Zum Inhalt der Seite

Kein Typ für zwei

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kappi 1

1.Kapitel
 

Halli hallo ich bin wieder da. Ich hoffe die FF gefällt euch. Will auch net lang rum schwafeln, also viel Spaß beim Lesen!!!
 

ACHTUNG:Kleine Vorwarnung!!! Die FF spielt in ner Schule in der es nur Schwule und Lesben gibt, nur damit sich keiner wundert, das die alle so unbekümmert damit umgeht. Und es ist auch allgemein bekannt, dass es keine normale Schule is.

________________________________________
 

„Hey, Ray! Kommst du mit ins Café 'Stulle'?“

Tala Iwanov lehnte sich weit über das Geländer des Schultreppenhauses.

Ray, der auf der untersten Stufe angekommen war, fuhr herum.

„Aber wir haben doch Physik.“

„Physik!“ Tala lachte über sein ganzes Gesicht.

„Bei Wolters, diesem Schlappi? Nee, Ray, auf den habe ich heute total keinen Nerv.“

Ray sah ihn erschrocken an. Er fand es nicht besonders klug von Tala, seine Absicht, die Stunde Physik zu schwänzen, durch das ganze Treppenhaus zu brüllen. Schnell ging er ihm ein paar Stufen entgegen.

„Willst du etwa schon wieder blaumachen?“, fragte er leise.

Tala lachte und seine eisblauen Augen blitzten.

„Soll ich mir diesen Langweiler etwa antun? Nee, danke. So nen Typ hab ich täglich am Mittagstisch sitzen. Das reicht.“

//Sei doch froh, dass du einen Vater hast, der am Mittagstisch sitz//, fuhr es Ray durch den Kopf, aber er verzichtete darauf, das laut auszusprechen. Er wusste, dass Tala sehr heftig werden konnte, wenn es um Diskussionen über seinen Vater ging. Dabei war sein alter Herr absolut freundlich, fand Ray.

Rays Vater dagegen hatte sich vor einem halben Jahr von seiner Mutter getrennt und war seitdem nicht wieder in der Familie aufgetaucht. Dabei musste er eigentlich wissen, wie furchtbar Ray ihn vermisste.

„Ich gehe jedenfalls zu Physik“, entschied Ray. „Ich habe gestern extra noch gepaukt. Da wäre es doch schade, wenn Wolters mich aufrufen würde und ich im Café säße.“

Tala runzelte die Stirn. Wie man freiwillig zu dem Unterricht gehen konnte, war ihm schleierhaft, aber noch wahnsinniger erschien es ihm, für das Fach zu lernen.

„Du musst wissen, was du tust“, sagte er achselzuckend. „Alt genug bist du schließlich.“

Dann drehte er sich um und kehrte zu einer Gruppe von Schülern zurück, die in ein Gespräch vertieft auf dem Flur des oberen Stockwerks standen.

Bryan stand dabei!

Als Ray das sah, machte sein Herz einen gewaltigen Satz. Bryan aus der 11.Klasse war sein absoluter Traumtyp. Er sah nicht nur wahnsinnig süß aus, er hatte auch eine Stimme, die Ray immer wieder einen Schauer über den Rücken trieb. Seine Stimme war schwer zu beschreiben. Er krächzte ein bisschen, aber nicht wie ein Jüngelchen im Stimmbruch, sondern wie ein Mensch, der ein bisschen unausgeschlafen ist, weil er nach einer aufregenden Nacht in den Alltag zurückkehren muss. Verrucht und absolut erotisch hörte sie sich an.

Wie angewurzelt blieb Ray auf der Treppe stehen und starrte das Schülergrüppchen an. Wenn Bryan zu denen gehörte, die sich im Café zu einem Plausch niederlassen wollten, war es nötig, den von ihm gefassten Entschluss, zur Physikstunde zu gehen, noch einmal zu überdenken.

Aber Tala nahm ihm die Überlegung ab. Er winkte ihm zu.

„Schaut euch den an!“, wandte er sich nun an die anderen und zeigte dabei mit dem Kopf in Rays Richtung.

Jetzt drehten sich alle zu Ray um. Auch Bryans Augen wandten sich ihm zu. Aufmerksam sah er ihn von oben bis unten an. Ray wurde es ganz heiß unter seinen Blicken, bis ihm klar wurde das seine Jeans am Bauch seit weihnachten zu kneifen begannen, da er seit der Trennung seiner Eltern nicht mehr so viel Zeit hatte um zu Trainieren, und das Sweatshirt am Ärmel einen großen Tintenfleck hatte.

„Er hat tatsächlich vor, zu Wolters zur Physikstunde zu gehen“, berichtete Tala weiter.

Einer aus der 11. lachte laut.

„Ist der denn lebensmüde?“

„Wahrscheinlich ist er nicht richtig ausgeschlafen“, vermutete eine andere. „Und er will es in der Stunde nachholen.“

„Noch schlimmer“, posaunte Tala. „Er hat sogar für Physik gelernt.“

Ray schämte sich plötzlich. Er ärgerte sich aber auch, dass Tala ihn vor den anderen so bloßstellte.

„Wolters ist doch gar nicht so schlimm“, sagte Bryan nun. „Für den lerne ich auch hin und wieder. Aber wir hätten Religion bei der Quast, das ist tödlich.“

Ray stand immer noch das Blut im Gesicht. Trotzdem war er froh, dass Bryan ihn verteidigte.

„Also, bis dann!“, winkte ihm Tala zu und drehte sich wieder zu der Schülergruppen zurück.

„Bis dann!“, murmelte Ray leise.

Langsam schritt er die Treppe hinunter.
 

„Kommen wir also zum Ohm'schen Gesetz. Wie heißt es noch ?“

Herr Wolters Blickte sich mit strengem Gesicht in der Klasse um.

Ray registrierte, wie Thomas und Tina in der Reihe vor ihm die Köpfe einzogen, nach dem Motto wenn ich dich nicht seh, siehst du mich auch nicht.

Wolters' Blick blieb bei Ray hängen.

„Ray?“

„R gleich U durch I“, antwortete Ray schnell.

Insgeheim war er froh, am Abend vorher noch in sein Physikheft geschaut zu haben.

„Kannst du auch erklären, was das bedeutet?“, bohrte Wolters weiter.

Ray nickte.

„Der Wiederstand ist gleich Spannung durch Strom. Das heißt, dass sich der Wiederstand proportional zum Strom...“

Ray brach ab. Frau Zeuner hatte soeben den Physikraum betreten. Neben ihr erschien ein Typ, der nach Rays ermessen verdammt gut aussah. Ihm mussten die Weiber ja reihenweise zu Füßen liegen.

Er hatte ein hübsches Gesicht, auf dessen Wangen sich jeweils zwei blaue Streifen befanden. Seine silberblauen Haare standen in alle erdenklichen Richtungen von seinem Kopf ab. Unter seinen Augenbrauen funkelten feuerrote Augen hervor, die zunächst den Physiklehrer und danach Ray interessiert ansahen.

Herr Wolters sah sich überrascht nach den beiden um.

„Entschuldigen sie die Störung.“ Frau Zeuner lächelte freundlich. „Ich habe hier einen neuen Schüler. Er ist vor ein paar Tagen aus Moskau hierher gezogen und gehört in diese Klasse.“

Herr Wolters nickte. „Ich werde ihn gleich in die höhere Physik einweisen.“

Die Schüler kicherten und der Typ zog für eine Zehntelsekunde seine Augenbrauen in die Höhe. Dann wurden seine Augen schmal. Wieder blieb sein Blick an Ray hängen.

„Das ist lieb von Ihnen“, nickte Frau Zeuner, zwinkerte dann diesem gutaussehenden Typen zu und verließ die Klasse.

Einen Moment lang war es im Physikraum mucksmäuschenstill. Alle betrachteten den Neuen aufmerksam.

Der Typ schien sich unter diesen neugierigen Blicken nicht besonders wohl zu fühlen. Er vergrub seine Hände tief in seine Jeanstaschen und sah mit genervtem Gesicht auf den Fußboden.

//Es muss ein unangenehmes Gefühl sein, so neu in die Klasse zu kommen//, schoss es Ray durch den Kopf.

„Wie heißt du ?“, wollte Herr Wolters wissen. Der Typ blickte ihn nun mit durchdringenden Augen an.

„Kai Hiwatari.“

„Und du warst auch vorher in der Klasse 10?“

„Bingo. Allerdings an der Romanov-Gesamtschule in Moskau.“

Herr Wolters machte ein Gesicht, als überlege er angestrengt, was wohl dieses „Bingo“ zu bedeuten hatte. Dann aber schien er es begriffen zu haben.

„Setz dich doch“, forderte er Kai auf. „Dort vorne in der ersten Reihe ist noch ziemlich viel Platz.“

Kais Blick wanderte in die erste Reihe, in der außer der Streberin Ricarda niemand saß. Er zögerte einen Moment lang, sich dort hin zu setzen. Dann aber lies er sich neben Ricarda fallen.

Herr Wolters betrachtete ihn einen Moment lang versonnen. Dann begann er, erneut in der Klasse auf und ab zu wandern.

„Wir sind eben an einem hochinteressanten Punkt stehen geblieben“, philosophierte er weiter. „Nämlich,dass sich der Wiederstand proportional zum Strom verhält.“

Wolters blieb vor Frederik stehen.

„Kannst du das genauer erklären?“

Frederik starrte Wolters mit weit aufgerissenen Augen an. Dann hustete er eine Weile.

Wolters lies sich nicht ablenken. In aller Ruhe wartete er ab, bis Frederik seinen Hustenanfall beendet hatte.

„Nun?“

„Ehrlich gesagt, ich bin momentan überfragt“, murmelte Frederik verlegen.

Wolters seufzte.

„Du wahrscheinlich auch, was, Susanne?“ Susanne nickte. „Leider ja.“

Wolters drehte sich zu Ray um.

„Unsere einzige Hoffnung scheinst du zu sein, Ray.“

Ray schoss die röte ins Gesicht.

„Was wollen sie noch wissen?“, fragte er irritiert.

„Zum Beispiel, wie eine Schaltung aussieht.“

„Das ist ganz einfach“, begann Ray, unterbrach sich aber, als Wolters in Richtung Tafel zeigte.

„“Soll ich das anmalen?“, fragte Ray erschrocken.

„Ich bitte darum!“

Ray erhob sich zögernd und ging durch den Mittelgang nach vorn. Asl er an der Tafel stand, blickte er sich um und sah in die Klasse. Der Neue hatte seine roten Augen auf ihn gerichtet und betrachtete ihn nachdenklich.

Schnell drehte sich Ray wieder zur Tafel um. Er malte ein Viereck, trug einen Wiederstand und ein Spannungsmessgerät ein.

„Ich habe hier eine Glühbirne als Wiederstand gemalt und hier ein Digitalmultimeter...“, erklärte sie leise.

„Digitalmultimeter“, kicherte Sven leise. „Das hört sich total erotisch an.“ (Das hat einer in meiner Klasse tatsächlich gebracht. Wir sin fast von den Stühlen gekippt.)

„Wer berechnet mir schnell mal den Wiederstand bei einer Spannung von 220 Volt?“, wollte Wolters wissen.

„Welche Spannung? Ich finds total langweilig“, gähnte Susanne.

„Zumindest kriege ich bei der Spannung einen ganz schönen Wiederstand“, kicherte Thomas.

Der Physiklehrer ging auf diesen Kommentar nicht ein. Streng lies er seinen Blick durch die Klasse schweifen.

Plötzlich meldete sich der Neue.

„Ja bitte“, forderte ihn Herr Wolters auf.

In der Stille, die nun eintrat, hätte man eine Stecknadel fallen hören können.

„440Ohm“, antwortete der Neue. Dabei sah er nicht Herrn Wolters, sondern Ray fragend an. Der nickte lächelnd.

„Gut“, freute sich der Lehrer überrascht. „Ich merke, in Moskau habt ihr auch schon was von Physik gehört.“

Er drehte sich zu Ray um. „Danke, Ray. Du kannst dich setzen.“

Erleichtert ging Ray durch den Mittelgang auf ihren Platz zurück. Dabei spürte er Kais Blick im seinem Rücken.

Herr Wolters schlug seinen roten Lehrkalender auf und notierte eine gute Note für Ray.
 

Nach der Pause war Tala wieder da. Mit einer Brötchentüte in der Hand schlenderte er in die Klasse und lies sich neben Rays Platz fallen.

„He Ray. War's schön?“

Ray zuckte die Schultern. „Ging.“

„Ich haben dir eine Käsestange mitgebracht.“

Tala hielt Ray die Brötchentüte unter die Nase. „Natürlich nur unter der Bedingung, dass ich beim nächsten Physiktest bei dir abschreiben kann.“

„Ist okay“, lächelte Ray und griff in die Brötchentüte. „Wie war es in der 'Stulle'?“, wollte er dann wissen.

Tala grinste. „Für mich war es ganz nett. Für dich aber wäre es der Himmel auf Erden gewesen.“ Ray nickte. „Kann ich mir denken. Bryan war offensichtlich mit“, sagte er leise.

„Stimmt.“ Tala lachte jetzt fröhlich „Das ist ein netter und witziger Typ. Ich habe mich echt schlapp gelacht über seine scharfsinnigen Bemerkungen.“ Er stellte seinen Kopf schief und betrachtete Ray.

„Er wäre echt dein Typ“, stellte er fest „Der könnte dich mal ein bisschen aufmöbeln.“

Ray nickte. „Könnte mir ganz gut gefallen“, meinte er.

Dann biss er gedankenverloren in seine Käsestange. Gerade hatte er den ersten Bissen hinuntergeschluckt, da sah er aus dem Augenwinkel, wie Kai das Klassenzimmer betrat. Unsicher sah er sich im Raum um. Dann ging er auf Ray zu.

„Kann ich dich mal Stören?“, fragte er ein wenig ratlos.

Ray nickte. Dabei versuchte er, seinen zweiten Bissen hinunterzuschlucken. Aber so schnell, wie er wollte, klappte es doch nicht. Ein Krümel rutschte in seine Luftröhre. Ray hustete. Dabei wurde er rot.

Kai wartete bis er wieder atmen konnte.

„Bist du okay?“, wollte er wissen.

Ray nickte verlegen.

„Ich wollte nämlich wissen, ob hier in der Klasse noch irgendwo ein Stuhl frei ist.“

Ray hustete noch einmal. Gleichzeitig schaute er sich nachdenklich in der Klasse um.

Tala sah Kai mit großen Augen an.

„Bist du neu?“, wollte er wissen.

„Wieso du auch?“ Kai sah ihn fragend an.

„Ach was“, winkte Tala ab. „Ich habe bloß blaugemacht. Physik ist nicht meine Stärke.“ Er rückte zur Seite. „Wenn du magst, kannst du dich neben mich setzen. An meiner linken Seite sitzt zwar meist Brooklyn, aber ich glaube, es ist okay für ihn, wenn du heute da sitzt.“

Es fehlte nicht viel, und Ray hätte vor Überraschung seinen Mund offen stehen gelassen. Brooklyn war seit zwei Wochen Talas große Liebe, und Tala hatte Ray bei jeder Gelegenheit berichtet, was für ein toller Typ er sei, und dass er nun seine wahre und einzige Liebe gefunden habe. Jetzt aber schien Kai für ihn interessanter zu sein. So schnell ging das bei Tala, bis man ersetzt wurde.

„Wenn du meinst.“ Kai ließ sich neben Tala nieder.

Tala rückte ein bisschen näher an ihn heran. „Wo kommst du her?“, wollte er wissen.

„Moskau.“ Kai machte nicht den Eindruck, als ob er Lust auf eine Unterhaltung mit Tala hätte.

„Und dann kommst du hier zu uns in dieses Nest?“, staunte Tala. Kai zuckte die Achseln. Dann kramte er in seiner Tasche. Brooklyn betrat die Klasse. Verwirrt sah er zu Kai hinüber. Seine Augen funkelten Verärgert.

Tala sah Brooklyn mit unschuldigen Augen an, als wollte er sagen: Was kann ich denn dafür? Der hat sich einfach niedergelassen.

Brooklyn ging an ihm vorbei und setzte sich in die hinterste Bankreihe.

Tala betrachtete den Neuen versonnen. Worüber man wohl mit ihm reden konnte?

„Warst du in Moskau auch in der Zehnten?“, wandte er sich schließlich an ihn.

„Klar.“ Kai machte noch immer nicht den Eindruck, als ob er auf ein Gespräch mit Tala aus wäre.

„'ne nette Klasse?“

Kai zuckte die Achseln. „Geht so!“ Er zögerte, als überlege er, Tala etwas Persönliches von sich zu erzählen. „Ich hatte keine feste Klasse“, erklärte er nach einer kleinen Pause. !Ich war dort auf der Gesamtschule. Wir hatten überwiegend Kurse.“

„Tierisch interessant. Da lernt man total viele Leute kennen.“

Wieder zögerte Kai mit der Antwort. „Geht so“, meinte er schließlich.

Tala bemühte sich, ein Seufzen zu unterdrücken. Aus diesem Typen war tatsächlich nichts mehr rauszukriegen. Tala war fast froh, als Mrs Force, die Englischlehrerin, die Klasse betrat.

___________________

Ich hoffe das Kappi hat euch gefallen. Und ich bekomme viele viele Kommis.
 

bye Ai

Kappi 2

Kappi 2
 

Hallo da bin ich wie versprochen mit meinem neuen Kappi!!! ich will jetzt net so viel schwetzen, das nervt sowieso nur. Aber was ich noch machen möcht ist meinen zwei lieben Kommischreiberinnen danken:
 

@Rayanne: Physik hab ich auch nie gern gemacht. Tala is ein hat wirklich nen verschleiß, halt einfach ein richtiger draufgänger. Würde mich freuen wenn du mir sagst wie du das Kappi fandest!!!
 

@Takara_Angel: Tja wer Kai im endeffeckt kriegt, das bleibt noch mein Geheimnis!!! Freut mich das dir das Kappi gefallen hat. Würd mich über ein Kommi zu diesem Kappi freuen!!!^-^
 

Viel Spaß beim lesen!!!

________________________
 

„Ach, du liebes Lottchen! Das ist ein total wortkarger Typ. Man möchte meinen, der hat sein Leben auf einer einsamen Insel verbracht und nicht im aufregenden Moskau!“

Tala zog die Nase kraus und sah Ray mit leidendem Blick an. „Sag selbst, Ray, ist es denn so schwer, freundlich zu antworten, wenn ich jemanden etwas frage?“

„Eigentlich nicht“, gab Ray zu.

„Da habe ich ihn wirklich ganz lieb und nett gefragt, ob er in Moskau auch in der 10. Klasse war, und was glaubst du was dieser Schlappi geantwortet hat?“

„Keine Ahnung.“

„Er hat geseufzt: ,Klar!' Und dabei hat er ein Gesicht gemacht, als wäre es die Vorstufe zur Hölle, mit mir reden zu müssen.“

Ray kicherte. „so furchtbar geistreich war sie Frage ja auch nicht. Wenn er in Moskau in der 12. Klasse gewesen wäre, wäre er ja nicht zu uns in die Klasse gekommen.“

„Jetzt fang du auch noch an“, nörgelte Tala missmutig. „Wenn du dich weiter über mich lustig machst, erzähl ich dir nichts von deinem heiß geliebten Bryan!“

„Oh, Tala, sei nicht zu hart zu mir!“, lachte Ray. „Du weißt doch, dass ich alles erfahren muss, was du von ihm rausbekommen hast.“

„Dann musst du aber ein Eis springen lassen!“,(habt ihr schon mal ein Eis hüpfen sehen? Ich nicht!!!^_^')entschied Tala.

„Aber nur eins im Stehen!“, winkte Ray ab. „Du weißt, ich kriege nur ein Zehntel deines Taschengeldes.“

Nebeneinander gingen die beiden Freunde durch die Fußgängerzone. Die letzte Stunde Geschichte war ausgefallen. Für Ray war das eine willkommene Chance, noch einmal mit seinem Kumpel ausgiebig zu plaudern, bevor er nach Hause musste, um das Essen für seinen kleinen Bruder zu kochen.

Seit Rays Vater ausgezogen war, arbeitete seine Mutter wieder den ganzen Tag über. So blieb viel Arbeit an Ray hängen. Er hatte die Pflicht übernommen, seinen Bruder zu bekochen und mit ihm schon einmal die Hausausgaben zu machen. Diese Arbeit war nicht besonders angenehm, denn Alex hasste Hausausgaben noch mehr als Steckrübeneintopf, und Ray brauchte viel Geduld, um ihn bei der Stange zu halten.

„Oh, Ray, sperr mal deine Glötzerchen auf. Dahinten an der Eisdiele steht die 12b. Und ich verwette meine letzte Mathearbeit, wenn nicht Bryan dabeisteht.“

Rays Herz machte einen Satz. „Meinst du?“ Er fuhr sich mit den Fingerspitzen durch seine langen Haare, um sie schnell noch ein bisschen zurecht zu stylen. Dann wandte er sein Gesicht Tala zu.

„Wie sehe ich aus?“

„Bärenmäßig gut, wie immer.“

„Bist du sicher?“ Ray fand sich nicht besonders hübsch.

„Ray! Hab doch mal ein bisschen mehr Selbstbewusstsein“, seufzte Tala. „Du bist echt süß. Ich versteh nicht, warum du nicht schon lange einen Lover hast. Du hast eine echt gute Figur, wunderschöne lange Beine, total tolle Haare...“

„Wenn ich dich so reden höre, frag ich mich, warum Bryan nicht schon lange bei meinem Anblick in Ohnmacht gefallen ist“, murmelte Ray leise.

Bryan stand tatsächlich in der Gruppe der Zwölften. Fröhlich winkte er Tala zu.

„Hallo, Tala! Wie ist dir der Rest des Unterrichts bekommen?“

Tala stellte sich zu Bryan. Ray platzierte sich neben ihm. Ihm klopfte das Herz dabei zum Zerspringen. Noch nie war er Bryan so nahe gewesen.

Tala winkte auf Bryans Frage hin lässig ab. „Meine Begeisterung hält sich, was den Unterricht betrifft, in Genzen. Wenn mein bester Freund mir nicht beim Vokabeltest geholfen hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht so gut drauf!“

Ray sah Tala an. Er fand es lieb, dass Tala die Gelegenheit beim Schopf nahm, ihn, Ray, ins Spiel zu bringen. Und dass er das auf eine so liebe Art und Weise tat.

„Das ist übrigens Ray“, stellte Tala ihn jetzt gekonnt lässig vor.

„Tag.“ Bryan reichte Ray die Hand.

Unsicher schüttelte Ray diese. Er hatte lange, schlanke Finger. Seine Hände waren warm.

Als Ray seine Hand wieder zurückzog, stopfte er sie in seine Jackentasche, um nichts von dieser kurzen Berührung zu verlieren. Immer noch spürte er den Druck seiner Hände.

„Wir gehen ein Eis essen. Kommt ihr mit?“, wollte Bryan wissen.

„Klar“, nickte Tala. Er drehte sich zu Ray um. „Oder?“

„Von mir aus“, antwortete Ray schnell. Klar, so ein Eis in der Eisdiele zu essen war gleich eine ganze Menge teurer, aber wenn es um Bryan ging, war Ray nichts zu viel.

Neben Tala betrat er die Eisdiele. Bryan folgte ihnen. Danach kamen noch ein paar Leute aus der Zwölften und setzten sich zu den dreien an den Tisch.

Ray betrachtete die anderen Jungen neugierig. Sie sahen alle ziemlich gut aus.

Sein Blick wanderte zurück zu Bryan, der sich in die Eiskarte vertieft hatte. Es gliche schon einem Wunder, wenn Bryan ausgerechnet ihn, neben all der Konkurrenz bemerkte.

Jetzt sah Bryan auf und schaute direkt in Rays Gesicht. Ihre Augen begegneten sich. Ihre Blicke hakten sich ineinander fest. Dann sah Bryan langsam wieder in die Eiskarte zurück.

Rays Herz machte vor Schrecken und Entzücken einen mordsmäßigen Salto. Dann schlug es so schnell gegen seine Rippen, dass er befürchtete, Bryan könnte es hören.

Ein paar Minuten später wurde das Eis serviert. Ray aß schweigend. Hin und wieder blickte er verstohlen zu Bryan hinüber, aber er erwiderte seinen Blick nicht mehr. Stattdessen beteiligte er sich lebhaft am Gespräch der anderen, das sich um die neue Disco und die Schulfete drehte.

Zufällig fiel Rays Blick auf die Uhr, die an der Wand der Eisdiele hing. Mit einem Satz fuhr er auf.

„Himmel! Schon ein Uhr!“

Die anderen lachten.

„Wartet deine Mutti auf dich?“, sagte ein älteres Mädchen spöttisch.

„Quatsch!“, Ray winkte ab.

Er ärgerte sich bereits, dass er so wie von einer Tarantel gestochen aufgesprungen war. Jetzt sah es so aus, als sei er noch ein kleiner Junge, der mittags pünktlich zu Hause sein musste und abends mit dem Sandmännchen ins Bett ging.

Für einen Moment überlegte er, den anderen zu erklären, warum er nach Hause musste, aber er entschied sich, das nicht zu tun. Die anderen ging sein Privatleben schließlich nichts an, und warum sollte ausgerechnet Bryan erfahren, dass er einen kleinen , nervtötenden Bruder hatte, der mittags bekocht werden musste?

Ray zog einen Schein aus seinem Portmonee und reichte ihn Tala. „Zahlst du für uns beide?“

„Klaro!“

Tala steckte den Schein in seine Jackentasche.

Ray nickte in die Runde. „Also dann-“

Jetzt sah Bryan auf. Er lächelte.

„Bis bald Ray“, antwortete er. Seine Stimme klang heiser. Ray lief eine Gänsehaut über den Rücken.(Habt ihr schon mal eine Gänsehaut laufen sehen?)

Bis... äh, bis bald“, stotterte er und war sich sicher, dass er dabei einen roten Kopf bekommen hatte.

Verwirrt krabbelte er an den anderen vorbei aus der Eckbank. Dann nickte er noch einmal, winkte anschließend Tala zu und ging.
 

Ray nahm die Straßenbahn nach Hause. Allerdings stieg er eine Haltestelle früher aus und hetzte in den Supermarkt. Er hatte seinem Bruder versprochen, heute seine heiß geliebten Fischstäbchen zu braten. Für sich selbst zog er es allerdings vor, einen leckeren Salat zu machen.

Fischstäbchen lagen in den Gefrierschränken am Ende des Supermarktes. Ray flitzte an den Ständern mit Konservendosen und Tütensuppen vorbei, griff im Laufschritt eine Joghurt und eine Flasche Milch, riss dann den Gefrierschrank auf und zog eine große Packung Fischstäbchen heraus. Dann stürzte er weiter an den Obst- und Gemüsestand. Kritisch begutachtete er die Äpfel, entschied sich schließlich für eine Sorte, wählte noch Möhren und Sellerie.

Mit verschiedenen Obstbeuteln beladen, lief er zur Elektrowaage hinüber. Dort hatte sich eine lange Schlange gebildet.

„Sie müssen sich die Nummer merken, die über der Obstsorte abgebildet ist“, erklärte eine ältere Frau gerade einem Typen, der versuchte, das Geheimnis der Obstwaage zu erkunden. Ray erkannte ihn von hinten an seinen unverwechselbaren Haaren. Es war Kai Hiwatari, der Neue.

Sofort ging er zu ihm hinüber „Kai! Soll ich dir helfen?“

Kai sah ihn erschrocken an. Dann lächelte er. „Das wäre eine wahnsinnig gute Tat. Ich kann nämlich mit diesem Ding nicht umgehen.“ Er machte eine Kopfbewegung in Richtung Waage.

„Lass mal sehen“, half Ray. „Apfelsinen haben die Nummer 33, und diesen Blumenkohl musst du gar nicht auswiegen. Den bezahlst man pro Kopf.“

„Danke.“ Kai legte seine Obst- und Gemüsekäufe vorsichtig in seinen Wagen. Dann sah er zu, wie Ray seine Sachen auswog.

Jetzt wandte sich Ray wieder ihm zu.

„Gibt es bei euch in Moskau keine Elektrowaagen?“, fragte er ein wenig spöttisch.

Kai zögerte mit der Antwort.

„Wahrscheinlich schon“, sagte er schließlich. „Offen gestanden, ich weiß es nicht. Ich habe mich bis jetzt nie um den Einkauf gekümmert. Dafür war immer meine Mutter zuständig.“

//Ganz schön verwöhnt!//, dachte Ray, aber er sagte es nicht.

„Wahrscheinlich bin ich maßlos verwöhnt!“, überlegte Kai nun laut, als habe er seine Gedanken gelesen. „Da ist es ganz gut, wenn ich mal mit der Realität konfrontiert werde.“

Er warf einen Blick in Rays Einkaufswagen.

„Und was gibt's heute bei euch zu essen?“, wollte er wissen.

Ray winkte ab. „Ich muss vor allem meinen kleinen Bruder bekochen. Meine Mutter arbeitet bis abends, und er hat immer tierischen Hunger, wenn er aus der Schule kommt.“ Er warf ein Blick auf die Uhr. „Ich muss darum auch ganz dringend nach Hause. Tschau also. Und wenn du mal wieder Probleme mit dem Einkaufen hast, frag mich ruhig.“

„Die habe ich bestimmt“, brummte Kai.

Kai stand an der Kasse in der Schlange, als Ray den Laden verließ. Sie winkten sich noch einmal zu.

//Netter Typ//, schoss es Ray durch den Kopf. Dann beeilte er sich, nach Hause zu kommen.
 

„Naja, dann hab ich Brooklyn vor der Disco abgefangen und ihm gesagt, dass ich keinen Bock mehr habe, mit ihm zu gehen.“ Tala stich sich durch die Haare.

„Oje! Der ist wahrscheinlich fix und fertig gewesen“, meinte Ray mitleidig.

Tala zuckte die Achseln. „Klaro. Aber da muss er durch. Mitleid ist keine Basis. Ich kann ihn schließlich nicht heiraten, nur weil er mir Leid tut.“

„Sollst du ja auch nicht“, winkte Ray ab. „Ich verstehe nur nicht, wie du ihn so schnell sitzen lassen konntest. Noch vor ein paar Tagen hast du mir erzählt, er wäre deine große Liebe und du könntest dir keinen anderen Freund außer ihm vorstellen.“

Tala zog genervt die Augenbrauen zusammen.

„Vor einigen Tagen, okay. Aber seitdem hat sich eine wahnsinnige Menge getan.“

„Und das wäre?“ Ray beugte sich gespannt nach vorn. Er konnte sich nicht vorstellen, welche neue Situation Tala zu dieser Weltrevolution verholfen hatte.

„Psst!“, flüsterte Tala plötzlich. „Dreh dich bitte jetzt nicht um, sondern setz so ein Gesicht auf wie immer und rede irgendetwas.“

Ray stöhnte leise. Er kannte das schon, dass Tala sich jeden Monat in jemand anderen verliebte. Tala stellte ihm dann jedes Mal hartnäckig nach, und in der Regel dauerte es keine zwei Wochen, dann hatte er den Jungen seiner Träume um den Finger gewickelt. Jedes Mal benutzte Tala ihn sozusagen als Lässigkeitstarnung, um sich dann langsam, aber sicher an seinen Angebeteten heranzutasten.

„Bla bla bla“, sagte Ray darum, nur, um etwas zu sagen. „Blablabla blaaa.“

„Er kommt auf uns zu“, flüsterte Tala mit verklärtem Gesichtsausdruck.

„Aha, bla bla!“, redete Ray weiter. „Ich verstehe, blablablabla.“

„Hey, Ray!“

Diese bekannte Stimme ließ Ray herumfahren. Er sah direkt in zwei feuerrote Augen. Diese Augen gehörten zweifellos Kai.

„Bla... äh... hallo“, erwiederte Ray verstört.

Gleichzeitig spürte er, wie sein Ohren heiß wurden. Hatte Kai vielleicht gehört, wie viel Unsinn er in der Zwischenzeit geredet hatte?

„Ich wollte dir nur noch mal wegen deiner Hilfe gestern danken“, begann Kai.

„Hilfe? Oh, bitte, keine Ursache“, winkte Ray ab.

„Ich hab mir aus dem Obst einen Salat geschnippelt“, fuhr Kai fort. „Schmeckte nicht übel. Obwohl irgendwie etwas gefehlt hat.“

Er sah Ray nachdenklich an.

Tala stand neben Ray und beobachtete Kai mit halb offenem Mund. Auf dieses Gespräch konnte er sich keinen Reim machen.

„Welche Obstsorten hast du denn benutzt?“, wollte Ray wissen.

„Birnen, Äpfel, Apfelsinen und Kiwi“, berichtete Kai.

Ray überlegte. „Also ich würde an deiner Stelle mal Bananen statt Birnen benutzen“, schlug er vor. „Und vielleicht auch noch ein paar Rosinen untermischen.“

„...Rosinen untermischen“, wiederholte Tala tonlos.

„Bananen. Das ist ja eine tolle Idee!“, freute sich Kai. „Warum bin ich da nicht darauf gekommen? Danke.“

Ray nickte ihm lächelnd zu. „Wenn du noch mal 'ne Frage hast... was hausfrauliche Belange angeht, bin ich offensichtlich perfekt.“

„Gott sei Dank“, freute sich Kai. „Die meisten Kerle heutzutage wissen noch nicht mal, wie man heißes Wasser bekommt.“ Er zwinkerte Ray zu. „Aber ich will euch nicht länger stören. Bis nachher.“

Dann drehte er sich um und ging davon.

Ray und Tala sahen ihm nach. Anschließend drehte sich Ray wieder zu Tala um.

„Der Typ hat uns jetzt völlig aus dem Konzept gebracht“, entschuldigte er sich. „Wir waren bei deinem Lover stehen geblieben. Wo ist er nun?“

Tala sah Kai immer noch mit weit aufgerissenen Augen nach. Dann drehte er sich verstört wieder zu Ray um.

„Er ist es“, flüsterte er.

„Wer er?“, wollte Ray wissen. Dann aber dämmerte es ihm. „Du meinst, du meinst, du bist in Kai verliebt?“

Tala war nicht in der Lage zu antworten. Er nickte nur.

„Wahnsinn!“ Ray konnte es kaum glauben. „Du kennst ihn doch noch gar nicht. Er ist doch erst seit gestern ...“

„Es war für mich Liebe auf den ersten Blick“, behauptete Tala. „Als ich in die Klasse kam und ihn dort im Türrahmen stehen sah, wusste ich, dass er der Mann meiner Träume ist.“

Ray schüttelte entgeistert den Kopf.

„Du willst mir doch nicht weismachen, du hättest dich gestern in ihn verliebt. Und dazu noch, wo er dich ziemlich beleidigt hat.“

Tala fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.

„Ray“, flüsterte er leise. „Ich weiß genau, was mit mir los ist. Dieser Typ macht mich total an. Er ist der süßeste Kerl, der mir seit Jahren über den Weg gelaufen ist.“

Ray tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn.

„Bei dir piept's ja.“

Tala kam näher.

„Ray“, sagte er beschwörend. „Auch auf die Gefahr hin, dass du mich für verrückt hältst: Ich hab mich total in diesen Typen verknallt. Ich liebe ihn, verstehst du?“

Ray stöhnte leise. Wie er diese Phasen hasste! „Sagen wir mal, du findest ihn interessant“, versuchte er, das Gespräch auf ein passables Niveau zu bringen.

„Ich kann ohne diesen Menschen nicht mehr leben“, übertrieb Tala nun maßlos. „Ich muss ihn einfach haben. Ich muss wissen, wo er lebt, was er tut, ob er verliebt ist, welche Musik er liebt, in welche Disco er geht- alles!“

Ray winkte ab. „Oh, Tala, versuche, wieder auf den Teppich zu kommen“, rief er. „Du hast keine drei Worte mit Kai gewechselt. Wie kannst du dann sagen, dass du ihn liebst?“

Tala grinste. „Und ich schwöre dir, in zwei Wochen sind wir ein Paar“, versicherte er.

______________________

So das wars für heute!!

Bitteeee schreibt mir ein paar Kooooooooommmmmmmmmmmmmmmiiiiiiiisssssssssss!!!
 

Bis zum nächsten Kappi Ai

Kappi 3

Kappi 3
 

Hi leutz ich habs entlich eschafft das dritte Kappi fertig zu bekommen!! Ich weis, ich weis es hat ziemlich lange gedauert, aber seid mir bitte net böse, seit ich auf die arbeit gehe hab ich wenig zeit und in den Wochenwenn ich Berufsschule hab is es noch schlimmer, aber jetzt is es ja da.

So dann viel Spaß beim lesen.
 

„Hier in diesem Supermarkt bist du ihm also begegnet?“

„Ja, dort drüben an der Obstwaage.“ Ray musste bei der Erinnerung lächeln. „Er konnte mit diesem Ding gar nicht umgehen.“

„Nicht zu glauben!“ Tala schüttelte den Kopf. „Und so einer kommt aus der Großstadt.“

„Ehrlich gesagt, ich habe mich auch gewundert.“

Langsam gingen Tala und Ray zu der Obstwaage hinüber. Dort sah sich Tala suchend um.

„Du erwartest doch nicht etwa, dass er jetzt schon wieder an der Obstwaage auftaucht“, wunderte sich Ray.

Tala zuckte die Achseln. „Man kann nie wissen. Es gibt doch immer wieder Zufälle.“

Ray tippte sich mit dem Finger gegen die Stirn. „Du hast doch eine Schraube locker! Wenn er gestern Obst gekauft hat, wird er heute mit Sicherheit keines mehr holen.“

Tala seufzte und pustete eine seiner Strähnen aus dem Gesicht.

„Du hast Recht. Es ist wirklich ziemlich unwahrscheinlich.“ Er legte seinen Kopf schief und dachte nach. „Lass uns hier rausgehen“, schlug er dann vor. „Ich glaube, der Kaufhausdetektiv wundert sich schon über uns.“

Die beiden Jungs verließen den Supermarkt und überquerten den großen Parkplatz.

„Ich muss einfach wissen, wo der Typ wohnt!“, murmelte Tala. „Ich will und muss alles über ihn erfahren. Los, Ray, überleg! In welche Richtung ist er gegangen, als er den Laden verließ?“

Ray unterdrückte ein Gähnen.

„Tala, ich habe dir doch schon tausendmal gesagt, dass ich das nicht gesehen habe“, erklärte er noch einmal. „Er ging erst nach mir raus.“

„Wie konntest du ihn nur alleine darin stehen lassen“, nörgelte Tala. „Du hättest ihn nach Hause begleiten müssen.“

„Konnte ich ahnen, dass du dich Hals über Kopf in ihn verliebt hast?“, ärgerte sich Ray

„Jawohl, das konntest du“, nickte Tala. „Ein Typ, der so gut aussieht, der so geile Augen hat und so geile Muskeln... du weist doch das ich auf Muskeln stehe, oder?“

Ray lachte. „Du stehst jedes Mal auf etwas anderes“, erinnerte er Tala. „Bei Olli war es der kleine goldene Ring im Ohr.“

Tala machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Das kannst du doch überhaupt nicht vergleichen“, empörte er sich. „Rote Augen sind etwas ganz anderes.“

Ray gab es auf. Tala wollte einfach nicht wahr haben, dass ihm nur ein süßer Typ über den weg laufen musste und schon war er hin und weg.

„Hey, was sehen meine Glotzaugen denn da?“, rief Tala plötzlich aufgeregt.

„Tatsächlich!“ Ray konnte es kaum glauben. „Er scheint in die Stadt zu gehen.“

„Ihm nach!“

Das klang wie ein Befehl. Tala setzte sich sofort in Trab. Ray folgte ihm seufzend.

Er hatte eigentlich ganz andere Sachen vorgehabt. Zum Beispiel wollte er sich endlich mal darum bemühen, einen Nachhilfeschüler zu finden. Er hatte beabsichtigt, kleine Zettel an verschiedenen Pinnwänden in Kaufhäusern anzubringen, damit er sein Taschengeld aufbessern konnte.

Aber wenn Tala anordnete, dass es heute darum gehen sollte, diesen Kai zu verfolgen, tat er das eben.

„Der Typ wird langsamer. Achtung, Ray! Er dreht sich bestimmt gleich um." Aufgeregt zog Tala Ray hinter eine Hausecke. Ray stöhnte leise.

„Warum machst du das, Tala? Warum gehen wir nicht einfach zu Kai und begrüßen ihn?“

Tala schüttelte energisch den Kopf.

„Weil wir dann nicht herausfinden, was er vor hat“, flüsterte er. Dann lugte er um die Ecke, um zu sehen, was Kai machte.

„Ich finde dich reichlich kindisch“, meinte Ray genervt. „Vielleicht erzählt er uns doch alles über sich, was wir wissen wollen.“

„Vielleicht, vielleicht“, zischte Tala. „Damit kann ich nichts anfangen. Ich brauche Sicherheit. Und ich schwöre dir, du lernst viel mehr über einen Menschen, wenn du ihn heimlich beobachtest, als wenn du ihn fragst, was er tut und macht.“

„Ich weiß nicht“, brummte Ray leise. „Ich finde es nicht besonders anständig, einen Menschen so zu beschatten.“

Aber Tala wollte von solchen moralischen Bedenken nichts hören.

„Psst!“, flüsterte er. „Wir können weiter.“

Er winkte Ray zu. Dann schlich er weiter. Ray folgte ihm nur zögernd.

„Nun mach doch ein bisschen schneller! Kai ist über die Kreuzung gelaufen!“, zischte Tala. „Wir müssen ihm nach.“

„Bist du verrückt? Es ist rot!“, rief Ray. Autos von links und rechts ließen ihre Motoren aufheulen und starteten.

Tala starrte Kai nach, der auf der anderen Seite der Kreuzung entlangging und kleiner und kleiner wurde.

„Verdammt, er entwischt uns!“, stöhnte er. „Das darf nicht sein.“ Er setzte einen Fuß auf die Kreuzung.

„Tala, bist du wahnsinnig?“ Ray versuchte, seinen Freund zurückzuziehen, aber Tala hatte die erste Spur der vierspurigen Straße schon überquert.

Mit energischem Gesicht machte er dem Autofahrer ein Handzeichen, das ihn dazu brachte, anzuhalten und ihn über die Kreuzung zu lassen.

„Absoluter Leichtsinn!“, murmelte Ray leise.

Plötzlich ertönte ein lautes Hupen. Dann quietschten Bremsen. Ray hörte einen schrillen Schrei, der zweifellos von Tala kam.

„Tala!“, schrie Ray mit einer Stimme, die ihm selbst fremd war. „Tala!“

Tala stolperte. Dann war er nicht mehr zu sehen. Ray brauchte einen Moment, bis er verstand, das dieser Mensch, der da zusammengekrümmt auf der Straße lag, sein Freund war.

Der Verkehr war zum Erliegen gekommen. Auf allen Spuren hielten die Autos an, die Fahrer und Fahrerinnen stiegen aus. Nun wagte sich auch Ray auf die Straße. “Tala, ist dir was passiert?“

Tala lag immer noch auf der Mitte der Straße und bewegte sich nicht. Mit weit aufgerissenen Augen sah er Ray an.

„Junge! Bist du okay? Ist alles klar mit dir? Sag doch was“, rief der Fahrer des Wagens, der Tala angefahren hatte.

„Der braucht nen Krankenwagen“, diagnostizierte ein anderer Mann. „Der steht doch total unter Schock.“

„Nein, keinen Krankenwagen“, murmelte Tala leise. „Ich bin bestimmt ganz okay.“

Unruhig sah Tala Ray an.

„Willst du mal versuchen aufzustehen?“, fragte Ray mit belegter Stimme.

Tala nickte. Ray streckte ihm seinen Arm entgegen und Tala zog sich sehr mühsam langsam an ihm hoch. Unsicher und mit zitternden Knien stand er nun neben ihm.

„Geht schon!“, versicherte er, um den aufgeregten Fahrer zu beruhigen.

„Ich rufe trotzdem einen Krankenwagen“, entschied ein Mann. „Nachher kippt er um. Schock und so. Hatte meine Frau auch schon mal.“

Eine Fahrerin nickte. „Man sollte die Schockwirkung nicht unterschätzen. Nachher geht er ein paar Schritte und wird ohnmächtig. Das ist schon mehr als einmal passiert.“

„Ich habe bereits einen Krankenwagen gerufen“,rief ein älterer Herr. „Er kommt sofort.“

„Bloß nicht“,versuchte Tala abzuwehren.“Ich finde, das ist...“ Weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick ertönten schon Krankenwagensirenen.

„Verflucht“,zischte Tala. „So ein Mist.“

„Das hast du wirklich nur dir selbst zuzuschreiben“, brummte Ray verärgert. „War ja auch total leichtsinnig, so über die Kreuzung zu stürmen.“

„Echt! Ich sehe es ja ein“, murmelte Tala. Der Krankenwagen bahnte sich einen Weg durch den Stau. Dann hielt er neben dem unglücklichen Fahrer an. Die beiden Krankenpfleger stiegen aus.

„Was ist passiert?“, wollten sie wissen.

„Der Junge dort ist angefahren worden“, berichtete der Fahrer des Wagens. „Er rannte plötzlich direkt vor mir über die Straße und ich konnte nicht mehr bremsen.“

Der Mann sah ziemlich mitgenommen aus.

Der eine Krankenwagenfahrer drehte sich zu Tala um, während der andere über Funk einen Polizeiwagen anforderte.

„Es war meine Schuld“, erklärte Tala zerknirscht. „Ich bin einfach über die Straße gerannt.“

„Und das in deinem Alter!“ Der Krankenwagenfahrer schüttelte den Kopf. „Jedem Kind würde man dafür den Hintern verhauen.“

„Vor allem, wo da vorne eine Ampel ist“, mischte sich ein anderer Fahrer ein.

Ray stand zwischen dem Krankenwagenfahrer und Tala und hörte ihrem Wortwechsel mit abwesendem Gesicht zu. Ihm steckte der eigentliche Unfallablauf noch immer in allen Knochen. Talas Schrei, das Quietschen der Bremsen, dieser dumpfe Knall und dann der Moment, als sein Freund auf der Straße lag. Wenn er daran dachte, begannen seine Knie, noch einmal zu zittern.

„Wir nehmen dich jedenfalls besser mit ins Krankenhaus“, meinte der Krankenwagenfahrer. „Besser einmal zu viel untersucht als zu wenig.“

Tala verdrehte die Augen. „Das ist echt nicht nötig“, stöhnte er. „Mir geht es super.“

Aber die Krankenwagenfahrer wollten sich auf keine Diskussion einlassen. Sie öffneten die Tür zu ihrem Wagen und beförderten Tala hinein.

„Ich fahre mit dir!“, bot sich Ray an, der seinen Freund nicht allein lassen mochte. Aber zu seiner Überraschung schüttelte Tala heftig den Kopf. Dann wies er mit dem Finger in die entgegengesetzte Richtung.

Ray drehte den Kopf, um zu sehen, was sein Freund meinte. Hier standen eine Menge Zuschauer, die den Unfall mit interessiertem Gesicht verfolgten. Und in den hinteren Reihen stand-

Kai.

„Bitte, Ray, du musst ihn weiterverfolgen“,flüsterte Tala. „Bitte!“

Ray hätte sich gerne an die Stirn getippt, um seinem Freund zu symbolisieren, dass er nicht alle Tassen im Schrank hatte, aber er verzichtete auf einen Kommentar. Sein Freund hatte aufgrund des Unfalls wahrscheinlich wirklich einen Schock erlitten und war nicht mehr in der Lage, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden.

Rums! Die Krankenwagentür fiel zu. Der Wagen setzte sich im selben Moment in Bewegung, in dem der Polizeiwagen eintraf.

„Was ist passiert?“, fragte Kai und ging auf Ray zu. Seine roten Augen sahen besorgt drein.

„Tala hatte einen Autounfall. Gott sei Dank nichts Ernstes!“, berichtete Ray mit knappen Worten.

„Um Himmels willen. Ist er etwa über diese Kreuzung gelaufen?“ Ray nickte. Er war froh, dass Kai ihn nicht fragte, warum er das getan hatte. Wahrscheinlich dachte er: „Ein verrückter Kerl, dieser Tala!“

„Du siehst ziemlich fertig aus!“, stellte Kai fest. „Gehst du mit mir einen Kaffee trinken?“

„Wer hat den Unfall gesehen?“, fragte der Polizist lauthals in die Menge.

Ray drehte sich zu Kai um. „Lieb von dir, mich einzuladen“, sagte er. „Aber ich muss erst mal als Zeuge aussagen.“

Kai nickte. „Na klar! Das ist ja viel wichtiger!“, gab er zu. Und dabei sah er ein bisschen traurig aus.

Es dauerte noch fast eine halbe Stunde, bis die Polizei Rays Befragung abgeschlossen hatte. Ray verabschiedete sich und machte sich auf den Weg nach Hause.

„Ich hab schon gedacht, die befragen dich noch bis morgen Früh“, hörte er Kais Stimme hinter sich. „Ich bin schon ganz durchgefroren.“

„Kai?“ Ray riss seine Augen weit auf. „Wieso bist du noch hier?“

Kai sah ebenfalls verwundert aus. „Na, weil ich doch gesagt habe, dass ich mit dir einen Kaffee trinken möchte“, erklärte er.

„Aber ... aber ... „ Ray konnte einfach nicht fassen, dass er so geduldig auf ihn gewartet hatte. Er lachte und strich ihm über den Arm. „Wie lieb, dass du noch geblieben bist. Danke.“

Kai lächelte.

„Kennst du ein Café?“, wollte er wissen.

Ray nickte.

Eine Viertelstunde später saßen die beiden in der „Stulle“, Talas Lieblingscafé. In seinem Innersten legte er eine Gedenkminute für seinen Freund ein, der jetzt vielleicht unter dem Röntgengerät lag und sich untersuchen ließ. Er wäre bestimmt todunglücklich gewesen, wenn er gewusst hätte, dass Kai zurückgekommen war und sich mit ihm, Ray, auf einen Kaffee verabredet hatte.

„Was denkst du?“, wollte Kai wissen. „Du siehst immer so ernst aus.“

„Ich denke an Tala“, berichtete Ray wahrheitsgemäß. „Er war so unglücklich, dass er nach diesem blöden Unfall auch noch ins Krankenhaus kam. Eigentlich ging es ihm nämlich schon wieder total gut.“

Kai rührte Sahne unter den heißen Kakao.

„Es ist besser, dass er sich noch einmal untersuchen lässt.“, sagte er nüchtern. „Außerdem sollte er ruhig mal ein bisschen dafür büßen, dass er wie ein kleines Kind über die Straße gestürzt ist.“

Ray lachte. „Da hast du Recht“, nickte er. „Aber ich bin mir sicher, dass Tala nichts daraus lernt. Schon morgen, wenn er wieder zu Hause ist, verdrängt er das Erlebnis. Darin ist er tatsächlich Meister.“

Kai nahm einen Schluck Kakao. Dann sah er Ray nachdenklich an.

„Ihr seid sehr unterschiedlich.“, stellte er fest. „Tala so vergnügt und unkompliziert und du so...“

„... so kompliziert, was?“, entfuhr es Ray. Es tat weh, dass Kai ihn so sah. Gut, er war vielleicht nicht so vergnügt wie Tala, aber dafür hatte er, Ray, gerade in der Zeit der Trennung seiner Eltern auch nicht so viel zu lachen gehabt. Wenn er daran dachte, wie viele Nächte er sich in seinem Bett hin und her gewälzt hatte, wenn er daran dachte, wie viele Tränen er heimlich um seinen Vater vergossen hatte...

„Ich meine das doch gar nicht als Vorwurf.“, verteidigte sich Kai erschrocken. „Im Gegenteil. Ich mag es, wenn Man(n) das Leben nicht auf die leichte Schulter nimmt.“

Aber Ray war auf der Hut. Er hatte ein plötzliches Misstrauen entwickelt.

„Es ist spät“, sagte er schnell. „Ich muss gehen. Ich wollte noch etwas erledigen.“

Kai stellte seine Tasse Kakao ab und beugte sich über den Tisch zu ihm nach vorn.

„Warum bist du so ernst, Ray?“, fragte er aufmerksam.

Ray schüttelte den Kopf. Er wollte diesem unbekannten Typen nicht mehr von sich erzählen.

„Ich muss gehen“, wiederholte er hastig. Tut mir Leid. Aber vielleicht haben wir ein andermal Gelegenheit, miteinander zu reden.“

Kai seufzte. „Das wäre schön“, sagte er leise. Ray konnte diesem aufmerksamen Blick nicht mehr ertragen. Schnell stand er auf.

„Bis morgen in der Schule.“

„Tschau, Ray.“
 

So Kappi ende.

Ich hoffe wir sehn uns beim nächsten Kappi.

Bitte bitte bitte schreibt mir ein paar Kommis.
 

Tschüss und bye bye eure Ai
 

PS: Das nächste Kappi is schon in arbeit.

Kappi 4

Hallo Leutz
 

Hier is mein neues Kappi. Ich hoffe euch gefällts. Vielen vielen Dank an meine lieben Kommischreiber, hab mich sehr drüber gefreut.
 

Also hier is es:
 

„Hmm! Was gibt's heute?“

Alexander, Rays kleiner Bruder, streckte die Nase in die Küche.

„Tortellini mit gekochtem Schinken in Sahnesoße.“

„Lecker.“

Alexander ließ sich auf dem Küchenstuhl nieder.

„Schön, dass du das sagst“, freute sich Ray. Alexander mäkelte häufig am Essen herum. Das war auch der Grund dafür, dass er immer noch so ein kleiner dünner Hänfling war. „Und zum Nachtisch habe ich Schokoladenpudding gemacht.“

„Wahnsinn!“ Alexander schnippte begeistert mit den Fingern in der Luft herum. „Heute ist bestimmt mein Glückstag. Erst kriegen wir einen neuen Fußballtrainer, dann gibt's weniger Hausaufgaben und dann auch noch ein tolles Essen.“

„Einen neuen Fußballtrainer habt ihr auch?“, erkundigte sich Ray, um mit Alexander im Gespräch zu bleiben.

„Klar! Seit voriger Woche. Ein Supertyp und ein Borussia-Fan.“ (Sag ich jetzt einfach mal so!)

„Na, der muss ja wirklich umwerfend sein“, lachte Ray. Er nahm den Topf Tortellini vom Herd und füllte Alexanders Teller randvoll.

In dem Moment, in dem er einen zweiten Teller aus dem Schrank zog, klingelte es.

„Nanu, wer ist das denn?“

Ray ging zur Tür. Durch das milchige Glas erkannte er die Umrisse von Tala.

„Tala!“ Ray riss die Tür auf. „Du bist wieder unter den Lebenden?“

Tala umarmte ihn.

„Grüß dich, Ray. Schön dich zu sehen.“ Er lachte. „Ich bin den Ärzten unter den Händen weggeflohen.“

„Das sieht dir ähnlich.“ Ray grinste. „Und warum warst du heute nicht in der Schule?“

„Schonzeit“, kicherte Tala. „Ich hatte andere wichtige Dinge zu erledigen. Aber das erzähl ich dir gleich in Ruhe. Kann ich reinkommen?“

„Klar!“

Ray öffnete die Küchentür. Tala schnupperte. „Riecht ja wahnsinnig gut. Was hast du denn heute Schönes gekocht?“

„Tortellini alla Pana“, berichtete Ray seinem Freund nicht ohne Stolz. „Wenn du magst, kannst du gerne mitessen.“

Tala ließ sich das nicht zweimal sagen. Er schätzte Rays kulinarische Fähigkeiten. Gut gelaunt füllte er sich ebenfalls einen Berg Nudeln auf den Teller und ließ sich neben Alexander nieder.

Alexander beobachtete ihn zähneknirschend. Er teilte seinen Bruder nicht gerne mit diesem Trottel, wie er fand.

„Ich muss dir unbedingt von Kai-chan erzählen“, berichtete Tala aufgeregt, als sich auch Ray zum Essen gesetzt hatte.

„Kai-chan?“

„Na Kai Hiwatari, der Neue.“

„Schon klar, aber wieso chan?“

„Ach vergiss es einfach. Ich hab ihn heute verfolgt“, erzählte Tala. „Als er aus der Schule gekommen ist, bin ich immer hinter ihm hergegangen.“

„Hoffentlich hast du dabei auf die Autos geachtet“, stöhnte Ray in Erinnerung an den Unfall.

„Um Himmels Willen! Ich lass euch dann mal alleine, damit ihr weiter schwärmen könnt. So was muss ich mir nicht antun.“, sagte Alexander verächtlich und stand auf. „Ich muss sowieso zum Fußball.“

„Fährst du mit dem Fahrrad?“, wollte Ray wissen.

„Mach dir keine Sorgen. Andys Mutter bringt uns hin“, winkte Alexander ab. Er verschwand aus der Küche. Kurze Zeit später fiel die Haustür ins Schloss.

Ray sah nach draußen und bemerkte Alexander, wie er mit den Stollenschuhen die Straße entlangging.

„...immer hinter ihm her“, berichtete Tala weiter. „Bis hinten zur Hochhaussiedlung. Und da ist er plötzlich irgendwie verschwunden.“

„Wie kann das denn so einfach passieren?“, lachte Ray.

„Wenn ich das wüsste“, antwortete Tala verärgert. „Da waren ein paar Typen, die mich anquatschten, dann kamen Autos und als ich wieder aufsah, war er wie vom Erdboden verschluckt. Ich bin dann natürlich auf die Hochhäuser zu und habe die Klingelschilder nach seinem Namen abgesucht, aber das ist ja eine Wahnsinnsarbeit.“

Ray winkte ab. „Das kannst du wirklich vergessen. Ich hab schon mal eine Bekannte dort besuchen wollen. Bis ich ihren Namen gefunden hatte, war es dunkel.“

„Also alles umsonst“, ergrimmte sich Tala. „Ich weiß immer noch nicht genau, wo er wohnt.“

„Ich frage mich, was daran so...“

„... wichtig ist“, hatte Ray sagen wollen, doch nun unterbrach ihn das Telefon. Ray stand auf und ging zum Telefon hinüber, dass im Wohnzimmer stand.

„Raymond Kon.“

„Hallo, hier ist Kai“, sagte eine Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Kai?“ Ray rief seinen Namen so laut, dass Tala sofort ins Zimmer geschossen kam. Wild machte er Ray Handzeichen.

Ray drehte ihm den Rücken zu, weil er fürchtete, sich sonst nicht auf das Gespräch konzentrieren zu können.

„...habe mir diese Nudeln gekauft. Tortellini oder wie sie heißen. Aber jetzt weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, was man damit anstellt.“

„Was?“ Ray hatte das Gefühl, kein Wort zu verstehen.

„Wirklich ein bisschen doof, dich deswegen anzurufen“, entschuldigte sich Kai sofort. „Aber ich fand die Dinger nicht im Kochbuch und da dachte ich... gestern hattest du doch so viel Ahnung vom Kochen.“

„Tortellini sind meine Spezialität“, beeilte sich Ray zu sagen. „Und es stört mich wirklich nicht, dass du anrufst.“ Er bemerkte, wie Talas Handgefuchtel intensiver wurde. Deswegen schaute er schnell auf seine Füße.

„Du musst Wasser heiß machen und die Tortellini darin kochen. Ja, ein bisschen Salz kann auch nicht schaden. Und dann wäre es schön, wenn du Sahne hättest. Hast du die? Nein? Schade.“

Talas Handgefuchtel war nicht mehr zu übersehen. Er stand nämlich jetzt direkt neben Ray und machte irgendwelche Zeichen mit seinen Fingern. Ray sah auf und versuchte zu verstehen, was er ihm sagen wollte.„Hol ihn zu dir“, zeigte ihm Talas Hand.

Ray zögerte. „Wenn du Lust hast, kannst du auch zu mir herüberkommen“, sagte Ray nun und sah unentschlossen zu Tala. Der nickte bekräftigend.

„Bei uns gibt es nämlich heute auch Tortellini. Allerdings mit gekochtem Schinken in Sahnesoße.“

„Ehrlich?“ Kai lachte. „Das ist ja ein ulkiger Zufall.“

„Finde ich auch“, murmelte Ray. „Aber damit du's weißt – ich habe wirklich genug von diesen Dingern gekocht und du bist herzlich zum Essen eingeladen.“

Am anderen Ende der Leitung war Schweigen eingetreten. Offensichtlich überlegte Kai sich den Vorschlag.

„Ich bin in zehn Minuten da“, sagte er dann und legte auf.

„Okay“, murmelte Ray. Einen Moment lang hielt er den Hörer noch in der Hand und horchte auf das Freizeichen. Dann legte er auf.

„Was ist?“, bohrte Tala ungeduldig.

„Er kommt gleich“, antwortete Ray immer noch verwundert.

„Er kommt?“ Tala riss die Augen weit auf. „Er kommt tatsächlich? Mein Gott, warum sagst du das nicht gleich?“

„In zehn Minuten wird er da sein“, wiederholte er Kais Worte.

„Zehn Minuten? Ich werde verrückt! Wie seh ich aus? Wo ist dein Shampoo? Hast du Haargel? Mensch, Ray, tu doch was!“ Tala war ganz aus dem Häuschen.

Ray atmete tief durch. „Meine Güte, dreh doch nicht gleich durch“, versuchte er, seinen Freund zur Besinnung zu bringen.

Aber Tala konnte das schon nicht mehr verstehen. Er war ins Bad verschwunden, um sich die Haare zu waschen und neu zu geelen.

Ray kehrte seufzend an den Herd zurück. Unschlüssig blickte er in den Kochtopf. Der Berg Tortellini war dank Alexanders Appetit inzwischen merklich geschrumpft. Gedankenverloren öffnete er eine dose Champignons und schnitt weitere Scheiben gekochten Schinken in Würfel. Dann füllte er alles in den Topf und mischte es unter die Nudeln. Anschließend gab er noch etwas Sahne und Curry hinzu.

Es klingelte. Ray zuckte zusammen. Schnell ging er auf den Flur und warf einen blick in den Spiegel. Er sah aus wie immer. Er öffnete die Haustür.

„Hallo, Ray, ich bin's“, strahlte Kai ihn an. „Danke für die Einladung. Du ahnst gar nicht, wie sehr du damit meinen Magen vor dem absoluten Hungerkrampf rettest.“

„So schlimm?“, Ray lachte. „Da hab ich ja tatsächlich eine gute Tat getan.“

Kai nickte, während er in die Küche trat. „Ich werd dich für das Bundesverdienstkreuz vorschlagen.“

Die Tortellini dufteten verführerisch.

„Hmm!“, strahlte Kai und warf einen Blick in den Topf. „Sieht gar nicht so schwierig aus.“

„Tortellini sind absolut leicht zu kochen“, erklärte ihm Ray ernsthaft. „Das kannst du mit Sicherheit auch schaffen.“

„Ehrlich gesagt ist es auch nicht schlecht, eingeladen zu werden“, stellte Kai fest.

„Das finde ich auch“, ertönte jetzt Talas Stimme von der Tür her. Ray sah auf und musterte seinen Freund verwundert. Tala hatte sich die Haare eigentlich wie immer gestylt nur in einem viel steileren Winkel nach oben, sie sahen fast aus wie zwei riesige Katzenohren.

Auch Kai fuhr herum und sah Tala fast erschrocken an.

Täuschte sich Ray oder verdüsterte sich sein Gesicht danach? Aber nein! Jetzt lächelte er wieder.

„Hallo, Tala! Genießt du auch Rays Kochkunst?“, fragte er dann.

Tala trat näher. Er sah Kai einen langen Augenblick an. „Allerdings.“

Kai trat verwirrt zurück. Dabei polterte er gegen den Küchentisch.

„Verzeihung!“ Er sah Ray erschrocken an.

„Macht doch nichts“, versuchte Ray die angespannte Situation zu retten. „Ich schlage vor, wir essen erst mal.“

Und hastig stellte er noch einen Teller auf den Tisch.

Tala riss die Kühlschranktür auf. „Hast du nicht irgendwo noch einen Rotwein?“

„Rotwein vor den Hausaufgaben? Das könnte keine gute Idee sein“, murmelte Kai.

Doch Tala ließ sich nicht beirren. Er öffnete die Küchentür und griff eine Flasche Wein heraus, riss dann eine Schublade auf, zog den Korkenzieher heraus und entkorkte die Weinflasche.

„Das könnte unser Lernen für Physik sehr beschwingen“, lachte er dann. „Wie war das noch mit dem Wiederstand?“

„Lassen wir das“, winkte Kai ab. Dann hielt er Tala sein Weinglas entgegen, damit er ihm eingießen konnte.

Tala umfasste seine Hand, mit der er das Glas hielt, mit seinen schlanken Fingern. Überrascht sah Kai zu Tala auf, Tala erwiderte seinen Blick ruhig, während er Rotwein in sein Glas goss. Dann ließ er seine Hand los.

Hastig führte Kai das Glas an die Lippen und trank einen Schluck.

Ray beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Kai schien verwirrt zu sein. Unsicher sah er auf seinen Teller und stocherte nervös mit der Gabel in den Nudeln herum. Tala ließ es sich schmecken.

„Schmeckt wahnsinnig gut, Ray“, rief er überschwänglich. „Du kannst wirklich sagenhaft kochen.“

Ray begann, sich zu ärgern. Was war denn schon dabei, ein paar Nudeln zu kochen? Er fand, dass Tala maßlos übertrieb. Überhaupt hatte er in letzter Zeit ein bisschen Mühe, seinen Freund so zu akzeptieren, wie er war. Er verspürte zum ersten Mal so etwas wie Neid gegenüber Tala. Es war schon zum Verrücktwerden, dass Tala es immer wieder schaffte, die Jungs um den Finger zu wickeln, während er, Ray, genau in dem Moment, auf den es ankam, sprachlos wurde.

„Was meinst du, Kai?“, wandte sich Tala an Kai.

„Was?“ Kai blickte erschrocken von seinem Teller auf.

„Schmeckt doch toll, oder?“

„Ja,wirklich.“ Kai lächelte Tala verstört zu. Dann nickte er gedankenverloren in Rays Richtung.

Ray musterte ihn heimlich. Unbehaglich rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. Er wirkte, als sei er nicht besonders froh über die Idee, hier bei ihm zu essen. Und so hastig, wie er seine Nudeln hinunterschlang, hätte er auch Grünkernsuppe kochen können.

„Noch ein bisschen Wein?“ Tala hielt Kai die Flasche entgegen.

Ablehnend schüttelte Kai den Kopf. „Nein, nein, danke.“ Er stand auf. „Ich muss jetzt gehen.“

„Jetzt schon?“ Tala zog eine Flunsch. „Du bist doch erst vor zehn Minuten gekommen.“

Aber Kai ließ sich nicht umstimmen. „Ich muss noch Hausaufgaben machen. Physik, weißt du?“

„Schade.“

Ray spürte, wie unwohl Kai sich fühlte. „Ich verstehe“, beeilte er sich, dann zu sagen. „Ist ja auch verdammt schwer.“ Er erhob sich ebenfalls. „Ich bring dich zur Tür.“

„Tschau, Tala.“

„Tschüüüss!“ Tala warf Kai einen gekonnten Augenaufschlag nach.

An der Haustür drehte sich Kai zu Ray um. „Wenn ich Probleme mit Physik habe, kann ich dich dann noch mal anrufen?“

„Natürlich.“

„Danke.“ Kai reichte ihm die Hand. „Und danke auch, dass du mich eingeladen hast.“

Er drückte Rays Hand sanft.

Ray spürte die Wärme seiner Hand in seiner eigenen. Das war ein angenehmes Gefühl.

„Tschau.“

„Bis morgen.“

Ray schloss die Tür. Dann lehnte er sich für einen Moment an den Türrahmen und dachte nach:

Irgendwie ein netter Typ, dieser Kai. Eigentlich war es fast schade, dass Tala vorgenommen hatte, ihn zu erobern.

„Ray, wo bleibst du?“, rief Tala aus der Küche zu ihm in den Flur heraus.

Ray zuckte zusammen.

„Komme schon“, beeilte er sich zu sagen.

Tala hatte mit den Tortellini auf seinem Teller ein Herz geformt. „Dieser Typ ist wahnsinnig süß“, schwärmte er. „Total schüchtern. Hast du gesehen, wie er zusammengezuckt ist, als ich seine Hand angefasst habe? Wahrscheinlich hätte nicht viel gefehlt und er währe ohnmächtig vom Hocker gefallen.“

„Meinst du?“ Ray blieb vorsichtig. „Ich hatte eher den Eindruck, er fühlte sich hier bei uns nicht besonders wohl. Er rutschte die ganze Zeit auf seinem Stuhl hin und her und wollte so schnell wie möglich nach Hause.“

„Wie kommst du denn darauf?“, wunderte sich Tala. „Ich habe gedacht, er will nach Hause, weil ihm hier zu heiß wird. Wahrscheinlich weiß er nicht, wie er sich mir gegenüber verhalten soll. Vor allem, wenn du dabei bist.“

Ray winkte ab. „Ist ja auch nicht so wichtig. Ich bin mit ziemlich sicher, dass du ihn bald erobert hast.“

„Wollen wir's hoffen“, bemerkte Tala.
 


 

So Schluss für heute.

Ich hoffe euch hat das Kappi gefallen.

Bitte hinterlasst mir doch ein Kommi
 

Bye Ai

Kappi 5

Hi Leutz

hat en bissi länger gedauert das Kappi hochzuladen.

Motivationstief, Stress usw.

Aber jetzt is es ja da, also viel Spaß beim lesen.

Danke für die vielen lieben Kommis.
 

Ein großes DANKESCHÖN geht an meine Betaleserin Firefox_Takara.
 

So ez gehts aber los!!!
 

Kappi5
 

„Ray!“ Frau Kon klopfte gegen die Badezimmertür. „Wie lange brauchst du noch?“

„Was?“ Ray riss seinen Kopf aus dem Badewasser. Soeben hatte er ihn unter Wasser getaucht und seine langen Haare auf der Wasseroberfläche hin und her gleiten lassen.

„Wie lange du noch brauchst.“

„Puh!“ Ray wischte mit seinen Handflächen die Wassertropfen aus dem Gesicht. „Wenn's nach mir geht, noch Stunden. Ein warmes Bad bewirkt Wunder. Vor allem, wenn man einen anstrengenden Tag hatte.“ Er tauchte seinen Oberkörper wieder tief in das warme Schaumbad. „Warum fragst du?“

„Da ist jemand für dich gekommen.“

„Jetzt noch?“

„Na ja!“ Frau Kon lachte. „Schulprobleme. Die bringen euch ja mittlerweile sogar um den ruhigen, entspannenden Abend.“

Ray seufzte. „Ich beeile mich.“

Er tauchte seinen Körper noch einmal tief in das heiße Wasser. Dann zog er sich allmählich am Beckenrand hoch und richtete sich langsam auf.

Wahnsinn, jetzt noch Schulprobleme zu wälzen. Als ob er heute nicht schon lange genug für den Physiktest gebüffelt hätte.

Müde griff Ray nach dem großen Badetuch und schlang es um seine Hüften. Dann schnappte er sich ein kleineres Handtuch und trocknete seinen Oberkörper ab. Danach rubbelte er sich noch die Haare so trocken, dass sie nicht mehr so doll tropfen.

Gedankenverloren öffnete er die Badezimmertür und trat auf den Flur. Dann ging er in sein Zimmer hinüber.

„Hallo, Ray“, hörte er eine vertraute Stimme direkt neben sich.

Erschrocken fuhr Ray herum. Innerlich hatte er sich auf die Stimme seines Freundes Tala eingestellt. Aber dass nun seine Stimme ertönte, verwirrte ihn sehr.

„Kai!“

„Du sagst das, als wenn ich ein Monster wäre“, beschwerte sich Kai. Seine roten Augen blickten unverwandt auf Rays nackten Oberkörper und Ray bereute schon, keinen Bademantel angezogen zu haben.

„Also, ich habe... ich habe keine Minute lang daran gedacht, dass du hier sein könntest“, platzte es Ray heraus.

Kai musste sich dazu zwingen, seinen Blick von den nackten schmalen Schultern auf Rays Augen zu richten.

„Entschuldige, dass ich dich noch so spät abends störe, aber es ist wegen der Kirschhoff'schen Regel.“

„Der was?“ Ray verstand kein Wort. Er spürte aber, wie sich das Badetuch lockerte und verdächtig zu rutschen begann. Erschrocken hielt er es mit der rechten Hand fest, während die linke immer noch auf dem Handtuch ruhte, das um seine Haare gewickelt war.

//Ich sehe bestimmt wie ein Gespenst aus//, schoss es Ray durch den Kopf.

„Physik. Kirschhoff'sche Knotenregel.“ Kai starrte wieder auf Rays Schultern und seine muskulösen Oberarme, dann auf den Knoten, der das Handtuch zusammenhielt. Aber Ray hielt es fest umklammert.

„Ich kann im Moment nichts damit anfangen“, sagte Ray schnell, denn es gelang ihm immer noch nicht, seine Gedanken auf Physik zu konzentrieren. „Ich werde mich eben mal anziehen. Dann schaue ich in meinem Physikheft nach, ja?“

Ray zog seine Hose, seine Boxershorts und sein Oberteil vom Sofa und floh damit ins Badezimmer zurück. Dort ließ er sich auf den Klodeckel fallen und atmete tief ein und aus. Diese roten Augen konnten einen schon ganz schön durcheinander bringen.

„Quatsch nicht!“, meckerte er mit sich selbst. „Du wirst dich doch nicht von diesem Neuen verwirren lassen. Schließlich hat sich Tala in ihn verliebt und das reicht.“

Er erhob sich und schlüpfte in seine Sachen. Dann stellte er sich unschlüssig vor den Spiegel und betrachtete sein Gesicht. Seiner Meinung nach sah er sehr farblos aus, aber was konnte er schon dagegen machen. Er war schließlich nicht Tala, der sich jetzt eine ganze Puderdose ins Gesicht geklatscht hätte, nur um etwas brauner auszusehen.

Mit nassen Haaren brauchte er Kai nicht gegenüberzutreten. Darum föhnte er sich rasch seine Haare trocken und flocht sie schnell zu einem einfachen Zopf.

Als Ray schließlich in sein Zimmer zurückkehrte, saß Kai immer noch an der gleichen Stelle auf seinem Sofa und wartete auf ihn.

„Wo ist denn mein Physikheft?“, murmelte Ray, während er mit fahrigen Händen in seiner Schultasche kramte.

Kai sah ihn immer noch an. Ray spürte seine Augen auf sich ruhen, während er das Heft herauszog. Seine Blicke verwirrten ihn.

Unsicher schlug er das Heft auf. „Hier steht's ja: Kirschhoff'sche Knotenregel.“

„Ach, ha!“ Kai war nun aufgestanden. Er stellte sich hinter Ray und sah ebenfalls in sein Heft. Dabei berührte sein Arm seinen Rücken ganz leicht.

Ray wagte nicht, sich zu bewegen. Reglos hielt er das Heft in der Hand und starrte darauf, in Wirklichkeit aber fühlte er in diese kleine Stelle am Rücken hinein, gegen die sich Kai mit seinem Arm gelehnt hatte.

„Verstehe!“, brummte Kai nun. „Man muss die Wiederstände einer Schaltung berechnen.“

„Wiederstände berechnen“, wiederholte Ray fast tonlos. „Ich glaube, ich kapiere das nicht.“

„Schau!“ Kai ließ sich nun auf seiner Armlehne nieder und beugte sich noch dichter über sein Heft.

Arm an Arm saßen sie nun da und wagten nicht, sich anzusehen. „Reihenschaltungen werden addiert“, fiel Ray ein.

„Und wenn die Summe der Ströme gleich null sein soll... Himmel, das ist ja überhaupt nicht zu verstehen“, seufzte Kai.

//Ich verstehe sowieso kein Wort, wenn er so dicht neben mir sitzt//, dachte Ray.

Kais Arm rieb gegen seinen, während er auf eine Zeichnung zeigte, die er ins Heft gemalt hatte.

„Darf ich mir das hier mal abschreiben?“

„Klar!“

Ray war fast froh, als er aufstehen konnte, um für Kai ein Blatt Papier zu holen. Er reichte es ihm mit spitzen Fingern.

Kai hatte es sich in der Zwischenzeit auf seinem Schreibtischstuhl bequem gemacht. Er studierte sein Heft noch einmal gewissenhaft. Dann schrieb er seine Notizen in sein Heft.

„Ich werde mir zu Hause mal Gedanken über diese Sache machen“, murmelte er dabei. „Vielleicht fällt mir ja irgendwas dazu ein.“

„Das wäre echt toll.“ Ray war auf sein Sofa geflüchtet. „Wenn du es kapiert hast, sag es mir bitte noch vor dem Physiktest.“

Aus dieser Distanz konnte Ray Kai ungestört betrachten. Er schrieb immer noch. Seine silbernen Haare fielen ihm ins Gesicht. Mit der linken Hand strich er sie nach hinten. Dann sah er auf.

„Du hast mir sehr geholfen, Ray. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass mich Wolters erst mal auf die Probe stellen will.“ Er lächelte und in seine Mundwinkeln bildeten sich kleine Grübchen.

„Kann sein“, nickte Ray, obwohl er sich nicht sicher war, dass der schusselige Physiklehrer sich nach einer Woche noch erinnern konnte, dass ein neuer Schüler in seine Klasse gekommen war.

„Auf alle Fälle werden wir den Test besser schreiben als Tala. Der weiß sicher gar nicht, dass die Kirschhoff'sche Knotenregel überhaupt existiert.“

„Tala?“ Kai sah Ray nun aufmerksam an. „Ja, das kann ich mir denken. Der macht sich sicher überhaupt keine Gedanken um die Schule.“

Täuschte sich Ray oder blitzten Kais Augen tatsächlich, wenn er von seinem Freund sprach?

„Er ist in dieser Beziehung total unbekümmert“, erwiderte Ray.

Kai lachte. „Es gibt Menschen, die man um ihr kindisches Gemüt beneiden kann.“

Dann stand er auf.

„Ich danke dir für deine Hilfe, Ray.“

„Gern geschehen.“

Beide standen voreinander. Ray überlegte, ob er Kai die Hand geben sollte, entschied sich aber dann, es nicht zu tun. Händeschütteln sah immer so steif aus.

„Tschau!“ Kai streckte seine Hand aus und berührte Rays Oberarm ganz leicht. Dann drehte er sich um und ging.
 

„Ich liebe dich, Ray.“

Ganz leise flüsterte er diese Worte. Dann kamen seine Lippen näher, immer näher. Sanft berührten sie seinen Mund und ...

Ein leises Fiepen ertönte. Danach dröhnte laute Musik in Rays Ohr.

Ray stöhnte und zog die Bettdecke über seinen Kopf. Nicht jetzt schon aufstehen müssen. Nicht nach diesem wunderschönen Traum. Wenigstens den Kuss hatte er zu Ende bekommen wollen. Diese weichen warmen Lippen auf seine Mund hatten sich wunderbar angefühlt.

Ray kniff seine Augen zusammen und versuchte, sich an den Mann im Traum zu erinnern. Silberblaue Haare hatte er gehabt und eine weichen vollen Mund. KAI!!! Ray schoss bei dem Gedanken in die Höhe. Das konnte und durfte nicht wahr sein! Er konnte doch nicht einfach davon träumen, von Kai geküsst zu werden. In Kai hatte sich schließlich Tala verliebt.

Hastig stand Ray auf und ging ins Badezimmer. Es wurde Zeit, dass er von einer kalten Dusche zur Besinnung gebracht wurde.
 

„Ray, warte auf mich!“, hörte Ray eine Stimme hinter sich. Er drehte sich um und sah Tala die Straße entlanglaufen.

Ray lehnte sich gegen eine Hauswand und wartete auf seinen Freund.

„Hab total verpennt“, japste Tala. „Kein Wunder. Ich hatte einen wahnsinnig tollen Traum.“

„Ja?“ Ray war misstrauisch.

„Stell dir vor“, kicherte Tala. „Ich habe davon geträumt, dass Kai mich geküsst hat.“

„Aha.“ Ray wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Dieser Traum kam ihm ebenfalls total bekannt vor, aber er hütete sich davor, Tala davon zu erzählen.

„Ein irres Gefühl. Der Typ hat mich unheimlich angemacht. Schade, dass ich ihn nicht in Ruhe zu Ende träumen konnte.“

„Tja, die Schule hindert einen immer am Leben“, philosophierte Ray.

Tala und er betraten das Schulgebäude. In der Pausenhalle standen noch viele Schüler der oberen Stufen herum und redeten. Die Schüler der Unterstufe spielten Fangen zwischen den Großen und nervten alle.

„Hey, guck mal, deine große Liebe“, zischte Tala Ray zu.

Ray dachte in dem Moment sofort an Kai und sein Herz klopfte leise. Doch es war Bryan, der auf ihn und Tala zukam.

„Hallo, ihr zwei“, sagte er vergnügt und legte seine Arme um ihre Schultern. „Wie geht's uns denn so?“

„Danke, Schwester“, kicherte Tala und Bryan lachte ebenfalls. Er lachte mit dieser heiseren Stimme und dabei zogen sich seine lila Augen zu kleinen Schlitzen zusammen.

Noch vor zwei Tagen wäre Ray in Ohnmacht gefallen, wenn Bryan seine Arme um seine Schultern gelegt und ihn dabei mit diesem erotischen Lächeln angesehen hätte. Aber Ray spürte verwundert diesmal noch nicht einmal einen erhöhten Pulsschlag. Im Gegenteil: Bryans Getue ging ihm ziemlich auf die Nerven.

Und ausgerechnet jetzt kam Kai durch die Pausenhalle. Er schlenderte direkt auf sie zu.

Mit einer schnellen Drehung befreite sich Tala aus Bryans Armen.

„Kai!“ rief er eine Spur zu laut. „Hallo!“

Wie erstarrt stand Ray in Bryans Armen und bewegte sich nicht. Er merkte, wie Kai ihn ansah. Dann schaute er haarscharf an ihm vorbei. Sein Gesicht hatte einen arroganten Gesichtsausdruck angenommen.

Rays Magen zog sich zusammen. Ob Kai wohl dachte, er und Bryan hätten etwas miteinander? So wie sie beieinander standen, musste er wohl oder übel auf diesen Gedanken kommen.

Mit freudigem Lächeln steuerte Kai nun auf Tala zu, der ihn direkt in Beschlag nahm. Ray sah, wie Tala auf ihn einredete und dabei hin und wieder scheinbar zufällig seinen Arm berührte.

„Wie heißt du eigentlich noch mal?“, wandte sich Bryan an Ray.

„Was?“ Ray zuckte zusammen und nutzte die Gelegenheit, sich ebenfalls aus Bryans Armen zu winden.

„Ich heiße Ray“, beeilte Ray sich zu sagen. Der Schulgong ertönte. Alle Schüler brachen mehr oder weniger schnell ihre Gespräche ab und machten sich auf den Weg in die Klassen. Auch Tala und Kai gingen nebeneinanderher auf das Treppenhaus zu.

„Ich muss gehen“, wandte sich Ray an Bryan. „Wir schreiben in der ersten Stunde einen Physiktest.“

„Schade!“ Bryan legte seinen Kopf schief und sah Ray nachdenklich an. „Ich hätte mich gerne mal etwas länger mit dir unterhalten. Aber du musst ja immer so schnell weg.“

„Tut mit Leid“, beeilte sich Ray zu sagen.

Tala und Kai waren schon nicht mehr zu sehen.

„Kommst du heute wieder in die Eisdiele?“, bohrte Bryan weiter.

„Vielleicht. Aber jetzt muss ich, echt.“

Ray klemmte seine Tasche unter den Arm und rannte in den Physiktrakt.

Alle Schüler saßen schon erwartungsvoll in ihren Bankreihen, als Ray eintrat. Ray sah sich nach einem geeigneten Platz um, aber alle hinteren Bankreihen waren schon besetzt.

Kai saß in der zweiten Reihe, neben ihm hatte sich, ziemlich auf Tuchfühlung, Tala niedergelassen.

„Setz dich!“, zischte ihm Tala zu. „Der Wolters ist gekommen.“ Ray drehte sich um. Tatsächlich. Sein Physikpauker hatte die Klasse betreten. Schnell ließ sich Ray in der ersten Reihe neben Uwe, dem Klassenbesten und Oberstreber, nieder.

„Heute wollen wir den Physiktest schreiben“, schnarrte Wolters durch die Klasse.

Er griff in seine Tasche und zog einen Stapel Fotokopien hervor. Dann verteilte er sie in der Klasse.

Rays Herz klopfte wie bei jeder Klassenarbeit. Unsicher starrte er auf die Fragen. Zu den meisten fiel ihm glücklicherweise etwas ein.

„Jetzt könnt ihr anfangen“, gab Wolters das Startzeichen. Ray schrieb los. Frage um Frage versuchte er, so gut wie möglich zu beantworten.

Nur die siebte Frage verstand er nicht. Hier war eine schwierige Schaltung aufgezeichnet, bei der man die einzelnen Wiederstände berechnen musste.

Ray kaute unruhig an seinem Bleistift. Ihm fiel keine Antwort ein. Plötzlich flog ein kleines Stück Papier auf sein Heft. Ray schielte zu Herrn Wolters hinüber, der sich über das Klassenbuch gebeugt hatte. Er bemerkte nichts. Vorsichtig faltete er das Blatt Papier auseinander.

»Denk an gestern Abend«, stand darauf. Und dahinter waren der Name Kai und ein kleiner Smily gezeichnet.

Ray musste lächeln. Natürlich! Die Knotenregel. Wie konnte er das vergessen.

Gut gelaunt löste er die Aufgabe.
 

So das wars für heute.

Hoffe es hat euch gefallen und ich bekomme ein paar Kommis.
 

Bye Ai



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (19)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-04-14T14:16:02+00:00 14.04.2007 16:16
Das mit dem Zettel ist cool, aber wennn Tala daneben sitzt, hat er das dann nicht bemerkt?
Ich hab aber noch garkeinen Durchblick wer denn mal mit wem zusammenkommt. Wie wärs mit ein paar Hinweisen, oder war das mit dem Heft einer?
Egal schreib weiter, ja?
und bitte schnell, bye Monchichi1992
Von:  Chery
2007-04-02T18:41:08+00:00 02.04.2007 20:41
na aber holla ... ist das jetzt Absicht, dass Kai so nah an Ray steht, dass die Beiden sich sogar berühren, oder will Kai wirklich nur ins Heft schauen?
an ich weiß nicht ... für mich ist Kai fü rTala schon fast zu schade! Das passt Ray doch viel besser zu ihm und ganz abgeneigt scheint er ja auch nicht zu sein!
Eigentlich mag ich Bryan ja ganz gerne, aber wenn jetzt Kai auf Ray sauer ist und er nichts weiter unternimmt, um ihn möglicherweise für sich zu gewinnen, dann bin ich echt sauer auf ihn!
Und wehe Ray du läst dir Kai entkommen, nur weil du meinst Rücksicht auf Tala nehmen zu müssen! Wie sagt man doch so schön ... in der Liebe ist alles erlaubt!
Mach auf alle Fälle schnel weiter! Das Kapitel hat mir echt gut gefallen!
Schick mir auch bitte wieder eine ENS, wenn es weiter geht, ja?
Ciao Chery
Von:  Robino
2007-03-29T18:25:33+00:00 29.03.2007 20:25
Ups also das kommi oben von -sweetcat-
ist eigendlich meins.Hatte nur vergessen das ich eingelogt war unter dem nick von meiner sis.Also wäre es schön wenn du die ENS an mich schickst.*doppel drop*
Nun denne bis bald Rob
Von: abgemeldet
2007-03-29T18:22:55+00:00 29.03.2007 20:22
Hab gar net mit gekriegt das schon ein neues kappi drausen ist *drop*
war auf jedenfall total gut.Ich hoffe Ray läst sich net so sehr von tala beeinflussen weil der was von Kai will.Ich find in der ff passen Ray und Kai viel besser zusammen *g*
Zumal ich den anschein hab das Kai auch interesse an Ray hat.
Hoffe es geht bald weiter.sag mal köntest du mir dann eine ENS schicken wenn es weiter geht? *lieb guckt*
Bis hoffendlich bald Rob
Von: abgemeldet
2007-03-20T18:39:00+00:00 20.03.2007 19:39
tja, wo soll ich loslegen?? hm, erstmal Super Ff!
und das ausgerechnet Tala und Ray befreundet sind, schon cool. Tala so absolut selbstbewusst, whärend Ray einfach nur rational denkt. Besonders süß fand ich das von Ray als er überlegt hat ,dass Kai ja ganz nett ist , aber noch nicht mal weiterdenkt nur weil Tala ihn erobern will...
Ist auch cool das kein Pairing feststeht, da kann man schön herumraten.
Aber du musst natürlich schnell die richtige Lösung schreiben.^.~
Bitte, würd mich freuen. Schreibst du mir dann ne ENS?
Ciao Monchichi1992
Von:  Robino
2007-03-14T15:08:04+00:00 14.03.2007 16:08
Also erlich gesagt gefält mir Tala irg net so wirklich.Ich find der ist so aufdringlich.Ich hoffe einfach mal ganz ganz dolle das er nicht mit kai zusamen komt sondern das das hier eine KaRe wird.
Naja etztendlich ist auch egal was es wird haubtsache es wird irgend etwas.
Mach schnell weiter
bye bye Rob
Von:  Chery
2007-03-13T19:23:52+00:00 13.03.2007 20:23
Also Tala hat wirklich ein gesundes Selbstbewusstsein!
Da bedrängt er Kai und merkt noch nicht mal, dass es dem nicht besonders gefällt! Und so was will verliebt sein ... tse!
Ist aber auch ein wenig eigenartig von Kai wgen so was anzurufen, denn schließlich steht die Kochanleitung doch immer hinten auf der Verpakung oben!
Aber ich könnte es verstehen, wenn er einen Grund sucht mit seinem Schwarm zusamen zu sein!
Ich hoffe es geht bald weiter und du gibst mir wieder bescheid!
Ciao Chery
Von:  Takara_Phoenix
2007-03-13T17:35:21+00:00 13.03.2007 18:35
Also... erstmal muss ich sagen: Ich LIEBE den Namen Alexander *___*
Mhh... was Pairing/s angeht bin ich mir aber immer noch nicht sicher >____<
*neugierig bin*
Und Tala... der is wirklich eine Nummer für sich X3
Süßer, kleiner Dickschädel *Tala knuddel*
Nyo, freu mich aufs nächste^^
Zai jian, Ta-Chan
Von: lunalinn
2007-03-13T17:28:16+00:00 13.03.2007 18:28
man tala is ja ganz schön zuversichtlich...
also ich hab eher das gefühl/die vermutung dass kai auf ray steht XD
wobei ich wieder bei meinem favo-pairing wäre lol
nya es is deine ff =)
bin mal gtespannt wer am ende wen bekommt ^^
cucu
Von:  Chery
2007-03-12T21:11:37+00:00 12.03.2007 22:11
Na Tala hat Nerven!
Einfach so über die Staße zu rennen nur um Kai zu folgen, tse!
Ich meine ... ich versteh' schon, dass man von dem Menschen, den man liebt alles wissen will, aber man muss es nicht unbedingt übertreiben!
Und wenn ich mir das so ansehen hat Kai eindeutig mehr interesse an Ray als an Tala!
Hoffe du schreibst schnell weiter und schick mir bitte eine ENS, wenn es weiter geht, ja?
Ciao Chery


Zurück