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Bis(s) in die Ewigkeit

von

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Ein kleines Wolfsproblem

Wenn ich sagen würde, Charlie wäre sauer, so wäre das die Untertreibung schlechthin. Er wartete mit einem hochrotem Kopf, der sogar der Farbe meines Transporters alle Ehre machte, darauf, dass ich endlich auf seine Schreierei reagierte und zum Haus kam.

Sanft aber bestimmt schob Edward, der mich noch immer umarmte, in Richtung Charlie, während ich die Augen zusammenkniff um Jacobs verzweifelten Blick nicht ertragen zu müssen.

Das bewirkte allerdings, dass mir nun doch Tränen über die Wangen liefen und ich leise anfing zu schluchzen. Ich hatte meinen besten Freund verloren. Nein,schlimmer. Ich hatte ihn verraten und das, obwohl er derjenige gewesen war, der mich aufgefangen und mich aus einem tiefen Loch gezogen hatte, während Edward mich verlassen hatte.

Ich wusste, dass er mich liebte, aber ich wusste auch, dass meine Gefühle für Edward, der mich noch immer im Arm hielt, immer größer sein würden, als für ihn. Dennoch hatte er es nicht verdient so zu leiden, denn ich wusste, wie es war, wenn man sich alleine und verlassen fühlte.

„Er ist weg“ flüsterte Edward mir mit seiner Sanftstimme leise ins Ohr und ich öffnete fast panisch die Augen.

Er hatte Recht.

Jacob war weg, ich erkannte ein paar weiße Fetzen, die neben einem Baum verstreut lagen und wusste, dass er die Beherrschung verloren hatte.

Während Edward mich immer weiter in Richtung Charlie schob, schaffte ich es nicht, meinen Blick von dieser Stelle abzuwenden. Mir war bewusst, dass mir Jacob noch immer viel zu viel bedeutete, als das ich ihn vergessen konnte und ich schwor mir, dass dieses Thema noch nicht erledigt war. Ich würde alles daran setzen, dieses Gespräch fortzuführen.

Ohne Edward.

Ohne die Cullens.

Nur Jacob, der Werwolf, und ich.

Und es war mir völlig egal, was Edward davon hielt, ich würde nicht zu sehen, wie mein bester Freund wegen mir litt.
 

Ich erwacht davon, dass ein Sonnenstrahl, der durchs Fenster fiel, mir direkt in die Augen schien. Ich öffnete sie kurz, kniff sie allerdings schnell wieder zusammen um der Helligkeit zu entgehen.

Ich kuschelte mich in meine Decke und drehte mich vorsichtig auf die Seite, als mir die Geschehnisse der letzten zwei Tage wieder einfielen. Die Cullens waren zurückgekommen, Edward war wieder da und er liebte mich. Man würde mich früher oder später zum Vampir machen – und ich hatte meinen besten Freund verloren.

Die ersten paar Sekunden war ich fest davon überzeugt, dass das alles ein Traum gewesen war. Zum einen wunderschön, da alle meine Wünsche darin erfüllt wurde und zum anderen schrecklich, da er mir gezeigt hatte, was ich alles für meine Gefühle aufgeben musste.

Im nächsten Augenblick wurde mir bewusst, dass das alles keineswegs ein Traum gewesen war, da ich mir der Decke, die eng um mich geschlungen war und der eiskalten Person die mich im Arm hielt bewusst wurde. Es war kein Traum gewesen, sonst wäre Edward nicht hier, sonst würde er nicht neben mir liegen und mich im Arm halten.

Obwohl mir jetzt endlich klar geworden war, dass er hier war, drehte ich mich nicht zu ihm um, sondern blieb still liegen wo ich war. Für ihn hatte ich alle Dinge, die mir in den letzten Monaten wichtig geworden waren verraten.

Sowohl Jacob, Charlie und Rene, die sich großer Sorgen um mich gemacht hatten, als auch meine Freunde an der Schule. Ich hatte sie zwar nie als wirklich wichtig empfunden, aber gerade Angela hatte mir gezeigt, dass sie für mich da war.

Ein verdammt hoher Preis, aber als ich mich schließlich umdrehte und in sein perfektes Gesicht blickte, das mir mit einem schiefen Lächeln einen guten Morgen wünschte, wusste ich, dass er es wert war. Ich würde keine Sekunde zögern um auch noch den letzten Schritt zu machen, damit ich bis in alle Ewigkeit in Edward Armen aufwachen konnte.

Ich sagte nichts und auch er schwieg, während er mich mit seinen Karamellfarbenen Augen ansah. Sein Blick war intensiv und zeigte mir, dass er mich tatsächlich liebte und das er erleichtert darüber war, hier zu sein und nicht wo anders. Dafür, dass ich im lange nicht in die Augen geschaut hatte, gelangen es mir ziemlich gut seinen Blick zu deuten, was aber wahrscheinlich daran lag, dass er genau das beabsichtigte.

Er wollte, dass ich erkannte, dass auch er in den letzten Monaten unter der Situation gelitten hatte und seine Entscheidung zu gehen, bereute.

Ich erwiderte den Blick, zu meiner eigenen Überraschung ohne rot zu werden, bis er die Hand hob.

Noch vorsichtiger als sonst strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und streichelte mir danach sanft und ehrfürchtig über die Wange, fast so, als wäre ich eine kostbare Puppe aus Porzellan, die bei jeder Berührung zu zerbrechen drohte.

Ich regte mich noch immer nicht und nach einer Weile seufzte er leise.

„Was denkst du?“

„Normaler Weise weißt du genau was ich denke.“

„Hin und wieder, aber die Augenblicke in denen ich nicht weiß, was dein Blick mir sagen soll, so wie jetzt, überwiegen bei weitem.“

Ich schwieg eine Weile und sagte dann:

„Weißt du, dass ich wirklich froh bin, dass meine Gedanken mir gehören, sogar in deiner Gegenwart?“

Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und er nickte zustimmend, während er mit einer Hand noch immer die Konturen meines Gesichts nachzeichnete. „Ja, dass weiß ich. Und soll ich dir was sagen? Ich empfinde genauso, ich bin mir sicher, dass du oft über Dinge nachdenkst, die ich gar nicht wissen will.“ Mit einem Mal seine Miene etwas gequält aus, aber trotzdem stimmte ich ihm zu.

„Das glaube ich auch.“

Er schwieg eine Weile und warf einen Blick auf das Fenster, durch das noch immer die Sonne schien und seiner Haut dieses unglaubliche Glitzern verleite. Ich wurde mir erst in diesem Augenblick bewusst, dass tatsächlich die Sonne schien und das in Forks! Ich betrachtete sein funkelndes Gesicht und schließlich sagte er:

„Du wirst wieder zu ihm gehen.“

Es war eine Feststellung, keine Frage und seine Stimme klang etwas enttäuscht und verbittert. Ich sah keinen Grund ihn anzulügen, schließlich würde er es früher oder später sowieso erfahren und er musste sich damit abfinden.

„Ja, ich werde ihn noch einmal besuchen. Ich möchte, dass wir diesen Streit klären. Jacob war und ist mein Freund und ich bin nicht bereit, ihn so einfach aufzugeben.“

Wieder schwiegen wir beide für ein paar Sekunden.

„Er ist ein Werwolf.“

Es klang sachlich, aber zugleich vorwurfsvoll.

„Du bist ein Vampir.“ erinnerte ich ihn und hoffte, dieselbe Tonlage zu treffen wie er.

Edward versteifte sich und richtete seinen Blick noch immer starr nach draußen. „Ja“ sagte er leise. Dann stand er in menschlicher Geschwindigkeit auf, ging zum Fenster und öffnete es.

„Du willst gehen?“ fragte ich bestürzt und Panik stieg in mir auf. Ich war zu weit gegangen, ich hatte ihn daran erinnert, dass er gefährlich für mich war. Ein schwaches Lächeln breitete sich auf Edwards Gesicht aus.

„Ja, Charlie kommt in einer Minute hoch um nach zu schauen, ob du noch schläfst. Da ich Hausverbot habe, halte ich es für besser, dass er mich nicht sieht.“ Ich atmete erleichtert aus während ich mit meiner Decke kämpfte und zu ihm ans Fenster stolperte. „Aber du kommst wieder!“ forderte ich und er lachte leise. „Ich dachte, das hätten wir geklärt?“

„Versprich es trotzdem!“ forderte ich ihn auf. Zur Antwort nahm er mein Gesicht in seine Hände, und drückte seine kalten Lippen gegen meine. Eine Weile hatte ich mich im Griff, aber schließlich nahm das Verlangen nach ihm in mir wieder die Überhand und ich krallte mich an seinem Pulli fest.

Ich spürte, wie seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen und sich sanft, aber bestimmt von den meinen entfernten. „

Charlie kommt.“ flüsterte er leise und war verschwunden.

Und wie immer hatte er Recht. Einen Wimpernschlag später öffnete sich die Tür und Charlie lugte durch die Tür. Er sah mich am offenen Fenster stehen und kam hinein. Als er bemerkte, dass ich zitterte, da ich nur ein T-Shirt trug nahm er die Wolldecke vom Bett und legte sie mir über die Schulter.

„Danke“ flüsterte ich leise und wusste nicht, was ich noch sagen sollte, da ich mich daran erinnerte, dass wir gestern Abend einen heftigen Krach gehabt hatten. Es war darauf hinausgelaufen, dass ich zwei Monate Hausarrest und Edward bis an das Ende seiner Tage – so hatte Charlie sich lustiger Weise ausgedrückt – Hausverbot hatte.

Sehen durfte ich ihn natürlich auch nicht. Ich merkte, dass Charlie noch immer sauer war, aber er hasste es sich zu streiten, vor allem mit mir. Deshalb verstand ich seine Fürsorglichkeit als eine Art Entschuldigung und ich nahm sie dankend an, da auch nicht wirklich Lust hatte mit ihm zu streiten.

Es reichte schon, dass er mich immer mit dieser Blick, in dem Unverständnis, Verzweiflung, Sorge und Wut lagen ansah.

„Es ist noch früh.“ sagte er in die Stille hinein und ich zuckte nur mit den Schultern.

„Ich konnte nicht mehr schlafen.“

Er ging nicht darauf ein und redete weiter: „Ich muss zur Arbeit und komm wahrscheinlich erst heute Abend wieder. Was hast du vor?“

Ich wusste, dass es eine reine Floskel war, aber ich ging darauf ein.

„Ich denke, ich bleibe zuhause, wir haben extrem viele Hausaufgaben auf.“

Als wenn mir etwas anderes übrig bleiben würde, aber Charlie nickte trotzdem. „Dann sehen wir uns heute Abend.“

Ich nickte und nieste. Charlie blickte mich mit besorgten Augen an und machte das Fenster zu.

„Du solltest dir noch etwas über ziehen, sonst wirst du krank!“ Ich nickte zustimmend. Charlie zögerte noch einen Augenblick, dann drehte er sich um und verließ mein Zimmer. Kurz darauf sah ich ihn in seinem Streifenwagen davon fahren und riss das Fenster wieder auf und blickte hoffnungsvoll hinaus, aber von Edward war nichts zu sehen.

Enttäuscht machte ich mich daran mir etwas anzuziehen und ließ das Fenster offen, auch wenn ich wusste, dass ein geschlossenes Fenster kein Hindernis für ihn war.

Danach ging ich runter in die Küche, machte mir eine Schale Müsli fertig und wartete darauf, dass Edward wieder kam. Aber er kam nicht. Eine ganze Stunde saß ich wartend da, bis mir klar wurde, dass es keinen Sinn hatte und ich sowieso nicht mehr tun konnte, als darauf hoffen, dass er mich nicht wieder verlassen hatte.

Ich kramte meine Schulsachen heraus und schraubte meinen Füller auf. Was das anging hatte ich Charlie nicht angelogen, wir hatten wirklich Massen an Hausaufgaben auf. Da ich total abgelenkt war und meine Gedanken immer wieder zu andere Themen abschweiften, brauchte ich noch um einiges länger als unter andern Umständen und so war es schon Nachmittag, als ich meine Sachen wieder zusammenpackte. Edward war noch immer nicht da und ich überlegte, was ich noch machen konnte, als das Telefon klingelte. Ich sprang auf und rannte zum Apparat, inständig hoffend, dass es Jacob war, obwohl ich wusste, dass er nicht anrufen würde.

Es war Rene.

Eine ziemlich aufgelöste und wütende Rene, die mir anderthalb Stunden Vorwürfe machte. Ich war froh, als sie auflegen musste um ihren Tanzkurs nicht zu verpassen. Kurzerhand beschloss ich etwas zu kochen um mich abzulenken und genau als ich fertig war öffnete sich die Tür und Charlie kam herein. Wir aßen schweigend und nachdem ich den Abwasch gemacht hatte ging ich schlafen, denn ich fühlte mich müde und schlapp.

So ging es die ganzen nächsten Tage, Charlie und ich lebten aneinander vorbei und Edward ließ sich nicht blicken was mich erneut in ein tiefes Loch stürzen ließ. Die Cullens waren auch nicht in der Schule, was ich allerdings darauf zurückführte, dass noch immer die Sonne schien.

Eine ganze Woche am Stück!

Ich war überwältigt, aber als das Wochenende anbrach, versank ich wieder in einer Art Depressionen, weshalb ich Charlie um einen Tag Auszeit bat, den ich nutzen wollte um ins Reservat zu fahren um endlich mit Jacob zu reden. Da meinem Vater meine erneuten Stimmungsschwankungen nicht entgangen waren, war er einverstanden.

Als ich mir eine Regenjacke übergezogen und die Tür hinter mir abgeschlossen hatte, sprintete ich zu meinem roten Transporter um nicht allzu nass zu werden, da es seit dem frühen Morgen wieder regnete.

Ich ließ mir Zeit mit dem Weg nach LaPush da ich selber nicht wusste, wie ich das ganze angehen sollte, da er wahrscheinlich gar nicht mit mir reden würde.

Und wenn doch?

Was sollte ich sagen?

‚Hi Jacob, wollt mal fragen wie’s dir geht und ob du den Schock von letzte Woche verkraftet hast.’

Ich wusste es wirklich nicht, das Einzige was ich wusste war, dass ich es versuchen musste, da mich dieser Streit sonst bis in die Ewigkeit verfolgen würde. Bis in die Ewigkeit mit Edward.

Ich seufzte.

Wie sollte ich Jacob das bloß klar machen? Wie sollte ich im endgültig beweisen, dass ich zu Edward gehörte und trotzdem mit ihm befreundet sein wollte? Ich fuhr die Einfahrt zu dem recht versteckt liegendem Haus hinunter, während der Regen auf meine Windschutzscheibe prasselte. Ich parkte meinen Transporter direkt vor der kleinen Veranda, damit mein Weg bis ins Trockene nicht allzu weit sein würde. Es waren tatsächlich nicht mehr als ein paar Meter, aber ich setzte mir trotzdem meine Kapuze auf, bevor ich dir Tür öffnete und unter das Dach sprintete. Ich nahm die Kapuze wieder ab und klopfte.

Es dauerte eine ganze Weile bis die Tür geöffnet wurde, allerdings nicht von Jacob, wie ich gehofft, sondern, wie ich vermutete hatte, von Billy. Er blickte mich mit finsterer Miene an, aber ich tat so, als würde ich es nicht bemerken. „Hi Billy, ist Jake da?“, fragte ich daher mit unbekümmert klingender Stimme, aber eine tiefe Furche grub sich in seine Stirn.

„Was willst du von ihm?“, fragte er barsch und ohne ein Wort der Begrüßung. „Nichts besonderes, aber ich hab seit einer Woche nichts von ihm gehört und wollte ihn gerne Mal wieder sehen.“

Die Furche wurde noch tiefer und Billy schüttelte den Kopf. „Es tut mir Leid, er ist nicht da. Genau genommen ist er schon seit zwei Tagen nicht zu Hause gewesen.“

Es hörte sich nicht gerade so an, als würde er diesen Umstand bedauern, als er in seinem Rollstuhl ein wenig nach hinten rollte und die Tür ohne ein weiteres Wort wieder schloss. Ungläubig stand ich auf der Terrasse und versuchte diese Tatsache zu verarbeiten.

Billy hatte mir die Tür vor der Nase zugeschlagen! Das war ein hartes Stück, er war zwar schon oft sauer auf mich gewesen, aber so unfreundlich hatte ich ihn noch nie erlebt.

„Bella?“ fragte auf einmal eine bekannte Stimme hinter mir. Ich drehte mich freudestrahlend um, froh darüber, dass meine Fahrt hierher nicht ganz umsonst gewesen war, und umarmte Jacob.

Einen Moment lang ließ er es ungläubig geschehen, bis er mich weg stieß.

„Was willst du?“ fragte er heiser und mit einem Unterton aus dem sowohl Enttäuschung, Trauer und Wut klangen. Freude war in diesem Moment nicht dabei, da war ich mir sicher.

„Ich wollte mit dir reden, Jake!“ Einen Moment lang schaute er mich verdutzt an, dann wurde sein Gesicht finster.

„Ach ja? Wir haben uns nichts mehr zu sagen, Auf Wiedersehen, Isabella.“ Isabella.

So hatte er mich noch nie genannte, aber ich war noch längst nicht bereit aufzugeben.

„Doch das haben wir, ziemlich viel sogar und das weißt du genau.“ sagte ich und packte ihn am T-Shirt, um ihn daran zu hindern, ins Haus zu verschwinden. Es war lächerlich und das wusste ich.

Er war einen Meter größer als ich und fünfzigmal stärker, aber in diesem Moment war es mir egal.

„Nein Bella, dass haben wir nicht. Geh zu deinen Vampirfreunden, mich brauchst du schließlich nicht.“, spukte er mir seine Worte ins Gesicht und löste meine Hand von seinem Shirt. Mir entging nicht, dass er es sanft tat und darauf achtete mich mit seiner ungeheuren Kraft nicht zu verletzten, dann verschwand er im Haus und verriegelte die Tür.

„Das stimmt nicht und das weißt du!“ schrie ich, während mir Tränen über das Gesicht rannen.

„Ich brauch dich, nur auf andere Art und Weise! Warum kannst du das nicht akzeptieren, wenn sie es können?“ schrie ich weiter, obwohl ich wusste, dass es sinnlos war.

„Jake! Verdammt komm raus und rede mit mir!“

Stille.

Nichts regte sich und ich wusste, dass er nicht herauskommen würde und ich wusste auch, dass ich ihn vielleicht ganz verloren hatte, denn es war um einiges schwieriger an ihn heranzukommen, als ich angenommen hatte.

Ich weiß nicht wie lange ich noch auf der Veranda stand und irgendetwas in den Wind brüllte in der Hoffnung, dass Jacob hinauskommen würde, aber als es langsam dunkel wurde, öffnete sich ein Fenster und Billy lugte durch den Spalt hinaus. „Charlie hat angerufen. Er möchte, dass du nach Hause kommst.“

Dann war das Fenster wieder zu. Ich stand einfach nur da und kochte vor Wut. Dann drehte ich mich rum, stampfte von der Veranda und stieg in meinen Transporter. Bevor ich den dröhnenden Motor anwarf kurbelte ich das Fenster hinunter und schrie noch einmal in den Wind.

„Glaub ja nicht, dass ich nicht wieder komme! Das hier ist noch lange nicht geklärt und so schnell werdet ihr mich nicht los.“

Dann fuhr ich rückwärts die Anfahrt hinauf, wobei ich einen Torpfosten rammte, aber es war mir egal. Was dachte sich dieser Idiot eigentlich? Er hatte mich stundenlang vor seiner Tür stehen lassen, im Regen und in der Kälte!

Ich war sauer auf Jake, da er mir noch nicht einmal die Möglichkeit gegeben hatte mich zu entschuldigen und mit ihm zu reden.

Oh ja, ich war verdammt sauer!

Aber wirklich böse konnte ich ihm nicht sein, da ich sein Verhalten erschreckender Weise voll und ganz nachvollziehen konnte. Ich versuchte den Gedanken daran zu verdängen und fuhr so schnell es mein Transporter schaffte zurück nach Forks.

Dieser Tatsache hatte ich es zu verdanken, dass ich viel schneller als sonst zu Hause war und ich beschloss meinem Freund, der sich seit einer Woche nicht gemeldet hatte, mal einen kleinen Besuch abzustatten.

Auf ihn war ich aus irgendeinem Grund fast genauso sauer wie auf Jacob, da ich mir sicher war, dass er genau wusste, wie sehr mich die Situation mitnahm und er es nicht für nötig hielt mich wenigstens einmal zu besuchen.

Wütend steuerte ich meinen Transporter zu dem Haus der Cullens und rannte unter meiner Kapuze versteckt zum Eingang. Noch bevor ich klopfte öffnete sich die Tür und Esme strahlte mich an.

„Alice hat dich kommen sehen“ verriet sie, bevor sie mich in den Arm nahm. Dankbar entgegnete ich die Umarmung, es war genau das was ich jetzt brauchte um mich ein wenig abzureagieren.

„Schön, dass du uns besuchen kommst.“ sagte sie und schob mich ins Haus. „Ich vermute mal, dass du zu Edward willst, er ist oben.“

Ich nicke dankbar und zog den nassen Regenmantel aus. Bevor ich etwas sagen konnte, nahm Esme mir ihn ab und verschwand damit in der Küche.

Ich schaute ihr nach, bis mir bewusst wurde, dass ich nur wenig Zeit hatte, da Charlie auf mich wartete. Schnell schlüpfte ich aus meinen nassen Schuhen und rannte auf Socken hinauf zu Edward Zimmer.

Wahrscheinlich brauch ich nicht zu erwähnen, dass ich nur zweimal extrem knapp einem Sturz entging, aber schließlich stand ich unverletzt vor Edwards Tür. Ich klopfte leise und versuchte meine Wut auf ihn zu unterdrücken, dann trat ich ein.

Edward lag auf seinem Sofa, hatte die Augen auf die Tür gerichtet und hörte leise Debussys.

Als er mich durch den Rahmen treten sah, legte sich ein überraschter Ausdruck auf sein Gesicht.

„Bella! Was machst du den hier?“ fragte er erstaunt und ich versetzte frostig: „Ich kann auch wieder gehen!“

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.

„Warum sollte ich wollen, dass du wieder gehst?“ fragte er mit seiner Samtstimme und mein Widerstand begann zu schmelzen wie Eis in der Sonne, nur um einiges schneller.

Ich schaute demonstrativ in eine andere Richtung und sagte: „Du wolltest mich schließlich die ganze Woche nicht sehen.“

Es war ein verzweifelter Versuch ein kleines bisschen Würde zu bewahren, aber sowohl er als auch ich wussten, dass ich keine Chance hatte.

„Natürlich wollte ich dich sehen.“ sagte er, stand auf und kam auf mich zu. Ich schaute noch immer in eine andere Richtung, aber alleine seine Nähe reichte aus, um mich wieder aus der Fassung zu bringen. Ich antwortete nichts und er legte seine steinharten, kalten Arme um mich.

„Aber ich dachte, dass du erst dein kleines Werwolfproblem lösen wolltest“ sagte er, hob mein Kinn sanft an und schaute mir in die Augen. Damit war der Gedanke an Widerstand völlig unbrauchbar geworden und ein kleines, stolzes Lächeln huschte über sein Gesicht.

Auch wenn ich es wollte, ich konnte ihm nicht böse sein und schmiegte mich an seinen Körper. Er nahm mich noch fester in den Arm, beugte sich zu mir herunter und küsste mich. Es war ein langer und wunderschöner Kuss, der sowohl meine, als auch seine Sehnsucht ausdrückte und befriedigen sollte, nachdem wir uns eine Woche nicht gesehen hatten.

Ich weiß nicht, wie lange wir so dagestanden hätten, vor allem, weil ich mein Verlangen nach ihm seltsamer Weise völlig im Griff hatte, da es mir im Moment völlig ausreichte in seinen Armen zu liegen, wenn Alice nicht herein geplatzt wäre.

„Hi Bella!“ begrüßte sie mich freudig, löste mich aus Edwards Umarmung, was dieser nur widerwillig zu ließ und drückte mich fest an sich.

„Lange nicht gesehen, was?“ fragte sie mit ihrer immer fröhlichen Art und entschuldigte sich dann mir einem schadenfrohen Grinsen:

„Ich wollte ja wirklich nicht stören, aber ich wollte dir Bescheid sagen, dass du dich langsam auf die Socken machen solltest. Charlie hat nämlich eben beschlossen ziemlich sauer zu werden, wenn du nicht bis acht Uhr zuhause bist.“

Ein Stöhnen entfuhr mir, ich hatte die Zeit völlig vergessen und ein Blick, auf die Uhr sagte mir, dass es bereits fünf vor acht war.

„Verdammt, das schaff ich nie.“ fluchte ich und stürmte ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.

Auf dem Weg nach unten hätte ich fast zweimal überschlagen, aber das interessierte mich nicht. Wenn ich nicht in fünf Minuten zuhause war, dann konnte ich meine Sonderausflüge nach La Push vergessen!

Ich schlüpfte hastig in meine Schuhe und warf mir die von Esme getrocknete Jacke über und verschwand nach draußen – wo ich von Edward erwartet wurde.

„Spring auf“ forderte er mich auf.

„Was?“ fragte ich verdattert und schaute ihn ungläubig auf. Er verdrehte nur die Augen, packte ich, schmiss mich auf seinen Rücken und rannte los.

„Was soll das Edward? Ich muss nach Hause!“ schrie ich im wütend ins Ohr. Wenn es etwas gab, das ich hasste, dann war es, wenn man irgendwelche Entscheidungen traf ohne mich vorher zu fragen!

„Eben“ erwiderte er. „Mit deinem Transporter schaffst du das nie. Alice parkt ihn für dich oben an der Waldstraße und macht ein Kabel lose. Dann sagst du Charlie, dein Auto“, er betonte das Wort spöttisch, „hätte den Geist aufgegeben und du hättest zu Fuß laufen müssen. Das erklärt dann auch, warum du zu spät bist.“

Darauf viel mir nichts mehr ein.

Die Idee war gut, was nicht anders zu erwarten war, schließlich war sie von Edward und Alice und alles, was die beiden anstellten war gut, aber dennoch…

Es dauerte nicht lange bis wir an der Straßenecke angelangt waren und Edward mich von seinem Rücken hob.

„So da wären wir“ sagte er und schaute mich kritisch an. „Ist dir wieder schlecht geworden?“ fragte er, aber ich schüttelte den Kopf. Ich hatte die meiste Zeit die Augen fest zusammengekniffen.

„Was ist den?“ fragte er unschuldig und ich funkelte ihn zornig an.

„Ich hasse es, wenn du irgendwelche Entscheidungen triffst, ohne mich zu fragen!“ Eigentlich hatte ich vorgehabt, ihm eine ganze Kette an Vorwürfen zu machen, die sich während der letzten Woche angesammelt hatte, aber wie jedes Mal löste sich mein Widerstand in Luft auf, als er mich seinen Karamell-Augen anschaute. „Entschuldige bitte!“ flüsterte er dann mit deiner Samtstimme.

„Ich werd versuchen mich zu besser, versprochen.“

„Mm“ machte ich und er lachte leise, bevor er mir einen Kuss auf die Stirn drückte.

„Du solltest jetzt besser gehen, Charlie wartet.“

„Kommst du gleich?“ fragte ich ihn schnell, bevor er verschwinden konnte.

„Wenn du es willst.“

„Bis gleich“ sagte ich nur und dieses absolut göttliche und wunderbare Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Ich drehte mich um und beeilte mich zum Haus zu kommen.

„Bella?“ rief Edward mir auf einmal nach und ich schaute überrascht zurück. „Kannst du mir einen Gefallen tun?“

Ich wartete.

„Dusch bitte vorher. Du stinkst.“

Er rümpfte die Nase.

„Nach Wolf!“

Ich schaute ihn entsetzt und zornig an, aber als ich die Tür aufschloss, musste ich lächeln.

Die Probleme werden größer...

Charlie schöpfte dank Alice und Edwards Idee glücklicherweise keinen Verdacht, als ich erst um zehn nach acht durch die Tür stolperte und mich aus meinem klitschnassen Regenmantel schälte.

Stattdessen zog er eine sorgenvolle Miene, als ich plötzlich niesen musste und einen Hustenanfall bekam. Sofort wies er mich an, warm duschen zu gehen und mich ins Bett zu legen. Ich widersprach nicht.

Zum einen, weil ich froh darüber war, dass er nicht weiter nachfragte, nachdem ich ihm erzählt hatte, dass mein Auto stehen geblieben wäre und zum anderen, weil ich mich wirklich elend fühlte.

Der leichte Schnupfen, den ich schon die ganze Woche mit mir herumtrug schien sich durch diesen Tag, den ich größtenteils vor Jacobs geschlossener Haustür verbracht hatte, nicht verbessert zu haben, im Gegenteil.

Mit einem Mal fühlte ich mich seltsam schlapp und müde, außerdem fror ich, da ich bis auf die Haut durchnässt war. So machte ich mir gar nicht die Mühe mich umzuziehen, streifte nur meine Schuhe ab, schlüpfte aus meiner Jeans und stellte mich im T-Shirt unter die Dusche.

Es war ein Schock, als das warme Wasser auf meine Haut traf, aber nach einer Weile gewöhnte ich mich daran und ich genoss es, wie meine Muskeln sich nach und nach entkrampften. Ich blieb über eine halbe Stunde unter dem angenehmen Wasserstrahl stehen, bis ich Charlie an der Tür klopfen hörte und seine gedämpfte Stimme vernahm:

„Bella? Ist alles in Ordnung?“

Ich seufzte leise, massierte mir den Schaum in die Haare und antwortete: „Ja Dad. Ich bin gleich fertig!“

Dabei fiel mir ein, dass ich diese Nacht das erste Mal seit einer Woche nicht alleine verbringen würde und ich beeilte mich das Shampoo aus meinen Haaren zu spülen, wobei ich diesen wohlriechenden Erdbeerduft meines Lieblingsschampoos einatmete.

Dann stellte ich eilig das Wasser ab und rubbelte meine Haare grob trocken um möglichst schnell in mein Zimmer zu können. Ich hatte Edward seit einer Woche nicht gesehen und die paar Minuten, die wir vorhin für uns gehabt hatten, reichten bei weitem nicht um das wieder gut zu machen.

Ich wollte gerade die Tür aufschließen, als ich wieder niesen musste. Die nassen Haare klatschten mir ins Gesicht und ich sah ein, dass es in anbetracht meines Gesundheitszustandes wohl besser war, sie zu föhnen.

Seufzend packte ich den Föhn aus und verbrachte weitere fünf endlose Minuten im Badezimmer. Schließlich hatte ich kein Lust mehr, vor allem da ich in meinem klitschnassen Shirt anfing zu frieren, und begab mich eilig in mein Zimmer um mir etwas Wärmeres zum anziehen zu suchen. Ich öffnete die Tür und hielt unwillkürlich den Atem an.

Warum wusste ich selber nicht, aber als ich schließlich in mein Zimmer trat sah ich, dass meine Sorge unbegründet war.

Er saß mit geschlossenen Augen in dem Schaukelstuhl, der in einer Ecke stand und wartete auf mich. Ich merkte, wie mir das Blut in die Wangen schoss, als er ein Auge öffnete, mich von oben bis unten musterte und mir bewusst wurde, dass ich noch immer das nasse Shirt trug, das an meinem Körper klebte.

„Das steht dir gut“, bemerkte er schließlich spitzbübisch und ich schloss die Tür, damit Charlie nichts von seiner Anwesenheit bemerkte. Dann riss ich meinen Kleiderschrank auf und machte mich auf die Suche nach meinem Jogginganzug. „Willst du mich den gar nicht begrüßen?“ fragte Edwards göttliche Stimme in meinem Rücken und ich war froh, dass er nicht sehen konnte, dass ich noch röter anlief, obwohl er es wahrscheinlich riechen konnte

"Ich bin nass.“, versuchte ich zu erklären, schnappte mir meine Jogginghose und drehte mich um.

Edward saß noch immer in dem Schaukelstuhl und hatte die Arme einladend ausgebreitete. Wie immer machte mein Herz Sprünge als ich seine perfekte Erscheinung anblickte und ich konnte mich seiner Anziehungskraft nicht entziehen. Mit einem leisen Seufzen ging ich auf ihn zu und ließ mich, nass wie ich war, auf seinem Schoss nieder.

„Na also, geht doch.“ Er atmete einmal tief ein und wollte mich gerade küssen, als ich es mal wieder schaffte, die ganze Situation zu zerstören, indem ich niesen musste. Edward hielt inne und schaute mich skeptisch an, dann seufzte er. „Los, mach dass du aus deinen nassen Sachen rauskommst, bevor deine Erkältung noch schlimmer wird.“

Er drückte mir seine kalten Lippen auf die Stirn und mit einem erneuten und bedauernden Seufzer stand ich wieder auf und ging ins Bad. Als ich wiederkam, lag Edward auf meinem Bett und wartete mit einer warmen Decke auf mich. Ohne dass ich mich wehrte, wickelte er mich darin ein und dann verschwand er plötzlich. Noch bevor ich nach ihm rufen konnte, öffnete sich die Tür und Charlie schaute in mein Zimmer.

„Geht’s dir gut?“

Ich wollte ihm sagen, dass alles in Ordnung sei, aber meine Stimme versagte und machte mir einen Strich durch die Rechung. Das Einzige, was ich zustande brachte, war ein heiseres Krächzen und Sorge breitete sich auf Charlies Gesicht aus. „Anscheinend nicht. Hast dir auf dem Weg vom Auto hierher wohl ne Erkältung eingefangen, was?“

Ich nickte nur, kuschelte mich in meine Decke und schloss die Augen, damit Charlie wieder verschwand. Tatsächlich hörte ich nach ein paar Sekunden, wie die Tür geschlossen wurde und nur einen Augenblick später spürte ich, wie Edward sich wieder zu mir ins Bett gesellte und mich in den Arm nahm.

Ich sagte nichts, denn ein Anfall von Halsschmerzen kam über mich und ich hätte sowieso kein Wort herausbekommen. Stattdessen kuschelte ich mich an seine kalte Brust und war froh, dass meine Decke mich wärmte.

Liebevoll strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und drückte mir einen kalten Kuss auf die Schläfe.

„Ich glaube es ist besser wenn du jetzt schläfst, Bella. Charlie hat Recht, du hast dich erkältet.“ Zur Antwort hustete ich nur und Edward seufzte leise.

„Du lässt auch keine Krankheit aus, was? Schlaf eine Runde.“ Ich sammelte meine Kräfte und antwortete krächzend:

„Und was ist wenn ich nicht schlafen will?“

Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihm in seine wundervollen Augen und sah wie er die Stirn runzelte:

„Du solltest es genießen, dass du schlafen kannst.“

Kummer und vielleicht ein bisschen Eifersucht sprach aus seinem Blick.

„Ich bin für Gleichberechtigung“ hauchte ich ihm, so gut wie es mir mit meinem schmerzendem Hals möglich war, entgegen und seine Miene versteinerte sich. Er wusste genau, was ich ihm damit sagen wollte.

„Nein Bella, noch nicht. Ich bin noch nicht bereit dafür, und du auch nicht.“ fügte er hinzu und sah mich mit gerunzelter Stirn an.

„Doch das bin ich. Schon lange.“ nuschelte ich leise und schloss müde die Augen. Er ging nicht weiter darauf ein, sondern streichelte mir über den Rücken.

„Du brauchst Schlaf Bella.“

„Ich will aber nicht schlafen.“

„Ach und warum nicht?“

„Weil du hier bist“

Überrascht schaute er mich an. „Willst du dass ich gehe?“ Ich warf ihm einen entsetzten Blick zu

„Natürlich nicht!“

„Ich werde sofort gehen, wenn du aufgrund meiner Anwesenheit vor hast die ganze Nacht aufzubleiben, vor allem da du krank bist.“

Er meinte es ernst, das wusste ich. Und ich wusste auch, dass er Recht hatte.

Ich brauchte Schlaf! Es widerstrebte mir voll und ganz, weil ich den Augenblick in dem ich in seinen Armen liegen durfte, genießen wollte, da ich ihn und solche Augenblicke viel zu lange hatte entbehren müssen.

„Du bleibst!“ befahl ich so gut es mir mit meiner brüchigen Stimme gelang und er lachte leise.

„Wenn du schläfst, dann bleib ich.“

„Versprochen?“, fragte ich ihn gähnend und er beugte sich über mich.

„Versprochen“, hauchte er mir leise ins Ohr und fuhr mit seinen Lippen über meine Wange. Dann vergewisserte er sich, dass ich auch ordentlich in meine Decke eingepackt war, fing leise an zu summen und wiegte mich in den Schlaf.
 

Ich muss zugeben, dass ich schon lange nicht mehr so gut geschlafen hatte und das, obwohl ich krank war.

Aber die Gewissheit, dass Edward bei mir war und sein Versprechen nicht zu gehen, ließen mich beruhigt träumen. Als ich dann schließlich doch aufwacht, sagt mir ein Blick auf meinen Wecker, das es schon fast Mittag war. Aber da ich mich um kein Stück besser fühlte, was meine Erkältung betraf, machte ich keine Anstalten aufzustehen, sondern vergrub mich nur noch tiefer in Edwards Armen.

„Guten Morgen“, begrüßte er mich, aber ich murrte nur zur Antwort und kuschelte mich noch enger an seine Brust.

Im Gegenzug dazu schlang er die Arme um mich und drückte seine kalten Lippen in meinen Nacken. Der Kuss brannte auf meiner fiebrigen Haut und seine Lippen wanderten langsam weiter in Richtung meines Kinns und vereinten sich schließlich mit meinen Lippen.

Auch wenn ich dank der Krankheit total ausgelaugt war und das, obwohl ich über zwölf Stunden geschlafen hatte, erwiderte ich den Kuss heftig. Es dauerte nicht lange bis sich seine Lippen zu einem Lächeln verzogen und er mich sanft von sich löste und ich keuchend in meine Kissen zurückfiel.

„Du solltest dich schonen Liebes, schließlich bist du krank! Und vor allem solltest du mal etwas essen.“, fügte er mit einem Blick auf die Uhr hinzu und musterte mich kritisch.

„Ich bin gleich wieder da“, sagte er und war verschwunden. Es ging so schnell, dass ich noch nicht mal bemerkte ob er aus dem Fenster geklettert war, oder meine Zimmertür benutzt hatte. Ein schneller Blick in Richtung Fenster zeigte mir allerdings, dass es geschlossen war und in meinen Augen sprach das dafür, dass er nach unten gegangen war.

Ich zog mir meine Decke über den Kopf, denn mit einem Mal wurde mir kalt und ich bekam stechenden Kopfschmerzen. Mit einem Stöhnen drehte ich mich auf die Seite und in diesem Moment geschahen mehrere Dinge gleichzeitig.

Ich hörte, wie sich meine Zimmertür öffnete und direkt darauf ein wütendes Knurren, wie es nur von Edward kommen konnte.

Panisch riss ich die Decke von mir herunter, verhedderte mich allerdings und fiel aus dem Bett. Ich landete direkt vor Edwards Füßen, der sich sofort über mich beugte und die Zähne fletschte.

Entsetzt lag ich auf dem Boden und starrte das Monster, das über mir stand und das ich liebte, an. Es dauerte einen Augenblick, bis mir bewusst wurde, dass diese Reaktion nicht mir galt, sondern dass Edward seine gefährlich schimmernden Augen aufs Fenster gerichtete hatte.

Mühsam schaffte ich es meinen schmerzenden Kopf zu drehen und ein erstickter Schrei entfuhr mir, als ich gerade noch sah, wie ein Schweif roter Haare aus dem Fenster verschwand.

Victoria!

Hier, in meinem Zimmer, mit mir! Ein Zittern durchfuhr mich und Tränen stiegen mir in die Augen. Wenn sie einfach hier herein kam, dann war nicht nur ich sondern auch Charlie in Gefahr!

Edward stand noch immer schützend über mir und ich bemerkte, dass er Mühe hatte, das Monster in sich unter Kontrolle zu halten. Erst mein hilflos Schluchzen brachte ihn wieder in die wirkliche Welt zurück und als er mich zusammengekauert auf dem Boden liegen sah, nahm er mich in den Arm und wiegte mich sanft hin und her.

Er summte leise um mich zu beruhigen, aber ich schluchzte hemmungslos weiter. Warum mussten eigentlich immer alle Probleme gleichzeitig auftreten?

Warum musste ich eigentlich überhaupt so viele Probleme haben?

Wieso hatte ich nicht ganz normale Probleme, wie alle anderen Menschen?

Wieso machte ich mir nicht Sorgen um mein Abschlusszeugnis, oder die nächste Matheklausur?

Nein, natürlich nicht. Ich schaff es immer, in die größten Probleme zu manövrieren.

Kaum hatte ich das eine gelöst und ich lag endlich wieder glücklich in Edwards Armen, da machte mein kleiner Werwolf Probleme und eine wilde und rachsüchtige Vampirin trachtete mir nach dem Leben!

Ich bemerkte gar nicht, dass ich mir den Handrücken an den Scherben, die auf dem Boden lagen aufschnitt. Edward hatte die Schüssel mit Cornflakes, die für er mich gemacht hatte, bei Victorias Anblick fallengelassen hatte und die Scherben stachen mir nun in den Handrücken.

Edward merkte es sehr wohl, denn ihm stieg der Geruch des Blutes in die Nase, aber er schaffte es, ihn zu ignorieren und wollte mich gerade auf den Arm nehmen, als Alice ins Zimmer stürzte und Emmett durchs Fenster hineingeklettert kam. Mit einem schnellen Blick erkannte er, dass wir alleine waren und Alice hob mich aufs Bett.

„Es tut mir Leid Edward. Ich hab es zu spät gesehen und du bist nicht ans Handy gegangen. Ich bin so schnell wie möglich hergekommen, aber ich bin trotzdem zu spät.“ Fügte sie hinzu und warf mir einen entschuldigenden Blick zu.

Ich bemerkte ihn gar nicht und schluchzte weiter vor mich hin. Es war nicht das Einzige was mir entging.

Alles was in den nächsten Minuten passierte rauschte geradezu an mir vorbei. Wie in Trance bekam ich mit, wie Carlisle, Esme, Jasper und Rosalie das Zimmer betraten und wie sich die drei Jungs beschlossen, sich auf Victorias Fährte zu begeben.

Als mir klar wurde, was die Edward, Jasper und Emmett da planten, wollte ich widersprechen. Ich würde es auf keinen Fall zulassen, dass auch nur einer von ihnen sich meinetwegen in Gefahr begab! Ich richtete mich zitternd auf, aber bevor ich mit meinem schmerzenden Hals auch nur ein Wort herausbringen konnte, waren Emmett und Jasper bereit verschwunden und Edward hatte mein Gesicht in seine angenehm kühlen Hände genommen und schaute mich mit seinen goldenen Augen intensiv an.

„Ich bin bald wieder zurück, Liebste. Carlisle und Alice werden sich um dich kümmern.“

„Geh nicht“ krächzte ich leise und meine Augen füllten sich schon wieder mit Tränen.

„Es widerstrebt mir zutiefst dich jetzt hier zu lassen, Bella, aber ich werde nicht zulassen, dass Victoria dir noch einmal gefährlich wird. Ich bin bald wieder zurück.“, sagte er leise und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ich wollte widersprechen, aber meine Stimme versagt völlig.

„Ja Bella, wir sind vorsichtig“ flüsterte er mir leise ins Ohr und trotz der Situation schwang ein schwacher Hauch von Ironie in seiner Stimme mit. Dann war er verschwunden.

In diesem Moment ließen mich meine Kräfte endgültig im Stich und ich brach auf meinem Bett erneut zusammen. Die Belastung durch meine Erkältung und den psychischen Druck waren einfach zu viel für mich und meinen Körper. Im nachhinein war ich froh darüber, dass mir schwarz vor Augen wurde und ich von da an rein gar nichts von dem, was um mich herum passierte, mitbekam.

Erst knapp zwei Stunden später wachte ich wieder auf und weigert mich zu glauben, dass das, was ich da eben geträumt hatte, wahr war.

Ich kuschelte mich in meine Kissen und redete mir ein, dass ich einfach nur krank war und schlecht geträumt hatte. Ich muss zugeben, dass ich damit ziemlich erfolgreich war, bis ich den mit ein paar Stichen genähten Schnitt an meinem Handrücken bemerkte und Alice das Zimmer betrat.

In diesem Moment wurde mir hart vor Augen geführt, dass all das wirklich geschehen war.

Victoria war hier gewesen.

In Charlies Haus.

In meinem Zimmer.

Erinnerungen durchfluteten mich und ich war schon wieder kurz davor loszuheulen, als Alice sich auf die Bettkante setzte und mir ein Glas Wasser in dem sich eine Brausetablette auflöste auf das Nachtschränkchen stellte. Ich wollte sie fragen, was passiert war.

Ob mit Edward, Emmett und Jasper alles in Ordung war.

Warum Charlie von allem nichts mitbekommen hatte und ob es ihm überhaupt gut ging oder ob etwas passiert war, aber meine Erkältung machte mir mal wieder einen Strich durch die Rechnung und das Einzige was ich zustande brachte, war ein leises Krächzen.

Sie schien trotzdem zu verstehen was ich meinte, denn sie legte mir erst eine Hand auf die Stirn um zu fühlen, ob ich Fieber hatte, und sagte dann:

„Edward hat angerufen. Es geht ihnen gut, aber sie haben Victoria nicht erwischt. Im Moment sind sie noch in der Nähe des Reservats unterwegs. Charlie geht es auch gut, er ist beim Angeln und Rosalie passt auf ihn auf.“

Das war eine Tatsache, die mich ein wenig verdutzte. Zwar hatte sich mein Verhältnis zu Rosalie um einiges gebessert, aber man konnte noch lange nicht behaupten, dass wir dicke Freunde waren.

Ich fand es nett von ihr, dass sie auf meinen Vater aufpasste und ich beschloss mich hinterher bei ihr zu bedanken, auch wenn Carlisle das ganze vielleicht angeordnet hatte.

Alice reichte mir das Glas und ich trank gierig, auch wenn das Wasser es durch die Tablette einen bitteren Beigeschmack hatte. Alice schaute mich mit einem seltsamen Blick, den ich nicht deuten konnte, an und dabei viel mir auf, dass ihre Augen tiefschwarz waren.

Das Wasser hatte meinem Hals gut getan, so dass ich es schaffte leise zu flüstern:

„Du musst jagen, Alice!“

Ich wollte mir gar nicht vorstellten, wie viel Überwindung es sie gekostet hatte, meinem Blut, das vorhin aus meiner Hand geströmt war, zu widerstehen. Mit einem leisen Seufzer nickte sie.

„Ja, ich muss jagen gehen, aber es geht schon. Ich habe Edward versprochen bei dir zu bleiben und seitdem Esme dein Bettlaken ausgetauscht hat und das blutige im Mülleimer vier Straßen weiter liegt, ist es schon in Ordnung.“

Ich schaute in ihre schwarzen Augen und wusste, dass sie mir nie etwas tun würde, aber ich wusste auch, dass man es bei einem Vampir nicht zum äußersten kommen lassen sollte, auch wenn man ihm, so wie ich, bedingungslos vertraute.

„Nein, du musst jagen gehen. Du siehst so aus, als hättest du seit wir nach Italien gefahren sind, nichts mehr getrunken.“ krächzte ich und Alice lächelte mich schwach an.

„Mach dir darüber keine Gedanken.“

In diesem Moment ging die Tür auf und Esme kam hereinmarschiert.

„Ich finde auch, dass du jagen gehen solltest.“, sagte sie und stellte ein Tablett, auf dem ein dampfender Teller stand, auf meinem Schreibtisch ab.

„Nun guck nicht so. Ich pass schon auf sie auf, keine Sorge.“

Ich konnte Alice Widerwillen sehen, aber sie wusste selber, dass sie dringend jagen gehen musste, wenn auch nur ein wenig. Sie seufzte leise: „

Ich bin in einer halben Stunde wieder da. Spätestens.“

„Lass dir Zeit, Liebes.“ flötete Esme und half mir dabei, mich hinzusetzten und stellte mir schließlich das Tablett auf den Schoß.

„Iss“, forderte sie mich auf und bedeutete Alice mit einer Handbewegung, endlich jagen zu gehen.

„Je früher du losgehst, desto früher bist du wieder hier.“, stellte sie trocken fest und Alice verschwand

Widerwillig, aber sie ging.

Nachdem sie verschwunden war, lies ich mit einem Seufzer zurück in die Kissen fallen, wobei das Tablett gefährlich anfing zu wackeln. Glücklicherweise wurde es rechtzeitig von Esme aufgefangen und sie mahnte mich erneut:

„Du bist krank, Bella und du musst etwas essen. Was meinst du was Edward sagen wird, wenn er nachher zurückkommt und du nicht einen Bissen gegessen hast?“ Im Moment interessierte es mich recht wenig was Edward in ein paar Stunden sagen würde, ich war vielmehr mit der Tatsache beschäftigt, dass er nicht hier war und sich meinetwegen in Gefahr brachte.

Er wusste wie sehr ich es hasste wenn er nach irgendetwas jagte, dass ihm gefährlich werden könnte. Seien es Vampire wie Victoria oder Werwölfe.

„Bella! Wenn du nichts isst, wird er uns die Schuld dafür geben, dass weißt du. Er wird uns nur wieder vorwerfen, dass wir uns nicht um dich gekümmert hätten, also erspar uns den ganzen Ärger und iss etwas, ja?“

Ich wusste, dass sie Recht hatte und dass ich früher oder später so oder so etwas essen musste. Entweder dank Esmes grandiosen Überredungskünsten oder weil Edward mich mit seinem bittenden Blick ansehen würde. Ich beschloss das ganze schnell hinter mich zu bringen, damit ich mich wenn schon jetzt übergeben würde und nicht nachher wenn Edward –hoffentlich- wieder da sein würde. Langsam schob ich mich Löffel für Löffel in den Mund, während Esme mich aufmunternd anlächelte. Nach dem ich den halben Teller gelehrt hatte, passierte es schließlich doch.

Mein Magen rebellierte und ich schaffte es gerade noch aus dem Bett zu springen, wobei der Teller dann doch zu Bruch ging, und auf die Toilette zu hasten. Nachdem ich mich eine Ewigkeit übergeben hatte, trug Esme mich zurück in mein Zimmer wo Alice schon mit versteinerter Miene auf mich wartete. Sie schaute mich vorwurfsvoll an, fast so, als wäre ich nur krank geworden um sie zu ärgern, aber ich stöhnte nur leise und versuchte das Pochen in meinem Kopf zu ignorieren.

Was dann passierte, weiß ich nicht mehr, den von jetzt auf gleich wurde mir schwarz vor Augen und ich schlief ein, um mich von der Krankheit zu erholen.

. . . und vermehren sich

Als ich wieder aufwachte, beschloss ich wieder einmal, dass alles was mir Probleme bereitet hatte nur ein böser Traum gewesen war. Langsam aber sicher wurde ich immer besser darin, mir selber weiß zu machen, dass die Welt in Ordnung war.

Mein bester Freund war kein Werwolf, der nichts mehr von mir wissen wollte, weil mein fester Freund ein Vampir war. Dass das ganze eine ziemliche Absurdität aufwies, auch wenn ich jetzt seit weit über einem Jahr mit diesem Wissen lebte, machte es mir nur noch einfacher meine eigenen Lügen zu glauben.

Die Einbildung, dass all das gar nicht existierte und ich noch bei meiner Mum in Phönix war, hatte allerdings einen ganz gewaltigen Hacken.

Es konnte nicht stimmen, da ich hundertprozentig nicht in Phönix war, sondern in Forks. Das wurde mir dadurch bestätigt, dass ich in Edwards Armen lag und er mich fest an seine Brust gedrückte hatte. Ich atmete einmal tief durch und öffnete die Augen.

„Guten Morgen mein Engel.“, er lockerte seinen besitzergreifenden Griff ein wenig und gab mir so die Chance, mich zu ihm umzudrehen und in seine wunderschönen Augen zu blicken.

Sie waren fast schwarz wie ich überrascht feststellte. Normalerweise riskierte Edward meine Nähe nur, wenn er wenigstens größtenteils gesättigt war um sicherzugehen, dass er mein Leben nicht gefährdete.

Ich hatte ihn noch nie so intensiv betrachtet, wenn seine Augen nicht in der gewohnten Karamellfarbe schimmerten.

„Du musst jagen!“, flüsterte ich ihm mit meiner heiseren Stimme entgegen. Er küsste mich sanft auf die Nase und lächelte nur.

„Stimmt. Aber ich wollte nicht, dass mein Engel nach den Geschehnissen der letzten zwei Tage ohne mich aufwacht. Charlie hat übrigens bei der Schule angerufen und dich entschuldigt.“

„Und du?“

„Ich? Die können mir da sowieso nichts mehr beibringen, außerdem ist schwänzen gut für die Gesundheit.“, erinnerte er mich neckisch und ich schloss mit einem leisen Seufzen die Augen. Ich fühlte mich noch immer müde und krank und die Decke, in die ich eingewickelt war, verhinderte nicht, dass ich fror.

Ich spürte Edward Blick auf mir:

„Du frierst!“ stellte er schließlich fest, aber ich widersprach eilig:

„Es geht schon“

Ich wusste, was seine erste Maßnahme sein würde um mich zu wärmen und das wollte ich auf keinen Fall. Leider interessierte es Edward nicht im Geringsten was ich wollte und er drückte seine kalten Lippen noch einmal auf meine fiebrige Stirn, bevor er Abstand nahm. Ich war nicht bereit so schnell aufzugeben und rückte nach.

„Bella!“, appellierte er an meine Vernunft „Ich will nicht dass du gehst!“ beschwerte ich mich und rückte noch einmal näher an ihn heran, so dass es langsam eng in meinem Bett wurde und wir es nur Edwards ausgezeichnetem Gleichgewichtssinn zu verdanken hatten, dass wir nicht schon auf dem Boden lagen.

„Ich muss jagen gehen Bella!“

Ich hob den Kopf und schaute ihm direkt in seine schwarzen Augen.

„Was ist wenn sie wiederkommt?“, flüsterte ich leise und brachte damit das erste Mal die Geschehnisse des letzten Tages zur Sprache. Edwards Miene verhärtete sich und er strich mir sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Ihr habt sie nicht erwischt, stimmt’s?“

Er schaute mich entschuldigend an und spielte noch immer mit der Haarsträhne. „Sie wird dir nichts tun, Bella. Das schwöre ich!“ Er nahm mein Gesicht in seine großen, kalten Hände und küsste mich sanft auf die Lippen.

„Ich bin so schnell es geht wieder hier. Dir wird nichts passieren, Emmett und Jasper halten draußen Wache!“

Ich schaute ihn traurig an und er seufzte leise. „Es tut mir so Leid Bella, ich weiß nicht wie ich es wieder gut machen soll, dass ich dich immer in solche Gefahren bringe!“

„Doch, das weißt du!“, hauchte ich ihm entgegen und er schüttelte leicht den Kopf. „Das haben wir geklärt, zumindest vorerst.“

„Bis zum Sommer um genau zu sein.“

„Richtig und jetzt haben wir gerade mal Frühlingsanfang, also lassen wir das beiseite.“

Noch immer schaute er mich mit traurigen Augen an und ich beschloss nicht weiter auf das Thema einzugehen.

„Was ist mit Charlie? Geht’s ihm gut?“

„Ja, er ist unten und wird gleich hochkommen um dich zu fragen wie es dir geht und ob er zur Arbeit fahren kann.“

Er küsste mich auf die Nase.

„Und?“

„Wenn dein Gesundheitszustand es erlaubt, kann er ruhig fahren. Esme wird auf ihn aufpassen.“

Ein leiser Seufzer entfuhr mir. Es war nett von den Cullens, dass sie sich so um uns sorgten. Wenn ich ehrlich war, war mir auch um einiges wohler, wenn ich wusste, dass sie in Nähe waren, aber trotzdem.

Es passt mir nun mal von Natur aus nicht, wenn ich die Zeit anderer in Anspruch nahm.

„Edward…“ fing ich an, aber er wusste genau was ich sagen wollet und unterbrach mich:

„Ich gehe jetzt jagen und währenddessen passen Emmett und Jasper auf dich auf. Keine Widerrede, verstanden?“

Er zog mich noch einmal an sich, dann verschwand er ohne ein weiteres Wort aus dem Fenster. Ein paar Sekunden später öffnete sich die Tür und Charlie kam herein. Genau wie Edward es vorhergesagt hatte. Ich rollte mich zurück in die Mitte meines Bettes, da mit Edward auch der sichere Halt an der Bettkante verschwunden war.

„Morgen, Dad.“, murmelte ich und kuschelte mich in meine Wolldecke, da ich inzwischen vor Kälte zitterte.

„Morgen Bella“. antwortete Charlie und musterte mich mit einem besorgten Blick. „Mir geht’s gut, du kannst ruhig zur Arbeit fahren.“, versuchte ich ihn zu beruhigen, aber in seinem Blick lag ziemlich viel Skepsis.

„Ehrlich Dad. Ich werd wahrscheinlich sowieso den ganzen Tag schlafen, da brauchst du dich nicht ins Wohnzimmer zu setzten und darauf zu warten, dass ich aufstehe.“

Sein Blick wurde weicher und er antwortete: „Wenn du meinst. Aber ich hol dir noch eine Decke aus dem Wohnzimmer und mach dir eine Wärmflasche fertig. Und du kochst heute Abend nicht!“, drohte er mir mit dem Zeigefinder und ich nickte nur. „Ist gut“, nuschelte ich und Charlie schenkte mir einen warmen, väterlichen Blick, bevor er sich umdrehte und ins Wohnzimmer ging um mir eine Decke zu holen. Es dauerte nicht lange bis ich hörte, wie der Motor des Streifenwagens ansprang und nur ein paar Sekunden später ging erneut die Tür auf.

Ich hörte die Angeln knarren und zuckte zusammen. So schnell wie mein geschundener Körper es mir erlaubte, drehte ich mich herum, verhedderte mich allerdings in meiner Decke.

Es dauerte eine Weile bis ich mich wieder frei gestrampelt hatte und stellte dann zu meiner Erleichterung, dass die Person, die sich im Raum befand keine roten Haare hatte.

„Alice!“ keuchte ich auf und schaute sie dankbar an. Sie warf mir einen kurzen Blick zu, bevor sie sich dem Fenster zuwandte.

„Natürlich, was hast du den gedacht?“

Ich antwortete nicht und sie drehte sich zu mir herum. Aus ihrem Blick sprach Mitleid, aber aus irgendeinem Grund auch Respekt.

„Sie kommt hier nicht rein, Emmett und Jasper passen auf. An ihnen kommt sie nicht vorbei. Was?“ fragte sie, als sie meinen Blick bemerkte.

„Wieso hast du mich eben so angesehen?“

„Wie hab ich dich den angesehen?“

„So, ich weiß nicht, mitleidig?“

Ihr Blick wurde weich, als sie sich auf meine Bettkante setzte und mich mit ihren goldenen Augen anfunkelte.

„Mitleidig? Naja, darüber kann man streiten. Vielleicht ehr eifersüchtig.“ „Eifersüchtig?“

Ich war sprachlos.

„Weißt du wie lange es her ist, dass ich einmal krank war?“

„Du beneidest mich um meine Erkältung?“, hakte ich noch immer ungläubig nach. „Nein.“, widersprach sie sofort „Ehr um die Tatsache überhaupt krank werden zu können.“, gestand sie mir mit einem bitteren Lächeln.

So etwas hatte sie noch nie gesagt, ich hätte es ehr von Rose erwartet, aber mich rührte ihre Ehrlichkeit.

„Ich bin darüber hinweg, keine Sorge. Außerdem hat dieses Leben auch ein paar Vorteile, auch wenn Edward dir gegenüber ständig behauptet, dass es nicht so wäre.“

„Ja? Kannst du mir sagen, welche?“, fragte ich eifrig um Edward gegenüber endlich mal ein paar neue Argumente zu haben, aber Alice schüttelte nur den Kopf.

„Nein. Das sind persönliche Dinge und du kannst sie noch nicht nachvollziehen. Ich weiß noch nicht einmal, ob die anderen es genauso sehen. Na ja, zumindest bin ich in dieser Hinsicht nicht mit Edward einer Meinung.“

Ich murrte nur.

„Irgendwann werden wir uns noch darüber unterhalten und dann haben wir dafür Zeit bis in die Ewigkeit.“

Sie lächelte aufmunternd und begab sich wieder zum Fenster. Ihr Blick fixierte etwas Bestimmtes und sie schien glücklich. Ich war mir ziemlich sicher zu wissen, wen sie ansah und ich konnte diesen Vorteil eines Ewigen Lebens durchaus nachvollziehen. Schließlich war er der Grund dafür, dass ich zu einem solchen Leben bereit war.

Den Rest des Tages verbrachte ich, abgesehen von den regelmäßigen Toilettengängen, von denen einer fast ziemlich böse ausgegangen war da ich meinen Körper noch nicht ganz unter Kontrolle hatte, in meinem Bett. Zu meiner Zufriedenheit dauerte es nicht allzu lange, bis Edward wieder neben mir lag, wobei er peinlich genau darauf achtete, dass eine dicke Decke uns trennte.

Am späten Nachmittag war ich wieder so weit auf dem Damm, dass ich in der Lage war mit Edward, Alice und Esme, die von Rosalie bei Charlie abgelöst worden war, eine Runde Karten spielen konnte.

Es war klar, dass Edward den Grossteil der Spiele gewann, auch wenn das ein oder andere Mal Alice mit einem zufriedenen Grinsen am Tisch saß. Es ging ihr nicht ums gewinnen an sich, es war ehr ein persönlicher Triumph für sie, dass sie es geschafft hatte ihre Gedanken vor Edward zu verheimlichen.

Der schenkte ihr dann ein anerkennendes Lächeln, das sie ihrem Bruder noch breiter zurückgab. Alles in allem war die Stimmung so gut, dass ich sogar für eine Stunde den Gedanken an Victoria vergaß.

Als es schließlich anfing zu dämmern und wir die Karten zur Seite räumten, stand ich seufzend auf und warf mir die Decke über die Schultern. Dann schlurfte ich los, aber ich hatte nicht einmal die Tür erreicht, als Edward sich mir schon in den Weg stellte.

„Darf man fragen was du vorhast?“, fragte er mich leise und legte mir einen Arm um die Schulter. Innerlich fluchte ich. Er würde es mir ganz bestimmt nicht erlauben, aber ich beschloss es trotzdem zu versuchen.

„Na was wohl? Ich will nach unten in die Küche. Charlie kommt in eineinhalb Stunden von der Arbeit wieder und ich habe auch den ganzen Tag noch nichts gegessen.“

Ich schlüpfte aus seiner Umarmung, auch wenn es mich sehr viel innerliche Kraft kostete, seinen starken Armen zu widerstehen. Mit einiger Selbstbeherrschung schaffte ich es dann auch ihn einfach zu ignorieren, wobei ich mir einen kleinen Seitenblick auf seine perfekte Erscheinung nicht verkneifen konnte.

Ich öffnete die Tür, schlurfte über den Flur, aber auf der Treppe wurde ich bereits wieder von Edward erwartet.

„Du glaubst doch nicht allen ernstes, das ich dich in deinem Zustand kochen lasse, oder?“

Er wirkte belustigt und ich schaute ihn entsetzt an:

„Was heißt den bitte in meinem Zustand?“ Er lachte leise und kam auf mich zu. „Naja, wenn du dich so fühlst wie du aussiehst, dann schaffst du es bei deinem Geschick noch nicht einmal heile die Treppe runter.“, stellte er fest und kam auf mich zu. Während er mich in den Arm nahm, fragte ich ihn so belanglos wie möglich:

„Ach ja, wie sehe ich denn aus?“

Wieder dieses wunderbare Lachen und ich spürte wie seine kalten Lippen über meine Wange zu meinem Ohr wanderten, bis er schließlich flüsterte:

„Unwiderstehlich, wie immer.“

Ich rief mir meinen Plan ihn einfach zu ignorieren in Erinnerung. Aber als seine leichten Küsse, die mir jedes Mal ein prickelndes Gefühl bereiteten, langsam an meinem Hals hinunter wanderten, war jeder Widerstand umsonst.

Leise seufzend ergab ich mich meine Schicksal und schlang dir Arme um seinen Hals. „Hast du einen anderen Vorschlag?“

„Viele sogar.“

„Ich höre?“

Seine kalten Fingerspitzen strichen über meine Nacken und mit einem Mal wirbelte er mich durch die Luft und ich lag auf seinen Armen.

„Edward…!“ Ich wollte mich gerade beschweren, als er mit seinem Vampirtempo schon in der Küche angelangt war. Trotzdem machte er keinerlei Anstalten mich wieder abzusetzen sondern sagte nur:

„Du bist krank und hast mit Alice telefoniert, weil sie sich Sorgen gemacht hat und Esme hat beschlossen, dich zu verwöhnen. Ich bezweifle, dass er mich gleich rausschmeißen wird wenn meine ganze Familie hier ist, weil meine Mutter für dich und ihn kochen wollte.“

Mit offenem Mund betrachtete ich wie Esme mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit das Gemüse hackte, bis Edward mich in Wohnzimmer trug und auf das Sofa legte.

„Die anderen kommen gleich. Alice wollte noch einmal kurz nach Hause, aber da sie wahrscheinlich genau weiß wann Charlie hier aufkreuzen wird bezweifle ich, dass sie zu spät kommen wird.“

Er grinste breit und selbstzufrieden, vergewisserte sich, dass ich noch in meine Decke eingewickelt war und setzte sich dann in einen der beiden Sessel. Und so saß er wieder da.

Wie ein Gott und man konnte ihn einfach nur anhimmeln.

Glücklicherweise genoss ich bei diesem Gott ein paar Vorzüge und ich kam zu dem Schluss, dass es mal wieder Zeit war davon Gebrauch zu machen.

„Edward.“

Er schaute mich an und ich versank in seinen karamellfarbenen Augen. Mit Mühe riss ich mich von seinem fesselnden Blick und blinzelte.

„Ja?“, fragte er mich und sein Lächeln sagte mir, dass er genau wusste, was er wieder für einen perfekten Anblick bot. Fast so als hätte er es darauf angelegt. „Küss mich!“, forderte ich ihn auf und sein Grinsen wurde noch breiter.

Dann kam er, zu schnell für meine Augen, durch den Raum und ehe ich mich versah, saß ich auf seinem Schoss. Ich legte meine noch immer heiße Stirn an seine kühle und schloss die Augen. Seine Hand ruhte auf meinem Oberschenkel, als schließlich flüsterte:

„Gilt dir Aufforderung immer noch?“, Ich öffnete die Augen nicht, sondern lächelte nur. Ich spürte wie seine Hand mein Kinn fixierte und sich schließlich seine kalten Lippen auf meine legten.

Es war ein wunderschöner Kuss. Ich lag in seinen Armen und klammerte mich an ihn, weil ich dort am liebstes für immer liegen geblieben wäre. Ich war mir sicher, dass es aussehen musste wie in diesen Filmszenen, wo das Paar endlich wider glücklich vereint war und alles mit wunderschöner schnulziger Musik hinterlegt wurde.

Ich für meinen Teil war völlig zufrieden mit der Situation und brauchte keine Musik. Mich störte noch nicht einmal, dass Esme in der Küche herumwuselte, da im Moment nur Edward und ich existierten.

Ich weiß nicht wie lange wir ineinander verschmolzen auf dem Sofa saßen, als Edward sich schließlich sanft von mir löst und mich leise wissen ließ:

„Charlie ist unterwegs und die anderen kommen auch gleich.“

Dann vereinten sich seine Lippen wieder mit meinen, bis wir hörten, dass es klingelte und die Cullens hereinspazierten. Vorsichtig öffnete ich die Augen und schaute mich um.

Esme hatte den Küchentisch ins Wohnzimmer bugsiert und gedeckt, während ich und Edward anderweitig beschäftigt gewesen waren. Sie lächelte mich an, als sie eine große Platte mit einem herrlichen Braten auf den Tisch stellte.

„Esme, das hättest du nicht machen müssen!“, fing ich an zu protestieren, aber sie lachte nur.

„Das weiß ich Bella. Aber ich hab es gerne getan! Ich koche leidenschaftlich gerne, hab aber nie einen Grund dazu!“

Damit verschwand sie wieder in der Küche.

„Du tust ihr damit einen riesengroßen Gefallen!“, beruhigte Alice mich und setzte sich in den Sessel, in dem eine Ewigkeit zuvor auch Edward Platz genommen hatten. Vorsichtig rückte er mich auf seinem Schoss zurecht, stand aber schließlich auf und trug mich zum Tisch. Er setzte mich auf einen Stuhl und ich schaute ihn vorwurfsvoll an.

„Charlie ist da.“, flüsterte er entschuldigend und ich verstand. Nachdem mein Vater ihm ziemlich lautstark Hausverbot gegeben hatte, war es eventuell besser, vorerst nicht zu übertreiben.

Ich küsste Edward auf die Stirn, dann war er verschwunden und ich hörte wie Charlie die Haustür aufschloss. Er kam herein und verzog das Gesicht.

„Hallo Dad.“, begrüßte ich ihn und wollte aufstehen, verhedderte mich aber mal wieder in meiner Decke, in die ich noch immer angewickelt war.

„Bella...“, setzte er, während ich den Kampf mit meiner Decke aufgab.

„Alice hat angerufen, weil sie sich Sorgen um mich gemacht hat und ich hab ihr gesagt, dass ich krank bin. Eine Stunde später standen sie alle vor der Tür und Esme hat darauf bestanden uns was zu essen zu kochen. Ich konnte sie doch nicht wieder nach Hause schicken!“

Ich schaute ihn flehend an. Seine gerunzelte Stirn glättete sich ein wenig, da er das wohl für ein vernünftiges Argument hielt.

„Hallo Chief Swan!“, begrüßte Alice ihn, stand auf und reichte ihm die Hand. Auch die anderen begrüßten ihn herzlich und schließlich forderte Esme ihn auf sich zu setzten.

Carlisle setzte sich ihm gegenüber und hob sein Glas um Charlie zuzuprosten. Charlie hob ebenfalls sein Glas und nahm einen Schluck während Carlisle wie beiläufig fragte:

„Ich weiß, dass sie unserem Sohn Edward Hausverbot erteilt haben, da er ihrer Tochter viel Kummer bereitet hat.“

Er beobachtete Charlie über den Rand seines Glases hinweg und auch ich ließ meinen Vater nicht aus dem Augen.

„Ich kann und will nicht von ihnen verlangen, dass sie dieses Verbot aufheben, da das ganz allein ihre Sache ist. Ich möchte sie nur bitten eine Ausnahme zu machen, damit er ebenfalls mit uns zu Abendessen kann.“

Charlies Gesicht regte sich nicht.

„Ich garantiere ihnen, dass er sich benehmen wird.“ Es dauerte eine ganze Weile, bis Charlie schließlich nickte.

„Natürlich.“ Carlisle nickte zufrieden.

„Ich danke ihnen für ihre Erlaubnis, Chief Swan.“

„Charlie bitte.“

Die folgenden Minuten forderte man sich gegenseitig auf sich zu duzen und Charlie war sichtlich erfreut, sich endlich mal mit Carlisle unterhalten zu können. Dann klingelte es. Charlies Augen verengten sich zu Schlitzen, aber Carlisle tat so, als bemerkte er nichts.

„Das wird Edward sein, haben Sie etwas dagegen wenn Alice ihm eben die Tür öffnet, Charlie?“ Charlie schüttelte den Kopf und keine Minute später kam Edward herein, gab ihm höflich die Hand, bevor er sich brav an seinen Platz zwischen Esme und Carlisle setzte. Er warf mir einen leicht amüsierten Blick zu und ließ Charlies Musterung geduldig über sich entgehen.

Wie die Cullens es danach schafften, alles was auf dem Tisch stand zu essen war mir ein Rätsel. Edward hatte mir zwar schon einmal erklärt, dass Vampire durchaus menschliches Essen zu sich nehmen konnten, es aber nicht gerade appetitlich sei. Tatsache war, dass jeder von ihnen doppelt so viel aß wie ich. Ich war allerdings auch sicher, dass ein Grossteil davon mithilfe von geschickten Fingern in den kleinen Dosen landete, die Esme in weiser Voraussicht unter dem Tisch platziert hatte.

Ich beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken, sondern genoss den Abend. Es war das erste Mal, dass ich mit allen Cullens und meinem Vater an einem Tisch saß und aß. Aufgrund gewisser Ernährungsgewohnheiten würde es wohl auch vorläufig das letzte Mal sein.

Es wurde ziemlich spät, da Esme es sich nicht nehmen ließ auch die Küche sauber zu machen und als sich die Cullens schließlich allesamt verabschiedetem, war es bereits nach zwölf.

Während Charlie sich von allen verabschiedete, schlang Edward von hinten seine Arme um mich und drückte mir einen seiner kalten Küsse in den Nacken. „Wir sehen uns dann gleich.“, flüsterte es mir zu und löste sich dann von mir, da Charlie im Begriff war sich rumzudrehen.

„Wie steht’s Bella, kommst du morgen wieder in die Schule oder machst du noch einen Tag krank?“ fragte Emmett mich und grinste mich breit an. Sein Lächeln war immer so ehrlich, dass ich nie Schwierigkeiten hatte, es zu erwidern.

„Ich glaube ich bleib noch ein, zwei Tage Zuhause.“

„Na dann wünsch ich dir noch gute Besserung.“

Es bereitete ihm sichtliches vergnügen Charlie an der Nase herumzuführen, denn wir wussten beide, dass auch er morgen nicht zur Schule gehen und die ganze Nacht in der Nähe unseres Hauses verbringen würde.

„Danke“, sagte ich und Emmett verstand, dass ich mich dafür bedankte, dass er auf mich aufpassen würde.“

„Kein Thema.“, er grinste. Dann gingen sie alle nacheinander hinaus und Charlie schloss schließlich die Tür.

„Es tut mir Leid, Charlie. Wenn ich sie nach Hause geschickte hätte, hätte ich ein schlechtes Gewissen gehabt.“

„Schon in Ordnung.“, sagt er und gähnte laut. „Ich denke ich gehe jetzt mal ins Bett und schlaf noch ne Runde.“

„Ich auch, Nacht Dad.“

Obwohl ich es eilig hatte ging ich nur langsam die Treppe hinauf. Ich kannte mein Geschick und hatte keine Lust mir jetzt noch irgendwelche schwerwiegenden Verletzungen zu zuziehen.

Nach einer halben Ewigkeit kam ich dann doch oben an und verrichtete noch schnell meine menschlichen Bedürfnisse, bevor ich in mein Zimmer wankte. Ich öffnete die Tür und hatte erwartet, Edward dort vorzufinden, aber dem war nicht so. Überrascht starrte ich Alice und Rosalie an, die auf dem Boden saßen und auf mich warteten.

„Was macht ihr denn hier?“, fragte ich sie und zog die Tür hinter mir zu. Alice lächelte schwach und sagte dann:

„Edward lässt ausrichten, dass er leider nicht kommen kann, da ihm etwas dazwischen gekommen ist.“

Ich starrte sie ungläubig an und merkte gar nicht, dass ich anfing zu zittern, da die beiden das Fenster offen gelassen hatten. Elegant stand Rosalie auf und machte sich daran es zu schließen, während ich noch immer Alice anstarrte.

„Ich hoffe wir reichen als Ersatz.“, fügte sie schließlich noch hinzu, doch mir war nicht zum Lachen zu Mute.

Meine Überraschung wurde mit einem Schlag von Entsetzen abgelöst.

„Sie war hier.“, flüsterte ich und stürzte auf Alice zu. Ich kniete mich vor ihr auf den Boden um mit ihr auf Augenhöhe zu sein und pure Angst sprach aus meinem Blick.

„Sie war hier. Victoria war hier.“, keuchte ich und fing noch stärker an zu zittern. Dieses Mal vor Angst. Alice blinzelte einmal und schaute mich an. Schließlich schüttelte sie den Kopf.

„Nein, Victoria ist zwar irgendwo in der Gegend aber noch nicht wieder aufgetaucht.“

Erleichtert atmete ich aus. Das war gut, also war Charlie im Moment doch nicht in Gefahr! Aber was war Edward dann so wichtig, dass er mir noch nicht einmal selbst Bescheid sagen konnte, dass er heute Nacht nicht hier bleiben konnte. Ich starrte nachdenklich in die Luft, bis mir Rosalies versteinerter Gesichtsausdruck auffiel.

„Was?“ fragte ich sie irritiert und Alice seufzte leise.

„Aro ist hier.“

Wir in Trance starrte ich sie an.

Diese Nachricht musste ich erst einmal verarbeiten. Ich weiß nicht woran es lag, aber ich blieb ganz ruhig und nickte nur.

Dann sagte ich:

„Schön. Dann hab ich jetzt nicht nur ein junges, rebellisches Wolfsrudel, das meinen Freund und meine zukünftige Familie umbringen will und einen durchgeknallten Vampir, der mir nach dem Leben trachtet, sondern auch noch jemanden, der mich so schnell wie Möglich zu seiner Art machen will.“

Ich stand auf und starrte Alice an.

„Schön“ sagte ich wieder, während mir eine Träne über die Wange lief.

Unerwarteter Besuch

Die nächsten Tage fand ich kaum Schlaf, da mich Bilder aus der Vergangenheit wieder einholten. Ich hatte sie gerade erfolgreich verdrängt, als Aro ankam und nun verfolgten sie mich erneut.

Nächtelang lag ich wach in meinem Bett und weinte still vor mich hin. Die Tränen flossen mir dann langsam die Wange hinunter und rannen über meine Lippen.

Schlafen konnte ich inzwischen nur noch wenn Edward da war, mich in den Armen hielt und mich leise in den Schlaf sang.

Zu meinem und seinem großen Bedauern kam das nicht allzu oft vor, da Aro beschlossen hatte bis zu meiner Verwandlung in Forks zu bleiben und ziemlich oft auf Edwards Anwesenheit bestand.

Er war noch immer ein wenig eifersüchtig darauf, dass Edward die Gedanken der Menschen auch ohne Körperkontakt verstehen konnte und wollte so viel wie möglich darüber wissen.

Seit er angekommen war, war Edward entgegen seiner sonstigen Art extrem reizbar und Alice sagte mir, dass er anscheinend nur noch für mich seine grimmige und kalte Maske ablegte.

Eine Woche war es jetzt her, dass Victoria bei uns gewesen war und ich lag mit verschränkten Armen in meinem Bett.

Es war mitten in der Nacht und alles war still. Nur der ständige Regen prasselte seit Stunden auf das Dach. Mein Fenster war offen und die kühle und frische Nachtluft durchflutete mein Zimmer. Ich beachtete die Tropfen gar nicht, denn ich war mal wieder viel zu aufgewühlt, als dass ich hätte schlafen können.

Seit drei Tagen hatte ich Edward nicht gesehen, da er weder in der Schule gewesen war, noch mich besucht hatte. Alice hatte mir erklärt, dass Aro ihn immer in seiner Nähe haben wollte und ganz nebenbei ihre Bedenken geäußert.

„Ich bezweifle, dass er weiß was er damit anrichtet. Ich habe Edward schon lange nicht mehr so sauer und gereizt gesehen. Wenn es nicht Aro wäre, hätte er ihn schon längst zur Tür rausgeschmissen und hätte dich weiterhin besucht.“

Ich hatte sie nur mit traurigen Augen angesehen und leicht mit den Achseln gezuckt. Ich war in letzter Zeit dauernd deprimiert und schaffte es nicht einmal ein einfaches Lächeln zustande zu bringen.

Es war mir weder gelungen, als Jessica mich mit einem breiten Lächeln darüber aufklärt hatte, dass sie und Mike es noch einmal miteinander versuchen wollten und auch nicht, als Charlie mir eröffnete das Mum und Phil mich besuchen wollten. Keiner verstand mich und alle machten sich wieder einmal Sorgen um meinen Gesundheitszustand.

Charlie schien zu befürchten, dass es wieder in das tiefe Loch abstürzen würde, dass ich erst vor ein paar Wochen überwunden hatte.

Er machte sich so große Sorgen um mich, dass er sogar vorschlug, Edward einmal einzuladen. Als er mir diesen Vorschlag eröffnet hatte, hatte ich erstaunt angeschaut und es dauerte ein paar Sekunden bis ich verstanden hatte, was er mir gerade gesagt hatte.

„Aber du hast ihm Hausverbot erteilt. Nicht zu vergessen, dass ich ihn nie wieder sehen darf!“ Im Nachhinein musste ich mir eingestehen, dass das die dümmste Erwiderung überhaupt war, aber es war zu spät. Charlie blinzelte mich kurz an, räumte die Teller weg und sagte währenddessen:

„Nun ja, dir scheint sehr viel an diesem Jungen zu liegen.“ Er räusperte sich.

„Wahrscheinlich macht es keinen Sinn, wenn ich ihn dir verbiete. Rene meint das auch.“ grummelte er leise.

Das war es also. Wahrscheinlich hatte Mum ihm am Telefon ordentlich den Marsch geblasen. Ich war ihr dankbar dafür

„Danke Dad.“ sagte ich, hatte ihm einen Kuss auf die Wange gehaucht und war mit dem Telefon in mein Zimmer verschwunden.

Das darauf folgende Telefonat war sehr kurz gewesen, aber Rosalie hatte mir versprochen Edward auszurichten, dass ich angerufen hatte. Und jetzt lag ich in meinem Bett und wartete.

Obwohl es bereits spät war, gab ich die Hoffnung nicht auf, dass er vielleicht doch noch kommen würde. Das Ticken meines Weckers hallte laut in meinen Ohren und eine halbe Ewigkeit zählte ich die Sekunden.

Ich wusste, dass ich nicht schlafen konnte, also versuchte es erst gar nicht sondern schaute mit einem sehnsüchtigen Blick zum Offenen Fenster. Draußen war es windig, aber trocken. Es hatte aufgehört zu regnen.

Ein leises Seufzen entglitt mir, als meine Aufmerksamkeit wieder auf das Ticken des Weckers gezogen wurde.

Einen Moment starrte ich das Teil an, dann kam ich zu dem Schluss, dass es mir auf die Nerven ging. Ich richtete mich ein wenig auf, packte ihn und schmiss ihn kurzerhand aus dem noch offenen Fenster.

Ich hörte wie er draußen auf das Pflaster schlug, aber ich kümmerte mich nicht weiter darum. Der Wecker war nicht sonderlich teuer gewesen und blieb ohnehin ständig stehen.

„Soll ich das als Aufforderung betrachten wieder zu gehen?“ fragte eine samtweiche Stimme vom Fenster her und nur einen Wimpernschlag später saß Edward auf der Fensterbank.

Ich starrte ihn an und einen Moment später wurde ich von Erleichterung durchströmt. Er hatte mich also doch nicht vergessen.

„Natürlich nicht.“ Widersprach ich und stütze mich auf mein Kissen.

„Das heißt, dass man es durchaus als normal betrachten kann wenn man seine Freundin besucht und mit einem Wecker, der einem entgegen geflogen kommt, begrüßt wird.“ stellte er nüchtern fest und schaute mich forschend an.

„Nein“ widersprach ich erneut und erhob die Augenbrauen.

„Darf man fragen, was dann die Ursache dafür ist, dass du mitten in der Nacht irgendwelche Gegenstände aus deinem Fenster wirfst?“

„Frust“ antwortete ich und schaute ihn mit einem herausfordernden Blick an.

Trauer, Bedauern und Wut huschten über sein Gesicht und ihm nächsten Augenblick lag er neben mir im Bett.

„Es tut mir Leid.“, hauchte er leise. „Ich konnte nicht kommen.“

„Aro“, stellte ich trocken fest und er schaute mich kurz an, dann nickte er.

„Ja.“, Ich versank in seinen unendlichen Augen und seine kalten Lippen trafen auf meine.

„Ich hab dich vermisst.“, flüsterte Edward und drückte mich zurück in die Kissen. Mein Herz fing an zu pochen und ein kleines Grinsen huschte über Edward Gesicht. Vorsichtig küsste er mich in die Halsbeuge, dann drückte er seinen Kopf gegen meine Brust.

Er kuschelte sich leicht an mich und ich konnte sehen, wie er die Augen schloss. Ich blieb ganz still liegen und bemühte mich darum, nicht zu vergessen, dass ich atmen musste. Das hatte er noch nie getan. Normalerweise kam er, nahm mich in den Arm und ließ mich wissen, dass er immer für mich da war. Dass er mich beschützen würde, egal um welchen Preis. Mit einem Mal wurde mir klar, warum mir unsere Beziehung nie ganz vorgekommen war.

Unsicher, da ich so etwas noch nie gemacht hatte, schlang ich meine Arme um ihn und drückte ihn fest an mich. Ich hörte ihn leise und wollig seufzen und ich vergrub mein Gesicht in seinem Haarschopf.

Es dauerte nicht allzu lange, bis ich trotz der ungewöhnlichen Pose eingeschlafen war. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, dämmerte es gerade, aber da ich neuerdings keinen Wecker besaß, hatte ich keine Ahnung wie spät es war. Mein Nacken schmerzte, aber es war mir egal. Edward lag noch immer in meinen Armen und lauschte meinem Herzschlag. Er war tatsächlich die ganze Nacht über hier gewesen.

Ich war ihm dankbar dafür. Sanft strich ich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste ihn sanft auf die Wange.

„Guten Morgen!“ sagte ich und küsste ihn erneut, während ich ihn aufmerksam beobachtete. Edwards Augen waren geschlossen und zur Antwort murrte er leise, fast so als hätte er geschlafen und noch keine Lust aufzustehen. Dieses Mal war ich diejenige, die leise lachte und seine Augen klappten auf.

„Was ist?“, fragte er und machte keinen Anstalten sich aus meinem Armen zu winden. „Nichts.“, lachte ich. Er schaute mich zweifelnd an, dann schloss er wieder die Augen und drückte sich genüsslich an mich. Sanft kraulte ich im den Kopf und fuhr immer wieder durch seine Haare.

„Edward?“, fragte ich nach einer Weile des Schweigens und gab mir mit einem Brummen zu verstehen, dass er mir zuhörte.

„Was will Aro eigentlich von dir? Ich meine, Alice hat gesagt, dass er ständig auf deine Anwesenheit besteht und er gar nicht gerne sieht, wenn du herkommst.“

Edward antwortete mir nicht gleich, sondern schob seine Hand unter mein T-Shirt und begann ebenfalls mich zu streicheln.

„Er will nicht, dass ich dich so oft sehe. Wenn ich alles richtig verstanden habe, dann glaubt er, dass ich mir umso mehr Zeit lasse, je öfter ich dich sehen.“

„Und er will, dass alles möglichst schnell über die Bühne geht?“

„Ich fürchte ja. Carlisle und ich haben zwar versucht ihm zu erklären, warum wir noch ein wenig Zeit brauchen, aber er will es nicht verstehen.“

Ich ließ eine seiner Haarsträhnen durch meine Finger gleiten und fragte schließlich mit möglichst belangloser Stimme:

„Und warum braucht ihr mehr Zeit?“, Die sanften, kreisenden Bewegungen an meinem Bauch hörten schlagartig auf und erst nach ein paar Sekunden begannen sie wieder mich zu verwöhnen.

„Das weißt du Bella. Du sollst erst deinen Abschluss machen und Zeit haben das alles noch einmal zu überdenken.“

„Ich brauche keine Zeit, ich weiß genau worauf ich mich einlasse!“

„Nein, dass weißt du nicht und außerdem brauche ich noch Zeit. Ich bin noch nicht bereit es zu tun. Ich weiß nicht, ob ich das Monster in mir schon genug unter Kontrolle habe! Ganz abgesehen davon, dass du noch ein Versprechen einzulösen hast.“

Ich ließ meine Finger über seine Wangenknochen wandern und sagte schließlich:

„Ich weiß. Aber wie hast du dir das vorgestellt?“

Er schwieg einen Augenblick, dann richtete er sich auf und schaute mich mit seinen karamellfarbenen Augen an.

„Die Frage ist, wie hast du es dir vorgestellt. Es soll dein Tag werden, Bella. Es liegt alles in deiner Hand.“

„Nein, es soll unser Tag werden! Er gehört uns beiden und ich finde du sollst genauso mitentscheiden wie ich.“ Er schaute mich an und ich hätte sonst was dafür gegeben zu wissen, was in ihn vorging.

Dann beugte er sich vor und küsste mich leidenschaftlich auf die Lippen. „Danke!“ hauchte er leise und Freude stieg in mir auf. Ich fuhr seine wunderschön geschwungenen Lippen nach und ein Lächeln stahl sich auf meine Züge.

„Aber trotzdem wäre es mir lieber, wenn wir kein Drama daraus machen. Nur wir, nicht eine große Festgesellschaft!“

„Einverstanden! Willst du es Charlie sagen?“ fragte er mich schließlich und schaute mich erwartungsvoll an. Ich stockte. Seit Tagen dachte ich schon darüber nach, wie ich es meinen Eltern beibringen sollte, dass ich mit gerade einmal achtzehn Jahren heiraten wollte. Noch dazu den Mann, der mich für Monate verlassen hatte und von jetzt auf gleich wieder aufgetaucht war.

Ich war schon froh genug, dass ich wieder die offizielle Erlaubnis hatte Edward zu sehen. Er bemerkte mein Zögern und nahm meine Hände in seine.

„Bella, wir werden noch ziemlich oft heiraten! Es geht mir nur darum, dass ich dich wenigstens einmal heiraten kann, solange dein Herz noch schlägt! Es ist mir völlig egal, wenn Charlie nichts davon weiß, es reicht mir zu wissen, dass du mich liebst und bereit bist es mir zu zeigen!“ Flehend sah er mich an und ich war mir sicher, dass er keine Ahnung hatte, was für einen Felsbrocken er mir gerade vom Herz genommen hatte.

„Ehrlich? Es würde dir nichts ausmachen?“

„Warum sollte es? Ich will dich heiraten, nicht Charlie oder deine Mutter, verstehst du? Nur dich und ich will es nicht machen, um es alle wissen zu lassen, sondern nur für uns beide!“ Ich sah ihm tief in die Augen und wahre Liebe funkelte mir entgegen, als er meinen Blick erwiderte.

Ich lächelte, strich über sein Kinn und küsste ihn. „Danke“, flüsterte ich leise. Ich war so unendlich froh, dass unsere erste Hochzeit alleine uns gehörte und für alle anderen nicht von Bedeutung sein würde. Ich legte erneut meine Arme um ihn und er vergrub sein Gesicht wieder an meiner Brust.

„Ist es so schlimm mit Aro?“ fragte ich leise und er antwortete: „Schlimm ist nicht das richtige Wort. Es ist, sagen wir mal es ist anstrengend und vor allem lästig.“

„Und wie wird es jetzt weiter gehen? Ich meine, er verlangt doch dabei zu sein, oder?“

„Ja, aber das konnten Carlisle und ich ihm ausreden. Wenn es passiert werden nur du und ich anwesend sein, wir beide, sonst niemand.“,

Ich fuhr ihm durch die Haare und war ein wenig überrascht, denn so offen hatte er mit mir noch nie über dieses Thema geredet.

„Aber er will bleiben, bis du einer von uns bist. Er hat ziemlich großes Interesse daran, welche Fähigkeit du haben wirst.“ Ich hörte ihn leise seufzen und drückte ihn an mich. Ich genoss das Gefühl endlich wieder einmal bei ihm zu sein, ihn berühren zu können und ich nahm mir vor diesen Moment voll auszunutzen.

„Aber Aro ist nicht das schlimmste.“ Überrascht schaute ich Edward an.

„Was denn? Habt ihr Ärger mit Sam und den anderen?“ „

"Nein, im Moment nicht. Wir haben noch nichts von ihnen gehört, aber Aro hat uns eben eröffnet, dass Felix und Demetri auf dem Weg hierher sind. Er sagt er wäre bereit eine Weile zu warten, aber nicht alleine.“

Schweigen. Langsam strichen Edward kalte Finger an meinem Hals entlang und schließlich setzte er sich auf. Seine Hand lag uner meinem Kinn und er schaute mich stumm an.

Ich wollte ihn gerade fragen, was los sei, als er sich vorbeugte und mich küsste. Es dauerte eine ganze Weile bis er sich von mir löste und als er es schließlich tat blickte er mir liebevoll und dankbar in die Augen.

„Weißt du eigentlich wie sehr ich dich liebe?“ flüsterte er leise und ich legte meine Arme um seinen Hals. Anstatt zu antworten erwiderte ich seinen Blick und fragte schließlich:

„Weißt du eigentlich wie sehr ich dich liebe?“

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, aber in seinem Blick blinzte ein Funken Trauer auf. „Viel zu sehr.“, war die leise Antwort, bevor seine Lippen wieder auf den meinen lagen.

In diesem Moment krochen die ersten Sonnenstahlen durch das offene Fenster und seine Haut fing an zu schimmern und die unzähligen, kleinen Diamanten kamen zum Vorschein.

„Du bist so wunderschön.“, ließ ich ihn wissen, während ich mal wieder seine so perfekten Gesichtzüge nachzeichnete.

Er kicherte leise, küsste mich erneut und machte mich schließlich darauf aufmerksam, dass es Zeit war aufzustehen, da wir sonst zu spät zur Schule kommen würden. Einen Moment war ich verdutzt darüber, dass Edward mit in die Schule kam, schließlich war er auch die letzten Tage nicht da gewesen, aber ich sprach meinen Gedanken nicht aus.

Stattdessen schälte ich mich aus meiner Decke und Edward öffnete in seiner unglaublichen Geschwindigkeit schon die Tür.

„Ich warte unten auf dich.“

„Mhm“ machte ich und öffnete meinen Kleiderschrank. Ich warf einen Blick aus dem Fenster und stellte fest, dass die Sonnenstrahlen die Edward eben wieder zum glänzen gebracht hatten, schon wieder verschwunden waren.

Natürlich, sonst würde Edward schließlich kaum mit zur Schule kommen. Wahrscheinlich hatte Alice ihm schon gestern wissen lassen, dass er heute ohne Risiko das Haus verlassen konnte.

Ich schnappte mir einen langen braunen Rock und meine Lieblingsbluse und verschwand damit im Bad. Es dauerte eine ganze Weile bis ich fertig war, zumindest kam es mir so vor, deshalb beeilte ich mich dir Treppe hinunter zu rennen, damit Edward nicht allzu lange warten musste.

Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen, aber es war zu spät. Ich war bereits gestolpert und machte mich innerlich schon auf den Aufprall und die Schmerzen gefasste, die mich erwarteten. Ich prallet allerdings nicht wie erwartet auf die Treppenstufen, sondern gegen harte und eiskalte Arme, die mich geschickt auffingen.

„Du solltest eigentlich wissen, dass es keine gute Idee ist die Treppe hinunter zu rennen.“, erinnerte mich Edward und ich seufzte leise während ich mich an ihm festklammerte. „Andere machen das andauernd.“, versuchte ich mich zu verteidigen, aber es brachte nichts.

„Du bist nicht andere!“, schmunzelte Edward leise und drückte mir einen Kuss auf die Nase, bevor er mich runter in die Küche trug.

„Stimmt, ich bin etwas Besonderes, was?“ fragte ich mit Ironie und Spott in der Stimme. Edward setzte mich auf einen Stuhl und schaute mich mit hochgezogenen Brauen an.

„Natürlich, was hast du den gedacht. In jeder Hinsicht, wenn ich das noch ergänzen darf.“

Ich ignorierte ihn und stellte fest, dass der Tisch bereits gedeckt war.

„Ich dachte wir haben es eilig.“, sagte ich erstaunt.

„Das habe ich nie behautet.“, antwortete Edward und setzte sich mir gegenüber.

„Ich habe nur gesagt, dass wir aufstehen müssen, damit wir nicht zu spät zur Schule kommen. Frühstück inklusive!“

Ich schenke ihm ein breites Lächeln und schnappte mir eine Brotscheibe. Während ich aß, schaute Edward mir nur stumm zu und ich beeilte mich.

Es dauerte nicht allzu lange, bis ich mich hinter das Steuer meines Trucks quetschte und Edward anfing herumzumurren.

„Ich weiß wirklich nicht, was du an diesem Auto findest. Ich finde immer noch, dass-“

„Mein Auto ist toll und ich will kein neues. Finde dich endlich damit an.“ schnitt ich ihm das Wort ab und startete den dröhnenden Motor.

Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte nach draußen, während ich mein Auto zur Schule lenkte. Nach einer Weile fiel Edward Blick schließlich auf das Loch, das dort klaffte, wo eigentlich ein Radio hätte sein sollen.

Er runzelte dir Stirn, sprach mich aber erst darauf an, als wir auf dem Parkplatz standen.

„Darf man fragen, was das hier für einen Sinn hat?“ fragte er unschuldig und deutete auf das fehlende Radio und die Kabel die lose aus dem Loch heraushingen.

Ich zuckte nur mit den Schultern und antwortete nicht. Stattdessen packte ich meine Schultasche und stieg aus. Edward ging nicht weiter darauf ein. Er schien mit irgendetwas anderem beschäftigt.

Aufmerksam schaute er sich um und fasste schließlich meine Hand. Sie war extrem angespannt und ich schaute ihn fragend an.

„Was ist?“ Er schwieg und zog mich langsam weiter in Richtung der Schulhäuser, während sein Blick hin und her huschte.

Ich warf einen Blick hinter mich, aber die einzigen die hinter mir her liefen, waren Jasper, Alice, Rosalie und Emmett. Alice hob grüßend die Hand und beschleunigte ihre Schritte, bis sie neben Edward herging. Edward schaute sie an, aber sie zuckte nur mit den Achseln.

„Keine Ahnung, Aro hat gesagt, dass sie zum Haus kommen würden. Ich hab auch nicht gesehen, dass sie uns hier erwarten würden.“ antwortete sie leise und mir wurde klar, dass sie nur meinetwegen normal redete.

Sie schien der Meinung, dass ich es erfahren sollte, auch wenn Edward anscheinend keinen Wert darauf gelegt hatte.

„Aber sie sind es!“ zischte er leise und wechselte ebenfalls in die normale Menschensprache. Alice schaute ihn verstimmt an und ihre Augen funkelten.

„Meinst du das weiß ich nicht? Man riecht sie im Umkreis von bestimmt zwei Meilen!“

Edward nickte leicht und nahm das Schulgebäude wieder ins Visier.

„Weiß Carlisle Bescheid?“ fragte er dann und ich sah, wie Alice nickte.

„Ja, Emmett hat ihn sofort angerufen, als uns klar wurde was los ist. Er ist auf dem Weg hierher und will versuchen sie dazu zu überreden mit zum Haus zu fahren.“

Edwards Gesicht zeigte keinerlei Regung und ich warf einen Blick auf die große Schuluhr.

Es war noch keine halb acht, also waren wir viel zu früh dran.

Mein Blick wanderte zurück zu Edward und Alice, aber keiner von beiden machte Anstalten mir zu erklären was los war.

„Verdammt, kann mir mal einer-“ weiter kam ich nicht, denn bevor ich den Satz beendet hatte, trat ein dunkler Schatten zwischen den Gebäuden hervor. Die Gestalt war in einen langen, schwarzen Umhang gehüllt und es dauerte einen Augenblick, bis ich erkannte, wen ich da vor mir hatte.

Mit einem Schlag durchfluteten mich die Erinnerungen und ich keuchte. Edward legte seinen Arm um mich und ich drängte mich an ihn. Ich wollte in seiner Umarmung verschwinden, aber das ging nicht.

Ich war hier und das ließ sich jetzt auch nicht mehr ändern. Ich bemerkte, dass Alice sich auf meine andere Seite stellte und auch die anderen Cullens formatierten sich in kleinem Abstand neben und hinter uns.

So gingen wir langsam aber sicher auf Felix zu. Mit jedem Schritt den ich auf ihn zu machte, durchflutete mich eine erneute Angstwelle und meine Finger krallten sich in Edwards Arm. Er schien es gar nicht zu bemerken, als er schließlich vor dem Vampir stehen blieb.

„Hallo Felix.“ sagte er trocken und ich konnte erkennen, wie sich das Gesicht und dem dunkeln Tuch zu einem schmalen Grinsen verzog. Felix hob seine Hand und zog das Tuch herunter. Die Sonne schien nicht, also brauchte er es ohne hin nicht.

„Hallo Edward. Wie ich sehen, weilt deine kleine Freundin noch immer unter den Lebenden, was?“

Bevor Edward etwas antworten konnte, schob Rosalie sich vor uns und starrte Felix mit funkelnden Augen an. Sie hatte den Vampir zwar noch nie gesehen, wusste aber aufgrund der Bericht, wen sich vor sich hatte.

„Was tut ihr hier?“ fauchte sie. „Ihr solltet zum Haus kommen!“

„Das sind wir aber nicht wie du siehst.“, antwortete Dimitri, der nun ebenfalls zu ihnen trat. „Und jetzt geh zur Seite, wir wollen mit Edward reden.“

Emmett zog Rosalie sanft zur Seite und ein gehässiges Grinsen machte sich auf den Gesichtern der beiden fremden Vampire breit.

„Sie hat recht.“, stellte Edward trocken fest und schaute den beiden fest in die Augen. Ich betrachtete die beiden Vampire, mit denen ich nicht allzu gute Erfahrung gemacht hatte.

Ihre Iris war blutrot wie ich erstaunt feststellte und mir war klar, warum Rosalie so geschockt war.

Die Beiden waren durstig! Sie mussten dringend jagen, deshalb waren sie hierher gekommen! Entsetzten durchströmte mich und ich vergas zu atmen.

„Wir wollten vorher noch einen kleinen Imbiss nehmen und wo ging das besser, als hier? Eine Schule, in einer knappen halben Stunde wimmelt es hier nur so von jungen Menschen: Ein Paradies auf Erden würde ich sagen.“

Ich spürte wie Edward sich noch mehr verkrampfte und mir wurde bewusst, dass ich Sauerstoff zum Leben brauchte. Ich atmete tief ein und konzentrierte mich dann darauf meine Angst zu vergessen und Edward zu beruhigen.

Er war sauer und ich sah ihm an wie schwer es ihm viel, nicht die Beherrschung zu verlieren. Ich löste meinen Klammergriff um seinen Arm und strich im sanft über den Rücken.

„Hier könnt ihr nicht Jagen. Wir haben eine Abmachung, die es verbietet.“

„Eine Abmachung?“ fragte Dimitri und schaute ihn überrascht an.

„So etwas ähnliches.

Auf jeden Fall müsst ihr euch eine andere Stelle suchen, es würde Probleme mit sich bringen, wenn ihr die Hälfte der Schüler umbringt.“

„Ach und warum?“ fragte Felix mit gefährlicher Stimme und mir entging nicht, dass seine blutroten Augen meinen Körper musterte.

Ich drückte mich wieder an Edward, bemühte mich aber ihn weiterhin durch Streicheleinheiten auf dem Boden zu halten.

„Ich bitte dich Felix. Es gibt hier gerade einmal dreihundert Schüler, es würde ziemlich Probleme mit sich bringen, wenn es auf einmal nur noch hundert wären!“

„Mhm.“, machte dieser leise und mir fiel auf, dass Dimitri mich ebenfalls begierig musterte. Auch Edward entging das nicht, denn er bleckte die Zähne und fing leise an zu knurren.

Es wirkte.

Felix gab sich einen Ruck und schaute Edward wieder in die Augen.

„Wenn ihr meint. Auch wenn ihr euch nicht von ihnen ernährt leben sie trotzdem in eurem Jagdgebiet. Wir werden uns nicht an eurem Besitz vergreifen.“ sagte er und zog sich wieder das dunkle Tuch über die Nase.

Dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und machte sich langsam auf den Weg in Richtung des Waldes, der an das Schulgelände grenzte.

„Wir sehen uns nachher.“ ließ er die Cullens noch wissen, dann gab er Dimitri einen Wink ihm zu folgen.

Was dann geschah, passierte so schnell, dass ich es fast gar nicht mitbekam. Ich hörte einen Schrei und wurde zur Seite gerissen.

Ich prallte hart auf dem Asphalt auf und bemühte mich, die blonden Haare aus dem Gesicht zu wischen. Panisch versuchte ich mich aufzurichten, aber ich wurde zu Boden gedrückt und hatte keine Chance.

Ich hörte ein furchteinflößendes Knurren und wurde erneut zu Seite gewirbelt. Mein Schädel dröhnte, meine Glieder schmerzten und ein leises Stöhnen entfuhr mir aber das Knurren wurde immer lauter.

Ich wusste nicht wer es war, aber es hörte sich nicht nach Edward an. Ich richtete mich vorsichtig auf, aber bevor ich aufsetzen konnte, schlangen sich schlanke, starke Arme um mich, rissen mich hinauf und hielten mich fest umklammert.

Wildes Knurren und das Geräusch von gefletschten Zähnen lenkten meine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen. In ein paar Metern Abstand hatten Alice und Edward sich auf Dimitri gestürzt und hielten ihn fest, während er zähnefletschend um sich schlug.

Dasselbe Bild bot sich mir auf meiner anderen Seite.

Felix lag flach auf den Boden gepresst und Emmett und Jasper sorgten dafür, dass es ihm nicht gelang sich zu befreien.

„Alles in Ordnung, Bella?“ fragte eine besorgte Stimme hinter mir und der feste Griff lockerte sich ein wenig. Es dauerte einen Moment bis ich mein Erstaunen überwunden hatte und meinen Kopf schließlich drehte.

„Rosalie?“ fragte ich erstaunt. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sie diejenige wäre, die mich retten würde.

„Ja, ist alles in Ordnung?“ Ich nickte leicht und schaute sie noch immer überrascht an.

„Ich schulde dir noch was, erinnerst du dich?“ Wieder nickte ich leicht und war froh, dass unser Gespräch in den Rangeleien um uns herum unterging.

„Bella, es tut mir Leid was passiert ist, wirklich! Ich hätte es nicht tun sollen!“

„Rosalie-“ versuchte ich einzuhaken, aber sie überging meinen Einwand.

„Nein Bella, lass mich ausreden. Ich sehe ein, dass ich einen Fehler gemacht habe, aber ich hab mich trotzdem nie richtig bei dir entschuldigt! Außerdem muss ich mich noch bei dir bedanken.“

„Bedanken?“ fragte ich baff. Ich war total überfordert mit der Situation und wusste nicht was ich sagen sollte. Mein Hirn war wie leer gefegt, als mir klar wurde in was für einer einzigartigen Situation ich mich mal wieder befand.

Ich stand auf einem menschenleeren Schulhof, war wieder einmal von Vampiren angegriffen und in letzter Sekunde gerettet worden und ganz nebenbei überwand Rosalie das erste Mal ihren Stolz und gestand sich ein, dass sie einen Fehler gemacht hatte!

Ganz toll, so etwas schaffte auch nur ich!

„Ja, du hast Edward gerettet und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Ich weiß nicht wie ich hätte weiterleben sollen, wenn er meinetwegen gestorben wäre.“

„Rosalie-“

„Nenn mich Rose, OK?“

Ich schaute sie verdattert an, unfähig auch nur einen weiteren Ton zu sagen. Ein unsicheres Lächeln huschte über ihr Gesicht und ich hatte mich schließlich wieder soweit im Griff, dass ich nicken konnte.

„Ok.“ zu mehr war ich im Moment noch nicht im Stande. Aber innerlich freute ich mich, denn ich war mir sicher, dass meine Beziehung zu Rosalie eben einen gewalteigen Fortschritt gemacht hatte.

„Was soll das?“ hörte ich auf einmal jemanden schreien und drehte mich so gut es ging um. Carlisle, Esme und Aro stand auf einmal neben mir und Carlisle machte keinen Hell aus seiner Wut als er Aro anschaute.

„Ich habe gesagt, sie sollen sich von der Stadt fernhalten Aro! Und dann tauchen sie in der Schule auf, noch dazu durstig!“

Aro wirkte ebenfalls ein wenig überrascht und ich konnte erkennen, dass er Dimitri und Felix etwas sagte, aber meine Ohren waren nicht in der Lage es zu verstehen. Einen Moment später standen die Cullens auf und ließen ihre Gefangenen los.

Die beiden, drehten sich ohne ein weiteres Wort um und verschwanden zwischen den Bäumen, während Esme mich besorgt anschaute.

„Ist alle in Ordnung?“ fragte sie mich und wieder nickte ich. Rosalie ließ von mir ab und nur eine Sekunde später drückte ich mich völlig fertig an Edward Brust. Ein Schluchzen durchfuhr mich, aber als Aro vor mir stand hatte ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle.

„Es tut mir leid was passiert ist, Bella. Ich hoffe ich kann es wieder gut machen!“, dann war auch ehr verschwunden.

Ich drückte mich wieder an Edward und versuchte das Pochen in meinem Kopf zu ignorieren, während er mir beruhigend über den Rücken streichelte.

Es dauerte nicht allzu lange bis Edward mich in Richtung Auto zurückschob.

Ich dachte nicht daran, dass ich eigentlich in die Schule musste und hörte Edward immer wieder die selbe Erklärung abgeben.

„Sie ist gefallen und böse mit dem Kopf aufgeschlagen, ich bring sie ins Krankenhaus.“

Der Spruch kam so glaubhaft und regelmäßig aus seinem Mund, dass ich kurz davor war selber daran zu glauben, als er mich auf den Rücksitz von Carlisles Mercedes schob.

„Wo fahren wir hin?“ fragte ich ihn unsicher und er nahm mich wieder in den Arm, während Carlisle den Wagen durch die Stadt steuerte.

„Ins Krankenhaus. Da bist du im Moment am sichersten, außerdem kann ich dir dann was gegen die Kopfschmerzen geben.“

Ich stöhnte nur leise und bettete meinen dröhnenden Schädel auf Edward Schoss. Sanft fuhr er mir durch die Haare und ich spürte wie er sanft meine Kopfhaut massierte.

Als ich schließlich auf einer Liege im Krankenhaus lag, Carlisle mich untersuchte und mir schließlich eröffnete, dass ich eine Gehirnerschütterung hatte dauerte es nicht allzu lange, bis Charlie auftauchte.

Er war total aus dem Häuschen, aber als Edward ihm erklärte, dass ich mal wieder gefallen wie, hatte er sich schnell wieder beruhigt.

Die Nacht über verbrachte ich im Krankenhaus und da ich dank Carlisles Einfluss ein Einzelzimmer bekam, wich Edward nicht mehr von meiner Seite.

Werwolf und Vampir

Am nächsten Morgen gab Carlisle mir noch ein Schmerzmittel, da mein Kopf pochte, als hätte man ihn als Hammer benutzt und entließ mich dann.

Ich tastete mich an der Wand entlang und bevor ich die Tür hinter mir schloss um auf Charlie zu zuwanken,hörte ich noch Carlisles Stimme, die Edward einschärfte mich vorerst nicht aus den Augen zu lassen.

Die schwere Tür knallte zu und ich merkte wie Charlie mich am Arm fasste und nach draußen zum Auto führte. Als er mich auf den Beifahrersitz des Streifenwagens bugsiert hatte hörte ich ihn leise murmeln.

„Ausgerutscht. Auf dem Schulhof. Auf staubtrockenem Asphalt.“ Er setzte sich hinters Steuer und ließ den Motor an, während er leicht den Kopf schüttelte.

„Das schaffst auch wirklich nur du Bella.“

„Sorry Dad“ versuchte ich mich zu entschuldigen und bemerkte zu meiner Erleichterung ein kleines Lächeln auf Charlies Gesicht.

Langsam gewöhnte er sich an meinen Verletzungsdrang und musste, genau wie meine Mutter, darüber lachen. Er hielt vor dem Haus an und schaute mich dann mit gerunzelter Stirn an.

Ich wusste, was er sagen wollte, aber ich kam ihm zuvor.

„Mir geht es gut Dad. ich lege mich ein paar Stunden hin und dann bin ich wieder in Ordnung. Ist ja schließlich nicht das erste Mal, ich bin es gewöhnt.“ Ich lächelte schwach.

„Du kannst ruhig zur Arbeit fahren.“

„Bist du sicher? Du siehst nicht sonderlich gut aus.

„Danke, aber du kannst wirklich fahren. Ich wird wahrscheinlich den ganzen Nachmittag schlafen.“

„So war das nicht gemeint.“

„Ich weiß Dad.“ Ich beugte mich vor, wobei ich das Pochen in meinem Kopf ignorierte und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Bis nachher. Ich wünsch dir viel Spaß bei der Arbeit.“ Dann öffnete ich die Tür und stieg aus. Sofort wurde mir schwindelig und ich musste mich am Auto festhalten um nicht umzufallen. Charlie sprang auf und war innerhalb ein paar Sekunden bei mir.

„Ich glaube ich sollte doch besser hier beleiben. Das ist deine schlimmste Gehirnerschütterung, die du bisher gehabt hast.“

„Halb so wild.“ Wieder versuche ich zu lächeln. „Ich leg mich hin, dann kann ich nicht umfallen und Dr. Cullen wollte nachher noch mal vorbeikommen.“

Das war ein schlagendes Argument und ich sah, wie der besorgte Ausdruck aus Charlies Gesicht wich.

„Na dann.“ Ich unterdrückte einen erleichterten Seufzer. Carlisle hatte zwar nicht gesagt, dass er kommen würde, aber ich war mir sicher, dass er sich mindestens einmal blicken ließ. Trotzdem ließ Charlie es sich nicht nehmen mich bis ins Wohnzimmer zu bringen und mich dort sicher auf dem Sofa zu platzieren.

Er warf mir noch ein paar besorgte Blicke zu, verabschiedete sich dann doch und fuhr zur Arbeit. Noch bevor der Streifenwagen die Einfahrt verlassen hatte hörte ich, wie sich das gekippte Fenster in meinem Rücken öffnete und ich fuhr hoch. Sofort kam der stechende Schmerz wieder und ich sank zurück in die Kissen.

„Mit so einer Gehirnerschütterung solltest du jeglichen schnellen Bewegungen vermeiden, Bella. Ich dachte das wüsstest du aufgrund der Erfahrung die du in solchen Dingen hast vermeiden.“, sagte eine fröhliche Stimme und zu meiner Erleichterung war es Alice, die sich auf den Sessel setzte und nicht Victoria.

„Da hat sie Recht.“, hörte ich eine weitere Stimme.

„Edward!“ stieß ich erleichtert aus und einen Wimperschlag später küsste er mich sanft auf die Lippen. Bevor ich ihn umarmen konnte, löste er sich wieder von mir und grinste mich an.

„Du bist krank und brauchst Ruhe!“ erinnerte er mich, bevor er seine Lippen noch einmal auf meine presste und sich dann brav neben mich aufs Sofa setzte.

„Darf man fragen, warum ihr zu zweit hier seid?“

„Ich kann auch wieder gehen.“, murrte Alice mit einem breiten Grinsen. „Ich weiß schließlich, dass ihr lieber alleine seid.“

Edward ignorierte sie, während er seine kalten Finger über meinen Arm kreisen ließ und antwortete: „Die Situation hat sich ein wenig zu gespitzt. Jetzt sind nicht nur die Werwölfe und Victoria in der Gegend, sondern auch noch drei ziemlich mächtige Vampire. Wir halten es für besser dich für die nächste Zeit nicht aus den Augen zu lassen.“

„Und deshalb hat man euch zwei als meine Bodyguards abkommandiert, oder wie?“

Edward grinste.

„So in etwa.“ Ich seufzte leise und murmelte schließlich

„Wenigstens nur ihr zwei und nicht alle.“ Aus den Augenwinkeln sah ich, wie ein breites Lächeln über Alice Gesicht huschte und Edward leicht den Kopf schüttelte.

„Was ist?“ fragte ich, aber Edward sagte nichts. „Ihr seid doch nur zu zweit hier, oder?“ Edward antwortete immer noch nicht und behielt Alice im Auge, bis sie schließlich seufzte.

„Edward!“ forderte ich und er ergab sich.

„Emmett ist im Garten.“ Ich verdrehte die Augen.

„Und Jasper auf dem Dach!“ ergänzte Alice mit einem breiten Grinsen und ich schaute sie entgeistert an. „Auf dem Dach?“ echote ich und jetzt musste auch Edward lachen.

„Er wollte das schon immer mal Sachen und ich versichere euch er hat einen heiden Spaß an der Sache. Er sitzt neben dem Schornstein, so das ihn keiner sehen kann und hält Smalltalk mit Emmett.“

„Ach, und wo ist Emmett?“ fragte ich leicht verstimmt und Alice musste wieder lachen.

„Im Baum.“ Jetzt kugelten sie sich beide vor Lachen, als sie meine verdutzte Miene sahen. Ich konnte es nicht glauben.

Jasper saß bei uns auf dem Dach und Emmett hing in einem Baum. Ich schüttelte leicht den Kopf und dann musste ich, trotz meiner Kopfschmerzen auch Lachen.

Es war die komischste Situation, die ich jemals mit den beiden erlebt hatte. Dass sie lächelten oder breit grinsten, bevorzugt über meine Tollpatschigkeit und meine Naivität, war ich gewöhnt. Aber das wir zu dritt in unserem Wohnzimmer saßen und uns kugelten vor Lachen, war etwas Neues für mich.

Es dauerte eine ganze Weile bis ich mich wieder beruhigt hatte und Edward wischte mir die Lachtränen aus dem Gesicht, während er noch immer breit vor sich hingrinste.

„Ich hol dir was zu trinken.“, sagte er und verschwand blitzschnell in der Küche. Ich setzte mich vorsichtig auf und bemühte mich meinen Kopf möglichst ruhig zu halten, als ich feststellte, dass mir das Lachen gut getan hatte. Ich schaute Alice an, die meinen Blick ohne zu zögern erwiderte und wir mussten schon wieder grinsen.

Es gab keinen Grund wieder loszulachen, aber trotzdem schafften wir es uns wieder so hineinzusteigern, dass ich schon wieder nach Luft rang als Edward mit einem Glas Saft aus der Küche kam. Er klopfte mir sanft auf den Rücken und reichte mir schließlich den Saft, der mir dabei half wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen.

„Ganz ruhig Bella. Übertreib’s nicht!“, mahnte er mich, aber auch er hatte noch mit einem breitem Lächeln zu kämpfen. Ich trank noch einen Schluck Saft und hatte mich dann wieder im Griff.

„Also, was hattet ihr jetzt vor?“ fragte ich sie und ließ mich von Edward wieder aufs Sofa ziehen. „Wir könnten ne Runde Karten spielen!“ schlug Alice vor und Edward nickte. „Find ich gut“ hörte ich Jasper sagen, der gerade dicht gefolgt von Emmett durchs Fenster hineinkletterte.

„Ich dachte du sitzt auf dem Dach.“ fragte ich ihn schelmisch und musste schon wieder grinsen.

„Bella!“ murrte Edward leise. „Halt dich zurück. Wir wollen Karten spielen und keinen Lachrekord aufstellen.“

Ich drehte mich zu ihm um und küsste ihn auf die Nasenspitze. „Ist gut.“ „Also, was spielen wir?“ fragte Alice, während sie die Karte mischte und aufmerksam in die Runde sah.

„Stripppoker!“ warf Emmett ein und wieder kam das Grinsen zurück. Allerdings nicht nur bei mir, sondern auch bei den anderen. „Rosalie ist nicht hier, wenn dann sollten alle dabei sein.“, bemerkte Alice, aber an ihrem Tonfall bemerkte ich, dass sie mit dem Spiel keine Probleme hatte und es wahrscheinlich schon eine Male hinter sich gebracht hatte. Dann eine paar Runden Skat, schlug Edward vor und rückte ein Stück von mir weg, damit ich ihm nicht in die Karten schauen konnte.

Ich weiß nicht wie lange wir spielten, aber als Alice die Karten wieder einpackte und zusammen mit Jasper jagen ging, wurde es bereits dunkel.

„Carlisle kommt gleich noch vorbei, aber ich denke ich kann dich ruhig schon ins Bett bringen.“ sagte Edward schließlich zu mir und ich starrte ihn böse an. „Du brauchst mich nicht ins Bett zubringen. Ich bin groß genug und schaff das auch alleine!“, mit diesen Worten schlug ich die Wolldecke beiseite, schwang die Beine von dem Sofa und stand auf.

Ich schaffte ganze drei Schritte, bevor meine Kopfschmerzen wieder einsetzten, mir schwindelig wurde und ich das Gleichgewicht verlor.

Bevor ich stürzen konnte, wurde ich von Edward aufgefangen und festgehalten. „Sicher?“ fragte er leise und ich hörte Emmett im Hintergrund leise Lachen.

„Ich bin wieder im Garten.“, ließ er uns wissen und war verschwunden.

„Ich hasse es.“, murrte ich leise und ich wusste wie Edward die Augenbrauen hochzog, auch wenn er mich von hinten festhielt.

„Was hasst du?“, fragte er mich mit seiner verführerischen Stimme und ich spürte seinen kalten, wunderbaren Lippen in meinem Nacken.

„Wenn du mich wie ein kleines Kind behandelst.“

„Das heißt also, dass du es nicht magst, wenn ich dich auf den Arm nehme“, er hob mich hoch „das Haar aus dem Gesicht streiche“, er klemmte eine meiner Haarsträhnen hinter mein rechtes Ohr „Dich ins Bett bringen“, innerhalb von Sekunden waren wir in meinem Zimmer und er legte mich vorsichtig auf meine Matratze „und dir einen Gute Nacht Kuss gebe.“, er küsste mich sanft auf die Lippen „Bevor ich dich in den Schlaf singe. Richtig?“

„Völlig richtig. Ein Gute-Nacht-Kuss ist eindeutig zu wenig“, ließ ich ihn wissen und bereitete einladend die Arme auseinander.

Er küsste mich wieder, diesmal inniger und als er sich schließlich von mir löste und mich in den Arm nahm, musste ich nach Luft schnappen. Kurz darauf öffnete sich dir Tür und Carlisle und Esme kamen herein.

„Wie geht es dir?“ fragte Esme mich besorgt und stellte einen Korb auf meinen Schreibtisch. „Halb so wild, mir geht’s wieder gut.“ Ich hatte die Worte noch nicht ausgesprochen, als Carlisle spöttisch die Augenbrauen hochzog.

„Solange ich einigermaßen still liege und nicht durch die Gegend laufe.“, gab ich schließlich zu, während Esme den Korb auspackte. Carlisle lächelte und maß zur Sicherheit meine Temperatur, bevor Esme ein Menü, von dem ich und Charlie uns zusammen ungefähr zwei Tage ernähren konnten, vor mir ausbreitete.

„Iss, ich hab noch was für Charlie. Ich vermute, dass er gleich kommt.“ Sie warf Edward einen fragenden Blick zu warf und er nickte.

„Er ist gerade losgefahren.“ Ich schob mir eine kleine Kartoffel in den Mund um Esme, die mich aufmerksam musterte, zufrieden zu stellen. „Geht Charlie morgen wieder arbeiten, Bella?“

Erstaunt schaute ich Carlisle an und nickte schließlich, während ich weiterkaute. Als ich schließlich runtergeschluckt hatte, musterte ich ihn. „Klar, warum?“

„So leid es mir tut, aber ich glaube es lässt sich nicht mehr vermeiden, dass du Aro einmal gegenüber tritt’s“

An Edwards plötzlicher Versteifung erkannte ich, dass er von Carlisles Plänen wusste, aber sie nicht im geringsten guthieß. Ich schluckte und presste die Lippen aufeinander.

„Mir gefällt es auch nicht Bella, aber nachdem was gestern Morgen passiert ist müssen wir mit ihnen reden. Aro muss einsehen, dass er und vor allem Felix und Dimitri nicht hier bleiben können. Die beiden streifen die ganze Zeit durch die Gegend und ist nur noch eine Frage von Minuten oder Stunden, bis sie die Werwölfe im Reservat entdecken. Du weißt genau so gut wie ich, dass sie nicht so freundlich zu ihnen seien werden wie wir.“

Ich warf Edward einen schnellen Blick zum, der die Arme vor der Brust verschränkt, und schaute Calisle dann fest in die Augen.

„Felix und Dimitri sind nur zu zweit. Sie sollten das Rudel nicht unterschätzen.“ sagte ich schließlich mit fester Stimme. „Ich weiß Bella, aber darum geht es nicht. Es geht um die Tatsache, dass sie existieren. Selbst wenn das Rudel es schafft die beiden zu töten, glaubst du wirklich, dass Aro es sich auf sich sitzen lässt, dass sie zwei seiner engsten Vertrauten vernichtet haben? So weit darf es nicht kommen.“

Ich senkte den Blick, in der Hoffnung meine Tränen verbergen zu können, aber ich wusste, dass es mir nicht gelang. „Ich weiß, dass das für dich nicht leicht wird, aber du musst trotzdem dabei sein. Alice wird dich morgen früh, sobald Charlie aus dem Haus ist, abholen und zu uns bringen, einverstanden?“

„Wieso kann Edward mich nicht abholen?“ fragte ich mit brüchiger Stimme und sah wie Carlisle Edward einen überraschten Blick zu warf. Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihn an. Er seufzte und setzte sich neben mich aufs Bett.

„Ich kann heute Nacht nicht hier bleiben, Bella. Ich muss dringend jagen und außerdem muss ich zusammen mit Emmett etwas erledigen.“ Entsetzen durchströmte mich, denn ich wusste, dass irgendetwas passiert war. „Was ist los Edward, was musst du erledigen?“

„Nichts Besonderes. Viel wichtiger ist es, dass ich jagen gehen kann.“ Ich schaute im direkt in die Augen und im selben Moment wurde mir klar, warum ich ihm nicht glaubte.

Seine Augen schimmerten leicht karamellfarben und waren nur am Rande schwarz verfärbt. Natürlich konnte er jagen gehen, aber normalerweise zögerte es so lange wie möglich heraus mich alleine zu lassen.

Ich konnte es nicht fassen, dass er mich anlog bis mir die Zweideutigkeit des Wortes jagen bewusst wurde.

„Du gehst nicht einfach jagen.“ flüsterte ich und im selben Augenblick erkannte ich an seinem Blick, dass ich ihn durchschaut hatte. „Du jagst Victoria, deshalb kommt Emmett auch mit. Sie war hier, stimmt’s?“

Er wollte mir die Wahrheit nicht sagen, aber genauso wenig wollte er mich anlügen.

Er hatte mich bisher erst ein einziges Mal angelogen und sowohl mir als auch ihm war bewusst, was passiert war nachdem er mir gesagt hatte, dass er mich nicht mehr liebte.

„Alice und Jasper werden die ganze Nacht über hier sein, Bella. Dir wird nichts passieren. Wir sehen uns morgen, versprochen.“ hauchte er stattdessen und küsste mich auf die Stirn. Dann stand er auf und versuchte da entsetzen in meinem Blick zu ignorieren, aber es war nur allzu deutlich wie sehr es im widerstrebte mich alleine zu lassen.

„Charlie ist unterwegs.“ sagte er noch, dann war er verschwunden. Ich starrte im Fassungslos hinterher, während Esme die leckeren Kostbarkeiten wieder in den Korb dachte und nach unten in die Küche. Mir war der Appetit vergangen und ich stellte den Teller, der noch fast voll war, auf meinen kleinen, total überfüllten Nachttisch.

„Du solltest noch etwas essen.“ sagte Carlisle zu mir aber ich schüttelte trotzig den Kopf und kam mir vor wie ein kleines Kind. Er seufzte, schaute aus dem Fenster und drehte sich dann zu mir rum. „Charlie ist da und ich muss wieder in die Klinik. Alice und Jasper sind draußen, ich denk mal das sie hochkommen wird sobald Charlie nach dir gesehen hat.“ Ich nickte nur stumm, während meine Gedanken bei Edward und Emmett waren.

Ich hörte ihn leise seufzen, dann verschwand er. Langsam rannen mir die Tränen über die Wange. Ich machte mir nicht die Mühe sie wegzuwischen, denn ich wusste, dass es keinen Sinn hatte.

Sie würden ohnehin wiederkommen. Langsam kullerten sie weiter, bis sie schließlich über meine Lippen rollten und ich den salzigen Geschmack schmecken konnte. Mein Kinn sank auf meine Brust und ich schloss die Augen, während sie noch immer vor Tränen überquollen. Dann spürte ich, wie sich ein kalter Finger unter mein Kinn legte und meinen Kopf sanft anhob.

Ich fing an zu schluchzen und es dauerte einen Moment bis ich die Lider öffnete. Ich wurde von einem schiefen Lächeln angestrahlt und Edwards traumhaft sanfte Stimme hauchte mir leise zu:

„Nicht weinen, Bella. Es ist alles in Ordnung.“

Meine dichten schwarzen Wimpern waren schwer vor Tränen, deshalb schloss ich wieder die Augen. Ich konnte es nicht glauben, dass er hier war. Dann spürte ich, wie sich seine Lippen sanft auf meine legten und er mir meine Tränen wegküsste.

„Bella?“

Schlagartig öffnete ich die Augen. Charlie stand in der Tür und schaute mich besorgt an. „Alles in Ordnung?“ fragte er mich und ich beeilte mich zu nicken. Ich wollte mir die Tränen wegwischen, aber meine Wangen waren trocken.

Erstaunt sah ich auf meine Hände und strick erneut über mein Gesicht. Nichts.

„Bella?“

Ich starrte Charlie an und es dauerte ein paar Sekunden bis ich mich wieder im Griff hatte. „Ja natürlich. Wie war es bei der Arbeit.“ Er schaute mich noch immer unzufrieden an, aber ich tat so, als bemerke ich nichts.

„Wie immer, nichts Besonderes. Was hast du den ganzen Tag gemacht?“ „Hauptsächlich geschlafen. Vor einer Weile waren Dr. Cullen und seine Frau hier und haben nach mir gesehen. Sie haben etwas zu essen gemacht, weil sie es für keine gute Idee hielten, dass ich koche. Ich glaube es steht unten in der Küche.“

Sein Blick wanderte auf den noch fast vollen Teller auf meinem Nachttisch, aber er sagte nichts. „Dann geh ich jetzt etwas essen, kommst du nachher noch einmal runter oder willst du schlafen?“

„Ich geh ins Bad und schlaf danach. ich fühl mich immer noch schlapp und müde.“ Letzteres war gelogen, aber mir war nicht danach mich ins Wohnzimmer zu setzen wo Charlie und ich uns wahrscheinlich sowieso nur anschweigen würden. Ich nickte nur und nach ein paar Sekunden Stille verließ Charlie mein Zimmer.

Ich ließ mich zurück in die Kissen fallen und dachte nach. Edward war nicht hier gewesen, ich hatte es mir eingebildet, da war ich mir sicher. Aber was war mit meinen Tränen? Ich wusste, dass mein Gesicht nass vom weinen gewesen war bevor Charlie die Tür geöffnet hatte.

Vielleicht war ich eingeschlafen und einfach nicht gemerkt wie die zeit vergangen und meine Tränen getrocknet waren. ich schaute auf meinen Wecker in der Hoffnung, dass er meine Theorie bestätigen würde.

Zehn vor sieben. Um viertel vor sieben war Edward gegangen. Ich beschloss mir ein anderes Mal Gedanken darüber zu machen, wenn mein Gehirn wieder voll funktionstüchtig war, schlug die Decke zurück und trippelte langsam ins Bad.

Ich stellte mich unter die Dusche und ließ das warme Wasser auf mich herabprasseln, während ich mich mit meinem Heißgeliebten Erdbeershampo einrieb. Danach blieb ich noch eine ganze Weile unter dem angenehmen Wasser stehen und versuchte meine Sorgen und Probleme von mir abspülen zu lassen, aber als ich aus der Dusche trat, mich in ein Handtuch wickelte und in den Spiegel schaute wurde mir klar, dass ich keinen Erfolg gehabt hatte. Ich betrachtete das bleiche Gesicht im Spiegel und die dunklen Ringe, von denen die Augen geschmückt wurden. Sonderlich begeistert war ich nicht, aber ich das eigentlich nie gewesen war machte ich mir nichts daraus.

Trotzdem starrte ich das Gesicht weiterhin an und das erste Mal versuchte ich mir bewusst vorzustellen, wie ich als Vampir aussehen würde. Die Augenringe würden sich wahrscheinlich noch verstärken, so wie bei Edward und meine ohnehin blasse Haut würde weiß werden.

Einen dachte ich darüber nach, ob ich nach meiner Verwandlung zu so einer Schönheit wie Alice und Rosalie werden würde, aber im nächsten Moment wurde mir bewusst, dass ich überhaupt kein Bedürfnis hatte so auszusehen wie die beide.

Ich stieß einen Seufzer aus um mich in die Wirklichkeit zurück zu holen und griff nach dem Fön. Als meine haare hinreichend trocken waren, schlüpfte ich in meine Sachen und während ich zurück in mein Zimmer ging wanderten meine Gedanken wieder zu Edward und Emmett. Ich betete dafür, dass ihnen nichts passierte und alles in Ordnung war, aber sonderbarer Weise machte ich mir keinerlei Sorgen.

Irgendetwas sagte mir, dass momentan alles in Ordnung war und es sinnlos war sich sorgen zu machen. ich drückte die Klinke hinunter und stellte fest, dass ich bereits von Alice und Rosalie erwartet wurde. Meine Decke war noch zurückgeschlagen, deswegen machte ich es mir ohne weite Umstände darunter bequem.

Ich unterheilt mich eine Weile mit meinen beiden Freundinnen und dabei wurde mir bewusst, dass ich mich nicht nur über Alice, sondern auch über Rosalies Anwesenheit freute. Die Zeit verging und nachdem wir noch einmal ein paar Runden Karten gespielt hatten konnte ich gegen neun Uhr die Augen nicht mehr offen halten.

„Ich würde sagen es ist besser wenn du jetzt ein paar Stunden schläfst.“ ließ Alice mich ihre Meinung wissen und teilte demonstrativ nur noch ihr und Rosalie Karten aus und ignorierte mich dabei. Ich wollte nicht schlafen, aber ich wusste, dass es nichts brachte mich wach zu halten. Vor allem da ich morgen einen ziemlich harten Tag vor mir hatte.

Nach einer kurzen Denkpause nickte ich schließlich zustimmend und wollte mich gerade auf die Seite drehen, als ich sah wie Alice und Rosalie die Karten unter mein Bett schoben und sich zu zweit in meinen Kleiderschrank hockten. Ich hob erstaunt die Augenbrauen, aber auf den Sinn von Vampiren konnte man sich verlassen und schon einen Augenblick später öffnete sich die Tür.

Charlie schob sich herein und betrachtete mich mit unverholener Verwunderung, da das Licht noch an war.

„Ich dachte du wolltest schlafen.“ stellte er fest und ich deutete zur Antwort auf meinen Discman, der ebenfalls auf meinem überlaufenden Nachtisch lag. „Ich konnte nicht schlafen und hab noch ein bisschen Musik gehört.“ ließ ich ihn wissen und er lächelte.

„Ach so. Na dann.“ Er hielt das Telefon, das meiner Aufmerksamkeit bisher entgangen war hoch und zeigte darauf.

„Da will jemand mit dir sprechen, soll ich ihm sagen, dass du schläfst?“ Ich war sofort hellwach und schaute ihn verdutzt an. „Telefon? Für mich?“ Er nickte und hielt es mir hin. Ich starrte ihn immer noch an und er verschwand aus dem Zimmer.

Wie zufällig öffnete sich die Schranktür und Rosalie schaute mich neugierig an. Ich hielt den Hörer ans Ohr und sagte:

„Hallo?“ Ein paar Sekunden verstrichen. „Bella?“ fragte es schließlich zurück und ich dachte mein Herz blieb stehen. Wieder traten mir Tränen in die Augen, aber diesmal vor Freude. „Jake?“

Wieder Stille, dann: „Ja.“ „Oh Jake, wieso hast du nicht vorher angerufen? Ich hab mir Sorgen um dich gemacht!“ „Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen, Bella!“ Seine Stimme war hart und abweisend, aber es war mir egal. „Ich freu mich dass du anrufst.“ sagte ich ehrlich und er räusperte sich.

„Es ist notwenig, nicht mehr. Deine Blutsauger haben ihren Vertrag gebrochen. Ein Stück außerhalb des Reservats haben sie vier Leichen gefunden.“ Ich schwieg. „Sam hat gesagt ich soll dich anrufen, er ist sich nicht sicher dass es die Cullens waren.“ Aber du glaubst es.“ flüsterte ich entsetzt, denn ich hatte nichts von den Toten gewusst.

„Nein.“ sagte er. „Ich weiß es.“

Ich seufzte. „Sie waren es nicht Jake. Das schwöre ich, sie würden so etwas niemals tun.“ „Woher willst du das wissen? Sie sind Vampire!“ es klang genauso anklagend wie bei Edward, als er mich daran erinnert hatte, dass Jakob ein Werwolf war.

„Und du bist ein Werwolf. Meinst du das ist besser? Sie können genauso wenig etwas dafür wie du, warum begreifst du das nicht? Warum begreift ihr das beide nicht?“ fragte ich ihn wütend und er schwieg.

„Ihr seid beide intelligenter als normale Menschen, aber trotzdem nicht in der Lage einzusehen, dass euer Feind genauso wenig etwas für sein Dasein kann wie ihr selbst!“ warf ich im vor.

„Er ist gefährlich.“

„Das bist du auch Jake.“

„Aber ich würde dir niemals etwas antun.“ Jetzt war ich richtig sauer.

„Wie kommst du auf die bescheuerte Idee, dass Edward mir etwas antun würde?“

„Er ist ein Vampir Bella!“

„Und du bist ein Werwolf! Du ebenso Instinkte, die du unterdrückst musst wie er. Du kannst mir genauso wenig garantieren dass du dich unter Kontrolle hast, wie Edward. Schau dir Emily an!“

Noch während ich die Worte aussprach, bereute ich sie. Ich wollte nicht, dass unser erstes Gespräch seit langem wieder in dieser endlosen Diskussion änderte. Jakob schwieg und ich bis mir auf die Lippen.

„Jake, hör zu…“ wollte ich mich entschuldigen, aber er unterbrach mich. „Was soll ich Sam sagen?“ fragte er und überrollte mich mit dem Themenwechsel. Es dauerte einen Moment bis ich wusste was er meinte.

„Sie waren es nicht Jake, dass musst du mir glauben! Victoria ist wieder in der Gegend, die rothaarige die es schon einmal auf mich abgesehen hat. Außerdem drei weiterer Vampire, aber du musst mir versprechen, dass ihr sie nicht jagt! Sie sind bei den Cullens zu Gast und gehören zur Königsfamilie der Vampire.“

„Warum sollte das mich davon abhalten sie zu töten?“ fragte er kalt. „An deiner Stelle wäre ich mich nicht so sicher wer dann wen tötet, Jake. Sie sind zwar in der Unterzahl, aber mit die mächtigsten ihrer Art und selbst wenn ihr es schafft, wird man euch eine ganze Armee auf den Hals hetzten. Schwör mir, dass ihr sie nicht jagt, Jake!“

Er schwieg und ich schaute zu Rosalie hinüber, die mich besorgt musterte und sich mit Alice beratschlagte. „Warum sollte ich das tun?“ fragte er schließlich ruhig.

„Weil ich es will.“

„Damit deinen Blutsaugern nichts passiert, hab ich recht?“ fragte er sarkastisch und Wut stieg in mir hoch.

„Verdammt Jakob!“ schrie ich ihn an. „Warum willst du es eigentlich nicht verstehen? Du weißt genau warum ich nicht will, dass du sie jagst. Du weißt, dass ich mir nicht sorgen um meine Blutsauger mache sondern um dich! Ich hab dir von Anfang an gesagt, dass ich Edward liebe und diese Liebe niemals aufgeben werde und du hast es akzeptiert. Das heißt noch lange nicht, dass ich nichts mit dir zu tun haben will! Du warst, nein du bist mein bester Freund, den ich je hatte. Und ich bin verdammt noch mal bereit für diese Freundschaft zu kämpfen! Aber du verstehst es wieder nicht, du musst ein riesiges Drama machen und hörst mir noch nicht einmal zu wenn ich dir etwas sage!“

Stille.

„Und fang jetzt nicht wieder mit Vampiren und Wölfen an. Du weißt genau, dass das nichts damit zu tun hat!“

„Das hat es sehr wohl, Bella, das weißt du genau!“ Seine Stimme klang verbittert.

„Nein hat es nicht. Das ist eine ganz andere Sache. Hierbei geht es in erster Linie darum, dass du dir falsche Hoffnungen gemacht hast!“

„Er ist mein Feind Bella! Wieso verstehst du es einfach nicht? Es ist bei weitem nicht so einfach wie du denkst.“ Jetzt klang auch er wütend.

„Wenn es wenigstens irgendein Junge gewesen wäre an den ich dich verloren hätte, aber stattdessen muss ich zusehen wie du ihn den Armen dieses Monsters liegst.“

Es überraschte mich, dass er seine Beherrschung noch nicht verloren hatte, aber ich war froh darüber.

„Du liebst mich.“ sagte ich schließlich schluchzend in die Stille hinein.

„Wie kommst du den darauf.“ fragte Jakob am anderen Ende der Leitung mit vor Sarkasmus triefender Stimme. Ich wischte mir die Tränen ab, schluchzte noch einmal und fragte ihn dann schließlich so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob er es hörte:

„Wenn du mich wirklich liebst, Jake, wieso lässt du mich dann nicht glücklich werden?“

Er antwortete nicht und einen Moment dachte ich tatsächlich, dass er mich nicht verstanden hatte.

Dann erklang das Rufzeichen.

Er hatte aufgelegt.

Ein wichtiges Gespräch

Meine Hände hatten sich krampfhaft ineinander geschlungen. In der Hoffnung dass es niemandem auffiel hatte ich sie unter dem Tisch verborgen und versuchte einen einigermaßen selbstsicherern Eindruck zu machen.

Ich war mich sicher, dass ich kläglich scheiterte.

Alice lächelte mir aufmunternd zu und versuchte mich ein wenigaufzubauen.

Sie wollte etwas sagen, aber als sie den Mund aufmachte schloss sie ihn sofort wieder und einen Augenblick später öffnete sich die Tür und Carlisle kam herein. Ihm folgten Aro, Dimitri und Felix.

Mein Herz setzte aus. Auf Aro war ich vorbeitetet gewesen, aber niemand hatte mir gesagt, dass auch seine beiden Gefährten bei unserem Gespräch anwesend sein würden. Sie setzten sich und Aro strahlte mich mit seiner freudigen Art an. Ich hätte ihn an liebsten angespuckt. Überrascht blinzelte ich, es war es nicht gewöhnt einen Drang danach zu haben anderen nun ja, Wesen, schaden zu zu fügen.

Es dauerte ein paar Sekunden bis ich mich wieder im Griff hatte, dann hob ich den Kopf und schaute Aro direkt an. Bisher hatte ich mich so etwas nie getraut, aber in diesem Moment wurde mir klar, warum ich den Blick seiner roten Augen ohne Probleme erwidern konnte.

Ich war sauer.

Nein, ich war stinksauer.

Normalerweise versuchte ich immer an das Gute im Menschen zu glauben. Ich dachte darüber nach und verdeitigte mein Gewissen, als der Hass auf Aro immer größer wurde.

Erstens, ist er kein Mensch und zweitens ist das alles hier alles, aber nicht normal.

Ich sagte nichts, sondern funkelte Aro nur böse an. Es schien amüsiert, aber ich spürte wie die Alice, Carlisle und Emmett mich überrascht musterten.

Natürlich, sie waren solche Reaktionen nicht gewöhnt. Es kostete mich schließlich schon genug Überwindung unhöflich gegenüber Menschen zu sein, aber dass ich den König der Vampir mit einem Blick aus dem unverholener Hass sprach musterte, musste sie erst einmal verarbeiten.

Ein paar Sekunden später nickte Emmett mir anerkenndend zu und lächelte. Ich sah ihn nur aus dem Augenwinkeln, aber ich was mir trotzdem sicher, dass ein bisschen Stolz aus seinem Blick sprach. Wieder ging die Tür aus und Esme schritt gefolgt von Edward in den Raum.

Esme nahm Platz, aber Edward ging ohne zu zögern auf mich zu.

Er schaute mich kurz etwas überrascht an, bevor sein blick kurz zu Aro huschte und er mir schließlich übers Haar strich. Ich riss mich von Aros anblick los und hob den Kopf. Er beugte sich zu mir herunter und küsste mich auf die Lippen, dann setzte er sich neben mich.

Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Aro mich noch immer musterte und sich nach ein paar Sekunden vorbeugte.

„Hallo Bella!“ sagte er in seiner betont freundlichen Art und Weise, die meinen Zorn auf ihn nur noch mehr verstärkten. Ich antwortete nicht, sondern erwiderte seinen eindringlichen Blick. Ein breites Lächeln huschte über sein Gesicht und er warf seinen beiden Gefährten einen schnellen, mahnenden Blick zu, denn ihm war nicht entgangen, dass sie bei weitem nicht so gelassen blieben wie er.

Sie lehnten sich schließlich angespannt zurück und Aro richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. Er schien immernoch auf eine Antwort zu warten, aber ich blieb stumm. Ich war so wütend, dass ich Angst hatte ihn anzuschreien sobald ich den Mund aufmachen würde.

„Auf den ersten Blick scheint es, als hätte sie sich gar nicht verändert.“ sagte Aro schließlich an Carlisle. „Aber in ihrem Blick liegt etwas, was bei unserem letzten Treffen noch nicht da war.“ Ich tastete nach Edwards hand und als ich sie gefunden hatte, drückte ich sie fest. Er drückte ebenfalls meine und zeigte mir so, dass er da war.

„Nun Carlisle, du weißt, dass wir noch immer größtes Interesse daran haben, sie zu einer von uns zu machen. Natürlich steht auch das Angebot was ich Edward gemacht habe noch.“ fügte er hinzu und warf Edward einen eindringlichen Blick zu.

„Natürlich.“ erwiderte er, während sein kalter Daumen über meinen Handrücken strich. „Hast du darüber nachgedacht?“

„Nein.“

„Nicht?“ Aro war überrasch.

„Das heißt deine Entscheidung steht schon fest?“

„Schon lange Aro, dass weißt du. Ich habe bereits eine Familie gefunden, der ich einiges verdanken und die ich liebe. Ich werde sie nicht verlassen.“

Aro zögerte einen Momentm, dann nickte er. „Das ist Schade, aber wir könne ja später nocheinmal auf dieses Thema zurückkommen, nicht war?“

Ein Hauch von Hoffnung lag in seiner Stimme und in dem Moment wurde mir bewusst, dass er nicht nur für alle Zeiten hinter mir her sein würde, sondern auch hinter Edward.

„Ich glaube nicht, dass das nötig ist.“ Aro nickte wieder, ließ das Thema dann fallen und wandte sich wieder an Carlisle.

„Wann wollt ihr es tun? Ich würde sagen, je schneller desto besser. Schließlich weißt du nicht wie lange sie noch an ihrem Entschluss festhält.“ „Ich bezweilfe, dass das ein Problem sein wird.“ schmuzelte Carlisle zur Antwort und ich spürte wie Edward sich ein wenig verkrampfte.

„Das kannst du nicht wissen, Carlisle. Niemand ist in der Lage sie zu kontrollieren, keiner weiß was sie denkt und was sie vorhat.Sie stellt in gewisser Weise eine Gefahr da, deshalb biete ich euch an, mich um sie zu kümmern. Ich könnte sie mitnehmen und sicherstellen, dass sie sicher er verwahrt wird.“

Wenn Edward zuvor verkrampft gewesen war, so wusste ich nicht was er jetzt war. Ich spürte seine Muskeln an seinem Arm. Sie waren steinhart und sahen so aus, als würden sie bald platzen. Beruigend strich ich ihm über den Unterarm, denn ich wusste, dass das Monster in ihm gerade gefährlich groß wurde.

Ich bemühte mich ihn zu beruhigen, während mein eigener Zorn immer größer wurde. Aro versuchte mich zu kaufen wie ein Stück Vieh. Wog vor und Nachteile ab und war mit Sicherheit kurz davor ein Angebot zu machen.

„Ich sehe ein, dass sie sehr wertvoll ist, aber im Gegenzug-“

„Ich werde nicht mirgehen.“

Stille.

Aro hob überrascht die Augenbrauen und aus seinem Blick sprach wieder die betonte Freundlichkeit, die ich so hasste.

„Ich bin kein Tier um das du feilschen kannst Aro. Ich werde nicht mitgehen!“ Mir war klar, dass die Cullens mich niemals verkauft hätten, aber ich wollte mich totzdem in das Gespräch mit einbringen und Aro daran erinnern, dass ich ebenfalls anwesend war.

„Wie kommst du auf die Idee, dass du eine Wahl hast?“ fragte auf einmal eine eiskalte Stimme und Felix beugte sich vor. Ich antwortete nicht, sondern warf ihm nur einen eiskalten Blick zu, was ihn allerdings nicht im mindsten einschüchterte. Ich starrte ihn an, dann ließ ich mich doch zu einer Antwort herab:

„Wie kommst du auf die Idee, dass du etwas zu sagen hättest? Ich hab gehört, dass dein Ansehen bei Aro nach hdem Vorfall an der Schule gewaltig gesunken ist.“

Ich schaute Felix direkt in die Augen und erkannte darin tiefgründigen Hass. Er würde später mit ziemlicher Sicherheit nicht zu meinen Freunden zählen.

Aber wann war später? Eine leichte Handbewegung Aros reichte aus um ihn wieder einzufangen und er lehnte sich wieder zurück. Ich schenkte ihm ein breites Lächeln, in das ich meine gesamte Verachtung für ihn hineinlegte. Diesmal war ich diejenige die zurückgehalten werde musste und Edward stupste mich sanft in die Seite um mich auf den Boden der tatsachen zurückzuholen. Ich kniff kurz die Augen zusammen, atmete tief durch und erwiderte dann Aros durchdringenden Blick.

„Du willst also nicht mitgehen?“ Ich nickte nur, denn eine Antwort war nicht nötig. Jeder im Raum wusste, dass ich für immer an Edwards Seite bleiben wollte. Und zumindest die Cullens wussten, dass ich bereit war dafür zu kämpfen.

Aro runzelte leicht die Stirn und stütze seine Ellenbogen auf der Tischplatte ab. Im selben Moment schoben sich die Wolken ein wenig weiter und durch die riesigen Fenster schien die Sonne hinein.

Alle um mich herum glitzerten und glänzten und als ich einen raschen Blick auf Edward warf wurde ich von seiner Schöhnheit fast geblendet. Es geschah nur selten, dass ich ihn im Sonnenlicht sah.

Zum einen weil die Sonne in Forks nur sehr selten schien und zum anderen, weil Edward es vermied bei Sonnenschein das Haus zu verlassen. Ich rieß mich von seinem sanften Lächeln los und begutachtete so oberflächlig es mir in diesem Moment möglich war die anderen.

Alice wirkte noch unwirklicher und Emmetts Muskeln wurden durch das Funkeln eine eigenartige Schönheit verliehen.

Carlisles und Esmes Perfektion wurden im Ganzen noch einmal unterstrichen. Dimitri und Felix entzogen sich der seltsamen Wirkung des Sonnenlichts, da sie ihre dunklen Umhänge nicht abgelegt hatten und sich mit einer für mich nicht sichtbaren Bewegung die Kapuzen über den Kopf.

Am Rande bemerkte ich noch wie sich die Tür öffnete, dann wurde ich von Aros Anblick in seinen Bann gezogen. Er hatte nichts Besonderes an sich, es war schlichtweg die unglaubliche Perfektion mit der seine Gesichtszüge geformt waren. Sie übertraff alles was ich je gesehen hatte, sogar die der Cullens und im selben Moment wurde mir klar, warum er als ein König der Vampire angesehen wurde. Vorher hatte er auf mich einfach den Eindruck eines normalen, etwas senil gewordenen Vampirs gemacht, der nicht wusste was er mit sich und seiner Guten Laune anfangen sollte auf mich gemacht.

Doch von einer Sekunde auf die andere erkannte ich, dass ich falsch gelegen hatte und durchschaute seine Maske.

Es war alles ein Spiel für ihn, nicht mehr und nicht weniger. Und in diesem Spiel ging es um mich. Er mich für eine Bedrohung hielt, da ich mich seiner Kontrolle entzog und war nicht bereit das ohne weiteres hinzunehmen.

Auch wenn er uralt war und Volterra wahrscheinlich seit Ewigkeiten nicht verlassen hatte, war er noch immer der selber Vampir der er vor ein paar Jahrhundert Jahren gewesen war. Hinterhältig und Egoistisch.

Ein Vampir der sich und sein Dasein voll und ganz akzeptierte und an totale Macht gewöhnt war. In dem Moment in dem ich hinter seiner Maske blickte erschrack ich.

Ich empfand zwar immer noch einen unbändigen Hassauf ihn, aber es war nicht mehr die einzige Gefühlsregung in mir.

Er flöste mir Respekt ein.

Respekt und Angst.

Wie hatte ich nur so naiv sein können?

Wie hatte ich davon ausgehen können, dass irgendein total normaler Vampir seit Jahrhunderten König seiner Rasse war?

Wie?

Mir hätte von Anfang an klar sein müssen, dass er etwas besonderes sein musste auch wenn er sich wie ein seniler Trottel benahm. Ich schlug die Lider nieder, drückte Edwards Hand und wusste, dass er Aros Maske von Anfang an durchschaut und ihm nie getraut hatte.

Er drückte meine Hand ebenfalls und strich mit seinem Daumen beruhigend über meinen Handrücken. Am liebsten hätte ich mich auf seinen Schoß gesetzt, mich an seine kalte Brust gekuschelt und geweint. Von einer Sekunde stand ich mitten im Raum und hatte mich an Edwards Pulli festgekrallt. Meine Tränen benässten den Stoff und er vergrub seinen Kopf an meiner Schulter, während er mir sanft über den Rücken streichelte.

Dann war es vorbei.

Das einzige was ich sah war schwarz. Ich öffnete die Augen und starrte direkt in Aros Gesicht. Die Wolken hatten sich wieder vor die Sonne geschoben und er wirkte wie ein unglbaulich naiver Vampir, aber sein wissendes Lächeln sagte mir, dass er genau wusste, dass ich hinter seine Maske geshaut hatte.

„Du gehörst nicht zu ihnen Bella! Hast du sie dir angeschaut? Auch wenn es mir wiederstrebt es zuzugeben, die Cullens sind selbst für Vampire etwas Besonderes. Ihre Fähigkeiten und auch ihr extremes Aussehen macht sie sogar innerhalb unser Kreise zu etwas Besonderem. Von ihrer Art sich zu ernähren brauchen wir gar nicht zu reden.“

Ich schloss wieder die Augen und wiederstand dem Drang mir die Ohren zu zu halten. Ich wollte es nicht hören. Ich wollte nicht hören wie langsam und eindrinlich auf mich einredete und immer mehr Gift in die soweiso vorhandene Wunde tröpfelte.

„Bist du sicher, dass du den Anforderungen die diese Familie automatisch stellt gewachsen bist? Bist du sicher, dass du als Vampir genug bist umb dauerhaft bei ihnen bleiben zu können?“

Langsam, Tropfen für Tropfen, träufelte er Gewissensbisse in mich hinein. Ich bemerkte wie Edward sich neben mir bewegte und vorbeugte. Eigentlich hatte ich das alles alleine durchstehen wollen, aber ich ließ ihn gewähren.

Zuviele Zweifel nagten an mir.- ich wusste, dass ich bis in die Ewigkeit bei Edward und den Cullens bleiben wollte. Sie waren die Geschwister und Freunde die ich nie gehabt hatte, aber was versicherte mir, dass sie genauso empfanden?

„Du wirst nie ganz zu ihnen gehören, diese Familie ist etwas Besonderes.“

„Das besondere an uns ist, dass wir nicht nach Ausshen und vorallem nach Fähigkeiten beurteilen.“ knurrte Edward Aro entgegen und ich konnte förmlich wie das Tier in ihm tobte. „Ja? Dann sag mir wonach ihr eure Familienmitglieder aussucht. Was müssen sie machen, damit sie zu euch gehören.“

„Gar nichts“ knurrte Edward zähnefletschend zurück.

„Gar nichts?“ fragt Aro mit gespielter Überraschung und schlug die Handflächen gegeneinander.

„Bist du sicher?“

„Ja, da sind wir uns alle sicher.“ warf Alice leise, aber bestimmt ein.

„Also würdet ihr sie auch bei euch behalten wenn sie nach der Verwandlung ein stinknormaler Vampir wäre? Ihr würdet sie bei euch behalten, auch wenn sie keinerlei Fähigkeiten hätte, sowie die meisten von uns?“

„Ja.“ antworteten Carlisle und Esme gleichzeitig. Ich hatte die Augen noch immer geschlossen und lauschte stumm dem Gespräch.

„Dann sagt mir warum!“

Ja, sagt warum! fuhr es mir durch den Kopf. Ich weiß schon längst, dass ihr das alles für mich tun würdet, aber ihr habt mir nie gesagt warum! Sagt mir warum, flehte es in mir während sich meine Augen langsam aber sich mit tränen füllten.

Ich spürte wie Edward den Arm um mich legte, weil er genau wusste was Aros Worte in mir angerichtet hatte.

„Weil wir sie lieben! Wir alle, nicht nur Edward.“ ertönte eine neue Stimme. Ich wusste wem sie gehörte, aber ich war mir sicher, dass die betreffende Person nicht im Raum gewesen war als ich die Augen zusammmen gekniffen hatte.

Ich öffnete meine Augen und sah, dass ich mich nicht getäuscht hatte. In der Tür stand Rosalie, die die Arme mit einem vor Wut verzerrten Gesichtsausdruck vor der Brust verschränkt hatte. Ich nahm noch Jasper war, der mit ebenfalls wutentbrannter Miene hinter ihr stand, dann nahmen mir die Tränen die Sicht.

Ich fing hemmungslos an zu schluchzen und ein leises „Rose“ entwich mir. Ich spürte wie Edward mich sanft vom Stuhl hob und seinen Schoß setzte.

Ich vergrub mich an seiner Brust und weinte. Es dauerte nicht lange und sein Pulli war durchnässt, aber es störte mich nicht. Seine Hand fuhr leicht über seinen Rücken.

„Was solltes das Aro?“ Du kennst unsere Entscheidung und du hast stundenlang mit Carlisle darüber geredet! Du warst einverstanden, wenn ich daran erinnern darf!“ fuhr Emmett ihn scharf an und ich hörte Jasper. „Es war abgesprochen. Sie wird ein Vampir werden, genauso wie du es verlangst, aber sie wird bei uns bleiben, dass war unsere Bedingung dafür.“

„Sie ist gefährlich“ hörte ich Aro knurren, aber Rosalie und Alice schnitten ihm gleichzeitig das Wort ab.

„ARO!“ schrien sie ihn an und ich bekam mit wie Esme die beiden beruhigte und Carlisle sich vorbeugte.

„Sie haben recht Aro, wie waren uns einig.“

„Sie könnte gefährlich werden, Carlisle, dass weißt du genauso gut wie ich.“

„Ja.“ er nickte „Aber du weißt, dass ich unsere Freundschaft immer sehr geschätzt habe und es bestimmt nicht in meinem Sinn ist, dass sie nach Voltterra kommt und versucht euch umzubringen! Ganz abgesehen davon bezweifle ich, dass Edward zulässt, dass sie sich in solch eine Gefahr begibt. Du weißt, dass wir sie mühelos festhalten können und dass wir es auch tun werden, falls es notwenig sein sollte. Außerdem wissen wir beide, dass sie euch nicht wirklich gefährlich werden kann.“

Ich richtete mich leicht auf und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht um wieder einigermaßen freie Sicht zu haben. Ein irres Durcheinander war ausgebrochen.

Emmett hielt Rosalie fest, obwohl er scheinbar genaug mühe hatte sich selbst im Zaum und das Tier in sich unter Kontrolle zu halten.

Felix stand nicht weit entfernt und behielt sie ihm Auge um Aro notfalls beschützen zu könne und Dimitri hatte sich Alice, Jasper und Emse zugewandt, die mit angespannten Muskeln in einer anderen Ecke standen.

Carlisle saß gelassen auf seinem Stuhl und redete auf Aro ein, während Edward mich im Arm hielt. lnsgesamt aber sicher kehrte ich in die Gegenwart zurück und wurde mir der Situation wieder bewusste.

Von einem Moment auf den anderen bemerkte ich Edwards angespannte Haltung und mir war klar, dass er sich ganz alleine kontrollieren musste. Ich schniefte nocheinmal und strich ihm eine Haarsträhne zur Seite.

Mein Herz blutete zwar noch immer, aber mir war klar, dass es momentan dringender Probleme gab. Ich beugte mich vor und küsste ihn vorsichtig auf seine kalte Wange.

„Ganz ruhig“ flüstere ich ihm ins Ohr und streichelte seine Hand. „Tief einatmen.“

Ich spürte wie er meinen Aufforderungen foge leistete und war froh darüber. Ein paar Sekunden später, in denen meine Aufmerksamkeit voll und ganz auf Edward gelegen hatte, hörte ich wie Aro aufstand.

Als ich mich umdrehte waren er, Felix und Dimitri bereits bei der Tür. „Wir werden zurück nach Italien gehen, aber schon bald wiederkommen! Wir haben da noch etwas zu bereden, was die Wölfe in eurer Nachbarschaft betrifft!“

Mein Blick fiel auf Carlisles angespannte Miene. „Emmett, Jasper, Edward ihr kommt mir mir. Ich will sichergehen, dass sie wenigsten für eine Woche von hier verschwinden.“

Ich wollte mich nicht von Edward trennen, aber ich sah ein, dass es notwenig war. Wiederstrebend setzte Edward mich auf einen Stuhl und kniete sich vor mich.

„Ich komm so bald es geht wieder, versprochen.“ Ich nickte und er drückte seine kalten Lippen auf meine. Als er sich sanft aber bestimmt von mir löste, flüserte er leise:

„Ich bin stolz auf dich Bella!“

Er wollte aufstehen, aber ich hielt ihn fest. „Edward…“ setzte ich an, dann versagte meine Stimme.

Auch wenn er meine Gedanken nicht lesen konnte, wusste er sofort was mich bedrückte.

„Er hat gelogen Bellaschatz. Du wirst auf ewig bei uns bleiben und ich für mich wirst du immer etwas Besonderes sein!“

Er strich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, klemmte sie vorsichtig hinter mein Ohr und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Dann war er weg.

Ich vergrub mein Gesicht in den Händen, bis ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. „Komm Bella, du musst nach Hause. Außerdem musst du was essen.“

Alice stand neben mir und trotz meiner Beteuerung, dass ich kein Hunger hatte, schleppte sie mich in ein kleines Restaurant.

Die Portion, die sie mir bestellte war riesig und sie ließ mich nicht nach Hause gehen, bevor ich nicht wenigstens die Hälfte gegessen hatte. Ich war unendlich froh, als ich endlich zuhause war und mich voll gefuttert in mein Bett fallen ließ.

Es war erst früher nachmittag, aber ich war müde. Das Gespräch hatte mich mitgenommen, aber ich konnte trotzdem nicht schlafen.

„Edward kommt heute abend irgendwann wieder“ ließ Alice mich wissen und legte sich dann zu mir ins Bett. Sie kam mir unruhig vor und nach einer halben Stunde sprang sie auf, als Rosalie ins Zimmer kam.

„Na endlich.“ sie hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und drehte sich dann strahlend zu mir um. „Ich muss noch etwas erldigen Bella. Ich komm dich morgen wieder besuchen, ja?“

Dann küsste sie mich ebenfalls auf die Wange und verschwand mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Tür. Rosalie schüttelte leicht amüsiert den Kof und schloss die Tür, dann schauten wir uns an.

„Danke“ sagte ich. Sie zog eine Augenbraue hoch und sah mich fragend an.

„Wofür?“

„Dafür, dass du mich vor Aro verteigt hast.“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.

„ Ich hab gar nicht darüber nachgedacht, was ich sage. Es ist mir erst später klar geworden, aber ich bin froh, dass ich es gesagt habe. Du weißt, dass es tut mir leid, wie ich dich noch vor ein paar Wochen behandelt habe. Ich will es wieder gutmachen.“

Wieder lächelte sie, aber dieses Mal war es ein unsicheres Lächeln. Ich wusste, dass sie die paar Sätze viel überwindung gekostet hatten und ich wollte ihr ein Stück entgegen kommen, da ich ihr ungeheuer dankbar war.

‚Weil wir sie lieben’ das hatte sie gesagt. Dieser schlichte Satz aus ihrem Mund zu hören überwältigte mich und ich hätte weinen können vor Freude. Stattdessen rückte ich ein Stück und klopfte neben mich auf die Matraze.

„Willst du dich zu mir legen? Das macht Alice auch immer wenn ich nicht schlafen kann.“ Sie schaute mich zweifelnd an, fast so als sei sie der Meinung, dass es dafür noch zu früh wäre. Ich warf ihr einen kurzen, flehenden Blick zu, dann beugte sie sich meinm Wunsch.

Ich machte keinen Unterschied zwischen ihr und Alice und beutzte sie wie selbstverständlich als Kopfkissen. Ich spürte wie sie sich anspannte, ignorierte es aber und schloss die Augen. „Weißt du was?“ fragte ich sie.

„Mhm?“

„Ich bin verdammt froh darüber, dass wir uns endlich vertagen haben, wirklich! Ich hab ständig darüber nachgedacht, weil ich es hasse mich mit anderen zu streiten.“

„Wirklich?“

„Ja, wirklich.“ und es stimmte tatsächlich. Das erste Mal seit langem hatte ich eines meiner Probleme gelöst und es bedeutete mir verdammt viel. Ich schloss meine Augen und da ich das erste Mal seit langen zufrieden mit mir war dauerte es nicht lange bis ich eingeschlafen war.

Rote Rosen

Ungeduldig zog Alice mich an der Hand. „Los, beeil dich doch mal!“ Ich stolperte hinter ihr her und war mir sicher, dass ich es nur ihr zu verdanken hatte, dass ich noch nicht flach auf dem Boden lag.

„Jetzt warte doch mal Alice!“

„Nein, ich kann nicht warten sonst kommen wir zu spät. Los!“

„Alice!“ Ich versuchte meine Hand aus der ihren zu lösen, doch ich wusste, dass ich damit keinen Erfolg haben würde.

„Ich bin kein Vampir, Alice. ich kann nicht so schnell laufen und muss auch zwischendurch mal atmen! Dazu kommt, dass ich sportlich nicht sonderlich begabt bin!“ erinnerte ich sie und endlich blieb sie seufzend stehen.

„Wenn du wüsstest wie sehr ich mich darauf freue, dass dieses ganze Theater vorbei ist!“ „Mehr als ich kannste du dich gar nicht drauf freuen!“ bemerkte ich düster und nach kurzem Schweigen nickte sie schließich.

„Wahrscheinlich hast du Recht. Aber jetzt komm, du hast dich genug ausgeruht!“ und wieder zog sie mich weiter die Straße entlang, während ich mit den Tränen zu kämpfen hatte. ich hatte in letzter Zeit extrem nah am Wasser gebaut, aber Esme meinte das wäre in Anbetracht der Situation völlig verständlich.

Edward äußerte sich nicht dazu.

Das einzige was er tat war für mich dazu sein und mich wann immer es ging mich in den Arm zu nehmen und zu trösten. Er ließ mich wissen, dass er immer für mich da sein würde und dass er mich liebte. Bis vor zwei Tagen.

Er hatte selbst mit massen an Problemen zu kämpfen. Aro wollet ihn noch immer in seiner Familie haben, dass wusste ich. Obwohl die Cullens versucht hatten es vor mir zu verbergen hatte ich durch zufall mitbekommen, dass es vor drei Nächten, als die Männer Aro, Felix und Dimitri weggebracht hatten noch einen bösen Zwischenfall gegeben hatte.

Wenn ich nur daran dachte könnte ich losheulen.
 

Ich weiß noch genau, wie in Rosalies Armen gelegen hatte und davon aufgewacht war, dass mehrere Personen ins Zimmer gekommen waren. Sie hatten leise miteinander geflüstert und schließlich nichts mehr gesagt.

Ich hatte gewusst, dass sie sich zu schnell für mich unterhielten, aber der besorgte Ton zuvor war mir nicht entgangen also öffnete ich die Augen. Meine Brust schmerzte noch immer, als ich mich daran erinnert.

Sobald ich mich an die Helligkeit gewöhnt hatte, hatte ich keine Luft mehr bekommen und mein herz hatte aufgehörte zu schlagen. Ich weiß noch wie sicher ich mir gewesen war tot gewesen zu sein.

Alle Cullens waren im Raum versammelt und Jaspers gesicht war eine große Narbe zu sehen, die so schnell zuheilte, dass man dabei zusehen konnte.

Das bereitete mich allerdings nicht auf Edwards und Emmetts Anblick vor. Beide waren zerschunden und hatten große Wunden. Es hatte einen Moment gedauert bis ich es realisiert hatte, da sie nicht bluteten, aber das hatte den Anblick auf seine Weise nur noch schlimmer gemacht.

Ich war nicht im Stande gewesen auch nur ein Wort zu sagen und hatte erstarrt auf die Szenerie die sich mir bot gestarrt. Carlisle hatte die Verletzungen die Edwards und Emmett zierten begutachtet, aber schon kurz nachdem ich die Augen geöffnet hatte, hatte Edward sich blitzschnell zu mir rumgedreht und den anderen etwas zu gezischt.

Das nächste was pssierte war, dass Rosalies Hände mir die Sicht versperrt hatten. Mit sanfter Gewalt hatte sie meinen Kopf gedreht und ihn an ihre Schulter gedrückt, so dass ich nichts mehr hatte sehen können.

Ich hatte versuchte mich zu wehren und schließlich hatte sie mich losgelassen. Das einzige was ich in diesem Moment fühlte war Leere, nicht mehr und ich hatte entsetzliche Angst mich wieder dem Raum zu zu drehen.

Unbegrünet wie ich feststellte.

Er war leer.

Dann endlich hatte ich geweint, geweint wie schon lange nicht mehr. Die Tränen strömten aus mir heraus, als würde sich ein ganzes Meer in mir befinden, dass nach draußen drängte. Tropfen und Tropfen hatte ich geweint.
 

Auch jetzt wo ich wieder an den Tag zurückdachte, füllten sich meine Augen mitTränen und ich versuchte mit aller Kraft nicht an die Ereingnisse von vor ein paar Tagen zu denken.

Ich versuchte den Streit mit Edward wieder zu vergessen, aber ich konnte tun was ich wollte die Bilder strömten einfach in meinen Kopf hinein.
 

Wieder sah ich Edward vor mir wie er mir mit sanfter Miene einrede wollte, dass ich das alles nur geträumt hätte.

„Du hast ganz friedlich geschlafen Bella, wirklich! Ich war bei dir und hab auf dich aufgepasst und außerdem geht es mir gut! Schau mich doch an.“ hatte er gesagt und mich mit einem seltsamen Blick gemustert während er sein Hemd geöffnet hatte um mir seine nackte Brust zu zeigen.

Es waren keinerlei Narben zu sehen gewesen, aber als unsere Blicke sich trafen sagte mir eine eine plötzliche Eingebung, dass er log.

Und das hatte ich ihm auch gesagt.
 

Das war entgültig zuviel für mich. Ich riss mich mit aller Kraft von Alice los, was mir aber auch nur gelang, da sie gerade abwesend in die Luft starrte.

Überascht schaute sie sich zu mir um, aber bevor ich etwas sagen konnte, hatte ich mich einfach auf den Boden fallen lassen und die Knie angezogen. Mir was zum heulen zumute und genau das tat ich jetzt auch.

Ich spürte wie meine Wangen nass wurden und schluchzte hemmungslos. Dann bemerkte ich Alice kalte Hand in meinem Nacken, die mir schließlich langsam und sanft über den Rücken strich.

„Ist gut Bella.“ flüsterte sie leise, aber es beruhigte mich nicht im Geringsten. Sie schien zu begreifen, dass es keine Sinn hatte auf mich einzureden und ließ mich einfach weinen. Ein bisschen Trost hätte mir gut getan, aber im Nachhinein sah ich ein, dass es das Beste war mich für ein paar Minuten einfach mit meinen Gedanken alleine zu lassen.

Ich weiß nicht genau wie viel Zeit verstrich bis Alice mir schließelich leise ins Ohr flüsterte: „Du musst aufstehen Bella. Du sitzt mitten auf dem Bürgersteig und in ein paar Minuten wird die alte Frau die gegenüber wohnt die Polzei rufen und du willst doch nicht, dass Charlie dich so findet, oder?“

Im ersten Moment war es mir egel, seit seit dem Streit mit Edward vor zwei Tagen war mir alles egal, aber im nächsten Moment wurde mir klar das sie recht hatte.

Ich schüttelte den Kopf und wischte mir mit dem Handrücken die Tränen so gut es ging von der Wange.

Es brachte nicht viel, aber ich beließ es dabei und ließ mir von Alice hochhelfen.

„Komm, wir gehen was trinken. Da ist ne kleine Kneipe um die Uhrzeit ist da nicht viel los.“ Sanft aber bestimmt schon die mich in die Richtung des kleinen Eingangs und bugsierte mich schließlich auf einen Stuhl, während sie etwas zu trinken beorderte.

Dann setzte sie sich mir gegenüber und nach kurzem Schweigen sagte sie:

„Also, Bella. Willst du es mir jetzt erzählen?“

„Was erzählen?“

„Was genau los ist! Seit zwei Tagen kann man kein Wort mehr mit dir reden ohne das du anfängst zu heulen und Edward tut so, als würden wir alle gar nicht existieren. Ich hab ihn noch nie so erlebt! Er war soger netter bevor er dich kennengelernt und da war er schon leicht reizbar!“

Ich schluchzte noch einmal und nippte dann an der Cola, die mir die Kellnerin brachte.

„Du weißt es doch sowieso schon“ Flüsterte ich schließlich so leise, dass ich Angst hatte das sie mich nicht verstanden hatte. Sie schüttelte hetfig den Kopf und ließ mich schließlich das Gegenteil wissen.

„Nein Bella! Ich weiß gar nichts. Ich habe nichts gesehen, frag mich nicht wieso, aber es ist eine Tatache, dass ich keine Ahnung habe was los ist und das ist verdammt ungewohnt für mich.“

Ich schwieg und trank schließlich erneut was von der Cola und stieß schließlich einen kleinen Seufzer aus.

„Bella! Sag es mir bitte, auch wenn es persönlich ist! Wir können uns solche Unstimmigkeiten und Streitereien in unserer jetzigen Situation nicht leisten!“ Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während ich verzweifelt versuchte meine Tränen wegzublinzeln.

Vorsichtig setzte ich das Glas auf den Tisch, aber dennoch fiel es um und der Rest der Cola floss über den Tisch und tropte schließlich auf Alice wunderschöne, rote Bluse. Sie ignorierte es vollkommen und streckte stattdessen ihre Hand nach meiner aus.

„Bella!“ bat sie mich wieder und ich schluchzte los.

„Wir haben uns gestritten!“ brachte ich schließlich hervor bevor ich mein Gesicht in den Händen vergrub und losheulte. Ich war noch nie so verzweifelt gewesen! Jetzt war er endlich wieder hier und für mich da, da hatte ich nichts Besseres zu tun als mich mit ihm zu streiten! Wie sehr ich es doch bereute was ich ihm an den Kopf geworfen hatte, wenn er wüsste das mein Gewissen mich quälte und mich an nichts anderes mehr denken ließ!

„Das hab ich gemerkt.“ murmelte Alice leise und ich bekam am Rande mit wie sie die Kellnerin, die mit einem Putzlappen angerannt kam, mit einer Handbewegung wieder wegschickte.

„Warum Bella?“

„Ich…ich hab ihn einen Lügner genannt, Alice! Meinen eigenen Freund! Warum hab ich das gemacht? Wieso hätte ich nicht einfach ruhig sein können? Ich hab wieder alles kaputt gemacht!“ schluchzte ich weiter und wurde von Heulkrämpfen geschüttelt. Alcie stand auf, kam um den Tisch herum und nahm mich in den Arm, während ich nach Luft rang und mir mal wieder versuchte die Tränen von meinem Gesicht zu wischen.

„Ist gut Bella.“ tröstete sie mich „Was war los, sag mir warum ihr euch gestritten habt!“

Ich blinzelte nocheinmal und schaute sie dann mit rot geweinten Augen zweifelnd an.

„Bella“ seufzte sie, nachdem sie meinen Blick ein paar Sekunden lang erwidert hatte.

„Ich bin nicht nur Edwards Schwester, sondern auch deine Freundin! Es tut mir weh euch beide so leiden zu sehen und das einzige was ich will ist, dass ihr euch wieder vertragt! Also sei so lieb und sag mir warum ihr euch gestritten habt!“

Ich musterte sie noch ein paar Sekunden und mir wurde klar, dass sie es nur gut meinte. Ich holte tief Luft und schüttete ihr dann mein Herz aus.

„Weißt du noch was vor drei Tagen passiert ist?“

Sie nickte: „Natürlich, da hatten wir das Gespräch mit Aro.“

„Nein, das meine ich nicht. Ich meine das was später passiert ist.“

„Ich weiß nicht wovon du redest.“ Ich schluchzte wieder verzweifelt und hätte sie am liebsten angeschrien.

„Doch Alice, du weißt genau was passiert ist! Carlisle und die anderen Jungs haben Aro noch ein Stück begleitet und als sie wiederkamen waren sie verletzt!“

Nun schrie ich entgültig und eine ältere Dame ein paar Tische weiter schaute mich empört an. Mir war es egal.

„Ich hab es gesehen, Alice! Ich bin nicht blöd, ich war wach und hab alles gesehen und ich hab mir Sorgen gemacht, verdammt nochmal! Und jetzt versuch bitte nicht auch noch mir einzureden, dass ich nur einen bösen Traum gehat hätte! Ich weiß was ich gesehen habe!“ Inzwischen rannen mir die Tränen in solchen Massen über die Wangen, dass ich spürte wie sie an meinem Kinn heruntertropften.

Alice schwieg kurz und schaute mich dann an: „Was hat Edward gesagt?“

„Was?“ Verdattert schaute ich sie an.

„Was hat Edward gesagt, als du ihn darauf angesprochen hast?“ Ich starrte sie kurz an, dann nahm ich mich zusammen und erzählte ihr mit zusammengebissenen Zähnen von unserem Streit:

„Ich hab ihm gesagt, dass ich alles gesehen hätte und er hat mich nur angelächelt und gesagt, dass ich einen schlechten Traum gehabt hätte.“

„Und?“

„Was und? Ich hab es ihm nicht geglaubt, aber er wollte mir partou nicht die Wahrheit sagen und…und ich wurde sauer.“ Ich schwieg kurz und holte Luft, bevo ich etwas leiser fortfuhr: „Ich hab ihn angeschrien, dass er mich nicht für blöd vekaufen soll und er ein Lügner wäre. Da ist er auch sauer geworden und…“ meine Stimme war immer dünner geworden, bis sie schließlich vollkommen versagte.

„Du hast einen schlechten Traum gehabt. Das hat Edward dir erzählt?“

„Ja, aber ich weiß, dass ich es nicht geträumt habe. Ich weiß, dass irgendetwas passiert ist und dass Edward es mir nicht sagen will und mich sogar anlügt. Es tut weh, aber ich hätte trotzdem nichts sagen dürfen. Schließlich ist er mir zu wichtig, als das…“

„Nein Bella, nur weil ihr euch liebt und zusammen seid heißt das nicht, dass ihr nicht verschiedene Meinungen haben könnt! Ganz abgesehen davon steh ich voll und ganz auf deiner Seite! Er hat kein Recht dich anzulügen!“

Ich blinzelte überrascht und schaute sie an. Auf ihrem Gesicht stand Wut und Unverständnis. „Hier, trink die auch noch, ich muss mal kurz weg! Und bleib ja hier, ich bin ein paar Minuten wieder da.“

Mit diesen Worten schob sie mir die zweite Cola zu und verschwand nach draußen. Überrascht schaute ich ihr hinter her, aber nach ein paar Sekunden beschloss ich nicht darüber nachzudenken, da ich es sowieso nicht verstehen würde.

Ich nippte an der Cola und kurz darauf kam erneut die Kellnerin und wischte eilig den Tisch sauber, dann schenkte sie mit ein schüchernes Lächen und verschwand wieder.

Ich setzte mich ein wenig bequemer hin und dabei fiel mein Blick aus dem Fenster. Alice stand in der Nähe des Eingangs und hielt in einer Hand ihr kleines, silbernes Handy, in das sie hineinsprach.

Sie sah wütend aus und ich bereute es schon wieder ihr von meinem Streit ir Edward erzählt zu haben. Ich hatte einfach überreagiert, sowohl Edward gegenüber, als auch gerade eben. Das redete ich mir immer wieder ein und schließlich glaubte ich es.

Ich hörte ein leises Quitschen in meinem Rücken, machte mir aber nicht die Mühe mich rumzudrehen. Es war lediglich die Tür die zu den Toiletten und den Räumen, die man mieten konnte führte.

Ich hörte wie sie ins Schloss fiel und nippte erneut an meiner Cola. Dann kramte ich in meinen Taschen auf der Suche nach einem Taschentuch, aber zu meinem Bedauern hatte ich keinen Erfolg.

Ich schniefte und auf einmal hing ein Taschentuch vor mir in der Luft. Es wurde von zwei mächtigen Fingern gehalten und mir schließlich in die Hand gedrückt. Ich nahm es dankbar an und wischte mir die Tränen vom Gesicht bevor ich mir die Nase putzte.

Dann drehte ich mich leicht herum um mich zu bedanken und wurde vom Schlag getroffen. Vor mir stand kein anderer als Sam Uley.

„Hallo Bella.“ sagte er freundlich und setzte sich trotz seiner Größe elegant auf den Stuhl, auf dem zuvor Alice gesessen hatte. Dann rümpfte er die Nase. Ich wusste, dass er Alice riechen konnte, aber er hatte genug anstand um nichts zu sagen.

Ich bemerkte lediglich dass seine Muskeln sich anspannten.

„Sie ist draußen.“ sagte ich schließelich, da wir sowieso beide wussten, dass ein Vampir hier war und uns schließlich nicht anlügen mussten.

Er nickte „Ich weiß, sonst wäre ich nicht gekommen.“

„Was willst du?“ Er seufzte leise und schaute mich bedauernd an.

„Ach Bella, was soll das. Das hört sich total unfreundlich an!“ Ich schaute ihn an und er lächelte mir zu.

„Entschuldige, das was nicht meine Absicht.“

„Ich weiß, “ sagte er „Ich wollte dich lediglich fragen wie es dir geht.“ Überrascht schaute ich ihn an.

„Du willst wissen wie es mir geht?“ fragte ich verdattert und starrte ihn an.

„Ja, warum nicht. Weißt du Bella, der wirkliche Grund warum ich hier sitze ist wahrscheinlich, dass ich dir sagen will, dass ich dich nicht hasse nur weil du dich für die Cullens entschieden hast.“

Meine Kinnlade klappte herunter und mit offenem Mund starrte ich ihn an. „Ich weiß, dass du ständig versuchst Jake zu erreichen, aber er dir nicht antwortet. Deshalb bin ich auch hier. Er hat sich entschieden. Er hat beschlossen dich loszulassen und dir nicht weiter hinterherzurennen, weil er einsieht, dass er verloren hat! Mach es ihm nicht noch schwerer Bella, er ist sowieso schon am Ende.“

Er schaute mich aus ernsten Augen an und ich wollte etwas erwidern, aber dann klappte ich den Mund wieder zu. Ich konnte es einfach nicht glauben.

Ich saß verheult in einem Cafe und mir gegenüber saß Sam Uley und redete auf mich ein. Irgendwie hatte die ganze Situation eine gewisse Ironie an sich und bevor ich schließlich doch antwortete, warf ich einen schnellen Blick aus dem Fenster um sicherzugehen, dass Alice noch immer telephonierte. „Nein Sam. Er hat mich niecht verloren. Das ist das einzige was ich im klar machen will, ich bi immer noch seine Freundin! Und ich bin bereit dafür zu kämpfen, weil ich unter der Situation genauso leide wie er.“

„Nein Bella. Für ihn bist du mehr als nur eine einfache Freundin, das weißt du. Für ihn ist es schrecklich das Mädchen, das er liebt in den Armen eines Vampires zu sehen, dass musst du verstehen. Es bedeutet für ihn eine innerliche Qual, die du dir nicht vorstellen kannst. Ich spüre es Bella. Ständig wenn er über dich nachdenkt ist es als würde es ihn zerreißen! Er hat das getan was er tun muss um nicht irgendwann an seiner Liebe zu dir zugrunde zu gehen, das musst du verstehen.“

Ich warf erneut einen Blick aus dem Fenster und sah wie Alice das Handy wieder einsteckte. Auch Sam schien zu merken, dass sie auf dem Weg hinein war und stand schnell auf. „Versuch ihn zu verstehen, Bella!“ flehte er noch einmal und ich musste den Kopf heben um ihn anschauen zu können. Schließlich nickte ich. „Ich werde versuchen ihn zu verstehen, aber ihm Gegenzug verlange ich, dass du ihm ausrichtest, dass er auch mal versuchen soll mich zu verstehen. Er soll nachvollziehen, dass ich nicht bereit bin einen der beiden Männer die ich liebe aufzugeben, nur weil die Liebe zu einem von beidem größer ist. Er soll darüber nachdenken und er soll mich anrufen.“

Sam schaute mich ein wenig enttäuscht an, während er sich auf die Tischplatte stützte. „Bella…“ fing er an, aber ich unterbrach ihn.

„Ich verstehe was du mir sagen willst Sam und ich werde darüber nachdenken, dass hab ich dir versprochen. Aber trotzdem bin ich nicht bereit meine Freundschaft zu Jacob aufzgeben!“ Traurig schaute er mich an und richtete sich schließlich auf.

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und öffnete die Tür.

„Sam!“ rief ich ihm leise hinterher und er drehte sich nocheinmal zu mir um. „Versuch mich zu verstehen.“ bat ich ihn und nach ein paar Sekunden nickte er und schenkte mir ein kleines Lächeln, dann schloss sich die Tür.

Ich drehte mich wieder dem Tisch zu und stürte die gesamte Cola herunter. Ich war hoffnungslos überfordert und wusste nicht mehr was ich denken sollte. Als ich das Glas abstellte, sah ich Alice, die der Kellnerin einen Geldschein zusteckte und mich schließlich zu ihr winkte.

Ich seuzfte einmal leise und wappnete mich innerlich für die nächste Etappe, denn ich wusste, dass man mir die Pause die ich jetzt brauchte nicht geben würde. Dann stand ich auf und folgte Alice wieder hinaus auf die Straße.

Diesmal hatte sie es nicht so eilig und ich konnte gut mit ihr Schritt halten ohne hinter ihr her zu rennen.

Wir schlenderten eine Weile nebeneinander her, bis sie schließlich fragte:

„Woher kam er?“

„Keine Ahung, ich glaube aus einem diese Privaträume die man mieten kann.“

„Und was wollte er?“

„Wissen wie es mir geht“ antwortete ich Wahrheitsgmäß und sie schnaubte.

„Alice, er wollte mir mir reden und es was wichtig! Vertrau mir, es hatte nichts mit euch zu tun“

„Aber mit Jacob,“ stellte sie fest.“

„Du weißt es doch sowieso, wieso willst du es dann aus mir herausquetschen?“ fragte ich sie mit ein wenig entrüstung in der Stimme, aber sie schüttelte verzwifelt den Kopf.

„Ich habe keine Visionen mehr, die etwas mit dir zu tun haben!“ Überrascht blieb ich stehen. „Du hast keine Visionen mehr?“

„Doch natürlich. Aber keiner mehr in denen es um dich geht. Es ist so als wärst du für mich völlig unsichtbar. Du weißt doch, dass du gegen Edwards Fähigkeit auch unempfindlich bist. Scheinbar scheinst auch gegen meine langsam aber sicher immun zu werden.“

„Meinst du?“

„Es scheint so, aber lenk nicht vom Thema ab Bella!“

„Ja, es ging um Jacob. Es gibt noch gewisser Dinge die ich klären muss, dass weißt du.“ Alice nickte nur und ließ das Thema dann fallen.

„Komm wir sind gleich da!“ „Wo sind wir gleich?“ fragte ich sie und erinnerte mich wieder daran, dass ich keine Ahnung hatte, was Alice mit mir vorhatte. Schon denn ganzen Tag rannte sie mit mir durch die Gegend.

Als erstes waren wir bei Carlisle im Krankenhaus gewesen und hatten dort irgendein Dokument abgeholt, das Alice wohl haben wollte.

Damit waren wir dann zum Präsidium zu Charlie gerannt. Ich hatte draußen warten müssen und nach einer halben Stunde war Alice freudestrahlend und völlig mit sich zufrieden wieder heraus gekommen.

Bevor wir gegangen waren hatte sie sich nocheinmal herum gedreht und Charlie zugewunken, der sich aus einem Fenster lehnte. Sie hatte mich angestupst und mir zu Bedeuten gegeben ihm ebenfalls zu zu winken.

Ich hatte ihr den Wunsch erfüllt und auf Charlies Gesicht hatte sich ein Lächeln ausgebreitet. „Ich wünsch dir viel Spaß Bella! Werd wieder gesund und meld dich dann mal, ja?“

Ich hatte ihn nur verdattert angesehen, aber Alice hatte an meiner statt mit einem Ja geantwortet.

Und jetzt rannte ich mit ihr auf einen kleinen Park zu und hatte noch immer keine Ahung worum es ging.

„Eigentlich wollte ich ja direkt weiter, aber das hier ist jetzt wichtiger. Ihr müsst das klären.“ ließ sie mich wissen und zog mich über die Kieswege zu einer Bank, die unter einem Pavillion stand.

„Also“ sagte sie, während sie mich darauf platzierte und einen kurzen Blick auf ihre Handy warf, das gepiept hatte.

„Du bleibst hier und ich lauf schnell nach Hause und hol das Auto. Dann hol ich noch schnell dine Sachen ab und bin in spätestens einer Stunde wieder hier, verstanden?“ Ich nickte total überfordert und als sie anstalten machte zu gehen sprang ich wieder auf.

„Alice, was wird das eigentlich! Findest du nicht es is langsam mal an der zeit mit zu erklären was du vorhast?“

Sie drehte sich wiede um und schenkte mir ein breites Lächeln.

„Überraschung.“ sagte sie. „Eigentlich war es anderes geplant, aberjetzt müsst ihr erst mal euren Streit begraben. Und dafür habt ihr genau eine Stunde Zeit, verstanden?“

Dann lief sie los und war verschwunden. Ich seufzte und setzte mich wieder aud die Bank. Dann schaute ich mich um und betrachtete schließlich die Wassetropfen, die vom Dach des Pavilions herutertropften, während ich über das Gespräch mit Sam nachdachte.

Hatte er vielleicht Recht?

War ich mal wieder diejenige, die alles falsch machte?

War ich wieder einmal diejenige, die nicht im stande war richtige Entscheidungen zu treffen?

War es wirklich so falsch an der Freundschaft und an meinen Gefühlen für Jacob festzuhalten?

Mir war zum heulen zu Mute und ich spürte schon wieder wie die Tränen in mir aufstiegen.
 

„Bella?“ Ich zuckte zusammen und schaute schließlich mit Tränen gefüllten Augen auf. Das was ich dann sah brachte mich entgültig zum Heulen.

Die Tränen liefen mir übers Gesicht und ich hätte mich dafür am liebsten selbst geschlagen. Sie verschleierten mir die Sicht.

Ich wischte sie weg, schniefte und hätte schon wieder heulen können, als ich das was ich sah ganz realisierte.

Vor mir, im Eingang des Pavilions stand Edward.

Ein paar Sonnenstrahlen fielen auf ihn so dass er hier und da geheimnissvoll funkelte, was ihn einfach nur wunderschön machte.

Der riesige Strauß roter Rosen, den er in Händen hielt machte die Szene perfekt.

„Edward!“ schluchzte ich und sprang auf. Auf seinem Gesicht lag ein gequälter Ausdruck, anscheinend hatte er die vergangenen Tage genauso gelitten wie ich.

Ich rannte auf ihn zu und trotz der Massen an Rosen hatte er keine Probleme mich aufzufangen, als ich mit dem Fuß in einem kleinen Loch, das sich im Holzboden befand, hängen blieb und fiel.

Ich schlang meine Arme um ihn und drückte ihn fest an mich. Dort weinte ich mich aus und es dauerte eine ganze Weile bis ich mich wieder beruhigt hatte. Schließlich lockerte ich meine Umarmung wieder und Edward schob mich ein Stück von sich weg.

„Es tut mir Leid das ich dich angelogen habe, Bella. Ich hätte es nicht tun sollen! Ich hoffe du verzeihst es mir.“ entschuldigte er sich voller Reue bei mir und schaute mir gequält in die Augen.

Unsicherheit und Verzweiflung lagen in seinem Blick. Er schien zu wissen, dass ich noch nie so sauer auf ihn gewesen war. Sofort liefen mir wieder Tränen über die Wangen und er schaute mich entsetzt an.

Bis sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. Ich umarmte ihn wieder.

„Natürlich! Ich kann gar nicht anderes!“ flüsterte ich ihm ins Ohr und ich spürte wie sowohl ich als auch er von Erleichterung durchströmt wurden. Er erwiderte meine Umarmung so fest, als wollte er mich nie wieder loslassen. Ich hatte nichts dagegen, wenn er mich auf ewig festhalten wollte so sollte er es tun. Schließlich drehte ich meinen Kopf um ihn anzusehen und seine kalten Lippen legten sich auf mein. Es war der schönste Kuss den ich je erlebt hatte. Er war voller Reue und Erleichterung gleichzeitig.

Ich biss ihm neckisch ihn die Unterlippe und sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. Ich kicherte bevor seine Zunge sich in meinem Mund schob. Ich genoss es ihn so nah bei mir zu haben, nachdem ich zwei Tage auf seine Anwesenheit verzichten musste.

Schließlich stieß ich auch ihn seinen Mund vor und erforschte seinne Zähne und stiße seine Zunge zärtlich an.

Wieder lächelte er und löste sich schließlich von mir. Enttäuscht schaute ich ihn an und er drücke mir noch einen flüchtigen Kuss auf den Mund.

„Die sind für dich!“ flüsterte er mir schließlich leise ins Ohr und hielt mit den Blumenstrauß entgegen. Ich wusste nicht wie viele Rosen es waren, aber der Strauß war riesig und drückte seine ganze Reue aus.

Wieder stiegen mir Tränen in die Augen als er mir die Rosen in die Hand drückte. Ich fasste den Strauß und achtete darauf mich nicht an den Dornen zu stechen. Meine Vorsicht war unnötig.

Edward hatte vorgesorgt und jede einzelne Dorne abgeschnitten um nichts zu riskieren. Ich war gerührt und schnupperte an den Rosen.

Sie rochen wunderbar. Wieder drehte ich mich zu ihm um.

„Dankeschön!“ hauchte ich ihm entgegen und küsste ihn mit einem Lächeln auf die Nasenspitze.

„Gern geschehen!“ flüsterte er zurück, beugte sich vor und küsste mir die Tränen von den Wangen. Dann hob er mich hoch, wirbelte mich einmal übermütig umsich und ich stieß einen Spitzenschrei aus.

„Bella!“ tadelte er mich sanft. „Ich würde dich niemals fallen lassen.“ erinnerte er mich und trug mich zur Bank.

„Ich weiß“ murmelte ich und machte es mir auf seinem Schoß bequem bevor ich mich an ihn lehnte und die Blumen neben mich legte. Ich kuschelte mich an ihn und seine Finger streichen sanft über meinen Handrücken.

„Es tut mir wirklich Leid, Bella. Aber ich wollte einfach nicht das du dir Sorgen machst. Ich wollte dich schützen!“

Ich schwieg.

„Es war falsch, spätestens als rauskam dass du alles gesehen hast hätte ich dir die Wahrheit erzählen sollen.Willst du wissen was passiert ist?“ fragte er schließlich und wartete auf eine Antwort.

Ich ließ mir Zeit und schaute ihm schließlich tief in die Augen.

„Nicht jetzt.“ sagte ich. „Später, aber nicht jetzt. Jetzt will ich einfach nur genießen das es dir gut geht und ich bei dir sein darf.“

Er erwiderte meinen Blick und lächelte.

„Der Plan gefällt mir gut.“ ließ er mich wissen, als mir noch etwas einfiel.

„Aber du könntest mir etwas anderes verraten.“

„Das wäre?“

„Was genau eigentlich los ist! Alice hat mich den ganzen Tag durch die Gegend geschleppt.“ Er lächelte. „Geheimnis“ sagte er schließlich.

„Darf ich dich auch was fragen, Bella?“

„Natürlich.“

„Nein…lieber nicht.“

„Edward! Was willst du wissen?“

Er wandt sich hin und her und ich erkannte, dass er es bereute mich etwas fragen zu wollen. „Nun ja….du riechst ein wenig nach Wolf.“

Ich starrte ihn an. Dann beschloss ich, dass wir inzwischen so weit waren ganz normal und zu jeder Zeit über das Thema sprechen zu können. Ich lächelte.

„Geheimnis.“ sagte ich liebevoll und er lächelte ebenfalls.

Er vertraute mir und schien mit der Anwort vorerst zufrieden.

Langsam kam er mir noch näher uns als unsere Gesichter beinah aneinander stießen schaute er mir tief in die Augen und sagte so leise, dass ich es fast nicht vertehen konnte:

"Ich liebe dich Bella!"

Dann küsste er mich wieder.

Eine kleine Überraschung

Zufrieden kuschelte ich mich in Edwards Arme und gähnte genüsslich. Während unseres Streits hatte ich keine ruhige Minute gehabt und das machte sich jetzt zu meinem Leidwesen bemerkbar.

Egal wie viel Mühe ich mir gab, mit jeder Sekunde fiel es mir schwerer die Lider offen zu halten und Edwards Hand, die sanft und beruhigend über meinen Rücken strich half mir auch nicht sonderlich dabei wach zu bleiben. „Schlaf ruhig.“ flüsterte er mir leise ins Ohr.

Träge hob ich den Kopf und schaute ihm in seine wunderschönen Augen. Wie sehr ich das die letzten Tage vermisst hatte! Es schien als würde er auf einmal meine Gedanken lesen können, denn dieses von mir heißgeliebte schiefe Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Ich hab dich vermisst!“ Sanft hauchte er mir einen Kuss auf die Lippen. Als antwort küsste ich ihn auf die Nasenspitze und er lächelte mich weiter an.

„Aber du hast dich in den beiden Tagen mal wieder an den Rand der Erschöpfung getrieben.“ „Ich konnte nicht schlafen. Das kann ich nie, wenn wir uns gestritten haben und du nicht bei mir bist.“

Er hob eine Augenbraue. „Es tut mir leid.“ ließ er mich wieder wissen, aber ich legte ihm einen Finger auf die Lippen.

„Psssst! Das ist vorbei, lassen wir es vorerst darauf beruhen, ja? Ich bin froh darüber, dass ich dich endlich wieder habe.“

Seine Lippen schlossen sich wieder und während er schwieg schaute er mir wieder in die Auge und aus seinem Blick sprach soviel Liebe, dass mir vor Rührung die Tränen in die Augen stiegen.

Als er die Tränen bemerkte machte sich eine verdutzte Miene auf seinem Gesicht breit. „Bella? Was ist los?“

„Nichts“ schniefte ich und er schaute mich entgeistert an.

„Was ist los?“ fragte er wieder und ich wischte mir so gut es ging die Tränen von der Wange. „Ich kann es einfach immer noch nicht glauben, dass du jemanden wie mich liebst. Ich bin immer wieder von neuem überwältigt.“ schluchzte ich leise. Es hörte sich an, als wäre es mir peinlich obwohl ich froh war diesen Gedanken endlich mal wieder ausgesprochen zu haben. „Ich frage mich eher, wie ein man ein so wunderbares Wesen wie dich nicht lieben kann.“ Seine Worte waren leise, aber ich verstand jede einzelne Silbe, während mein Blick auf dem Rosenstrauß ruhte, der noch immer neben uns auf der Bank lag.

„Weißt du eigentlich, dass du einfach nur unheimlich süß bist?“ fragte ich ihn schließlich und zu meiner Überraschung brach er Sekunden später in schallendes Gelächter aus.

„Was?“ fragte ich ihn verwirrt, während er Mühe hatte das Grinsen wieder von seinem Gesicht zu verbannen.

„Naja...“ gluckste er.

„Edward! Ich bin deine Freundin! Wenn du mich schon auslachst, dann will ich auch wissen warum.“ drohte ich ihm spielerisch und wieder breitete sich dieses unverschämte Lächeln, für das ich ihn jedesmal mit Küssen überhäufen konnte auf seinem Gesicht aus. Ich hielt mich zurück und versucht einen einigermaßen strengen Gesichtsausdruck aufzusetzte, wusste aber das ich kläglich scheiterte.

„Wenn ich süß bin…“

„Dann?“

„Dann weiß ich nicht mehr wie ich dich beschreiben soll. Schließlich bist du noch um einiges, wie hast du es genannt…süß? Süßer als ich.“ grinste er mich an.

„Das heißt, du weißt nicht wie du mich beschreiben sollst, wenn ich dich als süß beschreibe?“ „Richtig.“

„Aber du bist doch sonst so unendlich kreativ!“

„Das heißt ich habe eine Ruf zu verlieren, oder?“

„Allerdings.“ lachte ich und er setzte eine gepielt konzentrierte Miene auf.

„Mhm…wie wär es mit…lecker?“ schelmisch grinste er mich an und ich war mal wieder froh darüber, dass unsere Beziehung endlich an einem Punkt angelangt war, an dem wir mit dem Thema Mensch und Vampir ohne weiteres umgehen konnten. Zumindest meistens.

„Lecker? Naja…ich weiß nicht.“

„Also ich finde es passt.“

„Das ist mir klar…aber das Wort gefällt mir nicht...“

„Das Wort gefällt dir nicht? Du hast Sorgen.“

„Nein, nicht wirklich. Wenn auf deinem Schoss sitze vergess ich alle wirklichen Probleme.“ Ich küsste ihn auf den Mund bevor ich zumThema zurückkehrte.

„Was hälst du von köstlich?“

„Köstlich?“ er grinste. „Ja, ich denke köstlich würde es auch ziemlich gut treffen.“

„Na dann einigen wir uns darauf, dass du süß und ich köstlich bin.“ Ich grinste ebenfalls. „Einverstanden.“

„Wer ist köstlich?“ Mein Kopf flog herum und mein Blick taff den von Alice, die ein paar Meter von uns entfernt stand.

„Geheimnis.“ murrte Edward mit gespielter Einfersucht und Alice lachte.

„Na wen du meinst. Ich bekomm es schon noch heraus. Aber jetzt beeilt euch lieber. In einer Viertelstunde kommt die Sonne wieder raus und bis dahin sollten wir am Auto sein. Momentan sin zwar nicht viele Menschen in den Gegend, aber sicher ist sicher.“

Ich nickte, schließlich wusste ich wie wichtig es für die Cullens war so wenig wir möglich aufzufallen. Auch wenn es ihnen ganz und gar nicht gelang, versuchten sie wenigstens die für Menschen uerklärlichen Dinge zu verstecken. Ich rutschte langsam von Edwards Schoß und er ließ mich nur wieder willig austehen.

„Du musst Bella ein Stück tragen, Edward. Sonst schaffen wir es nicht, weil wir die Autos schon an der Autobahn stehen haben.“ Er nickte und bevor ich etwas sagen konnte hatte er mich huckepack genommen und rauschte mit mir zwischen den Bäumen des Parks hindurch. Ich beschloss, mich nicht darüber zu ärgern, dass er schon wieder vergessen hatte mich zu fragen sondern schloss die Augen und genoss den erfrischenden Wind, der mir um die Nase wehte.

Inzwischen hatte ich mich an diese Art der Fortbewgung so weit gewöhnt, dass ich sie regelmäßig überstand ohne dass mir schlecht wurde. Mit geschlossenen Augen konnte ich die Nähe zu Edward in diesen Momenten sogar richtig genießen. Ich atmete tief durch und klammerte mich an ihm fest, während wir durch die Gegend rasten.

Es dauerte keine fünf Minuten und wir waren angekommen. Sanft setzte Edward mich wieder ab und schob mich vorsichtig, aber bestimmt auf die zwei Autos zu, die an der Straße parkten. „Ich finde jetzt ist es langsam mal an der Zeit mir zu erklären was ihr vorhabt, oder?“ fragte ich eindringlich, als mein Blick auf die vollgestopften Kofferräume fiel.

„Es ist eine Überraschug Bella!“ erinnerte mich Alice mit einem breiten überlegenen Lächeln, während sich eine der Autotüren öffnete und Carlisle seinen Kopf rausstreckte.

„Wo bleibt ihr den?“

„Wir kommen.“ antwortete Edward und schob mich weiter vorwärts. Ich klammerte mich an ihm fest und versuchte mich zu wehren. Überrascht schaute er mich an und ich erklärte ihm schließlich trotzig:

„Wenn ihr mir nicht erklärt was los ist, dann steige ich nicht ein.“ Er seufzte leise und hob mit einer Hand mühelos mein Kinn hoch.

„Wie kommst du auf die Idee, dass du eine Wahl hast?“ fragte er mich schließlich mit verführerischer Samtstimme und ich schloss die Augen, denn ich wusste, dass ich keine Chancce hatte wenn ich ihm die Möglichkeit gab mir in die Augen zu schauen.

„Bella!“ tadelte er mich schließlich und meine Lider klappten wie automatisch nach oben. Während ich mal wieder in seinem Blick versank schimpfte ich mit mir selbst und nahm mir vor, so bald wie möglich an meiner Selbstkontrolle zu arbeiten.

„Es soll eine Überraschung sein.“ Er fixierte mich mit seinen Augen und als ich schließlich wie hypnotisiert nickte, lächelte er und küsste mich auf die Stirn.

„Dann sei so lieb und setzt dich ins Auto, ja?“

„Mhm…Ok. Aber nur weil du es dir wünschst!“

„Klar doch.“ Das unterdrücket Gelächter von Alice brachte mich schließlich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und bevor jemand sehen konnte, wie ich rot anlief kletterte ich auf die Rückbank des Autos, das vor mir stand.
 

Langsam strichen Edwards Finger über meinen Handrücken und das leise Summen machte mich wieder schläfrig. Auch wenn mein Bett um einiges bequemer war als die Rückbank des Autos wusste ich, dass ich in ein paar Minuten einschlafen würde, wenn ich mich nicht irgendwie beschäftigte.

Nichts leichter als das, ich würde mich einfach gerade hinsetzen und mich mit den anderen unterhalten.

In einer Minute, oder in zwei.

„Schlaf ruhig.“ flüsterte Edward, der genau wusste wie müde ich war, mir wieder leise ins Ohr.

„Ich will aber nicht schlafen.“ murrte ich wieder. „und warum nicht? Du bist müde und ich bin hier. Ich pass auf dich auf.“ Ich spürte wie er mir eine Haarströhne aus dem Gesicht strich. „Daran zweifle ich nicht, aber wir sind bestimmt gleich schon da.“

„Es dauert noch eine Weile, ich weck dich.“ Ich spürte seine kalten Lippen, die mir einen Kuss in den Nacken drückten und seine Hände, die meine Arme noch immer sanft streichelten.

Mit jeder Berührung machte er mich williger und gleichzeitig schläfriger. Mir war bewusst, dass er genau wusste welche Wirkung er in diesem Moment auf mich hatte, aber ich war zu müde um mich weiter damit auseinander zu setzen. Ich hörte wie er wieder leise anfing zu summen und anstatt das ganze zu genießen, wie ich es mir vorgenommen hatte, schlummerte ich ein.
 

„Ist sie wach?“

„Nein, sie schläft noch, aber ich kann sie tragen.“

„Was meinst du wie das kommt? Ich würde sagen wir wecken sie, sie kann doch gleich weiterschlafen.“

„Es ist mir völlig egal was andere denken. Bella hat seit Tagen nicht geschlafen und braucht dringend Ruhe!“

„Edward, bitte.“

Wie durch einen dicken Nebel kamen dir Worte bei mir an und ich kniff meine sowieso geschlossenen Augen fest zusammen um die Stimme aus meinem Kopf zu vertreiben, aber sie wollten einfach nicht verschwinden.

Dann wurde mir bewusst, dass die Stimmen nicht nur in meinem Kopf existierten, sondern real waren. Mühsam schlug ich die Augen auf und richetete mich mit einem lauten Gähnen auf.

Mein Kopf war bis eben in Edwards Schoß gebetet gewesen und als ich ihm jetzt in seine karamellfarbenen Augen schaute, warf er Alice, die in der offenen Autotür stand einen verärgerten Blick zu. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen wie sie nur mit den Schultern zuckte und schließlich sagte:

„Wenigstens ist sie jetzt wach und wir hätten das geklärt, beeilt euch.“

„Was’n los.“ nuschelte ich und gähnte anschließend noch einmal laut, während ich mir den Schlaf aus den Augen rieb.

„Wir sind da. Hast du gut geschlafen?“ Edward küsste mich sanft auf die Wange und schaute mich mit eine besorgten Blick an.

„Mhm…ein bisschen wenig vielleicht, aber ich habe schon lange nicht mehr so gut geschlafen.“ murmelte ich und er lächelte.

„Obwohl du es dir auf der Rückbank eines Autos bequem gemacht hast?“ grinste er mich an.

„ Ich bin nicht sonderlich groß wie du weißt und außerdem hatte ich das beste Kopfkissen das es gibt, mit eingebauter Massagefunktion.“

Ich grinste ebenfalls und er küsste mich noch einmal auf die Stirn und nickte schließlich nach draußen.

„Hopp hopp, sonst reist Alice uns noch den Kopf ab.“

„Ihr habt mir immer immer noch nicht erklärt was los ist!“

„Eine Überraschng Bella, hast du das schon wieder vergessen?“

„Nein. Kann ich dich wirklich nicht dazu überreden es mir zu sagen?“

„Ich glaube nicht.“

„Und was wenn ich wütend werde?“ Die bloße Vorstellung schien köstlich zu amüsieren, den als unsere Blicke sich wieder kreuzten blitzte der Schalk aus seinem Augen hervor.

„Das wäre natürlich schrecklich, aber wenn ich es dir sage, dann wird Alice sauer und was meinst du wer die beeindruckerenden Wutausbrüche bekommt?“

Er grinste süffisant.

Ich öffnete den Mund und wollte etwas erwidern, schließlich hatte ich Alice noch nie richtig wütend gesehen und wusste nicht ganz was er meinte. Aber dann fiel mir ein, dass Edward Alice schon ein paar Jahrzehnte länger kannte als ich und ich mich auf sein Urteil was das betraff wahrscheinlich verlassen konnte.

„Ich wär mir da nicht so sicher. Bella ist bestimmt ziemlich gut in der Lage mir Konkurrenz zu machen, aber das können wir ein anderes Mal ausprobieren! Jetzt beeilt euch.“ Ich schaute zu Alice hinüber die mich ungeduldig anstarrte, dann seufzte ich und mache mich daran aus dem Auto zu klettern.

Ich schaffte es den Wagen ungelenkig zu verlassen und als ich mich schließelich aufrichetet grinsten Emmett und Jasper mich breit an.

„Was?“ fragte ich sie ein bisschen überfordert und ihr Grinsen wurde nur noch breiter.

„Nette Frisur“ ließ Emmett mich schließlich wissen und als Edward sich neben mich stellte sah ich aus den Augenwinkeln dass auch er grinste.

Entsetzt warf ich ihm einen Blick zu und konnte es nicht fassen. Mein Freund lachte mich in aller Öffentlichkeit aus! Leicht beleidigt drehte ich mich von ihm weg und mir sprang mein Spiegelbild auf de dunklen Fenstern des Autos entegegen.

Als ich mich selber sah musste ich mir eingestehen, dass ich es ihnen nicht verübeln konnte. Meine Haare standen in ausnahmslos alle Richtungen ab und wären sie rot gewesen, hätte ich jedem Clown der Welt Konkurrenz gemacht.

Eine Sekunde lang musste ich selbst grinsen, bis ich mich wieder im Griff hatte und verzweifelt versuchte meine Haare einigermaßen zurichten indem ich sie mit den Fingern nach unten zupfte und glatt strich. Zu meiner großen Entäuschung machte ich alles nur noch schlimmer und das Gepruste hinter mir machte es nicht besser.

Schließelich hatte ich keine Lust mehr meine Sturmfrisur zu betrachten und drehte mich um. Die Jungs lachten mich schamlos aus und als mein Blick zu Alice wanderte erkannte ich, dass auch sie Mühe hatte ein Grinsen zu unterdrücken.

„Warte ich helf dir Bella!“ Plötzlich stand Rosalie neben mir und hielt mir eine Haarbürste unter die Nase.

Dann drehte sich mich mit sanfter Gewalt um und schaffte es in atemberaubend Geschwindigkeit meine Haare wieder so herzurichten, dass ich ohne großen Aufsehen über den Flughafen gehen konnte.

Über den Flughafen.

Ich war auf einem Flughafen!

Erst in diesem Moment wurde es mir bewusst was das bedeutete, aber bevor ich mich entsetzt an Edward wenden konnte packte Alice mich am Arm und zog mich eilig vorwärts.

„Kommt schon, wir sind sowieso schon viel zu spät dran!“

„Aber-“

„Nichts aber. Ich erklär es dir gleich. jetzt müssen wir ertsmal diese verdammte Maschine kriegen!“

„Alice-“ versuchte ich es vergeblich, aber sie beachtete mich nicht und schleifte mich einfach weiter vorwärts. Hinter mir konnte ich noch erkennen wie die Jungs die großen Gepäckwagen mit taschen und Koffern vor sich herschoben und uns trotz der Last fast einholten. Alice zerrte mich weitervorwärts und gönnte er mir erst ein paar Sekunden Ruhe als sie die Tickets einlöste.

Dann stürmte sie weiter. Keuchend stolperte ich hinter ihr her und als sie mich schließlich die Treppe zum Flieger hochschob rann mir der Schweiß an der Schläfe hinab. Einen solchen Sprint war ich nicht gewöhnt und ich ließ mich erschöpft in den nächsten Sessel fallen. Alice verschwand und kam schließlich mit einem Becher wasser, den sie der Stewardes abgeschwatzt hatte wieder und hielt ihn mir breit grinsend unter die Nase.

„Na also, wir haben es geschafft! Die Jungs bringen nur noch schnell das Gepäck und Rose Esme haben noch schnell dir Autos geparkt. Aber sie werden alle pünktlich hier sein.“

Ich verzichtete auf eine Antwort und trank stattdessen einen Schluck Wasser und dankte dem Gott dafür dass es etwas so wunderbares gab.

Dann wurden wir auf unsere reservierten Plätze verwiesen und als sich mein Herzschlag wieder einigermaßen beruhigt hatte beschloss ich Alice endlich zur Rede zu Stellen.

„Was habt ihr vor Alice? Es ist schon nach sechs und in spätestens einer Stunde wird Charlie sich sorgen machen! Ihr könnt mich doch nicht einfach so von zuhause entführen!“

„Nicht?“ fragte sie mit hochgezogener Augenbraue. „Also ich finde, dass es uns ziemlich gut gelungen ist.“

„Alice, bitte-“

„Mach dir keine Sorgen Bella. Es ist alles geklärt, Charlie weiß bescheid und hat dich bei der Schule entschuldigt.“

„Er weiß-“

„Ja, er weiß bescheid. Ich hab es ihm vorhin gesagt als wir da waren, oder hast du vergessen wie er dir freudestrahlend zugewinkt hat?“

Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Dann durchforstete ich mein übermüdetes Gehirn und schließlich erinnerte ich mich. Charlie, der sich weit aus dem Fenster lehnte und mir wie verückt zuwinkte.

„Ja stimmt. Er hat mir viel Spaß gewünscht und gesagt ich soll mich mal melden. und – und er hat gesagt ich soll gesund werden!“

Entsetzt schaute ich Alice an, auf deren Gesicht einertappter Ausdruck ausbreitete.

„Ja, ich weiß. Vergiss es einfach.“

„Alice!“

„Ist ja gut. Wenn du willst erzähl ich es dir, aber wehe du bist sauer!“ gespannt schaute ich sie an und wartete, während ihr ein Seufzer entfuhr.

„Ich haben ihm erzählt, dass Carlisle empfohlen hätte dich für ein bis zwei Wochen in eine Klinik zu bringen, in der du innerlich zur Ruhe kommen kannst.“

Ich starrte sie an.

„IHR HABT WAS?“

„Bleib ruhig Bella. Du weißt, dass Charlie innerlich eine ziemliche Bewunderung für Carlise hegt, aslo hat er sofort geschluckt. Er wird dich frühestens in anderthalb Wochen zurückerwarten und bis dahin werden wir Urlaub machen. Urlaub den wir alle dringen nötig haben, speziell du und Edward.“

Ich konnte meinen Blick immer noch nicht von ihr wenden und konnte es nicht fassen.

„Ihr erzählt Charlie dass ich nicht in guter seelischer verfassung bin, weist mich mal eben in eine Psychatrie ein und lügt obenauf noch die Schule an und das alles nur um Urlaub zu machen?“

„Eine ziemliche gute Zusammenfassung würde ich sagen.“ schmunzelte jemand hinter mir und ich wusste sofort wem die Stimme gehörte.

„Edward! Sag mir das das nicht euer Ernst ist!“

„Warum den nicht?“ elegant ließ er sich auf den Sitz neben mit gleiten. Ich schaute ihn entsetzt an und er beugte sich vor und versiegelte meinen offenen Mund mit seinen kalten Lippen.

Schließlich fuhr seine Zunge über meine Lippen und er legte eine Hand in meinen Nacken, während er seine Nasenspitze gegen meine drückte und mir tief in die Augen schaute.

„Bitte bella. Vertrau uns und genieß es, ja? Es wird wunderschön werden!“

„Woher weißt du das.“ flüstere ich zurück und erwiderte seinen Blick und war froh darüber, dass ich saß, denn ich war mir sicher dass meine Beine sonst nachgegeben hätten.

„Weil ich mir momentan nichts schöneres vorstellen kann, als mit dir in den Urlaub zu fahren. Wegen Charlie bauchst du dir keine Sorgen zu machen, er geht davon aus, dass du einfach alle paar Tage anrufst und dann ist gut und Sachen hast du auch genug mit. Alice und Rose hatten einen irre Spaß dabei deinen Kram zusammen zu suchen und alles was dir ihrer Meinung nach gefehlt hat haben sie noch kurfristig besorgt.“

„O nein!“ er grinste breit.

„Doch, damit wirst du schon leben müssen.“

Ich seufzte und wollte gar nicht wissen wie viel von den riesigen Schrankkoffern mir gehörten.

„Sagst du mir dann wenigstens wohin wir fliegen?“

„Hierhin und Dorthin.“

„Was?“

„Warte ab Bella, wir haben die Reise extra für dich geplant und ich bin mir sicher sobald du dich damit abgefunden hast wird es dir gefallen.“

„Aber ich hab doch gar kein Geld-“ Ích wagte es nicht den Satz zu Ende zuführen, den Edward warf mir einen eindringelichen Blich zu.

„Du brauchst kein Geld, dass hab ich dir schon mal gesagt! Und jetzt vergiss das Thema und schlaf noch ein paar Stunden. Du hast es bitter nötig!“

„Aber nur wenn du mich in dem Arm nimmst. Bitte!“

„Ich bestehe darauf“, hauchte er mir ins Ohr und küsste meine Augelider zu bevor er mich vorsichtig auf seinen Schoss hob und ich wieder einschlief.
 

Angeekelt betrachtete ich das Tablett, dass auf meinen Knien stand und bereute es sofort, dass ich der Stewardess gesagt hatte, ich hätte Hunger.

Meine Kreativität war nicht die Beste, vielleicht war das der Grund dafür, dass ich keine Ahung hatte was die einheitliche Paste darstellen sollte.

„Ich habs dir gesagt, aber du wolltest ja nicht hören.“ schmunzelte Edward mit einem Blick auf mein Essen.

„Das sieht sogar für menschliches Essen nicht sonderlich appetitlich aus. Ich betrachtete weiterhin das Tablett und zog es kurzfristig in Erwägung etwas davon zu essen nur um Edward zu ärgern, aber beschloss dann, dass ich so etwas meinem Magen unmöglich antun konnte.

Ich schob das Tablett so weit wie möglich von mir weg und Edward drückte es kurzerhand einer der Stewardessen in die Hand.

„In einer halben Stunde sind wir da und wenn du nicht allzu müde bis, dann gehen wir aus, ja?“ Ich schaute nach draußen in die Dunkelheit und dann auf meine Uhr. Viertel nach elf, spät Abends.

Die Zeit der Vampire, ich würde mich zwangsläufig dran gewöhnen müssen.

„Ich hab die ganze Zeit geschlafen, jetzt hab ich erst mal Hunger.“

„Das ist gut, ich freu mich drauf dich ausführen zu dürfen.“

Ich schaue ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an und er lächelte.

„Was ist, darf ich mich nicht darüber freuen?“

„Doch natürlich. ich freu mich auch drauf.“

Ich beugte mich vor und küsste ihn. Dann wollte ich mich wieder hinsetzten, aber er ließ mich nicht los, zog mich zu sich und stieß mit seiner Zunge in meinen Mund. Ich schloss dir Augen und genoss den Kuss, bis ich spürte wie seine Lippen sich wieder zu meinem heißgeliebten schiefen Lächeln verzogen.

„Bella?“ flüsterte er leise, während ich meinen Kopf an seine Schulter legte und tief einatmete.

„Mhm?“ er bließ etwas Luft in meine Haare und seine Lippen näherten sich wieder meinem Ohr.

„Ich liebe dich.“ flüsterte er leise und küsste sanft meine Ohrmuschel.

Zur Antwort schnurrte ich nur und kuschelte mich fester an ihn. Er drückte sich an mich und ich bewegte mich nicht mehr bis wir landeten, sondern genoss es einfach von ihm im Arm gehalte zu werden.

Es tat so unendlich gut wieder bei ihm zu sein und zu wissen, dass er nicht sauer auf mich war.
 

Vorsichtig öffnete ich den Koffer und betrachtete unglaüig die Massen an Klamotten die sich darin befanden. Dann wanderte mein Blick zu dem zweiten riesen Koffer, der wahrscheinlich genauso voll war.

So viele Sachen besaß ich überhaupt nicht! Und dann hatte Rose sich auch noch entschuldigt, dass sie nicht mehr hatten besorgen können.

Ich schmunzelte, als ich dabei an Edwards Blick dachte, den sie kassiert hatte als er die zwei Koffer hochgewuchetet und in unser Zimmer getragen hatte.

Alice hatte nur spitz bemerkte er solle sich nicht so anstellen und dann Jasper mit ihren drei Koffern die Treppe hoch gescheucht, während sie selbst noch einen hinter sich herzog.

Ich wühlte in dem riesigen Kleiderhaufen herum und war schlichtweg überfordert. I

ch wusste, dass Edward sich unten zusammen mit Carlisle um irgendwelche Formalitäten kümmerte und dann auf mich warten würde.

Wieder starrte ich in den Kleiderhaufen, bis meine Träumerei von einem lauten Klopfen an der Tür unterbrochen wurde.

Ich schlurfte zur Tür und sobald ich sie auch nur einen Spaltbreit geöffnet hatte, stürmte Rosalie ins Zimmer und warf die Tür wieder ins Schloss.

„Rose.“ stellte ich überrascht fest und sie fasste mich an derHhand um mich zum Bett zu ziehen, wo meine Koffer platziert waren.

„Komm ich helf dir.“

„Wobei?“

„Du willst doch mit Edward essen gehen oder nicht? Wir überraschen ihn und machen dich ein bisschen schick!“

Begeistert wühlte sie in dem Kleiderhaufen herum und zog schließelich ein wunderschönes schwarzes Kleid heraus.

„Das ziehst du an.“ Ihr Ton hatte etwas Befehlendes und ich wusste, dass es keinen Sinn hatte mic zu wehren, als sie mir das Kleid hinhielt.

Ich streifte mir das Shirt über den Kopf und schlüpfte aus meiner Hose. Dann zog ich das Kleid an und zu meiner Verwunderung passte es wie angegossen. Es war lang und reichte mir bis auf die nackten Füße und war ärmellos.

Ich drehte mich um die eigene Achse und trat schließlich vor den Spiegel. Als ich mich betrachtete, erschrack ich. Das Kleid war zwar nicht sonderlich tief ausgeschnitten, machte aber ein Dekoltee, dass ich gar nicht gewöhnt war.

„Du siehst toll aus, Bella! jetzt stecken wir dir noch die Haare hoch…“

Ich hörte ihr nicht zu während sie allmögliche Klammern in meinen Haaren befestigte, sondern war überwältigt von meiner Verwandlung.

Ich wusste, dass ich keine Schönheit war, aber das erste Mal seit langen war ich voll und ganz zufriede, mit dem was ich im Spiegel sah.

„Das solltest du öfter machen.“

„Was denn?“

„Dich hübsch machen, auch wen es nur für dich selber ist. immer wenn du dir selbst gefällst strahlst du von ihnen heraus.“ erklärte Rose mir, während sie mich leicht schminkte. Ich antwortete nicht, sondrn schlüpfe in ein paar passende Sandalen.

„Wieso sagt ihr mir eigentlich immer noch nicht wo wir sind?“ Rosalie schaute mich enstezt an.

„Das weißt du immer noch nicht? Dann wirst du es von mir auch nicht erfahren. Schau dich draußen einfach gut um, dann wird dir schon ein Lichtlein aufgehen.“ Ich betrachtete mich noch einmal im Spiegel und hauchte Rosalie einen Kuss auf die Wange.

„Danke Rose!“

„Kein Problem“ schmunzelte sie, während ich mich auf den Weg nach unten machte.

Zu Edward.

Er erwartete mich am Eingang und musterte mich mit überraschter Miene. Verunsicherte fasste ich seine Hand und schaute ihn an. „Gefällt es dir nicht?“

„Machst du Witze?“ Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Du siehst wunderschön aus.“

Ich lächelte zurück.

„Ich habs für dich gemacht!“ Sein Lächeln wurde breiter und er beugte mich weit nach hinten und küsste mich. Es musste aussehen wie in einem Film und ich hörte jemanden pfeifen, aber ich ignorierte es, sondern hatte nur Augen für Edward.

„Das freut mich.“ flüsterte er und bot mir seinen Arm an.

„Und was machen wir jetzt?“

„Essen gehen.“

„Und dann?“

„Dann stürzen wir uns in das Nachtleben von New York.“

Begegnung

Ich hatte mich bei Edward eingehakt und zusammen schlenderten wir eine riesige Straße entlang, während ich mit geweiteten Augen meine Umgebung musterte. Ich hatte zwar ziemlich lange in Phönix gelebt und war es deshalb auch gewöhnt durch eine Stadt zu gehen die ein bisschen größer war als Forks, aber das konnte man nicht vergleichen.

Verzweifelte suchte ich nach einem Wort, das die ganzen Eindrücke, die auf mich einstürmten beschrieb, aber vergebens.

Die einzige Möglichkeit, alles zusammen zufassen ohne zu lügen, war zu sagen, es war groß. Nein, wahrscheinlich war sogar das falsch.

Es war riesig, unvorstellbar riesig.

Kein Haus um uns herum schien sich mit zehn Stockwerken zufrieden zu geben, sie wuchsen in den dunklen Nachthimmel empor und ragten wie steinerne Riesen in die Unendlichkeit. Es war ein unglaubliches Gefühl, vor allem da man sich zwischen diesen Gebäudegiganten so unvorstellbar klein vorkam.

Ich legte den Kopf in den Nacken und schaute die beleuchteten Fenster an, die die ganze Stadt erhellten. Alles in alle schüchterte mich der Gesamteindruck ein wenig ein, aber ich konnte mich nicht dagegen wehren, das Ganze zog mich in seinen Bann.

Es hatte etwas Wunderschönes und das erste Mal überhaupt wurde mir bewusst, wie schön es war, wenn es dunkel um mich herum war. Die Nacht übte einen seltsamen Einfluss auf mich aus, denn mit einem Mal konnte ich ihr etwas Schönes abgewinnen und das, obwohl ich der Dunkelheit bisher gar nichts hatte abgewinnen können, da sie nur die Stolpergefahr erhöhte. „Und, wie findest du es?“ fragte Edward mich leise, während er seinen Arm aus meinem Klammergriff befreite, um meine Schulter legte und mich näher zu sich zog. Dankbar drückte ich mich an seine Seite und musterte weiter die Massen an Menschen, die durch die Gegend hetzten. Mit Koffern, Aktentaschen und Handys an den Ohren. Hier ging es nachts tatsächlich genauso wild zu wie tagsüber.

„Es ist-“ fing ich an, musste aber wieder abbrechen, um in meinem Gehirn nach einem passenden Wort zu suchen. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich Erfolg hatte.

„Es ist überwältigend.“ ließ ich ihn schließlich wissen, während wir weiter die Straße entlang spazierten. Arm in Arm, wie ein ganz normales Paar und ich genoss den Augenblick.

„Darf ich das so verstehen, dass es dir gefällt?“

„Ja, es ist wunderbar. Es ist so…ich weiß nicht. So anders, so groß..“

Edward lachte leise. „Ja, ich weiß was du meinst. Diese großen Städte reizen uns immer wieder, weil es alles so riesig ist, dass es sogar für unsere Vampirsinne extrem viel zu entdecken gibt. Es ist eine Art, nun ja, ich würde sagen Abenteuerspielplatz für uns, weil soviel gleichzeitig passiert, dass sogar wir oft überfordert sind.“

Ich drehte meinen Kopf und schaute ihn überrascht an, während ich darauf vertraute, dass er mich durch die Menschenmasse lenkte und mich nicht vor irgendeine Laterne laufen ließ.

„Also kommt ihr regelmäßig in eine Großstadt um zu spielen?“ fragte ich ihn mit einem leicht sarkastischen Unterton in der Stimmte und bemerkte nur am Rande, wie Edward mich durch eine sich automatisch öffnende Tür lotste und mich in ein Restaurant führte. Er lachte laut auf und grinste mich schließlich an.

„So ähnlich. Das Kind im Vampir halt.“ Wir stiegen in einen Aufzug und er drückte einen Knopf, woraufhin sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte.

„Wo gehen wir hin?“ fragte ich ihn neugierig, aber er antwortete nur:

„Wir wollen essen gehen, schon vergessen?“

„Und in was für ein Restaurant gehen wir?“

„In eines meine Lieblinge. Es ist was besonderes, weil der Besitzer selber ein Vampir ist.“ Verdutzt schaute ich ihn an und er schob mich sanft auf den Flur, der hinter der sich öffnenden Fahrstuhltür sichtbar wurde.

„Ein Vampir? Mitten in New York?“

„Natürlich, warum denn nicht? So eine Großstadt ist schließlich ein Ballungsraum. Wenn es hier Massen an Menschen gibt, warum sollten sich hier nicht auch ein paar Vampire heimisch fühlen?“

„Ich, ich weiß nicht. Vielleicht, gerade weil es hier so viele Menschen gibt. Ich meine es muss doch schwer sein zu widerstehen, oder nicht?“

Edwards Miene verdunkelte sich ein bisschen, aber er antwortete nichts, denn in ein paar Meter Entfernung öffnete sich eine Tür und ein riesiger, schwarzhaariger Kerl kam heraus. Inzwischen hatte ich Übung und aufgrund seines Erscheinungsbildes wusste ich sofort, dass er ein Vampir war.

Er blieb einen Moment stehen, musterte uns von oben bis unten, dann breitete sich ein freundliches Lächeln auf seinen wunderschönen, vampirischen Gesichtzügen aus.

„Edward!“ sagte er und keine Sekunde später lagen sich die beide in den Armen und begrüßten sich herzlich.

„Wie lange bist du schon nicht mehr hier gewesen?“

„Zu lange.“ grinste Edward, während mein Blick von einem zum andern huschte.

„Aber ich hab es einfach nicht geschafft noch einmal vorbeizukommen. Bei uns geht es momentan ein bisschen drunter und drüber.“

„Dann komm rein und gönn dir eine Auszeit. Darf ich fragen, wen du mir mitgebracht hast?“ „Natürlich. Bella, das ist Alexandre, ein alter Freund von uns. Und das ist Isabella, meine Freundin:“ stellte er uns knapp vor und fasste nach meiner Hand während Alexandre überrascht eine Augenbraue hochzog.

„Deine Freundin?“ fragte er noch immer ein wenig verdutzt, aber ich war froh darüber, dass aus seiner Stimme keinerlei Feindseligkeit sprach. Edward nickte nur:

„Wie gesagt, bei uns geht es momentan ein bisschen drunter und drüber.“

„Kein Wunder. Ich freue mich, dich kennen zu lernen, Isabella.“ Sagte er und hielt mir eine Hand hin. Ich atmete einmal tief durch und ergriff sie schließlich.

„Nenn mich bitte Bella, ich bin es nicht gewöhnt mit meinem ganzen Vornamen angeredet zu werden.“ Er lachte breit. „Natürlich, aber nur unter der Bedingung, dass du Alex zu mir sagst. Kommt mit, ich glaube ich habe noch einen wunderbaren Tisch für euch frei.“ Damit drehte er sich um und schritt gut gelaunt voran, während Edward mir ein aufmunterndes Lächeln schenke und mich vorwärts stupste. Ich drückte seine Hand ein wenig fester, denn auch wenn Alex mir nett und sympathisch vorkam, wusste ich nicht was mich in dem nächsten Raum erwarten würde.

Edward ließ mich vorgehen und langsam zog ich ihn hinter mir her. Wir betraten einen ganz normalen Raum, der mit Tischen und Stühlen ausgestatten war und einen atemberaubenden Ausblick hatte, den die gesamten Außenwände waren verglast.

Man hatte das Gefühl durch die Nacht zu fliegen. Ich hielt vor Überwältigen kurz die Luft an bis Edward sich Sorgen machte und mich sanft in den Nacken küsste.

„Atmen, Schatz.“ erinnerte er mich und ich holte wieder Luft. Dann schüttelte ich wie ein kleines Kind seine Hand ab und lief zu einer der riesigen verglasten Wände. Völlig überwältigt schaute ich hinaus und versuchte, abzuschätzen in welchem Stockwerk wir uns befanden, aber man hatte das Gefühl, in die Unendlichkeit zu blicken, auch wenn um uns herum alles erleuchtet war.

Vorsichtig, als hätte ich Angst, dass das Glas brechen könnte, legte ich meine Handflächen darauf und drückte mir fast die Nase daran platt. Ein kleiner Teil der Scheibe beschlug, als ich weder ausatmete und nahm mir die Sicht.

Ich lehnte mich ein Stückchen zurück und schaute dann wieder hinaus. Ich konnte es noch immer nicht fassen. Es war ein so wunderbarer und einzigartiger Ausblick, dass ich nicht wusste was ich sagen sollte. Weit unter mir tummelten sich die Menschen auf der Straße, aber sie waren so winzig klein, dass ich es gar nicht glauben konnte.

In dem Moment spürte ich wie jemand seine Arme um mich legte. Ich musste mich gar nicht umdrehen um zu wissen, wer er es war und während Edward seine Hände auf meinen Bauch legte, lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter.

Ich hätte für ewig so dort stehen bleiben können und ich hasste mich dafür, dass ich meinen Körper nicht so im Griff hatte wie Edward. Es dauerte keine fünf Sekunden, bis mein Bauch einmal laut gluckerte und knurrte.

Als er wieder verstummte, hörte ich Edward, wie er leise kicherte und sich bemühte nicht laut loszulassen. „Ich würde sagen, dass wir etwas essen sollten. Ich kann es schließlich nicht verantworten, dass du mir verhungerst.“

Ohne mich loszulassen, schob er mich zu einem riesigen, runden Tisch der ein wenig abseits der anderen stand. Dort bugsierte er mich ohne zu fragen auf einen Stuhl und nahm neben mir Platz.

„Wofür brauchen wir einen so großen Tisch?“ fragte ich ihn und er antwortete, während er mir galant ein Glas Wein einschenkte. „Die anderen wollen nachher vielleicht noch nachkommen. Aber es wird noch eine ganze Weile dauern. Ich hoffe du hast nichts dagegen.“

„Warum sollte ich?“

„Vielleicht wolltest du den Abend ja alleine mit mir verbringen.“ ließ er mich schelmisch wissen und ich knuffte ihn scherzhaft in die Seite.

„Da hätte ich natürlich auch nichts gegen, aber ich muss ja noch ein paar Kontakte pflegen, nicht wahr?“

„Wahrscheinlich hast du Recht“ stimmte er lachend zu. „Dein Essen kommt gleich. Alex hat gesagt er macht dem Koch Dampf unterm Hintern.“

„Was bekomm ich denn?“

„Keine Ahnung. Alex wollte dich überraschen.“

„Aber du weißt es doch sowieso schon.“ „

Stimmt, aber ich werde ihm doch nicht den Spaß verderben und er dir sagen.“

„Du bist gemein.“

„Nein, ich bin süß. Hast du selber gesagt.“ Ich lachte und beugte mich zu ihm und küsste ihn auf die Wange.

„Du hast Recht. Zuckersüß.“ Er zog skeptisch eine seiner formvollendeten Augenbrauen hoch, was mich so zum lachen brachte, dass ich Schwierigkeiten hatte Luft zu bekommen.

Ich lachte so wie schon lange nicht mehr und während ich unter akuter Atemnot litt, wurde mir klar, dass es unglaublich gut tat, seine Sorgen zu vergessen und ein paar ganz unbeschwerte Tage zu genießen. ich beruhigte mich erst wieder, als Alex mit einem riesigen Tablett vor mir stand und mit einen übermäßig großen Teller vor die Nase stellte. Entsetzt schaute ich die Portion an und suchte dann Edwards Blick.

„DAS soll ich alles essen?“ fragte ich ihn und ihn schien mein Blick ziemlich zu amüsieren. „Du schaffst das.“ schmunzelte er amüsiert. Ich starrte ihn noch immer ungläubig an und er schien einen irre Spaß an der Sache zu haben, der er konnte sich ein Grinsen noch immer nicht verkneifen. Er beugte sich ein bisschen vor und flüsterte mir leise ins Ohr:

„Ich glaub an dich mein Schatz.“

Dann drückte er mir einen Kuss auf die Wange, lehnte sich zurück und genoss den Ausblick aus der gläsernen Wand. Ich seufzte leise und fing an mit einer Gabel in dem Salat herumzustochern.

Zu meiner Überraschung schmeckte alles einfach nur wunderbar. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nichts so Leckeres gegessen. Während ich mir eine Gabel voll nach einander in den Mund schob und sich der Teller vor mir immer mehr leerte, kreuzte mein Blick noch einmal den von Edward. Er lächelte: „Siehst du. Ich hab dir doch schon gesagt, dass du es schaffst. Alex hat es schließlich gekocht und er hat ziemlich viel Zeit, um seine Kochkunst zu perfektionieren, wie du dir denken kannst. Auch wenn er selbst keinen Bissen davon herunterbekommt, liebt er es, in der Küche zu stehen. Du machst ihm damit echt eine Freude.“ Ich schluckte meinen Bissen runter, hustete kurz und stellte dann trocken fest:

„Na dann gibt es ja doch etwas Positives an der Sache, wenn ich jetzt auf einen Schlag ein paar Kilo zunehme.“

Wieder schob ich mir eine Kartoffel in den Mund. Ich konnte nicht anders, es war so unheimlich lecker, dass man einfach essen musste. Edward grinste breit, aber bevor er etwas antworten konnte, würgte ich ihn ab. „Du wolltest mir noch erklären warum Vampire so gerne in Großstädte kommen.“

„Nicht alle Vampire.“

„Wieso?“

„Mhm. Du weißt doch, dass wir den Menschen in jeder Hinsicht überlegen sind, oder?“

Ich nickte, während ich weiterkaute und mich innerlich dafür verfluchte, dass ich noch immer am Essen war.

„Wir nehmen alles viel besser wahr und in jeder Sekunde unseres armseligen Daseins ist uns bewusst, dass wir anders sind als ihr. Vampire wie wir, die lieber Menschen wären finden es schrecklich. In unseren Augen sind diese Großstädte eine so wunderbare Erfindung, da es hier Menschenmassen gibt wie sonst nirgendwo. Es sind so viele, dass noch nicht einmal wir jedes Detail mitbekommen und wir teilweise sogar überfordert damit sind. Es gibt Vampire die herkommen, weil sie die Herausforderung und das Risiko lieben. Es gibt Vampire, die hassen Großstädte und es gibt Vampire wie wir. Wir kommen her um endlich mal wieder das Gefühl zu haben, nicht besser zu sein als alle anderen und endlich mal nicht perfekt zu sein, verstehst du?“

Mein Freund schwieg und schaute mich ein paar Sekunden eindringlich an. Bis ich langsam nickte und sein Blick mit einem Seufzen wieder zum Fenster heraus wanderte. „Guten Abend.“

Ich zuckte zusammen und hätte beinahe mein Besteck fallen lassen, während Edward nicht einmal mit der Wimper zuckte.

„Alice.“ sagte er nur und drehte sich zu den Neuankömmlingen um, die jetzt alle am Tisch Platz nahmen. Sie hatten sich alle herausgeputzt und waren gut gelaunt, während sie sich zu uns gesellten. Ich verschluckte mich und nur dank Edwards freundlicher Hilfe schaffte ich es, meinen Hustenanfall zu überleben.

„Tut das nie wieder!“ schimpfte ich mit allen, während ich mir die Tränen aus den Augenwinkeln wischte.

„Was?“ Emmett hatte einen Arm um Rosalie gelegt und schaute mich überrascht an.

„Mich so zu erschrecken!“ Er lachte und warf mir einen amüsierten Blick zu.

„Na wenn du willst, wir geben unser Bestes.“ Ich seufzte leise und wandte meine Aufmerksamkeit wieder meinem Essen zu, als ich merkte, dass Alex neben mir auftauchte. Er beugte sich zu mir runter und schenkte mir ein strahlendes Lächeln:

„Ich hoffe es schmeckt dir.“

„Es ist köstlich. Ich habe wirklich noch nie etwas so Leckeres gegessen.“ ließ ich ihn wissen, nachdem ich mir einmal über die Lippen geleckt hatte.

„Kann ich dir kurz etwas fragen, Alex?“ Edward hatte ihn am Arm gepackt und alle schauten ihn überrascht an.

Ich musterte ihn fragend, aber er ignorierte die neugierigen Blicke der Andere. Alex nickte nur ein wenig verdattert und mit einer geschmeidigen Bewegung stand Edward auf und warf Alice noch einen bedeutungsvollen Blick zu, bevor er mit Alex in einem Hinterzimmer verschwand.

Nachdem er außer Sichtweise war, schnellte mein Kopf sofort herum und ich musterte Alice.

„Was ist los?“ Sie war einen Moment noch blasser gewesen als sonst, hatte sich jetzt aber wieder im Griff und lachte fröhlich in die Runde,

„Nichts, ich würde sagen, wir vergessen das Ganze und ihr erzählt mir irgendwas Tolles.“ Es war ein verzweifelter Versuch uns abzulenken, der von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. „Alice!“ ermahnte ich sie eindringlich und fasste ihre Hand.

„Was ist los?“ Sie schloss einen Moment die Augen und als sie sie wieder öffnete, war ihr Blick ernst. Ihre Aufmerksamkeit ruhte auf der Tür, durch die Edward vor ein paar Sekunden den Raum verlassen hatte und tatsächlich öffnete sie sich wieder und Edward kam herein. Seine Haltung war verkrampft und seine Miene wie versteinert. Er machte einen kleinen Schlenker zur Garderobe und nahm meine Jacke herunter. Dann stand er auf einmal neben mir.

„So leid es mir tut Bella, aber wie müssen zurück ins Hotel und den Abend abbrechen:“

Überrascht schaute ich zu ihm hoch, aber es sah nicht danach aus, als wollte er mit eine Antwort geben. Aus seinen Augen sprach Verzweiflung. Sie flehten mich geradezu an, nicht weiter zu fragen sondern einfach nur das zu machen, was er mir sagte.

„Edward, was ist?“ flüsterte ich eindringlich und mir war bewusst, dass ich nicht die einzige war, die ihn fragend ansah. Emmett, Rosalie, Jasper, Esme und Carlisle wussten genauso wenig Bescheid wie ich.

„Es hat keinen Sinn, Edward, es ist völlig egal wo wir sind. Wahrscheinlich ist es sogar besser wir bleiben hier bei Alex und den Anderen.“ Er schaute Alice mit unergründlicher Miene an und ich fasste seine Hand.

Ich konnte seine Unterarmmuskeln spüren, sie waren angespannt und hart. Sanft streichelte ich sie und versuchte Edward ein wenig zu beruhigen. Er starrte immer noch mit unergründlicher Miene in die Luft, aber zu meiner Erleichterung nickte er schließlich uns setzte sich.

„Also, was ist los?“ Carlisle beugte sich vor und übernahm es jetzt, Edward und Alice zum Reden zu bringen.

Die Beiden wechselten noch einen kurzen Blick und schienen zu dem Entschluss zu kommen es möglichst kurz und schmerzlos zu machen.

„Victoria ist hier.“

Schweigen.

Niemand sagte etwas und alle schauten sich mit völliger Überraschung an.

„Aber wie-“ fing Rosalie an, aber bevor sie ihre Frage zu Ende stellen konnte würgte Edward sie ab.

„Sie hat einen Verbündeten gefunden. Sie hat jemanden gefunden, der sie begehrt und alles tun würde, um ihre Gunst zu erlangen.“

Er schaute mir tief in die Augen. „Und er ist bereit ihr zu helfen, dich zu töten.“

„Aber das erklärt nicht, woher sie wissen, dass wir in New York sind. Es gibt niemanden dem wir davon erzählt haben, also können sie es auch aus keinem herausgequetscht haben.“ warf Rosalie in und man konnte ihr ansehen, dass sie verzweifelt nach einer Lösung für dieses Problem suchte.

„Doch, das erklärt alles. Ihr neuer Verbündeter-“ Edward schwieg und Carlisle bedachte ihn mit einem aufforderndem Blick. Er schwieg weiter und Alice ergriff das Wort. „Es ist Dimitri. Er hat sich vorläufig von Aro abgewandt und gesagt, er wolle ein bisschen Urlaub machen.“

„Erinnert ihr euch noch daran, was ich euch vor ein paar Wochen erzählt habe?“ Edward schaute fragend in die Runde und ich durchforstete mein Gehirn nach Informationen über Dimitri. Meine Gedanken kehrten zu dem Abend zurück, an dem wir über meine Sterblichkeit abgestimmt hatten und mit einem Mal hallten Edwards Worte in meinem Kopf wieder:

‚Und ich habe herausgefunden, wie Dimitris Gabe funktioniert. Er ist ein Tracker und er ist tausendmal begabter als James…’

Ich war nicht die einzige, die sich an seine Worte erinnerte, aber Jasper beugte sich direkt vor und warf ein:

„Aber du hast auch gesagt, dass seine Gabe mit der von Aro verwandt ist und du dir ziemlich sicher bist, dass er sie gar nicht finden kann, weil sie dagegen immun ist.“

„Das schon, aber ich habe etwas anderes nicht berücksichtigt. Er ist jetzt mit Victoria zusammen auf der Jagd nach Bella und Victoria weiß genau, dass wir Bella niemals alleine lassen würden. Sie hat ihn einfach auf einen von uns angesetzt. Wie gesagt ist Dimitri ein hervorragender Tracker und hat keinerlei Probleme damit Vampire aufzuspüren.“

„In diesem Fall findet sie uns, da sie genau weiß, dass Bella da ist, wo wir sind.“ führte Carlislie den Gedanken zu Ende.

Edward nickte und bevor irgendjemand weiterreden konnte, sprang Alice auf.

„Kommt, wir gehen, los.“ Überrascht schaute ich zu ihr auf und sie drängte alle aufzustehen, aber Edward hob die Hand. Er hatte geschlossene Augen und schien sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Wir warteten darauf, dass er etwas sagte. Sekunden vergingen bis er wieder die Augen öffnete.

„Es ist zu spät.“ ließ er uns schließlich wissen. „Lasst uns hier bleiben.“ Alice starrte ihn an, setzte sich aber wieder hin, als Alex auf einmal neben uns stand und Edward auf die Schulter tippte.

„Edward, sie-“

„Ich weiß.“

In diesem Moment hörte ich wie wieder ein neuer Schwall Gäste in das Vampirlokal hineinkamen und mit raschelnden Kleidern auf den Stühlen Platz nahmen.

„Eine angenehme Nacht wünsche ich euch allen.“ hörte ich dann eine Stimme hinter mir, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Mein Herzschlag setzte aus und ich musste mich darauf konzentrieren zu atmen, bevor ich mich langsam – wie in Zeitlupe - herumdrehen konnte.

Ich weiß nicht mehr was mir in diesem Moment durch den Kopf fuhr und ich habe keine Ahnung, was ich in diesem Augenblick gedacht habe. Vielleicht war es Angst, vielleicht war es aber auch einfach nur Überraschung.

Das einzige was ich weiß, ist das Victoria und Dimitri vor mir standen und mit einem selbstzufriedenem Lächeln zu mir herunterblickten.

Streit, Trostlosigkeit & Victoria

Wie erstarrt schaute ich auf die rothaarige Schönheit, die tatsächlich die Dreistigkeit besaß sich auf den letzten freien Stuhl an unserem Tisch zu setzten, während Dimitri sich wie schützend hinter sie stellte.

Edward warf ihm einen kurzen, eisigen Blick zu, kam dann aber anscheinend zu dem Schluss, dass Victoria momentan die größere Gefahr darstellte. Seine Augen, die für mich immer die unendliche Liebe bereithielten, waren kalt und voller Zorn, als er sich ihr zu wand.

Sie schien das ganze ziemlich amüsant zu finden, lächelte Edward breit zu und strahlte dann in die Runde.

„Lange nicht gesehen. Ich hab euch vermisst und gedacht, dass ich euch mal ein wenig überrasche.“

Ihr Blick traf meinen und einen kurzen Moment lang, krachte ihre Maske in sich zusammen und man konnte den Hass, den sie auf mich hegte sehen. Ich war der Grund dafür, dass ihr Gefährte, den sie geliebt hatte, nicht mehr lebte.

Sie gab mir die Schuld dafür, dass er er nicht mehr da war und ich wusste, was sie wollte. Sie wollte mich tot sehen, nicht nur um mich als Person los zu werden, sondern auch um sich an Edward zu rächen.

Gefährte für Gefährte.

‚Du hast James getötet, also pass auf dein Mädchen auf’ das sagten ihre Augen, als ihr Blick wieder kurz zu Edward huschte. Komischerweise ging in mir genau dasselbe vor, wie an dem Abend, als Aro zu Besuch gewesen war.

Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, war ich erstaunlich ruhig. Mein Herzschlag normalisierte sich wieder und ich hatte keine Probleme damit ruhig und regelmäßig zu atmen, auch wenn die Angst vor Victoria mir fast das Herz zuschnürte. Ich schloss kurz die Augen und schüttelte mich innerlich um die Angst abzuschütteln.

Ich wusste, dass sie immer da sein würde, aber ich beschloss sie wenigstens für den Augenblick so weit wie möglich zu verdrängen. Als ich die Augen wieder öffnete, hatte ich die Furcht in die hinterste Kammer meines Herzens getrieben, dort eingeschlossen und den Schlüssel weggeworfen.

Endlich konnte ich mich auf das andere Gefühl, dass mich bei Victorias Anblick durchströmte, konzentrieren.

Hass.

Nichts als purer Hass und als ich sie anschaute, musste genau das auch aus meinem Blick sprechen, den sie blinzelte überrascht und ließ ihre Maske wieder für einen Wimpernschlag fallen. Überraschung legte sich auf ihre Gesicht bis sie sich wieder im Griff hatte und mir ein gehässiges Grinsen zu warf.

Unter dem Tisch tastete ich nach Edwards Hand und es dauerte nicht lange, bis mir seine kalten Finger beruhigend und gleichzeitig entschuldigend über meinen Handrücken strichen. Es tat ihm Leid, dass unser erster gemeinsamer Urlaub so schlecht began und es tat ihm leid, dass unser gemeinsamer Abend wieder in einer Katastrophe enden würde.

Wie gerne ich ihm jetzt durch die Haare wuscheln würde, wie gerne ich mich in seinem Arm verkriechen würde um ihm leise ins Ohr zu flüstern, dass mit mir alles in Ordnung war und er doch nichts dafür konnte.

Ihm die Schuldgefühle ausreden, aber es ging nicht. Victoria war hier und hatte sich mit Dimitri, diesem Schweinehund, verbündet. Ich musterte ihn mit unverholener Verachtung dafür, dass er Aro verraten hatte und dafür, dass er es nötig hatte sich mit Victoria zusammenzutun.

Und für seine Naivität.

Wie konnte er glauben, dass Victoria wirklich etwas für ihn empfand? Der einzige den sie je geliebt hatte, war James gewesen und James war tot. Für sie war Dimitri nur ein Mittel zum Zweck um James Tod zu rächen, aber das verstand er nicht.

Er wandt sich unbehaglich unter meinem erbarmungslosen Blick und ich fand es ziemlich amüsant.

Ja, ich hatte Spaß daran ihn mit meinem ehrlichen, vorwurfsvollen Blick zu quälen, der ihn daran erinnerte, dass es wahrscheinlich ein großer Fehler gewesen war, Aro zu verraten. Ihm war anzusehen, dass er sich unwohl fühlte, aber ich hatte kein Erbarmen mit ihm.

Er hatte Victoria her geführt und er wollte mich tot sehen. Schön und gut, aber vorallem hatte er mir einen wunderbaren Abend mit meiner Familie versaut und wollte nichts anderes, als meine Liebe zu Edward zu brechen.

Er wollte uns trennen und uns bis in alle Ewigkeit darunter leiden sehen.

Ja, ich sah in alles in seinem Blick, aber das konnte ich nicht zulassen.

‚Ich hab soviel dafür getan und ich habe soviel durchgemacht um mit ihm zusammen sein zu können, glaubst du ehrlich, dass du mir jetzt einfach ungestraft dazwischen funken kannst?’ Die Frage lag auf meiner versteinerten Miene und war für alle sichtbar.

Victoria ließ sich nicht anmerken, aber Dimitri schien sich immer unwohler zu fühlen. Ich lächelte gehässig und achtete gar nicht darauf, wie Carlisle sich angrifflustig mit Virctoria unterhielt und Emmett drei Plätze weiter seine Muskeln spielen ließ.

Meine volle Konzentration lag dabei, Dimitri nieder zu machen und ihm Schuldgefühle einzutrichtern. Ihm zu zeigen, dass er alles falsch gemacht hatte und das es bei weitem nicht so einfach sein würde mich umzubringen wie er es sich vielleicht vorgestellt hatte.

Ich spürte wie Edwards kalter Daumen immer noch über meinen Handrücken strich und er mir sein Gesicht zuwandte. Sorge lag in seinem Blick, aber ich wollte nicht das er sich sorgen machte.

Ich erwiderte seinen Blick fest und drückte seine Hand und für eine Sekunde waren wir uns wieder nah. Ich schloss kurz die Augen und da stand ich plötzlich für einen kurzen Moment hinter ihm, umarmte ihn und eine Sekunde darauf saß ich wieder auf meinem Stuhl und öffnete überraschte die Augen.

Edward sah auch leicht verwirrt aus, konzentriete sich aber sofort wieder auf die derzeitige Lage und ich wandte meine Aufmerksamkeit ebenfalls wieder den anderen Personen am Tisch zu.

Allen Cullens war anzusehen, dass sie gerne auf den Besuch verzichtet hätten, aber jeder wusste auch, dass Victoria bestimmt nicht freiwillig gehen würde.

„Was willst du?“ fragte Emmett schließlich, während er ganz nebenbei seine Bärenhaften Muskeln spielen ließ, die Dimtri augenscheinlich ziemlich beeindruckten. Er lächelte ihm trocken zu, aber Victoria ignorierte das ganze Gehabe und beugte sich vor.

Mit einem zuckersüßen Lächeln stütze sie ihre Arme auf ihre Ellenbogen auf die Tischplatte und musterte uns alle.

„Euch besuchen, sonst nichts.“ Ihre langen Wimpern klimperten aufenander, während sie zu Edward schielte und mir wurde bewusst, dass sie trotz all dem Hass den ich für sie empfand noch immer wundeschön war.

Ich blendete all das aus und sah Edward fragend an, der allerdings mit konzentrierter Miene da saß und Alice anstarrte. Auch sie wirkte für einen Moment verunsichert, hatte sich aber Sekunden schnelle wieder gefangen und und wandte sich ebenfalls Victroia zu, nachdem sie Dimitri ebenfalls einen hasserfüllten Blick zu geworfen hatte.

Der schien sich immer unwohler in seiner Haut zu fühlen und mit jeder Sekunde mehr zu bereuen, dass er hier war und die Cullens bedrohte.

„Also“ setzte Alice mit gefährlich ruhiger und gelassener Stimme an und fragte:

„Was machen wir jetzt mit den angebrochenen Abend?“

Ihre Finger trommelten ungeduldig auf die Tischplatte und einen Moment wirkte Victoria überrascht davon, dass sie so schnell gewonnen hatte. Ich gebe zu, dass ich auch ein wenig verdutzt war, als Alice schließlich vorschlug, dass man doch noch zusammen ausgehe könne. Auch die Cullens schauten sie leicht erstaunt an, nur Edward nicht, er saß noch immer mit versteinerter Miene da und hielt meine Hand.

Mein Blick huschte kurz zu Victoria herüber, aber sie schien sich darüber keine Gedanken zu machen.

Wie naiv sie war.

Sie konnte doch nicht glauben, dass ihre Pläne unerkannt blieben, wenn Edward –

Doch. Sie konnte, ging mir ein Licht auf.

Victroia wusste nichts von Edwards Fähigkeiten!

Das musste es sein, sie hatte keine Ahung, dass Edward schon wusste was sie tun würde, was auch immer sie vorhatte. Aber wieso hatte Dimitri ihr nichts erzählt?

Wenn er sie wirklich liebte, würde er dann zulassen dass sie so in ihren Untergang rennen würde?

Vielleicht nahm er an, dass Victoria sich darüber schon längst im Klaren war und war nicht weiter darauf eingegangen. Während ich vor mich hingrübelte, wandte Rosalie an Alice. „Spinnst du?“ zischte sie so schnell, dass ich Mühe hatte es zu verstehen.

„Wieso?“ zischte Alice aus dem Mundwinkel zurück und ich sah, dass sich auf Victorias Gesicht ein selbstzufriedenes Grinsen breit machte.

Sie schien sehr zufrieden mit der derzeitigen Lage. Ihr Ziel hatte sie schließlich schon erreicht, meine Beschützer waren sch uneinig und fingen an zu streiten. Besser konnte es für sie schließlich nicht laufen.

„Mal ernsthaft Rose, glaubst du ehrlich, dass wir jetzt einfach aufstehen und gehen können und sie bleibt hier sitzen?!“

„Aber sie will Bella-“

„Meinst du das weiß ich nicht? Aber in der Menschenmasse auf irgendeiner Tanzfläche sind wir auf alle Fälle sicherer, als wenn wir Bella in ein einsames Hotelzimmer sperren.“

„Aber-“

„Rose reg ich dich ab, ich glaub Alice hat recht“ mischte Emmett sich ein und der Aussdruck auf Victorias Gesicht wurde immer verzückter. Sie schien sehr zufrieden damit unruhe zu stiften. Unsere Blicke trafen sich und ihrem lag genauso viel Hass wie in meinem und die Botschaft die sie mir zusendeten, war alles andere als freundlich.
 

‚Ich krieg dich und schau dir deine kümmerlichen Gefährten an. Schon bald haben sie sich so sehr in den Haaren, dass sie dich vergessen werden und ich verspreche dir, dann werde ich da sein.’
 

Am liebsten hätte ich laut aufgeschrien und Alice gewarnt, aber sie schien Victorias Plan gar nicht zu bemerken sondern ließ sich gerade auf einen handfesten Streit ein, was ich gar nicht von ihre kannte.

„Warum sollten wir Bella ausliefern?“ zeterte Rose gerade und Jasper beugte sich jetzt ebenfalls vor.

„Ich finde Rose hat recht, wenn wir raus gehen, dass könnten überall irgendwelche Komplizen von ihr auf uns warten, die sehr wahrscheinlich in der Überzahl wären.“

„Und trotzdem wären wir draußen sicherer, als wenn ins Hotel gehen und sie uns folgt. Wenn wir uns einschließen, wird sie niemand mehr aufhalten sobald sie da ist. Sie sind zwar nur zu zweit, aber ihr solltet sich nicht unterschätzen.“ bemerkte Alice spitz in Richtung ihrers Freundes und Emmett nickte mit ernster Miene.

So ging es eine ganze Weile hin und her, während die Verzweiflung in mir wuchs. Wie konnte ich ihnen nur begreiflich machen, dass sie geradewegs auf Victorias Plan eingingen. Wie konnte ich ihnen vermitteln, dass es wichtig war, das wir zusammenhielten, damit Victoria keine Chance hatte?

Verzwfeifelt und voller Angst rutschte ich nervös auf meinem Stuhl hin und her und meine Hände fingen an zu schwitzen. Edward bemerkte sofort wie ich mich fühlte und einen Moment keimte die Hoffnung in mir, vielleicht verstand der was ich ihm sagen wollte!

Doch anstatt, dass er versuchte dem Streit irgendwie Einhalt zu gebieten, warf er mir einen beruhigenden Blick mit seinen karamellfarbenen Augen zu, der einfach nur sagte:
 

‚Bella, Schatz. Vertrau mir!’
 

Dann strich er mir nocheinmal beruhigend über die Hand und lehnte sich mit leicht angespannter Miene nach hinten.

„Wenn ich euch mal daran erinnern darf: Es geht hier um MEINE Freundin.“ ließ er die anderen kühl wissen und sie schauten ihn genervt an.

„Na und?“ fauchte Alice ihn an und ich erschrack. Normalerweise waren sie schließlich beste Freunde.

„Mir liegt sie genauso am Herzen und ich lasse nicht zu, dass wir uns in irgendeinem Hotelzimmer verbarikadieren, damit Victoria sie ungestört umbringen kann!“

„Sie wird sie nicht umbringen!“ knurrte Edward mit unterdrückter Wut und ich war am Ende. Tränen stiegen mir in die Augen.

Das was ich immer hatte verhindern wollen, war geschehen.

Die Familiengemeinschaft der Cullens zerbrach – und zwar meinetwegen. Meine Augen wurden glassig und mein Blick vrschwamm, auch wenn Edward noch immer meinen Handrücken streichelte.

Die Leute, die ich liebte wie meine eigende Familie, die Leute die einmal meine Familie sein sollten, stritten sich. Meinetwegen, würde alles zerbrechen.

Die ganzen Träume die ich hatte, würden sich in Luft auflösen und den Rest meines Lebens würde ich mit diesem Loch in mir leben müssen, dass wiederkommen würde, wenn Edward ging. Ich wollte es nicht denken, aber ich konnte es nicht verhindern, die Gedanken kamen in Strömen.

Ich schiefte und wehrte mich schließelich. NEIN! ich wollte das nicht denken. Edward würde mich nicht verlassen und Victoria würde es niemals schaffen die Familie der Cullens zu zerbrechen. Zu meinem Leidwesen sah es gerade genau nach dem Gegenteil aus, den Alice hatte die Zähne gefletscht und schaute Edward wütend an.

„Ach nein?“

„Nein. Ich werde nicht zulassen, dass sie stirbt!“konterte Edward ruhig, aber auch in seinen Augen loderte es gefährlich.

„Ach das hatte ich natürlich vergessen! Du wirst Victoria also die nächsten sagen wir mal 80 Jahre bewachen, oder wie? Wach auf Edward. Das funkioniert nie und nimmer!“

„Natürlich wird es funktionieren, ich werde auf sie aufpassen, aber jetzt fliegen wir erst mal nach Forks zurück.“

„Was willst du in Forks?“ fragte Emmett in ungläubig und Edward warf ihm einen genervten Blick zu.

„Das ist sie Zuhause! Emmett. Dort wird sie sich am sichstersten fühlen und notfalls können wir die Wölfe um hilfe-“

„Ich weigere mich die Wölfe um Hilfe zu bitten, Edward. Wenn du das vorhast kannst du alleine zurück fliegen, aber dann wirst du Bella nicht beschützen können!“ mischte Jasper sich mit entsetzter Miene ein und wieder stiegen mir die Tränen in die Augen.

Es konnte nicht sein. All diejenigen die ich liebte, stritten sich bis aufs Mark. So heftig wie ich es nie erlebt hatte. Es war kein Spaß und keine Meinungsverschiedenheit, sie waren sich uneinig und vorallem sauer auf einander. Der Zorn brodelte in ihren Augen und tat mir im Herzen weh.

„Ruhig Kinder!“ beendete Esme schließlich den Streit und mit einem Mal war es ruhig. Sie hatte ihre Kinder im Griff, aber auch sie sah alles andere als belustigt aus.

„Es reicht. Seht ihr nicht wie weh ihr Bella tut!“ Sie stand auf, kam zu mir und nahm mich von hinten in den Arm.

Auf den ersten Blick wirkte es Steif, als wär sie ebenfalls sauer auf mich, aber unterschwellig spürte ich ihre Ehrlichkeit und das tat mir gut. Trotzdem war ich nicht in der Lage weiterhin die Cullens anzuschauen.

Der Hass in und Zorn in ihren Gesichtern tat mir weh und ich schloss die Augen.

„Aber-“ setzte Alice an, aber Carlisle unterbrach sie sofort, mit drohender Stimme.

„NEIN. Es reicht Alice!“

Auch er klang verstimmt und wieder kamen mit die Tränen. Alles war kaputt, alles war zerstört und meine Träume waren zerplatzt wie eine Seifenblase. Und die einzige die Schuld war, war Victoria.

Ich öffnete die Augen, ignorierte die zerstrittenen Vampire um mich herum und schaute die Rothaarige an. Sie wirkte extrem zufrieden mit sich und der Welt, nachdem sie die meine zerstört hatte.

Unkontrollierter Hass flammte in mir auf. Sie hatte mir soeben wieder alles genommen, was mir wichtig gewesen war und dafür hatte sie das schlimmste verdient, was man ihr antun konnte. Nur leider hatte ich keine Ahnung, was das schlimmste war, was man einem Vampir antun konnte.

Für den Moment musste es reichen, ihr einen Hasserfüllten Blick nach dem anderen zu zuwerfen. Sie lächelte mir breit zu, bis sie ihre Aufmerksamtkeit Carlisle zuwand, der verkündete:

„Ich würde sagen erstmal gehen wir hier raus und in irgendeinen Club, schließlich sind wir lange nicht mehr hiergewesen und allgmein würde ich sagen, dass wir es schon schaffen werde Bella zu veteidigen. Nein Rose, dabei bleibt es vorerst. Also los, oder hast du irendetwas dagegen einzuwenden?“ fragte er mit hasserfüllter Miene in Richtung Victoria, den auch er schien zu verstehen was sie vorhatte.

„Natürlich nicht“ antwortete sie mit einem zuckersüßen Lächeln.

„Gut, Alice? Irgendein Vorschlag?“

„Ja, ich hätte eine Idee, kommt mit.“ sie stand mit einer geschmeidigen Bewegung auf und Esme zog mich langsam hoch, aber Edward stellte sich ziwschen uns und legte einen Arm um mich.

Er wirkte kalt und genvert.

Wieder machte sich die Angst in mir breit, als er mich in Richtung Ausgang lotzte, dass alles von vorne beginnen würde, vorallem als ich Rosalies verzerrte Miene sah. Sie war sauer, sauer auf alle, die ihr nicht zugestimmt hatten als es um meine Sicherheit ging.

„Rose!“ flüsterte ich leise, ich wollte mit ihr reden. Ich wollte, dass sie aufhörten sich zu streiten und sauer auf mich zu sein. Es tat meinem Herzen zu weh.

Aber Edward gab mir keine Chance, so dass ich nur einen kurzen Blick mit ihr wechseln konnte.

Als wir uns für eine Sekunde in die Augen schauten, wurde ihr Blick für einen Moment weich und entschuldigend, aber sofort danach wurde er wieder Teil ihres genervt aussehenem Gesichtes.

„Komm.“ flüsterte Edward und klang dabei ein bisschen kälter als sonst, was Victoria, die nur einen Meter neben mir herging ziemlich gut zu gefallen schien. Wieder warf ich ihr einen hasserfüllten Blick zu und ließ mich dann von Edward weiterschieben.

Immer hinter Alice her.

In den Aufzug, nach unten , aus dem Haus raus und durch die Menschenmassen von New York. Die vielen Leute, drängten sich zwischen unsere kleine Kolonie und für ein paar Augenblicke waren wir von den anderen getrennt.

Augenblicklich drückte Edward mich fest und zärtlich an sich und hauchte mir einen Kuss auf meine Ohrmuschel, während er leise flüsterte:

„Vertrau mir Schatz.“

Dann verschwand seine Liebe wieder hinter einer Maske, die Alice ziemlich verstimmt musterte.

„Komm weiter.“ drängte er mich und ich stolperte, blind vor Tränen vorwärts. Ich hatte mich so über diesen Urlaub gefreut, aber jetzt war das schlimmste passiert, was passieren konnte. ich hatte mich mit meinem Freund gerade erst wieder vertragen, und mich nun waren wir wieder zerissen.

Getrennt durch die unsichtbare Mauer des Unverständnisses und ich hatte wieder keine Ahnung was ich machen sollte. Alice ging noch immer voran und hatte momentan genauso wenig für unsere Umgebung übrig wie ich und wenn ich ehrlich war, dann war ich froh, als sie schließlich die Tür zu einem kleinen Club öffnete und uns alle eintreten ließ. Edward schob mich vorwärts und aus den Augenwinkeln konnte ich sehen wie Victoria Alice breit anlächelte, als sie an ihr vorbeiging.

Dimitri folgte ihr auf den Schritt und schien sich inzwischen wieder wohler zu fühlen. Dieser Sauhund. Dieses gottverdammete Arschloch!

Einen kurzen Augenblick erschrack ich, als ich so von jemandem dachte, aber dann wurde mir wieder klar, wie egal es mir war. Er hatte es verdient so genannt zu werden und er hatte es verdient zusammen mit Victoria zu leiden.

„Komm.“ sagte Edward kalt zu mir und wandte mich von den anderen an, so dass ich Victorias Anblick nicht mehr ertragen musste. Ich war ihm dankbar dafür.

Ich hackte mich beim ihm unter und suchte Trost, aber obwohl er mich nicht wegstieß, sondern den Arm um mich legte, fand ich bei ihm nicht die Geborgenheit, die ich in diesem Augenblick gebraucht hätte.

Der Club war nicht sonderlich gut besucht und ich nahm an, dass diese Tatsache dem bulligen Mann zu verdanken war, der vor der Tür Wache stand und nur selten jemanden rein ließ. Ich schaute mich um und kam zu dem Schluss, dass ich den Club nicht mochte.

Er war mir zu düster und dämpfte irgendwie die Gute Laune. Nicht das ich gute Laune gehabt hätte. Ich kuschelte mich noch enger an Edward und flüsterte ihm leise zu:

„Kann ich dich kurz sprechen?“

Er schaute mich überrascht an, warf einen schnellen Blick hinter mich und nickte. Ich trat ein Stück beiseite und er ließ sich unauffällig von den anderen wegziehen.

„Was ist?“ grummelte er leise, als ich mich auf die Zehenspitzen stellte um ihm in die Augen zu schauen.

„Hört auf damit.“ bat ich ihn leise und ignorierte sowohl seine schlechtgelaunte Stimme, als auch die Tränen die mir unaufhörlich aus die Augen floßen.

„Womit?“ murrte er weiter und ich musste mir einmal über das Gesicht wischen, um ihn wieder vernünftig sehen zu können. Mein Herz pochte und eine unglaublic e Angst überfiel mich.

Es war dieselbe Angst die ich gespürt hatte, kurz bevor Edward mich verlassen hatte. Nicht daran denken“ hämmerte ich mir ein und schaute wieder zu meinem Freund auf. Warum tat er mir das an, er wusste doch genau wie weh mir so etwas tat.

„Hört auf euch zu streiten! bitte!!Ich ertrag es nicht euch so zu sehen und außerdem ist es doch nur ein Teil von Victorias Plan!!“

„Victoria hat keinen Plan, das einzige was sie will ist uns nicht aus den Augen verlieren. Sonst nichts.“

Wieder wischte ich meine Tränen weg.

„Doch, Ed! Sie will das ihr euch streitet!“

„Sie hat nichts damit zu tun, Bella! Das einzige Problem ist nur, das die anderen sich wieder in Sachen eingemischt haben, die sie nichts angehen!“

„Aber-“

„Nein Bella, jetzt nicht. Komm.“ Wieder zog er mich mit einer unsanften Geste in Richtung der anderen. ganz abgesehen davon, dass ich gegen Edward keine Chance hatte, war ich nicht in der Lage auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.

Was war los mit ihm, mit ihnen allen?

Hatten sie mir ihre heile Familienwelt etwas nur vorgspielt?

Hatten sie das alles nur für mich aufrechterhalten?

Ich stolperte, aber Edward fing mich auf und nur ein paar Sekunden später standen wir wieder bei den anderen. Noch immer musterten sie sich wie tollwütige Hunde mit einem Hass, den ich nie für möglich gehalten hätte.

Nur eine stand völlig zufrieden und gut gelaunt ein paar Meter abseits.
 

Victoria.
 

Wieder hatte sie es geschafft meine Welt zu zerstören und wieder würde sie ungestraft davon kommen, da war ich mir sicher. Und ich hasste sie dafür. Ich weiß nicht, ob sie meinen Blick, der auf ihr lag spürte, aber im selben Moment drehte sie sich zu mir um und lächelte mich mit einem undefinierbaren Ausdruck auf ihrem Gesicht an.

Ob dieser Gesichtsausdruck verantwortlich war, für das was ich jetzt tat?

Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht.

Mein Kopf war wie leergefegt.

Es war nichts da, was meine Entscheidungen nochmal überdacht hätte und so wandt ich mich aus Edwards kalter, trostloser Umarmung und stürmte los. Zu meinem Erstaunden war es ganz einfach zu laufen ohne hinzufallen.

Zumindest die paar Meter zu Victoria. Hinter mir hörte ich ein besorgtes und entseztes: „Bella!“

aber ich ignorierte es. Das einzige was ich sah, war die rothaarige Vampirin.

Die, die mein Leben zerstört hatte.

Für den bruchteil einer Sekunde wirkte sie verdutzt, aber dann empfing sie mich mit offenen Armen. Wahrscheinlich hatte ich es ihr gerade noch einfacher gemacht mich umzubringen, aber es war mir egal.

Ich schrie auf und wollte ihr ihr makelloses Gesicht zerkratzen, aber in dem Moment krachte ich mit voller Wucht zu Seite. Mein Kopf knallte auf einen Tisch und eine Schmerzwelle durchfuhr mich, bevor mir schwarz vor Augen wurde. Das letzte was ich mitbekam, war ein gewaltiger Radau und das unkontrollierte Knurren eines Monsters.
 


 

„Bella?“

„Sie ist bewusstlos.“

„Geht es ihr gut?“

„Ich weiß es nicht, lass mich sie untersuchen.“

Wie aus einem dichten Nebel drangen die Worte zu mir durch. Das nächste was ich realisierte waren die dröhnenden Kopfschmerzen.

Mein Geist wandte sich hin und her um ihnen zu entgehen, aber sie waren überall.

„Bella?“ wieder diese besorgte Stimme. Vorsichtig zwang ich mich die Augen zu öffnen und starrte direkt in Edwards Gesicht.

So schnell ich konnte schloss ich sie wieder.

Ich wollte nicht daran erinnern werden.

Ich wollte nicht wissen was geschehen war.

Das einzige was ich jetzt dankend angenommen hätte, war mein Bett.

Zuhause, bei Charlie in Forks.

„Bella?“

Es tat weh seine Stimme zu hören und es tat weh zu wissen, dass meine ganzen Hoffnungen auf ein Leben in dieser Familie zerstört waren.

„Was hat sie?“

„Ich würde sagen eine schlimme Gehirnerschütterung. Sie ist mit ganz schöner Wucht auf den Tisch geknallt.“

„Du hättest sie auch ein bisschen sanfter behandeln können, Alice“

NEIN, schrie es in mir.

All das, die Streitereien und die Verzweiflung, all das wollte ich nicht hören. Mein Kopf dröhnte und alles tat mir weh. Ich spürte die Dunkelheit näher kommen und als ich die Diskussion hörte, beschloss ich mich dankbar auf die Bewusstlosigkeit einzulassen.

Neue Hoffnung

„Ich glaube sie kommt wieder zu sich.“

„Lass mich zu ihr.“

„Ist ja gut.“

Ein leises Stöhnen entfuhr mir und sofort realisierte ich wieder die Schmerzen, die in regelmäßigen Abständen durch meinen Kopf pochten. Es füllte sich so an, als wäre mein Kopf schlichtweg zu klein, für alles was darin Platz findet musste.

Ich kniff die Augen fest zu zusammen und atmete tief durch um das Dröhnen zu ignorieren, aber es brachte nichts.

„Bella?“

„Warte, lass mich ihr ein Schmerzmittel geben. Sie muss ein ziemliches Dröhnen im Schädel haben.“

Dann nichts mehr. Nur noch ich und diese schrecklichen Kopfschmerzen, die zu meiner Erleichterung langsam nachließen.

„Bella?“ wieder diese besorgte, wundervolle Stimme, die mich dazu zwang die Augen zu öffnen. Ich lag auf dem Boden, wo wusste ich nicht, und Edward kniete neben mir.

„Wie geht’s dir?“ fragte er noch immer leicht bekümmert, aber mit einem schwachen Lächeln auf dem Gesicht. Ich schaute ihm kurz in seine wunderbaren Augen und brauchte einen Moment um mich zu erinnern.

Dann stürmte es wieder auf mich ein. Victoria, Demetri und der Streit. Das Ende all meiner Träume. Auf einmal fiel es mir ganz leicht meine Kopfschmerzen zu vergessen, denn in diesem Augenblick existierten nur Edward und ich. Ich musste zu ihm hoch schauen, da ich noch immer auf dem Boden lag, aber trotzdem konnte ich ihm direkt in die Augen sehen.

Das was ich dort sah, verwirrte mich.

Aus ihnen sprach wie immer Zuneigung und Liebe. In mir drehte sich alles, was sollte ich davon halten?

Was den nun, Liebe und Zuneigung oder doch Lüge und Streit?

Ich find an zu weinen, leise und lautlos, wie ein kleines Kind, das man enttäuscht hatte. es dauerte nicht lange bis meine Augen überliefen und sich meine Tränen auf den Weg machten und salzige Spuren auf meinen Wangen hinterließen.

„Bella?“

Unverständis und Entsetzen traten in Edwards Augen und er beugte sich noch weiter zu mir herunter.

„Was ist los? Bella!“

Ich war unfähig zu antworten, ich brachte noch nicht einmal irgendeinen Ton aus mir heraus. Stattdessen nahm der Tränenschwall nur noch mehr zu und ich spürte, wie sie meine Wangen herunter liefen, als würden sie ein Wettrennen veranstalten.

„Bella?“

Dieses Mal flüsterte er meinen Namen nur, so leise, dass ich Mühe hatte ihn zu verstehen. Er schaute mir wieder in die Augen und die Liebe die darin stand, verwirrte mich. Ein leises Schluchzen entfuhr mir und Edward setzte sich hinter mich, um mich in den Arm zu nehmen. „So leid es mir tut, Edward, aber ich muss mit dir reden.“

Ich wusste nicht wer es war, ich konnte die Person die Edward angesprochen hatte nicht sehen, aber die Stimme kam mir bekannt vor.

„Nein. Ich bleib bei Bella und komm dann nach.“

„Edward-“

„Nein.“

Seine Stimme war nicht direkt unfreundlich, aber sie klang hart und abwesend und zeigte, dass es mit seiner Laune momentan nicht zum Besten stand. Dann sagte niemand mehr was und Edward schlang seine Arme um mich um mich auf seinen Schoss zu ziehen. Als mir bewusst wurde was er vorhatte, wehrte ich mich.

Überrascht zog er seine Arme zurück und ließ mich in Ruhe, weigerte sich allerdings von mir weg zurutschten. Ich setzte mich zu gut es mit meinem dröhnenden Kopf ging, gerade auf und atmete tief durch, bevor ich meine Tränen so gut es ging wegwischte. Dann erinnerte ich mich wieder an den Streit und an das was ich eben getan hatte.

Ich hatte Edward zurückgewiesen.

Ich hatte es tatsächlich gewagt Edward zurückzuweisen.

Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag und wieder kamen die Tränen. Alles war vorbei. Mein ganzer Traum war zu Ende geträumt! Wie eine Sinflut stürmten die Gefühle des Verlorenseins in mir auf und ich brach schluchzend in mich zusammen. Es konnte einfach nicht war sein.

Ich hatte sie alle ein zweites Mal verloren und dieses Mal würde es wahrscheinlich keinen Jacob geben der für mich da war. Während ich mit vorgebeugtem Kopf dasaß, spürte ich wie sich Edwards Arme erneut um mich legten.

Dieses Mal wehrte ich mich nicht. Ich wollte noch einmal in seinen Armen liegen, bevor man mir schließlich die Wahrheit sagen würde. Ich wollte noch einmal das Gefühl haben, dass er für mich da war. Nur noch ein letztes Mal. Er zog mich näher zu sich und summte mir leise ins Ohr.

Mein Schlaflied, das er vor eine Ewigkeit für mich komponiert hatte.

Es zeigte Wirkung. Nach ein paar Minuten, die ich mit stummen Weinen verbracht hatte, schaffte ich es wieder einigermaßen vernünftig zu atmen. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich darauf, mich auch innerlich ein wenig zu beruhigen, um die letzen Minuten mit Edward genießen zu können.

„Was ist los?“

seine wunderbare Stimme trieb mir schon wieder die Tränen in die Augen.

„Warum?“

fragte ich ihn leise und ignorierte die Tränen, die mir schon wieder aus den Augen traten. Meine Hände krallten sich in seine Ärmel. Ich hatte Angst vor der Antwort, ich wollte sie nicht hören und gleichzeitig wollte ich nicht weiter angelogen werden.

„Was warum?“ Seine Stimme war wieder ganz nah an meinem Ohr und während er geduldig auf meine Antwort wartete, summte er wieder mein Lied.

„Wieso?“ flüsterte ich wieder und brauchte einen Moment bevor ich meinen Satz zu ende führen konnte.

„Wieso habt ihr mich angelogen? Wieso habt ihr euch gestritten?“

Meine Stimme war so leise, dass ich selbst Probleme hatte zu verstehen was ich sagte, aber schien trotzdem genau zu wissen was ich gefragt hatte. Ich hörte ein leises Kichern, während mir weiter die Tränen aus den Augen strömten.

Er lachte mich aus.

Das tat weh.

„Bella.“

Sagte er wieder und ich spürte wie er mich leicht anhob und mich so auf seinen Schoss setzte, so dass ich ihn ansehen konnte. Ich wich seinem Blick aus und schaute demonstrativ in eine andere Richtung.

Woher ich die Kraft nahm das zu tun wusste ich selber nicht. Vielleicht war es die Enttäuschung oder die Angst.

Die Angst vor dem was noch kommen würde. Ich spürte seine kalte Hand an meinem Kinn, die mich sanft aber bestimmt dazu zwang ihn anzusehen.

„Bella.“ sagte er wieder.

In einem Tonfall, dass ich mir wieder unglaublich dumm vorkam.

„Hast du wirklich geglaubt, dass wir und von Victoria so einfach hinteres Licht führen lassen und dann nichts Besseres zu tun haben, als auf so eine naive Art zu streiten?“

Es war genau wie damals, als mir erzählt hatte, wie überrascht er gewesen war, dass ich ihm sofort geglaubt hatte, dass er mich nicht mehr wollte.

Aus seinem Blick sprach Liebe und Mitgefühl und so sehr ich es auch wollte, ich konnte meine Augen nicht schließen um ihn nicht mehr ansehen zu müssen.

Meine Augenlider gehorchten nicht mehr meinem Kopf sondern meinem Herzen.

Und mein Herz wollte nichts sehnlicher als ihm glauben und sich an ihn kuscheln.

„Wir wollten sie auf eine falsche Fährte führen, Bella. So hat sie sich sicher gefühlt und geglaubt, dass sie im Vorteil war.“

Ich schaute ihn noch immer an.

Diese wunderbaren, perfekten Gesichtszüge, die schön geschwungenen Lippen, die dunkle Augenringe und schließlich seine wunderschönen, unendlichen Augen.

Er konnte nicht lügen.

Nein, dass konnte er einfach nicht.

Ich war einfach nur wieder zu dumm gewesen. Ich hatte zu wenig vertrauen in die Cullens, in Edward und in seine Liebe gehabt und das zu wissen versetzte meinem Herzen einen Stich. Er ließ mein Kinn los und hob seine Hand.

Ich beachtete sie gar nicht und wendete meinen Blick nicht von seinen wundervollen Augen, trotzdem spürte ich, wie seine kalte Haut auf meine traf. Vorsichtig wischte er mir die Tränen weg und näherte sich schließlich.

Erst stupste seine Nase gegen meine und dann küsste er mich ganz leicht auf die Lippen.

„Ich würde dich nie wieder anlügen, Isabella. Nie wieder, das schwöre ich. Ich bereue es zutiefst, dass ich es einmal getan habe und es war die schlimmste Erfahrung die ich je gemacht habe.“

Ich schaute ihm wieder in Augen und dieses Mal lag wieder das schlechte Gewissen darin, dass er wohl bis zum Ende der Welt mit sich herumragen würde. Ich blinzelte einmal kurz und fragte dann:

„Versprochen?“ Meine Worte waren leise und genauso leise antwortete er:

„Ich schwöre es.“

Ich musste lächeln und vergaß wieder all meine Zweifel. Wie hatte ich nur so naiv sein können? Als wenn sich die Cullens in einer solchen Situation gegeneinander wenden würden. Als wenn sie ihren Plan nicht durchschaut hätten. Als wenn sie so dumm wären.

„Edward?“

„Ja?“

„Verzeihst du mir?“

Er schaute mich ein wenig verdutzt an, während er mit einer meiner Haarsträhnen spielte.

„Es gibt nichts was ich dir verzeihen müsste Bella.“

„Doch, verzeihst du mir, dass ich an euch gezweifelt habe?“

Er lächelte und es tat so gut zu wissen, dass dieses Lächeln alleine mir galt und das ich es mir bis in alle Ewigkeit würde anschauen können.

„Das muss man nicht verzeihen Bella. Weder ich, noch die anderen. Es völlig selbstverständlich.“

„Nein, ist es nicht.“ widersprach ich sofort, aber er antwortete direkt:

„Doch Bella, ist es. Es gibt sogar Momente an denen wie selbst an uns zweifeln. Da hast du das Recht es ebenfalls zu tun. Zumindest manchmal“ fügte er neckisch hinzu.

Er war mir nicht böse und das erleichterte mich ungemein. Ich beugte mich vor und küsste ihn auf die Lippen. Er ließ es geschehen. Ich löste mich wieder von ihm und er sagte leise. „Bella?“

„Mhm?“ Ich lehnte mich an seine Brust und er streichelte meinen Arm.

„Ich liebe dich.“

Er sagte es mir regelmäßig, aber dieses Mal ließ es mein Herz noch wilder schlagen als sonst. Ich richtete mich wieder aus, schaute ihn an und antwortete leise:

„Ich liebe dich auch Edward, bis zum Ende.“

Dann umarmte ich ihn und drückte ihn so fest an mich wie es nur ging. Ich war so froh ihn zu haben und ich beschloss nie wieder an ihm zu zweifeln.

Nie wieder.

Ich drückte mein verheultes Gesicht an seine Schulter und er streichelte mir sanft über den Rücken, während er sich ebenfalls an meiner Schulter vergrub.

„Edward? Er will dich sprechen.“ ich hörte wie er wie er leise seufzte, mich noch einmal fest an sich drückte und sich schließlich von mir löste.

„Ich muss rüber Bella, willst du mitkommen?“

„Wer will dir sprechen?“

Seine Miene verhärtete sich.

„Aro. Er war in diesem Club, deshalb hat Alice uns auch hergebracht. Willst du mit rüber?“ Ich ließ mir seinen Vorschlag durch den Kopf gehen.

Ich hatte keine Lust Aro gegenüber zu treten, vor allem da schrecklich aussehen musste. Verschmierte Schminke, verheultes Gesicht und ein zerrissenes Kleid.

Aber anderer Seits wollte ich mich nicht von Edward trennen und alleine hier bleiben.

„Du musst nicht mit Bella. Ich bleib bei dir wenn du willst.“

Ich schaute auf und Alice lächelte mir zu.

Meine Schwester.

Ich hatte nie eine gehabt und stellte fest, dass es ein schönes Gefühl war eine zu haben. Ich nickte leicht und Edward trug mich zu einem Sessel, in den er mich fallen ließ.

„Ich beeil mich Schatz.“

Er drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann in unglaublicher Geschwindigkeit aus der Tür.

Ich schaute im sehnsüchtig hinterher, bis mir einfiel, das Alice noch da war. Sie hatte sich im Schneidersitz auf dem Boden niedergelassen und schaute mich an.

„Es ist alles in Ordnung.“

„Was ist mit Victoria.“

„Man passt auf sie auf.“

Ich schwieg einen Moment.

„Demetri?“ fragte ich dann.

„Tot.“ antwortete sie knapp und als sie den fragenden und zugleich entsetzten Ausdruck auf meinem Gesicht bemerkt erklärte sie.

„Es ist nicht leicht einen von uns umzubringen, aber Aro hat da schon seine Möglichkeit wenn unser eins auf ihn losgeht.“

„Demetri ist auf Aro losgegangen?“ echote ich ungläubig und ich war mir sicher, in diesem Moment der Überraschung ziemlich dämlich auszusehen.

„Ja, warum weiß ich nicht. Aber ich frage mich wirklich wie dumm man sein muss um auf jemanden wie Aro loszugehen. Auch wenn man vorher nicht für ihn gearbeitet hat.“

„Tot.“ murmelte ich leise und schaute woanders hin, bis ich das verarbeitet hatte. Aro hatte ohne zu Zögern einen seiner Gefährten umgebracht.

Ich hatte von Anfang an gewusst, dass er dazu fähig war, aber das er es jetzt getan hatte war noch einmal etwas ganz anderes. Ich seufzte leise und schaute Alice wieder an.

„Ihr habt euch wirklich nicht gestritten?“ fragte ich sie noch einmal, denn ich wollte es noch einmal aus ihrem Mund hören.

Sie lächelte und der Schakal blitzte in ihren Augen auf. „

Nein, natürlich nicht. Es war nur ein Trick um Victoria in falscher Sicherheit zu wiegen. Hätten wir voll gute Laune gehabt, wäre es vielleicht auffällig gewesen und mein Plan hätte nicht funktioniert.“

„Welcher Plan?“

„Wir hätten sie nicht einfach umbringen können, zumindest nicht Demetri. Dann hätten wir Aro erklären müssen, warum wir mitten in New York welche unserer Art umgebracht hätten. Noch dazu einen seiner langjährigen Gefährten. Aber glücklicherweise kommt Aro auch gerne her. Ich hab ihn schon vor zwei Tagen kommen sehen, aber erst morgen mit ihm gerechnet. Als ich dann gesehen hab, dass er schon heute Abend in diesem Club ist, hab ich Victoria und Demetri einfach hergeführt.“

„Und die wussten von nichts.“ stellte ich fest und sie grinste.

„Genau.“

Sie wirkte sehr zufrieden mit sich und dem Ausgang der Dinge.

„Und dann?“

„Na ja, was genau dann passieren sollte wusste ich noch nicht, aber bei Aro waren wir erstmal sicher. Dann hast du mir allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. Du musst das Ganze so kurzfristig dazu entschlossen haben, dass ich es noch nicht einmal voraussehe konnte. Obwohl ich dich in letzter Zeit sowieso selten sehe. Was hast du in diesem Moment eigentlich gedacht?“

Ich wurde rot und schaute wieder zur Seite.

„Nichts.“ antwortete ich schließlich.

„Ich wusste gar nicht was ich tat.“

„Das haben wir gemerkt.“ schmunzelte Alice.

„Unsere liebe Vici hätte dich sicherlich mit offenen Armen empfangen, wenn Rose nicht so schnell reagiert und dich da weggerissen hätte. Das du mit dem Kopf so blöde aufgeknallt bist, war unbeabsichtigt. Aber während sie dich da weggerissen hat, ging Demetri auf sie los und hat sie ein wenig aus der Bahn gebracht. Na ja, Hauptsache es geht dir wieder einigermaßen. Du wirst es doch überleben, oder?“

Ich lächelte schwach, während ich mit eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.

„Ja, ich denke schon.“

„Edward kommt in ein paar Minuten wieder und holt uns ab. Ich würde sagen, wir versuchen bis dahin dich wieder einigermaßen herzurichten.“

Mit einer geschmeidigen Bewegung stand sie auf und kam zu mir. „Bleib sitzen“ sagte sie als ich mich erheben wollte und band mein Haar zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammen.

Dann musste ich ihr mein Gesicht zu drehen und sie zog ein Taschentuch aus der Tasche, mit dem sie meine verlaufene Schminke so gut es ging wegwischte. Es dauerte eine Weile bis sie zufrieden war, dann zauberte sie noch ihre Wimperntusche aus der Tasche und machte sich an meinem Augen zu schaffen.

Zum Schluss begutachtete sie mich prüfend.

„Viel besser.“

Sie schenkte mir ein breites Lächeln und hielt mir die Hand hin. Ich ergriff sie und sie zog mch hoch.

Sie zupfte mein Kleid zu Recht und bot mir schließlich wie ein Gentleman ihren Arm an. Ich lachte und schaute sie wieder einigermaßen gut gelaunt an.

„Ich kann alleine laufen Alice.“

Hätte ich es doch besser nicht gesagt. Ich tat nur einen Schritt, war allerdings noch ein wenig unsicher auf den Füßen und verlor schon das Gleichgewicht.

„Da wäre ich mir nicht so sicher.“ ließ Alice mich wissen, nachdem sie mich aufgefangen und ihren Arm um meine Hüfte geschlungen hatte.

Ich stütze mich an sie, weil ich komischerweise wirklich Angst davor hatte hinzufallen.

Wir waren gerade an der Tür angekommen, als diese sich leise öffnete.

Edward schlüpfte durch den Spalt und schaute uns prüfend an.

Dann wanderte sein Blick zu Alice.

„Du willst mir doch nicht etwa meine Freundin ausspannen, oder?“

„Doch natürlich. Was hast du den gedacht.“ lachte sie und auch Edward grinste breit.

Wie hatte ich bloß glauben können, dass sie sich einfach von jetzt auf gleich streiten konnten. Dafür standen sie sich viel zu nahe und wussten zuviel über den anderen.

Ich fand den Witz zwar nicht sonderlich komisch, aber es tat meinem Herzen trotzdem gut, sie so ungezwungen miteinander umgehen zu sehen.

Bevor ich etwas sagen konnte, wanderte Edwards Blick zu mir und er schaute mir direkt in die Augen.

„So gefällst du mir besser.“ ließ er mich wissen und mit errötenden Wangen löste ich mich von Alice und stolperte auf ihn zu. Er nahm mich in den Arm, wuselte mit seiner Hand einmal durch meinen Zopf und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

„Wir müssen rüber, Aro wartet.“ „

Will er mich sprechen?“ entsetzt schaute ich ihn an, aber er beruhigte mich sofort wieder. „Keine Sorge, ich bleib bei dir und mehr als ein paar Sätze wird er wohl nicht mit dir wechseln. Emmett und Jasper sind schon los die Koffer holen.“ fügte er an Alice gewandt hinzu.

Sie nickte und ging schließlich voraus.

Edward zog mich sanft hinter ihr her, aber innerlich sträubte ich mich. Ich hatte keine Lust mit Aro zu reden und wieder seinen dämlichen Blicken ausgesetzt zu sein. Ich mochte ihn einfach nicht. Warum konnten sie mich alle nicht einmal für ein paar Tage in Ruhe lassen? Ein leises Seufzen entfuhr mir und Edward flüsterte:

„Du schaffst das mein Engel.“

„Ich weiß nicht“ murrte ich. „Ich hab immer noch voll die Kopfschmerzen und bin müde.“ Das stimmt wirklich.

Ich hatte mich noch nicht daran gewöhnt die ganze Nacht aufzubleiben und durch die Gegend zu laufen. Ich wollte einfach nur schlafen.

„Es dauert nicht all zu lange, ich versprech es. Du kannst nachher im Flieger schlafen.“

„Im Flieger? Wir sind doch erst seit ein paar Stunden hier!“

„Ja, schon, aber wir wollten dir ja möglichst viel zeigen, oder? Außerdem sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es nicht allzu gut ist eine Einladung von Aro zweimal hintereinander abzulehnen.“

„Eine Einladung von Aro?“

„Ja, er will dass wir mit nach Volterra kommen.“

„Er will WAS?“

Entsetzt schaute ich zu Edward auf, aber er antwortete nicht, weil wir in einen Raum eintraten und Aro vor uns stand.

„Bella!“ er strahlte mich so fröhlich an, als hätte es das kleine Streitgespräch im haus der Cullens gar nicht gegeben.

„Ich freue mich ja so dich wieder zu sehen!“

Zu schade für ihn, dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. In diesem Moment war ich mal wieder froh, dass weder Aro noch Edward fähig waren in meinem Kopf zu gucken.

Es war gut zu wissen, dass meine Gedanken in diesem Moment mir gehörten, obwohl mein Gesichtsausdruck wahrscheinlich von jedem richtig gedeutete wurde.

„Schau doch nicht so bedröppelt drein, Bella!“ versuchte Aro mich heiter aufzumuntern, aber meine Laune sank nur noch ein Stockwerk tiefer.

Was erdreistete sich dieser Kerl eigentlich, mich so zu behandeln, als wären wir beste Freunde!

„Mir tut es sehr leid, dass Dimitri dir den Abend versaut hat Bella. Wirklich, aber ich habe das Problem zu deiner großen Freude bereits gelöst.“

Sein Blick huschte zu einer Wand und ich folgte ihm. Meine Augen richteten sich auf das Sofa, das dort stand. Da war nichts. Ich schaute genauer hin und dann sah ich es.

Eine Hand schaute dahinter hervor.

Sie wirkte glasig, als würde sie sich jeden Moment auflösen und mit einem Mal wusste ich, dass es Dimitris Leiche war.

Ich starrte die verschwindene Hand an und konnte mich einfach nicht davon abwenden, bis Edward mich rumdrehte.

Dann bemerkte ich Aros Blick, der auf mir lag und war mit einem Mal froh, das Alice mich wieder hergerichtet hatte. Wenn sie der Meinung war, dass ich in Anbetracht der Situation gar nicht so schlimm aussah, dann konnte ich zumindest nicht mehr wie ein Stofftier aussehen. Ein kleines bisschen Erleichterung durchströmte mich, ich machte mich wenigstens nicht ganz zum Affen.

„Nun ja, ich freue mich auf jeden Fall, dass du mich in Volterra besuchen kommst Bella. Wir werden sicherlich viel Spaß zusammen haben.“

Sein Blick fuhr herausfordernd zu Edward, der sich merklich verkrampfte. Ich strich im sanft über den Unterarm und schaute Aro direkt in die Augen.

„Ja das denke ich auch. Es wird wahrscheinlich sehr lustig werden.“

Feindselig funkelte ich ihn an und er setzte ein grimmiges Grinsen auf.

„Na dann.“

Er drehte sich kurz um, dann sagte er.

„Ich würde sagen wir fahren schon einmal los. Wir haben noch Tickets für die Maschine in einer Stunde bekommen. Bella?“ er grinste mich breit an und bot mir seinen Arm an, eine Provokation, die Edward hinter mir zum Kochen brachte.

Doch obwohl ich so müde und erschöpft war, stand ich drüber.

Ich würde auf sein Spielchen eingehen und ich würde Aro nie wieder daraus entlassen. Ich würde ihm nicht noch einmal den Gefallen tun und das kleine verängstigte Mädchen spielen. Nicht nachdem er mir alles nehmen wollte.

Ich drückte noch einmal Edwards Hand, schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln und schritt mit auf Aro zu.

Ich grinste ihn breit und überheblich an während ich mich bei im unterhackte.

„Gehen wir endlich?“ fragte ich ihn dann herausfordernd, als er mich für ein paar Sekunden verdutzt musterte und im Hintergrund hörte ich Rosalie kichern.

Alice grinste mir breit zu und nickte amüsiert, bevor sie Aro die Tür offen hielt.

Der brachte mich dann ein wenig verdutzt zum Auto, wo ich von Edward wieder in Empfang genommen wurde. Ich war froh, als ich Aro endlich los lassen konnte und noch erleichterter als Carlisle es so geschickt einrichtete, dass ich in einem anderen Auto fuhr. Ich ließ mich in Edwards Arme gleiten und lehnte erschöpft meinen Kopf an seine Schulter. Er streichelte sanft meinen Oberschenkel und legte den Arm um mich.

„Das hast du wunderbar gemacht Bella-Schatz.“

„Was?“ murmelte ich müde und ich hörte ihn leise lachen.

„Du weißt genau was ich meine. Du hättest Aros Miene sehen sollen.“

Er kicherte wieder.

„Einfach war nur wunderbar. Ich glaub das war das einzige womit er nicht gerechnet hätte.“ Ich spürte wie er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich und kuschelte mich noch näher an ihn.

„Schlaf, Bella. Wir fliegen nicht vom New Yorker Flughafen aus und sind noch eine ganze Weile unterwegs.“

„Bleibst du hier?“

„Natürlich.“

„Gut“ murmelte ich leise und dann fielen mir vor Erschöpfung und Kopfschmerzen die Augen zu.

Im Flieger nach Volterra

Als ich langsam aber sicher wieder wach wurde, kniff ich die Augen noch fester zusammen und weigerte mich beharrlich mich aus Edwards sanfter Umarmung zu lösen. Ich spürte wie seine Finger langsam an meinem Rückrat entlang fuhren und mich schließlich vorsichtig im Nacken kraulten.

Es war wunderschön.

Seine kalten Finger entspannten meine verkrampften Muskeln ein wenig und ich nahm mir vor, ihn bei der nächsten Gelegenheit um eine Massage zu bitten. Das hatte mein Nacken bitter nötig.

Aber vorerst war ich ganz zufrieden mit der Situation. Ich kuschelte mich enger an meinen Freund und genoss es mich in seinen Armen vergraben zu dürfen. Bei ihm war ich sicher. Er passte auf mich auf, deshalb kümmerte es mich in diesem Moment herzlich wenig zu wissen, dass Aro wieder bei und war.

„Bella?“ seine wunderschöne Stimme klang wie im Nebel zu mir und ich murrte nur leise. „Wie sind gleich am Flughafen, meinst du du schaffst es bis zum Flugzeug, oder soll ich dich tragen?“

Seine Finger streichelten meinen Kopf und eine Sekunde lang spielte ich tatsächlich mit dem Gedanken mich von Edward über den Flughafen tragen zu lassen. Ich war müde genug um es vor meinem Gewissen verantworten zu können und ich wusste, dass er nicht das geringste Problem damit hatte, aber trotzdem. Irgendetwas sagte mir, dass es mir nicht dabei helfen würde Aros Respekt zu erringen und zu bewahren.

„Nein.“ murmelte ich leise mit geschlossenen Augen und meine Hand tastete suchend nach seiner.

„So weit ist das ja nicht, die paar Meter werde ich schon schaffen und wenn nicht, dann verlass ich mich darauf, dass du mich auffängst, ja?“

Ich hörte Edward leise kichern und spürte dann den Kuss den er mir auf den Kopf drückte. „Einverstanden. Ich pass auf dich auf und wenn nötig, dann werde ich da sein und dich vor dem Sturz bewahren.“

Er kicherte wieder und angesichts seiner Wortwahl musste auch ich grinsen. Während das Auto langsamer wurde streichelte Edward sanft meinen Arm und verhinderte somit, dass ich erneut einschlief.

Mein Kopf pochte leicht und ich vermutete, dass das mit meinem Sturz, der nicht mehr als ein paar Stunden her sein konnte, zusammenhing. Ich suchte wieder nach Edwards Hand und als ich sie gefunden hatte, drückte ich seine kalten Finger an meine schmerzende Stirn.

„Rosalie hätte wirklich ein bisschen sanfter sein können.“ murrte Edward schließlich verdrieslich, als er mir dabei helfen musste aus dem Auto auszusteigen und ich mich im ersten Moment am Autodach festhalten musste um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.

Rosalie, die auf dem Beifahrersitz gesessen hatte und ebenfalls ausgestiegen war, wollte gerade den Mund öffnen, als ich die Hand hob und sie abwürgte.

Sie schaute mich ein wenig überrascht an, wartete dann aber als ich mich zu Edward wandte und leise mit geschlossenen Augen sagte:

„Nein Edward. Sie kann nichts dafür. Ich bin selber dafür verantwortlich. Ich hätte nicht auf sie losgehen dürfen, dass war dumm von mir.“

Dann drehte ich mich ein Stück und öffnete ein paar Sekunden lang die Augen, als ich zu ihr sagte:

„Mir ist gerade erst aufgefallen, dass ich mich noch gar nicht bei dir bedankt habe, Rose.“

Ich unterdrückte ein leises Stöhnen, als ein erneutes Pochen in meinem Kopf begann. Wieso wurde das eigentlich immer schlimmer? Als ich mich mit Aro unterhalten hatte, ging es mir doch auch nicht so schlecht.

„Schon in Ordnung Bella, ich hab es gerne getan. Aber ich glaub jetzt geh ich mal eben Carlisle suchen, damit er dir noch eine Schmerztablette gibt, bevor wir in den Flieger steigen. Die Wirkung der ersten scheint ein wenig nachzulassen.“

Ich fasste mir erneut an die Stirn und nickte so gut wie möglich.

„Komm Bella. Lass uns schon mal rüber zu den anderen gehen.“ flüsterte Edward mir leise ins Ohr.

„Es ist mir lieber wenn wir bei ihnen sind und Aro uns nicht wieder irgendwo alleine abfangen kann, ja?“

„Mhmmm…“ machte ich nur und er legte seinen Arm um mich um mit mir zusammen zu Alice und Jasper hinüber zu gehen. Ich klammerte mich an ihn und hoffte innerlich darauf, dass Rosalie mir sobald wie möglich diese verdammte Schmerztablette bringen würde.

Mein Kopf fühlte sich an als würde er kurz davor sein zu Platzen und ich war froh Edward als Stütze zu haben.

„Wie geht es deinem Kopf?“ fragte er besorgt und drückte mich fester an sich.

„Könnte besser sein.“ murrte ich genauso leise, als eine glockenhelle Stimme ertönte.

„Bella! Ich hoffe du hattest eine angenehme Fahrt und du gestattest mir die Ehre mich im Flugzeug an deine Seite zu setzten.“

Aro.

Wie sehr ich seine Stimme inzwischen hasste!

Ich konnte sie nicht mehr hören und wenn ich diesen Vampir heute das letzte Mal sehen würde, dann würde ich es mit Sicherheit nicht bereuen.

„Nein Edward.“ flüsterte ich leise und ich spürte seinen Arm um meiner Schulter, der noch besitzergreifender wurde.

„Ich will nicht.“ Er nickte leicht und als Aro näher kam verspannten sich Edwards Muskeln. „Ich halte das für keine so gute Idee Aro.“ merkte er hart, aber dennoch höflich an und Aro zog nur spöttisch eine Augenbraue hoch.

„Und darf ich vielleicht wissen, warum das so ist?“

Er klang distanziert. Wahrscheinlich war er noch immer darauf bedacht, Edward wieder für sich zu gewinnen um ihn vielleicht in seine Familie holen zu können. Wie naiv er in mancher Hinsicht doch sein konnte. Edward würde nicht zu ihm gehen. Dafür liebte er seine neue Familie viel zu sehr.

„Der Sturz war für Bella nicht ganz so sanft. Du darfst nicht vergessen, dass sie ein Mensch ist Aro. Ich denke, dass sie während des Fluges vor allem schlafen sollte.“

Ich hatte die Augen wieder geschlossen und lauschte Edwards wunderschöner Stimme, die gerade dabei war mich davor zu bewahren die nächsten Stunden an Aros Seite zu verbringen. „Ich sehe das genauso Aro. Wenn du noch einmal in Ruhe mit Bella und Edward sprechen willst, dann solltest du das in Volterra machen. Bella muss dringend schlafen und braucht einen Tag Ruhe.“ mischte sich eine dritte Stimme in die Diskussion ein.

Carlisle.

Ich war ihm dankbar dafür. Mit Mühe öffnete ich die Augen und sag wie Carlisle mich mit skeptischem Blick musterte.

„Sie ist härter aufgekommen als ich dachte, ich hab eigentlich damit gerechnet, dass die eine Spritze, die ich ihr gegeben hab ausreicht, aber na ja.“ Er wühlte in seinen Taschen umher und zog eine Schachtel Tabletten heraus.

Er nahm ein paar der Tabletten heraus und gab sie mir.

„Hier. Die sollten dir helfen. In ungefähr zwei bis drei Minuten sollte es dir besser gehen.“ Ich nahm die Tabletten an und schluckte sie, während ich nebenbei mitbekam wie Carlisle Edward die restliche Packung in die Hand drückte.

„Wenn es ihr wieder schlechter gehen sollte, dann geb ihr noch eine, aber nur eine, verstanden?“ Ich sah ihn nicken und kuschelte mich an ihn.

„Kommt wir gehen zum Flugzeug. Wir müssen ohnehin in einer halber Stunde dort sein!“ flötete Alice dazwischen, nahm mich bei einer Hand und zog mich mitsamt Edward hinter sich her. Ich ließ es nur widerwillig geschehen, da mein Kopf noch immer schmerzte und ich mich am liebsten auf den Asphalt gelegt und geschlafen hätte.

Wir waren fast am Haupteingang angekommen, als ich mich kurz herumdrehte und nach den anderen Ausschau hielt.

Im ersten Moment dachte ich, dass es wirklich nur die Cullens und Aro wären, da ich die anderen Menschen, die in das Gebäude stürmten noch nie gesehen hatte, aber als ich mich genauer umschaute, fiel mir auf, dass viele von ihnen die blasshäutige Ähnlichkeit mit Edward hatten.

Vampire.

Überall um mich herum. Entsetzten stieg in mir auf und ich spürte wie Edward mir beruhigend über den Arm strich und Alice näherte sich mir.

„Bleib einfach ganz ruhig Bella. Tu einfach so, als hättest du sie gar nicht bemerkt, oder versuchst es wenigstens.“

„Was? Du bist lustig. Das sind bestimmt zwanzig Vampire! Was machen die hier?“

Alice schaute sich noch einmal nach hinten um und flüsterte dann wieder leise:

„Hast du vergessen wer Aro ist Bella? Er hat den Schutz vielleicht nötig gehört aber zu der Sorte, der gerne mal angibt und deswegen immer einer kleine Leibgarde dabei hat, wenn er in irgendwelche großen Städte geht.“

Ich musste tief Luft holen und starrte Alice dann aus großen Augen an.

„Klein? Alice-“

„Bitte Bella! Ein anderen Mal, ja?“

Dieses Mal drehte Edward sich um und meine Neugierde siegte endgültig. Ich wollte auch wissen was hinter uns los war. Ich reckte mich um über Edwards Schulter zu schauen, aber er drehte mich so gut es ging wieder nach vorne.

„Was? Ich will wissen was da ist!“

„Beweg dich nicht so schnell, Bella. Denk an deinen Kopf.“

„Meinem Kopf geht es prima!“

Es war gelogen, weil er noch immer unangenehm pochte, aber ich wollte wissen, was los war. Alice und Edward waren beunruhigt und wollten irgendetwas vor mir verbergen, ich wusste selber nicht warum ich mir da so sicher war, aber das Gefühl war nun mal da. Bevor ich mich erneut umdrehen konnte, zog Edward mich durch den Haupteingang des Flughafens und wandte sich an Alice.

„Sollen wir hier warten?“ Sie zuckte nur mit Achseln.

„Warum sollten wir. Er müsste eigentlich wissen, dass wir wissen, dass er uns mit den Tickets angelogen hat und wir in seiner Privatmaschine fliegen, von daher.“

Während die beiden sich weiter unterhielten, spürte ich wie meine Beine wieder weicher wurden. Ich war so müde und das einzige was ich wollte war schlafen. Wie automatisch klammerten sich meine Arme um Edwards Hals und er hielt mich sanft fest.

„Wenn wir im Flugzeug sind, dann kannst du schlafen, ja Bella?“ Seine weiche Stimme klang an mein Ohr und ich nickte nur leicht.

Scheinbar machten diese verdammten Schmerztabletten auch unendlich müde.

„Soll ich dich das letzte Stück tragen?“

Seine Stimme war leise, aber ich verstand es trotzdem. Ich klammerte mich für ein paar Sekunden noch fester an ihn und wollte ihn nie wieder loslassen, schüttelte dann aber schließlich den Kopf.

„Nein. ich schaff das schon, aber du musst mich festhalten, ja?“

„Natürlich.“ Er legte seinen Arm um meine Schulter, als ich mich wieder gerade hinstellte und bereits leicht wankte.

„Es ist nicht weit.“ munterte er mich auf, aber als ich die Augen öffnete und den anderen zusammen mit Edward in einen kleinen Gang folgen wollte, blieb mein Herz für ein paar Sekunden stehen.

Ein paar der fremden Vampire, die durch ihre Schönheit wie Blitze im Dunkeln hervorstachen gingen in ein paar Metern vor uns her, aber das war es nicht, was mich so schockte.

Sie waren nicht alleine.

Unter ihnen war eine rothaarige Frau, die von ihnen unauffällig, aber trotzdem bestimmt in eine Richtung geführt wurde, aber nicht mit den Fremden redete.

Victoria.

Sie sah schlecht aus. Ihr vor kurzem noch so elegantes Kleid war zerrissen, ihre roten Haare, die sonst so gepflegt waren, waren zerzaust und unordentlich, aber trotz allem lebte sie. Und sie war hier.

Als mein Herz wieder anfing zu schlagen, hämmerte es ängstlich gegen meinen Brustkorb und ich spürte wie Edward sich hinter mir besorgt verkrampfte.

„Bella?“ fragte er leise, aber ich bleib einfach nur stocksteif stehen und starrte in den Gang in dem Victoria und ihre Begleiter eben verschwunden waren.

„Victoria.“ brachte ich schließlich hervor uns spürte den sanften Kuss in meinem Nacken.

„Ja, ich weiß. Sie hat das ganze überlebt, weil sie nicht so dumm wie Dimitri war und sich auf Aro gestürzt hat. Er ist trotzdem sauer und will sie für eine Weile mit nach Volterra nehmen. Aber keine Sorge, die Männer die bei ihr waren sind so etwas wie Gefängniswärter. Ihre Situation ist momentan recht brenzlig und das weiß sie auch, deshalb wird sie in nächster Zeit keinen Ärger machen. Geht’s dir wieder besser?“

Mein Herz schlug noch immer wie verrückt und Edward schob mich langsam vorwärts. Meine müden Beine bewegten sich wie von selbst und als wir endlich im Flugzeug saßen, war ich am Ende meiner Kräfte.

Das einzige was ich wollte war schlafen und meine Kopfschmerzen, die zwar nachgelassen hatten, aber nicht verschwunden waren, hinter mir lassen.

Edward nahm neben mir Platz und nachdem ich mich vergewissert hatte, dass Victoria nicht in Sichtweite war und Aro sich auf seinem Platz ein paar Reihen weiter vorne niedergelassen hatte, schloss ich die Augen und stöhnte leise.

„Wie geht es dir?“ fragte Edwards Samtstimme leise, aber ich stöhnte nur ein zweites Mal. Dann rutschte ich näher an ihn heran und er verstand sofort. Er nahm mich in den Arm und ich machte es mir an seiner steinernen Brust so bequem es ging. Seine kalten Finger strichen mir immer wieder sanft über die Wange und strichen ein paar eigensinnige Haarsträhnen hinter mein Ohr.

„Es ist nicht so schlimm wie du denkst.“ murmelte er leise, aber ich antwortete nicht. „Aro will uns nur mitnehmen, na ja, du weißt schon. Er nutzt einfach wieder die Chance um uns von sich abhängig zu machen und vielleicht doch noch seinen Willen durchzusetzen. Aber das braucht dich nicht zu kümmern, wir werden ganz wie geplant unseren Urlaub weiterführen so wie ich es dir versprochen hab. Es gibt vielleicht schönere Plätze, aber Italien ist nicht schlecht. Es gibt ein paar echt schöne Stellen und die ein oder andere einsame Bucht, die für normale Menschen nicht zugänglich ist. Wir könnten alle dorthin und sogar tagsüber schwimmen gehen. Und-“ Ich bewegte mich ein wenig und legte ihm den Finger auf die Lippen.

„Ich würde aber viel lieber einmal nachts schwimmen gehen:“ flüsterte ich leise. „Mit dir alleine, ja?“

Ich spürte wie er sein Kinn auf meinen Kopf legte und dann leise antwortete: „Wenn wir genug Zeit haben, dann werden wir mehr als einmal schwimmen gehen. Ich kenne ein paar wunderschöne Ecken gar nicht so weit von Volterra entfernt. Das Meer ist nur ungefähr fünfzig Kilometer entfernt und ich verspreche dir, dass es ein wunderschöner Urlaub sein wird. Genauso wie du ihn dir wünschst.“

Mit der Antwort war ich zufrieden. Ich würde Zeit mit Edward verbringen können, auch mit ihm alleine. Ich kuschelte mich noch näher an ihn und gähnte laut.

„Schlaf Bella. Schlaf solange du willst, ich werde auf dich aufpassen. Und träum was Schönes.“

„Nur von dir.“ murmelte ich leise und ich hörte ihn leise Kichern.

Dann wehrte ich mich gegen alle Eindrücke von außen und gab mich meiner Müdigkeit hin. Ein paar Sekunden später war ich eingeschlafen.
 

Als ich aufwachte und die Augen öffnete, dauerte es ein paar Sekunden bis ich mich an alles erinnert hatte und wieder wusste wo ich war und was geschehen war. Als mein Kopf sich mit den Bildern füllte, schloss ich die Augen wieder und hoffte die Realität noch für ein paar Sekunden abschütteln zu können.

Ich war damit ziemlich erfolgreich, bis ich einen Luftzug an meinem Ohr spürte und jemand leise flüsterte:

„Guten Morgen, Liebste.“

Ich öffnete die Augen, weil ich sofort zu dem Schluss kam, dass ich die Realität ertragen konnte, egal wie schlimm sie war, wenn es mir dadurch ermöglicht wurde Edward anzuschauen.

Ich richtete mich auf und schaute direkt in seine wunderschönen Augen. Sie waren nicht vollständig golden, aber es schien ihm noch nicht sehr viel auszumachen. Er begrüßte mich mit einem breiten Lächeln und fragte:

„Hast du gut geschlafen?“

Ich bejahte, auch wenn ich schreckliche Nackenschmerzen hatte. Er hob mich mit Leichtigkeit hoch und setzte mich rittlings auf seinen Schoß. Dann beugte er sich vor und küsste mich. Seine kalten Lippen treffen auf meine und auch wenn wir noch immer im Flugzeug saßen, gab es für ein paar Sekunden nur uns beide. Erst als mein Verlangen wieder einmal Überhand nahm löste er sich sanft von mir und zog mich an sich. Er vergrub sich an meiner Schulter und ich nahm in ihn den Arm.

Mir gefiel der kleine Rollentausch und ich wuschelte ihm durchs Haare und ignorierte meine Nackenschmerzen.

„Bella?“

Über der Lehne tauchte Alice auf und schaute zu uns herunter. Edward schien das nicht sonderlich zu interessieren, denn er bewegte sich nicht.

„Ja?“

„In einer halben Stunde landen wir. Carlisle hat mit Aro geredet und wir fahren nachher direkt in ein Hotel, nur damit du Bescheid weißt.“

Ich nickte. „In Ordnung. Danke fürs Bescheid sagen.“

„Immer gerne.“ antwortete sie und lachte leise, als Edward anfing zu murren, als ich aufhörte ihm über den Kopf zu streichen. Dann verschwand sie wieder hinter der Lehne und ich kuschelte mich erneut an Edward, während ich meine Streicheleinheiten fortführte.

„Duuuuu?“ fragte ich ihn leise und er murrte erneut. Dieses mal als Zeichen dafür, dass er mir zu hörte.

„Wenn wir nachher landen und im Hotel ausgepackt haben, meinst du dann könnten wir ne Weile rausgehen? Wenn es dunkel ist meine ich. Oder müssen wir zu Aro?“

„Es ist mir völlig egal ob wir zu Aro müssen. Was willst du machen?“

Ich strich weiter durch seine Haare und wickelte eine einzelne Strähne um meine Finger. „Ich war ja erstmal hier und da hatten wir ja nicht allzu lange Zeit und ich würde mir den großen Platz mit der Turmuhr gerne noch mal ansehen. Was essen gehen wäre vielleicht auch nicht schlecht.“

„Gerne.“ murmelte er leise. „Und ich lade dich natürlich ein. Keine Widerrede.“

Eigentlich hatte ich selber bezahlen wollen, weil ich noch ein wenig Geld in einer Hosentasche gefunden hatte, aber als ich mich wieder an ihn lehnte, musste ich lächeln.

„Wir werden wohl eine Woche hier bleiben, aber ich hab dir ja gesagt, dass ich alles dafür tue, damit es ein schöner Urlaub für dich wird, ja?“

Edward schaute auf und ich strich ihm mit meinem Zeigefinger sanft über seine perfekten Lippen.

„Solange du bei mit bist, ist es egal wie es wird.“ flüsterte ich leise und küsste ihn noch einmal bevor ich mich zum Landeanflug anschnallen musste. Ich schaute aus dem Fenster und sah dabei zu, wie der Boden immer näher kam und das Flugzeug schließlich sanft aufsetzte.

Die Sonne stand bereits sehr tief und würde wohl innerhalb der nächsten Halben Stunde untergehen.

Deshalb ordnete Aro auch an, dass wir solange warten würden, bis sie weg war um kein Risiko einzugehen. Ich wollte mich gerade wieder zurücklehnen, als Edward nach meiner Hand fasste und mich hochzog.

„Was ist?“ fragte ich ihn, aber er antwortete nur:

„Warts ab.“

Er ging mit mir durch das gesamte Flugzeug und als wir an Victoria vorbei gingen, die noch immer von fünf Vampiren bewacht wurde, starrte er demonstrativ geradeaus.

„Edward wo willst du hin?“ fragte ich ein zweites Mal, als wir den hinteren Teil des Flugzeugs betraten, wo die Tür war.

„Hier hin.“ antwortete er und drückte auf einen Knopf und gab ein Passwort auf einer, in die Wand eingelassenen Tastatur ein. Ein paar Sekunden später öffnete sich die Tür und er schob mich einen Schritt vor, dann legte er von hinten die Arme um mich und drückte meinen Rücken an seine Brust.

Als ich hinausschaute, wusste ich warum er mich hergebracht hatte. Wir starrten genau auf den riesigen Feuerball, der sich immer weiter dem Horizont näherte und während die Sonne endgültig versank, stand ich mit Edward in der Tür des Flugzeugs und kuschelte mich fest an ihn, während ich die sterbende Sonne betrachtete.

Es waren ein paar wunderschöne Minuten, die nur uns gehörten und ich genoss sie aus vollen Zügen, bis Aro der Meinung war, dass wir das Flugzeug gefahrlos verlassen konnten. Ich seufzte leise, als ich mich von Edward löste und wir zu den Autos gehen mussten.

Aber wir hatten ja noch eine Woche in Volterra und ich hatte vor, die Zeit so gut wie möglich auszukosten und mit ein bisschen Glück würde ich damit noch heute Abend anfangen.

Zweifel

Zusammen mit Rosalie und Alice stand ich oben an der Treppe unseres Hotelflures und wartete. Ich war noch immer müde, aber ich musste mich endlich an diesen anderen Schlafrythmus gewöhnen und beschloss deshalb, frühestens bei Morgengrauen schlafen zu gehen.

„Wo bleiben die denn?“

Leicht ungeduldig spielte Rosalie mit einer ihrer blinden Haarsträhnen und lugte wieder übers Geländer.

„Da sind sie ja endlich. BEEILT EUCH MAL!“

Ihre Stimme war durch den ganzen Flur zu hören und ich sah das Grinsen auf Alice Gesicht. Keine zwei Minuten später stapften Carlisle, Jasper, Emmett und Edward mit Koffern beladen die letzten Stufen hinauf.

„Da habt ihr euch aber mal wieder ordentlich Zeit gelassen, Jungs. Was meinst du, warum brauchen sie immer so lange?“

Rosalie drehte sich zu Alice, die sie breit angrinste. „Ich habe keine Ahnung. Man kann sich aber auch anstellen wegen der paar Taschen.“

„Aber echt. Es ist immer dasselbe.“

Die Jungs gingen an uns vorbei, aber ich sah den ein oder anderen viel sagenden Blick, den sie tauschten.

„Ich weiß was du vorhast, vergiss es Jasper.“ flüsterte Alice ihrem Freund fröhlich zu, als der Edward einen leicht genervten Blick zu warf. Der ließ sich nicht zu einer Antwort herab und ging einfach weiter um die Koffer, die er schleppte nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Alice lächelte mir zu und da musste ich auch lachen.

Rosalie nahm mich am Arm und zog mich mit ihnen und wir scheuchten die Jungs in die passenden Zimmer, während sie einfach alles über sie ergehen ließen und einfach hofften, dass es bald vorbei war. Als ich Edward in unser Zimmer bugsiert hatte ließ er die Koffer, die Alice und Rosalie mir gepackt hatten aufs Sofa fallen und ich schloss die Tür.

Als er sich zu mir umdrehte lief ich auf ihn zu und er nahm mich überrascht in den Arm. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und schaute ihm in die Augen.

„Danke fürs Koffer hochtragen.“ flüsterte ich leise und reckte mich um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken.

Er beugte sich zu mir und erwiderte den Kuss mit einem leichten Grinsen.

„Bitteschön.“ Er küsste mich noch einmal und schaute mir dann wieder tief in die Augen. „Duuuu…“ sagte ich und er murrte einmal leise, während er auf eine Erklärung wartete.

„Was machen wir denn noch so heute Nacht?“

Noch während ich es sagte wurde mir die Zweideutigkeit des Ganzen bewusst und ich erkannte sofort das Zucken in Edwards Mundwinkeln.

„Was wir zwei heute noch machen?“

Der Schalk blinzte in seinen Augen auf und ich spürte wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Verlegen schaute ich zur Seite und hörte ihn leise kichern. Dann spürte ich seine kalten Finger, die mich dazu zwangen ihm in die Augen zu sehen.

„Ich hätte da schon eine Idee.“ murmelte er leise und er beugte sich vor. Kurz bevor seine Lippen meine berührten hielt er inne. Sein Gesicht war nur ein oder zwei Zentimeter von meinem entfernt und eine seltsame Spannung entstand, die er ein paar Sekunden voll auskostete bevor er seine Lippen endgütlig auf meine legte.

Ich erwiderte den Kuss und klammerte mich an ihm fest. Es dauerte nicht lange bis ich spürte wie er mich sanft hochhob, ohne den Kuss zu unterbrechen.

Ich wusste nicht was er vor hatte und diesem Moment interessierte es mich auch herzlich wenig.

Das Einzige was ich wollte war bei ihm sein, in seinen Armen liegen. Vorsichtig legte er mich aufs Bett und löste seine Lippen dann von meinen um mir direkt in die Augen schauen zu können.

Er war ganz nah und sein goldener Blick durchbohrte mich.

„Bella.“ wisperte er leise mit seiner göttlichen Stimme und nahm mein Gesicht mit einer Vorsicht, die ich noch nie bei ihm erlebt hatte in die Hände.

Seine eiskalten Lippen drückten sich auf meine Stirn und ich spürte wie sie langsam an meiner Schläfe hinabwanderten und mein Gesicht mit einer Vielzahl sanfter Küsse bedeckten. Als er schließlich meine Nasenspitze küsste, schaute er mir wieder in die Augen.

„Ich liebe dich Bella.“ sagte er leise und verharrte während er mein Gesicht musterte. Einen Moment lang sah ich die alten Zweifel in ihm, aber sie sollten Vergangenheit sein. Er sollte nichts mehr zu Zweifeln geben, für niemanden.

Wir gehörten zusammen, bis in alle Ewigkeit.

„Ich liebe dich auch.“ flüsterte ich leise und küsste ihn.

So intensiv hatte ich ihn schon lange nicht mehr geküsst, aber ich wollte alle Zweifel, die zwischen Mensch und Vampir standen für immer aus der Welt schaffen.

Sie nie wieder zu Wort kommen lassen und einfach ersticken.

Edward ließ es zu.

Er erwiderte den Kuss und schien sich völlig unter Kontrolle zu haben. Mehr wollte ich nicht, nur ihn und das bis an das Ende der Welt. Mein Gesicht lag in seinen Händen während meine auf seine Brust ruhten.

Es dauerte eine Weile bis sich seine Lippen von meinen lösten, aber er ließ nicht von mir ab. Während sie langsam über mein Kinn strichen und meine Kehle schließlich mit Küssen bedeckten, klammerte ich mich an seinem Hemd fest. Mein Griff wurde fordernder und ich riss zwei Knöpfe ab.

Ihn kümmerte es nicht, aber meine Hände ruhten jetzt auf seiner nackten Brust. Ich strich über seine perfekten Muskeln, während ich seine kalten Lippen auf meinem Nacken spürte. Mit einem Mal lagen seine Hände auf meiner Hüfte und nur einen Wimpernschlag später, saß ich rittlings auf ihm und er grinste mich leicht schelmisch an, bevor seine Lippen wieder meinen Körper erkundeten.

Verlangen nach ihm stieg in mir auf und ich betastete wieder seinen göttlichen Oberkörper. Vorsichtig küsste ich seine kalte Haut bis hinunter zum Bauchnabel und genoss gleichzeitig seine Zärtlichkeiten. Seine Arme legten sich um meinen Nacken und meine Lippen wanderten wieder hinauf zu seinem Gesicht und vereinten sich wieder mit seinen.

Die Liebe für ihn überflutete mich und ich hatte das Gefühl, dass mein Herz viel zu klein war für das, was ich für ihn empfand. Vorsichtig knabberte ich an seiner Unterlippe und ich spürte, wie sie sich zu einem, amüsierten Grinsen verzogen.

Ich ließ nicht von ihm ab, sondern beugte mich vor, so dass ich auf ihm lag und küsste ihn wieder. Er schlang seine Arme um mich und genoss es, wie meine warmen Lippen seine kalte Haut wärmten.

Schließlich legte ich mein Kinn auf seine Brust und genoss es einfach nur so nah beim ihm zu sein.

Er nahm eine meiner Haarsträhnen und ließ sie durch seine Finger gleiten, während er mir tief in die Augen schaute. In seinem goldenen Blick sah ich alles was ich haben wollte. Ihn und seine Liebe, die nur mir gehörte. Meine Finger strichen wieder über seinen Oberkörper und schließlich hörte ich ihn leise flüstern:

„Was denkst du Bella?“

Wie froh ich war, dass er meine Gedanken nicht lesen konnte.

Das sie mir gehörten und das ich eine kleine Welt hatte, die für niemand anderen zugänglich war.

Auch für Edward nicht. Ich grinste schief und er zog überrascht die Augenbraun hoch. Zur Antwort schlang ich meine Arme um ihn, seinen perfekten Körper, drückte ihn an mich und schaute ihn an.

„Meins.“ erklärte ich schließlich und erwiderte seinen Blick.

Einen Moment schaute er mich verdutzt an, dann grinste er. Schließlich erwiderte er die Geste, schlang die Arme noch fester um mich und erklärte mir feierlich:

„Meins.“

Ich musste lachen, legte mein Kinn wieder auf seiner Brust ab und flüsterte leise:

„Für immer.“

Ich kuschelte mich an ihn und er ließ seine Hände sanft über meinen Rücken kreisen.

„Wie lange sind wir eigentlich unterwegs?“ fragte ich ihn nachdem ich unser Schweigen eine Weile genossen hatte und spürte wie er leicht mit de Schulter zuckte.

„So lange du willst. Wir haben Charlie gesagt, dass du dich regelmäßig melden wirst und nicht entlassen wirst, bevor Carlisle dem ganzen zugestimmt hat. Von daher brauchen wir uns nicht zu beeilen.“
 

Dann schwieg er einen Moment bevor er fortfuhr: „Eigentlich hatte ich vor mit dir an all die Orte zu reisen, die du willst und dir ein paar wunderschöne Ecken zeigen. Es gibt ein paar fantastische Gewächse im Regenwald. Sie sind so riesig, dass man es kaum glauben kann. Sogar wir Vampire kommen uns dort extrem klein vor. Und dann erst die wunderschönen Eislandschaften in Alaska und Russland. Auch wenn ich bei weitem nicht die ganze Erde kenne, hatte ich doch genug Zeit um ein paar wunderschöne Orten aufzustöbern. Orte, die nur mir gehören, die sonst keiner kennt. Niemand außer vielleicht Alice weiß was für eine Bedeutung sie für mich haben.“

„Da wolltest du mit mir hin?“ Ich spürte seine kalten Finger noch immer auf meiner nackten Haut und ich genoss die kreisenden Bewegungen.

„Du musst wissen, dass ich normaler Weise einmal im Jahr zu irgendeiner Stelle fahre, wo ich meine Ruhe habe, wo ich alleine bin und ohne Risiko das sein kann was ich bin. Wo ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen kann und wo ich einfach ich bin, verstehst du? Dort gibt es meistens keine Menschen, niemanden dem ich gefährlich werden kann. Nur mich und die atemberaubenden Landschaften dort. Jedes Mal wenn ich dann dort bin, hab ich wieder das Gefühl etwas völlig natürliches zu sein, auch wenn es nicht so ist. Es hat mir immer geholfen mich als das zu akzeptieren was ich bin, verstehst du?“
 

Ich schwieg einen Moment und versuchte das nachzuvollziehen was er eben gesagt hatte. Bis zu einem gewissen Teil konnte ich das verstehen was er mir sagte, aber ich hörte in seiner Stimme eine Sehnsucht, die ich nicht verstehen, nicht nachvollziehen konnte.

„Zum Teil“ sagte ich.

„Seit ich dich kenne bin ich an keinem dieser Orte gewesen, außer auf der Lichtung, aber das ist was anderes.“

„Warum?“ Ich spürte wie er sich ein bisschen regte, blieb allerdings hartnäckig auf ihm liegen. Ich wollte nicht, dass diese Situation schon zu Ende war.

„Weil ich dich habe. All das was diese Plätze in mir geweckt haben, Sehnsucht, Liebe, Geborgenheit, all das hab ich bei dir gefunden Bella. Deshalb muss ich nicht mehr dorthin zurück. Aber ich will es dir zeigen. Ich will einmal mit dir in Alaska stehen und dabei zuschauen wie die Sonne aufgeht, verstehst du? Ich will dir den Zauber zeigen, der diese Orten auf einen ausüben.“

Ich ließ meine Finger über seine Brust kreisen, während ich seine noch immer auf meinem Rücken spürte.

„Warum?“ fragte ich ihn dann wieder. „Ich meine. Ich weiß selber, dass jeder eine Rückzugmöglichkeit braucht. Einen Platz für sich alleine. warum willst du alles, was nur dir gehört an mich weitergeben?“

„Weil du mir tausendmal wichtiger bist als all diese Dinge Bella. Ich will dir zeigen, dass du für mich nicht einfach nur meine Freundin bist. Du bist für mich viel mehr als das, das Beste was es auf diese Welt überhaupt gibt. Egal wo ich bin und was ich mache, wenn du bei mir bist, dann fühl ich mich wohl, dann bin ich zufrieden. Egal was los ist, egal wie sehr mich irgendetwas mitnimmt, ich muss nur einmal in deine Augen sehen, dann bin ich wieder bei dir, zuhause. Dann weiß ich wieder, warum ich das alles durchmache und warum ich mich täglich als Monster durchs Leben schlage. Du gibst mir das was ich hundert Jahre lang gesucht habe. Einen Grund für meine Existenz.“
 

Ich hörte seine Worte nicht nur, ich fühlte sie bis tief in mein Herz und es war ein wundeschönes Gefühl. Es war so schön, dass ich weinen musste.

Ich gab keinen Ton von mir und schaute ihn nicht an, aber einzelne Tränen liefen meine Wange herab und tropften schließlich von meinem Kinn auf seine marmorne Brust. Er legte seine Hände an mein Kinn und zwang mich dazu mir in die Augen zu sehen.

„Warum weinst du?“

„Ich weiß nicht.“ flüsterte ich leise, weil ich Angst hatte, dass meine Stimme versagte. Vorsichtig näherte er sich mir und streichelte mir über die Wange. So sanft, als wäre ich sein heiliger Schatz, das kostbarste was er je besessen hätte.

Etwas was er nie wieder verlieren wollte.

Die Erkenntnis, dass es genau das war, was er mir damit sagen wollte, traf mich mal wieder wie ein Schlag. Wie oft hatte er mir schon gesagt, dass er mich liebte. Wie oft nahm er mich in den Arm oder küsste mich. Und trotzdem gab es noch immer diese ganz besonderen Momente.

Momente die nur uns gehörten.

Ich spürte seine Lippen auf meiner Wange, wie er mir Tränen wegküsste und mir schließlich wieder in die Augen schaute.

„Ich liebe dich Bella. Für alle Zeiten. Und ich habe eingesehen, dass ich wahrscheinlich viel zu egoistisch dafür bin, als das ich bis in alle Ewigkeit allein sein will.“

Er umarmte mich wieder und angsichts dessen was er eben gesagt hatte, schlug mein Herz schneller. Er musste riechen wie das Blut durch meine Adern schoss, denn als er wieder eine meiner Haarsträhnen nahm flüsterte er leise:

„Wahrscheinlich, Bella. Wahrscheinlich.“

Er küsste mich noch einmal und sagte dann leise: „Wollen wir noch essen gehen? Ich dachte du hättest Hunger?“

In der Tat, mein Magen begann bereits zu rebellieren, aber ich hatte das in den letzten zwanzig Minuten großzügig ignoriert, aber es war wohl dringend nötig, dass ich mal wieder etwas zu mir nahm.

„Ich noch schnell duschen und zieh mich um, ja?“ Er küsste mich noch einmal auf die Nasenspitze, dann ließ er mich los so dass ich aufstehen konnte. Das einzige Problem war, dass ich es gar nicht wollte. Ich lag so bequem und war müde und- da klopfte es an der Tür.

Ich seufzte leicht genervt, aber Edward grinste nur.

„Schrecklich diese Familie nicht war?“ Ich küsste ihn noch einmal, suchte mir ein paar Anziehsachen aus und verschwand ins Bad während Edward zu Tür ging und aufmachte. Das Wasser, das über meinen Körper lief, tat gut, Es kühlte mich ab und ließ mich wieder runter kommen.

Genau die Art von Ruhe die ich für fünf Minuten brauchte. Ich wusste, dass es sinnlos war mich zu beeilen, weil Edward sowieso schneller sein würde als ich und tatsächlich, als ich aus dem Bad kam saß er bereits fertig angezogen auf dem Bett. Er hatte nur auf mich gewartet und als er mich sah, stand er auf, kam zu mir und bot mir mit einem schiefen Grinsen seinen Arm an.

„Darf ich die Lady ausführen?“ fragte er in gespielt erstem Ton ich ging darauf ein. „Ausnahmsweise.“ sagte ich so arrogant wie möglich und wir mussten uns beide ein Kichern verkneifen.

Hand in Hand verließen wir unser Hotelzimmer und gingen hinaus in die Stadt. Dieses Mal hatten wir weit mehr Zeit als bei unserem letzten Besuch, so das wir langsam durch die Gassen schlenderten und ich genug Zeit hatte mir die Stadt genauer anzusehen.

Dabei musste ich feststellen, dass Volterra einfach nur wunderschön war.

Es war anderes als die Städte, die ich bisher kannte, aber dennoch einfach nur toll. Ein anderes Wort viel mir nicht ein. So wunderschön und lückenlos, der Platz bis ins letzte ausgenutzt und trotzdem so modern.

„Wo genau gehen wir eigentlich hin?“

„Ich weiß nicht, ich würde sagen, dass du freie Auswahl hast.“

„Was gibt’s den alles so.“

„Wahrscheinlich nicht sonderlich viel, schon gar nicht zu dieser Uhrzeit, aber wir werden schon was finden.“

Edward hatte Recht, wir fanden tatsächlich noch ein kleines Lokal, es wollte gerade schließen, aber er überredete die Besitzer noch ein wenig länger zu öffnen, damit ich noch etwas zu essen bekam. Es war ein nettes Lokal und ein lustiges Gefühl ganz alleine mit ihm im Gastraum zu sitzen.

Es war nur spärlich beleuchtet und eine Kerze flackerte auf dem Tisch zwischen uns. Ich fand die Atmosphäre einfach nur wunderbar und atmete tief durch um sie zu genießen. Die Nacht verging wie im Flug und als es anfing zu dämmern war ich wieder so müde, dass ich wieder Schwierigkeiten hatte alleine zu stehen, aber ich riss mich noch einmal zusammen und schlenderte eng umschlungen mit Edward zurück zu dem Hotel, in dem wir uns einquatiert hatten.

Man konnte langsam aber sicher höre, wie die Stadt um uns herum erwachte und ich war mal wieder erstaunt wie früh das Leben in Italien begann. Aber dann fiel mir mal wieder ein, dass das Wetter hier ganz anderes war als ins Forks.

Seit ich von zu Hause weg geflogen war, hatte ich keinen Regentropfen mehr gesehen. Irgendwie war es komisch, aber gleichzeitig auch ganz angenehm sich nicht immer in drei Schichten Regelmäntel quetschen zu müssen, damit man einigermaßen trocken von Ort zu Ort kam.
 

~><~
 

Genau als wir am Hotel ankamen ging die Sonne auf und ich hatte für eine Sekunde die Chance meinen funkelnden Freund zu betrachten, bevor er mich eilig ins Innere des Hotels schob.

„Ich glaube so etwas sollten wir in nächster Zeit vermeiden.“ flüsterte er leise und ich kuschelte mich enger an ihn.

„Wieso? Ich mag es wenn du glitzerst.“ Er grinste, aber seine Stimme blieb ernst.

„Es freut mich wenn ich dir so eine Freude machen kann, aber ich glaube nicht, dass Aro und seiner kleinen Anhängerschaft es gefällt, wenn ich so durch die Gegend laufe.“

„Sie müssen es doch nicht erfahren.“

„Bella!“

Ich konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie er leicht genervt mit den Augen rollte.

„Denk noch mal an alles was du über ihn weißt. Glaubst du allen ernstes, dass ihm auch nur einer unserer Schritte in diese Stadt verborgen bleibt?“

An diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht gedacht mit einem mal fühlte ich mich seltsam beobachtet. Unruhig schaute ich mich um, konnte aber niemanden sehen.

„Ich wollte dir keine Angst machen, tut mir Leid.“

Edwards Stimme war ganz nah an meinem Ohr.

„Ist schon in Ordnung. Solange du auf mich aufpasst mach ich mir keine Sorgen.“

„Ich bin immer bei dir.“

Er schloss die Tür auf und wir betraten unser Hotelzimmer und schlagartig fühlte ich mich wohler. Es war als wäre dies der einzige Ort, an dem wir wirklich unbeobachtet waren. Der einzige Ort mit Privatsphäre.

Ich gähnte einmal laute und sah meinen Freund schelmisch grinsen.

„Müde?“

„Ja, die Tage mit euch sind immer so, ich weiß nicht wie ich es nennen soll.“

„Positiv oder Negativ?“

„Das fragst du noch?“

„Ich geh jetzt mal vom postiven aus, ja?“

Er grinste wieder. Ich ging an ihm vorbei um mir ein T-Shirt zum schlafen aus dem Koffer zu ziehen und knuffte ihn dabei in den Bauch. Aufgrund seines steinharten Körpers hatte es natürlich keinerlei Wirkung, trotzdem tat er mir den Gefallen und täuschte Schmerzen vor, bevor sich wieder ein breites Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete.

Ich warf ihm noch einen vernichtenden Blick zu und verschwand dann im Bad um mich zu duschen.

Als ich mit frisch gewaschen und roten Wangen wieder herauskam, lag Edward bereits auf meinem Bett und hatte die Arme einladend geöffnet. Ich lächelte und bewältigte die letzten Meter, bevor ich mich auf die weiche Matratze fallen ließ und mich dann in Edwards harte Arme rollte.

Sie waren tausendmal bequemer als die weichen Daunen auf denen andere Menschen schließen. Während ich mich an ihn kuschelte und er mich fest an sich zog, dachte ich noch einmal kurz über die vergangenen Tage nach.

Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, denn es war so viel passiert. Vieles auf das ich gerne verzichtet hätte. Ich wollte mir gerade darüber Gedanken machen, was wohl aus Victoria werden würde und ob sie wohl noch einmal die Möglichkeit bekommen würde mich zu jagen, aber da wurde ich endgültig von der Müdigkeit übermahnt.

Meine Augen schlossen wie von selbst und ich spürte noch wie Edward mir einen Kuss auf die geschlossenen Lider drückte, bevor ich eng an ich gekuschelt einschlief.
 

~><~
 

Ich wurde durch ein sanftes Streicheln an meinem Arm geweckt und es dauerte ein paar Sekunden bis ich wieder realisierte wo ich war und was passiert war.
 

Italien.
 

Volterra.
 

Aro.
 

Als die Gedankenflut auf mich einstürmte beschloss ich noch für eine Weile in meiner kleinen Traumwelt zu bleiben und die Streicheleinheiten noch ein wenig zu genießen. Ich seufzte leise auf und schloss wieder die Augen, als Edward leise sagte:

„Guten Abend. Ich hoffe doch du hast gut geschlafen.“ Ich seufzte noch einmal und rieb mir die Augen bevor ich mich zu ihm rumdrehte.

„Wieso guten Abend?“

„Weil wir sieben Uhr abends haben, deshalb.“

Er lächelte schelmisch und dann fiel mir wieder ein, dass mein Schlafrythmus ja neuerdings ein wenig anderes war.

Ich würde mich wohl vorerst dran gewöhnen müssen.

„Ach so.“ murmelte ich leise und reckte ihm meinen Kopf entgegen um mir meinen Guten-Abend-Kuss abzuholen.

Er drückte seine Lippen auf meine und dabei fiel mir auf, dass er unglaublich gute Laune hatte. Ich runzelte die Stirn und schaute ihn leicht erwirrt an, aber er erwiderte meinen fragenden Blick nur mit einem breiten und selbstzufriedenem Grinsen.

„Was?“ fragte ich ihn noch immer irritiert und er lächelte nur.

„Nichts.“

„Edward!“

„Ja?“

„Was ist los?“

„Du hast mir nur eine unendlich große Freude gemacht, dass ist alles.“

Total perplex starrte ich ihn an und hatte keine Ahnung was er mir sagen wollte. Seine kühlen Hände strichen über meine Stirn und massierten sie leicht, während er das Thema wechselte. „Ich muss weg Bella. Nicht lange, aber-“

„Du musst zu Aro.“ beendete ich den Satz für ihn und er lächelte gequält.

„Ich hätte auch schon früher gehen können, aber ich wollte dich nicht alleine lassen. Ich bin gerne bei dir wenn du schläfst.“

Ich runzelte wieder die Stirn, ging aber nicht weiter darauf ein.

„Was will Aro von dir?“

„Das übliche, du weißt schon. Ich soll in seine Familie kommen, ich soll mich damit beeilen dich von deinem Menschendasein zu erlösen und so weiter.“

„Ich finde er hat recht.“ flüsterte ich leise und Edward musterte mich mit unergründlicher Miene.
 

Vorsichtig fuhr er meine Augenbrauen nach und es dauerte ein bisschen bis er schließlich leise flüsterte:

„Du hast keine Ahnung was du da sagst Bella. Du hast keine Ahnung auf was du dich einlässt und du kannst dir nicht einmal ansatzweise vorstellen was du da von mir verlangst.“

Seine Stimme wurde immer leise, bis sie sich schließlich verlor und er schaute mit tief in dir Augen. Ich wollte etwas sagen und die Antwort auch schon parat, als er mir seinen Zeigefinger auf die Lippen legte und mir einen Kuss auf die Wange hauchte.

„Ich muss los Bella. Ich sollte schon vor einer Stunde bei ihm sein und ich sollte ihn nicht viel länger als nötig warten lassen. Ich denke, dass ich in drei oder vier Stunden wieder da bin. Hast du Lust danach noch einen kleinen Ausflug mit mir zu machen?“

Sein Finger lag noch immer auf meinen Lippen, deshalb nickte ich nur und er lächelte.

„Das freut mich, ich hol dich dann ab, einverstanden?“

Wieder nickte ich und Edward küsste mich noch einmal bevor er zur Tür ging.

„Edward?

„Ja?“

„Wir sind ja zusammen, oder?“

Er runzelte die Stirn.

„Ja.“

„Und dann sollte man keine Geheimnisse vor einander haben, oder?“

Er schaute mich verwirrt an und ich wartete auf seine Antwort.

„Nein.“

„Dann erzählst du mir jetzt doc bestimmt, womit ich dir eine so große Freude gemacht habe, oder?“

Er lächelte.

„Wieso sollte ich das tun?“

Er öffnete die Tür und ging hinaus. Bevor er sie ins Schloss fallen ließ lugte er noch einmal durch den Türspalt und sagte:

„Aber wenn du es unbedingt wissen willst, du hast diese Nacht deinen Rekord gebrochen und ich freu mich jedes Mal wenn du meinen Namen sagst!“

Er grinste, warf mir noch eine Kusshand zu war dann verschwunden.
 

Verwirrt schaute ich auf die geschlossene Tür und versuchte zu verstehen, was das heißen sollte. Dann fiel es mir ein. Ich konnte mich noch lebhaft daran erinnern, wie er mich darauf hingewiesen hatte, dass ich die Angewohnheit hatte im Schlaf zu reden.

Vorzugsweise seinen Namen.

‚Du hast deinen Rekord gebrochen.’

Ich seufzte und ließ mich aufs Bett fallen, während mir das Blut in den Kopf stieg. Einen Moment lang war es mir peinlich und ich blieb noch eine ganze Weile im Bett liegen, bis Alice schließlich an die Tür klopfte und mich fragte, ob ich nicht Lust hätte mit ihr und Rose eine Runde Karten zu spielen.

Ich seufzte leise in mein Kissen, machte mich dann aber doch fertig, besorgte mir etwas zu essen und gesellte mich zu den beiden. Nachdem wir gute zwei Stunden Romme gespielt hatten, zog Alice auf einmal die Augenbrauen hoch und schaute mich an.
 

„Edward kommt gleich und holt dich ab. Aber ich an deiner Stelle würde mir was anderes anziehen.“

Ich trug ein langes Sommerkleid, das ich sehr mochte und in dem ich mich wohl fühlte, aber es dauerte keine zehn Minuten bis ich wieder in meinem Zimmer stand und von Alice für meinen heutigen Abend neu angekleidet wurde. Ich war überrascht als sie mir als erstes einen Bikini reichte, aber sie erklärte nur achselzuckend:

„Geplant ist es nicht, aber sicher ist sicher.“

Dann eine mittellange Hose und ein bequemes Top dazu. Ich musste zugeben, dass dieses Outfit um einiges praktischer war und als Edward in den Raum trat, warf er Alice einen dankbaren Blick zu.

„Was würde ich bloß ohne dich machen Alice?“ fragte er gespielt abhängig und sie lachte. „Ich will es gar nicht wissen Edward. Aber da Bella fertig ist könnt ihr ja los. Ich würde sagen ihr habt einiges zu bereden.“
 

Edward warf ihr einen eindringlichen Blick zu und sie verließ das Zimmer, allerdings nicht ohne mir noch ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Mein Freund nahm mich bei der Hand und führte mich hinunter auf die Straße auf der ein Auto parkte in das wir einstiegen. Während er durch die engen Gassen aus Volterra hinausfuhr, warf ich ihm einen nervösen Blick nach dem anderen zu.

„Was ist los Edward? Was haben wir zu besprechen?“ Aber anstatt mir eine Antwort zu gaben, schüttelte er nur den Kopf.

„Wir haben noch den ganzen Abend Zeit und ich möchte das nicht in einem Auto machen, einverstanden?“

„Aber wenn-“

„Bitte Bella!“ Ich verstummte und starrte gerade aus auf die dunkler werdende Gegend und die endlos scheinende Straße.

„Es ist auch nicht weit.“ versprach er und legte mir eine Hand auf den Oberschenkel. Ich ersuchte meinen Blick nach draußen zu lenken, aber meine Augen wanderten gegen meinen Willen immer wieder zurück und jedes Mal wenn er es bemerkte, lächelte.

„Wir sind gleich da“ versprach er nach einer Weile und ich richtete meinen Blick wieder nach draußen.
 

Es war dunkel geworden und meine Armbanduhr sagte mir, dass es auf Mitternacht zuging, als wir in der Nähe einer Sanddüne parkten. Dahinter war nichts zu sehen und fragend drehte ich mich zu Edward um.

Aber er war schon hinter mich getreten, hatte mich in den Arm genommen und flüsterte leise: „Pssst. Sei ganz still.“

Ich schloss die Augen, spürte seine Arme die er um mich gelegt hatte und lauschte. Dann hörte ich es.

Es rauschte.

Begeistert riss ich wieder die Augen auf und drückte Edwards Arm.

„Das Meer? Wir sind am Meer?“

Ich drehte mich um, umarmte ihn ebenfalls, küsste ihn flüchtig auf die Lippen, machte mich von ihm los und rannte so gut es ging die Sanddüne hinauf. Den Sand der in meine Sandalen kam ignorierte ich und kämpfte mich immer weiterhoch, bis ich es schließlich geschafft hatte. Drei oder vier Meter unter mir, war ein kurzer Sandstrand und dann kam das Meer.

Wie ich es liebte.

Schade war nur, dass es hier keine Klippen gab, die eine schäumende Gischt ergaben, aber dennoch war der Ort wunderschön. Ich drehte mich suchend nach Edward um, aber er stand schon neben mir und hatte mir den Arm um die Schulter gelegt.

„Gefällt es dir?“ fragte er leise und ich lehnte mich an ihn.

„Ja.“ flüsterte ich leise und starrte mit ihm hinaus auf das Meer, das sich in der Dunkelheit verlor.

„Was hast du mit Aro beredet?“ fragte ich ihn leise und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. „So dies und das.“

„Erzählst du es mir?“

„Sollen wir sein Stück spazieren gehen? Unten am Strand.“

„Am Strand? Ich darf dich daran erinnern, dass Strand, Wasser und Bella nicht sonderlich gut zusammen passen!“

Edward lachte leise, nahm mich bei der Hand und zog mich von der Sanddüne herunter.

„Ich pass auf die auf“ sagte er. „Versprochen.“

„Na dann.“

Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und ließ sie einfach dort stehen, wir würden ja sowieso zurückkommen, und schlenderten dann Hand in Hand mit Edward am Strand entlang. Ich konnte die kleinen Steinchen spüren und das Wasser, dass ab und zu über meine Füße schwappte. „Also?“ fragte ich ihn, aber Edward ließ sich Zeit mit seiner Antwort.

„Kannst du es dir nicht denken?“

„Ich habt über mich geredet.“ Ich sah aus den Augenwinkeln wir er leicht nickte und gedankenverloren zu Boden starrte. Seine Haare wurden vom Wind zerzaust und er sah einfach nur wunderschön aus.

„Natürlich ging es um dich. Er ist der Meinung, dass es nicht so weitergehen kann. Vor allem jetzt wo das mit Victoria passiert ist. Er ist sauer über den Verlust von Dimitri.“

„Aber da können wir doch nichts für!“

„Ja, aber trotzdem. Er will nicht, dass so etwas nochmal vorkommt und das hat er mir in aller Deutlichkeit gesagt.“

Ich kuschelte mich ganz nah an ihn und er legte den Arm um mich, während wir weiter am Wasser entlang schlenderten.

„Was will er.“

„Was soll er schon wollen Bella. Er will, dass ich mein Versprechen einlöse. Er will dich als Vampir sehen.“
 

Der Klang seiner Stimme wurde hart und obwohl ich im nicht ins Gesicht sah, wusste ich, dass es angespannt war und seine Augen vor Zweifel dunkler wurden. Ich strich ihm mit meinem Daumen über den Handrücken.

Wir schwiegen eine Weile und ich hörte dem Rauschen des Meeres zu, bis Edward mich leise fragte:

„Was denkst du Bella?“

„Ich denke, dass es klar war, dass es so weit kommen würde. Und ich denke, dass es richtig ist.“

„Das es richtig ist?“ Seine Stimme war immer noch härter als gewöhnlich. Ich hörte seine Angst und seine Verzweiflung.

„Ja.“ sagte ich leise und ließ meinen Daumen weiterhin über seinen Handrücken kreisen. „Ich denke, dass es richtig ist. Oder glaubst du es wäre fair, mich ewig auf etwas hoffen zu lassen und mich immer weiter hin zu halten?“

Edward sagte nichts.

Ich wusste, dass mein Harz noch die nächsten Jahrzehnte weiter schlagen würde, wenn es nach ihm ginge. Aber die Situation hatte sich geändert, es ging nicht mehr nur nach ihm. Außerdem gab es noch was, was ihm zu schaffen machte, auch wenn ich nicht wusste was.

Es schien, als wüsste er nicht was er machen solle, wie ein in die Ecke gedrängtes Tier.

Was hatte Aro gesagt, was verlangte er?

Doch dann kam der Geistesblitz. Ich erinnerte mich zurück an den Tag, an dem ich Aro das erste Mal getroffen hatte. Oben im Turm, zusammen mit Edward und Alice.

Er hatte uns erst gehen lassen, als Alice im bereitwillig ihre ehrlichen Gedanken mitgeteilt hatte.

Ich konnte sie vor mir stehen sehen, wie sie mit ausgestreckten Händen auf Aro zuging, als Edward ihm das Versprechen, mich irgendwann zum Vampir zu machen, nicht geben konnte. Seine gerunzelte Stirn, während er Alice durchforstet hatte und das überraschte und triumphierende Lächeln.

„Sonst soll Alice es tun, hab ich Recht. Er hat dich vor die Wahl gestellt. Du oder jemand anderes, stimmt's?“

Sein Schweigen war Antwort genug.

„Und?“

Mein Herz schlug schneller, aber ich versuchte gelassen zu bleiben, auch wenn ich Edward meine Aufgeregtheit sowieso nicht verbergen konnte. Vielleicht würde ich als Vampir nach Forks zurückkehren.

Ich würde dann endlich ganz zur Familie gehören, ich würde sein wie sie. Und ich würde bis in alle Ewigkeit bei Edward sein und konnte mit ihm Hand in Hand um die Erde laufen. Genug Zeit hätten wir ja dann.

„Ich weiß es nicht Bella, ich weiß es wirklich nicht.“

Seine Stimmte war leise und wurde vom Rauschen des Wassers fast gänzlich verschluckt, aber ich konnte es trotzdem hören.

„Du weißt was ich mir wünsche, Edward.“ er nickte leicht und schaute mir dann in die Augen. „Und du weißt was ich mir wünsche.“ flüsterte er leise und noch immer zweifelnd.

Ich nickte.

„Ja, aber den Wunsch kann ich dir nicht erfüllen, dass weißt du. Ich will endlich ganz zu dir gehören, aber ich werde es nicht akzeptieren als Mensch an deiner Seite zu bleiben.“

Meine Stimme war genauso leise als ich es sagte und ihm gleichzeitig in die Augen schaute. „Und es gibt keine Chance, wie ich dich davon abringen könnte?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein Edward. Mein Entschluss steht fest und das weißt du auch.“ Er seufzte leise. hob dann eine Hand und strich mir dir Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Wenn du wüsstest, was du da von mir verlangst.“

„Wieso versuchst du nicht es zu erklären?“

„Ich weiß nicht ob du es verstehen würdest.“

„Versuch es doch.“
 

Wir gingen weiter und ich wusste, dass Edward nachdachte. Er suchte nach den richtigen Worten.

„Es ist schwer zu beschreiben, aber stell dir mal vor, es gibt eine Sache auf der Welt, die für dich wichtiger ist als alles andere, ja?“

„Das muss ich mir nicht vorstellen.“ hauchte ich leise und kuschelte mich an ihn.

Edward überhörte meinen Einwand.

„Würdest du diese Sache, für die du alles geben würdest, die dich von etwas schrecklichen befreit hat, einfach mutwillig zerstören? Wissend, dass du es zu dem schlimmsten Schicksal auf Erden verdammst und es keine Chance geben wird, alles rückgängig zu machen?“

Seine Stimmte war eindringlich und das erste Mal überhaupt konnte ich ansatzweise verstehen was er meinte.

Aber nur ansatzweise.

„Wen ich wüsste, dass es mir dadurch ermöglicht wird, dieses Etwas bis in alle Zeiten bei mir zu behalten und wenn ich wüsste, dass dieses Etwas nichts dagegen einzuwenden hat und mir sogar dankbar sein würde, dann ja.“

Ich verstummte und Edward schwieg wieder.

„Was ist noch?“ fragte ich leise.

„Ich sehe an deinen Augen, dass da noch etwas ist was dich zweifeln lässt. Warum sagst du es mir nicht.“

Er wandte den Blick ab, starrte aufs Meer hinaus und dann auf den Sand. „Was ist, wenn es da noch eine andere Sache gibt, die mich davor zurück schrecken lässt? Eine Sache ganz anderer Natur.“

„Was?“

„Kannst du dir vorstellen, dass ich Angst habe?“
 

Einen Moment schaute ich ihn verständnislos an, bis mir klar wurde was er meinte.

„Du brauchst keine Angst zu haben, Edward. Du hast es schon einmal geschafft und ich vertrau dir voll und ganz. Ich weiß, dass du es schaffen wird und Alice weiß es auch.“

Obwohl er zu Boden schaute, konnte ich sehen wie sich ein winziges Lächeln auf sein Gesicht stahl, das schließlich grimmig wurde.
 

„Das meine ich nicht Bella. ich meine etwas ganz anderes.“

In seinen Augen blitzen Zweifel und wirkliche Angst auf und das erschrak mich. Was konnte ihn so sehr schaudern lassen? Sein grimmiges Lächeln vertiefte sich als er nur leise sagte: „Siehst du.“

Er wandte den Blick ab und ich wusste, dass er es mir nicht sagen wollte, aber ich wollte es wissen.

„Edward! Was meinst du dann?“

„Nichts Bella. Nur die üblichen Ängste, die ein verliebter Mann hat.“

Er wollte weitergehen, aber ich hielt ihn fest und stellte mich vor ihn.

„Edward! Sag mir verdammt noch mal was los ist! Was sollten den bitte die üblichen Zweifel sein?“

Er schwieg einen Moment bevor er mich auf einmal fragte:

„Hast du dich schon einmal gefragt, warum du mit mir zusammen bist?“
 

Wie vom Donner gerührt stand ich da und starrte ihn an.

„Was?“

„Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht oder nicht?“

„Weil ich dich liebe.” antwortete ich und schaute ihm dabei fest in die Augen. „Und weil du für mich etwas ganz besonderes bist.“

„Aha.“ sagte er leise und vielleicht sogar ein bisschen triumphierend.

„Was aha?“ Ich spürte den Zorn in mir hoch kochen. Wie ich es hasste wenn er mich so behandelte.

„Du hast gesagt, dass ich für dich etwas Besonderes bin. Hast du dich schon Mal gefragt wieso?“

Völlig perplex starrte ihn in an. Nicht wissend worauf er hinaus wollte, verschränkte ich die Arme vor der Brust.

„Was willst du eigentlich Edward?“

Er lächelte schwach. „Du wolltest doch, dass ich es dir erkläre.“

„Ja genau das wollte ich. Du sollst es mir erklären und nicht solche dämlichen Fragen stellen!“ antwortete ich hitzig. „Das einzige was ich will, ist wissen was meinen Freund bedrückt, ist das so schlimm?“

„Nein.“ antwortete er leise.

„Na dann bitte! Raus mit der Sprache.“

„Ich bin ein Vampir Bella. Ich bin perfekt, so geschaffen von der Natur um auf die Menschen wie etwas Besonderes zu wirken, dass weißt du. Das perfekte Raubtier halt. Ohne das ich es will oder extra beabsichtige, hab ich dadurch eine bestimmte Wirkung auch auf dich.“

Er sprach nicht sonderlich laut und wandte den Blick ab um mir nicht in die Augen sehen zu müssen.

„Das weiß ich, und weiter?“

„Wenn du ein Vampir bist, dann wirst du auch so und gleichzeitig hat das Aussehen anderer Vampire nicht mehr so eine Macht über dich, auch nicht ihre Besonderheiten. Du wirst es als normal ansehen.“

„Und?“

Ich wusste noch immer nicht worauf er hinaus wollte, aber dieses Problem schien ihm ziemlich zu zusetzten. Seine Stimmte war brüchig, aus seinem Blick sprach Angst und Zweifel.

Es war etwas, was ihn wirklich beschäftigte. Er schaute überall hin, nur nicht zu mir. Fast so als wäre es ihm peinlich, aber schließlich flüsterte er:

„Deine Wahrnehmung wird sich ändern. In jederlei Hinsicht und das macht mir Angst.“ „Wieso? Es bringt doch nur Positives mit sich, oder nicht? Ich meine, ich werde dann bestimmt nie wieder an deinem Fahrstil herummeckern.“

„Das wirst du wohl nicht mehr, stimmt. Aber ich habe Angst davor, dir nicht mehr zu genügen Bella.“
 

Es dauerte eine Weile bis die Wort zu mir durchgedrungen waren und ich schaute ihn entsetzt an.

„Du hast Angst vor was?“

„Denk nach Bella. Bist du dir sicher, dass du mich dann noch immer so sehen kannst wie du es jetzt tust. Wenn ich dir nicht mal mehr halb so perfekt vorkomme. Wenn du siehst, dass ich unter Meinesgleichen nichts Besonderes sondern einfach nur ein Vampir von Hunderten bin? Bist du dir sicher, dass du dann immer noch bis in die Ewigkeit an meiner Seite stehen willst.“

„Wie kommst du den auf eine so bescheuerte Frage?“

Er hob den Kopf, schaute mich aber nicht an.

Ich machte einen Schritt nach vorne und legte meine Finger an sein warmes Kinn und zwang ihn dazu mir in die Auge zu sehen.

„Ich liebe dich Edward. Und das nicht, weil du Gedanken lesen kannst oder eine Schwester hast die in die Zukunft blickt, verstanden? Ich liebe nicht deine Fähigkeiten sondern das was du bist. Deinen Charakter und vor allem liebe ich es, von dir geliebt zu werden. Für mich bist du etwas Besonderes und es ist mir egal ob du für die anderen nur ein armer, kleiner, vegetarischer Vampir bist oder nicht. Du sollst einfach nur so sein wieder du bist.“
 

Er wollte wieder zur Seite schauen, aber ich hielt seinen Kopf fest und stellte mich auf die Zehnspitzen um ihm in die Augen sehen zu können.

„Ehrlich.“ flüsterte ich leise. Vorsichtig legte ich meine Lippen auf seine. Zärtlich küsste ich ihn und schlang meine Arme um ihn.

„Und ja, ich bin mir sicher.“

Ein kleines Lächeln entstand auf Edwards Gesicht aber auch wenn ich noch nicht all seine Zweifel verjagt hatte, war ich zufrieden und erwiderte das Lächeln.

„Es gibt aber noch ein Problem.“ flüsterte Edward leise in mein Ohr als er die Umarmung erwiderte und sein Kinn auf meine Schulter legte und ich seine Nähe genoss.

Ich bewegte mich nicht sondern schaute aufs Meer hinaus, das jetzt vom Mond beschienen wurde.

Die Wellen glitzerten und ich wartete darauf dass Edward weiter redete.

„Weißt du was ich mir noch wünsche? Wenn es schon nicht vermeidbar ist, dass es passiert?“

Ich schaute weiter hinauf aufs Meer und ich verstand endlich warum er darauf bestand.

„Ich liebe dich Edward. Ob wir es jetzt schon tun oder nicht macht keinen Unterscheid. Ich werde dich nicht verlassen.“

„Ich wünsche es mir, Bella.“

„Warum?“

„Es würde mir Sicherheit geben, dass ich das richtige tue. Widerstrebt es dir so sehr?“

Ich schwieg und lehnte meinen Kopf an ihn an, während ich hoch zum Mond starrte.

„Nein, nein das tut es nicht.“

Ich schloss die Augen und eine Bilderflut stürmte auf mich ein.
 

Edward, mit seinem schiefen Lächeln, wie er zu Hause in meinem Schaukelstuhl saß und auf mich wartete. Sein Gesicht ganz nah vor mir.
 

Dann Edward mit einem Haufen Papiere wir er mir Mathe erklärte als ich eine Weile krank gewesen war.
 

Edward wie er mich in den Arm nahm und tröstete.
 

Edward mit einem Strauß roter Rosen.
 

Edward, wie mir direkt in die Augen schaute.
 

Sein goldener Blick, voll Wärme und Liebe.
 

Mein Entschluss stand fest und ich verstand warum er es wollte und es würde das Ende und der Anfang zu gleich sein. Ich löste mich ein wenig von ihm und schaute dann wieder zu ihm hoch.

Edward sah mir in die Augen und ich sah darin noch immer Zweifel, Fragen und endlich auch Hoffnung.

Ich schaute noch einmal kurz zum rauschenden Meer.

Ein wunderschöner Ort und der perfekte Augenblick. Ich schaute wieder Edward an, holte tief Luft und sagte mit fester Stimme aus ganzem Herzen:

„Ja Edward, ich will dich heiraten.“

Er lächelte und ich sah die Ereleichterung in seinen Augen.

Und die Freude.

Die endlose Freude darin.

Es war ein wunderschönes Gefühl ihn glücklich zu machen, während mein Herz vor Liebe zu ihm zu überlaufen drohte.

Tänze am Abgrund

„Bella?“

„Bella?“

Verwirrt schaute ich auf und es dauerte ein paar Sekunden, bis ich wieder in die wirkliche Welt zurückfand und meine Tagträume abschütteln konnte.

Carlisle saß vor mir und hatte besorgt die Stirn gerunzelt, während er mich aus dunklen Augen musterte.

Er musste dringend jagen gehen. Seine Augen waren fast komplett schwarz. Ich wollte ihm gerade sagen, dass er keineswegs meinetwegen hier bleiben musste, sondern sich ruhig auf in die umliegenden Wälder machen konnte, bis mir wieder einfiel, dass man Carlisle nicht mit Edward vergleichen konnte.

Wenn jemand seinen Blutdurst perfekt unter Kontrolle hatte, dann war es Carlisle. Ich beschloss, dass es unnötig war mir Sorgen um ihn zu machen und schüttelte noch einmal den Kopf um in die Realität zurück zu finden.

„Was hast du gesagt?“, fragte ich Carlisle schließlich und er lächelte.

„Nichts sonderlich Wichtiges.“, feixte er, aber ich widersprach sofort.

„Nein sag, es tut mir Leid, dass ich nicht zu gehört habe, ehrlich!“

„Ich weiß, ist schon in Ordnung. Schließlich hast du in letzter Zeit sowieso genug worum du dir Gedanken machen musst.“

„Trotzdem, was hast du gesagt?“

„Ich meinte nur, dass du vielleicht mal wieder was essen solltest.“

Ich starrte ihn an.

Essen?

Essen.

Langsam kamen die Gedanken zurück, ja er hatte Recht. Es war dringend Zeit, mal wieder etwas zu mir zu nehmen. Aus irgendeinem Grund vergaß ich es in den letzten Tagen immer wieder, wenn mich niemand dran erinnerte. Ein leiser Seufzer entfuhr mir.

„Ich hab keinen Hunger.“

„Das ist mir vollkommen egal, Bellaschatz. Du kommst jetzt mit mir was essen.“

Ein Zucken durchfuhr meinen Körper und ich atmete tief durch.

„Alice!“

„Ja?“

„Tu mir ein Gefallen und erschreck mich nicht mehr so, ja?“

„Tut mir Leid, aber wenn man zulange am Stück nur, fast nur unter seines gleichen ist, dann vergisst man wie schreckhaft die Menschen sind.“

Die kleine Korrektur in ihrem Satz erinnerte mich mal wieder daran, dass ich immer noch nicht so war, wie ich gerne sein würde.

„Ich hab wirklich keinen Hunger, Alice.“, versuchte ich sie zu überzeugen, aber als Antwort fasste sie mich nur am Arm und zog mich mit sanfter Gewalt auf die Beine.

„Und mir ist das wirklich egal. Du musst mal wieder was essen, sonst bekommen wir nachher die Dresche von Edward. Das willst du doch nicht, oder?“

Ich ließ mich von ihr mitziehen und machte einen weiteren Versuch.

„Alice, wenn ich mich jetzt immer so voll fresse, dann sehe ich hinterher in dem Hochzeitskleid wie ein dickes Tier aus, das willst du doch nicht, oder?“

Anstatt einer vernünftigen Antwort, bekam ich nur ihr glockenähnliches Lachen zu hören. „Ich bitte dich Bella, du hast seit fast vierundzwanzig Stunden nichts mehr gegessen und Sorgen um deine Figur musst du dir beim besten Willen nicht machen. Im Gegenteil, zwei oder drei Kilo mehr wären echt nicht schlecht. Wir fangen schon an uns Sorgen zu machen, weil du so abbaust. Mach es uns nicht schwerer und komm.“

Ich ließ mich weiter mitziehen.

Sie hatte ja Recht, wie immer. Ich war dünn geworden, aber ich verspürte einfach keinen Hunger.

„Komm schon.“

Alice zog mich weiter vorwärts und ich stolperte hinter ihr her. Keine zwanzig Minuten später saßen wir in einem kleinen Restaurant und schauten zum Horizont, an dem die Sonne vor ungefähr eine Stunde untergegangen war.

„Weißt du, dass du Edward wirklich einen großen Gefallen getan hast?“

Ich schaute zu Alice herüber und musterte sie.

„Was meinst du?“

„Vor einer Woche, als ihr zum Strand gefahren seid. Seit dem hat er sich verändert.“

Ich starrte sie an und die Ungläubigkeit stand mir ins Gesicht geschrieben. Alice lächelte, starrte aber weiter zum Horizont.

„Ich hab euch gesehen. Einen Ausschnitt von ein paar Minuten und das was du Edward gesagt hast, was genau das was er hören musste.“

Sie löste ihren Blick von einem unbestimmten Punkt in der Ferne und schaute mich an. „Zwischenzeitlich muss er auch mal Kraft schöpfen, auch wenn er es nicht zugibt und das kann er nur bei dir.“

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und ich konnte nicht anders als es zu erwidern.

„Glaubst du?“

„Nein.“, sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß es. Ich kenne Edward jetzt seit mehr als fünfzig Jahren und kenne ihn glaube ich verdammt gut. Er hat sich verändert seit dem er dich kennt, Bella. Zum Positiven. Er lacht mehr. Viel mehr.“

„Warum sollte das etwas mit mir zu tun haben?“, fragte ich sie leise und sie warf mir einen genervten Blick zu.

„Hör doch einmal auf, an dir selber zu zweifeln Bella, bitte.“

„Ich zweifel nicht.“

„Doch das tust du, zwischen durch sehe ich dich und mein Freund spürt deine Gefühle, also versuch bitte nicht mich anzulügen.“

Ich schloss die Augen. Langsam hob ich meine Hände und massierte vorsichtig meine Schläfen.

„Was ist los?“ fragte sie mich noch einmal und ich schaute sie wieder an.

„Es hat nichts mit euch zu tun.“, versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen, aber das ließ Alice nicht gelten.

„Ein Grund mehr um uns ins Vertrauen zu ziehen.“, stellte sie schlicht fest und wartete geduldig darauf, dass ich weiterredete.

„Weißt du, es ist so ein komisches Gefühl, dass es auf einmal sicher ist.“

„Was?“

„Alles. Allgemein, die Hochzeit und das alles.“

Alice Stirn runzelte sich ein bisschen und einen Moment lang sah sie ein bisschen verwirrt und besorgt aus, dann –mit einem Mal- breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.

„Ach so.“, lachte sie und dieses mal war ich diejenige, die sie verwirrt anschaute.

„Was?“

„Jetzt weiß ich auch endlich was los ist. Mach dir keine Sorgen, dass ist normal vor einer Hochzeit. Zumindest bei Menschen.“

„Was?“

„So eine Art Lampenfieber.“

„Lampenfieber? Warum sollte ich Lampenfieber haben? Für mich steht fest, dass ich für ewig mit Edward leben will, ob mit oder ohne Hochzeit.“

„Eben. Und ganz tief in dir drin wäre es dir liebe ohne Hochzeit, was?“

Sie grinste und ich schaute sie entsetzt an.

„Nein!“

Wut stieg in mir auf und meine Hände ballten sich.

Wie konnte sie so was sagen? Alice beugte sich noch ein Stückchen vor.

„Sei nicht sauer Bella. Bitte. Das war nicht böse gemeint.“

Ich erwiderte ihren Blick, bis ich schließlich blinzeln musste.

„Ich weiß.“, murmelte ich.

„Also du willst ihn nicht heiraten.“

„Doch!“, ich schrie sie fast an, denn mein Entschluss stand fest.

„Bist du sicher?“

„Ja, verdammt. Wie kommst du dazu so was zu sagen?“

Die Wut brodelte in mir und obwohl Alice das gar nicht entgehen konnte, lehnte sie sich gemütlich in den Stuhl zurück und zog die Augenbrauen hoch.

„Und warum?“

„Was?“

„Sag mir warum du ihn heiraten willst.“

„Weil ich ihn liebe verdammt, was soll das?“

„Nur eine kleine Hilfe für dich.“

„Eine Hilfe für mich?“

Sie nickte.

„Was ist das denn für eine Hilfe?“

Ich war immer noch sauer, aber sie schien das nicht sonderlich zu beeindrucken.

„Wie fühlst du dich?“

„Hä?“

Verdattert schaute ich sie an.

„Du warst in letzter Zeit so in dich gekehrt und ich hatte das Gefühl, dass du das ganze einfach mal raus lassen musste.“

Mein Essen kam und der Kellner stellte mir die Spagetti vor die Nase. Ich ignorierte es, aber Alice machte eine Kopfbewegung in Richtung der Nudeln und sagte: „Iss.“

Ich nahm meine Gabel, ließ Alice aber nicht aus den Augen.

„Das heißt du hast mich absichtlich provuziert, weil du der Meinung warst, dass ich einfach mal Dampf ablassen muss.“

„So ähnlich. Manchmal merkt man erst wie sehr man etwas will, wenn jemand anderes es anzweifelt. Also, wie fühlst du dich?“

Ich drehte ein paar Nudeln auf ging in mich. Es war noch immer, als würde ein kleines Feuer in mir brodeln, aber auf irgendeine Art und Weise ging es mir ein bisschen besser als vorher. Ich schaute Alice wieder an und sie lächelte.

„Gern geschehen.“, sagte sie feixend und da musste ich auch lachen. Es war nur eine winzige Auseinandersetzung gewesen, aber irgendwie war mit dabei klar geworden, wie sehr ich das alles wollte.

Auch die Hochzeit, obwohl mir das ganze immer ein bisschen widerstrebt hatte. Aber ich wollte es.

Nicht nur, weil es Edwards Wunsch war, sondern auch, weil ich damit endlich noch einmal allen beweisen konnte, wie ernst und wichtig mir das ganze war. Ich schob mir die Gabel in den Mund und war bereits nach drei Happen völlig gesättigt, aber Alice weigerte sich mich gehen zu lassen, bevor ich nicht wenigstens den Großteil der nicht gerade kleinen Portion vertilgt hatte.

Als sie schließlich bezahlt hatte und wir nach draußen gingen, war mir schlecht. Aber Alice war glücklich.

„Hast du jetzt noch irgendetwas bestimmtes vor?“, fragte mich Alice und ich schüttelte den Kopf. Sprechen konnte ich nicht und da Edward zusammen mit Emmett und Emse vor zwei Stunden zur Jagd aufgebrochen war, hatte ich die Nacht wohl ganz für mich allein. Irgendwie missfiel mir das.

„Mhm, ich wollte noch ein paar Sachen erledigen, aber in knapp anderthalb Stunden hätte ich Zeit und da würde ich gerne was mit dir machen, einverstanden?“

Einen Moment lang wanderten meine Gedanken zu dem Bett was in unserem Hotel stand, aber ich verscheuchte sie wieder. In anderthalb Stunden würde ich hoffentlich soweit verdaut haben, dass eine kleine Unternehmung kein Problem darstelle.

Ich nickte ergeben, da ich keine Lust hatte die ganze Nacht alleine durch die Gegend zu streifen und auch nicht riskieren wollte, dass Edward das raus bekam. Er würde sauer sein, wenn ich eine lange Zeit am Stück alleine durch eine von Vampiren bevölkerte Stadt marschieren würde.

„Gut, dann bring ich dich jetzt ins Hotel zurück und hol dich dann nachher wieder ab, einverstanden?“

Ich nickte wieder und hielt mir den Bauch, aber Alice schien sich keinerlei Sorgen um meinen Gesundheitszustand zu machen.

„Stell dich nicht so an, du bist gesund und wirst auch nicht krank werden, dass weiß ich.“

Ich seufzte leise und ließ mich von ihr widerstandslos ins Hotel zurückbringen.

„Bis gleich.“, verabschiedete sie sich und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

Es dauerte eine Weile bis ich meinen Zimmerschlüssel gefunden hatte und als ich die Tür aufschloss, bemerkte ich, dass ich gar keine Lust hatte die anderthalb Stunden alleine in dem Zimmer zu verbringen.

Ich konnte die Pause ja einmal nutzen um ein wenig alleine durch das Hotel zu streifen. Bevor ich es mir noch einmal anderes überlegen konnte, ließ ich die Tür ins Schloss fallen und ging zurück zu den Fahrstühlen.

Wieder folgte ich einer Eingebung und fuhr nach oben anstatt nach unten. In den oberen Stockwerken war ich noch nie gewesen und die Neugier trieb mich an. Schließlich hatte ich anderthalb Stunden Zeit und allzu groß war das Hotel ja nicht.

Der Aufzug ratterte nach oben und einen Moment lang schossen mir die Gedanken ans hängen bleiben der kleinen Kabine durch den Kopf, aber ich verdrängte es schnell wieder. Bloß nicht dran denken, so was passiert mir schon nicht.

Das Problem war nur, dass ich die ganze Prozedur schon mehr als einmal mitgemacht hatte, doch bevor ich mich in die ganze Szenerie hineinsteigern konnte, öffneten sich die Türen und entließen mich in einen der Hotelflure.

Er war fast identisch mit unserem Stockwerk, nur dass die Tapeten hier blau und nicht dunkelrot waren. Langsam schlenderte ich den Flur entlang und stand schließlich vor einer unverschlossenen Tür.

Darauf war eine Aufschrift, die ich nicht lesen konnte, da ich kein Italienisch konnte, aber ich wusste trotzdem was es hieß.
 

Zum Dach.
 

Mir war von Anfang an klar, dass ich es nicht tun sollte.

Dächer waren hoch.

Sehr hoch.

Gefährlich hoch.

Aber man hatte dort immer einen so wunderschönen Ausblick und Volterra musste von weiter oben bestimmt wunderbar aussehen. Der Turm wäre zwar höher, aber Edward wollte ja nicht, dass ich ihn betrat.

Er war der Meinung, dass es in Volterra schon genügend Vampire gab und man mein Glück nicht noch herausfordern musste, indem ich bei ihnen zuhause herumlief. Wie automatisch streckte sich meine Hand aus und öffnete die unverschlossene Tür.

Obwohl die Treppe recht uneben war, stolperte ich hingegen meiner sonstigen Gewohnheiten kein einziges Mal.

Ich deutete es als gutes Zeichen.

Was sollte schon passieren?

Ich hätte es besser wissen müssen. Als ich das Flachdach betrat, stolperte ich sofort über ein schlecht verlegtes Kabel. Aber da der Rand weit genug entfernt war, fiel ich nur auf die Knie. Leicht genervt erhob ich mich wieder, während ich mir meine Kniescheiben rieb und schaute mich um.

Ich hatte recht gehabt, die Aussicht war einfach nur wundeschön und das obwohl alles nur vom Mond beschienen wurde, da es inzwischen dunkel geworden war. Ich drehte mich einmal um mich selbst, war aber bedacht darauf zu achten, mich der Dachkante nicht mehr als drei Meter zu nähern.

Sicher war sicher.

Edward würde schon sauer genug sein wenn er erfahren sollte, dass ich in seiner Abwesenheit nichts Besseres zu tun hatte, als mich auf das Dach des Hotels zu begeben. Langsam legte ich den Kopf in den Nacken und schaute zu den Sternen hoch, während mir unzählige Gedanken durch den Kopf schossen.

Ich würde Edward heiraten.

Und ich würde als Mensch nicht mehr nach Hause kommen. Was würde es wohl für ein Gefühl sein, Charlie gegenüber zu stehen und sich bemühen zu müssen, dem Blutdurst du zu unterdrücken. Machten frisch erschaffene Vampire eigentlich unterschied zwischen Menschen und Familie?

Oder war der Blutdurst immer gleich?

Ich nahm mir vor, Edward danach zu fragen, als der Name Charlie mich an etwas anderes erinnerte.

Ich hatte ihn immer noch nicht angerufen. Wahrscheinlich wartete er jeden Abend wenn er von der Arbeit nach Hause kam, dass das Telefon läutete und ich ‚Hi dad’ sagte. Gewissensbisse plagten mich.

Wie hatte ich ihn vergessen können.
 

„Hallo Bella.“

Ich schrak zusammen und fuhr herum. Das kostete mich sofort mein Gleichgewicht, aber glücklicherweise, landete ich nicht erneut auf meinen schmerzenden Knien, sondern auf meinem Hintern.

Ich schaute um mich, konnte aber niemanden sehen, bis eine dunkle Gestalt hinter dem Kamin hervortrat.

„Aro.“ Meine Stimme war überrascht und wahrscheinlich auch ein wenig ängstlich. Was wollte er hier? Mitten in der Nacht auf dem Dach unseres Hotels. Er war mir nachgelaufen, er musste mich schon die ganze Zeit über beobachtet haben.

Adrenalin pulsierte durch meine Adern und mein Herz schlug schneller. Verzweifelt versuchte ich, meine Aufregung zu unterdrücken, war ich mir doch bewusst, dass Aro mein Blut hören konnte. Langsam und ungelenkig stand ich auf.

Wenn dann wollte ich ihm auch in die Augen sehen.

„Eine schöne Nacht, findest du nicht?“

„Ja, sehr schön.“

Die Nacht interessierte mich nicht mehr. Sie hatte ihren Reiz verloren seit Aro da war. Voller Unruhe schob ich meine Hände in die Hosentasche und schaute ihn an.

„Was willst du von mir?“, fragte ich ihn schließlich und er lachte sein Glockenhelles Lachen. Wie ein kleines unschuldiges Kind und doch so alt.

Wie sehr ich es hasste.

Ihn, seine Stimme, seine Lache.

„Warum sollte ich den immer etwas von dir wollen, Bella?“ Die Art wie er meinen Namen aussprach, es widerte mich an, aber ich unterdrückte den Zwang einfach an ihm vorbei zu gehen und das Dach zu verlassen.

Wenn er mich wirklich hier behalten wollte, dann konnte ihn nichts daran hindern.

„Sonst wärst du doch kaum hoch aufs Dach gekommen. ich muss gleich wieder runter zu Alice, sie wartet auf mich. Also, wenn du etwas mit mir bereden willst, dann mach es bitte jetzt.“, bat ich ihn und schob die Hände noch tiefer in die Taschen.

Mein Herz schlug immer noch schneller als gewöhnlich, aber Aro ignorierte es. Er machte ein paar Schritte vor und balancierte schließlich nur ein paar Millimeter an der Dachkante entlang,

„Ich hab gehört du willst heiraten.“

Natürlich wusste er es schon, wahrscheinlich hatte er es als einer der Ersten erfahren, als ich meine Entscheidung schließlich getroffen hatte. Ich nickte nur.

„Volterra ist eine schöne Stadt findest du nicht? So anders und fröhlich.“

Der Themenwechsel kam überraschend für mich, aber noch bevor ich etwas antworten konnte, redete er weiter.

„Ich würde sagen, es ist eine wunderschöne Stadt zum heiraten. Ich bin sicher, es wird eine wunderbare und große Feier. Wann heiratet ein Mensch schon mal einen Vampir?“

Meine Hände ballten sich zu Fäusten, aber ich schwieg weiter. Aro tanzte weiter ein paar Zentimeter vom Abgrund entfernt leichtfüßig daher und warf mir zwischendurch einen aufmunternden Blick zu.

„Komm schon Bella. Tanz eine Runde mit mir. Ich passe auch auf, dass dir nichts geschieht.“ Er machte eine auffordernde Handbewegung, aber ich schüttelte den Kopf.

„So leid es mir tut, aber ich muss ablehnen. Mein Gleichgewichtssinn ist nicht der beste und ich will mein Glück nicht noch auf die Probe stellen, indem ich nur ein paar Zentimeter von einer Dachkante entfernt umhertanze.“

Aro hielt inne und schaute mich skeptisch an. Dann nickte er.

„Natürlich, du solltest auf deiner Hochzeit natürlich möglichst unversehrt sein. Habt ihr schon einen Termin?“

Dieses Gespräch war absurd. Das war das einzige, was ich denken konnte.

Aro balancierte weiter an der Dachkante entlang und wartete auf eine Antwort.

„Nein.“, sagte ich schließlich. „Aber ich hätte eine Bitte.“

Die Worte kamen mir nur schwer über die Lippen, aber ich wollte die Gelegenheit nutzen, wer weiß ob ich noch eine bekam.

Er zog nur eine Augenbraue hoch und führte sein Tänzchen an der Dachkante fort. Ich holte tief Luft und brachte es schließlich über mich zu sagen: „Ich weiß, dass du es uns verboten hast, Volterra zu verlassen, weil du sichergehen willst, dass ich wirklich zu einer von euch werde.“

Er taperte weiter.

„Aber ich wollte dich darum bitten, uns eine Auszeit zu geben. Wir werden wiederkommen, ich verspreche es Aro. Mir liegt an der Verwandlung noch viel mehr als dir.“

Er blieb stehen und seine fahle, weiße Haut wurde vom Mond beschienen.

Er wirkte so unglaublich schön, dass es mir fast den Atem verschlug.

„Dann verstehe ich nicht, wieso du gehen willst, Bella. Gefällt dir meine Gastfreundschaft nicht?“

Ich wich der Frage aus.

„Mir gefällt Volterra, wirklich. Aber ich möchte für ein paar Tage zurück nach Hause.“

„Du kannst nach Hause fahren, wenn ich sichergegangen bin, dass meinen Anweisungen folge geleistet wurden.“

„Ich möchte aber vorher noch einmal nach Hause.“, versuchte ich ihm klar zu machen. „Warum?“

Ich schluckte.

„Weil ich gerne dort heiraten würde. Bei mir zu Hause, als Abschied aus meinem Menschenleben.“

„Ahhhh.“, machte er leise, dann balancierte er weiter. Ich versuchte das ständige hin und her zu ignorieren, aber es nervte mich. Wieso konnte er nicht einfach still stehen bleiben und normal mit mir reden?

„Ich fürchte, dass das nicht möglich ist Bella.“

Meine Hoffnungen sanken.

Ich wünschte es mir so sehr zu Hause zu heiraten, an irgendeinem besonderem und wunderschönen Ort.

Vielleicht am Strand im Reservat, wenn die Wölfe eine Ausnahme machten, oder bei den Cullens zuhause.

Oder auf unserer Lichtung.

„Wieso nicht? Ich würde zurückkommen.“

„Das weiß ich Bella. Aber dein Freund nicht, er wird alles dafür tun um dich noch ein wenig vor deinem Schicksal zu bewahren, auch wenn es albern ist. Es sollte besser früher als später geschehen.“

Meine Augen folgten seinem Hin und Her, während mir bewusst wurde, dass er Recht hatte. Er würde mich nicht gehen lassen, auch nicht um meine Wünsche zu erfüllen.

„Ich stimme dir zu, aber du könntest doch mitkommen und dafür sorgen, dass wir wieder zurückkommen. Das einzige was ich will, ist dort heiraten, sonst nichts.“

Er schüttelte den Kopf.

„Nein Bella, du wirst hier heiraten. Auch wenn es dir widerstrebt. Aber ich werde mich nach Kräften bemühen, die Hochzeit so auszurichten, dass sie dir gefällt.“

„DU willst die Hochzeit ausrichten?“

Wieder stieg der Schreck in mir auf. Ich wollte nicht, dass Aro meine Hochzeit organisierte, er hatte kein Recht dazu.

Es sollte mein Tag werden, unser Tag.

Edwards und meiner.

Nicht seiner, er sollte seine Finger davon lassen.

„Natürlich, was wäre ich den sonst für ein Gastgeber, außerdem hab ich ja bereits erwähnt, dass es ein ziemliches Ereignis für mich ist. Ich hab schon viel gesehen, Bella, aber bis heute ist es mir nicht bekannt, dass ein Mensch einen Vampir geheiratet hat. Wenn einer von uns, einen von euch so sehr geliebt hat, dann war dieses arme menschlichen Wesen meistens innerhalb von Tagen tot. Du kannst eigentlich von Glück reden, dass dein Herz noch schlägt.“ Er schaute mich nicht an, aber ich konnte sehen, dass seine Augen schmal wurden und einen Moment lang wollte ich wissen was in ihm vorging.

Dann verscheuchte ich den Gedanken und sah ihm wieder dabei zu, wie er zurückbalancierte. Ein winziges Stück vom Abgrund entfernt.

Es lenkte mich ab und ich wünschte mir, dass er einfach mal still stehen bleiben würde, aber er ging weiter.

„Mehr Glück als du ahnst.“, fügte er schließlich noch hinzu, aber ich antwortete nichts darauf. Eine Minute verstrich, während Aro weiter an der Dachkante entlang tanzte.

„Ich würde wirklich gerne in Forks heiraten, Aro.“

„Ich weiß und ich würde es dir wirklich gerne erlauben, aber ich habe meine Entscheidung getroffen. Du wirst hier heiraten und diese Stadt als Mensch nicht wieder verlassen Bella.“ Seine Worte waren hart, aber seine Stimme samtweich und freundschaftlich, fast so, als würde es ihm wirklich leid tun.

„Was ist wenn ich mich weigere hier zu heiraten? Dann wird Edward mich nicht verwandeln.“

„Das wäre sehr schade, schließlich ist es dein größter Wunsch, dass Edward derjenige ist der es tut, nicht war?“

Seine Stimme, die ich so hasste, war noch immer dieselbe, aber die Drohung war unmissverständlich.

Ich würde hier in Volterra heiraten und dann zum Vampir werden, alles unter Aros Augen. Und wenn ich mich weigern sollte, dann würde ich halt nicht heiraten und trotzdem zum Vampir werden, nur dass Edward nicht derjenige sein würde, der mich verwandeln würde.

Ich hatte keine Wahl, für mich wäre es ein Alptraum von einem fremdem Vampir gebissen zu werden.

Ich wollte, dass Edward er tat, dass er es für uns tat und für unsere Liebe.

Damit sie eine Chance hatte und nicht schon in sechzig Jahren, wenn mein Körper alt war, verging.

Während ich tief in meine Gedanken versunken da stand, hielt Aro auf einmal inne. Ich schaute auf und stellte schaudernd fest, dass er nur auf den zehenspitzen an der äußersten Kante stand.

Es schien ihm nichts auszumachen.

„Wie bekommen Besuch.“, teilte er mir mit und tatsächlich. Noch im selben Augenblick flog die Tür hinter mir auf und Alice baute sich im Türrahmen auf.

Trotz ihrer kleinen und schmalen Figur wirkte sie beeindruckend, so wie sie dort stand. Sie funkelte mich kurz an, dann wanderte ihr Blick zu Aro, der ihr fröhlich zu winkte.

„Ich grüße dich, Alice. Bella und ich haben gerade ein wenig über die bevorstehende Hochzeit geplaudert, möchtest du dich unserem Gespräch anschließen?“

Alice wirkte ganz uns gar nicht froh über die Tatsache, dass ich die letzte halbe Stunde alleine mit Aro auf einem Dach verbracht hatte und dass er sie jetzt einlud sich uns anzuschließen. Sie wirkte schlichtweg stinksauer.

Sie warf mir noch einen kurzen, stechenden Blick zu, dann wandte sie sich wieder an Aro. „Nein danke, ich habe zusammen mit Bella noch ein paar Sachen zu erledigen. Und ich würde dich bitten, dass du dich das nächste Mal woanders mit Bella triffst. Sie ist nicht sonderlich gehfest. Und jetzt entschuldige uns bitte.“

Aro nickte und balancierte weiter an der Dachkante entlang. Mit wurde langsam, schon schlecht vom hinsehen.

„Ich wünsche euch noch eine schöne Nacht. Und Bella? Es tut mir Leid, dass ich dir nicht helfen konnte.“

Dann spürte ich Alice kalte Hand an meinem Unterarm, die mich in Richtung Tür zog. Ich stolperte die Treppe hinunter, während sie kein Wort sagte. Erst als wir im Aufzug standen, platzt es aus ihr heraus.

„Was zum Teufel hast du auf dem Dach zu suchen gehabt? Was hätte ich Edward denn sagen sollen, wenn du da runter gefallen wärst?“

„Ich wäre nicht runter gefallen.“

„Nein?! Du weißt genau so gut wie ich, dass das gar nicht so unwahrscheinlich ist. Und dann auch noch alleine mit Aro.“

„Ich wusste nicht, dass er dort oben ist!“ verteidigte ich mich und versuchte Alice Blick stand zu halten.

Vergeblich.

Es dauerte gerade mal drei Sekunden, bis ich die Augen schloss.

Sie war sauer. Und wahrscheinlich war das gar nicht mal so unberechtigt. Ich hielt die Augen geschlossen und als unser Fahrstuhl endlich weiter unten ankam, hörte ich ein leises Seufzen von ihr.

„Komm.“, sagte sie und schob mich aus der Kabine in Richtung ihres Zimmers. „Was hast du vor?“, fragte ich sie, aber sie meinte nur: „Wirst du sehen.“

Ein paar Sekunden später, stand ich mitten in ihrem Zimmer und Rosalie kam herein. Sie hatte eine Tasche dabei und holte ein Maßband heraus. Dann machte sie sich daran, meine Maße zu nehmen, die sie Alice diktierte.

„Was wird das?“, fragte ich leicht verwirrt und Alice verdrehte nur die Augen.

„Wir brauchen deine Maße, damit wir mit dem Kleid anfangen können! Oder willst du in einem dieser hässlichen Hochzeitskleider heiraten, die sie in dem winzigen Geschäft am anderen Ende der Stadt haben? Ich bitte dich, die sind schrecklich!“

„Ich hab sie mir noch gar nicht angesehen!“

„Ich denke, du kannst unserem Urteil vertrauen, Bella.“, murmelte Rosalie, während sie meinen Brustumfang maß. Ich seufzte nur leise.

„Widerstand ist zwecklos, Bella.“, erinnerte mich Alice und ich nickte.

Sie hatte Recht, ich konnte es sowieso nicht ändern. Es dauerte eine knappe halbe Stunde, bis Rosalie der Meinung war, dass sie alle Zahlen hatte, die sie benötigte hatte und ich entlassen wurde.

Die beiden machten sich sofort daran erste Entwürfe zu zeichnen und ich legte meine Hand auf die Klinke.

„Ich bin in meinem Zimmer, bis nachher.“

Alice hob nur die Hand, während Rosalie schon voll und ganz in die Zeichnungen vertieft war. Ich drehte den beiden den Rücken zu öffnete die Tür, machte einen Schritt vor und prallte fast mit jemandem zusammen.

„Edward!“ jubelte ich leise und umarmte ihn so fest ich konnte. Ich hörte ihn lachen, während ich mich an ihn drückte und sah schließlich das schiefe Lächeln in seinem Gesicht, als ich ihn freudig anstrahlte.

Er schloss geschickte Alice Zimmertür, die noch offen stand und erwiderte die Umarmung dann.

Ich vergrub mich ein paar Sekunden lang an seiner Brust und stellte mich dann auf die Zehenspitzen um mir meinem Kuss abzuholen. Vorsichtig legte er seine Lippen auf meine und ich krallte mich an seinem Pulli fest und hätte ihn am liebsten nie wider losgelassen.

„Ich hab dich vermisst.“, murmelte ich schließlich leise und in seinen Augen konnte ich lesen, dass es ihm genauso ging.

Ich drückte meine Lippen noch einmal auf seine und schaute ihn dann erwartungsvoll an. „Und was machen wir jetzt?“

Er lachte, küsste mich auf die Strin und antwortete: „Das was du machen willst mein Engel. Du hast freie Auswahl.“

„Dann will ich als erstes noch einen Kuss.“ murmelte ich leise und er beugte sich wieder zu mir herunter. Seine kalten Lippen berührten zärtlich meine und für eine kleine Ewigkeit standen wir eng umschlungen auf dem Flur.

Dann löste er sich auf einmal von mir und schaute mich mit gerunzelter Stirn und entsetztem Blick an.

„Du warst auf dem Dach?!“

Das Unbekannte rückt näher...

Das Tuten des Telefonhörers war laut und stechend, so dass ich ihn ein paar Zentimeter von meinem Ohr entfernt hielt. Es war bereits mein vierter Versuch Rene zu erreichen, aber das war ich gewöhnt.

Sie war so häufig unterwegs, dass es schon immer schwer gewesen war, sie mal eben zwischendurch anzurufen. Ich wollte gerade wieder auflegen, als ich jemand abnahm und in den Hörer keuchte:

„Hallo?“

„Hey Mum“, antwortete ich und drückte den Hörer näher an mein Ohr.

„Bella Schatz! Schön dass du dich mal meldest! Wie geht es dir? Was sagt der Arzt?“ „Langsam Mum“, lachte ich.

So kannte ich sie, übereifrig und neugierig. Ihre Stimme zu hören machte mir wieder klar, wie sehr ich sie in letzter Zeit vermisste. Es wurde dringend Zeit, dass ich sie einmal wieder sah. „Mir geht es besser, viel besser. Und ich fühl mich wohl hier, auch wenn ich mich wirklich darauf freue wieder nach Hause zu können.“

„Das glaub ich dir. Wenn du mir die Adresse der Klinik gibst, dann komm ich dich so schnell wie möglich besuchen, versprochen.“

„Ähm…“, während ich stockte warf mir Edward von der anderen Seite des Zimmers einen fragenden Blick zu. Ich drehte mich Hilfe suchend zu ihm und er malte mit seinen Fingern ein Fragezeichen in die Luft.

„Ähm, ich weiß nicht genau wo sie ist, weil man es mir nicht gesagt hat. Ich glaub, das ist eine Art Vorsichtsmaßnahme bei allen Patienten, damit sie nicht so schnell abhauen. Du weißt schon, wenn man nicht weiß, wo man ist, dann na ja.“

„Mhm, dann werde ich Charlie mal fragen und wenn der es nicht weiß, dann soll er sich bei Dr. Cullen erkundigen. Er war es doch, der dir den Platz dort besorgt hat, oder?“

„Ja“, stimmte ich zu und das schlechte Gewissen regte sich in mir.

Ich hasste es, wenn ich jemanden anlügen musste, vor allem wenn er mir so nahe stand. Es war meiner Meinung nach sowieso ein Wunder, dass meine Mutter noch nicht durchschaut hatte, dass ich ihr das Blaue vom Himmel herunter log.

Aber es war wahrscheinlich besser so, schließlich rückte die Zeit, in der ich sie regelmäßig anlügen musste, immer näher.

„Ich vermiss dich Schatz und ich freu mich schon darauf dich wieder zu sehen.“

„Ich mich auch Mum.“

„Ich muss mit Phil zu einem seiner Spiele, ich hab es ihm versprochen. Rufst du mich wieder an?“

„Natürlich.“

„Versprich es mir und wehe du lässt mich wieder so lange warten!“

„Ich verspreche es Mum.“

„Hast du einen PC in der Klinik?“

Ich schaute wieder zu Edward. Er schien es verstanden zu haben und schüttelte den Kopf. „Nein, man will, dass wir uns voll und ganz auf uns selber konzentrieren.“

„Mhm, ist wahrscheinlich besser so. Es ist nur schade, dass wir uns dann nicht schreiben können.“

„Ich ruf dich wieder an Mum, ich habs versprochen, schon vergessen?“ ^

„Nein und ich freue mich drauf, ich hab dich lieb Isabella.“

„Ich dich auch Mum.“, wir verabschiedeten uns noch ein paar Minuten von einander, bis Rene endgültig keine Zeit mehr hatte, dann legten wir auf und mit fiel ein riesen Stein vom Herzen. Ich hatte mir die ganze Zeit Sorgen gemacht, was ich ihr erzählen sollte, da sie ja annahm, dass ich in irgendeiner Psychoklinik mein Dasein fristete.

Aber jetzt hatte ich es hinter mich gebracht. Fehlte nur noch das Telefonat mit Charlie. Ich schaute auf den Telefonhörer in meiner Hand und seufzte leise.

Wahrscheinlich war es das Beste, wenn ich es so schnell wie möglich hinter mich brachte. Ich tippte die Nummer ein und freute mich schon jetzt auf das Ende des Gespräches, obwohl ich mich gleichzeitig darauf freute Charlies Stimme zu hören. In letzter Zeit fragte ich mich ständig, wie er wohl ohne mich im Haus zu Recht kam, oder ob er es dank seiner wunderbaren Kochkünste nicht schon längst abgefackelt hatte.

Zu meiner Erleichterung war es ein einfaches Gespräch, weil Charlie nicht zu Hause war und ich nur etwas auf den Anrufbeantworter sprechen musste. Wahrscheinlich war er angeln, ich hatte ihm schließlich oft genug gesagt, dass er nur wegen Harrys Tod nicht damit aufhören musste und das Harry das wahrscheinlich auch überhaupt nicht Recht gewesen war.

Ich sprach auf das Band, dass es mir gut ging, dass ich ihn vermisste und mich schon darauf freute irgendwann wieder nach Hause zu kommen.

Ich sagte bewusst irgendwann, denn nach dem Momentan stand hatte ich keine Ahnung, wann genau das sein würde. Als ich schließlich wieder auflegte, war ich froh diese Anrufe endlich erledigt zu haben.

Ich legte das Telefon zur Seite, ging zu Edward und ließ mich auf seinen Schoß fallen. Er spielte gerade mit Emmett, Alice und Esme Poker, aber es schien ihn auch nicht sonderlich zu stören, dass ich mich an seine kalte und harte Brust kuschelte und seine Karten sehen konnte. Er drückte mir einen seiner angenehm kühlen und bezaubernden Küsse auf die Stirn und erhöhte dann. Als er mit seinem Zug fertig war, legte er sein Kinn auf meinen Kopf und murmelte leise:

„Na, erleichtert?“

„Und wie, ich glaub es reicht wenn ich erst in ein paar Tagen wieder anrufe.“

„Du hast deine Sache auf jeden Fall sehr gut gemacht. Ich glaube, dass Rene keinerlei Verdacht geschöpft hat.“

„Hoffentlich nicht.“

„Hast du gleich vielleicht eine Stunde Zeit, Bella?“, fragte Alice auf einmal von der anderen Seite des Tisches her. Vor ihr türmte sich ein Haufen von Spielchpis und so wie es aussah, fand das Spiel fast ausschließlich zwischen Edward und ihr statt, da die anderen beiden kurz vorm ausscheiden waren.

Kein Wunder, ich würde allerdings gar nicht erst spielen, wenn ich wüsste, dass meine Gegner entweder in die Zukunft sehen oder meine Gedanken lesen könnten. „Klar, wieso?“ „Weil ich dich mal brauche und ich würde sagen, dass wir direkt anfangen können. Die Runde geht sowieso an Edward, aber wenn wir zu Ende spielen, dann würde es noch knapp drei Stunde dauern und solange will ich dich nicht warten lassen.“

Ich spürte wie Edward sein Gesicht zu einem triumphierenden Grinsen verzog und sah dann, wie Alice ihm die Zunge herausstreckte. Irgendwie erinnerte mich das an meine Kindheit. Vor meinem geistigen Auge konnte ich mich als kleines trotziges Kind sehen, dass Rene wie so oft die Zunge herausstreckte. Bei dem Gedanken daran musste ich lächeln.

„Worum geht es denn?“, fragte ich und Alice lächelte nur.

„Wirst du sehen.“, sie legte ihre Karten auf den Tisch. „Komm schon und du“, sie zeigte mit dem Finger auf Edward und funkelte ihn an. „Das war nicht unser letztes Pokerspiel, ich fordere eine Wiederholung des Spiels!“

„Du hast verloren Schwesterherz“, Edward lächelte sie zuckersüß an „Aber ich bin bereit dir noch eine Chance zu geben.“

Er war mit sich selbst zufrieden und lehnte sich mit einem wunderbaren Lächeln nach hinten. Alice antwortete nicht mehr, sondern ging und bedeutete mir ihr zu folgen. Im vorbei gehen streifte ich noch Edwards Hand, schenkte ihm ein Lächeln, das er strahlend erwiderte, und machte mich dann daran, Alice zu folgen.

Sie tanzte über den Flur und betrat schließlich das Zimmer von Rosalie und hielt mir die Tür offen. Rosalie lag auf ihrem Bett und war in ein Buch vertieft, aber als wir eintraten schaute sie sofort auf und Sekunden später lag das Buch ordentlich geschlossen auf dem Nachttisch und sie stand bei uns.

„Schön, dass du endlich da bist Bella. Es war dringend nötig, schließlich muss ich noch die Feinheiten fertig machen und wie es heißt, soll die Hochzeit in vier oder fünf Tagen stattfinden.“ Sie strahlte mich an, nahm mich dann beim Arm und platzierte mich in der Mitte des Raumes.

Dann verschwand sie für ein paar Sekunden in ihrem Kleiderschrank verschwunden und kam dann mit einem Traum aus weiß wieder heraus.

Sie hielt das Kleid, das sie zusammen mit Alice geschneidert hatte skeptisch in die Höhe und betrachtete es.

„Die Größe müsste stimmen, aber irgendwie bin ich damit noch nicht zufrieden, was meinst du?“ Sie wandte sich an ihre Schwester und auch Alice begutachtete das Kleid kritisch.

„Ich weiß net, wir werden uns noch einmal dran setzen. Wir könnten ihr noch Handschuhe dazu machen oder einen Schleier, je nachdem was ihr besser steht.“

„Oder beides.“

„Oder beides“, stimmte sie zu. Während die beiden über in meinen Augen völlig belanglose Dinge diskutierten, stand ich noch immer regungslos da und betrachtete das Kleid.

Eigentlich mochte ich Brautkleider nicht.

Sie waren immer so auffällig, kitschig und pompös. All das was ich nicht mochte, aber dieses hier! Obwohl Rosalie und Alice damit noch unzufrieden schienen, fand ich es einfach nur wunderschön. Es war anders, schlichter als die, die ich sonst immer auf irgendwelchen Hochzeiten sah.

Schlicht, elegant und trotzdem wunderschön. Als mir das klar wurde, schoss mir noch ein anderer Gedanke durch den Kopf. Ich konnte es nicht anziehen, ich würde darin schrecklich aussehen. Ein Mädchen wie ich in einem solchen, traumhaften Kleid.

Das konnte doch gar nicht hinhauen. Mein Gesichtsausdruck schien meine Zweifel deutlich zu machen, denn Alice und Rosalie schauten mich fragend an.

„Was ist los?“, fragte Rosalie schließlich und ich zuckte nur mit den Schultern.

„Ach komm schon, spucks aus.“, setzte sie nach und ich atmete tief durch, bevor ich sagte: „Ich werde das Kleid auf der Hochzeit nicht anziehen.“ Alice hob eine Augenbraue und mustere dann das Kleid.

„Ich war davon ausgegangen, dass du es schlicht magst, aber wenn es dir nicht gefällt, dann nähen wir dir ein neues.“

„Nein, das mein ich nicht. Ich, ich kann es einfach nicht anziehen.“

„Und wieso nicht?“ Ich machte einen Schritt nach vorne, nahm den weißen Stoff zwischen die Hände und fuhr über die feinen Nähte, die so gut wie gar nicht zu sehen war.

„Es ist einfach perfekt und wunderschön, verstehst du? Zu perfekt, es würde mir nicht stehen, dafür bin ich schlichtweg zu hässlich.“

Ich schaute mit bekümmerter Miene auf das Kleid. Mir gefiel es so gut, aber meine Angst darin lächerlich zu wirken, war einfach zu groß.

„Sei nicht albern Bella, wenn es dir gefällt, dann ziehst du es auch an. Aber vorher müssen wir da auf jeden Fall noch mal dran, ich bin damit noch nicht zufrieden. Los zieh dich aus, du musst schließlich mal reinschlüpfen bevor du darin heiratest, nicht war?“ Sie machte eine eilige Handbewegung und zupfte noch einmal an der Kleid.

Ich rührte mich nicht und als sie schließlich wieder zu mir schaute, seufzte sie: „Komm schon Bella, wir wissen beide, dass es keinen Sinn hat sich zu wieder setzten, also mach kein Theater, ja?“

Ich ließ mir den Gedanken an Widerstand noch einmal kurz durch den Kopf gehen, kam dann aber zu dem Schluss, dass es –wie Alice schon sagte- schlichtweg keinen Sinn hatte. Ohne einen weiteren Kommentar zog ich mir das T-Shirt über den Kopf und als ich mich in Rosalies großen Wandspiegel sah, musste ich feststellen, dass ich doch etwas abgenommen hatte.

Allerdings empfand ich es als nicht halb so schlimm wie Alice es einmal gesagt hatte. Ich würde die nächsten Tage bis zur Hochzeit einfach wieder darauf achten regelmäßig etwas zu essen und dann würde das ganze schon hinhauen.

Ich wandte meinen Blick von mir selber ab, schlüpfte aus der Hosen und zog mir die Socken von den Füßen. Halbnackt vor Alice und Rosalie zu stehen machte mir komischer Weise rein gar nichts aus.

Für mich war das nur ein weiteres Zeichen, dass sie langsam aber sicher zu meiner Familie wurden. Die beiden halfen mir in diesen unglaublichen Traum aus weiß und es kam wie es kommen musste.

Ich befand mich in diesem wunderschönen Kleid, schaute in den Spiegel und fand mich selber hässlich. Ich erblasste in diesem Kleid und wirkte darin fad und öde.

„Schau Mal, wir nähen den Teil hier noch um und befestigen ihn hier oben, was meinst du?“

„Mhm, ich würde ehr sagen, dass wir es einfach ein Stück weiter nach unten ziehen und dann darüber sticken.“

„Das ginge auch, aber wenn wir es nach oben nähen…“

Die Unterhaltung in die Rosalie und Alice vertieft waren, ging vollständig an mir vorbei, ich sah nur dieses Kleid. Wie besessen starrte ich es an und der Wunsch es auf meiner Hochzeit zu tragen wurde immer größer.

Aber es war so schön. Viel zu schön wie jemand einfachen wie mich.

Ob es Edward wohl gefallen würde?

Ob er mich darin schön finden würde?

Ob er sich freuen würde.

„Du kannst das Kleid wieder ausziehen Bella, wir wissen jetzt was wir noch ändern und sind spätestens übermorgen fertig.“

Langsam und vorsichtig schälte ich mich aus dem Kleidungsstück und schlüpfte wieder in meine normalen Sachen. Als ich wieder aufschaute, waren die beiden schon wieder mit dem Kleid beschäftigt und ich machte mich so heimlich wie möglich aus dem Staub.

Als ich gerade die Tür hinter mir geschlossen und einmal tief durchgeatmet hatte, hörte ich seine wunderbare Stimme.

„Du hast doch keine Geheimnisse vor mir, oder?“

Der ironische Unterton war unüberhörbar und ich musste lächeln. Ich drehte mich zu Edward um und öffnete die Arme um ihn zu umarmen. Sekunden später spürte ich seine kalten Lippen auf meiner Stirn.

„Also?“ Ich runzelte die Stirn.

„Also was?“

„Hast du Geheimnisse vor mir?“

„Geheimnisse vor dir? Quatsch!“

Ich konnte förmlich sehen, wie er die Stirn runzelte, aber als ich ihn anschaute lächelte er mich einfach nur mit seinem von mir heiß geliebten Lächeln an. Dann drückte er mich noch einen Kuss auf die Stirn bevor er leise sagte:

„Aro war bei mir. Er will noch einmal mit uns reden.“ Meine Stirn legte sich wie automatisch in Falten. Es reichte schon seinen Namen zu nennen und mich an seine Existenz zu erinnern und schon war ich schlechter gelaunt.

„Worüber?“

„Na worüber wohl? Über uns. Aber wir haben noch Zeit und deshalb wollte ich dich noch zum essen einladen. Natürlich nur wenn du Lust hast mit mir wegzugehen.“

Ich knuffte ihn in die Seite, konnte mir ein Lächeln allerdings nicht verkneifen. Dann griff ich nach seiner hand und zog ihn den Flur herunter.

„Wohin gehen wir“?

„Du hast freie Auswahl.“

„Mehr oder weniger, was hat den um diese Zeit noch geöffnet?“

„Es gibt da so ein kleines Lokal an einer Ecke nicht allzu weit von hier. Eigentlich dürftest du es schon kennen, aber naja…“

„Da gehen wir hin.“, entscheid ich und zog ihn weiter zum Aufzug. Wir ließen uns Zeit auf unserem Weg dorthin und bummelten langsam und Händchen haltend durch die menschenleeren Straßen.

Der Mond schien zu uns herab und ich fühlte mich so wohl wie lange nicht mehr. In letzter Zeit waren wir viel zu selten alleine gewesen. Ich kuschelte mich an Edward und wäre am liebsten noch eine Ewigkeit mit ihm so durch die Gegend gelaufen, aber irgendwann standen wir dann doch vor dem kleinen Lokal.

Edward öffnete mir die Tür und ließ mich eintreten, dann bot er mir direkt seinen Arm an und führte mich in einer der Nischen in der ein Tisch stand, der von einem riesen großem Blumenstrauß geschmückt wurde.

Rote Rosen, bestimmt eindutzend Stück.

„Wann hab ich dir eigentlich das letzte Mal gesagt, dass ich dich liebe?“, seine Stimme war ganz leise und samtweich.

„Gestern Abend?“

„Das ist eindeutig viel zu lange her. Ich liebe dich Bella.“

Ich spürte einen Kuss in meinem Nacken, dann platzierte er mich sanft auf einem der zwei Stühle und nahm dann mir gegenüber Platz. Seine Augen hatten einen sanft goldenen Ton und ich versank in ihnen, bis man mir einen Teller vor die Nase stellte, obwohl ich mich nicht daran erinnern konnte etwas bestellt zu haben.

Ich hörte noch ein leises „Guten Appetit.“, von der Kellnerin, achtete aber nicht sonderlich auf sie. Erst als Edward mich freundlich aber bestimmt darauf aufmerksam machte, dass mein Essen kalt wurde, schaffte ich es meinen Blick von meinem perfekten Freund abzuwenden. Wie konnte man nur so gut aussehen?

Während ich mir eine Kartoffel in den Mund schob, fragte ich mich, ob ich mich wohl jemals daran gewöhnen würde, dass er so hinreißend aussah. Würde es für mich wohl eines Tages normal sein, neben einer so herrlichen und atemberaubenden Kreatur aufzuwachen?

Eine Ewigkeit war eine lange Zeit, aber irgendwas ließ mich trotzdem daran zweifeln, dass es für mich irgendwann einmal normal sein würde. Schließlich spukte ganz weit in meinem Hinterkopf immer noch der Gedanke, dass das alles nur ein Traum war und ich eigentlich noch bei meiner Mutter wohnte.

Aber da ich mich nun mal auf diesen grandiosen Traum eingelassen hatte, konnte ich ihn auch zu Ende träumen. Mein Blick wanderte wieder zu Edward und mein Liebe zu ihm kochte in mir hoch. Und das Beste an der ganzen Sache war, dass er mich auch liebte.

Und das wir heiraten würden, zwar nicht genau so wie ich es mir vorgestellt hatte, aber wir würden heiraten.

Schon bald.

Ich schob mir die Gabel noch einmal in den Mund, während Edwards Blick ununterbrochen auf mir lag. Es war ein gutes Gefühl. Erst als ich aufgegessen hatte und sich mein Magen anfühlte, als würde er gleich platzen, erlaubte Edward es mir aufzustehen. Er drückte mir noch den wunderschönen Blumenstrauß in die Hand und dann wanderten wir wieder Arm in Arm durch das nächtliche Volterra.

Inzwischen hatte ich mich an diese Lebensweise gewöhnt und ich musste sagen, dass ich es um einiges angenehmer fand, wenn die Städte nicht so extrem von Menschen bevölkert war, wie tagsüber.

„Ich dachte wir sollten noch zu Aro.“, erinnerte ich Edward, aber er strich mir nur ein paar Mal sanft über den Arm bevor er antwortete:

„Schon, aber ich glaube ich geh alleine.“

„Nein, ich komme mit. Du hast schließlich gesagt, dass es um uns beide geht.“

„Ja, aber ich weiß auch, wie sehr du ihn hasst. Wir müssen dich ja nicht immer provuzieren, schließlich hast du ihn ja vor kurzem noch auf dem Dach gesehen.“, während er das sagte, runzelte er die Stirn, kam aber nicht noch einmal auf den Vorfall mit dem Dach zu sprechen. „Ich schaff das schon.“

„Das bezweifle ich nicht, aber wir müssen Aros Leibwächter ja nicht noch provuzieren in dem wir dich da hinstellen und du ihm dann hasserfüllte Blicke zu wirfst.“

„Ich hab das unter Kontrolle.“

„Ist klar Bella.“

Ohne ein weiteres Wort steuerte er mich langsam wieder in Richtung Hotel und als ich mich umschaute, wusste ich auch wieso. Es war kurz vor Sonnenaufgang, deshalb sah man jetzt auch schon wieder vereinzelt Personen hinter den Fenstern und Gardinen.

Ich ließ mich von Edward mitziehen und atmete vor Anspannung erst wieder richtig aus, als wir das Hotel betraten.

„Hast du etwa die ganze Zeit nicht richtig geatmet?“ Edwards Stimme war besorgt und vorwurfsvoll.

„Doch hab ich, es war nur ein bisschen knapp mit der Sonne.“

„Ich lebe seit mehreren Jahrzehnten als Vampir, ich kann das inzwischen einschätzen.“

„Ja schon, aber sonst musst du ja auch nicht auf die Geschwindigkeit eines einfachen Menschen Rücksicht nehmen, oder?“ `

Seine Stirn runzelte sich und auf einmal hob er mich hoch.

„Nein, dass musste ich den Jahren vor dir leider nicht. Aber ich bin froh darüber, dass ich dich jetzt habe. Sehr froh sogar. Und es macht mir überhaupt nichts aus auf dich zu warten.“

Ich schaute ihm in die Augen und wuschelte ihm dann lächelnd durch die Haare.

„Ich würde auch auf dich warten, wenn ich schneller wäre als du.“

Jetzt lachte er auch und drückte mir noch einen sanften Kuss auf die Klippen bevor er mich wieder abstellte.

„Das ist nett von dir.“, stellte er lachend fest und ich grinste: „Ich weiß, ich bin ziemlich sozial.“

Er kicherte immer noch vor sich hin, als wir im Aufzug standen und schließlich unser Zimmer betraten. Dort angekommen schlang ich meine Arme um seinen Nacken und legte meinen Kopf an seine Brust.

„Ich will nicht, dass du zu Aro gehst.“ Seine kalten Finger wanderten über meinen Nacken und ich musste gähnen.

„Ich auch nicht Süße, aber ich muss. Aber bevor ich gehe, bring ich dich noch ins Bett.“

Als er das sagte, musste ich wieder lachen.

„Du bringst mich ins Bett?“

„Natürlich.“ Er hob mich ein paar Zentimeter hoch und trug mich ins Badezimmer und wachte darüber, dass ich mich wusch und mir ordentlich die Zähne putzte. Für mich war es schwer, da sich ein Dauergrinsen in mein Gesicht gebrannt hatte.

Als ich mir schließlich den Mund ausgespült hatte, sah ich aus den Augenwinkeln, wie er nach meiner Bürste griff und Sekunden später meine haare durchbürstete. Er tat es ganz sanft und vorsichtig, so als hätte er Angst, mir dabei weh zu tun. Ihm Spiegel konnte ich sehen, wie seine Augen glänzten und wie er sich schließlich leicht vorbeugte um mir einen Kuss auf den Kopf zu drücken und den Geruch meiner haare in sich einzusaugen.

Dann, für mich ganz plötzlich, hob er mich wieder hoch, trug mich ins Schlafzimmer zurück und platzierte mich auf dem Bett. Dann wühlte er zwischen den Kissen umher und ich beobachtete ihn mit hochgezogener Augenbraue.

„Was tust du da.“

„Dich ins bett bringen wie ich schon sagte.“

„Edward, dass musst du…“

„Gefunden.“, unterbrach er mich und hielt triumphierend meinen Schlafanzug in die Höhe. Auf seinem Gesicht breitete sich ein freches Grinsen aus. Er kam wieder zu mir und ich ließ jeden Widerstand fallen, als er mir mein T-Shirt über den Kopf zog.

Kurz darauf spürte ich seine kalten Lippen auf meiner Schulter, wie sie sich langsam an meinem Rücken herab tasteten und ich seufzte leise und zufrieden auf, während ich die Augen schloss.

Als ich sie wieder öffnete, saß Edward vor mir und küsste mich zärtlich aufs Dekoltee. „Ich wollte dich ins Bett bringen, nicht war?“, flüsterte er schließlich leise und kichernd in mein Ohr, aber ich antwortete nicht.

Seine Lippen wanderten weiter an meinem Körper herab in Richtung Bauchnabel und ich genoss die sanften Liebkosungen. Als sich seine Lippen schließlich mit meinen vereinten murmelte er wieder leise:

„Aber jetzt solltest du schlafen gehen.“

Vorsichtig zog er mir das Schlafshirt an und befreite mich dann sanft aus meiner Jeans, bevor er mich unter die Decke legte und den Arm um mich schlang. Dann hörte ich, wie er leise ein Schlaflied in mein Ohr summte und es dauerte tatsächlich nicht lange, bis ich eingeschlafen war.
 

Als ich wieder aufwachte, war es draußen noch hell. Ich streckte und reckte mich einmal, taperte dann ins Bad und genoss das erfrischende Wasser der Dusche, das an mir herab lief.

Nachdem ich mich dann angezogen und einmal kurz die Fenster geöffnet hatte, machte ich mich auf den Weg nach unten, um mir irgendwo etwas zu essen zu besorgen.

Ich schlenderte den Flur entlang, sah aber niemanden und vermutete, dass wohl alle irgendwelche Sachen erledigten.

Es war schließlich auch erst drei Uhr nachmittags. Normalerweise schlief ich um diese Zeit ja noch. Ich betrat den Aufzug und als die Tür schon fast wieder geschlossen war, schob sich noch eine weiße Hand in den kleinen Schlitz.

Die Tür öffnete sich erneut und als ich sah, wer zu mir in die Enge Kabine stieg, stockte mein Herz. Victorias lange, rote Haare fielen ihr wie eh und je über die Schulter. Ihre Haut war blass und trotzdem war sie noch immer die Schönheit in Person.

Nachdem sich mein Herz daran erinnert hatte, dass es weiter schlagen musste, raste es durch meinen Brustkorb. Die Vampirin lächelte mich zuckersüß an und die Aufzugtür schloss sich. Ich war alleine.

Mit Victoria.

„Schön das wir uns mal wieder sehen.“, murmelte sie mit sanfter Stimme, doch als ich mir ihr zu wandte und ihr in die Augen schaute, konnte ich darin den Hass sehen, von dem sie besessen war.

„Los, bring mich um.“

„Was?“, einen Moment lang wirkte sie verdattert. Aber wenn sie es schon tun wollte, dann sollte sie es schnell tun und mich nicht erst eine Ewigkeit in diesem verdammten Aufzug warten lassen.

„Warm sollte ich das machen?“ Ihre Stimme war immer noch zuckersüß, als sie die Hand ausstreckte um mir sanft über die Wange streichen.

„Ich werde dich nicht umbringen, zumindest jetzt noch nicht. Weißt du, wenn…“, sie wollte gerade weiterreden, als der Fahrstuhl ein neues Stockwerk erreichte und sich die Tür wieder öffnete.

Eine kleine Überraschung

Die öffnete sich meiner Meinung nach quälend langsam, aber nach ein paar endlos scheinenden Sekunden, konnte man sehen, dass jemand davor stand. Und dieser jemand würde mich gleich, beabsichtigt oder nicht, vor dem ziemlich sicheren Tode retten.

Die Tür ging weiter auf und im selben Moment wurde mir bewusst, dass ich die Person, die dort stand, ziemlich gut kannte und dass sie auch nicht rein zufällig auf den Fahrstuhl wartete. Im Flur stand Alice, beide Arme in die Hüften gestemmt und mit wippendem Fuß. Sie würdigte mich keines Blickes als sie in den Fahrstuhl trat sondern fixierte Victoria. Ohne ein Wort zu sagen, nagelte sie die rothaarige Vampirin nur mit Blicken an die Wand und tatsächlich schien Victoria ein bisschen unruhig zu werden.

Kein Wunder, Alice sah sauer aus.

Also nicht sauer, sondern richtig sauer.

Ihr Fuß wippte immer noch eilig auf und ab und Alice schien sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Die Fahrstuhltür ging langsam wieder zu und nachdem sie fast geschlossen war, packte Alice Victoria an der Gurgel und drückte sie gegen die Fahrstuhlwand. Die Rothaarige wehrte sich und ich war kurz davor, laut los zu schreien. Wieso konnte Alice die andere Vampirin nicht einfach in Ruhe lassen?

Sie konnte doch nicht ihr Leben oder anders gesagt ihre Existenz aufs Spiel setzten, nur für so etwas! Unwohlsein und Verzweiflung machte sich in mir breit, als Victoria schließlich die Arme hängen ließ. Ich blinzelte überrascht und wischte mir eine Träne, die sich klamm heimlich meine Wange hinunter gestohlen hatte, vom Gesicht.

„Nett von dir, dass du mitspielst“, presste Alice wütend zwischen ihren zusammengepressten Lippen hervor. „Also“, begann sie dann und drückte Victoria noch fester an die Wand, während sie sie nicht aus den Augen ließ.

„Ich will es nie wieder sehen, dass du so eine Aktion bringst, verstanden?“ zischte sie leise, aber Victoria lächelte nur.

„Warum sollte mich das interessieren?“

Alice entspannte sich, ich konnte es an ihren Rückenmuskeln sehen.

„Nun ja, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass Aro mit deiner kleinen Aktion auch nicht sonderlich einverstanden war. Oder hast du seine Erlaubnis, dich mit Bella zu treffen?“ Victoria schwieg und jetzt war es an Alice zu lächeln, ohne den Blick von ihrer Feindin zu lassen, drückte sie auf einen Knopf im Fahrstuhl und ich spürte, wie das Gefährt langsamer wurde und im zweiten Stock schließlich seine Pforten öffnete. Die Tür war noch nicht ganz geöffnet, als Alice sich mit einer irren Geschwindigkeit herumdrehte und Victoria, die immer noch keinerlei Widerstand leistete, aus dem Fahrstuhl schmiss. Und sie schmiss sie wirklich!

Victoria knallte gegen die Flurwand auf der anderen Seite und fletschte schließlich, in Alice Richtung, die Zähne. Die erwiderte den Gruß, aber obwohl ich wusste, dass ich bei Alice in Sicherheit war, war ich erleichtert, als die Fahrstuhltür sich wieder schloss und wir weiter ins Erdgeschoss hinab fuhren.

„Ist alles Ok?“, sofort nahm Alice mich in den Arm und schaute mich schließlich besorgt an. Ich schniefte einmal kurz und nickte.

„Klar“, murmelte ich noch leise, aber Alice wirkte nicht überzeugt.

„Keine Sorge, noch mal passiert das nicht, ich überwache sie jetzt genauer. Und ich werde bestimmt nicht die Einzige sein. Aro wird nämlich ziemlich verstimmt sein, wenn er von ihrem Ausflug hört.“

Im selben Moment öffneten sich die Fahrstuhltüren und ein paar Sekunden später wurde ich in den Arm genommen. Ich schlang die Arme um Edwards Hals, drückte mich an ihn und hätte ihn am liebsten nie wieder losgelassen. Eben hatte es einen kurzen Augenblick gegeben, in dem ich davon ausgegangen war, dass ich ihn nie wieder sehen würde.

Die Tatsache, dass ich jetzt von ihm umarmt und geküsst wurde, war deshalb umso schöner. „Ist alles Ok?“, fragte er leise und besorgt und ich nickte nur leicht. Er zog mich an seine Brust und hob mich sanft ein Stückchen hoch, um mich aus dem Fahrstuhl zu tragen. Er war angespannt, ich konnte es spüren, seine Muskeln waren noch härter als sonst und als er sich setzte und mich auf seinem Schoß zurechtrückte, konnte ich auch die Sehnen sehen, die sich unter seiner steinernen Haut emporhoben.

Leicht fasziniert strich ich sanft und langsam darüber und ein paar Sekunden später spürte ich, wie die Anspannung in den Muskeln nachließ.

„Wann hast du es gesehen?“, hörte ich Edwards Stimme und sah auf, denn mir war bewusst, dass er mit Alice redete.

„Ein paar Sekunden vorher, ich bin dann so schnell wie möglich da rein und hab sie im zweiten Stock rausgeschmissen.“

Es war immer eine lustige Sache Alice und Edward dabei zu sehen, wie sie sich unterhielten, vor allem wenn sie es nur taten, damit es nicht noch mehr auffielen, in dem sie sich nur anstarrten und nichts sagten.

„Ich glaube, ich werde noch mal mit Aro reden müssen, dabei war ich so froh, dass jetzt endlich alles geklärt war“, murmelte er leise, aber ich schaute erstaunt auf.

„Alles ist geklärt? Also wirklich, alles? Bleibt es bei morgen Nacht? Wo soll das ganze den jetzt stattfinden?“

Edward lächelte und schaute mir in die Augen. „Ja, nächste Nacht.“ Ich erwiderte das Lächeln und küsste ihn zärtlich auf die Nasenspitze.

„Das freut mich“, flüsterte ich leise und sein Blick wurde warm.

„Das ist schön“, murmelte er mir leise ins Ohr und sein Atem kitzelte meine Haut.

„Du musst nicht zu Aro, ich werde gehen, mich nervt das ganze nämlich langsam.“

Ich spürte wie Edward eine Hand hob und sah aus den Augenwinkeln, wie Alice aufstand und verschwand.

„Was heißt, es nervt sie langsam?“, fragte ich leise nach und Edward murmelte nur „Nichts“. Aber es kam zu schnell so dass ich mich auf seinen Schoß aufrichtete.

„Was heißt das?“, fragte ich wieder und er seufzte.

„Bitte Bella!“ Ich schaute ihn an und er seufzte wieder. „Ich erzähl es dir, versprochen, aber nicht jetzt, einverstanden?“ Ich schaute ihn weiterhin an, aber er ignorierte meinen Blick gekonnt und küsste mich auf die Stirn.

„Wie kommt es eigentlich, dass du schon wach bist?“ fragte er leise und ich lehnte mich wieder an ihn.

„Ich konnte nicht mehr schlafen. Ich bin, naja, schon ein bisschen aufgeregt wegen morgen, verstehst du?“

Ich hörte sein leises Lachen. „Ja, ich glaube, wenn ich in der Lage wäre schlafen zu können, dann würde ich schon seit Tagen kein Auge mehr zu kriegen.“ Ich schaute ihn misstrauisch an. „Ehrlich?“

„Ja, dafür freue ich mich viel zu sehr darauf, dich endlich heiraten zu dürfen, Bella.“ Vorsichtig küsste er mich auf die Lippen, immer und immer wieder, bis ich meine Arme fest um ihn schlang und mehr wollte. Ich wollte, dass wir endlich vollkommen zusammen gehörten, aber wie ich es schon erwartet hatte, löste er sich sanft wieder von mir und warf mir einen amüsierten Blick zu.

„Du bist doch immer wieder für Überraschungen gut, mein Schatz“, ich schaute ihn misstrauisch an, bis ich jemanden hinter mir hörte:

„Hallo Bella, hast du gut geschlafen?“

Ich drehte mich zu Esme und Carlisle um und erst dann wurde mir bewusst, dass wir noch immer im öffentlichen Bereich des Hotels saßen und wir bei weitem nicht die einzigen Anwesenden waren.

Sofort wurde ich feuerrot und ich hörte Edward neben mir leise glucksen. Ich rammte ihm so unauffällig wie möglich meinen Ellenbogen in die Seite, auch wenn mir bewusst war, dass es für ihn ein kleines Kitzeln war. Er lachte wieder und ich rutschte missmutig von seinem Schoss, um neben ihm auf der kleinen Bank Platz zu nehmen.

„Es geht so“, antwortete ich auf Esmes Frage und sie lächelte mir aufmunternd zu.

„Keine Sorge, die schlaflosen Nächte lohnen sich.“

„Das glaub ich auch“, murmelte ich leise und hörte sie lachen. „Hat Edward denn schon erzählt-“, ich schaute auf, als sie abbrach und musterte Edward.

„Was hast du erzählt?“

„Nichts.“

„Was wolltest du erzählen?“

„Nichts.“

„Was meint Esme, was du mir erzählen solltest?“

Er wandte sich hin und her, lächelte aber.

„Edward!“, forderte ich ihn auf, aber er schüttelte den Kopf.

„Lass dich überraschen mein Schatz“, murmelte er leise und meine Laune sank noch weiter. Der Tag bzw. die Nacht begann richtig gut.

Erst ein Plausch mit Victoria, dann so etwas! Missmutig bestellte ich mir etwas zu essen, denn mein Magen rebellierte und als ich fertig mit Essen war, schaute ich Edward mit großen Augen an.

„Also, was machen wir heute?“, fragte ich ihn. „Mhm, was hälst du davon, wenn wir warten, bis der Mond hoch genug steht und dann zeig ich dir deine Überraschung.“

Meine Laune stieg wieder und ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Einverstanden, was machen wir bis dahin?“

„BELLA!“, ich zuckte zusammen.

Sekunden später stand Rosalie neben mir und nahm mich an der Hand.

„Ich brauch dich noch mal, komm mal mit.“

Sie zog mich auf die Füße und schenkte Edward ein liebes und breites, geschwisterliches Lächeln.

„Ihr könnt mir nicht immer meine Braut entführen!“, protestierte er, aber Rosalie winkte ab. „Ich beeil mich, versprochen, und ich bring sie auch nachher wieder auf ihr Zimmer und wenn du dann nicht da bist, dann pass ich so lange auf sie auf, bis du anwesend bist, einverstanden?“

Also hatte sie von dem Zwischenfall mit Victoria schon gehört. Ich seufzte leise und erwog es einen Moment lang, mich zu wehren, aber dann kamen mir zwei Punkte in den Sinn, die mich an die Sinnlosigkeiten eines solchen Versuchs erinnerten.

Erstens, Rosalie war ein Vampir und knapp tausendmal stärker als ich. Mindestens. Und zweitens, konnte sie sich sogar für einen Vampir ziemlich gut durchsetzen. Für ein paar Sekunden erinnerte ich mich daran, wie Edward mir die besonderen Fähigkeiten seine Familie erklärt hatte.

„Bei Rosalie ist es die Beharrlichkeit“, wahrscheinlich kapitulierten deshalb alle so oft, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Sie wussten, dass sie ihren Willen wahrscheinlich ohnehin bekommen würde. Ich konzentrierte mich wieder auf die Gegenwart und konnte es im letzten Moment noch verhindern, dass ich einen Stuhl um stieß, während ich von Rosalie weiter zu den Aufzügen gezogen würde.

„Was ist denn noch?“

„Ich wollte dir mein Gesamtwerk präsentieren, am liebsten würde ich zwar noch einmal von vorne anfangen, aber nachdem ich es jetzt wer weiß wie oft umgenäht habe, bin ich einigermaßen zufrieden.“

Ein leises Seufzen entglitt mir und für ein paar Sekunden fragte ich mich, was sie jetzt wohl mit dem Kleid angestellt hatte, aber dann fiel mir ein, dass es ziemlich unwahrscheinlich war, dass sie irgendetwas kaputt machen würde. Sie schob mich in die Aufzugkabine, drückte auf einen Knopf und winkte einem Mann, der gerade ins Hotel kam und den Aufzug noch erwischen wollte, mit einem breiten Grinsen zu. Dann schlossen sich die Türen und wir fuhren los.

„Also, was hast du dir eigentlich mit deinen Harren vorgestellt, Bella?“ Ich schaute sie mit großen Augen an.

„Mit meinen Haaren? Was soll damit sein?“

Rosalie verdrehte nur genervt die Augen. „Ich rede von der Hochzeit, da müssen wir damit doch irgendetwas Besonderes machen! Du hast doch so schöne Haare, die könnten wir so toll hochstecken und dann können wir Blumen darin befestigen. Oder, weißt du was? Ich hab noch eine Idee, wir können sie auch aufdrehen und dir so wunderschöne sanfte Locken machen! Die würden dir bestimmt auch super stehen, solche die dein Gesicht dann umrahmen, verstehst du? Und dann flechten wir dann noch einzelne Sachen rein, aber Moment mal. Ich glaube wir machen doch eine Hochsteckfrisur, das passt viel besser zu der Schleppe, die ich genäht habe.“

Ruckartige drehte ich mich zu Rosalie, die mir die ganze Zeit an den Haaren herumgefummelt hatte, herum und unterbrach ihren Redefluss.

„Was?“

„Eine Schleppe?“, fragte ich sie mit großen Augen und sie nickte mit glitzernden Augen. „Bella, sie ist so traumhaft schön! Ich hab die ganze letzte Nacht und den ganzen Tag, während du geschlafen hast daran gesessen. Und Alice hat mir geholfen, sie ist so, so, so unglaublich wunderbar. Das ist wirklich das erste Mal, dass ich mit etwas vollkommen zufrieden bin. Sie ist so herrlich!“

Ihre Augen glitzerten voll stolz, aber aus irgendeinem Grund steckte mich ihre Freude nicht an.

„Hälst du das für eine so gute Idee?“, fragte ich vorsichtig und Rosalie schaute mich beleidigt an

„Was soll das den heißen?“

„Naja, du weißt doch, dass ich sowieso immer so leichte Probleme damit habe mich auf den Beinen zu halten und dann noch eine Schleppe? Versteh das nicht falsch, aber ich hab ja schon vor den Schuhen, die ich wahrscheinlich anziehen muss Angst!“

„Ach was, das kriegen wir hin“, inzwischen schob sie mich den Flur entlang und in ihre Zimmer hinein.

Als ich über die Schwelle trat, schaute ich mich instinktiv nach der Schleppe um, die sie mir angeblich noch zusätzlich zu dem Kleid genäht hatte, aber ich konnte nichts entdecken. Hinter mir hörte ich, wie Rosalie leise kicherte.

„Nein, die siehst du erst morgen. Sieh es als eine Art Hochzeitsgeschenk an. Was sagst du zu dem Kleid, ich hab es noch mal ein kleinwenig verändert.“

Ein Kleinwenig war untertrieben, der Rock fiel jetzt ganz anders, aber es sah noch schöner aus als vorher, obwohl ich mir eigentlich ziemlich sicher gewesen war, dass das überhaupt nicht möglich war.

„Es ist so wunderschön“, murmelte ich leise und betrachtete das Kleid, während ich immer noch skeptisch war. Konnte ich so etwas wirklich anziehen? Ein Blick zu Rosalie, die neben mir stand, sagte mir, dass ich es ohne jeden Zweifel anziehen würde. Etwas anderes würden sie und Alice überhaupt nicht zulassen.

„Naja, es ist auf jeden Fall besser, als die Kleider, die es in diesem schrecklichen Brautmodengeschäft gibt, aber ich wollte dich noch wegen etwas anderem sprechen. Welche Farbe willst du?“

Überrascht schaute ich sie an und stellt erst dann fest, dass sie zwei Blumensträuße in der Hand hielt. Der eine bestand aus roten Rosen, die mit weißen Perlen geschmückt waren und der andere aus helleren Blumen.

„Wofür?“, fragte ich total verdattert und Rosalie verdrehte genervt die Augen. „Für die Hochzeit, schließlich brauchst du so etwas, wenn du zum Altar gehst und außerdem musst du ihn doch noch hinterher werfen!“

„Wieso?“

„Weil man den Strauß nach der Hochzeit immer in eine Menge von Frauen wirft und diejenige, die ihn auffängt, heiratet als nächstes.“

Erinnerungen kamen in mir hoch und ich kam mir auf einmal ziemlich dumm vor.

„Ach ja, stimmt. Muss das sein?“

„Natürlich, das gehört dazu! Und außerdem wollen Alice und ich uns so endlich einigen, wer als nächstes dran ist!“

Ich schmunzelte, als ich auf die Sträuße in ihrer Hand schaute und schließlich auf den hellen tippte.

„Keine Rosen?“, fragte Rosalie leicht überrascht und ich schüttelte den Kopf.

„Nein“

Sie schaute mich zwar fragend und neugierig an, hakte aber nicht weiter nach. Ich war ihr dankbar dafür, denn ich weiß nicht, wie ich am besten erklärt hätte, dass der goldene mich an Edwards Augenfarbe erinnerte und ich ihn deshalb haben wollte.

„Gut, dann hätten wir das geklärt, kommen wir zum zweiten Teil.“

Rosalie ließ mich keine Sekunde verschnaufen, ich konnte noch nicht einmal den Blumenstrauß in die Hand zu nehmen, als sie ihn schon zur Seite gepackt hatte und im Kleiderschrank wühlte und ein paar Sekunden später eine Box hervorzog.

„Hier, das sind deine Schuhe für morgen und jetzt üben wir laufen.“ Verdattert schaute ich sie an, aber ohne meinen leicht ängstlichen Blick zu bemerken, schob Rosalie mich zum Bett und machte sich daran, mir die Schuhe anzuziehen.

Als ich mich zu ihr herunterbeugte, stellte ich zu meiner Erleichterung allerdings fest, dass sie gar keine großen Absätze hatten. Es waren relativ flache Sandalen, die lange helle Riemchen besaßen, die man um die Wade wickelte.

„Glaubst du, dass so etwas das richtige für mich ist?“, fragte ich Rosalie leicht skeptisch obwohl ich, als ich vor einem Spiegel stand und die Sandalen betrachtete, zugeben musste, dass sie wirklich schön waren.

„Für dich gibt es keine richtigen Schuhe, aber die sind doch super. Sie schauen schick aus und haben keinen so hohen Absatz, so das du das durchaus ohne stolpern hinbekommen kannst. Außerdem verzieren sie dein Bein so toll und ich hab den Rock von dem Kleid so genäht, dass es, wenn du tanzt, deine Beine zeigt, versteht du was ich meine?“

„Mhm“, machte ich nur, während ich mich mit den Schuhen einmal vor dem Siegel drehte und Rosalie auf einmal in die Hände klatschte.

„Los, lass und üben gehen“, sie sprang vor und öffnete einladend die Tür zu dem langen Flur. Ich verkniff mir ein Seufzen, warf noch einen Blick in den Spiegel und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Das was ich sah, enttäuschte mich mal wieder und es machte mir Angst. Ich würde nächste Nacht neben Edward so lächerlich aussehen.

„Komm schon!“

Sie schien meine Selbstzweifel riechen zu können und ließ gar nicht erst zu, dass ich jetzt zu lange vor dem Ganzkörperspiegel stand. Stattdessen beschäftigte sie mich mit laufen.

Ich weiß nicht wie oft ich in den nächsten zwei Stunden mit ihr zusammen den Flur rauf und runter wackelte und nachdem ich meine Scheu erst einmal überwunden hatte, machte mir das ganze sogar Spaß.

Ich lief zwar nicht annähernd so perfekt wie Rosalie durch die Gegend, aber aufgrund der Tatsache, dass wir uns beide dennoch voll ins Zeug legten und das ein oder andere Mal hinfielen, war es lustig.

Wir saßen gerade lachend am Boden, als Alice um die Ecke bog und sich sofort mit leicht beleidigter Miene zu uns gesellte.

„Wieso habt ihr nicht auf mich gewartet?“ wollte sie wissen, als sie sich galant auf den Boden setzte und die Beine übereinander schlug.

„Weil Bella ziemlich heiß begehrt ist und Edward sie bestimmt gleich wieder haben will“, erklärte Rosalie noch immer lachend.

„Allerdings“, hörte man ihn schon und unsere Köpfe wirbelten herum. In ein paar Meter Abstand stand Edward mit verschränkten Armen und musterte uns skeptisch und mit hochgezogener Augenbraue.

„Was zum Teufel tut ihr da?“, es war klar, dass er genau wusste, was wir taten, aber er fragte trotzdem, einfach um zu zeigen, dass er es nicht recht glauben wollte. Vielleicht war es doch nicht so ganz normal gewesen, dass ich zusammen mit Rosalie eine Weile Model gespielt und den Flur als Laufsteg genutzt hatte, aber ich lachte trotzdem.

„Spaß haben“, antwortete ich und stand umständlich auf, um auf Edward hin zu wanken. Zu meiner Überraschung konnte ich mit den Schuhen inzwischen recht gut laufen, aber auf dem letzten Meter passierte, was passieren musste. Ich stolperte und fiel, aber Edward find mich sanft auf.

„Ich hoffe, du hast gut auf sie aufgepasst, ich wollte sie eigentlich noch eine ganze Weile bei mir haben und du weißt, dass sie beim Laufen und stolzieren ziemlich schnell ziemlich schnell fällt“, er betrachtete Rosalie, aber seine Schwester erwiderte den Blick ohne Probleme.

„Natürlich“, antwortete sie schließlich und Edward murmelte nur „Gut“ und beugte sich dann zu mir hinunter, um mich zu küssen. Seine kalten Lippen berührten meine zärtlich und ich schloss die Augen, bis ich spürte, dass Edward sich von meinen Lippen trennte und mir leise ins Ohr flüsterte.

„Hast du ein bisschen Zeit?“, ich warf einen kurzen Blick zu Rosalie, aber er beachtete es gar nicht. „Ich wollte mein Versprechen einlösen, erinnerst du dich?“ Ich wirbelte zu ihm herum und strahlte ihn an.

„Ehrlich?“

„Natürlich, versprochen ist versprochen oder nicht?“

Ich schlang die Arme feste um ihn und stellte mich auf die Zehenspitzen um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken.

„Du bist ein Schatz“, murmelte ich schließlich und er schmunzelte.

„Fertig?“

Ich nickte, winkte noch kurz in Rosalies und Alice Richtung und ließ mich dann von Edward entführen.
 

„Wie ich ja inzwischen weiß, bist du nicht das erste Mal hier oben, richtig?“, seine wunderschöne Stimme war ganz nah an meinem Ohr und ich kuschelte mich an ihn, während er mich von hinten umarmte.

„Naja, mir war halt langweilig.“

Edward seufzte leise, antwortete aber nicht, sondern küsste mich stattdessen in den Nacken. „Ich darf dich nicht so oft alleine lassen“, stellte er schließlich fest, aber ich ging nicht darauf ein.

„Wolltest du mir nicht noch etwas zeigen?“, fragte ich ihn leise und er machte langsam ein paar Schritte nach vorne, während er mich vor sich her trug. Wir gingen ganz nah an den Rand heran und sein rechter Arm presste mich fest an seine Brust um jedes Risiko zu vermeiden.

„Kannst du den Platz vor der großen Turmuhr sehen?“

Er hob mich ein Stückchen hoch und ich nickte, während Erinnerungen in mir hoch kamen.

Es hatte einmal einen Tag gegeben, an dem ich verzweifelt versucht hatte ihn zu überqueren. „An dem Ort hätten wir uns fast verloren, aber es ist alles gut gegangen und wir haben uns wieder gefunden, erinnerst du dich?“, fragte er ganz leise und ich nickte wieder, während ich mir die Tränen verkneifen musste.

„Da haben wir uns wieder gefunden, Bella“, wiederholte er leise. „Und dort werden wir heiraten.“

Ich traute meinen Ohren nicht, als er das sagte und blinzelte mit großen Augen zu dem wunderschönen Platz hinüber. „Ernsthaft?“ fragte ich leise und Edward küsste mich wieder in den Nacken.

„Ja, ich hoffe der Ort gefällt dir. Ich wollte es, weil er eine gewisse Bedeutung für mich hat, bist du einverstanden?“

„Ja“, sagte ich. „Es ist toll.“

Dann hob ich eine Hand und wischte mir die Tränen aus den Augenwinkeln. Die Idee gefiel mir unglaublich gut und einen Moment lang fragte ich mich, warum ich nicht selbst darauf gekommen war. Aber das war egal, total egal. Tatsache war schließlich, dass ich dort heiraten würde.

„Und weißt du noch was?“, murmelte Edward mir weiter leise ins Ohr. „Morgen Nacht, wenn wir dort unten, vor dem Turm, heiraten, haben wir Vollmond. Und er wird so stehen, dass er direkt auf die Ecke des Platzes scheinen wird, wo wir stehen werden.“

Wieder wischte ich mir die Tränen ab und streichelte dann sanft den harten Arm, der mich am Rande des Daches absicherte.

Es war eine so wunderschöne Vorstellung, so einzigartig und so wunderbar. Es schlichtweg unglaublich. Eigentlich hatte ich frühstens in zehn Jahren heiraten wollen, aber das war jetzt einfach nur perfekt.

Der Ort war perfekt, die Art und Weise war perfekt und der Zeitpunkt ebenfalls. Von dem Mann, den ich heiraten würde, brauchte man gar nicht zu reden.

„Ich liebe dich Bella“, murmelte er leise und legte sein Kinn auf meinen Kopf, während er mich im Arm hielt und wir zusammen zum Mond hinaufschauten, der auf die Welt hinableuchtete.

„Ich liebe dich auch.“

"Bis in die Ewigkeit."

Ich stand auf einer der kleinen Gassen Volterras und war kurz davor in Ohnmacht zu fallen. Ich konnte selber nicht sagen wieso, aber in meiner Brust machte sich das Gefühl von Panik breit und ich hatte Angst in den nächsten Sekunden bewusstlos auf den Boden zu knallen und dieses wunderschöne Kleid, das ich trug zu ruinieren.

„Atmen Bella, atmen“, erinnerte mich eine sanfte Stimme und ich spürte wie eine kalte Hand anfing meinen Ausschnitt zu Recht zu rücken. Nachdem Alice mich daran erinnert hatte, dass ich noch ein Mensch war und Sauerstoff zum überleben brauchte, saugte ich gierig die angenehme Nachtluft in mich hinein.

Sofort löste sich eines der bedrückenden Gefühle in mir, meine Lungen waren versorgt und protestierten nicht mehr, aber dieses andere, seltsame Gefühl war noch immer da. Unwillkürlich fasste ich mir an den Bauch und als ich aufschaute, sah ich direkt in Alice goldene Augen. Einen Moment lang sah sie ernst aus, aber dann lächelte sie und küsste mich auf die Wange.

„Keine Sorge, das ist völlig normal.“

Ich schluckte und vergewisserte mich noch einmal.

„Bist du sicher?“, meine Stimme war kläglich und leise, aber Alice schien sich nicht halb so viele Sorgen um diese Tatsache zu machen wie ich. Ganz im Gegenteil, sie schien die Tatsache, dass ich fast kein Wort mehr herausbekam, ziemlich amüsant zu finden.

„Ja, sicher“, lachte sie und musterte mich noch einmal von oben bis unten.

„Du siehst fabelhaft aus, Bella“, sagte sie schließlich und schaute mich vollkommen zufrieden mit ihrem Werk an.

Ich hatte gar nicht erst versucht sie von ihren Plänen abzuhalten und sie einfach machen lassen. Gut zwei Stunden hatte sie daran gesessen mir in den Haaren herumzufummeln und sie in eine – wirklich schöne – Frisur zu verwandeln. Einen Teil meiner Haarpracht hatten sie hochgesteckt und den Rest über einen Lockenstab gedreht, so dass mein Gesicht von weichen Locken eingerahmt wurde.

Außerdem hatte sie mit ihrem ziemlich beachtlichen Sortiment an Pinseln und Farben im Gesicht herumgemalt, so dass ich zeitweise ernsthaft Angst gehabt hatte, auszusehen wie ein Clown. Aber ich hätte es besser wissen müssen.

Als Alice mir schließlich einen Spiegel vor die Nase gehalten hatte, war ich geradezu überwältigt gewesen. Eine Schönheit war ich noch lange nicht, aber man musste Alice lassen, dass sie es geschafft hatte, das Beste aus mir herauszuholen.

„Atmen Bella! Was soll ich Edward den erzählen, wenn du zusammenklappst bevor es überhaupt losgeht?“, fragte sie mich auf einmal missbilligend und holte mich damit in die Gegenwart zurück.

Ich blinzelte und befolgte ihre Anweisung, da ich unbewusst schon wieder die Luft angehalten hatte. Aber wie sollte ich auch anders reagieren? Ich stand in einer Gasse, in einem traumhaft schönem Hochzeitskleid, das viel zu perfekt für mich war, und wartete darauf, dass ich gleich den großen Platz vor der Turmuhr betreten würde.

Und dann, ich schluckte bei dem Gedanken, würde ich den absoluten Traummann heiraten. Jemanden, den ich überhaupt nicht verdient hatte, der viel zu gut für mich war und mich trotzdem mit Zuneigung und Liebe überschüttete.

„Bella!“

Ich atmete tief ein und Alice nickte zufrieden, bevor sie anfing weiterzureden. „Rosalie ist in zwei Minuten hier, das kann ich sehen. Und sie wird das gute Stück unbeschädigt hier abliefern.“

Als Alice das ‚gute Stück’ erwähnte fingen ihre Augen an zu glühen und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann hatte ich ein wenig Angst davor. Es musste ein Monstrum von Schleier sein, den sie da zusammen genäht hatte und ich hatte ihn immer noch nicht gesehen. Wahrscheinlich schaffte ich es bei meinem Geschick, mich damit vor allen Gästen zu überschlagen oder ähnliches. Ich atmete wieder tief durch und fuhr mit meinen Fingern über den Stoff dieses einzigartigen Kleides.

Es war so schön. Viel zu schön.

„Es sind schon fast alle da. Nur Aro, Caius und Marcus fehlen noch, aber sie sind bereits auf dem Weg. Ah, da kommt Rosalie ja endlich.“

Bei dem Gedanken an diejenigen, die bereits auf mich warteten, wurde mir ganz übel. Ich wusste ja noch nicht einmal, wer alles da sein würde! Das einzige was man mir gesagt hatte war, dass die Volturri darauf bestanden, dabei zu sein und das ansonsten noch ein paar Freunde der Cullens da sein würden. Irgendwie hatte ich Angst vor dem was kommen würde.

„Hi Bella, wie geht’s?“

Rosalie gesellte sich zu uns und als Antwort schnappte ich nur nach Luft, aber sie reagierte genauso wie Alice und lachte.

„Keine Sorge, dass ist normal.“ Dann fing sie an zusammen mit Alice die riesige Tasche auszupacken, die sich mitgebracht hatte, während ich sie musterte.

Sie trug dasselbe, schlichte schwarze Kleid wie Alice. Das hätte ich mir eigentlich denken können, schließlich hatten sie von Anfang an angekündigt, dass sie darauf bestanden meine Brautjungfern zu sein und ich hatte sie einfach nicht von der Idee abbringen können. Nur die schlichten Kleider überraschten mich, eigentlich hatte ich erwartet, dass sie – wie sonst auch immer- mit wunderschönen Kleidern auftauchen würden, in denen sie so unfehlbar wirken würden.

Aber nein, ein schlichtes, langes, schwarzes Kleid, das ein wunderschönes Dekoltee machte, das war's. Na gut, ‚das war's’ traf es nicht ganz, sie sahen immer noch perfekt aus.

„Also Bella, Kopf hoch und still stehen bleiben!“, wies Alice mich an und ich sah sie gerade noch zusammen mit Rosalie wie sie mit etwas großem, weißen Gebilde hinter meinem Rücken verschwanden und dann irgendetwas an meinen Kopf steckte.

Ich schloss die Augen und bemühte mich weiterhin darauf bei Bewusstsein zu bleiben. Ich hörte das Blut durch meine Ohren rauschen und mein Herz schlug so heftig, dass ich jederzeit damit rechnete, dass es aus meiner Brust sprang.

„Der ist echt schön geworden, nähst du mir auch so einen für meine nächste Hochzeit?“, hörte ich Rosalie hinter mir und dann Alice:

„Erst einmal bin ich wieder dran!“

„Quatsch!“

„Nicht Quatsch! Du wirst schon sehen!“

Dann war die kurze Diskussion beendet. Ich saugte wieder Luft in mich hinein und spürte schließlich wie mich jemand anstieß.

„Bella?“

Ich öffnete die Augen und sah Rosalie an. Sie stand mit fragender Miene vor mir, aber sobald ich die Augen öffnete breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus.

„Weißt du was?“, fragte sie und ich schüttelte den Kopf. „Du siehst traumhaft aus. Edward wird in Ohnmacht fallen, wenn er dich sieht!“

Ich schluckte, aber sie grinste immer noch und fragte weiter.

„Und weißt du noch was?“, wieder schüttelte ich den Kopf und sie lachte, bevor sie laut rief: „Ich liebe Hochzeiten!!!“

Bevor ich etwas sagen oder auch nur seufzen konnte, hatte Alice sie zur Seite geschubst. Die Schwarzhaarige ignorierte den Protest ihrer Schwester und lächelte.

„Dreh dich rum und sag mir, wie es dir gefällt.“ Ich holte mal wieder tief Luft und warf dann einen Blick über meine Schulter - und staunte nicht schlecht!

Der Schleier, den sie genäht hatte, war etwa zwei Meter breit und passte gut zu dem Kleid. Er war schlicht, wunderschön, mit kleinen Randstickereien verschönert und als ich vorsichtig die Hände hob und meinen Hinterkopf befühlte, spürte ich, dass er mit kleinen verzierten Spangen felsenfest an meinen Haaren verankert war. Ich wollte gerade etwas sagen, als Alice mir bereits den Mund zu hielt.

„Kein Wort, ich will heute nicht hören, dass die Sachen zu schön für dich sind, vor allem weil es gar nicht stimmt, verstanden?“

Ich schaute sie überrascht an und nickte schließlich. Sie nahm die Hand von meinem Mund und lächelte wieder.

„Schau mal ganz zum Ende des Schleiers!“

Mit einem fragenden Blick wandte ich mich wieder um und bemerkte erst jetzt, dass ein Teil des Schleiers, der auf dem Boden lag, mit echten Rosen verziert war. Genau dieselben wie in meinem Braustrauß. Auch sie hatten Edwards Augenfarbe. Ein paar Sekunden starrte ich sie an und wandte mich dann mit Tränen in den Augen an Alice.

„Er ist wunderschön, danke.“

„Hörst du wohl auf zu heulen! Du ruinierst dein ganzes Make-up, heb dir die Szene für gleich auf!“

„’Tschuldige“, murmelte ich, aber meine beiden Brautjungfern lachten nur, während Alice sich bereits daran machte mir das Gesicht nachzupudern. Schließlich packte sie ihre Schminke weg und genau im selben Moment kam Carlisle um die Ecke.

Eigentlich hatte ich immer gewollt, dass Charlie diesen Teil übernahm, weil ich wusste wie stolz er sein würde, wenn er mich einmal zum Traualtar führen dürfte, aber Charlie war nicht hier.

Ich schniefte, obwohl sich auch auf Carlisles Gesicht ein freudiges Lächeln ausbreitete.

„Du siehst traumhaft aus Bella.“

Ich sagte nichts, aber ihn schien das nicht weiter zu stören. Ich war ihm so dankbar dafür, dass er mich bis zu Edward führen wollte, denn Aro hatte sich dafür ins Gespräch gebracht. Aber dagegen hatte ich mich mit Händen und Füßen – und letztendlich auch erfolgreich - gewehrt.

„Also dann“, sagte Alice und nahm ihren Blumenstrauß von Rosalie entgegen. Dann drückte mir Rosalie den meinen in die Hand und beugte sich leicht vor und flüsterte:

„Wirf ihn in meine Richtung, ja?“

„Das zählt nicht!“, hörte ich Alice bereits protestieren und sah aus den Augenwinkeln noch, wie Rosalie ihr die Zunge herausstreckte. Dann stellten sich beide hinter mir auf und Carlisle bot mit einem breiten Lächeln und einer kleinen Verbeugung seinen Arm an.

„Hör auf damit“, murmelte ich leise und peinlich berührt, was ihm nur ein Lächeln entlockte. „Wieso? Eine Dame muss man richtig behandeln nicht wahr?“

Er zog ein Taschentuch aus der Tasche und hielt es mir hin. Ich putzte mir noch einmal die Nase, dann nahm Carlisle meinen Arm und schaute mich gespannt an.

„Fertig?“

Ich atmete noch einmal tief und konzentriert ein, stellte mich gerade hin, drückte kurz die Schultern durch und nickte schließlich. All das war so unrealistisch, so unglaublich.

„Gut. Einfach das Atmen nicht vergessen, dann kann überhaupt nichts schief gehen, ja?“

Ich nickte und war ehrlich dankbar für den Ratschlag. Aber wie ich mich kannte, würde ich es trotzdem vergessen.

„Dann los“, meinte Carlisle, und ging los.

Ich konzentrierte mich auf seine Schritte, merkte aber schnell, dass das nicht nötig war. Er passte sich meinem Takt vollkommen an. Dann warf ich einen kurzen Blick nach hinten, stellte fest, dass der Schleier ordnungsgemäß hinter mir herschleifte und Alice und Rosalie rechts und links hinter mir hergingen und mir beide ein aufmunterndes Lächeln schenkten. Ich schaute wieder nach vorne und bog schließlich an Carlisles Arm um die Ecke und betrat den Platz vor der Turmuhr.

Den Platz, an dem ich Edward fast für immer verloren hätte.

Den Platz, an dem ich ihn gleichzeitig wieder gefunden hatte.

Den Platz, an dem wir uns bis jetzt bis in die Ewigkeit aneinander binden würden.

Langsam ging ich vorwärts und achtete auf jeden meiner Schritte, auch wenn ich es inzwischen ganz gut hinbekam mit den neuen Schuhen zu laufen. Trotzdem kam was kommen musste, ich stolperte.

In diesem Moment wurde mir wieder bewusst, wie praktisch es war einen Vampir an seiner Seite zu haben - in jeder Lebenslage. Carlisle hielt mich fest, fing mich unauffällig auf und noch bevor ich überhaupt richtig registriert hatte, dass ich gestolpert war, ging ich bereits weiter und betrat schließlich den ausgerollten Teppich, der durch ein paar Stuhlreihen hindurch führte – direkt nach vorne.

Und vorne wartete er.

Edward.

Er trug einen schlichten schwarzen Anzug und sah einfach nur hinreißend aus. Der Kontrast des Anzugs zu seiner kalten und weißen Haut, dazu sein perfektes Gesicht und sein perfekter Körperbau verlieh ihm etwas Überirdisches.

Er stand ganz gerade da und wartete auf mich. Als ich näher kam, bemerkte ich, dass seine Augen funkelten und dass er einfach nur glücklich war. Und die Tatsache, dass er glücklich war, machte auch mich glücklich.

Die Leute um mich herum beachtete ich gar nicht, ich hatte nur Augen für Edward. Aus irgendeinem Grund kam mir die ganze Situation absurd vor, aber ich konnte nicht sagen wieso. Einen Moment lang flackerten meine Augen nach oben und ich sah, dass der Mond tatsächlich voll über uns leuchtete. Nie im Leben hätte ich mir vorgestellt, dass so eine wunderbare Atmosphäre überhaupt möglich war.

Langsam – Schritt für Schritt - kam ich Edward immer näher und schließlich stand ich ganz vorne, vor allen Leuten und Carlisle übergab mich an Edward, der mir sein schiefes Lächeln schenkte.

Aber es war anders als sonst, ganz anders. Dieses Mal lachte er nicht über irgendetwas oder wollte mich aufmuntern, dieses Mal sprach pure Dankbarkeit daraus. Ohne dass ich es verhindern konnte, musste ich ebenfalls lächeln und ich sah, wie Edward goldene Augen anfingen zu strahlen.

Zusammen gingen wir noch ein paar Schritte, bis wir unter einem Blumenkranz standen - Alice Idee.

Hundertprozentig.

Ich nahm mir vor mich nachher dafür zu beschweren, auch wenn sie Blumen alle denselben Goldton wie Edwards Augen hatten. Das war eindeutig ZU kitschig. Aber es dauerte nur einen Wimpernschlag, bis ich diesen Gedanken vollkommen vergessen hatte und Edward wieder gegenüber stand.

Ich konnte meine Augen nicht von ihm wenden und bekam auch nur am Rande mit, wie Rosalie und Alice sich aufstellten und meine Schleppe unauffällig wieder in Position rückten. Wenn ich ehrlich war, dann interessierte mich diese Tatsache überhaupt nicht.

Ich wusste nicht wohin mit meinen Händen und war froh darüber, dass ich noch immer den Brautstrauß in Händen hielt. Aber dann machte man mir wieder einen Strich durch die Rechnung, Rosalie trat einen Schritt vor und nahm ihn mir wie selbstverständlich aus der Hand.

Verdutzt guckte ich auf, aber sie sagte nichts weiter und das Problem mit meinen Händen wuchs. Ich hatte keine Taschen und schlichtweg keine Ahnung, wo ich sie hintun sollte. Innerlich wurde ich leicht panisch, ließ mir aber nichts anmerken.

Edward schien trotzdem zu wissen was los war. Sein Lächeln wurde noch ein bisschen breiter und half mir aus der Klemme, indem er seine Arme ausstreckte und meine Hände einfach in seine nahm, während er immer noch nicht den Blick von mir wendete.

Im selben Moment wurde mir bewusst, dass er bestimmt nicht der einzige war, der mich anstarrte. Alle Anwesenden schauten bestimmt nach vorne, so war das doch immer auf Hochzeiten.

Ich spürte bereits, wie mir das Blut wieder in den Kopf schoss und ich senkte den Blick, während ich hoffte, dass das Make-up meine mit Sicherheit roten Wangen verbargen. Dann spürte ich, wie Edwards kalte Hände meine drückten und ich schaute wieder auf.

Am besten hätte ich es nicht getan, ich begegnete seinem Blick und in ihm lag so viel Liebe und Zuneigung, wie ich noch nie darin erblickt hatte.

So viel Liebe, wie ich gar nicht verdient hatte. Ich schaute wieder weg.

„Sieh mich an, Bella.“, hörte ich ihn leise murmeln und nachdem ich einmal geschluckt hatte, tat ich ihm den Gefallen.

Wieder dieser atemberaubende Blick. „Du siehst wunderschön aus Bella, wirklich.“ Keine Lachfalten, nur die Wahrheit. Wieder hoffte ich inständig, dass Alice das Make-up dick aufgetragen hatte und schließlich konnte ich nicht mehr anders.

Ein breites und glückliches Grinsen breitete sich auf meine Gesicht aus, als die Welle der Freude mich beinah zum umkippen brachte. Als Edward mein Lachen sah, erwiderte er es so breit und glücklich, dass ich am liebsten geheult hätte. Aber noch schaffte ich es, mir die Tränen zu verkneifen.

„Also dann“, hörte ich eine sanfte und freundliche Stimme neben uns. Ich schaute auf und sah den Pastor, auch er war ein Vampir. So weit ich wusste war er der Einzige, der trotz der Tatsache, dass er ein Vampir war, noch an Gott glaubte und angeblich felsenfest davon überzeugt war, dass auch er einen Tages einen Platz im Himmel finden würde.

Einfach aufgrund der Tatsache, dass er der Meinung war, dass auch Vampir Gottesgeschöpfe waren. Ich mochte diese Vorstellung und ich war froh darüber, dass er auf Aros Wunsch extra nach Volterra gekommen war um uns zu trauen.

„Wollen wir?“, fragte er freundlich und lächelte mir zu. Ich schniefte einmal - langsam aber sich kamen die Tränen doch - und nickte.

„Gut“, dann erhob er die Stimme.

„Wir haben uns zusammengefunden, da das hier anwesende Brautpaar den heiligen Bund der Ehe eingehen möchte. Es dürfte keinem entgangen sein, dass es sich nicht um ein normales Brautpaar handelt, sondern um das erste seiner Art. Ein Vampir und ein Mensch, das was vorher als eine unüberwindbare Kluft galt, haben diese beiden bezwungen – durch ihre Liebe.“

Er machte eine kurze Pause und Edward streckte den Arm aus und wischte mir sanft mit einem kalten Finger eine Träne von der Wange. Ich lächelte, obwohl ich nur noch alles verschwommen sah, dann hörte ich, wie der Pastor neben mir weiterredete.

„Hat jemand hier Anwesende etwas dagegen, dass dieses Paar trotz ihrer Besonderheit und aufgrund ihrer alles überragenden Liebe füreinander, den heiligen Bund der Ehe eingeht, so möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen.“

Niemals, niemals hatte ich gedacht, dass sich solche Worte einmal auf mich beziehen würden, schon gar nicht so früh. Und ich hatte erst recht nicht damit gerechnet, dass es von einem so einzigartigen Gefühl begleitet wurde.

Mein Inneres spielte verrückt, ich wusste überhaupt nicht was ich empfinden sollte und war total überfordert. Es dauerte auch ein paar Sekunden bis ich registrierte, dass es vollkommen still war, dass keiner etwas sagte und keiner die Stimme erhob um zu widersprechen.

Aus den Augenwinkeln sah ich dann, wie unser Pastor zufrieden nickte, während mir bewusst wurde, dass sich meine Hände total verkrampft hatten und Edward mir mit seinem kalten Fingern beruhigend über den Handrücken strich.

Ich atmete tief durch und dann kam genau das, wovor ich mich die ganze Zeit aus einem mir unerklärlichen Grund gefürchtet hatte.
 

„Edward Anthony Masen Cullen, wollen Sie die hier anwesende Isabella Marie Swan zu ihrer angetrauten Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren bis in alle Ewigkeit?“

Mir entging nicht, dass die letzten Worte abgeändert waren und ich schenkte dem Vampir, der in einer langen Kutte vor uns stand ein erleichtertes und vor allem dankbares Lächeln. Er erwiderte es spontan und nickte schließlich als Edward mit lauter und fester Stimme, die so sanft und wundervoll wie Samt oder flüssiges Gold war:

„Ja“, sagte.

Dann schaute Edward mich an und flüsterte etwas leiser: „Ich will.“

Wieder strich er mir die Tränen von der Wange und irgendwie kam ich mir wie eine Heulsuse vor.

Bei anderen Hochzeiten war es wenigstens so, dass noch mehr mit weinten. Die Eltern des Brautpaares, Freunde und andere Verwandte. Aber entweder waren eben diese Personen nicht anwesend oder einfach nicht in der Lage zu weinen. Nur ich war die einzige, die Rotz und Wasser heulte.

„Isabella Marie Swan, wollen Sie den hier anwesenden Edward Anthony Masen Cullen zu ihrem angetrauten Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, bis in alle Ewigkeit?“

Beim ersten Versuch versagte mir die Stimme, beim zweiten krächzte ich und beim dritten fand ich endlich meine Stimme wieder und schaffte es:

„Ja, ich will.“, zu sagen.

Ein Feuer loderte in Edwards Augen auf, als konnte er es noch gar nicht fassen.

„Hier mit erkläre ich Sie zu Mann und Frau.“
 

Edward und Bella.

Mann und Frau.
 

Ein komisches, seltsames und neuartiges Gefühl.

Aber ein angenehmes. Ich schaute wieder auf, sah wie unser Pastor erst leicht lächelte, sich dann ein breites Grinsen verkniff und Edward zunickte.

„Sie dürfen die Braut jetzt küssen“, forderte er ihn auf und Edward schaute mir wieder tief in die Augen. Ich schaffte es tatsächlich nicht zu blinzeln und seinen Blick voller Liebe zu erwidern und obwohl ich versuchte ernst zu bleiben schaffte ich es nicht, dass Lächeln aus meinem Gesicht zu verbannen, dass sich dort ausbreitete.

Dann beugte sich Edward langsam und vorsichtig vor. Ich wartete, spürte seinen kalten Atem an meinen Lippen, während ich mich immer wieder daran erinnerte, dass ich Sauerstoff zum Leben brauchte.

Und dann, ganz sanft, legten sich seine kalten Lippen auf meine und ich spürte, wie er die Arme um mich schlang. Ich erwiderte die Umarmung, gab mich dem Kuss vollkommen hin und vergas alles um mich herum.

Für mich gab es nur uns zwei. Ich kann nicht sagen, wie lange wir dort standen und nicht voneinander lassen konnten, aber als unsere Lippen sich schließlich trennten, legte ich meinen Kopf kurz an Edwards Schulter – nein, an die Schulter meines Mannes - und er flüsterte mir leise ins Ohr:

„Bis in die Ewigkeit Bella.“

Und dann war es vorbei. Ich vergrub mich an seiner Schulter und weinte. Ich spürte, wie Edward mir über den Rücken strich und mich schließlich wieder gerade hinstellte.

„So schlimm?“, fragte er mit einem Lächeln, während er mir eine der lockigen Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Sein Lächeln veränderte alles. Jetzt spürte ich nichts anderes als Freude, pure Freude.

Ich blinzelte, grinste dann und viel meinem Mann schließlich lachend um den Hals. Damit war der offizielle Teil des Ganzen aufgelöst, Edward hob mich hoch und küsste mich noch einmal, während wir beide um die Wette strahlten. Es war ein so unglaubliches Gefühl und ich konnte immer noch nicht glauben, dass das ganze tatsächlich passierte.
 

Esme trug ein lachsfarbenes Kleid, das sie zauberhaft aussehen ließ, aber ich hatte nicht viel Zeit sie darin zu bewundern. Sie war die erste, die uns gratulierte und fasste mit ihren kalten Händen nach meinen und schaute mir tief in die Augen.

„Herzlich Willkommen in unserer Familie, Bella. Ich freue mich so, dass du jetzt endlich ganz zu uns gehörst und dass ich eine neue Tochter bekommen habe“, sie lächelte. „Und ich bin dir unendlich dankbar dafür, dass du Edward endlich zum Leben erweckt hast, aber das weißt du ja schon.“

Ich nickte und war schon wieder am heulen, als sie mich in den Arm nahm und drückte. Endlich gehörte ich zu ihnen, war ein vollwertiger Teil der Familie, in die ich immer hatte hineingehören wollen.

Nacheinander kamen sie alle, Jasper, der mich auch in der Familie willkommen hieß, Rosalie die mich in den Arm nahm, Emmett der mit lachend gegenüber trat.

„Herzlichen Glückwunsch Bella“, grinste er.

„Danke.“ Ich grinste ebenfalls, vor allem als ich ein paar ungläubige Blicke bemerkte, als Emmett mich nicht umarmte, sondern mir nur die Hand hinhielt. Ich musste lachen und schlug ein. Dann zwinkerte er noch einmal und machte Platz für den nächsten.

Carlisle.

„Ich freue mich, dass du jetzt endlich zu uns gehörst Bella“, sagte er und ich sah die ehrliche Freude in seinen Augen. Das reichte mir.

Dann kam Alice. Sie sagte gar nichts, sondern nahm mich in den Arm, hob mich ein Stückchen hoch und stolzierte mit mir durch die Gegend.

„Alice! Lass mich runter!“

Sie tat mir den Gefallen, hatte aber keinerlei schlechtes Gewissen, sondern lachte nur.

„Ich bin ja so froh, dass wir jetzt endlich Schwestern sind Bella!“ Ich lachte ebenfalls, während sie mir geschwisterlich den Arm um die Hüfte legte.

„Ja, ich auch.“

„Herzlichen Glückwunsch Bella.“ Ich kannte die Stimme, konnte sie aber nicht direkt zuordnen. Erst als ich mich herumdrehte erkannte ich den schwarzhaarigen Vampir, der vor mir stand.

„Alexandre!“, schrie ich auf und er lachte. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er da war. Aber eigentlich war es nicht verwunderlich, schließlich war er einer von Edwards Vampirfreunden und deshalb freute ich mich umso mehr, dass der Vampir aus New York zu unserer Hochzeit gekommen war.

„Herzlichen Glückwunsch, ich freu mich für euch. Und tu mir einen Gefallen, ja?“ Ich wartete und er zwinkerte, bevor er sich zu mir vorbeugte.

„Pass auf Edward auf, er ist manchmal ein bisschen naja.“

Er spielte auf vergangene Dinge an, die ich nicht verstand, aber das musste ich auch nicht. Ich lachte trotzdem und spürte kurz darauf, wie ich von hinten umarmt wurde.

„Das hab ich gehört“, murmelte Edward mit seiner Samtstimme hinter mir, aber Alexandre lachte nur.

„Nichts was du nicht schon sowieso wüsstest. Dir übrigens auch meinen Glückwunsch zur Hochzeit.“

„Danke, ich freue mich, dass du es doch noch geschafft hast, zu kommen.“

„Natürlich, ich kann doch nicht die Hochzeit von einem meiner besten Freunde verpassen!“ „Es freute mich, dass du so darüber denkst.“

„Zur nächsten werde ich auch kommen, versprochen“, Alexandre kicherte und Edward antwortete nur.

„Wenn du dich nicht benimmst, dann überleg ich mir aber noch einmal ob ich dir eine Einladung schicke.“

Ich konnte den amüsierten Unterton hören und wusste sofort, dass das nicht ernst gemeint war. Genau wie Alexandre.

„Na, dann werde ich jetzt mal am Riemen reißen und mir ausnahmsweise nur drei hübsche Frauen ausgucken, einverstanden?“

Wir lachten alle drei und ich lehnte mich an Edward Brust und war in diesem Moment froh darüber, dass Rosalie mir den wunderschönen, aber trotzdem unpraktischen Schleier abgenommen hatte.

„Würdest du uns einen Moment entschuldigen?“, fragte Edward schließlich und Alexandre nickte ohne zu zögern und Edward hob mich ein Stückchen hoch und trug mich vor sich her, während er mir einen sanften Kuss in den Nacken drückte.

„ Was ist los?“, fragte ich, aber er sagte nur:

„Ich möchte dir jemanden vorstellen.“

Ein paar Sekunden später stand ich vor fremden Vampiren. Insgesamt waren es fünf und ich spürte sofort, dass sie zusammengehörten.

„Darf ich vorstellen? Meine Frau Bella“, ich konnte das Grinsen auf Edwards Gesicht förmlich hören.

„Bella, das sind Carmen, Eleazar, Irina, Katrina und Tanya.“

Mir stockte der Atem.

Die Denalis aus Alaska! Schüchtern drückte ich mich fester an Edwards Brust und murmelte: „Es freut mich euch kennen zulernen!“

Eleazar lächelte und erwiderte:

„Wir freuen uns auch dich kennen zulernen, Bella. Wir haben schon soviel gehört und uns gedacht, dass wir da nicht einfach eure Hochzeit verpassen können. Ich hoffe es stört dich nicht, dass wir gekommen sind.“

Seine Stimme war angenehm, wenn auch nicht halb so schön wie die von Edward. Ich schluckte.

„Nein, warum sollte ich? Es freut mich, dass ihr gekommen seid.“

Meine Augen huschten von einem zum anderen, während ich mich daran erinnerte, dass irgendjemand mal erwähnt hatte, dass eine der Denalies Interesse an Edward bekundet hatte. Ich fragte mich, wer es wohl war.

Sie waren alle so unglaublich schön, dass ich mir wieder einen Moment lang bisschen jämmerlich vorkam. „Edward! Wir sollten reingehen. Ich sehe, dass in einer Viertelstunde die ersten Einheimischen ihre Spaziergänge unternehmen, du weißt ja wie früh der Tag hier für die Menschen losgeht!“

„Du hast Recht, trommel die Leute zusammen, wir verlegen das ganze nach drinnen.“ „Gleich!“, hörte ich Alice Stimme und schließlich tauchte sie in meinem Blickfeld auf. Sie wirkte ganz hibbelig, als müsste sie noch dringend etwas erledigen.

„Da darfst du sie selber dran erinnern.“

Ich wusste, dass Edward auf Alice Gedanken antwortete und schaute sie fragend an.

„Dann los!“

Mein Blick wurde fragend. „Was ist los?“

„Wie schnell du solche Sachen doch immer vergisst! Bevor wir reingehen, musst du doch noch den Brautstrauß werfen!“

Ich stöhnte. „Alice…“

„Ja, das muss sein“, beantwortete sie meine unausgesprochene Frage und ich hörte die Vampirin, die Edward mir als Irina vorgestellt hatte, lachen. Ich seufzte. „Alice…“, setzte ich wieder an, aber da viel mir Rosalie in den Rücken.

„Ich geb ihr Recht, das muss sein!“ Wieder seufzte ich und gab auf, ich hatte sowieso keine Chance. Alice erkannte sofort, dass sie gewonnen hatte, drückte mir mit einem Grinsen meinen Brautstrauß wieder in die Hand und machte sich daran die Frauen zusammen zu trommeln.

Zu meiner Überraschung begeisterten sich mehr für die Idee als ich gedacht hatte. Letztendlich drehte ich mich um, küsste Edward auf die Lippen, verdrehte die Augen und brachte mich in Position.

„Fertig?“, fragte ich und wartete.

„Nun mach schon!“ hörte ich jemanden und rollte wieder mit den Augen. Ich sah, dass Edward und Emmett beide lachend dastanden und musste ebenfalls grinsen. Ich riss die Arme nach hinten und warf den Blumenstrauß hinter mich.

Knappe zwei Sekunden später hörte ich einen Triumphschrei und ein enttäuschtes Grummeln. Ich drehte mich um, aber Alice war bereits verschwunden.

Es dauerte zwei Sekunden bis ich sie entdeckt hatte, sie hatte den Blumenstrauß in der Hand, kuschelte sich an Jasper und küsste ihn mit einem breiten Grinsen auf den Mund.

Ich war überrascht.

Normalerweise verhielten sie sich in der Öffentlichkeit ganz anders, aber ich beschloss, dass sich auch Vampire auf einer Hochzeit anders verhalten durften. Außerdem stellte ich eine halbe Stunde später, als wir den Platz verlassen hatte fest, dass sie wieder ganz die Alte war.
 

„Bella! Du weißt gar nicht wie fröhlich mich diese ganze Sache stimmt. Es hätte nicht besser laufen können, findest du nicht auch?“, hörte ich auf einmal eine Stimme hinter mir und ich erstarrte.

Aro trat in mein Blickfeld und strahlte mich an.

„Ich liebe Hochzeiten, meiner Meinung nach sollte es viel mehr davon geben. Es herrscht immer so eine ausgelassene Atmosphäre. Meinen Glückwunsch zu einer so wundervollen Hochzeit, Bellaschatz!“

Bellaschatz?!

Einen Moment dachte ich, dass ich mich verhört hatte, im nächsten Moment wurde ich zu Seite gezogen.

„Entschuldige Aro!“

Edwards Finger umklammerten meine und zogen mich von ihm weg.

„Danke“, murmelte ich.

„Immer wieder gerne“, antworte er leise. Und ich hörte wie auf einmal leise Musik anging. Schlagartig wurde mir klar, was jetzt kam.

„Nein!“

„Für mich?“

„Edward!“

„Keine Sorge, ich pass auf dich auf!“

„Du weißt, dass ich es hasse!“

„Du weißt, dass ich es kann.“

„Und du weißt, dass ich mir ein Bein brechen werde!“

„Bella! Du verletzt meinen Stolz! Glaubst du allen ernstes, dass ich so etwas zulassen würde?“

Ich seufzte.

„Muss das wirklich sein?“

„Es ist unsere Hochzeit.“

Ich grummelte.

„Für mich“, wiederholt er leise und schaute mir tief in die Augen. Ich schloss die Augen und ergab mich.

Ein paar Sekunden später stand ich auf seinen Füßen und Edward fing, langsam, ganz langsam sich zu drehen und zu tanzen. Dabei sah er mir unentwegt in die Augen und schließlich, als die Musik langsamer wurde, beugte er sich wieder vor und legte seine kalten, wundervollen Lippen auf meine.
 

Meine Füßen taten weh, mein Magen knurrte und ich war kaum mehr in der Lage meine Augen vor Müdigkeit offen zu halten.

Obwohl ich Partys normalerweise wirklich hasste und verabscheute musste ich mir eingestehen, dass es einfach nur wunderbar gewesen war, unbeschreiblich schön, aber jetzt - nachdem die ganze Hochzeit vorbei war - wollte ich nur noch eins:

Schlafen.

Ich stand noch immer in dem Raum, in dem wir noch ein paar Stunden gefeiert hatten, aber inzwischen war er leer und ich konnte mich kaum mehr auf den Beinen halten, so dass ich mich an der Wand abstützen musste.

Auf einmal wurde ich vom Boden gehoben, ich war viel zu müde um zu reagieren, sondern blinzelte nur.

„Schlaf Bella, ich bring dich ins Bett.“

„Nein…“, murmelte ich noch leise und klammerte mich an Edward Anzug, aber er lachte nur leise und ich spürte seine kalten Lippen auf meiner Stirn.

„Doch, du musst schlafen.“

Ich schlang meine Arme um seinen Hals und er trug mich in unser Hotelzimmer. Zu meiner Überraschung schaffte ich es wach zu bleiben, auch wenn ich die Augen geschlossen hatte. Er öffnete die Tür und legte mich dann schließlich ganz sanft auf dem Bett ab.

Müde öffnete ich noch einmal die Augen und schaute mich um. Das Zimmer war wie vorher, nur ein paar wunderschöne Kerzenständer standen am Fenster.

Ich schluckte.

„Psst“, hörte ich Edward leise flüstern und merkte, wie er langsam anfing das lange weiße Kleid an meinem Rücken aufzuschnüren. Es war eine Erleichterung, es hatte zwar perfekt gepasst, aber trotzdem konnte ich ohne das Kleid besser atmen.

Er half mir, das Kleid auszuziehen und ich war dankbar dafür. Alleine hätte ich es nicht mehr geschafft.

Dann spürte ich seine kalten Lippen, die über meinen Nacken strichen und im selben Moment wurde mir bewusst, dass ich nur noch meine Unterwäsche anhatte. Eine gewisse Panik ergriff mich.

Es war unsere Hochzeitsnacht.

Und ich wollte es, mehr als alles andere, daran gab es nicht zu rütteln, aber ich wollte es tun, wenn ich wach war.

Mein Kopf fiel zu Seite, so müde war ich und ich spürte Edward kalte Hände, die mir sanft über den Bauch strichen.

„Du hast so unglaublich schön in diesem Kleid ausgesehen Bella“, murmelte er leise und seine Lippen wanderten zu meinem Ohr. Ich holte tief Luft. Als ich seinen kalten Atem spürte, ließ ich mir den Gedanken mit unserer Hochzeitsnacht noch einmal durch den Kopf gehen.

Vielleicht doch.

Ich meine, es war unsere Hochzeitsnacht.

Aber bevor ich meine Gedanken auch nur ansatzweise in die Tat umsetzen konnte, wurde mir eine warme Decke über die Schulter gelegt, die mich vor Edwards kalter Haut schützen sollte. Ich zog die Beine an und kuschelte mich an seine Brust, während er leise flüsterte:

„Danke Bella. Danke für diesen wunderschönen und einzigartigen Tag.“

Er küsste mich noch einmal und das einzige was ich noch leise murmeln konnte war:

„Bis in die Ewigkeit.“

Dann schlief ich völlig erschöpft und ausgelaugt ein.

Eins sein

Ich wusste nicht wie lange ich geschlafen hatte, aber es musste lange gewesen sein, denn als ich vorsichtig und langsam meine Augen öffnete, war es dunkel. Stockfinster um genau zu sein.

Es dauerte ein paar Augenblicke, bis ich so weit zu mir gekommen war und registrierte, dass das daran lag, dass ich mein Gesicht tief in eine Decke gedrückt hatte. Mit einem leisen Stöhnen drehte ich mich zurück auf den Rücken und blinzelte verschlafen. Es war immer noch dunkel. Nein, dass stimmte nicht ganz.

Ein paar Kerzen brannten in den großen schwarzen Kerzenständern, die ich schon am Vorabend bemerkt hatte.

„Hast du gut geschlafen mein Engel?“ Seine Stimme war ganz leise, aber ich hatte keine Probleme damit Edward zu verstehen, so nah waren seine Lippen an meinem Ohr. Ich schluckte und versuchte mein wie wild pochendes Herz zu beruhigen.

„Ja“, murmelte ich und dann kam alles zurück.

Sämtliche Erinnerungen an den Vortag.

Wie hatten geheiratet.

Geheiratet!

Ich rollte mich näher zu ihm und hätte die Decke, die noch immer zu meinem Schutz zwischen uns lag, am liebsten verflucht. Ich strampelte mit den Beinen und schaffte es schließlich mich wenigstens zur Hälfte zu befreien.

Immer noch leicht erschöpft von den jüngsten Ereignissen, kuschelte ich mich an Edwards Brust, ohne Decke.

Ich wollte nicht, dass irgendetwas zwischen mir und meinem Mann stand.

„Bella…“, setzte Edward an, als sich eine erste Gänsehaut über mich legte.

„Nein“, widersprach ich mit einem Lächeln. Er schien meine Argumentation zu durchschauen, noch bevor ich etwas gesagt hatte und seufzte leise. Ich kuschelte mich zufrieden noch enger an ihn. Er gab auf, ich spürte es.

Ein triumphierendes Lächeln legte sich über mein Gesicht.

„Grins nicht so“, seufzte er leise und legte einen Arm um mich.

„Ich grinse nicht.“

„Tust du doch.“

„Nein, du kannst mein Gesicht doch gar nicht sehen.“

„Na und? Ich weiß trotzdem, dass du grinst.“

Ich antwortete nicht, sondern drehte mich zu ihm um und schaute ihn gespielt ernst an.

„Siehst du? Ich grinse nicht.“

Edward musterte meine Miene und zog nur spöttisch eine Augenbraue hoch. Ich kicherte, dann beugte ich mich vor und küsste ihn auf die Nasenspitze.

„Guten Morgen erst einmal.“

Er lächelte schief.

„Guten Morgen trifft es nicht ganz, eher gute Nacht, aber was soll's. Ich bin übrigens entsetzt, ist das alles?“

Ich begegnete seinem Blick verständnislos. „Ich bekomme nur ein Küsschen auf die Nasespitze?“, neckte er mich und lachte, als ich versuchte, seinen spöttischen Blick nachzuahmen.

„Natürlich? Oder hast du etwas mehr erwartet?“ Als Antwort darauf zog er nur eine Augenbraue hoch - eine Eigenschaft für die ich ihn bewunderte. Anschließend beugte er sich vor und presste seine Lippen auf die meinen. Ich genoss den Kuss und seufzte schließlich, als er sich vorsichtig wieder von mir löste. Mit geschlossenen Augen versuchte ich einen erneuten Kuss zu erhaschen, doch es war nicht das war ich mir erhofft hatte. Kurz und flüchtig ließ er seine Lippen noch einmal auf meinen nieder, dann zog er sich zurück. Ich öffnete ein Auge. Er sah mich entschuligend an.

"Du hast ziemlich lange geschlafen", stellte er fest.

Ich versuchte eine Augenbraue hochzuziehen, so wie er es immer tat, war mir aber sich, dass ich scheiterte.

"Na und?", fragte ich.

"Die anderen warten auf uns", ließ er mich entschuldigend wissen. "Esme hat eine Überraschung für dich, nur eine kleine, aber sie ist fast fertig und hofft, dass du bald auftauchst." Er tippte sich an den Kopf und fügte hinzu: "Du weißt ja, ich weiß alles." Dann grinste er.

"Fast alles", korrigierte ich ihn, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und machte mich daran mich aus der Bettdecke zu befreien. Am liebsten hätte ich noch tagelang einfach nur dort rumgelegen, aber ich wusste, dass mein schlechtes Gewissen mich quälen würde, wenn ich Esme warten ließ.

"Fast alles", stimme er lächelnd zu und zog mich noch einmal in seine Arme. Ich ließ es geschehen und beschloss noch für eine Weile seine Nähe zu genießen, bevor wir uns auf den Weg zu den anderen machen würden.
 


 

„Hey Bella.“

„Hallo Esme.“

Sie lächelte mich freundlich an, während ich meinen Teller auf den Tisch stellte und mich zu ihr setzte. In den Händen hielt sie einen Zeichenblock und einen Stift, was mich dazu veranlasste, mich neugierig zu ihr herüberzubeugen.

„Was machst du?“, fragte ich sie, während ich mit der Gabel bereits in meinem Rührei herumstocherte. Noch bevor sie etwas sagen konnte, hatte sich meine Frage allerdings schon erledigt.

Sie malte mich! Wie ich mit Edward in einem großen Raum umhertanzte.

„Es war so schön, dass ich mir gedacht habe, dass ich unbedingt versuchen will, es zu malen, auch wenn ich das schon ewig nicht mehr gemacht habe. Ich bin ziemlich aus der Übung, aber naja. Ich werde noch mehr üben und irgendwann schaff ich es dann, dass perfekte Bild von eurer Hochzeit zu malen, versprochen.“

Ich traute meinen Ohren nicht.

Sie war unzufrieden mit dem, was sie auf Papier gebannt hatte, dabei war es die mit Abstand beste Zeichnung, die ich bisher gesehen hatte.

„Esme…“

„Nein, ich will kein Urteil, bevor ich ganz fertig bin. Und jetzt iss.“ Ich schluckte, wusste aber, dass es keinen Sinn hatte zu widersprechen. Langsam setzte ich mich wieder gerade auf meinen Stuhl und schob mir etwas von dem Rührei in den Mund.

Manchmal machte mir diese Familie echt Angst. Sie waren schon so alt und so lange zusammen. Es gab so viele Sachen, die sie bereits erlebt haben und von denen ich nichts wusste. Ein so langer Zeitraum, der für mich nur schwarze Vergangenheit war.

Ich schluckte den Gedanken mit dem Rührei herunter und zwang mich dazu nicht daran zu denken. Über den Zeichenblock hinweg lächelte Esme mir breit zu und ihr liebevoller Blick beruhigte mich.

„Hey Schatz“, murmelte jemand hinter mir und ich spürte wie Edward mir einen kalten Kuss auf die Haare drückte. Ich wollte etwas antworten, musste aber erst zu ende kauen und als ich runtergeschluckt hatte, saß er bereits am Tisch und unterhielt sich mit Esme.

Seine Hand lag auf meinem Oberschenkel und bevor ich weiter aß beugte ich mich kurz zu ihm herüber und küsste ihn auf die Schläfe. Ich sah wie er lächelte, wandte mich dann aber wieder meinem Essen zu.

Ich hatte schon seit Tagen nicht mehr so einen Hunger gehabt und irgendwie tat es gut mal wieder richtig zu essen, schließlich hatte ich meine – noch lebenswichtige - Nahrung in letzter Zeit mehr runtergewürgt, als gegessen weil ich einfach keinen Appetit gehabt hatte. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Edward meinen Heißhunger mit einem zufriedenen, Blick quittierte, aber ich ignorierte es einfach.

Ich wusste, dass er sich Sorgen um mich gemacht hatte und irgendwie war ich froh darüber, dass ich ihm dadurch, dass ich wieder aß eine Sorge abgenommen hatte. Als mein Teller leer war lehnte ich mich an Edward und hörte eine Weile zu, wie er sich mit Esme über allmögliches Zeugs unterhielt. Als sie schließlich aufstand und Carlisle suchen gehen wollte, fragte ich schließlich:

„Was machen wir den heute?“

„Alex ist noch für zwei Stunden hier, ich hoffe du hast nichts dagegen, wenn wir uns noch einmal mit ihm treffen.“

„Nein, warum sollte ich?“

„Ich wollte nur sichergehen“, lächelte er und küsste mich auf die Stirn. Ich kuschelte mich kurz an ihn, merkte aber sofort, als sich seine Aufmerksamkeit auf jemand anderen richtete. Überrascht schaute ich auf um zu sehen wer gekommen war und bemerkte erst jetzt, dass Jasper am Tisch stand.

„Hey“, sagte ich und er lächelte.

„Hallo Bella. Hat einer von euch beiden Alice gesehen?“

Edwards Augenbrauen hoben sich und ich wunderte mich ebenfalls.

„Nein“, sagte ich. „Ich hab sie heute noch gar nicht gesehen.“

„Ich auch nicht, wollte sie weg?“

„Nein, ich frag nur, weil sie gesagt hat sie wäre im Hotel, ich sie aber nicht finden kann“, sagte Jasper und seufzte schließlich gespielt.

„Es könnte allerdings durchaus sein, dass sie irgendeinen neuen Laden in der Stadt gefunden hat.“

Ich nickte nur, etwas komisch kam mir das ganze schon vor, aber ich musste zugeben, dass Jaspers Erklärung ziemlich gut passen würde.

Sie passte zu Alice wie die Faust aufs Auge.

„Naja, wenn ihr sie seht, sagt ihr, dass sie sich mal eben melden soll, ja?“

Wieder nickte ich und sah, wie Edward es mir gleichtat. Ein paar Sekunden später war Japser schon wieder verschwunden und ich schaute verwirrt zu Edward.

„Weißt du wo sie ist?“

„Nein, wenn ich es wüsste hätte ich es ihm gesagt.“

„Aber?“

„Nichts aber, meiner Meinung klingt seine Erklärung ziemlich logisch, meinst du nicht?“, er lächelte, aber irgendwie wirkte es anders als sonst.

„Edward…“, setzte ich an, aber er küsste mich und erinnerte mich dann: „Komm, wir müssen los, Alex wartet auf uns. Aber wenn du keine Lust hast, dann musst du nicht mitkommen.“ „Klar komm ich mit.“

Ich schob den Teller in die Mitte des Tisches um zu vermeiden, dass ich ihn auf irgendeine Art und Weise runter schmiss. Ich kannte mein Glück und war mir deshalb bewusst, dass das gar nicht so unwahrscheinlich war.

Dann stand ich auf und hielt Edward die Hand hin.

Mein Mann.

Was für ein Gefühl, ich konnte es immer noch nicht ganz glauben.

Er lächelte, nahm sie und stand auf. Während wir nach draußen gingen – es war mitten in der Nacht und dementsprechend dunkel- legte er einen Arm um meine Schulter und zog mich zu sich. Ich kuschelte mich an ihn und wir schlenderten durch die Straßen. Ich hatte keine Ahnung, wo genau wir uns mit Alex treffen würden, aber es war mir egal.

Meine Aufmerksamkeit war bei etwas ganz anderem.

Während ich darauf vertraute, dass Edward darauf achtete, dass ich nicht stolperte und hinfiel, wandte ich meinen Blick nicht von seinem Gesicht ab. Auf den ersten Blick war alles wie immer, aber ich war mir sicher, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.

„Was ist?“, flüsterte ich leise, aber er warf mir nur einen überraschten Blick zu.

„Gar nichts. Was soll den sein?“

Dann schaute er in eine andere Richtung und ich wusste, dass ich Recht hatte.

„Komm schon. So blöd bin ich nun auch wieder nicht.“ Er antwortete nicht, sondern zog mich nur unter einem Torbogen hindurch.

„Es ist wegen Alice, richtig?“, er antwortete wieder nicht und mir war klar, dass ich wieder ins Schwarze getroffen hatte.

„Weißt du wo sie ist?“, fragte ich weiter und war froh, dass er meine Fragerei nicht mehr ignorierte, sondern als Antwort den Kopf schüttelte. Ich seufzte leise und lehnte meinen Kopf an seinen Oberarm.

„Ist das gut oder schlecht?“, fragte ich schließlich, aber bevor er etwas antworten konnte, hörte ich eine bekannt Stimme:

„Edward! Bella! Es ist schön, dass ihr noch gekommen seid.“

„Natürlich sind wir gekommen“, hörte ich Edward lachen und fragte mich, ob er Alex wohl mit seiner gespielt gute Laune täuschen konnte.

„Ich wäre so gerne länger geblieben, aber dafür kam das mit der Hochzeitseinladung einfach zu kurzfristig. Schließlich bin ich es nicht gewohnt, dass du so spontan bist.“ Alex grinste und wir ließen uns auf Stühlen nieder, die vor einem kleinen Restaurant standen und über Nacht nicht weggeräumt worden waren.

„Das tut mir aufrichtig Leid“, schmunzelte Edward, aber sowohl mir als auch Alex war klar, dass das gelogen war.

„Heuchler!“, antwortete Alex nur und Edward grinste. „Aber wir werden uns sowieso bald wieder sehen. Schließlich gehe ich davon aus, dass ihr mich sobald wie möglich noch mal besuchen kommt.“

Dann wandte sich Alex an mich.

„Es ist anderes Bella, ganz anders, glaub mir.“

Er wusste Bescheid. Er wusste genau Bescheid über das, was geschehen würde. Aber wie hatte ich eigentlich etwas anders glauben können?

So weit ich bis jetzt wusste, standen er und Edward sich ziemlich nahe, auch wenn sie eine zeitlang keinen Kontakt gehabt hatten. Als Antwort nickte ich nur und Alex lächelte aufmunternd. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder auf Edward und sein Lächeln verschwand.

„Und jetzt erzählt.“ Edward tat überrascht und Alex rollte nur mit den Augen.

„Ich weiß, dass ich nicht halb so talentiert bin wie du, aber das heißt noch lange nicht, dass mir alles entgeht. Also erzähl und fass dich kurz, ich hab nicht mehr lange Zeit.“

Also hatte er es doch bemerkt und Edward hatte ihn genauso wenig täuschen können wie mich.

Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich dazu durchgerungen hatte, eine Antwort zu geben und gerade als er den Mund öffnete, wurde er wieder von einem Piepen unterbrochen. Edward verdrehte genervt die Augen und zog dann sein kleines Handy aus der Tasche. Noch bevor ich geblinzelt hatte, hielt er es sich bereits am Ohr und redete so schnell, dass ich nichts verstand. Das nervte mich.

Irgendwie hatte ich das Gefühl außen vorzustehen. Das Gespräch dauerte nur ein paar Sekunden, dann war das Handy auf einmal wieder weg und Alex bereits aufgestanden.

„Man sieht sich“, sagte er nur und hielt Edward noch einmal die Hand hin. Er ergriff sie und Sekunden später war ich mit meinem Mann wieder alleine.

„Was war denn das jetzt?“, fragte ich. Meine Stimme war nicht genervt, ehr vorsichtig und besorgt.

Schließlich achtete Edward normalerweise darauf, dass ich ganz dazugehörte, dass alles in meinem Tempo ablief und dass ich mich nie ausgeschlossen fühlte. Wenn er jetzt seine eigenen Regeln brach, auch wenn es nur für Sekunden gewesen war, dann musste er ziemlich genervt und besorgt sein.

Und wenn Edward ziemlich genervt und besorgt war, dann war das nicht gut.

„Aro“, sagte er schließlich und ich schluckte.

War er so sehr darauf bedacht, dass wir unser Versprechen einlösten, dass er mich schon einen Tag nach meiner Hochzeit zu einen seiner Art machen wollte?

Zuzutrauen war es ihm und wenn ich ehrlich war, dann hatte ich gar nichts dagegen einzuwenden. Je schneller desto besser.

Dann würde ich endlich ganz zu ihnen gehören und nicht mehr wie ein fünftes Rad am Wagen sein, was meine Fähigkeiten betraf. Außerdem gab es seit heute Morgen rein gar nichts mehr, was für mich einen triftigen Grund darstellen würde, das ganze noch weiter zu verschieben. „Was will er?“, hackte ich trotz meiner Überlegungen vorsichtig nach und Edward stützte sein Kinn in seine Handfläche.

„Er will dich sehen.“

Ich runzelte die Stirn.

„Mich? Nicht uns?“

„Er hat gesagt, dass er dich sehen will.“

Ich spürte, wie mein Herz anfing wie wild zu pochen.

Alleine mit Aro? Das war nicht gerade das, was ganz oben auf meiner Wunschliste stand.

„Ich schaff das schon.“, murmelte ich leise mehr zu mir selbst als zu Edward. Aber er schüttelte nur den Kopf.

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dich alleine zu ihm in seinen Turm lasse oder? Nein, entweder ich komme mit, oder er wird auf das Treffen verzichten müssen. Außerdem lass ich dich nicht zwischen all diese blutgierigen Vampire. Ich sag ihm, dass er sich woanders mit dir Treffen muss.“

Ich schluckte, sagte aber nichts. Zum einem, weil ich wusste, dass es sowieso keinen Sinn hatte – Edward würde mich niemals alleine zu Aro lassen - und zweitens, weil ich mir eingestehen musste, dass es mir so viel lieber war.

Er legte die Arme um und zog mich dann mit Leichtigkeit auf seinen Schoss. Ich lehnte mich an seine Brust und ließ meinen Kopf an seine Schulter sinken. Seine kalten Finger strichen mir die Haare aus dem Gesicht und ich spürte dann, wie seine Lippen sich auf meinen Kopf drückten.

„Ich komme mit Bella, keine Sorge.“ Ich kuschelte mich noch fester an ihn und hatte endlich das Gefühl, wirklich ganz und gar zu ihm zu gehören.
 

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Ich weiß, ich bin schrecklich. Ich hab ne Ewigkeit gebraucht und auch die versprochene Oneshot nicht hochgeladen. Aber: Ich hatte auch ne Weile kein Internt, weil unser Verteiler irgendwie nicht der beste ist @.@ Naja..ich hoffe das mit der Oneshot hat sich mit diesem Kapitel geklärt, weil ich ehrlich gesagt neben der Schule nichts sonderlich viel Zeit für große Extravorhaben habXD

Ich hoffe ihr verzeiht mir, aber ich muss meinen Schulabschluss einigermaßen schaffen^^

Und in zwei Wochen sind schon Prüfungen *zitter* Naja, ich kann nicht garantieren, dass ich vorhher noch was hochlade, sag aber wie immer bescheid=)
 

Ach ja: Würd mich über Kommis dieses Mal noch mehr freuen als sowieso schonXD Einfach weil ich so eine Szene wie in der ersten Hälfte noch nie geschrieben habe und naja... *selbstzweifel lassen grüßen*

Ihr wisst schon, ich würd mich über ehrlich Kritik was das betrifft freuen<3
 

gaaanz liebe grüße,

biss^^

My Friend

Meine Hand lag in seiner, während wir langsam über den nächtlichen Platz vor dem Kirchturm schlenderten. Wir gingen ganz langsam und ließen uns so viel Zeit wie möglich, aber trotzdem schien der Turm vor mir immer größer zu werden und schließlich wie ein dunkles, gefrässiges Monster über mir aufzuragen.

Ich fröstelte.

Aus irgendeinem Grund empfand ich die ganze Situation als ein bisschen unheimlich, deshalb kuschelte ich mich dankbar an Edward, als er mir einen Arm um die Schulter legte und mich näher an sich zog.

„Hast du Angst?“

„Nein“, log ich, obwohl mir bewusst war, dass meine zittrige Stimme meine Aufregung verriet.

„Du musst das nicht machen“, flüsterte er nach einer Weile leise, während wie beide einen Schritt vor den anderen setzten.

„Ich will es aber“, antwortete ich und strich über seinen Handrücken. Daraufhin schwieg er. Der Turm kam immer näher und seine Wirkung auf mich wurde immer bedrohlicher.

Was wollte Aro? Warum sollte ich zu ihm kommen und vor allem, warum sollte ich alleine zu ihm kommen?

Edward würde mich zwar begleiten und es nicht zulassen, dass ich mit Aro alleine war, aber die Tatsache zu wissen, dass Aro gerne mit mir allein sein würde, macht mir ein wenig Angst. Aber vielleicht machte ich mir ja ganz umsonst Sorgen, vielleicht wollte er einfach mit mir über unsere weiter Vorgehensweise reden. Schließlich hatten Edward und ich ein Versprechen abgegeben und ich wollte dieses Versprechen halten, komme was da wolle.

Ich würde ein Vampir werden.

Die große dunkle Holztür, durch die wir den Turm – Aros Zuhause - betreten würden, rückte immer näher und auf einmal blieb Edward stehen. Das Mondlicht strahlte auf uns herab und ich drehte meinen Kopf, um ihn anzusehen. Seine Miene war ernst, eisern.

„Was ist los?“, murmelte ich leise und stuckste ihm sanft in die Rippen. Ich war mir nicht sicher, ob er es überhaupt wahrnahm, also stuckste ich ihn noch einmal. Meine Hand wurde von seiner eingefangen und sanft festgehalten. Sein kalter Daumen kreiste sanft über meine Haut, aber sein Blick war noch immer auf das Gebäude vor uns gerichtet.

„Was ist?“, versuchte ich es wieder, dieses Mal antwortete er. Langsam und zögernd, aber er antwortete:

„Das gefällt mir nicht.“

Mein Herzschlag setzte einen Moment aus und ich wusste sofort, dass Edward diese Tatsache gewiss nicht entgangen war.

„Was gefällt dir nicht?“ Er schaute mich an und versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht, seine Augen sagten mir, dass er noch immer besorgt war.

„Nichts.“

Ich rollte mit den Augen, aber er redete nicht weiter.

„Sag schon“, bohrte ich weiter, aber das einzige was er machte, war mich auf dem Absatz rumzudrehen.

„Wir gehen zurück zu den anderen“, ließ er mich schließlich wissen. „Sofort!“

Seine Stimme war ernst und voller Nachdruck, als wollte er so schnell wie möglich verschwinden. Ich drückte mich näher an ihn, denn es machte mir Angst ihn so zusehen. „Isabella! Es hat fast den Anschein, als wolltest du Aros Einladung nicht annehmen.“

Ich erstarrte.

Das Blut gefror mir in den Adern, während ich nicht in der Lage war mich rumzudrehen und ihr in die Augen zu schauen.

Jane.

Sie war diejenige, die ohne große Anstrengung jeden Vampir zu Fall bringen konnte. Alleine mit ihren Augen. Und sie war diejenige, vor der ich mit am meisten Angst hatte, wirkliche Angst. Denn bis jetzt war sie die einzige, die Edward vor meinen Augen ohne Probleme zu Fall gebracht und gequält hatte. Ich konnte es noch immer vor mit sehen, wie er in Aros Turm auf dem Boden lag, sich vor Schmerzen krümmte und nichts sagte. Kein Laut war über seine Lippen gekommen. Kein Laut.

Meine Finger krallten sich fest um Edwards Arm und ich spürte, dass seine Muskeln noch härter waren als sonst. Ängstlich schaute ich zu ihm hoch und begegnete seinem Blick. Er war verschlossen und hart.

Langsam drehte er sich herum und mir blieb nichts anderes übrig, als es ihm gleich zutun und die kleine Gestalt, die trotz der Dunkelheit in einen schwarzen Umhang gehüllt war, anzuschauen. Selbstbewusst und mit einem teuflischen Lächeln auf den Lippen stand sie in der geöffneten Flügeltür und ihre Augen funkelten mich an.

Ich schloss die Lider.

Irgendetwas sagte mir, dass es gar keine gute Idee war, jetzt zu Aro zu gehen. Aber ich wusste auch, dass es sinnlos war etwas dagegen zu unternehmen. Ich war hier und egal was ich tat, ich würde innerhalb der nächsten Minuten Aro gegenüber treten müssen. Entweder weil ich freiwillig zu ihm ging, oder weil irgendein Vampir mich zu ihm brachte.

Bei dem Gedanken von einem fremden, menschenblutabhängigen Vampir durch die Gegend getragen zu werden, lief mir einen Schauer über den Rücken. Dann doch lieber ersteres.

„Sie wird nicht alleine zu Aro gehen“, sagte Edward leise, aber ich wusste, dass Jane dennoch jedes Wort verstand. Ihre Augen verengten sich.

„Bist du sicher?“, fragte sie zischend, aber Edward hielt ihrem Blick stand. Noch.

„Wo ist Alice?“, hackte er schließlich nach, aber anstatt das Jane ihm antwortete, zog sie nur die Augenbraue hoch.

„Woher soll ich denn bitte wissen, wo eure kleine schwarzhaarige Vampirin ist?“, ihr Ton war verächtlich und am liebsten hätte ich ihr dafür vors Schienbein getreten. So richtig feste, aber mir war klar, dass sie das wahrscheinlich noch nicht einmal spüren würde.

„Komm Bella, Aro erwartet dich bereits“, fuhr sie schließlich mit einem zuckersüßen Lächeln in meine Richtung fort und aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass sie genau wusste, was mir soeben durch den Kopf gegangen war.

Ich schluckte, löste mich aber nicht von Edward. Er zog mich fester an sich und ließ Jane nicht aus den Augen.

„Sie wird nicht alleine zu Aro zu gehen“, wiederholte er und die kleine Vampirin zuckte mit den Achseln.

„Dann komm halt mit. Ich bin mir sicher, dass Aro keinerlei Probleme hat dich loszuwerden, sobald er deine Anwesenheit als überflüssig empfindet.“

Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand in der Dunkelheit des Turms.

„Los“, flüsterte ich und zerrte an Edwards Arm. „Lass uns abhauen, dass gefällt mir nicht!“ „Mir auch nicht“, antwortete er noch leise. „Mir gefällt es noch weniger.“

Aber er bewegte sich nicht und ließ sich einfach nicht von der Stelle bewegen.

„Worauf wartest du noch?“, fragte ich leise und spürte, dass meine Stimme vor Angst zu brechen drohte.

„Glaubst du etwa, dass nur Jane hier ist? Nein, Aro will sichergehen dass du wirklich kommst und glaube mir, es sind genug seiner Männer in der Nähe um das auch zu gewährleisten.“

Ich erstarrte wieder.

Wie naiv ich war.

Als wenn ich jetzt, da ich bereits vor seinem Turm stand, überhaupt noch eine Chance hatte ihm zu entkommen. Aro, dem König der Vampire.

Edward nahm meine Hand und zog mich langsam, Schritt für Schritt auf die Tür zu, die in das Gebäude führte. Nur am Rande nahm ich war, wie er mit der anderen Hand sein Handy aus der Tasche fischte. Sekunden später presste er es sich ans Ohr und ich sah, wie seine Lippen sich bewegten.

„Das würde ich an deiner Stelle nicht machen“, erklang eine drohende Stimme hinter uns und Edward packte ohne Murren das Handy weg, während er mich langsam weiter auf den Eingang zu schob. Ich sträubte mich, klammerte mich an ihm fest, aber er ließ mir keine Wahl.

„Ich will da nicht rein“, flüsterte ich leise und voller Angst. Die Tür wirkte auf mich wie das Maul eines Monsters, das nichts anderes im Sinn hatte als mich zu fressen.

„Ich will es noch viel weniger Bella. Aber es sind genug Leute hier um mir zu zeigen, dass wir keine andere Wahl haben. Außerdem hab ich es lieber, wenn ich dich da rein bringe, als wenn irgendjemand anderes es macht, der sich vielleicht nicht unter Kontrolle hat.“

Seine Stimme war gepresst und eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus, als mir klar wurde, was er gerade gesagt hatte.

Dann spürte ich seine Lippen auf meiner Kopfhaut. „Entschuldige“, murmelte er. „Ich wollte dir keine Angst machen.“

„Hast du auch nicht“, antwortete ich leise. „Die war auch vorher schon da.“

Dann betraten wir den Turm. Es war stockdunkel und ich konnte rein gar nichts erkennen, aber Edward führte mich sicher durch die Dunkelheit. Ich presste mich fester an ihn und suchte Halt.

„Was haben sie vor?“, murmelte ich aber das einzige was Edward antwortete war: „Ich weiß es nicht. Jane hat nur den Auftrag bekommen dich zu Aro zu bringen. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Alice plötzliches Verschwinden einiges damit zu tun hat.“

Meine schlimmen Vorahnungen bestärkten sich noch weiter, während mich Edward noch immer durch die Dunkelheit schob, dann, mit einem Mal, wurde ich von hellem Licht geblendet und es dauerte ein paar Sekunden bis ich registrierte, dass Jane ein paar Meter vor uns eine Tür geöffnet hatte.

Ich blinzelte kurz, aber zu meiner Verwunderung gewöhnte ich mich recht schnell an das Licht und tappte zu meiner Erleichterung nicht mehr ahnungslos in der Dunkelheit. Jetzt konnte ich sehen wo ich hinlief - direkt zu Aro.

Direkt ins Verderben?

Ein Seufzen entglitt mir und ich spürte Edwards Hände an meinen Hüften und versuchte mich ganz und gar auf dieses Gefühl zu konzentrieren. Ein paar Sekunden lang gelang es mir tatsächlich alles auszublenden, was um mich herum stattfand, aber es dauerte nicht lange, bis Janes Stimme mich wieder aus meiner kleinen geschützten Welt herausholte.

„Beeilt euch, Aro wartet bereits.“

Ich schüttelte mich um wieder in die Realität zurück zu kehren und stellte fest, dass die kleine Vampirin an einem Aufzug uns wartete. Ohne ein weiteres Wort schob mich Edward darauf zu.

Warum?

Warum konnten wir nicht einfach mal ein paar Tage zusammen sein, ohne dass an irgendeiner Stelle neue Probleme auftauchten? Wieso gönnte man es uns nicht, einfach mal in Ruhe gelassen zu werden?

Dann könnten wir hingehen wo wir wollten und machen was wir wollten. Ich musste zugeben, dass ich es kaum erwarten konnte endlich als Vampir zu den Cullens zu gehören, aber ich hatte mir die ganze Sache ein bisschen anders vorgestellt hatte. Während wir mit dem Aufzug nach oben fuhren, presste ich mich an Edward, der hinter mit stand und den Arm fest um mich gelegt hatte, und kaute auf meiner Unterlippe herum.

Als ich kurz aufschaute und dabei Janes Blick begegnete, wurde mir schlagartig klar, dass ich damit vielleicht aufhören sollte, bevor ich mir die Lippen blutig biss, denn in dem Falle könnte es in dem kleinen Aufzug ziemlich unangenehm werden.

Ein bisschen Erleichterung durchströmte mich, als die Aufzugtür aufging und Jane ihren stechenden Blick von mir abwandte, denn ich hatte das seltsame Gefühl, dass sie die ganze Zeit versucht hatte, ihre – bei mir wirkungslose Gabe- anzuwenden.

Bei dem Gedanken schüttelte es mich.

Am liebsten wäre ich in der kleinen Kabine stehen geblieben, hätte gewartet bis Jane ausgestiegen wäre und wäre dann wieder nach unten gefahren, aber irgendetwas sagte mir, dass das nicht funktionieren würde. Edward schien dasselbe zu denken, denn er schob mich langsam auf den Flur hinaus, wissend, dass wir gegen den Vampirclan, in dessen Mitte wir und befanden, nichts ausrichten konnten.

Jane drehte sich in der Zwischenzeit kein einziges Mal zu uns um, sondern überließ es den dunkel gekleideten Gestalten, die in jeder Ecke zu stehen schienen, uns im Auge zu behalten. „Wo bringt sie uns hin?“, flüsterte ich leise, so leise, dass ich mich selbst kaum verstehen konnte und Sekunden später hauchte Edward mir ins Ohr:

„Ins Turmzimmer.“

Ich schluckte, denn das rief Erinnerungen in mir wach, die ich lieber vergessen würde.

„Und was hat sie vor?“, hackte ich weiter nach und achtete darauf, leise zu reden, obwohl mir bewusst war, dass die Vampire um uns herum wahrscheinlich trotzdem jedes Wort verstanden.

„Sie handelt nur auf Aros Befehl, was er vor hat wissen weder sie, noch die anderen. Er scheint irgendwelche Pläne zu haben, die er bis jetzt noch keinem anvertraut hat. Und er ist nicht nah genug, als dass ich seine Gedanken lesen könnte.“

Noch während er redete, wurde mir endlich klar, was mit Alice geschehen war und warum sie auf einmal wie vom Erdboden verschluckt gewesen war. Mein Herz verkrampfte sich und ich flüsterte aufgeregt:

„Deshalb ist Alice weg. Aro hat sie entführt, weil sie genau wusste, was geschehen würde und weil er nicht wollte, dass sie uns vorher über seine Pläne informiert, hat er sie einfach aus dem Weg geräumt.“

Das Blut pulsierte in meinen Adern und pochte in meinen Ohren, aber Edward antwortete nicht. Als ich mich leicht zu ihm umdrehte und sein wie aus Stein gemeißeltes Gesicht betrachtete, dass einfach nach vorne starrte, wurde mich klar, dass er zum selben Schluss gekommen war. Nur wahrscheinlich um einiges früher als ich.

„Tretet ein, Aro wird in Kürze bei euch sein“, hörte ich Jane auf einmal sagen, aber ich beachtete sie nicht. Erst als hinter uns die Tür geschlossen und verriegelt wurde, stieg die Angst noch weiter in mir auf. Leicht panisch schaute ich mich um und wenn ich nicht ganz sicher gewusst hätte, dass es derselbe Raum war, in dem vor kurzem noch gewesen war, hätte ich ihn aufgrund der Blumen nicht wieder erkannt.

Sie standen überall, in allen möglichen Farben und Varianten, zusammen gebunden zu großen Gestecken, die aus jeder Ecke hervorzuquellen schienen. Ich spürte, wie Edwards Arme sich fester um meinen Körper schlangen, so fest, dass es schon fast wehtat, aber ich protestierte nicht.

Es gab mir das Gefühl, jemanden dabei zu haben, der auf mich aufpasste und nicht alleine zu sein. Eingeschüchtert von den Blumen um mich herum, wartete ich darauf das Aro kam, denn mir wurde bewusst, dass ich um ein Treffen mit ihm heute nicht herum kommen würde.

Das war schon schlimm genug, noch schlimmer war, dass ich keine Ahnung hatte, was er von mir wollte und vor allem, warum diese Massen an Blumen in das Turmzimmer geschafft worden waren.

„Edward, bist du dir sicher, dass du hier bleiben willst?“, fragte Jane mit einem Mal in die Stille und ich schaute zu ihr hinüber. Ihre Augen waren verengt und sie starrte Edward hinter mir mit einem agressiven Blick an.

Ich spürte, wie er sein Kinn von meinem Kopf hob und nickte. Ansonsten sagte er nichts. Dann, mit einem Mal, schwang eine Tür auf und Aro kam herein. Es war, als hätte er seinen Auftritt wieder perfekt geplant, nur um sicherzugehen, dass es pompös und vor allem beeindruckend wirkte. Er kam herein stolziert und zog nur eine Augenbraue hoch, als er Edward bemerkte.

„Bella! Es freut mich dich zu sehen! Und ich bin wirklich froh, dass du so kurzfristig vorbei kommen konntest.“ Er strahlte mich an, als wollte er der heißen Sonne Italiens Konkurrenz machen.

Ich antwortete nicht.

„Es ist ja schon Schade genug, dass wir auf deiner Hochzeit nicht die Gelegenheit hatten uns zu unterhalten. Hatte ich schon erwähnt, dass es wirklich ein sehr schönes Fest war? Wirklich, es hat mir unglaublich gut gefallen. Ich ziehe es in Erwägung regelmäßig irgendwelche Hochzeiten in dem Stil zu organisieren. Ein bisschen Abwechslung kann ja nicht schaden, was meinst du, Jane?“

Mit einem strahlenden Lächeln drehte er sich zu der kleinen Vampirin um, die nur mit zusammengekniffenen Lippen nickte.

„Wunderbar! Ich werde mich sobald ich kann auf die Suche nach einem neuen, heiratswilligen Pärchen machen!“

„Wo ist Alice?“, rutschte es mir auf einmal heraus und Aro zog eine Augenbraue hoch. Im selben Moment spürte ich, wie sich Edward noch mehr verkrampfte und mir wurde klar, dass er in Aros Gedanken gesehen hatte, was mit ihr passiert war.

„Keine Sorge, ihr geht es gut“, versicherte er mir und Edward, ohne dass er auch nur versuchte zu bestreiten, dass er etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hatte.

„Warum?“, bohrte ich weiter nach, während ich die Anwesenheit der anderen Vampire um mich herum völlig vergas.

„Sagen wir es war notwendig, da gewisse Dinge nicht vorzeitig an die Öffentlichkeit gelangen sollten.“

Im selben Moment öffnete sich wieder die Tür und zwei Vampire, die ich nicht kannte, trugen ein Sofa herein. Es war groß, blutrot und aus irgendeinem Grund war ich mir sicher, dass das nichts Gutes bedeute.

Dann, mit einem Mal, wurde ich vom Boden gerissen und wurde sekundenspäter an eine der kalten Steinwände gepresst. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich war vor Aufregung kaum mehr in der Lage zu atmen. Edward stand mit ausgebreiteten Armen schützend vor mir und funkelte Aro zornig an.

Sein ganzer Körper vibrierte vor Anspannung, ich konnte seine langen Eckzähne sehen und sein Knurren hören, dass tief in seiner Brust entstand. Mühsam konzentrierte ich mich darauf zu atmen, aber gleichzeitig starrte ich wie hypnotisiert auf die Szene, die sich vor mir auftat.

„Edward. Es hat doch keinen Sinn“, seufzte Aro mit noch immer fröhlicher Stimme. Das Knurren in Edwards Brust wurde lauter und erst jetzt ging mir auf, dass Edward so eben wahrscheinlich in Aros Gedanken gelesen hatte, was er vorhatte.

Und scheinbar war er mit Aros Plänen nicht einverstanden, dass würde zumindest seine Reaktion erklären. Noch während mir das ganze durch den Kopf ging, hätte ich mich am liebsten für meine Dummheit geohrfeigt, weil ich solange gebraucht hatte um die ganze Situation zu erfassen.

Das Knurren, das Edward von sich gab, wollte nicht leiser werde, im Gegenteil, es wurde mit jeder Sekunde agressiver. Aro seufzte wieder.

„Du weißt, dass es keinen Sinn hat und es ist nun mal mein Wunsch. Ich finde, nach allem was ich für dich getan habe, kannst du dich diesem Wunsch durchaus beugen.“

Das Knurren wurde noch lauter. Aro seufzte wieder.

„Deine Familie wollte sich vor ein paar Minuten übrigens zu uns gesellen, vermutlich hast du ihnen von diesem Treffen erzählt, nicht war?“

Aro schritt durch das Zimmer zu einem kleinen Tisch und nahm sich einen Becher, der darauf stand.

„Ich hoffe, du bist mir nicht böse, weil ich es abgelehnt habe. Sie waren einfach nicht eingeladen, verstehst du?“

Er hob den Becher an und trank ein paar Schlucke. Als er ihn wieder absetzte loderten seine roten Augen auf und ich war mir sicher, dass er sich etwas Rotes von den Lippen leckte. Ich schauderte und war froh, dass Edward mich gegen die Wand drückte und mich so von Aro trennte. Auch wenn es langsam anfing zu schmerzen.

„Wenn man es genau nimmt, dann warst du ja auch nicht eingeladen, aber ich glaube, ich mache eine Ausnahme. Es hat einen gewissen Reiz es in deiner Anwesenheit zu tun.“

Er ging zu dem Sofa und ließ sich gemütlich darauf nieder.

„Du hast es versprochen!“, presste Edward hervor, aber Aro begutachtete nur seine Fingernägel.

„Hab ich? Es kann sein, aber du verstehst doch sicherlich, warum mir meine neue Idee um einiges besser gefällt, nicht war?“

Das Knurren wurde wieder lauter und die Angst in mir stieg ins Unermässliche. Was hatte er vor? Was wollte dieser jahrhundertealte Vampir von mir? Was zum Teufel konnte ich ihm geben, dass er unbedingt haben wollte?

„Es macht keinen Unterschied Edward, dass ist dir doch sicherlich bewusst.“

„Für sie schon.“

„Ach was, sie wird es in ein paar Jahrhunderten wieder vergessen haben, glaub mir. Und jetzt lass sie doch bitte runter, ja? Wir sollen das ganze ja nicht länger herauszögern als es unbedingt sein muss, nicht war? Außerdem könnte ich schwören ihre Rippen knacksen gehört zu haben.“

Das Knurren aus Edwards Brust hielt an, aber er verringerte den Druck mit dem er mich gegen die Wand presste tatsächlich. Als hätte ihn jemand daran erinnert, dass ich vergleichsweise zerbrechlich war. Ich holte tief Lust und genoss es, meine Lungen ohne Problem mit Sauerstoff füllen zu können.

Allerdings nur für kurze Zeit, denn aus den Augenwinkeln sah ich, wie Aro sich auf dem Sofa zurücklehnte und Edward musterte:

„Also?“

Edward bewegte sich nicht und Aro seufzte.

„Ich will das wirklich nicht machen Edward, aber du lässt mir ja keine andere Wahl.“

Er hob die Hand und einen Wimpernschlag später war der Druck, der mich gegen die Wand gepresst hatte, verschwunden.

Edward lag auf dem Boden und wandt sich unter Schmerzen hin und her, aber kein Laut drang über seine Lippen. Entsetzen stürmte auf mich ein und ich ließ mich neben ihn auf die Knie fallen, aber er schien es gar nicht war zu nehmen.

„Edward!“, schluchzte ich leise und die Tränen rannen mir über die Wange, aber das einzige was ich machen konnte, war darauf zu achten, dass ich nicht von seinen Händen getroffen wurde, während er wie im Wahn um sich schlug.

Ich schluckte, blickte wütend zu Aro und im selben Moment wurde mir klar, dass er nicht dafür verantwortlich war. Zumindest nicht direkt. Ich wich Edwards Schlägen aus, sprang auf die Beine und rannte auf Jane zu.

Ich hatte den Eindruck, dass sie es gar nicht wahrnahm, aber mein Verstand sagte mir, dass sie mich einfach nicht als Bedrohung ansah. Außerdem war sie darauf angewiesen, den Augenkontakt zu Edward zu wahren. Die letzten zwei Schritte sprang ich auf sie zu und kreischte.

„Du Miststück!“, brüllte ich ihr ins Gesicht, während ich mit den Händen auf sie losging. Sie ignorierte mich. Ich drosch mit meinen Fäusten und aller Kraft auf sie ein, aber sie schien es gar nicht zu bemerken.

„Jane“, seine Stimme war leise, aber nur eine Sekunde, nachdem Aro ihren Namen ausgesprochen hatte, wandte die Vampirin den Blick von Edward ab und er hörte auf zu zucken.

Ich drehte mich, rannte zu ihm und ließ mich neben ihm wieder auf die Knie sinken. Seine Augen waren geschlossen. „Edward“, murmelte ich weinerlich, während meine Fingerkuppen seine feinen Gesichtszüge nachmalten, die mehr als eh und je aus Mamor gemeißelt zu sein schienen.

„Edward“, flüsterte ich wieder und beugte mich vor. Sanft hauchte ich ihm einen Kuss auf die Lippen und zu meiner Erleichterung schlug er die Augen auf. Ich hörte, wie er zischend Luft in seine tote Lunge saugte, dann- auf einmal- stand er wieder auf den Beinen und stellte sich schützend vor mich.

„Ich bin immer wieder beeindruckt von dir Edward. Bist du dir sicher, dass du nicht noch ein Weilchen hier in Volterra bleiben willst, um mir Gesellschaft zu leisten?“

„Völlig sicher“, knurrte er leise.

„Schade“, antwortete Aro fröhlich und schaute mir dann direkt in die Augen.

„Kommst du bitte Bella? Wenn ich ehrlich bin, kann ich es kaum noch erwarten.“

Sein Blick machte mir Angst. Er war gierig, unkontrolliert. Es war der Blick eines Monsters. „Sie wird nicht kommen“, Edwards Stimme war einschneidend, aber Aro schien das nicht zu kümmern.

„Nicht? Na dann. Jane, Liebes, würdest du?“ Und dann lag er wieder zuckend zu meinen Füßen, das Gesicht zu einem schmerzerfüllten Ausdruck verzerrt.

„Nein, nein“, schluchzte ich und ließ mich wieder fallen. Aber dieses Mal hörte es nicht auf. Die stummen Schreie, der stumme Hilferuf auf Edwards Gesicht ließ mein Herz verkrampfen. Ich spürte, wie es anfing zu flattern, als wüsste es nicht, was es tun sollte. Als wüsste es nicht, wie es in meiner Brust weiterschlagen sollte.

„Edward hörst du mich?“, fragte ich mit gebrochener Stimme, während ich einem seine Schläge auswich. Ich beugte mich über ihn, so gut es ging, aber seine Augen waren geschlossen.

„Edward!“, flehte ich leise, bis meine Tränen auf seine Wangen tropften. Vorsichtig küsste ich ihn auf die Stirn. „Edward!“, versuchte ich es wieder, aber er reagierte nicht, sondern zitterte noch immer vor Schmerz.
 

Heaven's waiting for you

Just close your eyes and say goodnight

Hearing you're pulse go on and on and on
 

„Ich würde mich freuen, wenn du dich zu mir auf das Sofa gesellst Bella“, hörte ich auf einmal Aros freudige Stimme, aber ich ignorierte sie.

„Es ist wirklich bequem und ich bin mir sicher, dass es Edward besser gehen wird, sobald du zu mir kommst, nicht war Jane?“

Ich schluckte, während sich meine Fingernägel in Edwards Arm bohrten. Aros Angebot war eindeutig.

Wenn ich zu ihm ging, dann würde Jane aufhören Edward zu quälen. Er würde keinen Schmerzen mehr haben. Aber ich würde in Aros Gewalt sein. Aro, der König der Vampire, würde mit mir machen können, was er wollte und da war noch immer die kleine Stimme in mir, die mir zuflüsterte, dass er nichts Gutes vorhatte.

Edward schlug fester um sich.

Aber wenn ich nicht ging, wie würde es weitergehen? Würde er Edward Stunden lang Schmerzen leiden lassen, würde er einfach kommen und mich holen? Ich wollte nicht zu ihm gehen und freiwillig erst recht nicht, aber konnte ich Edward leiden lassen, nur weil ich feige war?

Mit jeder Sekunde, die ich zögerte, musste er mehr Schmerzen aushalten und ich war Schuld! Ich hatte es in der Hand, ob sie ihn in Ruhe lassen würden oder nicht! Ich schluckte und mein Herz pochte.
 

I live my life in misery

I'd sacrifice this world to hold you

No breath left inside of me

Shattered glass keeps falling


 

Langsam beugte ich mich wieder über ihn und flüsterte leise: „Verzeih mir.“

Ich küsste ihn leicht auf die Stirn, dann wanderten meine Lippen seine Nasen entlang und ich drückte sie schließlich zärtlich auf seine vor Schmerzen zusammengepressten Lippen. Inzwischen schlug er nicht mehr so wild um sich, sondern lag einfach nur zitternd und leise wimmernd vor mir.

Es tat mir weh ihn so zu sehen, so hilflos, so gequält. Ich küsste ihn vorsichtig auf die zuckenden, geschlossenen Augenlider, dann wischte ich mir die Tränen weg und stand langsam auf. Aro strahlte mich an.

„Du wirst ihn in Ruhe lassen“, forderte ich mit gebrochener Stimme.

„Aber natürlich, ich will schließlich nicht dass ihm etwas passiert.“

Ich unterdrückte ein Schnauben

„Und jetzt komm zu mir.“

Langsam ging ich auf ihn zu, während mir bewusst war, dass ich seinen Triumph mit jedem Schritt den ich machte noch weiter wachsen ließ. Als ich neben ihm auf dem Sofa saß, nickte er in Janes Richtung und mit einem Mal lag Edward vollkommen still am Boden.

„Keine Sorge Bella, es geht im gut. Ich will es solange es geht vermeiden ihm dauerhafte Schäden zuzufügen. Das wäre eine Verschwendung seiner Gaben.“

Ich schluckte und registrierte, wie Aro sich von Edward abwandte und mich musterte.

„Ich freue mich wirklich überaus dich hier zu haben, Bella.“

„Was willst du?“, flüsterte ich leise und war froh, dass meine Stimme nicht vollkommen versagte.

„Wie findest du das Sofa?“, fragte er weiter und überging meine Frage völlig, während ich ihn nur verwirrt musterte.

„Man hat mir versichert, dass es für Menschen äußerst bequem wäre, willst du es nicht ausprobieren?“, er stand auf um mir Platz zu machen und strahlte mich weiterhin an. Ich schüttelte leicht den Kopf und musste schlucke um meine Stimme wieder zu finden

„Danke, ich verzichte.“

„Ach nein, dass tust du bestimmt nicht“, erwiderte Aro gutgelaunt und warf Jane einen Blick zu. Sekunden später fing Edwards Körper wieder an zu zucken.
 

Say goodnight

Just sleep tight

Say goodnight
 

„Ich mach's!“, schrie ich und Aro nickte zufrieden. Edward lag wieder still auf dem Boden. Langsam, um Zeit zu schinden, streckte ich mich auf dem Sofa aus. Mir brach der Schweiß aus und ich hoffte verzweifelt, dass die Cullens noch kommen und mich zusammen mit Edward hier rausholen würden, aber mir war klar, dass das nicht passieren würde. Dafür war Aros Andeutung, dass er es nicht zulassen würde sie hier zu haben, deutlich genug gewesen.

„Ist es bequem?“, fragte er jetzt freundlich und ich nickte nur stumm, obwohl ich gar nicht in der Lage war das zu beurteilen.

Mein Körper war verkrampft und ich konnte mich auf so etwas banales wie das Sofa, auf dem ich lag, gar nicht konzentrieren, während Aro freudig und gleichzeitig gefährlich vor mir stand. Edward am Boden lag und ich von einer Masse an Blumen erdrückt zu werden schien. Ich holte tief Luft und wollte etwas sagen, aber Aro kam mir zuvor:

„Meinst du, du kannst es drei Tage lang auf diesem Sofa aushalten?“, fragte er und mein Herz hörte für ein paar Sekunden auf zu schlagen. Die Erkenntnis was er vorhatte, war wie ein Blitz in mich eingeschlagen und hatte auch dieselben Wirkungen hinterlassen.

Er wollte mich verwandeln!
 

Flowers laid out for you

So many colours leave me blind

Seeing your face reflect from your our babies eyes
 

Er hatte mich hergelockt um mich zu beißen, zu einer von ihnen zu machen.

Wie gelähmt lag ich da, während mir die Ausmaße seiner Entscheidung nur langsam bewusst wurden. Edward würde mich nicht verwandeln.

Der Vampir, den ich liebte, für den ich alles aufgeben würde, würde nicht derjenige sein, der mich zu sich holen würden. Zornestränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen.

Das konnte nicht sein.

Das durfte nicht sein.

Ich hatte solange darauf gewartet, so sehr darauf gehofft und alles dafür gegeben, von Edward verwandelt zu werden.

Es war der Liebesbeweis, der mir alles bedeutete, den ich jetzt niemals bekommen würde. Auf einmal sprang etwas in mein Blickfeld und krachte gegen Aro.
 

I live my life in misery

I'd sacrifice this world to hold you

No breath left inside of me

Shattered glass keeps falling
 

Aus dem Gleichgewicht gebracht, machte er zwei Ausfallschritte und stieß Edward schließlich von sich.

„Ich bitte dich, wir wollen doch nicht zu brutalen Mitteln greifen!“, plapperte er und hob drohenden den Zeigefinder, während er zufrieden grinste.

Edward wurde von seinen Wachen festgehalten, vier an der Zahl, und egal wie sehr er sich wehrte, er schaffte es nicht, sich zu befreien. Ich konnte das Monster in seinen Augen sehen, dass danach gierte diejenigen, die ihn festhielten, umzubringen um frei zu sein.

„Ich habe anlässlich dieses besonderen Ereignisses sogar Blumen besorgt Bella. Da ich nicht wusste welche Farbe du bevorzugst, hab ich einfach mehrere genommen, ich hoffe sie gefallen dir.“

Ich hatte keinen Blick für das Blumenmeer um mich herum, in dem ich zu ertrinken drohte. Langsam versuchte ich mich von Aro zu entfernen, aber es schien ihn nicht zu interessieren. Stattdessen nahm er noch ein paar Schlucke aus dem Becher, aus dem er bereits einmal getrunken hatte.

„Ich hoffe, du verstehst warum ich das tue, Bella. Es hat einfach einen ungeheuren Reiz, die Rebellin, die sich der Wirkung fast sämtlicher Fähigkeiten der Vampire entzieht, selber zu verwandeln. Du bist etwas Einzigartiges und es juckt mich quasi in den Fingern selber herauszufinden, ob das auch so bleibt. Das verstehst du doch, nicht war?“
 

Say goodnight

Just sleep tight

Say goodnight
 

Er leckte sich über die Lippen, während ich ihn wie hyphnotisiert anstarrte. Mit jedem kleinen Schritt kam er näher.

Er, seine Augen, seine Zähne. Ich konnte zusehen, wie sie sich zuspitzen um ohne Probleme durch meine Haut fahren und das Gift in meinen Körper spritzen zu können. Ich spürte, wie meine Muskeln zitterten, mein ganzer Körper sich meiner Kontrolle entzog und meine Kräfte wie von Zauberhand schwanden.

Seine Augen zeigten Neugierde und Triumph, während ich mir sicher war, dass aus den meinen nur Angst und Furcht sprachen. Ich schloss die Augen und schaffte es so, Aros Blick zu entkommen, während ich den Kopf drehte.

Als ich sie wieder öffnete starrte ich Edward an, der inmitten der Blumen, die Aro hatte herschaffen lassen, von den Wachen festgehalten wurde. Sein Blick war unbeschreiblich. So traurig, entschuldigend, reumütig.

Als wenn er sich selbst die Schuld für all das geben würde. Aber er konnte nichts dafür! Es war eine Falle gewesen. Ich versuchte zu lächeln, spürte aber, dass es auf meinem Gesicht einfror, als ich Aros kalte Finger an meinem Hals spürte.

„Menschen sind so unglaublich warm“, stellte Aro erheitert fest. Aber ich kümmerte ich nicht darum. Ich hatte mich damit abgefunden, dass ich nichts an der Situation ändern konnte. Ich war in Aros Gewalt. Er würde das machen, was er machen wollte und ich hatte dem nichts entgegen zu setzten. Schließlich war ich nur ein Mensch, ein einfacher, schwacher Mensch. „Und ihr riecht so unglaublich gut“, redete er weiter und seine kalten Finger lagen noch immer auf meiner Haut.

Ich war es gewöhnt, die Kälte zu spüren, aber das Wissen, dass sie nicht von Edward herrührte, sondern von Aro, verpasste mir eine Gänsehaut. Dennoch ließ ich Edward nicht aus den Augen.
 

So here I am

Your inside of me

So here I am

Our world is over

So here I am

Your inside of me

So here I am

Our world is over
 

Er ließ den Kopf hängen, schaute mich aber weiterhin an. Seine Lippen formten Worte, so leise, dass ich es nicht hören konnte. Ich konzentrierte mich auf seine Lippen und verstand schließlich was er mir sagen wollte. ~Es tut mir Leid~. Ich schluckte.

„Hast du Angst Bella? Keine Sorge, drei Tage können zwar unglaublich lang sein, aber ich bin mir sicher, du schaffst das.“

Dieses Mal war seine Stimme ganz nah und ich wusste, dass ich nur noch ein paar Sekunden hatte.

Ich sah, wie Edward erneut versuchte sich zu befreien, eine der Wachen an die Wand schleuderte, eine weitere einfach zu Seite schubste, aber dann war es auch schon wieder vorbei. ~Bella.~
 

Here I am with you I'm there til the end

Memories are calling so farewell my friend
 

Wieder so leise, dass ich es an seinen Lippen ablesen musste. Seine Augen waren so unbeschreiblich traurig, dass es mich mehr leiden ließ, als die Tatsache, dass Aro kurz davor war mir seine Zähne in den Körper zu rammen.

~Ich bereue nichts~, formte ich mit den Lippen. ~Ich liebe dich~.
 

Here I am with you I'm there til the end

Memories are calling so farewell my friend
 

Dann spürte ich die Zähne, die sich in meine Schulter bohrten. Im Hintergrund hörte ich ein wildes Knurren, aber schon bald war es unwichtig.

Schon bald war da nur noch das Feuer, das lichterloh in mir brannte. Es breitete sich schnell aus und war innerhalb von Sekunden bei meinem Herz angelangt.
 

Farewell my friend
 

„Neeeeinn!“

Wieder ein Poltern.

Unwichtig.

„Das ist zuviel! Lass sie in Ruhe!“

Schmerzen, Feuer, Qualen.

„Du musst aufhören, bevor es zu spät ist!“
 

Farewell my friend
 

Das Poltern um mich herum wurde immer leise, als würde es sich immer weiter entfernen. Schreie.

Das war also das Ende. Das Ende von allem.

Ich hätte meine Eltern gerne noch einmal gesehen.

Und ein paar Leute aus der Schule.

Und natürlich die Cullens. Ich hätte mich eigentlich verabschieden wollen.

Ich konnte es spüren wie Aro weiter Blut aus mir heraussaugte, wie er nicht von mir ablassen konnte. Der Schmerz, der mich fast verrückt machte.

Schreie.

Ich liebe dich.

Dann war es still und Schwärze umgab mich.
 

My friend
 

My friend

Edward

Edward
 

I'm so tired of being here

Suppressed by all my

Childish fears
 

Ein schneller Blick auf die Uhr genügte um zu wissen, dass ich es schaffen würde. Sie würden nicht rechtzeitig hier sein, um mich zu retten, selbst wenn sie schon wüssten, wo ich war. Ich war zu spontan gewesen und obwohl für uns beide schon seit Jahren feststand, dass es passieren würde, war Alice nicht hier um einzugreifen.

Oder sie wollte es nicht.

Sie war diejenige, die mich am besten verstand, die durch ihre Visionen am besten mit mir fühlte und wusste wie sehr ich litt.

Seit genau hundert Jahren. Hundert Jahre der Qual.

Langsam ging ich in die Knie um die rote Rose auf das Beet vor mir zu legen. Es war zugewachsen und die Steine, die Rene vor einem Jahrhundert immer regelmäßig sauber gefegt hatte, während ihr die Tränen in den Augen gestanden hatten, war von grünem Moos in Beschlag genommen worden.

Bella.
 

And if you have to leave

I wish that you would just leave

Your presence still lingers here

And it won't leave me alone
 

Ich drehte die Rose in meinen Händen. Die Dornen hatte ich entfernt, nur zu gut wusste ich, wie schnell ein Mensch sich daran verletzen konnte. Und falls sich dieser Mensch in falscher Gesellschaft befand, in einer Gesellschaft, die nicht für ihn geeignet war, konnte es seinen Tod bedeuten.

Bella.

Wie hatte ich es mir erlauben können, so selbstsüchtig zu sein?

Wie hatte ich zulassen können, dass du an meiner Liebe zu dir zu Grunde gingst?
 

Vorsichtig bettete ich die Rose auf das weiche Moos und betrachtete den zu gewucherten Grabstein.

Hundert Jahre.

Bella.

Das Ziehen in meiner Brust, ließ mich wie immer einen Moment glauben, dass mein Herz wieder angefangen hatte zu schlagen, nur um mich noch mehr leiden zu lassen. Aber als ich in mich hineinlauschte, war da nichts. Kein Herzschlag, kein Puls. Nur Einsamkeit, Schmerz, Verzweiflung und der Tod.

Das Ende.
 

These wounds won't seem to heal

This pain is just too real

There's just too much that time cannot erase
 

Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich wusste, dass sie kalt waren, auch wenn ich selbst es nicht war nahm. Erinnerungen stiegen in mir hoch. Die Gänsehaut, die sich manchmal gebildet hatte, wenn ich mit ihnen Bellas sanfte Züge nachzeichnete. Der Blick, aus dem immer so viel Liebe sprach, wie ich einem so jungen Mädchen vorher nicht zugetraut hätte.

Eine Liebe, die mehr Gefahren als Glück barg und von Anfang an zum scheitern verurteilt gewesen war. Langsam schaute ich auf und ignorierte das vibrierende Handy in meiner Tasche. Ich wusste dass es Esme war, denn Alice hatte meine Entscheidung akzeptiert, ich wusste es und ich war ihr dankbar dafür.

Ich schloss, die Augen und sah Bellas Gesicht vor mir, dass mich seit einem Jahrhundert verfolgte und das mich niemals loslassen würde. Es würde immer da sein, würde mir hinterher jagen, mich an meine Schuld erinnern, die auf meinen Schultern lastete. Mit jedem Jahr wurde sie schwerer. An das Menschenleben, dass meine Gefühle gekostet hatten. Wieder summte mein Handy, sie mussten meinen Brief gefunden haben, in denen ich versuchte zu erklären, warum ich tat, was ich tat.

Während mir das durch den Kopf ging, zog ich einen weiteren Umschlag aus meinem Jacket und legte ihn neben mir auf den Boden. Er war für Alice. Ein Dankeschön für die Jahre, die ich mir ihr, als meine Schwester und meine beste Freundin verbringen durfte.

Ein Dankeschön dafür, dass sie mich gehen ließ.

Sie tat es wütend, widerwillig, voller Emotionen, aber sie tat es.
 

When you cried I'd wipe away all of your tears

When you'd scream I'd fight away all of your

fears

And I've held your hand through all of these years

But you still have

All of me
 

Ob Vampire eine Seele haben? Seit ich alleine bin, seit der Komet, der mir die Fähigkeit genommen hat, die Sterne zu sehen, verschwunden war, stellte ich mir diese Frage jeden Tag, jede Stunde. Nein, wir sind Höllenkreaturen, wir sind Mörder, unsterbliche, gottlose Bestien. Wir dürfen keine Seele haben, es wäre gegen die Bibel.

Ein Fluch.

Ein Ticket in die Hölle, während man mich vielleicht im Himmel erwartet.

Es war nicht der Tod, den ich fürchtete. Es war die Ungewissheit, die danach kam. Würde ich sie wieder sehen, in die Arme schließen dürfen und die Chance bekommen ihr zu sagen, wie Leid es mir tat, dass Aro sich zwischen uns gedrängt hatte, dass ich ihr ihren Traum nicht erfüllt hatte? Oder würde ich alleine in irgendwelchen Feuern unter Schmerzen auf meine Geschwister warten? Würde ich für Menschen, die ich umgebracht hatte, bezahlen müssen?
 

You used to captivate me

By your resonating light

Now I'm bound by the life you left behind

Your face it haunts

My once pleasant dreams

Your voice it chased away

All the sanity in me
 

„Wir sind nicht dazu verdammt gottlose Kreaturen zu sein, Edward. Wir können unsere Schuld abarbeiten, in dem wir uns versuchen anzupassen, in dem wir unseren natürlichen Opfern helfen. Ich bin mir sicher, Edward, oder glaubst du etwa, Gott hätte uns die Fähigkeit gegeben zu lieben, wenn er nicht bereit wäre auch uns als seine Kinder anzusehen und uns nach unserer irdischen Existenz zu sich zu nehmen?“

Ich spürte, wie sich meine Muskeln anspannte, wie meine Hände sich verkrampften und sich meine Fingernägel in meinen Handballen bohrten, während ich betete, dass Carlisle, mein Vater, recht hatte.

Immer wieder stieg Bellas Gesicht vor meinen Augen auf, während ich innig darum flehte, eine Seele zu haben, sie im Himmel wieder sehen zu dürfen. In einer anderen Welt bis in die Ewigkeit ihre Hand halten zu dürfen.

Ich sog die kühle Luft in mich hinein, es würde nicht mehr lange dauern, bis die Sonne aufging. Ich verharrte still und erst als ich die ersten, wärmenden Strahlen auf meiner Haut spürte, öffnete ich die Lider und betrachtete den Feuerball, der einen neuen Tag ankündigte. Zeit, endlich Abschied zu nehmen, meinem Leiden ein Ende zu setzten.

Aro gewinnen zu lassen.
 

These wounds wont seem to heal

This pain is just too real

There's just too much that time cannot erase
 

Ich wusste, dass er den Befehl gegeben hatte, mich unter keinen Umständen umzubringen und dass er noch immer hoffte, dass ich mich an Seite gesellen würde. Ich schnaubte verächtlich, während ich die erste Flasche des Brennspiritus öffnete.

Als wenn ich ihm jemals verzeihen würde, dass er mir den Sinn meiner Existenz genommen hatte. Mein einziger Grund jahrlang leblos, wie eine Hülle über die Erde zu wandeln, war die Bestimmung eines Tages Bella zu treffen. Sie leben zu sehen, ihrem Herzschlag zu lauschen und sie zu beschützen.
 

When you cried I'd wipe away all of your tears

When you'd scream I'd fight away all of your fears

And I've held your hand through all of these years

But you still have

All of me
 

Sorgfältig tränkte ich meine Hosenbeine mit der stechend riechenden Flüssigkeit, bevor ich die nächste Flasche offen drehte. Er würde seinen Willen bekommen, auf ewig der König der Vampire sein, unerreichbar für die Rache der Zurückgeblieben, geschützt von dicken Mauern und hunderten Ergebenen. Mein Jackett saugte den Spiritus schnell auf, aber ich wusste, dass es nicht genügte. Erst als ich über und über nass war, griff ich nach der letzten Flasche und schüttete etwas von dem Inhalt über meine Hände und goss mir den Rest über meinen Kopf. Ich spürte wie mir der Spiritus über die Wangen lief, wie Tränen, die ich nie hatte weinen können.

Wieder summte das Handy, das ich vor mir auf einen Stein gelegt hatte.

Carlisle. Ein letzter, verzweifelter Anruf.

Ich würde sie alle zurück lassen müssen. Meine Familie, diejenigen, die mir wichtig waren, die für mich da gewesen waren. Reumutig dachte ich an den Tag zurück, an dem ich nach meinem ersten Selbstmordversuch aus Italien zurückgekehrt war und meiner Mom geschworen hatte, so etwas nie wieder zu tun.

Aber es war zu spät.

Ich hatte meine Entscheidung getroffen.
 

I've tried so hard to tell myself that you're gone

But though you're still with me

I've been alone all along
 

Emmett war unterwegs. Ich konnte ihn bereits spüren, seine Gedanken waren nicht weit entfernt. Ich machte ein paar Schritte vor und betrat Bella Grab. Hier sollte es geschehen, nirgendwo anders.

Zärtlich kratze ich das Moos von dem Grabstein, so dass ein Teil des eingemeißelten Namens sichtbar wurde.

Bella.

Ich möchte, dass du weißt, dass du die Einzige warst, die ich jemals geliebt habe, die einzige, die in der Lage war, meiner Existenz einen Sinn zu geben. Die einzige, für die ich alles opfern würde.

Alles.

Wie in Zeitlupe griff ich nach den Streichhölzern. Ein so kleines Dingen würde es beendet. Würde es mich zu dir bringen?

War es in der Lage uns wieder zu vereinen?
 

Sie kamen näher, ich spürte sie. Alice war nicht unter ihnen.

Ich lächelte.

Auch sie hatte eine Entscheidung getroffen.

Ein letztes Mal streifte mein Blick den Grabstein, die Rose ohne Dornen, den Brief für Alice. Ich war mir sicher, dass sie meinen Wunsch erfüllte und einen Teil meiner Asche verteilen würde um sicherzugehen, dass ich nicht wieder auferstand. Dennoch würde der größte Teil genau hier bleiben.

Bei dir Bella.
 

When you cried I'd wipe away all of your tears

When you'd scream I'd fight away all of your fears

And I've held your hand through all of these years
 

Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Streichhölzer in meiner Hand. Ich nahm eines und fuhr an der Seite entlang, ganz langsam und ohne Druck. Konnte es wirklich so einfach sein? Ich schloss die Augen und sah sie wieder vor mir.

Bellas Augen.

Ich öffnete die meinen wieder und dann, mit einem Ruck entzündete ich das kleine, zerbrechliche Streichholz, das meiner armseligen Existenz ein Ende machen sollte.

Wie in Zeitlupe betrachtete ich die kleine Explosion, die Flamme, die auf mich übergriff. Die Hitze, die meinen Körper endgültig zerstören würde, nahm ich gar nicht war.

Es war zu Ende.

Unumkehrbar.

Es dauerte länger als ich dachte, aber schließlich spürte ich doch, wie meine Kräfte schwanden. Ich kippte nach vorne und meine Hände krallten sich in die Erde und ich war mir sicher, dünne, unsichtbare Arme zu spüren, die mich zu sich zogen.

Bellas Arme.
 

But you still have
 

Dann ließ ich mich auf den Boden fallen und meine Wange berührte die kühle Erde. Finger strichen sanft über mein Gesicht, während ich mich vor Schmerz aufbäumte und am ganzen Körper lichterloh brannte.

Ich konnte sie spüren, die Arme, die sich um meinen Hals schlangen, mich umarmten, während die Flammen mich auffraßen.
 

All of me
 

Und als der Schmerz unerträglich wurde, die Hitze durch meinen Körper schoss und ich schreien wollte, wurden meine Lippen sanft durch etwas versiegelt.

Bellas Lippen.
 

Me
 

Dann war es vorbei und mir wurde schwarz vor Augen.
 


 

--
 

Ein Jahr Arbeit, jetzt ist es vollbracht.

Ich danke ausnahmslos allen, die diese FF gelesen und mitverfolgt haben (ja auch den Schwarzlesen:P) und mich damit immer ermutigt haben weiter zu machen.

Ich widme die Geschichte euch:D
 

Kurze Anmerkung zu Inhalt:

Das verwendete Lied heißt: My immortal und ist von Evanescence, nur für die, die es interessiert. Um etwaigen Diskussionen vorzubeugen, ob Edward sich so umbringen kann: Ich habe lange nachgedacht und bin zu dem SChluss gekommen in meiner Welt geht das:)

Tipp: Bei dem Kapitel kommen richtig Gefühle rüber, wenn ihr die Musik dazu im Original hört und es dabei laut lest.
 

Aus dem Versprechen ist Wirklichkeit geworden: Mit Burning Sun existiert jetzt auch endlich eine Fortsetzung, in der es um Alice, aber natürlich auch um die anderen Cullenmitglieder geht. Link: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/310492/204459/



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Von:  jennalynn
2011-07-25T14:14:57+00:00 25.07.2011 16:14
Was ist denn das für ein scheiß Ende.
Wo bleibt den bitte das Happy End.
Ich meine warum????????
Wenn ich nicht die hoffnung hätte, dass sie in deiner Fortsetzung wieder auferstehen würden, dann würde ich die nicht lesen.
Aber da ich die Hoffnung habe, werde ich sie lesen.
Aber mal ehrlich sowas macht man doch nicht.
Bella Tod Edward Tod, dass ist garnicht nach meinem Geschmack. *heul*

Bin gespannt wie deine Fortsetzung ist.

LG ALEXANDRA
Von:  jennalynn
2011-07-25T14:00:41+00:00 25.07.2011 16:00
OH WAS OH NEIN.
Das kann doch nicht sein, ist sie jetzt Tod?
NEIN NEIN sie kann nicht Tod sein.
Aber warum den dieser wiederliche Aro, Edward hätte sie beißen sollen, doch nicht AROOOOO.
Oh mein Gott, das ist ja so furchtbar. *heul*
Von:  jennalynn
2011-07-25T13:12:18+00:00 25.07.2011 15:12
Was für ein schönes Kapitel.
Ob Bella im nächsten Kapitel ein Vampir wird?
Ich bin gespannt. *grins*

LG Alexandra
Von:  jennalynn
2011-07-25T12:46:36+00:00 25.07.2011 14:46
Was für eine Traumhafte Hochzeit.
Endlich ist mal alles gut gegangen.
LG
Von:  jennalynn
2011-07-25T11:45:04+00:00 25.07.2011 13:45
WOW
Wie ist sie denn von den Volturi weg gekommen, oder haben sie sie gehen lassen
Oh man *bibber*
Total spannend
Von:  jennalynn
2011-07-25T11:44:35+00:00 25.07.2011 13:44
Wir romantisch wirklich super
Von:  jennalynn
2011-07-25T10:01:23+00:00 25.07.2011 12:01
OH OH Bella jetzt kannst du dir bestimmt gleich eine Standpauke von Edward anhören. HI HI
Damit dieser scheiß Aro auch in ihre Hochzeit reinfunken muss.
LG
Von:  jennalynn
2011-07-24T20:24:21+00:00 24.07.2011 22:24
Voll toll.
Ich kann Edwards Zweifel sehr gut verstehen.
Er ist immerhin auch nur ein Mann, dass er da angst hat sie zu verlieren ist nur verständlich.
Nur so langsam müsste er Bella doch wohl besser kennen.
Sie würde ihn doch nie mals verlassen.
LG Alexandra
Von:  jennalynn
2011-07-24T19:45:33+00:00 24.07.2011 21:45
Einfach toll das Kapitel.
Na ich bin ja mal gespannt, ob sie wirklich so einen tollen Urlaub in Voltere haben werden.
LG Alexandra
Von:  jennalynn
2011-07-24T19:22:30+00:00 24.07.2011 21:22
Einfach klasse, ich kann mir Aros Gesicht richtig gut vorstellen.
Das hätte er Bella wohl nicht zugetraut.
Wirklich super Idee.
Einmalig, wirklich erstklassig.
Großes Lob Und liebe Grüße


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