will dahin zurück."
 

Severus seufzte leise. So ungern er es zugab, auch er vermisste dieses unberechenbare Schloss und sogar irgendwo die nervigen Schüler. Er küsste Harry: „Wir werden sehen, was Luc heute Abend zu sagen hat..."

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Der Countdown läuft!! Noch 2 Kapitel!

Hogwarts

Die Zeit bis zum Abend schien gar nicht vergehen zu wollen und alle waren aufgeregt. An so etwas wie Unterricht, vor allem für Neville, Dean, Susan und Luna war nicht zu denken. Alle waren viel zu aufgeregt und überlegten sich, wie es nun wohl weiter gehen würde. Auch die Weasleys, die mit Dumbledores Verrat nichts zu tun hatten.
 

Sie saßen beisammen und versuchten zu spielen, aber auch das klappte nicht und so waren sie meistens damit beschäftigt, sich eine mögliche Zukunft auszumalen. Severus war vor diesem Auflauf in sein Labor geflüchtet und auch Harry hatte sich nach einer Weile in ihr Zimmer verzogen.
 

Er wollte nicht zuhören, wie die anderen sich bereits eine Zukunft ohne Dumbledore ausmalten, obwohl sein Schatten noch auf sie alle fiel. Vielleicht schlimmer, als je zuvor. Er hatte Darian also zum Schlafen gebracht und lag nun auf Severus' und seinem Bett, vollkommen in ein Buch über magische Wesen vertieft.
 

Er versuchte nur, sich vom Denken und davon abzuhalten, alle fünf Sekunden auf die Uhr zu starren, die davon auch nicht schneller wurde.
 

Allerdings flog das Buch sehr schnell in die Ecke, als eine magische Fluktuation ankündigte, dass Lucius und seine Gefährtin wieder hier waren. Gerade, dass er nicht vergaß, Darian mitzunehmen, den er vorher in sein Tragekörbchen gelegt hatte.
 

Er war der Erste, der in der Bibliothek auftauchte: „Vater!"
 

Lucius wandte sich um und lächelte Harry an: „Wir sind gerade erst angekommen", meinte er amüsiert. „Wir haben uns noch nicht mal angekündigt."
 

„Magie", gab Harry nur zurück. „Wie sieht es aus?"
 

„Nun lass uns doch erst mal sitzen", schalt Billa sanft: „Und die anderen wollen sicher auch hören, was wir erfahren haben. Also, wenn du dich nützlich machen willst, sag den Hauselfen, sie sollen den Rest der Meute zusammentrommeln und was Essbares hierher schaffen."
 

„Essen??", fragte Lucius entsetzt. „In meiner Bücherei?"
 

„Niemand wird mit dreckigen Fingern ein Buch anfassen", meinte Billa nur trocken. "Aber hier ist es wenigstens bequem."
 

Es dauerte nicht einmal eine halbe Stunde, bis sich alle in der Bücherei versammelt hatten und alle Augen waren neugierig auf Luicus und Billa gerichtet.
 

„Nun, das Wichtigste zuerst", setzte die Eishaarige schließlich an: „Keinem von uns wird mehr irgend etwas zur Last gelegt, auch dir nicht, Harry. Alle Urteile, die mit unseren Namen verbunden waren, sind aufgehoben und ungültig." Sie grinste kurz, bevor sie wieder ernst wurde.
 

„Neville, dass sie deine Großmutter getötet haben, wussten wir bereits, aber das Vermögen deiner Familie, sowie deinen Familiensitz haben sie dir zurückgegeben." Billas Blick wanderte zu Luna: „Deine Eltern wurden aus Azkaban gerettet und werden gerade medizinisch versorgt. Beide werden ohne bleibende Schäden überleben."
 

Lucius übernahm nun hier: „Susan, deine Eltern sind mit Dumbledore untergetaucht. Ich habe die Verantwortung für dich und somit die vorübergehende Vormundschaft bis zu deinem Geburtstag in drei Wochen übernommen. Das Vermögen deiner Familie ist gesperrt, bis deine Eltern gefangen sind. Es tut mir leid, aber Geld soll deine Sorge nicht sein."
 

Susan begann zu weinen und es überraschte eigentlich niemanden, dass es Remus war, der sich erhob und das Mädchen in seine Arme zog
 

Dean sah angstvoll auf.
 

„Dean, dein Bruder und dein Vater sind auf der Flucht", fuhr Lucius fort. „Aber deiner Mutter geht es gut. Sie stand unter Imperius. Sie ist gerade in St. Mungos und wartet darauf, dich wiederzusehen."
 

Dann holte Lucius tief Luft: “Wie es bereits in der Zeitung stand, sind die Weasleys, die sich nicht in diesem Raum befinden, bis auf eure Mutter, entkommen und somit auf der Flucht, Gefangen wurde nur Hermine, die aber wohl inzwischen Ron geheiratet hat. Sie ist ein einer Zelle in Azkaban, wo sie bis zu ihrer Verhandlung und Verurteilung bleiben wird. Die Vorwürfe gegen sie, Ron, Ginny, Percy und euren Vater sind massiv. Ihr", er sah erst die Zwillinge, dann Charlie und Bill eine Weile an: „..seid von jeglichem Verdacht rein gewaschen."
 

Danach kehrte eine lange, unheimliche Pause ein.
 

„Wie geht es Miss Weasley?", fragte Harry nun leise. Egal, was gewesen war, diese Frau war die Erste gewesen, die sich um ihn gekümmert hatte – wenn auch aus den falschen Gründen.
 

Lucius runzelte die Stirn: „Sie sitzt in Azkaban, zusammen mit ihrer Schwigertochter", gab er kühl Auskunft, sah seinen Sohn dann an: „Harry..."
 

Der Dunkelhaariger schüttelte nur traurig seinen Kopf, woraufhin Severus ihn fest in die Arme schloss. Er wusste nur zu gut, wie viel diese Frau dem Jungen einmal bedeutet hatte, sah dann zu Lucius auf: „Was wollen sie?"
 

„Nun – offensichtlich ist da etwas, dass Dumbledore mit dem Schloss gemacht hat, er hat dafür gesorgt, dass Hogwarts zu sterben beginnt, sobald seine Macht gebrochen ist."
 

„Hogwarts... Hogwarts stirbt?", fragte Harry entsetzt. „Das... das darf nicht sein! Ich muss da hin!"
 

„Harry", bat Seerus leise: „Beruhige dich. Wir können vermutlich nichts machen."
 

„Da bin ich mir nicht mal so sicher", gab Luicus zurück. „Das Zaubergamot erwartet uns morgen früh Punkt zehn in Hogwarts. Offensichtlich sind die Geister der Gründer aufgetaucht und haben den altehrwürdigen Herren etwas sehr interessantes verraten, dass das Schloss retten kann, aber dafür scheinst du erforderlich zu sein", meinte Lucius und deutete auf Harry.
 

„Als kehren wir morgen nach England zurück?", fragte Harry mit hoffnungsvollem Blick.
 

Lucius nickte langsam: „Ja", meinte er dann.
 

„Aber Vater, ich..."
 

„Draco, du kannst natürlich bleiben, du sollst es sogar. Du wirst morgen nach Salem aufbrechen und Charlie wird dich, denke ich, im Auge behalten können", meinte der Langhaarige beruhigend und amüsiert. „Im Grunde wollen sie ohnehin nur Harry, aber da hier wohl noch ein paar mehr zurück wollen", er blickte auf Professor McGonagall, „oder müssen, werden wir alle gehen."
 


 

„Haben wir auch alles?"
 

„Harry, um Himmels Willen, beruhige dich doch!", meinte Severus halb amüsiert, halb genervt, seinen Sohn auf dem Arm. „Du machst selbst Darian verrückt mit deiner Rennerei. Wir wissen noch gar nicht ob wir bleiben werden", erinnerte er seinen Gefährten sanft. „Wir müssen also erst mal nicht viel mitnehmen. Wir hören uns an, was sie zu sagen haben und dann sehen wir erst weiter."
 

„Aber...!"
 

„Harry, sollten wir tatsächlich in England bleiben, können die Hauselfen alles ganz schnell hin und her schaffen, also – keine weitere Aufregung, du Unruhegeist!"
 

Mit einem entnervten Geräusch ließ Harry sich fallen, wo er gerade stand, sah aber dann entschuldigend zu seinem Geliebten: "Ich... es tut mir leid", murmelte er. „Aber... ich bin so aufgeregt! Ich habe mich so nach Hogwarts gesehnt!"
 

„Es wird nicht wegrennen", meinte Severus nun amüsiert. „Glaub mir, es kann eine Menge, aber nicht seine Fundamente in die Hände nehmen und wegrennen und egal, was Dumbledore angestellt hat, nicht einmal er kann die alte Magie dieses Ortes binnen Tagen zerstören. Also beruhige dich."
 

Harry seufzte erneut: "Ich.. bin nervös..."
 

„Das sind wir alle", gab Severus zu Bedenken, lächelte und hielt Harry die Hand hin: „Komm jetzt lieber", befahl er sanft. „Die Anderen werden sicher schon warten..."
 

"Draco und Dean und Neville nicht..."
 

Severus lächelte: „Nein, die werden heute Nachmittag nach Salem gehen – willst du doch hin?"
 

Harry schüttelte den Kopf: „Ich... für mich wäre das nichts", winkte er ab. „Ich weiß, dass ich damit nur Zeit vergeuden würde." Er griff nach der Hand seines Gefährten und wurde hochgezogen. Rasch packte er Darian und hob ihn sich auf die eigenen Arme, so, dass Sev bei der Landung nachher nur ihn fangen und nicht gleichzeitig noch nach den Kind greifen musste – denn Portschüsselreisen und das Nutzen des Floo-Systems würde er nie lernen.
 

Tatsächlich warteten Remus, Susan, Luna, Billa und Lucius in der Halle schon ungeduldig auf die anderen Drei, die nun die Treppe herunter gelaufen kamen. „Ihr seid spät", stellte Lucius nur fest.
 

„Entschuldigung, Vater..."
 

„Wir wären pünktlich gewesen, wenn Harry nicht versucht hätte, bereits fast alle Möbel mitzunehmen", meinte Severus nur grinsend, stellte sich zu den anderen und griff nach einem Stück des Schals, sowie Harry auch, woraufhin Luicus ihn mit seinem Zauberstab berührte und schon ging die Reise los...
 

...und sie endete, wie immer – mit Harry, der nur dank Sevs Armen aufrecht stehen blieb. Direkt vor Hogwarts. Der Elf sah lange auf die alten Mauern und es war ihm, als wäre er jetzt erst zu Hause angekommen. Er lächelte verträumt, als er die Zinnen und das hohe Portal betrachtete und merkte gar nicht, dass die Anderen bereits losgegangen waren. Das fiel ihm erst auf, als die Hand seines Gefährten ihn entschlossen vorwärts drängte.
 

Kaum war Bewegung in seinen Körper gekommen, lief Harry wie von allein auf das Schloss zu. Es zog ihn regelrecht magisch an, es schien ihn zu rufen, mit jedem einzelnen Stein, aus dem es bestand, mit jedem Zauber, der in ihm verwebt war. Er hielt nicht an, als die anderen kurz am Eingang stehen blieben. Harry lief einfach weiter, ohne nachzudenken in die große Halle.
 

Der Einzige, der ihm sofort folgte, war Severus.
 

In der Halle standen einige hohe Mitglieder des Zaubergamots, die ungläubig auf Harry sahen, der direkt auf den Stuhl zuging, auf dem früher immer Dumbledore gesessen hatte. Er fuhr mit den Fingern über das Holz, merkte nur am Rande, wie Darian ihm abgenommen wurde, fühlte die Polster unter seinen Fingerspitzen und schließlich gab er nach, setzte sich.
 

Was dann geschah, konnte niemand so recht glauben. Das Schloss, dass doch im Sterben zu liegen schien, begann zu erwachen. Hunderte magischer Fackeln entzündeten sich gleichzeitig und tauchten die im Halbdunkel liegende Halle in ein warmes, volles Licht, die verstaubten Tische schienen sich selbst zu säubern, die Risse im Gemäuer verschwanden sofort.
 

Und da waren sie wieder, die Geister des Schlosses, die Bilder, die zu schwatzen begannen, sich aufgeregt erzählten, dass der wahre Erbe endlich zurückgekehrt war, dass die Schule endlich wieder einen Nachkommen Merlins gefunden hatte...
 

Erst eine Hand auf seiner Schulter holte Harry in die Gegenwart zurück. „Sev?", fragte er irritiert. „Was ist passiert? Ich.. ich hab etwas gefühlt und dann... was ist denn hier los?", fragte er verwirrt, als er sich in der Halle umsah. „Die war doch eben noch dunkel... Ähh... seit wann rutscht das Zaubergamot auf Knien vor mir rum?"
 

Severus lächelte, strich Harry über die Haare: „Nun – du bist ein Nachkomme von Merlin, also... tun sie es. Du stehst über ihnen und es dürfte ihnen ziemlich peinlich sein, dass sie Dumbledore auch nur eine Sekunde geglaubt haben."
 

„Merlin? Ich? Nie im...!"
 

Es war Luicus, der sich nun einschaltete: „Ich denke... das kann ich erklären. Merlin hatte einst eine Elfe geliebt und sie geschwängert. Über das Kind dieser Elfe... ist allerdings nie etwas bekannt geworden. Bekannt waren nur die Kinder, die er mit einer menschlichen Frau hatte. Wahrscheinlich war deine Mutter eine Nachfahrin Merlins, weswegen du ein Kind einer Prophezeiung geworden bist."
 

„Aber...!"
 

„Wir können morgen nach Gringotts gehen", schlug Severus leise vor. „Lucius hat dein gesamtes Erbe in deine alten Kammern dort schaffen lassen, bevor wir hierher gekommen sind und nachdem klar war, dass sie dich nicht mehr für schuldig halten. Vielleicht finden wir da die Antwort – auch auf die Frage, warum er so hinter deinem Vermögen her war, denn glaub mir, das Geld kann es nicht gewesen sein..."
 

Harry nickte wie im Trance: "Aber... was hat das denn nun genau zu bedeuten?"
 

„Das, mein Junge, bedeutet, dass Hogwarts ab diesem Moment, dir unterworfen und an dich gebunden ist. Wir Geister sind nun alle wieder frei, wir werden nicht mehr durch den Zauber unterdrückt, dem wir unterworfen wurden und du... bist nun unser Herr."
 

„Ähhh..." vor ihm standen nun vier durchsichtige Gestalten, edel gekleidet und sie wirkten jung. Zwei Männer und zwei Frauen.
 

„Die Gründer!", japsten einige der alten Männer.
 

„Wir dachten, sie wären seit über einem Jahrhundert verschwunden!!"
 

„Korrigiere", meinte nun der in Schwarz gewandete Mann, den Harry als Salazar Slytherin erkannte. „Wir wurden durch einen dunklen Zauber gebannt und unfähig gemacht, den wahren Erben zu bestimmen, so wie wir es immer getan hatten. Und ich bin explizit sauer, was er aus meinem Haus gemacht hat!"
 

„Salazar", schaltete sich nun eine der Frauen ein, die in Blau gewandet war, wohl Rowena Ravenclaw. "Das ist die Vergangenheit, hier beginnt ab jetzt eine neue Zukunft."
 

„Aber... dieser Irre hat Merlins Nachkomme in das falsche Haus gezwungen, indem er den Hut verhext hat! Nicht nur uns, sondern jegliches, magische Wesen in diesen Mauern!"
 

„Das ist vorbei. Der Zauber ist gebrochen und Merlins Nachfahre sitzt auf seinem Platz, zusammen mit seinem Gefährten. Die Ordnung ist wiederhergestellt. Belassen wir es dabei."
 

Die anderen beiden nickten nur, während Salazar sich bemühte, seine Beherrschung zurückzugewinnen.
 

„Hogwarts ist wieder am Leben", stellte nun Godric Gryffindor fest. „Nun kann alles wieder neu beginnen", lächelte er zufrieden, wandte sich dann an Harry: „Herrsche gut über diese Schule und bilde die Kinder zu weisen Zauberern aus, wie es dir bestimmt ist. Dein Gefährte wird dir helfen. Dies ist eure Heimat. Eure Zimmer sind im oberen Turm, hinter dem Büro des Direktors. Wenn du uns brauchst, musst du nur rufen. Wir werden tun, was wir können, um zu helfen, so wie alle anderen Geschöpfe, auch er..."
 

In dem Moment flog der Phoenix auf Harry zu, setzte sich auf dessen Arm und sah ihn an.
 

„Er hat dich gegen den Willen Dumbledores gerettet, als er seine Tränen benutzte, um dich zu retten", lächelte Rowena zufrieden. „Er wird dir treu dienen."
 

Damit lösten die vier Gestalten sich wieder auf und nur Fawkes blieb zurück, rieb seinen Kopf an Harrys Wange und gurrte zufrieden.
 

Fast schon hilfesuchend blickte Harry zu Severus. „Was... ist hier gerade passiert?", fragte er sichtlich überfordert.
 

Rasch drückte Severus Lucius das Kind in die Arme, kniete sich dann vor Harry, der immer noch in dem erhöhten Stuhl saß: „Nun – um es kurz zu machen, du bist ab jetzt der Direktor dieser Schule. Du wurdest, sozusagen, von den Gründern selbst für diese Aufgabe ausgesucht, in dem Moment, als du zum ersten mal durch diese Pforten gegangen bist", lächelte Severus, deutete auf den Eingang der Halle. Er erinnerte sich daran, wie er geglaubt hatte, sekundenlang etwas zu spüren, damals, als der Junge eingetreten war und noch bevor er entdeckt hatte, welche Bedeutung das für ihn haben würde.
 

„Wir... bleiben also hier?", fragte Harry, nun mit einem Schimmer Hoffnung in den Augen, er sah immer noch nicht auf die ehrwürdigen Zauberer des Zaubergamots.
 

Severus lachte leise: „Ja, wir bleiben hier."
 

Das brachte den Elf zu einem ehrlichen Lächeln, bevor er mit gerunzelter Stirn zu der Ansammlung alter Männer starrte: „Was... wollen die von mir?", fragte er vorsichtig.
 

„Gar nichts", beruhigte Severus seinen Gefährten. „Sie wollten nur sehen, ob die Schule dich akzeptiert und können es jetzt nicht fassen, dass sie es tut..."
 


 

Langsam strich Harry über den noch recht leeren Tisch, auf dem bisher nicht viel mehr lag, als ein aufgeklapptes Buch und ein Fass mit Tinte, sowie mehrere Federkiele und magisches Papier.
 

Es war ein besonderes Buch. Ein Buch, in dem die Namen der Kinder mit magischem Talent aufgelistet wurden, die für Hogwarts bestimmt sein würden. Immer mal wieder erschien ein neuer Name. So also war er selbst einst hier gelandet. Es schien so lange her, dass er zum ersten Mal diese Hallen betreten hatte...
 

Gedankenverloren sah er auf die Schrift, doch dann riss er sich zusammen und bewegte eine Hand nachlässig, woraufhin drei Federn auf einmal begannen, die Schulbriefe für die neuen Erstklässler auszustellen und die Liste mit den Schulbüchern zu vervollständigen. Das neue Schuljahr würde in vier Wochen beginnen und die meisten anderen Schüler hatten bereits ihre Briefe bekommen, die die im zweiten Jahr aufwärts waren. Und alle würden wieder hierher

kommen.
 

Wohl auch aus Neugier, wie Harry annahm – um ihn zu begaffen. Denn dass er Elf geworden war, war durch alle Schlagzeilen gegangen, sehr zu seinem Frust. Erst vor zwei Tagen waren sie angekommen und schon drängten sich Reporter vor den Toren der Schule, um ein Foto von ihm zu ergattern.
 

Mal ganz davon zu Schweigen, was sie über seine Beziehung mit Snape geschrieben hatten. Na, wenigstens wusste noch niemand was von Darian. Wenigstens das war dem Zaubergamot entgangen, dass alles weiter getratscht hatte. Furchtbare, alte Männer...
 

Er sah zu Darian, der damit beschäftigt war, Fawkes hinterher zu jagen, der partout nix von dem Käfig hielt, in dem man ihn früher gefangen gehalten hatte. Er blieb auch so, er gehörte zu Hogwarts, wie die Geister. Also hatte Harry den Käfig entsorgt.
 

Tarun hob von Zeit zu Zeit seinen Kopf, bettete ihn dann aber wieder auf seinen Pfoten und schlief weiter. Also arbeitete Harry erst mal weiter. Er war froh, dass zumindest Professor McGonagall und Hagrid als Lehrer geblieben waren. Auch Billa hatte zugestimmt zu bleiben, sowie Remus. Sev würde wieder Tränke unterrichten, Billa dagegen würde magische Geschichte übernehmen und der Werwolf wieder Verteidigung gegen die dunklen Künste. Sein Vater half dagegen im Ministerium für Magie, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen und Ruhe in die Gesellschaft zurückzubringen, so dass niemand mehr Angst haben musste, auf die Straße zu gehen.
 

Und er würde sich um die Kinder kümmern.
 

Viele, die dieses Jahr neu anfangen würden, waren Waisen, deren Familien entweder von Voldemort oder Dumbledore umgebracht worden waren und auch einige der anderen hatten keine Eltern mehr.
 

Harry stand auf und blickte hinaus, wo Severus seine Kräuter pflanzte oder erntete. Sie hatten zusammen beschlossen, diesen Kindern hier ein zu Hause zu geben, sie würden einfach hier leben, auch über die Ferien. Er wollte nicht, dass Kinder, die sonst niemanden hatten, zu Leuten gezwungen wurden, die ihnen schreckliche Dinge antun würden, so wie es mit ihm geschehen war. Nein, er würde diese Kinder beschützen, wo er nur konnte. So, wie Sev ihn beschützte....
 

Er hatte sogar vom Ministerium bereits eine Generalvollmacht erhalten, für diese Kinder als gesetzlicher Vormund zu handeln, was nur so schnell gegangen war, weil Vater nachgeholfen hatte. Wenn sie mit den anderen zu Beginn des Jahres kommen würden, würden sie mit etwas Glück ein neueres und schöneres Leben beginnen können.
 

Er lächelte und hob schließlich Darian vom Boden auf, der vor Empörung, dass Fawkes ihm einfach immer wieder entkam, das Brüllen begonnen hatte, arbeitete mit dem Kind auf dem Arm weiter, bis Severus herein kam.
 

„Himmel! Dieser Idiot! Wie kann man eine Kräuterkammer nur so herunterkommen lassen? Ich werde Monate brauchen, um sie wieder auf Vordermann zu bekommen!"
 

Harry sah lächelnd auf zu seinem Gefährten: "Es kann nicht jeder so gut sein, wie du", meinte er sanft.
 

„Nein, aber man kann sich doch ein Mindestmaß an Mühe geben! Ich wette mit dir, die Kinder aus dem zweiten Jahr können so gut wie gar nichts!"
 

„Dann kannst du ja fleißig Punkte abziehen und ihnen Strafaufgaben geben", grinste Harry. „Damit hast du gleich eine Menge Leute die dir helfen können, die Kräuterkammer und den Garten zu füllen. Das konntest du doch schon immer gut."
 

„Na warte du... Rotzlöffel!", rief Severus lachend, trat neben Harry und küsste ihn ausgiebig. „Ihr hattet es nie besser verdient", fügte er noch hinzu, küsste Harry aber erneut.
 

Der Elf lachte leise, als er wieder losgelassen wurde, stand mit Darian auf der Hüfte auf und strich über Severus' Wange. „Ich weiß schon, wer wieder das Rennen zum unbeliebtesten Lehrer schaffen wird...", stellte er trocken fest.
 

„Nein, diesmal wird es ein Kopf an Kopf-Rennen mit Billa", beharrte Severus und erntete dafür ein weiteres Lachen.
 

„Hast du alle gefährlichen Eingänge versiegelt?", fragte Harry nun. Er hatte beschlossen, nicht dieselben Fehler zu machen, wie Dumbledore, er würde keines ‚seiner' Kinder in Gefahr bringen.
 

Severus nickte: „Alles dicht", erklärte er. „Man kommt nur noch in Begleitung eines Lehrers durch die Siegel.“
 

„Und der verbotene Wald?"
 

Severus zog Harry zum Fenster: „Ich denke, das solltest du selbst sehen – ich denke nicht, dass er verboten bleiben muss... er ist hell geworden. Die Zentauren sagen, der Fluch ist gebrochen. Da drin kann nichts mehr passieren.."
 

„Ich hätte nie gedacht, dass Dumbledore so viel Schaden anrichten könnte", murmelte Harry getroffen. „ich habe ihn einmal bewundert..."
 

„Wenn das hier nur alles wäre", seufzte Severus, zog Harry in seine Arme und strich Darian über den Kopf, als er nach seinem Dada krähte. „Hier heilt der Schaden sich gerade von selbst... ich habe Hogwarts noch nie so gesehen", fügte er an. „Aber der Schaden im Rest der magischen Welt... wird viel schwerer zu heilen sein..."
 

Harry seufzte, verbarg seinen Kopf in Severus' Robe, die den vertrauten Duft nach Kräutern ausstrahlte. „Gehen wir dann morgen nach Gringotts?", fragte Harry. „Ich will endlich ein paar gute Antworten..."
 

„Sicher", nickte Severus. „Ich denke, wir sollten teleportieren, von hier aus, ich habe keine Lust mich mit der Presse da draußen anzulegen..."
 

„Ich auch nicht..."
 


 

Es wunderte Harry nicht wirklich, dass sie in Gringotts bereits erwartet wurden. Scheinbar hatte Severus doch eine Eule vorgeschickt, damit alles etwas schneller ging. Tatsächlich saßen sie bereits in einem der Karren und sausten in die Tiefe, bis das Ding abrupt zum Stehen kam.
 

Der Dunkelhaarige war nur heilfroh, dass er Darian nicht im Arm hatte, sondern dass der gerade bei Opa Remus war und bespielt wurde. Bei der Fahrt hätte er ihn entweder aus Versehen erdrückt oder ihn bei der Bremsung fallen lassen...
 

Der Kobold stieg schließlich aus und trippelte schnell zu dem Tor, steckte den Schlüssel hinein, schloss auf und machte eine einladende Geste: „Ich werde warten, bis die Herren Malfoy-Snape fertig sind.“
 

Also, dieser Name irritierte Harry noch immer, stellte er fest, während er in die Kammer trat – und erst mal aufjapste. Er hatte ja schon viel gesehen, aber so viel Gold auf einem Haufen.... Severus hinter ihm lachte leise: „Das hier ist das Erbe meiner Mutter“, erklärte er leise. „Meine Familie ist eine Alte. Ich habe Geld, wie du siehst... komm, deine Sachen sind da drin.“
 

Harry ließ sich in eine weitere Kammer führen, die um nichts kleiner wirkte – und stockte. Sie war genauso voll, wenn nicht gar voller. Berge von Gold türmten sich vor ihm auf. „Wie... soll ich hier irgendwas finden?“, fragte Harry hilflos: „Und woher kommt das ganze Geld?“
 

Severus war selbst erstaunt, sah sich um und deutete in eine Ecke, in der ein Tisch stand: „Hier scheinen die Dokumente zu sein, ich denke, da wird sich alles klären.“
 

Harry hob eine Augenbraue, eine neue Angewohnheit, die Draco immer zum Lachen brachte, der steif und fest darauf beharrte, dass er sie von Snape übernommen hatte...Er nickte aber und ging zu diesem Tisch, fegte erst mal die Galleonen, Sickels und Knuts zur Seite, sowie einige Edelsteine, bevor er schließlich den Deckel des Tisches aufklappte, wo eine zusammengerollte Pergamentrolle lag, nach der sein Geliebter griff. Harry ließ den Deckel wieder herunter und sah zu, wie Sev sie entrollte und studiert. Ein Stammbaum, der ihm viel, viel zu kompliziert wirkte, als dass er Durchblick gewonnen hätte – offensichtlich im Gegensatz zu Severus, der seinen Gefährte nach einer Weile sprachlos ansah.
 

„Was? Sev, sag es, oder ich bekomme einen hysterischen Anfall!“, drohte er. „Hör auf, mich anzustarren, als würdest du einen Geist sehen!“
 

„Harry, Elf, du...“
 

„Sev...!“
 

Der Vampyr nickte langsam, deutete auf den Namen, der ganz oben prangte: „Lies.“
 

„Myriddin. Und?“
 

„das ist die veraltete Form von Merlin.“
 

„Und? Nach Merlin wurden sicher viele andere auch so genannt.“
 

„Das sind seine Lebens- und Sterbedaten...“
 

Langsam begann Harry, zu verstehen. Seine Augen weiteten sich. „Ich...?! Aber... aber das kann doch nicht sein! Er... war laut Geschichtsbuch mit einem Menschen verheiratet!!“
 

„Dein Elfisches Blut kann jederzeit rein gekommen sein, zum Ersten und zum Zweiten – ist das nur die halbe Wahrheit.“
 

„Und die Ganze wäre??“
 

„Er hatte eine Affäre...“
 

„Er hatte... WAS??!“
 

„Harry, der Kerl war auch nur ein Mann, er hatte eine Affäre mit einer Elfe namens Morgana.“
 

„Das war angeblich Arturs Schwester... Halbschwester!“
 

„Der Name war zu der Zeit häufig und sie kam aus einem Stamm von Elfen – starken Elfen. Sie hatte eine kurze Affäre und wurde schwanger. Das steht hier.“ Er deutete auf eine Randbemerkung.
 

„Und... dann? Ich dachte immer... Merlin hätte Kinder mit seiner Frau gehabt!“
 

„Hatte er auch. Und alle waren sie starke Magier. Dumbledore ist der Letzte dieser Reihe...“
 

„Nein...“, flüsterte Harry und nur Severus’ schneller Reaktion war es zu verdanken, dass er nicht umkippte, sondern sanft zu Boden glitt. „Ich... bin nicht mit ihm ... verwandt! Nein!“
 

Fast schon mit Gewalt wandte Severus den Kopf des Jüngeren, so, dass der ihm in die Augen sehen konnte: „Ihr seid so entfernt miteinander verwandt, dass es schon lächerlich ist, Harry. Das würde heute niemand mehr als Verwandtschaft sehen. Und es spielt keine Rolle...“
 

„Aber...!“
 

Severus seufzte leise, rollte den Stammbaum wieder säuberlich zusammen. Er würde ihn mitnehmen und sehen, ob sich da noch mehr Überraschungen versteckten... „Denk immer daran, was ICH dann sagen müsste, wenn es ums Blut geht...“
 

Da riss Harry sich zusammen, richtete sich wieder auf: „Es tut mir leid..“
 

Severus lächelte nur, küsste seinen Geliebten sanft: “Schon gut... das war einfach ein Schock für dich. Aber es erklärt Einiges... er muss es gewusst haben!“
 

„Aber... wie??!“
 

„Durch seinen Stammbaum, vermutlich. Oder er hat es vermutet. Immerhin hat er mehrfach versucht, an deinen Besitz zu kommen. Harry, du bist nicht er, du wirst nicht durchdrehen, sonst hätte Hogwarts nicht dich, sondern ihn gewählt...“
 

Der Jüngere sank kurz in die Umarmung. „Ich... bin froh, dass ich dich habe...“
 

Severus lächelte: “Das freut mich zuhören.“ Er küsste Harry ein weiteres Mal, bevor er sich wieder dem Tisch zuwandte und eines der Fächer aufzog, eine Schatulle herausholte und sie öffnete. Darin befanden sich weitere Papiere, eng beschrieben und zusammengebunden, aber bereits leicht zerfleddert: „Sieht fast aus, wie ein Tagebuch – ich denke, wir sollten es mitnehmen.“
 

Harry nickte, begann dann endlich, sich selbst weiter umzusehen, er fand einen weiteren Sockel, auf dem etwas lag: ein Mantel. Er faltete ihn auseinander. Wow! Das war ein weiterer Mantel, der unsichtbar machte, aber etwas sagte ihm, dass der hier weit besser war, als der seines Vaters! Und von der Schnalle ging eine spürbar starke Macht aus: Schutzmagie - alt, aber immer noch da... Er faltete ihn zusammen, den wollte er haben und sei es nur, um Sev etwas zu ärgern. Er lächelte, sah zu, wie der Andere weitere Dokumente durchsah.
 

Schließlich hatten sie alles Wichtige beieinander. Das Tagebuch seiner Mutter, das er nicht lesen wollte. Aber er nahm es für seinen Vater mit. Dokumente über die Häuser und Besitzungen, die Severus durchgehen wollte, um einen Überblick zu bekommen, darunter auch die Sachen, die er von Sirius geerbt hatte und einige uralte, mächtige Zauberbücher, die eigentlich gar nicht mehr existieren sollten.
 

An Harrys Mittelfinger der rechten Hand lag nun der uralte Ring seiner Urmutter, den er sich angesteckt hatte und nicht mehr abziehen konnte. Was er Severus wohlweißlich verschwiegen hatte, da der ihm sonst wieder was über Leichtsinn predigen würde und er trug den Umhang mit der Spange.
 

Außerdem hatte er einen Beutel mit genug Gold und kleinen Münzen mitgenommen, um sich etwas leisten zu können, wenn er wollte und für jeden seiner Freunde eine Kleinigkeit. Eine schöne Kette aus Mondstein für Luna, in die alte Zauber gewebt waren, ein Armband für Susan, ein Buch über Drachen für Charlie, eine weitere Kette aus Eiskristall für Billa, ein Buch mit uralten Zaubern für Draco, eines für die Zwillinge und für Dean und Neville wollte er etwas kaufen. Vielleicht die neuesten Rennbesen oder so.
 

Außerdem hatte er ein wunderschönes Halsband für Tarun entdeckt.
 

„Sind die Herrschaften Malfoy-Snape zufrieden?“, fragte der Kobold, als er abschloss und den Schlüssel an Severus zurückgab.
 

„Ich wünsche eine neue Auflistung über unseren gesamten Besitz, die alles beihaltet, jedes Dokument, jeden Knut und jeden magischen Gegenstand, sowie jedes Buch“, gab Severus knapp zurück, bevor Harry auch nur den Mund aufmachen konnte.
 

Der Kobold nickte:“ Aber das wird vier Wochen in Anspruch nehmen, Sir.“
 

„Das ist mir vollkommen bewusst.“
 

„Dann soll es geschehen. Die Liste soll per Eule geschickt werden?“
 

„Ich hole sie lieber selbst ab.“
 

„Wie der Herr wünscht“, stimmte der Kobold zu, während er die beiden wieder zum Ausgang brachte.
 

Harry war überrascht, dass es bereits wieder dämmerte: „Beim Barte des Merlin, waren wir lang da drin!“
 

Severus lächelte: „Allerdings. Gehen wir zurück, bevor der erste Suchtrupp anrückt.“ Nur zu gern ließ Harry sich von Severus in den Arm nehmen und schon teleportierte der Ältere sie zurück nach Hogwarts – nach Hause...

Der letzte Sieg

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Kommentare zu dieser Fanfic (72)
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Von:  Tosho
2017-10-16T16:10:20+00:00 16.10.2017 18:10
Die Geschichte ist echt süß zum Schluss und generell sehr schön geschrieben!
Gefällt mir sehr.

LG, Tosho
Von:  Omama63
2011-11-25T21:02:03+00:00 25.11.2011 22:02
Eine super FF und ein schönes Ende.
Hat mir sehr gut gefallen.
Klasse geschrieben.
Von:  DBZ-Fan1986
2011-07-24T15:20:56+00:00 24.07.2011 17:20
So, jetzt hab ich alle Deine Harry Potter-Fanfictions durch, wenn man vom laufenden "Anaeruin" absieht.
Diese Geschichte gehört auch mal wieder nicht zu meinen Lieblingen. Sie war mal wieder das Übliche von Dir:
Harry schwer verletzt, wird gerettet, alle Freunden sich an, Gefährten, sofort die große Liebe und dann kommt schon gleich ein Kind, ein kurzer Kampf und Friede Freude Eierkuchen...
Ich liebe das Pairing Severus und Harry, aber irgendwie finde ich die Sache mit den Gefährten so aufgezwungen, also das sie sich lieben müssen dadurch. Aber trotzdem schön, dass die Beiden sich gefunden haben. Das mit dem Kinder kriegen war dann wieder die typische Lächerlichkeit in Deinen Geschichten, aber das hatte ich ja schon mehrfach geschrieben.
Die Geschichte mit dem Wappen von Severus, also den Silberphönix fand ich zu kurz erwähnt. Erst dachte ich, da kommt jetzt was ganz Großes und noch Bedeutsames für die Geschichte und dann wurde die Auflösung nur kurz in einem Nebensatz erwähnt. Schade.
Die Story mit Charlie und Draco fand ich sehr süß und gelungen, obwohl ich überrascht war, dass Draco das so schnell akzeptiert hat.^^
Ich frag mich die ganze Zeit, warum Billa in der Geschichte aufgetaucht ist. Denn so eine bedeutende Rolle hat sie ja nicht gespielt, außer das sie die Lehrerin von Harry und Draco war. Und ne wirkliche Rache hat sie auch nicht bekommen, also keine persönliche. Da hättest Du sie auch gleich weglassen können, wäre auch nicht aufgefallen. XD
Tja und Harry hat sich mal wieder für den Oberfreak gehalten. Oh man, ich hab mir bei dieser Geschichte so oft gewünscht in die Geschichte reinhüpfen zu können und ihm ins Gesicht zu schlagen für seine Denkweise. War sehr anstrengend zu lesen. Und ich wäre an Severus' Stelle nicht so ruhig geblieben teilweise. Und warum mussten die Beiden so schnell ein Kind bekommen? Ich meine, die Beiden haben doch überhaupt nichts von ihrer Beziehung gehabt! Finde ich nicht schön für die Beiden.
Von:  Bad_Jacob
2010-06-04T07:02:26+00:00 04.06.2010 09:02
ich finde das e echt toll
ich finde die meisten deiner ff echt super und lese sie auch gerne noch mal
ich freue mich schon auf ein neues^^

mfg
Bad_Jacob
Von:  kreative_vier
2010-05-09T18:00:54+00:00 09.05.2010 20:00
deine Story war echt seeehr GUUUTTT!!
Ich find die Beziehungveränderungen voll gut gelungen
lilyxluciu-> harry dessen sohn :D
Und der fiese Dumbledore.. irgendwie hat der mich an so einen Diktator erinnert :D
Das mit Ron und Hermine .. ey.. heftig , kann ich nur sagen.. vorallem arthur .... percy war ist imer so ein nebenglied :D .. molly du ahst mic auch enttäuscht, es gaba uch andere wege mäuler zu stopfen!!
Remus und susan, voll süüß
Ich hab echt gelacht, als draco in charlie seinen gefährten gesehen hat.. so hätte ich mir die situation, so wie er reagiert echt vorgestellt :D :D
Boah die Dursleys erstmal 1000000000000x Sterben und Wiederbeleben und Sterben usw... lassen :D So richtig leiiiden !
Aber Dumbledor genauso, nur das vor jedem tod er richtig gefoltert wird..... boah ich ahbe gerade meine sadistische ader entdeckt :D:D

Harry und Snape <333
Die sind soo süüüüß!
Du hast sie so gut beschrieben
ich bin beid em Mal anch dem Vampirbiss überhaupt nciht auf Dumbledore gekommen :D:D Obwohl ein phönix es ja schon andeutet, umso mehr musste ich weiterlesen :D
Harry ist einfach zu gut für die welt ^^
Aber das lieben wir ja alle an ihm :D:D

Dein ff ist einfach der HAAAMMMER geweseh ;)


Von: abgemeldet
2010-04-18T21:09:53+00:00 18.04.2010 23:09
mhm also das wird ja immer proplematischer!
Ich find es total krass wie hier alle tatsachen umgeschmissen werden.
Also ich finds cool dumbledore mal der böse ist irgendwie faszinierend!

Und mal sehen was mit Snape so wird da liegt ja auch einiges offen und wer st überhaupt Bella

Aber schön das du Harry wenigstens Lupin Luna und Neville gelassen hast! Mal sehen wann die das erste mal auftauchen!
Von: abgemeldet
2010-04-18T20:43:16+00:00 18.04.2010 22:43
uh das erste kappi war ja schon mal sehr interessant!
Hast ne tolle art zu schreiben!

Mal sehen was Harry sagt wenn er aufwacht!
Von: abgemeldet
2009-05-16T07:21:54+00:00 16.05.2009 09:21
Liebe Dhala!

Ich muss schon sagen, diese Story war wirklich verdammt gut. Um ehrlich zu sein, wollte ich deine Geschichten anfangs nicht wirklich lesen, da ich mit den Pairings nicht so besonders viel anfangen kann, aber dann erinnerte ich mich daran, dass es auch deine Storys zu Weiß Kreuz waren, die mich auf den Geschmack bestimmter Pairings gebracht haben, also habe ich mich doch dazu entschlossen.
Eine gute Entscheidung, wie sich nun herausstellt. Für mich war das hier die erste Fanfiction, in der sowohl Voldemort, als auch Dumbledore böse waren... wirklich eine interessamte Theorie. Okay... zugegeben, es gab da auch eine Kleinigkeit, die mich irgendwie gestört hat, denn dass Harry ein Elf ist und Sev ein Vampir etc.und Harrys Schwangerschaft, das ist irgendwie schon wieder sehr übertrieben... ich denke da nur mal an diese ganzen miesen Fanfictions hier im Archiv, die genau dies auch beschreiben und das schreckt ein wenig ab. Allerdings ist deine Geschichte, im Gegensatz zu den schlechten Geschichten hier auf Mexx, wirklich gut geschrieben und sehr spannend, außerdem beschreibst du unglaublich toll die Gefühle von Harry und somit kann ich einfach nicht anders, als dir eine positive Kritik zu geben.
Ich freue mich nun schon darauf eines deiner anderen Werke zu Harry Potter zu lesen, denn deine WK-Geschichten kenne ich ja mittlerweile schon in- und auswendig *gg*

LG
-Fantasy-
Von:  kaya17
2009-04-22T21:00:42+00:00 22.04.2009 23:00
Schöne Fanfic^^ ist auch super geschrieben. Interessante Story^^
Du schreibst echt super (:
Von:  Bessere_Haelfte
2008-07-27T18:39:19+00:00 27.07.2008 20:39
wow!
also das war einfach klasse!
ich hab ein paar stunden gebraucht und dann war ich durch!
ich muss sagen die ff war sehr guT!
vorallem ist sie glaubwürdig geschrieben, man kann alles gut nachvollziehen!

mhh, ic hätte nur gerne erfahren,was sevs geheimniss ist7war wegen seiner vergangenheit


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