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Pirates of the Caribbean

True Love
von

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Tortuga - Ein unwiederstehliches Angebot

So, heute ist der 23. Mai 2007 und jetzt bin ich dazu gezwungen, das hier zu schreiben:

Die Story beginnt nach dem 2ten Film. Ich halte mich weder an den dritten Teil noch an irgendetwas anderes. Es kann sein, dass Teile aus dem 3ten Film verwendet werden, doch ich werde ihn nicht komplett verwenden. Die Figuren gehören ausschließlich den Erfindern (wobei ich darauf ziemlich neidisch bin) und die erfundenen Charas mir *g*. Übereinstimmungen mit realen Schauplätzen und Personen ist nicht beabsichtigt.

Viel Spaß beim Lesen und beim gucken von Teil 3

LG Blackangle
 

Der Schweiß, der sich während der harten Arbeit, so nahe am Feuer, auf ihrem Nacken gebildet hatte, bahnte sich nun den Weg ihren Hals hinab und verklebte das rückenlange schwarze Haar. Es war die körperlich anstrengendste Arbeit, die sie sich hatte aussuchen müssen. Nach dem Tod ihrer Mutter war sie aus England verschwunden, ohne auch nur einen Brief oder ähnliches zu hinterlassen, hatte sich auf die Suche nach ihrem Vater gemacht, doch bis zum heutigen Tag war sie noch nicht fündig geworden. So arbeitete sie nun auf Tortuga in einer Waffenschmiede, als Meister, denn diesen Titel hatte sie trotz ihrer jungen Jahre bereits erworben. Ihrem einstigen Lehrer hatte die junge Frau es zu verdanken, denn er hatte sich nichts daraus gemacht, dass sie eigentlich, im genauen Grunde genommen, ein Mädchen war. So arbeitete Elyse McLaughlin nun schon seit fünf Jahren hier. Sie feuerte gerade den Ofen an, um ihren eigenen Degen fertig zu schmieden, als der Sohn ihres Arbeitgebers die Schmiede betrat, doch er war nicht allein. Ihm folgte eine Gestalt, welche völlig in einem Mantel gehüllt war. Elyse schenkte ihnen keine sonderliche Beachtung, denn es war nicht unüblich, dass der Sohn des Chefs abends noch Besuch bekam. Sie führte gerade den ersten Schlag auf das heiße Eisen aus, als ihr Name gerufen wurde. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah, dass Matthew mit dem Kopf auf die Person hinter sich nickte. Es war ihr Besuch? Elyse deutete dem Mann an, zu ihr zu kommen, was er dann auch tat. Matthew war groß und durch seine harte Arbeit sehr muskulös. Obwohl er viel früher mit der Arbeit aufgehört hatte, als sie, klebten ihm die kurzen schwarzen Haare noch immer in der Stirn und seine grauen Augen funkelten geheimnisvoll ... wie immer.

“Wer ist das?” fragte sie Matthew leise, während sie zu einem weiteren Schlag ausholte.

“Er hat sich nicht vorgestellt, nur dass er dich sprechen muss ... geht anscheinend um deine Familie ... hör ihn wenigstens an.”

“Meine Familie ist tot ...”

“Elyse ... Hör ihn an ... es scheint wichtig zu sein.”

“Gut, aber dann lass uns bitte allein.”

Matthew nickte und verschwand, Elyse und den Fremden allein lassend. Der Fremde kam nun leichten Schrittes auf die junge Frau zu. In seiner Hand hielt er einen Brief mit dem Siegel des Königs. Darum ging es also ... ihr Erbe. Elyse legte den Degen zurück in die Glut und wischte sich ihre Hände an einem Tuch ab, bevor sie sich dem Fremden zuwandte. Ihr Anblick musste ihn wirklich entsetzen, denn er sog scharf die Luft ein, als sein Blick auf ihre Arme fiel. Sie waren teilweise durch die heiße Luft verbrannt und viele Narben zierten sie. Doch Elyse störte das nicht. Es hatte sie nie wirklich gestört, so war sie eben. Der Fremde zog seine Kapuze ab und zum Vorschein kam das Gesicht von Lord Cutler Beckett.

“Was kann ich für Euch tun Lord Beckett?”

“Ihr kennt meinen Namen? Ich bin erstaunt Miss McLaughlin, obwohl Ihr mich all die Jahre nicht mehr gesehen habt, wisst Ihr von meiner Stellung? Ich bin sichtlich beeindruckt.”

“Nun Lord Beckett, Ihr seid sicher nicht gekommen um mit mir über alte Zeiten zu plaudern? Was wollt Ihr?” Elyses Stimme war alles andere als freundlich.

“Euch Euer Erbe zukommen lassen. Ihr seid nach dem Tod Eurer Mutter so schnell verschwunden, das man Euch die Ländereien und den Titel der Countess nicht mehr übergeben konnte.”

“Denkt Ihr wirklich, ich wäre an all diesen nutzlosen Dingen interessiert Lord Beckett?”

“Wenn nicht am Barvermögen Eurer werten Mutter, dann doch wenigstens am Titel nicht wahr? Es ist alles hier in diesem Dokument verzeichnet. Es fehlt nur noch eine Unterschrift ... die Eure.”

Elyse konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Ja, ihre Unterschrift fehlte, doch zu welchem Preis? Beckett war nur auf seinen eigenen Vorteil aus, das wusste jeder, der bereits einmal in den Gewässern der East India Trading Company gesegelt war. Und selbst ihre Mutter hatte ihr damals genug von Beckett erzählt, somit wusste sie sehr wohl Bescheid darüber, auf was sie sich einlassen müsste. Doch war dieser Preis es wert? Beckett war nicht ohne Grund bis nach Tortuga gesegelt, nur um ihr Titel und Ländereien ihrer Mutter zu übergeben.

“Was soll ich dafür tun MyLord? Dafür, dass ich meinen Anspruch erheben kann, mein Erbe antreten? Soll ich meine Seele an den Teufel verkaufen, an Euch?”

“Für wen haltet Ihr mich Miss McLaughlin? Ich bin kein Monster, das jemanden sein Erbe verwehren würde. Es hat viel zu lange gedauert Euch zu finden, als das ich mir diese Chance wieder entgehen lasse und ihr morgen wieder verschwunden seit.”

“Und für wie dumm haltet Ihr mich Lord? Ich bin in einer Welt von Männer groß geworden, ich weiß wie man Intrigen spinnt.”

“Hnhnhn ... Ihr habt mich durchschaut wie es scheint. Nun gut, was ich von Euch dafür erwarte, ist simpel ... begleitet mich ans Ende der Welt. Denn dort werdet Ihr das finden, was Ihr am meisten begehrt. Ich kann jemanden mit Eurem Mut und Eurem Sinn fürs Wesentliche gebrauchen.”

“Ans Ende der Welt? Was gedenkt Ihr dort zu tun? ... Ich hab einiges von Euren Expeditionen gehört, von denen nur Einer je zurückgekommen ist. Ihr wollt nur eines, Davy Jones töten und Euch so die Macht über die See sichern. Meinen Respekt für ein solch wahnsinniges Unterfangen. Zugern wäre ich dabei, an Eurer Seite, um Euer scheitern zu sehen ... doch muss ich leider ablehnen MyLord. Kein Titel dieser Welt ist mir das Wert.”

“Vielleicht kein Titel dieser Welt ... Euer Vater hingegen wäre es Euch sicher wert, nicht wahr?”

“Mein Vater ist tot ... und nun verschwindet Beckett, bevor ich noch auf die Idee komme, meinen neuen Degen an Euch auszuprobieren.”

Die grünen Augen der jungen Frau blitzten gefährlich auf und Lord Beckett wusste, dass es besser wäre, sie jetzt in Ruhe zu lassen. Nun gut, er würde sein Vorhaben auch so durchbringen, ohne ihre Hilfe. Lord Beckett verneigte sich nocheinmal und verschwand schnell aus der Schmiede. Elyse musste den Kopf schütteln, selbst nach all den Jahren schien Beckett nicht vergessen zu haben, wie er Davy Jones verletzen konnte. Nie ... nie würde sie dem besten Freund ihrer Mutter etwas zu Leide tun. Es wäre das letzte was die junge Frau wollte. Sie nahm den Degen wieder aus dem Feuer und brachte ihn mit gezielten Schlägen in Form.
 

Es war bereits weit nach Mitternacht, als sie fertig war. Die Klinge war geglättet und geschärft, endlich bereit zu einem Kampf. Vorsichtig schob Elyse das Schwert in die Scheide die sie einst von einer guten Freundin ihrer Mutter bekommen hatte. Tia Dalma hatte sie oft in London besucht und ihrer Mutter von den Aufenthaltsorten ihres Vaters erzählt, doch nie vermochte sie ihn dazu zu überreden, wieder nach Hause zu kehren. Leise schlich die junge Frau in ihr Zimmer, wo sie Matthew schlafend in ihrem Bett fand. Sie kroch zu ihm und rüttelte ihn sanft an der Schulter. Mit einem grummeln erwachte der Schwarzhaarige und sah sie müde aus den dunklen Augen an.

“Was is´?” nuschelte er.

“Komm schon, deine Eltern sind endlich im Bett, wir können Tortugas Bar noch ein wenig unsicher machen!”

“Du spinnst ...”

Doch als Matthew in Elyse Augen blickte wusste er, dass es ihr Ernst war. Also schob er die Decke weg, zog sich seine Stiefel an und folgte der jungen Frau leise nach draußen, auf die Straße. Schnell machten sie sich auf den Weg in die einzige Bar, die noch geöffnet hatte. Die beiden ließen sich an einem Tisch nieder und bestellten erst einmal etwas zu trinken. Elyse nahm den ersten Schluck aus ihrem Becher, als ihr Blick auf einen Mann fiel, den sie hier noch nie gesehen hatte. Er unterhielt sich mit dem Wirt, der nun auf ihren Tisch deutete und als sich der Fremde umdrehte verschluckte sich Elyse an ihrem Rum. Er hatte die gleichen Augen wie sie. Das gleiche grün ... die gleiche Sehnsucht. Der Fremde begann nun, sich den Weg durch die Menge zu bahnen, direkt auf ihren Tisch zu. Matthew klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter, doch Elyse hatte sich so heftig verschluckt, dass ihr nun aus Luftmangel die Tränen kamen. Einige der Lokalgäste drehten sich nach den Beiden um und einer von ihnen, Michael Cooks, begann zu höhnen

“Hast wohl zu hastig getrunken Schätzchen, was? Und du Matthew solltest besser auf deine Gespielin achten und sie nicht trinken lassen, was zu stark für so manches Weib ist!”

Einige der Gäste johlten und lachten, doch Elyse holte bereits zum Gegenschlag aus.

“Du bist doch nur eifersüchtig Michael!” brachte sie mit rauer Stimme hervor. “Du bist doch nur eifersüchtig, dass Matthew das Bett lieber mit mir teilt als mit dir!”

“Das nimmst du sofort zurück du Miststück!”

“Wieso sollte sie die Wahrheit leugnen Michael, sie hat doch schließlich recht” plichtete Matthew ihr bei.

Der Rotschopf kochte nun innerlich vor Wut. Wie konnten diese beiden es wagen, ihn vor ganz Tortuga so bloß zu stellen? Ihm war klar, dass viele hier wussten, dass er hinter dem Schmiedsohn her war, doch es brauchte nun wirklich nicht jeder wissen.

“Nehmt es zurück, alle beide!”

“Nein” war die schlichte Antwort von Elyse.

Es tat Michael jetzt schon leid, dass er sie beide in einem Duell töten musste. Also zog er seinen Degen und hielt ihn Matthew unter die Nase. Der Schwarzhaarige hatte wirklich nicht daran gedacht, seine Waffe mitzunehmen, doch er hatte Glück, denn Elyse´ baumelte noch immer an ihrer Seite und so hielt sie Michael nun die ihrige unter die Nase.

“Lass ihn in Ruhe Michael ... er hat dich schon einmal abgewießen.” Elyse Stimme war kalt.

Michael nahm den Degen von Matthews Kehle und blickte in die grünen Augen der jungen Frau. Sie war allein, Matthew konnte ihr nicht helfen und im Augenwinkel bemerkte er, wie sich seine Freunde um ihn versammelten. Der Sohn des Schmieds hatte sich bereits aus dem Schussfeld gebracht und stand nun hinter Elyse, von welcher er wusste, dass sie es mit Michael und seinen ganzen Freunden allein aufnehmen würde und das beunruhigte ihn doch sehr. Es war niemand hier, der ihr helfen würde ... verflucht!

“Du willst es also allein mit mir aufnehmen Missy?”

“Ich würde es mit der gesamten Royal Navy aufnehmen!”

“Große Sprüche für die Tochter eines Verräters!”

“Große Klappe für einen Stricher!”

Ein Raunen ging durch das Lokal und entsetzt blickte Matthew auf Elyse. Jeder wusste, dass Michael für Geld alles tun würde, doch ihn in der Öffentlichkeit so bloß zu stellen war reiner Selbstmord und das wusste sogar seine beste Freundin. Hilfesuchend sah er sich nach einem Degen um, doch fand er keinen in seiner Reichweite. Überhaupt war es bereits zu spät, denn der Rothaarige warf sich brüllend vor Wut auf die junge Frau, die seine Hiebe geschickt parierte. Sie tauchte unter Michaels Arm hindurch und sah sich plötzlich vier seiner Kumpels gegenüber, deren Hieben und Tritten sie ebenso geschickt auswich, wie den plötzlich fliegenden Krügen. Sie hatte es geschafft eine ordentliche Prügelei anzuzetteln und es machte ihr sichtlich Spaß, wie auch der Fremde feststellen musste, der die junge Frau nun eine Weile beobachtet hatte. Ebenso hielt sie sich locker gegen ihre Gegner. Sie musste einfach seine Tochter sein, also stürzte sich der Fremde mit in die Prügelei. Er brachte fünf Männer zu Fall, ehe er die junge Frau und deren Freund am Arm packte und nach draußen zog, wobei Elyse großen Protest leistete. Als der Fremde sie wieder losließ, drehte sie sich wütend, um ihm ihre Meinung zu sagen, vergaß jedoch die Worte, als sie in seine Augen blickte. Doch noch mehr Aufmerksamkeit erregte das plötzliche Auftauchen einer Frau vor dem Lokal.

“Tia Dalma!”

Mit einer Geschmeidigkeit, die er noch nie gesehen hatte, drehte sich die Frau zu ihnen um und in ihren Augen leuchtete wahre Freude auf, als sie das Mädchen sah. Schnell eilte sie, mit federleichten Schritten auf die drei zu, schloss zuerst die Schwarzhaarige in ihre Arme, ehe sie sich ihren beiden Begleitern zuwandte. Matthew bedachte sie mit einem freundlichen Lächeln, doch beim Anblick des Fremden tauchte plötzlich Verständnis in ihren Augen auf. Er war also doch zurückgekommen.

“Tia Dalma, was machst du hier? Was treibt dich nach Tortuga?”

“Du meine Liebe, doch ich hatte beabsichtigt, auch noch jemand anderen zu finden ... und wie ich sehe wurde ich nicht enttäuscht, nicht wahr ... Commodore?”

Erstaunt blickte Elyse nun zu dem Fremden auf. Commodore Norrington, der Stolz der britischen Royal Navy, und ehemalige Ehemann von Countess Claudia McLaughlin, ihr Vater. Was machte er hier?

“Elyse ... wir brauchen deine Hilfe!”

“Was? ... Wer ist wir und wofür?”

“Das möchte ich dir nicht hier erklären, Liebes. Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?”

“In meinem zu Hause, bei Mr. Caine.”

“Gut, gut ... Commodore, begleiten Sie uns doch, es geht schließlich auch um Ihren Schatz!”

Der Commodore nickte leicht und alle folgten nun der jungen Frau, einschließlich Matthew, der auch nur noch nach Hause wollte.
 

Es dauerte nicht lange und sie betraten alle gemeinsam die kleine Schmiede durch die Werkstatt, wo noch immer ein Feuer im Ofen brannte. Mr. Caine hatte angeordert, dass es nie ausgehen durfte und da es heute Nacht an Elyse war, es am brennen zu halten, konnten sie sich ungestört unterhalten. Matthew ließ sich auf einem nahen Ambos sinken, während Elyse noch einmal die Glut anschürte und etwas Kohle nachlegte. Tia Dalma und der Commodore blieben jedoch unbewegt nahe der Tür stehen. Die Dunkelhäutige warf dem ehemaligen Befehlshaber einen vernichtenden Blick zu, ehe sie sich wieder an seine Tochter wandte.

“Elyse hör zu, es geht um Jack Sparrow. Er ließ sein Leben ihm Kampf gegen Davy Jones, doch wir brauchen ihn, um einen noch größeren Feind zu bezwingen!”

“Welcher Feind könnte größer sein, als Davy Jones?” meldete sich nun endlich Norrington zu Wort.

“Ein Feind, der auch Euch dazu veranlasst hat, hierher zu kommen Commodore ... Lord Cutler Beckett. Er versucht die Macht über die See zu erlangen und nur Jack ist in der Lage ihn zu stoppen bzw. wir sind nur dazu in der Lage wenn er uns führt.”

“Das also meinte Beckett, als er sagte, er würde ans Ende der Welt segeln! Er will Jack für immer töten!”

“Er .. er war hier?”

“Ja, er bat mich, ihn zu begleiten, doch ich lehnte ab. Für nichts in der Welt würde ich einen Verräter der britischen Krone unterstützen.”

“Aber auch ich bin ein Verräter” murmelte Norrington nun leise. “Ich habe vielleicht nicht die Krone Englands verraten, doch meine Frau und meine Tochter und für was? Um bei einem Mann sein zu können, den ich von ganzem Herzen geliebt habe. Auch ihn verriet ich ...”

Norrington ließ sich mutlos auf einer nahen Bank nieder. Tia Dalma blickte ihn mitleidig an, doch sie wusste, sie musste ihn jetzt durch die Hölle jagen, wenn er die Wahre überleben wollte. Elyse sollte ihm, noch eine Weile wenigstens, die kalte Schulter zeigen.

“Ja, ihr brachtet Cuttler Becket das Herz von Davy Jones, doch er war nicht in der Lage in zu töten und ihr habt Jack verraten! Sagt, wieviel war Euch sein Tod wert Commodore?”

“Nein, das solltest du nicht ihn fragen ... stell diese Frage einem anderen. Frag Beckett selbst. Der Commodore tat, was er für richtig hielt. Nichts ist falsch daran, seine Ansichten zu vertreten. Was ich gehört habe, hier auf Tortuga, hat Jack es ihm nicht unbedingt leicht gemacht und auch Davy Jones ist nicht ganz unschuldig an seinem Tod, wenn man den Gerüchten trauen darf, die hier so in Umlauf sind. Sein Kraken soll Jack verschlungen haben und du willst ihn jetzt mit Hilfe von Barbossa und mir zurückholen nicht war ...Tia Dalma, denn nur wir wissen den Weg ans Ende der Welt und zurück.”

Die Schwarze nickte nur leicht. Es hatte lange gedauert, bis sie den Aufenthaltsort der jungen Countess gefunden hatte, doch es hatte sich gelohnt und es schien zu stimmen, was ihr die Knochen verraten hatten. Sie war selbst gestorben und zurückgekehrt, da ihre Aufgabe noch nicht erfüllt gewesen war. Bei der Überfahrt von London nach Port Royal war ihr Schiff gekenntert und untergegangen. Niemand hatte überlebt ... erst Wochen später war der leblose Körper eines Mädchens an den Strand von Tortuga gespült worden und der gutmütige Schmied der Stadt hatte sie bei sich aufgenommen und sie erzogen so gut es gegangen war.

“Wann habt ihr vor aufzubrechen?” fragte Elyse die dunkelhäutige Frau.

“Wenn es dir beliebt, sofort ... doch ich muss dich warnen, es wird eine schwierige Aufgabe und du könntest sterben.”

Ein grausames Lächeln zierte die Lippen der jungen Frau und sie hielt Tia Dalma die Hand hin, um ihren Handel zu besiegeln.

“Was springt für mich dabei raus?”

“Reicht dir die Genugtuung und die Rache für das Leben deiner Mutter?”

Dann war es also beschlossene Sache. Doch gesellten sich noch zwei weitere Hände zu denen der beiden Frauen. Erstaunt blickte Tia Dalma auf die Männer, zu Erst zu Matthew

“Ich werde meine beste Freundin nicht allein lassen, vielleicht werde ich sterben, vielleicht finde ich aber auch jemanden, für den es sich wirklich lohnt zu leben.”

Dann zu Commodore Norrington

“Ich habe meine Tochter schon einmal im Stich gelassen und meine Frau verraten. Nicht noch einmal möchte ich sie vermissen und ich werde dem Mörder Claudias selbst das Herz aus der Brust reißen und für ... Jack.”

“So ist es also besiegelt. Wir treffen uns im Morgengrauen im Hafen. Ein kleines Schiff wird auf euch warten, dass euch zur Black Pearl bringen wird.”

Tia Dalma verschwand nun leise, auch Matthew machte sich auf den Weg zu seinen Eltern, um ihnen eine Nachricht zu hinterlassen. So waren Norrington und seine Tochter nun allein. Elyse machte sich wieder am Feuer zu schaffen und der Commodore beobachtete sie neugierig. Die flinken und sicheren Bewegungen seiner Tochter machten ihn staunend. Sie musste wirklich viel geopfert haben, um hier ein Leben aufbauen zu können, vor allem ihren Lebensstandard und ihr sicheres zu Hause in London.

“Wieso?” fragte der Commodore plötzlich. “Wieso hast du England verlassen Elyse?”

Die Grünäugige schwieg einen kleinen Moment, bevor sie leise antwortete

“Vielleicht aus dem gleichen Grund wie Ihr Commodore? Ich hatte nichts mehr, dass mich dort hielt. Mein Vater hatte mich im Stich gelassen und meine Mutter war ermordet worden, warum also mit Fünfzehn noch in London verweilen, dass mir nichts zu bieten hatte?”

“Nur ein Wort von dir oder deiner Mutter und ich wäre zurückgekommen.”

“Sie wollte, dass Ihr es selbst merkt und wie es scheint, kam Euch die Erleuchtung, nach vielen Jahren. Aber sagt mir Commodore, was hat Euch wirklich dazu veranlasst, London zu verlassen. Sicher nicht die Stellung in Port Royal, Ihr hättet ein angesehener Lord werden können ...”

“Deine Mutter hat es dir nicht erzählt? Nun, dass wundert mich ... der Mann für den ich euch beide verlassen habe, war niemand geringerer als Captain Jack Sparrow. Ich kannte ihn, seit ich ein kleiner Junge war. Wir haben in etwa das gleiche Alter, nur wir wuchsen in verschiedenen Verhältnissen auf. Ich wohl behütet von meinen Eltern und er auf der Straße. Zusammen wurden wir größer und mit Sechzehn raubte er mir in einer abgelgenen Scheune unseres Anwehsens meine Unschuld. Doch wir wurden getrennt, ich nahm die Ausbildung beim Militär in Kauf, Jack verschwand auf die See. Als ich dann erfuhr, er triebe in der Karibik sein Unwesen, als Captain Jack Sparrow, wollte ich ihn wiedersehen und vergaß dabei meine Familie...”

“Habt Ihr ihn geliebt?”

“Es wäre gelogen wenn ich es leugnen würde. Ja, ich liebe Jack Sparrow noch heute.”

“Ihr müsst Euch nicht vor mir Rechtfertigen Commodore, denn in Euren Augen tatet Ihr das richtige. Ich verurteile Euch deswegen nicht ... Ihr liebt ihn. Ich würde für einen geliebten Menschen sicherlich das gleiche tun.”

“Elyse ... du ... es tut mir so Leid.”

“Nun seid Ihr ja hier, Vater.”

Elyse löste sich vom Ofen, ging auf den Commodore zu, lächelte schüchtern in sein Gesicht und schloss ihn endlich in die Arme. All die Jahre hatte sie davon geträumt, ihren Vater endlich in die Arme schließen zu können und ihm ging es sicher ähnlich, obwohl er nur zögernd die Umarmung erwiederte. Die Schwarzhaarige genoss die Wärme, die der Körper ihres Vaters ausstrahlte und jetzt war sie sich sicher, dass sie ihn nie wieder hergeben würde. Ein leises Räuspern ließ die beiden auseinanderfahren. Matthew und sein Vater waren nun in der Werkstatt und Mr. Caine trat auf seine Schülerin zu. Er war ein großgewachsener Mann und kräftig von Statur. Elyse hatte gelernt, ihm zu vertrauen und ihn manche Entscheidungen für sie zu treffen. Er hatte sie wie eine Tochter aufgenommen und ihr so viel geschenkt. Elyse war es ihm einfach schuldig, sich zu verabschieden.

“Du willst uns also verlassen Elyse?” fragte er mit tiefer, aber trotzdem sanfter Stimme.

“Es tut mir Leid, aber ich kann nicht anders. Ich muss meinen Freunden einfach helfen. Es tut mir Leid Mr. Caine.”

“Du brauchst dich nicht entschuldigen Elyse. Du hast mir sehr geholfen in den letzten Jahren und es ist dein Recht zu gehen. Nur wünsche ich, dass du deine guten Erinnerungen mitnimmst und deinen Degen behältst, den du als letztes geschmiedet hast...”

“Aber... er war doch ein Auftrag von Commodore Louis! Ich kann ihn nicht so einfach mitnehmen. Ihr werdet Ärger bekommen, wenn er nicht pünktlich zum Fest in Port Royal ist!”

“Keine Sorge. Ich habe auch einen geschmiedet ... nicht weil ich dir nicht vertraue Elyse, sondern weil ich es kommen sah, dass du uns eines Tages verlassen würdest. Bitte nimm den Degen als ein Geschenk von mir mit. Und Matthew will dich unbedingt begleiten. Pass auf ihn auf und bring ihn gesund wieder zurück. Versprich mir das Elyse.”

“Das werde ich Sir.”

Der alte Schmied reichte ihr seine schwielenübersähte Hand und die junge Frau drückte sie freundlich. Er war fast wie ein Vater für sie gewesen, doch eben nur fast. Mit einem letzten, kleinen Blick in die sanften Augen von Mr. Caine verabschiedete sich Elyse nun und trat wenige Augenblicke später vor die Tür der Schmiede, gefolgt von Commodore Norrington und Matthew.

Die Curse

So, dass zweite Kapitel und ich würde mich über ein paar Reviews freuen. Hoffe, ihr mögt die Story.
 

Kurz vor dem Morgengrauen erreichten die Drei den Hafen von Tortuga. Es war noch still auf den Docks, sodass sie unerkannt zu einem kleinen Boot schleichen konnten, dass am Ende eines Kais lag. In ihm saß ein hagerer Mann mit einem Glasauge. Nicht gerade freundlich begrüßte er die Fremden, wobei sich beim Anblick von Mr. Norrington sein Gesicht noch verfinsterte. Nachdem sie alle Platz genommen hatten, ruderte der Fremde los, in Richtung offenes Meer. Der Mond und die Sterne waren von Wolken verhangen, sodass ihnen der Blick auf das neue Schiff der Crew lange verwehrt blieb. Es war ein Schiff der Handelsmarine und Elyse dachte, dass es wahrlich eine gute Tarnung war, in einem solchen Aufzug zu reisen. Dem Commodore missfiel dieser Anblick jedoch sehr, aber was hatte er erwartet? Er reiste schließlich mit Piraten, die ihn, als er das Deck betrat auch nicht gerade freundlich empfingen. Zu ihnen trat nun ein alter Bekannter seinerseits. Captain Barbossa, Meuterer und einstiger Freund von Jack. Mit einem Grinsen auf den Lippen begrüßte er die Neuankömmlinge, besonders die junge Frau fiel ihm ins Auge. Eine Augenweide und sie wäre sicher in der Lage, die Verhandlungen führen zu können, schon allein ihr Auftreten hatte etwas autoritäres, ähnlich wie beim Commodore.

“Willkommen auf der Curse!” begrüßte sie Barbossa. “Es ist mir und der Crew eine Ehre, euch an Bord zu haben ... allen vorran natürlich die kleine Miss McLaughlin. Willkommen an Bord ... Captain.”

Er lächelte verschlagen, als er Elyse Reaktion beobachtete. Ihr Körper versteifte sich augenblicklich und ihre grünen Augen funkelten gefährlich. Er wusste, sie hatte Schiffe befehligt, als sie vom Ende der Welt zu entkommen versucht hatte und wie er, kannte sie den Kurs. Er hatte nur eingewilligt, sie zu führen, wenn diese “Legende” ihr Schiff lenken würde.

“Ihr wollt das ich dieses Schiff lenke Barbossa? Was führte euch zu dieser törichten Entscheidung?”

Auch Elyse konnte dieses Spiel spielen. Es war ihr nicht gänzlich unbekannt. Wer als erster aufgeben würde, wäre hier sicher fehl an Bord.

“Töricht? Oh keineswegs ... Ihr und ich waren beide schoneinmal an diesem Ort und wir brauchen einen strengen und starken Captain. Eure Geschichten sind überall bekannt und die anderen Lords wollen nur mit Euch verhandeln ...”

“Geschichten? Ihr habt wohl bereits ganze Arbeit geleistet ... aber ist Jack der einzige Grund warum Ihr mich als Captain wollt?”

Nun sprach zum ersten Mal ein fremder, junger Mann zu Elyse, der ihr zuvor nicht aufgefallen war.

“Es ist nicht nur Jack. Einer der Lords hat meine Verlobte entführt und ich möchte sie befreien.”

“Eine Frau? Sagt mir welcher Lord?”

Ein leises Murmeln ging duch die Mannschaft. Es schien als ob ihr niemand eine Antwort geben wollte oder konnte.

“Seid Ihr nun unser Captain oder nicht?” verlangte einer der Piraten zu wissen.

Elyse überlegte kurz, warf einen Blick auf ihren Vater, der sie unverwandt ansah. Sie wusste, dass er ihre Entscheidung fürchtete, doch sie musste handeln, egal zu welchen Konsequenzen.

“Aye!”

“Dann hast du eine Antwort verdient meine Liebe. Es ist Sao Feng, der die geliebte Elisabeth entführt hat und nicht mehr freigeben will.”

“Sao Feng, der Schrecken des östlichen Meeres, Singapurs Fluch? Nun ... ich frage meine Crew ... Was ist Euch wichtiger: Die Rettung von Jack Sparrow oder Elisabeth, die Verlobte dieses Mannes hier.”

“Wir brauchen beide. Sao Feng will Jack sehen, also bin ich dafür, dass wir ihn zuerst holen!”

“Aber er wird Elisabeth töten!”

“Nein, Sao Feng sieht etwas in ihr, dass er brauchen könnte. Er wird sie am Leben lassen ... Captain, ich möchte Euch in Eurer Kabine sprechen!”

Barbossa deutete auf eine nahegelegene Tür. Sie deutete ihrem Vater und Matthew hier zu warten, während sie sich mit dem Piraten unterhielt. Die junge Frau traute Barbossa noch nicht über den Weg, war es wirklich Nächstenliebe oder einfach nur Selbstsucht, die ihn anspornte? Der ehemalige Captain der Black Pearl führte sie in eine helle und edel ausgekleidete Kammer, die wohl für den Führer dieses Schiffes gedacht worden war. Barbossa nahm auf einem Stuhl platz, während Elyse abschätzend neben der Tür stehen blieb.

“Was wollt Ihr nun von mir Barbossa?”

“Nun ... Captain, ich denke, Ihr solltet Eure Crew besetzen. Ihr braucht fähige Männer, die Euch unterstehen, die fähig sind Befehle auszuführen.”

“Und da habt Ihr natürlich als erstes an Euch gedacht nicht wahr? Ich bin einverstanden damit, dass ihr die Stelle des Navigators einnehmt Barbossa. Wer war bis jetzt Euer Steuermann?”

“Mr. Cotton, Mr. Gibbs, der erste Maht und der Rest der Mannschaft, nun ja, er erfüllte seinen Zweck ...”

“Teilt ihnen mit, dass alles so bleibt, wie es war und schickt mir den Commodore.”

Der alte Pirat erhob sich und wollte schon den Raum verlassen, als Elyse ihn nocheinmal aufhielt.

“Wer ist der junge Mann, der so für das wohl von dieser Elisabeth kämpft?”

“Er ist ihr Verlobter, sein Name ist William Turner ...”

“Der Sohn von Stiefelriemen Bill ... das könnte Probleme bereiten. Barbossa wie verhält sich Davy Jones in letzter Zeit?”

“Nun, ich denke er untersteht seit einer gewissen Zeit demjenigen, der im Besitz seines Herzens ist, somit wohl Lord Beckett.”

“Er ist ein Gefangener ...”

“So wie wir alle.”

“Nun geht und sagt es der Mannschaft.”

Barbossa verneigte sich und Elyse war allein. Das erste Mal seit Stunden und sie genoss es. Die Ruhe, die Stille und kein Lärm. Sie lauschte einfach nur ihrem Herzschlag, bevor sie zu den Fenstern am Ende der Kajüte ging und diese öffnete. Die frische Seeluft wehte ihr um die Nase und sie sog sie gierig in sich auf. Lange war es her, dass sie diesen gerochen hatte und erst jetzt wurde ihr klar wie sehr sie ihn vermisst hatte. Wie sehr sie es vermisst hatte auf See zu sein. Seelig lehnte sie sich an den Rahmen des Fensters und blickte auf Tortuga, von welchem sie sich nun entfernten. Noch nie war es ihr so schön vorgekommen, die aufgehende Sonne leuchtete auf den Hafen und es gab ihm einen gewissen Touch, der Elyse wissen ließ, dass sie ihn nie wieder sehen würde. Ein leises Klopfen an der Tür und sie hob ihren Kopf. Der Commodore betrat den Raum und sah zu seiner Tochter, die im Fenster stand und auf das Meer blickte. Ihre gemeinsame Liebe.

“Bitte nimm Platz.”

Elyse deutete auf einen nahen Stuhl. Dankend nahm der Commodore die Einladung an. Schweigend waren sie nun im gleichen Raum. Es war Elyse sehr unangenehm, über was sie nun mit ihrem Vater sprechen wollte, doch sie musste mehr erfahren. Mehr über ihn, über sein Leben, über sich. Zögernd nahm die junge Frau jetzt ihm gegenüber am Boden platz, James nicht aus den Augen lassend. Wie ein Raubvogel, der sich an seine Beute ranpirschte.

“Du wolltest mich also sprechen Elyse?”

“Ich will noch mehr von dir erfahren! Das was du mir in der Schmiede erzählt hast, ist nur ein kleiner Teil deines Lebens, doch ich will alles von dir wissen!”

“Alles?”

“Woher du stammst, was du getan hast als du jung warst, wie du nach Port Royal kamst, wie ...”

“Was?”

“Wie Jack ist und wie Mutter war, als du sie kennengelernt hast.”

“Das sind viele Dinge die du von mir zu wissen verlangst. Es wird Zeit brauchen, sie dir alle zu erzählen.”

“Wir haben Zeit ... jede Menge sogar.”

“Du willst also alles von mir wissen? Nun dann werde ich wohl beginnen.”

Und so begann der Commodore zu erzählen.

“Ich wurde als Sohn von Paul Norrington und Juliette Benning geboren, am 13. Juni vor fast zweiundvierzig Jahren. Mein Vater war ein strenger Mann und ich bezog nicht selten Prügel, doch er bot mir eine gerechte Erziehung und er liebte mich, eben konnte er es nicht offen zeigen. Er war Berater bei seiner Majestät, ein guter Beruf, doch er verlangte von ihm sehr viel Zeit. So verbrachte ich die meiste Zeit bei meiner Mutter. Du hättest sie wahrlich gemocht. Eine liebevolle, großzügige Frau mit feuerrotem Haar und den schönsten Augen, die ich je gesehen hatte, so grün wie die See. Da ich das einzige Kind war, dass sie geboren hatte, war ich ihre Liebe und sie erlaubte mir alles, was ich zu tun verlangte, ganz zum Missfallen meines Vaters. Unser Haus lag in der Nähe der Themse und ich versuchte jeden Tag an den Hafen zu gelangen, denn ich liebte schon damals die See. Als ich zehn Jahre alt war, starb mein Vater an einem schweren Fieber, sodass meine Mutter und ich von nun auf uns allein gestellt waren. Ich zog noch mehr um die Häuser und so lernte ich Jack kennen. Er lebte in einem Waisenhaus, da seine Eltern umgekommen waren. Er war stets auf Ärger aus und meine Mutter sah es nicht gern, dass ich meine Zeit mit ihm verbrachte. Wir besuchten die selbe Schule, wuchsen von nun an gemeinsam heran. Als ich sechzehn war, gestand mir Jack plötzlich seine Liebe. Es war verboten, dass sich zwei Männer liebten und ich wusste nicht wie ich mich ihm gegenüber nun verhalten sollte ... sicher, ich hegte auch Gefühle für Jack, doch ich war mir nicht bewusst, welcher Natur sie waren. Es wäre töricht von mir gewesen, ihn nicht zu lieben. Er war hübsch ... auf seine Art. Groß gewachsen, dass rabenschwarze kurze Haar, die dunklen verführerischen Augen, sein von der Arbeit durchtrainierter Körper. Oh ja, ich vergötterte ihn insgeheim. Andererseits verstand ich Jack nicht, wie er mich lieben konnte. Einen schmächtigen, brünetten Jungen, die grünen Augen meist unter seinem langen Pony versteckt. Doch es kam, wie es kommen musste. Am Abend der Sonnwende, den letzten Abend den ich im Hause meiner Eltern verbrachte, liebten wir uns im Schuppen. Da ein rauschendes Fest auf dem Anwesen herrschte, bemerkte man meine Abwesenheit nicht. Ich habe mich immer gefragt, woher Jack seinen Mut nahm, doch er gab mir nie eine Antwort. Als ich glücklich in seinen Armen einschlief, flüsterte er mir noch ins Ohr er würde mich jetzt nie wieder verlassen. Doch am nächsten Morgen erwachte ich allein in der Scheune ... Jack war einfach gegangen und dafür hasste ich ihn. Ich wollte nicht mehr zur Navy, doch ich musste gehen. Ich kam viel in der Welt umher, sah vieles, von dem ich bis damals nur gehört hatte. Als ich mit zwanzig dann nach London zurückkehrte war meine Mutter wieder verheiratet und sie hatte eine Verlobte für mich ausgesucht. Dafür habe ich sie gehasst. Mir einfach diese Entscheidung abzunehmen, doch dann wurde mir deine Mutter vorgestellt. Ich fand sie hübsch und anziehend, doch reichte sie niemals an Jack heran. Als ich sie kennenlernte war Claudia, in meinen Augen, zu dürr und die langen dunkelroten Haare passten nicht zu ihr. Wir heiratete noch im gleichen Jahr und es dauerte nicht lang, bis sie schwanger wurde. Doch war es uns nicht vergönnt ein gesundes Kind zu bekommen, sie verlor es im vierten Monat. Deine Mutter war zu Tode betrübt, doch ich versuchte sie aufzuheitern, indem ich sie mit Geschenken überhäufte, ihr meine volle Aufmerksamkeit zukommen ließ. Wir versuchten es erneut und du kamst auf die Welt. Unser Glück schien perfekt zu sein, denn ich wurde erneut befördert zum Captain eines eigenen Schiffes. Du warst gesund und hübsch, jedoch wuchst du bei deiner Mutter auf, da ich wieder viel auf Reisen war. Jedes Mal wenn ich wieder nach Hause kam, konntest du es nicht erwarten von meinen Geschichten zu hören, die Geschenke auszupacken, die ich dir aus den fernen Orten mitgebracht hatte, die ich besuchte. Nichts schien diese schöne Welt, in der wir lebten, zerstören zu können, doch dann erreichte mich die Nachricht, dass ein neuer Schrecken die Weltmeere heimsuche. Ein Pirat, der unter schwarzen Segeln reiste ... Captain Jack Sparrow, der in der Karibik sein Unwesen trieb. Von diesem Augenblick an wollte ich ihn jagen, ihn zur Rede stellen, warum er mich verlassen hatte, mich allein gelassen ... von Gouvenor Swann wurde mir die Stelle als Commodore angeboten und ohne zögern nahm ich sie an, nicht auf die Einwände deiner Mutter achtend, sie würde London nie verlassen und wenn ich wirklich weggehen würde, dürfte ich dich nie wieder sehen. Aber es war mir egal und vor deinem sechsten Geburtstag verließ ich London und hörte nichts mehr von dir oder deiner Mutter, bis zu dem Tag, andem mir die Nachricht ihres Todes überbracht wurde. Es ließ mich nicht kalt und als ich erfuhr, dass du London verlassen hattest und dich auf dem Weg nach Port Royal befandest, war ich der glücklichste Mensch dieser Welt, ich würde dich endlich nach neun Jahren wieder sehen, doch du bist nie angekommen ... irgendwann gab ich die Suche auf, im Glauben dich für immer verloren zu haben. Wie durch Zufall erfuhr ich dann von einer jungen Schmiedin, die in Tortuga arbeitete und welche unter mysteriöschen Umständen dort aufgetaucht war. So fand ich dich schließlich gestern Abend wieder.”

Elyse hatte die ganze Zeit schweigend zugehört. Dunkel erinnerte sie sich an die Zeit, in der ihr Vater noch bei ihnen in London gelebt hatte. Die süßen Kleider die er ihr geschenkt hatte und die vielen Geschichten die er zu berichten gewusst hatte. Ja, James Norrington hatte seiner Tochter vergöttert, dass wurde ihr jetzt erst bewusst. Vertraut nahm sie seine Hände und betrachtete sie eingehend. Sie waren rau, doch zeigten sie keinerlei Verletzungen. Er wusste also, wie man mit einem Degen kämpfte und die Wärme und die Liebe darin waren ihr so vertraut, dass es ihr kalt den Rücken hinablief.

“Du hast mir gefehlt ... all die Jahre. Ich konnte nicht verstehen warum mein Vater nicht mehr zu mir nach Hause kam. Hasste er mich? Hatte er mich nicht mehr lieb? Ich fand nie eine Antwort darauf und Mutter wollte sie mir nie beantworten, es war als ob es dich für sie nie gegeben hätte.”

“Sie muss mich wirklich gehasst haben. Aber jetzt weißt du, dass ich dich nicht verlassen habe weil ich dich nicht liebte oder gar hasste. Ich liebe dich Elyse, du bist meine Familie, mein Leben und ich brauche dich, wie die Luft zum atmen. Bleib bei mir!”

“Ich werde dich nie wieder verlassen! Und ich werde dir helfen, Jack wieder zu finden und dass ihr beiden für immer zusammen sein könnt!”

“Es ist nicht wichtig, was ich will, Hauptsache du bist bei mir.”

Ein lautes Klopfen an der Kajütentür, ließ die beiden auseinanderstoben. Als Matthew eintrat, atmete Elyse erleichtert auf. Sie wollte niemandem erklären, warum der Captain der Curse sich ausgerechnet mit dem Commodore von Port Royal unterhielt. Matthew deutete nur auf das Bett und lag auch schon wenige Augenblicke später darin, tief schlafend. Die Schwarzhaarige musste bei diesem Anblick lächeln. Sie konnte es schaffen tagelang ohne Schlaf auszukommen, doch Matthew brauchte einfach seinen Schlaf, jede Nacht und am besten nicht allein.

“Du musst auch etwas schlafen Elyse. Ich werde später nach dir sehen.”

Der Commodore löste seine Hände aus denen seiner Tochter, strich ihr nocheinmal sanft über die Wange, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und verließ die Kajüte. Erst jetzt fiel Elyse auf, dass er gar keine Uniform trug, sondern eine einfache braune Hose, ein weißes Hemd und darüber einen blauen Mantel. Einzig sein Degen zeugte von dem Titel, dem er einst habhaft gewesen war. Hatte er überhaupt noch sein Amt inne oder hatte er es für sie alle aufgegeben? Doch weder hatte er sie noch Tia Dalma berichtigt, wenn sie ihn mit seinem Titel angesprochen hatte. Es gab noch so viel, was sie über ihn erfahren musste, doch dafür war sie jetzt einfach zu müde und legte sich zu Matthew ins Bett, welcher sich vertraut an sie schmiegte.
 

Kleine Frage noch zum Schluss: Wärt ihr an einem Kapitel über die Scheunenszene interessiert, dann bitte eine ENS oder Review schreiben. Bis zum dritten Kapi dann.

Zwischenkapitel - Die Scheune

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Die Todesklippen

Als Elyse das erste Mal wieder aus dem Schlaf erwachte, herrschte ein heilloses Durcheinander an Bord. Sie waren an den Rand einer Sturmfront geraten, welche nun frontal auf sie treffen würde. Ihre Crew versuchte ihr bestes, die Curse sturmfest zu machen. Sie erhob sich schnell, jedoch vorsichtig aus dem Bett, um Matthew nicht zu wecken und stürmte nach draußen. Der Himmel war schwarz und Blitze zuckten durch die Wolken und erhellten die raue See. Ihre Mannschaft versuchte die Segel einzuholen, was sich bei dem bereits sehr starken Wind als schwierig gestaltete. Sie lief zum Steuer hoch und nahm es Mr. Cotton aus der Hand, welchem sie den Befehl erteilte nach dem Commodore zu suchen. Es war nicht leicht, die Curse auf ihrem Kurs zu halten und die Schwarzhaarige hatte alle Mühe damit. Die Welle, die nun von hinten über das Schiff hereinbrach, überraschte Elyse aufs Übelste und sie wäre mit Sicherheit über Bord gegangen, wenn sie nicht plötzlich einen rettenden Arm um ihre Hüfte gespürt hätte. Dieser zog sie fest an sich, als wolle er sie mit aller Gewalt retten, sie nicht vom Meer verschlingen lassen. Elyse schluckte mehr als nur einmal Wasser, bis sich die brachiale Wucht dieser Welle verflüchtigte. Keuchend saß sie nun vom Steuerrad und hustete nach Leibeskräften. Als sie merkte, dass sie vom Kurs abgewichen waren, versuchte sich Elyse aufzurichten, doch sie wurde von einer starken und rauen Hand wieder auf den Boden gezerrt. Nun endlich erkannte sie ihren Retter. Es war der junge Mann, mit der entführten Verlobten gewesen. Schwer atmend sah er ihr tief in die Augen, bevor er leise zu sprechen begann

“Wir brauchen Euch noch Captain! Ihr solltet Barbossa das Ruder überlassen ...”

“Haltet Ihr mich nicht für stark genug Mr. Turner?”

“Nein ... das nicht, aber ich halte Euch für wahnsinnig genug, hier die ganze Nacht zu stehen und die Curse zu lenken!”

“Das ist die Aufgabe eines Captains!”

“Eure Aufgabe ist es Jack Sparrow zu finden und mir Elisabeth wieder zu bringen!”

“Für wen haltet Ihr Euch Turner? Ich denke eine Nacht in der Zelle wird Euch Gehorsam gegenüber Eures Captains lehren! MR. GIBBS!”

“Ja Captain?”

“Bringt Mr. Turner unter Deck! Sperrt ihn ein, bis Ihr von mir einen anderen Befehl erhaltet, nur Wasser und Brot!”

“Aye Captain!”

“Jack würde so etwas nie tun!”

“Ich bin nicht Jack, Mr. Turner. Ich muss mit Euch und dieser Crew bis ans Ende der Welt segeln.”

William stand auf und ging, getrieben von Gibbs unter Deck. Die junge Frau zog sich am Steuerrad hoch und versuchte die Curse wieder auf Kurs zu bringen, was sich allein als sehr schwierig gestaltete. Das konnte sie Turner einfach nicht durchgehen lassen! Es war beschämend, dass er sie so für seine Zwecke missbrauchte, aber taten die anderen dass nicht auch? Ihr Vater, Tia Dalma, Barbossa? Ja, auch sie taten es, doch keiner von ihnen hatte es gewagt, sie so bloßzustellen. Bei einer erneuten, aber schwächeren Flutwelle, verkrampfte sie sich regelrecht am Steuer, als sie endlich bemerkte, dass sich ihr Vater zu ihr vorkämpfte. Mit vereinten Kräften schafften sie es, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen, doch der Sturm dauerte noch länger an und es graute bereits der Morgen, als der Wind endlich nachließ, sowie der Regen aufhörte.
 

Die Crew war bis auf die Knochen durchnässt, erschöpft und zu keiner weiteren Tat mehr in der Lage. Doch als sie sahen, dass sich ihr junger Captain auch noch keine Ruhe gönnte, rafften sie all ihre Reserven zusammen und brachten die Curse wieder auf Vordermann, sodass sie wenigstens für den Vormittag über ihre Ruhe hätten. Am späten Verlauf des Morgens übergab Elyse das Steuer wieder an Mr. Cotton. Sie war mit ihren Kräften wahrlich am Ende und ging unter Deck, in die Kombüse um sich etwas Brot und einen Apfel zu holen. Beim Anblick des trockenen Stücks Backware in ihrer Hand, fiel ihr der junge Mr. Turner wieder ein und sie suchte die Zellen auf. Es war niemand zu sehen, als sie den schmalen Gang mit den sechs Verließen betrat. Die Curse war wahrlich für eine große Reise gebaut worden. In der letzten Zelle saß William und starrte aus dem Bullauge. Das Verließ war nur mit einem einfachen Schließmechanismus geschlossen. Als Elyse diesen öffnete, wandte Turner den Kopf zu ihr, sah jedoch gleich wieder zum Fenster hinaus. Hinter sich machte die junge Frau die Tür wieder zu und ließ sich zu Füßen der Pritsche nieder, auf der Turner lag. Schweigend reichte sie ihm den Apfel, welchen er nahm und still aß.

“Ihr wisst, warum ich das getan habe, nicht wahr Mr. Turner?”

“Ihr müsst Euch beweisen ... die Crew vertraut nur Jack als Captain und jetzt setzt ihr ehemaliger Anfüher statt seiner Euch an die Spitze des Schiffs... gewiss keine leichte Situation für Euch.”

“Nein, wahrlich nicht. Aber ich habe bereits auf zwei Piratenschiffen gedient Mr. Turner, es war keine schöne Zeit und ich vermisse sie sicher nicht, doch muss ich hier eben hart durchgreifen. Diese Reise ist wohlmöglich ohne Wiederkehr und das möchte ich verhindern. Jeder der auch nur den Gedanken an eine Meuterei verschwendet, soll einen Tag am Großmast hängen ohne Nahrung oder Wasser.”

“Das ist hart.”

“Aber nur so werden wir diese Reise überleben Mr. Turner.”

Elyse strich sich die langen Haare, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten, hinter die Ohren, während sie von ihrem Brot abbiss. Will wurde somit auf ihre Narben aufmerksam, die die Knöchel und Finger übersähten. Was zum Teufel hatte dieses Mädchen bereits durchgemacht?

“Ihr seid so still?”

“Es ist nur ... Eure Arme ... wer seid Ihr?”

Er war der Erste der Crew, der ihr diese Frage stellte. Alle hatten es hingenommen von einer Frau geführt zu werden, doch nur zwei an Bord kannten ihre ganze Geschichte ... nein, nur einer kannte ihre ganze Geschichte und zwei jeweils einen Teil davon.

“Wer ich bin? Das ist eine kluge Frage Mr. Turner ...”

“William, nennt mich Will.”

“Nun ... Will, ich bin Elyse Norrington. Die Tochter des Schrecken der Meere und einer edlen englischen Lady. Vom Vater verlassen, die Mutter ermordet, schiffte ich nach Port Royal über, jedoch wurde mein Reiseschiff gekarpert, ich getötet, doch ich fand den Weg zurück, an Bord eines Piratenschiffes und vor fünf Jahren wurde ich an den Strand von Tortuga gespült. Von Mr. Caine wurde ich aufgenommen, er lehrte mich das Schmieden von Waffen und so einiges über die Seefahrt. Es gibt nicht viel über mich zu sagen, außer das ich vielleicht etwas anders bin.”

“Ihr seid Norringtons Tochter? Ihr seht gar nicht so aus.”

“Wie sehe ich in Euren Augen aus?”

“Ihr könntet eher als Jack Sparrows Tochter durchgehen, als die von Commodore ... nein, dem ehemaligen Commodore James Norrington.”

“Er hat seinen Posten aufgegeben? Wann?”

“Er war mit Jack und Elisabeth auf der Such nach der Truhe von Davy Jones. Er stahl das Herz und überbrachte es Cutler Beckett, der ihm den Posten wieder anbat, doch er lehnte ihn ab ... mit welcher Begründung weiß ich nicht.”

“Was bedeutet Euch Eure Verlobte Mr. ... Will?”

“Ich liebe sie und das ist mir Grund genug, sie wieder zu befreien.”

Elyse schwieg ob dieser Worte. Er liebte sie und das allein war ihm Grund genug vielleicht sogar zu sterben. Er hatte einen Antrieb für diese Reise, doch was war es bei ihr? Der Wunsch nach Beachtung, der Drang zur Selbstzerstörung oder endlich wieder in die wunderbare Leichtigkeit nach dem Tod einzutauchen und nie wieder daraus zu erwachen? Sie konnte einfach keinen vernünftigen Grund finden, wieso ihr bisheriges Leben aufgegeben hatte und jetzt ihren Freunden folgte. Will reichte Elyse einen Becher, indem sich Wasser befand. Vorsichtig trank sie einen Schluck. Schweigend saßen die beiden nun wieder in der Zelle und beobachteten den strahlend blauen Himmel, der an ihnen vorüberzog. Erneut fiel Wills Blick auf die Arme der jungen Frau. Sie war also Schmied, wie er. Doch war es einer Frau überhaupt erlaubt, solch schwere Arbeit zu vollrichten? Sein Captain war sicher nicht schwach, dass hatte sie gestern eindrucksvoll bewiesen. Doch wie konnte sie in nur fünf Jahren das alles erlernen, für was er fast zehn gebraucht hatte? Und sie hatte ihren Meister gemacht, was noch nicht einmal er geschafft hatte. Diese Frau steckte wahrlich voller Rätsel. Der leichte Druck an seinem Arm ließ ihn nun nach unten Blicken und Will stellte fest, dass Elyse eingeschlafen war. Sie wirkte so friedlich, nichts von ihrer vorherigen Härte war mehr zu erkennen. Der junge Schmied nahm den Becher mit Wasser wieder an sich, lehnte sich ebenfalls zurück und schlief ein wenig.
 

Ein sanftes Schaukeln weckte Will und Elyse. Es schien schon Nachmittag zu sein, denn die Sonne schien nun ungehalten in die Zelle. Vorsichtig erhob sich die junge Frau und bat den Schmied, sie zu begleiten. Als die beiden wenige Augenblicke später das Deck betraten, kam ihnen bereits ein aufgeregter Gibbs entgegen, immer wieder vor sich hin fluchend und wild gestikulierend. Elyse betrachtete ihn skeptisch, doch bemerkte sie, dass nicht nur Gibbs verstimmt war, auch der größte Teil ihrer Crew sah nicht minder besorgt aus. Jedoch konnte sie keinen Grund dafür erkennen. Die Sonne strahlte und keine Wolke störte den Himmel, also kein Anzeichen für einen weiteren Sturm. Die Schwarzhaarige entschloss sich erst einmal umzuziehen, da ihre Kleider vom Salz des Meeres etwas unangenehm zu tragen waren. In ihrer Kajüte fand sie eine schwarze knielange Hose, ein weißes Hemd und Schnürstiefel, welche sie anzog. Die Tätowierung an ihrem Knöchel war nun bestens zu erkennen, was ihrem Vater sicher nicht gefallen würde. Die langen Haare bändigte Elyse in einem Pferdeschwanz und legte sich ein rotes Tuch um den Kopf, wie es Jack wohl auch immer zu tragen gepflegt hatte, nur dass ihres schmäler war, wohl mehr dazu diente ihren Pony im Zaum zu halten. Ihren Degen legte sie wieder an, als wäre es selbstverständlich für sie, ihn an ihrer Seite baumeln zu lassen. Als sie wieder an die Sonne trat, wartete Gibbs bereits ungeduldig auf sie und er redete hastig auf Will ein. Die Curse hatte währenddessen an Fahrt verloren, was Elyse sehr wunderte. Das Hauptsegel war eingeholt worden ... sie hatte keinen Befehl dazu gegeben, sie waren doch auf den besten Weg gewesen, die Todesklippen zu erreichen!

“Captain!”

“Aye Mr. Gibbs!”

“Unser Navigator ...”

“Ihr meint sicher Barbossa.”

“Aye Captain... Er hat von uns verlangt, an den Klippen entlang zu segeln!”

“Ja und?”

“Wisst Ihr um die Geschichten, die sich um diese Klippen ranken?”

“Aye ... und ich sehe kein Problem darin, sie zu umschiffen.”

“Kein Prombelm?! Captain ... niemand hat es je überlebt, die Todesklippen zu umfahren!”

“Und wer sollte dann die ganzen Geschichten erzählen Mr. Gibbs? Ich habe es überlebt, Barbossa und wir werden es erneut überleben! Teilt die Mannschaft in zwei Gruppen ein, sie sollen im halbtäglichen Wechsel, Wache schieben. Lasst die Waffen nicht unbesetzt.”

“Aye Captain!”

“Wo ist Barbossa?”

Gibbs zuckte mit den Schultern, was ihr wohl zeigen sollte, dass er es nicht wusste.

“Ich übernehme mit dem Commodore, Mr. Turner und Tia Dalma die erste Schicht. Teilt mir noch ein paar Männer zu Mr. Gibbs. Das Kommando über den anderen Teil habt ihr, jedoch rate ich Euch, die navigatorischen Anweisungen von Barbossa zu befolgen. Wenn es Euch jedoch trotz allem seltsam vorkommt, verständigt mich.”

Gibbs nickte und verschwand. Elyse machte sich auf die Suche nach Barbossa und fand ihn auf dem Krähennest. Lange war es her, dass sie sich selbst hier oben befunden hatte, doch bei ihrem Weg zurück vom Ende der Welt, war sie einst selbst der Späher gewesen. Ihr damaliger Captain hatte ihr den Spitznamen “Crow” verpasst, wofür sie ihn heute noch hasste. Geräuschlos ließ sie sich neben den alten Mann sinken, der seine blauen Augen sofort auf sie wandte. Er hatte gewusst, wenn jemand ihn finden würde, hier auf diesem Schiff, dann war es ganz sicher die junge Tochter des Commodores. Und er war nicht enttäuscht worden. Ihre Augen suchten nun die seinigen und was er darin sah, ließ ihn erschrecken. Sie hatte keine Angst, keine Furcht, dem Tod erneut zu trozen. Ganz anders als er ... Barbossa fürchtete nichts mehr, als erneut zu sterben und diesen Kampf nocheinmal aufnehmen zu müssen. Für keinen Schatz dieser oder der nächsten Welt, wollte er diese Erfahrung erneut machen. Doch auch Fragen drängten sich in ihrer grünen Iris, welche sie nur ihm stellen traute.

“Habt ihr das Hauptsegel einholen lassen?”

“Mr. Gibbs weigerte sich weiterzusegeln ... es schien mir angebracht zu warten, bis ihr die Situation erfasst hättet.”

“Ich habe eine Frage an Euch. Wie kommt Ihr zu der Annahme, ich wäre in der Lage ein Piratenschiff zu führen? Ich war nur zweimal in meinem Leben auf See ... einmal bin ich gestorben, das andere Mal bin ich davor geflohen. Also ... warum?”

“Ich zweifle nicht an deinen Fähigkeiten, wenn du das meinst ... nein, im Gegenteil, ich denke du bist durchaus in der Lage noch mehr Männer zu befehligen, als diese Handvoll dort unten. Sieh sie dir an Elyse ... ohne Führung sind sie nutzlos, nur ein Haufen Männer, der nicht weiß, was er tun soll ... na ja, nicht alle von ihnen ... der Commodore und Mr. Turner bilden die Ausnahme, aber der Rest? Ragetti und Pintell sind bereits unter meiner Flagge gesegelt und sie waren Idioten. Mr. Gibbs stand unter dem Kommando deines Vaters ...”

“Woher wisst Ihr ...?”

“Deine Augen und dein Auftreten Missy. Auch wenn du ihn nie gekannt hättest, du hast mehr von ihm, als du ahnst. Aber was ich dir sagen will ist, dass sie eine starke Hand brauchen und das was du mit Mr. Turner gemacht hast, war sehr klug. Zeig ihnen, wer hier das sagen hat. Es ist in keinster Weise leicht, doch du bist in der Lage und schaffst es.”

“Ihr?”

“Ich bin nur Zuschauer in diesem Schauspiel und warte auf meine Chance, erneut ein eigenes Schiff zu führen... bis dahin unterstehe ich deinem Kommando.”

Elyse schloss ihre Augen. Das alles war so surreal. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr kamen ihr Zweifel, warum sie diese wahnsinnige Reise überhaupt angetreten war. Schön langsam glaubte sie wirklich, sie müsse sich selbst zerstören um überhaupt frei leben zu können.

“Die vier Lords der Weltmeere müssen sich verbünden zu einem letzten Kampf ... für die Ehre der Piraten und ... für unsere Freiheit!” sprach Barbossa plötzlich leise.

Vier Lords ... es gab nur noch drei. Mit Jack war der Vierte gestorben und er würde von den anderen nicht mehr anerkannt werden, wenn er wirklich zurückkehren sollte. Mohammed Abdul Rashid, herrschte im persischen Golf und im Mittelmeer. Sao Feng, der Schrecken des Pazifik und der Fluch von Singapur, seinem Heimathafens. Lars Ingström, herrschte über die Nord- und Ostsee, sowie dem Polarmeer. Jack hatte die Karibik beherrscht, doch niemand konnte sich bis jetzt dieses Titels mehr rühmen, außer ...

“Ihr spracht von Vier Lords! Wer ist der Vierte, jetzt wo Jack nicht mehr lebt?”

“Nun ... ich sagte, dass Sao Feng nur mit dir in Verhandlungen treten würde, es sind nur noch drei Lords und eine Lady.”

“Ich?”

“Ja, Tia Dalma ließ ihr ganzes Geschick spielen, um deine Geschichte zu verbreiten. Es gelang ihr ziemlich schnell und sie reiste um die ganze Welt, von einem Lord zum nächsten.”

“Welche Geschichte?”

“Die von deiner Überfahrt von London und deiner Flucht. Das ganze Krimskrams zwischendrin ließ sie aus und brachte dich erst wieder ins Spiel, als Davy Jones angegriffen wurde. Die Tochter seiner verlorenen Liebe seist du, hat sie gesagt. Ein wahres Märchen, findest du nicht?”

“Ja, vermutlich. Entschuldige mich, aber ich muss meine Schicht jetzt antreten.”

Die junge Frau erhob sich und kletterte zurück auf Deck. Sie ... die Tochter von Davy Jones verlorener Liebe. Wie sehr Tia Dalma wohl wusste, dass sie recht hatte? Es stimmte, Davy Jones hatte Claudia McLaughlin einst den Hof gemacht, bis ihre Eltern sie mit ihrem Vater verheiratet hatten. Sie gab Pintell und Ragetti das Kommando das Hauptsegel wieder zu hissen, damit sie wieder an Fahrt gewannen. Sie selbst kehrte zum Steuer zurück und übernahm es von Mr. Cotton. Der alte Mann schien nie müde zu werden, was Elyse doch sehr erstaunte. Gibbs und er mussten doch die ältesten Mitglieder ihrer Crew sein, doch zeigten sie nie ein Anzeichen von Müdigkeit. Sie war froh, solch tüchtige Männer an Bord zu haben, die ihr so viel Arbeit abnahmen, doch gleichzeitig hatte sie ein schlechtes Gewissen, sie in diese Lage zu bringen. Sie gewannen an Fahrt und holten die verlorene Zeit schnell wieder auf. Bei Sonnenuntergang erreichten sie die ersten Ausläufer der Todesklippen, die sich am Nachmittag nur als schwache Schemen am Horizont abgezeichnet hatten. Sie gab den Befehl, die Augen offen zu halten, die Kanonen zu besetzen und sich so ruhig wie möglich zu verhalten. Die Menschen, die hier lebten waren mehr mit Dämonen zu vergleichen, sie töteten wahrlos und ergötzten sich an den Leichen der Toten. Manchmal pflegten sie sie auch zu schänden. Elyse führte die Curse mit ruhiger Hand und ein stetiger, doch sanfter Wind trieb sie an den Klippen entlang. Es war bereits kurz vor Mitternacht, als die junge Frau am liebsten aufgeschrien hätte, zu Tode erschreckt, von der kalten Hand, die sie an der Schulter berührt hatte.

“Schht Elyse, ich bins nur!”

Einzig keuchte sie erschrocken auf, als sie nun Tia Dalmas Stimme vernahm. Die Frau hatte schon immer einen Hang zum dramatischen gahabt, wie Elyse fand. Auch als sie noch in den Diensten ihrer Mutter gestanden hatte.

“Was ist Tia Dalma?”

“Nichts, ich wollte nur sehen, wie es dir geht. Aber anscheinend habe ich dich erschreckt, das tut mir Leid.”

“Was musst du dich auch so anschleichen. Fast hätte ich gedacht, einer dieser verfluchten Dämonen hätte sich auf die Curse gewagt.”

“Sie beobachten uns ... ich sehe ihre gierigen roten Augen, in den schwarzen Frazen ... ich kann ihren Durst nach Blut förmlich spüren ... aber sie haben Respekt ...”

“Vor was?”

“Vor denjenigen, die es wagen, ihr Land ein zweites Mal zu durchqueren! Ich denke nicht, dass sie uns Schwierigkeiten machen werden. Doch sollten wir wachsam sein.”

Elyse nickte schweigend. Es waren keine weiteren Worte nötig ... Tia Dalma hatte sie beruhigt, wie schon so oft. Erneut trug die Dunkelhäutige ein wunderbares Kleid, das ihre Figur und ihre Autorität betonte. Manchmal wünschte sich Elyse, in solchen Kleidern auch so zu wirken. Doch bei ihr bewirkte es oft das Gegenteil, sie wurde beschützt und bemuttert, was sie nicht wollte. Leise Schritte kamen nun die Stufen nach oben und wenige Augenblicke später betrat William die Kommandobrücke. Er schenkte den beiden Frauen ein freundliches Lächeln und entzündete die Laternen, die hier aufgehängt waren. Wenigstens das bisschen Licht vermochte die Dunkelheit zu vertreiben, die das Schiff umgab, da der Mond völlig von Wolken verhangen war. Kein gutes Zeichen wie Elyse fand. Doch die nächsten Stunden verliefen ruhig, die Curse kam zügig voran und als Elyse schon glaubte, sie hätten das Ende der Klippen erreicht, ragte vor ihnen plötzlich ein gewaltiges Schiff auf. Eilig gab die junge Frau das Kommando, die Segel einzuholen und dem Schiff die Fahrt zu nehmen, um den unvermeidlichen Zusammenstoß zu vermeiden. Es gelang ihnen nur knapp und einige der Piraten bemerkten die Enterhaken, die plötzlich überall auftauchten, sich an ihrem Schiff festkrallten.

“Alle Mann auf Gefächtsstation! Wartet auf mein Kommando! Mr. Cotton übernehmen Sie das Steuer!”

Elyse verliess eiligst die Kommandobrücke und gesellte sich zu Tia Dalma, Barbossa, Will und ihrem Vater. Der alte Pirat stand an der Spitze der Fünf und wartete auf das Ankommen ihrer Gäste. Es dauerte nicht lange, bis verhüllte Gestalten die Curse betraten und sie umstellten. Elyse erkannte die filligrane Arbeitsweise ihrer Waffen. Die harten Klingen, die selbst ohne Licht schimmerten, die meist bis zu einem Meter langen Klingen ... ihr größter Wiedersacher! Die Umstellten teilten sich an einer Seite des Kreises, eine weitere Gestallt betrat diesen, ebenso verhüllt wie die anderen. Er trat vor Barbossa und nahm die Kapuze ab ... Sao Feng.

“Wen haben wir denn hier ... auf dem Weg ans Ende der Welt? Captain Babossa und seine kleine Crew von Versagern?” sprach er in perfektem Englisch.

“Wohl kaum Sao Feng ... dies hier ist nicht mein Schiff, nicht meine Crew, ich bin jeglich ein Mitglied dieser “Versager”, wie Ihr uns nanntet.”

“So so ... wo ist euer Captain! Ich will ihn sprechen ... sofort!”

“Ich denke, dass sie nicht gewillt ist, mit Euch zu sprechen!” antwortete Tia Dalma.

“Eine Frau ... Miss McLaughlin, wenn ich nicht irre. Wo ist sie?”

Elyse trat vor und sah dem Asiaten fest in die dunklen Augen. Ein leichtes Lächeln legte sich auf sein Gesicht.

“Ah hier seid ihr ja, Captain McLaughlin.”

“Norrington ... Captain Norrington, ich bestehe darauf Sao Feng. Ich will schließlich meiner Familie nicht untreu werden! Was ist Euer Begehr?”

“Ihr segelt in Gewässern, die ihr nie hättet betreten sollen!”

“Es ist unumgänglich für unsere Reise ... wir müssen hier durch! Was verlangt Ihr von mir und meiner Crew ... Captain?”

“Was ich von Euch verlange? Eine gute und berechtigte Frage ... ich verlange nur eines, legte Euren Titel als Lady der Weltmeere ab und ihr könnt hier durchsegeln, ohne irgendwelche Schwierigkeiten.”

“Ihr wisst, was Ihr von mir verlangt? ... In meiner Kajüte, nur wir beide ... ich denke eine kleine Unterredung würde vieles aufklären. Wenn Ihr mir bitte folgen wollt Captain?”

Sao Feng nahm ihre Einladung mit einem Kopfnicken an. Die junge Frau entfernte sich von dem Teil ihrer Mannschaft, bei dem sie gestanden hatte, gleich den Weg zu ihrer Kabine einschlagend. Sao Feng folgte ihr in einem gewissen Abstand, als wollte er für seine Sicherheit sorgen, falls Elyse einen hinterhältigen Angriff starten würde. Oh ja, der Gedanke war ihr bereits gekommen, ihm einfach den Degen ins Herz zu rammen, doch was würde ihr das bringen? Eine wütende Mannschaft voller Asiaten, ein paar Probleme mehr und vor allem keinen Spaß. Schnell öffnete sie die Tür und ließ dem Mann den Vortritt. Vorsichtig schloss sie diese auch wieder, als sie sich beide in dem Raum befanden. Sie deutete Sao Feng, platz zu nehmen, was er auch tat. Elyse jedoch blieb in der Türe stehen und beäugte den Asiaten skeptisch. Dieser Mann also hatte Williams Verlobte entführt, sehr seltsam ... vor allem was brachte ihm dieses Mädchen?

“Nun Miss Norrington, ich weiß was ich von Euch verlange! Schließlich bin ich nicht den ganzen weiten Weg hierher gesegelt, um mit Euch Tee zu trinken. Legt den Titel ab und Euch und Eurer Mannschaft wird nichts geschehen.”

Ein siegessicheres Lächeln umspielte die Lippen des Mannes. Er glaubte jetzt schon, gewonnen zu haben?

“Was von den Geschichte, die man über mich erzählt habt Ihr nicht geglaubt Captain? Den, dass ich bereits einmal hier gewesen bin? Das Davy Jones der Verehrer meiner Mutter war? Was hat Euch dazu veranlasst, mich bis hierher zu verfolgen?”

“Wohl war ... es war die Geschichte mit Eurer Mutter. Wie könnte ein Monster wie Davy Jones in der Lage sein, eine solch edle Lady zu lieben, wie es Eure Mutter zu sein schien? Sie heiratete schließlich den ehemaligen Commodore von Port Royal.”

“Habt Ihr Euch nie gefragt, wer oder was der Grund war, warum er sich das Herz aus der Brust geschnitten hat? Eine verlorene Liebe war es ... und es ist die Wahrheit, es war meine Mutter. Mit ihrer Hochzeit, wollte er nicht mehr leben und verschrieb sich der See und mit ihrem Tod starb ein Teil von ihm. Fragt Jack Sparrow, er weiß wo sich die Truhe befindet, in der sein Herz aufbewahrt worden war.”

“Jack Sparrow ist tot ...”

“Und doch ist er es, den Ihr begehrt! Zu diesem Zweck habt Ihr auch die junge Verlobte von William Turner entführt nicht wahr? Um einen Tauschhandel vorzuschlagen ... und ich wäre einverstanden, wenn ich Sparrow nicht selbst brauchen würde. Für mich ist er mehr wert, als dieses Mädchen.”

“Sie verlangt freigelassen zu werden.”

“Dann lasst sie frei. Sie ist kein Mitglied meiner Crew, ich sehe mich nicht als Verantwortliche für sie. Sie war es, die Jack Sparrow in den Tod schickte und ich bin mir sicher, sie würde es wieder tun.”

“Für was benötigt Ihr Jack Sparrow Miss Norrington? Um mit ihm das Bett zu teilen? Die Welt zu erobern?”

“Ich brauche Jack und sein Schiff. Die Pearl ist das schnellste Schiff in der Karibik ... ich habe geschworen, Rache an denen zu nehmen, die meine Mutter getötet haben und das heißt, ich muss die Flying Dutchman einholen, um an ihren Befehlshaber zu kommen!”

“Ihr wollt Jones töten?”

“Nicht Jones ... Sein Herz befindet sich nicht mehr länger in der Truhe. Lord Cuttler Beckett hält es in seinen Häden und ich werde nicht Ruhen, bis ich es nicht wieder an seinem Platz weiß. Ihr versteht das sicher, nicht wahr Captain?”

Sao Feng schwieg. Er hatte seinen Kopf auf die verschränkten Hände gestüzt und schien zu überleben, über die Worte einer solch jungen Frau, wie sie es war, nachzudenken. Die Augen hatte er geschlossen, sodass sie keine Reaktionen ablesen konnte. Ein stürmisches Klopfen an der Tür, ließ Elyse den Blick von Sao Feng abwenden. Es waren ihr Vater und William Turner, die eintraten. Der junge Mann schien äußerst wütend zu sein, den Ausdruck ihres Vaters konnte sie nicht deuten. Der ehemalige Commodore winkte Elyse zu sich. Sie trat zu den beiden Männern, ohne den fremden Captain aus den Augen zu lassen. Ihr Vater flüsterte ihr etwas ins Ohr und sie sah ihn entsetzt an. Das konnte nicht ihr Ernst sein! Er wollte sich für diese Verlobte eintauschen? Das würde sie nicht zulassen. Sie hatte ihn erst einen Tag lang zurück und wollte ihn nicht jetzt schon wieder hergeben. Nie im Leben.

“Captain?”

“Nein ... du bleibst an Bord der Curse und du auch Will! Keiner wird dieses Schiff ohne meine Zustimmung verlassen! Schon gar nicht als Geisel!” flüsterte sie wütend.

“Aber ...”

“Ich sagte nein!”

“Sie ist seine Verlobte!”

“Ich werde sie gehen lassen! Sie macht mir sowieso nichts anderes als Scherereien! Sie haben sich eine stürmische Liebe ausgesucht junger Mann, passen Sie auf, dass sie nicht weggeweht wird!”

Sao Feng hatte sich erhoben und war hinter Elyse getreten. Ihn jetzt so aus der Nähe zu betrachten, warf ein ganz anderes Licht auf ihn. Seine dunklen Augen sahen einsam aus, er selbst war nicht größer als die junge Frau und er wirkte schmächtig. Die Narben die sein Gesicht zierten, gaben ihm jedoch etwas grausames und hartes.

“Miss Norrington, meine Hochachtung. Meine Herren, wenn sie mich nun durchlassen würden.”

“Captain!”

“Ja ... Miss?”

“Ich möchte, dass Ihr und Eure Mannschaft euch uns anschließt, wenn wir je von dieser Reise zurückkommen. Es ist ein aussichtsloser Kampf, doch wir möchten ihn bestreiten, egal zu welchem Ende es für die Piraterie führen wird. Wir wollen nicht ohne ein letztes Aufbäumen untergehen.”

“Ich bin mir nicht sicher, Miss Norrington, zu welchem Ende es mich geleiten wird, doch ich werde an Eurer Seite stehen, dass ist sicher. Ihr habt mehr Mut, als die anderen Lords ihn je haben werden. Ich werde da sein, wenn ihr mich braucht ... Ich sende Miss Swann zurück auf Euer Schiff.”

Elyse nickte und der Captain verließ die Kajüte, anschließend mit seiner Crew die Curse. Elyse trat wieder auf das Deck und sah sich in ihrer Mannschaft um. Unglauben spiegelte sich in den meisten Gesichtern wieder. Niemand wollte glauben, konnte glauben, dass Sao Feng sich kampflos wieder zurückzog. Schweigend verfolgten sie den Rückzug und waren noch mehr erstaunt, als eine asiatisch gekleidete Elisabeth Swann auf ihr Schiff zurückkehrte. Überglücklich lief sie zu ihrem Verlobten, welcher sie auch freudig in die Arme schloss. Ihr Blick wandte sich dann von Will, auf James und schließlich auf die junge Frau, die noch immer im Schatten der Tür stand. Elisabeth bemerkte nur das gefährliche funkeln in den grünen Augen, bevor sich die Tür zur Kajüte wieder schloss.

Ein friedlicher Tag

Die Sonne war bereits vor Stunden aufgegangen, als Elyse das erste Mal wieder aus ihrer Kajüte kam. Matthew war kurz vor Sonnenaufgang bei ihr erschienen und hatte sich wieder zum Schlafen niedergelegt. Gegen vier Uhr hatten sie die Klippen vollständig passiert, sodass sie jetzt wieder auf das offene Meer segelten. Die junge Frau, hatte ihre Haare vor einer Weile geöffnet, sodass sie leicht über ihren Rücken fielen. Sie hatte es nicht mehr in diesem geschlossenen Raum ausgehalten und war nach draußen gegangen, auf das Hauptdeck. Ihre Crew genoss ebenfalls den hellen, vor allem aber warmen Sonnenschein und sie grüßten ihren Captain freundlich. Sie sah Tia Dalma zusammen mit Barbossa auf der Kommandobrücke stehen, doch es verlangte sie nicht nach einem Gespräch, so trat sie an die Reling und betrachtete das Wasser unter sich. Es war wunderschön, so ruhig und ohne jegliche Trübung. Doch es wurde zunehmends dunkler, was hieß, sie würden bald auf das nächste Hindernis ihrer Reise treffen. Sie bemerkte, wie jemand neben sie trat, jedoch sah Elyse nicht auf. Derjenige lehnte sich gelassen an die Reling und blickte im Gegensatz zu ihr, in den blauen Himmel. Etwas veranlasste Elyse nach der Hand neben sich zu fassen, nur um sicher zu gehen, dass es auch wirklich ihr Vater war. Sie wollte im Moment sonst niemanden an ihrer Seite haben, außer ihm. Auch wenn sie ihn vierzehn Jahre nicht gesehen hatte, es verlangte sie jetzt umso mehr, in seiner Nähe zu sein.

“Du hast dich heute Nacht sehr klug verhalten Elyse. Meinen Respekt.”

“Danke ...”

Doch Elyse beunruhigte noch etwas, seit gestern Abend. Die gesamte Crew wusste nun, dass Norrington ihr Vater war, was sie eigentlich hatte vermeiden wollen. Doch sie hatte Sao Feng die Wahrheit sagen wollen, ihn nicht belügen ... Gott allein wusste wieso. James spielte ruhig mit ihren schlanken Fingern und blieb schließlich an einem Ring hängen. Schlicht, dünn und aus Silber. Er stand ihr ausgezeichnet. Wohl ein Geschenk ihres Mentors oder ihres Freundes. Erstmals fielen dem Mann auch die Narben auf den Armen seiner Tochter auf. Das Hemd, welches Elyse trug, hatte keine Ärmel, sodas es nur noch mehr auffiel, doch sie schien sich nichts daraus zu machen.

“Es war ein Unfall ... die Narben meine ich. Es war in meinem ersten Jahr bei Mr. Caine, ich war gerade dabei, ein Stück Stahl für meinen Meister zu erhitzen, als es mir aus der Zange rutschte. Um es nicht im Feuer zu verlieren, wollte ich danach fassen, doch ich verbrannte mir beide Arme. Mr. Caine hat mich damals fürchterlich geschimpft, nicht weil ich den Stahl verloren hatte, sondern weil ich danach gefasst hatte. Er hatte solche Angst, dass ich sterben könnte ... er hat mich wirklich sehr gern gehabt.”

“Man muss schon fast verrückt sein, wenn man dich nicht lieben würde.”

Glücklich schloss James die junge Frau in seine Arme, welche sich vertraut an ihn schmiegte. Dieser beruhigende Herzschlag ... seine Wärme, die starken Arme, die sie umfingen. James kamen gerade jetzt in diesem Moment die Erinnerungen an seine Zeit in London, als noch alles in Ordnung gewsen war, sie noch eine glückliche Familie. Als Elyse noch ein Baby gewesen war und von Koliken geplagt, jede Nacht unter Schmerzen weinte. Da hatte er sie immer auf dem Arm getragen, sie gewiegt und ihr das kleine süße Bäuchlein gestreichelt, bis sie vor Erschöpfung eingeschlafen war. Oder wenn er stolz mit ihr und Claudia im Park von London spazieren gegangen war. Mit dem Hund und der Dreijährigen im Garten des Anwesens fangen spielte, Claudia, die ihnen dabei zusah und immer lächelte. Weihnachten, als er für Elyse das Pony gespielt hatte und sie auf seinem Rücken geritten war. Wie sie zum ersten Mal gemeinsam am Hofe gewesen waren und Elyse selbst die Aufmerksamkeit seiner Majestät auf sich gezogen hatte, indem sie mit den Schaustellern tanzte, sie war vier gewesen. Immer wenn er sie zu Bett gebracht hatte, die sanften Küsse, die sie ihm gegeben hatte. Seine Finger fuhren nun durch das lange schwarze Haar. Es war genauso weich wie Jacks es immer gewesen war. Ja, Jack Sparrow. Nachdem er England verlassen hatte und seinen Dienst als Captain in Port Royal antrat, hatte er eine Weile nichts von Jack gehört. Um genau zu sein, zwei Jahre, vier Monate und fünfzehn Tage. An diesem einen Abend dann hatte er sich gerade ein Bad zubereiten lassen, die Perücke und alle damit verbunden Pflichten vergessend, war er in den Zuber gestiegen und hatte die Wärme genossen. Er hatte augenscheinlich auch nicht den Lärm bemerkt, der sich in seinem Haus plötzlich abgespielte und plötzlich war er nicht mehr allein in seinem Bad gewesen. Am Rand seiner Wanne hatte Jack gestanden, im frech ins Gesicht gegrinst. James hätte ihn vermutlich nicht einmal mehr erkannt, die langen Haare, der Bart, die schwarzumrahmten Augen ... doch diese dunklen Augen hatten Jack verraten. Es war eine heiße Nacht gewesen, doch am nächsten Morgen war er wieder allein aufgewacht. Sie spielten dieses Spiel von nun an regelmäßig, doch vor vier Jahren hatte es wieder aufgehört, bis Jack dann etwa über zwei Jahren wieder in Port Royal aufgetaucht war, an dem Tag, an dem er zum Commodore ernannt worden war. Seit diesem Tag war eine wahre Jagd zwischen ihnen entstanden und jetzt war es wieder an James, Jack das Leben zu retten.

“Captain?”

Mr. Gibbs war vor sie beide getreten und sah etwas vergnügt aus. Elyse löste sich aus der Umarmung, sichtlich verlegen, doch James hätte den älteren Mann für diese Störung am liebsten über die Planke geschickt.

“Aye?”

“Die Mannschaft möchte wissen, ob es möglich wäre, eine Pause einzulegen, für nur ein paar Stunden. Die See ist klar und einladend. Sie hätten gern etwas Spaß.”

“Ich denke, dass lässt sich arangieren Mr. Gibbs. Holt die Segel ein und setzt den Anker. Wir segeln heute Abend weiter!”

“Danke Captain!”

“Nichts zu danken Mr. Gibbs. Aber es gäbe da noch etwas ...”

“Aye Captain?”

“Nennt mich Elyse! Ihr seit viel mehr gereist als ich, ihr braucht mir keinen Respekt zollen, ich Euch hingegen schon Mr. Gibbs. Ihr seid ein guter Mann. Also bitte, nennt mich bei meinem Vornamen.”

“Gerne.”

Gibbs verneigte sich vor Elyse, machte dem ehemaligen Commodore seine Aufwartung und verschwand dann wieder. Die Curse kam schnell zum Stillstand und jeder der Crew hing nun seinen liebsten Aktivitäten nach. Die junge Frau selbst, band sich die Haare wieder zusammen und legte sich gemütlich in die Sonne. Einige aus ihrer Mannschaft hatten sogar den Mut und gingen ins Meer zum baden, unter ihnen auch ihr Vater, Matthew und William, welche sich mutig in die Fluten stürzten. Über Elyse legte sich ein Schatten und sie öffnete ein Auge, nur um in das Gesicht von Elisabeth Swann zu blicken, welche sich neben ihr nieder ließ. Das dunkelblonde Haar der anderen war von der Sonne ziemlich ausgebleicht worden, ihre Haut war dunkel gefärbt, doch ihre Augen waren trotzdem etwas getrübt. Hatte Sao Feng sie etwa schlecht behandelt? Oder betrübte sie etwas anderes? Elyse jedoch hatte jetzt keine Lust mit ihr darüber zu reden, überhaupt hatte sie keine Lust jemals mit ihr zu sprechen. Die junge Frau band ihren Degen von der Hüfte los und legte ihn in Reichweite neben sie. Sie schloss die Augen, um wenigstens etwas Schlaf zu bekommen, da sie die den Rest der letzten Nacht damit verbracht hatte, ihre Logbucheinträge zu vervollständigen. Elyse hatte sich gerade auf den Bauch gedreht, als ihr etwas eiskaltes auf den Rücken gelegt wurde. Erschrocken schrie sie auf und drehte sich um, als ihr Matthew frech ins Gesicht grinste. Er schnappte sich Elyse Arm und zog sie hoch. Matthew würde es nie wagen! Und schon hatte er sie hochgehoben und lief lachend mit ihr zur Reling. Als sie einen Blick nach unten warf, konnte sie ihren Vater und William erkennen. Sie hatte nicht einmal mehr genügend Zeit, sich irgendwo festzuhalten, als Matthew sie ins Meer warf. Die nasse Kälte des Meeres umhüllte sie nur wenige Sekunden später und prustend tauchte sie auf. Matthew stand noch immer auf der Reling des Schiffes und lachte. Auch William und ihr Vater konnten sich ein Lachen nicht verkneifen. Ihr bester Freund landete selbst wenige Augenblicke später wieder im kalten Nass, da er von Pintell und Ragetti hineingestoßen worden war. Elyse bedankte sich mit einem frechen Grinsen bei den beiden, welche dieses nur zu gern erwiederten. Matthew war noch nicht einmal wieder richtig aufgetaucht, als Elyse ihn schon wieder unter Wasser drückte. Doch auch Will und James bekamen ihr Fett weg und es herrschte die wunderbarste Wasserschlacht zwischen den vieren, bis Elisabeth William rief. Er entschuldigte sich bei den anderen und kehrte zurück an Deck. Auch James wurde langsam kalt und zusammen mit den anderen beiden kehrte er auch an Deck zurück, wo Tia Dalma schon auf sie wartete und jedem ein Handtuch reichte. Elyse zitterte am ganzen Leib, doch es war ihr ziemlich egal, denn sie hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt. Gibbs kam gerade unter Deck hoch, als er die anderen wieder an Bord bemerkte. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Jack hatte ihnen schon lange keinen freien Nachmittag mehr gegönnt, was meistens daran gelegen hatte, dass sie von der Royal Navy verfolgt worden waren. Darum schätzte die Crew wohl auch ihren neuen Captain sehr. Sie war so unbelastet und frei.

“Captain?”

“Ja, Mr. Gibbs?”

“Ich habe gekocht. Wir würden uns freuen, wenn Sie ... du uns Gesellschaft leisten würdest.”

“Natürlich gern ... ich ziehe mir nur schnell trockene Sachen an, dann komme ich in die Kombüse.”

Elyse zog das Handtuch noch etwas enger um sich und verschwand dann in ihrer Kajüte. Sie wusste nicht, wer ihren Kleiderschrank eingerichtet hatte, doch hatte er oder sie, ihren Geschmack ziemlich gut getroffen. Die junge Frau entschied sich für einen langen schwarzen Rock und ein rotes ärmelloses Oberteil, das vorne wie eine Corsage zu schnüren war. Die Haare flocht sie schnell zusammen und machte sich dann auf den Weg zur Kombüse. Unterwegs traf sie auf ihren Vater, bei welchem sie sich unterhakte und gemeinsam mit ihm den Speisesaal betrat. Es war wirklich die ganze Mannschaft versammelt, bis auf Mr. Turner und Miss Swann, doch die hingen wohl ihren eigenen Beschäftigungen nach. Mr. Gibbs bat sie, am Kopf der Tafel platz zu nehmen und servierte ihnen gleich einen Teller voll heißer dampfender Suppe. Elyse bemerkte, dass sie von allen beobachtet wurde und auf vielen Gesichtern brannten noch darauf, sie etwas zu fragen, also legte sie ihren Löffel wieder zur Seite und richtete das Wort an ihre Männer.

“Es ist schön, mit euch allen hier zu sein. Ich weiß, dass es für viele von euch nicht leicht ist, unter meinem Kommando zu segeln, doch ich verspreche, ich werde alles dafür geben, dass wir alle diese Reise überleben. Gibt es irgendwelche Fragen, die ihr beantwortet haben möchtet, im Bezug auf mich oder die Reise.”

Ein verhaltenes Murmeln ging durch den Raum und der erste der sprach war Gibbs.

“Captain, es steht uns nicht zu, dich zu kritisieren, doch wir wissen nichts über dich, oder woher du kommst und wieso du ausgerechnet mit dem ehemaligen Commodore hier aufgetaucht bist.”

Viele der anderen nickten und murrten zustimmend.

“Ihr wollt also wissen, wer ich bin? Woher ich komme? Ich bin ... ein armes Mädchen, dass in gewisser Weise zu dieser Reise gezwungen wurde. Ich heiße Elyse Norrington, komme aus London und bin die Tochter vom ehemaligen Commodore. Es hat seine Gründe, warum mein Vater uns auf diese Reise begleitet, doch sie stehen hier nicht zur Debatte. Es hat etwas mit Jack Sparrow zu tun, doch nicht in dieser Art wie ihr es vermutlich denkt.”

“Ich würde ihm nie etwas antun wollen ...” sprach James plötzlich selbst. “In den letzten beiden Jahren hat sich eine Art Katz und Maus Spiel zwischen mir und Jack gebildet. Der Eine jagt den Anderen und umgekehrt. Doch es hat einen einfachen Hintergrund. Ich möchte ihn zur Rede stellen und einige Dinge von ihm erfahren, die ich mir so nicht beantworten kann.”

“Was meinen Teil zu dieser Reise beträgt. Ich war bereits einmal an diesem Ort, zu dem wir nun fahren und kenne den Kurs, genau wie Barbossa. Darum bin ich hier, weil er mich um meine Hilfe gebeten hat.”

“Stimmt es, dass Sie Ihre Frau und Ihre Tochter verlassen haben Mr. Norrington?”

“Ja, es ist die Wahrheit ...”

“Und in wie weit ist Jack darin verwickelt?”

James legte sein Besteck aus der Hand und seufzte. Er hatte vermutlich keine andere Chance, als ihnen die Wahrheit zu sagen. Er seufzte tief, bevor er zu seiner Antwort ansetzte.

“Er war mein Liebhaber, bevor ich die Ausbildung in der Navy antrat. Es war die Liebe zu ihm, die mich meine Familie vergessen ließ.”

Ein betretenes Schweigen erfüllte nun den Raum, denn niemand wagte etwas zu sagen. Dann hatte es also gestimmt, was man sich insgeheim über Jack erzählt hatte. Es war sein Wunsch gewesen, immer wieder von James Norrington gefangen zu werden, nur um mehr in seiner Nähe zu sein. Doch konnte man es ihm verdenken? Der Brünette war ein wirklich gut aussehender Mann und als er noch jünger gewesen war, eine wahre Augenweide. Elyse blickte von ihrer Mannschaft zu ihrem Vater und wieder zurück. Sie mussten einander akzeptieren, sonst würden zu viele auf dieser Reise sterben. Sie mussten einander einfach vertrauen. Elyse nahm ihren Löffel wieder zur Hand und aß den Rest der Suppe auf, die anderen taten es ihr gleich. Als Gibbs den Hauptgang auftragen ließ, war bereits ein lautstarkes Gespräch unter der ganzen Crew im Gange. Sie schienen langsam aufzutauen. Es war ein ausgelassener Abend und auch der Rum floss nicht zu knapp. Elyse selbst trank zwei Becher und kurz vor Mitternacht, verabschiedete sie sich, um noch etwas frische Luft zu schnappen.
 

Es war in den letzten Stunden deutlich abgekühlt und zu ihrem eigenen Schutz holte Elyse sich ihren Degen und einen warmen Mantel aus ihrer Kajüte, wobei sie sich gleich noch ihre schwarze Hose anzog. Während sie in den Mantel schlüpfte, bemerkte sie jemanden auf der Kommandobrücke. Als sie näher trat, konnte sie erkennen dass es sich um William handelte, der sich hinter das Steuerrad der Curse gestellt hatte. Die junge Frau ging ohne Umschweife auf den Mann zu und stellte sich neben ihn. Ihr Atem bildete sichtbare Wölckchen in der Luft und sie hüllte sich noch tiefer in den Mantel ein. Die Sterne waren von einzelnen Wolken verhangen, die aber nichts schlimmes ahnen ließen. Elyse wusste, dass es trügerisch war. Allein schon der große Temperaturumschwung in den letzten Stunden ... sie kamen ihrem Ziel scheinbar immer näher. Irgendwie wunderte es Elyse, dass Williams Verlobte nicht mit an Bord war. Sie hätte gedacht, bei einer weiteren Frau, außer ihr, an Bord, würde sie nicht von seiner Seite weichen, doch wie es schien hatte sie sich ordentlich getäuscht.

“Ihr solltet ins Bett gehen William. Ich kann für diese Nacht auch das Steuer übernehmen. Eure Verlobte wartet sicher auf Euch.”

William sah sie aus seinen dunklen Augen an. Sie waren so traurig, dass es Elyse schier einen Stich in der Brust versetzte. Wie konnte jemand, der seine große Liebe an seiner Seite wusste, nur so traurig sein?

“Es ist in Ordnung, ich werde heute Nacht das Steuer übernehmen. Cotton braucht seine Ruhe und Ihr auch!”

“Ich lasse mein Schiff sicher nicht unbewacht. Ich vertraue Euch William ... doch ich mag es nicht, wenn jemand die Curse lenkt, den ich erst seit gut zwei Tagen kenne.”

“Natürlich ...”

“Ihr könnt weitersegeln, doch ich werde Euch Gesellschaft leisten, wenn es Euch nicht stört.”

Er schüttelte den Kopf und ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. Sie war bestimmt noch jünger als er und vertraute niemandem, nichteinmal ihm. Sein Blick wanderte über ihre ganze Gestalt. Die Zwanzigjährige war beinahe so groß wie er selbst und trotz der harten Arbeit, die sie verrichtet hatte, schlank und zierlich. Das fiel ihm jetzt erst auf, da sie zum ersten Mal, seit er sie getroffen hatte, etwas weibliches trug. Der lange schwarze Mantel, der beinahe wie ein Kleid wirkte ... Sie war nunmal eine Lady, dass konnte sie nicht leugnen. Langsam kam auch der Rest der Crew wieder an Bord. Einige von ihnen wankten gefährlich was wohl sehr am Rum lag. Elyse beobachtete belustigt, wie ihr Vater und Matthew gleich in ihrer Kajüte verschwanden. Die Mannschaft hatte wohl wissen wollen, wie trinkfest ihre neuen Mitglieder waren. Matthew, das wusste sie, konnte einiges vertragen, doch bei ihrem Vater hatte sie keine Ahnung. Doch hatte er selbst mit ihr einen Becher geleert und wie viele noch gekommen waren, das wusste vermutlich nur einer. Gibbs, doch dieser war weit und breit nicht zu sehen.

“Haltet den Kurs Mr. Turner!”

“Aye Captain.”

Elyse ging wieder auf das untere Deck, zurück in die Kombüse, wo sie den alten Mann beim Abwasch vorfand. Sie zog den Mantel aus und ging Gibbs zur Hand. Dieser blickte sie doch sehr erstaunt an. Doch trotz allem, auch wenn Elyse nun ihr Captain war, war sie noch immer ein normales Mädchen, dass gerne half, wo sie konnte und das würde sie sicher nicht aufgeben. Freundlich lächelte sie dem alten Mann ins Gesicht und nahm ihm ein Geschirrtuch aus der Hand, um selbst einige Teller zu trocknen.

“Dein Vater ist bereits zu Bett gegangen. Ich denke, die Mannschaft wird ihn langsam akzeptieren. Du musst verstehen Elyse, dass es auch für sie schwer ist, ihm zu vertrauen. Vor noch nicht einmal einem Jahr, hat er sie noch gejagt und jetzt segelt er mit ihnen.”

“Ich weiß, doch der Werdegang eines Piraten ist sicherlich sehr schmal. Schau mich an, vor zwei Tagen war ich noch kurz davor, meine eigene Schmiede zu planen und jetzt ... bin ich Captain eines Piratenschiffs, dass vorhat bis ans Ende der Welt zu segeln, um Jack Sparrow zurückzuholen ... Ich denke, mein Vater wurde einfach von zu vielen “ehrlichen” Menschen enttäuscht.”

“Aye, das mag stimmen. Und zum wiederholten Male befindet er sich nun mit Miss Swann auf einem Schiff.”

“Etwa verwunderlich?”

“Wenn man bedenkt, dass er vorgehabt hat, sie zu heiraten ... Ja, ich denke schon. Doch sie entschied sich nach Jacks zweiter Flucht von Port Royal für unseren Welpen. Das hat dem Commodore wohl erneut das Herz gebrochen, an diesem Tag vermutlich sogar doppelt. Elisabeth zu verlieren und dann auch noch Jack ... Ein bedauernswerter Mann.”

“Es war eine kluge Entscheidung, sie nicht zu ehelichen. Sie ist mir nicht geheuer. Seitdem sie an Bord ist, wirkt William nicht mehr glücklich ... etwas stimmt nicht, zwischen den beiden.”

“Das war bereits vor ihrer Entführung so. Er muss etwas gesehen haben, was ihn so missmutig stimmt.”

“Doch setzt er alles daran sie zu retten und lässt sie dann links liegen. Was hat sie verbrochen?”

“Sie hat Jack Sparrow geküsst, ihn an die Black Pearl gekettet und ist dann mit dem Rest der Mannschaft von diesem Ort geflohen, während er von Davy Jones Riesenkraken, zusammen mit der Pearl, verschluckt wurde” sprach Gibbs leise. “Das ist zumindest das, was William mir erzählt hat. Ich weiß nicht, in wie weit es stimmt.”

“Sie hat Sparrow getötet? Kein Wunder, dass sie ihm nicht in die Augen sehen kann.”

“Wie gesagt, ich weiß nicht, ob es stimmt. Möchtest du noch etwas trinken? James und Matthew haben noch etwas Rum übrig gelassen.”

“Etwas? Ich möchte schon noch was trinken, aber keinen Rum. Einer muss ja nüchtern bleiben.”

“Wasser also. Dein Vater verträgt viel, für ein ehemaliges Mitglied der Royal Navy. Aber Matthew kann auch trinken, wie ein Pirat. War er schon einmal auf See.”

“Reicht es dir, wenn ich sage, wir wuchsen beide in Tortuga auf? Wir verbrachten viele Abende in den Pubs und Bars.”

“Aye, das merkt man. Es ist schon spät, bist du nicht müde Elyse? Dein Tag war lang und du hattest lange keinen Schlaf mehr. Etwas würde dir auch nicht schaden.”

“Keine Chance, ich bin munter. Wir kommen unserem nächsten Ziel immer näher und es ist unerlässlich, dass ich hier bin. Barbossa weiß den Weg natürlich auch, doch ihm traut ihr noch weniger als meinem Vater, habe ich nicht Recht?”

Gibbs kam nicht dazu eine Antwort zu geben, denn die Kombüsentür wurde von Marty aufgerissen, dessen Gesichtsausdruck Bände sprach. Elyse stand auf, nahm ihren Mantel und ging an ihm vorbei. Als Gibbs ihr ohne Jacke folgen wollte meinte sie nur

“Du wirst eine brauchen, glaub mir ...”

Und schon war sie verschwunden, ihrem ersten Maht ein Lächeln zuwerfend, dass ihn sosehr an Jack erinnerte. Gemeinsam mit Marty folte Gibbs seinem Captain und blieb erstaunt stehen, als er an Deck kam. Es war wirklich mit Schnee bedeckt. Bis auf Elyse war das Deck leer und als sie sich wieder zu ihnen umdrehte, war ihr Lächeln einem echten herlichen Lachen gewichen. Wie ein kleines Mädchen drehte sie sich im Kreis, breitete die Arme aus und wäre beinahe hingefallen, wenn ihr Vater sie nicht aufgefangen hätte. Gibbs wandte seinen Blick von Elyse nun auf das Meer, das bereits von einer leichten Eisschicht überzogen wurde. Es schien, als kämen sie ihrem Ziel schneller näher, als sie gedacht hatten.

“Mr. Gibbs, rufen Sie die Mannschaft an Bord, ich denke der Captain hat eine Entscheidung bezüglich unserer Weiterreise zu treffen” sprach Barbossa laut, als er an Deck trat.

Gibbs sah zu Elyse, welche ihre Augen auf den Navigator gerichtet hatte, als sie plötzlich doch zu Gibbs sah und nickte. Dieser war verwirrt, was dieser plötzliche Sinneswandel von Elyse zu bedeuten hatte, doch fügte er sich ihrer Entscheidung, weckte die Mannschaft und brachte sie an Deck. Auf Elyse wirkten sie im ersten Moment müde, doch als sie den Schnee bemerkten, erwachten ihre Lebensgeister zu neuem Leben. Sie betrachtete die Gesichter aller, für ein letztes Mal, um sicher zu gehen, dass sie auch die richtige Wahl traf. Sie konnte nicht ein ganzes Schiff versenken, nur um einen Mann aus der Hölle zu holen, also musste sie die Besten auswählen, um den letzten Teil ihrer Reise zu bestreiten. Doch insgeheim war ihre Wahl längst gefallen.

“Captain, was hat das zu bedeuten?” fragte Marty.

“Von jetzt an geht es nur noch zu Acht weiter. Ich kann nicht verantworten, dass ein intaktes Schiff mit Mannschaft komplett zerstört wird” erklärte Elyse. “Mr. Gibbs hat von nun an das Kommando über die Curse, bis wir wieder aufeinander treffen und wir mit Jack zurückkehren. Mich selbst werden sieben von euch begleiten. Für Drei habe ich die Wahl bereits getroffen und sie fiel auf Barbossa, Tia Dalma und Miss Swann. Wer möchte uns noch begleiten?”

Alle zögerten. Was hatte Elyse auch anderes erwartet? Doch schließlich traten Pintell und Ragetti erhobenen Hauptes vor. Ihnen folgte auch William Turner.

//Wie verwunderlich!?// dachte Elyse sarkastisch.

Jetzt waren es zumindest schon einmal sieben und insgeheim hoffte Elyse, dass sie noch von einem Mann begleitet wurden. Die junge Frau spürte die Hand ihres Vaters auf ihrer Schulter ruhen.

“Ich begleite euch. Ich will Jack endlich wiedersehen.”

Elyse nickte. Sie gab den Befehl das Beiboot ins Wasser zu lassen und stieg dann als letzte mit Will nach unten. Dieser hielt sie nocheinmal auf, bevor er über die Reling kletterte und sah ihr tief in die Augen.

“Wieso willst du, dass Elisabeth mitgeht?”

“Sie soll ihre Schuld bei Jack begleichen. Falls du nicht weißt, was ich meine, frage sie selbst.”

Sie wandte sich von William ab und sah zu Gibbs, welcher zu ihr kam.

“Reist zurück, in die Nähe von Tortuga, versucht aber nicht aufzufallen. Wir werden mit Jack und der Black Pearl zurückkehren und dann den Kampf gegen Beckett und Davy Jones aufnehmen ... Pass gut auf die Mannschaft auf und hab ein Auge auf Matthew.”

“Aye Captain ... beeilt euch!”

Elyse nickte, ehe sie sich über die Reling schwang und Will in das Beiboot folgte. Als sie Platz genommen hatte, stießen Pintell und Ragetti sie von der Curse ab und ruderten in das, mittlerweile stürmische, Schneetreiben.

Das Ende der Welt

Seit Stunden wanderten sie nun schon über die dicke Schnee- und Eisschicht, die sich vor ihnen erstreckte. Elyse hatte die Kapuze ihres Mantels tief ins Gesicht gezogen, während sie schweigend neben Barbossa herstapfte. Ihnen folgte Tia Dalma, zusammen mit Elisabeth, welche vor Kälte bereits zitterte. Will, James, Ragetti und Pintell trugen das kleine Beiboot auf ihren Schultern, ohne zu murren. Die Schwarzhaarige spürte die Blicke der anderen in ihrem Rücken, doch was sollte sie ihnen sagen? Das sie noch nicht einmal die Hälfte des Weges durch das Eis hinter sich gebracht hatten, oder das sie vermutlich erfroren, bevor sie am anderen Ende ankamen? Zu allem Überfluss spürte sie auch noch Wills großen Unmut, allein schon dadurch, dass er seit ihrer Abreise von der Curse kein einziges Wort mehr zu ihr gesagt hatte. Eine starke Erschütterung ging durch das Eis, was alle dazu veranlasste, kurz stehen zu bleiben. Elyse blickte sich um und zog plötzlich die Kapuze vom Kopf, sodass ihre Haare auseinanderstoben. Der Wind hatte ohne Vorwarnung aufgehört und die Sonne schien nun ungetrübt vom Himmel. Ein gutes Zeichen, wenn sich um sie herum nicht eine weiße Wüste aus Schnee erstreckt hätte, welcher zum Teil bis zu ihren Hüften reichte. Als erster setzte Barbossa seinen Weg fort, gefolgt von den beiden Ladys, den Bootsträgern und schließlich Elyse, welche den Weg hinter ihnen im Blick behielt. Ein ungutes Gefühl hatte sie seit dem Beben beschlichen, als ob etwas Böses hinter ihnen her wäre. Die Anderen schienen davon nichts zu bemerken, also ließ Elyse es auch dabei bewenden.

Als die Sonne bereits unterging, erreichten sie einen Felsvorsprung, der ihnen allen genug Schutz bot, um die Nacht unbeschadet zu überstehen, es fand sich sogar etwas Holz, um ein Feuer zu entzünden. Das Boot verwendeten sie als Windschutz und alle ließen sich nach diesem weiten Marsch erschöpft auf den Boden sinken, so eng aneinander gedrängt, dass es keinen von ihnen fror. Elyse saß zwischen Barbossa, welcher Tia Dalma im Arm hielt, und James, während sie unruhig auf ihren Fingern rumkaute. Das ungute Gefühl vom Nachmittag hatte sie noch nicht verlassen. Der Kopf von James ruhte, tief schlafend, auf ihrer Schulter, während der alte Pirat eine Pergamentrolle studierte. Auch die Anderen schienen schon zu schlafen. Will hatte Elisabeth fest in seine Arme geschlossen, ihr Kopf ruhte sanft auf seiner Brust. Allein diese einfache Geste reichte, dass Elyse ihren Blick auf ihren Vater richtete und seine Hände in die ihren schloss. Sie fühlten sich kalt an, was wohl auch an der Kälte draußen lag, denn obwohl sie hier drinnen, in ihrer kleinen Höhle ein Feuer entzündet hatten, war Elyse noch immer kalt.

“Du solltest auch schlafen Missy. Ich halte schon Wache.”

“Ich kann nicht ... etwas stimmt hier nicht ...”

“Ja, dieses Gefühl habe ich auch. Trotzdem, du hast nicht mehr geschlafen, als ein paar Stunden am ersten Tag auf der Curse. Ruh dich wenigstens etwas aus.”

Elyse sah nocheinmal in Barbossas Gesicht, ehe sie die Augen schloss und ihre Arme fest um James schlang. Wenn sie bei dem Versuch scheiterten, Jack in diese Welt zurückzuholen, würde sie den Kampf gegen Beckett wirklich bestreiten wollen? Zusammen mit ihrem Vater könnte sie einfach zurück nach London gehen, das alles hier einfach vergessen und ein normales Leben führen, als Countess in ihrem eigenen Haus mit Bediensteten. Jedoch hätte sie dort in dieser Zukunft keine Freunde. Der Kampf gegen Beckett und Davy Jones war zum scheitern verurteilt, trotzdem wollte sie an ihrer Seite sein und dort sterben. Kein ruhiges Leben wäre ihr das wert gewesen, außerdem hatte sie es Gibbs versprochen.

Elyse hatte es nicht verhindern können, dass sie doch einschlief und wachte halb erfroren auf. Ihr erster Blick fiel auf das ausgegangene Feuer und die weiße Wüste dahinter, dort wo das Boot zuvor gewesen war. DAS BOOT! So schnell war sie wohl noch nie auf den Beinen gewesen, James dabei völlig vergessend, welcher nun unsanft geweckt wurde. Elyse Blick glitt durch die Höhle und sie bemerkte, dass William und Miss Swann fehlten. Genauso unsanft wie ihren Vater weckte sie die restlichen Vier, bevor sie nach draußen in die Kälte stürmte und sich nach irgendeinem Zeichen umsah, in welche Richtung die beiden verschwunden waren. Als sie merkte, dass die Fußspuren ihren Weg weiter führten, begann sie zu laufen, was sich bei dem hohen Schnee als wirklich schwierig erwies. Doch zu zweit konnten sie auch noch nicht weit gekommen sein, das Boot war ziemlich schwer. Barbossa war der Erste, der wieder zu Elyse aufschloss, welche ihm einen vernichtenden Blick zuwarf. Er würde Wache halten, natürlich.

“Sie werden sich verlaufen!”

“Wie denn?! Sie können nirgends anders hin als gerade aus, in die Richtung in die wir sowieso wollten oder zurück und wenn man den Fusspuren glauben kann, sind sie unserem Weg weiter gefolgt und haben etwa eine bis zwei Stunden Vorsprung!”

“Es tut mir Leid Missy!”

“Das hilft uns jetzt auch nicht weiter!”

Barbossa senkte seinen Blick, doch lief er ungemindert neben ihr weiter. Elisabeth und Will würden die Kräfte bald verlassen, da das Boot zu zweit wirklich schwer war. Sie kamen zu einem Aufstieg und die Fußabdrücke wichen einer breiteren Spur, was wohl hieß, sie hatten das Boot nach oben gezogen. Weiterer Zeitverlust für die beiden, schnelleres Aufholen für sie. Elyse erreichte als erste die Spitze und konnte ungehindert über die weite Ebene darunter blicken. Was sie sehr erstaunte, war die Tatsache, dass die Ebene bereits wieder am Meer endetete. Sie waren also doch weiter gekommen, als sie angenommen hatte und direkt unter ihr befanden sich Will, Elisabeth und das Boot. Neben ihr kamen nun Barbossa, welchen sie bei ihrem schnellen Aufstieg abgehängt hatte, und ihr Vater zum stehen. Ohne weiter auf ihre Begleiter zu achten, begann Elyse mit dem Abstieg, wobei sie mehr rutschte als ging und so holte sie noch mehr auf. Sie versuchte so leise wie möglich zu sein und kurz bevor Elisabeth, Will und das Boot die Ebene erreichten, stellte Elyse ihren Fuß auf den Rand des Gefährts. Erschrocken sahen die beiden Flüchtlinge auf. Elisabeth wurde bei Elyse Anblick augenblicklich kreidebleich im Gesicht, der schwarze Mantel wurde ihr von einer Böe weggeweht und die schwarzen Haare flatterten offen im Wind, was ihr ein gefährliches Aussehen verlieh. Doch Williams Augen funkelten böse.

“WAS ZUM DONNERWETTER DENKT IHR WAS IHR HIER TUT?” schrie Elyse sie an.

“Mir das holen was ich brauche!” antwortete William ruhig.

“UND WAS GLAUBST DU WAS DAS IST? WOLLTET IHR UNS ETWA ERFRIEREN LASSEN?”

“Wir hätten euch geholt, wenn wir mit Jack zurückgekommen wären.”

“Natürlich ... und ihr denkt, nur weil wir hier durch eine Schneewüste laufen, werdet ihr auch hier auch wieder auftauchen? Was wolltest du dir holen? Jack? Die Black Pearl?”

“Ich brauche Jack nicht um Davy Jones zu besiegen und meinen Vater zu befreien. Nur die Pearl!”

Elyse sah ihn fassungslos an! Wie konnte man nur so kaltherzig sein. Dieser Bastard wollte nichts anderes als dieses verfluchte Schiff, um seinen eigenen Vater zu retten.

“Das kann ich nicht zulassen! Nicht nach alldem was ich wegen Jack durchgemacht habe! Er soll sich endlich seiner Verantwortung stellen!”

“Welcher Verantwortung würde sich Jack Sparrow schon freiwillig stellen? Sobald es gefährlich wird, läuft er doch sowieso davon!”

“Ihr tut ihm unrecht Mr. Turner! Diesesmal kann er nicht einfach davonlaufen.”

“Seid ihr Euch das sicher Mr. Norrington? Bis jetzt hat er es jedes Mal geschafft zu fliehen und das gelingt ihm sicher auch dieses Mal.”

“Glaubt mir, er wird es nicht tun! Jetzt lasst uns weiterreisen! Wir haben noch einen langen Weg vor uns.”

“Nein! Ich gehe keinen Schritt weiter!” protestierte Elisabeth plötzlich. “Ich habe es satt ... immer nur Jack und seine blöde Black Pearl! Gibt es hier denn nichts anderes?”

“An Eurer Stelle wäre ich ganz ruhig Miss Swann!” fuhr Elyse sie an. “Wenn Ihr nicht gewesen wärt, befänden wir uns nicht in dieser Situation! Ihr seid Schuld, dass wir an diesen verfluchten Ort reisen müssen, um Jack zurückzuholen!”

“Was meint sie damit Elisabeth?”

“Ich weiß es nicht.”

“Und ob! Gibbs hat mir alles erzählt! Was Ihr Jack angetan habt und wie es passiert ist!”

“Ich weiß nicht, was Ihnen Gibbs erzählt hat, doch ich denke er hat es nur erfunden!”

“Natürlich, wäre ja noch schöner, wenn ich nichteinmal meinem ersten Mat trauen könnte! Sie, Miss Swann haben Jack geküsst, als der Kraken erneut angriff, und ihn dabei an die Pearl gekettet! Wissen Sie davon auch nichts? Das hat nämlich sogar ihr Verlobter gesehen, oder denken Sie er zeigt Ihnen ohne Grund die kalte Schulter?”

“Was bilden Sie sich eigentlich ein? Nur weil Sie so plötzlich der Captain eines großen Piratenschiffs sind, denken Sie wohl, Sie können mit jedem machen was Sie wollen? Ich habe das alles nicht getan und ich weiß auch nicht wie Gibbs auf soetwas kommt! Und jetzt lassen Sie mich, verdammt noch mal, in Ruhe!”

“Ladies bitte! Es gibt sicher auch eine Möglichkeit, dass ganze in Ruhe zu regeln!” setzte James an.

Jedoch wurde er sofort von einem zornigen Blick Elyses zum Schweigen gebracht. Oh ja, sie wollte das jetzt hier sofort austragen und dieser aufgeblasenen Ziege endlich einmal sagen was sie von ihr hielt!

“Ich werde Sie solange damit traktieren, bis Sie mit der Wahrheit rausrücken Miss Swann! Um Williams Willen ... er soll schließlich keine Lügnerin heiraten! Gut dass sie meinen Vater nicht geehelicht haben, sonst wäre er wohl jetzt in den Fängen von Cutler Beckett oder schon längst tot!”

“Ich wurde bis jetzt nur einem Mann versprochen und das war Commodore Norrington! Ich kenne Ihren Vater nicht einmal!”

“Der Commodore ist mein Vater Miss Swann!”

“Aber ... Sie sind doch nicht so jung, dass Sie seine Tochter sein könnten! Sie sind mindestens zwanzig!”

“Und wie alt denken Sie ist der Commodore Miss Swann? Meine Eltern waren nuneimal jung und mein Vater ist es auch jetzt noch!”

“Er hätte mich gar nicht heiraten können?”

“Oh natürlich, hätte er Sie heiraten können. Meine Mutter wurde vor fünf Jahren von Lord Beckett ermordet.”

“Er hatte sicher seine Gründe!”

“Sicher hatte er die ... meine Mutter gefiel ihm, doch sie war noch immer verheiratet und wollte sich nicht scheiden lassen, aus Liebe zu meinem Vater. Er hat sie ermordet, weil er sie nicht haben konnte, also sollte niemand anderes sie jemals wieder bekommen. Ich bin vor ihm geflohen, doch leider hat er mich gefunden und ob es Ihnen nun passt oder nicht, wir brauchen Jack! Nicht nur die Pearl wie William!”

Elyse nahm ihren Fuß vom Boot, sodass die anderen es wieder auf die Schultern nehmen konnten. Ragetti, Pintell, ihr Vater und Barbossa machten das ohne jeden Kommentar, setzten mit Tia Dalma ihren Weg fort. Nur Elyse und das Pärchen blieb an diesem Ort stehen.

“Sie haben die Wahl Miss Swann. Bleiben Sie hier oder vertrauen Sie mir als Captain. Es ist Ihre Entscheidung.”

“Euer Vater gehorcht Euch so bedingungslos wie der Rest der Crew, doch erwartet von mir nicht, dass ich das auch tue, mir ist mein Leben lieb und ich werde es nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Ich vertraue Euch keineswegs, doch werde ich Will nicht allein mit Euch schicken!”

Elyse zuckte nur mit den Schultern und folgte schließlich den anderen, um wenige Minuten später zu Tia Dalma aufzuschließen, welche ihr einen besorgten Blick zuwarf. Elyse jedoch ignorierte ihn gekonnt, denn ihre Mutter hatte ihn ihr schon oft genug geschenkt.
 

Etwa einen halben Tag später standen die acht am Ende der rießigen Fläche aus Eis und Schnee. Vor ihnen erstreckte sich das weite, wilde Meer in seiner schrecklichsten Form. Umgeben von Eisbergen, kalt und tiefer, als man es sich vorstellen konnte, bewohnt von den grausamsten und schrecklichsten Meereslebewesen. Die Schwarzhaarige tauschte mit Barbossa ein zufriedenes Lächeln aus. Nur noch wenige Stunden und ihr Ziel wäre erreicht. Die Männer ließen das Boot zu Wasser, während die drei Frauen am Rand der Eisschole warteten. Ein leichter Schneefall hatte eingesetzt und Elyse zog ihre Kapuze wieder über den Kopf, Tia Dalma zog den Mantel enger um sich und Elisabeth sah in den Himmel. Sie wünschte sich jetzt nichts mehr, als wieder zu Hause in Port Royal zu sein, die warme Sonne in ihr Gesicht scheinen lassend. Doch es ging nicht, sie war hier. So stieg sie als erste zurück in das Boot, gefolgt von der Dunkelhäutigen und ihrem Captain. Pintell und Ragetti übernahmen erneut das Ruder und brachten sie innerhalb kürzester Zeit zurück auf die offene See. Der Wind bließ kalt und Barbossa hatte die Karte wieder ausgebreitet, in der er die letzte Nacht gelesen hatte. Mit der Zeit wurde ein donnerndes Geräusch hörbar, das mit jeder Meile, welche sie zurücklegten, lauter wurde. Die Passagiere blickten sich ängstlich um, doch Elyse und Barbossa erhoben sich und spähten nacheinander durch ein Fernrohr. Der Anblick der sich ihnen bot, ließ das Herz der jungen Frau etwas höher hüpfen. Bald hatten sie es geschafft. Noch einmal sah sie sich die Mitglieder ihrer kleinen Grupp an. Ein letztes Mal musste sie die sechs vor ihre Wahl stellen.

“Das hier ist eure letzte Chance, noch etwa eine halbe Stunde und wir werden Jack Gesellschaft leisten. Also, wer aussteigen will, nur zu.”

“Ich werde Jack nicht im Stich lassen, ich bleibe bei dir und Barbossa” sprach Tia Dalma.

Ihr Vater nickte nur zustimmend, auch Ragetti und Pintell murmelten etwas das sich nach einem “Aye” anhörte. Nur Will und Elisabeth schwiegen. Doch Elyse brauchte von ihnen keine Antwort, um zu wissen, dass sie bleiben würden. Will sprach jedoch Tia Dalma an, zum ersten Mal, seit sie unterwegs waren.

“Was erwartet uns eigentlich genau, am Ende der Welt.”

“Jack befindet sich nicht in der Hölle, falls du das wissen möchtest. Es ist viel schlimmer. Er ist auf ewig dazu verdammt weiterzuleben, in seinem eigenen Albtraum, seiner eigenen Hölle und er wird sich wünschen, endlich aus ihr entfliehen zu können.”

“Seine eigene Hölle? Wie sieht die aus?”

“Das allein weiß nur Jack selbst.”

“Und wie sollen wir in ihr landen? Wenn sie für Jack so grausam ist und wir nicht wissen wie sie aussieht?”

“Er wird uns führen, da bin ich mir sicher.”

William verdrehte sichtlich die Augen. Er vertraute nicht auf Jack, was Elyse einen Stich im Herzen versetzte. Wie konnte er nur so sein? Er konnte ihr nicht vertrauen ... er vertraute niemandem. Barbossa gab den Befehl, die Segel zu setzen und Elyse stellte sich hinter das Steuer. Falls sie Jack wirklich finden würden, wurde er wieder Captain, ihre Reise war hier somit so gut wie zu Ende, doch würde sie sich den Piraten anschließen, denn sie hatte etwas zu erledigen. Das Donnern wurde immer lauter und nun war es auch endlich ohne Fernrohr sichtbar ... Das Ende der Welt. Das Wasser stürzte in Massen über die Kante und niemand wusste, wo es endete!

“Haltet euch irgendwo fest!” brüllte Elyse um das Getose zu übertönen.

Sie drehte das Steuerrad so, dass sie seitlich über das Ende stürzten. Sie wurden von den Wellen erfasst und das kleine Beiboot schaukelte gefährlich. Es war vermutlich ein Fehler gewesen, das kleine Segel zu setzen. Über ihnen erstreckte sich ein wunderbarer Himmel, der von Sternen übersäht war. Barbossa kämpfte sich zu Elyse vor und hielt sich ebenfalls am Steuerrad fest. Elisabeth klammerte sich an William fest, ihr Vater versuchte halt am Mast zu finden. Innerlich zählte Elyse die Sekunden bis es zum Sturz kommen würde. Und dann war er da, der Moment auf den sie alle gewartet hatten. Das kleine Beiboot wurde über den Rand der Welt hinausgeschleudert und stürzte in die unendlich Tiefe, die dort auf sie wartete.
 

Als Elyse die Augen wieder aufschlug, wurde sie von gleißendem Sonnenlicht geblendet. Ihr ganzer Körper schmerzte, doch noch schlimmer war der Durst, der sich ihrer bemächtigt hatte. Langsam rappelte sie sich auf und blickte sich um. Sie stand inmitten einer großen Wüste, vor ihr nichts als Sand und keines ihrer Crewmitglieder war zu sehen. Den leichten Schwindel ignorierdend, machte sie sich auf den Weg, ohne wirklich zu wissen, wohin sie ging. Gott wie sehr sie diesen Ort verdammte. Vor fünf Jahren war sie wenigstens an einen Strand gespült worden, aber nein, heute landete sie mitten in der Wüste. Missmutig stapfte die Schwarzhaarige durch den Sand, wobei sie sich nach wenigen Metern bereits von ihrem Mantel trennte. Ein wahrlich unwirklicher Ort, eine Hölle die es für Seefahrer schier unmöglich machte, nicht verrückt zu werden. Kein Wasser, keine See auf der man segeln konnte. Davy Jones eigens erdachte Hölle für seine Wiedersacher und zum zweiten Mal gehörte sie dazu. Elyse kletterte eine Sanddüne nach oben und konnte nicht glauben, was sie am Ende eben dieser erblickte. Die Black Pearl! Und ein unüberwindbares, schier ewig andauerndes Meer aus Steinen. Herrgott nochmal! Trotzdem begann sie mit dem Abstieg. Bei den Steinen angelangt schien es, als ob die Pearl in noch größere Ferne gerückt war, doch sie musste das Schiff erreichen. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, darauf bedacht, diese Steine nicht zu berühren, denn sie hatte viele Geschichten über diese gehört. Explodierende Geschosse, die alles im Umkreis von Meilen zerstörten oder kleine Flusskrebse, die schnell zu Bestien mutierten ... also lieber kein Risiko eingehen, wobei Elyse selbst fand, dass sie sich jetzt gerade wie Gibbs anhörte. Doch das war jetzt nebensache, denn die Pearl kam Stück für Stück näher. Hoffentlich war es keine Fatamorgana und sie würde sich nicht in Luft auflösen, wenn Elyse nahe genug war. Von der unerträglichen Hitze klebten ihr die Haare bereits im Gesicht und von ihrer Kleidung wollte sie erst gar nicht reden. Doch als sie vor der Pearl stand, konnte sie es nicht glauben, dass sie sich nicht in Luft auflöste. Es war wirklich das sagenumwobene Schiff von Captain Jack Sparrow. Mit neuem Mut erfrischt, kletterte sie nach oben und schwang sich auf Deck ... doch es war niemand zu sehen. Sie lief auf die Kommandobrücke welche auch leer war. Ein Schiff ohne Captain? Das konnte nicht sein, nach alldem was sie von Jack Sparrow gehört hatte. Wie von Geisterhand geführt begab sie sich an die obere Reling und sah nach unten. Dort erblickte sie den gefürchteten Captain der Pearl, im Sand liegend und ... tot. Er konnte nicht sterben, außer Jones hätte sich seiner erbarmt. In seiner rechten hielt Jack ein Seil, als ob er die Pearl daran hindern wollte, davonzusegeln. Elyse vergewisserte sich, dass das Seil auch sicher befestigt war und ließ sich wieder auf den harten Sandboden sinken. Der Captain rührte sich keinen Millimeter, nichteinmal seine Augen öffnete er. Neben ihm ging die Schwarzhaarige dann in die Knie und besah ihn genauer. Er sah doch etwas anders aus, als sie sich ihn immer vorgestellt hatte. Er wirkte größer, nicht so gefährlich und angsteinflösend. Die schwarzumrahmten Augen, der verspielte Bart, seine vielen Schmuckstücke ... er musste als junger Mann wirklich bezaubernd ausgesehen haben. Vorsichtig zupfte Elyse an seinem Mantel, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, jedoch sah er sie nicht einmal an. Oh ja, sie erinnerte sich nur zu gut an ihre eigene Zeit hier. Vermutlich hielt er sie für eine Sinnestäuschung, doch sie würde ihm jetzt das Gegenteil beweisen. Elyse stand wieder auf und versetzte Jack dann einen Tritt in die Seite. Entsetzt öffnete der Pirat die Augen und blickte sie an. Würde eine seiner Vorstellungen ihn wirklich treten? Um mit dieser dreisten Person auf gleicher Augenhöhe zu sein, erhob sich Jack ebenfalls, ohne dabei das Seil der Pearl loszulassen. Fasziniert betrachtete Jack die Schwarzhaarige Frau vor sich.

“Captain Sparrow?”

“Aye!”

“Ich bin wohl die Erste, die Euch gefunden hat.”

“Mich gefunden? Ihr beliebt zu Scherzen nicht wahr Missy? Wer seid Ihr überhaupt?”

“Mein Name ist Elyse Nor...”

“Deine Augen, sie kommen mir so vertraut vor. Haben wir uns schon einmal getroffen? Tortuga vielleicht?”

“Nein, nicht das ich wü...”

“Nicht? Port Royal? Singapur? London?”

“An keinem dieser Orte Mr. Sparrow!”

“Captain ...”

“Captain Jack Sparrow ich weiß.”

“Bist du wieder eine meiner Wahnvorstellungen?”

“Nein!”

“Beweise es!”

“Wie denn? Dreimal im Kreis hüpfen? Mich auf dem Boden rollen? Ich kann es Euch nicht beweisen Jack! Ihr müsst mir glauben! Vertraut wenigstens Ihr mir! Ich und noch sieben andere aus meiner Crew sind zurückgekommen um Euch zurückzuholen!”

“Zu welchem Zweck Missy?”

“Ihr müsst Davy Jones entgegentreten! Ihr müsst uns in den Kampf gegen Lord Beckett führen!”

“Ich frage noch einmal Missy: Zu welchem Zweck?”

“Für meinen Vater!” flüsterte Elyse resigniert, er würde ihr ja doch nicht glauben.

“Kenne ich Euren Vater?”

“Davon bin ich überzeugt Jack, dass du mich kennst!”

Hinter Jack blieb nun plötzlich James stehen. Auch er schien einen weiten Weg durch die Wüste gehabt zu haben, denn er trug nichts weiter außer seiner Stiefel und seiner Hose. Sein Oberkörper war mit Schweiß überzogen und seine braunen Locken klebten in seinem Gesicht, doch seine Augen blitzten vergnügt, als er Jacks zweifelnden Blickes gewahr wurde. Vorsichtig trat der Pirat auf den ehemaligen Commodore zu und zwickte ihn in den Oberarm. Entrüstet blickte James in die braunen Augen und Jacks Gesichtszüge entgleisten, wie nur zu oft. Es schien, als konnte er es nicht fassen, das wahrhaftig James L. Norrington vor ihm stand.

“Vater! Hast du die anderen gesehen?”

Elyse lief zu ihrem Vater und schloss ihn in die Arme. James, welcher seine Hände auf den Knien abgestützt hatte, um etwas Luft zu bekommen, wurde somit zu Boden gerissen und lachte vergnügt auf. Es war solange her, dass er sich so frei gefühlt hatte und jetzt hier, an diesem gottverdammten Ort tat er es.

“Nein, ich bin in der Wüste aufgewacht. Ich habe niemanden gesehen, doch unterwegs habe ich deinen Mantel gefunden und bin einfach deinen Spuren gefolgt und jetzt bin ich hier!”

“Zum Teufel noch eins, kann mir mal jemand erklären was ihr hier macht? Jamie was suchst du hier?”

“Dich Jack, dich.”

“Wieso?!”

“Weil ich dich liebe.”

Zwiespalt

Elyse hatte sich die nächsten Augenblicke selbst nicht erklären können. Ihr Vater lag noch immer auf dem Boden und blickte in den strahlend blauen Himmel und Jack sah ihn entgeisert an, während sie versuchte die Pearl von diesem verfluchten Ort wegzubekommen. Sie kletterte wieder an Bord der Black Pearl und sah sich von dort oben um. Um sie herum nichts anderes als Wüste ... Sand der in jede Ritze kroch. Sie würden nie von diesem gottverdammten Ort wegkommen, wenn nicht ein Wunder geschähe und dann waren auch noch diese verfluchten Steine ... welche sich plötzlich bewegten! Entgeistert beobachtete Elyse, wie sich aus dem Steinmeer, durch welches sie vor weniger als einer Stunde gelaufen war, in eine Horde Krabben verwandelte. Durch ihren Ausruf des Entsetzens machte sie die beiden Männer, die noch immer unterhalb der Pearl standen auf die nahende Gefahr aufmerksam. Jack sah abwechselnd von Elyse zu den Krabben und wandte sich schließlich wieder James zu, der nun begann, dass Schiff zu erklimmen.

“Jamie, was machst du da?”

“Mich in Sicherheit bringen oder denkst du ich will von Krabben gefressen werden?”

“Herr Gott nochmal, die sind doch harmlos! Die tun keinem was zu Leide ... Schau her ...”

Jack beugte sich zu einem der Schalentiere hinab und streichelte ihm über den Panzer, während er lächelnd zu Jamie und Elyse aufsah. Doch sein Grinsen wechselte schlagartig in eine Art Grimasse, als ihn das Krustentier in den Finger zwickte. James konnte ein Lachen nicht unterdrücken und auch Elyse lächelte, doch sie war sich der Gefahr durchaus bewusst, in der sie sich befanden. Schnell folgte nun auch Jack seinem verflossenen Liebhaber an Deck, während sich die Krabben an der Black Pearl zu schaffen machten. Entsetzt verfolgte der Captain des Schiffes dieses Treiben und landete einige Augenblicke später unsanft auf dem Boden, als sich die Pearl ruckartig in Bewegung setzte. Elyse hatte sich an die Rehling geklammert und konnte nicht glauben, was sie sah ... Die Krabben trugen die Pearl aus der Wüste und das in einem wahnsinnigen Tempo!
 

Mit affenartiger Geschwindigkeit sauste die Pearl über einen Hügel und landete anschließend im Meer. Elyse hatte sich wieder gerade hingestellt und half ihrem Vater wieder auf die Beine, während sich Jack vom Boden aufraffte. Die Pearl lag endlich wieder im Wasser. Elyse sog gierig die Meeresluft in sich auf, als ob sie diese seit Jahren nicht mehr gerochen hatte. James stand hinter seiner Tochter und ließ den Blick über das Meer gleiten, als sein Blick auf eine kleine Gruppe von Leuten fiel.

“Da hinten ... das müssten die Anderen sein.”

“Andere?” fragte Jack neugierig.

“Denkst du wirklich Jack, dass nur wir beide auf der Suche nach dir waren? Sicherlich nicht ... Wir wurden begleitet ...”

“Von wem?”

“Personen, die dich sehr schätzen” war Elyse tonlose Antwort.

“Missy ... auch wenn du die Tochter von unserem Commodore hier bist, ich könnte mich vergessen und dir wehtun. Wer?!”

James sah den Piraten entsetzt an, als er seiner Tochter drohte. Elyse ließ sich dadurch allerdings nicht beeindrucken und erwiederte Jacks Blick kalt.

“Tia Dalma, Barbossa, Ragetti und Pintell, Elisabeth und William.”

“Oh ... wirklich nett, wenn man bedenkt, dass sie alle versucht haben mich zu töten und es einer von ihnen wirklich gelungen ist!”

Die Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern und murmelte etwas von Schicksal. Mit Hilfe ihres Vaters ließ sie das Beiboot zu Wasser und stieg danach hinunter. Mit einigem Zögern folgte Jack den Beiden.

Es dauerte eine Weile, bis sie das Festland erreicht hatten und den Strand betraten. Elyse stieg als Erste aus dem Beiboot, gefolgt von Jack und ihrem Vater. Langsam gingen sie auf die anderen zu, welche nun von Barbossa geführt wurden. Im Hintergrund konnte die junge Frau die Überreste des kleinen Dingis erkennen, mit welchem sie über den Abgrund gespült worden waren. Ein knapper Meter Abstand blieb zwischen Elyse und Barbossa, als sie endlich stehenblieben. Hinter den beiden Captains versammelten sich jeweils ihre Begleiter. Ungläubig beäugten sie alle Jack.

“Du hast ihn also gefunden Missy” sprach Barbossa ruhig.

“Was hast du von mir erwartet Hector? Das ich versage?” Elyse sah ihn finster an.

“Ich dachte, dass du länger brauchen würdest. Und als Mr. Norrington auch nicht mehr bei uns war ... nun ja, ich war der Überzeugung, es würde länger dauern.”

“Ich kenne mich aus ... Seid froh, dass es so schnell gegangen ist und wie ihr seht, haben wir sogar ein Schiff.”

Elyse deutete auf die Pearl, die fest verankert in den Wellen schauckelte.

“Jones hat sie mit Jack versenkt. Es ist nicht verwunderlich, dass sie bei ihm war” meinte Tia Dalma, die sich nun neben Barbossa stellte.

“Die größte Strafe die man ihm auferlegen konnte. Gefangen in der Wüste, mit seinem Schiff ... ohne Wind oder Wasser” flüsterte Elyse beinahe.

“Ah ... Es ist immer noch mein Schiff. Und warum sollte ich auch nur einen von euch mit zurücknehmen? Außer Missy hier und Jamsie schien mich ja niemand vermisst zu haben. Außerdem ... drei von euch haben bereits versucht mich umzubringen!”

Er warf Elisabeth einen feurigen Blick zu, welche sofort die Augen niederschlug.

“Einer ist es gelungen!”

Elyse sah die junge Frau triumphierend an. Doch sie hatten jetzt keine Zeit für Streitereien und sie schob Jack und James zurück in Richtung Beiboot. Barbossa und dem Rest der Crew signalisierte sie mit einem Kopfnicken, ihnen zu folgen. Schon wenige Augenblicke später saßen sie in dem kleinen Boot und ruderten zurück zu Pearl.

“Ich habe nur das getan Jack, was ich für richtig gehalten habe!”

“Ach ja? Und du sahst keinen anderen Ausweg, als mich Jones auszuliefern?”

Elisabeth öffnete die Lippen, um etwas zu erwiedern, schwieg aber. Es fiel ihr keine passende Erklärung dazu ein. Nichts, was dem gerecht werden konnte, was sie zu diesem Zeitpunkt gefühlt oder gewollt hätte.

An Bord der Pearl machten sich alle an ihre Aufgabe, es war schließlich ein weiter Weg zurück in die reale Welt. Elyse folgte Barbossa und Jack auf die Kommandobrücke. Sie beobachtete belustigt das treiben der Beiden, die sich ständig gegenseitig übertrumpfen wollten.

“Captains ...” sprach sie schließlich beschwörend. “Da ihr euch anscheinend nicht einigen könnt, wem nun die Pearl gehört und wer ihr rechtmäßiger Captain ist, solltet ihr vielleicht jemand anders dieses Schiff führen lassen, bis wir zurück sind.”

Barbossa und Jack warfen sich einen Blick zu, der Bände sprach. Wer sollte das wohl sein?

“Wer soll das sein Missy? Mr. Turner? Pintell? Ragetti?” fragten die beiden unisono.

Elyse verdrehte genervt die Augen. Männer konnten so kurzsichtig sein.

“Es befinden sich auch noch andere Menschen hier an Bord, die in der Lage sind, ein Schiff zu lenken.”

“Tia Dalma?” fragte Jack verwundert.

“Doch nicht etwa dein Vater Missy oder?”

Elyse hätte am liebsten jeden von ihnen den Hals umgedreht.

“Nein! Verdammt nochmal, wer hat die Curse hierher gesegelt? Wer ist schonmal diesem verfluchten Ort entkommen? ICH!”

“Nein, hör zu Miss McLaughlin, so sehr ich deinen Vater schätze und ich will nicht an deiner Fähigkeit zweifeln, ein Schiff zu lenken, aber ... Nein!”

Barbossa sah Elyse durchdrigend an. Er wusste, sie hatte den Weg bereits einmal zurückgefunden und sie war sicherlich auch ein zweites Mal in der Lage dazu. Aber Jack würde sich mit Händen und Füßen dagegen sträuben, einen Fremden, nochdazu eine Frau, an das Ruder seines Schiffes zu lassen. Er würde ihr die Pearl sofort überlassen.

“Ich bin dafür, dass Elyse die Pearl steuert” erklärte er nun auch Jack. “Sie hat diesen Ort schon einmal verlassen können, mit weniger Besatzung und warum sollte es ihr nicht auch noch ein zweites Mal gelingen. Du kannst die Pearl ja selbst segeln, aber überlass ihr wenigstens das Kommando Jack! Sei vernünftig!”

Jack sah Hector an, als ob ihn ein Blitz getroffen hätte. Warum verbündete sich jetzt sein ehemaliger erster Maht mit diesem Gör? Versprach er sich wirklich so viel von ihrerm Handeln? War sie ein solches Naturtalent, dass sie selbst Davy Jones Fängen entgleiten konnte? Warum leitete sie dann nicht den Kampf gegen dieses Monster und Lord Beckett? Doch dazu fehlte ihr wohl der Mut oder die Kraft. Wie auch immer, er würde ihr die Pearl mit Sicherheit nicht überlassen.

“Nein!”

Das war Jacks einzige Antwort, ehe er sich in die Captainskajüte zurückzog. Elyse warf Hector einen vernichtenden Blick zu und suchte sich ebenfalls einen Platz auf der Pearl, wo sie ihre Ruhe hatte. Verdammt! Warum hatte sie das nur gemacht? Wieso hatte sie sich dazu breit schlagen lassen? Mit Schwung machte sie sich auf den Weg nach oben ins Krähennest.
 

James hatte die Disskusion aus einiger Entfernung beobachtet, folgte Jack nun leise in seine Kajüte, die er für sich in Anspruch nahm. Er betrat den dunklen Raum leise. Die Fensterläden waren geschlossen, sodass nur wenig Licht hereinkam. Der Brünette konnte nur schwer ausmachen, wo sich was im Raum befand, doch er schaffte es ohne größere Blessuren zum Bett, in welchem er Jack vermutete. James setzte sich auf die Bettkante und tastete nach dem Körper von Jack, welchen er schließlich auch fand.

“Du solltest etwas mehr vertrauen in Elyse haben Jack ... Sie kann das schaffen.”

Jack drehte sich auf den Rücken und sah zu James auf.

“Es ist nicht so, dass ich am Talent deiner wohlgeborenen Tochter zweifeln würde Jamsie ... so ist es wirklich nicht. Aber mein Schiff ... meine Liebe in die Hände von jemandem zu geben, den ich nicht kenne, fällt mir äußerst schwer.”

James nickte. Er konnte Jack einerseits wirklich gut verstehen, doch wenn er weiterhin so stur blieb, würden sie den Rest ihres Lebens hier festsitzen.

“Du kennst Elyse vielleicht nicht Jack ... aber mich. Und ich vertraue ihr.”

“Ist sie deiner geliebten Claudia etwa so ähnlich?”

James sah den schwarzhaarigen Piraten verletzt an.

“Lass bitte meine tote Frau aus dem Spiel ja? Ich habe Claudia wirklich geliebt. Aber Elyse ist völlig anders. Außerdem ist sie noch ein Kind!”

“Du sagst es Jamsie ... sie ist noch ein Kind. Sie ist nicht in der Lage, ein solches Schiff zu lenken ...”

Ein leises Seufzen unterbrach ihr Gespräch. Erstaunt blickten die beiden Männer zum Auslöser dieser Stimmungsaussage. Tia Dalma löste sich langsam aus der Finsternis und kam auf sie zu.

“Ihr tut ihr unrecht ... alle Beide.”

“Was meinst du damit?”

Jack hatte sich in seinem Bett aufgesetzt und lugte jetzt über James Schulter zu der dunkelhäutigen Frau. Diese hatte die Arme vor der Brust verschränkt und strafte die Männer mit ihrem Blick tausend Lügen. Keiner von ihnen konnte sich auch nur im geringsten Ausmalen, was die junge Frau bereits in ihrem Leben durchgemacht hatte. Welche Gefahren und Verluste sie bereits erleben musste. Und das alles nur, um diejenigen zu finden, die ihr ihr Leben bedeuteten.

“Mr. Norrington ... Jack” Sie wandte sich an Beide gleichzeitig, das würde einiges an Zeit sparen.

“Habt ihr euch noch nie Gedanken darüber gemacht, warum Elyse all das auf sich genommen hat? Warum sie erneut diesen schweren Weg gewählt hat, obwohl sie ihn bereits einmal bereiste? Noch einmal die gleichen Qualen, die gleiche Trostlosigkeit in ihrem Leben. Zum zweiten Mal stellt sie sich nun schon ihrem größten Albtraum und warum? Weil sie Euch über alles liebt Mr. Norrington und weil Sie Jack über alles zu lieben scheinen.”

James war in diesem Augenblick mehr als sprachlos. So schamlos hatte ihm noch niemand die Wahrheit ins Gesicht geknallt und Tia Dalma schien sich nichteinmal wirklich daran zu stören. Doch es war gut so, denn jetzt wusste er wenigstens, welche Hebel er bei Jack ziehen musste, um diesen zu einer vernünftigen Tat zu bewegen.

“Missy war schon einmal hier?” Jacks Neugierde war geweckt.

“Ja ...”

Jack erhob sich aus seinem Bett und ging langsam zu Tia Dalma hinüber. Nur wenige Zentimeter trennten die Beiden von einander. Der Dunkelhaarige sah die Frau finster an. Wehe das war ein schlechter Scherz von ihr, dann würde sie es büßen. Denn im Moment war ihm einfach nicht nach Spaßen zu Mute. Er musste zurück in die “Normale Welt”, um seine Rache zu nehmen. An Lord Beckett, Davy Jones und an jedem gottverdammten Piraten, der es gewagt hatte, es auch nur annhähernd so weit kommen zu lassen.

Tia Dalma schien zu verstehen, was ihr dieser Blick sagen sollte, denn sie erwiederte ihn mit Stolz und auch etwas Trotz. Sie würde es nie wagen, Jack zu belügen, denn das war nicht ihre Art und es würde niemandem etwas bringen.

Der schwarzhaarige Pirat drückte sich nun an der Zauberin vorbei und ging wieder nach draußen.

James sah ihm etwas verwundert hinterher.

“Du scheinst ihn wirklich überzeugt zu haben.”

Tia Dalma zuckte gleichgültig mit den Schultern.

“Es ist egal, wie er überzeugt wird. Hauptsache Jack sieht ein, dass Elyse die Beste ist, uns hier wieder raus zu bringen.”

Ein leichtes Lächeln zierte das Gesicht des ehemaligen Commodores.

“Ich denke ... er kann es nicht ertragen, dass ich eine Tochter habe, die mindestens genauso stur ist, wie er und ihm dabei auch noch so sehr ähnelt. Dessen ist er sich vielleicht nicht einmal so sehr bewusst.”

“Oh ... Elyse ist Jack in vielerlei Hinsicht ähnlich. Doch noch mehr ähnelt sie ihrer Mutter.”

“Claudia?”

“Mehr als ihr ahnt Mr. Norrington. Sie hat ihr Temprament und die Nase ... die Augen hat sie ja eindeutig von euch geerbt.”

James fühlte sich unglaublich stolz, dass man Elyse anscheinend auch ansah, dass sie seine Tochter war. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als der Name seines Kindes ziemlich laut von Jack gebrüllt wurde. Mit hochgezogener Augenbraue folte er der dunkelhäutigen Lady nun nach draußen.
 

Elyse hatte sich in das Krähennest zurückgezogen und betrachtete den klaren blauen Himmel. Es war ja eigentlich nicht anders zu erwarten gewesen, dass Jack ihr nicht vertraute. Es hätte ja beinahe einem Wunder geglichen. Doch etwas Respekt hatte sie sich doch wohl verdient. Sie war es schließlich gewesen, die seine Crew ans Ende der Welt geführt hatte.

Wenn sie aber jetzt so darüber nachdachte, Hector vertraute ihr auch nur, weil sie bereits einmal hier gewesen war. Gibbs vertraute ihr insoweit, was ihre Fähigkeiten als Captain und Navigator anging und der Rest der Crew. Fürchtete sich vermutlich so sehr vor ihrem Zorn, dass sie nicht anders konnten, als ihr zu folgen. Missmutig schlang sie die Arme um ihre Beine und legte den Kopf darauf. Noch immer brannte die Sonne gnadenlos vom Himmel heruntern, doch jetzt, wo sie wieder am Meer waren, wehte wenigstens wieder etwas Wind, der das ganze erträglicher machte. Unter ihr arbeitete der Teil der Mannschaft auf Hochtouren, um die Pearl endlich seetüchtig zu machen. Es dauerte nicht lange und das Schiff setzte sich in Bewegung. Auch Elyse bekam Besuch, von Jack, Hectors kleinem Affen. Dieser trug eine Karte bei sich, die er mit neugieren Blicken der jungen Frau reichte. Diese sah das Tier fragend an, ehe sie das Stück Pergament in Empfang nahm.

Vorsichtig entfaltete Elyse die Karte. Auf sonderbare Weise kam sie ihr sogar bekannt vor. Es dauerte einen Moment, ehe sie diese als die Karte deuten konnte, die normalerweise im Besitz von Sao Feng war und den Rückweg aus dieser schrecklichen Welt zeigte. Sie konnte sich zwar noch daran erinnern, das sie von diesem Ort entkommen waren, damals vor vielen Jahren, doch nicht auf welche Weise. Doch auf dem Stückchen Papier schien alles verzeichnet zu sein. Der Weg, die Rätsel, die ganzen Gefahren.

“Jack ... du bist ein Genie!”

Sie tätschelte den Affen leicht auf den Kopf, welcher abwehrend seine Pfoten hob. Ein Lächeln umspielte Elyse Lippen. Jetzt war sie wieder klar im Vorteil. Endlich konnte sie wieder ein Stück freier Atmen und faltete schnell die Karte zusammen, ehe sie diese in ihrem Oberteil verschwinden ließ.

Die Schwarzhaarige erhob sich nun aus ihrer sitzenden Position und sah über den Rand des Krähennestes. Das Schiff glitt langsam und gesittet durch die Wellen, doch es war nicht auf dem richtigen Kurs, wie Elyse anhand ihres kleinen Kompasses erkennen konnte. Nur solange niemand der Captains oder wer nun auch immer das Kommando auf der Pearl hatte, zu ihr kam und sie um ihre Hilfe bat, würde sie sich fein raushalten. Sollten sie doch noch eine ganze Weile hier durch die Gegend schippern, bis Jack und Hector ihren Fehler bemerkten. Schmunzelnd beobachtete sie nun die Szene an Deck, wie die beiden alteingessenen Captains sich gegenseitig anblafften und anzankten. Sie schob den Kompass zurück in ihre Hosentasche, als sich plötzlich Jacks Kopf ruckartig zu ihr drehte und er ziemlich schroff ihren Namen schrie. Unbeeindruckt blickte sie mit hochgezogener Augenbraue zu dem Piratenlord nach unten.

“Was kann ich für Euch tun Jack?” fragte Elyse gleichgültig.

“Komm runter! SOFORT!” brüllte er.

Mit wutverzerrtem Gesicht blickte er zu dem Aussichtskorb hoch. Etwas schalk blinkte in Elyse Augen auf. So war das also. Tia Dalma hatte ihm die Wahrheit gesagt. Es war ihr schließlich nicht verborgen geblieben, dass die Dunkelhäutige ihrem Vater gefolgt war, in Jacks Kajüte.

“Warum sollte ich ...”

“Missy!”

In Jacks Stimme klang ein drohender Unterton, der ihr Elyse klar machte, dass es wohl besser wäre, dem Captain zu folgen. Sie sah noch einmal zu dem kleinen Äffchen, ehe sie sich über den Rand des Korbs schwang und an den Seilen flink nach unten kletterte. Mit einem beherzten Sprung landete sie direkt vor Jacks Füßen. Sie hatten in etwa die gleiche Größe, sodass sie dem Piraten direkt in die Augen sehen konnte.

“Was willst du Jack?” Die grünen Augen funkelten gefährlich.

“Du warst schon mal hier.” Eine Feststellung.

Elyse nickte.

“Wieso hast du es nicht gesagt ... vorhin!”

Für einen kurzen Moment schien die junge Frau zu überlegen.

“Was hätte es gebracht Jack? Du hättest mir genauso wenig vertraut wie auch jetzt. Nur weil ich den Weg schon einmal zurück gekommen bin, heißt das noch lange nicht, dass ich es auch jetzt noch kann.”

“Warum solltest du es nicht können?”

“Ich war ein Kind Jack ... ich war unschuldig, andem was mir damals zugestoßen war. Doch ob ich es heute nicht verdient hätte an einen Ort wie diesen verbannt zu werden? Ich würde es nicht abstreiten, wenn man mich vor die Wahl stellen würde.”

“Du weißt den Weg also nicht?”

“Oh doch ... ich weiß ihn. Dank einer kleinen Hilfe, aber du willst meine Hilfe nicht. Also versuch den Weg gefälligst selbst zu finden.”

Sie drehte sich auf dem Absatz herum und machte sich auf den Weg zurück ins Krähennest.

Hector stieß Jack ziemlich hart in die Seite und deutete ihm an, der Frau zu folgen. Er war sich durchaus bewusst, dass sie ihre einzige Hoffnung an diesem Ort war. Und er vertraute ihr, auch wenn sie es vielleicht nicht glauben wollte. Missmutig folgte Jack Elyse.

“Wir brauchen deine Hilfe Missy!”

“Das ... Jack, hättest du dir vielleicht vorher überlegen müssen, ehe du mich so verletzt hast!”

“Dich verletzt?”

“Bei Neptun Jack! Ich habe auch nur versucht dich zu retten! Vielleicht war es überhaupt ein großer Fehler hierherzukommen! Das einzige, was ich bis jetzt erfahren habe ist nichts als Verachtung und Misstrauen! Von dir! Von Hector! Allen!”

“Würdest du jemandem dein Schiff anvertrauen, den du nicht kennst?!” fragte Jack aufgebracht.

“Das habe ich Jack! Ich habe die Curse Gibbs überlassen in der Hoffnung, dass ich vielleicht wieder zurückkommen könnte! Aber vielleicht hast du ja Recht und sie haben alle zu viel Glauben in mich gesetzt! Vermutlich kann ich euch nichtmal helfen!”

Elyse fasste in ihr Oberteil und klatschte Jack die Karte ins Gesicht.

“Versuch dir doch damit zu helfen! Eins kann ich dir sagen Jack, die Pearf befindet sich auf dem falschen Weg! Der Kurs ist verkehrt!”



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2007-06-03T22:12:09+00:00 04.06.2007 00:12
kannst du mir das schicken??? /*hundeaugenmach*


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