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Vampires Bloody Kiss

von

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Der Anfang

Mein Geschichte ist so düster, wie die finstere, atemraubend eisige Nacht .

Meine Geschichte ist nichts für jene, die schwache Nerven haben.

Meine Geschichte ist so wechselhaft, wie der stürmisch aufbrausende Ozean, ein Abgrund ist nicht zu sehen, er ist schwarz, wie die Nacht! Wenn du sicher bist sie hören zu wollen, dann mach dich nun bereit, denn ich fange an.
 

Heute ist der Tag, an dem ich mich an damals erinnere. An dem mein altes Leben endete und ich wiedergeboren wurde als „eiskalter Engel“. So nennt mich jedenfalls mein „Meister“.

Ich war 16 Jahre alt, als ich von Zuhause weglief. Ich kam mit meinen Eltern nicht mehr klar, na ja eigentlich mit meinem ganzen Leben. Ich dachte ich würde den Platz schon finden, an dem ich glücklich werden, an dem ich frei sein könnte. Doch alles kam anders als ich gedacht hatte.
 

Ich weiß noch genau, es war an einem Freitag Abend im Februar. Es war bitter kalt, denn der Winter kam dieses Jahr später als erwartet. Es hatte gerade wieder angefangen zu schneien und ich irrte schon seit Stunden auf einer verlassenen Straße mitten in einem verschwörerisch heulenden Wald umher. Es war ein schöner Anblick, diese Landschaft mit ihren schneebedeckten Bäumen und Sträuchern. Mit ihren kleinen, hier gebliebenen, fröhlich singenden Vögeln, die mir den gläsernen Eiszapfen an den Bäumen spielten. Ich beneidete sie, damals hätte ich alles dafür gegeben so frei und fröhlich durch die kalte, klare Luft fliegen zu können.
 

Heute ist alles anders. Nun kann ich fliegen, aber weder frei, noch fröhlich. Ich bin eine Gefangene, doch ich habe selbst Schuld an meiner Situation. Damals war ich voller Zuversicht, ich war voller Hoffnung. Doch nun ist alles anders. Ich kann nicht einmal mehr sterben, um zu leben.
 

Also wo war ich? Ach ja. Ich irrte also auf dieser Straße umher und wartete auf eine Gelegenheit mitgenommen zu werden. Doch das einzige was ich weit und breit seit Stunden sah waren die im Wind wiegenden verschneiten Bäume und die kleinen vor mir tänzelnden Schneeflocken. Ich merkte wie ich immer schwächer wurde. Die Kälte durchfuhr meine Glieder. Ich konnte meinen immer schneller werdenden Atem sehen, der mir sagte, dass ich nicht mehr lange durch halten würde. Und als ich schon glaubte nichts könne mich noch retten, da sah ich am Ende der Straße ein Schloss. Der Mond hatte den Horizont verlassen und stand jetzt hinter dem Schloss, sodass es noch unheimlicher aussah.
 

Mit letzter Kraft schleppte ich mich den schier unendlichen, eisigen Weg bis zum Schloss hinauf. Als ich endlich ankam betrachtete ich das schwere gefrorene Eisentor. Es war reich verziert mit Rosen und Fledermäusen. Ich war so fasziniert, dass ich alles um mich herum vergaß, auch meinen schwachen Körper.

Das nächste an das ich mich erinnern konnte, war das mich wärmende Federbett an einem Kamin, indem eine wunderschöne Flamme loderte. In Gedanken versunken frage ich mich wo ich wohl war. Ich hatte eine leise Vorahnung und so zwang ich mich aufzustehen. Ein altes Fenster, an dem ein steinerner Balkon hing, schien sehr verlockend zum hinausschauen. Meine Ahnung bestätigte sich. Draußen sah ich den Wald, durch den ich gekommen war. Irgendjemand musste mich vor dem Tor gefunden und ins Schloss gebracht haben.

Ich erstarrte, den in diesem Moment fiel mir auf, dass ich nicht meine normale Kleidung, sondern ein seltsam altmodisches, aber doch sehr schönes Nachtgewand an hatte. Als ich mich im Zimmer umsah, stach mir sofort der schwere Schrank aus Eichenholz ins Auge. Die Kleider darin glichen denen einer Prinzessin aus dem 18. Jahrhundert. Ein samtig rot-schwarzes Kleid gefiel mir besonders und so zog ich es an. Als ich mich in dem uraltem, riesigem Spiegel sah wurde mir erst bewusst, dass ich mich gerade zu sehr in diese Zeit versetzte. Es störte mich jedoch nicht und so tänzelte ich vergnügt im Zimmer umher. Doch plötzlich erstarrte ich. Was tat ich da? Diese Kleider gehörten mir nicht einmal. Was sollte ich nun tun?
 

Die Turmuhr schlug zur Mitternachtsstunde und ich fasste den Beschluss, das Schloss zu erkunden. Ich zog nun doch die Kleider an, es blieb mir ja auch nichts anderes übrig.

Langsam öffnete ich die Tür und späte erst einmal vorsichtig durch den kleinen Spalt, der sich mir auftat.

Ich sah einen langen Korridor, niemand war zu sehen. Ich trat hinaus. Erst jetzt fiel mir der rote Teppich auf, dem das seicht Licht mit langen schwarzen Schatten bedeckte. Ich schlich auf Zehenspitzen an Gemälden, Türen und Ritterrüstungen vorbei. Ich kam in eine Art Festsaal. Er war riesig und wahnsinnig prunkvoll eingerichtet. Auf dem mit Parkett auslegtem Boden stand ein langer Tisch in der Mitte des Saales. Ob der Schlossherr hier wohl rauschende Feste feierte?

Ich erinnerte mich an meine Kindheit und an den einzigen Freund, den ich damals hätte. Mit ihm spielte ich immer „Die Prinzessin und der Knabe“. Es war ein schönes Spiel. Ich war die Prinzessin, die sich in den Knaben mit den Pferden verliebte. Eines Tages kamen wir dann auf die Idee ein Fest im Schloss zu feiern. Der Knabe wurde von mir eingeladen und kam auf das Fest. Doch die Geschichte sollte kein gutes Ende haben. Seit damals mied ich die andern Kinder und ihnen war das Recht, denn sie schimpften mich ab da an Hexe. Ich erinnere mich nur sehr ungern an diese Zeit, aber die Zeit mit „Ihm“ wünsche ich mir zurück.

In Gedanken versunken bemerkte ich erst sehr spät, dass die Tür aufging. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also rannte ich geschwind hinter den nächsten Vorhang.

Es traten zwei unheimliche Gestalten in den Saal. Jetzt sprach der größere von beiden:

„James. Bitte sprich mit den Bediensteten. Ich möchte nicht, dass unser Gast verschreckt wird.“

Die Stimme gehörte offensichtlich einem Mann. Sie klang so eiskalt, dass sie mich erzittern lies.

„Jawohl, Sir. Wann möchten Sie dinieren?“ Erwiderte die Stimme des anderen Mannes, der ’James’ hieß.

„Im Moment nicht, ich rufe dich dann. Und des weiteren ich möchte nicht gestört werden. Von niemandem! Also stell Wachen ab, die die Tür beaufsichtigen!“

„Jawohl, Sir.“ Er ging.

’Jetzt komm ich hier nicht mehr raus. So ein Mist! Warum musste ich auch im Schloss umherlaufen und von alten, längst vergangenen Zeiten träumen?

Was mach ich jetzt nur?’

Ohne es zu wollen entschlich mir ein leiser Seufzer. Ich erschrak, als ich es bemerkte, doch da war es bereits zu spät. ’Oh bitte Gott, lass Ihn nichts gehört haben.’

„Gott hört dich nicht! Ausserdem hab ich dich schon längst bemerkt! Dein Duft ist unübertrefflich schön.“

’Spricht er mit mir? Aber wie kann er wissen was ich gedacht habe? Das war bestimmt Zufall!’

„Na los! Komm schon raus da! Du brauchst doch keine Angst vor deinem Retter zu haben!“

’Hm...ich hab wohl keine andere Wahl.’

Ich schob also den Vorhang beiseite und trat hervor. Er lächelte mir zu, kam mir entgegen und bot mir einen Platz an dem großen Tisch an. Ich setzte mich.

„Danke.“ Mehr konnte ich nicht sagen. Ich war beeindruckt, wie zuvorkommend er war. So ein Gentleman war mir noch nie begegnet.

„Bitteschön Miss. Dürfte ich Ihren Namen erfahren?“

„Oh. Natürlich. Entschuldigung. Wie unhöflich von mir. Mein Name ist Cassandra.“

„Wow. Ein sehr alter und schöner Name. Ich schätze ihn sehr.“

„Dankeschön. Ich habe ihn von meiner Großmutter bekommen. Ähm...wenn ich fragen darf...“

„Aber natürlich.“

’Freut er sich etwa?’

„Ähm...Wie ist Ihr Name Sir?“

„Ah...endlich. Ich habe mich schon die ganze Zeit gewundert, warum du mir etwas über dich erzählst, wo du doch noch nicht einmal meinen Namen kennst.“

„Naja ich dachte, wo Sie doch so ein Gentleman sind, sagen Sie ihn mir.“

’Er lacht? Trotzdem ein kaltes Lächeln.’

„Gut. Also ich bin Victor. Du scheinst mir ein sehr offener Mensch zu sein, aber du bist traurig. Hab ich Recht?“

„Ich...Wie kommen Sie darauf?“

„Nun, Augen sind der Spiegel zur Seele sagt man. Ach und bitte duz mich doch.“

„Hm? Sie...ich meine du erkennst es in meinen Augen?“

„Sagen wir ich habe da einen gewissen Blick für.“

„Einen gewissen Blick? Also das kann ich irgendwie nicht glauben!“

„Ok. Also dann sag mir mal warum du mitten in der Nacht vor meiner Tür umkippst und das auch noch im Winter. Dazu kommt noch, dass hier weit und breit nur Wald ist.“

„Ähm...ich...ich...hab einen Ausflug gemacht?“

’Ich kann ihm doch nicht sagen, dass ich von Zuhause weg gelaufen bin.’

„Ah. So ist das also. Nun wie lang denkst du den auf deinem Ausflug zu bleiben?“

’Tja für immer...’

„Ich weiß nicht. Aber wenn ich Ihnen...ich meine dir zur Last falle, dann werde ich morgen gehen.“

„Hahahahaha...“

„Wieso lachst du?“ Ich war etwas irritiert, aber auch wütend. Wieso lachte er mich aus?

„Entschuldige! Aber selbst wenn du gehen wolltest....du kannst es nicht!“

„Was? Was soll da heißen? Ich kann es nicht?“ Ich wurde laut und die Wut brachte meine Stimme zum zittern. Wie konnte dieser fremde Mann sich so einfach über mich lustig machen? Ich dachte er sei ein Gentleman!

„Bitte. Bleib ruhig und lass mich alles erklären.“

„Wieso sollte ich ruhig bleiben? Ich werde jetzt gehen! Du wirst sehen, dass nichts mich aufhalten kann!“

Ich weiß noch, wie ich auf die Tür zustürmte, doch er stand schon vor mir an der Tür.

„Wie hast du....?“

„Nun lässt du mich jetzt erklären?“

„Ja.“

„Dann fühle deinen Puls!“

Langsam ließ ich meine Hand zu meiner Kehle fahren. Doch was ich fühlte war nicht normal.

„Was ist mit mir passiert? Was hast du gemacht?“

„Du bist tot. Besser gesagt Untot. Etwas besseres, wie ich, ein VAMPIR!“

Ich der Vampir?

„Du bist tot. Besser gesagt Untot. Etwas besseres, wie ich, ein VAMPIR!“
 

Ich war schockiert. Wollte er mich auf den Arm nehmen? Das konnte doch nicht sein! Andererseits mein Puls, was war damit? Gibt es ein Mittel, dass den Puls verlangsamen ließ?

Oder sollte ich wirklich ein Vampir geworden sein?

„Das ist ein ziemlich schlechter Scherz, wenn du mich fragst! Vampire existieren nicht! Das weiß jedes kleine Kind! Sie sind ein Mythos, eine Legende, nicht mehr als erfundene Gestallten geldgeiler Geschichtenschreiber!“

„Das ist nicht war!“ schrie er wutentbrannt, sodass ich zusammen fuhr. „Wenn du Beweise brauchst, dann sieh her!“

Er ging auf mich zu und öffnete langsam den Mund.

„Was hast du vor?“ Meine Stimme zittert. Der Mann, den ich eben kennen gelernt hatte und von dem ich dachte er sei ein ruhiger Mensch, entpuppte sich als Vampir, der mir offenbarte, dass ich auch einer sei.

„Nun ich werde dir zeigen, wer ich bin. Wer du bist. Und was es bedeutet Vampire zu leugnen.“

Er stand jetzt genau vor mir und griff mit seiner Hand meinen Kiefer.

„Schön A sagen!“

Mit der anderen Hand schob er nun meine Stirn zurück.

„Wehr dich nicht! Es geht schnell!“

„Was geht schnell?“ nuschelte ich.

„Das wirst du gleich sehen!“

Er hatte mich jetzt an die Wand gedrückt, sodass ich nicht mehr weg konnte. Vielleicht würde er mich laufen lassen, wenn ich mitspielte? Also tat ich was er sagte.

„Gut so!“

Die eine Hand hatte immer noch fest meinen Kiefer im Griff. Die Andere führte er jetzt zu seinem Mund. Ich sah spitze Zähne blitzen. Er war also doch ein Vampir, oder konnte ein Mensch so spitze Zähne haben? Ich konnte nicht glauben, was ich da sah. Er biss sich tatsächlich selbst in den Finger und führte ihn zu meinem Mund.

„Siehst du? Spürst du das Verlangen? Riechst du es?“

„Nein! Bitte lass mich! Ich will das nicht!“ Mir wurde heiß, doch ab und zu huschte mir ein Schauer über den Rücken, sodass ich erzitterte.

„Hey. Hab keine Angst!“

„Das sagst du so leicht! Wie würdest du dich in meiner Lage fühlen?“

„Ich weiß. Aber du musst mir jetzt vertrauen! Oder du wirst dein ganzes, um das mal zu bemerken sehr langes, Leben weglaufen! Und das willst du doch nicht mehr, oder?“

„Nein.“

„Dann schließ die Augen und entspann dich!“

Ich tat was er mir sagte. Sein Finger war nun fast an meinem Mund. Ich roch sein Blut. Er berührte jetzt meine Lippen, sodass ich erbebte. Sein Finger und sein Blut waren kalt, aber ich sagte nichts.

„Vorsicht. Beim ersten Mal könnte es etwas weh tun. Wegen der Zähne und so.“

Ich war wie in Hypnose. Sein Finger stupste nun meine Zunge an. Das Blut lief von ihm herunter und tropfte, wie es mir schien, genau auf meine Geschmacksnerven. Dieser unwiderstehliche Geschmack durchfloss meinen ganzen Körper. Alles an und in mir kribbelte. Und plötzlich hatte ich dieses ungewisse, wahnsinnig starke Verlangen. Ein Verlangen nach Blut. Ich zuckte zusammen, denn meine Eckzähne schmerzten. Es kam mir vor, als würden sie wachsen.

„Versuch dich nicht zu wehren! Nimm was du brauchst!“

Ich öffnete meine Augen einen Spalt weit. Er zog der Finger aus meinem Mund und hielt mir nun sein Handgelenk hin.

„Hier trink! Du braucht es!“

„Ich soll dein Blut...?“

„Man bist du stur. Tu endlich das, was ich dir sage!“

Ich wollte das nicht tun und doch hatte ich ein so großes Verlangen entwickelt, gegen das ich mich nicht wehren konnte. Ich kam also seinen Adern immer näher und konnte nun sein Blut langsam pulsieren hören. Keine Ahnung wieso, aber irgendwie gefiel mir das. Langsam bohrten sich meine Zähne in seine Haut und ich spürte, wie sein kaltes Blut meine Kehle runter floss. Ich konnte nicht mehr aufhören und biss mich fest. So saugte ich bis er sagte: „Hör jetzt auf! Das ist genug für dich! Du sollst ja nicht in einen Blutrausch verfallen!“ Ich spürte, dass ich viel Kraft gewonnen hatte und doch stand ich, wie hypnotisiert, ohne mich zu bewegen vor ihm. Die Situation, in der ich gerade war, konnte ich nicht verarbeiten. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum das Schicksal gerade mich ausgewählt hatte... für so eine Bürde.

„Dann bin ich jetzt ein Vampir?“ fragte ich ernüchternd.

„Ja das bist du! Wie ich bereits erwähnte... etwas besseres, genau wie ich!“ antwortete er und er sagte es mit so viel Stolz in der Stimme, dass ich staunte.

„Ähm... muss ich DAS oft machen?“

„Was? Du meinst Blut trinken?“

„Ja...“

„Naja es ist wie für die Menschen die Grundnahrung!“

„Was? Also muss ich mindestens 3 mal am Tag....“

„Nein, nein!“ versuchte er mich zu beruhigen.

„Ganz so ist es nun auch nicht! Du kannst eigentlich selbst bestimmen, wann und wie viel du trinkst!“

„Und woher weiß ich, wie viel ich brauche?“

„Nun du spürst es!“

„Ich spüre es?“

„Genau. An deinem Zustand kannst du sehen, wie viel du trinken musst! Bist du sehr schwach, brauchst du ziemlich viel Blut.“

„Also trinken Vampire nur, wenn sie schwach sind?“

„Nein. Es gibt auch unreine Vampire, die aus Spaß, Verlangen oder Lust. Wir Reinblüter hassen diese Art von Vampiren.“

„Moment. Reinblüter?“

„Ja. Die höchst der Vampirklassen!“

„Aber wie legt man das fest? Und wie sind sie entstanden?“

„Ich glaub das wird ne lange Nacht! Also lass uns doch wohin gehen, wo wir eine ruhige Atmosphäre haben!“

„Ja ok.“ antwortete ich und er führte mich aus dem Saal hinaus in den langen Gang aus dem ich gekommen war.

„Das hier müsstet du je schon kennen!?“

„Ja.“ musste ich verstohlen zugeben. Ich merkte, wie ich rot wurde, als er mich mit seinem mildem Lächeln ansah.

„Tut mir Leid. Ich wollte nicht einfach so hier herumschnüffeln!“ versuchte ich zu meiner Verteidigung zu erklären. Doch plötzlich lieb er stehen und sah mir tief in die Augen.

„Du musst dich doch nicht für deine Neugier entschuldigen! Es gibt nichts, was ich zu verbergen hätte! Ich muss mich bei dir entschuldigen! Ich habe dich einfach in meine Welt gerissen, ohne dich vorher zu fragen! Aber du musst verstehen....ich hatte keine Wahl!“

„Keine Wahl? Was heißt das? Brauchst du ein Hausmädchen?“

„Nein, nein. Aber ein Frau und so ein hübsches Wesen fällt nicht allzu oft vor meiner Tür um. Außerdem wärst du gestorben, wenn ich dich nicht gebissen hätte!“

Daraufhin stieß ich ihn weg.

„Dann bin ich nicht mehr als eine Hostess? Nur das du für mich kein Geld bezahlen brauchst! Dann bist du ja jetzt noch schlimmer, als ich dachte!“

‚Von wegen Gentleman!’ dachte ich so bei mir und wante mich ab. Ich war nur ein paar Schritte gegangen, als er mich von hinten umarmte.

„Nein! So war das nicht gemeint! Ich lasse dir natürlich Zeit, dich daran zu gewöhnen! Aber irgendwann, werden wir unsere Blutlinie fortführen!“

„Na fein und wer fragt mich?“ erwiderte ich schnippisch.

„Nun ich wollte das nicht, aber dir bleibt keine andere Wahl!“

‚Ich bin doch aber noch Jungfrau!’ dachte ich bei mir. Ehe mir auffiel, dass er ja Gedanken lesen konnte und es wahrscheinlich auch gerade tat, sah ich schon sein bedrücktes Gesicht.

„Das tut mir wirklich Leid! Aber ich werde dich nicht bedrängen! Wir lassen es ruhig angehen, ok?“

„Ruhig angehen? Gute Taktik! Damit du mich so schnell, wie möglich ins Bett bekommst?“

Er drückte mich nur noch fester, je mehr ich mich wehrte.

„Bitte Cassy! Ich will dir nicht weh tun! Dazu bist du mir zu wichtig!“

„Ich bin dir also wichtig? Damit ich deine Kinder gebäre?“ ich wurde immer wütender. Bei meinen Eltern hatte ich wenigsten noch die Wahl wegzulaufen!

„Cassy, wenn ich wollte könnte ich dich auch hier und jetzt.... aber das will ich dir jetzt nicht auch noch antun!“

„Wow wie nachsichtig von dir!“

„Cassy! Mach mich nicht wütend!“

„Dich wütend machen? Ich? Niemals!“ erwiderte ich spöttisch und versuchte mich von ihm loszureißen. Doch ich brauchte mich nicht sehr anstrengen, denn er lies mich von alleine los.

„Bitte bleib bei mir Cassy!“

Es schien ihn etwas zu bedrücken. Doch ich wollte nicht fragen, was es war.

„Wo du ihr doch so sehr ähnelst!“ Er flüsterte und ich hörte, verstand es aber nicht.

„Victor? Weißt du eigentlich was du da von mir verlangst?“

„Ja. Aber in dein altes Leben kannst du nicht zurück. Du musst dein neues akzeptieren!“

„Wer sagte den, dass ich ein neues wollte?“

„Warum bist du den dann von Zuhause geflohen?“

„Warum fragst du mich so etwas? Das geht nur mich was an!“ Doch ich wusste, dass er Recht hatte. Und so drehte ich mich weg, damit er nicht mitbekam, dass ich ihm eigentlich zustimmte.

„Ohha...nur bist du nun bei mir! Und deine Geschichte geht auch mich etwas an!“ konterte er wortgewandt. Er schloss mich von hinten in seine Arme und flüsterte mir ins Ohr.

„Cassy! Bitte vertrau dich mir doch an! Ich hab dir ein neues Leben geschenkt, aber ich erwarte ein gewisses Vertrauen von dir!“

Ich wollte mich wehren, aber er war in dieser Situation so einfühlsam und ich hatte keine Kraft mehr.

„Ich kenne dich doch noch gar nicht!“ versuchte ich zu entgegnen, aber wie schon zuvor war er mir in diesem Gespräch mit seinen Argumenten überlegen.

„Dann erzähle ich die meine Geschichte!“ erwiderte er lächelnd.

Erschreckende Wahrheiten

„Dann erzähle ich dir meine Geschichte!“ erwiderte er lächelnd.
 

„Meinst du das ernst?“ Ich konnte nicht fassen, dass er mir so einfach alles erzählen wollte, was er bisher erlebt hatte.

„Na klar, allerdings unter einer Bedingung!“

Ich wusste es. Es gibt immer einen Harken.

„Und die wäre?“ erwiderte ich schroff.

„Das du mir deine erzählst!“

Eigentlich eine simple Bitte, doch ich wollte nicht, dass mich jemand für mein bisheriges Leben, was ja nicht gerade vom Familienglück überschüttet war, bemitleidet. Und um das zu vermeiden musste ich es vor allen geheim halten.

„Nein. Tut mir Leid.“

„Cassy. Überleg es dir bitte. Ich möchte dich zu nichts mehr drängen, aber du solltest auch wissen, wie mächtig ich bin!“

„Wie mächtig?“ unterbrach ich ihn.

„Ja. Ich kann jederzeit in deine Seele, sagen wir mal, eintauchen.“

„Was? Wie meinst du das?“

„Jetzt setz dich erstmal!“ und damit stupste er mich leicht zu einem großen Sofa. Als ich mich darauf fallen lies bemerkte ich, dass es mit Samt überzogen war.

’Ganz schön protzig! Aber schön weich.’ dachte ich so bei mir.

Victor ließ sich neben mir nieder und kicherte etwas. Da fiel mir ein, dass er ja Gedanken lesen konnte. Ich schämte mich etwas und ihn schien das zu amüsieren.

„Vielleicht hast du schon mal gehört, dass die Augen die Spiegel der Seele sind?“

„Ja, aber was hat das mit meiner Vergangenheit zu tun?“

„Nun das ist wahr! Wir nutzen diese Tatsache aus, um in manche unserer Opfer einzudringen und Beispielsweise ihnen unseren Willen aufzuzwingen!“

„Also kann ich jetzt auch einfach so deine Vergangenheit sehen?“

Er lachte. „Schlaues Mädchen! Aber nur, wenn du stark genug dafür bist! Und solange dein Gegenüber stärker ist, klappt es sowieso nicht!“

„Und was ist, wenn ich stärker werde, als du?“

„Das wird nicht passieren! Denn ich bin ein Reinblüter und du nicht! Das wiederum heißt, dass du kooperativer sein solltest!“

„Aber dann brauchst du ja keine Angst davor haben, dass ich es bei dir anwenden würde! Also kannst du mir es doch beibringen!“

„Das werde ich auch! Aber dann solltest du mir auch vertrauen!“

„Ich....ich versuch’s!“

„Schön. Die Grundlagen hast du ja schon mal gelernt!“

„Danke. Erzählst du sie mir jetzt?“

„Hm...meine Geschichte? Willst du sie denn hören?“

„Ja natürlich!“

„Das freut mich! Also schön. Sitzt du bequem?“

„Ähm...ja. Ich denke schon.“

„Das wird sehr lange dauern! Ich lebe schließlich schon sehr lange!“

„Echt? Sieht deshalb hier alles noch so.... nostalgisch aus?“

Er lachte. „Ja. Warte ich hole uns noch etwas zu trinken!“

’Will er mich betrunken machen?’

„Ähm...und was trinken wir?“

„Wein. Oder dürstet es dich nach etwas anderem?“

’Was? Ohje bin ich rot geworden?’

„Ähm....nein! Wein ist gut!“

„Schön!“ Daraufhin schritt er zu einem kleinen, wabenförmigen Schrank und nahm eine Flasche Wein heraus. Er sah sie sich im Licht eines Kerzenständers an und nickte. Als er näher kam sah ich, dass diese Flasche wohl sehr alt sein musste. Sie war von einer dicken Staubschicht überzogen und ließ fast keinen Blick in ihr Inneres zu. Er stellte sie vor mir auf den Tisch und ging noch einmal auf den Schrank mit den Weinflaschen zu. Daneben öffnete er eine Vitrine und holte zwei Gläser heraus. Aber bevor wir sie benutzten polierte er sie mit einen Tuch nach.

„So. Jetzt ist alles bereitgestellt! Das ist ein alter Wein. Das war ein guter Jahrgang! Ich weiß noch, wie frisch und saftig die Trauben eingestampft wurden. Das war vielleicht ein Spaß für die Dorfleute. Damals war ich noch ein kleiner Junge, nicht anfällig gegen die Sonne.“

„Also warst du da noch kein Vampir?“

„Doch. Wie ich schon sagte, ich bin ein Reinblüter! Wir wachsen und spielen, wie normale Kinder.“

„Echt? Wahnsinn. Das hätte ich gar nicht gedacht. Sag mal hast du da schon....Menschen ausgesaugt?“

„Nein damals habe ich noch kein Blut getrunken! Erst im Alter von etwa 12 Jahren.

Deine bisherigen Informationen über Vampire basieren wahrscheinlich auf denen, die dir der Prister deines Dorfes erzählt hat, oder?“

Ich nickte und er senkte den Kopf, den er jetzt mit seiner Hand abstützte.

„Ich hab es geahnt. Diese verfluchten Lügengeschichten kenne ich zur genüge! Wir Vampire sind keine Menschen fressenden Bestien! Naja außer vielleicht die aus den unteren Klassen!“

„Unteren Klassen?“

„Ja die Vampire sind in Klassen eingeteilt. Ganz oben, also am mächtigsten stehen die Reinblüter.“

„Also welche wie du!?“

„Ja genau! Dann die Vampire der 1. Klasse. Sie sind von Reinblütern gebissene Menschen.“

„Also Vampire wie ich!“

„Genau. Klasse 2 und so weiter. Ich denke du hast das Prinzip verstanden, oder?“

„Ja. Aber sind die Klassen den unendlich?“

„Nein. Es geht nur bis zur Klasse 4. Die nachfolgenden Klassen wären nicht mehr lebensfähig.“

„Nicht mehr lebensfähig?“ ’Als ob wir noch leben würden...’ dachte ich so bei mir.

„Hey du weißt schon was ich meine. Aber in uns steckt mehr Leben als in manchen Menschen! Und die, die es nicht mehr wollen, denen nehmen wir es!“

Er hielt kurz inne. Dann schaute er mich mit seinem starren, eisigen und doch aufgeregtem Blick an.

„Ich hab eine Idee! Schließ deine Augen Cassy!“

Ich tat, was er sagte. Ich denke zu diesem Zeitpunkt vertraute ich ihm schon, war aber dennoch etwas skeptisch.

„Was hast du den jetzt vor?“

„Ich werde deine bisherigen Fähigkeiten testen.“

„Meine Fähigkeiten? Aber ich habe doch noch gar nichts gelernt.“

„Nun als ich dich gebissen habe sind ein paar von meinen Fähigkeiten auf dich übergegangen. Deshalb ähneln die so genannten 'Schüler' ihren 'Meistern' auch so. Allerdings kann man nie wissen, welche Fähigkeiten übertragen werden und dann kommt es noch darauf an, wie der Schüler sie einsetzt. Klar soweit? Dann mach jetzt wieder die Augen zu!“

„Ja.“ kam nur leise aus meinem Mund, den ich hatte meine Augen unterdessen wieder geöffnet und war jetzt leicht verlegen.

„Gut. Ich möchte, dass du dir die Welt und ihre Menschen vorstellst.“

„Die Welt und ihre Menschen? Aber was soll das denn bringen?“

Ich fuhr hoch, da mich eine kalte Hand an meinem Mund berührte. Dann presste er sie mir ein wenig auf die Lippen.

„Bitte stell keine Fragen und tu einfach, was ich dir sage!“

’Also schön.’ Ich konnte es zwar wegen der Hand vor meinem Mund nicht aussprechen, aber ich denke er hatte es auch so vernommen.

„Vergiss, dass du hier bist. Stell dir einen schwarzen, leeren Raum vor. Und nun die Welt. All die Menschen, die auf ihr leben wie in einem gigantischem Ameisenhaufen. Hörst du ihre Stimmen? Ihre Gebete? Gott wird sich ihrer nicht annehmen!“

Ich versank in einer bizarren Welt. So hatte ich unsere Erde noch nie gesehen. Als diese Menschen ich konnte sie hören. Erst waren es nur wenige, wie: ’Lieber Gott. Bitte nimm mich zu dir! Ich kann so nicht mehr leben.’ ’Bitte Gott erlöse meine Frau. Sie ist schwer krank.’ Aber dann wurden es immer mehr. Ich verstand nur noch Bruchstücke. Alles wurde so laut. Hilfe. Ich hielt mir die Ohren zu, doch die Stimmen wurde nicht leiser. Schließlich stand ich wieder inmitten der Leere. Viktor kam auf mich zu.

„Nun. Du siehst es gibt Millionen, die ihr Leben dem Allmächtigen Herren schenken wollen. Doch wie schon gesagt, der hat besseres zu tun und wird sich ihrer nicht annehmen.“

„Aber...aber...er kann doch nicht alle diese Stimmen überhören.“

„Er ist viel zu sehr damit beschäftigt sein kleines Spielchen mit Satan zu führen.“

„Sein ’kleines Spielchen’? Was hat das denn schon wieder zu bedeuten?“

„Ok. Ich erklär es dir, aber zuerst verlassen wir deine Vorstellung wieder!“

Ich öffnete die Augen und saß genauso auf dem Sofa, wie zuvor. Viktor hatte seine Hand von meinem Mund genommen und hielt mit jetzt mein Glas Wein hin.

„Du hast bestimmt Durst.“

„Ja. Sehr sogar.“ Ich trank das Glas hastig aus und gab es ihm zurück. Er schenkte nach und stellte es auf den Tisch.

„Also. Das Spiel Gottes mit dem Teufel. Bist du sicher, dass du das hören willst?“

„Ja. Ich bin nicht gläubig. Also bin ich offen für jede neue Weltanschauung.“

„Gut, aber ich hab dich gewarnt. Zuerst einmal musst du wissen, dass der Teufel nur die ’Schwarze Seite’ Gottes ist.“

„Die was?“

„Du hast schon verstanden. Gott war nicht immer so gutmütig. Er war...nun wie soll ich sagen? Er war einmal, wie ein Mensch. Hatte auch Gefühle, wie Zorn, Eifersucht und Hass.“

„Ok. Aber was hat das jetzt mit diesem Spiel zu tun?“

„Also die teuflische Seite Gottes wurde verbannt und Herrscher der Unterwelt. Um sich an Gott zu rächen fing er an die Menschen zu beeinflussen. Er holte sich die Seelen ’böser Menschen’, also welche, die die Gebote missachteten und Sünden. Gott war davon nicht gerade begeistert, dass kannst du dir ja sicher vorstellen.“

„Wie werden die Menschen von den beiden beeinflusst?“

„Jeder Mensch hat so eine Art Gesinnung. Also je nachdem ob er glaubt oder nicht. In ihm wohnt dann eine Engels- oder Teufelsseele.“

„Und was für eine Seele haben wir?“

„Bei uns ist das noch etwas anders! Wir haben nämlich keine Seele mehr. Wir sind also genau genommen neutral. Allerdings werden wir oft als Brut Satans beschimpft. Ich habe also recherchiert.“

„Wir haben keine Seele? Hast du etwas gefunden?“

„Ja. Komm mit.“ Er führte mich zu einer großen, hölzernen Tür. Als er sie öffnete erblickte ich eine gigantische Bibliothek.

„Dem Talmud, einer jüdischen Schriftensammlung, zufolge gab es schon vor Eva eine Frau auf der Erde, Adams erste Frau Lilith. Aber sie war Adam gegenüber ungehorsam, stellte seine Autorität in Frage und verließ ihn schließlich voller Wut, obwohl drei Engel versuchten, sie davon abzuhalten. Nach diesem Affront (Beleidigung) wurden ihre Kinder getötet und sie selbst in ein nachtaktives Ungeheuer verwandelt. Erst danach kam Eva ins Spiel und gebar Adam Kinder, was Lilith in ihrer Eifersucht dazu brachte, den Söhnen und Töchtern von Adam und Eva nachzustellen, um sie zu töten. Und da alle Menschen laut Bibel von Adam und Eva abstammen, ist niemand vor Liliths Angriffen sicher. Manche meinen WIR wären nun Liliths Kinder und würden ihren Zorn ausüben.“

„Glaubst du das?“

„Klingt doch schön. Willst du noch mehr wissen?“

„Ja!“ so etwas hatte ich noch nie gehört ich wollte unbedingt mehr erfahren.

„Dann setz dich. Ich lasse dir von James die jeweiligen Bücher bringen.“

„Du erzählst es mir nicht?“

„Ich habe mir schon längst eine eigene Meinung darüber gebildet. Ich möchte, dass auch du das tust und wir dann debattieren können. Außerdem habe ich noch eine Kleinigkeit zu erledigen.“

„Ist gut. Ich werde mich anstrengen! Aber ich würde mir die Bücher gerne selbst raus suchen.“

„Tu das. Wenn du fragen hast wende dich bitte an James. Und vergiss nicht zu schlafen. Dein Sarg steht in deinem Zimmer.“ Er schritt auf mich zu, nahm meine Hand und küsste sie.

„Viel Spaß meine Kleine.“ So verließ er das Zimmer.

„Danke.“ Ich war mir sicher, dass er es noch hörte.

Ich wendete mich den Wänden voller Bücher zu. Wo sollte ich nur anfangen?

Geheimnisse

Ich wendete mich den Wänden voller Bücher zu. Wo sollte ich nur anfangen?
 

Ich schmökerte kurz in einigen Büchern. ’Die Sagen der Nacht’, ’Schaurige Gute Nacht Geschichten’, ’Literatur der Untoten’ und einige mehr. Nur war keines bisher auch im geringsten ansprechend und zur Erfüllung meiner Aufgabe, mehr über die Vampire im Allgemeinen, trugen sie auch nicht bei. So schritt ich das Regal wieder ab. Und auf ein Mal sah ich es.

Ein Buch mit goldenem Einbund. Als ich es aus dem riesigen Regal zog bemerkte ich eine dicke Staubschicht. Doch die anderen Bücher im Regal waren nicht vom Staub überdeckt. Als ob man die anderen pflegte und dieses absichtlich nicht berührte. Ich nahm es mit zu dem großen Sessel, der wie die andere Raumausstattung, in scharlachrot gehalten wurde. Seufzend sank ich nun in ihn hinein. Er war schon nach wenigen Minuten wunderschön warm. Nun schaute ich mir das Buch genauer an. Es war Marineblau, bis auf die Ränder und den Buchrücken. Diese waren golden, ebenso wie die Seitenränder. Ich blies den Staub weg und musste niesen. Das Buch kam mir jetzt sogar so vor, als ob es etwas leuchten würde. Ich konnte nun den Autor und den Buchtitel lesen. Es hieß “Die Macht der Nachtgeschöpfe“ und wurde von einem Marcus geschrieben. Ich sah mich noch einmal um und entdeckte einen offenen Fenstervorhang. Also legte ich das Buch erst einmal zur Seite. An den Bücherregalen vorbei bis zum Vorhang war es ein unbeschwerlicher Weg. Doch plötzlich stoppte ich. Ich sah den leichten Sonnenstrahl nun vor mir an der Decke erscheinen.

’Ob ich wohl...?’

Ich war einfach zu neugierig um mich zurück zu halten. Langsam näherten sich meine Finger dem Strahl. Immer näher und näher kam ich ihm, noch nicht der Gefahr, die von ihm ausging glaubend. Was sollte so ein kleiner, hauchdünner Lichtstrahl schon bewirken?

Ich konnte die Spannung schon nicht mehr aushalten. Langsam kamen mir doch Zweifel. Wenn er so ungefährlich ist, wie er aussieht, warum hatte Viktor mich dann so eindringlich gewarnt?

Doch all die Zweifel, die ich hegte schienen jetzt von meiner Neugier wie weggeblasen.

Zentimeter um Zentimeter kam ich dem Schein näher, als plötzlich…

Viktor vor mir stand und den Vorhang zu schob. Tja das war’s dann wohl. Voller unbefriedigter Neugier lies ich meinen Frust an ihm aus.

„Hey. Was sollte das?“

„Das könnte ich genauso gut dich fragen!“ erwiderte er mir einem seichtem Lächeln.

„Hatte ich nicht gesagt du sollst die Finger vom Sonnenlicht lassen?“

„Ja aber…“ stammelte ich zusammen.

„Kein ABER! Du bist erst seit einem geringen Zeitraum ein Vampir. Die Sonne ist erst mal tabu für dich, verstanden?“

„Nein! Was soll mir schon so ein kleines bisschen Licht tun? Ich versteh es nicht!“

Er schien zu überlegen, grinste dann überlegen und sprach:

„Ich möchte dir eine Frage stellen, mein Schatz.“

„Eine Frage?“ ich schaute überrascht. Was wollte er mich fragen? Wollte er testen, was ich bisher in Erfahrung gebracht hatte? Und, was mich am neugierigsten machte, hatte er mich gerade ’Schatz’ genannt?

„Ja, genau. Und zwar: “ er räusperte sich, um meine Spannung zu heben, die aber sowieso schon auf ihrem Höhepunkt war.

„Weißt du, wann man Vampire auf Fotos sehen kann?“

Ich blickte ihn enttäuscht an. Das war die Frage? Ich hatte mir da eigentlich etwas Schwierigeres vorgestellt. So was wie ’Wie lange können Vampire ohne Blut leben?’ oder so.

„Tja das ist einfach.“ erwiderte ich triumphal.

„Gar nicht! Es ist genauso wie bei Spiegeln!“

Er lachte. Aber nicht so ein stolzes Lachen, das ein Lehrer bei seiner Musterschülerin äußern würde. Nein. Es war ein fast hämisches Lachen, als ob er mich auslachen würde.

Er atmete schließlich tief durch und seufzte.

„Hach wie viel du noch nicht weist. Es tut mir Leid, aber dein Ausdruck war für mich jetzt sehr belustigend, da das was du sagst falsch ist.“

„Was? Aber jeder weis doch… „

„Jeder? Oder jeder MENSCH?“ unterbrach er mein verzweifelten Versuch meine Ehre zu retten.

„Nun willst du es wissen, oder lieber schmollen?“

Ich war 2 Schritte nach hinten gegangen und hatte mich vor Scham von ihm weggedreht.

Er nahm meine Hand, setzte sich auf das Sofa und zog mich zu sich auf den Schoß.

„Hey. Es ist doch nicht schlimm, dass du das nicht weist! Ich musste auch erst alles lernen! Und ich hatte niemanden, der mir so was einfach erklärt hat!“ mit der linken Hand hob er mein Kinn an, sodass ich ihm ins Gesicht schauen musste. Er hatte einen mir neuen, sympathischen Gesichtsausdruck. So liebevoll und beruhigend. Seine Augen hatten mir bisher eigentlich Angst eingeflösst, aber nun strahlten sie Ruhe und Wärme aus. Ich glaube, dass sind die Augen, von denen immer in Vampirgeschichten erzählt wird. Diesen Augen und diesem Charme erliegen wahrscheinlich alle Frauen. Und so werden sie zum ahnungslosem Opfer ihrer Verführer. Ich bemerkte, wie ich auch mehr und mehr in ihren Bann gezogen wurde, ja in meiner Vorstellung sogar in sie eintauchte. Warmes, rotes Licht umgab mich und hatte mich einfach alles um mich herum vergessen lassen. Und dann hörte ich sie. Seine Stimme, die mir sagte ich solle aus meinen Träumen erwachen und in die Wirklichkeit zurückkehren. Viktors Stimme war sanft und durchdringlich, als ob sie meinen Körper erst umschloss, aber dann langsam in ihn eindrang. Nur langsam und widerwillig öffnete meine Augen. Ich blickte ihm nun an. Er hatte seinen Gesichtsausdruck geändert.

„Bitte verzeih. Ich wollte eigentlich nicht, dass du gleich versinkst.“

Ich versuchte etwas zu sagen, aber meine Lippen schienen sich zu weigern. Das wohlige Gefühl hatte noch nicht aufgehört und anscheinend beeinflusste es mich noch immer.

„Das ist bald vorbei.“ sagte Viktor, als er beobachtete, wie ich um Sprache rang.

„Aber so kann ich dir wenigstens etwas erzählen, ohne gleich Widerworte zu bekommen!“

Er lächelte und nickte verstohlen.

„Also. Wo waren wir? Ach ja. Wann kann man Vampire auf Fotos sehen?“

Ein Räuspern.

„Es stimmt, dass man Vampire in der Regel nicht fotografieren kann, aber es gibt zwei Ausnahmen. Und zwar, wenn wir uns in einem bestimmtem Zustand befinden oder brennen.“

„Brennen?“ hauchte ich, während ich versuchte den Rest meiner Stimme zurück zu erlangen.

„Ja. Wenn wir brennen sind wir am verwundbarsten. Und mal nebenbei, diese 'Pflock ins Herz stoßen' - Nummer funktioniert auch nur dann!“

„Aber in den Vampirgeschichten....“ brachte ich schon mit deutlich besser gewordenen Stimme hervor.

„Was? Ist es anders herum? Das mag schon sein, aber da sterben ja auch immer die Vampire, bei solchen Jagten! In Wirklichkeit sind wir es, die die meisten von den Vampirjägern auslöschen! Es sind kaum noch welche da! Und, mal ehrlich, vermehren werden die sich auch nicht mehr! Es glaubt kaum noch jemand an Vampire und auffällige Angriffe werden, wenn nötig, vom König höchst persönlich vertuscht!“

„Was ist mit Spiegeln? Habe ich damit Recht?“

Wenigstens ein kleiner Teil an Hoffnung hatte sich bemerkbar gemacht.

„Teils, teils. Es kommt darauf an, ob der Vampir will, dass sein Spiegelbild gesehen wird! Es ist taktisch, also wenn man zum Beispiel jemanden ausspioniert, äußerst praktisch nicht in Spiegeln gesehen zu werden. Ich benutze da aber sowieso den Fledermaus-Zauber. So ist man immer noch am wenigsten zu sehen und außerdem am leisesten. Wenn die Menschen keinen Verdacht schöpfen sollen, wäre es allerdings schon angebracht, wenn man ein Spiegelbild hätte.“

Viktor näherte sich langsam meinem Gesicht und gab mir zärtlich einen Kuss.

„Du solltest auch langsam mal schlafen!“

„Ja aber…“ versuchte ich noch verzweifelt noch zu widersprechen, doch er hatte schon lägst seinen Finger auf meinen Mund gelegt und brachte mich so zum Schweigen.

Im nächsten Augenblick befand ich mich auch schon auf seinen Armen schwebend.

Viktor trug mich einen der langen Gänge entlang, die für mich sowieso alle gleich aussahen und nun bemerkte ich auch, wie müde ich war. Anscheinend hatte ich die ganze Zeit meine Müdigkeit unterdrückt oder war einfach zu aufgeregt gewesen.

„Es ist nicht mehr weit!“

Ich spürte, wie ich förmlich überrannt wurde von der Müdigkeit. Mir fielen die Augen zu, aber ich versuchte jedes Mal sie wieder zu öffnen. Ich wollte mir eigentlich den Weg merken, dass ich morgen nicht ziellos durch die Gegend laufen oder mich sogar verirren würde. Doch es half nichts. Die Hälfte des Weges hatte ich nicht mitbekommen und so war es aussichtslos morgen auf Anhieb die Bibliothek wieder zu finden.

Wir kamen nun in einen finsteren Raum. Nur eine relativ kleine Stehlampe erhellte das Zimmer. Es war ein schwummriges Licht, aber irgendwie genau richtig um mich noch mehr in Schlafstimmung zu versetzen. Das Zimmer selbst war, soviel ich erkennen konnte, in schwarz gestrichen und komplett mit schwarzen Polstermobiliar ausgestattet. Auch die hölzernen Möbel waren schwarz. Aber sagen konnte ich all dies nicht genau, da das spärliche Licht nicht ausreichte um alles zu erkennen. An der Seite des Raumes, in die mich Viktor jetzt trug, stand ein Sarg. Auch auffällig dunkel gehalten. Er stand offen und da die Lampe in der Nähe stand, konnte ich sogar mit Sicherheit sagen, dass er innen mit dunkelrotem Stoff ausgekleidet war.

Viktor ließ mich schließlich im Sarg runter und küsste meine Stirn.

„Träum süß, Prinzessin.“ flüsterte er, dann lächelte Viktor und ehe ich mich versah war er auch schon weg, wie von den Schatten verschlungen wurden.

’Wer hätte gedacht, dass ich schon so früh in einen Sarg gebettet werde….’

Schließlich, nach langen Grübeleien, schlief ich ein.

Ich erwachte in der Dunkelheit, die ich verlies. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war. Ob Tag oder Nacht. Und eigentlich konnte es mir auch egal sein. Ich hatte nicht lange geschlagen, so kam es mir jedenfalls vor, aber gut. Ja gut. So gut, wie man als Vampir schlafen konnte.

Also wischte ich mir schließlich die kleinen Prinzen aus meinen Augen und stand auf. Ich konnte erschreckend gut in der Dunkelheit sehen. Früher konnte ich das nicht! Ich bin immer an das kleine Schränkchen neben meinen Bett gestoßen und hatte so unzählige Lampen herunter gerissen und kaputt gemacht. Meine Eltern fanden das ganz und gar nicht witzig. Ich wurde immer bestraft und als ungeschicktes Gör beschimpft. Aber das ist normal gewesen. Eigentlich war ich es schon immer gewohnt, wie eine Sklavin behandelt zu werden. Ich konnte froh, dass Viktor mich zu einem Vampir gemacht hatte.

Während ich so nachdachte hatte ich schon den Korridor, durch den wir was weiß ich wann gegangen waren, erreicht.

’Die Bibliothek… Wo war sie denn noch gleich? Ich wusste doch, dass ich mir nicht merken könnte, wo sie ist…’

Es kam mir vor als irrte ich schon eine halbe Ewigkeit durch die Gänge. Hier sahen alle irgendwie gleich aus. Aber was noch schlimmer war, ich bekam irgendwie so ein komisches Gefühl. Ich kann nur versuchen es zu beschreiben. Es war wie als ob ich seit vielen Jahren nichts mehr getrunken habe. Und doch verlangt es mir nach etwas anderem als Wasser oder verschiedenster Arten von Säften. Ja sogar Alkohol war nicht, nach dem es mir verlangte.

Meine Gedanken plagten mich. Was könnte es nur sein? Mir wurde schwindlig.

Ich hielt kurz inne und stützte mich auf den kleinen Schrank neben mir. Das atmen fiel mir schwerer. Dann sank ich zu Boden. Das nächste an das ich mich erinnern konnte war, dass ich eine Frau schreien hörte. Fetzen von Erinnerungen flogen durch meinen Kopf, als ich auf einer Couch aufwachte. Erschöpft sah ich mich um.

’Was war passiert? Was war das für ein Gefühl? Was war das für ein Schrei?’

„Beruhig dich erst einmal!“

Es war Viktor! Bestimmt hatte er gespürt, was mit mir passiert ist und kam um mich zu retten!

Ohne es zu bemerken, war ich bei dieser Vorstellung rot geworden.

„Du bist umgekippt. Und weißt du warum?“

Irgendetwas bedrohliches lag in seiner Stimme. Aber ich wusste nicht so recht, ob er sauer war oder nur gestresst.

„Nein. Es tut mir Leid! Ich hab dir wahrscheinlich viel Arbeit gemacht.“ Er seufzte.

„Das ist doch nicht schlimm. Aber du musst Blut trinken! Das ist leider ein notwendiges Übel. Ach und bitte bedank dich bei Sera! Sie hat dich gefunden!“

Diese Worte stimmten mich nachdenklich. ’Sera? Also war es nicht er? Naja egal. Ich hatte seit ich hier war nur von Viktor’s Blut gekostet. Und da nun auch nicht wieder so viel. Aber ich wollte kein Menschenblut trinken! Ich war noch nicht bereit, meine spitzen Zähne in jemandes Hals zu schlagen und zu warten bis er es schließlich hinter sich hatte. Vielleicht musste ich das ja auch gar nicht. Hatte Viktor nicht gesagt, dass der Mensch nicht sterben musste, wenn man ihn aussaugt.’ Ich musste diese Gedanken loswerden und so schüttelte ich den Kopf. Das machte Viktor wieder auf mich aufmerksam.

„Was hast du?“ fragte er ungläubig. Anscheinend hatte er meine Gedanken nicht gelesen.

„Naja…ich…weiß gar nicht wie DAS geht!“

„Wie WAS geht?“ und als er mich so verwundert anschaute, musste ich schon etwas lachen.

„Das Blut aussaugen.“ Nun lächelte er auch. „Dann zeig ich es dir!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von:  Lui_the_Baer
2008-01-22T18:48:29+00:00 22.01.2008 19:48
erstmal sry das ich mich erst so spät melde aber ich hatte in letzter zeit leider kaum zeit gahebt
*grins*
also wie nicht anders von dir zu erwarden war ist es einfach genial geworden und hatt mal wieder die spannung aufs nächste kapitel geschürt und das feuer brennt nun lichterloh^^
Von:  LaDySnoW
2008-01-09T19:44:33+00:00 09.01.2008 20:44
Ui hassu wieder richtig suess geschrieben und ich muss sagen deine Grammatik wird imme besser ^^!
*smile*
Ich bin mal gespannt was das fuer ein Buch ist und wie ihr erstes mal selbst Blut trinken ist X3
*freu*
Schreib schnell weiter!
*kuschel*
LG Sango-chan
Von:  Lui_the_Baer
2007-08-20T17:43:33+00:00 20.08.2007 19:43
ich habe mich bis jetzt noch nie so wie bei dir auf den nächsten teil gefreut
*grins*
das ist so spannend geschrieben, dass selbst wenn man aufhören möchte
es nicht kann da die geschichte einem wie in einem ban gefangen hält
*freut sich schon*
bitte schreib ganz schnell die fortsetzung, ich gaspant wie ein bogen
Von: abgemeldet
2007-08-13T11:35:52+00:00 13.08.2007 13:35
W(>///<)W
das ist ja so der hammer.>///<
*umarm*
ich will mehr mehr!!!......schreiben vampi, schreiben.^///^
*gespannt ist*
*victor fan*
*victor fähnchen schwenk*
schreib schnell weiter, ne.^^
Von:  LaDySnoW
2007-08-10T20:40:31+00:00 10.08.2007 22:40
Hui spannend spannend!!!
Sehr einfallsreich
Bin mal gespannt was da so rauskommt^^
Von: abgemeldet
2007-07-06T07:10:17+00:00 06.07.2007 09:10
das war so cool.^^
victor ist sooo süüßß.>///<

warum musstest du nur an so einer stelle aufhören.^o^
schreib bitte ganz schnel weiter.^^
will wissen wies weiter geht!!!!!!!!!!!^o^


(\(\
( . .)
((') (')

Von:  LaDySnoW
2007-07-05T16:09:28+00:00 05.07.2007 18:09
sweet ich bin mal gespannt auf Viktors vergangenheit O_O
hoffentlich geht es schnell weiter
*hibbel*
Freu mich schon ^^
*knuddel*
LG Sango-chan
Von: abgemeldet
2007-07-05T13:50:05+00:00 05.07.2007 15:50
yeah!!! erzähl uns deine geschichte!!!! *auch alles wissen will* *victor fähnchen schwenck* bitte lass es noch spannender sein, als bisher, weil es nämlich immer interessanter wird!!! ^^ man fragt sich nur, ob Cassy wohl bei ihm bleiben wird... u.u sie ist ja nicht wirklich begeistert von der idee, ihr langes leben mit ihm zu verbringen... aber ich bin jetzt schon gespannt darauf, wie es weiter geht!!! XDDD bitte schreib bald und schnell weiter!!! bye *keks zur bestechung dalass* *knuddel* *durchflausch*
Von: abgemeldet
2007-07-03T06:01:54+00:00 03.07.2007 08:01
sorry das ich jetzt erst schreibe.
*verbeug*
gomen

*in die hände klatsch*
deine ff ist voll cool.
ich will unbedingt weiter lesen.
bitte beeil dich.
ich bin schon gespannt wie's weiter geht.^^

ich mag den namen victor.
er kommt mir irgendwie bekannt vor.....
*überleg*
aber woher nur.....
*grins*
Von: abgemeldet
2007-06-28T21:02:09+00:00 28.06.2007 23:02
wow, schöner schreibstil, guter redestil und gute rechtschreibung ^,...,^ mal abgesehen geile idee XD


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