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Bandenkrieg

von

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Prolog

Das da, die da im Spiegel, das war ich. Lisa. Ich war 15 und wohnte bei meinen Großeltern, gemeinsam mit meinen Tieren. Mein Hund Lucky, meine Katze Minka und mein Papagei Pucki. Sie hatten mich schon oft durch schwierige Zeiten begleitet, mir Mut und Kraft gegeben, wenn ich alles aufgeben wollte.

Durch diese Zeit hatte ich mir angewöhnt, jeden Morgen eine Tasse Kakao zu trinken. Was so schwer war und ist, dazu komme ich später. Außerdem liebte ich die Natur. Ich war ständig unterwegs. Und ich liebte Tiere. Haha, da wäre ja jetzt wohl keiner drauf gekommen. Einer der Spruche, den ich immer locker auf den Lippen hängen hatte, war Shit happens. Stimmte auch.

Also weiter im Programm. Aussehen. Unverkennbar, meine brünette Mähne, die funkelgrünen Augen, die oft aufblitzten. 1,67 war ich groß. Ich fühlte mich in meinem Körper wohl, Gewicht war egal. Außerdem war ich Vegetarier. Ich verabscheute Tierquäler und Fieslinge.

Jungs. Die fand ich komisch. Was die nicht alles für ´nen Mist machten, nur weil sie glaubten, dass sie damit bei uns Mädels Eindruck schinden konnten. Richard war so einer. Ständig hang in meiner Nähe rum, glaubte, er sei was besseres, nur weil sein Vater reich war. Ekelhaft, der Typ.

Timo. Dafür, dass er ein Junge war, war er ganz ok. Er war auch immer dabei, wenn ich mich mit meinen besten Freundinnen Julia und Sigrid traf. Egal, ob Rad fahren oder ins Kino gehen, er kam mit. Außerdem spielte er bei der coolsten Garagenband in der ganzen Vorstadt. Von denen war ich ein Fan, musste aber keiner wissen. Außerdem war ich Langschläfern und immer unterwegs, wenn ich nicht gerade schlief.

Da kam es dann auch schon mal vor, dass wir die Zickengruppe „Bad Angels“ sahen. Die „Bad Angels“, das waren Marlene, Sarah und Isi. Diese Tussis waren total fies, hänselten andere. Marlene war die Anführerin. Irgendwie hatten die was gegen meine Leute und mich. Marlene führte sich auch oft fürchterlich wegen Richard auf. Ich wusste, dass sie auf ihn stand. Aber ich verstand nicht, warum sie immer so tat, als ob ich was mit ihm gehabt hätte. Hatte ich aber nicht. Wäre ja ekelhaft.

So, jetzt aber ab ins Bett. War eh schon nach 12. Später, am Nachmittag würde ich mich mit den Mädels und Timo treffen. Also: Gute Nacht.

1.

„He Schlafmütze, aufwachen!“, jemand riss laut und ohne Mitgefühl für mich armes, todmüdes Häufchen Elend die Jalousie auf. Die Sonnenstrahlen knallten mir ins Gesicht und ich flüchtete Schutz suchend unter meine Decke. „He, komm schon Lisa! Es ist nach 11 und draußen ist strahlender Sonnenschein!“, tönte es stumpf und fröhlich zu mir durch die Decke, die mir nun schwungvoll weg gerissen wurde. „Noch 5 Minuten“, grummelte ich und warf ein Kissen in die vermeintliche Richtung meines Angreifers.

Doch kaum hörte ich ein Aufmaunzen meiner geliebten Katze Minka, war ich auch schon putzmunter und saß kerzengerade in meinem Bett. Ich hatte mein Fellknäuel frontal mit dem Kissen erwischt. „Sorry, Minka! Komm her, meine Süße!“, lockte ich sie zu mir. Während sie sich mit ihrem hellgrauen- dunkel gestreiften Fell an meine Beine schmiegte, nahm ich ein weiteres Kissen und bewarf Julia, die lachend am Fenster lehnte, damit. „He!“, protestierte sie, als sie das Kissen mitten im Gesicht traf und weitere Stofftiere folgten. „Du gemeine, fiese… Kuh du!“, jammerte ich und schmiss ein Plüschtier nach dem anderen mit einer Hand, mit der anderen kraulte ich das seidige Fell von Minka. „Mist!“, stöhnte ich auf, als meine Munition zu Ende war. Julia hockte in mitten eines Plüschberges und kringelte sich vor Lachen. Als ich in den Spiegel schaute, kapierte ich auch, warum. Ich hatte mich in der Nacht wohl einige Male herum gewälzt, denn meine ohnehin schon sehr wilde Mähne hatte eine noch durchgeknalltere Form angenommen. Als Juli immer noch nicht aufhörte zu lachen, schmiss ich mit dem Wecker nach ihr und schritt dann majestätisch an ihr vorbei, Minka schnurrend auf dem Arm.

Meine Oma hatte mir bereits eine Tasse Kakao, den ich jeden Morgen brauchte, auf den Tisch gestellt, bevor sie in die Redaktion los war. Sie war Journalistin bei unserer Vorstadtzeitung, mein Opa in einem Traktorenbetrieb. Sie arbeiteten dort gerne, waren vollkommen von ihrer Tätigkeit begeistert. Ich lebte bei ihnen, seit ich 5 war. Damals hatten wir, als Mama, Papa, Tom, mein Bruder und ich auf der fahrt nach Hause waren, einen schweren Autounfall gehabt. Ein betrunkener Fahrer war frontal in uns rein gefahren, hatte uns in den Straßengraben geschoben. Mein Bruder hatte sich damals über mich gebeugt, um mich zu schützen. Er lag 5 Jahre auf der Intensivstation im Koma, dann wurde er in eine Spezialklinik gebracht. Ich durfte ihn nur einmal im Jahr besuchen. Meine Eltern hatten den Unfall nicht überlebt. Seitdem waren 10 Jahre vergangen. Ich wusste das alles noch genau, weil mich jede Nacht im Traum die Angst, die ich damals hatte, wieder einholte. Irgendwann, so hoffte ich, würde mein Bruder wieder zu sich kommen.

Genüsslich schlürfte ich meinen Kakao, verschwand danach ins Bad und ließ mir Zeit. Juli, diese unbarmherzige Folterfee, konnte ruhig auf mich warten. Als ich dann nach einer halben Stunde frisch und fröhlich in meinem Zimmer erschien, hatte sie es sich mit einer CD im Rekorder in meinem Kisseneck gemütlich gemacht und streichelte Lucky, meinen Golden Retriever. Der sah mich schwanzwedelnd an, bevor er sich erhob und mir, wie jeden Morgen, einen Begrüßungskuss gab. „Guten Morgen, du Verräter!“, grinste ich ihn an, dann ließ ich mich zu Juli in die Kissen plumpsen. „Was ist denn so wichtig, dass du mich mitten in der Nacht aufweckst?“, fragte ich sie. „Du Schlafmütze hast hoffentlich nicht vergessen, dass wir uns um 1 mit Sigi und Timo treffen!“ Timo. Er war der einzige Junge, den ich in meiner Nähe ertragen konnte. Julia, Sigrid und ich waren eine Clique, Timo war auch immer dabei. „Was glaubst du eigentlich von mir?“, ich schmiss ein Kissen nach ihr und lachte. Sie ging in Deckung und begann sofort mit dem Gegenangriff. Lucky stürzte sich bellend in das Geschehen. Er jagte den Kissen nach. Juli und ich kringelten uns vor Lachen. Doch ein Blick auf die Uhr ließ uns verstummen. „Mist! Halb eins! Wir müssen sofort los!“, kreischte Juli panisch, ich hatte bereits Pucki, meinen grünen Papagei, sein Futter in eine Schüssel gegeben und Minka mit Milch versorgt. Tja, für solche Fälle war ich einfach ein Organisationstalent!

Schon nach wenigen Minuten saßen wir auf unseren Rädern, Lucky trabte an der Leine neben mir her. Schon von weitem sahen wir, wie Timo und Sigi unter dem alten Apfelbaum hockten und warteten.

2.

„Da seit ihr ja endlich!“, Sigi war sofort auf den Beinen und stapfte mit einem Bein energisch auf. Timo grinste. „Na Lisa, mal wieder mitten in der Nacht aufgeweckt worden?“ Woher kannte dieser Junge bloß meine Gedanken? Ebenfalls grinsend ließ ich mich neben ihm ins Gras. „Immer doch!“, antwortete ich. Lucky war schwanzwedelnd auf Timo losgegangen, um ihn zu begrüßen. Timo ließ sich auf den Rücken fallen und drehte sich erst nach links, dann nach rechts, während Lucky versuchte, ihn mit den Pfoten fest zu nageln. Diese Show zogen die beiden jedes Mal ab. Ich sah ihnen zu, lächelte in mich hinein. Das Lucky sich so gut mit Timo verstand, fand ich gut. „Also, was steht heute an?“, fragte ich in die Runde. Timo setzte sich schwungvoll auf und meinte: „Erster Punkt der Tagesordnung: Baumhaussitzung!“ „Terminführer Timo, sie haben wie immer recht!“, witzelte ich und drückte ihm Luckys Leine in die Hand. „Na, dann schwingen wir uns auf die Räder!“ Ich fuhr voraus, hinter mir Sigi und Juli. Neben mir fuhr Timo mit Lucky an seiner Seite.

„Leiter einholen!“, Sigi zog an einer Schnur, die Strickleiter sauste nach oben. Ich holte die bunten Kissen aus der Truhe, Timo und Juli hievten den kniehohen Tisch in die Mitte unseres Baumhauses. Sigi packte aus dem Vorräteschrank Chips und Limonade aus. Gemeinsam hatten wir letztes Jahr dieses Baumhaus am Rand der Vorstadt mühevoll aufgebaut. Vor uns lag ein riesiges Feld, im Sommer standen meterhohe Maispflanzen dort. Hinter uns lag die Siedlung, in der wir wohnten, wir waren aber durch einen tiefen Wald versteckt. Bis jetzt hatte noch niemand unseren Zufluchtsort entdeckt, außerdem hatten wir diverse Vorrichtungen zum Schutz aufgebaut. Wir waren also vor Eindringlingen sicher.

Gemütlich lagen wir in den Kissen. „Was steht an?“, fragte ich in die Runde. „Und nicht wieder ein Lagebericht!“, bremste ich Timo grinsend, der mit einem breiten Smile bereits tief Luft geholt hatte. Pfauchend blies er die Luft wieder aus der Nase. Prustend und kichernd fielen Juli und Sigi aus ihren Sitzen und kugelten auf dem Boden weiter. Ich grinste Timo an, der ebenfalls grinsend dem Geschehen auf dem Boden folgte. „Na dann… So weit ich weiß, wolltet ihr entscheiden, welche Poster aufgehängt werden und ich wollte mir das Dach ansehen. Beim letzten Gewitter sind ein paar Schindeln verloren gegangen!“, meinte er plötzlich nüchtern, griff nach der Tüte mit den Schindeln und verschwand wortlos nach draußen. Während Julia und Sigrid mich mit Postern ihrer Popsternchen belagerten, fragte ich mich, warum Timo in letzter Zeit so schnell ruhig wurde. „He!“, rief ich, als mir die beiden Mädels die Poster direkt vor die Nase hielten. „Lisa, hier spielt die Musik! Oder bist du etwa noch nicht ganz munter?“, schnaubte Juli mich wütend an, als ich die bunten Blätter von mir schob. „Wir machen es so: Ihr beide entscheidet, welche Poster wir aufhängen, ich helfe Timo draußen!“, meinte ich abwesend. Ohne eine Antwort zu erwarten, ließ ich Lucky mit den beiden alleine.

Ich trat hinaus. Unser Haus war so gebaut, dass es nur einen Eingang gab. Außerdem lag es auf dem höchsten Baum im Wald. Ich schwang mich die Leiter hoch und zog mich aufs Dach. War ich froh, dass ich keine Höhenangst hatte! Hier oben war es ziemlich rutschig und ich musste tierisch aufpassen, nicht gleich auf die Schnauze zu fallen. „He Timo! Ich helf dir!“, rief ich ihm entgegen. „Pass bloß auf! Seit es gestern geregnet hat, ist die Sonne noch nicht wirklich durch gekommen. Alles ist noch feucht und rutschig!“, meinte er und half mir hoch. Er hatte sich mit einem Seil festgebunden und war bereits fest am Arbeiten. Ich schnappte mir einen Hammer, Nägel und griff nach den Schindeln. In seiner Nähe fühlte ich mich wohl, doch irgendwie bekam ich keinen Mucks aus meiner sonst so großen Klappe.

Wortlos hockten wir da und reparierten das Dach, bis es plötzlich über uns laut zu donnern begann. „Waaah!“, schrie ich vor lauter Schreck auf, Timo blickte nach oben. Genau in dem Moment begann es zu regnen. Innerhalb weniger Sekunden war ich bis auf die Haut nass. „Lass uns aufhören. Hier oben ist es zu gefährlich!“, meinte Timo und wollte schon zusammen packen. “Aber mir fehlen nur noch drei Löcher! Die mach ich jetzt aber schon noch fertig!“, antwortete ich trotzig, schnappte mir die drei Schindeln und ließ mich zu den Löchern gleiten. „Komm, vergiss es! Wir stellen ein paar Kübel darunter!“, rief Timo mir zu und streckte mir seinen Arm entgegen. Doch ich hämmerte wie wild weiter. Ich mit meinem riesen Ehrgeiz konnte es mir nicht nehmen lassen, die Arbeit noch fertig zu machen! Zwei Löcher waren schon abgedeckt. Juli und Sigi würden sich wundern! Wie wild begann ich, auf die letzte Holzplatte einzuhämmern. Doch dann zuckte ein gewaltiger Blitz vom Himmel und schlug direkt neben mir in einem Baum ein. Mein Aufschrei ging in dem ohrenbetäubenden Krach komplett unter. Das Werkzeug viel mir aus der Hand, ich verlor komplett den Halt und kullerte immer weiter das Dach hinunter. Alles drehte sich, nirgends fand ich Halt. „Lisa!“, hörte ich Timo noch rufen, dann stürzte ich in die Tiefe.

3.

3.

Irgendwie konnte ich nicht realisieren, was da gerade passierte. Wieder und wieder grollte der Donner über uns hinweg. Unter mir war der Abgrund. Ich hang hier einfach rum. Ich hätte fallen können. Ich hatte auch geglaubt, ich falle. Ich blickte nach oben. „Halt dich fest!“, rief Timo. Er hatte mein Handgelenk fest umschlossen. Timo war vom Regen klatschnass und seine Hand war rutschig. Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig festhalten. Sofort zog er mich nach oben und hielt mich fest. „Alles klar bei dir?“, fragte er besorgt. Er hielt mich fest in seinen Armen. Ich zitterte am ganzen Körper. „Mir ist schwindelig“, sagte ich matt und hielt mir den Kopf. „Komm, halt dich fest, ich bring dich rein. Du bist mit dem Kopf ganz gewaltig auf das Dach gedonnert!“, er drehte sich um und nahm mich auf den Rücken. Während ich mich erschöpft und dankbar auf seinen Rücken kauerte, kletterte er vorsichtig zu der anderen Seite des Daches, wo die Leiter lehnte.

Während Timo immer weiter kletterte, hörten wir unter uns Sigi und Juli streiten, ob nun ein Robbi Williams Poster oder ein lebensgroßes Plakat von Green Day an die Wand gepinnt werden sollte, Lucky kläffte fröhlich dazu. Doch als Timo die Hütte betrat, war es schlagartig ruhig. Nur Lucky winselte leise. „Was ist denn passiert?“, beide stürzten sofort auf uns los. Ich musste wohl ziemlich gruselig aussehen, so geschockt schauten sie sie mich an. Dann vielen mir die Augen zu.

Als ich sie wieder aufschlug, war es bis auf das Licht von einer handvoll Teelichter stockdunkel. Ich rappelte mich auf und hielt mir den Brummschädel. „Wie geht es dir?“, hörte ich neben mir die sanft Stimme von Timo fragen. Ich drehte mich vorsichtig zu ihm. Ich musste wohl ziemlich geschwankt haben, denn er packte mich behutsam an den Schultern und flüsterte: „Leg dich lieber wieder hin! Du hast wahrscheinlich einen tierischen Schock. Wenn du da runter wärst…“, er schwieg. Jetzt war ich froh, dass wir heute ausgemacht hatten, in unserem Baumhaus zu übernachten. Ich hörte Lucky, Juli und Sigi leise schnarchen und lächelte. Vorsichtig lehnte ich mich an Timos Schulter, er hatte sich hinter mich gesetzt. „Danke Timo, vielen Dank. Du hast mir echt das Leben gerettet.“ Ich konnte ihn nicht sehen, aber irgendwie spürte ich, dass er lächelte.

Ich weiß nicht, wie lange wir so da saßen. Irgendwann war ich wohl eingeschlafen. Doch als ich wieder aufwachte, lag ich auf dem kleinen Sofa, das wir mit Hilfe meines Großvaters hier hoch gehievt hatten, auf meiner Stirn lag ein kühles Tuch. Als ich mich langsam aufsetzte, sah ich Julia und Sigrid, die sich auf Isomatten mit ihren Schlafsäcken und den Kissen ein Lager gebaut hatten. Neben mir auf dem Boden lag Timos Schlafsack, aber von ihm war keine Spur. Dann hörte ich, wie unten jemand den Auslösemechanismus für die Strickleiter betätigte. Ich stand auf und ging bei der Tür hinaus ins Freie, blieb aber an der Wand geklammert. Meine Beine wollten einfach noch nicht so, wie ich wollte. Draußen wehte mir ein kühler Lufthauch entgegen und brachte mich zum Frösteln. Ich ließ mich an der Wand entlang nach unten gleiten und wartete darauf, dass jemand den Kopf durch die Luke stecken würde. Schon nach wenigen Augenblicken tauchte der braune Wuschelkopf von Timo auf. „Du bist schon wach? Wie geht es dir?“, fragte er mich lächelnd. Er lehnte sich neben mich an die Wand und sah zu mir hinab. Dieser blöde Wind! Mir war so kalt, dass ich zitterte. Als Timo bemerkte, wie ich bei diesen frostigen Temperaturen hier draußen bibberte, nahm er seine Jeansjacke und legte sie mir um die Schultern. „Wie geht es dir jetzt?“, fragte er mich, während er die Transportplattform von unten herauf zog. „Alles klar, mir geht’s gut. Ehrlich!“, sagte ich noch schnell, als er mich skeptisch ansah. Dann nahm er eine große Einkaufstasche aus der Plattform und stellte sie neben mir ab. Ohne auf meine Protestversuche zu hören, hob er mich auf seinen Rücken, nahm die Tasche und stapfte zurück ins Baumhaus.

Er setzte mich auf dem Sofa ab, schaute mir tief in die Augen und sagte mit nachdrücklicher Stimme: „Du bleibst da sitzen!“ Dann marschierte er zu der kleinen Anrichte, stellte die Tasche rauf und packte aus. Ich blieb sitzen, sah ihm zu und gab keinen Mucks von mir. Einige Minuten hantierte er wortlos herum, dann kam er mit einem Tablett in der Hand wieder zurück zum Sofa. Er stellte es auf den Tisch und drückte mir eine Tasse warmen Kakao in die Hand. Dann setzte er sich neben mich und trank aus seiner Tasse. Keine von uns beiden sagte ein Wort, bis plötzlich Lucky anfing zu bellen. Sofort saß ich kerzengerade da. An die anderen hatte ich gerade überhaupt nicht gedacht.

Stöhnend und jammern erhoben sich Juli und Sigi aus den Kissen. Als ich die beiden Morgenmuffel sah, musste ich kichern. Timo nahm mir gerade noch die Tasse aus der Hand, denn wenige Sekunden später konnte ich mich vor lauter Lachen nicht mehr halten. Ich ließ mich nach hinten in die Kissen fallen und kugelte mich. „He, was soll denn hier so lustig sein?“, riefen die Mädels protestierend und stürzte sich mit den Kissen auf mich. Timo konnte sich vor do viel Girlspower gerade noch mal retten. Grinsend sah er zu, wie diese beiden Folterknechte mich unbarmherzig zu Boden kitzelten. Lucky stürzte sich auch ins Geschehen, denn ohne einen Guten –Morgen -Kuss konnte er nicht leben.

Keuchend lagen Juli, Sigi und ich auf dem Boden, Lucky hatte sich quer über uns gelegt. „Lucky, du fauler Sack! Runter da!“, rief ich mehrere Male. Doch dieses Monster rührte sich nicht vom Fleck, bis Timo eine Schüssel mit Hundefutter auf den Boden gestellt hatte. Schlagartig war Lucky bei der Schüssel. Während wir uns aufrappelten, stellte Timo das Frühstück, das er geholt hatte, auf den Tisch. Hungrig machten wir uns über die frischen Semmeln her. Gemütlich quatschend saßen wir da, plötzlich schreckte ich hoch. „Au Schande, ich habe noch gar keine Hausübung gemacht! Und morgen ist Abgabetermin!“, schrie ich auf, erhob mich und packte eilig meine Sachen. Als ich mich zu den anderen umdrehte, musste ich jedoch loslachen. Juli und Sigi waren beide kreidebleich im Gesicht. Dann kreischten sie auf. Lucky jaulte noch im Takt dazu, Timo trank grinsend seinen Kakao. Während wir Mädels hektisch durch das Baumhaus flitzten, räumte er gemütlich auf, verstaute alles in der Tasche und nahm Lucky an die Leine. Gemeinsam traten wir nach draußen. Während Sigi und Juli schon mal nach unten kletterten, drehte Timo sich zu mir um. „Du siehst noch ziemlich blass aus!“ Er hielt mich fest und ließ Lucky mit dem Tierlift nach unten. „Es ist besser, du kletterst nicht hinunter. Wenn dir schwindlig wird, fällst du am Ende noch. Ich lass dich mit dem Lift runter, ok?“, er lächelte mich an. Eigentlich wollte ich protestieren, aber sein freundliches Lächeln raubte mir schlichtweg die Luft. Ich nahm wortlos seine Tasche und setzte mich auf die Holzplatte von dem Lift. „Hält der mich überhaupt aus?“, mir wurde mulmig, wenn ich daran dachte, wie weit es nach unten ging. „Dich Fliegengewicht trägt der Lift locker“, grinste er mich an. „Ich klettere jetzt runter, dann lass ich dich von unten langsam runter. Bis gleich!“, er verschwand in der Luke. Ich saß mucksmäuschenstill auf der Holzplatte und klammerte mich an den Seilen fest. Dann gab es einen schnellen Ruck und ich hang frei in der Luft herum. Ich schloss die Augen ganz fest und klammerte mich an die Seile. Von unten hört ich Timo rufen. Ich blinzelte mit einem Auge vorsichtig, lehnte mich an den Rand und lugte nach unten.

Doch genau in dem Moment, in dem ich zur Seite lehnte, kippte die Holzplatte. „Wow!“, rief ich aus, da ich mich aber fest in den Seilen verkrallt hatte, blieb ich hängen. Ich baumelte bloß in 5 Meter Höhe herum. „Alles klar?“; rief Juli zu mir hoch. „Ja klar, ich häng hier gerne rum! Holt mich hier runter!“, rief ich nur sarkastisch nach unten. „Halt mal“, Timo drückte Juli das Seil in de Hand und stellte sich unter mich. „Lass dich fallen, ich fang dich! Vertrau mir!“, rief er mir zu. „Aber sonst geht’s dir noch gut oder?“, ich verstand diesen Typen manchmal echt nicht. Aber was soll’s, einen Versuch war es wert. „Auf drei! 1….2….3!“, rief ich und ließ los. Kreischend segelte ich nach unten, aber Timo fing mich wirklich auf. Als ich ihn dann erstaunt anstarrte, wie ich da in seinen Händen lag, wurde ich plötzlich knallrot. Er war aber auch nicht gerade unberührt von mir. Schnell ließ er mich auf den Boden sinken. „Alles klar?“, fragte er verlegen, drehte sich aber nicht zu mir um. „Ja. Danke…“, ich war auch nicht gerade gesprächig. Ich hätte nie geglaubt, dass ich so verlegen werden könnte!

Wortlos radelten wir dann alle in eine andere Richtung davon.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Bindotsch
2007-02-04T14:08:19+00:00 04.02.2007 15:08
Suppi, schreib schnell weiter, die Geschichte gefällt mir ^^ Ich finde es total sweet geschrieben ^_^

Bindotsch
Von:  Bindotsch
2007-02-04T13:53:37+00:00 04.02.2007 14:53
Tolles Kap, ich lese schnell das nächste ^^

Bindotsch
Von: abgemeldet
2006-09-09T16:07:29+00:00 09.09.2006 18:07
Hey meine Süße.
Ich hab mir dass jetzt alles mal durchgelesen.
Ich finde du hast einen sehr schönen verständlichen Schreibstil..
Die Story ist unkompliziert und einfach cool...:3
Ich behalte die Story im Auge versprochen.^.~~~v
Von:  I-chi-go
2006-07-29T08:08:44+00:00 29.07.2006 10:08
ist nicht so meins aber ganz shcön geschrieben, weiter so
hdgdl


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