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Wahnsinn à la Kaiba

Seto/Joey - Die Psyche eines Eisbergs..-
von

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Teil 1: Wenn die Chemie nicht stimmt...

Psychologie à la Kaiba
 

Disclaimer: ne, ich krieg kein Geld, Figuren gehören nich mir, blablabla, etc etc ^^ xD
 

Pairing: JoeyXSeto
 

Vorwort: hach ja.. es is erst meine zweite(oder dritte?) YGO-FF D: also geht nich so hart mit mir ins Gericht, pls xD ich hab versucht, die beiden sogut es geht zu treffen, und ich hoffe, das is mir gelungen *gg* Über Kommis würd ich mich übrigens seeeeehr freuen >< *hüpfz*

Also denne.. Viel Spaß xD
 

"blablabla" - jemand spricht (schlau,ne? xD)

... - kleiner Zeitsprung
 

_____
 

Teil 1 - Wenn die Chemie nicht stimmt..
 

Wie lange starre ich nun schon aus diesem langweiligen Fenster, hinunter auf das abendliche Bild des beleuchteten Dächermeers, und mache mir diese dummen Gedanken? Zwei volle Tage hab ich in diesem bescheuerten Krankenhaus gelegen. Zwei Tage lang der selbe, sterile Raum ohne einen einzigen Farbklecks darin und ich kann nicht versprechen, dass ich dieses Gebäude ohne ein Trauma von all der schlechten Luft und den weißen Wänden verlassen werde.

Nachdenklich kehre ich der Fensterscheibe und somit auch meiner Heimatstadt, den Rücken zu und zupfe fast schon automatisch am Kragen meines Shirts herum, froh darüber, dass ich das halb durchsichtige Laken nicht mehr tragen muss, denn ich bin mir verflucht sicher, dass Schwester Greta mir mehr als nur einmal hinterher gestarrt hat und wie jeder weiß, sind diese OP-Hemdchen.. nun.. sie sind nicht rundherum geschlossen.

Ein Schauer läuft über meinen Rücken. Ja. Gut, dass ich wieder in meinen alten Klamotten stecke, in diesen mitgenommenen Lappen, die, wie ich leider zugeben muss, normalerweise so aussehen, als käme ich direkt aus einer Sandkiste. Aber ich hab eben nicht die Möglichkeiten, mir so viel sauberes, neues Zeugs zu kaufen, wie andere in meinem Alter.. Ich bekomme ja nicht mal regelmäßig Taschengeld, denn mein Herr Vater hält es ja für soviel wichtiger, Alkohol in der Wohnung, anstatt einen normal gekleideten Sohn zu haben.

Die kühle Abendluft, die durch das angekippte Fenster zieht, lässt mich einen Moment lang frösteln. Papa - wenn ich ihn so noch nennen kann - war auch der Grund für meinen Aufenthalt hier. Ich ziehe die Schultern ein, grabsche nach meiner kleinen Tasche, in der grade mal ein paar Klamotten, Handtücher und andere Kleinigkeiten Platz haben, und verlasse mit strauchelnden Schritten die Station.

Wenn ich so daran zurückdenke, ganz ehrlich, dann weiß ich gar nicht mehr so genau, wie ich eigentlich hier rein geraten bin..
 

Energisch hämmere ich auf den dreieckigen, leuchtenden Knopf des Fahrstuhl und lausche dem leisen Surren, nachdem ich mir schwungvoll die Tasche über die Schulter geworfen habe.

Eine angeknackste Rippe, blaue Flecken, Prellungen und diverse Schürfwunden an den Händen waren das Resultat einer kleinen Aneinanderratung mit meinem Erzeuger gewesen und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, ich hätte sogar einen Bissabdruck am Ohr. Der Kerl hat bestimmt den Teil meines Hirns erschüttert, der für meine wichtigen Erinnerungen zuständig ist, überlege ich krampfhaft und trete in den Fahrstuhl ein, dessen Inneres stark nach Metall riecht. Nach Metall und alten Leuten, die es leider nicht bis aufs Klo geschafft und improvisiert haben.

Als ich vor zwei Tagen nach stundenlangem Bewusstseinsverlust die Augen wieder geöffnet habe, war das Erste, was ich gesehen hatte, Yugis besorgtes Gesicht gewesen. Gott..! Der Blick, den er aufgesetzt hatte, hätte mich fast dazu verleitet wieder ohnmächtig zu werden, denn ich hasse es, wenn er mich auf diese Weise ansieht. Das war so.. so.. fremd? So ungewohnt? Sicher - inzwischen sollte ich mich daran gewöhnt haben, dass der Kleine an meinem Arm hängt, sobald ich auch nur niese, und ich muss gestehen, dass es mich irgendwo erleichtert hat, ein Vertrautes Gesicht zu sehen, aber Yugi wäre nicht Yugi, wenn er nicht energisch nachgebohrt hätte. Und das war es eigentlich, was mich so verunsichert hat.. Und er ist schließlich einer der wenigen, die mich überhaupt besucht haben.

Ich runzle die Stirn, atme ungewollt und etwas angewidert den beißenden Geruch ein und bete innerlich, dass der alte, klapprige Fahrstuhl es heil und zügig bis ins unterste Geschoss schafft. Ich will gar nicht daran denken, was für ein qualvoller Tod es sein würde, wenn er stecken bliebe.

Aber zurück zu meinen Gedanken: Yugi!

Yugi, Thea und Tristan - das waren sie, meine Besucher, die einzigen, die an mich gedacht und mich aufgemuntert haben! Also, wenn das nicht mal frustrierend war - ihre Hilfe in allen Ehren - dann wusste ich auch nicht. Drei, von über zwanzig Leuten haben mich also vermisst. Ich hatte ein paar mehr erwartet, ehrlich gesagt. Und außerdem habe ich erwartet, dass.. ein gewisser jemand vorbeikam. Und sei es nur, um sich über mich lustig zu machen, was ich ihm durchaus zutraue. Der gewisse Jemand, Seto Kaiba, hatte seinen Astralkörper jedoch nicht ein Einziges mal hierher bewegt. Dabei hätte ich das wirklich gebraucht!

Also..

Nicht, dass ich mich irgendwie gefreut hätte, Nein! Aber allein seine bloße Anwesenheit hätte mich auf die Palme gebracht, und das schon hätte mir klar gemacht, dass alles wieder im Lot ist.

Keine Beleidigungen, Schimpferei, keine boshaften Kommentare und verachtenden Blicke, zwei Tage lang - da darf ich doch schon mal Entzugserscheinungen zeigen, oder nicht? Nein?..

Ich meine, hey! Wir alle kennen den obertollen Kaiba, und wir alle trauen ihm zu, dass er aus reiner Schadenfreude einen halbtoten im Krankenhaus besucht, um über ihn herzuziehen! Aber wie hätte ich wohl reagiert, wenn da plötzlich dieses stocksteife, arrogante Brett an meinem Bett säße und einen Spruch abließe, wie >Hey Wheeler, hast du dich um einen Knochen geprügelt oder nur wieder versucht, so unauffällig wie möglich vor ein Auto zu springen?<. Oder zumindest so ähnlich.. Er würde das noch provozierender ausdrücken, so, wie er es ständig tut.
 

Ich seufze tief, als sich die Tür des Fahrstuhls öffnet und stapfe von dort aus durch den langen, weißgrauen Flur des Erdgeschosses, erleichtert, das Gebäude verlassen zu können und frustriert im Angesicht der Tatsache, wieder nach Hause zurückkehren zu müssen.
 

--
 

"Perfekt!", flöte ich zufrieden, räkel mich etwas auf der hölzernen Parkbank und strecke mich genüßlich, die Sonne genießend, die selbst um diese frühe Uhrzeit schon vom Himmel ballert, als wolle sie mich doch noch zwingen, zur Schule zu gehen.

Aber nicht mehr heute. Nach all den Untersuchungen muss ich mich erst mal entspannen, und da ich in der Schule nie ungestört schlafen kann - verflucht seien die Lehrer! - hab ich mich dazu entschlossen, den Tag draußen zu verbringen.

Ein lauer Wind fährt durch mein blondes Haar, als ich den Kopf in den Nacken lege und in das blaue Meer über mir blicke, mit dem Fuß an meine Schultasche stupse, die ich zwangsweise mitnehmen musste.

Also, wenn das kein genialer Tag zum Schule schwänzen ist, dann heißt mein Liebligsopa Hildegard! Warme Luft, keine einzige Wolke am Himmel, die Vögel zwitschern und niemand da, der mich auf irgendeine verrückte Art nerven kann. Nicht einmal..
 

"Wheeler?!", dringt eine tiefe Stimme an mein Ohr, die halb ungläubig, und halb entgeistert klingt. Ich zucke etwas zusammen, beiße mir beinahe selbst auf die Zunge und blicke in die Richtung, aus der dieser unangenehm bekannte Ton herkommt.

Oh man.. das darf doch nicht wahr sein..

"Kaiba.", stelle ich etwas nüchtern fest und starre an ihm herauf, als er sich vor mir aufbaut und eine Augenbraue hebt. Irre ich mich, oder schlägt mein kleines Herz einen Sprung schneller? Dabei sieht er nun wirklich aus, wie immer.. Dieser weiße, ätzende Mantel, der seine ganze Figur lang zieht, als ob er das tatsächlich nötig hätte. Der gelangweilte Blick, den er mir jedesmal aufs Neue schenkt und der Anflug eines anrüchigen Grinsens auf diesen Lippen, die er zusammenpresst, als müsse er sich ein Kommentar verkneifen. Wie ich das hasse.. wenn er mich so anschaut, als sei ich der Dreck unter seinen Fingernägeln!

Doch noch bevor ich wieder etwas sagen kann, ergreift er prompt das Wort, spießt mich mit seinen eisigen Blicken auf.
 

"Geht niemand mit dir Gassi, Köterchen, oder bist du ausgebüxt?", feixt er und zieht den Kopf etwas zurück, als habe er Angst, er könne eine eklige, furchterregende und unaussprechliche Krankheit bekommen, wenn er mir zu nahe käme, und auch, wenn ich ihm das wirklich gönne und mir nichts schöneres vorstellen kann, bin ich nicht scharf drauf, diesem Eiswürfel näher zu kommen, als unbedingt nötig.

Ich knurre leise.
 

"Im Gegensatz zu dir bin ich alt genug, um alleine auszugehen, Blödmann!", erwiderte ich bissig, wissentlich, dass dieser Schneemann fast ein ganzes Jahr mehr zählt, als ich.

So ein arroganter.. hochnäsiger.. unbrauchbarer Trottel!

Er lächelt, doch es ist keines dieser Lächeln, die einem schmeicheln, ganz im Gegenteil. Es ist eines dieser kalten Lächeln, die er immer dann aufsetzt, wenn er das, was ich sage, unglaublich amüsierend, aber nicht wirklich ernst zunehmend findet. Und da sollte sich noch jemand darüber wundern, dass ich ihm am liebsten jedesmal an die Gurgel springen würde, wenn er mich anschaut! Aber selbst dafür ist sich der Herr oft viel zu fein, schenkt anderen nicht einmal einen seiner skeptischen Blicke!
 

"Ich glaub dir, dass du alleine ausgehst, Wheeler, denn ich kenne niemanden, der sich auf ein derart niederes Niveau runter lässt und etwas mit dir unternimmt, den Haufen von Versagern mal ausgeschlossen."

Versager? Haufen? Spricht der Kerl etwa von Yugi und den anderen?! Den einzigen Personen, die bei mir waren, als es mir schlecht ging?!! Sowas unverschämtes!!
 

"Nimm das zurück, du Salatkopf!", drohe ich und springe ruckartig von der Bank auf, wobei ich einen Moment lang beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. "Der einzige Versager in dieser Stadt bist du!"

"Wie ich sehe, hat dir der Kurzaufenthalt im Krankenhaus nicht besonders gut getan, dein kaputtes Mundwerk jedenfalls haben sie bei den Untersuchungen offensichtlich übersehen. Aber wie dem auch sei.." Er unterbricht sich kurz, um eine kurze Handgestikulation zu vollführen und mich anzugrinsen. Es ist dieses Grinsen, dass mich in solchen Augenblicken richtig rasend macht. Richtig wütend! Wenn es nur nicht so voller Verachtung wäre, dann.. dann.. naja.. was dann? Dann wäre es erträglicher? Wohl kaum. Kaiba und erträglich - dass sind zwei Wörter, die sich abstoßen, wie Plus und Minus! "...Hast du keine anderen Hobbys, als den lieben, langen Tag in der Gegend rumzustarren? Du könntest ausnahmsweise mal was sinnvolles tun. Lernen, Duelmonsters üben oder dich von einer Brücke stürzen."

"Sagt der, der genauso blöd ohne Sinn und Verstand im Park rumspaziert, obwohl wir Schule haben.", gebe ich zurück und zwinge mich, nicht die Kontrolle über meine geballten Fäuste zu verlieren. "Lass mich raten: Irgendjemand hat Mokuba entführt oder will deine Firma übernehmen, und du machst auf deinem Weg zum Übeltäter nur eine kurze Pause, um ein Eis zu essen."
 

Ich kann sehen, wie es in seinen Augen blitzt und am Verschwinden seines hochmütigen Grinsens erkenne ich, dass ich einen Wunden Punkt getroffen habe oder zumindest nah dran gewesen bin. Er jedenfalls geht kurz in die Hocke, greift ungefragt in meine Tasche und zieht überraschenderweise eines meiner Schulbücher heraus.

"Nein, nicht wirklich.", antwortet er mit einer guten Verspätung von ganzen fünf Minuten, in denen er desinteressiert herumgeblättert hat. "Ich bin ehrlich gesagt auf dem Weg zu einer Besprechung. Es gibt da eine Firma, die mir ernsthaft Konkurrenz macht, aber ich verlange nicht, dass dein aufgeweichtes Erbenshirn das versteht, Wheeler.. Sag mal, du kannst Schule nicht besonders gut leiden, was? Wenn ich mir das Buch so ansehe.."
 

Wieder kann ich mir ein Brummen nicht verkneifen. Dieser Egomane! Dieser exzentrische Egomane, der denkt doch glatt, nur weil sein Fußabtreter mehr kostet, als das Auto einer normalen Großfamilie, sei er etwas besonderes!!

"Aber ich scheine ja gut genug zu sein, um mit dir zu diskutieren, was?!"

"Wir diskutieren nicht, Wheeler, denn zu einer Diskussion gehören mindestens zwei verschiedene Parteien, und du bildest nicht mal eine halbe."

"Genau darum hast du keine Freunde, du kleinkarierter Pimpf!", blaffe ich so unfreundlich und einschüchternd, wie es mir nur möglich ist und greife nach meiner Tasche, die am Boden liegt und vor sich hin schweigt. "Weil du einfach nicht in der Lage bist, freundlich zu sein!"

Heh.. dass ich selbst nicht besser bin, weiß ich. Ehrlich! Aber im Gegensatz zu Kaiba bin ich doch wirklich ein Wonneproppen, oder nicht??

Also stapfe ich, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, davon und werfe mir so elegant wie unnötig die Tasche über die Schulter, obwohl ich spüren kann, wie er mir nachstarrt und eine seiner perfekten Augenbrauen hochgezogen hat, wie er es so oft tut. Aber das interessiert mich gerade nicht, sollte der Kerl doch bleiben, wo der Pfeffer wächst!
 

--

Als ich Zuhause ankomme, werfe ich die Tür hinter mir so gelangweilt ins Schloss, als hätte sie mir etwas erzählt, was ich schon fünf mal zuvor gehört hatte. Ich lausche einen Moment lang um festzustellen, ob jemand da ist, doch nachdem ich sicher bin, dass ich alleine bin, schleudere ich meine Tasche auf den nächstbesten Stuhl und stapfe ins Wohnzimmer.

Dieser Trottel von Firmenchef hat mich, wie ich vorhin festgestellt habe, mit seiner Anwesenheit aus dem Park vertrieben, ohne etwas derartiges ausgesprochen oder sogar verlangt zu haben. Sollte ich mir darüber Sorgen machen? War es normal, dass allein seine Existenz mich derart aus der Haut fahren ließ, dass ich einen Ort verließ, an dem ich mich zuerst eingenistet habe? Im Nachhinein, stelle ich frustriert fest und lasse mich auf das Sofa fallen, nachdem ich ein paar Bierflaschen beiseite geschoben habe; im Nachhinein ist es unheimlich peinlich gewesen, dass ich förmlich um Nettigkeiten von ihm gebeten habe, ohne rot dabei zu werden. Ausgerechnet von ihm, dem Großkotz schlechthin, der mehr Geld besitzt, als Gehirnzellen!
 

Ich lehne mich etwas in die Kissen zurück und schalte den Fernseher an, ohne wirklich auf das Programm zu achten, denn meine Gedanken hingen -warum?!!- noch immer an diesem blöden Affen, der mit seinem einmaligen Auftritt meinen ganzen Tag versaut hat, wofür ich im übrigen auch genauso gut in die schule hätte gehen können. Ich meine.. er zieht über mich her, wie eh und je, hat sogar gewusst, dass ich halbtot geprügelt worden bin und hat trotzdem nicht ein einziges mitfühlendes Wort für mich übrig! Nicht, dass ich es erwartet habe oder mich danach sehne, ausgerechnet von IHM bemitleidet zu werden - ich kann mir schöneres vorstellen, wirklich - aber dann wüsste ich immerhin, dass unter diesem schwarzen Pullover so etwas ähnliches schlägt, wie ein Herz. Aber inzwischen bin ich der Überzeugung, dass er kein Herz hat, sondern einen Tresor, ziemlich nahe. Ist das traurig, oder was?

Andrerseits.. wieso mache ich mir überhaupt Gedanken über das, was unter Kaibas Kleidung steckt?!

...

Und wieso formuliere ich das so??! Das klingt fast so, als hätte ich Interesse an ihm oder seinem.. seinem Körper! Widerlich! Er ist ein Mann, gut, und er ist vielleicht nicht grade schlecht gebaut, aber das war's dann auch schon wieder, richtig? Er hat keine Persönlichkeit, keine menschlichen Schwächen, eine scharfe, verletzende und beleidigende Zunge und einen Klumpen Blei in der Brust, den man nicht einmal dann ankratzen kann, wenn man zehn Tonnen Dynamit darum legen und in die Luft sprengen würde. Die einzige Person, die in dieses Kasten-Herz reinpasst, ist Mokuba und vielleicht ist das auch ganz gut so? Wer weiß, wie Kaiba auf einen Liebesbeweis reagieren würde?

Ich runzle die Stirn und starre in meinen Überlegungen auf den Fernsehbildschirm, auf dem grade einer dieser fachmännischen Ärzte den Begriff >Herzflattern< erklärt.
 

"Das Herzflattern, ein hämmernder oder rasender Herzschlag, kann durch Angst oder Aufregung entstehen.."
 

Ich schlucke etwas und erinnere mich, dass ich vorhin genau dieses Herzflattern hatte. Heißt das, ich war aufgeregt? Aufgeregt, weil der große Seto Kaiba mit mir alleine gesprochen hat? Phft.. wohl eher nicht.. Was dann? Angst? Das war fast genauso unwahrscheinlich! Ich, Angst vor Kaiba - sowas bescheuertes!
 

"... bei manchen Herzkrankheiten kann es besonders oft und ohne besonderen Grund auftreten."
 

Dann bin ich krank? Herzenskrank wegen dem guten Kaiba?

Eine Gänsehaut macht sich auf meinen nackten Armen breit und ich ziehe etwas verunsichert am Kragen von meinem T-Shirt, denn dieser Gedanke ist so unmöglich gedacht, wie formuliert. Das wäre ja noch schöner, wenn dieser verrückte Kerl, der wahrscheinlich nicht einmal eine Playstation besitzt, mir erst meinen Tag versaut und mich dann zusätzlich noch dazu bringt, mir selbst eine Krankheit einzureden!

Energisch presse ich den Daumen auf eine der etlichen Tasten auf der Fernbedienung und wechsle somit das Programm.
 

".. sehen, ist ein Dornteufel, eine außerordentlich stachelige Eidechse, die sich ihre Feinde durch eine dornenbedeckte Haut vom Leib hält. Sie leben vorwiegend in den Wüsten Australiens und fressen.."
 

Von wegen, Wüste Australiens. Der größte Dornteufel, den ich kenne, lebt hier in dieser Stadt, eine Viertelstunde von mir entfernt und wohnt in einem Haus, dessen Zimmer größer sind, als meine gesamte Wohnung! Erneut drücke ich entschlossen den Knopf und der Bildschirm flimmert kurz auf, ehe das nächste Programm darüber läuft.
 

"Doch eine Frage bleibt offen: Wie entsteht Granit eigentlich?", dröhnt es aus den Lautsprechern vor mir.

"Manchmal dringt das Magma nicht bis an die Oberfläche, sondern es wird eingeschlossen und schiebt das darüberliegende Gestein nach oben. Dann kühlt es langsam ab und verfestigt sich.."
 

Ich muss unweigerlich schmunzeln. Vielleicht läuft das bei Kaiba genauso? Vielleicht dringen seine Gefühle auch nicht bis an die Oberfläche und schieben stattdessen seine unverkennbare Ausdruckslosigkeit vor? Und je öfter er Emotionen wie Wut oder Betroffenheit unterdrückt, kühlen sie ab und verstärken diese Wand, die er ständig um sich herum aufbaut?!

Herrgott! Dann ist das doch sein Problem und nicht meins! Provoziert schalte ich den Fernseher aus, der mich nicht, wie ich eigentlich gehofft habe, eine Minute von diesem Typen abgelenkt hat.

Ein tiefer Seufzer schleicht über meine Lippen, als ich so langsam zu begreifen beginne, dass Kaiba öfter in meinem Kopf herumspukt, als es mir lieb ist. Erst das plötzliche Klingeln eines Telefons lässt mich kurz zusammen zucken, doch dann greife ich nach dem Hörer, der bisher lustlos auf der Sofalehne gelegen hat.
 

"J-Ja?", jauchze ich etwas verpeilt in die Muschel und streiche mir eine der blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht.
 

"Joey, bist du das?" Wie ich es hasse, wenn man das fragt.. als ob ich die gleiche Telefonstimme hätte, wie mein verdorbener Vater!

"Hier ist Yugi!"
 

"Yugi!", entfährt es mir prompt und ein Grinsen ritzt sich in mein Gesicht. Danke, Alter! Du rettest grade meinen Verstand vor dem Wahnsinn!

"Was gibt’s?"
 

"Sag mal, geht’s dir gut? Du warst heute nicht in der Schule und da hab ich mir Sorgen gemacht.." Ich höre, wie er kurz zögert, bevor er weiter spricht. "Hat dein Vater wieder..?"
 

"Nein!", unterbreche ich ihn spontan und zieh die Augenbrauen etwas hoch. "Ich.. Ich hab mich heute morgen nicht wohl gefühlt, das ist alles. Kopfschmerzen und so, du kennst das ja."

Ich fühle, wie meine Kehle einen Schlag trockener wird und der Gedanke, dass ich meinen besten Freund belüge, gefällt mir ganz und gar nicht. Dummerweise kann ich nicht einmal sagen, wieso ich es tue..
 

"Achso.", antwortet er einfach. Das ist das tolle an Yugi, er akzeptiert solche Antworten einfach, ohne weiter nachzuharken oder großen Wirbel darum zu machen. "Weil du die letzten Tage nicht da warst, wollte ich dir nur Bescheid sagen, dass wir morgen eine Arbeit in Chemie schreiben. Ich weiß, es kommt kurzfristig, aber du kennst den Lehrer.."
 

Ich lache bedrückt und kämpfe immer noch mit diesem mulmigen Gefühl in meiner Brust.

"Danke, Alter. Wenn ich mich beeil' schaff ich es, bis morgen früh wenigstens die ersten zehn Seiten im Buch durchzugehen."

Fast kann ich hören, wie er vor sich hin grinst, bevor er sich verabschiedet und auflegt, allerdings nicht ohne mir eine gute Besserung zu wünschen.

Oh man, Joseph Jay Wheeler. Wie weit bist du gesunken, dass du deinem Freund was vorflunkerst? Ich muss den Kopf schütteln, als ich das Telefon in die Sofaritze werfe, mich wieder zurücklehne und die Augen schließe. Egal.. Yugi versteht das, wenn ich es ihm erklären würde. Würde.. denn im Augenblick weiß ich selbst nicht, was ich eigentlich mache.

"Scheiße, man!", fluche ich noch leise vor mich hin, ehe meine Gedanken sich im Schlaf verlieren.
 

--
 

Ein grober Schmerz reißt mich nach einer halben Ewigkeit aus meinen Träumen und ich schieße ruckartig in die Höhe.

Was zum..? Wieso..?

Verschlafen streiche ich mir über die Augen, wuschel mir durch das verstrubbelte Haar und setze mich auf die Knie auf. Bin ich etwa eingepennt? Vermutlich schon, es sei denn, ich bin in Trance vom Sofa gefallen.. Ich gähne leise, strecke mich kurz und lege mir eine Hand in den Nacken. Ohweh.. wie spät ist es?

Noch immer völlig ermüdet greife ich nach dem kleinen Wecker, der auf dem Wohnzimmertisch steht und starre einige Minuten auf das Zifferblatt. Halb Zwölf?.. Bin ich nicht erst um halb zwölf aufgestanden?.. Ist er vielleicht stehen geblieben? Ich schüttel ihn einmal, zweimal, bis ich feststelle, dass der Wecker einwandfrei funktioniert.

Tja.. also, wenn ich um halb zwölf aufgestanden bin.. und es nun halb zwölf ist.. heißt das, es ist fast Mitternacht? Ein eisiger Schock durchfährt meine Glieder. Mitternacht?! Und ich schreib morgen eine Chemiearbeit, ohne gelernt zu haben!? Verflucht..!!

Aufgebracht stürze ich aus dem Wohnzimmer, grabsche eilig nach meiner Tasche und wühle darin herum.

Ganz ruhig, Joey, bis morgen früh, Schulanfang, sind es immerhin noch acht einhalb Stunden, die du nutzen kannst, um deine Kenntnisse im Bereich chemische Katastrophen etwas aufzufrischen!
 

Es vergehen etwa zehn Minuten, bis ich entsetzt feststelle, dass mein Chemiebuch nicht da ist, wo es hingehört: in meiner Tasche! Nur.. wo dann? In meinem Zimmer? - Sehr unwahrscheinlich.. die einzigen Bücher, die da drin liegen, sind meine heiligen Comics. In der Schule? - Nicht wirklich, da kann man nicht einmal stinkende Socken liegen lassen ohne Gefahr zu laufen, dass sie geklaut werden. Nur wo..

Es fällt mir wie Schuppen von den Augen und im selben Moment wird mir ein wenig schlecht.
 

"Sag mal, du kannst Schule nicht besonders gut leiden, was? Wenn ich mir das Buch so ansehe.."
 

Nicht doch.. dieser Fatzke hat tatsächlich mein.. ausgerechnet MEIN Chemiebuch geklaut! Naja.. 'geklaut' ist wohl das falsche Wort.. Er hat es sich genommen und ich bin abgehauen.. Aber weg ist weg.. und nun? Wieder schwänzen? Nein, das kann ich Yugi nicht antun. Zu Kaiba gehen, ihn beim Schönheitsschlaf stören und mein Buch zurück verlangen? Ne, mit Sicherheit nicht! Das wäre das Letzte, was ich in dieser kalten, dunklen Nacht tun würde...
 

...
 

Eine halbe Stunde später stehe ich vor dem riesigen Anwesen der Kaibas und bin mir ziemlich sicher, dass es NICHT das Letzte ist, was ich in dieser Nacht tun würde!

Tz.. soweit ist es also schon gekommen. Ich stehe nach Mitternacht in der Kälte und friere mir den Allerwertesten ab, unsicher, ob ich diese verfluchte Klingel nun drücken soll, oder nicht! Ja, zugegeben, ich brauche diese Ansammlung von Blättern sehr, sehr dringend, aber wer weiß, wie oft Kaiba mich in der Luft zerfetzt, nachdem er mich ausgelacht hat, wenn ich um diese unverschämte Uhrzeit an seiner Tür rumjammer?!

Los Joey!, mache ich mir selber Mut und drücke energisch den Daumen auf den kleinen Knopf. Der Schrille Ton echot in meinen Ohren, doch im Haus regt sich nichts. Kein Licht geht an, keine stampfenden, wütenden Schritte, nicht einmal so etwas, wie eine Beschwerde erklingt.

Mach auf!

Jetzt, oder nie, Kaiba! Mach auf, oder ich marschiere durch dein Wohnzimmer, wie eine aufgewühlte Elefantenherde und zerst-
 

Ein Klicken dringt an mein Trommelfell, als sich die Tür öffnet und ein ziemlich verschlafener Seto Kaiba vor mir steht. Wenn man ihn so sieht, mit den zerzausten Haaren, dem etwas verpeilten Blick und den weichen Gesichtszügen, die schon gar nicht mehr so boshaft aussehen, wie sonst, könnte man glatt sagen, er sei niedlich.
 

"Äh.. ahm..", stottere ich etwas benommen und versuche verzweifelt, Wort zu fassen.
 

"Wheeler?!", stellt Kaiba ungläubig fest und verengt die Augen etwas, die zu meiner Verwunderung nicht so hell leuchten, wie sie es tagsüber tun. "Ich hoffe für dich, du hast eine verdammt gute Erklärung für diese nächtliche Ruhestörung, du kleiner Flohsack!"
 

Natürlich hab ich die, du Volltrottel!

"Du hast mein Chemiebuch und das muss ich wiederhaben, weil wir morgen eine Arbeit schreiben.", antworte ich unerschütterlich, obwohl meine Knie sich bei Kaibas wütendem Blick anfühlen, als hätte man sie drei Stunden lang gekocht.

Einen Moment lang sieht er mich nur an, als hätte ich ihm grade gebeichtet, dass ich eine wilde Affäre mit Roland hätte, dann wirft er eine Blick auf seine Armbanduhr - er schläft mit dem Ding? - und seufzt tief.

Das ist wirklich.. wow.. Kaiba seufzt! Und es ist nicht eines dieser gespielten Seufzer, sondern ein richtiger! Unfassbar, dass ich das noch erleben darf! Schläft da unter dieser steinharten Dornteufel-Granit-Fassade etwa doch ein richtiger Mensch?
 

"Ein Buch also, ja? Das, das ich aus deiner Tasche gezogen hab?"

"Ja."

"Das schmuddelige, dreckige Chemiebuch?"

"Jaa!"

"Das, wo du vorne deine Initialen und ein kleines Comic, in dem ich von einer Bombe zersprengt werde, raufgekritzelt hast?"

Ich spüre, wie Hitze in meine Wangen steigt und muss mir ein Grinsen verkneifen.

"Jap, das ist es! Hast du es hi-"

"Hab ich in der Firma vergessen."
 

Ich sehe mich selbst, wie mir die Gesichtszüge entgleisen, denn die Gelassenheit, mit der er mir diese Tatsache übermittelt, schockt mich ein wenig.

"Was soll das heißen, du hast es vergessen?! Wie kann man Dinge, die man anderen geklaut hat, irgendwo vergessen??!"
 

Er lächelt wieder dieses boshafte Lächeln und legt den Kopf schief, als wolle er mich verspotten. Jaa! Nur her damit ,immer auf die kleinen Blonden, die können das ab!

"Ich hab es nicht geklaut, Wheeler. Ich hab es mir angesehen und du bist plötzlich weggestampft wie ein wütendes Walross.", stellt er nebensächlich klar und lehnt sich etwas gegen den Türrahmen.
 

Soll das jetzt etwa cool aussehen?! Willst du ,dass ich dir sage, wie gut es aussieht, wenn du so dämlich dastehst und mir Fakten an den Kopf wirfst, die ich längst kenne? Nee, mein kleiner, schnöseliger Freund, den Gefallen tu ich dir sicher nicht!

"Super!", platzt es aus mir heraus und ich balle erneut die Fäuste. "Was soll ich denn jetzt machen?! Du bist Schuld, wenn ich morgen 'ne Sechs bekomme!"
 

Er rollt mit seinen ungewöhnlich dunklen, blauen Augen und zuckt mit den Schultern.

"Du schreibst doch so oder so eine miese Note, ganz gleich ob du nun lernst, oder nicht. Hunde sind einfach nicht schlau genug, um auf eine Schule zu gehen." Er tritt einen halben Schritt zur Seite und ich kann sehen, wie er in einer der vielen Taschen herumkramt, die neben der Tür im Flur auf einer Ablage liegen, wie in einem Geschäft. Dann hält er mir etwas unter die Nase, das ganz eindeutig nach 'Neu' riecht. Ihr wisst schon.. Dieser Geruch halt, wenn etwas noch völlig unbenutzt ist..

"Aber wenn du's so nötig hast, leih ich dir meins. Ich bin morgen sowieso nicht da – Geschäfte, du verstehst?"
 

Ich verstehe nicht,brummel lediglich leise und reiße das angebotene Buch an meine Brust, um es skeptisch zu betrachten.

Da hast du dich ja noch mal gerettet, Mister Oberschlau! Schwein gehabt!
 

"Kannst es mir das nächste Mal geben, wenn wir uns unglücklicherweise über den Weg laufen, ich brauch es nicht allzu oft."
 

Das dumme an diesem Satz ist, dass ich ihm glaube, denn Kaiba gehört, auch wenn es schwer einzugestehen ist, zu den Menschen auf der Welt, die eine Aufgabe nur ansehen müssen und sofort die Lösung wissen, während andere - beispielsweise ich - zwei Stunden daran zu arbeiten haben.

"In Ordnung.", antworte ich, wieder etwas besänftigt und wende mich zum Gehen um. Ich bin schon die halbe Einfahrt runter, als ich höre, wie er meinen Namen ruft.
 

"Wheeler!"

"Was ist?!"

Ich kann sehen, wie seine Mundwinkel sich zu diesem verhassten Grinsen verziehen.
 

"Wenn bei meinem Buch später Seiten fehlen, ich Dreck oder Sabberspuren darauf finde, dann läufst du ernsthaft Gefahr, eingeschläfert zu werden, verstanden?!"
 

Ich spüre, wie ich Rot werde, was man bei dieser Dunkelheit und Entfernung zum Glück nicht sehen kann, zeige ihm den Mittelfinger und stampfe gereizt davon, um die restliche Zeit zu versuchen, ein paar chemische Formeln in mein Hirn zu quetschen.
 

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Teil 2: Die lieben Artgenossen

Psychologie à la Kaiba
 

Disclaimer: jaja..o.o weder figuren ,noch schauplätze gehören mir,ich verdiene kein Geld damit und und und..
 

Pairing: Joey X Seto
 

Vorwort: zwei kommiiiis *tänzel* xD mehr,als ich erwartet hätte :3 Ne, ernsthaft.. vielen dank, ihr zwei knuffels :D ich muss gestehen, ich mach mir langsam sorgen um mich,weil ich teilweise wirklich bis fünf uhr morgens an meinem laptop sitze und die kapitel tippe u.u" weswegen ich auch ungefähr bis zwei uhr nachmittags schlafe..xD wurst.. ich glaub, diesmal is ein bisschen mehr humor drin o.o *hoff* naja.. kommis immer zu mir :D

Viel spaß! ><
 

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Teil 2: Die lieben Artgenossen
 

Ein Haufen Zahlen schwirren in meinem Kopf herum.. So viele, dass ich sie kaum zählen kann. Dort drüben fliegt eine 39. Und da schwebt eine 108! Also, wenn das mal nicht total abgefahren ist, was dann?
 

"Siebenhundertfünfzehn!", kommt es laut über meine Lippen, als der schrille Ton meines Weckers mich aus meinem Schlaf reißt und ich etwas tolpatschig nach ihm greife, um ihn auszuschalten. Ich gähne laut, reibe mir den restlichen Schlaf aus meinen Augen und bemühe mich, meine Umgebung klar zu sehen ,anstatt in diesem verwirrenden Wirrwarr. Gott.. wie spät ist es, dass man mich schon wieder zwingt, aufzustehen?!

Ich werfe einen zweiten, diesmal wacheren Blick auf meinen Wecker. Halb Acht. Verstehe.. Dann sollte ich vielleicht sehen, dass ich mich wasche und aus der Wohnung rauskommen, was? Ich strecke mich kurz, klappe das Chemiebuch zu, auf dem ich offenbar eingeschlafen bin und rappel mich übermüdet auf.
 

Moment..

Warte mal!

Chemiebuch? Ich bin auf meinem ,Verzeihung, Kaibas Buch eingepennt??! Das darf doch alles nicht wahr sein!

Aufgebracht sprinte ich ins Badezimmer, um mir die Zähne zu putzen und versuche angestrengt, mich an das zu erinnern, was ich mir gestern abend noch habe einflößen können, bevor mich die Müdigkeit übermahnt hatte, doch es ist vergebens.
 

Nichts! Rein gar nichts hatte mir diese gestrige Nacht und Nebel-Aktion genutzt, was mich verdammt frustriert stimmt. Ich wechsle rasch das T-Shirt ,schiebe Kaibas Buch in meine Tasche und stürme aus der Wohnung, ohne meine Schuhe zugebunden zu haben.

Das ist ja sowas von schrecklich! Wie viel Überwindung hat es mich allein gekostet, um Mitternacht bei meinem Erzfeind vorbei zu schauen und etwas zurück zu verlangen, was ich sozusagen in seinen Händen vergessen hatte?! Und dann noch diese dämlichen Bemerkungen, die ich einstecken musste - und jetzt hab ich nicht einmal etwas davon, außer meinem Buch in seiner Firma und seinem Buch in meiner Tasche!
 

...
 

Zehn Minuten später stehe ich keuchend und röchelnd im Türrahmen meines Klassenzimmers, schleife mich bis zu meinem Sitzplatz und lasse mich erschöpft in den Stuhl zurückfallen, wobei ein unangenehmes Knacken ertönt. Thea, die auf Yugis Tisch sitzt, sieht mich etwas verwundert an, während der kleinste von uns mit einem Lächeln kämpft.
 

"Seit wann hast du denn an Schultagen derart Hummeln im Hintern, Joey?", fragt sie leicht verdutzt und stützt sich mit einer Hand auf dem Holz ab. "Ist schon wieder euer Klo verstopft, so dass du in der Schule drauf musstest?"
 

Ich verziehe mein Gesicht etwas, denn die Erinnerungen an diese doch recht.. unangenehme Situation sind mir etwas peinlich. Ich kann hören, wie Tristan hinter mir lacht, bevor ich von ihm in einen freundschaftlichen Schwitzkasten genommen werde. Wie ich es hasse, wenn er das tut! Vor allem heute, wo ich doch so viele andere Sorgen hab!
 

"Joker, mein Held! So früh hab ich dich gar nicht erwartet!"

Joker.. diesen bescheuerten Spitznamen bei ihm hab ich, seit ich aufgrund einer kleinen Pechsträhne im Spiel vor Zorn ein paar Karten zerrissen habe, unter denen dummerweise nicht nur einer von meinen Geldscheinen und ein Duelmonster gewesen sind, sondern auch zwei von seinen heißgeliebten Jokern. Schön dumm, ich weiß, aber wer achtet auf sowas, wenn man wütend ist?!
 

"Lass die Späße.", fordere ich etwas zu trocken und versuche tapfer, ihre verdutzten Blicke auszuhalten. "Ich hab nicht für die Arbeit gelernt!"

Thea rollt mit den Augen, was mich unheimlich an Kaiba erinnert. Wieder spüre ich, dass mein Herz eine Ecke schneller schlägt und ich muss an diesen Bericht über das Herzflattern denken, den ich gestern halbwegs aufgeschnappt habe.
 

"Seit wann lernst du auch großartig?", fragt sie und zuckt mit den Schultern. Yugi hingegen blickt mich nur unverständlich an, als könne er nicht begreifen, dass ich es mir gestern noch anders überlegt und entgegen dem, was ich ihm erzählt hab, gehandelt habe.

Ich seufze schwer und als es klingelt, fühle ich, wie sich die unsichtbare Schnur um meinen Hals enger zuzieht. Okay Joey, jetzt geht's ums Ganze! Steh deinen Mann, schreib diesen Test und dann wird alles Gut!
 

...
 

"Ich bin im Arsch..", stelle ich bedrückt fest, als wir am Ende des Schultages das Gelände verlassen.

"Ach was, so schlimm wird's schon nicht gewesen sein.", höre ich Yugi sagen und obwohl ich dem sanften Unterton in seiner Stimme gerne Glauben schenken würde, weiß ich doch, dass er Unrecht hat. Das einzige, was ich in den ersten zwei Stunden auf dieses Arbeitsblatt gekritzelt habe, waren ein paar Figuren, mein Name und ein falsches Datum, weil ich heute morgen nicht in den Kalender gesehen habe. Ist das frustrierend? Ja, ist es!
 

Tristan kickt laut seufzend einen Stein vor sich her, der jedoch nach zwei Tritten im nächstbesten Gebüsch verschwindet.

"Mach dir nichts draus, Joey, später im Leben will niemand von dir wissen, was du wie mischen darfst und wie sich das und jenes verbindet.", versucht er mich aufzuheitern, doch meine Stimmung bleibt so weit unten, dass ich fürchte, sie könne nie wieder besser werden. "Formeln, Zahlen, Merksätze - das ist doch alles relativ. Chemie gehört zu den Unterrichtsfächern, die du nur dann wählst, wenn du später Präsident werden und ein paar Dinge explodieren lassen willst!"

Er lacht über seinen eigenen, dämlichen Witz, während Thea genervt den Kopf schüttelt.

"Wenn du so starke Probleme mit dem Fach hast, dann solltest du vielleicht mal über Nachhilfe nachdenken.", schlägt sie aufmunternd vor, doch alles was sie von mir erntet, ist ein gereizter Blick.
 

Nachhilfe? Ich brauche keine Nachhilfe, sondern ein Wunder!

"Schon gut, ich werd's schon schaffen. Wäre ja nicht das Erste mal, dass ich aus so 'ner Situation heil rauskomm, was?"

Dieser klägliche Versuch, meinen Stolz doch noch irgendwie zu retten, misslingt eindeutig, denn die Blicke, die sie mir zuwerfen, sind mehr als nur mitfühlend. Sie sind mitleidig, und Mitleid ist das letzte, was ich haben möchte.
 

"Ich werd mir erst mal ein paar Burger kaufen und dann.. mal sehen.", informiere ich sie, bevor ich die Hand kurz hebe und mich aus dem Staub mache, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

'Burger kaufen' bedeutet in diesem Fall, einer riesigen Bulette ihr Buch wiedergeben, das mir ungefähr soviel gebracht hat, wie eine Sonnenbrille bei Nacht. Nämlich nichts. Das einzige, was ich damit angestellt habe, war darauf zu schlafen und ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich nötig ist, Kaiba das unter die Nase zu reiben. So, wie ich ihn kenne, nimmt er sein Eigentum mit einer Kneifzange entgegen und verbrennt es im Garten, bevor meine Bazillen auf ihn überspringen können. Ja, genau so würde er handeln, wenn er nicht zu viel Stolz hätte, um sich noch halbwegs anständig mir gegenüber zu benehmen.
 

Herr Gott.. was heißt hier schon Anständig?! Es ist sicher nicht anständig, dass er mich ständig als kläffende Töle bezeichnet, auf mir rumhackt, mich runterzieht, fertig macht und in meiner Gegenwart meine Künste in Duelmonsters zerschmetternd kommentiert, das ist viel mehr bestialisch und gemein! Da frag ich mich doch glatt, wieso ich in letzter Zeit so viele Augenblicke damit verschwende, mir Gedanken um ihn zu machen, die so sinnlos wie beschämend sind, weil ich mich nicht damit einigen kann, dass ich tatsächlich darüber nachgedacht habe, ob Kaiba sich verhält, wie Granit oder eine merkwürdige Eidechse! Ich bin auch zu dem Schluss gekommen, dass er bei mir gestern kein Herzflattern ausgelöst hat, weil ich Angst hatte oder aufgeregt war. Ich bin auch nicht krank - ganz im Gegensatz zu ihm! - ,nein. Ich hatte dieses Flattern, und da bin ich mir verflucht sicher, weil dieser Kerl allein mit seiner bloßen Anwesenheit mein Blut in Wallung bringt! Ich muss nur seinen Namen hören, und mir stellen sich die Nackenhaare auf, ein Bild von ihm und der Brechreiz kitzelt meinen Hals - jawohl!

Ich biege in eine linke Seitenstraße ab und kann schon das Haus seiner Majestät vor mir sehen. Diese Gegend ist allgemein nicht grade ein Armenviertel, aber selbst hier sticht dieses Gebäude heraus, wie eine Kuh unter dreihundert Nilpferden. Es ist groß und hell, und der Garten hat ungefähr das Ausmaß von zwei Fußballfeldern. Naguuut.. ein bisschen übertrieben.. aber wer weiß, wann Kaiba mal umzieht und sich genau so ein Grundstück kauft?!
 

Ich werfe einen prüfenden Blick in den Himmel, der genauso strahlend blau leuchtet, wie gestern, und richte mir automatisch das Shirt. So eingebildet Kaiba auch ist - und das ist er mit Sicherheit - ich hasse es, wenn ich vor ihm aussehe, wie ein 17-jähriger Volltrottel, der es nicht mal schafft, sich anständig anzuziehen. Aber wahrscheinlich wird das immer so bleiben, dieses Gefühl von völliger ,innerer Demut, auch wenn man das von außen nicht sieht.. Neben Kaiba fühlt man sich einfach klein, egal, ob man nun genauso groß ist, wie er oder noch größer, was vielleicht daran liegt, dass er seine Nase manchmal höher trägt, als es ihm gut tut.

Nicht, dass es mich interessiert, ob es dem Idioten gut geht, oder nicht.. ich hab ihm so oft die Pest und andere fiese Krankheiten an den Hals gewünscht, dass es mich wundert, dass er noch nicht einmal eine kleine Erkältung bekommen hat. Nie, kein einziges Mal. Wahrscheinlich haben selbst die kleinen Viren und Bakterien Angst davor, bei ihm einzudringen!

... Einzudringen?

Wer will das schon? Weder häuslich, noch körperlich, möchte ich meinen! Kaiba ist kein menschliches Wesen, sondern ein unnahbares Monster, das Leute frisst, wie andere Cornflakes, vor allem wenn es um seinen Bruder oder die Firma geht!
 

Ich höre, wie die Kieselsteine unter meinen Füßen knirschen, bevor ich die Treppen hinaufschlurfe, mich vor der Tür aufbaue und einen zweifelnden Blick auf meine Uhr werfe. Halb zwei.. vielleicht ist dieser Trottel noch gar nicht Zuhause? Hätte ich besser gleich zu seiner dämlichen Firma laufen sollen?
 

Stirnrunzelnd erinnere ich mich an das zurück, was er mir gestern gesagt hat. Termine, hat er das genannt, und ich weiß beim Besten Willen nicht, was ich damit groß anfangen soll. Termine.. das kann so vieles sein! Besprechungen, Dinners, Maniküre, Pediküre, was weiß ich?!

Ich atme tief durch, denn auch, wenn der Gedanke, dass Kaiba bei der Maniküre sitzt, ziemlich amüsant ist, bin ich dennoch nicht bereit, unverrichteter Dinge einfach wieder abzuziehen.
 

"Also dann!", entschließe ich mich und patsche erneut mit meinem Daumen auf die Türklingel.

Es ist das gleiche Geräusch wie am Vortag, das erklingt, und auch heute scheint sich im Haus nichts zu regen. Ich drücke noch mal, diesmal etwas länger, und werfe einen prüfenden Blick durch die Glasscheibe.

Sowas.. dieser Snob ist tatsächlich nicht da! Auswärts, Essen, Termine - er kann es nennen, wie er will. Da macht man sich mal die Mühe und kommt zum Geldgott persönlich, um etwas zurück zugeben, und dann ist er nicht einmal daheim, der Trottel!

Ich stöhne genervt in mich hinein und nehme die Tasche von meiner Schulter, um sein Buch heraus zunehmen, als mich etwas aufhorchen lässt.

Ooh.. bitte nicht..
 

Lautes Gebell dringt an meine Ohren und lässt Übelkeit in meinen Rachen steigen. Seit wann hat Kaiba einen Wachhund?!

Ich starre auf die Ecke, um die der Vierbeiner gerannt kommt, und schlucke nur leise. Und seit wann hat er einen so großen Wachhund?!? Das sieht ja nicht einmal wie eine Rasse aus, das ist einfach nur ein zähnefletschender Mischling, dessen Knopfaugen mich so bedrohlich anfunkeln, wie Knopfaugen das eben können.

Ich wette, dieser arrogante Pinkel hat damit gerechnet, dass ich seinem Haustier in die Pfoten laufe! Der Mini-Stier stößt ein gefährliches Knurren aus, bevor er auf mich zurennt.

Ich quieke leise vor Schreck, lasse meine Tasche fallen und laufe, Kaibas dummes Buch umklammernd, so schnell mich meine wackelnden Knie tragen können.

Wieder knirscht der Kies unter meinen Schuhsohlen, doch ich sause nicht vom Grundstück hinunter, sondern um das riesige Haus herum, hoffend, dass das Tier hinter mir baldmöglichst die Lust daran verliert, einen Eindringling wie mich zerfetzen zu wollen.

Gott.. ich glaube ja selbst nicht daran, dass ich diesen Tag ohne Bisswunde überlebe, aber wie Tristan immer sagt: Positiv denken!

Also denke ich positiv und nehme weiterhin die Beine in die Hand und will einen Blick über meine Schulter zurück werfen, nachdem ich über ein Blumenbeet gesprungen bin. Fehler!

Dong, Dong - Error!
 

Ein dumpfer Schmerz donnert gegen meine rechte Kopfhälfte und reißt mich augenblicklich von den Füßen. Ich stöhne laut und winde mich im perfekt geschnittenen Gras, das aussieht, als würde täglich jemand darüber kriechen und mit einer Nagelschere die Grasbüschel, die länger als zwei Zentimeter sind, abschneiden. Vier Pfoten machen neben mir halt, lautes Gebell benebelt mein Gehör, während ich noch immer mit den Schmerzen kämpfe.
 

Oh man! Sowas bescheuertes, so ein beschissener Scheißtag! Wieso kann nicht einmal, ein einziges Mal alles so laufen, wie ich es gerne hätte?! Das einzig Gute in diesem Moment ist die Tatsache, dass mich dieser dumme Hund noch nicht in alle Einzelteile zerlegt hat!

Ich fahre mir mit meiner Hand über die schmerzende Stelle am Kopf und stelle entsetzt fest dass etwas warmes, flüssiges an meinen Fingern klebt.

Nicht doch..
 

"Meine Fresse!!", entfährt es meiner Kehle so laut, dass mein kleiner Verfolger das Gebell einstellt und mich irritiert anblinzelt. Entweder das, oder es liegt daran, dass grade drei große Gestalten um die Ecke stapfen, eine schlecht gelaunter, als die andere.
 

Ich setze mich etwas auf und starre ihnen entgegen, bevor mir das erschöpfte Herz in die Hose rutscht. Das wird ja immer besser! Hah! Ich hab nicht nur Grasflecken in meiner Hose und eine Platzwunde am Kopf - Nein! Ich hab auch noch Kaiba bei einem seiner ultrawichtigen Termine gestört! Oh man.. dafür würde ich mich Zuhause erst einmal geißeln müssen..
 

Noch bevor ich den Mund öffnen und etwas zu meiner Verteidigung sagen kann, nickt er jedoch den beiden stämmigen Kerlen zu, die daraufhin mit einer unglaublich betretenen Flappe Richtung Ausfahrt tappen.

Ich sehe ihnen kurz nach, bevor ich resigniere, dass ein braunhaariger junger Mann sich vor mir aufgebaut hat.
 

"Ähh.. Hallöchen.", rutscht es leise über meine Lippen und ich muss den Kopf heben, um Kaiba ins Gesicht blicken zu können. Seinem Ausdruck nach zu urteilen, wird er mich jetzt und hier zerreißen und mich in irgendeine Wand einmauern! Hilfe, bitte!
 

"Ich sehe, du hast dich mit deinem Artgenossen wunderbar verstanden, Wheeler.", zischt er und zieht den Hund am Halsband zur Seite. "Dürfte ich vielleicht erfahren, welcher verrückte Anlass dir reicht, um mich zu besuchen?"

Der Blick, den er mir schenkt, ist so vernichtend, wie verachtend.

Gott, Kaiba.. wenn du wüsstest, wie schlimm es ist, auf diese Art angesehen zu werden, würdest du dich hüten, überhaupt nur daran zu denken!
 

Ich murre leise und greife nach dem Buch, das ich in all der Hast fallen gelassen habe, frage mich aber innerlich, ob er mich tatsächlich so wenig leiden kann, wie seine Tonart es grade zu beweisen versucht.

"Ich wollte dir nur.. dein dämliches Ding wiedergeben, aber dein blöder Kläffer hat mich angefallen."

Das war doch Erklärung genug, oder nicht?!
 

Nein.. anscheinend nicht..

"Blöder Kläffer? Er heißt Caesar und ist im Gegensatz zu dir ein Rassehund, er fällt niemanden an, es sei denn, man gibt den passenden Befehl dazu. Das nennt man Dressur, aber davon verstehst du natürlich nichts."
 

"Caesar.", wiederhole ich langsam und rümpfe die Nase etwas, als ich den Vierbeiner mustere. Jetzt, wie er so brav neben seinem Herrchen steht und mit der Rute wedelt, sieht er tatsächlich ein wenig niedlich aus, ganz anders als eben, wo er mich mit gebleckten Zähnen durch den halben Dschungel hier gejagt hat! "Das ist ein blöder Name."
 

"Joseph Jay ist auch ein blöder Name.", erwidert Kaiba und ich muss mir ein kleines Staunen verkneifen, denn ich hätte nicht gedacht, dass dieser Kühlschrank meinen richtigen und vollständigen Vornamen weiß. Ob ich mir Gedanken machen sollte?..
 

Ich erhebe mich vorsichtig und brauche ein paar Sekunden, um mein Gleichgewicht zu finden, denn von meinem kleinen Unfall eben - ich bin ganz offensichtlich gegen einen dieser blöden Äste gelaufen, die hier mitten im Weg rumhängen- hat offenbar speziell mein Kopf was davon getragen. Dann drücke ich ihm sein Buch in der Hand und beobachte etwas beleidigt, wie er die Seiten durchblättert.
 

"Mach dir keine Mühe, ich hab es nicht benutzt."

Er hebt eine seiner Brauen und schiebt Caesar von sich weg, der sofort im Haus verschwindet.

"Hast du etwa nach all den Jahren ohne Buchstaben das Lesen verlernt?"

"Natürlich nicht! Blödmann, ich bin eingeschlafen!"

"Du bist und bleibst unfähig, Wheeler, ganz egal, was deine Freunde dazu sagen."

"Und du bist und bleibst ein riesiges Arschloch! Wenn du mein Buch nicht geklaut hättest, hätte ich auch schon vorher lernen können und somit den Besuch bei dir vermeiden können, also stell dich nicht als Opfer dar, du dämlicher Heuchler!"
 

Ich kann sehen, wie sich auf seinen Lippen ein Grinsen breit macht. Dieses blöde, breite, hämische Grinsen, das ich ihm am liebsten doppelt und dreifach aus seiner bescheuerten Visage kloppen würde! Wieso tut er das ständig?! Ist es so toll für ihn, mich auf die Palme zu bringen?!
 

"Hör auf zu jammern, und komm mit.", befiehlt er mit einem gebieterischem Unterton und lenkt seine gemütlichen Schritte erst zur Terrasse und dann ins Haus hinein.
 

Es widerstrebt mir, ihm zu folgen, wirklich! Andrerseits macht es genauso wenig Sinn hier stehen zu bleiben und vor mich hin zu starren, also klebe ich mich an seine Fersen.

Er spricht nicht mit mir, während er mich durch all die verwirrenden Gänge führt, und er sieht mich auch nicht an, als ob ich etwas ekliges im Gesicht sitzen hätte, dass ihm bei aller Liebe die Galle hochwürfelt.

Das würde ich ihm gönnen.. Übergib dich doch, du blöder Geldsack!

Gereizt fixiere ich meinen Blick auf seinen Rücken, als würde ich hoffen, dass er jeden Moment aufplatzen und seine wahre Identität preisgeben könnte:

Eine Gottesanbeterin, jawohl!
 

Obwohl.. So, aus dieser Perspektive sieht Kaibas Rückseite fast schon nett aus.. mit diesen perfekt geschnittenen Haaren im Nacken, diesem aufrechten und trotzdem lockeren Gang, in dem er vor mir her gleitet, und dieser angenehm milde Geruch, den er hinter sich herzieht..

Stop mal..?

Kaiba hat nicht gut auszusehen! Kaiba hat auch nicht gut zu riechen, er hat nicht einmal zu existieren, dieser Tyrann!

Grade, als ich mir aufgebracht durchs Haar streichen will, stoppt er prompt und öffnete eine der etlichen Türen zu seiner Rechten. Er sieht mich kurz und knapp an, tritt dann ein und ich folge ihm etwas zögernd. Wäre ja noch schöner.. Kaiba in meinem Kopf.. Reicht es denn nicht, dass der Gute in der gleichen Klasse ist, wie ich?
 

"Dieses Bad ist doppelt so groß, wie mein Schlafzimmer!", stelle ich unnötigerweise fest und sehe mich eingeschüchtert im Raum um. Ich kann hören, wie er einen hochnäsigen laut von sich gibt, doch ich kümmere mich nicht weiter darum.

Es ist ein schönes Zimmer ,mit hohen Wänden, hellen Fliesen und einer freundlicheren Einrichtung, als ich es dem Snob zugetraut hätte.
 

"Setz dich da hin!", befiehlt er mir erneut und deutet mit seinem Zeigefinger auf den Badewannenrand.

Was soll das denn werden, he? Will der mich etwa waschen, bürsten und frisieren? Also.. das kann er ja gerne mit seinem Personal machen - sofern er welches hat, denn bisher habe ich noch keines gesehen - aber nicht mit mir! Ich hab auch ein Fünkchen Ehre und Stolz, ich bin ein Mann, ich lass mich doch nicht hier derart verschan-

"Guck nicht so dämlich, Wheeler, ich werde mit Sicherheit kein Bad mit dir nehmen."
 

Ich breche meinen Gedankengang spontan ab und setze mich wortlos.

"Ich hatte gehofft, dass du das sagst.", erwidere ich etwas lahm und kann ein leichtes Grinsen nicht mehr zurückhalten. "Ich wäre auch nicht mit dir in die Wanne gesprungen, glaub mir. Soviel Verstand besitze ich noch."
 

Kaiba verengt seine Augen etwas, schweigt jedoch, bevor er mit einem kleinen, weißen Kasten zu mir trabt und sich vor mir postiert. Ich fühle, wie ein mulmiges Gefühl in meiner Bauchgegend aufsteigt. Diese Situation gefällt mir ganz und gar nicht.
 

"Darf ich wenigstens erfahren, was du jetzt mit mir vorhast?!"

Meine Frage klingt, als würde ich erwarten, dass er mir die Kleider vom Leib reißen und über mich herfallen könnte. Schwachsinn! Was hab ich heute geschluckt, dass derartige Gedanken in meinem Kopf herumspuken?!
 

"Falls es dir entgangen sein sollte, und das würde mich bei dir nicht wundern, blutest du am Kopf, weil du in deiner trotteligen Art zu Laufen den dicken Ast eines Baumes übersehen hast."
 

Das war doch wohl.. !!

“Glaub nicht, dass ich das mit Absicht gemacht hab! Wenn mich ein wildes Raubtier verfolgt, achte ich nun mal nicht genau auf den Weg, den ich einschlage – aua!”
 

Er reagiert nicht mal auf das, was ich ihm sage, legt stattdessen nur grob seinen Daumen und Zeigefinger an mein Kinn und dreht meinen Kopf so ruckartig zur Seite, dass ich ein leises Knacken hören kann. Dann beugt er sich etwas zu mir runter, um besser sehen zu können.

“Wäre nett, wenn du ein bisschen vorsichtiger sein könntest, ich hab nämlich auch Gefühle, weißt du?!”
 

Diesmal kann ich aus den Augenwinkeln sehen, wie er mich gereizt ansieht, kurz die Lippen bewegt, als müsse er sich selbst beruhigen, und einfach weiter mit dem Tuch an meiner Verletzung rumspielt.

Tu nicht so, als wärst du hier das Opfer! ICH wurde verfolgt, beinahe aufgefressen und von einem Baum geschlagen, verdreh hier nicht die Tatsachen!

Ich beiße mir etwas auf die Zunge, denn die Stelle, die er grade abtupft, brennt jedesmal, wenn er sie berührt. Ich hoffe für den Rest der Welt, dass Kaiba niemals entscheidet, eine Ausbildung zum Arzt zu machen. Bei der groben Art sterben seine Patienten schon aus Angst, noch bevor er sie überhaupt angefasst hat!
 

“Wenn du noch härter tupfst, kommt deine Hand gleich auf der anderen Seite von meinem Kopf wieder raus!”

“Verflucht, Wheeler!! Kannst du nicht mal für Zehn Minuten die Klappe halten oder legst du soviel daran, das ich dich in dieser Badewanne ertränke?!!”
 

Ich verziehe missmutig das Gesicht. Es kommt nicht oft vor, dass er mich derart anfährt, aber wenn es passiert, ist es mir immer mehr als nur unangenehm.. wirklich, so viel ich auch aushalte und witzig finde, wenn er mich anschreit ist da so ein taubes Gefühl in meiner Brust, dass mich benebelt. Vielleicht liegt das daran, weil Kaiba sonst jemand ist, der nur selten laut wird, sondern viel mehr Wert auf Spott und Verachtung legt.

Also schweige ich, wenn auch beleidigt, und wippe etwas mit meinen Füßen herum ,während meine männliche Krankenschwester weiter an mir herum experimentiert.

Erst, als er das Pflaster auf die Wunde klebt, wage ich es, wieder etwas zu sagen. Und zwar etwas, das ich selbst nie geträumt hätte, vor ihm auszusprechen.
 

“Danke.”

Er sieht mich an, als hätte er den gleichen Gedanken gehabt, wie ich, und dann verziehen sich seine Lippen zu einem triumphierenden Lächeln.

Eine warme Welle Zorn steigt in mir auf, als ich das sehe, und ich umschließe mit meinen Händen den Rand der Badewanne.

“Du brauchst gar nicht so blöd gucken, Kaiba, darf man sich hier nicht einmal bedanken, oder was?!”
 

“Hör doch auf, so rum zukreischen, Wheeler. Du hast nicht mal einen Grund.”
 

Keinen Grund?! Du bist Grund genug, du blöder Affe!! Der klingt, als wäre er meine Mutter, die sich grade alle Mühe gibt, mich zu erziehen.

“Lass mich doch so laut und lange kreischen, wie ich will! Sind doch meine Stimmbänder, oder nicht?!”
 

“Mag sein, aber ist mein Trommelfell, das du belastest.”

“Komm her und ich zeig dir, wie man trommelt!”
 

Aufgebracht greif ich nach seinem Hemd und will ihn zu mir reißen, um sein Gesicht in schlagweite zu haben, doch er scheint so verdutzt über diesen Angriff zu sein, dass er nach vorne stolpert und gemeinsam mit mir in die Wanne rutscht.

Der kalte Marmor drückt gegen die nackte Haut in meinem Nacken, während ich verzweifelt versuche, aus dieser misslichen Lage herauszukommen, indem ich wild mit meinen Beinen rumstrample, die über den Wannenrand ragen.

Vergeblich.. stattdessen kann ich fühlen, wie mein Hinterkopf pocht, der wahrscheinlich eine kleine Beule davontragen wird.

Ich knurre bedeutend und will Kaiba, der halb auf mir gelandet ist, von mir runterschieben, doch als ich seine Handgelenke packe und von mir wegdrängen will, kann ich es wieder fühlen.

Dieses Flattern im Herzen, als ich die Wärme seiner Haut spüre, an deren Existenz ich bislang gezweifelt habe.
 

“Wheeler!”, höre ich ihn dann plötzlich knirschen und sehe zu, wie er sich mit einer Hand auf dem Wannenboden abstützt, um etwas Luft zwischen mir und ihm zu schaffen. “Wie kann es sein, dass so ein hirnloser Versager, wie du es bist, es jedes mal aufs Neue schafft, sich und andere in derart bescheuerte Situationen zu verfrachten?!”
 

Hm, Tja, mal sehen.. Übung?
 

“Ich bin nicht derjenige, der provoziert hat, schon vergessen?! Das warst immer noch du – und jetzt runter von mir oder ich krieg ‘nen Panikanfall, bei dem ich dich mit Sicherheit schlagen werde!”
 

Er blitzt mich an, als wäre er bereit, sich eine Leiche mehr in den Keller zu schaffen, doch ich kann sehen, wie er über meine Worte nachdenkt.

Ja, da staunst du, nicht wahr, Kaiba? Ich drohe dir, und ich kann sehen, dass du das nicht einfach so ignorieren kannst. Muaha!
 

“Panikanfall, ja?”, wiederholt er langsam und regt sich kein Stück weiter. “Stehst du nicht so auf menschliche Nähe, Köter?”
 

Ich verenge betroffen die Augen, drücke ihn mit einer groben Handbewegung von mir weg und klettere aus der Wanne. Er tut es mir gleich, ist sogar schneller draußen, als ich und klopft unnötigerweise seine Klamotten ab.
 

“Ich hab nicht darum gebeten, von dir behandelt zu werden!”, murre ich ihm zu und fahre prüfend mit den Fingerspitzen über das Pflaster an meinem Kopf.
 

“Vielleicht habe ich es genau darum getan?”
 

Da ist es wieder, das verheißungsvolle Lächeln, dass mein Blut pulsieren lässt. Gott.. Ein Königreich für einen Schlag in diese Visage!

Ich kann fühlen, wie erneut ein pochender Schmerz in meinem Kopf vibriert und muss unweigerlich daran denken, dass Kaiba nicht ein einziges Mal im Krankenhaus war. Er will meine Verletzungen versorgen, freiwillig? Und warum, zum Teufel noch mal, warum ist er dann nie da gewesen, um genau das zu tun? Warum war er nie da, um sich anzusehen, was mit mir passiert ist?!
 

“Du bist ein riesengroßes Arschloch, weißt du das?”, höre ich mich monoton sagen und zeige ihm den Vogel.

Doch er lächelt weiterhin, als gäbe es für ihn nichts lustigeres auf der Welt, als einen verletzten, gedemütigten und irritierten Joey Wheeler.
 

“Und du bist offiziell entlassen. Die Hundeklappe wirst du wohl noch finden, hm?”

Ich sehe ihn halb bedrückt, halb rasend vor Wut an, bevor ich mit großen, hastigen Schritten das Gebäude verlasse, um nach Hause zu traben.

Herrje, Kaiba.. du bist doch nur auf der Welt, um anderen das Denken schwieriger zu gestalten, als es sowieso schon ist..
 

<tbc>

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Teil 3: Von Beulen und anderen Schmerzen

Wahnsinn à la Kaiba

Die Psyche eines Eisbergs
 

Disclaimer: nene, nix is mir ^^ schad..o.o...
 

Pairings: Joey X Seto
 

Sonstiges: öö ... hach ja.. :) wie schön, dass sich ein paar leute an diese.. unverbesserlichen texte heranwagen xD *hrhr :) bin schwer am schreiben <.< *finger zeigs* :DD dankääääääääääää ;))

Aber zum Pitel: is nich so geworden,wie ichs gern gehabt hätte :( naja..o.o was solls xD hoffe,ihr habt euren spaß damit :3 *winkäää
 

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Teil 3: Von Beulen und anderen Schmerzen
 

Der nächste Tag beginnt weniger freundlich, als die anderen beiden zuvor.

Aber vielleicht ist das ja was Gutes? Ich meine.. seit vorgestern ist das Wetter immer herrlich gewesen, viel zu schön um Wahr zu sein, doch die Ereignisse des Tages waren weniger erfreulich gewesen.. Heißt das denn nicht, wenn der Regen heute anhält, könnten es stille 24 Stunden werden? Jaa.. wenn man daran glaubt, dann passiert es auch!

Trotzdem..

Ich kann mir eine halbwegs schlecht gelaunte Miene nicht verkneifen, als ich im Laufschritt durch den Nieselregen trabe und fahre mit der Spitze meines Zeigefingers eher ungewollt über das Pflaster an meiner rechten Kopfhälfte, woraufhin sich ein zwar nicht allzu starker, dafür aber beißender Schmerz durch meine Stirn zieht. Wenn das wenigstens die einzige Verletzung wäre, die ich seit gestern habe. Aber nein, an meinem Hinterkopf prangt auch noch eine fette Beule, die ich eindeutig nur Kaiba zu verdanken habe, dem Riesenvollidiot! Und dann noch.. Naja..
 

Ich seufze schwer und überquere eine Straße, ohne nach rechts und links zu sehen, wobei glücklicherweise kein Auto um die Ecke und auf mich zugerast kommt. So sehr ich Kaiba für seine gestrige Show auch missachte - ja, das tue ich wirklich! - ist es nicht er, der meine volle Wut erntet, sondern mein missratener Vater. Langsam, aber sicher, kratzt es ganz schön an meiner eigenen Gesundheit, wenn er sich besäuft. Das hatte mit der Krankenhausreifen Prügelattacke von ihm angefangen und setzte sich mit der Ohrfeige von gestern fort. Eine geknallt hat er mir. Eine gescheuert, gehauen, mir das Auge gefärbt oder ein Veilchen verpasst und ich kann beim besten Willen auch heute nicht nachvollziehen, wofür oder aus welchem Grund.

Angestürmt kam er gestern, sobald ich die Tür geschlossen hatte. Er hat geschrien und genuschelt zugleich und mir war übel geworden, als ich seine Alkoholfahne gerochen hatte, doch anstatt mich durch zulassen, hat er mich an die Wand gepresst und geschlagen, hat gesagt, ich sei ein Nichtsnutz, dass ich den ganzen Tag nicht nach hause käme.
 

Ein bedrückendes Gefühl machte sich in meinem Brustkorb breit, als ich grade das Schulgelände betrete und mich umsehe. Viele Schüler sind noch nicht da - verständlich, bei dem Wetter, doch ich muss unglücklich feststellen, dass Yugi und die anderen ebenfalls noch nicht eingetroffen sind. Oh man.. dabei sind es doch noch glatte fünfzehn Minuten, bis es klingelt, was soll ich bis dahin machen?
 

Ich suche mir einen der großen Bäume aus, die an den Seiten des Hofes stehen, und suche Schutz unter dem Blätterdach.

Das ist eines der Dinge, die ich an dieser Schule hasse. Seit ein paar Leute letztes Jahr einen der Gänge in Flammen gelegt haben, wird die große Eingangstür erst um Fünf vor Acht aufgeschlossen. Zur Sicherheit aller, hat der Direx gesagt ,aber jeder weiß, dass er der einzige ist, der Angst davor hat, zu verbrennen..

Der Nieselregen hat bereits meine Haare verklebt - oder zumindest etwas angefeuchtet, doch noch viel schlimmer finde ich die hohe Luftfeuchtigkeit hier draußen. Mein T-Shirt hängt an meinem Brustkorb, wie eine zweite Haut, was ich als äußerst unangenehm empfinde..

Ich stöhne leise und genervt auf, lasse meine Tasche neben mich auf den Boden fallen und lehne mich mit dem Rücken an den Baumstamm, darauf wartend, dass Yugi und die anderen bald vorbei kommen.
 

Gott.. manchmal beneide ich die drei richtig darum, dass sie morgens nie aus ihrer Wohnung fliehen müssen und so viel länger schlafen können, als ich. Jaa.. ich geb's zu, ich bin neidisch, hin und wieder jedenfalls! Aber Eifersucht ist menschlich, oder nicht? Das sagt meine Schwester jedenfalls immer. Eifersucht macht aus einem Menschen erst das, was er ist, und egal, wie viel Unfug sie manchmal verzapft, das naive Mädchen, muss ich doch zugeben, dass dieser Spruch irgendwie ein Fünkchen Wahrheit an sich hat. Das würde erklären warum Kaiba absolut unmenschlich ist. Ein Monstrum, das keine Eifersucht kennt, weil es schon alles besitzt, was man sich überhaupt vorstellen kann!
 

Wieder muss ich leise seufzen.

Dieser bekloppte Kerl will einfach nicht aus meinem Kopf verschwinden! Als ob.. als ob er sich fest vorgenommen hätte, mich in den Wahnsinn zu treiben, dieser Volltrottel! Und das tut er, das tut er wirklich, er lässt mich an meinem Verstand zweifeln und stellt, ohne es zu wissen, meine Standfestigkeit in Frage! War das fair? Nein, sage ich! Und Nein, sagt auch mein Hirn!
 

Als sich plötzlich zwei leuchtend blaue Augen und ein brauner Haarschopf vor mein nasses Gesicht schieben, wache ich aus meinen Gedanken auf.

Ähh.. das ist jetzt aber nicht der, von dem ich denke, dass er es ist, oder?
 

"Wheeler?! ..Du siehst aus, als hätten deine Schweißdrüsen zu viel gearbeitet."

Ich muss leise knurren.

"Und du siehst aus, als wäre man dir mit einem Zweitonnerer über deine dämliche Visage gefahren - Ach, entschuldige.. das ist ja dein normaler Gesichtsausdruck.."
 

Kaiba verschränkt mit einem spitzbübischen Lächeln auf den Lippen seine Arme vor der Brust und sieht aus, als müsse er sich ein Grinsen verkneifen. Pfft! Der Herr findet es also auch noch witzig, wenn ich mir die Mühe mache ,ihn fertig zu machen?? Dabei ist ER doch der größte Witz im Umkreis von drei Kilometern!

Ich verenge meine Augen etwas und drücke mich unbemerkt näher an den Baumstamm heran, denn die Tatsache, wie er gestern auf meine Warnung vor einer 'Panikattacke' reagiert und alles zusammengerechnet hat, macht mich - ich geb's ja zu.. - etwas nervös.

Tz.. Ausgerechnet er! Und dann auch noch mich! Etwas peinlicheres würde schwer zu finden sein.
 

"Seit wann machst du dir die Umstände und bewegst dich freiwillig vor halb neun zur Schule?! Ist schon wieder euer Klo verstopft?"
 

Herrgott! Wieso muss denn jeder darauf rumreiten? Schließlich bin nicht ICH es gewesen, der den Schwamm in der Toilette runterspülen wollte, sondern mein 'Mitbewohner'!
 

"Seit wann interessiert es dich, warum ich wo bin?!", blaffe ich zurück und fühle mich durch Kaibas plötzliche Anwesenheit etwas beklommen. "Wusstest du eigentlich, dass ich eine schreckliche Nacht hatte?? Und das nur, weil du unfähig warst, deinen Hund zurück zu halten und meinen Kopf gegen diese blöde Wanne geschleudert hast, weil du ja nicht in der Lage warst, dein Glei-"
 

"Meine Güte!", unterbricht er mich barsch und ich verstumme sofort. Normalerweise lässt Kaiba mich ausreden, ganz gleich wie dumm und lang der Inhalt meiner Standpauke ist. "Die Platzwunde ist deine Schuld, Wheeler, und die Beule nehme ich gerne auf mich, aber wer, in Gottes Namen, hat dir denn dieses blaue Auge verpasst?!"
 

Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich glatt gemeint, in seiner verachtenden Stimmlage würde ein Hauch von Sorge mitschwingen, und dieses Gefühl wird dadurch, dass seine Hände nach vorne schnellen und meinen Kopf zu ihm heranreißen, nur noch verstärkt.

Oh mein..!?

Er zieht mich soweit zu sich heran, dass ich mühelos seinen Geruch einatmen kann, was ich im zweiten Augenblick aber gar nicht mal so schlimm finde, denn es riecht angenehm. Nach Pfefferminze und.. und.. noch etwas..

...Was tu ich denn hier?!
 

"Lass los! Auf noch eine, deiner gemeingefährlichen Untersuchungen kann ich dankend verzichten!", jammere ich klagend und greife nach seinen Fingern, um sie aus meinem Gesicht zu entfernen, doch sein Griff bleibt so hart und unerschütterlich, als hielte er hier nicht mein Kinn, sondern seine Potenz in den Händen.

Ehrlich gesagt, ich hab nicht erwartet, dass er es übersieht. Ich hab auch nicht erwartet, dass Yugi oder Thea es übersehen würden, doch ich hab es irgendwie gehofft.. Es ist immer so schrecklich unangenehm, wenn sie mich anstarren.. wenn ich förmlich sehen kann, wie sie sich vorstellen, was passiert war..
 

Ich kann sehen, wie Kaibas Augen mein Veilchen mit einem Ausdruck mustern, der mir auf eine verrückte Art und Weise richtig Angst macht. Jaa, Angst, ihr habt richtig gehört! Wer hätte die nicht, wenn dieser tiefgefrorene Besen plötzlich gar nicht mehr so eiskalt aussieht, wie man es sonst gewohnt ist?

Doch seine schlanken, warmen Finger drücken so energisch auf meine Haut, dass ich langsam bezweifle, dass er mir tatsächlich helfen will.
 

"Kaibaaa..!"

"Ist das von ihm?"

Ich unterbreche meine Quengelei und sehe ihn verdutzt an.

"Hä?", entfährt es dann meiner Kehle ,und ich applaudiere mir gleichzeitig innerlich für dieses Ausstoß an großartiger Intelligenz.

"Ist das von deinem Vater? Hat er dich geprügelt?!"
 

Er sieht mich an, als erwarte er darauf tatsächlich eine Antwort darauf, und nachdem ich nach einigen Minuten Schweigens feststelle, dass er das wirklich tut, schlucke ich irritiert.

"N-Nein, hat er nicht.. also.. ich.. ich meine.. Was geht's dich an?!"
 

"Tut er das etwa öfter?"

Seine Stimme klingt fast schon zweifelnd, als er mich das fragt. Ich kann nicht verhindern, dass sich meine Hände zu Fäusten ballen. Oder besser gesagt: Ich WILL es nicht verhindern!
 

"Du machst es schon wieder!", stelle ich zerknirscht fest, weigere mich, den Blick von seinen Augen zu nehmen.

"Was?!"

"Du spielst schon wieder Arzt, du unfähiger Idiot!"
 

Ich weiß nicht recht, ob ich meine Worte bedauern soll, als er mich überraschender Weise anblickt, wie er es sonst zuvor noch nie getan hat. Nicht etwa wütend, oder gehässig. Damit hätte ich ja auch noch Leben können, aber DAS?..

Er sieht.. Er sieht irgendwie .. gequält aus.. gekränkt, auch, wenn es schwer vorstellbar ist, dass man ihn mit Worten verletzen oder anderweitig treffen kann.
 

"Ich spiele nicht Arzt, Whe-"

"Doch!", diesmal bin ich es, der ihn unterbricht, denn er Mut, der mich ganz kurz verlassen hat, ist in meine Stimme zurück gekehrt. "Doch, das tust du! Aber weißt du was ich mich frage, du Samariter? Wenn du so versessen darauf bist, dir meine Verletzungen anzusehen, warum warst du dann kein einziges mal im Krankenhaus, um mich zu besuchen, als es mir wirklich schlecht ging!? Als ich mehr hatte, als nur eine blöde Beule oder ein blaues Auge! Warum warst du nicht da und bist über mich hergezogen, oder hast mich ausgelacht und mir gesagt, wie dämlich ich in diesem OP-Fummel aussehe?? Wieso bist du nicht einfach da gewesen? Nur da gewesen, das hätte schon gelangt!"
 

Ich kann hören, wie im Hintergrund die Schulklingel läutet, doch ich ignoriere es geschickt und halte Kaibas halb irritierten, halb 'Du-redest-wirres-Zeug'-artigen Blick standhaft aus. Zum einen, weil ich es nicht in Kauf nehmen würde, jetzt, ausgerechnet in diesem Moment die Biege zu machen und ihm somit das Spielfeld zu überlassen und zum anderen natürlich, weil meine Turnschuhe ein Stück in den aufgeweichten Boden eingesickert sind und ich bestimmt fünf Minuten bräuchte, um mich zu befreien - und das würde meinen coolen Abgang, den ich plane, bestimmt ruinieren!
 

Er sieht ein bisschen überrumpelt aus, doch Kaiba wäre nicht Kaiba, wenn er seine eiskalte Aura nicht nutzen könnte, um seine Wortlosigkeit wieder weg zumachen. Während ich also etwas ausgelaugt versuche, wieder zu Atem zu kommen, fängt er sich wieder und hebt den Kopf an, auf diese arrogante Art und Weise, wie er es so oft tut.

"Du hättest dir also gewünscht, dass ich dir deinen kurzfristigen Aufenthalt etwas verbittere?", fragt er schließlich und hebt zusätzlich noch eine Augenbraue.
 

Tja.. also.. ja?.. Das ist zwar etwas merkwürdig ausgedrückt, aber ja!

Ich nicke, wenn auch zögernd und frage mich im Hinterkopf, was mich eben überhaupt geritten hat, dass ich ausgerechnet Seto Kaiba etwas so dämliches an den Kopf werfe.

Er rümpft die Nase leise und vergräbt seine rechte Hand in der Hosentasche.

"Und du glaubst echt, ich wäre nicht ein mal da gewesen, um mich an diesem herrlichen Anblick ergötzen zu können? Ich bitte dich, Wheeler.. Als ob ich mir die Chance, dich im FKK-Reifen Outfit zu sehen, entgehen lassen würde."
 

Ich bin mir nicht ganz sicher..

Entweder, mir ist jetzt sowas von schlecht, weil sich der Cheeseburger von gestern abend wieder meldet, oder aber es liegt an der triefenden Verachtung, mit der Kaiba seine Sätze unterstreicht. Leide ich jetzt schon unter Amnesie? Alzheimer?? Sollte ich wirklich vergessen haben, dass dieser bekloppte Snob doch da war, und mich besucht hat?!

Äußerlich stehe ich vielleicht nur dumm und bedröppelt da, doch innerlich arbeitet alles, was eben arbeiten kann. Mein Hirn, das angeregt nach möglicherweise verloren gegangenen Erinnerungen sucht, meine Nieren, die hastig das Blut filtern und reinigen, das durch meinen Körper schießt, wie Lava und meine Wangen erhitzt. Meine Leber, die die Giftstoffe ,zu denen Kaibas Parfum eindeutig zählt, abbaut und mein Herz, dass allein vom Pumpen völlig aus dem Takt gerät. Wahrscheinlich wachsen mir grade graue Haare, und ich bemerkte es nicht einmal!
 

"Da du so furchtbar angestrengt aussieht, nehme ich an, dass dein Wissensdurst auf Fragen ,die mit den Wörtern 'Warum' und 'Wieso' anfangen, gestillt ist. Falls es dich nicht stört, werde ich jetzt gehen, Wheeler. Das Hundewetter hier draußen gefällt mir nämlich ganz und gar nicht."

Und mit diesen Worten zieht er von dannen. Ich kann noch hören, wie er leise flucht, als er mit seinen teuren Schuhen in eine Pfütze tritt, doch ich realisiere es nicht richtig, hänge weiterhin in meinen Gedanken fest.

Was soll das heißen, er hat es sich nicht entgehen lassen?! Dass er da war? Also, wenn ja, dann musste er mir aber so ziemlich eine verpasst haben, denn ich kann mich bei aller Liebe nicht daran erinnern, sein dummes Gesicht in diesen zwei Tagen auch nur einmal gesehen zu haben!

Ich brummle leise in mich hinein und ziehe schlecht gelaunt meine Schuhe aus dem Matsch, bevor ich ebenfalls in die Schule trabe.

Ich fühle mich nass und dreckig.. - schlau, denn ich bin schließlich nass und dreckig!
 

...
 

Wenige Minuten später finde ich mich vor der Tür meines Klassenzimmers wieder, vor der ich noch vergeblich versuche, meine Haare zu richten. Die Stunde hat natürlich längst angefangen.. warum musste ich auch unbedingt IHM begegnen, da unten? Er kann es sich wenigstens leisten, später zu kommen, aber ich gehöre nun eindeutig zu den Schülern, die am Besten gleich ganz in der Schule einziehen sollten, um überhaupt noch irgend etwas auf die Reihe zu bekommen.
 

Okay, Joey! Du packst das, du schaffst das! Tür aufmachen, Entschuldigung sagen, und hinsetzen!

Ich atme ein letztes mal tief durch, bevor ich die Tür aufreiße, ja fast schon aus den Angeln hebe, und somit den Redeschwall meines Lehrers unterbreche. Kurz fliegt mein Blick über die Reihen. Alle starren sie mich an, mit der Ausnahme von Kaiba, der fürchterlich konzentriert auf seinen Ordner blickt, als würde er es nicht für Nötig halten, mich anzusehen. Tz.. dieser kleine, miese Oberproll.. Dafür würde er irgendwann mal vom Blitz getroffen werden! Spätestens dann, wenn ich tot bin und da oben die Kontrolle übernehme!
 

"Mister Wheeler, wie schön, dass sie uns auch noch mit ihrer Anwesenheit beglü-"

"ENTSCHULDIGUNG!", schreie ich fast schon und kann spüren, wie Hitze in meine Wangen steigt. Das ist alles nicht mal halb so cool, wie ich es geplant habe..

"Ähm.. ja.. ja, macht doch nichts.. Bitte setzen sie sich."
 

Ich folge brav der Anweisung des älteren Herrn an der Tafel, der sich daraufhin kurz räuspert und weiter erklärt, lehne mich jedoch augenblicklich zu Yugi rüber, der mich besorgt anblinzelt.
 

"Sag mal, wo wart ihr denn, hä?! Ich stand draußen im Regen und hab auf euch gewartet! Ihr könnt euch ja schlecht direkt ins Zimmer gebeamt haben... oder?", stochere ich energisch nach und schenke Kaibas Hinterkopf, der sich ungefähr so stark bewegt, wie ein Felsbrocken im Wind, einen vernichtenden Blick.

Yugi kritzelt etwas in sein Heft, während er mir antwortet.

"Wir sind an dir und Kaiba vorbeigelaufen.", gesteht er und es klingt ein wenig nüchtern. "Hattet.. Hattet ihr Streit?"
 

Ich runzle die Stirn ein wenig, gucke beiläufig etwas von ihm ab und kopier seine Sätze auf ein loses Stück Papier auf meinem Tisch, ohne ihren Inhalt wirklich zu verstehen. Streit?.. Najaaa.. nicht direkt.. oder? Es ist viel mehr eine Art Diskussion gewesen, auch wenn dieser blöde Geldsack behauptet, man könne mit mir keine derartigen Gespräche führen.

"Nur das übliche. Beleidigungen, Sticheleien, du weißt schon..", versuche ich es ihm zu erklären und begreife selbst nicht, wieso ich ihm nicht einfach die trockene Wahrheit erzähle. Ich hab mich bei Kaiba über seine fehlende Anwesenheit beschwert und geschimpft, er hätte doch vorbeikommen können, während er mir dann erklärte, dass er doch dagewesen ist. Oder behauptet hat.. denn noch gibt es weder Zeugen, noch Beweise und etwas, bei dem das beides fehlt, ist auch nie passiert, richtig? Das sagen zumindest diese Anwälte aus dem Fernsehen immer.

Ich kann aus den Augenwinkeln erkennen, dass Yugi mir diese schlappe Ausrede nicht glaubt, und ich nehm es ihm nicht einmal Übel. Ich bin noch nie ein Mensch gewesen, der großartige Gene zum Lügen hatte und ich habe auch nicht besonders oft einen Versuch gestartet, anderen wichtige Dinge zu verheimlichen. Wenn man so will ,ist mein Leben ein offenes Buch, in dem jeder so lange und oft lesen darf, wie er es möchte. Die einzige Ausnahme bildet da Kaiba. Wer weiß, was der mit all meinen öffentlichen Geheimnissen anstellen würde?!
 

“Mister Wheeler!”, dröhnt es von vorne, und ich horche augenblicklich auf. Irgendwie ist es ungewohnt, meinen Nachnamen aus einem anderen Mund, als aus seinem zu hören..

“Ihr Chemietest. Na.. der war wohl mehr schlecht, als recht, was?”

Mein Lehrer drückt mir mit einem vielsagenden Gesicht das fast komplett leere Blatt Papier in die Hände, dass sofort aufmerksam von mir gemustert wird.
 

“Eine Fünf?”, staune ich doch recht beeindruckt und hebe fragend den Kopf. “Ich hab nicht eine Aufgabe beantwortet, wieso bekomm ich da keine Sechs? – Ich meine, nicht, dass es mich stören würde..”
 

“Sie haben Glück, dass sie ein gewisses Talent darin besitzen, andere Lehrkräfte als kleine Monster zu malen, Mister Wheeler. Der einzige Grund, weshalb sie es auf eine Fünf geschafft haben, ist, dass ich die kleinen Figuren und das falsche Datum äußerst amüsant gefunden habe.”
 

Na! Also, wenn das mal nicht ein Lehrer war, der fair beurteilte!

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, doch der Gesichtsausdruck des fast 40-jährigen lässt es schnell wieder verblassen.
 

“Bei all der Sympathie, die ich für Sie hege, Joey. Noch so eine Note, und sie können die Versetzung vergessen.”, erklärt er sanft, aber der Nachdruck in seiner Stimme lässt mich verstehen, dass ich schleunigst etwas an meinen Kenntnissen im Bereich ‚Giftige Gase und Mehr‘ verbessern sollte!

Ich nicke resignierend, woraufhin sich mein Gönner zurück zur Tafel bewegt und sich kurz räuspert.
 

“Meine Herren!”, fängt er an und wirft ein paar skeptische blicke auf Thea und die vier anderen Mädchen der Klasse. “Und meine Damen, natürlich! Ich möchte sie davon in Kenntnis setzen, dass für Freitag ein kleiner Ausflug geplant ist, zu dem sie bitte alle erscheinen werden. Das einzige, was sie mitbringen müssen, beschränkt sich auf Gute Laune, Essen und Trinken. Der Rest fällt der Klassenkasse zur Last.”
 

Kaum hat er geendet, schießt auch schon Theas Hand in die Höhe, was allerdings viel mehr.. naja.. symbolisch, als Ernst gemeint ist, denn sie beginnt zu reden, noch bevor sie dran genommen wird.

“Verzeihung, aber sie haben vergessen zu sagen, wohin dieser Ausflug gehen wird.”
 

Richtig so, Thea! Immer drauf da, bring sie alle zum reden!

Als ob das nötig wäre.. solche Kurztrips enden bei uns sowieso immer im völligen Desaster. Das letzte mal, als wir im Klassenverband unterwegs waren, mussten eine Krankenschwester und zwei Feuerwehrwagen gerufen werden, weil Kaiba und ich uns gegenseitig Nasenbluten geschlagen hatten, und einige anderen von uns im Gerangel einen Abgrund runter geschlittert waren, aus dem sie partout nicht wieder herauskamen.

Die Erinnerungen daran zaubern mir mysteriöserweise ein Grinsen aufs Gesicht.

Ja, ihr habt richtig gehört. Ich habe Kaiba geschlagen - dass er mich auch getroffen hatte, war mehr Glück als Absicht gewesen! Aber er hat schließlich angefangen gehabt, wie immer..! Die Gründe sind zwar zwiespältig und nicht ganz geklärt – für andere zumindest - ,aber ich bereue nichts, was ich an diesem Tag getan habe! Sein dämliches Gesicht, als er bemerkt hat, dass ihm Blut aus der Nase lief, war einfach unbezahlbar!
 

Ich werfe einen letzten, wirklich ALLERletzten Blick auf Kaibas störrischen Hinterkopf und beuge mich etwas über meinen Tisch nach vorne, ohne darauf zu achten, was unser Lehrer Thea zur Antwort gibt.

Jetzt sieht sein Rücken ganz anders aus, als gestern, wo ich hinter ihm hergelaufen bin. Gar nicht mehr so locker und lässig.. Er sitzt da, als hätte man ihm sämtliche Knochen einbetoniert.. Ist das spießig, oder was? Wenn der nicht aufpasst, bricht er irgendwann in der Mitte durch oder wacht morgens plötzlich mit einer Ganzkörperlähmung auf, ohne zu wissen, woher sie kommt.

Dann kann er wenigstens mal an sich selbst Doktor spielen..

Ein Seufzer streift meine Lippen, angesichts der Tatsache, das noch weitaus mehr als nur sechs Schulstunden vor mir liegen.
 

Zumindest denke ich, dass ich deswegen seufze..
 

___
 

Nachwort: Nochmals danke an die bisherigen Opf.. ääh.. Leser.. x))

Inulin

Moehre

sanjifan

Inanna

Schreiberling

Selayka
 

*alle zu tode drückzquetschmantsch*

:DDD thx!

Teil 4: Die Sache mit der Frage

Wahnsinn à la Kaiba

Die Psyche eines Eisbergs
 

Disclaimer: blubb.. weder Figuren noch schauplätze gehören mir und ich verdiene natürlich kein Geld damit xD
 

Parings: Joey X Seto *--*
 

Sonstiges: :DD *freufreufreu* kommiiiiiss *__* Ich danke euch, ihr Geschenke Gottes ;_; *alle zerdrückz* danke, für das lob und die Begeisterung, und Danke für McDonalds und Burgerking! xD Natürlich hau ich extra doll in die Tasten *hrhr*

Schreiberling: Es hat natürlich 'nen Grund, weshalb ich die Sache mit dem Ziel übergangen bin ^^ kommt aber noch später xD *versprech* :3

XxMannixX: Erstmal danke fürs lesen ;) ich bin absoluter Joery-Fan und überzeugt davon, dass in ihm ein außerordentlich großes Genie schlummert *Joey-Fahne schwenk* allerdings mag ich seine manchmal trottelige art total gerne >< Sein Part wird schon noch kommen *grins* mach dir da mal keine sorgen.
 

Bevor ich aber noch zuviel laber o.o ...ach.. lest einfach los! xDD

__________________________________
 

Teil 4: Die Sache mit der Frage
 

Ein leises Ticken direkt neben meinem Ohr zwingt mich am nächsten morgen, die Augen zu öffnen. Verdutzt muss ich feststellen, dass es bereits viertel nach Eins ist, dennoch wandert meine Hand etwas unkontrolliert zu meinem Wecker und stellt den Alarm aus, noch bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann.

Die Hitze, die bereits um diese Uhrzeit mein Zimmer zur Sauna umgestaltet, verrät mir, dass es unnötig wäre, heute etwas anzuziehen, dass länger ist, als eine Caprihose und so schwinge ich etwas angeschlagen meine Beine aus dem Bett. Bei der Erinnerung an gestern Abend fängt mein Schädel etwas zu dröhnen an, denn Tristan hatte mich - zum Trost für die versiebte Chemiearbeit, wie er sagte - in eine dieser ätzend vollen Kneipen geschleppt und.. na, den Rest könnt ihr euch denken. Selbst Yugi war mitgekommen.. allerdings ist er, was ich ziemlich schade fand, nach seiner siebten Cola auch schon wieder abgehauen..
 

Ich gähne herzhaft, darauf bedacht meinen Kopf so wenig wie möglich zu bewegen, und greife nach einem zerknitterten, vollgekleckerten und halb aufgelösten Blatt Papier, dass neben meinem Bett liegt, um einen Blick raufzuwerfen. Was für einen Tag haben wir heute?.. mal sehen.. am Montag bin ich aus dem Krankenhaus entlassen worden.. dann war heute Donnerstag, nicht?

Meine müden Augen schleifen über die kaum leserliche Schrift. Peinlich.. es kam schon vor, dass ich meine eigenen Hieroglyphen nicht entziffern konnte, und dazu gehört schon was! Wahrscheinlich sollte ich am Besten alles, was ich aufschreibe, auch gleichzeitig auswendig lernen. Dann kann so ein kleines Missgeschick nämlich gar nicht mehr passieren. Hehe..
 

Also dann mal schauen..

Oho!

Meine Miene bessert sich ein wenig auf, als ich feststelle, dass heute nur knappe Fünf Stunden auf dem Programm stehen. Das kann ich selbst mit meinem Kater noch hinkriegen, nicht wahr? Deutsch, Bio, Sport, Mathe und...

Ich stöhne leise auf und führe den Stundenplan näher an meine Augen heran, um das noch einmal nach zu prüfen.

Sport?! Ausgerechnet heute? Herrgott noch mal, wie kann man denn eine Sportstunde mitten in die Woche setzen, wo doch jeder wissen sollte, dass Schüler wie ich uns Tags zuvor betrinken?!

Genervt schüttele ich das Blatt aus meinen Händen, lasse mich rittlings auf die Matratze zurückfallen und fahre mir mit den Händen über das Gesicht. Ich kann fühlen, dass die angeschwollene Stelle um mein Auge herum deutlich wärmer ist, als der Rest von mir, und es tut weh, als ich sie berühre, doch ich ziehe meine Hand trotzdem nicht zurück. Da ist nämlich noch etwas das ich spüren kann.

Das dumme Kaiba-Pflaster, dass er mir so unsanft auf meine hoch gefährliche Verletzung gedrückt hat, der Bastard! Dabei hab ich nicht einmal um Hilfe gebeten!
 

Mit bebendem Blut in den Adern wühle ich mich ein zweites Mal aus dem Bett und ziehe grob ein frisches T-Shirt aus dem Klamottenstapel, der auf meinem Schreibtisch steht. Ich muss unweigerlich an den fremden Blick denken, mit dem er mich angesehen hat, als er gestern mein Veilchen betreute und irgendetwas an dieser Erinnerung lässt ein warmes Gefühl in meinem Brustkorb aufsteigen.

Ist das denn nötig? Muss ich mir denn wirklich einreden, Kaiba würde mich mögen? Ausgerechnet DER Kaiba, der sich bisher immer einen Spaß daraus gemacht hat, über mich her zu ziehen und der meine Wutausbrüche etwa so genießt, wie andere Urlaub?

Meine Gesichtsmuskeln scheinen heute etwas zu hängen, denn ich kann mir beim besten Willen kein klitzekleines lächeln abwinden, als ich aus dem Bad geschlurft komme, andrerseits: wieso sollte ich auch? Kaiba war mit Sicherheit der letzte , der mich zum Grinsen bringen würde, ohne dass ich mich dabei über ihn lustig machen darf!
 

Ich werfe mir etwas gedankenverloren meine Tasche über die Schulter und verlasse die Wohnung mit einem derartig lauten Türknallen, dass neben mir im Flur eines der liebevoll aufgehängten Bilder von der Wand fällt und auf dem Boden die Glasscheibe in Splitter ersetzt.

"Hups..?", mache ich unschuldig ,ohne der Katastrophe einen zweiten Blick zu schenken, und schlüpfe in meine Turnschuhe.

"Wheeler!", dröhnt es von oben und ich merke, wie sich meine Nackenhaare aufstellen. Diese Vermieterin ist mit Abstand einer der unfreundlichsten Menschen, die ich kenne!

"Wheeler, du missratenes Stück Fleisch, was hast du schon wieder angestellt?!"

Ein leises Klonken ertönt, als die Alte mit ihrem Gehstock über den Boden tackert und die Treppen in Ansturm nimmt, um mich in Grund und Boden zu schreien.

"Ähhh - ich muss los!"

Und mit diesen Worten stürme ich hastig aus dem Haus, ihr Geschimpfe ignorierend.
 

Das Wetter draußen ist ungefähr so, wie ich es mir erhofft und vorgestellt habe, als ich heute morgen merkwürdiger weise vom Sekundenzeiger meines Wecker aufgewacht bin, anstatt vom Alarm: blau, warm, entspannt.

Und was, frage ich mich, kann man an einem derartigen Tag schöneres tun, als auch zu relaxen?

Ich grinse leicht vor mich hin, als ich den Sandweg durch den Park hinunter laufe und bereits aus dieser Entfernung sehen kann, wie das Sonnenlicht sich auf der Wasseroberfläche des Sees spiegelt, den ich anvisiere.
 

Hey, ich weiß.. ich bin etwa so oft in der Schule, wie andere beim Zahnarzt, aber im Gegensatz zu Yugi und den anderen hab ich auch nicht mehr viel Hoffnung, meinen Abschluss noch irgendwie zu schaffen, es sei denn, mir begegnet bald eine liebe kleine Fee, die mir einen Wunsch frei lässt. Oder aber zwei, dann gäb's noch eine Jahresportion Cheeseburger mit Fritten oben drauf!

Ich stöhne tief, wuschel mir durch die Haare und werfe meinen Rucksack auf eine der leeren Bänke, die zum See hin stehen. Dann greife ich in meine Hosentasche, ziehe stolz ein paar Yen vor und mache mich auf den Weg zu der kleinen Eisdiele am Ufer.

So witzig die Vorstellung, dass jeden Moment eine winzige Frau im Tütü aus dem Gebüsch hüpfen kann, auch ist - Thea hat Recht. Ich habe tatsächlich Probleme im Bereich Chemie und ich sollte schleunigst etwas dagegen unternehmen, bevor ich so tief abstürze, dass ich wahrscheinlich danach nie wieder anständig laufen können werde.
 

Wieder entfährt meiner Kehle ein Seufzer, als ich mich Eis-essend auf der Bank nieder lasse und den paar Enten zusehe, die sich vor einem Opa um die Brotkrümel prügeln.

Nachhilfe, hat sie gesagt.. Aber Nachhilfe kostet, und da kann es mit der Idee auch schon bald wieder vorbei sein, denn es ist ja kein Geheimnis, dass ich nicht soviel Geld besitze, wie ..Kaiba?

Ich runzle, halb entsetzt von diesem abwegigen Gedanken, meine Stirn und bohre geistesabwesend mit der Zunge ein paar Löcher in meine Eiskugel. Kaiba ist ziemlich gut in diesem Explosionsgeladenen Fach, oder nicht? Ich meine.. was soll man auch anderes von jemandem erwarten, der ganz offensichtlich aus dem Reagenzglas stammt?

Und wenn ich einfach Fragen würde..?

... - Neee! Dieser Snob würde sich niemals die Zeit geben, um ausgerechnet mir zu erklären, wie man was in die Luft sprengen kann! Wozu auch? Das erste Gebäude, das meinem Sprengkommando unterläge, wäre seine dämliche Villa, samt Hund, und direkt danach seine Kaiba Corp., harhar!!

Har..Har..

... Ach verflucht!

Wieso ist denn ausgerechnet Kaiba der einzige, der mir zum Thema Nachhilfe einfällt, hä? Und jetzt sagt mir nicht, dass der Rest meiner Bekanntschaften einfach dumm ist! Wieso, zum Beispiel, hab ich nicht direkt an Yugi gedacht? Der kleine hat doch ziemlich was im Kopf - neben Gerechtigkeitswahn, Weltrettungsaktionen und Übeltäterbekämpfung, versteht sich!
 

Ich seufzte so tief, dass ich Angst habe, mein Unterkiefer könnte sich verabschieden und den Boden knutschen. Da siehst du’s, Kaiba! Seit du mein Buch geklaut hast - das ich übrigens immer noch nicht wieder habe! - ist alles, was ich davon getragen habe, ein zerstörter, unbrauchbarer Körper und einen Haufen Gedanken, die mich in den Wahnsinn treiben! Und wer ist Schuld? DU, du großkotziger, unfreundlicher und herablassender Aristokrat!
 

Ich lasse schlecht gelaunt meinen Blick über den Haufen Enten von vorhin gleiten und muss innerlich etwas stutzen. Was ist das denn?

Das sieht ja fast aus, wie eine mutierte Oma Duck..

Ich muss zweifelnd schmunzeln, als ich die Reste meiner Eiswaffel zwischen den Fingern zerreibe, damit dieses Federvieh zu mir rüber gewatschelt kommt.

Doch das tut es nicht. Es sieht mich ja noch nicht einmal an, dieser blöde Vogel!
 

“Hey, Kleiner!”, mache ich halblaut und klopfe neben mir auf die hölzerne Bank. “Komm her, du Monster!” Na los.. komm her und lenk mich ab! Los! Los! Los!
 

Als jedoch auch das zehnmalige Rufen von “Komm her, oder ich fress’ dich!” bei der weißen Ente keine Reaktion geweckt hat, seufze ich abermals.

Vielleicht liegt es ja an mir? Wenn ich es nicht einmal schaffe, so ein dämliches Tier dazu zu bewegen, das zu tun, was ich will, wie viel fehlt dann wohl noch, bis Kaiba es tut?

Andrerseits.. seit wann will ich denn, dass dieser Egozentriker mir zu Füßen liegt?!

.. Schön.. die Vorstellung, dass der große Kaiba sich einmal verhält, wie ein menschliches Wesen mit Gefühlen ist schon irgendwie.. Naja.. verlockend.. aber doch nicht wirklich das, was ich mir wünsche... oder?

Will ich das? Einen Funken Emotionen in diesen eisigen Blicken? Ein bisschen mehr Wärme in seinem Griff, wenn er mal wieder versucht, mich zu verarzten? Liebevollere Worte, wenn er den Mund aufmacht?

Sowas bescheuertes!

Das einzige, was der mit seinem Mund machen kann, ist dummes Zeug reden, Essen, sich übergeben und vielleicht noch küssen.

Buah.. kein schöner Zusammenhang.. brechen und küssen..

Verdammter...!!
 

Ich springe so schnell von der Bank auf, dass sie kurz aufquietscht.

“Hör auf, dich zu beschweren!”, motze ich daraufhin nur und greife nach meiner Tasche, um mich aus dem Staub zu machen.

Ich wische die restlichen Krümel an meinem Hosenbein ab und mache mich auf den Weg.

Wohin, fragt ihr?

Zum Oberteufel persönlich, um nach Aufmerksamkeit zu betteln! Was für ein großes Arschloch er auch sein mag - und das ist er, glaubt mir! - er ist und bleibt aber auch der Einzige, bei dem ich diesen albernen Unterricht nehmen kann. Oder will.. oder so..
 

Ich stopfe meine Hände in die Hosentasche und latsche gelangweilt und missmutig den Bürgersteig hinauf, den Blick zu Boden gerichtet und die Ohren zugemacht.

Hey!

Das ist zur Sicherheit der Gemeinschaft, denn ich kann nicht versichern, dass ich meine Gliedmaßen unter Kontrolle behalten kann, wenn man mir JETZT doof kommt!

Ich kicke einen der kleinen Steine vor meinen Füßen her und ziehe ungewollt den Kopf noch ein Stück ein.

Seto Kaiba..

Allein dieser Name.. wer heißt denn bitte so, ihn selbst mal ausgeschlossen?? Warum hat man ihn nicht einfach John genannt? Das klingt doch schon viel sympathischer! John oder Jim, meinetwegen auch Tommy!

Aber Seto?.. Wenn ich diese Aneinanderreihung von Buchstaben höre, zucken meine Mundwinkel ungewollt, nicht sicher, ob sie sich zu einem Lachen oder einem Weinen verziehen sollen.

Na gut.. Joseph Jay ist auch kein sooo schöner Name.. aber immerhin prangt er nicht am Tor eines riesigen Turmes, und allein ihr Klang versetzt auch nicht die größten Geschäftsleute des Landes -oder vielleicht der Welt?? - in Angst und Schrecken.

Die Joseph Jay Wheeler Corporation.

Ein wenig lang vielleicht, aber sonst gar nicht mal so schlecht!

Vielleicht sollte ich doch öfter zur Schule gehen und irgendwann diese Firma gründen? Kaiba würde Augen machen.. Alle würden sie Augen machen!

‚Joey!‘, würden sie wahrscheinlich sagen. ‚wie hast du das gemacht?‘

Und dann werde ich ihnen mein Geheimnis verraten: Mentos - the Freshmaker!
 

Buar! Genug der Witze! Seien wir mal realistisch, jemand wie ich, der ein schlechtes Elternhaus, wenig Geld und lächerliche Noten hat, sollte schon zufrieden sein, wenn er die Klos bei Karstadt putzen dürfte! Nicht, dass das auch nur ungefähr meinen Zukunftsvisionen entspräche.. Obwohl ich, ehrlich gesagt, noch nicht allzu oft darüber nachgedacht habe, was ich später mal werden möchte, außer Erwachsen.

Aber mit der Volljährigkeit hätte ich schon einen Wunsch meines Lebens erfüllt. Dann könnte ich ausziehen und wäre frei von jeder Verantwortung, außer die für mich selbst! Das wär doch was..

Jaa, es ist kein Geheimnis, dass ich es eilig habe, von Zuhause wegzukommen, und ich kann auch diese Leute in all den Talkshows am Nachmittag nicht verstehen, die es nicht schaffen, ihren Haushalt zu regeln, seit sie alleine wohnen.

Ich schaff das, ich Held ich, und ich wohn auch so gut wie ohne Mitbewohner, denn mein Vater ist auch nur alle drei Tage daheim, wofür ich ziemlich dankbar bin.
 

Ich runzle die Stirn etwas und schieb den Henkel meines Rucksacks auf meine Schulter zurück; Thea sagt immer, ich soll ihn anständig auf beiden Schultern tragen, aber das sieht doch total uncool aus!

Also.. wo waren wir?

Richtig! Talkshows!

Wenn ich schwänze, sitz ich morgens oft vorm Fernseher und zieh mir diese bekloppten Sendungen rein. Zwei bei Kallwass, Britt und wie sie alle heißen, und ich weiß nie recht, ob ich die Gäste dieser Shows auslachen oder bemitleiden soll.

Fakt ist doch - und das weiß jawohl jeder - dass das alles gestellt ist, und dann auch noch so schlecht, dass es fast schon peinlich ist!

Ich würde mich nie, ich wiederhole, NIEMALS in eine derartige Sendung schleifen lassen, ohne mich in allen Türrahmen fest zu krallen, die ich auf dem Weg zur Bühne finden kann! Nicht mal dann, wenn das Motto der Show 'Seto Kaiba ist ein Arschloch,

und obwohl er mir Nachhilfe in Chemie geben soll, hasse ich ihn wie die Pest!‘ lautet.
 

Apropos Kaiba.

Jetzt wäre ich beinahe an seinem Haus vorbei gelaufen, wenn ich nicht glücklicherweise mit dem Ärmel an einem seiner Büsche hängengeblie- “Iiiieeehhh!!”
 

Ein erschrockener Schrei rast die fast komplett leere Straße hinunter, als ich ruckartig meinen Arm zurück reiße und mehrere Schritte nach hinten taumel.
 

“Was willst du denn hier?!”, japse ich entsetzt, als würde ich wirklich erwarten, dass dieses Monstrum mir antwortet.

Da steht es vor mir, die weiße, große Ente, und starrt mich mit diesen schwarzen Kotbällchen-Augen an, als ob es mir etwas sagen wollen würde. Dieser Blick.. Der erinnert mich verdächtig stark an Kaibas gemeingefährlichen Kläffer - wie heißt er noch? - Casio oder so?!
 

“Verschwinde!”, sage ich laut und mache ein paar zischende Geräusche, nachdem ich meinen anfänglichen ‚Oh Gott, was ist das??‘-Schock überwunden habe. “Verzieh dich, du Vogelding! Hier fahren Autos, hier laufen wilde Tiere rum, und wenn du genauso am Leben hängst, wie ich, dann solltest du dich aus dem Staub machen, ich glaube nämlich, dass Kaiba unheimlich auf Hühnchen steht!”

Nicht, dass ich erwartet habe, dass diese Drohung fruchtet..

Aber gut, ist ja nicht meine Entenhaut, die schon förmlich im Ofen vor sich hin brutzelt, richtig?
 

Ich blicke die Ente noch mal skeptisch an, bevor ich den Kiesweg zu Kaibas Haustür rauftapse. Mein Herz rast schon wieder, das kann ich spüren, obwohl 'rasen‘ vielleicht ein klitzekleines bisschen untertrieben ist.

Eigentlich fühlt es sich an, als würde es von innen mit einem Presslufthammer gegen meinen Brustkorb arbeiten, in der Hoffnung heute noch aus diesem viel zu engen Gefängnis herausplatzen zu können. Es ist auf einer Seite tierisch unangenehm, wenn man das Gefühl hat, dass das eigene Herz den Körper malträtiert, aber es gibt da diese fremde Wärme, die mich für einige Sekunden ganz benebelt.

Ich bekomme nicht einmal mit, dass meine Hände so stark zittern, dass ich den Klingelknopf verfehle.
 

Herr Gott, Joey! Reiß dich zusammen! Du willst doch nur eine lächerliche Frage stellen, und er wird sie sicher mit “Ja gerne!” beantworten! Und wenn nicht, dann polierst du ihm einfach die eingebildete Fresse, packst deinen Schwan und haust ab, jawohl!

Also hebe ich erneut die Hand, um zu klingeln.

Ganz ruhig..!

Zielen..

Und dann... - Hah!

Getroffen! So schwer war das doch gar nicht, oder?!

Gut, ich sah beim ersten Versuch vielleicht aus, wie ein kleiner Epileptiker ,aber das hat ja zum Glück niemand gesehen..
 

Ich kann hören, wie der Ton der Klingel im Flur des Hauses echot, doch es regt sich nichts. Nicht mal dieser verrückte Vierbeiner scheint da zu sein, andernfalls hätte er sich wahrscheinlich schon lange in meinem Allerwertesten verbissen und mich in seine Hundehütte gezerrt!

Tz.. typisch!

Da kommt man zum dritten Mal persönlich vorbei - die Gründe sind irrelevant.. - und schon wieder ist keiner daheim! Da stellt sich mir die Frage, wozu Kaiba dieses blöde Haus überhaupt gekauft hat, wo er es offensichtlich doch eh nicht richtig bewohnt!

Also gut.. und Jetzt?

Abrücken kommt schon mal nicht in Frage, wer weiß, wann ich mich das nächste Mal überwinde, und zu ihm gelatscht komme?!

Einen Zettel schreiben?
 

Nee.. der würde bei DEN Hieroglyphen wahrscheinlich die Polizei kontaktieren, weil er aus den Wörtern 'Bitte ruf zurück! Joey‘ absichtlich etwas herauslesen würde, dass ungefähr nach 'Ich will dich töten! Joseph Wheeler‘ aussieht!

Ja, das würde ich ihm sogar zutrauen, diesem hirnlosen Exzentriker!

Ich brummle leise und ungehalten, während ich mich mit dem Rücken an der Tür hinunter rutschen lasse und mich mit einer Hand auf den kalten Steinen abstütze.
 

Das hast du nun davon, Mister Eiskalt! Ich bleibe hier sitzen und werde auf dich warten, und wenn du dann endlich da bist, werde ich dich derart mit meinem Charme überrumpeln, dass du darum betteln wirst, mir Nachhilfe geben zu dürfen! Und sobald ich in diesem Schloß drin bin, ist das erste, was ich tun werde, meinen Charme durch ein paar Regeln zu ersetzen!

Regel 1: Tagsüber befindet sich mindestens eine Person im Haus, die alleine sprechen, atmen und sich fortbewegen kann, ohne Pfützen zu hinterlassen!
 

Ich will grade die Arme vor der Brust verschränken, als ich etwas großes weißes die Einfahrt raufwatscheln sehe.
 

Das darf doch nicht wahr sein.. Hab ich in meinem Leben so viel Hühnchen gegessen, dass der liebe Gott mich jetzt DAMIT straft?? Einer mutierten Kampfente, die vorhin beinahe meinen ganzen Arm verschlungen hätte??
 

“Kscht!! Zieh Leine, oder ich zieh deinen Hals!”, drohe ich laut, doch das dumme Tier quakt mir nur entgegen.

Also..

Sowas.. sowas unverschämtes! Dabei will ich dem dämlichen Federvieh doch nur die pickelige Haut retten! Niemand hatte es verdient, in Kaibas Magen zu landen, der seinen Inhalt wahrscheinlich nicht mit Magensäure zersetzt , sondern mit flüssigem Stickstoff einfriert!

Unweigerlich muss ich mit ansehen, wie die Ente die für sie viel zu großen Stufen zu Kaibas Haustür - vor der ich übrigens sitze - hinauf kriecht, hin und wieder quakt und mich ansieht, als würde sie erwarten, dass ich ihr helfe.

Ich verziehe das Gesicht etwas.
 

“Du bist nicht nur ‘n Vogel, du hast auch einen!”

Das Tier lässt sich - zu meinem Erstaunen - mit einem vielsagenden Blick neben mir nieder, reckt den Kopf ein wenig und scheint auf irgend etwas zu warten.
 

Ich glaube, ich hab irgendwas an mir, das Tiere magisch anzieht.

Erst Kaibas Hund, Connor, und jetzt diese geflügelte Tagesplage Nummer eins.

“Was ist?”, seufze ich und kreuze meine Arme vor der Brust. “Guck mich nicht so an.”
 

Keine Reaktion.
 

“....”
 

Sie schnattert. Oder er?.. Es? Haben solche Wesen überhaupt ein eindeutiges Geschlecht? Ich jedenfalls würde mir sicher nicht die Mühe machen, und nachschauen!

Einige Augenblicke lang schweigen wir uns einfach nur dämlich an. Dumm genug, dass ich einen Vogel neben mir sitzen habe, jetzt kommuniziert dieses Ding nicht mal richtig mit mir! Wie soll man denn da Freundschaft schließen?!
 

“Du brauchst einen Namen!”, entschließe ich mich endlich und ziehe die Nase nachdenklich kraus. “Wie wär’s mit.. Silvia? Oder Johanna?.. Hn.. Vielleicht bist du gar kein Mädchen..”

Ich überlege wieder kurz.

“Aah.. ich weiß! Ich nenn dich Eike! Eike ist ein Name, den man beiden Geschlechtern zuordnen kann - und eines davon wirst du ja schließlich sein, oder?”
 

Eike sieht mich an, mehr aber auch nicht, und ich glaube, ich hätte ihr oder ihm genauso gut ein russisches Lied auf spanisch vorsingen können, anstatt einen Namen auszusuchen.

Egal! Immerhin muss ich jetzt nicht alleine hier rumlungern! Lieber schweigende Begleitung, als gar keine, sag ich immer!

Schon merkwürdig, wie diese ständige Nähe zu Menschen, die dieser Vogel im Park erlebt, solche Tiere zähmen kann. Ich weiß, dass ich früher mal mit meiner Schwester und meiner Mutter in einem dieser Streichelzoos war, wo mich eine andere Eike angegriffen hat, nur weil ich mir eine frische Feder als Andenken besorgt hab.

Ich glaube, diese weißen Enten haben einen speziellen Namen.. irgendwas mit S.. S... Specht? Spatz? Star?.. Irgendwie sowas.
 

“Du musst ja ziemlich viel Hirn verloren haben, wenn du freiwillig vor Kaibas Eingangstür sitzt.”

Joey, du Trottel! Du sitzt doch selbst hier!

Dabei ist MIR mit Sicherheit kein Stückchen Hirn abhanden gekommen, dafür leg ich meine Hand ins Feuer!

“Also Eike.. Hast du Familie?”
 

...
 

“...eler!”

Ich kann hören, wie eine sehr leise Stimme an meine Ohren dringt und öffne benommen meine Augen.

Huh?.. Bin ich eingeschlafen?

Alles nur ein Traum?
 

“Wheeler, ich werde jetzt bis drei zählen. Wenn du bis dahin nicht deinen Hintern von meinem Fußabtreter genommen hast, wirst du herhalten müssen! Eins..”
 

Scheiß auf den Fußabtreter - Ist Eike noch da?!

Verschlafen reibe ich mir über die Augen und wende den Kopf nach rechts. Tatsächlich.. da liegt sie.. oder er.. ein kleines Bündel, weiß, flauschig, und sieht so weich aus, dass ich mich am liebsten drauf stürzen und es umknuddeln würde!
 

“.. Zwei...”
 

“Ja doch! Ich bin wach!”

Meine Stimme klingt angeschlagen und rauh, doch ich erhebe mich wacker und kratze mich verpeilt am Hinterkopf. Wie spät ist es?.. Warum ist es so dunkel?!

Mal sehen..

Gedanken ordnen, Joey, sonst hast du verloren!

Da war eine weiße Ente, die dir Gesellschaft geleistet hat und.. und.. äähh?
 

“Ich wusste schon immer, dass du ein Tier bist, Wheeler, aber was zum Teufel noch eins bringt dich dazu, mir dieses Federvieh aufs Grundstück zu holen?! Bist du so scharf drauf, zu sterben?!”
 

Aufs Grundstück geholt??

Na, da verdreht aber jemand fürchterlich die Tatsachen!
 

“Das war nicht meine Schuld! Außerdem hat ‚Das Federvieh‘ auch einen Namen! Es heißt Eike und ist mir nachgelaufen, also schieb mir nicht die Schuld in die Schuhe!”
 

Ein schwarzer Haarschopf schiebt sich hinter Kaiba, den ich bis jetzt noch nicht einmal angesehen habe, hervor und geht vor Eike in die Hocke.
 

“Also, ich weiß nicht was du hast, Seto! Ich find Eike total niedlich!”

Völlig begeistert fährt Mokuba mit den Fingerspitzen über die Federn, doch die Ente bleibt völlig ungerührt und döst weiter vor sich hin.

Könnte glatt sympathisch sein, dieses Tierchen! Weitaus mehr auf jeden fall, als der Vierbeiner, der da drüben neben dem Wagen steht und mich ansieht. Erfreulicher weise bellt er nicht, der kleine Satansbraten!
 

“Komm dem Teil nicht zu Nahe, Mokuba, wer weiß, was für Krankheiten Wheeler darauf übertragen hat. Geh rein und gib Caesar was zu fressen, ja? Sonst fällt er wohlmöglich ein zweites mal über unseren blonden Gast her..”
 

Ich fühle, wie die Röte der Verlegenheit meine Glieder hinauf kriecht und sich in meinen Wangen sammelt.

Ich wette, damit zieht er mich die nächsten zwei Jahre auf.

Joey Wheeler hat Angst vor seiner ‚eigenen Rasse‘ und rennt in größter Panik gegen einen Baum!

Jaaaa! Ich kann mir nichts schöneres vorstellen, wirklich!

So ein Pimpf!
 

Obwohl ein ziemlich kühler Unterton in Kaibas Stimme gelegen hat, behält Mokuba das grinsen auf den Lippen , pfeift den Hund zu sich und führt ihn in das riesige Haus ab. Eike ist inzwischen aufgewacht du spreizt gemütlich die Flügel.

Schon beeindruckend, wie groß diese Viecher werden können..
 

“Also.”

Kaiba sieht mich immer noch an, mit diesem unverkennbare ‚Mach dich vom Acker‘ -Blick, wegen dem ich am liebsten die Wände hochlaufen würde - oder zumindest die Einfahrt auf und ab!

“Nochmal: Warum besudelst du meine Fußmatte, Köter?!”
 

Schön, das dieser Spitzname bei mir bleibt, und nicht auf sein neues Haustier über gegangen ist! Da hat er schon einen Hund, und das reicht ihm wieder nicht!
 

“Weil.. Ich.. ich glaube..”

Ich glaube, dass du ein Riesen Arsch bist, Kaiba, aber ich fürchte fast, dass du das schon weißt!
 

Er zieht eine Augenbraue hoch und hält diesen fürchterlichen Blick aufrecht, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Vielleicht sollte er mal blinzeln.. Ich hab mal gelesen, dass ansonsten die Augen austrocknen, was unangenehme Folgen haben kann.

Okay, Joey.. vergiss Kaibas Augäpfel samt Flüssigkeit und konzentrier dich!

Luft holen und raus damit!
 

“... -“

“Kommt da jetzt noch was?!”

“Unterbrich mich doch nicht!!”

“Du hast doch noch gar nicht angefangen!”

“Wie denn auch, du fällst mir ja ständig ins Wort!”, erwidere ich aufgeregt und fuchtel wild mit den Händen vor seinem Gesicht rum.
 

Erst, als ich sie wieder runter nehme, sehe ich ihn wirklich an.

Also.. ich meine WIRKLICH ansehen.

Nicht nur so - einmal raufstarren und dann wieder weg gucken.

Ich kann alles sehen.

Seine Wimpern, die durch das Licht, das von drinnen raus scheint, einen schwachen Schatten auf seine Wangen werfen. Wie seine Pupillen sich vergrößern und verkleinern, als könnten sie sich nicht entscheiden, wie weit sie sich öffnen sollen. Seine Haarspitzen, die bei jedem noch so kleinen Luftzug etwas mitschwingen und seine Haut kitzeln. Doch diese Mimik. Diese steinharte, unveränderte Mimik lässt mich daran zweifeln, dass der werte Herr irgendetwas dergleichen auch nur annähernd mitbekommt.
 

“Wheeler..!”, zischt er genervt und stemmt sich eine Hand in die Seite. “Das menschliche Leben dauert im Schnitt grade mal 70 Jahre, und 17 davon fehlen mir bereits, also wenn du jetzt langsam mal die Güte hättest, deine Stimmbänder zu gebrauchen, wäre ich dir äußerst dankbar.”
 

So ein..!!

Ich balle gereizt die Hände und versuche innerlich, den Dampf loszuwerden, ohne auf ihn loszugehen. Er macht mich nicht nur wütend, dieser kleine Blödmann, nein! Er macht mich auch noch verlegen und ich fürchte beinahe, das ist es, was mir so unangenehm ist!

Los, Joey! Du packst das!

Loooooos!!
 

“Ich bin hier, weil ich fragen will ob du mir Nachhilfe in Chemie geben kannst!”
 

So.. es ist raus!

Wie gut, dass ich ziemlich cool bin. Ja, ich bin richtig fantastisch! Nur, weil Kaiba wahrscheinlich noch nie gekotzt hat und , ganz egal wie heiß es ist, auch niemals schwitzt, macht ihn das ja nicht automatisch so unheimlich großartig, wie mich, oder?!

Und er sollte mir für meine Coolness verdammt dankbar sein, sonst hätte ich ihm für seine Reaktion auf meine Bitte wohlmöglich längst eine geklebt!
 

Er grinst. Und wie er das tut. Wie ein Honigkuchenpferd - nur nicht ganz so niedlich. Es ist viel mehr.. bösartig.. diabolisch.. herablassend.. triumphierend.. - aber bevor ich mich verrenne, mache ich es kurz: Es ist wie immer!
 

“Korrigiere mich, wenn ich falsch liege, Wheeler.”

Oh.. als ob er das tun würde, falsch liegen!
 

“Du weigerst dich, meine Hilfe anzunehmen, wenn ich deine Verletzungen behandle...”

Behandeln, nennt er das? Er hat mich angepackt, als wäre ich aus Holz und ich hab schon förmlich die Säge und die Feile in seinen Händen gesehen!
 

“.. versaust mir meine Geschäftsgespräche durch deine kreischende Anwesenheit..”

Bitte?? Die Typen wollten doch sowieso grade gehen!
 

“... und du treibst meinen Hund dazu, sich zu verausgaben.”

Wer war hier wohl verausgabt?! Kleine Info: Hunde haben Vier Beine zum laufen, ich, meines Zeichens ein Mensch, nur Zwei! Erkennst du den Unterschied, Kaiba?!
 

“Außerdem schläfst du mit einem Schwan vor meiner Tür...”

Aahh! Ein Schwan also - wusst ich’s doch, was mit S!
 

“.. und jetzt erwartest du, dass ich dir nach alle dem trotzdem die chemischen Regeln und Gesetze näher ans Herz lege?”
 

Ich denke ein paar Sekunden über seine Worte nach. Direkt falsch gelegen hat er nicht.. Die Fakten eher.. etwas anders umschrieben und hingedreht..

“Ja..?”, antworte ich schließlich leise.
 

“Vergiss es!”

“Waaas??! Ich mach mir hier die Mühe, dich doch noch zu erwischen! Ich schlafe draußen, auf einer Matte, wo du deine dämlichen Schuhe drauf abtrampelst! Ich gebe sogar diesem blöden Schwan - entschuldige, Eike - einen Namen, nachdem ich meinen ganzen Mut zusammengepfercht und meinen Stolz unter den Teppich gekehrt habe, und DU lehnst ab?? Wieso?!”
 

Er fährt sich mit der Hand, die eben noch an seiner Taille gelegen hat, durch das Haar. Oder zumindest ein bisschen über den Pony..

“Weil ich nicht sehe, was da groß für mich rausspringen kann. Ich meine.. seien wir doch mal ehrlich, was kannst du mir schon bieten?”
 

Meinen Stolz? Mein Selbstbewusstsein? Meine unglaublich charmante Anwesenheit?

Verflucht..! Er hat ja Recht, verdammt noch mal!

Ich hätte wahrscheinlich nicht einmal genug Geld, um fünf Minuten seiner Aufmerksamkeit zu ergattern.
 

“Komm schon, Kaiba! Wenn ich in der nächsten Arbeit keine Note schreibe, die besser ist, als eine Drei, dann schaff ich diese dämliche Versetzung nicht!”

Okay, es ist erbärmlich, was ich hier versuche, aber das ist inzwischen auch schon egal.
 

“Na und? Ist doch nicht mein Problem. Wenn du es nicht auf die Reihe kriegst, deine Nase mal in ein Buch ohne Bilder zu stecken, kann ich da auch nichts für.”

Er schiebt mich zur Seite, als wäre ich irgend etwas unwichtiges in seinem Leben, dass ihm mehr Leid tut, als nützlich ist.

Meinetwegen, ich bin vielleicht nicht die Top 1 auf seiner ‚Unverzichtbare Dinge zum Leben‘ -Liste, aber unter Nummer 100 liege ich doch auf keinen Fall!
 

“Kaibaaaa, hör mal, alter ich bin echt am Ar-“

“Wage es nicht, dieses Wort auszusprechen, wenn Mokuba sich in einem Umkreis von 300 Kilometern aufhält, verstanden?!”, fährt er mir bissig durchs Wort und bleibt im Türrahmen stehen.

“Gib dir keine Mühe, Wheeler, dieses Thema ist völlig indiskutabel!”
 

Indi-was? Wer spricht denn hier von Ausländern?!

“Wenn’s nicht so dringen wäre, würde ich dir auch nicht so auf die Pelle rücken, das kannst du mir glauben. So sehr mich die Vorstellung, unter deinen Fittichen zu sitzen, auch zum kochen bringt und obwohl du die letzte Person bist, die ich um sowas bitten würde, hab ich keine andere Wahl, also stell dich nicht so an und gib mir zumindest ne Chance! Ich bin schließlich nicht dumm, auch wenn du davon genauso überzeugt bist, wie von dir selbst!”
 

Ich sehe, wie seine Augen, die doch etwas nachdenklich wirken, über mein Gesicht streifen und an meinem Veilchen hängen bleiben.

Oho.. ich bin doch nicht etwa grade der erste Mensch, der sieht, wie der große Seto Kaiba sein Hirn anstrengt, oder? Wie er sein Mitleid ausbaut?
 

“Wer hätte gedacht, dass derart sinnlose Wörter aneinandergereiht reichen würden, um mich zu erstaunen? Genug gesäuselt.. ich werd’s mir überlegen.”
 

Haaah.. Ich bin so Ultra! Ich bin so groß! Ich bin der triumphierende, Schwäne-liebende Kaiser von China!
 

“Geht doch!”, grinse ich und will mich umdrehen, um zu gehen, doch dann höre ich, wie er seine Nase rümpft.
 

“Wo willst du hin?”
 

Was für eine dämliche Frage.

“Nach Hause?”, erwidere ich etwas trocken und sehe ihn verdutzt an. Seit wann interessiert es ihn, wo ich hin laufe? Normalerweise könnte ich vom Mount Everest direkt in den See von Loch Ness springen und er würde es ignorieren.
 

“Nach Hause?”, wiederholt er ungläubig und verzieht das Gesicht so, als wäre ich irgend ein riesiges Insekt auf seiner perfekten Schuhspitze.

“Du glaubst doch nicht, dass ich dich um diese Uhrzeit durch die Dunkelheit laufen lasse? Bei deinem Glück wirst du überfallen, verprügelt und verreckst im Laufe der Nacht hinter irgendeiner stinkenden Mülltonne.”
 

Ich glaube, er weiß genau, wie erbärmlich diese Ausrede - wofür auch immer sie sein mag- ist, obwohl man es ihm zugegebener Weise nicht ansieht.
 

“Machst du dir etwa Sorgen?”, pfeife ich beeindruckt und behalte meinen strahlenden Gesichtsausdruck.
 

“Weniger um dich, Wheeler, als um meine Finanzen. Wer weiß, mit was für einer Anklage dein trunkener Vater ankommt, wenn der rauskriegt, dass ich derjenige war, der seinen kleinen, nichtsnutzigen und unbeholfenen Sohn nachts auf die Straßen gelassen hat.”
 

Merkwürdigerweise habe ich, obwohl er mich und meinen Vater als dumm hinstellt, nicht einmal annähernd das Verlangen, ihm eine rein zuwürgen. Auch nicht fast.

Irgendwie hab ich ihm dieses Gerede schon verziehen, noch bevor er den Mund aufgemacht hat.
 

Er mustert meine irritierte Gesichtsmimik - das Grinsen ist längst verschwunden und auf dem Weg nach Afrika - ,bevor er weiter spricht.

“Steh nicht so dämlich darum, sondern komm rein! Und lass den Schwan draußen, den will ich echt nicht in meinem Haus haben. Putz dir die Schuhe ab und fass nichts an, verstanden? Ich werd dir dein Zimmer zeigen.”
 

____

Teil 5: Entenjagd

Wahnsinn à la Kaiba

Die Psyche eines Eisbergs
 

Disclaimer: nix is mir, außer storyline.. öö ich verdien kein geld damit,und und und xD
 

Pairing: Seto/Joey natürlich x) *irre lachz*
 

Sonstiges: Jaaa.. diesmal hab ich nen bissel länger gebraucht, ums hochzuladen..u.u die kapitel gammeln aufm meim klaptuop rum und ich schaffs imma net, die endlich freischalten zu lassen..*dezent hüstel*

Aber jetz isses ja soweit xD an dieser stelle auch noch ein herzliches, tränengeprägtes, freudiges, unübertroffenes DANKE an alle kommi-schreiber ;_; ihr seid die Besten!
 

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Teil 5: Entenjagd
 

"Du erwartest doch nicht ernsthaft, dass ich Eike bei dieser Kälte draußen sitzen lasse?", frage ich skeptisch und werfe einen mitleidigen Blick auf den Schwan, der noch immer mit diesen Knopfäugelchen vor der Tür steht. Gott.. Kaiba kann unmöglich so herzlos sein und dieses süße Federplüschi ganz alleine da sitzen lassen!
 

Er sieht mich bitterböse an ,so dass ich schnell die Türschwelle übertrete, damit er mich nicht doch noch ausschließen kann.
 

"Komm schon.. Das ist doch nur ein Vogel, der kann nicht viel kaputt machen. Sieh doch, wie lieb er guckt, und schau dir diese kleinen, niedlichen Patschelfüße an - die tragen ja noch weniger Dreck mit ins Haus, als ich! Und dieser Schnabel. Der ist so.. so.. äh.. orange. Ist das nicht herzallerliebst? Er hat so weiche Federn, er kann auch bei mir ins Zimmer, dann darf er in mein Bett und ich verspreche, er wird nichts anknabbern oder klauen! Bevor ich ihn morgen raus lasse, unterziehe ich ihn einer Leibesvisitation und -"
 

"Meine Fresse, dann hol ihn halt rein! Dein Gelaber ist noch schrecklicher, als Schwan-Abdrücke auf den Kacheln! Aber ich sag' dir, wenn ich morgen feststelle, dass dein dummes Tier irgendetwas zerstört oder angenagt hat, schieb ich es in den Ofen!"

Ich kann sehen, wie er eine Hand hebt und sich die rechte Schläfe massiert, als ob er unheimlich gestresst wäre.

Tz.. der soll sich mal nicht so anstellen..
 

Ich schlüpfe aus meinen Schuhen, ohne die Hände zu gebrauchen und werfe Eike einen triumphierenden Blick zu.
 

"Komm rein! Der böse Wolf sieht nur so furchterregend aus, weil seine Falten Schatten werfen!"

Ein bedrohliches Knurren dringt an mein linkes Ohr, das ich allerdings gekonnt ignoriere und stattdessen mit Eike im Schlepptau den Flur entlang stapfe.

Nichts anfassen und den Vogel im Auge behalten - das kann ja nicht so schwierig sein, oder?
 

"Wheeler! Lauf nicht einfach in der Gegend rum, sondern warte gefälligst auf mich!"

Ein lautes Klicken, als er die Tür ins Schloss wirft, dann höre ich seine dumpfen Schritte und spüre kurz darauf, wie er, begleitet von einem Luftzug, an mir vorbei stapft.
 

Wie schön es doch ist, wenn er mit mir redet, da geht einem wirklich das Herz auf, nicht wahr?

Sooo groß ist dieses Haus nun auch wieder nicht. Es gibt Flure, Türen und Zimmer - wie bei jedem anderen Gebäude auch, also wo liegt das Problem? Ich bezweifle sowieso, dass es wichtig ist, in welchen Raum ich mich einquartiere, denn es gibt sicher keinen, der speziell auf meinen Namen ausgeschrieben ist.

Wäre aber cool..

Ein Joey Wheeler-Schlafzimmer; überall Fernseher und Spielekonsolen, eine eigene Minibar, ein privater Koch und zwei Hausmädchen, die meine Wäsche waschen und meine Hausaufgaben machen!

Oder besser nicht, dann lern ich ja nichts mehr. Und wenn ich nichts mehr lerne, kann ich mir den 'Traum' von einer eigenen JJW-Corporation wahrscheinlich abschmieren.

Hehe..
 

Ein paar Minuten gehen wir einfach nur hinter einander her. Vorne Kaiba ,dann ich und Eike bildet das Schlußlicht. Ich kann es fast nicht glauben, dass dieser Ästhet mir tatsächlich erlaubt hat, das watschelnde Wesen mit rein zunehmen. Das ist doch fast schon ein Wunder, oder? Vielleicht - ganz vielleicht- ist er ja Vegetarier?
 

"Hier.", ertönt plötzlich seine unterkühlte Stimme und er stößt etwas ungehalten, hab ich das Gefühl, eine große, hölzerne Tür auf.

"Du hast gesagt, du passt auf deinen Vogel auf und ich nehm dich beim Wort. Wenn ich allerdings sehe, dass der laufende Federberg sich entschließt, die Umgebung zu erkunden, gibt es morgen früh Hühnersuppe, verstanden?!"
 

Nein, wie charmant!

Ich schenke ihm das schönste Wheeler-Lächeln, dass ich in diesem Moment aufbringen kann ,bevor ich ihn kopfschüttelnd von dannen traben sehe.

Tjaaa, Kaiba!

Sieht so aus, als hätte ich sein überfordertes Hirn weich gequatscht.

Wer hätte gedacht, dass er labil genug ist, um einen ausgewachsenen Schwan und seinen größten Privatfeind in sein geliebtes Haus rein lässt? Wer hätte gedacht, dass man ihn so leicht beeinflussen kann? Und wer, zum Geier noch mal, hat MICH eigentlich dazu getrieben, bei ihm zu übernachten??
 

Ich schließe etwas misstrauisch die Tür hinter mir und sehe mich im Raum um.

Ich glaube, das ist eines dieser typischen Seto-Kaiba-Zimmer. Groß - um nicht zu sagen riesig! -, hell und auf eine verrückte Art und Weise sogar ein bisschen steril wirkend. Vermutlich hab ich wirklich ein Trauma, seit ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde.

Diagnose Krankhausophobie: Der Patient leidet unter einer seltenen Angst vor großen Räumlichkeiten, die auch nur im entferntesten Sinn an ein Krankenhaus erinnern, was sich durch nasse Hosen, lautes Geschrei und Depressionen äußert.

Herrje.. wie weit ist es mit mir gekommen?!
 

Meine Augen streifen die schwarz umrahmte Uhr, die an der Wand hängt und ich muss bedrückt feststellen, dass es bereits kurz nach Elf ist. Kommt der Kerl etwa immer so spät nach Hause oder wurde er unterwegs einfach nur von einem dieser Verrückten aufgehalten, die sich fest vorgenommen haben, seine Firma zu stürmen und die Kontrolle darüber zu übernehmen? Zuzutrauen wäre es jedenfalls jedem der möglicherweise Beteiligten.
 

Eike hat sich derweil bereits am Fußende des Bettes niedergelassen und mich damit in kurzes Staunen versetzt. Unglaublich, wie gut erzogen dieses wilde Tier ist, fast schon besser, als Caesar, möchte ich meinen. Oder dieser verrückte Vogel steht einfach nur auf den Geruch von Füßen.

Ich zieh mir das T-Shirt und die Jeans aus und schlüpfe in Shorts und Socken unter die Bettdecke, ohne darauf zu achten, dass meine Klamotten ordentlich zusammengelegt sind.

Schön weich..
 

...
 

Bereits nach einer Viertel Stunde rumliegen entfährt meiner Kehle jedoch ein trockenes Stöhnen.

Nicht nur, dass es in diesem Haus so heiß ist, wie zu sommerlichen Zeiten in der Wüste Sahara, jetzt spukt er mir auch noch schon wieder im Kopf herum, dieser miese Geldfetischist!
 

Diese blauen, hellen Augen starren mich an und dafür muss ihr Besitzer nicht einmal in meiner Nähe sein - ist das krank, oder ja?!

Ich meine.. seit ich Kaiba in diesem Park getroffen und er mein Buch stibitzt hat, steht meine Welt Kopf und ich hab keine Ahnung, wieso. Er fummelt an mir und meinen Wunden rum, er stellt sich sogar der möglichen Aufgabe, mir Nachhilfe zu geben, und er lässt mich samt großer Ente in einem seiner Zimmer schlafen, ohne dafür was zu verlangen.

Und jetzt frage ich mich: Bin wirklich ich derjenige, der sich verändert hat oder spielt mir mein Verstand da einen Trick 17 mit Selbstüberlistung?
 

Wahrscheinlich aber sollte ich gar nicht erst von meinem Verstand anfangen.. der scheint sich nämlich in den letzten Tagen auf eine vollkommen verquere Art ausgeschaltet zu haben. Deswegen geht's bei mir auch so drunter und drüber, oder? Vielleicht hab ich ja doch eine Herzkrankheit? Anders kann ich mir mein - und sein- merkwürdiges Verhalten einfach nicht erklären.

Früher hab ich nie ein Problem damit gehabt, wenn er mich so angestarrt hat, als sei ich ein Kotzfleck, denn es gab schließlich Tage an denen ich mich - mit Verlaub - auch wie einer gefühlt hab.

Möglicherweise haben die Leute im Krankenhaus mir ein unbekanntes Seto-Kaiba-Sympathie-Gen eingeflößt, so dass ich gar nicht anders kann, als ihn völlig grundlos zu mögen?

Also..

Mögen ist vielleicht ein wenig übertrieben.

Sagen wir einfach, ich akzeptiere ihn in meiner Gegenwart und ich hab auch nichts dagegen, wenn er sich meine Verletzungen ansieht, sofern er aufhört, mich anzufassen, als hätte ich eine Haut wie Free Willy.
 

Ich rolle mich nach rechts, doch meine Seite fängt sofort an zu kribbeln und so muss ich mich aufsetzen.
 

Ganz Prima! Das wird ja immer besser!

Jetzt beschäftigt mich dieser Typ nicht nur am Tag, sondern auch noch dann, wenn ich eigentlich schlafen will!

Und ich will schlafen - denk ich zumindest..

Aarghh!

Das ist alles einfach nicht fair! Wieso zum Henker lass ich mir überhaupt derart den Kopf verdrehen? Und dann auch noch von ihm.. Ausgerechnet er, wieso? Weil wir uns so lange kennen? Weil man sich mit ihm so oft und lange zoffen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass er auch nur irgendetwas, was man sagt, ernst nimmt? Weil er der einzige ist, der nicht aufgehört hat mich zu beleidigen, nachdem ich ihm diese verfluchte blutige Nase geschlagen hab? Aber wovon zeugt das schon groß? Höchstens von der Lust, irgendwann noch eine verpasst zu bekommen, richtig?
 

Ich grummel leicht verstimmt.

Werde ich jetzt schon unfair? Dass ich kein Engel bin, weiß ich schließlich, und ich glaube, Kaiba ist sich dessen fast noch mehr bewusst, als ich – er ist ja selbst nicht besser. Wie oft wurde ich denn schon gefragt, warum ich mich jedes Mal wieder aufs neue mit ihm anlege? Wie oft musste ich mir bereits meine Wörter zurecht legen?
 

Weil er ein Arschloch ist, darum!
 

An dieser traurigen, aber wahren Tatsache hegen ich nicht den kleinsten Zweifel.

Oder?..
 

Ich meine.. es gibt sicher ein paar Dinge, die ich an ihm mag.

Zum Beispiel.. ich.. ich finde es toll, wenn..

Hmm.. also..

Gute Eigenschaften von Seto Kaiba?

Es gibt ihn nur einmal, er hat keinen Zwillingsbruder und man darf ihn nicht klonen. Außerdem muss sich zu meiner Scham gestehen, dass er diesen Geruch an sich hat, den ich so mag.. Pfefferminze und... noch etwas, irgendwas.. fruchtiges?

Kiwi? – Igitt, das wär ja 'ne Mischung.

Banane? – Auch nicht. Das erinnert mich außerdem an Ernie und Bert, und wenn er nach Banane riechen würde, müsste ich klein, orange und laut sein und einen gestreiften Pullover tragen.

.. Was tu ich hier eigentlich?! Wie oft muss ich mich denn noch aus so einem Kaiba-Loch ziehen? ... Kaiba-Loch.. Ob ich da auch mal ran könnte..?

Sch...!!

Joey! Reiß dich am Riemen, es reicht schließlich, dass du es nicht mal mehr über dein kleines, flatterndes Herz bringst, diesem miesepetrigen Dummkopf eine rein zuhauen!
 

Ich streiche mir ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht und lasse den Blick einen Moment lang durch das Zimmer gleiten.
 

Das ist Kaiba.. groß, dunkel, fremd. Anders kann ich ihn einfach nicht mehr beschreiben und das ist.. unangenehm. Drei Adjektive, die ihn passend umschreiben, aber kein Wort von Arschloch oder egozentrisch.. Dabei ist er das doch auch, oder?

...Meine Fresse! Ich brauch ‘ne Abkühlung, oder ich geh hier über Nacht drauf!
 

Eike raschelt kurz mit den Flügeln, als ich die Bettdecke weg strampel und aus dem Bett springe, als hätte mich eine Tarantel gestochen.
 

Das ist alles seine Schuld! Seine Schuld, weil er einfach nicht aufhören will, vor meinen Augen rumzuhüpfen, nicht einmal dann, wenn ich sie schließe. Weil er sich einfach nicht durchschauen lässt, nicht von mir und auch von niemand anderem. Und ganz vielleicht auch deswegen, weil er gar nicht so blöd ist, wie ich ihn halte.

Gehalten habe.. oder so..

Das ist doch alles Schwachsinn! Kaiba ist Schwachsinn – wer zur Hölle hat sich den da oben ausgedacht? Gottes Werk ist DER sicher nicht!
 

Aufgebracht reiße ich die Tür auf und stampfe in den fast komplett dunklen Flur.
 

Das ist typisch. Sieht so aus, als hätte mich dieser.. dieser Großkotz in den hintersten Teil seines Schlosses verbannt, in der Hoffnung, dadurch würde er so wenig wie möglich von mir mitbekommen!
 

Von diesem Gedanken angespornt, hört sich jeder meiner nachfolgenden Schritte so an, als liefe Godzilla persönlich in diesem Haus Nachtwache und ich kann es mir auch nicht verkneifen, das Toilet-Schild von der Tür zu reißen, nachdem ich mein Ziel erreicht habe und es hinten in meine Hose zu stopfen.
 

Mwaha! Sieh zu, wie du damit klar kommst, Seto Kaiba! Ich wette, dir hat noch nie jemand ein hilfreiches Schild geklaut, aber es gibt schließlich immer ein erstes Mal! Wobei ich mir ernsthaft Sorgen darum mache, ob du das andere ,erste Mal überhaupt schon erlebt hast. Bei deiner emotionslosen Visage jedenfalls würde es mich nicht wundern, wenn die Frauen von Anfang an einen riesigen Bogen um dich machen! Wenn du so weitermachst, Kaiba, dann stirbst du als unbefriedigter, einsamer Single in einer Stadt voller alter Menschen.
 

Als ich den Raum betrete, erkenne ich die Fliesen und die verfluchte Badewanne wieder, in der er versucht hat, mich platt zu quetschen. Ein mulmiges Gefühl meldet sich in meinem Brustkorb, doch ich ignoriere es zwanghaft und schlurfe zum Waschbecken heran, um mir zwei Hände voll Wasser ins Gesicht zu schippen.
 

Herrje.. so unnahbar dieser blöde Volltrottel auch sein mag, ich kann irgendwie nicht daran glauben, dass er tatsächlich noch unschuldig – wenn man das bei ihm überhaupt so nennen darf – ist. Zur Not hat der doch wahrscheinlich käufliche Liebe erstanden, was ich ihm sogar zutrauen würde...

Tz.. Aber DER und Frauen?

Bei dem Gedanken daran, dass dieser Griesgram auf irgendeine verruchte Art Mädchenherzen höher schlagen lässt, höre ich sozusagen schon diese Schnulzenmusik in meinen Ohren, die sie in den alten Filmen immer spielen.

Wie ich das hasse.

Ich persönlich vertrete ja auch die Meinung, dass zu einem Happy End nicht Lieder wie “You are so beautiful” gespielt werden sollten, sondern eher.. ääh.. was popigeres? Das würde immerhin diesen normalerweise unvermeidlichen Träneneffekt beim weiblichen Teil des Publikums verhindern. Vielleicht sollte ich mit dieser Idee mal auf den Markt gehen?
 

Grade, als ich nach einem der Handtücher greifen will, die im Übrigen schwer nach Mango riechen, stelle ich unweigerlich fest, dass da tatsächlich schnulzige Musik läuft – allerdings nicht in meinem Kopf, wie ich vorher gedacht habe.

Neugierig vergesse ich mein Vorhaben und wandere ein zweites Mal den Flur runter, in die entgegengesetzte Richtung von meinem geliehenen Zimmer.
 

Was ist das denn da? Dieser helle Streifen, auf dem Boden? Also, entweder ist das Licht, oder hier hat jemand zweites ebenfalls versucht, das Bad zu finden. Vergeblich.
 

Ich nicke leicht und ziehe die erste Antwortmöglichkeit, auch aus hygienischen Gründen, vor.

Es ist nicht besonders schwer zu erraten, wer hinter dieser letzten Barrikade steckt, trotzdem öffne ich die angelehnte Tür schmunzelnd.
 

Ein großer Raum, mit hohen Wänden. Mal wieder..

Ich muss angestrengt blinzeln und kneife einige Male die Augen zusammen, denn diese plötzliche Flutwelle an Licht versorgt mich mit reichlich Kopfschmerzen, weswegen ich auch versehentlich leise aufächze.
 

Kaiba, der unverkennbar an seinem riesigen Holzschreibtisch sitzt, hebt etwas lahm, aber aufmerksam den Kopf und starrt mich an.
 

Super, Joey! Wieso läufst du auch in ein Zimmer, von dem du weißt, dass der Schrecken der Nacht persönlich darin haust? Vielleicht hatte dieser Eisberg ja recht? Vielleicht bin ich wirklich darauf versessen, möglichst bald zu sterben? Möglicherweise hab ich jetzt das Glück, schnell und sauber mit dem Kabel seiner Schreibtischlampe erdrosselt zu werden?
 

“Wheeler, du solltest dringend etwas gegen die Überfunktion deiner Schweißdrüsen machen, das sieht nämlich ziemlich unästhetisch aus.”

“Hä?..”
 

Ich stehe ein paar Sekunden nur blöd da und überdenke seinen Spruch, bevor ich mich daran erinnere, dass ich mir mein Gesicht ja gar nicht abgetrocknet habe. Also wische ich mir hastig mit den Händen das Wasser von der Haut und umklammere sofort wieder die Türklinke. Bereit, aus dem Raum zu stürmen, sobald er seiner Lampe auch nur einen kurzen Blick zuwirft..
 

“Wenn ich du wäre, würde ich mal lieber mein Hirn anstrengen und nicht immer gleich den erst Besten Gedanken laut aussprechen, den ich habe. Ich schwitze nicht, ich hab mich nur ein bisschen nass gemacht!”

Heyy, Joseph.. selten ist etwas derart zweideutiges über deine Lippen gekrochen gekommen!
 

Kaibas Gesichtszüge verziehen sich zu einem schamlosen Grinsen, als er mich mit einem Ausdruck von gespieltem Ekel mustert.

“Und wenn ich du wäre, dann wäre ich lieber ich.”
 

Was zum..-?

Was ist das denn für ein bescheuerter Spruch?!
 

“Guck nicht so sparsam, Wheeler, und sag mir lieber, was dich dazu bringt, mir um halb drei Uhr morgens in so einem Zustand unter die Augen zu treten. Hast du getrunken?”

“Was?! Natürlich nicht! Außerdem ist mein Zustand völlig normal!”
 

Wieder betrachtet er mich, diesmal hebt er auch seine Augenbraue an und ich habe den dumpfen Verdacht, dass er das nur tut, um mich auf die Palme zu bringen.

Herzlichen Glückwunsch, das hat er geschafft!
 

“So? Na dann..”, murmelte er nur schulterzuckend und widmet sich wieder den endlosen Zetteln auf seinem Tisch, ohne weiter zu antworten.
 

Ich knurre leise, lasse die Klinke los und stampfe ein paar Schritte ins Zimmer hinein.

“Was soll das heißen, dieses Na dann? Zweifelst du an meinem Verstand, oder so?!”
 

Ein zweites Mal hebt er seinen Kopf, wirkt nicht minder amüsiert, als zuvor. Die Hand, in der er seinen Füller hält, macht kreisende Bewegungen mir gegenüber.
 

“Ich habe schon immer daran gezweifelt, dass in dir auf entfernteste Weise irgendein Hauch von Genie schlummert, Wheeler, und dein momentanes Outfit macht es nicht grade leichter, davon wegzukommen. Hast du überhaupt mal in den Spiegel gesehen? Du stehst hier in meinem Türrahmen, halbnackt, dumm aus der Wäsche blickend, deine Haare sehen aus, als hättest du versucht Mutos Frisur nachzumachen und deine Tennissocken toppen alles. Du erwartest doch nicht wirklich, dass ich dich in dieser Verfassung Ernst nehmen würde, oder?”
 

Ich spüre, wie meine Wangen einen Rotton annehmen und balle eine Faust.

Selbstbeherrschung, Joey.. Selbstbeherrschung ist das A und O, wenn du dieses Haus ohne gerichtliche Anklage verlassen möchtest.
 

“Da du mich anstarrst, als würdest du jeden Moment einen Herzinfarkt kriegen, nehme ich an, du bist keiner teuflischen Sekte beigetreten, wie ich anfangs dachte?”
 

“Doch, bin ich!”, erwidere ich bestimmt und zeige ihm den Mittelfinger. “Ich würde dir ja gern den geheimen Handschlag zeigen, aber dann müsste ich dich umbringen!”
 

Haaaah! Friss das, niederes Gesocks!

Gott, Joseph Jay, du bist einfach das Beste, was der liebe Herr jemals geschaffen hat!

Harharharhar...
 

“Hui, bist du witzig.. hast wohl schnell mit Peter Lustig geduscht, wie?”
 

Har...te Worte von so einem versnobten Einkaufscentrum-Bauer.

“Bist du jetzt fertig, Kaiba, oder kommt da noch was?”
 

“Ja. Ich würde immer noch gerne wissen, weshalb du um eine so unverschämte Zeit mein Büro aufsuchst und mich vom Arbeiten abhältst.”, gibt er eisern zurück und ich kann fühlen, wie mir eine Gänsehaut über den Rücken rutscht.
 

Äh.. gute Frage, wirklich.. Warum bin ich noch mal hier?..
 

“Also.. ich..”, fange ich an und stelle verlegen fest, dass mir irgendwie die Worte fehlen. “Deine.. blöde schnulzige Musik hat mich geweckt!”

Wow.. das war die Lüge des Tages – oder der Nacht? - ,obwohl es wirklich Kaiba ist, der Grund für meinen fehlenden Schlaf war. Nur halt nicht seine Musik, die ja noch nicht mal durch die Tür meines Zimmer gedrungen ist. Zum Glück, möchte ich meinen!
 

“Das ist keine schnulzige Musik, sondern Klassik. Aber ich hab nicht erwartet, dass du den Unterschied zwischen diesen doch unglaublich verschiedenen Arten erkennst. Hunde haben nicht so ein großes Hirn, weißt du?”
 

Also, das ist doch wohl..!!

Grade, als ich den Mund öffne, um Kaiba eine vernichtende Antwort entgegen zu schleudern, vernehme ich entferntes Quaken hinter meinem Rücken. Ich erstarre augenblicklich und verharre in meiner stocksteifen Position.

Rückführung?..

Ich bin aus dem Bett gestiegen.. in den Flur gestampft.. und.. und hab vergessen, meine Zimmertür zu schließen...

Oh mein Gott.. Kaiba wird mich in der Luft zerfetzen, er wird mich dreimal hängen, er wird..
 

...noch etwas viel schlimmeres tun, wenn ich seinen bösartigen und wütenden Gesichtsausdruck so sehe.

Hilfe?!
 

“Wheeler – sag mir, dass da hinten kein Schwan durch meine Flure watschelt...”
 

“Also.. äähh.. weißt du, ich hab.. ich wollte nur ins Bad und muss vergessen haben, die Tür zu zumachen..”
 

“Wie kann man nur mit einem derart winzigen Hirn bestückt sein!!!”, schimpft er plötzlich, so garstig, dass ich es gar nicht erst wage, etwas zu erwidern.
 

Er springt ruckartig von seinem Lehnsessel auf und kommt auf mich zugetrampelt, wie ein wildes Nilpferd.

Zugegeben..

Ein ausgesprochen hübsches, wildes Nilpferd – aber immer noch gefährlich.
 

“T-Tut mir leid! Wirklich, ich.. ich werd sie einfach wieder einfangen!”, entschuldige ich mit flehendem Blick und schlüpfe aus dem Zimmer, noch bevor er mich mit seinen Flossen erwischen kann.

Oh weia.. das wird er mir mit Sicherheit niemals verzeihen! Was hab ich getan, dass ich auf so eine gemeine Art und Weise bestraft werde?!
 

Eilig laufe ich den Gang hinunter, doch Eike hat sich längst wieder aus dem Staub gemacht. Kein Gequake. Keine patschelnden Füßchen und keine kleinen runden Augen, die mich so verzweifelt anblicken.
 

“Wo ist das dämliche Vieh hin?!”, höre ich Kaiba leise hinter mir fluchen und hätte beinahe einen Schlaganfall bekommen.
 

Missmutig drehe ich mich zu ihm um und zucke mit den Schultern.
 

“Tiere haben ein gutes Gespür, vielleicht hat sie geahnt, dass du ihr den hübschen Hals umdrehen willst?”
 

Ich höre, wie mein Herzschlag an Geschwindigkeit zunimmt und muss mir grob gegen den Brustkorb klopfen, um es zu übertönen.

Jetzt fängt das schon wieder an.. Als ob ich nicht genug Probleme hätte, muss dieser verdammte Muskel auch noch so tun, als würde er einen Marathon rennen!
 

“Du hast verflucht Recht! Wenn ich dieses Ding in die Finger kriege, dann hab ich bald ein schickes neues Kissen in meinem Bett liegen!”
 

“Du hast Kissen in deinem Bett? Ich dachte immer, jemand wie du, der so schrecklich starr dasteht, egal was passiert, schläft einfach nur simpel auf einer leeren Matratze...”
 

“Übertreib’s nicht, Wheeler, sonst bist du in Zukunft derjenige, der hier starr rumsteht! Und jetzt los!”
 

Ich brummel laut und schiebe mich einige Schritte von ihm weg.

“Was heißt hier Und jetzt los? Wohin denn? Hast du überhaupt einen Plan? Dieses Haus ist riesig, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, woran ich nicht glaube.”
 

Er zuckt mit den Schultern und deutet nach links und rechts – zwei verschiedene Möglichkeiten, sich zu verirren – bevor er antwortet.

“Tiere lässt man am Besten von Tieren verfolgen. Also zeig, was du kannst, du undressierbarer Hund.”
 

“Du scheinst dir ja ziemlich den Kopf um dieses kleine Problem zu zerbrechen, wie?”
 

“Sei still und sag, wo wir lang müssen, sonst ist es bald dein Kopf, der hier bricht!”
 

“Hihi..”
 

Er starrt mich fassungslos an, als ich so leise kichere.

“Ich wusste gar nicht, dass du es so unglaublich amüsant findest, zu sterben.”
 

“Das einzig witzige hier ist, dass du aussiehst, als würdest du gleich einen Nervenzusammenbruch erleiden.”
 

So sieht er wirklich aus. Seine Gesichtsfarbe kann sich nicht zwischen leichenblass und purpurrot entscheiden, sein rechter Ärmel ist provisorisch nach oben gekrempelt, während eine kleine, feine Ader an seiner linken Schläfe hervor pocht und diesen Anblick einfach herrlich gestaltet. Und das soll schon was heißen, denn Kaiba gehört zu den Menschen, die in jeder Position – sei es nun auf dem Klo, im Bett oder bei anderen normalen Taten – zum fürchten aussehen. Wobei.. woher soll ich schon wissen, wie er aussieht, wenn er eins der ersten beiden Dinge macht?...
 

“Das heißt nicht mehr Nervenzusammenbruch.”, kommt auf einmal die trockene, unterkühlte Antwort und ich sehe, wie er sich mit zwei Fingern die Nasenwurzel massiert.

“Neuerdings nennt man das Akute Psychose.”
 

“Tz.. du bist auch so 'ne akute Psychose, aber spiel ruhig weiter Fremdwörterlexikon – ist ja nicht mein Haus, in dem eine wild gewordene, große Ente rumläuft.”
 

Einen Moment lang sieht er aus, als wolle er mein Entenbild korrigieren, immerhin handelt es sich um einen Schwan, doch dann lässt er es bleiben und sieht erneut in die beiden Gänge.
 

“Vielleicht sollten wir uns teilen?”, schlage ich vor und spüre, wie er mir einen boshaften Blick zuwirft.
 

“Gerne, Wheeler. Dich zu spalten wäre das liebste, was ich jetzt tun würde.”
 

Oh Gott.. wenn das keine eindeutige Drohung war, heiße ich von jetzt an Waltraut Eberhagen!
 

“Haha.. wirklich lustig... – Du gehst da lang, und ich nehme diesen Gang! Sobald du Eike gefunden hast, schnappst du sie dir und suchst mich, in Ordnung?”
 

Bevor er Protest erheben kann, bin ich längst im linken Korridor verschwunden und renne, anfangs etwas hektisch, über das Parkett.

Ein Seufzer schleicht aus meinem Mund, als ich langsamer werde und eine Hand in die Hosentasche stecken will – bis mir einfällt, dass ich ja nur in Shorts und Socken hier rum spaziere.

Geil! Wirklich fantastisch.

Er hat Recht; ich BIN halbnackt, und sehe wahrscheinlich aus, wie ein zweitklassiges Unterwäschemodel, das verzweifelt versucht hat, durch unprofessionelles Auftreten Geld zu ergattern.
 

In Gedanken versunken trabe ich einige Minuten durch die Dunkelheit, pralle zweimal mit einer offenen Tür zusammen und wäre beinahe über eine Teppichfalte gestolpert, die sich mir ,da bin ich von überzeugt, mit Absicht in den Weg geworfen hat.

Meine Hände tasten sich an den Wänden entlang, doch ich kann nichts finden, dass auch nur annähernd an einen Lichtschalter erinnert.

Was nun? Gibt es vielleicht eine andere Art, das Dunkle zu bezwingen?

Als ich diesen Gedanken bei mir selbst aufschnappe, fühle ich mich ein wenig wie ein blinder Ritter, der hoffnungslos damit beschäftigt ist, sein Augenlicht wieder zu finden.
 

“Licht!”, höre ich mich sagen, doch nichts geschieht.

Sowas blödes. Wer baut denn ein Haus, bei dem es keine Möglichkeit gibt, Licht zu machen?!

“Licht an! Hell machen! Sonnenlicht! Kerzenschein! Kaminfeuer! Streichholz! Öl!”

Ich klatsche sogar zweimal in die Hände, doch der Gang bleibt so finster, wie zuvor und zwingt mich, im Dunkeln weiter zutapsen.
 

“Kein Wunder, dass dieser Typ ständig so schlecht gelaunt guckt. Wenn ich ein Haus bewohnen würde, in dem es nur tagsüber Licht gibt, hätte ich genau so eine dämliche

Fr- ”
 

Leises Gequake unterbricht meinen Satz, gefolgt von lauten Fluchen und einem allzu bekannten Knurren.

Er dreht ihr doch nicht tatsächlich den Hals um?!...
 

“Kaibaaaaa!”, schreie ich aufgebracht und stürme los, den Geräuschequellen entgegen, solange jedenfalls, bis mich etwas Hartes abbremst und zurück schmeißt.
 

“Was zum..?! Wheeler! Pass doch auf, wo du deine Quadratlatschen hinsetzt und mach das nächste mal die Augen auf, bevor du wie ein Kleinkind durch fremder Leute Eigentum rast!”
 

“Hör auf zu meckern und sag mir lieber, was du mit Eike angestellt hast! Du Mörder, du!”, gebe ich bissig zurück und vergesse in all der Aufregung sogar ihm unter die Nase zu reiben, dass es nicht meine Schuld ist, dass dieses Gebäude in Dunkelheit erstickt.
 

“Reg' dich nicht auf, das gibt nur Falten.”, antwortet er knapp und drückt die Klinke der Tür hinunter, die ihm an nächsten ist. Die Haustür, wie ich feststellen muss, denn von draußen zieht ein frischer Wind, und mit ihm ein kleines bisschen Mondlicht herein. Als ich meinen Kopf an Kaiba vorbei schiebe und nach draußen schiele, tut es mir fast schon ein bisschen Leid, dass ich ihn so angefahren habe.

Da draußen watschelt sie. Oder er. Eike, jedenfalls, läuft die Einfahrt hinunter, so unschuldig, wie sie dieselbe gestern Abend hinauf getrabt war ,bevor sie mir Gesellschaft geleistet hatte.
 

“Oh..”, mache ich nur leise und bewundere mich innerlich für diese unglaublich greifbare Intelligenz. “Dann.. war das mit dem neuen Kissen und dem Erwürgen wirklich nur ein Scherz?”
 

Er sieht mich an, als wäre ich ein geisteskranker Psychopath, den er grade inflagranti mit seinen Unterhosen auf dem Kopf erwischt hätte.
 

“Natürlich nicht.”, antwortet er schließlich mit diesem ’Was-dachtest-du-denn‘-Unterton in der Stimme, der mich ganz verlegen macht. “Seit wann nimmst du denn derartige Dinge ernst, he? Du glaubst doch nicht wirklich, ich hätte mich an einer Lebensart vergriffen, nur weil sie das dumme Pech hatte, ausgerechnet an dich zu geraten?!”
 

Tz.. was sollte das denn heißen?!

“Oh, sie sind ja so gnädig, mein König, lasst mich eure Füße küssen!”
 

Offenbar.. ,fährt es mir augenblicklich durch den Kopf, hat Kaiba nicht verstanden, dass das ein Witz war..
 

Ich starre etwas perplex auf seinen Hausschlappen, den er mir – samt Inhalt – ein wenig entgegenstreckt, während er sich die Seele aus dem Körper grinst.
 

“Okay – das reicht!”, murre ich und drehe mich um, damit ich den Weg zurücklaufen kann, den ich gekommen bin. “Ich hau mich wieder hin.”
 

Ich bin bereits einige Meter gegangen, als ich ein weiteres mal seine Stimme höre.

“Hey, Wheeler, ich hab mir übrigens diese Nachhilfe-Sache durch den Kopf gehen lassen.”
 

Whouhou! Meine Note ist gerettet! Kaiba, du bist gar nicht so ein Blödmann, wie ich dachte!
 

“Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass du dir schleunigst jemand anderen suchen solltest, dem du damit auf die Nerven gehen kannst. Ich hab wichtigeres zu tun, als so einem hoffnungslosen Fall wie dir den Arsch zu retten.”
 

...mal davon abgesehen, dass der Gute meine sämtlichen Wünsche, Betteleien und Bitten einfach so in den Sand gesetzt hat, hat er grade das Wort in den Mund genommen, dass er MIR vorhin verboten hat, auszusprechen.

Da ist wohl jemand in seine eigene Grube gefallen, wie? Auch, wenn ich bezweifle, dass diese Methode auch nur ansatzweise ausreicht, um Mokuba von Beschimpfungen und.. unästhetischen Ausdrücken für diverse Körperteile fernzuhalten..
 

Ich stapfe weiter, ohne ihm eine Antwort zu geben.

Das ist so ein selbstverliebter, egoistischer Aristokrat.. Dem würden ein paar kleine Minderwertigkeitskomplexe mal ganz gut tun!

Diese Unfairness ist schon gar nicht mehr auszuhalten!

Teil 6: Auf Rädern unterwegs

Psychologie à la Kaiba

Die Psyche eines Eisbergs
 

Disclaimer: nana.. außer der storyline hgehört mir immer noch nichts ^^ demnach verdien ich auch kein geld damit o.O
 

Pairing: Seto/Joey (natürlich ^^v)
 

Sonstiges: Warnung - Oo ich muss zugeben, dieses kapitel dient mehr dem Vorankommen der Story, als.. naja.. dem aufbau der beziehung zwischen den zwei streithähnen ._. es is ziemlich langweilig geworden..*find* und ich glaub, ich werd mich irgendwann nochmal hinsetzen, und es überarbeiten.. sorry, an dieser stelle >< hoffe, ihr quält euch trotzdem durch ;___;
 

Außerdem: Ein fettes, ultragroßes, liebevoll geschrienes dankääääääääääää an alle kommi-schreiber *mit tränen in den augen rumwälz*

ihr seid die besten! ><

__________________________
 

Teil 6: Auf Rädern unterwegs
 

So ein schwer pubertierender Nichtsnutz von Mitschüler! Dieser Kerl hat einfach keine Ahnung von Dingen wie Unterstützung und Hilfe, und er legt offenbar auch keinen besonderen Wert darauf, unser Kriegsbeil zu begraben!

Ist das zu fassen?!
 

"Nein!", knurre ich wütend, als ich wieder in meinem Zimmer bin und laufe aufgewühlt den Teppich ab.

Ich soll mir also jemanden suchen, der mir Nachhilfe gibt, ja?! Und wen? Yugi vielleicht? Bei aller Liebe - den kann ich, was Lernstoff angeht, einfach nicht ernst nehmen. Der hat bestimmt dreitausend Gehirnzellen mehr als ich, die er perfekt nutzt. Tristan kann ich sowie so vergessen, und Thea.. - ich bitte euch! Thea hat neben ihrem Damen-Volleyball-Training, Dates mit Yugi und diversen anderen wichtigen Terminen - ich sag ja, wie bei Kaiba: Maniküre und Pediküre - überhaupt keine Zeit für mich. Mit Verlaub, Kaiba ist der einzige, der mich mal richtig hart ran nimmt!

... Also..

A..Ahhm.. mit ran nehmen mein ich.. Er ist jemand, der.. sich nicht von mir rumschubsen oder versetzen lässt.. Der würde das wenigstens durchziehen..

Aber wieso mach ich mir noch Gedanken darüber? Diese Möglichkeit kann ich mir doch eh abschminken, also muss ich eben versuchen, meinen Kopf selbst zu füllen - mit etwas sinnvollerem als bloßen, leeren Gedanken über.. über IHN..

Für ihn ist dieses Thema 'völlig indiskutabel', was auch immer das bedeutet.
 

Ich trete aufgebracht mit dem Fuß gegen einen der Bettpfosten und knurre in mich hinein.

Wie bin ich überhaupt auf die bekloppte Idee gekommen, diesen erfrorenen, egomanischen Psycho um Hilfe zu bitten? Wie konnte ich davon überzeugt sein, dass er das Angebot annimmt, nur um mich vor ihm zu blamieren und den letzten Haufen Ehre und Stolz zu übergehen?! Hätte ich nicht wissen müssen, dass er seine Menschlichkeit mal wieder ganz unten abgesetzt und da vergessen hat, und sich stattdessen daran labt, dass sein größter Feind zu seinen Füßen kriecht?
 

Ja, Joey! Hättest du! Hättest du, hättest du, aber verdammt noch mal, du hast es nicht!

Das ist mein Problem - ich bin nicht mehr in der Lage, Kaiba so zu sehen, wie er ist: dreckig! Er ist Abschaum, er ist einfach...

Ich seufze tief und lasse mich völlig demotiviert auf das Bettende plumpsen.

Er ist einfach er selbst, und ich glaube, der Einzige, der sich irgendwie verändert hat, bin ich.

Vielleicht nicht zwangsweise zum Guten, aber ich bin anders, als sonst.. Und wenn das schon mir auffällt, wird Kaiba nicht mehr lange brauchen, um es ebenfalls zu sehen.

Und dann?

Ich fürchte, wenn es soweit ist, wird das ziemlich unangenehm...
 

Pft.. ist doch auch egal. Es handelt sich bei alle dem schließlich um Kaiba, die letzte Person auf Erden, die auch nur eine einfache Andeutung von menschlichen Emotionen hinter einer Maske verbirgt, die laut und deutlich nach Verschwinde-oder-ich-zerstampf-dich-unter-meinen-Slippern schreit.
 

"Sieh dir mal an, was du mit dir machen lässt.", murmel ich leise zu mir selbst und zwirble nachdenklich an der Spitze einer meiner Haarsträhnen herum, ohne den Blick von einem unsichtbaren Punkt auf dem Boden zu nehmen..
 

Bei aller Liebe und dem Funken Respekt, den ich ihm entgegen bringe, ich schaffe es einfach nicht, aus seinem Handeln schlau zu werden. Erst behandelt er mich wie.. wie ein kleines Häufchen Elend, dann plötzlich macht er sich Sorgen um mich, ja, gesteht sogar, dass er im Krankenhaus war, während ich dort lag. Auf einmal zieht er wieder über mich her, als gäbe es kein Morgen mehr und im nächsten Moment lädt er mich ein, bei ihm zu übernachten! Und jetzt? Jetzt verweigert er es auch noch, mir Nachhilfe zu geben. MIR, der ich von ihm so oft durch den Kakao gezogen worden bin, dass ich mittlerweile aussehe wie ein Afroamerikaner!
 

Ich stöhne leise auf, als ich mich nach hinten fallen lasse und die weiche Bettdecke in meinem Rücken fühle. Mein Blick ist weiterhin starr, doch diesmal richtet er sich lediglich leer in die Luft.
 

Wie oft hab ich versucht, in seinen Augen jede kleinste Gefühlsregung herauszulesen? Hab versucht, seine so selten wechselnde Gesichtsmimik zu deuten, aber nie heraus gefunden, was er mir eigentlich sagen will - es sei denn, seine Aussage beschränkt sich auf Stirb Wheeler!.

Aber wie heißt es so schön?

Wenn man lange in einen Abgrund schaut, dann schaut der Abgrund irgendwann auch in dich hinein.

Gut.. zugegeben.. es ist ein lächerlicher Versuch, mich aufzuheitern und ein dämlicher Vergleich dazu, aber immerhin etwas.
 

Ich schließe mit einem verkrampften Gefühl in der Magengegend die Augen und verbanne für die nächsten paar Stunden diesen eisigen Blick aus meinem Gedächtnis.
 

...
 

Als ich das nächste mal meine Lider aufschlage und sofort aufkeuche, läuft etwas nasses an meinen Schläfen hinunter, Richtung Ohr.

"Ih- ..was zum-?!" ,entfährt es mir laut und ich setze mich so prompt auf, dass mir etwas vom Gesicht rutscht, das ich im Nachhinein als nassen Waschlappen identifizieren kann.

"Was sollte DAS denn werden!?"
 

Etwas kleines, schwarzhaariges ist bei dem Versuch, meiner Birne auszuweichen, von der Bettkante gefallen und auf den Boden gepoltert, was auch das dumpfe Dröhnen in meinen Ohren erklären würde.

"Du.. Du bist nicht aufgewacht, als ich dich gekniffen habe, deswegen hab ich versucht, dich anders zu wecken.."
 

Was?

Gekniffen? Mich??

"Mokubaaa!"

Meine Stimme klingt etwas gequält und mein Blick ist entsetzt auf die kleinen roten Punkte auf meinem Unterarm gerichtet. Wie kann es sein, dass der Winzling mich derart malträtiert, ohne dass ich es bemerke?!

Ich fahre mir mit einer Hand durch das feuchte Gesicht und muss mich unweigerlich an den Kommentar von Kaiba erinnern, bezüglich meiner 'überarbeiteten Schweißdrüsen', woraufhin sich ein tiefes Grollen in meiner Kehle bildet.
 

"Tut mir leid."

Ich sehe den kleineren der Kaiba-Brüder zweifelnd an. Mit diesem Grinsen auf den Lippen und dem Glitzern in diesen riesigen Rehaugen kann ich ihm diese Entschuldigung irgendwie nicht ganz abnehmen.
 

"Macht nix - lieber von einem Waschlappen geweckt werden, als mit einem Zusammen leben, was?", grinse ich und kann mir bei dieser recht dezenten Anspielung auf Kaiba eine weitere Grimasse einfach nicht verkneifen. "Wie spät ist es?"

Mein Blick wandert zu der Uhr an der Wand - nur Sekunden, bevor mein Herz etwa einen halben Meter tiefer sinkt.
 

"Zwanzig nach Sieben?? Wenn man die zehn Minuten, die ich zum anziehen brauche, abzieht, dann hab ich nur 'ne knappe halbe Stunde, um in der Schule zu sein?! Wie soll das gehen? Ich kenn mich in dieser Gegend so gut wie gar nicht aus!"

Ich schluchze gespielt, bevor ich aus den Feder hopse und meine Klamotten zusammen suche. Mokuba hat sich derweil wieder auf das Bett zurück gesetzt und schaut mich amüsiert an.
 

"Als Seto sagte, du hättest hier geschlafen, hätte ich ihm beinahe nicht geglaubt, weißt du?"

"Ach was?", erwidere ich sarkastisch.
 

Meinst du, ich kann es fassen, dass ich ausgerechnet bei ihm gepennt hab?! Fast wäre es mir noch lieber gewesen, hinter der besagte Mülltonne zu sterben, während er hier seine Arbeit erledigt, ohne auch nur ansatzweise etwas von meinem Ableben mit zukriegen.
 

“Ehm.. Sorry Mokuba, aber ich hab’s echt eilig. Wir müssen unseren Smalltalk auf wann anders verschieben..”

Und mit dieser kleinen Entschuldigung haste ich, nun in meiner Schuluniform, anstatt nur in Unterwäsche, den Gang hinunter zur Haustür, aus der Kaiba heute Nacht Eike rausgeworfen hat.

Ich stolpere die Auffahrt hinunter, stopfe meinen Arm durch den Ärmel der Jacke und richte gleichzeitig meinen Rucksack etwas zurecht.
 

Wenn das kein Schlamassel ist – was dann?

Ich meine.. es ist sozusagen vorprogrammiert, dass ich zu spät komme und ich will gar nicht erst an mögliche Folgen denken. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass ich nicht grade der Wonneproppen der Lehrerschaft bin, nicht wahr?
 

Ein wackeres Grinsen schlägt sich auf meine Lippen, als ich an der ersten Ampel halt mache, die mir bis jetzt begegnet ist.

Nur noch heute.. Nur noch heute, und dann ist Wochenende, also, Joey, halt durch!

Augen zu und du-
 

“Wheeler.”
 

...?!

Wieso, um Himmels Willen, muss es immer dieselbe Tonlage sein, die dieser Kerl wählt, wenn er mich anspricht?!

Moment..

Dieser Kerl – das ist eindeutig Kaiba, aber warum..?
 

Etwas bedeppert drehe ich mich nach links und sehe, wie der große Wagen, auf dessen Vordertüren ein fettes KC prangt, am Bürgersteig steht. Eine der Hintertüren ist geöffnet und ein braunhaariger Wichtigtuer stützt sich mit ungemein wichtiger Miene darauf auf.

Seine Haarspitzen wirbeln im leichten Windzug, frei nach dem Motto: Joho, ich bin ein Leichtmatrose!
 

“Bei dem Geldbeutel wohl eher Schwermatrose..”, murmle ich leise und trete etwas widerwillig an Kaiba heran, jedoch nicht, ohne einen gewagten Blick durch die verdunkelten Scheiben zu werfen, der natürlich vergebens ist.

“Was machst du denn hier?”
 

Woow.. was für eine intelligente Frage, wo er doch in dieselbe Klasse geht, wie ich und somit den gleichen Stundenplan hat. Kaiba jedenfalls scheint das genauso zu sehen, denn er hebt eine seiner perfekten Augenbrauen und sieht mich einen Moment lang skeptisch an.
 

“Ich schenk mir die Antwort darauf und rücke gleich mit einer Erklärung an, die du hoffentlich begreifst. Ich hab nämlich in letzter Zeit das Gefühl, dass du dich zu sehr auf dein Hundehirn verlässt.”
 

Hui.. gut so, Kaiba, bring mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück – und danach kannst du so schnell wie möglich aus meinen Gedanken verschwinden, in Ordnung?
 

“Falls es dir entgangen sein sollte – doch deiner Kleidung nach zu urteilen hast du glücklicherweise daran gedacht – haben wir heute eine kleine.. Pflichtveranstaltung außerhalb des Schulgebäudes.”, fährt er fort und winkt mich in der Zwischenzeit in den Wagen hinein. Ich folge seiner Einladung, wenn auch zögernd.

“Wärst du eben nicht aus dem Haus marschiert, oder sollte ich besser sagen gestürmt?, hätte Roland auch nicht mitten in der Stadt einen Bürgersteig platt fahren müssen, nur um dich einzusammeln.”
 

Waas?!

So, wie der das erzählt, klingt das schon fast wie ein Vorwurf! Vielleicht sollte sich dieser selbstverliebte Schwäne-Hasser mal überlegen, WARUM ich derart aufgescheucht das Feld geräumt hab?!
 

Ich fühle, wie sich das Ledermuster der Sitzbank in meinen Nacken drückt, als ich den Kopf etwas zurücklehne und höre, wie Kaiba seine Tür zuknallt und der Motor wieder zu schnurren beginnt. Ein angenehmer Geruch setzt sich in meiner Nase fest, den ich automatisch dem Aristokraten neben mir zuordne, und meine Härchen auf den Armen stellen sich auf, als hätte man mir einen Riesenschreck versetzt.
 

“Wie spät ist es?”, frage ich schließlich und werfe ihm einen knappen Seitenblick zu, obwohl ich mich an ihm kaum satt sehen kann..

Jaa, das sind Fakten, und die widerlege ich ganz sicher nicht!
 

“Viertel vor Acht.”, gibt er eisern zurück, hat die Arme vor der Brust gekreuzt und die Beine übereinander geschlagen.

Diese typische Lasst-mich-in-Ruhe-oder-ich-köpf-euch –Pose, die er ständig annimmt, sobald sich in seiner Gegenwart mehr als vier Leute befinden – oder lediglich ein Joey Wheeler.
 

“Meinst du, wir schaffen es rechtzeitig?”
 

“Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie zu spät zu einem Termin gekommen, Wheeler.”, erwidert er kühl, als ob das eine Antwort auf meine Frage wäre.
 

Soso.. Unterricht ist also auch einer seiner Termine, ja? Das wird ja immer besser..
 

Jetzt sitzen wir nur noch blöd da und schweigen uns an. Er in seinem sorgsam ausgewählten Outfit, den Blick starr nach draußen gerichtet, als würde er fasziniert die paar Bäumchen zählen, an denen wir vorbei rasen und ich, nervös das Wageninnere betrachtend, versuche vergeblich meine Kleidung etwas in Ordnung zubringen, weil ich den Kampf gegen meine ungebändigte Frisur längst aufgegeben habe. Roland, der vorne sitzt und fährt, hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, diese dumme Trennwand runter zu kurbeln und ich frage mich ernsthaft, wieso dieses Teil überhaupt oben ist.
 

Vielleicht will Kaiba mich in einem Moment der Unachtsamkeit doch noch schnell erdrosseln und mich im Aschenbecher - wozu braucht DER einen Aschenbecher?! - , der in Wahrheit ein Reißwolf ist, zerkleinern und aus dem Fenster schippen?

Das würde ich ihm zutrauen!
 

“Hey, Kaiba.”

Meine Stimme bricht die Stille, wie ein Ziegelstein eine Glaswand durchschlägt und ich werfe ihm einen kurzen, aber bestimmten Blick zu, als er seine Augen von seinem Fenster reißt und auf mich richtet, erwartend, was denn da jetzt wohl noch kommen mag.

“Ich wollte dich nur wissen lasse, dass ich es dir verdammt Übel nehme, dass du meine Bitte abgeschlagen und mich somit hängen gelassen hast.”
 

Ich vernehme ein leises zischen zu meiner rechten und kann es mir nicht verkneifen, Kaibas Blick mit meinem eigenen zu parieren.
 

“Und du glaubst tatsächlich, dass mich das interessiert?”, gibt er monoton zurück und heftet seine Augen zurück an die Scheibe.
 

“Neeee.. ich wollt’s dir nur sagen, damit du weißt was los ist, wenn ich mich irgendwann an dir rächen werde.”
 

“Bis so ein Kläffer wie du in der Lage ist, sich an mir zu rächen, lernen Fische fliegen.”
 

“Kaiba, du Dumpfbacke! Es gibt Fische, die fliegen können!”
 

“Etwas derartiges existiert nicht, Wheeler. Die Art Fisch, die du meinst, fliegt nicht. Sie springen nur aus dem Wasser und benutzen ihre vergrößerten Brustflossen als Flügel, damit sie weiter gleiten können.”
 

Muss dieser Arsch denn immer den Klugscheißer raus hängen lassen??!

Ich knurre resignierend, ernte von ihm aber nur ein hämisches Grinsen, und widme meine Aufmerksamkeit dem Getränkehalter vor mir.
 

...
 

Als der Wagen zum stillstand kommt, grabsche ich so hastig nach meinem Rucksack, dass Kaiba, der bis dahin kein einziges weiteres Wort mit mir gewechselt hat, leise die Nase rümpft und mich wieder ansieht.

“Nur zu deiner Info, du minderbemittelte Lebensform, ich werde, sobald du in den nächsten vier Tagen noch mal vor meiner Tür stehst, äußerst ungehalten reagieren und dich wahrscheinlich mit Dingen konfrontieren, die ein Trauma bei dir hinterlassen könnten.”
 

Ich kann nicht anders, als zu grinsen, während ich die Tür aufmache und ein Bein raussetze.

“Weißt du was, Kaiba?”
 

“Ich weiß ziemlich viel, aber ich fürchte, das wird dir nicht dein Maul stopfen...”
 

“Ich glaube langsam, dass du gar nicht so böse bist, wie du immer tust.”

Mit diesen Worten – und vielleicht einem gaaanz kleinen, unbeabsichtigten Augenzwinkern – hieve ich mich aus seinem Wagen, das Gegrolle, das daraus erklingt, ignorierend.
 

Weiß der Geier, was da eben über mich gekommen ist, ihm solche blödsinnigen Vermutungen an den Kopf zu werfen. Möglicherweise hab ich einfach versucht, durch seine dämliche Festung zu kommen? Wenn es mit dem Kopf schon nicht klappt, vielleicht dann .. naja.. mit etwas anderem? Der Zunge? – und das sage, nein.. das denke ich, ohne perversen Hintergrund, wirklich!
 

Kaum bin ich zehn Meter von Kaibas Wagen entfernt, packt mich eine warme Hand an der Schulter, was mich augenblicklich erschaudern lässt.
 

“Joey! Mensch, wo warst du denn? Wir dachten schon, dir wäre was passiert, weil dich niemand erreichen konnte – Du meine Güte.. wie siehst du überhaupt aus?”
 

Thea, die nicht aufhören will, mich zu zublubbern, mustert nachdenklich und mit einem Hauch von Vorwurf in den Augen meine zerknitterte, schief sitzende Kleidung, meine offenen Schnürsenkel und das zerzauste Haar.
 

Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Kaiba mit einem Anflug von Ärger im Blick seinen Luxusschlitten gegen den kachelnden, klopfenden Schulbus eintauscht, mit dem wir.. wo fahren wir eigentlich hin?
 

Yugi, der meinen zweifelnden Gesichtsausdruck bemerkt zu haben scheint, zupft kurz an meinem Ärmel, um meine Aufmerksamkeit zu ergattern.
 

“Du hast es vergessen, nicht wahr?”, lächelt er sanftmütig und zieht sich damit verdutzte Blicke von Thea und Tristan zu.

“Wir fahren doch heute in den Zoo, Joey.”
 

Ahh.. richtig, ja ... Zoo.. Zoo..

Hm..

Muss ich in all meinen Gedanken und Sorgen überhört haben..

Außerdem: Wer geht denn bitte mit Jugendlichen, die teilweise schon die 18-Jahres-Grenze überschritten haben, in einen Tierpark?!
 

Anscheinend sehen meine Freunde mir meine Verwirrtheit an, denn sie seufzen nur schwer und ziehen mich in den Bus.

Ich lasse mich neben Yugi plumpsen und verziehe etwas angewidert das Gesicht, als durch die plötzliche Belastung ein zusammengedrückter Colabecher von McDonalds seinen Weg von unter dem Sitz bis zum Boden findet. Stöhnend kicke ich ihn in den Gang, woraufhin Tristan und Thea, die beide vor uns sitzen, belustigt aufglucksen.
 

Meine Fresse.. Wenn dieser Schule etwas fehlt ,außer disziplinarischen Maßnahmen und anständigen Lehren, sowie lernhungrigen Schülern, dann ist das eindeutig Geld!
 

“Heh, du?”, dringt eine leise Stimme an mein Ohr und ich drehe meinen Kopf zu Yugi herum, der mich etwas schüchtern ansieht.
 

“Was gibt’s, Alter?”
 

Ich sehe, wie er ein paar mal den Mund öffnet, um etwas zu sagen, doch anscheinend fehlen ihm die richtigen Worte oder er findet sie nicht, denn er presst jedes mal aufs neue die Lippen aufeinander.

Ein schmunzeln zieht sich über mein Gesicht.
 

“Du siehst ziemlich angestrengt aus, weißt du das? Wenn du mir was sagen willst, dann raus damit!”

Naguuut.. es ist vielleicht eine merkwürdige Art, ihm auf die Sprünge zu helfen, ich will ihn schließlich nicht unter Druck setzen oder so – aber es scheint funktioniert zu haben.
 

Seine Finger spielen angeregt mit dem Verschluss seines Rucksacks herum, während sein Blick von meinen Augen über die Sitzreihen huscht, und nach wenigen Sekunden wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt.
 

“Naja.. ich.. also.. kann es sein, dass du vielleicht.. über Nacht nicht Zuhause warst? Ich meine.. ich hab bei dir angerufen, aber da ist keiner ran gegangen.. Normalerweise hebst du immer ab, wenn du da bist..”
 

Etwas erstickendes kriecht meine Luftröhre hoch und ich muss mich kurz räuspern, bevor ich ihm antworten kann.
 

“Ehm.. Ja. Ich war nicht zu Hause, unterwegs – du verstehst?”
 

Ich versuche, ihm einen vielsagenden Blick zu zuwerfen, scheitere aber kläglich bei diesem Versuch und konzentriere mich stattdessen auf den röchelnden Motor unter unseren Sitzen.
 

Der Kleine allerdings sieht nicht so aus, als würde er mir das abnehmen – obwohl es sogar halbwegs ehrlich war – sondern greift erneut nach meinem Ärmel und sieht mich bedrückt an.
 

“Hör mal, Joey.. ich.. ich glaube, du bist nicht unterwegs gewesen, sondern hast dich bei.. jemand bestimmten eingenistet.. Ich hab gesehen, wie du aus Kaibas Wagen gestiegen bist und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er dich grundlos vom Bürgersteig aufgesammelt und mitgenommen hat.”
 

Öh.. Naja.. Eigentlich schon...
 

Ich fürchte, meine Wangen haben den Farbton eines hauchzarten Rosa angenommen, denn Yugi lächelt schwächelnd, scheint etwas verstanden zu haben, das mir völlig fremd ist, und schaut wieder aus dem Fenster – oder besser gesagt auf einen der schmierigen Handabdrücke an der Scheibe.
 

Ich betrachte seinen Hinterkopf noch ein paar Minuten, bevor mein Blick auf den einer völlig anderen Person fällt.

Die andere Person ist, wie nicht allzu schwer zu erraten, Kaiba, der neben einer unserer Klassenkameradinnen sitzt, die ihn anstarrt, als wäre er das Faszinierendste auf diesem Planeten, während er höchst konzentriert und leicht genervt seinen Laptop zu Boden blinzelt.

Seine langen Finger fliegen über die Tasten, hin und wieder stocken sie, löschen etwas, und gleiten weiter. Manchmal bewegt er seine Lippen, murmelt etwas vor sich hin und scheint ganz versunken in seine Gedanken, Formeln und Daten, während sein Kopf sich alle zehn Minuten leicht nach links neigt. Zum Gang hin, und weg von ihr, seiner Banknachbarin, die es sich einfach nicht nehmen lässt, ihn so oft wie möglich zu berühren – ganz versehentlich, natürlich.
 

Tz.. gib dir keine Mühe, Mädchen, du landest ja doch nicht bei ihm.

Weder auf die schüchterne Art, noch auf die rebellische. Kaiba ist ein Fall für sich, ein Geschöpf, dass sich offenbar nicht anders Fortzupflanzen versucht, als durch das Kopieren und Neu schaffen von Daten und Passwörtern.
 

Unweigerlich dringt ein missratenes Gemurre über meine Lippen, als sie – wie ist noch gleich ihr Name... – ihre Schulter an seine stupst und sich sofort verlegen lächelnd entschuldigt.

Gott, wie erbärmlich.. wenn sie auf ihn steht, soll sie es ihm sagen und sich den Korb einfangen, anstatt eine ganze Fahrt lang einen auf Oh, ich hab dich angefasst? Sorry! zu machen

Sowas lächerliches.
 

Tristan dreht sich umständlich auf seinem Sitz um, schiebt sein Paar Augen über die Kopflehne und sieht mich stirnrunzelnd an.

“Hast du was gesagt?”
 

Ich schüttel, einen Moment lang den Atem anhaltend, den Kopf und wende den Blick von Kaiba ab.

Schlimm genug, dass ich mich von ihm einschüchtern, aufziehen und runterspielen lasse.. Jetzt muss ich ihn auch noch auffällig anstarren und mein Geknurre zurückhalten, sobald eines dieser.. dieser frühreifen, pubertierenden, dauergrinsenden Gören versucht, sich an ihn ranzumachen.
 

Ist das Eifersucht?

Nein...

Nein, ich glaube, das ist die einfache Angst davor, an Kaiba eine Seite zu entdecken, die jemand hervor rufen könnte, der neben seiner Aufmerksamkeit - die er normalerweise nur verschenkt, wenn er sich mit mir zofft - auch noch ein Stückchen Menschlichkeit von ihm erlebt..
 

...
 

Zwei knappe Stunden später hält der Haufen Metall auf Rädern, der sich Schulbus schimpft, auf einem vollgestopften Parkplatz, weit außerhalb der Stadt und öffnet die Türen mit einem zischenden, beunruhigenden Geräusch.
 

“Wird ja auch langsam mal Zeit!”, murrt Tristan, nachdem er sich sein Käse-Schinken-brötchen zurück erkämpft hat, das ich ihm zuvor gestohlen hatte.
 

Ich meine – hey? Was kann ich dafür, dass ich heute morgen keine Zeit hatte, zu frühstücken? Da saß mir ja auch der Schock über eine Nacht im Kaiba-Anwesen in den Knochen, wer denkt denn da schon groß an Nahrungsaufnahme?!
 

Ich stoße ihn mit einer kleinen Handbewegung die letzte Stufe hinunter und betrete nach ihm den steinigen Boden, mich kurz umblickend.

“Das Wetter ist geil – also gehe ich davon aus, dass dieser Ausflug richtig scheiße wird.”
 

Thea stöhnt leise auf und schiebt sich vor Yugi aus dem Bus.

“Ich hätte nicht gedacht, dass du dein Leben so in schwarz und weiß aufteilst, Joey. Eines führt nicht automatisch auch zum anderen, das solltest du doch langsam wissen.”
 

Ich verziehe mein Gesicht ein wenig, strecke ihr die Zunge raus und vergrabe meine Hand in der Hosentasche, ohne weiter auf ihre Bemerkung einzugehen. Die Augen etwas zusammen gekniffen und den Rest der Klasse betrachtend, trabe ich gelassen den schmalen Sandweg entlang, der vom Parkplatz durch ein Stückchen Wald direkt in den Park führt.
 

“Sag mal, Alter.”, höre ich Tristan erneut das Wort ergreifen, woraufhin ich den Blick, den er mir über die Schulter zuwirft, stutzig erwidere.

“Erzählst du uns jetzt noch, wo du dich vergangene Nacht rumgetrieben hast oder müssen wir das selbst rausfinden?”
 

Uh.. da sind sie wieder, meine drei – oder zwei? – Probleme.

Thea und Tristan.

The T’s.

Wie M&M, nur mit ‘nem anderen Buchstaben.
 

Ein kleiner, fieser Kloß bildet sich in meinem Hals, als ich die Antwort mit einem gespielten Hustenanfall umspiele. Offensichtlich haben die zwei nicht gesehen, aus welchem Auto ich vorhin gestiegen bin. Herrje..! Warum müssen die das denn unbedingt wissen?! Reicht es denn nicht, dass der Kleine schon mich schon mit diesen.. diesen Ich-weiß-was-du-letzte-Nacht-getan-hast –Vorwürfen und Gedanken konfrontiert hat?!
 

“Tja..”, fange ich aufgeschmissen an und schaue schnell interessiert auf die klackernden Absätze einer Mitschülerin, die wenige Meter vor uns her marschiert und sich den Mund über irgendwelche Neuigkeiten zerreißt.
 

“Joey war unterwegs.”
 

Es ist Yugis leise, aber überzeugte Stimme, die mir da meinen kleinen Hintern rettet, während Thea und Tristan diese doch sehr magere Antwort mit einem “Ach!” und “Oh!” kommentieren und wieder nach vorne sehen.
 

Beinahe wäre ich dabei über einen Ast gestolpert, der sich ganz mies zwischen meinen Beinen festgesetzt hatte, doch ich kann mein Gleichgewicht halten und werfe Yugi einen dankbaren Blick zu.
 

Möglicherweise hat seine Freundschaft-geht-über-alles-Denkweise noch mehr an sich, als ich bisher dachte? Auch, wenn ich mich nicht ganz wohl dabei fühle, dass er meine halb gelogene Ausrede an die beiden T’s vor uns weitergeleitet hat...

Ich sag euch, das ist ein wirklich schreckliches Gefühl..
 

...
 

Nachdem wir den zehn minütigen Marsch hinter uns gebracht haben, bei dem Tristan etwa vier mal über seine eigenen Füße gestolpert und Yugi ihm jedesmal in die Hacken getreten ist, baut sich vor uns ein kleiner Torbogen auf, auf dem der Name des Parks steht.

Oder stehen sollte.. Die Farbe, mit denen die Buchstaben aufgemalt wurden, blättert bereits ab und markiert den Boden darunter mit bunten Splittern.
 

“Hübsch..”, rutscht es Thea voller Sarkasmus raus, bevor sie sich umwendet, um zum Bus zurück zu laufen.

Wow.. Ich hab noch nie gehört, dass ihre Stimme derart mit Ironie bestückt ist!
 

“Sehen wir’s mal positiv.”, schlägt Tristan vor und schiebt uns drei durch das folgende Gatter. “Immerhin.. Ähh.. Immerhin.. Die Sonne scheint! Wir müssen uns ja nicht diese blöden Tiere angucken, wir können uns genauso gut in die Sonne legen und abwarten, bis wir wieder losfahren, oder?”
 

Hmm.. damit hat er gar nicht mal Unrecht..

Ich meine, wer weiß? Vielleicht haben wir das unglaubliche Glück und erleben etwas spannendes, aufregendes, ein richtiges Abenteuer!
 

“Jaaa!”, gebe ich ihm schließlich enthusiastisch zurück und schwinge meine Faust in die Luft. “Vielleicht lassen wir ein paar Affen frei??”
 

Ich spüre, wie sich ein fremder Körper hinter mich stellt, ehe warmer Atem mein rechtes Ohr beschlägt und mich zum erschaudern bringt.
 

“Was zum..?!”
 

Der Satz bleibt auf halber Strecke in meinem Hals stecken, als ich herum wusle und in das Gesicht von Kaiba starre.
 

“Der einzige freilaufende Affe hier, bist du, Wheeler. Das ist doch Strafe genug, meinst du nicht? Vielleicht hat der Rest der Menschheit das Glück und man behält dich gleich hier?”
 

Da steht er, der Idiot, und schenkt mir ein so höhnisches Lächeln, bevor er weiterstapft, dass mir fast die Galle hoch kommt.

Zumindest befürchte ich, dass es die Galle ist.. Jedenfalls ein ausgesprochen bitterer, ekelerregender Geschmack..
 

So ein.. riesengroßes.. unheilbares.. verfluchtes Wrack an menschlichen Emotionen! Hat der denn keine anderen Hobbys, als mir, ausgerechnet MIR, auf den Keks zu gehen?! Wenn der nicht aufpasst, dann kriegt er irgendwann die geballte Ladung meiner Wut zu spüren – und das wird ihn aus seinen bescheuerten Stiefeln hauen! Jawohl!
 

Ich knurre laut und balle die Faust, habe völlig vergessen, dass ich nicht alleine bin.
 

“Vielleicht haben WIR Glück, und du verirrst dich ins Löwengehege, du Trottel!”, kommt es anschließend leise über meine Lippen.
 

“Wenn du ständig so darauf reagierst, ist es kein Wunder, dass er dich ständig aufzieht, Joey.”

Thea sieht mich halb vorwurfsvoll, halb mitfühlend an, doch sie erntet nur ein gereiztes Grollen, während Yugi dem arroganten Pinkel nachblickt und die Stirn ein wenig runzelt.

Würde ja mal gerne wissen, über was der kleine sich da solche Gedanken macht...
 

Ich seufze laut auf, schüttel meine kleinen Alltagssorgen von mir ab und stapfe an den dreien vorbei, auf der Suche nach einem geeigneten Platz zum relaxen. Ihre Schritte klingen hinter mir, doch niemand von ihnen gibt sich wirklich Mühe, mich einzuholen.
 

Was soll das? Stink ich? Hab ich was im Gesicht?

Wieso lassen die sich so weit nach hinten fallen?!

Meine Laune sinkt, Leute, und ich kann nicht versprechen, dass der nächste, der mich anspricht, das überleben wird!
 

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Teil 7: Pardon, was ist ein Fremdwort?

Wahnsinn à la Kaiba

Die Psyche eines Eisbergs
 

Disclaimer: Das übliche.. außer der Storyline gehört nichts mir o.o ich verdiene kein Geld damit (warum eigentlich net? ._.)
 

Paring: Seto/Joey (of course! ><)
 

Sonstiges: ein dickääääs THX an alle kommi-schreiber ;_; luv yaaa~~! ihr habt ein platz in meinem Herzen <3 xDD freu mich imma riesig, wenn ich n neues kommi gekriegt hab >< *hüpfz* ;_; ... ach gott, ich bin so froh..
 

Zum Chapter: ... xD einige stellen sind echt witzig.. muss ich selbst immer drüber lachen..(Innere Stimme: Eigenlob stinkt!òO).. <.<' ich hoff, es spornt ein wenig zum weiterlesen an ó.o *dackelblick* Have fun x)(ich hatte ihn..xD)
 

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Teil 7: Pardon, was ist ein Fremdwort?
 

Kommt es mir nur so vor oder sitzen die drei tatsächlich weiter von mir weg, als sonst?
 

Eine halbe Stunde ist bereits vergangen, seit wir uns entschieden haben, uns auf der kleinen Wiese zwischen einem Ententeich und dem Reptiliengehege niederzulassen, und so schön das Wetter auch sein mag, ich kann mich einfach nicht dazu durchringen, mich zu entspannen.

Seit Kaiba mich vorhin so blöd von der Seite angemacht und dann einfach abgezogen ist, ohne auf meine Reaktion zu warten, hab ich das dumpfe Gefühl, Yugi und die anderen ignorieren mich - oder schließen mich zumindest ganz hinterhältig aus.
 

Ich neige den Kopf etwas und werfe ihnen aus den Augenwinkeln flüchtige Blicke zu, beobachte, wie sie lachen, tratschen und Cola in sich reinschütten und obwohl besonders Yugi mir hin und wieder Fragen stellt, glaube ich nicht, dass ich hier erwünscht bin.
 

Oh man.. wahrscheinlich leide ich unter Paranoia oder so.

Die haben ja nicht mal ‘nen Grund, um mich.. naja.. um mich so wegzuschieben, oder?

Oder?

Hab ich vielleicht was falsches gesagt?

Was falsches getan?

Was ist hier bloß los?!!
 

Ich murre tief und schüttel den Kopf kurz.

Das ist doch alles Absurd..!
 

“Was ist los, Joey?”
 

Ich hebe lahm den Kopf und blinzle etwas benommen in das Gesicht von Tristan, der sich vor mich gehockt und meine Stirn angestupst hat.
 

“Du siehst voll fertig aus, Alter. Vielleicht solltest du mal ein bisschen entspannen? Was hältst du davon, wenn wir am Wochenende weggehen? Sonntag?”

Seine fragenden Augen machen mich für den Bruchteil einer Sekunde ganz nervös.
 

Ich scheine mich tatsächlich geirrt zu haben. Wie peinlich..

Wie konnte ich auch denken, dass ausgerechnet meine Freunde..
 

“Ähä.. klar, wieso nicht? Schätze, das würde mir mal gut tun..”, erwidere ich etwas gedehnt und grinse sacht. “Aber vorher will ich mir noch ein paar widerliche, kleine Tierchen angucken.”
 

Ich rappel mich auf, klopfe meine Hose ab und überprüfe sie kurz nach Grasflecken, bevor Yugis Stimme mich aus den raschelnden Bewegungen reißt.
 

“Heh, ich leih‘ dir meine Kamera!”

Er wühlt in seinem kleinen, bunten Rucksack, drückt mir danach ein schweres Ding in die Hand und schiebt mich den kleinen Hügel runter, zurück auf den Weg.

“Wie wär’s, wenn du mit dem Tigergehege anfängst? Ich hab gehört, da ist es nicht so voll, das magst du doch.”
 

Gute Güte.. was ist denn mit dem los?

Das sieht fast so aus, als würde er mich los werden wollen...

Aaaach, Joseph!

Du verirrst dich schon wieder in diesen lächerlichen Gedanken!

Reiß dich mal am Riemen und nimm das freundliche Angebot doch einfach mal an?!
 

Während ich also, trotz allem etwas verdutzt, den Sandweg entlang schlurfe und die Kamera von Yugi begutachte, kann ich das Gefühl des Abgeschoben Werdens immer noch nicht ertragen.
 

Wie viele Jahre sind wir jetzt schon befreundet?

Wie viel haben wir durchgemacht?

Pubertät, schlechte Noten, Stress, Ärger, Streit, Liebe und Versöhnung.

Wieso, zum Teufel noch mal, tun sie dann ausgerechnet heute so, als wäre ich.. als wäre ich jemand völlig fremdes?!
 

Mein Finger streicht etwas zitternd über den Auslöser des Gerätes - eine Sofortbildkamera, was mich bei Yugi allerdings nicht wundert, der hat’s nicht so mit dem neumodischen Schnickschnack - ,ehe ich die knarrende Tür zum Tigergehege aufstoße.
 

Herrje..

Hier drin sollte mal gelüftet werden!
 

Die stickige Luft, die den Raum füllt, lässt mich augenblicklich aufjapsen und ich zupfe dementsprechend nervös am Kragen meines T-shirts.
 

Ach du Sch...

Das hier ist kein Gehege, das ist einfach.. das ist.. Herr Gott, was IST das? Eine Sauna im Zoo?! Eine Miniwüste ohne Sand?
 

“Meine Fresse..”, rutscht es leise über meine Lippen, als ich mich an das Geländer stelle und einen Blick durch die Gitter werfe, hinter denen eine große Raubkatze ihre Runde dreht.

Das letzte mal, als ich einen Tiger gesehen habe, war ich ungefähr Fünf. Damals bin ich mit meiner Schwester und meiner Mutter im Zoo gewesen, und obwohl mich das blöde Vieh angepinkelt hat, war es einer der schönsten Ausflüge, die ich hatte. Allerdings stelle ich bei sowas auch nicht besonders viele Ansprüche..
 

Ein weiteres Grinsen zieht sich über meine Gesichtszüge, als ich die Kamera hebe und ein Foto vom Tiger schieße, das - wie ich kurz darauf feststellen muss - mehr als nur missraten ist.
 

Pf..

Ich bin ein klasse Fotograf, das Problem ist dieses Uralt-Teil!

Warum hat der Knirps auch keine Digicam? Ja, selbst eine Handykamera wäre wahrscheinlich besser zu handhaben, als dieses.. schrottreife Ding!
 

Ich streife mir seufzend den Anhänger der Kamera über das Handgelenk, um der Versuchung zu ergehen, sie doch noch - versehentlich - fallen zu lassen, und hefte meinen Blick wieder auf das Tier vor mir.
 

Wenig Leute, wie Yugi das so schön ausgedrückt hat, ist mehr als untertrieben.

In den fünf Minuten, die ich hier schon stehe, haben lediglich ein rauchender Wärter und ein Vater mit seiner kleinen Tochter das Zimmer durchquert und sind mit lauten Schritten durch die Tür auf der anderen Seite des Raumes wieder verschwunden.
 

Nagut..

Tiger und Löwen urinieren zwar durch die Gitterstäbe, wie mir meine Kindheit und das kleine Schild am Gitter beweisen, trotzdem mag ich sie..

Thea sagt immer, das liegt daran, weil wir den gleichen Haarschnitt haben.

…Andrerseits behauptet sie auch, sie sei eine gute Sängerin, also kann nicht viel daran wahr sein..
 

“Na, Wheeler? Hast du dich verliebt oder warum hockst du in einer solchen Luftbrühe vor einem Käfig voller laufender Hauskatzen?”
 

Ich muss mir ein lautes Stöhnen verkneifen, das NATÜRLICH genervter Herkunft stammt, denn diese Stimme, die zwei Meter neben mir ertönt, ist unverkennbar.
 

Kaibas Geruch dringt selbst in diesem Zoogestank an meine Nase, woraufhin sich meine Nackenhaare aufstellen und mein Herz an meinen Brustkorb zu klopfen beginnt.
 

Ja, hallo?

Wie bitte? Dir ist es zu eng?

Du möchtest raus und mehr Luft zum atmen haben?
 

“Wie witzig du mal wieder bist.”, gebe ich schließlich trocken zurück und blicke ihn nicht einmal an, ignoriere das Schlagen meines stärksten Muskels.
 

Wieso muss das immer mir passieren?

Wieso dreht dieser verrückte, kleine Klumpen ständig in den Momenten durch, in denen ich das am wenigsten gebrauchen kann?!

Versauer doch, Kaiba!

Verzieh dich wieder und denk über Gott und die Welt nach, aber geh mir nicht auf den Senkel!
 

“Ich sehe, du bist schlecht gelaunt. Was ist passiert, hat man dich verstoßen, weil du es nicht über dich gebracht hast, die Zeitung rein zu holen?”
 

Er stellt sich dicht neben mich, lehnt sich ebenfalls etwas über das Geländer und blickt genauso stur in den öden Käfig, wie ich es tue.
 

Machst du mich etwa nach, du Volldepp?!

Fehlt nur noch, dass du Wörter wie ‘Alter‘ und ‘Ey, mann!‘ in den Mund nimmst und anfängst, deinen Monstern Namen zu geben!
 

Ich antworte nicht, spiele an den verschiedenen Knöpfen der Kamera herum und beobachte, wie ein stämmiger Tiger seine letzte Runde mit einem Fauchen in unsere Richtung beendet, bevor er sich in einen der hinteren Räume zurückzieht.
 

Mal davon abgesehen, dass Kaiba offenbar selbst bei solchen Tieren unbeliebt ist, sind wir die einzigen, die momentan noch in diesem Raum stehen.

Und atmen.

Noch, jedenfalls..
 

“Du hast ihn vertrieben.”, murre ich leise und sehe ihn so vorwurfsvoll an, wie meine brennenden Augen es zulassen.
 

Nimm das, Kaiba!

Mwahahaha!
 

“Ich weiß.”
 

Hä?.. Er.. weiß?..
 

“Es gibt wenige Viecher, die mit einer Person wie mir zurechtkommen, wo ich doch so viel Autorität und Charme versprühe.”
 

“Einbildung ist auch ‘ne Bildung, und davon hast DU ganz sicher zuviel, Mister Obertoll. Das einzige, was du von dir gibst, ist eine menge Müll und negative Schwingungen!”
 

“Oho, Wheeler, sind wir in den Spiritismus eingestiegen? Vielleicht solltest du mal Elvis oder Einstein anrufen und ein wenig plaudern, hm? Die kannst du dann wenigstens nicht tot quasseln, ist doch was.”
 

Grmpf!

Wieso hat er ständig diese Konter parat?!

Wieso gehen ihm nicht ein einziges, verfluchtes mal die Worte aus?!
 

“Du bist ein Blödian, Kaiba.”

Meine Stimme klingt viel brüchiger, als ich es beabsichtigt habe, also versuche ich die fehlende Ich-hasse-dich-Tonlage mit einem bösen Blick zu ersetzen.

Vergeblich, denn Kaiba sieht mich noch immer nicht an.
 

“Wow, Hündchen, deine Beleidigungen werden immer anspruchsvoller. Ich glaube, ich habe aus deinem Mund noch nie ein Fremdwort gehört, kann das sein? Kennst du überhaupt welche, oder überfordern dich Wörter, die mehr als drei Silben haben?”
 

Etwas warmes, unangenehm bekanntes explodiert in meinem Magen, als ich ihm so zuhöre, und ich umkralle gereizt Yugis Kamera, ohne daran zu denken, dass er mich gebeten hat, möglichst vorsichtig damit umzugehen.
 

Meine Fresse! Sowas bescheuertes, sowas sinnloses, sowas.. !! Du willst Fremdwörter hören? Beleidigungen?! Du bist ein niveauloser Aristokrat, ein unästhetischer, intoleranter Exzentriker und du hast absolut keine Ahnung davon, was menschliche Charakterzüge sind!”
 

Noch bevor ich etwas dagegen sagen kann, sehe ich, wie sich seine Gesichtszüge versteinern, wie seine Augen ihren Weg zu mir finden und wie sich seine großen, schönen Hände vom Geländer lösen.

Ein ersticktes Geräusch entfährt schließlich meiner Kehle.
 

Oh Gott, oh Gott!

Joey, was hast du wieder angestellt?!

So, wie der guckt, wird er dich gleich durch die Gitter quetschen und lachend zusehen, wie dich diese Katzen in Stücke reißen!

Oder.. er tut es sogar selbst!

Lauf, Joey! Lauf, oder du gehst hier ..
 

Ich muss mich mit dem Rücken zum Geländer drehen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren, denn er hat sich vor mir aufgebaut und starrt auf mich herab, als.. als hätte ich ihn tödlich beleidigt.
 

Buuhuuu!

Ich will hier raus!

Ich will tauschen!

Scotty, beam me up!
 

“Nette Aufzählung, Wheeler, aber willst du mal hören, welche Worte mich wirklich beschreiben?”
 

Äh.. reicht denn Trottel nicht?..
 

Er sieht mich lange an, beugt sich etwas nach vorne, und ich spüre seinen Atem an meiner Wange, als er eine Hand auf meine legt, die noch immer das Geländer umklammert, und mit der anderen über meinen Hals streicht.
 

“Wie wär’s mit.. präpotent..”
 

Keine Ahnung, was das Wort bedeutet - aber seine Fingerspitzen, die an meine Wange gewandert sind, machen mich ein bisschen nervös..
 

“... souverän...”
 

Die Stellen, die er berührt, fangen an zu Kribbeln. Ich kann fühlen, wie seine Hand von meinem Gesicht ablässt und ein Stück weiter unten wieder anfängt, mich anzufassen.

Oh mein..! Sind das etwa seine Finger, die da unter mein Shirt krabbeln?!?
 

“...fulminant?”
 

Ein Tsunami aus Blut schießt in meine Wangen, nachdem er die ganze Zeit lang in meinem Brustkorb mit meinem Verstand gekämpft hat, und breitet sich mit sichtbarer Röte aus. Ich will den Mund öffnen, um dem Autokrat zu sagen, was für ein bescheuertes Arschloch er ist, doch meine Worte verlieren sich auf dem Weg nach draußen und bleiben unauffindbar.
 

Ich bin verwirrt..?

Was soll das werden, dieses Gefummel?..

Seh ich das richtig? Hab ich Hallos, oder baggert Kaiba mich an? MICH? Nicht nur Feind, sondern auch Kerl?!
 

Mein Griff um die Kamera verstärkt sich unweigerlich und die Angst, Yugis Hab und Gut kaputt zu machen, sitzt fast noch ein bisschen tiefer, als dieses fremde Gefühl, das Kaibas plötzliches Interesse in mir auslöst.
 

“Gefällt dir, hm?”

Er spricht leise und sinnlich, sein Atem streift meine Wange, dann meine Lippen und der Blick, mit dem er mich grade ansieht, wirkt entschlossen und gar nicht so verrückt, wie ich vorher angenommen habe.
 

“Du.. Du bist ein mieser Spinner!”
 

Heey, gut gemacht!

Sie klingt zwar nicht so angriffslustig, wie sonst, aber immerhin hab ich meine Stimme wieder!
 

Er lächelt nur obszön, kommt meinem Gesicht so nahe, dass ich beinahe einen Herzinfarkt, oder zumindest einen Krampf im Zeh bekomme.
 

Was zum..?!
 

Seine Lippen öffnen sich ein Stück, seine Lider senken sich etwas und ich fühle mit beunruhigender Spannung, dass mein Herz sich einen Spaß daraus macht, sich zu drehen, zu würfeln und durch meine Brust zu hüpfen, wie ein Flummi.

Ich.. ich glaube fast, der will..
 

WAMM.
 

Ein lautes, dröhnendes Geräusch neben meinem linken Ohr lässt mich derart zusammenzucken, dass sich meine Hände verkrampfen, bevor ich die Arme hoch reiße und Kaiba von mir wegstoße, der sich mindestens genauso erschrocken hat, wie ich.
 

Woher ich das weiß?

Ist nicht schwer zu erkennen, wenn man seine aufgerissenen, blauen Augen sieht, mit denen er mich.. nee.. Moment.. wo starrt der hin?
 

Ich drehe mich halb um und blicke entsetzt in das Antlitz eines Tigers, dessen Pranke halb durch die Gitter geschoben ist. Er knurrt laut, bleckt die Zähne und faucht, bevor er seine Pfote zurück zieht und ungeduldig auf und ab geht.
 

Oh, du meine Güte..

Mein süßes, kleines Herz..

Reicht, dass es schon völlig aus dem Takt gerät, sobald dieser blöde arrogante Snob in meiner Nähe auftaucht, jetzt wird es auch noch durch erschreckende Erlebnisse zerrissen, das arme Ding!
 

“Guck nicht so sparsam, Wheeler, du lebst schließlich noch.”

Kaiba streift mit denselben Händen über seinen Mantel, mit denen er mich eben noch so ungewohnt.. naja.. zärtlich berührt hat.. sogar seine Stimme klingt völlig anders.
 

Vielleicht sind es ja zwei?

Persönlichkeitsspaltung?

Zwei Setos in einem Kaiba?

Selbst wenn - im Moment weiß ich nicht, welchen ich lieber haben würde.

Äh..

Mal davon abgesehen, dass dieser Idiot niemals mir gehören wird..
 

“Behalt deine Sprüche für dich! DU wurdest ja eben auch nicht erst sexuell belästigt und dann hinterhältig angegriffen!”
 

Ich starre ihn hitzig an, hoffend, dass ihm das dieses dämliche Grinsen aus dem Gesicht schlägt, oder ihn zumindest etwas einschüchtert, doch meine Wünsche bleiben unerhört.
 

Er zuckt nur mit den Schultern, als würde ihn das völlig kalt lassen und fährt sich mit einer Hand durch das braune Haar.
 

Hmpf..

Das beknackte an alledem ist, dass es ihn tatsächlich kalt lässt.

Er nimmt das locker auf.

Es stört ihn nicht mal ansatzweise, er steht einfach nur da und grinst.

Ouhhh, Kaiba.. das wird dir irgendwann Leid tun..!
 

“Warum.. Warum bist du eigentlich hier, hä?! Ich glaube nicht, dass du dir die Mühe machst, dich in einen so stickigen Raum voller Bazillen und Keime zu stellen, nur um ein paar Tiger anzusehen!”
 

Mein Gesicht brennt.
 

Okay.. möglicherweise hab ich Glück, und er sagt mir gleich, dass er mich nur auf die Palme bringen wollte.

Dass das alles ein Spaß war, ein Witz, mehr nicht.

Und dass er eigentlich gehofft hat, ich würde auf diese jämmerlichen Versuche von körperlicher Annäherungen eingehen - was ich ja nicht getan habe, richtig?!

Andrerseits.. besitzt Kaiba nicht einen funken Humor..

Er denkt sich keine Pläne aus, um mich zu reizen, er tut es nebenbei und ohne darüber nachzudenken..

Und er würde für einen einfachen Scherz niemals so weit gehen und mich SO berühren.

Oder?

Oder??

Richtig, Joey!
 

“Ich wurde geschickt, um dich zu holen.”, antwortet er lässig und bewegt sich langsam auf eine der beiden Türen zu.
 

Ohweia..

Das klingt fast so, als würde er mich lynchen wollen..

Über den Jordan schicken, töten, meucheln, ermorden, umbringen!!

Und dann würde er fliehen, ins Ausland, und sich irgendwo in Griechenland die Sonne auf seine perfekte Haut brutzeln lassen, während ich hier wahrscheinlich an die Raubkatzen verfüttert werde, und niemand würde merken, dass ein Joey Wheeler auf der Welt fehlt!

Naja.. Gut, ein wenig übertrieben.. aber bei Kaiba durchaus denkbar..
 

Ich fasse mich wieder, hab den kurzen Schock überwunden und stoße mich etwas vom Geländer ab.
 

“Aha.. Und wieso? Von wem?”
 

Er hält vor der Tür an und wirft mir einen Blick über die Schulter zu, der mich auf eine verrückte Art und Weise aus der Bahn wirft, bevor er antwortet.
 

“Einer unserer dämlichen Mitschüler hat sich vorhin einen Spaß daraus gemacht, die Affen zu ärgern, woraufhin die sich entschieden haben, ihm an den Haaren zu ziehen und er vor Schreck seine Cola auf ein paar Leute geschüttet hat. Kurz gesagt.. unsern Lehrern ist der Kragen geplatzt, wir ziehen wieder ab.”
 

Ähh..

Okay, das ist ein guter Grund.. obwohl ich liebend gern dabei gewesen wäre, um mir das Spektakel anzusehen, anstatt..
 

Ich schlucke unauffällig.
 

Anstatt hier so eine Szene zu erleben, die wahrscheinlich den Rest meines Lebens verändern wird.
 

“Und jetzt sieh zu, dass du deinen Hinter von den Gittern los bekommst, diese schlechte Luft hier drin macht mir Kopfschmerzen!”

Er schmeißt die Tür hinter sich ins Schloss und lässt mich vorerst alleine im Raum stehen.
 

Okay.. eine Gute, eine schlechte Nachricht..

Die Gute: Die Zeit, die ich mit diesem verblödeten Egoisten verbringen muss, verkürzt sich dramatisch durch die plötzliche Abreise.

Die Schlechte: Derselbe Kerl hat eben versucht mich zu küssen und ich hab mich nicht gewehrt!!

PANIK!!

Was ist los mit mir? Seit wann kann Kaiba mich so irritieren?

Warum ist er plötzlich eine der Personen, die mich aus dem Rhythmus werfen können?!
 

Ich muss mehrmals tief durchatmen und ordne meine Klamotten, die nach dem ganzen Tohuwabohu ein wenig schief sitzen.
 

Verständlich..

Ich werde ja auch nicht jeden Tag angefallen, erst von einem Kerl, dann von einem Raubtier.

Da zieh ich es vor, dass man mich anuriniert, und das will schon was heißen...
 

Grade, als ich dem Braunhaarigen aus dem Zimmer folgen will, fällt mein Blick auf etwas kleines, dünnes, das auf dem Boden neben mir liegt.

Hu..?
 

Ich hebe es stutzig auf, bevor ich in eine Art Trance verfalle.

Ach.. du.. Scheiße..

Kaiba.. jetzt bist du geliefert..
 

Ein dreckiges Grinsen ziert mein Gesicht, als ich das kleine Etwas in meine Hosentasche schiebe und den Raum verlasse.
 

...
 

Eine halbe Stunde später sitzen wir im Bus.

Kaiba und ich. Nebeneinander.

Seit ich mich neben ihn auf den harten Sitz hab fallen lassen, weil es die letzten freien Plätze waren, spielt mein Herzschlag verrückt. Fast so, als ob es mir etwas sagen wollen würde.
 

Gar nicht so abwegig..

Wer weiß? Wahrscheinlich werd ich von gewissen Personen..
 

Mein Blick wandert unauffällig zu dem Brünetten, der genau so stur aus dem Fenster starrt, wie heute Morgen im Auto.
 

...so unterdrückt, dass ich meine eigene Körpersprache nicht mehr verstehe?

Und dann? ... Zum Arzt, damit der mir sagt, ich solle genauerer hinhören?
 

Ich schnaube leise, kaum hörbar, während sich meine Hände etwas verkrampfen, doch im selben Moment berührt mich etwas unter meinem Shirt am Rücken.
 

“Kaiba!!”, entfährt es mir laut, noch bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann. Nicht, dass ich es getan hätte, wenn mir die Möglichkeit geblieben wäre...
 

Er sieht mich nur verständnislos an und ich kann die Blicke meiner Freunde spüren, die sie mir zu werfen, woraufhin ich nur etwas weiter zum Gang hin rücke.
 

“Behalt deine Griffel bei dir!”
 

Als ich ihm das zuraune klingt meine Stimme viel aggressiver, als ich es geplant habe, doch ich gebe mir auch nicht wirklich mühe, sie um zuschwingen.

“Wenn du mich noch mal anfässt, brech’ ich dir den Kiefer!”
 

Noch immer hat er diesen Egal-was-du-getrunken-hast-hör-lieber-auf-damit- Blick aufgesetzt, sieht mich irritiert, aber belustigt an. Seine Mundwinkel haben sich etwas angehoben, ziehen seine Lippen in ein faszinierendes Lächeln, das mit einem Mal gar nicht so böse wirkt, wie er es vielleicht aussehen lassen will und erinnert mich unweigerlich an das, was ich ihm heute morgen gesagt habe, bevor ich aus dem Auto geflohen bin.
 

“Nichts für Ungut, Wheeler, aber meine zarten Finger haben sich eben ganz sicher nicht in deine Richtung bewegt. Soviel Niveau werd ich wohl noch haben..”
 

Er will den Kopf wieder wegdrehen und mir damit die Chance, zu kontern, nehmen, doch ich packe unwirsch seinen Ärmel und ziehe ihn etwas zu mir, so dass sein Ohr sich auf perfekter Höhe befindet, damit er auch ja alles mitbekommt, was ich ihm sage.
 

“Oho!”, mache ich leise und kann sehen, wie er auf meinen Atem auf seiner Haut mit einem Zucken der Augenlider reagiert.

“Vorhin sah es aber nicht so aus, als würdest du dir große Gedanken um niveauvolles Verhalten machen, Seto. Es wäre schließlich nicht das erste mal, dass du mich ungefragt anfässt, he?”
 

Naguuut..

Es ist kein schlauer Plan, seinen Gegner mit einer Tatsache treffen zu wollen, die man selber nicht wirklich.. verkraftet..

Aber wenn ich ihm damit wenigstens ein klitzekleines bisschen auf den Sack gehen kann - dann ist es mir das wert!

Jawohl!

Hört her, ich, Joey Wheeler, schöpfe all meine Möglichkeiten aus, um Kaiba für den Bruchteil einer Sekunde auf dem Boden zu sehen!

Oder zumindest in der Nähe davon..
 

Kaiba allerdings lässt sich davon kaum merklich beeindrucken, als hätte er das völlig locker hingenommen, fummelt meine Hand von seiner Jacke und hält sie fest umschlossen, als hätte ich Lepra und müsse um ihren Anhang fürchten.
 

“Was erwartest du jetzt, Hündchen? Willst du, dass ich mich bei einem Tier wie dir entschuldige? Dass ich vor dir auf die Knie gehe und Bettel? Ich glaube, die Rollen bei uns sind ziemlich gut verteilt. Du bist der Köter, und ich der schlechtgelaunte Meister.”
 

Mit diesen Worten, und trotz meines bösen Gesichtsausdruckes, ist es diesmal WIRKLICH seine Hand, die sich unter mein Shirt schiebt und meinen Rücken berührt.
 

“Kaiba!”, fauche ich, so leise wie möglich und versuche aufgeschmissen meine Finger zu befreien, während meine zweite Hand umständlich nach einem Gegenstand fischt, mit dem ich diesen Idioten totschlagen kann.

“Hör auf, mich zu begrabbeln, du dämlicher Perversling! Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich auf.. auf sowas..”
 

Meine Stimme bricht hoffnungslos in sich zusammen, als auf eine seiner ziellosen Berührungen hin ein angenehmer Schauer über meinen Rücken läuft.
 

Oh mein Gott..

Wer hätte gedacht, dass jemand, der einen derart strafenden Blick hat, so unglaublich.. fremd.. und sanft sein kann?

Andrerseits.. wer denkt auch schon, Kaiba sei.. naja.. homosexuell?

Ohweia.. IST er das überhaupt?!
 

Meine Gedanken überschlagen sich, ich habe das hilflose Zappeln längst aufgegeben und sämtliche Muskeln in meinem Körper sind so angespannt, dass ich Angst habe, sie können jedesmal zerreißen, sobald ich blinzle.
 

Er berührt mich!

Seto Kaiba tätschelt.. streichelt.. berührt meinen Rücken! Mich!

Ganz ruhig, Joey..

Er ist zwar ein Kerl - oh ja, das ist er wirklich.. - aber genießen darfst du das trotzdem!

Du darfst!

Du darfst deine Hausaufgaben vergessen, deine Socken verlieren, nackt baden gehen UND du darfst es genießen, wenn Seto Kaiba dich anfässt!
 

Ein leises Knistern und etwas scharfes an meiner Haut bringen mich jedoch schlagartig auf den Grund der Tatsachen zurück.
 

Aua..!?

Was zum ..? Will der mich jetzt aufschlitzen?

Hier? Vor allen Leuten?! Glaubt er, er kann nur durch Geld seine Freiheit ergattern?? Dann hoffe ich, dass es hier mehr Zeugen gibt, als er Kohle hat...
 

“Du kannst ruhig ein bisschen zärtlicher sein!”, maule ich leise und reibe mir die Stelle am Rücken, die er auf irgendeine verruchte Art zerkratzt hat.
 

Zärtlicher..

Als das Wort in meinem Kopf echot, wird mir ein wenig übel. Mein Hals schnürt sich zu und meine Fingerspitzen fühlen sich an, als hätte ich sie in heißes Wachs getaucht.
 

Ich habe gar nicht zärtlicher sagen wollen..

Sondern eher sowas wie.. ehm.. naja.. vorsichtiger?

Weniger grob?

Sanft?

Ich wollte es nicht so formulieren, dass er gleich auf absurde Gedanken kommen könnte - und das lässt sich bei Kaiba eben nicht verhindern.
 

Er antwortet nicht, was mich etwas mulmig stimmt, und kaum hebe ich den Kopf und will ihn ansehen, explodiert etwas unglaublich großes und beunruhigendes in meinem Magen, das mich lähmt.
 

“Was zum Teufel ist DAS, du Sumpflochratte?!”, bellt er und hält mir etwas kleines, weißes unter die Nase.
 

Okay..

Einen schlechteren Augenblick gibt es nicht.
 

Als ich meinen trockenen Mund öffne, um ihm zu antworten, fühle ich erneut diese stechenden Blicke im Nacken.
 

Herr Gott.. wieso muss das immer mir passieren?!
 

_____________________
 

Nachwort:
 

*lol

ich muss gestehen, dieses kapitel ging mir nich allzu leicht von den fingern oO der hauptgrund daran ist wohl, weil ich versuche, mich klug zu stellen, und ein paar fremdwörter hineinquetsche, die ich vorher noch nie (oder nur sehr selten) angewandt habe. *hat extra n fremdwörterlexikon durchforstet*

Sollte ich die Worte falsch angewendet haben, bitte ich um Verzeihung ><‘‘‘‘

Für alle andern definier ich sie mal..xD
 

Souverän -> selbstständig, überlegen

Präpotent -> übermächtig (frech/arrogant)

Fulminant -> großartig, auffallend

(Autokrat -> selbstherrlicher Mensch)

Teil 8: Entre nous

Wahnsinn à la Kaiba

Die Psyche eines Eisbergs
 

Disclaimer: noeee.. außer der storyline gehört mir imma noch nix (schad..o.o)
 

Pairing: Seto/Joey ^----^v
 

Sonstiges: *sniffsniff* hach.. ich bin soo frooh, dass es euch gibt! *alle kommi-schreiber drückmantsch* ihr macht mich so glücklich.. x) *irre lachz* hab die ff scho völlig fertig getippt.. muss nur eben hochladen.. u.u" darin bin ich immer n bisschen.. öh.. langsam..xD *duck* hoffe, ihr verzeiht mir, wenns mal n bisschen länger dauert óO
 

Inanna - Ich weiß,was du meinst.. ich liiiiieeebe raubkatzen *-* allerdings hat dieses eine exemplar hier.. nun.. es hat's sich tatsächlich verscherzt..xD
 

inulin - lol..xD schön, dass du so über die ff lachen kannst ^^ jaa.. kaiba grabscht.. *--* toll,ne?.. *hach* wer würd da net gern mit joey tauschen.. *säuselsäusel*
 

xXxSweetyxXX - klar *hrhr* ich beeil mich mitm hochladen.. *irre lach*
 

lizardgirl - du hast die auf bei deinen favos? *sniff*bäche heul* wie schöööööööööönn.. >< ich werd dir trotzdem eine schicken xD *fies grins* nope.. ernsthaft :) freut mich, dass ich die zwei so gut treffe *chrchr* und mal so ganz unter uns.. <.< >.>.. ich finds genial, wenn sie sich zoffen..xD
 

blacki - lol..o.o komm ma ins icq xDD *knuff* du aufgewühltes etwas xD *tätschel* jaaa.. ich beeil mich ja >< ich pack auch, x-tra nur für dich gaaaanz viel humor rein xD achja.. kannst dich schon auf eine seto=uke.FF freuen.. sie wird folgen.. *muahahaaa~
 

Schreiberling - mein treuer anhänger ö.ö *plümchen schenk* :D schön, dass du noch nich die lust verloen hast..xD und ja - sie sind auffällig! >< seto und joey müssen auffällig sein! *buahahaha* aber da es keine zeugen gibt.. <.< >.>..
 

loscar - *juhuuu* ein frischfang >< yaaaay! *fahne schwenk* ich hoffe, deine nachbarn verzeihen dir xD will ja net schuld an einem kleinkrieg sein,ne? xD da eike wahrscheinlich nich mehr vorkommen wird (verzeih mir ú.u) ,werde ich dich hier darüber in kenntnis setzen, dass es ihm/ihr/es ausgesprochen gut geht ;) Sie/er/es füht ein glückliches leben mit ihrem/seinem partner, direkt untem am See. Joey besucht sie alle zwei tage. xD
 

blazingangel - YAY! noch eina!! xDD *plattknuff* <.< .. nette idee..*murmelmurmel* du verrätst ja alles.. xDD >< naaaiiin *wischwischwisch* xDD
 

ich red scho wieder zuviel..óo.. <3 have fun!

("zuviel" is gut.. das issn ganzer roman xDD)

____________________
 

Teil 8: Entre nous – Unter vier Augen
 

"Hör mal..", fange ich beschämt an und kratze mich verlegen am Hinterkopf.
 

"Toilet.", liest er monoton und würdigt mich keines Blickes, was ich, trotz der gegebenen Umstände, als ziemlich Unhöflich empfinde.
 

Ich traue mich kaum noch, etwas zu sagen, sehe ihn nur an, wie er dasitzt und das verknitterte Toilettenschild in seinen Händen dreht, dass ich vergangene Nacht von einer seiner Türen gezupft und eingesteckt habe, um ihn zu ärgern.
 

Tja.. ähää..

Wer hätte auch schon gedacht, dass ausgerechnet Kaiba an meiner Hose rumspielt und auf diese Weise meine kleine Beute entdeckt?

Ehrlich gesagt, ich habe nicht mal damit gerechnet, dass er das Fehlen dieses eigentlich sehr unbedeutenden Gegenstandes überhaupt bemerken würde.
 

In Gedanken kann ich sehen, wie ihm der Kragen platzt..
 

“Wheeler..”

Peng! Das war der erste Knopf, der aufspringt!
 

“Wheeler, sag mir, dass du nicht versucht hast, ein Schild mit der Aufschrift Toilet zu stehlen..”

Peng!! Der zweite ist auch weg!
 

“Also.. stehlen ist vielleicht das falsche Wort, Kaiba.. weißt du.. das war nämlich so..”

Ich starte einen erbärmlichen Erklärungsversuch, doch seine eiskalte Gesichtsmimik lässt jeden meiner Anläufe scheitern.
 

“Lass mich raten.. du hast es dir nur ausgeliehen und wolltest es bestimmt jeden Moment zurückgeben?”, murrt er leise und bietet den fremden Blicken, die auf uns ruhen, mit einem tiefen Knurren Einhalt.

“Weißt du eigentlich, dass Diebstahl strafbar ist, du dämlicher Versager?!”
 

Also..

Ich weiß gar nicht, wieso der sich einen Wachhund zulegt, wenn er doch sowieso alles und jeden vertreiben kann, sobald er auch nur die Augen aufschlägt.

Heh, bei mir reicht sogar nur der Klang seines Namen und ich krieg 'ne Gänsehaut, ist das denn normal?

Allerdings..

Was ist an DEM schon normal?

Kaiba kauft nie normale Klamotten, normales FastFood oder normale Autos, bei ihm ist alles exquisit, neumodisch und überteuert.

Allein seine Armbanduhr kostet wahrscheinlich so viel, wie meine Gesamte Einrichtung Zuhause.
 

Ich blicke ihn einen Moment lang an, innerlich heillos froh darüber, dass man uns nicht mehr anstarrt, und muss schwer schlucken.
 

Hm..

Ich glaube, wenn er nicht so aussähe, wie er nun mal aussieht, dann wäre es viel leichter, ihn für diesen unverschämten Reichtum zu kritisieren..

Also, was ich sagen will ist.. dass er schon irgendwiiiiee gut aussieht, ich beneide ihn sogar um diese zierlichen Hände, die er hat. Er hat so schöne Finger, die alles andere als Männlich, dafür aber unglaublich fein wirken.

Na gut, es sind Finger, mit denen er mir wahrscheinlich am liebsten dreimal täglich den Hals umdrehen würde, aber wenn das nehme ich gerne in Kauf!
 

Meine Augen zucken etwas nach unten, streifen unkontrolliert seine Hände, bevor sie wieder zu seinem Gesicht wandern.
 

Jaaa.. das ist auch eins dieser Dinge, die ich gerne hätte.

Blaue Augen.

Die sind einfach nur.. Wow!

Klar, Serenity sagt immer, diese Farbe wirkt kalt und eintönig, und manchmal trifft das bei Kaiba sogar zu, aber es gibt diese kurzen, winzigen Augenblicke, die viel zu selten vorkommen, in denen dieses kühle Blau zu einem Ozeanblau wird und meinen Verstand durchflutet.

Wirklich!

Ich schwöre, wenn das passiert, kann ich nicht mehr klar denken!

Manchmal hab ich dann sogar das Gefühl, er weiß ganz genau, was er da tut und anrichtet und er genießt es auch noch in endlosen Zügen.
 

“... Anwalt hören..”
 

Vorhin war einer dieser Augenblicke.

Wo das Blau ganz weich war, mein ich.

Nicht so zynisch und herablassend, sondern richtig schön, wie ein Pool im Sommer.

Mit warmen Wasser, wo man am liebsten reinspringen möchte.

Ich meine.. es war jetzt nicht so furchtbar unangenehm, als er mir auf die Pelle gerückt ist, sondern viel mehr.. äh.. fremd?

Unbekannt?

Merkwürdig?
 

“....machen... platt...”
 

Bild ich mir das ein, oder hab ich etwa grade gestanden, dass es mir nichts ausmachen würde, wenn Kaiba mich anbaggert?

Ganz ruhig..

Tief durchatmen.

Einen Mann attraktiv zu finden, ist keine Schande, oder?

Mädels haben damit doch auch kein Problem, die sitzen doch ständig rum und reden darüber, nicht wahr?

Und keiner klagt die an – also ist es nichts unglaublich spektakuläres.

Verdammt..

Das kann man doch nicht vergleichen..

Frau und Mann.. Mann und Mann..

Mhh.. solange es sich auf anziehend finden beschränkt ist es.. in Ordnung?
 

“.. und dann bist du Hundekuchen, Wheeler!”
 

Ich schrecke etwas auf und erwische mich dabei, wie ich Kaiba mit einem unheimlich sinnfreien Gesichtsausdruck angestarre. Schnell klappt sich mein leicht geöffneter Mund zu.
 

“Ja, ist in Ordnung.”, antworte ich also nur halb perplex, habe kaum etwas von seinem Monolog mitbekommen.
 

Wie auch, wenn ich die ganze Zeit mit mir kämpfe, ihm nicht um seinen hübschen Hals zu fallen und nie mehr loszulassen?!
 

Er zieht seine Augenbraue hoch, stopft das mitgenommene Toilettenschild zwischen unsere Sitze und kreuzt die Arme vor der Brust, ohne den Blick von mir zu wenden.
 

“Du siehst aus, als hättest du grade etwas sehr ungesundes geschluckt, Misttöle. Sollen wir vielleicht beim Tierarzt halt machen und dich behandeln lassen?”
 

Ich knirsche mit den Zähnen.

Hah.. das hätte ich fast vergessen.

Dieser hübsche Romeo kann ja auch noch reden..

Das macht glatt das ganze Bild kaputt.
 

“Gerne.. so lange du bezahlst, wäre ich sogar dazu bereit mich Brandmarken oder Piercen zu lassen.”
 

Hn.. dabei hat er mich schon irgendwie gebrandmarkt.

Also.. im Gehege, vor exakt 42 Minuten.

Versucht hat er es auf jeden fall ,daran gibt es keinen Zweifel und ich glaube, er weiß das ebenfalls.
 

“So ein Streuner wie du braucht eine Ganzkörperrasur und nichts anderes.”
 

“Vielleicht noch ein Bad? In deiner Wanne war ich ja schon, fehlt nur noch das Wasser!”
 

“Du ist ein absolut verkommener Köter, dich würde ich nicht mal retten, wenn du hilflos im Ozean herum treiben würdest!”
 

“Und du bist so scheiße, dich würd‘ ich nicht mal dann anpissen, wenn du brennst!”
 

Auf das letzte Kommentar hin ertönt in zwei Reihen vor uns leises Gekicher, während unsere Lehrerin uns einen strafenden, aber schweigenden Blick zuwirft.
 

Jetzt bin ich derjenige, der die Arme vor der Brust verschränkt und aus dem Fenster starrt. An Kaiba vorbei, der mich immer noch intensiv anstiert und damit einen warmen Schauer über meinen Rücken jagt.
 

Tjaaa.. scheiße, ne?

Jetzt bestraft er sich wahrscheinlich grade innerlich selbst, weil er mal nicht das letzte Wort hatte, sondern ich.

Moi!

Harharhar!
 

“Okay, ich geb’s auf.”

Seine Stimme klingt irgendwie neutral, so schwankend zwischen Desinteresse und Wutanfall, und er zuckt mit seinen schmalen Schultern, bevor die Beine übereinander schlägt und nach vorne blickt.
 

“Hä?.. Was gibst du auf?”
 

“Ich werde nicht weiter versuchen, dir niveauvolles Sprechen beizubringen. Ich dachte, jeder Hund sei in der Lage, ein Kunststück zu erlernen, aber du bist ein hoffnungsloser Fall von Träg- und Faulheit, zu nichts zu gebrauchen. Ein typischer Nichtsnutz.”
 

Nichtsnutz..

Er benutzt die selben Wörter, wie mein Vater.

Schon.. komisch..
 

Da ist sie wieder, die unsichtbare Hand, die von hinten meinen Hals zudrückt und mich zum frieren bringt, obwohl dieser Bus nicht einmal über eine Klimaanlage verfügt.
 

“Arschloch..”

Es ist das einzige Wort, das es bis dahin noch über meine Lippen schafft.

Erstens, weil es der Moment ist, in dem die Reifen des Wagens zum Halten kommen und zweitens, weil es keine andere Beschreibung gibt, die ich in diesem Augenblick passender gefunden hätte.
 

Ich rappele mich mit dumpfen Herzschlägen in der Brust auf und reihe mich in das Gewusel der Schüler ein, die den engen Gang zwischen den Sitzen entlang stolpern, um aus dieser Metalldose zu gelangen.
 

Es ist ätzend!

Dieses Auf und Ab, dass Kaiba bei mir verursacht.

Mal ist er richtig nett und sympathisch, und läuft auf der richtigen Fahrbahn, um sich mit mir anzufreunden, und dann wird er plötzlich wieder das alte Monster, das mit Sarkasmus und Arroganz um sich schlägt, wie ein Bekloppter!

Wer soll denn da den Überblick behalten?

Wie soll ich mich denn benehmen, wenn ich nicht weiß, was er überhaupt von mir will?
 

Griesgrämig stelle ich fest, dass mich meine Füße schon ziemlich weit vom Parkplatz getragen haben, in die Nähe unseres Schulgebäudes, obwohl der Unterricht wohl kaum weitergeführt wird.

Jedenfalls nicht heute, und das kommt mir nur zu Gute.
 

Ich drehe mich um, mustere kurz das Gedränge da hinten, bevor mein Blick schon wieder auf ihn fällt.
 

Hm..

Normalerweise würde ich mich beschweren, dass ich nicht eine Minute weg bin und schon wieder seinen Weg kreuzen muss, doch sein Anblick löst bei mir ein unergründliches Mundwinkelzucken aus, dass ich kaum unterdrücken kann.
 

“Warte mal, Kaiba.”, bitte ich so höflich, wie nur möglich, versperre ihm aber seinen Weg, sodass er gar keine andere Wahl hat, als stehen zu bleiben, es sei denn, er bombt mich gleich weg oder öffnet seine Tasche und baut sich eine Bazooka zusammen, mit der er mich wegsprengt.
 

“Gute Güte, Wheeler!”, entgegnet er genervt, scheint seine Massenvernichtungswaffen heute Zuhause gelassen zu haben.

“Hältst du es keine zwanzig Sekunden aus, ohne mir auf den Nerven rumzutrampeln?!”
 

Ich sehe, wie er an mir vorbeilinst, was mich vermuten lässt, dass seine Limousine ein paar Meter hinter uns geparkt hat, muss aber trotzdem grinsen und habe seine dämliche Bemerkung von eben schon wieder völlig vergessen.
 

“Eigentlich schon, aber ich wollte fragen, wann ich morgen zu dir kommen kann, damit du mir Nachhilfe gibst.”
 

Er sieht mich entgeistert an, als ob ich ihm grade auf seine Schuhspitzen gepinkelt und mir meine Unterhose über den Kopf gezogen hätte.
 

“Hast du’s an den Ohren, du Hundevieh? Ich hab dir bereits erklärt, dass ich mir nicht die Zeit nehmen werde, um dein Hirn auf zumotzen.”
 

“Freiwillig vielleicht nicht.”, erwidere ich völlig überzeugt von mir selbst, ziehe das kleine Ding aus meiner Hosentasche, das ich vorhin im Gehege aufgesammelt habe

und halte es ihm triumphierend unter die Nase.

“Aber vielleicht hilft es dir, eine neue Entscheidung zu treffen, wenn ich dieses kleine Bild hier an die Pinwand im ersten Stock hefte? Wär sicher hübsch..”
 

Seine feinen Gesichtszüge entgleisen völlig unkontrolliert und er greift so hastig nach dem Foto, dass ich meine Hand fast zu spät zurück gezogen hätte.
 

“Wo hast du das her?!”
 

Mein Grinsen wird ungewollt breiter, was mich allerdings auch nicht sonderlich stört.
 

“War ein Zufall, ehrlich. Aber wenn ich jetzt schon ein Druckmittel habe, kann ich’s genauso gut auch benutzen. Also, wie sieht’s aus, hm?”
 

“Das wagst du nicht, Wheeler.. Damit unterschreibst du dein eigenes Todesurteil!”

Seine Augen blitzen mir entgegen, doch ich stecke das locker weg und fuchtel mit dem Foto etwas vor seiner Nase herum.
 

“Och, weißt du.. stört mich nicht wirklich, das ist es mir sozusagen wert.”
 

Er knurrt laut, denn offensichtlich wird ihm bewusst, dass es mir wirklich nichts ausmacht, wenn ich mir mein eigenes Grab schaufeln müsste. Dann, mit einem resignierenden Naserümpfen, rauscht er großen Schrittes an mir vorbei.
 

“Um Fünf, bei mir. Wenn du eine einzige Minute zu spät kommst, kannst du alleine sehen, wie du die nächste Prüfung schaffst, kapiert?!”
 

“Ai ai, Käpt’n!”, erwidere ich und blicke ihm zufrieden nach, wie er mit wehendem Mantel und windgerissenen Haaren in seinen Wagen steigt, die Tür schallend zuschlägt und sich davon fahren lässt.
 

“Na, das war ja einfacher, als ich dachte.”

Ich stopfe das Bild zurück in meine Tasche und winke Yugi und Tristan zu, die noch immer am Bus stehen und offenbar auf mich gewartet haben.
 

...
 

Es ist Samstag.

Es ist Samstag und kurz vor Fünf.

Es ist Samstag, kurz vor Fünf und ich stehe mal wieder vor Kaibas Haustür, drücke seit mehreren Minuten auf den Klingelknopf und versuche verzweifelt, ein Funken Regung im Gebäude wahrzunehmen.
 

Ist das zu fassen?

Da lädt der Kerl mich mehr oder weniger zu sich nach Hause ein, und jetzt.. jetzt ist nicht mal jemand da?!

Hat er kalte Füße bekommen?

Oder ist er einfach nur restlos davon überzeugt, man könne mir nicht mehr helfen?!
 

“So ein Narzisst..”, murmle ich leise und will mich grade zum Gehen umwenden, als ein leises Knacken mir verdeutlicht, dass die Tür geöffnet wird.
 

“Joey!”

Mokuba sieht mir lachend entgegen und zieht mich am Ärmel in den Flur, noch bevor ich den Mund aufmachen kann.

“Sorry, dass du warten musstest. Seto arbeitet noch, da kriegt er immer nichts mit und ich war im Garten und hab.. ach, egal!”
 

“Ähh.. er arbeitet? Er hat zu mir gesagt, ich soll –”
 

Wieder ist es die kindliche Stimme, die mich unterbricht.

Das hat er eindeutig von seinem Bruder!
 

“Ja, ich weiß! Seto hat mir erzählt, dass du in Chemie eine Niete bist und er beschlossen hat, dir zu helfen.”
 

“Ah.. eine Niete, ja?”

Ich runzle die Stirn etwas und weiß nicht recht, ob ich Kaiba für diese Aussage einfach eine Vase klauen sollte..
 

“Ja! – Naja.. eigentlich sagte er, du seist ein vollkommen hoffnungsloser Fall von totaler Verblödung, aber das ist ungefähr das Gleiche, nicht wahr?”
 

Ähähä..

Nicht sehr aufmunternd, Mokuba..
 

Der Kleine zieht mich, immer noch meinen Ärmel umkrallend, den selben Gang entlang, den ich bereits vorletzte Nacht, auf der Suche nach einem Bad hinunter gestolpert bin und schiebt mich mit ein paar Kniffen und lächerlichen Boxversuchen in den großen Raum.
 

Da sitzt er und foltert ein paar leblose Blätter Papier mit einem hoch konzentrierten Blick, obwohl ich sicher bin, dass er uns gehört hat.

Wer hätte das nicht?

Jedesmal, wenn Mokuba mich in die Seite gekniffen hat, musste ich leise ächzen.
 

“Setooo~! Joey ist da.”

Der schwarzhaarige kann sich ein Grinsen offenbar nicht verkneifen, auch, wenn mich interessieren würde, was denn so komisch sein soll..

“Ich geh wieder runter, bevor Caesar wieder anfängt, das Blumenbeet zu zerstören. Wenn ihr anfangt, euch zu kloppen, schick ich Roland vorbei, in Ordnung?”
 

Mit diesen letzten Worten fällt die Tür hinter ihm ins Schloss und ich bleibe zurück, allein mit einem Workaholic, der mich bisher keines einzigen Blickes gewürdigt hat.
 

Ich räuspere mich leise, werfe meine Tasche an eines der Beine seines Schreibtisches und sehe mich um.

Dann ertönt ein lautes, schrilles Quietschen, als ich einen Stuhl aus der hintersten Ecke des Raumes zu Kaibas Arbeitsplatz ziehe und mich darauf fallen lasse.
 

“Du darfst mich ruhig angucken.”, erlaube ich grinsend und fliege mit meinem Blick über die endlosen Zahlenberge auf seinen Blättern.
 

“Vielleicht will ich dich gar nicht ansehen, Wheeler.”, gibt er monoton zurück und ich rolle nur mit den Augen.
 

“Du hast gesagt, du hilfst mir, also stell dich jetzt nicht so an! Die Arbeit da kannst du auch nachher noch erledigen, oder nicht? Ich bin schlau genug, um binnen zwei Stunden all den Chemiekram zu kapieren, und dann bist du mich los.”
 

Endlich hebt er den Kopf und blinzelt mich an.

Er sieht mitgenommen aus, das muss ich zugeben..

Seine blauen Augen sind dunkel und sehen irgendwie müde aus. Sein Pony wirft einen schwachen Schatten, die Haut wirkt matt und sowieso sieht er aus, als käme er grade aus einem Termine-Marathon.

Und jetzt muss er sich auch noch mit mir rumschlagen.
 

Hm..

Was ist das? Ein schlechtes Gewissen?

So läuft das doch, oder nicht? Fressen und gefressen werden, man muss Opfer bringen, nur der Stärkste überlebt.

Und ich will garantiert überleben!
 

“Wheeler, das, was du gestern gemacht hast, nennt man Erpressung. Das ist Strafbar. Genauso wie Diebstahl. Und jetzt frage ich mich ernsthaft, wieso du so oft freiwillig Gefahr läufst, ins Gefängnis zu wandern, anstatt mich zu fragen, was ich denn überhaupt für eine Nachhilfestunde verlangen würde.”
 

Tja..

Öh..

Einfach fragen?..

Heißt das.. ich.. hab völlig umsonst sein Kloschild gemopst, mich seinen Launen ausgesetzt, mich umsonst begrabbeln und fertig machen lassen, ich hab grundlos seinen Weg blockiert und eine Provokation durchgeführt; ich hätte einfach FRAGEN sollen, was er will?!

Tief durchatmen, Joseph..
 

“Äh.. Tja, hab ich aber nicht. Also ,was ist? Chemie? Ja, Nein?”

Ich sehe ihn fragend an und er erwidert meinen Blick für einen Moment, bevor er geschafft seufzt und mit den Schultern zuckt.
 

“Ich bin in fünf Minuten fertig.. Solange wirst du dich noch gedulden müssen.”
 

Ich grinse triumphierend, bleibe noch ein paar Minuten sitzen, bevor ich aufstehe und etwas im Zimmer herumstapfe.

Hin und wieder sehe ich, wie er mir völlig undurchschaubare Blicke zuwirft, aus denen ich einfach nicht schlau werden kann, lasse mich jedoch nicht davon abhalten, die Einrichtung zu mustern.

Viele Bücher, die unglaublich schlau im Regal stehen, ein paar lose Zettel und unzählige Akten und Ordner, von denen etwa die Hälfte auf dem Boden rumliegen, weil sie offensichtlich nicht mehr zu verstauen waren. Hier und da sind ein paar Auszeichnungen für irgendwelche gewonnenen DuelMonster-Turniere zu sehen, aber ansonsten nichts wirklich persönliches.
 

Ich vermute, das ist einfach typisch Kaiba.

Beschäftigt, wie eh und je.. Da könnte Mokuba einem glatt Leid tun – WENN man nicht wüsste, dass der kleine für Kaiba ungefähr so wichtig ist, wie die Luft zum atmen.
 

Mein Blick bleibt an einem undeutbaren Haufen von Heftern hängen, unter denen etwas liegt, das mir durchaus sehr bekannt vorkommt. Fast schon automatisch zuckt meine Hand nach vorne und zieht mit lautem Geraschel ein dickes Buch unter all dem Arbeitszeug hervor, woraufhin der Stapel mit Akten von der gläsernen Tischplatte auf den Boden fällt.
 

“Wheeler!”, höre ich es hinter mir zischen, aber meine Augen haften weiterhin an meinem Fund.

“Kann man dich keine zwei Sekunden aus den Augen lassen, ohne dass du sofort alles ins unvermeidbare Chaos stürzt?!”
 

Meine Lunge füllt sich mit etwas kaltem, als ich die Luft scharf einsauge und mich zu Kaiba umdrehe, mit dem Buch herumfuchtelnd das Gesicht verziehe.
 

“Ist das etwa MEIN Chemiebuch?! Hast du nicht gesagt, du hättest es in der Firma vergessen??”
 

Er betrachtet es einen Moment lang, zuckt dann erneut mit den Achseln und legt den Füller beiseite.

“Hm.. dann hat’s wohl die ganze Zeit hier rum gelegen..”
 

Ich fürchte, vor meinem Mund hat sich Schaum gebildet, als ich haltlos mit meinem Buch nach ihm werfe, allerdings meterweit daneben werfe.
 

“Kaiba!! Wegen dir hab ich die schlimmsten Tage meines Lebens durchgemacht! Das fing doch alles mit diesem bescheuerten Haufen von Blättern an, die du mir weggenommen hast!!”
 

Er bleibt völlig unberührt in seinem Sessel sitzen und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, als wäre ich bekloppt.

“Jetzt hast du’s ja wieder, oder nicht? Mach keine Szene und setz dich auf den Stuhl, damit wir anfangen können.”
 

Pfft..

Du kleiner, dämlicher Autokrat!
 

Ich brauche etwas Zeit, um mich zu beruhigen, bevor ich widerwillig zu meinem Platz zurückstampfe und mich darauf niederlasse. Dann greife ich in meine Tasche und schwinge schlecht gelaunt ein paar Collegeblöcke auf die Tischplatte, ohne sein Murren zu beachten.
 

“Wheeler..”
 

“Was ist?!”
 

“Wheeler, diesen Stuhl meinte ich nicht!”
 

Hä?..

Wie?.. Nicht diesen Stuhl?..
 

Ich schaue mich etwas ratlos um.

“Kaiba, das ist der einzige in diesem Raum, wie kannst du da einen anderen meinen? Willst du etwa, dass ich mich unten in die Küche setze, he?”
 

Er schüttelt seinen Kopf, lächelt auf eine beunruhigende Art und Weise und tippt mit der Spitze seines Zeigefingers auf die Armlehne seines Sessels.
 

Ehm..

Versteh ich das jetzt richtig?

Er will, dass ich.. dass ich mich auf seinen ultra teuren Sessel plumpsen lasse, obwohl er selbst noch drin sitzt?

Das würde bedeuten, ich solle auf.. auf.. seinen Schoß..?!
 

Meine Wangen haben vermutlich einen dezenten Kirschton angenommen, denn sein Lächeln wird undefinierbar.
 

“Ich weiß nicht, was das bringen soll, ich sitz hier doch ganz gut..”
 

Ganz gut heißt demnach.. nicht so nah an ihm dran.

Nicht, dass es unangenehm wäre, oder so..

Ich meine, er riecht gut, sieht gut aus, er fühlt sich ,soweit ich das beurteilen kann, auch gut an..

Aber eben all das macht es merkwürdig, in seiner Nähe zu sein.
 

Er verengt seine Augen etwas und ich kann förmlich sehen, wie sein Geduldsfaden sich spannt.

“Komm her jetzt!”, befiehlt er kühl, dreht sich samt Stuhl in meine Richtung und hebt seine Hände etwas an, als wolle er mich zur Begrüßung umarmen.
 

Hilfe?!

Was ist das? Was soll das?

Wieso tut er auf einmal so, als wären wir seit Jahren befreundet – oder noch mehr?!
 

Zögernd stehe ich von dem hölzernen, recht unbequemen Stuhl auf und tapse die paar Zentimeter zu ihm hinüber. Als ich seine Hände an meinem Becken spüre und von ihm nach vorne auf seinen Schoß gezogen werde, fühle ich, wie ein kleiner Teil von mir schreiend die Flucht ergreifen will, allerdings von den restlichen 99% festgehalten und gezwungen wird, das durchzustehen.
 

Durchzustehen..

Klingt, als wäre ich in irgendeiner pubertären Krise.
 

“Hm..”, macht er leise und prüfend, und sein Blick streift meinen peinlich berührten Ausdruck.

“Wenn ich das Knallrot in deinem Gesicht sehe, gehe ich davon aus, dass du es nicht gewohnt bist, angefasst zu werden?”
 

Öhö..

Na, eigentlich schon..

Normalerweise ist es aber kein Kerl, der mich.. anfässt.

Höchstens Tristan oder Yugi, aber die machen das auf ‘ne ganz andere Art.

Aber heh.. ?

Seit wann geht’s den was an, wer mich wann wie berührt?!
 

“Was ist nun mit Chemie?”, hake ich nach, entschlossen, ihm auf diese Frage keine Antwort zu geben, doch er schmunzelt nur und während seine eine Hand auf meiner Taille liegt, spielt die andere an meinem T-Shirt herum.
 

“Weißt du, was bei einer chemischen Reaktion passiert, Wheeler?”
 

Er sieht mich fragend, aber nicht siegessicher an, während ich nach kurzem Überlegen den Kopf schüttel und mich zwangsweise an seinem Oberteil festhalte.
 

Wahrscheinlich schmeißt er mich gleich runter und fängt an, diverse Formeln aufzusagen, während aus seinen Ohren Rauch kommt und seine Zunge ausleiert.

Hihi..
 

Wider Erwartens bildet sich auf Kaibas Lippen ein ehrliches Grinsen, bevor die Hand von meinem Shirt an mein Kinn wandert und meine Haut verbrennt. Er zieht meinen Kopf etwas zu sich runter, blickt mir tief in die Augen und ich habe deutlich Mühe, standhaft zu bleiben und nicht zwischen seinen Fingern zu zerfließen.
 

Mein Herz tanzt einen Samba, poltert da drin so laut herum, dass jeder anständige Vermieter schon dreimal geklingelt hätte, doch das Einzige, was ich im Moment hören will, ist seine Stimme..
 

“Es ist leicht zu merken..”, fängt er schließlich an und streicht mit seinem Daumen über meiner Unterlippe, so sanft, dass ich es kaum fühle.

“Zwei unterschiedliche Stoffe reagieren miteinander...”
 

Zwei unterschiedliche Stoffe?

So.. wie.. wie er und ich?..
 

“.. und was dabei herauskommt, ist ein neuer Stoff..”
 

Zum Beispiel.. äh.. eine unergründliche Anziehung?..
 

“..mit völlig anderen physikalischen und chemischen Eigenschaften.”
 

Ich starre gebannt in seine ozeanblauen Augen, muss mich zum Schlucken zwingen und beiße mir kurz auf die Unterlippe.

Hätte unser Lehrer das so erklärt, wie Kaiba es grade tut, hätte ich es mit Sicherheit verstanden..
 

“Soweit klar?”, fragt Kaiba leise, doch ich glaube, er erwartet keine Antwort, denn sein Blick wirkt vollkommen verträumt, als wären ihm diese Worte nur versehentlich rausgerutscht.
 

Ich hätte gerne geantwortet.

Ja, wirklich, das hätte ich, aber dann sehe ich, wie er seine Augenlider senkt und kann fühlen, wie seine weichen Lippen meine eigenen berühren.

Das ist der Moment, in dem mein Herz draufgängerisch in zehntausend Teile zerspringt und sich augenblicklich neu zusammensetzt.
 

Seine Zunge fährt über meine Lippen und bittet höflich um Einlass, den ich ,wenn auch etwas irritiert, gewähre.

Ein warmes, unglaublich angenehmes Gefühl taucht auf einmal auf, umschließt mich und ich komme mir blöderweise vor, als wäre es mein erster Kuss, so unbeholfen, wie ich hier sitze und nur zaghaft seine Bemühungen erwidere.
 

Klack!

Der Verstand ist aus.

Weg ist es, das Hirn.

Fort, bye bye, auf Wiedersehen, war schön mit dir, vielleicht sieht man sich mal wieder?
 

Eine lauwarme Hand rutscht unter mein Shirt, streichelt über meine Haut und löst ein Knistern in meinem Körper aus, während Kaibas Zunge sich alle Mühe gibt, meine eigene zum spielen zu animieren.
 

Leider bin ich dazu nicht in der Lage.

Das liegt nicht etwa an einer plötzlichen Lähmung oder ähnlichem, sondern einfach daran, weil.. weil.. ausgerechnet Kaiba grade..

Ich meine..

Warum?!
 

Er löst seine Lippen von mir, als hätte er meine Gedanken mitbekommen und quält mich einem Moment lang mit diesem fürchterlich tiefen Blick, der mich ein wenig einschüchtert.
 

“Keine Sorge, Joey. Ich fress’ dich schon nicht auf, versprochen.”
 

Argh!

Muss er jetzt auch noch damit anfangen?

Dieses ewige Nachname-Vorname-Spiel läuft doch sowieso immer aufs gleiche hinaus – Chaos!
 

Unter mir fühle ich, wie er sich bewegt und etwas nach vorne lehnt, um meinen Hals zu liebkosen, was mich von meinen zeitlosen Gedanken in die nächste Himmelsphäre schleudert. Seine Finger hantieren an meiner Hose herum, als suche er einen weg, sie zu öffnen – aber ich bin im Moment wirklich außerstande, darüber nachzudenken.
 

“Kaiba..”, seufze ich leise und hingebungsvoll, aber davon überzeugt, beim Nachnamen zu bleiben.

Man will ja nicht zu persönlich werden, nicht wahr?
 

“Na?!”, macht er plötzlich und zieht auf einmal ruckartig seine Hände zurück, wobei er mich von seinem Schoß und auf den Boden wirft.
 

Autsch!

Was.. Was sollte DAS nun wieder?!
 

“Sei gefälligst vorsichtiger, sonst bist du das nächste mal derjenige, der irgendwo runter fällt!”, blaffe ich gereizt und will mich wieder aufrappeln, um mich zurück zu ihm zu setzen, doch sein Blick lässt mich erstarren.
 

Was zum..?!
 

_________

Teil 9: Ein Biotop für Kaiba

Wahnsinn à la Kaiba

Die Psyche eines Eisbergs
 

Disclaimer: blaaa... außer der Storyline is nix mir :)
 

Pairing: Seto/Joey *chrchr
 

Sonstiges: :DD Natürlich ein Dankäää an die Kommi-schreiber! Was würd ich nur ohne euch tun? <3 :D aber (jetz kommts) ein noch viel geileres,hochsuperspecialmäßiges YAY an blacki *--* die ein ultra-fanart zu dieser ff zeichnen möchte ;_; dankeeeeeeee *umknautsch*

ansosnten: viel spaß mit diesem pitel :D
 

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Teil 9: Ein Biotop für Kaiba
 

Oh man..

Da sitzt er also.

Der Eisberg. Der Gefrierschrank. Der Schneemann höchst persönlich und sieht mich an, als wäre er der König der Welt.

Naja.. an diesem Titel ist er auf jeden Fall verdammt nah dran.
 

Ich spüre einen kalten Schauer über meinen Rücken laufen, genau an den Stellen, die vorher noch berührt worden waren.

Von ihm ,der jetzt einfach nur da hockt und dieses kleine Etwas in den Händen dreht.
 

Er scheint meinen Blick bemerkt zu haben, denn auf seinen blassen Lippen bildet sich ein laszives Lächeln, gefolgt von einem gespielten Seufzer und einem Ich hab dich fertig gemacht-Blick, den ich nur zögernd wahrnehme.
 

"Hätte nicht gedacht, dass du's bei dir trägst, Wheeler."
 

"Natürlich hast du das nicht." erwidere ich verbissen und bleibe trotzig auf dem Boden vor ihm sitzen, obwohl mir diese Pose ganz und gar nicht gefällt. Ich fühle mich, wie ein Köter.. aber das muss ich ihm ja nicht unbedingt auch noch vorhalten.

"Mein Hundehirn ist offensichtlich zu kompliziert für dich."
 

Er lehnt sich hochnäsig in seinem Sessel zurück und ich mustere ungewollt seine leicht zerzauste Frisur, die er sich eingehandelt hat, weil seine Fingerspitzen über meine Seite gefahren sind, wo ich extrem kitzelig bin.
 

“Kompliziert ist vielleicht sogar das richtige Wort. Woher soll so ein brillantes Hirn wie meines auch wissen, was sich im murmelgroßen Nervenklumpen eines Tieres abspielt?”
 

Seine Stimme klingt nüchtern und sachlich, als hielte er einem seiner Geschäftspartner vor, was für einen schrecklichen Fehler man doch beim Produkt entdeckt hätte.
 

Ist es das, Kaiba?

Ein Fehler an der Ware? Ein Problem?
 

Ich schweige und starre halb abwesend auf die weiße Rückseite des Fotos.

Richtig gehört.

Es ist jenes Foto, das ich im Gehege gefunden hab.

Oder vielmehr.. das ich dort geknipst habe.

Aus versehen, versteht sich..

Zugegeben, es ist ein wenig.. ehm.. anzüglich, denn es zeigt, wie Kaiba mir an die Wäsche geht, aber es hat seinen Zweck erfüllt.

Ähh..

Korrektur: Es hätte!
 

Ich hab’s mir, bevor ich vorhin aufgebrochen bin, in die Hosentasche geschoben, damit ich Kaiba im Falle eines Falles etwas unter Druck setzen kann.

Hätte beinahe funktioniert..

Ähähä..
 

“Du solltest eine Therapie in Betracht ziehen, Wuffi.”
 

Seine Worte wecken mich unsanft aus meinen nicht beendeten Gedanken auf und die kurz unterdrückte Ich hasse Kaiba-Welle steigt in meinem Magen auf.
 

Huii.. ist das etwa Galle da, in meinem Hals?

Unangenehm.

Wirklich unangenehm.
 

“Ich?! ICH soll mich in Therapie begeben?!”, fahre ich ihn garstig an und springe auf die Beine, als hätte ein Trampolin unter dem Hintern.

“Bei allem Respekt, und davon hast du von mir sowieso nicht allzu viel; DU bist hier der verrückte, perverse, gestörte Kerl! Du stiehlst, du verletzt mich, du machst mich geistig fertig. Du bist derjenige, der einen Therapeuten braucht! Du, und dein verflixter Köter!”
 

Er sieht mich nicht sonderlich beeindruckt an – was ich eigentlich gehofft habe – und spielt mit dem Bild in deinen Fingern herum.
 

“Sag ich doch. Der verblödete Hund braucht eine Therapie.”, antwortet er schließlich gelassen und schiebt anschließend das Foto zwischen ein paar dicke Mappen auf seinem Schreibtisch.

Aus meiner Reichweite, eingeklemmt zwischen Zahlen, Satzzeichen und Wörtern, die ich nicht mal dann verstehen würde, wenn ich den gesamten Inhalt eines Wörterbuches einsaugte.
 

Einen Moment lang muss ich überlegen, bevor mir seine Anspielung auffällt und schon wieder übermannt mich dieses Gefühl von.. ja.. von was?
 

Wut?

Sogar Hass?

Manchmal glaube ich, dass es so eine Kaiba-Emotion ist..

Ein Gefühl eben, das ich immer nur dann bekomme, wenn er in meiner Nähe ist und über mich herzieht.

Dieser versnobte Tyrann!
 

“Ich meine nicht mich!! Ich meine deinen bescheuerten Constantin! Obwohl das arme Ding wahrscheinlich nichts dafür kann, dass es umständlicherweise von einem eingefrorenen Waschlappen erzogen wurde – da lernt man halt nicht viel anderes, als den ganzen Tag tropfen und dumm in der Gegend rumliegen!”
 

Nimm das und erstick dran, Kaiba!

Du hast es nicht anders verdient!
 

“Er heißt Caesar, immer noch. Du solltest mal zum Arzt gehen, deine Fähigkeit, Namen zu behalten, lässt wirklich stark zu wünschen übrig.”

Seine eisigen Augen sehen mich prüfend an und verursachen bei meinem Herzen das bewährte Ich hör auf zu arbeiten-Syndrom, für das ich für diesen Moment allerdings wenig übrig habe.
 

Ich verenge meine Augen und schlucke die Flut an Übelkeit hinunter, ohne groß darüber nachzudenken, denn sonst hätte ich mich höchst wahrscheinlich dazu entschlossen, Kaiba den teuren, weißen Teppich voll zu göbeln, damit ihn wenigstens etwas an mich erinnert, wenn ich dieses Haus fluchtartig verlasse.
 

Er macht mich krank..

Normalerweise bin ich ein Fan von jeglichen Achterbahnen, aber der Typ schafft mich ganz.

Auf, ab, wieder hoch, runter..

Wäre schön, wenn wir mal einen Kurs behalten könnten, Mister Wichtig!

Ansonsten kann es wirklich passieren, dass demnächst ein riesiger Kotzfleck auf deinem Boden prangt, für den ich mich mit Sicherheit nicht entschuldigen werde.
 

“Und was sollte das eben werden?”, fange ich an und knirsche ungeduldig mit den Zähnen.

“War das eine deiner Fotorettungsaktionen? Dem Köter auf die Pelle rücken, um den eigenen Arsch zu retten?!”
 

Ein amüsiertes Grinsen schleicht sich auf seinen perfekten Gesichtszüge, die momentan allerdings einzig und allein Brechreiz bei mir auslösen.
 

“Hm.. Nicht nur. Mal davon abgesehen, dass ich dich freiwillig sowieso nie ohne Gummihandschuhe anfassen werde, wollte ich die Panikattacke erleben, vor der du mich gewarnt hast.”
 

Sein Gesichtsausdruck verändert sich nicht einmal ansatzweise, als er sich in seinem Sessel nach vorne beugt und die Hand nach meiner Wange ausstreckt, doch ich drehe wie ein schmollendes Kleinkind den Kopf weg.
 

Er schmunzelt.

“Du hast aber leider nicht geschlagen, Wheeler, so, wie du es versprochen hattest..”
 

“Whuu.. Bist du jetzt enttäuscht?! Wenn du magst, kann ich das nach holen! Jetzt und hier, sofort! Ich prügel dich windelweich, du kleiner Masochist!”
 

Prügeln, Masochist?

Was ist denn nun?

Normalerweise rede ich nicht viel drum herum, stattdessen tu ich’s lieber!

Was ist los Joey?!

Stark bleiben, du wirst dich doch von so einer Krümelkacke nicht treffen lassen!

Dann hat er dich eben angefasst, und belästigt, und befummelt, und geküsst – na und?

Obwohl.. hmmm.. das küssen ist gar nicht so na und, wie ich es gerne hätte..
 

Ich knurre.

Er schweigt.

Und aus der dämlichen Anlage in seinem Regal kommt noch immer dieses geschmacklose Gesülze, die endlosen Geigenklänge und, wenn ich mich nicht irre, ein Klavier, dass mit unrythmischen Tastengehämmer die Melodie zerstört.
 

“Ganz ehrlich, Kaiba..”

Dummerweise klingt meine Stimme nicht so ehrlich, wie sie soll, doch das bessere ich mit einer gekonnten Mittelfinger-Aktion wieder aus.

“... ich hab dir ein klitzekleines bisschen mehr Anstand zugetraut. Mehr Würde. Du gehst mir unters Hemd, wegen eines Fotos? Wegen eines erwarteten Faustschlag in die dämliche Visage? Wie erbärmlich ist diese Ausrede denn? Wenn du verprügelt werden willst, hättest du nur einen Pieps sagen müssen, und ich glaube, das weißt du.”
 

Ich sehe ihm direkt in die Augen.

In diese typischen Kaiba-Augen, die nach Ruhe schreien und einfach nur für sich seien wollen.

Aber langsam nehme ich ihnen diese Masche nicht mehr ab.

Ich mein.. Er begrabbelt mich.

Er quält mich.

Er lacht über mich.

Auf seine Stirn wurde förmlich ein Schild getackert, auf dem Sadist! steht!

Und er erwartet allen Ernstes, dass ich nicht mitkriege, dass ihn meine Existenz gar nicht so kalt lässt, wie er es gerne hätte?

Halloho?

Wer bin ich denn?

Die blinde Kuh?!
 

Ich muss mir glatt ein tiefen, verstörten Seufzer verkneifen, als er lediglich süffisant lächelt und eine Handbewegung macht, die aussieht, als würde er mich wegfegen wollen.
 

“Du kannst gehen. Die Lektion ist beendet.. Wahrscheinlich ist dein Kopf sowieso schon voll.. ich weiß doch, wie schwer es dir fällt, dir mehrere Dinge auf einmal merken zu müssen, Wheeler. Also zieh Leine und lass mich arbeiten.”
 

Er rollt mit seinem Sessel an mir vorbei, wäre sogar beinahe über meine Hand gefahren, mit der ich mich auf dem Boden abgestützt habe, wenn ich sie nicht rechtzeitig zurück gezogen hätte.
 

Wenn der wüsste, wie vollgestopft mein Kopf wirklich ist, würde er sich hüten, so etwas zu sagen!

Unter meiner Schädeldecke gibt es doch seit Tagen nur noch ein einziges Thema:

Seto Kaiba.

Langsam fürchte ich sogar, mein Herz, das jedesmal den Verstand verliert, sobald er da ist, hat längst die Form eines eiskalten Geschäftsmannes angenommen.

Jenen eiskalten Geschäftsmannes, der jetzt wieder an seinem Schreibtisch sitzt, sich über seine Zettelwirtschaft beugt und mich derartig ignoriert, dass ich das große Verlangen, ihm an den Suhl zu pinkeln, unterdrücken muss.
 

“Du bist das absolut Verquerste, was mir jemals unter die Augen gekommen ist!”, zische ich aggressiv, greife aufgewühlt nach meiner Tasche, die noch immer am Tischbein liegt, und klemm mir aufgeregt mein Buch unter den Arm, bevor ich so geräuschvoll sein Büro verlasse, dass ich das Knallen der Tür hinter mir noch echoen höre, als ich die Haustür ebenfalls zu schmettere.
 

Ich kann nicht denken, ich kann nicht mal mehr reden und jede Straße, die ich auf dem Weg nach Hause überqueren muss, kommt mir verlockender denn je vor, um darauf überfahren zu werden.
 

Ich hab mich nicht zum Affen gemacht.

Ich hab mich absolut schamlos, tief und bis auf die Knochen blamiert.

Für einen klitzekleinen Augenblick hatte ich nämlich gedacht, der ewige Griesgram sei endlich aufgetaut und hätte so etwas wie menschliche Regungen gezeigt, dabei war es nur wieder das gleiche, wie jedesmal.

Diese Maske.

Diese widerliche, kleine, häßliche Maske, die er trägt, aus Angst vor Rissen in seiner Persönlichkeit, der Autokrat!

Ist das denn nötig?

Muss er mir, ausgerechnet MIR, auf den zerbrechlichen Nerven rumtrampeln?

Hat er noch nie den Gedanken gehabt, dass ich auch Tage habe, an denen ich am liebsten gar nicht aufwachen möchte?

Kaiba!

Wieso benutzt du deinen Verstand nicht mal auf eine humanere Art und Weise?!

Wieso fächerst du mit diesem einmaligen Denkvermögen Zahlen und wirre Worte durch, aber interessierst dich nicht für die Gefühlswelten anderer Leute?!
 

Völlig wutentbrannt und noch immer nicht der Beruhigung nahe, ramme ich meinen Haustürschlüssel in das dafür vorgesehene Schloss, drehe ihn gewaltvoll um und stoße mit meiner Fußspitze die Tür auf.
 

Gott!!

Der gehört nicht in diese Welt!

Der braucht eine Umgebung, die sich völlig auf ihn einstellt!

Eine Wüste, die Arktis oder noch besser: Eine Gummizelle!

Da stört ihn wenigstens niemand, da fordert niemand aus Trotz seine Firma, niemand will seinen Bruder entführen, um seine Aufmerksamkeit zu ergattern und niemand hängt an seinem Ärmel und bettelt um fünf Minuten Zeit!
 

Das Dumme an dieser Aussage fällt mir erst ein paar Sekunden später auf.
 

Der Niemand bin ich..

Also..

Ääh..

Ich würde Mokuba niemals böse anfassen oder so, verstanden?!

Und diese Firma interessiert mich ungefähr so sehr, wie die Kaugummireste unter meinem Turnschuh!

Ich brauche auch keine Privatzeit mit dem allmächtigen Seto Kaiba, versteht mich nicht falsch..

Das Blöde..

Es gibt da ein, zwei Leute, die mich als einen Niemand bezeichnen..
 

Ich schleudere meine Tasche auf den Stuhl im Flur und schlurfe gen Küche, um noch etwas in den Magen zu kriegen, dessen Geknurre meine Gedankengänge unterbrochen hat.
 

So weit bin ich schon gesunken..

Ich lasse mich von ihm herumschubsen.

Ich benehme mich, wie dieses Mädchen, das im Bus neben ihm saß – nur etwas offensiver, aggressiver und provokanter.

Aber ich fürchte fast, ich hab manchmal den selben, verträumten Blick drauf, wenn ich mal wieder seinen Hinterkopf anstarre.

Das einzige Körperteil, dass ich besser kenne, als meine Westentasche, von dem ich jeden kleinen Millimeter erahnen kann, von dem ich weiß, wie es aussieht.
 

Ich drehe an den Knöpfen für den Ofen und reiße die Packung der Pizza auf, was in einem heillosen Durcheinander von Pappschnipseln endet.
 

Aus der Reserve locken wollte er mich also?

So?!

Er weiß, dass er mich nur Köter schimpfen muss und schon geh ich die Wände hoch – da muss er mich nicht angrabbeln!

Und küssen!

Und überhaupt, was hat er sich dabei gedacht?!
 

Ein paar Minuten muss ich warten, dann schiebe ich mein abendliches Mittagessen auf das Gitter und knalle die Ofenklappe zu. Ich lasse mich am Esstisch nieder, stütze mich mit dem Ellenbogen auf der Platte ab und starre wütend ins Nichts.
 

Du regst mich auf Kaiba.

Du regst mich auf, und langsam weiß ich nicht mehr, was ich noch tun soll, um daran etwas zu ändern.
 

. . .
 

Oh Gott..!
 

Ich zucke stark zusammen, als etwas unglaublich schrilles und helles an meine Ohren dringt. Ein Ton, der mein Trommelfell beinahe zum platzen bringt und noch bevor ich meinen Orientierungssinn wiedergefunden habe, hebe ich verplant den Kopf.
 

Uäh.. was.. ist das denn?!
 

Stirnrunzelnd wische ich mir etwas flüssiges, rotes von der rechten Wange und probiere davon.
 

Hm.. Tomatensoße..

Sieht so aus, als wär ich glatt über meiner Pizza eingenickt..

Sowas bescheuertes.

Da soll noch jemand sagen, dieser Tiefkühlfraß wär zu hart.
 

Die Soße verschwindet mit einer kurzen Bewegung in den Falten meines Ärmels, bevor ich etwas irritiert nach der Geräuschequelle greife, die nur wenige Zentimeter neben mir liegt.

Das Telefon.

Auf dem Display steht eine fremde Nummer, doch ich kann mir schon denken, wer das ist..
 

“Ehm.. Hallo?”, frage ich leise und schmunzle etwas.
 

“Herr Gott, Wheeler! Bist du ins Klo gefallen, oder warum gehst du nicht ran?!”
 

Es ist unverkennbar Kaibas Stimme, die mich da durch den Hörer hindurch anblafft, und ich kann mir ein resignierendes Grinsen einfach nicht verkneifen.
 

“Machst du dir etwa Sorgen?”

Meine Stimme klingt triumphierend – unabsichtlich, wirklich!

Ein Schnauben am anderen Ende der Leitung erklingt, gefolgt von ein paar wüsten Beschimpfungen, die ich leider nicht verstehe.

“Woher hast du meine Nummer? Ich bezweifle, dass du diese alte Telefonliste behalten hast..”
 

Ich hab gehofft, ihn wenigstens für wenige Sekunden aus dem Konzept zu bringen, indem ich nicht streite, sondern höflich nachfrage, doch es hat nicht funktioniert.

So’n Mist.
 

“Ich hab in diesem Bereich mehr Möglichkeiten, als du Kakerlaken in deiner Wohnung – wenn ich will, kann ich rausfinden, wie oft du deine Unterwäsche in der Woche wechselst.”
 

Ähh..

Das.. wäre ziemlich unangenehm..

Wie gut, dass Kaiba solche banalen Kleinigkeiten nicht im geringsten interessieren!

Andrerseits.. bis vor kurzem dachte ich ja auch, er hätte kein Interesse an mir..

Hmpf..

Also, wenn DER in meinem Privatleben rumschnüffelt, gibt’s aber ne Menge Ärger!
 

“Aha. Und was verleitet dich dazu, mich hier bei meinem Schönheitsschlaf zu stören?”
 

Hmhm.. liegt das an mir, oder höre ich mich tatsächlich neugierig an?

Wie peinlich..

Hoffentlich interpretiert er das nicht falsch!
 

“Nachhilfe, Wheeler, Nachhilfe. Nachdem du mir in den letzten Tagen derart stur in den Ohren gelegen hast, nur um endlich ein Ja von meiner Seite zu ergattern, kommst du da unmöglich wieder raus, verstanden?!”
 

Ich stutze etwas, über diese ungewohnt.. naja.. hilfsbereite Antwort, obwohl in seiner Stimme immer noch dieser Du-bist-Schuld-Am-Weltuntergang!-Unterton mitschwingt.
 

Wow..

Ehrlich gesagt hab ich nicht damit gerechnet, dass er.. das zu Ende führt..

Ich meine, nach seiner Aktion heute ist es nicht sehr verwunderlich, dass ich ihm mit einer Wagenladung Skepsis gegenüber stehe, oder?

Tz..
 

“Netter Versuch Kaiba, aber ich hab keine Abzüge machen lassen.”, antworte ich gereizt und hätte beinahe in den Hörer gespuckt.

Sein kurzes Schweigen lässt mich wissen, dass er sehr wohl ahnt, wovon ich rede.
 

Hey – bei aller Liebe?!

Wieso sollte er diese dämliche Vereinbarung halten, wenn er doch sowieso schon hat, was er haben wollte.

Das Foto.

Das verkackte, beschissene, unwichtige und peinliche Foto!

Mehr hat er nicht gewollt, der Oberchef!
 

“Hör mir zu, Wheeler.”, raunt er schließlich nach einer kleinen Ewigkeit, so schlecht gelaunt, dass ich mich tatsächlich bemühen muss, um ihn verstehen zu können.

“Ich bin Geschäftsmann, kein Kindermädchen und wenn du gerne ein weiteres Jahr in dieser vollkommen herunter gekommenen Schule verbringen möchtest, hab ich damit wirklich kein Problem. Fakt ist aber, dass ich Vereinbarungen halte, ganz egal, wie sinnlos sie auch sein mögen. Also sieh zu, dass dein verlauster Hundearsch morgen um Punkt Zehn auf meiner Couch hockt, verstanden?!"
 

Mit diesen, herzlich wenig anspornenden Worten, hängt er auf und lässt mich völlig verdutzt zurück.

Einen Moment lang starre ich misstrauisch auf den Hörer, als erwarte ich, jeden Augenblick könne Kaiba persönlich dort herausklettern, doch dann drücke ich energisch auf einen der etlichen Knöpfe und schleudere das Telefon in die nächst beste Ecke.
 

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, der unverletzbare, unfehlbare und unmenschliche Kaiba habe sich eben ziemlich gekränkt gefühlt.

Gut..

Zugegeben, ich hab sein Gesicht nicht gesehen.

Ich hab seinen Blick nicht gespürt.

Aber – und jetzt kommt’s - ich hab ihn gehört.

Ich hab gehört, wie er.. na.. wie er diesen völlig fremden Unterton in seiner rauhen Stimme hatte.

Und nein.. ich bin nicht irre!

Das ist eine Tatsache, Leute!
 

Ich lehne mich etwas auf dem ungemütlichen Holzstuhl zurück und fahre mir geschafft mit einer Hand durch die Haare.
 

Da ist er wieder..

Und hüpft vor meinen Augen rum, der Idiot..

Was wird das, Kaiba? Wieso spielst du dieses verrückte Spiel mit mir?

Bin ich, so merkwürdig das auch klingen mag, letztenendes gar nicht mehr nur der Hund, der Köter für dich?

Was für eine andere Erklärung gäbe es sonst für dein plötzliches.. völlig fremdes Verhalten?

Auf eine verquere Art und Weise bist du seit geraumer Zeit nicht mehr der Kaiba, den ich kenne.

Oder gekannt habe.. oder so..

Ich meine..

Verflucht!
 

Mein Blick wandert ziemlich auffällig zu dem Telefon zurück, das hilflos auf der anderen Seite des Tisches liegt und wortlos darum fleht, nicht wieder misshandelt zu werden.
 

Was ist das?

Warum wird mir ständig warm und kalt, wenn ich in seiner Nähe bin?

Warum ist da dieses Kribbeln an den Stellen, die er berührt?

Wieso hat er, ausgerechnet ER, auf einmal einen derart einflussreichen Part in meiner Emotionswelt eingenommen?

Kann denn nicht einfach alles beim Alten bleiben?

Er hasst mich, ich hasse ihn.

Also..

Nicht, dass ich ihn jemals richtig gehasst habe..

Neee!

Da war bisher nur immer diese Abneigung.. kein Wunder, immerhin behandelt er mich wie.. naja, wie einen Hund!

Und dann noch diese passenden Kosenamen.

Ich bitte euch.. wie alt sind wir denn?

Köter? Hündchen? Wer bin ich , Lassie?

Ich bin ein Mann!

Ich wasche meine Socken, wann ich will, ich schlafe über meiner Pizza ein und ich vergesse meine Hausaufgaben!
 

Ich hieve mich vom Stuhl, seufze laut und schleppe mich mit brummendem Schädel in mein Schlafzimmer, wo ich mich mit zerzaustem Haar auf mein Bett werfe. Als ich mir mein Kissen ins Gesicht drücke, muss ich unweigerlich daran denken, wie es bei ihm gerochen hat.
 

Mango..

Sein Badezimmer riecht eindeutig nach Mango.

Und er?

Hmhm..

Mittlerweile bin ich mir gar nicht mehr so sicher, wonach er riecht.. ob es wirklich Pfefferminze ist, meine ich.

Ich glaube nämlich, dass es so ein Mischmasch aus Apfel, Birne und Mandarinen ist.. fruchtig eben, auch, wenn ich ihm das gar nicht zugetraut hätte.
 

Das weiche Kissen unter mir wird fest umschlungen, als ich erneut laut aufseufze und die Augen schließe, hoffend, meine wirren Gedanken mögen bald ein Ende finden.
 

Ehrlich gesagt, hab ich mich langsam daran gewöhnt, dass er ständig in meinem Kopf herumspukt.

Ja, ich hab mich sogar damit abgefunden, dass ich ihn auf eine dümmliche Weise gut leiden kann und deshalb soviel Zeit mit ihm verschwende.

Aber.. nun.. da stellt sich mir immer noch die Frage, wieso er sich ebenfalls jene Zeit nimmt..

Ist da vielleicht doch ein klitzekleines bisschen Sympathie zwischen uns?

Nur gaaaanz wenig?..

Möglicherweise..?

Oder.. bin ich grade dabei, mir verzweifelt etwas einzureden?..
 

“Ich hasse ihn.”, rutscht es prompt über meine Lippen, obwohl ich weiß, dass diese Aussage nicht einmal annähernd zutrifft.
 

Hassen ist ein ziemlich hartes Wort.

Yugi sagt immer, so ein starkes Gefühl muss tief aus der Seele kommen und sollte nicht einfach so benutzt werden und ich glaube, wenn er nicht mein bester Freund wäre, würde ich ihn für diesen Satz glatt auslachen.

Zurück zu Kaiba!

Ich hasse ihn nicht, nein.

Ich glaube, es gibt ziemlich wenig Personen, die ich wirklich hasse – aber ich schweife schon wieder ab.

Zwischen Kaiba und mir liegt einfach von Natur aus eine ziemlich knisternde Spannung in der Luft.

So, als wären wir uns schon mal begegnet und hätten einen riesigen Clinch gehabt, der noch immer nicht begraben wäre.

Mal ehrlich.. Ist das möglich?

Ich weiß ja nicht so recht..

Wie gesagt.

Kaiba und ich, wir sind wie.. wie Hund und Katz, Faust und Auge, Feuer und Wasser, Schuhsohle und Insekt, wir gehören nicht direkt zusammen, trotzdem verbindet man uns irgendwie miteinander.

Und so schwer es auch einzugestehen ist, ich fürchte, ohne diesen Exzentriker wär mein Alltagsleben ziemlich öde.
 

Ich rolle mich mit gerunzelter Stirn auf den Rücken und spüre die kalte Wand, die an meine Schulter drückt.
 

Er bringt mit seiner ewigen Wortfechterei ein bisschen Abwechslung in meine häufigen Prügeleien.

Genau genommen gehört er zu den Wenigen, die ich aufgrund dummer Bemerkungen noch nicht windelweich gekloppt habe.

Warum eigentlich nicht?

Weil ich ganz tief in meinem Inneren weiß, dass er mir körperlich überlegen ist?

Ich glaube, das ist ebenfalls eines der vielen Dinge, um die ich ihn beneide.

Er ist nicht nur einen halben Kopf größer als ich, er ist auch noch wesentlich sportlicher, als man es ihm auf den ersten Blick zutrauen würde.
 

Ein weiterer, aufgelöster Seufzer findet seinen Weg aus meinem trockenen Mund, der sich anfühlt, als hätte ich seit drei Wochen nichts mehr getrunken.
 

Wenn er sehen könnte, was er mit mir anstellt, würde wahrscheinlich selbst Kaiba eine Entschuldigung zustande bringen.

Oder zumindest ein kleines Sorry..

Oder aber er würde sich einen zurecht grinsen, sich freuen, dass er mich so auf die Palme bringen kann und letztenendes doch keinen einzigen seiner beleidigenden Sätze bereuen.

So sieht’s aus. Das ist die traurige, erdrückende Wahrheit.

Pffh..

Zerschmetternd..

Dabei geht das schon Jahre so.

Seit ich ihn das erste mal getroffen habe, macht er mich nieder, maule ich ihn an.

Seine hochnäsige Art hat mich schon damals ziemlich genervt, aber jetzt.. jetzt finde ich es nicht mehr arrogant, wenn er, steif wie ein Brett, seine spitzen Noten belächelt oder den Unterricht so oft ausfallen lässt, weil er Termine hat.

Inzwischen ist diese Überheblichkeit in meinen Augen zu einer Art..

Naja..

Wie soll ich sagen?..

Einer Art Respekt geworden?

Manchmal beeindruckt es mich schon, wie er all diese verwirrenden Termine, Verabredungen, sein Privatleben – sofern er eines besitzt – und Schule unter einen Hut kriegt, ohne auch nur einmal zu seufzen.
 

“Hmpf..”, mache ich leise und presse die Augen entschlossen zu.
 

Was , in Gottes Namen, versuche ich mir eigentlich hier einzureden?

Wie war das noch gleich mit dem Kaiba-Sympahie-Gen?

Ich fürchte, das kann ich auf niemandem abstreifen..

Das ist auf meinem – oder seinem? – Mist gewachsen.

Du bist Schuld, Kaiba.

Du bist Schuld daran, dass ich dich leiden kann.

Dass ich dich nicht mehr nieder machen mag.

Du trägst die Verantwortung für meine Gefühle, hörst du?!...
 

_________
 

Wir sind Helden - Außer dir

(Ausschnitt)
 

Ich stehe völlig neben mir,

nicht glücklich, weil nicht neben dir,

und ich rufe dich nur an

um dich zu fragen,

kann es sein, dass ich bei meinem letzten besuch

bei dir verlor'n was ich jetzt such?

Ich fühl mich unwohl ohne Kopf in der Straßenbahn,

deswegen lern ich kopflos Fahrrad fahren,

und ich weiß wahrscheinlich mit den Jahren

werd ich lernen dabei mein Gesicht zu wahren.
 

Du bringst mich um,

du bringst mich um

Schlaf und Verstand

Für dich geb ich

dem Wahnsinn die Hand

und Rand und Band ziehn ohne mich aufs Land.

Ich bin außer dir

gar nicht hier.
 

Ich betrink mich ohne Maß,

sieht keiner her, ess ich das Glas auf

ich mach nur den Geiern noch Spaß,

und ich beiß deinen Namen ins Gras.

Teil 10: Was für ein Hundstag

Wahnsinn à la Kaiba

Die Psyche eines Eisbergs
 

Disclaimer: Noe.. Außer der Storyline is nix mir D: *chrchr* .. vllt besser so.. *irre guckz*
 

Pairing: Seto/Joey (Wer sonst?:D)
 

Sonstiges: Es tut mir sooooooo Leid, dass ich dämliches Dings mir so viel Zeit gelassen hab, mitm Hochladen >< ich bin einfach sehr vergesslich ;_; und faul dazu.. schlechte Mischung.. Bedankt euch bei blacki xD die Gute hat mir solange auf den Füßen rumgetrampelt, bis ich dieses Pitel endlich hochgeladen hab >< *drückz* Danke an alle Kommi-Schreiber ;_; Gott, ihr macht mich sowas von froh.. <3 Ihr seid die Besten! :D

Bitte vergebt mir..>< *euch ins Kapitel schieb* xD
 

--------
 

Teil 10: Was für ein Hundstag
 

Gelangweilt schlurfe ich den bemerkenswert breiten Bürgersteig einer Nebenstraße entlang und lasse den Kopf etwas hängen.

Ich versuche, mir ein paar Haarsträhnen aus dem Blick zu pusten -vergeblich, stattdessen weht mir eine lauwarme Windböe um die Ohren.
 

Herrje.. warum bin ich noch mal hier draußen..?

Gibt es dafür überhaupt einen Grund?

Leide ich unter Amnesie??

Uhh.. ein schrecklicher Gedanke..
 

Ein Schauer läuft über meinen Rücken, als ich den kalten Stein unter meinen nackten Füßen wahrnehme und ich trabe fast schon automatisch einen Schritt schneller.
 

Was ist passiert?

Wieso kann ich mich an nichts mehr erinnern?

Steckte in meiner Tiefkühlpizza womöglich ein Hauch von Kokain? Haschisch??

Oder noch schlimmer: War sie etwa abgelaufen?
 

Ich überquere eine Straße.

Mein hilfloser Blick wandert auf den Boden, der erstaunlich nah scheint, bevor mein Herz eine Etage tiefer rutscht.
 

Was.. Sind..

Hab ich etwa Pfoten?!!
 

Zwei helle Lichter kommen auf mich zugerast, noch bevor ich darüber nachdenken kann, was grade geschieht und die Bremsen quietschen laut auf dem Asphalt.
 

Gott!

Ich darf nicht sterben!

Nicht als Hund – schon gar nicht als Hund!

Kaiba!

Wieso nimmst du mich auch nicht an die Leine?!

Ich wollte dir doch noch so viele Dinge sagen!!
 

“WAAH!”
 

Ein erstickter Schrei findet seinen unbekümmerten Weg aus meiner kratzigen Kehle, bevor mein Oberkörper nach oben schnellt und beinahe mit etwas braunem, strubbeligem in Kontakt geraten wäre.

Einen Moment lang muss ich überlegen, warum das Quietschen der Reifen immer noch zu hören ist, doch dann stelle ich verlegen fest, dass ich derjenige bin, der dieses unangenehme Geräusch erzeugt.

Sofort drücke ich mir eine Hand auf dem Mund, unfähig, mich ohne diese zum Schweigen zu bringen.
 

“Gute Güte.. du benimmst dich nicht nur wie ein Tier, du schreist auch noch wie ein Mädchen. Du kannst unmöglich ein eindeutiges Geschlecht haben, Wheeler.”
 

Die schrecklich bekannte Stimme neben mir hätte mich fast ein zweites Mal zum kreischen gebracht, doch nun starre ich halb entsetzt, halb verschlafen in zwei tiefblaue, kühle Augen, die mich anblicken, als wäre ich der letzte Haufen vollgekackter Windeln, den man finden kann.
 

“Was zum..?”

Ich kann förmlich spüren, dass meine Haare in sämtliche Himmelsrichtungen abstehen, trotzdem gebe ich mir nicht die Mühe, zumindest zu versuchen, sie zu glätten.
 

Wozu auch?

Ist schließlich nur Kaiba, der da neben meinem Bett hockt.

Nur Kaiba.

...Kaiba..
 

“Wie zum Henker bist du hier rein gekommen?! Kannst du mitten in der Nacht nicht einen anderen Weg finden, mich zu erreichen? Schon mal was von Telefon gehört oder war dein Anruf vorhin nur ein Versehen?!”

Es ist deutlich zu hören, dass meine Stimme unter dem kurzen Schlaf gelitten hat, denn sie klingt rauh und angekratzt. Kein Grund allerdings, um sie zu schonen.
 

“Eine kleine Randinfo, Köterchen. Es ist nicht Nachts, es ist exakt elf Uhr vierunddreißig vormittags.”
 

Er steht elegant auf, nachdem er offenbar die ganze Zeit neben mir gekniet und mich angestarrt hat, in der irrsinnigen Hoffnung, ich würde doch endlich aufwachen oder zumindest etwas ultrapeinliches machen, wie Sabbern oder Rülpsen.
 

“Weil du offenbar unfähig warst, deinen Wecker zu stellen..”

Sein Blick wandert misstrauisch zu der kleinen, angeschlagenen Uhr, die neben mir auf dem Boden liegt und mit all den abgebrochenen Teilchen und Rissen ganz und gar nicht vertrauenswürdig aussieht.

“...bin ich kurzerhand selbst hergekommen, wobei die Tür noch das kleinste Problem war.”
 

Ein klitzekleines bisschen verlegen schlage ich meine Decke zur Seite – ich hab mich vorhin zugedeckt?.. – und stelle fröstelnd die Beine auf den Boden.
 

“Was soll das heißen? Hast du sie aus den Angeln gehoben? Aufgeknackt? Zerstört? Oder bist du am Ende gar durchs Schlüsselloch gekrochen?”

In meiner Stimme klingt ein dezenter Unterton mit, der stark an Sarkasmus erinnert.
 

Wirklich.

Ich finde, so langsam aber sicher werd ich richtig gut darin, was das schlagfertige Antworten betrifft, wenn er in meiner Nähe ist.

Gut Joey – bist also doch lernfähig!
 

“Amüsant, Wheeler. Nein, ich hab einfach ganz primitiv die Türklinke runter gedrückt, war schließlich nicht abgeschlossen. Allerdings hat mich deine Vermieterin als Einbrecher bezeichnet und gedroht, die Polizei zu rufen, wenn ich eine ihrer Tonfiguren aus dem Vorgarten mitgehen lasse.”
 

Er schleicht mit bequemen Schritten in meinem winzigen Zimmer herum, das für ihn wahrscheinlich mit einer Abstellkammer zu vergleichen ist, während er nebenbei mit den Fingerspitzen über eines meiner Regale streicht und sich den Staub von den Kuppen pustet.
 

Ich kann mir den Anflug eines Grinsens nicht mehr verkneifen, hocke noch immer auf der Bettkante und gewöhne mich langsam an den kalten Boden unter meinen Füßen.
 

Ach..

Nicht doch..

Diesmal bin ich kein Hund, oder?

Oder?!

Diesmal hab ich keine fellbesetzten Pfoten ,keine schlackernden Ohren, keinen bescheuerten Schwanz!

Öhh..

Also..

Vergesst das mit dem Schwanz..

Natürlich hab ich einen!

Tzeh..
 

Kaibas leises schmunzeln durchbricht meine Gedanken wie ein Ziegelstein, der durch ein Fenster fliegt, und ich richte fast schon unfreiwillig meinen Blick auf ihn.
 

“Oho..”, bemerke ich als Antwort und kratze mich am Hinterkopf, nachdem ich ihn ausgiebig gemustert habe. “Sind wir heute in Zivilkleidung unterwegs?”
 

Schön blöd, Joseph!

Hättest vielleicht mal früher die Augen aufmachen sollen, hm?

Sich nach zwanzig Minuten Smalltalk über die Klamotten seines Gegenübers zu äußern, ist ziemlich verkorkst.

Aber lieber spät, als nie, was?
 

“Mach dich nicht über mich lustig, du zweitklassiger Duellant.”, brummt er in seinen Kragen und dreht mir halbwegs den Rücken zu, so dass ich seine Augen nicht mehr sehen kann. Dafür aber seine Finger, die unnachgiebig an seiner lässig sitzenden Jeans zupfen, als fühle er sich in diesem Outfit mehr als unwohl.

“Ich hielt es schlichtweg für sinnvoller, mich nicht unnötig in Schale zu werfen. Bist schließlich nur du, den ich besuche.”
 

Hui..

Das saß..

Irgendwie schnürt sich grade meine Kehle zu..

Zugegeben.. Kaiba sieht ziemlich gut aus, selbst in dieser Alltagskleidung, aber wie sagt man so schön: Schönheit kommt von innen?

Leider, leider, ist er das größte Charakterschwein, das ich kenne..
 

“Ach.. und bevor du gleich einen Herzinfarkt bekommst, du Flohschleuder. Ich war so frei, deine kalte, halb aufgegessene, vereinsamte Pizza zu entfernen, die mich bei meiner Ankunft von deinem Esstisch aus begrüßt hat.”
 

Gut so, Kaiba!

Mir ist der Appetit auf Pizza sowieso vergangen.

Wer weiß, wahrscheinlich verwandle ich mich tatsächlich langsam in einen Mischling.

Und du wärst der Erste, in den ich mich verknallen würde.

Ähh.. Quatsch!

Verbeißen!

Verbeißen würde!

Ehem..
 

Ich fühle, wie die inzwischen gewohnte Röte meine Wangen färbt, kümmere mich jedoch nicht darum ,sondern hieve mich aus meinen Federn und strecke mich lieblos.
 

“Wie freundlich von dir, Kaiba, aber das wäre doch nicht nötig gewesen..”
 

Er sieht mich skeptisch an und zieht seinen Finger zurück, den er eben noch nach meiner mickrigen Topfpflanze am Fenster ausgestreckt hat, die ich liebevoll Janosch getauft habe.
 

“Doch, das war es, Wheeler. Das war es..”, antwortet er leise, ohne seinen Gesichtsausdruck zu verändern.
 

Und dann liegt da wieder diese ätzende Stille zwischen uns.

Ganz plötzlich, als hätte sie sich in der Tür geirrt, wäre aber nicht im Stande, den Raum wieder zu verlassen.

Er steht da und sieht mich an. Und ich stehe auch nur da und sehe ihn an, hoffend, er würde endlich eine seiner beleidigenden Bemerkungen loswerden.

Doch da kommt einfach nichts.

Nicht mal einer seiner gefürchteten Todesblicke oder ein trotziges Schnauben.

Er hat sogar aufgehört, an seiner Hose rumzufummeln und stattdessen seine Hand in die Tasche verbannt, als würde ihm das helfen.
 

Oh Mann.. Das macht mich echt fertig..

Ich finde es schrecklich, wenn er schweigt. Das steht auf meiner Was ich an Kaiba nicht mag- Liste direkt unter Herzlosigkeit, an zweiter Stelle.

Wenn ich wenigstens wissen würde, was er denkt.. das würde mir so sehr mehr helfen, als dieses ewige Vermuten und Raten.
 

Ich seufze leise, bin mir nicht einmal sicher, ob er das gehört hat, bevor ich mich erneut am Kopf kratze und mit den Schultern zucke.

“Wenn du schon hier bist.. Hast du Durst? Hunger?”
 

Okaay..

Das ist weder sonderlich einfallsreich, noch ernst gemeint.

Aber immerhin etwas, oder?

Nicht wahr?

Bitte sagt Ja!
 

“Hmhm..”, erwidert er nach einer kleinen Ewigkeit und ich habe fast schon aufgegeben, auf eine Antwort zu warten.

“Was zu trinken wär nett.”
 

Ohhh.. Der große Kaiba wird eines meiner Gläser berühren..

Ich fühle mich so geehrt.

Ob man sowas versteigern kann?

Würde das jemand kaufen?

...Hm..

Vermutlich schon..

Ich würde ja selbst dafür bieten..
 

“In Ordnung..”
 

Ich streiche eher unbewusst als absichtlich den unteren Teil meines Shirts glatt und stapfe, den Brünetten im Schlepptau, aus meinem Schlafzimmer.
 

Tatsächlich.

Er hat mein Mittagessen weggeräumt, der edle Herr.

Hm..

Da muss ich mir wirklich ein Danke verkneifen, denn nach meinem Traum hab ich wahrscheinlich eine weitere, kleine Phobie dazu gewonnen.
 

“Kannst dich ins Wohnzimmer pflanzen.. wirst schon ein hübsches Plätzchen finden..”, murmle ich leise und schlurfe in die Küche, aus den Augenwinkeln beobachtend, wie Kaiba sich mit gerunzelter Stirn in den besagten Raum bewegt.
 

Meine Handbewegungen, als ich den Kühlschrank nach etwas halbwegs Vorzeigbarem absuche, wirken fast schon monoton.
 

Wer hätte gedacht, dass ich ihn jemals auf meinem Sofa haben würde?..

Ausgerechnet ihn.

Ausgerechnet jetzt, wo ich doch so verwirrt bin..
 

Ein schillerndes Geräusch ertönt, als ich mit der Apfelsaftflasche gegen das Glas stoße, während ich nachdenklich versuche, beides gleichzeitig zu tragen und mir dazu noch die Haare zu richten.
 

Und er hat mich schlafen gesehen.

Oh maaaaaannn...

Wieso hat er mich nicht einfach geweckt?!

Wieso musste er dasitzen und.. und starren?
 

Ich kann mir ein Kopfschütteln nicht verkneifen, stolziere in das Wohnzimmer und muss tatsächlich zweimal hingucken, bis ich ihn entdecke, wie er leicht nach vorne gebeugt auf meiner Couch sitzt.

Und beim dritten mal hingucken, erkenne ich sogar, was er da in den Händen hält und so unglaublich konzentriert beobachtet, dass er mich gar nicht hat rein kommen hören.
 

Oh Gott..

Muss ich mir jetzt Sorgen machen?!

Ist es das, wovon ich denke, dass es das ist??

Schlucken nicht vergessen, Joey!

Schlucken – Atmen – Schlucken – Atmen..

Immer im Rhythmus bleiben!

Nicht aufhören..

Hey.. nicht aufhören!
 

Ein unsichtbarer Draht legt sich um meinen Hals, ohne sich zu zuziehen, als ich mit einem leisen Räuspern auf mich aufmerksam mache.

Er zuckt nicht zusammen – das wäre auch eine Premiere - ,er blinzelt nur, als hätte man ihn aus einer Trance gerissen und lässt das Foto, das er mir letztens erst abgenommen hat, so schnell in seiner Hosentasche verschwinden, dass ich unwillkürlich an einen Pokerspieler denken muss.

Einen schummelnden, versteht sich..

Das richtige Face dafür hätte er jedenfalls.

Ein sehr hübsches noch dazu – aber das nur nebenbei..
 

“Ich hoffe, du begnügst dich mit was Gesundem, Kaiba.”, grinse ich herausfordernd, um meine Scham etwas zu überspielen und schiebe sowohl Glas, als auch Flasche auf den gläsernen Wohnzimmertisch.

“Der Sekt ist mir leider gestern ausgegangen. Oder war’s vorgestern?.. Ist auch egal.”
 

Er erwidert mein Grinsen, aber ich finde, es sieht nicht typisch genug aus, um gelogen zu sein.

Also..

Ääh..

Das klingt etwas verwirrend..

Sagen wir, er grinst anders, als sonst.

Glaube ich zumindest..

Hhhmmm...
 

Die kalte Schlinge an meinem Kehlkopf presst sich langsam aber sicher in meine Haut, doch ich ignoriere das gekonnt und lasse mich neben Kaiba auf das Sofa plumpsen, wobei er beinahe mit dem Apfelsaft rumgesaut hätte, den er sich grade einschenkt.
 

“Muss ja nicht immer das Beste sein, hm?”, antwortet er nüchtern und besieht sich das Glas eine weile, bevor es seine wunderbaren Lippen berühren darf. “Aber was sag ich.. du kennst dich da ja am Besten aus, nicht wahr?”
 

Pft..

Ich sag ja.. Charakterschwein.

Und da soll noch jemand sagen, jeder Mensch sei schön.

Andrerseits – kann man Kaiba als Menschen zählen?

Oder eher als sowas wie einen Halbgott? Einen Kredithai?

Eine Mischung aus Arschloch und Adonis?
 

Ich schnappe mir ein Kissen und zerdrücke es in meinem Schoß, ihn ganz genau beobachtend.
 

Nennt mich ruhig einen Spanner.

Einen Stalker – ist mir egal.

Der Anblick lohnt sich echt.

Allein, wie er sein Glas hält.. wow..
 

“Was gibt’s da so zu gucken?”
 

Seine Stimme klingt sowohl grantig, als auch amüsiert, wie ich es selten von ihm höre und ich zucke nur belustigt mit den Schultern.
 

“Ist egal.”
 

Hey.. keine besonders schlaue Antwort – aber immerhin etwas.

Hrhr.. wär ja noch schöner, wenn er mir nicht nur meinen Verstand, sondern auch noch meine Stimme stehlen würde.

Soweit kommt’s garantiert nicht.
 

Ich drücke ihm mein Chemiebuch in die Hände und tippe mit dem Zeigefinger darauf, als er mich fragend ansieht.
 

“Lernen.”, lautet mein geniales Stichwort und ich blinzle etwas irritiert über seine anfängliche ratlose Miene. “Deswegen bist du doch hier, oder nicht?”
 

Er öffnet den Mund einen Moment lang, ohne einen Laut raus zu bekommen, bevor er sich wieder gefasst hat.
 

Hm..

Wer hätte geahnt, dass dieser Kerl niedlich aussehen kann?..

Ich bestimmt nicht..

Auch, wenn mich inzwischen ziemlich wenig noch wirklich überraschen kann.

Selbst, wenn dieser Schönling sich jetzt die Kleider vom Leib reißen und auf meinem Tisch Hulla tanzen würde, wäre ich nicht mehr schockiert.

Höchstens erregt, hehe..
 

“Natürlich bin ich deswegen hier.”
 

“Hm.. bist du sicher?”
 

“Sicher bin ich sicher!”

Es hört sich an, als wär es für ihn selbstverständlich, dass er weiß, was er tut.
 

Ganz im Gegensatz zur mir, schießt es mich gleichzeitig durch den Kopf und ich erinnere mich stirnrunzelnd daran, dass ich morgens aufstehe und nicht einmal weiß, ob ich mir Cornflakes oder gar nichts zum Frühstück machen soll..
 

“Also Wheeler..”, fängt er schließlich an und seufzt so leise, dass ich es fast nicht gehört hätte.
 

Tjaaa

Fast ist nicht gar nicht.

Fast bedeutet beinahe.

Fast bedeutet, ich hab es gehört!

Und ich bin froh darüber.

Dieses Seufzen lässt ihn irgendwie menschlicher wirken..

Hmmm...

Wenn er wenigstens seinen dämlichen Mantel angezogen hätte..

Dann wüsste ich immerhin jederzeit, dass er unser Treffen genauso handhabt, wie einen seiner etlichen Termine.

Kühl, sachlich, logisch.

Und ich müsste jetzt nicht hier sitzen und hoffen, dass er sich nicht mehr bewegt, weil ich sonst wieder diese warmen Explosionen in meinem Magen ertragen muss.
 

“..fangen wir leicht an. Ich will ja nicht, dass dein kleiner Kopf bereits nach fünf Minuten zu rauchen anfängt, hm?”

Er blättert etwas orientierungslos zwischen den Seiten des Buches umher, legt hin und wieder den Kopf etwas schief, als würde er sich überlegen, ob ich intelligent genug für diese und jene Aufgabe wäre, bevor er entschlossen inne hält.
 

“Weißt du, woraus ein Atom besteht?”
 

“Klar weiß ich das!”
 

Hmm..

Atom..

Atom..

A ristokrat

+

T öle

=

O pfer

+

M eister
 

“Alsooo...Ein Atom besteht auus..”
 

Ihm und mir?
 

Wieder seufzt er, diesmal lauter und ich setze sofort ein entschuldigendes Grinsen auf.
 

“Herr Gott, Wheeler. Was treibst du eigentlich die ganze Stunde lang? Meditierst du?! Das gehört nun wirklich zum Grundwissen!”
 

Was ich die ganze Zeit mache?

Glaub mir, Kaiba, das willst du nicht wissen..

Ähä.. oder anders gesagt: Ich will nicht, dass du es weißt.

Meine Gedanken gehen schließlich nur mich was an.

Ehem..
 

“Hör zu und versuch gefälligst mal, dir was zu merken.”, murrt er und reißt die Augen von meinem Buch, um mir seinen Blick ins Gesicht zu pressen.

“Atome bestehen aus einem Atomkern und einer Hülle. Im Atomkern befinden sich sowohl Protonen, als auch Neutronen, in der Hülle schwirren Elektronen herum. Soweit klar?”
 

Protonen und Neutronen.

Elektronen.
 

“Hab ich verstanden!”
 

Er nickt resignierend, ehe er weiterspricht, doch meine Aufmerksamkeit gilt seinen Fingerspitzen, die unruhig auf dem Buchrücken herum trommeln.
 

“Bist doch zu was zu gebrauchen, hm? ..Also. Es ist ganz einfach, wenn man sich die Worte Protonen und Neutronen genauer ansieht. Zufällig ‘ne Ahnung, wie die verschiedenen Teilchen geladen sind?”
 

Irre ich mich, oder ist sein Blick flehend?

Oder hoffend?

Hm...

Schwer, schwer..

Wie war noch mal die Frage?
 

“Öhh.. Naja.. Ich vermute mal, Protonen sind positiv geladen und.. Neutronen verhalten sich demnach logischerweise neutral. Also gar keine Ladung.”
 

Hah.. Ein flackern in seinen Augen!

Jetzt hab ich ihn beeindruckt!

Yay!!
 

“Ausgezeichnet.. Und Elektronen?”
 

“Nicht besonders schwer zu erraten – Negative Ladung.”, gebe ich stolz zurück und kann es mir nicht verkneifen, mich in die Brust zu werfen.
 

Wär doch gelacht, wenn ich das nicht checken würde!
 

“Hältst dich besser, als ich dachte, Wheeler.”

Er grinst, bevor er fortfährt und wirft wieder einen Blick auf das Buch. Glück für mich, denn dadurch sieht er nicht, wie ein Rosa Hauch meine Wangen besetzt.

“Wir haben also Negative, positive und neutrale Ladungen. Was passiert mit Teilchen, die geladen sind, wie Plus und Minus?”
 

Ich ziehe eine Schnute.

“Was soll schon passieren?..”
 

Er scheint kurz nachzudenken, dann formuliert er seine Frage allerdings ein wenig verständlicher.

“Nun.. Das funktioniert wie zwei Magneten, die jeweils einen Plus und einen Minuspol darstellen.”
 

“Aaaahh!”, raune ich triumphierend, als es endlich Klick gemacht hat.
 

Magneten ist ein Gutes Beispiel.

Proton und Elektron verhalten sich wie ein Plus und ein Minusmagnet, die mich wiederum unwiderruflich an zwei bestimmte Personen erinnern.

Schon merkwürdig..

Kaiba und Ich, zwei verschieden geladene Teilchen..

Kaiba, das Protonteilchen, hockt in seinem Atomkern und ich, das Elektron, drehe meine Kreise um ihn, ohne wirklich in seine Nähe zu kommen..
 

“Also?”
 

“Sie ziehen sich aus!”, antworte ich, bevor mir schlagartig die Farbe aus dem Gesicht weicht.

“Ähh.. An! Sie ziehen sich an!”
 

Oh. Mein. Gott.

Wenn das nicht peinlich ist – was um Himmels Willen dann??
 

Zu meiner Überraschung kann der eiskalte Kaiba sich ein weiteres Grinsen nicht verkneifen.

“Wie schön, dass du dich noch verbessert hast, Hündchen. Würde mich doch schon sehr wundern, wenn die sich ausziehen würden..”
 

Ich schlucke, so leise wie möglich, denn seine Stimme gleicht einem flüstern, das ich nur dann verstehe, wenn ich die Klappe halte und mein trommelndes Herz ignoriere.
 

“Ja ja, reite noch drauf herum.”, murmle ich nach einer kleinen Ewigkeit des Schweigens und will ihm das Buch vom Schoß ziehen, doch stattdessen spüre ich nur, wie er seine langen Finge rum mein Handgelenk schlingt und mich zu sich rüber zieht.
 

“Ich würd‘ lieber auf was anderem reiten..”, haucht er plötzlich, viel zärtlicher, als ich es ihm jemals zugetraut hätte, als seine warme Hand ihren Weg in meinen Nacken findet.

Eine Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus.
 

Oh Gott..

Reiß dich zusammen, Joey!

Es reicht, dass du so knallrot bist, wie eine überreife Tomate – da muss sich nicht noch zusätzliches was anderes regen!

Keep cool!
 

Da liege ich also.

Mit dem Oberkörper auf Kaibas Schoß, dessen Fingerkuppen über meine Haut wandern.

Meine nutzlosen Gedanken überschlagen sich.

Meine Gefühle spielen verrückt.

Ich versuche krampfhaft nicht in erotische Phantasien abzugleiten.

Und was macht er??

Er sitzt da und lächelt..

So verlockend, dass meinem Körper ganz einfach die Motivation fehlt, sich zu befreien.
 

“Ähä..”

Hui.. die Stimme hat also auch versagt – klasse!
 

Hatten wir das Ganze nicht schon mal?

Gestern! höre ich eine winzige Stimme in meinem Köpfchen sagen, die sich aus der hintersten Ecke meines Bewusstseins nach vorne zu kämpfen scheint.

Gestern hat er dich verarscht! Er ist ein Trottel!

Aah.. Richtig!

Wahrscheinlich will er das jetzt wiederholen!

Aber nicht mit mir!
 

Ich hebe den Kopf und öffne den Mund, um Kaiba als dummen, hirnlosen, großkotzigen Möchtegern-Casanova zu bezeichnen, doch seine azurblauen Augen lassen den Mut, der mich eben noch gepackt hat, sofort wieder eingehen.
 

Hähä..

Andrerseits tut mir eine kleine Abreibung vielleicht auch mal ganz gut..
 

Noch bevor ich etwas anderes sagen – oder zumindest wieder intelligent gucken kann – hat er mich schon so hingedreht, dass mein Hinterkopf seine Oberschenkel berührt.
 

Okay..

Jetzt hab ich echt verloren..

Ich hab sowieso schon ein Problem damit, meinen Blick von ihm zu reißen, wenn er an mir vorbeigeht, aber DAS ist einfach nur unfair!

Jetzt MUSS ich ihn ja ansehen – ganz egal, ob ich will oder nicht.

Hm..

Tja, was soll’s. Muss ich halt durch.
 

Seine Fingerspitzen ziehen immer noch sanfte Kreise auf meiner Halsbeuge und ich hab mich fast schon en bisschen daran gewöhnt, erwische mich sogar dabei, wie ich es genieße.

Aber nur ganz kurz, wirklich!
 

Wer würde es nicht mögen, wenn man mit derartigen Streicheleinheiten beglückt wird?

Nicht, dass ich sowas noch nie bekommen hätte..

Es ist.. nur sehr lange her..

Und die Erinnerungen an meine alte Beziehung sind nicht sonderlich empfehlenswert, oder gar jugendfrei.

Haben den Kontakt abgebrochen. Uns beleidigt, gedroht, kaputt gemacht.

Wir haben uns oft gestritten. Ich und sie.

Jawohl, sie.

War ja nicht immer schwul, ne?

Wenn man das momentan überhaupt so sagen kann.

Ich bin kein Homo.

Glaub ich jedenfalls..

Ich bin auch nicht Bi!

Ich bin eindeutig ein klarer Hetero, der eine kleine Schwäche gegenüber Seto Kaiba hegt.

Ist doch nichts schlimmes, oder?!

Ich würde meinen Hintern darauf verwetten, dass es dutzende solcher Leute wie mich gibt und ich nehme es keinem von ihnen übel!
 

Mein Blick schleicht über sein außerordentlich hübsches Gesicht.
 

Okay.

Ich nehme es ihnen übel.

Der gehört mir.. und jeder, der Kaiba anfässt, ohne die Erlaubnis von mir zu haben, wird restlos vernichtet.

Da mach ich keinen Unterschied zwischen Freund und Feind!
 

Ein Grinsen zaubert sich auf meine Mundwinkel, bevor ich eine Hand hebe, ihn am Kragen packe und fordernd zu mir hinunter ziehe.

Er wehrt sich nicht einmal, der Gute, und wäre da nicht dieses komische Geräusch gewesen, hätte ich mich vermutlich glatt bei ihm dafür bedankt.
 

“Was ist das?”, fragt er leise und ich spüre seinen Atem auf meinen Lippen.
 

Verdammt!!
 

“Das Telefon..”, murre ich schlecht gelaunt, schiebe ihn wieder etwas von mir weg und greife nach dem vermeintlichen Gerät, dass auf dem Tisch neben mir liegt.
 

“Wer stört?!”, platzt es ungewollt in den Hörer, ohne dass ich darüber nachgedacht habe, doch ich meine es genau so.
 

Am anderen Ende der Leitung meldet sich eine leise, schüchterne Stimme, die ich einzig und allein Yugi zuteilen kann.
 

“Joey? Sorry.. Ich wollte dir nicht auf den Keks gehen..”
 

Arrgh..

Sowas unfaires..

Wie kann man nur so verflucht gutherzig sein?

Hätte man mich derart angefahren, wäre ich pampig geworden.
 

“Nee!”, erwidere ich rasch und will mich erheben, doch Kaibas Hand auf meinem Brustkorb lässt mir keine Chance.

“Störst doch nicht. Ich.. öh.. Ich steck nur grad.. Also.. Bin grade ein bisschen überfordert, weißt du? Liegt nicht an dir, kennst mich doch.”
 

Ich lache beschämt in die Muschel und ignoriere schweren Herzens die sanften Berührungen, die von meiner Schläfe, über meine Wange, bis zu meinem Hals wandern.
 

“Überfordert? Womit? Machst du etwa Hausaufgaben?”

Seine Stimme klingt ungläubig, als hätte ich ihm eben erzählt, ich sei der König von China und trüge lila Unterwäsche.
 

“Nee, nicht direkt.”, nuschle ich zurück und mein Blick wandert flüchtig zu Kaiba, der ihn widerstandslos erwidert und mit einer Hand unter mein Shirt krabbelt.
 

Oh man..

Das macht’s nicht grade leichter, die Fassung zu bewahren..
 

“Also.. äh.. genau genommen hab ich Besuch.”
 

Richtig!

Und dieser Besuch ist niemand geringeres als mein Erzfeind höchst persönlich, der grade über mir beugt und mich befummelt.

Ich bezweifle, dass Yugi eine Antwort dieser Art überlebt hätte.
 

“Ohh..”, antwortet er gespielt gelassen und ich höre einen Hauch von Enttäuschung heraus.

“Tut mir Leid. Ich werd dich später noch mal anrufen.. “
 

Wir verabschieden uns mit kurzen Sätzen, ich lache noch einmal über einen seiner Wortwitze, bevor ich das Telefon ausschalte.
 

Schon blöd..

Ich hab ihm schon wieder eines dieser wichtigen Details verschwiegen, die eine Freundschaft ausmachen.

Dabei steht Yugi doch so dermaßen auf Ehrlichkeit.

Hm.. Obwohl ich ja nicht einmal direkt gelogen habe..

Hnpf..

So ein Scheiß, man!
 

“Was ist los?”
 

Diesmal ist es Kaibas Stimme, die mein Ohr beschlägt, unverkennbar kühl, gelassen und stolz.

Der Daumen seiner rechten Hand, die unter meinem Shirt liegt, streicht über meinen Bauchnabel, während die fünf Finger der anderen Hand weiterhin meine Wange berühren.

Normalerweise wäre ich schon längst zerflossen und durch seine Griffel gerutscht, doch nun starre ich einfach nur mit gerunzelter Stirn auf den Telefonhörer.
 

“Sag mal..”
 

“Hm?”

Er hält in seinen Streichelbewegungen inne und sieht mich fragend an.
 

“Du hast nicht zufällig hier aufgeräumt oder so?”
 

Ich fange an, meinen irritierten Blick in seinen Augen zu vergraben, die mich halb ertappt, halb desinteressiert ansehen.
 

“Ich hab nur ein paar Sachen zusammen gekramt, Wheeler...”
 

Schon seltsam..

Auf einmal ist es mir gar nicht so wichtig, distanziert zu bleiben.

Ich möchte nicht mehr dieses schreckliche Nachnamen-Gezeter aushalten müssen.

Ich hab einen Vornamen.

Wieso benutzt er den nicht?
 

“... weißt du, wie’s hier aussah? Außerdem hatte ich eineinhalb Stunden Zeit, deine dämliche Zettelwirtschaft zu sortieren, also wär ein kleines Danke schon angebracht.”
 

Ich knurre leise, fummel seine Hände von meinem Körper und reiße meinen Oberkörper nach oben, um mich anders hinsetzen zu können.
 

Schluss!

Aus!

Es ist eine Sache, wenn er in meiner Wohnung rumläuft – eine völlig andere ist es aber, wenn er anfängt, meine Post zu durchstöbern und chronologisch anzuordnen!
 

“Du Trottel!”, blaffe ich und fuchtle wild mit meinen Armen umher.

“Du kannst doch nicht einfach einen auf Spion machen und an Dinge ran gehen, die dir nicht gehören!! Schon mal was von Privatsphäre gehört?!”
 

Wahrscheinlich nicht, immerhin reden wir hier von Seto Kaiba.

Der Kerl hat doch mit Sicherheit Personal, die sein Privatleben für ihn leben.

So sieht’s aus!
 

“Reg‘ dich nicht so auf, du Flohschleuder..”, gibt er verbissen zurück und verschränkt eisern die Arme vor der Brust.

“Ich hab dir schließlich einen Gefallen getan, alleine wärst du diesem Chaos da drüben doch nie Meister geworden!
 

“Seto!”, rutscht es über meine Lippen und meine Hand umklammert entschlossen das bemitleidenswerte Telefon.

“Wenn ich deine Post ordnen würde, hättest du mich längst skalpiert und kopfüber in die Dusche gehängt!”
 

Er zuckt mit den schultern, aber das ist nicht der Grund für meine aufkommende Wutwelle.

Vielmehr dieser alte, gewohnte Blick, der mich innerlich frieren lässt.
 

“Natürlich hätte ich das, Hündchen. Meine Sachen sind auch um Einiges wichtiger als deine Schmuddelwerbung und Postkarten.”
 

...Bitte?

Hab ich mich verhört?

Sorry, hab wohl noch Karotten in den Ohren.

Hat der Kerl grade gesagt, ich sei unwichtig?

Ja?
 

“Oooh.. Ich verstehe..”

Ich werfe den Hörer mit einer raschen Handbewegung auf den kleinen Tisch und lehne mich etwas zurück, zeige ihm den Vogel.

“So läuft der Hase also. Ich bin immer noch nur der arme Streuner für dich. Der dumme, kleine, nutzlose Junge, der sinnfreie Post bekommt, schreckliche Freunde hat und nie was auf die Reihe kriegt.”
 

Kaiba sieht mich an, ausdruckslos, so dass ich nicht erkennen kann, ob ich mit meine Vermutung richtig liege.
 

Ehrlich gesagt, ist mir das momentan auch egal.

Ich hab dich durchschaut, du egozentrisches Aas.

Du bist nicht hier, weil du mich magst, oder schätzt, sondern einfach nur, um etwas zu tun zu haben.

Ich bin ‘ne Beschäftigung für dich.

Mehr nicht.
 

“Aber weißt du, Kaiba.. Das muss ich mir nicht antun.”

Meine Stimme klingt ein wenig verbittert, doch der Zorn ist einfach größer als die kränkende Tatsache, benutzt zu werden.

“Wenn du was zum Tätscheln, verhätscheln und liebhaben brauchst, dann leg dir ein Kaninchen zu! Ich brauch' deine Anwesenheit nicht! Ich brauch' deine dämlichen Beleidigungen nicht und DICH, als Menschen, brauch' ich erst recht nicht!”
 

“Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst, Wheeler.”
 

“Ouh, Bitte!”
 

Guck nicht so dämlich, Kaiba.

Sieh mich nicht so an.

Tu nicht so, als würdest du mir vorwerfen wollen, dass ich anfange zu schreien.

Ich bin wütend, verdammt!

Wütend, weil du dich hier aufspielst, wie ein idiotischer Autokrat!

Weil ich schon wieder beinahe auf dich reingefallen wäre!

Weil ich mich einfach nicht beherrschen kann, wenn du da bist, und weil du ganz genau weißt, wie man mich anfassen muss, damit ich in die Knie gehe und nach Halt suche.
 

Ich balle die Fäuste, versuche mich zu beruhigen, doch der Gedanke daran, dass er mich ständig als Flohbesetzten, laufenden Perserteppich sieht, macht mich verrückt.
 

“Wheeler, mach doch keine Szene, wenn gar nichts lo-”
 

“Halt doch deine Klappe!”, schreie ich unbeholfen und stürze so ruckartig auf ihn zu, dass ich selbst kaum mitkomme.
 

Ich kann seine Pupillen deutlich erkennen, die sich mit dem Pechschwarz deutlich vom Eisblau der Iris abgrenzen. Sie sind geweitet, als müssten sie nach Luft schnappen.

Sein Handgelenk, das ich in meiner Wut gepackt habe, brennt unter meiner Haut.

Der Blick, den er mir schenkt, ist zwiegespalten.. defensiv und erschrocken.

Und dann spüre ich einen Ruck an meinem linken Schlüsselbein.
 

_____________
 

Why can't I explain

Flying to the sun

Without a plane

When you're here..

(irgendein Soundtrack aus Shrek2 ._.)

Teil 11: Achtung - es taut!

Wahnsinn à la Kaiba

Die Psyche eines Eisbergs
 

Disclaimer: nix is mir.. blabla, imemr die gleiche leier ^^
 

Pairing: Seto/Joey ^^
 

Sonstiges: ... buuuhhuu es tut mir so Leid ><!! Ich weiß, ich hab das tempo einer kranken nacktschnecke und ich weiß, ich sollte mich grade jetz reinhängen, wo's doch bald alles zuende geht (jaja..xD) >< aber ich hab soviel um die ohren D: meine lehrer dröhnen mich mit klausuren zu.. und ich leide unter schrecklichem liebeskummer - unfähig, mal einen tag ohne seufzer zu verbringen >< .. umso dankbarer bin ich dafür, dass ich endlich das geniale FA von blacki zu sehen bekommen hab.. <3 dankeeeeeeeeeee *umknuddelknullz* Und ein fettes Sorry für diese lahme verspätung D: ich hoffe, ihr verzeiht mir :x *wälzwälz*
 

__________________________
 

Teil 11: Achtung – es taut!
 

Ein dumpfes Geräusch scheppert in meinen Ohren, nur knapp bevor sich etwas hartes und schweres schmerzvoll gegen mein Gesicht presst.

Alles geht so schnell, dass ich nur noch einen erstickten Atemzug hören kann, nicht sicher, ob er von mir oder von Kaiba stammt, der noch immer wie erstarrt auf dem Sofa sitzt.
 

Nach einigen Sekunden, in denen er sich nach vorne gebeugt und mich begutachtet hat, wird mir endlich klar, wieso ich hier zwischen Couch und Glastisch liege.
 

„Du.. Du hast mich weggestoßen..“, realisiere ich fast schon entsetzt und ignoriere den dünnen Rinnsal Blut, der meiner aufgeplatzten Unterlippe entspringt.
 

Exakt das hat er getan.

Wer hätte gedacht, dass Kaiba einen derartigen Ruck auf jemanden ausüben kann, wenn er sich erschreckt?

Wer hätte gedacht, dass er sich ÜBERHAUPT mal erschreckt??

Und wieso, verflixt nochmal, muss ausgerechnet ICH derjenige sein, der solche Dinge rausfindet?!

Ich hab wegen ihm ‘nen Tisch geknutscht und hänge grade auf halb Acht auf dem Boden – gibt es etwas erniedrigenderes?
 

„Selbst Schuld..“, murmelt er, wirkt aber tatsächlich etwas beschämt, als er mir die Hand reicht und mich zurück in die Kissen zieht.

„Musst auch nicht gleich so ausrasten, wenn es eigentlich gar keinen Grund gibt.“
 

Da ist er wieder - Dr. Dr. Med. Seto Kühlschrank Kaiba, Facharzt für Verhaltensmuster von Mensch und Tier; stellt sich aber auch als provisorischer Psychologe und Anti-Aggressionstrainer zur Verfügung.

Öffnungszeiten: Wann er will.

Kosten: Alles, was du hast.
 

Ich brummle leise und senke den Blick etwas, während ich mir mit dem Handrücken das Blut vom Kinn wische.
 

Ist irgend jemandem schon mal aufgefallen, dass ich, sobald er in meiner Nähe ist, ständig die Kontrolle über meine Körperfunktionen verliere und mir weh tue?
 

„Von wegen, selbst Schuld.“, erwidere ich träge und wage es nicht, ihn anzublicken, denn ich weiß sehr wohl, dass ich über reagiert habe.

„Ich kann’s nicht leiden, wenn jemand meine Post liest oder in meinen Sachen herumwühlt.“
 

Es soll eigentlich eine Erklärung sein, aber so, wie ich es ausspreche, klingt es viel mehr nach einer Entschuldigung oder einer schrecklichen Ausrede.
 

Er seufzt tief, fährt sich mit zwei Fingern über die Schläfen und zuckt mit den Schultern.
 

„Dann mach ich’s eben nicht mehr, in Ordnung?!“
 

Hm..

Klingt genervt.

..Nein, Pardon.

Das klingt nicht genervt, sondern richtig angepisst.

So, als hätte ich ihn gebeten, mit dem Atmen aufzuhören, was sicherlich das Letzte wär, was ich tun würde.

Wirklich!

Es sei denn, er fängt an, mich fertig zu machen.

Dann könnte mir diese Bitte schon mal raus rutschen..
 

„Das wäre sehr nett, Kaiba.“, antworte ich nüchtern und bemerke erst im Nachhinein, dass ich ihn wieder mit dem Nachnamen anrede.
 

Kaiba..

So schlimm hört der sich nun auch wieder nicht an.

Andrerseits..

Ich könnte mich durchaus an >Seto< gewöhnen.

Wahrscheinlich reines Wunschdenken.

Der Gute kriegt doch schon Pickel auf der Haut, wenn ich ihn mit seinem Geschäftsnamen anspreche – wäre es sein Vorname, würde er möglicherweise an Ort und Stelle an einem Schockbedingten Herzinfarkt sterben und elendig krepieren.

Aaaber soweit will ich gar nicht erst denken!

Vorerst genieße ich erst mal seine Anwesenheit.

Man muss ja schließlich nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, ne?
 

„Du blutest, Wheeler.“, stellt er plötzlich fest, so überzeugend, dass ich fast darauf herein gefallen wäre.
 

„Witzig..“, kommt es von meiner Seite und ich suche nach etwas Greifbarem, in dessen Spiegelbild ich mich betrachten kann.

„Liegt vielleicht daran, dass du mich auf die Ecke eines Tisches geknallt hast. Schon mal dran gedacht?“
 

Ehrlich, bei aller Liebe, langsam nervts.

Ich halte ja wirklich viel aus, von Demütigungen, über Niederlagen bis hin zu Langeweile, aber jetzt hab ich schon wieder eine Verletzung – und das mitten im Gesicht!

Jeder wird es sehen können!

Jeder wird wissen: Joey Wheeler hat sich wieder geprügelt!

Ich bin doch grade erst das Veilchen losgeworden..

Buuuuhuuu!
 

Das Sofakissen unter mir bewegt sich etwas und ich senke meinen Blick drauf.
 

Höh?

Hab ich was verpasst, oder warum zuckt dieses Teil auf einmal?

Stecken da womöglich noch die Raviolireste von letzter Woche drin?

Ich dachte, die hätte ich alle entfernt?
 

Als ich einen nahen Atemzug spüre, wird mir allerdings plötzlich bewusst, dass sich nicht das Kissen bewegt hat, sondern viel mehr der Kerl, der darauf sitzt.

Kaibas Astralkörper hat sich volle zwanzig Zentimeter an mich heran bewegt.
 

Uhhh..

Ich glaub, ich platz gleich!

Ruhig, Joey!

Atme! Atme! Atme!

Nicht hyperventilieren!

Atmeeeeee!!
 

„Tja, Wheeler..“, fängt er leise an zu reden und seine Hand wandert hinter meinem Rücken herum, legt sich an meine Taille und zieht mich etwas näher zu ihm.

„Du bist und bleibst einfach ein Trottel.“
 

Egal, wie beschuldigend diese Worte auch klingen mögen, ich sehe in seinen Augen, dass er es nicht so böse meint, wie es sich anhört.

Seine weichen Lippen berühren die Haut an meinem Hals und lösen einen warmen Schauer aus, der über meine Schultern rutscht.
 

Bitte verlieben sie sich jetzt!, schreit das kleine Stimmchen in meinem Hinterkopf und ich muss unwillkürlich grinsen.
 

Hähä.. ja.. ja, das schaffe ich.

Ich hab mich entschieden, Kaiba.

Seto.

Ich schicke alle anderen ins Time-Out, nur für dich..

Keine Prügeleien mehr, versprochen.

Weder mit dir – erst recht nicht mit dir – noch mit anderen.

Ich werde mich mit keinen Girlis mehr treffen und schon gar nicht mit Kerlen.

Nach dem Sportunterricht dusche ich nie mehr mit allen anderen, ich fahr einfach nach hause, wasch mich, und fahr zurück in die Schule.

Niemand soll mich haben, außer du.

Keiner soll mich anfassen, außer dir.

Allein Seto Kaiba soll sagen: Der Köter gehört mir!
 

„Mhh.. du?“
 

Kaiba hebt seinen Kopf etwas, als er spricht, denn während ich meinen Gedanken nachgehangen habe, hat er ungewohnt zärtlich meinen Hals liebkost.
 

Öhm..

Hoffentlich hat er keinen Knutschfleck hinterlassen..

Würde mich nicht wundern, wenn ich das nicht mitbekommen hätte.

Wenn ich überlege, könnte man mir das Sofa unterm Arsch weg klauen..
 

„Was ist?“

Ich reagiere ziemlich langsam, zugegeben, und meine Wortwahl lässt auch zu wünschen übrig, aber ich muss mich erst aus meinen Gedanken reißen, ehe ich antworten kann.
 

Männer halt.

Da ist nix mit Multitasking.
 

Er sieht mich einen Moment lang schweigend an, scheint sich über etwas den Kopf zu zerbrechen, bevor er seine Frage ausführt.
 

„Wann hast du wieder Zeit? Zum Lernen, mein ich.. Sind ja heute nicht allzu weit gekommen, hm?“
 

Hähä..

Da hat er nicht ganz Unrecht..

Das Einzige, was ich neben Atomkernen und -Hüllen noch kennengelernt habe, ist die Schwerkraft.
 

„Tja..“, fange ich lahm an und runzle die Stirn nachdenklich.

„Wie wär’s mit Morgen?.. Oder hast du da einen deiner super wichtigen Termine?“
 

Ein Grinsen huscht über mein Gesicht, ohne, dass ich dem zugestimmt habe.
 

Kaiba und Pediküre..

Das ist einfach herrlich.

Wenn ich mir vorstelle, wie mein Griesgram auf einem dieser Stühle sitzt, ohne Söckchen, und sich die Nägel machen lässt.. Hihi..

Öh..

Warte mal..

Jetzt darf ich ihn doch eigentlich Seto nennen, oder nicht?

Mhhh..

Ja, Joey!

Du darfst!

Auf die Gefahr hin, dass er dich reißt – verdammt noch mal, du darfst!
 

Seine Hand wandert beunruhigend schnell meinen Oberschenkel hinauf und verharrt an einer äußerst anzüglichen Position. Eine Welle Blut schwappt in meinem Körper hin und her, nicht sicher, ob sie sich ins Gesicht, oder eine unterere Körperregion stürzen soll.
 

„Das schon, aber ich kann mir den Tag für dich frei nehmen..“
 

Wow..

Was sagt man dazu?

Ich muss gestehen, mir fehlen die Worte.

Seto schiebt seinen Terminkalender um.

Für mich.

.... Mwhahaha!

Ich liebe diesen Kerl!
 

„... wie wär’s, wenn wir morgen zusammen aufwachen?“
 

..Oh mein Gott..

Ich habe tatsächlich dieses L-Wort gedacht..

Ich hab’s über mich gebracht..
 

„Joey?“
 

Jetzt..

Jetzt muss ich es ihm nur noch irgendwie sagen.

Hähä.. leichter gesagt, als getan.

Wahrscheinlich weiß er nicht mal, wie man Liebe buchstabiert..

Oder doch?

Arrrgh..

Vielleicht schreib ich es ihm in einem Brief?
 

„Joseph?“
 

Neee.. zu kitschig.

‘Ne Email?

Nää, damit hab ich ja selbst Probleme.

Also?

Was bleibt da noch?

Ein Telegramm vielleicht?
 

„Wheeler?!“
 

Allerdings bezweifle ich, dass Seto es mag, wenn ein fülliger Mann, Mitte Vierzig, bekleidet mit einem Amor-Kostüm vor seiner Tür steht und anfängt, zu singen.

Also kein Telegramm..

Was dann?

Da bleibt ja kaum noch eine Lösung übrig!

Andrerseits..

Ob Yugi den Boten spielen würde..?
 

„Hey, du Schoßhund, nimm gefälligst die Karotten aus den Ohren!“
 

Etwas Hartes trifft schmerzvoll meinen pochenden Hinterkopf, woraufhin ich nach vorne zucke und mir die Hand auf die Stelle lege.
 

„Was.. Was gibt’s?“

Verdutzt und nun auch wieder wach sehe ich, wie er sich zwei Finger an die linke Schläfe legt und sie massiert, als hätte er soeben Die Welt vor einer dimensionalen Zerstörung beschützt und müsse sich jetzt erst mal drei Tage entspannen.
 

„Du solltest dir abgewöhnen, mitten im Gespräch in Trance zu fallen, Joey.“, seufzt er und lehnt sich etwas nach hinten.

Die Hand hat er längst zurückgezogen.

Leider..
 

Heh.. ist das etwa schon wieder ein Grinsen?

Da, auf meinem Gesicht?

Das wird ja langsam zum Dauerzustand.

Aber er hat mich beim Namen genannt.

Beim Vornamen.

Joey..

Er hat Joey gesagt..

Khihi..
 

Ich ignoriere das Flimmern in meinem Magen und betrachte genießerisch, wie er auf meinem Sofa sitzt und mich ansieht. Selbst das lässt ihn hoch beschäftigt wirken, obwohl er gar nichts anderes tut, als vor sich hin zu leben.
 

Okay..

Ich habe den Entschluss gefasst, das sich es ihm sagen werde.

Von Mimose zu Monster!

Äh.. Von Mann zu Mann, natürlich..

Also, Joey!

Luft holen – und raus damit!
 

„Ich-“
 

„Was ist nun?“
 

„Hä?“
 

Er sieht mich fragend an, die Augenbrauen etwas hochgezogen und den sanften Blick auf mich gerichtet.
 

Daran könnte ich mich glatt gewöhnen, an diese weichen Augen..

Das macht ihn wesentlich sympathischer, als der eiskalte Vernichtungsblick, den er sonst immer drauf hat.

Hu.. ich hab Seto Kaiba geknackt..

Den größten Ich-hasse-die-Menschheit-Vertreter, den dieser Planet jemals gesehen hat!

Ich hab’s einfach drauf!
 

„Ich fragte dich, ob es dir gefallen würde, morgen mit mir auf zu wachen.“
 

„Oh..“
 

Was ist denn das für eine Frage?

JA, ich will!

Es gefällt mir!

Ich liebe diese Idee!!

Komm‘ ,wir hauen uns gleich hin!

Jetzt, sofort!
 

„Hmm.. ja.. klingt ganz okay.“

Ich verberge gekonnt meine Magengeschwüre und mache eine furchtbar lässige Geste mit der Hand, so, als hätte ich bereits alles einstudiert.
 

Hab ich das richtig mitbekommen?

Er will bei mir schlafen?..

In meinem Zimmer?..

Oder vielleicht auch mit mir..?

Oh Mann..

Ich sterbe..

Mit diesem Typen würde ich sogar im Winter unter der ekligsten Brücke des Landes schlafen!

Versteht mich nicht falsch – das war genau so zweideutig gemeint, wie ich es gedacht habe.
 

„Ganz okay?.. Mensch, das klingt ja mal wieder sooo begeistert..“, sarkastelt er, während seine Lippen der Anflug eines Grinsens umspielt.

„Sei froh, dass du den ganzen heutigen Tag mit mir verbringen darfst.“
 

Ich erwidere seine Grimasse, boxe ihm freundschaftlich in die Seite und vernehme zufrieden ein leises Uff!.
 

Laut der Wanduhr ist es exakt fünf vor eins.

Das bedeutet der Tag dauert noch..

Öhh..

So über den Daumen – 11 Stunden.

11 Stunden voller Sarkasmus.

Voller Ozeane und braunen Haarsträhnchen.

Voller Berührungen.

Voller Seto Kaiba.

Mhh..

Heute ist Sonntag, nicht?..

Sonntag..

War da nicht noch was?..
 

„Argh..!“, entfährt es mir und ich seufze so laut auf, dass ein paar Zettel vom Tisch vor mir fliegen.

„Ich hab keine Zeit..“
 

Ich spüre, wie er mich mit seiner Sprich-bloß-nicht-weiter-Mimik anblickt, lasse mich davon allerdings nicht beeinflussen, sondern fahre mir enttäuscht mit einer Hand über die Stirn.
 

„Was soll das heißen, du hast keine Zeit? Wieso nicht? So lang wirst du sicher nicht Gassi gehen..“
 

„Haha – Witzig. Nee.. Tristan hat mich sozusagen.. eingeladen.“
 

Die Erinnerungen an seine genauen Worte bleiben mir verborgen, aber immerhin weiß ich noch, dass heute der Tag ist, an dem er mich durch die Gegend schleppen will.

Ausgerechnet jetzt..

So ein Mist!
 

Kaiba zuckt mit den Schultern und schließt die Augen, als ginge ihn das alles gar nichts an.
 

Öhh..

Tut es ja irgendwie auch nicht..

Hum..
 

„Dann sag ihm einfach ab.“
 

„Oho – klasse Idee, Seto. Was soll ich sagen? Tut mir Leid, meine besten Freunde, ich kann nicht mit euch weggehen, weil mein größter Erzfeind Zuhause auf meiner Couch sitzt und mich beschlagnahmen will. Das würden sie mir a) nicht abnehmen und b) dir wäre das höchst wahrscheinlich ziemlich unangenehm, oder nicht?“
 

Seine Pupillen werden kleiner, ein ganzes Stück sogar, so dass seine Iris richtig schön hervor sticht.
 

Ahh..

Da ist es wieder..

Jetzt ‘ne Runde schwimmen, das wär’s.

Meinetwegen auch mit ihm.

Ob er überhaupt schwimmen kann?

...Klar kann er.

Joey, du Depp – hast ihn doch letzten Sommer dabei gesehen.

Im Sportunterricht.

Und er sah verdammt gut aus.

Jedenfalls..

Es ist ihm unangenehm, das sieht man ihm grade deutlich an.

Aber das macht nichts.

Jedenfalls noch nicht.

Spätestens in einer Woche darf er sich daran nicht mehr stören.

Also, dass wir zwei uns so..

Na, dass wir uns so gut verstehen.
 

„Das heißt?“, fragt er trocken nach.

Der Trotz steht ihm sozusagen in sein schönes Gesicht geschrieben.
 

„Das heißt..“, greife ich seinen Satz auf und strecke ihm kurz die Zunge raus.

„...Dass du dich heute Abend wohl oder übel deiner Arbeit widmen und an mich denken musst, während ich mich mit den anderen durch eine der tausend Bars quälen werde.“
 

Er verschränkt die Arme vor der Brust und starrt in die von mir entgegengesetzte Richtung, wie ein kleines, eingeschnapptes Kind.
 

„Ich hoffe, du weißt, was du da tust, Wheeler.“
 

Ich grinse schon wieder.
 

Hey, das tut mir echt Leid – wirklich!

Aber dieses Geschmolle ist einfach zu genial..

Der herrliche, große Seto Kaiba schmollt, weil er versetzt wird..

Wie niedlich ist das denn?

Und er fängt wieder mit dem Nachnamen-Spielchen an.

Aber das macht nichts..

Jetzt weiß ich zumindest, dass er auch anders kann.

Zumindest dann, wenn er es will..
 

„Eigentlich nicht, aber das war schon immer so..“, antworte ich und lehne mich ebenfalls etwas nach hinten an die Sofalehne.

Einen Moment lang streift sein Atem meine Wange, dann findet seine Hand wieder ihren Weg in meinen Nacken.
 

Mann.

Wenn man einmal davon gekostet hat, möchte man gar nicht mehr ohne sie leben.

Diese Berührungen, meine ich.

Wer hätte gedacht, dass so ein egozentrischer Ignorant weiche Fingerspitzen hat, die er zu allem Überfluss auch noch perfekt einsetzt?

Herrje..

Seto..

Du bringst mich so herzhaft durcheinander.

Und das schlimmste ist: Ich mag es.
 

Er drückt mich etwas an sich und neigt den Kopf, so dass seine warmen Lippen für den Bruchteil einer Sekunde mein Ohr berühren. Beinahe muss ich mich selbst davor retten, in seiner Anwesenheit zu ertrinken.
 

„Hast du dir tatsächlich heute frei genommen?“, frage ich nach einer Weile nach und vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Das Blut, das in regelmäßigen Abständen durch die Schlagader stößt, beruhigt mich irgendwie..
 

Vielleicht, weil ich dadurch weiß, dass er mit Sicherheit kein Vampir ist?

Oder weil ihn diese Tatsache - mal wieder – menschlicher wirken lässt?

Einfach sympathischer, weil es somit doch etwas gibt, das wir gleich haben?

Ich weiß es nicht..

Ist vielleicht auch besser so.
 

„Wenn ich es dir doch sage.“, gibt er zurück und schlägt mit jedem seiner Worte einen Schwall Atem durch meine Haare.

„Hab ja nicht gewusst, wie lange ich hier bleiben und dir alles rein hämmern muss. Du bist ja bekanntlich sehr emotional, wenn es um die Rollenverteilung der Dominanz geht – ich dachte, ich trete auf jeden Fall in irgendein Fettnapf, ohne auch nur etwas gesagt zu haben.“
 

Ich brummel leise, was ihn jedoch lediglich zu amüsieren scheint, denn ich kann hören, wie er leise vor sich hin schmunzelt.
 

„Du mit deinen dicken Quadratlatschen trampelst auch ohne meine Hilfe in jedes verdammte Fettnäpfchen..“
 

Emotional ist möglicherweise das falsche Wort..

Ich bin schließlich ein Kerl!

Verliebt in einen Mann, aber immer noch selber einer!

Wenn, dann bin ich.. uh.. temperamentvoll, jawohl.

Das klingt schon viel besser!

Leidenschaftlich – das ist auch noch in Ordnung.

Oder die einfachste Umschreibung: verliebt.

Hach..

Verliebt in den intelligentesten, hochnäsigsten, wunderschönsten, unerreichbarsten und liebevollsten Seto Kaiba, der mir jemals begegnet ist.

Hum..

Verliebt..

Liebe..

Stopp mal..
 

Das Flimmern des Fernsehers, den er eben angeschaltet hat, fährt über mein Gesicht und obwohl ich angestrengt auf den Bildschirm starre, sehe ich doch nicht richtig hin.
 

War da nicht noch was?

Wollte ich ihm nicht was sagen?

Diese drei Worte, die mir bisher jedesmal im Halse stecken geblieben sind?

Ich weiß noch, vor drei Jahren..

Da gab es ein Mädchen, in das ich unheimlich verschossen war – jedenfalls so lange, bis sie mir gesagt hat, was für ein elender Versager ich doch sei, weil ich nicht einmal das zu ihr sagen konnte, was mir so sehr auf dem Herzen lag.

Und letztes Jahr?

Ein Mädchen, die Tochter einer Bekannten, auf die ich stand.

Na..

Ach.. man..

Anstatt ihr zu sagen, dass ich sie liebe, hab ich sie über Bienen und Blumen zu gequasselt.

Oh man.. der Blick ihrer Mutter, nachdem sie es ihr erzählt hat, war unerträglich.
 

Ich nehme ein leises Knacken wahr, als mein Sitzpartner sein Handgelenk bewegt und konzentriere mich auf das Tippen seiner Fingerspitzen auf meinem Oberarm.
 

Für jeden anderen müsste das so aussehen, als wären wir seit Jahren ein Pärchen.

Ahaha..

Witzig.

Noch vor einem Monat wäre ich jedem, der mir erzählt hätte, ich würde mich in DEN verlieben, an die Kehle gesprungen.

Joeyyy.. wo hast du dich nur wieder rein geritten!

Kaum hast du den, den du willst, an deiner Seite, stolperst du ins nächste Übel!

Es sind doch nur Worte!

Drei mickrige, kleine, popelige Wörtchen!

Verflucht..!

Ich kann es ihm sogar auf Italienisch sagen. Auf Spanisch – Französisch, nur nicht so, dass er es versteht.
 

Unweigerlich rutschen meine Augen vom Fernseher ab und fixieren Kaiba angeregt. Ich öffne den Mund, doch alles, was heraus kommt, ist ein gekünstelter Lacher.

Er zieht eine seiner Augenbrauen hoch und sieht mich fragend an.
 

„Was ist los?“
 

Herr Gott..

Wenn du das wüsstest – es würde so vieles einfacher machen.

Ich stell mich an, wie ein Kleinkind.

Verflixt, Kaiba!

Ich sitze hier und warte darauf, dass du in mich hinein siehst, obwohl ich nicht einmal weiß, ob dir das, was du entdecken würdest, auch gefällt!

Wenn ich deine Coolness hätte, wäre es kein Problem.

Aber die habe ich nicht!

Meine Güte..

Ich werde doch schon rot, wenn man mich im Sportunterricht berührt!

Und was machst du?!

Du..

Du hockst so unglaublich lässig da und.. atmest!

Du atmest meine Luft weg.

Oh Gott..

Mir wird schwindelig..
 

__________
 

Madsen – Unzerbrechlich
 

Du bist überall, alle haben Angst vor dir

Du tust immer das, was dir gefällt

Du tust einfach so, als wärest du schon immer hier

Und kämpfst allein' gegen den Rest der Welt
 

Du bist unzerbrechlich

Du bist groß, stark und mächtig

Nichts in dieser Welt macht dich kaputt

Du bist unzerbrechlich

Du bist groß, stark und mächtig

Nichts in dieser Welt stoppt deine Wut
 

Die Ignoranz und die Angst, und dass man lieber schnell vergisst

All das machte dich zu dem, was du jetzt bist
 

Tausend Mal enttäuscht, tausend Mal zu kurz gekomm'

Jetzt bist du allein' auf dich gestellt

All das, was wirklich glücklich macht, hast du niemals bekomm'

Und jetzt rächst du dich am ganzen Rest der Welt
 

Du bist unzerbrechlich

Du bist groß, stark und mächtig

Nichts in dieser Welt macht dich kaputt

Du bist unzerbrechlich

Du bist groß, stark und mächtig

Nichts in dieser Welt stoppt deine Wut

Teil 12: Adieu - weg mit der Maske!

Wahnsinn à la Kaiba

Die Psyche eines Eisbergs
 

Disclaimer: Nix is mir.. das übliche xD
 

Pairing: Seto X Joey
 

Sonstiges: Siehe Nachwort xD
 

__________________________________
 

Teil 12: Adieu – weg mit der Maske!
 

Als ich meine Augen das nächste Mal aufschlage, hab ich das Gefühl, sofort wieder in dieser ätzenden, ewigen Dunkelheit versinken zu wollen, anstatt dieses Bild aushalten zu müssen.

Die am Anfang noch sehr schemenhafte Gestalt neben mir bekommt allmählich festere Konturen, mehr Farbe, so lange, bis ich verlegen feststellen muss, dass der mächtige Seto Kaiba neben mir liegt und.. schläft.
 

Oh man..

Was ist eben passiert?

Vorhin?

Gestern?

Wie lange war ich überhaupt weg?
 

Ich hebe den Oberkörper an, setze mich aufrecht hin und fahre mir zerstreut durch die Frisur, wobei ich mich bemühen muss, den Blick von ihm loszureißen.
 

Hum..

Sieht so aus, als lägen wir in meinem Zimmer.

Genauer gesagt, in meinem Bett.

Zusammen.

Er und ich.
 

Ein warmes Gefühl steigt in mir auf, bevor ich die Beine aus dem Bett schwinge und aus dem Raum schleiche, in der Hoffnung, ihn nicht zu wecken.
 

Wer weiß, wie lange er da schon liegt?

Wie lange wir da schon liegen?

Lagen?

Wahrscheinlich musste er Schlaftabletten nehmen, um in dieser schrecklichen Bude überhaupt ein Auge zu zumachen.

Das Dornröschen..

Mein Dornröschen.

Und wer bin ich?

Der Prinz?

Hähä..

Unwahrscheinlich..

Wohl eher.. hmm..

Naja..

Die Rosenhecke?
 

Ein knapper Blick auf die Uhr verrät mir, dass es bereits halb neun ist. Nicht allzu spät, dennoch kriecht mir eine kalte Gänsehaut über den Rücken.
 

Besser, ich mach mich jetzt fertig, sonst bekommt Tristan womöglich noch chronischen Bartwuchs, weil ich mal wieder nicht pünktlich genug war.

Hehe..

Naja.. Für ihn wäre das immer noch ein Vorteil.

Wie oft hat der sich schon beschwert, dass sein Gesicht so glatt ist, wie ein Babypopo?

Ich glaube, er denkt, dass Frauen auf so einen Drei-Tage-Bart stehen.

Lächerlich.

Wirklich!

Meiner Meinung nach hassen sie sowas, aber ich kann nichts versprechen..

Vielleicht sollte ich mal Thea fragen?

...Ne.

Lieber nicht.

Die köpft mich dann, weil sie denkt, ich würde irgendeine versteckte Anspielung auf ihr Gesicht machen.

Huuu..

Das könnte blutig werden..
 

Ich schleiche auf Zehenspitzen durch die Wohnung und fühle mich, wie ein Geheimagent, der kurz davor ist, entdeckt zu werden, während ich mühselig frische Klamotten zusammentrage.
 

Hah!

Hat es sich also doch gelohnt, dass ich meine saubere Wäsche im Bad liegen lasse!

Khihi..

Wär doch gelacht, wenn ich es nicht schaffen würde, aus dieser Wohnung zu verschwinden, ohne Kaiba aufzuwe-
 

Knarz..
 

..Oh Gott.

Ich glaub, ich sterbe.

Jetzt ist mein Herz glatt stehen geblieben!

Memo an mich selbst: Dielen reparieren lassen.

Anhang: Ganz ganz dringend!!
 

Mit einer Gänsehaut auf den Armen verharre ich in meiner Position:

Das T-Shirt schwingt zwischen meinen Fingern hin und her, meine Augen fixieren gebannt die Tür meines Zimmers, die jeden Moment auffliegen und ein riesiges Monster auf mich los lassen könnte.

Doch nichts geschieht.

Kein Knurren, Kein kratzen an der Tür und keine stampfenden Schritte.

Nicht mal ein Seufzen.

Einfach nichts.

Nada.

Nothing.

Rien.
 

Muaha..!

Du bist und bleibst der coolste, Joey!
 

...
 

Okay..

Das ist es nicht wert.

Nicht einmal ansatzweise!
 

Ich werfe bedrückt einen unauffälligen Blick auf meine Armbanduhr, was einige Minuten dauert, denn das fahle Licht ,das von der Decke fällt, macht es nicht sonderlich leichter, die Zeiger zu erkennen.
 

Warum bin ich nochmal hier?

Hier, und nicht zu Hause, wo ein narzistischer Playboy auf mich wartet.

Gott.. Wenn ich nur an ihn denke, kriecht mir ein Schauer über den Rücken.

Ich glaube, das nennt man Sehnsucht.

Ja, verdammt!

Kaiba - lauf nicht weg!

Ich werde nach Hause kommen, und wenn ich mich dafür durch diese Massen schlagen mu-...
 

"Joey, du Couchpotato!"
 

Eine warme, feingliedrige Hand legt sich auf meine angespannte Schulter und übt einen bestimmenden Druck darauf aus, so dass ich hoffnungsvoll den Blick zur Seite richte und den Mund öffne.
 

Kaiba!

Seto!

Du bist gekommen, um mir in dieser Hölle Gesellschaft...

Was zum..?
 

"Tristan.", entfährt es mir trocken. So desinteressiert, dass ich hören kann, wie mein Kumpel entrüstet die Luft einsaugt und sich in die Brust wirft.
 

"Was soll diese Unlust, Joey?!", beschwert er sich und zieht mich in die nächstbeste Sitzecke.
 

"Ich habe keine Unlust.", murre ich leise und bin mir nicht einmal sicher, ob es dieses Wort überhaupt gibt.
 

Außerdem hab ich Lust.

Ja, sogar 'ne ganze Menge.

Nur nicht auf das hier.

Sondern auf Mister Obercool!

Jetzt ,sofort!
 

Er drängt mich auf die Bank, zwischen sich und Thea, die mir schon leicht beschwipst zuwinkt - obwohl wir nicht einmal fünf Zentimeter voneinander entfernt sind. Als ob sie in die verkehrte Seite eines Fernrohrs schauen würde.
 

Tja.. Hehe..

Wie heißt es so schön?

Kein Bier vor Vier und zwischen Leber und Milz passt immer noch ein Pils.

Die Gute verträgt absolut keinen Alkohol.

Ziemlich gebeutelt, denkt ihr?

Es kommt noch schlimmer.

Sie muss nur an eine Sahnetorte denken und nimmt zu - jedenfalls ihrer Meinung nach.

Ist das nicht schrecklich?

Ich würde niiiieeee auf eine Sahnetorte verzichten, ganz egal, wie dick sie mich macht.

Leider liegt die größte Süßigkeit wahrscheinlich immer noch eingepackt auf meinem Sofa Zuhause und zieht sich diese albernen QuizShows rein.

Tzeh..

Als ob es eine Frage gäbe, die er nicht beantworten kann.

Wenn man ihn fragen würde, was die Hauptstadt vom Takkatukka-Land wäre, könnte er jedes x-beliebige Haushaltsgerät nennen und die Leute würden bewundernd applaudieren.

Vermutlich liegt ihm die ganze Welt zu Füßen und..
 

"Joey.."
 

"Hn..?"
 

"Joey, dir ist schon klar, dass du den Strohhalm in den Mund nehmen musst, um etwas zu trinken?"

Tristan sieht mich mit großen, welpenartigen Augen an, während ich mir zerstreut den Strohhalm aus dem rechten Nasenloch fummel.
 

"Jaaa..", antworte ich lahm und seufze tief. "Ist heute nicht mein Tag, Leute. Sorry."
 

Von wegen nicht mein Tag!

Verdammt noch mal, heute ist der absolut genialste Tag meines ganzen, verschissenen Lebens und anstatt zu Hause meinen Traumboy zu vernaschen, sitz ich hier und schiebe mir irgendwelche Dinge in die Nase!

Auf diesen Abend warte ich, seit ich diesen sadistischen Kerl kenne - und nun verbringe ich die nächsten drei Stunden unwillkürlich mit Leuten, die es lustig finden, sich Bierschaum ums Kinn zu schmieren!
 

"Hey Joey."

Schon wieder..

Langsam fange ich an, mich für einen Namenswechsel zu interessieren.

Wie wär's mit Willi?

Willi Wheeler - das wär doch mal was!
 

"Ich hab gehört, das eine Mädchen aus unserem Jahrgang.. äh.. wie hieß sie noch...", Tristan wirft seine Stirn in Falten, während er nachdenkt, doch schon bald wedelt er erklärend mit der Hand herum.

"Ist ja auch egal.. jedenfalls soll dieses Mädchen angeblich ein Auge auf dich geworfen haben."
 

Und dann tut er es.

Etwas, das er jahrelang schon nicht mehr getan hat und das mich immer, absolut immer peinlich berührt, weil ich dann weiß, dass er bereit ist, Kuppler zu spielen.

Etwas, das nur er kann und womit er mich vor vielen Jahren oft zum Rot anlaufen gebracht hat.

Er wackelt mit seinen Augenbrauen.

Und dem folgt ein Ich-hab-damit-zwar-nichts-zu-tun-aber-ihr-passt-so-schön-zusammen-Grinsen.

Und es macht mich krank.
 

Ich kann fühlen, wie Yugi, der bisher nur stumm seinen Milchshake - er mag keinen Alkohol - tot gestarrt hat, mir stumme, aber bedeutende Blicke zuwirft, als wolle er mir Vorwürfe machen. Thea wippt währenddessen leicht nach links und rechts und summt die Melodie von Unsere kleine Farm nach. Und Tristan.. Jaaa.. Tristan..
 

"Ich hab dir schon tausendmal gesagt, dass ich momentan nich so auf Beziehungen aus bin.", erwidere ich in sein hitziges Gesicht und er sieht mich an, als sei ich vollkommen übergeschnappt.
 

"Was soll das heißen, du bist nicht auf Beziehungen aus? Hör mal.. haste die mal gesehen? Die is' absolut niedlich! Schöne Augen, dunkle Haare, entschlossenes Auftreten.. du stehst doch auf Mädels, die wissen, was sie wollen."
 

Hnnnh..

Sprich nicht weiter..

Uaaahg.. ich glaub, ich sterbe!

Kaibaaa.. wo bist du nur.. komm her und.. und.. ach!

Mach, was du willst mit mir!

Sofort, hier auf diesem Tisch, in dieser Bar, vor meinen Freunden und allen anderen Leuten!
 

"Joey - wo bleibt deine Männlichkeit?!"
 

Naja.. die sitzt daheim und guckt Fernsehen..
 

".. Seit wann bist du so passiv?!"
 

..Seit Seto Kaiba über mich hergefallen ist?
 

"..Wieso gabelst du dir nicht mal 'ne schicke Braut auf?!"
 

Ich seufze schwer und senke den Kopf, wobei mir der Strohhalm widerspenstig ins Auge piekt.
 

Huuuurrg..!

Stirb, elendes Ding!

Wenn hier nicht so viele Zeugen wären, würd' ich dich Stäbchen sofort platt machen!
 

"Tristan, ich will keine Braut. Auch keine Schnecke, kein Weib, keinen Pokal und erst recht keine Matratze! Hör auf, mir 'ne Freundin andrehen zu wollen, damit kann ich zur Zeit nicht besonders viel anfangen!"
 

Oookay..

Wahrscheinlich ist dies der richtige Moment um dankbar dafür zu sein, dass Thea schon völlig benebelt von einer grünen Kakerlake in ihrem Blumenbeet erzählt und Tristan schon seit heute Nachmittag zu trinken scheint, denn somit ist Yugi der Einzige, der meine Worte fehlerfrei und ihren Sinn verstanden hat.
 

Das war keine Absicht!

Wirklich nicht..!

Aber ich vermute, ich hätte mir genauso gut ein Ich liebe Seto Kaiba!-Schild an die Stirn tackern können.

Oder einmal nackt mit pinken Farbtupfern auf der Haut durch die Vorstadt rennen - das hätte nicht minder Aufmerksamkeit auf mich gezogen, als Yugi sie mir in diesem Augenblick schenkt.
 

Wir sehen uns einen Moment lang an.

Schweigend, denn zum Glück hat Tristan sich lieber damit beschäftigt, sinnloserweise ein paar Pappuntersetzer für die Gläser in seine Jackentasche zu schmuggeln - obwohl er keine Jackentasche besitzt und somit seine gesamte 'Ware' unten raus und auf seinen Schoß fällt.
 

"Hör mal, Joey.."
 

"Ich muss pinkeln.", unterbreche ich ihn forsch und weiche gekonnt seinem hilfsbereiten Blick aus. "Ich komm gleich wieder. Pass bitte auf, dass Tristan und Thea nicht wieder irgendeinen Müll mit meinen Sachen machen - ich hab mich letztes Mal echt gewundert, als plötzlich ein Haufen Kronkorken aus meinen Taschen gefallen sind."
 

Mit diesen Worten lasse ich ihn allein mit zwei Betrunkenen und wühle mich durch die Menschenmasse.
 

Kacke!

Kacke, Scheiße, Kot, Exkremente!

Jetzt lauf ich auch noch davon!

Vor Yugi!

Yuuuuugii!

Der Einzige, der mich vielleicht noch ansatzweise verstehen würde!

Ich hätte es ihm eben einfach sagen können - sagen sollen.

Yugi, ich steh auf Kaiba.

Punkt, Ende, Aus.
 

Ich stoße mehr gewaltsam, als hastig die Tür zur Toilette auf und kralle mich sofort an das erste Waschbecken, dass mir unter meine Finger kommt.
 

Ich brauche Urlaub.

Ganz eindeutig Urlaub, irgendwo, wo mich niemand finden kann.

Auch Kaiba nicht.

Nur einen einzigen Tag.

Vielleicht die Bahamas oder doch eher was kühles - Österreich?

Die Wahl zwischen Tauwetter und Frostbeulen - und ich mittendrin.

Oh Gott..
 

Geschafft blicke ich in den Spiegel voller Fettabdrücke, der vor mir an der kahlen Wand hängt.

"Du hast es mal wieder geschafft, dich voll in den Mist zu reiten, Joseph Jay Wheeler."
 

Jetzt rede ich auch noch mit mir selbst..

Es geht zu Ende.

Goodbye, oh schnöde Welt!
 

"Sag's ihm einfach! Sag ihm - Ja, ich steh auf Kaiba. Ja, ich steh auf diesen sadistischen, ungehobelten, anziehenden, arroganten, schönen.."
 

"... und ziemlich glücklichen Mistkerl."
 

...!?

Was..

Oh.. Oh mein..?

War das da eben ein Klirren?

Gut, ja.. Mein Herz hat sich nämlich eben vor Schreck aus meinem Brustkorb katapultiert und ist durch eines der dreckigen Fenster dort geschleudert worden.
 

Eine großgewachsene Person stellt sich neben mich und dreht mit eleganten Bewegungen den Wasserhahn des zweiten Waschbeckens auf.

Meine Augen erfassen sofort die feinen Hände, die sich im Wasser winden. Schöne Finger.. perfekte Nägel.. doch zu meinem Leidwesen erkenne ich sofort, dass es nicht Kaibas Hände sind. Nein, diese hier gehören eindeutig Duke.
 

Er lächelt mich schakalhaft an und ich habe das ungute Gefühl, dass er mir in Gedanken grade eine Schlinge aus meinen Worte dreht und sie mir um den Hals legt.
 

Hey, Duke ist echt nett, ein guter Kumpel und so..

Aber wir alle wissen, dass er mich damals in ein Hundekostüm gesteckt und mich erniedrigt hat.

Wäre Yami nicht gewesen, würde ich wahrscheinlich immer noch mit dem Fetzen rum laufen - was dem Herrn Kaiba mit Sicherheit gefallen hätte.

Seien wir doch mal ehrlich: Duke ist ein Schlitzohr. Der wurde nicht geboren, der hat sich seinen eigenen Ausgang gebaut. Vermutlich kam er geradewegs aus der Gebärmutter gekrochen und hat dem Arzt einen Klaps auf die Schulter gegeben.
 

"Was.. Was machst du denn hier?!"

Entsetzt starre ich ihm ins Gesicht und hoffe innerlich, er würde augenblicklich zu einem Haufen Asche zusammen bröseln.

Doch nichts geschieht.

Natürlich nicht.
 

"Was glaubst du denn, Joey?", grinst er und zupft an seiner Hose. "Im Gegensatz zu dir benutz ich die Toilette nicht als begehbares Tagebuch, sondern als Ort, wo ich mich erleichtern kann. Zu viele Cocktails, du verstehst..?"
 

"Eh.. wie.. wie viel hast du denn gehört..?", frage ich unsicher nach und höre, wie meine Stimme langsam aber sicher bricht.
 

Verdammt..!

Ausgerechnet Duke..!

Der kann saufen wie ein Loch und hat ein Gedächtnis wie ein Elefant.

Den bring ich nich mehr dazu, das, was er abgelauscht hat, zu vergessen.
 

"Naja.. lass mal sehen..", schätzt er, legt sich einen Finger ans Kinn und schielt an die Decke. "Von deinem unterbewussten, leisen Seufzen als du den Raum betreten hast, bis hin zu deiner Liebeserklärung. Das schließt so ziemlich alles mit ein, nicht?"
 

"Ähä.. das ist nicht so, wie sich das anhört.", versuche ich zu erklären und fühle mich dabei, wie eine Ehefrau, wie grade inflagranti mit ihrem Liebhaber erwischt worden ist.
 

Wär ja noch schöner!

Ich - Hausfrau, Tzeeh.

Zudem bin ich so treu, wie ein Pinguin - also Bitte!
 

"Schon klar, Kleiner."

Er zupft sich immer noch grinsend ein paar Tücher aus dem Metallding an der Wand und trocknet sich die Hände ab, während er spricht.

"Wo die Liebe hinfällt, wie? Aber ausgerechnet Kaiba.. Der hat doch sonst auch kein Herz für Tiere.."
 

"Halt doch deine Klappe, du Idiot.", knurre ich leise und wende beschämt den Blick ab.
 

Herz für Tiere, was?

So tief bin ich schon gesunken, dass ich mir sowas anhören muss?

..Oder ist Kaiba derjenige, der tief gesunken ist?

Dass er sich mit jemandem wie mir abgibt?..
 

"Ich hatte mich schon gewundert, weshalb das Blauauge heute nicht bei mir erschienen ist, wo er doch sonst so oberpünktlich ist."

Dukes Blick streift mich, wie ein Windhauch und seine Schritte klingen stumpf und fern.
 

"Häh..?", erwidere ich etwas dämlich und hebe den Kopf - gerade noch rechtzeitig, um zu erkennen, dass er inzwischen so nah vor mir steht, dass ich jeden einzelnen Farbtupfer in seiner Iris sehen kann.
 

Die sehen anders aus, als Kaibas Augen.

Sie sind wild.. wild und spontan.

Kaibas hingegen.. acch.. die sind so wunderschön.. blau, wie das Meer..

Ohne Farbtupfer.. da gehen die Töne direkt ineinander über..
 

"Was ist mit deiner Lippe?"

Einer seiner feinen Finger tippt sanft auf die Stelle an meiner Unterlippe - die kleine Wunde, die ich mir bei meinem Sturz auf den Tisch zugezogen habe - und sofort fängt sie an zu brennen.
 

"Nichts, lass das!", beschwere ich mich und schlucke den Kloß in meinem Hals energisch hinunter.
 

Verdammt..

Das dumme Ding kommt einfach immer wieder hoch!

Verschwinde endlich!!
 

"Sieht nicht nach Nichts aus.", antwortet er hartnäckig und nimmt mein Kinn zwischen die Hände.

So, wie Kaiba es vor mehr als einer Woche getan hat, um sich ebenfalls eine kleine Verletzung anzusehen.
 

Ob die beiden wissen, wie ähnlich sie sich in manchen Beziehungen sind?

Wahrscheinlich nicht.. Ist sicher besser so.

Ehem..
 

"Komm schon Duke, hör auf mit den Spielchen. Yugi wartet auf mich und ich wette, da draußen sitzen mindestens dreizehn Mädels, die darauf hoffen, heute Nacht von dir verschlungen zu werden."
 

Er sieht mich zweifelnd an.

"Was soll mir das sagen? Dass ich zu ihnen raus gehen und mich vergnügen soll?"
 

Ich nicke etwas, was mir aufgrund der Zange an meinem Unterkiefer recht schwer fällt.
 

Okay..

Scheint ja n ziemliches Verlangen einer jeder Person zu sein, mein Kinn fest zu halten.

Ob das Ansteckend ist?

Ich hoffe nicht, sonst müsste ich mich durch die Innenstadt beißen, weil jeder mal ran will.

Also..

Ans Kinn..

Uhm..
 

"Um ehrlich zu sein, Duke, es ist mir so ziemlich Schnuppe, was du mit deiner Freizeit anstellst, solange du mich nicht daran hinderst, mir einen anzutrinken. Reim dir aus dem, was ich vorhin so vor mich hin gelabert hab, zusammen, was du willst.. Ich muss echt los, Yugi hat immer 'n paar Probleme damit, wenn Tristan betrunken die Puppen tanzen lässt.. Also - man sieht sich!"
 

Ich drücke mich an die Wand, um mich bis zur Tür vorzuarbeiten, doch ein plötzlicher Griff an meiner Schulter lässt mich aufblicken und anhalten.
 

"Du Trottel..", murrt Duke leise und das erste Mal seit diesem Klogespräch kann ich einen Hauch von Ungeduld in seinem Blick sehen.

"Momentan bist du meine Freizeitaktivität, Joey.."
 

Er neigt seinen Kopf.
 

Um Himmels Willen..!

Er tut es tatsächlich..!?

Seit wann ist es so schwer, ein Fast-Homo zu sein??

Warum fällt dieser dumme Kerl ausgerechnet jetzt und hier über mich her?!
 

"Duuuke...!", knirsche ich und will ihn weg drücken, doch es beeindruckt ihn gar nicht.

Er steht nur da, die Augen halb geschlossen, und sein Gesicht kommt näher, bis ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren kann..
 

Zack!
 

Noch eine Hand.

Von links.

Weiße Haut, schöne Finger..

Finger, die sich krampfhaft um meinen Kragen schließen und mich ruckartig von Duke wegreißen.
 

Ich kann den Zurückgelassenen schimpfen hören und sehe, wie er mir.. uns durch die quietschende Toilettentür folgt, sich durch die Menge boxt, wie wir es tun.

Nein, Moment.

Wie er es tut.
 

"Kaiba?"

Ich muss mich verrenken, um auch nur ansatzweise sein Gesicht sehen zu können und im selben Moment wünschte ich mir, ich hätte es bleiben lassen.
 

Wütend ist gar kein Ausdruck.

Rasend vor Zorn - er hat förmlich Schaum vom Mund, auch wenn seine Mimik nicht einmal zuckt.

Und er schleift mich durch die Masse wie ein rohes Stück Fleisch.
 

"Du kannst mich jetzt los lassen - ich kann selber laufen, Danke."
 

Er antwortet nicht, als wäre er in einem Zustand, in dem nicht einmal der Papst an ihn ran kommt.

Garstig öffnet er mit einem harten Schlag die Tür der Diskothek und zerrt mich auf die Straße.
 

Ich schnaufe etwas, atme den süßen Geruch der Nacht ein und frage mich innerlich, was für eine Katastrophe nun noch auf mich zu kommen könnte.
 

____________
 

3 Doors Down - So I Need You

(Auszug)
 

If you could step into my head,

tell me would you still know me

If you woke up in my bed,

tell me then would you hold me

Or would you simply let it lie,

leaving me to wonder why

I can't get you out of this head

I call mine
 

So I need you..
 

And if I jumped off the Brooklyn Bridge,

tell me would you still follow me

And if I made you mad today,

tell me would you still love me tomorrow?

Please

Or would you say that you don't care,

and then leave me standing here

Like the fool who is dreaming in despair and screamin'
 

_____________________________
 

Nachwort: Sooo.. meine Lieben ^^ Ich hoffe, ihr habt's bis hier her geschafft, ne? Wär ja schade, wenn nich..xD Ich hab ma wieder laaaaaange nix von mir hören lassen.. blacki hat sich beschwert.. des öfteren..^^" Und ich will nomma sagen: Sorry! Tut mir echt leid ><

Ich musste im vergangenen Monat viele arztbesuche machen (nein, ich bin nicht schwanger ^^) und hatte oft persönliche probleme, die es mir teilweise unmöglich gemacht haben, mich an den laptop zu setzen. Aber nu gehts wieder - also bin ich direkt wieder da ^^v So schnell wird man mich halt nich los ;D

Ich verspreche, die nächsten Chapter werden regelmäßiger hochgeladen - denn so gehört sich das nunma xD

Ich hoffe, ihr hattet Spaß an diesem Kapitel ^^ ich würd mich sehr über Kommis freuen :)

vieeeeele liebe, dankbare und begeisterte Grüße

Icke <3

Teil 13: Von der Leine

Wahnsinn à la Kaiba

Die Psyche eines Eisbergs
 

Disclaimer: jo.. langsam wisst ihr's ,ne? ^^
 

Pairing: Seto X Joex <3
 

Sonstiges: Halööööle, meine Lieben! Erst einmal ein riesiges Danke für die Kommiiiis! ^^ Es geht weiter und ich muss gestehen, ich mag dieses Kapitel irgendwie.. Es hat was. Ich weiß nicht was, aber es hat was xD Es ist auch etwas länger geworden.. *stolz die brust schwell* ^^v mein mum hat mich tatkräftig unterstützt.. mit diversen (für mich) anregenden Getränken (ich liebe spezi <3) und anderem kleinkram, damit ich nich vorm Laptop verhungern tu. Hab nämlich nochmal alles überarbeitet gehabt ^^ Hoffe, es gefällt.

Noch was?.. Nuja ôo momentan versuche ich, meine mum zu überreden, dass ich im september auf die Connichi nach Kassel darf. Kostüm sollte nicht fehlen, aber erst mal eines nach dem anderen..

Vielleicht sieht man sich ja? ^^

Also denne.. viel spaß! :D
 

__________________________________
 

Teil 13: Von der Leine
 

Der Abendhimmel über uns färbt sich grade in ein tiefes purpurrot, als Kaiba endlich meinen Kragen los lässt und mir entschlossen den Rücken zukehrt.
 

Na toll.

Was soll ich jetzt damit anfangen?

Wo liegt überhaupt das Problem, ist doch schließlich nix passiert?!

Mal davon abgesehen, dass ich Duke in nächster Zeit vielleicht aus dem Weg gehen sollte, gibt es keinen Grund, diesen einen Tag im Kalender anzustreichen.
 

„Was ist los? Wenn du mit kommen wolltest, hättest du einfach nur ein Wort sagen müssen.“, erkläre ich grinsend und trete einen Schritt nach vorne, um ihn an der Schulter zu berühren.
 

Doch kaum strecke ich meine Hand aus, wirft er mir einen derart bissigen Blick zu, dass mir für den Augenblick das Schlucken vergeht.
 

Uhm..

Hab ich was verpasst?

Irgendetwas super wichtiges, weshalb er mich grade ansieht, als wäre ich mit dem Motorrad über Mokubas Gesicht gefahren?
 

„Und du hättest mich auch sofort mit genommen, was?“, erwidert er sarkastisch und blitzt mich wütend an.
 

„Was soll das heißen? Wenn’s um meine Freunde geht, denen hätt‘ ich schon 'ne passende Ausrede auftischen können..“
 

Er knurrt leise, stapft auf mich zu und bohrt seinen Zeigefinger in meine Brust – soweit, dass ich fürchte, er kommt bereits aus meinem Rücken wieder heraus.
 

Was hat der denn geschluckt?

Und wieso hat er nicht vorher klar gemacht, dass er nicht alleine Zuhause hocken will?!

Da kommt doch kein Schwein mehr mit, Seto!
 

„Es geht nicht um deine hirnlose Kinderrasselbande, Wheeler!“
 

Uff.. das saß..

Wheeler..

Fängt der wieder damit an..

Oh Mann, ich glaube meine Eingeweide feiern grade Silvester.

Verrückt, oder?
 

„Es geht um diesen permanent störenden, grünschnäbeligen und zurückgebliebenen Devlin, der dir eben an die Wäsche gegangen ist!“
 

Seine Stimme bebt vor Wut, ich kann es genau hören. Sie bebt, und ich hab das verzweifelte Verlangen, ihm um den Hals zu springen und zu versichern, dass er sich da in etwas ziemlich dämliches verrennt.
 

Verdammt..

Wieso tust du es dann nicht, Joey?!

Ein Bein vors andere setzen, Arme ausstrecken und einfach..

Einfach.. drücken!

Herr Gott.. das machst du bei anderen doch auch nebenbei!

..Andrerseits lauf ich bei anderen auch nicht ständig Gefahr, in der Luft zu Hackfleisch verarbeitet zu werden..
 

„Äh..“, fange ich irritiert an und versuche zwanghaft meine Gedanken zu ordnen. „Ich glaube, du hast da was in den falschen Hals bekommen, Seto..“
 

„In den falschen Hals?!“, giftet er und zieht endlich seinen Finger zurück. „Hat er dich angefasst?“
 

„Nun.. Ja, schon..“
 

„Hat er versucht, dich rum zu kriegen?“
 

„Okay, ja, aber..“
 

„Verdammt, Wheeler – Dann hab ich es NICHT in den falschen Hals bekommen!“
 

Was soll man da noch erwidern?

Ich?

Was soll ich noch erwidern?!

Er sagt es glatt so, als wäre ich ein männliches Flittchen und..

Uhm..

Aber er meint es nicht so, oder?

..Oder?

Er glaubt nicht wirklich, dass ich mir einen Spaß mit ihm erlaubt habe, oder?
 

Er fängt an, sich mit der Fingerspitze über de Nasenwurzel zu fahren und seufzt aufgebracht, offenbar nicht sicher, ob er fähig ist, mich weiter anzuschreien.

Ehrlich gesagt, ich könnte auch drauf verzichten. Ich kann’s absolut nicht ab, wenn man mich anblafft – vor allem nicht, wenn jene Person normalerweise damit begnügt ist, mich durch eine unglaubliche Coolness fertig zu machen..
 

„Verflucht, Wheeler..“, knirscht er mit einem Hauch von Verzweiflung in den Augen und schüttelt den Kopf. „Ich hab keine Lust auf deine Spielchen!“
 

Ich finde, hier zieht’s ganz schön.

Oh, stimmt.. Mir ist ja auch grade der Kiefer bis ins Kellergeschoss aufgeklappt.

Ich meine - ..MEINE Spielchen??

ICH spiele hier rein gar nichts!
 

„Ich glaube, du verwechselst da was, Triefauge!“, knurre ich und halte seinem Ich-bring-dich-um-Blick tapfer stand.

„Du denkst ernsthaft, ich würde in meiner Freizeit herum laufen und jedem x-beliebigen Menschen so lange an den Hals springen, bis er mich mit nach Hause nimmt?!“
 

Er sieht mich bitterböse an und gibt ein Geräusch von sich, dass ich nicht eindeutig identifizieren kann.

„Ganz genau, Dummkopf, denn so machen es streunende Köter nun mal!“
 

Ouh.. du schaufelst dir grade dein eigenes Grab, Kaiba!

Und ich werde derjenige sein, der dich hinein schubst und lachend oben steht!

Wart’s nur ab!

Was ist los mit dir?!

Eifersucht – schön und gut, aber es wäre total genial, wenn du mal deine hübschen Äuglein aufmachen und genauer hinsehen würdest!

Es gibt keinen Grund, wütend zu sein – ich hab mich schließlich gewehrt, oder nicht?!

Hallooo?

Gibt es unter dieser Lass mich in Ruhe! – Schale auch noch irgendwo den Kaiba, der mit mir von Tigern angegriffen wird, in Badewannen liegt und morgens im Regen steht?

Wenn ja; jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um raus zu kommen!
 

„Hey, hey.. Jungs.. nicht gleich aggressiv werden.“
 

Es ist Dukes Stimme, die von links mein Ohr beschlägt, als er mit einem solchen Selbstbewusstsein durch die Tür nach draußen gestapft kommt, dass er um so mehr Ähnlichkeit mit Kaiba aufweist.

Dieser allerdings scheint weniger begeistert von dem Besuch, denn seiner Kehle entrinnt ein feindseliges Knurren.
 

Klasse..

Zwei streitlustige Geschäftsmänner und ich armer Blondi dazwischen.

Das war’s dann wohl mit entspannenden Abend.

Keine Süßigkeit zum auspacken, kein Bierschaum am Kinn, nichts.

Buuuuhuuu..

Ich bin so ein Tropf!
 

„Verzieh dich, Grünauge.“, zischt Kaiba ungeduldig, den Blick nicht von mir abwendend. „Du solltest froh sein, dass dein dämlicher Erbsenkopf noch auf deinem Hals sitzt und nicht in irgendeiner Dachrinne liegt.“
 

Duke schmeißt sich ein süffisantes Lächeln auf die Lippen, nicht einmal ansatzweise eingeschüchtert von jener Drohung und macht eine kreisende Bewegung mit dem Zeigefinger.

„Sieht so aus, als wären wir nun auch noch gleich auf in der Liebe, was?“
 

Auch noch?

Wo denn noch?

Also... nicht, dass Duke jemals an meine Gefühle für den Eisklotz ran käme..

Niemand tut das.

Obwohl ich mich grade tatsächlich frage, warum es ausgerechnet Kaiba ist, der mich so aus dem Gleichgewicht bringt..
 

„Es ist eine Sache, dass du dich in meine Geschäfte einmischst – eine ganz andere ist es, wenn es sich um meine..“

Kaiba mustert mich kurz, bevor er weiter spricht.

„..meine Privatangelegenheiten handelt!“
 

Oh, guten Tag.

Mein Name ist Joey Wheeler und sie finden mich in den Dateien von Kaibas Laptop unter P wie Privatangelegenheiten, peinliches Hündchen und Pimper-Werkzeug.
 

Duke seufzt leise und schüttelt den Kopf, wobei seine langen, schwarzen Strähnen wild umher wirbeln.

„Du bist so besitzergreifend, wie eh und je. Guck ihn dir an, Kaiba. Du kannst mir nicht ernsthaft erzählen wollen, dass du, der mächtigste Kerl auf Erden, Interesse an einem Jungen hast, der es morgens nicht einmal schafft, ohne ein Fleck auf dem T-Shirt die Wohnung zu verlassen. Seit wann geht Joey dir so ans Herz, hm?“
 

...Hn..

Wer hätte gedacht, dass Duke genauso verletzend sein kann, wie Kaiba?

Aber verwandt sind sie nicht, oder?
 

„Ich glaube nicht, dass dich das was angeht, Volltrottel.“, murrt Kaiba zurück. Das Beben hat seine Stimme längst verlassen, sie wirkt inzwischen genauso distanziert und kalt, wie immer. Wie immer, wenn er nicht bereit ist, Gefühle zu zeigen.

Und es nervt mich.
 

„Wisst ihr was?“, mische ich mich ein und höre, wie mein Atem in meiner Lunge rasselt.

„Ihr seid klein und verblödet! Ich hasse euch!“
 

„Hast du gehört, Kaiba? Er hasst dich.“
 

„Dich doch auch, du drittklassiger Knobelkönig!“
 

Was zum..?!

Da spricht man mal ein Machtwort, und dann wird es sofort verunstaltet.

Wollt ihr mich verarschen?

Habt ihr nicht gehört?

Ich hasse euch!

Dich, Duke, weil du so unverschämt dreist bist und Kaiba die Frage stellst, die ich mich nie getraut habe zu stellen!

Und dich, Kaiba, weil du mich jedes mal durch den Wind bringst, wenn du einen Raum betrittst! Weil du mein Herz zum tanzen und meinen Verstand zum durchdrehen bringst, mich mitreißt, egal was du tust und weil ich ,verdammt nochmal, einfach nicht von dir lassen kann! Ich hasse dich, weil ich nicht anders kann, als dich zu lieben und du weißt es! Du weißt es und du wirst zahm, sobald wir alleine sind!

Und.. kaum taucht ein kleiner Stein auf, stolperst du.. Und fällst hin und gibst mir die Schuld für deinen Sturz.

Das ist nicht fair.

Nein, das ist es nicht..
 

Die kalte Abendluft drückt auf meinen Brustkorb und ich fühle, dass mein Gesicht zu brennen beginnt. Meine Augen schmerzen, jedes mal, wenn ich blinzle und die beiden Kerle vor mir aufeinander starren sehe.
 

Das gerät außer Kontrolle, oder?

Ich meine.. ich bin eigentlich ein Spezialist für Chaossituationen, mit Verlaub, denn ich bin wahrscheinlich der einzige Mensch auf Erden, der sein Essensgeld in den Gulli fallen lässt und dann auch noch mit dem Arm zwischen den Stangen hängen bleibt.

Aber das hier.. das ist nicht mehr mein Terrain, richtig?

Das ist ein überdimensionales Problemchen!

Da hab ich keine Macht mehr!

.. Als ob ich die überhaupt irgendwann mal gehabt hätte..
 

„Hört mal, ihr beiden.“, fange ich erneut an und muss leise seufzen.
 

Das wurde mit jeder Sekunde lächerlicher.

Früher hab ich mich immer beschwert, dass nie zwei Mädels um mich im Schlamm gegeneinander catchen und jetzt, wo es gleich zwei Kerle sind, drückt mir dieser Fakt stechend auf die Brust.

Das ist sowas von.. bescheuert!

Kaiba sollte wissen, dass ich ..

Dass ich..

Dass ich was?

Verdammt Joey, was erwartest du hier eigentlich?

Dieser Blöde Autokrat kennt dich ja nicht einmal richtig – woher soll er dann wissen, dass du treu bist, wie ein Hund?

..Okay, scheiß Vergleich, aber der Inhalt stimmt!
 

Grade, als ich den Mund öffnen will, um weiter zu sprechen, unterbricht mich die angepisst Stimme von Kaiba, der immer noch wie verrückt in Dukes Visage starrt, als hätte er dort die Antwort aller Fragen entdeckt.
 

„Du solltest dich lieber von Dingen fern halten, die dir nicht gehören, sonst leidest du demnächst unter weitaus mehr als nur Würfelhusten.“
 

Dukes Grinsen wird breiter, ich habe fast schon Angst, dass es gleich seine Ohren weg sprengt und seinen Kopf mit einer einzigen Linie trennt.
 

„Er ist nicht dein Eigentum, Kaiba.“, antwortet er lässig und zuckt mit den Schultern.

„Er ist ja nicht einmal dein Fan. Und wie kann dich jemand lieben, der dich im Grunde noch nicht mal mag?“
 

Ich knurre leise.

„Langsam frage ich mich, ob ihr noch wisst, dass ich auch Ohren habe und die Fähigkeit besitze, zu hören. Es ist nicht sonderlich schön, als Ding gehandhabt zu werden, aber was erzähl ich euch? Kloppt euch doch hier draußen mit euren Taschenrechnern – ich verzieh mich!“
 

Mit diesen zugegebener maßen nicht sehr taktvollen, aber durchaus wirkungsvollen Worten zeige ich den beiden den Vogel und stapfe gereizt auf die Eingangstür der Disco zu.
 

Das ist wieder sowas von typisch!

Zwei Kerle, beide dickköpfig, beide streitlustig, beide bereit, dem jeweils anderen die Knochen zu brechen, das..

Das.. ähm..

Naja, das erinnert mich irgendwie an Kaiba und mich, aber darüber möchte ich grade nicht nachdenken..

Uhm.. Moment.. ist das da eine Hand, die mich am Arm festhält?

Jaaa.. ja, sieht ganz so aus..
 

„Was ist?!“, blaffe ich und wende den Kopf zur Seite, um meinem Stopper ins Gesicht blicken zu können.
 

Duke..

Natürlich.

Kaiba hätte mich nicht nach meinem Oberarm gegriffen, der wär eher mit seinem gesamten Körper auf mich gesprungen, hätte in mein Ohr gebissen und mir gedroht.

Oh Mann.. und jetzt starrt mich dieser grünäugige Giftpilz an, als hätte ich ihn um seine Lunge gebeten.

Einfach an etwas anderes denken, Joey!

Was schönes..!

Ähhh...

Eine Blumenwiese!
 

„Heey.. Lauf nicht weg!“
 

... ein Bienchen summt und brummt.. SummsiBrummsi..
 

„Kaiba ist nun mal ein Arsch, da kann ich auch nichts für..“
 

... Bienchen.. Bienchen.. Blumenwiese..
 

„.. aber wir können trotzdem noch zusammen rum hängen heute abend, oder nicht?“
 

.. Fleischfressende Pflanze ..

Mieses Omen.

Wirklich ein ausgesprochen schlechtes Zeichen.
 

Ich wackle mit meinem Arm und befreie mich so aus Dukes Klammergriff, rümpfe abfällig die Nase, so wie ich es von Kaiba gelernt habe, und brumme leise.
 

„Du kannst mich mal, Matschbirne. Du hast mir den ganzen Abend verdorben und ich hab wirklich absolut keine Lust, dein Antlitz in den nächsten Stunden ertragen zu müssen, Duke, also tu uns allen einen Gefallen und verzieh dich!“
 

Er sieht mich an, als hätte ich eben nach seiner Potenz verlangt.
 

Tzüh..

Als ob ich das nötig hätte..

Wirklich, ich bin immer beider Sache, gut bestückt..

Herr Gott, ich seh' sogar ganz gut aus!
 

„Tja.. Kann man wohl nichts machen.“, murmelt er leise und langsam beschleicht mich der unrealistische Gedanke, dass Duke gaaaanz vielleicht doch ein klitzekleines bisschen betrunken ist.
 

Möglich wär’s doch immerhin, oder?

Zugegeben, der Spielraum dafür ist enorm klein, fast schon verschwindend gering bis hin zu gar nicht existierend ,aber man wird doch noch hoffen dürfen?

Mit enorm viel positiven Schwingungen und diesem Kram hat sich dieser Kerl nur einen Spaß erlaubt, vorhin.

Und jetzt natürlich, mit diesem Blick.

Der kann unmöglich ernst gemeint sein.

Das ist..

Nun, ganz ehrlich?

Das ist ein ziemlicher Schlafzimmerblick und er macht mir ein bisschen Angst..
 

Ich sehe zu, wie Duke ins Gebäude abdackelt und drehe mich zur Seite, um Kaiba eine Standpauke über Vertrauen und Liebe zu halten, was ja laut dem Volksmund die Mindestvoraussetzungen für eine Beziehung sind, doch alles, was ich sehe, ist die schäbige kleine Straßenlaterne auf dem Bürgersteig, die mich mit voller Kraft anleuchtet, als würde sie versuchen, mich wach zu rütteln.
 

Weg.

Er ist weg..

Einfach abgehauen, der große Seto Kaiba..

Ohne ein Wort..

Buah!

So ein Feigling!

So ein mieser, verdorbener, hinterlistiger und aasfressender ..Kerl!!

Was soll ich denn jetzt machen?!

Denkt der, ich mach mir keine Vorwürfe?

Von wegen!

Und sobald ich ihn das nächste mal sehe, werde ich ihm das in sein eiskaltes Gemüt kloppen!

Joey Wheelers Herz ist keine Tiefkühlware!
 

„Hey..“
 

Ach.. nöö...

Den Kleinen hatte ich schon fast vergessen..

Aber wirklich nur fast.

Ich schwör!
 

Ich setze eines meiner gespielten, aber durchaus überzeugenden Grinsen auf, bevor ich mich umdrehe und Yugi mustere.
 

„Hey, Alter. Was gibt’s, hat Tristan wieder versucht, sich selber die Haare zu schneiden?“, witzel ich und mache eine rasche Handbewegung. Viel mehr ein Fuchteln, als irgendetwas anderes.
 

Er seufzt schwer, als würde ihn etwas bedrücken und schiebt mir meine Jacke in die Hände.
 

„Du kannst heute bei mir pennen, Joey.“, säuselt er leise und vermeidet es, mir in die Augen zu sehen, während wir die Straße entlang laufen. „Ich hab Duke gebeten, auf die andern beiden aufzupassen. Er meinte, ich solle dir mal den Kopf waschen, aber ich vermute, der hat nur wieder irgendwas einstecken müssen..“
 

Er schweigt einen Moment.

„Hattet ihr Streit?“
 

Uhm..

Naja.. Streeeiit..

Also eigentlich..
 

„Ja.“
 

„Oh..“
 

Ich runzle die Stirn nachdenklich, binde mir die Jacke um die Hüfte und kratze mich demonstrativ am Hinterkopf.
 

„Du willst wissen, was passiert ist, hm?“, frage ich schließlich nach und nehme überrascht ein Kopfschütteln wahr.

„Nicht?..“
 

„Nee..“, antwortet er halblaut, scheint ziemlich verlegen zu sein, denn sein Blick hat mich seit fünf Minuten nicht ein einziges mal gestriffen.

„..Weißt du, ich glaub, ich hab da irgendwie einen schlechten Zeitpunkt erwischt, um den guten Freund zu spielen..“
 

Uff..

Bitte?

Wer sind sie und was haben sie mit Yugi gemacht?

Was hab ich getan??

Kaiba geknackt, Duke vertrieben und den Kleinen verwandelt?

Oh Gott.. ich bin ein Monster!

Fehlt nur noch, dass mir über Nacht ein drittes Auge und plüschiges Fell wächst..

Ich mag gar nicht daran denken..!

Dann hätte ich absolut keine Chance mehr bei Kaiba.

Der würde doch nur da stehen und mich zum Tierarzt schicken!
 

„Wie meinste ‘n das?“, stocher ich neugierig nach, dennoch misstrauisch – Yugi könnte sich ja immer noch als riesige, Menschen fressende Gottesanbeterin entpuppen, die versucht, mich in einer einsamen Gasse zu verschlingen.
 

Doch anstatt mir zu antworten, läuft er nur schweigend neben mir her. Durch die Dunkelheit und am Rand des Bürgersteigs entlang. Wie ein kleines Kind; seine Arme baumeln links und rechts hin und her, als hätte er völlig vergessen, wie man sie einsetzt und jedes mal, wenn er über ein kleines Loch im Stein tritt, wackeln die langen Haarsträhnen in seinem Gesicht nach oben.
 

„Yugi?“

Ich musterte ihn aufmerksam, gleichzeitig besorgt. Meine sämtlichen Alarmlichter stehen auf Dunkelgelb, weil ich noch nie zuvor erlebt habe, dass mein bester Freund einen auf Taubstumm macht.
 

Das, meine Damen und Herren, ist absolut beängstigend.

Bei aller Liebe.. was ist hier los?

Was ist das heute für ein verblödeter, irrer Tag!?

Erst hält der dumme Duke es für schlau, mich an zu grabbeln – ich glaube, ich muss bei Yugi erst mal ein reinigendes Bad nehmen.. -, dann spielt Kaiba plötzlich den eifersüchtigen Liebhaber und obwohl ihm diese Rolle ausgezeichnet steht, stört sie mich fast noch mehr, als die Tatsache, dass der Knirps hier neben mir die Angestellten seines Sprachzentrums in den frühzeitigen Urlaub geschickt hat!
 

Weil auch das dreizehn-malige Rufen von Yugis Vor- und Nachnamen nichts genutzt hat, erreichen wir sein Haus stillschweigend und das einzige Geräusch, das mich davon überzeugt, dass er nicht unterwegs auf einmal innerlich gestorben ist, ist das leise Keuchen, welches da aus seiner Mundhöhle kriecht.

Er schließt leise die Tür auf, lässt erst mich rein und tritt dann selbst in den dunklen Flur.
 

Gott..

Dieses Klappe halten macht mich völlig fertig..

Reicht es nicht, dass ich das schon in der Schule muss?

Ruhig sein?

Hier kann ich mich nicht einmal damit beschäftigen, Kaibas Hinterkopf anzustarren und ihm die Pest, den Tod und sonstige unschöne Dinge an den Hals zu wünschen, wofür ich mich dann im nachhinein sowieso wieder kastrieren könnte.

Nicht, das sich das jemals tun würde..

Hehe.. Dafür bin ich mir zu heilig..
 

Wir traben die Treppe hinauf.
 

Uhm..

Diese Dunkelheit erinnert mich irgendwie verdächtig stark an den Abend, an dem Eike..

Nun.. sagen wir’s mal so..

Der Abend, an dem Eike mich beinahe als Leiche in Kaibas Keller geschaffen hätte, weil er dachte, ICH wäre schuld daran, dass das gute Tier im Haus herum geirrt ist..

Allgemein erinnern mich viele Dinge und Situationen an Momente, die ich mit dem eingebildeten Geldkacker verbracht habe.

Um ehrlich zu sein, ich kann gar nicht mehr anders.

Ich muss nur ein Buch sehen und bekommen eine Gänsehaut..

Sobald ein Schwarm von Gänsen über meinem Kopf hinweg düst, verkrampfen sich meine Hände, doch das schlimmste..

Das schlimmste ist, dass ich nicht mehr in den Spiegel sehen kann.

Ich kann es einfach nicht, so dämlich das auch klingen mag.

Wenn ich rein blicke, malt sich mein Hirn von ganz alleine aus, wie es aussähe, wenn Kaiba neben mir stehen und sich verschlafen die Zähne putzen würde.

Und es wäre so schön, wenn das mal passieren würde.

Dass er neben mir steht, meine ich..

Dafür würd' ich wirklich 'ne Menge geben.

Ist das Verzweiflung?

Hn..

Ja, wahrscheinlich.

Verzweiflung und der verrückte Wunsch nach Zärtlichkeit von einem pubertierenden Strohhalm-Mörder, der sich dummerweise in den lautesten Großkotz der ganzen Stadt verliebt hat.
 

„Danke.“, nuschle ich leise und Gedanken verloren, als Yugi mir ein Kissen zu schmeißt und ich mich auf die Matratze lege, die neben seinem Bett posiert. Ich ziehe mich fast schon wie in Trance um, als hätte man mich hypnotisiert und vergessen.
 

Ich meine..

Ich habe mich längst damit abgefunden, dass es Kaiba ist, der mich wahnsinnig macht.

Wirklich!

Er ist vielleicht nicht grade die Person, von der ich erwartet hätte, dass sie mich fasziniert – aber er tut es nun einmal, und das nehme ich so hin.

Vielleicht auch deswegen, weil er mich bisher nicht stranguliert hat, sobald ich ihm zu nahe gekommen bin.

Vermutlich sollte ich dafür auch noch dankbar sein, he?

Aber so tief bin ich dann auch schon wieder nicht gesunken..

Ein kleines bisschen stolz habe ich auch noch und dieser popelige Mistkerl muss sich damit abfinden, ansonsten hat er näm-
 

„Joey?..“
 

Hu?

Es spricht wieder!

Äh..

Ich meine er.. nicht es..

Uhm..
 

„Was gibt’s?“
 

Ich starre erwartungsvoll in die Dunkelheit, denn mein kleiner Freund hat vor einigen Minuten das Licht gelöscht und mir damit die Möglichkeit genommen, ihm strafende Seitenblicke zu zu werfen.

Beinahe kann ich hören, wie er nervös auf seiner Unterlippe rum kaut, wie immer, wenn ihm etwas unangenehm ist oder er nicht weiß, wie er sich verhalten soll.
 

Kommt übrigens öfter vor, als man denkt.

Ich weiß noch, dass er immer ein Problem damit hat, wenn ihn hübsche Mädchen ansprechen.

Da stellt er sich teilweise sogar noch dämlicher an, als ich..

Leider lässt sich sowas nicht vermeiden, wenn man alle drei Stunden, sieben Tage die Woche im Fernsehen gezeigt wird, weil man mal wieder irgendein Turnier gewonnen hat.

Ich bin aber nicht neidisch oder so!

Wenn ich sehe, wie giftig Thea immer guckt, sobald sich ein weibliches Wesen auch nur auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet und Yugi einen völlig harmlosen Blick zuwirft, bin ich ganz froh darüber, dass Kaiba in seinem Büro zu leben scheint.

Außer heute, irgendwie..

Heute ist er sozusagen ausgebüxt..

Und wofür?

Für mich!

Hat es mir gefallen?

Ja, natürlich hat es das!

Wem würde das nicht?

Er kann ja nicht glauben, dass ich nur bei ihm bleibe, weil ich versehentlich mit der Zunge an ihm fest gefroren bin..
 

„Joey, ich glaub, ich bin schuld daran, dass du so einen Stress hattest, heute abend..“

Seine Stimme klingt fast schon weinerlich und ich muss wieder daran denken, dass er zu der Sorte Mensch gehört, die sich alles viel zu sehr zu Herzen nehmen.
 

„Ach Quatsch.. das war einfach ein blödes Timing vorhin..“, erwidere ich gelassen und zucke mit den Schultern.
 

Noch immer sitze ich aufrecht auf meinem Schlafplatz, die Decke in den Armen und das Kissen unterm Allerwertesten. Ich starre entschlossen auf die Stelle in der Dunkelheit, auf der ich Yugi vermute, ohne es wirklich zu wissen.
 

„Neee..“, antwortet er nervös und ein leises Rascheln verrät mir, dass er seine Position geändert haben muss. „Hör mal Joey.. ich.. ich weiß, dass ihr zwei da was laufen habt..“
 

Wusch..

Da ist sie wieder, die lang vermisste Welle Blut in meinem Körper..

Und sie schwappt in ungeahnte Richtungen..

Wir haben da also was laufen?

Klingt, als hätte ich irgendeine dreckige Affäre mit dem Lover meiner Mutter.
 

„Ich weiß nicht, was du ..“
 

„Ach Joey..“, unterbricht er mich leise und ich schlucke schwer. „Ich bin doch nicht blöd.. Es ist offensichtlich, wenn man dich erst einmal gut genug kennt..“
 

Ich schweige.

Das Ganze ist mir irgendwie unangenehm..
 

Ich hab mich abgefunden, mit meinen Gefühlen..

Aber so direkt angesprochen zu werden..

Hui..

Ist doch ein Unterschied.

Ich sollte vorsorglich Schilder in der Schule aufhängen.

>Hab‘ zwar genug Mumm, Kaiba die Stirn zu bieten, aber nicht genügend, um über meine Gefühle für ihn zu sprechen. Danke!<
 

„Ach so.“, erwidere ich nur hoch intelligent und senke den Kopf etwas bedröppelt.
 

„Du sahst vorhin nicht besonders glücklich aus, weißt du?“, fährt Yugi fort und wieder vernehme ich das Rascheln seiner Bettdecke. „Also.. Also hab ich ihn angerufen und in die Bar bestellt..“
 

Beinahe wäre mir der Kiefer in den Keller gekracht – mein Hirn gleich hinterher.
 

Ich bin nicht wütend, denkt das nicht!

Ich bin.. ich bin nur wahnsinnig überrascht.

Mal davon abgesehen, dass Yugi die Kaiba-ist-mein-Lover-Tatsache völlig gelassen zu nehmen scheint, kümmert er sich obendrein auch noch darum, dass der genannte Tiefkühlmensch mich.. MICH zum lachen bringt?

Wie deprimiert muss ich denn ausgesehen haben, dass er sich derart Sorgen macht?

Das muss ein Traum sein..

Ich sollte mich kneifen, vielleicht wach ich dann auf?

..Neee.

Lieber nicht.
 

„Warte mal..“, rutscht es mir unsicher über die Lippen. „Und Kaiba hat einfach ja gesagt?“
 

Sehr unwahrscheinlich..

Andrerseits..

Kaiba ist..

Der ist wie ein achtes Weltwunder.

Für ihn gibt es keine logische Erklärung oder Lösung.

Es ist, als wüsste man nicht einmal, was er ist, oder warum er so ist, wie er ist.

Kaiba-mäßig, mein ich.

Wie das Bermuda Dreieck.

Erschreckend, aber auch faszinierend.

Unglaublich, dass ich das mal sagen würde..

Aber Kaiba ist auch so eines.

Ein Kaiba Dreieck.

Und wer zu nahe kommt, verliert sich und findet nicht mehr hinaus.

Da werden einfach alle Stränge zur Realität gekappt und niemand kann dich noch schreien hören.
 

Erneut ein leises Geräusch aus Yugis Richtung, bevor er lautlos die kleine Nachttischlampe anknipst, die ein warmes, aber dämmriges Licht im Raum ausbreitet und mir klar macht, dass ich seit geschlagenen zehn Minuten Yugis Füße angestarrt habe.

Nun sieht er mich ernst an. Ernst, besorgt, verzweifelt, entschuldigend..

Eine wirre Mischung aus Gefühlen, die höchst explosiv sein könnte.
 

„Joey, verstehst du nicht?“
 

Uhm..

Bitte?
 

„Was denn?“, erwidere ich tonlos und kann mir keinen Reim auf dieses ganze Geschwätz machen.
 

„Kaiba ist verletzt!“
 

Ich starre wortlos in seine violetten Augen und schweige denn seine Worte haben in mein Hirn eingeschlagen, wie eine Bombe.

Jene Bombe, die mir wahrscheinlich das Gleichgewicht geraubt hätte, wenn ich stünde; die mit einem ungeheuren Druck auf meinen Hals gepresst hätte und mich zum keuchen bringen würde; eine Bombe eben, die alle meine christlich korrekten, jugendfreien und felsenfesten Vorstellungen von Seto Kaiba zerstört hätte.
 

Diese Annahme ist fast noch unwirklicher, als das Klopfen hinter meiner Stirn.

Die leise, kleine Stimme meldet sich wieder, fürchte ich.

Hör ihm zu!, schreit sie.

Sie fängt an zu toben und hämmert gegen alles, was sie dort oben gefangen hält.
 

„Wie.. wie meinst du das, Yugi?“
 

Er sieht mich immer noch so entschlossen an, dass ich beinahe brechen muss. Sitzt da und nimmt sich das Recht, mich innerlich nieder zu reißen, mit drei lächerlichen Worten.
 

„Stell dir vor, Mokuba riefe dich an.“, erklärt der kleine und setzt sich demonstrativ in den Schneidersitz, eine Hand in meine Richtung ausgestreckt, als würde er versuchen, nach meinem sowieso unnützen Verstand zu greifen.

„Er riefe dich an und bäte dich, vorbei zu kommen, weil Kaiba so schlecht und deprimiert ist, dass er durch die Gegend läuft, als wäre gestern sein Hund gestorben.“
 

Der arme Caesar..

Aber noch viel wichtiger: Der arme Kaiba!

Wer in Gottes Namen würde es schon schaffen, den gütigen Herrn noch trauriger, verzweifelter und introvertierter dreinblicken zu lassen, als er es sowieso schon tut?
 

Als Yugi den Mund öffnet und erklärend die Augenlider senkt, weiß ich, dass es unnötig ist, sich Gedanken zu machen, denn wenn der einmal redet, kann man unmöglich weg hören.
 

„Und du würdest extra vorbei kommen, um ihm Gesellschaft zu leisten und wieder aufzumuntern. Weil du ihn liebst, und aus keinem anderen Grund sonst.“
 

Aus Yugis Mund hört sich die Tatsache, dass ich Kaiba liebe, fast schon akzeptabel an.

Aber auch nur fast..

Männerliebe..

Das ist und bleibt etwas, das ich in meinem Wortschatz weit vergraben werde.
 

„Und dann kämest du dort an, Joey. Du kämest dort an, würdest ihn nicht finden und ihn suchen, völlig aufgelöst, weil du nicht weißt, wie es ihm geht und was er tut.“, Yugi legt eine kurze Schweigesekunde ein, bevor er mit erhöhter Dramatik weiter spricht.

„Und dann fändest du ihn mit einer Person, deren Erscheinung dir ins Mark geht, weil du sie als Gefahr ansiehst. Und jene Gefahr vergreift sich in dem Moment, in dem du den Raum betrittst, an Kaiba, dem einzigen Menschen, für den du durch die Hölle gehen würdest."
 

Ich schweige immer noch.

Um ehrlich zu sein, ich halte es für besser.

Wer weiß..

Wenn ich jetzt den Mund öffne, könnte es sein, dass ich anfange zu heulen, wie ein Mädchen.

Oder zu schreien. Wie die Stimme in meinem Kopf.

Hör ihm zu!

Das hab ich doch!

Meine Güte.. ich hab ihm zu gehört und ich bereue es fast schon.

Dieser Knirps trifft den Nagel auf den Kopf!

Oder mich an einer äußerst leicht verletzlichen Stelle..
 

Er wendet den Blick nicht ab von mir.
 

Verdammt..

Er soll aufhören damit!

Ich bin kein Kaiba-Zerstörer!

Ich bin auch kein Duke-Verführer!

Ich bin höchstens ein von Yugis Rede geprägter, vor sich hin dackelnder Köter, so schwer mir dieser Gedanke auch im Magen liegt, und ich hab absolut alles verbockt!

Es war gar nicht so kompliziert zu verstehen, warum Kaiba mich so angesehen hat..

Mt diesen Augen.

Mit diesem eiskalten, wütenden und verletzten Blick!

Warum hab ich nicht mal nach gedacht?

Warum hab ich nicht einfach gesagt: Okay Kaiba, ich würde genauso reagieren.

Wahrscheinlich, weil ich noch schlimmer ausflippen würde, als er.

Ich fürchte, ich wäre ihm an die Gurgel gesprungen und hätte sie dreimal um gedreht.

Hätte ihm sein verflucht hübsches Gesicht zerschlagen und danach jener genannten Gefahr die Augen ausgestochen, damit sie ihm keinen einzigen weiteren Blick nachwerfen kann!
 

Ich schlucke und es fühlt sich an, als würde ich versuchen, Kieselsteine hinunter zu würgen.

Es tut weh und brennt, so dass ich Angst habe, mir von innen den Hals aufzureißen.

Yugis Blick ruht immer noch auf mir, doch langsam hab ich das Gefühl, dass er eher durch mich hindurch schaut, als mich wirklich anzusehen.

Ich erhebe mich extrem unästhetisch und reibe mir über die schmerzenden Augen.
 

Ich heule nicht, okay?!

Ich bin nur verdammt müde und am liebsten würde ich jetzt Zuhause sitzen und mich auf den Mars wünschen!

Und mal die Tatsache ausgenommen, dass mir das auch nicht viel weiter helfen würde, hätte ich auch nichts dagegen, wenn man mich jetzt einfach von einer Klippe schubsen und vergessen würde.

Aber das geht nicht.

Das weiß ich.

Ich muss etwas tun, am besten jetzt.
 

Hastig schmeiße ich die Decke auf den Boden, die ich noch bis eben so fest umklammert hielt, wie mein eigenes Leben und verlasse fluchtartig das Gebäude.

Noch während ich die Treppe hinunter stürme kann ich den Blick meines Freundes in meinem Rücken spüren und dann glaube ich zu wissen, wie er alleine zurück bleibt und zufrieden die nassen Tröpfchen auf der Bettwäsche erkennt.

Er wird auch ohne zu probieren wissen, dass sie nach Salz schmecken.
 


 

Kelly Clarkson – Addicted

(Auszug)
 

It's like you're a drug

It's like you're a demon I can't face down

It's like I'm stuck

It's like I'm running from you all the time

And I know I let you have all the power

It's like the only company I seek is misery all around

It's like you're a leech

Sucking the life from me

It's like I can't breathe

Without you inside of me

And I know I let you have all the power

And I realize I'm never gonna quit you over time
 

It's like I can't breathe

It's like I can't see anything

Nothing but you

I'm addicted to you

It's like I can't think

Without you interrupting me

In my thoughts

In my dreams

You've taken over me

It's like I'm not me..

Teil 14: Kapitulation

Wahnsinn à la Kaiba

Die Psyche eines Eisbergs
 

Disclaimer: nix is mir, außer die sotryline ^^
 

Paring: Seto X Joey
 

Sonstiges: Hallo ihr kekse! ^^ *alle umärmeeeeelllz*

Hier ist es, das (leider) letzte kapitel dieser FF. >,< ich muss wirklich sagen, dass es mir beim schreiben dieses chapters schwer gefallen is, mich zu konzentrieren, weil mir diese FF irgendwie ans herz gewachsen ist und ich eientlich gar nich will, dass sie aufhört. ^^" Aber man soll aufhören, wenn's am schönsten is - auch wenn ihr mir die gesamte Story zum vergnügen gemacht habt öö
 

Ich muss mich nochmal zu tiefst bei allen kommi-schreibern bedanken, die mich immer wieder angespornt haben, weiter zu tippsen >,< Yeah! Ihr seid die besten!*blümchen verteil* xD

Ich denke aber, dass dieser FF noch ein zusatzkapitel hinzugefügt wird.. sozusagen als letztes Dankeshcön an euch :) arbeite shcond ran.. lasst euch überraschen ^^ Natürlich werden auch weiterhin vieeeele FFs von mir bei mexx erscheinen.. vllt seht man sich ma wieder? :D

Wünsch euch auf jeden fall viel spaß damit ^^ <3

Liebste Grüße

Kajin

________________________________
 

Teil 14: Kapitulation
 

Ich schmeiße Yugis Haustür hinter mir zu, viel gewaltvoller, als ich es geplant hatte, und laufe aufgewühlt die Straße hinunter, bis ich zerstreut feststelle, dass sie in die falsche Richtung führt.
 

"Scheiße..", murmle ich leise zu mir selbst und mache so abrupt kehrt, als hätte man mich an einem Band festgeknotet und nun daran gezogen.
 

Ich schäme mich fast.

Fast, aber irgendwie tendiert es schon zu total.

Es ist lächerlich, aber ganz bestimmt nicht komisch.

Ich hab’s mal wieder nicht gesehen!

Ich hab mal wieder nicht erkannt, was sich da vor meinen bescheuerten Augen abgespielt hat und am liebsten würde ich sie mir jetzt und hier raus reißen und in den nächst besten Gulli werfen!

Mich selbst gleich hinterher!

Warum ich’s dann nicht einfach mache?

Einfache Lösung..

Wenn ich im Abwasser hock, wer geht dann zu Kaiba und.. und..

Was will ich hier eigentlich?

Was erwarte ich?

Ich hab‘ ja nicht mal einen Plan – wie soll ich ihm unter die Augen treten, wenn ich sowie so die ganze Zeit stottern muss?!

Oh Gott..

Ich sterbe..!
 

Ich biege mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung in Kaibas Hof ein, kicke unterwegs noch eine leere Bierdose an die Straße und mache direkt auf seinem Fußabtreter halt, um zu Atem zu kommen.

Zeit ist Geld, und Geld kann man nicht kaufen., flötet mir der Spruch unter meinen Füßen entgegen und ich hebe halb angewidert von dieser Aussage, halb belustigt eine Augenbraue.
 

So ’n Schwachsinn.

Also entweder hat Kaiba hier versucht, Humor zu beweisen, oder Mokuba hatte einen sehr schlechten Tag..

Verdammt..

Wieso mach ich mir eigentlich über etwas derart belangloses Gedanken?!

Go, Joey!

Schnapp ihn dir!
 

Entschlossen drücke ich meinen Daumen auf die Klingel und vernehme das schrille Tönen. Ich kann sogar Caesar bellen hören, minutenlang füllt dieses Geräusch den dunklen Flur, doch selbst, als er wieder verstummt bleibt das Haus still.

Es regt sich rein gar nichts.
 

Wollt ihr mich verarschen?

Oder hab ich einfach nicht nachgedacht?!

Hätte ich in die Kaiba Corporation gehen und ihn dort suchen sollen?

Ja, wahrscheinlich..

Aber ich hab’s nicht getan..

Heißt das, ich kenn’ ihn zu schlecht?

Gar nicht?

Wer ist eigentlich Seto Kaiba?
 

Ich starre unverwandt durch die Glasscheibe, die rechts neben der Tür eingebaut ist, doch alles, was ich erkenne, sind die unklaren, schwarzen Umrisse einiger Jacken und Schuhe und wenn mich nicht alles täuscht, steht am Ende des Flures sogar eine Vase, die so groß ist, wie mein Schrank.
 

Natürlich kenn’ ich ihn!

Ich zerstöre seine Psyche seit Jahren – da kennt man sich automatisch!

Man weiß sozusagen sofort, wie der Geist des jeweils anderen aufgebaut ist.

Also – nicht lang‘ schnacken, Kopf in Nacken!
 

Das tu ich dann auch.

Ich richte meinen Blick nach oben, auf die Fenster der ersten Etage und hoffe fast schon verzweifelt, einen kleinen Lichtschimmer zu entdecken.

Doch die Front des Hauses ist und bleibt stockduster.

Beängstigend.
 

Okay..

Wenn’s vorne nicht klappt, dann nimm das Hintertürchen!

Wird schon – mehr als dir dein Genick brechen kannste sowieso nicht, Joey!

Und Kaiba ist das allemal wert!

Jawohl!

Ich muss mich schließlich sowieso noch dafür revanchieren, dass er sich für mich – für MICH – vom Fernseher losgerissen und sich auf die Socken gemacht hat!

Herrje..

So ein entzückendes Arschloch..

Da kann man sich doch einfach nicht mehr zurück halten..
 

Ich nicke mir selbst aufmunternd zu, bevor ich um das Gebäude herumlaufe und im Garten lande, wo ich erst einmal prompt und laut stöhnend über einen Gartenschlauch falle.
 

Hmpf..!

War ja klar, dass das ausgerechnet mir passieren muss!

Jetzt hab ich mir auch noch die Knie aufgeschürft..

Verflucht..!

Vielleicht hätte ich erst einmal wieder meine Jeans anziehen sollen, bevor ich mich auf den Weg gemacht habe..

So in Boxershorts ist es Nachts nämlich extrem kühl, wisst ihr?

Und wenn ich’s mir genau überlege..

An dieser Stelle lag ich doch schon mal..
 

Ich sehe mich kurz um.

Rechts: Gras.

Links: Gras.

Oben: Naja.. ich glaube, das ist der stumpf eines ziemlich dicken Astes, der hier mal im Weg hing.

...Ouh weia..

Der verrückte Kerl hat doch nicht etwa gleich dem Baum einen seiner Arme abgesägt, nur weil ich..

Weil ich dagegen gerannt bin..?

Und wieso, verdammt noch mal, finde ich sowas nicht rechtzeitiger raus?!
 

Fluchend rappel ich mich auf, versuche hoffnungslos einen Grasfleck aus meinem weißen.. naja, grauen T-Shirt zu wischen, doch als dieser hartnäckig am Stoff hängen bleibt, gebe ich es unweigerlich auf.
 

Vergessen wir das – widmen wir uns wichtigeren Dingen!

Zum Beispiel: Wie komme ich in dieses verflixte Haus rein, ohne von diesem Köter, der mich anscheinend nicht leiden kann, in dreißigtausend Einzelteile zerfetzt zu werden?

Tjaa..

Hm..

Schwierig..

Obwohl es da verschiedene Möglichkeiten gäbe.

Erstens, ich schlage eine Scheibe ein, den Hund tot und kämpfe mich mit Hilfe meiner Fäuste bis ins oberste Geschoss durch, wo ich dann völlig verkratzt und halbtot den Mann meiner Träume finden werde.

Zweite Option; Ich bohre mit meinem kleinen Finger ein winziges Loch in die Glasscheibe, schieße einen Pfeil mit Betäubungsgift auf den Köter und schleiche mich harmlos daran vorbei.

Drittens: Ich habe verdammtes Glück, lehne mich lässig gegen eine Häuserwand und entdecke rein zufällig einen seit Hundert Jahren verborgenen Geheimgang, der mich direkt in Kaibas Schlafzimmer und damit auch zu seiner Person führt.

Und viertens.. Nun..
 

Mein Blick wandert unauffällig zu der Efeubehangenen Wand, die sich links neben der Terrassentür befindet und auf meinem Gesicht macht sich ein unschuldiges Grinsen breit.
 

. . .
 

Okay!

Ich geb’s ja zu, das war die womöglich beknackteste Idee, die ich seit langem hatte!
 

Ich hänge bestimmt schon fünf Minuten im Efeu herum und kämpfe verzweifelt mit einer kleinen Schlinge, die sich um meinen Knöchel gelegt und mich somit aufgehalten hat.
 

Herrje, das konnte doch keiner ahnen!

In den Filmen sieht das immer so einfach aus..

Und mal davon abgesehen, dass bei denen der Efeu immer aus Plastik und nicht natura ist, sind die Bedingungen doch die gleichen...

Ich fühle mich wie ein verkannter Romeo, der von seiner Liebsten auf dem Balkon vergessen wurde – auf dem Balkon, der eigentlich gar nicht existiert.
 

Im Dunkeln kann ich ein Paar Augen erkennen, die hinter der Glasscheibe der Terrassentür zu mir hinauf starren.
 

Gottchen..

Wie muss das für diesen unfreundlichen Hund aussehen?

Ein Artgenosse – mit Verlaub -, der sich gegen die widerspenstigen Pflanzenreste in seinem Gesicht wehrt und nur zentimeterweise voran kommt, anstatt einfach weiter vorne Sturmklingeln zu machen.

Immerhin bellt er nicht, der Gute.

Erleichtert mir das Leben ungemein, denn so muss ich nicht befürchten, vor Scham vom Gerüst zu fallen!

Ich glaube, ich hab mich immer noch nicht damit abgefunden, dass Kaiba jetzt einen zweiten Hund in seinem Leben hat.

Und das sogar freiwillig.

Tzeh..
 

Nach weiteren Drei Minuten – oder Stunden, man weiß es nicht genau.. – erreiche ich endlich völlig erschöpft das offene Fenster und klettere mehr schlecht als recht in die warme Hausluft hinein.
 

Yeah!

So geht das, Leute!

Wär doch gelacht gewesen, wenn ich das nicht geschafft hätte!
 

Doch der Stolz auf die vollbrachte Tat verschwindet rasch wieder, denn mein Blick fällt auf den schwachen Lichtschein, der in den Flur mündet.
 

Na herrlich..

War Mister Obercool also doch Zuhause, wie?
 

Ich rümpfe mir die Nase, nicht sicher, ob ich jetzt wütend sein soll, oder nicht, schließlich habe ich nicht vergessen, weshalb ich hier bin.

Wär ja noch schöner..

Oh bitte, Kaiba.. Sei nicht mehr böse auf mich..
 

Ich muss mehrmals tief durchatmen, dann trabe ich mit weichen Beinen auf sein Arbeitszimmer zu.
 

Ich erkenne es genau.

Diesen Flur, diese Tür..

Das alles riecht förmlich nach ihm.

Nun ja..

Eigentlich riecht hier alles nach ihm, aber..

Ach!

Egal!

Ihr wisst schon, was ich meine..!
 

Ich öffne die Tür und trete ein, benommen, aber nicht ängstlich – obwohl das, was ich zu sehen bekomme nicht das ist, was ich erwartet habe.

Genau genommen hätte ich eher damit gerechnet, einem pinkfarbenen, riesigen Skorpion zu begegnen, der sich laut kreischend und mit den Worten Stirb, du elender Flohteppich! auf mich geworfen und zermatscht hätte – aber DAS..?
 

„Uhm..“, mache ich leise und schließe nervös die Tür hinter mir.
 

Da sitzt er.

Schon wieder..

Diesmal hat er mich nicht von seinem Stuhl geworfen, auch, wenn sein Blick direkt danach verlangt.
 

Er sieht mich an, das Kinn auf eine Hand gestützt, die Augen fest auf mich gerichtet, als hätte er Angst, es gäbe ein leises Plopp! und eine andere Dimension hätte mich aufgesaugt.
 

Aber nichts dergleichen passiert..

Tzüh..

Wieso auch..

Wieso sollte sich eine völlig fremde Galaxie um einen Joey Wheeler bereichern, der ohne seinen Gegenspieler doch sowieso völlig nutzlos ist?

Mal davon abgesehen, dass sich mich auf diesem Planeten eigentlich ziemlich wohl fühle..

Nicht erwünscht, aber wohl.

Aber jetzt mal zu einer anderen Frage..

Wieso hat mir dieser verblödete Narzisst nicht die Tür geöffnet, als ich vorhin seine Klingel malträtiert habe?!

Wieso hat er nicht seinen Arsch bewegt und ist die paar Stufen nach unten geschlurft, um mich zu empfangen?!

Wieso hat er, der jetzt dahockt wie ein Gott, der kurz davor ist sein Urteil zu verkünden, nicht einmal Licht angemacht und mir damit ein Lebenszeichen gegeben?!

Wieso konnte er nicht mal..
 

„Du hast mich ignoriert.“, schlussfolgere ich felsenfest überzeugt und erwidere seinen klebrigen Blick, der an mir haftet, wie er es sonst nur bei seinem Laptop tut.
 

Er lächelt nicht, zeigt auch sonst keinerlei Regung. Jedenfalls nicht in seinem wunderschönen Gesicht. Er zuckt nämlich mit den Schultern.
 

„Nun..“, fängt Kaiba langsam an und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. „Du hast es nicht gehört, aber ich hab dir den Befehl Bei Fuß! gegeben - und siehe an, du bist gekommen..“
 

Ich knurre leise.
 

Soso..

Der gütige Herr hat also..

Ouuh..

Nicht aufregen, Joey..

Erinnere dich daran, wieso du hier bist..

Du bist hier, weil du dich entschuldigen willst..
 

„.. ziemlich spät, aber du bist da..“
 

..du willst ihm sagen, dass er der Einzige für dich ist..
 

„..und wenn ich dich so ansehe, Wheeler, wäre es vielleicht besser für uns gewesen, wenn du dich nicht hier her verirrt hättest.“
 

..und dann ziehst du ihm an den Haaren und haust ihm eine Rüber!

Jawohl, du wirst ihm die Augen ausstechen und damit Billiard spielen und danach wirst du einen kleinen Haufen auf seinem Schreibtisch hinterlassen, damit..

Whouh!

Ruhig!

Scccchhtt..!

Nicht aufregen, nicht wütend werden..

Calm down, Joseph..
 

Ich kann fast schon fühlen, wie er mich mustert. Als wäre er ein Ausbilder, der seinen Soldat beim Spielen auf dem Bolzplatz erwischt hätte und nun das Gewicht der Strafe abmessen würde.
 

Ich kann’s ihm nicht verübeln..

Wie muss das aussehen..

Ich stehe nachts in seinem Büro, kriege kein Wort mehr heraus und mache ein Gesicht, als würde mich grade der Darm platzen.

Er wird mich hassen..

Oh Gott, ich seh’s schon in der Morgenzeitung..

Jungmillionär erschlägt Volltrottel! Angst vor der Besessenheit des Stalkers als Motiv!

Dabei bin ich gar kein Stalker..

Najaaaa..

Ein bisschen vielleicht – aber nicht soooo doll..!
 

„Wheeler.“

Kaiba ergreift mit eisernem Willen und kalter Stimme das Wort und hätte mich mit dieser anomalen Reaktion beinahe ins Grab geschubst.

„Wheeler, du stehst hier vor mir, in Unterwäsche.. Deine Knie sind Rot, du hast Efeu im Haar, dein T-Shirt hat Grasflecken.. was willst du um diese unverschämte Uhrzeit in meinem Büro?“
 

Ich schlucke schwer.
 

Okay..

Sammel dich, Joey.

Sammeln, ordnen, angreifen!

Das ist 'ne gute Strategie, jaaay..!
 

„Es ist so..“, fang ich langsam an und ziehe die Worte extra lang, um mir mehr zeit zu verschaffen und gleichzeitig den Kühlschrank vor mir ruhig zu stellen.
 

Schon komisch, wie leicht er mir die Sprache verschlagen kann.

Früher war das nicht so.

Also..

Was heißt schon früher..

Bevor wir so, auf diese weise aneinander geraten sind.

Auf so eine.. Kaiba-Wheeler-untypische Art.

Als er mich das erste mal so angefasst hat, war’s mir wirklich unangenehm.

Das zweite mal hab ich drüber nachgedacht und von da an konnte ich gar nicht mehr genug von ihm kriegen.

Ich würde so viel mehr für ihn tun als nur Wände hochklettern.

Jeden Schmerz der Welt würde ich ertragen.

Für ihn.

Für jemanden, der mit derartigen Geschenken nichts anzufangen scheinen kann.

Der für sowas keine Zeit hat.

Und ich würde mich trotzdem opfern..

Jederzeit und überall.

Weil er mehr für mich getan hat, als er denkt.

Als ich erwartet hätte..
 

„Wheeler..“, unterbricht er meine wirren Gedanken und seufzt tief.
 

Wenn ich ihn so betrachte, sieht er ziemlich fertig aus.

Und dann fällt mein Blick auf etwas, dass ich niemals mit ihm verbunden hätte.
 

„Was ist das?“, frage ich tonlos und trete an seinen Schreibtisch heran, um das Etwas in die Hand zu nehmen.
 

„Wonach sieht’s denn aus, hm?“ erwidert er, ebenso emotionslos und zuckt mit den schultern. „‘Ne Bierdose. Alkohol, verstehst du?.. Aber sowas kennen Hunde natürlich nicht.“
 

Ich wage es erst gar nicht, mich über diese abfällige Bemerkung aufzuregen, denn meine Gedanken hängen an jener Bierdose, die ich die Auffahrt hinunter gekickt habe, als ich auf dem Weg hier her war.

Sie gehört offenbar auch ihm.
 

Kaiba und Bier..

Das.. das ist so unglaublich unpassend..

So inakzeptabel..

Das ist wie Pfannkuchen und Ketchup, Telefon und Nase, wie..

Es ist einfach fremd..
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass du trinkst..“

Ich muss enttäuscht feststellen, dass in meiner Stimme mehr Frust mit schwingt, als ich gewollt habe.
 

Er sieht mich lange an, bevor er den Mund öffnet und die Augen schließt.

„Bisher hatte ich auch nie einen Grund, Alkohol anzurühren, Wheeler.“
 

Autsch..

Der saß.
 

Ich kann fühlen, wie eine bittere Flüssigkeit meinen Hals hinunter fließt und in meinen Magen mündet. Irgendwo in meiner Brust sticht es genau dort, wo früher mein Selbstwertgefühl gesessen hat und mein Herz fängt an, zwischen den einzelnen Schlägen beunruhigend lange Pausen einzulegen.
 

„Oh..“, ist das einzige, was ich raus bekomme.
 

In meinem Mund schmeckt es metallisch, weil ich mir auf die Zunge gebissen habe, um nicht zu schreien. Die beste Aktion, die ich in den letzten Fünf stunden vollbracht habe.
 

„Ja.“, antwortet er benommen. „Oh trifft's ganz gut.“
 

Ich bin ein Trottel.

Aber wenn er wüsste, wie ich mich grade fühle..

Wen er auch nur ein klitze kleines bisschen den Schmerz spüren würde, den ich grade verdauen muss, dann würde er ganz vielleicht nicht mehr diesen unglaublich getretenen Blick drauf haben..?

Verdammt.. Kaiba..

Wie oft hab ich jetzt schon feststellen müssen, dass du mir die Luft nimmst, die ich brauche?

Und warum tust du es auch ausgerechnet jetzt, wo ich den Sauerstoff so dringend benötige, um dir das zu sagen, was mir auf meinem kleinen, blutenden Herzen liegt?
 

Ich senke den Kopf und lasse die Hand, die die Bierdose umklammert, sinken.

Er sagt nichts, aber ich weiß, dass seine Augen jenen Ausdruck von Vorwurf tragen, der mich jedes mal zum wanken bringt.
 

„Ich mag Duke.“, versuche ich zu erklären, doch ich habe das Gefühl, nur noch weiter in die Tinte zu rutschen.

Es ist wie ein großes schwarzes Loch, dass nach meinen Beinen greift.

„Er ist abgedreht und oft ein richtiger Scheißkerl, aber ich mag ihn.“
 

Ja, das ist wahr.

Duke ist ein Scheißkerl.

Aber das ist Kaiba auch.

Noch mehr sogar..

Kaiba ist wie der König der Scheißkerle, ein Typ, der auf seinem güldenen Thron sitzt und jeden lachend in die Grube tritt.
 

„Keine Ahnung, was da zwischen dir und ihm abläuft, aber das beeinflusst doch in keinster weise unsere Beziehung, oder?“

Ich sehe ihn fragend, gleichzeitig hoffnungsvoll an, doch er bleibt hart wie Granit.
 

„Scheinst ja ‘ne Schwäche für Arschlöcher zu haben.“, antwortet er trocken und blitzt mich an.
 

Okay.

Er hat sich eben selbst beleidigt und es stört ihn nicht einmal.

Mich auch nicht, aber das ist irrelevant..

Vielleicht ist er voll?
 

Ich mustere seinen offenen Hemdkragen und die hochgekrempelten Ärmel, woraufhin ich innerlich zwanghaft den Kopf schütteln muss.
 

Nee..

Etwas neben der Spur vielleicht, aber niemals betrunken.

Würde mich auch wundern..
 

„Schätze, damit hast du Recht.“, murmle ich leise und sehe betreten auf meinen linken, nackten Fuß. Anscheinend habe ich unterwegs eine Socke verloren.
 

Ich blicke ihn kurz an. So knapp, dass mir für den Bruchteil einer Sekunde schwindelig wird und ich die Luft scharf einsauge.
 

„Kaiba, es tut mir wirklich Leid.“
 

Er stutzt, schweigt aber und scheint willig, mir ohne Gemecker zu zuhören.

Ich atme einmal tief ein und ignoriere das Brennen in meinen Augen.
 

„Ich habe nicht damit gerechnet, dass dieser hirnlose Versager Duke über mich herfällt und noch viel weniger, dass du aufgrund eines einzigen Telefonats dazu bereit bist, mir hinter her zufahren.“
 

Yugis Worte echoen in meinen Ohren und seine Stimme knallt mir voller Wucht gegen meine Stirn. Mein Kopf fängt an zu schmerzen und meine Füße scheinen auf einmal unendlich weit weg zu sein. Als würden sie nicht zu mir gehören, sondern einfach eine Art nerviges Anhängsel von mir sein.
 

„Ehrlich gesagt hab ich nicht einmal gedacht, dass es auf dieser großen Welt überhaupt noch jemanden gibt, der sich freiwillig mit mir abgibt.. Yugi und die anderen mal ausgeschlossen.. Es ist so, wie du gesagt hast. Und Duke.“
 

Das Stechen in meiner Brust wird stärker und ich befürchte, es will mir zeigen, dass ich grade dabei bin, meinen Stolz gegen Kaibas Lächeln einzutauschen; meinen Verstand habe ich nämlich längst an der Eingangstür abgegeben.
 

„Ich wollte wirklich gerne wissen, warum du so ein Interesse an mir hast, aber inzwischen ist es mir nicht mehr so wichtig.“ Ich schweige einen Moment lang und versuche, bei Sinnen zu bleiben. „Mir.. Mir ist nur noch wichtig, dass du da bist, wenn ich dich brauche. Und dass du nicht mehr gehst, egal wie unterbelichtet ich für dich sein mag.“
 

In seinem Gesicht regt sich etwas, womit er einen Ansatz von Gefühlen zeigt, doch ich kann zu meinem Bedauern nicht richtig entziffern, was für eine Art Emotion es ist.
 

„Du bist ein Mistkerl, Seto. Und du bist nicht grade das, was ich mir unter der Person vorgestellt habe, die mir das Gleichgewicht raubt, sobald sie den Raum betritt, aber du bist viel mehr, als ich mir gewünscht hab. Ich hasse es, wenn du auf mich losgehst, aber noch viel mehr hasse ich es, wenn du mich ignorierst.“
 

Mein Körper beginnt zu zittern, doch zu meiner Überraschung verlässt nicht eine einzige Träne meine Augen. Es ist eher so, als würde er darauf reagieren, dass endlich all das, was sich in meinem Kopf fest gesetzt hat, aus meinem Mund gesprungen kommt, ohne aufgehalten zu werden.

Es ist eine Erleichterung für mich und mit jedem Wort, das ich ausspreche, fällt ein weiterer, riesiger Stein von meinem Herzen.
 

„Verdammt, Seto..“, knirsche ich verbittert und balle verzweifelt die Fäuste. Unsere Blicke liefern sich ein heißes Gefecht, obwohl niemand von uns anzugreifen scheint, und auch keiner in die Defensive gegangen ist.

„Es gibt Tage, an denen verachte ich dich sogar so sehr, dass ich anfange, mich selbst dafür zu verachten. Und dann kommst du einfach in ein Zimmer und füllst den ganzen Raum mit deiner ätzenden und bescheuerten Präsenz und alles was ich denken kann ist Wow..! Ich muss nur deinen Namen hören und bekomme diese Gänsehaut, kaum siehst du mich an, entsteht ein Wirbelwind in meinem Hirn – und alles, was ich dagegen versucht habe zu tun, hat nicht funktioniert!“
 

Ich gerate in Rage.

Ich weiß.

Ich stehe hier und blaffe ihn an, weil ich nicht mehr anders kann.

Es war keineswegs meine Absicht, ihn zu verletzen – mal davon abgesehen, dass ich nie gedacht hätte, die Möglichkeit dazu zu haben..

Aber er sitzt hier und sieht aus, wie ein kleiner, armer Junge, den man zutiefst gekränkt hat.

Und das ist nun wirklich nicht meine Art!
 

Ich knalle meine flache Hand auf seinen Schreibtisch und werfe die leere Bierdose über die Schulter gegen die Tür. Gleichzeitig sehe ich etwas unbekanntes in seinen Augen aufflimmern.
 

„Ich würde dir wirklich gerne noch mal sagen, dass es mir Leid tut, verflucht – Ja, es tut mir schließlich auch Leid! Aber ich kenne dich und ich weiß, dass du damit nicht besonders viel anfangen kannst! Du konntest es noch nie und du wirst es auch über die paar Wochen nicht gelernt haben – egal wie viel sich verändert hat! Also werde ich lieber etwas sagen, was für dich mehr Substanz haben wird!“
 

Er schweigt immer noch und ich bin ihm unendlich dankbar dafür.
 

„Ich hab mich Hals über Kopf in dich verliebt und du kannst nichts dagegen tun! Hättest du nicht angefangen, mir auf die Pelle zu rücken, hätte ich es wahrscheinlich niemals raus gefunden und wäre damit vielen Schwierigkeiten ausgewichen – aber du hast es getan, zum Glück. Du sollst jetzt und hier erfahren, wie es mir geht, wenn ich dich sehe und wie es sich anfühlt, ein kleiner Scheißer aus dem Vorort zu sein, der nicht mal mit seinen eigenen Problemen klar kommt!“
 

Meine Stimme bebt ganz leicht ,doch das Rauschen meines Blutes, das völlig aufgebracht durch meine Adern gepumpt wird, hätte in diesem Moment sogar eine Motorsäge übertönen können, die direkt neben meinem Ohr läuft.
 

„Ich hab so viele verschissene Zweifel und Fragen, die einfach nicht weggehen, egal wie viele Antworten ich gefunden zu haben scheine. Ich hab es satt, ständig der blöde Köter sein zu müssen, der nichts auf die Reihe kriegt und es nicht einmal schafft, das zu sagen, was er denkt! Deine bloße Anwesenheit geht mir unter die Haut und am liebsten würde ich rund um die Uhr an deinem Hals hängen und Gott danken, dass er sowas geniales wie dich erschaffen hat. Es ist, als würde mein Körper automatisch versuchen, dich irgendwie in sich aufzusaugen, nur damit es keine Möglichkeit mehr gibt, dass du weggehen kannst..“
 

Ich beiße mir grob auf die Unterlippe und wieder steigt ein metallischer Geschmack auf meine Zunge.

„Und wenn du nicht bereit bist, mich bei dir aufzunehmen, muss ich leider hier und jetzt deine Hände abhacken und mit nach Hause nehmen – ich bin nämlich verdammt süchtig nach den Berührungen geworden, die sie mir geboten haben!“
 

Phuh..

Da sind sie ja wieder, die Gedanken..

Hatten sich eben verabschiedet, hm?

Klar..

Also Seto – Friss das!

Und jetzt abwarten, wie er verdaut.

Kann ja nicht so lange dauern.. ich hab zeit..
 

Und dann tut er etwas, was mich für all die Tage, in denen ich mich daneben benommen und zum Affen gemacht habe, entschädigt.

Er lächelt.

Er lächelt wie ein echtes, menschliches Wesen und er schüttelt seinen herrlichen Kopf, als würde er alle einen eigenen Zweifeln die kalte Schulter zeigen wollen.

Ein flaues Gefühl kriecht meine Luftröhre hinauf und setzt sich an meinem Gaumen fest, eine liebliche Süße, die mich betäubt.
 

„Es wird nicht nötig sein, mir irgendetwas wichtiges ab zu hacken, Joey.“, erwidert er und klingt, wenn ich mich nicht ganz irre, sogar ein bisschen amüsiert.

„Und außerdem bist du im Augenblick derjenige, dessen Worte mir unter die Haut gehen.“
 

In meinem Kopf explodiert etwas, mein Magen scheint sich nach einer schier endlosen Zeit das erste mal richtig zu entspannen und ich glaube fast, wie ein alter, mitgenommener Sack Reis auszusehen, den man hier vergessen hat. Bevor ich weiß, das ich tue, hüpfe ich auf Zehenspitzen um seinen Schreibtisch herum und werfe mich auf seinen Schoß.
 

Oh Gott, das tut so gut..!

Nach all den Irrtümern, Missgeschicken, Vorfällen und Wunden endlich das Ziel erreicht.

Eigentlich müsste ich ihm Goal auf die Stirn schreiben oder ihn zumindest wie eine Siegerflagge einkleiden..
 

Er legt seine warmen Arme um mich und ich drücke mich fast schon automatisch an ihn, ohne groß darüber nachzudenken. Sein Atem streift meine Nasenspitze und löst einen angenehmen Schauer auf meinem Rücken aus, der mich zum grinsen bringt.
 

„Die drei wichtigsten Worte allein hätten auch gereicht.. aber der Rest des Vortrages war auch äußerst interessant..“, gibt er schließlich zu und bringt mich damit zu erröten.
 

Wie peinlich..

Da redet man sich den Mund fusselig, um alles klar zu stellen, und er wollte einfach nur das Liebesgeständnis hören..

Der Typ ist eine laufende Überraschugnstüte..

Genial, einzigartig, bunt, aufregend.

Seto Kaiba eben.

Ich glaube, mein Herz schlägt inzwischen so schnell, dass es bereits auf Wolke 713 hinauf geflogen ist und dort für den Rest meines Leben hocken bleiben wird.

Hoffe ich..

Nein.

Ich weiß es!

Ich weiß, dass Seto die Person ist, die sich mein Leben verdient hat.

Verdammt.. ja, das hat er.

Und dieses kratzen in meiner Kehle?

Hn..

Das ist das Glück, das sich hinaus schreien will.

Das der ganzen Welt sagen will, wo es wohnt und wer es gefunden hat..
 

„Hey, Joey?“
 

„Hm..?“
 

„Bist du eigentlich kastriert?“
 

„...“
 

__________________________________________
 

... Sag es laut

wenn du mich liebst

Sag es laut dass du mir alles gibst

Sag es laut dass ich alles für dich bin

Sag es laut denn danach steht mir der Sinn
 

Hörst du was ich sage, spürst du was ich fühl

Hörst du meine Frage, weißt du was ich will

Es wird dir nichts passieren, kein Finger dich berühren

Mein Leben wird dich schützen, du wirst mich nicht verlieren
 

Sag es laut

wenn du mich liebst

Sag es laut dass du mir alles gibst

Sag es laut dass ich alles für dich bin

Sag es laut denn danach steht mir der Sinn
 

Ich werde Ketten sprengen, trennt man mich von dir

Mein Blut mit Eisen mengen, deine Flamme brennt in mir

Ich werde immer hören, was dein Herz zu meinem sagt

Vor tausend Engelschören, hab ich dich gefragt...

Extrateil: Auf Diät

Wahnsinn à la Kaiba

Die Psyche eines Eisbergs
 

Disclaimer: wer glaubt, mir gehöre hier irgendetwas anderes, außer der Storyline, liegt leider falsch :D
 

Pairing: Seto X Joey
 

Vorwort: Ich will gar net viel und lang reden >,.< lest es eifnach - ich hoffe, es gefällt euch ^^ Und Danke nochmal an blacki, die dieses kapitel offiziell freigegeben hat xD thx <3 *knuddelz*
 

____________________________
 

Extrateil: Auf Diät
 

"Hey, Kaiba?"
 

"Hm?"
 

Ich hebe halb am lachen, halb erstickend den Kopf und deute mit meinem Zeigefinger auf das fast komplett leere Papier vor seiner Nase.
 

Warum wir nebeneinander sitzen, fragt ihr?

Nun ja..

Es waren die letzten beiden Plätze, die noch frei waren, als wir das Klassenzimmer betreten haben.

Ja, richtig.

Kaiba und ich sind zu spät gekommen - und es war nicht meine Schuld!

Jedenfalls nicht nur..

Wirklich!

Ich habe bei ihm übernachtet, nachdem ich gestern Nacht bei ihm einmarschiert bin..

Wenn ihr jetzt irgendwelche dreckigen, schmutzigen Gedanken habt, ladet sie schnellstens wieder aus, denn Kaiba und ich, wir haben nichts unanständiges getrieben!

Er hat auch nicht nachsehen wollen, ob ich tatsächlich nicht kastriert bin - sagen wir einfach, das Frühstück lief nicht wie geplant.
 

"Was ist, Wheeler?", murrt er und schiebt mit einem leichten Nachdruck in der Stimme meinen Finger von seiner Arbeit.
 

Nicht geplant heißt in diesem Fall völlig chaotisch.

Alsooo..

Ich bin's ja gewöhnt, dass nix am Schnürchen läuft, aber wer hätte gedacht, dass Kaiba sich derart leicht aus der Fassung bringen lässt?

Wir haben völlig harmlos zusammen in seinem Bett genickt, bis heute morgen der Wecker geklingelt hat.

Ach, was sag ich..

Der hat nicht geklingelt, er hat mein Trommelfell malträtiert, so dass ich leider gezwungen war ihn mit meinem Kopfkissen vom Nachttisch zu fetzen.

Kaiba fand das gar nicht witzig.

Kein wunder, dass du immer zu spät kommst!, meinte er.

Und dann hat er mir eine Kopfnuss gegeben und ist im Badezimmer verschwunden.

Einfach so.

Tzeh..
 

Ich runzle die Stirn etwas, stütze mich mit dem Ellenbogen auf der Tischplatte ab und drücke mit das Ende des Bleistiftes an die Nasenspitze.
 

Als wäre das nicht schlimm genug gewesen, lief das Frühstück grade zu monströs mies.

Dabei fing alles so gut an..

Mokuba hat sich blendend mit mir unterhalten.

Er hat mir erzählt, was für ein Morgenmuffel Kaiba ist, und wie oft er sich darüber beschwert, dass die Schule so früh beginnt.

Ich hab vielleicht geguckt..

Denn grade Kaiba kann es sich doch leisten, morgens einfach liegen zu bleiben und sich erst dann zu bewegen, wenn er Lust dazu hat.

Naja..

Jedenfalls wollte ich mir Cornflakes holen.

Ja.. Cornflakes!

Kaum zu glauben, aber auch die Kaibas besitzen etwas derart simples!

Leider bin ich auf dem Weg zum Schrank mit dem Fuß in Caesars Fressnapf getrampelt und hab das ganze Zeug auch den Kacheln verteilt.

Meine Güte..

Kaiba hat mich angestarrt, als wäre mir plötzlich ein absolut widerliches Ekzem aus der Stirn geschossen und dann hat er mich unter persönlicher Aufsicht dazu verdonnert, den Mist wieder aufzuwischen.

Tja..

Und deswegen, und wegen der alten Dame, die wir über die Straße lassen mussten, sind wir zu spät gekommen.

Also?

Was sagt uns das?

Richtig!

Es ist nicht nur meine Schuld!

Auch die Oma war daran beteiligt!
 

Etwas hartes stößt für einen kurzen Moment in meine Rippen und ich entziffere es als Kaibas Ellenbogen, dessen Besitzer mich durchdringend und bohrend ansieht.
 

"Was?", erwidere ich völlig unschuldig und hoffe, er hat nicht doch irgendwie durch meine Stirn gestarrt und all meine Gedanken gelesen.
 

"Was was?!", gibt er rauschend zurück, doch seine Stimme wirkt etwas gedämpft. Fast so, als wolle er nicht, dass jemand zuhört. "Hast du heute morgen auf dem Weg zum Auto vielleicht dein Gedächtnis verloren? Du wolltest mir etwas sagen."
 

Aaahh..

Stimmt!

Gut gemacht, Elefant-Kaiba!

So ein Durchschnittsbürger vergisst ja manchmal schnell..
 

Mein Blick wandert von seinen faszinierenden Augen zurück auf sein Blatt Papier und sofort steigt eine kitzelnde Welle in mir auf.

Ich kann nicht anders, ich muss losprusten und ziehe somit für wenige Sekunden die Aufmerksamkeit der gesamten Klasse auf mich.
 

"Buahahaha!"
 

"Was lachst du so dämlich?!"
 

"Ahaha.. Seto.."
 

Er sieht mich böse an.
 

"Ich meine, Kaiba!.." Das breite Grinsen verweilt auf meinen Lippen und ich schnappe mir sein Bild, um es ihm vor die Nase zu halten. "Dir ist schon klar, dass wir ein ansprechendes , freies Motiv wählen sollten, um es zu zeichnen, oder?"
 

Er schnaubt leise und schnippst mit den Fingern, als hoffte er, dadurch würde das Blatt Papier wie von selbst seinen weg zurück in seine Finger finden. Doch nichts passierte - außer einem weiteren Lachanfall meinerseits geschah nichts.
 

"Natürlich weiß ich das, Wheeler!", faucht er und ich glaube, einen Hauch Röte in seinem Gesicht entdeckt zu haben. "Was passt dir an diesem Motiv nicht?"
 

Ich begutachte jenes Bild noch einmal und stelle belustigt fest, dass Kaiba doch eine andere Schwäche als Hunde hat. Seine zeichnerische Ader leitet kein Blut - er hat null Talent.
 

"Ich will dich ja nicht beleidigen, Mister Superbegabt, aber das, was du da gemalt hast, sieht aus wie eine Melone mit Hörnern!"

Ich muss noch lauter lachen.
 

Sein Blick mustert für den Bruchteil einer Sekunde nachdenklich das Ungetüm auf seinem Blatt, bevor er mir einen verachtenden Blick schenkt.

"Lieber eine gehörnte Melone, als einen Hausschuh mit Pickeln."
 

Was zum..?

Hat der denn keine Augen im Kopf?!
 

"Das sind keine Pickel und das ist auch kein Hausschuh!", beschwere ich mich eifrig, nachdem ich meinen Mund zugeklappt habe, der aufgrund seines Kommentars zum hereintreten eingeladen hatte. "Das ist ein Tausendfüßler! Das erkennt man jawohl!"
 

Ich hebe den Stift und male demonstrativ noch zwei Punkte an das eine Ende des Hausschuhs, doch ich muss deprimiert feststellen, dass er Recht hat.
 

Das sieht nicht aus wie Augen, sondern eher wie zwei Ameisenhäufchen.

Verdammt..

Wenn er mal nicht besser ist als ich, dann bin ich genauso schlecht wie er!

Irgendwann übertreffe ich ihn noch mal!
 

"Soso.. Und du hältst einen Tausendfüßler für ein sinnvolles Motiv, ja?"
 

"..."
 

"Du bist und bleibst ein Köter. Wundert mich gar nicht, dass man dein unglaublich gutaussehendes Gemälde nicht entziffern kann - mit Pfoten malt es sich halt schlecht."
 

"Ach, Sei still! Was soll denn dein Krüppel da darstellen?!"
 

Sein Gesicht verzieht sich nicht um einen einzigen Muskel, als er mir antwortet.

"Na was schon. Das ist ein Hündchen!"
 

Ich muss mir ein Grinsen verkneifen - oder auch nicht, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich es nicht vielleicht als Beleidigung aufnehmen sollte, dass er genau das Tier derart verunstaltet, mit dem er mich immer vergleicht.
 

"Du brauchst gar nicht so selbstischer zu klingen, Kaiba!", ich habe endlich meine Stimme wiedergefunden und beuge mich zu ihm hinüber, bis meine Haare ihn am Kinn kitzeln. "Das ist kein Hund, da fehlt der Körper!"
 

Meine Bleistiftmine zieht einen ovalen Körper unter Kaibas Portrait, was er mit einem schnaufen wahrnimmt.
 

Sooo..

Jetzt sieht's eher aus, wie ein Hund!

Jaaa, wirklich..

Unglaublich, was so eine einfache Form alles bewirken kann.
 

"Du verhunzelst mein Motiv, Wheeler!"
 

"Red keinen Mist - das sieht viel besser aus jetzt!"
 

"Das soll ein Köter sein und kein übergewichtiger Eisbär!"
 

"Ein Eisbär hat auch keine Hörner!"
 

"Das sind Ohren!"
 

Wir blitzen uns einen Moment lang an, bevor ich prompt noch mal mein Talent unter beweis stelle, indem ich dem Hund noch eine Rute anmale.
 

"Da!", triumphiere ich und verschlucke das Hah! dass mir auf der Zunge liegt. "Wie du siehst..."
 

Eine fünfte Hand zieht uns das Blatt vor der Nase weg.
 

"...siehst du nix.", beende ich etwas irritiert meinen Satz und wende den Blick nach hinten.
 

"Mister Kaiba, Mister Wheeler..", flötet unsere Kunstlehrerin begeistert und fuchtelt ganz aufgeregt mit der verunstalteten Kreatur herum.
 

Ich kann Kaiba innerlich fluchen hören, seine Augen verraten, dass er unheimlich stolz auf seine Melo.. seinen Hund war, ganz gleich, was andere gesagt haben.
 

"Das ist mit abstand das beste, was sie beiden jemals bei mir abgegeben haben!", blubbert sie weiter und schenkt uns ein strahlendes Lächeln.
 

"Siehst du, Kaiba.", grinse ich und meine Fingerspitzen berühren unter dem Tisch sein Handgelenk. Er reagiert mit einem blinzeln und einem sanften Blick, als wäre dies ein Ersatz für ein mögliches Lächeln. "Sie erkennt es!"
 

"Oh, natürlich! Es ist so ausdrucksstark!", ihre Begeisterung scheint kein Ende nehmen zu wollen. "Ich bin überrascht, dass sie ein derart zeitloses Motiv gewählt haben, meine Herren! Der berühmte Obstkorb kommt bei so gut wie jedem Betrachter immer gut an!"
 

"..."
 

"..."
 

Ich hab’s immer gesagt.

Ich hasse dieses Fach.

Schließlich sitzt das größte Kunstwerk in diesem Augenblick neben mir und hält meine Hand..
 

_____
 

Fragen&Antworten
 

Und hier ein kleiner Anhang – Fragen, die sich wohl im Laufe der FF gestellt haben, aber nie beantwortet worden sind!
 

1. Wieso ist Joeys Vater nie direkt aufgetreten?

A: Ich habe ihn mehrmals um einen Gastauftritt gebeten, aber Kaiba hat gedroht, mir sämtliche Zehennägeln einzeln auszureißen, sollte dieser Mann jemals in die Nähe von Joey gelangen. Also habe ich ihn nur beiläufig eingebaut...
 

2. Im ersten Kapitel wird über Herzflatterei gesprochen – ist Joey denn nun krank oder nicht?

A: Herzflattern ist und bleibt nur ein Symptom und bildet meines Erachtens nach keine eigene, vollständige und anerkannte Krankheit. Es tritt bei Joey allerdings in Bezug auf ein anderes Problem auf, das man schlicht und einfach Liebe, gemischt mit etwas Paranoia, nennt.
 

3. Was ist mit Eike passiert? Kann man ihn/sie adoptieren? Hat er/sie nun ein eindeutiges Geschlecht aufweisen können?

A: Eike ist inzwischen volljährig und somit nicht mehr adoptierbar, hat sich ein gemütliches Einfamilienhaus in der Nähe der Kaibavilla geleistet und empfängt Gäste zwischen ein Uhr nachmittags und 13 Uhr. Über das Geschlecht möchte er/sie sich nicht outen, da es sich hierbei um ein Berufsgeheimnis handelt.
 

4. Ist es möglich, Duke auf legalem Wege zu töten?

A: Ja, aber dafür müsste man noch mehr Geld besitzen, als Kaiba.. Er hat es nämlich schon versucht.
 

5. Ist das Foto, das im Zoo von Joey und Kaiba geschossen wurde, bei Ebay zu ersteigern?

A: Natürlich nicht! Kaiba hütet es wie seinen Augapfel und nur Leute, die scharf drauf sind, aufgeshclitzt zu werden, trauen sich, ihn danach zu fragen. Tut euch also nur keinen Zwang an..
 

6. Hat Joey irgendeine Lieblingsbeleidigung für Kaiba?

A: Er bevorzugt die Begriffe Pieeeep!, Piiieeep! und Piiiieep!.
 

7. Hat Kaiba wirklich eine Vorliebe für Hunde?

A: Nicht unbedingt für alle Kläffer. Caesar bildet da sozusagen eine Ausnahme, denn eigentlich steht Kaiba mehr auf kleine, tolpatschige Mischlinge mit blondem Fell – denen kann er wirklich nicht widerstehen!
 

8. Apropos Caesar – was für eine Rasse ist er eigentlich?

A: Ein Wolfspitz natürlich. Laut, frech, aufdringlich – und unheimlich eifersüchtig. Kein Wunder also, dass Joey des öfteren mit ihm aneinander gerät, es kann schließlich nur einen geben!
 

9. Wie stehen sich Duke und Kaiba eigentlich gegenüber?

A: Ganz eindeutig aggressiv. Wer wäre das nicht, wenn es um seinen größten Schatz ginge? Die beiden sind nicht bereit, ihre Differenzen beizulegen und führen sozusagen einen persönlichen Kleinkrieg. Hmm.. vielleicht auch ‘ne nette Idee für ne neue FF...
 

10. Letzte Frage: Wird es irgendwann noch mal eine Fortsetzung dieser FanFic geben – wenn ja, wann? Wenn nicht – hast du schon ein neues Projekt in Aussicht?

A: Ich habe tatsächlich schon überlegt, ob ich irgendwann mal eine Fortsetzung starten werde, mich aber noch nicht entschlossen, von daher kann ich auch kein genaues Datum festlegen. Meine nächste FF widme ich erst einmal blacki, meiner treuen Kommi-schreiberin und Freundin, die mich immer wieder angespornt hat, weiter zu schreiben. Sie bat mich um eine Story mit einem Seto-Uke, was ja leider recht selten vorkommt und ich arbeite schon daran. Sie trägt voraussichtlich den Titel Dogs Invasion.
 

Liebe Kommi-Schreiber ^^

Hier nun wirklich das letzte Chapter..

ich Danke euch für alle lieben und kritischen Rückmeldugen ;_; und ich mag ga net gehen und die beiden süzzn mitnehmen..D: aber wie gesagt..

es folgt eine weitere FF ^^ ihr seid die besten :)



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Kommentare zu dieser Fanfic (158)
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Von: abgemeldet
2010-01-06T11:11:00+00:00 06.01.2010 12:11
XDDDD die fic war der wahnsinn...so unglaublich süß <3
hach ja...hat mir von anfang bis ende komplett gefallen^^

und das zusatzkapi...XDDDD OMG ich hab es auf der arbeit gelesen...gaaanz schlechte idee...ich durfte ja nicht lachen...aber das war ein ding der unmoglichkeit XDD es war einfach nur zu lustig XD

Ich würd die bilder von den zweien gern mal sehen^^
Von: abgemeldet
2010-01-06T11:10:37+00:00 06.01.2010 12:10
XDDDD die fic war der wahnsinn...so unglaublich süß <3
hach ja...hat mir von anfang bis ende komplett gefallen^^

und das zusatzkapi...XDDDD OMG ich hab es auf der arbeit gelesen...gaaanz schlechte idee...ich durfte ja nicht lachen...aber das war ein ding der unmoglichkeit XDD es war einfach nur zu lustig XD

Ich würd die bilder von den zweien gern mal sehen^^
Von:  MaiRaike
2009-07-31T23:16:04+00:00 01.08.2009 01:16
Obstkorb. OBSTKORB!!!!

Die Kunstlehrerin ist genial.

Deine Fanfic übrigens auch. Als Yugi mit Joey über Kaiba geredet hat, hat mein kleines Herz ganz doll geklopft.
Und erst die absolut tolle Liebeserklärung....

Wow.

Mehr davon!!!
Von:  Im_Whats_Left
2007-10-03T19:30:26+00:00 03.10.2007 21:30
XD
Schöne ff ^^
Am besten gefiel mir der Satz: Dr.Dr. Med. Seto Kühlschrank Kaiba, Facharzt für Verhaltensmuster von Mensch und Tier, stellt sich aber auch als provisorischer Psychologe und Anti-Aggressionstrainer zur Verfügung.
Öffnungszeiten: Wann er will.
Kosten: Alles, was du hast.

Das is sowas von göttlich, ich bin her durch die Gegend gekugelt..
Also, wenn es wirklich eine Fortsetzung geben sollte, würde ich mich mehr als freuen.
Frage: Kann man das Bild von dem "Früchtekorb" auch irgendwann mal sehen? XD

lg Mephir
Von: abgemeldet
2007-07-28T13:14:47+00:00 28.07.2007 15:14
Huhu,

die Story ist ja mal mehr als Genial und passend! xD
Aber der Oberhammer ist der Schluss!!^^ *mich immer noch kugel*

Mfg Nami


Von: abgemeldet
2007-05-30T12:16:08+00:00 30.05.2007 14:16
Sehr geehrtes Fräulein Autorin.
Ich habe Ihren Namen vor lauter Aufregung und Spannung dieser FF schon längst wieder vergessen. Aber keine Sorge, mir fällt er später schon wieder ein. Allerdings erinnere ich mich daran, dass Sie mit dem Bne lacki bekannt sind, die sozusagen eine Ex-Bekannte von mir ist (die ich natürlich irgnedwie immernoch KENNE, aber... Nun ja, lassen wir das).
Eigentlich hatte ich dank notorischer Faulheit, ich gebe es ja zu, anfangs nicht vorgehabt, Ihnen einen Kommentar zu hinterlassen, allein schon, da ich es gerade 5 Uhr morgens schreibe und das Tastenklappern bis in den Nebenraum zu hören ist. Aber mal ehrlich: Ich kann es nicht lassen.
Das liegt vermutlich auch daran, dass... Dass ich mir vorhin, als Joey so eine Bemerkung abgelassen hat, die ungefähr "Ich würde dich nicht mal anpissen, würdest du brennen" oder so lautete, einem 10-minütigen Lachkrampf erlag, was sich insofern als kompliziert gestaltete, als das auch dies bis in den abgelegendsten Winkel des Hauses noch zu hören gewesen wäre, weshalb ich darauf angewiesen war, mir Mund und Nase zuzuhalten und zu ignorieren, dass meine Rippen unter dem beinahe epileptischen Schüttelanfall zu brechen drohten.
Jetzt müsste ich Sie eigentlich auf Schmerzensgeld verklagen, nur dumm, dass sie daraufhin vielleicht Sorgen, in einer kommenden FF einen solchen Lacher wieder einzubringen, aufbauen würden und von daher nie wieder etwas so Amüsantes zu Papier bringen könnten. Das will ich natürlich nicht yuf mich nehmen und so sehe ich doch davon ab, sie zu verklagen (und das will schon was heissen, denn Seto Kaiba hätte das vermutlich nicht getan und immerhin ist ein Mensch namens Blacki immernoch der Meinung, dass ich eben jenen mal eben mit nach hier unten, nach Südspanien, mitgenommen hätte).
Gerade eben bin ich einem weiteren Lachflash erlegen, was vermutlich von der Vorstellung, ein Elektron mit Mr. Wheelers Frisur würde sich ausziehen und nackt und besessen auf den Atomkern zustaksen, ausgelöst wurde.
Im Allgemeinen hat mich während dem Lesen ihrer, doch im Großen und Ganzen recht gelungenen, Fanfiction im Durchschnitt alle 2 Minuten ein solcher Belustigungsanfall heimgesucht und von daher will ich Sie jetzt auch nicht weiter belästigen, sondern eher die Zeit nutzen und meinen Laptop dazu zwingen, mir die restlichen paar Kapitel noch anzuzeigen, bin so gegen Morgen meine Mitbewohner aufstehen, die hoffentlich nicht auf den Gedanken kommen werden, ein geistig verwirrtes Etwas in ihrer Nähe hätte die Ganze Nacht wach in ihrem Bett gelegen und sich von seiner Katze sexuell belästigen (angrabschen) lassen, nur um sich ein paar Rippen anzubrechen und seinen Herzschlag mal wieder auf 190 hochschnellen zu lassen.
Wenn je jemand, der noch nie auf Animexx vorbeigeschaut hat und das Glück hatte, dabei eine nicht ganz so amateurartige FF zu finden, herausfände, was des nachts im Zimmer eines kleinen Vorabiturienten-Austauschschülers abgeht, würde er mich vermutlich wegen akkuten Masochismus in eine Nervenklinik einliefern lassen.
Darum hoffe ich, dass Sie, sehr geehrte Frau Autorin, dieses hier vorliegende Dokument nie jemandem gegenüber zu erwähnen gedenken, der eben besagte Kriterien nicht erfüllt.
Hochachtungsvoll verabschiede ich mich hiermit, weil ich es schlicht und einfach nicht mehr aushalte, meine aus gesundheitlichen (pulssenkenden) Gründen eingelegte Lesepause aufrecht zu erhalten.
Hoffe auf baldigen Nachschub,
mit freundlichen Grüßen;
ein Taucherchen aus den spanieschenLanden, Olé!

PS: die verf***te Katze hat ihr ihre verf***ten Griffel schon wieder fast in die Nase geschoben!

...
Tut mir Leid, aber das muss ich eben nochmal loswerden. Gerade eben habe ich einen weiten Anfall erlitten, ausgelöst von der unglaublich feinen Formulierung /wortwörtlich) "Wenn ich überlege, könnte man mir das Sofa unterm Arsch wegklaun", wofür ich den Satz ehrlich gesagt zweimal lesen musste, weil sich beim ersten Mal irgendein seltsames Missverständnis in meinem Hirn breitgemacht hatte, das diesen Satz unverständlich erscheinen ließ, woraufhin ich ihn noch einmal las und diesmal die geballte, unglaubliche Dämlichkeit diesr Aussage begriff, was mich mal weider so ungefähr zwei oder drei Rippen kostete.
... Es wird hell draußen. Ich spiele mit dem Gedanken, mich jetzt in den Innenhof zu setzen, mir eine zu rauchen, einen Kaffee zu kochen, noch einen Kaffee zu kochen und zuende zu lesen, um mich dann, nachdem ich fertig bin, mit einer Überdosis Koffein (wovon spanischer Kaffee eine Menge, ich schwöre, eine GROße Menge enthält) im Blut und einer Überdosis FF-Inspiration auf der Suche nach weißem Papier im ganzen Haus krachschlagend verumzutreiben und wenig später, nachdem ich hoffentlich (und wenn nicht gnad mir Gott, ich werde ausrasten) meinen zeichenflash in ganzen Zügen auszuleben. Ja, ich glaube, das ist genau das, was ich tun möchte, nachdem ich dieses Kapitel da zu Ende gelesen habe. Auf diese Weise würde ich sogar meiner sexistisch veranlagten Katze entfliehen, die Gefallen daran gefunden hat, mir in allen Möglichen Körperöffnungen herumzuboren (wobei sie sich eigentlich eher auf jede im Gesichtsbereich beschränkt).
... sekunden später: Das Wort unterere (Körperregion) finde ich irgendwie absolut aufheiternd...
... Wenn ein missratenes kleines schwarz-Cremefarbenes Kätzchen einem mit dem Tätzchen im Ohr rumbohrt, sollte man nichts unüberlegtes tun oder unvorhersehbare Bewegungen unternehmen, da die Sache noch schwerzhafter ausahten könnte, wenn sich die Krällchen des Kätzchens ganz langsam in eben jenem sinnesorgan versenken. Diese Feststellung habe ich soeben getroffen, zusammen mit der, dass auch beim Spielen mit halb ausgewachsenen Stubentigern manchmal ein kleiner Prankenhieb reicht, um einem drei oder vier blutende Kratzer aufs Kinn zu verladen. Ach, das Leben ist schon traumhaft... wenn man zufällig eine unerzogene Katze ist (und dabei habe ich wirklich mein Bestes getan!)
Wenn Kaiba ein Kätzchen wär, dann wäre er ziemlich sicher genau jnes Kätzchen. Mit einer guten Ladung Bösartigkeit bestückt, aber tief in seinem Inneren vermutlich doch irgnedwie nett. Gerade hat es mich angeniest. Das ist eklig... Jetzt leckt es in meinem Ausschnitt rum. Perwersling. Aber schöne blaue Augen hats. Ach ja... Und so schöne Farbe... und so fluffiges Fell... Nur die Frisur sitzt nicht so perfekt wie Kaibas XD Wenn man nur mit den Fingern in ihre Nähe kommt, schrurrt sie wie ein wild gewordener Joey..Ach,m sie macht mich krank und ich weiß, sie ist nicht gut für mich, aber ich liebe diese Katze nun mal... Ich liebe nunmal alle Katzen... Ich sollte zum Therapeuten gehen... Wenn ich das nicht für so ziemlih den größten Blödsinn seit Tamagochis halten würde. Sie hat mich schon wieder benießt...
Letzte Woche war ich furchtbar dankbar für die Erfindung des Rückgängig-Knopfes, als ein langer, selbstbewchriebener, markirter Text durch einee Tatze, die ihren Weg quer über meine Tastatur unter anderem auf der Taste "Entfernen" suchte. Das war irgnediwe... makaber. Fast hätte ich sie getötet... Bis mit einfiel, dass es ja besagte funktion gab, wofür ich echt dankbar bin. Ich schreibe bei Gelegenheit eine Ode an diesen Button.
... da steht "Joey, du Depp". Ich habe Johnny Depp gelesen... Das erinnert mich an Fluch der Karibik drei, der inzwischen seit 6 Tagen in den Kinos ist, ohne dass ich da drin war, um wie ein sabberndes Nichts in meinem Sessel dahinzufließen und den Inhalt des Films fast völlig zu verpassen, indem ich anhaltend und ausdauernd diesen Typen anglubsche und anhimmle, der verheiratet und eh viel zu alt und viel zu berühm ist. Scheisse...
... Die Katze wäre ein guter Epilierer. Leider tut es auchetwas weh, was sie da mit den beim Rasieren übersehenen Haaren an meinen Beinen macht.
... Ich mag Madsen. Fast so sehr, wie ich Wir sind Helden mag. Vorhin, als der Liedtext vorkam, musste ich mich so beherrschen, um nicht mitten in der Nacht neben meinen unterdrückten Lachern das ganze Haus auch noch mit meinem nicht unterdrückten Hörorganvergewaltigungsgetue, alias Gesang, zu beschallen. Das ist schrecklich. Ich kann einfach nicht still bleiben, wenn jemand den Text meiner Lieblingslieder aufschreibt oder diese sogar leise im Hintergrund abspielt oder... Wie auch immer. Das interessioert dich alles so gar nicht, oder? Vermutlich weniger als die Auskünfte über das Momentane Tätigkeitsfeld meiner Katze. Ich bin so schrecklich labertratschig...
Hey, falls Joey auf spanisch Ich liebe dich sagen will: Das habe ich viel geübt in letzter Zeit. Auf italienisch ist es ja fast das Gleiche. Nur auf russisch würde ich jetzt einen Wissensaussetzer kriegen...
...
»Wenn man ihn fragen würde, was die Hauptstadt vom Takkatukka-Land wäre,
könnte er jedes x-beliebige Haushaltsgerät nennen und die Leute würden
bewundernd applaudieren.«
Das finde ich witzig. Fast wär meine Katze auf den Ausschalter gekommen, was den ganzen bisherigen Kommentar gelöscht hätte. Danke... Ich weiss jetzt, warum sie so oft über die Tastatur stolziert. Sie ist eifersüchtig, weil ich dieser mehr Streicheleinheiten zukommen lasse, als ihr. Was eigentlich so gar nicht stimmt. Naja, ein bisschen. Ok ok, es stimmt... Naja, egal. Hier stinkts nach ACE-Drink. Und das wohlgemerkt, obwohl es in Spanien dieses seltsame Getränl Gott sei Dank nie zur Berühmtheit geschafft hat, soll heissen, hier unten gibt es faktisch keinen ACE-Drink.
»Wie wär's mit Willi?
Willi Wheeler - das wär doch mal was!«
Ja, Willi Wheeler. Das wär ungefähr genauso lustig wie Willi Wonka und das einzig gute an eben jenem ist... Ach, das kannst du dir vermutlich denken. Hey, kennst du das Video zu "Tag im Schutzumschlag" von Bela B? Wenn nicht, dann wird sich jetzt aus diesen zwei Themen für dich nur schwer ein Zusammenhang finden lassen. Wenn doch, dann solltest du wissen, dass ich eben jenes noch lustiger finde als den Idee spendenden Originalfilm. Jeje
...Haben siehs eigentlich getan? Wenn ja... Warum tut dem lieben Joey jetzt nicht so in etwa jeder Zentimeter seines entheiligten Körpers weh...? Naja, werde wohl nie eine Antwort auf diese Frage bekommen, oder?
... Tris klaut Bierdeckel. Das drückt in etwa meine Sympathie für diesen überaus intellektuellen Charakter aus. Naja, Joey klaut WC-Kennzeichnungsschilder. Ist das besser? Eher nicht... Mist.
... Ich lieeeebe Duke! Duke ist so einer, den ich gerne als unauffälligen Helfer, als Kuppler, als besten Freund der beiden oder auch einfach nur als den sexy Frauenversteher-Macho in meinen eigenen FFs einbaue. Duke ist einfach... perfekt. Der einzige Grund, dass ich ihn noch nie mit irgendeinem Kerl aus eben seiner Serie verkuppelt habe, ist, dass Duke für mich immer, IMMER, ein hetero Typ war und immer einer bleiben wird. Und vielleicht, dass er nichz oft genug in der Serie vorkommt, als dass ich mir ein wirklich gelungenes und realistisches Abbild seiner Persönlichleit zurecht legen könnte... Na mal schauen, was du mit dem Kerlchen so anstellst. Äh... Ich meine natürlich, was SIE mit diesem netten jungen Herren so anstellen, sehr geehrte Frau Autorin.
... oh nein... Ich dachte... Nun ja. Es folgt: Mein erster Gedanke, was Duke und der Satzbaustein "ziemlich glücklicher Mistkerl" wohl zusammen auf dem Klo zuschaffen haben könnten:
Kaiba hat Duke, seinen heimlichen, irgendwo so halb Freund (wenn er das auch nicht zugeben würde) angerufen und sich eben entschuldigen wollen, nicht gekommen zu sein. Nach einigem Ausquetschen hab der liebe Kaiba die Sache gestanden und Duke ist nun zufällig hier, um Joey mitzuteilen, dass er der Auffassung ist, Kaiba sei der glücklichste Mensch in seinem Leben, zu welcher er gekommen ist, weil Kaiba ihm am Telefon eins über den unglaublich niedlichen fast-Homo Joey Wheeler vorgeschwärmt hat. ... Ach, vorbei der Traum, Seifenblase pling adee... Aber deine Version ist auch nicht schlecht. Ich mache mir beim FF Lesen nur immer zu viele Gedanken darüber, wie es weitergehen würde, wenn ICH die Fäden zöge, was irgnedwie nie der Fall ist. *chrmk* <--- Laut der Zermürbung.
... >schleift ihn durch die Masse wie ein rohes Stück Fleisch< Tja, im Grunde genommen ist er das ja auch. Aber ist trotzdem lustig formuliert. *kicher*

...
»„Es ist eine Sache, dass du dich in meine Geschäfte einmischst – eine ganz
andere ist es, wenn es sich um meine..“
Kaiba mustert mich kurz, bevor er weiter spricht.
„..meine Privatangelegenheiten handelt!“

Oh, guten Tag.
Mein Name ist Joey Wheeler und sie finden mich in den Dateien von Kaibas Laptop
unter P wie Privatangelegenheiten, peinliches Hündchen und Pimper-Werkzeug.«
Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde diese Stelle s tierisch lustig... Vermutlich, weil mich jedes Mal, wenn solche blöden Bemerkungen fallen, etwa so ähnliche Gedanken heimsuchen wie die gerade von Joey. Der muss sich ja auch gerade ziemich verarscht vorkommen... hihi

»„Ihr seid klein und verblödet! Ich hasse euch!“« <---- Ach ja... Was für eine... Äußßerst gelungene, gut durchdachte und vokabularreiche Beleidigung das doch ist...

...
»Ich hasse dich, weil ich nicht anders kann,
als dich zu lieben und du weißt es! Du weißt es und du wirst zahm, sobald wir
alleine sind!
Und.. kaum taucht ein kleiner Stein auf, stolperst du.. Und fällst hin und
gibst mir die Schuld für deinen Sturz.
Das ist nicht fair.«
Das ist echt... treffend ausgedrückt. Wie süß... *schmelzi*

Weisst du... Wenn ich die Zeit dazu hätte, würde ich deine gesamte FF nehmen und mit buntem Marker an die Seite überall meine lieben Kommentare schreiben, und vermutlich würde mir fast zu jeder Zeile was Nettes einfallen. Aber da ich dich eh schon langweile und daran zweifle, dass du bei diesem überaus blöden und langatmigen Kommentar noch bis hierher gekommen bist, ohne einem Nervenzusammenbruch zu erleiden oder einfach einzuschlafen, lasse ich es lieber sein. Dein Glück, dass nicht mehr viel fehlt bis zum Ende. Ich würde dich totlabern.
... UNd ich frage mich allen Ernstes, ob ich diesen bescheuerten Text, den ich hier fabriziere, tatsächlich abschicken sollte. Ich glaube ja, es spricht einiges dagegen.

...
»„Du solltest dich lieber von Dingen fern halten, die dir nicht gehören, sonst
leidest du demnächst unter weitaus mehr als nur Würfelhusten.“

Dukes Grinsen wird breiter, ich habe fast schon Angst, dass es gleich seine
Ohren weg sprengt und seinen Kopf mit einer einzigen Linie trennt. «
Über den ersten Absatz hab ich ja noch gekichert. Der zweite hat mich endgültig aus der Fassung gebracht. Soll heißen, ein weiterer Lachkrampf schüttelt meine Innnereien gerade hübsch durch wie in einem Cocktail-Shaker. Schrecklich, dass ich nicht still in mich reinlachen kann...

... Yugi verhält sich komisch... Aber auch irgnedwie sympathisch. Genau das ist vermutlich das Komische. Ich mag Yugi nämlich nicht besonders. Vermutlich vesucht er Joey in einer Gasse zu vergewaltigen. Das würde sein seltsames Benehmen erklären. Allerdings... Würde ich in diesem Fall vermutlich einen Lachkrampf kriegen. Und Joey sicher auch, spätestens beim Anblick seiner 5 Zentimeter... Ich bin manchmal sooo fies... Aber eine Comicfigur kann sich ja Gott sei Dank nicht bei mir rächen.

...
»„Er riefe dich an und bäte dich, vorbei zu kommen, weil Kaiba so schlecht und
deprimiert ist, dass er durch die Gegend läuft, als wäre gestern sein Hund
gestorben.“

Der arme Caesar..
Aber noch viel wichtiger: Der arme Kaiba!
Wer in Gottes Namen würde es schon schaffen, den gütigen Herrn noch trauriger,
verzweifelter und introvertierter dreinblicken zu lassen, als er es sowieso
schon tut?«
Tut mir Leid, die ganzen Zitate deiner eigenen FF werden dich sicher nerven, aber... Ich lach mich scheckig... Ich lach mir den Arsch ab. Das kommt sooooo... fies. Das ist einfach so... hinterfotzig sarkastisch! Das find ich einfach nur toll. Herzlichen Glückwunsch zu dem erstaunlich amüsanten Humor, den du dir zueigen nennst. Ich liebe ihn. Magst du nicht mal ein paar Witze für mich schreiben, um mich in meinen traurigen Lebenslagen aufzuheitern? Vermutlich würde ich nach so einem so gar noch einen Prustanfall kriegen, wenn tags zuvor MEIN Hund verstoben wäre. Oder meine Katze. Obwohl... Ne, das wär schon sehr schade, da will ich nicht dran denken.

...
Jo! Neues Kapitelchen.
*mal eben die Kelly Clarkson-CD aus dem Schrank such*
Ich muss das jetzt mal eben hören, auch wenn es mich Zeit kostet, die ich besser mit Lesen verbringen sollte... Aber nur, damit ich mitgrölen kann, denn ohne geht nicht. hihi. Ach wie süß der kleine Yugi... Ich mag ihn trotzdem nicht. Er ist ein weinerlicher Dreikäsehoch-Pimpf und labert immer nur verpeilte Scheiße. Aber naja, ich will mal meine sonst so gewählte Sprache nicht in die vulgären Abgründe meines dreckigen Wortschatzteils hinabstürzen und deshalb höre ich jetzt lieber auf, über den Gartenzwerg zu reden, denn für den habe ich noch nie viele Worte besessen, die sich aus dem anderen Teil meines Spachschatzes, dem etwas gepflegteren, bedienen.
...
Hey, das ist lustig. Du magst es auch, deine Mitmenschen als Kekse zu bezeichnen? Da haben wir wohl was gemeinsam. Allerdings benutze ich dieses Wort abwechselnd mit Stulle. Und mit einer Reihe anderer Wörter, die meistens ein Nahrungsmittel beschreiben und die meistens für nur ganz bestimmte Personen gepachten sind (mit von der Partie: Ananas, Nudel, (kar)Toffel, Erdbeershake und noch ein paar andere ziemlich abstruse Dinge. Wer die Spitzamen meiner Freunde sammeln und aufschreiben würde, hätte vermutlich eine perfekte Liste meiner Lieblingsgerichte. Ach ja... Ich bin so schön überschaubar...

...
»Kaiba und Bier..
Das.. das ist so unglaublich unpassend..
So inakzeptabel..
Das ist wie Pfannkuchen und Ketchup, Telefon und Nase, wie..
Es ist einfach fremd..«
Telefon und NASE????Wie bist du denn auf diesen.. diesen... beschissenen Vergleich gekommen? Und wie kann der trotz allem so wizig sein?.. Ist es eigentlich mein Schicksal, mich über jeden aber auch noch so beschissenen und halb unabsichtlich rausgehauenen Halbblutjoke fast ins Grab zu lachen? Das ist doch nicht fair...

»Das Stechen in meiner Brust wird stärker und ich befürchte, es will mir
zeigen, dass ich grade dabei bin, meinen Stolz gegen Kaibas Lächeln
einzutauschen; meinen Verstand habe ich nämlich längst an der Eingangstür
abgegeben.«
Wieder so eine von diesen Formulierungen, wegen denen ich deine FF und deinen Schreibstil so gerne mag. Ehrlich, ich hab schon sehr lange keine FF mehr gelesen, die nicht absolut hirntot war und sich nur mit vor sich hinschmachtenden Joeys befasste, die von ihrem Vater, äh... ihren Vätern verprügelt werden und die schon ihr ganzes Leben lang in Mr. Eisklops verschossen sind und denen es das Herzchen im Leibe rumdreht, wenn der eine blöde Bemerkung macht. Oder mit wahnsinnigen Kaibas, die mal eben ein bisschen Sex für zwischendurch wollen und kleine Joeys verführen. Und überhaupt haben alle beide ja auch schon ihr ganzes Leben lang gewusst, dass sie schwul waren und genau deshalb ist die Romanze von Joey und Mai, die da irgendwann mal angedeutet wurde, ja auch absolute Lüge, weil Joey ja absolut nicht auf supersexy Rockerledergirlies steht. Ach ja... Das Leben ist schon schwer, wenn man tagelang das Fanfic-Archiv durchstöbern muss und unter 3000 gelesenen FFs nur ungefähr 10 wirklich mag.
Ich will j jetzt nicht schleimen, aber du weisst vermutlich genausogut wie ich, dass das die Mesiten, die sich hier an FFs versuchen nur halbherzige Stümper sind. Das heißt nicht mal, dass ich mich selber besser finde. Aber ich weiss eine gute von einer mittelmäßigen und diese von einer schlechten FF zu unterscheiden und Gott weiss, selbst dieses Talent ist nicht jedem gegeben.
XD Genug gelabert, ich wollte nur sagen, dass ich diese oben genannte Formulierung sehr mochte. Nichts für ungut, Madame.

Hey... Spielst du eigentlich RPG? Ich würde gern mal eins mit dir durchziehen. Hab noch nie so einen hähigen Joey gesehen. Einen, der sich nicht auf der zweiten Seite niederkriechend blamiert und bettelt, ich möge ihn ebdlich flachlegen, worauf ich irgnedwie so gar keine Lust habe. Schon gar nicht auf der zweiten Seite. Also? Was sagst du?
Falls du aber nicht RPGs spielst, weil dir deine schöne Zeit dsfür zu schade ist, wie es bei mir auch (ab und zu) mal der Fall ist, dann ist das jetzt der geeignete Zeitpunkt für mich, um zu beten, dass du spontan einen neuen Betaleser brauchst, der dir die Tippfehler aus dem Text entfernt. Oder? Oder? ... So jemand wie du hat sicher schon einen Betaleser, oder?
Mache ich mich gerade lächerlich?
Klare Antwort: Ja.
Das ist ziemlich scheiße, muss ich sagen.
Hab ich das nötig?
Scheint so.
Ach, mein Herz, mein Verstand, wir drei, wir sind echt ganz schon tief gesunken, was...?

...
Joey hat gesagt, dass er Kaiba liebt. Kaiba hat einen auf Großkotz getan und meinte, dass er genau das die ganze Zeit hören wollte und der Rest eingetlich mehr oder weniger unwichtig war. Wenn ich Joey wäre, würde ich ihm spätestens jetzt für sein fehlendes "Ich liebe dich auch" und für seine dafür völlig deplazierte Beleidungung eine runterhaun. Da ich nicht weiss, was danach kam, weil das ja das Ende ist, nehme ich einfach mal an, er hat es getan. Wenn du anderer Meinung bist, verschweige mir diese bitte, um mich in meinen geliebten Tagträumen zu belassen. Dafür wäre ich dir wirklich sehr verbunden. Danke.

»Was sagt uns das?
Richtig!
Es ist nicht nur meine Schuld!
Auch die Oma war daran beteiligt!«
Ich sterbe vor Lachen... Eines Tages, und das schwöre ich dir, spätestens wenn du öffentlich bekannt gegeben hast, dass du NICHTS mehr verööffentlichen wirst, weil du mit 76 Jahren dann doch irgendwann das Interesse an Shounen-Ai verloren hast, einen solchen Tages, wenn wir eh nichts mehr von dir zu erwarten haben, was wir verpassen könnten (und ich rede hier eigentlich nur von mir, weil ich egozentrisch genug bin, um zu übersehen, dass du ausser mit auch noch andere Kommischreiber hast, die begeistert von dir sind und dir vermutlich regelmäßiger eine Nachricht hinterlassen als ich, wo das doch das erste Mal ist, dass ich über dich stolpere, im bildlichen Sinne), eines solchen Tages also werde ich dich wohl doch noch verklagen, weil du mir mit ein paar wirklich guten und ziemlich hinterfotzig eingebauten Witzen die Rippen alle einzeln gebrochen hast (was zu einem geringen Teil VIELLEICHT... auch mein Verdienst war, weil ich die Sache ja unterdrücken musste.)
Nun ja... Mach doch schon mal bereit. Vielleicht solltest du nie aufhören zu schreiben, um einer Klage von mir langzeitig zu entgehen.
Das fänd ich nicht schlecht.

»"Ich will dich ja nicht beleidigen, Mister Superbegabt, aber das, was du da
gemalt hast, sieht aus wie eine Melone mit Hörnern!"
Ich muss noch lauter lachen.«
Jetzt ist endgültig alles vorbei... Ich find die Tasten schon kaum noch vor lauter Lachtränen, die mir in den Augen stehen und dem Zitteranfall meiner Hände verdanke ich, dass ich die Tasten, wenn ich sie erstmal gefunden habe, dochg nicht wirklich treffe...
Das letzte mal hatte ich so einen Lachkrampf, als ein Klassenkammerad vor der ganzen Klasse einen Vortrag über Hundescheisse (einen von der eher unernsteren Sorte) hielt, während meine Chemie- und Deutschlehrerin hinter ihm stand und seine Gestik darstellte (was er nicht so toll fand, weil ihre Lieblingsgeste darin bestand, ihm den Hosenbund so hoch zu ziehen, dass er fast bis zu den Achseln reichte und er war, glaub mir, sehr froh, dass er Baggypants trug, sonst wäre er an diesem Tag kastriert worden... Was auch nicht weiter schlimm gewesen wäre, da er sich kaum 3 Jahre später zu einer Geschlechtsumwandlung entschloss und jetzt nicht mehr Johannes sondern Junia heisst. Aber ein netter Junge. ... Ein nettes Mädchen meine ich. Ein netres Persönchen...)
...
»Sein Blick mustert für den Bruchteil einer Sekunde nachdenklich das Ungetüm
auf seinem Blatt, bevor er mir einen verachtenden Blick schenkt.
"Lieber eine gehörnte Melone, als einen Hausschuh mit Pickeln."«
Ich sag am Besten gar nix mehr...

Weisst du... Manche hier auf Mexx, die schreiben sowas ja gerne mal, sowas wie *sich aufm Boden Kringel* oder so, wo sie sich in Wirklichkeit nur ein müdes Gähnen abringen können, und ich gebe zu, manchmal neige ich auch etwas, ETWAS zu übertreibungen, wenn auch nicht in diesem Maße, aber ich schwöre dir, dass das hier nicht übertireben ist und dass ich es echt ernst meine und manchmal wirklich wirklich Angst hatte, ich könnte meinen Prustanfall nicht mehr rechtzeitig mit beiden Händen auf dem Mund stoppen und würde somit das ganze Haus aufwecken.

»gemütliches Einfamilienhaus in der Nähe der Kaibavilla geleistet und
empfängt Gäste zwischen ein Uhr nachmittags und 13 Uhr.«
Schon mal erwähnt, dass ich auf deinen hinterfotzigen Sarkastmus stehe? Und was ich auch immer lustig finde, ist, wenn du diese blöden Sprüche einbaust, die inzwischen sicher jeder Deutsche (nicht taubstumme) kennt, so sachen wie Wie sie sehen- sehen sie nix. Ich meine... Gut eingebaut ist es irgnedwie noch jedes Mal ein Lacher, oder? Zumindest, wenn man seit 2 Nächsten und Tagen nicht geschlafen hat, heute morgen noch keinen Kaffee hatte, weil man sich im Endeffekt doch nicht lange genug vom PC loseisen konnte, um die Kaffeekanne mit Kaffee zu füllen und auf den Herd zu stellen, und sich die Nacht über eh schon so high gelacht hat, dass jeder beschissene Antiwitz einem vorkommt wie die Offenbarung persönlich. ... Nicht, dass jemand auf die Idee kommt, mich wegen Diskriminierung der Antiwitze zu verklagen. Ich habe nichts gegen Antiwitze. Ich finde sie nur meistens nicht besonders lustig und denke, dass es sehr gut ist, dass Witze nicht nach Witzigkeit bezahlt werden, da sich diese netten Zeitgenossen sonst nicht mal über Wasser halten könnten, wenn sie sich nur von Wasser und Brot ernährten. Naja, so gesehen ernähren sich Witze ja Prinzipiell eher nicht, ausser Yugi vielleicht, der wie erwähnt für mich ein wandelnder Witz ist (aber du hast... Sie, Frau Autorin, haben seinen Ansehensgrad bei mir doch irgnedwie noch ein klitzekleines Stückchen zu heben vermocht) und von daher ist alles, was ich dir gerade erzählt hab, wie auch das meiste andere Zeug, das ich dir während dieses deines vermutlich längsten Kommentares deines Lebens um die Ohren gehauen hab. Naja, viel Spaß beim Verdauen jedenfalls. Aber mach dir keine Sorgen, ich denke nicht, dass es dich umbringt, ich schreibe solche Kommentare ab und zu, also eigentlich öfter, eigentlich eher selten, halt immer, wenn ich eine FF finde, die aus mehr als einer Seite besteht und mir mal wirklich gefällt, und bisher haben es alle meine kommentierten armen Seelen geschafft, bis zum Ende zu lesen, ohne auf dem Weg tot umzufallen. Allerdings... Man weiss ja nie und es gibt immer ein erstes Mal, ne.
Sobald du schwindelgefühle und Erbrechen spürst, solltest du diese Nachricht augenblicklich löschen.
Ach ja, und sorry für die Schreckliche Rechtschreibung, meistens wohl Tippfehler und Groß und Kleinschreibung, aber bei Schlafentzug ist bei mir dann wirklich alles vorbei, da hilft nur viel Kaffee trinken. Ich mach mir gleich welchen. Nachdem ich mich verabschiedet hab, ok?
... Davor muss ich dir aber noch mitteilen, dass ich auch ein Seto-Uke-Fan bin, was mir irgnedwo tief in meinem Inneren irgnedwo auch etwas peinlich ist. Übrigens hab ich Blacki damals zu dem Scheiss angestiftet... Ach ja, das waren noch Zeiten... Den ganzen Tag RPG mit ihr... Naja, wenn ich nicht grad was Wichtigeres zu tun hatte.
Hey, ich schaue mal eben nach, ob dus nun wirklich geschrieben hast, ja?
... Wenn ich das nächste Mal Internet habe, meine ich (meine INternetleitung ist vom Nachbars geklaut, der dankenswerterweise kabellosanschluss hat legen lassen jejeje)

Soooo... Das wars jetzt aber wirklich. Wenn du es tatsächlich bis hierher geschafft hast, dann bin ich sehr sehr stolz auf dich. Du hast dich nicht von grenzenloser Langeweile kleinkriegen lassen, hast dich nicht über die Zitate deiner eigenen Witze Totgelacht und dich auch nicht bei meiner Lobpreisung deiner FF dazu entschlossen, den Scheiss Kommi links liegen zu lassen und stattdessen deine eigene einfach geniale FF noch einmal durchzulesen.
Du hast all dem widerstanden und dir gehört ein Preis verliehen. Ich weiß zwar nicht genau, was das sein soll, aber vielleicht bastele ich dir irgendwann mal einen Blumenkranz aus Kronkorken und schick ihn dir zu. Wenn dir was Besseres einfällt, dann halt mich doch auf dem Laufenden. Man sieht sich, geh jetzt Kaffee trinken.
Hochachtungsvoll,

Taucherchen

(hatte ich mich ungefähr im ersten Zwanzigstel meines Kommentars schon einmal verabschiedet? Soll das heissen, all das, was ich hier grade geschrieben habe, ist im PS zu finden??? Ich bin tief, aber TIEF gesunken... Asche auf mein Haupt)

...
Später:
Hey, das hat tatsächlich alles in das kleine Feldchen gepasst... Pures Erstaunen macht sich in mir breit!
Vielleicht solltest du mich schnell auf die Blacklist setzen, sonst beginne ich jetzt mit den anderen FFs und glaube nicht, dass du um einen Kommentar herumkommst!
Allerdings... Werden die eventuell nicht ganz so lang.
Viele liebe Grüße nochmal!

Taucherchen
Von: abgemeldet
2007-03-19T20:24:56+00:00 19.03.2007 21:24
Ich bin (endlich?o.o) durch und ich hab die Story geliebt!
Hab ich noch nie erlebt,dass jemand eine FF so geil schreibt,dass ich wie ne verrückte vorm Pc hänge und garnet will,dass es endet^^

Du hast Talent und die Story is sooo schön/lustig/spannend/geil *Joey&Seto&Dich umknuff* >//<

Ich hoff du schreibst bald mal (vllt) ne Fortsetzung ich würd mich rießig freuen! =)

Lg ike
Von:  Zack
2007-03-13T05:52:14+00:00 13.03.2007 06:52
Kaiba würde mir den letzten nerv rauben. Aber Duke Vorschlag warum teilen wir ihn uns nicht. Der arme Joey kann einem leid tun.
Von:  Schreiberling
2007-02-07T13:37:23+00:00 07.02.2007 14:37
Hi und danke schön für diesen super Zusatzteil!!!
Die Kunstlehrerin hat mich echt vom Stuhl gehauen und das ist kein Witz. Ich saß da, hab gekibbelt, den Satz gelesen und batsch..... Da lag ich auch schon da.
Deine Story hat also eine umwerfende Wirkung auf mich.
Aber Spaß beiseite.
Das war einfach nur schön und ich konnte sogar die Zeichnung bildlich vor mir sehen. Aber wie zum Henker kann man daraus dann ne dämliche Obstschale machen????
Das ist mir echt zu hoch, aber so sind die Lehrer doch immer... Tse.

Der morgendliche Aufstehakt war so typisch Joey, dass es schon weh getan hat. Oh je mine.
Aber ich freu mich auch schon auf den Seto als Uke Teil, sag bescheid wenn es soweit ist.

VLG
Von:  JoNaH
2007-02-07T01:23:58+00:00 07.02.2007 02:23
Oooookay
hier kommt jetzt mal ein KOmmi von mir.
Ich hab kurz vor zwölf angefangen deine Story zu lesen und achte, ich les mal rein, damit ich sie mir für einen netten MOrgen aufheben kann.
Aber das einzge, was ich geschaffft habe war - nichts!
Ich konnte einfach nciht aufhören!!! ICh hab jedes einzelne KApitel verschlungen!!!

KLasse, einfach großartig!!
Die Story an sich in einfach nur geil, du hast die charakter super gut getroffen und es war niemals, ich betone nochmal NIEMALS langweilig!!!

Jeder Satz ist super!
Nein, ehrlich. Das mein ich nicht nur so, weil ich vielleicht ein bisschen übermüdet bin (man beachte die Uhrzeit), sondern dass ist mein Vollkommener ERnst!!!

...

Ich bin einfach sprachlos.

Okay, ich mach mich dann mal wieder von Acker. Garantiert träum ich huet nacht davon *gg*

Auf weitere Storys bin ich echt bespannt, ich les sie auf jeden Fall!!!
Dickes, fettes Versprechen!!

Also, machs gut.

Gut Nacht, liebe Grüße

Gestirn


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