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Until Dawn

A Vampires' story
von

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Prolog

Prolog
 

So, diese Vampirstory (wenn sie was wird) widme ich allen Vampirfreunden und sonstigen Fans der Nacht. Ich hoffe die Story gefällt euch.
 


 

Legende:

„...“ jemand spricht

/..../ jemand denkt

.... flashback
 

Du klopfst und wartest vor dem schweren Eichentor. Denn Tür konntest du das gigantische Eingangsportal nicht nennen. Doch dann öffnet dir ein großer, schlanker, jedoch auch muskulös wirkender junger Mann die Türe „Ich habe dich schon erwartet“ entgegnet er dir freundlich. Etwas verwirrt lächelst du ihn an „Komm ruhig rein“ sagt er freundlich und tritt beiseite, so dass du eintreten kannst. Der Garten war schon groß, aber das Anwesen war umwerfend. Doch bleibt dir nicht viel Zeit, die große Eingangshalle mit den vielen Gemälden und der Einrichtung aus dem 16./17. Jahrhundert zu bestaunen, denn schon wirst du durch eine weitere Türe in einen großen Saal geführt, in dem schon zwei große, gemütlich aussehende Ohrensessel vor dem Kamin stehen. Nun ging der junge Mann zu dem Ohrenstuhl, dir gegenüber und dreht sich zu dir um.

„So, du willst also wissen, wie es ist, ein Vampir zu sein, hum?“ ein leichtes Nicken kommt von dem jungen Mann, dir gegenüber. „Dann setz dich besser hin, es ist eine ziemlich lange Geschichte“ ein freundliches Lächelnd von ihm, Alaister, wie er sich nannte. „Du fragst dich, ob das mein richtiger Name ist?“ leicht schmunzelt er dich an „Eine gute Frage, um ehrlich zu sein, aber alles zu seiner Zeit“ Alaister setzt sich nun auch in den großen Ohrensessel und überschlägt die Beine. „Wenn du etwas brauchst, sag einfach Bescheid“ sagt die freundliche, ruhige Stimme und dir bleibt nichts anderes übrig, als zu Nicken, erwartest du voller Vorfreude den Beginn.

Doch bevor Alaister beginnt, fallen die Vorhänge zu, ohne Vorwarnung und ohne ersichtlichen Grund, so dass du etwas zusammenzuckst. Nun blickte Alaister zur Seite, zu dem Kamin, in dem noch kein Feuer brennt. Doch kaum hat er den Blick von dem Kamin wieder auf dich gerichtet, entflammte ein Feuer in dem großen Kamin. Erneut zuckst du leicht zusammen. „Tut mir Leid“ entschuldigt sich Alaister „Aber an so etwas solltest du dich lieber gewöhnen“ Erneut kannst du nur nicken, anscheinend geht hier nicht immer alles mit rechten Dingen zu „Das wundert dich?“ fragt Alaister und schmunzelt wieder über deine Gedanken. Doch nun lehnt er sich zurück und auch du entspannst dich etwas.

„Dann sollte ich anfangen“ sagt er, nickte, um sich selbst zu bestätigen. „Es war vor sehr langer Zeit....1428 um genau zu sein, ich war noch sehr jung, sechs Jahre alt, als es geschah....“
 


 


 

So hier der Prolog zu meiner Story. Ich hoffe sie gefällt euch

^^

Greets.

Kapitel 1

Kapitel 1
 


 

1428. Ein ziemlich stürmisches Jahr, der Hundertjährige Krieg befand sich in seiner zweiten Phase. Die Kontrahenten: meine Heimat England und Frankreich. Ich weiß noch genau, wie ich als kleiner Junge mit dem Holzschwert herumtobte, Krieg spielte, wie all die anderen Jungen in meinem Alter. Unsere Mütter jedoch, waren voller Sorge, dass sie nicht nur ihre Männer in den Krieg schicken müssen, sondern auch ihre Söhne. Denn der Krieg forderte ständig neue Männer und so war auch mein Vater fort. In jener Zeit war ich stolz auf ihn, dass er im Krieg war, doch das würde sich später noch ändern.

Es war abends und schon dunkel. Doch meine Freunde und ich spielten noch immer im Wald – natürlich ohne, dass unsere Mütter etwas davon wussten. Die Wälder waren gefährlich zu jener Zeit. Ganoven und Räuber, aber auch wilde Tiere wie Wölfe oder Bären. Doch als Kinder, jung und zynisch, ohne jegliche Angst, scheuten wir nicht davor zurück im Wald zu spielen.

Doch nach einer Weile – es musste mitten in der Nacht sein – zogen dichte Wolken auf, die die hellen Sterne und vor allem auch den Mond bedeckten. Das typische engländische Wetter schlug zu. In kürzester Zeit begann es heftig zu regnen und ein Gewitter ließ auch nicht lange auf sich warten. So beendeten wir unsere Spielereien und verabredeten uns für den nächsten Tag, doch bevor wir noch die Lichtung verlassen konnten, auf der wir spielten geschah es.

Wir drehten uns um, jeder von uns hatte, trotz des warmen Sommerwetters, einen kalten Luftzug gespürt, der nicht von dem Wetter stammte, wie ich im Nachhinein feststellen musste. Somit blickten wir auf einmal eine Gestalt an, am Ende der Lichtung, also noch gute hundert Meter von uns entfernt. Doch verbarg ein Mantel mit weiter Kapuze das Gesicht und den Körper des Fremden. Sofort packte uns die Angst, war es mit unserem kindlichen Übermut nun endgültig zu Ende, und wir fuhren erneut herum, wollten wegrennen. Doch gerade als ich einen Schritt gesetzt hatte, spürte ich eine eiskalte Hand auf meiner Schulter und als ich über genau jene Schulter hinwegsehen wollte, blickte ich genau in die dunkle Kapuze, die jedoch noch immer einen Blick auf den Träger verwehrte. Ich wusste damals nicht, wie es der Fremde geschafft hatte in einem Lidschlag hundert Meter einfach hinter sich bringen konnte. Meine Freunde schrien auf, doch ich brachte kein Wort heraus, zu tief saß die Angst, meine Glieder, wie gelähmt. Ich nahm alles wie in Zeitlupe wahr, doch in meinem Kopf überschlugen sich meine Gedanken. Was tun? Ich wusste es nicht, aber nach einigen Schrecksekunden, die mir persönlich wie Stunden vorkamen, begann ich wild um mich zu schlagen – und zu treten. Der Fremde jedoch, schien dadurch nicht beeindruckt. Ich sah hilfesuchend zu meinen Freunden, doch die waren schon fast im Wald verschwunden. Noch einige wenige Schritte von ihnen.....ich sah sich nicht mehr. Nun war ich allein mit dem Fremden und er drehte mich grob zu sich herum. Ich begann immer verzweifelter zu zuschlagen, doch vergebens. Mit seiner einen, freien Hand zog sich die Gestalt vor mir die Kapuze vom Kopf und ich blickte in das bleiche Gesicht eines Mannes, dessen Augen goldgelb funkelten. Ein Dämon. Das war der erste und einzige Gedanke, der mir durch den Kopf schoss. Er würde mich sicher für meine Sünden bestrafen, so nahm ich an. Doch der Fremde hatte anderes mit mir vor. Den er ließ sich in die Knie herab, war somit mit mir auf Augenhöhe und drückte mich an sich, ohne auf meine Schläge zu achten. Verwirrt hörte ich auf, mich zu wehren.

Eine endlos scheinende Sekunde geschah nichts, doch dann spürte ich, wie sich etwas spitzes in meinen Hals bohrte. Erstickt schrie ich auf und riss die Augen auf. Mit letzter, verzweifelter Kraft versuchte ich mich zu wehren, doch ich spürte förmlich, wie mich meine Kraft langsam verließ, denn diese Gestalt, dieses Ding, begann, mein Blut zu trinken. Tränen liefen mir über die Wange, ich wollte um Hilfe schreien, konnte es jedoch nur in Gedanken. Ich schickte tausend Gebete zum Himmel, verlangte, bat, bettelte um Hilfe, doch jene Hilfe ließ auf sich warten.

Nach einiger Zeit, ich fühlte mich schwer, kraftlos und benebelt, ließ der andere von mir ab und ich fiel einfach zu Boden. Noch immer liefen mir Tränen über die Wangen. Ob es mein Ende war....eine der Fragen, die durch meinen Kopf schossen. Ich wollte zurück zu meiner Mutter, zu meinem Vater, ich wollte, dass man mich rettet. Immer wieder entschuldigte ich mich in Gedanken bei meiner Mutter, für die Dinge, die ich in der Vergangenheit getan hatte.....Hätte ich doch nur auf sie gehört! Wenn ich nur dieses Mal auf sie gehört hätte, hätte es nicht mich getroffen, dann würde ich am Leben bleiben.

Am Leben. Als ich daran dachte, dass ich sterben könnte, stellte sich mein Verstand quer. Es war noch nicht an der Zeit, dachte ich mir, ich war ein Kind, ich durfte einfach nicht sterben.

Nun, ob ich es nicht durfte, das konnte ich nicht so sagen, doch ich wollte einfach nicht sterben. Nein. Nicht hier. Nicht jetzt. Ich weiß noch nicht einmal, dass ein sechsjähriger solche Gedanken haben konnte, so rational, so....anders wie ein Kind eben ist. Doch ich wollte einfach nicht sterben, ich wollte leben und das wollte ich der Gestalt vor mir klar machen. Mit trotzigen Augen sah ich sie an, verlangte mein Blick nach Leben.

Ich rechnete eigentlich nicht damit, dass er mir helfen würde, doch ich irrte, denn ein Lächeln zierte die Züge meines Gegenübers. „Du willst also leben?“ fragte er mich und ich nickte nur schwach „Um jeden Preis?“ ein erneutes Nicken meinerseits. Leise lachte er, kniete sich erneut zu mir nach unten und biss sich in die Arterie an seinem rechten Handgelenk. Dann flößte er mir sein Blut ein. Ich wollte nicht, doch mir blieb keine Wahl. Nur wenn ich daran dachte, drehte sich mir der Magen um. Doch was sollte ich tun? Also schloss ich meine Augen, schluckte das Blut, dass mir mein Gegenüber einflößte und ich spürte die Kraft, das Leben, wie es zurückkam.

Ich würde leben. Das stand fest, doch den Preis dafür, den ich zu zahlen hatte, konnte ich mir damals nicht vorstellen.

Nach einiger Zeit zog er seinen Arm zurück, die Wunde heilte sofort. Dann nahm er mich auf die Arme „Du solltest dich ausruhen, Alaister“ hörte ich die Stimme des Mannes. „Wenn du wieder aufwachst, werde ich dir alles erklären“. Wenn er noch etwas hinzufügte, so hörte ich es nicht mehr, denn ich war langsam in eine sanfte Traumwelt hinübergetragen worden.
 

Als ich wieder erwachte, war mein ganzer Körper ein einziger Schmerz. Mit einem leisen Stöhnen drehte ich meinen Kopf zur Seite. War das alles nur ein Traum gewesen? Hatte ich mir alles nur eingebildet, was geschehen war? Sofort öffnete ich die Augen und setzte mich trotz des Schmerzes auf. Verwirrt blickte ich mich um. Ich hatte nicht geträumt. Das Zimmer, in dem mein Bett stand, kannte ich nicht. Es war groß und schön eingerichtet, nicht so wie das kleine, spärlich eingerichtete Häuschen in dem ich wohnte. Sofort hatte ich wieder Angst. Was sollte ich tun? Wohin? Wo war ich überhaupt? Fragen, auf die ich keine Antworten fand. Nun stand ich auf, ebbte der Schmerz langsam ab, doch dann hörte ich eine Stimme „Du solltest dich nicht zu sehr anstrengen, Alaister“ sagte eine sanfte Stimme und ich drehte mich um. „W-woher kennen Sie meinen Namen?“ fragte ich unsicher „Und wer sind Sie überhaupt? Wo ist meine Mutter? Wo bin ich?“ ich schüttelte meinen Kopf, durch diese Fragen steigerte sich nur meine Angst. „Ich bin Lestat“ sagte der Mann vor mir, der nun anstatt eines Mantels und Kapuze, ein Hemd und Hose anhatte, so wie nur der Adel sie trug. „Deinen Namen kenne ich, denn deine Gedanken verrieten ihn mir“ erklärte er dann und ging einige Schritte auf mich zu, weswegen ich ebenso viele Schritte zurückwich. Aus diesem Grund blieb er auch stehen, wollte mir anscheinend nicht noch mehr Angst einjagen. „Und du bist in meinem Haus, du erinnerst dich sicherlich an den Wald. Es war kein Traum“ diese direkte Antwort traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Innerlich hatte ich noch die Hoffnung gehabt, dass das alles nur ein Traum gewesen war, dass ich noch lebte. Doch....tat ich das denn nicht? Langsam und verwirrt schüttelte ich den Kopf „Ich sagte dir doch bereits, ich werde dir alles erklären“ sagte Lestat dann sanft und ging auf mich zu, setzte sich jedoch an die Bettkante. „Und ich denke, das ist nun der richtige Zeitpunkt dafür.“ Verwirrt und mit Tränen in den Augen nickte ich. Ohne es zu wollen, setzte ich mich auch auf das Bett, sah ihn nun an.
 

Und so begann er, mir alles zu erklären. Er fing an, mir zu erklären, was ein Vampir war, ein Mensch der Nacht, der das Blut anderer Menschen trinken musste, um selbst zu überleben.

So ging das gut 3 Stunden lang, bis Lestat schließlich endete und mich ansah. Ich blickte zurück, mit großen, erstaunten, aber auch furchtsamen Augen. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass ich nun ebenso andere Leute töten musste, so wie Lestat mich getötet hatte. Ich wollte kein Blut von Menschen trinken, ich wollte einfach nicht.

Und nun benahm ich mich endlich wieder wie ein Kind, mein Trotz sagte ich direkt, fing wieder an, zu weinen und rannte aus dem Zimmer. Ich wollte Leben, ja, aber nicht auf Kosten anderer. Wieso hatte mich Lestat nicht aufgeklärt? Wieso hatte er mir das überhaupt angetan? Plötzlich stieg Wut in mir auf. Hätte er doch nur meine Freunde genommen, nicht mich. Dann hätte ich keine Probleme, dann wäre ich nun bei meiner Mutter, würde mich von ihr in den Arm nehmen lassen, doch nun? Ich war allein, fühlte mich übergangen und alleine gelassen.

Weinend kauerte ich mich unter der großen Treppe in der Eingangshalle zusammen, zog die Beine an den Körper und schlang die Arme um diese. Ich wollte Heim, zu meiner Mutter, in mein Bett, ich wollte überall hin, nur nicht hier bleiben. Nein, ich wollte zurück, unter allen Umständen.

Doch wieder erschien Lestat neben mir und es schien, als würde die Dunkelheit seinen Körper formen, bevor er erschien. Schnell wischte ich mir die Tränen von den Wangen. Ich wollte nicht weinen, nicht vor ihm. Ich wollte ihm zeigen, dass ich stark war. Natürlich durchschaute er mich „Keine Angst“ sagte er und lächelte mich sanft an „Ich werde mich gut um dich kümmern und dir alles lehren, was ich weiß“ noch immer sah er mich lächelnd an und streckte mir einladend die Hand aus.

Ich zögerte, denn ich wusste, wenn ich seine Hand nehmen würde, gab es kein zurück mehr....ich würde meine Mutter nicht mehr sehen, doch.....was würde es ändern? Natürlich, ich liebte meine Mutter, ich wollte zurück zu ihr, doch er hatte mir erklärt, dass ich meiner Mutter nur Sorgen bereiten würde, wenn ich so nun zu ihr gehen würde. Und das wollte ich nicht, nein. Meine Mutter hatte es schon schwer genug. Hinzu kam noch meine kindliche Neugier. Was würde er mich alles lehren können? Würde ich später einmal genauso Gedanken lesen können, wie er? Noch immer blickte ich zu der Hand, die mir Lestat ausstreckte und dann entschloss ich mich, ich wollte mehr über diese Welt wissen und so nahm ich Lestats Hand und er half mir, aufzustehen.

Noch immer weiß ich nicht, wieso mir diese Entscheidung so einfach fiel. Vielleicht hatte Lestat einfach meinen Verstand manipuliert, doch ist es nun zu spät, sich darüber Gedanken zu machen.

Mit diesen Gedanken folgte ich Lestat, der nun langsam zurück in das Zimmer ging, aus dem ich zuvor geflohen war. Und unter der Treppe ließ ich nicht nur einige Tränen zurück, es erschien mir auch, als würde ich meine Kindheit und vor allem Unschuld dort unten zurücklassen.

Kapitel 2

Kapitel 2
 

1438.Noch immer hatte der Hundertjährige Krieg kein Ende gefunden. Die dritte Phase des Krieges hatte erst zwei Jahre zuvor begonnen, was ich damals, natürlich nicht wissen konnte. Doch sieben Jahre zuvor hatten unsere Truppen neue Hoffnung geschöpft, denn der Hoffnungsträger vieler Franzosen, Johanna von Orléans, besser unter dem Namen Jeanne d’Arc bekannt, war auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Dennoch wurde das Heer der Engländer nach und nach zurückgedrängt. Heinrich VI. war einfach nicht in der Lage gewesen, die richtigen Entschlüsse zur richtigen Zeit zu fassen. Doch will ich nicht lange über die Geschichte dieser niederträchtigen Menschen reden, denn auch für mich barg die vergangenen zehn Jahre viele Neuheiten, denn Lestat lehrte mich viele Dinge. Unter anderem konnte ich nun die Gedanken von Menschen lesen, doch die meines Schöpfers, Lestat, vermochte ich niemals zu lesen. Jedesmal, wenn ich es versuchte, scheiterte ich und von ihm kam nur ein väterliches Lächeln. Auch erklärte er mir jedesmal, dass es ebenso eine Technik gab, um eine mentale Sperre aufzubauen, um sich gegen solche Angriffe auf die Psyche zu schützen, und wieder eine Technik gegen diese und wieder eine gegen diese, und so weiter. Doch Lestat lehrte mich nur, wie ich mich dagegen wehren konnte, dass andere Vampire meine Gedanken lasen – für den Fall, dass ich mich einmal gegen einen zur Wehr setzen musste. Das war auch nicht gerade weit hergeholt, denn Lestat war ein Vampirlord und hatte somit immer viele Vampire um sich und ich war 16 Jahre alt, noch immer etwas bockig, was ich zu dieser Zeit natürlich nicht zugab. Ich gehorchte niemanden, nun gut, fast niemandem. Der Vampirlord war die einzige Ausnahme.

Auch wenn ich es nicht zugeben mochte, Lestat war mein heimliches Vorbild, doch wahrscheinlich wusste er das, schließlich konnte ich mich nicht dagegen wehren, dass er meine Gedanken las. Ein leises Seufzen entfuhr mir, lag ich auf dem Bett und dachte über vergangenes nach. Die Arme hatte ich hinter dem Kopf verschränkt und so starrte ich stur zur Decke. Was meine Mutter wohl machte? Ob sie überhaupt noch lebte? Und....war mein Vater zurück gekehrt? Machten sie sich Sorgen um mich? Oder hatten sie mich schon längst vergessen? Doch bevor ich noch tiefer in diese Gedanken versinken konnte und Antworten suchte, hörte ich, wie es an meiner Türe klopfte. Dennoch benötigte ich einige Zeit um zu reagieren, besser gesagt, um mich aufzusetzen und ein „Ja?“ gerade laut genug zu murmeln, dass es die Person vor der Türe hören konnte.

Sofort kam Yuko hereingehüpft. Eine Vampirin die immer gut gelaunt schien, jedoch auch etwas kindisches an sich hatte. „Lestat schickt mich~“ sagte sie mit einem freundlichen Lächeln. „Dein Training geht weiter“ Ein stummes Nicken kam von mir, um zu zeigen, dass ich sie gehört hatte. „Sag mal, Yuko“ begann ich dann und sah sie an „Wieso bist du eigentlich freiwillig die Putzfrau?“ diese Frage hatte ich mir schon öfters gestellt und nun wollte ich eine Antwort von ihr. Aus diesem Grund sah ich sie ernst an, doch sie lächelte weiter „Ich bin doch keine Putze~“ sagte sie und kicherte leise „Ich mach das gerne für Lestat...und du solltest dich beeilen, du weißt, dass er es nicht mag, wenn du dich verspätest“ noch bevor ich irgendetwas erwidern konnte, hatte sie das Zimmer auch schon verlassen.

Mit einem erneuten Seufzen, begleitet von einem verständnislosen Kopfschütteln begleitet, packte ich das Schwert, dass in einer Ecke gegen die Wand lehnte. Ganz richtig. Lestat unterrichtete mich nicht nur in den Vampirkünsten, oh nein, er war auch ein hervorragender Schwert- und Nahkämpfer. Ich mochte es, mit ihm zu üben, schließlich war er in all der Zeit so etwas wie mein Vater geworden. Mit einem leichten Lächeln auf meinen Zügen verließ ich samt Schwert das Zimmer und verließ das Haus, um in den Garten des Anwesens zu gelangen.

Das gesamte Anwesen war von einer Hecke umgeben, die mir ungefähr bis zur Schulter ging. Man konnte zwar hineinsehen, doch das störte uns nie, schließlich war nichts abnormales dabei,. Den Umgang des Schwertes und der Fäuste zu lernen. Die frische Luft genießend, ging ich langsam über die Steinplatten, die am Boden den Weg kennzeichneten und ging über die kleine Brücke, die über einen kleinen, japanischen Teich führte. Lestat erwartete mich kurz dahinter. Lächelnd sah er mich an „gerade noch rechtzeitig“ begrüßte er mich. Oh ja, Lestat war ziemlich pingelig, was die Pünktlichkeit betraf. So hatte er mich nicht wenige Male härter trainieren lassen.

„Bereit?“ fügte er dann hinzu und zog sein Schwert, richtete die Spitze direkt auf mich. Ich nickte „Immer doch“ sagte ich und tat es ihm gleich. Im nächsten Moment stürzte ich dann auch auf Lestat zu, griff ihn mit schnellen Schwertschlägen an, versuchte ihn so zurückzudrängen. Doch das war leider nicht so einfach, wie es sich anhörte, denn mein Gegenüber blockte jeden Angriff, anscheinend ohne jegliche Mühe. „Du darfst nicht überstürzt angreifen“ rief mir Lestat entgegen „Jene, die schnell und ohne Plan angreifen, streben auch schnell“ Ich nickte, nahm mir jeden Ratschlag zu Herzen. Also ging ich erst einmal auf Abstand und überlegte mir kurz eine Strategie. Erneut griff ich an, doch dieses mal geplanter und präziser.

So vergingen einige Stunden, bis ich – wieder einmal- auf dem Boden lag und Lestat direkt über mir, mit seinem Schwertspitze an meinem Hals „Du wirst besser“ lobte er mich dann und steckte sein Schwert zurück in die Scheide, streckte mir die Hand entgegen, die ich nahm und mir aufhelfen ließ.

„Hoffe ich doch“ erwiderte ich lächelnd und Lestat lachte kurz, jedoch dezent auf. Er war unglaublich gut erzogen, immer höflich und er wusste genau was in einem vorging und ich war der festen Überzeugung, dass das nicht nur von seinem Gedankenlesen kam. Doch genau das machte ihn mir so sympathisch. Als ich noch jünger war, konnte ich jeder Zeit zu ihm gehen, wenn es mir wieder schwer fiel, einzuschlafen, oder ich einfach nur Trost und Nähe einer anderen Person suchte.

„Ich hab ziemlichen Durst“ murmelte ich dann etwas verlegen, sah auch zur Seite. Mir war es noch immer unangenehm, Blut zu trinken, doch fand ich mich langsam damit ab. Verständlich nickte er mir zu „Yuko hat sicherlich schon alles bereit gestellt“ sagte er dann sanft und legte mir eine Hand auf seine Schulter. Nun kam ein Nicken von mir. Ja, Yuko tat wirklich alles in dem Anwesen, ich wusste nicht, wie sie es schaffte, alles zu tun, doch irgendwie schaffte sie es eben. Auf meine Fragen hin, wie sie mit all dem fertig wurde, schüttelte sie nur lachend den Kopf „Das bleibt mein Geheimnis~“ hatte sie mir entgegnet und einfach stehen gelassen.

Ich packte mein Schwert, das etwas abseits lag und steckte es zurück in die Scheide, drehte mich dann zu Lestat um, der auf mich wartete. Als ich auf ihn zu ging drehte auch er sich um, Richtung Anwesen und wartete noch kurz, bis ich neben ihm war, dann gingen wir zusammen wieder in das Haus. Ich sagte Lestat Bescheid, dass ich nur kurz mein Schwert aufräumen würde und mir kurz das Gesicht waschen wollte. Mit einem Nicken quittierte er meine Aussage und sagte, er würde zusammen mit Yuko im Speisesaal auf mich warten.
 

Als ich oben in meinem großen Zimmer war, stellte ich das Schwert wieder in die Ecke und packte ein neues Oberteil, und verschwand in das Bad. Dort wusch ich mir kurz das Gesicht und zog das frische Oberteil an. Noch warf ich einen kurzen Blick in den Spiegel, dann auf die Uhr auf dem Regal. Kurz vor acht Uhr abends. Durch den Hochsommer, den wir hatten, war es noch hell draußen, so dass wir ohne Probleme Trainieren konnten. Doch nun fühlte ich mich schon etwas matt, weswegen ich mir vornahm, früh ins Bett zu gehen.

Zuerst jedoch, ging ich nach unten, zum Speisesaal, in dem Yuko und Lestat auf mich warteten. Als ich das Zimmer betreten hatte, hatte ich mich kurz entschuldigt, dass ich so lange gebraucht hatte und setzte mich dann an die große Tafel. Wie üblich saß Lestat am Kopf der Tafel, Yuko und ich rechts, beziehungsweise links neben ihm.

Vor uns waren einige Gerichte aufgetischt, die uns Yuko gezaubert hatte, doch ich interessierte mich im Moment nur für das Weinglas, in dem sich eine rote Flüssigkeit befand. Sofort wurde mein Verlangen nach Blut größer und ich griff nach dem Glas. Kurz blickte ich zu Lestat, um mich zu vergewissern, dass er mir gestattet war, zu trinken, bevor ich einen Schluck nahm und die Augen schloss. Irgendwie genoss ich das Gefühl, wie mir der noch warme Lebenssaft die Kehle hinunterlief. Yuko beobachtete mich grinsend, bevor sie sich etwas zu essen nahm. Lestat tat es mir gleich und griff nach dem Glas voll von der köstlichen Flüssigkeit. Doch er trank viel stilvoller, nur kleine Schlucke und nicht so große, wie ich immer nahm. Wieder beneidete ich ihn um seine Erziehung, dich auch so gerne genossen hätte, von Anfang an. Denn noch immer steckte in mir der Bauernsohn, den ich damals, im Wald und unter der Treppe hinter mir gelassen hatte – so dachte ich zumindest.

Schließlich riss mich mein knurrender Magen aus meinen Gedanken, so dass ich etwas rot wurde und mir etwas zu essen nahm.
 

Nach dem Essen stand ich auf und entschuldigte mich erneut, denn ich wollte schlafen. Zwar war es noch früh am Abend und ich liebte es, nachts noch durch den Garten, oder gar durch den Wald zu laufen, doch fühlte ich mich noch immer etwas matt, weswegen ich nun auf mein Zimmer ging.

Dort angekommen zog ich mich kurz um und ging zum Fenster, öffnete dieses um frische Luft in das Zimmer zu lassen. Anschließend ließ ich mich einfach auf das Bett fallen und rollte mich auf die Seite, zog kurz die Beine an den Körper und schlief fast augenblicklich ein.

Doch mitten in der Nacht wachte ich auf. Geweckt durch laute Stimmen im Nebenzimmer. Verwirrt setzte ich mich auf und rieb mir verschlafen die Augen. Ich fragte mich, was los sei und begann den Stimmen zu lauschen. Ich verstand nicht alles, nur einzelne Worte „Übertreibe........meine Geduld......bald zu Ende........Gefahr“ Es war eine fremde Stimme, die sprach, nicht die von Lestat, wie ich vorerst angenommen hatte. Sie klang nicht gerade freundlich, nein, ganz im Gegenteil, sie war aggressiv und laut. Dann vernahm ich eine leise, ruhige, aber dennoch sehr bestimmende Stimme, von der ich wusste, dass sie Lestats war. Doch er sprach so leise, wie es seine Art war, dass ich nichts verstehen konnte. Irgendwie besorgte mich das Gespräch und ich stand auf, huschte lautlos über den Boden hin zur Türe und öffnete diese.

Ich wollte ins Bad, die beiden jedoch nicht unterbrechen, denn vielleicht konnte ich noch einige Dinge aufschnappen, die mir mehr Informationen gab.

Als ich die Türe öffnete sah ich mich erst verstohlen um, als hätte ich Angst, bei etwas Verbotenem erwischt zu werden. Was für ein schwachsinniger Gedanke, sagte ich mir selbst, augenblicklich darauf. Ich wohnte schließlich in diesem Haus und wenn die beiden zu laut redeten, dann war das wohl nicht meine Schuld.

Mit einem fast energischen Schritt betrat ich den Flur und blickte kurz zu der Türe, die zu Lestats Arbeitszimmer führte. Die beiden schienen sich dort drinnen aufzuhalten, doch bevor ich weiter darüber nachdachte und Lestat damit womöglich noch auf mich aufmerksam machte, sah ich zur Türe des Badezimmers und setzte langsam und leise einen Schritt vor den anderen, als ich die Türe des Arbeitszimmers auffliegen hörte. Ich hob meinen Kopf, blickte der fremden Gestalt somit direkt ins Gesicht. Ich blickte direkt in die stechenden Augen eines Vampirs, genauer gesagt eines Vampirlords , wie mir sofort klar wurde. Das zornige Funkeln in seinen Augen ließen mich fast zurückzucken und ich senkte augenblicklich meinen Kopf. Diesem eisigen Blick konnte ich einfach nicht standhalten, vielleicht wollte ich das aber auch gar nicht.

Der Vampirlord kam direkt auf mich zu. Jeder Schritt schien dessen Wut zu steigern. Kurz hob ich meinen Kopf, doch wanderte mein Blick nicht höher als zu seinen Schultern. Er kam wirklich geradewegs auf mich zu und würde mich umrennen, wenn ich nicht ausweichen würde. Noch während ich das dachte, wich ich vor dem Vampirlord zur Seite, senkte wieder meinen Blick. Irgendwie machte mir dessen bloße Anwesenheit Angst, jagte sie mir eiskalte schauer über den Rücken.

Ich sah dem Fremden nicht hinterher, zu groß war der Respekt, oder besser gesagt die Angst vor jenem Vampirlord. Er war mir von Anfang an unsympathisch gewesen, denn alles in meinem Innern, mein Instinkt, hatte mich vor ihm gewarnt. Niemals würde ich mich freiwillig gegen diesen Vampirlord stellen, niemals, dachte ich mir.

Kopfschüttelnd ging ich weiter in das Badezimmer, wusch mir erneut das Gesicht um zu versuchen dieses schreckliche Gefühl abzuwaschen, dass mich noch immer fest im Griff hielt. Nachdem ich nun dort stand, versuchte ich mich langsam zu beruhigen. Lestat, schoss es mir durch den Kopf, ich musste unbedingt zu ihm.

Sofort verließ ich das Badezimmer und ging zu Lestats Arbeitszimmer, klopfte an und trat ein, ohne auf Antwort zu warten. Anscheinend hatte Lestat damit gerechnet, dass der andere zurückkam, denn er warf mir einen eisigen Blick zu. Nicht so eisig wie der von dem Fremden, doch ich hatte diesen Blick noch nie zuvor bei Lestat gesehen, so dass ich ängstlich zurückzuckte. „T-tut m-mi-r L-leid“ stotterte ich, senkte nun auch hier den Blick und sah nicht, wie Lestats Blick wieder sanft wurde und er aufstand, auf mich zu kam „I-ich h-ätte wa-rten so-llen, bis d-du mir erlaubst e-einzutreten“ Das alles brachte mich ziemlich durcheinander, was hatte Lestat so erzürnt? Wer war der Fremde? Nun hob ich , ängstlich den Blick und sah zu Lestat hoch, der nun direkt vor mir stand „Schon gut“ kam es sanft von ihm und er legte mir beruhigend die Hand auf die Schulter. Fast augenblicklich beruhigte ich mich, jedoch nicht völlig. Leicht nickte ich „Was machst du eigentlich noch draußen?“ fragte mich nun mein Ziehvater sanft „Konntest du nicht schlafen, oder haben wir dich geweckt?“ fragte er und runzelte etwas besorgt die Stirn. Ich schüttelte sofort den Kopf, nickte jedoch dann. Schließlich brachte es nichts, Lestat anzulügen. „Ich habe euch gehört und wollte ins Badezimmer und“ begann ich, unterbrach mich dann jedoch selbst. “Wer war dieser Vampirlord eigentlich?“ fragte ich nun und sah ihn fragend an. Leise seufzte Lestat „Das war Markus“ antwortete er mir dann „Ein ziemlich unfreundlicher Vampirlord, jedoch ist er auch ziemlich mächtig.“ Nun nickte ich beunruhigte mich das jedoch etwas „Über was habt ihr geredet?“ fragte ich und erntete einen leicht kritischen Blick von Lestat „Wenn ich fragen darf“ fügte ich dann auf den Blick hinzu. Doch dieses mal bekam ich keine Antwort „Es ist besser, wenn du das nicht weißt“ sagte er dann nach einiger Zeit und ich nickte gehorsam. „Du solltest jetzt besser schlafen gehen, es ist schon spät“ fügte Lestat dann hinzu, wollte er anscheinend nicht über dieses Thema reden. Erneut nickte ich nur und verließ dann mit einer leisen Entschuldigung das Zimmer.

Langsam lief ich in mein Zimmer. Ich war noch immer ziemlich durcheinander. Hatte Markus Lestat gedroht? Oder wollte er ihn vor irgendetwas warnen? Ich wusste es nicht, hatte ich dafür zu wenig Informationen. In meinem Zimmer angekommen legte ich mich auf das Bett und zog die decke hoch, bis fast zu meiner Nase, trotz der sommerlichen Wärme. Dass ich einschlafen würde, bezweifelte ich stark, war mein Gemüt noch immer viel zu aufgewühlt.

Doch nach einigen Stunden, die ich wach da lag und mich von einer Seite zur anderen rollte, schlief ich schließlich ein, ohne dass ich es wirklich bemerkte.
 

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So, ein liebes Dankeschön ersteinmal an miene Kommischreiber!

:3

*alle anfluff*

chu~ ^__^

Kapitel 3

Kapitel 3
 

Ich wachte erst sehr spät am folgenden Tag auf. Verschlafen setzte ich mich auf und rieb mir die Augen. Noch einmal gähnte ich herzlich, bevor die Erinnerungen an die vergangene Nacht wieder kamen. Sofort war ich hellwach und stand auf. Ich musste unbedingt noch einmal mit Lestat sprechen.

Also ging ich ins Badezimmer und badete schnell in der steinernen Badewanne, die zu dieser Zeit üblich war, denn Duschen gab es damals noch nicht, jedenfalls nicht so, wie wir sie heute kennen.

In Windeseile zog ich mich dann an und verließ das Badezimmer. Auf dem Flur wandte ich mich nach links, und klopfte an die Türe, die der Badezimmertür fast gegenüber war. Lestats Arbeitszimmer. Wieder musste ich die ganze Zeit an Markus denken, seinen stechenden Blick, der mich solch große Angst eingejagt hatte und seine Aggressivität. Noch immer muss ich erschaudern, wenn ich an den Blick von ihm und seine Aura denke.

Doch nun wartete ich auf Antwort auf mein Klopfen, die jedoch nicht kam. So klopfte ich erneut an der Tür, etwas lauter als zuvor, doch wieder vergebens. „Lestat?“ fragte ich etwas unsicher und öffnete vorsichtig die Türe, lugte in sein Arbeitszimmer. Jedoch wusste ich nun, warum ich vergebens auf Antwort gewartet hatte, denn das Zimmer war leer. Stutzend sah ich mich kurz in dem Zimmer um, doch keine Spur von Lestat.

Nachdenklich schloss ich die Türe und fragte mich, wo Lestat wohl war....es war nicht seine Art, einfach zu verschwinden, ohne Bescheid zugeben. Ich stand noch kurz vor der geschlossenen Türe, bis ich mich dazu entschloss, das ganze Anwesen nach ihm abzusuchen. Gesagt, getan.

Ich durchsuchte das gesamte Haus samt Garten, doch Lestat fand ich nicht. Mit einem leisen Seufzen begab ich mich in Richtung des Wohnzimmers, in welchem ich mich dann auch hinsetzte und abwartete. Auf was ich nun genau wartete, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht wartete ich auf Lestats Rückkehr, vielleicht aber auch wartete ich nur, dass die Zeit verging.

Nach einiger Zeit, in der ich vergeblich auf etwas gewartet hatte, erschien Yuko, mit einer umgebundenen Schürze. Anscheinend war sie dabei, wieder sauberzumachen. Seltsam, dachte ich mir, hatte sie das nicht erst vor zwei Tagen? Kopfschüttelnd sah ich kurz zu Boden. Ihr schien es wirklich Spaß zu machen. Nun sah ich wieder zu ihr, sah, wie sie summend begann, Staub zu wischen.

„Yuko?“ sprach ich sie an und stand auf, ging nun zu ihr „Weißt du, wo Lestat ist?“ Vielleicht wusste sie mehr, schließlich hatte ich lange geschlafen, so konnte es sein, dass mich Lestat einfach nicht wecken wollte. „Ach~“ begann Yuko lächelnd „Er sagte heute morgen, dass er wohl den ganzen Tag über weg sein würde~“ Nickend reagierte ich auf ihre Erklärung „Weißt du, wo er hin ist und vor allem, warum?“ ich wusste nicht, warum ich sie in dem Moment so sehr ausfragte, vielleicht machte ich mir Sogen, um meinen Ziehvater. Doch sie enttäuschte mich, in dem sie den Kopf schüttelte „Nein, keine Ahnung, aber.....das geht mich eigentlich auch nichts an, schließlich haben wir alle unsere kleinen Geheimnisse..~“ Lächelnd sah sie mich an. „Okay“ murmelte ich etwas enttäuscht „Trotzdem danke“ fügte ich ebenso murmelnd hinzu und verließ das Zimmer, um in mein eigenes zu gehen. Dort angekommen nahm ich mein Schwert. Ich würde zwar keinen Kampf inszenieren können, aber so würde ich meine Technik verbessern können. So ging ich langsam in die Eingangshalle und öffnete die Tür.

Ein Schatten fiel auf mich und ich hob den Kopf. Ein Besucher, oder war es Lestat? Der Blick in das Gesicht der Person wurde mir verwehrt, denn die Sonne schien dem Unbekannten direkt über die Schulter und mir somit in die Augen. Meine Augen schlossen sich also wie von selbst und ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich meine Augen, etwas zusammengekniffen, wieder öffnen konnte und mir den Fremden ansehen konnte.

Doch wünschte ich, ich hätte die Türe niemals geöffnet. Denn der vermeintliche Fremde war niemand anderes als Markus. Ich spürte, wie mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. „J-ja?“ fragte ich zögerlich und sah Markus ins Gesicht, jedoch nicht in die Augen „Bring Lestat zu mir!“ zischte er unfreundlich und forsch „D-der ist n-nicht da“ stotterte ich den Satz zusammen und erntete dafür einen amüsierten Blick meines Gegenübers „Und wo ist er?“ wollte er nun wissen „I-ich weiß es ni-icht“ Langsam bekam ich wieder Angst, denn ich konnte die aggressive und beängstigende Ausstrahlung von Markus förmlich sehen. „Ts“ machte dieser nun abfällig und ging einen Schritt auf mich zu, so dass ich unweigerlich zurückwich und wir nun beide in dem Haus standen. „Wo ist er?“ zischte er nun bedrohlich. Anscheinend glaubte er mir nicht, dass Lestat nicht da war. „E-er ist n-nicht h-hier!“ beharrte ich und langsam verhielt ich mich wieder wie ein junger Teenager, denn ich sah ihn etwas trotzig an und bat ihn, wenn auch höflich, das Haus zu verlassen. Augenblicklich bereute ich meine Worte, und noch mehr, als ich den entzürnten Blick von Markus sah „Wie“ zischte er „kannst du es wage?“ Bedrohlich ging er einen weiteren Schritt auf mich zu „A-aber....“ begann ich, wurde dann jedoch von einer schallenden, harten Ohrfeige von Markus zum schweigen gebracht, die mich einige Schritte zurücktaumeln ließ. „Du solltest lernen, wie man seine Zunge in Gegenwart eines Lords zu zügeln hat!“ knurrte er und die bedrohliche Aura wurde noch dunkler und bedrohlicher. Ich spürte eine reine Mordlust in der Luft, die es mir schwer machte zu atmen und mir eiskalte Schauer über den Rücken jagte. In Gedanken schrie ich um Hilfe, wie damals im Wald, hoffte auf ein Wunder, dass mich vor Markus beschützen würde. Ich wusste nicht einmal, warum er mich schlug, schließlich hatte ich weder etwas falsches gesagt, noch war ich unhöflich gewesen. Ich hatte ihm nichts getan und das wusste er wahrscheinlich genauso gut wie ich. Vielleicht machte es ihm einfach Spaß, andere Leute zu quälen....nun kam er wieder auf mich zu und ich wich immer weiter zurück. Ich hatte Angst vor ihm, panische Angst. Wieder holte er zum Schlag aus und ich zuckte zusammen, presste die Augen fest zusammen und wartete auf den Schmerz. Doch statt des Schmerzes vernahm ich nur ein lautes „Markus!“ Die Stimme Lestats, wie mir sofort klar wurde und ich öffnete die Augen, sah zu der Türe und sah, wie sich Lestat gerade von dem Pferd schwang. Ich zitterte noch immer am ganzen Körper, voller Angst vor der Person vor mir. Lestat, dachte ich, erneut hatte er mir geholfen....wie dankbar ich ihm war, ich war so erleichtert, dass er noch rechtzeitig gekommen war.

Langsam kam Lestat nun auf uns zu. Markus drehte sich nun zu ihm um und funkelte Lestat vermutlich zornig an, da er ihn gestört hatte. „So weit ich weiß ist dies mein Haus und du bist nicht dazu befugt, hier zu tun, was dir beliebt!“ Lestat sprach ruhig, aber seine Stimme war so unglaublich ausdrucksvoll, wie auch seine goldenen Augen, die auf Markus gerichtet waren. Sie schienen vor purer Energie und etwas, was ich nicht zu beschreiben vermochte, zu sprühen und das bemerkte auch Markus.

Knurrend ging Markus nun an Lestat vorbei, drehte sich dann jedoch noch einmal zu mir um, um mir einen eisigen Blick, dem gestern Nacht gleich, zu zuwerfen. Ich wusste, dass ich in ihm nun einen Feind gefunden hatte. Zitternd sank ich nun zu Boden, wanderte eine Hand an meine Wange, die höllisch weh tat und auch dick anschwoll. Leicht abwesend nahm ich wahr, dass Lestat auf mich zu kam. Ich konnte diese pure Mordlust einfach nicht vergessen. Irgendwie wunderte ich mich darüber, dass Lestat damit anscheinend überhaupt kein Problem hatte. Trotz meiner psychischen Abwesenheit reagierte mein Körper auf die hilfreiche Geste von Lestat, denn er packte mich sanft an beiden Armen und zog mich auf die Füße und stützte mich, denn ich stand durch mein Zittern sehr unsicher auf meinen Beinen. „Alles okay?“ fragte er nun besorgt. Ich nickte nur, noch immer etwas abwesend „I-ich....“ begann ich, wurde jedoch von einem Kopfschütteln Lestats unterbrochen „Ich weiß, was passiert ist“ erklärte er „Markus ist immer so, wenn er nicht das bekommt, was er will“ Wieder nickte ich nur stumm und beruhigte mich langsam wieder von dem Schrecken.

Nun maß mich Lestat mit einem langen, kritischen Blick „Wir müssen unbedingt etwas an deinem Selbstvertrauen ändern“ murmelte er, mehr zu sich selbst, als zu mir. „Es kann so nicht weitergehen, dass du immer so unterwürfig bist. Du musst schon etwas aggressiv sein, um dich als Vampir behaupten zu können“ Nun sah ich zu ihm hoch, ihm in die Augen „Ich werde schließlich nicht immer für dich da sein können“ sagte er seufzend und ich stutzte. Wollte er, dass ich gehe? Wieso sollte er mich verlassen, oder ich ihn? Schließlich leben Vampire theoretisch ewig und dass Lestat getötet werden würde, daran glaubte ich nicht. Schließlich wusste ich, wie stark Lestat war und wie präzise, routiniert seine Bewegungen mit dem Schwert oder auch im Nahkampf war.

Langsam stand ich wieder sicher auf meinen eigenen Beinen und ließ von Lestat ab „Lass uns lieber ins Wohnzimmer“ schlug er dann vor und ich stimmte ihm mit einem Nicken zu. Es wäre wohl das Beste, wenn ich mich hinsetzen würde. „Ich glaube, das wäre das Beste“ murmelte ich.

Auf dem Weg zum Wohnzimmer kamen wir an einem Spiegel vorbei und ich blieb stehen, um meine dick angeschwollene und leicht verfärbte Wange zu blicken. „Wunderbar“ murrte ich sarkastisch und Lestat lachte wieder dezent auf „Ach komm schon“ sagte er sanft „Jeder von uns hatte mal ein Veilchen.“ Irgendwie glaubte ich ihm das nicht. Lestat und ein blaues Auge? Ich schüttelte den Kopf, das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
 

Als wir das Wohnzimmer betraten sprang Yuko von ihrem Sitz auf und griff nach einem Glas, das mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war. Anscheinend war das Glas voll Blut für mich bestimmt, denn nun reichte sie mir das Glas, lächelnd, wie immer. Hatte Lestat ihr Bescheid gesagt und ihr alles erzählt? Fragend sah ich zu ihm hoch, doch er schüttelte nur den Kopf. Er hatte es ihr anscheinend nicht erzählt. Skeptisch sah ich die kleine Japanerin an, die mich noch immer anlächelte. Leicht schüttelte ich meinen Kopf und nahm einen Schluck des roten Saftes. Ich fühlte mich gleich viel besser.

Lestat sagte nun, dass er noch einiges an Arbeit vor sich hatte und dass wir aus diesem Grund heute nicht mehr trainieren könnten. Aus diesem Grund verabschiedete er sich von uns beiden und verließ das Zimmer. Etwas stirnrunzelnd sah ich ihm hinterher. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass nichts mehr wie vorher war, seitdem Markus aufgetaucht war. Lestat.....er war so.....seltsam, eigenartig seit gestern. Ich konnte es mir beim besten Willen nicht erklären, was mit ihm los war. Doch nun sah ich wieder zu Yuko, die mich grinsend ansah „Naaa~?“ fragte sie grinsend „Willst du mir nicht die Einzelheiten erzählen?“ ich hatte das Gefühl, dass ihr Grinsen breiter wurde, doch bevor ich irgendetwas erwidern konnte, sprach sie schon weiter „Wieso hast du dich eigentlich mit Markus angelegt?“ war nun die neue Frage „Ich habe mich nicht mit ihm angelegt“ murrte ich etwas unfreundlich „Ich habe lediglich gesagt, dass Lestat nicht hier ist und dass er das Haus verlassen soll......dann ist er ausgerastet und hat mir eine verpasst“ schulterzuckend sah ich in ihre Augen „Glaub mir, das war noch kein Ausraster von ihm“ sagte sie, noch immer grinsend „Du kennst ihn?“ fragte ich und zog eine Augenbraue hoch „Klaaaar~, jeder Vampir kennt ihn, weil er wohl der mürrischste von uns ist....leider aber auch der Älteste und damit mächtigste~“ Toll, dachte ich mir, und natürlich hatte ich den zum Feind....großartig, wirklich großartig. „Sag mal,“ begann ich nun „Woher weißt du eigentlich, was passiert ist?“ fragte ich sie nun und verengte meine Augen etwas. Yuko lachte nun leise und schüttelte ihren Kopf „Eure Gedanken waren ja nicht zu überhören~“ sagte sie grinsend „Nicht wahr, mein kleiner Hasenfuß?“ Ein lautes Murren kam von mir „Und wieso hast du mir nicht geholfen?“ wollte ich nun wissen „Hey~“ sagte sie noch immer grinsend „Ich bin ein süßes, kleines Mädchen, was soll ich denn gegen einen großen, bösen Vampir tun?“

Das hatte alles irgendwie keinen Sinn. Es schien sich wirklich alles seit gestern verändert zu haben, selbst Yuko erschien mir anders. Ich leerte das Glas und stellte es auf den Tisch „Ich geh auf mein Zimmer“ murmelte ich „Aber zuerst geh ich baden~“ und so drehte ich mich um und ging zur Türe, spürte noch immer, wie Yuko mich angrinste.
 

Ich lag mit geschlossenen Augen in der Badewanne und dachte über das Vergangene nach. Es war wirklich verrückt. Dieser Markus, was spielte er für eine Rolle? Und was für eine Lestat? Doch durch den Vorfall heute konnte ich das Gespräch gestern einordnen. Markus hatte Lestat also wirklich gedroht. Leise seufzte ich und tauchte kurz unter und strich mir dann die Haare aus dem Gesicht, als ich wieder auftauchte. Meine Wange pochte noch immer und ich war mir sicher, dass sie noch den restlichen Tag über schmerzen würde. Leise seufzte ich. Ich wollte unbedingt wissen, warum Markus Lestat gedroht hatte, warum er genau jetzt aufgetaucht war. Fragen über Fragen, wie so oft in meinem Leben.....und ich hatte keine Antworten. Lestat würde mir nichts sagen...und wenn Yuko etwas wusste, was ich glaubte, dann würde auch sie dicht halten und mich würden beide durch das Dunkel irren lassen.

Noch lange lag ich in der Badewanne, sicherlich an die drei Stunden, insgesamt. Dann stieg ich langsam aus dem steinernen Becken und trocknete mich ab, zog mich an. Draußen wurde es schon langsam dunkel und ich überlegte mir, draußen im Wald spazieren zu gehen, so wie ich es öfters nachts tat. Vorerst ging ich in mein Zimmer, legte mich auf das Bett. Jedoch lag ich nur dort, wartete dass die Zeit verging und mich der Schlaf einholte. Also nahm ich Schwert, da die Wälder unsicher waren, und band es mir an den Gürtel. Anschließend verließ ich mein Zimmer und ging nach unten, in die Eingangshalle. Leise öffnete ich die Türe und schloss sie hinter mir ebenso leise. Nun lief ich über den steinernen Weg nach vorne, bis zu dem großen Tor, welches ich einen Spalt breit öffnete ,hindurch schlüpfte und somit das Anwesen verließ.
 

Ich ging direkt auf den Wald zu, der unweit des Anwesens war. Die Straße, die durch diesen führte, war breit und geschottert und ich liebte es, über diese einsame Straße zu wandern, denn mir waren in all der Zeit, in der ich nun hier war, nur wenige Menschen begegnet. Mit einem leisen, wohligen Seufzen schloss ich die Augen, genoss die frische Luft, mit dem typischen Geruch des Waldes.

Ich ging nun schon eine Weile durch den Wald, der Mond stand schon hoch oben, bis ich das Gefühl hatte, dass man mich verfolgte. Ich blickte mich um und blieb stehen, Ich horchte und versuchte etwas im Dickicht des Waldes zu erkennen, doch......nichts. Ich hörte und sah überhaupt gar nichts. Noch eine kurze Zeit blieb ich stehen, doch nachdem ich noch immer nichts vernommen hatte, ging ich weiter. Das Gefühl blieb noch eine kurze Zeit, bevor auch dieses mich verließ. Kopfschüttelnd ging ich weiter und betrachtete wieder den Wald um mich herum. Doch dann wanderte mein Blick nach vorne, auf die Straße und blieb abrupt stehen.

Da vorne stand etwas.....in eine Kutte verhüllt, noch weit weg, doch ich konnte die Gestalt schon jetzt wahrnehmen, auch wenn sie sich nur schwerlich von dem Wald abhob.

Wer war dies Person? Freund oder Feind? Zögernd blieb ich stehen und dachte nach.

Kapitel 4

Kapitel 4
 

Wald. Um mich herum nichts als dichter Wald. Unsicher stand ich noch immer auf der Stelle und beobachtete die Gestalt einige hundert Meter vor mir. Doch nun fasste ich meinen Entschluss, schließlich hatte auch Lestat gesagt, dass ich mehr Selbstbewusstsein benötigte. Leise seufzte ich und beruhigte mein Gemüt, ging langsam auf die Gestalt zu.

Allmählich konnte ich sie deutlicher einordnen:

Es war eine alte Frau. Irgendwie schien es, als hätte sie etwas vertrautes an sich. Stirnrunzelnd ging ich weiter. Nun sah die Frau zu mir, schien verwirrt „E-entschu-ldigt“ begann sie stotternd und mir schien es, als wäre sie schon die ganze Nacht durch den Wald geirrt. „A-aber ich suche meinen S-sohn Alaister“ fuhr sie nun fort „M-man h-at ihn v-vor ei-inigen Jahren genommen“ ein leises Schluchzen „Verzeiht“ begann ich, sehr kühl, was mich selbst erschreckte. „Aber denken Sie nicht, dass es für eine alte Dame wie Sie hier etwas zu gefährlich ist?“ fragte ich nun und sah ihr ins Gesicht. „I-ich weiß“ kam die Antwort, standen der Frau nun deutlich Tränen in den Augen. „A-aber...i-ich h-habe s-so-nst n-nie-manden m-mehr“ „Was ist mit Ihrem Mann geschehen?“ fragte ich nun, noch immer etwas kühl, obwohl ich mir sicher war, dass die Person vor mir meine Mutter war. „D-der ist vor k-kurz-em gestorben....i-im K-krieg“ schluchzte sie. Nun streckte ich meine Hand nach ihr aus, wollte sie in den Arm nehmen, ihr sagen, dass ich es war, den sie suchte, doch dass konnte ich nicht, weswegen meine Hand zurückzuckte und ich sie sinken ließ „Dann wird Ihr Sohn wohl auch schon tot sein“ sagte ich statt dessen und blickte auf die alte Frau hinab, die mir nun das erste Mal in diesem Gespräch in die Augen sah.....und stutze „A-alaister“ flüsterte sie meinen Namen und ihre Hand wanderte zu meiner kalten, blassen Wange, strich sanft über diese. „Du bist es“ Nun liefen ihr wirklich Tränen über die Wangen, doch, so sehr ich mich auch dagegen wehrte, meine Hand wanderte zu ihrer und drückte diese nach unten. „Ich kenne Sie nicht“ sagte ich kalt „Und ganz sicher bin ich nicht Ihr Sohn“ Nein, das wollte ich nicht, ich wollte sie nicht so verletzen, ich wollte ihr doch sagen, dass ich hier bin, dass sie mich gefunden hatte. //Es würde alles nur schlimmer machen// hallte die Stimme Lestats durch meinen Kopf. Er war also in der Nähe. //Ich will es ihr aber sagen, sie ist meine Mutter, sie ist den ganzen Weg gelaufen, um mich zu finden!// Noch immer hielt ich die Hand meiner Mutter. //Du kennst unsere Regeln// mahnte die tiefe Stimme in meinem Kopf //Die Regeln sind mir egal!// Stimmt, mir war alles egal, ich wollte mit meiner Mutter reden. //Willst du ihr so sehr weh tun, dass du ihr sagst, was aus dir geworden ist? Willst du ihr nicht lieber eine schöne Geschichte erzählen?// Dieses Mal erwiderte ich nichts, ließ ich meinen Kopf hängen. Lestat hatte Recht, ich würde meiner Mutter mehr schaden als helfen, wenn ich ihr sagen würde, dass aus ihrem Sohn ein bluttrinkendes Monster geworden war. „Sie sollten nun am besten nach Hause gehen“ sagte ich ernst und sah die Frau an, die nun verzweifelt weinte. „A-aber i-ich wei-ß, d-dass d-du e-es b-bi-st“ „Es tut mir wirklich Leid“ sagte ich nun scharf. „Aber ich bin nicht Ihr Sohn und Sie sollten nun wirklich nach Hause!“ „V-verzeiht“ hauchte sie leise und ließ den Kopf hängen. „Ich würde äußerst gerne nach Hause, doch habe ich keines mehr“ mit diesen Worten drehte sie sich um und lief in die Richtung, aus der sie gekommen war, als Lestat vor ihr erschien. //Schenke ihr einen sanften Tod// sagte er mir in Gedanken und sah in meine Richtung, achtete nicht auf die alte Frau, die zurückstolperte. //A-aber wieso?// fragte ich entsetzt, das konnte er nicht ernst meinen, unmöglich! //Du hast selbst gehört, dass sie nichts mehr hat. Sie ist verzweifelt, also hilf ihr// Seine Worte klangen einleuchtend und abstoßend zugleich. Ich? Meine eigene Mutter töten? Ich schüttelte den Kopf. Gegen meinen Willen begann sich mein Körper zu bewegen, langsam, gemächlich. Das Ziel: Meine Mutter. Ich versuchte mich zu wehren, versuchte alles daran anzusetzen, ihr nicht zu nahe zu kommen, doch zu spät. Ich packte sie. Ein sanftes Rauschen ertönte, als ein aufkommender Wind die dunkelgrünen Blätter der Bäume erfasste und sie sanft hin und her wiegte.

So sanft es mir möglich war, biss ich in ihren Hals, hielt sie von vorne im Arm. Das letzte Mal, dass ich meiner Mutter so nah war. Von ihr kam nur ein ersticktes Keuchen und als ich die Augen öffnete und sie ansah, lächelte sie mich sanft an. Langsam liefen mir erneut Tränen über die Wangen, ich wehrte mich dieses Mal nicht gegen sie. „E-es ist s-sch-on g-gut, A-alai-ster“ flüsterte sie mir zu und strich mir sanft die Tränen von der Wange. Ich schwieg, zwar könnte ich mit ihr mittels Telepathie kommunizieren, doch fand ich keine Worte. Tausend Gedanken schossen mir auf einmal durch den Kopf, ich wollte ihr noch so viele Dinge sagen, doch nichts davon würde sie jemals erfahren „E-es i-ist w-irklich g-gut“ wiederholte sie sanft, mit einem mütterlichen Ton. „I-ich l-liebe d-dich, e-ega-l, w-was passi-ert“ keuchte sie, bevor sie in meinen Armen erschlaffte. Ich konnte ihr sanftes Lächeln nicht mehr ertragen, ich hatte sie wirklich getötet, meine eigene Mutter, den einzigen Menschen, der mir so viel bedeutet hatte, wie nichts anderes auf der Welt. Ich spürte einen sanften Druck auf meiner Schulter, Lestats Hand. Wieder war er für mich da, spendete mir Trost. Schluchzend hielt ich meine Mutter im Arm, sank mit ihr in die Knie. Wieder und wieder liefen mir Tränen über die Wangen, sie stoppten nicht, doch ich wollte auch überhaupt nicht, dass sie aufhörten. Ich hatte sie wirklich getötet.

Am Ende wusste ich nicht mehr, wie ich zu Lestat gekommen war, ob er mich getragen hatte, oder sich mit mir teleportiert hatte. Ich wusste nur, dass er mich in mein Zimmer gebracht hatte und mich, auf meinen eigenen Wunsch hin, alleine gelassen hatte.

Im Moment saß ich auf dem Bett, hatte die Decke um mich gelegt um die unheimliche Kälte zu vertreiben, die mich schon seit einiger Zeit fest im Griff hielt. Ich fühlte mich schrecklich leer. Um ehrlich zu sein, ich finde keine Worte, um meinen damaligen Zustand zu beschreiben, kein einziges, treffendes Wort.

Seufzend stand ich auf und ging ins Badezimmer, wusch mir dort das, von meinen Tränen salzige, Gesicht. Als ich mein Gesicht getrocknet hatte, sah ich in den großen Spiegel, der über dem Wasserbecken hing. Ich sah in mein Gesicht, meine Augen.

Mit einem lauten Klirren zerbarst der Spiegel in aberhunderte Teile. Doch das genügte mir nicht. Immer wieder schlug ich auf den Spiegelrest ein, bis ich verzweifelt zu Boden sank. Über meine Hand lief Blut, tropfte rasch zu Boden, doch das war mir egal, denn um genau zu sein spürte ich den Schmerz nicht einmal. Schluchzend zog ich nun die Beine an den Körper und schlang meine Arme um diese, schloss meine Augen. Wieder weinte ich, doch dieses Mal stumm. Kein einziger Laut verließ meine trockenen, spröden Lippen. Noch lange saß ich auf dem kalten Marmorboden, bis mich eine gnädige Ohnmacht der Erschöpfung erlöste.
 


 

All my dreams out of reach

Under my fingernails
 

I'm wasting, wasting every moment

I want to be tasting

Tasting every moment with you

I'm suffering, I'm bleeding, on my knees

Who's going to save me?

Suffering, bleeding

Save me from this pit of frailty
 

Never reaching what I want to reach

Never being who I want to be

Blaming me when I fall and fail

All my dreams splintering

Under my fingernails
 

~Skillet - Fingernails~
 

Ein, wie ich finde, passender Song zu diesem Kapitel, deswegen der Auszug. Ich weiß, wenn man sich das Lied anhört, macht es anfangs keinen Sinn, scheint es zu aggressiv, aber gerade die Passage, die ich auch hier aufgezeichnet und festgehalten habe, passt ziemlich gut, weil es an der Stelle ruhig ist. Kann ich nur wärmstens empfehlen ^^
 

......So delle, hat ganz schön lange gedauert, dafür, dass es so kurz ist, ich weiß, aber ich war ne Weile bei ner Freundin und da konnte ich schlecht schreiben xD

Kapitel 5

Kapitel 5
 

Thanx to:

Den Kommischreibern: danke, ihr seid mein Antrieb XDDD
 

Meiner Beta: *sich hinsetz* *Schild aufstellt „Tausche Komma gegen Punkt*
 

Kapitel 5
 

1440. Noch immer hatte der Hundertjährige Krieg kein Ende gefunden, doch ich hatte andere Sorgen. Nachdem ich meine Mutter getötet hatte, stürzte ich in ein seelisches Tief. Ein sehr tiefes Tief: Es schien, als wäre mit meiner Mutter der Rest meiner Menschlichkeit gestorben. Anfangs fügte ich mir selbst Schmerzen zu, um den Verlust und den Schmerz darin zu ertränken, doch Lestat holte mich schnell von dieser Straße runter. Er erklärte mir, dass es so wirklich am besten gewesen sei. Doch das machte es nicht besser. Ich wurde ziemlich abweisend und unfreundlich gegenüber jedem, den ich nicht kannte.

Lestat hatte mir in den letzten zwei Jahren sehr viel beigebracht, sicherlich nicht alles was er konnte, doch konnte ich mit Stolz behaupten, dass ich mehr Fähigkeiten hatte wie so manch anderer normaler Vampir. Was meine Fähigkeiten sind? Ich kann Feuer beschwören und beherrschen, wie Lestat einfach aus dem Nichts auftauchen und Gedankenlesen. Doch meine größte Fähigkeit kannte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Und es würde auch noch einige Zeit brauchen, bis ich sie entdecken würde.

Im jenem Moment stand ich auf einer Klippe und sah in das Tal, welches gute hundert Meter unter mir lag. Mein warmer, schwarzer Mantel hielt die Kälte des Winters von mir fern. Ich dachte wieder nach, war ich hierzu ja wieder aus Lestats Anwesen geflüchtet. Ich liebte diesen Ort, er bot sich so gut zum Nachdenken an. Erneut entwich mir ein Seufzen. Ich breitete meine Arme aus und schloss meine Augen. Dann ließ ich mich fallen, die Klippe hinunter.

Die Augen ließ ich während des Sturzes geschlossen. Jedesmal auf’s neue genoss ich diese Freiheit, die ich spürte, wenn ich fiel. Erst im letzten Augenblick verschmolz ich mit der Dunkelheit und verschwand, rettete mich so vor dem tödlichen Aufprall. Ich erschien in Lestats Garten wieder, sah in den Himmel, als ich ein Geräusch hinter mir wahrnahm. Ich drehte mich um und sah Yuko, wie immer lächelnd, hinter mir. „Was willst du?“ fragte ich etwas unfreundlich und verschränkte meine Arme vor der Brust. Trotz meiner Unfreundlichkeit lächelte sie mich noch immer an. Ohne ein Geräusch zu verursachen kam sie auf mich zu, bis sie neben mir stand „Hier“ sagte sie sanft und reichte mir ein Glas mit der roten Flüssigkeit. Ohne jeglichen Dank nahm ich das Glas und nahm einen Schluck. Noch immer sah ich in den Himmel, wo die Sonne langsam unterging. „Willst du noch was?“ brummte ich dann und hörte ein leises Seufzen von ihr, jedoch blieb ihr Lächeln. „Ich wollte eigentlich noch mit dir reden~“ „Und über was?“ ich war dieses Diskutieren satt. Was brachte es schon? „Ach Alaister~“ sagte Yuko lächelnd und stellte sich vor mich. „Du hast dich wirklich verändert“ „Kann man es mir übel nehmen?“ knurrte ich nun wirklich unfreundlich, doch ich sah sie nur den Kopf schütteln. „Nein, kann man dir nicht, aber weißt du, früher, als Hasenfuß, da hast du mir besser gefallen“ Das erste Mal wurde ihr Blick leicht traurig, trotz ihres Lächelns. „Damals hast du viel mehr gelacht und warst fröhlicher ich-“ „Dinge ändern sich mit der Zeit, genauso wie Menschen oder Vampire!“ sagte ich ziemlich streng. Seufzend schüttelte sie den Kopf. „Ich lasse dich wohl lieber alleine“, sagte sie und verschwand. Leicht schüttelte ich den Kopf. War ich wirklich so unausstehlich geworden? Fragte ich mich und drehte mich um, sah nun zu dem Haus, als ich wieder diese kalte Aura neben mir spürte. Markus. Diese stechende, eiskalte Aura, die vor nichts zurückschreckte. Ich drehte mich zur Seite und sah Markus an. „Was wollen Sie?“, fragte ich genervt und sah ihn an, wurde mit einem eiskalten Blick gestraft. Doch Lestat hatte mir beigebracht mit so etwas umzugehen. „Ach, hat der Hasenfuß endlich seine Sprache gefunden?“, fragte mich Markus spöttisch. „Was zum Teufel wollen Sie?“, knurrte ich nun. „Na, na, na, nicht so frech, das wollte deine Mutter sicherlich nicht“ Ein leises, kaltes Lachen kam von ihm. Als ich das vernahm, brannte bei mir eine Sicherung durch und ich packte Markus am Kragen, funkelte ihn an. Im nächsten Moment lag ich auf dem Boden, Markus auf mir. „Du solltest dir vorher überlegen, mit wem du dich anlegst.“, sagte er spöttisch. „Du bist nur ein Nichtsnutz, ein normaler Vampir, denkst du da, du könntest es mit mir aufnehmen? Du gehörst genau dort hin, wo du im Moment bist“, fügte er noch immer spöttisch hinzu. Vor Zorn zitternd sammelte ich meine Konzentration und ließ eine Druckwelle aus gleißendem Feuer aufleben. Doch bevor Markus von dieser erfasst werden konnte, war er schon wieder verschwunden und vor mir erschienen. Durch eine unsichtbare Hand, die sich um meinen Hals legte, wurde ich auf die Beine gezogen. Funkelnd sah mich Markus an. Was wollte der eigentlich hier? Zwei Jahre hatte er sich nicht blicken lassen, was mir persönlich eigentlich ganz Recht gewesen war, und nun auf einmal erschien er hier und wollte mich zur Schnecke machen. Aber nicht mit mir. Diese Zeiten waren vorbei. Ich benutzte den selben Trick wie Markus zuvor und verschwand, erschien einige Meter vor ihm. Jedenfalls vor dem Punkt, an dem er gerade noch gestanden hatte. Denn Markus stand schon längst neben mir. Natürlich, er konnte meine Gedanken lesen. Doch bevor auch nur eine Sekunde vergangen war, spürte ich einen Schlag in meinen Magen, einen unglaublich starken Schlag. Dieser ließ mich keuchen und in die Knie sinken. Mit beiden Armen umschlang ich meinen Magen. Doch anscheinend war das Markus nicht genug. Er zog mich am Kragen nach oben und funkelte mich eiskalt an. „Du hast wohl einen schlechten Tag gehabt“, knurrte er und erneut spürte ich einen Schmerz in meinem Magen. Markus hatte sein Knie nach oben gezogen und es mir direkt in den Bauch gerammt. „Gnn~“ entfuhr es mir und ich presste vor Schmerz die Augen zusammen. Ich schmeckte den kupfernen Geschmack meines Blutes in meinem Mund und schluckte es widerwillig wieder. „W-was wollen Sie eigentlich?“, knurrte ich und funkelte ihn nun trotz der großen Schmerzen an. „Was ich will?“ Wieder dieser spöttische Unterton....wie ich ihn dafür hasste, denn er wusste genau, dass ich stärker war, als ein normaler Vampir. „Ja,ja~“, seufzte er dann gespielt auf meinen Gedanken hin. „Ich bin dir eben immer einen Schritt voraus und das werde ich auch immer sein, denk daran“, sagte er. „Aber zurück zum eigentlichen Thema: Eigentlich wollte ich dich fragen, für welche Seite du dich entscheidest“, sagte er nun, war auf einmal so ernst geworden. „Was meinst du?“, keuchte ich nun, rutschte unbeabsichtigt in das Duzen ab, was mir einen erneuten Schlag in den Magen verpasste. Nun spürte ich, wie mein Blut aus meinem Mundwinkel mein Kinn hinablief. „Was meinen Sie?“, korrigierte ich mich und Markus lächelte zufrieden. „Das wirst du schon noch herausfinden“, sagte er grinsend. „Vielleicht solltest du mit deinem Ziehvater darüber reden“, Markus ließ mich auf einmal los, doch nicht ohne mir einen letzten, geraden Fauststoß vor die Brust zu verpassen. Genauer gesagt, direkt auf mein Brustbein, das ich nun knacken hörte. Sofort verschwamm mein Blick, nahm ich noch wahr, wie ich zu Boden fiel, dann verlor ich das Bewusstsein.
 

Als ich das nächste Mal erwachte, lag ich noch immer im Garten, es war in der Zwischenzeit völlig dunkel geworden. Die Nacht war hereingebrochen. Mit einem leisen Seufzen versuchte ich mich aufzurichten, doch noch immer war mein Brustbein zertrümmert. Wenigstens spürte ich, wie sich der Knochen langsam und Stück für Stück wieder zu richten begann. „Bleib am Besten liegen, bis sich der Knochen gerichtet hat.“, hörte ich Lestats Stimme. Verwirrt öffnete ich erneut die Augen und blickte in die Richtung, in der ich Lestat vermutete. „Wieso hast du mir nicht geholfen?“, murmelte ich noch etwas träge. „Erstens“, begann Lestat mit strengen Ton „Habe ich dich nicht unterrichtet, damit du einen Vampirlord angreifst“ Gerade wollte ich den Mund öffnen, etwas sagen, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen. „und Zweitens solltest du endlich aufhören zu denken, dass ich dich jedes Mal rette“, sagte er noch etwas strenger. „Ich kann dich nicht immer aus irgendwelchen Situationen befreien, in die du dich selbst reingeritten hast“ Leicht zitternd setzte ich mich auf. Er hatte Recht. Noch immer vertraute ich zu sehr auf andere Menschen....nun ja, Vampire. „Er hat angefangen“ versuchte ich mich zu verteidigen. „Und noch schlimmer ist, dass du weitergemacht hast“, sagte Lestat vorwurfsvoll. „Ich dachte, ich hätte dich zu gut erzogen, als dass du dich nicht auf solche kindischen Spielchen einlässt“ ,fügte er hinzu und schüttelte den Kopf. „Du solltest wirklich noch etwas liegen bleiben“, sagte er dann, bevor er verschwand.

Mit einem lauten Seufzen schloss ich meine Augen. Ich sollte aufhören zu Seufzen. Jedenfalls so lange ich ein gebrochenes Brustbein hatte.

Ich hatte es tatsächlich geschafft, dachte ich mir. Ich hatte es mir wohl wirklich mit Lestat vergeigt. Leicht schüttelte ich den Kopf und wartete noch ungefähr eine Stunde, bis sich mein Knochen wieder gerichtet hatte. Dann stand ich auf und machte mich auf die Suche nach Lestat. Er hatte Recht gehabt und ich musste mich bei ihm entschuldigen, außerdem musste ich noch mit ihm über die seltsame Anmerkung von Markus reden. Ich würde nicht eher ruhen, bis er mir sagen würde, was es damit auf sich hatte. Ganz einfach.

Im Haus sah ich zuerst im Wohnzimmer nach, im Kamin brannte ein Feuer, doch Lestat war nicht dort. Als nächstes ging ich in sein Arbeitszimmer, doch auch hier war er nicht.

Als letztes hatte ich vor, in seinem Schlafzimmer nachzusehen. Nun stand ich also vor der Türe zu Lestats Schlafzimmer. Zögernd klopfte ich an und nach einiger Zeit hörte ich Schritte, dann schließlich, öffnete mir Lestat die Türe. „Was ist?“ fragte er etwas brummig. „Kann ich mit dir reden?“, fragte ich, vermied es ihm in die Augen zu sehen. „Gehen wir ins Wohnzimmer“, sagte er und zusammen gingen wir ins Wohnzimmer. Dort angekommen setzten wir uns hin und Lestat sah mich erwartungsvoll an. „Es tut mir Leid“, begann ich, hatte noch immer meinen Blick gesenkt. „dass ich so blöd war und mich provozieren ließ“, fuhr ich dann fort. „Schon in Ordnung“, sagte Lestat, wieder sanft, so wie ich ihn kannte. „Ich denke, dass ich wohl genauso reagiert hätte, wenn mir Markus so etwas ins Gesicht gesagt hätte.“ Dankbar sah ich nun zu ihm hoch und sah ihm in die Augen. Leicht lächelte ich. „Danke“, sagte ich sanft, doch er schüttelte nur den Kopf. „Ich...wollte auch noch etwas anderes mit dir bereden“, begann ich dann erneut, jedoch etwas bedrückt. „Markus.....er...“ ich suchte nach den richtigen Worten. „Er hat dich gefragt, für welche Seite du dich entscheidest, richtig?“ Erstaunt sah ich ihn an: „D-du weißt, was ich meine?“ Ein sanftes Nicken kam von meinem Vormund. „Ich glaube, es ist an der Zeit, dass du einige Dinge erfährst“, begann er und ich spitzte meine Ohren.

Kapitel 6

Kapitel 6
 

Stille. Bedrückende Stille. Erwartungsvoll sah ich Lestat an. Was würde er mir enthüllen? Was war ein so gut gehütetes Geheimnis, dass er es mir zwölf Jahre lang enthielt?

„Also“, begann Lestat und holte Luft. „Ich habe dir noch nicht alles erzählt, wie es in der Welt der Vampire wirklich aussieht. Denn es ist nicht so friedlich, wie es scheint. Es gibt zwei verfeindete Vampirparteien: Den Miezul Nopţii Clan und den Răsărit Clan.“ Völlig verdutzt sah ich ihn an. „Wie...?“, fragte ich verwirrt. „Krieg unter Vampiren?“ Ein ernstes Nicken von Lestat als Antwort. „Seit einigen hundert Jahren schon. Jeder neue Vampir muss sich einem Clan anschließen“, erklärte er mir nun. „Aber ich bin seit ungefähr zwölf Jahren Vampir, warum weiß ich nichts -“doch ich unterbrach mich selbst, denn ich erinnerte mich schlagartig an das nächtliche Gespräch zischen Markus und Lestat, das ich damals vor gut zwei Jahren belauscht hatte. „Meine Geduld...bald zu Ende“, hallte die Stimme von Markus durch meinen Kopf. Fast schon entsetzt schüttelte ich den Kopf. Sicher war er damals nicht zum ersten Mal gekommen....langsam ergaben die Gesprächsfetzen einen Sinn und als ich zu Lestat sah, nickte er mir als Bestätigung auf meinen Gedankengang hin zu. „Exakt. Er verlangt schon länger, dass du dich für eine der Seiten entscheiden sollst“, sagte er nun seufzend und sah mir in die Augen. „Aber“, völlig verwirrt sah ich ihn an. „Ich weiß noch nicht einmal, um was es in dem Krieg geht, geschweige denn, für was die beiden Seiten antreten, welche Standpunkte sie vertreten.“ Lestat schüttelte den Kopf „Das musst du selbst herausfinden“, sagte er mir „Aber wie soll ich das herausfinden?“ fragte ich, doch Lestat hörte nicht auf meine Frage. „Dann....“, begann ich „Wieso ist Markus so versessen darauf, dass ich mich entscheide?“, fragte ich ihn nun, hoffte, dass er wenigstens diese Frage beantworten würden. Das ergab doch alles keinen Sinn. Ein erneutes Seufzen kam von Lestat. „Ich dachte, dass ich dich davor bewahren könnte, aber Markus will dich unbedingt auf seiner Seite.“ Damit gab ich mich jedoch nicht zufrieden „Aber wieso ist er so verbissen hinter mir her?“, fragte ich nun erneut und verengte meine Augen. Ich sah, wie Lestat abwehrend den Kopf schüttelte und er nicht darauf eingehen wollte. „Lestat, ich will wissen, warum er hinter mir her ist!“ Ein neuerliches Seufzen von Lestats Seite. „Er will dich, damit seine Seite Zuwachs bekommt, ist doch logisch“, sagte Lestat dann ernst. „Er will den Krieg beenden und dafür benötigt er jeden Vampir.“ Leicht nickte ich. Irgendwie leuchtete das ein. Ich ließ mich langsam wieder in den Sessel sinken, denn ich hatte mich unbewusst aufgerichtet.

„Bis jetzt“, begann Lestat und ich horchte erneut auf, „Habe ich dir auch nie gezeigt, wie du einen Vampir verletzen beziehungsweise töten kannst.“ Stirnrunzelnd sah ich zu ihm. „Und ich denke, dass sollte ich ändern.“ Nur leicht und sehr zögerlich nickte ich und Lestat verschwand kurz, erschien dann kurz darauf mit einem Schwert wieder vor mir. Er zog dieses aus seiner Scheide und ich konnte nun einen Blick auf die schimmernde Klinge werfen. Der nachtschwarze Griff war mit Rubinen und Smaragden verziert und bildete einen krassen Gegensatz zu der silbern schimmernden Klinge des Schwertes. „Die Klinge besteht aus reinem Silber und ein Hieb mit einer silbernen Waffe kann unter Umständen tödlich enden. Auf jeden Fall ist es ziemlich schmerzhaft.“ Nun richtete er die Waffe auf mich, direkt auf mein Herz. Sofort beschlich mich ein unwohles Gefühl und ich rutschte unruhig zur Seite. „Wenn man dich hier trifft, dann wirst du das nicht überleben.“, sagte Lestat im ernstem Ton und steckte das Schwert zurück in seine Scheide. Langsam entspannte ich mich wieder. „Wieso erzählst du mir das jetzt?“, wollte ich wissen. „Weil Markus vielleicht seine Handlanger zu dir schicken wird, um dich mit Gewalt davon zu überzeugen, dass allein seine Seite die richtige ist.“ Nun nickte ich, jedoch wieder nur leicht, um ihm zu zeigen, dass ich seine Worte wahrgenommen hatte. Diese Tatsachen musste ich erst einmal verdauen. „Du bist ein Feuerbändiger“, fuhr er dann fort, „Das heißt, du solltest dich nicht mehr allzu lange im Wasser aufhalten“ erklärte er. „Dazu gehört auch Regen. Das würde dich schwächen und dir nicht gerade gut tun.“

Ich blickte zu Boden. Was sollte ich tun? „Das musst du selbst entscheiden. Die Entscheidung wird dir vielleicht nicht leicht fallen, doch solltest du stets auf deinen Instinkt hören, er wird dir schon den richtigen Weg zeigen.“ sagte Lestat sanft und lächelte mich ebenso sanft an.
 

Nun lag ich auf meinem Bett und dachte an das Gespräch von eben nach. Was hatte es mit dem Krieg auf sich? Warum war er ausgebrochen? Warum dauerte er noch immer an? Ich wusste keine Antwort. Nachher würde ich wohl einen Abstecher zur Bibliothek machen, vielleicht würde ich dort die Antworten finden, die ich suchte. Doch bevor ich mir weiter den Kopf zerbrechen konnte, war ich schon eingeschlafen.
 

Als ich wieder aufwachte, hatte man mich zugedeckt und die Sonne schien. Es war wahrscheinlich so um die Mittagszeit, wenn man nach dem Stand der Sonne urteilen sollte. Ich drehte meinen Kopf, sah auf den kleinen Nachttisch, der neben meinem Bett stand und erblickte dort ein Stück Papier. Verschlafen setzte ich mich auf und rieb mir über die Augen. Kurz streckte ich mich und wandte mich dann dem Zettel zu. Lestats Handschrift.
 

„Ich bin mit Yuko noch etwas erledigen. Wir werden

mindestens zwei Tage lang unterwegs sein, also mach

dir keine Sorgen um uns. Ich konnte es dir leider nicht

vorher sagen, denn ich habe mich erst heute morgen

entschlossen, das Problem zu lösen. Mach dir nicht zu

viele Gedanken wegen gestern Abend. Pass auf dich auf.
 

- Lestat –
 

Leise seufzte ich und runzelte die Stirn. Was für ein Problem? Fragte ich mich, doch ich wollte im Moment nicht darüber nachdenken. Ich ging kurz ins Bad und wusch mir das Gesicht, sah dann in den Spiegel. Daraufhin schüttelte ich den Kopf, ging erst nach unten in die Küche. Auf dem Tisch stand ein Glas mit Blut bereit, das ich mir nahm. Kurz schwenkte ich das Glas und sah, dass sich schon Klumpen gebildet hatten und so schüttete ich den Inhalt des Glases angewidert aus dem Fenster.

„Na dann fangen wir mal mit der Recherche an“, murmelte ich zu mir selbst und gesagt, getan. Über die große Treppe in der Eingangshalle kam ich in den ersten Stock. Dort angekommen wandte ich mich nach links und lief auf den schwarzen Marmorfliesen den Flur bis zum Ende entlang. Ich betrat die große, fünfeckige Bibliothek Lestats. Da ich schon lange nicht mehr hier gewesen war, hatte ich fast vergessen, wie groß diese war: Sicherlich standen an die hunderttausend Bücher in dem großen Raum. Ich erinnerte mich daran, wie ich früher viel Zeit in diesem Raum verbracht und Lestat einmal gefragt hatte, wie viele Bücher er eigentlich hatte. Die Frage hatte er mit einem Lachen quittiert und mir durch die Haare gewuschelt. Ich schätzte, er wusste es selbst nicht.

Schmunzelnd ging ich nun weiter in den Raum hinein, auf den kreisrunden Tisch in der Mitte zu. Die Regale zogen sich hoch, bis unter die Decke, die sich ungefähr fünf Meter über meinem Kopf befand. An jeder Regalreihe war eine Leiter angebracht um auch die Bücher oben im Regal erreichen zu können. „Beginnen wir mit der Suchaktion“, seufzte ich und stürzte mich in den Wald aus Büchern.
 

Schon gut vier Stunden war ich nun schon in der Bibliothek. In der Zwischenzeit hatte ich schon unzählige Bücher durchgesehen, ohne Erfolg. Im Moment saß ich bequem auf meinem Stuhl, die Füße auf dem Tisch leicht überschlagen. Gerade war ich mit einem ziemlichen Wälzer der Vampirgeschichte beschäftigt, gar völlig in ihn versunken, so dass ich meine Umwelt gar nicht mehr wahrnahm. Doch dann fand ich, was ich suchte: Den Grund für den Ausbruch des innerartlichen Konfliktes.
 

"1550 Jahre zuvor. Zwei Vampirfamilien, gut befreundet. Es schien alles ganz normal, doch dann, wie eigentlich immer, kam eine Frau ins Spiel. Die Söhne der Familie verliebten sich beide in die gleiche Frau und das löste den Krieg aus. Denn die Familien beschlossen, die Frau entscheiden zu lassen. Doch einer der beiden Söhne wollte die Frau für sich, obwohl die Dame sich nicht für ihn entschieden hatte, weswegen er sie auf grausame Weise tötete. Seit dem waren die zwei Familien verfeindet, doch da immer mehr Vampire entstanden und die Familiengrenzen verschwammen, wurde jeder neue Vampir dazu verpflichtet, sich einer Seite anzuschließen. Der Miezul Nopţii Clan vertritt die Seite der Vampire, die dem Mörder der Frau zustimmen, der Răsărit Clan bildet die Einheit derer, die hintergangen worden waren."
 

„Was für ein Schwachsinn“, murmelte ich und runzelte die Stirn. „Wie kindisch ist es bitte, sich wegen so etwas zu streiten? Das liegt gute eineinhalb Jahrtausende zurück.“ Kopfschüttelnd überflog ich die Chronik weiter
 

Wenn sich ein Vampir jedoch nicht einer der Parteien anschloss, so würde dieser geächtet.
 

„Tolle Aussichten. Wenn es einem egal ist, wird man getötet“, seufzte ich und stand auf. Langsam spürte ich die Gier nach Blut, schließlich hatte ich heute noch nichts getrunken. Leicht gähnte ich. Die stundenlange Suche in den Büchern hatte mich ziemlich träge gemacht, weswegen ich mich streckte und in der Dunkelheit verschwand.

Nach einigen Minuten erschien ich wieder in dem Anwesen, das mir nun am Abend so gigantisch aber auch leer. Ich ging in die Küche, in dem noch ein Apfel lag, den ich mir nahm.

Als ich wieder in die Eingangshalle kam, blieb ich stirnrunzelnd stehen und ließ die Hand mit dem Apfel sinken. Hier war jemand, mein Gefühl verriet es mir. „Gut erkannt“ sagte die langsam bekannte, kühle Stimme von Markus. Instinktiv spannte ich mich „Was wollen Sie von mir?“ knurrte ich unfreundlich und erkannte, wie Markus langsam vor mir erschien. „Ich wollte fragen, wie es mit deiner Entscheidung ist, du solltest dir nicht all zulange Zeit lassen.“

Grinsend verschwand er wieder. Was bitte, sollte das jetzt? Fragte ich mich stirnrunzelnd. Keine Schläge? Keine Provokation? Er wollte mich anscheinend wirklich für seine Seite gewinnen, doch ich würde niemals einen Mörder vertreten, niemals.

Insgeheim hatte ich es schon längst beschlossen, ich würde dem Răsărit Clan beitreten oder neutral bleiben. Doch ich entschloss mich, das noch niemandem zu erzählen.

Kapitel 7

Kapitel 7
 

Nacht. Tiefste Nacht. Irgendwo in England:
 

Das Lächeln des hochgewachsenen Mannes war duhn. Neben dem Mann stand auf dem dunklen Holztisch ein Becher, in dem sich eine seltsame Flüssigkeit befand. Nicht weit von dem Becher lagen noch Stücke des roten Pilzes, der mit weißen Punkten gespickt war. Die Augen des Mannes waren geschlossen, doch nun öffnete er diese. Sie waren nicht so glänzend, wie normal, hatten eher einen matten Schein. Mit eben jenem Lächeln stand die Gestalt nun auf, griff zu dem Schwert, das an den Tisch gelehnt stand. Er band dieses nun an seinem Gürtel fest und ging mit ruhigen, fast schon schlendernden Schritten zu der schweren Holztüre, die aus der dunklen Hütte führte, die nur durch ein Feuer im Kamin beleuchtet worden war.

Ein sanfter Windhauch umspielte die Haare des großen Schattens. Genießend schloss er die Augen und atmete tief ein. Ein schönes, befreiendes Gefühl, diese frische Luft. Kurz hielt er inne, genoss diesen kurzen Moment, bevor sich eine zweite Gestalt zu dem Schatten gesellte. „Wir müssen langsam los, Meister“, sagte die ruhige Stimme und der große Schatten öffnete seine Augen erneut. Leicht nickte er und begann wieder mit leichten, federnden Schritten den Gras bewachsenen Hang langsam hinunter zu gehen. Am unteren Ende sah man die flackernden Lichter eines kleinen Dorfes.
 

Schlendernd lief die Gestalt durch die Straßen, betrachtete die wenigen Menschen, die noch unterwegs waren. Irgendwann griff er sich dann einen und biss ihm brutal in den Hals, saugte ihn aus. Dieser befriedigende Geschmack in seinem Mund, das Gefühl von Macht, es war einfach berauschend. Wohlig seufzend ließ er den Menschen einfach zu Boden sinken, ging weiter. „Ich hatte eine schöne Vision~“, sagte er dann noch immer mit dem duhnen Grinsen. Kurz sah die etwas kleinere Gestalt zu dem Schatten hinauf. „Alles war voller Eis~ wunderschönem, blauen Eis~“ Stirnrunzelnd sah der kleine Schatten nun geradeaus, gefror langsam der Atem der beiden. Nun blieb die Gestalt stehen, die zu Letzt das Wort ergriffen hatte. Langsam, aber stetig zogen sich feine Eisschichten über den Boden. Alles, was mit ihnen in Verbindung geriet, erstarrte beziehungsweise konnte es sich nicht mehr fortbewegen und war somit gefangen. Schon war der erste Mensch in diesem feinen, spinnennetzartigen Eisgeflecht gefangen. Panisch sah er sich um, doch nun öffnete der große Schatten seine Augen, die nun türkisfarben schimmerten. Die dünnen Bahnen wurden langsam dicker, füllten die gesamte Straße aus. Doch nicht nur die Straße, auf der die beiden geheimnisvollen Gestalten standen, bedeckte sich mit Eis, auch die kleinen Gässchen blieben nicht verschont. Wie eine Welle, unaufhaltsam bahnte sie sich ihren Weg, bis sie schließlich alles verschlungen hatte. Eis. Wohin das Auge auch reichte, blaues Eis. Die Menschen, in ihren Häusern, alle erfroren. Zu Eis erstarrt. Stille, völlige Stille. Nichts war zu hören, nichts, außer dem Wind, der durch die Straßen und Gassen wehte. Kalt, eisig kalt. Dennoch hatte das Dorf etwas schönes an sich:

Die wunderschönen Schneeblumen an den Fenstern, den schimmernden Glanz, in den die Stadt durch das Mondlicht getaucht wurde und das Rauschen einiger Bäume, die nicht weit entfernt ihre Wurzeln geschlagen hatten. Tödlich diese Stille, dennoch wunderschön. Kurz sahen sich die beiden Schatten an, bevor sie verschwanden.
 

*~*~*~*~*~*~*
 

Ortswechsel. In Lestats Anwesen war es totenstill. Niemand war im Moment in ihm. Nur langsam näherte ich mich wieder dem Anwesen. Ich war erneut in der Stadt gewesen und hatte mir ein Opfer gesucht, dessen Blut ich getrunken hatte. Seufzend betrat ich den Garten des Anwesens. Doch plötzlich nahm ich einen kalten Luftzug wahr und ich sah mich um. Ich sah, wie sich der Teich langsam mit einer feinen Eisschicht bedeckte. Nun spürte ich wieder die mir vertraute, mörderische Aura. Markus. Wollte er wissen, ob ich mich entschieden hatte? Konnte ich ihm überhaupt sagen, was ich gewählt hatte? Sicherlich nicht. Er würde mich umbringen, wenn ich die falsche Wahl treffen würde. Und das würde ich. Sicher. Lächelnd sah mich Markus an, seine Aura hatte etwas eisiges an sich, das ich zuvor nicht bemerkt hatte. Markus war also Eisbändiger. „Na?“ fragte er mich abfällig „Schon eine Entscheidung getroffen?“ Ich funkelte ihn kurz an. Unwillkürlich bekam ich eine Gänsehaut, denn als Feuerbändiger hasste ich Eis. „Nein.“ Log ich, dachte dabei an beide Parteien der Vampire. „Und selbst wenn. Würde ich nicht die falsche Entscheidung treffen? Und würden Sie mich dann nicht einfach umbringen?“ stellte ich als Gegenfrage, verengte meine Augen. „Wer weiß, Alaister, wer weiß“, sagte er grinsend, dass ich seine Vampirzähne in dem Vollmondlicht aufblitzen sehen konnte. Unwillkürlich wich ich zwei Schritte zurück und spannte mich an. Dank Lestats Brief und Aufklärung, vom Abend davor, hatte ich nun immer einen Dolch dabei, der zwar nicht aus reinem Silber bestand, jedoch sein nötiges tun würde. „Keine Angst“, begann dann Markus von Neuem „Ich habe nicht vor, gegen dich zu Kämpfen, noch nicht“ Er hatte meine Gedanken gelesen und als ich den Blick hob, nickte mir Markus zu. Es... begann mein Gedanke „ist nicht einfach, nichts zu denken, nicht wahr?“, beendete er grinsend meinen Gedanken. Mein Blick verfinsterte sich etwas und ich blickte ihm in die Augen „Wenn Sie nicht hier sind, um mir Ärger zu machen, warum sind Sie dann hier?“ Ich begann logisch nachzudenken. Wenn er wirklich nicht auf Ärger aus war, wollte er mich dann vielleicht beeinflussen? Um mich auf seine Seite zu ziehen? Misstrauisch sah ich ihn an. „Ich wollte mich einfach nur mit dir unterhalten“, sagte er lächelnd. Gerade holte er Luft um anzufangen, als auf einmal Yuko neben mir erschien. Sie schien aufgeregt, blickte dann jedoch zu Markus. „Was willst du denn hier?“, fragte sie verwirrt, schüttelte dann jedoch den Kopf und sah wieder etwas panisch zu mir. „Alaister, schnell, Lestat“, warf sie mir die Worte praktisch an den Kopf und ich schüttelte verwirrt den Kopf, legte ihr meine Hände auf die Schultern.„Yuko“ sagte ich ernst, „Was ist passiert? Ist Lestat verletzt?“ Sie nickte, ziemlich panisch. „Ja, er ist verletzt, schlimm, bitte, komm schnell mit!“, rief sie und ich nahm nur halbherzig wahr, wie Markus verschwand. „Bring mich hin!“, forderte ich und sie nickte. Zusammen mit mir verschwand sie und erschien in einem kleinen Haus wieder. Ich blickte mich kurz um, erwartete Lestat in dem Zimmer, doch nur zwei tote Menschen lagen auf dem Boden. „Wo ist er?“, fragte ich nervös. „Nebenan“, sagte sie und ich ging zur Türe. Was war Lestat passiert?

Kapitel 8

Kapitel 8
 

Ich betrat das dunkle Zimmer. Mein Herz schlug wild und ich ging mit leicht zitternden Schritten auf das Bett zu, in dem ich Lestats Schemen wahrnahm. Durch die Türe fiel gerade so viel Licht, dass ich in Lestats Gesicht blicken konnte. Blass. Es war noch blasser als sonst. Ich hatte das Kopfende des Bettes nun erreicht und noch immer haftete mein Blick an Lestats Gesicht. „Lestat?“, fragte ich leise, unsicher, doch bekam ich keine Antwort. Erst wenn es völlig still ist erkennt man, wie laut und erdrückend die absolute Stille sein kann. Ich musste mich erst einmal setzen, doch wusste ich noch immer nicht, was eigentlich mit meinem Freund geschehen war, weswegen ich langsam wieder aufstand und die Decke beiseite schlug....und erstarrte. Auf Lestats Brust kam ein strahlend weißer Verband zum Vorschein. Nun gut, der Verband war mehr schlecht als recht strahlend weiß: Quer über Lestats Brust zog sich eine, gut zwei Zentimeter breite, rote Spur, von seiner linken Schulter bis zu seiner rechten Hüfte. Mir wurde schwindelig und ich musste mich wieder leicht schwankend auf den Stuhl setzen. Leicht fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare. Was war geschehen? Hatte Markus das getan? Ich schüttelte den Kopf und hörte Schritte, weswegen ich meinen Kopf nun hob und zur Türe sah. „Yuko“, murmelte ich, „Was ist passiert?“ Verwirrt sah ich sie an und bemerkte ihren besorgten Blick, der mir galt. „Du bist ziemlich blass, alles in Ordnung bei dir?“, stellte sie mir eine Gegenfrage, ohne auf meine Frage einzugehen.

Nur leicht konnte ich nicken. „Was ist passiert?“, fragte ich nun erneut, was sie Seufzen ließ. "Der andere Clan hat uns aufgelauert“, erklärte sie mir. „Und wir mussten kämpfen. Lestat half mir zur Flucht, damit ich unsere Verbündeten rufen konnte, doch er selbst kam nicht zur Flucht.“ Stirnrunzelnd sah ich sie an „Wieso habt ihr euch nicht einfach teleportiert?“ Ein erneutes Seufzen von Yukos Seite. „Sie hatten Magier dabei“, begann sie. Na toll und weiter? Dachte ich. Schließlich waren eigentlich alle Vampire Magier, wenn man ihre Fähigkeiten betrachtete. Doch anscheinend verstand sie meinen verwirrten und fragenden Gesichtsausdruck richtig, denn sie begann mir langsam zu erklären, was es mit Magiern vampirischer Art auf sich hatte:

In der Tat handelte es sich hierbei um normale Vampire, die sich jedoch nicht auf Kampfkünste spezialisiert hatten, sondern um solche, die sich eindringlich mit dem Körper und den Fähigkeiten anderer Vampire befasst hatten, so dass sie nun alle nur erdenklichen Fähigkeiten unterdrücken und beschränken konnten. Mit Magie, wie sich versteht.

„So konnten sie euch daran hindern, zu verschwinden“, murmelte ich zu mir selbst und Yuko nickte. „Und seine Bändigerkräfte“, fügte sie seufzend hinzu. „Wird er...“, begann ich und sah wieder zu Lestat. „Wird er durchkommen?“, ich fragte bewusst etwas stockend, denn ich wusste nicht so wirklich, ob ich wirklich so etwas fragen sollte. Doch Lestat war in all der Zeit, in der ich nun bei ihm war, mein Ziehvater geworden. Doch nicht nur die väterliche Rolle nahm er ein, er war auch mein bester Freund, dem ich alles erzählen konnte und der immer für mich da war.

„Die Verletzung ist zwar ziemlich schlimm, da das Silber praktisch seine Brust verätzt hat, aber ich bin mir sicher, dass er es schafft“, sagte Yuko und lächelte mich nun wieder an. So kannte ich sie: immer lächelnd, egal wie schlimm die Lage war. Sie stand neben mir und legte mir ihre Hand auf die Schulter. „Keine Angst“, sagte sich lächelnd und ich nickte, lächelte ebenfalls etwas. „Danke, Yuko“, flüsterte ich. „Aber wieso hast du mich dann geholt?“, fragte ich und sah zu ihr hoch. Noch immer lächelte sie. „Weil er es wollte“, sagte sie lächelnd. „Lestat hat mich darum gebeten, dich zu holen, also habe ich dich geholt“ Wieder nickte ich, doch erwiderte ich nichts, strich Lestat nur sanft durch die Haare.

Ein leises Stöhnen kam von ihm und er bewegte sich leicht. Er kam also langsam wieder zu sich und öffnete träge seine Augen, die ihren Glanz verloren hatten und sah etwas verwirrt und mit mattem Blick durch das Zimmer. Ich gab ihm noch etwas Zeit, dass er wieder richtig zu sich kam und nahm währenddessen seine Hand, drückte diese leicht. „Hey~“, sagte ich sanft und lächelte ihn an. „Hey~“, kam es etwas schwach von ihm zurück, doch lächelte auch er mich leicht an. „Wie geht’s dir?“, fragte ich, etwas besorgt. „Jeder Atemzug tut höllisch weh“, hauchte er und lächelte mich noch immer leicht an, erwiderte nun leicht den Druck auf meine Hand. „Aber sonst eigentlich ganz gut“, fügte er dann hinzu. Nun war ich sichtlich erleichtert und entspannte mich auch wieder. „Gut“ sagte ich lächelnd. „Sollen wir zurück zum Schloss, oder willst du dich noch etwas ausruhen?“, fragte ich ihn nun und sah ihn fragend an. „Ich denke, dass es besser wäre, wenn-“, begann Yuko, wurde jedoch von Lestat unterbrochen. „Ich will zurück“, murmelte er und ich nickte. „Okay“ sagte ich dann und half ihm auf, stützte ihn dabei so gut es ging. Schließlich hatte er sich strikt dagegen gewehrt, von mir getragen zu werden, was ich nur mit einem lächelnden Kopfschütteln quittierte.

Mein Ziehvater wollte es wahrscheinlich nicht zugeben, doch ich sah, wie ihn selbst diese kleine Bewegung anstrengte und ich ihn stärker stützen musste. Als wir beide dann sicher standen schloss ich meine Augen und konzentrierte mich auf Lestats Schlafzimmer. Zwei Personen zu teleportieren war für mich noch immer eine Herausforderung, da dies mehr Kraft und Konzentration erforderte. Außerdem hatte ich noch nicht wirklich Übung darin.

In Lestats Schlafzimmer half ich ihm dann, sich in das Bett zu legen. „Ich hol dir schnell was zu trinken“, sagte ich und verließ rasch das Zimmer, ging nach unten in die Küche.

In der Küche traf ich auch schon Yuko, die mir zuvorgekommen war, denn sie war gerade damit beschäftigt das Blut eines Mannes in ein Glas zu füllen. Als ich die Küche betrat drehte sie sich zu mir um und lächelte mich an. „Hast du dich eigentlich schon entschieden?“, fragte sie mich nun und ich schüttelte den Kopf. „Nein, nicht wirklich“, bestätigte ich dann mein Kopfschütteln. „Um ehrlich zu sein, ich spiele mit dem Gedanken, Neutral zu bleiben“ Die Kleine sah mich nun etwas verdutzt an- „Du weißt schon, was dann passiert?“, vergewisserte sie sich. Leicht nickte ich. „Schon, aber dieser ganze Konflikt.....Erstens betrifft er mich nicht und Zweitens interessiert er mich auch gar nicht“, erklärte ich und schüttelte meinen Kopf. „Dir ist aber schon klar, dass dich Lestat dann rauswerfen müsste, oder?“, fragte sie mich nun mit hochgezogener Augenbraue. Das verstand ich nicht wirklich, denn ich war eigentlich die ganze Zeit über schon neutral gewesen, wenn man es so betrachtete. „Nein“, widersprach Yuko meinem Gedanken. „Du warst unwissend“, erläuterte sie mir. „Das ist ein ziemlicher Unterschied. Wir sind zwar Vampire, aber auch wir müssen uns an Gesetze halten. Vor allem Lestat als Vampirlord. Und er müsste gegen das Gesetz verstoßen, wenn er dich dennoch bei sich behalten würde. Schließlich gehören Lestat und ich einem Clan an.“ Auf das erste hin hatte ich genickt, doch als sie nun zum ersten Mal ihre Zugehörigkeit zu einem Clan erwähnte, wurde ich hellhörig. „Bei welchem Clan seid ihr eigentlich?“, fragte ich nun und sie lächelte mich sanft an, nahm das Glas voll Blut. „Kannst du dir das nicht denken?“, fragte sie mich sanft und verließ die Küche, um Lestat das Blut zu bringen. Was für eine dumme Frage dachte ich mir. Natürlich wusste ich, welchem Clan sie angehörten.
 

Nun stand ich also vor dem Anwesen mit den paar Sachen, die ich mein Hab und Gut nennen konnte. Lestat hatte mich wirklich rausgeworfen, als ich ihm erzählte, dass ich mich für die neutrale Position entschlossen hatte. Doch konnte ich mich noch glücklich schätzen, schließlich hätte er mich genauso gut töten können. Natürlich, ich war zutiefst enttäuscht, doch wusste ich auch, dass er es musste. Ich wollte ihm keine zusätzlichen Probleme bereiten. Seufzend drehte ich dem Anwesen den Rücken zu und sah in den Himmel. Langsam zogen dunkle, schwere Gewitterwolken auf. Kurz danach fing es heftig an zu regnen. Ich schüttelte den Kopf.....besser, wenn ich mir so schnell wie möglich eine Unterkunft suchte. Ich wusste nicht wohin, doch nun ging ich erst einmal in Richtung der nächsten Stadt.

Nach einiger Zeit, ich war schon völlig durchnässt und fror, erreichte ich die Stadt. Natürlich, ich hätte mich mit meiner Feuermagie aufwärmen können, aber das hätte mich bei dem Regen nur zu sehr geschwächt. Seufzend sah ich mich um, nein, ich müsste weiter weg, um mir ein Anwesen zu suchen. Ich dachte nach, irgendwohin.....in eine verlassene Gegend, in Schottland, vielleicht. Ja, das klang doch vielversprechend, dachte ich mir. Aber damit würde ich bis morgen warten müssen, denn ich konnte mich nicht teleportieren. Teleportieren kann man sich nämlich nur an solche Stellen, die man bildlich in seinem Kopf hatte oder einfacher gesagt: man konnte sich nur an Stellen erscheinen lassen, die man bereits gesehen hatte. So sah ich mich um und suchte nach einem Gasthaus, welches ich auch nach einer kurzen Suche fand.

Am nächsten Tag also besorgte ich mir ein Pferd und machte mich auf den langen Weg in den Norden.

Kapitel 9

Kapitel 9
 

Thanks to: Mynen Kommischreiber, myner Beta und myner Informationsquelle -myst3ry-

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Matsch. Ich war wirklich direkt in den Matsch gesprungen. Doch das war mir eigentlich im Moment egal. Ich hatte schließlich einen äußerst anstrengenden Ritt hinter mir. Aber nun war ich am Ziel. Gut, ich gab zu, ich hatte mir vor genommen ein kleines Dorf aufzusuchen um dort unterzutauchen, aber ich hatte mich Wort wörtlich in das Schloss, ein paar Kilometer von der Stadt entfernt, verliebt. Wo ich war? In den Highlands in Schottland und um genau zu sein stand ich im Moment auf dem Marktplatz des kleinen Städtchens Inverness. Das dieses Städtchen später einmal eine Stadt mit ungefähr 51 800 Einwohnern wurde, hätte ich mir damals nie erträumen lassen.

Wie gesagt, ich war auf dem Marktplatz, doch hier war keine Menschenseele. Nun ja, das war auch nicht weiter wunderlich, denn schließlich war die Sonne schon lange untergegangen. Dank meiner geschärften Augen hatte ich dennoch das Schloss erkannt und auch dessen Schönheit. Leicht lächelnd nahm ich die Zügel meines Pferdes und sah mich um, suchte nach einem Gasthaus oder ähnlichem. Doch ich fand nichts dergleichen. Mein Blick wanderte in die Richtung, in der das Schloss lag und ich sah, wie dort Lichter brannten. Ich konnte also nicht einfach so hineinspazieren und es für mich beanspruchen, so wie ich es am Liebsten gehabt hätte. Doch das tat nichts zur Sache. Ich würde die Bewohner töten, die tölpelhaften Bauern würden sich nicht weiter wundern, so schätzte ich. Meine größte Besorgnis lag jedoch bei der Tatsache, dass dort nicht nur Menschen leben konnten, sondern auch Vampire. Seufzend glitt mein Blick weiter über die Ebene, bis ich sah, was mir bis jetzt noch nicht aufgefallen war. Ein See, zwar noch einige Kilometer entfernt, doch ich sah, wie sich die Silhouette des Mondes auf der Wasseroberfläche spiegelte. Als ich mich langsam weiter bewegte, den Blick noch immer auf den See gerichtet, musste ich stutzen: Er hatte eine gewaltige Ausdehnung. Er war zwar breit, aber übertraf ihn die Länge bei weitem. Sicherlich waren das mehrere Kilometer, schließlich war ich noch weit entfernt. Doch ich war mir sicher, einen solch gigantischen See hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen.

Diese Gegend....sie war mir auf den ersten Blick sympathisch geworden. Wenn ich gewusst hätte, dass ungefähr dreihundert Jahre später dort die blutigste und schrecklichste Schlacht des dauerhaften Krieges zwischen England und Schottland stattfinden würde, wäre ich wohl niemals hierher gekommen, doch das konnte ich damals noch nicht wissen.

Nun wandte ich meinen Blick wieder von dem See ab und sah mich um. Ich fand nichts, was an ein Gasthaus erinnerte, weswegen ich nun einfach auf eine Scheune zuging. Dort öffnete ich das große, dennoch klapprige Tor und trat ein. Mein Pferd führte ich auch hinein, so würden wir es wenigstens warm haben, denn es war kurz vor Neujahr und gelinde gesagt schweinekalt. Doch war die Scheune nicht leer, in einem Eck fand ich noch genug Stroh, mit dem es man sich gemütlich machen konnte, was ich dann schließlich auch tat.
 

Am nächsten Tag wachte ich erst gegen die Mittagszeit auf. Verschlafen setzte ich mich auf und streckte mich. Augenblicklich fing ich an zu frösteln. Ich hatte gestern nicht mehr daran gedacht meine Kleidung zu trocknen, nachdem ich einige Tage in Schneeschauern geritten war. Ich schüttelte mich leicht und benutzte meine Bändigerkräfte um mich aufzuwärmen und meine Kleidung richtig zu trocknen. Ich schlug meinem Pferd begrüßend auf den Hals. „Na komm schon, Junge, wir wollen unser neues zu Hause besichtigen“, sagte ich zu ihm und band ihn von dem Pfahl, an den ich ihn den Abend zuvor angebunden hatte. Ich führte ihn wieder an den Zügeln nach draußen und sah mich um. Bei Tageslicht war die Gegend noch schöner, als ich sie mir ausgemalt hatte. Überall glänzte der Schnee in der Sonne und reflektierte so das Licht. Wohlig seufzte ich. Es hatte wohl doch einen Vorteil ausgezogen zu sein, denn so konnte ich die Insel näher kennen lernen. Nun sah ich auch zum ersten Mal Menschen, die auf den Straßen umherliefen und mich mit neugierigen Blicken musterten. Ich ging auf eine Person zu und begann mit meinen geringen schottisch Kenntnissen zu fragen, wer auf dem Schloss wohne. Mein Gegenüber schien zu merken, dass ich Ausländer war und meinem Akzent nach wusste er wohl auch, dass ich Engländer war. Dennoch gab er mir höflich Auskunft und ich bedankte und verabschiedete mich dann ebenso höflich. Dann würde ich wohl den Besitzern der Burg einen kleinen Besuch abstatten. Auf dem Weg dorthin traf ich auf ein junges Mädchen, das ich fragte, ob die Besitzer des Schlosses ihren Sitz oft verließen und in die Stadt gingen. Doch die Kleine schüttelte nur schüchtern den Kopf, was mich sanft lächelnd ließ. Ich bedankte mich und sah dem Mädchen noch nach, wie es eilig davonlief. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und setzte meinen Weg zum Schloss weiter fort.

Nach einer guten halben Stunde kam ich schließlich an und schwang mich vor dem Portal vom Pferd, hielt es an den Zügeln. Ich trat die Stufen hoch bis zum Eingangsportal und klopfte laut an. Dann wartete ich, doch nichts geschah, was mich ein weiteres Mal anklopfen ließ und beim zweiten Mal wurde mein Klopfen gehört. Mit einem lauten Knarzen der alten Eichentüre öffnete man mir die Türe und ich konnte einen Blick auf die ältere, männliche Gestalt hinter der Türe werfen. Lächelnd stellte ich mich vor und fragte, ob ich mit den Besitzern des Schlosses reden könnte. Der Butler – wie mir klar wurde – nickte, öffnete mir nun ganz die Türe und schloss diese wieder mit demselben Quietschen hinter mir, mit dem er sie geöffnet hatte. In der großen Eingangshalle sah ich mich um. Der Boden war mit weißem Marmor bedeckt und die Säulen waren aus Juramarmor. Ich staunte nicht schlecht, denn gegenüber der Eingangstüre führten zwei, sich gegenüberliegende gewundene, Treppen nach oben in den ersten Stock. Auch die Stufen waren aus weißem Marmor, ebenso wie das Geländer. In der Mitte der Wand im ersten Stock, mir noch immer gegenüber, hing ein großes Gemälde, sicherlich gute drei Meter hoch und anderthalb Meter breit. Auf ihm: Wahrscheinlich ein früherer Besitzer des Schlosses.

Auf einmal wuselte der Butler an mit vorbei und bat mich, mit einer höflichen Geste, ihm zu folgen. Ich nickte ihm zu und folgte dem Butler die weiße Marmortreppe nach oben, dann den Flur entlang. Vor einer zweiflügligen schwarzen Türe wurde mir ein Zeichen gegeben zu warten. Ich blieb einen Schritt vor der Türe stehen und der Butler klopfte an. Nach Kurzem drang eine weibliche Stimme an mein Ohr und der Butler öffnete die Tür einen Spalt breit, dass er hineinschlüpfen konnte und schloss die Türe wieder hinter sich. Kurz hörte ich Stimmen, schottisch, doch ich verstand nichts, dafür kannte ich die Sprache zu wenig. Nach kurzer Zeit öffnete der Butler nun von der anderen Seite beide Türflügel und trat beiseite, so dass ich eintreten konnte, was ich auch gleich tat.

In dem großen Raum erblickte ich an einem hohen Fenster eine weibliche Form. Sie hatte mir den Rücken zugewandt und ich ging langsam auf sie zu, wobei ich mir das Zimmer ansah. Ein großer, offener Kamin in der Wand rechts neben mir. An der Decke ein Kronleuchter. Nun ruhte mein Blick wieder auf der Frau vor mir, die sich nun langsam in ihrem schönen, magentafarbenen Kleid zu mir umdrehte. Somit blickte ich nun in das Gesicht einer wunderschönen jungen Dame, keinen Tag älter als 17. Ihre roten, glatten, langen Haare lagen halb über ihre Schultern, halb hingen sie bis zu ihren Schulterblättern herab. Ich wollte nicht von mir behaupten, dass ich sie anstarrte. Nein. Ich gaffte sie förmlich an.

Sie war so wunderschön....und nun lächelte sie mich an. „Was seht Ihr mich so an?“, fragte sie mich in einem fließenden, sauberen Englisch. „Ich,...“, begann ich stockend und schüttelte den Kopf um meinen Blick von ihr zu wenden. „Ihr?“, fragte sie mich lachend und ging auf mich zu, gab dabei dem Butler ein Zeichen, das Zimmer zu verlassen. Direkt vor mir blieb sie stehen und lächelte mich an. Um es kurz zu sagen: Dieser Mensch schaffte es wirklich, mir mit einem einzigen Blick den Kopf zu verdrehen. „Na~?“, fragte sie mich grinsend. „I-ich....ich hatte nur nicht gedacht, dass ich hier eine einzelne Frau auftreffen würde“, sagte ich dann, was auch die Wahrheit war. „Ach, Ihr denkt wohl, eine Frau ist nicht gut genug, in einem Schloss zu wohnen?“, fragte sie mich grinsend, woraufhin ich sofort den Kopf schüttelte. „Nein, das habe ich nicht so gemeint“, murmelte ich. „Nun, dann wollen wir zum Thema kommen, ich denke, Ihr seid nicht ohne Grund aus England hierher gekommen, oder?“, fragte sie mich nun. Auf den Kopf gefallen war sie nicht, eindeutig nicht. „Ja“, begann ich nun und wurde ernst, „Ich musste leider auswandern“, sagte er lächelnd. „Und suche jetzt Unterschlupf bei irgend jemanden“ Verstehend nickte sie. „Darf ich Euch fragen, warum Ihr fliehen musstet? Aus Eurem eigenen Land?“ Nun senkte ich den Blick und sie verstand, dass ich nicht darüber reden wollte. „Verzeiht, ich habe Euch wohl an etwas erinnert, an was Ihr lieber nicht erinnert werden wolltet“, sagte sie und senkte ebenfalls leicht ihren Blick. „Schon in Ordnung“, begann ich. „Ihr habt ein Recht es zu erfahren, wenn ich schon hier bin und nach Zuflucht frage“, sagte ich, wollte auch schon weiter erzählen, doch sie schüttelte den Kopf. „Wenn Ihr reden wollt, dann werdet Ihr reden, ich will Euch zu nichts zwingen“, sagte sie und lächelte sanft. „Bruce wird Ihnen ihr Zimmer zeigen, wir werden uns nachher noch sehen“ Dann drehte sie sich um und ging wieder zum Fenster. Ich konnte es nicht glauben. Sie nahm mich wirklich auf? Ohne zu fragen? Ohne zu wissen, wer ich war? „Verzeiht“ noch einmal wandte sie sich zu mir um und sah mich fragen um. „Mein Name, mein Name ist Alaister Akeley“, sagte ich und lächelte leicht. „Darf ich Euren erfahren?“ Warm lächelnd sah sie mich an. „Aileen“, sagte sie sanft. „Aileen MacNaughton“ Wieder drehte sie sich um und sah aus dem Fenster und ich verließ das Zimmer. Draußen war schon der Butler und wartete auf mich, führte mich in mein Zimmer. Ich fragte mich, woher er das wusste, doch ich wollte mir nicht den Kopf darüber zerbrechen.

Der Butler verbeugte sich nun kurz und verließ mein neues Zimmer. Es war unglaublich groß, größer als das Zimmer, das ich bei Lestat hatte. Doch ich seufzte wohlig und ließ mich auf das große Himmelbett fallen, sah an die Decke und breitete die Arme aus. Ich musste immerzu an das warmherzige Lächelnd von Aileen denken. „Der Engel und der Dämon“ flüsterte ich lächelnd und schloss meine Augen. Ich hatte zwar gerade erst geschlafen, doch saß mir die Müdigkeit der letzten Woche anscheinend noch ziemlich im Nacken, weswegen ich sofort auf dem weichen Bett einschlief. So bemerkte ich auch nicht, wie sich der Butler leise ins Zimmer schlich und meine Sachen in den Raum stellte. Als er mich auf meinem Bett sah, kam er wohl auf mich zu und hatte und hatte mich zugedeckt.

Kapitel 10

Kapitel 10
 

Ich hatte es also wirklich getan.1443 war es geschehen. Ich hatte Aileen alles über mich erzählt. Alles. Doch ich hatte es nicht länger für mich behalten können, sie nicht länger anlügen können. Schließlich hatte sie mich freundlich aufgenommen, mir ein neues Zuhause gegeben und.....nun ja, wir waren ein Paar. Ein Jahr vor meinem Geständnis hatten wir uns gegenseitig unsere Liebe gestanden. Dies war ein weiterer Grund gewesen, weswegen ich es ihr offenbart hatte. Und das Seltsame war, dass sie mich nicht als verrückt bezeichnete oder in Panik verfiel, so wie ich es befürchtet hatte. Nein, sie hatte völlig anders reagiert, als erwartet. Sie hatte mir aufmerksam zu gehört und dann und wann genickt und mich schließlich lächelnd in den Arm genommen. Sie sagte mir, es sei okay und dass sie verstehen würde, warum ich sie angelogen hätte. Sanft hatte sie mich damals auf die Wange geküsst und mir zugeflüstert, dass sie mich immer lieben würde. Ein Jahr später machte ich sie zu einer von uns. Sie selbst hatte mich darum gebeten, denn sie wollte für immer bei mir bleiben.

Ich selbst war unglaublich glücklich und erleichtert, als sie mir diese Entscheidung abgenommen hatte. Denn ich hatte schon früher sehr oft darüber nachgedacht, sie zu einem Vampir zu machen. Mein Leben war perfekt, wie ich dachte und wahrlich, 302 Jahre war es ruhig, völlig ruhig. Keine Vampire, die uns störten, nichts, einfach nur ruhig. In dieser Zeit dachte ich, dass mein Leben nicht besser werden könnte, denn Aileen war immer an meiner Seite, liebte mich so wie auch ich sie. Doch am 16. April 1746 geschah das, was niemand in dem kleinen Städtchen Inverness hatte vorhersehen können: Der zweite Aufstand der Jakobiten entbrannte, nicht weit nordöstlich von unserer Stadt. Es war die grausamste Schlacht, die ich je in meinem Leben gesehen hatte.
 

13. April 1746:
 

Aileen und ich liefen gerade Hand in Hand durch das Städtchen und genossen die frische Luft des Morgens, als ein aufgeregter Bürger auf seinem Pferd angeprescht kam. Verwirrt sahen Aileen und ich zu ihm „Was ist denn los?“, fragte ich und das Pferd kam direkt vor mir zu stehen. „Die Engländer!“, rief der völlig panische Mann, der vom Pferd sprang.“ Cumberlands Armee kommt direkt auf Inverness zu!“ Entsetzt sahen Aileen und ich den Mann vor uns an. Die Engländer? Herzog von Cumberland kam auf Inverness zu? Das war absurd, völlig absurd! „Was redest du da?“, fragte ich etwas zornig, doch der Bürger schüttelte nur den Kopf: „Gute drei Tage entfernt! Ein riesiges Heer und sie haben Kanonen!“ Ich spürte, wie Aileen sich an mich drückte und meine Hand stärker presste. Ich wusste, dass sich die jakobitische Armee damals, nach der Schlacht von Falkirk, nach Norden zurückgezogen hatte, doch dass der Krieg nun direkt vor unserer Haustüre stattfand, das konnte und wollte ich nicht wahr haben. Der Mann rannte nun durch die Stadt, schrie die ganze Zeit so etwas wie: „Die Engländer kommen“ oder „Cumberland wird uns alle vernichten“. Die Panik eines normalen Menschen eben. Seufzend schüttelte ich den Kopf, standen Aileen und ich noch immer an der gleichen Stelle. Doch nun bemerkte ich, dass sie zu zittern begonnen hatte. Sofort sah ich besorgt zu ihr und nahm sie in den Arm, drückte sie sanft an mich und strich ihr zärtlich über den Kopf. „Ganz ruhig“, flüsterte ich ihr zu. „Ich werde dich beschützen....außerdem, wir wissen noch nicht einmal, ob sie wirklich hierher auf den Weg sind“ Leicht nickte sie, presste sich an mich. „K-können wir zurück?“, fragte sie leise, zitterte noch immer. „Natürlich“, hauchte ich und so gingen wir zurück in unser Schloss. Dort angekommen, brachte ich Aileen in unser Schlafzimmer und legte sie in das Bett, deckte sie zu. Nun strich ich ihr sanft über ihre Wange, sah sie ebenso sanft an. „Du bliebst hier und ruhst dich aus“, hauchte ich. „Und ich erkundige mich, wegen den Engländern, ja?“ Ich beugte mich nach vorne und hauchte ihr einen Kuss auf ihre Stirn, dann erhob ich mich und verschwand in der Dunkelheit.

Ich erschien auf einer Waldlichtung, gute drei Tagesreisen von Inverness entfernt. Ich bemerkte erst nichts Auffälliges, doch als ich die Augen schloss und lauschte, hörte ich bald das Klappern der Rüstungen, das Pferdegetrappel und die Geräusche eines Marsches. Sie kamen also wirklich.

Ich verschwand erneut, erschien jedoch nur auf einem der Bäume wieder, allerdings als Schatten. So würden sie mich niemals erblicken. Ich brauchte nicht lange zu warten, bis die ersten Soldaten auf die Lichtung schritten. Ganz eindeutig Engländer. Schweigend betrachtete ich das Heer, das gute 8000 Infanteristen und 900 Kavalleristen betrug. Doch es waren keineswegs nur Menschen, wie ich erkannte. Es waren ebenso Vampire unter ihnen und das nicht gerade wenig. So wurden also bei uns die Kriege verdeckt. Die Anhänger der zwei Parteien mischten sich unter die Soldaten der Menschen und bekämpften sich so. Über diese Erkenntnis konnte ich nur den Kopf schütteln. Wie konnte man nur so versessen darauf sein, seine eigene Rasse zu vernichten? Seufzend und kopfschüttelnd verschwand ich von diesem Platz, bemerkte nicht die goldenen Augen, die direkt an die Stelle in dem Baum sah, an der ich bis gerade eben noch gestanden hatte.

In dem Schlafzimmer unseres Schlosses erschien ich wieder. Lächelnd sah ich zu Aileen, die zu schlafen schien. Doch dann hörte ich, wie es an der Türe klopfte und ich stand auf, um dem Gast aufzumachen. Unser Butler war schon lange gestorben und Aileen und ich waren uns einig gewesen, dass wir uns keinen mehr anschaffen wollten, da diese Person uns mehr schaden als helfen würde.

Vor mir stand ein kleines Grüppchen aufgeregter Bürger, die mich um Rat fragten. Natürlich. Als Burgherr war ich so etwas wie der Bürgermeister der Stadt.....doch ich hatte so etwas noch nie getan, weswegen ich die Meute erst einmal beruhigte und ihnen mitteilte, dass es morgen eine Versammlung hier im Schloss geben würde und so jeder informiert werden würde. Zum Schluss bat ich sie noch, den Rest des Dorfes zu informieren, worauf einige nickten und sich bedankten und sich auf den Weg zurück ins Dorf machten.

Nun schloss ich die Türe und dachte nach, was sollte ich den Menschen sagen? Wo war es sicher? Ich wusste keine Antwort. Kopfschüttelnd ging ich in das Badezimmer und ließ mir ein heißes Bad ein.
 

Zwei Tage später war es soweit: Die Engländer waren angekommen. Sie hielten sich irgendwo in den Wäldern versteckt und unser Heer bereitete sich darauf vor, mitten in der Nacht einen Überraschungsangriff zu starten. Leider hatten sie vergessen, dass die meisten Teile der Armee noch damit beschäftigt waren Verpflegung zu suchen und somit benötigte es viel Zeit, bis das gesamte Heer versammelt war, so wurde der ganze Angriff bei Morgengrauen abgebrochen. Einige Offiziere forderten den Rückzug in weniger zugängliches Gebiet, doch sie wurden überstimmt und so beschloss der Befehlshaber unserer Truppen, Charles Edward Stuart, die Angreifer auf der flachen Ebene des Culloden Muir zu erwarten.

Und dort brach dann auch wirklich die Hölle los, denn während unsere Truppen einen mehr als ungeplanten Angriff starteten, feuerte Cumberland mit seinen Kanonen in unsere Reihen. Nach einiger Zeit kam es dann zum Nahkampf, doch unsere Truppen waren zahlenmäßig unterlegen, so dass wir nicht gewinnen konnten. Ich selbst war vor Ort, doch ich sah nur zu, ich wollte mich nicht in diesen Krieg einmischen. Ich konnte es nicht glauben, dass die Schlacht schon nach ungefähr 25 Minuten zu Ende war. Doch wir schafften es, einige unserer Truppen zu retten, allerdings wurde der Rest, der nicht mehr fliehen konnte, von den Engländern gnadenlos massakriert.

Es war ein wirkliches Blutbad gewesen und der Gestank des Blutes war unglaublich. Selbst ich musste mir die Kleidung gegen die Nase und den Mund pressen und unwillkürlich würgen. Ich musste unbedingt zurück zum Schloss, schließlich musste ich nach Aileen sehen. Ich verschwand also und erschien im Schloss wieder, anscheinend keine Sekunde zu früh, denn schon hörte ich, wie es an der Türe klopfte und Aileens Schritte, wie sie die Türe öffnen wollte. „Nicht“, rief ich ihr hinterher und sah, wie sie sich zu mir umwandte und mich lächelnd entgegen rannte, mir um den Hals fiel. „Du bist wieder da“, flüsterte sie glücklich. Lächelnd drückte ich sie an mich. „Natürlich“, hauchte ich, „Schließlich habe ich dir versprochen wieder zu kommen“ Doch dann hörte ich Stimmen an der Türe. Englisch. Die Engländer standen also direkt vor unserer Türe. „Geh zurück ins Zimmer“, sagte ich ernst und ließ sie los. Nickend sah sie mich an und verschwand aus der Eingangshalle. Nun wandte ich mich der Türe zu und öffnete diese. Sofort stürmten einige Bewaffnete auf mich zu und drängten mich zurück, doch ich fragte sie in scharfem Ton, was sie wollten. Sie waren erstaunt über meinen englischen Akzent und ließen von mir ab. Ich machte ihnen klar, dass sie hier verschwinden sollten und diese Stadt verlassen sollten, doch dieses Mal lachten sie nur über mich, griffen mich sogar an. Doch ich hatte kein Problem damit sie abzuwehren und schnell zu töten. Seufzend sah ich nun zu den toten Gestalten am Boden. Einen saugte ich prompt aus, einen weiteren plante ich für Aileen und die anderen.....nun.....ich ließ meine Feuermagie freien Lauf. So war am Ende nicht viel mehr übrig, als ein Häufchen Asche.

Seufzend packte ich den einen leblosen Soldaten und verschwand mit ihm, erschien kurz darauf dann in unserem Schlafzimmer und reichte ihn lächelnd Aileen. Diese nahm ihn dankend an und saugte ihn ebenso aus.
 

Mitten in der Nacht ein erneutes Klopfen, beharrlich, unten an dem Eingangsportal. Verschlafen richtete ich mich auf. Hatte ich mich verhört? Lauschend schloss ich die Augen, doch da war es wieder, das Klopfen an der Türe. Geräuschlos stand ich auf, um Aileen nicht zu wecken, die seelenruhig neben mir schlief, und verließ als huschender Schatten das Zimmer. Ich schlich die Treppe in der Eingangshalle hinunter und verharrte einen Moment vor der Türe. Dieses Mal wurde das Klopfen so gewaltig, dass die schwere Eichentüre erzitterte und drohte nachzugeben. Was zum Teufel war das? Ich verengte meine Augen, legte meine linke Hand auf den Griff des Dolches, den ich immer bei mir hatte , mit der anderen Hand umfasste ich die Türklinke und drückte sie entschlossen nach unten. Ruckartig öffnete ich die Türe und sah mich um. Da war niemand, niemand stand vor der Türe. Nur das Prasseln des starken Regens drang an meine Ohren. Misstrauisch zog ich meinen Dolch und trat aus der Türe, sah mich aufmerksam um. Doch hier war einfach nichts. Nichts, das so beharrlich an der Türe hätte klopfen können. Seltsam, dachte ich. Hatte ich mir das Klopfen nur eingebildet? Ich schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein, schließlich hatte ich gesehen, wie die Türe erzittert war. Doch ich legte nicht viel Wert darauf hier draußen im Regen stehen zu bleiben, weswegen ich meinen Dolch wieder zurücksteckte, zurück in das Schloss ging und die Türe hinter mir schloss. In Gedanken versunken schüttelte ich den Kopf, doch ich schreckte durch einen plötzlichen Donner auf. Nicht lange musste ich auf den ersten Blitz warten, auf den weitere folgten, begleitet von dem lauten Grollen des Donners. Die Eingangshalle wurde durch das zuckende Licht seltsam verzerrt, als es durch die großen Fenster in das Zimmer drang. Hier und da Äste, die im Wind wiegten und dazu das Grollen, das entfernt an ein lautes Bellen eines abartigen Hundes erinnerte.

Ohne es selbst zu bemerken spannte ich mich an. Eine Sekunde später musste ich jedoch über mein eigenes Verhalten grinsen. Was war mein Problem? Seit wann machte mir ein Gewitter solche Angst? Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf und ging die Treppe hinauf. Oben angekommen jedoch, war es mit meinem Mut und meiner Überheblichkeit schon wieder dahin. Die Korridore rechts und links, die von der Treppe führten, lagen in völliger Dunkelheit. Noch immer bildete ich mir ein, dass sich der Donner wie ein entferntes Bellen anhörte und ich beschleunigte meine Schritte unwillkürlich. Ich sah mich des öfteren um, als hätte ich zu befürchten, hinter mir ein Wesen zu sehen, dass nicht von dieser Welt zu sein schien. Auch empfand ich, dass das Donnern immer lauter wurde, die Abstände der Blitze immer geringer. Noch einmal beschleunigte ich meine Schritte und betrat schnell unser Zimmer und schloss mit klopfendem Herzen die Türe, so dass ich mit dem Rücken zu dem Zimmer stand. Ich schloss meine Augen und seufzte. Doch dann hörte ich etwas, was nicht das Grollen des Donners war. Dieses Mal hörte es sich wirklich wie eine Art Bellen an....und es stand wohl direkt in diesem Zimmer. Ich riss die Augen auf, als ich dieses abnormale Bellen wahrnahm und drehte mich langsam um, wobei ich meinen Blick gesenkt ließ und somit auf den Boden starrte. Doch allein dieser Anblick reichte mir, denn bei dem regelmäßigen aufblitzen des grellen Lichtes von draußen konnte ich den Schatten dieses abscheulichen und abstoßenden Wesens sehen: Es ging auf zwei Beinen und hatte einen langen Schwanz, die Arme bzw. Vorderbeine – denn ich war mir sicher, dass dieses Ding ebenso gut auf vier Beinen laufen konnte – waren etwas abgewinkelt, die Krallen gespreizt und zu dem Bett hin ausgestreckt. Es war gute drei Meter groß, mit einer länglichen Schnauze, und etwas wie eine Mähne, die von der vermeintlichen Stirn des Wesens über den Rücken lief. Zitternd hob ich nun meinen Blick und blickte direkt in die rotglühende Augen, die mich bedrohlich anfunkelten. Dieses Ding, dieses personifizierte Grauen, betrachtete mich und ich erkannte eine unglaubliche Intelligenz in dem Blick des Wesens, doch dann schrack ich auf, denn ich hörte, wie das Wesen nervös mit dem Schwanz peitschte. Anscheinend wusste es nicht, ob ich Freund oder Feind war.

Ich dachte daran, wegzurennen, doch erstens war Aileen noch immer im Bett und schlief und außerdem hätten mir meine Beine sowieso nicht gehorcht. Meine Knie fühlten sich wie Pudding an, befürchtete ich, dass sie mein Gewicht nicht länger tragen würden, doch ich täuschte mich. Ich sah, wie das Wesen kurz zu Aileen sah, dann seinen Kopf zu mir wendete und mit einem abscheulichen Bellen auf mich zusprang, seine Klauen auf mich richtete.
 

Mit einem lauten Schrei wachte ich auf. Mein Atem ging rasend schnell, ebenso wie mein Herzschlag. Hatte ich das alles nur geträumt? Ich spürte, wie mich jemand sanft zurück in das Bett drückte und langsam ich erkannte nun Aileen, die lächelnd an meinem Bettrand sah und mir beruhigend über die Wange strich. „Ganz ruhig“, flüsterte sie sanft „Du hattest wohl einen Fiebertraum“, sagte sie beruhigend. Fiebertraum? Ich blickte sie verwirrt an und entspannte mich langsam wieder. Bestätigend nickte sie. „Du hattest letzte Nach ziemlich hohes Fieber, du hast dich sogar so sehr umhergewälzt, dass du aus dem Bett gefallen bist“ Leicht nickte ich und schloss meine Augen. Ein Traum, es war nur ein Alptraum gewesen, dachte ich erleichtert. Doch nun spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Kopf, weswegen ich meine Hand hob und sie zu meinem Kopf führte. „Warte“, sagte Aileen und stand auf. „Ich hol dir schnell ein feuchtes, kühles Tuch“ Mit diesen Worten stand sie auf und verschwand aus dem Zimmer. Als sie weg war setzte ich mich auf und sah mich um. Draußen schien seit langer Zeit endlich mal wieder die Sonne und ich konnte die Vögel zwitschern hören. Ich blickte neben das Bett, zu der Stelle, an der dieses Wesen in meinem Traum gestanden hatte, doch wie ich halb vermutete, halb hoffte, war dort nichts. Kopf schüttelnd schloss ich meine Augen und massierte meine schmerzenden Schläfen. „Alaister?“, hörte ich dann Aileens Stimme und ich stand etwas schwankend auf. Kurz mussten sich meine Füße an das Gewicht meines Körpers gewöhnen, bevor ich das Zimmer verlassen konnte und auf den Gang schritt, der zu der Treppe der Eingangshalle führte. Als ich dort angekommen war, sah ich Aileen an der Türe stehen, mit einigen Menschen. Ich erkundigte mich, was sie wollten, doch hörte ich ihnen bei der Antwort nicht wirklich zu, denn ich sah nach draußen, zu dem Wald, der das Schloss umgab. Ich zuckte zusammen, als ich eine Gestalt sah, die gute drei Meter groß war und mir mit seinen stechend roten Augen direkt in meine sah. Das konnte doch nicht wahr sein! Dieses Ding war nur ein Alptraum gewesen, es konnte nicht anders sein. Aileen blickte mich fragend an, als sie meinen schockierten Blick bemerkte und sah in die gleiche Richtung, wandte jedoch den Blick wieder zu mir „Schatz, was hast du?“, fragte sie. Anscheinend halluzinierte ich, denn sie schien dieses Ding nicht zu sehen. War es die Schuld meines Fiebers? Plötzlich begann ich zu frieren, ich wusste nicht was mit mir los war. Mein Blick haftete an diesem Grauen. Langsam begann sich, mit Ausnahme dieses Wesens, alles zu drehen, so dass ich mich an Aileen abstützen musste. Ich hörte nicht ihre besorgten Rufe, die verwirrten Blicke der Bürger. Ich blinzelte kurz und hoffte meinen Blick so klären zu können, doch mir blieb fast das Herz stehen, als ich meine Augen wieder öffnete. Dieses Ding stand nun zwei Meter vor mir und somit hinter den Bürgern. Ich spürte, wie mir mit einem Mal alle Farbe aus dem Gesicht wich. Dieses Ding machte einen schritt nach vorne, ging damit praktisch durch die Gruppe durch, die nichts bemerkte und legte mir seine Klaue auf meine Brust, an die Stelle, an der auch mein Herz war. Wieder ertönte dieses seltsame, nicht irdische Bellen. Mein Blick verschwamm und ich sah nur noch die Decke, eine verschwommene Gestalt, die wohl Aileen war, bevor ich das Bewusstsein verlor. Von ihren panischen Schreien und den Versuchen mich zu wecken, bemerkte ich nichts mehr.

Kapitel 11

Kapitel 11
 


 

Langsam öffnete ich meine Augen, doch erkannte ich nichts. Nun, nichts war vielleicht nicht richtig, Ich sah viel, doch erkannte ich nichts, da mein Blick völlig verschwommen war. Hinzu kam noch meine unglaublichen Kopfschmerzen, die so stark waren, dass ich dachte, mein Kopf würde gleich platzen.

Mit einem leisen Stöhnen schloss ich meine Augen wieder. Was war eigentlich geschehen? Richtig....einige Dorfbewohner waren an das Schloss gekommen....Weiter gingen meine Gedanken nicht. Es war einfach nichts mehr vorhanden, was mir erklären könnte, was geschehen war. „Alaister?“ hörte ich eine leise, leicht brüchige Stimme. Aileen. Nun öffnete ich meine Augen wieder und drehte meinem Kopf zur Seite, erkannte ihre Silhouette. Doch noch immer sah ich nicht scharf, weswegen ich einige Male blinzelte, bis ich sie richtig erkennen konnte. „Hey~“ sagte sie sanft und strich mir sanft über die Wange. Ihre Augen waren gerötet. Ich hatte doch nur einige Stunden geschlafen, denn draußen ging die Sonne gerade erst unter. „Hey~“ hauchte ich und erschreckte über den schwachen Klang meiner Stimme. Was war nur geschehen? „Du hast mir solche Angst gemacht“ flüsterte sie und ich sah, wie ihr wieder Tränen über das Gesicht liefen. „Was ist denn los?“ fragte ich, noch immer mit demselben schwachen Klang. „Du warst drei Tage lang bewusstlos“ Entsetzt sah ich sie an. “Was?“ Leicht nickte sie „Ich hatte solche Angst, dass...“

Meine Gedanken schweiften ab. Drei Tage lang? Was war geschehen, dass ich drei Tage lang bewusstlos war? Ich suchte nach der Antwort, suchte tief in mir, doch fand ich keine Antwort. Ich wusste nur, dass es irgendetwas schlimmes gewesen sein musste. Denn wenn ich krank gewesen wäre, würde ich mich doch daran erinnert. „Alaister?“ Aileens Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Besorgt sah sie mich an. „Was ist bloß los mit dir?“ fragte sie und strich mir weiter über die Wange. Ich konnte nur mit den Schultern zucken. „Ich weiß es nicht, wirklich nicht, aber......kannst du mir etwas Blut besorgen? Ich glaube, ich bin viel zu schwach um überhaupt aufzustehen“ Lächelnd sah sie mich an und nickte. „Ich bin gleich wieder da“ flüsterte sie und verschwand. Diese Zeit nutzte ich um mich aufzusetzen. Jetzt bemerkte ich, dass mir nicht nur mein Kopf höllisch weh tat, sondern auch die linke Seite meiner Brust schmerzte. Als ich mein Hemd etwas nach vorne zog, so dass ich darunter sehen konnte, sah ich nur einen strahlend weißen Verband. „Was zum....?“ begann ich und runzelte die Stirn. Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass ich verletzt worden wäre. Ich würde wohl oder übel Aileen fragen müssen, vielleicht wusste sie ja mehr. Leise seufzte ich und ließ mich langsam wieder zurücksinken.

Im nächsten Augenblick erschien Aileen auch schon mit einem bewusstlosen Menschen in ihren Armen. Lächelnd hielt sie mir den Arm der Person hin, den ich dankend nahm und hinein biss. Gierig trank ich die rote, kostbare Flüssigkeit, während ich genießerisch meine Augen schloss. Es fühlte sich gut an, wie die Flüssigkeit meine Kehle hinablief.

Nach einiger Zeit ließ ich von der Person ab, die Aileen auch gleich wegbrachte. Als sie wieder zurückkam sah ich sie erwartend an „Was soll eigentlich der Verband?“ fragte ich, hatte sich meine Stimme wieder normalisiert. „Ich weiß nicht“ antwortete sie mir nun zögernd. „Du hast dich in der Nacht wild herumgeworfen....du hast versucht, dir irgendetwas aus der Brust zu reißen“ leicht schüttelte sie den Kopf. Wie gut ich sie verstehen konnte, der Anblick musste schrecklich gewesen sein, doch ich verstand nicht, warum ich überhaupt so etwas getan hatte. „I-ich dachte, du bringst dich noch selbst um“ flüsterte sie und zitterte wieder, während ihr wieder Tränen über das Gesicht liefen. Sie tat mir so Leid. Mit einiger Mühe setzte ich mich auf und nahm sie in den Arm, drückte sie fest an mich. „Es tut mir Leid“ hauchte ich ihr ins Ohr. Sofort drückte sie sich an mich und schluchzte leise. Sanft küsste ich sie auf die Wange und strich ihr beruhigend über den Rücken „Sch~“ hauchte ich und schloss meine Augen. Was zum Teufel war nur mit mir geschehen?
 

In der Nacht konnte ich irgendwann aufstehen, was ich auch gleich ausnutzte. Aileen schlief und ich ließ sie auch schlafen, denn so wie sie ausgesehen hatte, hatte sie die letzten Tage nicht geschlafen. Und das war meine Schuld gewesen. Seufzend ging ich ins Wohnzimmer und schnipste mit den Fingern, woraufhin ein Feuer im Kamin entbrannte. Ich setzte mich in den großen Sessel und legte meine Beine auf den kleinen Hocker vor dem Sessel. Seufzend schloss ich meine Augen und genoss die Wärme des Feuers. Noch immer fragte ich mich, was geschehen war. Doch dann nahm ich ein Geräusch war, sehr leise, dennoch ließ es mich aufschrecken. Instinktiv spannte ich mich an und drehte mich um, sah in dem Raum einen Mann. Gut, Mann war nicht wirklich der treffende Begriff. Denn dieses Wesen war komplett weiß, die Haut, wie Kleidung und Haare. Wer, beziehungsweise was war das? Ich verengte meine Augen und stand auf. Dieses Ding stand mit dem Rücken zu mir und sah sich gerade die Waffen an der Wand an. Als es meine Geräusche, die ich beim Aufstehen erzeugte, wahrnahm drehte es sich um und ich verstand die Welt nicht mehr. Dieses Ding sah genauso aus wie ich. Nun gut, nicht wirklich, äußerlich vielleicht. Es hatte dieselben Gesichtszüge wie ich, die gleichen Kleidungen wie ich an. Ich stolperte einige Schritte zurück „W-was?“ begann ich, sah mein Gegenüber geschockt an. Wieder nur ein Traum? Eine Halluzination? Ich hörte ein Lachen und hob meinen Kopf, den ich gesenkt hatte. „Nein“ sagte das Ding mit einem tiefen, dennoch leicht kratzigen Stimme. Ein neuerliches Lächeln kam von dem Wesen „Ich bin kein Traum und keine Halluzination, deswegen würde ich es auch vorziehen, wenn du mich nicht mehr als >Wesen< oder >Ding< beschreiben würdest. Ich bin ein gleichrangiges Lebewesen wie du und mein Name ist Retsiala“ sagte er mit einem dühnen Lächeln. Retsiala. Mein Name nur Rückwärts geschrieben und ausgesprochen, wie mir sofort durch den Kopf schoss. „Oho~, du bist ziemlich schnell im Köpfchen“ kam es von meinem Gegenüber. Mit schlendernden Schritten kam er auf mich zu. Hatte es eine Bedeutung, dass er mir so glich? Dass er meinen Namen trug? War es so etwas wie ein Kryptosystem? Barg es ein Geheimnis? Ein Geheimnis, das ich entschlüsseln musste? „Eigentlich hättest du es schon längst entschlüsseln sollen, aber dir hat es ja niemand erklärt...“ ertönte die Stimme. „Was erklärt?“ fragte ich nun und verengte meine Augen etwas. „Alles“, war die Antwort. „Aber gut, dann musst du es eben selbst herausfinden“ sagte er grinsend und kam weiter auf mich zu. Ich vertraute ihm nicht, kein Stück. Meine Instinkte spielten förmlich verrückt. Nun knurrte ich und benutzte meine Kraft des Feuerbändigens, schloss einen Feuerball auf mein Gegenüber ab. Doch erneut ertönte nur ein Lachen. Der Andere hob nur seine Hand und nahm meinen Feuerball förmlich in sich auf. „Du denkst wohl, dass du der Einzige mit Feuerbändigerkräften bist“ Nun wich ich zurück. „Was willst du von mir?“ zischte ich bedrohlich. Im nächsten Augenblick vernahmen wir beide das Geräusch von Schritten auf der großen Marmortreppe und hoben den Kopf „Du siehst mich nicht zum letzten Mal“ hörte ich ein letztes Mal für diesen Abend die kratzige, tiefe Stimme. Ich sah zu Retsiala, doch dann verschwand er, einfach so.

„Alaister?“ hörte ich die verschlafene, dennoch leicht besorgte Stimme von Aileen. Ich ging aus dem Zimmer, in die große Eingangshalle und lächelte sie sanft an. „Ich bin hier“ sagte ich lächelnd und ging auf sie zu. Innerlich hatte ich beschlossen, ihr nichts von dieser seltsamen Unterhaltung zu erzählen, denn noch immer war ich nicht sicher, ob ich nicht gleich wieder aus einem neuerlichen Fiebertraum aufwachen würde. Der letzte, mit diesem hundeartigem Wesen war mir genauso real vor gekommen. Eigentlich wusste ich bis jetzt noch nicht einmal, ob es geträumt war, oder einfach nur die bittere Realität gewesen war.

„Gehen wir hoch und schlafen weiter?“ fragte sie und rieb sich verschlafen die Augen. „Klar“ sagte ich lächelnd, war ich in der Zwischenzeit bei ihr angekommen. Sanft küsste ich sie auf die Wange und hob sie auf die Arme. So trug ich sie in unser Zimmer und legte sie dort behutsam ins Bett, legte mich zu ihr. Schnurrend schmiegte sie sich an mich und ich legte meine Arme um sie, drückte ich sie so sanft an mich. Mit einem wohligen Seufzen schloss ich meine Augen. Ihre Nähe ließ mich die Sache mit Retsiala ganz schnell wieder vergessen – zumindest für diesen und den folgenden Tag.
 

Drei Wochen lang beschäftigte ich mich mit Retsiala und seiner mysteriösen Gestalt, doch kam ich zu keinem Ergebnis. Einfach nichts. Er war auch nicht wieder aufgetaucht, oder hatte sich bemerkbar gemacht, so dass ich die Sache schnell wieder vergaß. Doch nur 126 Jahre später würde mein Leben erneut zu tiefst erschüttert werden.
 


 

1872. Eigentlich ein Jahr wie jedes andere, so glaubte ich anfänglich noch. Es war März und noch immer eiskalt hier. Das lag wahrscheinlich daran, dass wir hier in Schottland waren. Weit im Norden Schottlands. Seufzend lief ich gerade durch die Straßen des Städtchen Inverness. Ich wollte mir die neu erbaute Kirche ansehen. Nun gut, neu war relativ - sie wurde vor drei Jahren fertig gestellt.

Seufzend schlenderte ich nun durch den Hauptgang der Kathedrale, als ich durch eine Stimme in meinem Kopf unterbrochen wurde //Alaister?// Im ersten Moment konnte ich die Stimme nicht wirklich zuordnen, doch im nächsten Augenblick riss ich ungläubig die Augen auf //Lestat?// kam mein verwunderte Gedanke. Ich konnte es einfach nicht glauben. Nach all der Zeit meldete er sich bei mir? Es waren mehrere tausend Jahre vergangen, seit ich das letzte Mal etwas von ihm gehört hatte. //Hast du heute abend schon was vor? Ich würde dich gerne sehen// Fragte mich mein ehemaliges Vormund. //Klar// meine Antwort kam ohne nachzudenken, doch hatte ich nichts vor. Ich hatte den ganzen Abend nichts zu tun. //Wo treffen wir uns?// fragte ich ihn. Irgendwie packte mich die Vorfreude. Ich würde meinen besten Freund wieder treffen. //Wie wäre es mit der Kirche, die gerade erst in Inverness gebaut wurde?// //Gern, also nach Sonnenuntergang//

Freudig ging ich wieder zurück. Ich strahlte förmlich wie ein Honigkuchenpferd. Ich freute mich total.
 

Am Abend verließ ich bei Sonnenaufgang das Schloss. Das unbeständige Wetter Schottlands schlug wieder zu. Kaum hatte ich das Haus verlassen, zog ein heftiges Gewitter auf. Die Leute hatten also wirklich recht mit ihrem Satz: If you don't like the weather, wait a minute

Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg zur Kathedrale.

Nach kurzer Zeit hatte ich sie auch erreicht, war jedoch völlig durchnässt. Ich betrat die Kathedrale und schüttelte erst einmal das Wasser von mir. Mir war jetzt schon eiskalt. Doch vorne am Altar sah ich schon die hochgewachsene Gestalt Lestats. Lächelnd ging ich auf ihn zu und blieb gute drei Schritte hinter ihm stehen. Nun drehte er sich zu mir um, doch wirkte er irgendwie angespannt. „Hey“ begann ich „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, warum jetzt auf einmal?“ es war eine reine Frage aus Neugier, denn schließlich musste es einen Grund geben, warum er mich sehen wollte. „Ja, in der Tat, es ist schon lange her“ sagte mein Vormund und setzte sogar ein Lächeln auf. „Du hast vor einiger Zeit sicher einige seltsamer Sachen erlebt, hab ich recht?“ Verblüfft nickte ich „Ja, sehr seltsam sogar“ bestätigte ich dann und sah, wie der Blick von Lestat etwas traurig wurde.

Im nächsten Augenblick sah ich nach unten und erblickte eine silberne, blutbefleckte Klinge, die aus meiner Seite ragte. Keuchend und verwirrt sah ich nach oben, begann ich heftig zu zittern. „Es tut mir Leid Alaister“ erklang die Stimme von Lestat. Nun richtete er sich an die Gestalt hinter mir. „Geh, töte seine Freundin, Yuko.“

Genau in diesem Moment zerbrach meine gesamte Welt. Die Person, der ich am Meisten vertraute, die mir Jahre lang geholfen hat, wollte mich töten, doch nicht nur das, er wollte Aileen. Und das konnte und wollte ich nicht zulassen.

Ich spürte, wie Yuko die Klinge aus meiner Seite zog. Doch ich fuhr herum und wollte Yuko daran hindern, doch Lestat hielt mich fest im Griff und schleuderte mich gegen die Wand, an der ich mit einem leisen Keuchen herunterrutschte. Nein, ich durfte Yuko nicht gehen lassen, ich musste Aileen beschützen, denn wer würde es tun, wenn nicht ich? Erneut rappelte ich mich auf, doch sah ich nur noch, wie Yuko verschwand. Auch ich wollte verschwinden, einfach im Schloss wieder auftauchen, doch es ging einfach nicht. Magier, schoss es mir durch den Kopf. Nun sah ich zu Lestat „Warum?“ fragte ich ihn kalt und ging auf ihn zu, benutzte meine Magie „Warum willst du uns umbringen?“ knurrte ich nun, meine Augen dunkelten bedrohlich. „Du wirst zu gefährlich“ erklärte er mir ruhig „Vor allem, da du nicht auf unserer Seite stehst, es ist einfach zu gefährlich, wen du zum Răsărit Clan überläufst. Er hatte mich getäuscht, Jahre lang hatte er nichts getan, als mich zu belügen. „Nein, das stimmt so nicht. Ich habe dich nicht belogen, niemals. Ich habe nie gesagt, zu welchem Clan Yuko und ich gehören. Keine Angst, ich werde deine Gedanken beim Kampf nicht lesen, ich will einen richtigen, fairen Kampf“ Ich konnte es einfach nicht glauben. Wieso? Wieso er? Doch mir blieb keine Zeit mehr um darüber nachzudenken. Denn schon erschien er vor mir und der Kampf entbrach.
 

Ich wurde mit ungeheurer Wucht durch das große Fenster hinter dem Altar geschleudert und rollte einige Meter über den Boden. Keuchend lag ich im Regen. Wir kämpften seit ungefähr einer viertel Stunde, doch hatte Lestat seit Anfang an die Oberhand gehabt. Und mir war es vom ersten Moment an klar gewesen. Er war mein Meister gewesen, er hatte mir alles beigebracht. Und so wusste er auch, was ich wusste. Es war aussichtslos. Völlig aussichtslos.

Ich erblickte Lestat auf dem Dach der Kathedrale und etwas silbern glänzendes in seiner Hand. Ich erkannte es als das Schwert, was er mir vor langer Zeit gezeigt hatte. Ich wollte mich bewegen, mich aufrichten, doch der heftige Regen nahm mir meine letzte Kraft. Ich sah, wie er mit dem Schwert ausholte und von dem Dach sprang.

Die silberne Klinge bohrte sich in meine Brust, trat am anderen Ende wieder heraus und heftete mich förmlich an den Boden, denn Lestat drückte die Klinge bis fast zum Stichblatt in meine Brust. Ich wollte schreien, doch nicht einmal dafür hatte ich Kraft. So kam nur ein ersticktes Keuchen über meine Lippen. Ich begann zu zittern, immer heftiger, der Schmerz trieb mich fast in den Wahnsinn. Ich blickte zu Lestat, sah ihm direkt in die Augen, als er sich aufrichtete. „Genau diesen Blick hattest du, als wir uns das erste Mal trafen“ sagte er mir und drehte das Schwert mit einem Ruck herum um mir zusätzlich Schmerzen zuzufügen. „Doch dieses Mal werde ich dich nicht retten.“ Dann ging er langsam von mir fort. Nein, dachte ich, nein, nein und nochmals nein, ich werde nicht sterben, nicht hier und schon gar nicht jetzt. Hass. Mein unbändiger Hass gab mir neue Kraft. Meine eine Hand versuchte das Schwert aus meiner Brust zu ziehen. Anscheinend hatte er auf mein Herz gezielt, doch dieses nur um wenige Millimeter verfehlt. Der einzige Grund, warum ich überhaupt noch lebte. Meine Kraft reichte jedoch nicht aus. Irgendwas. Irgendwas sollte mir helfen, egal ob es nun Luzifer höchstpersönlich war. Irgendwas sollte Lestat einfach zur Strecke bringen. Ich bemerkte nicht, wie sich das Wasser von Loch Ness stärker bewegte. Doch dann schoss etwas aus dem Wasser hervor und eine Stimme ertönte in meinem Kopf. Eine tiefe, kratzige. „Lass mich das nur machen~“ sagte sie und ich stellte mir Retsialas duhnes Grinsen vor. Das Ding, das aus dem Wasser schoss war wahrhaftig ein Dämon, sicherlich an die drei Meter groß. Ich spürte fast, das Lestat stehen blieb und sich zu mir umdrehte. Oh ja, ich wollte ihn töten, mit allen Mitteln.

Momentmal. Ich stockte. Das war nicht meine Art, nein, das war ganz und gar nicht meine Art. Mein Hass kontrollierte mich, nicht ich meinen Hass. Der Dämon hielt inne und blickte zu mir „Du Dummkopf“ zischte Retsiala in meinem Kopf „Du wirst sterben!“ Sterben? Und wenn schon, dachte ich. Yuko hatte Aileen umgebracht. Sie war der einzige Grund zum Leben. Mir stiegen Tränen in die Augen, doch kämpfte ich sie nieder. Ich erkannte, wenn auch verschwommen, wie sich der Dämon langsam auflöste. Lestat ging weiter, verschwand schließlich.
 

Noch ganze zehn Minuten lang versuchte ich gegen die eisige Kälte des Todes anzukommen. Wohl ein Reflex, der mir geblieben war, denn leben konnte ich ohne Aileen nicht. Mein Blick war völlig verschwommen, ich sah nur immer wieder, wie der Himmel erleuchtete. Doch dann nahm ich eine Gestalt neben mir war und mein Herz machte einen Sprung. Vielleicht war es Aileen, doch ich täuschte. Die Gestalt sah nicht wie Aileen aus, nicht einmal von den Umrissen her. Ich glaubte, dass sie zu mir sprach, doch verstand ich nichts, denn die Stimme war völlig verzerrt. Lestat? War Lestat zurückgekommen um mir den Gnadenstoß zu versetzen? Doch in diesem Moment packte mich die Kälte und zog mich in einen bodenlosen, schwarzen Abgrund hinab und ich verlor das Bewusstsein. Das einzige woran ich mich erinnere, war, dass der Regen immer leiser wurde.

Kapitel 12

Kapitel 12
 


 

Schmerz. Das war das einzige, was ich empfand. War ich tot? Wohl kaum, schließlich hatte man als Toter keine Gefühle mehr, oder? Nun ja, eigentlich konnte das niemand wissen, schließlich war man tot, wenn man tot war und pflegte nicht, wieder in die Welt der Sterblichen zurückzukehren um zu berichten, ob man nun Schmerzen empfand oder nicht. So einfach war die Sache. Nein, eigentlich nicht, schließlich war ich als Vampir auch tot und lebte dennoch irgendwie weiter. So würde ich nicht weiterkommen, dachte ich und seufzte innerlich.

Was war eigentlich geschehen? Ich wusste es nicht mehr, nur noch, dass ich mein Anwesen verlassen hatte, sonst war nichts mehr, woran ich mich erinnern konnte.

Nun öffnete ich die Augen, doch konnte ich nichts erkennen, nur verschwommen. Wenn ich richtig hinhörte konnte ich sogar Stimmen wahrnehmen, unendlich verzogen, unkenntlich. Verdammt, was war nur passiert? Ein Schatten erschien in meinem Blickfeld. Ich blinzelte einige Male und hoffte, dass sich mein Blick auch etwas klären würde. Und wirklich, langsam erkannte ich mehr. Die Gestalt, die in meinem Blickfeld erschien, hatte lange, schwarze Haare und seine Augen leuchteten silbern. Markus! Und mit einem Mal war alles wieder da, dass sich Lestat mit mir getroffen hatte, dass er mich töten wollte und dass…..Aileen! Mit einem Ruck setzte ich mich auf, doch wurde mein Körper von einem gigantischen Schmerz durchzuckt, der mich widerwillig zurücksinken ließ. Mit einem leisen Keuchen schloss ich meine Augen, doch öffnete ich sie kurz darauf wieder um Markus anzusehen. „Nicht so hastig“ sagte er ruhig und sah mich an „Du bist schwer verletzt worden und es ist ein wahres Wunder, dass du überhaupt noch lebst“ fuhr er fort, doch mich interessierte das alles gar nicht. „Aileen“ brachte ich leise und schwach hervor. Mich interessierte nur, was aus ihr wurde, ob sie noch lebte, ob sie hier war. Markus lächelte mich an. „Du solltest besser auf deine Teuerste aufpassen“ sagte er und ich sah ihn nur fragend an. „Keine Angst, es geht ihr gut, ich konnte rechtzeitig bei euch erscheinen, um Yuko aufzuhalten“ erklärte er mir dann mit ernstem Gesicht. Mein Blick wich zur Seite, sah ich zu Boden. Es tat schrecklich weh, derartig von Lestat und Yuko hintergangen worden zu sein. Fast schon so sehr, dass ich mich nicht über Aileens Gesundheit freuen konnte….aber nur fast. Aber, wieso hatten sie mich nur so verraten? Was war der Grund dafür, dass er mich töten wollte? Warum hat er es nicht schon vorher getan? Erneut schwirrten mir viele Fragen im Kopf herum, auf die ich keine Antwort wusste. Ich wusste im Grunde gar nichts. Ich fühlte mich nur verlassen und alleine gelassen. Betrogen und belogen. Und das von den Personen, die mir so viel bedeuteten. „Warum?“ flüsterte ich leise, zu mir selbst und hörte ein leises Seufzen von Markus. „Ich werde es dir später erklären, jetzt hole ich erst einmal Aileen.“ Mit diesen Worten stand er auf, denn er hatte die ganze Zeit über auf einem Stuhl neben dem Bett gesessen, und verließ den Raum. Nun hatte ich Zeit, mich etwas genauer umzusehen. Wo war ich eigentlich? Ich drehte meinen Kopf und selbst diese kleine Bewegung tat höllisch weh, denn dadurch wurde ich mir erst des Kopfschmerzes bewusst. Wieder entfuhr mir ein leises Stöhnen. Doch dieses Zimmer, es war mir völlig fremd. Wir waren also nicht in Aileens und meinem Anwesen. Aber wo waren wir dann? Bei Markus? Markus. Ich wusste nicht so Recht, ob ich ihm nun trauen konnte, schließlich hatte ich Lestat vertraut…..und nun? Wieder schloss ich meine Augen. Ich war völlig ratlos und wusste weder ein noch aus. Wer würde mir helfen? Wer würde die leitende Hand sein, die ich doch so sehr nun benötigte? Ich war wirklich ziemlich verzweifelt. Aber dieser Verrat…..er wollte mir einfach nicht in den Kopf, ich wollte ihn einfach nicht wahrhaben. Denn er erschien mir so irreal…..wie ein Traum, nur ein schlimmer Alptraum. Ich brauchte Kraft, irgendwoher. Kraft um neuen Mut zu schöpfen, Kraft zum weiterleben. Diese Worte erschienen hart, doch mein gesamtes Weltbild war förmlich zusammengebrochen. Von einer Sekunde auf die nächste. Langsam hob ich eine meiner Hände und legte sie auf meine Brust, auf die Stelle, an der mich Lestats Schwert durchbohrt hatte. Mir stiegen Tränen in die Augen, doch ich kämpfte sie nieder. Weinen brachte niemanden weiter. Ich musste stark sein, vor allen, ich durfte keine Schwäche mehr zeigen. Das wurde mir in dem Moment klar. Meine Gefühle? Ich würde sie wohl niemanden mehr offen zeigen, außer Aileen natürlich. Wie hatte mir Lestat so etwas nur antun können? In mir stieg wieder diese unbändige Wut auf, die ich auch empfunden hatte, als sich Lestat von mir entfernte, mich zum Sterben zurückließ. Dieser…:Vampir, ich hasste ihn, ich hasste ihn innig. Er hatte mich dazu gebracht, meine eigene Mutter zu töten! Er hatte mir vorgespielt, der freundlichste Vampir auf Erden zu sein…und ich war so naiv gewesen, ihm zu glauben! Dieser Gedanke machte mich rasend, so dass ich die Schmerzen ignorierte und die Decke beiseite schlug und aufstand. Ich wankte zum Fenster und stütze mich dort am Rahmen ab. Ich starrte aus dem Fenster auf die eisige Landschaft, die sich dort draußen erstreckte. Schnee, so weit das Auge reichte. Wir schienen hier mitten im Nichts zu sein. Nun verschränkte ich die Arme vor der Brust und starrte weiter mit hasserfülltem Blick nach draußen. Dass die Türe aufschwang, bemerkte ich gar nicht. „Alaister?!“ hörte ich die geschockte Stimme von Aileen und ich drehte mich um, sah sie ungewollt mit meinem hasserfüllten Blick an, weswegen sie leicht zurückwich. Sofort ließ ich meine Arme sinken und mein Blick wurde sanft „Sorry“ murmelte ich und sah zur Seite. „Schon okay“ sagte sie sanft und ging auf mich zu. Gerade wollte sie die Arme um mich legen, als ihr einfiel, dass mir das wohl noch mehr Schmerzen bereiten würde. „Leg dich bitte wieder hin“ sagte sie sanft und nahm meine Hand, drückte diese dann sanft. „Du bist fast gestorben“ hauchte sie und ich vernahm, wie ihre Stimme zitterte. Anscheinend hatte ich ihr wirklich unglaubliche Sorgen bereitet. „Bitte“, wiederholte sie „Ich will nicht, dass du noch zusammenbrichst“ hauchte sie und nun sah ich, wie Tränen ihre Wangen hinab liefen. Nun strich ich ihr sanft über die Wange, strich ihr die Tränen weg. „In Ordnung“ hauchte ich und küsste sie zärtlich auf die Wange. Also legte ich mich wieder hin – und wirklich, der Schmerz klang langsam ab. Mit einem leisen Stöhnen schloss ich die Augen wieder, spürte, wie sie meine Hand nahm und diese drückte. „Wer war das überhaupt?“ fragte sie mich nun, noch immer zitterte ihre Stimme. „Mein Ziehvater, er hat sich mit mir treffen wollen. Ich dachte erst, er würde sich einfach nur mit mir unterhalten wollen, doch er wollte mich umbringen, ich weiß nicht einmal, warum, aber dann hat er Yuko losgeschickt um dich zu töten. Ich versuchte sie aufzuhalten, aber er ließ mir keine Möglichkeit, zu dir zugelangen.“ Flüsterte ich. Ich begann, ihr alles zu erzählen, von meiner Kindheit bis zu meinem Rausschmiss bei Lestat. „Deswegen standest du an jenem Tag vor meiner Tür“ murmelte sie und strich mir sanft über die Wange. Ich nickte nur, meine Augen waren noch immer geschlossen. Doch nun öffnete ich sie und sah sie an. „Es tut mir Leid, dass ich dich da mit rein gezogen habe“ sagte ich dann entschuldigend, doch sah ich, wie sie den Kopf schüttelte und mich anlächelte. „Es ist okay. Ich liebe dich“ Dieses eine Lächeln von ihr, diese zwei Sätze, sie gaben mir die Kraft, die ich benötigte. Ich würde Lestat erneut entgegen treten. Vielleicht nicht jetzt, vielleicht nicht einmal in hundert Jahren, aber ich würde es tun. So viel war sicher. Ich würde ihm entgegen treten und Vergeltung fordern….und verlieren würde ich dann nicht. Niemals. Und wenn wir beide sterben würden, ich würde nicht alleine das Reich der Toten betreten.

„Ich hatte wirklich Angst um dich“, flüsterte Aileen „Du warst fast eine Woche lang bewusstlos und drei Tage davon lagst du fast im Sterben“ Diese Fakten, sie hauten mich fast um. Eine Woche? Drei Tage lang lag ich fast im sterben? Ich sah sie geschockt an und spürte, wie mir die wenige Farbe aus meinem Gesicht wich.

„Wow“ brachte ich nur heraus, zu mehr war ich nicht fähig Leicht lächelte sie mich an „Ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht“ hauchte sie. Doch dann wurden wir unterbrochen, denn es klopfte an der Türe. Nur eine Sekunde später trat auch schon Markus durch die Türe, hielt ein großes Glas Blut in seiner Hand.

Augenblicklich spürte ich die Gier, die tief in mir brodelte. Lächelnd hielt er mir das Glas entgegen und ich nahm es dankend an. Doch bevor ich einen Schluck nahm, sah ich es argwöhnisch an. „Keine Sorge, es ist nicht vergiftet“ sagte Markus, jedoch ziemlich ernst. „Natürlich, du vertraust mir nicht, aber wenn ich dich hätte töten wollen, hätte ich dich einfach liegen lassen“ fügte er hinzu und ich nickte. Das wies eine gewisse Logik auf, weswegen ich das Glas nun leerte und das Gefühl genoss. Genießerisch schloss ich meine Augen und legte mich richtig in die Kissen. „Wenn es dir soweit wieder besser geht, werde ich dir alles erklären und wenn du willst werde ich dich ebenfalls unterrichten, denn wenn du Lestat besiegen willst, brauchst du mehr als nur dein jetziges Können“ Ich hatte ihm aufmerksam zugehört und sah ihn nun an. „Danke“ sagte ich dann als Bestätigung und Annahme seines Angebots. Ich würde seine Hilfe sicher brauchen, dachte ich mir. „Gut, dann lass ich euch jetzt alleine“ sagte Markus und verließ das Zimmer. Ich spürte auf einmal, wie unglaublich schwach ich mich fühlte und schloss meine Augen erneut, ziemlich erschöpft, wie ich war. „Schlaf etwas“ hörte ich die sanfte Stimme von Aileen und kaum hatte sie diesen Satz vollendet, schlief ich schon ein. Ich war wirklich unglaublich erschöpft.



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Kommentare zu dieser Fanfic (33)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -myst3ry-
2007-07-06T20:17:51+00:00 06.07.2007 22:17
o man, bin ich schlecht...
stelle gerade fest, dass ich hier kein kommi gemacht habe *mist*
also: *daumen hoch* ich find es gut. das Lestat so drauf ist ... heftig. und marcus ist jetzt ein "verbündeter"...
junge, junge, es ist schon komisch in der Welt...
weiter so, -myst3ry-
Von: abgemeldet
2007-06-01T18:12:02+00:00 01.06.2007 20:12
Das Kapitel ist toll ^^
Du kannst Gefühle ziemlich gut beschreiben
Freu mich schon aufs nächste Kapitel ^-^
Von: abgemeldet
2007-05-29T22:07:36+00:00 30.05.2007 00:07
wow oo'
*sprachlos ist*
das mit Lestar ist echt ein ding
bin jetzt schon gespannt
Von: abgemeldet
2007-05-29T22:07:29+00:00 30.05.2007 00:07
wow oo'
*sprachlos ist*
das mit Lestar ist echt ein ding
bin jetzt schon gespannt
Von: abgemeldet
2007-05-29T22:05:47+00:00 30.05.2007 00:05
wow oo'
*sprachlos ist*
das mit Lestar ist echt ein ding
bin jetzt schon gespannt
Von:  -myst3ry-
2007-05-21T18:16:24+00:00 21.05.2007 20:16
Der Hang zum Sadismus. Er hat uns wieder...
Lestat war mir eigentlich sympathisch u.û
Tja, schade drum. Und was passiert jetzt? Stirbt unser "Held"? Oder überlebt er irgenwie?
weiter so, -myst3ry-
Von: abgemeldet
2007-05-21T16:45:43+00:00 21.05.2007 18:45
Das Kapitel ist hart u.u
Aber toll geschrieben
Von:  -myst3ry-
2007-05-14T13:01:30+00:00 14.05.2007 15:01
Omfg! xDD
Ich finde es soo toll *schottland!!*
(schade um die McPhersons ;-;)
das am ende war dann wohl ein werwölfchen^^y
oder? oder nicht? *gespannt desu*
Von: abgemeldet
2007-05-13T19:04:07+00:00 13.05.2007 21:04
Interessantes Kapi
Bin gespannt wies weitergeht ^^
Von:  -myst3ry-
2007-05-10T13:27:55+00:00 10.05.2007 15:27
^^ schick. Die Infos kenn ich i-woher xD
nur nennt sich die Sprache gälisch, nicht schottisch.
Der Clan, der in Inverness herrschte war zunächst McBeth, später dann Cameron, Fraser und Munro. Auch die McDonalds waren mal da ;)
Aber zur FF: weiter so^^ ich liebe Schottland!


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