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Der Vampir des eigenen Herzens

~Le vampire du propre coeur~
von

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Prologue

Kein Lächeln mehr
 

e suis de mon coeur le vampire,

- Un de ces grands abandonnés

Au rire éternel condamnés,

Et qui ne peuvent plus sourire!
 

Je suis de mon coeur le vampire...

Je suis de mon coeur le vampire!
 

Bin ich doch verdammt

Zum ew'gen Lachen nur?

Ich wollt' ein Wesen sein

Aus läuternd' Flammen, rein

Wie Spiegelglas. Doch nun

Sich drin beschauen nur

Die Engel und Dämonen.

Kein Licht des Himmels dringt

In meine Tiefen mehr,

Doch wünscht' ich mir so sehr,

Ein Licht für Dich zu sein!

Mein Wort ertrinkt im Meer

Des ew'gen Lachens nun.

Mir bleibt nur, das zu tun,

Was immer Du mir sagst:

Es gibt kein Lächeln mehr!
 

Je suis de mon coeur le vampire!
 

Ist mir nur vergönnt

Zu warten auf die Zeit,

Wenn stolz sich spiegeln wird

Der Geist, der sich befreit

Aus tausend Ketten nun,

Die Lichter auszutun,

Wie Hoffnung auf ein Morgen,

Da ich werd' Asche sein?

In meine Tiefen komm,

Da ich mir wünsch' so sehr,

Ein Licht für dich zu sein!

Mein Wort ertrinkt im Meer

Des ew'gen Lachens nun.

Mir bleibt nur, das zu tun,

Was immer Du mir sagst:

Es gibt kein Lächeln mehr!
 

Ich bin der Zorn

Ich bin das Schwert

Ich bin der Hass, der mich verzehrt

Ich bin das Los, das Du gewählt

Ich bin der Alptraum, der Dich quält!

Ich bin der Zorn

Ich bin das Schwert

Ich bin der Hass, der in Dich fährt

Ich bin das Los, das Du gewählt

Ich bin der Alptraum, der Dich quält!

Doch bin der Vampir des eigenen Herzens nur...
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Der Vampir des eigenen Herzens
 

Dein Leidensquell gleicht einem Wasserfall,

Der mir berieselt meine Wüste.

Auf Deinem salz´gen Tränenschwall

Werden Hoffnungen zu Träumen.
 

Bin ich doch nicht nur ein Mißakkord

Im All der Göttlichen Gesänge?

Die Ironie, sie schlug die Fänge

In mich und beißt und zerrt mich fort.
 

Du ziehst mich in die Unendlichkeit,

Um die Zeit zu überwinden.

Wie zwei Sonnen werden wir verglüh´n,

Wenn wir uns finden!
 

Bin ich doch nicht nur ein Mißakkord

Im All der Göttlichen Gesänge?

Die Ironie, sie schlug die Fänge

In mich und beißt und zerrt mich fort.
 

Kommentar des Autors:
 

Ich wollte schon immer unbedingt eine romantische Story über Diru schreiben. Es dauerte deshalb geraume Zeit überhaupt eine Idee zu bekommen und auszuarbeiten. Hier der Anfangsgedanke:

Vampire und Menschen. Und die Erkenntnis dass es immer jemanden gibt, der einen versteht, auch wenn man diesen niemals findet.

Ich hoffe wirklich dass die Story gelingt und ein paar Leute sie lesen.
 

Viel Spaß; und ich würde mich sehr über Kommentare freuen.
 

Yours Kyo

La première nuit


 

Wer kennt es nicht, dieses seltsame Gefühl, dass irgendetwas fehlt? Dass da draußen etwas ist, das man nicht kennt, es vielleicht nicht einmal versteht, aber man weiß dass es irgendwo da draußen ist. Aber manche sehen eben nur noch das Vergangene, das nie wiederkehrt. So wie die Vampire, die sich noch immer nach dem Licht der Sonne sehnen, aber wissen, dass sie es nie wieder sehen werden.
 

„Wie lange gedenkst du noch hier zu sitzen?“

Der junge Mann drehte langsam den Kopf von dem verzierten Fenster weg und sah in das lächelnde Gesicht des Anderen, dessen langer schwarzer Mantel das weiße Rüschenhemd verdeckte.

„Bis das widerliche helle Ding, das die Menschen so ehrfürchtig Sonne nennen, wieder aufgeht und uns stört?“, fügte er abschätzig hinzu.

„Natürlich nicht.“, antwortete er, während seine langen Finger mit den rot schimmernden, langen Strähnen seines Haares spielten.

Sanft strich er über den Rücken des Jüngeren. „Wann gewöhnst du dich endlich daran jetzt den Mond und die Nacht schätzen lernen zu müssen?“ Er setzte sich neben ihn auf das Fensterbrett, der Blick des Anderen war bereits wieder in den dunklen Himmel abgeschweift.

„Hm… Die…“, hauchte der Ältere dann leise in dessen Ohr, während er sich an ihn lehnte, sanft über den Oberschenkel streichelte und liebevoll den blassen Hals küsste.

„Nein, bitte…nicht jetzt, Kaoru…“, flüsterte der rothaarige ausweichend.

„Gut. Wenn du nicht möchtest. Aber…“ Er drehte Die den Rücken zu. „Bitte flechte doch wieder meine Haare. Niemand hier vermag es so gut wie du.“

„Gerne.“ Er ließ seine Finger durch die seidig schwarzen Haare gleiten, bevor er sie in drei lange Strähnen teilte und sie vorsichtig flechtete.

„Vielleicht solltest du dir ein kleines Spielzeug gönnen.“, begann Kaoru nach längerer Stille.

„Du weißt dass ich das nicht darf und außerdem bin ich nicht wie du.“

„Nicht?“ Amüsiert lachte Kaoru auf. „Dann müssen wir wohl lügen und sagen, es ist eines meiner Opfer. Nun geh und amüsiere dich endlich.“

Das einzige das die wieder aufkommende Stille unterbrach, war das freundliche „Ich danke dir.“ Kaorus, als er seinen Zopf über die Schulter zog. Er stand auf und schritt langsam in Richtung Tür. „Bitte bejahe mein Angebot, ich ertrage es nicht länger dich immer in Trauer zu sehen.“ Damit verließ er den Raum und ließ Die allein in dem dunklen Zimmer zurück.

Vielleicht hatte er ja doch Recht…Er fühlte sich einsam, auch wenn Kaoru oft bei ihm war. Aber er war der Jüngste des Clans. Ein einsamer Status, wenn man bedachte, dass es eben diesen untersagt war eigene Vampire zu erschaffen.

Die stand langsam von dem Fensterbrett auf. Er holte sich jemanden, wie Kaoru es ihm geraten hatte. Die Schranktür knarrte gequält, als er sie aufzog. Den seidig mattroten Mantel, welchen er raussuchte, warf er sich um die Schultern, drehte sich weg und verließ den Raum. Es dauerte zwar nicht mehr allzu lang bis zum Sonnenaufgang, aber Menschen gibt es ja mittlerweile genügend.
 

Die große Uhr des protzigen Kirchturms schlug 4-mal. Die kleine Stadt lag noch in vollkommener Finsternis und nur Ratten bevölkerten zu dieser zeit der leeren Gassen. Nur aus den Fenstern des dunkel angestrichenen Hauses drang noch Licht nach draußen.

Die schob die Flügeltüren auf, bevor er in den spärlich beleuchteten Raum trat. Er mochte die ’Black Queen’, wie sich dieses Lokal nannte, es war finster und geheimnisvoll. Die einzigen Leute, die hier aus und ein gingen, waren größtenteils die Sorte Mensch, der man nachts nicht alleine begegnen wollte.

Er setzte sich in einen, mit schwarzer Seide bezogenen, Sessel ganz hinten, in der dunkelsten Ecke und betrachtete von dort das Geschehen in dem ’Restaurant’.

„Was möchte der Herr?“ Eine junge Bedienung hatte sich zu ihm gesellt und lächelte ihn erwartungsvoll an. Und trotz der kürzeren blau/ schwarzen Haare sah er eher wie eine junge Frau aus, was wohl an der Schminke und dem geschmückten dunklen Kleid lag.

„Rotwein.“, antwortete Die und schenkte der Bedienung ein (mehrdeutiges) Lächeln.

„J-ja!“ Damit blickte er sich um und lief eilig in Richtung Bar davon. Interessiert blickte der Rothaarige der Bedienung hinterher. //Das wird ja doch noch etwas…//, dachte er, während er sich über die Lippen leckte.
 

„Hast du den Typ gerade gesehen? Ist der nicht… einfach…“ Die schwarz/blauhaarige Schönheit drehte den Kopf leicht zur Seite und lächelte errötend den Gast in der hintersten Ecke an. „Toll…“

„Er sieht unheimlich aus…“, murmelte der zweite Feminine neben ihm, „Pass lieber auf…“

„A~ch. Shinya! Sei nicht so misstrauisch. Er war doch nett.“

Nachdenklich strich sich Shinya einzelne lockige Strähnen hinter die Ohren.

„Ich muss gehen.“

Die Beiden wandten sich zu der kleinen Gestalt um, welche bisher schweigend an der Theke gehockt hatte.

„Aber Kyo…“ Enttäuscht sah Shinya den jungen Blonden an. „Du hast versprochen länger hier zu bleiben.“

„Tut mir Leid.“ Damit drehte er sich von ihnen weg, warf Die einen misstrauischen Blick zu und verschwand ohne ein weiteres Wort aus der Bar.

„Sag mal, warum flennst du dem kleinen Bastard hinterher?“ Der Ältere nahm das Tablette mit dem Rotwein entgegen.

„Das ist nicht gerecht, Toshiya. Er kann nichts dafür.“ Wütend wandte sich Shinya von dem Anderen ab und stapfte zu einem Tisch mit Gästen.
 

„Hier Herr, ihr Rotwein.“ Toshiya stellte lächelnd die Flasche und das zugehörige Glas auf den Tisch.

„Danke, ma Cheré.“ Die sah auf, in das hübsche Gesicht der Bedienung und musterte diese. „Wie ist eigentlich dein Name?“ Seine Hand strich sanft über den Rücken des stehenden, über den Rock und blieb dort liegen.

Nervös zuckte Toshiya zusammen, als er die kalte Hand in seinem Rücken spürte, und errötete. „Toshiya…“, antwortete er dann flüsternd.

„Ein schöner Name für eine Schönheit.“ Die nahm seine weiße Hand langsam von Toshiya, um dessen zu nehmen und diese sanft zu küssen.

Ein eisiges Gefühl durchflutete die Bardame darauf plötzlich.

„Verzeih, ma Cheré, aber ich muss deine Gesellschaft nun verlassen. Es gibt noch so viel zu erledigen, bevor der Morgen graut…“ Gemächlich stand der Rothaarige auf, die Hand hielt er noch immer fest. „Morgen werde ich sicher wiederkommen.“ Er ließ ihn los, drehte sich zwinkernd um und verließ nun ebenfalls die Bar.

Toshiya blieb enttäuscht zurück, als er in seine Handfläche sah, bemerkte er die Bezahlung Dies, die dieser ihm so hatte zukommen lassen. In der Hoffnung ihn wirklich wieder zusehen schritt er in Richtung Küche.
 

Der kalte Wind zerzauste das, eh schon wuschelige, Haar noch mehr und brachte den Blonden dazu den Kragen des Mantels hochzuziehen. Im Nachhinein bereute er es, dass warme Gebäude verlassen zu haben. Eigentlich wollte er nur eine Art ’Spaziergang’ machen und jetzt lief er schon seit ca. einer halben Stunde in dem Wald nahe der Kleinstadt herum. Aber er konnte einfach nicht länger dort bleiben. Dieser finstere, rothaarige Typ hatte eine so bösartige Aura, irgendwie bedrohlich. Wahrscheinlich bildete er sich das alles mal wieder ein und der Kerl war einfach nur ein wenig unheimlich, ansonsten aber sicher relativ normal.

Schlagartig blieb Kyo stehen, als er hinter sich eine seltsame Präsenz spürte. Dieselbe die von dem Rothaarigen in der Bar ausgegangen war. Und er behielt Recht. Denn als er sich umdrehte blickte er in das böse lächelnde Gesicht Dies.

„So allein bei dieser Finsternis noch unterwegs?“, fragte er und ging langsam auf den Blonden zu.

„Was geht dich das an?“ Der Kleinere machte einen Schritt rückwärts um wieder Abstand zwischen die Beiden zu bringen. Allerdings brachte das nicht viel, schnell griff Die nach Kyos Arm und zog ihn zu sich.

„Lass los!“, schrie dieser den rothaarigen an und versuchte sich loszureißen. Wieder war es nicht von Erfolg gekrönt eher verstärkte Dies seinen Griff.

„Fürchte dich nicht…es zwickt lediglich ein wenig…“, erklärte Die, wobei ein beruhigender Unterton in der Stimme mitschwang.

Der Blonde verstand nicht was das zu bedeuten hatte, er erwartete das schlimmste, als der Ältere ihn an sich presste und seine Lippen über den Hals des Kleineren streifen ließ. Erschrocken keuchte Kyo auf. Der Rothaarige senkte seine Eckzähne in die Halsschlagader des Blonden.

„Was tu-“ Weiter kam er nicht, er krallte sich in den Mantel Dies und sackte in dessen Armen zusammen. Das starke saugen machte ihn fast wahnsinnig. Lediglich ein paar Sekunden später fühlte er sich als ob er gleich in Ohnmacht fallen würde.
 

La première nuit ~ Fin
 


 

Kommentar des Autors:

Das einzige das ich sagen möchte ist, sorry, dass sich die Mittelalterliche Sprache Kaorus und Dies manchmal so seltsam anhört. Ich mag diese Art zu reden, nur kann ich diese nicht so richtig ausschreiben…

La deuxième nuit


 

Er ließ seine langen Finger durch die wuscheligen, blonden Haare gleiten.

„Du hast einen wahrlich reizenden Fang gemacht.“ Liebevoll streichelte Kaoru über den Schopf des Kleineren, welcher mit starrem Blick und dem Kopf auf dem Schoß des Älteren dalag.

Die saß auf dem Fensterbrett ein Stück entfernt und betrachtete die Beiden verstimmt. Von wegen ’ Vielleicht solltest ’du’ dir ein kleines Spielzeug gönnen’.

Kaoru hatte, als Die mit dem Kleinen ankam, sich diesen sofort geschnappt und ihn genau unter die Lupe genommen. Bis jetzt hatte Kyo noch kein Wort gesagt, was den Älteren kaum interessierte. Dieser war einfach nur begeistert von dem kleinen Blonden.

„Bitte Verzeih. Ich nehme dir deinen Schatz weg.“ Kaoru lachte auf, und fuhr unbeirrt mit den Streicheleinheiten fort.

„Schon gut…“, knurrte Die, während er sich von ihnen abwandte und aus dem Fenster sah, „Es wird bald Tag… Wir sollten langsam schlafen gehen.“

„Ja, du hast Recht.“ Damit hob der Schwarzhaarige sanft Kyos Oberkörper an, stand auf, nahm die Hand des Kleineren und zog ihn so auf die Beine. „Und? Wo denkst du soll er schlafen?“

„Bei mir.“, antwortete Die bestimmt.

„Wie du wünscht.“ Wieder lächelte Kaoru und führte Kyo zu dem bettähnlichen Sarg, welchen er bereits vor Dies Ankunft in dessen Zimmer verfrachtet hatte. „Leg dich hin.“

Kyo gehorchte. Sein starrer Blick war auf Kaoru gerichtet, als er sich bereits in den Sarg gelegt hatte, da dieser noch immer seine kleine Hand hielt.

„Jetzt lass ihn schon allein.“

„Wie du wünscht.“, wiederholte Kaoru, ließ den Blonden los und schloss sacht den Sargdeckel.

„Die.“, sagte er noch, verbeugte sich leicht und verließ dessen Zimmer.

Grummelnd setzte er sich auf den Rand seines Sarges. Erst erzählte er ihm er solle sich doch etwas zum spielen suchen und dann nahm er ihm den Blonden einfach weg! Dabei ist Kyo doch sein Eigentum…
 

~retour en arrière

„Ahn…“

Sanft streichelte Die über den Rücken des vollkommen verkrampften blonden Jungen. Dieser lag mittlerweile auf dem Boden, seine Finger krallten sich noch immer in den Stoff des Mantels. Nur langsam trennte der Rothaarige seine Zähne von der weißen, blutigen Haut.

„Was…bist du…?“ Kyo starrte mit halbgeschlossenen Augen in das Gesicht des Anderen, aus dessen Mundwinkel kleine Blutrinnsale tropften.

„Nur ein junger Vampir der sich nach Gesellschaft sehnt.“ Die senkte seine Stimme zu einem beruhigenden Flüstern. Mit einem seiner spitzen Nägel schnitt er sich quer durch die Pulsader und drückte dem Jüngeren die stark blutende Wunde an den Mund.

Kyo zögerte nicht lange, grob biss er in das Handgelenk Dies und riss sogar ein wenig daran. Ein seltsames, eisiges Gefühl durchflutete ihn darauf, ließ ihn angetan saugend die Augen verdrehen.

„Ist ja gut…Es reicht jetzt.“ Die brauchte eine Weile bis er es schaffte seinen Arm wieder von Kyo loszureißen. Lächelnd rieb er sich die bereits verheilende Wunde.

Erschrocken fiel der Rothaarige nach hinten, der Blonde hatte sich an ihn geworfen und presste seine Lippen auf die des Unteren. Allerdings tat er dies nicht um seine Zuneigung zu seinem ’Erschaffer’ zu zeigen, sondern biss brutal in dessen Unterlippe, aus der er so lange Blut saugte bis Die ihn wegdrückte und schlug. Er wusste nicht Recht ob er sich wegen einem so aktiven Nachkömmling freuen sollte…

Seltsamerweise gehorchte der Blonde danach jedem Wort des Rothaarigen. Brav folgte er ihm zu der Villa.

Und kaum hatte Kaoru den Jungen gesehen, schnappte er ihn sich.

~retour en arrière Fin
 

Die lag mittlerweile ausgestreckt in dem gepolsterten Sarg.

Dann besorgte er sich eben noch einen Schützling. Aber diesmal einen bei dem er sich sicher sein konnte, dass er ihn nicht sitzen ließ.

Ein böses grinsen schlich sich auf seine Lippen. Da fiel ihm doch auf Anhieb jemand ein…
 

„Au…“ Nörgelnd stapfte Toshiya seinem Kollegen nach. Er bereute es sein samtig schwarzes Kleid angezogen zu haben, der Stoff war leicht aufgerissen und seine Beine aufgekratzt. Und das alles nur weil Shinya ihn unbedingt in den Wald mitschleifen musste, auf der Suche nach dem kleinen Bastard. „Shinya… können wir endlich umkehren? Ich kann nicht mehr…“

„Sei endlich still! Wir müssen ihn finden… Ich mache mir Sorgen…“, antwortete der Andere ausweichend, im Gegensatz zu Toshiya trug er eine Hose unter dem langen Rock des Kleides. Obwohl ihn die Kratzer nicht wirklich gestört hätten. Momentan war er mit suchen beschäftigt und achtete nicht auf solche Dinge.

„Meine Güte, was findest du nur an dem? Der ist doch nichts weiter als ein Monster.“ Kopfschüttelnd versuchte Toshiya den Anderen einzuholen.

„Lass ihn in ruhe! Er hat dir überhaupt nichts getan! Dann geh doch zurück und warte auf deinen komischen Freund!“ Shinya drehte sich schon nicht mehr um, um den Schwarzblauhaarigen zurecht zuweißen.

„Lass den jungen Herrn da raus!“, entgegnete Toshiya böse, worauf der Andere abrupt stehen blieb und sich schließlich doch umdrehte.

„Hast du schon vergessen WEM der hinter hergegangen ist?“

„Wer sagt das er was mit dem zu tun hat??“

Genervt verdrehte Shinya die Augen, wandte sich ab uns setzte seinen Weg durch das Waldstück fort.

„Weißt du was, ich geh zurück! Such doch alleine weiter!“ Damit drehte er sich um und lief den, durch die Beiden entstandenen, Pfad zurück. Sollte der das kleine Monster doch selbst suchen!

Wütend stapfte Toshiya durch das Gestrüpp, dass er längst nicht mehr wusste wo er war gab er natürlich nicht zu. Oder eher: es hatte eh keinen Sinn umzudrehen und nachzugeben. Also lief er stur geradeaus.

Eine Stunde später irrte er noch immer durch den Wald. Mit dem Unterschied, dass er mittlerweile auf der Suche nach Shinya, nicht mehr der Stadt, war.

„Ich will nach Hause…“ Leise murmelnd schlurfte er durch das Gestrüpp, er war müde und hatte auch noch Hunger.

Und plötzlich entdeckte er etwas, das ihn wieder Mut schöpfen ließ. Als er kurz aufgesehen hatte, entdeckte er über den Baumwipfeln das Ende eines schwarz bestrichenen Hausdaches. Eilig rannte er den Weg in Richtung des Hauses entlang, ohne das Dachende aus den Augen zu lassen.

Staunend blieb er schließlich stehen, vor ihm ragte eine dunkle Villa auf. Und schon kroch eine gewisse Angst bei dem Anblick seine Glieder hoch. Er hatte nie etwas von einer schwarzen Villa gehört, die noch dazu mitten im Wald lag.

Zögernd machte Toshiya einen Schritt auf das große Haus zu. Einerseits wusste ein Hinterwäldler sicher über das Gelände bescheid und könnte ihn zurück in die Stadt bringen. Aber andererseits…würde ein einsamer Irrer wohl ganz andere Dinge mit ihm machen… Nun ja, eigentlich wohnten solche Typen doch auch nicht in Villen. Oder…?

Die Entscheidung wurde ihm schließlich abgenommen, denn als er erneut einen Schritt machte brach die Erde unter ihm weg, worauf er in das entstandene Loch fiel und auf dem Steinboden aufschlug. Vor Schmerz wimmernd krümmte er sich auf dem kalten, dreckigen Boden zusammen. Nur langsam schaffte er es den Schmerz wenigstens ein wenig zu ignorieren und stand zögerlich auf.

Er schien in eine Art Kellerkomplex gefallen zu sein, er befand sich in einem Gang aus alten, bröckeligen Steinen. Viel konnte er nicht sehen, nur den Teil der durch das Licht, welches durch das Loch auf den Boden fiel, schwach beschienen wurde. Der Schmerz hatte sich mittlerweile einigermaßen gelegt, umso mehr steigerte sich das mulmige Gefühl, das sich wieder in ihm breit machte.

Es dauerte, seiner Meinung nach, eine halbe Ewigkeit bis er endlich etwas nicht steinernes, auf seinem suchenden Weg durch den Gang, sondern holziges vor sich fand. Er konnte nun zwar überhaupt nichts mehr sehen, aber er fühlte die eiskalte Klinke, als er über das Holz tastete. Langsam drückte er die Eisenklinke runter, bevor er die Tür förmlich aufstemmen musste, da sie sich verklemmt zu haben schien. Aber einen anderen Ausweg wusste er einfach nicht. Die schwere Holztür bekam Toshiya trotz allem nicht auf.

Doch plötzlich wurde ihm diese fast aus der Hand gerissen, besser gesagt riss die Person auf der anderen Seite sie schwungvoll auf. Erschrocken stolperte er nach vorne, in die Arme eines anderen Mannes, welche sich sofort schützend um ihn schlossen. Unsicher hob er den Kopf, sein Herz machte einen aufgeregten Sprung als er erkannte wer ihn ’errettet’ hatte.

„Was für eine hübsche Überraschung.“ Auf Dies Lippen hatte sich ein freundliches Lächeln geschlichen, nur langsam ließ er seine Hände Toshiyas Rücken hinab gleiten, um sie dann ganz von diesem zu nehmen und sie vor der Brust zu verschränken. „Wie kommst du an einen solchen Ort?“

Der Jüngere blickte nur errötend zur Seite.

„Und wie du aussiehst. Komm, ich gebe dir neue Sachen.“ Der Rothaarige griff nach der Hand des Anderen und zog ihn von der Tür weg, um diese wieder fest verschließen zu können.

„Danke, junger Herr…Aber…wie habt ihr die Tür aufbekommen?“ Wieder errötete er, während ihm folgte.

„Nenn mich Die.“, sagte der Befragte, er fand es amüsant als ’jung’ bezeichnet zu werden. Auf die Frage gab er allerdings keine Antwort.

„Ja, gerne.“
 

„Möchtest du ein Kleid, oder lieber einen Mantel?“ Die führte den Jüngeren durch das abgedunkelte und vollkommen ruhige Haus.

„Ich richte mich ganz nach euch.“, antwortete Toshiya, er hatte sich mittlerweile an die Hand, die ihn leitete, gekrallt. Langsam machte sich das mulmige Gefühl wieder bemerkbar, diese seltsame Atmosphäre machte ihm Angst.

„Du musst nicht so förmlich reden. Dann gebe ich dir meine.“, beschloss Die schließlich und blieb vor einer dunkelrot bestrichenen Tür stehen, „Ach, ich vergaß. Bitte sei leise, ich möchte nicht das du jemanden weckst.“

Toshiya verstand nicht warum er ihm das sagte, er hatte die ganze Zeit, oder fast die ganze Zeit, geschwiegen, und außerdem, wer sollte denn nicht aufwachen? Hier schien doch sonst niemand zu wohnen.

„Ja. Aber, wohnst du denn nicht allein?“ Und warum eigentlich in so einem dunklen Haus?“, fragte der Jüngere unsicher, seine Neugier überstieg allmählich die Angst.

„Nein, nicht allein. ’Sie’ sind gerade nicht ’da’.“

Toshiya mochte die etonungen in dem Satz nicht, es klang ausweichend.

„Ich lebe schon lange hier.“, fuhr Die fort, während er leise die Tür öffnete und den Jüngeren in das Zimmer schob, bevor er diese hinter sich wieder schloss, „Mit Bekannten. Und ich mag es dunkel.“

„Warum gehst du eigentlich tagsüber nie in die Stadt? Ich habe dich vorher nie gesehen…Und du bist so blass…Du kannst dich hier doch nicht einsperren.“ Der Jüngere hatte noch nichts von dem Zimmer gesehen, da er mit dem Rücken zu diesem stand, seine Hand war Dies Arm hinab geglitten und auf dessen weißem Handgelenk liegen geblieben, er zuckte leicht, als er die eisige Kälte dort spürte.

„Das kann ich leider nicht. Ich leide unter einer tödlichen Sonnenallergie.“ Der Rothaarige bemerkte selbst den ausweichenden Unterton seiner Stimme, er wusste auch nicht richtig weshalb er log (oder eher indirekt log), aber ein Gefühl riet es ihm.

„Du Armer…“, flüsterte Toshiya mitleidig, zog die Hand zurück, drehte sich um und blieb geschockt stehen, „Oh Gott…Warum stehen denn hier Särge?“ Sein Blick schweifte ängstlich über die zwei massiv hölzernen Särge.

„Meine Eltern verdienten ihr Geld mit der Herstellung von Särgen… Diese Beiden sind von mir erbaut worden.“, antwortete Die, etwas zu hastig, wie ihm Toshiyas zweifelnder Blick verriet.

„Wirklich..?“ Langsam ging der Jüngere zu dem geschlossenen der beiden Särge und streckte die Hand nach dem Deckel aus.

„Nicht berühren!“

Sofort zog Toshiya die Hand zurück und musterte den Anderen, welcher bereits neben ihm stand, erschrocken.

„Der ist eine…Erinnerung. Niemand darf ihn anfassen.“, erklärte Die, während er den Jüngeren von dem Sarg wegzog und diesen auf den Bettrand setzte, „Verzeih, ich wollte dich nicht anschreien.“ Er ging zu dem hölzernen Schrank, öffnete die Flügeltüren und kniete sich suchend nieder.

„Nein…Mir tut es Leid. Ich bin viel zu neugierig…“ Er senkte betreten den Kopf. „Ich mag so was dunkles und gruseliges nicht…“

„Warum?“ Er zerrte einen schwarzen Mantel und die dazupassende Hose aus dem Schrank. Eine wirklich dumme Frage, wie ihm auffiel.

„Glaubst du an Vampire? Es gibt sie! Das weiß ich. Ich habe Angst vor ihnen…Und vor allem was mich an sie erinnert…Weil…Sie haben meine Eltern getötet…“

Überrascht sah Die ihn an, er hatte so viel Offenheit nicht erwartet. Und jetzt erklärte sich auch das Gefühl, welches ihn zum Lügen verleitet hatte.

„Ich fühle mit dir.“, murmelte der Rothaarige, während er aufstand und Toshiya die Sachen übergab.

„Ach, schon gut. Bei dir fürchte ich mich nicht. Danke sehr.“, sagte er und sah seinen Gegenüber mit dem bezaubernsten Lächeln an, das er zustande brachte.

Die konnte es nur schwach erwidern und setzte sich neben Toshiya auf die Bettkante. Genau in dem Moment stand dieser jedoch auf, ging ein paar Schritte und begann sich aus dem zerrissen Kleid zu befreien. Dass Die ihm dabei genau musterte schien ihn nicht im Geringsten zu stören.

Als er fertig war drehte er sich schwungvoll zu dem Rothaarigen um und ging verführerisch auf diesen zu. Unbewusst öffnete Die die Beine, um Toshiya Platz zwischen ihnen zu bieten.

Lächelnd ging der Blauschwarzhaarige auf das Angebot ein, streichelte durch die seidigen roten Haare und drückte sich an den Anderen.

„Hm…sieh mal, es wird langsam dunkel…das magst du doch…“, flüsterte Toshiya in das Ohr Dies.

„Was?“, fragte dieser entgeistert, sofort stieß er den Jüngeren von sich und drehte sich zu den Vorhängen vor den Fenstern um. Toshiya hatte Recht, durch den winzigen Spalt zwischen den Seidentüchern konnte er die Untergehende Sonne erkennen, die alles in ein rotes Licht tauchte. „Oh Nein! Du musst gehen! Sofort!“ Damit packte er den Arm des Jüngeren und zerrte ihn hinter dich her, während er die Treppen bis zu der großen Haustür runter hastete.

„Jetzt warte doch! Du darfst doch nicht raus!“ Toshiya blieb stehen und zog ihn zurück. „Du weißt doch, deine Allergie…Und warum darf ich nicht bleiben?“ Die konnte die Enttäuschung des Anderen förmlich spüren.

„Ah… Du musst gehen, bitte vertrau mir, es ist besser für dich…Ich werde es dir erklären, wenn die Zeit reif ist.“ Um Toshiya zu trösten, versuchte er möglichst entschuldigend zu klingen.

„Aber ich finde den Weg zurück nicht…“

„Bitte verzeih mir. Ich komme dich besuchen, versprochen.“ Die beugte sich zu dem Jüngeren und küsste ihn sanft. „Du wirst den Weg finden. Vertrau mir.“

Und schon stand Toshiya vor verschlossenen Türen. Sein Gesicht war knallrot angelaufen, der Mann in den er sich verliebt hatte. Genau dieser hatte ihn gerade geküsst! Sein Herz raste, als er sich umdrehte und in den Wald lief. Ein seltsames Gefühl sagte ihm wo er hinlaufen musste, genau wie Die gesagt hatte.

Und er kam an. Noch bevor die Sonne vollends untergegangen war, stand er vor dem Black Queen. Dort warf sich ihm sofort, als er die Bar betrat, ein aufgelöster Shinya um den Hals und drückte ihn heftig an sich.

„Es tut mir Leid! Wegen mir hast du dich verlaufen…Bitte verzeih…“ Der Jüngere verkniff sich ein schluchzen, in seinen Augen glänzten kleine Tränen. „Du darfst mich nicht auch noch allein lassen…“

„Hey, schon gut, ich hab ja zurück gefunden.“ Liebevoll streichelte Toshiya den Anderen. Kyo war also noch nicht aufgetaucht. „Mach dir keine Sorgen. Ich habe jemanden kennen gelernt, der wird ihn bestimmt finden.“, fügte er tröstend hinzu.

Verblüfft sah Shinya ihn mit verheulten Augen an. „Wirklich?“

„Ja~, Versprochen.“ Eigentlich konnte er Kyo nicht ausstehen, aber er mochte Shinya und momentan war er zu glücklich um einen streit anzufangen. Also lächelte er beruhigend und streichelte seinen Freund weiterhin.
 

„Ah, gesellst du dich wieder unter deinesgleichen?“ Kaoru lächelte den Eintretenden auf seine typische Art an.

„Bitte sag nichts…Ich weiß es ist ein Fehler…“ Langsam ging Die auf den Anderen zu, während er sich die Schläfe rieb. Da hatte er ja wieder einen Volltreffer gelandet.

„Es liegt mir fern irgendetwas gegen dich zu sagen. Lediglich möchte ich dich darauf hinweisen, dass die werten Herren nicht einverstanden mit dies Bündnis sein werden, wenn sie erfahren welche Beziehungen du mit einem Sterblichen pflegst. Und, nur nebenbei erwähnt. Wird der Junge vielleicht böse auf dich.“

„Das weiß ich selbst. Und Kyo, weder du noch ich sind für ihn von Bedeutung. Er ist wie ein Kind, wir sind seine Eltern die ihm das neue Leben erklären.“ Er versuchte gar nicht erst seine Gefühle zu dem Mann zu verleugnen, Kaoru hatte schon immer ein Gespür für Lügen gehabt.

„Wie schade…Aber dann ist er eben unser Sohn. Und nochmals möchte ich dich warnen: Spiel keine Spielchen, die du nicht gewinnen kannst. Ich werde auf dich achten, aber…allein kann ich nicht viel ausrichten. Pass also gut auf dich auf.“ Der Ältere stand auf und ging zu dem Sarg des kleinen Blonden, liebevoll strich er über den Deckel. Die hatte sich auf den Bettrand gesetzt.

„Liebst du ihn denn?“

Der Rothaarige hatte diese Frage nicht erwartet, er hob den Kopf und musterte Kaoru, der sich neben den Sarg niedergelassen hatte.

„Ich weiß es nicht…Ich glaube…ja.“ Er senkte den Blick wieder. Das dümmste das ein Vampir machen konnte. Sich in einen Sterblichen verblieben.

„Dumm von mir, ich weiß.“, fügte Die leise hinzu. Dabei hatte er sich doch vorher nicht für Toshiya interessiert, warum jetzt?

„Pass gut auf dich auf.“ War das letzte Kommentar, das Kaoru zu diesem Thema abgab.
 

Die nächtliche Dunkelheit umhüllte die Gestalten und ließ diese schier unsichtbar werden. Zwei der Vier Personen standen in einem kleinen Abstand zu den knienden bzw. liegenden anderen Beiden.

„Da ist aber jemand hungrig.“ Kaoru hatte wieder den Väterlich-stolzen Blick aufgelegt, Die stand neben ihm, mit einem nicht allzu beigeisterten Gesichtsausdruck.

Beide beobachteten den kleinen Blonden, als er über die letzte Person gebeugt, dieser die spitzen Eckzähne in die Halsschlagader rammte und gierig dessen Blut saugte.

„Na.“ Plötzlich packte der Ältere Kyo am Kragen des Mantels und zog ihn zurück. „Trinke niemals den letzten Tropfen, sonst wirst du in den sterbenden Körper gesaugt und verendest.“, erklärte Kaoru, während er den Kleineren auf die Beine hob.

Dieser sah ihn leicht verstimmt an, sagte aber nichts. Eigentlich hatte er, genau genommen, seit er ein Vampir ist noch überhaupt nichts von sich gegeben. Nur an seinem Blick erkannte man wie es ihm ging, er sich fühlte.

„Wollen wir uns nun Nahrung holen, oder-“

„Ich habe keinen Hunger.“, unterbrach Die den Älteren bei der Frage. Er hatte zwar Hunger, allerdings würde er jetzt nichts menschliches runterkriegen. Und das aus einem einzigen Grund: Toshiya. Es hatte den Rothaarigen irgendwie berührt, als dieser von seiner Familie erzählte.

„Ich…gehe zurück in die Villa“ Damit drehte Die sich um und ließ die Beiden (oder die ’Drei’) im Wald stehen. Er musste Toshiya vergessen, es würde nur Probleme geben. Und ihn verletzen, das war das letzte das er ihm antun wollte. Nein, dafür liebte er ihn zu sehr…
 

La deuxième nuit ~ End
 


 

Kommentar des Autors:
 

Somit ist das zweite Kapitel beendet. Vielleicht ist es jemandem aufgefallen, aber ein paar Monologe wurden aus Vampirfilmen übernommen, weil ich den Zusammenhang einfach niedlich fand.

Nämlich die Ausrede Dies gegenüber Toshiya, ist von Kasaf (Twins Effect). Kaorus Erklärung zu Kyos erster Nahrungsaufnahme sind aus Queen of the Damned. Nebenbei möchte ich sagen das dies Filme wirklich gut sind.

Bis zum nächsten Mal und vielen Dank fürs Lesen.

La troisième nuit


 

Nachdenklich zupfte Die an den weinroten Blüten der Rosen herum, die ausgebreitet auf seinem Schoß waren. Ursprünglich hatte er vorgehabt den Strauß Toshiya zu schenken, als Wiedergutmachung, er war nämlich nicht wie versprochen in die Bar gegangen. Um genau zu sein hatte er seinen Geliebten seit drei Tagen nicht mehr gesehen. Noch immer war er überzeugt davon, Toshiya in große Gefahr zu bringen und das wollte er unbedingt verhindern. Aber Andererseits zerfraß ihn die Sehnsucht förmlich.

Noch zwei Tage zuvor hatte er sich gezwungen den Anderen zu vergessen, aber es gelang ihm einfach nicht. Stattdessen trug die Trennung lediglich zu einer noch größeren Sehnsucht bei.

Langsam hob der rothaarige den Kopf und musterte die durch die Vorhänge verdeckten Fensterscheiben. Draußen brannte die Sonne heiß auf das Haus und das gesamte Grundstück. Vielleicht sollte er einfach diese schwarzen Vorhänge wegreißen und in dem hellen Licht baden. Und dann allem ein Ende setzen…

Etwas Anderes, das seine Aufmerksamkeit weckte, riss ihn aus den Gedanken. Jemand war in das Haus eingedrungen. Jemand menschliches.

Kaum eine Minute später stand ein zerschlissenen aussehender Toshiya vor dem geschockten Die.

„Was tust du hier?“ Sofort packte der Rothaarige den Anderen am Arm, zerrte ihn aus der Eingangshalle und schüttelte ihn heftig.

„Du bist nicht gekommen… du hast dein Versprechen gebrochen…“ Leise schluchzend blinzelte er den Älteren an. „ Ich habe dich vermisst…“ Betreten senkte er den Kopf.

„Ach, ich dich doch auch!“ Die lächelte lieb, zog ihn zu sich und schlang die Arme um ihn. „Aber hier bist du in Gefahr…“ Liebevoll streichelte der Rothaarige über das weiche schwarzblaue Haar.

„Warum…?“, fragte Toshiya leise, während er sich gegen den Körper des Anderen drückte.

„Weil…“, begann er stockend und schob den Jüngeren sanft von sich, „ Ich bin nicht das… das du vielleicht glaubst. Meine ’Bekannten’ werden dich nicht mögen…Bitte verzeih…“

„Du bist eines dieser Vampirwesen, oder?“ Aufmunternd lächelte Toshiya den Rothaarigen an und streichelte dessen weiße Wange. „Ich empfinde dich als meinen Freund… nicht als Monster…“ Wieder drückte er sich an den etwas kalten Körper Dies, bevor er sich zu ihm beugte und seine Lippen auf die des Anderen legte.

„Aber… deine Eltern…du hasst uns doch…“, flüsterte dieser unsicher, als der Jüngere den Kuss kurz unterbrach.

„Aber ich hasse dich nicht…“ Wieder presste er seine Lippen auf die anderen.

„Hm…Hier ist es nicht allzu gemütlich…Lass uns nach oben gehen…“, flüsterte der Jüngere, während er über den Hals von ihm küsste.

Die nahm zur Antwort die Hand Toshiyas und führte ihn in sein abgedunkeltes Zimmer, dann schloss er die Tür hinter den Beiden. Sofort schlang der Rothaarige seine Arme um den schlanken Körper des Anderen und bugsierte ihn zum Bett, auf welches er ihn sanft stieß. Seine Hand schob er dabei langsam unter den Rock des Unteren und streichelte sanft über dessen Oberschenkel.

„Hn…Die…“, keuchte Toshiya leise, er drückte sein Becken an das des Oberen, bettelte um mehr Berührungen, auch wenn er eine gewisse Kälte spürte.

Dies zweite Hand öffnete das Oberteil des Kleides, stoppte mit den anderen Aktivitäten und zog Toshiya dessen Kleidung über den Kopf, um es dann in eine Ecke des Zimmers zu werfen.

Es war Tag… da war es in Ordnung…, redete sich der Vampir ein. Selbst wenn dies nicht der Fall wäre, jetzt konnte er ohnehin nicht mehr widerstehen.

Liebevoll beküsste der Rothaarige die Haut des Anderen, liebkoste dessen Beine mit den Händen. Er ließ seine Zunge tiefer gleiten, leckte spielerisch um die Brustwarzen Toshiyas, worauf dieser angetan aufstöhnte. Sanft drückte er die Beine des Unteren auseinander, lehnte sich zwischen diese und legte sich leicht auf ihn, wodurch er die aufkeimende Erregung des Anderen spürte. Wieder stöhnte dieser lustvoll auf. Dies Zunge umspielte mittlerweile seinen Bauchnabel, stieß in diesen, nur um gleich wieder zu der Brust nach oben zu küssen und von neuem zu beginnen.

„Die…bitte…“, flüsterte der Schwarzblauhaarige drängelnd, legte seine Hände auf die Schultern des Angesprochenen und versuchte ihn nach unten zu drücken, seine Erektion schrei förmlich nach seiner Aufmerksamkeit. Aber er war zu schwach, es brachte Die lediglich dazu breit zu lächeln.

Erst nachdem der Rothaarige das Spielchen ein paar mal wiederholt hatte (und Toshiya immer wieder gequält aufstöhnte), widmete er sich den zarten Oberschenkekel. Er übersäte sie mit sanften Küssen, während Toshiya begonnen hatte seine Schultern zu massieren.

Erschrocken warf der Jüngere den Kopf in die Kissen, als Die seine spitzen Zähne in dessen Oberschenkel senkte. Es war ein seltsames Gefühl, irgendwo zwischen heiß und kalt, irgendetwas undefinierbares – aber vor allem war es erregend. Doch trotzdem wimmerte er unsicher.

„Keine Sorge… Nur wenn du mein Blut als Ausgleich zu dir nimmst wirst du einer von uns…“ Beruhigend küsste er die Blutende Stelle, bevor er sich der anderen Seite widmete und auch in dessen zartes Fleisch biss. Diesmal wurde es von einem leisen Keuchen quittiert.

Erneut begann Die seine Spiele mit dem Unteren zu spielen, immer wieder leckte er gierig über die Wunden, darauf bedacht nicht zu Nahe an Toshiyas Erektion zu kommen. Und wieder spürte er wie dieser drängend den Druck auf seine Schultern verstärkte.

Als sich der Rothaarige endlich erbamte sich dem Problem zu widmen stöhnte der Untere lustvoll auf. Langsam glitt seine Zunge über ihn, bevor er die Spitze beküsste, diese schließlich in den Mund aufnahm und leicht saugte. Leise stöhnend legte Toshiya den Kopf in die Kissen, während er sein Becken dem warmen Mund des Anderen entgegen drückte. Das leichte ziehen in seinen unteren Regionen sagte ihm, dass Die wieder seine Zähne in ihn gesenkt hatte. Tief atmete Toshiya darauf ein, er vergrub seine Hände in das lange rote Haar Dies. Dieser bearbeitete weiterhin das Glied des Jüngeren, nahm er ganz in sich auf und knabberte sanft daran.

Langsam hob Toshiya den Kopf, schwer atmend blickte er an die Stelle, an der noch bis gerade der Vampir so wunderbares mit ihm gemacht hatte. Zwei funkelnde braune Augen sahen ihn an, ein liebevolles Lächeln legte sich auf die blutroten Lippen des Älteren. Entschuldigend streichelte dieser über die verblasste Haut, während er auf das Bett krabbelte. Sanft schob er den Unteren weiter auf das Bett und küsste ihn. Seine Zunge strich über die Lippen Toshiyas, verlangten so um Einlass, welcher auch sofort gewährt wurde. Ungeduldig nestelten die Hände des Jüngeren an der Hose Dies, trotz des stürmischen Zungenspiels der Beiden schaffte dieser es schließlich die gesamte Kleidung des Anderen zu entfernen und vom Bett zu werfen. Seine Hände glitten kurz darauf zu Dies Erregung und streichelten fordernd über sie, worauf Die ein Stück auf ihn sank und leise aufstöhnte.

„Uhm…Die…“, flüsterte der Jüngere drängelnd, während er ihn weiter massierte.

Der Angesprochene kam der Bitte nach, er rieb mit den Fingern über die noch immer blutende Wunde, befeuchtete sie so und führte sie zu Toshiyas Eingang. Erschrocken keuchte der Jüngere auf, als er den ersten Finger in sich spürte. Eisige Kälte breitete sich in ihm aus, welche aber schnell durch die hitzige Erregung seines Körpers verschwand.

Vorsichtig schob Die den Zweiten in den zuckenden Körper unter ihm und begann sie leicht zu bewegen, um ihn zu weiten. Wie vorhin wimmerte der Jüngere erst, bevor er angetan aufstöhnte.

Toshiya schloss die Augen, erwartungsvoll lehnte er sich zurück in die Kissen.

Fragend sah er wenig später wieder auf, als die Finger plötzlich verschwunden waren. Dann musste er sich schmerzhaft auf die Unterlippe beißen um nicht laut aufzuschreien. Die hatte seine Erektion in ihn gedrängt und bewegte sich langsam und vorsichtig in dem verkrampften Körper des Jüngeren. Beruhigend streichelte der Rothaarige über dessen Wange.

„Verzeih…“, flüsterte er beruhigend, während er Toshiyas Beine weiter spreizte und seine Stöße einem Rhythmus anglich.

Schnell gewöhnte sich der Untere an die Heiß-Kalt-Mischung und die härter werdenden Stöße und stöhnte noch lauter. Er ließ seine Finger über den Rücken des Anderen gleiten, streichelte sie und kratzte leicht an ihr. Mit einem Ruck seiner Arme zog er Die zu sich und küsste ihn verlangend, während er sein Becken näher an das des Anderen presste.

„Ahh~…Die…“ Toshiya musste den stürmischen Kuss unterbrechen, um lustvoll aufstöhnen zu können. Das immer schneller werdende Eindringen hatte etwas in ihm getroffen, etwas das ihn blitzende Sterne sehen ließ. Keuchend bewegte sich der Rothaarige weiter in ihm, darauf bedacht diesen Punkt in Toshiya wieder zu treffen.

Nach ein paar weiteren Treffern war es um den Jüngeren geschehen (was wohl auch an Dies Hand lag, welche sich massierend um dessen Erregung gelegt hatte), er beugte den Rücken durch, stöhnte noch einmal laut auf und kam schließlich heiß in Dies Hand, während dieser sich kurz danach in dem unteren Körper ergoss.

Der Rothaarige wartete noch, bis sich der Atem der Beiden etwas beruhigt hatte, zog sich dann aus ihm zurück und drückte ihn an sich. Liebevoll streichelte er über den leicht verschwitzten Körper des Jüngeren.

„Ich liebe dich.“, flüsterte Toshiya und blickte in die glänzend braunen Augen Dies.

„Wie könntest du?“, war dessen gefragte Antwort.

„ich fürchte mich nicht vor dir…Ich liebe dich zu sehr…“

Schweigend strich Die über die weiße Haut des Anderen.

„Die?“

„Ja, ma Chère?“

„Lässt du mich von jetzt an nie mehr los?“

„Ja.“

„Warum?“

„Weil ich dich ebenfalls liebe…“
 

La troisième nuit ~ Fin
 


 

Kommentar des Autors:

Hier möchte ich darauf hinweisen, dass dieses Kapitel nicht allzu wichtig für die Story ist. Ich hatte einfach eine schöne Vorstellung von den Beiden wie sie miteinander schlafen, aber leider ist es nicht ganz dementsprechend geworden… Ich bin eben nicht so geübt in solchen Kapiteln…

Damit verabschiede ich mich fürs erste.

Vielen Dank fürs lesen.

La quatrième nuit


 

Toshiya wollte dem Anderen gerade einen Kuss auf die Lippen hauchen, aber stattdessen schrie er erschrocken auf. Die wurde plötzlich am Genick gepackt, brutal vom Bett gezerrt und gegen die Wand befördert. Der Rothaarige rappelte sich bereits wieder auf, hielt dann aber zögernd inne, als sich der Mann bedrohlich vor ihm aufbaute.

"Habe ich dich gestört?", fragte der Vampir wütend.

Der Angesprochene sah kurz an dem Größeren vorbei und stellte so fest, dass die Sonne längst untergegangen war. Und dass Toshiya panisch zitternd an die Wand gepresst dasaß.

"Sieh mich an wenn ich mit dir rede!", Grob packte der Mann den Sitzenden an den seidig roten Haaren und zog ihn zu sich.

Wieder hallte ein Schrei durch das Gebäude, nur stammte der diesmal nicht von Toshiya. Dieser konnte nur verängstigt mit ansehen, wie der Vampir Die die Faust ins Gesicht drückte und sich der Untere dabei vor Schmerzen wand. Er brauchte ein wenig, bis er erkannte dass der Mann seinem Geliebten einen silbrig glänzenden Ring ans Auge presste, aus welchem dunkles, dickes Blut quoll. Das weder der Rothaarige noch er etwas anhatten, schien den Peiniger nicht im Geringsten zu stören.

"Hör auf!!!", schrie Toshiya und als ob etwas auf diesen Satz gewartet hatte, sprang plötzlich eine kleine Gestalt aus dem Sarg neben dem Bett hervor. Es entpuppte sich als Kyo, der seine spitzen Zähne soeben in den Nacken des Mannes rammte, an dem Fleisch riss und sich an dessen Mantel festkrallte. Der Größere knurrte wütend auf, ließ von Die ab, packte den Blonden und riss ihm mit dem Silberring einen langen, tiefen Schnitt vom Hals bis zur Brust auf. Kyo prallte gegen die nächste Wand, fiel auf den Boden und blieb regungslos auf diesem liegen.

Die schaffte es währenddessen wieder aufzustehen, sein linkes Auge war fest verschlossen und noch immer lief ihm eine dicke Blutspur das Gesicht runter. "Verschwinde von hier, Toshiya! Lauf weg!", befahl der Rothaarige, obgleich er wusste dass sich der Angesprochene nicht wegbewegen würde. "LAUF WEG!!!", schrie er dann schon traurig, "Er wird dich töten!!"

Der große Vampir ging auf Die zu, doch zu dessen Glück betrat Kaoru das Zimmer und stellte sich schützend vor den Anderen.

"Lass ihn, Jian.", flüsterte der Schwarzhaarige bedrohlich.

"Wieso unterstützt du diesen Narr? Du weißt doch selbst am Besten, was deinem Liebling jetzt blüht.", gab der Andere unbeeindruckt zurück.

Während des Gesprächs schlich sich Die, der sich kurz gefragt hatte was der Größere meinte, zu Toshiya, welcher ihn sofort in die Arme schloss.

"Bitte… Toshiya, du musst gehen. Ich will dich nicht verlieren. Wenn du bleibst wirst du zweifelsohne sterben. Oder gar schlimmer…" Damit schubste er seinen Freund von sich, zog ihm schnell das Kleid über den Kopf, schlüpfte in seine Hose und zerrte ihn dann, wie eine Woche zuvor runter bis zur Haustür.

Er stieß den vollkommen verängstigten Menschen nach draußen.

"Verzeih mir bitte… Ich werde dir das alles erklären, wenn es an der Zeit dafür ist… Jetzt lauf!", erklärte Die und schloss die Tür. Erst jetzt fühlte er wie Tränen sich mit dem Blut vermischten und in langen Bahnen seine Wangen hinab rannen. Sie würden Toshiya jetzt nicht folgen… Nein, zuerst kümmerten sie sich um ihn, da war er sich sicher.

Es war seine Schuld. Warum konnte er nicht einfach wieder ein Mensch sein… Warum nur…

"Die!"

Der Angesprochene sah auf, vor ihm baute sich eine Reihe wütend dreinblickender Vampire auf. Schnell wischte er sich die Flüssigkeiten aus dem Gesicht.

"Wie kannst du unsere stolze Rasse so hintergehen?" Die Frage des Ältesten war mehr geknurrt als gesprochen. Der Rothaarige schluckte, als er Kaoru bemerkte, der mit gesenktem Kopf hinter dem Ältesten stand. Eine lange, blutige Narbe zog sich über dessen Wange.

"Bitte verzeiht mir, Herr. Ich bin mir meiner Schuld bewusst." Gehorsam kniete er sich vor den Mann.

"Du wirst ihn nie wieder sehen. Ich denke in solch einer Situation ist dies die wirksamste Strafe." Damit drehte sich der Älteste um und ließ den Jungen in der Einganshalle zurück, die Anderen folgten ihm. Alle außer Kaoru.

Dieser legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihn tröstend an. Wieder rannen dem Rothaarigen Tränen über die Wangen.

"Sorge dich nicht… Kyo ist bereits auf dem Weg zu ihm, er wird auf ihn achten.", sagte der Ältere beruhigend.

"Kyo…? Aber er…" Verwundert sah Die zu ihm hoch.

"Nun, er ist wahrlich ein talentierter Schauspieler. Besonders im Tot stellen." Kaoru lächelte und streichelte Die.

"Erst einmal sollten wir uns um dich sorgen."

"…" Die kalten Finger des Älteren strichen sanft über Dies Wangen, wischten ihm so das blutige Salzwasser von der weißen Haut.
 

Keuchend rannte Toshiya durch den finsteren Wald.

Warum? Warum nur musste das passieren? Was wird nun aus Die? Seinem Die? Tränen schossen ihm in die Augen und rannen schließlich unaufhaltsam über seine Wangen. Weinend hastete er weiter, obwohl seine Lungen zu versagen drohten.

Erschrocken und verängstigt schrie Toshiya auf und blieb schlagartig stehen, als etwas flinkes plötzlich vor seine Füße sprang.

"Kyo??" Der Größere zögerte, bevor er langsam auf die blonde Gestalt zuging. "Du…lebst?"

Der Kleine stand auf, blieb aber in einigem Abstand zu dem Anderen und wich ihm aus. Seine dunklen, blitzenden Augen musterten ihn auffordernd. Auch Kyo hatte eine Verletzung davon getragen, wie Toshiya bemerkte. Eine lange, blutige Narbe verlief über den Kehlkopf bis zur Brust.

"Sh-…Shinya…", sagte der Blonde stockend, es schien ihm schwer zufallen richtig zu sprechen, der Mann hatte ihm wohl die Stimmbänder zerrissen.

"Shinya? Du willst zu ihm, oder?" Aufgeregt streckte der Größere seine Hand nach dem Kleinen aus. "Komm, ich bring dich zu ihm!", fügte er leiser hinzu. Kyos Zustand war seine Schuld…Aber… was würden sie dann erst Die antun…?

Der Blonde blieb regungslos stehen, wartete darauf dass Toshiya vorging. Es dauerte zwar etwas, aber schließlich zog der Größere die Hand zurück und lief zögernd weiter. Der Kleine folgte sofort dem schneller werdenden Anderen.

"Tut mir Leid für alles was ich getan habe…"
 

"Kyo! Oh, ich bin ja so froh!" Gleich nachdem Toshiya und Kyo die Black Queen betraten, rannte ein überglücklicher und erleichterter Shinya zu dem Blonden und drückte ihn heftig an sich. Die Narbe konnte er nicht sehen, da der Andere dem Kleinen vorher eine Schleife umgebunden hatte, die das Hemd zusammenhielt und die Haut bis zum Hals bedeckte. "Du bist ja ganz kalt!" Eigentlich wollte er den Vermissten etwas wegschieben und begutachten, aber er konnte nicht, denn Kyo hatte seine Arme um ihn geschlungen.

"Ich… bin auch sehr froh…" Lächelnd streichelte Shinya über den Rücken des Blonden. "Aber wie hast du ihn gefunden?"

"Erklär ich dir später…", antwortete Toshiya leise. Er drehte sich in Richtung des finsteren Waldes, besorgt musterte er die schwarzen, bedrohlich wirkenden Schatten. Ob es Die gut ging…?

"Kommt rein, ihr seht beide nicht sehr gesund aus…" Shinya griff nach Toshiyas Arm, zog ihn mit sich und platzierte die Beiden vor dem wärme ausströmenden Kamin. "Ich hol euch was warmes zu trinken.", fügte dieser noch hinzu, bevor er in Richtung Küche wuselte.

Der Schwarzhaarige zog die Beine an, schlang die Arme um diese und legte seinen Kopf auf die Knie. Ein leichtes Ziehen machte sich in seinen Oberschenkeln bemerkbar. Erst die kleine, eiskalte Hand, die kurz über seine Schulter strich, ließ ihn wieder auf sehen und die glänzend braunen Augen neben ihm betrachten. Augen die ihm das Gefühl gaben, dass alles in Ordnung war.

"Hier." Mittlerweile stand Shinya hinter ihnen, stellte das Tablette, auf dem sich eine dampfende Kanne sowie zwei Tassen befanden, zwischen die Beiden und setzte sich.

Toshiya griff zögernd nach einer der Tassen und nahm einen kleinen Schluck, während Kyo regungslos dasaß, den Blick auf das prasselnde Feuer gerichtet.

"Jetzt erzähl doch schon… Wo hast du ihn gefunden?", fragte Shinya leise, um nicht aufdringlich zu wirken.

"Der junge Herr hat ihn gefunden, nicht ich… er hat ihn… wiedergebracht…", war die geflüsterte Antwort.

"Dann muss ich mich bei ihm bedanken.", sagte der Jüngere entschlossen, wobei er Toshiya auffordernd musterte.

"Nein…musst du nicht.", widersprach der Schwarzblauhaarige schnell.

"Aber wieso nicht?" Shinya zog eine Braue nach oben, während er fragend den Anderen ansah.

"Darum.", erwiderte Toshiya bestimmt und wandte sich von ihm ab.

Der Jüngere schwieg, er verstand einfach nicht warum Toshiya nicht darüber reden wollte, aber er wurde schnell abgelenkt. Von Kyo, der sich auf den Boden legte, sich zusammenrollte und weiter in das flackernde Feuer starrte.

"Geht’s dir nicht gut? Du bist so… blass…" Besorgt streckte Shinya die Hand nach dem kleinen Blonden aus, zog sie aber sofort wieder zurück, als er dieser den Kopf hob. Der Langhaarige erschrak förmlich bei dem Blick den Kyo ihm zuwarf. Seine Augen schienen den Glanz verloren zu haben, sie waren leer. Tot. Die Augen eines Toten…, schoss es Shinya durch den Kopf. Doch dann bemerkte er das aufmunternde aufleuchten in ihnen, und lächelte glücklich.

"Shinya? Wir sollten schlafen gehen." Damit zog er den Jüngeren auf die Beine. "Kyo, kommst du auch?" Eigentlich hätte er ihn gar nicht fragen müssen, denn sofort als Toshiya Shinyas Hand nahm, war dieser aufgesprungen und bedachte den Größeren mit einem warnenden Blick.

"Ähm, geh schon mal vor, ja? Ich muss ihm noch was sagen…" Nur widerwillig ließ sich Shinya außer Hörweite schieben, schmollend stapfte er die Treppen hoch. Sobald dieser außer Sicht war, packte Toshiya den Blonden und sah ihn flehend an.

"Du weißt doch sicher wie wir Die retten können? Bitte hilf mir… ich ertrage den Gedanken nicht, ihn bei diesen Monstern zu lassen…" Als Antwort bekam der Größere ein kurzes Nicken, dann drehte sich der Blonde um und stieg seinerseits die Treppen nach oben.
 

Regungslos lag Toshiya in dem warmen Bett neben Shinya und lauschte dessen ruhigen Atem. Gegenüber den Beiden hockte der kleine Blonde, die blitzenden Augen auf Shinya gerichtet.

Der Größere konnte, wie Kyo scheinbar, nicht schlafen, viel zu sehr quälte ihn die Unwissenheit über Dies Verbleib. Sorge und die schmerzende Erinnerung an das Geschehene ließen ihn leise schluchzen. Seinem Rothaarigen durfte einfach nichts passieren, das würde er nicht verkraften…

Toshiya sah fragend auf, als Kyo plötzlich vom Boden aufsprang und schnell zum Fenster huschte, um neugierig nach draußen zu sehen. Ein freudiges blitzen durchzuckte die braunen Augen des Blonden, bevor er das Fenster aufzog und ein paar Schritte zurückging.

"Was? Wer bist du??", schrie dieser die Gestalt ängstlich an und wich zurück.

"Fürchte dich nicht und vor allem schrei nicht so…" Amüsiert lächelte der Vampir, der sich als Kaoru herausstellte und drehte sich wieder dem Fenster zu. "Die, nach dir wird verlangt, düngt mir. Mich möchte dein junger Herr nicht sehen, obgleich ich dir zur Flucht verhalf.", fügte er lachend hinzu. Entschuldigend senkte Toshiya den Kopf, da Kaoru sich kurz über die Narbe auf seiner Wange strich.

Als hätte der Angesprochene auf so eine Aufforderung gewartet, sprang er auch schon in das Zimmer, stürmte übereilt zu Toshiya und drückte ihn heftig an sich.

"Oh… ich hab mir solche Sorgen gemacht…" Erschrocken stoppte Toshiya, er sah den Rothaarigen besorgt an und strich sanft über dessen notdürftig verbundenes Auge.

"Sorge dich nicht…. Es verheilt bereits." Lächelnd drückte er seinen Geliebten an sich.

"Toshiya… Was?"

Die Vier sahen zu dem jungen, langhaarigen Mann, der sich aufgesetzt hatte und nun die Besucher misstrauisch musterte.

"Das sind Die und…", begann der Schwarzblauhaarige, brach ab und sah fragend zu dem Ältesten der Fünf.

"Kaoru.", sagte dieser knapp, wandte sich Kyo zu und strich ihm kurz durch das wuschelige, blonde Haar. "Wir sind hier um euch Beide mitzunehmen. Hier seit ihr nicht länger sicher.", fügte er nach einer Pause hinzu.

Protestierend schüttelte der Kleine den Kopf, tappste schnell zu Shinya und griff nach dessen Hand. Dieser sah nur verwirrt von Kyo zu Kaoru.

"Junge… es ist schon schwer genug uns heil in die nächste Stadt zu bringen. Hier ist er sicherer.", erklärte Kaoru ruhig, was den Blonden aber nur dazu brachte sich eng an den Anderen zu drücken, "Gut! Dann nimm ihn mit! Aber denk nicht dass ich ihn nun auch noch schütze!" Leicht verstimmt lehnte sich der Mann an die Wand und verschränkte die Arme.

Wieder nickte der Blonde schnell, worauf Kaoru nur missmutig wegsah.

"Wir sollten jetzt gehen… bis morgen Nacht müssen wir im nächstgelegenen Dorf sein." Die stand auf, wobei er Toshiya sanft aus dem Bett hob.

"Ja…", murmelte der Ältere und sah besorgt in den schwarzen Himmel, während er sich von der Wand abstieß.

"Warum? Was soll das ganze eigentlich?", wollte Shinya verwirrt wissen und ließ sich von Kyo aus dem Bett ziehen.

"Du wirst noch früh genug erfahren weshalb wir in Eile sind." Kaoru hob den Jüngsten hoch, sprang aus dem Fenster, setzte ihn auf dem Boden ab und wartete ungeduldig auf die Anderen.

Kyo folgte als Erster, wohl aus Angst Kaoru könnte sich an Shinya ranmachen, dann landete auch Die, mit Toshiya in den Armen, neben den Dreien.

"Nun kommt, es ist noch ein langer Weg…", mahnte Kaoru und lief voraus in den Wald.

"Ähm, Kaoru…?", fragte Die, der mittlerweile direkt neben den Angesprochenen rannte.

"Ja?", fragte dieser darauf, den Blick weiter gerade ausgerichtet.

"Was… meinte Jian mit…das du es doch am besten weißt…?"

Doch Kaoru antwortete nicht, sondern lief schweigend weiter.
 

La quatrième nuit ~ Fin
 


 

Kommentar des Autors:

Hm, ich weiß nicht recht was ich noch hinzufügen soll…

Ah, ich hoffe das hier wird nicht auch ein Adult- Kapitel, wegen der ’Brutalität’. Die FF einer Freundin wurde auch aus so einem Grund zu einem Adu- Kap…

Danke fürs lesen.

Bis zum nächsten Chap.

La cinquième nuit


 

Stille herrschte in dem kleinen, ärmlichen Zimmer. Die Sonne des Tages wurde durch dicke, staubige Vorhänge zurückgehalten, wodurch nur schattenhaftes Licht auf den Boden fiel.

In dem einzigen Bett lagen zwei Männer, die man wohl eher für Frauen gehalten hätte, und schliefen dicht aneinandergekuschelt. Am Fußende lag ein kleinerer Blonder zusammengerollt, den Kopf auf dem von ihm zusammengerollten kleinen Teppich gebettet. Links neben dem Fenster stand ein großer Rothaariger und starrte unentwegt auf seinen Liebsten, dessen schwarzblaues Haar etwas wirr in das Gesicht hing.

"Du solltest endlich schlafen.", murmelte der Mann gegenüber, er saß in einem alten Lehnstuhl und hatte die Augen geschlossen.

"Ich kann aber nicht.", flüsterte Die so leise als fürchtete er seinen Schatz aufzuwecken.

"Ruh dich aus. Noch heute Nacht müssen wir weiter, und das sobald die Sonne untergegangen ist. Nach Nahrung sollten wir ebenfalls suchen." Auch Kaoru sprach leise und ruhig, seine Augen öffneten sich einen Spalt und er blickte angewidert zu den Vorhängen, durch welche das fahle Licht sickerte. "Und geh doch bitte von dem Fenster weg…"

"Warum? Ich mag es hier." Am liebsten würde er jetzt den Vorhang zur Seite schieben und sich in die Sonne stellen. Diese strahlende Wärme vermisste er sosehr… Wäre er doch noch ein Sterblicher, dann müsste auch Toshiya nicht so leiden…

"Verzeih mir."

"Was?" Die sah von dem Fenster zu Kaoru, der die Augen nun vollkommen öffnete und ihn ernst musterte.

"Ich weiß dass du unter deiner Situation leidest. Ich bin der Urheber für dieses Leid, dafür möchte ich mich entschuldigen." Der Ältere setzte sich leicht auf, sein Blick wurde traurig und er senkte ihn langsam.

"Es ist nicht deine Schuld." Der Rothaarige ging auf seinen Freund zu und kniete sich vor diesen. "Bitte tu dir nicht solch ein Unrecht… wärst du nicht gewesen, hätte ich meinen Liebling doch niemals getroffen. Dafür würde ich dich jetzt hassen." Liebevoll lächelte er den Sitzenden an.

"Danke.", flüsterte Kaoru und erwiderte das freundliche Lächeln, "Und…was wird nun mit dem Abendessen?"

"Sobald die Sonne untergegangen ist weckst du Kyo…dann geh mit ihm essen. Ich habe zu tun…" Während dem reden richtete sich sein Blick lüstern auf den Körper des Schwarzblauhaarigen.

"Und Shinya?" Kaoru rutschte wieder tiefer in den Sessel und döste halbwegs.

"Denkst du etwa der Junge würde sein Eigentum allein bei mir lassen?"

"Ah, ich vergas… Wir haben ja noch ein Pärchen in der Runde…" Damit breitete sich erneut Stille in dem Raum aus, welche diesmal nicht allzu schnell wieder gebrochen wurde.

„Kaoru?“, fragte der Jüngere schließlich leise, er hatte sich wieder an die Wand neben dem Fenster gelehnt und sah zögernd zu dem Angesprochenen.

„...Ich weiß was du erfahren möchtest, doch eine Antwort wirst du nicht bekommen. Du magst zwar mein Liebling sein, wie du weißt, aber trotzdem gibt es Dinge die ich dir nicht eröffnen will. Und so ist es auch besser. Also frag nicht.“ Damit endete Kaoru, die Augen waren noch immer geschlossen und in seiner Stimme schwang ein endgültiger Unterton mit.

„...“ Schweigend senkte Die den Blick, das Kaoru ihm scheinbar nicht vertraute missfiel ihm.

„Bitte sei nicht böse. Aber es gibt eben Dinge, die du nicht verstehen würdest und die nur Unglück bringen würden.“, versuchte der Ältere den Anderen zu beschwichtigen.

Der Vampir musste lächeln, als er Dies leises murren hörte, er schmollte.

„Jetzt schlaf schon endlich. Wir müssen sobald die Sonne untergegangen ist weiter, und du hast seit gestern nichts mehr `gegessen’.“ Der Ältere rutschte wieder ein Stück nach oben, während er seinen Schützling besorgt musterte.

„Ist schon gut.“ War die kurze Antwort Dies.

„Die, du musst trinken, ansonsten steht es schlecht um dich!“ Kaorus Stimme nahm etwas befehlendes an.

„Das ist allein meine Sache! Ich will eben nicht! Schreib mir nicht vor, was ich tun und lassen soll!“ Wütend machte er einen Schritt auf den Älteren zu und funkelte ihn drohend an, das Shinya, Toshiya und Kyo durch den Lärm aufwachten bemerkte er gar nicht. Auch nicht, wie erschrocken die beiden menschlichen Jungen ihn ansahen.

„Wag es nicht mir zu drohen!“ Der Lilahaarige starrte den Anderen böse von unten her an. „Ich werde dich nicht einfach sterben lassen, nur weil du so dumm bist und dich in ein Menschending verliebst.“ Seine Stimme wurde wieder leiser, drohender.

„Nenn ihn nicht Menschending und außerdem geht dich das überhaupt nichts an! Geh doch zurück zu deinen kleinen Clan Freunden, ich schaff das auch allein!!“ Damit schritt er noch ein Stück auf ihn zu, bevor er dem Anderen einen abschätzigen Blick zuwarf, wütend aus dem Zimmer stapfte und die Tür hinter sich zuschlug.

Doch Kaoru blickte ihm nur unbeeindruckt hinterher, bevor er sich zu den drei Anderen wandte. „Bitte verzeiht, das ihr das mit ansehen musstet. Das alles erregt ihn zu sehr.“

(Anm. nicht wörtlich nehmen!^^° Erregt im Sinne von nervös/ aufgeregt.)

Ohne weiter darauf zu hören, was Kaoru noch zu sagen haben könnte, sprang Toshiya vom Bett auf und lief zur Tür, wurde aber von dem Älteren aufgehalten.

„Lass ihn. Noch ist Tag, er kommt ohnehin nicht weit.“, versuchte er den Jungen zu beruhigen.

„Aber-!“ Verzweifelt wollte er sich losreißen, doch der Andere war stärker, er konnte sich überhaupt nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass Die, SEIN Die, einfach wegläuft. Noch dazu wenn diese Wahnsinnigen hinter ihnen her sind.

„Ihm wird nichts passieren, glaub mir, allein wird er dich nicht zurücklassen.“ Sanft bugsierte er den Jüngeren zurück zum Bett. Shinya beobachtete die Beiden schweigend, während sich Kyo langsam neben diesem niederließ.

„Und wenn...ihm doch was zustößt...?“ Toshiya schluckte. Allein wenn er daran dachte was dieser Kerl mit Die gemacht hatte, stiegen ihm die Tränen hoch.

„Hm, gut. Kyo, geh ihn suchen.“ Entschied Kaoru, um Toshiya wenigstens etwas Sicherheit zu geben.

Der angesprochene Blonde starrte seinen `Herren` leicht verärgert an, stand dann murrend auf und schritt langsam zu dem Älteren. „Na, immerhin muss ich bei dir nicht befürchten angeschrieen zu werden.“ Freundlich lächelte er den Blonden an, doch dieser starrte nur missmutig zurück, jetzt war Shinya schon mal bei ihm und da scheuchte ihn dieser Kerl wieder weg! Kyo knurrte, setzte einen `Wehe du fasst ihn an` - Blick auf und verließ daraufhin das Zimmer, nicht ohne die Tür noch zu zuknallen.

„Ich hoffe, keiner von euch wird noch laut wegen mir...Scheinbar lehnen sich alle gegen mich auf.“ Kaoru lächelte gequält.

„Streitet ihr euch öfters?“, fragte Shinya vollkommen ruhig, auch wenn er noch immer leicht erschreckt von dem Umgangston Kaorus war.

„Ja, das ist wohl unausweichlich. Ich brauche Gesellschaft, doch er... na ja, wir sind zu verschieden.“ Kaoru drehte sich von der Tür weg, ging gemächlich zu seinem Sessel zurück und setzte sich wieder in diesen. „Wirklich bedauernswert.“

Toshiya, der noch immer an der Wand stand, warf dem Älteren böse Blicke zu. Wie konnte der jetzt von so etwas reden? Ganz als ob...

„Keine Sorge, da ist nichts mehr zwischen uns.“ Versöhnlich sah er den Schwarzblauhaarigen an, er schien schon zu spüren was in dem Kopf des Jungen vor ging.

Dieser aber setzte sich ohne weitere Worte auf das Bett, Kaoru stur ignorierend.
 

Gemächlich tapste der kleine Blonde durch die heruntergekommene Herberge. Die Wände bröckelten bereits teilweise und die Vorhänge, die Kaoru wohl vorher noch vorsorglich zugezogen hatte, ließen bereits einzelne dicke Sonnestrahlen hindurch. Im unteren Stockwerk schien eine Art Gelage zu sein, denn als er die knarrende Treppe im dritten Stock betrat, konnte er schon lautes Gelächter und das aneinander schlagen von Gläsern hören. Und das zu dieser Tageszeit. Als hätten die nichts anderes zu tun. Aber das ging ihn schließlich nichts an, er wollte ohnehin nur Die finden und dann endlich zurück zu seinem Shinya. Das blöde war nur, das er den Besagten bis jetzt nicht gefunden hatte. Jetzt konnte er nur noch in der Bar des Gasthofs sein.

Etwas widerwillig schritt er durch den heißen, lauten und bereits leicht vernebelten großen Raum. Es stank zu allem übel auch noch widerlich.

Als er schließlich die ganze Bar durchquert , und sich nochmals genau umgesehen hatte resignierte er seufzend. Kein Die. Wo war der denn bloß? Fragen konnte er auch niemanden. Was mit seiner Stimme eigentlich los war verstand er auch nicht.

„Suchst du vielleicht mich?“, flüsterte eine ruhige Stimme hinter ihm, worauf der Kleine sich umdrehte und schweigend den Rothaarigen ansah, „Kaoru hat dich geschickt, nicht wahr?“ Die lächelte schwach.

Kyo nickte gar nicht erst. Starrte den Anderen nur wütend an. Da suchte er den Typ extra, nur um von dem gefunden zu werden? Da hätte er auch bei Shinya bleiben können. Mit der Hand wies der Blonde zur Treppe, wollte damit sagen, dass der Andere gefälligst wieder zu den Anderen gehen sollte.

„... Ich werde abhauen. Ich Toshiya, alleine. Verstehst du? Du wirst Kaoru kein Wort sagen!“, erklärte Die in einem halb befehlendem, halb bettelnden Tonfall.

Doch Kyo schüttelte nur schnell den Kopf, griff nach der Hand des Rothaarigen und wollte ihn in Richtung Treppe ziehen. Steif blieb der Andere stehen, zog den Kleinen zurück, da er doch um einiges stärker war.

„Bitte.“ Die begann ruhig auf den Kleinen einzureden, sah ihn traurig an. „Wegen meiner Dummheit, haben sie dir die Stimme genommen, ich möchte euch nicht noch mehr Schmerzen zufügen...“

Doch wieder schüttelte der Kleine den Kopf, diesmal langsamer und zog bettelnd nach der Hand des Anderen. Er wusste, das wenn Die mit Toshiya ging, würde Shinya vor Sorge sterben und das war das letzte das dieser wollte.

Die sah flehend zu dem Kleinen, zog seine Hand erneut zurück, machte einen Schritt nach hinten und legte langsam einen abweisenden Gesichtsausdruck auf.

Kyo wurde wütend, drohend sah er den Anderen an, er begann schneller und tiefer zu atmen.

„N...Nei...Nein!!!!“, brüllte ihn der Blonde an, schlug nach ihm, in dessen geschocktes Gesicht.

Die war allein von Kyos kraftvoller Stimme erschrocken, aber als dieser ihm auch noch ein harten Schlag auf seine Wange verpasste, konnte er nur noch mit aufgerissenen Augen den Anderen anstarren.

„NEIN!!!“, schrie der Kleine erneut, scheinbar angespornt dadurch seine Stimme endlich wieder zu hören, und das auch noch mit einem solchen Volumen.

Es wunderte keinen der Beiden, das plötzlich das Lokal verstummt war und wenig später auch Kaoru, Shinya und Toshiya überrascht die Treppe herunter hasteten.

„Kyo! Was ist denn?“ Als Shinya bei seinem Kleinen ankam, schloss er beruhigend die Arme um diesen, denn dieser brüllte den Rothaarigen ohne Pause an ( er konnte zwar lediglich Nein sagen, aber das störte ihn in dem Moment wenig), wobei er immer wieder nach diesem Schlug. „Ist ja gut...“, versuchte er den Blonden zu beruhigen, was auch gelang, denn Kyo hörte auf aufgebracht herum zu schreien, drückte sich stattdessen eng an den Größeren.

„Die! Redest du ihm nun auch deine Überzeugungen ein?“ Auch Kaoru wurde langsam wütend, schritt drohend auf seinen Schützling zu.

„Nein...das.. ich habe ihm nichts eingeredet.“, gab dieser nur ausweichend zurück. Hätte er gewusst das Kyo so ausrasten würde, dann... wäre er einfach ohne etwas zu sagen mit Toshiya weggelaufen. Er hoffte nur, das der Kleine, solang er noch hier war, nicht wieder begann richtig zu reden, und den Anderen erzählen zu können was er vorhatte.

„Die, was war denn los?“ Fragend lief Toshiya zu ihm, fiel ihm in die Arme und blickte seinen Freund an.

Die Musik des Lokals fing längst wieder an, niemand interessierte sich noch für die Gruppe von Menschen, die scheinbar etwas wichtiges zu besprechen hatten.

„Ähm... nichts...reg dich nicht auf, ja?“ Liebevoll streichelte er den Anderen, drückte ihn sanft an sich.

„Was hast du ihm gesagt?“ Langsam beruhigte sich Kaoru wieder. Besorgt sah er den Rothaarigen an. „Du wolltest einfach weglaufen, nicht war?“

„Es tut mir Leid... aber... wegen mir müsst ihr so ein Leid durchstehen. Ich will das nicht.“ Er senkte den Kopf. Genau deswegen wollte er es im Stillen machen. Kurz sah er zu Kyo, warf ihm einen wütenden Blick zu, den dieser knurrend erwiderte.

„Die, du kannst nicht einfach abhauen. Was glaubst du bringt das? Sie werden dich und Toshiya fangen und umbringen. Ich... mag Toshiya wirklich. Und ich will nicht das euch irgendetwas zustößt.“, erklärte Kaoru ruhig.

„Aber...wo sollen wir überhupt hin? Kannst du mir das sagen?“ Noch immer war er unsicher.

„Ich kenne da jemanden. Aber er wohnt weit weg... Es dauert bis wir ihn erreichen, und ich muss ihm Bescheid geben.“ Er lächelte aufmunternd, legte Die eine Hand auf die Schulter.

„Ach? Wirklich?“

„Mach dir keine Sorgen. Und jetzt schläfst du bitte. Das Heißt ihr alle. Sobald die Sonne untergeht müssen wir weiter gehen.“ Wieder lächelte Kaoru, schob Die dann streng die Treppen nach oben, merkte wie die Anderem ihm brav folgten.
 

Murrend stolperte Toshiya über die vielen Wurzeln. Wie Kaoru gesagt hatte, hetzte er sie gerade durch den Wald auf der Suche nach diesem kleinen Dorf, von dem er überzeugt war, das es sich ganz in der Nähe befand.

Kurzerhand wurde er von Die gepackt und hochgehoben, worauf er leise auffiepste. Kurz darauf spürte Toshiya wie sein Liebster seine Lippen auf die des Anderen presste.

„Die.“, kam es dann warnend von dem Ältesten, der vor den Vieren lief, „Dafür hast du Tagsüber auch noch Zeit.“

„Jaja...“, grummelte der nur mürrisch, entlockte Toshiya dadurch ein verzücktes Kichern.

„Na, wie redest du mit mir?“

Die wunderte sich wirklich, wie der Ältere den Kopf wenden konnte, ihn angrinsen und gleichzeitig elegant weiterrennen konnte, ohne irgendwo direkt in einen Baum, oder schlimmeres, zu rennen. Stattdessen hüpfte er dabei noch leichtfüßig über eine Wurzel.

„Tse!“ Der Rothaarige schloss einmal genervt die Augen. Schon knallte ein Ast in direkt die Gesichtshälfte, die nicht von Toshiyas Körper bedeckt wurde. War ja klar.

„Wie weit denn noch?“, kam es keuchend von hinten.

Kaoru blieb nur widerwillig stehen, denn Kyos lautes Knurren nahm eine wütende Tonlage an. (Der Blonde konnte noch immer nur das eine Wort sagen) Shinya stand gebückt da, die Hände auf die Knie gestützt und atmete heftig ein und aus.

Auch der Ältere sog scharf die Luft ein, verkniff sich das Kommentar. Denn dann hätte der Blonde zweifellos einen Anfall bekommen. Und so ließ er den Kopf sinken, ging zu Shinya und hob ihn in seine Arme, was mit einem eifersüchtigen Murren seitens des Kleineren belohnt wurde.

„Sei still. Wir müssen wirklich vor dem Morgengrauen ankommen. Und der lässt nicht mehr lange auf sich warten...“ Damit drehte er sich wieder weg, rannte los, ohne darauf zu achten, ob die Anderen ihm folgten. Er wusste es schließlich. Die folgte ihm, weil sich Kyo plötzlich hinter ihm befand, und dieser ihn sofort verpfeifen würde, wobei der natürlich bei Shinya bleiben wollte, und brav hinter ihnen herlief. Im Gegensatz zu Toshiya hatte die Gesichtsfarbe des anderen Menschen einen ungewöhnlichen Rotton angenommen. Denn ihm war das unendlich peinlich. Aber einen anderen Weg gab es nicht. Und nebenbei fand er es irgendwie süß, wie Kyo murrend hinter ihnen herlief, Kaorus Rücken eifersüchtig anstarrte.

„Ah, da ist es!“, rief der Älteste plötzlich fröhlich, beschleunigte seinen Lauf, wobei Die genervt aufstöhnte, der Blonde erst mal Luft holte, um möglichst Laut seinen Widerwillen kundzutun.

Keine Fünf Minuten später betraten sie erschöpft das erste Hotel (die eher einer verendeten Herberge glich), kaum hatte Kaoru sein `Gepäck` abgesetzt, stürmte auch schon der Wirt dem Mann entgegen, zog ihn in eine freundschaftliche Umarmung, welche der Andere natürlich herzlich erwiderte.

„Kaoru! Mein Freund!“, freute sich der etwas ältere Herr, lächelte kurz darauf zu Die rüber, „Und die kleine Hexe. Aber sag mal, wer sind denn deine Gäste?“ Er grinste den Rothaarigen an, der nur ein „Hmpf!“ von sich gab.

„Ah, das sind... Freunde von mir.“ Kaoru lächelte, löste sich wieder von seinem alten Freund. „Ich hätte eine Bitte an dich...“

„Aber natürlich!“, wurde er sofort unterbrochen, „Zimmer sind für dich und deine Freunde sind immer frei, und Wein haben wir selbstredend auch noch. Aber jetzt stell mir doch deine Freunde vor.“

Am liebsten hätte Die ihm den Hals umgedreht. Denn ihm entging nicht, wie der Alte Toshiya prüfend ansah.

„Ah, Chagal, die jungen Herren hier sind Toshiya, Dies Eigentum.“ Er sah ihn warnend an. „Kyo, ein kleiner Schützling Dies und dessen Shinya.“, stellte er sie kurz vor, wobei ihn Chagal bereits zu einem Tisch zerrte und ihn auf den nächstbesten Stuhl ablud.

„Nun gut, ich bringe euch Nahrung und Wein.“ Kurz darauf verschwand er auch schon in der Küche.

„Ahm... woher kennt ihr den denn?“, fragte Toshiya, der dem Mann nur verwirrt ansah.

„Genau weiß ich das auch nicht... nur das er eine lange Bekanntschaft von Kaoru ist.“, gab Die zurück, schaute zu Kaoru, „Aber das ist nicht der, den du meintest, oder?“

Der grinste leicht. „Aber nein... du weißt doch, das er uns nicht einen Tag beschützen könnte. Aber Pause muss sein, wenn wir nicht in der Sonne sterben wollen.“

„Dann ist er ein Mensch?“, kam es neugierig von dem Jüngeren, der sich gerade eng an Die drückte, nachdem sich beide gesetzt hatten.

„Natürlich nicht. Ich habe viele Menschliche Bekannte... ist leichter manchmal...“ Kao lächelte gequält.

„Hm?“

„Bei ihnen kann ich Tagsüber sicher verweilen.“, fügte er noch hinzu, „Mich stärken und des Nachts weiter reisen.“

„Ah...“ Kurz darauf gähnte Toshiya herzhaft, streckte sich auf dem Stuhl, bevor er sich wieder an den Rothaarigen lehnte. „Und warum nennt er dich Hexe?“ Mit seinen großen Augen musterte er seine Lehne.

„... Lauf niemals im Rock vor ihm rum, wenn du rote Haare hast.“, gab der knapp zurück, strich durch das weiche blauschwarze Haar des Anderen.

„Okay~.“ Er lächelte, gab seinem Freund einen lieben Kuss. „Könnten wir jetzt schlafen gehen? Ich bin so müde...“ Träge lehnte er sich an seien Rotschopf, schloss die Augen.

„Aber gerne, Chéri.“ Damit hob Die den Anderen hoch, ging ohne auf Kaorus Gesichtsausdruck zu achten die Treppen hinauf. Sofort lief eine hübsche Magd ihnen nach, überholte sie schließlich und zeigte ihnen höflich das Zimmer.

„Seid doch so lieb und folgt ihnen.“ Kaoru lächelte Shinya bittend an. „Ich denke Die hat seine kühne Idee noch nicht verworfen, ich aber möchte noch etwas hier bleiben.“

Der Angesprochene nickte. „Gerne. Auch wenn ich ebenfalls müde bin... Aber ich lege einfach Kyo vor die Tür, der merkt es sicher wenn die zwei abhauen wollen.“, fügte er grinsend hinzu.

„Und macht sie Fluchtunfähig.“ Kaoru nickte lächelnd. „Ich versuche mich zu beeilen.“

„Okay. Gute Nacht.“ Shinya erhob sich, worauf Kyo sofort aufsprang und ihm nachlief, seine Hand griff und sich etwas größer machte.

Wie niedlich..., schoss es Kaoru durch den Kopf. Doch kurz nachdem die Beiden verschwunden waren erstarb sein Lächeln.

„Also, was ist los?“, fragte Chagal in einer freundschaftlichen Tonlage, stellte eine Weinflasche, sowie Gläser auf den Tisch, setzte sich dann neben seinen alten Freund.

„Nichts läuft wie es sollte...“, gab der Andere knapp zurück, fuhr sich mit der Hand durch die langen Haare.

Der lächelte leicht. „Möchtest du, das Magda dir wieder die Haare flechtet?“ Er versuchte den anderen wenigstens ein wenig abzulenken, bevor er weiterfragen würde.

„Sehr gerne... Schließlich ist sie die Beste darin.“ Er rang sich ein Lächeln ab. „Danke, das wir bei dir bleiben können.“

„Bitte, bitte, mein Freund. Und jetzt sag mir doch mal, was dich so zur Eile antreibt.“ Der Wirt schenkte Wein in beide Gläser ein, winkte dann das junge Mädchen, welches gerade die Treppen wieder hinunterkam, zu sich. Sie nickte, verschwand in eine kleine Kammer und kam kurz darauf mit einem Kamm zurück, setzte sich dann hinter Kaoru und begann leicht die Verflechtung in dessen Haaren zu lösen, um sie wieder ordentlich zu machen.

„Ach... Die liebt diesen Menschenjungen...“, fing er schließlich an, setzte sich gerade hin, um es Magda leichter zu machen ihn zu kämmen., „Und... jetzt geht eben alles nur erdenkliche schief. Ich bin ohnehin schon froh, das wir es bis hier her geschafft haben.“ Er nahm einen Schluck von dem Wein, seufzte dann. „Mal davon abgesehen bin ich durstig. Den Beiden geht es sicher nicht anders. Und unsere menschlichen Gäste haben sicher Hunger.“ Kaoru atmete durch, fuhr sich durch seine Haare, worauf er von Magda ein missbilligendes Murren erhielt.

„Das ist wahrlich eine dumme Situation. Und was hast du jetzt vor?“ Chagal drehte sich während der Frage nach hinten, winkte eine weitere Magd zu sich, flüsterte etwas und schickte sie aus der Schänke.

„Wir müssen es bis zum Schloss schaffen.“, gab der knapp zurück. Er hatte das Wort Blut vorhin heraushören können, jetzt saß er angespannt und noch hungriger auf dem Stuhl, die wachen Augen auf die Tür gerichtet.

„Da habt ihr noch einen langen Weg vor euch.“ Er nickte. Kurz darauf kam das Mädchen wieder, ein kräftiger junger Mann folgte ihr, schenkte Kaoru ein freundliches Lächeln.

„Wie geht es euch?“, fragte er höflich, setzte sich neben den Kleineren und hielt ihm einladend sein Handgelenk hin. „Ich habe schon so lange nicht mehr geträumt.“, fügte er mit einem vielsagenden Blick hinzu, lächelte wieder.

„Hm, es lässt sich ertragen.“, antwortetet er, legte seine Hand auf den Unterarm der ihm angeboten wurde, drückte diesen zurück auf den Tisch.

„Ah, bitte Kaoru. Jeder der hier ist, ist informiert über dich. Du musst dich nicht zurückhalten.“ Chagal nickte, als er dessen Reaktion auf den Jungen bemerkt hatte.

„Hm...“, war der einzige Kommentar des Vampirs. Wenn er jetzt trank nützte ihnen das nichts... Er konnte nur hoffen, das sich Die endlich dazu durchgerungen hatte, wieder etwas zu sich zunehmen. Ist dem nicht so, blieb ihm wohl nichts anderes übrig als ihn zu zwingen.

„Und wenn, dann muss Kyo zuerst trinken. Er ist jung und wird nicht von allein aufhören zu saugen. Die und ich wissen ja wann wir enden müssen, er nicht. Ich will nicht das dir etwas zustößt, Vincent...“ Kaorus Blick war starr auf den Mann neben sich gerichtet, unbewusst strich er immer wieder mit den Fingern über dessen weiche Haut. Magda band das letzte ende der Strähnen zusammen, stand lächelnd auf und machte einen höflichen Knicks, bevor sie in die Küche verschwand, Kaoru nickte dankend.

„Kyo?“ Vincent hob fragend eine Braue, genoss die leichten Berührungen des Anderen. Viel zu lange waren sie getrennt gewesen... woran Die nicht ganz unschuldig war.

„Ja, Dies erster Biss, wenn du verstehst. Aber er ist gerade ein paar Tage alt und etwas... ungehorsam.“ Er lächelte, sah sein freiwilliges `Opfer` an.

„Das heißt er muss sich jetzt um ihn kümmern?“ Hoffnung schwang in seiner Stimme mit, er wollte ihn endlich wieder für sich haben.

„Nein... er kümmert sich um Toshiya.“ Kaoru seufzte auf, strich noch immer abwesend über die Hand auf dem Tisch.

„Kaoru? Die drei schlafen tief und fest. Ich- Ah, Vincent. Guten Abend.“ Die schritt langsam die Treppe herunter, bemerkte den Mann neben Kaoru und zwang sich zu einem Lächeln.

„Bald guten Morgen, wie ich sehe.“, gab der nur zurück.

Bevor sich der Rothaarige setzte hob er eine Braue, betrachtete den besitzergreifenden Blick des Mannes unbeeindruckt.

„Seid so gut, und streite euch jetzt nicht. Es ist alles in Ordnung, ihr könnt beruhigt eure Streitigkeiten beilegen.“ Ernst sah er von Die zu Vincent, lächelte diesen dann freundlich an. „Und Die hat bereits sein geliebtes Wesen gefunden. Morgen kann ich es dir gerne vorstellen.“, fügte er aus einer Mischung von Bedauern und stolz hinzu.

„Wirklich? Das freut mich für dich!“ Sofort waren für Vincent alle Probleme beseitigt. Denn scheinbar war der jüngere Vampir seiner Geliebten (oder Geliebten) treu, wenn er sie schon hier hernahm.

„Danke.“ Die schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. „Aber... Kaoru, wohin denn als nächstes?“ Er wandte sich wieder an den Älteren.

„Erst einmal ausruhen und etwas zu uns nehmen.“

Dies Miene versteinerte sich. Er wollte nicht mehr von einem Menschen trinken, nicht seit er Toshiya kannte.

„Die, ich will mich nicht wieder mit dir streiten. Du stirbst noch vor Durst.“, sagte Kaoru ernst.

„Ich sterbe nicht, wenn ich nichts trinke.“

„Aber du wirst unbrauchbar. Und wie viel, meinst du, nützt das Toshiya?“

Die wollte etwas erwidern, machte den Mund aber wieder zu. Irgendwo hatte Kaoru ja auch recht.

„Gut. Damit ist das Thema beendet. Ich hole schnell Kyo...“ Kaoru stand auf, wandte sich zur Treppe und blieb nochmals stehen. „Es macht dir doch nichts aus wenn drei... Ich möchte dir nicht wehtun.“, fügte er an Vincent gewandt hinzu.

„Ach, keine Sorge, nur ein wenig schlafen und dann ist wieder alles in Ordnung.“, gab der lächelnd zurück.

„Gut.“ Damit drehte er sich wieder um, stieg die Treppe nach oben und verschwand schließlich aus dem Blickfeld der unten gebliebenen Menschen bzw. des Vampirs.
 

La cinquième nuit ~ Fin
 


 

Kommentar des Autoren:

Ja, es ist endlich geschafft... Ich hab das Kapitel tatsächlich fertig geschrieben.

(Anm: 05.06.07 – 16.10.07, über vier Monate... Uhhhh~...)

Es gab dafür auch einen gewissen Anreiz, ein bestimmtes Musical. *hust*

Thema Musical. Chagal uns Magda. Das sagt ja wohl alles, welches genau gemeint ist. ^-^

Nur zu empfehlen~.

Nebenbei bin ich auch froh das Kapitel endlich mal beendet zu haben.

So, ich hoffe mal, das es euch gefallen hat.

Danke fürs lesen (und warten v.v)

La sixième nuit


 

Hätte Kaoru vorher gewusst wie aggressiv (und zugegeben, stark) der Blonde war, würde er ihn einfach schlafen lassen. Aber er wollte ja auch nicht auf Shinyas Warnung hören. Und nun strich er mit den Fingern über die gerade schwach verheilte Wunde, die seinen Arm entlang führte.

„Zum Glück bleiben diese hässlichen Narben nicht...“, flüsterte Vincent, der die Hand des Anderen mit seiner tauschte und selbst über den langen Kratzer strich. Er war wirklich erschrocken, als er sah wie Kyo gehetzt die Treppe hinunter lief, scheinbar auf der Flucht vor etwas. Wie sich kurz darauf herausstellte, vor Kaoru. Er hatte selten einen so launischen, ungehorsamen Vampir gesehen...

„Ja...“ Der Ältere nickte schwach.

„Was willst du jetzt machen?“ Vincent rutschte tröstend näher an seinen alten Freund.

„Ich bin müde...“, gab er nur leise zurück. So wach, wie er vorher beim laufen (und später beim trinken) noch war, desto erschöpfter fühlte er sich jetzt.

„Dann geh hoch und schlaf.“ Der Jüngere stand auf, zog Kaoru mit sich hoch und ging ein Stück.

„Ah, du möchtest mit?“ Er blieb stehen, hielt Vincent so sanft davon ab weiterzugehen.

„Wie gesagt, müssen die Beiden noch trinken. Wenn es Probleme gibt weck mich.“ Er wand seinen Arm aus dem Griff, lächelte müde und schritt schließlich allein die Treppen wieder nach oben.

Im, mittlerweile geschlossenen Barbereich saßen nur noch Die, Shinya und Kyo. Toshiya war oben geblieben, schlief bereits wieder tief und fest. Was der Rothaarige, wenn er ehrlich war, bedauerte. Shinya hing schon quer auf der Sitzbank, immer wieder fielen seine Augen zu, worauf er kurz darauf wieder aufschreckte, müde um sich blinzelte. Kyo hockte schweigend neben Shinya, besser gesagt an ihn gelehnt, die Hand an die des Anderen gepresst. Er konnte zwar nichts sagen, aber das vorhin tat ihm Leid.

„Möchtest du nicht auch schlafen gehen?“, fragte Die schließlich mit einem fürsorglichen Unterton, der entfernt an den Kaorus erinnerte.

„Hm... mhhh...“ Der Angesprochene nickte knapp. „Kaoru will sicher noch vor dem Abendgrauen aufstehen und sich fertig machen...“

„Wir kommen auch gleich nach.“ Der Rothaarige lächelte freundlich, bemerkte wie sich Vincent zu ihnen setzte. Scheinbar hatte er das Gespräch mitgehört.

„Okay... schlaf gut Kyo. Und sei lieb, ja?“ Shinya wartete noch, bis von dem Blonden ein schnelles Nicken kam, verschwand dann wie Kaoru im ersten Stock.

„Netter Junge.“, kam es von dem Menschen an dem Tisch, der dem Anderen noch nachsah.

„Ja...“ Die wandte den Blick wieder von Vincent ab, sah einfach an die Decke und spielte mit seinen langen, roten Haaren.

„Warum magst du kein Blut mehr? Nicht einmal meines?“ Fragend schaute er diesen an, rutschte näher zu ihm. Schließlich wollte er Kaoru auch den Gefallen tun und den Vampir zum trinken bringen. Denn jetzt, wo dieser nicht da war, wusste er nicht, ob Die sein Versprechen halten würde.

„... Lass es.“, war die gemurrte Antwort. Auch Kyo hob den Kopf zu den Beiden, sah Die etwas verwirrt an.

„Die... ich mache es doch freiwillig. Und außerdem, wer soll denn den Süßen beschützen, wenn nicht du? Kaoru hat doch wirklich schon genug Probleme.“, versuchte es der Jüngere weiter, „Es ist ja wirklich lieb von dir, das du wegen einem Menschen nichts mehr zu dir nehmen möchtest, aber das ist doch keine Lösung.“

„Das hat Kaoru auch schon gesagt.“, wich er nur wieder aus, den Blick starr auf die Decke gerichtet.

„Hm... Nett aber kindisch.“ Damit drehte er sich zu Kyo, der ihn schon begierig anstarrte. Er hatte endlich begriffen was Vincent ihnen anbot. Der Mensch zog sich einen Ärmel über den Ellbogen, hielt dem hungrigen Kleinen seine nackte Haut hin. Der zögerte nicht lange, biss gierig in das ihm dargebotene Handgelenk.

Die konnte nicht verhindern den Blick nach unten, zu den Beiden, schweifen zu lassen. Das Hunger-, oder eher Durstgefühl kam schlagartig mit einer quälenden Stärke zurück.

Der Blonde ließ abrupt von dem jungen Mann ab, wischte sich die restlichen Bluttropfen vom Mund und Kinn, nickte dankend.

„Na, so verzogen bist du doch gar nicht.“, lächelte Vincent, drehte sich dann leicht grinsend zu dem Rothaarigen, „Und, willst du immer noch nicht?“ Das einzige was sich an ihm verändert hat, war das dessen Gesichtsfarbe einen helleren Ton angenommen hatte.

Von Die kam nur noch ein geschlagenes grummeln, bevor er nach dem Arm griff und seine Zähne wenig später ebenfalls in dem Fleisch versenkte. Trank gierig das angebotene Blut.

„Hm... Kaoru wird stolz auf dich sein...“, flüsterte Vincent stockend, ein leichtes Taubheitsgefühl kroch durch seinen Arm.

Die wollte etwas erwidern, konnte sich aber partout nicht von dem Handgelenk lösen. Viel zu gut, war das lang vermisste Gefühl des Rauschs.

Erst als von dem Mann ein leises aufkeuchen kam, zog er seine Zähne aus dem Fleisch, sah ihn entschuldigend an.

„Tut mir Leid...“, sagte er noch, senkte leicht den Kopf.

„Macht nichts, das ist doch schön.“, gab Vincent nur lächelnd zurück. Denn Die trank, was Kaoru beruhigen würde, da der diesen mochte machte es ihn glücklich. Fazit, auch Vincent freute sich darüber.

„Das du noch immer so verliebt in ihn bist...“ Der Rothaarige grinste, nickte anerkennend.

„Danke. Wenn das als Kompliment gemeint war.“

„Aber natürlich. Ich hoffe ich bleibe Toshiya auch so lange treu...“ Etwas betreten ließ er den Kopf nur noch tiefer sinken.

„Ihr habt es mit zwei Menschen hier her geschafft. Dann packt ihr den Rest auch noch.“ Vincent legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. „Du bist sicher müde.“ Er sah kurz zur Seite, fügte nachdem er den tief schlafenden Kyo entdeckte ein „Sicher auch müde.“ hinzu.

„Ja... das wäre sicher besser...“ Die nickte, erhob sich gemächlich, nahm den pennenden Jungen auf den Arm und trug ihn, nach einer kurzen Verabschiedung von Vincent, die Treppen nach oben. Von da aus direkt in das Zimmer, in dem er Shinya vermutete. Wie sich herausstellte, befand sich dieser wahrlich in dem Raum. Samt Toshiya und Kaoru. Wobei die zwei Menschen dicht aneinander gekuschelt auf dem Bett lagen und schliefen. Der Vampir saß wie gewohnt in einem Sessel, war leicht in diesen gesunken und schien ebenfalls nicht mehr wach zu sein. Die schlich ( was eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre) zu dem Bett, legte das blonde Bündel auf dieses. Eine Weile stand er unschlüssig im Raum. Fragte sich wo er wohl schlafen könnte. Setzte sich schließlich neben das Bett auf den Boden, lehnte sich an die weiche Matratze, welche aus dem Gestell hervorgehoben war und schloss ebenfalls die Augen. Und war schon nach ein paar Minuten in einen erholsamen Schlaf gefallen.
 

„Ich danke dir sehr, mein Freund. Und hoffe du erholst dich schnell.“ Kaoru wischte sich das restliche Blut vom Mund, lächelte den Anderen dabei liebevoll an.

Vincent hing etwas schlaff auf der Bank, schob den Ärmel wieder vernünftig über den Arm und die frische Wunde. „Keine Sorge... aber ich hoffe doch sehr das du bald zurückkommst...“

„Ich werde tun was in meiner Macht steht. Doch es sei dir Versichert, wenn ich das nächste Mal komme, werde ich euch und vor allem dich für eine längeren Zeitraum belästigen.“ Kaoru schmunzelte, als er Vincents entzückten Gesichtsausdruck bemerkte.

„Versprochen?“

„Selbstverständlich.“

„Oh, ist das schön!“, flüsterte Shinya, er saß mit den vier Anderen ein Stück von den Beiden entfernt, hatte die Hände begeistert gefaltet, „Jetzt hat Kaoru auch endlich jemanden.“

„Was heißt hier endlich?“ Die grinste, zog seinen Freund näher an sich. „Als ob er sonst nie jemanden hätte.“

Der Jüngere warf ihm darauf hin nur einen enttäuschten Blick zu. Wie konnte der nur seine romantische Vorstellung zerstören...

„Hm~. Es sieht momentan aber nicht gerade danach aus, als hätte er viele Freunde um sich herum.“, bemerkte Toshiya um seinem langjährigen Freund etwas zu helfen.

„Naja, im Moment... ist er auch nicht allzu beliebt bei den anderen Vampiren des Clans...“ Dies Stimme wurde leiser, trauriger.

„Warum?“ Der Schwarzblauhaarige sah fragend zu ihm hoch.

„Weil er mir hilft... Seit Jahrzehnten schon streiten sich die Vampire des Clans mit den Menschen in der nähe. Die schlimmsten Kämpfe sind zwar beendet, aber... man hasst sich noch immer gegenseitig. Deswegen ist Jian so ausgarstet, als er uns fand... Warum Kaoru aus einem anderen Grund noch in Ungnade, besonders bei Jian gefallen war, weiß ich allerdings nicht.“ Er strich nachdenklich über die weichen Haare des Anderen, zupfte ab und zu an ein paar Strähnen. „Aber ich würde es so gerne wissen...“, fügte er neugierig hinzu.

„Na du wirst- oh, Kao.“ Toshiya stoppte mitten im Satz, sah etwas verlegen zu Kaoru hoch. Denn der schaute streng von dem Menschen zu Die. Blieb an diesem hängen.

„Du weißt meine Meinung zu deiner Neugier.“, war das kurze Kommentar des Älteren.

„Ja, leider...“ Die starrte demonstrativ zur Seite. Er konnte das Geheimnisgetue von ihm noch nie ab.

„Nun denn. Wir sollten langsam weiterziehen. Habt ihr genug gegessen?“, entschied Kaoru, blickte dann zu Toshiya und Shinya.

„Ja... mussten wir ja, die haben uns ja fast gemästet.“ Toshiya nickte zustimmend, tätschelte leicht seinen Bauch.

„Gut.“ Kaoru wandte sich gerade Chagal zu, um sich zu verabschieden, als die junge Magd auf ihn zu lief, freundlich lächelte und mit einer Tasche in den Händen.

„Hier mein Herr. Bald wird Winter, in dem Koffer sind ein paar dicke Sachen für euch. Und etwas zu Essen.“ Sie übergab dem Älteren das Gepäckstück, verbeugte sich noch einmal höflich. „Ich hoffe ihr habt noch eine schöne Reise.“

„Vielen Dank, Madame.“ Kaoru lächelte, worauf das Mädchen einen leichten Knicks andeutete, sich wegdrehte und zurück in die Küche lief. „Und vielen Dank, dass wir hier ruhen durften. Ich hoffe wir haben keine Umstände gemacht.“

„Aber nein, ihr könnt gerne wiederkommen.“ Auch Chagal verbeugte sich höflich, folgte Kaoru noch ein Stück, während dieser in Richtung Ausgang schritt. Gefolgt von den anderen Vier, die ihm gemächlich folgten.

„Das Angebot nehme ich mit Vergnügen an.“ Er atmete tief durch, als er einen Fuß in die etwas kühle Nachtluft setzte. Die Tasche hielt er fest in der rechten Hand.
 

„Er ist so ein Narr.“

Der Mann lehnte sich zurück in das weiche Polster hinter ihm. Die Kutsche ruckelte ein wenig hin und her, was ihn nicht sonderlich störte.

„Einfach wegzulaufen... Tse.“ Ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht. „Schade das er den Ältesten so um den Finger gewickelt hat. Wäre dem nicht so, hätten wir das Problem gar nicht.“ Sein Blick war auf seinen Gegenüber gerichtet, der nur schweigend aus dem Kutschenfenster starrte. „Aber Armand. Wir sind ja heute so schweigsam.“

„Was soll ich denn sagen, Herr?“, kam es leise von dem Anderen.

„Was du sagen möchtest.“ Jian stützte seinen Kopf auf die Hand, schaute leicht lächelnd zu Armand.

„...“

„Er wird einen richtigen Schreck kriegen, wenn er dich wieder sieht. Ich freue mich schon, wenn wir sie endlich eingeholt haben...“

Der Mann schwieg weiter, ließ seinen Kopf gegen die Schiebe sinken und starrte stumm hinaus.
 

Zitternd drückte sich Toshiya an seinen Freund. Seit kurzem hatte es doch wirklich angefangen zu schneien. Auch Shinya fror, er rieb seine Hände an verschiedenen Körperstellen, und das obwohl sie beide die Mäntel trugen, die ihnen mitgegeben wurde. Nur die drei Vampire liefen ohne auch nur zu bemerken wie eisig es wurde weiter. Kyo war scheinbar etwas irritiert deswegen, denn ab und zu sah er verwirrt von Toshiya zu Shinya und dann zu den beiden Vampiren. Er war eben ein Jungvampir.

„Können wir nicht mal eine Pause machen... ich erfriere...“, murmelte Toshiya, nieste dabei leise.

Kaoru hatte eigentlich vor weiter zulaufen, aber ein gewisser Rothaariger packte ihn am Kragen und zog ihn zurück.

„Jetzt warte doch mal. Was hast du es so eilig?“ Der Ältere stoppte nur widerwillig.

„Wir müssen uns beeilen.“ Langsam drehte er sich zu den Anderen um, verschränkte die Arme.

„Was ist denn los? Du bist irgendwie seltsam...“ Die ging auf ihn zu, presste den frierenden Toshiya enger an sich.

„Wir können keine Pause machen. Erstens müssen wir weiter, und des weiteren erfieren uns die Beiden, wenn wir jetzt rasten.“ Damit drehte er sich wieder um, wollte schon weiterrennen, stoppte aber. „Wir müssen uns bald einen Unterschlupf suchen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Sonne aufgeht.“

„Dann sind wie aber schon zu viel gelaufen. Kaoru, wir müssen uns Ausruhen.“, widersprach Die, rieb leicht über die Schulter des Schwarzblauhaarigen, um ihn zu wärmen.

„Also willst du schön hier im Wald warten, bis die Sonne aufgeht?“ Man konnte aus seiner Stimme heraushören, dass er langsam wütend wurde. Ein schlechtes Gefühl breitete sich immer mehr in ihm aus, was ihn etwas aus der Fassung brachte.

„Lass deine schlechte Laune nicht an uns aus.“, knurrte der Rothaarige, starrte ihn böse an.

„Warum müsst ihr euch immer streiten?“, kam es flüsternd von Shinya, er schniefte leise, zitterte stark, „Ich finde auch, wir sollten erst mal einen Unterschlupf suchen und dann rasten...“ Bittend sah er erst zu Kaoru, dann zu Die.

Der seufzte geschlagen, während sich der Ältere durch die Haare strich. „Bei der nächsten Höhle machen wir eine Pause.“, entschied Kaoru, „Und wenn ich mich recht entsinne, ist hier in der Nähe eine.“
 

Heiß prasselte das Feuer, warf die Wände um sie herum in ein schaurig wirkendes Licht. Toshiya und Shinya saßen dicht aneinander gekuschelt vor dem Feuer, wärmten ihren halberfrorenen Körper. Neben ihnen stand eine Falsche des Weins, den Magda ihnen mitgegeben hatte, von welchem sie abwechselnd tranken. Kyo lag ihnen gegenüber, eingerollt auf dem Boden und starrte müde in das Feuer.

Vor der Höhle befanden sich die letzten Beiden zugehörigen der Gruppe, schwiegen sich dabei unentwegt an.

„Wann kommt das nächste Dorf? Oder willst du uns jetzt jede Nacht im Wald schlafen lassen?“, durchbrach Die schließlich die drückende Stille.

„Wenn wir uns beeilen können wir es noch vor dem morgengrauen morgen schaffen.“, gab er knapp zurück.

„Also rennen wir wieder die ganze Nacht.“

„Ja.“

Die sah zu ihm, zog eine Braue hoch. Warum blieb der nur so ruhig? Merkte der denn nicht, das er einen Streit provozieren wollte? Er musste langsam mal Stress abbauen, denn dies war die Nacht, in der er nicht an Toshiya rankam. Aber Kaoru verstand die Anspielungen einfach nicht.

„Wie schön, wieder keine Zweisamkeiten.“, sagte er noch grummelnd, beobachtete jede Reaktion des Anderen.

Doch wie erwartet passierte nichts. Nur ein stummes Schulterzucken.

„Von dir erfahre ich wirklich überhaupt nichts mehr, wie?“

Kaoru warf ihm nur einen wehleidigen Blick zu. „Wenn du streiten möchtest, dann ärgere doch Kyo, er wird zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht schreien, aber dafür hat er eine sehr schmerzhafte Art dir zu zeigen, dass du Unrecht hast.“

„Ah, redest du wieder mit mir?“ Die fuhr unbeirrt damit fort, den Älteren etwas auf die Palme zu bringen.

„Die, bitte...“ Seufzend strich sich Kaoru durch die langen Haare. „Verzeih, das ich dir nicht sage, was du hören willst, aber ich bleibe bei meiner Meinung, dass es besser so ist.“

„Dann sag mir, warum du Toshiya und sogar Shinya mitgenommen hast. In jedem anderen Fall hättest du mich verteidigt, aber die Anderen sitzen lassen.“ Er verstand das alles nicht und hoffte das Kaoru ihn endlich aufklären würde.

„Es gibt einen Grund, aber... mehr musst du nicht erfahren.“ Er senkte den Kopf, starrte jetzt auf den Boden vor sich.

„Ich kann also nichts tun?“

„Nein...verzeih...“ Er sah wieder auf, Die lächelte ihn aufmunternd an, wie er darauf bemerkte. „Die Sonne geht bald auf, wir sollten jetzt tiefer in die Höhle gehen, um uns vor dem Licht zu schützen.“

Die nickte ausnahmsweise gehorsam, stand auf und ging voraus zu den drei Anderen, die schon eingeschlafen waren, weckte aber nur Kyo, um ihn tiefer zu führen. Kaoru folgte ihnen gemächlich, drehte sich noch öfters um, ließ seinen Blick durch den verschneiten, dunklen Wald gleiten. Wie konnte das alles nur passieren...?
 

„Lie~bes... erwache aus deinem Schlaf~.“ Die lehnte über Toshiya, strich mit den Lippen liebevoll über das Ohr des Jüngeren.

„Uhm... es ist noch dunkel...“, murmelte der nur, blinzelte müde zu seinem Freund.

„Selbstverständlich ist es das.“ Der Rothaarige grinste leicht, gab seinem Schatz einen sanften Kuss.

„Warum reißt du mich jetzt schon aus dem Schlaf?“ Er öffnete grummelnd die Augen, setzte sich dann gemächlich auf. Lehnte sich sofort an den Körper des Anderen. „Es ist kalt...“, fügte er leise hinzu.

„Kaoru sagt, das wir gestern weiter gelaufen sind, als er erwartet hätte. Und das wir bald in einer Stadt ankommen würden, aber nur wenn wir uns eilen.“ Er lächelte. „Und dort werde ich dir ein wunderschönes neues Kleid kaufen.“

„Wirklich?“ Sofort hellte sich die Mine des Jüngeren auf. „Aber ihr habt doch gar kein Geld.“

„Chagal hat uns ein wenig mitgegeben. Keine Sorge, wir werden schon etwas finden.“

„Das ist ja toll!“, freute er sich, schlang seine Arme um den Älteren.

„Seid ihr nun fertig?“, fragte Kaoru ungeduldig, schritt zu den Beiden in die Höhle.

„Hm, auch ich freue mich auf die Stadt, mein Herz. Dann können wir endlich wieder Zeit allein verbringen.“ Die lächelte verführerisch, küsste Toshiya ein weiteres Mal.

Da er ignoriert wurde, griff Kaoru kurzerhand nach Dies Kragen, zog ihn zu sich.

„Und Toshiya, ich habe Geld. Mach dir darum mal keine Sorgen. Nun kommt.“ Er ließ den Anderen wieder los, lächelte. „Ihr wollt doch heute Nacht die große Stadt erreichen.“

„In welche gehen wir denn? Wenn sie so groß ist, kenne ich sie doch sicher!“

„Aber sicher, wird sie dir bekannt sein. Es ist New Orleans.“ Damit drehte er sich wieder um, gesellte sich zu Shinya, der sich ausgiebig streckte und dem kleinen Blonden.

„Und du, ma Chérie, bekommst natürlich auch ein neues Kleid.“, sagte Kaoru an den Menschen gewandt, strich ihm leicht über das Kinn. Sofort ertönte ein eifersüchtiges Knurren. „Ist ja gut, mein Freund.“ Kaoru lachte leise, zog die Hand aber gleich zurück, grinste Kyo, der ihn finster ansah, an.

„Dann können wir ja losgehen.“, bemerkte er, nachdem es Toshiya und Die endlich ins Freie geschafft hatten.
 

Dieses mal bewegten sie sich tatsächlich schneller, der Schnee hatte aufgehört stetig zu fallen, es war sogar etwas Wärme zurückgekehrt. Die Menschen wickelten sich während dem Laufen enger in ihre dicken Mäntel. Denn kalt war es trotz allem. Der langsamste war allerdings Kaoru. Immer wieder blieb er beim rennen stehen, sah sich besorgt in dem finsteren Wald um, nur um nichts entdecken zu können, dass sein Misstrauen und die Vorsicht verdient hätte.

Es war kurz vor halb Sechs, als Die einen weiteren Fuß in die Stadt tat, die Arme ausbreitete.

„Sieh, ma Chère, wir sind endlich da...“ Damit wandte er sich zu Toshiya um, schloss ihn in seine Arme. Sofort drang die Feuchtigkeit von dem durchweichten Mantel zu ihm durch, doch er spürte es kaum.

Mittlerweile schneite es wieder.

Auf den Straßen herrschte reges treiben, Zigeuner zeigten wie sie mit Feuer umgehen konnten, trugen ihre Künste zur Schau.

„Sie sind früh auf den Beinen.“ Kaoru schritt lächelnd näher an die Menschen heran. „Es hat sich seit den letzten Hundert Jahren sehr verändert.“

„Es ist wirklich schön hier...“, sagte Shinya leise, lief zu Kaoru, sah wie er den Zigeunern beim spielen zu.

„Ja.“ Er nickte zustimmend.

Auch Kyo gesellte sich zu ihnen, betrachtete die hellen Feuer, die auf den Fackeln um den Platz herum brannten.

„Und hier können wir eine Weile bleiben, oder?“ Fragend sah der Jüngere zu Kaoru, der gerade losgehen wollte.

„Eine Weile.“, antwortete er, schritt weiter nach vorne, die Hände auf dem Rücken verschränkt. „Doch zuerst brauchen wir einen Ort, in dem wir den Tag verbringen können.“

Die Anderen folgten ihm, sahen sich dabei interessiert um, denn nicht einmal Die war vorher in New Orleans gewesen. Er hatte nie besonders viel Wert darauf gelegt viel zu Reisen und sich andere Städte anzusehen.

Schnell fiel Kaorus Entscheidung auf ein Hotel, das etwas abgelegen von dem Rest der Stadt lag. Und auch wenn es von außen nicht für jeden Einladend aussah, so war es das allemal von innen. Festlich geschmückt und mit vielen Helligkeitsverströmenden Lampen versehen, mit edlen Goldverzierten Stühlen und Tischen, machte es doch einen luxuriösen Eindruck. Ein großer Kamin, in welchem ein warmes Feuer prasselte zog sofort die Aufmerksamkeit Toshiyas und Shinyas an.

„Geht voraus. Ich bestelle die Zimmer.“ Damit ging Kaoru zu der Rezeption, legte ein geübtes Lächeln auf.

„Ja.“ Und schon liefen die beiden durchgefrorenen Menschen zu dem Kamin, ließen sich genießerisch vor diesen sinken. Kyo und Die folgten ihnen, wenn auch langsamer. Kurz darauf wurde ihnen etwas Rotwein von einem Pagen angeboten.

„Gefällt es euch, meine Damen?“ Kaoru tauchte hinter ihnen auf, nahm eines der Weingläser und trank einen Schluck.

„Ja, sehr! Hier ist es so schön warm!“, gab Toshiya begeistert zurück, kuschelte sich enger an Die, der sich neben ihn gesetzt hatte.

„Das freut mich. Aber wir sollten nun gehen, die Sonne geht bald auf. Ihr könnt gerne noch etwas hier bleiben. Das sind eure Zimmer.“ Er zeigte ihnen die Schlüssel, wartete bis sie zustimmend nickten und wand sich wieder ab. „Nun ihr beiden.“

Mehr brauchte er nicht zu sagen, Kyo war ohnehin müde, erhob sich sofort und tappste zu Kaoru. Die gab seinem Freund noch einen kurzen Kuss, bevor er aufstand.

„Ich erwarte euch, ma Chère.“, flüsterte er noch verführerisch, ging dann den Beiden hinterher.

Noch eine Weile sahen sie ihnen nach, bevor ihre Blick zurück ins Feuer schweiften.

„Wer hätte gedacht, das uns so etwas mal passieren würde...“, sagte Shinya leise, zupfte an seinem zerschlissenen Rock herum.

„Wie wahr...“ Er lehnte sich enger an den Anderen. „Aber bis jetzt bereue ich es nicht.“

„Das glaube ich dir.“ Shinya lächelte, gähnte sich und streckte sich leicht. „Hm, ich bin auch müde... Wir sollten uns schlafen legen, ja?“

Toshiya nickte, erhob sich zusammen mit Shinya.

„Morgen wird sicher eine schöne Nacht.“, flüsterte er noch, stieg mit dem Anderen die Treppen zum oberen Stockwerk hoch.
 

„Armand...“ Seine Stimme war leise und schneidend, die spitzen Nägel seiner Finger glitten sanft über die weiße Haut des Jungen. „Wir schenken ihnen eine Nacht, wenn du so darum bittest...“ Er grinste, strich weiter über die freien Stellen des anderen Körpers. „Ist das nicht nett von mir? Das ich ihn für dich noch eine Weile verschone?“

Der Jüngere sah ihn schweigend an. Wandte den Kopf nicht erst zur Seite, damit er dessen Blick nicht mehr ertragen musste.

„Sag brav danke.“, fügte er flüsternd hinzu.

„Ich danke ihnen, Herr...“
 

La sixième nuit ~ Fin
 


 

Kommentar des Autors:

Das ende des sechsten Chaps...

Ich denke es sagt wenig über die Geschichte aus. Abgesehen von den Anspielungen.

(Wenn man die überhaupt mitbekommen hat v.v)

Dieses mal hab ich es auch endlich schneller fertig bekommen, als das letzte (Vier Monate, ja ja...)
 

So, danke fürs lesen. Ich hoffe doch sehr das es jemandem gefallen hat. ^-^

Danke für die Kommies und besonderer Dank an KyosSchatten, weil sie immer so lieb alles liest. *knuddl*

Bis zum nächsten Teil~

La septième nuit


 

Wieder trank der rothaarige Vampir einen großzügigen Schluck des Weins. Die hölzerne Standuhr schlug ein Uhr Nachts, längst waren die Fünf aus der Stadt wieder eingekehrt und ließen es sich jetzt gut gehen. Die trug, wie die anderen neue Sachen. Bis auf die schwarze Hose und der Weste, war alles aus einem weinroten, weichen Stoff. Toshiya hockte auf dem Schoß seines Freundes, gekleidet in ein hübsches (und neues) dunkelblaues Kleid. Lächelnd spielte er mit den langen, gepflegten und leuchtend roten Haaren des Anderen.

„Du siehst so schön aus...“, flüsterte Die, drehte seinen Kopf zu seinem Schatz und gab ihm einen sanften Kuss.

„Wie oft willst du mir das noch sagen?“ Der Schwarzblauhaarige kicherte, drückte sich enger an ihn.

„So oft bis es dir zuwider wird, schön genannt zu werden... Ich liebe dich...“ Wieder ein liebevoller Kuss, den Toshiya ebenso erwiderte.

„Ich liebe dich auch...“, sagte er leise, “Und es von dir zu hören, wird mir nie zuwider sein...“

„Hätte mich auch gewundert, Chérie...“ Er zog ihn nur noch enger an sich. Doch gleichzeitig mit dem warmen Gefühl der Liebe, kam die Sorge. Er fürchtete sich vor Jian, schon seit er ihm so eindrucksvoll gezeigt hatte, wie er mit `Verrätern` umging. Und dann noch Kaorus Reaktionen in der letzten Zeit... er benahm sich doch sonst nicht so...

„Über was denkst du nach?“, fragte Toshiya leise, schmiegte sich sanft an den Anderen.

„Ach, niemanden. Ist schon gut.“ Er lächelte beruhigend. Strich dabei über den Stoff des Kleides, welches das Bein seines Freundes bedeckte.

„Wirklich?“

„Ich denke nur an dich.“

„Wie süß...“ Wieder kicherte Toshiya, schloss genießend die Augen.

„Hach... ist das schön...“ Wie gestern saß Shinya gerührt da, beobachtete die Beiden. Von Kyo kam nur ein knappes Nicken. Beide trugen schwarzes Satin, Shinya ein langes Kleid, das sich an seinen dünnen Körper perfekt anpasste und Kyo Hose, weiße Weste und einen langen Mantel, der ihm fast schon zu groß war. „Ich wäre auch gerne so verliebt...“

Er bemerkte den wehleidigen des Blonden darauf gar nicht, der senkte aber auch gleich wieder den Kopf. Wie gerne wäre er diese Person für Shinya... Aber er konnte nicht einmal reden (mal abgesehen von einem Wort)... Der Kleine schaute zur Seite, als ein junges Lachen ertönte. Shinya folgte fragend dem Blick. Kaoru saß in einiger Entfernung, sein Arm lag um dem Nacken eines Jünglings, der sich zu ihm beugte und etwas ins Ohr flüsterte. Die Andere Person war ein junges Mädchen, die sich an ihn lehnte, mit Trauben spielte und diese dem Älteren ab und zu in den Mund schob. Mit ihren Händen strichen die Beiden über den weichen, dunklen Stoff von seinem Hemd.

„Er ist heute aber gar nicht romantisch...“, war Shinyas nicht allzu begeisterter Kommentar.

Wenn Kyo gekonnt hätte, hätte er jetzt „Aber er hat Spaß“ erwidert. Denn das Kaoru gut drauf war, konnte man sehen.

„Ich bin wirklich froh, dass du da bist.“, sagt er plötzlich, wandte sich wieder dem Blonden zu, der ihn jetzt verwirrt ansah, „Ich wäre so einsam ohne dich...“ Damit lehnte er sich, für den Kleinen überraschend, an ihn. „Danke.“, fügte er noch leise hinzu.

Kyo legte fragend den Kopf schief.

„Weil du noch bei mir bist.“, antwortete er auf die stumme Frage. Er kuschelte sich noch enger an den kleinen Körper, lächelte lieb zu ihm hoch. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf Kyos Wangen, während er seinen Freund ansah. „Wenn wir endlich unsere Ruhe vor diesem bösen Mann haben, bring ich dir auch wieder das Sprechen bei, ja?“

Kyo antwortete stumm mit einem freudigen Nicken.

„Mehr Wein, bitte!“, rief Die plötzlich durch das halbe Lokal, worauf der Blonde und Shinya die Köpfe zu ihm wanden. Er und Toshiya schienen bereits angeheitert, denn beide kicherten, stießen sich ab und zu und küssten sich im nächsten Moment.

Kurz darauf kam auch schon einer der jungen Kellner angelaufen, stellte eine neue Flasche guten Rotwein vor die Beiden. Der auch gleich dankend angenommen wurde.

„Wünschen sie auch etwas?“, fragte der Junge dann höflich, als er bei Kyo und Shinya angekommen war.

„Ja, bitte...“, antwortete Shinya leise, während der Kleine stumm mit dem Kopf schüttelte.

„Weißt du was mir gerade auffällt?“ Der Jüngere setzte sich etwas mehr auf, sah zu Kaoru. Der Blonde verneinte wieder schweigend. „Gestern noch war Kaoru so schlecht gelaunt... Er hat sich immer umgesehen... Und jetzt ist er sogar richtig fröhlich... Meinst du das liegt am Alkohol?“ Kyo zuckte nur mit den Schultern. Aber jetzt wo er es ansprach... Er selbst hatte auch nicht mehr dieses seltsame Gefühl, wie gestern. Vielleicht hatten sie die Verfolgung ja aufgegeben...

„Kyo?“ Angesprochener hob fragend den Kopf. „Ich vermisse die Sonne...“ Shinya lehnte sich wieder gegen den Kleineren, betrachtete traurig die Tischplatte vor sich. Leicht stupste der Kleine ihn an, sah mit schiefgelegtem Kopf in dessen Gesicht. „Meinst du Kaoru lässt mich den Sonnenauf- und Untergang ansehen?“ Ein überzeugtes Nicken war die Antwort. „Das freut mich...“
 

Die Sonne versank gerade hinter den letzten Berghügeln, tauchte die Stadt so in Dunkelheit. Shinya saß auf einer Bank in einiger Entfernung von dem Hotel, in dem sie übernachteten, beobachtete gebannt das Schauspiel. Er war wirklich froh, den Pagen gebeten zu haben, das dieser ihn wecken sollte. Es war zwar eiskalt, aber er konnte schließlich seit drei Tagen keinen Sonnenauf- bzw. Untergang mehr an sehen, und das wo er die Wärme die sie ausstrahlte liebte. Aber was sollten sie machen, zu Tags reisen konnten sie ja nicht...

„Bonsoir, Madame.“

Etwas erschrocken sah Shinya auf, in das Lächelnde Gesicht eines fremden Mannes, der den Zylinder vom Kopf zog und sich höflich verbeugte, den Hut dann wieder aufsetzte. Als er den Kopf wieder hob blitzte ihn ein helles, silbernes Augenpaar an.

„Bonsoir.“, gab er zurück, wollte sich ebenfalls verbeugen, doch da nahm der Mann schon seine Hand, hauchte einen Kuss auf den Rücken. Es fühlte sich etwas eisig an, worauf Shinya leicht zusammenzuckte.

„Verzeihen sie, aber wenn es bereits zu Tag so kalt ist, muss man mit kalten Händen auskommen. Darf ich?“, fragte er, zeigte auf das freie Stück Bank neben dem Jüngeren.

„Natürlich.“ Er zog den Rest des Mantels näher zu sich, wickelte sich gleich enger in diesen.

Der Fremde nickte dankend, setzte sich auf den freien Platz.

„Darf ich fragen, weshalb eine so hübsche junge Dame wie ihr, allein den Sonnenuntergang betrachtet?“ Er stützte die Hände auf den schwarzen Stock, sah lächelnd zu dem Anderen.

Verlegen senkte Shinya den Kopf, seine Finger krallten sich in den Stoff des Kleides.

„Gibt es denn keinen Jüngling, der euch die ewige Liebe schwört?“

Der Jüngere zuckte nur heftiger zusammen, als sich ein Arm sanft um ihn legte, behutsam über seine Stoffbedeckte Schulter strich. Er zwang sich zu einem Kopfschütteln.

„Kaum zu glauben, bei solch einer Schönheit.“ Lächelnd strich er sich die langen schwarzen Haare zurück.

„Ich... muss nun gehen, sonst machen sie sich sicher Sorgen...“, flüsterte Shinya schüchtern, erhob sich und verbeugte sich höflich, „Bonne nuit.“ Damit lief der Jüngere zurück zum Hotel, drehte sich aus Angst, das der Mann es als Einladung auffassen könnte, nicht um. Hinter sich hörte er nur noch, das freundliche „Bonne nuit, Madame.“

Noch immer rot im Gesicht betrat Shinya die Lobby ihres Hotels. Wer war nur dieser Mann... und warum bekam er so ein seltsames ungutes Gefühl, wenn er an ihn dachte? Langsam ging er zu dem Kamin, ließ sich vor diesen sinken. Er traute sich, trotz der gewohnten und sicheren Umgebung, nicht sich umzudrehen. Hoffte einfach, das er ihm nicht gefolgt war.

Ein Zupfen an seinem Ärmel ließ ihn erstmals zur Seite sehen, in die großen, braunen Augen des blonden Vampirs, die ihn fragend ansahen.

„Es ist nichts...“, flüsterte Shinya, sah zurück in das Feuer. Kyo schwieg, setzte sich neben seinen Freund und kuschelte sich an ihn.
 

„Und wie war der Sonnenaufgang?“ Die lief neben Shinya her, sah ihn neugierig an.

Seit sie sich alle in der Lobby eingefunden hatten, setzten sie ihren Weg auch schon fort, befanden sich aber noch immer in New Orleans, die Stadt war schließlich groß. Kaoru wurde auch wieder zunehmend nervöser und scheuchte sie immer öfter auf, damit sie schneller vorankamen.

„Er war sehr schön...“, gab Shinya ausweichend zurück. In Gedanken hing er dem Fremden nach.

„Ich will ihn auch mal wieder einen sehen...“ Die nickte, sah hinter zu Toshiya. „Am liebsten mit dir.“ Er lächelte, wartete auf seinen Freund und küsste ihn, nachdem er sie eingeholt hatte.

„Hm, wie romantisch das wäre...“ Verliebt schaute Toshiya in den Himmel, griff nach Dies Hand und drückte diese.

„Ich hoffe euch ist klar, dass dies nie möglich sein wird.“, kam es in einem etwas genervten Unterton von Kaoru.

Nachdenklich betrachtete der Rothaarige den Rücken des Älteren, bis er anfing zu grinsen.

„Bist du eifersüchtig?“, fragte er ihn in einem möglichst unschuldigen Tonfall.

Fast wäre er darauf hin in Kaorus Rücken gerannt, da dieser abrupt stechengeblieben war.

„Ich rate dir, mich nicht zu reizen.“

Die wich erschrocken ein paar Schritte zurück, als Kaoru ihn mit einem drohenden Blick anstarrte. Betont langsam drehte er sich wieder um, rannte weiter durch den neugefallenen Schnee.

„Was war das denn?“, fragte Toshiya verängstigt, krallte sich schutzsuchend an Dies Mantel.

„Hier stimmt was nicht. Jian hat nicht aufgegeben uns zu Folgen.“ Unsicher sah sich Die um. Fand aber, wie Kaoru in den letzten Tagen, nichts.

„Jian? Dieser furchtbare Mann, der...“, kam es leise von Toshiya und obwohl er erst recht nichts in der Dunkelheit sah, schaute er sich trotzdem um.

„Genau der.“ Der Rothaarige fuhr leicht mit den Fingern über die schwachen Rückstände an seinem Auge. Wäre er ein Mensch gewesen, hätte dieser Kerl ihm das Augenlicht (samt Auge) und wahrscheinlich auch das Leben genommen...

„Aber er findet uns doch nicht, oder?“ Toshiya sah wieder zu Die hoch.

„Wenn ihr nicht bald kommt, findet er uns definitiv!“, schrie Kaoru ihnen, noch immer gereizt entgegen.

„Wir kommen ja!“, rief Die zurück, zog auch sofort Toshiya mit sich, als er loslief.

„Einen Moment, bitte...“ Gehetzt holte Shinya die Beiden ein. „Wer ist Jian?“, wollte er dann wissen.

„Das erklär ich dir später.“, war die ausweichende Antwort.

Shinya konnte nicht einmal mehr Nicken um zuzusagen, denn Kyo hatte ihn am Arm gepackt und zerrte ihn unermüdlich weiter. Er wusste ja wer Jian war. Und er konnte nicht gerade sagen, das er ihn mochte.

Es dauerte nicht mehr besonders lange, als auch Die schlagartig das Gefühl bekam verfolgt zu werden, eine böse Aura umgab das Stück der Stadt, welches sie bereits verlassen hatten. Bis zur Grenze New Orleans war es auch nicht mehr sonderlich weit. Ein Aspekt, der Kaoru nicht unbedingt ruhiger stimmte. Eher wurde er noch launischer. Kurz bevor sie die Stadt verließen wurde er nicht nur ruhig, sondern plötzlich extrem besorgt, doch kaum waren sie in dem angrenzenden Wald und konnten die Spielleute hinter sich nicht mehr hören, war er gereizter als zuvor. Der Grund dafür, dass die Anderen ohne Widerworte hinter ihm herliefen, sich nicht einmal beschwerten.
 

„Hm... ich kann seine Anspannung und Angst bis hierher fühlen.“ Grinsend strich er mit den Fingern über den silbernen Kopf seines schwarzen Spazierstocks. „Du nicht auch?“

Er erhielt wie in den letzten Tage keine Antwort. Langsam hob er den Stock, stemmte ihn knapp neben dem Kopf des Anderen gegen die Wand, sah ihn ernst an. „Ich habe dich etwas gefragt, Junge.“

Der Angesprochene ließ den Kopf auf der Scheibe ruhen, nur die dunklen Augen richteten sich auf Jian.

„Ja.“, sagte er dann knapp.

„Die junge Dame war wirklich reizend, nicht?“ Er lächelte, nahm den Stock wieder von der Wand. „Er findet schnell jemanden, mit dem er sich trösten kann, nicht wahr?“

„Ja...“ Sein Blick schweifte wieder in die Dunkelheit der Nacht.

„Er beeilt sich richtig. Nur nützt ihm das wenig, er wäre wirklich besser dran gewesen, wäre er beim Ältesten geblieben, und hätte diesen Nichtsnutz sich selbst überlassen. Schließlich weiß er ja, was ihn erwartet, wenn wir ihn finden. Aber wie wir wissen ist er zu verliebt.“ Leise lachte er, sah nun auch zu den dunklen Umrissen der Bäume.

„Ob er sich freut dich zu sehen? Was meinst du? Ich hoffe es sehr für euch beide.“

Armand schwieg wieder.

„Könnten wir bitte eine Pause machen, Herr?“, fragte er plötzlich nach einer längeren Stille.

„Da du mich schon so nett um etwas bittest. Gerne.“ Jian klopfte kurz ein paar Mal an die Wand der Kutsche, worauf sie wenig später anhielt.

„Ich danke euch.“
 

Wütend stapfte Kaoru durch den Wald. Allein. Denn die Anderen hatten es gerade noch bis zu einer alten Ruine geschafft, bevor die beiden Menschen auch schon erschöpft eingeschlafen waren. Die ließ sich danach nicht mehr von Toshiya wegbringen, und Kyo pennte mittlerweile ebenfalls.

Er lief jetzt alleingelassen durch den Wald, nur um nicht wieder einen Wutausbruch zu bekommen, denn er ahnte schon, dass Die ihn wieder nerven würde. Schließlich hatte er ihm seine Beweggründe noch immer nicht verraten.

Irgendwann blieb er stehen, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und seufzte. Wie konnte das nur passieren... Er ließ sich gegen einen Baum sinken, rutschte an diesem nach unten, fühlte die Feuchtigkeit des schmelzenden Schnees, der seine Hose durchweichte. Langsam bekam er Kopfschmerzen. Doch wenigstens hatte das Gefühl der ständigen Bedrohung wieder nachgelassen.

Ein plötzliches leises Knacksen ließ ihn aufsehen.
 

Abwesend strich der Rothaarige über den Kopf seines Schatzes, den Blick auf dessen ruhiges Gesicht gerichtet. Bis auf ihn schliefen alle noch tief und fest. Und abgesehen von Kaoru, der schon vor einiger Zeit einfach abgehauen war. Doch wenn er ihm gefolgt wäre, hätten die Beiden sicher den ganzen Wald unterhalten. Sein Blick schweifte nach oben, nur um die Decke zu betrachten. Sie war vermodert und schon leicht grün von dem Moos, der sich überall festgesetzt hatte.

„Die...?“ Der Angesprochener schaute wieder nach unten, müde Augen blinzelten ihn an.

„Hab ich dich geweckt?“, fragte er, lächelte liebevoll.

„Hm, nein... Machst du dir Sorgen?“ Toshiya legte sich auf den Rücken, um Die besser ansehen zu können.

„Aber nein... Wir schaffen das. Also worüber sollte ich mir Sorgen machen?“ Er lehnte sich an die Wand, zog den Anderen zu sich hoch und schlang seine Arme um ihn.

„Erzähl doch keinen Blödsinn.“ Der Jüngere sah ernst zu ihm hoch, grinste dann aber und gab dem Anderen einen Kuss. „Aber Die, so nervös wie selbst du jetzt bist... Da kann doch nicht alles in Ordnung sein.“

„Du bist sehr schlau, ma Chérie.“ Die lächelte, wenn auch etwas gequält.

Stille breite sich zwischen den Beiden aus, bis Toshiya noch etwas breiter grinste, drehte sich leicht auf dem Bauch des Anderen um.

„Hm, Shinya und Kyo schlafen noch, und wenn wir leise sind...“ Damit drückte er sich zwischen die Beine des Älteren, küsste ihn verspielt.

„Ah, wenn unsere Milady das wünscht.“ Er grinste, streichelte über den Rücken des Menschen.
 

Misstrauisch ging Kaoru auf die Stelle zu, von der er das Geräusch dachte gehört zu haben. Er strich ein paar Blätter, der dicht bewachsenen Büsche zur Seite. Doch wie so oft täuschten ihn scheinbar seine Sinne. Er seufzte auf, drehte sich wieder von der Stelle weg und schlurfte langsam zurück.

Vielleicht sollte er auch endlich wieder zu den Anderen. Jetzt mussten sie wenigstens keinen Schlafplatz mehr für den Tag suchen. Ein wenig abgeregt hatte er sich auch, kein Wunder, denn er schätzte das er mittlerweile an die zwei Stunden durch den Wald lief.

Doch plötzlich ertönte es wieder. Diese unterdrücktes Rascheln, das man eigentlich gar nicht hören konnte. Jedenfalls kein Mensch. Er schon. Schnell drehte er sich um, starrte an die Stelle, an der er gerade noch gestanden hatte. Und schluckte. Ein junger Mann befand sich da, in einen schwarzem Mantel gekleidet, die etwa schulterlangen Haare zu einem Zopf zusammengebunden. Er sah zu Kaoru, genau in dessen geweitete Augen.

„Armand!“
 

La septième nuit ~ Fin
 


 

Kommentar des Autors:

Ein weiteres Chap...

Die Story nähert sich la~ngsam dem Ende zu.

*nick*

Aber ein paar Kapitel werden es schon noch...
 

Danke fürs lesen und für die Kommies! ^-^

*verbeug*
 

Übrigens kann ich mittlerweile (dank dieser FF) auf Französisch zählen xD

La huitième nuit


 

Er wusste nicht ob er dem Anderen jetzt vor Freude in die Arme fallen, oder einfach vor Trauer vergehen sollte. Denn es war eher wie in einem Traum. Armand war tot... Seit fast hundert Jahren. Und jetzt stand er da... vor ihm. Sah ihn an, mit seinen dunklen Augen.

„A- armand...“, war schließlich das einzige, das er herausbrachte.

Er musste es einfach sein... wie könnte er nur diese, seine Augen jemals vergessen? In die hatte er sich schließlich verliebt...

„Ja.“ Der Junge nickte, blieb aber an Ort und Stelle stehen.

„Aber... du bist tot...?“ Auch Kaoru blieb wie erstarrt. Glaubte sich immer noch in einem Traum zu befinden, und sobald er den Gelibeten in den Arm schließen wollte, würde der verschwinden.

„Ja... meine Seele ist seit Jahren tot, nur mein Körper weilt noch hier...“ Traurig betrachtete er den Anderen. „Kaoru? Liebst du mich noch?“

Der Angesprochene erschrak etwas, löste sich endlich von seiner Starre und ging auf den Jüngeren zu. „Natürlich liebe ich dich noch.“, gab er ehrlich zurück.

„Er sagt, dass du dir schnell jemandem zum Trost gesucht hättest.“ Er sprach ruhig, den Blick auf Kaoru gerichtet.

„Ich-“, er stockte, streckte den Arm ein wenig zu dem Anderen, sank fast auf die Knie, als dieser sanft die ihm angebotene Hand nahm.

„Es ist schon gut... Ich kann nicht von dir verlangen, das du mir bis in den Tod treu bleibst... Noch dazu wenn du... eine solche Strafe bekommen hast.“ Er zeigte das erste Lächeln seit hundert Jahren. Strich sanft über Kaorus Hand.

„Strafe?“ Der Ältere hatte noch immer weiche Knie, zwang sich wieder richtig zu stehen. Genießend schloss er die Augen bei den liebevollen Berührungen.

„Er hat mir alles erzählt.“, flüstert Jian, strich vorsichtig über die Wange des Anderen. Der zuckte, als fürchte er noch immer, dass alles nur ein Traum war.

„Wer?“, fragte er vorsichtig, ein schlechtes Gefühl kam in ihm auf.

„Jian.“

Kaoru stöhnte, ließ den Kopf hängen. Er hätte es wissen müssen.

„Warum tut er mir das an?“ Sein Kopf zuckte wieder nach oben, er wurde plötzlich nach vorne gezogen und liebevoll umarmt.

„Er hasst dich...“ Damit strich er leicht über den Rücken Kaorus.

Er zuckte zurück, griff nach den Händen des Anderen, drückte sie fest.

„Armand! Komm mit uns, wir müssen nur noch das Schloss erreichen, dann sind wir sicher!“ Er nickte überzeugt, legte einen bettelnden Blick auf.

„Es geht nicht...“ Der Jüngere sprach leise, sah ihn traurig an.

„Warum...? Ich will... das du bei mir bleibst... Ich liebe dich!“ Kaoru zog ihn ein Stück mit sich, wollte ihn mit sich zu der Ruine zwingen. Doch der blockte ab.

„Jian ist ganz in der Nähe. Wenn er uns findet... bringt er dich um... Ich lebe lieber getrennt von dir, als zu Leben mit dem Wissen, das du nicht mehr bist...“

„Was hab ich ihm getan?!“, schrie Kaoru plötzlich verletzt, ließ den Anderen sofort los und drehte sich zur Seite.

„Bitter beruhige dich...“, flüsterte er, ging auf seinen Freund zu.

„Warum sollte ich?? Was willst du hier, wenn du mich allein lassen willst?“ Er wollte sich jetzt nicht beruhigen, er sah keinen Sinn darin.

Armand griff nach seinen Händen, hielt sie starr fest, sah genau in die dunklen Augen des Anderen.

„Ich wollte dich noch einmal sehen. Und dir einen Vorschlag machen.“

Tief atmete Kaoru durch, wartete schweigend auf das Angebot.

„Jian lässt uns gemeinsam leben. Wenn du die Vier auslieferst. Die Menschen und die Verräter.“

Geschockt sah der Ältere ihn an. Schüttelte langsam den Kopf.

„Das... kann ich nicht...“, murmelte er.

„Du musst dich entscheiden. Spätestens wenn er dich findet. Dann musst du wissen, was du willst.“ Armand machte ein paar Schritte in seine Richtung, beugte sich nach vorne und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Entscheide wie du willst. Aber bitte... wähle eine Entscheidung, die du nicht bereust.“ Damit ließ er die Hände Kaorus los, schenkte ihm noch ein Lächeln. „Wir sehen uns bald wieder...“, flüsterte er noch ,drehte sich dann um und verschwand in der Finsternis des Waldes.

Kaoru blieb auf der Stelle stehen, starrte in die Richtung, in welche er gegangen war. Wenn er ihm folgte, würde er ihn zurückbekommen, doch Die und die Anderen werden dann zweifellos umgebracht. Folgte er ihm nicht, tötet er sie alle, insbesondere ihn selbst. Ersteres wollte er nicht riskieren, er konnte seine Freunde nicht einfach ausliefern, aber wenn er starb... trieb er Armand wahrscheinlich in die tiefste Depression. Aber er würde weiter leben. Er vertraute nicht darauf, dass Jian sie einfach gehen ließ, wenn er sich stellte, die Vier dabei dem Ältesten vorwarf. Abwesend strich er sich über den Nacken. Seine Finger zuckten leicht zurück, als er die Unebenheiten der Narbe dort spürte. Nein, Jian würde ihn definitiv für seinen zweiten Verrat bestrafen. Und dann würde er Armand nur quälen. Als Verräter lebte es sich nicht leicht in einer Vampirsippe.

Mit hängendem Kopf drehte er sich weg, stapfte durch das Gras zurück zu der Ruine. Morgen... spätestens dann wird er sie finden. Morgen musste er wissen wie es weitergeht. Beide Wege waren keine wirkliche Lösung.

Als er in dem alten Gemäuer ankam schliefen bereits alle tief und fest. Das Feuer in der Mitte war fast erloschen, die kleinen Flammen zuckten nur noch schwach. Schweigend warf Kaoru eine wenig Staub und Erde darauf, löschte es so endgültig. Dann ließ er sich gegen die Wand sinken, rutschte an dieser nach unten. Vergrub den Kopf in den Händen und seufzte. Wenn er nur die Zeit zurückdrehen könnte...
 

Ein harter Schlag traf den Jungen im Gesicht, ließ ihn straucheln und zur Seite kippen. Er biss sich heftig atmend auf die Lippe, unterdrückte die Tränen.

„Wie kannst du es wagen?? Alles war geplant, es hätte ihn gequält, ohne deine dumme Vorwarnung! Was bist du nur für ein dummer Junge?!“ Wütend stapfte Jian auf den Sitzenden zu. „Hast du- Habt ihr Beide denn überhaupt nichts gelernt?“ Er zerrte ihn am Kragen nach oben, schlug ihm noch mal mit der flachen Hand ins Gesicht. „Ach, man sollte euch einfach an Bäume fesseln und in der Sonne schmoren lassen!“ Knurrend stieß er Armand auf den Boden, wandte sich von ihm ab.

Der atmete noch immer heftig ein und aus, starrte schweigend auf den Boden.

„Ich rate dir, dass du nicht alles verdorben hast...“ Jian drehte sich wieder zu ihm. „Denn ansonsten ist seine Entscheidung völlig gleich. Dann werdet ihr alle für euer Beider vergehen büßen. Und du weißt es gibt noch schlimmeres, als in der Sonne zu verbrennen.“ Er warf ihm noch einen verächtlichen Blick zu, schritt dann an ihm vorbei, stieg die erste kleine Stufe der Treppe zur Kutsche hoch.

„Beweg dich, die Sonne geht gleich auf. Oder soll ich dich holen?“ Drohend sah er nach hinten, doch der Junge war bereits aufgestanden, schlurfte langsam auf ihn zu, wartete bis dieser im Inneren verschwunden war. Noch kurz warf Armand einen Blick zurück, auch wenn er nicht wusste, was er erwartete, betrat dann ebenfalls die Kutsche.
 

Sanfte Finger strichen über seine Wange, worauf er erschrocken die Augen aufriss.

„Hey, ich bin’s nur...“ Die sah den Älteren lächelnd an. „Du hast sehr unruhig geschlafen... Und es ist Nacht, ich dachte mir, du willst vielleicht weiter.“

Kaoru öffnete den Mund, wollte schon sagen, dass es ohnehin keinen Sinn mehr hat. Aber er schloss ihn nur wieder.

„Geht’s dir nicht gut?“ Warum war Die so fürsorglich? Es war schon Jahre her, seit der das letzte mal so freundlich zu ihm gewesen war... Oder bildete er sich das nur ein?

Er antwortete nicht, lehnte sich wieder zurück und seufzte leise.

„Ist er fertig?“, fragte Toshiya, Kaoru hörte wie der auf ihn zugekrabbelt kam.

Gerade wollte der Rothaarige verneinen, als der Ältere selbst antwortete.

„Ja bin ich.“ Damit erhob er sich etwas träge, schlurfte bis zum Ruinenausgang, starrte draußen angekommen in den dunklen Nachthimmel. Es war Vollmond. Vielleicht war er deswegen so seltsam. Heißt es denn nicht, dass der Vollmond eine komische Wirkung auf Menschen hätte? Aber er war doch kein Mensch...

„Sag mal, ist wirklich alles in Ordnung?“ Die ging auf ihn zu, legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wann bist du denn gestern Nacht wiedergekommen? Du siehst so geschafft aus...“

„Alles wie es sein soll...“ Kaoru streckte sich ein wenig, ging dann langsam voraus.

„Ah, wieso keine Eile?“

Wieder seufzte der Ältere, drehte sich um. „Dann mach hin.“, grummelte er in einem nicht sehr netten Tonfall.

Die beließ es dabei. Wieso auch weiterfragen, Kaoru schien sich in letzter Zeit eh dafür entschieden zu haben, ihm nichts mehr zu erzählen. Demnach zuckte er nur mit den Schultern, nahm Toshiya in den Arm und führte ihn hinter dem Anderen her. Shinya und Kyo, die das ganze fragend verfolgt hatten schlichen ihnen schweigend nach.

„Du hast mir noch keine Antwort gegeben.“, bemerkte Die nach einer Weile der Stille, „Wie lange warst du gestern weg?“

„Nicht lang.“, war die kurze Antwort. Aber immerhin hatte er eine bekommen.

„Und was ist in dieser kurzen Zeit passiert?“, bohrte er weiter, hatte seine Überzeugung von vorhin einfach verworfen.

„Ich-“ Abrupt blieb der Ältere stehen, legte einen gequälten Gesichtausdruck auf. Drehte den Kopf und sah hinter sich in den dunklen Wald. Auch Die und Kyo blickten sich irritiert um, bis sie ebenfalls die böse Aura spürten und sich ihre Blicke verfinsterten.

„Wusstest du von-“ Die stoppte mitten im Satz, er schaute wieder zu Kaoru, der ihm den Rücken zugedreht hatte, die Hand auf das Gesicht gepresst. Trotzdem bemerkte er das schwache Nicken von diesem.

„Ja, er wusste es.“ Der Rothaarige wandte sich erneut um, starrte wütend den Mann an, der elegant auf sie zuschritt. Shinya schnappte hörbar nach Luft, als er ihn wiedererkannte. Jian legte dasselbe professionelle Lächeln wie am Tag zuvor auf, verbeugte sich theatralisch. „Bonsoir, Madame.“ Dann sah er spöttisch zu dem Älteren, der sich zu ihnen gedreht hatte, in der Hoffnung Armand sehen zu können. „Ah. Sieh mal an, die Menschen scheinen wirklich an dir zu hängen.“

Er erwiderte nichts, sein Blick wurde trauriger als die ersehnte Person auftauchte.

„Da unser lieber Freund seinen Mund nicht halten konnte, weißt du ja was du zu tun hast. Wie entscheidest du dich? Für Armand und den Tod deiner kleinen Freunde? Oder auch für deinen?“ Jian ging gemächlich auf ihn zu, lächelte siegessicher.

„Ich will...“ Er stockte, Die stellte sich zwischen ihn und den anderen Mann, auch von Kyo war ein tiefes Knurren zu hören.

„Du willst was?“ Jian lachte auf, blieb aber stehen.

„Ich will Armand.“

Das Lächeln wurde breiter, leicht schob Kaoru Die zur Seite, der ihn nur erschrocken anstarrte.

„Und...“

„Und?“

Kaoru antwortete nicht, sprang für Jian völlig überraschend auf diesen zu, zog ihm mit die langen Nägeln seiner Hand quer durch das Gesicht des Anderen, was diesem einen gequälten Aufschrei entlockte. Der Ältere hatte genau die Augen Jians getroffen, diese an manchen Teilen zerfetzt. Schnell griff er nach Armands Arm, drehte sich zu den Anderen, wobei ihn Shinya verängstigt ansah.

„Lauft!“, brüllte er sie an, rannte mit dem Kleinen an der Hand einfach los, schubste Die ein Stück nach hinten, da dieser nur zweifelnd dastand. Dadurch aber wieder zur Besinnung kam, schnell packte er Toshiya, zerrte ihn hastig hinter sich. Zum Schluss folgten ihnen Kyo und Shinya.

Jians gequältes Stöhnen brach nicht ab, es wandelte sich immer mehr zu einem wütenden Schreien.

„Wir werden rennen bis es kurz vor Tagesanbruch ist!“ Das war das letzte was Kaoru sagte, denn schwieg er, denn keiner der Anderen erwiderte etwas.
 

Sie hatten Glück, denn einerseits war bald nach der Flucht nichts mehr von Jian zu hören, und sie fanden knapp vor Tagesanbruch tatsächlich eine Höhle, die genügend Schutz vor den Sonnenstrahlen bot.

Erschöpft ließen sich Sechs auf dem Boden nieder, wobei sich die beiden Menschen wieder eng aneinander kuschelten, um sich Wärme zu geben. Kaoru ließ sich in einer Ecke nieder, zog Armand dabei mit sich als fürchte er, dass ihn doch noch irgendjemand ihm wegnehmen könnte. Und dieser jemand war auch da, denn Die riss Armand am Kragen nach hinten, starrte Kaoru böse an.

„Machst du jetzt endlich mal den Mund auf?? Wer ist der da?!“, knurrte er, wies dabei auf den Jungen.

„Es ist... nichts...“, murmelte er leise, sah auf den schmutzigen Boden vor seinen Füßen.

Am liebsten hätte Die ihn jetzt geschlagen. Wenn er nicht schon ohnehin zu traurig wäre. Doch so, wie er die Wand anstarrte, wäre es nur dumm ihn auch noch zu tyrannisieren. Grummelnd zerrte er den Jungen wieder nach vorne, warf ihn grob in die Arme Kaorus, welche sich auch sofort um Armand schlossen. Der Rothaarige drehte sich von ihm weg, lehnte sich an die Wand und ließ sich an dieser nach unten sinken. Seine Hand fuhr durch das lange, seidige Haar, er seufzte.

„Es... fing schon an, bevor ich zu dem wurde, was ich jetzt bin...“, begann Kaoru leise, worauf die Anderen aufschauten. Der Blick des Älteren ging knapp an Armands Körper vorbei, auf den Boden. „Zu der Zeit herrschte Krieg in meinem Land. Als junger Mann wurde ich selbstverständlich als Krieger fortgeschickt, doch ich grämte mich davor Menschen zu töten, ja, ich fürchtete sogar welche sie verletzen.“ Ein müdes, ironisches Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Er hat mich damals vor den Feinden gerettet. Schon damals war er dieser kräftige Mann, der er heute ist und er war klug. Wir reisten gemeinsam weit durch das Land, bis wir uns in Sicherheit glaubten. Doch wir ahnten nicht, dass auch dieses Dorf angegriffen wurde. Nur gab es jemanden, der alle Feinde sehr effektiv fernhielt. Ein Vampir, und der jetzige Meister des Clans. Irgendwann... blieben die Feinde aus. Und der Älteste suchte sich andere Opfer. Wer diese waren könnt ihr euch sicher denken. Anfangs fiel es uns wirklich schwer zu jagen, aber wir mussten es. Jetzt, wo ich alt bin, brauche ich nicht mehr jede Nacht zu trinken, doch zu der Zeit, wenn man ein Jungvampir ist war man gezwungen es zu tun, regelmäßig. Doch wir mussten uns mit dem eingewöhnen zu beeilen, denn die Älteren mochten uns nicht. Besonders mich konnten sie nicht leiden, da der Älteste einen Narren an mir gefressen hatte. Was genau genommen mein Vorteil war. Jian und ich trennten uns immer weiter voneinander, denn er wurde mehr und mehr zu der Bestie von heute, während ich still von dem Ältesten und meinen Künsten Menschen zu verführen und ihnen einen schmerzlosen Tod zu bereiten lebte. Wenn man das so nennen kann...“ Er hielt inne, ohne jemanden anzusehen, denn seine Augen, welche jetzt ins Feuer sahen, betrachteten nur die tanzenden Flammen. Armand kuschelte sich an die kalte Brust des Älteren, Toshiya hatte sich zu Die begeben und sich an diesen gelehnt. Kyo lag auf dem Boden, blickte ebenfalls ins Feuer und Shinya hockte dicht an diesem um sich zu wärmen.

„Doch deswegen hasste er mich noch nicht. Das geschah erst, als ich nach etlichen Jahren der Einsamkeit Armand begegnete. Er war ein Mensch, doch er fesselte mich... Er war schön, jung und aufrichtig. Und er hatte keine Ahnung von dem Grauen, das in der Nacht die Wälder seines Dorfes unsicher machte. Ich verliebte mich in ihn, besuchte ihn immer öfter, er glaubte das ich lediglich unter einer schweren Krankheit leiden würde, die mich dazu zwang nur Nachts auftauchen zu können. Wir wurden ein Liebespaar. Das Problem war... ich machte ihn nicht zum Vampir. Er liebte alles menschliche, wie ich, ich brachte es nicht über mich ihm das alles zu nehmen. Doch Jian, voller Misstrauen, dass ich plötzlich immer verschwand und erst kurz vor Morgengrauen zurück in unsere Gruft hastete. Und so ging er mir eines Nachts nach. Er war längst stärker als ich, es stellte kein Problem für ihn da, seine Gegenwart für mich unerkennbar zu machen. Nichts ahnend ging ich also zu Armand, wie jede Nacht. Ach, vielleicht sollte ich noch für die Menschen und unseren Jungen erklären was genau ich an dem ganzen falsch machte. Da unser Ältester noch nach den alten Traditionen `lebte` war es für uns verboten eine Beziehung mit einem Menschen einzugehen. Jian, der mich mittlerweile auch als potenziellen Gegner ansah, verriet mich. Und er verabscheute mich seitdem. Als er uns erwischte, brüllte er mich an... Ich wäre ein Nichts, ein Monster, das nicht fähig ist zu überleben, weil es die einfachsten Dinge nicht übers Herz brachte. Und es stimmte, ich war in Armands Arme geflohen, aus der Einsamkeit in die Gefahr. Sie bestraften mich. Armand nahmen sie mit, ich sah ihn nie wieder... Hass brannte in mir, Hass auf den Clan, der mich hasste, obwohl ich nichts dafür konnte, Hass auf den Ältesten, der mich quälen ließ, aber besonders Hass auf Jian, der mein unendliches Leben unerträglich machte. Ich wurde zu dem Vampir, der ich jetzt bin. Ich nahm mir jeden Menschen, der mir gefiel, entweder tötete ich ihn nach einer Weile, oder machte ihn zu einem von uns. Doch meist lebten auch die nicht lang. Und etliche Jahre später entdeckte ich einen rothaarigen Knaben.“ Damit endete er, lehnte sich erschöpft zurück und schloss träge die Augen. „Das war mein Leben mit Jian. Jetzt weißt du wer er ist. Deswegen sagte er, ich wüsste was dich erwarten würde. Deswegen nimmt er sich soviel Zeit damit, uns zu verfolgen. Es macht ihm Spaß mich zu quälen.“

„...“ Die schwieg, er legte einen Arm um Toshiya, drückte ihn enger an sich. „Wir sollten jetzt ruhen... Morgen müssen wir früh aufstehen.“

Nichts war mehr zu hören. Lediglich leises atmen und der eisige Wind, welcher durch die Bäume rauschte, die wenigen Blätter zum rascheln brachte. Kleine weiße Flocken fielen vom Himmel, bedeckten den Boden.
 

Kaum das die Nacht hereinbrach, erwachte Die. Ein seltsamer Geruch lag in der Luft, den er kurz darauf zuordnen konnte. Es war Kaoru, er hatte Angst. Eine Angst die er vorher nie an ihm gesehen oder auch nur bemerkt hatte. Denn er fürchtete nicht um sein Leben, sondern um das von ihnen. Egal, welchen Vorschlag Jian den Beiden gemacht hatte, oder noch machen würde, es hätte kein gutes Ende für Kaoru. Sie mussten es einfach schaffen zu fliehen... Er selbst würde es zwar ohnehin nicht überleben, sollte Jian sie tatsächlich einholen, doch allein die Vorstellung welche Qualen Kaoru dann durchmachen müsste, stimmten ihn traurig. Denn irgendwie war er sich sicher, dass Kaoru der einzige sein wird, der überlebt.

„Bist du schon wach?“, fragte Toshiya leise, sah nach oben in das bleiche Gesicht seines Freundes.

„Ja...Komm, wecken wir die Anderen, wir müssen weiter.“ Der Jüngere nickte müde, setzte sich auf und ließ Die so aufstehen. Ungestüm weckte der Rote die Anderen, Kaoru als letzten, wobei ihn aber kurz bevor er etwas sagen konnte, um ihn aus dem Schlaf zu reißen, zwei dunkle braune Augen ansahen.
 

La huitième nuit ~ Fin
 


 

Kommentar des Autors:

Hai hai

Endlich wieder ein Chap ^-^

Nju, hat wieder etwas gedauert...

Da zeitweilig mein Lap verstorben ist und ich nicht an meine FFs rankonnte, war weiterschreiben schwierig xD

Und ich musste endlich andere Chaps fertig schreiben ^^°

Nju, jetz kam auch in gekürzter Version Kaos Vergangenheit ans Licht.

Vielleicht kommt noch ein Bonus- Chap, in dem es als verlängerte Version kommt, mal sehen.
 

Danke~ für die Kommies und ich hoffe es hat euch gefallen ^^=

La neuvième nuit


 

Auch Armand streckte sich gähnend, rieb mit dem Kopf sanft über Kaorus Wange und blickte ihn seinerseits an. Kaoru sah müde und abgekämpft aus, er lehnte sich wieder zurück an die Steinwand, die Hände fest in die Seiten des Jungen gekrallt. Noch spürte er nicht die wütende Aura, des zweifellos boshaften Jian, der ihn jetzt wahrscheinlich einfach in Fetzen reißen würde, nach dieser mehr als dummen Reaktion von ihm. Er hatte wohl das blödeste getan, was ihm eingefallen war, nämlich einen Vampir, der leider stärker war als er, zu verraten und zu verletzten.

„Wir sollten weiter.“, sagte Dies angenehm leise Stimme, er zog Armand auf die Beine, bevor er auch Kaoru aufhalf. Dieser wandte nur leicht den Kopf zur Seite, um keinen der Anderen ansehen zu müssen. Er nickte schwach. Trotzdem schleppte er sich mehr hinter den Anderen her, auch wenn Armand ihn stetig weiterzerrte. Er glaubte sogar ihn öfters leise „Bitte!“ sagen zu hören. Und ihm zuliebe tat er ihm schließlich den gefallen, rannte kurz darauf wieder vor den Fünfen. Die starke, plötzlich erscheinende Aura musste er ignorieren, damit er nicht wieder einfach zurückfiel. Kaoru klammerte sich fester an die kalte Hand des Jüngeren.
 

„Kaoru.“ Ein starker Ruck an seiner Hand ließ ihn stoppen. „Lass uns Pause machen... Ich rieche Blut.“, fügte Armand leise hinzu, seine Finger strichen beruhigend über die Hand des Anderen. „Okay?“ Er nickte.

Es waren keine fünf Minuten bis zu dem kleinen Dorf, aus dem der kräftige Geruch der Menschen kam. Es war klein, nur wenige, vielleicht hundert Menschen lebten darin, größtenteils Bauern, die jetzt längst schliefen.

„Die, warte hier. Wenn wir wiederkommen trinkst du.“

Die gehorchte auf Kaorus Worte, der gleich darauf mit Armand und Kyo verschwand. Der Rote schob Toshiya und Shinya zu einer kleinen Kirche, die am Rand des Dorfes einsam und verlassen dastand. Nur er konnte den Tod riechen, der sich mit dem warmen Blut paarte.

„Warum ist Kaoru so traurig? Er hat doch Armand wieder...“, flüsterte Toshiya leise, schmiegte sich an den Körper des Anderen, zog dabei auch Shinya mit sich.

„Mach dir keine Sorgen...“, gab der zurück. Toshiya schwieg zwar, aber keineswegs beruhigt. Er hatte Angst.

„Er wird dich doch nicht töten, wenn er dich findet, oder?“

„Ich- Chérie?“

Der Jüngere hatte sich aufgesetzt.

„Shinya?“

Keine Antwort.

„Die, er ist weg! Wir müssen ihm nach...“ Damit erhob er sich hastig, zog auch Die auf die Beine. Dieser blieb allerdings steif stehen. Er witterte etwas. Etwas böses.

„Nein!“ Der Rothaarige schlang die Arme um den Andere, drückte ihm die Hand auf den Mund und ließ sich wieder auf den Boden sinken. Er zwang sich so gut es ging seine Gedanken zu verschließen, um den Vampir nicht herzulocken.
 

„Kyo?“ Shinya stolperte durch das Dorf, schaute sich immer wieder suchend um. Er wusste nicht genau, warum er weggelaufen war, schließlich brachte er sich gerade in Gefahr, wobei Kyo sicher nichts passieren würde. Kaoru war ja bei ihm, und dieser junge Vampir. Und trotzdem machte sich ein schlechtes Gefühl in ihm breit, dass ihn immer weiter laufen ließ. Er fröstelte. Eine leichte, eiskalte Hand legte sich auf seine Schulter, er schrie unterdrückt auf.

„Guten Abend.“ Der griff verstärkte sich, Shinya schrie entsetzt auf. Im nächsten Moment wurde er gegen eine der Häuserwände gedrückt. Sein Mund wurde mit derselben Hand verschlossen. „Du armes, Ding. So wunderschön und doch dem Tode geweiht.“ Der Druck wurde immer härter, bis er schon fast keine Luft bekam. Er zitterte, ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Nacken, als hatte etwas unsagbar Spitzes ihm diesen aufgeschnitten. Der Zwang zu schreien wurde einfach unterdrückt, durch diese klammernde Hand auf seinem Mund. Er fühlte wie der Vampir an der Wunde saugte, das Blut einfach aus seinem Genick trank. Übelkeit paarte sich mit Angst.

Der Vampir wurde zurückgerissen. Shinya stöhnte laut auf, rutschte an der Wand nach unten. Schluchzte dabei. Nur langsam wandte er den Kopf nach hinten, zu dem, der ihn gerettet hatte. Oder es wenigstens versuchte. Es war Kyo. Scheinbar war er beim trinken gestört worden und hatte es deshalb schnell abbrechen müssen, denn das weiße Hemd, welches er trug war Blutverschmiert. Er stieß ein wütendes Knurren aus, das der Andere mit einem tiefen Lachen quittierte.

„Du Sündiger. Ihr alle seid verdorben, wie könnt ihr euch nur mit Menschen einlassen? Du wurdest immer von allen verabscheut und nun gibst du dein Leben für einen Menschen?“ Mit einer schnellen Handbewegung schlug er den Jungvampir, der ihn anfallen wollte, nieder. „Ich mache dir einen Vorschlag. Komm mit mir und beichte. Dann wirst du weiterleben.“

„Kaoru!!! Komm schnell!!“, brüllte Shinya panisch, zog sich an der Wand nach oben und wiederholte immer wieder den Namen des Vampirs. Warum nur konnte er nicht glauben, dass Kyo es schaffte? „Bitte!“

„Er wird nicht kommen. Schrei soviel du willst. Wie könnte dieser Junge wichtiger für ihn sein, als Armand? Er wird nicht kommen.“, sagte Jian ruhig. Mit langsamen Schritten ging er auf den knurrenden Jüngeren zu, „Dann hältst du weiterhin zu deinem menschlichen Kind?“

Der Blonde sprang auf, auf den Anderen zu. Doch noch bevor er Jian erreichen konnte, wurde er gepackt und mehrere Meter weit nach hinten geworfen. Shinya rannte hastig an den Beiden vorbei, zu dem am Boden liegenden Kyo, kniete sich neben ihn.

„Lass ihn. Nimm mich, wenn du unbedingt ein Opfer willst.“ Es war Kaorus dunkle Stimme, die er hörte. Er gab einen erschrockenen Laut von sich, als er hochgezogen wurde.

„Komm.“, flüsterte Armand ruhig, der noch wartete bis Kyo sich auf die Beine gequält hatte und zerrte ihn dann zu der kleinen Kirche.

„Aber Kaoru!“, widersprach er, konnte aber nicht mal zurücksehen, da er sonst gefallen wäre.

„Keine Sorge.“

Erst als sie die kleine Kapelle erreichten stoppte er wieder, schob die Beiden hinein und verschloss die Tür wieder.

„Wo warst du??“ Sofort griff Toshiya nach seinem Freund, tastete dessen Körper ab, um zu sehen, ob er unverletzt war. Er erschrak als er das getrocknete Blut an seinem Nacken fühlte, doch Shinya schenkte dem keine Beachtung mehr.

„Ich... Tut mir Leid...“, gab der leise zurück, senkte betreten de Kopf, „Wo ist Armand?“

„Er hilft Kaoru.“ Die schwieg, lauschte dem Wind und fühlte die Spannung, die von diesen beiden Rivalen ausging.

Es herrschte Stille, bis Shinya sie mit leiser Stimme unterbrach. Kyo lag mittlerweile auf seinem Bauch, klammerte sich an den Mensch, den er beschützen wollte.

„Warum verstecken wir uns hier?“

„Vampire haben eine Abneigung gegen Christliches wie diese Kirche. Das heißt nicht alle. Kaoru war einmal sehr gläubig, deshalb bringt er allen seinen Kindern bei keinen Groll gegen Gott zu hegen. Ich mag nicht gläubig sein, aber es ist praktisch für mich. Und Kyo ist zu jung, um zu wissen was es bedeutet. Genau genommen sind die meisten Vampire sehr feige.“

Shinya nickte schwach. Die konnte das sicher sehen. Zitternd fühlte er wie Kyo sich leicht an ihm hochzog, an ihn kuschelte.

„Also tut es euch eigentlich weh?“

„Nein, die meisten hassen es einfach nur. Wenn du, sagen wir den Wald hasst und ihn abscheulich findest, würdest du dich auch nicht sonderlich wohl darin fühlen.“

„Ah.“ Wieder nickte er leicht. „Hoffentlich kommen sie wieder...“, fügte er leise hinzu.

„Wenn nicht sieht es schlecht aus...“

Bedrückende Stille breitete sich aus, Die fühlte wie Hunger in ihm aufstieg. Er zwang sich dieses Gefühl zu ignorieren und lauschte, ob er irgendetwas von Kaoru oder wenigstens Armand hören konnte. Doch alle Drei hatten ihren Geist verschlossen. Nicht wirklich verwunderlich, schließlich hätte Jian es ausgenutzt, wenn er wissen würde, was in Kaoru vorging. Irgendwann spürte er gar nichts mehr. Blendete alles andere aus, nur der Sonnenaufgang drängte sich ihm auf. Zwanghaft biss er die Zähne aufeinander, schubste Toshiya auf die Beine, bevor er sich ebenfalls erhob.

„Was ist?“, fragte der verwirrt.

„Wir müssen in den Keller. Kyo und ich jedenfalls.“

Sofort stand auch Kyo auf, schritt ihm wie ein dressierter Hund nach. Nur zögernd folgten den Beiden auch Shinya und Toshiya in die tiefergelegten Räume unter der Kirche. Es roch nach staub, die Menschen stolperten blind durch die herrschende Dunkelheit, während die Vampire langsam aber sicheren Schrittes weitergingen.

„Ist... Kaoru tot?“ Für Die kam diese Frage so plötzlich, dass er stockend stehen blieb, den Kopf langsam umwandte und Toshiya anstarrte.

Er schwieg. Stumm legte er sich in die hinterste Ecke, spürte dann auch Kyos zitternden Körper neben sich. Noch bevor er irgendetwas anderes fühlen konnte fiel er ihn seinen Totenschlaf, der das endgültige aufgehen der Sonne ankündigte. Toshiya wusste, dass Kaoru nicht mehr zurückkommen würde.

„Ich hab Angst...“, flüsterte Shinya, er zitterte, schlich zu dem Anderen und kuschelte sich schutzsuchend an ihn.

„... Es wird bestimmt alles wieder gut. Du weißt ja, wenn es Vampire gibt, gibt es auch Wunder.“ Damit schlang er die Arme um den bebenden Körper vor sich, suchte mit ihm einen verhältnismäßig weichen Platz und legte sich darauf. „Wir schlafen jetzt, ja?“
 

Kyo war der erste, der aus seinem tiefen Schlaf erwachte. Sehr unüblich, denn selbst der Älteste unter ihnen schlief noch. Langsam stand er auf, sein Körper zitterte schon nicht mehr. Er fühlte sich auch wieder etwas besser, als zu der Nacht davor.

Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, als er nach draußen in die Kälte trat. Die Bauern arbeiteten noch auf ihren Feldern, Mädchen brachten die Pferde zurück in den Stall, während die Frauen Essen machten. Alles war ganz normal für die Leute hier, nichts hatte sich verändert. Scheinbar störte es niemanden hier, dass sich Vampire ganz in der Nähe befanden. Aber es störte ihn persönlich überhaupt nicht. Er kümmerte sich auch nicht um die wild strampelnden Mädchen, deren Blut er trank, es waren ohnehin nur Zwei. Aber er brauchte das jetzt, um sich wieder sicherer zu fühlen. Sicher? Das war dafür vielleicht das falsche Wort. Es machte ihm zu schaffen, zu wissen, dass er gegen Jian nicht den Hauch einer Chance hätte. Wäre ihm Kaoru nicht zu Hilfe gekommen, wären und Shinya jetzt tot. Dessen war er sich verdammt sicher.

Ein bekannter Geruch stieg ihm in die Nase. Es war nicht Kaoru, auch nicht dessen kleiner Liebhaber. Er wusste wer es war. Erkannte es aber zu spät, als das er sich hätte rechtzeitig wehren können.
 

Die riss abrupt die Augen auf. Ein innerer Schrei hatte ihn schlagartig geweckt. Gleich darauf sank er bestürzt wieder an die Wand zurück. Von Kaoru war immer noch nichts zu sehen, oder wenigstens zu spüren. Nichts, nicht mal mehr ein fremder Vampir war gegenwärtig. Nur die ganzen Menschen des Dorfes, sein Geliebter und dessen junger Freund. Von Kyo merkte er ebenfalls nichts mehr, die Hoffnung wenigstens er könnte noch leben verneinte er mit einem Kopfschütteln. Er schaute zu seinem Toshiya, wie dieser eingerollt auf dem Boden lag, in seinen Armen Shinya. Zögernd erhob sich der Vampir, fällte dabei die Entscheidung die Beiden erst einmal allein zulassen. Sie waren lediglich noch zu dritt, also musste er sich um sie kümmern, sie beschützen. Er zog den Mantel beim gehen enger um sich, während er die Treppen nach oben stieg.

Das Dorf war ruhig, es schlief, bemerkte nichts von dem nächtlichen Treiben. Wieder spürte er nicht den geringsten Hauch eines anderen Vampirs. Nicht einmal Jians, wahrscheinlich noch immer erzürnte, Aura war irgendwo zu fühlen. Es war eben so, wie es in unbefleckten Dörfern, die uninteressant für Vampire waren. Er entdeckte zwei Leichen, stümperhaft und gierig ausgesaugt, in einem Berg aus Heu versteckt. Allein aus seiner neuerwachten Freundlichkeit zu Menschen, holte er sie hervor, brachte sie schnell in den Wald und legte sie dort, bei einem der anderen Gräber zur Ruhe. Erst dann suchte er sich ein Opfer, einen erwachsenen, kräftigen Mann, der genügend Blut besaß um ihm wieder seine alten Kräfte vollends zurückzugeben.

Kaum dass er zurück zu der Kirche ging, rannten ihm auch schon seine beiden letzten Sterblichen entgegen.

„Wo warst du?? Warum hast du nichts-“ Weiter kam Toshiya nicht, eine kalte Hand legte sich über seinen Mund und hielt ihn ab weiter herum zuschreien. Shinya stand wieder bibbernd neben ihm, Sorge strahlte dumpf in dessen Augen. Sorge und Angst.

„Ich habe etwas getrunken. Beruhige dich.“ Nur langsam zog er die Hand wieder zurück, ließ es wortlos zu, dass sein Freund sich an ihn klammerte.

„Wo ist Kyo?“

Schweigend sah der Rothaarige Shinya an. Dieser brach plötzlich in Tränen aus, nachdem er verstand, was der Andere befürchtete. Sofort nahm Toshiya ihn wieder in die Arme, strich tröstend über dessen rechten Arm.

„Wir sollten gehen. Ich stehle Essen für euch, dann werden wir umgehend weiterreisen.“ Er drehte sich einfach um, schritt zu dem nächstbesten Haus, drang in es ein und tauchte wenige Momente später, beladen mit Nahrungsmitteln, wieder auf.

„Beeilt euch.“ Damit verteilte er es vor den Beiden, die ihn nur verständnislos anschauten. Nur zögernd begannen sie zu Essen, wobei Shinya öfters stockte und sich schnell mit dem Ärmel über das Gesicht wischte. Sie waren gerade erst fertig, als Die den Rest an sich nahm, ihn in eine mitgebrachte Decke wickelte und unter seinem Mantel verschwinden ließ. „Und jetzt kommt.“

„Warum so eilig? Jian ist doch weg...“ Toshiya stolperte hinter ihm her, Shinya zerrte er mit sich, umklammerte dessen Hand dabei, als fürchte er ihn zu verlieren.

„Eben deswegen. Wir wissen nicht wo Kaoru und Kyo sind. Und Armand, wobei mich der Junge wenig interessiert.“, gab Die zurück, watete leichtfüßig durch den höher werdenden Schnee.

„Weißt du eigentlich wo wir hin müssen?“

„Einfach weiter... Am Besten in ein Dorf mit neutralen Vampiren, die uns helfen.“ Er klang etwas genervt, wollte jetzt nicht darüber nachdenken, da er so automatisch wieder auf Kaoru kam. Warum vermisste er ihn, nur weil er einen Tag lang nicht wusste, ob er tot oder noch am Leben war? Wenn man das so nennen konnte... Dabei war er doch immer gemein zu ihm gewesen, weil er längst keine Lust mehr auf ihn gehabt hatte.

„Tut mir Leid...“, nuschelte Toshiya, der bereits schwerer atmete und kleine Wölkchen beim reden ausstieß.

„Ist schon gut. Beeilt euch nur...“ Was sollte er nur machen... Er wusste nicht wohin Kaoru eigentlich gewollt hatte, gut zu einem Schloss, und sonst? Er wusste nicht mal wo er jetzt überhaupt hinrannte. Wo war Kaoru denn nur? Wenn er Jian besiegt hatte, was ja anscheinend der Fall war, warum half er ihnen dann nicht weiter? Und wo war Kyo? Er konnte doch nicht einfach verschwinden...

Hinter sich hörte er wieder so ein stumpfes Schniefen. Shinya weinte also wieder. Und er konnte nichts dagegen tun. Er konnte ja nicht einmal Toshiya richtig trösten. Aber er wollte nicht, dass der Junge weinte.
 

Kurz vor Sonnenaufgang erreichten sie tatsächlich noch ein größeres Dorf, in dem abendliches Treiben herrschte. Es schien eine Art Zigeunerdorf zu sein, auf den Straßen trainierten einzelne Grüppchen für ihre Auftritte, demnach war auch eine Stadt, in der sie diese vorführten, nicht weit. Wenigstens etwas gutes. Auch wenn Die noch immer nichts von Kaoru, oder einem der Anderen mitbekam. Eine fremde Aura drängte sich ihm beinahe auf, sie war nicht besonders kräftig, dafür aber sehr ausgeprägt. Und intelligent, wenn er es richtig interpretierte.

„Die, was-“ Mehr konnte Toshiya nicht sagen, wobei es diesmal keine Hand war, die ihn zum schweigen brachte, sondern ein kleiner, blonder Junge. Der Vampir. Wie von selbst griff Die nach dessen Kragen, riss ihn dann knurrend zurück. Shinya seufzte hörbar auf, als er erkannte, dass nicht Kyo gerade in den Anderen gerannt war, sondern ein fremdes Kind.

„Weg von ihm!“, fügte Die hinzu, schubste den Jungen weiter nach hinten. Dieser grinste, legte den Kopf schief und lachte.

„Beruhig dich!“, brachte er dann kichernd hervor, mit einer eindeutig kindlichen Stimme, die einen Hauch von Mann in sich hatte. Seine schulterlangen blonden Haare fielen ihm ins Gesicht, oder locker über den Rücken. Stahlblaue Augen schauten zu dem Älteren hoch, „Ich tu dem doch nichts!“

„Das will ich für dich hoffen!“ Die ließ ihn los, aber erst nachdem Toshiya an dessen Schulter gezogen hatte, um ihn zurückzupfeifen.

„Der ist nur ein Kind, lass ihn...“, fügte er erklärend hinzu.

„Genau, Kinder hat man nicht anzufassen!“ Wieder kicherte der Junge.

„Jaja. Aber wenn ich mal fragen darf, was tust du hier?“, warf wieder Die ein, der Toshiya hinter seinen Rücken schob. Der verstand die Sorge nicht wirklich, sah auch genauso verständnislos von Die zu dem Fremden.

„Was ich hier tue? Menschen unterhalten, mein Herr.“ Er verbeugte sich spöttisch.

„Du weißt was ich meine!“ Die laute Stimme des Rothaarigen ließ alle, nur den jungen Vampir nicht, zusammenzucken. „Es ist nicht erlaubt einen 12- Jährigen zum Vampir zu machen.“

„Ich bin 13. Und es war ein Unfall meines Alten.“

Wieder knurrte Die. Der war nicht nur verboten, sonder auch noch frech und vorlaut, dem Erschaffer gegenüber.

„Das heißt eigentlich bin 32.“, fügte er grinsend hinzu.

„Meinetwegen.“ Damit wandte er sich wieder von dem Kleinen ab, er hatte die Lust an ihm verloren, schob dabei auch Shinya und seinen Liebsten vorwärts.

„Warum ist es nicht erlaubt?“, drängelte Toshiya schon wieder neugierig.

„Ist es eben nicht. Größtenteils, weil sie ihre Energie nicht richtig in den kleinen Körpern verwalten können und dadurch zu unkontrollierten Aktivitäten neigen.“

„Stimmt gar nicht!“, widersprach der fremde Junge, der tatsächlich die Frechheit besaß ihnen auch noch zu Folgen. „Und warum hast du gleich zwei menschliche Geliebte, he?“

„Tut es wohl, und das geht dich jawohl gar nichts an!“

Keinen der Zigeuner schien das Geschehen und die fremden in ihrem Dorf zu interessieren, nur ab und zu wurden ihnen fragende Blick zugeworfen.

„Du bist ja unhöflich! Übrigens. Ich bin Ruka.“

„Ver-!“ Die stoppte, sein Blick fiel zu Shinya, der ihn traurig ansah, dann zögernd zur Seite blickte. „Gut, was willst du?“, fragte er dann ruhig, an den Jungen gewandt.

„Hm, ein wenig zusammen mit einem anderen Vampir rumreisen wär mal interessant.“ Er grinste wieder kindisch vor sich hin.

„Hör zu...“ Die griff nach dem Arm des Jungen, zerrte ihn zu sich. „Wenn du dich um Shinya kümmerst darfst du mitkommen.“, flüsterte er, wies dabei unauffällig zu dem Benannten, „Und weißt du zufällig, wo die nächste Stadt liegt? Und... eine Grafschaft?“

„Geht klar.“ Ruka nickt, wandte sich aus dem Eisengriff. „Oh, ist noch ein Stück entfernt... Aber ich helfe euch gern.“

„Gut. Dann bring uns so schnell wie möglich zu der Villa.“ Kaum, dass er sich weggedreht hatte, hüpfte der Junge zu Shinya, nahm dessen Hand und zog ihn wie ein Kind hinter Die und Toshiya her.
 

La neuvième nuit ~ Fin
 


 

Kommentar des Autoren:

So... zum Schluss war das Chap nicht sehr interessant, wenn ich’s so sagen darf. Aber doch ein wichtiger Fortgang für die Story...

Mal sehen wie es mit den Dreien ausgeht, hm? ^-^

Und was mit den Anderen ist... Hö hö xD

Brav weiterlesen bis zum (nicht mehr sehr weit entfernten) Schluss! ^^

Und danke an die Leser und Kommieschreiber!

*Kekze rumschmeiß*

La dixième nuit


 

„Kaoru... ich hab Hunger...“ Armands Stimme klang leise und brüchig, während er sich erschöpft durch den Schneeberg vor ihnen kämpfte.

„Ich weiß...“ Immer wieder tropfte Blut von seinem Rücken, färbte im Schnee eine leuchtendrote Spur. Jeder konnte ihnen folgen, sie mussten endlich ein Dorf finden, in dem sie sich ausruhen und trinken konnten... Die Wunde verheilte nicht, bevor er kein Opfer gefunden hatte. Momentan brannte sie höllisch und ununterbrochen, da änderte auch das kalte Klima und der Schneefall nichts. Es machte es nur noch schlimmer, wenn einzelne Flöckchen zu einer großen, weißen Schicht festfroren und seine geschundene Haut zum reißen brachten. Er fühlte sich, ganz davon abgesehen, elend. Seine geliebten Kinder und deren Menschen hockten irgendwo in einer Kirche, zurück konnte er nicht, es war zu weit. Würde er noch mal auf Jian treffen wäre das sein Ende. Dann könnte er auch gleich weitergehen, dass würde ja auf das selbe hinauslaufen. Also schleppte er sich weiter mit Armand durch die Kälte und den Schnee, in der Hoffnung endlich das gesuchte kleine Dorf zu finden. Was schwierig werden dürfte, da er längst die Orientierung verloren hatte. Er war einfach nur erschöpft und müde.

Armand griff nach seiner Hand, drückte sie zärtlich.

„Danke.“, fügte er mit einem Lächeln hinzu, „Ohne dich hätte er mich getötet...“

„Red nicht so, du weißt, dass ich dich auf jeden Fall retten würde. Egal, wie es dabei um mich steht.“, gab er ruhig zurück.

„Ich liebe dich, Kaoru... bitte, lass uns irgendwo hin gehen wo uns niemand kennt. Wo wir für uns sein können...“ Er drückte die Hand fester.

„Wir werden zurückkehren sobald wir können.“ Unerbittlich zog er ihn weiter hinter sich her. Tiefer hinein in den weißen, dunklen Wald. Sein Körper brannte. Er zuckte reflexartig zusammen als ihm ein bekannter Geruch in die Nase stieg. Menschen. Ohne große Mühe fand er die kleine Gruppe zurückkehrender Holzfäller, die sich lachend den Weg zurück in das Dorf bahnten. Normalerweise hätte er sie ins Dorf verfolgt und sich dort einen hübschen Knaben oder ein junges Mädchen geholt, doch in diesem Fall ging er sofort auf einen der Fünf los. Armand folgte ihm, nahm sich einen der Anderen, die plötzlich aufschrieen und auseinander rannten.

Nach kaum Zehn Minuten lagen die Männer tot im Wald, Armand betrachtete seine glänzend verheilte Haut, während Kaoru sich endlich wieder richtig bewegen konnte, ohne vor Schmerz stöhnen zu müssen. Auch die Kälte störte sie nicht mehr sonderlich.

„Und jetzt?“ Gemächlich lief Armand zu dem Anderen, blieb bei ihm stehen und blickte durch die Bäume, entfernt waren schon einzelne Häuser zu sehen.

„Jetzt gehen wir in dieses nette kleine Dorf. Die Sonne geht bald auf. Und morgen suche ich meine Kinder. Oh, aber neue Sachen brauchen wir auch noch...“ Er streckte den Arm nach seinem Freund aus, der sich gleich unter diesen schmiegte, worauf er ihn an sich drückte und nach vorne schob. Wenigstens eine Besserung in dieser aussichtslosen Lage.
 

Der Vampir tappte durch den tiefen Schnee, an seine Hand klammerte sich Toshiya, der den Kopf eingezogen hatte und hinter ihm herstolperte. Ruka hüpfte vor ihnen durch die Landschaft, Shinya die ganze Zeit im Schlepptau. Ab und zu drehte er sich um, spielte mit den Menschen indem er sie schubste oder erschreckte. Nur der Rothaarige fand das alles überhaupt nicht lustig. Er hatte gerade zwei Bekannte verloren, und kaum tauchte so ein junger (verbotener!) Vampir auf ist das vergessen. Schien jedenfalls so. Gut es war nur eine willkommene Ablenkung von all den negativen Gedanken, aber musste der unbedingt solchen Blödsinn machen, um gute Laune zu verbreiten? Es störte ihn.

Leise kichernd stolperte ihm Toshiya schon zum weiß Gott wievielten Mal in den Rücken. Wenigstens fror er nicht mehr... Auch wenn er sicherlich gleich etwas nach diesem Gör werfen würde.

„Komm schon Onkelchen! Oder kannst du nicht Lächeln??“ Lachend wich er dem Ast aus, den Die sich gegriffen hatte.

„Mir ist eben nicht zum Lächeln zumute!“ Was fiel diesem kleinen Mistkerl eigentlich ein?

„Oh! Die Stadt ist ganz in der Nähe!“, platzte Ruka heraus, er ließ Shinya wieder los, rannte nach vorne und schlüpfte elegant durch einen Busch hindurch.

„Na Gott sei Dank...“, murmelte Die, stapfte dem Jungen nach und schob die Beiden vor sich her.

Die `Stadt` war genau genommen ein zu groß geratenes Dorf. War jedenfalls Dies Meinung dazu, als er die Häuser um sich herum betrachtete.

„Warum magst du ihn nicht?“, wurde ihm leise ins Ohr gehaucht, worauf er den Kopf wieder zur Seite drehte und seinen Freund betrachtete.

„Aber ich mag ihn doch.“ Er legte einen betont unschuldigen Blick auf. „So sehr, dass ich ihm den Hals umdrehen könnte.“ Toshiya verdrehte die Augen, stapfte durch den Schnee bis auf die freigeräumten Straßen.

„Ich hab Hunger, können wir was essen gehen?“

„Oh ja!“, warf Ruka fröhlich ein, erhielt dafür einen wütenden Blick des Ältesten.

„Natürlich...“, grummelte der noch genervt, „Wie könnte ich auf den Gedanken kommen, dich verhungern zu lassen...“ Er kassierte einen Stoß in die Rippen Seitens Toshiya, den er allerdings kaum spürte. Praktisch als Vampir gegen solche Schmerzen resistent zu sein.

„Sagt mal, wieso rennt ihr eigentlich allein durch die Pampa?“

Die zuckte, stiefelte grummelnd weiter, ohne auf das Ding hinter ihm zu achten. „Ist doch unsere Sache.“

„Mensch... bist du unhöflich, ist ja schlimm.“

„Warum läufst du allein in einem Zigeunerdorf rum, hm?“

„Wo sollte ich sonst allein hin? Mit euch bin ich wenigstens etwas geschützt.“

Fast hätte Die aufgelacht. Geschützt? Wenn er wüsste, dass einer der gefährlichsten Vampire hinter ihnen her war... Würde er sicher wieder kehrt machen. Verlockender Gedanke, wäre er nicht so beliebt bei den Beiden.

„Es ist gefährlich mit Fremden mitzugehen.“, murmelte Die noch halbwegs in Gedanken, schaute auf, als Toshiya an ihm vorbei lief, zu einem kleinen, hübschen Restaurant.

„Ich weiß.“ Zum ersten Mal seit sie ihn kannten herrschte Stille. Ruka schwieg.

„Du willst nicht wirklich etwas Essen, dass von Menschen zubereitet wurde, oder?“

„Bei Gott nein... `Es` schmeckt doch eh viel besser...“ Der Kleinere lachte wieder, nickte Die kurz zu und ging zu den beiden Anderen.

„Bestellt euch was.“, flüsterte er ihnen zu, als er wieder direkt hinter ihnen stand, strich aber nur seinem Geliebten dabei sanft über den Rücken. Der nickte schnell, zerrte dann Shinya mit sich in das innere des Restaurants, Ruka folgte wie ein Hund. Misstrauisch sah sich Die nochmals um, bevor auch er den kleinen Laden betrat. Er bekam nicht wirklich mit, was sie bestellten, er war viel zu sehr damit beschäftigt die Umgebung mit seinem Geist zu erforschen, nur um sicher zu gehen, dass keine böse Überraschung in einiger Entfernung auf sie wartete. Doch er konnte nichts finden. Nur zahlreiche ahnungslose Menschen, die noch zu dieser späten Zeit auf den Straßen wandelten, als gäbe es die Gefahren der Nacht gar nicht. Was wahrscheinlich nur zu ihrem Vorteil war.

„Die, hey... Wie viel Geld haben wir eigentlich noch?“ Erst dieser Satz riss ihn wieder aus seinen tiefen Gedankengängen.

„Genug. Schlimmstenfalls kann ich was stehlen, esst nur.“, gab der leise zurück. Etwas verwirrt sah er zur Seite, als sich ein warmer Körper an ihn schmiegte. Toshiya platzierte seinen Kopf auf der Schulter des Anderen.

„Du beschützt mich doch, oder?“, flüsterte er, seine Hand tastete nach der des Älteren, drückte diese zaghaft.

„Selbstverständlich, sonst wärst du jetzt nicht hier, ma Chère.“ Die lächelte lieb, gab ihm einen sanften Kuss. „Ich liebe dich...“
 

„Wow. Ich hab noch keinen Vampir mit so viel Gefühl trinken sehen...“ Nickend hockte Ruka auf einer Mauer, welche ein großes Grundstück umzäunte, den Blick auf Die gerichtet, der die tote Frau sacht aus seinen Armen gleiten ließ.

„Ich schätze das menschliche Leben eben.“, gab der nur leise zurück. Den Rest des hellen Blutes leckte er schnell von seinen Lippen. Dem Jungen warf er dabei einen abschätzigen Blick zu. Er mochte ihn noch immer nicht.

„Hm~ Wir müssen bald zurück.“ , bemerkte der aber nur, musste sich ein grinsen verkneifen, da er das Verhalten Dies lustig fand.

„Ich hoffe bloß für dich, dass mit den Beiden alles in Ordnung ist...“, presste Die drohend hervor, de Augen verengten sich zu Schlitzen, „Ich hätte doch bei ihnen bleiben sollen...“ Er knurrte. Die Beiden mit diesem Jungen allein zu lassen war das letzte, dass er wollte. Wie konnte man diesem kleinen Typ nur so schnell Vertrauen schenken, wie es Toshiya und Shinya taten? Er brachte doch nur mehr gute Laune in diese Reise. Der Rote war sich ziemlich sicher, dass Kaoru mit diesem Jungen in einem unbeobachteten Moment einfach kurzen Prozess gemacht hätte. Oder er hätte sich Hals über Kopf in ihn verliebt, so wie es schon bei so vielen passiert war, ob Mensch oder Vampir. Kaoru... warum bloß musste er ständig an ihn denken? Langsam störte es ihn, sich ständig um den Anderen Sorgen zu machen. Schließlich war Kaoru der Ältere und Stärkere der Beiden, wenn einer überlebte, dann er. Das hoffte er jedenfalls.

„Hey~, bist du eingeschlafen?“

Die warf dem Jungen einen bösen Blick zu, wandte sich dann ab und stapfte in die kleine Bar, in welcher er vor ca. einer halben Stunde Shinya und Toshiya abgesetzt hatte. Er musste ihnen eintrichtern, dass sie unbedingt dort zu bleiben hatten, denn wenn sie sich in einer Gruppe solchen Umfangs befanden, würde sie keiner angreifen. Vampire wollten schließlich nicht entdeckt werden. Wie erwartet hockten sie noch an der Theke, leicht angeheitert, wie es schien, denn sie lachten über etwas, das der Barkeeper ihnen erzählte. Toshiya zuckte zusammen, als die kalten Hände um seine Hüfte strichen, verwirrt sah er sich um, lächelte, als er begriffen hatte, wer ihn da angefasst hatte.

„Alles in Ordnung?“, wollte Die leise wissen, worauf der Andere schnell nickte, „Wir müssen bald weiter, schafft ihr es noch bis ins nächste Dorf, oder sollen wir hier den Tag verbringen?“

„Es geht schon.“, gab er zurück, lehnte sich an den harten Körper.

Der Vampir ließ sich neben ihn sinken, die eine Hand noch immer aufs Toshiyas Hüfte, die andere auf der Platte der Theke.

„Lass uns weitergehen...“, flüsterte er, worauf der rote langsam nickte, ein paar Scheine auf den Tresen legte und wieder von dem Hocker rutschte.
 

Schmerz. Das einzige Gefühl, dass mit immenser Intensität durch seinen Körper rauschte, wie die Nachwirkung einer Droge. Er konnte seinen eigenen rasselnden Atem hören, spürte wie seine Muskeln verkrampften, während er sich durch den Wald schleppte. Vor seinen Augen hing ein dunkler, roter Vorhang, der alles wie Blut aussehen ließ. Vielleicht war es ja auch sein Blut, welches ununterbrochen über seine Stirn lief. Er wusste es nicht, konnte nicht darüber nachdenken, das rauschen hörte einfach nicht auf, quälte ihn, er wollte dass er schlicht ohnmächtig wurde. Doch soweit kam es nie.

Seine Hand griff nach seinem Kopf, drückte zu, zersauste das blonde, verklebte Haar mehr als es ohnehin schon war. Sein Herz hämmerte gegen die Rippen.

Er stoppte. Keuchend stand er da, atmete diesen Duft ein, den er plötzlich wahrnahm. Der Geruch nach Blut, nicht seines. Menschenblut. Sofort schritt er weiter, zwischen den dichten Bäumen hindurch, genoss es, wie die Sucht nach Schmerzstillendem Blut eben diese unterdrückte.
 

„Chef, riechst du das?“

Ruka blieb stehen, den Kopf erhoben, als versuchte er den Geruch zuzuordnen. Die, der mit Toshiya vorne ging, blieb stehen, drehte nur den Kopf zu dem Kleineren.

„Nichts besonderes.“, gab er zurück, in der Stimme ein genervter Ton.

„Aber es riecht komisch...“

„Du bist nur zu jung! Hör auf uns zu behindern und geh weiter!“ Die ließ ihn stehen, zog den Jungen neben sich weiter. Er kannte den Geruch. Jeder Vampir kannte ihn (außer scheinbar diesem kleinen Gör), Vampirblut. Geruch, welcher von Vampiren ausging, die aus verschiedenen Gründen wahnsinnig geworden waren und mordgierig durch die Wälder und Dörfer streiften. Ein Grund mehr schnell zu verschwinden.

„Du hast echt dauerschlechte Laune.“, stellte Ruka unbeeindruckt fest, ging nur gemächlich hinter den Dreien her.

„Du kannst gerne hier bleiben! Aber dann hoffe ich doch, dass es ein Alter ist, der dem Wahnsinn verfallen ist. Dann seh’ ich dich wenigstens nicht wieder.“

Von Toshiya kam ein lautes Keuchen, bevor er Die in die Seite stieß.

„Sei nicht so gemein!“, fügte er hinzu, wie eine Schwester, die den älteren Bruder von dem Jüngsten fernhalten wollte.

„Aber es ist doch-“ Die stoppte, beließ es einfach dabei. Er wollte jetzt nicht streiten (das heißt, mit dem Balg schon, aber leider mochten ihn die beiden Menschen) und schon gar nicht mit seinem Liebsten.

„Ich frage mich ob es ihnen gut geht...“

„Wem denn?“

Shinya sah auf, in die blauen Augen des Vampirjungen. Doch er schüttelte nur leicht den Kopf, senkte diesen wieder. Ein mulmiges Gefühl breitete sich immer mehr in ihm aus, auch wenn er nicht wusste, worauf dieses beruhte.

„Mou, wie gemein...“, grummelte der Kleinere darauf, bekam nur wieder Dies warnenden Blick zu spüren.

„Wir sollten uns beeilen, wenn die Sonne aufgeht müssen wir in dem Dorf sein.“ Er stapfte weiter, Toshiya an sich gedrückt, mittlerweile fror dieser wieder, presste sich zitternd an den Körper des Älteren.

„Warum sind wir nicht in der Stadt geblieben?“

Langsam aber sich er überreizte der kleine Vampir seine Nerven.

„Wegen dem Geruch. Darum.“

„Ich dachte der ist nicht schlimm?“

„Dann geh zurück und teste es doch.“ Und wie sehr sich Die wünschte, dass der Störenfried es tat.

Ruka öffnete den Mund, sagte allerdings nichts.

„Also das Dorf ist schon mal ganz in der Nähe.“, stellte er fest, klang dabei unruhiger als vorher.

Die stieß ein leises Grollen aus. Deshalb war der Geruch auch nicht verschwunden, je weiter sie gingen. Der Vampir war nicht hinter ihnen, sondern vor ihnen gewesen. Warum zur Hölle, konnte man die Verrückten nicht wittern und orten, wie die alle anderen Vampire?

„Wir müssen zurück...“, murmelte er, wollte sich umdrehen, als Toshiya ihn festhielt.

„Warum? Was ist los, wieso gehen wir nicht weiter?“ Er schaute in Richtung ihres bis vorhin gewählten Weges, dann wieder zu Die.

„Es ist zu-“

Ein heiserer Schrei unterbrach ihn. Es kam näher.

„Versteckt euch, los!“, befahl er energisch, schubste die Menschen zur Seite, wartete bis sie außer Sicht waren. Er blieb dicht bei ihnen stehen, abwartend. Wie Ruka, der noch immer steif dastand, etwas anstarrte, das noch nicht zu sehen war. Nur der markante Geruch von Blut wurde immer stärker. Die hoffte, dass es ein junger, unerfahrener Vampir war, der schlicht mit seinem `Leben` nicht mehr zurechtgekommen war.

Er behielt recht. Nur hätte er sich jeden anderen Jungvampir gewünscht, nur nicht diesen. Ruka machte instinktiv ein paar Schritte zurück, als das kleine blonde Ding hervortrat. Schweratmend, die roten Augen stachen in dem ganzen Weiß klar heraus. Genau wie dessen Kleidung.

„Kyo!“ Die stieß Shinya zurück hinter das Gebüsch, die Hand noch drohend erhoben. Er bereitete sich vor, wählte gedanklich die einfachste Methode um einen Vampir zu töten. Doch der Blonde schien mehr von Ruka angetan zu sein, die blutigen Augen waren starr auf diesen gerichtet, spitze Zähne blitzten auf, als er den Mund leicht öffnete. Ruka machte weitere Schritte nach hinten, stolperte, als er hastig auswich. Kyo war auf ihn zu gesprungen, knurrend wie ein Tier, schlug mit den Klauen nach dem anderen Vampir.

Die sah untätig zu. Er musste ihm nicht helfen, er konnte ja Kyo nicht angreifen. Er wollte ihm auch gar nicht helfen. Ohnehin verblüffte es ihn wie Wahnsinn den Körper und die eigene Stärke erhöhte. Kyo war nicht nur bei weitem schneller als Ruka, auch wesentlicher Kräftiger.

„Hilf ihm!!“

Erst dieser Schrei riss ihn aus seinem Erstaunen. Er schaute zur Seite, erblickte Shinya, der aufgesprungen war.

„Kyo, hör auf! Ruka tut uns nichts!“

„Das interessiert ihn nicht.“, murmelte Die nur, wollte Shinya wieder zu Boden stoßen, ihn wieder zum sitzen und schweigen bringen. Doch der rannte an ihm vorbei, zwang den Roten dazu ihm zu folgen, unsanft dessen Arm zu packen.

Keuchend wich Ruka zurück, Blut quoll aus einer tiefen Wunde an seinem Hals, seine Brust war aufgerissen, die feinen Muskeln spannten sich hektisch. Kyo blickte zur Seite, zu Shinya, der gegen Dies Arm schlug. Die roten Augen verengten sich, glitten langsam wieder zu dem blutenden Vampir, der seine Hand auf die klaffende Wunde an seiner Brust drückte. Wieder öffnete Kyo den Mund, stürzte sich wenige Sekunden später auf den halbtoten Jungen, riss eine der Halsschlagadern aus dem Hals. Leckte Blut von seinen Fingern, rührte sich nicht, bis er seine Klauen tief in die Wunde grub.

„Tu endlich was!“ Wieder schrie Shinya, lauter, gequälter, den Tränen nahe.

„Soll ich deinen Kyo umbringen?“, erwiderte Die laut, sein Blick glitt zu Toshiya, der nur dasaß, zur Seite starrte, nur um nicht zusehen zu müssen.

Rukas lebloser Körper sackte zu Boden, der reine weiße Schnee verfärbte sich, die warme Flüssigkeit brannte förmlich kleine Kuhlen hinein. Der Blonde stand einfach da, der schwere Atem hatte wieder eingesetzt, die Händen hoben sich ruckartig, legten sich über sein Gesicht, während er gequält aufstöhnte.

„Kyo!“

Dies Arm war überströmt mit kleine Kratzern, jeder einzelne ging von Shinyas Nägeln aus.

Der Angesprochene sah ihn an, fragend, desinteressiert, als wusste er nicht wer das da war, wer ihn rief.

„Ihr geht jetzt.“ Die klang bedrohlich, mit hartem Griff schob er Shinya zur Seite, zu Toshiya, der wackelig aufstand, sofort den Arm des Menschen packte.

„Geht.“

Ein tiefes Grollen ging von Kyo aus, was Die veranlasste die Menschen warnend anzusehen, bis der Ältere den Anderen endlich mit sich zog. Ein flehendes „Bitte...“ hinzufügte, als er sich weigerte.

„Ich komme nach.“

Sie nickten, drehten sich um und rannten im nächsten Moment los. Einfach weiter gerade aus, dahin wo das Dorf liegen sollte. Aber vielleicht tat es das auch gar nicht. Eigentlich wollten sie nur noch weg. Es dauerte nicht lange, als Die neben ihnen auftauchte. Er blieb ruhig, glich sein Tempo dem der Menschen an.

Sie kamen noch rechtzeitig in dem Dorf an, die Menschen hatten sich wieder beruhigt, kümmerten sich stillschweigend um die Toten. Mit misstrauen wurden die Fremden gemustert, welche aber nichts sagten, nur auf die Kirche zugingen, ein altes brüchiges Gebäude. Aber es musste reichen.

Sie war auch nicht sonderlich groß, verfügte aber über ein tiefliegendes Kellergewölbe, Die sah kurz zu den Menschen, bevor er schweigend in der Dunkelheit verschwand.

„Lass uns weggehen...“, flüsterte Shinya, er ließ sich auf den dreckigen Boden sinken. Abwartend, bis Toshiya es ihm nachtat und sich eng an ihn kuschelte. Es war eisig in dem kleinen, engen Gewölbe. Noch immer weinten sie nicht. Starrten nur an jeweils dem anderen vorbei.

„Aber wohin?“

„Ich weiß es nicht...“

Kurze Stille setzte ein, bis Shinyas leise Stimme erneut ertönte.

„Wir müssen etwas sehr schlimmes getan haben...“

„Meinst du?“

„Warum sonst quält uns Gott so sehr?“

„Du glaubst noch an Gott?“

„Eigentlich... nein...“

Fast zeitgleich glitten sie in einen unruhigen Schlaf, eng aneinander gedrückt, und trotzdem fröstelnd.
 

Die Nächte wurden wärmer. Oder mehr, diese war wärmer als die letzte. Am Tag hatte die Sonne wohl heiß auf die Erde gebrannt, ein Teil des Schnees war geschmolzen, bildete an manchen Stellen nun dunklen Matsch.

Zwei Vampire schritten über das weiß, bis der größere der Beiden stoppte. Er kniete sich nieder, strich über den Kopf des toten Jungen am Boden. In geringer Entfernung lag ein zweiter Körper. Schwarzes, vertrocknetes Blut klebte am Schnee und der Kleidung der Leichen. Die Haut war verbrannt, es schienen mehr nur noch Skelette zu sein, die Knochen verdeckt durch schwarzes Leder. Ein glänzender Silberpflock schimmerte durch tote Haut.

„Sehen so tote Vampire aus?“, fragte Armand leise, bekreuzigte sich langsam.

„So sehen Vampire aus, die noch vor den ersten Sonnenstrahlen gestorben sind. Ansonsten wäre nichts mehr von ihnen übrig.“ Der Ältere strich über den silbernen Stab, zog die Hand zurück, als Schmerz durch diese zuckte. „Jian...“

„Was ist das?“ Damit zeigte er auf das Silber.

„Eine kleine Spielerei Jians. Ein Pflock, der Vampiren so tief ins Fleisch gerammt wird, dass sie es nicht mehr herausnehmen können. Früher oder später verfallen sie dem Wahnsinn, da sie auf gewisse Weise von innen her verbrennen.“ Kaoru erhob sich wieder, blickte traurig auf die Leiche. Er erkannte die schmutzige Kleidung, die Größe des Skeletts.

„Wir müssten sie heute Nacht noch einholen können. Die ist mit den Beiden nicht besonders schnell.“

„Dann leben sie noch?“ Armand lächelte müde, als der Andere nickte.

„Wir müssen uns beeilen. Noch scheint Jian uns nicht zu suchen. Aber bald wird er das nachholen...“

Der Jüngere nickte, folgte ihm, als er seinen Weg fortsetzte.

„Aber noch ist er verletzt, zu weit von seinem Clan entfernt. Wir haben vielleicht noch zwei Nächte.“

„Ja.“
 

La dixième nuit ~ Fin
 


 

Kommentar des Autors:

Endlich...

Über ein halbes Jahr müsste es diesmal gewesen sein X_x

Bin ich schlecht >_>

Naja, besser spät als nie ^^°

Entschuldigt, dass warten...

Voraussichtlich folgt noch ein Chap und ein (langer) Epilog.

Dann is Ende. Wahrscheinlich XD“
 

Ach ja, ich glaube dieser Teil ist brutaler geworden...

Oder? O.o

Na ja, jedenfalls wisst ihr jetzt, was mit dem lieben Kyo passiert ist...
 

Nju...

Danke fürs lesen ^^

Die restliche Chaps kommen (hoffentlich... v.v) schneller.

Gut, der Epilog ist schon fertig ^^°



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Kommentare zu dieser Fanfic (24)
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Von:  FinalCall
2008-07-06T12:23:35+00:00 06.07.2008 14:23
Awwr~ ♥
Also der Anfang is schonmal recht intressant o_o
Auch wenn da iwie paar Rechtschreibfehler sind + Kommas vergessen wurden |3
Aber das macht ja nix ♥
Und uhm... heißt das nid "ma Chère"? o_o
Also von dem Accent her mein ich XD;
Weil so, wie du das geschrieben hast, spricht man das ma Chereeeeeee aus und das Wort gibt's nid |3~
Nur mal sou u_û
Von:  lonely_twin
2008-06-01T12:41:30+00:00 01.06.2008 14:41
also ich fand es eig. nich soooooooooooo schlimm, dass es etwas brutaler war~
aber ... warum denn nu kyo??????
*schnief*
dass is ... fies ... echt ... *schmoll*
bin jetz voll gespannt auf das nächste kapi!!! ich mag wissen wie es weitergeht und bin mal gespannt was passiert, wenn die 'verfolgung' losgeht~
*rumhibbel*
bis zum nächsten mal ^^
*knuff*
Von:  MYM
2008-05-23T20:01:55+00:00 23.05.2008 22:01
du hast Kyo totgemacht Q_______Q *trauer*
Toshiya fand ich so süß, als er Die gefragt hat ob er ihn beschützt.. das konnte ich mir richtig vorstellen ^^
das is wieder n richtig tolles kapitel geworden ^^

*Kekse dalass*
LG Schoki-Katze :3
Von:  myamemo
2008-05-23T18:59:03+00:00 23.05.2008 20:59
Ist Kyo jetzt etwa auch tot? O.O
Oh nöö *drops*
Aber schön spannend geschrieben ^^
Ok, manches war soch schon etwas brutal sag ich mal, aber jetzt wirklich schlimm fand ich das nich ^-^ö
freu mich schon wieder aufs nächste ^^

lg mya
Von: abgemeldet
2008-01-22T22:37:05+00:00 22.01.2008 23:37
"ma Cheré", was ist das für ein merkwürdiger Neologismus?
Im Übrigen heißt es LA nuit, selbst wenn das Wort maskulinum wäre, wäre es immer noch falsch, weil es dann nämlich "le premier" heißen müsste.
Compris?

Von:  myamemo
2008-01-17T17:24:01+00:00 17.01.2008 18:24
Wieso is Die dann nich mal kurz nach Kyo gucken gegangen? O_o
Aber irgendwie mag ich den kleinen Ruka ^-^
Schreib bitte schnell weiter

lg mya
Von:  MYM
2008-01-17T16:15:54+00:00 17.01.2008 17:15
ui... spannend O__o
aber Kao und Kyo dürfen nich tot sein.. lass sie Leben!!! Q____Q
aber den kleinen find ich cool xDDD

LG Schoki-Katze :3
*Kekse geb*
Von:  lonely_twin
2008-01-17T14:25:30+00:00 17.01.2008 15:25
wehe die sind wirklich tot!!!!!
die ham nich tot zu sein
*kopf schüttel*
hoffentlich niiiiiiiiiiiiiiiiiiiiicht~
aber du schreibst, du hast zu sagen was passiert ......
ich hoffe halt nur, dass die drei noch am leben sind ^.^
und gespannt bin ich eh, wie es weitergeht~
freu mich schon auf das neue kapi~

LG
*wink*
*keksdose reich*
*köpfchen tätschel*
haste wieder fein gemacht ^.~
Von:  lonely_twin
2007-11-25T21:03:24+00:00 25.11.2007 22:03
ein glück hat sich kao nicht entschieden, sondern eine andere möglichkeit gefunden...
ich hoffe, dass die sechs noch anhauen können und nicht gefunden werden ... wäre ja noch schöner ><
ich hoffe es geht bald weiter, bin schon gespannt

LG
KyosSchatten
*wink*
*knuddel*
Von:  myamemo
2007-11-25T20:56:27+00:00 25.11.2007 21:56
Suuuper *nicku*
mach bitte schnell weiter *bettel*
Büdde ^^


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