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Was kann an Liebe falsch sein?

*~Kapi 25 online gestellt!~*
von

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Ein neuer Anfang und unverhoffte Nachrichten

*reinschnuff*

Tach ihr da draußen! Ich bin mal wieder da, um euch dieses Triste Dasein in diesem noch tristerem Leben zu erleichtern und zu erfreuen! *verkäufer aus der werbung nachmach*

Und zwar, damit: Tadaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!

*trompeten blasen*

*sack aufmach*

*kapitel raushol*

Dieses Kapitel ist eine Mischung aus Spannung, Witz und Alltag! Der perfekte Ablenker und Spaß garantiert! Für nur ein Kapitel in zwei Wochen! xDDD

Aber jetzt höre ich auf, euch vollzulabern, sondern lasse euch lieber Probelesen! Danach könnt ihr ja entscheiden, ob ihr diese Fanfic abboniert oder nicht! *drop* *meine fantasie geht mit mir durch TT^TT*

Viel Spaß!
 

Was kann an Liebe falsch sein? oder Schwul sein ist schwer!

~+~ Kapitel 1: Ein neuer Anfang und unverhoffte Nachrichten ~+~
 

„Ray, beeil dich, sonst kommst du noch zu spät zur Schule!“, rief Rays Mutter Akemi ungeduldig. Es war immer dasselbe mit ihrem Sohn Raymond Kon. Wann würde er endlich lernen alleine aufzustehen?
 

Ein noch sehr verschlafen aussehender Chinese mit schwarzen Haaren tapste aus seinem Zimmer in Richtung Badezimmer.

Gähnend betrachtete er sich im Spiegel.

//Ray, du siehst echt mies aus, wirklich//, dachte er sich schweigend und gähnte erneut.
 

Verdammt, warum musste man nur immer so früh aufstehen? Wieso konnte er nicht einfach eine Abendschule oder so besuchen? Aber nein, er musste ja schon um halb sieben Uhr morgens aufstehen, um noch genug Zeit fürs Duschen und Frühstücken zu haben, wenn er wenigstens einigermaßen pünktlich zur Schule kommen wollte.

Rasch duschte er sich mit eiskaltem Wasser ab, was seine Lebensgeister endlich aufweckte.
 

„Ray, jetzt mach endlich. Du hast nur noch eine Viertelstunde!“, brüllte Akemi laut und deutlich durch die Badezimmertür. Ray nickte genervt, auch wenn seine Mutter jenes zum Glück nicht durch die geschlossene Zimmertür sehen konnte.
 

„Nur keine Panik, ich habe noch Zeit!“, brüllte er in gleicher Lautstärke zurück und begann seine Haare zu flechten, um sie in einem weißen Seidenband zu verstecken. Am Ende lugte nur noch ein kleiner Zipfel seines prächtigen schwarzen Haares aus dem Haarband hervor.

„Bin ja schon fertig, nur kein Stress, ich bin in fünf Minuten da.“, murrte der Siebzehnjährige und schnappte noch im Vorbeilaufen seine Tasche und das Brötchen, welches seine Mutter für ihn bereitgelegt hatte, und spurtete los.
 

„Aber sei pünktlich zurück, hörst du? Heute ist doch das Konzert im Stadtpark. Vergiss es nicht!“, rief Akemi noch hinterher, aber das hörte Ray schon gar nicht mehr.
 

//Okay, jetzt fängt mein erster Tag an einer neuen Schule an, in einer neuen Klasse, in einer neuen Umgebung. Na, wenn ich das mal überlebe...“, dachte Ray bekümmert und stopfte den Rest seines Brötchens in sich hinein, während er an der Ampel warten musste.
 

Die Schule war ein sehr großes, graues Gebäude, welches eigentlich nicht grad sehr einladend aussah, aber Rays Meinung änderte sich sehr schnell, als er auf dem Weg zum Büro des Direktors feststellte, dass es hier sogar eine Bibliothek und einen wunderschönen, mit hunderten verschiedenfarbigen Blumen ausgestatteten Garten gab.

//Wow, das ist ja ein wahnsinniges Gebäude! Und so viele Leute hier...So viele waren in China nie...//, dachte Ray erstaunt, während ihm Hunderte von Teenagern unterschiedlichsten Alters entgegenkamen. Einige warfen ihm neugierige Blicke entgegen, aber größtenteils wurde er nicht weiter beachtet.
 

Aber irgendwie war das alles heir so komisch aufgebaut, obwohl er eine Wegbeschreibung erhalten hatte, fand er das Büro nicht. Schließlich wandte er sich an den erstbesten Schüler, den er fand, um ihn nach Hilfe zu fragen.

Er tippte von hinten einem schlanken, athletisch aussehenden Typen mit sehr bunt zusammen gewürfelter Kleidung auf die Schulter.
 

Dieser drehte sich auch neugierig nach dem Störenfried um.

„Wer bist du denn?“, fragte er barsch und baute sich vor dem etwas kleineren Chinesen auf.
 

„Mein Name ist Ray Kon, ich bin neu hier. Kannst du mir sagen, wo das Büro des Direktors ist? Ich glaube ich habe mich ein wenig verlaufen...“, fragte Ray nervös.
 

Der andere sah ihn einen Moment unschlüssig aus seinen dunkelblauen Augen an, aber dann nickte er plötzlich nahm ihn am Arm.

„Komm mit, ich zeig’ dir den Weg dahin. Mein Name ist Jake, ich bin in der zwölften Klasse. Weißt du schon, in welche klasse du kommst?“, fragte er den Neuen neugierig und beobachtete ihn interessiert aus den Augenwinkeln heraus.
 

Ray wusste nicht so recht, wie er die Situation einschätzen sollte, aber er entschloss sich einfach, erst mal mitzuspielen. Die Lage konnte sich ja immer noch ändern.
 

„Nein, eigentlich weiß ich noch gar nichts. Ich bin erst vor drei Wochen hierher gezogen, also kenn’ ich mich noch nicht so gut aus...“
 

„Schon klar. Wie wär’s, willst du in meine Clique einsteigen? Wir zeigen dir gern ein paar gute Plätzchen, wo man sich die Zeit vertreiben kann und so.“, schlug Jake vor, aber irgendetwas in Ray ließ ihn vorsichtig werden. Er zuckte mit den Schultern.

„Weiß noch nicht. Muss noch drüber nachdenken.“, meinte er entschuldigend. Jake nickte.
 

„Okay, da wären wir. Der Direktor wird dir schon zeigen, wo du hin musst, keine Sorge. Man sieht sich.“, sagte Jake und verschwand wieder.
 

Ray sah ihm noch einen Moment nach.

//Seltsamer Typ. Er ist nett, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er nicht halb so harmlos ist wie er tut.“, dachte Ray verwirrt. Nachdenklich fuhr er sich durch die Haare, holte ein paar Mal tief Luft und klopfte gegen die Tür des Direktors.
 

„Herein“, ertönte eine tiefe Stimme und Ray betrat den Raum.
 

~+~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

Ein silberhaariger Siebzehnjähriger betrat sein Klassenzimmer.

//Und wieder ein Tag in der endlosen Langeweile...Na, hoffentlich klappt die Mathearbeit wenigstens einigermaßen...//, dachte der Junge deprimiert und setzte sich wortlos, ohne seine Klassenkameraden zu begrüßen auf seinen Platz.
 

Er ignorierte die feindseligen Blicke seiner Mitschüler gekonnt, packte seine Sachen aus und blickte gelangweilt aus dem Fenster.
 

In der ersten Stunde hatten sie gleich Englisch. Die ganze Klasse war dementsprechend begeistert und schenkte der Lehrerin keine Beachtung, sondern saßen lieber zusammen und quatschten.
 

Gerade, als sie anfangen wollte, den Unterricht zu beginnen, klopfte es an der Tür und der Direktor trat unaufgefordert ein.
 

Er schob einen gut aussehenden, schwarzhaarigen Jungen vor sich her.
 

„Guten Morgen, Misses Chester, und auch einen schönen Morgen, Kinder. Ich bringe euch einen neuen Schüler mit. Sein Name ist Raymond Kon, er kommt aus China. Er ist erst vor ein paar Wochen hier in die Stadt gezogen. Ich hoffe doch, ihr nehmt ihn gut auf.“ , sagte der Direktor fröhlich zu der Klasse und Ray verbeugte sich leicht.

„Hallo.“, sagte er ein wenig zögerlich zu seiner neuen Klasse und ein geschlossenes „Guten Morgen“ antwortete.
 

Der Direktor nickte freudig, nahm die Hand von Rays Schulter und verließ den Raum wieder.
 

„Willkommen in unserer Schule, Raymond. Such dir einen Platz aus, und pack deine Englischsachen aus, damit wir mit dem Unterricht fortfahren können.“
 

„Wieso denn fortfahren, wir haben doch noch nicht einmal angefangen!“, ertönte plötzlich eine kräftige, tiefe Stimme von einem rothaarigen, kräftig gebauten Typen, welcher Ray fröhlich zuwinkte.
 

„Hi Kleiner. Mein Name ist Yuriy, Yuriy Iwanov. Freut mich, dich kennen zu lernen. Setz dich doch zu mir.“, stellte sich der Klassensprecher vor und deutete auf den freien Platz neben sich. Ray nickte ihm höflich zu und setzte sich.
 

Der Unterricht war endlos langweilig. Die Lehrerin redete die ganze Stunde über wie ein Wasserfall, versuchte englische Grammatik zu erklären, doch keiner hörte zu. Stattdessen beschäftigten sich die meisten mit dem Neuen.
 

„Wie alt bist du denn?“
 

„Du kommst wirklich aus China?“
 

„Hast du Geschwister?“, kam es von allen Seiten, und Ray kam gar nicht wirklich hinterher, also beschränkte er sich auf eine kurze Zusammenfassung seiner Person, was die meisten schließlich zufrieden stellte. Und am Ende der Stunde interessierte sich nur noch Tala für ihn.

Er wurde noch einmal kurz bei seiner Frage unterbrochen, als die Schulglocke läutete und sich der Klassenraum allmählich leerte. Er blieb mit Ray im Klassenraum zurück.
 

„Wow, ich muss sagen, du siehst gar nicht aus wie ein Chinese. Sind deine Eltern denn auch beide Chinesen?“, hakte Yuriy fröhlich nach und legte den Kopf auf die Handflächen. Ray lächelte.
 

„Meine Mutter ist geborene Chinesin. Aber mein Vater ist Japaner. Ich bin also so eine Art Mischung aus beidem. Aber ich komm eigentlich eher nach meiner Mutter, zumindest vom Aussehen her. Und du? Wie sieht es bei dir aus?“

Jetzt wollte Ray auch unbedingt mal ein paar Fragen stellen, und Yuriy beantwortete sie auch freudig.
 

„Meine Eltern sind beide gebürtige Russen. Ich habe noch eine kleine Schwester, aber sie ist total die Nervensäge. Ihr Name ist Maschka. Wir haben sie vor drei Jahren adoptiert, weil Mutter bei meiner Geburt Komplikationen hatte und deshalb keine Kinder mehr bekommen kann. Aber das macht weder Maschka noch sonst jemand anderem aus unserer Familie etwas aus.“
 

„Aha“, sagte Ray bloß erstaunt. Eine solch genaue Erzählung hätte er jetzt nicht erwartet.
 

„Wie alt ist sie denn?“
 

„Sieben.“
 

Und so ging das die ganze Pause weiter. Ray fragte den neuen Freund sofort neugierig nach allen möglichen Themen aus, was sich Yuriy auch total gefallen ließ. Anscheinend bekam er von seinen Klassenkameraden nicht viel Aufmerksamkeit, obwohl er der Klassensprecher war und sein Vater sogar Vorsitzender des Elternbeirats.
 

Ray war sofort sicher, dass er in Yuriy einen guten Freund gefunden hatte. Besonders auffällig war der Russe ja vom Aussehen her: er hatte einen athletischen Körperbau und trug sehr Körperbetonende Kleidung, aber was Ray am meisten faszinierten, waren die eisblauen Augen, die trotz ihrer kalten Farbe sehr gutmütig schauten und einen starken Kontrast zu dem feuerroten Haar bildeten.
 

Als Ray sich ein wenig im Klassenraum umsah, welcher jetzt fast leer war, bemerkte er einen Jungen, der still am Fenster saß und nach draußen sah. Dieser Fremde verschlug dem Chinesen sofort die Sprache, sodass er Yuriy zögernd am Arm anstupste, und sich dieser neugierig zu ihm umdrehte.
 

„Sag mal, wer ist denn der Blaugrauhaarige dort vorn?“, fragte Ray mit leiser Stimme und deutete auf den Jungen, der ihnen noch immer keinerlei Beachtung schenkte, sondern gelangweilt immer noch den Schulhof betrachtete.
 

„Ah, das ist Kai. Er ist auch aus Russland, aber voll der Außenseiter hier. Ich rate dir, halte dich von ihm fern, sonst bekommst du garantiert Ärger von Jake und seiner Bande.“, flüsterte Yuriy mit tiefer, unheilvoller Stimme zurück.
 

Ray sah ihn verwirrt an.

„Was? Jake und seine Bande?“, wiederholte er verblüfft.
 

Yuriy nickte und sah ihm tief in die Augen.

„Du kennst Jake?“, fragte er und Ray nickte aufgeregt.
 

„Ich habe ihn heute Morgen auf dem Weg zum Büro des Direktors getroffen. Ich fand ihn eigentlich ganz in Ordnung.“, meinte der Schwarzhaarige nachdenklich und blickte wieder zu Kai herüber.
 

„Jake ist ein Arschloch. Vielleicht hast du ihn in einer Gute-Laune-Phase kennen gelernt, aber in Wirklichkeit macht er jeden Außenseiter immer gern zur Schnecke. Er hat sogar eine eigene Gang, und sein Lieblingsopfer ist Kai.“, widersprach Yuriy heftig und spielte mit einer seiner zwei immer ins Gesicht hängenden Strähnen herum.
 

„Aber warum?“, fragte Ray schockiert. Er verstand es nicht.
 

„Ganz einfach...weil Kai schwul ist.“, antwortete Yuriy gelassen, und jetzt blickte er auch zu Kai herüber.
 

Ray sah ihn ungläubig an. Seine Augen blickten skeptisch, und die Augenbrauen waren steil in die Höhe gezogen, dass sie fast unter dem roten Yin-Yang - Stirnband verschwanden.
 

„Wie wär’s, soll ich dich nach der Schule ein wenig herumführen? Ich habe zwar nicht viel Zeit, aber du musst dich hier ja schließlich ein wenig auskennen, wenn du dich nicht verlaufen willst.“, wechselte Yuriy plötzlich das Thema und sah Ray abschätzend an.
 

Dieser nickte glücklich und lächelte den anderen an.

„Das wäre sehr nett. Vielen Dank.“, antwortete der Chinese. Tala grinste.
 

„Gern geschehen.“, erwiderte er bloß.
 

~ Ende des ersten Kapitels ~
 

*räusper*

joah...das war das erste pitel ^,^

Ich hoffe, es hat euch einigermaßen gefallen *grinz*

Das war mal sone fixe Idee, die ich gleich aufschreiben musste ^.^

Und das mit dem Abbonieren...ignoriert diesen Fritzi da oben von Makler am besten einfach...das sind meine fünf Minuten -.-°

Kommis und Kritk wie immer sehr erwünscht ^.^

*verbeug*

man sieht sich im nächsten Pitel, ne? Aber nur wenn ihr einverstanden seid...
 

cu~

dat Manni

Die Situation eskaliert

*seufz*

Warum muss das Freischalten nur immer so lange dauern?

Naja...um euch (und mir xP~) die Wartezeit ein wenig zu verkürzen, lade ich schon mal das zweite Kapitel hoch ^.^

Ich hoffe, es gefällt euch *grinz*

Viel Spaß beim Lesen ^^

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~+~ Kapitel 2: Die Situation eskaliert ~+~
 

"Hey, seht mal, wer da ist!", rief Jake seiner Bande fröhlich zu und deutete auf einen niedergeschlagen Kai, welcher mit langsamen Schritten ihnen entgegenkam. Er ging ein wenig gebeugt und hatte die Tasche locker über die Schulter geworfen, sein Blick war gedankenverloren zu Boden gerichtet.
 

"Wie wär’s, wollen wir ihn mal ein wenig ärgern?", feixte Jake fröhlich und erntete von seiner Bande jaulendes Gelächter.
 

"Ja, mach das, Jake!"
 

"Zeig ihm, wie wir Schwuchteln behandeln!", riefen alle durcheinander und grinsten hinterhältig.

Jake nickte.
 

"Okay, das wollen wir mal machen. Aber ich nehme die Sache allein in die Hand, damit das gleich klar ist! Ihr mischt euch nicht ein, verstanden? Nur, wenn er versucht abzuhauen!“, warnte Jake seine Kumpels schon mal vor, bevor sie ihm noch seinen Plan vermasselten.
 

Langsam schritt er auf Kai zu. Ohne es zu merken kam Kai ihm genau entgegen, aber anscheinend war er so in Gedanken versunken, dass er erst aufschreckte, als plötzlich Jakes Füße in sein Sichtfeld kamen.
 

"Hä?", machte Kai überrascht und sah langsam auf. Genau in das hinterhältig grinsende Gesicht seines größten Feindes.
 

"Na, Kai-chan? Bist wieder auf Kerlsuche?", schnarrte Jake gehässig und packte mit einer Hand den Jüngeren am Kragen.

"Hey, lass mich los, du Idiot!", schnauzte Kai zurück, aber was er für diese Frechheit bekam, war eine ordentliche Ohrfeige, die ihn unsanft gegen die Wand stieß.
 

"Uhm.", machte Kai leise und krümmte sich leicht.

//Scheiße, heut ist echt nicht mein Tag. Erst verhau’ ich die Mathearbeit, und dann kommt auch noch dieser hirnamputierte Scheißkerl. Ich hätte doch lieber im Bett bleiben sollen//, dachte Kai deprimiert.
 

Sein Kampfgeist war schon seit einer Weile gebrochen, genauer gesagt, seit Jake in der ganzen Schule herumerzählt hatte, dass er, Kai, auf Kerle stand und somit schwul war.

Seitdem hatte Kai keine Freunde mehr und war der absolute Außenseiter geworden.
 

Auch die Lehrer, die sonst immer auf der Seite der Schwächeren standen, versuchten gar nicht erst, ihm zu helfen. Aber das verstand Kai schon, schließlich hätten sie sich dann praktisch gegen die ganze Schule aufgelehnt. Also ließen sie es einfach bleiben.
 

"Hey, lebst du noch, Schwuchtel?", fragte Jake böse und schubste ihn grob gegen die Wand. Kai stolperte ungeschickt, so dass er auf die Erde sank.
 

Jake zog ihn aber sofort wieder grob am Kragen in die Höhe, um Kai erneut eine saftige Ohrfeige zu verpassen, welche erneut Kais Kopf nach hinten schleuderte, aber dieses Mal knallte er mit dem Hinterkopf mit voller Wucht gegen die Wand. Kai begann aus dem Mundwinkel zu bluten, und vor seinen Augen drehte sich plötzlich alles.
 

"Ach, Kai-chan, eigentlich bist du gar nicht mal hässlich, weißt du das eigentlich? Ich mein’, schau dich mal an. Für einen Jungen siehst du sogar ungemein hübsch aus. Da kann man echt neidisch werden.", flüsterte Jakes Stimme ganz sanft plötzlich dicht an Kais Ohr.
 

Der drehte den Kopf weg, weil er kurz davor war, sich einfach zu übergeben. Er konnte den Blutgeschmack in seinem Mund einfach nicht ertragen, und dann auch noch Jakes -schlecht riechender- Atem an seinem Gesicht, das brachte ihn fast zum Kotzen.
 

Aber Jake ließ sich nicht so leicht abwimmeln. Grob packte er Kais Kinn und zwang den Jüngeren so, ihm ins Gesicht zu schauen.
 

Kai öffnete schwerfällig die Augen. Aber kaum, dass er sich versah, pressten sich grobe Lippen auf die Seinen und die Hand an seinem Kinn zwang seine Kiefer auseinander. Eine fremde Zunge suchte sich ihren Weg in Kais Mund und begann ihn zu erkunden.
 

Kai begann zu zappeln und wollte Jake von sich wegdrücken, aber schon war einer heran, der seine Arme mit grausamer Kraft festhielt, und Kai war wehrlos.
 

„Jetzt macht er ihn richtig fertig! Heute hat Jake eindeutig gute Laune.“, flüsterte eines der Mädchen und begann irre zu kichern. Daraufhin begann die ganze Gruppe schallend zu lachen.
 

Kai währenddessen fühlte sich, als wenn er gleich sterben würde. Ein unbeschreiblich ekliger Geschmack kletterte seinen Hals empor, und die fremde Zunge, die seine Mundhöhle erkundete, trieb ihn an den Rand des Wahnsinns. Zudem merkte er jetzt noch eine Hand, die sich langsam ihren Weg an Kais Bauch abwärts suchte und auf eine ganz bestimmte Stelle zu glitt. Eine einsame, stumme Träne flüchtete sich aus Kais geschlossenen Augen und rann seine Wange hinab.
 

//Hilfe//, flehte er in Gedanken, aber er bezweifelte, dass jemand auf seinen stummen Ruf reagieren und ihm wirklich helfen würde.
 

~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

Pfeifend schlenderte Ray durch den Schulgarten. Er liebte Gärten, die waren immer so... romantisch und geheimnisvoll. Hier hielt er sich am liebsten auf.
 

Yuriy war vor wenigen Minuten gegangen, mit der Begründung, er müsse seine kleine Schwester von ihrer Schule abholen. Also war Ray jetzt allein.
 

Entspannt ließ er sich auf der Bank nieder und ging eine ganze Weile seinen Gedanken nach, die sich größtenteils um einen gewissen silberhaarigen Jungen aus seiner Klasse drehten.
 

//Er ist wirklich unverschämt hübsch für einen Jungen. Aber was hat Jake eigentlich dagegen, dass er Schwul ist? Ich versteh das nicht. Schwul sein ist doch nichts Schlimmes. Oh, es ist alles so furchtbar kompliziert...//, dachte Ray traurig und sah auf die Uhr.
 

//16.30 Uhr. 16.30 Uhr... WAS?! Scheiße, um diese Zeit sollte ich längst zu Hause sein! Nein, ich verpass das Konzert!//, dachte Ray panisch, schnappte seine Tasche und sprintete Richtung Ausgang.
 

//Scheiße, wenn Dad mitkriegt, wann ich Zuhause bin, der macht mich fertig! Er hat doch extra die Konzertkarten für mich bestellt, und jetzt komm ich zu spät! Ich bin so gut wie tot!//
 

Auf dem Weg zum Schultor kam er an der Bücherei vorbei. Und was er dort sah, ließ ihn erstarren. Er erkannte von seinem Standort nicht viel. Aber was er sah, war genug: Eine ganze Horde Leute, die sich in einer kleiner Ecke zusammendrängten und johlten, vor ihnen erkannte Ray unschwer Jake in seiner furchtbaren Mode, und wem er da was antat, wollte er lieber gar nicht wissen.
 

Zuerst wollte er sich umdrehen und endlich nach Hause laufen, aber von einem unguten Gefühl angetrieben blieb Ray unentschlossen stehen. Nach kurzem Überlegen ging er dann doch auf die Gruppe zu, um zu sehen, was sie dort taten.
 

"Hey, was ist denn hier so spannendes los?", fragte Ray den ersten, dem er begegnete, und der deutete grinsend nach vorn. Ray folgte seinem Blick - und erschrak.
 

"Kai!", rief Ray wütend, schubste die Leute, die vor ihm standen einfach beiseite und stürmte mit erhobenen Fäusten auf Jake zu.
 

"Du perverse Schwuchtel, lass Kai sofort los, oder es kracht!", schrie Ray mit überschlagender Stimme, kickte den Riesen, der Kais Arme festhielt mit einem ordentlichen Fußtritt in den Magen einfach zu Boden, und dann wandte er sich Jake zu.
 

Der Zwanzigjährige hatte seine Lippen grob auf die von Kai gepresst und ihn brutal gegen die Mauer gedrückt, eine Hand riss Kais Kiefer auseinander, und die andere hatte mittlerweile ihren Weg an den Hosenbund seines Gegenübers gefunden und versuchte gerade unter den Stoff zu schlüpfen.
 

Jakes Kopf ruckte mit einem Mal herum, und er funkelte Ray böse an. Seine Lippen waren blutig, seine blauen Augen glänzten mordlüstern.
 

"Was willst du, Ray? Siehst du nicht, dass du störst?", fauchte er den Schwarzhaarigen an, aber diesen ließ das kalt. Grob zerrte er Jake am Arm von Kai fort, welcher keuchend an der Wand zusammenbrach und sich auch prompt übergab.
 

"Was hast du nur für schweinische Gedanken, du perverse Drecksau! Ich glaub eher, du bist hier der Schwule anstatt Kai! Such dir einen anderen, den du flachlegen kannst, du notgeiler Arsch! ", schnauzte Ray ihn an und schlug ihn so kräftig ins Gesicht, dass Jake zu Boden geworfen wurde.
 

Noch immer kochend vor Wut ging Ray in die Knie, um sich neben Kai niederzulassen.
 

Der Blaugrauhaarige war in sich zusammengesunken und wischte sich gerade über den Mund. Vor Jakes Füßen war eine ordentliche Lache Erbrochenes, die zweifelsohne von Kai stammte.
 

"Hey, alles klar bei dir?", fragte Ray besorgt und musterte den Blaugrauhaarigen.
 

Der stand schwankend auf, wäre aber beinahe zusammengebrochen, hätte Ray nicht schnell zugepackt.
 

Die Bande hatte sich Jake und den anderen Riesen geschnappt, und das Weite gesucht.
 

"Lass uns lieber verschwinden, bevor die mit Verstärkung zurückkommen.", meinte Ray misstrauisch und sah sich um.
 

Er führte Kai vorsichtig zu der nächstbesten Bank, wo sich der Blaugrauhaarige erschöpft darauf sinken ließ. Er wischte sich immer wieder über den Mund, als wolle er einen ekelhaften Geschmack verdrängen. Aber er wagte es nicht, Ray direkt anzusehen.
 

Dieser kramte aus seiner Tasche währenddessen eine Flasche Wasser heraus und reichte sie Kai.
 

"Hier.", sagte er leise und hielt sie diesem vor die Nase. "Damit kannst du den ekligen Geschmack wegspülen. Das war ja richtig fies, was Jake mit dir gemacht hat! Dafür könnte ich ihm -", begann Ray plötzlich zu zetern und schüttelte kampflustig die Fäuste.
 

Kai nahm dem Schwarzhaarigen rasch die Flasche ab, damit er nicht noch was verschüttete und trank langsam, in vorsichtigen Schlucken, um nicht wieder alles erbrechen zu müssen.

Er bemerkte nicht, dass er von Ray eindringlich gemustert wurde, während er trank.
 

//Er sieht so hübsch aus... Aber er ist doch so wehrlos, ich will gar nicht wissen, was passiert wäre, wenn ich Jake nicht aufgehalten hätte. Der hätte Kai bestimmt flachgelegt, und das vor allen Leuten! Ich darf gar nicht dran denken!//

Er gab unbewusst ein leises Seufzen von sich und blickte zu Boden. Jetzt war es an Kai, den Schwarzhaarigen zu mustern.
 

//Er ist wohl ein wirklich guter Kämpfer. Ansonsten hätte er Jake nicht einfach so mit einer kleinen Maulschelle k.o. geschlagen. Aber ich muss zugeben er sieht wirklich sexy aus... Argh, ich denk schon wieder darüber nach! Scheiße!//, fluchte Kai in Gedanken vor sich hin und schüttelte den Kopf.
 

Das bemerkte Ray natürlich, und er sah auf.

"Geht’s dir wieder besser?", fragte er leise und nahm die Flasche zurück, die Kai ihm reichte.
 

Der Blaugrauhaarige sah ihn eine ganze Weile stumm aus seinen feuerroten Augen an, ohne ein Wort zu sagen, aber seine Augen glänzten so geheimnisvoll. Ray bekam unter Kais Musterung eine eisige Gänsehaut am ganzen Körper. Aber er konnte nicht sagen, dass ihm Kais Blick unangenehm war, ganz im Gegenteil. Neben der Gänsehaut wurde ihm gleichzeitig heiß und kalt, sein Puls begann zu rasen... Einfach nur davon, dass Kai ihn ansah! Was geschah mit ihm?
 

//Ich kann nicht sagen, ob er es wirklich ernst meint, oder er mich nur verarschen will... Am besten versuch ich einfach mal ihn zu ignorieren... Vielleicht meint er es ja doch ernst... aber das mit dem Verarschen ist genauso wahrscheinlich.//

"Ja, danke.", murrte Kai leise und stand auf. Ohne ein Wort des Abschieds zu sagen schulterte er seine Tasche und verschwand.
 

~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

Ray saß noch fast eine Viertelstunde auf der Bank und starrte verunsichert auf die Stelle, auf der wo Kai vorher noch gesessen hatte.

//Wieso war er plötzlich so abweisend? Hab ich etwa was Falsches gesagt? Oh Mann, jetzt krieg ich noch Schuldgefühle! Ich hoffe wenigstens, ihm geht es morgen wieder besser... Ich wäre nicht so einfach drüber hinweggekommen, wenn man versucht hätte mich zu vergewaltigen...//
 

Er seufzte leise und stand auf. Höchste Zeit nach Hause zu gehen. Und das Dumme war, er wusste nicht, wie er seinem Vater klarmachen sollte, weshalb er erst so spät kam. Aber das würde er schon schaffen, vielleicht fiel ihm im letzten Moment noch was Glaubwürdiges ein...
 

~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

Zuhause angekommen schmiss Kai sich völlig fertig auf sein Bett. Er stöhnte laut und lange, bis ihm die Puste ausging, dann drehte er sich auf die Seite und blickte aus trüben Augen aus dem Fenster. Es begann langsam zu regnen.
 

//Mann, womit hab ich das verdient? Alle machen mich fertig, nur weil ich halt nicht auf Weiber steh! Aber Jake ist der Schlimmste. Er erniedrigt mich wirklich bis aufs Letzte, ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte. Mensch...//
 

Kai war wirklich kurz vorm Heulen. Er hatte schon ewig nicht mehr geweint, das letzte Mal, als sein Großvater ihn so heftig geschlagen hatte, dass er über zwei Wochen im Krankenhaus hatte liegen müssen. Da war er sieben gewesen oder so... Und mit 14 hatte er entdeckt, dass er schwul war... Und seitdem nahm das Unheil seinen Lauf.
 

//Ich will nicht mehr zur Schule... Wozu denn auch? Ich lern doch eh nichts da. Der Lehrer ist den ganzen Tag am Labern und kümmert sich einen Scheißdreck darum, ob alle mitkommen oder nicht... Und dann machen mich die anderen eh alle fertig... Das hat keinen Sinn mehr!//
 

Wütend schmiss Kai das Kopfkissen in die Ecke, das auf seinem Weg am Schreibtisch vorbeikam und das Bild von der Wand riss.

"Fuck!", fluchte Kai wütend und sprang auf. Das Glas hatte einen dünnen Riss bekommen, aber sonst war alles noch heil.
 

"Ach Mum, warum hast du mich überhaupt in die Welt gesetzt, wenn ich euch eh nie kennen lernen durfte? Das ist gemein!", flüsterte Kai dem Bild zu und er spürte, wie heiße, dünne Tränenspuren seine Wangen hinabrannen.
 

Er weinte. Kai Hiwatari, der stolze, unnahbare Junge aus dem edelsten Viertel der Stadt, weinte.

Er war wirklich sehr verzweifelt, wenn er nach so vielen Jahren den ersten Tränen wieder freien Lauf ließ und so seine geheimsten Gefühle offenbarte, die er sonst immer so hart versteckte hinter einer Maske aus Gleichgültigkeit und Ruhe.
 

Alle sagten, er wäre absolut gefühllos, ein Eisklotz, aber niemand, der das sagte, kannte ihn wirklich. Denn, wer ihn wirklich kannte, der würde wissen, dass Kai diese Maske nur trug, um die Unsicherheit und die Angst, die ihn fesselten, zu verbergen.

Er wollte nicht enttäuscht werden, wieder so grausame Schmerzen fühlen müssen wie beim Tod seines Großvaters vor zwei Jahren, obwohl er ihn nie sehr geliebt hatte. Gefühle machten schwach, sie machten verletzlich und angreifbar. Und das wollte Kai auf keinem Fall. Was er wollte, war Ruhe und Einsamkeit, denn dann konnte er seine Gedanken laufen lassen, ohne dass sich jemand über ihn lustig machte oder ihn verarschte.
 

Nach einer halben Stunde des Tränenvergießens war Kai müde und legte sich wieder auf sein Bett. Und er war auch sofort ins Land der Träume abgedriftet...
 

~+~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

"Raymond Kon! Wo zum Kuckuck warst du? Ich habe extra die Konzertkarten für dich gekauft, und was machst du? Du kommst über eine Stunde zu spät!!!", brüllte Rays Vater wütend, kaum dass sein Sohn die Tür aufgemacht und das Haus betreten hatte.
 

"Dad, bitte lass es mich erklären...", warf Ray vorsichtig ein und zog langsam seine Schuhe aus. Sein Vater schnaufte.
 

"Was gibt es da zu erklären? Musstest du etwa am ersten Tag schon nachsitzen?“
 

"Nein, Dad, ich habe einen viel wichtigeren Grund, warum ich nicht vorher kommen konnte.", grummelte Ray, der langsam, aber sicher die Beherrschung verlor. Er wollte seinem Vater noch nicht von Kai erzählen, schließlich kannte er ihn doch auch bloß flüchtig. Und sonst war auch nichts weiter. Er wollte nicht dauernd den Helden markieren.
 

"Ach Schatz, lass Ray doch in Ruhe. Er wird schon seine Gründe haben, warum er nicht gekommen ist. Nicht wahr, mein Schatz?", mischte sich jetzt auch Rays Mutter, Akemi Kon, ein.
 

Ray lächelte ihr dankbar zu.

"Sie hat Recht, Dad. Wirklich, es tut mir furchtbar leid, weil ich nicht gekommen bin, und ich verspreche dir, ich werde das Geld wieder abarbeiten, das du für die Karte ausgegeben hast. Bitte entschuldige, Dad.", versprach Ray und umarmte seinen Vater kräftig. Er wusste, so bekam er seinen Vater immer weich.
 

"Hm. Na gut, ich verzeihe dir. Aber ich bin trotzdem enttäuscht.", murrte Minoru Kon und verschwand ins Wohnzimmer.
 

Jetzt wandte Ray sich seiner Mutter zu.

"Danke, Mum. Du hast mir echt geholfen.", meinte er dankbar und umarmte seine Mutter jetzt auch.
 

"Aber Ray, ich weiß doch, dass du das nicht absichtlich vergessen hast. Aber erzähl. Wie war dein erster Tag in der Schule?", sagte Frau Kon mit warmer Stimme und löste die Umarmung.
 

Ray sah betreten zu Boden. Aber er wusste auch, dass er seine Mutter nicht anlügen konnte. Also beschloss er die Wahrheit zu sagen.

"Mum, ich..."
 

„Lass uns in die Küche gehen. Ich muss nämlich schnell mal nach den Nudeln schauen, sonst läuft mir noch das Wasser über.", schlug Akemi vor, und Ray nickte dankbar. Sie verstand es prächtig, peinlich werdende Situationen zu überbrücken und Ruhe zu schaffen.
 

Also setzte Ray sich an den Küchentisch, während seine Mutter nach den Nudeln schaute.

"Also... Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll... Jedenfalls, in meiner neuen Klasse ist so ein interessanter Typ..."
 

Sofort schaute Akemi ihn verwirrt an, aber Ray ließ sich nicht beirren und erzählte weiter. "Jake hat mir erzählt, dass er schwul ist... Und deswegen viele Feinde hat, obwohl ich das nicht so recht nachvollziehen kann. Naja... Und nach der Schule, da hab ich dann gesehen wie Jake und seine Bande versucht haben... Kai zu... Naja... Sie wollten ihn bloßstellen, sagen wir es so." Ray konnte das Wort "vergewaltigen" einfach nicht aussprechen, dafür war es zu schlimm.
 

"Und du hast ihm geholfen.", mischte sich Akemi ein, und Ray nickte stumm. Jetzt wusste sie alles. Warum ihr Sohn so spät kam, und ihr war auch klar, dass Ray jetzt nicht unbedingt als Held dastehen wollte. Deshalb sagte sie nichts mehr dazu.
 

"Hast du Hausaufgaben auf?", fragte sie nach einer Weile des Schweigens. Ray nickte.
 

"Ja. Ich geh hoch und mach sie.", sagte er bloß und verschwand auf sein Zimmer.

Dort angekommen ließ er sich, wie Kai zur gleichen Zeit, aber nur wenige Straßen entfernt, total ermüdet aufs Bett fallen.
 

//Oh man, ich hätte nie gedacht, dass mir das so zu Herzen geht... Mensch Kai, was hast du bloß mit mir gemacht? Aber seine Augen waren so... so traurig, aber auch so mysteriös und kalt. Ich kann nicht verstehen, wie man solche Augen haben kann.//
 

Rays Gedankengänge ließen ihn nicht mehr los. Stunde um Stunde lag er auf dem Bett und grübelte vor sich hin, über Kai, anstatt wie versprochen seine Hausaufgaben zu machen.

Aber schließlich wurde er auch er des Denkens müde, rollte sich auf die Seite und schloss die Augen. Und schlief wider Erwarten sofort ein.
 

~ Ende des zweiten Kapitels ~
 

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*snief*

Ich weiß, bitte nicht schlagen! >,<

Sind viele Ortswechsel drin...aber ich wusste nicht, wie ich es sonst hätte schreiben können. Naja, ich hoffe, das Kapitel hat euch trotzdem gefallen *bet*

Kommentare, Kritik, Lob und Morddrohungen sind immer willkommen ^^
 

cu~

dat Manni

Ein Tag im Park

*reinhüpf*

Kurze Rede, langer Sinn ^^

Viel Spaß beim Lesen! *feier*
 

PS: Ich hab das Kapitel noch mal bearbeitet. Ich hab kapiert, dass man ne halbe Flasche Vodka schlecht ohne Nebenwirkungen überstehen kann, also hab ich ne Viertelflasche Goldkrone draus gemacht ^^°

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~+~ Kapitel 3: Ein Tag im Park ~+~
 

Am nächsten Morgen wachte Kai noch vor Sonnenaufgang auf. Er blinzelte müde und gähnte ausgiebig, danach setzte er sich auf und sah sich, wie jeden Morgen, in seinem Zimmer gründlich um.

//Trist und trostlos...so wie es zu mir passt...man merkt sofort dass ich hier wohne!//
 

Er seufzte leise und stand langsam auf, um sich irgendwelche Klamotten aus seinem Schrank zu kramen und anzuziehen. Als er damit fertig war, ging er runter in die Küche und machte sich, ohne es auch nur zu merken weil diese Bewegungen schon so eintrainiert waren, einen starken Kaffe fertig.

Und während er sich auf den Stuhl setzte und darauf wartete, dass sein Kaffee endlich fertig wurde, dachte er mal wieder über Gott und die grausame Welt nach.
 

//Warum soll ich denn schon wieder in die Schule...da vermisst mich doch eh keiner...und nachspionieren kann mir auch keiner...warum nicht einfach schwänzen? Dann hab ich wenigstens meine Ruhe vor Jake und seinen bekloppten Speichelleckern...hm...also so schlecht ist die Idee gar nicht mal...ein Tag mehr oder weniger macht doch keinen Unterschied...aber dann halten mich Jake und seine Idioten bestimmt für feige...Verdammt, ich hasse solche verzwickten Lagen!//
 

Er wurde aus seinen blöden Gedanken gerissen, als die Kaffeemaschine anfing zu piepsen. Verwirrt sah er auf.

„Ach nee...ich setz schon wieder Kaffee auf, ohne es zu merken...Mir ist heute alles scheißegal, ich mach einen Tag Pause und damit basta! Geht mir doch sonst wo vorbei, ob Jake sich über mich lustig macht oder nicht!“
 

Wütend schnappte er sich seine Tasse, füllte den Kaffee ein und trank einen großen Schluck, den er aber sofort wieder ausspuckte, als er sich an dem brühend heißen Getränk die Zunge verbrannte.

//Verdammt...heute ist schon wieder nicht mein Tag!//
 

~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

„Ray, los, steh endlich auf! Du kommst zu spät zur Schule!“, brüllte eine laute, sehr hohe Stimme quer durchs Haus und riss einen friedlich schlummernden Chinesen aus seinen gesegneten Träumen.

Mühe gähnend setzte sich der Schwarzhaarige auf, schwebte noch einen Moment zwischen Schlaf und Erwachen, aber er riss sich zusammen und streckte sich ausgiebig.
 

„Ra~ay!“

Wieder die Stimme seiner Mutter. Ray verdrehte genervt die Augen.

„Ich komme ja schon!“

Noch immer gähnend verließ Ray sein geliebtes Bettchen und tapste ins Badezimmer, um wie immer seine morgendliche Prozedur durchzuführen.

Und wie jeden Morgen war er knapp dran, nahm sein Frühstück auf dem Hetzweg zur Schule zu sich und fand sich schließlich zwei Minuten vor Stundenanfang im Klassenraum ein.
 

Aber heute war etwas anders:

Als er den Klassenraum betrat da fiel sein Blick sofort auf einen Platz am Fenster, der normalerweise von einem graublauhaarigen Jungen namens Kai besetzt war, aber heute war dieser Platz leer. Verwirrt ließ er sich neben seinem Freund Yuriy auf seinen Platz sinken.
 

„Moin Kleiner! Na, wie geht’s? Alles klar?“, fragte Yuriy seinen Freund sofort und knuffte ihm spielerisch in die Seite. Ray lachte.

„Morgen Yuriy. Sag mal, weißt du wo Kai ist?“
 

Angesprochener schaute verwirrt zu dem Platz des Graublauhaarigen. Er schien erst jetzt zu bemerken dass der andere Russe heut nicht hier war. Er zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe.

„Seltsam...normalerweise ist Kai immer schon zehn Minuten vor Unterrichtsanfang hier. Wo bleibt er denn? Das ist doch gar nicht seine Art!“, meinte er besorgt.
 

Ray nickte.

//Das hat bestimmt was mit gestern zu tun...Na hoffentlich ist ihm nichts weiter passiert...//

„Er braucht bestimmt mal ne Auszeit...“, murmelte Ray leise vor sich und begann seine Sachen auszupacken.
 

Er spürte so einen seltsamen Blick von Yuriy, beachtete diesen aber gar nicht, sondern arbeitete lieber im Unterricht mit.

//Bestimmt hat Kai jetzt Angst herzukommen...aber das würde ich an seiner Stelle auch...Jake wird ihn bestimmt noch mehr fertig machen wenn sich die beiden noch mal über den Weg laufen...Aber morgen ist er bestimmt wieder da...wenn nicht, dann kann ich anfangen mir Sorgen zu machen...//
 

Die ganzen Stunden war Ray nicht richtig bei der Sache. Immer wieder musste er an Kai denken und einmal war er so vertieft in seine Gedanken, dass er gar nicht mitbekam, dass die Lehrerin ihn mehrmals rief. Erst ein grober Ellbogenstoß von Yuriy brachte ihn wieder in die Realität zurück und in eine recht peinliche Lage.
 

„...ay...ay...Raymond! Raymond Kon!“

Verwirrt blickte Ray seine Lehrerin an?

„Ja?“

„Ich rufe Sie jetzt schon seit fünf Minuten! Was ist los? Sie sind zum Lernen hier und nicht zum Träumen!“, fuhr ihn die Lehrerin sofort scharf an und rückte energisch die Halbmondbrille auf die Nase. Ray grinste verlegen.

„Entschuldigung. Wird nicht mehr vorkommen.“

„Nun gut. Das wird noch ein Nachspiel haben, Herr Kon. Und jetzt kommen Sie endlich nach vorn und lösen diese Aufgabe!“, fauchte die Lehrerin und Ray stand seufzend auf und ergab sich seinem Schicksal.
 

~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

Zur selben Zeit in einem kleinen Park in der Nordstadt:
 

Entspannt seufzend lehnte Kai sich gegen die Rinde einer großen Eiche und ließ seinen Blick durch den Park gleiten. Er war sehr gern hier, hier war es ruhig, hier konnte er seinen Gedanken nachhängen, ohne dass alle zwei Minuten jemand aufkreuzte und ihm schiefe, gehässige Blicke zuwarf.
 

Wieder ein Seufzen, aber diesmal ein trauriges.

Nachdenklich schloss er die Augen und begann seinen Gedanken nachzuhängen, wie er es immer tat, wenn er traurig war oder eine Auszeit brauchte.
 

//Warum sind eigentlich alle dagegen, dass man schwul sein kann? Alle sagen immer schwul sein ist unnormal und krank... Was kann ich denn dafür? Ich find halt knackige Männerärsche anziehender als große Oberweiten... Aber gestern war ja wirklich der absolute Höhepunkt! So weit hat es Jake noch nie getrieben... Ich wette der wollte mich vor versammelter Gruppe flachlegen, er wollte mich brechen! Als ob ich das nicht schon wäre... Mann... der Typ macht mich noch mal total fertig!//
 

Stöhnend legte Kai den Arm über die Augen und lockerte seinen Körper. Er hasste Gewalt, aber manchmal überkam ihn richtig der Drang, diesem egoistischen Kerl mal so richtig schön die Fresse zu polieren. Nur gab es bei dem Gedanken ein Problem: Er brauchte Jake nur flüchtig zu sehen, schon machte sich ein unangenehmes Grummeln in seinem Magen breit und er bekam heftiges Herzrasen.

Und der Grund war: Er hatte angst vor Jake. Und das nicht gerade wenig...natürlich war er zu stolz, das auch zu zeigen, aber innerlich zitterte er schon ordentlich.
 

Es war ihm schon schwer genug gefallen, sich einzugestehen dass er schwul war. Aber dass er auch noch vor so einem Idioten wie Jake Angst hatte, das gab ihm echt den Rest. Am liebsten würde er nur noch sterben.
 

Sein Leben verlief absolut nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte, als er mit seinem Großvater vor vier Jahren in dieses Land gezogen war. Früher in Moskau hatte er Freunde gehabt. Na ja...was heißt Freunde... die Jungs hatten ihre Zeit mit ihm verbracht und er hatte sogar ab und zu gelacht, wenn auch selten. Er hätte nie gedacht, dass die Gegenwart dieser drei ruhigen, ebenso sturen Russen ihm jemals fehlen würde.
 

Seufzend dachte er in die Vergangenheit zurück, genauer gesagt, Drei Jahre zurück. In die Umkleidekabine vor der Schwimmstunde.
 

~+~ Flashback ~+~
 

„Hey Kai, du schwimmst als Erster okay?“, rief ein braunhaariger Junge aus Kais Klasse und schaute den Graublauhaarigen bittend an.
 

„Hn...“, machte der Angesprochene nur und zog sich um. Er war der beste Schwimmer in seiner Klasse und dementsprechend rissen sich die Mannschaften um ihn.
 

„Klar, Kai schwimmt als erster! Dann ist Yuriy der letzte, und Kai schwimmt doppelt, weil wir ein Mann weniger sind! Die letzte Runde wird er den Sieg bringen!“
 

Alle lachten ausgelassen und riefen sich gegenseitig quer durch die ganze Umkleidekabine Witze zu, zogen sich dabei für den bevorstehenden Schwimmunterricht um.
 

„Ihr seid wirklich Flaschen! Verlasst euch auf einen einzigen Schwimmer...wenn ihr selbst mal ein wenig Anstrengung zeigen würdet, dann würdet ihr auch ohne ihn gewinnen!“, ertönte plötzlich eine harte, aber freundlich klingende Stimme und ein Rothaariger warf seine Tasche neben Kai auf die Bank.
 

Dieser zuckte kurz zusammen, erschrocken über den plötzlichen Knall neben seiner Badehose und sah auf. Direkt in ein markantes, sanftes Gesicht und stechende, wunderschöne eisblaue Augen.
 

„Hey, Kai, wirst du für diese Dummköpfe schwimmen oder nicht? Dich haben sie ja praktisch gar nicht gefragt!“, fragte Yuriy den Kleineren und lächelte ihn warm an.
 

Sofort schoss Kai die Röte ins Gesicht, konnte seinen Blick nicht von diesen wunderbaren blauen Augen abwenden. Wieso er in diesem Moment rot wurde, wusste er nicht, er wusste nur, dass Yuriys gut gebauter Körper ohne Hemd unglaublich anziehend auf ihn wirkte.
 

„Kai? Hey, ich hab dich was gefragt!“, rief Yuriy verwirrt und fuchtelte mit der Hand vor Kais knallrotem Gesicht herum. Aber dieser schien das gar nicht wahrzunehmen, er starrte wie hypnotisiert den Rothaarigen an, seine Zähne waren so fest aufeinander gebissen, dass man sie fast knirschen hören konnte, ganz langsam wanderten seine Augen über den Körper, über die Brust, den Bauch, die Lenden (leider verdeckt! xDD) und schließlich die Beine entlang wieder nach oben, bis er wieder beim Gesicht angekommen war. Ein verträumtes Lächeln zierte sein Gesicht.
 

„H, hey?“

Jetzt wurde Yuriy sichtbar nervös. Er erkannte eindeutig, wie Kai ihn mit seinen Blicken praktisch auszog... und das gefiel ihm gar nicht!
 

„Du bist...schwul!“, stellte einer der Jungen erstaunt fest und Kai zuckte prompt zusammen.

„Das...echt, Kai?“

„Nein!“, versuchte Kai sich herauszureden, aber inzwischen glaubte ihm niemand mehr. Allein schon die Blicke, mit denen er Yuriy gemustert hatte, bewiesen das eindeutige Gegenteil!
 

Von da an hatte sich diese Neuigkeit blitzschnell herumgesprochen. Zuerst nur im Schwimmclub, später auch in den Klassen und letztendlich in der ganzen Schule. Bis es bei Jake gelandet war und dieser ergriff diese Chance natürlich sofort beim Schopfe, und begann, dem Graublauhaarigen das Leben zur Hölle zu machen.
 

Yuriy hatte sich immer herausgehalten.
 

~+~ Flashback End ~+~
 

Langsam setzte Kai sich auf und blickte sich erneut um.

Sein Blick blieb an zwei kleinen Jungen hängen, die fröhlich zusammen am Brunnen spielten und laut lachten.
 

//Ich habe nie so eine schöne Kindheit gehabt...Ich durfte mit den anderen Jungen nur im Winter raus...und selbst da durften wir nicht mal richtig Spielen...Wozu ist man denn ein Kind wenn man sich nie dementsprechend benehmen darf? Das ist nicht fair! Nicht mal jetzt kann ich glücklich leben!//
 

Kai verfiel unbemerkt in eine absolut depressive Phase. Ohne sein Wissen legte er die Arme um die Knie und das Gesicht darauf, und begann im Selbstmitleid zu versinken.
 

//Nie hab ich was geschenkt bekommen...immer musste ich kämpfen, um jede Kleinigkeit! Nicht mal lachen durfte ich! Und jetzt bin ich fast erwachsen und alle machen mich fertig! Wozu soll ich denn überhaupt noch leben? Ich brauche niemanden...und niemand würde mich vermissen wenn ich nicht mehr da wäre...und das Erbe von Großvater kann mir auch sonst wo vorbeigehen...er hat mich ja eh nie für einen würdigen Nachfolger gehalten...wer will schon ne Schwuchtel als BioVolt-Vorsitzenden?“
 

~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

„Hey, Mao-chan, jetzt warte doch mal! Wieso hast du es denn so eilig? Was hab ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?“, rief ein Knollnasiger, schwarzhaariger Junge verwirrt, während er dem hübschen pinkhaarigen Mädchen nachlief, welches gerade stur ihren Weg durch die Büsche schlug.
 

„Vergiss es Rai, hör auf, mich zu nerven! Renn mir nicht mehr hinterher!“, schrie Mao zurück und lief schneller. Sie hörte ein leises Seufzen hinter sich, aber Rais Schritte blieben nicht aus. Er folgte ihr weiter.
 

//Dieser blöde Idiot! Dass er mich auch keinen Moment lang in Ruhe lassen kann!//
 

Leise vor sich hinfluchend durchbrach sie eine kleine Hecke und fand sich unversehens in einem kleinen Park wieder, ihr Blick wanderte zuerst zu einem kleinen Brunnen, umringt von Bäumen. Verwirrt blieb sie stehen.
 

„Nanu, wo bin ich denn hier gelandet? Das ist doch der Stadtpark, oder Rai?“, fragte Mao ungläubig und sah sich um. Rai, welcher in dem Moment schwer atmend hinter ihr zu stehen kam, nickte.

„Richtig. Können wir jetzt endlich reden?“, ertönte Rais Stimme, die schon ein wenig genervt klang.
 

„Still!“, flüsterte Mao und legte den Zeigefinger auf die Lippen, während sie lauschte. Sie hörte eine flüsternde Stimme, ihre Augen fanden die Person, welche diese flüsternden Worte produzierte, erst nach zwei Minuten hinter einem Baum.
 

„...und niemand würde mich vermissen wenn ich nicht mehr da wäre...und das Erbe von Großvater kann mir auch sonst wo vorbeigehen...er hat mich ja eh nie für einen würdigen Nachfolger gehalten...wer will schon ne Schwuchtel als BioVolt-Vorsitzenden?“
 

Erstaunt zog Mao die Augenbrauen in die Höhe. Na, das hörte sich ja gar nicht gut an! Langsam ging sie auf den vermeintlichen Selbstmord-Planer zu. Schon allein seine Haltung ließ ihre Sorge noch mehr wachsen.
 

Der Junge, wie sie inzwischen erkannte, dass es einer war, saß in einer gebeugten Haltung, die Knie an den Körper gezogen, die Arme Drumherum geschlungen und den Kopf so auf die Arme gelegt, dass sein Gesicht versteckt war. Sein Körper wippte im gleichmäßigen Takt vor und zurück.
 

Vorsichtig sank sie vor dem Jungen in die Knie und legte die Hand auf seinen Oberarm.
 

Erschrocken zuckte Kai zusammen und blickte auf. Er blickte direkt in ein Paar goldgelbe, wunderschön glänzende Augen. Und die Besitzerin dieser Augen zog ihn auch sofort in seinen Bann.
 

„Hey...alles klar bei dir? Hier...“, sagte das Mädchen mit sanfter Stimme, und hatte plötzlich eine gefüllte Flasche Goldkrone in der Hand. Kai sah diese doof an.
 

„Trink. Dann kannst du deine Probleme wenigstens für eine kurze Zeit vergessen...Ich weiß, es ist nicht viel. Aber denk noch mal drüber nach, bevor du von dieser Welt scheidest, okay?“, sagte Mao leise und lächelte, dass Kais Augen tennisballgroß wurden.
 

Ein leises Lachen ließ Kai sich herumdrehen.
 

„Mao, du bist einfach zu gutmütig.“, lachte ein schwarzhaariger Junge gut gelaunt und ging neben dem Mädchen in die Knie. Aber zu Kais Verwunderung erhielt er eine saftige Abfuhr.
 

„Halt die Klappe, Rai! Meine Gutmütigkeit hat mich auf die Straße gebracht!“, schnauzte ihn die Pinkhaarige und stand auf. Braunrote Augen verfolgten ihre Gesten.
 

„Was...wieso?“, stammelte Kai ungläubig und stand langsam auf.
 

Durch diese Worte hatte er Maos und Rais Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Mao antwortete ihm lächelnd.

„Du hast die ganze Zeit was von Selbstmord vor dir hingemurmelt. Das hebe ich eher zufällig mitbekommen und ich möchte nicht, dass du dich umbringst! Jeder Mensch ist wertvoll!“
 

Diese Erklärung ließ Kai resigniert aufseufzen.

„Ich aber nicht...“

Bedrückt besah er die Flasche in seinen Händen. Sollte er...oder nicht?
 

„Quatsch! Jeder Mensch, ob Groß oder Klein, ob Jung oder Alt, ob Gesund oder Krank, jeder ist wertvoll! Auf seine eigene Art und Weise!“, brauste Mao sofort auf, aber diese Worte kamen bis zu Kai gar nicht mehr durch.
 

Sein Blick war stur auf die Flasche gerichtet, und man konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Trinken – und für eine Weile vergessen? Oder nicht trinken – und weiterhin im Selbstmitleid versinken? Er vertrug kaum etwas...also würde er bei den Prozenten schon nach einer viertel Flasche total betrunken sein...
 

Sein Entschluss stand fest. Mit ungeschickten Bewegungen schraubte er den Deckel ab und nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche.
 

Mao und Rai standen da wie bestellt und nicht abgeholt und mit offenen Mündern.

//Wow...der haut das Zeug ja weg! Anscheinend will er wirklich erst mal für ne Weile vergessen...//, dachte Mao beeindruckt und fuhr sich durch die verstrubbelten Haaren.
 

Nach drei weiteren tiefen Schlucken war Kai schon ordentlich benebelt und begann zu torkeln.
 

„Rai, ich glaube wir sollten ihn mitnehmen. Wer weiß, was er sonst noch anstellt!“, meinte Mao zu ihrem Bruder und der nickte entschlossen. Vorsichtig packte er Kai unter den Achseln und wollte ihn mitziehen, aber er hatte nicht mit Kais Starrsinn gerechnet.
 

„Hey...lasch misch...losch... wasch schoooll dasch? Isch kann....selbscht lauuuuuuuuufn!“, lallte Kai und begann schwankend rumzuhampeln. Aber Rais Griff war hart und nach kurzem Zögern zog er Kai den Arm auf den Rücken, um ihn so zu bändigen.
 

„Du...Aschloch...Scho...kannscht du nischt mit BioVoltsch Erben umgehen! Isch...verklag disch!“, jammerte Kai sofort los und ging in die Knie.
 

Rai verdrehte ungläubig die Augen und ließ den Griff ein wenig lockerer.

„Jetzt mach dir mal nicht in die Hose, Kleiner. Wir bringen dich jetzt zu Mao, da kannst du deinen Rausch ausschlafen und dich erholen. Aber hör auf hier rumzujammern!“, knurrte der Knollnasige gereizt. Ohne Widerwehr nahm er den Silberhaarigen auf den Rücken. Sofort erlahmte die Gegenwehr
 

„Er schläft. Anscheinend verträgt er wirklich nicht viel!“, stellte Mao erstaunt fest und nahm die Flasche an sich. Rai nickte und sie gingen gemeinsam los.
 

~ Ende des dritten Kapitels ~
 

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*grinz*

Das wars auch schon wieder ^^

Ich möchte noch einmal allen Kommischreibern für ihre fleißigen und zahlreichen Feedbacks danken, das hat mich sehr gefreut!

*euch alle doll durchflausch* =^.^=

Das nächste Kapitel wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen, versprochen! *nicknick*
 

cu~

dat Manni

Unschöne Informationen

*grinz*

diesmal ging es hoffentlich ein wenig schneller mit dem Pitel, oder? xD

Dieses Pitelchen ist ein kleiner Lückenfüller und auch neue Personen kommen drin vor, ich bin aber noch am überlegen, ob ich Mao und Rai eine wichtigere Rolle zukommen lassen soll...

Ach egal, fangt lieber an zu lesen ^^
 

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~+~ Kapitel 4: Unschöne Informationen ~+~
 

Nach Schulschluss saßen Ray und Yuriy zusammen auf einer Bank in dem schuleigenen Park und redeten.
 

„Was ist, darf ich dir die Stadt zeigen? Ich hab heute den ganzen Tag Zeit, Maschka ist auf Klassenfahrt, darum muss ich sie nicht abholen. Ich kann dir ein paar schöne Plätze zeigen, wenn du möchtest.“, bot der Rothaarige seinem neuen Freund an.
 

„Danke Yuriy. Du tust wirklich viel für mich, weißt du das eigentlich? Das ist echt nett von dir.“, meinte Ray lächelnd und legte seine Hand auf die von Yuriy. Dieser wurde sofort rot.
 

„Öh,joah...ja! Mach ich doch gern, Ray-chan! Du musst doch die Stadt kennen.“, stammelte der Ältere sofort los und lachte leise. Rays Hand auf der Seinen machte ihn irgendwie total hibbelig.
 

Der Chinese lächelte nur sein absolut umwerfendes Lächeln und stand auf.

„Okay, dann lass uns gehen. Du bist mein Führer.“, grinste der Schwarzhaarige und lief voraus. Yuriy musste schnell handeln, wenn er den Jüngeren noch einholen wollte.
 

„Hey, nicht so schnell, Ray! Du weißt doch gar nicht, wo du hinmusst!“, rief Yuriy lachend und lief dem Jüngeren hinterher.
 

„Oh...stimmt ja!“, grinste Angesprochener zurück und beide lachten fröhlich los.
 

„Komm, ich zeig dir zuerst den Park. Da bin ich oft, wenn ich mal alleine sein möchte, und ich glaube, ich habe Kai da auch schon öfters gesehen. Ist nur eine Busfahrt von zehn Minuten bis dahin.“, schlug Yuriy vor und sie gingen los.
 

~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

Währenddessen saßen Rai und Mao mit ihren beiden Freunden Gary und Kevin zusammen in einer kleinen abgelegenen Ecke des Parks an einer großen Eiche und unterhielten sich leise.
 

„Wo hast du denn den Typen her, Mao?“, fragte Kevin, der kleinste der Gruppe und deutete auf den schlafenden Blaugrauhaarigen, welcher, mit einer dünnen Decke zugedeckt, in wenigen Metern Abstand auf dem Rasen lag und fest schlief.

Ab und zu hörte man ihn im Schlaf etwas in einer anderen Sprache murmeln, aber sonst war von ihm nichts zu hören außer den gleichmäßigen, ruhigen Atemzügen.
 

„Mao hat ihn beim Brunnen gefunden. Er hat irgendwas von Selbstmord vor sich hingemurmelt, also hat sie beschlossen, ihn abzufüllen und dann mitgenommen.“, erklärte Rai kurz und schmerzlos und lächelte die Pinkhaarige an, welche das Lächeln aber gar nicht erwiderte.
 

Sie stand auf und ging zu Kai herüber.

„Ich konnte doch nicht einfach so zulassen, dass er sich umbringt...jeder Mensch ist wertvoll und jeder tote Mensch bedeutet ein schlimmes Schicksal für die Überlebenden...“, flüsterte Mao traurig und strich dem Schlafenden eine graue Haarsträhne aus dem Gesicht.
 

„Mensch Mao... Deine Nächstenliebe in allen Ehren, aber was machen wir mit ihm, wenn er wieder aufwacht? Ich meine, wir können ihn schlecht hier behalten, aber wenn er wirklich Selbstmordgedanken hatte, können wir ihn auch nicht einfach wieder gehen lassen...“, mischte sich nun auch Gary mit nachdenklicher Stimme ein.
 

Mao nickte nachdenklich. Der Freund war mal wieder total aufmerksam...so still wie er war, war er auch intelligent.
 

„Hm, ich denke, wir sollten abwarten, bis er aufwacht. Vorher können wir eh nichts machen...“meinte Rai nachdenklich und legte sich ins Gras, um mit hinter dem Kopf verschränken Armen und geschlossenen Augen zu dösen.
 

„Hast Recht, Rai. Wir warten einfach ab.“, stimmten die anderen zu und gingen, wie immer, ihrem normalen Tagesablauf zu: in der Sonne liegen und Dösen.
 

~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

„So, da wären wir. Das ist der Nordstadtpark. Hier wird es dir bestimmt gefallen, der Park umfasst einige Hektar Landfläche. Komm, ich zeige dir meinen Lieblingsplatz.“, meinte Yuriy nach etwas mehr als einer halben Stund endlich erleichtert – sie hatten den Bus verpasst und zwanzig Minuten auf den nächsten warten müssen – und drehte sich zu dem Chinesen um, dessen Laune schon allein durch den verpassten Bus einen gehörigen Knacks abbekommen hatte.
 

„Das ist aber schön hier, Yuriy.“, meinte Ray ehrfürchtig, als er sich genauer umsah. Der Russe nickte zustimmend.
 

„Hier wohnen auch ein paar Freunde von mir. Mao und ihre Clique. Die leben zwar eigentlich auf der Straße, aber bei Unwettern dürfen sie auch mal bei mir übernachten und bekommen öfters von mir schöne warme Mahlzeiten. Du wirst sie bestimmt gleich mögen, sie kommen auch aus China.“, erzählte der Rothaarige plötzlich los und führte den Freund quer durch den ganzen Park.
 

„Echt? Auch Chinesen?“, wiederholte Ray erstaunt und blieb stehen.

Er erhielt ein begeistertes nicken.
 

„Dann gehen wir zuerst zu ihnen, ja? Ich möchte sie unbedingt kennen lernen!“, rief Ray aufgeregt und blickte den Älteren mit einem so flehenden Dackelblick an, dass diesem fast die Augen ausfielen. Dieser bettelnde Gesichtsausdruck, die glänzenden Augen, all dies verschlug ihm regelrecht die Sprache.
 

„Okay! Dann gehen wir zuerst zu ihnen.“, gab Yuriy schließlich klein bei und nahm den Schwarzhaarigen an der Hand. Dass über dessen Nasenspitze eine leichte Röte entstand, bemerkte der Rothaarige gar nicht. Er hatte selbst damit zu kämpfen, dass er nicht rot wurde und sich somit verriet.
 

Wenige Minuten später hatten Ray und Yuriy den Teil des Stadtparks erreicht, der von den Obdachlosen bewohnt wurde.
 

Suchend glitten Yuriys eisblaue Augen durch die Gegend und blieben schließlich an einer kleinen Gruppe haften.

„Da sind sie. Komm.“, rief Yuriy und lief voraus.
 

„Mao, Rai, Gary, Kevin! Hey!“, rief Yuriy schon in einer Entfernung von 100 Metern lautstark und schwang winkend die Arme. Vier müde blinzelnde Augenpaare wandten sich ihm entgegen.
 

„Hm? Nanu? Yuriy!“, rief Mao überrascht und stand auf. Sofort stand ihr ein Hochgewachsener, rothaariger Russe gegenüber, der freundlich lächelte.
 

„Hallo Mao. Lange nicht gesehen, was?“, lachte der Russe und reichte dem Mädchen die Hand.
 

„Ebenfalls Hallo, Yuriy.“, meinte Rai pikiert und stand auf. Er gähnte erst einmal ausgiebig eine Runde und streckte sich, bevor er wieder einigermaßen wach war.
 

„Ich möchte euch einen neuen Freund von mir vorstellen. Ray. Er kommt auch aus China und wollte euch unbedingt kennen lernen, als ich ihm von euch erzählt habe.“, grinste Yuriy und deutete auf einen schwarzhaarigen Jungen, dessen goldene Augen ein wenig schüchtern dreinblickten, als er sich zu der kleinen Gruppe gesellte.
 

„Hallo. Mein Name ist Ray...“, meinte Ray verlegen lächelnd.
 

„Hallo Ray. Ich bin Mao, und das sind Rai, Kevin und Gary. Freut uns, dich kennen zu lernen. Du bist Chinese? Du siehst gar nicht so aus!“, meinte Mao gut gelaunt und nahm den kräftigen Händedruck ihres Gegenübers an.
 

„Das kann man von dir auch nicht grad behaupten.“, lautete Rays Antwort, was Mao zum Lachen brachte.

„Das stimmt. Komm, setz dich zu uns. So können wir besser reden.“, kicherte die Pinkhaarige und deutete zu einer kleinen Ansammlung Parkbänke.
 

Yuriy wollte sich schon setzen, als sein Blick zu einer schlafenden Gestalt wenige Meter hinter ihm glitt. Sein Herz machte einen kleinen Sprung.
 

„Hey, Kai? Mein Gott, das ist doch Kai!“, rief er erstaunt und lief zu dem Schlafenden hin.
 

„Kai? Was?“, echote Ray erschrocken und gesellte sich nun ebenfalls zu dem Graublauhaarigen.
 

„Lass ihn schlafen, Yuriy. Ich werde dir gleich alles erzählen!“, rief Mao schnell, als Yuriy schon die Hand ausstreckte und Kai wecken wollte.
 

Gehorsam setzten sich die beiden Jungen wieder in den Kreis der Chinesen.

„Also?“, kam es unerwartet schroff von dem Rothaarigen.
 

Mao holte kurz tief Luft, und begann langsam zu erzählen.
 

„Ich habe mich mal wieder mit Rai zerstritten. Ich bin weggelaufen und habe dabei unabsichtlich den Weg zum Brunnen eingeschlagen. Dort habe ich Kai entdeckt. Er saß an einem Baum, ganz allein, er hat was von Selbstmord vor sich hingemurmelt...zumindest habe ich das so verstanden. Ich habe ihn in seinen Gedanken unterbrochen und ihm eine Flasche Goldkrone gegeben...und dann hat er sich in seiner Verzweiflung total betrunken. Wir haben ihn mitgenommen, aber ehrlich gesagt, wissen wir nun nicht, was wir mit ihm machen sollen, wenn er wieder aufwacht.“, gestand Mao schulterzuckend und sah zu ihrem Schützling zurück.
 

Ray und Yuriy waren erstmal total geschockt. Ungläubig sahen sie sich an und mussten diese schockierende Nachricht erst einmal verarbeiten. Schließlich war es Yuriy, der das Schweigen brach.
 

„Selbstmord? Ist es denn schon so schlimm?“, flüsterte Yuriy und fuhr sich mit den Händen durch seine flammendroten Haare.
 

„ Du weißt ja noch gar nicht mal alles...“, flüsterte Ray deprimiert und blickte zu Boden. Für diesen Satz bekam er einen verwirrten Blick von seinem Freund, den dieser auch nach kurzem Zögern beantwortete.
 

„Gestern...nach der Schule saß ich im Garten. Eigentlich wollte ich mit meinem Vater zu einem Konzert, aber ich die Zeit vergessen...als ich bemerkt hab, wie spät es ist, bin ich sofort losgelaufen. Bei der Bibliothek sah ich Jake und seine Bande, die haben jemanden fertig gemacht. Erst beim zweiten Blick habe ich erkannt, dass diese Sau versucht hat, Kai zu vergewaltigen. Ich hab Kai sofort geholfen...“, erzählte Ray mit schleppender Stimme, ihm schien die Erinnerung selbst jetzt immer noch in den Knochen zu sitzen.
 

„Oh Gott...wieso hast du mir nichts davon erzählt!? Darum hat er heute in der Schule gefehlt, nicht wahr?“, keuchte Yuriy und brachte die nächsten fünf Minuten gar nichts mehr raus.
 

„Dann ist klar, warum Kai mit dem Gedanken gespielt hat, sich umzubringen. “, meinte Rai nachdenklich und erntete einstimmiges Nicken.
 

„Ich schlage, wir bringen Kai zu mir. Dort kann er vernünftig seinen Rausch ausschlafen und Ray und ich können uns intensiv übers Wochenende um ihn kümmern. Ein Glück dass heute der letzte Schultag war...“, meinte Yuriy und wieder wurde genickt.
 

„Das ist eine gute Idee, Yuriy. Aber woher weißt du, dass Kai bei dir bleiben wird? Ich meine, wir können ihn doch nicht einfach dort festhalten!“, warf Ray verwirrt ein und blickte seinen Freund tief in die Augen. Von dem kam nur ein leises Seufzen.
 

„Versuchen müssen wir es. Eine andere Wahl haben wir eh nicht...wer weiß, was Kai sonst noch anstellt, wenn wir ihn einfach so allein lassen!“, bestimmte Yuriy und erklärte das Thema damit für beendet.
 

~ Ende Kapitel 4 ~
 

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So, Ende!

*vorhang zuzieh*

jetzt dürft ihr wieder warten ^--^

Aber ich versuche, schneller zu werden *grinz*

danke nochmal an alle kommischreiber, dass ihr so treu bleibt!

*euch alle durchknuddel*

cu~

dat Manni

Ein Stückchen Vertrauen

*seufz*

Ich weiß, zum Teufel mit meinen guten Vorsätzen...*drop*

*selbst tret*

Ich werd immer langsamer anstatt schneller! >.<

Und das liegt nur daran dass ich mehr schreibe als ich überhaupt will und demnach auch viel zu wenig beende! *drop*

*zu viele ideen hatz*

Aber ich will euch ja nicht ein halbes Jahrhundert warten lassen...

hier kommt das nächste Kapitel ^^

Die Informationen über den Tokyo Tocho hab ich mir ausm Reiseführer im Internet rausgesucht ^^° Und das hat mich gleich auf ein paar gute Ideen gebracht! *lachz*

Aber nun lehnt euch ganz entspannt zurück und fiebert mit *smile*
 

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~+~ Kapitel 5: Ein Stückchen Vertrauen ~+~
 

Sie unterhielten sich noch bis zum späten Abend und Ray hatte zwischendurch bei seinen Eltern angerufen und ihnen erklärt, dass er bei einem Freund übernachten würde, nur damit sie sich keine Sorgen zu machen brauchten.
 

Kurz bevor die Sonne unterging, verabschiedeten sich Yuriy und Ray wieder von der kleinen Truppe, letzterer trug einen gewissen blaugrauhaarigen Russen auf seinem Rücken, da dieser immer noch fest schlief.
 

„Mein Gott, Kai hat ja einen verdammt tiefen Schlaf, wenn er betrunken ist.“, meinte Yuriy beeindruckt und zog die verrutschte Decke wieder über die Schultern des Schlafenden. Ray lachte leise.
 

„Dafür wird der Kater hinterher umso schlimmer werden, bestimmt. Hab ich auch schon mal gehabt. Ich hab tatsächlich einen ganzen Tag lang geschlafen und mich hinterher noch mal einen halben Tag nur mit dem Kater rumgequält. Er tut mir fast schon leid.“, meinte Ray fast mitleidig.
 

„Die nächste Straße rechts, dann sind wir da. Dann kann er sich endlich in ein richtiges Bett legen und wir können auch schlafen. Irgendwie hat mich der Tag heute sehr erschöpft.“, gähnte Yuriy und kramte in seiner Tasche nach dem Hausschlüssel.
 

„Du wohnst alleine?“, fragte Ray verwundert. Ihn hatte es sowieso schon verwundert, warum Yuriy nicht irgendwie bei seinen Eltern angerufen hatte, dass er bis spät wegblieb oder so.
 

„Jepp. Meine Eltern sind vor einem Jahr gestorben und seitdem wohne ich mit Maschka allein. Aber finanzieren tut uns mein Onkel, weil ich ja noch in die Schule gehe. Nach dem Abschluss fange ich an zu arbeiten.“, erzählte Yuriy bereitwillig von sich aus und schloss die Haustür auf, vor der sie inzwischen zum Stehen gekommen waren.
 

„Bring Kai erst mal ins Wohnzimmer, ich zieh gleich das Sofa aus, da könnt ihr beiden dann drauf schlafen.“, sagte Yuriy, bevor er kurz die Treppe hoch verschwand. Ray nickte stumm und folgte dem Rat.
 

Schon nach fünf Minuten kam Yuriy zurück und zog wortlos das Sofa aus, bezog es und Ray konnte seine inzwischen schwerer werdende Last ablegen. Erleichtert seufzte der Schwarzhaarige auf und straffte die Schultern.
 

„Er sieht für einen Jungen wirklich unglaublich hübsch aus...irgendwie verdammt attraktiv, oder?“, meinte Yuriy plötzlich und beobachtete den Schlafenden aus tiefgründigen Augen.
 

Verwirrt blickte Ray jetzt auch den Blaugrauhaarigen an. Okay...dieser verwuschelte, seidenweiche graue Pony und der glatte, aber dunkelblaue hintere Haarschopf ließen Kais Frisur äußerst exotisch erscheinen und die dazu feurigroten Augen machten seine Gestalt eindeutig unübersehbar. Die Haut war blass, aber die Gesichtszüge sehr ausgeprägt und die hoch angesetzten Wangenknochen ließen ihn ein wenig kindlich aussehen. Dazu diese elegante Körperhaltung, die selbst beim Schlafen noch irgendwie sichtbar war, machte seine Erscheinung komplett. Er war einfach nur wunderschön und attraktiv.
 

„Hast Recht...Sag mal Yuriy, darf ich mich kurz duschen? Ich bin total durchgeschwitzt...“, fragte Ray und gähnte leise. Der Tag hatte auch ihn ordentlich erschöpft, auch wenn er nicht verstand, weshalb. Er hatte ja den größten Teil nur herum gesessen.
 

„Treppe hoch und die zweite Tür links. Ich lege dir einen Pyjama hin. Ich geh jetzt auch schlafen, okay? Wenn Kai aufwachen sollte, dann weck mich.“, sagte der Russe noch und verschwand. Ray nickte.
 

~+~Am nächsten Morgen~+~
 

Müde gähnend wälzte Kai sich im Licht der aufgehenden Sonne auf dem Sofa herum. Im ersten Moment war ihm noch ein wenig schwummerig und in seinem Kopf schien sich gar nichts zu tun. Er wusste für ein paar Sekunden lang nicht mal, wer er selbst war, ehe sein Gehirn endlich anfing zu arbeiten.
 

Ungläubig riss Kai die Augen auf und blickte prompt in ein fremdes Gesicht.

//Hä? Was zum...//, dachte Kai verwirrt und setzte sich langsam auf.
 

„Das ist doch...Ray? Ja, ich glaube er heißt Ray. Der Junge, der mir gestern geholfen hat. Aber was macht er hier? Und wo zum Kuckuck bin ich überhaupt?“, flüsterte Kai ungläubig vor sich hin und sah sich aufmerksam in dem Raum um.
 

Sein Blick glitt durch den kleinen, aber sehr interessant eingerichteten Raum. Die Tapete war von einer sehr angenehmen hellblauen Farbe, während die Decke weiß und der Boden dagegen mit hellem Laminatboden ausgestattet war und es so einen schönen Kontrast gab, der aber nicht unbedingt störend war. Es gab ein großes, ausziehbares Sofa, auf dem er zurzeit lag, einen kleinen Glastisch und zwei weitere Sessel, an der Wand stand ein sehr großer Bücherschrank und auch ein kleiner Kamin fehlte nicht. Alles in Allem gefiel Kai diese Ausstattung sehr, zumindest sah es hübscher und belebter aus, als in seinem Zimmer.
 

Er hörte, wie neben ihm sich etwas regte und als er zu dem Schlafenden Chinesen hinunterblickte, öffnete dieser gerade seine Augen.
 

„Uhm.“

Ray gähnte müde und setzte sich auf, um sich ordentlich zu strecken, bevor er Kais Gegenwart registrierte.

„Oh, du bist ja schon wach. Wie geht’s dir?“, fragte Ray besorgt und musterte den Anderen aus goldgelben, funkelnden Augen.
 

Aber Kai ließ sich gar nicht erst auf ein vernünftiges Gespräch ein.

„Was zum Donner soll das? Wo bin ich hier?“, schnauzte dieser sofort los und stand auf. Ray zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
 

„Keine Panik, du bist hier bei Yuriy zu Hause. Kannst du dich nicht erinnern?“, versuchte Ray den aufgebrachten Russen zu beruhigen, aber irgendwie schien das nicht zu klappen. Kai geriet nur immer mehr in Rage.
 

„Ich will diesen Idioten sofort sprechen! Er hat sich zu verantworten, mich einfach ohne mein Wissen hierher geschleppt zu haben!“, regte sich der Ältere auf.
 

Prompt erschien Yuriy im Türrahmen, geduscht und schick angezogen.
 

„Jetzt mach dir mal nicht in die Hose Kai, ich hatte schon meine Gründe. Setz dich erst einmal, dann werde ich dir alles erklären!“, sagte der Älteste der kleinen Gruppe mit so kalter Stimme, dass Ray unwillkürlich zusammenzuckte.
 

„Ray, das Bad ist frei. Deine Klamotten sind frisch gewaschen, sie liegen neben dem Waschbecken. Ich mache währenddessen das Frühstück fertig. Möchtest du irgendetwas Spezielles?“
 

Ray, von dieser Ansprache erst einmal ein wenig überrumpelt, starrte den Rothaarigen nur verständnislos an.

„Ähm...ein schwarzer Kaffee zum Frühstück würde mir reichen...“, brachte er schließlich hervor und verschwand im Badezimmer, wie aufgetragen.
 

Yuriy nickte zufrieden und wandte sich nun wieder seinem zweiten Gast zu.

„Und nun zu dir. Du brauchst dich nicht so aufzuführen, wir tun dir schon nichts. Ganz im Gegenteil, wir haben dich nur mitgenommen, weil du gestern stockbesoffen warst und wir dich nicht einfach so allein lassen wollten.“
 

„Pah...ich brauche keine Hilfe! Von Niemandem!“, kam es nur arrogant von dem Graublauhaarigen, während er den Sessel für sich beschlagnahmte.
 

„Nein, überhaupt nicht. Ansonsten hättest du nur aus einer rein depressiven Phase heraus Selbstmord begehen können. Auch Kaffee?“, grinste Yuriy und ging in die Küche, um den Kaffe zu machen. Er erhielt nur ein leises Knurren, welches er schulterzuckend als ein Ja auslegte.
 

Nach zwei Minuten kam Ray auch schon wieder ins Wohnzimmer gestürmt und setzte sich stumm auf das Sofa.
 

„Ray, warst du nicht duschen?“, fragte Yuriy verwundert seinen Freund.
 

„Nein, ich war doch schon gestern Abend in der Dusche. Das wäre nur Wasserverschwendung. Wasser ist wertvoll.“, kam es von dem Chinesen zurück.
 

„Nicht hier bei uns. Das wäre nicht sehr schlimm gewesen, aber wenn du nicht möchtest. Dein Kaffee ist übrigens fertig. Mit Zucker oder Milch?“
 

„Zucker bitte. Aber nicht so viel.“, grinste Ray und nahm seine Tasse an sich. Kai ließ sich seinen Kaffee stur vor die Nase servieren, ehe er sich dazu bequemte, seine Tasse anzunehmen. Ihm ging das alles hier nur total auf die Nerven.
 

„Und jetzt möchte ich endlich eine ausführliche Erklärung, wenn es den Herren recht wäre.“ Verlangend blickte Kai die beiden anderen mit eiskalten Blicken an.
 

„Das habe ich dir doch schon erklärt. Du warst betrunken und wir haben dich mitgenommen, weil du sonst was weiß ich hättest anstellen können. Also haben wir ganz spontan entschlossen, dich hier einzuquartieren, bis du wieder aufwachst.“, erklärte Yuriy augenrollend und trank einen Schluck.
 

Kais verwirrten, aber auch ziemlich genervten Blick übersah er dabei einfach.
 

„Sag mal, hast du überhaupt keine Kopfschmerzen oder so was?“, fragte Ray verwundert den älteren, welcher nur erneut ein genervtes Knurren von sich gab.
 

„Schon verwunderlich. Laut Mao hast du ne Viertelflasche Flasche leer getrunken, und das in etwas weniger als zwei Minuten! Und dass du nicht mal einen Kater hast...das ist schon äußerst verwunderlich!“, mischte sich auch Yuriy ein und lachte.
 

Kai währenddessen blickte zwischen den beiden Jungen immer wieder hin und her. Man konnte deutlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, während er anscheinend desinteressiert aussah und seinen Kaffee schlürfte.
 

//Was soll das? Ich kann mich absolut nicht erinnern, mich betrunken zu haben. Und dass ausgerechnet die beiden mich mitnehmen...die führen doch garantiert was im Schilde! Niemand nimmt einen Fremden einfach so mit zu sich nach Hause, da stimmt doch was nicht!//, dachte Kai verwirrt und nahm einen letzten Tiefen Schluck, bevor er den Kaffeesatz erreichte.

Stumm stellte er die Tasse auf den Tisch.
 

„Gut...was machen wir jetzt? Ich möchte noch gar nicht wieder nach Hause...“, fragte Ray leise und sah die beiden Jungen an.
 

„Wie wäre es, wenn wir die Stadtführung weiter fortsetzen? Ich kann dir ja mal den Tokyo Tocho zeigen. Das ist das Gebäude der Stadtverwaltung, aber von der kostenlosen Aussichtsplattform im fünfundvierzigsten Stock aus hat man eine perfekte Aussicht über die ganze Stadt. An besonders klaren Tagen kannst du sogar den Mount Fuji sehen.“, erzählte Yuriy und hörte sich dabei an wie ein Stadtführer, wenn er anfing von den Sehenswürdigkeiten zu erzählen.
 

„Okay, wenn du meinst, dass ich das kennen sollte, dann gern!“, meinte der Chinese unsicher, lachte aber.
 

„Aber natürlich! Jeder, der hier in Tokyo lebt, war mindestens einmal auf dem Turm! Stimmts, Kai?“, ereiferte sich der Rothaarige und blickte seinen blauhaarigen Landeskamerad fragend an. Dieser blickte stur weg und brummte etwas vor sich hin, was sich verdächtig nach „wieso denn? Interessiert doch keinen...“ anhörte.
 

Wieder einmal war Yuriy schockiert. Er klatschte beinahe resignierend mit der Hand gegen die Stirn, bevor er ein leises Seufzen ausstieß.
 

„Also haben wir noch einen mehr, der unbedingt mitkommen sollte, wenn er sich einen echten Japaner schimpfen darf. Wie wäre es, Kai, willst du uns begleiten?“, stellte Yuriy unzufrieden fest und blickte aus bittenden Augen den Graublauhaarigen an.
 

Ray verstand sofort den Wink, der in diesen Worten versteckt war, und begann mitzubetteln.

„Bitte Kai, gebe deinem Herz einen Ruck. Wir wollen doch nur diesen Tag mit dir verbringen! Bitte, bitte!“, flehte Ray. Seinen Babyblick brachte sogar den gefühlskalten Russen zum Schwitzen, aber dieser ließ die anderen noch ein wenig zappeln.
 

„Ach Kai! Wir bitten dich ganz höflich, dass du einfach ein wenig mit uns unternimmst, was ist denn daran so schlimm?“, wollte Yuriy wissen und stemmte genervt die Arme in die Hüften.
 

„Wieso verdammt noch mal wollt ihr mit mir den Tag verbringen? Wieso reißt ihr euch regelrecht um mich Schwuchtel, hä? Das möchte ich mal wissen!“, begann Kai sofort wieder zu meckern.
 

Yuriy verdrehte die Augen, antwortete aber freundlich:

„Mensch Kai, uns ist es egal, ob du schwul bist oder nicht. Wir wollen einfach nur deine Freunde sein und ein wenig Zeit mit dir verbringen. Das bist du uns übrigens schuldig, wo wir dir doch geholfen haben, dass du nicht im Graben übernachten musstest.“, meinte Yuriy schnippisch und sein Blick wurde wieder kühler. Ray nickte zustimmend.
 

„Hm...“, machte Kai nur und seufzte leise. Er fuhr sich gestresst durch den grauen Pony, bevor er ein leises „Von mir aus...“ von sich gab und noch extra bestätigend nickte.
 

„Na also!“, lachte Ray vergnügt und half Yuriy noch schnell beim Aufräumen, bevor die drei das Haus verließen und sich auf den Weg zum Tokyo Tocho machten.
 

Nach einer halben Stunde Zufahrt waren die drei Jungen endlich am Tokyo Tocho angekommen.
 

„Boah!“, staunte Ray, als sie den Bahnhof verließen und schon das Gebäude der Stadtverwaltung sehen konnten.
 

Er erhielt ein leises Kichern seitens Yuriy.

„Ein echter Augenschmaus, nicht wahr, Kleiner?“, grinste Yuriy selbstgefällig und begann wieder, Stadtführer zu spielen.

„Laut Informationszentrum soll die Architektur nach der französischen Kirche Notre Dame gebaut worden sein, aber so sieht es jedenfalls nicht aus. Diese zwei Türme dort oben, das sind die Aussichtsplattformen. Sie liegen im fünfundvierzigsten Stock, und da gehen wir jetzt rauf. Hat einer Höhenangst?“
 

Allgemeines Kopfschütteln antwortete.

Genervt stöhnend verschränkte Kai die Arme vor der Brust und ging voraus. Yuriys Gelabere ging ihm mehr als nur auf den Keks.
 

„Da kann es wohl jemand gar nicht abwarten, was Kai?“, lachte Yuriy und lief ihm hinterher. Ray folgte den beiden auf den Schritt.
 

„Hey Yuriy, wie lange lebst du eigentlich schon hier?“, fragte Ray, während sie im Fahrstuhl darauf warteten, dass sie endlich den fünfundvierzigsten Stock erreichten.
 

„Ich weiß nicht mehr genau...aber ich würde schätzen, schon garantiert über zehn Jahre. So genau kann ich das auch nicht mehr sagen, ich bin ja praktisch hier aufgewachsen, wenn auch zweisprachig. Maschka haben wir hier in Japan adoptiert.“, meinte Yuriy schulterzuckend, während er versuchte, sich an seine Kindheit in Russland zu erinnern.
 

„Und du, Kai? Lebst du auch schon länger hier in Japan oder hast du die meiste Zeit in Russland verbracht?“, fragte Ray jetzt auch den anderen, welcher in absolut cooler Haltung – das heißt, die Augen geschlossen und die Arme vor der Brust verschränkt – an der Wand lehnte.
 

Der Blaugrauhaarige öffnete träge ein Auge, gab nur ein kurzes „hn“ von sich, und fertig war das Gespräch.
 

//Sehr gesprächig, der Gute. Da redet ja sogar ein Goldfisch mehr!//, dachte Yuriy schmunzelnd und blickte auf die Anzeigetafel. Zwanzigster Stock, sie würden wohl noch ein wenig fahren müssen.
 

Die drei Jungen schraken heftig zusammen, als plötzlich ein Handy mit schrillen Tönen zu Klingeln begann. Kai stöhnte genervt und kramte sein Handy aus der Hosentasche, warf den beiden anderen Jungen einen kalten Blick zu, dass sie bloß ruhig sein sollten und ging ran.
 

„Ja?“

°Master Kai?°

„Ja, was ist Itaki? Warum stören sie mich?“, schnauzte Kai ins Handy und fuhr sich mit einer Hand durch seinen wirren Pony.

°Bitte entschuldigen Sie, Master, aber sie haben vor wenigen Minuten einen Anruf von dem Bürgermeister von Jokohama bekommen. Er lässt fragen, ob sie zu dem geplanten Photoshooting kommen.°

„Was? Photoshooting? Was soll denn das? Mit dem Bürgermeister von Jokohama? Wie kommt der denn darauf?“

°Erinnern Sie sich nicht mehr, Master? Ihr Großvater hat dies doch vor vier Jahren beschlossen, Sie sollen doch dieses Photoshooting wegen einer Spendenaktion für die Kinder der dritten Welt veröffentlichen.°, hörte man die leise, aber sehr verunsichert klingende Stimme von Itaki auf der anderen Seite der Verbindung.

„Ich habe gar nichts zu tun, Itaki! Der alte Sack ist vor drei Wochen gestorben, und somit ist dieses Versprechen aufgehoben, ist das klar? Das Photoshooting fällt aus! Richten Sie das auch dem Bürgermeister aus, und wenn er anfängt rumzuzicken, dann soll er sich persönlich an mich wenden! Auf Wiederhören!“
 

Kais Stimme hatte am Ende des Gespräches äußerst gereizt geklungen, bis er die letzten Worte schließlich gebrüllt hatte.
 

Ray und Yuriy standen da wie bestellt und nicht abgeholt und blickten Kai aus großen Augen an.
 

„Photoshooting! Mit dem Bürgermeister von Yokohama!“, wiederholte Yuriy baff und grinste vor sich hin.
 

„Mensch, bist du denn wahnsinnig? Du kannst den Mann doch nicht einfach so abservieren! Wer weiß, was der mit dir anstellt!“, mischte sich auch Ray ein. Er klang einfach nur schockiert.
 

Einzig ein abfälliges Lachen bekamen sie von Kai zu hören.

„Der Typ ist auch nur ein Mensch. Und mir hat er gar nichts zu sagen, dazu bin ich für seine Position viel zu wichtig! Ein falsches Wort, und er verliert schneller sein Amt, als er schauen kann. Er wird es nicht wagen, mir irgendwelche Vorhaltungen zu machen.“, schnaufte Kai und verstaute sein Handy wieder in der Hosentasche.
 

Ray wollte noch etwas fragen, aber er kam nicht dazu, denn genau in dem Moment schwangen die Türen auf und sie waren auf der Aussichtsplattform angekommen. Rasch verließen die drei Jungen die Kabine, und stellten sich an das mannshohe Geländer.
 

„Wow....“
 

„Ein schöner Ausblick, nicht wahr?“, fragte Yuriy verträumt und ließ seinen Blick über die Stadt gleiten. Einfach nur ein wunderschöner Anblick, ein paar Wolkenkratzer zerstörten zwar die Idylle der Landschaft, aber die Sicht war so klar, dass man sogar Kilometerweit schauen konnte.
 

„Schau, da hinten, das ist der Mount Fuji. Den sieht man nur sehr selten.“, rief Yuriy, als er einen braunen Berg in großer Ferne entdeckte.
 

„Verdammt, ich habe meine Kamera zu Hause gelassen. Die wäre hier jetzt perfekt!“, jammerte Ray los, und Yuriy lachte leise.
 

„Das wirst du noch oft genug erleben. Nächstes Mal planen wir das länger und dann kannst du deine Kamera mitnehmen, okay Kleiner?“, meinte der Rothaarige und ließ seinen Blick verträumt über die Landschaft gleiten.
 

Auch Kai war von der Aussicht beeindruckt. Neugierig lehnte er sich über das Geländer und zuckte schreckhaft zusammen, als er sah, in welcher Höhe er sich befand.
 

„Ziemlich hoch! Wenn du da herunterfällst, dann bist du platt wie eine Briefmarke und nur noch ein Haufen Matsch!“, scherzte Yuriy und blickte auch nach unten. Beobachtete interessiert den Verkehr, wie die Autos sich durch die engen Straßen quetschten und sofort einen kilometerlangen Stau auslösten.
 

„Na toll...“, knurrte Kai leise und hielt sich krampfhaft am Geländer fest. Sein Gesicht wurde blass, blasser als es ohnehin schon war.
 

Ray fiel dies als Erster auf.

„Hey Kai, du hast doch nicht etwa Höhenangst, oder?“, fragte der Schwarzhaarige besorgt, während er den anderen beobachtete.
 

„Quatsch...“
 

„So siehst du aber nicht aus, Kai! Komm da vom Geländer weg!“, rief Yuriy und fasste Kai vorsichtig an den Schultern.
 

Ein starkes Zusammenzucken und ein darauf folgendes, leichtes Zittern, bestätigte Kais Höhenangst. Die Hände krampften sich noch mehr um das Eisen des Geländers, bis das Blut aus den Fingern wich.
 

„Lass los! Kai!“, rief Yuriy nun auch mit sehr besorgter Stimme und stärkte seinen Griff. Auch Ray kam jetzt hinzu und packte Kais Hände.
 

Aber Kai ließ nicht locker, ganz im Gegenteil, auch sein Griff wurde immer fester. Der Blaugrauhaarige war schon gar nicht mehr ansprechbar. Wie hypnotisiert glitt sein Blick in die Tiefe, seine Fantasien malten die schlimmsten Dinge aus, was passieren könnte, wenn er den Halt verlor und stürzte.
 

„Kai! Hey Kai! Verdammt, schau nicht runter!“

Jetzt wurde Yuriys Stimme eindeutig panisch, das Verhalten des Graublauhaarigen – nämlich gar keines - machte ihm Angst.
 

Sofort ergriff Ray die Initiative und griff ein.

Vorsichtig nahm er Kais Gesicht in seine Hände, und drehte es grob zu sich, dass der Russe den Blick von den Tiefen lösen musste.
 

„Du fällst schon nicht runter, keine Panik. Du bist hier oben auf einer absolut sicheren Plattform, und solange du nicht runter schaust, kann auch nichts passieren. Lass los!“, forderte Ray den anderen mit sanfter, aber sicherer Stimme auf und versuchte den Blick des Rotäugigen mit seinem eigenen zu fesseln – mit Erfolg.
 

Schon nach einer Minute begann Kai zu blinzeln und löste seinen Griff etwas. Sofort schnappte Yuriy sich den Kleineren, und zog ihn weg vom Geländer.
 

Erleichtert sanken Ray und Yuriy zu Boden, während Kai sich anscheinend ein wenig verwirrt umsah.
 

„Mensch Kai, warum hast du nicht gesagt, dass du Höhenangst hast?“, keuchte Yuriy und blickte den Graublauhaarigen böse an.
 

„Das wusste ich eigentlich auch nicht...ehrlich gesagt, war ich noch nie in einer solchen Höhe.“, versuchte sich dieser zu entschuldigen, und betrachtete mit verzogenem Gesicht seine Hände, durch die wieder Blut strömte. Erst jetzt bemerkte er die Schmerzen, als seine fast schon halb toten Hände wieder belebt wurden und mit einem schmerzhaften Kribbeln darauf reagierten.
 

„Na, das war ein Abenteuer...aber eins habe ich immerhin gelernt.“, lachte Ray und stand wieder auf. Fröhlich lächelte er den Graublauhaarigen an, welcher, erstaunt über den Frohmut des Schwarzhaarigen, die Augenbrauen in die Höhe zog.
 

„Wenn du einen Menschen mit Höhenangst ablenken willst, dann schau ihm tief und fest in die Augen.“, erklärte Ray grinsend und umarmte Kai stürmisch.
 

„Hey...“, murmelte dieser, aber er war so überrumpelt, dass er sich nicht wehrte. Aber bevor er sich überhaupt wehren konnte, hatte sich der kleine Chinese auch schon wieder von ihm gelöst und lächelte ihn an.
 

„Ich glaube, wir sollten wieder runtergehen, nicht wahr, Yuriy? Dann können wir etwas zusammen auf festem Boden unternehmen. Das ist doch viel schöner als hier oben.“, wechselte Ray plötzlich das Thema.
 

„Hast Recht, Ray. Wir gehen wieder. Außerdem habe ich Hunger...wir haben ja noch gar nicht gefrühstückt. Wir suchen uns einfach ein schönes Café und essen dort.“, stimmte der Rothaarige zu und lächelte fröhlich.
 

~ Ende Kapitel 5 ~
 

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So, das war das fünfte Kapitel...hoffentlich wird das einigermaßen schnell freigeschaltet, in letzter Zeit geht das ja wirklich schnell!

*grinz*

Ich hoffe mal, ich hab die Kai-fans nicht zu sehr verschreckt...*lach*

Kommentare, Kritik, LiebesENS alles erwünscht ^^

Die Briefbomben könnt ihr an sonstwem ausprobieren aber bitte nicht an mir! Ihr macht euch Feinde! xDDDD
 

cu~

dat Manni

Ein Tag im Stadtzentrum - Teil 1

Joah...hier kommt mein kleines Weihnachtsgeschenk für euch, meine Lieben! *flausch* Okay, es hat überhaupt nichts mit Weihnachten zu tun, aber ich hoffe doch mal, dass ihr mir das nicht übel nehmt ^^°

Dieses Kapitel hat meine liebe Bloodykai gebetet! *küsschen geb* Vielen Dank dafür meine Liebe! Du bist wirklich unersetzlich! hihi ^^

Und jetzt: Have fun and read!
 

cu~

dat Manni
 

PS: Kommiskommiskommiskommiskommiskommiskommiskommis...*bet*
 

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~+~ Kapitel 6: Ein Tag im Stadtzentrum – Teil 1 ~+~
 

Der Rest des Tages verlief sehr entspannt. Die drei Jungen machten noch einen Abstecher zum Edo Tokyo Museum, und spät am Abend trennten sie sich wieder. Allen hatte dieser Tag gefallen, sogar Kai gab ein schüchternes Lächeln zum Abschied, bevor sie wieder nach Hause gingen.
 

„Treffen wir uns morgen wieder?“, fragte Yuriy noch, und zumindest Ray antwortete mit einem strahlenden Lächeln, das eindeutig Ja heißen sollte. Einzig Kai verließ stumm die beiden Jungen und sah nicht einmal mehr zurück.
 

Am nächsten Tag machte sich Ray auf den Weg zu seinem neuen Freund Yuriy. Er war schon sehr früh aufgestanden, ganz gegen seine Gewohnheiten, um möglichst viel Zeit mit dem Rothaarigen verbringen zu können.
 

//Irgendwie schon komisch. Mit meinen Freunden aus China war ich auch zusammen, aber nie war ich dermaßen aufgekratzt, wenn wir uns wieder trafen. Irgendwie schon seltsam. Aber das ist ja jetzt egal. In ein paar Minuten bin ich bei Yuriy, und dann können wir wieder zusammen etwas unternehmen. Und diesmal habe ich sogar meine Kamera dabei.//
 

Fröhlich kicherte Ray vor sich hin, während er zu Yuriy lief.
 

„Yuriy, hey Yuriy! Hey, mach auf!“

Immer wieder klopfte Ray gegen die Haustür, aber niemand machte auf.

//Schläft er etwa noch? Ich bin wohl doch ein wenig zu früh...Menno...//, dachte Ray traurig und wollte schon gehen, als die Tür dann plötzlich doch aufgemacht wurde, und ein noch sehr verschlafener Yuriy im Türrahmen stand.
 

„Ray? Mensch...es ist Acht Uhr morgens! Was treibt dich schon so früh her?“, gähnte der Rothaarige und ließ den Kleineren herein.
 

„Entschuldige, ich hab dich wohl geweckt, oder? Ich wollte heut den ganzen Tag mit dir verbringen, und darum dachte ich, gehe ich möglichst früh los. Aber ich wusste ja nicht, dass du noch schläfst.“, murmelte der Chinese entschuldigend und setzte sich auf das Sofa.
 

„Schon gut. Warte kurz, ich bin in fünf Minuten fertig.“, gähnte Yuriy und verschwand wieder die Treppe rauf. Ray wartete brav, und ging in die Küche, um den Kaffee zu machen.
 

„Und was wollen wir heute unternehmen?“, fragte Ray, nachdem Yuriy frisch geduscht und mit seinem morgendlichen Kaffee in der Hand neben dem Chinesen saß und langsam aufwachte.
 

„Ich weiß nicht...wie wär’s, wollen wir mal bei Kai vorbeischauen? Ich weiß wo er wohnt, ist nicht besonders weit weg. Nur ein Busweg von einer Viertelstunde. Und dann können wir ja zusammen...keine Ahnung...ins Kino gehen?“, schlug Yuriy vor.
 

„Das ist eine tolle Idee, Yuriy. Erst holen wir Kai ab, und dann machen wir einfach einen kleinen Stadtspaziergang. Vielleicht fällt uns dann ja was ein.“, stimmte der Schwarzhaarige zu und trank gemütlich seinen Kaffee zu Ende.
 

~+~Eine Viertelstunde später vor dem Anwesen der Hiwatari~+~
 

„Boah...und hier wohnt Kai? Bist du dir sicher, dass du dich nicht in der Adresse geirrt hast?“, meinte Ray ungläubig und blickte die Fassade der großen Villa hinauf.
 

„Nein, hier wohnt Kai. Der Typ ist Schweinereich, er hat sogar eigene Haushälter und alles. Da kann man nur neidisch werden...“, meinte Yuriy seufzend und betrat den Hof. Sofort wurde er von einem Butler in Empfang genommen.
 

„Guten Tag, die Herren. Sie wünschen?“, fragte der Butler höflich, der sogar noch recht jung war, wie Ray erstaunt feststellte, und verbeugte sich leicht.
 

„Guten Tag, wir würden gern zu Kai. Wir sind Freunde von ihm. Wissen Sie, ob er schon wach ist?“, antwortete Yuriy auch prompt und lächelte.
 

„Master Kai ist schon seit...etwa drei Stunden wach. Er ist ein relativer Frühaufsteher. Aber er hat noch nie etwas davon erwähnt, dass er Freunde hat?!“
 

Der letzte Satz klang sehr zweifelnd, und der Butler zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.
 

„Klar, wir kennen uns auch erst seit gestern näher. Eigentlich sind wir zusammen in einer Klasse.“, lachte Yuriy und ging unaufgefordert zur Haustür.
 

„Die Treppe hoch, dann die fünfte Tür auf der linken Seite. Aber bitte vorher anklopfen.“, rief ihnen der Butler noch hinterher, bevor die beiden Jungen das Haus betraten.
 

Wieder kamen die beiden kaum aus dem Staunen heraus. Erst einmal standen beide nur dumm rum und bestaunten diese luxuriöse Einrichtung.
 

„Herrje...wie viel Geld hat der Typ? Allein schon die Möbel müssen ja Millionen von Yen gekostet haben!“, japste Yuriy überwältigt.
 

„Yuriy, die Treppe hoch, dann die fünfte Tür links. Vergiss nicht, warum wir hier sind.“, wies Ray seinen Freund ernst zurecht, was diesen verwundert aufsehen ließ.
 

„Okay, aber kannst du vielleicht ein paar Bilder machen? Ich will nur wissen, ob ich mir das hier nicht einbilde!“
 

Ein leises Seufzen, und Rays Kamera machte mehrmals hintereinander Klick, dann waren die Fotos im Kasten.
 

„Gut, und jetzt gehen wir hoch zu Kai. Du bist still, okay? Ich werde das übernehmen.“
 

„Aber Yuriy...“, versuchte Ray einzuwenden, aber der Rothaarige ließ ihn gar nicht mehr zu Wort kommen.
 

Schon standen sie vor Kais Zimmer.
 

„Na, das erkennt ja jeder Blinde, wer hier wohnt!“, meinte Ray belustigt und fuhr mit sanften Fingern das kleine Messingschild nach, auf dem in krakeligen Buchstaben stand „Kai Hiwatari - Komm rein und stirb – oder bleib draußen und lebe“

„Coole Ansprache! So was muss ich mir auch zulegen!“, kicherte Yuriy und machte die Tür auf. Aber das graue, trist eingerichtete Zimmer vor ihnen war leer.
 

„Nanu, wo ist er denn?“, fragte Ray verwundert und sah sich um.
 

„Dort hinten, das sieht aus wie ein Balkon. Lass uns mal dorthin gehen.“, schlug Yuriy vor und deutete in besagte Richtung. Ray ging als erstes los.
 

Verwundert lugte Ray um die Ecke – und erstarrte.

„Was zum...“, flüsterte der Schwarzhaarige und begann zu grinsen.
 

„Wenn das mal kein hübsches Bild wird!“, flüsterte der Rothaarige und deutete auf die Kamera. Ray nickte verstehend, ein hämisches Lächeln umspielte seine Lippen, als er den Schatten verließ, seine Kamera hob – und ein deutliches Klicken Kai herumfahren ließ.
 

„Hallo, Kai!“, flötete der Rothaarige und grinste den Blaugrauhaarigen, welchen sie gerade dabei erwischt hatten, wie er in einem sehr weiblichen Kimono, mit einem Windspiel herumspielte.
 

Das Gesicht des Russen färbte sich sofort knallrot, seine Hände, die eben noch das Windspiel gehalten hatten, ballten sich zu Fäusten zusammen, zerquetschten das kleine Teil einfach.
 

Den anstehenden Krach schon ahnend, wich Yuriy ein paar Schritte zurück, und zog Ray an der Hand mit.
 

„Raus hier! Sofort!“, schrie der Blaugrauhaarige sofort los, und stürmte auf die beiden Jungen los.
 

„Weg hier!“, brüllte Yuriy und sprintete los, in Richtung rettende Tür. Den kleinen Chinesen zog er dabei einfach mit sich mit.
 

Kaum dass sie das Zimmer verlassen hatten, knallte die Tür hinter ihnen mit ohrenbetäubender Lautstärke zu.
 

Schwer atmend blickten sich die beiden Jungen an.
 

„Was...war das denn? Der ist ja explodiert wie ne Bombe!“, keuchte Ray und Yuriy nickte zustimmend.
 

„Oh, entschuldigen Sie. Ich hätte Sie wohl warnen sollen, dass der Spruch auf dem Schild eindeutig ernst gemeint ist.“, ertönte plötzlich ein leises Lachen, und der Butler stand neben ihnen.
 

„Na toll...das hätten Sie ruhig ein wenig früher sagen können! Der Typ ist ja die reinste Killermaschine!“, brummelte Yuriy vor sich hin und blickte erneut zur Tür.
 

„Warten Sie noch ein paar Minuten. Master Kai wird sich bestimmt nur schnell umziehen, und sich dann um Sie kümmern.“, meinte der Mann lächelnd und ging wieder. Ratlos blieben Ray und Yuriy zurück.
 

„Da haben wir Kai wohl eben in einer eindeutigen Situation seines Schwulenlebens erwischt.“, grinste Yuriy plötzlich und begann zu lachen. Ray sah ihn verwirrt an.
 

„Was ist denn daran so lustig?“, fragte Ray unwissend und legte den Kopf schief, sah zu dem Größeren auf.
 

„Mensch Ray...bist du wirklich so naiv oder tust du nur so? Das war eben ein eindeutiger Beweis für Kais Schwulendasein! Und wir haben ihn einfach so entlarvt!“, erklärte Yuriy und bekam fast wieder einen Lachanfall.
 

„Na und? Ich habe auch schon solche Klamotten getragen. Nicht unbedingt einen Kimono, aber auch ein paar weibliche chinesische Kleidungsstücke hatte ich schon an.“, meinte der Schwarzhaarige schulterzuckend, und schloss seine Kamera. Das war garantiert ein guter Schnappschuss geworden. Er würde den Film so schnell wie möglich entwickeln lassen.
 

Wieder ging die Tür auf, und diesmal schlich Kai heraus, ihnen böse Blicke zuwerfend.
 

„Okay...was wollt ihr?“, fragte der Graublauhaarige barsch. Er trug nun eine weite, dunkelblaue Hose, dazu ein schwarzes, ärmelloses Oberteil mit Schnallen und einen Knielangen, schneeweißen Schal. Als Ray aufblickte, erkannte er noch eine weitere Neuheit, aber eine, die ihm spanisch vorkam.
 

Auf den Wangen des Graublauhaarigen waren nur vier blaue Dreiecke aufgemalt worden, die Kais Gesicht ziemlich böse aussehen ließen.
 

„Öh...ähm ja, bitte entschuldige, Kai, dass wir dich einfach so...gestört haben. Wir wollten dich abholen... Wir wollen einen kleinen Stadtbummel machen...“, murmelte Ray schüchtern und blickte zu Boden. Yuriy nickte stumm.
 

„Wieso seid ihr denn plötzlich so wortkarg? Schüchtert euch mein neues Aussehen etwa ein?“, fragte Kai höhnisch und blickte Ray fest in die Augen, die rasch den Blickkontakt abbrachen.
 

„Kai?“, fragte Yuriy leise und blickte auf.
 

„Hn?“, kam es von Kai zurück.
 

„Warum hast du dir eigentlich diese komischen Dreiecke ins Gesicht gemalt?“, wollte Yuriy wissen und deutete dabei auf Kais Gesichtsbemalung.
 

Der Graublauhaarige gab ein kaltes Lachen von sich.

„Die habe ich eigentlich schon immer, nur gestern hatte ich ja keine Zeit, sie aufzumalen. Und jetzt lasst uns endlich gehen, wenn ihr mich schon stören musstet.“, antwortete der Rotäugige gelangweilt und ging vor.
 

„Master Kai, ihr Kaffee?!“, rief der Butler seinem Herrn hinterher, aber Kai ignorierte ihn.
 

„Lassen Sie stecken Itaki, Sie können ihn haben.“, meinte dieser, und verschwand.
 

„Ich schlage vor, wir gehen ins Zentrum. Dort gibt es ne Menge Läden und vielleicht finden wir dann etwas Interessantes.“, meinte Yuriy schulterzuckend und blickte die beiden anderen fragend an.
 

„Das hoffe ich doch. Ich habe keine Zeit, einen Tag einfach so zu vertrödeln!“, kam es sofort gereizt von Kai, nur Ray nickte fröhlich.
 

„Keine Sorge, ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen. Das wird ein toller Tag werden, an den auch du dich öfters zurück erinnern wirst, mein Guter!“, grinste Yuriy und schlug Kai spielerisch auf den Rücken.
 

„Hey!“, rief dieser sofort wütend, aber Yuriy lachte bloß.
 

„Lasst uns gehen!“
 

~+~Eine Viertelstunde später~+~
 

Das Stadtzentrum bestand praktisch nur aus aneinander gereihten Einkaufspassagen. Sofort kam Ray aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
 

„Hey, gehen wir shoppen! Ich hoffe, jeder hat seine Kreditkarte dabei!“, rief der Schwarzhaarige begeistert und stürmte los.
 

„Okay...komm Kai! Das wird dir bestimmt auch Spaß machen!“, grinste Yuriy und schnappte Kais Hand, um den Graublauhaarigen hinter sich herzuziehen.
 

„H, hey!“, stotterte dieser verlegen und versuchte schwach, sich zu wehren, aber Yuriys Lächeln ließ seine Protestversuche sofort erlahmen. Wortlos trabte er hinter dem Rothaarigen her.
 

„Wohin zuerst? Klamotten oder Schuhe?“, rief der Schwarzhaarige begeistert und konnte sich einfach nicht entscheiden.
 

„Ich würde sagen...“, kam es von Yuriy, aber Kai unterbrach ihn, bevor er auch nur seine Meinung kundtun konnte.
 

„Nichts von beiden! Ich habe keine Zeit für so was! Glaubt ihr etwa, ich verschwende meine Zeit, um in Klamottenläden und Schuhgeschäften rumzugammeln?“, nörgelte der Graublauhaarige sofort wieder los und stopfte genervt die Hände in die Hosentaschen.
 

„Ach Kai...jetzt sei doch nicht so miesepetrig und genieße das einfach! Wir verbringen doch nur einen Tag zusammen und wollen zusammen Spaß haben, das wirst du doch wohl auch können! Tu mal nicht so, als wäre das der Weltuntergang!“, regte sich Ray auf und zog einen Schmollmund.
 

„Ganz recht. Dein Verhalten ist eindeutig eine typische Trotzphase in der Pubertät, Kai. Du setzt dich damit nicht durch, ganz im Gegenteil, du machst dich lächerlich! Also komm schon, it’s time to relax!“, grinste Yuriy und betrat als erstes das Schuhgeschäft.
 

Kai verdrehte stumm die Augen, folgte den beiden dann aber doch.
 

Im Geschäft ließen sich Yuriy und Ray sofort von der großen Auswahl gefangen nehmen. Ray entdeckte ein Paar sehr bequemer, einfacher Schuhe im chinesischen Stil, welche er sich sofort schnappte, und auch Yuriy fand etwas Passendes für seine neue Hose.
 

„Hey Kai, findest du nichts?“, fragte Ray den Blaugrauhaarigen verwirrt. Dieser stromerte immer noch gelangweilt zwischen den Regalen herum, aber ihm schien wirklich nichts zu gefallen.
 

„Ich glaube, wir müssen ein wenig mithelfen. Was meinst du, Ray?“, überlegte Yuriy und beobachtete den Schalträger, während dieser murrend die Regale ablief.
 

„Das wäre gar nicht so schlecht. Wir sitzen jetzt schon fast drei Stunden hier drin.“, lachte Ray und begann jetzt ebenfalls, die Regale abzulaufen.
 

„Stimmt.“, meinte Yuriy nach einem Blick auf die Uhr erstaunt.

„Noch ein Grund mehr, für Kai ein passendes Paar Schuhe zu finden. Hey, Kai, wie wäre es damit?“, rief der Rothaarige und hielt ein paar schwarzer Bergsteigerschuhe in die Höhe. Von dem Graublauhaarigen bekam er bloß einen Vogel gezeigt.
 

„Hier! Sandalen?“ Jetzt hielt auch Ray ein paar Sandalen hoch, aber auch denen schenkte Kai nur einen flüchtigen Blick.
 

Plötzlich stockte Kai in seinem Rundgang und verlor völlig das Interesse an den beiden anderen Jungen.
 

„Ich glaube, er hat was gefunden. Komm, gehen wir hin.“, meinte Ray und zog den Rothaarigen an der Hand hinter sich her.
 

Und tatsächlich, Kai hatte etwas äußerst interessantes entdeckt.
 

Sein Blick ruhte auf einem schwarzroten Paar Turnschuhe, die Kletten sahen aus wie goldene Schnallen, und das Gummi war aus einem sehr widerstandsfähigen, aber äußerst elastischen Material, sodass sie sich perfekt an die Fußform anpasste. Wasserfest und widerstandsfähig, mit einem isolierten Material, wurde dafür gesorgt, dass die Füße nicht froren, aber auch Wärme nach außen abgelassen werden konnte.
 

„Hey, die sehen verdammt interessant aus!“, meinte Yuriy beeindruckt und betrachtete den linken Schuh sehr interessiert, während Kai den rechten anprobierte.
 

„Aber bei dem Preis wirst du ohnmächtig!“, schnaufte Ray und guckte wie ein Huhn auf den Preis.

„7500 Yen! Das ist ja mörderisch!“
 

Stumm nahm Kai ihnen den Schuh aus den Händen und probierte ihn ebenfalls an. Prüfend ging er ein paar Runden, machte zwei kurze Sprünge und lächelte zufrieden vor sich hin.
 

„Sitzen die gut?“, fragte Ray zweifelnd und betrachtete den Graublauhaarigen. Die Schuhe passten sehr gut zu seiner Kleidung, aber dieser schein noch zu überlegen. Immer wieder stupste er mit den Schuhen das Regal an und blickte auf seine eigenen Schuhe.
 

„Kauf sie dir doch, wenn sie dir so gut gefallen. Aber natürlich nur, wenn du überhaupt so viel Geld hast.“, gluckste der Rothaarige.
 

Plötzlich kramte Kai sein Handy aus der Hosentasche, tippte eine dreistellige Nummer ein und wartete.

„Itaki? Ich bin es...können Sie mir bitte noch einmal kurz den Code für Großvaters Kreditkarte nennen? Ich hab was sehr interessantes gefunden, das aber leider derzeit mein Konto sprengt...Wie? Nein, nein, ich treib ihn schon nicht in den Ruin. Bei dem Vermögen fällt es doch gar nicht auf, wenn ein paar Tausend Yen fehlen. Ja, ich werde das schon wieder abarbeiten, keine Sorge. Ja, Können Sie mir jetzt bitte endlich den Code nennen? ... Okay, danke. Mehr wollte ich gar nicht. Wiederhören.“
 

„Willst du das Konto von deinem Großvater plündern?“, fragte Yuriy mit einem überdimensionalen Grinsen im Gesicht.
 

„Schadet nichts. Wenn ich was haben will, dann bekomme ich das auch.“, meinte Kai ebenfalls grinsend, zog die Schuhe wieder aus, seine eigenen an, und ging zur Kasse.
 

Dort zückte der Graublauhaarige eine diamantfarbene Kreditkarte, und bezahlte. Yuriy und Ray fielen beinahe die Augen aus dem Kopf.
 

Erst draußen sprachen sie ihn darauf an.

„Eine Kreditkarte aus Diamant? Das sind doch glaub ich die, die mehr als 100 Milliarden Yen drauf haben, oder?“, fragte Yuriy ungläubig. Von Kai kam ein einfaches Nicken, während dieser sich auf eine Bank setzte und die Schuhe austauschte.
 

~ Ende Kapitel 6 – Teil 1 ~

Ein Tag im Stadtzentrum - Teil 2

*reinschleich*

Hallo ^^ Kennt ihr mich noch? *fusselfussel*

Ich weiß, ich war mal wieder lahmarschig ohne Ende...*drop* Bitte vergebt mir! >.< *hust* Bin erkältet...*schnief*

Aber das tut nichts zur Sache, solange ich nur immer schön weiterschreibe, ne? ^.~ Ihr braucht es nicht abstreiten, ich weiß es! Ich bin schließlich selbst Leser und kenne eure Gedanken gut genug, weil es meine eigenen sind! XD

*hust*

Aba naja...ich werde euch mal lieber nicht länger zuquatschen sondern das nächste Pitel hochladen...so wie meine Herrscher von Lesern es mir befehlen! *haupt verneig*

Also, Vorhang auf für das siebte Kapitel! *nicknick*

Übrigens, danke für die vielen Kommis! *nicknick* *gerührt desu* Das hätte ich nicht erwartet... T^T
 

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~+~ Kapitel 7: Ein Tag im Stadtzentrum – Teil 2 ~+~
 

„Gut, Schuhe hätte jeder. Und was machen wir jetzt?“, fragte Ray in die Runde und blinzelte in den wolkenlosen Himmel. Mittlerweile war es verdammt warm geworden, und jetzt, wo sie das klimatisierte Schuhgeschäft verlassen hatten, fiel dies auch besonders auf.
 

„Wie wäre es, wenn wir uns einfach irgendwo hinsetzen und eine Runde Faulenzen? Irgendwie ist es mir zu warm um irgendwas zu machen...“, stöhnte Yuriy und hielt sich die Hand über die Augen.
 

„Kai?“, wandte sich der Schwarzhaarige an den Zweitältesten, aber dieser zuckte nur desinteressiert mit den Schultern.
 

„Okay, dann gehen wir in den Park und suchen uns dort ein ruhiges Fleckchen, wo wir dann ein wenig faulenzen.“, meinte Yuriy und wollte sich gerade auf dem Weg machen, als jemand Widerspruch einlegte.
 

„Von mir aus können wir überall hingehen, aber nicht in den Park!“, sagte der Blaugrauhaarige entschlossen und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

Yuriy seufzte resignierend.

„Na gut...dann können wir hier doch irgendwo einen leeren Platz suchen...Auch wenn ich bezweifle, dass es hier irgendwo einen ruhigen Platz gibt.“
 

„Oder wir gehen in den Buchladen. Dort gibt es bestimmt etwas Interessantes. Und kühler ist es dort bestimmt auch.“, schlug Ray vor und wieder bekam er einstimmiges Schulterzucken.
 

„Mein Gott...hat euch die Hitze das Hirn verkohlt? Ihr wisst wohl nicht, was ihr wollt, was?“, fragte Ray verwundert und zog wieder seinen berüchtigten Schmollmund.
 

„Doch...aber es ist so warm...“, meinte Yuriy entschuldigend und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Kai nickte wortlos.
 

„Okay, dann gehen wir jetzt in den Buchladen. Ich such nämlich noch nach einem Buch über die chinesischen Traditionen. Mein Vater sucht so eines, aber bisher hatten wir noch keine Zeit, danach zu suchen.“, seufzte Ray und trabte ins den nächstbesten Buchladen.
 

„Sollen wir mitgehen und relaxen oder lieber hier bleiben und grillen?“, fragte Yuriy den Jüngeren, welcher nur mit den Schultern zuckte und sich langsam in Bewegung setzte.
 

„Okay, dann gehen wir eben Bücher wälzen. Kein Problem.“, murrte der Rothaarige vor sich hin und ging los. Missmutig stellte er sich an eines der Regale und schaute sich um.

Aber schon nach wenigen Blicken hatte er einen Augenfang gefunden und war beschäftigt.
 

Eine Weile lang herrschte Schweigen, während sich jeder ein Buch suchte und ein paar Zeilen las, es danach vielleicht gleich wieder weglegte und sich ein neues nahm.
 

Nach etwa einer halben Stunde hatte Kai es satt, sich diese trockenen Wälzer anzusehen, und begann im Geschäft herumzustromern.
 

Nach kurzem Suchen entdeckte er zwei große Regale, vollgestellt mit Mangas aller Art.

Interessiert begann Kai, die Regale durchzustöbern, und fand auch sehr schnell ein paar Bände, die ihn interessierten.
 

„Hey, Kai, was liest du da?“, fragte Ray verwundert und trat neben den Blaugrauhaarigen. Dieser hielt stumm den Manga so, dass man den Titel lesen konnte.
 

„Chrno Crusade? Aha...“, machte Ray und runzelte die Stirn. Er entdeckte einen kleinen Stapel verschiedener Mangas, welcher neben Kais Füßen seinen Platz gefunden hatte.
 

„Hä? Jetzt sag bloß, die willst du alle kaufen!“, staunte der Schwarzhaarige und zählte durch: 12 Mangas auf einmal!
 

„Für den Anfang sollte es reichen.“, meinte Kai lässig und legte den nächsten Manga dazu.
 

„Hey, hier gibt es ja noch den fünfundzwanzigsten Band von Tenjo Tenge!“, rief Yuriy begeistert und stürmte heran. Auch er war von den Mangas sofort hellauf begeistert.
 

„Mal schauen...Rebirth...Clamp...Electric Hands...Küss mich, Student...Chrno Crusade...und sogar Dragonball und Ragnaro, Burst Angel und Pastel! Halleluja!“, feierte der Rothaarige überglücklich und lud sich einen ganzen Arm voll.
 

Ray starrte den Rothaarigen an wie ein Auto. Er verstand den ganzen Trubel um diese komischen Bilderbücher überhaupt nicht.
 

„Yuriy...findest du nicht, das ist ein wenig viel für den Anfang?“, meinte Ray ungläubig. Angesprochener verstand den Wink in den Worten gar nicht.
 

„Da stimme ich dem Chinesen ausnahmsweise mal zu, Yuriy, du solltest ein wenig zur Seite legen lassen. Das kannst du dir unmöglich leisten!“, stimmte jetzt auch Kai zu und packte, ganz entgegen seiner Worte, noch ein Buch auf seinen inzwischen größer werdenden Stapel.
 

Yuriy zog eine schöne Schnute.

„Sehr witzig Kai! Fass dir lieber mal an die eigene Nase, bevor du mir irgendwelche Ratschläge gibst!“, fauchte der Älteste der Gruppe und fing an zu schmollen.
 

„Na wenn du meinst...die Überraschung kommt an der Kasse. Aber erwarte nicht, dass ich dir helfe.“, seufzte Kai geringschätzig und nahm sich bereits den nächsten Manga zur Hand.
 

„Hey, du liest “The Prince of Tennis”?”, fragte Yuriy, als hätte er die Zurechtweisung von Kai gar nicht gehört.
 

„Manchmal...“, kam es nur gelangweilt von dem Graublauhaarigen, während er ein paar Seiten Probe las.
 

„Ich kenn den Manga. Von Takeshi Konomi! Ich habe schon alle erschienenen Bände davon zuhause stehen. Den Anfang finde ich am besten! Ryoma legt sich gleich mit fast allen Stammspielern des Tennisclubs Seigaku an, und im zweiten Band fängt das Ranglistenturnier an. Aber das musst du selbst lesen, wenn du wissen willst, ob Ryoma das schafft oder nicht.“, erzählte Yuriy begeistert los und wirkte dabei wie ein aufgekratztes Kind.
 

//Herrje...ein echter Mangafreak! Und ich dachte immer, ich wäre schlimm...//, dachte Kai kopfschüttelnd und packte sich die Mangas, um zur Kasse zu gehen.
 

„Hey Ray, du musst unbedingt auch mal was davon lesen, dann wirst du bestimmt verstehen, warum ich so verrückt danach bin. Mangas sind einfach klasse!“, rief Yuriy begeistert und trug auch seinen –ausgesprochen großen- Teil zur Kasse.
 

Aber dort erwartete den Rothaarigen ein ordentlicher Schrecken.
 

Während die Kassiererin die Bücher über den Laser zog, quatschte Yuriy fröhlich mit seinem schwarzhaarigen Freund.
 

„So, das macht dann 4500 Yen, der Herr.“, sagte Kassiererin und streckte auffordernd die Hand aus.

Yuriy starrte sie an wie ein Auto.
 

„Äh...4500 Yen? Für doch bloß 19 Mangas?“, keuchte Yuriy erschrocken und blickte in sein Portemonnaie. Er hatte dort bloß einen ärmlichen 2000 Yen Schein drin. #Keine Ahnung, ob es solche Scheine überhaupt gibt ^^° Das ist meine eigene Rechnung, also nicht verwundert sein, ja?#
 

„Ja. Das macht genau 4500 Yen. Und jetzt bitte her mit dem Geld, Sie sind nicht der einzige, der hier noch was kaufen möchte.“, verlangte die Kassiererin, welche langsam ungeduldig wurde und wedelte mit der Hand.
 

„Äh...ich...ähm...“, stotterte Yuriy einem Heulausbruch nahe und suchte verzweifelt nach seiner Kreditkarte. Aber die war auch blank, die Schuhe hatten die letzten hundertfünfzig Yen verschleudert.
 

„Ich bezahle.“, mischte sich Kai seufzend ein und zückte seine eigene Kreditkarte. Sie sah aus, als wäre sie aus flüssigem Gold gegossen worden.
 

Die Kassiererin warf Yuriy noch einen genervten Blick zu, aber dann wandte sie sich mit einem strahlenden Lächeln an ihren neuen Kunden. Dieser zog seine Karte durch, tippte seinen Code ein und fertig war die Bezahlung.
 

Stumm nahm Yuriy seine Bücher, packte sie in einen Beutel und sie verließen den Buchladen.
 

„Kai?“, flüsterte Yuriy betreten und versuchte dem Blaugrauhaarigen in die Augen zu blicken, aber dieser brach den Blickkontakt sofort ab.
 

„Vergiss es. Geschenkt. Und jetzt halt die Klappe, und komm. Ich spendier ne Runde Eis.“, knurrte der Jüngere und ging voraus.
 

„Da hast du ja ein riesiges Glück gehabt, dass Kai da ist. Ansonsten wäre das ziemlich peinlich geworden, meinst du nicht, Yuriy?“, fragte Ray und wischte sich den verschwitzten Pony von der Stirn.
 

„Das war mir schon peinlich genug, ehrlich!“, grummelte der Rothaarige vor sich hin und ging mit gesenktem Blick hinter dem Reicheren her.
 

„Aber manchmal braucht es solche Situationen, Yuriy. Sonst wärst du nie zur Vernunft gekommen. Ich hoffe, das nächste Mal denkst du gleich nach, bevor du die Dinger zur Kasse bringst.“, belehrte Ray und wedelte dabei mit dem Finger herum wie ein Lehrer.
 

„Ja, ja...“, grummelte Yuriy augenrollend. Ray lachte fröhlich und lief nach vorne zu Kai.

Yuriy hörte den kleinen Schwarzhaarigen mit Kai reden, aber die Worte konnte er nicht verstehen. Er verstand bloß, dass Kai mit dem Chinesen neuerdings mal mehr als drei Sätze wechselte und sogar leise lachte.
 

//Der hält mich jetzt bestimmt für total bescheuert...//, dachte Yuriy deprimiert und begann leise vor sich hinzujammern. Ihm fiel gar nicht auf, dass Ray wieder zu ihm kam.
 

„Hey Yuriy, Kai hat gesagt, er spendiert uns je ein Eis, wir dürfen aussuchen, was wir wollen. Der Preis ist egal.“, lachte der Chinese begeistert und hakte sich bei Yuriy unter.
 

„Na toll...will er mich noch mehr bloßstellen...so was unsensibles...“, seufzte der Rothaarige.

„Nein, er hat das begründet: er will nämlich nicht die ganze Zeit mit uns rumhängen, solange du schlechte Laune hast, das verdirbt ihm selbst den Spaß. Und Darauf hat er keine Lust, also spendiert er eine Runde Eis. So kommst du vielleicht auf andere Gedanken.“, erklärte Ray schulterzuckend.
 

„Und ganz ehrlich gesagt, hat er ja Recht. Solange du hier so vor dir hinvegetierst, verschwinde ich auch. Das macht mir nämlich auch keinen Spaß. Am besten, du vergisst den Vorfall einfach.“, schlug Ray vor und jetzt seufzte auch er.
 

„Na, wenn du meinst...Dann lass uns jetzt Futtern bis zum Umfallen!“, rief der Rothaarige plötzlich wieder ganz gut gelaunt und lief zum nächstbesten Eisladen.
 

„So einfach kriegt man ihn wieder fröhlich...der Junge ist wirklich seltsam.“, brummte Kai verwirrt und zog eine Augenbraue in die Höhe.
 

„So ist er eben. Ein echter Sonnenschein, halt!“, lachte Ray und nickte. Er bekam deswegen einen seltsamen Blick von dem Graublauhaarigen.
 

„Sag mal...warum verbringt ihr eigentlich die ganze Zeit bei mir? Ich meine...wenn morgen...die Schule wieder losgeht, dann dürft ihr euch eh nicht mehr bei mir aufhalten, wenn ihr keinen Ärger von Jake und seiner doofen Bande kriegen wollt...“, fragte Kai leise und blickte dem Chinesen fest in die Augen.
 

„Ach, Kai...“, seufzte Ray bedrückt und blieb stehen. Irgendwie fiel ihm keine Antwort ein. Er konnte ja wohl schlecht sagen, dass Kai ihn schon von Anfang an fasziniert hatte, und dass er sicher war, mehr als Freundschaft zu dem Älteren zu empfinden. Kai würde ihn köpfen!
 

„Weißt du...ich finde dich interessant...du bist ziemlich geheimnisvoll, und ehrlich gesagt, möchte ich dich auch näher kennen lernen. Ich mag dich einfach.“, erklärte der Jüngere mit sanfter, aber leiser Stimme, und blickte hinauf in den wolkenlosen, blauen Himmel.
 

„Du...du magst mich?“, stotterte Kai und wurde mit einem Schlag rot. Verwundert blickte Ray den Graublauhaarigen an, und lachte.
 

„Jepp. Sehr sogar! Und wenn du glaubst, dass ich dich in der Schulzeit einfach allein lasse, dann irrst du dich aber!“, lachte der Schwarzhaarige und jetzt hakte er sich auch bei Kai unter.
 

„A, aber...Ray!“ Wieder bekam Kai das Stottern, aber der Graublauhaarige ließ sich stumm von dem Kleineren mitziehen. Einzig eine verräterische Röte zierte seine Wangen, und ließ ihm Ansehen, dass diese Berührungen nicht einfach freundschaftlich für ihn waren.
 

~ Ende Kapitel 7 ~
 

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*schnupf*

Joah, das wars wieder...mein Beta-chan furuba-fan hat nur zwei Fehler gefunden! *fussel* *an fubi festfussel* danke mein Engelchen *strahl* Was wäre ich ohne dich? *kuschel*

Nja..hoffe mal, es hat euch gefallen so wie die Vorgänger ^^

Würde mich auf Kommentare, Kritik etc. wie immer sehr freuen *strahl*

cu~

eure Manni

Missverständnisse und leckere Eisbecher

*rofl*

Hey, da binsch wieda ^^

*euch allen die hände schüttel*

Und ich denke, den KaRe-Fans wird dieses Kapitel die Herzchen höher schlagen lassen...*kicher* und gleich wieder absacken -____-

Ohne Kommentar! XD

Lest einfach, dann werdet ihr sehen, was ich meine ^^
 

PS: Ich danke euch echt für eure Kommis...ich freu mich immer wieder, dass ihr so zufrieden seid mit mir ^^ obwohl ich inzwischen festgestellt hab, dass mir lange FFs einfach nicht liegen... *sfz*

Aber ich gebe mein Bestes und versuche natürlich das alles auch mit der Schule vernünftig unter einen Hut zu kriegen...*nicknick*
 

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~+~ Kapitel 8: Missverständnisse und leckere Eisbecher ~+~
 

„Hey Ray, schau mal! Hier gibt’s riesige Erdbeer-Pfirsicheisbecher!“, rief Yuriy begeistert und drückte sich die Nase an dem Schaufenster platt.
 

„Dann bestell ihn.“, meinte Kai gelangweilt, und löste sich hastig aus Rays Arm. Dieser blickte zwar ein wenig bedauernd drein, aber Kai blickte einfach stur geradeaus zu Yuriy.
 

„Öh...okay! Also einmal diesen Erdbeer-Pfirsicheisbecher für mich, bitte!“
 

„Ray, du kannst dir auch was bestellen. Ich bezahl. Und such dir ruhig aus, was du willst, das wird mein Konto schon nicht überziehen.“, bot Kai mit einem schüchternen Lächeln an und betrachtete jetzt ebenfalls das Angebot.
 

„Okay!“, lachte der Schwarzhaarige und schnappte sich die Speisekarte.

„Ich...nehme...ah, das hier! Schokoladenwaffeleis mit Zimt! Ich liebe das!“, rief Ray begeistert und bekam einen leichten roten Schimmer auf den Wangen.
 

„Okay, jetzt fehlst nur noch du, Kai! Was bestellst du dir?“, fragte Yuriy und suchte sich einen Dreiertisch im Schatten. Der Graublauhaarige setzte sich stumm zu ihnen.
 

„Die wissen, was ich esse.“, antwortete der Russe und setzte sich mit geschlossenen Augen, die Arme vor der Brust verschränkt auf seinen Platz und lehnte sich zurück.
 

„Dann bist du öfters hier, nicht wahr?“, vermutete Ray und setzte sich jetzt auch.
 

„Nein. Die machen Hauslieferungen. Und meine Bestellung ist immer die gleiche.“, erklärte der Graublauhaarige gelangweilt und gähnte leise.
 

Nach wenigen Minuten Schweigen kam endlich die Bestellung. Kai bezahlte sofort.
 

„Also, guten Appetit!“, jubelte Ray und begann langsam sein Eis zu essen.
 

„Äh...Kai, was ist das da für ein Eis?“, fragte Yuriy ungläubig und bestierte Kais Eis. Allein der Eisbecher hatte fast die Größe eines Fußballs, und Waffeln und Bunte Lakritzfiguren schmückten die großen Eiskugeln.
 

„Straciatella, Nougat, Eierlikör dazu, Schokoraspeln halbbitter und Waffeln und als Krönung ein bisschen Lakritze. Spezialanfertigung!“, grinste der Graublauhaarige und nahm den kleinen Zahnstocher mit einem kleinen grünen Schirm von der obersten Eiskugel.

Genießerisch nahm er einen kleinen Happen.
 

Neidisch blickten die beiden Jungen auf ihre eigenen Eisbecher, die im Verhältnis zu dem von Kai geradezu winzig erschienen.
 

„Ich hab euch doch gesagt, ihr dürft bestellen, was ihr wollt. Wenn ihr es nicht nutzt, ist es nicht mein Problem!“, meinte Kai sarkastisch, als er die neidischen Blicke seiner beiden Kumpels bemerkte, und grinste lausbübisch.
 

„Erst einmal hätte mir einer sagen können, dass es so was überhaupt gibt...dann hätte ich mir garantiert was anderes bestellt!“, maulte Yuriy sofort rum und begann in seinem Eisbecher rumzustochern.
 

„Hör auf zu jammern und iss endlich, oder du darfst das Geld für die Mangas abarbeiten!“, drohte der Graublauhaarige langsam etwas genervt und nahm den nächsten Löffel.
 

„Ganz genau, Yuriy. Jetzt iss endlich. Schließlich wollten wir uns einen schönen Tag machen, oder nicht?“, stimmte Ray zu und war schon fleißig am Futtern.
 

Yuriy lächelte verlegen.

„Hast ja Recht, Ray. T’schuldige, wenn ich euch die gute Laune verdorben haben sollte.“, sagte Yuriy bekümmert und seufzte vor sich hin.
 

Sofort umarmte Ray den rothaarigen Russen sanft und gab ihm ein Küsschen auf die Wange.

„Hey, wir sind doch nicht sauer auf dich. Das geht dir heute wohl alles ein wenig zu sehr auf den Nerv, was? Aber das wird schon, keine Sorge. Du siehst das alles viel zu ernst.“, grinste der Schwarzhaarige und blickte dem Größeren in die strahlenden Augen.
 

Mit aufgerissenen Augen starrte Kai die beiden Jungen an.

//Was...was geht denn hier ab? Wollen die mich verarschen, oder was ist los?//, dachte Kai entsetzt und beobachtete das Verhalten der beiden Jungen.
 

Aber Yuriy war genauso überrascht von Rays Reaktion, sodass er ebenfalls die Augen aufriss und schon reflexartig ein wenig zurückwich.
 

„Ray...hey...was soll das?“, fragte Yuriy verwirrt und drückte den Kleineren ein wenig von sich weg, aber Ray grinste bloß.

Engelsgleich, setzte er sich wieder zurück auf seinen Platz und aß seinen Eisbecher zu Ende.
 

//Was zum Kuckkuck war das denn? Wieso hat er das gemacht? Und dann auch noch vor Kai! Für ihn wird das garantiert voll der Schock sein, aber nicht nur für ihn!//, dachte Yuriy und beobachtete den Schwarzhaarigen aus den Augenwinkeln heraus.
 

Jeder in seine eigenen Gedanken versunken, aßen die Jungen ihre Eisbecher zu Ende.
 

Plötzlich hielt Ray seinen gefüllten Löffel zu Kai und blickte diesen aus strahlenden goldenen Augen an.

„Mach A, Kai-chan!“, kicherte der Schwarzhaarige und legte den Kopf auf die Seite.
 

Jetzt reichte es Kai endgültig. Er sprang auf, stieß dabei den Stuhl um und brüllte die beiden aus voller Kehle an: „Was zum Teufel soll das werden? Wollt ihr mich zum Narren halten oder was? Ich dachte, ihr seid meine Freunde! Aber was macht ihr? Ihr macht euch über mich lustig, nach allen Regeln der Kunst! Anstatt zu relaxen, stellt ihr hier ne Schwulenshow auf! Ihr Idioten!“, mit den Worten stürmte er herum und lief fort.
 

„K, kai! Kai, warte!“, rief Yuriy und stürmte dem Graublauhaarigen hinterher.
 

//Sehr schön. Klappt doch alles, wie am Schnürchen. Jetzt muss ich es Kai nur noch gestehen, und dann ist wieder Friede, Freude, Eierkuchen//, grinste der Chinese vor sich hin und setzte sich ebenfalls in Bewegung.
 

Kai hatte sich auf eine Bank nahe dem Buchladen sinken lassen und starrte betrübt vor sich hin.

//So etwas hätte ich nie erwartet...Warum haben sie das getan? Ich habe gedacht, sie wollen wirklich nur Spaß haben und haben keine Hintergedanken...das tut irgendwie weh...//

Der Graublauhaarige seufzte leise und sank regelrecht in sich zusammen.
 

„Kai! Hey Kai!“, ertönte plötzlich eine sehr bekannte Stimme und Yuriy kam neben der Bank zum Stehen. Sorgenvoll sah er auf seinen Freund herunter.
 

„Was willst du denn noch? Verschwinde, du Baka!“, fauchte Kai ihn an, aber davon ließ sich der Rothaarige nicht einschüchtern.
 

„Kai, versteh doch. Ich habe selbst nicht die geringste Ahnung, was das sollte. Ray hat mich selbst damit total überrascht! Ich habe nichts damit zu tun, ehrlich!“, rief Yuriy und blickte dem Graublauhaarigen tief in die Augen. Und tatsächlich, nach wenigen Minuten konnte er in den feuerroten Augen lesen, dass Kai ihm sogar glaubte.
 

„Selbst wenn...wozu das alles? Ich verstehe es nicht...“, flüsterte Kai vor sich hin und seufzte erneut.
 

„Vielleicht solltest du mal dein Gehirn einschalten Kai-chan...wer sagt denn, dass alle Männer hetero sind?“, ertönte eine weiche, sehr sanfte Stimme und der Graublauhaarige wurde von hinten umarmt.
 

„Ray!“, rief Yuriy erschüttert und beobachtete den Schwarzhaarigen, welcher ihm kurz viel sagend zublinzelte, nur dass Yuriy dieses Blinzeln nicht verstand.
 

„Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, war ich fasziniert von dir. Von deinem Aussehen, deiner ganzen Art. Immer habe ich mich zurückgehalten und so getan, als wärst du nur ein Freund für mich... aber heute ist mir das ganze wohl ein wenig zu Kopf gestiegen. Ich finde dich einfach wunderschön, und ich kann einfach nirgendwo anders hinschauen, wenn du in der Nähe bist. Ich will dich, Kai...“, hauchte der Schwarzhaarige und ließ sich auf den Schoß des Graublauhaarigen sinken, während er die Arme um Kais Nacken schlang und den Älteren vorsichtig zu sich herunterzog.
 

Ohne Proteste ließ Kai sich in einen sanften, zärtlichen Kuss ziehen. Nur kurz zuckte er zurück, aber schließlich begann er, den Kuss schüchtern, zaghaft zu erwidern.
 

„Kai...wo ai ni...“, flüsterte Ray und legte den Kopf auf die Brust des Russen. Dieser war feuerrot angelaufen, er begriff noch gar nicht wirklich, was hier eben geschehen war.
 

„Ray...“, murmelte Yuriy ungläubig und betrachtete ganz aufmerksam das Gesicht des zweiten Russen. Dieser war noch total weggetreten, aber seine Lippen zierte ein seliges Lächeln.
 

„Kai...Ray! Was zum...“, flüsterte Yuriy jetzt und wurde langsam wirklich wütend. Was sollte das hier? Das war nicht geplant gewesen!
 

Langsam schrak auch Kai auf. Mit einem Schlag begriff er, was soeben geschehen war, und sprang erschrocken auf. Dass er dabei den Schwarzhaarigen von sich herunterwarf, war ihm in diesem Moment egal.
 

„Was...Hey! Was sollte denn das jetzt? Ray! Bist du bekloppt! Lasst mich bloß in Ruhe! Haut ab, aber sofort!“, brüllte der Blaugrauhaarige erneut los, und rannte davon. Aber diesmal hielt ihn keiner auf.
 

„Ray...“, machte Yuriy verwirrt und er beobachtete den Chinesen, wie er sich gerade wieder aufrappelte.
 

„Was? Ich stehe wenigstens zu meinen Gefühlen!“, schniefte der Schwarzhaarige gekränkt und lief ebenfalls davon. Yuriy glaubte, Tränen auf den Wangen des Jüngeren gesehen zu haben, aber er war sich nicht ganz sicher.
 

//Verdammt...was ist hier los? Was soll das? Irgendwie geht mir das eindeutig zu schnell...//, dachte Yuriy verwundert und fuhr sich mit der Hand durch die roten Haare.

//ich gehe wohl auch besser nach Hause...//
 

Wie gedacht, so getan. Er ging kurz zurück zu dem Eisladen, nahm sich dort seinen Einkaufsbeutel, sah aber, dass der von Kai noch da stand.
 

//Oh, Kai hat seine Mangas vergessen. Vielleicht sollte ich sie ihm bringen...Oder besser ich nehme sie erst einmal mit. Ich gebe sie ihm dann morgen in der Schule.//, dachte Yuriy und nahm sich auch den Beutel. Sofort machte er sich ohne Umwege auf den Weg nach Hause, in Gedanken noch immer bei Rays seltsamem Liebesgeständnis.
 

~ Ende Kapitel 8 ~

Frieden?

mop, ich weiß, das Kapitel ist ganz schön kurz geworden...gomen! V.V

aber die nächsten werden sich wieder bessern ^^ versprochen! *nick*

Ich hoff mal, hier wird ein kleines Stück des Verhältnisses zwischen Kai und Yuriy aufgeklärt, wie die beiden zueinander stehen und so...ist ja normal, dass man manchmal hinter dem Rücken über andere redet, ne? xD

Aber die beiden hier meinens garantiert nicht böse *smile*
 

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~+~ Kapitel 9: Frieden? ~+~
 

Schluchzend trottete Ray nach Hause. Sein Geständnis war total nach Hinten losgegangen, obwohl er doch gedacht hatte, Kai wäre einfach zu fangen. Aber da hatte er wohl falsch gelegen. Der Russe war schwerer zu bekommen, als erwartet. Aber er würde Kämpfen! Wenn es sich lohnte, dann würde er für Kai kämpfen, koste es was er es wolle.
 

//Warte nur, Kai. Ich gebe mich nicht einfach so geschlagen, du wirst mir gehören! Und wenn ich auch Außenseiter werde in der Schule, du bist mir wichtiger als alles andere! Ich werde dich beschützen, mit all meiner Kraft, und wenn Jake etwas dagegen hat, dann bekommt er Probleme, aber gewaltig!//
 

Leise seufzte der Schwarzhaarige auf und wischte sich die Tränen von den Wangen. Nie hätte er gedacht, dass die Liebe so schmerzhaft sein konnte. Aber er gab den Wunsch nicht auf, dass Kai seine Gefühle irgendwann erwidern würde.
 

~+~Ortswechsel~+~
 

//Wieso hat Ray das gesagt? Wie kommt er darauf, dass er schwul ist? Na ja...schwul sein ist ja nicht schlimm, aber warum ausgerechnet Ich? Will er nur mit mir spielen, oder meint er es wirklich ernst? Ich kann das nicht einschätzen...einerseits habe ich das Gefühl, dass er es Ernst meint, aber irgendetwas verheimlicht er vor mir, das spüre ich genau. Irgendetwas stimmt nicht! Und ich werde herausfinden, was!//, nahm Kai sich fest vor und betrat sein Grundstück. Er hatte den ganzen Weg lang nur nachgedacht, irgendwie ging ihm der kleine Schwarzhaarige nicht mehr aus dem Kopf.
 

„Master Kai, ihr seid schon zurück? Ist irgendetwas geschehen?“, fragte Itaki sofort, der Kais Auftauchen als erster bemerkte.
 

„Nein, nein, Itaki, schon gut. Ich...mir war schwindelig, also habe ich mich verabschiedet...Könnten Sie mir bitte einen kühlen Drink auf mein Zimmer bringen? Das wäre nett...“, antwortete Kai ein wenig zaghaft und verschwand sofort auf sein Zimmer.
 

//Nanu, was ist denn mit dem jungen Herrn los? So freundlich war er ja noch nie zu mir! Ihm scheint es wirklich nicht gut zu gehen...//, dachte Itaki besorgt, kam aber sofort seinem Befehl nach.
 

Rasch machte er einen Mokka fertig, wie immer in Kais Lieblingsgeschmack Erdbeere und verschönerte das Glas noch ein wenig, bevor er es auf einem Tablett in den zweiten Stock auf Kais Zimmer trug.
 

Nach einem kurzen Klopfen und einer leisen Bestätigung betrat Itaki das Zimmer. Kai lag, wie sonst eigentlich nur früh morgens, in seinem weißen Kimono auf seinem Bett und schien in Gedanken versunken zu sein, sein Blick schien durch den Butler hindurchzugehen, als dieser auf den Jungen zutrat und ihm die Hand auf die Stirn legte.
 

„Und Sie sind sicher, dass alles in Ordnung ist? Soll ich nicht doch lieber einen Arzt rufen?“, meinte der Bedienstete, aber er erhielt eine harsche Abfuhr.
 

„Wenn ich sage, mir geht es gut, dann geht es mir auch gut, Itaki. Und jetzt verschwinden Sie endlich, und sprengen sie den Rasen, der braucht dringend Wasser.“, schnauzte Kai los und nahm seinen Mokka an sich.
 

Itaki nickte rasch und verließ das Zimmer. Dass sein Herr aber auch immer so grob sein musste...er würde schon auf ein einfaches Nein hören, aber Kai legte ja besonders viel Wert darauf, sein Personal zu schikanieren.
 

//Das geht mir einfach zu schnell... aber Yuriy sah auch total überrumpelt aus, also kann er nichts davon gewusst haben. Ein Grund mehr, zu glauben, dass Rays Ansprache ernst gemeint war. Oh Mann...//
 

Verwirrt fuhr sich der Russe durch die Haare und zerzauste seinen Pony noch mehr. Stöhnend wälzte er sich auf den Rücken und betrachtete die Decke.
 

~+~Ortswechsel~+~
 

„Oh Mann...so hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt...Ray, du kleiner Idiot...“, seufzte Yuriy immer wieder vor sich hin und er warf sich den inzwischen schwerer werdenden Beutel von Kai über die Schulter. Der Blaugrauhaarige hatte ja ordentlich eingekauft, die Bücher waren ganz schön schwer.
 

Als er endlich mal von der Straße aufsah, staunte der Rothaarige nicht schlecht.

Ohne, dass er es auch nur gemerkt hatte, hatten ihn seine Füße doch tatsächlich zu dem Anwesen der Hiwataris geführt.
 

//Nanu? Was will mir mein Unterbewusstsein denn damit sagen? Etwa, dass ich mich mit Kai aussprechen sollte? Hm...das wäre wohl das Beste...er ist garantiert genauso durch den Wind wie ich...schließlich bekommt man nicht jeden Tag ein Liebesgeständnis von einem guten Freund...//, dachte Yuriy verwirrt und fuhr sich durch die Haare.
 

„Augen zu und durch! Mehr als Rausschmeißen kann er mich nicht!“, murmelte der Rothaarige und betrat das Grundstück. Diesmal kam ihm kein Itaki entgegen, aber das störte ihn auch nicht sonderlich.
 

//Warte...Kais Zimmer war, wenn ich mich nicht irre, im ersten Stock, die fünfte Tür auf der linken Seite...Hoffentlich habe ich mich nicht geirrt!//
 

Aber er irrte sich nicht. Problemlos fand Yuriy das Zimmer seines graublauhaarigen Freundes und diesmal klopfte er auch leise an.
 

Ein leises „Herein“, ließ Yuriy kurz zusammenfahren, aber der Rothaarige fasste sich schnell wieder, und öffnete langsam die Tür.
 

Sofort erblickte er den Jüngeren, dieser lag in einen weißen Kimono gekleidet, auf seinem Bett und wandte ihm den Rücken zu.
 

„Itaki, was wollen Sie denn noch? Haben Sie etwa schon die Sprenger aufgestellt?“, fragte Kai mit müder Stimme, da er dachte, sein Butler würde ihn wohl wieder stören wollen.
 

„Äh...Kai, ich bin’s.“, sagte Yuriy schüchtern und lächelte verlegen, als der Graublauhaarige sich verblüfft herumdrehte und ihn ansah.
 

Sofort lief dieser ein wenig rot an, und wollte schon aufstehen, aber Yuriy hinderte ihn daran.
 

„Schon gut, ich guck dir nichts ab. Ich bin eigentlich nur hergekommen...um dir deine Mangas zu geben...die hast du im Eisladen vergessen. Ich dachte, ich bringe sie dir vorbei.“, sagte der Rothaarige und guckte auch demonstrativ zur Seite, damit Kai verstand, dass er sich nicht umzuziehen brauchte.
 

„Äh...Danke Yuriy...“, meinte Kai verwirrt, und nahm seinen Beutel entgegen. „...dass du sie mir gebracht hast...“ Rasch stellte er den Beutel neben sein Bett und setzte sich aufrecht hin, um den Rothaarigen anschauen zu können.
 

„Aber nur deswegen bist du nicht hier, nicht wahr?“, vermutete der Graublauhaarige, und Angesprochener nickte leicht. Unbewusst waren beide in ihre Muttersprache zurückgefallen.
 

„Ich...“, fing dieser an, aber er schien nicht die richtigen Worte zu finden, unruhig trat er von einem Bein aufs andere.
 

„Setz dich. Du brauchst nicht stehen.“, bot Kai an und klopfte auf sein übergroßes Bett. Der andere Russe leistete dieser Aufforderung nur zu gern Folge.
 

„Also...ich bin eigentlich hergekommen, um mit dir über Ray zu reden. Du glaubst doch nicht etwa das, was er sagt, oder Kai?“, kam der Rothaarige nun endlich zum Punkt und blickte seinen Freund neugierig an.
 

„hm...“, machte Kai nur und sah zu Boden.

„Ganz ehrlich gesagt...ich weiß es nicht...irgendwie habe ich das Gefühl, dass er die Wahrheit sagt, aber irgendetwas verheimlicht er mir noch. Ich kann einfach nicht mit so was umgehen...bisher hat mir noch nie jemand ein Liebesgeständnis gemacht...und schon gar kein Junge...“, seufzte der Graublauhaarige nur und begann, mit einem Ende seiner Bettdecke herumzuspielen.
 

„Ich war ganz schön erschrocken...mit so was hätte ich nie gerechnet. Schon gar nicht damit, dass Ray eventuell schwul sein könnte. Du?“
 

„Nie...ich dachte eher, bei ihm wäre es kindliche Naivität. Bei dir könnte ich es mir schon eher vorstellen, weil du reifer und erwachsener bist, aber niemals bei Ray...“, stimmte Kai zu und nickte schwach.
 

„Aber wenn das stimmt, dann hast du ihm wirklich das Herz gebrochen...ich habe gesehen, wie er weinend weggerannt ist.“, meinte Yuriy besorgt und legte sich auf den Rücken.
 

„Was?“, wiederholte Kai erschrocken und bekam sofort ein heftig schlechtes Gewissen.
 

„Sag mal, Yuriy...antworte jetzt bitte ganz ehrlich. Bist du schwul? Oder hetero?“, fragte Kai plötzlich wie aus heiterem Himmel und starrte den Rothaarigen erwartungsvoll an.
 

Dieser wurde schlagartig rot, zögerte aber noch ein paar Sekunden, bevor er antwortete.
 

„Öh...also ehrlich gesagt...ich weiß es wirklich nicht. Ich habe bisher weder auf knackige Männerärsche oder auf große Frauenoberweiten geachtet, wenn du das meinst. Eine Freundin hatte ich noch nie...aber auch keinen Freund...“, gestand Yuriy und seufzte vor sich hin.
 

Diese Antwort stellte Kai mehr als zufrieden.

„Dann ist ja alles gut. Irgendwie wäre ich mir ein wenig komisch vorgekommen, wenn du auch schwul wärst...“, lachte Kai und ließ sich jetzt ebenfalls nach hinten fallen.
 

„Weißt du was? Der Kimono steht dir!“, scherzte Yuriy und setzte sich auf, um Kai in seiner ganzen Größe in dem Kimono bewundern zu können.
 

„Du...“, keuchte Kai, wurde aber schlagartig wieder rot. Er wollte erneut aufstehen, diesmal um sich wirklich umzuziehen, aber wieder hielt Yuriy ihn auf.
 

„Hey, das war ernst gemeint. Das braucht dir nicht peinlich zu sein, Kai. Manch einer könnte glatt neidisch werden...für einen Jungen siehst du wirklich schön aus. Und das war jetzt ein Lob.“, grinste der Rothaarige und hielt Kai am Handgelenk fest.
 

„Los, setz dich, ich will weiterreden. Ich möchte...unbedingt noch was loswerden, bevor ich wieder gehe.“, verlangte der Rothaarige und zog Kai wieder zurück aufs Bett.
 

Dieser ließ sich das stumm gefallen, aber eine leichte Röte zierte noch immer seine Wangen.
 

„Also...morgen...geht ja die Schule wieder los...“, versuchte Yuriy erneut ein Gespräch in Gang zu bringen, aber diesmal unterbrach ihn sein Freund.
 

„Du wirst dich von mir fern halten, verstanden? Wenn Jake und seine Idiotenbande mitkriegen, dass du dich bei mir aufhältst, dann werden sie dich auch fertig machen, und darauf habe ich so absolut keinen Bock. Mir reicht es schon, dass ich Außenseiter geworden bin, du sollst nicht einfach so leichtfertig deinen Platz in der Gruppe aufs Spiel setzen. Am besten bleiben wir bei einer Wochenendfreundschaft.“, schnaufte Kai und verschränkte, wie sonst auch wenn er genervt oder anderswie beunruhigt war, die Arme vor der Brust.
 

„Das kannst du dir aber schnell abschminken, Kai. Ich belasse es nicht einfach so bei einer Wochenendfreundschaft, okay? Entweder wir sind Freunde, oder wir sind keine Freunde. Ob du willst oder nicht, ich werde dir auch in der Schule Gesellschaft leisten, wenn auch nicht ständig. Ist schon schlimm genug, dass Jake dich dauernd fertig macht, noch schlimmer ist es aber, dass sich niemand traut, sich gegen ihn zu wehren. Das Ekel fühlt sich völlig sicher, weil er so viele Idioten um sich herum hat, die ihn beschützen können. Einen Aufstand kann man im Keim ersticken. Aber sobald es mehrere werden, wird es immer schwerer, diesen Aufstand abzuwehren. Wir müssen zusammen halten, und ich bin sicher, auf Ray können wir auch zählen. Wir werden schon auf dich aufpassen, und ich weiß, bald wirst du wieder einen Platz in der Gesellschaft haben und kein Außenseiter mehr sein, Kai!“, rief Yuriy aufgebracht und wedelte mit den Armen in der Luft herum, dass Kai erschrocken zusammenzuckte und ein Stück zurückrutschte.
 

„Aber Yuriy...“, wollte Kai zögernd einwerfen, aber Yuriys entschlossener Blick ließ seinen Widerstand sofort erlahmen.
 

„Ich geh dann jetzt wieder, okay? Wir sehen uns dann morgen in der Schule. Bye.“, verabschiedete sich der Rothaarige und lächelte seinen Freund an, bevor er zur Tür raus verschwand.
 

Kai blieb, verwirrt, aber auch ein wenig bedrückt, zurück.
 

~ Ende Kapitel 9 ~

Jake am Morgen bringt Kummer und Sorgen!

*drop*

Ohne große Vorrede diesmal...dieses Kapitel ist derbst kurz geworden, ich weiß ^^° Bitte nich töten! >.<

Aber trotzdem wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen und hoffentlich auch beim Kommentieren ^^
 

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~+~ Kapitel 10: Jake am Morgen bringt Kummer und Sorgen ~+~
 

Am nächsten Morgen war Ray, wie sonst eigentlich nie, schon vor dem Weckerklingeln wach. Er hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan, ihm war jedes Mal schlecht geworden bei dem Gedanken, Kai wieder unter die Augen treten zu müssen.
 

Er hatte alles in seinem Kopf durchspielen lassen: angefangen, dass Kai sich zu Tode ekeln würde, und den Chinesen einfach eiskalt abwies, bis dahin, dass auch Kai ihm seine Liebe gestand und sie ein Paar wurden...

Aber so ehrlich gesagt, glaubte Ray nicht im Geringsten dran, dass der Russe was für ihn empfand. Er war zwar auch schwul, aber das bedeutete gar nichts...
 

„Ray, steh auf, du musst zur Schule!“, schrie plötzlich die Stimme von seiner Mutter durch die Tür und der Junge fuhr kerzengerade in seinem Bett auf, ließ sich aber fast sofort wieder stöhnend zurücksinken.
 

„Ja, Mum, ich komm gleich...“, brüllte Ray in gleicher Lautstärke zurück und krabbelte aus dem Bett ins Badezimmer.
 

„Oh Ray...das wird ein Horrortag, das sagt dir dein Bauchgefühl...und nicht nur das...“, flüsterte der Schwarzhaarige bedrückt vor sich hin, und zog sich langsam aus, um unter die dusche zu hüpfen.
 

~+~Ortswechsel~+~

Währenddessen bei Yuriy:
 

Verschlafen blinzelte der Rothaarige in das grelle Sonnenlicht, welches frech durch die zugezogenen Vorhänge schien.

//Sonne? Hm? Um 6?//, dachte Yuriy verschlafen und wollte sich herumdrehen, um weiterzuschlafen, als sein Blick versehentlich auf den Wecker fiel.
 

„Uwaaaaaaaaaaaah! Schon halb 8! Scheiße, ich komm zu spät!“, fluchte der Russe, sprang geradezu aus dem Bett und stürmte ins Badezimmer. Als er in Maschkas Zimmer stürmte um sie zu wecken, registrierte er verwundert, dass die Kleine schon weg war. Bestimmt hatte sie wieder vergeblich versucht ihn zu wecken und war dann zur Schule gegangen...
 

Aber heute schien nicht sein Glückstag zu sein. Erst schaffte er sein Frühstück nicht mehr und als er dann endlich auf dem Weg zur Schule war, fiel ihm auch noch ein, dass er seine Biologiearbeit auf dem Schreibtisch vergessen hatte und musste eiligst zurücklaufen, um sie zu holen.
 

Und als er dann endlich in der Schule ankam, schloss sich vor seinen Augen das Schultor...
 

„Nein!“, jammerte Yuriy vor sich hin und bereitete sich schon auf ein unangenehmes Gespräch mit dem Direktor vor.
 

~+~Ortswechsel~+~

Und währenddessen bei Kai:
 

Der Graublauhaarige war, wie sonst immer, mindestens eine Viertelstunde vor Unterrichtsbeginn im Klassenraum, um sich zu langweilen.
 

Aber heute langweilte er sich nicht. Sehr aufmerksam glitten seine feuerroten Augen über jeden einzelnen Schüler, hielten nach einem rothaarigen Russen und einem schwarzhaarigen Chinesen Ausschau.
 

Letzterer kam sehr schnell. Kaum dass Kai sich hingesetzt hatte, betrat auch Ray den Klassenraum, er lächelte Kai schüchtern, aber sehr bestimmt zu und setzte sich auf seinen Platz.
 

Rasch blickte Kai weg und versuchte konzentriert aus dem Fenster zu schauen, aber immer wieder kam ihm Ray in den Sinn. Wie er ihm seine Liebe gestanden und ihn geküsst hatte...
 

Immer schneller füllte sich der Klassenraum, aber kein Rothaariger in Sicht. Als der Unterricht schließlich begann, fing Kai an, sich Sorgen zu machen.
 

//Wo ist der denn? Er fehlt doch sonst nicht... Hoffentlich haben Jake und seine Bande ihn nicht erwischt! Ach quatsch...die wissen doch gar nichts...Vielleicht hat er auch einfach bloß verschlafen...//, dachte Kai besorgt und blickte aus dem Fenster.
 

Er konnte einfach nicht dem Unterricht folgen, dazu war seine Laune zu mies und seine Konzentration zu sehr von einem gewissen schwarzhaarigen Chinesen abgelenkt.
 

Als schließlich die Pausenglocke läutete, bekam Kai innerlich fast Panik. Hoffentlich kam jetzt Ray nicht zu ihm...hoffentlich verriet sich der Jüngere nicht durch irgendwelche unüberlegten Handlungen.
 

Aber seine Panik war unbegründet. Ein gewisser Rothaariger hielt Ray nämlich davon ab, zu ihm zu kommen, indem er einfach stumm den Klassenraum betrat, ein leises Seufzen von sich hören ließ und sich auf seinen Platz neben Kai fallen ließ.
 

„Yuriy, wo warst du denn? Wieso kommst du so spät?“, fragte Ray verwirrt und blickte seinen Freund neugierig an. Dieser sah ziemlich gestresst aus, dicke Augenränder verrieten ihn.
 

„Hab verschlafen...der Direx hat mich festgehalten. Ich bin erst eben von ihm losgekommen...Tut mir leid, ich wollte euch keine Sorgen machen.“ Bei dem letzten Satz blickte Yuriy demonstrativ zu Kai herüber, welcher rasch aus dem Fenster sah und so tat, als würden ihn die beiden anderen gar nicht interessieren.
 

„Hier, schreib dir lieber schnell die Aufgaben ab, die wir als Hausaufgaben aufbekommen haben. Das solltest du nicht vergessen, sonst bekommst du noch mehr Stress.“, sagte der Jüngere der Drei besorgt und schob Yuriy sein Matheheft hin.
 

„Danke, Kleiner. Was wäre ich ohne dich?“, scherzte der Rothaarige und begann, die zwei Seiten abzuschreiben.
 

Der Rest des Tages verlief wie immer: die meisten Pausen verbrachten die drei Jungen im Klassenraum, Ray und Yuriy ließen sich äußerlich nicht anmerken, dass sie inzwischen gut mit Kai befreundet waren, nur ab und zu tauschten sie ein paar Blicke aus, die verrieten, dass sie doch aneinander dachten.
 

Erst in der zweiten großen Pause geschah das, wovor Kai sich innerlich schon den ganzen Tag lang gefürchtet hatte: Die große Pause durften sie nicht in den Klassenräumen verbringen, also wurden alle auf den Schulhof gescheucht.
 

Kai suchte sich wieder einen ruhigen Platz, wo er sich zurückziehen konnte und nicht so viele andere Kinder sich um ihn tummelten und Yuriy und Ray hielten sich ganz in seiner Nähe auf.
 

„Hey Yuriy, hast du wirklich verschlafen heute morgen?“, fragte Ray seinen Freund nochmals, während er sich auf der Bank breit machte und seine Lunchbox aus seiner Tasche kramte.
 

„Ja. Voll stressig! Erst hab ich kein Frühstück mehr bekommen, danach habe ich meine Bioarbeit zu Hause vergessen und musste zurücklaufen und dann hat sich das Tor praktisch vor meinen Augen geschlossen... Ich hasse solche Tage!“, schnaufte Angesprochener und ließ sich ebenfalls auf die Bank sinken.
 

„Hier, damit du auch was im Magen hast.“, bot Ray lächelnd an und hielt seinem Freund eine Sandwichhälfte hin. Yuriy nahm dankbar an und begann fröhlich zu essen.
 

„Hey, da ist Jake. Er geht genau auf Kai zu!“, rief Ray plötzlich und deutete auf einen großen, schlank gewachsenen jungen Mann im Alter von 20 Jahren, der ganz zufällig Kais Erzfeind war.
 

„Das gibt Ärger...erst mal sehen, was er macht. Wenn es ernst wird, greifen wir ein, okay?“, flüsterte Yuriy dem Schwarzhaarigen zu und beäugte misstrauisch das Geschehen.
 

Kai hatte sich gerade gegen einen Baum gelehnt und döste friedlich vor sich hin, als ein Schatten ihm die Sonne verdeckte.
 

„Hey!“, nuschelte der Graublauhaarige und blickte auf.
 

//Ach du Scheiße...nicht der schon wieder! Wenn das mal keinen Ärger gibt!//, dachte Kai erschrocken und blickte geradewegs in zwei strahlend blaue Augen. Aber diesmal wollte er nicht klein beigeben. Er wollte seinen beiden Freunden beweisen, dass er sehr wohl auf sich selbst aufpassen konnte und keine Babysitter brauchte.
 

„Na, Kai-chan? Kennst du mich noch?“, grinste Jake hämisch und beugte sich zu seinem Opfer hinab.
 

„So’ne dämliche Fresse wie deine kann man nur schwer vergessen!“, fauchte Kai zurück und stand langsam auf.
 

„Wie? Ich glaube, du vergreifst dich ein bisschen im Ton, mein Guter! Soll ich dir erst wieder Manieren beibringen?“, fragte Jake stirnrunzelnd und packte den Kleineren am Kragen.
 

„Nein Danke! Deine Eltern sollten dir lieber Manieren beibringen!“, antwortete Kai frech und stieß Jakes Hand schwungvoll weg.
 

„Na warte, du Schwuchtel...“, stieß der Zwölftklässler zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und bevor Kai auch nur reagieren konnte, hatte sich auch schon eine schöne große Faust in seinem Magen platziert.
 

„Uhm“, machte der Russe schmerzhaft und sank in die Knie, die Arme um den Bauch geschlungen.
 

„Hey, was soll das? Jake, lass sofort deine dreckigen Finger von ihm, oder soll ich dir erst wieder eine scheuern, bevor du es endlich kapierst?“, rief plötzlich eine helle Jungenstimme und ein schwarzhaariger Chinese stürmte heran.
 

„Hey, Kai, alles klar bei dir?“, flüsterte Yuriy besorgt, welcher inzwischen neben Kai in die Knie gesunken war und dem Graublauhaarigen hilfreich die Hand entgegenstreckte.
 

„Was soll denn das? Was mischt ihr euch hier ein?“, fragte Jake verwirrt und blickte zwischen den beiden Eindringlingen und Kai hin und her.
 

„Du sollst Kai endlich in Ruhe lassen! Such dir jemand anderen, den du ärgern kannst! Kai ist nicht dein Opfer!“, fauchte Ray und trat drohend einen Schritt vor. Seine Fingerknöchel knacksten geräuschvoll.
 

„Das werden wir nachholen, Schwuchtel, verlass dich drauf! Dann hast du nichts mehr zu lachen!“, rief Jake Kai noch zu, bevor er sich schleunigst vom Acker machte.
 

„Pfff...diese Jugend von Heute, also nein.“, brummte Yuriy geringschätzig vor sich her und ließ erneut seine Finger knacken.
 

„Ihr Idioten! Was mischt ihr euch da ein? Das hätte ich auch allein geregelt!“, knurrte Kai los und stand schwankend auf. Ray lachte ironisch.
 

„Klar! Nur falls du es noch nicht gemerkt hast, Kai, aber Jake ist einen Kopf größer als du, zudem im Baseballteam, also dementsprechend stark, und außerdem mindestens doppelt so schwer wie du! Du hast nicht die geringste Chance gegen ihn!“, wies Ray den Älteren zurecht, aber dieser ließ sich nichts sagen. Zu wütend war er über Jakes Sieg.
 

„Quatsch! Ich kann mich sehr wohl wehren! Lasst mich bloß in Ruhe! Mischt euch nicht dauernd in Angelegenheiten ein, die euch nichts angehen!“
 

„Pff...na gut, Kai. Wir lassen dich in Ruhe. Aber beschwer dich hinterher nicht, wenn du im Krankenhaus liegst wegen gebrochenen Knochen oder weil Jake dich flachgelegt hat, dass wir dir nicht geholfen hätten.“, schnaubte Ray verächtlich und drehte sich demonstrativ herum.
 

Unglücklich sackte Kai förmlich in sich zusammen und blickte zu Boden.

„Entschuldige, Ray...aber dieser Typ macht mich wahnsinnig...leider ich bin viel zu schwach, um mich gegen ihn zur Wehr zu setzen...“, murmelte der Graublauhaarige mutlos.
 

„Keine Angst, Kai. Wir werden auf dich aufpassen, das verspreche ich dir! Und wenn nicht...zur Not kannst du immer noch die Schule wechseln.“, grinste Yuriy und half seinem Freund wieder auf die Beine.
 

Dankbar nickte Kai seinen beiden Freunden zu.

„Danke...dass ihr mir so helft, obwohl ihr wahrlich genug Probleme habt...“

Eine kleine einsame Träne suchte sich ihren Weg über die Wange des Graublauhaarigen.
 

„Hey, brauchst doch nicht gleich anfangen zu heulen, Kleiner! Ist doch selbstverständlich!“, lachte Yuriy und umarmte den Kleineren freundschaftlich.
 

„Das rührt mich so...ihr macht euch so große Sorgen um mich, und was mache ich? Ich schnauze euch ständig voll.“, schniefte Kai und wischte sich über die Wange.
 

„Schon okay. Lass uns reingehen, die Pause ist gleich vorbei.“, schlug Ray vor und nahm die beiden Jungen an der Hand.
 

~ Ende Kapitel 10 ~

Babysitter? Niemals!

~+~ Babysitter? Niemals! ~+~
 

Den Rest der Woche ließ Jake sich nicht mehr blicken. Yuriy und Ray hielten sich jetzt fast ständig bei ihrem Graublauhaarigen Freund auf, der zwar anfänglich etwas dagegen hatte, aber sich mit der Zeit sogar freute, wenn ihn seine Freunde nach draußen begleiteten.
 

„Na, siehst du, Kai? Ich habe dir doch gesagt, solange wir bei dir sind, lässt Jake dich in Ruhe.“, grinste Yuriy und setzte sich auf die Bank. Eine einzige Stunde trennte sie noch von den bevorstehenden großen Sommerferien.
 

„Ist ja nicht schlecht, aber ihr könnt schließlich nicht rund um die Uhr für mich da sein. Sobald Jake mich mal alleine erwischt, macht er mich dafür umso mehr fertig.“, seufzte Kai und holte seinen Bento aus seiner Tasche.
 

„Boah, krieg ich das Sushi? Bitte, Kai!“, rief Ray begeistert, als er in der Box eine ganze Hälfte Sushi fand. Wortlos reichte der Graublauhaarige dem Kleineren die Box und nahm sich selbst den Rest vor.
 

„Ach Kai, das kriegen wir schon hin. Du brauchst doch nicht immer so pessimistisch sein!“, meinte Yuriy kopfschüttelnd und grinste.
 

„Thema wechseln. Was machen wir morgen? Am ersten der Tag der Sommerferien sollten wir was ganz Besonderes machen, meint ihr nicht?“, fragte Ray aufgeregt zwischen ein paar Bissen hervor und blickte seine Freunde neugierig an.
 

„Keine Ahnung...aber wenn es weiter solche Rekordtemperaturen bleiben, dann könnten wir ja mal einen Tag an den Strand gehen. Oder?“, schlug Yuriy schulterzuckend vor und blickte in die Runde. Selbst Kai lächelte schwach.
 

„Das ist eine gute Idee. Was haltet ihr davon, wenn ihr heute bei mir übernachtet, dann können wir morgen extrafrüh losgehen, und müssen uns nicht erst wieder zusammenfinden. Mein Eltern haben bestimmt nichts dagegen.“, rief Ray und war jetzt Feuer und Flamme. Yuriy nickte fröhlich, nur Kai schien noch sehr unsicher.
 

„Ähm...ich weiß nicht, ob das geht. Ich habe am Dienstag einen Gesprächstermin mit meinem Manager. Bis dahin muss ich viel vorbereiten, also meine Steuererklärungen ausarbeiten, private Dinge klären und so weiter. Das heißt wohl, ich werde wohl bis Dienstag nicht vom Laptop wegkommen, ich habe viel zu tun.“, warf Kai zögernd ein und fing wieder an, mit einem nächstbesten Grashalm zu spielen. Eine dumme Angewohnheit.
 

„Dann nimm doch deinen Laptop mit. Dann kannst du auch draußen damit arbeiten, oder nicht? Glaubst du, das geht?“, fragte Yuriy und blickte wie hypnotisiert den wackelnden Grashalm an.
 

„Ich...kann es ja versuchen. Ich nehme meinen Laptop mit und wenn ich nicht alles schaffe, dann sage ich einfach, dass ich eben keine Zeit habe.“, stimmte Kai zu und lächelte zögerlich.
 

„Natürlich. Du bist doch erst 17, und dann schon eine ganze Firma zu übernehmen ist praktisch unmöglich. Gerade in dem Alter braucht man seine Freunde und Spaß, sonst geht man ein wie ein Gänseblümchen im Schnee.“, lachte Yuriy und knuffte Kai spielerisch in die Seite.
 

„Das stimmt. Aber jetzt lasst uns erst mal reingehen, die letzte Stunde bewältigen, und dann können wir weitersehen. Okay?“
 

„Okay!“, kam es von den beiden Russen und jeder zufrieden vor sich hin lächelnd, gingen sie wieder zurück in ihre Klasse.
 

~+~Zwei Stunden später~+~
 

„Okay, ich schlage vor, jeder geht jetzt erst mal nach Hause und packt seine Sachen zusammen, in einer halben Stunde treffen wir uns dann wieder hier, okay? Yuriy, du hast den weitesten Weg, du kannst dir ruhig Zeit lassen.“, rief Ray und stürmte davon.
 

„Na dann, pass auf dich auf, Kai. Wir sehen uns ja nachher wieder hier. Aber vergiss den Laptop nicht, ne?“, verabschiedete der Rothaarige noch mit einem kleinen Klaps auf die Schulter, und dann machte er sich auch auf den Weg.
 

„Ja ja...“, murmelte Kai niedergeschlagen und trottete mit hängenden Schultern zum Bus. Ehrlich gesagt wollte er nicht bei den Jungen übernachten, dazu war ihm seine Privatsphäre zu wichtig. Aber er konnte sie ja auch schlecht abweisen.
 

„Was tut man nicht alles für seine Freunde...“, seufzte der Graublauhaarige und bevor er sich versah, musste er auch schon wieder aussteigen.
 

Vor dem Anwesen der Hiwataris standen – zu Kais Verwirrung – eine schwarze Limousine, und direkt daneben eine ganze Horde Bodyguards.
 

//Was ist denn hier los? Davon weiß ich ja gar nichts!//, dachte Kai verärgert und beschleunigte seinen Schritt. Schon aus der Ferne erkannte er seinen Butler Itaki, der mit einem jungen Mann an der Tür stand und mit ihm sprach.
 

„Ah, Master Kai, da seid ihr ja endlich! Ihr habt Besuch!“, rief Itaki erleichtert, als er Kai erblickte, welcher mit langsamen Schritten das Grundstück betrat.
 

„Sehr witzig, Itaki, das sehe ich auch selbst. Und von wem, wenn ich fragen darf?“, antwortete Kai barsch und blickte misstrauisch den Fremden an.
 

Diese nach allen Seiten abstehenden hellblauen Haare und die hinter der Sonnenbrille verborgenen Augen, dazu das schmale Gesicht und die coolen Lederklamotten verunsicherten Kai. Der Typ sah nicht gerade arm aus, also musste er aus reichem Hause kommen, nur konnte er sich nicht erklären, wie dieser Typ auf ihn gekommen sein sollte.
 

Anscheinend höchst zufrieden nahm der Fremde seine Sonnenbrille ab und betrachtete Kai abschätzend aus klaren, dunkelblauen Augen von oben bis unten.
 

„Sind Sie jetzt endlich fertig mit Starren und könnten Sie sich bitte mal vorstellen? Ansonsten, wo die Tür ist dürfte bekannt sein!“, verlangte Kai ungeduldig und sein Blick wurde eisig.
 

„Hey, immer cool bleiben, Kleiner. Mein Name ist Hitoshi Kinomija, und ich bin dein neuer Bodyguard, so wie es dein Großvater vor vier Jahren beschlossen hat.“, eröffnete der Blauhaarige und grinste fröhlich, als er Kais ungläubiges Gesicht sah.
 

„Wa...ITAKI!“, brüllte Kai plötzlich los, in einer solchen Lautstärke, dass alle zusammenzuckten und ihn anschauten wie Autos.
 

„Ich hab doch gesagt, Sie sollen sämtliche Entscheidungen, die der alte Sack ohne meine Entscheidung getroffen hat, ablehnen! Sind Sie nicht mal dazu in der Lage?“, wütete der Graublauhaarige los und stand kurz vor einer Explosion.
 

„Hey...Komm mal wieder runter, Kleiner. Dein Butler hat nichts damit zu tun! Ich bin aus freien Stücken hier, okay?“, versuchte Hitoshi den Jüngeren zu beruhigen, aber mit eher Unzufriedenstellenden Ergebnissen.
 

Als der Graublauhaarige seinen Butler nach fünf Minuten immer noch voll schnauzte, ohne auf Hitoshis Einwände zu achten, da platzte dem Blauhaarigen der Kragen.
 

Mit einem Ruck packte er Kai am Schal, zog ihn mühelos zu sich heran, dass der Kleinere übel stolperte und in die Arme des Blauhaarigen fiel, wo er keuchend in starken Armen hing und sich nicht mehr zu bewegen vermochte.
 

„H, hey! Lass mich sofort los, sonst kannst du was erleben!“, knurrte Kai los und versuchte sich zu befreien, aber Hitoshi war zu stark für ihn.
 

„Jetzt hör mir mal zu, du Obermacker von reicher Schnöselsohn! So, wie du das hier machst, behandelt man keine Gäste! Außerdem habe ich mich angekündigt, vor mehr als einem Monat! Also hör auf hier so rumzubrüllen wie ein Primat, sondern biete mir lieber eine Tasse Kaffee an, damit wir endlich ins Gespräch kommen, klar! Sonst setzt es was, aber ordentlich! Und daran kann nicht mal deine Position was ändern!“, schnauzte der Blauhaarige den Jüngeren an und zog, um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, seine Umarmung etwas enger, dass Kai schmerzhaft aufkeuchte.
 

„Ja...okay, entschuldige, aber lass mich los!“, keuchte dieser plötzlich, und hatte Mühe, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Dieser Hitoshi konnte aber ordentlich zudrücken!
 

Sofort ließ Hitoshi den Kleineren los und sah geringschätzig zu, wie Kai in die Knie sank und erst mal scharf einatmete.
 

//Na toll...und auf so ein Weichei soll ich aufpassen? Rumzetern, das kann er ja ausgezeichnet, aber das scheint auch alles zu sein. Bin mal gespannt, wie er so lebt. Er wird mich ja aufnehmen müssen, er hat gar keine andere Wahl//, dachte Hitoshi seufzend und hielt dem Graublauhaarigen hilfreich die Hand entgegen.
 

„Komm rein und mach es dir bequem. Itaki, Sie bereiten zwei Tassen Kaffee vor, und wehe, Sie stören.“, fauchte Kai seinen Angestellten an und stürmte ins Haus.
 

„Da hat wohl jemand schlechte Laune...“, stellte Hitoshi fest und leistete der Aufforderung Folge, betrat das große Haus und setzte sich stumm ins Wohnzimmer. Während er sich aufmerksam umsah, hörte er Kai auf seinem Weg in die obere Etage schlecht gelaunt vor sich hinbrummen.
 

„Hier, ihr Kaffee, Herr Hitoshi. Ich hoffe doch, Sie lassen sich von Kais Verhalten nicht beeindrucken. Anscheinend passen Sie ihm ganz und gar nicht in den Kram, normalerweise ist er nämlich nicht halb so aggressiv.“, entschuldigte Itaki sich ganz höflich bei seinem Gast, aber dieser wank nur lächelnd ab.
 

„Schon gut, Itaki. Ich kann durchaus verstehen, warum Kai so schlecht drauf ist, ich würde auch keinen Babysitter mehr mit Siebzehn Jahren haben wollen. Aber er hat mich schließlich selbst eingestellt, auch wenn er sich bestimmt nicht mehr daran erinnern kann.
 

Nach zwei Minuten kam Kai wieder zurück, er hatte sich umgezogen und trug nun ein schlichtes weißes Hemd, darüber eine schwarze Lederweste und eine schwarze Lederhose.
 

„Gut, was willst du?“, fragte Kai barsch, und setzte sich seinem Gast gegenüber auf den Sessel.
 

„Auf ein Angebot aus früheren Zeiten zurückkommen, mein Lieber Kai.“, antwortete Hitoshi gelassen und schlürfte seinen Kaffee.
 

„Wie meinst du das?“

„Na, so wie ich es meine. Du hast mir vor sechs Jahren ein Angebot gemacht, dass ich bei dir als Bodyguard einsteigen könne, wenn ich mehr als neun Million Euro auf meinem Konto habe. Jetzt sag bitte nicht, dass du dich nicht mehr daran erinnerst.“, erklärte Hitoshi lächelnd und nun war er eindeutig schadenfroh.
 

Kai musste erst mal stark nachdenken, bevor ihm wieder einfiel, wovon der Ältere sprach.
 

„Ach, du meinst den Tag damals, als du mich vor diesen komischen Schlägertypen beschützt hast, nicht wahr? Hab ich das damals tatsächlich gesagt?“, hakte Kai noch mal nach und erntete begeistertes Nicken.
 

„Ganz genau. Und ich habe deine Forderung erfüllt. Mein Konto sprengt inzwischen die 12 Millionen-Grenze und ich bin äußerst wohlhabend, habe auch schon mehrere Angebote als Bodyguard bekommen. Und dein Großvater hat vor vier Jahren ebenfalls meinen Plänen zugestimmt. Also will ich jetzt hier arbeiten!“, verlangte der Blauhaarige und grinste siegessicher.
 

„Hey, warte! Das geht mir zu schnell!“, rief Kai total unsicher und fuhr sich gestresst durch die Haare.
 

„Kein Aber, du hast mir versprochen, dass ich dann sofort bei dir einsteigen kann. Und das werde ich jetzt auch tun, ob du willst oder nicht! Ich werde dein Bodyguard und dich auf Schritt und Tritt begleiten!“, schnaufte Hitoshi und stand stürmisch auf.
 

„Ähm...okay, wenn du meinst. Aber dein Gehalt wird erst mal ein wenig gekürzt, schon allein wegen deinem Auftreten deinem Chef gegenüber! Und heute hast du nichts zu beschützen, denn ich bin mit Freunden verabredet, die jetzt bestimmt schon auf mich warten.“, fuhr Kai ihn sofort wütend an und stand ebenfalls auf.
 

„A, aber!“ Jetzt war Hitoshi baff.

Da hatte er sich ja einen richtig strengen Chef ausgesucht...
 

„Kein Aber! Ich zeige dir jetzt dein Zimmer und dann wird Itaki dich im Haus herumführen. Und wehe, wenn du bei meinen Freunden auftauchst, dann bist du sofort gefeuert, damit das gleich klar ist!“, wies Kai den anderen zu Recht und ging wieder die Treppe rauf.
 

„Los, komm endlich. Dein Zimmer ist hier oben. Ich hoffe doch sehr, du hast alles beisammen, ansonsten bekommst du Probleme.“, drängte der Graublauhaarige seinen neuen Angestellten, und öffnete mit einem speziellen Schlüssel eine der Zimmertüren.
 

„Hier wirst du schlafen. Fernseher, Radio und Computer sind vorhanden, Gebühren verlange ich keine, solange du nicht mehr als vier Stunden am Tag dran herumsitzt, Bettwäsche kannst du dir von Itaki holen, er wird dir auch den Rest hier zeigen. Frühstück gibt es morgens um halb Sieben, Mittagessen um Zwei und Abendbrot um halb Neun im Speisesaal. Sei ja pünktlich! Und Nachruhe ist um Elf, verstanden? Und jetzt richte dich ein, für heute hast du frei.“, erklärte Kai mit kühler Stimme und verschwand in sein Zimmer.
 

„Komischer Kauz...früher war er aber viel umgänglicher!“, murmelte Hitoshi verwirrt vor sich hin und seufzte. Er begann, wie aufgetragen, seine Sachen auszupacken, ließ dabei aber die Zimmertür offen, damit er es sofort sah, wenn Kai sein Zimmer verließ.
 

Und kaum dass der neue Bodyguard fertig war mit dem Auspacken, kam auch Kai aus seinem Zimmer, mit einem kleinen Koffer in der Hand und einem Rucksack auf dem Rücken.
 

Unauffällig verfolgte Hitoshi den Jungen bis zur Haustür, bevor dieser das Grundstück verließ und sich auf den Weg zu seinen Freunden machte.
 

„Na toll...und was jetzt?“, murmelte der Blauhaarige verwirrt vor sich her, während er Kai von hinten beobachtete.
 

„Gehe ihm hinterher, Hitoshi. Kai weiß es nicht, aber seit einiger Zeit versammeln sich immer öfters ein paar kleine Gruppen Jugendlicher vor dem Haus, und die sehen nicht grad aus, als wenn sie Kai zu einer Runde Eis einladen wollen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie versuchen werden, ihm irgendwie aufzulauern.“, bat Itaki besorgt, welcher plötzlich neben dem Blauhaarigen aufgetaucht war.
 

„Okay. Danke, Itaki. Ich werde schon auf Kai aufpassen.“, nickte der neue Bodyguard und machte sich rasch auf den Weg, um den Jungen nicht aus den Augen zu verlieren.
 

~ Ende Kapitel 11 ~

Okay, dann brauch ich doch einen Bodyguard!

~+~ Kapitel 12: Okay, dann brauch ich doch einen Bodyguard! ~+~
 

„Scheiß Tag heute...“
 

„Absolut nichts los! Keiner zum Ärgern da...“
 

„Schnauze! Seht ihr nicht, dass ich hier gerade versuche, mich zu entspannen?“, schnauzte Jake seine Leute an und grummelte genervt vor sich hin.
 

„Ach Mensch, Jake, warum sitzen wir hier eigentlich rum? Warum gehen wir nicht einfach in die Stadt oder so?“, fragte einer von Jakes Schergen gelangweilt und gähnte.
 

„Ganz einfach. Weil Kai hier vor einer halben Stunde vorbeigekommen ist, und ich zufällig mitgehört habe, dass er sich mit seinen Freunden verabredet hat. Also wird er hier wieder langgehen. Und wenn er hierher kommt, dann werde ich ihn verprügeln, dass er nur noch Alpträume von mir hat!“, fauchte Jake und packte den anderen, welcher so dumm war, zu fragen, am Kragen.
 

„Ähm, Jake, schau mal dahin.“, mischte sich jetzt noch jemand ein und deutete auf die Straße.
 

Und tatsächlich, dort trottete Kai entlang, einen Koffer in der Hand, mit einem Rucksack und er pfiff fröhlich vor sich hin.
 

„Na endlich! Ich wusste doch, mein Plan geht auf!“, triumphierte der Blauäugige und rieb sich voller Vorfreude die Hände.
 

„Jungs, ihr bildet ganz unauffällig einen Kreis um ihn. Sobald ich euch ein Zeichen gebe, schneidet ihr ihm jeglichen Fluchtweg ab, und dann haben wir den Fisch auf dem Trockenen. Und ihr mischt euch wie immer nicht ein, verstanden?“, befahl Jake seinen Leuten im Flüsterton und verschwand in den Schatten.
 

Kaum hatte der Graublauhaarige die unsichtbare Linie übertreten, trat Jake aus dem Schatten hervor.
 

„Hallöchen, Kai-chan! Na, Süßer?“, begrüßte der Zwanzigjährige sein kleineres Opfer und blickte den anderen lüstern an. Da es verdammt warm war heute, trug Kai bloß ein weißes Hemd aus Satin, darüber eine schwarze Lederweste, seinen heißgebliebten Schal und eine enge schwarze Lederhose.
 

„Jake? Was willst du denn schon wieder?“, seufzte Kai genervt und legte die Stirn in Falten. Das sah ja überhaupt nicht gut aus für ihn, als er auch sämtliche andere Bandenmitglieder hinter seinem Rücken bemerkte.
 

„Na, was denkst du denn? Ich will mit meinem Kuscheltier spielen! Und das Kuscheltier kommt gerade richtig, um Jake die Langeweile zu vertreiben.“, scherzte der Blauhaarige und trat ein paar Schritte näher an Kai heran, dieser wollte zurückweichen, wurde aber sofort wieder von den Gegnern in seinem Rücken zu Jake nach vorn geschubst.
 

„Vergiss es, Jake! Ich hab’s eilig, also mach gefälligst den Weg frei, kapiert?“, schnauzte der Rotäugige, aber sein Gegenüber ließ sich davon absolut überhaupt nicht einschüchtern. Im Gegenteil, er überwand die wenigen Zentimeter zwischen sich um seinem Spielzeug mit einem Schritt und presste Kai fest an sich.
 

„H, hey! Lass mich los!“, rief Kai jetzt schon leicht panisch. Er merkte, wie etwas von Jake auf seinen Körper reagierte und gerade diese Reaktion machte ihm Angst. Mit ganzer Kraft versuchte er Jake von sich wegzudrücken.
 

„Jetzt kriege ich dich endlich...und diesmal werden dir deine kleinen Freunde nicht helfen können, Kai-chan!“, flüsterte der Blauäugige mit tiefer, grollender Stimme in sein Ohr und Kai lief ein eisiger Schauer über den Rücken.
 

„Nein! Du, du sollst mich loslassen! Hörst du?“, keuchte Kai und seine Kräfte erlahmten. Schwach sackte er in den Armen des anderen zusammen, hatte nicht mehr die Kraft sich zu wehren.
 

„Braves Vögelchen, gibst dich mir hin. Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde dir auch nicht so sehr wehtun, versprochen!“, lachte Jake mit einem leicht irren Ausdruck in den Augen und zog Kais Gesicht zu sich.

Der Graublauhaarige kniff angstvoll die Augen zusammen, presste die Lippen aufeinander und wartete auf das eklige Gefühl, wie sich Jakes Lippen auf die Seinen pressten.
 

Aber einen Zentimeter bevor Jake Kai küssen konnte, wurde der Blauhaarige plötzlich an den Haaren gepackt und brutal zurückgerissen.
 

Mit einem Schrei fiel Jake nach hinten und landete unsanft auf dem Boden, so hart, dass er beinahe das Bewusstsein verlor.
 

„Also wirklich...hat deine Mama dir nicht beigebracht, dass man keine fremden Jungs küsst? Ich glaube, ich sollte ihr mal einen Besuch abstatten und ihr erzählen, was ihr Schätzchen privat so alles treibt.“, erklang plötzlich eine tiefe, wütende Stimme und Hitoshi trat aus dem Schatten heraus, blickte Jake aus seinen nachtblauen Augen böse an.
 

„Hitoshi?“, fragte Kai verwirrt, nachdem auch er sich einigermaßen wieder gefangen hatte und blickte zu seinem Bodyguard hinauf.
 

„Soviel zum Thema, du brauchst keinen Bodyguard, was, Kai? Das sehe ich aber ganz anders.“, grinste der Blauhaarige und zog den wimmernden Jake erneut an den Haaren, diesmal in die Höhe.
 

„Ich würde euch raten, mit eurem Chef abzuhauen, ansonsten kann ich für nichts garantieren. Und lasst eure dreckigen Pfoten von Kai, der ist nämlich mein Chef, und ich nehme meine Arbeit ernst. Saiyonara, ihr Flaschen!“, knurrte er den anderen von Jakes Bande zu und warf ihnen den Chef vor die Füße.
 

Kaum waren die Jungs abgezogen, seufzte Kai erleichtert auf.
 

Hilfreich streckte Hitoshi ihm die Hand entgegen, aber der Jüngere ignorierte diese Geste der Hilfe gekonnt und klopfte sich den Staub von den Sachen.
 

„Ich glaube, das war richtiges Timing, dass ich dir gefolgt bin. Ansonsten hätte es jetzt schlecht ausgesehen für dich, sehr schlecht.“, meinte der Blauhaarige nachdenklich und hob den Koffer auf, den Kai fallen gelassen hatte.
 

„Ha Ha. Das hätte ich auch allein hingekriegt, ich brauche deine Hilfe nicht!“, fuhr Kai den Größeren in gefährlich leisem Unterton an und verengte die Augen zu Schlitzen, während er seinen Koffer entgegennahm und sich zum Gehen wandte.
 

„Red keinen Scheiß, Kleiner! Ohne mich wärst du jetzt nicht mehr als ein Häufchen Elend, die Genugtuung, dir zu beschreiben, was dieser Kerl mit dir getan hätte, tue ich ihm aber nicht. Das dürftest du selbst wissen, sogar besser als ich. Also lass deinen dämlichen Stolz beiseite und gestehe es dir wenigstens ein, dass du ohne mich aufgeschmissen bist.“
 

Jetzt fauchte Hitoshi den Jüngeren an, aber in ordentlicher Lautstärke und hatte ihn am Schal gepackt, die Arme leicht angehoben, sodass Kai nur noch auf den Zehenspitzen stand, um nicht den Kontakt zum Boden zu verlieren.
 

„Hmpf, okay, du hast gewonnen. Ich gebe ja zu, dass ich dich brauche, in Ordnung? Und jetzt könntest du mich bitte wieder runterlassen, ich bin mit meinen Freunden verabredet.“, knurrte der Blaugrauhaarige augenrollend und rückte seinen Schal zurecht, als Hitoshi ihn wieder runterließ.
 

„Meinetwegen kannst du mich begleiten, aber sobald ich im Haus bin, verschwindest du wieder, verstanden? Ray kann Karate und kann mich somit auch im Falle eines Angriffs gut beschützen. Du brauchst also keine Angst haben, dass mir Jake noch mal an die Mangel geht, jetzt leckt er erstmal seine Wunden.“

„Ja, Chef.“, murmelte Hitoshi und seufzte leise und folgte seinem jüngeren Chef. Inzwischen zweifelte er schon, ob er wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte, und weiterhin für Kai arbeiten sollte.
 

Bei Rays Haus angekommen, wurde er gleich von dem Rothaarigen und dem Hausbewohner erwartet.
 

„Kai, wo warst du denn so lange? Wir haben uns Sorgen gemacht, dass Jake dich erwischt haben könnte!“, rief Ray besorgt und betrachtete skeptisch den Mann hinter seinem Freund.
 

„Das ist Hitoshi, mein neuer Bodyguard. Keine Sorge, er tut euch nichts, er ist zu meinem persönlichen Schutz da. Und jetzt wird der Herr wieder gehen und mich mit meinen Freunden in Ruhe lassen, okay?“

Den letzten Satz hatte Kai speziell an Hitoshi gewandt, der Größere brummte nur ein leises „Ja“ und ging wieder zurück zum Anwesen der Hiwataris.
 

„Ach ja, Hitoshi? Und bestell bitte Itaki, dass er das Gästebadezimmer und die Garage herrichten soll. Bald dürfte meine neueste Lieferung eintreffen.“, rief der Graublauhaarige dem anderen noch hinterher, ob dieser es gehört hatte, zeigte er allerdings nicht.
 

„Wusste gar nicht, dass du einen Bodyguard hast, Kai!“, meinte Yuriy beeindruckt und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
 

„Ja, ja...als kleiner Junge war ich unerfahren und naiv...“, grummelte Kai genervt und machte sich dran, das Grundstück der Kons zu betreten.
 

„Was meint er denn jetzt damit?“, fragte Ray verwirrt, aber auch der Rothaarige zuckte nur mit den Schultern und folgte seinem Freund.
 

„Willkommen, du musst Kai Hiwatari sein, wenn ich meinen Sohn richtig verstanden habe. Willkommen in unserem bescheidenen Heim. Mein Name ist Akemi, nenn’ mich ruhig auch so.“, hieß Akemi den Gast sofort schüchtern lächelnd Willkommen und auch ihr Mann nickte dem reichen Jungen nur kurz zu, bevor er sich wieder seiner Zeitung zuwandte.
 

„Kai, komm mit, ich zeig dir mein Zimmer. Da werdet ihr auch schlafen, wir haben eben nicht genug Platz, und mein Zimmer ist das größte.“, rief Ray aufgeregt und packte den anderen an der Hand, um ihn unter nicht gerade wenigem Gezappel auf sein Zimmer zu bugsieren.
 

„Ray! Hey, lass mich sofort los!“, rief Kai wütend und versuchte sich von seinem Freund zu lösen, aber erfolglos. Ray hatte mehr Kraft, als man es seiner schmächtigen Statur ansehen mochte. Also trottete er ergeben hinter dem Chinesen her.
 

„So, das ist mein Zimmer. Entspricht zwar bestimmt nicht deinem Wohnstil, aber das wirst du schon überleben, oder, Kai?“, quiekte der Schwarzhaarige begeistert und stieß die Tür auf. Dahinter kam ein großer, etwas voll gestopft wirkender Raum zum Vorschein, den Kai sich aufmerksam ansah.
 

In der Mitte des Zimmers, das beinahe mit der Größe von Kais Schlafzimmer mithalten konnte, stand ein großes, sehr gemütlich aussehendes Bett mit einer Unmenge von Kissen und Kuscheltieren, ein großer Schrank aus Mahagoni und ein fast mannshoher Spiegel daneben nahmen die eine Wandseite ein.

Die andere Wandseite wurde von einem großen Fenster eingenommen, durch das helles Sonnenlicht schien. An der Wand hingen Poster von Nirvana und Scooter, aber ein Bücherregal war ebenfalls vorhanden.
 

Alles in Allem sah dieser Raum sogar irgendwie gemütlich aus, trotz der inzwischen herrschenden Enge, welche durch zwei Matratzen am Boden hervorgerufen worden war. Der braune Teppich bewirkte, zusätzlich zu den ganzen Teddybären im Bett, eine warme Atmosphäre.
 

„Sucht euch aus, wer wo schläft, aber das Bett bekomme wohl ich.“, grinste Ray und betrat den Raum als erster. Stumm setzte er sich auf sein Bett und wartete drauf, dass auch Kai eintrat.
 

„Sag mal, warum hast du denn diese Unmenge an Kissen und Kuscheltieren?“, fragte Yuriy erstaunt und ein superbreites Grinsen zierte sein Gesicht.

Verlegen zupfte Ray an einem der Kissen herum, ein leichter Rotschimmer bedeckte seine Nase.
 

„Na ja...die haben mir meine Freunde aus China geschenkt, bevor ich sie verlassen musste, darum will ich sie auch nicht einfach so in einer Ecke verstauben lassen.“, murmelte der Schwarzhaarige.

Yuriy nickte verständnisvoll.
 

„Hey, Kai, jetzt komm doch endlich mal rein! Keine Angst, der Teppich beißt nicht!“, lachte der Rothaarige, welcher sich mittlerweile zu Ray auf das Bett gesetzt hatte und einen der Teddys betrachtete.
 

Kai nickte bloß und betrat den Raum, schloss die Tür hinter sich. Zielstrebig hielt er auf die Matratze zu Rays Rechten zu und ließ sich darauf nieder.
 

„Und, was machen wir heute noch? Ich mein, außer hier rum sitzen?“, fragte Yuriy plötzlich in das langsam bedrückt werdende Schweigen hinein und blickte Ray fragend an.
 

„Wenn ich mich nicht irre, wollten wir an den Strand.“, schlug Kai vor und öffnete seinen Koffer. Zum Vorschein kamen ein sündhaft teuer aussehender Laptop, drei Aktenmappen und jede Menge Kulis.
 

„Hey, jetzt sag mir bitte nicht, das willst du alles mitschleppen?“, rief Ray ungläubig und sah zu, wie Kai den Laptop herausnahm, ihn anschaltete und eine der Akten öffnete.
 

„Natürlich. Ich muss schließlich arbeiten, was denkst du denn? Glaubst du, so was erledigt sich von allein? Das wäre wohl zu schön um wahr zu sein...“, seufzte der Graublauhaarige, machte es sich auf der Matratze bequem und begann, mit einer Hand auf dem Laptop herumzutippen, mit der anderen blätterte er die Aktenmappe durch und begann, diese durchzuarbeiten.
 

Stumm sahen Ray und Yuriy ihm ein paar Minuten bei seiner Arbeit zu, dann sahen sie sich an, zogen fast synchron die Augenbrauen in die Höhe, und blickten wieder herunter zu Kai.
 

Ray fasste als erster genug Mut, um den Graublauhaarigen bei seiner Arbeit zu unterbrechen.

„Ähm...Kai?“
 

„Hm?“, kam es von dem Russen, während er kurz auf den Laptop sah und bemerkte, dass er sich versehentlich einmal vertippt hatte. Rasch besserte er den Fehler aus und wandte sich wieder der Akte zu.
 

„Wir wollten doch an den Strand...kannst du nicht dort weiterarbeiten?“, mischte sich jetzt auch Yuriy ein, und bekam sofort einen eiskalten Blick von dem anderen Russen.
 

„Das hättet ihr ruhig früher sagen können. Aber wenn ihr meint...solange ich dort auch wirklich ohne Störungen arbeiten kann?“ Der letzte Satz war eindeutig eine unausgesprochene Drohung, und die beiden Jungen nickten stumm.
 

„Aber du kommst dann doch wenigstens mal mit ins Wasser, oder?“, fragte Ray schüchtern, und wieder dieser eiskalte Blick, aber diesmal ein wenig genervt.
 

„Wenn’s denn sein muss...solange ich danach ungestört arbeiten kann!“
 

„Klar! Wir werden uns schon zu beschäftigen wissen, oder, Ray-chan?“, grinste Yuriy und stupste seinem Freund zwinkernd in die Seite. Dieser lief prompt rot an, und nickte.
 

„Gut, du kannst dann ja schon mal zusammen packen, ich hol währenddessen mein Handtuch aus dem Bad.“, schlug Ray vor und verließ – fast fluchtartig – den Raum.
 

„Was hat den denn jetzt gestochen?“, fragte Yuriy verwirrt, aber von Kai kam nur ein kurzes Schulterzucken.

„Sag mal, wie kommt es eigentlich, dass du schon im Alter von 17 Jahren der Leiter einer eigenen Firma bist?“, fragte Yuriy jetzt direkt seinen graublauhaarigen Freund, und dieser sah auf.
 

Ächzend setzte Kai sich auf, und schloss den Laptop.

„Mein Großvater ist vor drei Jahren gestorben. Seitdem bin ich der Chef, wenn auch eher unfreiwillig. Ehrlich gesagt, will ich das gar nicht. Aber die Biovolt Corp. muss halt von dem Erben des vorherigen Leiters weitergeführt werden...“, antwortete Kai ehrlich und seufzte leise.
 

„Hey, das wirst du schon schaffen! Überleg doch mal, was du dir damit für Vorteile erzielst! Wenn die anderen in der Klasse das wüssten, die würden dich garantiert nicht einfach so fertig machen. Außerdem bist du doch ein schlauer Kerl, ich weiß genau, dass du damit fertig wirst! Mit 17 schon so ein Beruf...okay, das ist garantiert stressig neben der Schulzeit, aber du kannst das doch!“, munterte Yuriy den anderen auf und schlug ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
 

Kai rang sich zu einem gequälten Lächeln durch. Es war schön, Freunde zu haben, das begriff er in diesem Moment richtig intensiv. Und wie einsam er sich früher gefühlt hatte...
 

„Entschuldigt, dass ihr warten musstet, aber jetzt können wir los.“, rief Ray, welcher soeben durch die Tür stürmte, ein rotes, großes Handtuch im Arm.
 

„Okay, dann lasst uns mal baden gehen!“, rief Yuriy und lachte fröhlich.
 

~+~ Ende Kapitel 12 ~+~

Eine Wasserschlacht ist lustig, eine Wasserschlacht ist schön!

~+~ Kapitel 13: Eine Wasserschlacht ist lustig, eine Wasserschlacht ist schön! ~+~
 

„Los, wer zu letzt drin ist, der ist ne lahme Ente!“, rief Yuriy und stürmte los.
 

„Hey, warte! Yuriy!“, lachte Ray und eilte hinterher. Zu zweit preschten die beiden Jungen ins Wasser und lieferten sich gleich eine ordentliche Wasserschlacht.
 

„Pff...Kinder...“, seufzte Kai, grinste aber warm.

Langsam zog er seine Hose aus – er hat seine Badehose drunter – und legte sie ordentlich zusammen, bevor er mit langsamen Schritten zum Wasser schlenderte.
 

Der Strand war voll heute, aber nicht drückend. Sie hatten ein kleines freies Plätzchen an der Düne gefunden und Ray und Yuriy waren natürlich nicht mehr zu halten gewesen und sofort losgestürmt.
 

Kai dagegen ließ es langsamer und gemütlicher angehen. Er mochte Wasser nicht besonders, aber er war ihm auch nicht abgeneigt. Aber er hatte seinen Freunden versprochen, mit ihnen zusammen hierher zu kommen, und daran würde er sich auch halten. Er war schließlich kein Feigling!
 

Langsam ließ Kai seinen Blick über den Strand bis hinauf aufs offene Meer gleiten. Diese sanfte Brise, die den Geruch des salzigen Meeres an seine Nase trug und seine Haare verwehte, das Lachen der Kinder an seinem Ohr, das Rauschen der Wellen...all dies machte ihn für einen Moment wunschlos glücklich.
 

Selten hatte er sich so entspannen können wie heute, oft war er in der Arbeit gefangen gewesen, oder einfach zu verstört, wenn er von der Schule – oder besser gesagt – von Jakes Sonderbehandlung zurückkam. Aber er hatte Glück, dass außer seinem Butler und ein paar anderen Angestellten niemand in seiner Nähe wohnte, so kam er wenigstens immer vor unangenehmen Fragen davon...
 

„Kai, du lahme Ente, jetzt beweg endlich deinen Arsch hier rein! Das Wasser ist herrlich!“, rief Ray und um seine Worte zu bekräftigen, begann er, Yuriy nass zuspritzen.
 

„Hey, meine Frisur!“, lachte der Rothaarige und begann nun, zurückzuspritzen. Ray brachte sich mit einem Kreischen in Sicherheit, tauchte unter.
 

Wieder begann Kai zu schmunzeln. Wie gern würde er doch auch so fröhlich sein können...auch wenn er es nur selten zugab, manchmal war ihm sein Leben wirklich leid und er wünschte sich, einfach ein Teenager sein zu können, ein lachender, Spaß habender, fröhlicher Teenager, und kein ernster, arroganter, schweigsamer Geschäftsmann, so wie er wurde, sobald er seine Arbeit begann.
 

Langsam glitt sein Blick zu Boden und beobachtete die schäumenden Wellen, die sanft seine nackten Füße umspielten und kleine Spritzer verteilten sich an den Waden.
 

„Hey Yuriy, komm mal her!“, flüsterte Ray und winkte seinen rothaarigen Freund zu sich. Dieser, neugierig darüber, was denn der Sechzehn Einhalbjährige von ihm wollte, schwamm zu dem Kleineren herüber und ließ sich einen irrwitzigen Plan ins Ohr flüstern.
 

„...okay? So machen wir es!“

Bestätigend, dass er es verstanden hatte, nickte Yuriy und ein hinterhältiges Lächeln umspielte seine Lippen. War ja schön und gut, dass Kai sich endlich mal entspannte, aber ein wenig Spaß musste sein.
 

Währenddessen träumte Kai immer noch vor sich hin, sein Körper war entspannt und locker, noch immer ruhte der Blick der roten Augen auf seinen Füßen.
 

Er bemerkte nicht, wie Ray und Yuriy sich zu seiner Linken und seiner Rechten heranpirschten, fast völlig lautlos, die letzten Paar Meter überbrückten sie im Tauchen, bis sie praktisch direkt neben dem Graublauhaarigen saßen.
 

„3...“

„2...“

„1...“

„Ataaaaaaaaaaaaaaackeeeeeeeeeeeee!“, brüllten beide gleichzeitig und schmissen sich auf Kai. Dieser, erschrocken über diesen plötzlichen Überfall und aus seiner Träumerei gerissen, machte einen Sprung nach hinten, wurde aber sofort an den Händen ergriffen und unbarmherzig ins Wasser gezogen.
 

„Hey! Nein, lasst mich...los!“, rief Kai leicht panisch und versuchte sich aus den Händen seiner Freunde zu lösen, aber diese waren stärker und vor allem fröhlicher.
 

Mit einem kräftigen Ruck beförderten sie den Siebzehnjährigen prompt in die nächstbeste Welle hinein, dieser landete mit einem Platschen auf dem Bauch und wurde sofort von einer kleinen Welle überrollt.
 

„Haha! Genauso macht man das! Gute Arbeit, Yuriy!“, lachte Ray und streckte den Daumen in die Höhe.
 

„Puh! Hey...“

Schon tauchte Kai wieder auf und hustete. Er schien ein wenig Wasser geschluckt zu haben, saß aber da wie der sprichwörtlich begossene Pudel.
 

„Kai, du siehst herrlich aus!“, lachte Yuriy und deutete auf die nassen Haare, die dem Rotäugigen wirr ins Gesicht hingen.
 

„Haha!“, murrte Angesprochener säuerlich und stand langsam auf, aber nur, um sofort wieder von Ray nass gespritzt zu werden.

Rasch ergriff Kai rasch die Flucht, indem er ebenfalls untertauchte und ein paar Meter weiter wieder an die Oberfläche kam.
 

„Mann! Das ist unfair!“, jauchzte der Schwarzhaarige und machte sich dran, seinen Freund zu verfolgen.
 

„Hey, ich bin auch noch da! Ignoriert mich gefälligst nicht!“, mischte sich nun auch Yuriy wieder ein und stemmte empört die Arme in die Hüfte.
 

„Ups, dich hab ich doch glatt vergessen! Sorry!“, rief Ray und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Tatsächlich hatte er Yuriy total vergessen, als wäre nur er mit Kai allein.
 

„Dann erledige ich dich eben zuerst!“, beschloss der Kleinste der Drei ganz spontan und sprang Yuriy entgegen.

„Vergiss es, Kleiner, mich kriegst du nicht!“, versprach Yuriy und begann zu kraulen, Kai entgegen, schließlich sollte dieser nicht einfach so allein dahinten Wasser treten und zuschauen, sondern auch mitmachen.
 

Eine wilde Wasserschlacht entstand und jeder versuchte jeden zu fangen, was aber meist in einem Desaster endete, oder alle ineinander schwammen und sich erst ‚entknoten’ mussten.
 

Aber nach etwa zwei Stunden saßen die drei Jungen vorne im seichten Wasser und träumten mit offenen Augen vor sich hin. Alle drei waren abgekämpft und ihre roten Gesichter waren die besten Beispiele für diesen Marathon, den sie veranstaltet hatten.
 

„Das hat Spaß gemacht...“, flüsterte Ray entspannt und schaute hinauf in den wolkenlosen Himmel. Die beiden Russen nickten.
 

„Eine gelungene Abwechslung!“, stimmte auch Kai zu, dabei sah er zwar ernst aus, aber inzwischen wussten Yuriy und Ray, dass er in Wahrheit heute mehr Spaß gehabt hatte als sonst in einem ganzen Monat. Der Graublauhaarige war nur zu stolz, das auch zuzugeben.
 

„Das stimmt allerdings. Das könnten wir ruhig öfters machen, jetzt haben wir ja ganz offiziell Ferien.“, bestätigte Yuriy und spielte Gedankenversunken mit einer weißen Muschel in seinen Händen.
 

„Okay, lasst uns mal langsam wieder rausgehen, mir wird kalt. Außerdem muss ich noch ne Menge arbeiten...“, seufzte Kai und stand langsam auf.
 

Verwundert hob Ray den Blick und betrachtete, ganz auffällig, Kais gut gebauten Körper.
 

Diese schlanken, attraktiven langen Beine, und die die elegant geschwungene, schmale Hüfte, verdeckt von einer eng anliegenden, dunkelroten Badehose, der sexy Waschbrettbauch, diese starke, aber gleichzeitig sehr zerbrechlich aussehende Brust, durch die Wassertropfen erotisch glitzernd, die langen, schmalen Arme mit den ebenso schmalen langen Fingern, das sanft geschwungene, hübsche Gesicht, durch die Anstrengung noch immer leicht gerötet und zum Schluss diese glitzernden, eine unglaubliche Hitze ausstrahlenden feuerroten Augen. Ein Anblick für die Götter!
 

Ray merkte, dass er Kai jetzt ganz offen anstarrte, und das anscheinend schon seit einer Weile, denn inzwischen schaute auch Kai zu ihm herunter, die Augenbrauen fragend in die Höhe gezogen.
 

„Äh! Ah!“, machte Ray überwältigt, und musste sich beherrschen, um den anderen nicht einfach sabbernd an den Fersen zu kleben.
 

„Was hast du denn plötzlich für ein Problem? Aber egal, ich geh dann. Ihr könnt euch ja noch weiter hier vergnügen, ich muss arbeiten.“, murmelte Kai verwirrt, zuckte dann aber plötzlich mit den Schultern und ging herüber zu ihrem kleinen Platz, wickelte sich in eines der Handtücher und begann, sich abzutrocknen.
 

Noch immer folgten Rays Blicke jeder seiner Bewegungen, er hatte sich kaum noch unter Kontrolle.
 

„...Ray? Ray? Hallo, Ray? Erde an Ray, hallo, jemand zu Hause da oben?“, drang plötzlich die tiefe Stimme von Yuriy in sein Bewusstsein, und Rays Kopf ruckte herum zu dem Rothaarigen.
 

„...Was?“, machte er nur verwirrt und fuhr sich durch die Haare.
 

„Mein Gott, dich hat es aber erwischt, was? Aber das bleibt auch gar nicht aus, bei diesem Typen...“

Jetzt wanderten auch eisblaue Augen zu dem zweiten Russen in der Gruppe, welcher sich mittlerweile auf seinem Handtuch ausgestreckt hatte, Laptop und Akten vor sich ausgebreitet und anscheinend schon ordentlich in die Arbeit vertieft.
 

„Was soll man sagen...da kann man echt nur neidisch werden!“, stimmte Ray langsam zu. Seine Stimme war kratzig und hohl, trotzdem zitterte sie etwas.
 

Dies schien auch Yuriy zu bemerken, ein fragender Seitenblick traf den Schwarzhaarigen, aber dieser ignorierte die unausgesprochene Frage stumm und watete wieder tiefer ins Wasser hinein, um dort noch ein wenig zu schwimmen.
 

„Hm...“, machte Yuriy nachdenklich und seine roten Augenbrauen zogen sich zu einem V zusammen. Also irgendwie lief das hier alles ein wenig aus dem Ruder...
 

~ Ende Kapitel 13~

Wirklich nur Freunde?

So, das neue Kapitel ist endlich online ^^

Ich weiß, es hat gedauert...is ja nix neues bei mir, wenn mans so sieht... û__ú

Aber dafür ist das das bisher längste Kapitel ^^

ich hoffe, es entschädigt die lange Wartezeit...viel Spaß beim Lesen wünsch ich euch ^^
 

chu~

Manni

~+++++
 

~+~ Kapitel 14: Wirklich nur Freunde? ~+~

~+~ Vier Stunden später ~+~
 

//Irgendwie komm ich dauernd von der Arbeit ab...ich muss ständig an Ray denken! So, wie er mich anschaut...das ist schon eindeutig mehr als freundschaftliche Betrachtung! Er...mein Gott, ich glaub es nicht! Anscheinend will er mich wirklich...//
 

Verwirrt musste Kai mehrmals schwer schlucken und wuschelte sich durch die Haare. Ständig schweiften seine Gedanken ab und die verliefen jedes Mal in eine Richtung, die ihm mehr als nur unangenehm war.
 

Langsam wanderte sein Blick nach rechts. Dort lag, die schwarzen Haare wie ein Tuch über dem Rücken ausgebreitet, der Jüngste der Drei, tief und fest schlafend. Er hatte den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt, der Mund war leicht geöffnet und die Beine irgendwie ein wenig verdreht, sodass diese Körperhaltung schon irgendwie schmerzhaft aussah, dies aber wirklich nicht zu sein schien, denn Ray schlief tief und fest.
 

//Irgendwie ist er doch süß...mehr als süß sogar...Wie kann man nur so verdammt niedlich sein? Dabei ist er doch schon sechzehn... aber trotzdem benimmt er sich manchmal noch wie ein Kind.//
 

Seufzend legte Kai sich auf die Seite und betrachtete den Jüngsten beim Schlafen. Seine Arbeit hatte er inzwischen gänzlich aufgegeben, er konnte sich ja doch nicht konzentrieren.
 

Als er sich einmal um die ganze Achse drehte, blickte er genau in Yuriys Gesicht. Der zweite Russe hatte sich ebenfalls auf die Seite gelegt, die Arme vor der Brust verschränkt und schlief auch.
 

Nun betrachtete Kai auch den zweiten Freund.

//Also ehrlich gesagt...finde ich Yuriy schon interessanter als Ray. Okay, Ray ist ein echt lieber und süßer Junge...aber irgendwie...ach, ich weiß auch nicht! Aber Yuriy ist schon mehr seinem Alter entsprechend... mutig, freundlich und hilfsbereit...und irgendwie...interessant...mit ihm kann man richtig gut reden! Hm...und einen tollen Körper hat er auch!//
 

Lasziv wanderte Kais Blick über den Körper des rothaarigen Russen. Die blasse, attraktiv weiche Haut, die muskulösen Arme und Beine, der Waschbrettbauch...all das machte den Rothaarigen für Kai unwiderstehlich. Er seufzte leise und drehte sich wieder auf den Rücken.
 

Aber sobald er die Augen schloss, tauchten sofort die Gesichter von Yuriy und Ray vor seinem inneren Auge auf, er verfolgte noch einmal das Spektakel im Wasser, wie die beiden lachten und sich freuten, wie Yuriy panisch vor Ray Reißaus nahm, wie der Chinese hinterher sprang, sein Gesicht dabei leicht rot anlief, als er den Rothaarigen versehentlich zwischen den Beinen erwischte und sofort untertauchte, in die entgegen gesetzte Richtung, wie auch Yuriy rot wurde und eine Weile lang nur stumm dastand.
 

Wieder entwich Kai ein kleines Seufzen und er musste an den Kuss von Ray denken, als sie im Einkaufszentrum gewesen waren. Dieser Kuss ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf, damals hatte er sich zwar tüchtig erschrocken, aber trotzdem...Rays Lippen waren so samtig weich gewesen und hatten noch immer nach der Zimtschokolade geschmeckt.
 

In letzter Zeit war Kai öfters in der Nacht aufgewacht, weil er feuchte Träume gehabt hatte...von seinem Freund! Aber zum Glück hatte sich sein Wecker jedes Mal rechtzeitig bemerkbar machen können, bevor er wirklich zu weit gegangen wäre.
 

Langsam hob er die Hand und legte sie auf seine Lippen. Manchmal wünschte er sich, das wäre alles nur ein Traum...wenn auch ein wunderbarer Traum.

Wieder ein Seufzen, diesmal ein resigniertes, und er schloss erneut die Augen.
 

//Hm, Kai kann sich wohl nicht mehr konzentrieren...worüber er wohl nachdenkt? Na ja...ein wenig Pause machen tut ihm auch gut, so soll das mal nicht sein. Manchmal ist Kai mir wirklich ein Rätsel... Er erscheint immer gelangweilt und desinteressiert, aber manchmal, nur manchmal, da kann er sich zu einem Lächeln durchringen! Wenn er lächelt ist er so...ach, wunderschön! Warum tut er das nicht öfters?//
 

Ein leises Gähnen entfuhr der Kehle des Rothaarigen und er streckte sich gemütlich.
 

//Ach Kai...wie kann ein einzelner Mensch nur so geheimnisvoll sein? Was hast du nur durchgemacht, dass du so verschlossen und schweigsam bist? Ich weiß, du sehnst dich nach Aufmerksamkeit und Liebe...aber ich weiß nicht, ob ich dir das geben kann...erst einmal muss ich mit meinen eigenen Gefühlen ins Reine kommen...//
 

„Hm?“, machte Kai müde und blinzelte in den Himmel. Eine Fliege summte aufgeregt um ihn herum und versuchte sich auf seiner Nase niederzulassen, aber Kai scheuchte das lästige Insekt mit einer trägen Handbewegung weg.
 

„hihi“

Ein leises Kichern drang an Kais Gehör und er drehte den Kopf in die entsprechende Richtung.
 

Yuriy hatte sich mittlerweile aufgesetzt und blickte aus strahlenden eisblauen Augen, die nun voller Wärme leuchteten, auf den noch immer am Boden liegenden herab. Dieser hatte träge ein Auge geöffnet, das andere noch geschlossen und gähnte leise, hielt sich dabei aber die Hand vor den Mund.
 

„Na, ist hier einer müde? Hast du etwa die ganze Zeit gearbeitet?“, fragte Yuriy mit einem leicht spöttischem Unterton in der Stimme und rückte ein wenig dichter an seinen Freund heran.
 

Kai nickte stumm und schloss erneut die Augen. Die Arme verschränkte er hinter dem Kopf und seufzte wohlig auf.
 

//Gott, ist der Typ scharf...wie kann man nur so hübsch sein? Egal was er macht, er sieht aus, als ob er posieren würde, selbst wenn er einfach nur so ganz entspannt da liegt! Herrje... wieso fühl ich mich so komisch? Mein Herz rast...und mein Bauch fühlt sich an, als würden Schmetterlinge einen Marathon drin veranstalten! Was ist mit mir los?//, dachte Yuriy verwirrt und fuhr sich durch seine – inzwischen wieder trockenen – Haare.
 

„Yuriy, du solltest dich endlich mal eincremen. Du hast Sonnenbrand!“, erklang plötzlich Kais Stimme und riss den Rothaarigen aus seinen Gedanken.
 

„Öh?“, machte dieser nur verwirrt und blinzelte den Graublauhaarigen verständnislos an.
 

„Ich habe gesagt, du sollst dich eincremen, du hast Sonnenbrand! Bleibt auch nicht aus, wenn man vier Stunden lang in der prallen Sonne liegt...“, wiederholte Kai und öffnete nun die Augen, aber nur, um sie sofort wieder zu schließen, denn die Sonne stand nun genau über ihm.
 

„Echt? Das hab ich noch gar nicht bemerkt...normalerweise krieg ich nie Sonnenbrand!“, meinte Yuriy erstaunt und betrachtete seine Arme. Tatsache! Ein leichter roter Schimmer überzog seine Haut und als er vorsichtig drüber kratzte, brannte diese Stelle sofort.
 

Langsam setzte Kai sich auf und bog kräftig den Rücken durch. Durch das lange Liegen auf dem Bauch und auf hartem Boden hatte er jetzt ordentlich Rückenschmerzen und dies ließ er mit einem leisen Stöhnen auch Yuriy erfahren.
 

Dieser sah, als er das leise, aber schmerzerfüllte Stöhnen hörte, wieder von seinen Armen auf und blickte Kai an.

„Rückenschmerzen?“, fragte er und legte den Kopf auf die Seite. Kai nickte grummelnd und bog erneut den Rücken durch, diesmal erklang ein scharfes „Knack!“ und beide zuckten zusammen.
 

„Also das hört sich ja gar nicht gut an! Wie wär’s, soll ich dich massieren? Meine Mutter sagte immer, ich kann das ganz gut!“, bot Yuriy mit einem ernsten Lächeln an.
 

Ein langer, nachdenklicher Blick des Graublauhaarigen, der immer wieder zwischen Yuriys Augen und den Händen hin und her wanderte und schließlich ein stilles Einverständnis, denn er nickte stumm und setzte sich mit dem Rücken zu dem Rothaarigen.
 

Dieser lächelte glücklich vor sich hin und streckte langsam die Hände aus. Zentimeter vor Kais blasser Haut stoppte er plötzlich und musste sich schwer beherrschen, um den anderen nicht einfach von hinten zu umarmen und ihm sanfte Küsse in den Nacken zu hauchen.
 

//Hä? Zum Kuckkuck, was denke ich denn? Mami! Ich glaub ich werd verrückt...//, dachte Yuriy erstaunt und schüttelte verwirrt den Kopf, senkte aber fast trotzig die Hände auf Kais Schultern.
 

Sofort zuckte er leicht zusammen und ein leichtes Kribbeln durchlief seinen Körper. Kais Haut war heiß von der stundenlang ungeschützt ausgesetzten Sonne, aber trotzdem auch irgendwie kalt, als wäre er gerade erst im Wasser gewesen.
 

Vorsichtig begann Yuriy die Hände zu bewegen und lächelte wieder.

Kai entspannte sich sichtlich, zuckte aber nebenbei öfters zusammen, wenn Yuriy die Quelle des Schmerzes unabsichtlich traf.
 

„Gut?“, fragte er leise und beugte sich weiter vor, um dem Graublauhaarigen ins Ohr hauchen zu können. Er spürte, wie sich unter seinen Fingern eine ordentliche Gänsehaut bildete.
 

„Hmhm.“, machte Kai bloß und zuckte erneut zusammen, keuchte leicht schmerzhaft auf.
 

„Nicht verkrampfen. Das kann jetzt ein wenig wehtun.“, mahnte der Rothaarige, und legte seine Hände auf die Wirbelsäule seines Patienten. Aber dieser verkrampfte sich – entgegen des Rats – natürlich erst richtig.
 

„Du sollst dich entspannen, Kai!“, erklärte Yuriy und begann wieder mit der Massage. Sofort begann sich der Graublauhaarige unter ihm zu winden, aber jetzt gab er nicht den leisesten Schmerzlaut mehr von sich, nur ein leises Zucken hier und da zeugte davon, dass er manchmal Schmerzen hatte.
 

„Uaaaaaaah!“
 

Das leise Gähnen ließ die beiden Jungen in ihrer angenehmen Atmosphäre zusammenzucken.

Ray war aufgewacht, und räkelte sich gemütlich auf dem Handtuch.
 

„Hm? Was macht...ihr denn da?“, fragte der Schwarzhaarige mit leiser Stimme und gähnte erneut ordentlich. Müde kratzte er sich über den Rücken, wo ihn seine Haare kitzelten.
 

„Siehst du doch? Gut geschlafen, Kleiner?“, fragte Yuriy gutmütig und lächelte den Schwarzhaarigen an. Dieser nickte fröhlich.
 

„Jup! Ich habe geschlafen wie ein Stein! Ist aber auch eine tolle Atmosphäre hier...so etwas gibt es in China nicht.“, bestätigte der Chinese und nun legte er den Kopf auf die Seite, um Yuriy bei seiner Arbeit zu beobachten.
 

„Stimmt, China liegt immerhin mitten im Landesinneren in den Bergen, oder?“, nickte Kai und schloss entspannt einen Spaltbreit die Augen. Yuriys Hände auf seinem Körper waren einfach...Wahnsinn. Er hatte das Gefühl, dort, wo Yuriys Fingerspitzen seine Haut berührten, zogen leichte Stromstöße durch seine Haut.
 

„Stimmt. Aber in den Bergen kann man dafür viel erleben was es hier nicht gibt...“, antwortete Ray und legte den Kopf schief. Unwissentlich krampften sich seine Hände in das Handtuch.

//Herrje...wieso werde ich plötzlich so eifersüchtig? Nur, weil er Kai massiert? Das ist doch...ARGH! Er ist ein Freund, ich kann ihm doch wohl nicht verbieten, meinen Kai-chan zu massieren//. Seine Augenbrauen zogen sich heftig zusammen, und ein steiles V entstand.
 

Erstaunt zog Kai die Augenbrauen hoch.

//Holla? Da wird doch wohl nicht jemand eifersüchtig? Am besten, ich beende das Ganze, bevor der Tiger noch anfängt zu fauchen...//, dachte Kai amüsiert und streckte noch einmal den Rücken. Jetzt hatte er keine Schmerzen mehr, Yuriy machte seine Arbeit besser, als er gedacht hatte.
 

„Danke Yuriy, das reicht. Meinem Rücken geht’s wieder viel besser. Du solltest Masseur werden!“, dankte der Graublauhaarige und stand langsam auf.
 

„Und jetzt cremt euch ein, Sonnenbrand ist nicht gesund.“

Mit den Worten warf er Ray eine Tube Sonnencreme zu und wandte ihnen den Rücken zu, um sich wieder auf sein Handtuch zu setzen.
 

„Hey, du warst doch auch die ganze Zeit in der prallen Sonne, oder, Kai? Wieso hast du keinen Sonnenbrand?“, fragte Ray verdutzt, während er sich langsam die Arme eincremte.
 

„Hn.“, machte Kai bloß und setzte sich in den Schneidersitz.
 

„Soll ich dir den Rücken eincremen, Kleiner?“, fragte Yuriy und verteilte die Creme in seinen Händen. Ray nickte dankbar und drehte ihm den Rücken zu.
 

„Danke, Yuriy. Ich werde dir dann auch den Rücken eincremen, okay?“

„Jap. Das ist fair.“, lachte der Rothaarige, schob ein paar der polangen schwarzen Haare beiseite, und klatschte fröhlich seine Hände auf den schmalen Rücken!
 

„Argh! Yuriy!“, rief Ray erschrocken von der plötzlichen Kälte und saß stramm.
 

„Schon gut, wollt dich nur ein wenig ärgern, damit du wieder richtig wach wirst.“, grinste der Älteste und verteilte nun langsam die kühle Creme auf Rays Rücken. Dieser ließ sich das mit einem zufriedenen Seufzen gefallen.
 

„Ich bin doch wach...“, murmelte der Kleinere und lehnte sich ganz entspannt zurück, bis er an Yuriys Brust halt fand.
 

//Was zum? Gott, was ist denn los? Wieso werd’ ich rot? Nein, nicht schon wieder! Aber Rays Haut ist so warm...und er duftet nach...Hä? Nach Erdbeeren? Ist ja komisch... riecht aber gut!//
 

Sanft legte Yuriy seine Arme um Rays Bauch und zog den Kleineren in seine Arme. Er bemerkte weder Kais teils verwirrte, teils auch wütende Blicke, in diesem Moment hatte er absolut keinen Verstand mehr.
 

„Yuriy...“, flüsterte Ray glücklich und schlang nun seine Arme von hinten um Yuriys Nacken, und begann diesen sanft zu kraulen. Er fühlte sich glücklich...und das, obwohl nicht Kai ihn berührte, sondern der Rothaarige. Trotzdem erfüllte ihn Yuriys Nähe mit einer berauschenden Zufriedenheit, er spürte, wie Yuriys Herz hart und schnell gegen seinen Rücken schlug.
 

Doch plötzlich mischte Kai sich wieder ein, nämlich mit einem lautstarken Räuspern.

„Ähäm, ich störe ja nur ungern, aber hätte noch einer Lust, mit ins Wasser zu kommen?“

Kais Stimme klang eiskalt und frostig, sofort zuckten die beiden anderen zusammen und lösten sich wieder voneinander.
 

„E, entschuldige, klar, ich komm noch mal mit rein!“, keuchte Ray, mit den Gedanken durcheinander, und stürmte in Richtung Wasser.
 

„Aber nicht einfach so-„, rief Kai hinterher, allerdings machte der Schwarzhaarige schon einen ordentlichen Hechtsprung und war verschwunden.

„-reinspringen! Vorher abkühlen...“, brachte er den Satz seufzend zu Ende.

Auch er stand nun auf, und verließ, ohne ein Wort oder Seitenblick den Rothaarigen, um sich zu dem Schwarzhaarigen zu gesellen.
 

//Verdammt...was war mit mir los? Ich hab...beinahe mit Ray gekuschelt! Wie konnte mir das passieren? Mein Gott...sieht ganz so aus, als wäre ich auch homosexuell...oder mindestens bi...aber Ray ist doch nur mein Freund, verdammt, das darf nicht sein! Außerdem ist er doch in Kai verliebt...oder nicht? Fuck!//
 

Yuriy war total durcheinander und raufte sich die roten Haare. Also irgendwie lief das hier eindeutig nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte, und das verunsicherte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte.
 

//War das schön... Ich habe zwar keine Ahnung, wie das passieren konnte, aber mir hat’s gefallen! Verliebt sein ist doch ein tolles Gefühl...//

Überglücklich machte Ray einen Delphinhüpfer und tauchte unter einer großen Welle hindurch.
 

//Was zum Kuckuck war das denn? Erst küsst Ray mich, und dann kuschelt er mit Yuriy...ich versteh das nicht...warum tut er das? Und warum, hat Yuriy auch noch mitgemacht? Also irgendwie sehe ich nicht mehr durch bei den beiden...Ich glaube, ich sollte Ray unbedingt zur Rede stellen!//
 

Kai grummelte leise vor sich hin, während er sich die Arme mit dem kühlen Nass benetzte, und sich so langsam an die bevorstehende Kälte gewöhnte. Einmal wäre er früher beinahe deswegen an Herzschock gestorben, seitdem war er sehr vorsichtig mit dem Baden und kühlte sich immer vorher ab, wenn er lange in der Sonne gewesen war.
 

„Ray?“, rief er und sah sich um. Aber Ray war nirgends zu sehen, auch nicht, als er seinen Blick erneut über das Wasser gleiten ließ.
 

//Wo ist er? Scheiße, der ist doch nicht etwa abgesoffen?//, dachte Kai panisch und rannte los. //Ray?//
 

Aber seine Angst war unbegründet. Schon wenige Meter vor ihm tauchte der Schwarzhaarige wieder auf, und wischte sich prustend die Haare aus dem Gesicht.
 

„Ray! Mensch!“, rief Kai erleichtert und lächelte.
 

„Hm?“, kam es von dem Schwarzhaarigen, und ein Paar verwirrt glänzende, goldgelbe Augen trafen auf Feuerrot.
 

„Ich...“, setzte Kai an, aber von einem Augenblick auf den anderen wusste er nicht mehr, was er sagen wollte, er versank in den goldenen Augen seines Gegenübers. Ihm lief es gleichzeitig heiß und kalt über den Rücken, der Kuss kam ihm wieder in Erinnerung, die sanften, nach Zimt schmeckenden Lippen und der warme, weiche Atem des Schwarzhaarigen...all diese Erinnerungen vernebelten ihm regelrecht die Sinne.
 

„Ich...Du...“, stammelte der Russe. Nun hatte er endgültig den Faden verloren, er bekam wirklich nichts mehr um sich herum mit, die wahnsinnig wunderschönen Augen zogen ihn regelrecht in ihren Bann. In diesem Moment hatte er das Gefühl, sein Gehirn wäre nur noch eine breiige Masse.
 

„Was denn?“, fragte Ray verwundert von Kais Auftreten und legte den Kopf auf die Seite, unterbrach somit kurz den Blickkontakt.
 

Sofort riss sich der Graublauhaarige wieder zusammen, blinzelte kurz, und straffte die Schultern.
 

„Ich wüsste ganz gern, was das da eben werden sollte! Erst küsst du mich und sagst mir, dass du mich liebst, und dann fängst du an, mit Yuriy zu kuscheln? Was soll ich bitteschön davon halten?“, stellte Kai den Kleineren zur Rede, und dieser zuckte auch sofort schuldbewusst zusammen.
 

//Gute Frage, Ray, was soll das eigentlich?//, dachte der Schwarzhaarige, aber er wusste keine Antwort. Er konnte nur träge mit den Schultern zucken.
 

„Ray! Weißt du überhaupt, was du willst?“, nun wurde Kai sichtbar wütend, seine Stimme bekam einen zischenden Unterton, die sonst so wunderschönen Augen verengten sich zu gefährlichen Schlitzen.
 

„Kai...was gibst du mir die Schuld daran? Ich kann ja wohl am Wenigsten für meine Gefühle! Du tust mir Unrecht!“, rief Ray nun plötzlich den Tränen nahe, und begann leise zu schluchzen.
 

„Äh...Ray...“

Jetzt war Kai eindeutig total überfordert mit der Situation. Er hatte Ray verletzt, und jetzt fing dieser beinahe an zu weinen! Wie sollte er damit umgehen?

„Äh...“
 

Urplötzlich kam ihm eine Idee, wie er den Kleineren vielleicht trösten konnte, und ging langsam auf Ray zu, um ihn dann sanft in seine Arme zu schließen. Er spürte, wie Ray zusammenzuckte, aber er drückte den zierlichen Körper zu noch stärker an sich, und legte den Kopf auf die nassen schwarzen Haare.

„Ray, hör auf zu weinen, ja? Ich hab... das nicht so gemeint...aber du bringst neuerdings ordentlich Verwirrung in unsere Gefühlswelt, weißt du das eigentlich?“, flüsterte der Graublauhaarige und strich mit einer Hand sanft über den bebenden Rücken seines Freundes.
 

//Er weint...das muss ihm auch ordentlich zusetzen! Ich kann mir vorstellen, wie verwirrt er sein muss... wenn man sich gleich zu zwei Jungen hingezogen fühlt? Oh man...//
 

„Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich dich glatt als einen „Aufreißer“ abstempeln!“, versuchte der Russe einen Witz zu reißen und drehte Ray zu sich, um ihn anschauen zu können.

Sanft schob er seine Hand unter dessen Kinn, und drückte es sanft hoch, sodass Ray ihm in die Augen sah.
 

Sofort glaubte Kai wieder in diesem Strudel von Gefühlen ertränkt zu werden, die goldgelben Augen seines Freundes waren blass, mit Tränen gefüllt. Aber diesmal versuchte er sich zu beherrschen, was ihm glücklicherweise sogar gelang.
 

„Hey...beruhige dich doch wieder. Ich bin dir nicht böse, wirklich nicht. Und Yuriy ganz bestimmt auch nicht, derzeit sind wir nur...alle ein wenig durch den Wind. Am besten, wir lassen Gras über die Sache wachsen, bis sie vergessen ist, und versuchen, mit unseren Gefühlen ins Reine zu kommen. Einverstanden?“, schlug Kai vor und lächelte warmherzig.
 

Der Chinese nickte stumm und wischte sich die Tränen aus den Augen. Dann schniefte er noch mal kurz, lächelte Kai an, und löste sich langsam aus dessen Armen.
 

„Mir wird kalt. Wollen wir gehen? Es wird auch langsam dunkel...“, bat Ray schüchtern und wischte sich erneut ein paar Haare aus der Stirn.
 

„Okay. Ich bin auch müde...ehrlich gesagt, war das heute echt anstrengend!“, stimmte Kai lächelnd zu, und watete voraus. Er hörte, wie Ray ihm langsam folgte, dabei seine Haare ‚auswrang’, und kleine Wasserfälle sich aus den Haarmassen lösten.
 

~+~ Ende Kapitel 14 ~+~

Einen Tag Ruhe

~+~ Kapitel 15: Einen Tag Ruhe ~+~
 

Am Ende dieses Tages waren die Jungs schnell zu Bett gegangen. Auf dem Rückweg hatten sie kaum mehr als fünf Sätze miteinander gewechselt, und Kai hatte erst mal Hitoshi abwimmeln müssen, welcher schon besorgt vor dem Hause der Familie Kon auf seinen Chef gewartet hatte.
 

Danach hatten sie sich alle ins Bett gelegt, Ray war später nach gekommen, da er ja erst einmal seine Haare trocken föhnen musste, was auch etwa eine Stunde gedauert hatte, und als er schließlich wieder sein Zimmer betrat, schliefen die beiden Russen schon tief und fest.
 

Er hatte das Licht nicht anmachen wollen, also hatte er sich im Licht des Mondscheins seinen Weg zum Bett gesucht, aber was er in dem schwachen Licht sah, ließ ihn schmunzeln.
 

Yuriy hatte gesittet auf dem Rücken gelegen, die Decke bis zum Kinn hochgezogen, und schlummerte friedlich vor sich hin, Kai dagegen lag auf der Seite, zusammengerollt wie ein Embryo, ein Arm zwischen den Knien, und man konnte nur noch ein Stück seines Grauen Ponys erkennen, welcher unter der Bettdecke hervorlugte.
 

Ganz vorsichtig hatte Ray die Bettdecke angehoben, und in Kais lächelndes Gesicht geschaut.
 

//Ach Kai...du bist so niedlich! Wie gern würde ich dich vernaschen...aber das geht nicht! Ich habe mir geschworen, erst einmal ein wenig Ruhe einkehren zu lassen...Auch wenn es schwer fällt...Aber auch du brauchst Ruhe...//
 

Sanft bettete er die Decke so, dass Kai freier atmen konnte, aber auch sein Rücken nicht fror. Dann legte er sich selbst auch ins Bett, und schlief fast augenblicklich ein.
 

~+~ am nächsten Morgen ~+~
 

„Guten Morgen, liebe Zuhörer! Es ist 6.30 Uhr, die Sonne geht auf, die Vögel zwitschern, und es verspricht ein toller Tag zu werden! Schon jetzt liegen die Temperaturen...“
 

„Hä?“, machte Kai verwirrt, und blickte den Funkradiowecker auf Rays Nachttisch an, der Radiosprecher plapperte munter vor sich her, und außer ihm schien das niemand zu hören.
 

„Ey...“, grummelte der Siebzehnjährige mies gelaunt und schnappte sich kurzerhand den Wecker, um diesen auszuschalten, in die nächstbeste Ecke zu pfeffern und sofort wieder einzuschlafen.
 

Von einem plötzlichen Geräusch in seinen friedlichen Träumen gestört, öffnete Ray langsam die Augen.
 

//Nanu?//, dachte der Schwarzhaarige träge und rollte sich auf die Seite. Sofort erblickte er Kai, welcher sich soeben grummelnd die Decke über den Kopf zog, sich unter dem Bezug wieder einrollte und schon nach zwei Minuten waren nur noch leise, regelmäßige Atemzüge zu hören.
 

//Hey, der kann ja schnell einschlafen! Mann, wenn ich das doch auch könnte...//, dachte Ray ein wenig neidisch, und setzte sich auf. Er konnte jetzt nämlich nicht mehr schlafen, wenn er erst einmal wach war, dann blieb er auch wach, öfters zu seinem Leidwesen.
 

//Auch Yuriy schläft noch. Hm...Yuriy...//
 

Verträumt betrachtete der Schwarzhaarige seinen Freund.

Yuriys Gesicht war absolut entspannt, ein paar rote Strähnen bedeckten seine geschlossenen Augen mit den langen, anziehenden Wimpern, die Wangen waren leicht gerötet vom Schlaf, aber die Lippen, am Interessantesten fand Ray die Lippen.

Schmal, von einem saftigen, erotischen Rot, und derzeit trocken und etwas spröde, aber trotzdem wunderschön.
 

//Wie Yuriy wohl schmeckt? Wie gern würde ich ihn küssen...ob er auch, wie Kai, nach Lakritze schmeckt? Hm...bestimmt nicht...es ist schwer, der Versuchung zu widerstehen...//, dachte Ray und seufzte nun wieder.

Leise gähnend streckte er sich und kratzte sich am Rücken.
 

//Ich lass die beiden wohl lieber noch schlafen... Frühstück gibt es eh erst in anderthalb Stunden, und unnötig wecken will ich sie jetzt auch nicht//, nahm sich der Chinese vor, schlich so leise wie möglich um Kais Lagerstatt herum, schnappte sich eine seiner chinesischen Trachten aus dem Schrank und verschwand ins Bad.
 

Nach etwa einer Stunde erwachte Kai wieder. Verschlafen setzte er sich auf, schlug die Decke zurück und streckte sich kräftig. Mit nur halb geöffneten Augen kratzte er sich den Kopf und gähnte. Nur unwirklich bekam er mit, wie er sich aufsetzte, zum Zimmer rausmarschierte, in die Küche ging, mit trägen Bewegungen die Kaffeemaschine anstellte, und sich an den Tisch setzte.
 

Dass er sich dabei genau neben den sehr verdutzt dreinguckenden Mr. Kon setzte, bemerkte er gar nicht. Gähnend bettete er den Kopf auf die Arme, und schloss dösend die Augen.
 

Akemi musste sich ein Lachen verkneifen. Kai schien noch gar nichts zu bemerken, zu sehr war er noch beduselt. Auch Minoru kicherte hinter vorgehaltener Hand, noch nie war ihm so ein Morgenmuffel begegnet. Dagegen war Ray ja der reinste schnell-wach-werder!
 

Erst das schrille Piepen des Kaffeekochers riss Kai wieder aus seinem Halbschlaf heraus, und er blinzelte verwirrt. Aus großen Augen sah er sich um, und erst jetzt registrierte er, was hier los war.
 

„Guten Morgen, Kai. Na, bist du jetzt endlich wach?“, grinste der Mann und lächelte den Jungen an. Dieser sah immer noch ziemlich perplex aus, schien noch nicht ganz zu begreifen, was Sache war. Langsam stand er auf.
 

„Machst du dir jeden Morgen einen Kaffee fertig? Das sah total eintrainiert aus, wie du das gemacht hast...“, mischte sich jetzt auch Akemi wieder ein und ihr Lächeln trieb dem Jungen die Schamesröte ins Gesicht.
 

„Ich...äh...“, stammelte dieser verlegen und wusste nicht, wohin mit seinen Händen.

„Schon gut, das braucht dir nicht peinlich zu sein. Setz dich hin und trink deinen Kaffee, damit du endlich richtig wach wirst.“, versuchte Minoru dem Jungen seine Verlegenheit zu nehmen und deutete auf den Platz, auf dem Kai vor wenigen Sekunden noch gesessen und gedöst hatte.
 

„D, danke...“

„Gegen dich kommt Ray ja relativ schnell wieder in die Welt der Wachen zurück! Und ich dachte immer, er wäre schlimm!“
 

Stumm schlürfte Kai seinen Kaffee und vermied es peinlichst genau, sich umzusehen. Wie er seine Verschlafenheit manchmal hasste, diesmal hatte sie ihn in eine echt peinliche Situation gebracht. Zumindest fand er das so.
 

Nach wenigen Minuten kam auch Ray runter, fertig angezogen, die Haare mit einem Gummiband lose zusammengebunden, sodass ein paar Strähnen über seine Schultern fielen.

„Ah, da bist du ja, Kai. Hab mich schon gewundert, wo du steckst!“, meinte der Schwarzhaarige erstaunt und setzte sich dazu.
 

„Dein Freund ist ein ordentlicher Morgenmuffel. Spaziert hier einfach rein, macht sich einen Kaffe und merkt erst hinterher, dass wir auch da sind!“, lachte Minoru erneut und schüttelte beinahe ungläubig den Kopf. Die roten Wangen des Gesprächsthemas übersah er mal geflissentlich.
 

„Haha. Auch nicht schlecht. Yuriy schläft noch, den kriegt man nicht so leicht wach. Ich denke, wir warten noch, bis er auch aufsteht, und dann essen wir gemeinsam, okay, Kai?“, fragte Ray seinen Freund, aber dieser zuckte bloß mit den Schultern und nahm einen weiteren Schluck.

Er murmelte etwas, was sich stark nach „Kaffe reicht mir...“ anhörte, und eine schwarze Augenbraue wanderte nach oben.
 

„Nichts da, Kai, du isst mit. Und wenn es nur ein Brötchen ist oder eine Scheibe Brot, verstanden?“, bestimmte Ray stur und stemmte die Arme in die Hüften. Ein zögerliches Lächeln überzog die Lippen des Graublauhaarigen, und er verkroch sich hinter seiner Tasse.
 

//Was ist denn mit Kai los? So hab ich ihn ja noch nie erlebt...aber wenn man’s so sieht, find ich das durchaus berechtigt!// Ray lachte leise in sich hinein, während er den russischen Freund betrachtete.

Kais Haare waren verstrubbelt, die Augen wirkten noch etwas trübe, er saß in einem etwas zu langen grauen T-Shirt mit der Aufschrift „SuperBoy“ und brauner Boxershorts auf dem Stuhl, mit schwarzen Socken an den Füßen. Alles in Allem ein echt süßer Anblick.
 

Jetzt setzte Ray sich auch zu seiner Familie und dem Freund, und nahm die Sportzeitung zur Hand, um sie zu lesen. Normalerweise las er ja keine Zeitungen am frühen Morgen, ehrlich gesagt, las er nie Zeitungen, aber heute wollte er einfach Kai ein wenig imponieren...
 

Aber dieser war so beschäftigt mit dem Starren in seine Kaffeetasse, dass er Rays Bemühung, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, total übersah. Immer wieder kreisten seine Gedanken in Regionen, die ihm nicht gefielen...

//Verdammt...erst mach ich mich hier praktisch zum Affen, und dann macht Ray sich auch noch über mich lustig...womit hab ich das verdient?//
 

Ein leises Gähnen riss beide aus ihren Gedanken.

„Morgen...“, nuschelte Yuriy schlaftrunken, während er die Treppe herunter wankte und sich ebenfalls an den Tisch setzte. Noch gähnend, versuchte er, seine Haare zu ordnen und sah sich müde um.

Kai schien ihn gar nicht zu bemerken, Ray lächelte ihm glücklich zu und dessen Eltern ebenfalls.
 

Auch er trug bloß seinen Schlafanzug, einen hellroten Pyjama mit hohem Kragen und war noch etwas weggetreten.
 

„Wenn jetzt alle vollzählig sind, dann können wir ja frühstücken. Wer möchte Brötchen?“, fragte Ray in die Runde und lächelte die beiden Jungen an.

„Brötchen?“, nuschelte Yuriy ungläubig und zog die Stirn kraus.

„Jetzt sag nicht, du isst auch nichts zum Frühstück?“, meinte der Schwarzhaarige empört und seine strahlenden Augen musterten Yuriy etwas genervt.

Dieser schüttelte stumm den Kopf.
 

„Oh je...“, jetzt war Ray schon eindeutig etwas mehr als genervt.

„Ray, lass sie doch. Wenn sie nicht möchten, kannst du sie auch nicht zwingen. Ist doch ihre Gesundheit, oder nicht?“, mischte sich auch Akemi wieder ein und warf ihrem Sohn einen befehlenden Blick zu. Dieser seufzte leise.

„Okay...ich bin kurz auf’m Klo.“, meinte der Chinese bloß augenrollend und ging.
 

„Vergebt Ray, er ist manchmal wirklich zu mütterlich...“, lachte Akemi und wandte sich nun den beiden Besuchern zu.

„Aber nun...erzählt mal ein wenig von euch! Yuriy, was ist mit dir? Möchtest du anfangen?“
 

Yuriy fühlte sich prompt in den Kindergarten zurückversetzt, wo jeder von sich erzählen sollte. Trotzdem tat er dies bereitwillig und lächelte schwach.
 

„Meine Eltern sind sehr viel unterwegs und kaum zu Hause. Ich wohne mit meiner kleinen Schwester Maschka drei Straßen entfernt in einer großen Wohnung. Ich bin in Rays und Kais Klasse.“
 

Auf diese Neuigkeit reagierte Akemi mütterlich entsetzt.

„Was, du musst ganz allein für deine kleine Schwester sorgen? Wie alt ist sie denn? Aber du gehst doch noch in die Schule, wer bezahlt denn bitte die Miete?“
 

„Naja...ich bin zwar noch in der Schule, aber nächstes Jahr fange ich an zu arbeiten. Unsere Eltern finanzieren noch alles, und hat das auch noch für die nächsten zwei Jahre vor, als Starthilfe sozusagen. Maschka ist 7, aber ihr macht das nichts aus, sie übernachtet manchmal bei Freunden, wenn ich keine Zeit habe...“, meinte Yuriy beschwichtigend und lächelte.
 

Das schien Akemi zu beruhigen, denn jetzt lächelte sie wieder.

„Ich kann mir vorstellen, dass bei euch ein ordentlicher Saustall herrscht, oder?“, fragte sie und zwinkerte leicht. Sofort begann Yuriy verlegen zu grinsen.
 

„Weißt du was? Ich werde am besten zweimal in der Woche bei euch vorbeischauen und ein wenig sauber machen, was hältst du davon? Du hast es schließlich schon schwer genug, mit einer kleinen Schwester und dann auch noch Schule und alles...“, schlug Akemi mit einem seligen Lächeln vor und legte den Kopf schief.
 

„Aber das kann ich doch nicht annehmen!“, rief Yuriy prompt höflich und senkte den Blick. Obwohl er sich schon freuen würde, ein wenig Unterstützung konnte er gebrauchen.
 

„Ach, das wäre kein Problem für mich, wirklich. Mein Mann und mein Sohn sind oft weg, und ein wenig Abwechslung kann da überhaupt nichts schaden. Hier ist ja eh alles sauber...ich habe die beiden einfach zu gut trainiert!“

Sarkasmus und Humor schwangen in den letzten Sätzen mit, Minoru warf seiner Frau einen fragenden Seitenblick zu, den diese mit einem Engelslächeln beantwortete.
 

„Äh...wenn Sie meinen, dass es in Ordnung ist...“, murmelte der Rothaarige und spielte mit einer seiner ‚Antennen’ herum.
 

„Lass doch das Sie weg, ich heiße Akemi! Und wenn ich sage, es ist okay, dann ist es auch so!“ Der letzte Satz war mit ordentlichem Nachdruck gesprochen worden und Yuriy nickte lächelnd.
 

„Und Kai, was ist mit dir? Wie lebst du so?“

Yuriy rechnete nicht wirklich damit, dass der Graublauhaarige antwortete, erzählte er doch nur ungern über sich selbst, aber er tat es, und, Oh Wunder, in einem ausführlichen Satz!
 

„Naja...Eltern habe ich keine, mein Großvater ist vor drei Jahren gestorben, und seitdem wohne ich mit ein paar Bediensteten in einer...äh, Villa, und leite nebenbei die Biovolt Corp.“, antwortete der Junge mit leiser Stimme und spielte mit seiner Tasse. Ihm war das Gespräch sichtlich unangenehm.
 

„Oh! Das ist ja ein sehr abenteuerliches Leben...Aber du kommst zurecht, oder?“

„Hm.“, kam es nur von Kai, welcher sich wieder gefasst hatte und wortkarg wie eh und je war. Diese Erkenntnis trieb Yuriy unbewusst ein leichtes Lächeln auf die Lippen.
 

Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als Ray wiederkam.

„Gehen wir wieder hoch? Ihr könnt schließlich nicht den ganzen Tag hier im Schlafanzug rumlaufen...“, schlug Ray vor und ging wieder die Treppe hoch.
 

Sofort standen die beiden Russen auf, Kai stellte seine Tasse rasch in die Spüle, folgte Yuriy und sie gingen wieder ins Zimmer zurück.
 

Dort zogen sie sich um und den Rest des Tages verbrachte jeder auf seine eigene Art. Kai arbeitete an seinem Laptop und mit den Akten, die er auf Rays Schreibtisch unmöglich verteilt hatte, Yuriy und Ray vertrieben sich den Großteil der Zeit mit Mangas und Animes aller Art, später mit Computerspielen und dann war der Tag auch schon vorbei, und sie legten sich wieder schlafen.
 

~+~ Ende Kapitel 15 ~+~

Kai bei der Arbeit

~+~ Kapitel 16: Kai bei der Arbeit ~+~
 

Der Dienstag kam recht schnell. Kai hatte die restlichen Tage größtenteils vor dem Laptop gesessen und gearbeitet, nicht selten durfte Yuriy ihm sogar ein wenig den Kopf massieren, um die starken Kopfschmerzen zu lindern, und Ray diente öfters als Kaffeebote.
 

„Hey Kai, wie wär’s, dürfen wir uns mal anschauen, wo du arbeitest?“, fragte Yuriy am Morgen und beobachtete, wie Kai sich umzog.
 

Sie waren zusammen, gleich nach dem Aufstehen, zu Kai gegangen, da dieser noch ein paar Vorbereitungen treffen musste für sein Gespräch mit Elleneor Lacroix, einer französischen Geschäftsleiterin in der Computerspieleabteilung.

Und natürlich hatten Yuriy und Ray es sich nicht nehmen lassen, dem Freund zu folgen...
 

„Hmpf! Aber nur reinschauen...“, brummelte Kai etwas genervt, mit geschickten Fingern band er sich seine Krawatte und strich sich noch einmal –vergeblich- die Haare glatt.
 

„Sag mal, diese Lacroix, die ist doch Franzosin. Führst du das Gespräch denn auf Französisch?“, wollte Ray neugierig wissen und auch Yuriy nickte, das interessierte ihn schon. Als Geschäftsführer, fand er zumindest, müsste Kai ja auch in Französisch bewandert sein, oder?
 

„Nein...Französisch beherrsche ich noch nicht fließend, daher verhandeln wir auf Englisch. Aber ich glaube, in etwa einem Jahr dann dürfte ich so weit sein und auch in dieser Sprache vollendet bewandert sein...“
 

„Oh...“, machte Ray etwas betroffen und sah sich um. Er hatte erwartet, dass Kai diese Sprache beherrschte. Aber nur, weil dieser auch Geschäftsleiter war, hieß das ja noch nicht, dass er so viele Sprachen beherrschen musste...immerhin sprach Kai fließend Englisch, Russisch und Japanisch. Und bei einem Gespräch übers Internet hatte er Kai sogar eine ganze Weile fast fließend Koreanisch reden hören, das hatte er erkannt, weil er selbst ein paar Wörter Koreanisch konnte.
 

„Kommt ihr jetzt endlich? Ich habe nicht ewig Zeit...“, maulte der Graublauhaarige gestresst und schnappte sich seinen Koffer, in dem alles Wichtige drin war und blickte seine Freunde ungeduldig an.
 

„Wir kommen ja schon. Lass dich von uns nicht stören, tu einfach so, als wären wir gar nicht da.“, schnurrte Ray fröhlich, im Gänsemarsch spazierte er hinter dem Zweitältesten her und folgte diesem mit Yuriy in die Limousine.
 

Auf dem Weg dorthin betrachtete Yuriy den Graublauhaarigen interessiert. Kai trug nun einen blütenweißen, schicken Anzug mit Krawatte, und wenn er ehrlich sein sollte, stand diese Kleidung dem Russen wirklich perfekt. Die Dreiecke hatte er heute mal nicht auf den Wangen, aber so sah er eh viel besser aus, zumindest nach Yuriys Meinung...nicht immer so hart und kalt, sondern eher...menschlich.
 

„Die Verhandlung könnte ein paar Stunden dauern. Was macht ihr so lange?“, wollte Kai schließlich wissen, als sie auf dem Weg zur Biovolt Corporation waren und blickte seinen Freunden aufmerksam in die Augen. Seit dem Vorfall am Strand hielten sie geistig Abstand zueinander, versuchten, sich nicht anmerken zu lassen, was sie dachten, wenn es um den jeweils anderen ging.
 

„Keine Ahnung...vielleicht spazieren wir ein wenig in der Stadt herum? Was meinst du, Ray?“

„Hm...woher soll ich denn das wissen? Aber ich glaube, das können wir machen...Kai ruft dann eben an, wenn er fertig ist, ja?“, stimmte Ray nickend zu und schaute den jüngeren der beiden Russen mit einem Babyhaften Blick an.

„Wenn es denn sein muss...“, brummte der nur und verschränkte die Arme vor der Brust, seine Augen schloss er ebenfalls. Jetzt musste er sich erst einmal geistig sammeln.
 

Ray und Yuriy unterhielten sich angeregt über den bevorstehenden Tag, um Kai, der noch immer mit geschlossenen Augen auf seiner Sitzhälfte saß und sie zu ignorieren schien, kümmerten sie sich gar nicht. Zu sehr waren sie in ihr Gespräch vertieft und spekulierten, wie es wohl in der Firma aussehen mochte.
 

„Ich habe mal eine Firma im Fernsehen gesehen. Total hohe Decken, Prunk in jeder Ecke und hübsche Mädchen mit Minirock und Schlips an der Theke...bestimmt ist das da auch so!“, kicherte Yuriy fröhlich und seine Wangen liefen leicht rot an. Ray kicherte blöde.
 

„Quatsch! Kai ist schwul, also warum sollte er hübsche Mädchen an die Theke stellen? Das würde ihn doch eh nicht aufgeilen...oder, Kai-chan?“ Grinsend stupste der Chinese seinem Freund in die Seite und dieser knurrte unwillig.
 

„Hey, lass bloß den hohen Herrn in Frieden, er muss sich auf sein bevorstehendes Gespräch vorbereiten! Jetzt kann er keine Störungen gebrauchen. Er muss doch seine Gedanken ordnen, und deine dummen Fragen machen ihn doch bestimmt ganz wuschig!“ Ray lachte laut und nickte, wandte sich wieder von dem Graublauhaarigen ab.
 

So lachten die beiden fröhlich, ließen sich von Kai überhaupt nicht stören, auch wenn dieser eh nichts tat. Als sie die Firma erreichten, erklang Itakis Stimme durch den Lautsprecher und verkündete, dass sie ihr Ziel erreicht hätten.
 

„Ein paar Minuten könnt ihr euch in meinem Büro und im Erdgeschoss umschauen, aber danach kann ich mich bedauerlicherweise nicht mehr um euch kümmern, das heißt, müsst ihr allein zurechtkommen. Ihr könnt euch auch mit den Angestellten unterhalten, aber bitte keine Flirts und schon gar keine unnützen Schwätzchen während der Arbeitszeit! Und nun kommt, ich habe nicht viel Zeit!“
 

Verwundert blickten Yuriy und Ray sich an. Was war dass den eben gewesen?

„Sag mal, hast du da eben das gleiche gehört wie ich?“, flüsterte Yuriy ungläubig und Ray nickte hastig.

„So kenn ich ihn gar nicht! Er klingt so...kalt!“, stimmte der kleine Schwarzhaarige zu, sie wurden allerdings in ihrem Geflüster unterbrochen, als Kai ihnen einen wütenden, kalten Blick zuwarf, der bedeuten sollte, dass sie gefälligst ihren Schritt beschleunigen sollten, wollten sie noch die Firma anschauen.
 

„Boah...Das...ist die Empfangshalle?“, staunte Ray ungläubig und blickte sich mit großen Augen in der Halle um. Ein sehr weitläufiger Raum, fast schon von der Größe eines Saals, auf der einen Seite standen mehrere bequem aussehende Sofas und ein großer Tisch, ein großer Empfangstisch war ebenfalls vorhanden, und dort standen – ganz entgegen von Rays Glauben – doch tatsächlich zwei hübsche, blonde Mädchen mit knappen Röcken und Rüschenhemden und lächelten freundlich.

Die andere Seite des Raumes war von mindestens drei Fahrstuhltüren eingenommen, jede führte auf anderem Wege durch das Haus, sodass niemand zu drängeln brauchte.

Aber das Auffälligste überhaupt – waren die ganzen Pflanzen! Überall standen große Pflanzen, Palmen, Sträucher, und ließen den ganzen großen Raum sehr tropisch wirken.
 

„Ey, das hätte ich ja jetzt nicht erwartet!“, meinte Yuriy anerkennend und lachte leise. Schweigend folgte er Kai, der mit langen, schnellen Schritten Richtung Fahrstuhl vorauseilte, den beiden hübschen Mädchen an der Theke, die ihn mit einem freundlichen „Guten Morgen, Master Kai.“ begrüßten, schenkte er nicht einen Blick.
 

„Mein Büro ist im zweiunddreißigsten Stock. Zwischen der Empfangshalle und meinem Büro sind die Büros für die Angestellten, sprich Designer, Grafiker, Techniker und so weiter. Mit Momoka werdet ihr euch sicherlich gut verstehen, sie ist sehr aufgeschlossen und liebenswürdig. Meine Assistentin.“, erklärte Kai langsam, während sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte, und leise japanische Musik sie auf ihrem Weg begleitete.
 

„Boah, was ein Luxus hier! Hier könnte ich mich fast heimisch fühlen!“, flötete Yuriy fröhlich und posierte passend zur Musik vor den verspiegelten Wänden des Fahrstuhls.

„Klasse, das sieht klasse aus, Yuriy! Und jetzt noch ein bisschen verführerischer der Blick...“, stichelte der Schwarzhaarige, lief aber sofort leicht rosa an, als Yuriy tatsächlich drauf hörte und einen verräterischen Augenaufschlag riskierte.
 

„Hört auf mit diesen Kasperlaien, und kommt lieber. Ich bin sicher, Madame Lacroix ist schon da, und ich möchte sie nicht unnötig warten lassen.“, fuhr Kai sie rüde an und betrat als erster den Flur.

Die beiden Freunde folgten ihm augenrollend, wagten aber keine Nebenkommentare mehr. Kai hatte auch so schon genug schlechte Laune...
 

Wie Kai vorhergesagt hatte, saß Elleneor Lacroix bereits im Warteraum und hielt ein kleines Schwätzchen mit Momoka, Kais Assistentin. Als die drei Jungen eintraten, sah sie lächelnd auf.
 

„Ah, Master Kai, schön, dass sie es pünktlich geschafft haben. Madame Lacroix wartet schon seit zehn Minuten, sie wollte sich noch etwas hier umschauen. Ich hoffe, Sie sind nicht böse, dass ich sie schon ein wenig herumgeführt habe?“, fragte die Schwarzhaarige, etwas asiatisch aussehende Frau lächelnd und Kai wank nickend ab.
 

„Vielen Dank, Momoka. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sich nun um die beiden Jungen hier kümmern würden, während ich mit Madame Lacroix verhandle.“, sagte Kai und deutete auf seine beiden Freunde, die etwas unschlüssig hinter ihm standen und nicht so wirklich zu wissen schienen, was sie tun sollten.

Momoka bestätigte lächelnd und Kai und die andere Geschäftsfrau verzogen sich in einen Raum, auf dessen Tür in großen Buchstaben „Biovolt – Kai Hiwatari“ stand, um dort ihre Geschäfte auszuhandeln.
 

„Puh...ihr seid Freunde von Master Kai?“, fragte das Mädchen – Ray schätzte sie ungefähr auf zwanzig, garantiert nicht älter – und lächelte freundlich. Die beiden Jungen nickten noch etwas unsicher.
 

„Mein Name ist Momoka Himishiro. Ich bin Master Kais erste Assistentin. Und ihr seid?“ Mit einem herzlichen Lächeln stellte sich die Frau vor.

„Yuriy Iwanov und das ist Raymond Kon. Wird aber nur Ray genannt.“, antwortete Yuriy hastig und er lächelte verschmitzt. Auch Ray konnte nicht anders und bestaunte das schwarzhaarige Mädchen.
 

Momoka Himishiro war attraktiv. Sogar für einen Schwulen verdammt anziehend, wenn auch nicht unbedingt erotisch interessant. Sie hatte langes, bis zur Hüfte reichendes nachtschwarzes Haar, das ihr zu einem festen Zopf geflochten und mit einer hübschen roten Schleife zusammengehalten, über die Schulter hing. Die großen braunen Augen blickten aufmerksam und warm, und ihre hübsche schmale Gestalt machte dieses Bild nur noch netter.
 

„Das ist wirklich...ein sehr beeindruckendes Gebäude! Hätte nie damit gerechnet, dass Kai hier arbeitet...auch noch als oberster Chef!“, meinte Yuriy langsam, um ein Gespräch in Gang zu bringen, und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
 

Momoka antwortete mit einem glockenhellen, ehrlichen Lachen. Sie bedeutete den Jungen, sich auf die Sofas zu setzen und nahm sich selbst eine Tasse heißen Tee.

„Ja, da habt ihr Recht. Als ich hier eingestellt wurde, dachte ich erst, das wäre eine Verarschung. Eine einzige Bewerbung, und dann gleich erste Assistentin vom Chef? Und dann auch noch in dem Gebäude? Das hielt ich echt für einen Traum...und als ich den Chef dann persönlich kennen gelernt habe, dachte ich echt, mich tritt ein Pferd...“ Gestenreich fuchtelte sie mit den Armen in der Luft herum und Yuriy und Ray grinsten sich gut gelaunt an.
 

„Jetzt verstehe ich, warum ausgerechnet Sie Kais Assistentin sind! Er mag Leute, die kein Blatt vor den Mund nehmen...“, stellte Ray fest und registrierte verblüfft, wie die Schwarzhaarige leicht rot wurde. Nun musste er noch mehr grinsen.

„Und talentiert sind Sie wohl auch, wenn Kai Sie schon einstellt...“, fügte auch Yuriy hinzu und noch eine Nuance röter wurde das blasse Gesicht.
 

„Danke...aber hört auf, mich ständig mit Sie anzusprechen...duzt mich ruhig, das mache ich bei euch ja auch...“

„Okay...Momoka!“, kam es einstimmig im Chor. Und noch einstimmiger begannen alle drei zu lachen.
 

„Haha...okay, wo haben wir aufgehört? Ach ja...wieso dachtest du denn, dich tritt ein Pferd? Nur weil du Kai gesehen hast, oder was?“, kicherte Ray schließlich nach mehreren Minuten fröhlich und die Asiatin räusperte sich kurz, um wieder normal sprechen zu können.
 

„Na ja...überlegt doch mal...Kai ist jung, ehrlich gesagt sogar noch zu jung! Zudem attraktiv und dermaßen wohlhabend...den Job hatte ich immer noch nicht ganz verdaut, und dann noch so ein Chef...Ich hab schon den Kopf geschüttelt und wollte gehen, aber er hat mich nicht gehen lassen...“
 

Bei diesem Satz zogen Yuriy und Ray synchron die Augenbrauen in die Höhe, in ihren Augen spiegelte sich die gleiche zweideutige Frage.
 

„Das mein ich nicht!“, rief Momoka, die sofort diese unausgesprochene Frage bemerkte und lief knallrot an. Jungs!

„Ich meine, dass er mir die Tür vor der Nase zugehalten hat und dann hat er gemeint, entweder ich gehe und lasse diesen einmaligen Job sausen, oder ich nehme an...und dabei hat er mich dermaßen kalt angeschaut, dass ich im ersten Moment an seinem äußeren Alter zweifelte...Manchmal gleicht seinem Blick einem dreißigjährigen! In seinen Augen steht so viel Lebenserfahrung und Wissen...das ist doch nicht normal für einen Siebzehnjährigen! Letztendlich habe ich doch angenommen... Allerdings habe ich wenig später herausgefunden, dass er homosexuell ist...“
 

„Tscha...“, meinte Yuriy schadenfroh und auch Ray konnte sich ein Kichern schwer verkneifen. Das war schon ein Schock für viele Frauen...aber ihnen war das nur recht!
 

„Sag mal...Momoka...wie ist Kai eigentlich so? Ich meine, als Chef?“, fragte Yuriy schließlich in die Stille hinein und blickte die Schwarzhaarige interessiert an. Diese brauchte gar nicht überlegen.
 

„Streng. Sehr streng. Aber auch fair. Arbeitsfaule werden sofort gefeuert, Feiertage oder Urlaub wird nur vergeben, wenn eine bestimmte Anzahl von Arbeitsstunden erreicht wurde und Überstunden werden auch gut bezahlt. Aber bei ihm wird wirklich bis an die Grenzen gearbeitet... Aber er ist wirklich ein guter Chef. Für diejenigen, von denen er meint, dass er noch mehr aus ihnen rauskriegen kann, bezahlt er schon mal eine Fortbildung... Also beschweren kann sich wirklich niemand. Und ich habe mal erzählt bekommen, als er elf war, und Probleme mit einem Angestellten hatte...“
 

„Was? Hat er sich mit ihm geprügelt?“, fragte Ray ungläubig nach, aber Momoka schüttelte nur lächelnd den Kopf.

„Nein...da ist er viel diplomatischer rangegangen. Er hat herausgefunden, dass Johnsonn, so hieß der Mann von damals, der immer nur Ärger machte, auch Probleme in seiner Familie hatte. Und Kai hat sich mit ihm darüber ausgesprochen, er hat sogar im Gericht gegen Johnsonns Frau ausgesagt, die ihn immer wieder erpresste... seitdem hatte Kai sich sämtlichen Respekt von allen Angestellten erobert. Er war zwar noch naiv und höflich, wie es sich für ein Kind in seinem Alter gehört, aber er war schon immer sehr selbstbewusst und wusste genau, wie er seine Ziele erreichen konnte. Ich wurde vor zwei Jahren eingestellt...da lernte ich Kai aber anders kennen...schüchtern, schweigsam und irgendwie bedrückt...Aber heute, als ich ihm eben in die Augen gesehen habe, da war wieder dieses ernste Funkeln, das gleiche Glühen in den Augen, das er immer hat, wenn er Gespräche führt. Nicht mehr diese stumpfe Leere, als hätte er eine unsagbare, unsichtbare Last zu tragen...“
 

„Wow...das hätte ich jetzt nicht gedacht...“, murmelte Ray beeindruckt und auch Yuriy nickte nachdenklich. Das war bestimmt die Zeit gewesen, in der Kai so terrorisiert worden war...aber jetzt ging es, bestimmt war Kai jetzt zuversichtlicher und ruhiger, weil er ja jetzt Freunde hatte, die ihn beschützten.
 

„Hm...sag mal, wie lange dauert so ein Gespräch eigentlich?“, wollte Ray nach einigen Minuten wissen, als sie in nervösem Schweigen beieinander gesessen und nicht gewusst hatten, wie sie anfangen sollten.

Momoka war sichtlich erleichtert über dieses Gespräch.

„Also wenn Kai schlechte Laune hat, kann sich das schon mal bis zu vier Stunden hinziehen...“
 

„Och nö...und so lange sollen wir hier warten?“, entfuhr es Yuriy gelangweilt, und auch Ray zog eine ungläubige Schnute. Aber Momoka lächelte nur.

„Seid doch nicht so schwermütig, Jungs. Ich kann euch noch ein wenig herumführen wenn ihr möchtet, okay?“, bot sie mit einem freundlichen Lächeln an und stand auf. Yuriy und Ray lächelten gut gelaunt.

„Klar! Wenn du schon anbietest...aber musst du nicht hier bleiben und arbeiten?“
 

„Keine Sorge, Master Kai hat seinen Kaffee schon im Büro, den stelle ich immer ein paar Minuten vorher hin, damit er abkühlen kann und damit ich das Gespräch nicht stören muss, und ansonsten kann ich auch eine Überstunde machen...die wird ja bezahlt, also geht das auch!“, winkte sie lächelnd ab.
 

Sie führte Ray und Yuriy durch das ganze Gebäude; den Pausensaal für die Angestellten, ein kleines hauseigenes Café und sogar ein paar Büros von den Angestellten bekamen sie zu sehen, die drei steigerten sich dermaßen in den Gebäuderundgang hinein, dass sie die Zeit vergaßen, und als sie wieder auf die Uhr blickten, war es tatsächlich schon zehn Minuten nach Drei... Das Gespräch lief nun schon über drei Stunden!
 

„Okay, ich glaube, wir sollten langsam zurückgehen, sonst bekomme ich noch Ärger von Master Kai... Ich könnte wetten, er braucht jetzt wieder seinen Kaffee...“ Verwundert von der unglaublichen Uhrzeit bedeutete Momoka den beiden Jungen, sich langsam auf den Rückweg zu machen.

„Kai ist aber auch total der Kaffeetrinker...“, murmelte Ray grinsend und gähnte leise. Der Rundgang hatte ihn schon etwas erschöpft, er hätte nie gedacht, dass die Firma so groß war! Von Außen sah man das nicht wirklich...
 

Kaum dass sie den Warteraum wieder betreten hatten, ging die Tür des Chefs aus, und eine äußerst wütend dreinblickende Madame Lacroix stürmte heraus, verabschiedete sich nicht einmal vom Personal.

Und kaum zwei Minuten später kam auch Kai, allerdings sah er nicht halb so wütend aus wie die Frau, sondern eher furchtbar gestresst...
 

„Hey Kai, das hat aber ganz schön lange gedauert! Hast du ihr, was auch immer sie wollte, verweigert, oder warum sah die so sauer aus?“, wollte der Schwarzhaarige sofort wissen, neugierig hängte er sich an Kais Arm, der sich genervt die Schläfen massierte.
 

„Ray, bitte!“, knurrte der Blaugrauhaarige erschöpft, matt ließ er sich in den nächstbesten Sessel fallen und schloss erst einmal die Augen, lag fast fünf Minuten da wie ein Schluck Wasser in der Kurve.

„Master Kai, ich habe Ihnen einen neuen Kaffee aufgebrüht. Soll ich Ihnen einen Aschenbecher hinstellen?“ Hilfsbereit, wie Momoka nun einmal war, trug sie bereits eine heiße Tasse Kaffee in der einen Hand, und in der anderen einen Aschenbecher, den sie ihrem Chef vor sich auf den Tisch stellte.
 

Seufzend öffnete Kai die Augen und streckte kurz die Schultern.

„Danke Momoka, ohne Sie wäre ich wahrscheinlich verloren...“ Dankbar trank er einen Schluck des brühend heißen Kaffees, lächelte und steckte sich fast noch im gleichen Atemzug eine Zigarette an, die er aus den Weiten seines Anzugs hervorgezaubert hatte.

Genüsslich stieß er den Rauch zwischen seinen Zähnen hervor und lehnte sich zurück.
 

Ray und Yuriy guckten recht dumm aus der Wäsche. Schließlich war es Yuriy, der das Schweigen zuerst überwand und sich an seinen blaugrauhaarigen Landesgenossen wandte.

„Ey Kai...seit wann rauchst du denn?“, fragte er verblüfft und wedelte angewidert mit der Hand vor seinem Gesicht herum, als Kai ihm den Rauch ins Gesicht blies.
 

„Eigentlich nur, wenn ich dringend was zur Stressbekämpfung brauche...also nur ganz selten. Keine Sorge, ich werde dir nicht die Lunge verpesten...“ Spöttisch grinsend nahm der Jüngere noch einen Zug, blickte dabei verträumt auf den Boden vor seinen Füßen.
 

„Lass uns langsam gehen, okay? Wir haben uns hier schon einmal richtig umgeschaut, und ich muss sagen, ich bin beeindruckt! Wusste gar nicht, dass du so guten Geschmack hast...“

„Ja, da stimme ich Ray zu, Kai. Aber können wir jetzt bitte gehen, ja? Ich krieg langsam im Gegensatz zu dir wirklich Hunger...“, begann der Rothaarige zu quengeln und hielt sich bestätigend den grummelnden Bauch.
 

Kai lachte leise und nickte.

„Okay, dann will ich euch mal nicht verhungern lassen...“ Mit nun schon fast unheimlich guter Laune lächelte Kai seine beiden Freunde an, drückte die Zigarette aus, legte seine Arme um die Schultern der beiden anderen und spazierte fröhlich pfeifend mit ihnen hinaus.
 

Yuriy drückte er seinen Aktenkoffer in die Hand und mit einem: „Danke für die Aufmerksamkeit, ich werde Sie demnächst mal wieder mit meiner Anwesenheit beehren!“ an Momoka verließ er die Firma.
 

~+~ Ende Kapitel 16 ~+~

Ein Ausflug nach Hakone - Teil 1

~+~ Kapitel 17: Ein Ausflug nach Hakone – Teil 1 ~+~
 

Fröhlich pfeifend studierte Yuriy den Reiseführer. Kai war noch auf der Arbeit, aber zusammen mit Ray hatte sich der rothaarige Russe vorgenommen, den Jüngeren –bzw. für Ray Älteren- zu überraschen und einen kleinen Ausflug zu machen!
 

„Hier, schau mal, Yuriy. Was hältst du davon? Eine Fahrt zum Fuji?“, schlug der Schwarzhaarige aufgeregt vor und deutete auf eine kleine Anzeige. Yuriy schüttelte abwehrend den Kopf.
 

„Nein, das wäre nicht so gut. Kai ist doch immer total kaputt, wenn er aus der Firma zurückkommt. Was er braucht, ist etwas zum Entspannen, wo er seine Seele baumeln lässt. Sportaktivitäten wie den Berg raufklettern kommt da nicht in Frage!“

Ray nickte verstehend. Gut, Kai war wirklich immer total kaputt. Zuerst musste der Russe sich für eine oder zwei Stunden hinlegen, brauchte fast jeden Tag eine Kopfschmerztablette. Kai war einfach keine Arbeitsmaschine, das war eindeutig.

Ein wenig Entspannung würde dem jungen Konzernchef wirklich gut tun...
 

„Aber das hier! Heiße Quellen in Hakone! Das wäre doch Entspannung pur! Und ist nicht mal allzu weit weg. Wir können doch morgen da hin, was meinst du? Ich buche ein Onsen für zwei Tage und dann lassen wir es uns so richtig gut gehen, da! Am Sonntag können wir ja zum Ashi-See gehen und das Owakudani-Tal mit den aufsteigenden Schwefeldämpfen anschauen. Das wird bestimmt lustig!“
 

„Hm...also der Onsen klingt ja schon mal gar nicht so schlecht. Ein Bad in einer heißen Quelle ist einfach zu herrlich... das ist wirklich Entspannung ohne Ende. Den Ashi-See hab ich schon mal gesehen. Wirklich ein schöner Ausblick. Aber ob Kai mit dem Owakudani-Tal einverstanden ist?“
 

„Klar! Zur Not sagen wir eben gar nichts davon. Und dann schleppen wir ihn hin!“, rief Ray begeistert und stürmte schon zum Telefon.

„Also unverfroren bist du ja gar nicht...“, meinte Yuriy grinsend und nickte. Er hoffte, dass die Buchung gut gehen würde, jedenfalls wäre das wirklich nicht übel.

„Aber dann muss jemand auf meine kleine Schwester aufpassen!“, fiel dem Russen mit einem Schlag ein. Erschrocken klatschte Yuriy sich die Hand vor die Stirn. Wie hatte er Maschka nur vergessen können?
 

„Kein Problem. Mum wird garantiert nichts dagegen haben, sich um sie zu kümmern. Sie ist doch furchtbar kinderlieb. Und wenn Maschka will, kann sie bestimmt auch eine oder zwei ihrer Freunde mitbringen.“, beruhigte Ray den Freund sofort wieder und Yuriy seufzte erleichtert.
 

„Äh...Ja, guten Tag. Mein Name ist Raymond Kon, ich würde gern buchen. ... Hmhm, ja, eine Nacht für drei Personen. Wäre das möglich? ... Das ist ja toll! Ja, die Anreise wird kein Problem sein, vielen Dank. Wir werden morgen bar bezahlen. Ist gut. Ja... Dann bis morgen. Wiederhören.“
 

„Und?“, wollte Yuriy aufgeregt wissen. Ray strahlte ihn überglücklich an.

„Hat alles geklappt. Wir bekommen ein Dreierzimmer für eine Nacht und dürfen uns jederzeit an der Quelle gütlich tun. Wirklich klasse, oder?“

„Echt toll, Ray! Das wird Kai sicherlich gefallen!“
 

~+~ wenige Stunden später ~+~
 

„Ihr habt Waaaaaaaaaas?!“

„Hey, komm mal wieder runter, Kai-chan dachte, ein wenig Entspannung würde dir gut tun!“, quengelte Ray entschuldigend, den Tränen nahe. Er hatte nicht unbedingt einen Freudentaumel erwartet, aber angebrüllt zu werden, weil er seinem Freund und auch sich und Yuriy eine Freude hatte machen wollen, das hätte er wirklich nicht unbedingt haben wollen...
 

Auch Yuriy nickte zustimmend.

„Wir wissen ja, dass du mit den Nerven am Ende bist, Kai, aber das kannst du auch ein wenig freundlicher rüberbringen! Hey, wir wollten dir eine Freude machen!“ Langsam war Yuriy echt etwas genervt. Manchmal war Kai aber auch wirklich total unsensibel!
 

„Pff...macht doch was ihr wollt...lasst mich nur schlafen...“

Und schon war der Blaugrauhaarige aus dem Raum getapst und hatte sich, wie jeden Tag, in seinem Bett schlafen gelegt.
 

„Also heute ist er wirklich besonders reizbar...anscheinend war sein Tag nicht so sonderlich gut.“, meinte Ray besorgt. Yuriy nickte nachdenklich.

„Ich hole ihm eine Aspirintablette. Sagst du dann schon mal Hitoshi bescheid, dass er am Wochenende frei hat? Sonst macht er sich wieder Sorgen...“

„Stimmt. Okay, ich sag bescheid. Weit weg dürfte der ja nicht sein.“, stimmte Ray zu und machte sich auf den Weg.
 

Yuriy währenddessen ging runter in die Küche, um dort eine Aspirintablette zu besorgen. Itaki hatte für zwei Wochen Urlaub, ständig arbeiten tat selbst einem durchtrainierten Butler nicht gut. Und Kai war ja anspruchsvoll wie eh und je.
 

//Hm...Kai ist wirklich verdammt launisch in letzter Zeit...hoffentlich hilft das Entspannungswochenende ein wenig dagegen. Ihn immer nur meckern hören macht wirklich nicht grad fröhlich//, überlegte Yuriy betrübt und seufzte leise.
 

Seit drei Tagen schon hatte er sich hier mit Ray eingenistet. Anfangs hatten sie viel zusammen gelacht und auch Kai öfters mal zum Lächeln gebracht, was eigentlich ziemlich schwer zu machen war, aber Kais nach und nach immer mieser werdende Laune verdarb jeden Spaß.
 

Nach kurzem Suchen hatte der junge Russe eine Packung Aspirintabletten gefunden und mixte Kais heißgebliebten Mokka zusammen. Er hatte schon sehr schnell festgestellt, Mokka und Aspirin zusammen waren wie eine Schlaftablette. Nach wenigen Minuten würde Kai im Land der Träume weilen und danach froh und munter nach ungefähr zwei Stunden wieder aufwachen.
 

Als Yuriy die Treppe wieder hinaufging um zu Kais Zimmer zu kommen –die Küche liegt im Erdgeschoss- begegnete er auch wieder Ray.

„Hitoshi weiß bescheid. Er ist nicht da, aber ich hab einen Zettel auf seinen Schreibtisch geklebt, den wird er schon finden. Du willst Kai doch nicht wieder flachlegen?“ Die Frage kam mit einem so hinterlistigen Grinsen in dem hübschen Gesicht, dass Yuriy unwillkürlich rot wurde.
 

„Nicht in dem Sinne, Süßer.“

„Klar, das kann jeder behaupten!“ Ray ließ immer noch nicht nach. Er liebte es, Yuriy verlegen zu machen, es reichten schon ein paar zweideutige Bemerkungen und der Russe wurde rot. Ein richtig süßer Anblick!
 

„Schnabel jetzt! Sonst fängt Kai wieder an zu brüllen!“, wies Yuriy den Jüngeren etwas schroff zurecht und öffnete geschickt mit der rechten Hand, in der er die Tabletten hielt, die Zimmertür.

Kai lag, wieder in seinen blütenweißen Lieblingskimono gekleidet, auf seinem Bett. Diesmal allerdings auf der Seite, die Bettdecke bis zum Kinn hochgezogen.
 

„Hey Kai, ich hab dir ne Aspirin mitgebracht. Brauchst du die?“

Besorgt ließ Yuriy sich auf die Bettkante sinken und strich dem Jüngeren durch den vollen grauen Pony. Kai seufzte leise und schmiegte sich unbewusst an die kühle Hand.

„Du hast Kopfschmerzen, geb’s zu. Du liegst doch sonst nicht auf der Seite.“

„Hmpf...du kennst mich aber schon gut...“, kam es daraufhin genuschelt aus der Bettdecke. Yuriy lächelte warmherzig.

„Hier, nimm die. In ein paar Minuten wirst du schlafen.“ Fürsorglich hielt Yuriy dem ‚Kranken’ den Shake und die Tablette hin.
 

Kai rappelte sich langsam auf, hielt sich kurz den Kopf, als es ihm anfing zu schwindeln und schluckte die Tablette. Dankbar trank er ein paar Schlucke von dem Shake. Normalerweise hätte er den weggekippt auf ex, aber heute war er einfach viel zu k.o. dazu, also begnügte er sich mit ein paar wenigen Tropfen und ließ sich wieder in die Kissen zurücksinken.
 

„Jetzt schlaf. Hinterher wird es dir besser gehen.“ Yuriys sanfte Stimme geleitete den Graublauhaarigen schon fast in den Dämmerschlaf. Müde senkten sich die Augenlider, verdeckten die stumpfen, blutrot wirkenden Augen.

„Gute Nacht, mein Süßer.“ Zärtlich gab Yuriy Kai noch einen sanften Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer. Und Kai war schon auf dem besten Weg der Besserung...
 

~+~ am nächsten Tag früh morgens ~+~
 

„Hmpf...verdammt...Yuriy, du alte Pennnudel, jetzt steh endlich auf! Du musst dich noch fertig machen und die Tasche packen! Los, komm ausm Knick, Alter!“ Zuerst mit versuchtem guten Zureden und schwachen Versuchen die Decke wegzunehmen, da Yuriy sich so eingekugelt hatte wie ein Igel, und später sogar mit Anbrüllen versuchte Kai, den Älteren aus den Federn zu kriegen.
 

„Dämlicher Idiot...wer nicht hören will, muss fühlen!“ Mit einem unheilvollen Grinsen auf den Lippen schnappte Kai sich ein Ende der Bettdecke und spannte die Armmuskeln an.
 

„Äh...Kai?“, warf Ray zweifelnd ein, aber dieses diabolische Grinsen war eindeutig. Yuriy sollte wohl mal langsam darüber nachdenken pünktlich aufstehen, wenn er nicht jeden Morgen so geweckt werden wollte...
 

Ein leiser Schrei und das daraufhin folgende dumpfe Krachen ließen Ray besorgt aufsehen. Yuriy lag lang ausgestreckt auf dem Boden, die Augen rollten rum wie zwei Kreisel. Er war eindeutig k.o. Und Kai stand genau daneben, die Bettdecke in der Hand und lachte sich einen ab.
 

„Äh...Yuriy? Hallo?“ Vorsichtig stupste Ray den Älteren in die Seite. Der stöhnte leise.

„Verdammt...welcher Arsch war das...den bring ich um...“ Ray blickte verständnislos auf den nuschelnden Rothaarigen herunter. Yuriy murmelte irgendetwas in Russisch vor sich hin, was er nicht verstand, aber Kais Grinsen wurde dafür umso breiter.
 

„Los, du alte Schlafmütze, steh endlich auf! Wenn du in einer halben Stunde nicht fertig bist, kann ich für Nichts garantieren!“

Und schon wurde die Bettdecke wieder aufs Bett befördert und eine hilfreiche Hand streckte sich dem Rothaarigen entgegen. Der blinzelte müde.
 

„Du Arsch...“, brachte Yuriy nur heraus, bevor er sich ächzend in die Höhe stemmte und gähnend ins Schlafzimmer taumelte. Ray schüttelte schmunzelnd den Kopf und Kai setzte sich stumm auf sein Bett, um seine Tasche zu packen.
 

„Ray? Was brauchen wir eigentlich alles?“

„Hm? W, was?“
 

Blinzelnd blickte Ray zu dem Graublauhaarigen hinüber. Er war total in Gedanken versunken gewesen und hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass Kai ihn angesprochen hatte.
 

„Ich hab gefragt, was wir alles brauchen. Wovon träumst du denn?“, wiederholte Kai augenrollend.

„Äh...sorry, ich war grad ein wenig weit weg... was wir brauchen? Äh...tja, Klamotten auf alle Fälle. Äh...Handtücher? Vielleicht noch den ein oder anderen bequemen Kimono?“
 

Diese Anspielung auf Kais Kimono entging dem Russen natürlich nicht. Ein bestürzter Ausdruck trat auf das sonst ziemlich starre Gesicht und die Wangen färbten sich leicht rosa. Ray kicherte leise.
 

„Du siehst im Kimono doch echt toll aus, Kai-chan! Das könntest du ruhig mal zeigen, dafür brauchst du dich doch nicht zu schämen! Manche würden ihren Arm oder noch mehr hingeben für deine Schönheit!“, gurrte der Schwarzhaarige fröhlich und schmiegte sich erneut an Kais immer heißer werdende Wange.
 

„Äh...R, Ray! Ich...äh...d, du...“ Total verlegen geriet Kai total ins Stottern. Dieses Lob ließ ihn richtig rot werden, und das war etwas, was ihm eigentlich noch nie passiert war! Und er schämte sich total deswegen!
 

„Hihi. Hey, du brauchst doch nicht rot werden, Schnuckelchen! Komm schon, entspann dich! Auch wenn du richtig niedlich aussiehst, wenn du so rot bist!“

Ein kleiner Kuss auf die Wange ließ Kai nun schon mit Talas Haarfarbe Konkurrenz machen.
 

Die peinliche Stille wurde unterbrochen, als Yuriy das Schlafzimmer betrat. Mit wenigen aufmerksamen Blicken hatte er die Situation erfasst und runzelte misstrauisch die Stirn.

„Was geht denn hier ab?“, fragte er verwundert. Kai versuchte natürlich krampfhaft seine Gesichtsfarbe wieder zu kontrollieren, während Ray nur wissend grinste.
 

„Morgen, Yu-chan. Na, ausgeschlafen?“, strahlte der Chinese überglücklich und hüpfte geradezu aus dem Zimmer. Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte Yuriy ihm hinterher.
 

„Äh...was hat der denn genommen?“

„Das wüsste ich auch gern...“

Total verwirrt sah Yuriy und sein Landesgenosse sich in die Augen. Diesmal verfärbten sich die Wangen beider Jungen, aber sie schüttelten synchron die Köpfe und blickten weg.
 

Einen Hunderter auf ihre Gedanken!
 

Die Fahrt nach Hakone dauerte ungefähr drei Stunden. Kai hatte seinen Chauffeur beauftragt, sie zu fahren, damit niemand so lange am Steuer sitzen musste. Abgesehen davon, dass außer Yuriy eh noch keiner von ihnen einen Führerschein hatte. Die Fahrt verlief eigentlich recht ruhig, Yuriy holte in der Fahrtzeit seinen verloren gegangenen Schlaf nach, indem er sich auf der einen Sitzhälfte einrollte und sofort abdriftete und Ray und Kai währenddessen saßen auf der anderen Sitzhälfte am jeweils entgegen gesetzten Fenster und brüteten in stillem Schweigen vor sich hin.
 

//Oh man...wenn man den Blödmann mal braucht, dann hält er ein Nickerchen! Ich sagte doch, er soll früher schlafen, aber nein, guckt lieber Terminator zu Ende! Und das bis zwei Uhr morgens! Vier Stunden Schlaf sind wirklich nicht so berauschend, das kenne ich ja zur Genüge, aber er könnte wirklich ein wenig mehr Rücksicht auf andere nehmen... verdammt, Ray und ich sind alleine! Das ist nicht gut...warum werd ich nur immer so verlegen wenn ich Ray zu lange anschaue oder wenn er mir Komplimente macht? Scheiße...das ist doch nicht mehr normal! Hab ich mich etwa...Gott, nein! Nie im Leben!//
 

Rays Gedanken gingen im diesem Moment ähnlich.

//Ich und Kai alleine in ner Limousine...argh, da kann einem ja die Fantasie abhauen! Obwohl, das wäre zu schön um wahr zu sein...aber das wird garantiert nix! Zumindest nicht so bald... jedenfalls nicht, solange Yuriy dabei ist und solange Kai auf Abstand geht! Oh man, ist das alles verzwickt...vielleicht entspannt Kai sich ab nachher endlich soweit, dass wir ein wenig weiter gehen können...und Yuriy darf nur nicht vernachlässigt werden, dann gibt es eigentlich keine Eifersüchtigen, hoffe ich mal. Oh ja...das wird Spaß machen!//
 

Vorfreudig grinste Ray vor sich hin und beobachtete desinteressiert die vorüber fliegende Landschaft. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie auf eine einsame Landstraße abgebogen waren, es begann öfters mal zu wippen, weil die Räder in Schlagloch gerieten.
 

„Wir sind gleich da, Master Kai.“, erklang die Stimme des Chauffeurs aus dem Lautsprecher. Kai nickte dankbar und sah sich nun genauer um.

//Hm...schöne Gegend. Hier kann man sich bestimmt schön erholen. Ich freu mich schon auf die warmen Quellen...das wird garantiert herrlich!//
 

„Hey, Yu-chan, komm, wach auf. Wir sind gleich da. Du willst doch etwa nicht das Thermalbad verschlafen?“, versuchte Ray den Freund zu wecken, der leise murrend die Augen aufschlug und schwach blinzelte.
 

„Hm?“, machte der schlaftrunken und gähnte laut. Ray kicherte.

„Wir sind gleich da. Komm schon, setz dich hin. Hier gibt’s ne Menge Schlaglöcher.“, antwortete Kai an Rays Stelle und legte sich sicherheitshalber einen Gurt um. Die Schlaglöcher wurden immer schlimmer, in manchen Momenten bockte das Auto dermaßen, dass die Jungen glatt mit dem Kopf gegen das Dach stießen. Yuriy wurde sogar zum zweiten Mal recht unsanft ‚geweckt’, weil er glatt auf dem Boden landete.
 

„Ey...was ist denn das für ne Straße?“

„Ich hab ein ziemlich abgelegenes kleines Onsen gemietet, wir sind ungefähr drei Kilometer von der Außenwelt abgeschottet. Erst Recht ein Grund mehr für Entspannung.“, erklärte Ray lächelnd. Kai stöhnte ungläubig. Na, das versprach ja noch heiter zu werden...
 

Aber die ‚Horrorfahrt’ war schnell überstanden. Nur noch wenige Schlaglöcher galt es zu überstehen, dann hielt die Limousine endlich und Kai kletterte als erster ins Freie.

„Meine Güte...die brauchen wirklich mal ne neue Straße. Hätte mich gewundert wenn sich auf so einem Weg jemand hierher verirrt.“

„Stimmt.“ Auch Ray und Yuriy hatten das Auto nun verlassen und sahen sich neugierig um.
 

Der (Das??) Onsen lag tatsächlich sehr abgelegen. Um das Gebäude herum waren nur Bäume und kleine Wiesen, von nirgendwo konnte man Motorgeräusche vernehmen, die besagten, dass eine Hauptstraße in der Nähe war. Im Klartext: Sie waren in der Pampa gelandet!
 

„Herzlich willkommen! Willkommen in Maiyasens Onsen!“
 

~ Ende Kapitel 17 – Teil 1 ~

Ein Ausflug nach Hakone - Teil 2

~+~ Kapitel 18: Ausflug nach Hakone – Teil 2 ~+~
 

„Herzlich willkommen! Willkommen in Haiyasens Onsen!“

Verwundert fuhren die drei Jungen herum. Ein blonder Junge mit Sommersprossen kam ihnen entgegengelaufen. Er winkte fröhlich.
 

„Ich kann euch nur willkommen heißen. Ihr seid die drei Jungen, die heute gemietet haben, oder?“, wollte der Junge aufgeregt wissen. Aus großen blauen Augen bestaunte er die drei Ankömmlinge, als wären sie von einem anderen Planeten oder als hätte er noch nie Menschen gesehen.
 

„Äh...ja, das sind wir...“, meinte Ray verdattert und lachte schief.

„Cool! Oh, entschuldigt, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Max Tate, ich bin der stellvertretende Leiter des Onsens. Ich wollte euch willkommen heißen.“

Mit einem umwerfenden Lächeln verbeugte sich der Junge. Yuriy, Ray und Kai erwiderten diese Geste stumm, aber etwas verwundert. Das war ja ein aufgekratzter Typ...
 

„Ich bin froh, dass ihr hergefunden habt. Die meisten Leute denken immer, sie sind auf dem falschen Weg, weil die Straße schon so abgenutzt ist und kehren wieder um. Es waren schon lange keine Gäste mehr hier.“, quasselte Max fröhlich vor sich hin, während er zum Kofferraum der Limousine lief und einen schweren Koffer heraushievte.
 

„Äh...Straße? Ich dachte, das wäre ein Trampelpfad.“, murrte Yuriy ironisch. Kai seufzte zustimmend und holte nun ebenfalls seinen Koffer.
 

„Am besten gehen wir schon mal rein. Es ist schon recht frisch für diese Jahreszeit und ich bin sicher, ihr seid erschöpft von der lagen Fahrt, oder? Ihr kommt doch aus Tokyo, oder?“
 

„Ja. Du bist aber gut informiert.“, meinte Ray anerkennend, was Max regelrecht zum Strahlen brachte. Der nickte aufgeregt.

„Klar! Ich bin schließlich Stellvertretender Geschäftsleiter, also muss ich auch über meine Kunden bescheid wissen. Du bist sicherlich Ray, oder? Ich erkenn dich an deiner Stimme.“
 

„Jau, der bin ich. Oh, wir haben uns ja noch gar nicht vorgestellt. Verdammt, wie unhöflich! Also, ich bin Ray, wie du schon herausgefunden hast und die beiden Stummen dahinten das sind Kai und Ray, meine besten Freunde. Die beiden reden nicht so viel.“
 

„Merk ich schon. Kommt. Soweit ich weiß habt ihr ein Dreierzimmer gemietet, richtig? Die Thermalquelle könnt ihr jederzeit benutzen, aber ab 22.00 Uhr ist Schluss, weil dann der Hinterhof geputzt wird. Und da wollen wir euch natürlich nicht bei belästigen. Wir haben auch eine kleine eingebaute Karaoke-Bar, die dürft ihr auch benutzen, allerdings ist die Voraussetzung, dass ihr im Café auch was kauft. Zimmerservice ist immer zu erreichen, ihr könnt bestellen, was ihr wollt. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch sogar einen persönlichen Scout mieten.“
 

Kais linke Augenbraue begann penetrant zu zucken. Konnte der Typ nicht irgendwie abgestellt werden? Der laberte ja ohne Punkt und Komma!

Yuriy schien es ebenso zu ergehen, er war sogar noch schweigsamer als sonst und knurrte manchmal verhalten vor sich hin.
 

„Äh...was macht so ein Scout denn?“, wollte Ray neugierig wissen. Ihn schien es überhaupt nicht zu stören, dass Max so viel redete, ganz im Gegenteil, er sorgte sogar dafür, dass die Quasselstrippe noch mehr quatschte!
 

„Scouts sind rund um die Uhr erreichbar und sorgen für euer Wohlergehen. Er erfüllt auch Extrawünsche, wie zum Beispiel wenn ihr mal irgendwo hingehen wollt, dass er in der Zeit die Hausarbeit erledigt und so. Natürlich könnt ihr auch mit irgendetwas anderem kommen, vielleicht wenn ihr euren Freund überraschen wollt mit egal was für einer Einlage oder so, da kann er auch behilflich sein.“, erklärte Max und zwinkerte hinterlistig. Die drei Jungen, die den Wink in den Worten –bekloppterweise- natürlich zweideutig verstanden, liefen auf einen Schlag knallrot an.
 

„Äh...habt ihr was gegen...äh...“

„Schwule?“, schlug Max grinsend vor, weil Ray anscheinend nicht in der Lage war, dieses kleine Wörtchen auszusprechen. Der nickte peinlich berührt.
 

„Unser Onsen ist gegenüber allen sexuellen Ausrichtungen tolerant, außer wenn ihr vielleicht dermaßen nächtliche Ruhestörung praktiziert, dass keiner schlafen kann, dann müssen wir natürlich mal ne Warnung raushängen lassen. Aber sonst ist es egal, ob ihr Transvestiten, Schwule oder Lesben oder auch Heteros seid.“
 

Kai schluckte schwer. Also das war ja eindeutig eine ziemlich... erregende und gleichzeitig auch glücklich machende Anrede...also gab es hier schon mal keine Vorurteile gegen ‚andere’. Immerhin etwas.
 

„Max!“

Erschrocken zuckte der Blonde zusammen. Sie standen nun schon in der kleinen Eingangshalle des Onsens.

„Hä?“, machte Ray verwundert. Als er zur Tür zurücksah konnte er gar nicht glauben, dass sie so einen langen Weg hinter sich hatten. Von der Limousine sah er nur noch die blinkenden Rücklichter, bis sie im Wald verschwanden.
 

„Äh, ja Dad?“ Fröhlich blickte Max einen Großgewachsenen, braunhaarigen Mann mit Stoppelbart an, der ziemlich wütend dreinblickte.
 

„Junge, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dich ein wenig zurückhalten sollst? Sonst verschreckst du unsere Gäste noch mit deinem Gequatsche! Wir haben schon selten genug Kunden, als dass du sie beliebig totreden kannst!“

„Ähehe, sorry, Dad. Ich konnte nicht anders!“, rechtfertigte sich der Blonde und lachte verlegen. Der Mann seufzte leise.
 

„Entschuldigt, wenn Max euch irgendwie belästigt haben sollte. Mein Name ist Christopher Tate, ich bin Max’ Vater und Eigentümer dieses Onsens. Ich heiße euch hier herzlich willkommen.“, meinte der Mann nun wieder mit einem freundlichen Lächeln. Total Landestraditionsuntypisch reichte er den Jungen die Hand.
 

„Ach was, Max hat uns nicht verschreckt. Ganz im Gegenteil. Er hat uns eine Menge Interessantes erzählt!“

„Pff...“

„Oh man...“

Die Überzahl der schlechten Laune überwog deutlich. Das schien auch Mr. Tate zu bemerken, denn ein verlegenes Lachen entrang ihm und er stellte sich fix hinter die Rezeption.
 

„So...ein Dreierzimmer und eine Übernachtung für Raymond Kon, Yuriy Iwanov und Kai Hiwatari, richtig?“
 

„Genau.“, meinte Kai monoton und kramte schon mal sein Portemonnaie aus der Tasche. Aber diesmal kam ihm Ray zuvor.
 

„Hey, Yuriy und ich haben diese Überraschung für dich ausgesucht, also lässt du ganz fix dein Geld in der Tasche, okay? Ich bezahle.“, meinte der Schwarzhaarige mit einem engelsgleichen Lächeln, was Kai eine leichte Röte auf die Wangen zauberte. Verlegen schaute der Weg.
 

„Ich möchte bar bezahlen.“

Fröhlich legte Ray ein kleines Bündel Scheine auf den Tisch. Kai zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe. Er hatte nicht erwartet, dass diese beiden Tage so teuer werden würden...irgendwie bekam er fast schon Schuldgefühle!
 

„So, das ist euer Zimmerschlüssel. Mein Sohn wird euch hinführen, in Ordnung? Eure Sachen könnt ihr hier abstellen, Eddy wird sich gleich darum kümmern. Abendessen gibt es um 20.00 Uhr im Essensaal und Frühstück um 10.00. Ihr müsst nicht kommen, ihr könnt euch auch was bestellen, obwohl ich immer finde, es isst sich in Gesellschaft besser. Ich wünsche euch einen schönen Aufenthalt.“
 

„Los, kommt! Ich bring euch hin!“, rief Max aufgekratzt. An der Hand zog er Ray hinter sich her, der planlos seinen Koffer stehen ließ und hinterherlief.

„Oh man...das kann ja noch was werden...“, meinte Kai genervt. Yuriy nickte mitfühlend.

„Solange diese Quasselstrippe hier ist, zweifle ich an der Ruhe...der Typ redet ja wie ein Wasserfall!“
 

„Aber solange er nicht ständig aufs Zimmer kommt und wir ihm nicht so oft über den Weg laufen geht es hoffentlich...“, meinte Kai versonnen. Ein schmales Lächeln stahl sich auf seine Lippen, während er sich umsah.
 

Yuriy währenddessen hatte das Gefühl, tausend Feuerwerke würden in seinem Bauch gestartet. Überglücklich bemerkte er, wie das Blut ihm ins Gesicht schoss.

//Wow...das ist ja ein echt umwerfendes Lächeln! Er sieht so schön aus, wenn er lächelt...ich bin sicher, das werden noch zwei schöne Tage...//
 

„So, das ist euer zukünftiges Zimmer. Eure Koffer werden gleich nachgebracht, ich lass euch jetzt alleine. Wenn ihr Fragen habt, die Rezeptionsnummer steht beim Telefon. Also, man sieht sich.“
 

„Puh...ich dachte, die Nervensäge zieht nie Leine!“, knurrte Kai unbeherrscht. Da er den Zimmerschlüssel hatte, schloss er auch die Tür auf und betrat als erstes ihr Zimmer.

„Hey...das sieht doch ganz annehmlich aus.“, meinte Yuriy zufrieden. Das Zimmer war ziemlich groß. Der Boden war mit hellblauem, weichem Teppich ausgelegt, in der Küche, die durch eine halbe Wand vom restlichen Raum abgetrennt war, lag Laminat. Die Tapeten waren größtenteils weiß, zur Südseite allerdings, wo ein großes Fenster nach draußen auf die Terrasse führte, war ockerfarbene Tapete.
 

„Ich nehme das Bett am Fenster, okay?“, wollte Ray gleich wissen. Da die anderen nichts dagegen einwandten, schmiss sich der Chinese gleich auf das Bett. Er hatte einen superguten Ausblick auf den Hinterhof.
 

„Okay, dann nehme ich das Bett. Ray, schau dir mal die Küche an. Jetzt bist du schließlich unser Küchenchef. Natürlich nur für die Zwischenmahlzeiten, aber immerhin.“, kicherte Yuriy vergnügt. Ray brummelte leise vor sich hin, machte sich aber gehorsam auf den Weg in die Küche.
 

„Wow...das ist ja ne geile Ausstattung! Mikrowelle, Spülmaschine, cooler Gasherd und dann auch noch diese Schränke...Mamamia!“, rief der Chinese verzückt. Seine Augen leuchteten richtig.
 

„Haha. Na, willst du jetzt immer noch nicht kochen?“, stichelte Yuriy noch dazu, aber davon ließ Ray sich nicht mehr ärgern. Fröhlich pfeifend machte er sich dran, den Inhalt der Schränke zu erkunden.
 

„Kai? Hey, wo ist denn Kai?“

Verwundert sah Yuriy sich um. Er fand seinen Landesgenossen draußen im Hinterhof.

„Hey, hier steckst du. Oh, du hast ja schon die Quelle gefunden. Wow...“

Staunend betrachtete Yuriy die kleine Quelle. Heiße Dampfschwaden schwebten aus dem warmen Wasser empor, die Steine außen herum ließen die Quelle sehr natürlich aussehen.
 

„Sieht klasse aus, oder? Ich freu mich schon richtig drauf, da hereinzuspringen...“, meinte der Graublauhaarige bedächtig und Yuriy nickte verträumt.

„Wie wahr... das wird garantiert noch Entspannung pur!“

Jedenfalls war es solange Entspannung pur, bis ein lautes, rasches Klopfen an der Tür die beiden Jungen zusammenzucken ließ.

Als sie wieder ins Zimmer kamen, hatte Ray bereits die Tür aufgemacht.
 

„Eure Koffer. Meine Fresse, sind die schwer! Was habt ihr denn da drin?“

Ein ziemlich abgerackert aussehender, recht großer braunhäutiger Junge taumelte ins Zimmer. In der linken Hand trug er Kais Koffer, in der rechten Yuriys und unter unter den linken Arm geklemmt hatte er Rays Koffer und die zweite Tasche verstaut. Mit einem Ächzen setzte er sein Gepäck ab.

„Ähehe, sorry. Danke fürs Bringen. Willste Trinkgeld?“, fragte Ray mit einem großen Tropfen am Hinterkopf (man stelle sich das bildlich vor -.-) und holte seinen Geldbeutel raus. Der Junge schüttelte bloß stumm den Kopf.
 

„Nee danke, lasst mal. Ihr tut mir schon nen großen Gefallen damit, wenn ihr nicht so oft nach mir verlangt oder nach Max. Mein Name ist Eddy. Bye.“

Und schon war der unerwünschte Eindringling wieder weg. Verblüfft sahen sich die drei Jungen an.
 

„Äh...wollen wir in die Quelle?“, fragte Yuriy schließlich. Seine Augen leuchteten aufgeweckt.

„Ja, gleich. Erst mal müssen wir noch die Koffer auspacken.“

„Man, das können wir doch hinterher noch machen. Mir ist kalt!“, Fröstelnd schlang Ray sich die Arme um den Leib. Tatsächlich hatte sich eine leichte Gänsehaut auf seinen Armen gebildet.
 

„Okay. Ich pack dann schon mal aus, ihr könnt ja schon mal vorgehen.“, meinte Kai augenrollend. Ihm drängte es zwar auch, sich zu wärmen, aber er war nun mal ein Mensch, der erst der Freizeit nachging, wenn die Pflichten erledigt waren und die warteten eben noch.
 

„Ja! Bringst du mir mein Handtuch mit, Kai-chan?“ Aus großen Babyaugen blinzelte Ray den Älteren an. Der war natürlich total hilflos gegen diesen Blick. Also nickte er geschlagen und während Ray und Yuriy schon losstürmten auf den Hof, öffnete Kai seinen Koffer und begann die Klamotten im Schrank zu verteilen.
 

//Am besten pack ich Rays und Yuriys Sachen auch schon aus. Dann komm ich zwar später, aber dafür bleib ich dann auch länger drin. Ein wenig Gleichberechtigung muss schließlich sein. Hm...soll ich meinen Kimono anziehen oder nicht? Ray macht es bestimmt nichts aus und Yuriy auch nicht...ach was, einmal wird’s ja wohl gehen!//
 

Gedankenversunken ordnete er nun auch Yuriys Kleidung und zog sich schließlich nach getaner Arbeit seinen weißen Kimono an. Er nahm noch zwei Handtücher mit für seine beiden Freunde und ging auf den Hinterhof.
 

„Hach, das ist die pure Wonne...wo bleibt Kai denn solange? Langsam dürfte er doch fertig sein...“, hörte er Yuriys Stimme und schluckte kurz. Die Vorstellung, wie Yuriy sich entspannt im heißen Wasser räkelte, der perfekte Körper dabei vor Wassertropfen glitzerte, das machte ihn schon ordentlich heiß!
 

„Ah, da bist du ja endlich! Los, Kai, komm rein!“, rief Ray fröhlich. Er hatte sich ebenfalls schon ins Wasser begeben, die offenen schwarzen Haare, die im Wasser trieben wie ein feiner schwarzer Schleier, bildeten einen starken Kontrast zu seiner hellen Haut.
 

„Äh...j, ja, ich komme.“, stotterte der blaugrauhaarige Russe beschämt. Er legte die beiden Handtücher und ein paar Hemden und Hosen auf einen großen Stein, während er sich herumdrehte und langsam seinen Kimono aufband.
 

„Du siehst einfach umwerfend aus, Kai-chan...“

Die tiefe, verführerische Stimme von Yuriy ließ den Jüngeren knallrot anlaufen.

//Scheiße...ist mir das peinlich! Ich kann mich doch nicht einfach so ausziehen! Das sehen die doch...Hilfe!//
 

~ Ende Kapitel 18 – Teil 2 ~

Ein Ausflug nach Hakone - Teil 3

~+~ Kapitel 19: Ein Ausflug nach Hakone – Teil 3 ~+~
 

Kai war stocksteif. Das Blut rauschte ihm durch die Adern, dass er glaubte, von innen verbrennen zu müssen und seine Gesichtsfarbe machte mittlerweile Yuriys Haarfarbe Konkurrenz.
 

Ganz deutlich konnte der junge Russe die Blicke seiner Freunde im Nacken spüren. Es waren neugierige, teils auch erregte Blicke. Blicke, die ihm gar nicht gefielen! Er wollte sich nicht ausziehen! Er hatte doch nichts drunter!

„I, ich...d, d, dreht e, euch bitte u, um!“, stotterte Kai unter Aufbietung aller Kräfte zusammen. Am liebsten würde er im Boden versinken!
 

„Schade...ehrlich gesagt hab ich mich schon gefreut, aber wenn du meinst...“, meinte Yuriy scherzhaft bedauernd, aber Kai hörte am Schwappen des Wassers, dass sich der Rothaarige herumdrehte und auch Ray schloss sich der Entscheidung an, wenn auch etwas widerwillig.
 

Mit einem raschen Blick über die Schulter prüfte Kai, ob auch keiner schummelte, schlüpfte rasch aus seinem Kimono und kletterte eilig ins Wasser. So eilig, dass er prompt auf dem glatten Stein den Halt verlor und kopfüber ins Wasser plumpste.
 

„Äh...Hey, etwas weniger hastig geht’s auch.“, kicherte Ray fröhlich und half dem Älteren hoch. Der prustete erschrocken und hielt sich die Wangen.
 

„Uwaah, ist das heiß!“

„Stimmt, aber richtig herrlich.“, grinste der Rothaarige. Er faltete sein Handtuch ganz klein zusammen und legte es sich auf den Kopf. Ray tat es ihm eifrig nach.
 

Die Stunden vergingen. Kai hatte sich bäuchlings auf einen flachen Stein gelegt und planschte vollkommen gelöst mit den Füßen im Wasser, Ray döste vor sich hin und Yuriy war anscheinend ziemlich beschäftigt damit, in den Himmel zu starren und den Sonnenuntergang zu beobachten.
 

„Wir sollten langsam reingehen. Es wird schon dunkel.“, meinte der Rothaarige etwas besorgt. Er wollte sich zwar nicht schon wieder in die Kälte hinausbegeben, aber wie hieß es so schön: Hör auf, wenn es am schönsten ist!
 

„Pff...muss das sein?“, wollte Kai murrend wissen. Sein Körper war dermaßen aufgeheizt, dass seine Wangen sich anscheinend gar nicht mehr von dem blassen Rotton trennen wollten und auch Ray sah nicht viel anders aus.
 

„Ja, langsam wird’s wirklich Zeit. Wir sind garantiert schon ein paar Stunden hier.“, bekräftigte Yuriy ernst. Er war der erste, der ganz plötzlich aufstand, sodass Kai fast einen Herzschock bekam und sich die Nase hielt. Also Schamgefühle hatte der Ältere ganz eindeutig nicht...
 

Aber Yuriy schlang sich vorsorglich ein Handtuch um die Hüften, was Kai erleichtert aufatmen ließ.
 

„Okay, kommt, Leute. Raus mit euch!“

Und schon hatte Yuriy umständlich die Quelle verlassen, sich angezogen und war ins Haus verschwunden.
 

//Nanu? Da klingt aber einer recht muffelig...oh man, ich will hier nicht raus...//

Bedauernd entrang Kai seiner Kehle ein leises Seufzen. Seine Finger schrumpelten schon kräftig, aber er hatte überhaupt keinen Drang die Wärme wieder zu verlassen.
 

„Hey Ray, komm, raus mit dir.“ Vorsichtig stupste Kai den Jüngeren an. Der hatte sich schon seit einer Weile gar nicht mehr bewegt, deswegen glaubte der Russe, sein Freund würde schlafen. Als dieser aber auch auf das Stupsen nicht reagierte, zog er besorgt die Augenbrauen in die Höhe.
 

„Hey, Ray, wach auf. Wir sollten langsam rausgehen. Hörst du?“

Als Antwort kam nur ein schwächliches, leises Röcheln. Also jetzt war Kai ganz eindeutig angstvoll. Als er die Hand auf die schwitzende Stirn legte, keuchte er leise auf.
 

„Yuriy! Verdammt, komm her! Ich brauch deine Hilfe!“

Von dem plötzlichen Geschrei überrascht sah der Rothaarige nach dem Rechten. Er kam gerade rechtzeitig, als Kai den Jüngeren auf seine Arme lud und sanft hochhob.
 

„Was ist denn?“

„Ray...scheint hohes Fieber zu haben. Seine Stirn glüht richtig und er wacht auch nicht auf.“, antwortete Kai gehetzt. Schwerfällig verließ er die Quelle und lud dem total verdatterten Yuriy die Last auf die Arme.
 

„Bring ihn ins Zimmer. Ich zieh mich erst mal an!“ Bei den Worten konnte Kai eine eindeutig aufkeimende Röte nicht vertreiben, was den Älteren diabolisch grinsen ließ. Aber er gehorchte und brachte den Chinesen ins Zimmer, wo er ihn sanft ins Bett legte. Prüfend versuchte er noch mehrmals, den Jüngeren zu wecken, allerdings erfolglos.
 

„Hm...Kai scheint Recht zu haben...seine Stirn glüht. Er war wohl etwas zu lange im Wasser. Verdammt!“

„Ich rufe unten in der Rezeption an, okay? Vielleicht haben die ein Fiebersenkendes Mittel hier oder so was.“, meinte Kai besorgt, als er wieder zurückkam, in seinen weißen Kimono bekleidet. Yuriy nickte zustimmend.
 

An der Rezeption meldete sich Max.

°Ja? Max ist dran?°

„Max, wir brauchen dich mal schnell. Ray war anscheinend etwas zu lange in der Quelle. Er hat hohes Fieber.“

°Wie? Oh, da hab ich wohl noch eine Belehrung vergessen...äh, ich hole schnell den Arzt, ich komme gleich°

„Okay, danke.“
 

Seufzend legte Kai auf und fuhr sich angestrengt durch den feuchten Pony. Er fühlte sich gar nicht gut. Ihm war etwas schwindelig und die Stimme von Yuriy schien seltsam gedämpft.

//Scheiße...ich geh doch nicht etwa auch noch hops? Ach, das wird sich schon wieder legen. Einfach mal eine kurze kalte Dusche und dann geht’s mir wieder gut! Aber jetzt muss ich mich erst mal um Ray kümmern!//
 

Langsam ließ Kai sich neben seinem schwarzhaarigen Freund ans Bett sinken und strich dem Schlafenden zart durch den weichen Pony.

//Ach Ray...ich bin so blöd! Ich hätte ein bisschen darauf achten müssen, dass du nicht so lange im Wasser bleibst! Du bist doch so empfindlich! Es ist meine Schuld, dass du krank bist!“ Von Selbstzweifeln geplagt biss sich der Ältere auf die Lippen.
 

„Kai, du brauchst dir keine Vorwürfe machen! Du kannst nichts dafür, dass Ray Fieber hat...ganz im Gegenteil, er müsste doch eigentlich selbst am besten wissen, was er sich zumuten kann und was nicht. Dich trifft nicht die geringste Schuld!“, wies Yuriy seinen blaugrauhaarigen Freund zurück. Dieser schüttelte stur den Kopf. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er laut gedacht hatte.
 

„Danke Yuriy, aber ich bin trotzdem Schuld! Ray ist doch unser Nesthäkchen, ich muss doch ein bisschen auf ihn aufpassen! Wir hätten nicht so lange im Wasser bleiben sollen, dann wäre er nämlich nicht auch drinnen geblieben! Du weiß doch, er ist nicht so der Typ, der eigene Pläne verfolgt! Er achtet zuerst immer auf die anderen, bevor er an sein eigenes Wohl denkt! Und das habe ich schamlos ausgenutzt!“ Verärgert krampfte Kai die Hände in die Bettdecke. Furchtbare Schuldgefühle plagten den Jungen, während er sich verzweifelt einzureden versuchte, dass Yuriys Worte richtig waren.
 

//Verdammt...Kai scheint sich wirklich unglaubliche Sorgen zu machen. Er gibt sich die Schuld, dass Ray jetzt flach liegt. Dass ich auch Schuld trage, daran denkt er nicht! Ich... will ihn umarmen und trösten! Aber das wäre angesichts der Tatsachen wohl total das Falsche...//
 

Einen inneren Kampf mit sich selbst ausfechtend versuchte Yuriy sich davon abzubringen, den Jüngeren in seine Arme zu reißen und zu küssen. Er konnte es nicht sehen, wenn sich sein Freund dermaßen fertig machte!
 

Aber schließlich siegte doch das Herz. Kai konnte gar nicht so schnell schauen, da lag er schon fast in Yuriys Armen und stürmische Lippen drückten sich auf die Seinen, versuchten anscheinend, das letzte Stückchen Vernunft aus seinem Kopf zu küssen.
 

//Ah! Was, was soll das...uh...ist das schön...so warm und weich...aber...nicht richtig...uh...Yuriy!//
 

Schwächlich versuchte Kai den Anderen von sich wegzustoßen, kämpfte gleichzeitig darum, den Kuss nicht einfach zu erwidern.

„Uh...“

Erschrocken riss der Blaugrauhaarige die Augen auf. Verdammte Scheiße! Kraftvoll stieß Kai Yuriy von sich und wich reflexartig ein paar Schritte zurück. Aus großen Augen blickte er Max, Eddy und eine junge blonde Frau an, die stumm in der Tür standen.
 

„Äh...s, sorry...K, Kai, hör zu...“, jammerte Yuriy entschuldigend und sah weg. Krampfhaft suchte er nach einer glaubwürdigen Ausflucht. Die Gäste hatte er noch gar nicht bemerkt.
 

„Äh...sorry, wenn wir stören...“, murrte Eddy nicht sonderlich überrascht. Ohne Erlaubnis betrat er das Zimmer und setzte sich ans Bett. Fachmännisch legte er dem Patienten die Hand auf die Stirn.
 

„Äh...“, machte Yuriy verdattert. Als er begriff, warum Kai sich anscheinend gelöst hatte, lief er plötzlich knallrot an. Das war ja wirklich hammerdämliches Timing!
 

„Mein Name ist Judy Tate. Ich bin Max’ Mutter und die Ärztin. Euer Freund ist krank?“, stellte sich die Frau höflich vor, während sie ebenfalls das Zimmer betrat. Kai nickte stumm.
 

„Man sollte zum Anfang nicht länger als eine halbe Stunde in der Quelle verbringen, da der Körper noch nicht an solche Temperaturen gewöhnt ist, außer man ist Heißbader. Wie lange wart ihr im Wasser?“, wollte die Frau skeptisch wissen. Ray hatte wirklich hohes Fieber!
 

„Äh...mindestens zwei Stunden würde ich sagen...“, meinte Yuriy verwirrt und zuckte mit den Schultern. Ihm ging es gut. Er war ja auch Heißbader.
 

„Oha! Das ist eindeutig zu viel des Guten. Aber keine Sorge. Euer Freund wird nur etwa ein- bis zwei Tage Fieber haben, danach klingt das wieder ab. Solange dürft ihr natürlich umsonst hier bleiben, wenn ihr wollt. Es wäre riskant, ihn während der Krankheitsphase zu transportieren.“, erklärte Judy ernst. Sie spritzte dem Jungen ein fiebersenkendes Mittel und legte zusätzlich noch ein paar Tabletten auf den Nachtschrank.
 

„Okay...du, wie geht’s dir? Ist dir irgendwie schwindlig oder so?“

Kai zuckte etwas erschrocken zusammen. Er hatte nicht geahnt, dass sich die Frau so direkt an ihn wenden würde.

„Äh...j, ja, ein bisschen...a, aber es ist nicht s, schlimm!“, stotterte Kai scheu, wich aber sofort ein wenig zurück, als die Frau mit gerunzelter Stirn auf ihn zukam.

„Keine Panik, du kriegst keine Spritze, wenn es das ist, wovor du Angst hast.“
 

Judy ließ sich nicht abschrecken. Stur packte sie den sträubenden Jungen am Arm und zog ihn sanft zu sich, legte die Hand auf die heiße Stirn.
 

„Tatsache, leichtes Fieber. Aber das wird wieder. Am besten gehst du nachher gleich schlafen, wenn das Fieber allerdings steigen sollte, dann sag mir bescheid. Ich bin ständig zu erreichen.“

Sie drückte ihm noch eine Schachtel Tabletten in die Hand und ließ den Jungen wieder frei.
 

„Mir geht’s gut, danke. Ich bin profimäßiger Heißduscher, mir macht die Temperatur nichts aus.“, meinte Yuriy rasch und wurde etwas verlegen unter den strengen Blicken. Judy nickte zufrieden.
 

„Bitte entschuldigt, diese kleine Unannehmlichkeit ist unsere Schuld. Wir hätten euch belehren müssen. Nicht jeder ist Heißbader und nicht jeder verträgt Quellentemperaturen. Wenn es irgendwelche Probleme geben solltet, wendet euch an mich. Nochmals Entschuldigung.“
 

Und schon war Judy Tate wieder weg. Verwundert sahen Yuriy und Kai ihr hinterher.

//Komische Frau...//, dachten beide gleichzeitig und schüttelten die Köpfe.
 

„Ihr solltet regelmäßig jede halbe Stunde die Temperatur prüfen und aufschreiben. Wenn das Fieber steigt, dann gebt ihm eine der Tabletten, aber nur im Abstand von zwei Stunden. Wadenwickel wären auch nicht unbedingt übel.“

Wieder ein halber Herzinfarkt der Gäste. Eddy war schon ganz vergessen gewesen!
 

„Äh...tja, dann gehen wir mal wieder...komm, Ed-chan.“ Beschämt krallte Max sich den Basketballer am Ärmel und zog ihn mit sich. Auf das leise Gemurre achtete er nicht.
 

„Pff...na, das fängt ja toll an...“, seufzte Yuriy schließlich deprimiert. Leicht gestresst begann er, eine seiner beiden antennenartigen Stirnsträhnen zu zwirbeln.

„Na ja...vielleicht haben wir es doch ein wenig übertrieben...“, vermutete Kai ächzend und wischte sich über die Stirn. Tatsächlich, er war auch ordentlich heiß.
 

„Fühlst du dich nicht gut, Kai-chan?“, wollte Yuriy besorgt wissen. Vorsichtig zog er den Jüngeren, der sich unter der Berührung sofort komplett versteifte, in seine Arme und strich durch das dichte zweifarbige Haar.
 

„Schscht...ich tu nichts, versprochen. Ich will dich einfach nur im Arm halten.“, flüsterte der Rothaarige beruhigend und versenkte seine Nase in den noch etwas feuchten Haaren. Kai schniefte leise.
 

„Wollen wir heute Abend alle zusammen schlafen? Dann ist keiner benachteiligt und Ray bekommt ein wenig Wärme von uns. Bitte, Kai-chan...“

Der Angesprochene schluckte schwer.

//Oh je...alle drei zusammen? Wer weiß, was der vorhat...obwohl... nee, ich glaube nicht, dass Yuriy irgendetwas anderes tun will als schlafen...trotzdem... das ist doch total peinlich!// Und schon wieder –zum wievielten Male an diesem Tag eigentlich schon?- machte Kai Yuriys Haaren den Platz der intensivsten Rottönung streitig.
 

„Äh, i, ich...äh...o, okay...äh...“, konnte Kai sich nur zusammenstottern, aber gleichzeitig musste er sich eingestehen, dass er sich sogar schon aufs Schlafengehen freute. Schließlich war das doch gar nicht so schlimm...sie waren alle Jungs, also wo lag das Problem?

//Das Problem liegt darin, dass ich in Yuriy verschossen bin...und etwas zu viel freigelegte Haut verursacht locker mal Nasenbluten...//, dachte Kai hysterisch und klatschte sich innerlich selbst eine.
 

„Ähm...kommst du mit runter? Ich hab langsam Hunger...oder wollen wir was bestellen?“

„Hm...äh, ich glaube, runtergehen ist besser...“

//Alleine mit dir ist mir nicht geheuer! In Der Öffentlichkeit machst du wenigstens nichts!//, fügte Kai gedanklich noch hinzu, hütete sich aber, das auch auszusprechen.
 

Also rappelte er sich rasch auf die Beine und hastete fast aus dem Zimmer. Auf Ray achtete er schon gar nicht mehr.
 

Yuriy kratzte sich überrascht am Kopf. Na, da war wohl jemand sichtlich durcheinander...

//Sieht so aus, als hätte ich ihn mit meiner Aktion vorhin etwas verschreckt. Hm... na gut, ich werde dir deine Schüchternheit schon noch austreiben, mein Süßer. Sorry Ray, aber du bist genau zum richtigen Zeitpunkt krank geworden. Werde bitte schnell wieder gesund, ja?//
 

Zärtlich hauchte Yuriy dem Jüngsten einen Kuss auf die heiße Stirn und verließ das Zimmer. Nach kurzem Suchen fand er seinen jüngeren Landesgenossen an einem Tisch nahe bei Max und Eddy im Essensaal und setzte sich dazu.
 

„Ah, hallo Jungs. Na, was möchtet ihr? Soll ich für euren kranken Freund eine kalte Suppe machen? Bei Fieber braucht man viel Flüssiges.“, bot Max’ Vater lächelnd an.

„Äh...ja, das wäre nett. Ich...ich hätte gern Spiegeleier, wenn Sie so etwas haben.“, meinte Kai etwas abwesend. Müde stützte er den Kopf auf die offenen Handflächen.

„Und für mich bitte einen Hotdog.“, fügte Yuriy noch hinzu.
 

Während der Geschäftsführer also das Essen zubereitete, beobachtete Yuriy seinen Freund.

//Er sieht ganz schön blass aus...okay, blass ist er ja immer, aber nicht so stark wie jetzt. Und er scheint müde zu sein. Hoffentlich macht mir mein Kleiner nicht schlapp//

„Wenn du dich nicht gut fühlst, dann sag ich das Essen ab und du gehst ins Bett, okay? Ich will nicht, dass du mir hier noch zusammenbrichst!“, bat Yuriy ernsthaft. Sanft legte er seine Hand auf Kais Stirn.
 

„Ach, das geht schon...Außerdem hab ich Hunger. Ich leg mich nachher gleich hin.“, nuschelte der Jüngere müde und gähnte zustimmend. Yuriy blieb zwar immer noch skeptisch, nickte aber.
 

Das Essen vertilgten die beiden Jungen wortlos. Jeder beschäftigte sich voll und ganz mit seinen Gedanken, Kai hatte sichtbar Mühe, nicht einfach über seinem Teller einzuschlafen, was Yuriy öfters dazu bewog, den Jüngeren vorsichtig anzustupsen.

„Bist du fertig? Dann komm, lass uns endlich ins Bett gehen. Du schläfst mir hier ja gleich ein.“, hinterfragte Yuriy vorsichtig.
 

„Na, hat es geschmeckt. Das freut mich. Ich wünsch euch noch eine gute Nacht. Schlaft gut.“, verabschiedete Christopher Tate die beiden Jungen noch und verschwand wieder in der Küche.
 

Als Yuriy frisch zur Nacht gekleidet aus dem Bad kam, schlief Kai bereits tief und fest. Er hatte sich zur Linken von Ray hingelegt und den Jüngeren halb umarmt, was Yuriy ein feines Lächeln entlockte.
 

Ganz zart strich er den beiden Jungen durch die Haare.

„Schlaft gut, meine Engel. Schöne Träume.“, flüsterte er, prüfte noch einmal ganz schnell Rays Temperatur und stellte erfreut fest, dass sie bereits sank, dann legte er sich ebenfalls zur Rechten des Jüngsten und schlief auch sofort ein.
 

~Ende Kapitel 19~

Verwirrung der Gefühle

~+~ Kapitel 20: Verwirrung der Gefühle ~+~
 

„Uwaaah! Kai, erschreck mich doch nicht so! Mein armes Herz!“ Erschrocken hielt Yuriy sich die Brust und schob sich an dem Halbschlafwandler vorbei ins Zimmer. Hilfe, wenn der Junge noch im Halbschlaf war, tigerte er rum wie ein Gespenst!
 

Neugierig beobachtete der Älteste, wie der Zweitälteste in die Küche schlurfte, mit fahrig wirkenden, schlappen Handbewegungen die Kaffeemaschine anmachte und im Schrank nach dem Kaffee suchte.

//Hihi. Kai findet sich wirklich in jedem Haushalt zurecht!//

Nach kurzem Suchen fand der Graublauhaarige seine Ware und öffnete langsam den Deckel. Er stockte kurz.
 

„Hm?“, machte Yuriy verwirrt und schaute genauer auf die Schachtel. Milchkaffee!

„Äh...hrm...“ Mehr bekam Kai nicht zustande. Stumm ließ er die Schachtel fallen, schlurfte erneut an Yuriy vorbei und kroch wieder zurück ins Bett.
 

Der Rothaarige glotzte wie ein Auto. Holla...Kai schien ja ganz genau zu wissen, was für Arten von Kaffee er in der Hand hatte, selbst wenn er noch ganz verschlafen war...der würde sich nämlich eher vergiften als jemals Milchkaffee zu trinken! Seiner musste komplett schwarz sein!
 

//Hihi. Kai hat aber auch wirklich niedliche Seiten! Ich glaube, ich guck mal nach, ob noch irgendwo schwarzer Kaffee ist...ohne krieg ich ihn wohl schwer aus dem Bett// Gedacht, getan.

Sofort suchte Yuriy in der Küche nach dem besagten Weckmittel, allerdings ging er leer aus. „Hm...vielleicht haben sie unten in der Küche noch welchen. Am besten, ich geh mal fragen.“
 

In der Küche war noch nicht viel los. Klar, es war auch erst kurz nach Acht. Normalerweise war Yuriy nicht so ein Frühaufsteher, aber schon um 21.00 Uhr schlafen gehen, das war für ihn einfach zu früh...
 

„Hallo? Ist hier einer?“, rief er durch den Saal, als er niemanden sah.

„Hm?“, kam es muffelig zurück. Eddy streckte den Kopf aus der Küche heraus.

„Oh...äh, morgen, Eddy. Ich wollte fragen, ob ihr noch schwarzen Kaffee habt? Wir haben nur Milchkaffee im Zimmer.“, fragte Yuriy betont freundlich.
 

„Moment...“ Und schon war der Große wieder weg.

//Komischer Typ...aus dem werde ich irgendwie nicht schlau//

Während Yuriy also auf den Kaffee wartete, kam auch Max endlich aus dem Bett.
 

„Hm? Oh, guten Morgen, äh...du warst Yuri oder so, richtig?“

„Yuriy. Y am Ende.“, berichtigte der Rothaarige den Blonden entnervt. Der grinste breit.

„Oh, sorry. Yuriy. Brauchst du irgendwas? Wie geht es eigentlich Ray?“ Und schon begann der Kleinere wieder zu quasseln. Der Russe seufzte innerlich auf.
 

„Bis jetzt ist er noch nicht wieder aufgewacht. Aber sein Fieber ist gesunken, also dürfte Ray auch langsam wieder wach werden. Ich brauch schwarzen Kaffee, ohne krieg ich Kai nämlich nicht aus dem Bett.“, erklärte der Rothaarige bereitwillig und klopfte ungeduldig mit den Füßen auf dem Boden herum. Wo blieb der Typ denn solange?
 

„Hä? Oh, Moment, ich schau mal. Wir müssten noch welchen haben.“ Yuriy hielt die Quasselstrippe nicht davon ab, ebenfalls in der Küche zu verschwinden. Dass Eddy zwar auch schon mit Suchen beschäftigt war, verschwieg er, schon allein um seine Ohren zu schonen.
 

„Eddy! Wie oft soll ich noch sagen, dass du nicht in der Küche Basketball spielen sollst! Lass das!“ Leises Scheppern ertönte und Eddys empörte Stimme, allerdings hielt den Kleineren das anscheinend nicht davon ab, den Unruhestifter einfach vor die Tür zu schieben.

„Du bleibst jetzt draußen! Das werd’ ich Mum erzählen!“ Und schon war Max wieder weg und machte sich nun dran, den Kaffee zu suchen.
 

„Hi. Lange nicht gesehen. Wo ist mein Kaffee?“, fragte Yuriy kalt, der sehr wohl mitbekommen hatte, was da eben abgelaufen war. Der Braunhäutige verbeugte sich steif.
 

„Sorry, keiner da.“, grummelnd schlurfte Eddy aus dem Raum.

„Pff...Loser!“

Aber schon kam Max wieder angestürmt, eine große Schachtel Kaffee in der Hand.

„Hier, schwarzer Kaffee zum Aufwecken. Viel Spaß noch. Wollt ihr unten essen oder bestellt ihr euch was aufs Zimmer?“

„Ich würde sagen, heute auf dem Zimmer. Ray kann ja schließlich nicht den ganzen Tag alleine gelassen werden.“
 

Der Blonde nickte verständnisvoll und lächelte noch einmal herzlich.

„Na dann, einen schönen Tag noch. Und nicht so lange in der Quelle bleiben, okay? Ray darf da vorerst schon mal gar nicht mehr rein!“

„Jaja...“
 

Auch nachdem Yuriy das Zimmer wieder betreten hatte, hatte sich noch keiner aus dem Bett geschleppt. Ray schlief tief und fest, vollkommen ruhig und Kai hatte sich halb unter der Bettdecke vergraben, seine Füße hingen dafür allerdings schön raus.
 

Yuriy konnte sich nur mit Mühe beherrschen, nicht einfach zu Kai rüberzuschleichen und ihm die nackten Fußsohlen abzukitzeln.

Stattdessen verschanzte er sich nur mit einem überdimensional breiten Grinsen in der Küche und begann schon einmal, den Kaffee aufzubrühen und Frühstück zu machen.
 

Schon nach wenigen Minuten schwebte der typische Geruch von frischem Kaffee durch die Wohnung.

Schnüffelnd schlug Kai die Bettdecke beiseite, gähnte laut und herzlich, bevor er zum zweiten Mal in der halben Stunde in die Küche schlurfte.
 

„Morgen Kai-chan. Ich hab den Kaffee von unten geholt. Jetzt haben wir wieder Vorrat. Fühlst du dich wieder ein bisschen besser?“

Herzlich lächelte Yuriy den Jüngeren an, aber alles was er als Antwort zurück bekam, war ein schlappes „Hn“ und ein müdes Blinzeln. Zu mehr war der zweitjüngste im Bunde noch nicht fähig.
 

„Ich glaube, wir sollten Ray wecken, oder was meinst du? Oder soll er doch lieber ausschlafen und genesen?“

„Hn...schlaaaahaafen lassen...“ Der Satz wurde etwas verlängert durch ein langes müdes Gähnen. Schlapp wischte der junge Russe sich über die Augen und streckte sich kräftig. Aber so wirklich wach sah er trotzdem noch immer nicht aus.
 

//Kai sieht so süß aus, wenn er noch ganz verschlafen ist...er würde sich bestimmt eher nen Arm abhacken, als sich mir so bei klarem Verstand zu offenbaren! Wenn er wüsste, wie süß er ist, hätte er sich bestimmt irgendwo verkrochen und dort seinen Kaffee geschlürft...mein kleines Engelchen!//
 

Verträumt beobachtete Yuriy seinen Freund auch weiterhin beim Aufwachen. Dem Rothaarigen schien es, als öffneten sich jede Minute die roten Augen ein wenig mehr, bis sie schließlich wieder wachsam und ruhig in die Welt schauten wie eh und je.
 

„Na, endlich aufgewacht, Schlafmütze? Du brauchst aber wirklich deinen Kaffee um wach zu werden, wie? Ich dachte bisher, das wäre nur ein dummer Joke von dir...“

„Hn.“

„Naja, auch egal. Ich geh mich jetzt erst mal schnell duschen. Abschließen brauch ich doch nicht, oder?“

Der eisige Blick des jüngeren Russen war wohl Antwort genug auf diese törichte Frage und Yuriy wagte es auch nicht, weiter nachzuhaken.

Stattdessen schnappte er sich ein Handtuch und seine Sachen und machte sich auf den Weg ins Badezimmer.
 

Und während dieser sich das heiße Wasser über den Leib prasseln ließ, dachte Kai, wie so oft in letzter Zeit schon, über sich und seine Gefühle für die beiden anderen nach.

//Oh man...warum muss das alles denn nur so verdammt kompliziert sein? Wenn ich Yuriy schon sehe, wird mir ganz warm ums Herz und mich überfällt der Drang, ihn an mich zu ziehen und zu küssen...aber das kann ich doch nicht tun! Er würde sich doch garantiert vor mir ekeln und mich abweisen, so wie...er damals...hm...aber bei Ray ist es ähnlich...auch er verursacht in mir dieses seltsame Herzflattern...was soll das nur bedeuten? Ich kann doch nicht in zwei Kerle gleichzeitig verknallt sein, oder? Das darf nicht sein...das geht doch gar nicht! Ich weiß ja, dass ich schlimm bin, aber jetzt wird’s wirklich absolut pervers...und ich kann absolut nichts dagegen tun...ich muss meine Gefühle geheim halten! Auch wenn es wehtut...sie dürfen nichts herausfinden! Ray hat sich mal an mich rangemacht und das war ja schon ein Schock wie...ein Schock jedenfalls! Ich glaube, er wäre nur glücklich, wenn ich erwidern würde, aber was ist dann mit Yuriy? Er ist auch nicht ohne, das spüre ich! Und eine Dreiecksbeziehung würde nie im Leben funktionieren...verdammt!//
 

Stöhnend, die Hände in dem zerwuschelten grauen Pony vergraben, sank Kai in die Knie. Er war total durcheinander. Er wollte ja gerne Beziehungen eingehen, schließlich wusste er, Yuriy und Ray würden ihn nicht verletzen, aber die Unsicherheit bereitete ihm zu viele Qualen. Was würde Yuriy dazu sagen? Und Ray? Wollte er womöglich auch was von Yuriy? Der würde sich dann wahrscheinlich vollends verarscht vorkommen und ihnen die Freundschaft kündigen, aber das wollte Kai wieder nicht. Es war zum verrückt werden!
 

Aus glasigen Augen schaute der Russe zur Badezimmertür. Dahinter war schon emsiges Rauschen zu hören, Yuriy war also schon in der Dusche. Und was er dort tat mit seinem Körper, das wollte Kai sich lieber gar nicht ausmalen...
 

„Oh man...das ist gemein! Ich glaub, ich brauche ne Abkühlung...scheiße, scheiße!“

Mit hochrotem Gesicht, eine Hand geistesgegenwärtig zwischen die Beine gelegt, rannte Kai geradezu in die Umkleidekabine für die heiße Quelle. Wie gut, dass es dort abschließbare Kabinen gab...
 

Und mitten in diesem Chaos, genau zu der Zeit, wo Kai gerade aus dem Raum hastete, schlug Ray die Augen auf.

„Hm? Nanu?“

//Wo will Kai denn so schnell hin? Sah ja ganz verlegen aus, der Ärmste...und wo ist Yu-chan? Bestimmt in der Dusche. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich hier in eine ganz dumme Situation reingeplatzt bin...oh je! Das kann ja noch heiter werden...//
 

Gähnend setzte sich der Chinese auf und rieb sich die Augen. Ihm war noch immer ziemlich warm, aber wenigstens nicht mehr schwindelig, so wie in der Quelle. Trotzdem traute er sich noch nicht wirklich, aufzustehen, sondern blieb lieber im Bett und wartete darauf, dass sein rothaariger Freund endlich sein Morgenbad beendete...

Ein listiger Ray und ein warmes Bett

Hallöchen allerseits ^^

Nach langer, langer Zeit geht es endlich mal wieder weiter...ich weiß, ich bin schlimm .____.

Ich versuche natürlich, auch weiterzuschreiben, aber im Moment ist mir irgendwie alles zu viel und zu stressig.... x___X

Aber trotzdem kommt hier endlich wieder ein neues Kapitel ^^

Es ist zu kurz, klar...aber ich hoffe, ihr freut euch trotzdem drüber ^^

Happy Reading time ^^
 

~+~+~++~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+
 


 

~+~ Kapitel 21: Ein listiger Ray und ein warmes Bett ~+~
 

Erst nach knapp einer Stunde stieß Kai wieder zu seinen Freunden. Niemand fragte wo er war und was er gemacht hatte, aber sein abweisender Blick und vor allem die roten Wangen, sobald er versuchte, den Rothaarigen länger als eine Minute anzuschauen, sagten ja wohl schon alles.
 

„Hey Kai, Ray und ich haben vorhin beschlossen, dass wir heute mal hier bleiben und uns kräftig amüsieren. Machst du mit? Oder hast du was vor?“ Neugierig schaute Yuriy seinen kleineren Freund an, der aber rasch wieder wegsah.
 

„Von mir aus...aber Ray bleibt im Bett, verstanden? Du bist noch sehr geschwächt!“ Streng funkelte Kai den Jüngeren an. Dieser grinste mal wieder herzerwärmend und nickte.

„Schon gut, Kai-chan, mir geht es schon viel besser. Ich bleibe aber trotzdem noch im Bett, wenn du es so willst, einverstanden? Wenn wir dafür heute Abend Flaschendrehen spielen, ja, ja?“ Und wieder dieser Blick. Nur diesmal um ein vielfaches intensiver. Kai hatte keine Chance!
 

„Hmpf...na gut...wenn’s denn sein muss...“

Leise vor sich hinbrummelnd wandte Kai sich ab und setzte sich auf sein Bett, nur um dort unter den verwunderten Blicken seiner Freunde seinen Laptop aus der dafür vorgesehenen Tasche zu befördern und sich seiner Arbeit zu widmen.
 

„Also irgendwie ist Kai ziemlich komisch heute...“

„Hmhm...als ich vorhin aufgewacht bin, ist er geradezu aus dem Zimmer gerannt...und er sah total verlegen aus, aber frag mich nicht warum. Ich weiß bloß, dass er anscheinend ziemlich durcheinander ist und es uns nur nicht zeigen will...“

„Oh man...irgendwie artet das aus! Was sollen wir tun?“

„Wir können doch das Flaschendrehen heute Abend nutzen! Vorher noch ein paar Spielregeln festlegen, dass man nicht abhauen darf, bevor das Spiel beendet ist und ich lass mir schon was einfallen, dass er wieder aus sich herauskommt, einverstanden?“

„Ray-chan, du bist ein kleines Genie!“

„Hehe. Natürlich!“
 

Das leise Geflüster unter den beiden Jungen ging schnell in Gekicher über. Kai sah zwar einmal verwundert auf und seine linke Augenbraue rutschte sichtbar genervt in die Höhe, aber er äußerte sich zu dem kindischen Verhalten seiner Freunde nicht, sondern vertiefte sich nur umso mehr in den ganzen Akten zu seiner Linken.
 

„Ich bestell schon mal schnell unser Frühstück, einverstanden? Und du Ray, du bleibst im Bett, verstanden? Kai? Ich übertrage dir die Aufgabe, auch ja darauf zu achten, dass er auch im Bett bleibt! Wenn ich wiederkomme und er spaziert hier irgendwo rum, dann bist du dran!“
 

Nur ein leises Knurren bekam Yuriy noch zu hören, bevor er sich innerlich mit einem Grinsen aus dem Raum entfernte, um bei Max sein Frühstück abzuholen.
 

~+~ Währenddessen bei Kai und Ray ~+~
 

„Sag mal, Kai-chan...darf ich denn wenigstens aufs Klo, wenn ich schon das Bett nicht verlassen darf?“

Bittend schaute Ray den Älteren aus seinen großen runden Augen an. Ein Blick, den er eigentlich früher nie benutzt hatte, aber er wusste, dass er Kai damit augenblicklich fertig machte.

„Hmpf...aber fall nicht rein, verstanden? Beeil dich.“
 

Mit einem ungeduldigen Handwedeln entließ Kai den Jüngeren. Irgendwie kam er sich hier grad vor wie ein Chef, der seine Angestellten herumkommandierte. Jedenfalls genauso kommentarlos wie diese machte Ray sich auf den Weg ins Badezimmer. Zwar noch etwas schwankend und unsicher, aber er schaffte es aus eigener Kraft, also machte sich der Graublauhaarige auch keine Sorgen, im Ernstfall eingreifen zu müssen.
 

//Ray sieht schon viel besser aus...es ist schön, dass es ihm besser geht, aber irgendwie mach ich mir auch Sorgen...ich versteh eigentlich gar nicht, warum! Es geht ihm doch bestens! Man, ich bin in letzter Zeit total neben der Spur...genauer gesagt, seit ich rausgefunden hab, dass Ray etwas für mich empfindet, aber dass ich auch für ihn und auch für Yuriy Gefühle habe...verdammt, warum muss das nur alles so verdammt kompliziert sein? Hrm...denk dran, Kai, möglichst unbeteiligt wirken! Die beiden dürfen nichts herausfinden!//
 

Kopfschüttelnd vergrub sich der junge Russe wieder in die Arbeit. Zwar gelang ihm die Ablenkung nicht wirklich, aber so war er wenigstens davon abgehalten, wieder zu viel in Gedanken zu versinken und möglicherweise noch was zu verraten...
 

„Kai...hilf mir...bitte...“ Die schwache Stimme von Ray riss den Russen aus seinen Gedanken. Erschrocken sah er auf. Der Jüngere hatte sich an die Badezimmertür geklammert, schien darum zu kämpfen, nicht einfach zusammenzubrechen.

„Ray!“

Rasch lief Kai zu seinem Freund und stützte ihn.

„Was ist los? Ist dir schwindelig?“, wollte er besorgt wissen und lud sich Ray auf den Rücken, um ihn zum Bett zurückzubringen. Vorsichtig lud er ihn darauf ab und schaute seinen Freund aus großen Augen an.
 

„Hm...ich sollte wohl doch lieber noch ein bisschen im Bett bleiben...“, stimmte Ray zögernd zu und atmete mehrmals hintereinander sehr tief ein und aus, um seinen Kreislauf wieder ein bisschen zu beruhigen.

„Das denke ich auch! Wenn du was brauchst, dann sagst du mir bescheid, klar?“, fauchte Kai plötzlich und fuhr strich gestresst über die Stirn. Verdammt, hatte er einen Schrecken gekriegt...einen Moment hatte er wirklich Angst gehabt, dass sein Freund abkratzen könnte!
 

„So Jungs, das Frühstück ist da. Haut rein, aber du bleibst im Bett Ray, verstanden?“ Yuriy war wieder zurück. Er trug ein großes Tablett auf dem Arm, Max, der hinter ihm in den Raum kam, war ebenfalls randvoll beladen.
 

„Wenn ihr noch was braucht, dann meldet es. Ihr kennt ja meine Nummer. Guten Appetit.“, wünschte Max ihnen noch und schon war er wieder herausgeschneit. Yuriy und Kai platzierten die Tablette auf dem Bett und setzten sich zu Ray.

Während sie aßen, fielen keine Worte. Es wusste eh niemand, was sie hätten sagen sollen. Erst nachdem alle fertig waren, durchbrach Yuriy die Stille.
 

„Sagt mal...was wollen wir denn machen? Ich mein, Ray muss im Bett bleiben und wenn ich und Kai uns vergnügen ist das ja unfair ihm gegenüber...“

Der Schwarzhaarige seufzte bedrückt. Er hasste es, wenn er anderen den Spaß verdarb.

„Keine Ahnung...naja, ich könnte die Zeit zum Arbeiten nutzen...“

„Nichts da! Wir machen Urlaub, also lass deinen Laptop weg, Kai! Wir finden schon was, womit wir uns gemeinsam die Zeit vertreiben können!“, rief der Rothaarige streng.
 

„Wie wär’s, wenn wir einen Film schauen? Gute gibt’s doch bestimmt genug.“, schlug Ray nach zeitweiligem Schweigen achselzuckend vor. Die beiden Russen seufzten leise.

„Selbst wenn...“

„Dann legt ihr euch eben zu mir. Mir ist irgendwie kalt...“ Zitternd schlang Ray sich die Arme um den Oberkörper. Bittend sah er seine Freunde an.

Natürlich nicht, ohne dass beide sofort feuerrot wurden und verlegen sonstwohin schauten.
 

„A, also...ich...muss arbeiten...“ Eiligst zog Kai sich aus der Affäre und holte seinen Laptop raus. Glücklicherweise sagte niemand was dazu, was den Graublauhaarigen erleichtert aufatmen ließ.

//Puh...nochmal gutgegangen...Mensch, ist Ray wirklich so naiv oder tut er nur so? Ich brauch mir doch nur vorstellen, bei ihm zu liegen und schon krieg ich fast ne Latte...//
 

Aber Yuriy nutzte seine Chance sofort. Noch immer mit einem deutlichen Rotschimmer auf den Wangen, aber dafür einem umso breiteren Grinsen auf den Lippen, gesellte er sich zu dem Schwarzhaarigen und kroch zu ihm unter die Decke.
 

„Na, wird dir wieder warm?“, flüsterte der Rothaarige fröhlich und Ray grinste.

„Aber durchaus!“, kam es geflötet.

„Kai-chan, komm du doch auch rein! Bitte! Versteck dich nicht hinter deiner Arbeit!“

„Ich muss arbeiten, das siehst du doch!“, schnarrte der Zweitälteste etwas schroffer als eigentlich geplant zurück. Aber Ray grinste nur weiter. Es benötigte nur ein Augenklimpern und Yu-chan grinste so breit, dass er fast seine Ohren verschluckte.
 

Ohne ein weiteres erklärendes Wort schlich er sich wieder aus dem warmen Bettchen heraus und rüber zu Kai. Dieser merkte glücklicherweise nichts davon, er hatte sich so in seine Zahlen vertieft, dass er kaum noch etwas um sich herum mitbekam.
 

„Ha!“ Lachend schlang Yuriy von hinten seine Arme um Kai. Dieser zuckte erschrocken, ob der unerwarteten Umarmung zusammen, löste seinen Blick aber nicht vom Bildschirm.

„Na los, jetzt komm schon. Oder bist du etwa feige?“

„Yuriy! Lass mich los! Ich hab keine Zeit für solche kindischen Spielereien!“

„Ich mag dich aber so...und außerdem hat Ray dich doch ganz lieb gebeten, oder? Es ist nicht nett, eine solch höfliche Bitte abzulehnen! Also komm schon! Arbeiten kannst du später auch noch!“

„Yuriy!“

„Ich weiß, dass ich so heiße!“

„Lass mich endlich los! Ich will nicht!“

„Doch, du willst! Du bist nur mal wieder zu feige! Oder...ist es etwa Ray, vor dem du dich fürchtest? Weil er vielleicht was machen könnte, was du nicht möchtest?“

Die Frage kam so schleichend und unvorhergesehen, dass Kai erneut heftig zusammenzuckte. Ertappt ließ er sich in Yuriys Armen zurücksinken und schloss die Augen.
 

„Also hab ich voll ins Schwarze getroffen! Na komm schon, wir machen auch nichts. Wir liegen einfach nur nebeneinander, so wie gute Freunde halt. Na los!“

Seufzend ergab Kai sich seinem Schicksal und fuhr den Laptop wieder runter. Das war wieder eine Eigenschaft, die er an dem Rothaarigen bewunderte. Sein Durchsetzungsvermögen und seine Überzeugungskraft.
 

Zögerlich kroch Kai unter die Bettdecke. Legte sich extra mit seiner Meinung nach ordentlichem Abstand zu dem Schwarzhaarigen, der dazu allerdings nicht viel sagte. Das Problem war bloß, dass auch noch Yuriy da war, der sich sogleich dazulegte und Kai weiter Richtung Bettmitte schob, damit er ebenfalls dazukommen konnte. So lagen Yuriy und Ray am Rande, während Kai zwischen ihnen eingekesselt war. Und es war diesem sehr deutlich anzusehen, wie peinlich ihm das war!
 

//Hihi. Na, ist ihm das etwa peinlich? Keine Angst, Kai-chan, ich mache auch nichts. Zumindest solange nicht, wenn du es nicht auch willst. Aber du bist ja schon auf dem besten Wege dahin! Entspanne dich...auch wenn ich deutlich spüre, was da bei dir reagiert! Hihi//
 

Lächelnd schnappte Ray sich die Fernbedienung vom Nachttisch und machte die Glotze an. Nachdem er ein paar Mal durch die Programme gezappt war, hatte er endlich was gefunden: Einen Abenteuerfilm, in der eine Chinesin und zwei junge Russen die Hauptrollen spielten. Es war schon so eine Art halber Porno, was sie sich anschauten.
 

Kai lag während des ganzen Filmes ruhig da. Nur ab und zu raffte er sich dazu auf, dem Film einen Blick zu schenken, größtenteils hing er in dieser Zeit seinen Gedanken nach. Gedanken, die sich allerdings immer wieder im Kreis drehten!

//Oh man...ich weiß echt nicht mehr, was ich noch glauben soll...wenn’s nach meinen Hormonen geht, stehe ich auf Yuriy. Aber Ray verursacht bei mir auch schon einen ordentlichen Ständer. Er hat’s bestimmt gemerkt...aber wenigstens hat er nichts gesagt dazu...das wäre mir wirklich so was von Peinlich gewesen...Aber Yuriy scheint das auch zu wissen! Ansonsten hätte er das nicht gemacht! Die beiden nerven irgendwie...die scheinen anscheinend ganz genau zu wissen, was in mir vorgeht, die machen’s mir nur immer wieder unnötig peinlich! Aber irgendwie...ist das auch gut...so überwinde ich ein bisschen meine Scheu...außerdem ist Ray ja auch schwul, also brauch ich mich nicht so... anders fühlen...auch wenn er eindeutig sicherer ist in dem Thema als ich...oh man...//
 

Ohne es zu merken hatte Kai sich, während er dermaßen tief in seine Gedanken versunken war, auf die Seite in Richtung Yuriy gedreht und seinen Kopf auf dessen Brust abgelegt.
 

Ungläubig riss Yuriy die Augen auf. Das bildete er sich doch jetzt nur ein, oder? Das war doch jetzt absolut gegen Kais normale Handelsart...

//Tatsächlich...Kai benutzt mich als Kopfkissen...er...ist so warm...und schön ist es auch...auch wenn er das garantiert schon gar nicht mehr bemerkt. Der pennt ja felsenfest...oh man, ist das schön...//
 

Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen legte Yuriy einen Arm um Kais schmalen Rücken. Ray grinste zu dem Schauspiel bloß, konnte aber eine etwas sichtbare Eifersucht nicht verbergen.
 

„Er schläft...wie ein kleines, niedliches Kind...süß...“

„Zu viel grübeln macht schnell müde. Aber warum hat er ausgerechnet dich als Kopfkissen ausgesucht?“

„Haha. Tja, sorry...ich glaube, er hat sich einfach auf die Seite gedreht, auf der er normalerweise schläft...nächstes Mal tauschen wir, okay?“

„Gut! Hey schau, die ficken wieder!“
 

~+~ Ende Kapitel 21 ~+~
 

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Flaschendrehen

~+~ Kapitel 22: Flaschendrehen! ~+~
 

„Hey Kai, los, wach endlich auf! Kai-chan?“

Ein zögerliches Rütteln an der Schulter und Rays sanfte Stimme rissen den jungen Russen aus seinem Schlaf. Verschlafen öffneten sich die noch etwas verschleierten roten Augen.

„Hm?“ Gähnend setzte Kai sich auf und kratzte sich am Kopf. Hatte er gut geschlafen...
 

„Na, gut geschlafen, Kai-chan?“, fragte Ray fröhlich und lächelte. Der Ältere schaute ihn einen Moment lang verständnislos an.

„Hm...ja, ganz gut...“, murmelte er schließlich, nachdem die Frage so wirklich zu seinem Hirn durchgedrungen und verständlich geworden war.
 

„Du hast gute vier Stunden geschlafen. Yuriy holt unseren Kaffee hoch. Du hast ihn die ganze Zeit lang als Kopfkissen benutzt!“, kicherte der Schwarzhaarige fröhlich und lehnte sich gegen die Wand in seinem Rücken. Kai schaute ihn fassungslos an. Eine immer stärker werdende Röte besetzte seine Wangen, bis er sich anscheinend mit Yuriys Haaren
 

„Hey, das braucht dir nicht peinlich sein, Kleiner. Solange du gut geschlafen hast...außerdem warst du übelst niedlich!“

Yuriy, der soeben wiedergekommen war, grinste ebenfalls wie ein Honigkuchenpferd. Kai schien im Erdboden versinken zu wollen, so peinlich war ihm das Ganze. Dass die Idioten auch immer noch darauf rumreiten mussten...
 

„Haha. Egal. Hier, dein Kaffe. Wer will Kekse?“

„Danke, Yu-chan. Wann wollen wir denn anfangen mit dem Flaschendrehen?“

„Hm...ich denke, nach dem Kaffee. Oder, Kai?“

„Pff...von mir aus...“
 

Seufzend schlürfte Kai seinen Kaffee.

//Die hecken doch bestimmt wieder irgendwas aus...so wie ich Ray kenne...und Yu-chan ist daran auch nicht ganz unbeteiligt, wie ich mir vorstellen kann...das wird garantiert die reinste Höllenfahrt, aber was soll’s...ich hab ja zugestimmt...//
 

„Also kommt. Ich schließ ab, Kai, du suchst dir irgendeine leere Flasche aus der Küche. Oder besser eine noch halbvolle Alkoholflasche, das geht besser.“, meinte der Rothaarige plötzlich mit einem deftigen Grinsen und schloss die Tür ab. Kai schluckte, fügte sich aber.
 

Nachdem die Flasche auf dem Boden lag, die drei Vodkagläser voll gefüllt waren, hockten die drei Jungen im Kreis in der Küche.

„Okay...wir machen es mit Wahrheit und Pflicht, okay? Bei Wahrheit musst du die Wahrheit sagen und bei Pflicht stellt dir einer eine Aufgabe, die du erledigen musst. Auch, wenn man sagt, dass du nackt durch die Stadt rennen sollst!“

„Was?!“, rief Kai erschrocken und schaute den Rothaarigen aus großen Augen an. Das hatte er nicht gewusst...

„Haha. Keine Sorge Kai, so rabiat machen wir’s nicht. Außer vielleicht, wenn wir komplett angetrunken sind...“, grinste Ray fröhlich und drehte die Flasche.
 

Gänsehaut machte sich auf Kais Rücken breit. Das Spiel gefiel ihm jetzt schon nicht...auf was hatte er sich da nur eingelassen?
 

„Yu-chan! Du bist dran! Wahrheit oder Pflicht?“

„Pflicht!“, kam es ganz ungerührt zurück. Ray grinste diabolisch.

„Okay...hm...was nehm ich denn da...zum Anfang bleiben wir natürlich noch anständig...setz dich zu Kai auf den Schoß!“

Der Älteste zog zwar erstaunt die Augenbrauen in die Höhe, machte aber gehorsam, was er sollte. Also setzte er sich mit einem fröhlichen Grinsen zu Kai auf den Schoß, der sofort wieder knallrot anlief und ihn prompt herunterschubste.
 

„Haha. Sorry, Kai-chan, so verlangen es die Spielregeln! Du musst mitmachen. Aber jetzt bin ich dran!“

Und schon drehte sich die Flasche wieder. Und sie hielt bei Kai an!

„Äh...“

„Wahrheit oder Pflicht?“

„Ähm...Wahrheit...“

Mit einem fröhlichen Lächeln drehte Yuriy sich auf Kais Schoß herum und schaute dem Kleineren forschend in die Augen. Dieser lief erneut knallrot an und senkte den Blick.

„Also...sag mir...liebst du Ray?“

„...“

„Komm schon! Du musst antworten! Ansonsten muss ich mir nächste Runde was Strengeres einfallen lassen, was dir nicht gefallen dürfte!“ seufzend hob Kai wieder den Blick und schaute dem Älteren jetzt direkt in die Augen. Zwar kam die Antwort nur stockend, aber er war froh, dass er wenigstens nicht Ray in diesem Moment so genau vor Augen hatte...

„...äh...ich glaub...s,schon...“

Im Hintergrund sahen die beiden Russen nicht, wie der Schwarzhaarige rot anlief. War das schön zu hören...das war wohl auch der Grund, warum Kai sich vorhin so gesträubt hatte, mit dem Bett? Jedenfalls wäre es eine plausible Erklärung...
 

„Na also, es geht doch. Jetzt bist du dran.“ Happy hüpfte Yuriy wieder von Kais Schoß runter und setzte sich zurück auf seinen Platz. Seufzend drehte Kai die Flasche, die allerdings gleich wieder stehen blieb, nämlich genau bei Yuriy.
 

„Wahrheit oder Pflicht?“

Der Standardsatz. Dazu brauchte man nicht mal das Spiel richtig zu kennen.

„Hm...Wahrheit.“

Fieberhaft überlegte Kai, was er den Älteren fragen könnte. Das wäre die Gelegenheit, um herauszufinden, was der Rothaarige über ihn dachte...und zwar ehrlich! Aber dazu musste man auch ein bisschen Mut haben, um das zu fragen...

„Hast du...ich mein...also...“
 

Ungläubig verdrehte Yuriy die Augen. Herrje...so würde das ja nie was werden!

„Komm schon, mach endlich! Frag mich, was du willst! Ich werd’s dir beantworten!“

„HAST DU DIR SCHON MAL EINEN RUNTERGEHOLT?!“

Erschrocken knallte Kai sich die Hände vor den Mund und wurde so rot wie eine überreife Tomate. Scheiße...so war das nicht geplant gewesen!

Yuriy und Ray waren ebenso verdutzt. Das war ja ne gute Frage...
 

Derjenige, dem die Frage galt, konnte nun einen schwachen Rotschimmer auf den Wangen nicht verbergen und hustete in die Faust. Scheiße, war das eine peinliche Frage...

„Was soll man dazu sagen...ich denke, in meinem Alter hat das jeder normale Junge mindestens schon einmal gemacht...und ich gehöre pro Natura natürlich auch dazu!“
 

Auch die nächsten Fragen waren noch sehr harmlos. Aber frühestens Kai merkte als erster, dass das Level erhöht wurde. Die Vodkagläser waren inzwischen leer, die Jungs angeheitert und die Befehle wurden intimer.
 

„Kai-chan wieder...also...Wahrheit oder Pflicht?“

„Pflicht!“ //Der Alkohol macht mutig...das geht nicht gut aus!//

„Okay! Dann küss mich!“

Grinsend spitzte Ray die Lippen. Tja...dieses Spiel musste man eben ausnutzen!

Kai währenddessen überlegte, ob man ihn veräppeln wollte oder nicht. Das konnte Ray doch nicht machen...das war nicht fair!

„Los! Los! Los!“
 

Zitternd vor Aufregung beugte sich der Schwarzhaarige vor. Spitzte erneut die Lippen. Kai keuchte erschrocken und wich langsam zurück.

„Hey du feige Ratte! Los, jetzt mach schon! Stell dich nicht so an!“

„A, aber...das geht doch nicht...“ Kai war den Tränen nahe. Das war wirklich fies...wie sollte er denn so seine Gefühle zurückhalten? Die ihn eh schon ständig verunsicherten...

Ein plötzlicher Schubs warf ihn nach vorn. Ohne, dass er was dagegen tun konnte, pressten sich seine Lippen auf die von Ray, die Arme des Schwarzhaarigen hielten ihn sanft fest.
 

„Hmmm....ah!“ Mit vor Scham geröteten Lippen und einer deutlichen Latte zog Kai den Kopf zurück. Rays Augen glitzerten so herrlich...er musste sich zusammenreißen, nicht gänzlich darin zu versinken...

„Kai...“ Erneut zog Ray den Älteren in einen sanften Kuss, den dieser auch zögernd zuließ und sogar erwiderte. Er wehrte sich nicht, als der Schwarzhaarige sanft an seiner Unterlippe knabberte und öffnete fast schon reflexartig den Mund einen Spaltbreit. Genoss es geradezu, wie Ray begann, in seiner Mundhöhle zu räubern.
 

„Okay Leute, das reicht. Kai, du drehst. Aber ein bisschen flott, bitte! Ich will endlich!“, rief Yuriy dazwischen und zog Kai grob von dem Jüngsten weg. Er war schon deutlich angeheitert, was auch den beiden anderen sofort auffiel.
 

Also drehte sich die Flasche wieder. Und diesmal blieb sie bei Yuriy stehen.

„Yu-chan...“

„Pflicht! Los, mach endlich!“

„Also...“

„Los Kai, was ordentlich fieses!“ Mit einem Grinsen deutete Ray auf Yuriys deutlich sichtbare Latte. Der Graublauhaarige verstand sofort den Wink bei den Worten und verglich sich problemlos mit Yuriys Haaren.

„A, aber!“

„Kein Aber! Los, was ist denn schon dabei?“

„Bisher haben wir dich dauernd veräppelt. Yuriy soll sich auch mal ordentlich schämen! Wenn wir ihm das morgen erzählen, wird er im Boden versinken!“, flüsterte Ray grinsend zurück. Nur schwerlich konnte er noch ein lautes Kichern zurückhalten. Der Alkohol war schon deutlich aus seiner etwas lallenden Stimme herauszuhören. Von allein hätte er liebe Ray nämlich nie einen solchen Vorschlag gemacht! ...oder?

„Hm...na gut, hast ja Recht...Okay Yu-chan, dann befriedige dich mal! Aber hier! Und mit schön viel Gestöhne, verstanden?“
 

//Der Alkohol steigt mir zu Kopf...das hab ich doch nicht wirklich eben gesagt, oder? Scheiße...das wird er mir nie verzeihen! Das lässt mich doch nie im Leben kalt! Oh scheiße, das war eindeutig ein Eigentor...//
 

Der Rothaarige grinste gut gelaunt. Auch wenn er sternhagelvoll war, er würde sich eh morgen an nichts mehr erinnern können. Außerdem, was war so schlimm dran?

Taumelnd stand der Rothaarige auf und zog sich mit einem Ruck die Hosen runter. Kai fiel beinahe um.
 

Und ohne viel Tamtam begann Yuriy sich zu befriedigen. Er stöhnte keine Namen, das wäre nun doch ein bisschen zu heftig gewesen, aber es dauerte nur wenige Minuten, bis er mit einem lauten Schrei und ordentlichem Gespritze erleichterte. Schwer keuchend ließ er sich zu Boden fallen und streckte alle Viere von sich. Natürlich vergaß er nicht, die Flasche weiterzudrehen.
 

„Oha...das war...“ Ray schluckte hart. Auch an ihm war dieser Anblick nicht vorübergegangen. Und ihm drückte es auch schon ordentlich in der Hose...wann war er denn endlich dran? Er wusste schon, was er machen würde...
 

„Ray, du bist wieder dran. Yu-chan...ähm...“

Fast schon ängstlich stupste Kai dem Ältesten in die Seite. Der grummelte leise und rappelte sich wieder auf.

„Hmm...ich denke, wir bleiben jetzt bei Pflicht...also...mach Kai mal glücklich! Der hats auch dringend nötig...“
 

~+~ Ende Kapitel 22 ~+~

Kai in der Not!

Hallo erst mal ^___^

*wink*

nach langer Zeit geht es weiter...ich bin momentan wieder fleißig dabei, die fanfic weiterzuführen ^^ es werden also noch einige Kapitelchen vor euch liegen, bevor diese Fanfic zu Ende geht... ich hoffe, ihr habt Spaß dabei ^.^

Happy Reading ^^
 

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~+~ Kapitel 23: Kai in der Not! ~+~
 

Mit aufgerissenen Augen starrte Kai seine beiden Freunde an. Das wollten die doch nicht wirklich...

„Hm? Okay!“ Dieses Lächeln auf Rays Gesicht ließ Kai jetzt eindeutig panisch zurückweichen. Das war doch nicht ihr Ernst!
 

Aber Yuriys Grinsen war unfehlbar. Jetzt machte sich ernste Panik in Kai breit. Scheiße...das grenzte an Vergewaltigung! Das war ungesetzlich!

„Nein...ich warne euch! Das könnt ihr nicht machen! Das ist Vergewaltigung!“, brüllte Kai panisch und krabbelte auf allen Vieren von seinen Freunden fort. Scheiße...hätte er bloß nicht mitgemacht!
 

Ray kicherte leise und schnappte sich seinen Freund flink am Fuß, um ihn so am Ausreißen zu hindern. Kai begann panisch zu zittern.

„Ach quatsch...sei nicht so schüchtern, Kai-chan. Es wird dir garantiert gefallen!“

„Schüchternheit ist ja süß, aber in manchen Fällen einfach nur störend!“, stimmte auch Yuriy grinsend hinzu. Seine Hose war noch immer offen, er krabbelte auf allen Vieren hinter seinem ‚Opfer’ her.
 

Kai währenddessen fühlte sich eindeutig bedroht. Fauchend und kratzend schlug er um sich, versuchte sich aus Rays grobem Griff zu befreien, was ihm allerdings nicht so recht gelingen wollte. Und seine beiden Freunde richtig angreifen, das wollte er auch nicht!
 

„Leute, überlegt, was ihr tut! Das ist nicht richtig! Ich will das nicht!“, rief Kai panisch. Er rutschte ungeschickt auf dem glatten Dielenboden aus und knallte vor den kichernden Freunden mit dem Kopf schmerzhaft gegen eine Kante. Keuchend hielt er sich die Hände an den Kopf.
 

„Kai-chan? Hast du dir weh getan?“, wollte Yuriy besorgt wissen. Vorsichtig betastete er Kais Hinterkopf, hörte, wie dieser aufkeuchte und betrachtete etwas verklärt das Blut an seiner Hand.
 

„Ja, und rate mal, welche Idioten daran schuld sind! Ihr seid echte Arschlöcher! Lasst mich bloß in Ruhe!“, brüllte Kai wütend zurück und wimmerte leise. Scheiße...das war eindeutig nicht sein Tag heute!
 

„Sorry, Kai-chan...aber...wir sind betrunken und erregt...da ist es doch wohl normal, dass wir ein bisschen aufdringlich werden, oder? Du machst uns halt total heiß...“, warf Ray leise ein. Wieder kam er näher und setzte sich unverfroren direkt auf Kais Schoß. Der Ältere begann daraufhin panisch zu brüllen, kraftvoll stieß er den Schwarzhaarigen von sich. Eine kleine Zeitspanne in der er geschützt war, aber auch nur so lange, bis Yuriy sich auf ihn warf und ihn brutal zu Boden drückte.
 

„Nein...Leute...bitte! Mhn!“ Brutal drückten sich Yuriys heiße Lippen auf die von Kai. Der Russe begann angstvoll zu zittern, die Augen wurden geschlossen. Der Kuss war nicht schön oder gefühlvoll, wie er eigentlich hätte sein sollen, nein, er war schmerzhaft und ängstigend! Einzelne Tränen stahlen sich aus Kais Augenwinkeln, als er Rays Hände spürten, die ihm hastig den Pyjama von den Schultern rissen...
 

„Hey, ist alles in Ordnung da drinnen?“, drang plötzlich die leise Stimme von Max durch die Tür. Energisch wurde geklopft.

//Max!//, schoss es Kai erleichtert durch den Kopf. Die Hoffnung gab ihm zusätzliche Kraft, mit einem erneuten Schrei schaffte er es, Yuriy auf die Lippe zu beißen, so daß dieser jaulend den Kuss abbrach und rappelte sich so weit wie möglich auf.
 

„Ich komm jetzt rein!“ Wieder Max’ Stimme. Kai hörte, wie ein Schlüssel herumgedreht wurde. Das leise Klacken bewies, dass die Tür offen war, die auch sofort geöffnet wurde.
 

„Max! Mhn!“, rief Kai panisch, aber wieder wurde er zu Boden gedrückt. Diesmal von Ray, der anscheinend vor hatte, ihm das Hirn aus dem Schädel zu küssen. Allerdings tat er dies viel sanfter als Yuriy zuvor.
 

„Hey!“, rief Max erstaunt. Zu Kais Glück reagierte er genau richtig: Blitzschnell schoss er vor und haute Yuriy, der soeben wieder auf Kai zukrabbelte, dermaßen eine rein, dass dieser bewusstlos zu Boden sank und zog Ray an den Schultern grob von dem Misshandelten weg. Der keuchte schwer.

„Was soll das? Soll ich die Polizei rufen?“, schrie Max wütend, während er geschickt den Chinesen in den Klammergriff nahm. Kai schüttelte schwerfällig den Kopf und rappelte sich wieder auf.
 

„Nein...bitte...die beiden sind sturzbetrunken. Ich wusste nicht, dass es dermaßen ausarten kann! Aber...ruf bitte nicht die Polizei! Sie...meinen es nicht so...die sind nur halt unsterblich in mich verknallt, wie es aussieht!“, keuchte der junge Russe kraftlos. Max zog etwas irritiert die Augenbrauen in die Höhe.
 

Durch das Geschrei angelockt kamen auch Eddy und Max’ Vater angelaufen. Erschrocken starrten sie ihren Freund/Sohn an, welcher noch immer Ray im Schwitzkasten hielt.

„Max! Bist du denn des Wahnsinns! Lass ihn sofort los!“, schrie Mr. Tate fassungslos. Aber Max blieb stur.
 

„Nein Dad, es ist nicht so, wie du denkst. Die haben versucht, Kai zu vergewaltigen!“

„Nein, haben sie nicht! Sie...sind nur betrunken! Und von ihren Gefühlen geleitet...Lass ihn los, Max, bitte!“, versuchte der Graublauhaarige seine Freunde schwach zu verteidigen. Sein Zustand allerdings war den teils ungläubigen, teils skeptischen Blicken der beiden neuen ‚Retter’ Beweis genug.
 

„Okay. Ich lass ihn los. Du machst auch nichts mehr, okay, Ray?“, knurrte der Blonde drohend. Stumm schüttelte der Chinese seinen Kopf und wurde auch sofort entlassen. Keuchend sank Ray auf dem Boden zusammen und rieb sich den Hals.

„Ray...versprich mir bitte...dass du das nie wieder tust, ja? Ich...hab echt Angst gehabt...“ Kais Stimme zitterte hörbar.
 

Schuldbewusst sah Ray, der allmählich begriff, was er getan hatte, langsam auf.

„Entschuldige, Kai-chan...ich...hab die Kontrolle verloren...ich wollte dich nicht ängstigen, wirklich nicht. Aber...ich konnte mich nicht mehr beherrschen...du verweigerst dich immer! Warum bist du so ängstlich?“
 

Ganz sanft hatte Ray das Gesicht seines Freundes in seine Hände genommen und schaute den Älteren fest an. Kai begann leise zu wimmern. Als er die weichen Lippen seines Freundes auf den Seinen spürte, konnte er nicht anders, als diesen Kuss so gefühlvoll wie möglich zu erwidern. Er hörte zwar, dass Max schwer aufkeuchte und auch Eddy leise staunte, aber diesmal wehrte er sich nicht dagegen. Als sie sich wieder lösten, hatten beide sehr gesund gerötete Wangen.
 

„Entschuldige bitte...kannst...du mir noch mal verzeihen? Ich schwöre, ich werde das auch nie wieder tun, wenn du es nicht willst...“

Kai nickte dankbar.
 

„Schon gut...Ich bin dir nicht mehr böse...“ Erleichtert ließ Kai sich von seinem kleineren Freund umarmen. Obwohl er das vor wenigen Minuten niemals geglaubt hätte, fühlte er sich in den Armen wohl und geborgen, geradezu beschützt.
 

„Kai-chan, du blutest ja!“, rief Ray plötzlich. Entsetzt starrte er seine Finger an, auf dessen Kuppen Blut klebte. Kai seufzte leise. Jetzt war auch der Schmerz wieder da.

„Hm...ist nicht so schlimm...aber Yu-chan?“
 

„Dem geht’s gut. Ist ein geübter Judo-Schlag. Der ist nur bewusstlos. Hinterher wird er vielleicht ein paar Kopfschmerzen haben, aber erinnern ist nicht mehr drin. Der wird sich nur wundern, warum du so demoliert aussiehst.“, meinte Max leise.
 

„Okay...komm mit, Kai, ich werde dir eine Bandage anlegen. Damit die Wunde aufhört zu bluten.“, bot Max’ Vater leise an. Riss Kai somit aus seiner Erstarrung. Müde nickte er und stand auf.
 

„Du gehst wieder ins Bett. Dein Fieber ist noch immer nicht wirklich weg, also schlaf, okay? Ich komme gleich wieder...“ Langsam schritt Kai aus dem Zimmer. Schlang dabei seinen Pyjama enger um die Schultern, als er sich entblößt fühlte.
 

Ray nickte stumm und kroch wieder unter die Bettdecke. Aber nicht, ohne vorher noch Yuriy auf den Rücken zu laden und ihn auf sein Bett fallen zu lassen und zuzudecken. Und schon nach ein paar Sekunden war der Schwarzhaarige tief und fest eingeschlafen. Vollrausch eben.
 

Langsam folgte Kai dem Mann durch das Haus. Ließ sich unten an der Theke auf einen Stuhl sinken und den Kopf verbinden. Schwieg dabei.

„Die beiden sind ganz schön scharf auf dich, was?“, murmelte Max plötzlich leise. Der Blonde hatte sich zu Kai auf einen Stuhl gesetzt und schaute diesen nun bedrückt an.
 

„Hm...sie sind betrunken...da verliert man schon mal die Kontrolle über sich...ich will ihnen nichts vorwerfen, wofür sie nichts können. Sie sind nur ihren Gefühlen gefolgt...“, meinte Kai leise. Max nickte nachdenklich. So ein Stress mit der Liebe...
 

„Ich geh wieder ins Bett. Und...danke.“

Wortlos wandte Kai sich ab und marschierte mit leicht schleppenden Schritten wieder in sein Zimmer zurück. Max lächelte dem Kumpel lieb hinterher.
 

„So kaltherzig wie er am Anfang tat, ist er gar nicht. Er ist nur verwirrt wegen der Liebe.“, kicherte der Blonde fröhlich und machte sich wieder an die Arbeit. Insgeheim war er aber froh, dass er immer die Ersatzschlüssel der einzelnen Zimmer bei sich hatte...
 

~+~ Ende Kapitel 23 ~+~

Kämpfe um sein Vertrauen

~+~ Kapitel 24: Kämpfe um sein Vertrauen!
 

„Kai-chan? Hey, jetzt wach doch endlich auf! Es gibt gleich Mittag. Kai-chan?“

Vorsichtig schüttelte Yuriy seinen Freund an der Schulter, um ihn aufzuwecken. Aber dieser schien entweder nicht reagieren zu wollen oder er konnte nicht.
 

Aber nach gut fünf Minuten bekam er das erste müde Grummeln und Kai kugelte sich unter der Decke nur noch mehr zusammen.

„Lass ihn schlafen. Du siehst doch, wie fertig der ist...außerdem...hast du etwa gar keine Kopfschmerzen oder so?“, mischte sich auch Ray ein, der gerade schwerfällig aus dem Badezimmer getorkelt kam. Yuriy schaute ihn bloß verwundert an.
 

„Morgen Ray-chan. Hab ich dich geweckt?“

„Nein...ich hab mich nur mit dem Klo verheiratet...oh...nicht schon wieder!“

Und schon flitzte der Chinese wieder zurück zu seiner Braut, der Toilette. Yuriy kicherte leise. Er konnte sich schon denken, was das zu bedeuten hatte.
 

Durch das kleine Gespräch war jetzt auch Kai aufgewacht. Mit noch halb zusammengekniffenen Augen und die Decke über die Schultern gezogen, blinzelte der Russe in den Raum.
 

„Na, endlich wach? Wird aber auch Zeit, Kai-chan. Soll ich uns schon mal das Mittagessen hoch holen?“

Aber das Wort ‚hoch holen’ löste bei Kai etwas ganz anderes aus als geplant...

„Hoch...hoch holen?“, murmelte der müde. Entsetzt riss er die Augen aus und fiel prompt rückwärts aus dem Bett. Und zwar sehr unsanft, wie es sich anhörte. Der Rums war laut!
 

„Hä? Hey, Kai? Was ist denn? Hast du dir wehgetan?“

„Au...uwaaah! Bleib weg! Bleib bloß weg!“ Anscheinend hatte das Erlebnis von letzter Nacht doch einen kräftigen Schock bei Kai verursacht. Auch wenn er wusste, dass das keine Absicht gewesen war...aber irgendwie war da eine Angst vor Yuriy, die er nicht ignorieren konnte!
 

Yuriy währenddessen war kräftig verwirrt. Er konnte sich absolut nicht mehr daran erinnern, was nach dem leeren Gläschen passiert war...Er vertrug zwar Alkohol, aber so ein Glas hochprozentiger Vodka haute sogar ihn schnell aus den Latschen...
 

„Kai, was ist? Was hast du?“

Der panische Ausdruck in den roten Augen war nicht sehr schön...aber Yuriy konnte sich nicht erklären, woran das liegen könnte.
 

Nachdem Kai sich wieder etwas gefasst hatte, rappelte sich der zweite Russe langsam wieder auf und setzte sich zurück auf sein Bett. Müde blinzelte er seinen Landesgenossen an, der allerdings nur noch Bahnhof verstand.
 

„Wo ist Ray?“

„Im Badezimmer...der hat sich mit dem Klo verheiratet.“, murmelte Yuriy schulterzuckend und ging an seinen Schrank, um sich umzuziehen. Okay, wenn Kai nicht darüber reden wollte, dann würde er ihn auch nicht dazu zwingen. So gut verstanden sie sich dann doch noch nicht...
 

Etwa eine halbe Stunde später saßen die beiden Russen in einträchtigem Schweigen nebeneinander und blickten besorgt zu dem immer wieder grün anlaufenden Chinesen herüber, der sofort die Augen verdrehte, sobald er in der Hand seiner Freunde ein Brötchen oder irgend etwas anderes Essbares in seiner Nähe sah...
 

„Ray? Soll ich dir Kopfschmerztabletten holen? Du siehst echt voll scheiße aus...“, versuchte Kai seinem Freund zu helfen, was dieser auch dankbar annahm. Kai holte also seine Kopfschmerztabletten aus seiner Tasche und Yuriy half dem Freund währenddessen, wieder ins Bett zu kraxeln und sich dort gemütlich hinzulegen.

„Du bleibst heute besser im Bett. Kai und ich werden uns schon den Tag vertreiben...aber schlaf du deinen Kater aus! Damit es dir morgen wieder besser geht...“
 

Also war die Sache beschlossen. Ray bekam seine Kopfschmerztabletten, einen Eimer neben das Bett gestellt und schlief gleich ganz friedlich wieder ein und Kai und Yuriy beschlossen, nach draußen zu gehen, das schöne Wetter genießen.
 

„Sag mal...tut dir nicht irgendwas weh?“, wollte Kai nach einer Weile Schweigen wissen, als er sich seine Schuhe anzog und den Zimmerschlüssel einsteckte. Der Rothaarige sah ihn einen Moment etwas dumm an, grinste dann aber ein bisschen schief.
 

„Njo...anscheinend hab ich mir mal wieder im Schlaf selbst eine runtergehauen oder so...“, grummelte dieser und rieb sich die leicht bläuliche Stelle an seinem Kinn, die er gleich am morgen schmerzhaft bemerkt hatte. Allerdings konnte er sich noch immer nicht erklären, woher die wohl kam.
 

Kai sagte nichts dazu. Zwar schmerzte ihn die Erinnerung schon ein bisschen, dass Max seinen Freund hatte bewusstlos schlagen müssen, aber erzählen, was in gestern Abend passiert war, wollte er Yuriy nun auch wieder nicht...er wusste nicht wie stark, aber sein Vertrauen zu dem Rothaarigen begann zu bröckeln. Ganz langsam und unaufhörlich.
 

Schweigend verließen die beiden Jungen den Hof. Über den Weg gelaufen war ihnen niemand, aber sie hatten schon gewusst, dass das Personal auch irgendwo war...wahrscheinlich machten die gerade Mittagspause oder so. Kein Grund zur Sorge also.
 

„Hey, schau dir das an! Das ist doch ein Rosengarten!“, rief Yuriy plötzlich erstaunt und rannte los. Kai blickte ihm verwundert hinterher.

//Rosengarten? Nanu, in so einer Gegend? Naja, warum auch nicht...ist wohl ein künstlich angelegter Garten...aber warum Yuriy sich so freut? Hm...ich weiß gar nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll...gestern abend hat er sich über mich hergemacht und jetzt tut er, als wäre nie etwas gewesen...klar, er kann sich bestimmt nicht mehr erinnern, bei der Menge, die er gestern runtergekippt hat, aber trotzdem...ich weiß nicht, woran ich bei ihm bin! Mag er mich oder nicht? Von ganz allein macht man sich nicht über einen her, nur weil man besoffen ist...ach scheiße!//
 

„Hey Kai, das wirst du nicht glauben! Hast du schon mal schwarze Rosen gesehen?“

Der Rothaarige lachte wie ein aufgewecktes kleines Kind. Unwillkürlich musste Kai bei dem fröhlichen Benehmen schmunzeln. Neugierig betrachtete er die ungewöhnlichen Blumen.

„Ich hab schon davon gehört, aber gesehen habe ich noch nie welche...die sehen aber hübsch aus.“, konnte der Graublauhaarige sich nicht verkneifen. Yuriy lächelte lieb.
 

„Wie wahr...hier, für dich. Eine schwarze Rose von mir, für dich.“

Mit ein paar geschickten Griffen hatte Yuriy eine der Blumen von ihrem langen, dornenbewehrten Stengel befreit und hielt sie seinem Freund nun mit einem breiten Lächeln hin. Kai riss überrascht die Augen auf.
 

„Aber...“

„Kein Aber, die ist für dich. Nun nimm schon, Kai-chan. Ich schenke sie dir.“

Ganz vorsichtig schlossen Kais Finger sich um den schmalen Stengel und hielten die zarte Blume vorsichtig fest. Wie wunderschön sie war...auch wenn die Blätter eine dunkle, fast bläuliche Schwarzfärbung hatten, schienen sie doch nichts von ihrer natürlichen Schönheit eingebüßt zu haben. Kai lächelte.
 

„Rosen sind die Blumen der Liebe...schwarze Rosen stehen eigentlich für eine unglückliche Liebe, aber muss das wirklich stimmen? Nur weil sie als Unglücksbotschafter verschrieen sind, sind sie doch Rosen...und Rosen bedeuten Liebe.“ Ganz leise war Yuriy hinter den Jüngeren getreten und schlang jetzt seine Arme um den schmächtigen Körper. Er spürte, wie Kai erschrocken zusammenzuckte, dachte sich allerdings nichts dabei und legte seine Stirn an Kais Nacken. Spürte die eisige Gänsehaut des anderen.
 

„Yuriy...bitte...nicht...“

Nur ganz leise verstand Yuriy die geflüsterten Worte seines Freundes. Erstaunt sah er auf und ließ ihn jetzt doch los.

„Was hast du denn nur? Warum verhältst du dich plötzlich so ablehnend? Was hab ich denn getan, dass du auf einmal so...dass du Angst vor mir hast?“, wollte der Rothaarige jetzt doch endlich mal wissen. Kai verhielt sich seltsam, und das komischerweise irgendwie erst seit dem letzten Abend. Prompt ging dem Russen ein Licht auf.

„Hab ich gestern Abend irgendwas gemacht? Irgendwas...Unanständiges?“
 

Wäre Kai nicht so verräterisch zusammengezuckt, hätte Yuriy wohl wieder keine Antwort bekommen. Erschrocken zog er die Augenbrauen in die Höhe.

„Sag schon, was hab ich gemacht? Kai, sag es mir bitte, ich kann mich wirklich an nichts erinnern! Ich kann mich nur noch an das fünfte Glas erinnern, dann war alles weg...bitte, Kai!“
 

„Nichts, es war nichts...“, rief der Rotäugige leise und sah weg. Scheiße...da hatte er sich ja wieder in eine tolle Lage gebracht. Und Hoffnung auf Rettung war nicht in Sicht.

„Ach, und woher hast du denn den Verband um den Kopf?“, hakte der Rothaarige dann doch misstrauisch nach. Seit heute Morgen trug Kai den Verband um den Kopf...es musste also was passiert sein, garantiert! So ganz grundlos musste man sich doch keinen Verband umlegen lassen...

„Es war nichts...ich...bin gestolpert. Mehr nicht!“

„Kai, verdammt! Ich habe aber ziemlich das Gefühl, dass ich was mit deinem Unfall zu tun habe! Also sag mir endlich was, damit ich mich entschuldigen kann!“

„Nein! Du...du hast nichts damit...zu tun...“
 

Seufzend ließ Yuriy seinen Freund in Ruhe. Ihn zu bedrängen brachte nichts. Kai bekam nur eine halbe Panikattacke dadurch, aber erzählen würde er so nichts. Das war wirklich eine verdammt verzwickte Lage...was sollte er denn nur dagegen tun?
 

//Am besten frage ich nachher mal Ray, wenn er wieder aufwacht. Vielleicht weiß er ja genaueres. Er hat hoffentlich nicht so doll gebechert wie ich...//

„Hmpf...na gut...lass uns weitergehen. Wenn du es mir nicht sagen willst, dann frage ich auch nicht weiter nach. Auch wenn ich ganz genau weiß, dass du mich anlügst...“

Wieder zuckte Kai erschrocken zusammen. Yuriy erkannte genau den Funken schlechten Gewissens in Kais Augen, aber er sagte nichts mehr dazu. Kai vertraute ihm ja anscheinend nicht!
 

Schweigend gingen die beiden Jungen nebeneinander her. Yuriy betrachtete aufmerksam die Gegend um sich herum, während Kai allerdings mehr den Boden unter sich inspizierte und anscheinend keinerlei Interesse an irgendwelchen Landschaften zeigte.
 

Ein lauter Ruf riss die beiden Russen erschrocken aus ihren Gedanken.

„Hey, Kai, Yuriy! Was macht ihr denn hier draußen?“

Laut lachend kam ein ziemlich übermütiger Max angelaufen. Hinter ihm erkannten die beiden Jungen ganz eindeutig die hohe Statur von Eddy, dem Basketballer.
 

Yuriy schaute den Blonden gleich ziemlich gefährlich an, während Kai nur stumm wartete, dass der junge stellvertretende Geschäftsleiter angerannt kam und vor ihm stehen blieb.

„Moin! Na, alles klar bei euch?“
 

„Hn...“, kam es nur leise von Kai. Yuriy sagte erst mal gar nichts dazu.

„Ähm...also ich weiß nicht, ob ich das so sagen darf, aber du siehst echt scheiße aus, Kai...“

„Danke, das weiß er selbst!“, knurrte Yuriy harsch zurück. Mann, der Typ störte gerade total!
 

Aber Max ließ sich davon überhaupt nicht stören, stattdessen packte er sich Kais Hand und zog den Anderen zu sich, damit er ihm was ins Ohr flüstern konnte. Und Kai machte auch keine Anstalten, sich dagegen zu wehren, was auch Yuriy unsicher werden ließ.
 

„Weißt du...mir ging es früher auch so, als ich Ed-chan kennen gelernt hab. Seit gestern Abend vertraust du deinem Freund nicht mehr so, oder? Küss ihn. In einem entspannten Moment und dann wirst du sehen, was er davon hält. Wenn er sich auf dich einlässt, dann empfindet er was für dich und traut sich nur nicht wirklich, es dir zu gestehen. Aber wenn er nichts macht...dann denk dir irgendeine Ausrede aus, obwohl ich eher glaube, dass das nicht nötig sein wird...“
 

Mit aufgerissenen Augen und feuerroten Wangen starrte Kai den Blonden an. Yuriy währenddessen schaute mit skeptisch-verwundert hochgezogenen Augenbrauen zwischen dem grinsenden Blondschopf und seinem total verlegenen Freund hin und her und wusste eindeutig nicht, was er dazu sagen sollte.

„Hmhm...danke...“ Nur ganz leise hatte Kai diese Worte auf akzentfreiem Amerikanisch genuschelt. Er hatte schon am Anfang herausgehört, dass Max Amerikaner sein musste, denn er hatte einen nur undeutlichen, aber erkennbaren amerikanischen Akzent.
 

„Keine Ursache. Probier es einfach mal aus! Wenn du Glück hast, dann werden sich alle deine Probleme in Sekundenschnelle gelöst haben, aber na ja, es gibt ja auch eine Kehrseite... ich wünsch dir jedenfalls viel Glück! Dort hinten ist ein kleiner Park, da kannst du dich mit ihm hinsetzen.“
 

„Den Rosengarten meinst du? Da waren wir schon...aber...naja...trotzdem danke.“

Mit einer leichten Verbeugung und einem ganz schwachen Lächeln wandte Kai sich wieder zu seinem Landeskameraden herum. Yuriy sagte nichts. Aber als Kai sich umwandte und einfach losging, folgte er dem Freund rasch, aber nicht, ohne sich von Max mit einem leichten Kopfnicken zu verabschieden.
 

„Was wollte er von dir?“, wollte Yuriy dann doch nach mehreren Minuten unbehaglicher Stille neugierig wissen. Kai zuckte nur mit den Schultern und rang sich erneut ein schwaches Lächeln ab.

Also liefen sie weiterhin schweigend nebeneinander her. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
 

//Was soll ich tun? Soll ich wirklich Max’ Rat befolgen? Nun ja...schlecht klang es ja nicht. Und Recht hat er auch. Wenn Yuriy wirklich etwas von mir will, dann kann man das so ohne viele Worte klären...aber wenn das nicht so ist? Dann gefährde ich eventuell unsere Freundschaft, und das will ich nicht! Ach verdammt, diese Lage ist echt verzwickt...wie soll ich da nur wieder heil rauskommen? Ich will Yu-chan doch nicht verlieren...was aber bestimmt passiert, wenn ich es mache...argh! Das ist doch nicht zum Aushalten!//
 

Yuriy schien etwas von Kais innerlichem Kampf mitzukriegen, denn er sah den Kleineren etwas verwundert an. Woran dieser wohl dachte?
 

//Er sieht irgendwie total angepisst aus, mein Kai-chan. Ich wüsste echt gern, was gerade in seinem smarten Köpfchen vor sich geht. Auf alle Fälle scheint es nichts Erfreuliches zu sein, sonst würde er nicht so eine Miene machen, wie sieben Tage Regenwetter.
 

„Yuriy...“

„Hm?“

Verwundert wollte Yuriy sich zu seinem Freund herumdrehen, als er etwas spürte, was ihn in der Bewegung erstarren ließ. Blitzschnell war der Jüngere zur Seite, zog Yuriy am Kragen zu sich herunter und hauchte ihm einen Kuss auf die bebenden Lippen. Und weiter geschah nichts.

Jedenfalls nicht sofort, denn schon nach wenigen Sekunden konnte Yuriy sich nicht mehr beherrschen und intensivierte den Kuss ganz zärtlich. Sanft bewegten sich seine Lippen gegen die des Kleineren.
 

Und auch Kai war es, der den Kuss vorsichtig wieder löste, um in die leuchtenden Saphire des Älteren zu schauen. Unsicher blinzelte er ihn an.

„Was...was sollte das denn jetzt?“, nuschelte Yuriy noch etwas weggetreten und legte den Kopf schief. Kai lächelte schwach.

„Dann magst du mich also doch...aber...bitte...versuch nie wieder, mich zu etwas zu zwingen, was...was ich nicht will, ja?“
 

Langsam ging Yuriy ein Licht auf. Zwar war seine Erinnerung immer noch lückenhaft, aber an ganz kleine Sachen erinnerte er sich wieder. Jetzt glaubte er auch zu wissen, woher sein Freund den Verband hatte. Frustriert stöhnte er auf.
 

„Oh Kai-chan, bitte, bitte vergib mir! Ich war betrunken, ich wusste nicht, was ich tat! Ich wollte dir doch nichts tun, wirklich, das lag nicht in meiner Absicht! Ich gebe dir die Zeit, die du brauchst, aber bitte, bitte hab keine Angst vor mir! Ich will dir doch nichts tun!“, rief der Rothaarige verzweifelt. Aus großen, feuchten Augen blickte er seinen Kumpel an.
 

Müde lächelnd legte Kai seine Arme um den Nacken des Größeren und hauchte ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen. Er spürte, wie sich unter seinem T-Shirt eine heiße Gänsehaut bildete und keuchte leicht auf. Er wollte nichts sagen. Das war seine Antwort.
 

„Danke, Kai-chan...du...ich liebe dich...“

„Danke...aber...ich weiß nicht...ob...na, du weißt schon...sorry...“

„Hmhm...“

Yuriy lächelte verständnisvoll und nickte. Er verstand, was sein Freund ihm sagen wollte. Für ihn war die ganze Sache sowieso schon total stressig und verwirrend, da war es ihm gar nicht zu verdenken, dass er jetzt noch Zeit brauchte, um sich über seine Gefühle klar zu werden. Aber hoffen würde er weiter. Dass Kai ihn irgendwann lieben könnte.
 

~+~ Ende Kapitel 24 ~+~

Gefühlschaos

~+~ Kapitel 25: Gefühlschaos ~+~
 

Am Abend waren die drei Jugendlichen wieder nach Hause zurückgekehrt und hatten sich vorerst einmal wieder getrennt, um ihre Sachen nach Hause zu bringen und sich mit ihren Eltern zu unterhalten. Zumindest Ray. Yuriy durfte bei Kai übernachten, aber mit der Bitte, dass er seine kleine Schwester einmal mitbringen sollte. Als Absicherung sozusagen, dass der Rothaarige nichts Unkeusches tat, während sein kleines Geschwisterchen in der Nähe war.

Also kam Yuriy etwa eine Stunde später wieder.
 

Kai befand sich gerade in der Küche und sorge dafür, dass sein Freund den gewünschten Cappuccino bekam, wenn er wiederkam. Seufzend lehnte er den Kopf gegen den Schrank und schloss seine Augen.
 

//Verdammt, seit Yu-chan mir seine Liebe gestanden hat, geht mit meinen Gefühlen alles drunter und drüber. Ray ist in mich verliebt und Yu-chan jetzt auch noch! Verdammt, was soll ich denn tun? Ich mag die beiden ja auch, aber ob ich sie liebe, kann ich beim besten Willen nicht sagen…und fragen kann ich sie diesbezüglich auch nicht…scheiße…//
 

Ein schrilles Klingeln riss den Rotäugigen aus seinen Gedanken. Seufzend sah er auf.

Schon hörte er Itaki sprechen und dann ertönten mehrere Schritte, die direkte auf ihn zukamen.

Mit einem etwas unglücklichen Lächeln stellte er die Tasse auf den Tisch.
 

„Kai-chan, wir sind wieder da! Wo bist du?“

„In der Küche!“, rief der Jüngere rasch zurück und setzte sich.

//Gott, das klingt ja schon, als wenn wir verheiratet wären! Verdammt…//

Und schon tauchte auch ein breit grinsender Yuriy mit einer kleinen, rosanen Kindertasche in der Hand auf, hinter ihm her trottete ein niedliches blauhaariges Mädchen, das sich ganz aufmerksam und mit riesigen Augen umsah.
 

„Sorry, wir haben uns schon so schnell beeilt, wie es ging. Maschka, komm her hier. Das ist Kai, mein Freund. Und Kai, das ist meine kleine Schwester.“

Lächelnd hob der Rothaarige sich seine kleine Schwester auf den Arm. Kai lächelte müde und reichte dem Mädchen die Hand. Mit Kindern konnte er überhaupt nicht umgehen, aber die Kleine schien ja ganz lieb zu sein.
 

„Hallo.“, erwiderte die Kleine mit einer Engelsstimme und Kai war sofort begeistert. Ein selbst für die Verhältnisse seiner Freunde echt seltenes, herzliches Lächeln glitt über Kais Lippen.

„Freut mich, dich kennen zu lernen. Und, gefällt es dir hier?“

Ein helles Jauchzen antwortete auf seine Frage und Maschka hüpfte einmal runter von Yuriys Arm und quer durch den Raum. Kai fand sie einfach nur goldig.
 

„Na komm, Kai hat auch ein Zimmer extra für dich fertig gemacht, kleine Schwester. Ich hab ihm gesagt, dass du endlich mal ein Einzelzimmer haben möchtest, okay? Komm, ich zeig’s dir. Ist auch nicht weit von meinem Zimmer entfernt.“, sagte Yuriy gerade und führte seine kleine Schwester aus dem Zimmer. Kai lächelte lieb und nickte. Diese kurze Verschnaufpause ließ ihm wieder Zeit zum Nachdenken. Und die brauchte er dringend!
 

Als Yuriy nach wenigen Minuten seine kleine Schwester wieder allein ließ und zur Küche zurückging, die sich in ihrem neuen Zimmer glücklicherweise pudelwohl fühlte und nicht in geringster Weise vorhatte, sich so schnell wieder daraus zu entfernen, fand er Kai auf seinem Platz zusammengesunken, mit geschlossenen Augen und scheinbar schlafend vor. Erstaunt hob der Rothaarige eine Augenbraue und setzte sich lautlos mit an den Tisch.
 

//Na, der scheint ja geschlaucht zu sein, heute…aber verübeln kann ich es ihm nicht, es war ein langer Tag und es ist auch eine Menge passiert. Und während der Fahrt selbst hat er kein Auge zugetan, zumindest nicht laut Rays Erzählungen. Armer Kai-chan. Du musst ja furchtbar durcheinander sein! Erst gesteht Ray dir seine Liebe und jetzt hab ich mich auch noch in dich verliebt...als wenn Ray dir nicht schon genug Probleme machen würde…ich würde dich ja so gern unterstützen, aber ich glaube, zu einem Ergebnis kommen kannst letztendlich nur du selbst…sorry, Kleiner…//
 

Zärtlich strich Yuriy seinem Freund durch den dichten Pony. Ein glühendes Paar roter Augen blinzelte ihn verwundert an.

„Oh sorry, hab ich dich geweckt?“, fragte der Rothaarige lächelnd und zog seine Hand zurück. Jedenfalls hatte er das vorgehabt. Sein Handgelenk wurde ganz plötzlich von den zarten Fingern des Jüngeren umschlossen und wieder zurückgezogen auf den Schopf des Blaugrauhaarigen. Verstehend kraulte Yuriy seinem Freund weiter durch die Haare.
 

„Weißt du…ich kann verstehen, dass du total durcheinander bist, Kai-chan. Aber wie ich es bereits gesagt habe, ich lass dir alle Zeit der Welt. Das letzte was ich möchte, dass du dich überfordert fühlst. Ich liebe dich, Kai-chan, auch wenn mir das erst bei unserem letzten Saufgelage klar geworden ist. Ich glaube nicht daran, dass du meine Gefühle sofort erwidern wirst. Aber falls es dir ein Trost ist…ich kann auch mit deiner Freundschaft leben. Lieber bleibe ich auf ewig dein Freund und du liebst mich nur wie einen solchen, als dass ich dich auf ewig verliere, weil du mich nicht lieben kannst. Das würde mir schon reichen. Solange du glücklich bist, bin ich das auch, Kleiner.“
 

Die ganze Zeit hatte der Rothaarige die Augen geschlossen gehalten und mit der anderen Hand ganz sanft durch den Schopf des Jüngeren gestreichelt, aber jetzt riss ihn ein Geräusch wieder aus seiner Trance.
 

Ein leises Schluchzen erregte seine Aufmerksamkeit. Er spürte, als er eine Hand sanft an Kais Wange legte, dass diese leicht feucht war und nun bemerkte er auch die bebenden Schultern des Jüngeren.
 

//Oh verdammt!“//, dachte Yuriy erschrocken und blickte etwas hilflos drein. Aber sein Kleiner weinte, da musste er doch was machen!

Also beugte er sich sanft vor und legte eine Hand unter Kais Kinn, um dieses leicht anzuheben und in die tränennassen roten Augen zu schauen.

„Hey...“, flüsterte er leise und musste sich richtig beherrschen, um dem Jüngeren nicht die Tränen von den Wangen zu küssen und ihn somit bestimmt zu verschrecken.
 

„Erzählst du mir, was dich so fertig macht, Kai-chan? Wenn ich nicht weiß, worum es geht, kann ich dir nicht helfen...“

Besorgt betrachteten die eisblauen Augen ihr Gegenüber. Kai schniefte leise und senkte den Blick, schwieg.

Eine ganze Weile wartete Yuriy noch darauf, dass eine Antwort kam, aber als diese ausblieb seufzte er nur leise und begann damit, seinen Cappuccino zu trinken.
 

„Yuu?“

Eine leise, etwas quengelige Stimme ließ den Rothaarigen aufsehen. Ein fast unvernehmbares Seufzen glitt über seine Lippen, ehe er aufstand und zu seiner Schwester lief.

Dass er somit seinem Freund noch eine kleine Gnadenfrist gestattete, wusste er nicht.
 

Etwas später am Nachmittag kam auch Ray wieder dazu. Mit einem stürmischen Klingeln kündigte er sein Dasein an und fand sich unvermittelt in einer kleinen Gruppe wieder, in der er eine recht fühlbare Spannung bemerkte.
 

„Hey, was ist denn los hier? Die Atmosphäre ist irgendwie ein bisschen...nun ja...verspannt, würde ich mal sagen.“, flüsterte der Schwarzhaarige leise in die Stille hinein und beobachtete schweigend Maschka beim Spielen.

Aber schließlich war Yuriy es, der die Stille brach.
 

„Es ist nichts...jedenfalls nicht allzu offensichtlich. Kai ist ein bisschen verstimmt, ich bin ein bisschen verstimmt...dürfen wir das denn mal nicht sein?“

Wieder herrschte Schweigen. Auf Kais Seite einigermaßen erleichtert, auf Rays Seite dagegen eher erstaunt.
 

„Na gut...dann sollte man irgendetwas machen um eure Stimmung wieder zu lockern, oder? Mal sehen...was hast du denn hier Interessantes im Haus, Kai?“, wandte Ray sich sofort grinsend an seinen Freund. Aber dieser zuckte nur mit den Schultern.
 

„Hnpf...na du bist ja echt gesprächig heut...sag mal, hast du auch eine kleine Bibliothek oder sowas? Ich mein, in ein dermaßen großes Haus gehört sowas ja einfach rein...“
 

Wieder nur ein Schulterzucken. Ray seufzte leise und tat dann etwas, was beide Jungen total überraschte. Mit einem schnellen Griff hatte er beide an den Armen gepackt und in die Höhe gezogen. Zwar erntete er einen etwas verwunderten Blick von der kleinen Maschka, aber dennoch zerrte er die beiden Russen nach draußen auf den Flur.
 

„So, wo geht es jetzt hin? Ich hätte jetzt irgendwie Lust etwas Gutes zu lesen und mich abzulenken.“
 

Ohne es zu wissen sprach Ray den beiden anderen Jungen damit anscheinend aus der Seele. Plötzlich hatte Kai es ziemlich eilig und lief die Gänge lang. Ray und Yuriy, wollten sie ihn nicht verlieren, mussten ein ähnliches Tempo vorlegen, und hielten wenige Augenblicke später vor einer großen, torförmigen Tür.
 

„Wow! Wenn das der Eingang zur Bibliothek sein soll, dann lässt sich der Inhalt ja hoffentlich schon von dem ersten Eindruck ableiten! Da hab ich aber ganz große Vorstellungen!“

Quietschend vor Freude öffnete Ray die Tür, die sich erstaunlich leicht öffnen ließ und betrat den Raum, um gleich wieder stehenzubleiben und zu staunen, was das Zeug hält.
 

„Wow...“

„Etwas größere Dimensionen, ich weiß...aber ich wüsste sonst nicht, wo ich die ganzen Bücher hätte unterbringen sollen...“, flüsterte Kai bestätigend und durchquerte den riesigen Raum mit etwa 50x80 Schrittmaße, um die Fenster hochzuklappen.
 

Auch Yuriy blickte sich staunend um. Er kannte ja schon einige Räume in diesem Haus, aber dieser hier schien irgendwie nicht wirklich dazu dazupassen, als wäre die Bibliothek erst nachträglich eingebaut worden.

Die Wände waren komplett rund. Keine Ecken gab es in diesem Raum, außer einer, der Verbindung zum äußerst begrünten Wintergarten.

Außerdem waren die weißen Wände fast vollständig mit deckenhohen Regalen vollgestellt worden und eben diese widerrum komplett mit Büchern gefüllt. Es gab drei große Rollleitern, mit denen man auch höhere Dimensionen erreichen konnte, und wirklich an alle Bücher herankam.
 

Etwas versteckt im Wintergarten, zwischen einer großen Ansammlung Palmen und fremdartigen Pflanzen, entdeckte er auch eine große Sitzecke mit mehreren bequemen Sesseln und kleine Tische. Die Beleuchtung bestand vollständig aus dem gläsernen Dach, und einer großen Deckenlampe, die auch in der Nacht ein warmes Licht spenden würde.
 

„Das ist echt...ich wusste ja immer, dass du reich bist, Kai-chan, aber die Zahlen für dieses Ding hier will ich gar nicht wissen!“, meinte auch Ray mit stockender Stimme und gesellte sich zu seinem Blaugrauhaarigen Freund.
 

„Wenn du irgendein Buch suchst, dann gibst du es hier in den Computer ein und der sagt dir denn, wo genau du es findest.“, antwortete Kai und tat, als hätte er die letzte Bemerkung nicht gehört. Stattdessen gab er gerade einen Buchtitel ein, darauf erschienen drei Zahlen und zwei Buchstaben.
 

„G-F 532. Das ist...da hinten.“

Eiligst lief Kai zurück zur Tür und hangelte sich an der Leiter empor, rollte sie ein paar Meter seitlich weg und fischte dann endlich sein Buch aus dem Regal. Ray und Yuriy standen nur da wie stumme Fische, die soeben an Land gekommen waren.
 

„Sag mal, hast du auch das Gefühl, als wenn Kai uns irgendwie aus dem Weg gehen will?“, flüsterte Yuriy dem Kumpel leise zu und gab nun auch seinen Buchtitel ein. Der erste konnte nicht gefunden werden, aber beim zweiten Versuch klappte es.

„Stimmt. Er hat es jedenfalls sehr eilig von uns wegzukommen...“
 

Aber um ganz schnell wieder abzulenken, wandte er sich wieder an den russischen Freund.

„Was liest du eigentlich so?“

Stumm wurde ihm der Buchtitel vor die Nase gehalten. Ray zog verwirrt die Augenbrauen in die Höhe.

„Die Chronik der Unsterblichen? Klingt ja irgenwie...“

„Ist interessant. So wie alles andere von Hohlbein, wenn man es so sehen will.“, antwortete Kai nur grinsend und widmete sich wieder seiner Lektüre.
 

Ray nickte, ließ sich von Yuriy sein Buch suchen und setzte sich schließlich zu dem Freund zum Lesen. Ebenso wie Yuriy, wenn auch etwas widerwillig, weil er nicht das Buch gefunden hatte, was er eigentlich hatte haben wollen.
 

~+~ Ende Kapitel 25 ~+~

Flucht

~+~ Kapitel 26: Flucht ~+~
 

Die ganze Nacht hatten die drei Jungen gesessen und gelesen. Auf Kais Rat hin hatte auch Yuriy sich ein Buch des Lieblingsautors seines Freundes geschnappt und erstaunt festgestellt, dass diese wirklich sehr interessant waren. Folgedessen war es schwer, mit dem Lesen aufzuhören.
 

Und schließlich waren sie auch erst kurz vor Anbruch der Dämmerung im Bett gewesen. Maschka war dann doch von Hitoshi ins Bett gebracht worden, als dieser merkte, dass die Kleine kurz vor Mitternacht noch ziellos durch das Gebäude lief und nach ihrem Bruder suchte. Ganz zum Gefallen von Yuriy.
 

Murrend öffneten sich die trüben roten Augen und blickten noch etwas verpeilt durch die Gegend. Aber nur für einen kurzen Moment, dann leuchteten sie wieder so klar und kalt wie üblich.
 

Langsam stemmte Kai sich auf die Ellenbogen hoch und blickte sich um.

Ray und Yuriy lagen neben ihm in ihren Futons zusammengekauert und schliefen noch tief und fest. Genauso wie Kai es hatte haben wollen.
 

//Sorry Leute...nehmt es mir nicht übel, aber ich brauch mal eine Auszeit...ich weiß, es ist nicht besonders nett von mir, einfach abzuhauen, aber wenn ihr noch länger um mich herumwuselt, krieg ich wahrscheinlich noch ne Krise...und die kann ich nicht gebrauchen!//
 

Umständlich rappelte Kai sich auf, wischte sich über die noch etwas verklebten Augen und verschwand ins Badezimmer. Machte dabei aber so wenig Lärm wie möglich, um seine Freunde nicht unbedingt aufzuwecken. Das wäre nämlich nicht besonders gut!
 

Obwohl er das Gefühl hatte, lange und ausgiebig geschlafen zu haben, war es erst kurz vor 10. Also eine noch angenehme Zeit. Und soweit er wusste, schlief auch Hitoshi immer bis weit nach elf, wenn man ihn nicht weckte. Der stellte also keine Bedrohung für sein Vorhaben dar.
 

Also nahm der Graublauhaarige in aller Hast ein eilig zusammengestelltes Frühstück zu sich und zog sich die Lederjacke über.

Es folgte kein einziger bedauernder Blick zurück. Lautlos wurde die Haustür geschlossen und Kai machte sich auf den Weg.
 

Als Ray und Yuriy nach Stunden schließlich auch aus ihrem Dornröschenschlaf erwachten, wunderten sie sich nicht, dass Kais Bett leer war. Der Russe war sowieso jemand, der nicht allzu viel schlief. Lag wohl an seinem Job.
 

Aber als sie ihn auch in der Küche und im restlichen Haus nicht finden konnten, begannen die beiden sich langsam Sorgen zu machen. Auch Itaki und Hitoshi konnten nämlich die Frage nach dem Verbleiben des Chefs nicht beantworten. Und das war wirklich besorgniserregend!
 

„Wo ist Kai, verdammt nochmal?“, schrie Yuriy aufgeregt den noch etwas verschlafen dreinschauenden Hitoshi an, der aber wirklich so guckte, als hätte er überhaupt keine Ahnung, worum es überhaupt ging. Sowieso brauchte er noch ein paar Minuten, bis er endlich kapierte, dass Kai vermisst wurde.
 

„Wiee bitte?! Kai ist nicht da?!“, rief der Bodyguard dann endlich erschrocken und war schneller in seiner Uniform, als die Jungen schauen konnte.
 

„Also, ich denke, wir schauen erst einmal in der Firma nach. Manchmal verkriecht er sich auch da, wenn er Probleme hat...und dann durchsuchen wir den Park! Würde mich nicht wundern, wenn er dort Entspannung sucht...“, meinte nun auch Itaki, als er das Spektakel auf den Fluren mitbekam. So schnell wie möglich machten sie sich auf den Weg.
 

„Ray, wir beide gehen in die Firma, Itaki durchsucht den Park und Hitoshi schaut sonst wo nach, wo Kai sein könnte, okay?“, übernahm der Rothaarige ganz schnell die Führerrolle. Entschlossen nickten die Suchenenden und teilten sich auf.
 

~+~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

Gedankenversunken marschierte der vermisste Russe mit in den Taschen vergrabenen Händen durch die verfallenen Straßen der Altstadt. Sein sonst so strahlender Blick war nun erschöpft zu Boden gerichtet.
 

//Verdammt...ich komm echt nicht klar mit der derzeitigen Situation...Ray liebt mich...und Yuriy weist meine Zuneigungen auch nicht ab...so ein Scheiß aber auch! Ich mag die beiden ja irgendwie, aber trotzdem kann ich doch keinen bevorzugen! Yuriy würd' das rasend machen, ich kenn' ihn ja...und Ray würde sich gedemütigt fühlen...das ist wirklich eine extrem verzwickte Situation...und ich hab nicht einmal jemanden, den ich um Rat fragen könnte...das ist so kacke...//
 

Langsam richtete der Graublauhaarige seinen Blick in den Himmel. Es war ziemlich bewölkt, aber kein Wunder, wenigstens passte das Wetter zu seiner Stimmung. Genauso trübe fühlte er sich nämlich gerade, mit Regen hätte er kein Problem. Vielleicht würde ihn der Regen ja auf andere Gedanken bringen.
 

//Nehmen wir mal an, es würde wirklich regnen...toll, ist ja nicht schlecht, aber letztendlich werde ich doch bis auf die Knochen durchnässt...wirklich Lust hab ich darauf ja nicht...ach Mensch...das macht einfach keinen Spaß! Scheiß Leben!//
 

Wenn man an den Teufel dachte; schon fielen die ersten feinen Tröpfchen vom Himmel und benetzten seine leicht geröteten Wangen, wie um ihn zu verhöhnen.
 

//Na toll...denk bloß nichts Falsches, es könnte ja Wahrheit werden...jetzt fehlt wirklich nur noch eine Sache und die ganze Situation ist perfekt!//, überlegte Kai sarkastisch und seufzte.
 

Rasch lief er unter einen kleinen Vorsprung einer Mauer und kauerte sich darunter zusammen. Irgendwie war die Situation im Moment schon scheiße...
 

~+~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

Seufzend , die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, stapfte der Jugendliche mit den dunkelblauen Augen durch die Straßen. Seine Jacke hatte er zu Hause vergessen, nach dem Stress mit den Eltern war er so außer sich gewesen, dass er gar nicht mehr dazu gekommen war, sich irgendwie gegen den Regen zu schützen.
 

Jetzt stand er da; halb durchnässt, die mittlerweile schon schulterlangen Haare platt auf dem Schädel. Und seine Laune wurde trotz der Ruhe nicht sonderlich besser.
 

„So'n Scheiß, ey...die Alten sollen mich doch sonstwo lecken...ich bin alt genug, da kann ich ja wohl selbst entscheiden, was ich mach und was nicht! Nein, Jake, du gehst nicht zu diesem Wettbewerb! Dir könnte was passieren!“
 

Wütend äffte er die Worte seines Vaters nach. Als wenn er noch minderjährig wäre!

„Leck mich doch...egal wo!“

Eine einsame, verbeulte Coladose am Wegesrand musste dran glauben. Durch Jakes Tritt landete sie meterweit entfernt am Straßenrand in einer kleinen Seitengasse.
 

„Hrnf...“

Mit einer Hand fuhr Jake sich über das Gesicht, strich ein paar nasse Strähnen aus den Augen. Und da sah er ihn. Einen Grund, der seine Laune sofort um einiges heben und den Streit und den Grund für seine Wut vergessen ließ.
 

//Sehr schön...wenn das mal kein Grund für bessere Laune ist! Mal sehen, was sich da machen lässt! Das wird bestimmt noch lustig! Glaub mir, Kleiner, heute ich krieg ich dich! Ob du willst oder nicht!//
 

Zufrieden drückte er sich in den Schatten und lachte sich ins Fäustchen. Wartete, dass der Junge, der soeben einsam und allein bald zu ihm aufschloss.
 

~+~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

Kai seufzte. Mittlerweile war ihm wirklich zum Heulen zumute, weil er nicht die passenden Antworten fand auf seine vielen Fragen. Was sollte er tun? Sollte er zurückgehen? Sollte er hierbeleiben? Sollte er seinen Freunden weiter Angst machen, weil er nicht da war? Aber selbst wenn er jetzt zurückging...wie sollte er sich verhalten? Entschuldigen wollte er sich nicht. Dazu hatte er gar keinen Grund.
 

„Scheiß Welt, leck mich doch sonstwo!“, schrie er plötzlich in einem unkontrollierten Anfall von Wut und stampfte mit dem Fuß auf. Aber nur für wenige Sekunden, dann seufzte er laut auf und vergrub wieder die Hände in den Hosentaschen.
 

Dass er die ganze Zeit allerdings aus einem brennenden Paar blauer Augen beobachtet wurde, wusste er nicht. Erst die hämische, unschön bekannte Stimme ließ ihn deprimiert aufseufzen.

„Na aber hallo...wen haben wir denn da? Ein kleines Kai-chan ganz allein draußen, weit weg von seinen Freunden und im Regen...“

Grinsend trat Jake um die Ecke und blitzte den Kleineren hinterhältig an. Und Kai stöhnte.
 

„Nicht du schon wieder...bitte, hau ab! Ich hab auch ohne dich schon genug Probleme!“, fauchte der Russe ungehalten. Ohne groß zu überlegen machte er auf der Stelle kehrt.
 

Jake inzwischen war jetzt total überrascht. Zwar hatte er eben mitgekriegt, dass sein kleines 'Opfer' ziemlich angepisst zu sein schien, aber dermaßen...das war ihm neu. Und so kannte er Kai Hiwatari auch nicht. Normalerweise kuschte der Jüngere in seiner Nähe, schließlich wusste er ja, was beabsichtigt wurde. Aber dass er ihm auch noch offen und ehrlich seine Meinung sagte und dann ohne weitere Worte den Rückzug antrat, das war mal eine ganz unbekannte Reaktion.
 

„Ah...hey, warte doch mal! Du bist anscheinend ganz schön angepisst, wie? Irgendwas schief gelaufen heute?“, konnte er sich nicht verkneifen, dem Silberhaarigen hinterher zurufen, der sofort stehen blieb und ihn verwundert anblickte.

„Bitte?“, nuschelte er nur erstaunt. Das brachte ihn jetzt aus dem Konzept.
 

//Heute ist wirklich ein verdammt seltsamer Tag!//, dachten beide im gleichen Moment und zogen die Augenbrauen hoch.
 

~+~ Ende Kapitel 26 ~+~

Überraschungen

~+~ Kapitel 27: Überraschungen ~+~
 

Es regnete in Strömen. Die Straßen waren wie ausgestorben, nur hie und da konnte man ein huschen hinter den geschlossenen Fenstern entdecken. Und doch war die Altstadt nicht vollkommen ausgestorben: Zwei junge Männer, einer mit silberblauen Haaren und roten Augen und ein größerer, mit blauen Haaren und gleichfarbigen Augen, standen sich in mehreren Metern Abstand gegenüber und schwiegen sich an.
 

„Was...bist ja sehr neugierig heute, wie?“, schnarrte Kai selbstsicher und in arrogantem Tonfall. Jake grinste wie üblich, aber diesmal wirkte es gar nicht so fies und hinterhältig wie sonst, eher amüsiert.

„Warum auch nicht? Ich hab heute ehrlich gesagt nicht so wirklich Lust, dich schon wieder fertig zu machen...und wenn du auch ohne mich schon genug Ärger hast, dann hab ich auch gar keinen Grund dazu, oder?“

Ohne, dass sie es irgendwie steuern konnten, begannen beide zu grinsen. Ja, jetzt verstanden sie sich. So konnte man kommunizieren.
 

„Sag mal...du siehst echt kacke aus, wenn man das mal so sagen darf. Kommst mit rein? Ich kenn da ein gutes Lokal...und außerdem ist es hier draußen wirklich irre kalt!“

Fröstelnd schüttelte der Blauhaarige den Kopf, dass die Wassertropfen flogen. Kai nickte. Auch er spürte jetzt erst, wie klamm er eigentlich war. Und es war sehr unangenehm!
 

„Warum nicht? Kälter werden kann es ja schließlich nicht...“, nuschelte er nur und folgte dem Blauhaarigen.

//Und mehr tun, als über mich herfallen, kann er auch nicht...hoffe ich jedenfalls! Diesmal ist nämlich kein Hitoshi da, der mir helfen kann...Ach, egal! Der Tag heute ist sowieso schon von vornherein für den Arsch!//
 

Schweigend betraten die beiden ein kleines Lokal am Ende der Straße, in dem es schön heimelig warm und nicht zu überfüllt war. Der Wirt, ein etwas älterer Mann mit kurzen schwarzen Haaren und Dreitagebart, grinste sie freundlich an.

„Einen Cappuccino und für meinen Kumpel...was willst du haben? Ich spendiere ausnahmsweise mal. Also rate ich dir, nimm das auch an, nochmal mach ich das nicht!“
 

Skeptisch dreinblickend ließ Kai sich auf dem nächsten Platz am Tresen sinken und wischte sich über die Haare.

„Ach, jetzt auf einmal bin ich dein Kumpel, oder was? Vergiss das mal ganz schnell! Aber einen Cappuccino nehm' ich trotzdem.“

Jake grinste selbstgefällig und ließ sich neben ihm an den Tisch fallen, zog sich in einer etwas schwerfälligen Bewegung das klitschnasse Hemd über den Kopf.
 

Ohne es wirklich verbergen zu können, musterte Kai den Körper des Größeren aufmerksam. Jake konnte wirklich nicht über eine schlechte Figur klagen – eher im Gegenteil. Er war recht breitschultrig und kräftig gebaut, aber nicht zu kräftig, dass es schon wieder überbepackt wirkte. Es war einfach nur genau richtig.
 

Und Jake, dem der Blick des Jüngeren natürlich nicht entgangen war, räkelte sich noch einmal gemütlich und grinste dann plötzlich den Kleineren an. Kai schnaufte.

„Was?“, fauchte er abwehrend, senkte rasch den Blick und begann sich ebenfalls die Jacke auszuziehen, die ihn mittlerweile halb durchweichte.
 

„Ich gefalle dir, gibt’s ruhig zu! Ich weiß nämlich, was andere über meinen wohlgebauten Körper denken!“

Mehr als einen herablassenden Seitenblick, gepaart mit dem skeptischen Hochziehen einer Augenbraue bekam er von Kai nicht. Aber das genügte dem Älteren bereits.
 

//Er mag stur genug sein und es nicht zugeben wollen, aber ich gefalle ihm, ganz klar! Er ist halt doch vollkommen schwul...sonst hätte er mich nicht so abschätzend angesehen! Hm...mal schauen, was sich da so machen lässt! Wir haben ja Zeit genug, jedenfalls sieht der Kleine nicht so aus, als wenn er noch dringend etwas vorhat...//
 

Es dauerte nur knapp zwei Minuten, dann hatten die beiden ihren Cappuccino vor sich stehen und schlossen beinahe synchron die Hände um die Tassen.

„Warum warst du eigentlich vorhin so genervt, Kleiner?“, durchbrach Jake nach mehreren Minuten des Schweigens die Stille, gelassen rührte er in dem Schaum seines Getränks herum. Kai blickte ihn prompt böse an.

„Was geht dich das denn an, Nachrücker?!“

„Hey, du kleine Kanaille! Wen nennst du hier Nachrücker, hm?“

„Wie soll man das, was du tust, denn sonst beschreiben? Mit zwanzig noch in der Oberschule! Mindestens zwei mal sitzengeblieben, mindestens! Sowas kann man nur als Nachrücker bezeichnen!“

„Quatsch mit Soße! Wer sagt denn, dass ich sitzen geblieben bin?!“, fauchte Jake aggressiv, drohend blickte er dem Silberhaarigen in die Augen, aber der zuckte nicht einmal mit der Wimper.
 

//Dafür, dass ich sonst so einen Schiss vor diesem Arsch habe, bin ich heute aber ziemlich selbstsicher! Erstaunlich!//, bemerkte Kai in Gedanken. Ein ironisches Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. Nur beiläufig bekam er die Antwort des Älteren mit, die ihn dann doch verblüffte.
 

„Ich hab vor drei Jahren die Schule abgebrochen, weil ich von zu Hause abgehauen bin. Nja, und nach knapp einem weiteren Jahr habe ich mich halt entschlossen, doch weiterzumachen, darum musste ich die zehnte noch einmal machen, sonst wäre ich nicht mehr mitgekommen. Wenn ich nicht aufgehört hätte, wäre ich schon lange fertig!“
 

Kai schwieg. Was sollte er dazu schon groß sagen? Diese Einstellung erinnerte ihn an etwas aus seiner eigenen Vergangenheit, die er aber nicht bereit war, einzugestehen. Stattdessen nahm er einen zögerlichen Schluck von seinem warmen Getränk und umklammerte die Tasse, als wolle er sich an ihn wärmen.

„Na gut...dann eben nicht Nachrücker. Zufrieden?“

Und schon grinste der Blauhaarige wieder. Kai schmollte vor sich hin, obwohl er selbst nicht wusste, weshalb eigentlich. Die Tatsache, dass der Ältere doch nicht so ein Arsch war, wie er immer gedacht hatte, machte ihn wütend.
 

~+~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

Weder in seinem Büro in der Firma, noch im Park war Kai aufzufinden. Ray und Yuriy hatten überall rumgefragt, sogar das Schwimmbad und das Kino waren durchsucht worden, aber nirgendwo auch nur eine Spur. Ray seufzte.

„Was zum Teufel...wo kann er denn nur sein?!“

Erschöpft wischte er sich den Schweiß aus der Stirn, während er es sich mit Yuriy zusammen in einem kleinen Café gemütlich machte, um ein wenig zu verschnaufen. Der Russe allerdings schien weder verwirrt zu sein, noch sonst etwas. Er war schlicht und einfach nur wütend.
 

„Dieser Volltrottel!“, rief er plötzlich und knallte die Faust auf den Tisch, dass Ray ganz ängstlich guckte.

„Das ist doch sowas von typisch für ihn, kaum stehen ihm die Gedanken sonst wo und er ist mit der Situation überfordert, schon macht er sich vom Acker! Soll er doch sehen, wo er bleibt! Ich hol mir jetzt ein Eis, und damit hat sich die Sache erledigt!“
 

Ray dagegen war mittlerweile auch ein wenig überfordert. Wenn Yuriy wütend wurde, konnte er schon mal ein wenig cholerisch werden, aber solche Anfälle in aller Öffentlichkeit waren dann doch etwas anderes. Vor allem, weil bereits ein älteres Ehepaar wütend zu dem schwarzhaarigen Jungen herüberschaute, der ja im Moment allein am Tisch saß und darauf wartete, dass sein Kollege zurückkam.
 

Wider erwarten brachte Yuriy dem Schwarzhaarigen auch ein Eis mit. Ray grinste.

„Danke.“ Stumm begannen beide ihr Eis zu essen, Yuriy eher mit ruckartigen Happen, die seine Laune nur zu deutlich widerspiegelten und Ray vollkommen entspannt und gelöst, als wären sie zu einem kleinen Spaziergang unterwegs und würden nicht den vermissten Freund suchen.
 

„Apropos...ich denke, wir sollten einfach warten, bis Kai wiederkommt, oder? Ich glaube, er braucht einfach mal nur frische Luft und etwas Ruhe vor uns...wenn er sich wieder eingekriegt hat, wird er sich schon wieder melden, denke ich mal...also sei wieder locker, okay? Machen wir uns noch einen schönen Tag?“, schlug Ray vor, nachdem er seinen Becher geleert hatte. Aus großen runden Augen blickte er den Rothaarigen an, der widerstrebend nickte.
 

„So was in der Art habe ich mir auch schon gedacht. Wir lassen ihn in Ruhe. Wenn er sich aber bis morgen Abend immer noch nicht gemeldet haben, machen wir uns wieder auf die Suche, okay?“

„Okay, Freund. Und was jetzt? Das Einkaufszentrum ist ganz in der Nähe...Lust auf ein paar Mangas?“

„Hm...wenn du schon so fragst? Dann kann ich auch mal nach einer neuen Jacke schauen!“
 

~+~+~+~+~+~Ortswechsel~+~+~+~+~+~
 

Über eine Stunde hatten Kai und Jake gemeinsam in der Bar verbracht und sich aufgewärmt. Zwischendurch hatten sie belanglos über dies und jenes geredet, um das Schweigen nicht allzu unangenehm werden zu lassen.

Dabei hatte Kai festgestellt, dass Jake öfters mal Stress hatte mit seinen Eltern, so auch heute. Darum war er im Dauerregen draußen herumgestreunt, bis sie sich getroffen hatten.
 

Und Jake hatte seinerseits in Erfahrung bringen können, dass Kai ebenfalls ein wenig...gestresst war, wenn man es so ausdrücken durfte. So wirklich hatte Kai nichts ausgeplaudert, aber eben verlauten lassen, dass er mal wieder eine kleine Auszeit brauchte.

Und die wollte ihm der Ältere dann ausnahmsweise mal doch gönnen.
 

„Was hast du heute noch so vor? Wenn du nicht zurückwillst, dann können wir doch irgendwas machen...mir ist nämlich langweilig. Und die Jungs sind heute glaube ich zum Bowlen verabredet, da will ich nicht unbedingt reinplatzen...“

Fragend blickte Kai auf und beugte sich zu seiner Jacke herüber, die er zum Trocknen auf den nächsten Stuhl gehängt hatte.

„Weiß nicht...was hast du noch vor?“, stellte er stattdessen die Rückfrage, aber auch Jake zuckte mit den Schultern.
 

„Hn...weißt du, irgendwie gefällt es mir, wenn wir so entspannt miteinander reden und nicht immer gleich übereinander herfallen...“, warf er plötzlich ein, ein spöttisches Glitzern stand in seinen Augen, als Kai ihn wütend anfauchte.

„Übereinander herfallen? Nur in deinen schmutzigsten Träumen, Blaufuchs! Du fällst doch immer über mich her und nicht andersrum!“

„Hö? Also wirklich, Kai-chan, deine Ausdrücke...aber ich muss sagen, deine Schimpfwörter gefallen mir! Die sind immer so originell!“

„Mach dich nicht zum Affen, du Quatschkopf! Ich hab besseres zu tun, als mich hier mit dir zu kaspern!“

„Ach...jetzt auf einmal ziehst du den Schwanz ein?“

„Hm? Wovor denn bitte, wenn ich fragen darf? Vor dir bestimmt nicht!“

„Natürlich nicht...und warum willst du denn abhauen? War doch grad so schön!“

„...du bist ein Arsch, Jake!“

„Haha! Danke, das hab ich schon öfters gehört. Hey, wie wäre es, wollen wir die neue Skaterbahn ausprobieren?

„Pff...meinetwegen.“

„Haha. Siehst du, Kai-chan, ich wusste immer, dass du ein großes Herz hast!“

„Hör auf, mich Kai-chan zu nennen, du Blödmann! Das darf nur-“

Panisch brach Kai ab. Mist, er hätte beinahe geplaudert. Das ging den Älteren jetzt doch überhaupt nichts an. Aber dieser hatte bereits Blut geleckt und beugte sich ein wenig zu ihm vor, bis sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten, und funkelte ihn neugierig an.

„Das darf nur – wer?“

„Du jedenfalls nicht! Also los jetzt, beweg' deinen Arsch in die Höhe und komm endlich! Sonst überleg' ich es mir noch anders!“

Das zufriedene Grinsen des Blauhaarigen wurde immer breiter, während er dem Jüngeren aus der Bar folgte und sie den Weg zum Gewerbegebiet der Stadt einschlugen, um, wie beschlossen, die neue Skaterbahn zu testen.
 

~+~ Ende Kapitel 27 ~+~



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Von:  --Lucy--
2011-02-01T00:38:56+00:00 01.02.2011 01:38
Hallöchen *reinschnei*
Hab mir deine FF heute mal im ganzen durchgelesen..hatte ich schon mal bis zu nem gewissen pittel gemacht gehabt aber hatte voll vergessen worum es ging ^-^°..hihi..naja hatte jetzt mehrer Stunden mit deiner tollen FF zu tun gehabt und ehrlich sie gefällt mir wirklich sehr, bin total angetan davon *grins* An manchen Stellen musste ich echt laut los lachen weils einfach zu komisch war^-^

Einige Rechtschreibfehlerchen hab ich noch gefunden was aber nicht allzu tragisch ist hihi..würde gern mal wissen was aus Jake und Kai wird..hoffe nicht das die zusammen kommen o.O Dreierpairing wär ja nicht schlecht. KaixRayxYuriy *unterm Tisch versteck* Bitte nicht hauen^^ aber bin seit neuestem irgendwie angetan von diesem dreierpairing..nuja vorher wars nur KaixRay..hmm..naja aber bin echt gespannt wie es weiter geht mit der FF =)

Freue mich schon total auf das nächste Pittel ;)
Schreib schnell weiter,
lg yuri
Von:  Absinthya
2010-10-26T08:40:17+00:00 26.10.2010 10:40
irgendwie passt das ja nicht richtig das Kai so wehrlos ist, aber ist trotzdem mal was neues

super Fanfic bissher
Von:  Pikeru
2010-06-10T19:13:31+00:00 10.06.2010 21:13
Max ist eine richtige Quasselstrippe. Der hat ja gar nicht mehr aufgehört. Kein Wunder, dass Kai und Yuriy genervt von ihm waren/sind. Und Ray versteht sich ganz gut mit ihm...wie süß.

Die drei in einer heißen Quelle stelle ich mir ziemlich...heiß vor *_*
Sie müssen einfach gut darin aussehen!
Hach, ein Traum.

Hoffentlich passiert bald etwas zwischen zwei Jungs (oder allen dreien xD)
Liebe Grüße
Nanami


Von:  Pikeru
2010-06-08T18:48:34+00:00 08.06.2010 20:48
Das Kapitel hat mir ganz gut gefallen.
Bin schon gespannt auf das, was die drei im Onsen alles erleben werden. Hoffentlich passiert mal mehr als nur ein Kuss >//<

Mir haben die Gedankengänge von Ray und Kai im Wagen gefallen. Zumindest weiß man jetzt, dass Kai langsam Gefühle für den Chinesen entwickeln könnte. Es wäre schön, wenn die beiden ein Paar werden.

Liebe Grüße
Nanami

PS: Es heißt 'Das Onsen' ^^
Von:  Pikeru
2010-06-07T19:26:32+00:00 07.06.2010 21:26
Kai raucht also ein paar Mal? Damit habe ich nun gar nicht gerechnet. Aber irgendwie stelle ich ihn mir mit einer Zigarette im Mund richtig cool vor. Auch wenn Rauchen der totale Mist ist.

Mich würde interessieren, was er mit dieser Frau besprochen hat. Die schien von dem Ergebnis des Gesprächs nicht sehr begeistert zu sein. Aber vermutlich klärt sich das in den nächsten Kapiteln.

Kai scheint ein netter Chef zu sein. Auch wenn ich ihn nicht gern als meinen Vorgesetzten hätte ^^'
Mal schauen, wie es weiter geht.

Liebe Grüße
Nanami
Von:  Pikeru
2010-06-05T20:17:46+00:00 05.06.2010 22:17
Kai scheint ein echter Morgenmuffel zu sein. Das gefällt mir sehr gut. Für ihn muss es sehr peinlich gewesen sein, als er gemerkt, dass er sich vor Rays Eltern den Kaffee gemacht hat, ohne es zu merken.

Und Yuriy steht wohl auch nicht sehr gerne früh auf. Zumindest wirkte er noch sehr müde. Das finde ich total niedlich.
Es war von Akemi sehr nett, dass sie dem Rothaarigen ihre Hilfe angeboten hat.

Bin mal gespannt, wie es nun weiter geht.
Viel ist diesmal ja nicht passiert.
Liebe Grüße
Nanami
Von:  Pikeru
2010-05-24T21:12:14+00:00 24.05.2010 23:12
Wow, das Kapitel hat mich schon ein bisschen überrascht. Also der Inhalt davon. Nun wird es schon etwas deutlicher, wer was von wem will.

Mir hat die Szene gefallen, als Yuriy Kai massiert hat. Das konnte ich mir richtig gut vorstellen. Ich mag es sowieso, wenn Jungs sich gegenseitig massieren.
Auch die Szene mit Rei und Yuriy fand ich gut. Die beiden haben ein wenig miteinander gekuschelt. Das fand ich so süß!

Mal sehen, wie sich die Gefühle der Jungs weiter entwickeln.
Liebe Grüße
Nanami
Von:  Pikeru
2010-05-24T20:41:38+00:00 24.05.2010 22:41
Mich hat es gefreut, dass Kai endlich mal wieder viel Spaß hatte. Das hat er wirklich verdient. Im Wasser stelle ich ihn mir auch ziemlich sexy vor.

Und Rei scheint es nun wirklich erwischt zu haben. Und Yuriy scheint damit ein Problem zu haben. Mal sehen, wie es weiter geht.

Liebe Grüße
Nanami
Von:  Pikeru
2010-05-24T19:57:53+00:00 24.05.2010 21:57
Das Kapitel hat mir gefallen.
Nun musste sich Kai doch eingestehen, dass er jemanden braucht, der ihn beschützt. Bei Jake ist das auch kein Wunder. Ich kann echt nicht verstehen, was mit dem Jungen los ist. Man greift doch niemanden an, der alleine ist. Das ist feige.
Zum Glück kam noch Hitoshi und hat ihn beschützt. Das fand ich gut.

Freue mich schon darauf, was die drei am Strand machen. Okay, Kai wird vermutlich arbeiten. Ich werde einfach mal weiter lesen.

Liebe Grüße
Nanami


Von:  Pikeru
2010-05-23T12:41:00+00:00 23.05.2010 14:41
Nun hat Kai auch noch einen Bodyguard bekommen. Kann gut nachvollziehen, dass ihm das überhaupt nicht gefällt. Er braucht doch keinen Babysitter mehr.

Wenn ich Hitoshi wäre und so viel Geld auf dem Konto habe, würde ich mich eher zur Ruhe setzen, anstatt für jemanden zu arbeiten, der meistens mies drauf ist. Anscheinend will Hitoshi es unbedingt.

Mal sehen, wie es weiter geht.
Liebe Grüße
Nanami


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