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Dosenfreunde

(#2 Erste Annäherung - KaixRay -)
von

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Aus dem Supermarkt

Nachdem ich lange nix mehr geschrieben habe (wegen Abi und dem ganzen drumherum), komme ich euch jetzt auch noch mit einer absoluten Premiere an: Dies ist meiner erste Ff, die ich in der 1P.Sg. schreibe! Und ich hätte nicht gedacht, dass das so schwierig sein könnte von erlebter Rede darauf zu wechseln *seufz*

Nu denn, ich bin gespannt obs euch gefällt.

Viel Spaß beim Lesen!!!
 

Groß, schlank, muskulös, perfekt gestyltes silbernes und marineblaues Haar, gekleidet in einen eleganten Anzug, beide Hände lässig in den Taschen, ein verführerisches Lächeln auf den Lippen, am rechten Ohr blitzt ein Ohrring kurz auf, im Beruf genauso erfolgreich wie beim weiblichen Geschlecht, so wünschte ich mir mein Spiegelbild. Doch was zeigte mein Spiegel mir? Im abgewetzten Jogginganzug steckte ein blasser, leicht molliger Körper, das grau blaue Haar hingt schmierig in langen Strähnen ins Gesicht, dunkle Augenringe unterstrichen meine hängenden Mundwinkel. Und an meiner Tür prangte auch kein auf Hochglanz poliertes Metallschild, welches „Kai Hiwatari“ verkündete, sondern lediglich ein altweißes Plastikteil, auf dem nur noch „Kai Hiwat“ stand, der Rest war unleserlich.

Ich lebte von verschiedenen kleinen Jobs, hatte immer Geldmangel und trank auch mal gerne über den Durst. Ob ich Alkoholiker war? Nicht ganz. Solange ich im Monat genug verdiente trank ich nur abends ein oder zwei Bier. Wenn sich gegen Monatsende abzeichnete, dass ich bei den Nahrungsmitteln einsparen musste um die Miete meiner zwei Zimmer Wohnung im abgewracktesten Hochhaus, im stinkendsten Viertel Tokios, zahlen zu können, konnten es auch mal ein paar Bier mehr werden.

Laut seufzte ich und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Nun gut, der Ohrring war wohl das Einzige, was mich mit meinem Wunschbild verband.

Er war das klägliche Symbol meiner grausamen Unabhängigkeit.

Meine Mutter habe ich nie kennen gelernt, wenn ich meinem Vater wirklich Glauben schenken darf, ist sie damals bei meiner Geburt gestorben. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass er sie totgeschlagen hat und mir nur die Schuld in die Schuhe schieben wollte. Einziger Blutsverwandter ist mein Vater, ein gewalttätiges Monster. Von seinem Gürtel hat er immer viel Gebrauch gemacht und dem Alkohol stark zugesprochen. Er wusste nicht wie er mit einem Baby umgehen sollte, deshalb nahm mich vorerst unsere Nachbarin auf. Sie war recht klein, ging ständig gebückt, hatte schlohweißes Haar und war sehr, sehr alt. Aber sie hatte mich sehr gern und ich liebte sie wie meine eigene Mutter. Als ich sie kurz nach meinem sechsten Geburtstag tot in ihrem Bett fand, musste ich zu meinem Vater zurück. Ich habe nie herausgefunden wie er an Geld rankam. Fürs Klauen war er zu ungeschickt, aber legal konnte es nicht gewesen ein. Ich erinnere mich aber noch sehr gut daran, wie ich immer wieder zu den großen Müllcontainern gelaufen bin und dort nach Essensreste gestöbert habe. Es war eklig aber notwendig, da ich einen ständig leeren Magen hatte und mein Vater mir nichts gab. Während der Bauch meines Vaters immer breiter wurde, wurde der Schmerz des Hungers in meinem Magen immer unerträglicher. Mit acht Jahren schickte mein Vater mich zu einem großen Betrieb, wo ich den ganzen Tag über schwere Kisten schleppen musste. Fast sieben Jahre hielt ich durch, was vermutlich nicht möglich gewesen wäre, wenn mir nicht immer wieder von verschiedenen Leuten etwas zu Essen zugesteckt worden wäre. Meinen Lohn holte immer mein Vater persönlich ab. Nur einmal musste mein Arbeitgeber früher weg und gab mir den Lohnumschlag, anstatt wie üblich auf meinen Vater zu warten. Neugierig schaute ich hinein. Plötzlich hatte ich das Gefühl für meine Arbeit wirklich belohnt zu werden. Ich ging an diesem Tag nicht wieder zurück, sondern lief in die entgegen gesetzte Richtung. Als ich glaubte weit genug weg zu sein. Ließ ich mir zuallererst ein Ohrloch stechen. Damals war ich unglaublich stolz darauf selbst diese Entscheidung getroffen zu haben. Herr über mich selbst zu sein verlieh mir ungeahnte Kräfte. Ich schaffte es durch geschicktes Sparen und viel harter Arbeit eine eigene Wohnung mieten zu können. Zeitweise hatte ich auch mal etwas mehr Geld, sodass ich mir auch teure Dinge wie ein altes, gebrauchtes Fernsehgerät kaufen konnte. Doch inzwischen war der Glanz des Ohrrings verschwunden und ich versuchte verbittert zu verdrängen, dass ich meinem Vater immer ähnlicher wurde. Verflucht!

Aber ich würde nie ein Kind schlagen! Das habe ich mir geschworen, dafür sitzt der Schmerz immer noch zu tief in meinen Knochen. Aber Frauenbekanntschaften habe ich sowieso keine, wenn man mal von den paar Frauen absieht, die mich ab und zu für irgendwelche Arbeiten einstellen. Freunde, also richtige Freunde, hatte ich auch keine. Hier in dieser Gegend war jeder sich selbst der nächste. Da blieb keine Zeit für Gefühlsduseleien. Aber wer brauchte so was schon.

Seufzend öffnete ich den Kühlschrank und blickte wieder einmal in eine Leere, die der in meinem Magen so unglaublich ähnlich sah.

Nun gut, etwas Geld hatte ich noch. Und wenn ich nicht wieder mit Bauchschmerzen ins Bett gehen wollte, musste ich mich jetzt schnell noch auf den Weg zum Supermarkt machen, bevor dieser schließt.

Draußen regnete es, sodass meine Jacke, schnell alles Wasser in sich aufgesogen hatte. Wieder einmal stellte ich mir die Frage, wieso ich dieses Ding eigentlich immer wieder anzog.

Der Supermarkt war genauso heruntergekommen, wie alles andere hier in der Gegend. Dafür konnte man in diesem Laden aber auch alles bekommen. Ich nahm mir einen Korb und ging, leise im Kopf vor mich hinrechnend, durch den Laden. Geld bekam ich wahrscheinlich erst wieder in einer Woche, also hieß es noch fünf Tage zu überbrücken. Als ich mich nach dem Reis bückte streifte mein Blick eine kleine Dose. „Your Best Friend“, verkündete die Aufschrift. So ein Quatsch, dachte ich und schmiss die Dose in meinen Korb. Auf den Weg zur Kasse ärgerte ich mich und auch auf dem Weg zurück nach Hause auch. Warum hatte ich für so etwas wieder Geld ausgegeben? Ich weiß doch noch nicht mal mehr was das eigentlich sein sollte. Wieder daheim lese ich mir die Gebrauchsanleitung durch. Man soll die Dose öffnen und dann mit Wasser auffüllen. Nachdem ich den Dosenöffner wieder weggelegt hatte betrachtete ich das Innere genauer. Es sah aus wie feine schwarze Erde und roch auch so, nachdem Wasser drauf kam. Also sollte daraus bestimmt irgendeine Pflanze wachsen. Na klasse, so was brauchte ich natürlich auch unbedingt. Als hätte ich nicht genug damit zu tun mich selbst durchzubringen.

Ich verfluchte mich selbst dafür dieses Ding mitgenommen zu haben. Bereits im Laden war mir doch schon bewusst wie unnütz dieses Teil sein würde. Trotz allem habe ich es getan.

Ich setzte Wasser für meinen Tee auf und drehte dann die Rückseite der Dose wieder mir zu, sodass ich weiter lesen konnte.

Zuerst soll man die Dose mit beiden Händen anwärmen, dann ans Herz halten, da dieses Impulse abgeben solle, die den Freund auf einen prägen würden.

Für den Fall, dass man einen Freund haben wollte, der dieselbe Intelligenz wie man selbst hat, sollte man das Ding auch für eine Weile an den Kopf halten. Nach der Prägung musste die Dose über Nacht an einem warmen Ort stehen.

Schief lächelnd stempelte ich mich für total bescheuert ab, als ich die Dose mit den Händen vorwärmte und dann ans Herz hielt. So ein Blödsinn! Wie sollten Herz und Kopf auch nur irgendeinen Einfluss auf das Wachstum einer kleinen Pflanze haben.

Ich überlegte noch, ob ich auch eine Pflanze haben wollte, die genauso intelligent sein würde wie ich selbst, als plötzlich der Kessel pfiff. Das Wasser war fertig.

Ich klemmte mir schnell die Dose zwischen die Beine, da auf der Küchenplatte kein Platz mehr war und goss mir dann etwas Wasser in die Tasse und hängte einen Beutel Tee hinein.

Dann nahm ich wieder die Dose und hielt sie mir dieses Mal an den Kopf.

Wenn schon, denn schon; dachte ich mir. Warum nicht mal eine Topfpflanze besitzen mit der man auch mal ein gehobenes Gespräch führen konnte.

Die Intelligenz der Leute, mit denen ich auch mal länger sprach, reichte vermutlich lediglich dazu aus zu atmen und gleichzeitig zu saufen.

So gesehen konnte ich sogar mit seinem Teebeutel intelligentere Gespräche führen.

Langsam meinen Tee schlürfend betrachtete ich eine Weile die Dose, die nun mitten auf dem kleinen Küchentisch stand.

Was das wohl für eine Pflanze war, die da wachsen würde? Ob sie auch blüht? Vielleicht trägt sie ja sogar essbare Früchte, hoffte ich.

Ich stellte die leere Tasse in die Spüle und räumte meine anderen Einkäufe weg, bevor ich zu Bett ging. Vielleicht war es ja doch keine so schlechte Idee das Ding mit zu nehmen.

Ich fühlte so etwas wie Vorfreude. Eine Art Glücksgefühl, welches ich seit langer Zeit nicht mehr gehabt hatte. So schlief ich schnell ein und träumte gut.

Erst am nächsten Morgen wurde ich schroff aus dem Traumland geworfen, als der alte Wecker anfing zu rasseln. Ich stellte das Ding wütend ab und drehte mich verschlafen auf den Rücken. Für heute brauchte man mich nicht, also hatte ich heute frei und konnte eigentlich im Bett liegen bleiben, doch ein knurrender Magen veranlasste mich doch dazu aufzustehen.

Gähnend und streckend torkelte ich schlaftrunken in die Küche.

Oder zumindest in die Richtung, denn vor Schreck blieb ich im Türrahmen stehen.

Ich war urplötzlich hellwach, was zum einen vermutlich an den heißen und kalten Schauern lag, die abwechselnd übern meinen Rücken liefen, zum anderen aber wohl auch an der jungen Person, die da auf meinem Küchentisch kauerte.

Splitterfasernackt, die Beine angezogen und mit beiden Armen umschlugen schien sie alle Mühe damit zu haben nicht vom Tisch zu fallen. Große goldgelbe Augen schauten unter dem langen schwarzen Haar hervor. Sie war wunderschön!

„Mir ist kalt“, flüsterte eine leise Stimme. Erst jetzt bemerkte ich, Arme und Beine mit einer Gänsehaut überzogen waren.

„Oh, komm… komm erst mal da runter und setz dich auf den Stuhl hier“, stotterte ich und streckte meine Hand zur Hilfe aus. Die Person stellte sich eindeutig als ein Er heraus, wie ich errötend feststellen musste. Schnell beeilte ich mich eine Decke aufzutreiben, in die er sich einhüllen konnte.

Aber wer war er eigentlich?
 

~~~~Fortsetzung folgt~~~~

Erste Annäherung

Sorry! Sorry! Sorry! Ein ganzes Jahr lang hab ich euch nun warten lassen und ich erdreiste mich doch auch noch tatsächlich zu hoffen, dass ihrs immer noch tut?! Nun, wer jetzt doch keine Benachrichtigung mehr von mir möchte, schreibt bitte kurz ne ENS und ich trage euch aus meiner Liste wieder aus.

Und noch vielen Dank an alle Kommischreiber ^^ Es freut mich, dass diese Kai-Variante ganz gut anzukommen scheint. Was genau Kais Prägung auf die Dose zur Folge hat werdet ihr an den richtigen Stellen noch erfahren. Mehr kann ich jetzt einfach noch nicht sagen, dann wär ja die Spannung weg ^_~

Ach und die beiden Stellen, wo ich in die dritte Person gewechselt hab, waren tatsächlich beabsichtigt (war extra noch mal nachlesen) beim ersten mal sollte das die Aufschrift auf der Dose darstellen und beim zweiten mal denkt Kai von sich selbst in der allgemeinen dritten Person. Trotzdem danke fürs aufmerksame Lesen, wenn ich doch mal wieder in die falsche Person gerate, sagt mir bitte wieder bescheid. Kann ja doch mal sein, dass ich aus Versehen abrutsche ^^°

Und nun wünsch ich euch noch

Viel Spaß beim Lesen!!!

~~~~~
 

Ich setzte schnell Wasser auf und ließ mich dann auf den anderen Stuhl nieder.

Diese Augen waren wohl der entscheidende Faktor für die Prägung des Begriffs „Hundeblick“. Der schwarzhaarige Junge hatte die Decke, die ich ihm gegeben hatte, einmal um sich selbst geschlungen und bis zur Nasenspitze hochgezogen. Es schauten unten nur noch seine Füße heraus und oben diese beiden unglaublichen Augen.

„Wie bist du eigentlich hier herein gekommen?“

„Du hast mich doch hier her geholt“, piepste er durch die Decke zurück.

„Was? Wann habe ich dich denn hier her geholt?“

„Na gestern, vielleicht?“ Ich konnte ein leichtes Schulterzucken unter der Decke ausmachen. Der Junge wusste offenbar selbst nicht genau was hier eigentlich vorging. Vielleicht sollte ich diese Frage doch erst mal auf später verschieben, wenn er sich etwas beruhigt hat, und besser mit einer einfacheren weitermachen.

„Wie heißt du denn?“ Meine Hoffnung, dass ich damit eine unverfängliche Frage gestellt hatte, auf die er ganz leicht hätte antworten können, wurde mit einem weiteren Schulterzucken seinerseits zunichte gemacht.

Aber wenn ich glaubte ihn gerade in diesem Moment völlig fassungslos angestarrt zu haben, so wusste ich einen Augenblick später bereits nicht mehr wie ich meinen Zustand noch hätte beschreiben können, denn ängstlich wurde mir eine Gegenfrage gestellt.

„Hast du mir denn noch keinen Namen gegeben?“

Ich weiß nicht genau wie lange ich ihn angeschwiegen hatte, aber er wurde sichtlich unruhiger.

„Ich soll dir also einen Namen geben“, stellte ich irgendwann fest.

Er nickte heftig.

„Mhm…“, so früh am Morgen solche Aufregung war ich einfach nicht gewohnt „… wie wäre es mit…“, ich dachte an so etwas wie Blacky, wegen den Haaren, aber der Name war vielleicht für einen Hund oder eine Katze gut, für einen Menschen wohl eher ungeeignet.

Wieder sah ich in die erwartungsvollen großen Augen. Dann fiel plötzlich der Groschen „… Ray.“

„Ray? … Ray… Ray!“ Er wiederholte seinen Namen noch einige Male und probierte dabei immer wieder lachend verschiedene Tonlagen aus. Auf jeden Fall schien ihm sein Name zu gefallen. Und das war das Wichtigste!

Plötzlich schoss sein Kopf vor, sodass er mich keck von unten anschauen konnte. Verwirrt zog ich meinen Arm weg, auf dem ich bis gerade noch meinen Kopf gestützt hatte.

Er lächelte nicht mehr, als er anfing ein „R“ so tief in der Kehle zu rollen, dass es sich fast wie ein Knurren anhörte. Dann ließ er es in einem kurzen aber lauten Bellen enden. Erschrocken ging ich mit meinem Oberkörper nach hinten bis zur Rückenlehne.

Ich musste ziemlich dämlich ausgesehen haben, denn Ray lachte so herzlich laut los, dass mir nur ganz langsam aufging, dass er nur eine weitere Variante gefunden hatte seinen Namen auszusprechen. Was ich für ein Bellen gehalten hatte waren eigentlich nur die letzten beiden Buchstaben seines Namens.

Was war das für ein seltsames Geräusch? Ein Lachen? Es war nicht Ray, war es etwa mein eigenes?

Lachte ich etwa?

Ich lachte!

Nie zuvor hatte ich so ein wundervolles Gefühl empfunden. Es kribbelte im ganzen Körper, vor allem im Bauch. Meine Mundwinkel spannten sich an und schienen nicht mehr runter zu wollen. Dieses Gefühl erleichterte, es schwebte mit mir, ließ mich meine Sorgen für den Moment vergessen.

Irgendwann ließ es dann aber auch nach und wir saßen uns grinsend gegenüber.

„Und wie heißt du?“

„Oh äh… ich heiße Kai. Kai Hiwatari.“

„Kai.“ Er leckte sich kurz über die Oberlippe und rollte dabei mit den Augen.

„Du hast auch einen schönen Namen“, stellte er fest.

Ich lief rot an. „Vielen dank, Ray.“

Der Kessel pfiff.

„Möchtest du auch einen Tee?“

Ohne eine Antwort abzuwarten nahm ich meine einzige Ersatztasse aus dem Schrank und spülte sie kurz zusammen mit der Tasse, die ich gestern benutzt hatte.

„Gern“, hörte ich Rays sanfte Stimme.

Ich stellte beide Tassen auf den Tisch und holte zwei Teebeutel aus der Schachtel.

Dann drehte ich mich wieder zum Herd um die Kanne zu holen.

„Kai?“

„Ja?“ Ich bemühte mich einen ruhigen tiefen Ton zu halten, um ihm ein bisschen das Gefühl von Sicherheit zu geben, diesem armen kleinen Jungen.

„Ist dir nicht kalt?“, fiepte er.

„Hö?“

Ich drehte mich verwundert zu ihm um. Mein Glück war, dass ich die Kanne zuerst auf den Tisch abgestellt hatte, bevor ich bemerkte, dass Ray mich vor allem in der mittleren Körperregion genauer musterte.

In genau diesem Moment beschloss ich mir entweder einen Schlafanzug zu kaufen, oder demnächst zumindest die Unterhose des Nachts anzubehalten.

Währenddessen versuchte ich hektisch meinen Intimbereich zu bedecken.

Meine Wangen wurden schlagartig heiß und Schamesröte machte sich wie ich gerade hoffte nur im Gesicht breit.

Im Krebsgang trippelte ich ins andere Zimmer hinüber ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen. Schnell stieß ich mit dem Fuß die Türe zu und ließ mich aufs Bett fallen. Beide Hände immer noch verkrampft meine Blöße bedeckend.

Oh man, was mache ich eigentlich hier? Er konnte mich doch bereits die ganze Zeit über ausgiebig betrachten. Wieso habe ich dann gerade nur so peinlich reagiert? Hoffentlich war ich wenigstens sauber. Vor zwei Tagen hatte ich mich das letzte Mal richtig gewaschen. Was eigentlich immer nur daraus bestand, dass ich eine große Schüssel mit Wasser füllte, in die ich allerdings gerade mal meinen Kopf eintauchen konnte. Alle anderen Stellen waren nur mit dem Waschlappen erreichbar. Ich hob den linken Arm und hielt die Nase an die Achsel.

Tja, vielleicht hat ja der Küchengeruch meinen Duft überdeckt.

Meine Gedanken wanderten wieder zu meinem Wunschbild. Der erfolgreiche Kai wäre in dieser Situation wohl nicht puterrot angelaufen und hätte schnell das Weite gesucht, er hätte sich breitbeinig vor ihm hingestellt, die Hände in die Hüften gestemmt und hätte forsch gefragt, ob diese Aussicht nicht eine Sünde wert sei.

Er hätte sich mit Sicherheit auch nicht darum gekümmert wie er riecht. Verbittert stand ich auf und zog mich an.
 

Dabei wusste ich auch immer noch nicht, woher dieser Junge eigentlich kam. Und wieso er ausgerechnet bei mir, ausgerechnet auf meinem Küchentisch und ausgerechnet auch noch splitterfasernackt aufgetaucht ist.

Fertig angezogen ging ich wieder zurück in die Küche.

Ray saß immer noch auf seinem Platz und sah schüchtern zu mir rüber.

„Tut mir leid“, murmelte er leise „ich wollte nicht… ich meine…“

„Ach, ist doch nicht so schlimm“, winkte ich ab und merkte zugleich, dass ich wieder rot wurde. Schnell drehte ich mich zum Kühlschrank um und starrte angestrengt hinein.

„Bist du hungrig?“

„Ja, sehr sogar!“

„Hm…“ Ich hatte zwar gestern eingekauft und es würde mit Sicherheit auch für ein ordentliches Frühstück für uns beide reichen und für eine weitere Mahlzeit vielleicht auch noch, doch danach würde es lau werden und mal abgesehen davon war auch nicht mehr sonderlich viel Geld übrig. Zwar bekomme ich in ein paar Tagen wieder Lohn, aber bis dahin reichte es nicht mehr. Es war also mal wieder soweit einen zusätzlichen Job zu suchen. So viel zum Thema: freier Tag!

Seufzend nahm ich Brot und Marmelade und stellte beides auf den Küchentisch, griff in die Schublade und zog auch zwei Schmiermesser aus dem bunten Gemisch an Küchenutensilien heraus.

Ray beobachtete mich bei jedem Handgriff aufmerksam, während ich mein Brot und meinen Daumen mit Marmelade bestrich. So viel Aufmerksamkeit war ich einfach nicht gewohnt, es machte mich unglaublich nervös.

„Willst du dir nicht auch ein Brot schmieren?“

Langsam lies er die Decke, welche er immer noch um sich zuzog los und begann sich ebenfalls Marmelade aus dem Glas zu holen.

„Es tut mir Leid“, begann ich „dass ich dir keine Margarine anbieten kann, aber die ist zu -“ ich brach verdutzt ab. Ray schmierte sein Brot mit einer unglaublichen Langsamkeit und Konzentration, als wenn er versuchen wollte einem kleinen Vogel ein gebrochenes Bein zu schienen. Das könnte man ihm ja noch als Marotte anrechnen, doch als er sich selbst mit derselben Konzentration auch noch den Daumen beschmierte begann mir zu dämmern, dass er mir nachahmte. Entweder wollte er mich verarschen, oder hier lag noch was ganz anderes in der Luft.

Er leckte die restliche Marmelade, genauso wie ich es immer tue, vom Messer ab und grinste mich fröhlich an.

Ganz langsam steckte ich mir meinen beschmierten Daumen in den Mund und zog den süßen Brotaufstrich mit den Lippen beim Herausziehen ab. Ray tat es mir gleich.

Dann trat Stille ein.

„Was ist? Geht es dir nicht gut?“ Aus ihm sprach ehrliche Besorgnis. Ich konnte nicht anders als zu glauben, dass er mich tatsächlich nicht auf den Arm nehmen wollte.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, alles in Ordnung.“

„Dann ist ja gut“, grinste er schon wieder und biss kräftig in sein Brot hinein.

Der Rest des Frühstücks verlief schweigend. Ray war zuerst fertig, er trank seinen Tee aus, faltete die Hände auf dem Tisch und wartete gespannt, bis ich auch endlich fertig war.

Nervös begann ich mit meiner Tasse zu spielen. Immer noch starrte er mich erwartungsvoll an. Aber was zum Henker erwartete er denn von mir? Was soll ich tun? Ein Ablenkungsmanöver schien mir das Beste zu sein.

„Also Ray, erzähl doch mal! Wie alt bist du?“ Ich beglückwünschte mich für diesen Blitzgedanken.

„Ein paar Stunden.“

Na erste Sahne, das Manöver war ja ein voller Erfolg!

Ich biss mir auf die Unterlippe. Das Wort „Militärexperiment“ schoss mir in den Kopf und auf der anderen Seite genauso schnell wieder hinaus. Was sollte das Militär schon von einem hilflosen kleinen Jungen haben?

„Sag mal, was weißt du eigentlich überhaupt von dir?“

Autsch! Hoffentlich klingt das in seinen Ohren jetzt nicht genauso unverschämt wie in meinen. Doch anscheinend tat es das nicht, denn er antwortete mit derselben Sachlichkeit mit der er sein Alter angab.

„Na ich bin Your Best Friend. Ich bin das, was du dir gewünscht hast.“

Er bückte sich und suchte offenbar irgendetwas unterm Tisch. Als er wieder auftauchte, hatte er eine Dose in der Hand.

Es war die Dose mit der schwarzen feinen Erde, zumindest war sie gestern noch bis zum Rand voll damit. Jetzt sah sie so aus, als wenn nie etwas in ihr gewesen wäre.

Ich weiß nicht wie lange ich in ihrem Innern nach nicht vorhandenen Antworten gesucht habe. Vermutlich eine Ewigkeit, doch als ich aufblickte schaute mich Ray immer noch geduldig an. Das tiefschwarze lange Haar umrahmte geschmeidig sein Gesicht. Seine Haut war hell, aber nicht so kränklich blass wie meine eigene. Auf seinen Wangen lag ein zarter rosa Schimmer. Die Nase war weder zu groß noch zu klein, sondern hatte irgendwie ein gutes Mittelmaß. Direkt darunter die Lippen. Sie scheinen zu sprechen. Ganz ohne, dass ein akustisches Wort über sie kam. Ich spürte einfach, dass sie mit mir sprachen. Beziehungsweise dies wollen, denn das was sie sagten war mir nicht ganz klar. Erst die Bewegung in den Mundwinkeln, welche leicht nach oben wanderten, zogen meinen Blick mit sich und ließen meine Aufmerksamkeit auf die Augen fallen. Ich weiß nicht wie ich diese beschreiben soll. Augenbrauen, Wimpern und Lider präsentieren elegant die eigentlichen Kunstwerke im Gesichtsbild. Klar und hell strahlt die Iris eine so sanft süße Honigfarbe aus, dass mir unweigerlich der Duft von Bienenwachs und sich im Winde wiegenden Mohnblüten in die Nase stieg und mir der Geschmack von lauwarmen Frühlingstagen auf der Zunge lag. Ich hatte das Gefühl, den Honig auffangen zu müssen, bevor er in die tiefschwarze Pupille floss und dort drinnen verschwand.

Ein Wimpernschlag seinerseits versetzte mir einen kleinen Stoß zurück in die Realität.

Er war wirklich hübsch. So schlicht und einfach nun diese Aussage auch war, sie enthielt doch nichts anderes als die Wahrheit. Meine Fragen verloren an schärfe. Das spürte ich deutlich.

War es denn wirklich wichtig woher er kam? Wie alt er war? Was er hier wollte? Hauptsache er war nun hier und würde es auch bleiben.

Viel wichtiger und drängender war jedoch die Frage wie ich an mehr Geld kommen konnte um nun zwei Leute zu versorgen. Und wo zum Geier sollte er schlafen? Besonders viel Platz gab es hier nicht. Lang ausstrecken kann man sich hier sowieso nur in meinem Bett oder direkt davor. An jeder anderen Stelle blieb einem nichts anderes übrig als die Embryonalstellung. Also musste er vor meinem Bett schlafen. Hoffentlich finde ich noch ein paar Decken um es ihm wenigstens etwas gemütlich zu machen. Ansonsten muss ich auf meine eigene Decke verzichten.

So ging ich in Gedanken noch weitere Probleme und Lösungsansätze durch, bis ich mich dazu entschloss heute noch auf Jobsuche zu gehen. Je eher ich einen weiteren Job annehmen würde, desto eher könnten wir den momentanen Engpass überwinden.
 

~~~~Fortsetzung folgt~~~~



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von: abgemeldet
2009-03-10T20:22:41+00:00 10.03.2009 21:22
Wann schreibst du weiter??? <3<3<3
Das is ja unendlich süß und unheimlich kreativ!!!
Ich will mehr!!!!!!!!!!
Von: abgemeldet
2008-07-19T14:59:42+00:00 19.07.2008 16:59
wow. lucy hatte recht die ff is toll... sticht total aus dem rahmen, diese idee ist echt einzigartig was in der heutigen mexx welt schon eine zielich seltenheit geworden ist.
hm... ich muss mich zwar an die vorstellung von kai als pechvogel und loser (wie lucy es so trefflich auszudrücken vermochte) erst gewöhnen, aber es hat was...
und ray als zartes pflänzchen dessen bestimmung es ist kais leben einen sinn zu geben *hach* XD, zu süß und dein schreibstil ist richtig angenehm zu lesen...
ich mag dieses märchenhafte, wenn dinge sich einfach auch mal nicht erklären lassen...
also ich pack die ff jetzt auf meine favoliste und schreib brav weiter comments wenns weitergeht. (hoffentlich bald)
achja und empfehlen werd ich die ff in allen zirkeln in denen ich bin :]
Von:  Vergangenheit
2008-06-20T14:55:27+00:00 20.06.2008 16:55
Oh, danke für die Benachrichtigung. Das Kapitel wäre mir sonst sicher entgangen. Schön das es noch weitergeht.

Also, was soll ich sagen, ich fand das Kapitel toll. Es hatte so einige schöne Kleinigkeiten, wie Kais Erröten, als Rei ihn auf seine Blöße Aufmerksam machte und dann Kais Gedanken, bezüglich seines Traum-Ichs, dass ja eigentlich der Kai ist, den man aus der Serie und den meisten FFs kennt.

Oder auch seine Gedanken bezüglich Rei, also das er hübsch ist, diese ganzen Beschreibungen die letztendlich zu diesem Schluss führten waren schön geschrieben. Besonders das mit dem Honig, der in die dunklen Pupillen fließt, das gefiel mir, war mal was ganz Neues.

Die Brotschmiersache war auch total niedlich, wie Rei sich auch den Daumen mit beschmiert hat. *lach* Wie Kekzi schon sagte, er ist wirklich sehr naiv, aber er ist ja praktisch auch gerade erst geboren worden.

Ich bin wirklich gespannt darauf, wie es weitergehen wird, wie Rei sich entwickelt und wie Kai die beiden durchbringen wird. Daher hoffe ich doch, dass es weitergeht.

ByeBye
BlackSilverLady
Von:  Pfefferminze
2008-06-20T12:02:16+00:00 20.06.2008 14:02
Das gegen Ende, wo Kai über Reis 'Hübschigkeit' nachdenkt, das ist so süß. Kai ist so anders als im Vergleich zu allem was ich bisher gelesen habe, vor allem mag ich auch seine Gedankengänge, die so echt wirken. Das ist so süß.
Ich freu mich auf das nächste Kapitel ^~^
lg,ming
Von:  Pfefferminze
2008-06-20T11:45:27+00:00 20.06.2008 13:45
Ich hab mich gewundert, als ich den ersten Satz gelesen habe... und dann kam das Bild vom armen 'echten' Kai... Herzzerreißend putzig und irgendwie süß, wie er sich da über die Dose und den eigenen Kauf davon ärgert.
Ich glaub, die Fic hab ich, als sie oben war, mal lesen wollen, hab's dann aber verplant... nja.
ming
Von: abgemeldet
2008-06-19T21:36:01+00:00 19.06.2008 23:36
Ouuuuh *oo*
Es ist so niedlich... und wie ich sehe scheinst du immer etwas länger zu brauchen xDD
Aber das kenn ich, ich bin auch sonen bischen..lahm... najaaa, nennen wir es bequem xD
Aber die Story ist echt dermaßen niedlich und auf so eine Idee muss man mal kommen <333
Ich freu mich schon darauf sie weiter zu lesen <333
Verschickst du ens, wenns weiter geht?
Würde mich freuen eine zu erhalten <3
Greez Nuumou
Von: abgemeldet
2008-06-19T19:29:12+00:00 19.06.2008 21:29
Was bin ich froh, dass ich die Ff in meinen Favs gelassen hab. Ich glaub ich hätte se im Ernstfall nicht wiedergefunden @@
wuhuuu, ich find die Idee einfach nur toll x3
Kai ausnahmsweise mal nicht dieser schnöde desinteressierte Alleskönner, sondern ein richtig kleiner unwichtiger Loser.
Der Gedanke hat was ^-^ ~
Aber vorallem gefällt mir, oh unvorhersehbares Wunder, Ray x] ~
Der ist... ich wüsste nicht wie ich ihn anders beschreiben sollte... einfach nur süß und knuddelig.
Als er Kai "angeknurrt" hat, konnte ich einfach nicht mehr aufhören zu grinsen.
Ich warte gebannt auf Fortsetzung.
Lass dir nur Zeit, wenn dafür sowas schönes bei rauskommt, warte ich gerne ein bisschen länger :]

cya
Lucy
Von: abgemeldet
2008-06-19T17:59:36+00:00 19.06.2008 19:59

Diese Ff... ist echt einzigartig xD
Kai ist mal ein ganz anderer, aber seine Gedanken sind echt zum schießen ^^" Richtig süß fand ich seine Gedanken bezüglich Reis Aussehen am Schluss... kaweii~ Und als er sich selbst hat Lachen hören +__+ Er ist echt (wahrscheinlich ungewollt) süß ^O^ Und Rei natürlich sowieso... purer Zucker :3~ Schön, dass mal wieder jemand (außerhalb des KaRe-Zirkels) an seiner Story weiter schreibt... ist selten gworden... aber umso mehr freut es mich ^O^ Die Ff verspricht wirklich interessant zu werden... und knuffich... ich schätze mal Rei ist sehr... naiv? Müsste schließlich so sein, den anscheinend hat er keine Ahnung vom Leben ^^" *freu mich auf die Fortsetzung*

(sorry für das Chaos-Kommi X__x)
Von:  Java_Jarkatar
2007-07-25T08:53:38+00:00 25.07.2007 10:53
Ich finds toll und würde gerne wissen wies weiter geht
schrieb mir bitte eine ens ja
lg jj
Von: abgemeldet
2007-06-30T22:13:42+00:00 01.07.2007 00:13
Hi^^
die FF is echt toll!^^
is wirklich ne coole idee xD
schreib schnell weiter....sagste mir bescheid wenns weiter geht????? wär lieb =)

bye
WhiteTiger_Girl


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