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Blutspuren im Schnee

Anfang und Ende eines Neuanfangs
von

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Erster Teil

Blutspuren im Schnee
 

Die Schwärze der Nacht legte sich langsam über das Land, welches ausschließlich mit Wald bedeckt war. Es war eine eiskalte und schneeverwehte Nacht, deren eisige Winde das Blut in den Adern gefrieren liessen. Jede, der sich hoffnungslos in dieser kalten Finsternis verlaufen hätte, wäre der grausamen Naturgewalt ausgeliefert.

Und doch befand sich auf einer vom Vollmond beschienen Lichtung jemand, deren Kleidung etwas armselig wirkte für diese Wetterverhältnisse. Aus nächster Nähe konnte man eine junge Frau erkennen, die vor einer großen, aber recht schönen Holzhütte stand. Die Spuren des Alters zeichneten sich deutlich am Holz ab, das an einigen Stellen sehr verwittert aussah, doch die stabile Bauweise bewehrte sich noch immer gegen die harte Umwelt. Die junge Frau stand reglos davor, betrachtete sich das Bauwerk sehr lange. In ihrer Rechten trug sie eine Fackel in der Hand, die in der Dunkelheit hell schien.

Sie trug einen langen Umhang, deren Kapuze tief in ihr Gesicht gezogen war und nahezu ihren gesamten Körper bedeckte. Unter diesem trug die junge Frau ein recht hübsches Oberteil, dafür aber ohne Träger. Die Farbe dieses Kleidungsstückes war blutrot, der Kragen war dafür schwarz. Ebenso in schwarzer Farbe getaucht, trug sie Hose und Schuhe. Das Gesicht konnte man wegen der Kapuze nicht genau erkennen, fest stand aber, dass sie sehr blass war.

Gerade da ging sie auf die Hütte zu. Einen Augenblick lang stand sie wieder reglos da, doch dann warf sie die Fackel auf die Terrasse des Hauses und so breitete sich das Feuer langsam über das gesamte Anwesen aus. Als die Flammen bald den Himmel leckten, drehte sich die Frau um und schritt ohne ein Wort – ohne gar ihre Miene zu verziehen – zu ihrem Friesenhengst, der die ganze Zeit ruhig dastand und sie mit seinen dunklen, braunen Augen musterte. Kurz reckte das Tier seinen Kopf Richtung brennender Hütte, als die junge Frau sich auf den Rücken des Pferdes schwang. Mit unbekümmertem Blick sah sie ein letztes Mal auf die Flammen, die das Holz zerfraßen. Leicht schüttelte sie ihren Kopf und rieb sich lange genug ihre Augen. Als sie die Hand von ihren Augen nahm, konnte man eine dunkle Flüssigkeit auf ihren Fingern erkennen. Da musste sie leicht lächeln.

„Komm, Manzuma. Lassen wir das Vergangene für immer vergessen. Nichts davon wird in unseren Erinnerungen erhalten bleiben.“, sagte sie leise und zog etwas an der Zügel, damit sich der Hengst in Bewegung setzte.
 

Der Schneesturm wurde zunehmend stärker und das Pferd kam nur schlecht voran. Seine Reiterin konnte nichts außer dem Schnee erkennen, der vor ihren Augen tanzte. Wieder sah sie zu ihrer Hand, mit der sie vorhin ihre Augen rieb und konnte die dunkle Flüssigkeit erkennen. Leicht runzelte sie ihre Stirn, ehe sie ihre Finger ihn den Mund steckte und die seltsame Flüssigkeit daran absaugte.

Ihre Augen, die einen ruhigen Braunton hatten, sahen müde und erschöpft aus. Aber sie zeigten auch, dass sie über einige Dinge nachdachte. Eigentlich wollte sie nicht mehr nachdenken, wollte sie alles hinter sich lassen und weit, weit weg gehen. War das etwa alles, was sie konnte? Weglaufen? Ehrlich gesagt war es ihr egal. Es war ihr egal, was andere über sie denken würden, sie hatte schon ihre Gründe dafür, warum sie so handelte. Sie wollte einfach nur noch weg. Weg von all dem, was sie so verachtete. Ob sie somit je einen Neuanfang machen kann, wusste sie noch nicht. Da stellte sie sich auch doch gleich die Frage, ob es überhaupt einen Neuanfang geben wird.
 

Sie ritt in ein dunkles Waldgebiet hinein. Überhaupt schien der gesamte Wald totenstill zu sein, nicht mal die gewohnten Tiergeräusche konnte man vernehmen. Es war so, als ob seit jenem Tag alles gestorben wäre. So kam es auch der Frau vor.

Kurzzeitig hatte der Schneegestöber nachgelassen. Der Pfad, den sie entlang ritt, war durch den Mondschein dadurch gut zu erkennen. Hier und da standen einige Bäume, doch auch sie schienen tot zu sein.

Mit gesenktem Kopf und wieder in Gedanken verloren saß die Frau da. Das Fell des Pferdes wurde aufgrund des fallenden Schnees nass und das Tier zitterte an den Flanken. Der Friese reckte leicht seine Ohren und wandte seinen Kopf leicht in die Richtung seiner Herrin. Jedoch waren es keine beruhigten Augen, die sie da ansahen. Es waren die Augen eines Pferdes, das Panik verspürte.

Leicht runzelte die Frau ihre Stirn und blickte sich langsam um. Es war immer noch totenstill, nur das leichte, verunsicherte Schnauben des Hengstes konnte man vernehmen. Was um alles in der Welt brachte das Pferd dazu, gerade jetzt panisch zu sein? Sie selbst konnte nichts wahrnehmen… und das obwohl sie immer wusste, wenn sich jemand in der Nähe befand. Langsam verengten sich ihre braunen Augen. Täuschte sie sich etwa? Waren ihre Sinne einfach nicht mehr das, was sie mal waren? Alles was sie im Moment sah, war Schnee, der vor ihren Augen tanzte. Schnee, Schnee und nochmals Schnee. Aber kein einziges Lebenszeichen.

Unweit von ihr konnte sie nur schemenhaft einen kahlen Baum erkennen. Fast schon wie ein Schatten stand der Baum da… dunkel, einsam und kalt. Ohne Leben in sich.

Dafür aber hatte er neben sich einen seltsamen Schatten, dessen Blick sich auf sie gehaftet hatte.

Gerade da erschrak diese und zog die Zügel an, sodass das Pferd nervös mit seinen Hufen scharrte, soweit es bei dem kniehohen Schnee möglich war. Weglaufen konnte sie nicht, das Pferd würde wohl vor lauter Schreck sich die Beine brechen. Also versuchte sie, sich selbst und das Tier wenigstens etwas zur Ruhe zu bringen. Danach fasste sie sich ein Herz und sah wieder zu der seltsamen Gestalt, die immer noch reglos am Baum stand. Es dauerte etwas, bis sie einige Details erkannte.

Dann konnte sie es hören: Das Knirschen des nassen Schnees.

Sie sah auf die Gestalt. Diese kam mit leichten Schritten immer näher und näher und mit jedem Schritt knirschte der Schnee immer lauter.

Vor lauter Angst rief die Frau, ohne erst nachzudenken: „Halt! Was wollt Ihr von mir?“

Der Schatten blieb bei ihren Worten stehen. Erst jetzt konnte die Frau erkennen, dass es eine Gestalt war, die in einem sehr langen, schwarzen Umhang eingehüllt war. Dieser hatte – wie sie – eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Das einzige was man erkennen konnte war, dass es sich wohl um einen Mann handelte und dieser sehr blasse Hautfarbe hatte; fast schon weiß. Der schmale Mund konnte man noch erkennen. Der Rest seines Körpers war unter dem Umhang versteckt.

„Was ich von dir will…?“ Der Mann verzog keine Miene, doch die Frau war sich sicher: Er hatte sie genau im Blick. Er würde jede Bewegung von ihr sofort wahrnehmen. Und irgendwie… klang seine Stimme nach etwas verrücktem, wie sie fand. Etwas hell, aber doch unheimlich und verrückt zugleich.

„Ja, ich denke mir nämlich, dass es etwas zu kalt ist, um nur hier an einem Baum zu stehen. Sagt, was wollt Ihr von mir?“, wiederholte sie ihre Frage, diesmal bestimmter.

Doch auch dieser verging, als der Mann begann, breit zu lächeln.

Man konnte einen Fangzahn erkennen, aber nicht, wie man es von Vampiren gewohnt war: Denn dieser war um das zweifache größer. „Was ich von dir will…?“, sagte der Mann wieder und kicherte. Das Kichern klang kalt und hallte etwas in der Stille der dunklen Nacht, was der Frau einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.

„Nun… werte Innocentia, ich denke ich bin hier… um dir etwas mitzuteilen.“ Wieder wurde leicht krankhaft gekichert; dieses Mal hielt der Kerl seine Hand vor den Mund, als er das tat.

Wieder leicht überrascht, blickte sie den Mann an, doch nach kurzer Zeit auch wieder mit gerunzelter Stirn. „Wieso kennt Ihr meinen Namen?“

„Ach… Das ist doch offensichtlich. Ich weiß so vieles über dich…“ Jetzt konnte sich der Kerl kein Grinsen mehr verkneifen. „Ich weiß sogar, wovor du wegläufst. Vor deiner ach so tragischen Vergangenheit. Ja, es ist schlimm, wenn man tatenlos mit ansieht, wenn der…“

„Seid ruhig!!“, befahl Innocentia im scharfen Ton und sie musste aufpassen, dass ihr nicht die Tränen hochkamen.

„Oooh, hab ich dich etwa verletzt? Sozusagen auf die Füße getreten? Hab ich das?“ Bei seinen Worten konnte man allerdings kein Mitleid hören, nur Spott.

Innocentias Gesicht wurde von mal zu mal grimmiger vor Wut. „Ich bin der Meinung, dass Euch dies nichts angeht. Kommt mir nicht mehr unter die Augen.“ Mit diesen Worten wandte sie sich wieder an ihren Friesenhengst und beschwor in ihren Gedanken, dass er sich einmal noch überwandt und lostrabte. Und sie hatte Glück: Das Tier setzte sich trotz des tiefen Schnees in Bewegung.

Doch trotz der Warnung, die Innocentia ihm gab, fing der verrückte Kerl an, schrill zu lachen. „Oh ja… da bin ich gespannt. Glaube mir… du wirst mich noch öfters sehen. Und das früher, als dir lieb ist.“

Entsetzt sah Innocentia auf und blickte hinter sich, um noch einmal den Mann anzusehen. Doch er war verschwunden. Nicht mals Schneespuren waren im Schnee zu sehen. Es war… ja, es war wirklich so, als ob der seltsame Kerl nie da gewesen wäre.
 

Jetzt trieb sie ihr Pferd erst richtig an. Das Schneegestöber wurde mit einem Mal wieder heftiger. Schnaufend und gequält ritt das Tier durch den Schnee und sackte meist immer wieder ein. Wegen dem schnellen Tempo peitschte der Schnee in das Gesicht von Innocentia, die nur eines wollte: Weg von hier. Und das so schnell wie möglich.

Aber warum? Warum war sie auf einmal so feige und rannte weg? Gut, der Kerl schien nicht ganz koscher zu sein, aber Angst vor so einem seltsamen Mann?

Unsicherheit und Verzweiflung fraßen sich immer mehr in ihre Seele hinein und jetzt, wo ihr so ein komischer Kauz über den Weg lief, sank ihr Selbstvertrauen gleich auf null.

„Wie konnte es nur so weit kommen?“, fragte sie sich selbst mit zugekniffenen Augen und biss sich auf die kalten Lippen.

Während sie in Gedanken vertieft war, merkte sie nicht, dass sie längst aus dem Waldgebiet geritten war und sich nun unter freiem Himmel befand. Der Hengst keuchte immer mehr, mittlerweile hatte der Schnee bald die Höhe bis zu seinen Oberschenkel erreicht. Und es schien so, als ob es noch lange nicht aufhören würde zu schneien.

Obwohl sie aus dem dunklen Wald kamen, war es auf dem freien Feld stockdunkel. Wolken hatten sich vor den Mond geschoben und ließen nur noch mehr von der weißen Schönheit zur Erde gleiten.

Doch all das bekam Innocentia gar nicht mehr mit. Sie ließ ihr Pferd dahin reiten, wo es wollte, oder eher gesagt, dorthin wo es wenigstens etwas durch das Gestöber sah. Überall nur weiß, weiß soweit das Auge reichte. Doch plötzlich wurde das weiß durch etwas Schwarzes durchbrochen und Innocentia merkte nur noch, wie das Pferd einen Hang hinunterstürzte.

Das Tier kreischte auf und fiel unglücklich auf, warf dabei die junge Frau von seinem Rücken und rollte den steilen Hang hinab. Innocentia erging es nicht anders: Sie hatte sich wohl bei dem Sturz das Bein verdreht und rollte wie ein schwerer Stein immer und immer tiefer in das Tal, dass sich weiter unten befand.

Schlimmer war, dass sie sich vor dem Pferd befand.

Wiehernd krachte der Hengst immer weiter, wenn er das Tempo anhielt, würde er sie bald unter sich begraben. Es war scheußlich mit anzuhören wie sehr das Pferd litt, wahrscheinlich hatte es sich schwer verletzt, oder vielleicht waren auch seine Beine gebrochen, was den sicheren Tod für das Tier bedeutete.

Das Kreischen des Hengstes machte Innocentia mehr Angst, als sie es schon hatte. Es war ein verzweifelter, furchtbarer Ruf, der alles andere unwichtig machte. Auch die Tatsache, dass sie sich in Lebensgefahr befindet, wenn sie sich nicht gleich sofort Abstand von dem Pferd verschaffte.

Und das tat sie nicht.

Mit einem leichten Aufprall landete sie auf ihren Bauch und trotz dass hier der Schnee ebenso hoch war wie vorhin im Wald, war die Landung alles andere als weich. Ein furchtbarer Schmerz breitete sich von ihrem Bein aus, der hinauf in den Kopf ging. Röchelnd und zitternd wollte sie aufstehen, doch da bemerkte sie zu spät, dass das Pferd direkt auf sie fiel.

Ein lauter, unterdrückter Schrei war alles, was man hören konnte.
 

Eine Weile passierte nichts. Der Schnee fiel immer noch leise vom Himmel und bedeckte das Fell des Friesenhengstes, der sich nicht den kleinsten Millimeter bewegte.

Wenigstens zu etwas war der Schnee zu gebrauchen: Er war so tief, dass Innocentia nicht wirklich unter dem Hengst begraben wurde und sich langsam aber sicher rausbuddeln konnte. Das Unterfangen dauerte mehr als eine halbe Stunde, ehe sie wieder den dunklen Himmel sehen konnte. Erschöpft und durchnässt, kroch sie neben ihrem Pferd hervor und schnappte erstmal nach Luft. Dann fiel ihr wieder der Sturz ein und sah zu ihrem Tier.

Es lag da, still und von vielem Schnee bedeckt. Ein leichtes Schnaufen konnte man vernehmen doch es war überdeutlich, dass es sich bei dem Sturz tatsächlich zwei Beine gebrochen hatte.

„Manzuma…“ Innocentia fiel trotz ihres verdrehten Beines neben dem Pferd auf die Knie und fing an leise zu wimmern. Sie krallte ihre Fingernägel in das nasse Fell des Pferdes und vergrub ihr Gesicht darin.

Doch nach kurzer Zeit stand sie auf. Man konnte es ihr ansehen dass es ihr nicht leicht fiel, doch das Tier litt jetzt nur noch Qualen. Es wurde Zeit, dies zu beenden und zog ihr Schwert, welches an ihrem Gürtel befestigt war.

So konnte man kurze Zeit später einen letzten, verzweifelten Schlachtruf des Pferdes und sogar das von Innocentia hören.
 

Das Schwert mit rotem Blut getränkt, schritt sie nun alleine weiter. Der Wind nahm an Stärke zu und blies seinen Frost in ihr Gesicht. Man konnte jedoch erkennen, dass es ihr nichts ausmachte. Sie war viel zu sehr verwirrt und aufgebracht darüber gewesen, was sie die letzte Stunde erlebt und getan hatte.

Sie kam nur sehr langsam voran. Ihr verdrehtes Bein schmerzte ununterbrochen und sie ertappte sich immer wieder, dass sie am liebsten ihr Schwert nehmen würde, um sich selbst endlich einen Schlussstrich zu ziehen.

Was aber sorgte dafür, dass sie es doch nicht tat? Diese Frage stellte sie sich gerade auch. Sie blieb stehen und schaute bedrückt zum Boden runter. Die Antwort auf diese Frage wusste nur sie… und es war nicht leicht dieser Antwort Gefolge zu leisten. Langsam rieb sich wieder die Augen trocken und schritt weiter.
 

Mit schmerzverzogenem Gesicht schleppte sie sich weiter voran, die Kapuze wieder tief über die Augen gezogen. Man sollte sie in dieser Verfassung nicht sehen, das wäre mehr als erniedrigend für sie. Oder wollte sie einfach, dass man nicht mit ansehen soll, wie sehr sie leiden muss?

Nach weiteren Schmerzattacken ihres Beines erreichte sie wieder nach einiger Zeit ein kleines Waldstück. Abermals war es wieder dunkel in diesem und Innocentia war sich nicht so sicher, ob sie überhaupt da hinein wollte. Doch schien dieser Wald zu groß, um ihn zu umgehen zu können. Mit einem leichten Seufzer betrat sie ihn doch und versuchte, schnell aus dieser Hölle aus Schnee und Bäumen wieder herauszukommen.

Ihre Blickte betrachten jeden Baum, an dem sie vorbeikam. Hatte sich dieser Spinner doch tatsächlich in ihrem Kopf eingebrannt! Erzürnt über sich selbst biss sie sich wieder auf die Lippen und versuchte sich wieder aufzuraffen.

Plötzlich konnte sie ein Rascheln wahrnehmen.

Sie blieb abrupt stehen und hielt den Atem an. Diesmal spürte sie es wieder, die Präsens eines Lebewesens. Hatte sie ihre Wahrnehmung doch nicht im Stich gelassen? Was war aber dann mit dem merkwürdigen Kerl gewesen? Wieso hatte sie ihn nicht gespürt?

Innocentia verwarf den Gedanken wieder und konzentrierte sich auf die Aura des Fremden, der in ihrer Nähe war. Sie schloss die Augen und stellte nach einigen Minuten fest, dass es sich um 5 Wesen handeln musste. Mit leicht gerunzelter Stirn fragte sie sich, wer oder was die Fremden waren. Jedenfalls kamen diese immer näher und die Frage, um was es sich dabei um die Fremden handelte, wurde beantwortet:

Es waren Wölfe. Allesamt dreckig und ziemlich dünn und mit großer Wahrscheinlichkeit sehr hungrig kamen aus ihren Verstecken hervor und knurrten die junge Frau an. Diese verzog ärgerlich das Gesicht, denn das war bei aller Liebe das letzte, was sie jetzt noch gebrauchen konnte. Allein das Merkmal, dass diese Wölfe Ohrringe trugen war Beweis genug dafür, dass sie es hier mit Werwölfen zu tun hatte.

Und zu all dem Überfluss war auch noch Vollmond.

Die Wölfe ließen sich auch nicht lange auf sich warten. Ein Tier mit dunkelbraunem Fell griff sie an und Innocentia konnte wirklich im allerletzten Augenblick ausweichen. Dafür büßte sie wieder heftige Schmerzen im Beinbereich ein. Gleich danach griff ein weiterer Wolf an, ein recht großes Tier mit grauem Fell. Dieser schnappte nach ihrem linken Arm, was ihm auch gelang. Sie schrie auf und versuchte hastig, an ihr Schwert zu kommen. Aber da stürzten sich noch zwei weitere Wölfe auf sie, einer biss in ihren rechten Arm, der andere in ihre rechte Seite.

Innocentia schrie kläglich auf, verlor sie mit jedem Blutstropfen auch ihre Ausdauer und Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Sie kippte nach vorne, doch die Wölfe ließen selbst da nicht los, sogar die restlichen Tiere stürzten sich auf sie. Kreischend und wimmernd rief Innocentia nach Hilfe, doch wer sollte denn da kommen? Sie hatte alles verloren was ihr lieb und teuer war… wer sollte ihr denn da noch helfen können?

Es schien, als ob plötzlich die Zeit stehen bleiben würde. Man konnte ein plötzliches Brüllen hören und Innocentia dachte schon, dass ihre letzte Stunde geschlagen hätte.

Doch das Brüllen kam nicht von den Wölfen.

Durch die dichten Baumkronen stürzte eine große Gestalt, mit demselben Fauchen kam sie auf den Boden auf. Innocentia konnte als erstes nicht erkennen, um was es sich bei der Gestalt handelte, doch diese ließ nicht lange auf sich warten, sich auf die Wölfe zu stürzen. Der Körper des Fremden war das Dreifache so groß als das der Raubtiere, die von ihm weggestoßen wurden. Winselnd krachten sie in den Schnee und rappelten sich erst nach einigen Sekunden wieder auf. Verwundert über diesen Angriff verteilten sie sich und kreisten ihn und Innocentia ein.

Diese hatte auch Schwierigkeiten, sich zu erheben. Nicht nur dass ihr Bein schmerzte, nein nun schmerzten ihre Arme ebenso. Und das schlimmste an der Sache war: sie verlor Blut.

Der Fremde Angreifer und Verbündeter sah auf die junge Frau und Innocentia erkannte nun, um wen es sich handelte.

„Jiro…“, stammelte sie und war vollends überrascht, dass sie ihren alten Kameraden, einen schwarzen Drachen mit weißen Brustpanzer, bedrohliche Stacheln die von Kopf bis zur Schwanzspitze gingen und blutrote Membranen seiner Schwingen trug.

Jiros rote Augen zeigten Trauer. Der Drache konnte nicht sprechen doch anhand seiner ausdrucksstarken Augen konnte Innocentia vernehmen, dass er wusste, auf was er sich hier einließ.

Er wandte seinen Kopf wieder zu den Wölfen, die bedenklich nahe gekommen sind. Es würde nicht lange dauern, bis einer von ihnen den ersten Schritt wagen würde. Schützend stellte sich der schwarze Drache vor Innocentia, damit sie nicht noch einmal von den Wölfen attackiert wird.

Doch die Wölfe schienen den Rückzug anzutreten.

Langsam gingen sie zurück, jedoch knurrend und die Zähne gefletscht. Die junge Frau beobachtete das mit fragenden Blicken. Wenn sie wirklich flüchten wollten, hätten sie längst die Rute eingekniffen und wären weggerannt. Diese jedoch taten dies nicht, was das ungute Gefühl hochstiegen ließ, dass es noch nicht vorbei war.

Langsam legten sich die Wölfe hin und mit einem Mal höre man ein fürchterliches Knacken. Es hörte sich so an, als ob Knochen gebrochen und wieder gerade gebrochen wurden. Innocentias Augen wurden groß: Die Wölfe nahmen geradewegs ihre Werwolfgestalt an!

Mit einem schrecklichen Fauchen reagierte Jiro sofort: Der Drache preschte an einen der Wölfe und spießte diesen mit seinen langen Stacheln auf den Kopf auf und schleuderte ihn im hohen Bogen davon. Blut spritzte und ein hässliches Knacken konnte man vernehmen, als der unverwandelte Wolf hart zu Boden krachte.

Sekundenschnell rannte der schwarze Drache zu dem nächsten Wolf und fing an, Feuer zu speien. Doch das Feuer hatte nicht die gewohnten Farben, wie man es annimmt. Das Feuer hatte tatsächlich schwarz-blutrote Flammen, tausendmal heißer als normale. Der unverwandelte Wolf jappste kreischend auf, als er am lebendigen Leibe verbrannt wurde.

Doch Jiro war für die restlichen Werwölfe zu langsam gewesen.

Zwei der noch lebenden Wölfe waren nun so groß wie ein mittelgroßes Pferd, mit deutlich längerem Fell, scharfen Krallen und Zähnen. Der letzte Wolf stand auf seinen Hinterpranken, anstatt seiner Vorderklauen hatte er nun wie ein Mensch Finger. Seine Arme und Beine waren stark muskulös geworden und er hatte nun die beachtliche Größe von zwei Meter angenommen.

Und sie hatten es jetzt nicht mehr auf die junge Frau abgesehen, sondern auf den Drachen.

Brüllend vor Zorn stürzten sich die Werwölfe auf den Drachen, der fauchend zu Boden fiel und wehrlos da lang. Die Raubtiere nutzten ihren Vorteil aus, und zwar der, dass der Drache noch recht jung war und seine Schuppen noch nicht hart wie Diamant waren. Mit ihren scharfen Krallen rissen sie ihm die Schuppen ab, bis die ungeschützte Haut zur Vorschein kam und rücksichtslos ihre Zähne hineinschlugen. Jiro kreischte auf, so laut und so entsetzlich, wie man es sich nicht vorstellen mag. Innocentia konnte den Kampf nicht mehr länger zusehen, sie fing ebenso an zu schreien und betete die Götter an, dem ganzen Spuck ein Ende zu setzen.

Jiro hörte die Schreie seiner Herrin. Und das sorgte dafür, dass er sich mit seinen übrigen Kräften wieder aufrappelte, um die Werwölfe von sich zu werfen. Diese waren nun etwas irritiert gewesen, doch das hielt nicht lange an. Mit gefletschten Zähnen stürzten sie sich wieder auf den Drachen, doch diesmal war Jiro schneller: Mit einem gekonnten Prankenhieb schleuderte er einen Wolf meterweit weg, sodass der vorerst Ruhe vor diesem hatte; den anderen schleuderte er zu Boden und brach ihm das Genick.

Nun waren es nur noch zwei Werwölfe gewesen, der hünenhafte Werwolf und einen der zwei ponygroßen.

Blut tropfte von Jiros zahlreichen Wunden und der Drache zitterte leicht. Innocentia wusste nicht, ob Jiro den Kampf überstehen würde. Wäre sie selbst nicht verletzt gewesen, hätte sie sich ebenso in den Kampf gestürzt, auch wenn es ihren sichereren Tod bedeutet hätte. Doch das war tausendmal besser, anstatt nur mit anzusehen, wie sich ein Teil ihrer Familie opferte.

Wieder stürzten sich die Werwölfe auf den verletzten Drachen hin. Der ponygroße Werwolf hatte sich fest in einen der Flügel verbissen und zog wie wild daran. Wieder kreischte Jiro auf und versuchte, wieder sein Feuer zu speien, doch da kam der hünenhafte Werwolf ihm zuvor: Mit einem gekonnten Faustschlag warf er den Drachen zu Boden. Wütend wollte Jiro wieder aufstehen, doch der Wolf sprang auf seinen langen Hals und versuchte, ihm die Luft wegzudrücken. Verzweifelt röchelte der schwarze Drache und versuchte wirklich alles, damit ihn die zwei Wölfe von Leib bleiben, doch es war vergebens. Der ponygroße Werwolf zog weiterhin an dem Flügel und je mehr er zog, desto lauter krachten die Knochen. Nicht mals schreien konnte der Drache, weil ihm die Luft dazu fehlte.

Innocentia konnte all dies nicht mehr mit ansehen. Sie zog ihr Schwert und stürzte sich mit lautem Geschrei auf den ponygroßen Wolf, der sie gar nicht registriert hatte. Mit all ihrer Kraft versuchte sie, den Wolf wegzustoßen, was ihr auch überraschender Weise gelang. Allerdings ließ der Wolf immer noch nicht den Flügel Jiros los, sodass er diesen mit seinem Stoss nun ganz herausriss.

Jiro schrie aus Leibeskräften, stand plötzlich wieder auf und warf den hünenhaften Werwolf wieder von sich runter. Mit einer unberechenbaren Geschwindigkeit, wandte sich der Drache zu dem ponygroßen Werwolf, schnappte zu und riss ihn in zwei Hälften. Innocentia lag nicht weit weg von all dem und sie sah geschockt zu, wie sich zum letzten Mal der riesige Werwolf auf den Drachen stürzte. Doch auch Jiro wandte sich dem Wolf zu. Jetzt würden Sekunden entscheiden, welcher der zwei Kämpfenden aus dem Kampf siegreich hervorgehen würde.

Es geschah fast alles in Zeitlupe: Der Wolf hatte seine rechte Vorderpranke so gerichtet, dass sie wie eine Kelle aussah. Damit zielte er direkt auf Jiros Brust. Der Drache hingegen hatte röchelnd nach Luft geschnappt, um sein gewaltiges Feuer zu speien. Mit Verwunderung erkannte Innocentia, dass Jiro sein Feuer zuerst speien konnte, ehe der Wolf ihn erreichen konnte.

Das schwarz-blutrote Feuer hüllte den gesamten Körper des Monstrums ein und Innocentia sich sicher: das würde der Wolf nie im Leben überleben.

Doch dann geschah das unfassbare:

Der Wolf brannte lichterloh, doch er hatte sein eigentliches Ziel nicht vergessen. Mit einem Ruck ergriff er mit seiner Linken einen Stachel am Jiros Kopf und mit seiner Rechten krachte er mit seiner Pranke in Jiros Brust und riss ihm tatsächlich sein Herz heraus!

Es war wirklich unfassbar: Das Feuer hatte den Wolf nicht sofort getötet und somit konnte er den Drachen letztendlich doch zu Fall bringen, indem er ihm den Stachel von Kopf brach und ihm gleichzeitig das Herz herausriss, eher auch er von den heißen Flammen zu Boden fiel und jämmerlich verbrannte.

Jiro stand eine Weile noch röchelnd da, bis auch er zu Boden fiel und kläglich wimmernd zitterte. Er spürte von überall her Schmerz, doch das große Loch in seiner Brust tat ihm am meisten weh. Verzweifelt versuchte er sich wieder aufzurichten, doch versagten seine Kräfte. Man konnte es nicht genau sehen, doch der Drache weinte.

Innocentia lag entsetzt da, die Augen geweitet vor Entsetzen. Hastig versuchte sie aufzustehen, was ihr auch gelang und rannte so schnell wie es ging zu den schwarzen Drachen. Dieser versuchte immer noch aufzustehen, doch als er seine Herrin sah, gab er es auf. Anscheinend wollte er ein letztes Mal seiner Herrin in die Augen sehen, sich vergewissern, dass sie noch am Leben war.

„Jiro… Oh mein Gott, Jiro!“, schrie die junge Frau und umklammerte sacht die Schnauze des Drachen.

Ein leichtes Fiepen konnte sie von ihm vernehmen. Langsam sah sie zu dem Drachen und erkannte, dass er leicht zufrieden lächelte. Sein letztes Lächeln schenkte er ihr, bevor auch ihm das Leben aus seinem Körper entwich.

„Neeeeein!!“

Sie stand auf, lief gedankenlos hin und her, heulend und wimmernd, ehe sie sich wieder auf den toten Drachen warf und ihn fest umklammerte und laut schluchzte. An ihrem Gesicht liefen ihre Tränen hinab, nur… dass ihre Tränen aus Blut waren.

Doch das war ihr letzt egal. Sie hatte nun wirklich alles verloren. Sie war nun alleine, alleine in dieser Welt, die nur Tod und Verzweiflung bringt.

Das war alles zuviel gewesen. Sie wollte nicht mehr. Das Leben brachte nur noch Schmerz mit sich, wenn sie weiterleben würde. Langsam richtete sie sich auf und nahm zitternd ihr Schwert in die Hand. Sie war drauf und dran, sich ihre Pulsadern aufzuschlitzen, um jämmerlich sterben zu können.

Doch sie konnte es nicht.

Sie erinnerte sich an das letzte Lächeln, was ihr Jiro schenkte. In den letzten Sekunden seines Lebens lächelte er. Er war nämlich froh, dass er seinen Dienst getan hatte. Er war glücklich, dass seine Herrin lebte.

Vor Verzweiflung schrie sie wieder auf und warf sich auf den toten Drachen. Sie weinte sich ihren Kummer vom Leib, obwohl sie wusste dass dieser gerade ab jetzt immer in ihrem Herzen weiterleben würde.

Nach etlichen Stunden verging das Wimmern und sie fiel in Ohnmacht.

Zweiter Teil

Kälte durchströmte ihren Körper. Eine Kälte, die jedem das Blut in den Adern gefrieren lassen hätte. Die Kälte war schlimmer als die eines unberechenbaren Schneesturms.

Innocentia spürte die Kälte. Erst langsam, dann immer deutlicher vernahm sie den unsichtbaren Tod, der die Finger nach ihr ausstreckte.

Aber Moment… sie war bereits tot.

Langsam blinzelte sie mit den Augen. Es war alles noch unscharf, erst nach etlichen Minuten schaffte sie es, ihre Augen vollständig zu öffnen. Es kam ihr so vor, als ob sie drei Tage und Nächte durchgeschlafen hätte und jetzt aufwachte. Sie bemerkte, dass sie auf einem kalten Boden lag und alles war in Schwärze getaucht. Aber noch stand sie nicht auf, versuchte irgendwas zu erkennen, oder eher, sie versuchte, sich an etwas zu erinnern. Was war bloß passiert? Es war alles so wirr in ihrem Kopf. Wo befand sie sich? Und warum lag sie hier?

War alles nur ein Traum? Das, was mit ihrem Drachen Jiro geschah? Wenn ja, wo war er? Er war doch der einzige, der noch bei ihr war…

Langsam stand Innocentia auf, doch auch das raubte ihre Kräfte. Ihre Arme zitterten, als sie sich vom Boden abdrückte und es kostete unvorstellbare Überwindung, nicht doch noch mal gleich in sich zu brechen. Selbst, als sie die Hand anhob, zitterte diese. Verwirrt von dem ganzen schaute sie auf diese und fragte leise:

„Was… was ist geschehen…?“

Und ohne dass sie es gewollte hätte, bekam sie eine Antwort darauf:

„Das, was dein untotes Leben nur noch schrecklicher als sonst gemacht hat…“

Vor Schreck zuckte Innocentia zusammen und reckte ihren Kopf in die Richtung, aus der sie die Stimme vermutete. Allerdings wurde dieses Vorhaben mit Schwindel bestraft, diese sie stöhnen liess. Mit ihrer zittrigen Hand versuchte sie, den Schwindel durch leichtes Massieren an der Stirn zu beruhigen.

Gerade da konnte sie leichte Schritte vernehmen, die geradewegs auf sie zukamen. Langsam blickte sie nach oben und sie konnte eine Gestalt erkennen, die in einem schwarzen Umhang umhüllt war.

„Na, gut geschlafen?“, fragte die Gestalt mit einer hellen, kranken Stimme, die Innocentia augenblicklich wieder erkannte. Es handelte sich um dieselbe Person, die sie bereits im Wald angetroffen hatte. Doch anstatt eine Antwort zu geben, bekam Innocentia nur ein Kratzen im Hals, ein fürchterliches Kratzen, welches man hatte, wenn man kaum etwas getrunken hatte.

Der seltsame Kerl grinste breit, sodass man wieder seinen übernatürlichen Fangzahn erkennen konnte. „Hast du etwa Durst?“, fragte er mit spöttischem Unterton.

Das Verhalten dieses Kerls trieb Innocentia die Wut wieder hoch und sie sah ihn mit einem giftigen Blick an.

„Oh!“, stiess der Mann hervor und tat so, als ob er Angst vor ihr hatte. Er machte sich klein und zitterte gespielt mit seinen Beinen. „Hör bloß auf, mich so anzusehen! Da bekommt man ja echt Angst davon.“ Mit einem fiesen Grinsen richtete er sich wieder auf und kicherte.

„Verdammt, was wollt Ihr von mir?“, stiess Innocentia hervor und versuchte, das Kratzen im Hals zu ignorieren.

„He! Das wirst du noch früh genug erfahren.“, lautete die Antwort des Mannes und wieder hallte sein schrilles Lachen in Innocentias Ohren, sodass sie das Gesicht verzog, als habe sie Schmerzen.

Er beugte sich zu ihr hin und packte sie am Kragen ihres Oberteils, sodass Innocentia ihre Augen zukniff. Beide befanden sich nun auf gleicher Augenhöhe, jedoch konnte man immer noch nicht die Seelenspiegel des verrückten Mannes erkennen.

„Darf ich mich vorstellen?“, fragte dieser ohne eine Antwort zu erwarten. Mit seiner freien, linken Hand griff er an seiner Kapuze und zog diese vom Kopf. Abstehende weiße Haare wurden freigelegt, genauso wie das recht schmale Gesicht, die spitz zulaufenden Ohren und die blutroten Augen, die in der Dunkelheit unheimlich leuchteten. „Mein Name ist Nantes und ich bin im wahrsten Sinne des Wortes ein Alptraum, wie er im Buche steht.“

Die Wut von Innocentia war wie verflogen, als sie dieses abscheuliche Gesicht ansehen musste. Die totenbleiche Haut von diesem Nantes liess einen denken, dass eine wandelnde Leiche vor jemanden stehen würde. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah Innocentia ihn an, hätte sie Kraft gehabt, sich zu wehren, hätte sie es auch getan. So jedoch hing sie am Kragen gepackt da, völlig in der Gewalt dieses kranken Kerls und fragte sich, was er wohl mit ihr vorhatte.

Abermals erhob Nantes seine linke Hand und schnippte einmal mit den Fingern, sodass man das Echo dieser noch kurz hören konnte. In diesem Augenblick schien es, als ob etwas Licht in den Raum erhellte. Langsam konnte man Konturen wahrnehmen, die sich zu einer Art Altar entpuppten, auf jener sich Nantes und Innocentia befanden. Und mit einem Mal schien es so, als ob hunderte von Augenpaaren auf sie blickten.

Zögernd nur wandte Innocentia ihren Kopf und sie hatte mit ihrer Vermutung Recht: Rotleuchtende Augen von ebenso bleichfarbigen Wesen wie Nantes es war, starrten sie an. Alle hatten denselben, hinterlistigen Blick drauf, wie auch Nantes es hatte. Und wenn es Innocentia nicht besser wusste, hatte sie das Gefühl, als ob diese Wesen sie… hungrig ansahen.

Nantes schritt mit ihr zum vorderen Punkt des Altars und verkündete: „Seht her, meine Brüder und Schwestern! Wir haben wieder eine Energiequelle, die uns weiterhin umsorgt.“ Bei diesen Worten jubelten alle auf, bis Nantes die Stimme hob: „Doch bedenkt, dass wir umsichtig mit unseren „Gästen“ sein müssen… Ihr wisst, warum.“

Leichtes Gemurmel konnte man vernehmen, doch sehr viele dieser sonderbaren Wesen nickten zu Nantes’ Worten.

„Nun denn, bringt sie fort.“ Unliebsanft liess er Innocentia los, die mit einem leisen Aufschrei auf den Boden aufkam. Und kaum hatte sie den eiskalten Boden berührt, wurde sie von zwei bleichfarbigen Wesen wieder hochgezogen und weggetragen. Nantes kicherte und verfolgte sie mit verschränkten Armen hinter seinem Rücken.
 

Unter ihren Armen gepackt wurde sie eine ganze Weile hergezerrt. Die Umgebung hatte sich nicht verändert, es war immer noch alles schwarz und eiskalt. Als wagte Innocentia einen Blick zu den zwei Gestalten, die stumm ihres Weges gingen. Sie sprachen kein Wort, auch sahen sie nicht zu der jungen Frau. Sachte Schritte hinter ihr verrieten, dass diese seltsame Kerl Nantes hinter ihnen lief, doch Innocentia traute sich nicht, nach hinten zu schauen. Wahrscheinlich grinste der Kerl in sich hinein und dieser Anblick hätte wohl dazu geführt, dass sie sich unbehaglicher gefühlt hätte.

Nach dem Marsch, der Innocentia ewig vorkam, blieben sie plötzlich stehen. Jedoch war nichts Verdächtiges zu erkennen. Etwas verunsichert sah sie wieder zu den Männern, die sie gepackt hatten. Doch auch diese verzogen nicht die Miene. Mit einem Mal hörte man ein Kichern hinter ihnen und Nantes trat hervor.

„Ich bin mir sicher, dass es dir hier gefallen wird.“, meinte er vergnügt und richtete seine Hand auf Brusthöhe von sich gestreckt. Nach einer Weile konnte man erkennen, dass sich dort eine Wand befand, die der bleichfarbige Kerl berührte. Plötzlich leuchtete sie hell auf und offenbarte eine Art Kerker. In diesem saßen Wesen, von denen man nicht auf Anhieb sagen konnte, um was es sich handelte… doch diese sahen alle so elendig aus.

Innocentia verzog angeekelt ihr Gesicht, als sie das sah. Was hatten diese Kerle mit diesen Wesen bloß angestellt?, fragte sie sich. Doch ehe sie sich versah, neigte Nantes seinen Kopf Richtung Kerker und die zwei Männer, die sie immer noch trugen, öffneten eine mit Gittern bezogene Tür und traten mit Innocentia in das Innere hinein. Nantes folgte ihnen.

Müde Augenpaare beobachteten sie, als die Tür sich öffnete und sie eintraten. Selbst jetzt liessen die zwei Gestalten Innocentia nicht los, sie hatten eher Nantes im Blick, dieser eine nachdenkliche Geste machte. Mit gerunzelter Stirn und seine rechte Hand an sein Kinn gerichtet sah er die Gefangenen an und nach einer Weile grinste er.

„Ich weiß schon, wen wir heute Nacht leuchten lassen.“, verkündete er und zeigte mit seiner Hand, die von seinem zu großen Oberteil bedeckt wurde, zu einen der Gefangen hin. „Dieser.“

„Ja!“, riefen die zwei bleichfarbigen Männer plötzlich und schritten mit Innocentia weiter ins Innere. An einer Wand liessen sie diese achtlos zu Boden fallen und wandten sich an den Auserwählten, der müde dasaß und trübe, fast leblose Augen hatte. Er schien fast gar nicht zu registrieren, dass vor ihm die zwei Gesellen mitsamt Nantes standen. Langsam wandte er seinen Kopf zu ihnen und starrte sie einfach nur müde an.

„Och, wie schade. Ich hab gehofft, er würde zumindest schreien.“, meinte Nantes enttäuscht und zuckte mit den Schultern. „Sei es drum. Bringt ihn nach draußen.“

Die zwei nickten und packten den müden Mann ebenso unter den Armen, um ihn so wegzuschleifen. Als sie gerade durch die Tür passierten, hörte man auf einmal die Stimme des Mannes: „Na endlich… werde ich endlich erlöst?“

„Wer weiß?“, fragte Nantes darauf und sah grimmig aus. „Die restlichen Minuten deines Lebens werden auf jeden Fall qualvoll. Schafft ihn raus und kümmert euch darum, dass es lang und schmerzvoll wird.“, raunte er seine Gesellen an, diese nickten und zerrten den Mann nach draußen.

Innocentia verfolgte dieses ganze Szenario stumm und doch mit Schrecken. Liessen sie etwa den müden Mann sterben? Aller Anschein nach schon… ihr Blick streifte das Innere des Kerkers. Die Tür stand offen, doch anscheinend hielt es keiner von den bleichfarbigen Wesen angebracht, sie zu schließen. Und sie wusste auch auf einmal, warum: Keiner dieser müden, elenden Wesen, die hier saßen, hatte keinen einzigen Gedanken daran verloren, zu fliehen. Wohl befanden sie sich schon eine halbe Ewigkeit in diesen Kerker und sie hatten alle Hoffnungen verloren, hier zu entkommen.

Gerade, als Innocentia dies erkannte, fuhr sie zusammen. Hatte man sie ebenso wie die anderen hier als „Opfer“ eingesperrt?

Die blutroten Seelenspiegel von Nantes huschten noch mals über die Gefangenen, bis sie bei Innocentia stehen blieben. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, ehe er zu ihr kam und sie von oben herab musterte. „Ich wünsche einen genehmen Aufenthalt.“, raunte er und wandte sich von ihr ab. „Ach übrigens…“, fiel ihm ein und drehte leicht seinen Kopf zu ihr. „Bald wirst du erfahren, was genau hier vor sich geht. Bis dahin… viel Spass beim Rätseln.“ Mit seiner kranken Lache verschwand er aus dem Kerker, die Tür wurde geschlossen und es wurde totenstill.
 

Das Innere des Kerkers wurde schwach beleuchtet von Fackeln, die an den Wänden angebracht waren. Jedoch strahlten diese keine Wärme aus. Hier und da waren auch Ketten angebracht, um so manch Gefangenen daran zu binden. Der Boden war erstmals nicht nur aus purer Schwärze, sondern aus kaltem Stein, der jedoch rau war und das längere sitzen zur Qual machte.

Innocentia zog ihre Beine an sich und legte ihren Kopf auf die Knie. Das ganze ging einfach zu weit… Sie wollte nicht hier sein. Zumindest nicht alleine. Aber da gab es keinen mehr, der sie finden wollte. Leicht seufzte sie und sie versteckte ihr Gesicht in die Knie, damit man sie nicht weinen sah.

Gerade da hört sie eine sanfte, freundliche Stimme: „Bitte, hör auf zu weinen.“

Verwundert sah sie auf und sah einen jungen Mann, der wohl in ihrem Alter war. Außer einer Hose und Schuhwerk trug er nichts. Seine Brust lag frei und man konnte jede einzelne Rippe von ihm abzählen. Zudem hatte er hellbraunes kurzes Haar, ein schmales Gesicht und freundliche, blaue Augen. Er bot seine Hand an, damit sie sich hochziehen konnte. Doch dies wollte Innocentia nicht und wandte ihren trüben Blick von dem Mann ab.

„Hm…“, sagte der junge Kerl nachdenklich und schritt einige Meter zu Innocentias Linken, um sich dort ebenso an die Wand zu setzen. Allerdings hielt er einen respektvollen Abstand zu ihr. „Weißt du…“, fing er an und sah zu ihr hinüber. „Du wirst dein Blut schon noch brauchen, deshalb wäre es besser, wenn du nicht so viel davon verbraucht.“

In dem Moment sah sie zu dem jungen Mann und sah überrascht aus. Langsam fuhr sie sich an ihre Wangen und konnte ihre Bluttränen erkennen. „Tut mir Leid.“, sagte sie bedrückt und legte ihren Kopf wieder auf die Knie.

„Das macht nichts.“, meinte der junge Mann und lehnte sich zurück. „Das wissen alle neuen nicht. Sieh sie dir an…“ Er neigte seinen Kopf in Richtung der anderen Wesen, die sich in der Zelle befanden. „Sie alle haben irgendwann was Schlimmes erlebt. Und heute haben sie ihre gesamte Hoffnung verloren, aus diesem Loch hier wieder herauszukommen.“

„Hm… Was ist das hier eigentlich?“, fragte Innocentia und schielte zu dem Mann hin.

Doch die Antwort liess auf sich warten. Der junge Kerl schaute hinauf zur Decke, die in Schwarz überging, seufzte und meinte: „Das ist unsere Endstation. Das Ende für alle Vampire.“

Innocentia zuckte bei diesen Worten auf. „Was…?“

„Du brauchst hier dich nicht zu verstellen. Wir alle sind Vampire.“, antwortete der Mann.

Jetzt reckte sie den Kopf in die Höhe. „Was? Ich verstehe nicht… Wenn es so wäre, müsste ich spüren – wissen – dass alle hier Vampire sind…!“ Sie sah zu den elenden Wesen hin… konnten das denn wirklich Vampire sein? Einer, wie sie es in Wirklichkeit auch war?

Der junge Mann schüttelte nur den Kopf. „Sicherlich ist es dir aufgefallen, dass du kurz, bevor du hierher kamst, dich deine feinen Sinne im Stich gelassen haben, nicht wahr?“

Die Vampirin dachte nach. Ja, das stimmte… und das wurde bereits mehrfach bewiesen. Leicht nickte sie zu den Worten des Blauäugigen.

„Es liegt an ihnen.“, flüsterte dieser die unausgesprochene Frage in Innocentias Kopf. „Die Wesen, die mit ihrer bloßen Anwesenheit einem den kalten Schauer über den Rücken jagen. Durch ihre Gegenwart täuschen sie unsere feinen Sinne…“ Kurz pausierte der Mann. „Sie selbst nennen sich „Blutgeister“… Und sie ernähren sich von unserem Blut.“

Die braunen Seelenspiegel Innocentias weiteten sich. „Und alle hier… werden geopfert?“, fragte sie schockiert.

Bedrückte nickte der junge Kerl. „Ja. Deshalb haben viele ihre Hoffnungen aufgegeben. Natürlich hatten sie versucht zu flüchten, doch sie wurden ständig aufgespürt und wieder hierher gebracht.“ Wieder sah er zu Innocentia hin. „Ich würde dir raten, dass du dich deiner Hoffnungslosigkeit nicht hingibst… Egal, was du vorher erlebt hast und wie schlimm es war.“

Bei diesem Gedanken kamen wieder die Tränen in ihr hoch und versteckte ihren Kopf wieder in die Knie. „Das kann ich nicht…“, sagte sie leise.

„Hm…“ Der Kerl musterte sie eingehend, sah dann wieder zu seinen Zellengenossen hin. „Weißt du…“, fing er an und schaute wieder zur schwarzen Decke. „Bevor ich hierher kam, war ich sehr glücklich. Ich hatte Familie… Frau und Kinder. Dann auf einmal wurden sie von Vampirjägern auf brutalster Weise getötet. Und ich Idiot konnte nichts machen… Ich wollte nicht, dass sie alleine sind. Also wollte ich mich von einer der höchsten Klippen stürzen… Und als ich sprang weiß ich nur noch, dass es um mich schwarz wurde und hier gelandet bin. Das war vor ungefähr zwei Wochen.“

Während er erzählte, sah Innocentia auf und schielte zu ihm. „Du auch…?“, fragte sie. „Du hast also auch alles verloren?“

„Ja.“

Bedrückt schaute Innocentia weg. „Ich… auch.“, sagte sie leise.

„Das wundert mich nicht.“, antwortete der junge Mann traurig. „Jeder hier hat alles verloren… und gerade solche wie wir, sind wohl eine leichte Beute für die Blutgeister.“ Langsam sah er wieder zur Vampirin. „Doch sieh mich an. Ich hab alles verloren, was mir lieb und teuer war. Doch auch hier wurde mir klar, dass es nichts bringt, wenn man sich am liebsten umbringen möchte.“

„Nein?“ Abermals sah sie zu ihm, dieser nickte leicht.

„Ja. Denn was haben diejenigen davon, wenn du dich auch in den Tod stürzt? Gar nichts. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie sich am meisten wünschen, dass man noch so lange wie möglich leben sollte.“ Der junge Mann legte seine Arme hinter seinen Kopf. „Deshalb… wenn ich an der Reihe bin, werde ich flüchten. Oder sogar früher, je nachdem, was sich ergibt.“

„Ich denke, diese… Blutgeister passen höllisch auf, dass keiner entkommen kann.“, meinte Innocentia.

Leicht nickte der Mann. „Ja, aber diejenigen, die es versucht haben, waren nicht mehr voller Hoffnung. Wohl deswegen haben sie versagt…“ Plötzlich zwinkerte er Innocentia zu. „Und deshalb darfst du deine Hoffnung auch nicht verlieren. Ich weiß ja nicht, wie es bei dir ist… ob du auch deine gesamte Verwandtschaft verloren hast… aber gib nicht auf.“

Er stand auf und ging ein paar Meter vorwärts. „Ach, ich heiße übrigens Khenan.“, sagte er freundlich und liess Innocentia alleine.

Diese sah noch einige Zeit verwundert nach. Hoffnung nicht aufgeben? Leicht legte sie wieder ihren Kopf auf ihre Knie. Da gab es doch schon welche, die wohl noch an sie dachten…

Nein, sie wollte nicht daran denken. Diese würden auch ohne sie auskommen, da war sie sich ziemlich sicher. Langsam schloss sie ihre Augen und sie fiel in einem traumlosen Schlaf…



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Kushiel
2007-09-07T21:07:35+00:00 07.09.2007 23:07
Oww das Nantes kommt vor *~* *froifroi*
Hast du echt gut geschrieben^^
Bin gespannt was in den nächsten Kapis so abgeht und wann die on kommen^.^
Von:  Senria
2007-09-05T20:56:33+00:00 05.09.2007 22:56
ui
uiuiuiui
NANTES du böser böser onkel du
*hau*

Entschuldigung.

also. sehr schön geschrieben, nicht zu lang aber auch nicht zu kurz.
schön beschrieben, ich kann mir alles gut vorstellen ^^
einige stellen sind vielelicht grammatikalisch falsch (nicht wundern, ich bin in deutsch nen freak) aber sonst gehts besser als meins
mach bloß weiter du *_*
Von:  DarkMagic
2006-09-29T23:28:24+00:00 30.09.2006 01:28
Nyu nun schreib auch endlich mal nen kommi hierzu erstmal nya danke das ich es schon lesen durfte als es noch nicht on war *niederflausch*

so nun aber gott ich finde es so geil wie du schreibst du machst das so schön detailreich und das mag ich so daran.
Auch fängt die geschichte so schön düster an das gefällt mir immer sehr wenn sowas ist. Du schreibst auch mit sehr viel gefühl besonders an der stelle als Jiro starb ich musste weinen als ich das las. Du hast das so traurig geschrieben einfach wundervoll.
Ich freu mich schon wenn es weiter geht!

bye deine Magic Engel der Stille
Von:  DrMohnfuchs
2006-09-29T22:19:05+00:00 30.09.2006 00:19
nyuu...hab vor einigen tagen deine ff mal gelesen und dachte mir, ich schreib mal ein kommüü X33
mir gefällt dein schreibstil sehr gut...man kann sich alles super vorstellen, die bilder tanzen regelrecht vor meinen augen ^--^
auch die gefühle kommen sehr gut rüber...ich war richtig bewegt, als du den tod des drachens beschrieben hast..das war wirklich trauri v///v *fiep*
kritik..ähm..wenn ich so auf den kommi von burstangel schiele...nui, mir gefällt die ff einfach super und es wurde wohl genug gesagt, was kritik angeht XD
Von:  Ryvius
2006-09-22T15:37:31+00:00 22.09.2006 17:37
>...das Land, welches ausschließlich mit Wald bedeckt war.

Statt ausschließlich würde ich dir "so weit das Auge reicht" oder so ähnlich empfehlen. Klingt einfach besser^^

>Es war eine eiskalte Nacht mit viel Schnee, jeder Windstoss würde das Blut in den Adern gefrieren lassen.

"Es war eine eiskalte und schneeverwehte Nacht, deren eisige Winde das Blut in den Adern gefrieren ließen." bzw so ähnlich empfehele ich hier. Außerdem solltest du nicht von der Vergangenheit in die Zukunft wechseln (war-würde). Wenn mich nicht alles täucht wäre das Perfekt hier angebracht, der Umstand begann und hält noch immer an. (kann auch sein ich verwechsel da was xD)

>Jeder Mensch, der sich hoffnungslos in dieser kalten Finsternis verlaufen würde, wäre der grausamen Naturgewalt ausgeliefert.

Wieder die Formluierung. Nimm leiber sowas wie "Jeder der sich...". Die Leser wissen das es ein Mensch ist, einem Tier passiert sowas nicht^^

>...htung jemand, der etwas armselig bekleidet war für diese Wetterverhältnisse.

"..., dessen armselige Kleidung ihn kaum vor der Witterung schütze". Sowas in der Art passt einfach besser und lässt sich flüssiger lesen.

>Bei näherem Betrachten war es eine junge Frau, die vor einer großen, aber recht schönen Holzhütte stand.

"Aus der Nähe entpuppte sich die Gestalt/Person/etc. als eine junge Frau (,hier optional Beschreibung von Haaren und Kleidung), die vor einer großen und gut gebauten Holzhütte stand." Das mit dem "schön" würde ich ganz weglassen, ist aber deine Sache...

>Man konnte zwar erkennen, dass die Hütte schon viele Jahre hinter sich hatte, doch sie war noch gut erhalten.

"Die Spuren des Alters zeichneten sich deutlich am Holz ab, das an einigen Stellen sehr verwiddert aussah, doch die stablie Bauweise bewehrte sich noch immer gegen die harte Umwelt."

Ich denke das genügt an Beispielen, sonst kann ich den ganzen Text gleich selbst schreiben xD
Ich geh nur noch auf das Gröbste ein, schließlich ist der Text nicht gerade schlecht geschrieben.

>heftigen Schneegestöbers bald zu löschen drohte.

"ERlöschen" ;)

>deren Kapuze über ihr Gesicht gezogen war

"tief in ihr Gesicht gezogen war", aber das ist Ansichtssache, ich fände es nur so eleganter.

>Ob sie wohl krank war? Das konnte man in jenem Moment nicht beurteilen.

Wer denkt das? Niemand, also weglassen.

> Gerade da setzte sie einen Schritt auf die Hütte zu, dann noch einen und noch einen.

"Sie ging/schritt/stampfte einige Schritte auf..."
Wieder das selbe wie vorher: Wirkt eleganter (vom Satzbau, nicht vom Inhalt)

>warf sie die Fackel auf die Terrasse des Hauses und so breitete sich das Feuer sekundenschnell über das gesamte Anwesen aus. Als die Flammen bald den Himmel leckten, drehte sich die Frau um und schritt ohne ein Wort – ohne gar ihre Miene zu verziehen – zu ihrem Friesenhengst, der die ganze Zeit ruhig dastand und sie mit seinen dunklen, braunen Augen musterte.

Es ist Winter, es ist kalt und es schneit...wieso brennt die dumme Hütte an? Fackel mit Öllampfe tauschen und das Problem wär gelöst.

>Wieder mit unbekümmertem Blick sah sie auf die Flammen

"Mit unbekümmerten Blick über die Schulter sah/Spähte sie nochmals nach den Flammen..." Arg, ich wollte es nicht mehr tun >.<

>Nichts davon wird in unseren Erinnerungen erhalten bleiben.

Ich hätts anders formuliert, aber so wild ist das nicht.

>Jeder, der in ihrer Nähe war, würde dies spüren. Denn eine gewisse Kälte kam von ihr aus, die niemand einfach so ignorieren konnte. Manche Menschen würden sie als ein Dämon halten, doch entsprach das auch der Wahrheit?

Das häte ich an deiner Stelle für einen Moment aufgehoben, wo sie direkt unter Menschen ist.

> Der Schneesturm wurde zunehmend stärker und das Pferd kam nur schlecht voran. Auch seine Reiterin konnte nichts außer den Schnee erkennen, der vor ihren Augen tanzte.

Das Pferd hat Probleme gegen den Sturm anzukommen, das ist nicht gleichzusetzen mit "nichts sehen" ;)

> Sie ritt in ein dunkles Waldgebiet hinein. Überhaupt schien der gesamte Wald totenstill zu sein, nicht mal die gewohnten Tiergeräusche konnte man vernehmen. Es war so, als ob seit jenem Tag alles gestorben wäre. So kam es auch der Frau vor.

Gerade stürmte es noch so, das sie nichts sieht und dann ist alles klar vom Mondelicht erhellt. Kann man machen, aber dazu braucht der Leser mehr Informationen, z.B. eine Zeitspanne.

>Es waren die Augen eines Pferdes, das wusste, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging.

Pferde gucken nicht beunruhigt, sie bewegen sich unruhig, wihern (oder wie man das nun schreibt) und hören nicht mehr bedingunglos auf ihren Reiter. Außer das Pferd ist auch "anders", aber ich hoffe es ist kein Halbeinhorn...xD

>...Frau...

Langsam wär ein Name angebracht, da es sich bei ihr um den Hauptprotagonisten handelt, kannste den uns ruhig verraten.

>...Verzweiflung in ihrem Gesicht aufkommen.

"Verwirrung spielte sich in ihren Zügen ab..." Sie weis nicht warum und weshalb, deshalb ist sie "verwirrt". Die Verzweiflung kann man einbringen wenn es dafür auch einen guten Grund gibt, der hier reicht mit den angegebenen Informationen nicht.

>Der Mann verzog keine Miene

Keine Kunst, wenn man das Gesicht nicht sieht.

>Und irgendwie… klang seine Stimme nach etwas verrücktem, wie sie fand. Etwas hell, aber doch unheimlich und verrückt zugleich.

Also ich würde eher zu "..., sprach er mit heller Stimme, in der ein Hauch Wahnsinn mitschwang..." raten.

>„Ach… Das ist doch offensichtlich..."

Nö, find ich nicht.

>Vergisst alles und...

Das siehst du selber.

> und quälend ritt das

"gequält"

>Wegen dem Tempo, was es so drauf hatte,...

Das zerstörtdie ganze Atmosphäre =(

>...war es trotz auf dem freien Feld stockdunkel...

Da fehlt was^^

> So das Schwert mit rotem Blut getränkt

Das "So" gehört entfernt.

>Doch man kon...

Ich seh viel zu oft ein "Doch" am Anfang des Satzes!

> Innocentia schrie kläglich auf, verlor sie mit jedem Blutstropfen auch ihre Ausdauer und Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Sie kippte nach vorne, doch die Wölfe ließen selbst da nicht los, sogar die restlichen Tiere stürzten sich auf sie. Kreischend und wimmernd rief Innocentia nach Hilfe, doch wer sollte denn da kommen? Sie hatte alles verloren was ihr lieb und teuer war…

Hey, ich denk es ist brutal! Mehr Blut, mehr Gewalt!

>nun so groß wie ein Pony

Pony?! Bei Gott, nimm dir ein Tier das weniger...nett wirkt.

>und zog ihm tatsächlich sein Herz heraus!

"riss"

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Ok. Also die Geschichte gefällt mir eigentlich gut, wenn man von vereinzelten Schwächen absieht. Ich denke aber, der Stoff von Kapitel 1 gibt wesentlich mehr her und kann wesentlich genauer beschrieben werden. Mein Richtwert an wenigstens zu verwendenten Wörtern (ohne neuen Inhalt!):
8.000-10.000 Wörter. Wenn du das als richtiges Buch veröffentlichen willst, solltest du wenigstens auf die 8-, besser auf die 10.000 aufstocken. Musst du natürlich nicht, Stile unterscheiden sich, aber ich empfehel es.

Desweiteren solltest du dir diesen Link einmal ansehen, ich bin sicher, der kann dir helfen =)
http://www.mahet.de/Kontakt/kontakt.html

Auf eine Fortsetzung wartend,
BurstAngel
Von:  Kushiel
2006-09-20T19:20:16+00:00 20.09.2006 21:20
Das ist schön und traurig zugleich. T_____T Arme Inno...*patpat* Und auch toll geschrieben.


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