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Die Yamashida-Morde

Der sechste Dämonenkrimi
von

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Vier Tote

Mein zweiter Jahrestag auf animexx nähert sich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich soviele Leser und Kommentatoren haben würde. Vielen Dank!

Die Personen und ihr Status sind in der Chara-Beschreibung angegeben.

Viel Spass beim Mitraten.
 

Dankeschön an lizard und schalmali, die sich als beta dieser verwickelten Geschichte angenommen haben, und so einigen logischen Fehlern auf die Spur kamen.
 

1. Vier Tote
 

Der menschliche Fürst sah sich ein wenig besorgt um, auch, wenn fünf seiner Samurai ihn begleiteten. Das würde hier nichts helfen. Das war ein Dämonenschloss, das Schloss des Herrn der westlichen Länder, und auch, wenn er den Inu no Taishou als durchaus freundlich kennen gelernt hatte, so war ihm doch ein wenig unwohl. Mit gewisser Überraschung bemerkte er einen älteren Dämon in Heilerkleidung, der trotz der einsetzenden Dämmerung im Kräutergarten arbeitete. Dämonen wurden auch Heiler? Aber das junge Mädchen neben ihm war eindeutig menschlich. Irgendwie beruhigte ihn das.

„Yamashida-sama?“

Die höfliche Anrede ließ ihn sich umdrehen. Ein menschlicher Diener verneigte sich vor ihm. So meinte er: „Ja?“

„Würdet Ihr mir bitte folgen? Der Herr erwartet Euch. - Eure Samurai können gern hier warten.“

Das war eine deutliche Aufforderung, sie nicht mit in das Arbeitszimmer des Hundefürsten zu bringen. Aber das wäre auch äußerst unhöflich gewesen. So winkte Fürst Yamashida seinen Männern: „Wartet hier. Führe mich zu deinem Herrn.“
 

Kurz darauf ließ er sich im Kniesitz höflich vor dem Hausherrn nieder. Er hatte den Inu no Taishou schon einige Male gesehen, aber jedes Mal spürte er eine Macht, die die seine weit übertraf. Der Dämon vor ihm war der wahre Herr der westlichen Länder. Und aus diesem Grund war er auch hierher gereist, so rasch er es vermochte. Neben dem Hundefürsten saß ein junger Mann, dessen Ähnlichkeit verriet, dass er der Sohn des Schlossherrn war. Er wirkte wie vielleicht fünfzehn, aber Fürst Yamashida wusste, dass das sicher anders war. Das musste der Erbprinz sein, Lord Sesshoumaru.

„Fürst Yamashida, welch unerwartetes Vergnügen.“ Die tiefe Stimme des Herrn der Hunde klang nicht unfreundlich.

„Ich danke Euch, dass Ihr mich so schnell empfangt, Inu no Taishou.“

„Ich nehme an, dass Ihr einen Grund hattet, zu kommen.“ Immerhin lag das Schloss der Yamashidas eine gute Tagesreise von hier.

„Ja. Ich möchte Euch um Hilfe bitten.“ Dem menschlichen Fürsten entging der verächtliche Ausdruck nicht, der über das Gesicht des Erbprinzen huschte. So fügte er erklärend hinzu: „Ich...ich hörte, dass es schon einige Mordfälle in den westlichen Ländern gab, die in Eurem Namen bereinigt wurden.“

„Mord, also.“

„Ja. Um genau zu sein, sind es nun schon vier. Wenn ich es Euch erklären dürfte...?“ Das klang zumindest nicht nach einer Ablehnung: „Ich…meine Männer und ich wissen nicht mehr weiter. Und es scheint ein Mörder zu sein, der wahllos zuschlägt.“

„Vier Morde?“

„Ja, Inu no Taishou. Und alle in den letzten drei Tagen.“ Der Fürst zog einen Zettel aus seinem Ärmel: „Das erste Opfer, Kinosuke Kyoji, wurde vor drei Tagen gegen Mitternacht im Wirtschaftshof gefunden. Er war Schreiber in meiner Kanzlei. Er wurde von einem Schwert oder so etwas zweimal in den Rücken gestochen. Nur wenige Stunden später wurde die Leiche eines Samurai gefunden, Hiromichi Tanashiro. Er war ein starker, kampferprobter Mann und so ist es uns allen ein Rätsel, wie sein Mörder so nahe an ihn herankommen konnte. Er wurde mit einem schmalen Messer von der Seite her erdolcht.“

„Hatte er keine Rüstung an?“ kam ein Einwurf des Erbprinzen.

„Doch, Lord Sesshoumaru.“ Yamashida war etwas überrascht: „Aber er wurde unter der Achsel getroffen, eine ungeschützte Stelle. Er wurde hinter einem Schuppen gefunden. – Am nächsten Morgen, nun, eher gegen Mittag, wurde die Leiche von Kamui Iwago entdeckt. Also, das war gestern. Ein Rechtsgelehrter in meiner Kanzlei. Er lag ebenfalls an einer unauffälligen Stelle im Wirtschaftshof. Er…ihm hatte man ein Schwert in den Bauch gestoßen. Kein sehr schöner Anblick.“ Er räusperte sich etwas: „Er war schon über fünfzig und sehr wohl beleibt...nun ja. Der nächste Tote war dann Kazutaka Nakamura. Er war ebenfalls ein Samurai. Er starb am Abend des gestrigen Tages. Man fand ihn im Burggraben. Er hatte zwei Stichwunden im Rücken, eine im Hals und eine in der Wirbelsäule.“

„Dann hatte er keine Rüstung an?“

„Das ist wahr, Lord Sesshoumaru. Er hatte sich eine Verletzung ein oder zwei Tage zuvor zugezogen und hatte um etwas Erholung gebeten, sagte sein Hauptmann.“ Der Fürst war ein wenig überrascht, dass dieser so jugendlich wirkende Prinz anscheinend mitdachte. Aber dann fiel ihm ein, dass er gehört hatte, Lord Sesshoumaru habe die Ermittlungen für seinen Vater geführt. Und das wohl äußerst erfolgreich.

„Bitte, fahrt fort, Fürst Yamashida“, äußerte der Inu no Taishou.

„Takeshi…Takeshi Matano, mein Burgvogt, führt gewöhnlich solche Ermittlungen, aber nun ist es….wie soll ich es sagen. Ich habe eine gewisse Schutzpflicht gegenüber meinen Leuten. Und dass in meinem Schloss ein Verrückter herumläuft, der solche wahllosen Morde begeht, das kann ich nicht dulden. Takeshi ist gewiss ein guter Burgvogt, aber ich fürchte, mit einem solchen Problem doch leicht….überfordert.“

„Ich verstehe, Fürst Yamashida.“ Der Inu no Taishou sah seitwärts: „Du wirst das übernehmen, Sesshoumaru.“

„Wie Ihr befehlt.“ Der Unwillen des Erbprinzen war gut verborgen. Er würde seinen Vater und sich selbst nie vor einem Menschen beschämen.

„Nimm Sakura mit.“ Erklärend fügte der Hundefürst hinzu: „Sakura ist ein Menschenmädchen, das zur Heilerin ausgebildet wird, Fürst Yamashida. Sie könnte nützlich sein.“

„Wie immer Ihr wünscht.“ Yamashida war froh, Hilfe zu bekommen. Er hatte heute Morgen, alles stehen und liegen gelassen, um hier her zu reisen. Vielleicht würde allein die Anwesenheit von Lord Sesshoumaru weitere Bluttaten verhindern: „Darf ich fragen, wie Ihr Euer Zimmer wünscht, Lord Sesshoumaru?“

„Ihr habt Gästezimmer.“ Sesshoumaru war alles andere als begeistert, in ein Menschenschloss zu müssen, aber der Befehl war eindeutig gewesen. Und es war natürlich schmeichelhaft, dass sein Vater annahm, er würde auch eine solche rätselhafte Mordserie aufklären können. „Sakura bleibt bei mir. Ein Diener vor der Tür.“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Ich danke Euch. - Dann…dann werde ich sofort zurückreisen“

„Bleibt diese Nacht“, sagte der Hundefürst sofort: „Es wird dunkel.“

„Ich danke Euch, Inu no Taishou.“
 

Sakura war in ihr Zimmer zurückgekehrt. Der kleine Raum befand sich auf der Außenseite des Anbaus, in dem ihr Lehrer Neigi sein Zimmer und sein Labor hatte. Die Tür, oder eher der Vorhang, der ihr als diese diente, ging zum Kräutergarten. Nur die Türen der hohen Herren waren aus Holz und Papier. Sie setzte sich müde. Der Tag war lang gewesen und sie hatte heute viel Neues gehört. Als der Türvorhang beiseite geschoben wurde, sah sie überrascht auf. Wollte ihr Lehrer noch etwas von ihr? Fast entsetzt bemerkte sie, wer hereinkam. Nur der langgeübte Reflex einer Dienerin ließ sie sich ordnungsgemäß hinknien, den Kopf senken. Aber ihr Herz raste. Wenn ein Prinz nach Einbruch der Dämmerung das Zimmer eines Mädchens betrat, konnte es dafür eigentlich nur einen Grund geben.

Sesshoumaru konnte ihren Schreck wittern, aber er nahm an, dass sie Tadel, Strafe fürchtete. So sagte er: „Du wirst morgen früh mit mir zum Yamashida-Schloß reisen.“

Sie war erleichtert. Gab es wieder Ermittlungen? „Wie Ihr befehlt, Lord Sesshoumaru.“

Er war verschwunden und sie atmete auf, schalt sich selbst aber eine Närrin. Er hatte doch schon zu ihr gesagt, dass er nichts von ihr wolle. Warum also reagierte sie, wie ein aufgescheuchtes Huhn? Aber eigentlich kannte sie die Antwort. In ihrem früheren Leben, in einem Menschenschloss, hatten sowohl der Prinz als auch der Haushofmeister ihr entsprechende Avancen gemacht. Und das, obwohl sie noch fast ein Kind gewesen war. Sie sollte wirklich aufhören, Lord Sesshoumaru mit Menschen zu vergleichen. Er war ein Dämon - und als Gebieter eben mit allen Vor- und Nachteilen, die das für ein Menschenmädchen hatte. Sie erhob sich, packte rasch andere Kleidung ein, Kamm, was sie für einige Tage benötigte. Soweit sie das wusste, würde der Hundeprinz ihrem Lehrer selbst sagen, dass er sie mitnehmen wolle. Und Neigi konnte kaum anders als zustimmen.

„Du weißt es schon?“

Die Stimme des dämonischen Heilers ließ sie sich umdrehen, hastig den Kopf neigen: „Ja, sensei. Lord Sesshoumaru sagte, ich solle morgen früh mit ihm zum Schloss der Yamashida reisen.“

„Fürst Yamashida höchstselbst kam heute, ich sah ihn. Das scheint etwas zu sein, das Menschen so beunruhigt, dass sie sich an den Herrn wenden.“ Neigi zögerte ein wenig. Aber er mochte Sakura gern. Sie war höflich, fleißig, eine äußerst intelligente Schülerin: „Bitte, sei vorsichtig.“

Sie sah überrascht auf: „Verzeiht, sensei, ich verstehe nicht.“

„Morde, und es scheinen mehrere gewesen zu sein, die Menschen dazu bringen, sich an Dämonen um Hilfe zu wenden, sind gewiss gefährlich. Wer auch immer der Mörder ist, könnte sich durch die Ermittlungen des Prinzen aufgeschreckt fühlen. Natürlich wird Lord Sesshoumaru mit so etwas fertig, aber du bist eben ein Mensch.“

„Ich verstehe, sensei. Ihr befürchtet, der Mörder könne sich an mir rächen. Oder durch meine Fragen aufgeschreckt werden. Aber Ihr wisst, dass ich Befehle des Prinzen befolgen muss. Gleich, was dabei für mich herauskommt.“ Sie erinnerte sich allerdings nur zu gut daran, dass Lord Sesshoumaru einmal gesagt hatte, niemand würde dafür bezahlen müssen, wenn er seine Befehle befolge. Sie hoffte, dass er noch immer dieser Meinung war. Denn Neigi hatte Recht. Eine Mordserie - das klang bedrohlich.

„Ich weiß, meine Schülerin. Und ich möchte dich auch nicht in Versuchung führen, Lord Sesshoumaru zu widersprechen. Das hätte gewiss üble Folgen. Doch sei im Yamashida-Schloss so vorsichtig, als würdest du einen zugefrorenen Fluss überqueren.“

„Das verspreche ich Euch, sensei. Danke, dass Ihr Euch Sorgen um mich macht.“

Neigi lächelte ein wenig: „Ich würde ungern den besten Schüler verlieren, den ich je hatte. Gute Nacht, Sakura.“

Er ließ sie sprachlos zurück.
 

Bei Sonnenaufgang war Sakura reisefertig. Ein wenig überrascht entdeckte sie Fürst Yamashida, der auf einem Pferd saß, fünf seiner Samurai um sich. Einen Fürst zu Pferd hatte sie noch nie gesehen. Aber sie fiel hastig auf die Knie, als der Inu no Taishou und Lord Sesshoumaru den Hof betraten. Fürst Yamashida war für einen Augenblick versucht, abzusteigen, verneigte sich dann aber nur tief.

„Sakura.“ Der Hundeprinz drehte sich nicht um.

Sie stand sofort auf, eilte zu ihm, um sich erneut niederzuknien, eine Aufmerksamkeit, die den menschlichen Fürsten leicht schlucken ließ. Die Gerüchte um den Erbprinzen schienen zu stimmen, dass er äußerste Höflichkeit verlangte, andernfalls bräuchte man sich keine Gedanken um die eigene Zukunft mehr zu machen.

„Wir treffen uns an Eurem Schloss, Fürst Yamashida“, ergänzte Sesshoumaru, der um nichts auf der Welt neben einem reitenden Menschen den Tag verbracht hätte.

„Äh ja….“ brachte der hervor, ehe er fortfuhr: „Ich danke Euch, Inu no Taishou, Lord Sesshoumaru diesen Auftrag gegeben zu haben.“

„Dann reitet.“

Da das ein Befehl war, gehorchten der Fürst und seine Männer.

„Es ist ein Menschenschloss….“ Sesshoumaru klang nachdenklich.

„Du weißt, dass du dich zurückhalten solltest.“

„Sollte ich.“ Was meinte sein Vater?

„Falls der Mörder dir zu lästig fällt, kannst du dich natürlich gegen ihn wehren.“

„Ich verstehe, mein Herr und Vater.“ Er war dankbar, dass der Inu no Taishou das so neutral formuliert hatte. Das bedeutete, falls es der Mörder wagen sollte, ihn selbst oder auch Sakura anzugreifen, dürfte er entsprechend reagieren. „Ich werde in Eurem Sinn handeln.“

„Davon bin ich überzeugt, mein Sohn.“
 

Fürst Yamashida erreichte sein Schloss, ohne dass von dem Dämonenprinzen etwas zu sehen war. War das nun unhöflich? Oder hatte der etwas vor? In jedem Fall bot ihm diese Verspätung Gelegenheit, seine Leute entsprechend zu informieren, dass ein Ermittler käme, was und wer der sei, und dass sie äußerste Höflichkeit bewahren sollten. Allen voran natürlich sein Burgvogt, Takeshi Matano, der für gewöhnlich selbst der ermittelnde Beamte war.

„Ich verstehe, mein Fürst, “ sagte dieser.

„Es tut mir leid, Takeshi, falls du dich zurückgesetzt fühlen solltest. Aber..“

„Ihr braucht Euch sicher nicht zu entschuldigen. Ich ermittle für gewöhnlich bei Viehdiebstählen und ähnlichem. Schon ein Mord war bizarr, aber nun vier... Ihr habt eine Verpflichtung gegenüber dem Clan.“ Der Burgvogt verneigte sich etwas.

„Ich bin froh, dass du das so siehst.“

„Gewiss, mein Fürst.“ Aber Takeshi Matano war sicher, dass es ihm lieber gewesen wäre, der hinzugezogene Ermittler wäre zum einen ein Mensch und zum zweiten…nun, nicht gerade der Erbprinz, über den so manche Gerüchte umliefen. Andererseits verstand er den Fürsten nur zu gut. Vier Morde in drei Tagen würden genügen, jeden Schlossherrn in Panik zu versetzen. Und der Burgvogt gab zu, dass er nichts anderes getan hatte, als seinem Herrn zu versichern, dass es keine weiteren Morde mehr geben würde. „Ich bin sicher, Lord Sesshoumaru wird auch mit unserer Heilerin reden wollen. Ich werde die miko Hitomi informieren.“

„Danke. Ja, das stimmt. Er wird sicher die Toten sehen wollen. Ich...“ Fürst Yamashida brach ab, als seine Samurai das Tor in ungewohnter Eile aufrissen, sich hastig hinknieten. Er war sicher, wer da kam und beeilte sich, seinem Gast entgegenzugehen.
 

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Das nächste Kapitel heisst: Medizinische Erkenntnisse.
 

Wer so nett ist, mitzuraten, schicke ich, wie gewohnt eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.

Medizinische Erkenntnisse

Da ihr wild entschlossen seid, das Rätsel der vier Morde zu lösen, kommt hier bereits das erste " richtige" Kapitel, mit sachlichen Informationen.

Preisfrage: wer hat den Hinweis im ersten Kapitel gesehen?

Aber hier die ..hm...Gerichtsmedizin:
 

2. Medizinische Erkenntnisse
 

Nachdem Fürst Yamashida selbst dem hohen Gast das Zimmer gezeigt hatte, meinte er: „Darf ich Euch nun meinen Burgvogt, Takeshi Matano vorstellen, Lord Sesshoumaru? Er führt, wie ich erwähnte, gewöhnlich die Ermittlungen, und wird Euch in allem behilflich sein, was immer Ihr wünscht.“ Er warf einen raschen Seitenblick auf das menschliche Mädchen, das mit dem Dämonenprinzen gekommen war. Sakura hieß sie, hatte der Inu no Taishou gesagt? Sie hatte sich, wie es einer Dienerin ziemte, stets drei Schritte hinter ihrem Herrn gehalten, sich auch unverzüglich auf den Platz neben der Tür gesetzt, blickte nun zu Boden. Nein, das war kaum die Geliebte des Prinzen, sie war gewiss wegen ihrer Heilerfähigkeiten dabei.

„Gut. - Wo sind die Toten nun?“ Sesshoumaru wollte sofort anfangen, um nicht eine Minute länger als notwendig unter diesen Menschen verbringen zu müssen.

„Sie befinden sich noch bei Hitomi, unserer Heilerin, Lord Sesshoumaru“, erwiderte Takeshi mit einer Verneigung: „Sie hat die Leichen untersucht.“

„Bring mich hin.“

Der Burgvogt wandte sich unverzüglich zu Gehen. Aber weder ihm noch dem Fürsten entging die leichte Handbewegung des Prinzen, die Sakura hastig aufspringen ließ. Und beide zogen daraus den gleichen Schluss: wenn diese junge Heilerin so überaus diensteifrig war, war dies in Gegenwart Lord Sesshoumarus wohl auch zwingend notwendig.
 

Hitomi, die Heilerin der Yamashidas, war eine Priesterin. Der Burgvogt hatte ihr bereits gesagt, wen der Fürst gebeten hatte, die Ermittlungen zu übernehmen, und so beobachtete sie ein wenig unruhig, wer da über den Hof zu ihrem Tempel kam, die zufällig anwesenden Diener sich zu Boden werfen ließ. Sie besaß genügend spirituelle Fähigkeiten, um gewöhnliche Dämonen aus dem Schloss vertreiben zu können. Und sie konnte abschätzen, welche Stärke dieser Dämonenprinz besaß, der so gelassen hinter Takeshi nun auf sie zukam, obwohl sie sich bewusst war, dass er den Großteil seiner Macht verbarg. In dieser Klasse brauchte man nicht mehr angeben. Sie trat aus dem Tempel. Zum einen waren die Leichen, die er sicher sehen wollte, im Anbau, zum zweiten wollte sie nicht gerade einen Dämon in ihrem Heiligtum haben. Erstaunt erkannte sie ein Menschenmädchen, dass offenbar eine Heilerin war und dem Prinzen folgte. Hatte dieser extra eine Heilerin für die Ermittlungen mitgebracht, da man ihr nicht traute? Aber sie neigte höflich den Kopf.

„Darf ich Euch die ehrenwerte Hitomi vorstellen, Lord Sesshoumaru?“ Der Burgvogt machte eine höfliche Geste.

„Wo sind die Toten?“

„Im Anbau, bitte, folgt mir.“ Die Priesterin wunderte sich nicht über die Schroffheit. Höflichkeit hatte der Prinz sicher nicht nötig, auch, wenn sie neugierig gewesen wäre, was es mit dieser menschlichen Heilerin auf sich hatte.

„Ich brauche dich nicht mehr, Takeshi.“

Der Burgvogt schluckte etwas bei dieser Anrede, verneigte sich aber nur: „Ich stehe Euch jederzeit zur Verfügung, Lord Sesshoumaru.“ Er wäre zwar gern mitgegangen, um zu sehen, was der Prinz herausfinden würde, aber gegen eine solche direkte Anweisung konnte er nichts tun. So wandte er sich um und verschwand.
 

Hitomi öffnete die Läden in dem Anbau. Auf vier Matten lagen die Toten, mit Decken verhüllt. „Ich...ich wollte den Fürsten bitten, sie nun begraben zu dürfen“, erklärte sie.

„Zeig sie.“

Während die Priesterin die Decken wegzog, warf sie einen raschen Blick auf die junge Heilerin, die sich im Hintergrund hielt. Anscheinend hatte die schon öfter Leichen gesehen, denn der Blick war nur interessiert, kein Schrecken. Hitomi erklärte ruhig: „Ich habe sie alle untersucht. Wünscht Ihr mein Ergebnis zu hören?“

„Ja.“

„Mit Verlaub, ich hoffe, dass es Euch gelingt, rasch den Mörder zu fassen. Vier Tote sind zuviel. Und ich fürchte, es werden eher noch mehr, falls der Fürst mit seinem Verdacht Recht hat, dass hier ein Verrückter herumläuft. – Dies hier ist Kinosuke Kyogi. Er war Schreiber des Fürsten, genauer gesagt, der Aufseher der Steuereinnehmer. Er war ein ruhiger, freundlicher Mann Mitte Fünfzig, des Öfteren bei mir wegen Schmerzen in der Brust. Nun, sein Tod vor vier Tagen wurde von zwei Wunden im Rücken herbeigeführt.“ Sie drehte den Toten um: „Bitte.“

„Sakura.“

Diese kniete neben Hitomi nieder, betrachtete die Einstiche: „Das ist ein Schwert gewesen, Lord Sesshoumaru. Ein Einstich ging knapp an der Wirbelsäule vorbei, in das Herz, der andere dürfte die Leber getroffen haben.“

Die Heilerin nickte: „Dies war auch meine Meinung, Lord Sesshoumaru.“ Das Mädchen konnte ja wirklich etwas. „Und ich gehe davon aus, dass der Täter nicht zum ersten Mal ein Schwert in der Hand hatte.“

„Der nächste Tote?“ Die Heilerinnen drehten Kinosuke Kyogi wieder um, zogen ihm die Decke über. Sesshoumaru schwieg dazu. Er wusste, dass sich Menschen in Gegenwart von Toten oft unwohl fühlten, auch, wenn Heiler, selbst weibliche Heiler, daran gewöhnt waren.

Hitomi rutschte neben die nächste Leiche: „Dies ist Hiromichi Tanishiro. Er war fünfundzwanzig, ein Samurai des Fürsten. Er trug eine Rüstung, aber das hat ihm wohl nichts geholfen. Er wurde durch ein langes, scharfes Objekt getötet, das oberhalb seiner Rüstung in seine Achselhöhle getrieben wurde, Herz und Lunge durchstieß. Wenn mir die Bemerkung erlaubt ist: entweder war das ein sehr unglücklicher Zufall, oder der Täter wusste genau, was er tat. In jedem Fall dürfte Tanishiro tot gewesen sein, ehe er zu Boden fiel.“

Sakura nickte, sagte aber nichts, um nicht die Heilerin vor den Kopf zu stoßen. Wenn Lord Sesshoumaru sie direkt fragte, müsste sie antworten, aber sie wollte nicht Hitomi unnütz verärgern.

Sesshoumaru betrachtete den toten Samurai, meinte dann aber: „Und dieser Rechtsgelehrte?“

„Das ist er hier.“ Hitomi nahm die Decke, die ihr Sakura reichte, zog sie über Tanishiro. „Kamui Iwago. Er wurde vermutlich mit einem Schwert aus nächster Nähe in den Bauch gestoßen. Selbstmord scheidet aus. Das wäre mit diesem Einstich nicht möglich.“ Beide Heilerinnen vermieden es, die hässliche Verletzung anzusehen.

„Auch er war über fünfzig?“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Ein stiller, freundlicher Rechtsgelehrter, der nie Probleme hatte oder besser, wegen etwas Schwerwiegendem zu mir kam.“ Hitomi blickte auf den vierten Toten: „Er war dafür öfter da. Der zweite Samurai unter den Toten. Kazutaka Nakamura. Er trug keine Rüstung, da er um Erholung gebeten hatte. Einige Tage zuvor hatte er eine Verletzung in der Schulter erhalten, eine Stichwunde, aber er war nicht zu mir gekommen, um sich behandeln zu lassen. Er hat zwei Stiche mit einem Schwert in den Rücken erhalten, einen in den Hals, aber der war wohl abgerutscht, und einen in die Wirbelsäule. Er wurde im Burggraben gefunden. Ich …darf ich meine Vermutung äußern, Lord Sesshoumaru?“ Lieber ein wenig zu höflich sein, hatte der Burgvogt gesagt.

„Und?“

„Der erste Stich hatte ihn verletzt, war aber gewiss nicht tödlich. Und der zweite...ich wage zu bezweifeln, dass der ihn sofort getötet hat. Aber er war wohl gelähmt oder bewusstlos, als der Mörder ihn ins Wasser warf.“

Der Dämonenprinz nickte leicht: „Sakura?“

„Ich gebe Hitomi Recht. Im Verhältnis zu dem Mord an dem anderen Samurai ist das geradezu gestümpert gewesen.“ Hoffentlich war das nicht zu vorlaut.

„Du kannst die Toten begraben, Hitomi.“ Sesshoumaru drehte sich um: „Sakura.“
 

Der Hundeprinz kehrte in sein Zimmer zurück, blickte aus dem Fenster. Sakura ließ sich neben der Tür nieder. Vier Tote, dachte sie. Zwei Samurai, ein Rechtsgelehrter, ein Aufseher der Steuereinnehmer, zwei junge Männer, zwei mittleren Alters. Was hatten die gemeinsam, außer, ein gewaltsames Ende gefunden zu haben?

„Ich möchte den Burgvogt sehen.“

Sie stand sofort auf. Da sie keine Ahnung hatte, wo sich die Räume von Takeshi Matano befanden, bat sie den Diener vor der Tür, sie zu führen.

Takeshi seufzte ein wenig, meinte aber: „Zuvor hat er mich weggeschickt und jetzt…“

„Ihr solltet mitkommen“, warnte Sakura.

„Natürlich, natürlich, kleine Heilerin. Es heißt, er strafe sofort.“

So hatte sie auch noch niemand angesprochen. Aber ein Burgvogt war die rechte Hand des Fürsten und sie wusste, dass er ihr im Rang haushoch überlegen war.
 

Sesshoumaru wandte sich nicht um, als die beiden hinter ihm niederknieten. „Kyogi war der Aufseher der Steuereinnehmer. Wer war sein Vorgesetzter?“

„Er hatte keinen direkten Vorgesetzten mehr, außer dem Fürsten, Lord Sesshoumaru. Indirekt ist es natürlich Midoshi. Dieser ist der Aufseher der gesamten Kanzlei des Fürsten.“

„Dann möchte ich mit diesem später sprechen. Wer ist der Anführer der Samurai in diesem Schloss?“

„Ich, Lord Sesshoumaru. Natürlich gibt es unter mir Hauptleute…“ Wusste das ein Dämonenprinz etwa nicht? Aber er brach lieber ab, als dass er etwas Falsches sagte. In den Augen dieses Jugendlichen lag so eine unangenehme Kälte, wenn man aus Zufall sie ansah.

„Und Iwago, der Rechtsgelehrte?“

„Welchen Vorgesetzten dieser hatte? Nun, er war eigentlich direkt dem fürstlichen Gericht zugeteilt. Fürst Yamashida hat fünf Männer, die ihm Prozesse vorbereiten helfen, Protokolle und Verträge ausführen.“ Das würde doch auch in einem Dämonenschloss so ablaufen?

„Dann hole mir Midoshi her.“ Als der Burgvogt verschwunden war, sagte der Hundeprinz: „Sakura.“

„Lord Sesshoumaru?“

„Geh zu den Samurai und finde etwas über die beiden Toten heraus. Waren sie Freunde oder Feinde? Welchen Ruf hatten sie.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Wie sollte sie das denn anfangen? Die Samurai waren in einem Schloss eine Gruppe unter sich. Und gewöhnlich keine, bei der ein Mädchen etwas zu suchen hatte. Aber es würde den Prinzen sicher nicht interessieren ob und welche Schwierigkeiten sie hätte, seinen Auftrag zu erfüllen. Vielleicht könnte ihr Hitomi helfen. Sie stand auf, verschwand.
 

Kurz darauf kehrte Takeshi Matano mit Midoshi zurück, dem Aufseher der gesamten Kanzlei des Fürsten Yamashida. Sesshoumaru drehte sich nicht um, aber er konnte wittern, dass der Mann verstört war, ermattet, ja, übermüdet. Also beruhte das nicht auf Angst vor ihm.

„Probleme, Midoshi?“

„Ich…verzeiht, Lord Sesshoumaru. Ich werde alle Eure Fragen beantworten.“

„Du hast kaum geschlafen. Warum?“

Beide Menschen waren überrascht, aber der Kanzleiaufseher seufzte: „Gestern….nun, wie Ihr wisst, wurde Kinosuke Kyogi ermordet, der Aufseher der Steuereintreiber. Sein Stellvertreter übernahm seine Pflichten. Gestern kam er zu mir. Er hatte einen Brief bei den Unterlagen Kyogis gefunden, den dieser an den Fürsten gerichtet hatte, oder eher, hatte richten wollen. Er war nicht fertig geworden. Darin stand, dass er einen großen Fehler begangen hatte, den Fürsten um Verzeihung bitte. Er habe es nur für seine Familie getan. Er werde alles zurückgeben. Dann bricht der Brief ab. Seither suchen wir, was er unterschlagen haben könnte.“

„Dann hat er also Selbstmord begangen“, schloss der Burgvogt: „Schade, dass wir von diesem Brief nicht früher erfahren haben. Er hat eine Unterschlagung begangen, fürchtete nun die Schande und das Gericht.“

„Selbstmord?“ Sesshoumaru hätte fast den Kopf geschüttelt. Aber nun verstand er, warum Fürst Yamashida gemeint hatte, Takeshi sei mit Morden überfordert. Immerhin war Kyogi von hinten zweimal mit einem Schwert getroffen worden. „Unmöglich. - Habt ihr herausgefunden, was er unterschlagen hat?“

„J---ein, Lord Sesshoumaru.“ Midoshi seufzte: „Er hatte natürlich Zugriff auf alle Steuereinnahmen, aber vor allem auf die Lieferungen aus dem Bergwerk. Fürst Yamashidas Reichtum beruht vor allem auf einem Bergwerk, in dem Diamanten gefunden werden. Das wäre am günstigsten. Zumal niemand Kyogi direkt kontrollierte. Aber wir haben sein Zimmer durchsucht, dort keinen Beutel mit Diamanten gefunden. Auch die Heilerin hat unter seinen Sachen nichts gefunden.“

Das besagte natürlich nur, dass es entweder übersehen worden war, sich um etwas anderes als Diamanten handelte, oder auch der angefangene Brief sich auf ganz etwas anderes bezog. Nein. Er, Sesshoumaru, würde keine Theorie aufstellen, ehe er nicht die Indizien überprüft hatte. „Iwago. Was kannst du mir zu ihm sagen?“

„Er war direkt unserem Fürsten zugeordnet, bereitete Prozesse und so für den Herrn vor. Wenn ich mit ihm zu tun hatte, war er immer freundlich, ein ruhiger Wissenschaftler, eher. Äußerst korrekt und ganz sicher Fürst Yamashida treu ergeben. Allerdings hätte ich das von Kyogi auch gedacht.“

„Kannte er Kyogi?“

„Gewiss. Bei Steuerprozessen oder so mussten sie zusammenarbeiten.“

„Waren sie befreundet?“

„Nein. Kyogi war mit niemandem eigentlich befreundet. Alles, was ich weiß ist, dass er eine Frau und einen Sohn hat. Aber die leben in seinem Heimatort, fast zwei Tage von hier. Er besuchte sie einmal im Monat.“

„Du weißt recht viel, Midoshi.“

„Danke, Lord Sesshoumaru.“

Das war nicht als Kompliment gemeint gewesen. Aber natürlich war es die Pflicht eines Kanzleichefs, alles im Auge zu behalten. Allerdings wäre es auch die des Burgvogtes gewesen. Aber Takeshi schien mehr ein einschichtiger Typ zu sein. Oder er tat recht erfolgreich so. Keine voreiligen Schlüsse, ermahnte er sich. Zunächst einmal müsste er mehr über die Samurai wissen: „Gut. Du darfst gehen. Falls ihr herausfindet, was Kyogi unterschlagen hat, wünsche ich sofortige Mitteilung.“

„Selbstverständlich, Lord Sesshoumaru.“ Midoshi neigte den Kopf, ehe er sich erhob und mit gewissem Aufatmen den Raum verließ.
 

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Seine Lordschaft ist die Höflichkeit in Reinkultur. Im nächsten Kapitel "Zwei tote Samurai" ermittelt Sakura.
 

Wer so nett ist, mitzuraten, dem schicke ich, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Zwei tote Samurai

Sakura ermittelt also. Und langsam bekommt sie Übung, wie man Leute zu einer Aussage bringt.
 

3. Zwei tote Samurai
 

Die Heilerin sah überrascht auf, als sie erkannte, wer sich näherte. Was wollte Sakura? Im Zweifel kam sie mit einer Anweisung von Lord Sesshoumaru. Hitomi ließ den Toten liegen, den sie gerade für die Bestattung vorbereitete, und erhob sich: „Sakura?“

„Verzeih die Störung. Ich …Lord Sesshoumaru möchte mehr über die beiden toten Samurai wissen. Kannst du mir sagen, wer mir darüber Auskunft geben könnte?“

„Was will er denn wissen?“

„Alles, im Zweifel.“ Sakura lächelte flüchtig: „Ich kann leider immer erst bei meinem Bericht sagen, ob es das war, was er wünschte.“

„Das Leben mit einem Dämon, hm? Nun, du weißt sicher, dass es sich für ein Mädchen nicht schickt, in die Unterkünfte der Samurai zu gehen.“

„Dessen bin ich mir bewusst, Hitomi. Aber ich muss Antworten bringen, egal wie.“

Die Heilerin dachte nach. In der Stimme des Mädchens hatte durchaus ein Nachdruck gelegen. Vermutlich wurde sie bestraft, wenn sie nicht passende Nachrichten brachte. Aber dennoch: die Unterkünfte der Samurai...nein. „Du könntest dich mit Ao unterhalten. So nennt man ihn hier im Schloss. Seinen richtigen Namen kenne ich gar nicht. Er ist Koch und schenkt auch Wein und so an die Samurai aus, im Auftrag des Fürsten. Und du könntest mit ihm dort reden.“ Sie nickte zum anderen Ende des Hofes, wo ein junger Mann gerade eine Treppe emporstieg: „Nanako Usugi. Er ist sozusagen das Verbindungsglied zwischen den Samurai und dem Fürsten.“

Sakura sah zu dem jungen Mann in höfischer Tracht: „Was tut er? Er sieht so aus, als ob er direkt beim Fürsten ist.“

„Ja, aber er…er schlägt Beförderungen vor, oder wenn die Samurai mit dem Burgvogt Probleme haben sollten, können sie sich an ihn wenden. Ich weiß, dass so etwas unüblich ist, aber Fürst Yamashida neigt dazu, immer für jeden einen Gegenpart zu haben. Er bemüht sich sehr um Gerechtigkeit.“

„Oh.“ Sakura deutete eine höfliche Verneigung an: „Danke, Hitomi. Du hast mir sehr geholfen.“ Sie überlegte kurz, dann beschloss sie, zunächst zu dem Koch zu gehen. Wenn er Wein ausschenkte, würde er gewiss auch viel gehört haben. Soweit sie wusste, redeten betrunkene Männer viel.
 

Sie musste sich durchfragen, aber da mittlerweile das gesamte Schloss wusste, in wessen Auftrag sie stand, wurde ihr bereitwillig geholfen. Der Koch wischte gerade einen Raum, der offenkundig als Schankraum diente, sah aber auf: „Wer bist du...ah, ich denke, du bist die Heilerin, die mit dem Dämon kam...äh, ich meine mit dem Dämonenprinzen. Will der etwa was von mir?“

„Ich soll dich etwas fragen. Du bist Ao?“

„Ja.“ Der Koch wirkte nicht sonderlich begeistert über das Interesse eines Dämons.

„Wenn du Wein ausschenkst…zwei der Toten waren Samurai. Auch deine Kunden?“

„Ja, natürlich. Tanishiro und Nakamura. Schade, dass sie tot sind. Sie waren gute Kunden.“

„Die Samurai müssen für den Wein bezahlen? Ich dachte, du schenkst ihn auf Befehl des Fürsten aus.“

„Oh…“ Ao wand sich ein wenig: „Ja, das schon. Den Wein müssen sie nicht bezahlen.“

„Aber für anderes“, schloss Sakura. Und da der Koch zögerte: „Wenn du dich mit mir nicht unterhalten möchtest, brauchst du das nur zu sagen. Gewiss wird sich Lord Sesshoumaru seine Antworten dann direkt bei dir holen.“ Inzwischen wusste sie, wie sie vorgehen musste, um Auskünfte zu bekommen.

„Das, das wird nicht nötig sein.“ Ao malte sich aus, wie eine solche Unterhaltung ablaufen könnte: „Also, Frauen und manchmal auch anderes, zum Rauchen und so. Gerade Nakamura brauchte da immer etwas.“

„Können sich das die Samurai leisten? Bezahlt der Fürst so gut?“

„Der Fürst ist recht großzügig gegenüber allen seinen Leuten. Aber Tanishiro und Nakamura waren auch in der Truppe des Burgvogtes.“

„Und das heißt?“

„Das sind spezielle Männer, ich glaube so zehn an der Zahl, die für den Burgvogt auch andere Dinge übernehmen. Sagen wir, er zahlt sie sehr gut, dass sie nicht darüber reden. Aber jeder weiß, dass sie sich der Schwierigkeiten annehmen, die dem Clan drohen könnten, wenn du weißt, was ich meine.“

Soweit Sakura vor allem wusste, hatten das weder Fürst Yamashida noch Takeshi Matano erwähnt. „Könnte es sein, dass sie wegen eines solchen Auftrages getötet wurden?“

„Das weiß ich nicht. Aber ich denke, nein. Solche Aufträge werden doch immer außerhalb des Schlosses erledigt. Wegen der Ehre des Clans und so.“

„Wann hast du die beiden zuletzt gesehen?“

„An dem Abend, an dem Tanishiro ermordet wurde. Sie saßen da drüben, auf ihren Stammplätzen, als der Burgvogt hereinkam. Er sprach mit ihnen, nur kurz, dann ging er wieder. Sie gingen dann auch zusammen weg.“

„Aber du weißt natürlich nicht, über was sie geredet haben.“

„Das muss Lord Sesshoumaru dann schon den Burgvogt fragen. Der müsste den Zettel ja kennen.“

„Was für einen Zettel?“

„Er gab ihn Tanishiro…oder doch Nakamura? Na, keine Ahnung. Aber das weiß der Vogt sicher.“

„Danke. – Weißt du, wo ich Nanako Usugi finden kann?“

„Naja, entweder beim Fürsten oder in seinem Zimmer. Aber du solltest da nicht hingehen. Der Frauentrakt wäre des bessere Aufenthaltsort für dich, Mädchen.“

„Ich habe meine Befehle.“

„Verstehe. Der Lord kann wohl ziemlich heftig werden…Machs gut.“ Er begann wieder zu wischen und Sakura machte sich auf die Suche nach ihrem zweiten Ansprechpartner.
 

Nanako Usugi erwies sich als junger, gutaussehender Mann: „Womit kann ich dir denn helfen, meine Schöne?“

„Men Name ist Sakura. Ich soll Euch im Namen vom Lord Sesshoumaru etwas fragen.“

„Ach, der Dämonenprinz. Ja, er ermittelt, hörte ich. Um was geht es?“

„Die beiden Samurai, die ermordet wurden.“

Ein Schatten huschte über das Gesicht des Höflings: „Ja, ich kannte sie, Tanishiro und Nakamura.“

„Könnt Ihr Lord Sesshoumaru etwas über diese beiden erzählen?“

„Soll ich etwa mitkommen?“

Sie konnte die leichte Panik kaum überhören: „Ihr könnt es auch mir sagen und ich werde berichten.“

„Gut. Die beiden waren in der Truppe des Burgvogtes, wenn du weißt, was ich meine.“ Er klang deutlich erleichtert.

„Davon hörte ich schon.“

„Ja. Und ich muss sagen, leider. Sie waren beide nicht der Typ dazu. Für gewöhnlich sind das höchst respektable Männer, gute Kämpfer, ehrenhaft. Die Clanehre zu schützen, auch unter Gefahr für das eigene Leben, ist ein sehr nobler Zug. Diese beiden jedoch…Wie soll ich das einem Mädchen sagen. Sie waren gute Kämpfer, aber ich habe sie nie für besonders ehrenhaft gehalten. Der Burgvogt meinte, das wisse er auch, aber so gute Krieger wüchsen nun einmal nicht auf Bäumen. Womit er im Zweifel Recht hatte. Ich kenne mich da nicht so aus. Jedenfalls waren beide in dieser Truppe. Und soweit ich mitbekam, waren sie beide ziemlich allein da. Die anderen wollten mit ihnen nichts zu tun haben. Das hat die beiden wohl zusammengebracht. Ich habe sie immer mehr für Einzelgänger gehalten. Tja, das war es auch schon.“

„Danke. Zu den anderen beiden Opfern könnt Ihr Lord Sesshoumaru nichts sagen?“

„Ich habe keine Ahnung, warum jemand wie Iwago ermordet wurde, ehrlich.“ Usugi schüttelte den Kopf: „Der arme alte Kauz kam ja eigentlich nie aus seinem Büro heraus. Um ehrlich zu sein, ich habe manchmal schon gedacht, er schläft auch da. – Soll ich dich wieder in den Gästeflügel begleiten, junge Heilerin? Das Yamashida-Schloss neigt dazu, ein wenig verwirrend für Fremde zu sein.“

„Ja, danke, das wäre nett.“ Immerhin hatte sie auf der Suche nach seinem Büro fünfmal fragen müssen.

„Dann komm.“ Während sie nebeneinander den Flur entlangliefen, fuhr der Höfling fort: „Fürst Yamashida ist sehr beunruhigt, wegen der vier Morde. Aber ich denke mal, dass nun nichts weiter vorfallen wird.“

„Ach ja? Warum?“

Er zögerte, meinte dann: „Nun ja….Ich denke mal, wenn Lord Sesshoumaru hier ist…“

Das klang schon einleuchtend. Sakura konnte sich lebhaft vorstellen, wie die Anwesenheit des Dämonenprinzen auf die Leute im Schloss wirken musste. „Ich verstehe“, sagte sie.

„Du musst ja wohl die gesamte Zeit bei ihm bleiben, oder hast du auch mal frei?“

„Ich wurde zum Prinzen befohlen.“

„Schade. Ich hätte mich gern weiter mit dir unterhalten. Du bist ein sehr hübsches, intelligentes Mädchen.“

„Danke.“ Sie spürte, wie sie rot wurde. Komplimente, noch dazu von einem menschlichen Mann, hatte sie noch nie bekommen.

Usugi lächelte ein wenig: „Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Sakura, heißt du, nicht wahr?“

„Ja.“

„Nun gut. Ehe ich dich wieder bei deinem Wauwau abliefern muss…“ Bevor Sakura etwas dazu sagen konnte, oder auch nur seine Absicht ahnen konnte, hatte er sie an sich gezogen, presste sie an sich. „Komm schon“, sagte er. „Du bist ein Mensch und ich bin sicher, dass dir ein Menschenmann lieber wäre…Zumal einer wie ich.“

„Lasst mich!“ fauchte Sakura: „Wie kommt Ihr auf die blödsinnige Idee, Euch für ein Geschenk an die weibliche Welt zu halten?“ Sie versuchte, sich zu befreien, stellte aber rasch fest, dass er, obwohl er ein Höfling war, mehr Kraft besaß, als sie.

„Oh, ich bekomme es oft genug gesagt.“ Er lächelte: „Du brauchst keine Angst zu haben. Dein ..hm…Gebieter wird schon nichts mitbekommen.“

„Ist das so?“ fragte eine eiskalte Stimme hinter ihm.

Usugi ließ das Mädchen los und fuhr herum. Zu seinem gewissen Entsetzen standen da dieser Dämon, Fürst Yamashida und Takeshi Matano. Im nächsten Moment spürte er Klauen an der Kehle, fühlte, wie er ohne jede Mühe in die Luft gehoben wurde.

„Lord Sesshoumaru…bitte, habt Gnade mit ihm“, brachte der Fürst hervor: „Natürlich ist es unziemlich, dass er sich an Eurem Eigentum vergreift, aber...Ich bin sicher, er wird es nie wieder tun.“

„Das denke ich auch.“ Noch immer hielt der Hundeprinz den Höfling in der Luft: „Es sei denn, er will herausfinden, wie schmerzhaft tödlich solch ein Irrtum werden kann.“

„Ich…“ würgte Usugi: „Verzeiht.“ Er war so sicher gewesen, dass dieser Dämon nicht aus seinem Zimmer kommen würde.

Sesshoumaru ließ ihn los, mit einer Geste, die die Menschen nur als angewidert empfinden konnten: „Sakura.“

Diese kniete sich hastig nieder: „Vergebt, Lord Sesshoumaru. Wünscht Ihr Euren Bericht?“ In Anbetracht dessen, was sie erfahren hatte, wäre es vielleicht nicht sonderlich klug, diesen vor dem Burgvogt und dem Fürsten zu erstatten, aber das konnte sie unmöglich sagen.

Der Dämonenprinz warf einen Blick seitwärts, wo sich Usugi gerade aufraffte, versuchte, möglichst unauffällig zu sein: „In meinem Zimmer. Entschuldigt mich, Fürst Yamashida.“ Er wandte sich ab. Auch der Fürst und sein Burgvogt gingen, ohne den Höfling weiter zu beachten.

Nanako Usugi starrte abwechselnd den vieren nach. Das war wirklich knapp gewesen. Aber kein Wunder, dass sich die schöne Heilerin so gewehrt hatte. Wer wusste schon, was diesem Dämon für Strafen für sie einfallen würden. Und er stand jetzt hier herum und musste froh sein, mit dem Leben davongekommen zu sein, statt sich ein wenig mit dieser Sakura amüsieren zu können. Nun gut. Es gab andere, willigere Frauen im Schloss. Er dachte kurz nach, ehe er sich auf den Weg machte. Er kannte einen einsamen Flur in den Frauentrakt und er war sicher, dass um diese Tageszeit die Männer alle ihren Pflichten nachgingen, die Frauen also dort waren. Niemand würde ihn bemerkten, außer ein paar Dienerinnen vielleicht. Und die bewogen einige Münzen stets zum Schweigen. Er würde seinen Spaß schon noch bekommen.
 

Sakura erstattete Bericht, wie sie es gewohnt war, nach Möglichkeit wortwörtlich bleibend. Sesshoumaru wandte ihr den Rücken zu, blickte aus dem Fenster. Als sie geendet hatte, sagte er: „Ich will Takeshi und den Fürsten sehen.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Sie stand auf. Also fand auch er die Sache mit dem Vogt mehr als merkwürdig. Sie sandte den Diener vor der Tür weiter, kehrte dann in das Zimmer des Prinzen zurück, kniete erneut nieder. War es das schon gewesen? War der Burgvogt der Täter und sie würden wieder abreisen können?

„Hast du Usugi aufgefordert?“

„Nein, natürlich nicht, Lord Sesshoumaru, “ brachte sie heraus. Wie konnte er nur glauben…?

„Dann bist du läufig?“

Sie war froh, dass er ihr den Rücken zuwandte, da sie ihn mit offenem Mund anstarrte, dann spürte, wie sie feuerrot wurde: „Das...das werden Menschenfrauen nicht, Lord Sesshoumaru.“

Tatsächlich? Eigenartig. Wie sich Menschen dann wohl vermehrten? Aber das war eigentlich auch egal. Er hörte, dass sich der Fürst und der Burgvogt näherten, die Tür beiseiteschoben. Beide sparten es sich, sie wieder zu schließen. Das war die Aufgabe der Dienerin, die neben der Tür kniete. Als die beiden sich niedergelassen hatten, sagte Sesshoumaru: „Takeshi, du hattest vergessen, zu erwähnen, dass die beiden ermordeten Samurai in einer Spezialeinheit für dich arbeiteten.“

Diesem wurde heiß: „Äh, ja, Lord Sesshoumaru. Aber..“

„Und du hast vergessen zu erwähnen, dass du mit ihnen wenige Stunden vor Tanishiros Tod gesprochen hast. Was war das für ein Brief?“

„Ich…ich dachte nicht, dass das wichtig sei.“ Takeshi brach der Schweiß aus. Wie sollte er das jetzt nur erklären: „Überdies habe ich ja nicht mit beiden gesprochen sondern nur mit Tanishiro. Es…es ging da um einen Spezialauftrag.“

„Du sprichst mit einem Mordopfer, bist wohl einer der letzten, die ihn lebend gesehen haben, aber es ist nicht wichtig?“

„Verzeiht, Lord Sesshoumaru.“ Hilfe suchend blickte der Burgvogt zu seinem Fürsten: „Ich...ich kann mir keinen Grund vorstellen…Oder haltet Ihr mich gerade für einen Massenmörder? Ich schwöre Euch, an meinen Händen werdet Ihr kein Blut finden!“

„Das hätte ich auch schon gewittert.“

Das war nicht unbedingt trostreich. „Es ist meine Aufgabe als Burgvogt, das werdet Ihr wissen, jede Gefahr vom Schloss und der Familie abzuhalten. Darum habe ich auch diese Spezialeinheit. Aber das ist doch immer so…Das…ich meine…“

Fürst Yamashida griff ein: „Ja, solche Männer sind leider in diesen kriegerischen Zeiten notwendig. Glaubt mir, andere Clan-Oberhäupter haben auch schon ihre Leute losgeschickt, um mich töten zu wollen. Möglicherweise ist das bei Euch oder Eurem ehrenwerten Herrn Vater nicht notwendig, aber...“

„Takeshi, über was hast du mit Tanishiro gesprochen?“

„Über den Brief, den ich ihm zeigte. Es…es ging da um einen Mann, den er beseitigen soll. Und da solche Aufträge geheim sind, zeigte ich ihm den Namen nur auf dem Zettel, ehe ich ihn verbrannte.“ Takeshi brach ab, als Schreie zu hören waren. „Was..?“

„Schon wieder ein Toter?“ Der Fürst sprang auf, Etikette hin oder her: „Das darf doch nicht wahr sein!“

Takeshi schloss kurz die Augen: „Wie ungemein peinlich. Und doch bin ich erleichtert, denn nun ist klar, dass ich nicht der Serienmörder sein kann. Ich werde sofort die Sachlage überprüfen, mein Fürst.“

„Ich werde es tun.“ Sesshoumaru klang kalt. Den Schreien nach musste das neue Mordopfer im vorderen Hof gefunden worden sein: „Sakura.“
 

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Fürst Yamashida schient nicht auf dem Laufenden zu sein, wer seiner Höflinge was unternimmt.

Und wer der neue Tote ist? Das erfahrt ihr im nächsten Kapitel: Das Gesetz der Serie.
 

Wer so nett ist, mitzuraten, was da eigentlich bei den Yamashida abläuft, erhält , wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Das Gesetz der Serie

Einige von euch sind schon auf dem guten Weg der Lösung.

Aber ob der neue Mord da so hilfreich ist?
 

4. Das Gesetz der Serie
 

Eine Menge Diener und Höflinge drängten sich am Rande des Hofes zusammen, starrten in ein Blumenbeet. Da sich jemand umdrehte, den Fürsten, den Burgvogt und den Dämonenprinzen näher kommen sah, warnte er:

„Macht Platz!“

Die Männer und wenigen Frauen gehorchten unverzüglich. Sakura, die sich höflich hinter Sesshoumaru hielt, erfasste, dass dort in den Blumen die Leiche eines Höflings lag. Und sie hatte die Kleidung erst kurz zuvor gesehen. Das war Nanako Usugi, der Mann, der sie bedrängt hatte. Auch die anderen hatten ihn erkannt.

Takeshi Matano holte tief Atem: „Ihr hättet ihn doch nicht umbringen müssen, Lord Sesshoumaru, nur, weil er Eure Heilerin belästigt hat.“

Auf solchen Unsinn zu antworten oder zu reagieren war wirklich unter seiner Würde, entschied Sesshoumaru.

Das übernahm Fürst Yamashida: „Bitte, Takeshi, hüte deine Zunge. Vergebt ihm, Lord Sesshoumaru. - Takeshi, der Lord war mit uns beiden zusammen. Er kann es ebenso wenig gewesen sein, wie wir beide. Aber, du meine Güte. Das fünfte Mordopfer in so wenigen Tagen!“

Sesshoumaru betrachtete den Toten. Usugi war erwürgt worden, hatte aber auch eindeutig Schläge abbekommen: „Sakura.“

„Lord Sesshoumaru?“ Sie kniete hastig neben ihm nieder, was die Zuschauer bewog, weiter zurückzuweichen, einige knieten sich auch hin.

„Untersuche ihn.“

Sie stand auf, bemerkte Hitomi: „Hilfst du mir, Heilerin?“ bat sie höflich.

Diese nahm die Rücksicht angenehm berührt zur Kenntnis. So ließen sich die beiden Heilerinnen neben dem Toten nieder, betrachteten ihn, untersuchten die Verletzungen. Fürst Yamashida schüttelte den Kopf.

„Wer ist nur dieser Verrückte, der meine Männer massakriert?“ Er blickte sich fast Hilfe suchend um, aber niemand der Umstehenden wusste darauf etwas zu sagen.

„Sieh nur“, sagte Hitomi: „Er ist zusammengeschlagen worden….wohl, bevor er erwürgt wurde.“

„Geschlagen und niedergeschlagen, ja.“ Sakura blickte empor: „Oder das mit der Kopfverletzung geschah nach seinem Tod.“

Die Heilerin folgte ihrem Blick: „Stimmt. Wenn er durch das Fenster geworfen wurde, nachdem er tot war, könnte er hier auf den Stein gefallen sein. Es ist schwer zu sagen.“

Sesshoumaru betrachtete das Schloss. Oberhalb der Leiche war ein Fenster, das offen stand. Warum sollte ein Mörder einen Toten aus dem Fenster werfen, wo er sicher gefunden werden würde? „Was ist hinter dem Fenster?“

„Äh…das da?“ Der Burgvogt dachte kurz nach: „Nur ein Gang. Genau. Das ist ein Gang, der in den Frauentrakt führt. Aber den benutzt niemand, also, so gut wie niemand, weil man da einen Umweg machen muss.“

Ein einsamer Gang, in dem Usugi seinen Tod getroffen hatte. Der erste Tote war mit dem Schwert getötet worden, ohne Gegenwehr. Die zweite Leiche, immerhin ein Samurai, hatte sich mit seinem Mörder hinter einem Schuppen getroffen, der andere Samurai vor dem Schloss. Dieser hatte dem Verbrecher sogar den Rücken zugekehrt, war ohne Rüstung gewesen. Und der Rechtsgelehrte war von vorne ermordet worden. Das ließ nur den Schluss zu, dass alle ihren Mörder gekannt hatten, von ihm nichts befürchtet hatten. Aber wem vertrauten sie alle? Instinktiv hätte er auf den Burgvogt gezeigt, oder auf Fürst Yamashida selbst. Aber das war unmöglich. Bei Usugis Tod waren beide bei ihm gewesen. Wer blieb sonst noch? Dieser Midoshi? Einer der anderen hohen Beamten des Fürsten? Oder gar ein Dienstbote, so niederrangig, dass ihm niemand zutraute, mit einem Schwert umgehen zu können, der sich am Yamashida-Clan rächen wollte?

Lass das, ermahnte er sich. Suche Tatsachen, keine Theorien. „Sakura.“

„Nanako Usugi ist noch nicht sehr lange tot, Lord Sesshoumaru. Er wurde geschlagen, dann erwürgt. Die Kopfverletzung stammt vermutlich von diesem Stein, als der Tote aus dem Fenster geworfen wurde.“ Ihre Unruhe lag nicht in ihrer Stimme. Es berührte sie seltsam, neben der Leiche von jemandem zu knien, der kurz zuvor noch zu ihr gesagt hatte, durch die Anwesenheit Lord Sesshoumarus würde es keine Zwischenfälle mehr geben.

„Keine Stichverletzung?“

„Nein, Lord Sesshoumaru.“

Der erste Tote, der nicht mit einem Schwert oder Dolch getötet worden war. Aber was bedeutete das? Hatte der Täter überraschend handeln müssen? Hatte Usugi ihn im Verdacht gehabt? Oder war diesmal eine andere Tötungsart gewählt worden, weil es ein Mann aus der direkten Umgebung des Fürsten gewesen war? Zwei Samurai, zwei Beamte, ein Höfling…Hm. Waren nun hochrangige Personen an der Reihe? War ein weiterer Mord an einem Höfling bereits geplant? Würde dieser ebenfalls erwürgt werden? Das wäre natürlich unangenehm. Schon so dachte er ungern daran, wenn er seinem Vater Bericht erstatten müsste, dass Mord Nummer Fünf mehr oder weniger direkt vor seiner Nase passiert war. Er benötigte dringend mehr Indizien. Was hatten die fünf Toten gemeinsam?

„Bringt die Leiche weg. Hitomi, versorge ihn“, befahl er: „Sakura, komm.- Takeshi, ich will den Tatort sehen.“

Die Kälte in seiner Stimme sorgte dafür, dass die Anweisungen schleunigst befolgt wurden.
 

Der Flur hinüber in den Frauentrakt war vollkommen leer. Nur direkt an einem Holzpfosten neben dem offenen Fenster konnte der Hundeprinz den Geruch des Toten wahrnehmen. Dieser war offenbar gegen den Pfosten gedrückt worden, als er erwürgt wurde. Er warf einen Blick zum Fenster. Das war nicht sonderlich weit über dem Fußboden. Es würde kein Problem bedeuten, die Leiche da hinunter zu werfen, vermutlich nicht einmal für eine Frau. Doch eine Frau hätte kaum Usugi erwürgen können. Er hatte gesehen, wie sich Sakura gegen den Höfling zur Wehr gesetzt hatte und sich nicht hatte befreien können. Nein. Es musste ein männlicher Mörder sein. Aber was hatte Usugi hier gewollt? Warum hatte er sich hier mit dem Mörder getroffen. Zufall oder Plan?

„Ich verstehe das nicht“, stöhnte der Burgvogt hinter ihm: „Ich weiß einfach nicht mehr, was ich denken soll. Das kann doch einfach nicht wahr sein.“

In jedem Fall wusste Sesshoumaru nun, warum der Fürst gemeint hatte, Takeshi sei mit einer Mordermittlung überfordert: „Wer ist die Aufseherin im Frauentrakt?“

„Äh, was…Ihr könnt…Schon gut, Lord Sesshoumaru. Das ist Hazu. Ihr wollt sie sprechen? Dann werde ich sie zu Euch schicken.“

„Nein. Ich gehe zu ihr.“

„Aber ein Mann geht doch nicht in den Frauentrakt, das ist….“ Takeshi schluckte den Rest: „Wie Ihr wünscht.“ Für einen Augenblick war da etwas in den Augen dieses Jugendlichen aufgeflackert, das ihn daran erinnert hatte, dass er einem Wesen gegenüberstand, das das Wort „nein“ nie akzeptieren würde. „Bitte, folgt mir.“

Sakura ging mit. In dem Dämonenschloss gab es keinen Frauentrakt, aber als sie bei Menschen gelebt hatte, war das ebenso gewesen. Falls ein Ehemann seine Frau zu sehen wünschte, befahl er sie in sein Zimmer. Ansonsten lebten die Frauen mehr unter sich. Sie bemerkte, dass aus manchen Räumen neugierige Blicke auf den Dämonenprinzen geworfen wurden. Diesem war das wohl ebenso bewusst, aber er ließ sich nichts anmerken.

Der Burgvogt klopfte: „Hazu, Lord Sesshoumaru wünscht dich zu sprechen“

„Lord...“ In der weiblichen Stimme lag Aufregung: „Ja, natürlich…“ Die Tür wurde geöffnet. Hazu war eine ältere Frau. Sie verneigte sich hastig: „Lord…Burgvogt, dies ist der Frauentrakt.“

„Dessen bin ich mir bewusst. Aber es gab einen neuen Toten und Lord Sesshoumaru will mit dir reden. Ich werde den Trakt unverzüglich verlassen. - Wie geht es meiner Frau?“

„Aiko befindet sich wohl. Seit einigen Wochen ist sie wieder viel fröhlicher. Ich glaube, sie hat es nun überwunden, dass Ihr eine Nebenfrau genommen habt.“

„Gut.“ Takeshi verschwand und Hazu verneigte sich tief:

„Lord Sesshoumaru, wenn ich nun bitten dürfte….“ Sie zog sich in ihr Zimmer zurück, wartete höflich, bis der Prinz Platz genommen hatte, ehe sie sich selbst setzte. Wer wohl das Mädchen dabei war? Das war eindeutig ein Mensch, wohl eine Heilerin.

„In dem Flur zum vorderen Hof wurde vor kurzer Zeit Nanako Usugi erwürgt.“ Sesshoumaru bemerkte den Schreck: „Du kennst ihn?“

„Ja, natürlich. Er ist…er war ein Höfling des Fürsten.“

„Unverheiratet?“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Sie klang ein wenig erleichtert.

Darum hakte er nach: „Was wollte er in diesem Flur?“

Hazu wurde bleich: „Ich...das weiß ich nicht.“

„Lüge nicht.“ Er hob ein wenig die Hand.

Die Aufseherin warf unwillkürlich einen Blick auf die Klauen. Das war ein Dämon, entschied sie dann, und Diskretion hin oder her, sie wollte schließlich nicht in Stücke gerissen werden. „Er wollte wohl in den Frauentrakt.“

„Obwohl er keine Frau besaß und dies für Männer gewöhnlich untersagt ist.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“

„Weiter.“

„Darum...darum ging er wohl auch da entlang. Er wollte nicht gesehen werden.“ Hazu dachte noch einmal nach. Ein leises Knacken der Finger des Dämonenprinzen ließ sie hastig fortfahren: „Ich…bitte, Lord Sesshoumaru, das darf der Fürst nicht erfahren.“

Schweigen.

Die Aufseherin seufzte: „Usugi war ein sehr hübscher Mann, sehr charmant. Bei großen Festen kokettierte er mit fast allen Frauen, die anwesend waren. Er machte allen Komplimente, egal, wie alt oder jung sie waren. Wirklich, ein sehr netter Mann. Ich bin sicher, dass mehr als die Hälfte aller Frauen hier sehr traurig sein wird, dass er tot ist, so grausam umgebracht wurde.“

„Was sagten die Ehemänner dazu?“

„Oh, nun ja, sie werden wohl erleichtert sein.“

„Wen wollte er hier besuchen?“

„Ich…ich bin mir nicht sicher. Ich habe durchaus bemerkt, dass er sehr viel mit Kiko redete. Das ist die Ehefrau von Akimaru Minaru, einem Höfling des Fürsten. Aber ob da mehr war?“ Sie zuckte die Schultern: „Außerdem war er gern bei Namida Midoshi.“

„Das ist die Ehefrau des Aufsehers der Kanzlei?“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Dieser traf ihn einmal, als er aus dem Zimmer seiner Frau kam. Es gab eine ziemliche Szene, aber Usugi versicherte, er habe nur einen Krankenbesuch gemacht. Namida war zu diesem Zeitpunkt tatsächlich…unpässlich.“ Sie bemerkte, dass der Dämon vor ihr zurück zu der Heilerin blickte.

Sakura verstand die stumme Aufforderung: „Midoshi hatte sie geschlagen?“ erkundigte sie sich bei der Aufseherin.

„Ja, Heilerin. Das passiert öfter, wie du sicher weißt.“

„Weitere Namen?“ Sesshoumaru interessierte sich weniger für die Ursachen, warum Usugi jemanden besucht hatte. Und noch war kein Name eines anderen Toten gefallen.

„Ich weiß nicht, Lord Sesshoumaru. Wie ich schon sagte, Usugi war äußerst reizend. Nun ja, da wäre noch Mariko. Letztes Jahr, als ihr Mann im Auftrag des Fürsten in Kyoto weilte, waren sie und Usugi Schlossgespräch, als man sie zusammen im Garten gesehen hatte. Allein. Aber das war letztes Jahr und ich denke, sie hat wegen ihm genug geweint. Da war danach nichts mehr.“

„Kyogis Frau lebt hier nicht.“

„Nein, soweit ich weiß, lebt sie bei ihren Eltern in dem Heimatort. Ach, Kyogi wurde ja auch ermordet.“

„Und Frauen von Tanishiro, Nakamura oder Iwago?“

„Die toten Samurai waren unverheiratet. Und Iwagos Frau starb vor drei Jahren.“

Also waren vier der fünf Mordopfer unverheiratet und vom fünften lebte die Ehefrau nicht im Schloss. Hatte das etwas zu bedeuten? Sesshoumaru betrachtete die Aufseherin: „Sonst noch etwas zu Usugi?“

„Nein, Lord Sesshoumaru.“

„Er wird dich gut bezahlt haben.“

„Er…nun…Usugi war nett genug, zusätzliche Arbeit zu vergüten“

Der Hundeprinz stand auf. Mehr konnte er hier kaum in Erfahrung bringen. Sakura folgte ihm eilig. Hazu wagte erst aufzuatmen, als sie allein war.
 

Usugi war ein Frauenheld, für den die Tatsache, dass seine Angebetete verheiratet war, kein Hindernis darstellte. Sakura dachte daran, dass er sich offenkundig für unwiderstehlich gehalten hatte, als er versucht hatte, mit ihr etwas anzufangen. Aber das hatte doch nichts mit den anderen Toten zu tun. Samurai kamen sicher nicht zu einem Fest oder in den Frauentrakt. Kyogi hatte in seinem angefangenen letzten Brief angedeutet, er habe für seine Familie getan, was immer er getan hatte. Er schien also nicht gerade ein Schürzenjäger zu sein. Iwago…da hatten Usugi und auch die Heilerin gemeint, er sei ein älterer, arbeitswütiger Herr. Auch da war wohl nichts mit Frauen. Sie betrachtete das weiße Haar des Prinzen vor sich. Ob er auch so dachte?

Sesshoumaru überdachte die neuen Informationen. Aber er fand nichts daran, was ihm einen Hinweis geboten hätte, wie diese Morde zusammenhingen. Hatte der Mörder einfach Usugi als Opfer genommen, weil er ihm zufällig in dem einsamen Flur begegnet war? War das der Denkfehler? Nicht, die Opfer hatten sich mit dem ihnen bekannten und vertrauten Mörder verabredet, an einsamen Stellen, sondern der Mörder suchte solche Stellen auf und tötete, wen immer er fand? Gab es darum keinen Zusammenhang zwischen den Toten? Reiner Zufall, wer das nächste Opfer wurde? Dann wurde es immer schwerer, den Mörder zu fassen. Denn dann kam man auch mit Indizien nicht weiter. Er könnte nur hoffen, dass aus Zufall einmal jemand einen Angriff überleben würde oder beobachten würde. Nein, das wäre schlimm. Wie stünde er vor Vaters Augen da, wenn in seiner Gegenwart Mord um Mord passieren würde, und er nicht weiterkäme? Was für eine entsetzliche Vorstellung, hier hilflos in diesem Menschenschloss herumsitzen zu müssen und dabei in Vaters Augen zu versagen.

Ein Diener warf sich zu Boden: „Bitte…“ brachte er hervor.

Sesshoumaru blieb stehen: „Was ist?“

„Ihr…der Fürst, Fürst Yamashida bittet Euch, ihm die Ehre zu erweisen, mit ihm zu speisen.“

Auch das noch, dachte der Hundeprinz. Aber es war höflich gemeint und er würde wohl auch so höflich sein müssen, das Angebot anzunehmen. Er brauchte ja nichts essen. „Bring mich zu ihm.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Der Diener sprang hastig auf. Immerhin lebte er noch, obwohl er einen Dämon angesprochen hatte.
 

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Seine Lordschaft wird nervös, weil er den Schlüssel zu der Mordserie nicht findet. Das wird noch Folgen haben. Allerdings werden auch die Menschen im Schloss unruhig.

Das nächste Kapitel heisst denn auch: Spannungen.
 

Wer so nett ist und miträt, schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Spannungen

Durch ein paar Tage ohne PC leicht verspätet.Aber auch ich bin manchmal weg..
 

5. Spannungen
 

In der großen Halle war für den Fürsten und seine ranghöchsten Mitarbeiter gedeckt worden. Der Schlossherr bemerkte beruhigt, dass sein Gast herankam: „Lord Sesshoumaru, ich freue mich…“

„Ich nehme kein menschliches Essen zu mir.“ Und da sogar der Dämonenprinz bemerkte, dass das wohl unhöflich war, ergänzte er: „Ich danke Euch dennoch für Eure Einladung und werde Euch Gesellschaft leisten.“ So oder ähnlich hätte das Vater bestimmt gesagt.

„Oh…hier, bitte, nehmt an meiner rechten Seite Platz.“ Der Fürst setzte sich.

Links neben ihm saß bereits der Burgvogt. Takeshi warf einen Blick zurück zu Sakura, die sich prompt hinter den Hundeprinzen kniete. „Äh…vergebt, wenn ich das so sage, Lord Sesshoumaru, aber dieses Mädchen…“

„Und?“

„Ich glaube, ich habe sie noch nicht essen gesehen.“

Sakura neigte dankend den Kopf. Sie war nicht gewohnt, dass ein so ranghoher Beamter daran dachte, dass sie essen musste.

Sesshoumaru hatte wirklich vergessen, dass sie wohl seit gestern Abend nichts mehr zu sich genommen hatte: „In der Tat.“ Wieso dachte Takeshi an sie? Aber er wandte nicht den Kopf: „Geh, Sakura.“

„Danke, Lord Sesshoumaru.“ Sie verschwand hastig. Für einen Moment hatte sie schon befürchtet, er würde ein Stück Fleisch abreißen und es ihr hinwerfen. Aber anscheinend wusste er doch genug von menschlichen Tischsitten.
 

Nachdem sie in der Küche etwas bekommen hatte, kehrte sie langsam in Richtung auf die große Halle zurück. Es war ihre Pflicht, bei Lord Sesshoumaru zu sein, es sei denn, er hatte einen Auftrag für sie.

„Äh, hallo, du...Heilerin?“

Sie blieb überrascht stehen, sah sich um. Ein älterer Diener stand da: „Benötigst du eine Heilerin?“ erkundigte sie sich.

„Äh, nein. Ich… du bist doch bei diesem Dämon, Lord Sesshoumaru, oder? Würdest du ihn etwas fragen?“

„Warum fragst du ihn nicht selbst?“

„Ich bin doch nicht lebensmüde. Ehrlich, Mädchen. Ich weiß nicht, wie du das überlebst, aber…Nein.“

„Na schön. Was soll ich ihn fragen?“

„Er soll doch diese Mordserie aufklären, auf Befehl des Fürsten.“

„Auf Bitte des Fürsten.“ Schön, dachte sie, allein für diesen Satz wäre der Diener vermutlich an der nächstbesten Wand gelandet. Vielleicht wäre es doch besser, wenn sie fragen würde: „Und was ist mit den Morden?“

„Die…die ersten vier Toten wurden soeben beerdigt. Fürst Yamashida sagte, wir sollten ihre Zimmer so lassen, wie sie waren, bis sie beerdigt sind. Aber jetzt ist ja Lord Sesshoumaru da. Können wir die Zimmer neu vergeben? Aufräumen?“

„Oh. Natürlich. Die Zimmer.. Ich werde ihn fragen, ob er sie sich noch ansehen möchte. Hatten die Samurai denn auch Zimmer?“

„Eine Kammer, unten. Aber es gibt immer mehr Samurai als Kammern. Die nächsten warten schon.“

„Ich verstehe. Komm mit. Er ist in der großen Halle, bei Fürst Yamashida.“

„Du…du willst ihn beim Essen stören?“

„Nein. Ich darf ihn ja auch nicht ansprechen. Aber er weiß immer, wenn etwas los ist. Dämon, eben.“

„Oh.“ Der alte Diener hatte das Gefühl, es sei äußerst lebenserhaltend für ihn, nicht direkt zu dem Dämonenprinzen gegangen zu sein. „Gut, dann komm.“
 

Beim Essen war nur langsam eine Unterhaltung aufgekommen. Der neue Mord an Usugi heute, drückte sehr auf die Stimmung. Unwillkürlich fragt sich jeder, wer wohl das nächste Opfer des unheimlichen Mörders sein würde. Und die Tatsache, dass ein Dämon bei ihnen saß, hob die Laune auch nicht sonderlich.

Fürst Yamashida sah zu seinem Gast: „Falls es irgendetwas gibt, was Ihr wünscht, Lord Sesshoumaru…“

„Nichts.“ Außer, nach Hause gehen zu können. Aber das wäre leider erst möglich, wenn er den Mörder gefasst hätte. Wie stünde er sonst vor seinem Vater da. Überdies hätte dieser dann auch das Gesicht vor den Yamashidas verloren. Nein, das war undenkbar.

Midoshi, der Aufseher der fürstlichen Kanzlei, sah seitwärts: „Nun, mein guter Takeshi, mit dem Mord an Usugi habt Ihr wohl nicht gerechnet.“

„Was soll das?“ fragte der Burgvogt angespannt zurück.

„Na, die bisherigen Mordopfer waren ja nicht gerade Leute mit reiner Weste. Kyogi und seine Unterschlagung, die beiden Samurai, die auf Euren Befehl hin …sagen wir…hilfreiche Untaten taten. Und wer weiß schon, was Iwago im Verborgenen tat. Aber Euer Liebling Usugi?“

„Usugi war nicht mein Liebling, Midoshi! Genauso gut könnte ich behaupten, dass Minaru Euer Protege ist.“

Minaru? Sesshoumaru musste einen Moment nachdenken, ehe er den Namen sortieren konnte. Die Ehefrau dieses Höflings war auch eine von Usugis Angebeteten.

„Das gebe ich gern zu. Ich suche Leute nach Fähigkeiten aus.“

„Meine Herren!“ Der Fürst hob die Hand: „Bitte. Eure berufliche Rivalität in allen Ehren. Aber trotz der Anspannung, unter der wir alle leiden…wir haben einen Gast.“

„Verzeiht, Fürst.“ Midoshi senkte höflich den Kopf, fuhr aber fort: „Dennoch sollte sich Takeshi einmal Gedanken machen, warum wir noch immer nichts gefunden haben, was. Kyogi unterschlagen hat.“

Der Burgvogt wurde blass, dann rot: „Ich will lieber nicht wissen, was Ihr meint.“

„Ja, natürlich.“ Midoshi trank einen Schluck Wein.

Sesshoumaru hatte interessiert zugehört. Der Burgvogt und der Leiter der Kanzlei konnten sich deutlich nicht leiden, wobei die Feindschaft wohl aus beruflicher Rivalität entstanden war. War der Aufseher hinter dem Amt des Burgvogtes her? Midoshis letzte Anspielung hatte vermutlich bedeuten sollen, dass Kyogi im Auftrag des Burgvogtes gehandelt hatte. Aber das war objektiv betrachtet mehr als unwahrscheinlich. Da war dieser letzte Brief Kyogis. Ach ja. Morgen müsste man herausfinden, was eigentlich aus dessen Familie geworden war. Er hatte doch etwas geschrieben, dass er das nur für seine Familie getan hätte, was immer er getan hatte. Aber weder die Samurai noch Iwago oder Usugi hatten doch eine Familie, geschweige denn, auch nur eine Ehefrau. Er witterte, dass sich Sakura wieder hinter ihn kniete. An sich hatte sie den Geruch nach menschlicher Nahrung und den eines Mannes. Sie wirkte angespannt. Hatte sie wieder jemand belästigt in diesem Schloss?

„Was ist, Sakura?“

„Ein Diener bat mich, Euch zu fragen, ob Ihr die Zimmer der Toten zu besichtigen wünscht. Ansonsten würden sie aufgeräumt und neu vergeben werden.“

„Ich werde sie mir noch ansehen.“ Es war zwar kaum davon auszugehen, dass er dort einen Hinweis auf den Serienmörder finden könnte, aber man sollte nie etwas übersehen. Reiß dich zusammen, ermahnte er sich. Er hatte Kyogis Familie vernachlässigt, die Zimmer der Toten. Sein Wunsch, das schnell hinter sich zu bringen, durfte ihn nicht zu Leichtsinn verführen. Oder er würde die Indizien übersehen, die ihn doch zu dem Mörder führen könnten.

„Darf ich ihm das mitteilen, Lord Sesshoumaru?“

„Ja.“ Ohne seine Erlaubnis durfte sie ihren Platz nicht verlassen.

Fürst Yamashida wusste das zwar, aber er hätte erwartet, dass eine Dienerin bereits nach dem Satz: ich werde sie ansehen, gegangen wäre. Die so betonte Höflichkeit ließ ihn ahnen, was passierte, wenn man den Prinzen auch nur etwas ungebührlich behandelte. So sagte er: „Ich bin Euch und Euren Herrn Vater sehr verbunden, dass Ihr den Aufenthalt hier auf Euch nehmt, die Ermittlungen. Ich hörte, Ihr wart bislang äußerst erfolgreich.“

„Ich habe jeden Täter gefunden.“

„Dann hoffe ich, nein, ich weiß, dass es Euch auch diesmal gelingen wird. – Einen Schluck Wein mögt Ihr auch nicht?“

„Nein.“

„Verzeiht, Lord Sesshoumaru.“

Höflich bleiben, ermahnte sich dieser: „Ich möchte lieber die Zimmer besichtigen, damit Euer Personal diese dann räumen kann.“

„Meint Ihr, dort etwas zu finden?“

„Ich will nichts übersehen.“

„Selbstverständlich. Bitte.“
 

Sakura hatte dem alten Diener gesagt, dass der Hundeprinz die Zimmer noch besichtigen wollte. Dieser zuckte zusammen: „Lord…“ Er fiel hastig zu Boden.

Sie wusste, wer kam und kniete noch im Umdrehen nieder.

„Die Zimmer.“ Sesshoumaru betrachtete den Diener: „Und dein Name?“

„Ka..Kasuki, Lord Sesshoumaru.“

„Zuerst die Samurai.“ Er nahm an, dass es dort am wenigsten zu finden geben würde.

„Ja, Herr.“ Kasuki erhob sich eilig. Hohe Herrn mochten es nicht, wenn Diener langsam waren. „Wenn Ihr die Güte hättet, mir zu folgen…“

„Sakura.“ Der Hundeprinz hatte die Güte.
 

Die Kammer von Tanishiro und Nakamura war kaum fünf Quadratmeter groß. Zwei Matten lagen da und zwei kleine Kästen, in denen jeder wohl seine eigenen Habseligkeiten verstaut hatte. Beide Mordopfer hatten sich also ein Zimmer geteilt. Ob das etwas besagte?

„Öffne die Kästen, Kasuki.“

Der Diener ließ sich das nicht zweimal sagen. In dem Kasten von Tanishiro lag ein zerschlissener Kimono, eng zusammengelegt, einige Goldmünzen darin verborgen. Kasuki sah fragend auf: „Darf ich das wieder aufräumen, Lord Sesshoumaru?“

„Wer bekommt die Goldmünzen?“

„Soweit ich weiß hatte Tanishiro keine Familie mehr. Also geht es an die Kasse des Fürsten.“

„Nakamura.“

„Äh...hier, sein Kasten.“

Der Inhalt dort war ein wenig vielfältiger. Auch hier war Kleidung, eng zusammengerollt, wohl die private, aber deutlich in besserem Zustand als von Tanishiro. Ein Tintenfass und eine Feder, unbeschriebenes Papier. Kasuki rollte den Stoff auf. Falls auch hier Münzen waren, wollte er sich nicht nachsagen lassen, sie unterschlagen zu wollen. Die Frage des Dämonenprinzen von zuvor konnte man durchaus so interpretieren. Ein blutiges Tuch fiel heraus, ein langes, dünnes Messer.

„Räum auf.“ Das Blut in dem Tuch gehörte eindeutig zu dem toten Samurai. Das Messer war abgewaschen worden und verriet nichts. Sesshoumaru dachte kurz nach: „Jetzt das Zimmer von Iwago.“

„Das private Zimmer oder sein Büro, Lord Sesshoumaru?“

„Das private Zimmer.“ Das Büro würde ebenso wie das von Kyogi gewiss schon von Midoshi und seinen Männern durchsucht worden sein, die Akten an die Kollegen verteilt. Da war kaum mehr etwas zu finden.

Sakura überlegte ebenfalls. Die Heilerin, Hitomi, hatte erzählt, dass sie an Nakamuras Leiche eine wenige Tage alte Stichverletzung in der Schulter gefunden hatte. Nakamura hatte sich daraufhin auf vom Dienst beurlauben lassen, war aber nicht zu der Heilerin gegangen. Warum nicht? Es musste ihn doch geschmerzt haben, wenn er sogar eine Pause benötigte. Und war das das Messer, mit dem ihm die Wunde zugefügt worden war? Das war ein ungewöhnliches Messer, fand sie. Es erinnerte sie eher an ein chirurgisches Werkzeug. Aber sie hatte einmal gehört, dass manche Samurai spezielle Waffen hätten, wenn sie als Attentäter arbeiteten.
 

Das Zimmer des toten Rechtsgelehrten war ein wenig größer als die Kammer der beiden Samurai. Sakura blieb hinter dem Hundeprinzen stehen, betrachtete das übersichtliche Zimmer. Iwago musste ein recht ordentlicher Mann gewesen sein.

Sesshoumaru nickte ein wenig: „Öffne den Laden, Kasuki.“ Er konnte zwar auch im Halbdunkel genug erkennen, aber die draußen beginnende Abenddämmerung würde es in wenigen Minuten im Zimmer vollkommen dunkel werden lassen. Der Diener gehorchte sofort. Der junge Dämon sah sich um. Neben der Matte lagen Papiere, in einem Eck stand ein Kasten mit Schreibsachen darin: Tinte, Feder, Siegellack.

Sakura entdeckte halb unter der Matte liegend etwas, das sie nach Atem ringen ließ. Ohne weiter nachzudenken machte sie den Schritt hinüber, an dem Dämonenprinzen vorbei, bückte sich, um das Metall an sich zu nehmen. Im nächsten Moment wusste sie, dass das ein Fehler gewesen war. Instinktiv riss sie die Arme hoch, um sich zu schützen, aber es war schon zu spät. Sesshoumaru hatte nur eine leichte Handbewegung gemacht, aber das genügte, dass sie gegen die Wand flog. Kasuki holte tief Luft. So stark war ein Dämon? Aber Sakura war sich bewusst, wie sehr sich der Hundeprinz zurückgenommen hatte, um sie nicht ernsthaft zu verletzen, auch, wenn es genug wehtat. Sie raffte sich auf, kniete nieder.

„Ich...bitte verzeiht, Lord Sesshoumaru, “ brachte sie hervor, bemüht, die Tränen zu unterdrücken. Sie wollte nicht vor diesem Diener so schwach erscheinen.

Der Prinz antwortete nicht, sondern betrachtete nur das lange, schmale Messer, das unter der Matte gelegen hatte: „Wozu ist das, Kasuki?“

„Äh…damit löst man Siegel von den Briefen, Lord Sesshoumaru. Das haben alle Beamten im Büro.“ Der Diener hoffte nur, dass er nicht etwas falsch machte, er nicht solch einen Schlag abbekommen würde, wie die Heilerin. Du liebe Güte. Ein so kleiner Fehler, nur ein bisschen unhöflich…und dann gleich so etwas.

Der Dämonenprinz nickte unmerklich, sah sich noch einmal im Zimmer um, ehe er zum Fenster trat. Von hier aus konnte man den gesamten Wirtschaftshof überblicken, die Vorratsschuppen, die Lager. Die Sonne war am Untergehen. Er müsste das Zimmer von Usugi und von Kyogi bei Fackellicht untersuchen. Unangenehm, aber nicht zu ändern. Er war selbst schuld, dass er die Räume nicht früher angesehen hatte. „Das Zimmer von Kyogi.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Kasuki eilte voran.

Sakura erhob sich hastig. Sie legte wirklich keinen Wert darauf, dass sie ihren Herrn noch einmal verärgerte.
 

Der Raum des Aufsehers der Steuerbeamten wirkte äußerst unaufgeräumt, was darauf zurückzuführen war, dass sämtliche Papiere, die sich auf seine Arbeit bezogen, entfernt worden waren, der Raum gründlichst durchsucht worden war. Sesshoumaru konnte Midoshis Geruch noch wahrnehmen, auch den von anderen. Sie hatten nicht nur das Büro sondern auch das Zimmer nach etwas abgesucht, das Kyogi unterschlagen haben könnte. Und nichts gefunden. Es war sinnlos, hier noch etwas entdecken zu wollen. Sie hatten alles durcheinander gebracht. Hoffentlich war das im Raum des letzten Opfers, Usugi, nicht auch schon passiert.
 

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Na, da waren doch Hinweise geboten...oder?
 

Wer so nett ist, mitzuraten, schicke ich, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Neue Erkenntnisse

Ihr habt alle etwas gegen den Burgvogt. Aber zumindest für einen Mord hat er ein gutes Alibi.Besagt das etwas?
 

6. Neue Erkenntnisse
 

Das Zimmer des letzten Opfers, Nanako Usugi, war bei weitem das unordentlichste. Ein seidener Kimono war nachlässig in ein Eck geworfen worden, neben der Matte lagen mehrere Briefe, alle offenbar von weiblicher Hand geschrieben. Unter dem Fenster stand eine Truhe. Kasuki zündete die Lampe im Raum an, öffnete ungefragt den Fensterladen, zitternd in der Angst, der Dämonenprinz könnte an seinem Verhalten etwas finden, das ihn ärgern würde. Die Tatsache, dass die junge Heilerin schon dafür gegen die nächste Wand befördert worden war, nur einen Schritt zu weit an ihm vorbeigegangen zu sein…Kasuki schüttelte sich. Nein, da war ein Herr wie Fürst Yamashida doch vorzuziehen.

Sesshoumaru konnte die Nervosität des alten Dieners wittern, aber das interessierte ihn nicht. Er sah sich um: „Die Briefe, Sakura.“

Sie kniete nieder, reichte sie ihm. Natürlich würde sich ein Prinz nie selbst bücken. Er blätterte rasch durch. Wie er schon vermutet hatte, handelte es sich um Liebesbriefe. Usugi schien tatsächlich ein recht beliebter Mann gewesen zu sein. Einige der Briefe trugen keine Unterschrift, aber ein Name fiel ihm auf. Kiko. Die Aufseherin im Frauentrakt hatte doch erwähnt, dass sich Usugi gern mit ihr unterhalten hatte. Sie war die Ehefrau eines Höflings, Minaru. Bei Tisch hatte der Burgvogt erwähnt, dieser sei der Günstling von Midoshi – ebenso, wie Usugi der seine gewesen sei. Ob die beiden Männer nicht nur in beruflicher Rivalität gestanden hatten? Aber in welcher Beziehung sollte das zu den anderen Morden stehen? Er gab die Briefe zurück. Sakura legte sie wieder neben die Matte, da sie keine Ahnung hatte, was sie damit anfangen sollte. Sesshoumaru machte die wenigen Schritte hinüber zum Fenster. Kasuki begriff gerade noch, dass nicht er das Ziel war und öffnete den Truhendeckel.

„Soll ich den Inhalt herausnehmen, Lord Sesshoumaru?“

„Ja.“

Der Diener gehorchte und breitete die Habseligkeiten des Höflings aus. Mehrere seidene Kimono, recht teuere, wie Sakura vermutete, Kämme, etliche Ampullen mit Düften verrieten, dass sich Usugi sehr um sein Äußeres gekümmert hatte. Schreibutensilien befanden sich ebenso darin, darunter auch ein langes, schmales Messer. Kazuki bückte sich erneut. Unter all den anderen Dingen hatte noch etwas gelegen, ein Schwert in einer kostbaren Scheide. Den Griff zierte das Wappen der Yamashida-Familie.

„Ein Ehrengeschenk“, stellte Sesshoumaru daher fest. Darin lag keine Frage. Vermutlich hatte der Fürst es Usugi für einen besonderen Dienst gegeben.

„Ja, Lord Sesshoumaru. Wenn ich so sagen darf…“ Der Diener brach hastig ab, da ihn der Dämonenprinz musterte.

„Weiter.“

„Usugi war, wie schon seit Vater und sein Großvater treu in den Diensten des Yamashida-Clans. Er hätte alles für den Fürsten und den Clan getan. Dieses Schwert bekam sein Vater vom Fürsten.“

Ein Erbstück, also. Er konnte an Schwertgriff und Scheide den Geruch Usugis noch wittern. Es konnte noch nicht lange her sein, wenige Tage, dass dieser das Schwert in der Hand gehalten hatte, vielleicht die Truhe aufgeräumt hatte. „Räum auf.“ Er musste dringend nachdenken.
 

Zurück in seinem Zimmer trat er an das Fenster, blickte in die Nacht hinaus. Er hörte, wie sich Sakura neben der Tür niederließ: „Du kannst dich auf die Matte legen.“

„Danke, Lord Sesshoumaru.“ Sie gehorchte, zog sich erleichtert die Decke über. So war es wärmer und weicher, als auf dem Holzboden. Er benötigte kein Bett und es war mehr als nett, dass er sie hier schlafen ließ. Auch, wenn er strikte Höflichkeit forderte - es gab unangenehmere Herren.

Der Hundeprinz hatte sich nicht umgedreht. Er dachte nach. Was hatten die fünf Mordopfer gemeinsam? Sie waren Männer, arbeiteten für den Yamashida-Clan, galten alle als loyal zum Fürsten. Aber Kyogi hatte wohl etwas unterschlagen, auch, wenn niemand bislang etwas gefunden hatte, von den beiden Samurai hatte zumindest Usugi behauptet, dass er sie nicht für ehrenwert hielt. Dieser selbst machte sich an alles heran, was weiblich war, gleich, ob verheiratet oder nicht. Hm.

„Sakura?“

„Ja, Lord Sesshoumaru?“ Sie wollte schon auf, aber er hob die Hand.

Ohne sich umzudrehen meinte er: „Bleib liegen. – Wenn Menschen verheiratet sind, wie sehen das die Männer, wenn jemand wie Usugi ihren Frauen Komplimente macht?“ Die Aufseherin des Frauentraktes hatte ja gemeint, dass die Männer erleichtert sein würden, dass er nun tot sei.

„Ich...ich glaube, dass sie eifersüchtig waren.“

„Eifersüchtig.“

„Ja.“ Wie sollte sie ihm das erklären: „Ihr selbst…verzeiht, wenn ich das so sage, Lord Sesshoumaru, aber auch Ihr schätzt es nicht, wenn jemand anderer sich mit Eurem Eigentum befasst.“

Derjenige wäre tot. Aber galt das auch bei Menschen? War ein solches Gefühl stark genug, für einen Mord? Vermutlich, wenn er an seine vorangegangenen Ermittlungen dachte. Hatten auch die anderen sich an Frauen herangemacht, nur weniger auffällig? An die gleiche Ehefrau? War das die Gemeinsamkeit? „Töten Menschen aus Eifersucht?“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“

„Bist du eifersüchtig?“

„Nein“, antwortete sie perplex. Irgendwie hatte er wohl etwas missverstanden: „Ich…es gibt keinen Grund.“

Also musste es eine Ursache geben, einen Auslöser. Aber Samurai kamen gewöhnlich nicht mit den Frauen der Höflinge zusammen. Iwago oder Kyogi wäre es möglich gewesen, bei Festen, oder auch auf dem Weg, den Usugi bei seinem letzten Gang genommen hatte.

„Nein, “ dachte er „Lass das. Es handelt sich um Menschen. Mordmotive gibt es da, schon aus diesen Gefühlen heraus, wie Sand am Meer. Such das Wie. Wie wurden die Morde begangen. Dann hast du das Wer. Und dann kann man ihn fragen, warum.“

Er betrachtete den Sternenhimmel. Was hatten die Zimmer der Toten verraten? Wie war das mit den Leichen gewesen? Wie konnten die einzelnen Morde im zeitlichen Ablauf passiert sein? Wie war es dem Mörder gelungen, unbemerkt zu entkommen? Oder hatte ihn doch jemand gesehen, ihn aber nicht für den Mörder gehalten?
 

Sakura war bei Sonnenaufgang schon in der Küche, um sich etwas zu essen und zu trinken zu besorgen. Auf dem Weg zurück, stellte sie fest, dass das gesamte Schloss wie ein Bienenschwarm summte. Ein Wort, dass sie aufschnappte, ließ sie erstarren: Mord. Hatte es schon wieder einen Toten gegeben?

„Ach, da bist du ja!“ Der Burgvogt hatte sie entdeckt: „Schön, kleine Heilerin. Hol ihn sofort her.“

„Ihr meint, Lord Sesshoumaru?“ fragte sie prompt zurück. Takeshi Matano wirkte schweißgebadet, aufgelöst. Der sechste Mordfall in weniger als einer Woche schien ihm an die Nerven zu gehen.

„Ja, natürlich, natürlich. Jetzt geh schon.“

„Darf ich fragen, wer das Opfer ist? Lord Sesshoumaru wird es wissen wollen.“

„Der…der Aufseher der Kanzlei, Midoshi.“ Schrecklich, dachte Takeshi. Es war alles einfach nur noch schrecklich. Ein Alptraum. Konnte denn hier nichts mehr klappen? Das war die grässlichste Woche, seit er Burgvogt geworden war. Er hatte vollkommen die Kontrolle verloren.
 

Sakura beeilte sich, den Dämonenprinzen von dem Vorfall in Kenntnis zu setzen. Sesshoumaru erstarrte unmerklich, sah aber weiter aus dem Fenster.

„Midoshi. Wurde er ebenfalls erwürgt?“

„Das wurde mir nicht gesagt, Lord Sesshoumaru.“

„Komm.“ Er wollte gar nicht daran denken, was sein Vater zu diesem sechsten Mord sagen würde. Nein. Er musste schleunigst diesen Mörder finden. Das durfte doch alles nicht wahr sein.

Die Menschen machten dem Hundeprinzen hastig respektvoll Platz, als er sich näherte. Der Burgvogt eilte heran: „Lord Sesshoumaru!“

„Wo ist er? Wo ist die Heilerin?“

„Er liegt noch, wie ihn der Diener fand. Ich habe nach Hitomi geschickt. Folgt mir bitte.“
 

Midoshi lag bekleidet auf dem Rücken auf seiner Matte, die Augen geschlossen. Er wirkte fast schlafend, aber auf seiner Brust zeichnete sich ein blutiger Fleck ab.

„Sakura.“

Diese kniete neben der Leiche nieder, froh, dass auch Hitomi gerade den Raum betrat. Die beiden Heilerinnen untersuchten rasch den Toten.

„Es ist soweit unverletzt, Lord Sesshoumaru“, sagte Sakura dann: „Todesursache ist ein Stich direkt ins Herz.“

Ein Stich. Also wurde er nicht erwürgt, wie Usugi, obwohl er ebenso ein hochrangiger Mann gewesen war. Das passte nicht zusammen.

„Es war kein Dolch, kein Schwert, Lord Sesshoumaru“, warf die Heilerin der Yamashidas ein: „Es war ein langer, spitzer Gegenstand.“

„Ein Messer zum Abbrechen der Siegel?“

„Nein, Lord Sesshoumaru“, sagten beide Heilerinnen, ehe Sakura ergänzte: „Dies wäre zu dick. Es könnte eher eine Nadel gewesen sein.“

„Ja, eine Haarnadel, wie sie Frauen tragen.“ Hitomi nickte.

„Eine Frau?“ echote der Burgvogt deutlich verstört: „Aber wieso...ich meine, eine Frau könnte doch nie im Leben die Samurai töten.“

„Eine Haarnadel kann sich auch ein Mann beschafft haben.“ Fürst Yamashida betrachtete müde den Toten: „Ich verstehe das alles nicht.“

„Für den Mord an Midoshi seid Ihr der eigentliche Hauptverdächtige, Takeshi.“ Sesshoumarus ruhige Bemerkung ließ diesen herumfahren.

„Lord…also wie kommt Ihr denn da drauf?“

„Er war Euer Rivale, nicht wahr? Und er deutete gestern Abend beim Essen an, dass Ihr von der Unterschlagung Kyogis gewusst habt, dieser möglicherweise in Eurem Auftrag handelte. Hatte er unter Umständen Beweise dafür?“

„Das…“ Der Burgvogt brach der Schweiß aus: „Ich habe niemals jemandem den Auftrag gegeben, etwas zu unterschlagen!“

Er log nicht, das war Sesshoumaru klar, aber er konnte dennoch die Aufregung wittern. Irgendetwas stimmte mit Takeshi Matano nicht. War das nur die Tatsache, als Burgvogt bei dieser Mordserie zu versagen? Oder schämte er sich, weil er froh war, dass sein Rivale tot war? Er hatte auch verschwiegen, dass er mit dem ersten der toten Samurai gesprochen hatte. Nein. Er, Sesshoumaru, würde jede Lüge wittern. Aber wenn ein Mensch nicht log, hieß das noch lange nicht, dass er die vollständige Wahrheit sagte.

„Takeshi kann nicht der Mörder sein, Lord Sesshoumaru“, wandte der Fürst ein: „Bei dem Mord an Usugi war er doch bei uns beiden.“

Das stimmte. Sesshoumaru betrachtete noch einmal den Toten. Die Heilerinnen hatten die Kleidung ein wenig beiseite geschoben, so dass man nun den kleinen Einstich deutlich sehen konnte. Midoshi hatte sich nicht gewehrt. Hatte er gar nicht mitbekommen, dass er angegriffen wurde? Hatte er geschlafen? Das war der erste Mord, bei dem das Opfer schlief. Gab es dafür einen besonderen Grund?

„Herr! Fürst Yamashida!“ Der Ruf eines Mannes ließ alle sich umdrehen.

„Was gibt es?“ Die Frage des Schlossherren klang sehr beunruhigt.

Der Diener warf sich nieder: „Ich...ich war gerade im Frauentrakt, um Hazu zu bitten, der Ehefrau den Tod des Kanzleiaufsehers mitzuteilen. Der gesamte Trakt war in heller Aufregung. Denn auch Namida Midoshi ist tot.“

„Bei allen Göttern!“ brachte der Fürst hervor: „Das ist ja ein Fluch!“

„Wieso ist sie tot?“ Takeshi konnte kaum sprechen.

„Sie…ich weiß es nicht.“

„Sakura, Hitomi.“ Sesshoumaru nickte: „Ich will unverzüglich Bericht.“

Die Heilerinnen gehorchten eilig, verschwanden in Richtung Frauentrakt. In seiner Stimme hatte etwas gelegen, das alle Anwesenden nur hoffen ließ, dass sich der gezügelte Zorn nicht gegen sie richten würde.
 

Am liebsten hätte er das gesamte Schloss dem Erdboden gleich gemacht. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Sieben Tote und er fand nicht heraus, wer es gewesen war? Davon waren drei Morde passiert, als er hier war? Wie sollte er das jemals seinem Vater erklären? Dem erklären, dass er ihn blamiert habe? Unmöglich.

Er zwang sich zur Ruhe. Er musste jetzt abwarten, wie und woran Namida Midoshi gestorben war, Sakuras Bericht abwarten. Und dann würde er noch einmal alles durchgehen. Er hatte sich zwar schon alles überlegt, aber er war sicher, dass seine Logik an irgendeiner entscheidenden Stelle einen Fehler gemacht hatte, er in die falsche Richtung weitergedacht hatte.
 

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Das stimmt.
 

Das nächste Kapitel ist das vorletzte: Weitere Verhöre. Und die darf meist Sakura führen.
 

Wer so nett ist, mitzuraten, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, sobald ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Weitere Verhöre

Ich habe euch diesmal anscheinend erfolgreich in die Irre geführt. Nun, vielelicht bringen euch die weiteren Verhöre auf die richtige Spur. Hier kommt das vorletzte Kapitel, dann liegen alle Indizien offen.
 

7. Weitere Verhöre
 

Sakura ließ der Heilerin der Yamashidas höflich den Vortritt, als sie das Zimmer von Namida Midoshi erreichten.

„Ihr Götter“, murmelte Hitomi: „Sieh dir das an, Sakura.“

Diese verstand den Ausruf. Wie auch ihr Ehemann lag Namida auf dem Rücken, zeigte keine Abwehrverletzungen. Der einzige Unterschied war, dass eine lange Haarnadel noch in ihr steckte. „Untersuchen wir sie. Lord Sesshoumaru will sicher rasch Bericht erstattet bekommen.“

„Ja.“ Hitomi sah sich um: „Wer hat sie gefunden?“

Die Aufseherin des Frauentraktes nickte seitwärts. „Aiko Matano. Sie waren die besten Freundinnen. Aber mit der zu reden ist im Moment sinnlos. Sie weint nur hysterisch vor sich hin.“

„Die Frau des Burgvogtes?“ erkundigte sich Sakura ein wenig überrascht. Immerhin waren die beiden Ehemänner nicht gerade in bestem Einvernehmen gestanden.

Hazu betrachtete die Tote: „Ja. Aber Namida und Aiko haben sich immer gut verstanden. Und ehrlich gesagt, hat sich Aiko auch immer gut mit Namidas Mann verstanden. Ab und an kam er sogar in den Trakt um mit ihr zu spielen oder so…Der Burgvogt weiß natürlich nichts davon.“

Das konnte sich Sakura denken: „Er und der Aufseher der Kanzlei waren Konkurrenten, nicht wahr.“

„Ja.“

„Aber das ist doch ungewöhnlich, dass ein Mann die Ehefrau seines Rivalen besucht? Überhaupt Besuche im Frauentrakt macht?“

Hazu seufzte. Sie war normalerweise die Diskretion in Person.

Sakura sah sie an: „Falls du es mir nicht sagen willst, werde ich keinen ausführlichen Bericht an Lord Sesshoumaru geben können. Dann wird er gewiss selbst mit dir reden wollen, nachdem er mich bestraft hat.“

„Ich verstehe, Heilerin.“ Hazu konnte sich vorstellen, dass das Mädchen ebenso wenig Wert auf eine Bestrafung durch den Dämonenprinzen legte, wie sie selbst: „Es ist ungewöhnlich, ja. Und eigentlich…eigentlich sollte es nicht sein. Aber Aiko war sehr traurig, weil sich der Burgvogt eine Nebenfrau genommen hatte, diese nun jede Nacht bei sich hatte. Und Namida ist...war ja ihre beste Freundin. Vielleicht hatte sie etwas ihrem Mann erzählt.“

„Midoshi hat seine Frau geschlagen.“

„Nun, das war einige Male vorgekommen. Aber das ist eben so.“

Hitomi hatte unterdessen die Leiche untersucht: „Genau wie ihr Mann, fast genau die gleiche Stelle, der gleiche Einstichwinkel. Das muss derselbe Täter gewesen sein. Oder Täterin, denn wir sind hier im Frauentrakt.“

„Offenbar gehen hier allerdings die Männer ein und aus.“ Sakura warf einen Blick zu Hazu.

Die Aufseherin wurde rot: „Also, wie das klingt!“ Das hatte sie nun davon, dass sie kleine Gefälligkeiten tat. Ganz bestimmt würde das jetzt herauskommen. Und Fürst Yamashida wäre gewiss nicht erbaut.

Sakura hatte kein Verständnis für Leute, die Befehle nicht beachteten und wandte sich wieder der Toten zu: „Selbstmord kann es nicht gewesen sein?“

„Du meinst, dass sie erst ihren Mann und dann sich selbst tötete? Nein. Sieh her. Sie hätte dann mit der rechten Hand zustechen müssen. Der Winkel wäre ganz anders. Und mit links...nein. Niemand kann sich selbst so mit aller Wucht eine Nadel ins Herz stechen und so...ja, locker hinfallen. Ich bin sicher, dass sie ermordet wurde.“

„Mord Nummer Sieben“, seufzte Sakura. Vermutlich wäre Lord Sesshoumaru langsam ungehalten, dass er nicht weiterkam, während um ihn Menschen starben. Immerhin konnte sie bei ihm sicher sein, dass er den Zorn nicht an ihr auslassen würde, solange sie keinen Fehler beging. Bei einem menschlichen Herrn hätte das durchaus anders aussehen können. „Ich möchte kurz mit Aiko Matano sprechen.“

„Ich sagte schon, dass das sinnlos ist.“ Die Aufseherin klang fast ärgerlich. Sie war nicht gewohnt, dass sich Frauen ihren Anweisungen widersetzten.

„Möglich. Aber dann kann ich Lord Sesshoumaru dies berichten.“ Sie erinnerte sich nur zu gut, dass er schon einmal sie davor gewarnt hatte, seine Befehle zu interpretieren. Und er wollte bestimmt wissen, ob Namida zu Aiko etwas gesagt hatte, das erklären könnte, wer sie und ihren Mann getötet hatte. Möglicherweise wäre das der Schlüssel zu den gesamten Morden.

„Na schön, dann komm mit.“ Hazu drehte sich um: „Ich glaube, sie ist in ihrem Zimmer.“
 

Die Frau des Burgvogtes lag in ihrem Zimmer und schluchzte vor sich hin. Andere Frauen saßen um sie, versuchten, sie zu trösten.

Die Aufseherin nickte etwas: „Aiko? Das hier ist Sakura. Sie möchte dir im Auftrag Lord Sesshoumarus ein paar Fragen stellen. Schaffst du das?“

„Ich...ich weiß nicht.“ Aber sie setzte sich auf.

Sakura betrachtete sie. Sie zitterte, schien unter Schock zu stehen. Nun ja, die Leiche der besten Freundin zu finden war sicher zum Furcht einjagen. „Es dauert bestimmt nicht lange“, sagte sie daher: „Darf ich kurz allein mit dir sprechen?“

„Ja, natürlich…das…das geht schon.“

Als die anderen Frauen draußen waren, fuhr Sakura fort: „Hat Namida irgendetwas dir gegenüber erwähnt, warum ihr Mann und sie sterben mussten?“

„Nein. Ich meine, ihr Mann war so ein netter Mensch.“ Erneut begannen Tränen zu laufen.

Sakura meinte hastig: „Bitte, wenn es nicht geht, dann komme ich später wieder.“

„Nein, nein, das…es geht schon.“

„Die Ehe der Midoshis war manchmal ein wenig …schwierig? Ich hörte, er habe sie geschlagen?“

„Ja.“

„Und doch sagst du, er sei nett gewesen?“

„Ja. Ich…Namida war meine Freundin, schon sehr lange Aber sie hatte manchmal eine Art….Als sie erfuhr, dass er eine Geliebte hat, wurde sie so wütend, dass sie ihn anschrie.“

„Dein Mann hat eine Nebenfrau.“

„Ja. Aber deswegen habe ich ihm doch keine solche Szene gemacht.“

„Aber es hat dir auch nicht gefallen.“

„Nein, was will man allerdings schon zu einem Ehemann sagen. Er hat doch das Recht. Auch dass Recht der Strafe.“

„Natürlich. Hat Namida sonst irgendetwas erzählt? Ich meine, hat ihr Mann ihr manchmal etwas aus der Kanzlei berichtet?“

„Was? Nein, nein, das hätte er doch gar nicht gedurft. Und er war wirklich ein ehrenhafter Mann.“ Aiko schluchzte ein wenig: „Namida hat ….ach, was soll es.“

„Namida?“

„Sie...ich glaube, sie wusste gar nicht, was für einen guten Mann sie da hat.“

„Ahja.“ Sakura dachte nach, aber ihr fiel nur noch eine Frage ein: „Wann hast du Namida gefunden?“

„Was?“

„Wann bist du in ihr Zimmer gegangen?“

„Ich weiß nicht…nach dem Aufstehen, eben.“

„Dann hast du sie gefunden und bist weggelaufen? Zu Hazu?“

„Sie war tot und ich... ja.“

„Danke, das war es einstweilen.“ Hoffentlich war das richtig gewesen.
 

Sakura erstattete dem Hundeprinzen Bericht. Dieser sah aus dem Fenster, ohne sich umzudrehen. Als sie fertig war, schwieg er weiter, was sie erleichterte. Keine Frage seinerseits bedeutete, dass sie keinen Fehler begangen hatte. Sie wandte den Kopf als die Tür beiseite geschoben wurde. Sesshoumaru drehte sich um.

Ein Mann in höfischer Tracht kam herein, verneigte sich, ehe er sich niederkniete: „Verzeiht, Lord Sesshoumaru“, sagte er höflich: „Fürst Yamashida gab mir den Auftrag, mich Euch vorzustellen. Mein Name ist Akimaru Minaru. Ich bin der neue Vorsteher der Kanzlei des Fürsten.“ Seine Stimme zitterte vor Nervosität.

Also Midoshis Nachfolger. Und sein Schützling. Hier war jemand, der eindeutig von Midoshis Tod profitiert hatte. Sakura betrachtete ihn. Im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Usugi wirkte dieser Höfling unelegant, ja, fast derb. Er war breiter gebaut. Eine Narbe zog sich über seine linke Wange. Sie erkannte einen jahrealten Schwerthieb. Er musste, ebenso im Gegensatz zu Usugi, früher im Kampf gestanden haben, sich mit Schwertern auskennen. Wenn sie ihn ansah und sich an Usugi erinnerte, war es nicht weiter verwunderlich, dass Kiko Minaru, seine Ehefrau, gern mit Nanako Usugi angebändelt hatte. Die beiden waren ja vollkommene Gegensätze. Und bei der laxen Pflichtauffassung Hazus hatte Kiko durchaus Gelegenheit gehabt.

Sesshoumaru sagte langsam: „Gut. Ich möchte wissen, was mit Kyogis Familie ist.“

„Äh...ja, Lord Sesshoumaru. Das kann ich Euch in Kürze berichten. Der Bote, der die Todesnachricht der Familie brachte, ist vor wenigen Stunden zurückgekehrt.“

„Schick ihn zu mir. – Du kannst mit einem Schwert umgehen?“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Das klang verwundert. Dann fasste sich der neue Aufseher der Kanzlei an die Stirn, wo sich ein dunkler Fleck zeigte: „Deswegen? Ich übe regelmäßig.“ Sakura bemerkte dabei, dass auch seine Hände Kratzer aufwiesen. Minaru musste wirklich hart üben. Sein neues Amt würde ihm dafür kaum mehr Zeit lassen.

„Schick mir den Boten.“

Da das ein klarer Befehl war, verneigte sich Minaru und ging. Sesshoumaru drehte sich wieder um, sah aus dem Fenster. Der Mann war nervös gewesen, aufgeregt. Und er profitierte vom Tode Midoshis. Hatte das etwas zu sagen?
 

Kurz darauf kam der Bote, kniete nieder. Er war ängstlich. Das war der erste Dämon, den er traf. Er hatte sonst nur gehört, dass diese Wesen Menschen fraßen. Der hier schien ja anders zu sein, aber das beruhigte ihn kaum. Immerhin hatte man ihm schon erzählt, dass der Prinz sofort zuschlug, wenn jemand ein bisschen zu unhöflich war.

„Du hast die Todesnachricht zu Kiyogis Familie gebracht.“

„Ja, Herr.“ Er wagte es, rasch zu dem Mädchen zu blicken, das schräg hinter ihm war. Immerhin war er nicht der einzige Mensch hier im Zimmer.

„Sag Lord Sesshoumaru.“

„Ja, Lord Sesshoumaru, wie Ihr wünscht“, erklärte er hastig. Dieser Dämon drehte sich nicht einmal um.

„Wie nahm die Familie das auf?“

„Die Witwe .na ja. Sie brach zusammen. Sie hatte ja eben erst ihren Sohn begraben.“

„Kiyogis Sohn ist tot?“

„Ja, Herr...äh…Lord Sesshoumaru. Er ist wohl ungefähr vor vierzehn Tagen gestorben.“

„Woran?“

„An einer Krankheit. Soweit ich mitbekam, war er schon sehr lange krank gewesen. Sie sagten in dem Dorf, dass dauernd andere Ärzte da gewesen wären.“

„Was tut die Witwe jetzt?“

„Ich weiß nicht. Fürst Yamashida ist gewöhnlich so großzügig und gibt den Hinterbliebenen eine Abschlagsumme. Aber genaues weiß ich nicht darüber.“

„Du kannst gehen.“ Er hörte, wie der Bote erleichtert aufatmete, in gewisser Hast das Zimmer verließ. Menschen und ihre Gefühle. „Sakura.“

„Lord Sesshoumaru?“

„Wenn ein Mensch etwas verschweigt, das ihm keinerlei Nachteil bringen würde….wie nennt man das?“

„Verzeiht. Ich verstehe nicht, Lord Sesshoumaru.“

„Welches Gefühl könnte die Ursache sein?“

Oh. Sakura dachte hastig nach. Er wollte anscheinend, dass sie ihm wieder einmal menschliches Verhalten erklärte. Aber wer hatte etwas verschwiegen, auch wenn es ihm keinen Nachteil gebracht hätte? Allein, das war gleich. Er wollte eine Antwort und sie wusste nur zu gut, was Zögern ihr einbringen würde. So meinte sie: „Ich kann mir nur vorstellen, dass jemand nicht alles sagt, weil er Angst hat, dass er doch einen Nachteil davon haben würde. Angst, ja. Oder Vorsicht.“
 

Angst. Das wäre eine Möglichkeit. Der Dämonenprinz blickte wieder aus dem Fenster. Langsam wurde ihm klar, was hier im Schloss geschehen war. Alles hatte relativ harmlos begonnen, hatte sich dann in eine Lawine verwandelt, die sich selbständig gemacht hatte. „Wo würdest du einen Stein verstecken, Sakura?“

„Unter anderen Steinen.“ Sie wagte es, den Kopf zu heben, ihn anzustarren.

Er drehte sich nicht um. „Und einen Mord?“
 

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Das nächste Kapitel bringt die Auflösung der Yamashida-Morde.
 

Wer so nett ist, mitzuraten, dem shcicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Auflösung

Tja, diesmal war es kompliziert, zumal doch viele so begeistert nach dem falschen Köder geschnappt hatten.

Wer sagt denn, dass eine Mordserie etwas mit einem Serienmörder zu tun hat?

Aber überlassen wir die Auflösung Seiner Lordschaft:
 

8. Aufklärung
 

„Sakura. Ich wünsche den Fürsten Yamashida in der Halle zu sehen, ebenso den Burgvogt und seine Frau, diese Hazu, Hitomi, Minaru und seine Frau. Der Fürst darf mitbringen, wen er für wichtig hält.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Aber sie schluckte, als sie aufstand. Das war nicht unbedingt eine Botschaft, die man an einen Fürsten überbringen sollte. Sie hoffte jedoch, dass Fürst Yamashida wissen würde, von wem das käme und nicht sie bestrafen würde. Wenn doch…nun, das wäre sicher weniger schlimm, als wenn sie dem Dämonenprinzen sagen würde, dass seine Art mit Menschen umzugehen reichlich überheblich war.

Aber sie behielt Recht. Der Fürst wusste, warum sie so fast schüchtern vor ihm kniete und malte sich aus, was der Dämonenprinz mit ihr anstellen würde, würde sie solch einen Befehl nicht wörtlich weitergeben.

„Auch die Frauen? Das verstehe ich nicht. Oh, wegen dem Mord an Namida?“

„Vergebt, Herr. Ich weiß es nicht.“

„Schon gut, Heilerin. Ich kann mir vorstellen, dass dein Leben nicht ganz einfach ist. Ich werde sofort kommen. Und einige Samurai mitbringen, denn ich nehme doch an, dass Lord Sesshoumaru nun weiß, wer der Täter ist.“

„Ich vermute es, Fürst Yamashida.“ Sakura atmete auf. Der Fürst war wirklich nett und es war kein Wunder, dass sein ganzes Haus ihn mochte. Nun, fast. Denn irgendjemand hatte ja hier Leichen hinterlassen.
 

Als die Menschen in die große Halle kamen, stand der Hundeprinz bereits neben dem Platz des Hausherrn. Der Fürst neigte höflich den Kopf, ehe er sich setzte. Irgendwie hatte ihn ein ungutes Gefühl überkommen. Die anderen Menschen ließen sich davor nieder. Sakura allerdings suchte ihren Platz hinter dem Dämon. Sie bemerkte, dass alle aufgeregt waren, aber nicht riskierten, etwas zu sagen. Allerdings wagte es nur der Fürst, sich ein wenig zu drehen, um so den Prinzen direkt ansehen zu können.

„Fürst Yamashida kam zu meinem Herrn und Vater“, begann Sesshoumaru: „Und bat ihn um Hilfe, da sich vier Morde ereignet hatten, die scheinbar ohne Zusammenhang waren. Der mächtige Inu no Taishou beauftragte mich mit den Ermittlungen. Inzwischen sind drei weitere Morde in diesem Schloss geschehen. Ich werde nun der Reihe nach vorgehen, auch die Indizien erwähnen, die mich zu den Tätern führten.“

„Den Tätern?“ keuchte der Schlossherr auf. Er hatte immer noch gehofft, es sei ein einziger, wenn auch wahnsinniger, Mörder.

Sesshoumaru ignorierte ihn. „Die ursprünglichen Fragen lauteten: Wer ermordete Kinosuke Kyogi? Wer ermordete Hiromichi Tanishiro? Wer ermordete Kamui Iwago? Wer ermordete Kazutaka Nakamaru? Und hingen diese vier Morde miteinander zusammen?

Das erste Opfer war Kinosuke Kyogi. Er wurde mit einem Schwert getötet. In seinem Zimmer fand man einen angefangenen Brief an den Fürsten, aus dem man schließen konnte, dass er etwas unterschlagen hatte, zum Wohle seiner eigenen Familie. Der Gedanke, dass er Diamanten genommen hatte, lag nahe, da hatte Midoshi Recht. Sie sind klein und wertvoll. Aber sie wurden bislang nicht gefunden.“ Er ließ seinen Blick über die Menschen wandern, die alle zu Boden sahen:

„Kyogis Sohn starb vor zwei Wochen. So benötigte er das Geld nicht mehr für dessen Arztrechnungen. Da er gegenüber dem Haus Yamashida treu war und wohl nur die Sorge um sein Kind ihn zur Unehrlichkeit getrieben hatte, wollte er dem Fürsten beichten, was er getan hatte, womöglich die Diamanten zurückgeben. Aus irgendeinem Grund brachte er den Brief aber nicht zu Ende, vermutlich, weil er sich fragte, ob das der richtige Weg sei. Ich gehe davon aus, dass er jemanden um Rat bitten wollte, wie er solch einen Brief am besten schreiben könnte, um möglichst heil aus der Sache herauszukommen. Am naheliegensten war es, die rechte Hand des Fürsten zu fragen, den Burgvogt, zumal der die Ermittlungen führen würde. Kyogi bedachte nicht, dass zwar der Fürst gewöhnlich Gericht halten würde, aber die Tätigkeit eines Burgvogtes auch dunklere Seiten hat.“

Dieser wurde blass, zumal alle zu ihm sahen, aber er schwieg.

„Takeshi Matano sah eine gute Gelegenheit, sich die Diamanten zu verschaffen, sie selbst behalten zu können. Noch hatte niemand die Unterschlagung bemerkt. Kyogi war wohl äußerst vorsichtig gewesen. Vermutlich unter dem Vorwand, ihn heimlich treffen zu müssen, um die Diamanten dann selbst dem Fürsten geben zu können, sein Fürsprecher sein zu können, bestellte er Kyogi in den Hof.“

„Aber, Lord Sesshoumaru“, brachte Fürst Yamashida hervor: „Wie kommt Ihr auf die Idee, er, Takeshi...hätte die Diamanten behalten wollen?“

„Er verschwieg zuviel. Er war als Burgvogt berechtigt, gegen Kyogi vorzugehen, wegen dessen Unterschlagung. Hätte er nicht vorgehabt, die Diamanten selbst zu behalten, hätte er einfach offen alles angeben können, die Tatsache, dass Kyogi zu ihm gekommen war, die Tatsache, dass er den Samurai beauftragt hatte.“ Sesshoumaru bemerkte, dass der Burgvogt unwillkürlich an seinen Hals fasste. So fuhr er fort:

„Nachdem Takeshi Matano Kyogi zu seinem Tod bestellt hatte, ging er zu dem Wirt Ao, wo zwei Samurai der Gruppe saßen, die ihm für „besondere“ Aufträge zur Verfügung stehen. Ich weiß nicht, warum er Tanishiro und nicht Nakamura mit dem Mord beauftragte, aber ich bin sicher, dass er mit der Clan-Ehre argumentierte. Als Burgvogt ist er berechtigt, solche Mordaufträge zu erteilen. Tanishiro erhielt einige Goldmünzen. Diese lagen noch in seiner Kammer. Für den ausgebildeten Samurai war es einfach, Kyogi zu überraschen und mit dem Schwert niederzustechen. Dann nahm Tanishiro die Diamanten an sich. Möglicherweise hatte er vor, sie, wie es sein Auftrag war, dem Burgvogt abzuliefern, aber dies war der Punkt, an dem Takeshis Plan fehlschlug. Tanishiro hatte Nakamura, seinem besten Freund, von dem Auftrag erzählt und dieser hatte ihn begleitet. Allerdings hatte Nakamura einen anderen Plan. Usugi erwähnte, dass beide nur durch die Abneigung der anderen befreundet waren, jedoch eher Einzelgänger gewesen wären. Nakamura überredete seinen Freund, die Diamanten in dem Schuppen zu verstecken, hinter dem sie sich befanden, zeigte ihm vielleicht ein gutes Versteck. Als Tanishiro den Arm hob, um den Beutel mit den Diamanten dort zu verbergen, stieß ihm Nakamura ein schmales Messer in die Achsel, die so nicht durch die Rüstung geschützt war. Das Messer liegt sauber abgewischt in seinem Kasten. Tanishiro war sofort tot und Nakamura hatte die Diamanten. Er konnte sich relativ sicher fühlen. Falls der Burgvogt Verdacht gegen ihn schöpfte – es gab nur die Diamanten als Beweis und die versteckte er bestimmt sofort.“

„Nakamura hat…“ Der Fürst schüttelte den Kopf: „Aber Samurai haben Ehre.“

„Es war unter Euren Männern bekannt, dass Tanishiro und Nakamura dies nicht hatten. Dennoch hatte Nakamura Pech. Ausgerechnet an diesem Abend arbeitete Kamui Iwago nicht länger, sondern war in seinem Privatzimmer. Von dort aus kann man den gesamten Hof mit den Schuppen überblicken. Vermutlich dachte sich Iwago zunächst nichts dabei, als er Nakamura über den Hof gehen sah, aber als man dann am nächsten Morgen die Leiche Tanishiros fand, muss er etwas geahnt haben. Er war Rechtsgelehrter und mehr an der Theorie als an der Praxis interessiert. Usugi erwähnte, dass er ein Wissenschaftler gewesen sei. So ging er zu Nakamura, um ihn zur Rede zu stellen, ihm vielleicht zu sagen, dass er sich beim Burgvogt melden solle. Allerdings war er immerhin vorsichtig genug gewesen, sich das einzige Messer, das er besaß, in den Ärmel zu schieben. Jeder Beamte hier hat ein solches, zum Öffnen von Siegeln. Nakamura hatte allerdings nicht die Absicht, einen Zeugen leben zu lassen. Er hatte bereits einmal für die Diamanten gemordet. Er griff Iwago an, zunächst ohne Waffe. Als ausgebildeter Samurai meinte er wohl, mit einem älteren, korpulenten Mann, noch dazu einem Beamten, fertig zu werden. Es gelang Iwago jedoch, ihm das Messer in die Schulter zu stoßen. Dann allerdings hatte Nakamura sein Schwert gezogen und rammte es aus nächster Nähe mit aller Kraft in den Bauch des Rechtsgelehrten. Anschließend jedoch geriet er in Panik. Er war verletzt worden, das Messer gehörte Iwago. So lief er zurück in seine Kammer, verband sich hastig selbst. Zur Heilerin konnte er nicht gehen, sie hätte sich über eine solche Verletzung, mit dieser doch sehr ungewöhnlichen Klinge, sicher gewundert. Dann wollte er das Messer loswerden. Da er als durchaus gebildeter Mann - in seinem Kasten lag Schreibzeug - wusste, dass jeder Beamte solch einen Gegenstand besaß, man es womöglich vermissen würde, reinigte er es und legte es in Iwagos Zimmer. Unbewusst versuchte er das Messer zu verstecken, so dass er es teilweise unter die Matte schob. Aber so würde niemand auf die Idee kommen, nach einem weiteren Verletzten zu suchen, wenn kein Messer fehlte. Er konnte sich wieder sicher fühlen.“

„Also gab es zwei Tote durch Nakamura.“ Fürst Yamashida atmete tief durch: „Und der Tod von Kyogi war durch die Clan-Ehre verursacht. Man kann Takeshi dafür nicht bestrafen. Aber was war nun mit Nakamura? Der starb doch auch?“

„Ja. Und das weitere Vorgehen des Burgvogtes ist nur zu deutlich ein Zeichen, dass er nie vorhatte, Euch die Diamanten zu geben. Er hätte schon längst zu Euch gehen sollen. Wie Ihr selbst sagt, könnte er für die befohlene Ermordung Kinosuke Kyogis nicht bestraft werden. Und die anderen beiden Morde gingen auf Nakamuras Konto. Aber er hoffte wohl immer noch, die Diamanten zu finden, für sich zu behalten.

Es gab nun schon drei Morde. Einen hätte er vertuschen können, aber Ihr, Fürst Yamashida, wurdet immer unruhiger. So sah der Burgvogt nur eine Möglichkeit. Er musste Nakamura beseitigen. Nur dann konnte er sicher sein, dass Ruhe einkehrte, er selbst die Beute suchen könnte. Und der Verdacht, dass Nakamura Tanishiro getötet und die Diamanten unterschlagen hatte, lag nahe. Usugi erwähnte, dass auch der Burgvogt wusste, dass diese beiden keine sehr ehrenhaften Samurai waren. So ging Takeshi zu Nanako Usugi. Usugi hielt sehr viel von der Ehre des Clans, sein Vater hatte schon für die Yamashidas gearbeitet, sich Verdienste erworben. Und Usugi verachtete Tanishiro und Nakamura. Als er nun gebeten wurde, um der Ehre des Clans willen Nakamura zu töten, willigte er sofort ein. Überdies war er der Günstling Takeshi Matanos und dieser konnte sicher sein, dass Usugi gegen jedermann den Mund halten würde. Nakamura hatte unterdessen zwei Tage Urlaub erbeten, seine Schulterverletzung schmerzte ihn wohl immer mehr, da er sie nicht anständig versorgen konnte. Nicht zuletzt darum hatte er seine Rüstung abgelegt. Usugi nahm das Schwert, das sein Vater als Ehrengeschenk des Clans erhalten hatte, und tötete damit Nakamura. Er verstand nicht viel von Schwertern und die Waffe war wohl noch nie benutzt, gar geschliffen, worden, daher war Nakamura noch nicht tot, als er ihn in den Burggraben stieß. Ob er die Diamanten dann fand, oder ob sie noch immer fehlen, kann uns Takeshi sicher sagen.“

„Lord…“ brachte der heraus, da er den fassungslosen Blick seines Fürsten bemerkte. Er war schweißgebadet.

„Später.“ Der Hundedämon hob etwas die Hand: „Auch die befohlene Ermordung Nakamuras wäre durch seinen Auftrag als Burgvogt gedeckt gewesen. Er hätte zu diesem Zeitpunkt noch alles sagen können. Fürst Yamashida entschied sich nun, nach dem vierten Mord, meinen Herrn und Vater um Hilfe zu bitten, obwohl ihm Takeshi versichert hatte, es würde keinen weiteren Mord geben. Ähnlich äußerte sich auch Usugi gegenüber Sakura. Woher wollten sie das denn wissen? Alle anderen nahmen an, dass es sich um einen Serienmörder handelte.“

„Aber Usugi wurde dann doch auch getötet, Lord Sesshoumaru.“ Fürst Yamashida versuchte, sein seelisches Gleichgewicht zu wahren.

„Ja. Aber das hatte mit Hazu und ihrer mangelnden Pflichtauffassung zu tun. Gegen genügend Bezahlung ließ sie Männer in den Frauentrakt, wann immer diese wollten.“

„Was?“

„Usugi war des Öfteren dort. Nicht wahr, Kiko Minaru? Und als ihr Mann, Akimaru Minaru an diesem Tag Usugi wieder einmal durch den abgelegenen Gang in den Frauentrakt gehen sah, fasste ihn die Eifersucht. Er schlug auf ihn ein und erwürgte ihn schließlich. Seht Euch seine Hände an. Die Kratzer dort sind aus der vergeblichen Abwehr Usugis entstanden. Und anscheinend gelang es Usugi einmal zurückzuschlagen, wie die Prellung an der Stirn nahe legt. Aber Minaru geht im Unterschied zu Usugi regelmäßig mit Waffen um und war der körperlich Überlegene.“ Sesshoumaru sah, wie der Mann den Kopf senkte, konnte dessen aufsteigende Todesangst wittern. Aber Minaru versuchte nicht zu fliehen. Hinter ihm standen Samurai: „Takeshi Matano wusste nichts davon. Er wusste nur, dass sein engster Vertrauter, der einzige Mitwisser bei seiner Aktion gegen Nakamura nun tot war. Er vermutete, jemand wolle ihn unter Druck setzen, erpressen. Als Midoshi dann beim Essen Andeutungen fallen ließ, Kyogi habe im Auftrag des Burgvogtes Unterschlagungen begangen, nahm er an, dieser wolle ihn zum Rücktritt zwingen, habe Beweise in der Hand, möglicherweise die Diamanten gefunden. Warst du sehr entsetzt, Takeshi, als Midoshi am anderen Morgen tot war und seine Frau gleich dazu? Wusstest du nun nicht mehr, wer der Gegner sei?

Es gab auch keinen mehr. Aber die vorangegangenen fünf Morde hatten jemand, der schon lange eine Tötung plante, auf die Idee gebracht, den eigenen Mord durch diese Serie zu verstecken. Niemand würde sich über ein sechstes Opfer wundern. Midoshi wurde im Schlaf erstochen, mit einer Haarnadel. Es gab nur einen Menschen, der neben ihm schlafen würde und eine solche Nadel zur Verfügung hatte. Namida.“

„Aber diese starb doch selbst…“ brachte Hitomi hervor: „Vergebt, Lord Sesshoumaru, aber das war gewiss kein Selbstmord.“

„Dessen bin ich mir bewusst. Midoshi hatte seine Frau des Öfteren geschlagen, hatte sich eine Geliebte gesucht. Namida wusste davon und wollte sich rächen. Sie nahm bestimmt an, dass auch der Tod ihres Mannes auf das Konto des unbekannten Serienmörders geschoben werden würde. Aber sie berichtete ihre Tat natürlich sofort ihrer besten Freundin, Aiko Matano.“

Der Burgvogt blickte unwillkürlich zu seiner Frau, die den Dämonenprinzen mit weißem Gesicht anstarrte.

„Sie wusste nicht, dass sie damit ihr eigenes Todesurteil unterschrieben hatte. Takeshi Matano hatte vor einiger Zeit sich eine Nebenfrau genommen, und Aiko damit schwer verletzt. Erst seit einigen Wochen war sie wieder besserer Laune, erzählte Hazu. Und berichtete gleichzeitig, dass Midoshi sie des Öfteren besuchte, mit ihr...spielte. Ich gehe davon aus, dass Namida nicht annahm, ihre beste Freundin hätte sich mit ihrem Ehemann eingelassen. Aber genau so war es, nicht wahr, Aiko? Und als sie dir erzählte, dass sie ihn getötet hätte…“ Er brach ab, betrachtete die Frau.

„Ich wusste zuerst gar nicht, was ich denken sollte, “ sagte Aiko leise. „Da stand sie und hatte noch die Nadel in der Hand, mit der sie den Armen erstochen hatte. So habe ich das gemacht, lachte sie und setzte sich die Nadel unter die Brust. Es ging so einfach, Aiko, sagte sie. Und da habe ich einfach auf ihre Hand geschlagen.“

„Aiko!“ Der Burgvogt klang entsetzt: „Du hast eine Frau getötet…und du hast mich betrogen?!“

„Du mich doch auch!“ gab Aiko bitter zurück: „Aber das zählt natürlich nicht. Du bist ja der Mann.“

„Sieben Morde“, sagte Fürst Yamashida bemüht sachlich: „Zwei befohlen von Takeshi Matano, die so ungesühnt bleiben, zumal die Ausführenden auch schon tot sind. Einer begangen aus Eifersucht durch Akimaru Minaru, einer begangen von Aiko Matano aus Wut und Rache.“ Er schüttelte den Kopf, sah zu den Samurai im Hintergrund: „Nehmt den Aufseher der Kanzlei und die Frau des Burgvogtes mit, legt sie in Ketten.“ Während seine Männer gehorchten, sah der Fürst zu seinem Burgvogt: „Für die Morde bist du nicht zu bestrafen, Takeshi. Aber ich vermute, dass Lord Sesshoumaru Recht hat, du die Diamanten wolltest. Es gibt keinen Grund, warum du mir das sonst verschwiegen hättest. Und ich kann niemanden als Burgvogt dulden, der auch nur die Absicht hatte, mich zu betrügen. Pack deine Sachen. Das gilt auch für dich, Hazu.“ Er seufzte ein wenig: „Ich werde neue Beamte brauchen. - Ich danke Euch, Lord Sesshoumaru, dass Ihr die Fäden entwirren konntet. Bedauerlich, dass es so viele Tote gab.“

„In der Tat.“ Der Hundeprinz dachte an die Reaktion seines Vaters auf diesen Bericht. „Ich werde Euch nun verlassen, Fürst Yamashida.“

„Natürlich. Danke an Euch und Euren ehrenwerten Herrn Vater, den mächtigen Inu no Taishou.“ Trotz allem war der Fürst froh, wenn er keinen Dämon mehr im Schloss hatte. Aber das hätte er nie gewagt, zu sagen.
 

Sesshoumaru wanderte gemächlich durch den Wald. Irgendwie war er mit sich unzufrieden. Er hätte die drei Morde verhindern müssen, schon eher verstehen müssen, was im Schloss vor sich gegangen war. Aber menschliche Gefühle waren für einen Dämon eben immer ein Rätsel. Hoffentlich würde sein Vater das auch so sehen. Ihm war nicht sonderlich wohl bei dem Gedanken an seinen Bericht.

Sakura ging höflich hinter ihm. Sie wurde langsam müde, hätte gern eine Pause gemacht, etwas getrunken, gegessen, aber natürlich wäre es taktlos gewesen, sich zu beschweren. Und unklug. Ihr Rücken schmerzte noch immer von dem Aufprall an der Wand und sie wollte nicht ausprobieren, ob sie diesmal an einem Baum landen würde.

„Was ist, Sakura?“

Er wusste es immer. „Ich…vergebt, Lord Sesshoumaru. Ich würde gern etwas trinken.“

„Weiter vorn kommt ein Teich.“ Er wandte weder den Kopf, noch blieb er stehen.

Sie atmete erleichtert auf. „Danke“, sagte sie höflich. Es war freundlich, dass er bemerkt hatte, dass sie müde wurde, jetzt Rücksicht darauf nehmen wollte, dass sie nur ein Mensch war. Bald stellte sie fest, dass er Recht behalten hatte.

Auf einer Lichtung im Wald befand sich eine Quelle. Dampf verriet, wie warm sie war. So blieb Sakura ein Stück abseits, trank aus dem Bach, der aus der Quelle floss. Ein heißes Bad wäre sicher sehr angenehm für ihren schmerzenden Rücken. Aber sie richtete sich ein wenig mühsam wieder auf, sah sich um.

Der Hundeprinz stand mitten auf der Lichtung, betrachtete sie: „Willst du baden?“

Woher wusste er das denn nun schon wieder? Aber sie antwortete: „Es….es wäre hilfreich.“

„Dann bade.“

Sie wurde rot. Was sollte sie nun sagen? Bitte, geht weg? Im Wald allein, ohne ihn, war sie sicher für manchen Dämon oder auch manches Tier eine nette Mahlzeit. Und wenn sie ihn bat, sich umzudrehen? Auch das war unhöflich. Und sie mochte sich nicht vorstellen, wie er darauf reagieren würde. Reg dich ab, befahl sie sich. Er hat doch schon gesagt, dass er an dir uninteressiert ist. Das ist sicher genauso, wie du einen Hund anguckst. So meinte sie: „Danke, Lord Sesshoumaru!“ und trat zu dem Teichufer. Trotz aller guten Vorsätze war sie verlegen genug, ihm nur den Rücken zuzudrehen, als sie ihren Gürtel löste, den Stoff abstreifte. Er ist ein Hund, beschwor sie sich, kein Mann meiner Art. Er ist nicht an mir interessiert. Dennoch glitt sie mit gewisser Eile in das warme Wasser.

Sesshoumaru hatte ihren Rücken betrachtet. Nur zu deutlich zeigten sich dort blau-schwarz die Stellen, mit denen sie auf die Holzbalken der Wand geprallt war. Nun, er hatte sie dagegen geworfen. Er hatte dabei durchaus bedacht, dass sie ein schwächlicher Mensch war, und war jetzt überrascht, dass das dennoch solche Folgen gehabt hatte. Sie musste noch immer Schmerzen haben. Darum war sie so rasch ermüdet, hatte jetzt Sehnsucht nach einem heißen Bad gehabt, ohne freilich die Unhöflichkeit zu besitzen, ihn darauf hinzuweisen. Nein, nahm er sich vor. Er würde nie wieder ein Menschenmädchen schlagen oder gegen eine Wand werfen. Die Folgen waren für diese Geschöpfe viel ärger, als er das geplant hatte. Ein Dämon hätte bereits Minuten später nichts mehr gespürt.

Sakura wagte einen vorsichtigen Blick seitwärts. Zu ihrer gewissen Beruhigung wandte ihr der Dämonenprinz nun den Rücken zu, betrachtete den Wald. Also stimmte es. Er sah in ihr kein ebenbürtiges, oder auch nur interessantes Lebewesen. Im gleichen Moment wunderte sie sich, dass sie das etwas verdross.

„Sakura.“

Der Befehl ließ sie hastig aus dem Wasser steigen, sich anziehen. Dann trat sie näher.

Er hatte es gehört: „Wir gehen.“
 

Im Schloss erstattete der Hundeprinz unverzüglich dem Inu no Taishou Bericht. Als er geendet hatte, sah er abwartend zu Boden. Die drei zusätzlichen Morde waren zwar nicht seine Schuld gewesen, aber er hoffte, dass er seinen Vater nicht blamiert hatte.

Dieser konnte es sich denken: „Du hast die Ermittlungen gut geführt, mein Sohn. Usugis Tod, auch der Tod des Ehepaars Midoshi wäre auf jeden Fall erfolgt, gleich, ob du im Yamashida-Schloss warst oder nicht. Eifersucht ist eines der stärksten menschlichen Gefühle.“

„Danke“, sagte Sesshoumaru unwillkürlich. Immerhin war sein Vater nicht der Meinung, das Gesicht verloren zu haben.

„Du solltest in den nächsten Tagen ein wenig entspannen. In der folgenden Woche wirst du die Verwaltung übernehmen. Ich bin zu einer Hochzeit eingeladen. Unter Menschen. Das dürfte dich weniger interessieren.“

„In der Tat.“

„Du darfst dich zurückziehen.“

„Danke, Herr Vater.“ Der Dämonenprinz verneigte sich etwas, ehe er aufstand und das Zimmer verließ.
 

**********************************************************
 

Da hat jemand mal wieder etwas über Menschen gelernt.
 

Der nächste Krimi trägt denn auch den Arbeitstitel: Mord auf der Hochzeit...
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn das erste Kapitel des neuen Krimis on ist. Das wird aber noch dauern, da ich erst zwei Kapitel habe.
 

bye
 

hotep



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Von:  Kerstin-san
2020-03-22T21:27:53+00:00 22.03.2020 22:27
Hallo,
 
na immerhin: Mehrere Täter, soweit war ich ja auch schon und die Sache nach dem Grund der Unterschlagung stimmte auch, aber alles andere. Puh, ein ganz schönes Chaos. Da wäre ich nie drauf gekommen. Und diese typische Doppelmoral wieder. Da hat der Mann eine Nebenfrau, aber wehe seine Frau wagt es ihm fremdzugehen. Tss...
 
Und eine Prise Mitgefühl von seiner Lordschaft? Hört, hört. Er hat sich seit dem ersten Krimi schon sehr weiterentwickelt.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-03-22T21:18:35+00:00 22.03.2020 22:18
Hallo,
 
Hazu sollte echt nicht so empört sein. Ist doch wahr, was Skaura sagt. Wenn sie ein bisschen Ordnung im Frauentrakt gehalten hätte, gäbe es aktuell einige Probleme weniger.
 
Okay, das einzige sinnvolle, was ich aktuell beitragen kann: Vermutlich hatte die Unterschlagung mit der Krankheit des Sohnes von Kyogi zu tun. Ich nehme an die Arztbehandlung war recht teuer und jetzt da der Sohn tot war, hat Kyogi die Unterschlagung bereut und war vom schlechten Gewissen gequält. Aber bei allem anderen muss ich passen.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-03-22T21:12:17+00:00 22.03.2020 22:12
Hallo,
 
du veräppelst mich hier doch, oder? Noch zwei Leichen? Oh Gott, als wäre das nicht alles schon verworren genug. Ich bin aj froh, dass seien Lordschaft auch noch keine zündeden Idee hatte.
 
Und diese schlechte Stimmung von ihm, kann ich voll nachvollziehen. Dass einfach direkt vor seiner Nase fröhlich weitergemordet wird und er im dunklen tappt, ist ja auch ziemlich frustrierend. Da hat jemand ganz schön starke Nerven würde ich mal sagen.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-03-22T21:05:47+00:00 22.03.2020 22:05
Hallo,
 
na wenn da nicht mal eine super Stimmung beim essen herrascht. Schon ungewöhnlich, dasd da ein Streit vor einem so hohen Gast ausbricht. Da würde ich doch etwas mehr Zurückhaltung erwarten, aber Midoshi und der Vogt sind sich wohl alles andere als freundlich gesonnen.
 
Tja, die Messer. Was die mir wohl sagen wollen? Irgendwie ist mein Gehirn gerade nicht fähig irgendwas gescheites aus den Indizien machen zu können.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-03-22T20:58:23+00:00 22.03.2020 21:58
Hallo,
 
bei Nanako würde ich jetzt ja eher darauf tippen, dass er zur falschen Zeit am falschen Ort war. Wenn dieser Gang so einsam ist und er ja auf der Suche nach jemandem für ein Schäferstündchen war, hat er vielleicht den Mörder (oder einen der Mörder) irgendwie überrascht bzw. etwas gesehen, dass er nicht sehen sollte. Nur was wäre dann die Frage?
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-03-22T20:52:00+00:00 22.03.2020 21:52
Hallo,
 
irgendwie haben mir die Gespräche kein bisschen weitergeholfen, um ehrlich zu sein. *tappt völlig im dunkeln herum* Da kann ich nur hoffen, dass das nächste Kapitel mich weiter bringt.
 
Man und ich dachte Nanako wäre ein netter Kerl und dann sowas. Sind eigentlich alle Männer zu der Zeit gleich? Und seine Lordschaft auch noch als "Wau Wau" zu bezeichnen, was ein Idiot!
 
Oh nein, bitte nicht schon wieder diese Sache mit der Läufigkeit xD
 
Und der fünfte folgt zugleich. Als hätte ich nicht eh schon zu wenig Durchblick, stapeln sich die Leichen in diesem Schloss einfach munter weiter. Herrje...
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-03-22T20:44:27+00:00 22.03.2020 21:44
Hallo,
 
okay, dann hätten wir also schon mal mindestens zwei verschiedene Täter. Die ersten drei scheinen auf das Konto eines erfahrenen Menschen zu gehen, während der vierte Mord wohl von jemandem verübt wurde, der vorher noch nie/selten eine Waffe in der Hand hatte.
 
Und etwas unterschlagen wurde auch. Ob das vlt. jemand gestohlen hat, wenn man bei dem Opfer im Zimmer nichts gefunden hat?
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-03-22T20:35:54+00:00 22.03.2020 21:35
Hallo,
 
das ist ja mal eine ganz schön undurchsichtige Situation. Schon vier Tote und ob die alle gezielt ermordert oder vielleicht Opfer einer Verwechslung waren, muss man erst noch ermitteln. Aber so unterschiedlich, wie die von ihrer körperlichen Statur her beschrieben wurde, würde ich eine Verwechslung vorerst lieber ausschließen wollen.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Flecki49
2012-08-09T08:52:10+00:00 09.08.2012 10:52
Also, von der Methode her gefällt mir dieser Krimi wirklich am besten.
Sieben Morde ohne richtigen Zusammenhang, und ich gebe zu, ich wäre nicht im Traum drauf gekommen, ich hatte auch den Burgvogt verdächtigt und mich gefragt, wie Usugi zu Tode gekommen ist.
Aber mal ganz ehrlich, Sesshomaru- man fragt doch keine Frau, ob sie läufig ist! Also echt mal! Deine Mutter hätte dir das Fell über die spitzen Öhrchen gezogen...
So süß von ihm, das er Sakura baden lässt.. und sie, ich höre ihre Gedanken: "Das ist ein Hund, das ist ein Hund, nur ein Hündchen..." Gott, wenn er wirklich gedanken lesen könnte... da hätten ihr wohl alle blauen Flecken der Welt nix mehr genutzt xD
Ach ja, das arme Mädchen hats schon nicht so leicht... Natürlich töten menschen aus Eifersucht, wie Sakura schon sagte, macht er doch auch. Theriotisch xD
*Kekse hinstell*
Dann werd ich mal flugs den nächsten Lesen gehen^^
LG, Flecki^^
Von:  Tigerin
2008-08-22T23:29:59+00:00 23.08.2008 01:29
Ach ja... da wäre ich nie draufgekommen. Aber es ist am Ende alles sehr logisch aufgeklärt worden.
Der Fürst kann einem Leid tun. Naja.. immerhin sind jetzt die Morde zu Ende. Es ist gut, dass der Burgvogt und Hazu gefeuert wurden. Das hatte sie Beide verdient.
Auch gut finde ich ist, dass Sess keine Menschenmädchen mehr schlagen will^^ Immerhin hat er eingesehen, dass es nicht sonderlich gut ist.
Es ist schade, dass Sess und Saku bei dir nie zusammen kommen werden..^^" Aber gut... Sess Einstellung zu Menschen ist ja nicht die Beste. Da wäre das schon seltsam.
So, das war es dann auch hier.^^

Bye Tigerin


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