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Love toy

Uruha x Die x3
von

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Chapter 1

So, eine neue Fanfiktion!

Diesmal zusammen mit einer Freundin geschrieben, dem SmuChan(Mexx: Smu) hier schon mal das erste Kapitel, nicht viel, aber wir hoffen, es gefällt euch!

Um Kommis werden ganz lieb gebeten, was ihr davon haltet!

Dann viel Spaß chu chu ^^

*weghoppel*

KaoChan & Smu
 

+*+*+*+*+
 

Kapitel 1:
 

Mit einem Lächeln auf den Lippen eilte der junge Japaner durch die verlassenen Straßen. Er war froh, um diese Zeit niemanden mehr anzutreffen, denn es geschah nicht gerade selten, dass ihn jemand unerwartet mit irgendwelchen Hintergedanken ansprach.

Lag wahrscheinlich an seinem allzu weiblichen Aussehen.

Bei jedem Schritt wehte sein braun-blondes Haar im nächtlichen Wind, die unergründlichen, dunkel geschminkten Augen blickten wachsam umher.

Trotz, dass der Winter nun schon fast vorbei war, fröstelte Uruha und zog den langen, schwarzen Mantel enger um sich.

Er trug schwarz-violette Strapsen und ein kunstvoll mit Nieten und Ketten verziertes schwarzes Oberteil.

Irgendwo schrie eine Eule, die Kirchturmuhr schlug halb vier.

Wurde langsam Zeit, dass er nach Hause kam, aber um genau zu sein, wäre es auch egal gewesen, wenn er diese Nacht gar nicht mehr heim kam.

Er hatte nicht gerade viele Freunde, doch das kümmerte ihn nicht besonders. Bis auf Ruki gab es niemanden, der ihn verstand und um ehrlich zu sein versuchte es niemand anderes.

Während Uruha um eine schwach von einer Straßenlaterne beleuchteten Ecke bog, rief er sich die vergangenen paar Stunden in Erinnerung.

Ein kurzes Grinsen huschte über das fein geschnittene Gesicht des eher schmächtigen Japaners.

Zugegeben, das Hobby, dem er des Öfteren nachging, war ungewöhnlich.

Aufgrund seines Aussehens übte er eine überaus anziehende Wirkung auf andere Menschen aus, egal ob männlich oder weiblich.

Doch nach mehreren kurzen Affären mit Mädchen aus seiner Schule war ihm klar geworden, dass das nicht das war, was er wollte und hatte es sich zum Hobby gemacht, regelmäßig Jungen, die ihn reizten, abzuschleppen.

Meist ging er dafür in eine Bar, die er manchmal auch zusammen mit Ruki besuchte.

Heute war wieder so ein Abend gewesen, aber diesmal war er alleine dort hingegangen.

Schon beim Betreten der Bar war ihm ein ungewöhnlich hübscher, junger Japaner aufgefallen, etwa ein Kopf größer als er, mit flammend roten Haaren.

Wie er da in einer Ecke am Tisch gesessen hatte...

Leider war er zusammen mit Kaoru, einem Klassenkameraden von ihm, in der Bar gewesen, der ihn sogleich mit misstrauischen Blicken verfolgt hatte.

Klar, Kaoru hielt nicht viel von ihm, wie jeder aus seiner Klasse. Sein Ruf als männliche „Schlampe“ eilte ihm voraus.

Zum Glück kam ihm nach einiger Zeit der Gedanke, Uruha würde die beiden in Ruhe lassen und achtete nicht weiter auf ihn.

Doch da hatte er sich verschätzt, Uruha’s Interesse war angesichts des Rothaarigen entfacht worden. So jemanden zu finden, war in einer Stadt wie dieser alles andere als leicht.

Es war schon weit nach Mitternacht gewesen, als der Rothaarige aufstand, um in den Keller zur Toilette zu gehen und kurz darauf war Uruha ihm gefolgt.

Wie eigentlich bei jedem war ihm im ersten Moment nicht aufgefallen, dass Uruha ein Mann war, vor allem, weil er schon zu viel getrunken hatte.

Aber irgendetwas...

Irgendetwas war dieses Mal anders gewesen, als die unzähligen Male davor.

Uruha zog seine Stirn kraus. Nur was?

Bisher hatte es ihm nie etwas bedeutet, eine kurze Nummer mit Fremden zu schieben, die Kommentare in der Schule ignorierte er, es ging ihm nur um den Spaß.

Aber...

Das leuchtend rote Haar, wie weich es sich unter seinen Fingern angefühlt hatte.

Sein wunderschönes Gesicht, sein verlangendes Stöhnen...

Verärgert schüttelte Uruha den Kopf. Wahrscheinlich war er nur müde.

Er kramte in seiner Manteltasche nach dem Hausschlüssel, als er durch den kleinen Vorgarten zu seinem Haus ging.

Er bekam das Bild des jungen Japaners einfach nicht aus dem Kopf...

Fast auf Zehenspitzen schlich Uruha die Treppen hoch zu seinem Zimmer, schloss von innen ab und ließ sich noch komplett angezogen auf sein Bett fallen.

„Verdammt...“, flüsterte er und krallte sich in sein Kissen.

Doch so sehr er es auch versuchte, schlafen war in dieser Nacht zwecklos.
 

Und so sah er auch am nächsten Morgen aus.

Müde betrachtete er sein Spiegelbild, als er im Badezimmer stand und vergebens versuchte, sein Haare zu etwas Frisurähnlichem zu stylen.

„Nun kommt schon...“, grummelte er verärgert, wenn das noch lange dauerte, konnte er es so gut wie vergessen, noch rechtzeitig zur Schule zu kommen.

„Uruha?!“, rief seine Mutter von unten herauf. „Kommst du bald runter? Du kommst noch zu spät!“

„Ja ach...“, murmelte er. „Jah, ich komm sofort“, setzte er dann lauter hinzu.

Rasch schminkte er sich noch und rauschte dann die Treppe hinunter zur Küche. Bevor er jedoch hinein ging, stellte er vorsorglich seine Tasche im Flur ab und betrat erst dann die Küche, wo schon seine Eltern am Tisch saßen.

„Morgen, mein Schatz!“, begrüßte seine Mutter ihn gut gelaunt.

„Morgen...“, erwiderte der Blonde und setzte sich.

Sein Vater sagte nichts, er hatte sich wie immer hinter seiner Tageszeitung vergraben.

Uruha war es gleich; solange er keine Kommentare zu hören bekam, war ihm diese stille Ignoranz mehr als willkommen.

Noch während er sich Butter auf seine Brotscheibe schmierte, klatschte sein Vater die Zeitung auf den Tisch und warf ihm einen missbilligenden, halb wütenden Blick zu.

Uruha wusste, was gleich kommen würde, er konnte es schon an dem rot anlaufenden Gesicht seines Vaters erkennen.

„Und SO willst du wieder zur Schule gehen?“, wehte seine Stimme bedrohlich wie vor einem Unwetter über den Tisch hinweg zu ihm herüber.

Ungerührt biss Uruha ein Stück von seinem Brot ab und schwieg.

SO ging er so gut wie jeden Morgen zur Schule.

Fast vollkommen schwarz und in Ledersachen gekleidet, mehreren Nietenarmbändern und Kettengürteln, schwarz geschminkt und die Haare in alle Richtungen gestylt.

Wie er da auf dem Stuhl saß, die Beine übereinander geschlagen, hätte er gut als Mädchen durchgehen können.

„Schatz...“, setzte seine Mutter hilflos an.

„Halt du dich da raus, du hast den Jungen eh nicht im Griff!“, fuhr Herr Takashima seine Frau erbost an und sprang vom Tisch auf.

„Wann wirst du endlich diese Abnormität los, Kouyou?!“, fing er an Uruha gewandt an.

Dieser verzog das Gesicht. Er hasste es, bei seinem richtigen Namen genannt zu werden.

Aber noch erklärte er sich nicht bereit, etwas zu entgegnen, sondern aß weiterhin stumm sein Brot.

„Hörst du mir überhaupt zu?! Wo warst du eigentlich gestern Nacht schon wieder? Denkst du, ich bekomme nicht mit, wie du immer stundenlang verschwindest und dann auch noch in diesem Aufzug!“, polterte er los.

Uruha nahm seine Tasse und nippte an seinem Kakao. Solche Diskussionen war er gewöhnt, sie fanden fast jeden Morgen statt und hatten immer denselben Ablauf.

Aber er war es Leid, seine Rechtfertigungen und Erklärungen nahm eh keiner wahr. Seine Mutter war viel zu ängstlich, seinem Vater zu widersprechen.

Herr Takashima eilte halb um den Tisch rum und das war der Grund, weswegen Uruha rasch aufstand und schon mit einem Bein in der Tür stand. Wenn sein Vater auf ihn losging, hatte er ihm nichts entgegen zu setzen. Mal abgesehen davon, dass er ein absoluter Schwächling war, er hätte dann auch noch mögliche blaue Flecken erst überschminken müssen, ehe zur Schule ging.

„Wo willst du hin?!“

„Zur Schule?“, schleuderte Uruha ihm entgegen, mit einer gleichgültigen, kalten Stimme, die seinen Vater fast zur Weißglut brachte, was er genau wusste.

„SO GEHST DU MIR NICHT AUS DEM HAUS!“, tobte er los und ging auf Uruha zu.

„Und wie willst du mich daran hindern?“, Uruha wandte sich um, schnappte sich seine Tasche, die im Flur stand und warf die Haustür hinter sich zu.

Er hörte noch seinen Vater von innen brüllen, doch es kümmerte ihn nicht und er trat auf die Straße.

Noch nicht weit gekommen, hörte er jemanden hinter sich rufen.

„Uruha! Warte auf mich!“

Der Angesprochene wandte sich um und sah Ruki einige Meter hinter sich auf ihn zukommen, was ihn zum ersten Mal an diesem Morgen zum Lächeln brachte.

„Morgen, Ruki.“, sagte er zu ihm, als er aufgeschlossen hatte.

Ruki war ungefähr einen Kopf kleiner als er, mit widerspenstigen, blonden Haaren und stets mit einem frechen Grinsen. Er ging eine Klasse unter ihm.

„Morgen!“, erwiderte Ruki fröhlich, wurde jedoch ernster, als er Uruha’s Gesichtsausdruck sah. Was für andere Menschen ein normaler war, erkannte Ruki aber die Traurigkeit in ihm.

„Was ist denn los?“

„Ach...mein Vater schon wieder.“ Vor Ruki brachte es nichts, zu lügen, er war eh der Einzige, dem er sich anvertrauen konnte.

„Oh Mann... wieder dasselbe Thema?“

„Ja... auch, weil ich gestern Abend schon wieder weg war.“

„Mhm.“ Ruki nickte mitfühlend, was Uruha freute. Wenigstens einer, der ihm keine Vorwürfe machte, er akzeptierte seine nächtlichen Unternehmungen, versuchte aber stets, ihm das abzugewöhnen.

„Das bessert deinen Ruf aber auch nicht gerade weiter auf, oder?“

„Ach komm.“ Uruha winkte ab. „Als ob das jetzt noch was bringen würde. Die anderen haben schon ihre Meinung über mich, selbst wenn ich jetzt aufhören würde, würde sich nichts daran ändern.“

Ruki runzelte die Stirn. „Schon, aber...“

„Lass gut sein, okay? Wenigstens etwas Spaß kann ich doch haben, oder?“

Uruha zog eine seiner Schnuten, worauf Ruki ihm lachend einen Knuff in die Seite verpasste.

„Ist ja schon gut! Tu, was du nicht lassen kannst.“

In diesem Moment bogen sie um die Ecke in die Straße ein, wo ihre Schule lag.

Uruha starrte missmutig auf die kalte Fassade des Gebäudekomplexes. Wie er diesen Ort hasste... keiner wollte etwas mit ihm zu tun haben, aber solange sie nichts gegen ihn unternahmen, sollte ihm das egal sein.

„Nun ja, ich muss zu Sport, sehen wir uns in der Pause?“, fragte Ruki.

„Sicher doch.“, sagte Uruha und sah seinen Freund mit schwerem Herzen zur Sporthalle gehen, während er selbst die Tür zum Hauptgebäude aufstieß.

Ohne die Blicke der anderen zu würdigen, stieg er die Stufen zum vierten Stock hinauf, seine schwarze Tasche schlug dabei bei jedem zweiten Schritt gegen seine Beine.

Plötzlich hörte er neben sich etwas zu Boden scheppern und wandte sich verwundert um.

Eine kleine, hübsch verzierte Dose war einem Mädchen aus der prall gefüllten Tasche gefallen, als sie in ihrer Eile an ihm die Stufen empor gehastet war.

Er hob sie auf und holte kurze Zeit später das Mädchen ein, die vor einem Raum neben ein paar anderen stand und sich mit ihnen unterhielt.

„Uhm... du hast gerade diese Dose verloren.“, sagte er, als er hinter ihr stand.

„Eh?“, sie wandte sich fragend um. „Ohh, danke!“

Sie strahlte ihn lächelnd an und nahm ihre Dose, als offenbar eine ihrer Freundinnen sie grob von hinten anstieß.

„Hey, was soll das?“, fragte das Mädchen verärgert.

„Red bloß nicht mit dem! Weißt du nicht, wer das ist? Das ist dieser Typ aus der Parallelklasse... du weißt schon!“, raunte ihre Freundin ihr ins Ohr und das Mädchen sah ihn erst verwundert, dann angeekelt an.

„Oh Gott... hoffst du jetzt, mit der Dose bei mir zu landen?“, fragte sie voller Abscheu.

Uruha zog eine Augenbraue hoch und sah ihre Freundin hasserfüllt an.

„Ich wollte dir nur deine D-“

„Jaja, ist klar. Los, verzieh dich, wir wollen hier nichts mit dir zu tun haben!“ Mit diesen Worten wichen die Mädchen einige Schritte zurück.

Uruha zuckte nur mit den Schultern und ging weiter zu seinem eigenen Raum.

>Diese Mädchen, ey... als ob ich irgendetwas mit MÄDCHEN machen würde...<

Er zog verstimmt die Tür auf, ließ alle hämischen Kommentare, die sogleich an ihn gerichtet wurden, abprallen und ging zu seinem Platz in der hintersten Reihe.

Dabei kam er an Kaoru vorbei, der ihn ebenfalls mit Abscheu anstarrte.

Offenbar hatte er den vergangenen Abend auch noch in Erinnerung. Uruha schenkte ihm ein herablassendes Lächeln und ließ sich dann hinter ihm auf seinen Stuhl fallen.

Kaoru drehte sich auf seinem Platz zu ihm um. Seine Augen blitzten.

„Na, hat’s Spaß gemacht, gestern?“, flüsterte er.

Uruha sagte nichts.

„Ich hätte es wissen müssen, kaum bist du in die Bar gekommen! Ist doch immer dasselbe mit dir!“

„Hättest ja gehen können. Deinem Freund scheint’s jedenfalls gefallen zu haben.“, konterte Uruha.

Kaoru sah aus, als würde er ihm am liebsten an den Hals springen.

„Du-“

„Ruhe dahinten, bitte!“, unterbrach die Stimme des Lehrers, der gerade die Klasse betreten hatte, die Diskussion.

Mit einem letzten Blick wandte sich Kaoru wieder nach vorne.

Genugtuung machte sich in Uruha breit, während er auf seinen Hinterkopf blickte.

Schon allein wegen Kaoru’s Reaktion war es das wert gewesen.

Sein Blick wanderte von der Tafel zum Fenster.

Der Stoff, den der Lehrer vorne erklärte, der seinen Worte zufolge Mathematik war, war für Uruha ohnehin ein Rätsel und er machte sich schon längst keine Mühe mehr, den längst verlorenen Anschluss wiederzufinden.

Die Formeln und Zahlen sahen für ihn aus wie Hyroglyphen und niemanden wunderte es, dass seine Klausuren regelmäßig schlecht ausfielen.

Die Stunde war kaum zur Hälfte rum als die Tür zum Klassenraum erneut aufging.

Irritiert wandte sich der Lehrer um und direkt darauf verwandelte sich seine Verwirrung in ein Lächeln um.

„Ahh... ja. Sie bringen den neuen Schüler?“

„Ja, entschuldigen Sie die Verspätung, er hatte noch ein kurzes Gespräch mit dem Direktor.“, antwortete jemand auf dem Flur, den man von innen nicht sehen konnte.

„Macht doch nichts! Komm nur rein ehm...“

„Andou-san, Sensei.“, erwiderte eine zweite, deutlich jüngere Stimme, die Uruha aber sofort aufmerken ließ.

Irgendwoher kannte er diese Stimme...

Wie vom Donner gerührt starrte er auf die Tür, durch die gleich darauf ein hoch gewachsener, schmächtiger, rothaariger Junge hereinkam und die Klasse nervös anlächelte.

„Wir haben ab heute einen neuen Schüler in der Klasse.“, ergriff der Lehrer das Wort. „Er ist erst vor kurzem in die Stadt gezogen und hat die Aufnahmeprüfung für diese Schule geschafft, aber ich denke, ihr werdet ihm sicher helfen, den Stoff nachzuholen, nicht wahr?“

Einiges Gemurmel.

Das Schuljahr hatte vor etwa drei Monaten angefangen.

Uruha schrumpfte auf seinem Platz zusammen. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein!

Das war der Junge, den er gestern Nacht in der Bar - !

„Nun, erzähl der Klasse doch erst mal etwas über dich!“, meinte der Lehrer aufmunternd.

Der Neue sah erst ihn, dann den Rest der Klasse an und sein Lächeln wurde ein wenig breiter.

„Also... mein Name ist Daisuke Andou, wird aber lieber Die genannt, bin 18 Jahre und spiele in meiner Freizeit gerne Gitarre und komponiere auch selbst Lieder.“, stellte er sich kurz vor.

„Fein, Daisuke. Setzt du dich neben Takashima-san in die letzte Reihe? Das ist momentan der einzige freie Platz.“, forderte der Lehrer ihn freundlich auf.

Das ließ Uruha so weit es ging noch mehr auf seinem Stuhl einsinken.

Das durfte doch echt nicht mehr wahr sein!

Ausgerechnet der!

Die schritt zwischen die Bankreihen hindurch, grinste Kaoru kumpelmäßig an und setzte sich an den letzten, noch freien Tisch. Neben Uruha hatte normal niemand sitzen wollen.

Der Rothaarige wandte den Kopf zu ihm und blickte ihn verwundert an.

Seine Augen tasteten Uruha förmlich ab, dessen Gesicht augenblicklich heiß wurde.

>Oh nein... er wird mich wiedererkennen, mich und mein Aussehen KANN man einfach nicht vergessen! Aber... seit wann macht mir so etwas was aus?<

Normal war es ihm egal gewesen, wenn er die betreffenden Leute wiedertraf, meist behandelte er sie dann wie Luft, als sei nie etwas vorgefallen.

Doch hier... es war anders, ganz klar. Nie hatte er sich Gedanken gemacht, nie scherte es ihn, was er dachte...

Die öffnete den Mund, um etwas zu sagen.

>Oh nein... jetzt kommt’s!<

Uruha wappnete sich innerlich auf eine Sintflut wütender Bemerkungen, wie er sie schon kannte und zu seiner größten Verblüffung merkte er, dass ihn diese Worte dieses Mal treffen würden. Warum nur?

„Hey!“, flüsterte Die und stupste ihn an der Schulter an.

Uruha hob den Kopf und sah ihn zögerlich an.

„H-Hai?“

„Die, freut mich!“, wiederholte der Rothaarige, was Uruha erstaunte.

>Wie jetzt...?<

„Und wie heißt du?“, fragte er weiter.

„Uhm... Uruha.“

„Uruha? Außergewöhnlicher Name.“, Die lächelte ihn freundlich an.

„Eigentlich Kouyou Takashima, aber Uruha ist mein Spitzname...“, erzählte Uruha.

„Ahhh, genau wie bei mir und Die. Ich kann’s nicht hören, wenn jemand mich Daisuke nennt!“

„Genau wie bei mir Kouyou...“, murmelte Uruha. Er senkte den Blick wieder.

Dieser Die sah verdammt gut aus. Nur... wieso war er so freundlich?

Kaoru wandte sich auf einmal verärgert zu ihnen um.

„Jetzt seid mal leise! Im Gegensatz zu euch beiden würde ich gern verstehen, was der Sensei erklärt!“, flüsterte er, wobei er nur Uruha wutschnaubend ansah.

„Reg dich ab, Kao, wir sind ja schon still!“, meinte Die grinsend und warf Uruha einen entschuldigenden Blick zu, als der vor ihnen sich wieder umdrehte.

„So ist er, der Kao, aber das kennst du sicher ja!“, sagte er noch, bevor er ebenfalls beschloss, dem Unterricht zu folgen.

Nein, das kannte Uruha eben nicht.

Klar, dass Kaoru Niikura der Klassenstreber schlechthin war, entging niemandem. Aber was Die indirekt andeutete, dass er sich mit Kaoru ebenso gut verstand, war schlichtweg falsch.

Mit niemandem aus der Klasse verstand sich Uruha und im Moment verstand er selbst nicht, wieso Die so nett zu ihm war.

Was war denn mit gestern Nacht passiert? Erinnerte er sich etwa nicht mehr daran?

>Vielleicht liegt es daran, dass er so dicht war...<, schoss es ihm durch den Kopf, aber normal erinnerte man sich an so etwas, wenn auch nur in Bruchstücken.

Aber Uruha’s Äußeres konnte eigentlich niemand vergessen.

Immer wieder warf er verstohlene Blicke auf den Rothaarigen.

Ohne Zweifel, dieser Junge hatte etwas. Uruha konnte nicht sagen, was es war, aber er hatte etwas an sich, was Uruha’s gesamte Aufmerksamkeit nahezu magisch anzog.

Auf einmal wurde Uruha von etwas Anderem abgelenkt.

Gerade fiel ihm auf, dass er nicht der Einzige war, der Die beobachtete.

Ein Junge mit schwarzen Haaren, die blau schimmerten, schien ebenfalls an dem Neuen interessiert zu sein, denn ständig wandte er sich zu ihm um.

Uruha’s Augen verengten sich zu Schlitzen.

Toshimasa Hara, genannt Toshiya, einer der stilleren Kandidaten der Klasse und auch einer von Kaoru’s Freunden und somit seinen natürlichen Feinden.

>Was schaut der Kerl denn bitte die ganze Zeit rüber?!<

Uruha stellte fest, wie gereizt er auf einmal darüber reagierte.

Er bemerkte nicht mal, wie schnell die Zeit verging, als es auch schon zur Zwischenpause klingelte.

Die erhob sich und sah mit einem Lächeln zu Uruha herunter.

„Kannst du mir vielleicht den Weg zur Toilette beschreiben? Ich kenn mich hier ja nicht aus...“, fragte Die ihn.

„Uhm... sicher doch.“ Kurz beschrieb Uruha ihm den Weg und sah ihm hinterher, wie er das Klassenzimmer verließ.

Doch kaum war er zur Tür hinaus, drehte sich Kaoru zu ihm herum.

„Ich sag dir eins: Lass deine Pfoten von ihm, Die ist nichts für dich!“, raunte er ihm in ungewöhnlich harter Stimme zu. Normal war Kaoru ein eher ruhiger, ausgeglichener und freundlicher Typ, nur gegen Uruha hatte er etwas.

Dieser schwieg beharrlich, er funkelte den vor ihm Sitzenden nur wütend an.

>Als ob du mir irgendetwas befehlen könntest...<

„Du kannst nur froh sein, dass-“

Doch in diesem Moment kam Die wieder herein und lächelte beide sorglos an. Uruha erwiderte sein Lächeln zögerlich, Kaoru schnaubte nur und wandte sich wieder um.

>Ich kann froh sein, dass was?<
 

Kaum hatte es zur Mittagspause geläutet, hakte sich Kaoru schon bei Die unter.

„Kommst du, Dai? Ich zeig dir erst mal alles, dann stell dich den anderen vor!“, meinte er freundlich zu ihm.

Etwas verdutzt sah Die Uruha an, der ebenfalls von seinem Platz aufstand.

Es versetzte ihm einen kleinen Stich, Kaoru und Die so vertraut beieinander stehen zu sehen und ging an ihnen vorbei, ohne einen auch nur eines Blickes zu würdigen.

Doch kaum war er aus dem Klassenraum raus, ließ er den Kopf hängen und trottete missmutig in Richtung Pausenhof, wo er sich wie immer mit Ruki treffen wollte.

Kalter Wind schlug ihm entgegen, als er nach draußen ging.

Ruki wartete schon auf ihn, grinsend stand er in einer Ecke des Hofes, neben einer Bank unter einer großen Eiche.

„Na, du?“, begrüßte er ihn und steckte sich eine Kippe zwischen die Lippen.

„Hey...“

Ruki blickte ihn forschend an. „Was ist denn mit dir los, Uru?“

Uruha seufzte und setzte sich neben seinen Freund auf die Holzbank. Dabei ließ er den Blick über den Schulhof schweifen. Klar, alle hatten einen weiten Bogen um sie beide geschlagen.

Somit war die Gefahr, belauscht zu werden, äußerst gering.

„Bei uns ist ab heute ein Neuer.“, begann er.

„Und?“ Ruki blies genüsslich den Rauch in die Luft.

„Du wirst nicht glauben, wer es ist.“, murmelte Uruha mehr zu seinen Knien als zu Ruki. Dieser sah ihn neugierig an.

„Wer denn?“

„Gestern Nacht war ich ja wieder in unsrer Bar. Und es ist genau dieser Kerl, mit dem ich da... na ja, du weißt schon.“, bei diesen Worten errötete der Blonde unmerklich.

Der Kleinere stutzte. „Und wo ist dein Problem? Du hattest mit fast der Hälfte der Leute aus unsrer Schule mal was, seit wann ist das ein Problem für dich?“

Uruha zuckte mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht. Das gestern war irgendwie anders als sonst. Ich hab auch noch lange danach noch dran denken müssen und das ist ja sonst nie so... als der heute Morgen in die Klasse kam, hätt mich fast ein Blitz getroffen.“

„Hm.“ Ruki nahm noch einen Zug von seiner Zigarette. „Hast du dich etwa verliebt?“

Uruha zuckte zusammen.

„Nein!“, schleuderte er ihm ein wenig zu laut entgegen.

Erstaunt zog Ruki eine Augenbraue hoch, was Uruha beschämt zu Boden schauen ließ.

„Gomen ne... war nicht so gemeint.“, nuschelte er. „Nein, ich meine... ich bin nicht verliebt!“

Ruki sagte nichts dazu. So wie sich sein Freund aufführte, deutete alles in diese Richtung. Er kannte ihn schon seit Jahren und noch nie hatte Uruha etwas wie Zuneigung oder gar Liebe für einen anderen Menschen entwickelt. Alle waren lediglich eine Art Spielzeug für ihn und er wusste genau, welchen Einfluss er auf andere ausübte.

Aber dieses Mal...

>Er würde nicht mal erkennen, dass er verliebt ist, weil er so was nicht kennt.<, dachte Ruki, während er Uruha ansah.

„Wie heißt er denn?“, fragte er dann.

„Die. Also eigentlich Daisuke, ist wohl ein Freund von Kaoru.“, Uruha spie den Namen beinahe angewidert aus.

„Ahh... Kaoru.“ Ruki nickte finster. Auch er mochte Kaoru nicht besonders. Er und seine kleine Gruppe hatten es schon seit Längerem vor allem auf Uruha abgesehen. Ruki hing da sozusagen mit drin, nicht nur, weil er Uruha’s bester und einziger Freund war, sondern weil ein „Gruppenmitglied“ von Kaoru zugleich in seine Klasse ging.

Man konnte sagen, was man wollte, aber in dieser Klasse herrschte tagtäglich ein Machtkampf zwischen den beiden. Beide hatten einen Teil der Klasse auf seiner Seite und beide verabscheuten sich.

Dabei gab es sogar manche, die behaupteten, sie seien sich ähnlich.

Ruki und Kyo.

Schon wenn er an diesen kleinen Giftzwerg dachte, wurde ihm übel. Dabei hatte er tatsächlich ein paar Dinge mit ihm gemeinsam. Klein, blond, frech.

Als hätte Uruha seine Gedanken gelesen, meinte er plötzlich:

„Und alles okay bei euch in der Klasse?“

„Hm, das Übliche.“, gab Ruki zur Antwort. Das „Übliche“ waren wüste Beschimpfungen, Bloßstellen des anderen und gegenseitiges Provozieren. Dies artete nicht selten zum Nachsitzen aus.

„Dieser Kyo bringt mich immer wieder auf die Palme.“, meinte Ruki halbherzig; diesen Satz richtete er fast jeden Tag an Uruha, der daraufhin lächelte.
 

Auf der anderen Seite des Schulhofes konnte der blonde Japaner namens Kyo sich gerade noch umdrehen, um in die andere Richtung zu niesen.

„Gesundheit!“, bemerkte Shinya, während Toshiya kicherte. Zeitgleich kramte er in seiner Manteltasche nach einer Packung Taschentücher, während Toshiya kicherte

„Du erkältest dich noch!“, meinte er mit einem vorwurfsvollen Blick auf Kyo, der ihn nur verächtlich ansah.

„Ach was, Blödsinn!“

„Vielleicht hat auch nur einer gerade an ihn gedacht.“, tönte es von hinten und die beiden wandten sich um. Über den Hof hinweg kamen Kaoru und Die zu ihnen.

„Sorry, dass es so lange gedauert hatte, wir waren noch kurz in der Mensa. Musste Die ja ein bisschen herumführen.“, entschuldigte sich Kaoru.

Dann grinste er in die Runde. „Leute, das ist Die.“, stellte er ihn noch einmal vor. Bis auf Kyo, der ja nicht in ihre Klasse ging, kannten ihn schon alle.

„Hey, Die, ich bin Shinya.“, lächelte der dünne Blonde ihn an. Er hatte wie Uruha ein sehr weibliches Aussehen mit seiner anmutigen Statur, den langen blonden Haaren und dem fein geschnittenen, schmalen Gesicht.

„Und ich bin Toshiya.“, fügte der Dunkelblauhaarige hinzu, der neben ihm stand. Er errötete leicht, als Die ihn anlächelte und senkte den Blick.

Kyo sagte nichts, sondern blickte ein wenig trotzig zu dem Rothaarigen empor.

„Und das ist Kyo.“, lachte Kaoru. „Unser kleines Warumono!“

„Ach, halt die Klappe!“, fuhr Kyo ihn an und knuffte ihn in die Seite. Er hatte widerspenstiges, blondes Haar, ein katzenartiges, freches Gesicht und mehrere Piercings überall verteilt. Ihn als klein zu bezeichnen, traf durchaus zu, er ging Die gerade mal bis zur Brust und so schien es fast, als sei er ein kleines Kind.

„Irgendwann bekomme ich in unsrer Klasse noch die Krise.“, setzte Kyo an und schnippte genervt eine Zigarette aus der Schachtel. Dann reichte er diese in die Runde.

„Auch jemand eine?“

Während sich auch Kaoru eine nahm, schürzte Shinya die Lippen und es war offensichtlich, dass er sich bemühte, den Kommentar, der ihm auf der Zunge lag, runterzuschlucken.

„Shin ist absolut gegen Rauchen.“, klärte Kaoru Die auf, während er sich die Kippe anzündete.

„Ihr lebt alle viel zu ungesund.“, beschwerte sich der Blonde vorwurfsvoll.

Doch Die’s Blick galt im Moment Kyo. Es sah einfach zu komisch aus, den Kleinen rauchen zu sehen. Dieser bemerkte das auch.

„Ist was?“

Amüsiert schüttelte Die den Kopf.

„Hey, habt ihr nicht Lust, heute noch mal was zusammen zu unternehmen?“, fragte Toshiya in die Runde.

Shinya nickte. „Keine schlechte Idee, wir könnten mal was für die Band tun.“

Bei diesen Worten horchte Die auf. „Ihr habt eine Band?“

„Na ja, Band ist vielleicht übertrieben. Wir spielen alle bis auf Kyo ein Instrument und wir überlegen, später eine zu gründen.“, erklärte der Blonde.

„Und was spielt ihr so?“, fragte Die interessiert.

„Gitarre, aber das weißt du ja schon!“, meinte Kaoru lächelnd.

„Bass.“, murmelte Toshiya.

„Und ich Drums.“, sagte Shinya. Die musterte ihn. Dass Shinya Drums spielte, schien gar nicht so recht zu ihm zu passen.

„Und Kyo singt?“

„Jop.“

Kyo murrte etwas Unverständliches dazu.

„Ja, der Kleine hat eine super Stimme.“, meinte Kaoru grinsend und wuschelte dem „Kleinen“ dabei durch die Haarmähne. Kyo schrie empört auf, sprang von Kaoru weg und zupfte sich seine Frisur wieder zurecht.

„Boa, KAO!“, funkelte Kyo ihn angriffslustig an.

Doch Kaoru grinste nur. „Ja, was denn, Chibi?“

Kyo’s Gegenwehr, indem er sich auf Kaoru warf, ging in dem Gelächter der anderen drei unter.
 

+*+*+*+*+
 

So, Ende des Kapitels ^^

Wir beeilen uns auch, schnell weiterzuschreiben ;-)

Chapter 2

Hier ist es endlich: das 2. Kapitel ^o^

Erstmal vielen Dank für eure Kommis zum Ersten, wir hoffen diesmal wieder auf welche, um zu sehen, wie es euch gefällt.

Nun denn, enjoy *-*

Kou&Smu-chan
 

+*+*+*+*+
 

Kapitel 2:
 

Mit einem schneidenden Ton zerriss die unterste Saite.

Uruha verzog das Gesicht und warf zornig das pinkfarbene Plektrum in eine Ecke.

„Verdammt, ausgerechnet...“, murmelte er abwesend. Er hatte etwas Neues proben wollen, aber seine geliebte E-Gitarre wollte scheinbar nicht. Und ausgerechnet für die unterste Saite hatte er keinen Ersatz mehr.

Uruha seufzte und legte die Gitarre auf sein Bett zurück. Das musste dann wohl doch warten. Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass erst eine dreiviertel Stunde vergangen war, seit er aus der Schule zurück gekommen war. Wie langsam die Zeit doch verging...

Er beschloss, ein wenig für Mathe zu lernen, übermorgen stand die befürchtete Klausur an und vom momentanen Thema verstand er absolut nichts.

Was auch nicht dadurch besser wurde, als er das Buch aufschlug und sich angestrengt die Merksätze durchlas.

>Ich versteh absolut nichts...<

Dass Die dabei in seinem Kopf herumspukte, machte die Sache nicht gerade leichter, im Gegenteil. Es fiel ihm von jeder Minute an schwerer, sich auf die Seite zu konzentrieren und vergaß im selben Augenblick, was er da eigentlich gelesen hatte.

Das schrille Klingeln seines Handys riss ihn vom Buch los, fast wie eine Erlösung.

Er schnappte sich das Ding, das auf seinem Nachttisch lag.

„Hallo?“, fragte er.

„Uruha? Ich bin’s, Ruki!“, meldete sich die fröhliche Stimme seines Freundes.

„Ah, hey, Ruki.“

„Stör ich dich?“

„Bei Mathe?“

„Okay, dann nicht.“, lachte Ruki. „Ich dachte mir, wir könnten auch noch mal was zusammen unternehmen?“

Uruha überlegte kurz. Er dachte an seinen Vater, der in knapp einer halben Stunde zu Hause sein würde. Seine Mutter war auf einer Fortbildung bis zum nächsten Tag. Das hieß, einen ganzen Abend und eine Nacht mit seinem Vater alleine...

„Klar, wieso nicht? An was denkst du denn gerade?“

„Ähm... komm doch erst mal zu mir, dann überlegen wir uns was.“

„Okay, ich komm gleich.“, stimmte Uruha zu und legte dann auf.

Erleichtert suchte er sich etwas Schwarzes aus seinem Schrank, zog noch einen schwarzen, kurzen Rock darüber, schminkte sich in Windeseile im Bad und verlieh seinen Haaren den letzten Schliff.

Mit einem Lächeln verließ er das Haus. Ihm war jede Ausrede recht, heute nicht mehr nach Hause kommen zu müssen, vielleicht konnte er ja auch wieder bei Ruki übernachten. Seine Sachen konnte er schnell noch holen.

Während er den Schlüssel in die kleine Tasche an seiner Hose zwängen wollte, prallte er gegen eine größere Person, die imselben Moment um die Ecke bog. Durch den Aufprall stolperte Uruha ein paar Schritte rückwärts.

„Hey, Vorsicht!“, lachte eine vertraute Stimme und Uruha blickte verdutzt nach oben in das Gesicht von Die, der zu ihm herabgrinste.

„Tschuldigung, hab dich nicht gesehen.“, nuschelte Uruha verlegen.

„Ach, macht doch nichts, ich hab ja selbst nicht aufgepasst!“, winkte Die ab. „Wohin geht’s denn?“

„Zu Ruki.“, murmelte Uruha.

„Ruki? Kenn ich glaub ich nicht!“, überlegte Die, schüttelte dann aber den Kopf. „Der geht nicht in unsre Klasse, oder?“

„Nein. Eine drunter...“

Dem Rothaarigen dämmerte es so langsam. „Nicht zufällig bei Kyo, oder?“

Uruha nickte. „Doch.“

„Ahhh, dann kenne ich ihn doch, aber nur so vom Erzählen! Und ihr seid Freunde?“

„Ja. Er ist mein Einziger.“ Kaum hatte er das gesagt, presste Uruha die Lippen aufeinander. Wieso sagte er das? Und auch noch zu Die?

„Dein einziger was?“ Die machte große Augen.

Das ließ Uruha noch mehr erröten. „Freund.“

Die stutzte. „Wir sind doch auch Freunde?“

Verwirrt blinzelte der Blonde zu ihm hoch. „Was?“ Er war sich sicher, sich gerade verhört zu haben. Die nannte ihn einen Freund?

Wieso?

Hatte er die Nacht tatsächlich vergessen?

Plötzlich drang Kaoru’s Stimme in sein Gedächtnis, während Die ihn freundlich anlächelte. Unschuldig anlächelte.

„Du kannst nur froh sein, dass-“

Froh sein, dass...

Froh sein, dass er es vergessen hatte?

Weil er so dicht gewesen war an dem Abend?

Mit glasigen Augen starrte Uruha ihn an, worauf Die lachen musste.

Freundschaftlich legte er einen Arm um Uruha. Erst zuckte dieser zusammen, dann ließ er es zu, dass Die ihn an sich drückte.

„Warum denn so schreckhaft?“, fragte Die dann doch erstaunt.

>Weil mich noch nie jemand außer Ruki so behandelt hat.<, dachte Uruha im Stillen seine Antwort.

Dass Die ihn als Freund behandelte und keine hämischen Kommentare abließ erschien ihm fast wie ein Wunder.

>Aber warum freut mich das so? Ich kenne ihn gar nicht! Ich hatte nur eine Nacht was mit ihm, woran er sich wahrscheinlich nicht mal erinnert, sonst würde er mich hier und jetzt zu Boden strecken!<

„Ich treffe mich jetzt mit den anderen, also Kaoru, Toshi, Shinya und Kyo. Wieso kommen du und Ruki nicht mit?“, drang Die’s Stimme durch Uruha’s unsichtbare Mauer.

„Eh?“

Die lächelte. „Mitkommen? Du und Ruki?“

„Ich...“ Er war drauf an und dran, einfach „Ja“ zu sagen, aber er wusste, dass das nicht ging. Wenn er da auftauchen würde... gerade er.

„Ich glaube, das geht nicht.“, hörte er sich mit belegter Stimme sagen.

Man konnte Die’s Enttäuschung direkt an seinem Gesicht ablesen. „Echt nicht? Wie schade... dann vielleicht ein anderes Mal?“

Uruha sah betreten zu Boden. „Ich... muss jetzt echt los.“

Widerwillig schüttelte er Die’s Arm ab und schritt eilig an ihm vorbei.

„Machs gut.“, sagte er noch, dann war er schon um die Ecke gebogen.
 

Mit freudigen „Hallo“ wurde der Rothaarige einige Zeit später bei Kaoru zu Hause in dessen Zimmer begrüßt. Alle vier saßen da und spielten auf dem Boden ein Kartenspiel.

Die, der auf dem restlichen Weg sehr nachdenklich geworden war, setzte sich zwischen Shinya und Toshiya ebenfalls auf den Boden.

„Warum so spät?“, fragte Kaoru und fing an, die Karten neu zu mischen.

„Ich hab unterwegs Uruha getroffen.“, erklärte Die unbefangen und bemerkte die Blicke nicht, die sich die anderen zuwarfen.

„Ach, echt?“, entgegnete Kaoru schneidend. Die Schärfe in seine Stimme ließ Die erstaunt zu ihm blicken.

Shinya sprang auf die Beine. „Möchtest du etwas trinken, Dai?“, beeilte er sich zu sagen.

„Ja, gerne.“, sagte Die an Shinya gewandt, doch dann widmete er sich wieder Kaoru.

„Was ist denn so schlimm daran?“

Kaoru schüttelte schnell den Kopf. „Gar nichts.“

Misstrauisch blickte Die von einem zum Anderen.

Shinya war nach unten in die Küche verschwunden; sie alle benutzten Kaoru’s Haus, als würden sie selbst darin wohnen und fühlten sich ebenso heimisch darin.

Kyo blickte finster auf seine Karten und sagte nichts.

Toshiya spielte nervös mit den Fransen des Teppichs, auf dem sie saßen.

Kaoru indes verteilte weiter ungerührt die Karten, darauf bemüht, sich nichts weiter anmerken zu lassen.

Die Tür ging mit einem leisen Klicken zu und Shinya reichte Die ein Glas.

„Arigatou.“, bedankte sich dieser und nippte daran.

Beim Erwähnen von Uruha hatte ein merkwürdiges Gefühl die anderen vier ergriffen und er verstand nicht, was es war.

Schon in der Schule hatte er das Gefühl gehabt, Uruha gehöre nicht gerade zu den Beliebtesten an der Schule, obwohl er das gar nicht nachvollziehen konnte. Er machte auf ihn einen sympathischen Eindruck, war sogar ziemlich schüchtern und sah einfach umwerfend gut aus.

Trotzdem beschloss er, nicht weiter auf das Thema einzugehen.

„Die?“

Der Angesprochene zuckte aus seinen Gedanken auf. Alle vier hatten den Blick auf ihn gerichtet und er merkte, dass er dran war.

„Oh, sorry.“, meinte er und zog eine Karte.
 

„Ruki?“

„Hm?“

„Wäre es vielleicht okay, wenn ich heute Nacht bei dir penne?“, fragte Uruha angespannt, während die beiden durch den Stadtpark schlenderten.

Sie waren die letzten Stunden bei Ruki zu Hause gewesen und jetzt noch einmal an die frische Luft gegangen. Um diese Uhrzeit war fast niemand mehr unterwegs und so waren sie ziemlich ungestört in dem sonst normalerweise recht belebten Park. Gerade schlug die Kirchturmuhr in der Ferne elf Uhr.

„Sicher doch.“

Wieder eines der Dinge, die Uruha an seinem Freund so schätzte. Er unterstützte ihn, wo er nur konnte, ohne irgendwelche dummen Gewissensfragen zu klären.

„Stress zu Hause?“

„Meine Mutter ist diese Nacht weg und allein mit dem Alten...“, Uruha ließ den Satz unvollendet und Ruki konnte sich eh denken, was dann los war.

Er nickte mitfühlend. „Klar, komm ruhig nachher wieder mit zu mir, du weißt doch, meine Eltern lieben dich.“ Er schnitt eine Grimasse. Uruha war bei ihm zu Hause ein gern gesehener Gast, seine Familie störte sich nicht an seinem Aussehen und von seinem „Hobby“ wussten sie nichts.

„Danke.“

Ruki winkte ab. „Kein Thema, weißt du doch. Ich würde an deiner Stelle auch nicht eine Nacht mit dem verbringen.“

Uruha lächelte schwach. Es hörte sich beinahe so an, als würde sein Vater dann über ihn herfallen. Stimmte ja auch in irgendeiner Weise, aber er würde eher versuchen, ihm mit Schlägen und anderen Dingen seine Abnormität, wie er es nannte, auszutreiben. Immer dann, wenn seine Mutter es nicht mitbekam.

„Vorhin habe ich Die getroffen.“ Jetzt war es ausgesprochen. Das Thema, über das er eigentlich schon die ganze Zeit reden wollte.

„Die?“ Ruki überlegte kurz. „Achso, ja, der. Was ist mit ihm?“

„Er... hat gesagt, wir seien Freunde.“ Uruha schämte sich nicht, das zu sagen, auch wenn es sich komisch anhören würde für jeden anderen.

Ruki jedoch blieb ernst. Er wusste, dass Uruha außer ihm keine richtigen Freunde hatte und dass es lange dauerte, bis er jemanden als einen Freund ansah. Schon früher wurde er oft von Scheinfreunden hintergangen. Dass jemand ihn als Freund bezeichnete, war nicht oft vorgekommen.

„Hm. Und was denkst du darüber?“

„Ich weiß nicht. Anscheinend hat er die Nacht vergessen. Sonst würde er bestimmt nicht so etwas sagen, oder?“

„Nein, denke ich auch nicht. Aber Uru...“, setzte Ruki an. „Du weißt, mit wem er rumhängt. Kaoru, Toshiya, Kyo und Shinya. Die hassen uns beide. Und ich wette, wenn sich Die mit dir anfreundet, werden sie ihm ganz schnell ihre Meinung über dich stecken.“

Uruha nickte bedrückt. „Ich weiß. Vor allem Kaoru, er war ja dabei. Und wenn Die das rausfindet, redet er bestimmt kein Wort mehr mit mir.“

„Was wäre denn so schlimm daran?“, platzte es aus Ruki heraus.

Uruha blieb stehen und sah ihn verwundert an.

„Ich meine.“, auch Ruki blieb stehen und wandte sich zu ihm um. „Du hattest schon so viele Affären mit irgendwelchen Kerlen, die dich auch kennen. Nie hast du dir Gedanken darum gemacht, warum jetzt auf einmal? Du kennst ihn nicht! Aber ich sehs kommen, wenn er das rausfindet, lässt er dich auch fallen!“, brauste er auf.

„Bei Die ist es anders“, flüsterte Uruha. „Ich weiß auch nicht, was, aber ich weiß, dass ich mir seine Freundschaft nicht versauen lassen möchte.“

„Und wieso? Du brauchst ihn doch nicht! Du hast mich und das hat doch immer gereicht, oder? Niemand versteht dich besser als ich!“, stieß Ruki gequält hervor.

Uruha sah ihn traurig und zeitgleich dankbar an.

Dann schritt er auf ihn zu und schloss den Kleineren in die Arme.

„Ja, ich weiß. Und dafür bin ich auch sehr dankbar.“, sagte er sanft und drückte ihn an sich.

Stumm erwiderte Ruki die Umarmung.

Eine ganze Weile standen sie so da, ehe Ruki sich von ihm löste.

„Mach nur, was du willst. Ich werd weiterhin daneben stehen und auf dich aufpassen.“, seufzte er.
 

Kaoru merkte plötzlich auf; er hatte gerade deutlich das Zufallen der Haustüre unten gehört.

Er lächelte in die Runde. „Bestens. Meine Eltern sind gerade weggegangen.“

Shinya blickte auf. Auf seiner Stirn zeigte sich eine dünne Falte der Missbilligung.

„Das heißt?“

„Das heißt, dass Kao jetzt weggehen kann, ohne dass sie etwas merken!“, kam Die Kaoru zuvor, der schon den Mund geöffnet hatte, um zu antworten, und knuffte ihn in die Seite.

Dieser grummelte etwas Unverständliches.

Shinya hob eine Augenbraue. „Was meinst du damit?“

„Tja, meine Eltern haben mir gestern offiziell Hausarrest gegeben für abends.“, seufzte der Violetthaarige genervt.

„Und deswegen wartet er immer, bis sie aus dem Haus sind.“, schloss Die strahlend.

„Aber ist das nicht-“, fing Shinya anklagend an, doch Kaoru schnitt ihm das Wort ab.

„Okay, wer hat Lust, jetzt noch was zu unternehmen? Es sind erst halb elf!“, Kaoru sprang auf die Füße, warf Shinya einen entschuldigenden Blick zu und wandte sich dann an die übrigen beiden; Kyo und Toshiya.

„Joa, können wir machen.“, stimmte Toshiya zu, während Kyo schlichtweg nur mit dem Kopf nickte.

„In unsre Stammbar, wo ich letztens mit Die war?“, fragte Kaoru, worauf er allgemeine Zustimmung erntete, abgesehen von Shinya, der sich aber dann doch noch ohne ein weiteres Wort anschloss.
 

„Aber bitte beeilen wir uns, wenn wir durch diesen Park gehen, ja? Keine Ahnung, was da um diese Uhrzeit rumläuft...“, Shinya schauderte und schlang seinen Mantel enger um sich. Missmutig starrte er auf die Baumreihen, die weiter vor ihm anfingen.

„Ohh, hast du Angst?“, neckte ihn Die und legte ihm zum Scherz beschützend den Arm um die Schulter, doch Shinya wimmelte ihn gleich darauf wieder ab.

„Ja, schon, na und?“, gab er beleidigt zurück.

„Naja, da kann Shin schon recht haben, hier gibt’s n paar komische Vögel in der Stadt.“, kam Toshiya ihm zur Hilfe.

„Ach was. Wir sind immerhin zu fünft.“, meinte der Rothaarige unbekümmert „Und passen dann auf das Chibi auf.“

Kaoru, der zusammen mit Kyo den anderen voranging, bemerkte plötzlich zwei Personen, etwas rechts von ihnen auf einem fast parallel laufenden Weg.

„Kyo?“, murmelte er dem Kleinen zu, damit die anderen es nicht hören konnten.

„Hm?“, Kyo blickte ihn von der Seite an.

„Schau mal da rechts.“

Unauffällig versuchte Kyo einen Blick auf die beiden zu erhaschen und erkannte sie nach wenigen Momenten.

„Shit... was wollen die denn hier?“, fluchte Kyo unterdrückt.

„Sind das Uruha und Ruki?“

„Ja.“

„Mist... ich hatte gehofft, mich versehen zu haben.“, grummelte Kaoru und beobachtete die beiden mit einem finsteren Blick, während sie weitergingen. Hinter ihnen ertönte das fröhliche Rumgeplänkel zwischen den anderen dreien.

„Hast wohl auch keine große Lust auf ne Unterhaltung mit denen?“, erkundigte sich Kyo und der Violetthaarige schüttelte den Kopf.

„Auf keinen Fall, vor allem nicht wegen Die.“

„Machst dir Sorgen?“

„Was denkst du denn? Er ist neu hier und ich will nicht, dass er auf den reinfällt.“ Kaoru vermied es, den verhassten Namen auszusprechen.

Kyo nickte nur stumm. Er konnte die Bedenken seines Freundes verstehen; mal abgesehen davon, dass er sowohl Uruha als auch Ruki hasste.

„Dann lass uns schnell weitergehen und hoffen, dass sie weder uns noch Die sie bemerkt. Ich denk mal, Toshi und Shin wollen auch nichts mit ihnen zu tun haben.“, meinte Kaoru und beschleunigte seine Schritte ein wenig; Kyo tat es ihm gleich.

„Hey... jetzt rennt doch nicht so schnell!“, empörte sich Die laut von hinten.
 

Uruha blickte sich erstaunt um. Gerade hatte er ganz sicher Die’s Stimme gehört.

„Ist was, Uru?“, fragte Ruki und versuchte, seinem Blick zu folgen. Er blieb bei fünf schemenhaften Personen hängen, die ein bisschen weiter weg an ihnen vorbeigingen.

Er stöhnte leise auf.

>Och nö... nicht die jetzt... hoffentlich bemerken sie uns nicht!<

Sein Blick wanderte wieder zu Uruha, der wie angewurzelt dastand und die anderen wachsam beobachtete.

„Komm, lass uns gehen, Uru, bevor die uns noch bemerken!“, raunte Ruki und packte seinen Freund eindringlich am Arm.

Doch Uruha rührte sich nicht. Im Moment hatte er lediglich Augen für den Rothaarigen, der Kaoru und Kyo, die weiter vor den anderen hergingen, einzuholen versuchte.

Er glaubte zu wissen, wohin die fünf unterwegs waren, diesen Weg ging er selbst des Öfteren lang; er war der Kürzeste zu dem Stammlokal, wo die meisten hingingen.

„Ruki.“, setzte er mit hohler Stimme an.

Ruki seufzte; er hatte schon eine leise Vorahnung, was jetzt kommen würde.

„Sollen wir nicht noch-“

„Nein, Uru.“, unterbrach der Kleinere ihn entschieden.

„Aber-“

„Du hast es nicht nötig, dem nachzurennen. Mal abgesehen davon, dass du eh nicht die geringste Chance hast, an ihn ranzukommen, wenn die vier da um ihn herumsitzen.“, versuchte er ihm die Sache deutlich zu machen.

Traurig blickte Uruha ihnen nach; sie waren schon fast aus ihrer Sichtweite verschwunden.

Ruki biss sich auf die Unterlippe. >Verdammt, ich kann es einfach nicht sehen, wenn er so traurig ist.<

„Na schön, aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht vor-“

Der Rest des Satzes ging in einem überraschten „Hey!“ unter, da Uruha ihn stürmisch umarmt hatte.
 

„Ganz schön voll heute...“, bemerkte Toshiya überflüssigerweise, als die fünf sich nacheinander in die Bar quetschten.

Voll war leicht untertrieben, man musste sich schon regelrecht durch die einzelnen hindurchzwängen, um überhaupt vorwärts zu kommen. Um die Stehtische herum standen mehrere Gruppen, die sich lautstark und mit Alkoholfahne unterhielten.

Shinya zog die Stirn kraus. „Mir wird gleich schlecht...“

Er hasste es, angetrunkene oder betrunkene Menschen sehen zu müssen, leider gehörten seine Freunde auch manchmal dazu.

Die fünf suchten sich einen der noch wenigen freien Tische und blickten sich um.

„Ich geh uns mal was zu trinken holen, ja?“, bot sich Die lächelnd an.

Kaoru wollte schon den Mund öffnen, aber Die hob die Hand, damit er schwieg.

„Ne, lass mal, Kao, ich find mich schon zurecht. Also, was möchtet ihr?“

„Bier.“, tönte es prompt von Kyo.

„Ich auch.“, schloss sich Toshiya vergnügt an.

„Ich auch.“, wiederholte Kaoru.

Die vier wandten sich zu Shinya um, der, die Arme vor der Brust verschränkt, am äußersten Rand saß.

„Orangensaft.“, sagte er säuerlich und trotzig.

Kyo seufzte ungehalten. „Orangensaft... hast du eigentlich jemals etwas Alkoholisches getrunken?“

Shinya’s Schweigen war Antwort genug und Die machte sich lachend auf den Rückweg zum Tresen, der fast neben dem Eingang und somit am anderen Ende der Bar lag.

„Tschuldigung, darf ich mal... darf ich mal durch?...Danke...“, murmelte Die, während er sich an mehrere vorbeischlängelte. Immerhin war der Tresen schon mal in Sichtweite.

Plötzlich prallte etwas gegen ihn, das deutlich kleiner war als er.

Verdutzt blickte Die nach unten und direkt in zwei freche, leicht aufgebrachte Augen, die ihn wütend von unten anfunkelten.

>Der Junge würd Kyo mächtig Konkurrenz machen...<, dachte er im Stillen, als hinter dem kleinen Blonden eine Stimme ertönte.

„Ruki? Wo steckst du...?“ Hinter Ruki stand auf einmal Uruha und legte dem Kleineren eine Hand auf die Schulter.

„Mensch... du gehst hier aber auch leicht verloren...“, lächelte er.

Die’s Blick riss sich von Ruki los und blieb an Uruha wieder hängen.

„Uruha!“

Der Angesprochene zuckte leicht zusammen. „Die?“

Die grinste breit. „Da laufen wir uns jetzt schon zum zweiten Mal über den Weg! Ist das Ruki?“ Er beugte sich zu dem Kleineren herunter.

„Ja.“, antwortete Ruki verdrießlich. „Ich geh uns mal einen Platz suchen... holst du was zu trinken?“, fragte er Uruha.

„Klar doch...“, antwortete Uruha und wusste imselben Augenblick schon gar nicht, was er da eigentlich zustimmte. Sein Blick schien von dem Rothaarigen vor sich eingefangen worden zu sein. Ruki murmelte noch etwas, dann tauchte er auch schon in der Menge unter.

„Kommst du mit? Ich muss auch zum Tresen!“ erklärte Die, drehte Uruha vor sich herum und schob ihn durch die Leute.

Mit leicht geröteten Wangen kam der Blonde vor dem breiten Tresentisch zum Stehen, Die stellte sich neben ihn.

Einige Sekunden später kam ein junger Mann mit einem gewagten Sprung von der Spüle einige Meter weiter vor ihnen zum Stehen. Er grinste sie breit an und sie quittierten ihn mit einem überraschten Blick.

Er war ungefähr so groß wie Die, hatte bunt zusammengewürfelte, schrille Klamotten an, die Hose an einigen Stellen durchlöchert. Sein Gesicht zierten mehrere Piercings, er war auffällig geschminkt und hatte auch einige Tattoos vorzuzeigen.

„Was darf’s sein?“, fragte er und grinste sie immer noch frech an.

Die beiden tauschten einen viel sagenden Blick und bestellten dann.

„Was istn das für einer?“, fragte Die und sah ihm hinterher, als dieser fortgeeilt war um die Bestellung zu holen.

„Ach, der arbeitet schon etwas länger hier, aber ich glaube, nur zweimal die Woche.“, antwortete Uruha gleichmütig.

„Sag mal.“, fing Die an und sah den Kleineren an.

„Hai?“, fragte Uruha, doch als er Die direkt ansah, schoss ihm erneut die Röte ins Gesicht und er senkte den Blick wieder; Die bemerkte es nicht, lag vermutlich am Licht.

„Bist du gut in Mathe?“

„Eh?“

„Du weißt doch... übermorgen ist Klausur und von dem ganzen neuen Stoff verstehe ich rein gar nichts! Und Shinya will mir nicht helfen, der ist der Meinung, man soll selbst lernen...“, maulte er ein wenig kläglich.

„Und die anderen?“, fragte Uruha mit zitternder Stimme.

„Könnens auch nicht wirklich.“, schloss der Rothaarige.

„Mhm...“

„Also? Könntest du mir vielleicht helfen? Natürlich den anderen nichts sagen...“

Er verhielt sich beinahe wie ein kleines Kind, das einen Streich ausgeheckt hatte. Uruha lächelte unwillkürlich bei der Vorstellung; Die war einfach nur zu süß.

Dieses Lächeln fasste Die als Zustimmung. Er strahlte übers ganze Gesicht.

„Also ja?“

Uruha konnte kein Mathe. Konnte es noch nie und wird es nie können. Er könnte froh sein, wenn er in diesem Schuljahr nicht eben wegen diesem Fach sitzen blieb...

Schweigen, dann –

„Klar, warum nicht?“, hörte er seine Stimme sagen.

„Juhu, danke, danke!“, freute sich Die. „Wann denn? So morgen nach der Schule?“

„Ja, würd gehen.“, sagte Uruha mit immer noch der fernen Stimme, die gar nicht zu ihm passte. Er redete sich hier um Kopf und Kragen.

„Danke!“, wiederholte der Rothaarige und schloss ihn prompt in die Arme.

„So, bitte sehr.“, unterbrach eine belustigte Stimme ihr Gespräch, doch als die beiden sich lösten, standen lediglich die Getränke auf zwei Tabletts verteilt vor ihnen.

„Kommt doch nachher mal mit zu uns an den Tisch!“, bot Die an, dann nahm er sein Tablett und verschwand in der Menge.
 

„Du hast WAS?!“, empörte sich Ruki mit lauter Stimme, als Uruha ihm niedergeschlagen erzählt hatte, was gerade passiert war.

„Ssscht... nicht so laut.“, stöhnte er auf, während er noch tiefer auf seinem Stuhl einsank.

Ruki bedachte ihn mit einem zornfunkelnden Blick. „Du weißt doch genauso gut wie ich, dass du ihm dabei kein Stück helfen kannst. Er wird denken, du hast ihn reingelegt oder sonst was.“

Uruha sagte nichts. Wie hatte er sich nur darauf einlassen können?

Die Verlockung, einen Nachmittag mit Die allein zu sein, war einfach zu groß gewesen. Nur wie würde der reagieren, wenn er herausfand, dass er eigentlich rein gar nichts konnte?

Lustlos nippte Uruha an seinem Glas.

Das hatte er ja wieder toll hinbekommen.

Er wollte auf keinen Fall, dass Die dann wegen ihm die Klausur verhaute...

„Am besten ich geh nachher hin und sag ihm, dass das doch nicht geht...“, meinte er betrübt.

„Ja, das wär wohl das Beste.“, stimmte Ruki ihm zu und schlug nachdrücklich mit der Faust auf den Tisch. Dann milderte sich sein Blick.

„Aber erst, wenn er irgendwo alleine ist, damit die anderen nichts davon mitbekommen, ja?“

Uruha nickte. „Mhm...“

Eigentlich war es ihm jetzt sogar egal, er würde auch zu ihm hingehen, wenn alle anderen dabei waren, was kümmerte es schon?

Ob Die erst morgen oder heute schon anfing, ihn zu hassen, das spielte doch keine Rolle. Dass er es tun würde, da bestand für ihn kein Zweifel.

Er war das schon gewohnt. Nur nie hatte es ihm so viel bedeutet.

>Seit wann bin ich so? Wieso bedeutet mir der Kontakt zu Die so viel? Fast so viel wie zu Ruki und den kenne ich seit Jahren... und Die gerade mal einen Tag.<

Doch er beschloss, abzuwarten, bis Die alleine war, doch wie sich herausstellte, war hier eine große Menge an Geduld gefragt.

Der Abend war schon weit fortgeschritten, aber die anderen vier schienen den Rothaarigen keine Sekunde allein lassen zu wollen, was Uruha gründlich ärgerte. Und nicht nur ihn, auch Ruki wurde davon zusehends genervt.

„Unglaublich, oder? Als wären die seine Bodyguards, ständig wuselt jemand um den herum, sogar zur Toilette darf er nicht alleine!“, entrüstete er sich, als Die zusammen mit Shinya von der Toilette zurückkam und sie sich wieder zu den anderen gesellten.

„Mhm.“ Der Blonde war immer schweigsamer geworden und starrte nur dumpf auf die ausgelassene Truppe.

„Das gibt heute Abend bestimmt nichts mehr...“, seufzte Ruki; im Gegensatz zu seinem Freund redete er fast ununterbrochen, um seinem Ärger Luft zu verleihen.

Plötzlich merkte Uruha auf; der Rothaarige hatte sich vom Tisch erhoben, erklärte den anderen etwas, die seine Worte mit verblüfftem Blick quittierten. Dann schlängelte er sich durch die Menschen und kam geradewegs auf ihren Tisch zu, die Blicke der anderen in seinem Rücken.

Uruha wäre am liebsten im Boden versunken, als Die vor ihrem Tisch Halt machte.

„Darf ich mich was dazusetzen?“, fragte er sie mit einem Grinsen.

„Klar, warum nicht?“, erwiderte Ruki, allerdings etwas steif.

Die strahlte ihn an und setzte sich auf einen freien Stuhl.

„Und amüsiert ihr euch gut? Die anderen vier drehen ein bisschen ab im Moment, bis auf Shinya sind alle mehr oder weniger dicht...“, der Rothaarige lachte vergnügt.

„Du nicht?“, neckte Ruki ihn und gab ihm einen Knuff in die Seite.

„Ich?“, fragte dieser unschuldig, kicherte dann doch in einem Ton, der Ruki’s Worte genau bestätigten.

Uruha schwieg und starrte auf seine Knie. Seine Finger spielten mit einer Kette, die von seinem Gürtel herabhing; eine Methode, um seine zitternden Hände zu beruhigen.

Bis auf einmal Die von rechts seinen Arm um seine Schultern legte.

„Na, Uru-chan? Du bist so still!“

Der Blonde brachte kein Wort heraus, er wollte es auch gar nicht, am Ende fing er nur an zu stottern oder sagte sonst etwas, was er später bereuen würde.

Er verkrampfte sich innerlich und zog die Schultern ein.

Doch der Rothaarige nahm seinen Arm nicht weg, er drückte den Kleineren förmlich näher an sich.

„Alles okay mit dir?“, fragte er auf einmal in weitaus nüchternem Ton.

Uruha blickte auf und sah, dass Die ihn besorgt musterte.

>Oh Mann... wieso hat er immer diesen Gesichtsausdruck? Er tut immer so besorgt um mich... wieso nur? Ich verstehe das nicht....<

Er zwang sich zu einem Lächeln. „Ja, es ist alles okay, mach dir keine Gedanken.“

Die lächelte. „Na dann.“

Uruha wusste auch nicht, warum er das jetzt tat. Vielleicht lag es an der unnatürlich lauten Musik, die ihn einhüllte oder die von Rauch erfüllte Luft. Vielleicht auch, weil er mit einem Male unglaublich müde wurde.

Er schloss die Augen und lehnte sich gegen Die’s Oberkörper. Er wusste auch nicht, wie viel der Rothaarige eigentlich getrunken hatte, dieser jedenfalls ließ es geschehen, dass Uruha seinen Kopf auf seine Brust legte.

„Wo ist’n Daidai?“, fragte Toshiya in beinahe quengelndem Ton.

„Weg.“, erwiderte Kaoru gereizt; diese Frage hatte Toshiya schon mindestens zweimal gestellt, anscheinend merkte er schon gar nicht mehr, was um ihn herum geschah, so viel hatte er schon getrunken.

Und im Moment wünschte sich Kaoru, in genau demselben Zustand sein zu können, in dem er nichts mehr mitbekam. Vor gut zehn Minuten war Die plötzlich aufgestanden, hatte erklärt, er wolle mal zu ein paar Freunden und war abgehauen.

Wer diese Freunde waren, hatte er nach ein paar Augenblicken bitte erfahren müssen, als kurzzeitig der Blick auf den Tisch von Uruha und Ruki frei wurde. Doch inzwischen versperrten wieder ein paar Leute den Blick auf sie.

Somit konnte Kaoru nicht erkennen, was gerade dort passierte, was ihn gründlich ärgerte.

„Die werden ihn schon nicht auffressen, Kao.“, sagte Shinya ernst; er war der Einzige, der sich strikt an alkoholfreie Getränke gehalten und deswegen noch komplett nüchtern war.

Um gegen die aufkommende Langeweile anzukämpfen, fing Toshiya gerade an, Kyo ein bisschen zu ärgern, indem er ihn umarmte, worauf Kyo einen seiner wohl bekannten Anfälle bekam.

Kaoru schnaubte. „Das nicht, aber ich kann es einfach nicht sehen, wenn er bei denen ist.“

Shinya legte ihm mitfühlend eine Hand auf den Arm. „Aber was ist denn schon dabei?“

Als Kaoru das mit einem zornigen Blick beantwortete, fuhr der Blonde hastig fort. „Ich meine, es ist doch schön, wenn er Freunde findet. Ich weiß, dass die beiden nicht gerade der perfekte Umgang sind, aber sie scheinen sich zu Die normal zu verhalten.“

„Ja, großartig und demnächst rennt er genauso rum wie die und wird zum Außenseiter.“, brummte Kaoru.

„Ach was...“, Shinya seufzte. „Solange er uns hat, ist er kein Außenseiter und ich glaub nicht, dass er irgendwann in Strapsen und Röcken durch die Gegend läuft wie Uruha-san.“

„Glaubst du?“, erwiderte Kaoru schroff. „Du kennst Die nicht. Ich kenne ihn seit Jahren und weiß, dass er verdammt beeinflussbar ist. Sag ihm, er ist zu dick und er wird so radikal abnehmen bis er nur noch Haut und Knochen ist. Die ist der Mitläufer schlechthin.“

Darauf sagte Shinya nichts. Kaoru würde es wohl am besten wissen, nur jetzt fiel ihm nichts mehr ein, um den Älteren zu beruhigen.
 

Ein wohliges Gefühl machte sich mehr und mehr in Uruha breit.

Es war so angenehm, von Die so gehalten zu werden, dass er sich wünschte, sie würden ewig in diesem lauten und verrauchten Lokal sitzen. Die Augen hatte er immer noch geschlossen, er konnte Die’s Herzschlag hören und das Heben und Senken seiner Brust war unglaublich beruhigend für ihn. Genau so könnte er hier und jetzt einschlafen, doch er wollte keine Sekunde von diesem Moment vergeuden; wer weiß, ob sie sich jemals wieder so nah sein könnten.

Taktvoll hielt sich Ruki zurück; er saß ihnen gegenüber und beobachtete sie mit einem Lächeln.

>Richtig süß, die beiden... wie Uruha da an ihn lehnt, so friedlich habe ich ihn noch nie gesehen.<

Auch Die machte den Anschein, als würde ihm die Situation gefallen. Er fing Ruki’s Blick auf und lächelte zurück.

>Wahrscheinlich macht er das nur mit, weil er schon so angetrunken ist... aber egal, wenigstens für diesen Moment macht das Uruha glücklich.<

Der Rothaarige schloss jetzt ebenfalls die Augen und legte seinen Kopf leicht auf den blonden Schopf von Uruha. Sein Arm glitt von seinen Schultern ein wenig herab und er berührte Uruha’s nackte Haut am Oberam, als er an eine Lücke im Ärmel von dessen Oberteil ankam.

Der Blonde zuckte kaum merklich zusammen, entspannte sich aber gleich darauf wieder, als Die anfing, mit den Fingern sanft seinen Arm zu streicheln.

Uruha fühlte sich so entspannt, wie nie zuvor. Noch nie hatte er solche Berührungen als so angenehm empfunden wie jetzt. Ob es an Die lag oder an der Tatsache, dass man ihn noch nie einfach so im Arm gehalten hat, Uruha war es gleich.

Für nichts wollte er diesen Moment jetzt unterbrechen ...
 

... wohl aber jemand anderes.

Kaoru schnappte empört nach Luft, als er plötzlich wieder auf die drei sehen konnte.

„Hm? Was hast du, Kao?“, fragte Shinya und folgte seinem Blick und sah es nun ebenfalls.

Ruki saß da, den Kopf auf seine Hände gestützt und beobachtete die beiden anderen, die ihm gegenüber saßen. Die hatte den Arm um Uruha geschlungen, während dieser den Kopf auf seine Brust gelegt hatte und sich an ihn anschmiegte. Und dem noch nicht genug, Die’s Kopf ruhte ebenfalls auf dem Uruha’s und er streichelte über dessen Arm.

„Schau dir das mal an.“, brachte Kaoru gepresst heraus.

Besorgt musterte Shinya dessen Gesicht; man sah ihm an, dass er kurz vor einer Explosion stand.

„Kao...“, fing er leise an, doch zu spät.

Kaoru war aufgesprungen. „Reiß die beiden mal auseinander.“, er nickte zu Toshiya und Kyo, die immer noch miteinander rangelten; Kyo war zu klein um sich Toshiya’s Umarmungen großartig widersetzen zu können, er fluchte vor sich hin und versuchte vergeblich, den Blauhaarigen mittels Kicken und Schlagen loszuwerden. „Ich hole Die und dann hauen wir hier ab.“

„Kao, jetzt warte doch mal...“, setzte Shinya erneut an, doch Kaoru fuhr ihm dazwischen.

„Nein, ich warte jetzt bestimmt nicht. Wir treffen uns draußen.“ Und damit fing er an, sich einen Weg durch die Menschengruppen zu bahnen und das ziemlich grob.

Mit einem unguten Gefühl sah Shinya ihm noch kurz hinterher, dann wandte er sich zu den beiden anderen und zog Toshiya von dem Kleinen herunter.

„Jetzt lass Kyo mal in Ruhe...“

„Aber ich mag jetzt Kuscheln...“, quengelte er und hatte dabei erstaunliche Ähnlichkeit mit einem kleinen Kind.

„Jetzt nicht, später, okay?“, redete Shinya auf ihn ein.

„Mit Dai?“, nuschelte Toshiya und Shinya runzelte die Stirn.

>Wie, mit Dai? Was ist der denn so versessen auf den...?<

„Jaja, mit Dai. Und jetzt kommt, wir gehen.“ Er packte Toshiya am Arm, ebenso Kyo und versuchte, die beiden mit sich zu ziehen.

Toshiya hüpfte ihm beinahe hinterher, Kyo trottete mit verschleiertem Blick neben ihm.

>Na, wenigstens etwas klappt heute...<, schoss es Shinya durch den Kopf.
 

+*+*+*+*+
 

Uuuuuuund CUT O_O"

Naju xD... hier ist wieder Ende, wir hoffen, das 2. hat euch gefallen!

*schon am 3. arbeit*

Chapter 3

So, hier ist endlich wieder ein neues Kapitel von unsrer Fanfiction ^-^

Das wird aber für die nächsten Wochen das letzte sein, denn ich (KaoruChan) fahre nächste Woche für drei Wochen weg und dann können wir kein neues Kapi hochladen...^^

Gomen nasai >o< *verbeug*

Aber danach wird wieder weitergeschrieben!

Vielen Dank auch für eure Kommis, die waren echt lieb!
 

+*+*+*+*+
 

Kapitel 3:
 

Während Ruki die beiden vor sich Sitzenden mit versonnenem Blick beobachtete, bemerkte er jemanden, der so schnell es in dem vollen Lokal möglich war zu ihnen zu gelangen versuchte.

Er hob den Kopf von seinen Armen.

>Das ist doch Kaoru...?!<, kam es ihm alarmierend in den Sinn.

Er warf noch einen Blick auf Die, der immer noch mit geschlossenen Augen Uruha im Arm hielt.

>Oh nein... der will die jetzt hundertpro trennen!< Mit einem Ruck sprang er vom Stuhl auf, worauf Uruha verwirrt den Kopf von Die’s Schulter anhob.

„Ruki? Was ist denn?“, fragte er leise; Die bemerkte nichts.

„Da hinten kommt Kaoru.“, raunte ihm der Kleine zu.

„Was?!“ Uruha konnte sich gerade noch zurückhalten, nicht ebenfalls aufzuspringen.

Das konnte doch nicht wahr sein! Nicht jetzt! Nicht jetzt, wo er gerade in Die’s Armen lag...

„Wenn wir keine Szene hier haben wollen, gerade vor Die, sollten wir zusehen, dass wir verschwinden.“, sagte Ruki.

Uruha presste die Lippen aufeinander. Er wusste, dass sein Freund Recht hatte, doch er wollte es nicht wahrhaben. Verdammt, wieso musste Kaoru immer alles kaputt machen? Schon früher...

Er schüttelte den Gedanken ab, rührte sich aber nicht von der Stelle.

„Uruha!“, drängte Ruki. „Mach schon!“

„Und was soll ich ihm sagen?“, der Blonde nickte zu Die, der von der Unterhaltung nichts mitbekam, zumindest zeigte er es nicht; wahrscheinlich hatte er doch mehr intus, als sie gedacht hatten. Schon das versetzte Uruha einen leichten Stich; an das, was gerade passiert war, würde er sich bestimmt nicht mehr erinnern...

Ihm schossen Tränen in die Augen, was ihn gleichermaßen bestürzte als auch verwunderte.

Wieder einmal stellte sich ihm die Frage, wieso ihm das so zusetzte.

„Uruha! Dafür ist jetzt nicht die Zeit!“, Ruki packte ihn am Oberarm und versuchte, ihn aus Die’s Umarmung zu ziehen, doch der Blonde machte weiterhin keinerlei Anstalten, mit zu gehen. Er schüttelte Ruki’s Hand ab und blickte trotzig zu ihm auf.

„Ich möchte aber nicht!“

„Möchtest du, dass Kaoru hier ein Theater veranstaltet und alles vor deinem Die ausplaudert?“, fauchte Ruki; Kaoru hatte es schon fast bis zu ihnen geschafft.

Doch Uruha sagte nichts. Ruki seufzte.

„Also schön. Schaff Die hier raus, ich wird versuchen, ihn aufzuhalten.“ Damit wandte er sich um und ging Kaoru entgegen.

Mit verblüffter Miene sah Uruha ihm hinterher. Dass Ruki das für ihn tat... er war wirklich ein klasse Freund.

Dann drehte er sich zu dem Rothaarigen um. Leicht zitternd vor Aufregung legte er ihm beide Hände ans Gesicht, worauf dieser hin die Augen öffnete und ihn mit verschleiertem Blick ansah.

„Die?“, flüsterte Uruha sanft; der Blick klärte sich ein wenig auf und Die musterte ihn liebevoll.

„Ja?“

„Kommst du mit raus? Hier ist es so...“ Uruha überlegte kurz. „...stickig und laut.“

Die lächelte. „Klar doch.“

Vielleicht etwas zu schnell sprang Uruha auf die Beine, doch Die merkte seine Unruhe glücklicherweise nichts. Für dieses Mal war Uruha dem Alkohol dankbar.

Auch Die erhob sich. „Geh nur, ich komm hinterher.“ Dafür, dass er so viel getrunken hatte, merkte man ihm an der Art, wie er redete, nichts an. Er hörte sich erschreckend nüchtern an. Uruha nickte und wandte sich gen Ausgang, der glücklicherweise näher war, als vom Platz, wo Kaoru mit den anderen gesessen hatte.

Während er sich durch die Menschen schlängelte, spürte er auf einmal eine warme Berührung an seiner Hand und mit einem Mal umschloss Die’s Hand seine eigene.

Gut, dass der Rothaarige hinter ihm ging, andernfalls hätte er gesehen, wie Uruha die Röte ins Gesicht schoss. Sein Herz schlug plötzlich wieder so schnell...
 

Verflucht noch eins, wieso musste er beinahe das gesamte Lokal durchqueren, ehe er bei Die und den anderen beiden ankam? Vorhin hatte das noch gar nicht so weit ausgesehen.

Kaoru verfluchte in Gedanken einfach alles.

Der Weg, der einfach viel zu lange dauerte.

Die ganzen Menschen, die nicht einmal zur Seite gingen und ihn so behinderten. Mehr als einmal musste er kostbare Minuten warten, ehe sich die Herrschaften dazu bequemten, Platz zu machen.

Dann Die, der so naiv war, sich auf Ruki und Uruha einzulassen.

Und Uruha erst, dieses Miststück. Nutzte Die aus und behandelte ihn so wie eins seiner Spielzeuge.

Aber dieses Mal nicht. Dieses Mal würde er nicht zulassen, dass er seinen Spaß auf Kosten anderer hatte.

Als würde Uruha es jemals ernst meinen, dazu war er gar nicht in der Lage. Das Wort Liebe gab es für ihn nur auf dem Papier, was es damit auf sich hatte, das würde er nie erfahren und wollte es bestimmt auch gar nicht. Wieso hatte er das nicht schon damals gewusst?

Noch wütender als vorher riss sich Kaoru von dem Gedanken los.

Erst einmal Die da rausholen. Oh nein, er würde nicht zulassen, dass sein bester Freund auf diesen Kerl reinfiel.

Doch auf einmal stand er sich einem neuen Hindernis gegenüber.

Einem Hindernis in Gestalt von Ruki.

Dieser war so klein, dass er ihn gar nicht hatte kommen sehen.

Doch er war groß genug, um ihm den Weg zu versperren.

Trotzig stand er da, nagelte ihn mit seinem rotzfrechen Blick fest, was ihn beinahe noch mehr zur Weißglut brachte. Aber er wäre nicht Kaoru Niikura, würde er nicht auch jetzt äußerlich Ruhe bewahren.

Somit zitterte seine Stimme nicht und sein Blick blieb lediglich kalt und nicht blitzeschleudernd, als er sprach.

„Was willst du?“

Die Musik war laut, aber Ruki verstand dennoch jedes Wort.

„Ganz einfach. Dir den Weg versperren.“ Auch Ruki sprach vollkommen ruhig, er verschränkte die Arme vor der Brust.

„Und wieso? Ich will Die holen, damit wir nach Hause können.“ Er steckte beide Hände in die Hosentasche, damit Ruki nicht sah, wie er sie zu Fäusten ballte.

„Und genau das wirst du bleiben lassen.“

„Wieso?“, wiederholte Kaoru, dieses Mal schon merklich gereizter.

„Ich habe nicht den Anschein, als würde Die gehen wollen. Er und Uruha verstehen sich...blendend.“ Ruki betonte das letzte Wort besonders und stellte mit Genugtuung fest, dass sich auf Kaoru’s Stirn eine Zornesfalte bildete. Er hatte seinen wunden Punkt getroffen und er genoss es in vollen Zügen.

„Ich glaube, in diesem Fall weiß ich besser, was für Die gut ist und was nicht. Und Uruha gehört definitiv zum Letzteren.“

>Oh Uru... ich hoffe, du beeilst dich, Die hier rauszubringen...<, schoss es Ruki durch den Kopf. Er stellte sich Kaoru in den Weg, ja, aber dieser könnte ihn durchaus einfach beiseite schieben, wenn er wollte.

„Und ich glaube, du solltest lernen, Die loszulassen. Er kann, denke ich, selbst entscheiden, was gut für ihn ist.“, entgegnete Ruki.

„Hierbei aber nicht. Er ist erst neu und weiß nicht, was für ein Mensch Uruha ist.“, sagte Kaoru wütend. „Denkst du, ich will, dass Die genauso verarscht wird wie all die anderen?“

Ruki’s Blick verdüsterte sich. „Diesmal ist es anders.“

„Und so jemand wie du will mir das sagen?“

„Genau. Menschen verändern sich.“

„Uruha nicht, der wird sich niemals ändern und das weißt du auch!“

„Nur weil du damals - “

Doch Kaoru’s Aufmerksamkeit wurde plötzlich auf etwas anderes gelenkt. Sein Blick haftete am Tisch von Uruha und Die, der...

...leer war.

Das Ende von Ruki’s Satz überhörte er; wutentbrannt drängte er Ruki zur Seite und eilte Richtung Ausgang.
 

Die Dunkelheit und Kälte der Nacht traf Uruha unvorbereitet, als er zusammen mit Die aus dem Lokal trat.

Mit einem Schlag war er hellwach und Die, wie es schien, ebenso.

Fröstelnd zog der Blonde den Kopf zwischen die Schultern und zog Die an der Hand mit sich, weg vom Eingang.

Die Frage, ob er auf Ruki warten sollte, beantwortete sich mit einem Blick nach rechts von selbst. Einige Meter weiter standen Shinya, Kyo und Toshiya im Schein einer Straßenlaterne. Anscheinend warteten sie auf Kaoru, hatten die beiden aber noch nicht bemerkt.

Was eigentlich kein Wunder war. Shinya bemühte sich, offensichtlich vergebens, Toshiya und Kyo voneinander zu trennen, die in einer Art gespielter Rangelei aneinander klebten.

„Hört jetzt mal auf, bitte!“, wehte Shinya’s verzweifelte Stimme zu ihm herüber.

„Ihr benehmt euch echt wie die Kinder – lass ihn doch mal, Toto!“

„Hey, schau mal, da sind ja die anderen.“ Die’s Stimme ließ Uruha fast zu Eis erstarren, so sehr lief ihm ein Schauer über den Rücken.

„Ehm... ja...“, nuschelte er. Mehr als alles andere wünschte er sich, von hier zu verschwinden. Jede Sekunde, die sie hier länger standen, wurde für ihn zur Qual.

„Gehen wir zu ihnen?“, fragte Die und schenkte ihm eins seiner Lächeln, die Uruha so schwach werden ließen.

Doch er schüttelte den Kopf.

„Eh... nein... ich muss nach Hause.“, murmelte er.

„Was? Jetzt schon?“, sagte Die enttäuscht.

Uruha kniff die Augen zusammen. Er wollte so gern noch was mit Die machen, aber er konnte es auf gar keinen Fall riskieren, von den anderen gesehen zu werden, nicht nachdem sich Ruki so dafür eingesetzt hatte, dass Kaoru sie beide nicht in die Finger bekam. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kaoru jetzt gleich aus der Tür stürmte, wuchs mit jedem Augenblick.

„Ja... ich kann nicht mitkommen, aber geh ruhig zu ihnen, wenn du willst. Wir sehen uns ja dann... schätz ich...“, murmelte Uruha niedergeschlagen, wand seine Hand aus der Die’s und drehte sich um, um wenigstens zur nächsten Häuserecke zu gehen, wo er geschützt vor den Blicken der anderen auf Ruki warten konnte.

„Hey, wart doch mal!“, rief Die ihm hinterher und mit zwei Schritten war er an ihm vorbei und stand nun vor ihm.

„Mhm?“ Fragend blickte Uruha an ihm herauf.

An seinem Blick erkannte der Blonde sofort, dass Die eben doch nicht nüchtern war, egal, wie er sich anhörte.

Er hörte sich erschreckend nüchtern an... wirklich –

Doch Die sagte nichts. Er beugte sich zu dem Kleineren herunter.

Uruha’s Herz pochte wie wild, es tat schon beinahe weh...

Mit vor Schreck geweiteten Augen sah er Die’s Gesicht immer näher zu ihm herunter kommen; er selbst hatte die Augen geschlossen.

Seine Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von seinen eigenen entfernt –

Die Tür des Lokals flog mit einem lauten Knall auf und ein wutschnaubender Kaoru trat auf die Straße und schnappte empört nach Luft. Hinter ihm trottete ein niedergeschlagener Ruki aus der Tür.

„DAISUKE!“

Seine Stimme hallte wie ein Peitschenschlag durch die Nacht und Die’s Kopf schnellte erschrocken wieder nach oben.

„Kao?“

„Ja!“ Mit wenigen Schritten war er bei den beiden und der Blick, den er Uruha zuwarf, ließ diesen verschreckt zurückweichen.

„Du kommst jetzt mit nach Hause, es ist schon spät!“, fauchte er, packte Die am Arm und wollte ihn mit sich ziehen.

Doch wie Uruha bei Ruki wehrte sich nun auch Die gegen Kaoru.

„Was?!“, fragte Kaoru zornig und wandte sich zu Die, der ihn beleidigt ansah.

„Das möchte ich auch mal gerne wissen! Was soll das hier, Kao?“

Ruki nutzte die Gelegenheit, schlich an den beiden vorbei, die wie in Kampfposition voreinander lauerten, und trat zu Uruha, der erstarrt dastand.

„Uruha!“, flüsterte er, während Kaoru und Die eine lautstarke Diskussion anfingen, zweifellos auch vom Alkohol angefacht.

Uruha sagte nichts.

„Komm schon, das ist die Gelegenheit, abzuhauen! Wer weiß, was Kaoru in so einem Zustand macht, der kocht regelrecht vor Wut.“, redete Ruki auf ihn ein.

Nach einigem Zögern nickte Uruha und ließ sich von Ruki wegführen.
 

„Ich kann sehr gut selbst entscheiden, wann ich gehe, danke sehr!“, schmetterte der Rothaarige Kaoru wütend entgegen. Er fand es unerhört, dass sich Kaoru einmal mehr zu sehr um sein Wohl sorgte, als wäre er ein kleines Kind, das nicht auf sich selbst Acht geben könnte.

„Du hast doch keine Ahnung, mit wem du es hier zu tun hast!“, erwiderte Kaoru laut.

„Ach ja?“

„Ja! Ich kenne Uruha schon eine ganze Ecke länger als du, und glaub mir, wüsstest du so viel wie ich, würdest du meine Reaktion verstehen!“

Im selben Moment hätte sich Kaoru auf die Lippen beißen können. Das wollte er jetzt eigentlich nicht so sagen, aber jetzt war es eben raus.

Und es verfehlte seine Wirkung nicht im Geringsten.

Die’s wütender Gesichtsausdruck wich Misstrauen und Verwunderung.

„Was meinst du damit?“, fragte er mit viel ruhigerer Stimme.

Kaoru verschränkte die Arme. „Ach nichts, vergiss es.“, räumte er ein.

Er hätte Die jetzt so viel erzählen können. So viel, dass Die Uruha regelrecht hassen würde, dass er auf jeden Fall nicht mehr mit ihm reden würde.

Doch er ließ es bleiben.

Er schwieg.

Schwieg und sah Die mit kaltem Blick an.

„Was meinst du?“, wiederholte Die ungeduldiger.

„Ich sagte doch, vergiss es. Du wirst das schon selbst herausfinden, irgendwann.“ Eigentlich wollte Kaoru seinen Freund nicht ins offene Messer laufen lassen, aber dieser Zeitpunkt war für ihn nicht der Richtige, um Die die Wahrheit zu sagen, zumal dieser auch ziemlich angetrunken war. Und wie er Die kannte, hätte er das am nächsten Morgen eh wieder vergessen, es wäre also pure Zeitverschwendung gewesen.

„Ich helf Shinya jetzt, die anderen beiden nach Hause zu bringen, kommst du mit?“, fragte Kaoru versöhnlich.

Er wollte nicht mit Die streiten, schon gar nicht wegen Uruha.

Zwar war Die damit nicht besänftigt, doch er nickte. Noch einmal wandte er sich um.

Doch der Platz, wo Uruha gestanden hatte, war leer.

Verblüfft wandte er sich wieder zu Kaoru.

„Wo... ist denn Uruha hin?“

Kaoru seufzte. Typisch Uruha. Abhauen. So typisch...

„Bestimmt mit Ruki nach Hause. Und jetzt komm... bitte.“

Geknickt ließ Die den Kopf hängen, folgte Kaoru aber zu den anderen dreien.
 

+*+*+*+*+

In dieser Nacht lag der blonde Japaner noch lange wach.

Neben ihm hörte er das ruhige Atmen Ruki’s, die Uhr zeigte halb vier.

Uruha unterdrückte mit Mühe ein Seufzen.

Dieser Abend war nicht gerade besonders verlaufen.

>Wieso musste Kaoru nur alles kaputt machen...<

Es war so schön gewesen... in Die’s Armen zu liegen, er hatte dessen Berührungen richtig genossen.

Aber anscheinend wollte Kaoru mit allen Mitteln verhindern, dass sie beide sich näher kennen lernten.

>Wie sollte es auch sonst sein.<, dachte Uruha verbissen. Dass Kaoru ihn beinahe schon hasste, war ihm klar, er wusste auch bestens, warum.

Aber war das vielleicht ein Grund, sich Freundschaften oder vielleicht auch...

Uruha hielt in seinen Gedanken kurz inne.

...mehr zu verhindern?

Wohl kaum, oder?

Er drehte sich auf die andere Seite und blickte somit Ruki direkt an. In dessen Gesicht lag ein Ausdruck friedlicher Entspannung. So sah der Kleine richtig süß aus.

Uruha lächelte.

Langsam hob er die Hand und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die nach vorne gefallen war.

Was würde er nur ohne Ruki machen...

Dann wäre er ganz alleine und hätte auch den heutigen Abend ganz alleine durchgestanden.

Es war inzwischen schon vier. Irgendwo ertönte eine Kirchturmglocke.

Er musste schlafen, wenigstens etwas.

Morgen nach der Schule...

Mit einem Schlag war Uruha wieder hellwach.

>Oh nein... das habe ich ja ganz vergessen! Ich muss Die morgen Mathe-Nachhilfe geben...< Er sank noch ein Stück weiter unter seine Decke. Das hatte jetzt noch gefehlt. Als Finale zu diesem Abend würde Die morgen einen weiteren Grund serviert bekommen, ihn zu verabscheuen.

Wer weiß, ob Kaoru ihm nicht eh schon alles erzählt hatte.

Und Schlaf fand er diese Nacht wirklich nicht mehr.
 

Verschlafen hob Ruki den Kopf, als der Wecker auf dem Nachttisch neben ihm anfing zu lärmen. Uruha kam ihm zuvor und stellte den nervenden Ton mit einem Schlag ab.

„Morgen...“, sagte er dumpf.

„Morgen, Uru.“, erwiderte Ruki und setzte sich im Bett auf. Er schenkte seinem Freund ein strahlendes Lächeln, das aber gleich wieder verblasste.

„Oh mein Gott, wie siehst du denn aus?“

„Na danke...“, antwortete Uruha, gab dem Kleinen aber im Stillen Recht. Nachdem er die ganze Nacht wachgelegen hatte, sah er bestimmt fürchterlich aus.

„Du hast mindestens fünf Augenringe.“, Ruki schüttelte missbilligend den Kopf. „Wir haben noch Zeit, bevor wir zur Schule gehen. Am besten ist es, du duschst erst mal, während ich Frühstück mache.“

Uruha wollte etwas entgegnen, doch Ruki fiel ihm ins Wort.

„Keine Widerrede, los, Abmarsch! Badetücher liegen im Schrank unten rechts.“, sagte Ruki entschieden und Uruha erhob sich widerstrebend mit einem Seufzen.

„Na bitte, geht doch.“ Lächelnd folgte Ruki ihm aus dem Zimmer und während Uruha nach links ins Bad abbog, ging Ruki die Treppe hinunter in die Küche.

Zum Glück waren seine Eltern schon beide bei ihrer Arbeit, also hatten sie ihre Ruhe. Mit einem Summen kramte Ruki Besteck und Sonstiges heraus und deckte den Tisch.

Uruha ließ nicht lange auf sich warten und nach fast zehn Minuten schlurfte er mit noch nassen Haaren in die Küche, sah aber im Vergleich zu vorher schon deutlich frischer aus.

„Ich kann dir gleich noch nen Föhn geben, okay?“, sagte Ruki, während er sich auf Zehenspitzen stellte, um an ein Glas im obersten Küchenregal zu kommen.

Uruha quittierte seine Bemühungen mit einem Grinsen, erbarmte sich jedoch nach einigen Augenblicken und nahm das besagte Glas aus dem Regal.

„Ich hätt das auch geschafft.“, muffelte Ruki und setzte sich.

„Natürlich.“ Uruha nahm sich ein Brötchen und schnitt es auf.

„Und wie geht’s dir?“

Der Blonde schwieg. Er hatte irgendwie gewusst, dass Ruki auf das Thema gestern Abend kam.

„Du triffst dich doch heute mit Die.“

„Hm.“

„Weiß dein Alter davon?“

Mit einem Klirren fiel das Messer, das Uruha aus der Hand glitt, auf dessen Teller.

„Also nicht. Ich habs geahnt.“, seufzte Ruki.

„Ich war doch gar nicht mehr zu Hause... aber heute kommt meine Mutter wieder, also wird das schon in Ordnung gehen.“, meinte Uruha und versuchte, zuversichtlich zu klingen.

In Wahrheit war er aber alles andere als das.

Bis auf Ruki war so gut wie noch nie jemand bei ihm zu Hause gewesen. Das wollte er zum Einen niemandem zumuten, da es oft Streitereien im Haus gab, allein schon, wenn Uruha das Zimmer betrat.

Zum Anderen wusste er, dass sein Vater gereizt reagieren würde, wenn er männlichen Besuch mitbringen würde.

„Bring mir bloß keinen von deinesgleichen mit ins Haus! Wer weiß, was ihr dann anstellt, so etwas will ich hier nicht, lass dir das gesagt sein!“

Uruha erschauderte. So in etwa. Und egal, wer es war.

„Na hoffentlich geht das gut.“, sagte Ruki mitfühlend.

„Wird schon.“

Draußen fing es an zu regnen.
 

Es regnete immer noch, als sie zur Schule aufbrachen. Uruha hatte sich inzwischen wie gewohnt gestylt und geschminkt und trug dieselben Sachen wie am Vortag.

Mit einem Schirm gingen die beiden mit ineinander gehaktem Arm über den Schulhof und ernteten viele taxierende Blicke.

Da der Schirm nicht sonderlich groß gewesen war, war Uruha trotzdem fast bis auf die Haut durchnässt, einzig und allein ein Teil seines Oberkörpers sowie sein Kopf waren trocken geblieben, jedenfalls halbwegs.

„Ohayou, Uru!“, begrüßte ihn eine fröhliche Stimme, als er durch das Klassenzimmer ging. Sie gehörte zu Die und seine Laune steigerte sich augenblicklich.

Bisher war Ruki der Einzige gewesen, der ihn Uru genannt hatte.

Dass Die ihn genauso nannte, freute ihn.

Mit einem Lächeln nahm er seinen Platz neben ihm ein und störte sich nicht im Geringsten an Kaoru’s Blick, der ihm im Vorbeigehen zugeworfen wurde.

„Morgen, Dai.“, erwiderte Uruha.

„Also wie ist das mit heute?“, fragte Die und setzte wieder seinen besorgt-bittenden Blick auf.

„Das ehm...“

Pause.

„...geht in Ordnung.“, sagte Uruha wieder mit dieser für ihn fremden Stimme.

Da war es schon wieder gewesen. Er hätte absagen können. Aber nein.

„Super! Wann denn so? Direkt nach dem Unterricht?“

„Okay.“

„Fein, dann müsste ich nur mal zu Hause anrufen, dass ich später komme, wenn das okay ist.“, sagte Die.

„Kannst du machen.“, meinte Uruha und packte sein Buch heraus.
 

„Also, da sind wir.“

Nach sieben Stunden nervenaufreibenden Unterrichts waren Uruha und Die endlich bei ihm angekommen. Uruha holte seinen Hausschlüssel aus der Tasche und schloss nach einem kurzen Zögern die Tür auf.

Er machte sich schon auf das Schlimmste gefasst, als er die Tür aufmachte und Die hereinließ.

Neugierig sah dieser sich im Flur um, der bis auf eine Kommode und ein paar Bildern nichts Besonderes beherbergte.

„Find ich echt toll, dass du mir hilfst!“, sagte Die fröhlich und hängte seine Jacke an einen freien Haken.

Uruha sagte nichts, wich Die’s Blick aus und hängte seine Jacke neben die des Rothaarigen.

„Mein Zimmer ist oben, komm mit.“, sagte er dann doch an ihn gewandt und führte ihn vorbei an Küche und Wohnzimmer die Treppe hinauf. Sie durchquerten den schmalen Flur, bis sie an der letzten Tür, die, hinter der sich Uruha’s Reich befand, angelangt waren.

Schweigend öffnete er sie und ließ Die eintreten.

„Wow.“, entfuhr es dem Rothaarigen überrascht, kaum hatte er sich in dem doch recht kleinen, aber gemütlichen Zimmer umgesehen.

Obwohl der Platz nur begrenzt war, hatte sich Uruha einen äußerst kreativen Lebensraum geschaffen.

Die Wände waren in einem ruhigen Blauton angestrichen und wurden an manchen Stellen von verschiedenen schwarzen Schriftzeichen verziert. Mehrere Fächer hingen ausgebreitet daran, sowie ein paar Regalen mit Büchern drin. Neben dem Bett stand ein kleiner Schreibtisch, auf dem geordnet Notenblätter lagen.

In einer Ecke stand ein winziger Tisch aus Bambus, der umringt war von zwei Sitzkissen, beide in einem dunklen Blau. Das Ganze wurde abgerundet von ein paar Topfpflanzen, einem Bonsai-Bäumchen, das auf einer Kommode stand, sowie der ebenfalls blauen Gitarre samt Zubehör, die Uruha über alles liebte.

„Schön hast du’s hier!“, meinte Die hellauf begeistert und setzte sich in einen der Sitzkissen und sank direkt ein Stück weit darin ein.

Uruha verkniff sich ein Grinsen. „Möchtest du etwas trinken?“, bot er an, doch der Rothaarige schüttelte vergnügt den Kopf und begann, seine Mathesachen aus seiner Tasche zu holen und auf dem kleinen Tisch zu stapeln.

Wieder überkam Uruha dieses beklemmende Gefühl; jetzt gleich würde es rauskommen.

„Also, wollen wir anfangen?“, Die blickte zu ihm auf, den Stift bereits in den Händen haltend.

„Ehm...“

Uruha setzte sich ihm gegenüber und zwang sich zu einem Lächeln. „Sicher. Also... womit fangen wir denn an?“

Er blätterte, sich zur Ruhe mahnend, in dem Mathebuch herum und suchte nach der Seite, wo sie momentan waren. Zwar fand er sie auch, doch das, was im Buch stand, sagte ihm absolut gar nichts.

„Schau, das da-“ Die beugte sich über den Tisch zu ihm herüber, und zwar so nah, dass Uruha ein leichter Schauer über den Rücken lief. Wieder einmal schlug sein Herz unangenehm laut, er hoffte nur, dass Die es nicht mitbekam.

Dieser zeigte gerade auf eine Aufgabe. „Genau das verstehe ich nicht! Und der Alte meinte ja, das würde mit Sicherheit vorkommen! Kannst du mir das erklären? Ansonsten bin ich komplett aufgeschmissen!“, flehte Die und sah ihn erwartungsvoll an.

Der Blonde atmete tief durch. Er verstand das Alles genauso wenig. Leicht verzweifelt blickte er auf die Aufgabe, als hoffte er, mit einem Geistesblitz würde ihm auf einmal alles einleuchten, doch dieser Blitz kam nicht.

Doch genau in diesem Moment klingelte etwas.

Verwirrt blickte Uruha auf und sah Die ein kleines, schwarzes Handy aus seiner Hosentasche hervorholen.

„Hallo?“, meldete er sich und Uruha schloss nervös die Augen.

„Ah, hey Totchi!…Ob ich heute Zeit habe? Ne, Kumpel, tut mir echt Leid! Ich bin gerade bei Uruha-“

Vor Schreck riss dieser die Augen wieder auf und spürte, wie es auf einmal entsetzlich heiß um ihn wurde. Mit einem Sprung war er auf den Beinen und riss das Fenster auf.

„-Mathe lernen, weißt du?...Ohje... nun gut... vielleicht ein andermal, okay? Ja... ja... ist gut... tschüss, grüß die anderen, bis morgen!“ Mit diesen Worten legte Die auf und verstaute das Ding wieder in der Tasche.

Uruha rührte sich nicht. Mit weiß hervortretenden Handknöcheln umklammerte er das Fensterbrett, während ein Luftstoß seine Haarmähne leicht zerzauste. Traurig blickte er auf die Straße unter ihm.

>Ich könnt aus dem Fenster springen...somit wäre es mir wenigstens erspart, Die erklären zu müssen, dass ich ihn die ganze Zeit über angelogen habe...und was werden erst die anderen denken, wenn die wissen, dass er hier ist? Toshiya wird es ihnen bestimmt sofort erzählen...<

Er zuckte zusammen und eine Gänsehaut legte sich um seinen Körper, als er auf einmal Die’s Atem in seinem Nacken spürte; der Rothaarige stand unmittelbar hinter ihm.

„Was ist los, Uru-chan?“, hörte er ganz nahe an seinem Ohr. Seine Stimme war sanft und gedämpft, so als würde er ihm ein Geheimnis ins Ohr flüstern.

„Ich... ehm...“

Uruha verspannte sich immer mehr und zog die Schultern zusammen.

„Ja?“

Er schluckte; so nah, wie Die hinter ihm stand, war er kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Was war nur mit ihm los?

Normalerweise war er derjenige, der andere um den Verstand brachte, sie spielend leicht um den Finger wickelte und von ihnen alles verlangen konnte, was er wollte...

Und dieses Mal war es genau umgekehrt.

Sein Herz drohte vor Aufregung fast zu zerspringen, krampfhaft hielt er noch immer das Fensterbrett umklammert, so als suchte er Halt, da seine Knie bald nachzugeben schienen.

Er musste es ihm sagen.

Es half schließlich nichts.

„Ich...“ Verdammt noch mal, jetzt raus damit! „Ich kann eigentlich gar kein Mathe...“, flüsterte er beklommen. „Ich verstehe das alles genauso wenig wie du, ich weiß auch nicht, warum ich zugestimmt habe, es dir beizubringen, nur ich konnte es auch nicht mehr rückgängig machen... aber jetzt bist du hier und verschwendest deine Zeit komplett mit mir.“ Mit einem Mal sprudelte alles aus ihm heraus und seine Stimme nahm einen verzweifelten Unterton an.

„Ich wollte dich eigentlich nicht anlüg-“ Doch plötzlich legte sich von hinten ein Zeigefinger auf seinen Mund und schnitt ihm das Wort ab.

„Ist schon gut... ich wusste, dass du es auch nicht kannst.“, hörte er Die an seinem rechten Ohr flüstern. Überrascht wirbelte Uruha herum und lief rot an, als er merkte, wie nah Die ihm tatsächlich war; ihre beide Oberkörper berührten sich beinahe.

„Du wusstest es?“ Uruha blickte hinauf in Die’s Augen, die ihn liebevoll ansahen. In Uruha’s Augen spiegelten sich Verwirrung und Überraschung wider, die Die lächeln ließen.

„Du wusstest es und bist trotzdem hierhin gekommen? Wieso?“

„Ich habe dich mehrfach beobachtet, als du es nicht mitbekommen hast. In den Mathestunden warst du immer recht hilflos, ich habe sofort gesehen, dass du es nicht konntest.“, erklärte Die und sein Lächeln wurde immer breiter.

„Aber wieso hast du mich dann gefragt, ob ich dir helfen soll und alles?“, fragte Uruha prompt; was ging hier vor? Wollte Die ihn jetzt komplett auf den Arm nehmen?

„Jetzt wirst du in der Klausur-“

Doch wieder hinderte ein Zeigefinger, der ihm auf die Lippen gelegt wurde, daran, den Satz zu Ende zu sprechen.

„Ach weißt du, manchmal gibt es Wichtigeres als so eine Matheklausur.“, sagte Die schlicht.

Als wäre Uruha’s Verwirrung nicht schon zu seinem vollen Ausmaß angeschwollen, beugte sich der Rothaarige mit einem Mal vor, genau so wie an diesem Abend, nur diesmal war kein Kaoru da, der ihn daran hinderte.

Er zog den Finger von seinen Lippen und legte an seiner Stelle seine eigenen, weichen Lippen darauf.
 

+*+*+*+*+
 

„Er ist bei Uruha.“

Ungläubig starrte der Blauhaarige auf sein Handy, auf dem er gerade Die angerufen hatte.

Mit einem Klirren ließ Kaoru das Glas, das er in den Händen gehalten hatte, fallen und eine Flut aus Orangensaft breitete sich über den Küchenboden aus und tränkte seine Schuhe.

„Er ist WO?“, sagte er entgeistert.

„Kaoru!“, sagte Shinya empört und eilte zu der Küchenrolle, um den See aus Orangensaft aufzuwischen, ehe sie noch mehr von den Fliesen einnehmen konnte.

Die vier waren bei Shinya zu Hause versammelt und hatten sich eigentlich zusammen mit Die einen schönen Nachmittag machen wollen. Nur damit war es jetzt vorbei.

Seufzend richtete sich Shinya mit den nassen Küchentüchern wieder auf und beförderte sie in den Mülleimer.

„Bei Uruha.“, wiederholte Toshiya und sah mit einem Mal merkwürdig leer aus.

„Und wieso?“, sagte Kaoru ungewöhnlich scharf.

„Mein Gott, jetzt spiel dich nicht wieder als besorgte Mutter ab und komm wieder runter.“, murrte Kyo, der genervt von Kaoru’s gluckenhaftem Verhalten an seinem eigenen Glas nippte und auf einem Stuhl saß.

Dafür warf Kaoru ihm einen vernichtenden Blick zu, ging aber nicht weiter darauf ein, sondern widmete sich wieder Toshiya zu.

„Also?“

„Meinte, sie würden Mathe lernen.“

„Mathe lernen?“, sagte Kaoru bedrohlich.

Die anderen sahen, dass er wieder kurz vor einem Ausbruch war. Kyo beobachtete Kaoru’s Anschwellen gleichgültig, während die anderen beiden einen besorgten Blick wechselten.

„Der kann doch gar kein Mathe!“, und es war klar, dass er Uruha damit meinte.

„Der schreibt doch jede Klausur entweder vier oder fünf! Und der soll Die Mathe beibringen? Dass ich nicht lache! Das ist doch nur ein Vorwand, um den dahinzulocken!“, regte sich der Violetthaarige auf.

„Ich glaube, du kämpfst mittlerweile eine verlorene Schlacht, Kao. Du siehst doch, dass sich die beiden mehr und mehr anfreunden, trotz deinen Bemühungen, das zu verhindern.“, sagte Shinya mit etwas zittriger Stimme.

„Bist du auf einmal dafür oder was?“, fuhr Kaoru Shinya an, der vor ihm zurückwich.

„Jetzt lass deine Wut nicht an Shin aus!“, mischte sich Kyo ein.

„Lass ich ja auch nicht... tut mir Leid.“, sagte Kaoru versöhnlicher.

„Nein, ich bin nicht dafür.“, sagte Shinya und legte eine Hand auf dessen Schulter. „Nicht nach allem, was Uruha getan hat. Und ich denke, wir sind alle dagegen, oder?“

Er blickte fragend in die Runde und Toshiya sowie Kyo nickten stumm.

„Siehst du.“, sagte er wieder an Kaoru gewandt. „Wir sind alle hinter dir.“

„Nur wie bekommen wir Die endlich von dem weg?“, murmelte Kaoru mit finsterer Miene.

„Vielleicht ihm endlich mal sagen, was Uruha wirklich für einer ist.“, brachte es Kyo auf den Punkt, den schon alle insgeheim im Kopf hatten.

„Ja, das wird wohl das Beste sein.“
 

+*+*+*+*+
 

Es fühlte sich schöner an, als Uruha es sich je ausgemalt hatte.

Die legte beide Hände an seine Wangen und ließ seine Daumen sanft darüber streicheln, während er die Augen geschlossen hatte, ganz in den zarten Kuss vertieft.

Bisher hatte Uruha diesen noch nicht erwidert, dazu war er viel zu überrascht. Die Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf, doch er blendete alles aus und fing an, die Berührung zu genießen und den Kuss zu erwidern.

Dass Die das freute, merkte er deutlich, denn der Rothaarige schmiegte sich enger an den Blonden und drückte seine Lippen nun etwas stärker an die Uruha’s.

Uruha ließ sich von dem Gefühl anstecken und schlang beide Arme um den Größeren und merkte in seinem Inneren, dass er unbedingt mehr von dem anderen wollte, als er es sich bisher eingestanden hatte.

Dies hier war etwas völlig anderes als seine bisherigen Erfahrungen.

Das hier war wunderschön und Uruha wollte sich am Liebsten nie mehr von dem Rothaarigen lösen.

Ein Kribbeln machte sich in seinem Bauch bemerkbar und hatte bald seinen gesamten Körper ergriffen.

Doch dann lösten sich die warmen Lippen Die’s von ihm und er blickte Uruha zärtlich an, während er immer noch seine Wangen streichelte.

Uruha lächelte. Er verstand es immer noch nicht. Aber er verstand ein neues Gefühl, das, was er in den letzten Tagen nicht einzuordnen vermocht hatte.

Es hatte ihn verwirrt und frustriert gemacht, hatte ihn nächtelang durchwachen lassen.

Jetzt wusste er, was es war.

Er liebte Die.

Das hatte er vorher nie gespürt, doch nun wusste er, dass er sich in Die verliebt hatte und mit ihm zusammen sein wollte.

Richtig zusammen.

„Die...“, hauchte er, doch Die lächelte nur und unterbrach ihn abermals.

„Nichts sagen...“, flüsterte er und wieder verwickelte er den Blonden in einen unglaublich sanften Kuss, dieses Mal wurde er jedoch nach einigen Augenblicken intensiver.

Von dem Gefühl puren Glücks ergriffen zögerte Uruha nicht länger.

Er schmiegte sich mit seinem ganzen Körper an den Die’s und umschlang eines seiner Beine mit seinem eigenen.

Die nahm die Aufforderung prompt an und drückte sich gegen den zierlichen Uruha, der kaum merklich rot anlief, da er Die’s leichte Erregung an seinem Schritt spürte.

>Was ist denn mit Die los...? Hat er etwa noch nie jemanden geküsst oder so was...?<

Doch Uruha vertrieb diesen Gedanken, auch wenn es ihn reizte, es mit einem Unerfahrenen zu tun zu haben. Wenn Die ihn ließ, würde er es ihm schon zeigen...

Die’s Hände fuhren langsam durch die blonden Haare des Kleineren und fingen an, mit einzelnen Strähnen zu spielen.

Dies stachelte Uruha noch mehr an, er vergaß alles um sich herum, vergaß Kaoru und die anderen, vergaß alles, was ihn eben noch so beschäftigt hatte, hatte nur noch Die vor Augen und in seinen Gedanken...

Mit seiner Zunge stupste er leicht gegen Die’s Lippen, die sich daraufhin bereitwillig öffneten und sie einließen.

Gerade überkam Uruha die Versuchung, mit den Händen unter Die’s Hemd zu fahren, als –

- die Zimmertür mit einem lauten Knall aufflog und gegen die Wand kam.

Vor Schreck lösten sich die beiden voneinander und starrten gebannt zur Tür.

Uruha’s Vater stand im Türrahmen, mit einer Mischung aus Wut und Überraschung im Gesicht geschrieben.

„Uruha, du...“, wehte seine Stimme bedrohlich zu ihnen herüber.
 

+*+*+*+*+
 

uuuuuund Ende o.o"

Bitten um Kommis, wie ihr dieses Kapi findet!

Arigatou schon im Voraus!

Kao&SmuChan

Chapter 4

Konnichi-wa ^^

Ja, dieses Mal hats wirklich lange gedauert, eh ein neues Kapitel fertig wurde... aber durch die wieder angefangene Schule und dem unmöglichen Stundenplan hatte ich leider wenig Zeit zum Schreiben ;_;... Tut mir Leid *schuldig verbeug*

Wirklich viel ist es auch nicht, aber ein Anfang...

Naju, enjoy ^^

KaoChan
 

+*+*+*+*+*+
 

Kapitel 4:
 

Unruhig schritt Ruki in seinem Zimmer auf und ab.

Woher diese Unruhe kam, die in seinem Inneren tobte, konnte er nicht sagen.

Genau in diesem Moment müsste Die bei Uruha sein. Und die Lüge, die Uruha ihm aufgetischt hatte, würde jetzt aufgedeckt werden.

Ruki seufzte und ließ sich auf sein Bett fallen.

Was sie wohl gerade machten?

Er konnte Uruha schon beinahe vor seinem geistigen Auge sehen, wie er in einem seiner Sitzkissen saß, nervös an seinem Stift knabberte oder sonst irgendwie seine Nervosität zum Ausdruck brachte. Wie Uruha reagieren würde, wusste Ruki ganz genau, dazu kannte er ihn viel zu gut.

Nur... wie würde Die reagieren?

Mit einem unguten Gefühl biss er sich auf die Unterlippe. Am liebsten würde er jetzt aufspringen und bei Uruha vorbeischauen, einfach nur, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war.

Und Uruha’s Eltern?

Daran mochte er erst gar nicht denken.
 

+*+*+*+*+
 

Als kleines Kind hatte Uruha öfters Angst vor seinem Vater gehabt, das hatte in den letzten Jahren jedoch so stark abgenommen, dass er seinen Vater nur noch als erbärmlich und lächerlich ansehen konnte, auch wenn er seine Schläge weiterhin einstecken musste.

Doch jetzt kam dieses altbekannte Gefühl wieder in ihm hoch und ließ ihn kaum merklich aufkeuchen.

Sein Vater, immer noch im Türrahmen stehend, schien vor Zorn anzuschwellen, sein Gesicht war gerötet.

Sein Herz schlug wieder um einiges schneller, dieses Mal jedoch aus Furcht. Er fürchtete sich nicht davor, jetzt, an Ort und Stelle, geschlagen zu werden, aber er hatte Angst um Die.

Der stand da wie zur Statue erstarrt und sah Uruha’s Vater verwirrt und erschrocken entgegen.

>Bitte... sag jetzt bloß nichts...<, schickte der Blonde als Stoßgebet gen Himmel, doch zu spät.

„Entschuldigen Sie diese Situation, Takashima-sa-“, fing Die freundlich an, doch Uruha’s Vater achtete nicht im Geringsten auf ihn.

Wie ein wutschnaubendes Nashorn kam er auf die beiden zu, die Augen stechend auf seinen Sohn geheftet.

„Ich habe dich gewarnt, mehrfach! Und du lehnst dich trotzdem wieder mal gegen mich auf?“, feuerte er ihm entgegen. Mit ein paar Schritten war er bei ihnen, fegte mit einem Arm Die unsanft beiseite, der zu verblüfft war, sich dagegen zu wehren.

Uruha blickte sich hilflos um, doch sein Vater war bereits bei ihm und packte ihn mit beiden Händen grob am Kragen.

„Ich schwöre dir, das war heute das allerletzte Mal, du kleine Missgeburt von einem Sohn!“, polterte er los und schüttelte Uruha so heftig, dass diesem beinahe schwarz vor Augen wurde.

Der Rothaarige verfolgte die Szene mit vor Schreck geweiteten Augen.

Das, was hier vorging, war doch nicht mehr normal.

Doch als der aufgebrachte Vater anfing, Uruha zu schütteln, kam wieder Leben in Die.

Er war fast einen Kopf größer als der kräftige Mann, der hier vor ihm stand, und innerhalb weniger Sekunden hatte er ihn von hinten gepackt und von dem wehrlosen Uruha gezogen.

Wütend stellte er sich vor den Blonden, der am ganzen Körper zitterte.

„Das ist Ihr eigener Sohn, wie können Sie ihn nur so behandeln?“, sagte Die aufgebracht und funkelte ihn an.

„Das geht dich rein gar nichts an, Bursche! Ich will so einen nicht im Haus haben!“

Er machte den Anschein, als würde er Uruha liebend gern wieder an den Hals springen.

„Los, raus hier!“, rief er auf einmal.

Weder Die noch Uruha rührten sich.

Schneller, als Die reagieren konnte, langte der Vater hinter ihn, packte Uruha am Arm und schleifte ihn zur Tür. Dort warf er ihn regelrecht in den Flur.

Uruha strauchelte, konnte einen Sturz aber gerade noch abfangen.

Besorgt eilte Die zu ihm und legte beschützend den Arm um seine schmächtigen Schultern.

„Habt ihr was an den Ohren? RAUS HIER!“, tobte der Vater.

„Und du!“

Hätte er Uruha mit Blicken töten wollen, wäre ihm das geglückt.

„Lass dich nie wieder hier sehen, hast du verstanden?“

Und damit schlug er Uruha’s Zimmertür mit einem lauten Poltern zu.
 

Wie gelähmt stand Die in dem kleinen Flur, den Arm immer noch um Uruha gelegt.

Grauenerfüllt und überrascht starrte er auf das Stück Holz, das sie beide von Uruha’s tobendem Vater trennte.

Dem Vater, der seinen Sohn gerade rausgeschmissen hatte.

Auf einmal hörte er ein Geräusch direkt neben sich und sah hinunter auf den kleinen Blonden, der auf dem Boden in sich zusammensank.

Mitfühlend hockte sich der Rothaarige daneben und strich beruhigend über seinen Rücken.

„Hey... bist du verletzt?“, erkundigte er sich mit sanfter Stimme.

Uruha schüttelte den Kopf und wimmerte leise.

Ein paar Tränen fielen auf den Fußboden.

„Komm, ich bring dich hier raus.“, sagte Die, stand wieder auf und zog Uruha dabei mit sich.

Mit ihm im Arm ging er langsam die Treppe hinunter, half ihm in seine Jacke und trat mit ihm hinaus in den hereinbrechenden Abend.

Tränen rannen dem Blonden über die Wangen und er blickte hasserfüllt auf das Haus.

„Ich hasse ihn so sehr...“, murmelte er.

Die legte beide Hände an sein Gesicht und wischte seine Tränen mit dem Finger weg.

„Beruhig dich erst mal. Du kommst mit zu mir, okay?“, sagte er und hielt Uruha mit seinem Blick fest.

Verblüfft sah Uruha den Rothaarigen an. „Ich? Mit zu dir?“, wiederholte er stockend.

Die lächelte. „Klar, wo sollst du denn sonst hin?“ Dann kam ihm ein Einfall und sein Lächeln verblasste kaum merklich. „Du kannst ja auch zu Ruki gehen, ich dachte nur...“

Jetzt war es an Uruha, zu lächeln. „Nein, nein. Ich würde sehr gerne mit zu dir kommen, aber...“

„Keine Sorge.“, schnitt Die ihm das Wort ab. „Meine Eltern haben nichts gegen so was... denke ich mal.“, er grinste etwas unbeholfen. „Das wird schon gehen!“

„Okay... aber ich möchte dir nicht zur Last fallen...“, murmelte Uruha und seine Wangen röteten sich leicht.

„Ach was.“, winkte Die ab. „Das tust du schon nicht. Wir gehen jetzt zu mir und dann sehen wir weiter.“

Damit nahm er Uruha an der Hand und zog ihn mit sich.
 

„Mum?“, rief Die durch den Flur und schloss die Tür hinter sich und Uruha.

Schüchtern sah der Blonde sich um. Sie standen in einem weitläufigen, hellen Flur, der am Ende in das Wohnzimmer führte. Links von ihnen führte eine hölzerne Treppe auf die obere Etage.

„Komm mit.“, sagte Die lächelnd und führte ihn durch den Flur ins Wohnzimmer, das ebenfalls sehr groß und hell war. Eine Wand bestand fast nur aus Glas und durch eine Tür gelangte man in den Garten. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich eine offene Küche, die in roten und weißen Farben gehalten war, daneben stand ein großer, schöner Esstisch.

Uruha fühlte sich auf Anhieb heimisch. Durch das Helle bekam das Haus einen freundlichen Eindruck und überall verteilt standen dekorative Figuren, Vasen, Blumen oder sonst was in der Art.

Die Terrassentür ging auf und ein älterer Mann, der genauso groß war wie Die, mit rabenschwarzem Haar, das an einigen Stellen schon von grau durchzogen war, aber mit demselben schalkhaftem Ausdruck auf dem Gesicht wie sein Sohn, betrat das Wohnzimmer.

„Oh, hallo, Die.“, begrüßte er seinen Sohn und sein Blick ging weiter zu dem Blonden, der sich im Hintergrund hielt.

„Hast du einen Freund mitgebracht?“, fragte er lächelnd und ging auf den verblüfften Uruha zu und streckte ihm die Hand entgegen.

„Hallo, mein Junge.“, begrüßte er auch ihn freundlich.

„Guten Tag, Andou-san.“, erwiderte Uruha und ergriff die Hand.

„Dad, das ist Uruha, ein Schulfreund von mir.“, stellte Die ihn vor.

„Ah, Uruha. Okay, freut mich sehr!“, sagte Herr Andou. „Deine Mutter kommt heute später, sie muss ein bisschen länger im Büro arbeiten.“, fügte er an seinen Sohn gewandt zu.

Die zuckte mit den Schultern. „Geht klar.“

„Kommst du mit?“, sagte er noch an Uruha gewandt und zusammen gingen sie die Treppe hinauf.

„Also hier oben ist das Bad, das Zimmer meiner Eltern, das Zimmer meiner kleinen Schwester...“, er machte eine bedeutungsschwere Pause, „und mein Zimmer.“

„Du hast eine Schwester?“, fragte Uruha staunend und folgte Die in sein Zimmer, das beinahe doppelt so groß schien wie sein eigenes. Uruha sah sich neugierig um.

Für seine Größe war in dem Zimmer nicht wirklich viel an Sachen vorhanden. An einer Wand stand ein Bett mit Nachttisch, es gab einen Schreibtisch in hellem Holz, ein einziges Regal, einen Fernseher mit Playstation und an einer Wand lehnend, eine feuerrote Gitarre.

„Ich weiß... hier ist es ziemlich kahl...“, murmelte Die.

„Ach was!“, lächelte Uruha. „Dass du Gitarre spielst, wusste ich auch nicht.“ Mit einem Blick auf Die’s überkam ihn ein seltsames Gefühl der Schwere.

„Was hast du?“, fragte Die besorgt, als er diesen traurigen Ausdruck sah.

„Ich musste nur an meine Gitarre denken und den ganzen anderen Kram...“

„Den holen wir schon!“

Uruha wandte sich um. „Wie meinst du das? Ich komme zu Hause nicht mehr rein, ich habe den Schlüssel im Zimmer.“

„Aaaach, das wird kein Problem sein!“, grinste Die. „Irgendwann holen wir die schon, du kannst ja auch schlecht meine Klamotten anziehen, die dürften dir etwas zu groß sein...“

„Hm...“

„Hey.“ Die trat zu ihm und schloss ihn in die Arme. „Das wird schon. Ich rede, wenn meine Mutter da ist, mit den beiden und dann bleibst du für ein paar Tage oder länger hier bei uns. Und deine Sachen holen wir irgendwann zwischendurch, okay?“, sagte er mit leiser, beruhigender Stimme.

Uruha nickte matt und schmiegte sich an den Größeren. Es tat gut, so ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit zu spüren.

Die strich behutsam mit einer Hand über den blonden Schopf Uruha’s.

„Danke...“, flüsterte dieser, woraufhin Die ihn nur noch fester an sich drückte.

„Du musst dich nicht bedanken, das ist doch selbstverständlich.

„Nicht für mich.“, entgegnete Uruha.
 

„Nein!“, heulte Die empört auf. „Das darf doch nicht wahr sein!“

„Ist es aber.“, entgegnete Uruha und grinste ihn frech von der Seite an, worauf der Rothaarige ihm so einen heftigen Knuff verpasste, dass dieser beinahe seitlich wegkippte.

Lachend zog Die ihn zurück und schloss ihn zärtlich in die Arme.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass du mich bisher jedes Mal geschlagen hast!“

Die beiden saßen jetzt schon fast zwei Stunden in Die’s Zimmer und spielten auf der Playstation verschiedene Spiele. Momentan war es ein Autorennenspiel und Die konnte es einfach nicht wahrhaben, in Uruha seinen Meister gefunden zu haben. Seit er diese Spiele spielte, war er unschlagbar darin gewesen.

„Du kannst mir nicht erzählen, dass du heute das erste Mal Playstation spielst!“, meinte Die gespielt vorwurfsvoll.

„Doch, kann ich!“, Uruha lächelte.

Der Rothaarige hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Er mochte es, den zierlichen Japaner so glücklich zu sehen und vor allem, dass er dazu beitragen konnte.

„Los, lass noch mal spielen!“, forderte er ihn plötzlich auf.

Kopfschüttelnd befreite sich Uruha aus der Umarmung und ergriff seinen Controller.

„Du bekommst auch nie genug, was?“

Doch imselben Moment flog die Zimmertür auf und ein kleines Etwas flitzte blitzschnell herein, stellte sich vor den Fernseherbildschirm und funkelte Die böse an.

Uruha erkannte aus dem Wirbelwind, der hereingeschneit war, ein Mädchen, höchsten neun oder zehn Jahre alt. Es ging ihm vielleicht bis zur Brust, hatte dieselben roten Haare wie Die und dieselben blitzenden Augen. Doch diese blitzten momentan eher unheilsschwanger.

„Die!“, rief es mit einer hohen Stimme und der Angesprochene zuckte kaum merklich zusammen. „Du hast schon wieder ohne zu fragen mein Spiel genommen!“

Wütend drückte das Mädchen auf einen Knopf an der Playstation, die daraufhin das Spiel ausgab, das sie bis gerade gespielt hatten.

„Ach, Mitsuki, jetzt sei doch nicht so! Du bekommst es doch gleich wieder.“, sagte Die entschuldigend.

„Nein!“ Damit schnappte sie sich die CD und stürmte wieder aus dem Zimmer, die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss.

Die seufzte. „Tja, das war meine kleine Schwester... sie heißt Mitsuki.“

Uruha sah auf die zugefallene Tür. „Also... ich fand sie ganz süß, wie eine Puppe.“

„Ja, sie kann süß sein, wenn sie will, aber meistens ist sie so, wie du sie gerade erlebt hast. Richtig zickig...“

Er warf einen Blick auf die Uhr. „Oha, ich habe gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist... ich geh mal runter fragen, wann es Essen gibt, okay?“

Der Blonde nickte. „Mach das.“

Mit einem leisen Ächzen stand Die auf und verließ das Zimmer.

Schweigend saß Uruha auf dem Boden und stützte den Kopf in die Hände. Auf keinen Fall wollte er dieser Familie zur Last fallen, schon jetzt überkam ihn ein schlechtes Gewissen. Er könnte Ruki anrufen und fragen, ob er zu ihm ziehen könnte für die nächste Zeit. Ruki hätte dafür Verständnis und er war es gewissermaßen ja schon gewohnt.

Uruha holte sein Handy aus der Hosentasche und wählte stirnrunzelnd die Nummer seines Freundes. Es läutete ein paar Mal, dann meldete sich die Stimme Ruki’s.

„Hallo?“

„Ruki? Ich bins, Uruha.“

„Uru? Mensch... Gott sei Dank, ich habe mir schon Sorgen gemacht!“, sagte Ruki vorwurfsvoll.

„Tut mir Leid“, nuschelte Uruha verlegen.

„Du hast doch gesagt, du würdest sofort anrufen.“

„Ich weiß... du hör mal, kann ich dir später alles erklären? Ich bin gerade bei Die und-“

„Wie du bist bei Die?“, schnitt ihm Ruki das Wort ab.

„Ja, es ist nicht ganz so verlaufen, wie ich dachte...“

„Was meinst du damit?“

„Mein Vater hat-“

Doch in diesem Moment flog die Tür erneut auf und Die wuselte wieder herein.

Irritiert sah er, dass Uruha telefonierte.

„Du, ich ruf später noch mal an, ja? Danke, dass du dich gemeldet hast!“, sagte Uruha schnell.

„Uru? Was soll-“

Doch Uruha hatte bereits aufgelegt.
 

+*+*+*+*+*+
 

Ein Klicken verriet Ruki, dass sein Freund aufgelegt hatte.

Was zum Teufel war denn da los?

Wieso war er bei Die?

Und was hatte sein Vater getan?

„Ja, toll, verrat mir bloß nichts mehr!“, sagte Ruki laut und stampfte wütend auf den Boden seines Zimmer.

„Wieso sollte ausgerechnet ich, dein angeblicher bester Freund, wissen, was gerade los ist!“

Wuttränen schossen dem kleinen Japaner in die Augen.

„Klar, Hauptsache er ist bei Die! Wieso ist er bei Die?! Sonst kam er immer zu mir! Verdammt, was findest du nur an dem so toll?“

Mit zitternder Hand wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht.
 

+*+*+*+*+*+
 

„Wer war das?“, fragte Die mit belegter Stimme.

„Nur Ruki.“, antwortete Uruha beschwichtigend.

„Achso... na ja, meine Mutter ist auch da, inzwischen... es gibt bald Essen.“, sagte Die tonlos.

Irgendwo in Uruha’s Kopf schlugen Alarmglocken an.

Er erhob sich vom Boden und legte die Arme um Die’s Schultern.

Zuerst stand der Rothaarige vollkommen steif da, dann erwiderte er die schüchterne Umarmung.

Uruha schmiegte sich leicht an ihn. „Ich liebe dich.“

Lautlos sog Die die Luft ein. Das war das erste Mal, dass er so was von Uruha gehört hatte und es löste in ihm einen Schwall unglaublicher Freude aus.

„Ich dich auch.“, sagte er leise.

Lächelnd löste der Blonde sich ein wenig von ihm und blickte ihn aus warmherzigen Augen an. Langsam hob Die eine Hand und legte sie behutsam in den Nacken des Kleineren und beugte sich herab, um ihn zu küssen.

Uruha erkannte dessen Absicht, stellte sich auf die Zehenspitzen und kam ihm soweit entgegen, bis sich ihre Lippen berührten.

Das Klopfen an der Zimmertür ließ sie beide zusammenfahren und blitzschnell voneinander lösen. Doch es kam niemand rein.

„Daisuke?“, tönte es von draußen. „Essen ist fertig! Kommt ihr runter?“

„Eh...“, stammelte Die. „Ja, wir kommen sofort!“

Sie hörten, wie sich Schritte von der Tür entfernten.

Die atmete kurz aus. „Oh Mann, ich dachte schon, sie kommt rein.“, lachte er.

Etwas nervös zupfte Uruha an einer Haarsträhne. „Ja, ich auch.“

Ernst blickte der Rothaarige ihn an. Er dachte genauso wie er an den Vorfall in Uruha’s Zimmer.

„Mach dir mal keine Gedanken, okay? Ich habe zwar auch nicht vor, meiner Familie direkt am ersten Abend von uns zu erzählen, aber sie werden bestimmt nicht so reagieren wie dein Vater.“, sagte er und als Uruha keine Anstalten machte, etwas zu antworten, zog er ihn erneut zu sich und küsste ihn.

„Lass uns runtergehen.“

Der Blonde nickte, jetzt schon etwas beruhigter. „Okay.“
 

Als die beiden ins Wohnzimmer kamen, waren schon die anderen drei Andous am Esstisch versammelt.

„Ah, du musst Uruha sein!“, begrüßte eine erstaunlich jung aussehende Frau den Blonden und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Sie war ebenfalls kleiner als ihr Sohn, rötlich-braune Locken umrahmten ihr Gesicht.

„Guten Abend.“, sagte Uruha und ein Hauch Rot stieg in sein Gesicht.

„Bist du wirklich ein Junge?“, tönte es plötzlich von Mitsuki, die gerade mal über den Tischrand schauen konnte.

„Mitsuki!“, sagte ihre Mutter mahnend und warf ihr einen ärgerlichen Blick zu.

Doch Uruha lächelte; er war so etwas gewohnt, von Die’s kleiner Schwester ausgesprochen, hatte es jedoch fast schon etwas Niedliches.

„Ja.“, sagte er freundlich und setzte sich neben Die und ihr somit gegenüber. So direkt von ihm angeschaut, lief auch die Kleine rot an und wandte den Blick ab.

Unter dem Tisch verpasste Die ihm einen leichten Tritt mit dem Fuß und als Uruha ihn verwirrt ansah, sah er ihn breit grinsen.

„Mein Mann hat mir erzählt, ihr beide kennt euch aus der Schule?“, fragte Frau Andou, während sie eine Schüssel mit Reis an ihren Sohn weiterreichte.

„Ähm ja, wir gehen zusammen in eine Klasse.“, erklärte Uruha schüchtern.

„Ach, das ist ja schön, dass ihr beide euch dann auch nachmittags mal verabredet.“, erwiderte sie mit strahlendem Gesichtsausdruck.

„Mum!“, sagte Die in genervtem Ton und reichte Uruha die Schüssel.

Doch Uruha störte sich nicht an der Freude von Die’s Mutter. Er wusste selbst viel zu gut, was es bedeutete, jemanden mit nach Hause zu bringen. Nur dass es bei ihm regelmäßig im Chaos endete. In all den Jahren hatte sich allein Ruki das Privileg erworben, bei ihm zu Hause von seinen Eltern ignoriert zu werden, der ganze Rest war stets umgehend wieder vor die Tür befördert worden.

„Ähm, Mum, Dad?“, fing Die nach ein paar Minuten an.

Die beiden Andous unterbrachen ihr Gespräch, das sie die Zeit über geführt hatten und sahen ihren Sohn an.

„Ja, Schatz?“

„Wäre es in Ordnung, wenn Uruha hier ein paar Tage oder so bleiben könnte?“

Bei dieser Frage wurde der Blonde feuerrot und starrte auf die Tischdecke.

Es folgten einige Augenblicke der Stille.

Uruha war sich schon sicher, dass Die’s Eltern lachen oder ihn rauswerfen würden.

„Aber sicher, warum denn nicht?“, tönte die Stimme des Vaters und irritiert sah Uruha auf.

„Wir freuen uns, wenn du einen Freund zu Besuch hast, Schatz.“, sagte seine Frau und lächelte Uruha ermutigt an. „Ist das denn auch okay für deine Eltern?“

„Die haben schon nichts dagegen.“, murmelte Uruha. „Vielen Dank.“

„Aber nicht doch, du brauchst dich nicht zu bedanken!“
 

„Siehst du, was habe ich dir gesagt?“, meinte Die und breitete eine Decke über die Matratze aus, die er neben sein eigenes Bett gestellt hatte.

„Naja... ich hatte es einfach nicht erwartet.“, entgegnete Uruha leise und setzte sich auf die Matratze.

„Ach was, nicht alle Eltern sind so wie deine.“, sagte Die und kniff direkt danach die Lippen aufeinander. „Tut mir Leid, das war mir nur rausgeru-“

Doch Uruha lächelte beschwichtigend. „Das muss dir nicht Leid tun, ich denk ja genauso!“

Froh, ihn nicht verletzt zu haben, kramte Die weiter in seinem Schrank herum und zog einige Minuten später einen violetten Schlafanzug hervor und warf ihm dem interessiert dreinblickenden Uruha zu.

„Dürfte vielleicht zu groß sein, aber der tuts schon.“, meinte Die und zog sich selbst sein Hemd über den Kopf, um seinen eigenen, roten Schlafanzug anzuziehen.

Uruha’s Blick tastete beinahe automatisch die feine Haut des Rothaarigen ab und wandte schnell den Kopf ab.

>Komisch, sonst ist mir so was auch nicht peinlich...<

Stillschweigend zogen sie sich beide um und tatsächlich; der Schlafanzug war Uruha viel zu groß.

Bei dem Anblick musste Die laut auflachen. „Mensch, wenn du dich selbst gerade sehen könntest!“, sagte er glucksend und begutachtete den Blonden, der in dem Schlafanzug, dessen Ärmel und Hosenbeine viel länger waren als seine Arme und Beine und dessen gesamter Stoff ziellos um seinen zierlichen Körper flatterte, ziemlich verloren aussah.

Gespielt beleidigt zog er eine Schnute.

„Ohje!“, lachte Die. „Das sieht irgendwie süß aus, Uru!“

Lachend machte Uruha einen Schritt vor und schubste den überraschten Die auf die Matratze.

„Lass mich doch!“, sagte er und verschränkte die Arme vor der Brust.

Dann drehte er sich um und machte das Licht im Zimmer aus; jetzt war es stockdunkel, durch die Fensterrolladen drang kein einziges Licht.

„Mist, jetzt kann ich nicht mal mehr meine Hand sehen!“, fluchte Uruha’s Stimme leise irgendwo in der Dunkelheit.

Angestrengt starrte Die, der immer noch auf der Matratze lag, ins Dunkel, doch er sah rein gar nichts.

Auf einmal hörte mal ein leises Poltern.

Alarmiert blickte er in die Richtung, aus der es gekommen war.

„Uruha? Alles in Ordnung mit dir?“

„Ja... ich glaube, ich bin gegen irgendetwas gelaufen...“

Die hörte gedämpfte Schritte auf die Matratze zukommen.

„Na toll... meine Füße sind in deinem Schlafanzug verhedd- waaahh!“, tönte es von Uruha und auf einmal spürte Die, wie dessen Körper auf das andere Ende der Matratze fiel.

Kichernd robbte der Rothaarige dahin und tastete mit den Händen nach Uruha, der sich bäuchlings vor ihm befand.

„Jetzt bin ich auch noch über meine Füße gestolpert...“, murmelte der Blonde.

Die’s Hand fühlte den weichen Schopf von Uruha’s Haaren und strich behutsam darüber.

Dann merkte er, wie sich der Kleinere an ihn kuschelte und schlang die Arme um ihn.

„Hab ich dich...“, sagte der Blonde und Die schmunzelte.

Er strich über Uruha’s Wange und hob dessen Kinn leicht an. Aufs Geratewohl senkte er den Kopf und spürte die vollen Lippen des anderen.

In einen zärtlichen Kuss verwickelt bemerkte Die, wie sich Uruha leicht von ihm löste. Unwillig öffnete Die die Augen, als der Kuss gelöst wurde.

Doch der Blonde legte sich neben ihm auf den Rücken und zog ihn daraufhin zu sich herab.

Freudig beugte sich der Rothaarige zu ihm herab und bettete sein Gesicht in seine eigenen Hände.

Er zuckte kurz, als er plötzlich Uruha’s schmale Hände auf seinem Rücken fühlte, die langsam darüber strichen und ihm das Hemd seines Schlafanzuges anhoben.

Die ließ es geschehen und legte sich nun ganz auf den Blonden, aber mit Vorsicht, denn er fürchtete, er könne ihm zu schwer sein.

Doch Uruha, der das erahnte, lachte leise und drückte seine Hände auf Die’s Rücken, wobei er gleichzeitig eines seiner schlanken Beine zwischen die des Rothaarigen wand und es so weit anwinkelte, bis es dessen Schritt berührte.

Die’s Aufkeuchen kam nicht über seine Lippen, denn ein leidenschaftlicher Kuss Uruha’s erstickte ihn noch im Keim.

Die kam der verlangenden Aufforderung des Blonden nach und begann dann, die einzelnen Knöpfe von dessen Hemd zu öffnen ...
 

+*+*+*+*+*+
 

In diesem Kapi hat Uruha also endlich mal Die's Familie kennengelernt ^^...voreiliges Happy-End x3

Bitte um Kommis, wie euch das gefallen hat... ich werd versuchen, mich mit dem nächsten Kapi zu beeilen ><

*alle mal zum Dank knuff*

Chapter 5

Heyho ^^

Dieses Mal hat es wirklich lange gedauert, eh ich weitergeschrieben habe, tut mir echt Leid... aber durch Stufenfahrt, Praktikum und diversenen anderen Dingen hatte ich nicht wirklich Zeit oder war zu demotiviert... xD'

Also... gomen nasai, aber hier ist es endlich: Das 5. Kapitel!

Enjooooyy ^-^

Und danke für eure lieben Kommis, ich hoffe, ihr schreibt diesesmal wieder etwas dazu!

Eure KaoChan
 

+*+*+*+*+
 

Kapitel 5:
 

Verschlafen blinzelte Uruha in die wenigen Sonnenstrahlen, die sich einen Weg durch die Spalten der Vorhänge gebahnt hatten.

Doch er wollte die Augen noch nicht ganz öffnen, stattdessen kniff er sie wieder zu.

>Das war ein Traum. Du wachst jetzt gleich in deinem Bett in deinem Haus auf und wirst feststellen, dass du die letzte Nacht mit Die nur geträumt hast.<

Innerlich seufzte er; wäre auch zu schön gewesen...

Plötzlich spürte er etwas Weiches auf seinen Lippen und zuckte leicht zusammen. Ein fröhliches Lachen ertönte und Uruha öffnete die Augen.

Der Rothaarige war halb über ihn gebeugt und lächelte ihn an. Für Uruha das schönste Lächeln, das es gab.

„Seit wann denn so schreckhaft?“, fragte Die amüsiert und beugte sich herunter, um ihn erneut zu küssen.

Ohne darauf zu antworten zog der Blonde ihn zu sich und erwiderte den Kuss.

Doch kein Traum...

Ein anderes Geräusch riss ihn aus den Gedanken.

„Ach, nur unsere Uhr im Wohnzimmer, die macht immer so ein Glockenspiel zur neuen Stunde.“, erklärte Die auf Uruha’s fragenden Blick hin.

„Jetzt sind es...“- er horchte -„zehn Uhr!“

Stille.

Dann –

„WAS?! Zehn Uhr?“, rief Uruha entsetzt aus und richtete sich auf.

„Was ist denn-“, fing Die an, doch da rastete auch bei ihm etwas ein und seine Reaktion war nicht minder entsetzt. „Oh nein, scheiße! Schule! Seit eineinhalb Stunden!“

„Und das Schlimmste: gerade schreibt unsere Klasse Mathe!“, fügte der Blonde hinzu und fasste sich in die Haare.

Ein breites Grinsen huschte auf das Gesicht des Rothaarigen.

„Was ist denn daran jetzt so lustig?“, fauchte Uruha mit blitzenden Augen.

„Ach... dann verpassen wir halt Mathe. Wenn wir nachschreiben müssen, haben wir noch etwas mehr Zeit zum Lernen.“, Die zuckte mit den Schultern.

Seufzend ließ sich der Blonde zurück ins Kissen fallen. „Wenn man’s so sieht...“

„Jah...“

Langsam beugte Die sich herunter und legte den Kopf auf Uruha’s Brust. Lächelnd schloss der Blonde ihn in die Arme.

„Dann können wir genauso gut die restlichen Stunden sausen lassen.“
 

+*+*+*+*+
 

„Kannst du mir mal verraten, was dein ach so toller Freund mit Die gemacht hat?“, fauchte Kaoru und packte Ruki an den Schultern.

Ärgerlich stieß der kleine Blonde ihn beiseite.

„Woher soll ich das denn wissen?“

„Du weißt doch sonst immer alles, wenn es um diesen Mistkerl geht!“

Kaoru spuckte fast Feuer vor Wut.

Es war gerade große Pause, die ersten beiden Stunden waren vorüber, ohne Die und was noch viel schlimmer war, auch ohne Uruha.

Direkt nach Pausengong war Kaoru zusammen mit den anderen dreien zu Ruki marschiert.

„Was ist hier eigentlich los, verdammt noch mal?“, fragte Ruki aufgebracht; er wusste bis jetzt noch nicht, dass auch Die fehlte. Dass Uruha fehlte, war ihm direkt aufgefallen, doch er schob das auf die Tatsache zurück, dass er zu Hause rausgeschmissen worden war.

„Die und Uruha fehlten heute beide und haben die Matheklausur verpasst, die ziemlich wichtig ist...“, erklärte Shinya leise. Nervös kaute er auf seiner Unterlippe. Kaoru war momentan auf Hundertachtzig, ein falsches Wort zuviel und er würde in die Luft gehen wie eine Rakete.

Milde überrascht hob Ruki eine Augenbraue an. „Ja und? Und deswegen machst du so einen Aufstand?“

„Ich mache keinen Aufstand!“, kam prompt die Antwort des Violetthaarigen.

>Nein, nur nicht. Ich sehe nur einen, der sich wie ein Tobsüchtiger aufführt...<, dachte Kyo bei sich. Er hasste Ruki wie die Pest, aber in diesem Falle war er ganz seiner Meinung.

„Nein, nur nicht.“, höhnte Ruki, was Kyo einen leisen Seufzer entlockte.

>Ich glaubs nicht<

„Hör zu, ich habe keine Ahnung, was mit den beiden ist, aber an deiner Stelle würd ich sie mal in Ruhe lassen. Sieh’s doch endlich ein, dass sich dein Die unsterblich in Uruha verknallt hat.“

Das saß. Nicht nur für Kaoru, auch Toshiya wurde mit einem Male leichenblass.

Das war das erste Mal, dass jemand die Lage so direkt aussprach.

Und die Wahrheit, die Toshiya nicht hören wollte.

>Was...? Die...? Nein, das ist nicht wahr!<

Beunruhigt blickte Shinya den Blauhaarigen von der Seite an.

>Nanu? Was ist denn mit Totchi los? Der ist ja auf einmal kalkweiß...< Plötzlich überkam ihn ein neuer Gedanke. >Oh nein... was ist, wenn er auch in Die verliebt ist?<

„Nur weil Die im Geiste noch ein naives Kleinkind ist und nicht sieht, was Uruha für einer ist!“, ertönte Kaoru’s Antwort wie von weit her.

„Ach ja, das hast gerade du zu entscheiden, oder?“, feuerte Ruki boshaft zurück. „Du entscheidest für Die, in wen er sich verliebt? Also ich möchte dich nicht als Freund haben!“

Kaoru ballte die Hand zur Faust. „Ach, halt doch die Klappe! Ich will nur nicht, dass er am Ende genauso wird wie ihr!“

„Kennst du uns eigentlich? Du hast gar kein Recht, so über uns zu urteilen!“

„Ich brauche euch nicht zu kennen, es weiß eh jeder, wie ihr tickt.“

Shinya seufzte. >Wie die Kleinkinder... echt mal...<

Kalt starrte Ruki den weitaus Größeren an. „Ach, lass mich einfach in Ruhe, dein Gerede geht mir total auf den Zeiger.“

Mit diesen Worten holte er eine Schachtel Zigaretten aus der Jackentasche und steckte sich eine Kippe zwischen die Lippen.

„Los, lass uns gehen, Kao, die Pause ist eh gleich rum.“, bat Shinya mit flehendem Blick und packte Kaoru am Arm.

Dieser schnaubte kurz, ließ sich dann aber von Shinya mitziehen.

„Idiot.“, sagte Kyo tonlos.

Ruki wandte sich zu ihm um. „Einmal einer Meinung?“

„Sieht so aus.“

„Was ganz Neues.“

„Jop.“

Stille.

Inzwischen war Toshiya Kaoru und Shinya in einem kleinen Abstand gefolgt, Kyo und Ruki waren alleine zurückgeblieben.

In gebührendem Abstand. Immerhin waren sie seit Jahren erbitterte Feinde, konnte man schon beinahe sagen. Und gerade war das erste Mal, dass sie sich nicht beschimpften, verfluchten, drohten oder gleich aufeinander losgingen.

Auch Kyo wollte sich jetzt eine Zigarette genehmigen, musste aber feststellen, dass seine Packung leer war. Er fluchte leise.

Eine Kippe wurde ihm hingehalten.

Er blickte auf und in das ausdruckslose Gesicht von Ruki, der ihm das Ding hinhielt.

Nicht minder ausdruckslos nahm er sie an und Augenblicke später standen sie beide schweigend und rauchend nebeneinander.
 

+*+*+*+*+
 

„Sollen wir eigentlich mal ein paar deiner Sachen holen?“, durchschnitt Die’s Stimme die Hintergrundmusik des Playstation-Spiels, an dem sie seit geraumer Zeit saßen.

Eine ganze Weile sagte Uruha nichts dazu, dann wandte er sich zu Die um, der ihn ernst ansah.

„Ja, du hast wohl Recht...“, murmelte er.

„Mach dir keine Sorgen, ich komme mit, okay? Wenn dein Vater irgendwas macht wird er es bereuen.“, knurrte der Rothaarige, was Uruha zum Schmunzeln brachte.

„Danke... wann sollen wir denn dann gehen?“

„Jetzt?“

Der Blonde schluckte, erhob sich dann aber langsam.
 

Ein paar Minuten später kramte er den Hausschlüssel aus seiner Tasche, Die hatte beschützend den Arm um seine Schulter gelegt.

Dieses Mal würde er nicht verblüfft zusehen, wie seinem Freund etwas angetan wird.

Leise klickte das Schloss und Uruha lugte erst einmal vorsichtig hinein.

Der Flur war ausgestorben und es herrschte absolute Stille.

„Ich glaube, es ist niemand da...“, hauchte er und trat behutsam ein, Die auf den Fersen.

„Uruha!“

Der Angesprochene zuckte erschrocken zusammen als seine Mutter auf einmal aus der Küchentür trat.

Er wollte schon zurückweichen, doch sie kam auf ihn zu und schloss ihn in die Arme. Total perplex stand der Blonde einfach nur stocksteif da und ließ es geschehen, bis sie sich nach ein paar Sekunden wieder von ihm löste und ihn wehmütig ansah.

„Oh Gott, ich dachte schon, jetzt wärst du ganz weg...“, flüsterte sie und war schon fast den Tränen nahe.

Die sagte nichts, sondern hielt sich im Hintergrund, doch auch das währte nicht lange.

„Du musst Uruha’s Freund sein, hab ich Recht? Mein Mann hat mir... von dir erzählt.“, sagte sie zögerlich, lächelte aber dabei.

Dem Rothaarigen fiel ein Stein vom Herzen; Uruha’s Mutter schien bei Weitem nicht so schlimm wie sein Vater.

Keiner der beiden hatte bisher ein Wort gesagt, Uruha hatte die Lippen fest aufeinandergepresst.

„Ach, Uruha, es tut mir so Leid, was passiert ist! Dein Vater ist gerade Einkaufen, deswegen ist er nicht hier... ich nehme an, du bist hier, um ein paar Sachen zu holen?“

„Ja, bin ich.“, erwiderte ihr Sohn steif. „Ich packe eben, ja?“, sagte er zu Die gewandt, aber in einem ganz anderen Tonfall. Damit hastete er die Treppe hinauf in sein Zimmer.

„Entschuldigung, wenn ich mich so einmische, aber... warum lassen Sie es einfach zu, dass Ihr Mann Ihren Sohn so behandelt?“, platzte es aus Die raus, kaum war das Zufallen von Uruha’s Zimmertür ertönt.

„Ach... es war schon immer so, dass er Uruha nicht sonderlich mochte. Als Kind schon, aber als Uruha älter wurde und diesen Stil entwickelte, den er heute hat... ich meine, ich bin auch nicht wirklich angetan davon, aber wenn es Uruha gefällt, dann...“, sagte Frau Takashima leise.

„Warum nehmen Sie ihn nicht in Schutz?“, unterbrach Die sie verärgert.

„Ich-“

Die Zimmertür ging erneut und sie verstummte. Dann erschien Uruha wieder am oberen Ende der Treppe, eine Reisetasche in der Hand und seine Gitarre geschultert.

„Fertig, wir können gehen.“

„Uruha-“, fing seine Mutter an, doch Uruha bedachte sie nur mit einem kalten Blick.

„Ich habe hier nichts mehr verloren.“, sagte er nur, dann trat er zur Haustür hinaus, Die verabschiedete sich noch kurz, dann folgte er ihm.

Den ganzen Weg zurück zu Die’s Haus schwiegen beide. Uruha blickte steinern zu Boden und so traute Die nicht, ihn auf das Geschehene anzusprechen.

Dabei ließ sich nicht leugnen, dass es ihn brannte, ihn danach zu fragen. Von Uruha’s privatem Leben wusste er so gut wie nichts, er hätte gerne mehr darüber gewusst, einfach nur, weil er für ihn da sein wollte.

Schweigend saßen sie auch später in seinem Zimmer, Uruha war gerade dabei, ein paar seiner Sachen auszuräumen, als es Die nicht mehr aushielt.

„Darf ich dich mal was fragen?“

„Nur zu.“, erwiderte Uruha ohne aufzublicken.

„Was war das eigentlich gerade?“

Der Blonde erstarrte, einen Pullover in der Hand haltend. Er wusste genau, was Die meinte, er musste nicht präziser fragen.

Und doch stellte er sich unwissend. „Was meinst du?“

„Du weißt genau, was ich meine.“, sagte Die leise.

Uruha erhob sich, stand aber mit dem Rücken zu dem Rothaarigen.

„Meine Mutter ist finanziell so von diesem Mistkerl abhängig, dass sie sich nicht traut, etwas gegen ihn zu sagen. Aber nicht nur finanziell... du hast ihn erlebt, sie hat Angst vor ihm.“

„Deswegen tut sie alles was er sagt?“

„Alles. Sie traut sich nicht einmal, hinter ihrem eigenen Sohn zu stehen. Sie stand immer nur daneben, wenn er mir erneut eine reingeschlagen hatte...“

Die schluckte, stand langsam auf und schloss Uruha von hinten zögerlich in die Arme.

Der Blonde regte sich nicht.

„Jetzt bleibst du erst einmal hier bei mir.“, flüsterte Die ihm ins Ohr.

Wie in Zeitlupe wandte Uruha sich um und schmiegte sich an den Größeren.

>Womit hab ich das eigentlich verdient.<
 

„Kein ärztliches Attest, keine Familienfeier, gar nichts!“

Die Stimme ihres ach so geliebten Mathelehrers schlug zu wie ein Peitschenknall und die beiden jungen Japaner zuckten zusammen.

„Ich verlange eine Erklärung!“

Der rechte der beiden, ein Rothaarige, hoch aufgeschossener Kerl, der nicht gerade zu den Besten in seinem Mathekurs gehörte, suchte verlegen nach Worten. Und dieser kleine blonde Schönling an seiner Seite war nicht besser.

„Tja, also wissen Sie...“, setzte der Rothaarige verlegen an.

„Ja?“

„Wir waren beide...eh...“

„Verhindert!“, warf der Blonde neben ihm unvermittelt ein.

Kamakura-sensei’s durchdringender Blick schwenkte blitzschnell nach diesem um, gehörte auch der zu den Bescheidenen Kandidaten in Sachen Klausuren.

„Verhindert, soso.“, sagte er drohend leise.

Uruha schluckte. Hätte er bloß die Klappe gehalten.

Er und Die hatten es nicht einmal ganz ins Schulgebäude hinein geschafft, als die Adleraugen ihres Sensei’s sie mitten auf dem Gang entdeckt und er selbst sie kurzerhand in ihren Klassenraum mitgeschliffen. Auf irgendwelche Ausreden verstand er sich generell nicht gut und für ihn gab es keine Ausrede, eine seiner Matheklausuren zu verpassen, Familienfeiern, Arzttermine oder Ähnliches ausgenommen.

„Soll ich euch beiden mal sagen, was ich davon halte?“, sein Blick wanderte vom Einen zum Anderen und Die wechselte nervös sein Standbein.

Ausgerechnet die erste Klausur an seiner neuen Schule hatte er verpasst und nun auch noch Ärger mit seinem Lehrer.

Ein angespanntes Ausatmen seines Nachbars ließ ihn wieder etwas entspannen.

Nun ja, das war es ihm wert gewesen und ohne es zu wollen, flog ein leichtes Lächeln über sein Gesicht.

„Findest das wohl auch noch witzig, Andou?“, kam prompt die Reaktion darauf.

Die schluckte.

„Nun, wisst ihr, was ich witzig finde?“, seine Augen schossen schon beinahe Blitze.

Bemerkenswert, fand Uruha, der sich langsam wieder beruhigte und seinen normalen, gelassenen Blick aufsetzte. Was konnte schon groß passieren?

Und tatsächlich –

„Ihr zwei werdet die Klausur nachschreiben, aber ich sage euch, für euch beide lasse ich mir besonders schöne Aufgaben einfallen! Morgen früh, direkt in den ersten beiden Stunden und wenn ihr das auch verpasst, dann werde ich nicht mehr so nett sein!“, sagte er nachdrücklich und hielt beiden die Tür auf.

„Ihr könnt gehen.“

Schweigend gingen sie hinaus, die Tür knallte direkt hinter ihnen zu.

„War klar, dass so was kommt. Aber der kann nur groß reden und am Ende passiert nichts weiter.“, kommentierte Uruha, während sie durch den Gang gingen.

Schwermütig blickte Die auf die vereinzelten Schüler vor ihnen.

„Naja, berauschend wars trotzdem nicht gerade... was haben wir jetzt?“

„Biologie. Ist im Keller irgendwo.“, gab Uruha zurück und hatte die ganze Sache schon wieder verdrängt.

Die schien es scheinbar doch näher zu beschäftigen.

Uruha zog seine Stirn in Falten, machte drei schnellere Schritte, überholte den Rothaarigen somit und stellte sich ihm in den Weg. Verblüfft machte dieser Halt und blickte auf den Kleineren hinunter, der eine Schnute zog.

Die lächelte. „Ja?“

Uruha’s Schmollfältchen glätteten sich wieder und er lächelte zurück. „Eigentlich nichts, ich möchte nur nicht, dass du dir so einen Kopf darüber machst. Nachschreiben ist nicht das Schlimmste.“

>Wie süß...<, schoss Die durch den Kopf und er zog Uruha in seine Arme.

Doch das währte nicht lange.

„Hey, schaut mal, da umarmen sich zwei Kerle!“, wehte eine hohe Stimme eines Mädchens zu den Beiden herüber und sie wandten sich um.

Ein paar Meter weiter stand eine kleine Gruppe giggelnder Mädchen, ein paar Jahre jünger als sie.

„Ob die vielleicht schwul sind?“

„Der Eine könnte es doch gut sein?!“

Uruha seufzte. „Los, lass uns schleunigst zu Bio gehen...“

Als sie an der Gruppe vorbeigingen schenkte Uruha ihnen einen herablassenden Blick und – penetrant wie er war – ergriff er genau in dem Augenblick Die’s Hand.

Einem der Mädchen klappte vor Überraschung die Kinnlade herunter.

Die lief ein wenig rot an.

„Eh... Uruha?“, flüsterte er.

„Ja?“, fragte Uruha gelassen, als wäre es das Normalste auf der Welt, Hand in Hand mit einem anderen Jungen durch die Schule zu laufen.

„Uns können doch alle sehen...“, meinte Die mit unglücklicher Stimme, doch anstatt dass der Blonde ihn losließ, drückte er dessen Hand nur noch stärker.

Dabei wandte er den Kopf um und sah Die warnend an.

„Ja und?“

„Du hast doch gerade geh-“, setzte Die an, wurde aber immer leiser, als er Uruha’s Gesichtausdruck sah.

„Schämst du dich etwa für uns?“, unterbrach dieser ihn.

Verblüfft schüttelte Die den Kopf. „Nein, das nicht!“

„Also. Dann können die anderen ja ruhig sehen, was los ist.“, sagte Uruha schlicht und zog ihn hinter sich her die Treppe hinunter in den Keller des Gebäudes.

Die beschloss, nicht weiter darauf einzugehen. Er versuchte, die Blicke der umstehenden Schüler zu ignorieren, doch er konnte nicht verhindern, dass er immer röter anlief und auf den Boden vor ihm sah.

Eigentlich war es Schwachsinn. Er liebte Uruha und er schämte sich dafür, es öffentlich zu zeigen. Verschüchtert blickte er ein wenig auf.

Der Blonde ging wie immer selbstsicher durch den breiten Flur und hatte das Kinn zum Trotz leicht angehoben.

„Daran gewöhnst du dich schon.“, meinte er, ließ seine Hand dann aber doch los; vor ihnen hatte sich der Rest ihrer Klasse versammelt. Viel lieber hätte er auch diesen ganzen Vollidioten demonstriert, dass er mit Die zusammen war, aber dieses Mal wollte er den Rothaarigen selbst entscheiden lassen, was er tun wollte.

Schließlich standen dort auch seine eigenen Freunde.

Und Die dazwischen.

Neben ihm Uruha, der ihn fragend von der Seite musterte, vor ihm Kaoru, Toshiya und Shinya, die auf ihn warteten.

Kaoru hatte die Augenbrauen so weit hochgezogen, dass sie unter seinen Haaren zu verschwinden schienen und die Arme waren vor der Brust verschränkt.

Shinya kaute unglücklich auf seiner Unterlippe, während Toshiya seinen Blick mied und mit einer seiner blauen Haarsträhnen spielte.

„Morgen, Die.“, brach Shinya als Erster das Schweigen und lächelte ihn zaghaft an.

„Morgen!“, grüßte Die zurück und machte einen Schritt auf sie zu.

Ein feiner Stich durchbohrte Uruha’s Herz. Er wusste nicht einmal, wieso.

Siehst du? Die geht zu denen. Seinen Freunden. Er bleibt nicht bei dir. Seinem Freund, sie sind wichtiger als du.

Uruha wandte den Blick ab.

Oh nein, jetzt bloß nicht so anfangen.

Die begann, sich mit Shinya zu unterhalten. Belanglos, über Biologie, wie Uruha fetzenartig mitbekam. Kaoru schenkte ihm einen Blick abgrundtiefen Hasses und stellte sich so, dass die drei Die wie in einem Kreis umschlossen, natürlich mit dem Rücken zu ihm.

Wütend kniff der Blonde die Lippen zusammen.

Die merkte offenbar nicht einmal, dass er gerade demonstrativ ausgeschlossen wurde.

„Guten Morgen, Uruha-kun!“, hallte plötzlich eine zaghafte Stimme neben ihm.

Irritiert drehte er sich um. Wer sprach gerade ihn denn an?

Bis auf Ruki und Die gab es niemanden, der freiwillig ein Gespräch suchte.

Vor ihm stand ein etwa gleichgroßer Junge mit dunkelblonden Haaren, die zu allen Seiten hin leicht abstanden. Ein paar längere Strähnen hingen ihm ins Gesicht, was ihm einen frechen Ausdruck verlieh.

Uruha hatte ihn noch nie gesehen.

„Eh... Morgen.“, grüßte er immer noch verwirrt zurück.

Sein Gegenüber lief rot an.

Verwundert musterte Uruha ihn. „Stimmt etwas nicht?“

„Oh doch... klar, alles in Ordnung! Es ist nur...“, setzte er an. „ich soll dir von Ruki etwas ausrichten. Ich bin in seiner Klasse.“

„Was denn?“

„Er kommt heute nicht zur Schule, aber er meinte, du solltest dich unbedingt bei ihm melden, wenn du ... dich ehm noch an ihn erinnerst.“, schloss der Dunkelblonde.

Uruha zog seine Stirn kraus. Was war denn jetzt los?

„Weißt du, was er hat? Ist er krank?“, fragte er verwirrt.

„Ich weiß es auch nicht. Er hat mich heute Morgen angerufen und mir gesagt, ich solle dir das ausrichten.“, erwiderte er und zuckte ratlos mit den Schultern.

„Ah okay... danke...“, Uruha’s Gedanken schweiften ab.

Wieso kam Ruki nicht zur Schule? War er sauer auf ihn?

„...du solltest dich unbedingt bei ihm melden, wenn du ... dich ehm noch an ihn erinnerst...“

Was sollte das denn?

Plötzlich bemerkte er, dass der Junge immer noch neben ihm stand.

„Wie heißt du eigentlich?“, fragte er ihn, um kein andauerndes Schweigen auszulösen, denn der Junge machte nicht den Anschein, als würde er zu seinen Klassenkameraden zurückgehen.

„Ich bin Shou.“, kam prompt die Antwort und er grinste ihn an; irgendwie hatte es etwas Verwegenes, was Uruha auf Anhieb gefiel.

Mit einem Seitenblick auf Die bemerkte er, dass er immer noch bei den anderen dreien stand. Innerlich hätte er aufschreien können.

Äußerlich nicht.

Er lächelte den Dunkelblonden freundlich an, worauf dieser erneut errötete.

>Wenn ich wollte, könnte ich den hier und jetzt um den Finger wickeln.<, dachte er nicht ohne Genugtuung.

>Und Die interessiert sich eh nicht mehr für mich.<, fügte er ungewollt an.

Dieser Gedanke schien ihm wohl mitten im Gesicht zu stehen.

„Alles okay?“, fragte Shou besorgt.

„Klar.“, war es nun an Uruha zu sagen.

Auf einmal merkte Shou auf. „Ich glaube, ich muss in den Unterricht, es gehen alle in den Raum...“, meinte er.

„Hm.“

"Wir sehen uns!" Mit einem letzten Lächeln wandte sich der Kleinere um und wuselte in den Raum.

Und Uruha stand wiederum alleine.

>Na vielen Dank auch, Die...<, dachte er verärgert und musterte die Vier missmutig. Dass ihr Lehrer schon beinahe zehn Minuten zu spät war, kümmerte ihn nicht, obwohl er sonst immer der Erste war, der beim Fehlen des Lehrers einfach ging, weil er das Warten Leid war.

>Kaum siehst du deine Freunde, bin ich unsichtbar. Und das als dein Freund. So viel zum Thema Liebe?<

Der Rothaarige lachte beherzt auf; schien gerade ziemlich witzig zu sein.

>Ist doch alles gelogen... nichts als Schwärmerei. Liebe gibt es gar nicht... sonst würdest du dich um mich kümmern, wenn du mich lieben würdest.<

Tränen schossen dem Blonden in die Augen.

>Nein, nicht heulen, nicht hier, nicht jetzt. Das ist es nicht wert. Du hattest schon so viele Kerle, an Die ist nichts anders, NICHTS! Sagt, er liebt mich, ignoriert mich aber. Du weißt, dass es so etwas wie Liebe nicht gibt!<

Eine Träne bahnte sich ihren Weg über sein Gesicht.

„Hey, unsere Transe heult ja!“, sagte jemand gehässig und alle wandten sich zu Uruha um.

Die vier unterbrachen ihr Gespräch und Die sah ihn verwundert an, dann stand ihm das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.

Noch mehr Tränen rannen über Uruha’s Gesicht.

Unglaublich.

Er heulte.

Vor seiner gesamten Klasse. Und das auch noch wegen einem Kerl.

Noch mehr gehässige Kommentare wurden ihm entgegengeschleudert, doch sein Blick haftete an Die.

Dieser stand wie gelähmt vor Schreck da, sah aus, als würde er irgendetwas Tröstendes sagen wollen.

Aber er kam nicht.

Wieso kam er nicht? Nahm ihn einfach in den Arm, tröstete ihn?

So, wie es sich für einen Freund gehörte?

>Er schämt sich. Er schämt sich so sehr, mit einem Jungen eine Beziehung zu haben, dass er nichts tut. Und dieser Junge ist auch noch so ein verhasster wie ich es bin.<

Uruha schluckte.

Dann drehte er sich blitzschnell auf dem Absatz um, rannte beinahe ihren ankommenden Biologie-Lehrer um, wand sich an ihm vorbei, bevor dieser ihn aufhalten konnte und stürmte den Flur entlang und zur Tür hinaus.
 

+*+*+*+*+
 

+++Ende+++

Bis zum nächsten Kapi, hoffe ich ^___^

Chapter 6

Hio ^^ dieses Mal habe ich mich wirklich bemüht, mich zu beeilen und hoffe, es ist schnell genug da xD.

Aber nochmal viiiielen Dank für eure supersüßen Kommis, ich freue mich da immer total drüber. Am liebsten würde ich allen persönlich danken, aber ich verschussel es meistens xD' gomen... aber trotzdem! Vielen Dank ^^ x3. So und hier ist es: Kapitel 6!

Dieses Mal leider ein bisschen traurig xD'

eure KaoChan (jetzt ja UruChan xD)
 

+*+*+*+*+*+
 

Kapitel 6:
 

„Takashima Kouyou!“, hallte die Stimme seines Lehrers hinter ihm her, aber Uruha hörte nicht.

Er warf sich mit seinem vollen Gewicht gegen die Glastür, die mit einem Scheppern auflog und gegen die Wand knallte. Es hätte nicht viel gefehlt und das Glas wäre gesplittert.

Aber das war dem Blonden egal. Er rannte hinaus ins Freie, weg von diesem Gebäude, das für ihn jeden Tag wie ein Gefängnis war. Weg von seinen Klassenkameraden, die eh nie mehr als hämische Worte für ihn übrig hatten. Weg von Kaoru, der es jetzt wahrscheinlich in vollen Zügen genoss, wie er litt.

Und weg von –

Uruha verlangsamte sein Tempo. Keuchend lehnte er sich an eine Straßenlaterne.

Ruki. Er musste zu Ruki. Er war der Einzige, der ihm auf Anhieb einfiel und er musste jetzt irgendjemanden bei sich haben. Nach Hause zu gehen war unmöglich und woanders konnte er nicht hin.

Es dauerte nur ein paar Minuten, bis er vor dem mehrstöckigen Haus stand, in dem Ruki wohnte. Fröstelnd blickte er an der abweisenden, grauen Hausfassade hoch. Ruki würde auf jeden Fall da sein, das hatte ihm dieser Kleine von eben gesagt.

Das Summen des Türöffners gab Antwort auf sein Klingeln und dankbar glitt der Blonde ins Treppenhaus. Im vierten Stock angekommen erwartete ihn eine missmutig dreinblickende Gestalt im Türrahmen.

„Hey, Ruki...“, sagte Uruha mit belegter Stimme und lächelte ihn zaghaft an, was ihn gleich darauf wunderte.

>Irgendetwas ist los... bloß was?<

Ruki sagte nichts. Sah ihn einfach nur an.

Das Lächeln gefror auf Uruha’s Lippen.

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er, zunehmend nervös werdend.

Ruki schnaubte verächtlich. „Interessiert dich das wirklich?“

„Ruki?“

„Ich bin schließlich nicht Die. Also, interessiert es dich wirklich, was mit mir los ist?“

Nun fiel auch bei Uruha der Groschen.

>Ist Ruki etwa eifersüchtig auf Die?<, dachte er und gleich darauf überkamen ihn Schuldgefühle. Er hatte sich wirklich nicht sonderlich um den kleinen Blonden gekümmert, er hatte letztens sogar vergessen, ihn zurückzurufen, obwohl Ruki sich doch Sorgen um ihn gemacht hatte...

„Ruki, ich-“

„Spar dir deine Entschuldigungen, Uruha.“, fiel ihm Ruki dazwischen. „Ich habe zwar genauso wenig Freunde wie du und wir hatten uns schon damals geschworen, uns nicht im Stich zu lassen, aber selbst jemand wie ich hat es nicht nötig, sich so behandeln zu lassen. Kaum tritt dein großer toller Die in deine Umlaufbahn ein, bin ich nur noch Nebensache.“

Ruki’s Augen blitzten vor unterdrückter Wut. „So läuft das nicht, Uru. Komm wieder, wenn du wirklich mich meinst. Ich wette, du kommst gerade auch nicht, weil du wissen willst, wie es mir geht, sondern bestimmt, weil du Probleme mit ihm hast.“

Damit wandte er sich um.

„Warte doch!“, Uruha machte einen Schritt auf ihn zu, doch Ruki schmiss ihm die Tür vor der Nase zu.

Uruha’s Schultern sackten in die Tiefe und er ließ die nach Ruki ausgestreckte Hand langsam wieder sinken.

Fassungslos starrte er auf die Tür, hinter der sein Freund gerade verschwunden war.

Aber eigentlich hatte Ruki ja Recht. Er war wirklich nur hergekommen, weil er jemanden als Trostpflaster gebraucht hatte. Er hatte nicht daran gedacht, dass sein kleiner Freund krank war, sondern nur an seine eigenen Probleme.

Und das hatte er jetzt davon. Jetzt schien seine lange Freundschaft endgültig zu Ende zu sein.

Verzweifelt raufte er sich die blonden Strähnen und warf den Kopf in den Nacken.

Was sollte er jetzt tun?

Ruki war wütend auf ihn, für Die war er Luft, von zu Hause rausgeschmissen.

Super.

Was konnte eigentlich noch alles schief laufen?

Die Antwort wartete draußen auf der Straße.

Kaum hatte Uruha die Haustür hinter sich geschlossen, fuhr er erschrocken zusammen, als er Kaoru, Toshiya und Shinya vor sich sah.

„Wenn du klug wärst, würdest du Die jetzt ein für alle mal in Ruhe lassen.“, ergriff der Violetthaarige das Wort.

Uruha kniff wütend die Lippen aufeinander.

„Du hast ja gesehen, dass er im Endeffekt zu uns hält, oder?“

In diesem Moment wurde Uruha noch einmal bewusst gemacht, wie gut man andere alleine mit Worten verletzen kann.

„Also, nur um dir die Lage deutlich zu machen. Wir wollen nicht, dass ihr beide auch nur irgendetwas miteinander zu tun habt. Würde er sich für dich entscheiden, okay, dann können wir nichts machen, aber wie du gesehen hast...“ Mit einem gehässigen Grinsen sah Kaoru ihm direkt ins Gesicht.

Uruha war klar, dass er Recht hatte, aber er wollte nichts darauf erwidern. Nein, diese Genugtuung würde er ihm nicht verschaffen.

„Du hast ja jetzt gesagt, was du sagen wolltest... lassen wir Die nicht warten, sonst denkt er sicher irgendetwas Komisches...“, wandte sich Shinya Kaoru zu und dieser nickte.

„Stimmt. Die Pause ist ja auch gleich rum...“

„Ich geh schon mal vor, okay?“, mischte sich auch Toshiya ein und eilte davon.

Kaoru lächelte. Ein falsches Lächeln. „Tosh passt eh viel besser zu unserem Dai. Also... ich würde dir nur raten, es jetzt dabei zu belassen.“

Damit nickte er Shinya zu und die beiden folgten dem Blauhaarigen zurück Richtung Schule.

Uruha hatte bisher immer noch nichts gesagt. Schweigend sah er den dreien hinterher.
 

Die stand, eine Kippe zwischen den Lippen, am Hoftor des Schulhofes und erwartete sie.

„Und wo seid ihr jetzt gewesen?“, fragte er missmutig, als sie nahe genug herangekommen waren, um ihn zu hören. Toshiya kam leichten Schrittes auf ihn zu und umarmte ihn kurz, was Die aber nur halbherzig erwiderte.

„Ach, wir waren nur kurz am Kiosk um die Ecke, neue Kippen kaufen.“, erklärte Kaoru schulterzuckend und hielt als Beweis eine noch verpackte Schachtel Zigaretten hoch.

Shinya beobachtete das schweigend. Kaoru hatte diese Schachtel schon vor Schulbeginn gekauft, sozusagen als Notlüge, von der er jetzt Gebrauch machte.

„Und wieso sollte ich da nicht mit?“

„Ach...“

„Wir dachten, du wolltest vielleicht nach Uruha sehen?“, kam ihm Shinya zur Hilfe, auch wenn es gerade das war, was Kaoru nicht sagen wollte. Aber Shinya war nicht damit einverstanden, dass Kaoru Die so hinterging. Rache musste sein.

Die schluckte. Uruha...

Er fühlte sich unendlich mies wegen dem, was vorhin passiert war. Er hatte den Blonden einfach so stehen gelassen, kein Wunder, dass es ihn verletzt hatte.

Und dann hatte er nicht einmal den Mut aufgebracht, zu ihm zu gehen, als er weinend vor ihm gestanden hatte. Uruha, weinend. Dabei hatte er so verletzlich ausgesehen... alles seine Schuld.

Dann war Uruha weggelaufen. Die seufzte. Wie sollte er das nur wieder gut machen? Er wusste nicht einmal, wo er steckte.
 

„Tosh passt eh viel besser zu unserem Dai...“

Also war der schüchterne, zurückhaltende Toshiya auch in Die verliebt...?

>Würde ja passen... stille Wasser sind bekanntlich tief...<, schoss es Uruha durch den Kopf. Er war nicht einmal eifersüchtig.

Dann nahm Toshiya ihm eben den Freund weg. Die hatte sowieso eindrucksvoll bewiesen, dass Uruha ihm nicht so wichtig schien. Und Toshiya war eh ein viel besserer und gern gesehener Freund an der Seite des Rothaarigen...

Uruha schluckte.

Irgendetwas schnürte ihm den Hals zu. Was war das ständig für ein Gefühl, dass er in letzter Zeit immer hatte?

Aber jetzt war es eh egal. Toshiya würde Die „trösten“ oder was auch immer er mit ihm anstellte. Ruki war gekränkt. Er war alleine. Zwar schon immer irgendwie gewesen, aber momentan so sehr wie nie zuvor.

Jetzt fing es auch noch an zu nieseln. Kein Regen, der im Nu durchnässte, nein, es war ein feiner Nieselregen, der einen ganz langsam von Kopf bis Fuß einfrieren ließ. Passend zu seiner momentanen Lage.

Er erschauderte. So wie er dastand, in Strapsen, ein schwarzer Ledermantel, seine Tasche umgehangen, voll mit Schulbüchern...

Nach einigen Minuten beschloss er, Richtung Park zu gehen. Da er eh keine Ahnung hatte, was er nun mit sich und dem Rest des Tages anfangen sollte, ging er dorthin, um wenigstens etwas zu tun zu haben.

Ein scharfer Wind fegte ihm ins Gesicht und ließ ihn seine Augen zusammenkneifen.

Er trottete auf einen kleinen Spielplatz. Sonst tobten hier immer ausgelassen kleine Kinder herum, doch jetzt war er verlassen und bot einen trostlosen Anblick.

Uruha ließ sich auf eine der Schaukeln sinken und stieß sich leicht vom Boden ab. Das Metall knirschte leise. Ein paar Blätter wirbelten im kalten Wind auf. Der Schnee, der noch bis vor Kurzem hier gelegen hatte, war längst geschmolzen.

>Scheiße, was mach ich jetzt nur...<

Die Minuten verstrichen und Uruha schaukelte einsam vor sich hin. Er wusste nicht, wie spät es war, irgendwann kam ein kleines Mädchen mit einer Schultasche über den Spielplatz.

Verwundert sah sie ihn an und näherte sich ihm. Ihr Gang hatte etwas Hüpfendes an sich.

Als sie beinahe vor ihm stand, erkannte Uruha sie. Es war Mitsuki, Die’s kleine Schwester.

„Hallo, du!“, begrüßte sie ihn, weitaus fröhlicher als an dem Tag, als er bei Die war.

Das war gestern gewesen.

Erst gestern... es kam ihm vor, als lägen Jahre dazwischen.

„Bist du nicht Uruha?“

„Ja, genau.“, sagte Uruha und lächelte sie matt an. Die Kleine sollte nicht wissen, wie mies es ihm gerade ging. Er wollte nicht noch jemandem die Laune vermiesen.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie mit argloser Stimme.

„Ach, ich ehm... ich sitze hier nur ein wenig rum und denke nach, sonst nichts.“, meinte Uruha und versuchte, möglichst unbekümmert zu klingen.

„Aber es ist doch kalt hier.“, antwortete Mitsuki und erschauderte wie zur Unterstützung ihrer Worte.

„Dann wäre es am Besten, du gehst schnell nach Hause, bevor du dich erkältest, oder?“, sagte Uruha freundlich und strich ihr kurz über die Wange.

Mitsuki lächelte. „Kommst du mit?“

>Wie süß sie ist...<, dachte Uruha.

„Nein... ich glaube, es wäre besser, wenn ich nicht mitkomme.“

„Wieso nicht?“

Kleine Kinder können richtig hartnäckig sein...

„Ich möchte Die nicht stören, deswegen.“

„Bist du traurig?“, wechselte Mitsuki mit Lichtgeschwindigkeit die Spur.

Der Blonde versuchte, noch ein wenig mehr zu lächeln. „Ich? Traurig? Nein, bin ich nicht, mach dir mal keine Gedanken.“

„Wirklich jetzt?“

„Ja, wirklich. Geh jetzt, bevor du krank wirst. Warte...“

Uruha kramte in seiner Schultasche und zog gleich darauf einen schmalen, violetten Schal heraus, den er zwar meist bei sich hatte, aber nie anzog. Aber die Kleine hatte keinen und er wollte nicht, dass sie sich noch erkältete, weil sie hier bei ihm blieb und der Wind pfiff ihr ziemlich um die Ohren.

Uruha band ihr schnell den Schal um den Hals und zog ihn noch ein Stück weit über ihre Wangen.

„So, damit du auch nicht krank wirst.“

Mitsuki strahlte ihn an. „Das ist aber lieb, danke!“ Sie beugte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Ich geh dann mal, okay? Tschühüüüss!“ Sie winkte noch, dann hüpfte sie mehr als sie ging, davon.

Uruha lächelte immer noch, dann verblasste dies aber wieder.

Ganz anders als gestern... sie konnte doch unheimlich süß sein, wenn sie wollte.
 

„Ich bin wieder daaaa!“, rief Mitsuki ungefähr zehn Minuten später und schnürte sich ihre Stiefel auf.

„Du kommst aber spät! Wir haben schon mit dem Essen angefangen!“, sagte ihre Mutter mit tadelndem Blick.

„Tut mir Leid...“, nuschelte das Mädchen und ging ins Wohnzimmer, wo sie sich an den Tisch setzte. Den Schal hatte sie immer noch an; er war unglaublich weich, was ihr gefiel.

„Was hast du denn da, Schatz?“, fragte Herr Andou verwundert, während er seinem Sohn die Reisschüssel reichte.

„Ach das?“, fragte Mitsuki und deutete auf den Schal. „Den hat mir Uruha geschenkt!“, sagte sie strahlend und Die ließ beinahe die Schüssel fallen.

„Die!“, sagte sein Vater überrascht und hielt gerade noch rechtzeitig eine Hand unter die Schüssel, um sie abzustützen.

Die musterte seine kleine Schwester scharf.

„Wirklich, Mitsuki? Wann das denn?“, fragte Frau Andou.

„Gerade eben, als ich von der Schule nach Hause ging. Es war kalt und er hat mir seinen Schal gegeben!“, erwiderte sie und stach mit ihrer Gabel in das Stück Fisch auf ihrem Teller.

„Und wo war das?“, fragte Die ernst.

„Auf dem Spielplatz... da... du weißt schon, wo wir letztens den Schneemann gebaut haben!“, erklärte Mitsuki. Die überlegte kurz, dann wusste er, welchen sie meinte.

Dann sprang er vom Stuhl auf und seine Familie sah ihn überrascht an.

„Die?“

„Sorry, ich muss noch mal kurz weg, lasst mir einfach was Reis übrig, ja? Danke...“ Und damit eilte er zur Tür hinaus.

Es war viel kälter, als er erwartet hatte. Nur in Pantoffeln und Pulli – den Mantel hatte er natürlich in aller Eile vergessen – hastete er den Bürgersteig entlang, in Richtung des Spielplatzes.

Eigentlich wollte er direkt nach der Schule nach Uruha gesucht haben, hatte das aber aufgegeben, da er eingesehen hatte, dass es sinnlos war, ihn ohne einen Anhaltspunkt in dieser riesigen Stadt finden zu wollen. Er hätte seine Schwester für das, was sie gerade gesagt hatte, am liebsten ganz fest in den Arm genommen.

Die keuchte heftig, als er mit einem Schwung über die beiden Schranken hinwegsetzte, die den Eingang zum Park darstellten und kurze Zeit später sah er den Blonden auf einer Schaukel auf dem kleinen Spielplatz sitzen.

Die hätte am liebsten vor Freude laut aufgeschrieen, aber es blieb ihm im Hals stecken. Uruha bot einen furchtbaren Anblick. Bisher hatte er Die noch nicht bemerkt. Seine Haare hingen ihm vom Regen durchnässt schlaff herunter, sein Gesicht war kalkweiß und sein Kajal war ebenfalls verschmiert.

>Uru...< Der Anblick berührte Die so sehr, dass er sich am liebsten selbst geschlagen hätte, dafür, was er ihm vorhin angetan hatte.

Er umrundete den Spielplatz zur Hälfte, sodass Uruha mit dem Rücken zu ihm saß.
 

Uruha bemerkte die Kälte, die ihn vorhin noch bis in jede Faser seines Körpers durchdrungen hatte, schon gar nicht mehr. Mit dem rechten Schuh versuchte er, etwas in den Sand vor sich zu zeichnen, was nicht so ganz gelingen wollte, da er seine Zehen schon nicht mehr spüren konnte.

Es musste irgendwann am Nachmittag sein. Morgen musste er die Mathearbeit nachschreiben, wie ihm gerade wieder einfiel.

Und bis dahin?

Vielleicht konnte er auf irgendeiner Parkbank übernachten... ihm schauderte. So, wie er aussah, eine Nacht hier verbringen?

Da konnte er noch von Glück reden, wenn er niemandem auffiel. Sein Magen knurrte. Das auch noch. Und er hatte nicht einmal Geld. Es wurde immer besser.

Uruha’s Herz wäre vor Schreck beinahe stehen geblieben und entsetzt sprang er von der Schaukel auf, als er bemerkte, wie sich ein Arm von hinten um ihn legte.

Durch den abrupten Aufsprung riss er seinen rechten Arm hoch und verpasste der Person, die hinter ihm stand, einen ordentlichen Kinnhaken. Diese stöhnte vor Schmerz auf und Uruha merkte auf.

Verwirrt drehte er sich um und erblickte Die, der sich mit gequältem Blick das Kinn hielt.

„Ahhh... verdammt, musst du mir so eine verpassen? Bist du wirklich so sauer auf mich?“, presste er hervor, aber mit einem amüsierten Unterton.

Uruha atmete erleichtert auf, dann sprang er vor und warf sich regelrecht in die Arme des Rothaarigen, der lachend beide Arme um ihn schlang.

„Die...“, schluchzte Uruha und rieb sein Gesicht an dessen Brust. Eigentlich wollte er nicht so reagieren, er wollte Die spüren lassen, wie sehr er ihn verletzt hatte...

Aber irgendwie...

„Hey...“, sagte der Rothaarige sanft und schob ihn ein Stück weit von sich.

„Es tut mir wirklich Leid, was eben in der Schule passiert ist...“, fing er an und musterte Uruha mit ernstem Blick.

Uruha machte den Mund auf, um etwas zu erwidern, doch Die schüttelte den Kopf.

„Nein, ich habe echt Mist gebaut, ich hätte dir da zur Seite stehen müssen oder besser noch, ich hätte nicht zu den anderen gehen sollen und dich alleine lassen. Das war echt mies von mir...“, murmelte er und sah ihn betreten an.

„Kannst du mir noch mal verzeihen?“ Dabei sah er Uruha mit so großen Augen an, dass dieser unwillkürlich auflachen musste, was Die ein Grinsen entlockte.

„Klar, kann ich das! Wie denn auch nicht, wenn du mich schon so anschaust?!“, er knuffte ihn in die Seite und Die küsste ihn dann einfach.

Überrascht erwiderte Uruha diese Geste und als sie sich nach einigen Momenten wieder voneinander lösten, lächelte Die ihn sanft an.

„Ich verspreche dir, beim nächsten Mal steh ich hinter dir, ja? Ich liebe dich doch...“, hauchte er.

„Wirklich?“, entfuhr es Uruha unüberlegt.

>Mist! Musste mir das gerade rausrutschen?!< Doch mit diesem einen Wort waren seine Zweifel an Die’s Liebe zum Vorschein gekommen.

Aber der Rothaarige legte nur beide Hände an die Wangen des Blonden und lehnte seine Stirn an die seine.

„Ja, wirklich. Und ich werde mir jetzt auch Mühe geben, dir das besser zu zeigen.“

Uruha lächelte, dann stutzte er.

„Aber...“

„Hm?“

„Ist dir nicht kalt?“

„Wieso?“

„Du hast weder Mantel noch Schuhe an...“

„Aaaach... mir ist nicht kalt...“

Doch ein Windstoß fuhr über sie hinweg und Die schauderte.

„Jaja, der beste Beweis!“, lachte Uruha und nahm Die bei der Hand.

„Nein, ich hab echt nicht kalt! Aber könnten wir trotzdem jetzt nach Hause gehen?!“

„Ja okay.“, erwiderte Uruha, mit einem Male total vergnügt.
 

+*+*+*+*+
 

Zitternd vor Kälte, oder wohl mehr vor Aufregung, stand der Blauhaarige vor der Tür von Die’s Haus. Hinter ihm Kaoru und Shinya. Kyo hatte sich geweigert. Typisch, dachte Kaoru.

Hätt ich auch gern gemacht, dachte Shinya.

Und Toshiya?

Der stand wie ein verlorener, kleiner Hund da, mit einer einzelnen Rose in der Hand.

„Und wenn er nicht da ist?“, wandte er sich zögerlich zu den beiden anderen um.

Kaoru rollte genervt mit den Augen. „Warum sind wir hier?“

„Damit ich Die...“, fing Toshiya nuschelnd an und errötete.

„Ja?“

„...sagen kann wie sehr ich ihn...“ Pause. „...mag...“

„Genau das.“, sagte Kaoru mit Nachdruck. Dass Uruha jetzt endlich aus dem Weg war, war für seinen Freund sozusagen freie Bahn. Und er sah hundertmal lieber Toshiya an Die’s Seite als diesen –

„Was macht ihr denn hier?“, mischte sich eine verwunderte Stimme in Kaoru’s Gedanken und er wirbelte herum; zeitgleich ließ Toshiya die Rose hinter seinem Rücken verschwinden und sah schnell zu Boden.

Kaoru riss vor Entsetzen und Wut die Augen auf. Das durfte doch wohl jetzt nicht wahr sein!

Da kam Die, gut gelaunt, zwar nur in Pantoffeln, zu ihnen und in seinem Arm, so eng an ihn geschmiegt, als wolle er hinter ihm verschwinden, Uruha!

„Ach, hey Die, so ein Zufall!“, sagte Shinya hastig und war mit einem Satz bei den beiden neu Dazugekommenen. Er strahlte sie ein wenig zu übertrieben an.

„Ich wohne hier?“, entgegnete Die und gluckste belustigt.

Uruha hingegen trat nervös von einem Bein aufs Andere.

>Was wollen die denn hier...? Oh nein... ich wette, gleich legt Kaoru los und dieses Mal kann ich mich nicht so einfach davonstehlen...< Ihm schoss unwillkürlich die Erinnerung an den Abend in der Bar in den Kopf, wo er zusammen mit Ruki verschwunden war.

Ruki...

Der Blonde sah ängstlich zu dem Violetthaarigen, dessen Lippen vor Wut so schmal waren, wie er sie noch nie gesehen hatte.

„Hattet ihr euch nicht gestritten?“, presste er hervor.

„Ja, schon, aber wir haben uns wieder vertragen, wie du siehst!“, meinte Die fröhlich.

>Wenigstens einer, der nicht merkt, was gerade für eine Luft hier herrscht...<, dachte Shinya und konnte nicht umhin, den Rothaarigen für seine Naivität zu beneiden. Er hätte im Moment alles dafür gegeben, die bedrohliche Ruhe vor dem Sturm nicht mitzubekommen. Vor allem Kaoru schien jeden Augenblick explodieren zu können, hatte sich ja darauf gefreut, Toshiya mit Die verkuppeln zu können, nicht nur um Toshiya’s sondern auch um Die’s Willen.

Apropos...

Shinya blinzelte kurz zu Toshiya hinüber, der bisher noch gar nichts gesagt hatte.

Der arme Kerl stand da immer noch verloren da und trat, genau wie Uruha, von einem Bein aufs Andere. Shinya bemerkte, dass er hinter seinem Rücken einzelne Blütenblätter von der Rose abzupfte; der Boden hinter ihm war schon mit einigen roten Punkten bedeckt.

Am liebsten hätte er sich den Blauhaarigen genommen und irgendetwas Tröstendes gesagt; bloß was? Mit Liebeskummer kannte er sich nicht aus. Bisher hatte er nichts damit zu tun haben wollen, er sah ja, wohin das immer führte. Besser keine unnötigen Probleme.

Aber Toshiya litt momentan Höllenqualen.

Und Uruha genauso.

„Na, jetzt kannst du ja wieder froh sein, Die zu haben, oder? Nachdem du bei Ruki abgeblitzt bist...“, meinte Kaoru hämisch und Uruha’s Kopf ruckte mit einem Mal nach oben.

Shinya erschrak, als er seine vor Wut verzerrte Miene sah.

>Meine Güte... so wütend habe ich ihn ja noch nie erlebt! Uruha hat sich doch noch nie aufgeregt...!<

„Halt du bloß deine Klappe, du Vollidiot!“, rief er zornig und schüttelte Die’s Arm ab.

Kaoru lachte leise. „Oho... habe ich dich wütend gemacht?“

„Deine Kommentare über Ruki kannst du ruhig stecken lassen, vielen Dank auch!“, feuerte Uruha ihm ins Gesicht und machte einen Schritt auf ihn zu.

„Wieso denn? Ich habe doch Recht, oder nicht? Sah vorhin nicht so aus, als hätte er dich mit offenen Armen empfangen! Aber du hattest schon früher ein gewisses Talent dafür, andere Menschen vor den Kopf zu stoßen und wunderst dich im Nachhinein, wieso du alleine bist!“ Jetzt hatte auch Kaoru Feuer gefangen.

„Kaoru!“, warf Die erschrocken dazwischen.

Entsetzt wechselte sein Blick von Kaoru auf Uruha. Was war denn auf einmal los?

„Lass mich doch in Ruhe! Du hast mich früher nicht gekannt, bildest dir aber jetzt ein, es ja von allen am Besten zu können und pfuschst mir dauernd dazwischen!“, rief Uruha und versetzte Kaoru einen Stoß vor die Brust.

Empört schnappte dieser nach Luft. „Ach, tu ich das? Dann tuts mir Leid, dass ich mich um das Wohl meines besten Freundes sorge! Denkst du, ich habe Lust, dass du mit ihm dasselbe Spiel spielst, wie du es immer machst?!“

„Das spiele ich schon lange nicht mehr!“

„Sagt wer? Du hast dich doch nie geändert, schon gar nicht für andere!“

Die runzelte die Stirn. „Sagt mal, was ist denn los mit euch beiden?“ Mit einem Schritt stand er zwischen den beiden und konnte in letzter Sekunden Kaoru’s Hand festhalten, bevor diese Uruha berührte.

„Nichts, Die! Hör nicht auf den, der kann nichts anderes, als Blödsinn zu reden!“, meinte Uruha verächtlich und spuckte auf den Boden.

„Ach ja? Was hast du denn, Uru-chan? Hast du Angst, dein geliebter Dai würde auch mal die Wahrheit erfahren?“, höhnte Kaoru.

Uruha erstarrte.

„Ja, jetzt habe ich dich erwischt, was?“

Verwirrt blickte Die Kaoru an. „Was meinst du damit?“

„Hab ich’s mir doch gedacht, dass er’s dir nicht erzählt hat.“, sagte Kaoru und wand seine Hand aus Die’s Griff.

„Was gesagt?“

„Kaoru, halt deine verdammte Klappe! Das ist alles schon lange her!“, schrie Uruha dazwischen; seine Stimme hatte beinahe einen panischen Unterton angenommen.

„Ja und? Was kümmert es denn? Du hast dich seitdem doch keinen Deut gebessert!“, erwiderte Kaoru.

Der Blonde biss sich auf die Lippen.

„Was ist hier los? Wovon redest du, Kao?“, unterbrach Die erneut.

„Kao-“, fing Shinya an, doch Kaoru ritt der Teufel. Jetzt brach alles aus ihm heraus, was er die letzten Wochen verdrängt hatte.

„Dein toller Uruha spielt doch nur mit dir und du merkst es nicht einmal! Vielleicht macht er vor dir einen auf superlieb und treu, aber verdammt noch mal, das ist er nicht! Er kann nur mit den Gefühlen anderer spielen und dann auf ihnen herumtrampeln!“ Kaoru holte Luft. „Und du Naivling bist auch noch genau auf den reingefallen! Schon direkt an unserem ersten Abend hat er sich dich ausgesucht als sein nächstes Opfer! Seit er bei uns an der Schule ist, hat er so gut wie jede Woche mehrere Typen abgeschleppt, er liebt es einfach, andere zu quälen, die dann auch noch so dumm sind, sich in ihn zu verlieben!“

Kaoru blitzte Uruha wütend an.

„Und ich Volltrottel bin auch schon auf den reingefallen!“

Stille.

Uruha wäre Kaoru am liebsten an den Hals gesprungen, für das, was er gerade gesagt hatte.

Die sagte nichts. Die Stille um sie herum drückte ihn ein, schnürte ihm die Luft ab.

Das konnte nicht wahr sein.

Kaoru und Uruha...?

>Deswegen hasst er ihn so...<

„Ja verdammt!“, setzte Kaoru erneut an. „Ich war auch so dämlich und habe mich von ihm verführen lassen und als mich erst richtig in ihn verliebt hatte, hat er mich eiskalt abgewiesen, schon mit dem Nächsten am Start! Wenn es ernst wurde, bist du immer abgehauen! Ich wollte nicht, dass du mit Die genauso spielst!“

„Das tue ich doch gar nicht!“, schleuderte Uruha ihm entgegen.

„Und was dann?“, sagte Die mit tonloser Stimme, noch bevor Kaoru den Mund aufgemacht hatte.

Uruha blickte ihn an.

„Warum hast du mir das nicht erzählt? Dass du und Kao...“, Die brach stockend ab.

Er konnte es immer noch nicht glauben. Jetzt hatte er sogar Verständnis für alles, was sein Freund gemacht hatte, um Treffen mit ihm und Uruha zu verhindern.

„Ich habe mich geändert, Die!“, sagte Uruha in heller Verzweiflung.

„Du bist doch gar nicht in der Lage, dich zu ändern!“, entgegnete Kaoru und versetzte dem überrumpelten Blonden einen so heftigen Stoß, dass er das Gleichgewicht verlor und nach hinten hinfiel.

„Woher willst du das wissen? Das mit uns liegt schon ein Jahr zurück!“

„Du hattest seitdem so viele Typen, ich habe gar nicht mehr mitgezählt! Die hast du doch nur genommen, weil es dir gerade in den Kram passte!“

Die erstarrte.

>Bin ich wirklich nicht mehr als das gewesen...? Ein Spielzeug für einen Abend?<

„Sag mir, dass das nicht wahr ist.“, wandte er sich an den auf dem Boden liegenden Uruha.

Tränen schossen Uruha in die Augen. „Ja, okay, ich geb’s ja zu! An dem Abend war ich wirklich nur auf eine einmalige Sache aus! Aber...“

Er machte eine kurze Pause. „Aber dann habe ich dich richtig kennen gelernt! Du hast mich einfach so akzeptiert, wie ich bin, ganz ohne Vorurteile, wie die anderen es immer gemacht haben. Glaub mir, das war keine Lüge!“

Die sah ihn an. Direkt in die Augen.

„Glaub mir, Die, bitte! Es war anfangs nur ein Spiel, aber mit der Zeit habe ich...“

Uruha stockte.

„Ja?“, fragte Die.

„Ich habe mich in dich verliebt und das richtig!“, rief Uruha verzweifelt.

Wie er so da saß... die blonden Strähnen ins Gesicht gefallen, die Wangen gerötet, jetzt liefen ihm noch Tränen das Gesicht herunter...

Nein, wer so aussieht, der lügt nicht... oder?

Die biss sich auf die Lippen.

„Du Spinner!“, warf Kaoru wütend dazwischen und Die wandte sich zu ihm um.

„Hör doch nicht auf dieses Gerede! Der will dich nur weich klopfen! Der weiß gar nicht, was das Wort Liebe bedeutet!“

„Doch!“, rief Uruha, doch Kaoru war mit einem Satz bei ihm und packte ihn am Mantelkragen.

„Nein, weißt du nicht und das weißt du ganz genau! Du kannst gar nicht lieben und egal, wie oft du es noch wiederholst, wir alle wissen, was du für einer bist. Du kannst dich ganz sicher nicht mehr ändern und Die lässt du jetzt in Ruhe, ist das klar?“, zischte Kaoru und drückte seinen Kragen so fest zu, dass Uruha beinahe schwindelig wurde.

Dann ließ er ihn los und Uruha fiel erst einmal auf den Boden zurück.

Er sah auf. Die’s Gesicht war erneut erstarrt.

>Nein... er glaubt doch nicht etwa...ihm?<

Doch Die hatten Kaoru’s Worte überzeugt.

„Lasst uns gehen.“, meinte Kaoru.

Die nickte mit finsterem Blick und schloss die Haustür auf. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand er im Flur.

„Die!“, rief Uruha ihm weinend hinterher.

Doch Die drehte sich nicht mehr um. Kaoru legte einen Arm um Toshiya, der immer noch wie angewurzelt da stand und sie folgten dem Rothaarigen.

Seine Sicht verschwamm hinter einem Tränenschleier und er ihm entfuhr gequält ein leiser Aufschrei. Er schlug mit der Faust auf den Boden vor sich und sank in sich zusammen.

„Hey...“

Shinya trat zu ihm heran und ging neben ihm in die Hocke. Behutsam legte er ihm eine Hand auf die Schulter.

Mit tränenüberströmten Gesicht wandte sich Uruha zu ihm um.

„W-Was ist?“

Shinya lächelte und zog ein Taschentuch aus seiner Manteltasche.

„Hier, nimm das. Wisch dir erst einmal die Tränen ab...“

Wortlos nahm Uruha das angebotene Taschentuch und fuhr sich damit über die Wangen, konnte aber nicht verhindern, dass immer neue Tränen hinterherkamen.

„Wieso bist du nicht bei den anderen?“, fragte Uruha leise.

„Ich mag dich nicht, das sag ich dir ganz ehrlich, aber vielleicht auch nur, weil ich dich nicht kenne und mich immer auf Kaoru’s Seite gestellt habe.“, sagte Shinya. „Aber das gerade fand ich absolut unterste Schublade von ihm... ich weiß, er hasst dich, aber du kannst dich doch trotzdem geändert haben?“

Uruha nickte und kniff die Lippen zusammen. „Aber Die... glaubt ihm.“

Ein neuer Schwall Tränen kam und Uruha verbarg das Gesicht in den Händen.

Shinya rückte noch ein wenig näher heran und nahm den Blonden in die Arme.

„Die ist naiv, ich weiß und er glaubt schnell anderen. Aber ich bin mir sicher, er wird irgendwann einsehen, dass Kaoru sich auch einmal irrt.“, versuchte er den verzweifelten Uruha zu trösten und strich ihm beruhigend über den blonden Haarschopf.

„V-Vorhin war noch alles in Ordnung...“

„Ich weiß.“

Shinya schluckte. >Ich hätte ja nie gedacht, dass ich ihn eines Tages mal trösten werde... aber... benimmt sich so wirklich einer, der nicht lieben kann?<

Nachdenklich blickte er zu Die’s Haus.

>Dieses Mal hast du echt einen Fehler gemacht...<
 

+*+*+*+*+*+
 

~~~Ende~~~

bis zum nächsten Kapi, hoffe ich ^______^

Chapter 7

Hallu xD

jah, ich weiß, ich habe mir mal wieder zu viel Zeit gelassen mit dem neuen Kapitel, aber jetzt habe ich es endlich abgeschlossen!

Also... viel Spaß damit! ^^

euer KouTierchen (hab mich gestern umgenannt xD)
 

+*+*+*+*+*+
 

Kapitel 7:
 

Das Ticken von Die’s Wecker hatte einen nervraubenden, monotonen, immer lauter werdenden Ton angenommen. Die Stille war schon beinahe zum Greifen nah.

Der Rothaarige sank sogleich nachdem die drei eingetreten waren, auf seinem Bett zusammen, stützte sein Gesicht in beide Hände und starrte finster auf den Boden.

Kaoru und Toshiya wechselten einen Blick, hielten es aber für sinnvoller, zunächst nichts zu dem Vorgefallenen zu sagen.

Zögerlich setzte sich Toshiya neben Die und fing an, nervös an einer Haarsträhne zu spielen.

„Wo ist eigentlich Shinya?“, durchbrach Kaoru die Stille; ihm war gerade erst aufgefallen, dass der Blonde fehlte.

Auch Toshiya sah auf, genauso verwundert. „Stimmt, vorhin war er noch da. Ist er... etwa noch draußen?“

Kaoru trat ans Fenster und schob den Vorhang ein Stück zur Seite. Im selben Augenblick verdüsterte sich sein Blick.

„Ist doch nicht zu fassen.“, knurrte er.

„Was ist denn los?“, fragte Toshiya alarmiert.

„Der ist doch echt bei diesem Mistkerl und tröstet den anscheinend!“

Die sprang so abrupt vom Bett auf, dass Toshiya neben ihm erschrocken zusammen zuckte. „Die?“

Ohne ein Wort zu sagen war Die neben Kaoru und blickte ebenfalls hinunter auf den schneebedeckten Vorgarten.

Dort unten war Uruha, zusammengesunken auf dem schmalen Weg, neben ihm hockte Shinya und strich ihm mitfühlend über die Schulter. Offenbar sagte er auch etwas zu ihm, Die hätte nur zu gern gewusst, was es war.

Jetzt schloss Shinya den Blonden auch noch in die Arme und Die kniff die Lippen aufeinander.

„Alles okay?“, fragte Kaoru forschend. >Wenn er jetzt gleich wieder rausgeht....<

Die nickte kurz, konnte den Blick aber nicht von den Beiden losreißen.
 

„Beruhige dich erst mal, Uruha.“, sagte Shinya mit tröstender Stimme.

Doch Uruha schüttelte nur den Kopf, das Taschentuch an sein Gesicht drückend, um neue Tränen aufzuhalten, was aber nicht gelingen wollte. Früher hätte er sich niemals, und schon gar nicht vor Anderen, die Blöße gegeben, zu weinen, aber in diesem Moment war das das kleinste Problem für ihn.

„Hier bleiben können wir zumindest nicht.“, fuhr Shinya fort. „Also, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich friere langsam auf dem Weg fest.“

„D-Dann wäre es besser, du gehst nach Hause.“, erwiderte Uruha mit erstickter Stimme.

„Und lasse dich alleine zurück?“

„Wäre ja nicht das erste Mal.“, meinte Uruha bitter.

„Ach Blödsinn. Du kannst doch auch nicht die ganze Nacht hier verbringen in der Hoffnung, dass Die irgendwann rauskommt.“

„Klar kann ich das.“, sagte Uruha widerspenstig und schob die Unterlippe zu einer Schnute nach vorne.

„Nein, das kannst du nicht. Ich schlage vor, ich bring dich erst mal nach Hause und dann-“

„Das kannst du eh vergessen.“, fiel Uruha dem Größeren ins Wort. „Ich kann nicht mehr nach Hause, mein Vater hat mich rausgeschmissen...“

„Oh...“, Shinya senkte kurz den Blick.

>Leiden kann ich ihn zwar nicht, aber alleine hier lassen kann ich ihn ja schließlich auch nicht.<

„Na dann kommst du eben mit zu mir, dann wärmst du dich bei mir auf und wir überlegen, was wir jetzt am Besten unternehmen, auch wegen Die.“, schlug Shinya vor.

Uruha hob überrascht den Kopf. „Was?“

Shinya lächelte. „Warum nicht?“

„Wieso solltest du das tun? Ich dachte, du-“

Doch Shinya winkte ab. „Lass das mal stecken.“

„Und Kao-“

„Mit dem werde ich schon fertig, außerdem kann der mir nicht verbieten, mit wem ich mich abgebe, ich bin schon groß genug, das alleine zu bestimmen.“, grinste Shinya ihn an, stand auf und hielt Uruha eine Hand hin.

„Jetzt komm schon.“

Uruha zögerte noch einen Moment, dann ergriff er Shinya’s Hand und stand ebenfalls auf.

„Okay... aber ich will dir nicht allzu lang zur Last fallen.“, murmelte er.

„Ach, das geht schon in Ordnung.“, meinte Shinya und wandte sich zum Gehen um. Mit gesenktem Kopf folgte Uruha ihm.
 

„Wo wollen die denn jetzt zusammen hin?“, fragte Toshiya verblüfft; auch er hatte sich zu den beiden anderen ans Fenster gestellt.

„Ich habe keine Ahnung, aber mir gefällt das nicht.“, sagte Kaoru. „Ich werde Shinya später mal anrufen.“

Die wandte sich schweigend ab und setzte sich wieder auf sein Bett.

Seiner Meinung nach hatte er Recht damit gehabt, Uruha dieses Mal abblitzen zu lassen, nachdem er so mit seinen Gefühlen gespielt hatte. Verdammt, er wünschte sich, er hätte Kaoru schon von Anfang an geglaubt. Er war seit Jahren sein bester Freund, wieso hatte er ihm nicht vertraut?

Doch dann schob sich Uruha’s lächelndes Gesicht vor sein geistiges Auge und ein schwerer Schleier legte sich um sein Herz.

Aber... war es wirklich richtig gewesen?

„Glaub mir, Die, bitte! Es war anfangs nur ein Spiel, aber mit der Zeit habe ich...“

„Ja?“

„Ich habe mich in dich verliebt und das richtig!“

Verwirrt und unglücklich biss sich Die auf die Unterlippe. Uruha, mit tränenüberströmten Gesicht... wenn er wirklich nur gespielt hätte, dann hätte ihn das doch sicherlich nicht so mitgenommen. Er, Die, wäre doch ohne große Probleme austauschbar gewesen...

Aber nein, Uruha hatte geweint, hatte verzweifelt um eine Chance gebeten...

Wenn das auch nur gespielt war, dann war Uruha ein wahrer Meister darin. Und bisher hatte er den Eindruck bekommen, Uruha wäre viel zu stolz, sich so verzweifelt zu zeigen, wenn das nur ein Spiel gewesen wäre. Dann hätte er es auch einfach zugeben und mit hoch erhobenem Kopf wegstolzieren können.

„Die?“, wehte Kaoru’s Stimme zu ihm.

„Mhm?“, Die hob den Kopf.

Kaoru hockte sich vor ihn hin und sah ihn eindringlich an. „Das, was du eben gemacht hast, war das einzig Richtige gewesen, das weißt du, ja? Wenn das so weitergegangen wäre, hätte er dich nur verletzt.“

Die nickte langsam, doch da war er sich gar nicht so sicher.

„Komm, wir bringen dich jetzt mit Mathe auf andere Gedanken, du schreibst doch morgen früh nach, oder?“
 

+*+*+*+*+*+
 

„So, da sind wir.“

Shinya schloss die Tür eines kleinen, aber hübschen Hauses auf, von einem gepflegten, mit einer dünnen Schneeschicht überzogenen Garten eingerahmt und hielt von innen die Tür für seinen Begleiter auf.

Mit neugierigem Blick trat Uruha ein und fand sich in einem kleinen Flur wider, wo er augenblicklich von einem kleinen Hund freudig begrüßt wurde, der an ihm hochsprang. Lächelnd beugte er sich herunter und strich ihm über den Kopf.

„Das ist Miyu, meine Mitbewohnerin.“, stellte Shinya vor und schloss die Tür.

„Wohnst du alleine?“, fragte Uruha verwundert.

„Jep, bin vor knapp einem Jahr bei meinen Eltern ausgezogen und wohne jetzt in diesem kleinen Häuschen. Hast du Hunger? Also ich schon, was hältst du davon, wenn wir was kochen?“, fragte Shinya und war bereits bei der Hälfte des Satzes in der Küche verschwunden. Uruha folgte ihm in eine helle, geräumige Küche, die blitzblank sauber war.

„Wow, beeindruckend.“, kommentierte Uruha und ließ den Blick über die dunkelrote Küchenzeile schweifen. Die Küche sah wirklich umwerfend aus.

„Danke.“, erwiderte Shinya, der schon den Kühlschrank geöffnet hatte und überlegte.

„Kochen ist meine absolute Leidenschaft, nur die anderen schätzen es oft nicht.“

„Wieso das denn?“, fragte Uruha und betrachtete eine hübsche Orchideenpflanze, die auf der Fensterbank stand.

„Weil ich Vegetarier bin und deswegen nur vegetarische Sachen koche... oder Fisch.“, erwiderte Shinya mit einem bedauernden Seufzen und setzte einen Kochtopf auf eine Herdplatte.

„Ja und? Also ich mag vegetarische Gerichte...“

„Wirklich?“, fragte Shinya freudig und überrascht zugleich und drehte sich mit glänzenden Augen zu ihm um.

„Uhm... ja.“, erwiderte Uruha und lachte unterdrückt auf, als er Shinya’s Gesichtsausdruck sah. „Ohje, fast zum Bemitleiden.“

„Damit wärst du der Erste, der das nicht kritisiert.“, sagte Shinya glücklich und mit einem Male erwachte seine typische Gastfreundlichkeit in ihm, auch wenn sein Gegenüber bisher nicht zu seinen Freunden gezählt hatte.

„Ach ja, wie wär’s, wenn du erst mal deine Sachen in mein Zimmer bringst, ich dir dann ein paar Klamotten gebe und du unter die Dusche springst, während ich was koche? Du musst ziemlich durchgefroren sein, wenn du seit Schulende draußen rumläufst.“

„Ehm...“ Uruha stellte sich von einem Bein aufs Andere. Eigentlich hatte Shinya vollkommen Recht. Erst jetzt wurde ihm die Kälte wirklich bewusst, seine Haare hingen durchnässt vom Schnee schlapp herunter und seine Kleidung war auch nicht mehr ganz trocken.

„Ja, okay, dann ist das ja geregelt.“, sagte Shinya kurzerhand, stemmte beide Hände in Uruha’s Rücken und schob ihn vor sich her die Treppe in die erste Etage hinauf. Die Treppe war, anders als bei Die, nicht im Flur, sondern in einer Ecke der großen Küche.

Ohne Widerstand zu leisten ließ sich Uruha in das Zimmer des Blonden führen. Es wurde weitgehend beherrscht von einigen Pflanzen, mehreren Regalen, die voll gestopft waren mit allerlei Büchern, einem Kleiderschrank, einem Schreibtisch und einem Bett. Alles war peinlichst genau aufgeräumt.

„Ich stell dir nachher noch das Klappbett rein, das ich im Abstellzimmer gegenüber habe.“, sagte Shinya und holte ein paar Sachen aus seinem Kleiderschrank heraus. Shinya besaß zwar auch ausgefallene Klamotten wie Lolita-Kleidchen, Lack und Leder-Sachen und Sonstigem, aber er bezweifelte, dass sie Uruha passen würden.

Deswegen drückte er ihm schlichtweg eine zerrissene, schwarze Jeans sowie einen Pullover in die Hand, die dieser dankend, wenn auch verblüfft annahm.

„Jetzt seh ich dich auch mal in normalen Klamotten.“, sagte Shinya grinsend und zog ihn gleich weiter zu einem Badezimmer, das neben seinem Zimmer lag.

„So, Handtücher liegen in dem Regal da hinten, Badezeug in dem Schränkchen da vorne... also, fühl dich wie zu Hause und wenn du fertig bist, komm einfach runter, deine Sachen schmeiß ich dann in die Wäsche.“

Und damit wuselte Shinya auch wieder zur Tür hinaus, noch bevor Uruha den Mund aufgemacht hatte, um sich zu bedanken.

Nun war er wieder alleine.

Schweigend zog er sich seine Sachen aus, legte sie schlichtweg auf den Boden und drehte den Wasserhahn der runden Badewanne, die sich in einer Ecke des Raumes befand, auf und ließ sie voll laufen. In einer anderen Ecke stand ein weißes Waschbecken, direkt daneben eine Toilette mit blauem Deckel. An der Wand hing ein ebenso weißes Regal mit flauschigen Handtüchern drin.

Shinya hatte wirklich ein schönes Haus, das musste man ihm lassen.

Uruha ließ sich zögernd in das heiße Badewasser sinken und seufzte wohlig auf.

Das Wasser erwärmte ihn augenblicklich.

Was Die jetzt wohl gerade tat?

Die Enttäuschung über den Rothaarigen versetzte Uruha’s Herzen einen schmerzvollen Stich.

Er hatte ihn eiskalt abgewiesen, als wäre er Ungeziefer hatte er auf ihn herabgesehen.

Und Kaoru erst. Der lachte sich bestimmt ins Fäustchen, dass er es letzten Endes doch noch geschafft hatte, einen Keil zwischen ihn und Die zu treiben.

Tränen schossen ihm erneut in die Augen.

Das alles war so unfair, dass er am liebsten laut aufgeschrieen hätte. Wieso konnte man ihn und Die nicht in Ruhe lassen? Wieso waren alle dagegen, dass sie beide glücklich waren?

Seine Gedanken schweiften ab zu Shinya. Es war sehr nett von ihm, dass er ihn spontan aufgenommen hatte.

>Das hätte ich nie erwartet, wo er doch zu denen gehört...<

Aber er behandelte ihn ganz normal, als wäre nie etwas zwischen ihnen gewesen, kein Hass, kein Streit, keine Vorurteile.

Aber wieso nur?

Weil er geweint hatte und verzweifelt dagelegen hatte?

>Eben nur aus Mitleid, nichts weiter. Ich darf mir nur nicht einbilden, dass er mich mag.<

Uruha kniff die Augen zusammen.

Er hatte sich ja auch eingebildet, Die würde ihn lieben. Richtig lieben.

Doch würde er ihn lieben, hätte er ihm vorhin verziehen und ihm geglaubt.

Ja, er hatte einst nur mit den Gefühlen anderer gespielt... aber seit er Die kannte, hatte sich das geändert.

Und er hatte geglaubt, Die würde ihm vertrauen und ihm glauben, wenn er sagte, dass er ihn liebte. Doch das hatte er nicht, Die glaubte Kaoru, diesem Vollidioten.

Kaoru... er hatte alles zerstört, was war.

Brodelnder Hass flammte in Uruha auf. Wenn er könnte, würde er Kaoru dafür bezahlen lassen.

War das seine Rache gewesen, dafür, dass er damals Schluss gemacht hatte?

Uruha genoss noch für ein paar Minuten die Wärme des Wassers, dann stieg er aus der Wanne und trocknete sich ab.
 

Summend stand Shinya am Herd und überwachte mit Argusaugen das, was auf den Herdplatten kochte. In einer übergroßen Pfanne kochte eine Art Reis-Fisch-Gemüse-Kombination, von Shinya eigens kreiert. Gerade wollte er noch einmal den Salat in der Schüssel neben dem Herd durchmischen, als das Telefon klingelt.

Überrascht hob er eine Augenbraue, ging aber ins Wohnzimmer und hob den Hörer ab.

„Terachi, hallo?“, meldete er sich.

„Hey Shin.“

„Kaoru?“

„Volltreffer.“, erwiderte Kaoru am anderen Ende der Leitung.

Shinya stemmte eine Hand, die einen Salatlöffel umklammerte, in seine Seite.

„Was gibt’s denn?“
 

Uruha zupfte noch ein paar seiner Haarsträhnen im Spiegel zurecht, die im Augenblick fast glatt herunterhingen, da kein Gel sie aufrecht hielt.

Dann schnappte er sich seine eigenen Klamotten und ging die Treppe hinunter zurück in die Küche. Am Ende der Treppe zögerte er jedoch. Er hörte Shinya’s Stimme, die aus dem Wohnzimmer ertönte, die mittels eines einfach Türbogens von der Küche getrennt war.

Mit leichten Schritten tapste er zu dem Bogen, sagte jedoch nichts, um den Blonden nicht zu stören.
 

„Wir haben dich vorhin mit Uruha zusammen gesehen...“, fing Kaoru umständlich an, doch Shinya war sofort klar, worauf der Violetthaarige anspielen wollte und was der Grund für den Anruf war. Er hätte es sich ja denken können, dass das früher oder später kam.

Genervt runzelte er die Stirn. „Ja, und?“

„Wie ja und? Läufst du jetzt auf seine Seite über?“, ertönte die Antwort gereizt.

„Ich laufe auf niemanden Seite über. Aber ich konnte den armen Kerl doch nicht alleine da zurücklassen. In der Kälte, er war eh schon komplett durchgefroren.“
 

Uruha stockte. Am Telefon konnte nur Kaoru sein, das wurde ihm bewusst, nachdem Shinya über ihn sprach.

Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in seinem Körper aus. Er wollte Shinya nicht auch noch Schwierigkeiten bereiten, wo er ihn schon so großzügig aufgenommen hatte.
 

„Ach komm, seit wann rührt der denn dein Mitleid an? Denkst du eigentlich gar nicht an Die?“

„Wieso sollte ich? Du und Toshiya seid doch bei ihm, da muss ich doch nicht auch noch dabei sein oder braucht er unbedingt drei Leute, die ihn aufmuntern? Und es war nicht Die, der bis auf die Knochen zitternd in der Kälte saß. Ich bin eben nicht von vorne rein gegen Uruha, tut mir Leid, Kao, ich fang nicht an, mich unmenschlich zu benehmen.“, wies Shinya seinen Freund scharf zurecht, was auch Wirkung zeigte. Kaoru sagte zunächst nichts.

Auch Uruha war erst einmal sprachlos.

„Nun gut, wenn du das so siehst... dann gibt’s ja nichts mehr zu sagen.“, sagte Kaoru steif.

„Wohl nicht.“

„Tschüss.“

„Tschau.“

Mit einem Seufzen legte Shinya auf und runzelte die Stirn. Typisch Kaoru. Jetzt hatte er Shinya gerade den gewaltigen Stempel mit der Aufschritt „Freundschaftsverräter“ auf die Stirn gepflanzt, mitten drauf. Aber das war ihm herzlich egal. Es war einfach kindisch von Kaoru, sich so zu benehmen. Irgendwann muss auch mal Schluss sein, er hatte ja schließlich erreicht, was er wollte.

Shinya wandte sich um und zuckte zusammen, als er Uruha im Türbogen angewurzelt stehen sah.

„Ähm...“, brachte er verlegen heraus.

„Danke.“, hauchte Uruha und Shinya sah verblüfft in dessen Gesicht, in dem sich wirklich und wahrhaftig Dankbarkeit abzeichnete.

„Wieso?“

„Du hast dich mit Kaoru angelegt. Und das auch noch wegen mir. Du hättest ihm auch einfach zustimmen und mich rauswerfen können...“

„Ach Blödsinn.“, sagte Shinya energisch, legte dem Blonden eine Hand auf die Schulter und lenkte ihn zurück in die Küche und dort auf einen Stuhl. „Wenn er sich so verhalten muss, bitte schön. Ich meine, wie alt sind wir denn? Vier? Ich bin alt genug, um das selbst zu entscheiden und bisher traf ich meistens die richtigen Entscheidungen in so was. Also mach dir mal keinen Kopf deswegen.“

„Und wenn sie dich jetzt nicht mehr...“

Shinya winkte ab. „Und wenn schon. Wäre zwar traurig, aber das würde mir zeigen, was für Freunde ich da eigentlich hatte. Nämlich gar keine. Freunde sollten sich keine Kontakte verbieten, alles verlangt Toleranz.“, meinte er weise.

„Hm... Die sieht das nicht so.“

„Ich weiß, weil er naiv ist und nichts alleine auf die Reihe bekommt.“, sagte Shinya hart.

Uruha sagte nichts dazu. Das hatte er schon gehört. Tausendmalige Wiederholungen machten den Satz auch nicht schöner, denn er bedeutete, dass Die nicht mehr zurückkommen würde, wenn er sich weiterhin so beeinflussen ließ.

„So und jetzt wenigstens die deprimierten Gedanken zurückschieben, es gibt Essen und solang gegessen wird, keine Trauerstimmung in meiner Küche!“

Shinya schlug einmal mit der Faust auf den Tisch, wuselte zum Schrank und schaffte es irgendwie, zwei Teller, zwei Gläser und eine Wasserflasche unter dem Arm zum Tisch zu balancieren.

„Nicht schlecht.“, kommentierte Uruha.

„Hu?“

„Ich hätte auf dem Weg alles fallen gelassen!“, meinte Uruha und grinste.

Mit einem Lachen wandte sich Shinya seiner Pfanne zu und trug sie behände zum Tisch, fing dann anschließend an, Uruha und sich selbst den Reis auf die Teller zu schaufeln.

„Ist gut, danke!“, sagte Uruha, doch Shinya warf ihm beherzt noch eine Ladung oben drauf.

„Ey! Ich sagte ist gut!“, kam prompt der Protest.

„Entspann dich, du siehst sowieso aus, als hättest du Magersucht, da kannst du auch mal was mehr essen!“, erwiderte Shinya.

„Das musst vor allem DU gerade sagen!“, feuerte Uruha mit blitzenden Augen zurück und betrachtete Shinya, der ebenso dünn war wie er selbst.

Shinya schnitt eine Grimasse, doch anstatt zu antworten, griff er nach den Essstäbchen und fing an, wie um eine Gegendemonstration zu bieten, seine Portion in rasendem Tempo zu essen. Doch nach gut einer halben Minute zwang ihn sein Moralteil dazu, normal zu essen.

Grinsend fing auch Uruha an zu essen.

„Das schmeckt echt gut!“, sagte er überrascht.

Shinya strahlte. „Danke!... Ach ja, wie war das? Morgen musst du Mathe nachschreiben?“

Sein Gegenüber war so überrascht, dass er sich erst einmal am Reis verschluckte. Mitfühlend klopfte ihm Shinya auf die Schulter, bis der Hustenanfall vorbei war. Geschockt sah Uruha ihn an.

„Mein Gott, das habe ich ja total vergessen!“, krächzte er, dann ließ er den Kopf hängen.

„Was ist denn?“, fragte Shinya.

„Ich kann das nicht...“

Doch Shinya strich ihm aufmunternd über den Arm. „Ach was, das machen wir schon. Wenn wir gegessen haben, sagst du mir, wo deine Probleme liegen und dann helf ich dir!“

Uruha starrte ihn an. Shinya, der Klassenbeste, der Streber Nummer 1, der sich stets geweigert hatte, auch seinem allerbesten Freund Nachhilfe zu geben nach dem Motto: „Lern selbst sonst kapierst du’s nie“?

Als hätte Shinya seine Gedanken gelesen, setzte er hinzu: „Ich will nichts hören, okay?“

Uruha lächelte.
 

+*+*+*+*+*+
 

„Bereit?“

„Bereit!“

„Was schreibst du?“

„Eine 4, hoffe ich...“

„Bitte?“

„1 natürlich!!!“

„Genau das und nicht schlechter!“, sagte Shinya noch einmal mit Nachdruck und grinste. Wie er und Uruha vor dem Schulgebäude standen, Uruha, vollkommen auf Mathe getrimmt und bereit, sich der Klausur zu stellen.

Den ganzen Nachmittag und den Abend hatten sie durchgeübt, alle Fragen geklärt und am Ende hatte ein unglaubliches „Aha!“-Erlebnis bei Uruha eingesetzt, als dieser es auch nach dem 10. Erklären dann endlich begriffen hatte.

Da Uruha keine Sachen von sich dabei hatte, außer die Sachen, die er am Vortag getragen hatte, stand er nun erneut in Shinya’s Klamotten da.

Dieses Mal war es eine schwarze Hose mit übermäßig vielen Kettchen und Nieten, einem schlichten, schwarzen Hemd und einer karierten Krawatte, die lose um seinen Hals hing.

Dazu hatte sich Uruha wie immer gestylt, geschminkt und so weiter.

Erst hatte Shinya ihn in einen kurzen Rock, schwarzen Strumpfhosen mit Spitzen, hohen Stiefeln und sonst was stecken wollen, aber nach einer ausgiebigen Begutachtung im Spiegel waren beide übereingekommen, dass das nur für Shinya passend war.

„Ich begleite dich noch bis zum Klassenraum.“, verkündete Shinya und hakte sich kurzerhand bei Uruha ein, um ihn dann mit sanfter Gewalt mitzuziehen.

Beim Anblick der ganzen Mitschüler wurde Uruha ein wenig übel. Er würde mit Die nachschreiben müssen... wie sollte er das nur überleben, ohne

a) in Tränen auszubrechen

b) aus dem Klassenzimmer zu stürzen oder

c) sich gleich aus dem Fenster zu werfen?

Er wog noch seine Möglichkeiten ab, als die beiden auch schon vor dem Raum ankamen, dessen Tür offen stand.

Shinya lächelte ihm aufmunternd zu. „Los, rein mit dir! Und keine Sorge, das wird schon schief gehen, ich drück dir die Daumen!“

Uruha erwiderte das Lächeln matt. „Danke...“

Mit einem Kloß im Hals trat er zögernd durch die Tür und spähte in den Raum.

Niemand war da.

Stirnrunzelnd betrat er den Raum ganz. Er hatte sich doch nicht verhört? Er sollte doch in diesem Raum nachschreiben?

„Los, hinsetzen!“, rief plötzlich eine barsche Stimme fast unmittelbar neben seinem Uhr und Uruha zuckte vor Schreck zusammen, drehte den Kopf zur Seite und erblickte seinen Mathelehrer.

„Wird’s bald, das geht alles von der Zeit ab!“, fügte dieser hinzu und Uruha beeilte sich, sich an einen der Tische zu setzen. Langsam packte er Stifte und Bögen zum Schreiben heraus.

Kamakura-sensei knallte ihm ein Blatt hin.

„Und wehe, du schummelst, ich bekomme alles mit!“

Im Sturmschritt fegte er hinter das Lehrerpult und starrte den Blonden mit Argusaugen an.

Uruha schluckte nervös und blickte zaghaft auf.

„Ja?“

„Ehm... wollen wir nicht auf Die warten?“, fragte er kaum hörbar.

„Ist sein Problem. Los, anfangen!“

„Eh... ja...’tschuldigen Sie, Sensei...“, murmelte Uruha und las sich die erste Aufgabe durch.

Sofort verflog seine Nervosität. Genau das hatte er gestern noch mit Shinya gemacht!

Mit einem Lächeln fing er an, auf seinen Bogen zu schreiben.

Es waren noch keine zehn Minuten rum, als die Tür in hohem Bogen aufflog und ein großer, rothaarige Junge reingeplatzt kam.

Mit einem Satz sprang Kamakura auf und stellte sich vor dem leicht keuchenden Die auf.

Verwundert blickte Uruha auf, wandte sich dann aber verbissen wieder seinem Blatt zu. Er durfte sich jetzt bloß nichts anmerken lassen. Wenn er Luft für Die war, war Die auch Luft für ihn.

Er ist Luft.

Nichts als Luft.

„Wo kommen wir denn her?“, fing sein Lehrer gerade an.

„Also, wissen Sie-“, setzte Die nervös an, wurde aber unterbrochen.

„Dieses „Also, wissen Sie“ hatten wir gestern Morgen schon mal, oder irre ich mich?“, rief Kamakura aufgebracht.

Zischend sog der Blonde die Luft ein.

Genau Luft. Die ist Luft.

Das einzig Wichtige ist diese Mathe-Klausur. Sie ist entscheidend für die Versetzung.

„Los, hinsetzen, aber nicht neben Takashima, und du kannst froh sein, dass ich dir nicht von vornerein eine sechs verpasse! Aber für jede Minute, die du jetzt zu spät gekommen bist, gibt es jeweils einen Punkt abgezogen!“

Die trottete zu einem Tisch ungefähr zwei Plätze weiter von Uruha und Sekunden später hörte Uruha, wie auch auf seinem Tisch unsanft ein Blatt landete.

Luft...

Ein Klappern verriet ihm, dass Die gerade einen Stift fallen gelassen hatte. Sein Stuhl knarrte entsetzlich laut, als er kurz aufstand, um ihn aufzuheben.

Aufgabe 4... das konnte er auch...

Kaum saß der Rothaarige wieder, zog er ein Taschentuch aus der Tasche, denn einen Augenblick später vernahm Uruha ein geräuschvolles Naseputzen.

Er biss sich auf die Unterlippe.

Es waren nicht mal fünf weitere Minuten vergangen, da überkam Die ein Hustenanfall, der mindestens noch einmal drei Minuten anhielt, Uruha konnte schon fast die Sekunden mitzählen.

Darauf folgte ein Zischen einer Wasserflasche.

>Zum Teufel noch mal!<, schoss es Uruha durch den Kopf.

>Wie um alles in der Welt soll ich ihn wie Luft behandeln und vergessen, dass er hier imselben Raum ist wie ich, wenn er so laut ist?!<

Am liebsten hätte er ihm rübergerufen: „Sei mal etwas leiser, damit ich dich besser vergesse!“

Jetzt landete auch noch mit einem Poltern Die’s Taschenrechner auf dem Boden.

Selbst der Sensei blickte genervt auf.

>Boa, es reicht jetzt, ich muss hier raus!<

Uruha kritzelte noch schnell etwas zur letzten Aufgabe und erhob sich so schnell von seinem Stuhl, als hätte dieser ihm soeben einen elektrischen Schlag verpasst.

Die sah auf, doch Uruha ging ohne ihn eines Blickes zu würdigen, an ihm vorbei, knallte seinem ungläubigen Lehrer mit einem gespielt freundlichen Lächeln seinen Bogen auf den Tisch und verließ den Raum.

>Gott ey, war das schlimm... ich hoffe nur, ich habe mir nichts anmerken lassen...<, dachte der Blonde, während er ein Stockwerk höher stieg, um sich zu dem Rest seiner Klasse zu begeben, der gerade Japanisch hatte. Doppelstunde.

Er klopfte an die Tür und ging in den Raum, wurde direkt empfangen von einer Wolke aus purem Desinteresse und Langeweile. Einzig und allein die kleine Japanischlehrerin schien davon nichts zu bemerken und trällerte munter ihre Grammatikregeln herunter.

Uruha ging zu seinem Platz und setzte sich. Dabei ereigneten sich zwei Dinge gleichzeitig.

Zuerst fing er Shinya’s Blick auf und erwiderte dessen Lächeln, was Kaoru dazu veranlasste, ihm seinerseits einen Todesblick zuzusenden.

Anschließend stand, ohne dass es Uruha im ersten Moment bewusst war, seine Lehrerin vor ihm und bat ihn an die Tafel.

Auch das noch.
 

+*+*+*+*+*+
 

„Wie ist es denn gelaufen?“, fragte Shinya am Ende der Stunde. Es war nur eine kurze Pause zwischen der Doppelstunde.

„Ach na ja, es lief eigentlich ganz gut! Es war genau das, was wir gestern noch gemacht haben.“, sagte Uruha mit einem strahlenden Lächeln.

„Und mit...?“

Das Lächeln verblasste ein wenig, verschwand aber nicht vollständig. „Ach... kam zu spät und bekommt Punkte abgezogen.“

Missmutig schüttelte Shinya den Kopf. „Typisch. Gut, dass ich heute Morgen den Wecker gestellt habe.“

„Wäre aber bei dir auch gar nicht nötig gewesen! Du stehst doch schon fast drei Stunden vor Schulbeginn auf!“, meinte Uruha und knuffte den Blonden in die Seite.

Ein lautes Räuspern ließ beide zusammenschrecken. Shinya, der vor Uruha’s Tisch stand und somit mit dem Rücken zu dem Unterbrecher, wandte sich irritiert um.

Kaoru funkelte Shinya zornig an, sagte aber nichts.

Wohl aber der Blonde.

„Mensch, Kao, jetzt reicht’s aber langsam mit deinem Getue!“, entfuhr es dem Blonden genervt.

„Welchem Getue?“, entgegnete der Violetthaarige kühl.

„Jetzt verkauf mich bitte nicht für blöd, ja?“, sagte Shinya nun etwas lauter, was den Rest der Klasse dazu verleitete, sich neugierig zu den Dreien umzudrehen.

Dass Shinya die Stimme erhob, kam ungefähr so selten vor wie Schnee im Hochsommer.

„Dein Verhalten entspricht momentan dem eines Dreijährigen. Verurteilst mich jetzt wohl dafür, dass ich andere Menschen nicht wie den letzten Dreck behandel, was? Aber darauf habe ich echt keine Lust. Ich möchte meine Tage an dieser Schule noch gerne in Ruhe verbringen und habe keinen Nerv auf Streit mit dir. Und das jeden Morgen und nur, weil ich Uruha nicht in der Kälte zurückgelassen habe!“, brach es aus dem Blonden hervor und zur Bekräftigung schlug er einmal mit der Faust energisch auf die Tischplatte.

Uruha zuckte zusammen und sah Shinya mit einem bewundernden Blick an.

Er hätte es dem Anderen nie und nimmer zugetraut, so offen seine Meinung laut herauszubrüllen und das auch noch ... wütend.

„Ich war nur der Meinung, wir wären uns damals einig gewesen!“, sagte Kaoru, der nun ebenfalls auf den Beinen war.

„Nein, Kaoru, DU warst mit dir selbst einig! Uns anderen hast du das lediglich aufgeschwatzt. Ich habe damals nichts dazu gesagt, weil ich unter uns den Frieden bewahren wollte und eh keinen Kontakt zu ihm hatte. Aber langsam entwickelt sich das bei dir zu einer Wahnidee. Selbst Die, der überhaupt keinen blassen Schimmer hatte, hast du gegen ihn beschworen. Wie weit willst du eigentlich noch gehen?“, rief Shinya, in dessen Gesicht sich nun deutlich die Wut spiegelte.

„Ich bin noch nicht weit genug gegangen, mich an ihm für damals zu rächen.“, entgegnete Kaoru leise.

„Ach ja? Was denn noch? Du hast ihm doch schon den Menschen geraubt, den er liebt! Du hast deinen damals auch verloren, ihr seid doch jetzt quitt, oder nicht?“

„Was weißt du denn schon davon?“

„Ich weiß, dass du langsam durchdrehst und ich weiß, dass ich da nicht mehr mitmache! Wenn Toshiya so naiv ist, dir zu folgen, und Die auch, dann bitte sehr. Aber ich werde das nicht länger mitmachen und ich glaub auch nicht, dass Kyo es macht.“, sagte Shinya wieder in einem ruhigeren Ton.

In der Klasse war es totenstill, alle verfolgten interessiert die Auseinandersetzung.

„Was macht dich da so sicher?“, fragte Kaoru zweifelnd.

„Ganz einfach!“, grinste Shinya. „Hast du es denn noch nicht mitbekommen?“

„Was denn?“

Shinya lachte unterdrückt. „Ach, nichts...“

„Was?!“

„Also, wenn er es dir nicht sagt, dann mach ich das auch nicht.“, sagte Shinya fröhlich.

Und in diesem Moment forderte die kleine Lehrerin um Ruhe, um mit dem Unterricht fortfahren zu können.

Shinya ging zurück zu seinem Platz und überließ sowohl Kaoru als auch Uruha in heilloser Verwirrung.
 

+*+*+*+*+*+
 

So, das wars mal wieder xD... vielleicht ein bisschen ruhiger von den Ereignissen her, aber das wird sich noch ändern xD! Hoffe, es hat euch trotz allem gefallen und bitte um Kommis >o<!

Apropos ^^ vielen Dank noch mal an meine treuen Leser und für alle bisherigen Kommis ^^ *alle mal umknuddel* freu mich, dass ihr so an der FF interessiert seid!

Chapter 7.5 / 8

Hallöchen!^^ *reingehopst kommt*

Also... xD das, was hier jetzt kommt, ist kein richtiges Kapitel. Es ist eine Art Zusatzkapitel auf den Wunsch von meinem SmuChan, deswegen widme ich es ihr auch ;D! Es heißt 7.5/8, weil es eine Zusatzgeschichte über Ruki ist, allerdings als Flashback.

Es beginnt an der Stelle, wo er mit Kyo zusammen rauchend auf dem Schulhof steht und sie sich nicht bekriegen xD und endet mit dem Streit mit Uruha, wo er ihm die Tür vor der Nase zuknallt! Eben alles, was dazwischen war, aus Ruki's Sicht.

Man muss es nicht zwingend lesen für die nachfolgenden Kapis, aber wäre trotzdem schön und... natürlich ^^ würde ich mich auch über Kommis freuen, wenn euch das gefallen hat!^^ Enjoy <3
 

+*+*+*+*+*+
 

Kapitel 7.5/8:
 

//Flashback: Zurück zu dem Zeitpunkt, an dem Kyo und Ruki rauchend auf dem Schulhof beieinander standen//
 

Schweigend zogen die Minuten an den beiden kleinen, blonden Japanern vorbei.

Genüsslich blies Ruki einen Atemzug Rauch in die kalte Schulhofluft. Es war schon in gewissem Maße erstaunlich, dass er in diesem Moment neben seinem lang verhassten Klassenkameraden Kyo stehen konnte, ohne dass einer von beiden mit wüsten Beschimpfungen, Todesblicken oder sogar Handgreiflichkeiten anfing.

Nein, sie standen einfach nur da.

Nebeneinander.

Rauchend.

Und immer noch schweigend, wohlgemerkt.

Wenn Ruki so nachdachte... wieso war das früher eigentlich nie möglich gewesen? Er erinnerte sich an seinen allerersten Schultag. Erste Klasse.

Ein einziger Blick hatte ausgereicht und von diesem Moment an hatten sich die beiden zu Konkurrenten erklärt. Vielleicht, weil sie auf Anhieb gemerkt hatten, dass der Andere im Grunde genommen genauso war wie sie selbst...

>Sonst habe ich immer mit Uru hier gestanden...<, schoss es Ruki plötzlich durch den Kopf.

Aber Uruha war nicht mehr der Uruha, den er damals kennen gelernt hatte. In gewisser Weise schon, aber er entfernte sich immer weiter von ihm...

Das Schlimme war, dass es dem blonden Schönling nicht einmal aufzufallen schien...

Und er hatte ihn vorhin noch verteidigt... wozu eigentlich? Uruha machte sich ja nicht einmal mehr die Mühe, sich bei ihm zu melden, obwohl er, Ruki, noch krank vor Sorge geworden wäre.

Verbittert biss er sich auf die Unterlippe.

Ob es Uruha überhaupt interessieren... nein auffallen würde, wenn es ihm selbst mal schlecht ginge? Früher ja, aber heute?

Heute zählte nur noch dieser Daisuke.

Ruki zuckte zusammen, als er auf einmal von der Seite angestupst und somit aus den Gedanken gerissen wurde.

Verwundert wandte er den Kopf zu Kyo, dem es nun nicht mehr anzusehen war, dass er es gewesen war, der ihn angestupst hatte.

„Was ist?“

„Müssen rein.“, kam kurz und knapp die Antwort und Kyo nickte zum Schulgebäude.

„Oh ja... stimmt.“, murmelte Ruki und trottete hinter Kyo zur Eingangstür. Um genau zu sein, sie hatten fast dieselbe Art zu trotten.

Dem Rest ihrer Klasse, der vor dem Klassenraum im zweiten Stock wartete, fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als er realisierte, dass sich eben die zwei Halbstarken näherten, die die Klassengemeinschaft in zwei Teile spalteten.

Und es kam noch besser. Ohne die anderen eines Blickes zu würdigen, streckte Ruki die Hand aus, öffnete die Tür zum Raum und machte Kyo Platz, damit er hineingehen konnte. Und er ging hinter ihm hinein. Einfach so.

Mit stirngerunzelter Miene fingen die Mitschüler beinahe schon hysterisch an, diesen Umstand zu erörtern. Schließlich kam man darin überein, dass dies nur die Ruhe vor einem gewaltigen Sturm sein konnte, ansonsten wäre gerade ein naturgegebenes Gesetz komplett über den Haufen geworden und ihr Weltbild zerstört worden.
 

„Takanori? Weilst du noch unter uns?“

Ruki reagierte nicht, sondern starrte weiter mit glasigen Augen aus dem Fenster, bis sich plötzlich zwei Hände, die seiner Japanischlehrerin gehörten, auf seinen Tisch platzierten.

Unsanft aus seinen Tagträumen gerissen, blickte Ruki auf.

„Hast du irgendetwas an den Ohren?“, fragte sie mit noch freundlicher Stimme.

Ruki sagte nichts, sondern schüttelte nur den Kopf. Es war nun mal eben so, dass er normalerweise nicht auf seinen normalen Namen hörte, wenn ihn jemand damit ansprach.

„Also, wie ich eben sagte...“, fuhr die kleine, untersetzte Lehrerin fort. „Du und Tooru seid die Einzigen aus der Klasse, die noch kein Referat in diesem Schuljahr gehalten haben.“

Ruki schwieg. Okay, Referat, und wenn schon. Dann würde er sich eben einen Nachmittag eine Stunde an den Computer setzen, irgendwas raussuchen und dann der Klasse ein wenig darüber erzählen. Fertig.

„Aber da wir nicht genug Zeit haben, zwei Einzelreferate zu hören-“

Mit einem Schlag war Ruki vollständig anwesend und starrte förmlich auf die Lippen seiner Lehrerin. Nein, bitte nicht, WEHE sie sagt das!

„-habe ich mir überlegt, dass ihr beide doch sicherlich eins zusammen halten könntet!“ Sie schlug begeistert von ihrer eigenen Idee die Hände zusammen.

Genau gleichzeitig entfuhr sowohl Ruki wie Kyo ein entsetzter Aufschrei.

Das Lächeln ihrer Lehrerin verschwand ein wenig. „Was habt ihr denn? Ihr werdet doch bestimmt bestens miteinander auskommen, oder?... So, und jetzt schlag bitte eure Bücher

auf-“

Zu geschockt, um einen klaren Gedanken fassen zu können, war Ruki schon drauf und dran, aufzuspringen und ganz schnell ganz weit wegzulaufen. Ein Blick auf Kyo bestätigte ihn in dem Gedanken, dass es diesem genauso erging.

Das konnte einfach nicht wahr sein! Wie konnte diese alte Hexe nur verlangen, dass er sich mit dem zusammensetzen würde? Auch noch bei einem von ihnen zu Hause?!

Die Spannung ergriff auch den Rest der Klasse, doch viele konnten sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen. Ruki und Kyo... zusammen ein Referat.

Der Teil der Klasse, der vor Schadenfreude kein überdimensional großes Grinsen im Gesicht kleben hatte, wurde vielmehr von Beunruhigung ergriffen, die in manchen Fällen schon Vorstufen von Panik erreichte. Die beiden zusammen? Würde man noch Schlagzeilen von gegenseitigem Totschlag noch vor dem Tag des Referates sehen, oder würde das Referat selbst negative Schlagzeilen machen? Wäre es besser, an dem Tag eine mysteriöse Krankheit zu haben?
 

+*+*+*+*+*+
 

Sie standen da wie zwei Rivalen in einem alten Westernstreifen, auf einer einsamen Straße, wo in der nächsten Sekunde der Satz „Die Stadt ist nicht groß genug für zwei“ fallen sollte.

Abschätzend kam Kyo noch ein paar Schritte näher, aber wohl darauf bedacht, einen gewissen Sicherheitsabstand zu wahren. Eben so weit, dass sie sich noch verständigen konnten.

„Referat also.“

„Jop.“

„Wann und wo?“

Ruki sog scharf die Luft ein. In Kyo’s Wohnung würde er nicht einen Fuß setzen, wer weiß, was der da drin aufbewahrte.

Kyo kam genau derselbe Gedanke.

„Bei mir.“, kam von beiden die Antwort wie aus einem Munde.

„Ich schätze... wir werfen eine Münze.“, meinte Ruki tonlos und kramte eine Münze aus der Tasche. „Ich nehme Kopf.“

Gesagt, getan.

Und die Münze zeigte Kopf.
 

Ruki hatte kaum die Tür seines Zimmers hinter sich geschlossen, stürzte er sich regelrecht auf sein Telefon und ein paar Sekunden später hatte er auch schon Uruha’s Nummer gewählt und wartete wie auf heißen Kohlen sitzend darauf, dass er abnahm.

Vergessen war der Stich im Herzen, nur noch zweite Wahl zu sein. Er musste es unbedingt jemandem erzählen und Uruha war nun einmal der Einzige, der dafür infrage kam.

„Komm schon, Uru... bitte...“, murmelte er, doch der wiederholte, monotone Ton zeigte ihm, dass der Blonde nicht abheben würde.

Geknickt hängte er wieder auf.

Jetzt, wo er seinen besten Freund einmal brauchte, war er nicht da. War ja klar.

Aber er, er war immer da gewesen! Bei jedem noch so kleinsten Problem und bei jedem neuen Drama mit Namen Die!

Aber wo bei ihm selbst jetzt die Welt unterzugehen drohte, war Uruha nicht für ihn da.

Toller Freund.

Plötzlich legte sich ein Schatten auf seine Züge. >Er ist bei dem.<, schoss es ihm durch den Kopf. >Bei Die.<
 

Kyo’s Reaktion fiel ungefähr genauso aus wie bei Ruki. Er stürzte sich auf das Telefon – na ja, vielleicht nicht stürzen in dem Sinne, eher ein etwas schnelleres Draufzugehen, aber in Kyo’s Fall kann man das schon als draufstürzen bezeichnen – überlegte kurz und wählte kurzerhand die Nummer von Shinya. Er war der Einzige, der für ihn momentan infrage kam. Toshiya war viel zu sensibel, ohnehin zu nahe am Wasser gebaut und im Moment spielte sich für ihn der Die-Blues ab. Kaoru war wie ein Tobsüchtiger, der würde das eh nicht verstehen und ... >oh mein Gott<, dachte Kyo. >Wenn ich dem das erzählen würde...<

Also blieb nur noch Shinya übrig.

„Terachi?“, meldete sich Shinya freundlich.

„Shinya!!!“
 

Erschrocken hielt sich Shinya erst einmal den Hörer vom Ohr weg, als er Kyo’s Aufschrei hörte. Was war denn jetzt los? Normalerweise zeigte Kyo niemals irgendeine Gefühlsregung!

„Ich bin total im Arsch!“, legte Kyo gleich los, was Shinya noch mehr aus der Fassung brachte. Kyo war nicht nur aufgelöst, er war entsetzt, geschockt!

„Nun beruhige dich mal, was ist denn los?“, fragte Shinya und war auf alles gefasst.
 

„Ich muss ein Referat halten!“

„Ja... und?“

„UND ich muss es mit Ruki halten, dieser kleinen Pestbeule!“, rief Kyo aufgebracht.

„Oh.“

„Oh?! Ist das alles, was dir dazu einfällt? Das ist der Weltuntergang!“

Shinya lächelte. Typisch Kyo. Dass das für ihn ein Grund zum Ausrasten war... einfach nur typisch. Dabei bemerkte Kyo nicht einmal, dass man ihn auch gerne als kleine Pestbeule bezeichnete.

„Da musst du wohl jetzt durch, wenn du keine schlechte Note in Japanisch bekommen willst. Worüber müsst ihr denn eins halten?“

„Woher soll ich das denn wissen?“, entrüstete sich Kyo. „Ich war viel zu geschockt! Als ob ich da noch weiter hätte zuhören können!“

Unentwegt lächelnd schüttelte Shinya den Kopf.

„Naja, vielleicht weiß es Ruki. Dann triff dich schnell mit ihm, dann kannst du es vergessen.“

„Wie soll ich das denn bitte vergessen? Das wird ein Trauma! Und ich muss auch noch zu dem! Das bedeutet, ich muss mein Reich verlassen!“

>Okay, jetzt wird es langsam ein wenig melodramatisch<, dachte Shinya.

„Bleib mal auf dem Boden, Kyo. Das sind nur ein paar Stündchen und dann ist alles geregelt. Wann trefft ihr euch denn?“

„HEUTE!“

„Na, umso besser!“

„Spinnst du? Ich brauche mindestens eine Woche mentale Vorbereitung!“

„Die hast du aber nicht, also mach dich auf die Socken, los jetzt!“

„Aber-“

„Nix da. Ruf mich doch heut Abend noch mal an, wenn du wieder da bist. So, bis später!“

„Shinya!“

Doch Shinya hatte schon aufgelegt.
 

+*+*+*+*+*+
 

Jetzt, wo er vor der massiven Haustür stand, wusste er schlagartig, was er vergessen hatte zu tun. Ein Testament aufstellen. Zumindest ein Grab bestellen..

>Verdammt.< Widerwillig hob Kyo die Hand und klingelte, dann ließ er sie ganz schnell wieder in seiner Hosentasche verschwinden.

Er stand da wie eine Statue, wohl darauf bedacht, auch ja keinen Muskel zu bewegen.

Und so ausdruckslos stand er dann eben da, als die Tür vor ihm geöffnet wurde und er Ruki ins Gesicht sah. Wirklich ins Gesicht. Auf Augenhöhe.

Gleich groß.

„Hallo.“, eröffnete Ruki das Gespräch, wenn man es denn so nennen konnte und trat ein Stück beiseite. „Komm rein.“

Kyo murmelte noch eine kurze Begrüßung, dann kam er der Aufforderung nach und kaum war in den sehr schmalen Flur getreten, schmiss Ruki die Tür hinter ihm zu.

„TAKANORI!“, schallte es sogleich aus einem der angrenzenden Räume. „Knall die Türen nicht immer so!“

Kyo sah Ruki stirnrunzelnd an, doch dieser ließ sich nicht anmerken, dass er Sekunden vorher so zurecht gewiesen worden war. Mit einem Kopfnicken bedeutete er ihm, ihm zu folgen und ein paar Sekunden später sah Kyo zum ersten – und seiner Meinung nach letzten – Mal das Zimmer seines jahreslangen Rivalen.

Auf den ersten Blick hatte er den Eindruck, in einem Käfig zu sein oder in einem Schuhkarton. Es war ausgesprochen klein, gerade mal ein Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch und eine Akustikgitarre fanden Platz. Eine Kommode gab es auch noch. Mit einem winzigen Fernseher oben drauf.

„Wer war das gerade?“, durchbrach Kyo die Stille. Zum Einen weil er fand, die Zeit war reif, ein richtiges Gespräch anzufangen und zum Anderen war die Neugier ziemlich groß, auch wenn er das nie gezeigt hätte.

„Meine Mutter...“, seufzte Ruki und ließ sich auf sein Bett fallen.

„Ist die immer so?“

„Naja, sie war nicht immer so. Erst als mein Vater ausgezogen ist. Seitdem ertrinkt sie im wahrsten Sinne des Wortes im Alkohol und mit mir als Person oder gar als Sohn hat sie schon lange nichts mehr zu tun.“, sagte Ruki mit dumpfer Stimme und hätte sich kurz darauf selbst ohrfeigen können.

>Perfekt, du gibst deinem Feind Munition! Genialer Schachzug...<

„Hm. Tut mir Leid.“, kam die Antwort und Ruki blickte etwas verwirrt auf.

Hatte er sich verhört?

Kyo hätte es Ruki gleich tun können, nur hätte er sich am liebsten aus dem Fenster geschmissen. Ohrfeigen war ihm nicht angemessen genug.

Da erzählt Ruki mal zwei Sätze aus seinem Leben und was kommt: „Tut mir Leid.“ Was tat ihm denn Leid? Er hatte sich nicht mehr entschuldigt, seit er ungefähr fünf Jahre alt gewesen war und schon mal gar nicht aus Mitgefühl. Mitgefühl... dieses Wort existierte normalerweise nicht in seinem Vokabular.

„Willst du dich setzen?“, wandte sich Ruki nach seinem anfänglichen Schock über diese Gefühlsregung seines Gegenübers und klopfte einmal kurz auf die Bettdecke neben sich.

Aber Kyo schüttelte den Kopf und setzte sich daraufhin auf den runden Teppich, der auf dem recht dürftigen Fleck Boden ausgebreitet war. Also so viel Nähe muss jetzt auch wieder nicht sein.

Ruki zuckte mit den Schultern. „Also... Referat, ne?“

„Jop.“

„Thema?“

Kyo nagelte Ruki beinahe mit seinem Blick an die Wand hinter ihm.

„Du fragst mich nach dem Thema?“

Ruki hob eine Augenbraue an. „Sag bloß, du weißt es nicht.“

„Ich hatte mich darauf verlassen, dass du es weißt.“

„Ich weiß es aber auch nicht!“

Entsetzt und empört zugleich schnappte Kyo nach Luft und sprang auf die Füße.

Jetzt huschte auch noch die zweite Augenbraue nach oben und verschwand hinter den blonden Haaren. Dieser Blick trieb Kyo beinahe erneut zur Weißglut auf ihn.

„Super! Und jetzt?“ Kyo hätte Feuer speien können, die Wirkung dieses Satzes war nicht weniger impulsiv.

Nun sprang auch Ruki vom Bett auf. „Mach mich nicht so blöd an, du weißt das Thema schließlich selbst nicht!“

Ihre Blicke prallten mitten in der Luft wie Blitze aufeinander.

„Denkst du im Ernst, ich hätte nichts Besseres zu tun, als dieser Alten beim Labern zuzuhören?“, giftete er Ruki an.

„Denkst du denn, ich?“, konterte dieser mit knurrendem Unterton.

Lief ja mal wieder super. Kyo war noch keine fünf Minuten da und schon tauschten sie wieder die üblichen Komplimente aus.

„Das war generell eine blöde Idee von der!“, rief Kyo; man sah ihm deutlich an, dass er vor Wut fast anzuschwellen schien, was ihn aber nicht größer machte.

Ruki stellte sich ein wenig auf die Zehenspitzen. „Finde ich auch! Ausgerechnet mit dir in einer Gruppe!“

„Was soll das heißen?“

„Hast du was an den Ohren, du Vollidiot?“

„Sag das noch mal!“, fauchte Kyo und packte Ruki blitzschnell mit beiden Händen am Kragen.

Ruki grinste höhnisch. „Was hast du denn jetzt vor? Willst du mich schlagen? Das schockt mich schon seit Jahren nicht mehr!“

„Was würde dich denn schocken? So richtig?“, erwiderte Kyo und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, was Ruki erschrak. Was war das bitte für eine Frage?! Und sie brachte ihn auch noch dazu, verunsichert zu sein.

„Ich... eh...“

„Ja?“

Doch dann gewann Ruki seine Selbstsicherheit zurück. „Wenn du mich küssen würdest. Ich glaube, dann hätte ich einen Schock fürs Leben!“ Genüsslich feierte er im Inneren einen kleinen Sieg. Es stimmte, Schläge machten ihm schon lange nichts mehr aus, dann schon eher das pure Gegenteil, zumal er noch nie jemanden so richtig geküsst hatte. Einmal ein Mädchen in der siebten Klasse, aber das war auch nichts Wahres gewesen.

Doch sein kleiner Sieg war nicht von langer Dauer.

Ruki erschrak so heftig, dass er beinahe zusammengezuckt wäre und Kyo von sich weg an die Wand geschmissen hätte.

Ohne ein weiteres Wort auf Ruki’s letzten Satz geantwortet zu haben, hatte Kyo sich einfach nach vorne gebeugt und seine Lippen auf die seinen gepresst.
 

+*+*+*+*+*+
 

Sein Herz pochte immer noch schmerzhaft gegen seine Brust. Drei Kamillentees zur Beruhigung, mindestens eine komplette Schachtel seiner Kippen... nichts hatte auch nur ansatzweise seine Nerven beruhigen können.

Es war irgendwann am Morgen.

Die ganze Nacht hatte er wachgelegen, nachgedacht, sich herumgewälzt. Wegen des Schlafmangels und des Gefühlschaos hatte er kurzerhand beschlossen, nicht zur Schule zu gehen; es würde eh nicht auffallen.

Gerade noch hatte er Shou angerufen, einen Klassenkameraden. Ihn gebeten, ihn zu entschuldigen. Er war krank oder so was, war schließlich egal, was er hatte.

Matt und erschöpft lag Ruki auf der Matratze und starrte an die Decke.

Nachdem Kyo ihn geküsst hatte, hatte Ruki nichts weiter tun können, als ihn einfach nur ungläubig und entsetzt anzustarren.

Und Kyo? Als er realisiert hatte, was soeben vorgefallen war, war er so rot angelaufen, dass Die’s Haare schon beinahe blass daneben ausgesehen hätten. Schleunigst umgedreht und zur Tür raus. Und Ruki blieb allein zurück.

In Gedanken versunken hob er eine Hand und strich mit den Fingern leicht über seine Lippen.

Da hatte Kyo ihn geküsst... er konnte es immer noch buchstäblich spüren.

Er konnte sich schon gar nicht richtig an das Gesicht von diesem Mädchen erinnern, aber eins war ihm klar; dieser Kuss vorhin war weitaus anders gewesen...

Verdammt... so sehr er es auch leugnen wollte, es hatte sich unglaublich angefühlt.

Zwar hatte er nichts weiter machen können als es stumm über sich ergehen zu lassen, aber in dem Moment war wie ein Feuerwerk ein Schwarm Schmetterlinge in seinem Bauch explodiert...

>Nur warum?! Ich hasse ihn! Ich hasse ihn wie die Pest, wie keinen Zweiten! Was war das vorhin? Wieso klopft mein Herz immer noch wie wild?!< Ruki zermarterte sich das Hirn, doch er fand keine logische Antwort darauf.

>Und das Allerschlimmste ist...<, er seufzte >ich will noch mehr davon...<

Plötzlich klingelte es an der Tür. Irritiert blickte Ruki auf und ging mit bebendem Herzen aus seinem Zimmer.

Vielleicht war es Kyo? Hatte er etwas vergessen?

Nein, er hatte nichts mitgebracht...

Vielleicht noch ein paar Worte loswerden?

Oder...

Er machte die Tür auf.

Vor ihm stand Uruha und mit einem Schlag verflogen alle Glückshormone, alle Aufregung, das Zittern seiner Hände verschwand. Nur noch Kälte machte sich in seinem Inneren breit. Er konnte nicht anders, als Uruha wütend anzublitzen.

Was wollte er denn jetzt hier? Jetzt?

Nachdem in ihm das größte Chaos herrschte, an das er sich erinnern konnte?

Die Antwort schlich sich augenblicklich in seinen Kopf hinein.

Bestimmt ist er wegen Die hier...

Wie er schon im Treppenhaus stand. Verheulte Augen, der Kajal war ganz verschmiert. Sein Atem ging schnell, wahrscheinlich war er gerannt. In seinem Gesicht spiegelten sich Verzweiflung und Trauer ab und doch lächelte er ihn schwach an.

Gespannt wartete Ruki darauf, dass der blonde Japaner etwas sagte. Bestimmt fing er gleich an, von seinem Leid mit Die zu klagen. War ihm überhaupt aufgefallen, dass er heute nicht in der Schule gewesen war?

Interessierte es ihn überhaupt, dass Ruki mindestens genauso schlecht aussah wie er selbst? Dass er die ganze Nacht nicht geschlafen hatte, weil sein erbitterter Feind ihn geküsst hatte?

„Hey, Ruki...“, sagte Uruha mit belegter Stimme.

Ruki sagte nichts. Er versuchte, seinem Blick noch eine Spur Kälte zu verleihen.

Das Lächeln gefror auf Uruha’s Lippen, wahrscheinlich hatte selbst er jetzt gemerkt, dass etwas nicht stimmte.

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er nervös.

>NEIN, verdammt ist es nicht!<, brodelte es in Ruki.

Er schnaubte verächtlich. „Interessiert dich das wirklich?“

„Ruki?“

„Ich bin schließlich nicht Die. Also, interessiert es dich wirklich, was mit mir los ist?“

Nun fiel auch bei Uruha sichtlich der Groschen.

Sogleich schlich sich das schlechte Gewissen in Uruha’s Züge. „Ruki, ich-“

Doch Ruki ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.

„Spar dir deine Entschuldigungen, Uruha.“, fiel er ihm dazwischen. „Ich habe zwar genauso wenig Freunde wie du und wir hatten uns schon damals geschworen, uns nicht im Stich zu lassen, aber selbst jemand wie ich hat es nicht nötig, sich so behandeln zu lassen. Kaum tritt dein großer toller Die in deine Umlaufbahn ein, bin ich nur noch Nebensache.“

Ruki’s Augen blitzten vor unterdrückter Wut. „So läuft das nicht, Uru. Komm wieder, wenn du wirklich mich meinst. Ich wette, du kommst gerade auch nicht, weil du wissen willst, wie es mir geht, sondern bestimmt, weil du Probleme mit ihm hast.“

Damit wandte er sich um. Vielleicht war das ein wenig übertrieben, denn seinem Freund schien es wirklich dreckig zu gehen. Aber nein, ihn ritt der Teufel. Ja schön, Uruha ging es schlecht! Ihm ging es auch schlecht, aber das war schließlich nicht von Bedeutung.

Er hatte sich stets um ihn gekümmert, war für ihn da, selbst wenn es um drei Uhr mitten in der Nacht war, hatte zugehört, hatte getröstet, hatte Schlachtpläne entwickelt, hatte alles toleriert!

Und jetzt war er es, der traurig war, der nicht mehr weiter wusste und wer interessierte sich dafür? Wer war für ihn da und tröstete ihn und half ihm dabei, dieses Problem zu lösen?

Ruki hatte immer gedacht, Uruha wäre es genauso für ihn, aber das war wohl nicht der Fall.

Wäre Uruha überhaupt gekommen, um zu sehen, warum er nicht in der Schule war?

Oder hätte es ihn nicht gekümmert, wenn alles mit seinem tollen Die in Butter gewesen wäre?

„Warte doch!“, hörte er Uruha noch rufen, doch Ruki schmiss ihm die Tür vor der Nase zu.
 

//Flashback Ende//
 

+*+*+*+*+*+
 

So, Ende!^^ Ich arbeite demnächst dann weiter am 8. Kapi^^ bis dann, hoffe ich ^^!

Chapter 9

Hey Leute!^^

Steinigt mich, ich habe mir mal wieder zu viel Zeit gelassen... aber durch den Klausurenstress und Facharbeit kam ich einfach nicht dazu, weiterzuschreiben.

Ich hoffe, ihr seid trotzdem noch am neuen Kapi interessiert, denn hier ist es!^^

Danke übrigens an SmuChan, die mir in den unzähligen Mathestunden Inspirationen gegeben hat! *knuddel*

euer KouTierchen
 

+*+*+*+*+*+
 

Kapitel 9:
 

Kapitel 8:
 

„Sag mal, was meintest du damit eigentlich?“

„Womit?“, erwiderte Shinya mit argloser Stimme, als sie die Treppe des Schulgebäudes hinunterstiegen.

„Du weißt schon.“, half Uruha ihm etwas ungeduldig nach. „Was du vorhin zu Kaoru gesagt hast.“ Er musste sich schon regelrecht bemühen, mit dem anderen Schritt zu halten, denn im Gegensatz zu Shinya, der dem Schülerstrom nahezu perfekt ausweichen konnte, wurde Uruha ständig von irgendwem angerempelt.

„Ach so... das...“, meinte Shinya mit einem wissenden Lächeln, was Uruha die Augen verdrehen ließ. „Nichts Besonderes!“

„Jetzt sag schon!“, bat Uruha und versetzte Shinya einen Seitenknuff.

Doch Shinya lächelte nur weiter sein Lächeln und schwieg.

Es war schon spät am Abend gewesen, als sein Handy auf einmal geklingelt und ihn aus dem Schlaf gerissen hatte.

Angerufen hatte ein aufgelöster Kyo, der ihm mit entsetzter Stimme von dem Treffen mit Ruki erzählt und seine „Tat gebeichtet“ hatte. Zwar stritt er alle möglichen Erklärungsversuche ab, die Shinya ihm dafür lieferte, aber für den Blonden stand fest:

Der Kleine hatte sich verliebt.

Shinya war zwar schon seit Längerem der Meinung gewesen, dass zwischen den beiden Kleinen mehr bestand als bloße Rivalität, aber ausgesprochen hatte er seinen Verdacht nie, denn er hatte sich Kyo’s Reaktion nur zu gut vorstellen können.

Uruha wollte gerade den Mund aufmachen, um noch ein wenig weiterzufragen, als er merkte, wie sich Shinya’s Gesichtsausdruck mit einem Schlag veränderte und er träumerisch in eine Richtung starrte.

Verwundert folgte der Blonde dessen Blick und er landete bei einem großen Japaner mit frech abstehenden braunen Haaren und einem breiten Grinsen, der zusammen mit ein paar anderen vor einem Aushang am schwarzen Schulbrett stand.

Uruha runzelte die Stirn. Er kannte ihn, so viel er wusste, hieß er Kai, ging in seine Parallelklasse und war oben drein auch noch Schulsprecher.

„Shinya?“

Keine Reaktion.

„Hallo, Shin?“, sagte Uruha etwas lauter und griff nach dessen Arm, was den anderen wohl wieder in die Realität zurück brachte.

„Ehh... ja?“, antwortete Shinya und sah Uruha mit einem Blick an, als hätte er vergessen, dass er neben ihm stand.

Ein Grinsen erschien prompt auf Uruha’s Gesicht, was Shinya rot anlaufen ließ.

„Was grinst du denn so blöd?“, murmelte er und sah verlegen zu Boden.

„Na, wer ist denn das?“, fragte Uruha scheinheilig.

„Wer?“

„Der Kerl, zu dem du die ganze Zeit wie ein verliebter Trottel rüberstarrst!“

„Nicht so laut!“, zischte Shinya und sah sich nervös um. Dann packte er Uruha am Arm und zog ihn ein paar Meter weiter, wo nicht so viele Schüler standen.

„Also?“, hakte Uruha nach, als Shinya nach ein paar Sekunden immer noch nichts sagte.

„Was willst du denn jetzt von mir hören?“, brachte Shinya heraus und lächelte gequält.

„Wer das ist, weiß ich ja. Man hört ihn ja immer auf Veranstaltungen große Reden-“

„Hey, er ist ein sehr verantwortungsvoller Mensch, der sich für unsere Schule einsetzt!“, unterbrach Shinya ihn plötzlich und Uruha zog eine Augenbraue nach oben.

„Also... das weiß ich, weil... ich bin ja auch im Schülerrat und na ja, daher kenn ich das und also...“, sagte Shinya hastig dazu.

„Natürlich.“, sagte Uruha schlichtweg und wandte den Kopf zu der kleinen Gruppe, zu der Kai gehörte.

„Du stehst auf ihn, was?“, meinte er in vollkommen sachlichem Ton.

„Wie?“

„Ach komm.“, winkte Uruha ab. „Ich hätte zwar nie gedacht, dass das mal so weit kommen würde, aber das liegt doch auf der Hand.“

Shinya erwiderte nichts, er trat lediglich von einem Bein aufs andere.

„Warte hier mal kurz!“, sagte Uruha mit einem Unheilverkündenden Grinsen und schritt an dem verdutzten Shinya vorbei auf die kleine Schülergruppe zu.

„Uruha, was hast du vor?!“, zischte Shinya ihm hinterher, doch zu spät; der blonde Japaner ging zielstrebig auf Kai zu und Shinya schlug die Hände vors Gesicht.

Oh nein, das durfte jetzt nicht wahr sein! Was hatte er vor?! Er wollte ihn doch wohl nicht ansprechen... oder dich?!

Und tatsächlich. Uruha gesellte sich zu der Gruppe und gleich darauf antwortete Kai ihm auf irgendetwas. Shinya sah sich hektisch um, sah eine übergroße Pflanze ungefähr drei Meter weiter stehen und nutzte sie auch sofort als Versteck.

Er wusste, dass er dabei unheimlich dämlich aussehen musste. Ausgerechnet er, Shinya, versteckte sich hinter einer Flurdekoration. Doch er achtete nicht auf die verwundert-belustigten Blicke der anderen, viel mehr versuchte er, die beiden im Auge zu behalten, die sich von dem Rest der Gruppe abgespalten hatten. Offenbar hatte Uruha Kai um ein Wort unter vier Augen gebeten.

Shinya schlug das Herz bis zum Hals. Was zum Teufel machte Uruha da nur?

Wenn er nur wüsste, was die beiden beredeten. Er wurde fast noch wahnsinnig. Das Blatt, welches er mit einer Hand zur Seite hielt, damit es ihm nicht die Sicht versperrte, zitterte schon beängstigend stark, da er seine Hand nicht unter Kontrolle hatte.

Da, sie waren offenbar fertig. Mit einem Lächeln auf den Lippen kehrte Kai zu seinen Freunden zurück. Und Uruha mit siegessicherer Miene auf Shinya zu.

„Hey, was machst du denn dahinter?“, fragte er glucksend und zerrte Shinya aus seinem Versteck heraus.

„W-Was hast du getan?“, kam es augenblicklich als Antwort.

„Nur mit der Ruhe, Shin. Ich hab dir gerade ein Date besorgt!“, erwiderte Uruha in einem Tonfall, als stünde dies auf seiner persönlichen Tagesordnung.

„Du hast was?!“, platzte es aus Shinya heraus und er lief feuerrot an.

„Heute Abend. Halb acht holt er dich ab. Also sieh zu, dass du da nichts vorhast und wenn doch, sag es ab.“

Shinya war zu überrumpelt von dieser Verkündung, dass er zwar der Mund aufmachte, um etwas zu erwidern, aber nichts herausbrachte.

Lächelnd klopfte Uruha ihm auf die Schulter. „Jetzt freu dich doch mal ein bisschen! Er hat sofort zugestimmt, als ich ihn gefragt habe. Wenn das kein Grund zur Hoffnung ist?“

„Aber wie... aber was... was hast du gesagt?“, würgte Shinya heraus.

„Nichts Besonderes. Ist doch auch egal, oder? Mach dich heut Abend noch eine Spur hübscher und schnapp ihn dir!“, sagte Uruha schlicht. Er hatte wirklich nichts Besonderes gesagt. Nur wer er war und dass er ihn fragen sollte, ob er nicht was mit Shinya unternehmen wolle, denn der wäre momentan verhindert, selbst zu fragen. Nun gut, nicht wortwörtlich, aber im übertragenen Sinne eben.

Uruha schwieg, als er zusammen mit Shinya nach Schulschluss aus dem Gebäude rausging. Der blaue Himmel schien ihnen beinahe zuzulächeln; Uruha freute sich, etwas für seinen neugewonnen Freund getan zu haben. Nach Kai’s Reaktion zu schließen, schien dieser nur auf so etwas gewartet zu haben.

Der Blonde hoffte, dass das Treffen gut verlief, er wünschte sich für Shinya, dass er und Kai zueinander finden würden.

Er biss sich auf die Lippen. Zueinander finden...

Er und Die hatten auch zueinander gefunden und sich wieder verloren. Der altbekannte Schleier aus Trauer legte sich wieder einmal über seine Züge und sein Blick verlor sich in dem unendlichen Blau des Himmels.

Ob sie ein zweites Mal zueinander finden würden?

Wie hatte es nur so weit kommen können?

Wieso hatte Kaoru die Vergangenheit nicht ruhen lassen können, wieso hatte er alles zerstört?

Nein, es war nicht alles Kaoru’s Schuld.

>Ich hätte von Anfang an ehrlich zu Die sein sollen. Ihm direkt erzählen sollen, was alles war, wie ich wirklich bin und dass ich mich verändert habe... denn das habe ich wirklich, das war nicht gelogen. Aber jetzt habe ich keine Chance mehr, es dir zu beweisen...<

Uruha wusste es. Er wusste, dass er seine Chance verspielt hatte. Wieso also konnte er sich nicht damit abfinden und es vergessen? Die vergessen?

>Das ist es, was man Liebe nennt...<

„Uru?“

Uruha riss seinen gedankenverlorenen Blick vom Himmel los und realisierte erst ein paar Augenblicke später, dass es Shinya gewesen war, der ihn angesprochen hatte.

Besorgt sah der Blonde ihn an.

„Ja?“

„Ich wollte mich bei dir bedanken... na du weißt schon. Das mit dem Treffen.“

„Hab ich doch gern gemacht!“, antwortete Uruha, doch so sehr er sich zwingen wollte, er schaffte dieses Mal kein Lächeln.

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Shinya und versuchte, seinen Blick zu ergründen.

Uruha wich ihm aus und sah in eine andere Richtung. Dann blieb er wie angewurzelt stehen.

Er hatte gar nicht gemerkt, dass ihr Weg an dem Spielplatz vorbei führte. An eben diesem Spielplatz, wo er auf der Schaukel gesessen und wo Die ihn gefunden hatte...

War das wirklich erst gestern gewesen? Gestern?

Es kam ihm vor, als läge dieser Nachmittag schon Ewigkeiten zurück.

Die Schaukel wehte knarrend im leichten Wind hin und her, der Spielplatz war verlassen.

Uruha ging wie in Trance auf die Schaukel zu, blieb vor ihr stehen. Streckte die Hand aus und berührte das dunkle Holz.

Plötzlich berührte ihn Shinya sachte an der Schulter und Uruha zuckte kurz zusammen, schwieg aber.

„Ach Uru...“, find Shinya leise an. „Die wird sich schon wieder fangen, glaub mir. Er liebt dich. Er hat sich nur von Kaoru dazwischenfunken lassen, aber er wird erkennen, dass er dich trotz allem immer noch liebt.“

„Und woher willst du das wissen?“, sagte Uruha mit erstickter Stimme. „Kannst du seine Gedanken lesen?“

„Nun, nein, aber-“

„Dann sag so was auch nicht, bitte. Die ist weg. Er hat mir nicht geglaubt. Er hat mir keine Chance gegeben, es ihm zu erklären, ihm zu zeigen, dass es nicht mehr so ist wie früher.“

„Ich weiß...“

„Verdammt, wieso kann ich ihn nicht vergessen?“, flüsterte Uruha und kniff die Augen zusammen. Inmitten der kalten Winterluft brannten die Tränen beinahe auf seinem Gesicht.
 

+*+*+*+*+*+
 

„Weißt du... vergiss den doch einfach! Du siehst doch, was er dir angetan hat! Du kannst froh sein, dass es so gekommen ist. Was meinst du, was passiert wäre, hättest du die Wahrheit nicht erfahren und ihr wärt immer noch zusammen? Dann hätte er dir wirklich wehgetan!“

...

„Was du brauchst, ist Ablenkung... dann wirst du diesen Vollidioten in null komma nichts vergessen haben!“

„Meinst du...?“

„Aber klar! Wie wär’s mit Toshiya? Ihr beiden versteht euch doch so gut... und er würde dir nie wehtun, das weißt du.“

„Jah... ich weiß.“

„Na also! Probier es doch einfach aus. Du wirst sehen, mit ihm vergisst du ihn.“

Mit wehmütigem Blick beobachtete Die, wie die Flocken sanft auf seinen Fenstersims fielen und ihn nach und nach weiß färbten.

Die ganze Zeit über liefen diese Worte des Telefonates, was er gestern Abend noch mit Kaoru geführt hatte, in seinem Kopf ab, wie ein Film, der nicht enden wollte.

Die ganze Nacht hatte er wachgelegen, hatte nachgedacht und war doch zu keiner Lösung gekommen. Dann war er auch noch zu spät zur Matheklausur gekommen und hatte wahrscheinlich alles falsch. Aber das war momentan sein kleinstes Problem.

Vielleicht hatte Kaoru ja Recht?

Vielleicht würde er Uruha wirklich vergessen, wenn er jemand anderen hatte. Jemand, der ihm nichts vorspielte.

Wieso hatte Uruha ihm nie etwas erzählt? Wütend schlug der Rothaarige gegen die Fensterscheibe. „Wieso...? Wieso hast du dir ausgerechnet mich als dein Spielzeug ausgesucht?“

So musste sich auch Kaoru gefühlt haben, als Uruha ihn hatte sitzen lassen. Hoffnungslos verliebt in jemanden, der ihn nur an der Nase herumgeführt hatte.

„Ich muss ihn vergessen, ich darf nicht mehr an ihn denken!“, sagte Die streng zu sich selbst, aber die Bilder ließen ihn nicht los. Uruha, wie er ihn freudestrahlend anlächelte... einen, der ihn liebevoll ansah... ihn zärtlich berührte...

Ein verdammt guter Schauspieler. Vorhang zu, die Show ist zu Ende.

Die griff nach seinem Handy und wählte die Nummer von Toshiya.

Er musste diese Bilder loswerden. Sofort.
 

+*+*+*+*+*+
 

„Na dann viel Spaß euch beiden!“, sagte Uruha, der am Türrahmen zur Küche lehnte.

Shinya lächelte ihn nervös an und sah verschüchtert zu Kai, der gerade eben zur Haustür hereinmarschiert war. Shinya hatte Uruha’s Rat zu Herzen genommen und sich für sein Styling besonders ins Zeug gelegt. Die Haare auf der einen Seite glatt, auf der anderen in kleinen Locken herabfallend, in einem schwarzen Gothic-Lolita-Outfit sah er unbestreitbar niedlich aus.

„Danke!“, erwiderte Kai und strahlte übers ganze Gesicht.

Uruha schmunzelte. Dieses Strahlen war ihm schon in der Schule aufgefallen. Es war, als würde die Sonne aufgehen. Kein Wunder, dass Shinya ihm maßlos verfallen war.

„Wollen wir dann los?“, wandte sich Kai an ihn und bot ihm seinen rechten Arm an.

„Klar, natürlich.“, sagte Shinya mit zittriger Stimme und hakte sich unter. Augenblicke später fiel die Haustür leise ins Schloss und Stille machte sich breit.

>Süß, die beiden.<, dachte Uruha und trottete ins Wohnzimmer, wo er den Fernseher anmachte. Nicht recht wissend, was er mit seiner Zeit anfangen sollte, schaltete er wahllos durch die Kanäle. Miyu gesellte sich wenig später zu ihm.

„Wenigstens du bist da und leistest mir Gesellschaft, Miyu...“, sagte Uruha trübselig und strich der kleinen Hündin übers Fell.
 

+*+*+*+*+*+
 

>Ich geh einfach morgen nicht!<, dachte Ruki und wälzte sich unruhig auf seinem Bett hin und her. >Genau, das ist es. Ich bin morgen krank. Fieber oder so...<

Morgen war der Tag des Referates und weder er noch Kyo hatten auch nur irgendetwas zustande gebracht. Nichts da zum Vorstellen. Mal ganz abgesehen davon, dass er sich nicht imstande fühlte, Kyo zu sehen.

In seinem Kopf herrschte immer noch Chaos.
 

+*+*+*+*+*+
 

„Was hast du denn?“, fragte Toshiya besorgt und hielt sich den Hörer näher ans Ohr, denn Kyo war nur schwer zu verstehen.

„Fieber...“, tönte es schwach von der anderen Seite.

„Ohje... ja gut, ich werde dich morgen entschuldigen. Wo hast du noch mal Unterricht? Dann geh ich da vor der ersten Stunde vorbei...“

Toshiya notierte sich schnell die Nummer des Raumes auf der Handfläche.

„Gut, dann gute Besserung!“, wünschte er noch und legte auf.

„Problem erledigt.“, murmelte Kyo und warf sich auf die Matratze. Wenn er morgen nicht zur Schule ging, musst er auch nichts vortragen. Dann musste Ruki eben alles übernehmen. Ruki...
 

+*+*+*+*+*+
 

Kaum hatte der Blauhaarige aufgelegt, klingelte sein Telefon erneut und mit gerunzelter Stirn hob er ab. Kurz darauf schnappte er freudig überrascht nach Luft, als er Die’s Stimme vernahm.

„Hallo, Toshiya?“

„J-Ja?“

„Hättest du kurz Zeit? Ich brauch was Gesellschaft...“

Toshiya war so aufgeregt, dass er den Hörer beinahe fallen ließ. „Aber klar doch! Jetzt?“

„Ja, wenn du Zeit hast.“

„Sicher hab ich Zeit! Ich bin sofort bei dir!“

Mit einem Freudeschrei hüpfte Toshiya durch sein Zimmer und suchte sich schnell andere Klamotten aus seinem Schrank heraus. Im Schnelldurchgang gestylt, verließ er nur wenige Minuten später das Haus.
 

+*+*+*+*+*+
 

Er wurde noch wahnsinnig. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Fernseher lief noch immer, aber Uruha schenkte ihm keine Aufmerksamkeit. Unruhig tigerte er durch das Haus, unschlüssig, einen klaren Gedanken zu fassen.

Jetzt, wo er wieder alleine war, wurde ihm umso deutlicher, was fehlte.

Miyu jaulte kurz auf, als er erneut ins Wohnzimmer stürmte.

Mit einem Seufzen ließ er sich auf das Sofa fallen und kraulte sie hinter den Ohren.

„Kannst du mir nicht sagen, was ich machen soll?“, fragte er, doch Miyu legte nur den Kopf schief und sah ihn treuherzig an.

Wie vom Blitz getroffen sprang der blonde Japaner auf.

Er musste zu Die. Er musste einfach!

Egal, was Kaoru dachte, egal, was Die dachte. Er musst zu ihm, jetzt sofort und ihm sagen, was er fühlte. Ihm sagen, dass er ihn mehr als alles andere liebt und ihn braucht.

Mehr als alles andere...

Im Sturmschritt war er im Flur und hängte sich seinen Mantel über.

Die musste ihm einfach glauben!

>Bitte... glaub mir... bitte, ich werde noch irre, wenn du weiterhin so von mir denkst...<, schoss es Uruha durch den Kopf, während er durch die Straßen rannte.
 

+*+*+*+*+*+
 

Toshiya saß wie paralysiert auf Die’s Bett und knetete nervös seine Finger. Der Rothaarige war mit dem Vorwand, etwas zu trinken zu holen, nach unten gegangen und hatte ihn allein gelassen.

Mit angehaltenem Atem griff er in seine Tasche und betastete den Stiel einer Rose. Er hatte eine weitere geholt, nachdem er die erste zerpflückt hatte.

Jetzt oder nie. Jetzt würde er Die endlich seine Gefühle gestehen...

Toshiya zuckte vor Schmerz zusammen, als eine der Dornen sich in sein Fleisch schnitt. Hastig zog er seine Hand wieder heraus und betrachtete den roten Punkt, er sich auf seinem Zeigefinger gebildet hatte und sich rasch ausbreitete.

„Totchi!“, ertönte es erschrocken und Toshiya sah nicht minder erschrocken zur Tür, an der Die wieder aufgetaucht war, mit einer Flasche Wasser und zwei Gläsern.

„Was hast du denn angestellt?“, fragte er und kniete sich besorgt vor ihn.

„Ich glaube, ich habe hier irgendwo Pflaster...“, murmelte er und ging eilig zu seinem Schreibtisch. Toshiya steckte den Finger derweil in den Mund und beobachtete Die dabei, wie er in den Schubladen nach Pflastern suchte.

„Gefunden!“ Triumphierend zeigte er die kleine Packung und holte ein Pflaster heraus.

„So, jetzt gib mal den Finger.“, forderte er Toshiya auf.

Toshiya lief rot an und schluckte, als Die ihm das kleine Pflaster auf den Finger legte und es behutsam glatt strich.

„Erledigt.“, sagte er und lächelte Toshiya sanft an.

„Die, ich-“

Die sah in Toshiya’s Augen wie in Hypnose.

Er sah nicht sein eigenes Spiegelbild, sondern das Bild von Kaoru.

„Wie wär’s mit Toshiya? Ihr beiden versteht euch doch so gut... und er würde dir nie wehtun, das weißt du.“

Ein lächelnder Uruha.

Uruha, in diesem übergroßen Schlafanzug. Er hatte darin so süß ausgesehen...

Diese Bilder mussten verschwinden.

Mit einem Male legte der Rothaarige beide Hände an das überraschte Gesicht Toshiya’s und zog ihn zu sich...
 

+*+*+*+*+*+
 

„Hallo, Uru!“, begrüßte ihn Mizuki mit ihrer kindlichen Stimme.

„Was machst du denn hier?“

„Hey, Kleine.“, sagte Uruha und lächelte. „Ich wollte kurz zu Die. Ist er da?“

„Klar, komm rein!“ Das kleine Mädchen trat zur Seite, um den Blonden herein zu lassen.

„Danke!“

„Er ist oben in seinem Zimmer.“

Mit klopfendem Herzen schritt Uruha die einzelnen Stufen hoch.

„Mizuki? Wer war das an der Tür?“, erkundigte sich Frau Andou neugierig und trat aus der Küche.

„Nur Uruha. Er wollte zu Die.“, gab Mizuki schulterzuckend zur Antwort.

Doch ihre Mutter riss erschrocken die Augen auf. „Uruha, Schätzchen?“

„Ja?“

„Aber Die hat doch extra gesagt, dass er jetzt nicht gestört werden will.“ Mit besorgtem Blick sah sie zur Treppe.
 

Uruha legte seine Hand auf die Klinke. Er musste sich regelrecht zur Selbstbeherrschung zwingen. Am liebsten hätte er die Tür aufgerissen, hätte Die angesprungen und ihn stürmisch geküsst. Aber das ging nicht.

Die und er waren kein Paar mehr.

Entschlossen starrte Uruha auf die Tür.

Das würde er jetzt ändern. Er wollte Die zurück und er würde darum kämpfen. Er würde nicht nach Hause gehen, ehe Die ihm glaubte.

Langsam drückte er die Klinke herunter und schob die Tür vorsichtig auf.

„Die?“, fragte er unsicher und trat ein.

Und der Atem stockte ihm, als er sah, in was er gerade reingeplatzt war.

Auf dem Bett lag Toshiya, mit aufgeknöpftem Hemd und Hose.

Und über ihn gebeugt, Die, das feuerrote Haar ganz zerzaust. Verdutzt wandten sich beide Augenpaare zur Tür.

In Die’s Augen stand der pure Schreck geschrieben.

Uruha’s Körper zitterte, er konnte nichts dagegen machen. Gebannt stand er da und starrte Die an.

>Nein, das ist nicht wahr... bitte nicht... das....Die...< Seine Gedanken überschlugen sich. Das Fenster schien ihn geradezu anzubrüllen, er möge es öffnen und herausspringen.

„Uruha...“, kam es wie nach einer Ewigkeit von Die und er richtete sich auf.

Uruha wich zurück und stieß mit dem Rücken hart an die Türkante.

Durch diesen Aufprall kam er wieder zur Besinnung, er packte die Tür, stürmte hinaus und zog sie hinter sich zu.

„Uruha!“, schrie Die ihm hinterher, doch zu spät.

Der Blonde war bereits an seiner überraschten Familie vorbei zur Haustür hinaus.
 

+*+*+*+*+*+
 

Jetzt hat Die sich erwischen lassen...^^

Armer Uru, ich mag ihn so gern und lass ihn hier richtig leiden T.T!

Weiter gehts im nächsten Kapi, schreibt mir bitte, was ihr von dem hier haltet ^^

Chapter 10

*Kapitel 10 ankünd* xD!

Vielen Dank für eure Kommis, ich hab mich sehr darüber gefreut!^^

Dankedanke an meine treuen Leser <3

Enjoy!
 

+*+*+*+*+*+
 

Kapitel 10:
 

Die Straßenlaternen waren schon angegangen; natürlich, zu dieser Jahreszeit wurde es früh dunkel. Ihre Lichter rasten verschwommen an Uruha vorbei, während er ziellos lief. Weg von Die’s Haus. Er konnte es immer noch nicht glauben. Es war ein Traum, ein Albtraum.

Gleich würde er aufwachen und in das strahlende Gesicht des Rothaarigen blicken.

Sie wären immer noch zusammen.

„Uru?“

Der Blonde hörte nicht, er lief weiter, vorbei an demjenigen, der ihn gerufen hatte. Doch weit kam er nicht, denn dieser Jemand packte ihn grob am Arm und stoppte ihn ab.

Mit tränenüberströmten Gesicht wandte er sich wütend um.

Und sah in Shinya’s ernste Augen, die ihn musterten.

„Uru...? Was ist los?“, kam es prompt und sein Griff lockerte sich ein wenig. Hinter ihm stand Kai, der nicht weniger verwundert schien, auf Uruha zu treffen und dann auch noch dermaßen aufgelöst.

Zögernd trat er näher und berührte Uruha an der Schulter.

„Ich glaube, wir sollten zu Shin nach Hause, dort machen wir dir einen Tee und du erzählst uns, was los ist?“, schlug er sanftmütig vor. „Oder nur Shin? Mich geht es ja eigentlich nichts an...“

Doch Uruha nickte stockend. „Doch... also....aber das müsst ihr nicht. Ich will euren Abend nicht stören.“

Aber beide winkten ab.

„Du hast diesen Abend erst ermöglicht. Außerdem wollten wir eh jetzt zu Shin, da können wir dich doch auch genauso gut mitnehmen und dir helfen?“, sagte Kai.

„Ja, genau. Kai und ich können den Abend immer noch nachholen, mach dir deswegen keinen Kopf.“, stimmte Shinya ihm zu und lächelte Kai liebevoll an.

Dieser erwiderte das Lächeln und legte behutsam einen Arm um dessen zierliche Schultern.
 

Kurze Zeit später saß Uruha wieder einmal auf Shinya’s Sofa, Miyu zu seinen Füßen, eine Tasse dampfenden Tee in den Händen und links und rechts einen Zuhörer.

„Nun erzähl schon. Was ist passiert?“, fragte Shinya vorsichtig.

Uruha’s Lippen erzitterten, doch er konnte noch an sich halten und schluckte eine neue Ladung Tränen herunter. „Ich bin zu Die gegangen.“

„Wieso denn das?“

„Ich wollte... ich wollte ihm beweisen, dass ich mich geändert habe, ich wollte ihm sagen, dass ich ihn zurückwill.“, hauchte Uruha und starrte dumpf in das dunkle Gebräu.

Kai strich ihm mitfühlend über die Schulter. „Hat er dich abgewiesen?“

Uruha erwiderte nichts; über seine Schultern hinweg tauschten Shinya und Kai ratlose Blicke.

„Hey... was war denn?“, sagte Shinya leise und beugte sich zu dem Blonden.

„Er... ich...“, zwang Uruha heraus, dann erzählte er flüsternd, was er gesehen hatte, nachdem er in Die’s Zimmer gegangen war.

Shinya schnappte empört nach Luft.

Das konnte doch jetzt nicht wahr sein!

Die und Toshiya?

>Kaoru... daran bist bestimmt du schuld! Von alleine wäre Die niemals auf so eine Idee gekommen. Er liebt doch Uruha und nicht Toshiya!<, dachte Shinya wütend.

„Kai?“

„Hm?“

„Kümmerst du dich kurz um Uru? Ich muss... eben etwas erledigen. Es dauert auch nicht lange.“, sagte Shinya mit grimmigem Gesichtsausdruck und ging in die Küche. Auf dem Weg dorthin nahm er das schnurlose Telefon aus der Anlage.

Kai sah ihm hinterher und verstand.

Er strich dem Blonden weiterhin mitfühlend über die Schulter und ermunterte ihn, etwas Tee zur Beruhigung zu trinken.
 

Wütend lauschte Shinya dem Piepton aus dem Telefon, bis endlich Kaoru abnahm.

„Kaoru, du Vollidiot!“, fuhr er ihn sofort an.

„Shinya?“

„Ja, Shinya! Ich bin total sauer auf dich, das kannst du dir nicht mehr vorstellen!“, entfuhr es ihm zähneknirschend. Er schritt in seinem Zimmer auf und ab.

Er war extra zum telefonieren nach oben gegangen, denn er wollte nicht, dass Uruha etwas davon mitbekam.

„Komm mal wieder runter, was habe ich denn eigentlich verbrochen?“

„Tu nicht so unschuldig. Du warst es doch bestimmt, der Die diesen Floh ins Ohr gesetzt hat, oder?“

„Wovon redest du?“, antwortete Kaoru, jetzt auch zunehmend wütend.

„Na, dass er jetzt meint, mit Toshiya zusammen sein zu müssen!“

Stille.

„Die ist mit Toshiya zusammen?“

„Ja! Uruha hat ihn dabei erwischt! Und das kann er nur von dir haben. Die liebt Uruha und dann macht er mit Toto rum? Das passt irgendwo nicht, oder? Was hast du Die erzählt?“, fauchte Shinya in den Hörer.

„Ich habe ihm lediglich gesagt, er brauche Ablenkung, um den zu vergessen, nichts weiter. Bin ich jetzt für alle seine Taten verantwortlich?“

„Ja, bist du, wenn es dazu führt, dass du das Glück zweier Menschen zerstörst!“, brauste Shinya auf.

„Du hängst dich ja mächtig für den rein.“

„Und wenn schon, du hast doch keine Ahnung.“ Shinya’s Gedanken stiegen die Treppe hinunter zu Kai, der auf dem Sofa saß.

„Keine Ahnung...“, wiederholte er.

„Die wird mit Totchi glücklich, du wirst schon sehen.“

„Das glaube ich nicht.“

Shinya legte wutentbrannt auf.

Er hätte nie gedacht, dass Kaoru so ein Mistkerl sein konnte. Sein gekränkter Stolz war schuld an allem. Und alle anderen standen jetzt vor den Scherben.
 

+*+*+*+*+*+
 

Es klingelte Sturm.

Murrend zog Ruki die Bettdecke über den Kopf und hoffte, dass der unerwünschte Besucher sich verziehen möge, ganz egal, wer es war.

Doch es klingelte weiter.

„Verpiss dich!“, rief er Richtung Haustür, doch als Antwort kam nur eine weitere Klingelsalve.

„Das darf doch nicht wahr sein... wer ist das nur?“, murmelte der kleine Japaner und schälte sich aus seiner Decke.

Fröstelnd schlurfte er zur Tür. Derjenige durfte sich jetzt auf was gefasst machen und wenn es nur der Postbote war, der unschuldig seine Post vorbeibringen wollte.

„Ja, was willst-“, setzte Ruki an, als er die Tür aufriss, aber der Rest des Satzes blieb ihm im Hals stecken.

Vor ihm stand Kyo. Mit seinem altbekannten Blick nagelte er Ruki an die Flurwand fest.

„Du?“

„Ja, ich.“, kam es zur Antwort. „Lass mich rein, ich hab ein Hühnchen mit dir zu rupfen.“, murrte Kyo und schritt ohne ein Wort abzuwarten, an Ruki vorbei.

Nichts Gutes ahnend ließ dieser die Tür ins Schloss fallen und folgte ihm zurück in sein Zimmer.

Neben Verlegenheit, da er in seinem Schlafanzug vor Kyo stand, breitete sich Aufregung in ihm aus. Und Nervosität.

Anstatt Kyo anzusehen, richtete er den Blick auf sein Bett.

„Was gibt’s?“

„Hab gehört, du warst heute nicht in der Schule.“

„Ja... ich war krank.“, murmelte Ruki, Kyo immer noch nicht ansehend.

Das bereute er sogleich, denn so hatte er den Anderen nicht kommen sehen, der ihn an beiden Schultern packte und grob schüttelte.

„Du Vollidiot!“, schmiss er Ruki ins Gesicht und brachte ihn so dazu, aufzublicken.

„Was heißt hier Vollidiot?!“

„Ich war auch nicht da!“

Ruki zögerte. „Aber wenn du nicht da warst und ich auch nicht, dann heißt das ja, dass...“

„Ja, du Blitzmerker! Niemand war da, um das Referat zu halten! Und die Alte hat vorhin angerufen und mir brüllend zu verstehen gegeben, dass wir jetzt für das Referat eine schlechte Note bekommen. Danke auch!“

Ruki blitzte ihn wütend an. „Wie danke auch?! Du warst schließlich auch nicht da, wieso ist das jetzt allein meine Schuld?“

„Ich hatte mich darauf verlassen, dass du hingehst!“

„Und ich mich auf dich!“

Kyo funkelte ihn an. „Hach, ja klar! Auf mich verlassen, es weiß doch jeder, wohin das führt.“

„Ja, habe ich auch gemerkt!“, zischte Ruki.

Die beiden sahen sich wütend an. Kyo hielt Ruki immer noch an den Schultern gepackt und lockerte seinen Griff nicht im Geringsten.

„Lass los.“, knurrte Ruki und sah Kyo fest in die Augen.

„Und was wenn nicht? Ich sehe keinen Grund dazu!“, erwiderte Kyo, allerdings nicht halb so wütend, wie Ruki erwartet hatte. Vielmehr ganz ruhig und sachlich.

Ruki’s eigene Wut verflog mit einem Male, seine Augen waren immer noch auf die des Anderen geheftet.

Was war los?

Was passierte gerade?

Wieso ließ er ihn nicht los, wieso konnte er seinen Blick nicht abwenden?

Und dann war es, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, sowohl bei Kyo als auch bei Ruki.

Kyo verstärkte seinen Griff noch etwas mehr, zog den Blonden zu sich heran und dieses Mal sträubte sich Ruki nicht dagegen. Er ließ sich in Kyo’s Arme fallen und dieser fiel nach hinten auf Ruki’s Bett.

Ruki selbst landete auf dem Bauch Kyo’s, strich dem Blonden eine Strähne seines widerspenstigen Haares aus dem Gesicht. Doch Kyo ließ sich nicht auf dieses sanftmütige Spiel ein, legte eine Hand in den Nacken Ruki’s und drückte dessen Kopf zu sich herunter. Ruki krallte seine Finger in seine blonde Mähne und presste seine Lippen stürmisch auf Kyo’s.

Dieser erwiderte den Kuss nicht minder leidenschaftlich, warf Ruki dann kurz von sich auf den Rücken, um sich dann selbst über ihn zu beugen. Ruki schnappte verlangend nach seinen Lippen und Kyo ließ sich von dem kleinen Japaner fest mit beiden Armen umschlingen und eng an ihn pressen.

Er drückte Ruki mit seinem Kuss beinahe in das weiche Kissen hinein, bevor er sich atemringend von ihm löste und ihn begierig ansah.

„Scheiße Mann...“, brachte er heraus und Ruki nickte zustimmend.

„Ich glaub, ich mag dich doch irgendwie.“

Ruki grinste fies. „Mögen? Sag doch gleich, du liebst mich, Idiot!“

„Ach ja? Und was ist mit dir?“, feuerte Kyo giftig zurück.

Doch Ruki zog ihn erneut zu sich herunter. „Na... ich dich doch auch...“

>Idiot...<, dachte er zärtlich, als die beiden ihre Lippen erneut zusammenführten.
 

+*+*+*+*+*+
 

Uruha senkte den Kopf.

Schlimm genug, dass heute Schule war (er hätte sich am liebsten im Bett verkrochen und wäre nie mehr aufgestanden, aber Shinya hatte ihn dazu „ermutigt“ doch aufzustehen), Ruki war wieder nicht da.

Auch bei ihm wollte er sich dringend entschuldigen, aber er traute sich nicht, noch einmal bei ihm vorbeizugehen.

Shinya merkte auf und eine Falte erschien steil auf seiner Stirn.

Nur ein paar Meter weiter waren gerade Die und Toshiya auf den Schulhof gekommen, beide Hand in Hand.

„Uruha, sieh mal.“, sagte er plötzlich und lenkte den Blick des Blonden auf ein Plakat, das genau in der entgegensetzten Richtung an einer Wand hing.

„Abschlussball. Nächste Woche.“

Uruha sah das Blick uninteressiert an. Die grellen Farben stachen ihm penetrant in die übermüdeten Augen.

„Oh ja, toll.“, murmelte er.

„Wie wäre es, wenn wir hingehen?“, schlug Shinya vor. „Das würde dich sicher auf andere Gedanken bringen!“

„Shinya, du hast wohl vergessen, dass das eine Pflichtveranstaltung ist... zumindest die Rede, die sich unser Direx ausdenkt. Hinterher die Party ist dann freiwillig, mehr oder weniger.“, gab Uruha dumpf zur Antwort.

„Ach ja stimmt...“, meinte Shinya zerknirscht.

„Lass uns doch reingehen, es ist doch ziemlich kalt, oder?“, wechselte er mit Lichtgeschwindigkeit die Spur. Er musste es irgendwie fertig bringen, dass Uruha die beiden nicht sah.

Doch zu spät. Uruha hatte sich umgewandt, denn jemand hatte Shinya’s und seinen Namen gerufen. Es war Kai gewesen, doch als Uruha ihn ansah, wurde sein Blick an ihm vorbei auf zwei andere Personen gelenkt.

Die und Toshiya, eng umschlungen.

Wie oft konnte eine Welt eigentlich untergehen?

Wie oft konnte ein Herz zu Scherben zerfallen?

Das wievielte Mal war das jetzt, dass Uruha dies bei sich bemerkte?

„Uru.“, sagte Shinya behutsam und warf Kai einen bedeutungsschweren Blick zu. Dieser wandte sich um, sah den Auslöser und sah ihn entschuldigend an.

„Verflucht, wieso tut es so weh, das zu sehen? Wieso kann ich ihn nicht vergessen?“, schrie Uruha auf und ein paar Umstehenden drehten sich verwundert um.

„Was glotzt ihr denn so?“, fuhr Shinya sie wütend an und führte Uruha zusammen mit Kai weg von allen.

„Jetzt verfall bitte nicht in Panik, so schwer das auch sein mag.“, beschwor Shinya ihn.

„Hey, sieh mich an.“, er legte eine Hand an Uruha’s Gesicht und zog es zu sich.

„Wir kriegen das hin, okay?“

Uruha schwieg.

„Okay?“, wiederholte Shinya eindringlich.

Uruha nickte niedergeschlagen.
 

+*+*+*+*+*+
 

Die nächsten Tage meldete sich Uruha krank, trotz aller Prosteste Shinya’s.

Er wollte nicht zur Schule. Der Grund lag klar auf der Hand und egal, wie sehr sich Shinya abmühte, ihn doch zum Kommen zu bewegen, es war sinnlos.

Er stand nur auf, um ins Bad zu gehen oder etwas zu essen, wenn er das überhaupt tat.

Shinya verzweifelte beinahe selbst, denn er wollte nicht, dass es Uruha so schlecht ging. Tagtäglich bemühte er sich, ihn wenigstens zum Essen zu bringen.

Es war einen Tag vor dem Abschlussball, als auf einmal die Haustür klingelte.

Ein verblüffter Shinya öffnete und sah hinunter auf zwei blonde Japaner.

„Hallo, Shin.“, sagte Kyo tonlos.

„Hi.“, kam es auch von Ruki, allerdings in einem recht verlegenen Ton.

Am meisten überraschte Shinya, dass die beiden Hand in Hand vor ihm standen.

„Frag nicht, okay? Du siehst es und du verstehst es auch sicher. Ende. Können wir reinkommen?“, sagte Kyo, als hätte er Shinya’s Gedanken gelesen.

„Aber klar.“, antwortete Shinya und ließ sie herein. Lächelnd begleitete er sie ins Wohnzimmer. Es freute ihn ungemein, dass die beiden sich gefunden hatten.

„Ist Uruha da?“, fragte Ruki etwas verschüchtert.

„Sicher.“, sagte Shinya und seine Freude stieg noch weiter. Das würde Uruha mehr als gut tun, wenn Ruki ihn besuchen käme und sich vielleicht wieder mit ihm vertragen würde.

„Er ist oben im Gästezimmer. Im Bett. Geht ihm nicht besonders.“

„Ja... ich hab schon gemerkt, dass er nicht mehr zur Schule kam.“, meinte Ruki kleinlaut. Mit einem Seitenblick auf Kyo setzte er hinzu: „Darf ich vielleicht hoch zu ihm?“

„Aber sicher! Gleich die Treppe da hoch. Kyo, Tee?“, wandte Shinya sich im selben Atemzug an den anderen Blonden.

Kyo erwiderte nichts, er drückte Ruki nur einen Kuss auf die Lippen, dann trottete er Richtung Küche.

„Viel Glück.“, wünschte Shinya und folgte dem Kleinen kopfschüttelnd.

Ruki legte eine Hand auf das Geländer und sah die Stufen hinauf. Es war, als ob sich ein schwerer Eisenmantel um sein Herz legen und es herunterziehen würde.

Mit zitternden Knien ging er Stufe für Stufe nach oben und klopfte kurz an die Tür, die ihm Shinya zugewiesen hatte.

Keine Antwort.

Zögernd trat Ruki in das Gästezimmer, er erkannte seinen alten Freund sofort, wie er da inmitten eines Deckengewühls im Doppelbett lag. Sein Haarschopf ragte wild in alle Richtungen zeigend, aus einer Deckenfalte heraus.

Ruki schluckte, als er die Hand hob und Uruha leicht an der Schulter berührte.

Seine Annahme, der Blonde würde schlafen, erwies sich daraufhin als falsch, denn dieser schreckte augenblicklich auf und blickte ihn verwirrt an.

Allerdings dauerte es ein paar Sekunden, bevor Uruha überhaupt wahrnahm, wer da vor ihm stand.

„R-Ruki?“, krächzte er ungläubig.

Der kleine Japaner nickte lächelnd.

„Wie... aber was machst du hier?“, Uruha würgte jedes Wort heraus, die Verwunderung und die Ungläubigkeit schnürten ihm den Hals zu, verbunden mit der Angst, im nächsten Moment von Ruki eine Predigt vorgehalten zu bekommen und den Blonden schnurstracks wieder gehen zu sehen.

„Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich war ein absoluter Mistkerl.“, murmelte Ruki und sah verlegen zu Boden.

Uruha klappte die Kinnlade herunter, aber bevor er etwas antwortete, schloss er Ruki stürmisch in die Arme und vergrub sein Gesicht an seiner Schulter.

Immer noch recht verlegen, erwiderte dieser die Umarmung zögerlich.

„Nein, mir tut es Leid, Ruru. Ich war ein Egoist, ich hab mich nicht darum gekümmert, wie es dir mit allem geht. Es tut mir so Leid, wirklich...“, brachte Uruha flüsternd heraus und benetzte Ruki’s Schulter mit aufkommenden Tränen; es tat so unglaublich gut, ihn wieder da zu wissen.

Ruki verstärkte seinen Griff um Uruha und drückte ihn ebenfalls an sich.

„Ist schon okay. Wir sind eben alle beide Vollidioten.“
 

+*+*+*+*+*+
 

„Schau mal, der hier wäre doch was, oder nicht?“, Shinya angelte einen Bügel von der Kleiderstange. Ein dunkelgrüner Anzug.

„So was würde ich nicht mal anziehen, wenn ich tot wäre... wieso können wir nicht in unseren normalen Klamotten auftauchen?“, stöhnte Uruha genervt und betrachtete den Anzug, den Shinya ihm präsentierte.

Es war später am Nachmittag. Shinya, Uruha und Ruki waren losgezogen, um sich passend für die Abschlussfeier auszustatten. Allerdings schien keiner der dreien besonders glücklich darüber zu sein, dass sie in Anzug und Krawatte zu erscheinen hatten. Zumindest für das Offizielle, hinterher spielte das sowieso keine Rolle mehr.

Aber für Uruha stand eh außer Frage, dass er nicht lange bleiben würde.

„Aber der würde gut zu deinen Augen passen...“, meinte Shinya und hielt Uruha den Anzug noch ein Stück näher hin.

„Ist ja gut, ich probier ihn ja an.“, gab sich dieser geschlagen und verschwand in einer Umkleide.

„Uruha in Anzug. Dass ich diesen Tag noch erleben darf.“, kicherte Ruki.

„Jop.“, grinste Shinya. „Ich hätte vermutet, dass der selbst zu seiner eigenen Hochzeit in Strapsen kommt.“

„Du hast’s gut, du hast deinen Anzug schon und alles.“, grummelte Ruki. „Ich muss meinen erst noch kürzen lassen...“ Kurz zuvor hatten sie für Ruki einen schwarzen mit Blauschimmer ausgesucht, der allerdings ein wenig zu lang an den Hosenbeinen war.

Ein paar Augenblicke später schob Uruha den Vorhang zur Umkleide beiseite.

Ruki und Shinya vermieden es geschickt, sich anzusehen und ein Kichern zu unterdrücken.

„Okay, sagt es mir. Ich seh bescheuert aus, oder?“, seufzte Uruha und begutachtete sich im Spiegel.

„Naja... eigentlich geht es.“, sagte Ruki und zwang sich zur Selbstbeherrschung.

„Liegt vielleicht einfach nur daran, dass wir dich nicht so gewohnt sind.“, pflichtete ihm Shinya bei.

Uruha drehte sich im Spiegel.

So schlimm sah es nun auch wieder nicht aus. Wenn er die Krawatte nur lose um den Hals hängen würde, hätte es einen gewissen verwegenen Zug. Der Direktor sollte schon dankbar dafür sein, dass er überhaupt im Anzug kam.

„Das wäre erledigt.“, meinte Uruha und ließ sich die Sonne aufs Gesicht scheinen, als die drei den Laden verließen.

„Mit wem geht ihr eigentlich dahin?“

„Kai.“, kam es von Shinya wie aus der Pistole geschossen, gefolgt von einem kaum hörbaren „Kyo.“

„Vielleicht sollte ich gar nicht erst hingehen.“, sagte Uruha trübselig.

Plötzlich blieb Ruki wie angewurzelt stehen.

Verwundert wandten sich die anderen beiden rum.

„Was ist los?“, fragte Uruha verwirrt.

„Ich hab ’ne Idee.“, sagte er langsam, auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, als wäre er schon gar nicht mehr anwesend.

„Die da wäre?“

Ruki grinste wissend. „Shin, darf ich bei dir mal telefonieren?“

Ebenso verwirrt wie Uruha nickte Shinya.
 

+*+*+*+*+*+
 

Ruki hatte keine fünf Minuten telefoniert, da kam er mit einem breiten Grinsen ins Wohnzimmer zurück, wo Shinya und Uruha auf ihn warteten.

„Und was hast du jetzt bitteschön angestellt?“, fragte Uruha verblüfft.

„Mein Plan lautet: wir machen Die eifersüchtig. Und zwar so richtig. Dass er Toshiya stehen lässt, zu dir kommt und dich zur Rede stellt. Wenn ihr dann erst einmal ins Gespräch kommt, selbst wenn es im Streit anfängt, kannst du ihm immer noch alles erklären.“, verkündete Ruki.

Shinya und Uruha wechselten einen Blick.

„Und wie willst du das anstellen?“

„Ein Bekannter von mir hat mir mal die Nummer von einem Begleitservice gegeben. So für Notfälle, ihr wisst schon.“, sagte Ruki.

„Und... da hast du jetzt angerufen?!“, rief Uruha bestürzt aus.

„Klar. Ich hab dir eine Begleitung ‚bestellt’. Wenn du mit dem da auftauchst, wird sich Die fragen wer das ist und was das alles soll. Wenn er dich wirklich noch liebt, müsste er platzen vor Eifersucht.“

„Aber... du kannst doch nicht einfach-“, stammelte Uruha.

„Jetzt hör aber auf. Als hättest ausgerechnet du ein Problem damit, mit fremden Typen auszugehen.“, sagte Ruki mit einem ziemlich gemeinen Grinsen.

Uruha stöhnte und ließ sich ins Sofakissen zurückfallen.

„Aber vielleicht klappt Ruki’s Plan. Einen Versuch ist es immerhin wert.“, meinte Shinya nachdenklich.
 

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Jah, es geht langsam auf das Ende zu... weiter geht's im nächsten Kapitel, ich werd mich so gut es geht beeilen!^^

Euer KouTierchen

Chapter 11

Hallöchen! *in Raum gekullert kommt und erst mal vor allen verbeug*

Tut mir Leid, dass ihr wieder so lange warten musstet... aber wegen Urlaub war ich nicht am PC und in letzter Zeit hatte mich so eine Anti-Schreib-Phase in ihren Bann gezogen... uû

Aber hier ist es endlich: das Finale xD!

Euer KouTierchen
 

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Kapitel 11:
 

„Du siehst toll aus, Schatz!“, sagte Toshiya mit quietschender Stimme und drückte dem verunsicherten Rothaarigen einen Kuss auf die Wange und schlang beide Arme um dessen Hüfte.

„Ich weiß nicht...“, murmelte Die und zupfte an allen Ecken und Enden seines schwarzen Anzugs rum, während er sich mit leidgetränkter Miene im Spiegel betrachtete.

Unwillkürlich schoss ihm das Bild Uruha’s durch den Kopf, der sich bestimmt genauso unwohl fühlen würde wie er selbst.

Er bekam ihn einfach nicht aus dem Kopf.

Die zwang sich zu einem liebevollen Lächeln, als er den Blick auf Toshiya richtete, der ihn regelrecht anstrahlte wie eine zweite Sonne.

>Er ist zwar unheimlich süß, aber irgendwie...<

Es fehlte etwas.

„Sollen wir dann los?“, fragte Toshiya und hakte sich bei Die ein, der nur knapp nickte.

Ein paar Minuten später standen sie auf dem Gehweg vor Die’s Haus, die Straßenlaternen beleuchteten schon den Weg vor ihnen.

Die schluckte. Ob Uruha auch zum Ball kommen würde?

In seinem Inneren tobte mit jedem Schritt ein erbarmungsloser Kampf. Einerseits würde es weh tun, den Blonden wiederzusehen, aber andererseits sehnte er sich danach. Der Rothaarige vermied jeden Blick zu dem ahnungslosen Toshiya, der sich beinahe schwebend neben ihm fortbewegte und ihn unentwegt am Arm festhielt.

>Nein, nein, nein. Ich bin mit Toto zusammen und mit ihm will ich auch zusammen bleiben!<, maßregelte er sich selbst streng und versuchte sich auf diesen Gedanken zu konzentrieren, während sie das Schultor passierten und auf die hell erleuchtete Schulfassade zugingen.
 

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„Er kommt zu spät.“, grollte Uruha und warf zum ungefähr achttausendsten Mal einen genervten Blick auf Shinya’s Wanduhr.

„Jetzt komm her und setz dich hin, dein Rumgerenne macht mich wahnsinnig!“, fauchte Ruki und packte den vorbeitigernden Blonden grob am Arm, um ihn zu sich herunterzuziehen.

„Tut mir Leid. Ich bin nur so schrecklich nervös...“

„Ist doch verständlich.“, meinte Shinya, der an seiner Krawatte herumbastelte.

Mit einem Lächeln erbarmte sich Kai nach ein paar Minuten und half seinem Freund, das Stück Stoff ordentlich zuzubinden.

Als es mit einem Mal an der Tür klingelte, sprang Uruha auf, als hätte ihm das Sofa einen elektrischen Schlag verpasst.

Uruha wollte die Tür schon aufreißen und dem Kerl erst einmal gehörig den Marsch blasen, doch kaum hatte er das Ding mit einem energischen Schwung beinahe aus den Angeln gerissen, wurde er durch einen hoch gewachsenen Japaner in den Flur zurückgedrängt. Der Fremde schritt gleich darauf ins Wohnzimmer und postierte sich in der Mitte aller Anwesenden.

Mit einem empörten Blick stieß Uruha wieder dazu.

„Guten Abend wünsche ich!“, verkündete der Neuankömmling und strahlte überschwänglich in die Runde, die ihn mit verblüfften Blicken musterte.

Es schien, als stünden sie einer neuen Definition von einem bunten Paradiesvogel gegenüber.

Seine Klamotten waren wild und in allen möglichen Farben zusammengewürfelt worden, er trug eine Kappe schief auf seinen ebenso bunten, zu langen Rastazöpfen heruntergeflochtenen Haaren, die er in einem gigantischen Zopf zusammenhielt.

Dazu hatte er mehrere Piercings und Tattoos aufzuweisen.

Als niemand sonst das Wort ergriff, passierte der Neue im Sturmschritt jeden der Vier und schüttelte allen in einer Windmühlenbewegung die Hand.

„Freut mich, mein Name ist Miyavi und ich stehe ganz zu Ihren Diensten! Ich bin doch im richtigen Haus, oder?!“, sprudelte es aus ihm heraus, schien sich allerdings keine Gedanken darum zu machen, was wäre, wenn seine Frage zutreffen würde.

„Sie sind der Begleitservice?“, fragte Uruha ungläubig und schoss Ruki gleich darauf mit einem vernichtenden Blick ab. Dieser hob ein Kissen vor sein Gesicht, um sein breites Grinsen zu verbergen.

„Aber neiiiiiin, wo denken Sie hin?“, erwiderte Miyavi und lachte. „Ich bin der Boss dieses einzigartigen, tollen, phänomenalen Services!“

Ruki konnte den Todesblick seines Freundes jetzt beinahe durch den Kissenbezug spüren.

„Der Boss?“

„Aber natürlich!“

„Und was machen Sie dann hier?“, mischte sich Shinya ein, der die Augen partout nicht von dem außergewöhnlichen Aussehen Miyavi’s abwenden konnte. Missmutig ergriff Kai dessen Hand, wie um Schlimmeres vorzubeugen.

„Ich begleite meine Schäfchen gerne in die Häuser, wo sie hinmüssen! Ich will doch sehen, mit wem sie ausgehen und ob man auf den Kunden nicht selbst ein Auge werfen könnte.“, sagte Miyavi frei heraus und ohne rot zu werden.

„Also? Wer ist es?“

„Ich.“, sagte Uruha mit einem unmerklichen Grollen.

„Ahhhhh, sehr erfreut!“, antwortete Miyavi und wollte Uruha zum Zweiten Mal die Hand schütteln, doch dieser brachte sich gerade rechtzeitig in Sicherheit.

„Ja doch, ich denke, ihr beide passt gut zusammen äußerlich.“, meinte Miyavi mit einem abschätzenden Blick. „Kommt mit.“

Damit schritt er wieder aus dem Wohnzimmer hinaus auf die Straße. Die anderen folgten ihm zögerlich.

Draußen stand ein schwarzer Wagen, dessen Fenster abgedunkelt war.

Miyavi sprang mit einem Satz vor die Autotür und riss sie auf.

„Dein Partner ist ein ganz Süßer!“, trällerte er ins Wageninnere ein, was Uruha leicht rot anlaufen ließ.

Aus dem Wagen stieg ein junger Japaner, der genauso groß zu sein schien wie Uruha. Er hatte kurze, hochgegelte schwarze Haare, aber es fielen ihm lange Strähnen in das schmale Gesicht. Wie Miyavi hatte er ein Unterlippenpiercing.

„Hallo.“, begrüßte er Uruha lächelnd. Seine Stimme war tief und weich. „Ich heiße Aoi.“

„Uruha.“, erwiderte der Blonde freundlich und ergriff seine ausgestreckte Hand.

„Schön, schön, dann mal ab mit euch!“, flötete Miyavi und warf sich regelrecht ins Auto, trat den Geräuschen zufolge das Gaspedal bis zum äußersten Anschlag durch und ein paar Augenblicke später flog er rasant davon.

Aoi lachte nervös. „Achtet nicht auf ihn, er ist manchmal etwas... seltsam.“

„Ja, das ist uns schon aufgefallen.“, antwortete Uruha. „Wollen wir los?“

„Klar, gern.“

Uruha hakte sich kurzerhand bei dem Schwarzhaarigen ein und ging Shinya und Kai voraus.

„Kommst du, Ruru?“, wandte er sich noch einmal um.

„Ich komm später nach, ich hole nur noch eben Kyo ab. Wir sehen uns da.“, erwiderte dieser und ging in ihre entgegengesetzte Richtung davon.
 

Sich mit Aoi zu unterhalten, hatte auf irgendeine Art und Weise eine beruhigende und befreiende Wirkung auf den Blonden, wie er sie schon seit langen Tagen nicht mehr so bewusst erlebt hatte.

Beide merkten schnell, dass sie viel gemeinsam hatten. Aoi spielte auch Gitarre und die Hälfte des Weges unterhielten sie sich nur über Musik.

Irgendwann kam dann auch das Thema Liebe zur Sprache.

„Also, ich suche sie ja noch.“, meinte Aoi und sah gedankenverloren hinauf zum Himmel, der bereits mit Sternen gespickt war. „Was ist mit dir?“

Uruha schwieg.

Ein Glück, dass Shinya und Kai weiter hinten gingen und ohnehin mit sich selbst beschäftigt waren, als dass sie zugehört hätten.

Aoi warf ihm einen Seitenblick zu. „Ungeliebtes Thema?“

Der Blonde seufzte. „Eigentlich dachte ich, ich hätte sie schon gefunden.“

„Aber?“

„Aber ich bin wohl der Einzige von uns beiden, der das so sieht.“

Der Schwarzhaarige versetzte ihm einen leichten Knuff in die Seite. „Ach, das wird schon, da bin ich mir sicher! Nur nicht alles gleich so negativ sehen und ein bisschen Vertrauen haben.“

Uruha erwiderte dazu nichts, sondern blickte ein wenig ängstlich zu der hohen Schulfassade empor, die aufgrund der Scheinwerfer, die sie beleuchteten, noch bedrohlicher wirkte, so als würde sie den Blonden mit Vorliebe ins offene Messer laufen lassen wollen.

„Hier ist es?“, fragte Aoi und sah sich interessiert auf dem Schulhof um, auf dem einige dunkle Gestalten zu sehen waren, die wohl noch unschlüssig schienen, ob sie wirklich reingehen wollten oder noch auf jemanden warteten. Aus dem Inneren der Schulaula drang laute Musik.

„Hai...“

„Na dann mal rein ins Getümmel!“, verkündete Aoi offenbar quietschvergnügt und zog Uruha Richtung Eingang. Dieser wandte sich kurz um, doch Shinya und Kai waren nicht mehr hinter ihnen, so wie es vor ein paar Minuten noch der Fall gewesen war.

>Verräter...<, schoss es ihm unfreiwillig durch den Kopf und dieses beklemmende Gefühl verschaffte sich erneut Zugang zu seinem Herzen und ergriff es schlagartig. Er hätte sich zumindest ein wenig wohler gefühlt, wenn er zwei Freunde an seiner Seite gehabt hätte.

Ein verdrießlich aussehender Lehrer riss an ihren Eintrittkarten ein Eckchen ab und nickte nur kurz, dann ließ er sie vorbeigehen.

Als Aoi vorneweg in die übertrieben geschmückte Aula schritt, wurde Uruha hingehen beinahe umgeworfen von der Wand aus Musik und stickiger Luft. Das Licht war gedämpft, von daher konnte man jemanden nur dann erkennen, wenn man beinahe direkt vor ihm stand.

Uruha beeilte sich, sich wieder an Aoi’s Arm einzuhaken, andernfalls hätte er ihn womöglich verloren und das Letzte, was er wollte war, hier alleine rumzustehen.

>Ganz schön voll hier...<, dachte Uruha und sah sich immer wieder nervös nach allen Seiten um, so als erwarte er, gleich angegriffen zu werden.

„Entspann dich doch etwas!“, hauchte plötzlich Aoi in sein Ohr, was den Blonden vor Schreck zusammenfahren ließ. Aoi kicherte.

„Man könnte meinen, du erwartest einen Mordanschlag.“ Langsam legte der Schwarzhaarige beide Hände auf die Hüften Uruha’s und dieser ließ es willig geschehen, dass sie sich um ihn schlossen und ihn an den Körper des Anderen zogen.

„Keine Angst, ich bin doch bei dir.“, flüsterte Aoi und schmiegte seinen Kopf an Uruha’s Schulter.

Der Blonde schloss für einen kurzen Moment die Augen und zwang sein Herz zur Ruhe. Es war tatsächlich auf eine Art und Weise beruhigend, den Schwarzhaarigen bei sich zu wissen.
 

„Ich geh uns mal was zu trinken holen, okay?“, brüllte Toshiya gegen die Musik an, doch diese gewann die erste Runde ohne große Schwierigkeiten.

„Was?!“, rief Die zurück und neigte sich zu dem Anderen, um ihn besser verstehen zu können.

Zornig funkelte Toshiya die Boxen an, so als würden sie unter seinem Blick erzittern und aufgeben. „Zu trinken holen!“ Aber sein dünnes Stimmchen unterlag abermals der Kraft der dröhnenden Musik und so gab er dem Rothaarigen mittels Zeichensprache sein Anliegen zu verstehen.

„Achsooo...“, Die lächelte und nickte. Nachdem Toshiya sich durch die Menge kämpfend verschwunden war, fühlte sich Die wie bestellt und nicht abgeholt. Er stand am Rande der Tanzfläche, auf der sich so viele Schüler, Eltern und Lehrer bewegten, dass man niemanden konkret mehr ausmachen konnte.
 

„Wie wäre es, wenn du dich schon mal auf der überaus beeindruckenden Tanzfläche warm machst, während ich etwas zu trinken organisiere?“, sagte Aoi. Im Gegensatz zu Toshiya hatte dieser keine Probleme damit, die penetrante Musik niederzuknüppeln.

Uruha lächelte und stellte sich auf Zehenspitzen, um dem Schwarzhaarigen seine Antwort ins Ohr zu hauchen. „Aber gerne. Lass dir nur nicht allzu viel Zeit, sonst könnte ich mir einen anderen Tanzpartner anlachen.“

Aoi grinste schelmisch angesichts dieser Drohung und wand sich durch die Unmengen von Gästen in die Richtung, in der er die Bar vermutete.

Uruha hingegen mischte sich unter das muntere Tanzvolk; etwas, was ihm noch nie Probleme bereitet hatte. Es dauerte auch nicht lange, da hatte er eine kleine Menschentraube um sich geschart, die sich in ihrem Eifer, allein mit ihm zu tanzen, beinahe selbst niedertrampelten. Dem Blonden entging dies keineswegs und er verkniff sich im letzten Moment noch ein Grinsen; es war fast wieder so wie früher.

Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter. Uruha, dessen Gehirn schneller schaltete als sonst irgendetwas, fuhr herum, doch seine Erwartungshaltung erschlaffte ebenso schnell wieder wie sie gekommen war.

Vor ihm standen Kai und Shinya.

„Hey, Uru, wo hast du denn Aoi gelassen?“, meinte Shinya munter.

„Er kämpft sich bis zur Bar durch.“, antwortete Uruha etwas enttäuscht.

„Hast du Kyo und Ruki irgendwo gesehen? Wir suchen sie schon eine ganze Weile.“, fragte Kai und sah sich bei den Worten abermals im Raum um.

„Nein, tut mir Leid.“, nuschelte Uruha.

Shinya packte ihn am Arm und zog ihn zu sich her. „Ich rate dir, auf dein Verhalten aufzupassen. Dort hinten am Rand steht nämlich Die. Allein. Und ich glaube, er beobachtet dich.“ Uruha schluckte und wollte schon auffahren, doch Shinya hielt ihn ungestüm zurück. „Jetzt schau nicht dahin!“, zischte Shinya.
 

Toshiya drückte seinem Freund eines der beiden mitgebrachten Gläser in die Hand und musterte ihn verwirrt. Das Gesicht des Rothaarigen hatte einen abwesenden Ausdruck eingenommen und er fixierte einen bestimmten Punkt in der riesigen Halle.

„Dai? Alles in Ordnung?“, fragte Toshiya, doch der Andere reagierte nicht.

Die trank schnell einen Schluck, um diesen Kloß runterzuspülen, der sich in seinem Hals festgesetzt hatte. Doch es ging nicht, der Kloß schien sogar noch anzuschwellen.

Vor ein paar Augenblicken hatte sich jemand in sein Blickfeld geschoben. Diese blonde Mähne war ihm einfach zu vertraut, als dass er sie unter so einer Menschenmenge hätte übersehen können. Seitdem hatte er nur noch Augen für Uruha.

Hingehen und normal „Hallo“ sagen war sein erster Gedanke gewesen, doch kaum war Uruha auf der Tanzfläche erschienen, hatten sich mehrere um ihn geschart und der Mut für diese Aktion hatte sich leise davongeschlichen.

>Verdammt, was soll ich nur tun?<

„Die?“, setzte Toshiya zum wiederholten Male an.

„Eh... was?“, erwiderte Die und sah Toshiya dermaßen verwirrt an, als hätte er ihn gerade zum ersten Mal gesehen.

„Alles in Ordnung? Du wirkst so verstört...“, murmelte Toshiya verschüchtert und blickte ihn an.

„Nein nein...mach dir keine Sorgen, es ist alles in Ordnung.“

Von wegen.

Nur gut, dass das Licht so gedämpft war, andernfalls hätte Toshiya den leichten Rotschimmer auf Die’s Wangen entdeckt, der immer auftrat, wenn er log.
 

„Da bist du ja wieder!“, begrüßte Uruha den ankommenden Aoi fröhlich und schlang beide Arme um dessen Hals, wohl wissend, wer ihn beobachtete.

„Oho, was für eine Begrüßung! Soll ich öfter etwas zu trinken holen gehen?“, fragte dieser grinsend und zwinkerte Uruha zu.

„Möglicherweise...“, flüsterte Uruha und näherte sich dem Gesicht Aoi’s gefährlich nahe.
 

Die schluckte. Er schluckte sogar verdammt schwer, denn der Kloß schien ihn jetzt ersticken zu wollen. Was definitiv nicht das Schlechteste wäre, hier und jetzt einfach aus dem Leben zu scheiden.

Wer zum Teufel noch eins war dieser Kerl mit den schwarzen Haaren?

Warum taten er und Uruha so vertraut miteinander?
 

Uruha nahm Aoi eine Flasche mit irgendeinem Mixgetränk aus der Hand und genehmigte sich einen Schluck.

„Wir gehen mal wieder auf die Suche nach unseren beiden Kleinen!“, verkündete Kai und er führte Shinya von der Tanzfläche; dort war definitiv der letzte Ort, an dem sie suchen konnten.

Nachdem die anderen beiden ihre leeren Flaschen einem sich vorbeizwängenden Kellner auf das Tablett gestellt hatten, ergriff Uruha die Hände des Anderen und zog ihn eng an sich.

„Tanzen?“, hauchte er ihm zu und Aoi kam dieser Einladung prompt entgegen.
 

„Hey Die, ist das dort hinten nicht Uruha?“, fragte Toshiya neugierig. Auch das noch. Als hätte Die ihn nicht schon von alleine gesehen und als hätte er nicht alleine registriert, dass er mit einem anderen tanzte und zwar in einer Art und Weise, die Die’s Herz beinahe zum Zerspringen verleitete.

„Hm.“, machte er nur.

„Sieht so aus, als hätte er sich einen neuen Macker geangelt.“, stellte der Blauhaarige feixend fest.

Die seufzte. Das war nun wirklich das Letzte, über das er sich auslassen wollte.

Der Andere schien das bemerkt zu haben und sah an Die hoch.

„Was ist los, Schatz?“

Das letzte Wort gab schließlich den Ausschlag.

„Tut mir Leid, Tosh... ich hab dich wirklich sehr gern, aber es klappt einfach nicht.“, murmelte Die und trotz der lauten Musik verstand Toshiya jedes Wort.

Wie vom Donner gerührt starrte er Die an. „Das ist nicht dein Ernst.“

„Doch, tut mir Leid... aber ich...“ Er blickte erneut zu Uruha. „Mir ist klar geworden, dass ich jemand anderes liebe.“

Mit diesen Worten ließ er Toshiya stehen und kämpfte sich durch die Menschen nach draußen; er brauchte jetzt dringend frische Luft, bevor die in der Halle ihn doch noch umzubringen drohte.

Kühle Nachtluft schlug ihm wohltuend entgegen und Die blickte auf zu einem sternenklaren Himmel. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.

Was war er nur für ein Idiot gewesen... er hatte sich so sehr von Kaoru und den anderen manipulieren lassen, dass er seine wahren Gefühle schlichtweg vergessen hatte.

Er hatte dem Blonden nicht einmal die Chance gegeben, ihm zu zeigen, dass er sich für ihn ändern konnte. Nein, er hatte ihn einfach so stehen lassen, weil er nicht mit seiner Vergangenheit zurecht gekommen war.

Doch Vergangenheit war schließlich Vergangenheit, oder nicht?

Uruha konnte es schließlich schaffen, sich zu ändern. Nur alleine eben nicht, das war dem Rothaarigen jetzt klar. Er brauchte ihn. Und Die brauchte ihn ebenso.

>Was hab ich ihm nur angetan...<, dachte Die wehmütig.

Mit einem Mal stand sein Entschluss fest. Er würde jetzt da rein gehen, Uruha von diesem anderen Typen wegziehen und ihn küssen. Und ihm danach seine Liebe gestehen und ihn bitten, ihm zu verzeihen.

Ein sehr guter Plan.

Doch –

„Die!“, tönte es über den Schulhof und nachdem die Person einige Meter näher gekommen war, erkannte Die zu allem Überfluß Kaoru.

„Oh, hey.“, begrüßte er ihn forsch.

„Bin ein bisschen spät dran, musste noch auf das kleine Mädchen der Nachbarn aufpassen.“, sagte Kaoru und kam bei Die zum Stehen. „Wo hast du denn Toshi gelassen?“, setzte er hinzu und blickte an Die vorbei, so als hätte der Blauhaarige sich hinter dessen Rücken versteckt.

Wie schon zuvor bei Toshiya legte sich in Die ein Schalter um.

„Er ist drinnen.“

„Oh, und? Amüsiert ihr euch?“

„Toshiya wohl kaum.“

Kaoru blickte verwirrt. „Wieso? Was ist passiert? Und wieso bist du dann nicht bei ihm?“

„Weil ich der Grund bin.“, sagte Die ruhig.

Das verwirrte Kaoru noch mehr. „Was meinst du damit?“

Die seufzte. Wie konnte jemand nur so schwer von Begriff sein? „Ich habe Schluss gemacht.“

„Du hast WAS?!“, empörte sich Kaoru, doch bevor dieser wieder den Mund aufmachen konnte, um was auch immer loszuwerden, packte Die ihn an beiden Schultern und sah ihn eindringlich an.

„Hör zu, ich weiß, was du von Uruha und mir hältst und es ist auch lieb von dir, wenn du nicht willst, dass ich enttäuscht werde. Aber ich liebe ihn und Uruha liebt mich auch. Er kann sich ändern, ich weiß es, und ich werde ihm dabei helfen. Bitte Kao... du willst, dass ich glücklich werde und ich werde nur mit ihm glücklich und mit niemandem sonst.“

Kaoru stand da wie versteinert, doch nach einigen Augenblicken wurde sein Blick weicher.

„Na, wenn es denn sein muss. Aber das heißt nicht, dass er und ich Freunde werden.“, erwiderte er missmutig, worauf Die ihn stürmisch umarmte.

„Nein, das muss es nicht heißen, danke!“

>Auch wenn es schön wäre, das wäre wirklich zu viel von Kao verlangt.<, dachte Die sanft und ließ seinen Freund los.

„Na, worauf wartest du? Dann geh schon und such ihn auch.“, seufzte Kaoru resignierend.

Die grinste sein altes Grinsen und lief zurück in die Aula.
 

Das Problem war nur: Uruha war nicht mehr dort, wo er vorhin noch gewesen war. Hektisch ließ der Rothaarige seinen Blick über die Tanzfläche schweifen, doch es gab keinen Zweifel. Der Blonde war verschwunden und ebenso der Schwarzhaarige.

Die zwang sich zur Ruhe.

>Keine Panik, das muss nichts heißen. Vielleicht sind sie zur Bar gegangen?<

Doch auch an der Bar fehlte von beiden jede Spur. Mit wachsendem Unbehagen durchquerte Die mehrmals die Aula, er stieß auf Kyo und Ruki und draußen auf Shinya und Kai, doch von dem Blonden fehlte jede Spur.

„Schau doch mal auf den Toiletten nach?“, riet ihm Shinya und diesen Rat befolgte er nun.

Er sprang beinahe die einzelnen Stufen der Treppe hinab, die in den Keller führte, wo neben Toiletten auch noch diverse Abstellräume waren.

Ein Blick in die Toilette genügte und Die wollte sich schon wieder zum Gehen umdrehen, als er auf einmal gedämpftes Lachen vernahm.

Verwirrt wandte er sich erneut um. Es kam aus einem der Abstellräume. Und irgendetwas an diesem Lachen kam ihn vertraut vor.

>Nein, nein, das ist jetzt nicht wahr... du hast Halluzinationen! Du schnappst über, weil du ihn gerade nicht findest. Vermutlich bin ich immer an ihm vorbeigerannt...<

Da war es schon wieder. Diesmal ein Flüstern.

Die konnte nicht erklären, was ihn dazu antrieb, aber mit langsamen Schritten näherte er sich der Tür. Seine Hand zitterte, als er sie auf den rostigen Türgriff legte.

Kein Laut ertönte, als er sie herunterdrückte, selbst die Musik schien gedämpft leise, um angespannt zu warten.

Der Raum war auf den ersten Blick vollkommen chaotisch, weil man immer wieder achtlos Sachen hineingeworfen hatte. Dunkel war es ebenfalls. Stockfinster.

Aber es war jemand im Raum, so viel stand fest.

Durch das Öffnen der Tür floss mit einem Male so viel Licht aus dem Flur herein, dass alles schwach beleuchtet wurde.

Dieses schwache Licht reichte allerdings aus.

Dort war Uruha; mit einem Gymnastikseil an die Heizungsrohe gefesselt, die an der Decke vorbeiliefen, der Oberkörper war entblößt und vor ihm kniete Aoi, in der Bewegung erstarrt.

Uruha’s Gesicht hatte erst den Ausdruck von Verwirrung, dann puren Entsetzens angenommen.

„Die?!“

Uruha wollte aufspringen und zu ihm rennen, aber sein Vorhaben wurde durch die Fesseln vereitelt. Er zog und zerrte daran, doch die Knoten waren ungewöhnlich fest.

Der Rothaarige wartete allerdings nicht, bis er sich befreit hatte. Er knallte die Tür hinter sich zu, als er hinausrannte.
 

„Oh, verdammt...“, murmelte Aoi und starrte in die Dunkelheit.

„Das kannst du laut sagen, mach mich los!“, fauchte Uruha’s Stimme und Aoi tastete nach seinen Handfesseln, die er binnen weniger Sekunden gelöst hatte.

„Es tut mir Leid...“, flüsterte Aoi und er spürte die Arme des Blonden, die ihn in eine Umarmung zogen.

„Du kannst nichts dafür, mir sollte es Leid tun.“

„Lauf ihm nach, sonst ist er weg!“, sagte Aoi hastig und schob Uruha von sich.

Uruha nickte, was Aoi natürlich nicht sehen konnte in der Dunkelheit und riss die Tür auf.
 

Es war auf dem Schulhof, wo er Die endlich einholte. Er packte ihn am Arm und drehte ihn zu sich.

„Die!“

„Was willst du?!“, sagte Die verächtlich und riss seinen Arm los.

„Die bitte, lass mich-“

„Was denn?“, fiel Die ihm ins Wort. „Erklären? Was gibt es dabei noch zu erklären?“

Keiner der beiden bemerkte, wie alle Umstehenden sich neugierig zu ihnen umwandten.

„Ich verstehe es nicht! Wieso bist du jetzt so sauer?“, fragte Uruha und versuchte in Die’s Gesicht nach Antworten zu suchen.

„Wenn du das jetzt nicht weißt, bist du dümmer, als ich dachte!“, erwiderte Die zornig, was Uruha einen Stich versetzte.

„Kannst du mir mal erklären, was das jetzt soll? Du hast mich schließlich verlassen, genau genommen bin ich dir somit nicht mehr zur Treue verpflichtet!“

„Aha, also hast du mich so schnell abgehakt? Na vielen Dank auch!“

„Das meinte ich doch gar nicht!“, rief Uruha wutentbrannt aus. Dass Die es einfach nicht begreifen wollte, tat mehr weh als alles Andere.

„Wieso bist du überhaupt runter gekommen?“

„Um dich zu suchen und sieh mal einer an, in welcher Lage ich dich gefunden habe! Du hast mir doch geschworen, du könntest dich ändern, aber nach der Situation vorhin glaube ich nicht, dass du das kannst!“, sagte Die und funkelte Uruha an.

„Du hast doch keine Ahnung, hast du eigentlich mal darüber nachgedacht, was du mir angetan hast mit deinem Misstrauen? Und überhaupt, wieso soll ich mich für jemanden noch ändern, dem es nichts mehr bedeutet? Warum für jemanden ändern, dem man egal ist?“

Beide standen sich gegenüber wie zwei Ringkämpfer, die auf das Signal zur ersten Runde warteten.

Dann holte Die wie in Zeitlupe aus und versetzte dem Blonden eine schallende Ohrfeige, was alle Umstehenden den Atem anhalten ließ.

Uruha stolperte zurück und fiel auf den kalten Asphalt.

„Was ist denn hier los, meine Herrschaften?“, ertönte die Stimme eines Lehrers, der sich durch die Traube zu ihnen durcharbeitete.

Das Bild, was sich ihm zeigte, war für ihn als Erziehungsperson eindeutig: auf dem Boden ein blonder Junge, über ihm einer mit roten Haaren, die Faust immer noch erhoben.

„Ihr prügelt euch doch nicht etwa?!“, rief er und sprang zwischen die beiden.

„Und mal abgesehen davon schreit ihr hier auch noch so dermaßen rum, dass ihr alle stört. In dem Fall...“, er musterte beide mit einem Ausdruck, als hätte er soeben einen Krieg beendet „werdet ihr beide Strafarbeit verrichten müssen! Morgen früh, zehn Uhr, aufräumen helfen.“

Oh, das war ein guter Schachzug, es fehlten ohnehin noch Freiwillige.

„Und jetzt ab mit euch!“ Mit fuchtelnden Armbewegungen scheuchte er Uruha und Die in zwei unterschiedliche Richtungen davon.

Uruha nutzte die Gelegenheit, um sich aus dem Schultor zu schleichen. Von Die sah er nichts mehr.
 

+*+*+*+*+*+
 

Dass es an Freiwilligen mangelte, war noch stark untertrieben.

Mit Die und Uruha waren es insgesamt fünf Leute, die die Aula wieder so herrichten sollten, wie sie vor der Feier ausgesehen hatte. Zwei davon schnappten sich sogleich eine Leiter, um die Lichtmontagen auf der Bühne abzunehmen, der Dritte verkrümelte sich Richtung Bar, um Gläser zu spülen und einzuräumen.

Somit verharrten Uruha und Die einige Momente allein im Eingang, bis Uruha sich abwandte und sich ebenfalls eine Leiter nahm, die an der Wand lehnte.

Er wollte sich an der Deko zu schaffen machen, die von der Decke und an den Wänden hing.

Der Rothaarige sah sich gerade noch nach einer Arbeit um, als der Kerl hinter der Bartheke ihm zurief, er solle Uruha’s Leiter stützen, damit diese nicht umfiel.

Missmutig trottete er zu der Ecke, in der der Blonde mit der Deko kämpfte und verspürte im ersten Augenblick den Wunsch, eher gegen die wackelige Leiter zu treten als sie zu stützen.

Gleich darauf erschrak er angesichts dieses Gedankens und blickte zu Uruha hinauf.

Schweigend arbeiteten sie; wenn Uruha alle Krepppapierfetzen zu einem Bündel geknüllt und auf den Boden hinuntergeworfen hatte, stieg er die Sprossen hinab und trug mit Die die Leiter ein Stück weiter.

Als dieses Ritual viermal vollzogen war, schaffte es Uruha nicht mehr, seine vorgetäuschte Ruhe zu bewahren. Den Grund, endlich den Mund aufzumachen, hatte er soeben gefunden.

Die Leiter war ein Stück zu weit weg von der Wand postiert worden.

„Würdest du bitte die Leiter näher an die Wand stellen?“, sagte er mit ausgesucht betonter Höflichkeit, mit einem Blick unterlegt, der den Rothaarigen beinahe zur Weißglut brachte.

„Wieso?“, schoss dieser angriffslustig zurück. „Steht doch nah genug dran!“

„Willst du, dass ich runterfalle bei dem Versuch, nach dem Krepppapier zu angeln?“, fauchte Uruha.

Die zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Übertreib doch nicht gleich!“

Uruha schnappte beinahe über vor Wut und Enttäuschung, doch er packte die Leiter und kletterte behände die Sprossen hinauf. Die sollte nicht denken, er wäre feige oder unfähig.

Es ärgerte ihn ungemein, wie sie miteinander umsprangen, so als wären sie gestern Abend zu Todfeinden ernannt worden.

Und was Die eigentlich im Keller zu suchen gehabt hatte, war ihm immer noch ein Rätsel. War er ihm nicht egal?

Wer hatte denn hier wen verlassen?

Der Blonde schüttelte missmutig den Kopf und hängte sich wagemutig an die oberste Sprosse. Wie erwartet kam er nicht den Fetzen gelben Krepppapiers. Angestrengt streckte er den Arm so weit aus, wie es eben ging, und berührte das Papier mit den Fingerspitzen.

„Verflucht noch eins...“, murmelte er wütend und stellte sich auf den äußersten Rand der Sprosse.

Doch da machte die Leiter nicht mit; durch die Gewichtsverlagerung auf die eine Seite kam das Gestell mit einem Male ins Schwanken.

Panisch schoss Uruha’s Arm zurück an dessen Körper und er klammerte sich reflexartig an das oberste Leiterende, doch durch das Schwanken rutschte sein Fuß ab und glitt in die Tiefe.

„Uru!“, kam es erschrocken von unten.

Es ging schneller, als Uruha erwartet hätte; nachdem sein Fuß abgerutscht war, wurde der Rest seines Körpers durch das Schwanken hinterhergezogen und er glitt an der Leiter hinab Richtung Aulaboden. Der überraschte Aufschrei blieb dem Blonden in der Kehle stecken und er schloss die Augen, bereit für den unsanften Aufprall –

- der lange nicht so unsanft war, wie er angenommen hatte.

„Alles in Ordnung?“, fragte eine zittrige Stimme und Uruha öffnete die Augen einen Spalt breit und sah in Die’s besorgtes Gesicht.

Der Rothaarige war nach vorne gesprungen und hatte ihn aufgefangen.

„Ja, ich denke schon...“, murmelte Uruha und griff mit einer Hand in Die’s Shirt.

„Ich dachte... ich käme zu spät. Oh Gott, es tut mir so Leid, ich bin ein totaler Idiot, ich hätte die Leiter näher ranrücken sollen...“, stammelte Die verstört vor sich hin, doch Uruha berührte dessen Wange sanft mit einer Hand und Die verstummte.

„Ist schon gut, ich glaube, wir waren einfach beide die reinsten Idioten, oder?“ Er lächelte schwach und der Rothaarige begriff, dass er nicht nur von der Aktion gerade sprach.

Er erwiderte das Lächeln ebenso zögerlich.

„Es tut mir Leid...“, hauchte er wehmütig, doch Uruha ließ ihn abermals nicht weitersprechen. Mit der Hand strich er noch kurz über die Wange Die’s, dann ließ er sie in dessen Nacken wandern und drückte seinen Kopf zu sich herunter.

Die ließ es mit sich geschehen und kam Uruha entgegen, bis er seine Lippen auf die samtweichen des Blonden gelegt hatte.

„Ich schwöre dir, ich werde dich nie mehr alleine lassen...“, flüsterte er und schmiegte seine Nase an Uruha’s Wange, der sich daraufhin noch enger an den Körper des anderen drückte.

„Jah...bitte mach das nie mehr...“, erwiderte er nicht minder leise.
 

+*+*+*+*+*+
 

- Ende -
 

Bitte schreibt mir Kommis zum Ende, wie es euch gefallen hat!^^

Und vielen, vielen Dank an alle treuen Leser, dass ihr meine FF so begeistert verfolgt habt *alle umknuddel*



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Von:  Kanoe
2008-08-14T10:40:54+00:00 14.08.2008 12:40
awwww.. schön .. toto tut mir so leid
aber uruha und die sind niedlich
Von: abgemeldet
2008-08-13T08:40:19+00:00 13.08.2008 10:40
*lächel*
ich hab eben erst festgestellt, dass es zu ende ist..
ich finde es schade....
*seufz*
ich mag die ff wirklich...
aber es freut mich, dass alles ein gutes ende genommen hat..
*grins*
vielleicht sieht man sich ja mal wieder...
*keks schenks*
gruß -maybe-
Von: abgemeldet
2008-08-11T13:35:23+00:00 11.08.2008 15:35
....woah~... dass die sich SO SEHR fetzen würden, hab ich auch wieder nicht erwartet XDDD"
respekt, du hast da ganze arbeit geleistet XDDDDDDD
*zugeben muss*
aber das ende ist ja mal zucker pur *-*

hm.... darf ich dich was fragen?
.
.
.
BIIIIIITTEEEEEEEEEEEEEEE~!!!
ich mag noch ein kapitel zu rukixkyo lesen... am liebsten adult..... aber bitte schreib noch eins zu den beiden *_____________*
die sind so süüüüüüüüß~ zusammen......
*murmel*
*dackelblick aufsetz*
schreib schnell weiter ^.-
Von:  MYM
2008-08-08T20:41:48+00:00 08.08.2008 22:41
waaaaaaaaah... das is soooo süß.. kitschig aber süß xDDD
hach is das schön.. Kao hat seinen Segen gegeben, mehr schlecht als recht aber n Segen xD, und jetzt sind die beiden Glücklich xDDD
nur Kao und Toshi nich.. aber die waren ja auch n bisschen fies >___< aber trotzdem ^^
aber das is n gutes Ende... ich freu mich so dass die sich jetzt liebhaben xDDD

LG MYM
Von: abgemeldet
2008-08-08T17:26:11+00:00 08.08.2008 19:26
OMG!!! *___* sooo eiN toLLes ENde!!!
Ruha und Die sind so ein Traumpaar~ =)
es wäre jetzt noch schöner wenn aoi mit tosh zusammen würde kommen *grins*
die FF ist echt der hammer gewesen~!!!
cuuu~ als myv angekommen ist hab ich echt gedacht... Wow...
aber mit aoi hab ich gar nicht falsch gelegen =)
auf jeden fall... Super gemacht!!!
ich freu mich mal weiteres von diir zu lesen... =)
*MuaH* <3
Von:  Whity
2008-08-08T14:06:18+00:00 08.08.2008 16:06
hahach...schönes und gelungenes Ende X3
war echt schön die zu lesen mit dem ganzen hin und her, aber ich stimm zu, Kao hätte ich sehr oft haun können >.>
mir gefällt auch das, naja, eher ungewöhnliche Pairing X33333
echt gut geschrieben *noch sagen musste*
^___^
byechen
Whity
Von:  KatzeMorle
2008-08-08T12:50:56+00:00 08.08.2008 14:50
Ein richtig schönes Ende. Die scheint es jetzt auch langsam begriffen zu haben. Ich freu mich für die beiden. Nur Toto tut mir leid. Kaoru gehört immer noch einen auf die Mütze.
LG Morle
Von:  Koakuma
2008-06-11T22:57:16+00:00 12.06.2008 00:57
woah du glaubst gar nicht, wie gespannt ich auf das nächste kapitel bin!
die fanfic ist echt klasse, ..wundervoll dramatisch und gefühlvoll.
an manchen stellen musste ich echt schlucken..
hoffentlich gehts bald weiter =)
Von: abgemeldet
2008-05-19T13:46:55+00:00 19.05.2008 15:46
jaaaa~
ruki hat kyo oder kyo ruki.. XDD na ja sie haben sich beide..
*lächel*
das freut mich ungemein.. und shinya hat kai bekommen..^^
das ist auch ein niedliches pärchen..^^
soo jetzt muss nur noch rukis plan aufgehen..
*nick*
aber dai ist auch fies..
*schnief*
*mauls*
naa ich freu mich auf jedenfall~
bis hoffentlich bald
gruß -maybe-
Von:  BLVCKMORAL
2008-05-15T21:23:56+00:00 15.05.2008 23:23
soo nun hab ichs auch geschafft die FF zu lesen mal schauen ob ich nen ordentlichen Kommi hinkriege :

Alsooo ~ ich fand die FF von Anfang an schon toll du hast einen so tollen Schreibstil war zwar manchmal anstrengend das alles zu lesen weil die Kapitel recht lang sind aber habs überstanden
Urus Gefühle kommen gut rüber ich konnte mich super in seine Lage hinein versetzen zum Beispiel als er Toto und Dai erwischt hat oder als er sie Händchenhaltend gesehen hat :x
ich finde es wurde von kapitel zu Kapitel spannender weil immer mehr Probleme entstanden ich hätte auch nicht gedacht das Uru und Ruki sich mal streiten hat mich auch schockiert wie Ruki so abweisend zu Uru sein konnte auch wenn Uru ein bisschen Schuld dran hat
hätte auch nicht gedacht dass Shin und Uru sich anfreunden oder Kyo und Ruki zusammen kommen haha ich finde deine Pairings auch ein bisschen ... ungewöhnlich aber nach ner Zeit hab ich angefangen die zu mögen ^o^ njo ~ schon etwas doof was Dai da macht also mit Toto zusammen sein und so nur um Uru zu vergessen :x und dass der sich so leicht beeinflussen lässt
wenn ich Uru wäre würd ich auch nicht mit irgend einem Typen desen Job es ist mit anderen auf Veranstaltungen zu gehen wenn sie keinen haben da hingehen ich meine bei ihm kommt das noch um so schlimmer rüber wegen seinem früherem Ruf ich hoffe mal dass da nix so schlimmes passiert

freue mich schon total aufs nächste Kapitel schreib bitte schnell weiter :>

Aki ~


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