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Ghostwhisperer

`never can be touched~
von

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`never can be touched~

Ziellos irrte er durch die Straßen der Großstadt, unbeeindruckt von dem unaufhörlich zur Erde prasselnden Regen, er konnte ihn sowieso nicht spüren, die durch die Gassen hetzenden Menschen ignorierend. Ein weiterer, öder Tag, ein weiterer kalter Oktobermorgen, grau und trist. Jeder Tag glich inzwischen dem anderen, seine Erinnerungen verschwammen und verblichen wie alte Fotos. Wie lange war es schon her? Er wusste es nicht mehr. Jener Tag, der alles verändern sollte...
 

Der 20-jährige konnte sich längst nicht mehr an das Datum erinnern, wohl aber den Tag, der Tag, der alles verändern sollte. Zeit hatte seitdem keine Bedeutung mehr, sie galt nicht mehr für ihn. Gäbe es keine Uhren, er hätte nicht einmal gewusst, welcher Monat gerade war – oder welches Jahr. In welcher Stadt war er eigentlich? Er wusste es nicht. Seit dem Unfall war er durch die Welt gereist, von einem Ort zum nächsten, von einem Land ins andere, immer auf der Suche, nirgends lange verweilend.

Wonach suchte er eigentlich? Nach Antworten, vielleicht. Irgendwas. Er wusste es nicht. Weder die beeindruckende Skyline von New York, noch die gewaltigen Pyramiden von Gizeh interessierten ihn, sie ließen ihn wie alles andere einfach kalt. Egal wo, im Grunde war es überall dasselbe gewesen. Die Menschen unterschieden sich kaum von einander, irgendwann sahen sie alle gleich aus, ihre Gewohnheiten und selbst die Städte und Dörfer glichen sich. Nirgends war er fündig geworden.
 

Deutschland. Er war in Deutschland. In welcher Stadt wusste er nicht mehr. Hier hatte alles angefangen, in diesem Land. Ob es auch hier enden würde? Er hoffte es.

Seufzend blieb Marik vor einem der zahlreichen beleuchteten Schaufenster stehen, betrachtete die weihnachtliche Dekoration, die Bilder einer glücklich lächelnden Familie.

‚Und das schon im Oktober.’, dachte er verächtlich.

Wussten sie nicht, dass dies für viele Menschen die deprimierendste Zeit im Jahr war? Als ob sie es nicht erwarten könnten, eben jenen so früh wie möglich unter die Nase zu reiben, das ein weiterer, einsamer Dezemberabend vor der Tür stand.
 

Marik dachte zurück, an seine Familie, Freunde, Menschen die ihn scheinbar einst geliebt hatten.

‚Ob sie an mich denken? Mich vermissen...’

Vermutlich hatten sie ihn längst vergessen. Traurig starrte er die Fensterscheibe an, unterdrückte die Tränen, suchte wie schon so oft nach sich selbst, seinem Spiegelbild, das er wie schon so oft nicht finden konnte, weil es nicht mehr existierte.

Mit einem weiteren enttäuschten Seufzer wandte Marik sich ab, ließ seinen Blick über die zur Arbeit eilende Menge schweifen, mit ihren Schirmchen und Taschen, mit denen sie sich vor dem Regen zu schützen versuchten, als ob die Tropfen giftig wären. Wie lächerlich.
 

Schließlich ging er langsam weiter, Richtung Park, wo er allein sein konnte, wanderte Gedankenverloren durch die immer leerer werdenden Gassen, bis sie ganz verlassen waren.

‚Kein Wunder, sie haben ja alle Angst nass zu werden.’, kicherte er leise.

Umso besser. Gemächlich lies er sich von dem Wind, den selbst er spüren konnte, die gewundenen Wege entlang treiben, unter den mit goldenen Blättern bestückten Bäumen hindurch, am Ufer des kleinen Teichs entlang, immer weiter.
 

Instinktiv sah er plötzlich auf, gerade noch rechtzeitig um einen Jungen zu bemerken, der den Pfad entlang, ihm entgegen lief.

„Wow... ist der Süß.“, entfuhr es ihm, kaum hörbar. Nicht dass es jemand hätte hören können, hätte er lauter gesprochen. Interessiert musterte Marik ihn genauer, das war sowieso alles, wozu er noch in der Lage war. Ungefähr in seinem Alter, kurze, dunkle Haare, die Spitzen rot gefärbt, vielleicht 1,85 groß, muskulös gebaut - aber ohne übertrieben zu wirken, gutaussehend.

Der Regen schien ihm nicht viel auszumachen.

‚Wahrscheinlich will er zum Unterricht und ist spät dran,’ dachte Marik gerade, als der andere direkt auf ihn zu – und durch ihn hindurch rannte.
 

Bin viel zu Spät Muss mich beeilen
 

Erschrocken sog er die Luft ein. Es war nicht das erste Mal, doch daran würde er sich nie gewöhnen können. Meistens war es einfach nur merkwürdig - aber manchmal, ganz selten, war er in der Lage, die Gefühle des anderen zu spüren, und noch seltener, die Gedanken des anderen hören.

Dieser seltsame Junge schien zu dieser seltenen Minderheit zu gehören. Seine Aura war irgendwie weich... warm. Er strahlte Geborgenheit aus, besser wusste er es nicht zu beschreiben. Schade, dass er ihn nicht kennenlernen konnte...
 

Traurig lächelnd drehte Marik sich um, um dem Jungen nachzusehen – und starrte fassungslos in dessen (hübsches) Gesicht.

‚Was.. tut er da?’

Der Fremde sah sich um, suchend, als ob er nach ihm suchen würde..
 

Nach MIR?
 

Das war noch nie geschehen. Selbst die, dessen Gedanken er zu hören vermochte, gingen einfach weiter, ohne Notiz von ihm zu nehmen, als wäre nichts passiert. Niemanden fiel etwas auf, er blieb stets unbemerkt, unfreiwillig, andere wie ihn schien es nicht zu geben, so blieb er auch stets allein.
 

Aber dieser Junge.. war anders...
 

Unschlüssig stand er da, als würde er gerade überlegen, ob er sich das vielleicht nur eingebildet hatte, als versuchte durch dichten Nebel zu sehen, wo keiner war, als würde er nach ihm suchen.
 

‚Er sieht noch viel süßer aus, wenn er so verwirrt guckt.’ Marik betrachtete ihn nun genauer, musterte ihn wie um sich jedes Detail zu merken.
 

Ein schwarzer, eng anliegender Pullover, verwaschene Jeans, Turnschuhe. Braungebrannte, bronzefarbene Haut. Dunkle, beinahe schwarze Augen, die eine nicht greifbare Tiefe verrieten. Attraktiv.
 

Schließlich drehte sein Gegenüber sich um, widerwillig, als wollte er nicht so leicht aufgeben.
 

„Schade...“, seufzte Marik. Er hätte es sich ja denken können.
 

Doch kaum hatten dieses Wort seine Lippen verlassen, geschah ein weiteres Wunder: der Fremde drehte sich doch tatsächlich um!
 

„Ha.. Hallo...“, erklang es zaghaft, fragend.
 

Kann er mich etwa hören?!
 

„Ist da jemand...?“
 

‚Was für eine schöne Stimme...’
 

Er kann mich hören!!!
 

Doch noch bevor er diesen unfassbaren Gedanken greifen konnte, bevor er realisieren konnte, was hier geschah, schallte es von der anderen Seite des Parks:

„Pascal, komm endlich!“
 

und das Wunder lief davon, verschwand mit einem Blick zurück und ließ einen verdatterten Marik zurück.
 

„Pascal...“
 


 

´*+*`
 


 

Marik rannte ihm hinterher, seinem Wunder, das jetzt einen Namen hatte. Das war seine Chance! Darauf hatte er so lange warten müssen! Nachdem er ihn eingeholt hatte, bemühte er sich mit dem Größeren Schritt zu halten. Dieser lief schnell durch das einladende Tor eines großen, alten Gebäudes (eine Schule?), ging zusammen mit den letzten Nachzüglern in seinen Klassenraum.
 

Marik konnte sich noch gut daran erinnern, wie er selbst einmal in einem dieser Räume gesessen hatte, zusammen mit seinen Klassenkameraden, seinen Freunden. Sie hatten gescherzt und gelacht, genau wie Pascal jetzt mit seinen, und sich keine Sorgen machen müssen. Aber das war einmal...
 

In den darauf folgenden Stunden geschah nichts Ungewöhnliches mehr, hin und wieder schien Pascal in seine Richtung zu blicken, doch das konnte er sich auch nur eingebildet haben. Berührungen vermied er lieber – es hatte sich im Park angefühlt, als würde er einen elektrischen Zaun anfassen.
 

Und so dachte er, wie schon so oft, an früher um sich die Zeit zu vertreiben, was er hätte anders machen können, was hätte passieren können, wenn der Unfall nicht gewesen wäre. War es wirklich erst vier Jahre her? Ja, er erinnerte sich wieder. Vor vier Jahren. An seinem Geburtstag. Damals...

Und seine Gedanken schweiften zurück zu jenem verhängnisvollen Tag, wie schon so oft, beinahe ohne sein zutun, von ganz allein...
 

„Jetzt schreibt bitte einen beliebigen Text, was euch bewegt, was euch gerade einfällt – ganz egal, das überlass ich euch. Achtet auf dass was wir besprochen haben.“
 

Wenn er einen Aufsatz schreiben müsste, wie es die Lehrerin gerade von Pascal erwartete, zu einem beliebigen Thema - was würde er schreiben...?

`An einem warmen Aprilabend, da bin ich gestorben...~

‚An einem warmen Frühlingsabend, im April, bin ich gestorben. Ich weiß noch genau, die Sonne schien, nicht zu heiß, nicht zu kalt, genau richtig eben. Es war ein schöner Tag gewesen, und der letzte. Es war mein Geburtstag. Ich bin 16 Jahre alt geworden.

Die Sonne ging gerade unter, der Himmel strahlte in den schönsten Farben, der fantastische Abschluss eines perfekten Tages. Und dann...
 

Ich ging die Straße entlang, nach Hause, auf dem Rückweg von meinen Freunden, bewunderte den Sonnenuntergang. Es hätte nicht perfekter sein können. Plötzlich hörte ich einen Knall, fühlte wie etwas durch die Luft flog, war irgendwie neben mir.
 

Ich war durch die Luft geflogen, wie ich später realisierte. Jemand schrie. Eine Frau. Es war so dunkel. Ein Auto raste davon. Ein Fahrrad wurde fallen gelassen. Die Frau, weinte sie?
 

Langsam begann ich wieder zu sehen, wenn auch nur verschwommen. Ich konnte nur vage Umrisse erkennen. Ob etwas passiert war? Ein Unfall?
 

Ich fühlte keine Schmerzen. Mir ging es gut. Vermutlich nur ein Blackout. Hatte ich so viel getrunken?
 

Ich stand auf der Straße, versuchte mich zurecht zu finden. Die Frau weinte immer noch, ungefähr drei, vier Meter entfernt von mir.
 

Eine Sirene. Blaulicht. Ein Krankenwagen? Polizei? Feuerwehr?
 

Langsam wurde das Bild klarer, ich begann wieder zu sehen. Der Notarzt war gerade aus seinem Wagen gesprungen, neben ihm quietschten die Bremsen eines Krankenwagens. Der Arzt lief zu jemandem... ja, die Frau hielt jemanden im Arm. Und Blut. Überall an ihr. Mir war ein wenig schwindlig. Seltsam.
 

„Es ist zu spät.“ Langsam drangen diese Worte zu mir durch, deren Bedeutung ich damals noch nicht ahnen konnte. „Er war vermutlich sofort tot.. hatte keine Schmerzen...“
 

Jemand war gestorben?
 

Irgendwer murmelte etwas von Fahrerflucht. Ich rieb mir meine Augen. Das Bild verschwand immer wieder, war nur kurz da, wie eine Bildstörung am Fernseher, bei einem Gewitter. Dann wurde es plötzlich glasklar...
 

Ich wäre lieber blind geblieben. Was ich dort am Boden sah, war kein Fremder, kein Freund, kein Bekannter. Was dort, auf dem Boden lag, war...
 

Nein, ich hatte keine Schmerzen. Ich fühlte nichts. Bis heute. Ich war auf meiner eigenen Beerdigung.
 

Ich sah wie sie alle um mich weinten, während ich alles tat, um sie auf mich aufmerksam zu machen, ihnen klar zu machen, das ich doch hier war, das das einfach jemand anderes gewesen sein MUSSTE, dort auf der Straße, kurz vor meinem Zuhause, und letztlich nichts erreichte.
 

Ich sah, wie sie meinen Sarg in das Grab hinab ließen.
 

Ich sah, wie jene um mich weinten, von denen ich es nie erwartet hätte.
 

Ich sah, wie jene nicht eine Spur von Traurigkeit zeigten, von denen ich es erwartet hätte.
 

Und schließlich und endlich, sah ich wie ihr Leben weiterging, und das war das schlimmste.
 

Das war vor vier Jahren. Ich bin ein Geist, ein Echo, mehr nicht. Ich bin wie der Wind – mit dem Unterschied, dass dieser von den Menschen wenigstens gespürt wird. Und ich bin scheinbar der einzige auf dieser weiten Welt. Ganz allein.
 

Inzwischen habe ich vergessen, wo mein Zuhause war, wo ich wohnte, wo ich gestorben bin. Ich habe vergessen, wann ich Geburtstag habe, ich kenne nur noch den Monat. Ich habe vergessen, wie ich aussehe, ich habe kein Spiegelbild. Ich habe vergessen, wann ich aufgab. Ich habe so vieles vergessen. Vier Jahre sind eine lange Zeit. Gäbe es keine Uhren, würde ich denken das es sind hundert Jahre gewesen sind. Hundert lange Jahre im Exil, einsam wie ein Stern im All.
 

Ich kenne den Grund nicht. Ich habe keine Antworten. Ich habe nur Fragen. Und bis heute, bis zu diesem verregneten Oktobermorgen, hat niemals ein Mensch, oder ein Tier meine Existenz auch nur gefühlt.

Bis heute war ich allein.’
 


 

´*+*`
 


 

Langsam kehrten seine Gedanken in die Wirklichkeit zurück. Die Stunde war fast zu Ende, die letzte wenn er aufgepasst hatte, es musste jeden Moment klingeln. Die Lehrerin sammelte die Arbeiten ein, und schon ertönte die Schulglocke, alle stürmten hinaus, als könnten sie es kaum erwarten wieder frei zu sein.
 

‚Als ob sie je gefangen gewesen wären...’
 


 

´*+*`

so das wars - Rest könnt ihr obiShi (Link siehe Stecki) lesen, mein Nick dort ist j_kun. Da gibts keine Zensur.

`whisper whisper, whisper to me my little butterfly~

Was...
 

Erschrocken starrte Marik ihn an.
 

„Du warst die ganze Zeit da, nicht wahr. Seit heute Morgen im Park. Du warst in meiner Schule, bist mir bis nach Hause gefolgt. Du hast gehört, wie ich mich mit Fabian unterhalten habe. Also... wer bist du, und warum verfolgst du mich?“, fuhr Pascal fort.
 

‚Was sollte er jetzt sagen? Was konnte er sagen? Was jetzt?? Was???’, Marik’s Gedanken überschlugen sich.
 

„Ist ziemlich schwierig, kann dich ja nicht sehen.. kannst du mir nicht ein Zeichen oder so was geben?“
 

‚Er kann mich also nicht sehen... Ein Zeichen? Wie...’
 

Hektisch sah er sich um. Wie sollte er ihm ein Zeichen geben?
 

‚Mist!’
 

Kurz entschlossen ging er auf ihn zu und durch ihn hindurch, in der Hoffnung dass es nochmal funktionierte, kniff die Augen zu.
 

‚Ich rede mit mir selbst Gehör ich in die Klapse? Wenn das Fabian sehen würde’
 

Pascal fuhr erschrocken zusammen. Ob er auch diesen elektrischen Schlag spürte? Marik musste kichern.
 

„Woah... ok, das war ein Zeichen. Sprechen kannst du wohl nicht...“
 

„Natürlich kann ich sprechen, du hörst mich bloß nicht.“
 

„Mmh.. das wird sicher kompliziert...“
 

„Allerdings. Gibst du auf?“
 

„Aber das kriegen wir schon hin. Oder was meinst du?“, lächelte Pascal, sah wieder genau in Marik’s Richtung.
 

‚Wie macht er das nur?’
 

Er ging zum Schrank, holte sich einen Teller heraus und nahm die Pizza aus dem Ofen. „Ich werd jetzt erst mal was essen. Schätze mal du hast keinen großen Appetit, was?“
 

„Idiot.“
 

„Verzeih, schlechter Witz.“ Pascal lächelte verlegen. „Sei mir nicht böse.“
 

„Schon okay.“
 

„Mürd ir ja gern wasch anbieten...“, murmelte er mit vollem Mund, schien zu überlegen was er sagen konnte. Marik zuckte mit den Schultern. Schweigend betrachtete er ihn. Wenn er sich doch nur irgendwie bemerkbar machen könnte...
 

„Ich nehm mal an, du bist keiner von den Geistern, die Möbel durch die Luft werfen können... Naja, ist vielleicht auch besser so. Meine Eltern würden mich killen.“ ‚Wow, jetzt bringt der mich doch tatsächlich auch noch zum Lachen...’ Merkwürdiger Typ. Ihn schien es nicht im Geringsten zu stören, das er Marik weder sehen noch hören konnte. Als wäre es eine ganz alltägliche Situation, und seine Gedanken konnte Pascal auch noch erraten. Vielleicht hatte er ja inzwischen schon Halluzinationen.
 

Marik setzte sich auf den Fußboden, beobachtete Pascal und lauschte interessiert seinen Worten. Er redete einfach drauf los, und auf eine seltsame Art und Weise konnte er ihn verstehen, auch ohne Gesten oder Worte. Er erzählte von seinem Alltag, seinem Leben, wie sein Tag verlaufen war, gewöhnliche und belanglose Dinge, hin und wieder auch Intimes, als wäre sein neuer Hausgeist sein Tagebuch. Jener hing bald an seinen Lippen, nie hatte er schöneres gehört. Bald ließ Pascal ihn die Jahre des Alleinseins vergessen, ihn nur noch ihm hier und jetzt sein.
 

Dann endete er auf einmal, von sich selbst überrascht dass er soviel und solange geredet hatte. „Mist... tut mir leid, aber ich muss nochmal weg.“, rief er nach einem Blick auf seine Armbanduhr, schnappte sich seine Jacke.
 

‚Nein! Lass mich nicht allein...’
 

Enttäuscht sah Marik ihn an. Würde er je wieder kommen? Er wollte nicht mehr allein sein. Nie wieder. Das wäre zuviel als er ertragen konnte... verzweifelt streckte er seine Hand nach ihm aus.
 

„Keine Angst, ich bin bald wieder da, versprochen. Warte hier so lange auf mich, ja.“ Pascal stand schon an der Tür, lächelte ihn noch einmal an. „Ich vermiss dich jetzt schon...“, flüsterte er, mehr für sich selbst, bevor er schnell durch die Tür verschwand.
 

‚Er... wird mich vermissen...?’ ‚Ja, er wird bestimmt wieder kommen. Er hat es versprochen....’ Leise rollte er sich auf dem kalten Boden zusammen, starrte die Tür an und dachte über den fast vergangenen Tag nach. Irgendwann, kurz nach Mitternacht, schlummerte Marik ein, nur beleuchtet von dem silbernen Licht des Vollmondes, fiel in einen wundervollen Traum, dessen Hauptrolle Pascal spielen durfte, sein neuer Freund.
 


 

´*+*`
 


 

Ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt, herumgedreht, eine Tür geht auf, ein Licht erscheint, Hoffnung keimt. Leise huschte Pascal in die Wohnung, verlegen weil er sich so verspätet hatte. „Bist du da?“, fragte er leise, ließ seinen Blick durch die leere Wohnung gleiten. War das... ein Geräusch... hörte er jemanden atmen? Er verhielt sich ganz still, schloss die Augen und lauschte in die Dunkelheit hinein. ‚Ja... ich kann dich atmen hören...’ Freudig öffnete er die Augen.
 

‚Was war das?’
 

Eben, nur für einen Moment, einen Gedanken, hatte er einen Jungen schlafend auf dem Boden liegend, zusammengerollt, gesehen. Silberblondes langes Haar fiel in sein Gesicht, vom Mondlicht beschienen. Kleiner als er selbst. Verwirrt blinzelte er, um das Bild zurück vor seine Augen zu holen, jedoch erfolglos. „Was...“ Irritiert setzte sich Pascal neben die Stelle, an der er ihn gesehen hatte, versuchte exakt zu wiederholen, was er eben getan hatte, um ihn noch einmal sehen zu können.
 

Gerade als er aufgeben wollte, geschah es erneut; dieses Mal blieb das Bild ein paar Sekunden, gerade genug Zeit, um den Geist einer kurzen Musterung zu unterziehen. Er erinnerte sich an ein Buch, das er einmal gelesen hatte.
 

>>..Sylphen oder auch Sylvani sind mythische Naturgeister, die dem Element Luft...ein Beispiel für die Spiritualisation von Materie. Sie haben einen filigranen, feinen menschenähnlichen Körper... Sylphide ist ein Mensch von zarter, sylphenartiger Gestalt...<<
 

Ja, das traf auf seinen Geist zu. Wenn er nur seinen Namen wüsste...

Seufzend legte er sich neben seinen Geist, dort wo er ihn vermutete, darauf achtend ihm nicht zu nahe zu kommen – auf den Stromschlag verzichtete er lieber, auch wenn dieser nur sehr schwach war. Wo er wohl her kam... er schien irgendwie traurig zu wirken, und doch erfreut, als er ihm von sich erzählt hatte, ihn bemerkte.

‚Was für ein seltsamer Tag.’, dachte Pascal noch, bevor auch er einschlief.
 


 

´*+*`
 


 

Marik wurde von einem lauten Krachen geweckt. Verschlafen richtete er sich auf, zuckte leicht zusammen, als ein Blitz das Zimmer erhellte, gefolgt von einem gewaltigen Donnerschlag. Ein Gewitter...
 

Er sah auf die an der Wand hängende Uhr, es war bereits früher Morgen. Dennoch war es dunkel, nur die Blitze spendeten kurz ihr grelles Licht. Regen. Es regnete schon wieder. Wie lange hatte er geschlafen? Wo war er? Langsam erinnerte er sich wieder an gestern, sah sich suchend nach Pascal um. Dieser lag direkt neben ihm, seine Hand lag direkt in seiner. Seltsam. Irgendwie war dieser Stromstoß ganz angenehm.
 

Er war tatsächlich zurückgekommen! Lächelnd beugte Marik sich zu ihm hinab, hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. Schade, dass seine Lippen ihn nicht berühren konnten, nur durch ihn hindurch gingen...

Ein wenig betrübt strich er ihm über sein Gesicht, darauf bedacht seine Hand nicht durch ihn hindurch gleiten zu lassen.
 

‚Was tu ich eigentlich hier?’
 

Marik seufzte leise. Wie würde es weitergehen? Sicher würde Pascal es bald leid werden, sich mit ihm zu unterhalten, ihn zu bemerken, er konnte ihn ja nicht einmal sehen. Vielleicht sollte er gehen, einfach in das Nichts verschwinden aus dem er gekommen war, um Verletzungen zu vermeiden...
 

Doch irgendetwas schien ihn hier festzuhalten. Womöglich die Angst vor der Einsamkeit, die ihm schon viel zu lange vertraut war. Und was nun?
 

Seine Augen wanderten durch das Zimmer, und wie von selbst wieder zurück zu Pascal, strichen über die feinen Linien seines Gesichts, seinen Körper, prägten sich jedes noch so unscheinbare Detail ein. Wenn er doch nur... Eine Berührung... Ein Kuss... war das denn so schlimm?
 

‚Das ist einfach nicht fair!’
 

Eine einsame Träne rann seine Wange hinab, fiel, landete auf dem Hals seines Freundes, bahnte sich seinen Weg und verschwand unter dessen Pullover. Erstaunt sah er ihr nach. War es... konnte das... Er atmete tief ein.
 

‚Es muss einfach funktionieren! Es muss einfach!!!’
 

Die Zeit schien auf einmal still zu stehen, der Donner verstummte, kein Blitz erleuchtete mehr das Firmament, in die dunklen Wolken wurde wie durch Zauberei eine Lücke gerissen, so das der Mond sein letztes silbernes Licht in das Zimmer werfen konnte, kein Geräusch war zu vernehmen. Sacht legte Marik seine Hand auf Pascal’s Wange, nahm all seinen Mut zusammen (Ja, er hatte Angst), schloss die Augen bevor er sich zu ihm hinabbeugte.
 

Erstaunt spürte er, wie seine Lippen auf die des anderen trafen – nicht durch ihn hindurch gingen – seine Hand auf seiner Wange lag und nicht über ihr schwebte, der Kuss erwidert wurde...
 

Er riss die Augen auf, starrte direkt in die in die seines Freundes, wich erschrocken zurück. Eine Weile, scheinbar eine Ewigkeit, sahen sie sich einfach nur an, hielten den Atem an und bewegten sich nicht.
 

„Ich ich... ich......

lebe...?“
 

Pascal lächelte ihn an, musterte ihn nur von Kopf bis Fuß, sagte nichts, nickte nur.
 

„Ich lebe!!!“
 

Freudig stürzte Marik sich in seine Arme, drückte ihn an sich und weinte leise vor Glück, hielt ihn ganz fest.

„Hey, wein doch nicht...wie heißt du denn eigentlich?“ „Marik.“, schluchzte dieser. „Marik...

..ich glaube, ich liebe dich, Marik.“, wisperte Pascal so leise, das es kaum zu hören war. Aber nur fast.
 


 


 


 


 


 

Ende



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ReiRei-chan
2006-09-24T10:19:49+00:00 24.09.2006 12:19
Aus meinen ersten beiden Kommentaren wirst du wohl wissen, was jetzt kommt, oder?
Ich glaube desswegen wiederhole ich es nciht noch mal, wäre ja langweilig ^.~
Ich bin einfach nur gespannt wie es weitergeht!

P.S.: Beweg deinen Hintern endlich und geh zu 'nem Verlag!
Von:  ReiRei-chan
2006-09-24T10:11:31+00:00 24.09.2006 12:11
Q___Q

Ich heul gleich... man das ist so... tja, keine Ahnung wie ich das sagen soll.
Auf der einen Seite ist es traurig, dann wieder dramatisch, ein wenig merkwürdih, unvorstellbar, real und dann doch wieder... wie ein Traum.
Es ist voller Gefühl und doch eigenartig leer.
Diese Leere hast du sehr gut eingefangen und man spürt durch die Worte all die Empfindungen von der Figur, steht scheinbar direkt neben ihr.
Einfach nur großartig.
Du solltest das wirklich mal einem Redakteur vorlegen.
Von:  ReiRei-chan
2006-09-24T09:59:40+00:00 24.09.2006 11:59
Maunz! *schnurr*

Ich liebe deinen Schreibstil jetzt schon. Wirklich große Klasse. Damit könntest bestimmt einiges erreichen bei einem Verlag... *anschmieg*
Das einzige was ich geändert hätte wäre vielleicht der Titel, denn der passt nicht so recht. Der Titel sollte sich auf Marik beziehen und seine Einsamkeit, oder eben auf "sein Wudner" Pascal... das "never can be touched" passt zwar auch, aber dann auch wieder nicht...
Na ja, egal. Du hast dir mit Sicherheit was dabei gedacht, also soll's mir recht sein.
Hauptsache du schreibst weiter so klasse!
Von:  Terrorkeks
2006-09-10T18:24:43+00:00 10.09.2006 20:24
*buhu*
*schnief*
wie süß T^T
*knuddel*
haddu fein gemacht^^
Von: abgemeldet
2006-09-09T01:03:03+00:00 09.09.2006 03:03
hey ... ich dachte die sterben beide ~.~ obwohl ja einer tot war ... du bist ja nen doofie mich so an der nase rumzuführen T~T
ich finds schön ^^
aber gehts da noch weiter oder is das zu ende???
wieder mal sehr kurz wie alles von dir xD aber meine deutschlehrerin sagt immer man solls kurz machen, dafür aber den kern um so mehr raus bringen und das is dir ja gelungen ^^
Von: abgemeldet
2006-09-07T14:37:35+00:00 07.09.2006 16:37
Oooooch is das schön.... das is sooo~ schön. echt gut geschrieben. Man kann sich echt in die jeweiligen Personen hineinversetzten. Bin mal gespannt wie's weiter geht.^^
Was passiert jetzt mir Marik? Lebt er tatsächlich oder nur Zeitweise? Wenn er lebt, wo wird er wohnen? Wie geht sein neues Leben weiter? Hach ich bin so gesannt^^


So gefühlvolles Schreiben...hach ja....
Von: abgemeldet
2006-09-05T21:36:07+00:00 05.09.2006 23:36
Zensur O.o
^^
Ja also ich finds sehr gut geschrieben, freu mich schon auf den nächsten teil...
wehe du sagst mir dann nicht bescheid T~T
Find es sehr gut, dass du den Unfall beschrieben hast ^^ dass man sich ein besseres bild machen kann... und wieder mal wirklich gefühlvoll *daumen hoch*
Von: abgemeldet
2006-09-05T19:57:15+00:00 05.09.2006 21:57
Ich find die Story echt super. Is nen toller Schreibstil. So viel Gefühl steckt darin, ich hab fast 2mal geheult, wenn da nich nen kleiner Themenwechsel gewesen wäre. Sehr schöne story... *Taschentuch rauskramt*
Von: abgemeldet
2006-09-05T19:53:02+00:00 05.09.2006 21:53
Ich find die Story echt super. Is nen toller Schreibstil. So viel Gefühl steckt darin, ich hab fast 2mal geheult, wenn da nich nen kleiner Themenwechsel gewesen wäre. Sehr schöne story... *Taschentuch rauskramt*
Von: abgemeldet
2006-09-02T00:17:39+00:00 02.09.2006 02:17
ich mag deinen schreibstil ♥
wirklich gut gelungen.. mal was anderes ^^


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