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Der Schleier der Nacht

von

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Kapitel 1

So, da ist sie nun, meine erste Fanstory die ich zu Tanz der Vampire schreibe xDDD

Natürlich handelt sie um meine beiden Lieblinge Alfred und Herbert und ich bin selbst gespannt auf die Entwicklung der Story, die hauptsächlich auf einem Rollenspiel von mir und meiner Betaleserin Judy basiert.

Ich würde mich sehr über Reviews freuen^^ und ich hoffe, dass die Story lesbar ist *lach*
 

Einen großen Dank mag ich auch an meine beiden Schneckchen und Betaleserinnen Silke und Judy sprechen *g* danke für eure Hilfe ^-^
 

Kapitel 1
 

Es war dunkel in den transsilvanischen Ländereien und den Wäldern. Manch einer konnte sich nicht vorstellen, dass sich Menschen zu dieser Jahres- und Uhrzeit in den dunklen Geästen herumtrieben, und doch gab es zwei "Verrückte", die durch eben diese Wälder irrten.

Der Schneesturm hatte sich gelegt und der Himmel klärte sich auf, bot herrlichen Blick auf den Sternenhimmel und die leuchtende Halbmondsichel, die die weiße Pracht von oben her erhellten. Und mitten zwischen den verschneiten Ästen bewegte sich ein kleines Lichtchen, beinahe unscheinbar und für das bloße Auge schwer zu erkennen. Der Träger dieses Lichtchens war ein junger Mann, eingehüllt in Pelz und Schal, die nur mäßig Wärme boten in der karpartischen Kälte.
 

Blonde Löckchen lugten unter der pelzigen Kapuze hervor, dass einzige Indiz dafür, dass es sich bei diesem zierlichen Geschöpf nicht um ein Reh handelte. Natürlich würde ein Reh niemals eine Laterne mit sich tragen.

Die eingemummte Gestalt kämpfte sich durch den kniehohen Schnee und das Flämmchen, das seinen Weg erleuchten sollte, stand kurz vor dem Kältetod.
 

Alfred, der in diesem dicken, schwarzen Pelz nach Wärme suchte, fluchte in sich hinein, blieb mitten auf dem Weg stehen und hatte gute Lust, das Gepäck seines Mentors gegen den nächstbesten Baum zu werfen. Dann würde er auf dem Absatz kehrt machen und zurück nach Königsberg reisen. Aber nein, er musste Professor Abronsius ja unbedingt folgen. Im Grunde genommen blieb ihm nichteinmal etwas anderes übrig. Die Folge war, dass er jetzt mitten in den transsilvanischen Wäldern festsaß und ausgerechnet seinen Professor verloren hatte.
 

Nun war er auf der Suche nach diesem und hatte sich wahrscheinlich selbst hoffnungslos verirrt. Sowas konnte auch nur Alfred passieren. Wenn sie wenigstens eine Karte besessen hätten...
 

Alfred schüttelte seinen Kopf und nahm den Weg wieder auf. Nein, dachte er sich, v

Verzweifeln brachte ihn auch nicht mehr aus der misslichen Lage heraus. Er musste weiter und vielleicht würde ihm der Professor ja unterwegs vor die Füße laufen, wenn er Glück hatte. Doch wann hatte er schon mal Glück? Wieder dachte er über seine jetzige Situation nach und kam zu dem Schluss, dass die Hoffnung auch in ihm immer zuletzt starb.
 

Seine blauen Augen ruhten auf der Laterne, die er in seiner Hand hielt. Wenn sie jetzt nur nicht ihren Geist aufgab!

"Bitte..", flehte der Jüngling leise an das klitzekleine Feuerchen gewandt. Er wäre doch hoffnungslos verloren, wenn er nun komplett im Dunkeln stand. Zu allem Unheil vernahm er auch noch Wolfsgeheul, weshalb er ängstlich zusammenschrak und zu deuten versuchte, wie weit diese gefräßigen Tiere noch entfernt sein könnten. Diesmal schien das Glück tatsächlich gnädig mit ihm zu sein, denn das Heulen klang sehr weit entfernt. Alfred musste sich beeilen, das stand fest. ob mit oder ohne den Professor, sein Leben stand gerade an erster Stelle.
 

Wieder stapfte er drauf los, sackte hier und da in tiefere Stellen ein, die der Schnee gründlich überdeckte. Solange er in kein Moor geriet, war alles gut... Gab es hier überhaupt Sümpfe?

Alfred zerbrach sich den Kopf über sämtliche Dinge, die mehr oder minder belanglos waren. Hauptsache war, dass er nicht festfror und letztendlich starb.
 

Hin und wieder stolperte er über Baumwurzeln, die sich unter der weißen Pracht verbargen.

Unter anderen Umständen hätte Alfred den Schnee auch herrlich gefunden, erinnerte er sich dabei immer gern an seine Kindheit zurück. Damals liebte er die Schneeballschlachten mit seinen Geschwistern sehr und der Schnee war mindestens so hoch gewesen wie in diesem Wald.
 

Je mehr er nachdachte, umso langsamer wurde sein Schritt, bis er irgendwann gänzlich zum Stehen kam. Eine kleine Pause würde ihm vielleicht ganz gut tun, die Lebensgeister wecken...

Suchend glitt sein Blick über den Boden, wobei die Laterne seinen Weg erleuchtete. Wenn er nun einen kahlen Baumstumpf oder ähnliches finden würde, könnte er sich darauf nieder lassen und seinen schmerzenden Füßen etwas Gutes tun. Endlich fand Alfred was er suchte, wollte sich schon setzen. Doch bevor er dazu kam horchte er auf. Da war doch ein Knacksen..? Ein lautes, so als ob Äste unter schweren Füßen zertreten wurden. Wieder knackste es, direkt hinter ihm...

Hoffnungsvoll drehte er sich im 90° Winkel, hob die Laterne erneut und suchte den Verursacher dieses Geräusches.
 

"Herr Professor?", flüsterte er schließlich in die kühle Nachtluft hinein und hoffte auf Antwort. Nichts wurde erwidert..

"Sind sie das?", versuchte er es erneut und trat auf das Gestrüpp zu, hinter dem das Geräusch zu vernehmen war. Wahrscheinlich, und wenn das Pech mal wieder überwog, verbarg sich dahinter nur ein dummes Tier, etwas, das er nicht gebrauchen konnte. In der Tat war es eines; ein wunderschöner Rappe mit einem noch schöneren Reiter. Obwohl dieser fast gänzlich in einen schwarzen, glänzenden Umhang gehüllt und die Kapuze tief in die Stirn gezogen war, konnte man sein Gesicht gut erkennen. Die Haut war blass und fast so weiß wie der Schnee. Wunderschöne, glänzende Augen zierten das Gesicht, ebenso wie die gerade Nase und die rosigen Lippen. Auf den ersten Blick glaubte man tatsächlich, dass eine hübsche Frau auf dem Pferd saß.. aber dem war nicht so.
 

Der edel gekleidete Mann ritt schon eine ganze Weile neben und hinter Alfred her, ohne dass dieser es bemerkte. Es war interessant zu beobachten, mit welchem Lebenswillen der Junge durch den Wald stapfte, in der Hoffnung doch irgendwo Unterschlupf zu finden. Auch wenn er nicht viel von Alfred zu Gesicht bekam, die blauen Augen, eingerahmt von einem wunderschönen und süßen Gesicht brachte den Blasshäutigen dazu, dem kleinen Wissenschaftler zu folgen.
 

Ein Lächeln zierte seine geschwungenen Lippen als er elegant vom Rücken des Tieres glitt und einen Schritt auf Alfred zu ging. Dieser wich misstrauisch zurück und drückte die braune Ledertasche gegen seine Brust.

"Hab keine Angst", sprach der Unbekannte bedächtig und mit samtener Stimme, streckte dem Kleineren seine Hand entgegen und wollte damit vertrauenswürdig erscheinen. Alfred hingegen machte keine Anstalten, die Hand entgegenzunehmen. Für ihn stellte es eine große Mühe dar, aus sich herauszukommen. Ganz langsam ließ er die Tasche, sein einziges Hab und Gut, nieder und starrte zu dem fremden Mann auf.
 

"Wer seid Ihr?", erkundigte er sich schüchtern und sehr verhalten. Seine Augen suchten die des Anderen und als er sie fand lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Sie waren wirklich wie zwei dunkelblaue Juwelen.

Wieder breitete sich Hoffnung in dem jungen Wissenschaftler aus, vielleicht wusste der Größere ja auch, wo sich der Professor gerade befand.
 

"Mein Name ist Herbert von Krolock und meinem Vater gehört unter Anderem dieser Wald", erklärte der Weißblonde und musterte Alfred von oben bis unten. In seinem Pelz wirkte dieser wie ein zu groß geratenes Pelzknäul, das man Katzen zum Spielen hinwarf. Wer war dieser zuckersüße Junge bloß?

"Nun, vielmehr interessiert mich aber mit wem ich das Vergnügen habe..", fügte er deswegen hinzu und nahm eine der kalten Hände Alfreds in die eigenen, führte diese an seine Lippen und hauchte ganz Gentleman-like einen Kuss darauf.

Herbert kam dem Anderen wirklich sehr nahe, es trennten sie nunmehr Zentimeter voneinander. Ein Fehler, wie sich hinterher herausstellte, denn Alfred stolperte erschrocken zurück, verlor dank seiner Tollpatschigkeit das Gleichgewicht und fiel rücklings in den hohen Schnee.

Herbert zog beide Augenbrauen nach oben. War er denn so furchteinflößend geworden? Sowas aber auch...

Er bückte sich zu Alfred, ergriff wieder dessen Hand und zog ihn schwungvoll nach oben. Dass Alfred dabei in seine Arme fiel war pure Absicht gewesen. Bedächtig, und ohne ihn dabei loszulassen, griff er nach der dicken Kapuze und schob diese nach hinten, legte damit die blonden Löckchen frei und seufzte verzückt.

Alfred war ein kleiner Rauschgoldengel und eroberte damit im Nu sein Herz.
 

Alfred, der diese Aktion ganz und gar nicht billigte, wollte sich schon lösen als Herbert ihn in diese unerwartete Umarmung zog. Es war ihm unangenehm, das war nicht zu verkennen. Gleichzeitig wollte er nicht unhöflich wirken, wurde ihm doch ein Leben lang beigebracht, dass er nicht widersprechen sollte.
 

Um auf ein anderes Thema zu lenken und hoffentlich den Armen Herberts zu entkommen sprach er ihn auf den Professor an, erzählte, dass er diesen leider Gottes verloren hatte. "Habt Ihr ihn vielleicht irgendwo gesehen? Ich muss ihn so dringend finden! Ich weiß nicht, was ich ohne den Professor tun soll.." Echte Verzweiflung war aus seiner Stimme zu vernehmen. Wenn er aber so darüber nachdachte, war Alfred richtig froh darüber, Herbert begegnet zu sein. Jetzt musste er nicht mehr befürchten, den grausigen und hungrigen Wölfen zu begegnen, oder gar schlimmerem Untier. Dass Herbert persönlich ein waschechter Vampir war.. wer konnte das schon ahnen?
 

Aus ängstlichen Augen blickte Alfred hinauf und hielt die Ledertasche fest umklammert, als befürchtete er, jemand würde kommen und sie ihm wegnehmen.

Dann sprach Herbert wieder: "Nein, ich habe nirgends einen Professor gesehen."

Er strich Alfred genüsslich durch die blonden Locken, hieß die menschliche Wärme, die von diesem ausging, mehr als willkommen.

Und überhaupt, wieso sollte er sich für einen albernen alten Mann interessieren? Der konnte mal schön bleiben wo er war, soviel stand fest. Erstmal würde er den kleinen Lockenkopf auf das Schloss nehmen, diesen näher kennen lernen und... Hach, Herbert malte sich die schönsten Dinge aus..
 

"Kleiner Alfred, wie wäre es, wenn du mit mir auf das Schloss kommst? Du siehst so durchgefroren aus und an einem warmen Kamin wird es dir sicher schnell besser gehen."

Besorgt strich er dem Jungen über die Wange, dem es immer noch unangenehm schien, so von einem anderen Mann berührt zu werden.

Jedoch schien der Blauäugige mehr als dankbar über diesen Vorschlag zu sein, so wie sein Gesicht sich aufhellte und der Sonne fast Konkurrenz machte.

"Ich bin Euch sehr dankbar dafür! Ich weiß nicht, wo ich sonst Unterschlupf finden sollte.. und der Professor..." Resigniert seufzend ließ er den Kopf hängen. Wenn er den Professor wirklich wieder finden sollte würde es ein paar Hiebe mit dem Schirm geben, weil Alfred so lange gebraucht hatte um ihn zu "retten". "Naja, und außerdem... ich habe vorhin Wolfsgeheul gehört. Ich mag diesen Tieren wirklich nicht über den Weg laufen.. Und..."

Seine Stimme ging in ein Flüstern über und er beugte sich ganz nahe zu Herberts Ohr. "Vielleicht wisst Ihr das ja schon, aber man sagt ja, dass hier.. Blutsauger herumstreunen sollen.."
 

Herbert grinste über das ganze Gesicht und zog die Augenbrauen in einem gespielten Erstaunen hinauf. "Ach, so ist das? Vampire also?"

So ein Glück, dass Alfred dieses Grinsen nicht sah. Entweder würde er sich sehr gekränkt fühlen oder Verdacht schöpfen, wobei das Letztere wohl wahrscheinlicher wäre. Alleine wegen den langen Eckzähnen..

"Dann sollten wir uns aber wirklich beeilen, ehe wir solch einem Nachtvogel noch über den Weg laufen", schlug er flüsternd vor und zog Alfred zu dem Pferd, hob ihn mit Leichtigkeit in den Sattel und stieg selbst hinter dem Kleineren auf.

Dieser war sehr verwundert darüber, mit einem Mann gleichzeitig auf einem einzigen Pferd zu sitzen. Machte man das nicht üblicherweise mit Frauen?

Egal, er wollte sich ja nicht beschweren und war sehr erfreut über die jetzige Situation. Nicht nur, dass er Hilfe fand, nein, er lief gleichzeitig einem Adligen über den Weg. Einem Grafensohn höchstpersönlich. Das Schicksal musste ihn ausnahmsweise gern haben.

Kapitel 2

Kapitel 2
 

Während des Rittes verfielen die beiden eingehüllten Gestalten in ein angeregtes Gespräch, denn Herbert wollte unbedingt wissen, was Alfred dazu verleitete, mitten im Winter in das verschneite Transsylvanien zu reisen. Nicht, dass er etwas dagegen gehabt hätte. Im Gegenteil, so ein hübscher und niedlicher Jüngling war ihm seit dem Pagen Napoleons lange nicht mehr unter die Augen gekommen. Die meisten fürchteten sich vor der Dunkelheit, die das Schloss seines Vaters ausstrahlte, und blieben lieber in ihrem Dorf. Diverse Mitschuld trugen auch die Gerüchte, dass der Graf gefährlich sein konnte und junge Menschen verspeiste. Es war zum Lachen. Die Menschen waren so einfach gestrickt! Hatten Angst vor ihrer eigenen Angst und merkten es nicht einmal...
 

So war Alfred nicht. Obwohl er ein schüchterner, zurückhaltender und furchtsamer Junge war, hatte er einen gewissen Mut, den Herbert sehr schätzte. Ansonsten wäre er wohl einfach in seiner Heimatstadt geblieben, Königsberg, wie Alfred ihm erzählte.
 

Herbert hatte den Kleineren, während dieser von seinen bisherigen Erlebnissen als Nachwuchswissenschaftler berichtete, ganz fest in seinen langen Umhang gewickelt. Es war doch sehr kalt, obwohl der Grafensohn selbst dies kaum mehr verspürte. Alfred jedoch zitterte, schien völlig durchgefroren. Kein Wunder, nach dieser kräftezerrenden Nacht, die dieser durchlebt hatte.
 

Alfred hingegen sträubte sich etwas gegen diese Art von Nähe, immerhin saß da ja ein anderer Mann hinter ihm. Er wusste nicht, ob das richtig war... der Professor hätte sicher etwas dagegen gehabt. Wo war dieser jetzt eigentlich? Immer noch war die Sorge um den alten Herrn in ihm vorhanden, was, wenn Abronsius erfroren war? Von den Wölfen gefressen? Das alles wollte er sich gar nicht ausmalen. Ohne den Professor würde er niemals mehr nach Hause kommen!
 

Unruhig rutschte er im Sattel hin und her, biss sich auf die Unterlippe und ließ geknickt den Kopf hängen. "Herr von Krolock.." flüsterte er schließlich und warf einen Blick über die Schulter. "Ich muss ihn wirklich finden! Ich mache mir Sorgen."
 

Bei diesem Wimmern hätte jedes Herz schwach werden müssen, Herbert jedoch verdrehte nur die Augen. Nicht wegen Alfred, aber wegen diesem alten Kerl. Dieser nervte ihn jetzt schon, und zwar gewaltig. Sollte er bloß bleiben wo er war...
 

Er lächelte matt und strich dem Kleineren durch die Locken. "Er wird sicher nur im Dorf sein und in einer Gaststätte Unterschlupf gefunden haben."

Herbert gab sich Mühe, so glaubhaft und beruhigend wie möglich zu klingen. Wenn er Alfred erstmal auf andere Gedanken brachte, würde dieser den Professor sicher vergessen, da war sich der Weißblonde sicher. "Jetzt solltest du dir aber erstmal unser prächtiges Schloss ansehen!", fügte er säuselnd hinzu und deutete mit dem Zeigefinger nach vorne. Sein Pferd überwand gerade einen kleinen Hügel, wodurch Alfred ein kleines Stückchen nach hinten und somit gegen seinen Oberkörper rutschte. Nicht, dass das Absicht gewesen wäre.
 

Nach diesem Hügel lichtete sich der Wald und gab den Blick auf ein prächtiges Panorama preis. Vor ihnen erstreckte sich das große Anwesen, dessen Zinntürme hoch in den Nachthimmel ragten. Selbst für Herbert, der ja nun lange Zeit in diesen Gemäuern "lebte", war es ein atemberaubender Anblick.
 

Alfred konnte nicht fassen, was er da sah. Er war ja jetzt schon längere Zeit durch die Länder gereist, aber so etwas Herrliches durften seine Augen bisher noch nicht erblicken. Das Schloss war einfach prachtvoll, so wie er es bisher nur in Büchern las. Und darin durfte er nächtigen? Wenn seine Geschwister das nur wüssten! Unauffällig kniff er sich in den Arm, um sich eventuell aus diesem Traum zu reißen, aus dem es aber kein Erwachen gab.
 

"Es ist wundervoll", hauchte Alfred beinahe sprachlos und konnte seinen Blick nicht von dem Anwesen lösen. Der Halbmond stand hinter den Türmen und tauchte diese in ein ganz mattes, unheimliches Licht.
 

"Mich freut es sehr, dass es dir gefällt, kleiner Alfred. Und bevor du fragst, das gehört wirklich meinem Vater."

Belustigt lächelnd ritt Herbert geradewegs auf die großen Stallungen zu, die viele wunderschöne und edle Pferde beherbergte. Er wollte Alfred so viel zeigen, wenn die Nacht nur nicht so kurz wäre.
 

Vor dem Stall angekommen rutschte er vom Rücken seines Hengstes, zog Alfred liebevoll mit sich und in seine Arme. "Chéri, du wirst begeistert sein. Morgen Abend werde ich dir alles zeigen, das verspreche ich dir!"

Mit diesen Worten führte er sein Pferd in den Stall herein, überließ es einem der Knechte und wandte sich wieder dem süßen Goldrauschengel zu der wie bestellt und nicht abgeholt vor den Toren stand.
 

Hatte er ihn gerade wirklich.. Chéri genannt? Sagte man das nicht eigentlich seiner Liebsten? Alfred war ziemlich verwirrt über das merkwürdige Verhalten des Adligen, der sein Gefallen an dem jungen Assistenten mehr als offen zeigte.

Nachdenklich tippte er sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn und beobachtete den Langhaarigen. Vielleicht waren Adlige ja einfach so, er kannte sie doch nur aus Büchern. Er sah Herbert wieder auf sich zukommen. Kurze Zeit später spürte er dessen Arm um seine schmalen Schultern.
 

"Warum so still, mein Schöner? Habe ich dich etwa verschreckt?"

Ein klares Lachen entwich ihm, welches jedoch rasch verhallte, als Alfred weiter schwieg. Der kleine Lockenkopf schien tatsächlich nicht mit seinen Annäherungsversuchen fertig zu werden. Seltsam, jeder andere Jüngling den er kannte war ihm sofort verfallen, allein bei einem Blick in seine Augen...

Alfred war wirklich außergewöhnlich, das musste man ihm lassen.
 

"Schon in Ordnung", erwiderte der Blauäugige leise und starrte auf den Schnee, der ihm zu Füßen lag. Er wollte wirklich nicht unhöflich sein, immerhin erlaubte ihm Herbert ja in seinem Schloss zu schlafen. Mehr noch, er rettete ihm damit sogar das Leben!

Schlechten Gewissens nahm er es deshalb einfach hin, dass er so innig von einem Mann umarmt wurde.
 

Herbert führte den kleineren Mann durch die Schlosstore, bis sie in der gewaltigen Eingangshalle zum Stehen kamen. Im Grunde genommen war sie sehr leer, nichts Besonderes für den Grafensohn. Alfreds Blick sprach aber Bände. Mit halb geöffnetem Mund stand er mitten in der Halle, drehte sich einmal um die eigene Achse und sah sich in der ausführlich um. Diesmal schien es ihm wirklich die Sprache verschlagen zu haben. Lächelnd trat der Adlige hinter Alfred, legte ihm die eiskalten Hände auf die Schultern und folgte seinem Blick, sich langsam zu dessen Ohr herabbeugend. "Dir scheint es zu gefallen, habe ich recht?", flüsterte er und richtete sich wieder auf. "Warte nur, bis du die Bibliothek siehst! Das Musikzimmer! Du wirst einfach begeistert sein.", versprach Herbert und fühlte Enthusiasmus in sich austeigen. Wie lange es schon her war, seit er Jemandem seine ganzen Lieblingszimmer zeigen durfte! Morgen würde er Alfred etwas auf dem Klavier vorspielen, das nahm sich Herbert vor. Schon oft gelang es ihm dadurch, die Herzen seiner Liebhaber zu gewinnen und letztendlich zu behalten.
 

Freudig klatschte er in die Hände, er hatte so viel vor!

Jetzt aber wollte er erst einmal das Vertrauen dieses kleinen Engels gewinnen und er wusste auch schon wie. Mit einem lauten "Kokoul!", bestellte er den buckligen Schlossdiener in die Eingangshalle.

Wie erwartet schrak Alfred aus seinen Gedanken auf, war Kokoul für Neuankömmlinge immer wieder ein großer Schrecken.

"Er ist nicht gefährlich, Alfred.", beruhigte der Größere und befahl dem Buckligen, ein gutes Essen vorzubereiten. Der Blauäugige sah hungrig und schwer abgemagert aus, eine Tatsache die mütterliche Besorgnis in Herbert weckte.
 

"Habt vielen Dank!", flüsterte Alfred verlegen und lächelte matt. "Aber macht Euch bitte keine Umstände wegen mir."

Der junge Wissenschaftler stellte die schwere Tasche auf dem Boden ab weil ihm der Rücken schon schmerzte durch das ganze Tragen. Herbert war ein netter Mensch, dachte er sich und musterte diesen von oben bis unten. Und ein sehr hübscher ebenfalls.

Er würde ihm bestimmt nichts Böses wollen, oder? Sonst würde Herbert sich doch nicht so bemühen...
 

"Aber nicht doch, Chéri! Du sollst hier essen und schlafen können soviel du willst. Du musst so viel durchgemacht haben, aber das ist jetzt vorbei. Schon morgen wird es dir viel besser gehen, das verspreche ich dir!"

Wieder legte er ihm seinen Arm um die Schultern, ließ Kokoul dann die Tasche in ein Gästezimmer tragen und führte Alfred einmal durch die ganze Halle. Er wusste, dass er dem jungen Mann viel versprach. Aber er hatte auch vor, all dies zu erfüllen. Ihm tat der Jüngling Leid - Leid dafür dass er schon seit seiner Kindheit auf die schönen Dinge im Leben verzichten musste. All das wegen einem alten Professor, dessen Seele durch die Wissenschaft vergiftet worden war.
 

"Ich weiß gar nicht, wie ich mich bedanken soll. Ihr tut so viel für mich!"

Jetzt strahlte Alfred über das ganze Gesicht und er wehrte sich nicht mal mehr gegen die Umarmung des Anderen. So nett war der Professor nie gewesen, immer durfte Alfred ihm alles nachtragen und bekam selten Pause. Aber wenn er Pause bekam, dann musste er meist Bücher lesen oder auswendig lernen, was oft eine ganze Nacht in Anspruch nahm.
 

Er ließ sich mitführen, blieb dann aber aufgrund seines heftigen Magenknurrens stehen. Wenn er sich recht besann, hatte er bereits seit vierzehn Tagen keine warme Mahlzeit mehr zu sich genommen. Ein Grund mehr, warum seine Sorge um den alten Abronsius schwand.
 

"Nun denn, wir sollten uns schon mal in die Küche begeben. Ich habe mich also nicht geirrt, du bist wirklich sehr hungrig Chéri."

Herbert schnalzte besorgt mit der Zunge und führte Alfred an der Hand die hohe Wendeltreppe hinauf, die in den ersten Stock führte. Kokoul würde noch nicht fertig mit dem Kochen sein, aber im Kaminzimmer standen immer noch die frisch gebackenen Plätzchen die der Schlossdiener noch an diesem Nachmittag bereitgestellt hatte.
 

"Bediene dich doch, Alfred. Du musst wissen, Kokoul backt die besten Kekse weit und breit!"

Herbert wies Alfred mit einer Handgeste an, sich doch auf dem gepolsterten Sessel niederzulassen. Er selbst setzte sich in den gegenüber stehenden und schlug die langen Beine übereinander. "Und dann erzählst du mir noch ein bisschen, in Ordnung? Was hat die Forschung mit dem Professor denn schon gebracht?"
 

Herbert wusste, dass er neugierig war, aber er wollte, dass Alfred noch etwas aus sich herauskam. Schon auf dem Ritt zum Schloss gab der Jüngling viel aus seiner Vergangenheit preis.
 

Dankend ließ sich Alfred auf dem Sessel nieder, griff zögernd und auch nur auf den Hinweis des Grafensohnes nach einem der Plätzchen. "Nun ja", entgegnete er und biss ein Stück von dem knusprigen Gebäck ab. "Wisst Ihr, der Professor ist ein leidenschaftlicher Forscher. Ein Vampirforscher, um genau zu sein."

Seine Stimmlage ging in ein Flüstern über und er ließ das Plätzchen sinken. Bei Gott, er war ja so froh solchen Blutsaugern nicht begegnet zu sein!
 

"Vampirforscher, also Nosferatu - Blutsauger?" wollte Herbert gespielt interessiert wissen und unterdrückte mit Mühe ein Lächeln. Wenn Alfred nur wüsste, wen er da vor sich sitzen hatte...

"Nun, dann lass mich dir eine Frage stellen." Sich räuspernd sah er dem Anderen direkt in die meerblauen Augen und neigte den Kopf leicht zur Seite. "Glaubst du denn an Vampire?"
 

Alfred wollte den Blick schon abwenden, ins Kaminfeuer sehen und damit den durchdringenden Augen des Anderen entkommen. Was sollte die Frage jetzt? Natürlich glaubte er an Vampire! Daran glaubte doch jeder!

"Ja, ich... ich glaube schon an Vampire..", gestand er leise und spielte nervös mit seinen Fingern. "Es gibt sie bestimmt, da draußen irgendwo - auch wenn ich sehr froh bin, solchen Geschöpfen noch nicht begegnet zu sein."
 

Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken und letztendlich starrte er doch in das prasselnde Feuer, das die Holzscheite gierig und hungrig zerfraß. Flüsternd fügte der Jüngling hinzu, dass ihm der Professor schon allerlei unheimliche Dinge über diese Blutsauger erzählte - aus eigenen Erfahrungen, wie er sagte.
 

"Nun, Alfred."

Herbert lehnte sich zurück und streckte sich katzenartig. Sein Blick wich nicht von dem kleinen Körper, der so zusammengekauert vor ihm saß. Anscheinend war Alfred dieses Thema nicht geheuer, auch wenn er es selbst erforschte.

"Ich denke, dass viele Dinge, die über Vampire berichtet werden, gar nicht stimmen... auch wenn es dein Professor sagt." Etwas abwesend sah er durch den Raum hindurch, sein Blick blieb auf den staubigen Bücherregalen hängen die nicht mal halb so groß waren wie in der Bibliothek.
 

"Wie meint Ihr das?", wollte Alfred leise wissen und richtete sich interessiert auf. Herbert war kein Vampirforscher, woher sollte es er dies also wissen?

"Seid ihr am Ende selbst einer?", scherzte er und lachte leise auf. Dass er damit ins Schwarze traf ahnte er natürlich nicht, warum auch? Vampire lebten doch nur in... großen, dunklen Schlössern.. In solch einem Schloss saß er in diesem Moment und unterhielt sich mit dem Sohn des Grafen. Ängstlich geworden rutschte er auf den Polstern umher und verkrampfte die Finger im Saum seiner Jacke. Nein, sagte er sich. Wäre Herbert ein Vampir, hätte er ihm doch schon längst in den Hals gebissen!
 

Herbert schmunzelte und wendete sich dem Kleineren erneut zu. Warum sollte er eigentlich lügen? Früher oder später hätte Alfred es ohnehin herausgefunden und wäre dadurch umso schockierter.
 

"Ja.", gab er offen und ehrlich zu und lächelte verführerisch. Er rührte sich nicht vom Fleck, blieb ruhig auf dem Sessel sitzen. Alfred tat ihm fast schon ein bisschen leid, er musste ihn wirklich erschreckt haben. Seine Gesichtsfarbe war gewichen, die Augen riesig und der ganze Körper angespannt. wie ein Brett.
 

"Und was gedenkst du nun zu tun?"

Kapitel 3

Kapitel 3
 


 

Regungslos saß Alfred da, drückte sich unbewusst gegen die Sessellehne und starrte Herbert ins Gesicht. Nur ganz langsam realisierte er, was der Grafensohn, dieser angebliche Vampir, da von sich gab. Seine Worte vorhin waren doch nur ein Scherz gewesen! Ein harmloser Scherz, Wie konnte er da ahnen, dass er damit voll und ganz ins Schwarze getroffen hatte - und das gänzlich unbeabsichtigt! Sein Mund stand offen, er wollte irgendwas sagen, aber all seine Worte erstickten, da ein dicker Kloß in seinem Hals feststeckte.
 

Herbert hingegen lächelte amüsiert, beobachtete den jungen Mann und spielte mit seinen langen Haarsträhnen. Ja, da hatte er Alfred wohl ein wenig schockiert. Aber sein Gesichtsausdruck war einfach zu göttlich! Am liebsten hätte er den Blauäugigen jetzt in die Arme geschlossen, geknuddelt und gesagt, dass alles wirklich nur ein dummer Witz war. Leider sah die Realität ganz anders aus und seine langen Eckzähne waren auf die Dauer auch nicht zu verstecken. Ein Räuspern durchbrach die Stille und Alfred setzte sich wieder auf, spielte nervös mit dem Saum seiner Jacke.
 

"Ihr.. Ihr meint das nicht ernst, habe ich Recht? Ihr wolltet mich doch lediglich ein bisschen ärgern", flüsterte der junge Wissenschaftler hoffnungsvoll und lachte dann. "Aber natürlich scherzt Ihr nur, wieso sollte ich ausgerechnet einem Vampir in die Arme gelaufen sein?! Ich muss sagen, für eine Minute habe ich Euch Euren Scherz abgekauft!" Das Lachen des Kleineren klang eher verzweifelt als amüsiert, denn irgendwie glaubte Alfred nicht so recht an seine eigenen Worte. Mit großen Augen sah er zu Herbert, um doch Bestätigung in seinen dunkelblauen Augen lesen zu können.
 

"Cherie, ich würde Dir ja so gerne zustimmen", seufzte der Adlige schließlich und sah in das prasselnde Feuer. "Aber ich muss Dich enttäuschen. Ich habe keineswegs gescherzt!" Mit diesen Worten grinste er so breit, dass seine Eckzähnchen sichtbar wurden. "Siehst du, Alfred?"

Alfred wurde bleicher und bleicher, starrte gebannt in das Gesicht des Vampirs und atmete dann tief durch. Ruhe bewahren, dachte er sich. Einfach nur Ruhe bewahren und nicht panisch werden. Immerhin Abronsius ihm ja beigebracht, wie er sich zu verhalten hatte, sollte Alfred je einem Blutsauger begegnen. Leider zitterte sein Körper verdächtig und am liebsten hätte er die Füße in die Hand genommen, um schreiend aus dem Zimmer zu rennen. "Herr von Krolock", flüsterte er schließlich und atmete noch einmal tief durch. "Ihr... Ihr wollt mich jetzt aber nicht beißen, oder?", hauchte er. Dass war wohl die dümmste Frage, die man einem solchen Geschöpf der Nacht stellen konnte. Doch ihm fiel nichts Besseres ein und außerdem fand er die Stille in diesem Raum mehr als bedrückend.
 

Kichernd stand Herbert auf und schlich um den Sessel des Nachwuchswissenschaftlers herum, schüttelte fassungslos den Kopf und legte ihm schließlich die Hände auf die schmalen Schultern. "Mein guter Freund", murmelte er schließlich und ließ sich auf der Armlehne nieder, ignorierend, dass Alfred ängstlich zur Seite wich. "Hätte ich Dich beißen wollen, dann doch bestimmt nicht in einem staubigen, alten Kaminzimmer. Außerdem spielt man nicht mit Essen, das hat mir schon meine Mutter einst beigebracht." Verschmitzt zwinkernd schwang er sich vom Sessel und stellte sich wieder dahinter, Alfreds Reaktion abwartend.
 

"Essen!", wiederholte Alfred schockiert und runzelte die Stirn, drehte sich herum und sah nach oben. "Ich bin nichts, das man essen kann!", informierte er den Adligen und stand nun ebenfalls auf, schnaubte pikiert und schüttelte dann den Kopf, sodass die Locken wild umher flogen. "Und mit mir spielen lasse ich auch nicht", fügte er hinzu, trat vorsichtshalber einen Schritt nach hinten um einen Sicherheitsabstand zu schaffen und fiel dabei fast über den kleinen Couchtisch.
 

Der Grafensohn verdrehte die Augen, seufzte schwer und blickte Alfred dann eindringlich an. "Alfred. Meinst Du nicht, ich hätte Dich schon längst auf den letzten Tropfen ausgesaugt, wenn es meine Absicht gewesen wäre? Das hätte ich schon auf dem Pferd tun können. Oder dann, wenn du mich gar nicht erwartet hättest. Dann wäre ich einfach aus der Dunkelheit aufgetaucht und..."
 

Bevor er weiter sprach nahm er Anlauf, riss den Mund auf und knurrte, blieb jedoch kurz vor Alfred stehen, ehe dieser noch an Herzstillstand starb. "Ich hätte Dich schon längst töten können, mein Lieber. Aber ich möchte es nicht."

Herbert wirkte beleidigt und ließ sich schwungvoll auf der kleinen Couch nieder, die ebenfalls vor dem Kamin stand. Natürlich konnte er Alfreds Angst irgendwo verstehen, besaß dieser doch einen ausgeprägten Lebenswillen...
 

Mit wackeligen Knien stand Alfred da, starrte Herbert an und konnte wieder mal nichts sagen. Als dieser so auf ihn zukam und die Zähne fletschte, fürchtete der Lockenkopf eine Sekunde lang ernsthaft um sein Leben. Zum Glück ließ der Vampir es ihm und bewies damit auch, dass er Alfred nichts antun wollte - denn das hätte er wirklich schon längst tun können. "Also...", flüsterte der Blauäugige und biss sich nervös auf die Zunge. "Ihr habt ja Recht", gab er leise zu und ließ geknickt den Kopf hängen. Damit waren also all die Theorien, die der Professor bislang aufstellte, ungültig... und wahrscheinlich würde dieser es ihm nicht glauben! Abronsius glaubte nicht einmal das, was er mit eigenen Augen sah. Nur das, was er sich selbst erfand oder zusammenreimte. "Aber es fällt mir trotzdem schwer, das zu glauben. Mir wurde ein Leben lang eingetrichtert, dass Vampire grausame Monster wären! Dass sie nicht fühlen und sogar dem Teufel dienen... all das hat mir der Professor beigebracht, und jetzt soll es plötzlich anders sein?" Zusätzlich ließ er seine Schultern hängen und wäre am Liebsten in Tränen ausgebrochen. Ihm wurde das alles viel zu viel... und so langsam merkte er die Auswirkungen der langen Reise in seinen Füßen, die unglaublich schmerzten.
 

Nicht lange auf der Couch ruhend schwang Herbert seine langen Beine von dieser und stand auf. Man konnte wirklich Mitleid mit Alfred haben, welcher aussah, als wäre eine für ihn heile Welt zusammengebrochen. Doch gab es etwas, das härter war als die Wahrheit? Wohl kaum und für Alfred war es besser, nicht mehr den Illusionen seines Professors nachzuhängen. "Du solltest jetzt lieber etwas essen", lenkte der Grafensohn schließlich ab und schob den Kleineren mit sanfter Gewalt aus dem Kaminzimmer. Alfred sah schwach aus, durstig und ausgehungert. Er konnte sich ja kaum mehr auf den Beinen halten. Wenn er erstmal etwas Warmes zu sich genommen und sich danach in einem weichen Bett aussgeschlafen hatte, würde es ihm morgen schon besser gehen, das wusste Herbert. Obgleich Alfred die Nacht in einem Vampirschloss verbrachte, würde der Grafensohn schon dafür sorgen dass er zu seiner so dringend benötigten Ruhe kam.
 

Widerwillig ließ Alfred sich führen, auch wenn er wusste, dass Herbert es nur gut mit ihm meinte. Trotzdem, es handelte sich bei dem Weißblonden um einen Vampir, ein Wesen dem er nicht vertrauen wollte. Noch nicht.

Erst als sie in der Küche ankamen und Alfred den Duft eines köstlich riechenden Bratens wahrnahm, verwarf der junge Nachwuchswissenschaftler alle zweifelnden Gedanken und blickte aus großen Augen auf den üppig gedeckten Tisch.

So recht wollte er nicht glauben, dass all diese Köstlichkeiten für ihn bestimmt waren.
 

Schmunzelnd beobachtete der Vampir den Gesichtsausdruck Alfreds. Dieser war so erstaunt wie ein Kleinkind, das an Weihnachten vor einem großen Stapel Geschenke stand. Von alleine würde der Wuschelkopf wahrscheinlich nicht darauf kommen, dass er sich jetzt hinsetzen konnte, um sich zu bedienen. Unter anderen Umständen hätte Herbert dieses Verhalten mehr als niedlich gefunden, aber viel wichtiger war jetzt, dass Alfred sich stärkte.

"Cherie, setz dich doch. Kokoul hat nicht umsonst für dich gekocht."

Liebevoll griff er nach der zarten Hand des Blauäugigen, führte ihn zum Tisch und machte eine schwungvolle Geste mit der Hand. "Und ja, das darfst du alles essen, falls du bis eben noch daran gezweifelt haben solltest."
 

Ein triumphierendes Grinsen legte sich auf die blassen Lippen des Vampires, als er sah dass er damit genau den Grund für Alfreds Zurückhaltung getroffen hatte. Dieser schien immernoch sprachlos und ließ sich auf dem hölzernen Stuhl nieder, rückte etwas an den Tisch heran und lächelte dankbar. Um nicht gleich zu übertreiben tischte er sich nur wenige Kartoffeln und etwas Soße auf, ebenso wie ein kleines Stück Fleisch. Dann wollte er beinahe schon ein Tischgebet anstimmen, ließ es aber lieber, da ein Gebet wohl unpassend war wenn man mit einem Vampir am Tisch saß. Stattdessen probierte er einen kleinen Bissen, schenkte Kokoul ein großes Lob und aß weiter, nicht mehr ganz so zaghaft.
 

Lächelnd stützte Herbert sein Kinn auf die Hände, nachdem er sich ebenfalls am Tisch niedergelassen hatte. Alfred zu beobachten machte wirklich Spaß, er war ein so unglaublich süßer Junge. Wie er sich zierte, vor Allem und Jedem.... Herbert hätte ihn am liebsten in die Arme geschlossen und geküsst. Doch irgendwann würde es soweit kommen, das spürte er einfach. So schnell würde er Alfred nämlich nicht gehen lassen, das stand für ihn fest... und da würde auch kein alberner Professor dazwischenkommen!
 

Nachdem Alfred mit seiner zweiten Portion fertig war, strich er sich mit der rechten Hand über den gefüllten Bauch und schloss ganz kurz die Augen. Er fühlte sich wahrhaftig besser und vor allem lebendiger. Für einen Moment lang schob er alle Sorgen beiseite und konzentrierte sich ganz auf das Wohlgefühl das sich in ihm ausbreitete.

Langsam schlug er die meerblauen Augen wieder auf und sah in Herberts Richtung, errötete kurzweilig, weil dieser ihn so verträumt und intensiv beobachtete. Mit einem Räuspern brachte er den Vampir in die Realität zurück, der einmal erschrocken blinzelte und sich dann aufrichtete.

"Was ist denn, Alfred?"
 

Dieser schob den Teller von sich und beobachtete, wie Kokoul ihm guten Rotwein in das Glas schenkte. Unweigerlich wurde Alfred an Blut erinnert und daran, dass Herbert ihm jederzeit in den Hals beißen könnte. Aber er hatte ja versprochen, dass er es nicht tun würde... nicht, ohne das Einverständnis des jungen Assistenten.
 

"Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei Euch bedanken kann", flüsterte Alfred und umschloss das Weinglas mit seinen Fingern. Herbert tat wirklich viel für ihn, das musste er sich eingestehen. Und er musste auch zugeben, dass der Grafensohn sehr vertrauenswürdig wirkte, trotz seiner seltsamen Zuneigung zu Alfred.
 

Herbert tippte sich kurz gegen das Kinn, tat so als müsse er sehr lange überlegen. Dabei war die Antwort schon lange gefunden. "Weißt du, ein wenig Gesellschaft wäre nicht schlecht. Ich war so lange alleine."

Mit einem melancholischen Seufzen starrte er auf die Weinflasche, die auf dem Tisch stand. Die Einsamkeit nagte an ihm. Nicht so sehr wie an seinem Vater, aber dennoch wünschte Herbert sich endlich den Partner, mit dem er die Ewigkeit verbringen wollte. In all den Jahrhunderten hatte er so viele Jünglinge mit auf das Schloss genommen, immer in der Hoffnung dass er nicht mehr länger allein blieb. Noch konnte er nicht sagen, ob Alfred sein ewiges Leben versüßen würde... doch allein ein Blick in seine klaren, blauen Augen ließ sein totes Herz einen Hüpfer machen.
 


 

Mit allem hätte Alfred gerechnet, nur nicht mit diesem Vorschlag. Herbert wollte, dass er weiter bei ihm blieb? Normalerweise schickte ihn doch jeder schnellstmöglich davon. "Ich würde Euch gerne etwas Gesellschaft leisten."

Skeptisch beäugte er die rote Flüssigkeit in seinem Glas und schwenkte sie hin und her. Dann widmete er sich wieder dem Grafensohn und seufzte schwer. "Aber wenn der Professor tatsächlich noch leben sollte und mich hier findet, dann werden wir irgendwann nach Königsberg zurückkehren."
 

Herberts Lächeln wirkte mehr betrübt denn fröhlich. "Natürlich", hauchte er und schenkte sich selbst Wein ein, von dem er einen großen Schluck nahm.

"Das verstehe ich selbstverständlich, Alfred. Aber solange wirst du doch hierbleiben, oder?", wollte er hoffnungsvoll wissen und stellte das Glas auf den Holztisch. Nie zuvor hatte er dem Professor so sehr den Tod gewünscht wie in diesem Augenblick. Er würde Alfred nicht mehr gehen lassen, dass konnte sich dieser alte Kerl aber abschminken!
 

Alfred wollte noch etwas einwenden, aber als er die Hoffnung und Aufrichtigkeit in Herberts Worten vernahm... da konnte er einfach nicht mehr widersprechen. Der Grafensohn wollte wirklich, dass Alfred noch ein wenig blieb. Und um ehrlich zu sein war das doch tausendmal besser als im tiefen Schnee durch die Wälder zu stapfen und einen Mann zu suchen, der womöglich gar nicht mehr lebte...
 

Endlich nahm er den Mut zusammen und nahm einen Schluck des Weines, den er allerdings beinahe wieder herausprustete. Mit Müh und Not schluckte er den Alkohol hinunter und hielt sich hustend die Hand vor den Mund. Verdammt, er hätte das doch lieber lassen sollen, aber woher sollte er auch wissen, dass er nichteinmal Wein vertrug?
 

"Cherie? Ist alles in Ordnung mit dir?"

Besorgt den Kopf zur Seite neigend stand Herbert auf und klopfte dem zierlichen Mann bedächtig auf den Rücken. Gleichzeitig nutzte er die Situation aus, um durch diese weichen, blonden Locken zu streichen. "Verzeih mir, ich wusste nicht dass du keinen Alkohol verträgst."

Seine Handfläche kam auf der Stirn des Assistenten zum Ruhen und er zog beide Augenbrauen nach oben. "Du hast ja Fieber, mein Freund!"



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von: abgemeldet
2016-07-16T11:04:34+00:00 16.07.2016 13:04
Nuuuuuuuuuuuuuuu, menno ich bin doch echt gestraft ...
immer finde ich so mega tolle hammer FFs und dann sind
sie entweder abgebrochen oder schon lange nicht mehr
aktualisiert ... *geht in die ecke und heult*
Trotzdem tolle FF
Von:  cookieloveschocolate
2013-01-30T15:08:28+00:00 30.01.2013 16:08
Tja, hier kann man wohl kaum noch auf Updates hoffen, oder?
Trotzdem sind die drei Kapitel sehr schön geschrieben, und mit dem letzten Satz wirkt das Ganze eigentlich fast abgeschlossen. "Du hast ja Fieber, mein Freund!" - Da springt (zumindest bei mir) sofort das Kopfkino an und jeder kann sich eigentlich denken, wie es weiter geht. So sehr ich mir wünsche, dass du weiterschreibst, im Prinzip könntest die FF auch ohne weiteres als fertiggestellt markieren. Aber vielleicht beißt dich ja auch iwann wieder die Muse ;) Ich zumindest hoffe es
Von:  Niua-chan
2007-07-28T12:30:05+00:00 28.07.2007 14:30
ich finde deine ff faszinierend
sie ist toll geschrieben und ich freue mich schon auf das nächste kapitel^^
knuddel
niua
Von:  Sarah_von_Krolock
2007-04-19T17:37:06+00:00 19.04.2007 19:37
Ich mag das, wirklich^^
die einzige TdV shonen-ai die ich weiterlesen würde und das hat wirklich was zu bedeuten XD
*knuffs*
is wirklich sehr hübsch geschrieben^^
Von:  Jofu
2006-02-25T21:56:31+00:00 25.02.2006 22:56
*lach*
Schreib ja weiter!! Dein Stiel gefällt mir, du schreibst super, auch betonungen und die form! ^___^
Und natürlich die Idee! XD~

Liebe Grüße,
deine Jofu (A2)


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