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Auf zu neuen Ufern 2

Die Jagd nach Blackbeard
von

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Wiedersehen macht Freude?

+ Ok, Leute, ich weiß, es ist verdammt hart, was ich getan habe. Selbstverständlich habe ich mir auch etwas dabei gedacht. Und daher bitte ich euch *euch anfleh* lest meine FF trotz allem weiter. Denn ich habe noch so einige Überraschungen parat, wie zum Beispiel ein Zusammenstoß mit einer - wie soll ich sagen? - "qualmenden" Person, und noch einigen anderen bekannten Figuren

Also, viel Spaß bei der Fortsetzung +
 

Eine unendliche Trauer und tiefe Fassungslosigkeit herrschte unter ihnen. War dies ein übler Scherz? Ein Traum? Oder etwas anderes? Doch die Wahrheit sollte ... durfte nicht sein! Es waren doch nur ein paar Sekunden! Es konnte nicht sein! Sekunden, die solch eine Auswirkung nicht haben durften! Und dennoch ... Sie hatten eine tiefe Kluft in ihr Leben gerissen! Eine Kluft, die nie überbrückt werden kann! Eine Kluft, die immer leer bleiben würde!

Immer wieder sahen sie dieselben Bilder vor ihren Augen: den einäugigen Riesen, wie er mit seiner Keule nach Ruffy und Chopper schlug; Zorro, der mit seinem Monsterstrike versucht hatte den Riesen zu treffen; den Zyklopen, als er sich Zorro zuwandte und mit seiner Keule ausholte; Zorro, der von der Wucht des Schlags durch die Luft flog.

Wie betäubt hatten sie dem Geschehen zugesehen. Zugesehen, wir ihr Freund weit über die Kante des Berges hinausflog. Sekunden waren vergangen, in der sie hilflos zusehen mussten, wie ihr Freund in der Tiefe verschwand. Sekunden, die ihn aus ihren Leben verbannte.

Und ständig stellten sie sich, immer und immer wieder, die gleiche Frage. Eine Frage, auf die sie nie eine Antwort erhalten würden. Eine Frage, die sie zu Schuldigen machte. Hätte ich es nicht verhindern können?

Sie sprachen nicht darüber. Sie sprachen weder über das Geschehen auf dem Pass, noch sprachen sie über ihre Gedanken und ihre Trauer. Sie gingen einfach stumm durch den Dschungel, weder auf den Weg noch auf ihre Umgebung achtend. Jeder war mit seinen Gedanken und seinen Erinnerungen beschäftigt. Dabei war es ihnen egal, wo sie hinliefen oder wohin der Dschungel sie führte. Sie wollten nur noch vergessen. Vergessen, was geschehen war.

Anderthalb Tage waren sie gegangen, ohne Unterbrechung, als sie, nach einer halben Ewigkeit, wie es schien, aus dem dunklen Dschungel traten und endlich wieder helles Tageslicht zu sehen bekamen. Am strahlend blauen Himmel stand in ihrer ganzen Pracht die Sonne, deren Strahlen das ruhige, türkisfarbene Meer zum Glitzern brachte. Das beruhigende Rauschen der Brandung erfüllte ihre Ohren, während einige Möwen und Papageien über ihnen hinweg flogen. Und dort, vor ihnen, schaukelte sanft die Flying Lamb auf den flachen Wellen hin und her.

Die Flying Lamb war ihr Zuhause, das sonst immer mit Leben erfüllt war. Nach jedem Abenteuer freuten sie sich dorthin zurückzukehren, um mit ihr dann ins nächste Abenteuer zu segeln. Doch diesmal war keine Freude in ihren Herzen zu spüren. Keine Erleichterung machte sich bei ihrem Anblick in ihnen breit. Nur tiefste Trostlosigkeit sprachen aus ihren Blicken, als sie zum Schiff sahen.

Lustlos machte sich Ruffy daran, sich und seine Freunde mit der Gum-Gum-Schleuder hinüber aufs Schiff zu bringen. Eine ganze Weile standen sie an Deck, vertieft in Gedanken und mit einem Gefühl der Leere in sich.

"Wir sollten zurück in die Stadt segeln", durchbrach Sanji mit leiser Stimme die Stille. "Wir haben beim letzten Mal keinen Proviant besorgt."

Mit einem ernsten Nicken gab Ruffy sein Einverständnis, bevor er sich umwandte und sich auf die Galionsfigur setzte. Chopper und Lysop, die wieder den Tränen nahe waren, gingen unter Deck, um die Goldschätze, derentwegen Zorro sein Leben lassen musste, zu verstauen, während Sanji und Ace den Anker lichteten und die Segel setzten und Robin schweigend ans Ruder ging.

Die Mittagszeit war schon vorbei, als die Flying Lamb in den Hafen von Curt Island einfuhr. Weit und breit lag kein anderes Schiff vor Anker und die Hafenarbeiter saßen nur dösend in der Sonne. Der Hafenmeister stand, mit seinem Klemmbrett im Arm, bereits an der Kaimauer, der ihre Ankunft mit Entsetzen zur Kenntnis genommen hatte. Nachdem die Freunde angelegt hatten und das Schiff über die herabgelassene Planke verließen, trat der Mann geschäftig auf Ruffy zu.

"Sie wissen, dass sie die Anlegesteuer bezahlen müssen?!", sprach er nach einem kurzen Räuspern.

"Wir hatten bereits für drei Tage gezahlt", kam es von Robin, die den Mann mit solch einem eisigen Blick musterte, dass diesem ein kalter Schauer über den Rücken lief. "Aber nur zwei Tage waren wir hier."

"Nun, ... ähm ... es ist so ...", fing der Hafenmeister an zu stottern.

"Wir haben bezahlt", knurrte Sanji warnend. Seine Verletzung am Bein war noch lange nicht verheilt, so dass Chopper ihm einen Krückstock gegeben hatte, damit er nicht mehr auf die anderen angewiesen war.

"Nat ... natürlich", bekam der Hafenmeister schwer schluckend heraus. Ohne sich noch weiter um den Mann zu kümmern, gingen die Freunde an ihm vorbei. Da sie keine Lust hatten unnötig viel Zeit in der Stadt zu verschwenden, hatten sie zuvor auf dem Schiff ausgemacht, ihre Besorgungen getrennt zu erledigen. Während Sanji, Chopper und Robin sich um den Proviant und anderen kleinen Sachen, die Lysop brauchte, kümmerten, begab sich Ruffy zusammen mit Ace und Lysop zu dem Wirtshaus "Zum blutigen Schlund".

An dem Tag, als die Strohhutbande den Hafen von Curt Island verlassen hatte, hatte es sich bereits in der Stadt herumgesprochen, dass die merkwürdige Bande den "verfluchten Schatz" suchen wollte. Genauso schnell verbreitete sich jetzt auch die Neuigkeit von ihrer erneuten Ankunft. Staunen und Zweifel machten sich auf den Gesichtern der Bewohner breit, als sie Ruffy und seinen beiden Freunden hinterher sahen, die ernst und ohne sich umzusehen die Straße entlanggingen. Und jeder stellte sich die Frage, ob die Piraten wirklich in dem Dschungel waren und warum sie nicht, so wie alle anderen Überlebenden, wahnsinnig waren.

Der Wirt, dem die Neuigkeit schon zu Ohren gekommen war, stand abwartend vor seinem Wirtshaus und sah den Freunden erstaunt entgegen. Während Lysop und Ace vor dem Haus auf der Straße stehen blieben, trat Ruffy auf den Mann zu. Über seiner Schulter trug er einen braunen Leinensack, aus dem ein dumpfes Klimpern zu hören war. Diesen setzte er vor dem Wirt auf den Boden ab.

"Ich möchte", fing Ruffy mit ungewohnt ernster Stimme an, "dass Ihr dies Peety gebt. Es ist ein Teil des Schatzes. Und sagt ihm, dass er Glück hatte, nicht so weit gekommen zu sein wie wir."

"Ihr ... wart da drin?", fragte der Wirt verblüfft und zeigte dabei mit dem Daumen in Richtung Dschungel. Ruffy bejahte diese Antwort nur mit einem Nicken.

"Und es gibt diesen Palast wirklich?" wollte er anschließend wissen.

"Es ist mehr ein Tempel", antwortete Ace laut, "der vor mehreren hundert Jahren erbaut wurde und der einiges an frühzeitiges Wissen enthielt. Und auch wenn jetzt nichts mehr zu holen gibt, sind der Dschungel und auch der Tempel immer noch gefährlich. Lasst es Euch eine Warnung sein."

"Es ist unglaublich, dass ihr es nahezu unbeschadet geschafft habt", murmelte der Wirt fassungslos und musterte die drei Gestalten vor sich. "Mit nur wenigen blauen Flecken."

"Unbeschadet haben wir es nicht geschafft", erwiderte Ruffy tonlos und mit leerblickenden Augen. "Ein Mitglied haben wir verloren."

Damit war es raus! Zum ersten Mal hatte es einer von ihnen laut ausgesprochen. Jetzt konnten sie sich nicht mehr vor der Wahrheit verstecken. Der Schlag, der mit diesen Worten geführt wurde, ließ sie nun erkennen, dass es keinen Platz mehr für Hoffnung und Selbsttäuschung gab. Zorro war tot! Das mussten sie sich jetzt eingestehen!

Damit wandte sich Ruffy auch schon von dem Wirt ab und ging den Weg wieder zurück. Seine Freunde folgten ihm schweigend, während Lysop krampfhaft versuchte die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken, und Ace ihm tröstend eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. Der Wirt sah der kleinen Gruppe nach, in dessen Augen sich Mitgefühl über den erlittenen Verlust der Bande zeigte.
 

Zur selben Zeit erging es den anderen Freunden nicht besser. Sie waren in ein Lebensmittelgeschäft gegangen, nachdem sie für Lysop Nägel und Holz, das von einigen Arbeitern bereits zur Flying Lamb gebracht wurde, gekauft hatten. Jede ihrer Bewegungen wurden von den neugierigen Ladenbesuchern beobachtet.

Sanji musterte mit kritischen Blicken die Auslage an Obst und Gemüse, während er hin und wieder einige ausgewählte Sorten in braunes Papier füllte, die neben den Ständen lagen. Chopper, der kurz vor dem Betreten des Geschäftes seinen Double Weight angewandt hatte, nahm dem Smutje die prallgefüllten Tüten ab. Währenddessen verpackte ein junges Mädchen verschiedene Brotsorten, die Robin auch sofort bezahlte.

Nachdem auch diese Einkäufe erledigt waren, verließen die drei Freunde mit einem kurzen Nicken an den Ladenbesitzer das Geschäft. Ohne sich auch nur einmal umzusehen, wandten sie sich in Richtung Hafen, um zur Flying Lamb zurückzukehren. Ein junger, schäbigaussehender Kerl, der bislang neben der Eingangstür gestanden hatte, trat unauffällig an Sanjis Seite und stieß ihm die Krücke aus der Hand, wodurch der Smutje laut aufschreiend zu Boden ging. Wie aufs Stichwort stürzten sich zur gleichen Zeit sieben weitere Männer von hinten auf Chopper, der durch das plötzliche Gewicht mit dem Gesicht nach vorne ebenfalls zu Boden fiel. Unbarmherzig wurde er dabei von den Männern festgehalten, so dass Chopper zu keiner Bewegung mehr fähig war.

Währenddessen erhielt Robin einen so heftigen Schlag gegen die Seite, dass sie mit dem Rücken gegen die Wand des Geschäftes knallte und die Einkäufe fallen ließ. Im selben Augenblick wurden dann auch schon ihre Arme zu beiden Seiten von zwei Männern festgehalten. Der Angriff war so abrupt vonstatten gegangen, dass Robin keine Zeit hatte sich einen Überblick über ihre Sachlage zu verschaffen, als sie ganz plötzlich einen alles verzehrenden Schmerz in ihrer rechten Schulter verspürte, der sie laut aufschreien ließ.

Derweil hatte Chopper seinen Double Brainpower angewendet, wodurch die Angreifer statt eines Körperteils nur leere Luft in den Händen hielten und verwirrt auf den Boden plumpsten. Sanji war es mittlerweile gelungen wieder auf die Beine zu kommen, wobei er, vor Schmerzen keuchend, sein ganzes Gewicht auf das unverletzte Bein verlagerte. Noch immer verwirrt darüber, was eigentlich geschehen war, vernahm er dann den peinigenden Aufschrei Robins, der ihm für einen Moment das Herz zum Stehen brachte. Mit angehaltenem Atem sah er sich nach ihr um. Ebenso auch Chopper, der, wieder groß und stark und auf beiden Beinen stehend, einen der Angreifer am Hals gepackt hatte.

Der Schmerz war unerträglich und raubte ihr die ganze Kraft. Nur zu gerne wäre Robin in die Knie gegangen. Aber selbst wenn die beiden schmierigen Kerle, deren Gesichter sie aus dem Wirtshaus her kannte, nicht festhalten würde, wäre es ihr nicht möglich dies zu tun. Bittere Galle stieg in ihrer Kehle auf bei dem Anblick des herausragenden Dolches, deren Klinge tief in ihrer Schulter steckte und sie an die Wand des Geschäftes nagelte. Ungewollte Tränen des Schmerzes rannen aus ihren Augenwinkeln heraus.

"Hast du wirklich geglaubt, dass du einfach so davonkommen würdest?", wurde sie von einer ihr wohlbekannten Stimme gefragt. Eine kalte Schneide unter ihrem Kinn übte einen sanften Druck aus, so dass ihr nichts anderes übrig blieb als den Kopf zu heben. Aus schmerzgetrübten Augen sah sie in das blasse, fettige Gesicht Darongs, der ihr ein hämisches Grinsen zuwarf und dabei die gelben, halbverfaulten Zähne freilegte. Die Haut um der Nase herum wies noch immer einen bläulich-lilafarbenen Ton auf, während ein erbsengroßer Buckel die Stelle markierte, wo Sanji ihm den Nasenrücken gebrochen hatte.

"Lass sie in Ruhe, du Mistkerl!", schrie Sanji Darong mit einem warnenden Unterton in der Stimme an. Von seiner Position aus konnte der Smutje nicht viel von Robin sehen, da einer der Männer, der sie festhielt, ihm die Sicht versperrte. Doch dass sie in Gefahr war, erkannte Sanji an dem Dolch, den Darong ihr noch immer unter das Kinn hielt.

"Keine Sorge", antwortete Darong ungerührt, während er mit der aufblitzenden Klinge des Dolches über Robins Gesicht strich. "Um dich werde ich mich später kümmern. Schließlich haben wir beide auch noch eine Rechnung zu begleichen."

"Lass meine Freunde aus dem Spiel", murmelte Robin leise und stieß dabei ein schmerzendes Stöhnen aus. "Ich bin diejenige, die dich reingelegt hat."

"Ganz recht", stimmte Darong ihr lachend zu. "Und deshalb wird die Strafe für dich auch ..."

Plötzlich flog etwas Schweres gegen seine Seite und Darong landete mit dem Rücken auf der Straße. Im nächsten Augenblick erhielt er einen harten Schlag ins Gesicht, wodurch er ein schauderliches Knacken in der Nase spürte. Nur sekundenspäter trat der Schmerz ein, der ihm die Tränen in den grauen Augen trieb.

Zur selben Zeit brach unter seinen Leuten ein großer Tumult aus. Während Sanji versuchte humpelnd zu Robin zu gelangen, sah sich Chopper drei Gegnern gegenüber, die alle ein Messer gezogen hatten. Mit einem wütenden "Double Sprint", gefolgt von einem ebenso wütenden "Double Hornpower", verwandelte sich Chopper in einen Elch mit einem sehr großen Geweih. Schnaubend und mit blitzenden Augen rannte er auf die Männer zu und schleuderte sie mit seinem Geweih hoch in die Luft. Derweil gingen fünf weitere Männer Darongs auf Ruffy los, der sie mit seiner Gum-Gum-Bazooka attackierte. Dabei dehnte er seine beiden Arme ganz weit nach hinten, um sie dann mit voller Wucht seinen Gegnern entgegen zu schleudern.

Robin wurde noch immer von den beiden Männern festgehalten, die sich unsicher darüber, was sie machen sollten, ansahen. Als Lysop auf die beiden Männer zutrat, kamen sie jedoch sehr schnell zu einer Entscheidung. Ein kurzer Blick auf den großen, schweraussehenden Hammer mit der Aufschrift "5 kg", den die Langnase lässig über der Schulter trug, als würde es sich dabei um eine Feder handeln, genügte, um die beiden Männer ängstlich aufschreiend in die Flucht zu schlagen.

"Das hätte ich euch auch geraten!", schrie Lysop ihnen hinterher, der sich wie ein Held vorkam. Breitbeinig stand er da und sah ihnen nach. Doch ein Stöhnen neben ihm holte ihn sofort wieder in die Realität zurück. Eiligst rannte er auf Robin zu, die in die Knie zu sacken drohte.

"Hey, Robin, mach jetzt nicht schlapp", rief Lysop mit gefurchter Stirn aus, während er versuchte sie zu halten und zugleich den Dolch aus ihrer Schulter zu ziehen. "Ich brauch Hilfe, Leute!"

Ruffy und Chopper, die sich immer noch mit einigen Männern prügelten, hörten die verzweifelten Worte ihres Freundes und verdoppelten ihre Anstrengungen, so dass jetzt immer schneller die Angreifer durch die Luft flogen. Die nötige Unterstützung erhielt Lysop dann von Sanji, der sich mühsam zu den beiden Freunden geschleppt hatte. Schwer atmend stützte er sich mit der rechten Schulter an die Wand neben Robin, während er den Arm um ihre Hüfte legte, damit Lysop beide Hände frei hatte, um den Dolch endlich aus der Wunde herauszuziehen.

Derweil lieferte sich Ace einen Zweikampf mit Darong. Seitdem Letzterer es geschafft hatte seinen Angreifer von seinem Körper abzuschütteln und wieder auf die Beine zu kommen, tänzelten sie beide schon eine ganze Weile im Kreis herum. Darong hielt sich eindeutig im Vorteil, da er in seiner Hand noch immer den Dolch hielt, den er bei seinem unfreiwilligen Sturz nicht verloren hatte. Ein wenig Blut haftete an der Spitze der Waffe, was ihn zu der Vermutung veranlasste, das es von der dunkelhaarigen Schönheit stammte, da weder sein Gegner noch er verletzt waren, wenn man von seiner erneut gebrochenen Nase mal absah.

Immer wieder wagte Darong mit ausgestrecktem Arm einen Vorstoß, den Ace jedes Mal gekonnt auswich und dafür einen Gegenschlag erzielen konnte. Doch allmählich wurde ihm die ganze Sache zu bunt und wollte dem Ganzen endlich ein Ende setzen. Als Darong erneut einen Satz nach vorne machte, um den Dolch in seinen Körper zu stoßen, wich Ace seitlich aus. Gleichzeitig verwandelte sich seine linke Faust in eine einzige Flamme, die er seinem Gegner mit einem harten Schlag in dessen Magen rammte, wobei er seinen eigenen Körper nach vorne zog. Anstatt in die Knie zu gehen, wurde Darong durch diese Kampftechnik zurückgeschleudert und landete atemlos wieder auf der Straße, wo er sich im nächsten Augenblick entsetzt hin und her wälzte, da sein ehemals weißes Hemd lichterloh brannte.

"Das nächste Mal überleg dir genau, mit wem du dich anlegst." Breitbeinig und mit eisigen Augen stand Ace hoch aufragend über Darong und blickte ungerührt auf ihn hinab. Dann wandte er sich ab und beeilte sich zu seinen Freunden zu kommen.

Lysop hatte es noch immer nicht geschafft die Klinge aus Robins Schulter zu bekommen, da er eher zaghaft das Heft umschlossen hielt. Er hatte die Befürchtung, dass, wenn er fester daran ziehen würde, er die Wunde noch verschlimmerte und Robin nur noch mehr Schmerzen erlitt.

"Lass mich das machen", ertönte eine tiefe Stimmer hinter seinem Rücken. Es war Chopper, der sich in seiner großen und muskulösen Gestalt an Lysop vorbeidrängte. Entschlossen packte er mit der rechten Hand den Griff des Dolches, während er mit seiner linken Hand Robins Schulter gegen die raue Holzwand drückte.

"Es tut mir Leid, Robin", bedauerte Chopper leise und biss dann die Zähne fest aufeinander. Nach einem kurzen Zögern riss er den Dolch mit geschlossenen Augen und einem festen Ruck aus ihrer Schulter heraus. Mit herabhängendem Arm vergrub Robin ihr Gesicht in Sanjis Halskuhle, um so das Schluchzen zu unterdrücken, das ihr in der Kehle aufstieg.

Achterbahnfahrt der Gefühle

Nach dem Kampf mit Darong und seinen Männern waren die Freunde so schnell es ging auf die Flying Lamb zurückgekehrt. Chopper und Ace, der die halbbenommene Robin auf den Armen getragen hatte, waren unter Deck in Robins Zimmer verschwunden, wo sich Chopper auch sofort an die medizinische Versorgung machte. Während Ace eine Schüssel voll mit Wasser, einige Tücher sowie Choppers Arzttasche holen ging, zog der kleine Elch Robin das gelbe Hemd aus, worunter sie noch ein blaues Bikinioberteil trug, und untersuchte die Wunde, sowohl vorne als auch hinten. Dabei stand er auf einem kleinen, hölzernen Hocker, den er an das Bett geschoben hatte.

"Wie lautet deine Diagnose?", fragte Robin mit leiser Stimme. Sie hatte einen Arm über die Augen gelegt, da ihr das Licht im Zimmer zu grell war. Ein angespannter Zug lag um ihren Mund, der von den Schmerzen herrührte.

"Entweder war der Dolch verdammt scharf", antwortete Chopper mit konzentriert gefurchter Stirn, während er die Verletzung betrachtete, "oder aber dieser Darong hat ihn dir mit voller Wucht reingerammt. Normalerweise hätte die Klinge an deinem Schulterblatt abprallen müssen."

"Ich vermute, dass eher letzteres der Fall war", murmelte Robin und verzog dabei die Lippen zu einem spöttischen Grinsen. "Er war ziemlich wütend."

"Kann schon sein. Aber jetzt zeig mir mal dein Gesicht."

Robin tat, wie ihr geheißen wurde und nahm den Arm herunter. Unter ihrem linken Auge befand sich eine fünfzentimeterlange Schnittwunde, an der noch ein wenig getrocknetes Blut haftete. Darong hatte ihr die Wunde mehr aus Versehen als mit Absicht zugefügt, als sich Ace auf ihn gestürzt hatte. Mit grimmigem Blick betrachtete Chopper die Verletzung, die Robin das Augenlicht hätte kosten können, wenn sie nur wenige Zentimeter höher verlaufen wäre.

"Die lassen wir so verheilen", meinte er schließlich. "Zum einen ist die Wunde nicht so tief und zum anderen viel zu nah am Auge, um sie zu nähen. Ich werde nachher eine Salbe fertig machen, die du dann täglich auf die Stelle auftragen sollst."

"Ich fürchte, dass du die Verletzung mir zu verdanken hast." Ace stand mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck in der Tür und sah Robin bedauernd in die Augen. Zwischen seinen Händen hielt er eine große Schüssel mit warmem Wasser, das Sanji extra in der Kombüse erwärmt hatte, während er sich unter einem Arm vier verschiedenfarbige Tücher geklemmt hatte und über der Schulter Choppers Arzttasche trug.

"Darong hätte noch weitaus Schlimmeres getan", erwiderte Robin mit überzeugender Stimme und legte sich wieder den Arm über die Augen. Derweil goss Chopper aus einem Krug etwas Wasser in ein Glas, das auf einem kleinen Nachttischchen stand, und gab etwas von einem weißen Pulver hinzu. Beides zusammen rührte er mit einem Löffel um, bevor er Robin dazu aufforderte es zu trinken. Während der kleine Elch darauf wartete, dass die Freundin durch das Narkotikum einschlief, schob Chopper noch einen weiteren Hocker zum Bett hin, auf den Ace die Schüssel mit dem Wasser stellen sollte. Dann befeuchtete er eines der Tücher und wusch damit die Wunde aus.
 

Zur selben Zeit saßen Ruffy, Lysop und Sanji auf dem Deck und warteten darauf, dass Chopper mit seiner Behandlung fertig werden würde. Sie alle waren begierig darauf zu erfahren, wie es Robin ging. Als Ace zuvor aus der Tür getreten war, hatten sie diesen sofort mit Fragen bestürmt, der ihnen jedoch nichts sagen konnte, worüber sie enttäuscht die Köpfe hatten sinken lassen. Seitdem war kein einziges Wort mehr zwischen ihnen gefallen.

"Ich hätte eigentlich damit rechnen müssen", stöhnte Sanji plötzlich, mehr zu sich selbst als zu den Freunden, gequält auf und vergrub seine Hände in den blonden Haaren. "Immerhin haben wir diesen Kerl verarscht."

"Wie meinst du das?", fragte Lysop mit verwirrtem Gesichtsausdruck. Ruffy, der am Hauptmast saß und bislang die Augen zum Himmel gerichtet hatte, schaute den Smutje mit ernstem Blick an.

"Wir wollten doch die Informationen über Blackbeard haben", gab Sanji nur als Erklärung ab. Doch damit erreichte er nur, dass Lysop noch verwirrter die Stirn zusammenzog.

"Es war alles nur Show gewesen, was Robin da abgezogen hatte", begann der Smutje dann ausführlich an zu erklären. "Ihr habt doch nicht wirklich geglaubt, dass sie so was machen würde, oder? Na ja, jedenfalls wollte sie einen geeigneten Zeitpunkt abwarten, um den Kerl zu überwältigen und dann die Informationen aus ihm herauspressen. Ich hab mich währenddessen durch ein offenes Fenster ins Haus geschlichen und bin dann ins Zimmer reingeplatzt, wo die beiden sich aufhielten. Da ist dann eins zum anderen gekommen. Ich hab den Typen niedergeschlagen, Robin hat ihn wieder aufgeweckt, die Informationen aus ihm herausgeholt und ich musste ihn erneut niederschlagen."

"Ach so, jetzt verstehe ich", meinte Lysop mit aufhellendem Gesicht, während er mit den Fingern schnipste. "Dann seid ihr, also, du und Robin, aus dem geöffneten Fenster rausgeklettert. Und während du uns holen kamst, ist Robin hierher zurückgekehrt."

Sanji gab nur ein Nicken als Antwort.

"Es ist nicht deine Schuld!" Ruffy war aufgestanden und baute sich entschlossen vor dem Smutje auf, der überraschend über die Festigkeit der Worte seines Käpt´ns aufschaute. "Der Angriff und was Robin zugestoßen ist, ist nicht deine Schuld. Also, hör auf Trübsal zu blasen! Selbst wenn wir alle gewusst hätten, was zwischen euch und diesem miesen Typen abgelaufen ist, hätte niemand von uns mit dem Angriff gerechnet. Nicht nachdem, was passiert ist!"

Obwohl die letzten Worte nur noch leise aus seinem Mund herauskamen, sah Ruffy dennoch Sanji ernst, fast schon grimmig unentwegt in die Augen. Die Freunde hatten bereits mit Gefühlen zu kämpfen, die durch den schweren Verlust von Zorros Tod an die Oberfläche traten. Daher konnte Ruffy es einfach nicht zulassen, dass sich einer seiner Freunde eine weitere Last an Emotionen auf die Schulter packte, um am Ende dann vielleicht daran zugrundezugehen. Er wusste, dass die Situation für alle schwer war.

Seine Mannschaft war schließlich nicht einfach nur eine Mannschaft. Sie waren auch nicht einfach nur Freunde. Die zahlreichen Abenteuer, die sie erlebt hatten, hatten sie zu einer Familie zusammengeschweißt. Blut ist dicker als Wasser, so hieß es schon seit ewigen Zeiten. Und obwohl nicht dasselbe Blut durch ihre Adern floss, hielten sie dennoch wie eine Familie zusammen. Aber allmählich bekam Ruffy das Gefühl, dass alles am Auseinanderbrechen war. Nami hatte einen anderen Weg gewählt ihren Traum zu verwirklichen, wodurch sie sich von ihren Freunden getrennt hatte. Zorro hatte nicht wirklich die Wahl gehabt. Das Schicksal hatte ihm die Entscheidung abgenommen. Und heute? Heute hätte er beinahe Robin verloren.

Ruffy wollte es nicht zugeben, aber er hatte Angst. Angst davor seine Freunde zu verlieren und allein seinem Ziel gegenüberstehen zu müssen. Obwohl er auf allen Inseln, die sie mittlerweile bereist hatten, Freunde hatte, wusste er, würde er nie wieder solch derartige Freunde finden, wie er sie hier auf der Flying Lamb besaß.

"Du hast recht, Ruffy", sagte Sanji nach einer Weile mit rauer Stimme. Etwas umständlich schob er sich mit dem Rücken an der Wand hoch, wobei er sich mit einer Hand an dem Geländer der Treppe festhielt. Ruffy kam dem Smutje eiligst zu Hilfe, der ihm ein dankbares Lächeln schenkte. "Anstatt mir Vorwürfe zu machen, sollte ich lieber froh darüber sein, dass alles so glimpflich ausgegangen ist. Und deshalb geh ich jetzt in die Kombüse und mach euch beiden eine Liste fertig, da unsere Einkäufe ja im Staub gelandet sind."

"Wir sollen einkaufen gehen?", stöhnte Ruffy und ließ gequält die Arme hängen. Da war er wieder, der kindliche, naive, faule, lebenslustige Ruffy, wie ihn seine Freunde kannten. Von seiner ernsten und reifen Seite, die er zuvor noch an den Tag gelegt hatte, war nichts mehr zu erkennen. Aber so war Ruffy nun einmal, und anders wollten die Mitglieder der Strohhutbande ihn auch nicht haben, auch wenn diese es sich des Öfteren schon mal wünschten.

Eine weitere Stunde verging, ohne dass sich etwas auf dem Schiff tat. Lysop und Ruffy hatten die Einkäufe besorgt und sogar einen Rabatt von dem Verkäufer erhalten, da dieser ein schlechtes Gewissen hatte, weil er bei dem Angriff nicht eingegriffen hatte. Nachdem die beiden auf die Flying Lamb zurückgekehrt waren, hatte Sanji mit kritischen Blicken die Lebensmittel geprüft und sie anschließend mit der Hilfe von Lysop sicher verstaut. Danach waren sie wieder auf das Deck gegangen, wo bereits Ruffy wieder am Hauptmast saß. In einem einvernehmlichen Schweigen, das diesmal nicht von einer betrübten Stimmung getrübt war, saßen sie gemeinsam auf dem warmen Holz des Schiffes und warteten darauf, dass Chopper und Ace durch die Tür getreten kamen.

Es dauerte auch nicht lange, als Ace dann auch schon die Tür öffnete und auf die Freunde lässig zugeschlendert kam. Seelenruhig machte er es sich neben seinem Bruder am Hauptmast gemütlich und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

"Wie geht es ihr?", fragte Sanji schließlich begierig, nachdem Ace keinerlei Anstalten machte die unausgesprochene Frage zu beantworten, die deutlich in den Augen der Freunde zu erkennen war.

"Sie schläft", meinte Ace nur achselzuckend und schob sich seinen Hut vor die Augen. Leicht genervt erhob sich Sanji daraufhin von seinem Platz und humpelte unter Deck, um sich die ersehnten Antworten von Chopper zu holen.

"Hey, Ruffy!" Ace stupste seinen Bruder mit dem Ellenbogen in der Seite an. "Weißt du schon, wohin ihr als nächstes wollt?"

"Nö", kam es achselzuckend zurück. "Wir segeln dahin, wohin uns der Lock Port führt."

"Wäre es dann möglich, dass du mich nach Emerald Waters bringen kannst?"

"Kein Problem", meinte Ruffy unbekümmert und Ace setzte ein zufriedenes Lächeln auf. "Was ist denn dieses Emerald Waters?"

Diese Frage haute Ruffys Bruder im wahrsten Sinne des Wortes um, indem er seitlich am Mast wegrutschte und auf dem Deck prallte. Lysop erging es nicht anders und saß fassungslos und mit weit geöffnetem Mund seinem Kapitän gegenüber.

"Wie kannst du bei etwas zustimmen, was du gar nicht kennst?", brüllte Lysop ihn schließlich aufgebracht an.

"Na ja, Ace hat doch gefragt", meinte Ruffy, der seinem Bruder voll und ganz vertraute. Derweil hatte sich Ace wieder aufgesetzt und schüttelte über die naive Unwissenheit seines Bruders den Kopf. Innerlich fragte er sich, ob Ruffy wirklich sein Bruder sei. In solchen Momenten wie diesen zweifelte er daran.

"Emerald Waters ist ein riesiger Landstrich", wandte er sich dann erklärend an Ruffy. "Den Namen verdankt er seinen zahlreichen Flüssen, die selbst bei Nacht wie Smaragde leuchten. Insgesamt gibt es dort drei Häfen sowie siebzehn Städte, die alle im Landesinneren verteilt sind, wobei fünf von ihnen richtig groß sind. Natürlich gibt es auch noch einige kleinere Dörfer, aber dort wohnen hauptsächlich Bauern."

"Warst du schon mal dort?", fragte Lysop interessiert und beugte sich etwas vor.

"Mit Whitebeard zusammen", antwortete Ace und musste bei den Namen lächeln. Es war schon sehr lange her, als er seinen Kapitän das letzte Mal gesehen hatte. Das war ein Tag nach Blackbeards Verschwinden. Es war noch sehr früh am Morgen gewesen, als Whitebeard ihn, Ace, hatte wecken lassen. Mit verschlafenen Augen und zerzausten Haaren war er vor seinem Kapitän erschienen, der ohne Umschweife sofort zur Sache gekommen war und ihm den Auftrag erteilt hatte, Blackbeard zu finden und ihn für den Tod eines Mitglieds zur Strecke zu bringen.

Er hasste Blackbeard. Nicht nur dafür, dass er einen Kameraden getötet hatte. Ace war gezwungen ihn zu jagen, und damit weitab von seinem Käpt´n und seinen Freunden zu sein. Immer wieder war er den zahlreichen Hinweisen auf Blackbeards Verbleib gefolgt, nur um dann jedes Mal feststellen zu müssen, dass er ihn knapp verpasst hatte. Doch jetzt, da Ace wusste, wo Blackbeard als nächstes hinwollte, würde er ihn sich schnappen. Und dann endlich könnte er seiner Sehnsucht nachgeben und zu seinen Kameraden zurückkehren.

"Der Käpt´n hatte dort etwas zu erledigen", sprach Ace weiter, die sehnsüchtigen Gedanken beiseite schiebend "während wir anderen auf dem Schiff bleiben mussten. Wir hatten alle dagegen protestiert, da die Marine dort einige Stützpunkte hat. Aber Whitebeard ließ nicht mit sich reden. Ich weiß bis heute nicht, was er dort gemacht hatte."

"Moment mal", ging Lysop mit entsetzt weitaufgerissenen Augen dazwischen. "Soll das heißen, dass wir der Marine begegnen werden?"

"Mach dir mal keinen Kopf, Lysop", erwiderte Ace schulterzuckend. "Es reicht vollkommen aus, wenn ihr mich nur irgendwo an der Küste absetzt. Dann könnt ihr auch schon wieder weiter."

"Na, wenn du meinst." Lysop hatte zwar noch so seine Zweifel, dass sie ungesehen wieder von Emerald Waters verschwinden könnten, aber vorerst gab er erst mal Ruhe. Stattdessen machten sich die Freunde daran mit der Flying Lamb abzulegen. Es gab keinen Grund noch länger auf Curt Island zu bleiben. Den "verfluchten Schatz", wie die Bewohner der einzigen Stadt auf der Insel ihn bezeichneten, hatten sie gefunden und das ganze Gold und Silber bereits unter Deck verstaut. Des Weiteren hegten die Freunde die Befürchtung, dass Darong die Echse nochmals einen Angriff auf sie starten würde, sobald er und seine Männer sich wieder erholt hatten.
 

Nachdem sie aus der Bucht, in der sich der Hafen von Curt Island befand, verlassen hatten, versammelte sich die gesamte Mannschaft der Flying Lamb an Deck. Selbst Robin, die noch ziemlich benommen von dem Narkotikum war, befand sich unter den Freunden und wurde von Ace auf den Armen gehalten. Alle sahen sie schweigend zurück zur Insel, die von riesigen Urwaldbäumen bedeckt war. Nur vereinzelte, schwache Rauchsäulen, die dem blauen Himmelszelt entgegen schwebten, verrieten ihnen, dass Curt Island bewohnt war. Für die Freunde hieß es nun Abschied zu nehmen.

Lysop schoss eine Kanonenkugel nach der anderen hoch in die Luft. Tränen liefen ununterbrochen an seinem Gesicht herunter, während Erinnerungsfetzen vor seinem geistigen Auge erschienen.

*

"Lysop! Hör auf mit dem Krach! Ich kann nicht schlafen!"

"Dann geh doch unter Deck, wenn es dich stört."

"Du kannst aber auch mit dem Hämmern aufhören."

"Und du musst nicht immer pennen."

*

"Hey, Lysop, kannst du dir das mal ansehen?"

"Was gibt es?"

"Bei dem Kampf mit Mr. 1 hat sich der Griff von Yubashili etwas gelockert. Kannst du da irgendwas machen?

"Du willst echt, dass ich ...?"

"Ich hab kein Geld, um es von einem Fachmann reparieren zu lassen. Und Nami hängt mir ständig mit den Schulden in den Ohren."

"Na ja, ich könnte den Griff rein provisorisch befestigen, bis du es von einem Schmied reparieren lassen kannst."

*

"Woran bastelst du da?"

"An einer Trainingsbank."

"Eine was?"

"Eine Trainingsbank. Deine ganzen Hanteln nehmen im Stauraum zuviel Platz weg."

"Und dieses Ding soll mir beim trainieren helfen?"

"Aber klar doch. Siehst du? Hier unten werde ich einige Gewichte befestigen, die du dann mit deinen Beinen stemmen kannst. Ich werde aber auch noch einen verstellbaren Mechanismus einbauen, der es dir erlaubt, die Gewichte einrasten zu lassen, damit diese nicht mehr gehoben werden können. Dadurch könntest du dann einige Sit-Ups auf der Liegefläche machen. Und hier an den beiden Seiten kommen noch Streben hin, über die man eine Hantel legen kann."

"Das hört sich gar nicht so schlecht an."

*

"Die sind alle für dich!", schrie Lysop mit erstickter Stimme und hielt die Fackel, mit der er die Lunte der Kanone anzündete, hoch in die Luft. "Hörst du mich? Wir werden dich nie vergessen!"

Als Lysop eine weitere Kugel abfeuerte, ging er neben der einzigen an Bord befindlichen Kanone in die Knie und hielt den freien Arm über den Augen, während seine Schultern unter den gebrochenen Schluchzern heftig erzitterten.

Chopper klammerte sich an der Reling und sah mit Tränen überlaufenden Augen und bebenden Kinn zur Insel hinüber.

*

"In ein paar Wochen ist dein Arm wieder so gut wie neu."

"Danke, Chopper."

"Keine Ursache. Aber fang nicht schon wieder sofort mit deinem Training an, sonst geht die Wunde wieder auf."

"Ich werde vorsichtig sein."

"Lass deine Übungen doch für ein paar Tage sein. Zumindest so lange, bis sich die Wunde einigermaßen geschlossen hat."

"Muss das denn sein?"

*

"Da vorne ist ein Kräuterladen."

"Stimmt."

"Willst du nicht da rein?"

"Ich weiß nicht."

"Du musst doch sicher einige deiner Vorräte wieder auffüllen."

"Ja, schon ..."

"Aber?"

"Was ist mit dir?"

"Ach, ich hab eh nichts Besseres vor. Also, komm, gehen wir."

*

"Warum trainierst du eigentlich so viel?"

"Damit ich stärker werde."

"Aber du bist doch schon so stark. Warum machst du also noch weiter?"

"Wenn es eins gibt, das ich gelernt habe, dann das, dass es immer welche gibt, die dir kräftemäßig überlegen sind. Aber je stärker du selbst wirst, desto weniger Typen wird es geben, die noch stärker sind. Das solltest du dir unbedingt merken, Chopper."

*

"Ich werde stärker werden", schluchzte Chopper zwischen zusammengebissenen Zähnen. "ICH VERSPRECHE ES DIR!"

Als wenn ihn die Kraft mit dem Schrei verlassen hätte, legte er weinend seinen Kopf auf die Reling.

Sanji sah unbewegt auf das ruhige Meer, während die Zigarette in seinem Mundwinkel verglühte, ohne dass er auch nur einen wirklichen Zug genommen hätte.

*

"Hey, Schwerterheini, lass deine Streichhölzer sein und komm essen."

"Das sind Schwerter, Blondie!"

"Ist mir doch egal."

"Willst du Prügel?"

"Willst du welche?"

*

"Das ist alles bloß deine Schuld!"

"MEINE? Wegen DIR sitzen wir hier draußen im Regen. Schließlich warst DU es, der Nami das Wasser über den Kopf geschüttet hat."

"Das wäre gar nicht erst passiert, wenn du dein Bein dort gelassen hättest, wo es war, nämlich unterm Tisch."

"Du hättest dich eben nicht über mein Essen beschweren sollen."

"Wenn du aber so mies kochst."

*

"Geräuchert dürfte das Fleisch mit Sicherheit gut schmecken."

"Dazu muss dieses Vieh aber erst einmal erledigt sein."

"Das ist für uns doch kein Problem. Oder schwächeln wir heute mal?"

"Hmpf ... Gemeinsamer Angriff?"

"Gemeinsamer Angriff!"

*

"Irgendwann kommt auch für mich der Zeitpunkt", seufzte Sanji leise vor sich hin und senkte den Kopf. "Und dann werden wir uns wieder sehen und uns wieder streiten können. Aber bis dahin ... leb wohl, mein Freund."

Eine einzelne Träne löste sich aus seinen Augenwinkeln und lief langsam an seiner Wange herunter. An der Spitze seines Kinns hielt sie für einen Augenblick inne, bis sie dann in vielen kleinen Tröpfchen auf der Reling zersprang.

Robin stützte sich schwer auf der Reling ab. Sie wollte sich nicht in Aces Armen schwach fühlen, während sie Abschied nahm.

*

"Ich hab gehört, was du zu Ace gesagt hast."

*

"Lass los, Robin!"

"Nein!"

"Musst du uns unbedingt jetzt deinen Sturkopf zeigen? Du kannst uns nicht beide halten. Also, lass los!"

"Niemals! Freunde, schon vergessen?"

*

"Du liebst dieses Schwert mehr als die anderen beiden?!"

"Kann sein."

"Verrätst du mir, warum?"

"Ich wüsste nicht, was dich das angeht."

"Dein Vertrauen kann man wohl nicht so leicht gewinnen, was?"

"Hmpf."

"Ist es, weil ich die Partnerin von Sir Crocodile war?"

"Pass auf! Egal, was du vorhast, die Masche zieht bei mir nicht, klar? Die anderen konntest du auf deine Seite ziehen, bei mir aber wird es nicht funktionieren. Also, zieh Leine!"

*

Die schlanken Hände waren zu Fäusten geballt und die Fingerknöchel traten weiß hervor.

"Das ist nicht fair!", flüsterte Robin leise und mit tief gesenktem Kopf, wobei sie mit einer Faust, aus Wut und Enttäuschung, hart auf das Holz unter ihren Händen schlug. "Du kannst doch nicht einfach so aus meinem Leben verschwinden. Nicht, nachdem du mir dein Vertrauen gegeben und es mir auch gezeigt hast. Wie soll ich dir das verzeihen können?"

Betrübt lehnte Ace neben Robin an der Reling und verfolgte mit den Augen dem Verlauf der Kanonenkugeln.

*

"Du bist also Ruffys Bruder."

"Jep, das bin ich."

"Ihr scheint euch kein bisschen ähnlich zu sein."

"Na ja, in einigen wenigen Punkten ähneln wir uns schon."

"Ja, wie die Esserei zum Beispiel."

"Das liegt bei uns in der Familie."

*

"Eine verrückte Bande hat sich mein Bruder da aufgebaut."

"Genau so verrückt wie Ruffy."

"Stimmt. Ihr solltet es euch wirklich noch mal überlegen, ob ihr nicht doch in Whitebeards Bande einsteigen wollt. Solch gute Kämpfer wie ihr kann er immer gebrauchen."

"Mag schon sein. Aber Whitebeard kann uns nicht das geben, was wir bei Ruffy bekommen."

"Und was wäre das?"

"Die Möglichkeit unsere Träume zu verwirklichen."

*

"Du hast Recht", dachte Ace grübelnd bei sich, "Whitebeard hätte dir diese Möglichkeit nie gegeben, denn jedes Mannschaftsmitglied hat nur das One Piece vor Augen. Aber trotzdem konntest du dein Traum nicht verwirklichen."

Breitbeinig und mit herabhängenden Armen stand Ruffy an Deck und sah mit ernstem Blick zur Insel hinüber.

*

"Eines Tages werde ich der beste Schwertkämpfer der Welt sein. Dafür werde ich hart arbeiten und alles tun, was nötig ist. Und niemand wird mich aufhalten können."

*

Obwohl sie zusammen viel erlebt hatten, waren dies die einzigen Worte an die Ruffy denken konnte. Der Bedeutung, die dahinter steckte, war es schließlich zu verdanken, dass sie alle zueinander gefunden hatten. Jeder einzelne von ihnen besaß einen ihm ganz persönlichen Traum. Und dies war der Grund, warum sie zusammen um die Grand Line segelten, weil sie sich gemeinsam Kraft und Halt gaben, um das Ziel ihrer Träume zu erreichen.

"Wir werden nicht aufgeben!", sprach Ruffy laut und mit fester Stimme, bevor er seine rechte Hand, die zu einer Faust geballt war, hoch in die Luft reckte und mit erhobener Stimme, die über das ganze Deck erscholl, weiter sprach. "Zorro! Wir werden nicht aufgeben! Wir werden unsere Ziele erreichen! Und niemand wird uns aufhalten können!"

Die Fäuste dem Himmel entgegengestreckt, standen die Freunde mit entschlossenen Gesichtern und erhobenen Kopfes an der Reling.

"Niemand wird uns aufhalten können!", schrieen sie gemeinsam das Versprechen laut aus, das zugleich auch ihr letzter Gruß an Zorro war, während ein jeder von ihnen seinen Traum klar vor Augen sah.
 

+ Von allen Kaps, die ich bislang geschrieben habe, finde ich, ist dies das Beste überhaupt geworden. Man könnte schon sagen, dass da mein Herzblut dranhängt. Mir selbst ist das Kap ziemlich nahe gegangen, muss ich ehrlich zugeben. Und - so schlimm sich das jetzt auch anhören mag - ich hoffe, dass es euch nicht besser ergeht. Denn dann ist es mir gelungen, das zu erreichen, was ich wollte: das traurige, melancholische Feeling der Freunde einzufangen +

Bezeugungen der Freundschaft

Es waren mittlerweile drei Wochen vergangen, seit sie Curt Island hinter sich gelassen hatten. Das tragische Geschehen jedoch konnten sie nicht so einfach vergessen. Die Wunde, die ihnen durch Zorros Tod geschlagen wurde, war noch zu frisch. Zwar hatten sie es geschafft zu einem normalen Tagesablauf überzugehen, aber das Gefühl der leeren Lücke, die Zorro hinterlassen hatte, war dennoch spürbar. Auch ging eine Veränderung mit ihnen durch.

Obwohl Ruffy nach wie vor seine lebenslustige und naive Art an den Tag legte, sah man ihn hin und wieder nachdenklich und ernst auf das weite Meer hinausblicken. Chopper schloss sich jeden Tag für eine Stunde im Stauraum ein, wo er heimlich mit Zorros Hanteln trainierte. Robin war noch stiller und schweigsamer geworden, als sie eh schon war, und saß oft auf dem Deck und starrte ausdruckslos vor sich hin. Lysop arbeitete verbissen an mehreren Erfindungen und ließ sich nur zum Essen bei den Freunden blicken. Sanji war ebenfalls ernster geworden, aber auch reizbarer. Jede Kleinigkeit, die ihm nicht passte, konnte ihn bereits an die Decke bringen. Nur Ace hatte sich nicht verändert. Er war zwar mit Zorro befreundet gewesen, aber er hatte ihn nicht so gekannt wie die anderen.

Es war Mittagszeit. Die Freunde hatten sich alle in der Kombüse versammelt, während Sanji und Lysop das Essen auftrugen. Krampfhaft vermieden alle zu dem leeren Platz neben Chopper zu schauen, während ein kalter Regen gegen die Bullaugen prasselte. Vor einigen Tagen schon hatte das Wetter sich geändert und der azurblaue Himmel war nun mit dicken, grauen Wolken verhangen. Die Sonne schaffte es kaum noch ihre Strahlen auf das leicht aufgewühlte Meer zu werfen.

"Wenn jetzt nichts Unvorhergesehenes geschieht", durchbrach Robin leise die Stille in der Kombüse, "dann sollten wir etwa morgen um diese Zeit Emerald Waters erreichen."

Sie legte eine Hand auf ihre rechte Schulter, wo ihre Verletzung unangenehm juckte. Die Fäden hatte Chopper schon längst gezogen, aber dennoch war die Wunde noch nicht ganz verheilt, so dass Robin immer noch die Stelle verbinden musste. Währenddessen war von der Schnittverletzung unter ihrem Auge nur noch eine Narbe zurückgeblieben, wodurch sie jetzt nicht nur eine geheimnisvolle Schönheit ausstrahlte, sondern zusätzlich noch eine düstere Aura erhielt.

Sanjis Verletzung, die vom Knie abwärts führte, war ebenfalls noch nicht verheilt. Aber zumindest war er nicht mehr länger auf die Krücke, die neben dem Herd stand, angewiesen, solange er sein Bein nicht übermäßig anstrengte. Als Chopper ihm vor etwa einer Woche die Fäden gezogen hatte, hatte er den Freund darauf hingewiesen, dass eine hässlichbreite Narbe zurückbleiben wird. Doch das störte Sanji nicht. Er war nur froh darüber, dass er keine bleibenden Schäden davongetragen hatte, und dass sein Bein bald wieder gänzlich Einsatzbereit sein würde.

Der Smutje trug die letzten verbliebenen Schüsseln zum Tisch, wobei er ein leichtes Humpeln nicht unterdrücken konnte.

"Mir gefällt die Sache nicht, dich einfach abzusetzen", meinte Sanji an Ace gewandt, während er sich auf die Bank neben Ruffy setzte.

"Es ist nicht das erste Mal, dass ich allein losziehe", erwiderte Ace unberührt und griff nach der Schüssel mit den Kartoffeln.

"Machst du dir denn keine Sorgen wegen den Soldaten?", fragte Chopper ihn neugierig, während er die Karotten an Robin weiterreichte.

"Wenn ich mich bedeckt halte, wird niemand erfahren, dass ich dort bin."

"Und wie willst du Blackbeard bei all den Städten finden?" Sanji wollte einfach nicht locker lassen. Bei dem Gedanken, dass der Freund sich allein nach Emerald Waters machen wollte, wo sich, wer weiß, wie viele, Marine-Soldaten befanden, machte sich bei ihm ein ungutes Gefühl breit.

"In der Hafenstadt Counters Hill", antwortete Ace bereitwillig, der sich schon längst Gedanken darum gemacht hatte, "oben in Norden der Insel, gibt es ein Viertel, wo sich selbst die Marine nicht hin traut. Da ist wirklich alles vertreten, vom kleinsten Gauner bis hin zum schlimmsten Mörder. Für Blackbeard ist dies der beste Ort, um sich mit jemanden zu treffen."

"Ich habe gehört, dass es einen geheimen Zugang zu diesem Viertel geben soll", wandte Robin ein, während sie nachdenklich mit ihrer Gabel in ihrem Essen herumstocherte. "Dadurch ist es diesen Leuten möglich in der Stadt ein- und auszugehen, ohne die Stadttore passieren zu müssen, die von der Marine kontrolliert werden."

"Richtig, davon habe ich auch gehört", stimmte Ruffys Bruder ihr nickend zu. "Dieser Zugang soll von irgendwelchen Schmugglern angelegt worden sein. Allerdings weiß auch nur, dass der Eingang sich irgendwo an der Küste befindet."

"Also musst du durch eines der Stadttore gehen", schlussfolgerte Sanji grimmig und biss die Zähne fest aufeinander.

"Du meinst, wir", nuschelte Ruffy mit vollem Mund, ohne von seinem fast leeren Teller aufzuschauen. Überraschte Blicke wandten sich ihm ruckartig zu.

"Was denn?", rief Ace erstaunt aus. "Willst du etwa mit?"

"Klar", zuckte Ruffy mit den Schultern und schob sich ein Stück Rindfleisch in den Mund. "Ein wenig Abwechslung täte uns allen ganz gut."

"Und ... und was ist mit der Marine?", gab Lysop stotternd zu bedenken.

"Wir werden uns schon irgendwas einfallen lassen, wie sie uns nicht zu sehen bekommen können", versuchte Sanji die Langnase zu beruhigen und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
 

Zur selben Zeit fand ein ähnliches Gespräch auf einem anderen Schiff statt, das etwa einen Tag hinter der Flying Lamb zurücklag. Im Steuerhaus standen drei Leute um einen kleinen Tisch herum, auf dem eine Karte von Emerald Waters aufgeschlagen dalag.

"Da können wir ja auch gleich die Nadel im Heuhaufen suchen", sprach die Frau mit leicht genervter Stimme. "Bei den zahlreichen Städten können die überall untertauchen."

"Das würde ich so nicht sagen", murmelte der ältere Mann und rieb sich gedankenvoll das Kinn, bevor er mit einem Finger auf einen Punkt auf der Karte zeigte. "Der beste Ort, um sich vor der Marine zu verstecken, ist Counters Hill. Dort im Osten ist nämlich das Schurken-Viertel, wie die Bewohner es, harmlos ausgedrückt, nennen."

"Das Schurken-Viertel?", hakte der andere Mann neugierig nach.

"Die einfachen Soldaten der Marine stehen sich dort einer Armee gegenüber, gegen die sie machtlos sind. Leute von der übelsten Art nämlich haben diesen Stadtteil fest in ihrem Griff. Ich habe noch nie verstanden, dass das Marine-Hauptquartier nichts gegen sie unternimmt. Würde es ihre besten Leute dorthin schicken, glaubt mir, Freunde, dann wäre auch dieser Teil der Stadt unter ihrer Kontrolle."

"Heißt das, die Marine schaut ihnen einfach zu?", fragte die Frau ungläubig.

"So ist es", nickte der Mann ihr bestätigend zu.

"Aber ein Problem haben wir da", meinte die Frau dann nach einer kurzen Weile und schaute dabei auf die Karte hinab. "Wenn die Marine sonst alles andere kontrolliert, wie sollen wir dann in die Stadt kommen?"

"Wir werden ganz einfach in den Hafen einfahren", gab der ältere Mann zur Antwort. "Je unauffälliger wir uns benehmen, desto weniger Beachtung werden uns die Soldaten schenken."

"Kann schon sein, aber auf dem da ist ein Kopfgeld ausgesetzt", wies die junge Frau mit einer schlanken Hand auf den anderen Mann. "Und unauffällig ist er auch nicht gerade."
 

In der Nacht wurde das Wetter schlimmer und heftige Winde wühlten das Meer stark auf, während der Regen schneidend aufs Deck prasselte. Immer wieder mussten Chopper und Lysop Salzwasser, das durch die hohen Wellen aufs Schiff gespült wurde, aus dem Gang schöpfen, der zu den Schlafräumen führte, während Ruffy und Ace Mühe hatten die aufgeblähten Segel einzuholen, da der Wind ihnen die Taue aus den Händen riss. Im Steuerraum lieferten sich derweil Sanji und Robin einen Kampf mit dem Meer, dessen Wellen das Ruder ununterbrochen wegzudrücken versuchte.

Irgendwann gegen drei Uhr nachts war das Unwetter über sie vorbeigezogen und die Freunde atmeten erleichtert auf. Lysop, Ruffy und Ace gingen erschöpft und kraftlos zu Bett, während Chopper sich versichern ging, dass die Verletzungen von Sanji und Robin die Anstrengungen unbeschadet überstanden hatten. Nach einer kritischen Untersuchung, in der er nichts zu beanstanden hatte, legte auch er sich in sein weiches Bett und war binnen kürzester Zeit eingeschlafen.

Sanji musste gezwungenermaßen wach bleiben, da er die Nachtwache hatte, während Robin ihm noch ein wenig Gesellschaft leistete und ihm half wieder Ordnung in der Kombüse zu schaffen. Der Smutje hatte an einer neuen Kreation eines Salates gearbeitet, als der Sturm über sie hereingebrochen war. Überall auf dem Boden verteilt, lagen vereinzelte Blätter eines Kopfsalates. Gurkenscheiben klebten auf dem Tisch, auf den Bänken und an den Wänden, ebenso auch die kleinen Karottenscheibchen. Mit einem bedauernden Blick wischte Sanji den verschütteten Dressing, den er mit dem feinsten Kräutern, die es auf der Grand Line zu kaufen gab, verfeinert hatte, vom Boden, während Robin die nicht mehr zu gebrauchenden Essensreste aufsammelte und in den Müll warf. Anschließend setzte sie in dem blau-weißen Teekessel Wasser auf, um sich einen Kräutertee zu machen.

"Danke für deine Hilfe", meinte Sanji und wusch sich die Hände.

"Das habe ich gerne getan", antwortete Robin, während sie zwei Tassen aus einen der Hängeschränke herausholte.

"Du solltest jetzt aber auch Schlafen gehen", meinte er und lehnte sich mit verschränkten Armen neben der dunkelhaarigen Frau an der Arbeitsfläche.

"Dafür bin ich noch viel zu aufgedreht."

"Deine Schulter?", fragte Sanji mit besorgtem Blick.

"Sie schmerzt etwas. Aber das geht schon wieder vorbei."

Nachdem Robin Teebeutel in den Tassen getan hatte, goss sie das dampfende Wasser hinein, während Sanji das Glas Honig, das immer auf der Arbeitsfläche stand, zum Tisch hinübertrug, wo sie sich gegenüber dem anderen auf die Bank setzten.

"Du bist sehr still geworden in der letzten Zeit", unterbrach Sanji langsam die minutenlange Stille. Er schaute hinunter auf seine Tasse, auf der ein feiner Dampf aufstieg, während er gedankenverloren mit einem Löffel darin herumrührte.

"Du hast dich aber auch verändert", erwiderte Robin ernst und musterte den Smutje mit aufmerksamem Blick, um dessen Lippen sich ein spöttischer Zug gelegt hatte. "Du bist nicht mehr so ausgelassen wie einst. Außerdem forderst du geradezu jeden heraus sich mit dir zu streiten. Es fehlt dir, nicht wahr?"

Ein kurzes, hartes Auflachen, das bar jeglichen Humors war, drang aus seiner Kehle. Er hätte damit rechnen müssen, dass Robin ihn durchschaute. Ihre Umgebung beobachtete sie stets mit wachsamen Augen, so dass ihr kaum etwas entging. Sanji stellte sein rechtes Bein auf die Sitzfläche der Bank, und während er seinen Arm auf seinem Knie stützte, zündete er sich eine Zigarette an, von der der Smutje einen tiefen Zug nahm.

"Es war zu einem Teil meines Lebens geworden", antwortete er schließlich und richtete seinen geistigen Blick in die Vergangenheit. "Seit unserem Zusammentreffen auf dem Baratie haben wir nie etwas anderes getan. Für uns beide war dies der einzige Weg uns unsere Freundschaft zu zeigen."

"Ich weiß, es würde dir nicht sehr viel helfen", meinte Robin nach einer Weile, in der es wieder still in der Kombüse wurde, "aber wenn du jemanden zum streiten brauchst, bin ich gerne für dich da."

"Ich weiß bereits, was du mit Zorro gemacht hast", grinste Sanji und warf ihr dabei einen belustigten Blick zu. "Lysop hat mir den Vorfall ausführlich geschildert. Das Bild hätte ich nur zu gerne gesehen, wie er am Boden lag."

"Ich war in dem Moment einfach zu genervt", gab Robin als Erklärung ab, während sich ein leises Lächeln auf ihren Lippen legte. "Nach dem Angriff mit der Tabasco-Bombe war ich an einem Punkt angelangt, wo ich die ganze Suche nach dem Schatz am liebsten geschmissen hätte. Und dann fing Zorro auch noch an mich anzubrüllen. Ich weiß ja, dass er nicht auf mich wütend war. Aber trotzdem, es hat das Fass zum Überlaufen gebracht."

"Erzählst du mir, was dich bedrückt?", fragte Sanji, dem der wehmütige Ausdruck in ihren Augen nicht entgangen ist. Er war leicht überrascht, dass Robin auf seine Frage antwortete, da sie gefühlsmäßig sehr verschlossen war und den Freunden kaum einen Blick in ihr Inneres gewährte.

"Ich stelle mir immer wieder die Frage, ob unsere Träume es wert sind für sie zu sterben. Aber ich komme auf keine Antwort. Einerseits denke ich mir, dass unser Leben viel zu kostbar ist, und dass wir es genießen sollten, ohne es auf Spiel zu setzen. Aber dann wiederum sage ich mir, dass es doch unsere Träume sind, durch die wir geformt werden und an denen wir wachsen."

"Du kannst auch auf keine Antwort kommen", erwiderte Sanji mit ernster Stimme, während er wieder einen Zug von seiner Zigarette nahm, "wenn du bereist die falsche Frage stellst."

Robin bedachte den jungen Mann vor sich mit einem überraschten Blick. Nachdenklich zog sie die Stirn in Falten und wartete darauf, dass Sanji ihr seine Äußerung genauer erklären würde.

"Würdest du für deine Freunde sterben wollen?", antwortete er sachlich. "Das ist die richtige Frage. Zorro ... er ... er ist nicht für seinen Traum gestorben, sondern weil er versucht hat seine Freunde zu beschützen. Er hätte mit dem ganzen Gold auf seinem Rücken verschwinden können. Aber das hat er nicht getan. Genauso wenig, wie du ihn nicht hast fallen lassen, als wir da unten in diesem Tunnel waren. Obwohl du in einem geschwächten Zustand warst, hast du ihn dennoch festgehalten. Er hatte dir befohlen, ihn loszulassen, aber du hast nur gesagt: "Freunde, schon vergessen?"

Stille kehrte wieder ein, in der die beiden Freunde sich an das Geschehen zurückerinnerten. Sie waren durch den Dschungel auf Curt Island gelaufen, als sie zu einem Höhleneingang ankamen, der zu dem heiligen Siegel geführt hatte, das sie zum Finden des Schatzes gebraucht hatten. Was sie bei dem Betreten der Höhle anfangs jedoch nicht gewusst hatten, war, dass der Gang voll mit tödlichen Fallen war, so dass es auch nicht lange gedauert hatte, als sie eine davon ausgelöst hatten. Der Boden unter ihren Füßen war ganz plötzlich zusammengebrochen. Robin hatte ihre Teufelskräfte benutzt, um von der Decke herab Seile aus Armen herabzulassen, während sie zugleich dieselbe Konstruktion aus ihrer freien Hand hatte sprießen lassen, um Zorro vor dem sicherlich tödlich verlaufenden Sturz zu bewahren.

"Da bemerkte ich zum ersten Mal, dass sich etwas verändert hat", erzählte Sanji langsam weiter und wärmte seine Hände an seiner Tasse. "Anfangs wusste ich nicht, was es war, aber dann erkannte ich es. Es war Freundschaft, die ihr euch gegenseitig gezeigt habt. Schon komisch, wir hatten immer angenommen, dass es so was zwischen euch nie geben würde."

Bei seinen letzten Worten hob Sanji seinen Blick und sah in Robins Gesicht. Er bemerkte an ihrem Ausdruck in den Augen, dass sie sich vor ihren Gefühlen wieder verschließen wollte. Doch das wollte er nicht zulassen. Entschlossen griff er über den Tisch nach ihrer Hand, die abwesend über der rauen Oberfläche strich. Ein überraschter Blick traf seine dunklen Augen.

"Tu das nicht", bat Sanji sie mit sanfter Stimme, während er leicht mit seinem Kopf schüttelte. "Versteck dich nicht immer hinter einer gefühlskalten Wand."

Unsicher über die Bemerkung geworden, wusste sie nicht, wie sie sich verhalten sollte, als Sanji auch schon weiter sprach.

"Ich gebe zu, dass wir ziemlich verrückte Chaoten sind, die in mancherlei Hinsicht gewisse Situationen nie ernst nehmen, aber für einen Freund sind wir immer da. Wir akzeptieren dich so, wie du bist, aber ich wünschte wirklich, dass du uns an deinen Gefühlen und Geheimnisse teilhaben lässt. Glaub mir, was auch immer in deiner Vergangenheit geschehen sein mag, es würde nichts an unserer Freundschaft ändern. Dass wir dir viel bedeuten, hast du uns schon des Öfteren bewiesen. Ebenso auch, dass in deinem Körper ein gutes und warmes Herz steckt."

"Wenn das wirklich stimmt", sprach Robin mit gebrochener Stimme, die gerührt von den liebevollen Worten war, "warum hat niemand sonst vorher dies bemerkt?"

Nach diesen Worten stand Sanji auf und ging langsam um den Tisch herum, wo er sich auf Robins linke Seite setzte. Den Arm um ihre Schulter geschlungen, zog er sie an sich und legte seine Wange auf ihren Scheitel.

"Ich hab keine Ahnung, warum die meisten Leute blind vor der Wahrheit stehen", sprach er dann. "Aber wichtig ist doch, dass wir, deine Freunde, dies nicht tun."

Sie saßen lange Zeit so da, still und gedankenverloren, bis Robin mit leiser und unsicherer Stimme begann zu erzählen. Es war das erste Mal, dass sie einer Person von ihrem Leben erzählte. Obwohl die Furcht sie fest in ihren Fängen hatte, schilderte Robin genau, was sie alles erlebt hatte. Sanji hörte ihr die ganze Zeit über geduldig zu, drückte aufmunternd ihre Hand, wenn ihre Stimme zu versagen drohte, oder zog sie tröstend an sich.
 

+ Eine Frau, zwei Männer - aber keine Namen. Ich weiß, das ist fies von mir. Aber ich will euch ja die Überraschung nicht verderben, indem ich es jetzt schon verrate. Ein paar Kaps müsst ihr euch noch gedulden, bis das Rätsel über ihre Identität gelüftet wird. In der Zwischenzeit könnt ihr euch ja darüber Gedanken machen +

Ein Schrecken kommt selten allein

Die beiden Freunde hatten die ganze Nacht über miteinander geredet, ohne gemerkt zu haben, wie die Zeit vergangen war. Sanji fühlte einen Anflug von Stolz darüber, dass sich Robin ihm geöffnet hatte, und endlich konnte er auch verstehen, warum sie zu der Person geworden war, die sie heute war. Er hoffte, dass sie jetzt, nachdem sie jemanden ihr Inneres gezeigt hatte, sich nicht wieder hinter einer undurchdringlichen Mauer verstecken würde.

"Der Tag bricht an", riss Robin ihn aus seinen Gedanken. Ein Blick aus dem Bullauge ließ Sanji erkennen, wie das Schwarz der Regenwolken am Himmel langsam einen dunklen Grauton annahm. Dann stand er von der Bank auf, wo er Robin gegenüber gesessen hatte, um erneut einen Kessel mit Wasser aufzusetzen. Mittlerweile hatte er aufgehört mitzuzählen, wie oft er dies in der letzten Nacht bereits schon getan hatte.

"Hatte Ace schon erwähnt, wie wir in die Stadt kommen wollen?", fragte sie den Smutje.

"Seit gestern Mittag hat er mir gegenüber nichts mehr darüber gesagt", antwortete Sanji und runzelte die Stirn. "Aber wir müssen uns auf jeden Fall etwas einfallen lassen."

"Am Besten wäre es getrennt in die Stadt zu gehen", schlug Robin vor und stützte nachdenklich das Kinn auf eine Hand, während sie aus dem Bullauge schaute. "Als Gruppe würden wir sofort auffallen."

"Das stimmt." Während Sanji darauf wartete, dass das Wasser kochen würde, setzte er sich mit zwei Schüsseln und einem Messer wieder an den Tisch und fing an die Äpfel, die sie auf Curt Island gekauft hatten, für das Frühstück an zu schälen. Bei dem Anblick des saftig, grünen Obstes verspürte Robin einen Anflug von Hunger und griff kurzerhand nach einem großen, runden Apfel. Wenn es Ruffy und nicht die dunkelhaarige Schönheit gewesen wäre, hätte Sanji auf die vorwitzige Hand geschlagen, aber so schenkte er ihr nur ein Lächeln.

Die angenehme Stille, in der das leise Prasseln des Regens am Bullauge und das sanfte Schneiden des Messers, das durch das Fruchtfleisch schnitt, zu hören waren, wurde jäh unterbrochen, als die Kombüsentür laut krachend gegen die Wand flog und Ruffy im Eingang stand.

"Das Frühstück ist noch nicht fertig?", fragte er mit enttäuschtem Gesichtsausdruck und ließ sich neben Robin auf die Bank plumpsen. Mit einem gierigen Blick auf die Schüssel mit dem Obst wollte Ruffy gerade danach greifen, als Sanji seine Faust schmerzhaft auf die Hand des Freundes knallen ließ.

"Finger weg", drohte der Smutje mit einer tiefen, grimmigen Stimme.

"Ich hab aber so einen Hunger", jammerte Ruffy und schüttelte dabei seine Hand, damit der Schmerz daraus verschwand. Im gleichen Augenblick begann auch schon der Wasserkessel an zu pfeifen. Da Sanji sich nicht gleichzeitig um das Wasser und um Ruffy kümmern konnte, stand Robin bereitwillig auf und nahm den Kessel von der Herdplatte. Sekundenspäter zog ein aromatischer Kaffeeduft durch die Kombüse.

"Hey, Leute", wurden die Freunde auch schon von Ace gutgelaunt begrüßt. Zielstrebig ging er zu Robin und schnappte sich eine dampfende Tasse, die sie eben erst gefüllt hatte.

"Wie ist die Nachtwache gelaufen?", wandte er sich daraufhin neugierig an Sanji. Ihm ist aufgefallen, dass sowohl der Smutje als auch Robin noch immer dieselben Sachen vom gestrigen Tage trugen.

"Keine Vorfälle", antwortete Sanji achselzuckend und trat mit der Schüssel, in der die geschälten Äpfel waren, zum Waschbecken, um sie noch einmal kurz unter kaltes Wasser zu halten.

"Bist du sicher?", hakte er noch mal nach und konnte sich ein wissendes Lächeln nicht verkneifen. Im nächsten Moment stieß er ein gequältes Stöhnen aus, als ihm ein schlanker Arm aus der Schulter wuchs und ihn unsanft am Ohr zog.

"Du stellst zu viele Fragen", erwiderte Robin mit einer eher gelangweilten Stimme, während sie von einem frischen Brotlaib, das Sanji noch am gestrigen Tage gebacken hatte, dicke Scheiben abschnitt.

"Apropos Fragen", ging Sanji dazwischen, "wie hast du dir das eigentlich vorgestellt, wie wir in die Stadt kommen wollen?"

"Verkleidet, natürlich", antwortete Ace, als wenn es die selbstverständlichste Sache wäre.
 

Am frühen Nachmittag ankerte die Flying Lamb in einer kleinen, abgelegenen Bucht im Norden der Insel, die vom Meer aus nicht einzusehen war, da sie fast schon von drei Seiten von riesigen Klippen umgeben war. Ihre Höhen senkten sich ins Landesinnere ab, so dass man sie zu Fuß problemlos erklimmen konnte. Dadurch war es für die Freunde auch kein Problem an Land zu kommen. Nachdem die Flying Lamb auf gleicher Höhe mit einer der Steilwände war, warfen sie den Anker aus und überbrückten den kurzen Abstand über das Wasser mit einer Planke.

Bevor die kleine Gruppe sich aber auf den Weg zum westlichen Stadttor begaben, veranstalteten die Jungs eine kleine Modenschau in ihrem Zimmer, das durch eine provisorisch aufgehängte Decke eingeteilt war. Dahinter verstreut lagen Unmengen von Hosen, Hemden, Hüte, Schals und Gürtel in verschiedenen Farben und Größen. Selbst Decken und Tücher hatten Lysop und Chopper herausgeholt. So entwarfen die Jungs ein Kostüm nach dem anderen, das sie anschließend ihren Freunden stets mit einem pompösen Auftritt vorführten, indem sie theatralisch hinter dem Vorhang hervorsprangen. Sie hatten solch einen Heidenspaß an ihrem Spiel, dass sie gänzlich vergaßen, warum sie überhaupt mit der Maskerade begonnen hatten.

Sanji verließ das Zimmer immer noch mit einem Lachen auf den Lippen. Der Anblick Lysops war aber auch zu komisch gewesen. Während der schwarze Schlapphut mit einer abgeknickten, zerfransten Feder ihm ständig ins Gesicht gerutscht war, hatte die Langnase ihre Müh und Not gehabt die blaue Hose festzuhalten, die deutlich sichtbar mehrere Nummern zu groß war. Die Hosenbeine waren bereits mehrfach an den Füßen umgekrempelt.

"Hey, Robin", grüßte Sanji die dunkelhaarige Frau am Tisch, als er die Kombüse betrat. "Du verpasst da unten eine Menge Spaß."

"Das ist nicht zu überhören", lächelte Robin. Und wie zur Bestätigung drang das ausgelassene Gelächter der Freunde zu ihnen rauf. "Aber wollten wir heute nicht noch in die Stadt?"

Wie angewurzelt hielt der Smutje in seiner Bewegung inne, als er gerade dabei war, sich heißen Kaffee in eine Tasse zu gießen. Im nächsten Augenblick schlug er sich dann die Hand vor der Stirn.

"Natürlich", stöhnte er laut auf. "Das haben wir ja ganz vergessen."

Kaum, dass er die Worte ausgesprochen hatte, war er auch schon aus der Kombüse geflitzt. Eiligst rannte er in das Jungenzimmer, wo er die Freunde an ihre eigentliche Mission erinnerte. Sofort setzten sich alle in einem engen Kreis zusammen und besprachen mit verschwörerisch klingenden Stimmen, wie sie die Stadtwache austricksen wollten. Nach etwa einer guten Stunde dann versammelten sich alle an Deck, bereit, sich in ein neues Abenteuer zu stürzen.

Der Weg zum Westtor führte sie durch ein kleines, lichtes Wäldchen, in denen ihnen einige Eichhörnchen und Wildhasen begegneten, bis sich vor ihnen eine weitflächige Wiese erhob. Sich tief im Schatten der Bäume haltend, überblickten sie mit wachsamen Augen das Feld. In der Ferne konnten sie die schemenhaften Gestalten von einigen Leuten erkennen, die aus Counters Hill kamen. Hauptsächlich waren es Bauern und Händler, die ihre nicht verkauften Waren auf den Ladeflächen von Kutschen oder Schubkarren zurück in ihre Dörfer brachten. Vom Waldrand aus besprachen die Freunde noch einmal alle Einzelheiten ihres Plans. Sie hatten ausgemacht, dass sie in zwei Gruppen gingen, wobei die letztere den anderen eine halbe Stunde Vorsprung lassen solle.

So machten sich dann Sanji, Robin und Chopper, als Pärchen mit Haustier getarnt, auf dem Weg. Schon nach kurzer Zeit sahen sie vor sich die meterhohen Mauern von Counters Hill, die sich hell vom graubewölkten Himmel abhoben. Das Westtor war ein riesiger, zweiflügeliger Rundbogen mit einem schwarzen Fallgitter, vor dem zwei Soldaten in der weißen Kleidung der Marine postiert waren. Am Rande der Straße war ein einfacher, schmuckloser Tisch aufgebaut, an dem sich ein weiterer Soldat befand und sich mit einem Kameraden unterhielt, während er den Packen Steckbriefe ordentlich vor sich hinlegte.

Kurz bevor die drei Freunde in Sichtweite der Soldaten kamen, legte sich Chopper, der von seiner kleinen Gestalt zu einem ausgewachsenen Elch gewechselt hatte, zögerlich ein rotes Halsband mit Leine um, die Robin nur widerwillig in die Hand nahm. Die nötige Maskerade, wodurch der kleine Elch zu einem Haustier degradiert wurde, gefiel ihnen beiden nicht. Aber eine andere Lösung, wie sie Chopper sonst hätten in die Stadt schleusen können, hatten sie nicht gefunden.

Um ihre Tarnung perfekt zu machen, legte Sanji, innerlich freudig strahlend, einen Arm um Robins schlanke Taille, nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte. Betont lässig traten sie daraufhin auf das Tor zu.

"Einen schönen, guten Tag wünsche ich den Herren", begrüßte Sanji die Soldaten mit freundlicher Stimme, derweil Robin ihnen lächelnd zunickte.

"Das wünschen wir Ihnen auch", sagte der Soldat, der neben dem Tisch stand, und hob grüßend die Hand an den Kopf. Die Freunde schlenderten weiter und befanden sich fast schon unter dem Tor, als der andere Soldat mit den Steckbriefen sie zurückhielt.

"Warten Sie einen Moment", sprach er mit befehlsgewohnter Stimme, während er die Briefe vor sich durchging. Bevor sich Sanji und Robin zu dem Mann umdrehten, wechselten sie noch einen alarmierten Blick aus, während Chopper ängstlich den Atem anhielt.

"Gibt es ein Problem?", fragte Sanji den Soldaten ruhig, obwohl sein Herz wie rasend schlug.

"Das kann ich Ihnen noch nicht sagen", murmelte der Mann abwesend.

"Sie können mir das noch nicht sagen?", wiederholte Sanji die Worte mit einem warnenden Unterton, wodurch der Soldat aufblickte. "Meine Frau und ich sind zum Essen bei dem Bürgermeister eingeladen, wo wir liebend gerne pünktlich erscheinen würden. Und sie halten uns jetzt auf und kennen nicht einmal den Grund dafür?"

Bei der Erwähnung des Bürgermeisters sahen die Soldaten ihren Kameraden schreckerfüllt an und gaben ihm hastige Zeichen, die beiden Personen mit ihrem seltsamen Haustier passieren zu lassen. Obwohl der Mann selbst erst einmal Schlucken musste, wollte er unbeirrt weitermachen, da er das Gefühl hatte, die Gesichter der beiden Personen, insbesondere das der Frau, schon vorher gesehen zu haben.

"Ach, Schatz", säuselte Robin jetzt verliebt und schmiegte sich enger an Sanjis Arm, dessen Herz sogleich ein Freudensprung machte. "Der gute Mann tut doch nur seine Pflicht. Es ist doch nicht schlimm, wenn wir ein paar Minuten zu spät kommen. Außerdem können wir so deinem Freund davon berichten, wie sorgfältig seine Männer ihrer Arbeit nachgehen."

"Äh ... ich denke, es ist nicht nötig Sie noch weiter aufzuhalten", ging einer der Soldaten eiligst dazwischen. Die Männer kannten den Bürgermeister und wussten, wie viel Wert er auf Pünktlichkeit legte. Außerdem würde er es sicher nicht gerne hören, dass seine Freunde von ihnen, den Soldaten, belästigt wurden.

Derweil saß sein Kamerad unbeweglich am Tisch und starrte blicklos auf die gelblichen Steckbriefe, während ihm der Schweiß nur so auf der Stirn stand.

"Wir dürfen also weiter?", hakte Sanji fragend nach.

"Ja, ja", meinte einer der Soldaten am Tor und winkte sie hindurch, woraufhin die Freunde langsam die Straße entlang schritten. Als sie dann außer Hörweite waren, stießen sie alle einen erleichterten Seufzer aus.

"Das war verdammt knapp", stöhnte Sanji und wischte sich einige Schweißtropfen von der Stirn, die sich an seinem Haaransatz angesammelt hatten.

"Wir sollten jetzt so schnell wie möglich zu diesem Viertel gelangen", erwiderte Robin, wobei ein gewisses Unbehagen deutlich aus ihrer Stimme zu hören war. "Wer weiß, ob sich der Bürgermeister hier nicht irgendwo herumtreibt."

"Können wir nicht die Seitenstraßen nehmen?", fragte Chopper leise, der darauf bedacht war die Aufmerksamkeit der Leute, die seine Anwesenheit bereits schon auf sich lenkte, nicht noch mehr zu erhöhen.

"Zu riskant", antwortete Sanji, während er so tat, als würde er mit Robin sprechen. "Diese Straße führt uns direkt zu dem Viertel. Würden wir jetzt eine Nebenstraße nehmen, könnte es sehr leicht passieren, dass wir ganz woan ..."

"Oh, Mist!", unterbrach Robin den Smutje grob und zerrte ihn und Chopper eiligst zu einem Schaufenster eines Schmuckgeschäfts. Davor stehen bleibend, sorgte sie dafür, dass der kleine Elch sich zwischen der Wand und ihren Beinen befand. "Mach dich klein, Chopper!"

"Was ist denn los?", wollte Sanji gespannt wissen, während Chopper dem Befehl nachkam und sich in seine kleine Gestalt verwandelte.

"Zwei bekannte Gesichter kommen auf uns zu", flüsterte Robin dem Freund leise zu und senkte den Kopf. "Achte darauf, dass dein Gesicht sich nicht in dem Glas widerspiegelt."

Gut versteckt hinter den Beinen der Freunde lugte Chopper mit seinen kleinen Knopfaugen auf die Straße, während Sanji ebenfalls seinen Kopf senkte. Als der kleine Elch die beiden Gestalten sah, von denen Robin gesprochen hatte, trat ein panischer Ausdruck in seinen Augen.

"Sieh mal, Schatz", sprach Robin laut und schmiegte sich enger an Sanjis Arm, derweil sie mit einer Hand auf ein Collier aus Rubinen wies. "Meinst du, die Kette würde mir stehen?"

Etwas überrumpelt über diese Frage und auch, weil er in diesem Moment erkannte, wer sich ihnen näherte, wusste Sanji zunächst nicht, was er sagen sollte. Erst einen Stoß in seinen Rippen brachte ihn wieder zur Besinnung.

"Kein Schmuckstück auf der Welt würde deiner Schönheit gerecht werden", betonte Sanji schließlich mit verliebt klingender Stimme, während er unter gesenkten Augen das Spiegelbild des ungleichen Paares beobachtete, das in diesem Augenblick an ihnen vorbeiging. Sein Herz klopfte dabei wie verrückt, derweil sich kalter Schweiß auf seiner Stirn bildete. Chopper presste sich derweil enger hinter den schützenden Beinen der Freunde.

"Was für ein dämliches Gesülze", grollte der Mann mit tiefer Stimme.

"Ich fand es sehr romantisch", antwortete die dunkelhaarige Frau an seiner Seite, während sie ihre Brille auf der Nase zu Recht rückte. Als Antwort erhielt sie nur ein abfälliges Schnauben, das aus tiefster Seele zu kommen schien.

Robin stieß den angehaltenen Atem aus, nachdem die beiden Personen zwischen den anderen Passanten auf der Straße verschwanden.

"Verdammt, was macht der denn hier?", fluchte Sanji mit unterdrückter Stimme.

"Was sollen wir denn jetzt machen?", fragte Chopper mit ängstlicher Stimme. "Die gehen zum Stadttor."

"Wir werden weiter nach Plan vorgehen", bestimmte Robin, während sie mit wachsamen Blicken den beiden Gestalten hinterher sah. "Es ist zu gefährlich ihnen zu folgen. Wenn sie oder die Soldaten uns sehen, dann war es das mit unserer Tarnung."

"Wir können jetzt nur noch hoffen", warf Sanji mit einem leicht besorgten Gesichtsausdruck ein, "dass Ruffy und die anderen unbemerkt an den beiden vorbeikommen."

Die Freunde wandten sich wieder der Straße zu, wobei es Chopper gelang sich unbemerkt wieder in einen Elch zu verwandeln. Scheinbar gemütlich schlendernd gingen sie an zahlreichen Geschäften und Wohnhäusern vorbei, wobei sie auch den großen Marktplatz im Zentrum der Stadt überquerten, in dessen Mitte ein imposanter Springbrunnen stand. Da es mittlerweile auf den Abend zuging, bauten die diversen Händler auf dem Platz ihre Stände ab, während einige Verkäufer ihre Läden schlossen. Und auch die Bewohner der Stadt eilten mit ihren Einkäufen in den Armen nach Hause zu ihren Familien.

Nach etwa einer halben Stunde erreichte die kleine Gruppe das Ende der Hauptstraße und befanden sich nun vor einer drei meterhohen Backsteinmauer, hinter der das so genannte Schurken-Viertel lag. Als sie den Weg zu ihrer rechten Seite entlang schauten, bemerkten sie einen verschlossen Durchgang in der Wand, dem sie sich langsam näherten.

Etwas verwirrt betrachteten die Freunde die massivaussehende, breite Holztür vor sich, die mit mehreren Eisenscharnieren versehen war. Auf der Höhe eines ausgewachsenen Mannes befand sich in der Mitte der Tür ein kleines viereckiges Fenster, das durch eine Metallplatte geschlossen war.

"Sag bloß, wir müssen erst anklopfen?", wunderte sich Sanji und rieb sich sein stoppeliges Kinn.

"Sieht wohl so aus", war Robins einziger Kommentar.

Daraufhin trat Sanji näher an die Tür heran und ließ mit der Faust ein kräftiges Klopfen hören. Sekundenspäter schob sich die Metallplatte vor dem Fenster weg und ein breites, unrasiertes Gesicht kam dahinter zum Vorschein. Von zwei grimmigen, haselnussbraunen Augen wurden die Freunde kritisch von oben bis unten gemustert.

"Was wollt´n ihr hier?", fragte das Gesicht mit rauchiger Stimme.

"Wir wollen rein", antwortete Sanji trocken. Insgeheim musste er über diese dämliche Frage den Kopf schütteln. Auf seine Antwort hin brach der Mann hinter der Tür in ein solch lautes Lachen aus, dass es den Freunden in den Ohren anfing zu dröhnen.

"Der is gut", sprach dieser immer noch lachend. "Hey, Sammy, schau dir diese Typen ma an. Die woll´n doch tatsächlich rein."

Das Gesicht des Mannes wurde durch ein langes, bärtiges Gesicht ersetzt, das sie aus zwei blauen Augen, so dunkel wie der Ozean, ansah. Auch dieser Mann, der wohl Sammy zu sein schien, brach ebenfalls in Gelächter aus.

"Dürfen wir erfahren, was so lustig ist?", fragte Sanji mit mühsam kontrollierter Stimme. Eine leicht anwachsende Wut machte sich in ihm breit, die immer größer wurde, je länger sich die beiden Kerle amüsierten.

"´tschuldige, Kumpel", meinte der Mann mit den braunen Augen, der sich eine kleine Träne aus den Augenwinkeln wischte. "Aber ihr seid völlig falsch hier."

"Ist das etwa nicht der Zugang zu dem Schurken-Viertel?", fragte Robin nach und blickte verwirrt zu Sanji, der nur ratlos mit den Schultern zucken konnte.

"´türlich", kam die Antwort. "Das is das Schurken-Viertel. Ihr wollt doch nich etwa wirklich hier rein, oder?"

"Sonst hätten wir ja wohl kaum geklopft", erwiderte Sanji ungeduldig. "Also, können wir jetzt endlich rein?"

"Hey, hey, hey, Freundchen", sagte der Mann mit warnender Stimme. "Nich in diesen Ton! Außerdem muss ich erst ma wissen, wer ihr seid. So, wie ihr ausseht, scheint ihr von der Marine zu sein. Und dieses Pack kommt hier nich rein!"

"Wir gehören zur Strohhutbande", gab Sanji genervt als Antwort, woraufhin er wieder ein ausgelassenes Gelächter erntete.

"Das wird ja immer besser", grölte die Stimme Sammys hinter der Tür.

"Da merkt ma doch gleich, dass ihr keine Ahnung nich habt", lachte auch dessen Kumpel.

"Warum lachen die?", wandte sich Chopper verwirrt an Robin, die allmählich selbst ungeduldig wurde.

"Mir reicht es", stieß Sanji wütend aus. Mit seinem rechten Bein holte er weit aus, bevor er der Tür einen kräftigen Tritt verpasste. Diese riss sich aus ihren Angeln und begrub den braunäugigen Mann unter sich, der mit einem peinigenden Stöhnen zu Boden ging, während Sammy die Augen vor Überraschung weit aufriss.
 

In der Zwischenzeit näherten sich Ruffy, Lysop und Ace dem westlichen Stadttor.

"Versuch gerade zu laufen!", ermahnte Ace seinen Bruder, der unter einem langen, braunen Mantel versteckt war, während er selbst auf Ruffys Schultern saß. Aufgrund dessen, dass auf dem Käpt´n ein hohes Kopfgeld ausgesetzt war, würden die Marinesoldaten ihn sicher sofort erkennen, zumal sein Erkennungszeichen ja sein Strohhut war. Daher hatten es die Freunde für angebracht gehalten, Ruffy zu verstecken und es so aussehen zu lassen, als wenn sie nur zu zweit wären.

"Ich kann aber nicht sehen, wohin ich gehe", kam es gedämpft unter dem Mantel hervor, während Ruffy verzweifelt versuchte durch den winzigen Spalt der Knopfleiste den Weg vor sich zu erkennen.

"Das wird uns niemand abkaufen", bibberte Lysop mit ängstlicher Stimme, der sich im Geiste schon ausmalte, wie die Soldaten sie festnehmen würden. Er hatte sich eine knallrote Perücke aufgesetzt, deren langen, glatten Haare er mit einen von Robins Haargummis zu einem Zopf gebunden hatte. Dazu trug er einen blauen Overall, der fast überall mit bunten Flicken versehen war, sowie eine kurze, langärmelige Jacke.

"Red nicht so einen Unsinn", erwiderte Ace mit ungewohnt scharfer Stimme. "Unsere Verkleidung ist perfekt."

Lysop bedachte den Freund mit einem kurzen, zweifelnden Blick, während sie sich den vier Soldaten am Tor näherten. Das wird nicht klappen, das wird nicht klappen, dachte er immer wieder, während seine Knie zitternd den Takt dazu schlugen.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sahen sich die Soldaten an, nachdem sie die beiden merkwürdigen Figuren bemerkt hatten, die auf sie zukamen.

"Der eine scheint ja mächtig einen über den Durst getrunken zu haben", murmelte einer der Soldaten seinem Kameraden zu, während sie die größere Gestalt dabei beobachteten, wie sie torkelten Schritts von einer Straßenseite zur anderen wankte. Dabei wurde die kleinere, schmächtigere Gestalt immer wieder angerempelt.

"Was wollt ihr hier?", fragte der Soldat am Tisch, während er die Neuankömmlinge von oben bis unten kritisch musterte.

"Wir sind Komiker", antwortete Ace mit unbekümmerte Stimme. "Wir würden gerne hier in den Wirtshäusern auftreten, wenn es erlaubt ist."

"Komiker, ja?", wiederholte der Soldat, der, aufgrund des Aussehens der beiden Figuren, keine Zweifel an der Aussage hegte. "Und was könnt ihr?"

"Och, wir sind da sehr vielseitig", gab Ace als Antwort und wies dann anschließend auf Lysop, dessen Adamsapfel nervös auf und ab hüpfte. "Mein Freund hier kann zum Beispiel sehr gut mit Bällen jonglieren. Und ich arbeite gerade an einem Programm als Bauchredner."

"Bauchredner?", fragte ein anderer Soldat interessiert. "Kannst du uns was vorführen?"

"Aber sicher", strahlte Ace, während Lysop einen leisen, erfreuten Seufzer darüber ausstieß, dass nicht er einen Trick vorführen soll. Mit verschränkten Armen starrte Ace derweil in den grauen Himmel und tat so, als würde er überlegen, was er sagen soll, während er seinem Bruder mit seiner Ferse in die Rippen trat.

"Hey, Mann, das tat weh!", krähte Ruffy daraufhin unter dem Mantel hervor und rieb sich die schmerzende Seite, wodurch Ace ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht wurde. Eiligst drückte er seine Oberschenkel fest gegen Ruffys Kopf, um nicht nach hinten überzukippen.

"Ich bekomme keine Luft!", schnaufte Ruffy, der versuchte die Beine seines Bruders auseinanderzustemmen. Doch dieser verstärkte nur noch den Druck, woraufhin jetzt auch die Finger seines Bruder eingeklemmt waren.

"Was soll das?", rief Ruffy, der einige Schritte zurückstolperte. Lysop wurde bei dem Anblick des umherschwankenden Ace kalkweiß im Gesicht, während er schon damit rechnete, dass die beiden Freunde jeden Moment auf den Boden fielen. Derweil beobachteten die Soldaten dem Schauspiel verwirrt, aber auch mit bewunderten Blicken zu. Soviel Talent hatten sie dem tollpatschigwirkenden Mann nicht zugetraut. Sie konnten nicht einmal sehen, wie er beim Sprechen den Mund bewegte.

"Na ja, dieser Trick ist noch im Aufbau", versuchte Ace das merkwürdige Verhalten zu erklären, nachdem sein Bruder nicht mehr herumzappelte, und er selbst auch wieder sein Gleichgewicht gefunden hatte.

Als die Soldaten begriffen, dass die Vorstellung beendet war, klatschten sie begeistert in die Hände.

"Sobald ihr einen Ort gefunden habt", sprach ein Soldat mit freudiger Miene, "wo ihr auftretet, müsst ihr uns unbedingt Bescheid geben."

"Das war wirklich eine beeindruckende Vorstellung", stimmte einer seiner Kameraden zu. Lysop musste sich derweil sehr zusammenreißen, seine Überraschung nicht offen zu zeigen. Er konnte nicht glauben, dass die Soldaten ihnen ihre Maskerade doch tatsächlich abkauften.

"Vielen Dank", erwiderte Ace mit einem zufriedenen Lächeln. "Und das werden wir auch machen, versprochen. Dürfen wir dann jetzt in die Stadt?"

"Geht ruhig weiter", nickten die Soldaten ihnen zu und mit einem Winken verabschiedeten sich die Freunde von ihnen, während sie unter dem Tor hindurchgingen.

"Na, bitte, hat doch funktioniert", flüsterte Ace Lysop mit einem triumphierenden Augenzwinkern zu.

"Für meinen Geschmack war die Sache viel zu einfach", brummte die Langnase und schüttelte über die Dummheit der Soldaten den Kopf.

"Weißt du, was dein Problem ist?", erwiderte Ace spöttisch. "Du bist ein ständiger Schwarzseher. Du musst die Sachen auch ... Oh, oh!"

"Was ist?", wollte Ruffy sofort wissen, als er den unheilvollen Ton seines Bruders hörte. Durch seine eingeschränkte Sicht konnte er nicht viel von der Straße und der Umgebung sehen und konnte daher nicht wissen, was die Aufmerksamkeit seines Bruders geweckt hatte.

"Jetzt sind wir geliefert!", flüsterte Lysop mit panischer Stimme, während er sich verzweifelt und mit weitaufgerissenen Augen nach allen Seiten nach einem Versteck umsah. Ich hab es gewusst, ich hab es gewusst, schoss es ihm dabei immer wieder durch den Kopf.

"Hör auf mit deinem Herumgehampel, Lysop!", zischte Ace dem Freund warnend zu. "Damit machst du sie erst recht auf uns aufmerksam."

"Wen denn?", fragte Ruffy gespannt und wandte sich nach allen Seiten, um den Grund für die plötzliche Unruhe seiner Freunde zu erfahren.

"Lass das, Ruffy!" Langsam wurde Ace ebenfalls nervös.

Zwei bekannte Gestalten standen in einiger Entfernung vor einem kleinen Gebäude, das der Marine gehörte, und in denen die Soldaten untergebracht waren, die für die Bewachung des Stadttores zuständig waren. Es handelte sich dabei um ein einfaches, schnörkelloses Backsteingebäude. Auf einem achtlos angezimmertes Schild neben der Einganstür war das Emblem der Marine aufgemalt.

Noch sahen die beiden Gestalten nicht zu ihnen herüber, die scheinbar in einer angeregten Unterhaltung vertieft waren. Aber Ace wusste, wenn sich seine Freunde weiterhin wie toll aufführten, würde sich das schlagartig ändern.

"Wir gehen jetzt einfach weiter. Also, los, Ruffy!"

Während Ruffy sich nach einem nachdrücklichen Druck von Aces Beinen in Bewegung setzte, lief Lysop steif wie ein Brett neben ihnen her. Mit angehaltenem Atem und die Augen stur auf den Weg vor sich gerichtet, schritten sie die Straße weiter entlang. Ace hatte derweil seinen Kopf tief zwischen den Schultern eingezogen und beobachtete aus den Augenwinkeln das ihm bekannte Paar. Doch diese nahmen überhaupt keine Notiz von ihnen.

Nachdem sie außer Sichtweite der beiden waren, verschwanden die Freunde in eine enge Seitengasse, ungeachtet der neugierigen Blicke der wenigen Passanten, die sich noch auf der Straße befanden. Geschickt sprang Ace anschließend von den Schultern seines Bruders, wobei er den braunen Mantel mit sich riss und das neugierige Gesicht Ruffys zu Vorschein kam. Auch Lysop befreite sich jetzt von seiner Perücke, dessen Kopfhaut schon seit einer Weile unangenehm juckte. Nach einem ausführlichen Kratzen setzte er sich mit einem erleichterten Seufzer seine Mütze auf.

"Was war denn los?", wollte Ruffy wissen und warf den Freunden erwartungsvolle Blicke zu.

"Das erzähle ich dir später", winkte Ace geistesabwesend ab, während er sich an einer Hauswand presste und die Straße nach beiden Seiten hin absuchte, ob sich irgendwo Soldaten befanden. "Und jetzt lasst uns von hier verschwinden."

Mit einem Zeichen gab er Ruffy und Lysop zu verstehen, ihm zu folgen, als er auch schon losrannte. Überrumpelt von dieser Aktion liefen die beiden Freunde ihm nach einem kurzen Moment hinterher. Die Bewohner, die ihnen nachsahen, warfen ihnen wissende Blicke hinterher. Sie lebten schon zu lange in der Stadt, um nicht zu wissen, dass diese drei jungen Menschen vor der Marine flüchteten.

Nach fünfzehn Minuten erreichten die Freunde schließlich das Ende der Straße, wo sie erst einmal keuchend stehen blieben. Doch bereits nach wenigen Sekunden drangen zwei aufgebrachte Stimmen an ihre Ohren, die ihre Aufmerksamkeit erregten. Die hellere der beiden Stimmen kannten die Freunde nur allzu gut.
 

+ Also, so schnell, wie ihr nach neuen Kaps verlangt, kann man gar nicht schreiben ;-) zumal sie bei mir immer länger werden *kopfschüttel*

Vielleicht habt ihr es schon gemerkt, aber ich versuche jetzt etwas näher auf die Gefühle und Gedanken der Freunde einzugehen. Hoffe, es gefällt euch.

Mich würde ja mal interessieren, ob ihr euch denken könnt, welchen beiden Gestalten unsere Freunde da begegnet sind ;-)

Die Auflösung dazu wird es im nächsten Kap geben +

Die Türsteher

Ruffy, Lysop und Ace traten langsam und neugierig auf den Durchgang in der Mauer zu, die das Schurken-Viertel von der übrigen Stadt trennte, um den Grund für den Aufruhr zu erfahren. Das erste, was sie sahen, war die eingetretene Tür, unter der sich gerade ein stämmiggebauter Mann versuchte sich aufzurichten. Ihr Blick ging dann weiter zu Sanji, der einem anderen ähnlichgebauten Kerl zornig gegenüberstand, derweil er ihn anschrie.

Kopfschüttelnd sprang Ace mit einem Satz auf die Tür, durch dessen Gewicht der Mann darunter wieder zu Boden gerissen wurde, und wollte auf die beiden Streithähne zugehen, die seine Anwesenheit noch nicht bemerkt hatten. Dann sah er jedoch abseits des Geschehens Chopper und Robin, die auf einer niedrigen Mauer saßen und eher gelangweilt den beiden Männern zuhörten.

"Was ist denn hier los?", wandte sich Ace an seine Freunde, die ihm entgegensahen, wobei er geflissentlich die lauten Stimmen hinter ihm ignorierte.

"Frag lieber nicht", lächelte Robin ihm amüsiert zu. "Ich hab längst die Übersicht darüber verloren, worum es bei dem Streit eigentlich geht."

"Streiten die sich etwa schon die ganze Zeit?"

"So ziemlich. Habt ihr es ohne Probleme durchs Tor geschafft?"

"Oh, Mann", ging Lysop mit einem aus tiefstem Herzen kommenden Stöhnen dazwischen, als er mit Ruffy zu den Freunden trat. "Es war verdammt knapp, Robin! Beinahe hätte man uns geschnappt. Du wirst nicht glauben, wem wir in die Arme gelaufen sind."

"Jetzt übertreib nicht gleich", holte Ace ihn wieder runter und wandte sich dann Robin und Chopper wieder zu. "Also, so schlimm war es nicht, wie Lysop meint."

"Ich kann mir aber bereits denken, wem ihr begegnet seid", erwiderte Robin trocken und stützte ihr Kinn mit einer Hand ab, während sie ihre Beine übereinander schlug. "Käpt´n Smoker, hab ich Recht?"

"Smoker ist in der Stadt?", rief Ruffy überrascht aus.

"Ihr habt ihn also auch gesehen", schlussfolgerte Ace, wobei er Ruffy ignorierte.

"Gesehen ist gut", lachte Sanji humorlos auf, der seinen Streit mit dem Kerl unterbrach und an die Seite des Freundes trat. "Er ist ziemlich nah an uns vorbeigegangen."

"Und geredet hat er mit uns auch", fügte Robin hinzu, wobei sie Sanji verschmitzt zuzwinkerte, während drei Augenpaare auf sie gerichtet waren. Sanji, der sich eine Zigarette zwischen den Zähnen geklemmt hatte, zündete schnell den Tabak an, um hinter seinen Händen ein Lachen zu verkneifen.

"Vielmehr hat er ja mit Sanji geredet", berichtigte Chopper Robins Aussage, ohne auch nur mit einem Wimpernzucken zu verraten, dass alles nur Spaß war.

"Wie, jetzt?" Ace verstand die Welt nicht mehr, während er mit verblüfft gerunzelter Stirn die drei Freunde betrachtete.

"Er ... er hat nicht einmal versucht euch festzunehmen?" fragte Lysop mit fassungsloser Miene. In Gedanken stellte er sich ihren schlimmsten Albtraum, Käpt´n Smoker, vor, wie dieser mit Sanji, Robin und Chopper ein nettes Pläuschchen hielt.

"Hey, seid ihr auf der Flucht vor Smoker?", mischte sich Sammy in die Unterhaltung mit ein, der ihnen bislang verblüfft, aber auch interessiert zugehört hatte.

"Eigentlich will Smoker nur ihn hier", antwortete Sanji lockeren Tons und wies mit dem Daumen auf Ruffy. "Aber da wir leider zu seiner Mannschaft gehören, ist er auch hinter uns her."

"Und wer is dieser Knirps?" Hinter Ruffy tauchte ein riesiger Schatten auf, der zu dem Mann gehörte, der es endlich geschafft hatte unter der Tür hervorzukommen.

"Mein Name ist Ruffy D. Monkey", stellte er sich vor, während er seinen Kopf tief in den Nacken legte, um den Mann hinter sich anzublicken. "Und ich bin der zukünftige Piratenkönig. Und wer bist du?"

"Hey, ich hab von dir gehört", rief Sammy aufgeregt aus und starrte Ruffy mit großen Augen erstaunt an. "Du bist der Anführer dieser komischen Strohhutbande."

"Was für ein Blitzmerker", murmelte Sanji leise vor sich hin.

"Dann gehört ihr ja doch zu dieser Bande", wandte sich Sammy daraufhin verwundert an den Smutje.

"Das habe ich dir die ganze Zeit über schon gesagt", schnauzte Sanji ihn an, der durch die Bemerkung wieder an den Streit erinnert wurde.

"Die sind aber keine drei Meter nich groß", wandte sich der braunäugige Kerl enttäuscht an seinen Freund.

"Stimmt." Sammy schaute die Freunde jetzt ebenfalls mit betrübter Miene an. "Und bewaffnet sind se auch nich."

"Ja, und die Frau is auch keine hässliche Hexe mit Haaren auf den Zähnen." Die Worte wurden mit solch einem niedergeschlagenen Seufzer begleitet, dass sich Robin fragte, ob sie gerade beleidigt wurde.

"Und sie hat auch nich rote Haare", gab Sammy anschließend zu Bedenken, wodurch es den Freunden allmählich dämmerte, über wen sie eigentlich sprachen.

"Hey!", schrie Sanji empört auf, während die beiden Männer ihn überrascht ansahen. "Nami ist nicht hässlich, verstanden? Sie ist eine bezaubernde, junge Dame mit einer Stimme, die wie Musik in den Ohren klingt."

"Er meint wohl eher Katzenmusik", flüsterte Lysop Chopper ins Ohr, der schnell ein Lachen hinter seinen kleinen Hufen versteckte. Dennoch waren beide froh darüber, dass die Freundin nicht anwesend war, da Nami mit Sicherheit den beiden Kerlen eine übergebraten hätte.

"Wer seid ihr eigentlich?", ging Ace eilig dazwischen, um eine erneute Streiterei zwischen Sanji und den beiden Männern zu verhindern.

"Nu, ich bin Rigos", stellte sich der braunäugige Kerl vor und wies dann mit der Hand auf seinen Freund. "Und das is mein Bruder Sammy. Wir passen auf, dass niemand nich hier rein kommt, der nich krinknell is."

"Was ist denn krinknell?", fragte Ruffy verwundert, der die beiden Männer auf Anhieb mochte. Obwohl die beiden einen grimmigen Eindruck mit ihren zerzausten Haaren und den leicht ramponierten Klamotten machten, schienen die beiden doch recht gutmütig zu sein.

"Das is aber ne komische Frage", meinte Sammy und kratzte sich dabei hinter dem Ohr.

"Wieso denn?", hakte Ruffy nach, der die Verwunderung des Mannes nicht verstand.

"Na, weil du doch krinknell bist."

"Das Wort heißt kriminell", knurrte Sanji Sammy an, während er fast schon verzweifelt mit dem Kopf schüttelte. Doch Rigos und Sammy ignorierten seinen Kommentar.

"Wenn ihr hier die Türsteher seid", sprach Ace und rieb sich dabei nachdenklich das Kinn, "dann könnt ihr mir doch sicher sagen, ob Blackbeard hier ist, oder?"

"Blackbeard?" Rigos sah seinen Bruder fragend an, während Ace gebannt auf die Antwort harrte. "Is Blackbeard hier?"

"Weiß nich", antwortete Sammy und zuckte mit den Schultern. "Wer is´n das?"

"Wenn ich´s selber wüsste, würde ich dich nich fragen."

Wegen des lustigen Gesprächs, das die beiden Brüder führten, fing Ruffy an zu lachen, während Ace über soviel Dummheit nur die Hand gegen die Stirn schlagen konnte. Derweil sahen Lysop und Chopper fasziniert zu, wie Sanjis Hals und Gesicht die Farbe einer reifen Tomate annahmen. Fast schon erwarteten sie, dass als nächstes Dampf aus seinen Ohren steigen würde. Die Hände hatte Sanji an den Seiten so fest zu Fäusten geballt, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Vor Wut zitterte sein ganzer Körper und am liebsten hätte er die Köpfe der beiden gegeneinander geschlagen.

"Ok", meinte Ace dann seufzend, während er allmählich Kopfschmerzen bekam "Welches ist denn dann das schlimmste Gasthaus hier?"

"Das schlimmste Gasthaus?", wiederholte Rigos die Worte und sah Ruffys Bruder ratlos an.

"Es gibt doch sicher hier ein Gasthaus", erklärte Ace langsam, während er sich innerlich zur Ruhe gemahnte, "in dem wirklich üble Typen, von der allerschlimmsten Sorte, sich aufhalten, nicht wahr?"

"Du meinst, so richtig gemeine Kerle?", hakte Sammy nach, woraufhin er ein Nicken als Bestätigung erhielt. "Im "Wilden Kaktus", da sind üble Kerle."

"Nich mehr", erwiderte Rigos betrübt und schüttelte den Kopf. "Is jetzt ein Schlachter drin."

"Oh", meinte Sammy und kratzte sich am Kopf. "Na ja, dann eben der ... ähm ... "Blutrote Kuss". Genau, der isses!"

"Auch nich", schüttelte Rigos wieder mit dem Kopf, während die Freunde verzweifelt ihre Köpfe hängen ließen.

"Wieso nich?", fragte sein Bruder verwirrt.

"Weil Betsy jetzt der Laden gehört", antwortete Rigos und wandte sich anschließend breit grinsend an die Freunde. "Also, wenn ihr ma Spaß haben wollt, dann müsst ihr zu Betsy. Ich kenn se ganz gut, und sicher wird se für euch einen guten Preis machen."

"Klasse!", rief Ruffy begeistert aus und klatschte dabei in seine Hände, während seine Augen anfingen zu glänzen. "Lasst uns doch gleich sofort zu ihr hingehen."

"Wir verschieben das auf ein anderes Mal", entgegnete Ace mit vor lachenbebender Stimme, da sein Bruder das Wörtchen "Spaß" völlig falsch verstand. Dieser ließ daraufhin die Schultern hängen und schürzte vor Enttäuschung die Lippen.

"Tut das", bekräftigte Rigos mit einem nachdrücklichen Nicken. "Und sagt Betsy, dass ihr von Sammy und Rigos kommt. Dann macht se einen guten Preis. Na ja, und für Frauen, da hat ..."

"Welches Gasthaus könnt ihr uns denn nun empfehlen?", unterbrach Robin den Mann eiligst, da die Unterhaltung sich allmählich zu einer peinlichen Farce entwickelte. Ace konnte sich nur noch mit Mühe ein Lachen darüber verkneifen, welchen Verlauf das Gespräch genommen hatte, während Lysop und Chopper mit leuchtendroten Wangen beschämt in alle Richtungen sahen. Ruffy hatte wieder eine begeisterte Miene aufgesetzt, derweil Sanji laut mit den Zähnen knirschte und eine Ader auf seiner Stirn stark hervortrat.

"Als einziger bliebe nur noch der "Kannibale" übrig", antwortete Sammy mit gerunzelter Stirn, wobei er jedoch einen fragenden Blick zu seinen Bruder warf, so, als würde er wieder einen Einwand von Rigos erwarten. Dieser zuckte lediglich nur mit den Schultern.

"Der ... der Kannibale?", wiederholte Lysop entsetzt den Namen, der sich gleich sofort einen fünfmetergroßen Mann mit Augenklappe und einem fiesen, gemeinen Grinsen im Gesicht vorstellte.

"Und wo wir finden wir das Gasthaus?", wollte Ace wissen, der wieder ernst wurde.

"Du willst doch nicht wirklich dahin?", wurde er von Lysop gefragt, wobei sich seine Stimme fast schon vor Ungläubigkeit überschlug.

"Kommt mit!", forderte Rigos die Freunde mit einem Fingerzeig auf. "Ich bring euch dorthin. Sammy, du bleibst hier!"
 

Zur selben Zeit, als der gutmütige Rigos die Freunde zum besagten Gasthaus führte, fuhr in den Hafen gerade ein schlankes, robustes Schiff ein. Auf dem Deck standen drei Personen, die geduldig darauf warteten, dass sie anlegten. Der tägliche Trubel im Hafengelände hatte sich zu dieser späten Stunde bereits gelegt. Nur noch wenige Arbeiter befanden sich auf den Kaimauern, um die restlichen Kisten und Truhen auf die Schiffe zu entladen oder in die dafür vorgesehenen Lagerhallen zu bringen. Neben den fünf Handelsschiffen, die am Kai vor Anker lagen, befanden sich noch zwei große Marineschiffe, die von den aufgeschäumten Wellen hin und her geworfen wurden.

Leiser Donner grollte über den schwarzbewölkten Himmel hinweg, als dieser auch schon seine Schleusen öffnete und dicke, kalte Tropfen regnen ließ. Schnell rannten die drei Personen an Deck in den Steuerraum, von wo aus sie die Matrosen dabei beobachteten, wie sie alles für das Anlegen vorbereiteten.

Nach etwa einer halben Stunde dann war es soweit und sie konnten das Schiff nun über eine Planke verlassen. Im selben Moment traten aus dem Büro des Hafenmeisters zwei Soldaten heraus, die entschlossenen Schritts und grimmigen Gesichtern auf sie zukamen. Es passte ihnen überhaupt nicht, dass sie bei diesem Wetter die gemütliche Wärme des Hauses verlassen mussten.

"Welches Anliegen führt sie her?", wurden sie von einem der Soldaten unfreundlich gefragt.

"Hier ist ein Schreiben, das alles erklärt", antwortete der ältere Mann und übergab dem Soldaten einen Briefumschlag. Dieser riss das weiße Papier auf und nahm einen Zettel heraus. Sich tief darüber gebeugt, um das empfindliche Papier nicht nass werden zu lassen, überflog der Mann mit seinen Augen schnell die wenigen Zeilen.

"Und dies sind ihre Gehilfen?", wies er anschließend mit dem Kopf auf die anderen beiden Personen. Viel konnten die Soldaten von ihnen nicht erkennen. Beide trugen grüne Regenmäntel, deren Kapuzen sie sich tief ins Gesicht gezogen hatten, so dass nur noch die unteren Gesichtshälften zu sehen waren.

"Ja", bestätigte der Mann die Frage. "Aber keine Sorge, sie werden hier in der Stadt keinen Ärger machen."

"Das würde ich ihnen auch nicht raten", mischte sich jetzt der zweite Soldat warnend ein. "So was wird hier hart bestraft."

"Ganz besonders seit Käpt´n Smoker hier das Sagen hat", fügte sein Kamerad noch hinzu, woraufhin bei der Erwähnung des Namens sich die Muskeln der beiden anderen Personen anspannten, die bisher keinen Ton von sich gegeben hatten.

"So?", sprach der alte Mann mit interessierter Stimme. "Ich kenne Käpt´n Smoker. Hin und wieder bin ich ihm auf meinen Reisen begegnet. Aber, was macht er denn hier in der Stadt?"

"Er ist für eine unbestimmte Zeit abkommandiert worden", flüsterte ihm einer der Soldaten bereitwillig zu, froh darüber, jemandem die Geschichte erzählen zu können. "Smoker hat sich nämlich mit dem Hauptquartier angelegt. Angeblich streitet er ab Sir Crocodile, den Anführer der Baroque Firma, vernichtet zu haben. Stattdessen soll es irgendeine Piratenbande gewesen sein. Daraufhin hat man ihn hier in die Stadt versetzt."

"Und, stimmt das denn?", fragte der Mann neugierig. Trotz der offiziellen Bekanntgebung des Marine-Hauptquartiers, in der es heißt, dass ihre Soldaten es waren, die die Baroque Firma vernichtend geschlagen und den Rebellenaufstand in Alabasta Einhalt geboten hatten, rankten sich dennoch zahlreiche Gerüchte um das Geschehen im Wüstenkönigreich.

"Das ist ja gerade das merkwürdige bei dieser Sache." Der Soldat beugte sich noch näher zu dem älteren Mann hin, während er flüsternd weiter sprach. "Keiner der Soldaten, die mit Käpt´n Smoker in Alabasta waren, dürfen darüber reden, was dort passiert ist. Ich hab gehört, dass, wenn einer diesen Befehl missachtet, derjenige dann gevierteilt wird."

"Das ist wirklich sehr merkwürdig", pflichtete ihm der Mann mit einem Nicken bei. "Wäre es vielleicht möglich, dass Sie mir die Adresse von Käpt´n Smoker geben könnten? Ich würde ihm in den nächsten Tagen gerne einen Besuch abstatten."

"Er hat ein Quartier im Marinestützpunkt. Sie finden es in der Gerichtsstraße."

"Ich danke Ihnen, meine Herren", sprach der Mann und nickte ihnen dann zum Abschied noch einmal zu. Während die beiden Soldaten jetzt eiligst wieder zurück in das Büro liefen, nachdem sie ihrer Pflicht nachgekommen waren, traten die drei Personen zwischen zwei Lagerhallen auf die Hauptstraße, die sich von Süden nach Norden durch die Stadt zog.

"Sie kennen Smoker?", sprach die Frau, nachdem sie sich vergewisserte, dass niemand sie hören konnte. Noch immer saß das Entsetzen darüber, dass sich der Marineoffizier in der Stadt befand, in ihren Knochen. Ihrem Begleiter erging es nicht anders, der bereits schon ahnte, dass es zu Konfrontationen mit Smoker kommen würde.

"Ja, schon ein paar Jahre", antwortete ihr der Mann bereitwillig. "Er ist zwar immer ein wenig mürrisch und auch nicht sehr gesprächig, aber dennoch ist er ein sehr netter Mann. Deiner Reaktion nach zu urteilen, scheinst du Käpt´n Smoker ebenfalls zu kennen, habe ich Recht?"

"Wir sind ihm ein paar Male begegnet", erwiderte die Frau ausweichend. Ihr Begleiter gab ein abfälliges Schnauben von sich, woraufhin sie ihn mit einem warnenden Blick bedachte, da der ältere Mann schließlich nicht alles über ihre Vergangenheit wusste.

Sie gingen schweigend weiter, bis der ältere Mann vor einem Gasthaus stehen blieb, das einen sehr freundlichen Eindruck machte. Drei breite Stufen führten zu einer überdachten Holzveranda, auf der in der rechten Ecke eine kleine Sitzgruppe aufgestellt war. Neben der niedrigen Treppe waren zwei liebevoll gestaltete Meerjungfrauen, die als Stütze für das Verandadach gedacht waren. An der vorderen Kante des Daches hing ein großes Schild, dessen Aufschrift "Zur holden Hafenmaid" von detailgetreuen Wellen umgeben war. Neben der Tür hing eine kleine Sturmlaterne, die ein sanftes Licht verbreitete.

"Hier werden wir die Nacht verbringen", wandte sich der ältere Mann an seinen beiden Begleitern.

"Du kannst meine Sachen im Zimmer unterbringen", meinte der andere Mann und übergab sein kleines Bündel, das er unter dem Regenmantel verborgen hatte, an die junge Frau.

"Wieso machst du das nicht selber?", wollte sie von ihm wissen, wobei der misstrauische Unterton in ihrer Stimme nicht zu überhören war.

"Ich will mich noch ein wenig umsehen", antwortete er ihr mit einem Schulterzucken.

"Es gibt hier ein paar sehr nette Wirtshäuser", sprach der ältere Mann jetzt, der hinter der Bemerkung des jüngeren Mannes nichts weiter vermutete, als dass dieser sich ein wenig amüsieren wolle.

"Ich werde sie sicher finden."

Nach einem kurzen Nicken und einem warmen Lächeln betrat der Mann das Gasthaus, während sich die junge Frau mit gerunzelter Stirn und missbilligendem Blick zu ihrem Freund umwandte.

"Sag mal, spinnst du?", fauchte sie ihn mit unterdrückter Stimme an. "Hast du vorhin nicht zugehört? Smoker ist hier in der Stadt!"

"Na, und?", zuckte er unbekümmert mit den Achseln.

"Wenn er dich erwischt ..." Die junge Frau brauchte den Satz nicht zu beenden, da beide sich gut vorstellen konnten, was dann passieren würde.

"Er wird mich nicht einmal zu Gesicht kriegen", versuchte der Mann sie zu beruhigen.

"Das will ich für dich auch hoffen", drohte die Frau ihm mit erhobenem Zeigefinger. "Denn ich werde dich mit Sicherheit nicht aus dem Gefängnis holen."

Ohne noch etwas darauf zu erwidern, wandte sich der Mann von ihr ab und hob zum Abschied kurz seine Hand, bevor er diese dann wieder in der Tasche seines Regenmantels verschwinden ließ. Mit blitzenden Augen sah sie ihm nach, während sie leise mit den Zähnen knirschte. Um ihrer Wut freien Lauf zu lassen, schmiss sie das Bündel des Freundes direkt in eine Pfütze. Das kalte, dreckige Wasser spritzte nach allen Seiten, wodurch die junge Frau selbst einige Spritzer an den Beinen abbekam. Erbost darüber, stampfte sie heftig mit dem Fuß auf, während sie zugleich einen knurrenden Ton zwischen den zusammengebissenen Zähnen ausstieß, bevor sie sich wütend und mit angespannten Schultern umdrehte und ins Gasthaus verschwand. Doch eine Minute später kam sie wieder herausgestürmt.

Leise aufseufzend blickte die Frau auf das Bündel. Die dicken, prasselnden Regentropfen fielen mit einem dumpfen Ton auf den braunen Stoff. Schuld zeigte sich in ihrem Gesicht. Sie wusste, dass nicht nur die Kleider des Freundes darin eingeschnürt waren. Für ihn und für sie waren die zwei Gegenstände zwischen seinen Hosen und Hemden nicht von besonderem Wert. Aber würden sie dennoch Schaden nehmen, gleich welcher Art, würde ihr Freund ihr mit Sicherheit den Kopf abreißen.

Er hat mir nicht alles erzählt, dachte sie grübelnd nach, während sie sich an das Gespräch erinnerte, in dem der junge Mann ihr das Geschehen geschildert hatte. Schon damals hatte sie eine Veränderung an ihm wahrgenommen. Nicht nur, dass er äußerst redselig gewesen war, sondern auch der warme Ton, mit dem er hin und wieder gesprochen hatte, hatte die junge Frau überrascht.

"Morgen werde ich ihn noch mal darauf ansprechen", nahm sich die junge Frau fest vor, bevor sie das Bündel vom nassen Boden aufhob und wieder ins Gasthaus zurückkehrte.
 

+ Na, hat einer von euch eine Idee oder Ahnung, wer die geheimnisvollen Personen sind? Die Auflösung gibt es im nächsten Kap, in dem es dann auch schon etwas spannender zugehen wird.

Jetzt aber eine andere Sache, in der ich DRINGEND eure Hilfe brauche. Seit einiger Zeit geistert mir eine Idee durch den Kopf, aber ich weiß nicht, ob ich sie mit in die FF packen soll. Ich hege die Befürchtung, dass sie bei euch eventuell nicht gut ankommen wird. Ich hatte mir nämlich gedacht, dass ich ein wenig Romantik mit in die Geschichte reinbringe. Es wäre wirklich nett von euch, wenn ihr mir sagen könntet, was ihr von dieser Idee haltet, damit ich dann die Kaps entsprechend weiterschreiben kann +

Nächtliche Begegnungen

+ Vielen, vielen Dank für eure Kommis, die mir bei meinem Problem mit der Romantik-Idee sehr weitergeholfen haben. Mit anderen Worten, ich werde die Idee umsetzen. Ihr dürft gespannt sein.

Zusätzlich wollte ich euch noch darauf aufmerksam machen, dass das Freischalten der Kaps jetzt doch etwas länger dauern wird. Zum einen, weil ich die Kaps noch einmal überarbeite, bevor ich sie hochlade, und zum anderen ... na ja, ihr seht ja die Länge *grins* +
 

Mittlerweile war es ein Uhr nachts und der Regen schien kein Ende nehmen zu wollen. Robin lag auf der Seite, eine Hand unter dem weichen Kopfkissen, und sah zu dem offenen Fenster des Zimmers. Neben ihr im Bett schnarchte Chopper leise vor sich hin. Obwohl sie seit mehr als 24 Stunden auf den Beinen war, konnte Robin keinen Schlaf finden. In ihrer Schulter pochte es ununterbrochen, während eine Schmerzwelle nach der anderen durch ihren Körper jagte. Doch sie wollte Chopper nicht extra wecken, damit er ihr etwas gegen die Schmerzen geben konnte.

Vorsichtig und leise stieg sie aus dem Federkernbett und trat barfüßig ans Fenster. Ein frischer Windhauch strich über ihre nackten Arme, die sie um ihren Oberkörper schlang. Kalter Regen tropfte auf die Fensterbank und auf den Boden darunter, während Robin grübelnd in die Nacht hinaussah, ohne etwas wahrzunehmen. Sie dachte über den vergangenen Tag und dessen Ereignissen nach.

Ein leichtes Lächeln zierte ihre Lippen, als sie sich zurückerinnerte, wie sie in der Kombüse auf der Flying Lamb gesessen hatte und das fröhliche, ausgelassene Lachen ihrer Freunde an ihre Ohren gedrungen war. Sie hatte ihr Buch über Symboldeutungen beiseite gelegt und dem Lachen einfach nur zugehört. Das letzte Mal, als auf dem Schiff gescherzt wurde, war an dem Tag gewesen, als ihr Abenteuer auf Curt Island begonnen hatte. Es schien Robin, dass dieser Tag schon eine Ewigkeit her war. Dabei waren es nur ein paar Wochen.

Mit einem nachdrücklichen Kopfschütteln wischte sie die düsteren Erinnerungen ab, die in ihr aufsteigen wollten. Die depressive Schwärze, die sich bereits in ihrer Kindheit tief in ihrer Seele eingenistet hatte, war mit Zorros Tod wieder größer geworden. Robin hatte die kalten Fänge kaum noch gespürt seit sie in Ruffys Bande eingestiegen war. Ihre Freunde hatten diese Leere in ihr gefüllt. Aber jetzt war sie wieder da und wartete darauf, dass sie sich ihr ergeben würde. Unnachgiebig wandte sie daher ihre Gedanken dem eigentlichen Grund zu, der sie nach Counters Hill geführt hatte.

*

Rigos führte die Freunde durch mehrere verwinkelte Gassen, bis sie dann den "Kannibalen" erreichten. Das zweistöckige Gebäude machte seinem Namen alle Ehre. Das robuste Eichenholz war mit roter Farbe angestrichen, das selbst im düsteren Abendlicht wie Blut aussah. Das Schild, das seitlich neben der Tür quietschend im Wind hin und her schwankte, hatte die Form eines Oberschenkelknochens. Dunkles, gelbes Licht drang aus den trüben, breiten Fenstern, die an ein Schachbrett erinnerten.

Lysop musste bei dem Anblick des Hauses nervös schlucken, während Chopper sich ängstlich näher an Sanjis Beine drängte. Die lauten, ausgelassenen Stimmen, die aus dem Inneren zu ihnen drang, passten überhaupt nicht zu dem düsteren Erscheinungsbild, das ihnen der "Kannibale" vermittelte.

Mit einem kraftvollen Stoß öffnete Rigos die Eingangstür, so dass diese mit einem lauten Knall gegen die Wand prallte. Die Gespräche im rauchgeschwängerten Schankraum erstarben sofort und zahlreiche Köpfe wandten sich ihm neugierig zu. Finstere Gesellen verschiedener Art mit fettigen, zerzausten Haaren, narbigen, schmierigen Gesichtern und unordentlichen, dreckigen Klamotten grüßten den Riesen mit einem Kopfnicken. Jeder von ihnen kannte schließlich Rigos, der trotz seiner scheinbar gutmütigen Art, die er den Freunden gegenüber gezeigt hatte, zu einem gefährlichen Berserker werden konnte, wenn er in Wut geriet.

Die interessierten Blicke jedoch verwandelten sich in sekundenschnelle zu Misstrauen, als die Freunde nacheinander das Gasthaus betraten. In ihrer nassen, aber dennoch ordentlichen Kleidung wurden sie von oben bis unten kritisch gemustert, besonders Sanji und Robin. Sein maßgeschneiderter schwarzer Anzug mit dem weißen Hemd und ihr eleganter roter Zweiteiler fielen in der schäbigen Atmosphäre des Raumes sofort auf. Aber auch Chopper in seiner kleinen Gestalt wurde ausgiebig gemustert, während sich die Kerle fragten, was für ein seltsames Wesen er sei.

Derweil sich die Gäste langsam wieder ihren Gesprächen zuwandten, ohne die Freunde dabei aus den Augen zu lassen, und die Schankmädchen geschäftig an die Tische traten und die Getränke weiter austeilten, ging Rigos an den Tresen, hinter dem ein schmächtiger Kerl mit langen, strähnigen Haaren einige Bierkrüge füllte. Sein Gesicht, das von den blonden Haaren umrahmt wurde, war sehr hager, wodurch die hohen Wangenknochen stark hervortraten, während sein langes, schmales Kinn den Eindruck machte, das es durch das Gewicht jeden Moment abfallen würde.

"Hey, Gorkus", nickte Rigos dem Mann zu, während er sich mit seinen muskelstarken Unterarmen auf den Tresen abstützte. "Das sind Freunde von mir. Hast´n Zimmer für se?"

Aus grauen, tiefliegenden Augen wurden die Freunde von Gorkus abschätzend gemustert.

"Wo hast´n die aufgegabelt?", fragte er den Freund mit einer sehr hohen Stimme, die an das verrostete Quietschen einer Tür erinnerte.

"Ach, sie wollten unbedingt rein", zuckte Rigos mit den Schultern und beugte sich dann verschwörerisch zu dem Schankwirt hinüber. "Das is die Strohhutbande!"

Überrascht zog Gorkus die Augenbrauen hoch und betrachtete die Freunde jetzt mit einem erstaunten Blick. Er hatte schon viel über die Piratenbande gehört, die der Marine immer wieder entkommen konnte. Aber genau wie auch Sammy und Rigos hatte er sie sich ganz anders vorgestellt, viel gefährlicher und größer.

"Zwei Zimmer kann ich geben", sprach er dann an die Freunde gewandt. "Eins hat zwei Betten."

"Wir nehmen sie", antwortete Ace bestimmenden Tons, während Sanji und Lysop einen leisen, ergebenden Seufzer ausstießen. Beide waren nicht glücklich darüber die Nacht in dem Gasthaus verbringen zu müssen.

"Die Bezahlung will ich aber jetzt gleich sehen", meinte Gorkus, wobei sich ein wachsamer Glanz in seinen grauen Augen stahl. Er hatte des Öfteren schon Leute in seinem Haus gehabt, die versucht hatten kostenlos ein Zimmer bei ihm zu mieten.

Robin, die das gesamte Barvermögen der Freunde verwaltete, bezahlte den ausgemachten Preis von 450 Berry pro Nacht, wobei eine Mahlzeit mit inbegriffen war. Derweil verabschiedete sich Rigos von den Freunden, der meinte, dass er wieder zu seinem Bruder zurückkehren müsse, der sonst noch alle möglichen Leute ins Viertel lassen würde. Anschließend begaben sie sich auf eines der ihnen zugedachten Zimmer, wo sie ihr weiteres Vorgehen besprechen wollten.

Das Zimmer war ein kleiner, schmuckloser Raum, indem sich nur zwei Betten, ein klappriger Stuhl und eine kleine Kommode mit einer einfachen Schüssel befanden. Der nackte Fußboden knarrte und knirschte bei jedem Schritt, den sie taten, während an den Wänden hin und wieder ein Stückchen Holz hinabrieselte. Das Zimmer hatte ein kleines Fenster, dessen Aussicht von der kahlen, grauen Steinmauer des gegenüberliegenden Hauses versperrt wurde. Des Weiteren konnte man auf eine lange, enge Gasse hinab sehen, in der an den beiden Häuserwänden allerlei Abfall gestapelt war, zwischen denen sich braune und graue Ratten, von der Größe einer Männerhand, tummelten.

"Ich hätte nicht gedacht, dass wir soviel Aufmerksamkeit auf uns ziehen würden", meinte schließlich Ace und ließ sich rücklings auf eines der Betten fallen, dessen Matratze sich tief zum Boden hin wölbte.

"Das wird unsere Suche nach Blackbeard ziemlich erschweren", stimmte Sanji ihm mit ernster Miene zu, während er abfällig aus dem Fenster hinab auf die Gasse schaute.

"Und nicht nur das", gab Robin zu Bedenken, derweil sie sich vorsichtig an das Fußende des anderen Bettes setzte. "Wenn Blackbeard bereits in der Stadt ist, wird er schon sehr bald von unserer Ankunft erfahren."

"Was wäre denn so schlimm daran?", fragte Ruffy unbekümmert wie immer und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen neben Ace. "Wir bräuchten doch dann nicht mehr nach ihm suchen."

"Vielleicht", gab Ace mit nachdenklicher Stimme von sich, während er grübelnd an die Decke über sich starrte. "Es kann aber auch sein, dass er sofort verschwinden wird. Er weiß ja, dass ich hinter ihm her bin."

"Und wir dürfen auch Smoker nicht vergessen", wandte Lysop mit energischer Stimme ein, der es sich hinter Robin auf dem Bett gemütlich gemacht hatte.

"Richtig, Smoker!" Ace setzte sich mit einem Ruck auf und sah Robin und Sanji erwartungsvoll an. "Wie war das jetzt eigentlich mit eurem Zusammentreffen? Er hat wirklich mit euch gesprochen?"

"Na ja, nicht wirklich", übernahm Sanji die Erklärung und wandte sich dabei vom Fenster ab. "Er hatte bloß etwas auf einen Kommentar von mir erwidert. Erkannt hat er uns jedenfalls nicht."

"Sonst würde er ja bereits die ganze Stadt nach Ruffy absuchen", kam der trockene Kommentar von Chopper, während er neben Robin auf das Bett kletterte. Bei der Erinnerung an das Zusammentreffen mit dem Marine-Offiziers musste der kleine Elch ein Schaudern unterdrücken. "Aber was machen wir denn jetzt?"

"Als erstes sollten wir herausfinden, ob Blackbeard hier ist", antwortete Ace, in dessen Augen sich ein gefährlicher Glanz zeigte. Er spürte, dass er seinem Ziel sehr nahe war. Näher, als sonst.

"Wir sollten getrennt in der Sache vorgehen", ging Sanji mit entschlossener Stimme dazwischen, der sich bereits seine eigenen Gedanken dazu gemacht hatte. "Es reicht nicht, wenn wir uns jetzt nur auf Blackbeard konzentrieren."

"Und was schlägst du vor, sollen wir machen?", wurde er von Lysop gefragt, der nichts Gutes ahnte, was man an seinem unbehaglichen Gesichtsausdruck erkennen konnte.

"Ace und ich werden uns morgen ein wenig nach Blackbeard umhören", antwortete Sanji bestimmten Tons, während er bei seiner Ausführung des Plans im Zimmer auf und ab ging. "Du und Chopper, ihr werdet die Leute nach Smoker und der Marine ausfragen. Je mehr wir über ihren Tagesablauf wissen, desto besser ist das für uns. Und Ruffy und Robin werden sich noch mal mit diesen beiden Affen von Türstehern unterhalten. Ihr müsst soviel über das Viertel und der Stadt in Erfahrung bringen, wie es geht."

"Heißt das, wir gehen morgen nicht zu Betsy?", fragte Ruffy mit enttäuscht hängenden Schultern.

"Sag mal, Ruffy, hast du es etwa immer noch nicht kapiert?", wandte sich Ace ungläubig an seinen Bruder, während die anderen über soviel Naivität nur mit dem Kopf schütteln konnten.

"Was denn kapiert?"

"Diese Betsy bietet einen anderen Spaß an, als den, den du meinst", versuchte Ace es ihm zu erklären, wobei er innerlich um Geduld betete. "Dort spielt man nicht mit Karten oder Würfeln."

"Mit was denn dann?" Ruffy sah seinen Bruder neugierig an, während die pure Unschuld in seinen Augen zu erkennen war. Hilflos schaute Ace zu den anderen, während er fast schon panisch überlegte, wie er seinem unerfahrenen Bruder das bloß erklären sollte.

"Die Rede ist von der körperlichen Liebe", kam Robin ihm dann zu Hilfe, derweil sie sich ein Lachen über das entsetzte Gesicht Aces verkneifen musste. Es gibt also doch etwas, das ihn aus der Fassung bringen kann, ging es ihr durch den Kopf.

Ruffy dachte eine Weile über die Antwort nach, bis er dann plötzlich verstand, was damit gemeint war. Die dunklen Augen wurden riesengroß und eine tiefe Röte zog sich von seinem Hals bis zur Stirn.

*

Robin fing leise an zu lachen, als sie an dieses Bild denken musste. Ruffy war nach der Erkenntnis eine ganze Weile stumm geblieben, während seine Freunde sich köstlich über seine Scham amüsiert hatten. Danach hatten sie sich noch über einige Belanglosigkeiten unterhalten, bevor sie sich alle gegenseitig eine gute Nacht gewünscht hatten. Sie und Chopper waren anschließend in ihr eigenes Zimmer gegangen, das sich drei Räume weiter befand, und ebenfalls nur mit dem Nötigsten versorgt war.

Lautes Gelächter aus dem Schankraum rissen Robin aus ihren Gedanken, während zugleich polternde Schritte die Treppe heraufkamen. Allmählich wurde sie sich ihres zitternden Körpers bewusst, der der kalten Luft, die durch das geöffnete Fenster hereinkam, schutzlos ausgeliefert war, da sie sich zum Schlafengehen nur ein roséfarbenes Top mit dünnen Trägern und die dazu passende Hotpants angezogen hatte. Eine Gänsehaut zog sich über ihre Arme und Beine, während sie ihre Hand um den Griff des Fensters legte, um es zu schließen. Doch eine tiefe männliche Stimme, die von unten aus der Gasse zu ihr heraufdrang, hielt sie davon ab. Im nächsten Augenblick hörte sie dann auch schon eine zweite, dunklere Stimme antworten. Gespannt blieb Robin vor dem Fenster stehen und lauschte.

"Ich hoffe, dich hat niemand gesehen", sprach die erste Stimme leise und gefühllos.

"Keine Sorge, ich verstehe mein Handwerk", kam es ebenso leise zurück. Robin beugte sich vorsichtig über das Fenster, um die beiden Männer sehen zu können, die sich dicht an die Hauswand des Gasthauses drängten. Sie konnte nicht viel von den beiden Gestalten erkennen, da sie sich in langen, schwarzen Mänteln gehüllt hatten und ihre Köpfe unter tiefliegenden Kapuzen steckten.

"Gut. Wie viele Männer kannst du mir geben?" Soweit Robin von ihrer Position aus erkennen konnte, war es die rechte Person, die gesprochen hatte.

"Erst einmal sollten wir über die Bezahlung sprechen", kam die Antwort mit einem leicht drohenden Unterton.

"Keine Angst", sprach wieder der erste Mann, der beruhigend die Hand hob. "Sobald ich weiß, wann Blackbeard hier auftaucht, zahle ich dir und deinen Männern die Hälfte des Betrages. Den Rest bekommt ihr dann, wenn er unter der Erde liegt."

"Chopper!", versuchte Robin leise den Freund zu wecken und wandte den Kopf dabei vom Fenster ab, um nicht die Aufmerksamkeit der düsteren Gestalten auf sich zu lenken.

"Und wann weißt du, wann er hier aufkreuzt?", fragte die zweite Stimme gespannt, angesichts der Aussicht auf das Geld. Keiner der beiden Männer ahnte jedoch, dass sie belauscht wurden.

"Chopper!", rief Robin erneut leise. Während sie sich eiligst ihre braunen Wanderstiefel anzog und zuschnürte, ließ sie einen Arm aus der Bettdecke wachsen, mit dem sie den Freund an der Schulter rüttelte.

"Ich werde mich heute noch mit meinem Informanten treffen", hörte Robin die erste Stimme, die keinerlei Gefühle zeigte, antworten. Derweil öffnete Chopper verschlafen die Augen und richtete sich langsam im Bett auf. "Und was ist mit deinen Männern?"

"Was ist denn los?", fragte der kleine Elch an die junge Frau gewandt, die ihm sofort ein Zeichen gab leise zu sein. Durch die aufgeregten Gebärden der Freundin fiel die Müdigkeit mit einem Schlag von ihm ab und seine Muskeln spannten sich an.

"Ich kann dir vierzig Männer geben. Wann treffen wir uns wieder?"

"Ich werde es dich schon wissen lassen", antwortete die erste Stimme wieder. Inzwischen gab Robin dem kleinen Freund durch hektische Handbewegungen zu verstehen, zu ihr zu kommen, während sie sich ihre schwarze Jacke über das Top zog.

"Was ist denn?", fragte Chopper leise und trat auf die Freundin zu, die sich vorsichtig wieder über das Fenster beugte. Sie konnte sehen, wie die beiden Männer sich verabschiedeten und in getrennte Richtungen gingen. Kurz darauf nahm Robin mit fest entschlossener Miene Chopper in die Arme und kletterte auf den Fenstersims.

"Was hast du vor?", rief Chopper erschrocken auf, als die dunkelhaarige Frau auch schon im nächsten Moment die wenige Meter zum Boden hinab sprang. Robin gelang es den Sprung abzufedern, in dem sie bei der Landung in die Knie ging und sich mit ihrer linken Hand auf der matschigen Erde abstützte. Ein kurzer, heftiger Schmerz schoss dabei jedoch durch ihre Schulter, den sie sich aber nicht anmerken ließ. Chopper, der seine Arme fest um ihren Hals geschlungen hatte, öffnete langsam die Augen und vergewisserte sich, dass er noch am Leben war.

"Kannst du mir mal erklären, was los ist?", forderte er die junge Frau verwirrt auf, während diese geschwind die Gasse hinab lief, den Freund noch immer auf dem Arm haltend. Nach wenigen Schritten sahen sie eine dunkle Gestalt vor sich und Robin drosselte ihr Tempo.

"Der Mann dort vorne", wies sie den kleinen Elch leise auf die Person hin. "Er ist derjenige, mit dem sich Blackbeard treffen will."

"Bist du sicher?" fragte Chopper flüsternd, der die Gestalt, die langsam um eine Ecke bog, mit seinen kleinen Knopfaugen gespannt verfolgte, derweil sich eine angespannte Aufregung in ihm breit machte. Robin antwortete ihm nur mit einem kurzen Nicken, während sie sich der Ecke näherte, hinter der der Fremde zuvor noch verschwunden war.

Immer in den dunklen Schatten der Häuser verborgen, schlichen die beiden Freunde dem Mann hinterher. Durch den ständigen Regen war es für sie nicht einfach, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Bald schon war das weiche Fell Choppers bis auf die Haut durchnässt und auch Robin hing das Haar tropfend ins Gesicht, während der Regen an ihren nackten Beinen in Strömen hinab lief.

Nachdem mehrere Minuten vergangen waren, blieb Robin hinter einer Hausecke stehen. Die Seitenstraße vor ihnen endete an der Mauer, die das Viertel von der übrigen Stadt trennte. Stirnrunzelnd beobachteten die beiden Freunde den Mann dabei, wie dieser auf einen Bretterverschlag zuging. Schnell zog sich Robin wieder hinter der Wand zurück, als der Fremde sich nach allen Seiten umblickte. Wenige Sekunden später blickte sie dann wieder in die Sackgasse hinein und konnte gerade noch erkennen, wie der Kerl hinter den Brettern verschwand.

Vorsichtig ging Robin auf den Verschlag zu und schob behutsam die Bretter an die Seite. Dahinter war ein halbhohes Loch in der Mauer verborgen. Mit Chopper im Arm schlüpfte sie geduckt durch die Öffnung hindurch, wo sie dann auf der anderen Seite gerade eben noch sehen konnte, wie der Mann in einiger Entfernung in eine Seitenstraße einbog. Um ihn nicht aus den Augen zu verlieren, spurtete Robin ihm eiligst hinterher.

Es vergingen weitere fünfzehn Minuten, in denen die beiden Freunde die Gestalt verfolgten. Längst schon hatten sie die Übersicht darüber verloren, wo genau sie sich in der Stadt befanden, derweil sie hin und wieder gezwungen waren einigen volltrunkenen Männern aus dem Weg zu gehen, die von ihrem abendlichen Besuch eines Wirtshauses zurück nach Hause torkelten. Dann endlich beobachteten Robin und Chopper, wie die mysteriöse Gestalt vor einem einfachen Wohnhaus hielt. Aus einem Seitenfenster fiel ein blasser, gelber Lichtschein, das darauf schließen ließ, dass noch jemand im Haus wach war.

Der Mann klopfte leise an die Tür, die ihm bereits nach kurzer Zeit geöffnet wurde. Nachdem er im Haus verschwunden war, trat Robin näher an den Lichtschein heran, wo sie in geduckter Haltung unter dem Fenster auf die andere Seite schlich, damit sie die Straße im Auge behalten konnte. Dann wagten sie und Chopper einen Blick ins Innere des Zimmers.

Am Ende eines großen Esstisches saß ein Mann mit dunklem, welligem Haar, über dessen rechtem Auge eine bleiche Narbe von vielleicht zehn Zentimetern verlief. Unter der schlanken Nase zwirbelte sich ein schwarzer Schnurrbart, dessen Enden ein wenig zitterten. Sowohl die Stirn als auch das Kinn wiesen markante Züge auf. Seine langgliedrigen Fingern spielten die ganze Zeit über ungeduldig mit einem vergilbten Umschlag, während seine eisblauen Augen sich auf einen Punkt auf dem Tisch konzentrierten.

Durch eine Tür hinter ihm trat jetzt ein weiterer Mann in das Zimmer, der ein Tablett mit zwei Gläsern und einer Flasche auf dem Tisch abstellte. Dieser hatte ein rötliches Pausbackengesicht, in dem die schmalen, blassen Lippen fast gänzlich verschwanden. Die braunen, kurzen Haare hatte er sich zu einem Seitenscheitel frisiert, wobei ihm einige Strähnen immer wieder ins Gesicht fielen. Über seinem gewölbten Bauch spannte sich eine rote Brokatweste, aus deren Brusttasche eine goldene Kette hing.

"Hast du Nachricht erhalten?", drang gedämpft die Stimme des Dunkelhaarigen zu den Freunden hinaus. Dieser ließ den Umschlag los und griff nach einem Glas, das der andere Mann gefüllt hatte, worin sich eine klare Flüssigkeit befand.

"Ja, habe ich", antwortete sein Freund mit einem gierigem Glanz in den Augen, während er sich an der Seite des Tisches setzte. "Sie ist am Nachmittag eingetroffen."

"Und was sagt Blackbeard?" Die Stimme des Dunkelhaarigen, die eindeutig zu der Gestalt gehörte, der Robin und Chopper gefolgt waren, klang in ihren Ohren gefühllos. Auch seine lockere Körperhaltung ließ nichts davon erkennen, wie es in seinem Inneren aussah.

"Er und seine Leute werden in etwa zwei Tagen hier eintreffen. Da er es für zu gefährlich hält in die Stadt zu kommen, will Blackbeard sich mit dir in Secrets Bay treffen."

Nach diesen Worten trat Stille unter den beiden Männern ein, in der der Dunkelhaarige nachdenklich an einem Ende seines Schnurrbarts zupfte. Derweil sah sein Freund ihn erwartungsvoll an.

"Hat er die Ware?", fragte er dann schließlich und stützte sich mit einem Ellenbogen auf die Armlehne des Stuhls, während er abschätzig den Mann neben sich musterte.

"Der Überfall war ein voller Erfolg", sprach dieser mit eifriger Stimme und beugte sich näher zu dem Mann hin. "Das Schiff ist mit Mann und Maus untergegangen. Die Marine wird glauben, dass sie während eines Sturms gekentert sind."

"Gut", erwiderte der Dunkelhaarige mit einem zufriedenen Lächeln und schob den Umschlag seinem Freund entgegen, der hastig seine Hand danach ausstreckte. "Dann haben wir ja jetzt etwas zu feiern."

Damit stießen die beiden Männern mit ihren Gläsern an. Robin schlich sich in gebückter Haltung wieder an dem Fenster vorbei und trat auf die Straße. Dort setzte sie Chopper auf den Boden ab und gemeinsam machten sie sich gemächlichen Schritts auf den Rückweg.

"Hast du eine Ahnung, worüber genau die beiden da geredet haben?", wandte sich Chopper an Robin, der sich das belauschte Gespräch noch mal ins Gedächtnis zurückrief.

"Nein", antwortete sie mit einem Kopfschütteln. "Aber ich vermute, dass es sich bei dem Schiff um dasselbe handelt, auf das Blackbeard bei Apple Beach gewartet hat."

"Stimmt", nickte Chopper ernst. "Dieser Darong hatte das ja erwähnt."

"Genau, aber ich frage mich, was das für ..."

Sie waren an eine Wegkreuzung angelangt, als Robin plötzlich mit einer kleineren Person zusammenstieß, als sie in der nach rechtsführenden Straße gehen wollten.

"Ach, verzeihen Sie mir", entschuldigte sich eine dunkelhaarige Frau bei Robin, während sie damit beschäftigt war sich ihre Brille aufzusetzen, die ihr bei dem Zusammenstoß von der Nase gerutscht war. Gleichzeitig erhielt Chopper von Robin einen etwas unsanften Tritt gegen die Brust, wodurch er mit einem dumpfen Plumps neben der Hauswand in den Matsch fiel. Verwirrt über diese Behandlung blieb der kleine Elch erstmal sitzen, während er erstaunt zu der Freundin aufsah, die unbeirrt ihren Blick auf jemanden vor sich gerichtet hatte. Von seiner Position aus konnte Chopper die Person jedoch nicht sehen. Doch die rauchige Stimme, die er dann hörte, ließ sein Herz vor Entsetzen einige Sekunden lang aufhören zu schlagen.

"Wenn das nicht die kleine Nico Robin ist." Smoker stand nur wenige Schritte und mit verschränkten Armen vor Robin, während er sie von oben bis unten musterte. Leutnant Tashigi ließ bei der Erwähnung des Namen überrascht ihre Brille fallen. "Die Gerüchte sind demnach also wahr, dass du es lebend aus dem Mausoleum von Alabasta geschafft hast."

"Es hat wohl ganz den Anschein", erwiderte Robin mit einem kalten Lächeln.

"Nico Robin, hiermit bist du festgenommen!", rief Tashigi mit autoritärer Stimme aus und richtete die Spitze ihres Schwertes Chigule auf Robin.

"Das hatten wir doch schon einmal", wandte sich Robin mit nachsichtigem Ton an die junge Frau, während sie ihr einen überlegenen Blick zuwarf. Chopper hörte schweigend der Unterhaltung zu, derweil ihn die Wandlung seiner Freundin faszinierte, aber zugleich auch ängstigte. Vor ihm stand nicht mehr die warmherzige, junge Frau, die stets ein Lächeln für ihn hatte, sondern eine völlig fremde Person, die von einer kalten und bedrohlichen Aura umhüllt war.

"Sie halten sich daraus", befahl Smoker Leutnant Tashigi mit strenger Stimme, ohne die ehemalige Baroque-Agentin aus den Augen zu lassen. Überrascht blickte die junge Frau ihren Vorgesetzten an und wollte etwas dagegen einwenden. Aber ein Blick in seine gefährlich aufblitzenden Augen hielt sie davon, daher ließ sie ihr Schwert langsam sinken.

Lange Zeit starrten Smoker und Robin sich in die Augen, während der Regen unablässig auf sie niederprasselte. Der dicke Qualm der beiden Zigarren, die zwischen den Lippen des Marine-Offiziers steckten, wurde vom kalten Wind in der Luft davongetragen. Klopfenden Herzens saß Chopper unbeweglich auf der nassen Erde und wartete gespannt darauf, was passieren würde, während Tashigi ihre Augen zwischen den beiden Kontrahenten wandern ließ.

In dem Moment als der unmusikalische Gesang eines Betrunkenen in der Ferne erklang, packte Robin blitzschnell die überraschte Tashigi am Arm und stieß sie gegen Smoker. Während dieser die junge Frau in seinen Armen auffing, war Robin inzwischen schon losgelaufen und folgte mit weit ausholenden Schritten der geradeausführenden Straße.

"Sie lassen sofort alle Soldaten versammeln!" Smoker hatte bereits die Verfolgung aufgenommen, als er Leutnant Tashigi den Befehl zu schrie, die sofort danach eiligst den Weg zurücklief, den sie und Smoker gekommen waren. Als einziger blieb nur noch Chopper zurück, dem Tränen in den Augen stiegen.

"Was soll ich denn jetzt machen?", fragte er laut in die Stille hinein, dessen Stimme seine Verzweiflung nur zu deutlich erkennen ließ.
 

+ Ich weiß, ich weiß. Für dieses Kap hatte ich eigentlich versprochen, die Identität der drei geheimnisvollen Personen aufzulösen. Aber das Kap hatte doch eine unerwartete Wendung genommen, so dass ich mein Versprechen leider nicht einlösen kann. Ich hoffe, ihr verzeiht mir *Dackelblick aufsetzt*

Aber im 7. Kap, also das nächste, da wird dann auf jeden Fall das Geheimnis gelüftet +

Ein unerwartetes Wiedersehen

Robins Gedanken rasten genauso schnell, wie ihre Füße über den schlammigen Boden hinweg flogen. Hinter sich hörte sie die schweren Schritte Käpt´n Smokers, der sich nur wenige Meter hinter ihr befand. Ihr musste schnell etwas einfallen, wie sie ihm entkommen konnte. Mit seinen Teufelskräften konnte sie es nicht aufnehmen, dafür waren sie einfach zu stark. Irgendwie musste es ihr gelingen ihn abzuschütteln.

Von ihrer Umgebung nahm sie nichts weiter wahr als die vielen verwinkelten Straßen. Die gräulichen, rötlichen und hölzernen Gebäude an ihrer Seite vermischten sich zu einem einzigen dunklem Gebilde. Der Regen klatschte ihr wie Nadelstiche ins Gesicht, während sie blinzelnd versuchte im Dunkel der Nacht ihren Weg vor sich zu erkennen. Der matschige Boden unter ihren Füßen war schlüpfrig und immer wieder merkte Robin, wie ihre Füße leicht wegrutschten. Ihr kurzes Top war durch den Regen vollkommen durchnässt und saugte sich an die nackte Haut, während die braune Masse der Erde kalt an ihren Beinen herunterlief.

Vor sich sah Robin eine Abzweigung näher kommen. Sie streckte ihren Körper weit nach vorne, um an Geschwindigkeit zuzunehmen, während sie innerlich darum betete, dass diese in keiner Sackgasse endete. Als sie dann in die Straße einbog, sah sie mit Erleichterung, dass diese nach wenigen Metern auf eine andere, viel breitere Straße führte. Vielleicht eine der Hauptstraßen, dachte sich Robin, während sie sich nach rechts wandte.

Als sie ihren Körper eng in die Kurve legte, rutschte plötzlich ihr linker Fuß in einer Pfütze unter ihr weg und sie verlor den Halt. Keuchend lag sie auf dem kalten, schlammigen Boden, während Tränen in ihre Augen stiegen. Ein alles verzehrender Schmerz jagte durch ihre Schulter und sie hoffte, dass wegen des Sturzes sich ihre Wunde nicht aufgerissen hatte.

"Wie konntest du es nur all die Jahre über schaffen?"

Atemlos schaute Robin auf. Nur wenige Schritte von ihr entfernt stand Smoker mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Sein imposanter Brustkorb hob sich in einem gleichmäßigen, ruhigen Rhythmus, der nicht erkennen ließ, dass der Mann gerade einen anstrengenden Spurt hinter sich hatte. Das graue Haar fiel ihm feucht ins Gesicht, das er sogleich mit einer Hand zurückstrich.

"Seit mehr als zwanzig Jahren bist du bereits auf der Flucht vor der Marine", sprach er langsam weiter, so, als würde er mehr zu sich selbst sprechen, und nahm seine beiden Zigarren zwischen die Finger, während er die junge Frau aufmerksam beobachtete. "Und jetzt liegst du hier vor meinen Füßen, wie auf einem Präsentierteller. Und das nur wegen eines Sturzes. Ich frage mich, wo deine Raffinesse geblieben ist, die man dir nachsagt?"

"Sie befindet sich genau hinter dir", antwortete Robin leise und mit einem kalten Lächeln. Sie hatte sich inzwischen langsam auf ihre Knie erhoben, als sie jetzt ihre Arme vor der Brust kreuzte und hinter Smoker zwei Arme aus der Erde wachsen ließ, die ihn an den Fußgelenken packten und diese unter ihm wegzogen. Alle viere von sich gestreckt, war es jetzt der Marine-Offizier, der völlig überrumpelt im Matsch landete, während Robin bereits wieder auf den Beinen war.

Mit dieser Aktion hatte sie erreicht, sich genügend Zeit zu verschaffen, um in die nächsten Querstraßen zu rennen, ohne dass sie dabei von Smoker verfolgt wurde. Kalter Schweiß vermischte sich mit den Regentropfen auf ihrer Stirn, während Robin immer wieder in irgendwelchen Straßen einbog. Obwohl sie den Marine-Offizier nicht sehen konnte, hörte sie dennoch seine Stimme, die erbost ihren Namen rief. Verzweiflung überkam sie. Sie musste einen Unterschlupf finden. Irgendwas, wo sie sich verstecken konnte. Robin wusste, es würde nicht mehr lange dauern, dann würde es in den ganzen Straßen nur so von Soldaten wimmeln. Und dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, wann sie sie hätten.

Ein helles Licht auf der linken Straßenseite weckte ihre Aufmerksamkeit, das aus zwei großen Fenstern schien. Ein kurzer Blick auf das Schild über der Tür verriet ihr, dass es sich um ein Wirtshaus handelte. Doch das war ihr im Moment egal. Für sie bedeutete das Licht eine kurze Verschnaufpause, in der sich Robin wieder sammeln konnte. Daher stieß sie die Tür schwungvoll auf und befand sich im nächsten Augenblick in einem großen Schankraum. Mit einem leisen Klicken fiel die Tür hinter ihr zurück ins Schloss, das sich in der Stille des Raumes unnatürlich laut anhörte, in dem zusätzlich noch ihr angestrengtes Atmen zu hören war.

Schnell bemerkte Robin, dass sich die überraschten Blicke der Männer um sie herum schon bald in lustvolle Gier verwandelten, während sie ausgiebig ihren von schlammbeschmierten Körper musterten, deren Brust sich in einem aufgeregtem Rhythmus hob und senkte. Daher schloss Robin mit vor Kälte steifen Fingern den Reißverschluss ihrer Jacke zu, unter der ihr kurzes Top durch die Nässe alles offenbarte, um den Männern deutlich zu signalisieren: Finger weg!

"Haben wir uns etwa verlaufen?" Ein hochgewachsener Mann mit rotem Kraushaar erhob sich hin und her schwankend von einem Tisch rechts neben ihr und kam auf sie zu. Als er an ihrer Seite war, legte er eine schwielige, feuchte Hand auf ihren Arm. Robin trat einige Schritte zurück, mehr aus Ekel, als aus Furcht, da von dem Mann ein säuerlicher Geruch ausging. Er missverstand ihr Zurückweichen und wollte schon zu einer Unhöflichkeit greifen, als die Tür sich erneut öffnete.

Robin spürte den kalten Luftzug an ihren Beinen, als der Wind in den Raum hineinfegte. Sie musste nicht erst in die verblüfften Gesichter der Männer blicken, um zu wissen, wer hinter ihr stand. Der Mann mit dem roten Haar zog sich respektvoll von ihr zurück, während eine angespannte Stille eintrat. Für einen Moment schloss Robin ihre Augen, um ihre Kräfte für die bevorstehende Konfrontation zu sammeln. Dann blickte sie, die Hände locker an den Seiten und die Schultern gestrafft, mit stolzerhobenen Kopf vor sich.

"Nun gut, Smoker", sprach Robin schließlich mit gefühlsloser Stimme, den Rücken noch immer dem Mann zugewandt, während die Männer atemlos dem Geschehen zusahen. "Die Jagd ist zu Ende."

"Hast du etwa angenommen, dass du mir entwischen würdest?", lachte Smoker laut auf und stemmte die Fäuste in die Seiten. "Ich lasse keine Verbrecher entkommen."

"Ach, wirklich?" Pure Ironie sprach aus diesen beiden Worten heraus, während sich ein provokantes Lächeln um ihre Lippen legte, das jedoch nur die Männer vor ihr sehen konnten. "Ich kann mir kaum vorstellen, dass du einen gewissen jungen Mann vergessen haben wirst, dem du in Alabasta begegnet bist."

Robin wusste auch so, ohne sich Smoker zuwenden zu müssen, dass der Schlag getroffen hatte.

"Ergibst du dich?", fragte er nach einer Weile mit neutraler Stimme. Er musste sich sehr beherrschen, um die Wut, die sie mit ihrer Äußerung geweckt hatte, nicht zu zeigen. Smoker wusste, dass es ihre Absicht gewesen war, aber diese Genugtuung wollte er ihr nicht geben.

Robin hatte nach seiner Frage den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen. Obwohl es ein anderer Ort und eine andere Zeit war, befand sie sich wieder in einer scheinbar hoffnungslosen Lage. Der Weg hinter ihr war versperrt und den Hinterausgang, wenn es den in dem Wirtshaus überhaupt gab, würde sie nicht erreichen können. Es war wie im Mausoleum in Alabasta, als sie dort nicht das erhoffte Rioporneglyph vorgefunden hatte. Damals war ihr ihr Leben nutzlos vorgekommen. Daher hatte sie auf den Zeitpunkt gewartet, in dem das Mausoleum einstürzen und sie begraben würde.

Ein junges, dunkelhaariges Gesicht mit einem breiten Grinsen erschien vor ihrem geistigen Auge. Trotz ihrer eher schwachen Proteste hatte Ruffy nicht zulassen wollen, dass sie starb. Er hatte nicht gewollt, dass sie aufgab. Ein grimmiger Zug legte sich um ihre Lippen. Sie würde auch jetzt nicht aufgeben, schwor sie sich und ballte eine Hand zur Faust. Aber sie brauchte Zeit, um sich einen Ausweg einfallen zu lassen. Doch Smoker würde ihr diese Zeit nicht geben.

"Was ist nun?", verlangte dieser auch schon mit ungeduldigem Ton nach einer Antwort, während er ihr gesenktes Haupt betrachtete und sich bereits am Ziel sah. Ein abfälliges Schnauben kam aus einer Ecke nahe eines der Fenster. Smokers gesamte Konzentration richtete sich auf die junge Frau vor ihm, wodurch der Marine-Offizier den Mann jedoch gütigst ignorierte.

Aber nicht Robin! Obwohl sie scharf über eine Lösung nachdachte, war das Geräusch dennoch an ihre Ohren gedrungen. Furcht hielt sie davon ab, die weit aufgerissenen Augen in die Richtung wandern zu lassen, aus der das Schnauben gekommen war. Ihr Herz klopfte wie wild und drohte in ihrer Brust zu zerspringen, während sich ein winziger Funken Hoffnung in ihrem Inneren zeigte, der sich schon bald darauf in Gewissheit umwandelte. Nein, sie irrte sich bestimmt nicht.
 

Chopper raffte sich langsam auf. Die Tränen, die langsam an seinen Augenwinkeln hinab liefen, vermischten sich mit den Regentropfen in seinem Fell. Verzweiflung stand in seinem Blick, als er in die Richtung sah, in der Robin und Smoker vor kurzer Zeit verschwunden waren. Was sollte er tun?

Klein und verlassen kam er sich vor, wie er so inmitten auf der Straße stand. Weit und breit war nichts zu hören, außer den prasselnden, unnachgiebigen Regen, der auf seinen Hut niederging. Er kannte das Gefühl, das sich langsam über sein kleines Herz legte. Es erinnerte ihn an die Zeit, als er noch bei seiner "Familie" gelebt hatte.

Ständig hatten sie in einer großen Herde auf einer saftigen Wiese gestanden, während sie das frische, grüne Gras gerupft hatten. Nur er, Chopper, musste sich abseits der anderen aufhalten. Sie hatten ihn nicht gewollt. Seine blaue Nase hatte ihn zu etwas anderem gemacht. Neidvoll hatte er immer mit ansehen müssen, wie die anderen Elche seines Alters miteinander gespielt hatten. Ihn hatten sie nie beachtet. Und als er dann unabsichtlich von der Mensch-Mensch-Frucht gegessen hatte, wurde alles noch viel schlimmer für ihn. Er war kein Elch mehr, wodurch die Herde ihn ganz aus ihrer Gruppe verstoßen hatte. Aber er war auch kein Mensch! SIE hatten ihn als ein Monster bezeichnet. Auf einmal war Chopper zu einem Wesen geworden, das nirgends hingehörte ... das keinen Platz auf der Welt hatte.

Chopper wischte sich mit einem Arm über die laufende Nase. Entschlossen straffte er seinen Rücken. Er wusste, was er jetzt zu tun hatte! Obwohl Robin und Smoker einen zu großen Vorsprung hatten und der Regen es ihm unmöglich machte ihre Spur aufzunehmen, gab es eine andere Möglichkeit, wie er der Freundin helfen konnte.

Die Augen fest zusammengepresst, rief sich der kleine Elch die Geschehnisse vor Augen, seit er und Robin das Gasthaus verlassen hatten. Er hoffte, auf diese Weise den Weg zurückverfolgen zu können, den sie gegangen waren. Doch durch die aufsteigende Panik, angesichts des Zeitdrucks unter dem Chopper stand, gelang es ihm nicht, sich daran zu erinnern, wie sie gegangen waren.

Wieder stieg ein Schluchzen in seiner Kehle auf, das er jedoch mühsam unterdrücken konnte. Er wollte nicht aufgeben. Endlich hatte er das gefunden, wonach sich sein Herz all die Jahre über gesehnt hatte: eine Familie zu haben! Denn nichts anderes waren seine Freunde für ihn. Sie hatten ihn nicht wie ein Monster behandelt oder wie etwas Unnormales, sondern ihn so akzeptiert, wie er war. Und seine Freunde, das stand für Chopper fest, würde er mit seinem Leben beschützen.

Grimmig schaute sich Chopper um. Leutnant Tashigi würde schon bald mit einem Haufen Soldaten zurückkehren, also musste er schleunigst von der Straße verschwinden. So schnell, wie ihn seine kleinen Beine tragen konnten, lief er ein Stück die Straße hinunter, aus der er und Robin zuvor gekommen waren. Vor einem der Wohnhäuser war ein kleiner Garten angelegt, in dem ein großer Kirschbaum stand, deren lange, starke Äste sich dem Himmel empor streckten. Geschickt kletterte Chopper an dem Baum hoch, wo er von einem extrem dicken Ast auf das nasse Dach des Hauses sprang.

Plötzlich verloren seine Hufen auf dem glitschigen Untergrund ihren Halt und Chopper rutschte bäuchlings das Dach hinunter. Bevor er aber ganz hinunterfiel, gelang es ihm noch im letzten Augenblick sich an der Dachkante festzuhalten. Wenige Sekunden blieb er regungslos in der Luft hängen, derweil sein Herz versuchte zu seinem normalen Rhythmus zurückzufinden. Die heimlichen Trainingsstunden an Bord der Flying Lamb machten sich jetzt bezahlt, als er sein gesamtes Gewicht zurück auf das Dach zog.

Vorsichtig stand Chopper auf und sah sich um. Sowohl von seiner linken Seite als auch hinter ihm konnte er in der Ferne schwache Lichtpunkte in der Dunkelheit ausmachen, die sich in etwa auf seiner Höhe befanden.

"Das könnten die beiden Stadttore sein", überlegte der kleine Elch laut, während er mit gekrauster Stirn dann nach rechts blickte. "Wenn meine Vermutung richtig ist, befindet sich das Viertel dann in dieser Richtung."

Nach diesen Worten wandelte sich Chopper in seine Elchform um und sprang von einem Dach zum anderen. Es war eine mühsame Anstrengung, da er immer wieder drohte auf den rutschigen Schindeln auszugleiten. Doch seine wilde Entschlossenheit bewahrte ihn vor einem schmerzhaften Sturz, so dass er unermüdlich die Entfernungen zwischen den einzelnen Häusern überwand.

Nach etwa zehn Minuten erreichte er das Ende der Häuserzeile. Schnaufend blickte Chopper vom Rand des Daches aus hinunter. Eine Backsteinmauer trennte die dahinter liegenden Gebäude von den übrigen. Er hatte es also geschafft! Vor ihm befand sich das Schurken-Viertel! Als er die Straße links von ihm entlang sah, machte er einen Lichtschein hinter der Mauer aus. Sogleich vermutete er, dass dort der Eingang zum Viertel war.

Doch anstatt sich darauf zu zu bewegen, schritt Chopper zurück ans andere Ende des Daches. Er hatte nicht die Zeit und die Geduld sich mit Rigos und Sammy auseinanderzusetzen. Daher senkte er jetzt den Kopf und scharrte mit einer Hufe, während er starr vor sich blickte. Ich muss es schaffen, dachte er noch bei sich, als Chopper auch schon im nächsten Augenblick wild über das Dach raste. Mit den Hinterläufen stieß er sich kraftvoll an der Abschlusskante des Daches ab, während er dann mit gestrecktem Körper durch die Luft flog.

Es war ein schmerzhafter Aufprall für ihn. Die Entfernung zwischen Haus und Mauer betrug etwa fünf Meter. Als sich sein Körper langsam in der Luft senkte, hatte er es gerade eben noch so geschafft einen Vorderhuf auf die obere Kante der Mauer zu setzen und sich nochmals abzustoßen. Dadurch hatte Chopper jedoch sein Gleichgewicht verloren, wodurch er hinter der Mauer auf den Boden prallte.

Benommen und schwer atmend blieb er eine Weile auf dem schlammigen Boden liegen, während seine Flanken aufgeregt bebten. Mühsam erhob er sich auf seine zitternden Beine, wobei er mehrmals seinen Kopf schüttelte, um seinen verschwommen Blick zu klären. Ohne sich noch weiter umzusehen, rannte er dann auch schon wieder los.

Nach zahlreichen Abzweigungen erreichte Chopper schließlich das Gasthaus, in dem er und seine Freunde untergebracht waren. Doch zu seiner maßlosen Enttäuschung musste er feststellen, dass die Tür abgeschlossen war, und hinter den Fenstern drang auch nirgends Licht. Daraufhin begab er sich in die Gasse neben dem Haus und stellte sich unter dem Fenster auf, das, nach seiner Schätzung hin, zu dem Zimmer der Freunde gehörte.

"Ruffy!", schrie Chopper laut und wartete einige Sekunden, ob sich in dem Zimmer etwas tat. "Ace! Wach auf!"

Nichts rührte sich hinter dem Fenster. Ein genervtes Stöhnen entrang sich seiner Kehle, während Chopper innerlich den festen Schlaf seiner Freunde verfluchte. Dabei sah er einen kleinen Stein auf dem Boden vor sich liegen. Grimmig wandelte er sich daraufhin in seine halbmenschliche Gestalt und nahm den Stein in seine Hand.

"Leute, jetzt wacht endlich auf!", versuchte Chopper es erneut. Als wieder nichts geschah, holte er mit seinem Arm weit aus. Zur selben Zeit, als er den Stein aus seiner Hand warf, sah er entsetzt, wie ein dunkler Schatten das Fenster öffnete, der im nächsten Augenblick getroffen zu Boden ging.

"Was soll denn dieses Theater?", hörte Chopper auch schon die aufgebrachte Stimme Sanjis.

"Verdammt noch mal, was soll dieser Lärm?", ertönte eine Stimme aus dem Nachbarzimmer.

"Seid endlich still!"

"Ich will schlafen!"

Von überall her kamen zornige Rufe über die nächtliche Störung, während in einigen Zimmern Licht angezündet wurde. Zerknirscht über den Aufruhr, den Chopper verursacht hatte, trat er näher unter das Fenster.

"Sanji!", rief er flüsternd hoch, während er seine beiden Hände trichterförmig an den Mund legte. "Sanji, hörst du mich?"

Kurz darauf erschien der blonde Schopf des Smutjes über dem Fenstersims, der verwirrt zu dem Freund hinabblickte.

"Chopper?", rief Sanji leise und runzelte erstaunt die Stirn. "Was machst du da draußen?"

"Wir haben keine Zeit für Erklärungen", rief der Freund mit unterdrückter Stimme hinauf. "Robin steckt in Schwierigkeiten!"
 

Eine vollkommene Ruhe ergriff von ihrem Körper und Geist Besitz und langsam hob Robin ihren Kopf. Atemlos sahen die Männer zu, wie ihre blauen Augen einen entschlossenen Ausdruck annahmen, während sie sich zu ihrer gesamten Größe aufrichtete und sich zu Smoker umwandte. Der Marine-Offizier kniff die Augen zusammen, während er sich innerlich eingestehen musste, dass er sich geirrt hatte. Diese Frau würde nicht aufgeben, schüttelte er in Gedanken den Kopf. Stärke und eine grimmige Entschlossenheit gingen von ihr aus, die jeder im Raum spüren konnte.

"Wenn du mich haben willst", sprach Robin mit klarer, kalter Stimme, "dann musst du mich schon holen kommen."

Aus ihrem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr, als sich jemand lässig von einem Tisch erhob. Doch Robin wandte ihren Blick nicht von Smoker ab, dessen Kleidung nass und verdreckt an seinem bulligen Körper hinab hing. Auch er musterte sie, wie auch die anderen Männer im Raum, weiterhin, ohne die Person zu beachten, die langsam näher kam.

"Was ist?", forderte Robin Smoker zu einer Reaktion auf. Um keinen Preis durfte sie zulassen, dass seine Aufmerksamkeit sich auf etwas anderes konzentrierte, während sich Stück für Stück das Bild eines jungen Mannes in ihr Blickfeld schob. Es gelang ihr nur mit äußerster Willenstärke ihre Augen nicht von Smoker abzulassen, derweil ihr Inneres sich in einem chaotischen Aufruhr befand. Deutlich konnte sie IHN jetzt sehen.

"Du willst mich haben", wurde Smoker weiter von ihr provoziert, während sie aufforderungsvoll ihre Arme zu beiden Seiten weit ausstreckte. "Du kannst mich holen!"

Misstrauisch kniff Smoker die Augen zusammen. Instinktiv wusste er, dass die junge Frau etwas plante. Wie er bereits zu seinem Bedauern feststellen musste, war Nico Robin ein gefährlicher Gegner, den man nicht unterschätzen sollte. Doch Smoker konnte beim besten Willen nicht erkennen, was sie vorhatte, und es gab nur einen Weg, wie er das herausfinden konnte. Daher legte er nun seine Hand fest um den Griff seines Stockes, der an seiner Seite hing, und an dessen Spitze ein Seestein befestigt war.

Gerade als er ein paar Schritte auf Robin zugegangen war, erhielt er einen heftigen Schlag in den Nacken. Das letzte, was er sah, bevor er bewusstlos zu Boden ging, war das strahlende Lächeln Robins, deren Augen auf einen Punkt hinter ihm gerichtet waren.

Die Gäste des Wirtshauses sprangen entsetzt von ihren Plätzen auf, während sie fassungslos den jungen Mann musterten, der den Marine-Offizier mit dem Griff eines seiner Schwerter niedergeschlagen hatte.

"Das ... das wird mit einem Kopfgeld bestraft", wies ein Mann mit grau-weißem Haar und etlichen Zahnlücken den jungen Mann hin. Doch dieser ignorierte den Greis einfach und musterte aus abschätzenden Augen Robin, während er sein Schwert wieder an seiner grünen Schärpe befestigte.

"Man sollte dich an die Leine legen", meinte er dann murrend an Robin gewandt und betrachtete den am Boden liegenden Smoker. "Wie kann man sich auch nur in solche Schwierigkeiten bringen?"

"Das sagt genau der Richtige", erwiderte Robin schnippisch, wobei sie sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. "Wer von uns beiden ist denn vom Berg geflogen?"

Als Antwort erhielt sie nur einen frustrierten Blick, da sie es wieder einmal geschafft hatte ihn schachmatt zu setzen, derweil er laut mit den Zähnen knirschte.
 

+ Ihr habt richtig vermutet!!! Er ist es!!! Er ist am Leben!!! Und er ist wieder zurück!!! Zorro ist wieder da *jubel* Ich kann doch dem armen Sanji nicht seinen Lieblingsstreitpartner nehmen!!! Das geht doch nicht ;-) Und außerdem, was wäre denn die Strohhutbande ohne Zorro +

Die Nacht der Hoffnungen

+ Herrlich, wie ihr euch über Zorros Wiederauferstehung freut ;-) Das macht einem selbst ganz glücklich, obwohl ich noch überlegt hatte, ob ich es nicht doch noch verheimlichen sollte. Bis drei Uhr nachts/morgens hatte ich an dem Kap gesessen und den Aufbau immer wieder neu umgestaltet, während ich pausenlos "Run Free" (rein instrumental) gehört hatte. Das ist ein Song aus dem Film "Spirit - Der wilde Mustang" mit zigtausend Crescendos. Die haben mich so mitgerissen, dass dadurch überhaupt erst die Szene zwischen Robin und Smoker entstanden ist. Ich glaub, ich sollte das öfters so machen +
 

Noch vor wenigen Minuten hatte er friedvoll in dem knarrenden, aber doch gemütlichen Bett gelegen, während er sich nur zu freiwillig einem wunderschönen Traum mit Nami hingegeben hatte. Doch ein lauter Knall hatte dafür gesorgt, dass er plötzlich kerzengerade auf der Matratze saß. In diesem Augenblick hätte er Lysop nur allzu gerne durch den Fleischwolf gedreht, nachdem sein wachsamer Blick auf den Freund gefallen war, der unter dem Fenster auf dem Boden lag.

Zu blöd das Fenster zu öffnen, hatte sich Sanji noch gedacht. Da war sein Blick aber auch schon auf den kleinen, grauen Stein gefallen, der etwas seitlich hinter Lysop lag und noch ein wenig hin und her gerollt war. Bevor der Smutje sich darüber noch wundern konnte, hatte er dann auch schon von draußen die eindringliche Stimme Choppers gehört.

Was war nur geschehen? Diese Frage schoss ihm immer wieder durch den Kopf, während er sich eiligst seine schwarze Hose überzog und barfuss in die ebenfalls schwarzen Schuhe schlüpfte. Es konnten doch höchstens drei Stunden vergangen sein, seit sie sich von Robin und Chopper verabschiedet hatten. Was hatte sich in dieser Zeit bloß abgespielt?

Ruffy und Ace hatten von dem Aufruhr im Zimmer bislang nichts mitbekommen. Nachdem ihre beiden Freunde in ihr eigenes Zimmer verschwunden waren, waren die beiden Brüder noch einmal runter in den Schankraum gegangen, um sich dort ihre Bäuche zu füllen. Nur am Rande seines Bewusstseins hatte Sanji ihre Rückkehr wahrgenommen, derweil er in seinem Halbschlaf damit beschäftigt war Lysop auf Abstand zu halten, der sich wie ein Baby an ihn kuscheln wollte.

Der Smutje warf einen kurzen Blick auf Ruffy und Ace. Enganeinander gekuschelt, die Beine ineinander verschlungen, lagen die beiden seelenruhig vor sich hinschnarchend in dem breiten Bett. Eine kleine, runde Wölbung ihrer Bäuche ließ erkennen, welche Mengen an Essen die beiden verschlungen hatten. In diesem Punkt waren sich die sonst so unterschiedlichen Brüder gleich. Wenn es ums Essen ging, war einer wie der andere.

Der Anblick Ruffys, wie er seinen Kopf gemütlich auf der stahlharten Brust seines Bruders gebettet hatte, hätte Sanji zu einem anderen Zeitpunkt sicher belustigt. Doch seine Gedanken beschäftigten sich voll und ganz mit Choppers Worten. Robin steckt in Schwierigkeiten, hatte er gesagt. Aber in welchen Schwierigkeiten? Und wie konnte es erst dazu kommen?

"Jetzt kommt schon, Leute, steht auf!", versuchte Sanji es erneut und blickte zu jedem einzelnen der Freunde. Missmutig musste er sich eingestehen, dass Lysop so bald nicht wieder aufstehen würde. Mittlerweile war die Beule auf seiner Stirn zu einer beachtlichen Größe herangewachsen. Ruffy und Ace machten ebenfalls keine Anstalten sich aus den Betten zu erheben, sondern ließen stattdessen das Schnarchen nur noch lauter werden.

Stumm bedachte er die Freunde mit den übelsten Beleidigungen, die er sonst immer für einen gewissen Schwertkämpfer aufgehoben hatte, und griff auf dem Weg zur Tür nach seinem weißen Hemd. Während er polternd die Treppe in den Schankraum hinab schritt, zog er sich das Kleidungsstück achtlos über, wobei er sich nicht die Mühe machte die Knöpfe zu schließen. Geschwind balancierte Sanji um die Tische in dem Schankraum herum, die sich wie drohende Schatten aus der grauen Dunkelheit im Raum erhoben. Hinter einem der Fenster konnte er die große, dunkle Gestalt Choppers ausmachen, der geduldig darauf wartete, dass seine Freunde endlich heraustraten. Schnell löste der Smutje die Verriegelung an der Tür und riss sie im nächsten Augenblick auch schon auf.

"Na, endlich", rief Chopper erleichtert mit seiner tiefen Stimme aus, während er ins Innere des Raumes eintrat. "Wo sind die anderen?"

"Schlafen", brummte Sanji nur knapp. Aus zusammengekniffenen Augen musterte er Chopper von oben bis unten, wobei ihm weder das zerrissene Hemd noch das schlammverkrustete Fell entging.

"Wo ist Robin?" In seiner Stimme war deutlich ein warnender Unterton zu hören, der Chopper erst einmal nervös schlucken ließ.

"Ich weiß es nicht", antwortete er dann schließlich mutlos und zuckte dabei hilflos mit den Schultern. "Sie ist von Smoker verfolgt worden."

"Smoker?"

Was war nur geschehen, schoss es dem Smutje wieder durch den Kopf. Während er völlig verwirrt seine Stirn runzelte, legte sich ein gefährlicher Glanz über seine Augen und Sanji presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen.

"Du erzählst mir jetzt alles der Reihe nach", befahl er dann, wobei sein Tonfall keinen Widerspruch zuließ.

"Robin hatte unter unserem Fenster ein Gespräch mit angehört", begann Chopper dann an zu erklären, derweil er unruhig auf der Stelle trat. Ihm behagte der Gedanke nicht noch mehr Zeit zu verlieren, während die junge Frau irgendwo draußen von der Marine gejagt wurde.

"Daraus konnte sie entnehmen, dass einer der beiden Personen die ist, mit der sich Blackbeard treffen will. Daraufhin sind wir dieser Person zu einem Wohnhaus außerhalb des Viertels gefolgt, wo wir dann mehr über das Treffen erfuhren. Auf unserem Rückweg jedoch sind wir Käpt´n Smoker in die Arme gelaufen. Robin hatte dafür gesorgt, dass man mich nicht sah und ist dann weggerannt. Smoker ist dann auch sofort hinter ihr her, während diese Tashigi den Soldaten Bescheid geben soll."

"Großartig", stöhnte Sanji leise und rieb sich müde das Gesicht, das während Choppers Erzählung immer angespanntere Züge angenommen hatte. "Robin kann also überall sein. Und die Straßen werden jetzt nur noch so vor Soldaten wimmeln."

Seine rechte Hand griff automatisch zu seiner Brusttasche, in der sich eine Schachtel Zigaretten befand. Mit ruhigen Händen zündete er ein Streichholz an, das er sogleich an den Tabak hielt. Nach einem tiefen Zug, der ihn ein wenig beruhigte, sah Sanji geistesabwesend der dünnen, gräulichen Rauchfahne nach, die durch die offene Tür in den Regen hinausgeweht wurde. Derweil dachte er angestrengt über eine Lösung ihrer verzwickten Lage nach.

Aber es sah aussichtslos aus. Abgesehen davon, dass Counters Hill eine große Stadt mit unzähligen Straßen und Gassen war, kannten sich die Freunde an diesem Ort überhaupt nicht aus. Sich auf eigene Faust auf die Suche nach Robin zu machen wäre daher sinnlos, zumal sie auch nicht wüssten, wo sie damit hätten anfangen sollen. Außerdem waren jetzt bereits mit Sicherheit die Soldaten über Robins Anwesenheit informiert und durchkämmten in diesem Augenblick die Straßen nach ihr.

Wenn sich die Freundin nicht bereits schon in ihren Fängen befand. Doch diesen Gedanken schob Sanji sofort rigoros beiseite. Robin war erfahren genug, um den Soldaten nicht so einfach in die Hände zu fallen. Außerdem hatte der Smutje auch so schon genug damit zu tun sich eine Lösung einfallen zu lassen. Da konnte er sich nicht auch noch mit diesem quälenden Gedanken belasten.

"Komm mit", forderte Sanji den Freund nach minutenlanger Stille auf. Entschlossen und mit grimmiger Miene trat er in den Regen hinaus. Die Enden seines weißen Hemdes, das sich schon nach kurzer Zeit an den Schultern dunkel verfärbte, flatterten lose im Wind. Chopper, der nicht wusste, was sein Freund beschlossen hatte, schritt verwirrt neben ihm her, während er hin und wieder ratlose Blicke auf den Smutje warf.

Nach wenigen Minuten erreichten die beiden Freunde den Zugang des Viertels. Hinter der niedrigen Mauer, auf der Robin und Chopper tags zuvor noch gesessen hatten, stand ein kleines Häuschen, das sich in weiterer Entfernung zu den anderen Gebäuden befand. Neben der ungewöhnlich breiten Tür schwankte eine kleine Laterne hin und her. Von ihr wurde das warme, helle Licht verbreitet, das Chopper gesehen hatte, kurz bevor er den Sprung vom Hausdach über die Mauer getan hatte.

Erstaunt beobachtete Chopper wie Sanji an die Tür trat und laut und kräftig an das dunkle, vom Regen aufgeweichte Holz klopfte. Es dauerte nicht lange und ein sanftes, gelbliches Licht erschien hinter einem kleinen Fenster neben der Tür. Mit einem leisen Quietschen wurde diese dann auch schon einen Spalt weit geöffnet. Dahinter kam das breite Gesicht Rigos zum Vorschein. Ein kurzer Blick in Sanjis verschlossenes Gesicht genügte dem Riesen, um die Tür einladend weit zu öffnen. Schweigend und mit einem knappen Kopfnicken traten die beiden Freunde in den warmen, behaglichen Wohnraum ein.

Ein grün-brauner Teppich lag in der Mitte des Zimmers, auf dem ein kleiner Tisch mit vier Stühlen stand. Drei Türen, eine davon stand einen kleinen Spalt weit offen, führten in die Küche und den Schlafräumen der beiden Brüder. Hinter einer davon war ein lautes, abgehacktes Schnarchen zu hören. Überrascht erblickten Sanji und Chopper an den Wänden mehrere Landschaftsbilder, die so gar nicht zu dem Eindruck passten, die sie von den beiden Brüdern hatten.

Rigos gab ihnen ein Zeichen sich an den Tisch zu setzen, während er in die ordentlich aufgeräumte Küche ging, um wenig später wieder mit einem Tablett mit drei Tassen und einer Teekanne zurückzukommen. Heißer Dampf stieg von der bräunlichen Flüssigkeit in den Tassen auf, nachdem der Riese zuvorkommend den Tee eingegossen hatte.

"Dann erzählt ma, was passiert is?", forderte er die beiden schließlich freundlich auf, derweil er sich Sanji gegenüber auf den Stuhl setzte, der unter seinem Gewicht gefährlich knarrte.

"Unsere Freundin Robin wird irgendwo in der Stadt von Smoker gejagt", gab Sanji mit bedrückter Stimme als Erklärung ab.

"Das kann nich sein", erwiderte Rigos und schüttelte energisch sein dunkles Haupt. "Eure Freundin war nich hier. Und um diese Zeit is der Zugang immer abgeschlossen. Den Schlüssel hab ich in meiner Tasche."

"Es gibt noch einen anderen Weg aus dem Viertel heraus", wandte Chopper mit leiser Stimme ein, ohne den Blick von seiner Tasse abzuwenden. "Irgendwo in der Mauer ist ein Loch, durch das Robin und ich gegangen sind. Aber ich weiß nicht, wo die Stelle ist."

"Ein Loch?" Rigos rieb sich sein unrasiertes Kinn, während er erstaunt die Lippen spitzte. Sofort nahm er sich vor, bei Tag nach diesem Loch zu suchen und es zu verschließen. Schließlich konnte er es nicht zulassen, dass sich jeder ixbeliebige Möchtegerndieb einfach so ins Viertel einschleichen konnte.

"Und wie habt ihr es gefunden?", fragte er sich an Chopper gewandt.

"Wir hatten jemanden verfolgt, der sich in einigen Tagen mit Blackbeard treffen will."

"Und dabei habt ihr Smoker getroffen, was?", schlussfolgerte Rigos, dem wieder einfiel, was Sanji zuvor erwähnt hatte. "Is se gut?"

"Gut?", fragte Sanji verwirrt, der nicht verstand, worauf der Riese hinauswollte.

"Eure Freundin, wie gut is se? Kann se Smoker entwischen?"

"Die Marine ist schon seit zwanzig Jahren hinter Robin her", antwortete Sanji mit einem humorlosen Auflachen.

"Dann is se verdammt gut!", erwiderte Rigos mit einem anerkennenden Nicken, während er seine Arme auf dem Tisch verschränkte. "Ich würd mir ma keine Sorgen um se machen. In der Stadt hat se viele Möglichkeiten sich zu verstecken."

"Und was ist mit den Soldaten?", wandte Sanji mit einem angriffslustigen Ton ein. "Die sind auch auf der Suche nach ihr."

Bevor Rigos aber zu einer beruhigenden Antwort greifen konnte, hob er lauschend den Kopf. Mit einem missbilligenden Stirnrunzeln stand er dann vom Tisch auf und ging zur Tür, die er sogleich auch öffnete. Einige Sekunden blieb er dort stehen, bis er dann in die Nacht hinaustrat. Nachdem Sanji und Chopper einen fragenden Blick ausgetauscht hatten, gingen sie dem Riesen neugierig nach.

Draußen sahen sie, wie Rigos die Klappe am Zugang zurückschob und auf die andere Seite der Mauer blickte. Hoffnung regte sich in den beiden Freunden. Vielleicht war es Robin, die um Einlass bat? Doch an dem verwirrten Ausdruck, der im Gesicht des Riesen stand, als er sich zu ihnen wieder zuwandte, löste sich ihre Hoffnung sofort in Luft auf. Enttäuscht ließen sie die Schultern hängen.

"Könnt ihr mir vielleicht ma helfen?", fragte Rigos grübelnd, während er auf die beiden Freunde zutrat. "Da draußen steht´n Junge, der nen Brief abgeben soll."

"Ja, und?" Sanji hob genervt die Augenbrauen hoch, während er sich fragte, was sie damit zu schaffen hatten. Schließlich hatten die beiden Freunde ganz andere Probleme.

"Er soll den Brief an nen blonden, löffelschwingenden Möchtergernkoch namens Sanji abgeben. Ich kenn den Typen aber nich."

"Was?", riefen Chopper und Sanji gleichzeitig und vollkommen verblüfft aus.

"Ihr kennt wohl den Kerl, was?", erwiderte Rigos, der die Überraschung der Freunde missverstand.

"Ich bin Sanji", stammelte der Smutje schließlich mit unsicherer Stimme, während er sich fragte, von wem der Brief kam.

"Ach, das is aber ein Zufall", rief Rigos erfreut aus und ging wieder zurück zur Tür, dessen Schloss er mit einem Schlüssel öffnete, den er aus seiner Hosentasche hervorholte.

Gemeinsam beobachteten die beiden Freunde, wie hinter der Tür ein kleiner Junge von etwa zehn Jahren zum Vorschein kam, der sich in einer blauen Regenjacke gehüllt hatte. Große, ängstliche Augen schauten unter der Kapuze zu dem Riesen auf, bis sie dann weiter zu den Freunden wanderten. Fasziniert blickte der Junge lange Zeit auf Chopper. So ein seltsames Wesen hatte er noch nie gesehen. In der Zwischenzeit zündete sich Sanji erneut eine Zigarette an, die er jetzt unbedingt brauchte, bevor er sich dann schließlich dem Jungen näherte.

"Du hast einen Brief für mich?", fragte der Smutje ihn und ließ sich vor ihm in die Hocke gehen. Obwohl er es kaum vor Spannung aushielt, zu erfahren, wer ihm eine Nachricht zukommen ließ, bemühte sich Sanji um einen freundlichen Ton, um die Angst des Jungen zu nehmen. Dieser stand ganz verschüchtert vor ihm und nickte ihm als Antwort nur zu, bevor er schnell unter seiner Jacke griff und einen weißen Umschlag hervorholte. Mit flinken Fingern riss Sanji diesen auf und holte ein winziges Blatt heraus, auf dem nur zwei kurze Zeilen geschrieben standen.

Die Zigarette fiel ihm aus dem Mundwinkel und erlöschte mit einem leisen Zischen auf dem nassen Boden, während sein Unterkiefer vor Überraschung herunterklappte. Ungläubig starrte er auf den Namen, mit dem die Nachricht unterzeichnet war. Das kann nicht sein, dachte Sanji fassungslos, derweil seine Hände anfingen leicht zu zittern.

"Von wem hast du den Brief?", fragte der Smutje den Jungen mit tonloser Stimme, wobei er wie erstarrt den Blick nicht von der Nachricht abwandte.

"Von einem Mann", antwortete der Junge zitternd und zog den Kopf tiefer zwischen den Schultern ein.

"Was ist denn, Sanji?", wollte Chopper besorgt wissen, der den Rücken des Freundes unbehaglich musterte.

Sanji erhob sich langsam zu seiner vollen Größe, während er mit einem grimmigen Ausdruck in den Augen die Nachricht an Chopper weitergab. Mit einem fragenden Blick nahm dieser die Nachricht entgegen. Während er verblüfft die Augen ganz weit aufriss, fiel auch ihm der Unterkiefer herunter. Chopper fand keine Worte. Er konnte selbst nicht glauben, wessen Name da stand.

"Das ... das ist doch ein Scherz, oder?", stotterte er dann und sah Sanji aus teils hoffnungsvollen, teils leidvollen Augen an.

"Wenn, dann ist es ein verdammt übler Scherz", knurrte Sanji grimmig. Ihm erging es gefühlsmäßig nicht anders als seinem Freund. Hoffnung und Zweifel wechselten sich gegenseitig ab. Konnte er tatsächlich überlebt haben? Oder handelte es sich bei der Nachricht um eine Falle von Smoker? Doch die Provokation, die hinter der Botschaft steckte, war so typisch für Zorro.
 

"Und wieder einmal begleite ich Robin ohne dich. Sie steht gerade unter der Dusche."
 

Diese Worte erinnerten Sanji an einen Streit, den er und Zorro auf Curt Island hatten. Sie hatten Robin in die oberen Räume über dem Tempel begleitet, auf der Suche nach weiteren Hinweisen auf die einstigen Bewohner. Da hatte Zorro eine ähnliche Äußerung von sich gegeben, um ihn, Sanji, aufzustacheln.

"Weißt du, wo sich dieser Mann jetzt aufhält?", wandte sich Sanji wieder an den Jungen. Er hatte in seiner kurzen Überlegung beschlossen der Nachricht auf den Grund zu gehen.

"Er hat ein Zimmer in der Hafenmaid", antwortete der Junge schnell, dem die ganze Angelegenheit allmählich nicht ganz geheuer wurde. Was auch immer auf dem Zettel stand, es schien die Männer zu beunruhigen.

"Würdest du mich hin bringen?", bat Sanji den kleinen Kerl freundlich.

"Und was ist mit mir?", wandte Chopper energisch ein. Er verstand sofort, was der Smutje vorhatte, und wollte ebenfalls Gewissheit darüber erhalten, ob die Nachricht wirklich von ihrem todgeglaubten Freund stammte.

"Du gehst wieder zurück zum Gasthaus", erwiderte Sanji achselzuckend, während er sich wieder eine Zigarette anzündete, "und erzählst den anderen, was alles vorgefallen ist. Vielleicht ist die Nachricht bloß eine Finte von Smoker oder sonst jemanden. Sollte ich bis zur Mittagszeit nicht wieder zurück sein, dann könnt ihr davon ausgehen, dass etwas schief gelaufen ist."

"Na, gut", antwortete Chopper widerstrebend, dem der Gedanke nicht gefiel, dass Sanji sich allein zu dem Unternehmen aufmachen wollte. Aber andererseits, dass musste sich der Freund insgeheim eingestehen, mussten die anderen über die Geschehnisse unterrichtet werden, die sich noch immer ahnungslos im Gasthaus befanden. Sollte Sanji etwas zustoßen, was Chopper nicht hoffte, war es wichtig, dass sie dann entsprechende Schritte unternehmen konnten.

Nachdem Sanji sich mit einem kurzen Kopfnicken von seinem Freund verabschiedet hatte, folgte er dem kleinen Jungen durch die Straßen der Stadt, derweil sich Chopper niedergeschlagen auf den Rückweg zu seinen Freunden begab. In seiner Hand hielt er noch immer die Nachricht, die so viel Hoffnung in seinem Herzen weckte.

Hoppla, was ist denn jetzt geschehen?

+ Ihr wolltet Romantik? Hier habt ihr sie! +
 

Das Schicksal hatte es mit ihnen gut gemeint, da sie überraschenderweise den Weg zum Gasthaus gefunden hatten, in dem Zorro untergebracht war. Und das, obwohl er und Robin sich immer wieder vor den Marine-Soldaten verstecken mussten, die hektisch nach der ehemaligen Baroque-Agentin suchten. Von überall her waren scharfe Befehle und trampelnde Schritte zu hören. Derweil sie so durch die Straßen liefen, dachte Zorro über die Ereignisse im Wirtshaus nach, wobei er hin und wieder leicht mit dem Kopf schütteln musste.

*

Er wollte gerade einen Schluck von seinem Bier nehmen, als die Eingangstür kraftvoll aufschwang und eine aufgelöste junge Frau hereingestürmt kam. Die Gespräche im Raum verstummten sofort bei ihrem Anblick, derweil die Männer sie überrascht anblickten.

Bewundernd ließ er seine Augen an den scheinbar endlosen Beinen hochwandern, die noch zusätzlich von den kurzen Hotpants betont wurden. Trotz der Schlammschicht, unter der die Haut versteckt wurde, waren die strammen, muskulösen Schenkel dennoch nicht zu übersehen. Ihre Vorderansicht schien ebenfalls nicht von schlechten Eltern zu sein, wie Zorro den Blicken der Männer entnehmen konnte, aus denen die pure Lust sprach.

Ein bedauernder Seufzer entrang sich seiner Kehle, da er nur zu gerne ihr Gesicht sehen würde, als auch schon zwei Tische vor ihm sich ein rothaariger Kerl erhob. Er konnte sein Glück kaum fassen, als die Frau ihren Kopf diesem sogleich zuwandte. Neugierig beugte er sich vor, während sein Gehirn noch damit beschäftigt war, das Bild, das seine Augen wahrnahmen, zu verarbeiten. Im nächsten Augenblick wäre Zorro beinahe rücklings von der Bank gefallen, als er in der Frau Robin erkannte.

Eine tiefe Röte überzog sein gesamtes Gesicht, während er den betrunkenen Kerl dabei beobachtete, wie dieser versuchte, sich an Robin heranzumachen. Derweil er leicht mit dem Kopf schüttelte, da er schon ahnte, dass sie den Typen abblitzen lassen würde, beschlich ihn ein Gefühl der Besorgnis. Ihr ramponiertes Aussehen und ihre mehr als nur dürftige Aufmachung ließen darauf schließen, dass irgendetwas geschehen war.

Gerade als ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, öffnete sich erneut die Tür. Zorro konnte noch so eben ein Stöhnen unterdrücken, als er in der neuhinzugekommenen Person Käpt´n Smoker erkannte, der äußerlich nicht besser aussah als Robin. Aus zu Schlitzen verengten Augen musterte er die Freundin, die bislang keine Anstalten machte sich umzudrehen. An ihrer Haltung erkannte er, dass sie wusste, wer sich hinter ihr befand.

"Nun gut, Smoker", begann Robin in solch einem Ton, den Zorro noch nie an ihr gehört hatte. Ihre Stimme ließ keinerlei Gefühlsregung erkennen. "Die Jagd ist zu Ende."

"Hast du etwa angenommen, dass du mir entwischen würdest?" Das laute Lachen Smokers, der sich scheinbar schon als Sieger sah, entlockte Zorro nur ein kurzes Heben einer Augenbraue. Freu dich besser nicht zu früh, dachte er bei sich. "Ich lasse keine Verbrecher entkommen."

"Ach, wirklich?" Bei der Ironie, die aus Robins Stimme mehr als nur deutlich zu hören war, konnte sich Zorro schon denken, was als nächstes kam. Daher legte er sich schnell eine Hand auf den Mund, um dahinter ein schadenfreudiges Grinsen zu verbergen. "Ich kann mir kaum vorstellen, dass du einen gewissen jungen Mann vergessen haben wirst, dem du in Alabasta begegnet bist."

Bravo, Robin, applaudierte Zorro ihr insgeheim zu, während er aufmerksam Smokers Reaktion auf diesen Tiefschlag beobachtete. Dieser hatte die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt, derweil er versuchte sich unter Kontrolle zu halten.

"Ergibst du dich?"

Eine dämlichere Frage konntest du wohl nicht stellen, fragte er Smoker stumm und verdrehte dabei die Augen. Dann blickte Zorro wieder zu Robin. Misstrauisch nahm er ihr gesenktes Haupt zur Kenntnis, während er fieberhaft überlegte, was das zu bedeuten hatte. Wollte sie etwa wirklich aufgeben? Nein, beantwortete er sich selbst die Frage und schüttelte im Geiste energisch den Kopf. Und als wenn Robin ihm zustimmen wollte, sah er, wie sich ihre Hand zu einer Faust ballte.

"Was ist nun?"

Die ungeduldigen Worte lenkte Zorros Aufmerksamkeit wieder auf Smoker. Er konnte ein abfälliges Schnauben nicht verhindern, als er den zufriedenen Glanz in den Augen des Mannes sah. In diesem Augenblick hätte er sich liebend gerne die Zunge abgebissen, während er schon damit rechnete, dass Smoker sich ihm zuwenden würde. Doch nichts dergleichen geschah. Was für ein Glück, seufzte Zorro in Gedanken, denn noch wollte er nicht in Erscheinung treten.

Sein Blick wanderte wieder zurück zu Robin und betrachtete grübelnd ihren Rücken, der sich irgendwie zu entspannen schien. Mit anerkennendem Blick beobachtete er dann zufrieden, wie sich die junge Frau aufrichtete. Eine freudige Erregung machte sich in ihm breit, während Robin sich langsam umdrehte. Gleich würde er sie sehen! Die Stärke und den Mut, die Zorro heimlich an ihr bewunderte. Wie gebannt wartete er darauf ihre Augen zu sehen, in denen diese beiden Eigenschaften geschrieben standen.

"Wenn du mich haben willst, dann musst du mich schon holen kommen."

Der Zeitpunkt war nun gekommen. Fast schon gewaltsam riss Zorro sich von ihrer Ausstrahlung los und stand gemütlich von seinem Platz auf. Er wusste nicht, ob Robin ihn bemerkte, da er sein Augenmerk auf Smoker gerichtet hatte, aber er vermutete es. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass Robin eine aufmerksame Beobachterin war, der fast nichts entging.

Vorsichtig, und sich den Anschein gebend, dass er das Wirtshaus verlassen wolle, näherte sich Zorro Käpt´n Smoker, während er unauffällig die Scheide von Kitetsu von seiner Schärpe löste.

"Was ist?", vernahm er wieder Robins Stimme. Da Zorro sich etwas seitlich hinter Smoker befand, riskierte er einen Blick auf sie. "Du willst mich haben. Du kannst mich holen!"

Sie ist verdammt gut, gestand sich Zorro insgeheim ein, der verstand, warum sie den Mann so provozierte. Sie ließ nicht ein Mal ihre Augen zu ihm wandern, sondern hielt ihren Blick stur auf den Marine-Offizier gerichtet. So konnte Zorro ungehindert ganz hinter Smoker treten und ihm schlussendlich mit der Scheide eins überbraten.

*

Das Zimmer, in dem Zorro sich jetzt befand, war sehr luxuriös eingerichtet. Die Wände waren mit blau-weißen Tapeten behangen, an denen Wandteppiche und Landschaftsbilder mit Szenen aus der Tierwelt hingen. Quer durch den Raum verlief ein flauschiger, weißer Teppich über einen aus hellem Holz gelegten Fußboden. In einer Ecke neben einem großen Fenster, das zur Straße hinausging, stand ein kleiner, niedriger Tisch, auf dem sich eine Flasche Wein sowie mehrere langstielige Gläser befanden. Den meisten Platz des Zimmers nahm ein großes, breites Bett ein, in dessen Pfosten filigrane Muster von Blumenranken eingearbeitet waren. Daneben an der Wand war ein großer, massiver Eichenschrank, in dem die Sachen des Schwertkämpfers ordentlich eingeräumt waren.

Während Robin im Badezimmer am Ende des Flures verschwunden war, hatte sich Zorro an dem Rundtisch, der in der Mitte des Zimmers stand, gesetzt. Auf dem Weg zum Gasthaus hatte die junge Frau ihm kurz und knapp erklärt, wie es zu dem unfreiwilligen Zusammenstoß mit Käpt´n Smoker gekommen war und dabei auch ihre Besorgnis ausgedrückt, dass die Freunde sich auf die Suche nach ihr machen würden. Daher hatte Zorro beschlossen ihnen eine Nachricht zukommen zu lassen.

Neben ihm am Tisch saß ein kleiner braunhaariger Junge, der ihn und Robin zuvor auf das Zimmer gebracht hatte. Sein Vater, der Besitzer des Gasthauses, hatte ihm die Anweisung gegeben, auf den letzten verbliebenen Gast zu warten, der, so hatte man ihm gesagt, die Stadt ein wenig erkunden wolle. Danach hatte sich der Vater schlafen gelegt, derweil sein Sohn dem Befehl nachgekommen war und gewartet hatte.

Zorro war kein Mann von vielen Worten und großen Erklärungen, daher schrieb er nur zwei Sätze auf einen Zettel, die die Freunde fürs Erste beruhigen sollten. Ein gemeines Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er mit den Augen die paar Worte noch einmal überflog. Das sollte den Koch auf die Palme bringen, dachte er so bei sich und stellte sich das aufgebrachte Gesicht Sanjis vor, nachdem dieser die Nachricht gelesen hatte.

"Du weißt, was du machen sollst?", fragte Zorro den Jungen, der still und leise auf dem Stuhl saß, während der Schwertkämpfer die Nachricht in einen Umschlag steckte. Der braune Schopf wippte bestätigend auf und ab, woraufhin der Schwertkämpfer ihm den Umschlag überreichte. Im nächsten Augenblick war der Junge dann auch schon durch die Tür raus, auf dem Weg ins Schurken-Viertel. Ein kurzes, belustigtes Lachen entrang sich aus seiner Kehle, als Zorro daran denken musste, wie er dem Jungen Sanji beschrieben hatte, für den die Nachricht bestimmt war.

Zorro öffnete die beiden Türen des Kleiderschrankes und suchte zwischen seinen Sachen nach passenden Klamotten für Robin. Nach einem kurzen, musternden Blick entschied er sich dann für ein blaues Hemd, das ihm an den Schultern etwas zu eng war, und einer weißen Shorts, die man vorne schnüren konnte. Die beiden Kleidungsstücke in der Hand, ging Zorro anschließend ins Badezimmer, wo ihm der warme Dunst des heißen Wassers entgegenschlug. Sofort bildeten sich an seinem Haaransatz kleine Schweißperlen.

Gegenüber dem Eingang an der weißgefliesten Wand standen vier leicht bläuliche Waschbecken, über denen große Spiegel angebracht waren. Zu beiden Seiten daneben befanden sich zwei kleine Regale mit flauschigen, weichen Handtüchern in verschiedenen Größen und Farben. Auf der rechten Seite führte eine Tür zu den Toiletten, die durch Kabinen voneinander getrennt waren, während sich auf der linken Seite vier Duschkabinen befanden. Eine niedrige Stolperkante verhinderte, dass das Wasser in den übrigen Raum laufen konnte.

Während Zorro zu den Waschbecken ging, wobei er höllisch aufpassen musste nicht auf dem feuchten Boden auszurutschen, warf er einen Blick auf die Kabine, hinter der Robin stand. Doch er konnte nur ihre Füße mit den schlanken Fesseln unter der Trennwand erkennen. Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen, als sein Blick auf das leicht rötlichverfärbte Wasser fiel.

Nach einem genüsslichen Stöhnen, das ihre Zufriedenheit widerspiegelte, stellte Robin die Dusche ab und griff nach dem großen, weißen Handtuch, das sie über eine der Trennwände gehängt hatte. Die heiße Dusche hatte ihr richtig gut getan. Das Wasser hatte nicht nur den ganzen Schmutz von ihr abgewaschen, sondern es hatte noch zusätzlich dafür gesorgt, dass sich ihre Muskeln nach langer Zeit wieder entspannten. Warm eingehüllt in dem wolligen Handtuch, das Robin mit ihrer Hand vor ihrer Brust zusammenhielt, trat sie aus der Kabine heraus, um in der nächsten Sekunde erschreckt zusammenzuzucken.

"Zorro!", rief Robin überrascht aus, während der Freund ihr mit verschränkten Armen gegenüber stand. Irritiert über seine angespannten Kiefernmuskeln und mit einem leicht unbehaglichen Gefühl ließ sie seine kritische Musterung, mit der er ihren ganzen Körper betrachtete, über sich ergehen.

"Sind ... sind die für mich?", fragte Robin, die über das seltsame Verhalten Zorros verwirrt war, und wies auf die Sachen in seinen Händen. Doch noch immer erhielt sie keine Reaktion von ihm.

"Was ist los mit dir?" Allmählich verlor Robin die Geduld, was sich in ihren Augen auch durch ein kurzes Aufblitzen zeigte.

"Woher hast du das?", fragte Zorro schließlich mit angespannter Stimme, aus der deutlich Wut herauszuhören war.

"Ich versteh dich nicht", erwiderte sie und schüttelte ihren Kopf aus Unmut darüber, dass er sich nicht verständlicher ausdrückte. Im nächsten Augenblick blinzelte Robin mehrmals verwirrt mit den Augen, da Zorro ganz plötzlich dicht vor ihr stand. Erschrocken wollte sie einen Schritt zurückmachen, doch sein unnachgiebiger, aber dennoch sanfter Griff seiner linken Hand um ihr Kinn hielt sie davon ab.

"Ich meine das hier", brummte er mit rauer Stimme, während er mit seinem Daumen leicht über die Narbe unter ihrem linken Auge strich.

Atemlos sah Robin in das vertraute Gesicht, das nur wenige Zentimeter von ihr entfernt war. Auf ihrer noch vom Duschen erhitzte Haut spürte sie seinen warmen Atem. Ihr Herz klopfte wie wild, während ihre Brust sich in einem schnelleren Rhythmus hob und senkte. Langsam wandten sich seine dunklen Augen von ihrer Narbe ab und wanderten höher hinauf, bis sich ihre Blicke miteinander trafen. Der Ernst, der in seinen Augen zu erkennen war, hatte sie vorher noch nie an ihm gesehen. Aber noch ein anderes Gefühl stand in ihnen geschrieben, das sie nicht benennen konnte.
 

Die Zeit schien für Zorro still zu stehen. Noch nie war er ihr körperlich so nahe gewesen wie jetzt. Er fühlte die weiche, warme Haut unter seinen Fingern und den sanften Hauch ihres Atems auf seinem Kinn. Vergessen war die Wut, die ihn bei dem Anblick der blassen Narbe überkommen hatte, während er sich in ihren blauen Augen verlor. Ein ihm unbekanntes Gefühl durchströmte ihn und wärmte seinen Körper von innen heraus. Sein Herz zog sich qualvoll zusammen, als er die Verwundbarkeit in ihrem Blick sah. In diesem Moment erinnerte sie ihn an ein scheues Reh, das bei dem Anblick des Jägers am liebsten in den nächsten Wald flüchten wolle. Sie, die sonst die Unerschütterlichkeit in Person war.

Erst jetzt erkannte er, dass in dem schlanken, muskulösen Körper vor ihm zwei Seelen steckten. Zwei Seelen, von der sie ihnen, ihren Freunden, stets nur eine einzige zeigte. Eine Seele bestehend aus Stärke, Ruhe, Mut und Entschlossenheit. Die andere Seite, erfüllt mit Angst, Zweifel, Unsicherheit und Verwundbarkeit, versteckte sie hinter einer undurchdringlichen Mauer.

Warum sie ihm plötzlich einen Blick hinter ihrer Fassade gewährte, ob nun freiwillig oder nicht, war ihm egal. Für ihn zählte im Augenblick nur, dass sie es tat, und er die wahre Person in ihr erkennen konnte.

Wie lange sie schon so da standen, wusste er nicht zu sagen. Doch noch immer sahen sie sich unverwandt in die Augen, während seine Hand, die ihr Kinn die ganze Zeit über nicht losgelassen hatte, langsam an ihrer Wange entlang strich und in ihr noch immer feuchtes Haar wanderte. Millimeter für Millimeter kamen sie sich näher, körperlich als auch seelisch. Schon spürte er ihre Hände sich gegen seine Brust drücken, die verkrampft das Handtuch umklammerten. Er konnte dem Verlangen, das er schon lange gespürt, aber nie eingestanden hatte, nicht länger widerstehen.

Behutsam, so, als fürchtete er ein Zurückweichen von ihr, schloss er sanft ihren Mund mit seinem. Er spürte, wie ihr Körper sich bei der Berührung anspannte und beruhigend streichelte er mit seiner rechten Hand ihre Wange. Ihre Lippen unter seinen wurden weich, während er mit seiner Zungenspitze ihre Konturen nachfuhr. Ganz leicht öffnete sie daraufhin ihren Mund, so dass er es wagte ihre Innenhöhle zu erkunden. Vorsichtig und voller Unsicherheit kam sie ihm mit ihrer Zunge entgegen. Schon bald entwickelte sich die sanfte Umwerbung zu einem wilden Spiel ihrer Zungen, in der sie sich gegenseitig erkundeten.

Irgendwann ließen sie atemlos voneinander ab, derweil er seine Stirn gegen ihre lehnte und ihr Gesicht betrachtete. Ihre Lippen waren leicht geschwollen und ein zarter Roséton lag auf ihren Wangen. Langsam öffnete sie ihre Augen, die zaghaft in seine blickten.
 

"Ich glaube, du solltest dir jetzt besser etwas anziehen", sprach Zorro dann mit rauer Stimme, während sich ein entspanntes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. "Sonst erstarrst du noch zu einem Eiszapfen."

Jetzt musste auch Robin lächeln, während Zorro kurz seine Lippen noch einmal auf ihre drückte und dann das Badezimmer verließ.

Verwundert legte sie einen Finger an ihre Lippen, die noch immer nach ihm schmeckten. Sie konnte nicht glauben, was eben noch zwischen ihnen geschehen war. Vor noch nicht allzu langer Zeit hatten sie doch erst zu einer richtigen Freundschaft gefunden. Wie hatte ihre Beziehung jetzt auf einmal eine solch derartige Wendung nehmen können?

Energisch schüttelte Robin den Kopf. Zuviel war in den letzten Stunden geschehen, worüber sie nachdenken musste. Doch das wollte sie auf einen späteren und ruhigeren Zeitpunkt verschieben. Geschwind schlüpfte sie daher in die Sachen, die Zorro achtlos auf den Boden hatte fallen lassen und warf anschließend einen prüfenden Blick auf ihr Spiegelbild. Obwohl die weiße Shorts, die bis knapp über ihre Knien reichte, an ihren Oberschenkeln weit ausfiel, war sie dennoch mit dem Ergebnis zufrieden. Die Enden des blauen Hemdes hatte sie an ihrem Bauch miteinander verknotet, so dass das Kleidungsstück nicht mehr locker auf ihren Schultern saß. Mit ihren noch feuchten Kleidern in den Armen, die sie neben der Dusche auf dem Boden geworfen hatte, ging sie zurück ins Zimmer, wo Zorro auf sie wartete.
 

Sie saßen in der Falle!

Ganz eng drückten sich Sanji und der kleine Junge an eine Häuserwand. Hinter ihnen würde bald eine kleine Gruppe von Soldaten an der Gasse vorbeigehen, während sich vor ihnen auf der Straße Leutnant Tashigi mit weiteren Soldaten befand. Sanji konnte sie zwar nicht sehen, aber die Stimme der jungen Frau, die Befehle an die Männer richtete, besagte ihm, dass sie sich direkt um die Ecke neben der Gasse befanden.

Zuvor noch hatte der Smutje sich stumm dafür verflucht, dass er ausgerechnet dieses Hemd angezogen hatte. Fast schon wie ein Signalfeuer leuchtete der weiße Stoff in der nächtlichen Dunkelheit auf. Jetzt hielt er das Kleidungsstück versteckt in seiner Hand, während ein kalter Schauder über seinen muskulösen Oberkörper lief. Die blonden Strähnen hingen ihm nass in der Stirn und die Regentropfen liefen an seinem Gesicht herab, während er gespannt darauf wartete, dass etwas geschah. Sanji musste auch nicht lange warten, als Leutnant Tashigi einen teils erstaunten, teils erfreuten Ruf ausstieß.

"Käpt´n Smoker!"

Sanji hätte am liebsten seine Stirn gegen die harten Ziegel hinter ihm geschlagen, als er den Namen hörte. Mit Tashigi und den anderen Soldaten hätte er fertig werden können, sofern man ihn und den Jungen in der Gasse entdecken würde. Aber Smoker war eine Nummer zu groß für ihn.

"Lassen Sie die Suche nach Nico Robin sofort beenden!", vernahm er jetzt die unnachgiebige, raue Stimme Smokers. Dieser Befehl ließ in Sanji alle Alarmglocken schrillen und entsetzt riss er die Augen ganz weit auf. Sollte tatsächlich der Marine-Offizier die Nachricht geschrieben haben?

"Was?", rief Tashigi überrascht auf. "Aber ... wieso denn?"

Verrate mir schon die Antwort, forderte Sanji Smoker stumm auf, während sich seine Muskeln am nackten Oberkörper anspannten.

"Weil sie sich mit Sicherheit schon in diesem verfluchten Viertel aufhält", erwiderte Smoker mit vor Wut zitternder Stimme.

Der Smutje konnte sich bei dieser Nachricht nur noch mit Mühe auf den Beinen halten, die vor Erleichterung ganz wackelig geworden waren. Ein leiser Seufzer entrang sich seiner Kehle, während er die angehaltene Luft unhörbar ausstieß.

"Dann lassen Sie uns das Viertel stürmen, Sir", ertönte wieder Leutnant Tashigis Stimme, die die Suche nicht so einfach aufgeben wollte. Immerhin hatte sie mit Nico Robin noch eine Angelegenheit zu klären. Sie konnte die Demütigung nicht vergessen, die sie durch die einstige Baroque-Agentin erfahren musste, als diese sie mit nur wenigen Handgriffen in Alabasta handlungsunfähig gemacht hatte.

"Sie wissen genau, dass das Hauptquartier uns das untersagt hat", wurde sie daraufhin von Smoker angefahren, wodurch Tashigi und auch die Soldaten, die erstaunt der Unterhaltung zuhörten, erschreckt zusammenzuckten. So wütend hatten sie ihren Vorgesetzten noch nie erlebt.

"Ich will, dass bei Tagesanbruch sich alle Soldaten im Stützpunkt einfinden", sprach Smoker mit knurrender Stimme weiter, "die gestern am Hafen und an den Stadttoren Wache hatten. Außerdem will ich alle Berichte über Nico Robin und der Strohhutbande, seit dem Geschehen in Alabasta, auf meinem Schreibtisch sehen."

"Der Strohhutbande?", fragte Tashigi erstaunt und krauste verwirrt ihre Stirn.

"So, wie es aussieht", meinte Smoker schon wesentlich ruhiger, "hat sich Nico Robin der Bande angeschlossen. Zumindest scheint sie mit diesem Schwertkämpfer befreundet zu sein."

"Lorenor Zorro ist in der Stadt?" Tashigi konnte es kaum fassen, ebenso auch Sanji. Mit geschlossenen Augen legte er den Kopf in den Nacken, während er die Hände an seinen Seiten zu Fäusten ballte und seine Brust sich zittrig hob. Sein Herz fühlte sich an, als wollte es die Ketten, die es an seinem Platz hielt, sprengen. Nur langsam drang die Bedeutung dessen, was er eben gehört hatte, in sein Bewusstsein.

Er ist am Leben, dachte sich Sanji immer wieder, wobei er das Abmarschieren der Soldaten, die von Smoker angeführt wurden, nicht bemerkte. Derweil stand der kleine Junge ängstlich zitternd neben ihm und wartete darauf, dass der blonde Mann sich regte. Wenn er vorher gewusst hätte, wie die Nacht verlaufen würde, hätte er die schallende Ohrfeige seines Vaters gern in Kauf genommen und sich geweigert, auf den grünhaarigen Mann mit den Schwertern zu warten. Doch langsam breitete sich ein Grinsen auf seinem kleinen Gesicht aus, als er an die neidvollen Blicke seiner Freunde dachte, wenn sie erst von seinem Abenteuer hörten.

Auch auf Sanjis Lippen legte sich ein Lächeln, doch war dieses von ganz anderer Natur. Warte es nur ab, versprach der Smutje im Geiste dem Freund, lange wirst du mit Robin nicht alleine sein.

Pure Schadenfreude zeigte sich auf seinem Gesicht, während er schließlich mit dem Jungen die Gasse verließ.
 

Robin lag auf dem Rücken in dem weichen Bett und sah zu Zorro auf. Er lag neben ihr auf der Seite, den Kopf auf dem linken Arm gestützt, und hörte gespannt ihren Erzählungen zu, während er abwesend mit einem Finger über die Innenseite ihres Armes strich.

Als Robin ins Zimmer zurückgekehrt war, hatte er sie erneut auf die Narbe angesprochen, woraufhin sie ihm von dem überraschenden Angriffs Darong berichten wollte. Aber als sie erwähnte, dass Darong ihr einen Dolch durch die Schulter gejagt hatte, hatte Zorro sie sofort unterbrochen und von ihr verlangt, ihm die Verletzung zu zeigen. Mit einem müden Seufzer war Robin seinem Befehl nachgekommen, da eine Diskussion mit ihm zwecklos gewesen wäre, und hatte das Hemd so weit von ihrer Schulter geschoben, bis die Wunde zum Vorschein gekommen war.

Wider aller Erwartungen hatte sich die Wundnaht auf der wilden Flucht vor Smoker ein wenig aufgerissen. Nach einem kurzen Blick darauf war Zorro wortlos und mit grimmiger Miene aus dem Zimmer verschwunden, während Robin ihn überrascht, aber auch mit leichter Enttäuschung nachgesehen hatte. Doch nach wenigen Minuten war der Schwertkämpfer wieder zurückgekehrt. Er war in die Küche des Gasthauses geschlichen, wo er einige Eiswürfel in ein Tuch eingewickelt hatte. Mit seiner so typisch brummenden Stimme hatte Zorro ihr dann befohlen sich auf das Bett zu legen, wo er ihr anschließend das Tuch vorsichtig auf die Schulter gelegt hatte. Robin hatte nur fassungslos mit dem Kopf schütteln können, angesichts seiner so ungewöhnlichen Fürsorge.

"Ich sagte ja bereits, dass man dich an die Leine legen sollte", brummte Zorro mit tiefer Stimme, nachdem Robin geendet hatte. Nur mit Mühe konnte er die Wut, die er auf Darong hatte, unterdrücken. Derweil erhielt er ein abfälliges Schnauben von Robin, das er lediglich mit einem kurzen Zucken einer Augenbraue beantwortete, angesichts des eher kläglichen Versuchs ihn zu imitieren. Doch sie warf Zorro nur ein freches Grinsen zu, das im nächsten Augenblick auch schon wieder verschwand.

"Wie hast du den Sturz überlebt?", fragte Robin leise, während ein ernster Ausdruck in ihren Augen erschien. Sie dachte an das Geschehen auf dem Berg zurück, als sie alle mit ansehen mussten, wie der Schwertkämpfer über den Felsrand hinausgeflogen war.

"Sagen wir mal so", meinte Zorro leise und beugte sich tief zu ihr hinunter, so dass seine Lippen ganz an ihrem Ohr waren. "Ich hatte den Segen von Naturial auf meiner Seite."

"Das musst du mir näher erklären", murmelte Robin geistesabwesend, während sie von dem Gefühl seiner Zähne, die an ihrem Ohrläppchen knabberten, abgelenkt wurde.

Ein genervtes Stöhnen entrang sich aus Zorros Kehle, als ein leises Klopfen an der Tür sie störte, und vergrub frustriert sein Gesicht in dem Kopfkissen neben dem dunkelhaarigen Schopf.

"Wenn das diese rothaarige Hexe ist, drehe ich ihr den Hals um", hörte Robin das gedämpfte Knurren neben sich, das ihr ein leises Lachen entlockte. Als dann ein weiteres und nachdrücklicheres Klopfen ertönte, stand Zorro ruckartig vom Bett auf und stapfte zornig zur Tür. Grimmig öffnete er diese nur einen Spalt weit und starrte erbost auf die Person vor sich, die lässig und mit überkreuzten Fußknöcheln am Türrahmen lehnte.
 

+ So, an dieser Stelle wird es auch mal wieder Zeit mich für eure Unterstützung zu bedanken. Besonders die Kommis zum vorherigen Kap fand ich klasse. Ich hatte sie mir durchgelesen, als ich mir geistig die Szene in dem Badezimmer vorgestellt hatte und überlegt habe, was Zorro in diesem Augenblick empfinden könnte. Doch das erwies sich als ziemlich schwer, da mich eure Kommis aus dem Konzept gebracht hatten. Immer wieder fing ich an zu lachen, wobei ich mir eure Reaktion beim Lesen des Kaps vorstellte. Erstaunlich, dass das Kap so gut bei euch angekommen ist ;-) +

Zorro und der Affe

+ Nicht verwirren lassen wegen der Überschrift. Ist bloß eine Anspielung, da mir kein passender Titel eingefallen ist +
 

Zusammen mit dem Jungen erreichte Sanji ohne weitere Vorkommnisse die "Hafenmaid". Hinter einen der oberen Fenster drang ein sanfter Lichtschein zu ihnen heraus und der Smutje vermutete sogleich, dass sich dahinter das Zimmer befand, das Zorro bewohnte. Leise betraten er und der Junge den gemütlichen Eingangsbereich, der aus einer kleinen Empfangstheke sowie einer Sitzgruppe bestand. Ein kurzer Blick durch den Raum genügte ihm, um ihn erkennen zu lassen, dass es sich hier um ein nobles Gasthaus handelte. Verwundert fragte sich Sanji, wie sich Zorro hier ein Zimmer leisten konnte.

Während er sich von dem Jungen erklären ließ, wo er den Freund finden konnte, zog er sich sein noch feuchtes und mittlerweile ganz zerknautschtes Hemd über, dessen Enden er achtlos in seine Hose stopfte. Anschließend stieg er immer drei Stufen auf einmal nehmend in den ersten Stock hinauf, wo der darauf folgende Gang sich einmal ganz um die Treppe wand.

Sanji fand Zorros Zimmer sofort, da unter einer der Türen ein fahler Lichtschein zu ihm herausdrang. Der Impuls, in den dahinter liegenden Raum zu stürmen, war übermächtig, doch der Smutje gemahnte sich innerlich zur Ruhe. Mit kreisenden Bewegungen des Nackens lockerte er seine Schultern auf und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, deren Strähnen ihm aber in der nächsten Sekunde auch schon wieder ins Gesicht fielen. In entspannter Haltung lehnte er sich mit einer Schulter an den Rahmen. Hinter der Tür vernahm er gedämpfte Stimmen, die aber so leise waren, dass Sanji nicht verstand, was sie sprachen. Nachdem er gegen das dunkle Holz geklopft hatte, wurde das Gespräch unterbrochen, derweil er sich in Ruhe eine ziemlich zerknitterte Zigarette anzündete.

Mit einer ungeduldig hochgezogenen Augenbraue klopfte er erneut an die Tür, nachdem niemand Anstalten machte diese zu öffnen. Daraufhin vernahm er aus dem Zimmer schwere Schritte und Sanji versuchte gar nicht erst sein schadenfreudiges Grinsen zu verstecken, als im nächsten Augenblick die Tür geöffnet wurde und ein ziemlich finsteres Gesicht ihm entgegenblickte.

"Wir schwächeln wohl mal wieder, was?", konnte Sanji es sich nicht verkneifen den Freund zu ärgern. "So lange, wie du gebraucht hast die Tür zu öffnen, ts, ts, ts."

"Wird man dich eigentlich nie los?", knurrte Zorro, der keinerlei Überraschung über die Anwesenheit des Smutjes erkennen ließ. Eher machte er auf Sanji einen etwas frustrierten Eindruck, so, als wenn dieser zu einem falschen Zeitpunkt gekommen wäre.

"Angesichts deiner Nachricht", antwortete Sanji achselzuckend und in trockenen Ton, "hättest du damit rechnen müssen, dass ich hier auftauche. Willst du mich denn nicht reinlassen?"

"Hab ich denn eine andere Wahl?"

In diesem Moment verwünschte Zorro sich von ganzem Herzen. Natürlich hatte er gewusst, dass der Smutje die Provokation nicht auf sich sitzen lassen würde und daher auch damit gerechnet, dass dieser irgendwann hier erscheinen würde. Doch wenn er zu dem Zeitpunkt bereits geahnt hätte, was sich zwischen ihm und Robin ereignen würde, hätte er die Nachricht ganz anders geschrieben.

Ohne sich noch weiter um den Smutje zu kümmern, wandte sich Zorro genervt von der Tür ab und ließ sich in einen Stuhl am Rundtisch fallen. Derweil betrat Sanji seelenruhig das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Sein Blick fiel dabei sofort auf Robin, die er aus besorgten Augen nach irgendwelchen Verletzungen untersuchte. Doch zu seiner Beruhigung konnte er nichts dergleichen feststellen.

"Bei dir ist alles in Ordnung?", wandte sich Sanji dennoch an die junge Frau.

"Mir geht es gut", antwortete sie mit einem warmen Lächeln. Nachdem Zorro aus dem Bett aufgestanden war, hatte Robin sich aufgesetzt und das Hemd wieder ordentlich über ihre Schulter gezogen. Und während sie jetzt so da saß und ihre angezogenen Beine umschlang, ließ nichts an ihr darauf schließen, dass sie und Zorro vor kurzer Zeit noch sehr vertraut miteinander umgegangen waren.

"Ist Chopper gut bei euch angekommen?", fragte Robin und ein besorgter Ausdruck trat in ihre Augen.

"Er war zwar etwas zerzaust, aber gesund und munter", beruhigte Sanji die Freundin sofort, um sich dann an Zorro zu wenden. "Und wie hast du es geschafft zu überleben? Bist du auf dem Rücken eines Riesenvogels gelandet? Oder hat der Kopf eines Affen deinen Sturz abgebremst?"

Robin konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen, da sie schon ahnte, wohin die Unterhaltung führen würde: nämlich in einen Schlagabtausch bestehend aus Sticheleien. Wie sehr sie diese Streitereien vermisst hatte, merkte sie erst jetzt. Und den beiden Freunden schien es ähnlich zu gehen. Zumindest bei Sanji konnte die junge Frau davon ausgehen, dass er die Provokationen genoss.

"Nun, du Möchtegern-Casanova", antwortete Zorro mit einem hämischen Grinsen, während er sich entspannt in den Stuhl lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. "Ich habe überlebt, weil Naturial mich liebt. Du weißt doch noch, wer sie ist, oder?"

"Aber sicher doch", kommentierte Sanji trockenen Tons und ließ sich gegenüber dem Freund an dem Tisch nieder. "Als wenn sie einen blöden Fuchtelheini wie dich lieben würde. Aber jetzt erzähl schon, wie hast du es geschafft?"

"Die Bäume haben mich aufgefangen", erwiderte Zorro achselzuckend, so, als wenn es die natürlichste Sache der Welt wäre. "Auf meinem Flug nach unten hatte ich gesehen, wie sie mir ihre Äste entgegengestreckt hatten."

"Das verstehe ich aber nicht", grübelte der Smutje laut nach und rieb sich dabei das stoppelige Kinn. "Dann hat sich die Prophezeiung dieses Eldons ja gar nicht erfüllt. Wir sollten doch etwas für unsere Ungläubigkeit verlieren, aber dennoch bist du am Leben."

"Darum ging es", meinte Robin leise erstaunt, wobei sie die Worte mehr an sich gerichtet hatte als an die Freunde. "Jetzt ergibt das alles auch einen Sinn."

"Wovon redest du?" Sanji sah die junge Frau fragend an, die ihr Kinn auf den Knien abstützte, während sie nachdenklich vor sich hinsah. Zorro wartete ebenfalls gespannt auf die Antwort, derweil er sich auf dem Stuhl vorbeugte. Die freudige Erregung, die Robin immer dann ergriff, wenn sie etwas Historischem auf der Spur war, war deutlich spürbar.

"Naturial ist doch die Verkörperung der vier Elemente. Und was haben die Elemente alle miteinander gemein? Das Leben! Wir Menschen haben mit der Zeit eine Ignoranz aufgebaut, womit wir unser Dasein einfach als gegeben ansehen. Doch durch Zorros vermeintlichen Tod ist uns die Kostbarkeit unseres Lebens bewusst geworden. Denk doch nur an die Veränderungen, die mit uns vorgegangen ist, Sanji. Genau darauf zielte die Prophezeiung ab."

"Es war also nie die Absicht", schlussfolgerte der Smutje daraufhin, während er die einzelnen Veränderungen der Freunde vor Augen hatte, "dass einer von uns bei diesem Unternehmen sterben sollte."

"Ganz genau", stimmte Robin ihm mit einem kurzen Nicken zu.

"Tja, mein lieber Grünschädel", wandte sich Sanji mit einem überlegenen Lächeln auf den Lippen an Zorro. "Sieht wohl so aus, als wenn Naturial dich doch nicht lieben würde. Ein streichholzschwingender Kohlkopf wie du kommt bei den Frauen nun einmal nicht gut an."

Während Sanji auf eine bissige Bemerkung von Zorro wartete, legte er sich bereits in Gedanken die passende Antwort zurecht. Doch zu seinem maßlosen Erstaunen sah er, wie der Schwertkämpfer sich wieder in seinem Stuhl zurücklehnte und ein breites Grinsen aufsetzte. Was hat das denn zu bedeuten, fragte sich Sanji, während er seinen Freund mit einem misstrauischen Glanz in den Augen musterte.

"Und wie ging es dann weiter?", fragte Robin an Zorro gewandt und rieb sich müde die Augen.

"Na ja", antwortete der Schwertkämpfer und wurde wieder ernst. "Ich musste erst einmal meine Schwerter wieder finden, die ich während des Fluges verloren hatte. Danach bin ich in die Stadt zurückgelaufen. Dort musste ich dann aber erfahren, dass ihr schon längst weitergefahren seid."

"Hattest du irgendwelche Schwierigkeiten in der Stadt?", wollte Sanji von ihm wissen, der dabei an den Hinterhalt denken musste, in denen sie geraten waren. Noch immer durchströmte ihn ein Anflug von Wut, wenn er sich an das Geschehen zurückerinnerte.

"Wenn du auf diesen schmierigen Dreckskerl anspielst", antwortete Zorro knurrend, dem ebenfalls wieder die Wut packte, die er bei dem Anblick von Robins Verletzung bereits nur mit Mühe hatte unter Kontrolle halten konnte, "der ist mit nicht einmal über den Weg gelaufen. Allerdings hatte mir auch niemand von eurer Auseinandersetzung mit diesem Hund erzählt."

"Ace hatte ihm ein ziemliches Brandloch verpasst", lachte der blonde Smutje kurz auf. "Und wahrscheinlich hat Darong sich deshalb nicht blicken lassen, weil er geglaubt hat, dass du ihm noch den Rest geben würdest."

"Lebend wäre er jedenfalls nicht wieder aufgestanden", murmelte Zorro leise vor sich hin. Doch Sanji hörte die Worte trotzdem und hob überrascht die Augenbrauen. Wenn es um die Freunde ging, konnte Zorro schon zu einem eiskalten Kämpfer werden. Aber so mordlüstern, wie jetzt, hatte er den Freund noch nie erlebt. Der ist wirklich auf dem Kopf eines Affen gelandet, dachte sich Sanji, der erkannte, dass irgendetwas mit dem Freund geschehen war.

"Und wie hast du es nach Counters Hill geschafft?", wollte Sanji wissen, während er innerlich beschloss Zorro künftig gut im Auge zu behalten, um eine Erklärung für sein unnatürliches Verhalten herauszufinden.

"Ich hab auf einem Schiff angeheuert", erklärte Zorro mit knapper Stimme und zuckte dabei mit den Schultern. "Da mir dieser komische Typ am Hafen sagte, dass Ace bei euch geblieben sei, habe ich mir gleich gedacht, dass ihr hier auf die Emerald Waters wolltet."

"Schön und gut", brummte Sanji unwirsch, da ihm die Antwort nicht ausreichte. "Aber wie konntest du wissen, dass wir gerade hier in Counters Hill sind?"

"Der Professor hatte das vermutet."

"Welcher Professor?" Allmählich wurde Sanji ungeduldig. Anstatt, dass der Schwertkämpfer ihm alles ausführlich erzählte, musste er dem Freund alles einzeln aus der Nase ziehen.

"Der, mit dem Nami losgezogen ist", erwiderte Zorro, so, als wäre es doch von vorneherein klar gewesen, von wem die Rede war. Aber dann hatte der Schwertkämpfer ein Einsehen mit dem Freund und erklärte ihm ausführlich, wie es zu dem Zusammentreffen mit dem Professor gekommen war.

*

Obwohl der Himmel über ihnen strahlend blau war und keine einzige Wolke sich zeigte, spürte Nami trotz allem, dass das Wetter sich bald schon ändern würde. Sie saß zusammen mit Professor Compton in seiner Kabine an einem Schreibtisch. Vor wenigen Minuten hatte sie die Karte der Insel fertig gestellt, die sie vor wenigen Tagen erst verlassen hatten.

Mit kritischen Blicken überprüfte der Professor die Ergebnisse ihrer Untersuchungen mit der auf der Karte. Er war mit seiner Schülerin mehr als nur zufrieden. Nicht nur, dass Nami bereits ein fundiertes Wissen auf dem Gebiet der Kartographie besaß. Hinzu kam noch, dass sie eine schnelle Auffassungsgabe hatte, durch die die junge Frau viel schneller lernte, als die meisten anderen Schüler, die der Professor an den verschiedenen Universitäten unterrichtete.

Während Nami auf das Urteil des älteren Mannes wartete, streckte sie ihre Arme in die Höhe, um ihre Muskeln ein wenig zu lockern, und schaute aus dem Bullauge auf das ruhige Wasser. Sie gab es nicht gerne zu, aber sie langweilte sich. Die Expeditionen auf den Inseln waren zwar für die junge Frau immer sehr spannend und aufregend, da Furlong Compton sie stets auf einige Dinge aufmerksam machte, die sie als Kartographin wissen musste. Aber sobald sie dann wieder auf dem Schiff waren, überkam sie eine gewisse Unruhe. Jeder Matrose hatte seine eigenen Aufgaben, denen er sorgfältig nachging. Nie passierte etwas Unvorhergesehenes. Seit sie mit dem Professor zusammenreiste, war kein einziges Mal Trubel unter den Seeleuten entstanden. Alles lief in geordneten Bahnen. Und das reizte Nami bis aufs Äußerste.

Plötzlich wurde auf Deck ein Ruf laut, der ihre Aufmerksamkeit erregte. Kurz darauf nahm Nami über sich aufgeregte Schritte wahr. Nervös begann sie auf ihrer Unterlippe zu kauen. Nur zu gerne wäre sie hinausgerannt, um den Grund für die Unruhe zu erfahren. Professor Compton schien jedoch unbeeindruckt von dem ungewöhnlichen Lärm zu sein, derweil er weiterhin ihre Karte begutachtete. Ihr rechter Fuß wippte leicht auf und ab, während sie ihre Blicke unstet durch die Kabine wandern ließ.

"Sie können ruhig an Deck gehen", sprach der Professor lächelnd, ohne seine Augen von dem riesigen Pergamentstück anzuwenden.

Bevor er auch nur eine Gelegenheit dazu bekam, seine Meinung wieder zu ändern, war Nami bereits zur Tür hinaus. Als sie aus dem etwas dunklen Gang auf das Deck hinaustrat, musste sie erst einmal wegen der plötzlichen Helligkeit blinzeln. Die Augen vor den Strahlen der Sonne abschirmend, sah sie, dass sie neben einem anderen Schiff hielten, das etwas kleiner war als die "Coronia", wie das Schiff des Professors hieß. Ein kurzer Blick auf die weiße Flagge mit einem Geldbeutel darauf, reichte aus, um Nami erkennen zu lassen, dass es Händler waren.

Interessiert beobachtete sie, wie sich die beiden Kapitäne der Schiffe begrüßten. Es war nicht das erste Mal, dass Nami eine solche Begegnung sah. Auf ihrer Reise hatten sie hin und wieder andere Schiffe angetroffen, mit denen Informationen über mögliche Stürme, Piraten oder ähnliches ausgetauscht wurden.

Nami ließ ein wenig enttäuscht ihren Blick weiter über das Deck des anderen Schiffes wandern. Insgeheim hatte sie gehofft, dass etwas Aufregenderes passieren würde, das den trübseligen Alltag ein wenig auflockern würde.

Auf einmal wurde ihr Blick auf einen Matrosen gelenkt, der mit zwei anderen zusammen ein Segel einholte, in dem sich ein kleiner Riss befand. Nami kniff verwirrt die Augen zusammen, um den Mann besser erkennen zu können, während sie näher an die Reling trat. Verblüfft riss sie den Mund weit auf, als es keinen Zweifel mehr gab.

"Zorro?!"

Der grünhaarige Mann wandte bei dem Ruf sein Gesicht zu Nami um. Nach einem kurzen Moment der Überraschung breitete sich ein strahlendes Grinsen auf seinen Lippen aus. Unbekümmert ließ er das Tau in seinen Händen los, wodurch sich eine Seite des Segels hinabsenkte und die anderen beiden Seeleute aus dem Gleichgewicht kamen, und ging zur Reling. Die unterdrückten Flüche der Männer ignorierte er dabei, ebenso auch das grimmig verzogene Gesicht des Kapitäns, der missbilligend zu ihm sah.

"Hey, Nami", grüßte Zorro sie freudestrahlend. "Was machst du denn hier?"

"Das würde ich gerne von dir wissen." Nami war immer noch erstaunt darüber, dass der Schwertkämpfer plötzlich vor ihr stand. "Wo sind die anderen?"

"Gute Frage", zuckte Zorro ratlos mit den Schultern. "Ich hoffe ja, dass sie auf dem Weg nach Emerald Waters sind."

"Du hoffst?", wiederholte die junge Frau langsam, derweil sie sich fragte, was die Freunde während ihrer Abwesenheit schon wieder für Dummheiten angestellt hatten.

"Sicher bin ich mir nicht", meinte der Schwertkämpfer. "Aber ich vermute mal, dass Ace dort hin will."

Innerlich gemahnte Nami sich zur Ruhe, während sie langsam eine Hand vor Wut zur Faust ballte. Eigentlich hätte sie damit rechnen müssen, dass sie nur unvollständige Erklärungen bekommen würde. Schließlich war es so typisch für ihre Freunde, ganz besonders für Zorro, Antworten abzugeben, die gar nichts erklärten.

"Ist der junge Mann ein Freund von Ihnen?", hörte Nami hinter sich die Stimme des Professors. Die Wut war sofort vergessen, als sie sich ihrem Mentor zuwandte.

"Oh ... ähm ... ja", stotterte Nami unsicher. Furlong Compton wusste nur sehr wenig über ihre Freunde. Sie hatte ihm gegenüber einmal kurz erwähnt, dass sie einige "kleine Reibereien" mit der Marine hatten. Dass aber ihre Freunde die berüchtigte Strohhutbande war, hatte sie ausgelassen, genau wie auch die Höhe der einzelnen Kopfgelder.

"Das ist Zorro", wies Nami dann auf den Schwertkämpfer. "Und das ist Professor Compton."

"Sie wurden von ihren Freunden getrennt?", griff der Professor das Gespräch auf, vom dem er nur die letzten Sätze zwischen den beiden Freunden mitbekommen hatte.

"Um genau zu sein", antwortete Zorro, derweil er den Mann von oben bis unten kritisch musterte, "halten mich die anderen für tot."

"Wieso das denn?", platzte Nami verständnislos dazwischen. Durch den chaotischen Verlauf des Gespräches, in denen sich immer mehr Fragen in ihr auftürmten, verspürte sie bereits den Anflug von Kopfschmerzen.

"Sie sagten, ihre Freunde wollen vielleicht nach Emerald Waters?", hakte der ältere Mann grübelnd nach. Als Antwort erhielt er lediglich ein kurzes Kopfnicken, derweil Nami ihre Blicke ratlos zwischen den beiden Männer hin und her wandern ließ.

*

"Und daraufhin hatte er gemeint, dass er mich mitnehmen könnte", schloss Zorro seine Geschichte ab, während sich in Sanjis Augen kleine Sternchen zeigten.

"Meine Nami-Maus ist hier", schwärmte der Smutje mit verzückter Stimme, dass bei dem Schwertkämpfer sofort ein entnervtes Stöhnen herauf beschwor, obwohl er ja mit dieser Reaktion bereits gerechnet hatte. Dann warf er einen Blick auf Robin, um zu sehen, wie sie darauf reagierte. Überrascht hob er eine Augenbraue, während sich ein leises Lächeln auf seine Lippen stahl. Sanji, der sich langsam aus seiner Entzückung riss, folgte dem Blick seines Freundes. Robin hielt ihre Beine noch immer fest umschlungen, derweil ihr Kopf etwas seitlich auf ihren Knien lag.

"Robin?", flüsterte Sanji leise ihren Namen, woraufhin sie langsam ihre Augen zu einem winzigen Spalt öffnete und ihn müde ansah, um im nächsten Moment die Lider auch schon wieder zu schließen.

"Das ist keine schlechte Idee", murmelte Zorro und erhob sich, die Arme weit streckend, aus dem Stuhl. "Ich könnte auch noch etwas Schlaf vertragen."

"Das ist bei dir ja nichts neues", erwiderte der Smutje trockenen Tons, derweil er lustlos den Boden betrachtete. Sehnsüchtig dachte er an das weiche Bett in dem Gasthaus zurück, in dem er wenige Stunden geschlafen hatte.

Zorro war mittlerweile an den Schrank getreten, wo er einige Decken herausholte, die am Boden auf dem Inneren gelegen hatten.

"Wenn ihr mich in Ruhe schlafen lasst", murmelte Robin leise und verkroch sich immer noch mit geschlossenen Augen unter die kuschelige Bettdecke, "dann könnt ihr euch auch ins Bett legen."

"Aber klar doch!", rief Sanji erfreut aus, der bereits seine geheimsten Wünsche in Erfüllung gehen sah, und stürmte auch schon an die Seite des Bettes. Doch bevor er auch nur die Gelegenheit hatte die Decke umzuschlagen, um sich dann anschließend darunter zu legen, wurde er mit einem warnenden Knurren unsanft am Arm zurückgezogen.

"Wir schlafen auf dem Boden", befahl Zorro unwirsch, dessen Ton keinen Widerspruch zuließ. Auf keinen Fall würde er zulassen, dass der Möchtegern-Casanova auch nur die winzigste Möglichkeit bekommen würde, sich an Robin heranzumachen. Daher zog er den überraschten Smutje jetzt hinter sich her zum Fenster, wo sich beide darunter an der Wand niederließen. Achtlos drückte Zorro dem Freund anschließend eine Decke gegen die Brust, bevor er seine Arme verschränkte und die Augen schloss. Nicht ohne jedoch vorher noch einen kurzen Blick auf Robin zu werfen, die ein amüsiertes Lächeln hinter dem Kopfkissen versteckte.

Ahnungsloser Zuwachs der Strohhutbande

+ Irgendwie hab ich es doch geschafft an diesem Kap weiterzuarbeiten. Aber was soll man auch schon nachts anderes tun, wenn man nicht schlafen kann und im Fernsehen nix vernünftiges läuft. Ich hoffe, ihr werdet mit dem Ergebnis zufrieden sein. Ich hab mich da jedenfalls ziemlich durchgequält +
 

Mit gemischten Gefühlen trottete Chopper zurück zu dem Gasthaus. Unzählige Gedanken schossen ihm dabei durch den Kopf. Doch die hartnäckigste Frage, die er sich immer wieder stellte, war, ob Zorro wirklich noch am Leben war. Von ganzem Herzen wünschte er sich, dass die Nachricht von dem Schwertkämpfer stammte. Seine kleine Welt wäre dann wieder in Ordnung, ebenso auch die seiner Freunde. Jeder würde dann wieder der Alte werden und die Trostlosigkeit an Bord der Flying Lamb verschwinden, da war sich Chopper sicher.

In dem düsteren Licht der Nacht, das durch die schwarzen Regenwolken noch bedrohlicher wirkte, blickte er auf die nur halbgeschlossene Tür des Gasthauses. Weder er noch Sanji hatten sich auch nur die Mühe gemacht sie zu schließen. Sie hatten wichtigere Probleme gehabt, als sich über solch eine Belanglosigkeit Gedanken zu machen. Aber es erstaunte Chopper schon, dass scheinbar niemand von ihrem Weggang etwas bemerkt hatte, da er ja immerhin für reichlich Aufruhr gesorgt hatte. Dennoch war nirgends ein Licht zu sehen. Zumindest von dem Wirt Gorkus hätte er erwartet, dass dieser nach dem Rechten schauen würde.

Leise betrat Chopper das Innere des Hauses, wo er sich wieder in seine kleine Gestalt zurückverwandelte, nachdem er lautlos die Tür geschlossen hatte. Den Riegel jedoch schob er nicht vor, für den Fall, dass Sanji in der Nacht noch zurückkommen würde. Auf seinen kleinen Beinen tapste er dann schließlich die Treppe hoch und hielt vor der Zimmertür der Freunde, hinter der er leises Gemurmel hören konnte. Zufrieden nickte der kleine Elch, bevor er den Raum dahinter betrat.

Ace lehnte mit dem Rücken an der Wand neben dem Fenster, aus dem er hin und wieder einen abschätzenden Blick hinauswarf, während Lysop mitleidig auf seinem Bett lag und sich stöhnend die Stirn hielt, auf der unübersehbar eine große, dicke Beule wie ein Horn herausragte. Ruffy saß derweil mit untergeschlagenen Beinen am Kopfende des anderen Bettes, in dem er noch zuvor so friedlich geschlafen hatte. Seine Füße festhaltend, schaukelte er leicht mit seinem Körper vor und zurück. Die pure Langeweile sprach aus seinem Gesicht.

Erwartungsvolle Gesichter wandten sich Chopper zu, als dieser seinen Kopf hinter der Tür hervorstreckte und ins Zimmer trat. Unzählige Fragen entdeckte er in ihren Augen, die unverwandt auf ihm gerichtet waren. Der kleine Elch konnte sich gut vorstellen, wie es seinen Freunden erging. Auch er hatte Fragen, die er beantwortet haben wollte. Doch dazu musste er auf die Rückkehr Sanjis warten.

"Was war los?", fragte Ace schließlich, wobei er Chopper aus seinen Gedanken riss.

"Das ist eine lange Geschichte", seufzte dieser und ließ dabei die Schultern hängen. Mit zerknirschtem Gesichtsausdruck kletterte der kleine Elch dann auf das Bett zu Lysop, um die Beule an seiner Stirn zu untersuchen, für die er verantwortlich war.

"Tut mir Leid, Lysop. Es war nicht meine Absicht, dich mit dem Stein zu treffen."

"Ach, schon gut, Chopper", murmelte Lysop leise und mit wehleidiger Stimme. "Auch wenn es jetzt mit mir zu Ende geht, war es trotzdem ein schönes Leben."

Ace verdrehte bei diesem Kommentar nur die Augen und schüttelte seufzend den Kopf. Dafür, dass die Langnase meinte sterben zu müssen, war er ziemlich fit gewesen, als er Ace und seinen Bruder völlig außer sich geweckt hatte. Das erinnerte ihn auch wieder daran, wie er Ruffy eng an ihn gekuschelt auf seiner Brust gebettet vorgefunden hatte, derweil ein dünner Faden Speichel aus seinem Mundwinkel getropft war. Peinlich berührt war er froh darüber, dass niemand aus Whitebeards Mannschaft ihn so gesehen hatte. Bis an sein Lebensende hätte sie ihn damit aufgezogen, allen voran Whitebeard selber.

"In zwei Tagen wird Blackbeard hier ankommen."

Die leise gesprochenen Worte Choppers rissen Ace sofort aus seinen Gedanken. Eine gespannte Erregtheit nahm von seinem Körper besitz.

"Woher weißt du das?", wollte Ace begierig wissen, ohne dabei die innere Aufgeregtheit in seiner Stimme unterdrücken zu können.

"Cool, dann kann es ja bald losgehen", kommentierte Ruffy die Bemerkung des kleinen Elchs begeistert und klatschte freudig dabei in die Hände.

"Robin und ich haben ein Gespräch belauscht", antwortete Chopper und sah dabei zu Ace. "Blackbeard will sich an einem Ort namens Secrets Bay mit seinem Kontaktmann treffen."

"Secrets Bay?", wiederholte Lysop ratlos, während er sich an dem Kopfende mit dem Rücken hochschob. "Wo soll denn das sein?"

"Das ist genau dort, wo die Flying Lamb steht", antwortete Ace geistesabwesend, derweil er Chopper aus zusammengekniffenen Augen musterte. Sein Gefühl sagte ihm, dass die Ankunft Blackbeards eine eher unwichtige Rolle in dieser Nacht spielte.

"Wo sind Sanji und Robin?", fragte er daher bestimmenden Tons.

"Wo Robin ist, weiß ich nicht genau", zuckte Chopper betrübt mit den Schultern, während er traurig auf die Bettdecke starrte. "Aber Sanji ist auf dem Weg zu einem Wirtshaus oder so was. Um an die Informationen über Blackbeard heranzukommen, mussten Robin und ich das Viertel verlassen. Auf dem Rückweg dann sind wir Smoker begegnet."

"Und er hat euch erkannt", schlussfolgerte Ace mit grimmiger Stimme.

"Wir müssen sie suchen!", kamen die Worte von Ruffy, der mit entschlossener Miene vom Bett aufsprang. Auf keinen Fall würde er es zulassen, dass jemand, und schon gar nicht Smoker, seinen Freunden etwas antat.

"Nicht so schnell", wurde er dann mit ungewohnt schneidender Stimme von seinem Bruder aufgehalten, derweil Lysop seinen fassungslosen Blick zwischen seinen Freunden wandern ließ. Zuviele Informationen waren auf ihm eingestürmt, als dass er sie alle auf einmal bewältigen könnte.

"Wenn ich richtig vermute, seid ihr, du und Robin, getrennt worden, richtig?", wandte sich Ace wieder an Chopper, nachdem er sich sicher sein konnte, dass sein Bruder nicht kopflos in die Nacht hinausrennen würde, während Chopper ihm bestätigend zunickte. "Das heißt, wir haben keine Ahnung, wo sich Smoker und Robin im Moment aufhalten, da wäre es also sinnlos jetzt nach ihr zu suchen. Aber was will Sanji um diese Zeit in einem Wirtshaus?"

"Nachdem ich ihm alles erzählt hatte, was passiert war", begann Chopper zu erklären, derweil er die mittlerweile völlig zerknitterte Nachricht aus dem Inneren seines Hemdes hervorzog, "sind wir zu diesem Rigos gegangen. Sanji hatte gehofft, von ihm irgendeine Hilfe zu bekommen. Da kam dann plötzlich ein Junge, der Sanji diese Nachricht hier überbringen sollte."

Mit diesen Worten reichte er Ace den Zettel, der ihn neugierig entgegennahm. Er brauchte nur wenige Sekunden, um die zwei geschriebenen Zeilen zu lesen, derweil sich seine Stirn misstrauisch kräuselte. Gespannt beobachtete Chopper die Reaktion des Freundes. Ruffy und Lysop wechselten in der Zwischenzeit neugierige und ratlose Blicke aus.

"Und Sanji geht jetzt wohl der Sache nach, richtig?", fragte Ace nach einer Weile mit ruhiger Stimme.

"Was hältst du davon?", erwiderte Chopper stattdessen und wies mit einem Kopfnicken auf den Zettel in der Hand des Freundes.

"Entweder ist es eine Falle", antwortete Ace langsam und kniff die Lippen grübelnd zusammen, "oder aber der Kerl hat mehr Glück als Verstand."

Unwillkürlich breitete sich ein belustigtes Lächeln auf seinem Gesicht aus, das seine Zähne zeigte, während er die Nachricht noch einmal überflog.

"Jedenfalls können wir davon ausgehen, dass die Nachricht nicht von Smoker kommt", sprach Ace dann weiter, innerlich noch immer schmunzelnd.

"Was steht denn da?", wollte Ruffy mit quengelnder Stimme wissen. Seine Neugier darüber, um was es sich bei dem Schreiben handelte, brachte ihn schier um. Daher versuchte er kopfüber das Geschriebene zu lesen, wobei er verwirrt die Augenbrauen zusammenzog.

"Orroz. Ehcsud red retnu edareg thets eis. Hcid enho nibor hci etielgeb lamnie redeiw dnu."

Fassungslos sah Ace seinen Bruder an, während dieser die Worte laut vorlas.

"So was kannst du lesen?", wandte sich Ruffy schließlich mit einem bewundernden Glanz in den Augen an seinen Bruder.

"Was ist denn das für eine Sprache?", ging jetzt auch Lysop dazwischen.

"Ruffy hat doch jetzt nicht etwa ...?", stammelte Chopper ungläubig und ließ den Satz offen.

"Doch, das hat er", murmelte Ace ergeben und schüttelte den Kopf.

"Was habe ich?", wollte Ruffy wissen, der die Reaktionen seiner beiden Freunde nicht verstand.

"Du hast die Botschaft falsch herum gelesen", knurrte Ace ihn an und hielt ihm den Zettel jetzt richtig hin, während Lysop die Augen verdrehte, angesichts der Dummheit seines Käpt´ns.

"Ach, so", erwiderte Ruffy nur und zuckte mit den Schultern. Im nächsten Augenblick spitzte er dann aber verwirrt die Lippen, als er erneut versuchte die Nachricht zu lesen.

"Wer soll denn dieser Zorro sein?", wunderte er sich.

Er ist mit Sicherheit vom Wickeltisch geflogen, schoss es Ace durch den Kopf, während er sich verzweifelt und zähneknirschend um Geduld bemühte.

"Zorro?", echote Lysop leise und sah Chopper ungläubig an. "Ist ... ist er etwa ... am Leben?"

"Das will ja Sanji herausfinden", antwortete der kleine Elch ihm.

"Was?", rief Ruffy laut aus und sah mit weitaufgerissenen Augen die Freunde einzeln an. "Zorro ist wieder da?"

"Von Smoker ist die Nachricht auf jeden Fall nicht", meinte Ace nachdenklich, derweil er seinen Bruder ignorierte.

"Bist du sicher?" wollte Lysop wissen, der noch immer nicht glauben konnte, was er eben gehört hatte.

"Smoker hat kein großes Interesse an Sanji", erklärte Ruffys Bruder ihm geduldig. "Wenn er wirklich die Nachricht geschrieben hätte, dann wäre sie direkt an Ruffy gerichtet. Außerdem kann ich mir den alten Haudegen auch nicht dabei vorstellen, wie er "Sie steht gerade unter der Dusche" schreibt."

Nach diesen Worten fing Ace an zu lachen, als er trotzdem versuchte sich Smoker beim Schreiben der Nachricht vorzustellen. Auch Ruffy und Chopper mussten bei der Vorstellung grinsen. Nur Lysop saß ein wenig betröppelt auf dem Bett, da er als einziger den Zettel nicht gelesen hatte. Überhaupt fand er, dass man ihn überging, zumal er immer noch an der Tatsache zu knabbern hatte, dass das Schreiben vielleicht von ihrem todgeglaubten Freund stammte.

"Jedenfalls sollen wir hier auf Sanji warten", meinte Chopper dann nach einer Weile, nachdem Ace sich wieder ein wenig beruhigt hatte. "Wenn er bis zur Mittagszeit nicht zurück sei, sollen wir davon ausgehen, dass etwas schief gelaufen ist."

"Bis dahin ist es ja noch eine Weile", zuckte Ace mit den Schultern, derweil er sich rücklings auf das Bett warf. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, schloss er die Augen.

"Willst du jetzt etwa schlafen?", rief Lysop ungläubig aus, während er Ruffys Bruder beobachtete.

"Etwas anderes können wir im Moment sowieso nicht machen", murmelte dieser gähnend.
 

Blinzelnd erwachte Nami nach einer erholsamen Nacht in dem gemütlich weichen Bett. Während sie sich ausgiebig und mit einem wohligen Seufzer streckte, warf sie einen Blick aus dem Fenster. Der Himmel war noch immer grau bewölkt, aber der Regen hatte irgendwann in den frühen Morgenstunden nachgelassen. Von der Straße her hörte sie die munteren Stimmen der Passanten, die ihre alltäglichen Besorgungen erledigten.

Langsam stieg sie aus dem Bett und tapste barfuss in ihrem langen, gelben T-Shirt, das ihr nur knapp über den Po ging, zu dem Stuhl unter dem Fenster, über den sie ihre Sachen gelegt hatte. Noch etwas verschlafen, streifte sich Nami ihre blaue Hose über und trat dann mit einem herzhaften Gähnen, das sie hinter einer vorgehaltenen Hand versteckte, aus dem Zimmer.

Von unten aus der Küche hörte sie das geschäftige Treiben des Personals, das klappernd und lachend das Frühstück für die Gäste zubereitete, von denen die meisten noch schliefen, während der Geruch von frisch aufgebrühten Kaffee und der warme Duft von warmen Brötchen zu ihr heraufwehte. Genüsslich sog Nami die Düfte in ihre Nase, derweil ihr das Wasser im Munde zusammenlief und ihr Magen bestätigend knurrte. Doch der Gedanke an Frühstück schob Nami erst einmal beiseite, da sie sich vorerst noch frisch machen wollte.

Als sie an Zorros Tür vorbeiging, fiel ihr wieder sein nächtlicher Ausflug ein und sie hielt in ihrem Schritt inne. Zögernd wandte sich Nami der Tür zu und presste ihr Ohr gegen das raue, ungeschliffene Holz. Kein Geräusch war dahinter zu hören, das ihr hätte sagen können, dass der Freund sich in dem Zimmer aufhielt. Nach kurzer Überlegung legte Nami entschlossen ihre Hand auf den Knauf der Tür und drehte ihn vorsichtig herum. Langsam öffnete sie die Tür Zentimeter für Zentimeter.

Ihr Blick fiel sofort auf das breite Bett, in dem, nach den Wölbungen der Decke zu urteilen, jemand schlief. Doch anstatt erleichtert über diesen Anblick zu sein, runzelte Nami verwirrt die Stirn. Die Gestalt, die sich unter der Bettdecke abzeichnete, wollte nicht so recht zu dem breiten, muskulösen Körper Zorros passen. Auch hatte sie noch nie erlebt, dass dieser sich zum Schlafen ganz in eine Decke einhüllte.

"Lass sie schlafen", murmelte Zorro leise, als Nami sich vorsichtig dem Bett näherte. Erschreckt zuckte sie zusammen und wandte ihr erstauntes Gesicht zum Fenster hin. Erst jetzt bemerkte sie die beiden Gestalten darunter.

"Ist das Sanji?", flüsterte Nami leise und wies mit dem Kopf auf die Gestalt neben Zorro, von der nur der blonde Schopf zu erkennen war, während sie näher auf dem Freund zutrat. Zorro antwortete ihr mit einem kurzen Nicken und stand dann leise auf.

"Und wer ist das?", wollte die junge Frau wissen, wobei sie zu dem Bett blickte.

"Robin", gab der Schwertkämpfer nur als Antwort.

"Ich scheine ja einiges verpasst zu haben", murmelte Nami daraufhin.

"Nur einen Zusammenstoß mit Smoker", erwiderte Zorro achselzuckend, woraufhin die Freundin entsetzt die Augen weit aufriss.

"Wie hast du das denn geschafft?", keifte Nami im nächsten Moment auch schon los, ohne an die beiden schlafenden Freunde zu denken.

"Kannst du nicht leise sein?", schnauzte Zorro sie daraufhin mit unterdrückter Stimme an, während er sich mit einem kurzen Blick versicherte, dass Robin durch das Geschrei nicht wach geworden war. Doch diese schlief seelenruhig weiter und rührte sich nicht ein einziges Mal. Im Gegensatz zu Sanji, der sich jetzt verschlafen aufsetzte und sich dabei verwirrt umblickte. Sein Blick klärte sich jedoch recht schnell, als er Nami vor sich erkannte. Mit einem Satz war er auch schon auf den Beinen und griff nach ihrer Hand, während er sie aus verliebten Augen anblickte.

"Ach, mein Nami-Schatz", säuselte Sanji, wobei er ihre Hand ganz sanft streichelte. "Endlich ist die Zeit unserer Trennung vorbei."

"Ja, ist schon gut, Sanji", winkte Nami ab, wobei sie vergeblich versuchte ihre Hand aus seinem Griff zu befreien.

"Könntet ihr euer Gesäusel woanders weiterführen?", brummte Zorro angewidert und verkniff missmutig das Gesicht.

"Da merkt man doch gleich, dass du keine Ahnung davon hast, was Frauen mögen", konterte Sanji angriffslustig und ließ dabei Namis Hand los, derweil er sich zu dem Freund umwandte. Auf Zorros Gesicht erschien wieder ein breites Grinsen, das den Smutje stutzig machte. Nur zu gerne würde er erfahren, was dahinter steckte. Als er das wissende Aufblitzen in den Augen des Freundes sah, erkannte er, dass dieser genau wusste, was in ihm vor sich ging. Diese Tatsache brachte den blonden Smutje nur noch mehr auf die Palme, als jede andere Provokation es hätte tun können. Daher wandte er sich mit einem frustrierten Knurren von Zorro ab.

"Wollen wir frühstücken gehen?", fragte er Nami mit liebenswürdiger Stimme, die sich ebenfalls über Zorros Reaktion wunderte.

"Wir müssen uns dann auch noch überlegen", wandte sich Sanji mit ernster Miene noch einmal an den Freund, "wie wir zu den anderen ins Viertel zurückkommen."

"Ich komm dann mit Robin nach", nickte Zorro ihm zu.

Zusammen mit der verwirrten Nami verließ Sanji das Zimmer, während der Schwertkämpfer einen abschätzenden Blick aus dem Fenster warf. Unter dem Gewühl der Passanten auf der Straße würden sie gut untertauchen können, da war sich Zorro sicher. Aber die Soldaten würden trotzdem jeden aufmerksam beobachten.

"Muss ich dann jetzt aufstehen?"

Die leise gemurmelten Worte wurden von so einem bedauernden Ton begleitet, dass Zorro lächeln musste, als er sich zu Robin umwandte. Sie lag mit geschlossenen Augen auf dem Bauch, die Arme angewinkelt neben dem Kopf.

"Sieht wohl so aus", brummte Zorro und ließ sich neben ihr auf dem Bett nieder, wobei er sich auf einem Arm abstützte, während er mit der anderen Hand eine Strähne aus Robins Gesicht strich. "Du willst doch jetzt nicht wieder einschlafen, oder?"

"Ich denke schon, dass ich das mache", gab Robin zurück und kuschelte sich tiefer in das Kissen, als sie den warmen Atem Zorros an ihrer Wange spürte.

"Ich lass dich aber nicht schlafen", raunte er ihr ins Ohr, wobei seine kurzen Bartstoppeln über ihre Haut strichen.

"Du kannst ja gerne versuchen mich daran zu hindern", provozierte Robin den Schwertkämpfer mit einem Lächeln.
 

Sanji und Nami saßen derweil als einzige in dem separat angelegten Speiseraum, der den gesamten hinteren Bereich des Hauses einnahm, und warteten auf ihre beiden Freunde. Genau wie auch in den Gästezimmern, war der Fußboden des Zimmers mit hellem Holz verlegt. Grüne Tapeten mit gelben und roten Rosen befanden sich an den Wänden, an denen vereinzelt einige Bilder hingen. Mehrere eckige Tische standen verteilt im Raum, wobei diese einen gewissen Abstand zueinander einhielten, um den Gästen das Gefühl von Privatsphäre zu vermitteln. Weiße Tischdecken verdeckten das dunkle Holz, in dessen Mitte sich jeweils eine Vase mit einem gelben Strauß Frühlingsblumen befand. Vor der Westwand war ein großer, langer Tisch aufgebaut, wo die Gäste ihr Frühstück selbst zusammenstellen konnten. Neben dem weißen Geschirr und dem Silberbesteck standen zwei Körbe mit frischen Brötchen, zwei Körbe mit warmen Croissants, eine lange, flache Schale mit Butter, Salz- und Pfefferstreuer, mehrere Döschen mit verschiedenen Sorten Marmelade, ein großes Glas Honig, eine Schale Zucker, zwei Körbe mit Äpfeln, Birnen und Bananen, zwei Platten mit verschiedenen Wurstsorten, eine Platte mit verschiedenen Käsesorten, ein Korb mit Eiern sowie zwei Kannen Kaffee, eine Kanne Tee und ein Krug Milch.

Die beiden Freunde hatten sich an einen der hinteren Tische gesetzt, nachdem sie sich ihre Teller gefüllt hatten. Sanji konnte es immer noch nicht glauben, dass Nami vor ihm saß. Er wusste nicht, wie lange er sie schon nicht mehr gesehen hatte, aber es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Während er ihr zusah, wie sie einen Schluck des warmen Kaffees trank, musterte er sie aus wachen Augen. Zu seiner Erleichterung konnte er jedoch keine Veränderung an der jungen Frau feststellen.

"Was lief denn da oben gerade ab?", wandte Nami sich an den Smutje, wodurch sie ihn aus seiner Betrachtung riss.

"Was meinst du?", wollte Sanji wissen, der der Unterhaltung nicht so richtig verfolgen konnte.

"Na, dieses seltsame Verhalten von Zorro. Der nimmt doch sonst deine Sticheleien nicht so locker auf."

"Keine Ahnung", grummelte Sanji leise und presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, derweil er auf seine Tasse hinabblickte. Es frustrierte ihn nicht zu wissen, was dieses merkwürdige Verhalten seines Freundes zu bedeuten hatte.

"Und was ist jetzt letzte Nacht passiert?", fragte Nami, die merkte, dass sie von Sanji keine befriedigende Antwort erhalten würde.

"Das weiß ich selber auch nicht so genau", antwortete der Smutje achselzuckend. "Irgendwann in der Nacht hatte Chopper mich geweckt und mir erzählt, dass Robin von Smoker verfolgt würde."

"Ach?" Nami riss überrascht die Augen weit auf, da sie bislang angenommen hatte, dass Zorro die Konfrontation mit dem Marine-Offizier hatte und die Freunde ihm aus der Patsche geholfen hätten.

"Na ja, und dann bekamen wir plötzlich eine Nachricht von Zorro, dass Robin bei ihm sei. Ich hatte dies anfangs für eine Falle gehalten. Wir alle dachten schließlich, dass er nicht mehr am Leben sei."

"Ja, Zorro hatte mir von eurem Abenteuer auf Curt Island erzählt", warf die junge Frau mit einem Schnauben ein, das besagen sollte, wie idiotisch es von ihnen war, sich auf diese Schatzsuche eingelassen zu haben. "Habt ihr wenigsten das ganze Gold noch?"

"Der Lagerraum aufm Schiff ist voll", zuckte Sanji mit den Achseln, während Namis Augen anfingen zu glänzen. Sie konnte sich gut vorstellen, wie der besagte Raum mit den ganzen Goldschätzen aussah.

"Wie läuft es eigentlich mit dir und diesem Professor?", riss Sanji sie aus ihren Tagträumen, in der sie sich vorstellte, was sie mit dem ganzen Reichtum anfangen würde. Leicht benommen blickte Nami den Freund verwirrt an, bis die Frage schließlich in ihr Bewusstsein drang.

"Ach, na ja", seufzte sie nichts sagend und blickte auf ihren noch halbvollen Teller.

"Der piesackt dich doch nicht etwa?", wollte der Smutje mit angriffslustigem Ton wissen, der auf ein Wort der jungen Frau hin sofort die Treppe hochstürmen würde, um sich den besagten Professor ordentlich zur Brust zu nehmen.

"Nein, das ist es nicht", beruhigte Nami ihn sofort mit abwehrenden Händen. "Er ist immer sehr freundlich zu mir, und zuvorkommend. Obwohl mir die Arbeit mit ihm großen Spaß macht, und ich auch schon in der ganzen bisherigen Zeit viel von ihm gelernt habe, fehlt mir das Leben auf der Lamb."

Die Worte veranlassten Sanji in Gedanken einen Freudensprung zu machen, derweil seine Augen einen hoffnungsvollen Glanz bekamen. Obwohl sie es nicht wörtlich gesagt hatte, verstand er sofort, dass Nami ihre Freunde vermisste.

"Na ja, das ist verständlich", erwiderte Sanji mit ruhiger Stimme, der der Freundin nicht zeigen wollte, wie es in seinem Inneren aussah. "Schließlich warst du ja auch eine ganze Zeit mit uns zusammen."

"Kannst du dir das vorstellen?", brach es aus Nami mit leicht entgeisterter Stimme heraus. "Kein Schreien, keine Streitereien, kein Lachen, noch nicht einmal fröhliche Stimmen sind auf dem Schiff zu hören. Alles ist immer so ruhig. Nur hin und wieder hört man die Befehle des Käpt´n und die leisen Gespräche der Matrosen. Sonst nichts. Das ist schrecklich!"

"Ich bin sicher, dass du dich nach einiger Zeit daran gewöhnen wirst", versuchte Sanji sie mit einem kleinen Lächeln aufzumuntern. Am liebsten hätte er sie dazu aufgefordert, sie sogar angefleht, wieder zu ihnen zurückzukehren, aber diese Worte verkniff er sich. Für die junge Frau war es ein großer Schritt ihrem Traum entgegen, dass sie mit Professor Compton reiste, da er ihr alles über die Kartographie beibringen konnte. Außerdem steckte Nami bereits in einem Konflikt mit ihren Gefühlen, dass erkannte Sanji mit nur einem Blick, da wollte er sie nicht noch mit einem unkontrollierten Ausbruch seinerseits nicht noch verschlimmern.

"Na ja, das macht jetzt eh keinen Unterschied mehr", meinte die junge Frau auch schon wieder mit ruhiger Stimme.

"Wie meinst du das?", fragte Sanji und kräuselte verwirrt die Stirn. Der schnelle Stimmungswechsel Namis war so abrupt vonstatten gegangen, dass er nicht mehr folgen konnte.

"Du glaubst doch nicht im Ernst", antwortete sie unwirsch und stützte dabei ihr Kinn auf der Hand, "dass ich jetzt noch mit dem Professor weiterreisen kann, oder? Nicht, nachdem Smoker nun weiß, dass wir hier sind. Zudem kennen er und der Professor sich."

"Soll ... soll das heißen, du kommst wieder zu uns zurück?", fragte der Smutje mit völlig entgeisterten Miene.

"Ich hab ja wohl keine andere Wahl", brummte diese als Antwort. Innerlich jedoch war sie erleichtert darüber, dass das Schicksal ihr eine Fluchtmöglichkeit geboten hatte. Zwar versuchte sie ihren Entschluss damit zu rechtfertigen, dass ja jemand auf die Freunde aufpassen müsse, damit sie nicht ständig in Schwierigkeiten gerieten, aber schließlich musste Nami sich eingestehen, dass ihr Traum sie allein nicht ausfüllte. Ihre Freunde hatten einen großen Platz in ihrem Leben eingenommen, der in der Zeit der Trennung für seelische Schmerzen gesorgt hatte, der sich jetzt mit einem Male in Luft auflöste. So sollte es sein, dachte sie sich, während sich ein leises Lächeln auf ihre Lippen legte.
 

Schon seit den frühen Morgenstunden herrschte eine kalte, angespannte Atmosphäre in den weiten Fluren des zweigeschossigen Gebäudes in der Gerichtsstraße. Niemand wagte sich auch nur freiwillig in die Nähe von Büro Nummer 108. Und wenn ein Soldat daran vorbeigehen musste, tat er dies leise und vorsichtig. Keiner wollte die Aufmerksamkeit Smokers auf sich richten, dessen aufgebrachte Stimme hin und wieder durch die Flure hallte.

Eine große Gruppe Soldaten verließ in diesem Moment erleichtert den Marine-Stützpunkt, bis auf die letzten vier Männer. Niedergeschlagen und mit hängenden Köpfen trotteten sie hinter ihren Kameraden her.

"Wer hätte denn auch schon ahnen können", sprach einer der Soldaten zerknirscht, "dass die den Bürgermeister als Ausrede benutzen würden."

"Ach, halt bloß die Klappe!", wurde dieser daraufhin von seinem Kameraden angeschnauzt. "Den ganzen Ärger hab ich schließlich nur euch zu verdanken. Ich wollte ja in den Steckbriefen nachschauen."

In Büro Nummer 108 war ebenfalls jemand mit Vorwürfen beschäftigt. Immer wieder musste Smoker fassungslos den Kopf schütteln, während er an den gestrigen Tag dachte. Er wusste nun endlich, wie Nico Robin es an die Wachen vorbeigeschafft hatte und dass sich einige Mitglieder der Strohhutbande in der Stadt aufhielten. Nur wenige Fragen blieben bislang noch ungeklärt, die er aber schon bald hoffte, beantwortet zu bekommen.

Smoker ging zu seinem Schreibtisch und nahm die Steckbriefe von Nico Robin, Sanji und Tony Chopper in die Hände.

"Zu einem Essen bei dem Bürgermeister eingeladen", murmelte er leise vor sich hin, derweil er über diese Dreistigkeit den Kopf schütteln musste. Ein kurzes, hartes Auflachen folgte nach diesen Worten, als Smoker daran denken musste, dass er und Leutnant Tashigi an den Piraten vorbeigegangen waren. Er erinnerte sich noch gut an das Pärchen, das vor einem Schaufenster eines Schmuckgeschäftes gestanden hatte. Stumm verfluchte er sich dafür, dass er die Personen nicht näher betrachtet hatte.

Anschließend nahm er den Steckbrief Lysops in die Hand. Auch über ihn wusste Smoker Bescheid. Doch wer sein dunkelhaariger Freund war, mit dem er zusammen als Komiker verkleidet die Stadt betreten hatte, wusste der Marine-Offizier nicht zu sagen.

"Das werde ich aber noch herausfinden", schwor sich Smoker mit entschlossener Stimme und griff zum nächsten Steckbrief: Lorenor Zorro. Nur ungern musste er sich eingestehen, dass er in dem Wirtshaus einen Anfängerfehler begangen hatte. Anstatt sich nur auf Nico Robin zu konzentrieren, hätte er seine Umgebung vorher in Augenschein nehmen sollen. So aber hatte Smoker dem Schwertkämpfer die Möglichkeit geboten, ihn niederschlagen zu können.

Knisternd zerknüllte sich das Stück Pergament in seiner vor Wut geballten Hand, als sein Blick auf einen anderen Steckbrief fiel. Achtlos fiel das kaum noch zu erkennende Gesicht Zorros auf den Boden, während Smoker den breitgrinsenden Ruffy D. Monkey vor sich betrachtete.

"Wo bist du, Strohhutbengel?", fragte er, als wenn das Gesicht auf dem gelben Papier ihm die Antwort geben würde. Niemand von den Soldaten hatte den Jungen mit dem Strohhut gesehen, aber dennoch war sich Smoker sicher, dass er sich irgendwo in der Stadt aufhielt.

Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Überlegungen heraus, als dann auch schon Leutnant Tashigi hereinkam. In ihren Händen hielt sie mehrere Schriftstücke, die sie Smoker auch schon überreichte.

"Was ist das?", fragte er grimmig und warf nur einen kurzen Blick auf den dünnen Packen in seiner Hand.

"Dies ist ein Bericht von Käpt´n Moor, Sir", erklärte die junge Frau gestelzten Tons, während sie stramm vor ihrem Vorgesetzen stand. "Er hatte die Strohhutbande mal bis zu einer Insel verfolgt. In dem Bericht erwähnt er, dass sich zwei Frauen bei der Bande befand."

"Richtig", murmelte Smoker grübelnd und wandte Tashigi den Rücken zu. "Dieser Ruffy hat ja noch dieses rothaarige Mädel bei sich. Sie ist auch nirgends in der Stadt gesehen worden."

"Käpt´n Smoker, Sir?", warf Tashigi zögernd ein und wartete darauf, dass der Marine-Offizier sie ansah. "Ähm ... glauben Sie wirklich, dass ... ich meine, kann es wirklich sein, dass sich Nico Robin mit der Strohhutbande eingelassen hat? Ich finde, irgendwie passt das nicht zu ihr."

"Ob das nun zu ihr passt oder nicht", brummte Smoker unnachgiebig, während er sich wieder dem Bericht zuwandte, "sie ist mit diesen Piraten unterwegs. Das ist alles, was wir wissen müssen. Und da das damit geklärt ist, nehmen Sie sich einige Männer und suchen die Küste nach dem Schiff dieser Bande ab."

"Jawohl, Sir!", salutierte Leutnant Tashigi ergeben. "Und was soll ich machen, wenn wir das Schiff finden?"

"Sie werden mir umgehend Bericht erstatten. Das Schiff darf auf keinen Fall aus den Augen gelassen werde."

Mit der Marine auf Abwegen

"Ah, cool, endlich Frühstück!", rief Ruffy freudig auf, der mit gierigen Augen auf das Tablett sah, das Gorkus, der Besitzer des Wirtshauses, zu den Freunden an den Tisch brachte.

Trotz der nächtlichen Ereignisse hatten sie dennoch einen friedvollen Schlaf bekommen, aus dem sie von polternden Schritten und grölenden Stimmen von einigen Gästen am Morgen geweckt wurden. Mit leichter Beunruhigung hatten die Freunde dann feststellen müssen, dass weder Sanji noch Robin bislang zurückgekehrt waren. Doch obwohl der Wunsch nach ihnen zu suchen wieder an Größe zunahm, gemahnten sich die vier Freunde zur Ruhe und waren daher in den Schankraum hinunter gegangen.

Nahe der Theke saß bereits eine kleine Gruppe Männer an einem Tisch, die sich das Frühstück, bestehend aus Wasser, einen kleinen Laib Brot, etwas Butter und einen Kanten Käse, sichtlich schmecken ließen. Als sie die Freunde bemerkten, warfen sie ihnen nur halbinteressierte Blicke zu. Schon längst hatte es die Runde gemacht, um welche Piratenbande es sich bei ihnen handelte.

Jetzt saßen die Freunde vor dem rechten großen Fenster und vertilgten das Essen, während Gorkus, nachdem er den Krug Wasser seiner anderen Gäste nachgefüllt hatte, sich zu ihnen setzte. Mit einem erstaunten Blick sah er zu, wie Ruffy und Ace das Frühstück in sekundenschnelle verputzt hatten, derweil Chopper und Lysop nur lustlos an ihrem Brot knabberten.

"Rigos war kurz hier", sprach der Wirt dann mit seiner hohen Stimme. Seine Worte bewirkten, dass die Freunde ihn aufmerksam ansahen.

"Er hat Freunde losgeschickt", sprach Gorkus mit ruhiger Stimme weiter, "die sich in ne Stadt umgehört haben."

"Gibt es Neuigkeiten?", fragte Ace interessiert und vergaß dabei völlig sein Essen. Auch die anderen Freunde hörten gespannt zu, derweil Ruffy die Gelegenheit nutzte und sich das Brot von Lysop schnappte, ohne dass dieser es bemerkte.

"Es hat ne Auseinandersetzung in nem Wirtshaus gegeben. Wohl zwischen Smoker und eurer Freundin."

"Was?", riefen Lysop und Chopper entsetzt auf, woraufhin Gorkus erschreckt zusammenzuckte. Ruffy und sein Bruder taxierten den Mann nur mit ernster Miene.

"Beruhigt euch", meinte er hastig und mit abwehrenden Händen, wobei seine Stimme einen schrillen Unterton annahm. "Nix is eurer Freundin passiert. So´n Kerl hat ihr wohl geholfen."

Pustend atmeten Lysop und Chopper erleichtert auf, während sich auf Aces Gesicht ein wissendes Lächeln ausbreitete. Ruffy jedoch kräuselte verwirrt die Stirn.

"Was denn für ein Kerl?", fragte er Gorkus und stopfte sich die letzten Reste von Lysops Brot in den Mund.

"Weiß nich", zuckte dieser mit den Schultern. "Hab nur gehört, er soll ziemlich groß und gefährlich sein. Und er is mit Schwertern bewaffnet."

Kurze Stille trat am Tisch ein, in der die Freunde die Nachricht erst einmal in ihr Bewusstsein sickern ließen.

"Dann ... dann ist es wirklich ..."

Choppers erstaunte Stimme brach ab. Jetzt hatten sie endlich den Beweis dafür, dass Zorro noch lebte. Aber noch immer konnte der kleine Elch die Tatsache nicht fassen. Und das sah man ihm auch an, während er so am Tisch dasaß mit halbgeöffnetem Mund und einem blicklosen Ausdruck im Gesicht.

"Zorro", hauchte Lysop fast schon tonlos und vollendete den Satz des kleinen Freundes.

"Ihr kennt diesen Typen, ja?", wandte sich Gorkus wieder an die kleine Gruppe.

"Er ist unser Freund, der als Geist wieder zurückgekommen ist", antwortete Ruffy mit unbeschwerter Stimme, derweil er auf den leeren Tellern seiner Freunde nach etwas Essbaren suchte. Während Gorkus ihn verwirrt anstarrte, verdrehte Ace, der seine Arme zufrieden vor der muskulösen Brust verschränkt hatte, angesichts dieser Aussage seines Bruders die Augen.

"Gibt es sonst noch etwas, was wir wissen sollten?", fragte er daher an den Wirt gewandt.

"Nur, dass die Marine nach eurem Schiff sucht", antwortete Gorkus und betrachtete Ruffy abschätzend. Der is nie nich der Käpt´n, dachte er so bei sich und schüttelte abwehrend den Kopf.

"Die werden doch die Flying Lamb nicht finden?", rief Lysop besorgt aus, derweil er sich schon vorstellte, wie die Soldaten an Deck gingen und die einzelnen Räume nach ihnen absuchten. Die Tatsache, dass Zorro noch am Leben war, war jetzt weit in den Hintergrund gerückt.

"Wo steht se denn?", wollte Gorkus mit sachlicher Stimme wissen.

"In so einer kleinen Bucht nahe der Stadt", antwortete Ace bereitwillig, der ebenfalls beunruhigt über die Nachricht war. "Vom Meer aus ist sie nicht einzusehen."

"Ah, ich weiß schon", erwiderte der Wirt und nickte anerkennend. "Das is Secrets Bay. Nen guten Ankerplatz habt ihr da gefunden. Aber wenn die Soldaten gewissenhaft suchen, werden se euer Schiff finden. Und das werden se. Hab gehört, es hat schon reichlich Ärger gegeben im Stützpunkt. Mit Smoker is heut nie nich gut Kirschen essen."

"Secrets Bay?", wiederholte Chopper noch einmal dem Namen und sah dabei fragend zu Ace hinüber, der ebenfalls hellhörig geworden war.

"Was machen wir denn jetzt?", wollte Lysop wissen, dessen einziger Gedanke nur der geliebten Flying Lamb galt. Die wissenden Blicken Ace und Choppers beachtete er gar nicht.

Nachdenklich stützte sich Ace auf dem Tisch ab. Ihr kleines Abenteuer geriet allmählich außer Kontrolle, während ihnen die Zeit davonlief, denn schon morgen würde Blackbeard nach Emerald Waters kommen. Als wenn es schon nicht genug war, dass sie von ihren drei Freunden getrennt waren, suchte die Marine jetzt auch noch ihr Schiff. Und das ankerte friedvoll in Secrets Bay. Ausgerechnet an dem Ort, wo Blackbeard hinwollte.

"Verdammt!", fluchte Ace laut und hieb mit einer Faust auf den Tisch. Er war seinem Ziel so nahe, wie noch nie. Und jetzt drohte alles durch die Marine zerstört zu werden.

Bedrückte Stimmung herrschte am Tisch, während die anderen Gäste im Raum neugierig zu ihnen herüber blickten. Lysop und Chopper hatten ihre Blicke gesenkt und wussten nicht, was sie sagen sollten. Ace ballte derweil immer wieder seine Faust, so, als wenn er am liebsten jemandem zwischen seinen Finger zerquetschen wollte. Ruffy jedoch ließ seinen ernsten Blick über seine Freunde wandern.

"Wir holen uns die Flying Lamb zurück!", sprach er dann bestimmten Tons, wodurch Chopper und Lysop ihren Käpt´n überrascht ansahen. Ace aber schüttelte nur mutlos den Kopf.

"Wie sollen wir das denn machen?", wandte er sich leise an seinen Bruder. "Dazu müssten wir erst einmal aus der Stadt raus. Und die Soldaten sind bereits in Alarmbereitschaft."

"Es gibt da noch nen andern Weg", murmelte Gorkus jetzt und beugte sich etwas zu ihnen nach vorn, damit die anderen Männer nichts hören konnten. Die Freunde blickten den Wirt nach diesen Worten gespannt an. Ein kleiner Hoffnungsschimmer zeigte sich in ihren Augen.

"Wir können ja auch nich einfach so durch de Stadt gehen", sprach der Mann dann mit gesenkter Stimme weiter. "Daher benutzen wir den Schmugglertunnel."

"Und wo ist der?", wollte Ace mit ernster Stimme wissen.

"Der Eingang befindet sich nahe der Stadtmauer in nem alten Haus. Doch der Weg führt in Richtung Osten, also weg von eurem Schiff."

"Das ist egal", antwortete Ruffys Bruder und machte dabei eine wegwerfende Handbewegung. "Es ist nur wichtig, dass wir unbemerkt aus der Stadt kommen."

"Aber was ist mit den anderen?", warf Lysop besorgt ein. Der Verlauf der Unterhaltung besagte ihm, dass sie sich zur Flying Lamb aufmachen würden, um sie vor der Marine in Sicherheit zu bringen.

"Wir haben nicht die Zeit auf sie zu warten", erklärte Ace mit entschlossener Miene, wobei er sich mit beiden Armen auf dem Tisch abstützte und sich erhob.

"Ganz genau!", kam der Ausruf von Ruffy, der jetzt ebenfalls aufstand. "Wir müssen die Flying Lamb retten!"
 

Zur selben Zeit, als der Wirt die vier Freunde zu dem besagten Haus führte, unter das sich der besagte Schmuggler-Tunnel befand, stieß ein aufgeregter Soldat die Eingangstüren des Marine-Stützpunktes auf. Mit hochrotem Kopf raste er angestrengt atmend in den ersten Stock und lief ein kurzes Stück den Flur entlang. Vor der Bürotür 108 blieb der Mann erst einmal stehen und versuchte mühsam seine Lungen mit Luft zu füllen. Keuchend stützte er sich dabei auf seinen Knien ab. Anschließend klopft er zaghaft an die Tür, nachdem er sich sicher sein konnte, die bevorstehende Nachricht in vernünftigem Ton herauszubekommen.

"Herein!", brummte von innen die ungnädige Stimme Käpt´n Smokers. Mit einem nervösen Schlucken öffnete der Soldat die Tür und betrat zögernd das Büro. Smoker saß, die Füße auf dem Schreibtisch gelegt, in seinem knarrenden Drehstuhl, während der Steckbrief Ruffy D. Monkeys auf seinem Schoß lag. Der Rauch seiner Zigarren hatte das Zimmer völlig eingehüllt, so dass der Soldat Mühe hatte ein kratzendes Husten zu unterdrücken.

"Was gibt es?", wollte Smoker wissen, ohne den Mann anzusehen. Noch immer war er mit den Gedanken beschäftigt, wo sich der Strohhutbengel aufhalten könnte und wer die Person war, die zusammen mit der Langnase in die Stadt eingedrungen war.

"Käpt´n Smoker, Sir", räusperte sich der Soldat unbehaglich, während ihm der Schweiß an der Stirn herab rann. "Wir ... wir haben das ... das Schiff dieser Piratenbande gefunden, Käpt´n, Sir."

Die Worte erregten sofort Smokers Aufmerksamkeit, der den Mann aus scharfen Augen musterte.

"Wo?", fragte er nur mit tiefer Stimme. Die Knappheit, mit der das einzelne Wort ausgesprochen wurde, ließen den Soldaten zusammenzucken.

"In ... in einer kleinen Bucht, Sir. Nur wenige Kilometer westlich von hier, hinter dem Wald."

"Und die Piratenbande?", bellte Smoker sofort danach, während er die Beine vom Schreibtisch nahm und sich aufrecht im Stuhl setzte.

"Das Schiff ist verlassen, Sir", antwortete der Soldat bereitwillig.

"In zwanzig Minuten sollen sich zwei Trupps am Westtor versammeln", ordnete der Marine-Offizier mit unnachgiebiger Stimme an. "Und vergessen Sie die Netze nicht."

"Die Netze, Sir?", fragte der Mann überrascht und vergaß dabei völlig, dass es ihm nicht anstand Befehle zu hinterfragen, sondern sie nur auszuführen. Der grimmige Blick, den er daraufhin auch erhielt, erinnerte ihn jedoch sofort wieder an seine Position. Daher salutierte der Mann eiligst und verließ schnell das Zimmer. Hinter der Tür wischte er sich laut aufseufzend den Schweiß von der Stirn, bevor er dann dem Befehl nachkam.

Smoker nahm derweil Ruffys Steckbrief wieder in die Hand.

"Diesmal kriege ich dich", versprach er sich und dem breitgrinsenden Jungen auf dem Bild grimmig nickend zu.
 

"Verdammt", fluchte Sanji halblaut, nachdem er seinen Kopf hinter der Häuserecke wieder zurückzog. Ohne Probleme hatten es die Freunde durch die Stadt geschafft. Ihr Verlassen aus dem Gasthaus hatte niemand zur Kenntnis genommen, am allerwenigsten der Professor, mit dem Nami eine zeitlang zusammengereist war. Sie hatten sich auch sofort nach Osten gewandt, wo die Freunde dann auch schon nach kurzer Zeit die Mauer erreicht hatten, die das Viertel von der Stadt trennte, und waren der Straße Richtung Süden gefolgt.

Jetzt standen die vier ratlos hinter einer Hauswand versteckt. Der Zugang ins Viertel befand sich nur wenige Meter von ihnen entfernt, der jedoch von einer Gruppe Soldaten bewacht wurde.

"Was machen wir denn jetzt?", wandte sich Sanji fragend an die Freunde.

"Na, was wohl?", erwiderte Zorro grimmig und zog Yubashili ein Stück aus der Scheide. Doch die schlanke Hand Robins legte sich sanft auf seinen Arm und hielt ihn zurück, wodurch sich seine dunklen Augen auf sie richteten.

"Wir sollten die Aufmerksamkeit nicht noch weiter auf uns lenken", meinte sie mit ihrer ruhigen Stimme. Überrascht sahen Sanji und Nami zu, wie Zorro daraufhin sein Schwert bereitwillig wieder zurücksteckte. Dieses beinahe schon sanftmütige Verhalten machte ihnen Sorgen.

"Sag mal, geht es dir nicht gut?", konnte es sich Nami nicht verkneifen den Schwertkämpfer zu fragen, während sie ihn entgeistert musterte. Sie wollte unbedingt wissen, was mit dem Freund los war.

"Wieso?", brummte er verwirrt und zog die Augenbrauen zusammen.

"Du verhältst dich ziemlich merkwürdig", kam die trockene Antwort Sanjis, der mit verschränkten Armen den Freund ebenfalls aufmerksam beobachtete.

"Ich glaube nicht, dass dies der richtige Ort ist, um darüber zu diskutieren", gab Robin zu Bedenken, während sie Mühe hatte sich ein amüsiertes Lächeln zu verkneifen. Sie hatte bereits gemerkt, dass die Freunde auf das seltsame Verhalten Zorros aufmerksam geworden waren. Ganz besonders Sanji, der im Gasthaus den Schwertkämpfer immer wieder wachsame Blicke zugeworfen hatte.

Durch ihre Bemerkung wurden die Freunde wieder daran erinnert, wo sie sich befanden und mit welchem Problem sie zu kämpfen hatten.

"Also, wie sollen wir jetzt auf die andere Seite kommen?", warf Nami die Frage entschlossen in die Runde und sah ihre Freunde mit verkniffenem Mund abwartend an. Zorro und Sanji jedoch zuckten nur ratlos mit den Schultern.

"Wir klettern hinüber", meinte Robin unbekümmert, nachdem niemand einen anderen Vorschlag machte. Eher mitleidig blickte Nami daraufhin zur Mauer hinüber, da sie nur wenig Lust auf eine Kletterpartie verspürte. Doch widerstrebend musste sie sich eingestehen, dass dies die einzige Möglichkeit war, die sie hatten. Es sei denn, sie ließen sich auf einen kleinen Kampf mit den Soldaten ein. Aber dies wiederum hätte dann zur Folge, dass die Aufmerksamkeit wieder auf sie gelenkt würde. Und das wollte sie vorerst vermeiden.

Also gingen die Freunde ein gutes Stück den Weg wieder zurück, wobei sie darauf achteten, dass die Soldaten sie nicht sahen, bis sie schließlich aus deren Sichtweite waren. Ohne sich auch nur irgendwie zu verständigen, stellte sich Zorro kommentarlos mit dem Rücken dicht an die Mauer und half Sanji mit einer Räuberleiter dabei, auf seine Schultern zu klettern. Während der Smutje sich auf die Mauer nach oben zog, hielten Nami und Robin derweil die Straße im Auge, für den Fall, dass überraschenderweise die Marine auftauchen sollte. Als nächstes dann hob Zorro Nami hinauf, die von Sanji an ihren ausgestreckten Armen mühelos hochgezogen wurde, bevor dieser dann geschmeidig auf die andere Seite hinab sprang. Mit einem breiten Grinsen fing er anschließend Nami in seinen Armen auf, die an der Kante der Mauer hinabrutschte.

Währenddessen gelang es Robin mit ihren Teufelskräften ebenfalls auf die Mauer zu klettern, wobei Zorro es nicht unterlassen konnte ihr dabei hilfreich zur Hand zu gehen, in dem er seine Hände auf ihren Po legte und sie hochschob. Die junge Frau bedachte diese Art von Hilfe jedoch nur mit einem warnenden Blick, woraufhin sie nur ein breites, freches Grinsen als Antwort erhielt. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, dass Zorro allein zu sehen solle, wie er auf die andere Seite käme. Aber die Tatsache, dass sich wahrscheinlich hier überall Soldaten befanden, brachte sie dann doch dazu einige Arme aus der Mauer wachsen zu lassen, an denen Zorro hochkletterte. Ihr Blick jedoch versprach ihm, dass seine "Hilfe" noch ein Nachspiel haben würde, worauf er sich aber insgeheim schon freute.

"Hey, was soll´n das?", rief plötzlich eine tiefe, aufgebrachte Stimme zu ihnen herüber.

Missmutig verzog Sanji das Gesicht, während ein ergebendes Seufzen sich aus seiner Kehle entrang. Mit hängenden Schultern drehte er sich Rigos zu, der mit weit ausholenden Schritten und wie ein Stier auf sie zugestampft kam. An Sanjis Reaktion vermutete Nami, dass er den Kerl kannte, und musterte diesen abschätzig. Derweil war Zorro schnell von der Mauer gesprungen und stellte sich breitbeinig neben dem Smutje, die rechte Hand dabei griffbereit an seinen Schwertern.

"Ach", meinte Rigos überrascht, als er bei den Freunden angekommen war und Sanji musterte. "Du bist doch der löffelschwingende Möchtergernkoch."

Zorro brach bei diesen Worten in ein brüllendes Lachen aus, während Sanjis Gesicht vor Wut hochrot anlief und laut mit den Zähnen knirschte. Irgendwie hätte er diese Bemerkung von dem Riesen erwarten können.

"Das kann nur von dir stammen", meinte Robin kopfschüttelnd zu Zorro, als sie neben ihm trat und ihn mit hochgezogener Augenbraue ansah. Dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern, während er noch immer schadenfreudig grinste.

"Ah, hab schon gehört, dass de vor Smoker flieh´n konntest", wandte sich Rigos jetzt an die dunkelhaarige Frau und nickte immer wieder mit dem Kopf. "Hast ja für mächtigen Aufruhr gesorgt. Und wer sind die beiden da?"

Mit den letzten Worten wies er mit seiner riesigen Pranke auf Zorro und Nami, deren Gesichter er noch nie gesehen hatte. Zumindest jedenfalls konnte er sich nicht daran erinnern.

"Dies sind Freunde von uns", grummelte Sanji, wobei er Zorro mit einem Blick zu verstehen gab, dass er sich bei ihm nicht so sicher war. In Gedanken gab er sich auf jeden Fall das Versprechen, dass er sich an dem Schwertkämpfer noch rächen würde. Und zwar auf eine gemeine und fiese Art.

"Sie gehören ebenfalls zu unserer Bande", fügte er dann noch hinzu.

Mit zusammengepressten Lippen musterte der Riese daraufhin den Schwertkämpfer mit kritischen Blicken. Und was er sah, schien ihm zu gefallen, da er zufrieden mehrmals nickte, bevor sein Blick weiter zu Nami wanderte. Bei ihr hob er überrascht die Augenbrauen.

"Hey, das is doch die rothaarige ..."

"Nein!", gingen Sanji und Robin lautstark und mit erhobenen Händen dazwischen, bevor Rigos seinen Satz vollenden konnte. Verwirrt blickte der Riese die beiden an, derweil Nami misstrauisch die Stirn kräuselte.

"Die rothaarige, was?", wandte sie sich daher mit zuckersüßer Stimme an Rigos.

"Die rothaarige Hexe mit den Haaren auf den Zähnen", antwortete er ihr bereitwillig, ohne auch nur zu ahnen, dass er mit diesen Worten in sein Unglück rannte.

Mit einem hörbaren Plumps ließ Nami ihre Tasche auf den noch aufgeweichten Boden fallen, während die Fingerknöchel an ihren zu Fäusten geballten Hände weiß hervortraten und eine unendliche Wut in ihren Augen aufblitzte.

"Wen nennst du hier eine Hexe?", knurrte sie zwischen gefletschten Zähnen heraus, das bei dem Riesen ein nervöses Schlucken herauf rief.

"Du solltest jetzt besser rennen", wandte sich Zorro trockenen Tons an Rigos, der dem Vorschlag auch sofort nachkam, während Nami mit erhobenen Fäusten und aufgebracht schreiend hinter ihm her rannte.

"Ich werde dir gleich zeigen, wer hier eine Hexe ist, du dämlicher Dummbeutel! Warte es nur ab, bis ich dich zwischen meinen Finger bekomme!"

"Nami-Schatz, das ist nicht nötig", rief Sanji ihr zu und beeilte sich den beiden zu folgen. "Ich habe ihm gestern schon klar gemacht, dass du keine Hexe bist."

Kopfschüttelnd blickte Robin den Freunden nach, wobei sich jedoch ein leises, zufriedenes Lächeln auf ihre Lippen legte.

"Zumindest laufen sie in die richtige Richtung", murmelte sie, ohne sich an jemand bestimmtes zu wenden, und schulterte sich Namis Tasche.

Ihre Heiterkeit jedoch verflog schnell, als sie nach einiger Zeit, nachdem Nami es aufgegeben hatte, Rigos hinterher zu laufen, zum Gasthaus kamen. Gorkus, der Sanji und Robin erkannte, berichtete ihnen sofort, dass ihre Freunde auf dem Weg zur Flying Lamb seien, da die Marine nach dem Schiff suchte. Da ihnen nichts anderes übrig blieb, als auf die Rückkehr der Freunde zu warten, setzten sie sich mit besorgten und missmutigen Gesichtern in den Schankraum.
 

Zur selben Zeit erreichten Ruffy, Ace, Lysop und Chopper den Rand des Waldes, durch den sie am gestrigen Tag gelaufen waren. Sie hatten mehr als eine Stunde für den Weg gebraucht, da sie einen großen Bogen um die Stadt machen mussten, um nicht von den Leuten und Soldaten gesehen zu werden.

Nachdem sie das Ende des dunklen Schmuggler-Tunnels erreicht hatten, dessen Ausgang über eine Leiter nach oben führte, hatten sie an einem kleinen Strandabschnitt gestanden. Sie waren sichtlich beeindruckt von dem Einfallsreichtum gewesen, mit dem die kleine, schmale Luke versteckt war, dessen Oberfläche mit grünem Gras bedeckt war. Jeder, der an dieser Stelle vorbeiging, würde niemals vermuten, dass sich unter dem saftigen Grasabschnitt der Zugang zu dem geheimnisvollen Schmuggler-Tunnel befand.

Als sie sich dann von dem bewundernden Anblick losreißen konnten, hatte sie sich in Richtung Westen aufgemacht, wobei sie wachsam ihre Umgebung beobachtet hatten. Doch nirgends sahen sie auch nur die winzigste Spur von der Marine. Ihre Hoffnung darüber, dass die Soldaten die Flying Lamb bislang noch nicht gefunden hatten, stieg stetig an. Bislang waren die Freunde noch zu keinem Ergebnis gekommen, was sie machen sollten, sobald sie beim Schiff angekommen waren. Einen neuen Ankerplatz an der Küste zu suchen war zwecklos, angesichts der fleißigen Suche der Soldaten. Ebenso war es auch nicht ratsam irgendwo auf dem Meer den Anker auszuwerfen. Dort würde jeder dann die Flying Lamb sehen können.

"Hoffentlich geht es der Flying Lamb gut", murmelte Lysop beunruhigt, der sich sichtlich große Sorgen um das geliebte Schiff machte.

"Kannst du jetzt endlich mal die Klappe halten?", wurde er unsanft von Ace angeschnauzt, der nur mit Mühe seine Stimme unterdrücken konnte. Es war nicht das erste Mal, dass die Langnase ihre Besorgnis zum Ausdruck brachte. Und allmählich reizte es Ace immer wieder dieselben Worte zu hören, dessen Nerven bereits schon zum Reißen gespannt waren. Seit sie den Wald erreicht hatten, standen seine Sinne in Alarmbereitschaft. Angesichts der Tatsache, dass sie sich nicht allzu weit von der Stadt befanden, fand er es sehr merkwürdig, dass sie niemanden von der Marine gesehen hatten.

"Ich kann auch nichts dafür", erwiderte Lysop mit beleidigter Miene, wobei er die Lippen zusammenpresste, "dass du nicht verstehen kannst ..."

Eine unwirsche Handbewegung Aces hielt ihn davon ab weiterzusprechen. Neugierig sahen die Freunde Ruffys Bruder an, der plötzlich stehen geblieben war und sich nach allen Seiten umsah. Sämtliche Muskeln waren bei ihnen angespannt, während sie auf verräterische Geräusche achteten.

"Was ist denn los?", flüsterte Chopper schließlich ängstlich, derweil er die dunklen Schatten um sich herum nicht aus den Augen ließ.

"Riecht ihr das auch?", fragte Ace stattdessen, der herauszufinden versuchte, aus welcher Richtung der Geruch kam.

"Das riecht irgendwie nach Rauch", antwortete Lysop schließlich langsam und riss im nächsten Augenblick entsetzt die Augen ganz weit auf. "Die verbrennen doch nicht etwa die Flying Lamb?"

Als die Freunde sich daraufhin auch schon eiligst auf dem Weg zum Schiff machen wollten, legte sich etwas Schweres über sie. In einem chaotischen Knäuel aus Armen und Beinen wurden sie zu Boden geworfen, während aus dem dunklen Geäst über ihnen eine große Anzahl Soldaten herausgesprungen kamen. Allen voran Käpt´n Smoker, der sich zufrieden vor den Freunden hinhockte. Hinter ihm stand, wie nicht anders zu erwarten war, Leutnant Tashigi, die ein wenig enttäuscht auf die vier Personen unter dem Netz blickte.

"Ace mit der Feuerfaust", sinnierte Smoker langsam und rieb sich gespielt nachdenklich das Kinn. "Eigentlich hätte ich sofort darauf kommen können, dass du mit von der Partie bist."

"Hey, was soll das?", rief Ruffy teils überrascht, teils verärgert aus, als er bemerkte, dass er seine Teufelskräfte nicht einsetzen konnte.

"Seestein", murmelte Ace grimmig und bedachte den Marine-Offizier mit einem finsteren Blick.

"Eine Spezialanfertigung", grinste Smoker und wies mit seinem Kopf dabei auf das Netz. "Extra für Typen wie euch."

"Wo sind eure Freunde?", mischte sich Leutnant Tashigi mit stahlhartem Ton in die Unterhaltung ein. Sie hatte aus tiefstem Herzen gehofft, dass sich unter den Freunden auch Lorenor Zorro befinden würde, damit sie endlich das Königsschwert Wado-Ichi-Monji an sich nehmen konnte.

"Die werden wir schon noch bekommen", erwiderte Smoker unbeschwert und ein geheimnisvoller Glanz zeigte sich in seinen Augen. "Bringt sie in die Stadt."

Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus

Neugierige und erstaunte Blicke folgten der Prozession von Soldaten, die in einer sichtlich erfreuten Stimmung wieder in die Stadt zurückkehrten und zwischen sich vier Gefangene mit sich führten. Die helle Aufregung der Marine am Morgen war von den Bewohnern nicht unbeobachtet geblieben und jeder hatte sich gefragt, was sich in dem Stützpunkt ereignet hatte. Dass aber Käpt´n Smoker Gefangene mitbringen würde, nachdem er die Stadt verlassen hatte, damit hatte jedoch keiner gerechnet. Trotz des Schurken-Viertels, oder gerade wegen des Viertels, war es eine Seltenheit, wenn mal jemand festgenommen und in das stadteigene Gefängnis gebracht wurde. In den meisten Fällen waren es eigentlich immer betrunkene Seeleute, die die Nacht in einen der kleinen, modrigen Zellen verbringen durften, wegen Randalierens in einem Wirtshaus oder Lärmbelästigung auf offener Straße.

Daher verbreitete sich auch die Neuigkeit über die Gefangenen wie ein Lauffeuer in der ganzen Stadt. Bereits nach einer Stunde war es das Gesprächsthema Nummer eins in den einzelnen Geschäften. Jeder rätselte um die Identität der vier Personen, die Käpt´n Smoker in die Gerichtsstraße abgeführt hatte, wo neben dem Stützpunkt das graue, kalte Gebäude des Gefängnisses stand.

Nur im Schurken-Viertel wusste man noch nichts von der Festnahme. Den Zugang hielten Rigos und Sammy fest verschlossen. Niemand konnte hinaus und niemand konnte hinein, da noch immer Soldaten den Eingang bewachten, was den beiden bulligen Kerlen gehörig auf den Nerven ging. Am liebsten wären sie hinausgestürmt und hätten den Soldaten eine ordentliche Tracht Prügel gegeben, weil diese ihren ruhigen Tagesablauf erheblich störten.

Währenddessen saßen Zorro, Nami, Robin und Sanji ungeduldig im Schankraum des "Kannibalen" und warteten sehnsüchtig nach der Rückkehr ihrer Freunde. Von Gorkus hatten sie alles darüber erfahren, was sich in ihrer Abwesenheit abgespielt hatte.

"Also, wenn ich alles richtig verstanden habe", fasste Nami das Gehörte mit konzentriert gefurchter Stirn zusammen, "dann wird Blackbeard morgen hier ankommen und sich dann mit jemandem ausgerechnet an dem Ort treffen, wo jetzt die Flying Lamb ist, richtig?"

"Ja, und deswegen sind die anderen jetzt auch zum Schiff unterwegs", stimmte Sanji ihr mit nachdenklicher Stimme zu, während er die Lippen grimmig zusammenpresste. "Zum einen, weil die Marine danach sucht, und zum anderen, um die Flying Lamb woanders hinzubringen."

"Und wo soll das sein?", wandte Zorro brummig ein, dem die ganze Sache nicht behagt, und seine verschränkten Arme das auch mehr als verdeutlichen. "Die Marine schippert hier überall an der Küste entlang."

"Aber irgendwas müssen sie ja tun", wurde er daraufhin von Nami angefaucht. "Wenn Blackbeard unser Schiff sieht, wird er doch gleich sofort wieder die Fliege machen."

"Das glaube ich nicht", wandte Robin mit ruhiger Stimme ein, wodurch sie die gesamte Aufmerksamkeit der Freunde auf sich lenkte. "Das Treffen mit diesem ominösen Kerl scheint zu wichtig zu sein, als dass er wieder sofort verschwinden würde."

"Aber dieser Kerl wird doch jetzt mit Sicherheit auch gewarnt sein", gab Sanji mit leiser Stimme zu Bedenken. "Und er wird irgendwas unternehmen, um Blackbeard zu benachrichtigen."

"Mit anderen Worten, es wird ein neuer Treffpunkt ausgemacht", schlussfolgerte Nami grübelnd. "Das war es dann. Aus und vorbei. Die Jagd wäre damit zu Ende."

"Nicht unbedingt", erwiderte Robin, während sie sich die beiden belauschten Gespräche des geheimnisvollen Mannes in Erinnerung zurückrief. "Da dieser Kerl Blackbeard umbringen will, muss er die angeheuerten Männer ja auch irgendwo verstecken. Das bedeutet für uns, dass wir nur nach einem geeigneten Ort in der Nähe der Küste suchen müssen, sofern er wirklich den Treffpunkt verlegen sollte."

"Du glaubst also, dass sie sich trotzdem in Secrets Bay treffen werden?", hakte Nami verwirrt nach, da sie dem Gedankengang der Freundin nicht so ganz verfolgen konnte.

"Für Blackbeard sind wir keine Bedrohung", antwortete Zorro trockenen Tons, der sofort verstanden hatte, worauf Robin hinauswollte. "Es ist Ace, den er fürchtet. Und das er hier ist, weiß bislang noch niemand."

"Aber da wäre immer noch die Marine", meinte Sanji und rieb sich sein stoppeliges Kinn. "Sollten sie die Flying Lamb wirklich finden, glaube ich kaum, dass sie dann sofort wieder abziehen. Die werden sie mit Sicherheit bewachen. Ach, nein, was will der denn hier?"

Die letzten Worte hatte Sanji in einem gequälten Stöhnen herausgebracht, derweil er niedergeschlagen seinen Kopf hängen ließ und seine Mundwinkel sich nach unten verzogen. Neugierig zu erfahren, wem dieser mitleidige Ausruf galt, wandten die anderen ihre Köpfe zum Eingang des Gasthauses, in dessen Türrahmen Sammy stand und sich suchend umblickte. Schon nach wenigen Sekunden fiel sein Blick auf die Freunde und ein erleichtertes Lächeln erschien auf seinen Lippen, als er auch schon eiligst zu ihnen an den Tisch kam.

"Du ... ähm ...", wandte sich Sammy räuspernd an Robin, wobei er sich zugleich ein wenig verlegen hinter dem Ohr kratzte und nicht wusste, wo er hinblicken sollte. Während die anderen ihn erstaunt ansahen, musterte Zorro den Kerl vor sich mit einem misstrauischen Blick.

Nach kurzer Zeit der Ratlosigkeit, wie er seine Bitte zum Ausdruck bringen sollte, hielt Sammy einfach wortlos der jungen Frau einen kleinen, zerknüllten Zettel hin, der einige feuchte Stellen aufwies. Zorro, dem eine unbekannte Wut gepackt hatte, wollte schon nach dem Papierfetzen greifen und es in viele kleine Schnipsel zerreißen, als ihm Robin jedoch zuvorkam. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah sie den Schwertkämpfer fragend an, während sie den Brief auseinanderfaltete. Sanji ließ seine Augen zwischen den beiden Freunden hin- und herwandern, derweil er immer wieder verneinend leicht mit dem Kopf schüttelte.

Geduldig abwartend, stand Sammy am Tisch und sah auf Robin, die mit gefurchter Stirn den Brief las. Er war gespannt darauf, was darin stand, da weder er noch sein Bruder lesen konnten. Den erdolchenden Blick des Schwertkämpfers ignorierte er dabei ungesehen.

Immer wieder las sich Robin die Zeilen durch, ohne deren Bedeutung glauben zu können, bis sie den Brief schließlich mit einem tiefen Seufzer wieder zusammenfaltete.

"Wir haben ein ziemliches Problem, Leute", meinte sie dann nach einer Weile mit leiser, bedrückter Stimme, während sie auf den Papierfetzen blickte und sich ihre Gedanken überschlugen.

"Was meinst du?", fragte Nami verwirrt, derweil sich ein unbehagliches Gefühl in ihr ausbreitete.

"Ruffy und die anderen ... sind von Smoker geschnappt worden", antwortete Robin schließlich und blickte in die Gesichter der Freunde.

"Was?", riefen Sanji und Nami wie aus einem Munde entsetzt aus, während Zorro leise ein humorloses Lachen ausstieß.
 

Sichtlich zufrieden mit sich und der Welt saß Käpt´n Smoker wieder in seinem Büro, während er für das Hauptquartier einen Bericht über die Gefangennahme von Ruffy D. Monkey und Puma D. Ace schrieb. Er war sich sicher, dass seine Vorgesetzten ihm jetzt endlich wieder seinen alten Posten auf eines der Marineschiffe zurückgeben würden. Er hatte es so satt seine Zeit in dieser Stadt verbringen zu müssen, in der die Piraten und das ganze andere Pack vor seiner Nase tun und lassen konnten, was sie wollten.

Er hatte es schon immer für ziemlich merkwürdig befunden, dass das Hauptquartier um jeden Preis verhindern wollte, dass auch nur ein Soldat einen Fuß in das Schurken-Viertel setzte. Ganz zu Anfang, als er seinen Posten in Counters Hill eingenommen hatte, war er sämtliche Berichte über die Stadt und dem Viertel durchgegangen, in der Hoffnung, die Antwort auf seine Frage zu bekommen. Ebenso hatte er auch seine Kontakte im Hauptquartier spielen lassen und von dort weitere Akten angefordert. Doch auch darin hatte er keinen Hinweis gefunden, warum das Viertel scheinbar so wichtig war.

Mit einem letzten prüfenden Blick überflog Smoker das einseitige Schreiben, bevor er von seinem Schreibtisch aufstand und das Büro verließ. Im Erdgeschoß dann übergab er seinen Bericht einer jungen Empfangsdame, die von ihm den Befehl erhielt, das Schreiben so schnell wie möglich dem Hauptquartier zukommen zu lassen. Anschließend verließ er mit weit ausholenden Schritten den Stützpunkt und wollte zu Leutnant Tashigi ins Gefängnis gehen, wo er mit ihr über die Sicherheitsvorkehrungen sprechen wollte. Doch kurz vor dem Eingang hielt eine leicht raue Stimme ihn auf.

"Käpt´n Smoker, schön Sie wieder zu sehen."

Neugierig, wessen Stimme das war, drehte sich der Marine-Offizier um. Hinter ihm stand ein etwas älterer Mann mit hellem, braunem Haar, das ordentlich zu einem Seitenscheitel frisiert war. Während er die eher schmächtige Gestalt in dem braunen Sakko und der ebenfalls braunen Hose musterte, hatte er das Gefühl den Mann schon einmal gesehen zu haben.

"Sie erinnern sich wohl nicht mehr an mich?", lächelte dieser Smoker freundlich an.

"Ich muss gestehen, Sir, dass ich wirklich nicht weiß, wer Sie sind", gestand der Marine-Offizier mit tiefer, rollender Stimme ein, ohne sich dabei anmerken zu lassen, dass ihm diese Tatsache nicht gefiel.

"Professor Furlong Compton", stellte sich der Mann vor und hielt Smoker die Hand hin.

"Ah, ja, der Kartograph, nicht wahr? Sind Sie schon lange in der Stadt?"

"Nein", antwortete der Professor ihm zuvorkommend. "Ich bin gestern Abend erst hier angekommen. Da habe ich auch erfahren, dass Sie hierher versetzt worden sind. Ich habe auch gehört, dass Sie heute einige Piraten festgenommen haben."

"So ist es", erwiderte Smoker zufriedenen Tons, der insgeheim darüber froh war, dass der Professor nicht näher auf die Gründe einging, warum er in Counters Hill war. "Wir konnten einige Mitglieder der Strohhutbande erwischen, darunter auch ihr Kapitän."

"Ja, von dieser Piratenbande habe ich schon so einiges gehört. Sie sollen ja schon des Öfteren entkommen sein."

"Nun, das stimmt", gab Smoker sichtlich widerstrebend zu. "Doch diesmal wird das nicht passieren."

"Wäre es vielleicht möglich", begann der Professor mit zögerlicher Stimme, "dass ich diese Bande vielleicht mal sehen könnte. Ich muss gestehen, ich bin ein wenig neugierig auf sie, da ich bislang noch nie ihre Gesichter gesehen habe."

"Folgen Sie mir einfach", meinte der Marine-Offizier nach einer Weile, in der er gründlich über die Bitte nachgedacht hatte. Gemeinsam betraten sie danach das graue, ein wenig düster erscheinende Gebäude, in dessen Eingangsbereich sich die beiden Männer aus Sicherheitsgründen in einer Liste eintragen mussten. Anschließend führte Käpt´n Smoker den Professor durch einen engen, in weißes Licht getauchten Gang hinunter in das erste Untergeschoß, wo sich die Zellen für die Leute befanden, die Teufelskräfte besaßen.

Es waren kleine Zellen mit einer Größe von vier mal vier Metern, in denen sich jeweils eine schmale Liege, ein verdrecktes Waschbecken sowie eine Toilette befanden. Wände, Böden und die Gitterstäbe waren alle mit Seestein versehen, um einen Ausbruch der Gefangenen zu verhindern. So war es für Ruffy, Ace und Chopper nicht einmal möglich sich an den Wänden anzulehnen, was sie nur allzu gerne getan hätten. Nur Lysop war der einzige, der sich vollkommen frei in seiner Zelle bewegen konnte. Daher war er auch derjenige, der sich an das Gitter stellte, als sich schwere Schritte näherten. Aufmerksam beobachtete er den älteren Mann, der hinter Käpt´n Smoker den Gang entlang kam.

"So, das sind sie", ertönte Smokers tiefe Stimme und wies mit einer Hand auf die vier Zellen um sich herum. "Nur der hier gehört zu Whitebeards Bande."

"Wer ist denn dieser komische Opa?", fragte Ruffy neugierig, wobei er mit untergeschlagenen Beinen auf der Liege saß.

"Was soll denn das werden, Smoker?", mischte sich jetzt auch Ace seelenruhig ein. "Sind wir hier etwa in einem Zoo?"

Smoker jedoch ignorierte beide Kommentare und wartete darauf, dass der Professor endlich seine Neugier befriedigt hatte. Dieser sah sich derweil die Gefangenen ganz interessiert an. Als sein Blick jedoch auf Chopper fiel, stutzte er und zog die Augenbrauen überrascht hoch. Auch der kleine Elch sah den Professor erstaunt an.

"Nun, Käpt´n Smoker", meinte der Mann nach einer Weile und bemühte sich darum sein Erstaunen nicht zu zeigen. "Ich bedanke mich rechtherzlich für diese Besichtigung. Aber ich denke, ich habe Ihre Zeit jetzt genug in Anspruch genommen. Sie haben sicherlich noch viel Wichtigeres zu tun."

Smoker gab als einzigen Kommentar nur ein brummiges Schnaufen von sich. Er wusste sowieso nicht, was er hätte antworten sollen, dass nicht unfreundlich geklungen hätte. Nach einem kurzen Blick auf Ruffy dann führte er den Professor wieder hinaus und die vier Freunde waren wieder alleine.

"Das gibt es doch nicht", flüsterte Chopper halblaut vor sich hin. Ace, der sich in der Zelle gegenüber von ihm befand, schaute den kleinen Elch verwundert an.

"Was ist los, Chopper?", fragte er ihn. Geistesabwesend schaute der Freund zu ihm hin.

"Das war der Professor", antwortete er langsam und mit erstaunter Stimme.

"Welcher Professor?", wollte Ruffy eifrig wissen. Er war darüber verärgert, dass er seine beiden Freunde nicht sehen, sondern nur hören konnte.

"Du kennst den Mann?", vernahm Chopper jetzt auch Lysops Stimme, der sich in der Zelle neben ihm befand.

"Ja", erwiderte er daraufhin schon mit kräftiger Stimme und nickte noch mit dem Kopf zur Bestätigung. "Das ist der Professor, mit dem Nami zusammenreist."

Noch gut konnte sich der kleine Elch an die Begegnung mit dem Professor erinnern. Sie hatten damals einen kurzen Zwischenstop auf Capola Island gemacht. Sanji, Nami und er hatten gerade ein Lebensmittelgeschäft verlassen, als sie bemerkt hatten, wie der Professor von einem Schlägertypen in die Mangel genommen wurde. Der Smutje war ihm auch sofort zur Hilfe geeilt.

"Moment mal", riss Lysop ihn aus seinen Gedanken heraus. Mit verwirrter Miene stand er am Gitter. "Soll das etwa heißen, dass Nami auch hier in der Stadt ist?"

"Was?", rief Ruffy und tanzte vor Freude in der Zelle herum.

"Nicht so laut!", zischte Ace ihm scharf zu. "Das muss schließlich niemand von der Marine mitbekommen."

"Ob sie wohl weiß, dass wir auch hier sind?", wandte sich Chopper leise an Ruffys Bruder.

"Wenn sie es jetzt noch nicht weiß", antwortete Ace grübelnd, "dann wird sie es spätestens dann erfahren, wenn der Professor es ihr erzählt."

"Vielleicht war er ja deshalb hier", vermutete Lysop langsam, in dem sich die Hoffnung auf eine baldige Rettung breit machte, "weil Nami von unserer Gefangenschaft gehört hat und selbst nicht zu uns kann. Ja, genau! Und der Professor soll jetzt die Lage auskundschaften, um dann hinterher einen Plan vom Gefängnis zu zeichnen, damit Nami dann weiß, wo sie anfangen soll unseren Fluchttunnel zu graben."
 

+ Wird es ein Wiedersehen mit den anderen geben?

Werden die Freunde aus dem Gefängnis befreit?

Was wird der Professor jetzt tun?

Welche Sicherheitsmaßnahmen wird Smoker vornehmen?

Wird Nami wirklich einen Fluchttunnel graben?

Wird Sanji hinter Zorros merkwürdiges Verhalten kommen?

Werden Sammy und Rigos jemals lesen lernen?

Lebt Elvis immer noch?

Gibt es außerirdisches Leben?

Ok, vergesst die letzten Fragen. Die werden im nächsten Kap nicht beantwortet ;-D +

Aussichtslose Rettung?

Eine kleine Laterne, die ein düsteres, gelbes Licht verbreitete, beleuchtete ihnen den Weg durch den dunklen Gang. Nur ihr ruhiges Atmen und das eilige, dumpfe Tapsen ihrer Schritte auf dem steinigen Boden sowie das Fiepsen von Mäusen waren zu hören. Sie hatten nur wenig Zeit, um ihr Vorhaben durchzuführen, und der Weg war weit. Und wer weiß, mit welchen Hindernissen sie noch zu rechnen hatten?

Es dauerte eine Weile, bis sie endlich das Ende erreicht hatten und die Leiter hinaufstiegen. Kalte, nach Salz schmeckende Meeresluft umwehte sie, als sie aus dem Tunnel hinauskletterten. Nami schlang ihre Arme wärmend um den Körper, während sie sich kurz im Dunkel der Nacht umsah. Noch immer hingen am Himmelszelt dicke, schwarze Wolken, die die Mondsichel unbarmherzig daran hinderten hindurch zu scheinen. Hinter ihr trat Sanji aus der Öffnung, die er sogleich auch sorgfältig wieder verschloss. Auch er sah sich dann anschließend um.

"Wohin müssen wir jetzt?", wandte er sich an die junge Frau, während das Ende seiner Zigarette rot aufglühte, als er einen tiefen Zug nahm.

"Dort entlang", wies Nami mit knapper Stimme in die Richtung, die dem Meer gegenüber lag.

Während sie entschlossenen Schritts in die besagte Richtung liefen, sahen sie parallel zu sich kleine gelbe Lichtpunkte von Laternen, die in weiter Ferne von den Stadtmauern kamen. Unermüdlich rannten sie über das weiche Gras unter ihren Füßen, ohne dabei ihre Wachsamkeit zu verlieren. Doch ihre Sinne nahmen nichts weiter wahr, als das sanfte Rauschen des Windes in den Blättern der vereinzelten Bäume und die Rufe eines Kauzes, der sich, genau wie sie, auf nächtlicher Jagd befand. Leise klapperten die drei Stäbe an Namis Taille bei jeder ihrer Bewegungen aneinander.

Irgendwann wurde das kaum wahrnehmbare Streifen des Grases durch das Knirschen von Stein auf Stein unter ihren Füßen ersetzt, als die beiden Freunde die Straße erreichten. Diese rannten sie ein Stück entlang, bevor sie wieder den grasigen Untergrund betraten. Dunkel erhob sich vor ihnen der bedrohlichwirkende Schatten des Waldes, durch dessen Zweige und Äste das graublaue Licht der Nacht drang.

Ihre Aufmerksamkeit nahm zu, während sie ihr Tempo erheblich verlangsamten, bis sie sich fast schon in einer schleichenden Gangart den ersten Bäumen näherten. Nami zuckte erschrocken zusammen, als sie einige Feldhasen aufscheuchten, die friedlich unter einem kleinen Busch den saftigen Klee gefressen hatten. Eine Hand auf das wild klopfende Herz gepresst, versuchte sich die junge Frau wieder zu beruhigen. Solche nächtlichen Aktionen hatte sie noch nie leiden können. Beruhigend nickte sie Sanji zu, der ihr einen fragenden Blick zuwarf.

Gemeinsam betraten sie anschließend den Wald. Die Dunkelheit um sie herum wurde noch finsterer und die schwarzen Schatten der Bäume nahmen unheimliche Fratzen an. Nami rückte unbewusst näher an Sanji heran, während sie unbehaglich ihre Blicke um sich schweifen ließ. Ihre linke Hand lag auf den Stäben, bereit sie jederzeit aus den Ösen des Gürtels herauszureißen. Aufmerksam musterte auch Sanji die Umgebung, während er auf jedes Geräusch achtete.

Sie hatten das kleine Waldstück schon fast durchquert, als das sanfte Rauschen der Wellen, die an den Strand gespült wurden, an ihre Ohren drangen. Doch noch etwas anderes nahmen sie neben dem vertrauten Geräusch wahr: Stimmen. Dann sahen sie vor sich den hellen Lichtschein eines Lagerfeuers. Lautlos schlichen sich die beiden Freunde näher heran und versteckten sich in den Schatten der Bäume.

Die Bucht lag direkt vor ihnen, an dessen Strandabschnitt eine Gruppe von Soldaten ein Lager aufgeschlagen hatte. Sanji zählte fünfzehn Männer, davon saßen zwei dicht am Feuer. Augenscheinlich mussten sie Wache halten, derweil ihre Kameraden in einem engen Kreis um die Lagerstätte herum seelenruhig schliefen.

"Wo ist denn die Flying Lamb?" Nami hatte sich ganz dicht an Sanji gedrängt, um ihm ihre Frage leise ins Ohr zu flüstern. Die Stirn verwirrt gerunzelt, blickte er sie ratlos an, da der Smutje zunächst nicht verstand, was die Frage sollte. Doch dann blickte er an dem dicken Stamm des Baumes, hinter dem sie standen, nochmals vorbei, dessen Augenmerk bislang nur auf die Soldaten gerichtet war. Aber jetzt ließ er seinen Blick über das schwarzblaue Wasser wandern, zu der Stelle, an der sie vor zwei Tagen noch den Anker der Flying Lamb ausgeworfen hatten. Für einige Sekunden blieb Sanji regungslos stehen, bevor er sich dann wieder ganz hinter dem Baum zurückzog und in ein lautloses Fluchen ausbrach. Seine Hände waren fest zu Fäusten geballt, die er am liebsten in das verhasste Gesicht Smokers geschlagen hätte.

Trotz seines vor Wut angespannten Körpers schlich er den Weg, den sie gekommen waren, wieder zurück, wobei er Nami in einem unnachgiebigen Griff hinter sich herzog hat. Anders als der Freund hatte sie Mühe sich leise zu bewegen und mit seinen weit ausholenden Schritten mitzuhalten. Zugleich hatte sie mit der Hoffnungslosigkeit zu kämpfen, die sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Ihr Plan war gescheitert und sie konnten jetzt nichts mehr tun, um ihren Freunden zu helfen.

Unbemerkt schafften sie es in kürzester Zeit zurück zum Waldrand. Außer sich vor Wut und Verzweiflung schlug Sanji seine Faust gegen einen Baumstamm, dessen Rinde unter der Wucht zerbarst. Hilflos zuckte Nami angesichts des Ausbruchs zusammen.

"Was sollen wir jetzt machen?", fragte sie nach einer Weile mit zögerlicher Stimme. Tränen standen in ihren Augen, die sie aber tapfer wegblinzelte.

Die Lippen zu einem schmalen Strich gepresst, blickte Sanji in den schwarzen Nachthimmel hinauf.

"Wir müssen zurück in die Stadt", antwortete er dann entschlossen und wandte sich der jungen Frau zu. "Etwas anderes können wir gar nicht tun."
 

Lautlos wie eine Katze, und genauso geschmeidig, sprang ein schwarzer Schatten von der Mauer hinunter. Unter dem Dunkel der Kapuze warf er prüfende Blicke die Straße zu beiden Seiten entlang, bevor er sich dann aus seiner Hocke erhob, um dem zweiten Schatten auf der Mauer hinunter zu helfen. Doch dieser landete nur wenige Sekunden später neben ihm. Ergeben schüttelte der erste Schatten seinen Kopf.

Nach einem erneuten Umsehen machten die beiden verhüllten Gestalten sich auf dem Weg zum Gefängnis. Vorsichtig schlichen sie durch die Straßen, wobei sie sich immer ganz dicht in den Schatten hielten. Um die hellerleuchteten Wirtshäuser machten sie einen großen Bogen und gingen den Patrouillen, die in der Stadt ihre nächtlichen Runden drehten, aus dem Weg.

Ohne Vorkommnisse erreichten sie die Gerichtsstraße, in der sie einen vorsichtigen Blick hineinwarfen. Wie erwartet war diese von zahlreichen Soldaten abgesperrt, die stramm in einer Linie die ganze Straße einnahmen. Mehrere Fackelbehälter sorgten für ein helles Licht und Wärme.

Entschlossen nickten sich Zorro und Robin zu, ehe sie das Haus, hinter das sie sich verbargen, zur anderen Seite hin umrundeten. Unter seinem weiten Mantel holte der Schwertkämpfer ein langes Seil hervor, an dessen einen Ende sich ein Haken befand. Kraftvoll warf er diesen hoch in die Luft, bis sich das Werkzeug an der Kante des Daches verhakte. Daraufhin kletterten die beiden Freunde geschwind an der Hauswand hinauf. Nachdem Zorro das Seil wieder aufgerollt hatte, schlichen sie in geduckter Haltung auf dem Dach entlang. Das nächste Gebäude war der Marinestützpunkt, auf das sie mit einem kurzen Anlauf sprangen. Wesentlich schwieriger war es dagegen auf das Dach des Gefängnisses zu kommen, da der Abstand etwa vier Meter betrug. Erneut nahm Zorro das Seil zur Hand und warf den Haken hinüber zur anderen Seite, der von einem Arm, den Robin aus dem Sims des Daches wachsen ließ, aufgefangen wurde, damit kein verräterisches Geräusch verursacht wurde. Das andere Ende des Seiles verknotete Zorro an der Stange, an der die Fahne der Marine hing, bevor sie sich hinüber hangelten, die Beine fest um das Seil geschlungen.

Zu seiner großen Überraschung, aber auch zu seiner Erleichterung, stellte Zorro fest, dass die kleine Bodenluke auf dem Dach unverschlossen war, so dass die beiden Freunde ohne den Akt der Zerstörung ins Innere des Gebäudes gelangten. Über eine kurze, einfache Metallleiter traten sie in einen breiten Gang, der in ein sehr helles, weißes Licht getaucht war, das fast schon in den Augen wehtat. Zu beiden Seiten in den Wänden befanden sich breite, graue Stahltüren in gleichmäßigen Abständen zueinander. Durch schmale Sichtfenster konnte man in das Innere der kleinen, einfachgehaltenen Zellen blicken, die für Schwerverbrecher gedacht waren.

Zorro und Robin hielten sich nicht damit auf in jede Zelle einen Blick hineinzuwerfen. Angesichts der Tatsache, dass auf dieser Etage nirgends ein Soldat postiert war, ließ sie vermuten, dass sich auch kein Gefangener hier oben befand. Daher liefen sie geräuschlos den Gang weiter hinunter, bis sie an dessen Ende zum Treppenaufgang kamen. Robin stieg ein paar Stufen hinab, bevor sie sich vorsichtig über das Geländer beugte, um nach etwaigen Soldaten zu schauen. Aber auch im ersten Stock waren keine positioniert, so dass sie leise die Treppe hinabstiegen.

Plötzlich drangen Stimmen zu ihnen herauf, die sich schnell näherten. Um nicht erwischt zu werden, rannten sie eiligst auf die erste Tür zu, die sich zu ihrem Glück ohne Probleme öffnen ließ.

"Wer seid ihr?", wurden sie im nächsten Moment von einer weiblichen Stimme gefragt, die es unüberhörbar gewöhnt war Befehle zu erteilen. "Gebt euch zu erkennen!"

Robin wandte sich der jungen Frau zu, die bei ihrem plötzlichen Eindringen von dem Stuhl hinter dem Schreibtisch aufgesprungen war. Zorro stöhnte genervt auf, angesichts der ihm bekannten Stimme, bevor auch er sich zu Leutnant Tashigi umdrehte. Durch die Kapuzen, die sie tief in ihre Gesichter gezogen hatten, konnte die junge Frau sie nicht erkennen.

"Versuch zu den anderen zu kommen", sprach Zorro an Robin gewandt, den Blick unverwandt auf Tashigi gerichtet, die überrascht die Augen aufriss, in denen das Wissen aufblitzte. "Ich komme nach, wenn ich diese Sache hier geregelt habe."

Bei seinen letzten Worten zog er das Wado-Ichi-Monji aus der Scheide heraus und streifte sich die Kapuze vom Kopf. Robin warf einen kurzen, abschätzenden Blick auf die junge Frau vor sich, bevor sie sich dann abwandte und die Tür öffnen wollte.

"Hier geblieben!" befahl Tashigi mit schneidender Stimme und zog jetzt ebenfalls ihr Schwert. Zorro stellte sich ihr entgegen, während die Freundin das Zimmer verließ. Kurz blieb sie vor der Tür stehen und lauschte auf die Geräusche im Inneren des Zimmers, während sie überlegte, wie sie unbemerkt ins Erdgeschoß kam. Dabei bemerkte sie die Aufschrift auf der Tür ihr gegenüber: Archiv. Entschlossen ging Robin darauf zu und legte die Hand um den kalten Knauf.

Leise zog sie die Tür hinter sich zu und ging an Regalen und Tischen vorbei, die mit kleinen Kisten voll gestellt waren. Unzählige Akten mit scheinbar konfusen Zeichenabkürzungen wurden in diesem Raum aufbewahrt. Nach nur wenigen Schritten weiteten sich ihre Augen ein wenig vor Zufriedenheit. Vor ihr auf einem Tisch befanden sich die Sachen ihrer Freunde. Bevor Robin aber die Sachen an sich nahm, blickte sie sich noch weiter um. In einer Ecke fand die junge Frau einen langen, weißen Kittel sowie einige Putzutensilien. Eine Idee nahm in ihrem Kopf Gestalt an, während sie in Lysops Tasche herumkramte. Wie erwartet, fand sie die rote Perücke darin vor. Schnell streifte sie sich ihren Mantel ab und schlüpfte in den Kittel. Ihr dunkles Haar versteckte Robin sorgfältig unter der Perücke. Die Tasche hängte sie sich vor die Brust und wickelte ihren Mantel um sich, bevor sie den Kittel schloss. Die Hüte der Freunde verstaute sie in einen Eimer, wobei sie darauf Acht gab, dass der Strohhut nicht kaputt ging. Zum Schluss legte sie noch einen zerrissenen und vergilbten Lappen darüber.

Den Eimer in der linken Hand und einen Schrubber in der rechten verließ Robin den Raum. Ihre Augen wanderten ganz automatisch auf die Tür, hinter der sich Zorro und Tashigi befanden. Besorgt nahm sie das Klirren von Metall auf Metall wahr und kurz überlegte sie, ob sie nicht vielleicht doch eingreifen sollte. Doch dann schüttelte sie entschieden den Kopf und stieg die Treppe ins Erdgeschoß hinab.

Eine blondhaarige Frau mittleren Alters saß hinter dem Tresen des Eingangsbereichs. Abschätzig musterte sie hinter den Gläsern ihrer Brille die rundlichwirkende Frau, die die Stufen hinab stieg.

"Was machen Sie noch so spät hier?", fragte die Dame mit vor Misstrauen rauer Stimme, derweil sie sich von ihrem Stuhl erhob.

"Hat man Ihnen nichts gesagt?", wandte sich Robin ruhig an die Frau und ging langsam näher an den Tresen heran. "Meine Arbeitszeiten haben sich geändert."

"Nein, davon hat mir niemand was gesagt. Warten Sie bitte hier, bis ich mit Käpt´n Smoker gesprochen habe."

"Er befindet sich doch unten bei den Gefangenen, nicht wahr?", hielt Robin die Dame auf, die bereits um die Theke herumgekommen war. Nickend wandte sie sich der jungen Frau wieder zu.

"Mit den unteren Räumen bin ich noch nicht fertig", erklärte Robin der Empfangsdame freundlich. "Käpt´n Smoker wird mich ja dann sehen."

Langsam nickte die ältere Frau ihr zu, bevor sie sich wieder zu ihrem Platz begab. Zweifelnd blickte sie Robin nach, die hinter der Tür verschwand, hinter der sich der Treppenaufgang zu den unteren Etagen befand. Robin atmete erleichtert auf, nachdem die Tür hinter ihr leise ins Schloss fiel. Lautlos schritt sie die Stufen hinab, jederzeit damit rechnend, dass Smoker plötzlich vor ihr auftauchen würde. Vorsichtig lugte sie in den Gang des ersten Untergeschoß hinein. Am anderen Ende saß Smoker mit verschränkten Armen auf einem Stuhl, während der Rauch seiner Zigarren langsam in die Luft stieg.

"Käpt´n Smoker?", rief Robin mit hoher, verstellter Stimme. "Ist es für Sie in Ordnung, wenn ich hier putze?"

"Was machen Sie zu so später Stunde noch hier?", brummte Smoker laut genug, dass Robin seine Worte noch so gerade eben hören konnte, während er die seltsam aussehende Frau misstrauisch musterte, die langsam auf ihn zukam.

"Meine Arbeitszeiten haben sich geändert, da ich tagsüber in einer Schneiderei als Aushilfe arbeite."

"Na gut", grummelte Smoker nach einer Weile. "Aber gehen Sie nicht zu nah an den Gefangenen heran."

Robin stellte sich mit dem Rücken zu dem Marine-Offizier, der sich nur wenige Schritte hinter ihr befand. Nachdem sie den Eimer abgestellt und den Schrubber an die Wand neben Lysops Zelle gelehnt hatte, öffnete sie ihren Kittel. Zugleich wurde sie aufmerksam von Ace beobachtet, der in seiner Zelle bislang nur vor sich hingedöst hatte. Nachdem Robin jedoch an seiner Zelle vorbeigekommen war, war er von seiner Liege aufgestanden und nah an die Gitter herangetreten, ohne die Wirkung des Seesteins zu spüren.

"Hey, Smoker", lenkte er jetzt die Aufmerksamkeit Smokers auf sich. "Jetzt, wo du uns hast, was hast du mit uns vor?"

Wie er gehofft hatte, stand der Marine-Offizier von seinem Stuhl auf und trat auf seine Zelle zu. Robin, die den Kopf gesenkt hatte, warf dem Freund einen dankbaren Blick unter den roten Strähnen zu.

"Du solltest lieber fragen", antwortete Smoker nicht ohne einen zufriedenen Unterton, "was das Hauptquartier mit euch vorhat."

In der Zwischenzeit hatte Robin es unbemerkt geschafft Lysops Tasche abzunehmen. Dieser setzte sich jetzt mit verwirrt gerunzelter Stirn auf seiner Liege auf. Nur langsam erkannte er das Gesicht unter den roten Haaren als das von Robin.

"Wer sagt denn, dass wir dort hinkommen?", erwiderte Ace lockeren Tons, während Robin die Tasche gegen das Gitter lehnte und dann wieder den Schrubber in die Hand nahm.

"Ihr werdet jetzt nicht mehr entkommen können", meinte Smoker selbstsicher. "Und eure Freunde werden wir auch noch bekommen."

"Da wäre ich mir nicht so sicher", zuckte Ruffys Bruder mit den Schultern und zog eine Augenbraue in die Höhe. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht, während er beobachtete, wie Robin hinter dem Marine-Offizier trat, den Schrubber weit ausgeholt. Kraftvoll schlug die junge Frau den Stiel gegen die rechte Seite Smokers, wobei sein Gesicht einen harten Schlag erhielt. Benommen taumelte er gegen das Zellengitter und spürte die Wirkung des Seesteins sofort. Entschlossen warf er sich auf die andere Seite und fiel schmerzhaft auf den Boden.

Ace hatte die Gelegenheit genutzt, um seine Hand um die Zellenschlüssel an dem Gürtel des Marine-Offizier zu schließen. Dass er dabei ebenfalls in Berührung mit den Gitterstäben kam, ignorierte er.

"Was, zum Teufel ...", murmelte Smoker leise vor sich hin, während er sich langsam wieder aufrappelte und dabei immer wieder den Kopf schüttelte.

"Hafen", sprach Robin leise an Ace gewandt, der verstehend nickte. Gleichzeitig riss sie sich den Kittel herunter und sprang aus Smokers Reichweite, der versuchte nach ihr zu greifen. Blut lief an seiner Schläfe hinunter, das er aber ignorierte. Seine Aufmerksamkeit war ganz auf die Frau vor ihm gerichtet, die schnell an ihm vorbei rannte.
 

+ Ok, zugegeben, nicht alle Fragen sind beantwortet worden. Aber dies war auch erst einmal die erste Hälfte der Rettungsaktion. Im nächsten Kap dann werden die restlichen Fragen beantwortet +

Dann kann es ja jetzt endlich losgehen!

+ Es ist fertig *seufz* Meine Güte, habe ich mir damit einen abgebrochen. Ständig musste ich ganze Passagen löschen, weil ich mich in Sackgassen hineinmanövriert habe. Aber dann habe ich es ja doch noch geschafft ... irgendwie *grins* Ich hoffe, ihr seid mit dem Ergebnis zufrieden +
 

Leise schloss sich die Tür hinter ihm, während er seine Kontrahentin nicht aus den Augen ließ. Sie bewegte sich nicht, dennoch achtete er auf jede Körperanspannung von ihr. Das dunkle Licht der Deckenlampe brach sich auf der spiegelnden Oberfläche seines Schwertes. Wie immer, wenn ein Kampf anstand, durchflutete auch jetzt wieder die altbekannte Erregung sein Blut. Er liebte dieses Gefühl und ein breites Grinsen legte sich auf seine Lippen, obwohl er viel lieber einen anderen Gegner gehabt hätte als ausgerechnet Leutnant Tashigi. Diese Frau machte ihn verrückt, jedoch auf eine gänzlich andere Art als Robin. Sie war ein Ärgernis, da sie zuviel Ähnlichkeit mit Kuina hatte, und dadurch schmerzhafte Erinnerungen in ihm hervorrief.

"Ihr werdet hier sowieso nicht rauskommen", riss ihre helle Stimme ihn aus seinen Überlegungen raus. "Das Gebäude ist von allen Seiten bestens abgeriegelt."

"Und trotzdem haben wir es reingeschafft", antwortete Zorro unbekümmert, ohne dabei seine Kampfhaltung aufzugeben. Dass die Worte ihr Ziel nicht verfehlt haben, erkannte er an dem verkniffenen Zug um ihre Lippen.

"Aber hier ist Endstation für euch", erwiderte Tashigi wütend, nachdem sie ihre Sprache wieder gefunden hatte. "An Käpt´n Smoker wird Nico Robin nicht vorbeikommen."

"Das wird sich erst noch zeigen müssen", meinte Zorro lockeren Tons, dem das Gerede allmählich langweilte. Seine Kontrahentin schien es nicht anders zu ergehen, da sie ihren Griff um Chigule festigte. Seine Muskeln spannten sich noch mehr an. Das Deckenlicht wurde von seiner Schwertspitze reflektiert, als er Wado-Ichi-Monji ein wenig in seiner Hand drehte.

Mit wutverzerrtem Gesicht überwand die junge Frau schnell den geringen Abstand zu Zorro. Die Spitze Chigules war auf seinen Oberkörper gerichtet. Klirrend prallten beide Klingen aufeinander und kleine, weiße Funken stoben auf, als ihr Schwert über den Rücken von Wado-Ichi-Monji rutschte. Es war ein Leichtes für den erprobten Schwertkämpfer ihren Hieb zu parieren. Kraftvoll stieß er Tashigi zurück und holte jetzt selbst zum Schlag aus, indem er seine gefährliche Klinge in einem Halbkreis durch die Luft sausen ließ.

Doch die junge Frau hielt dagegen und wehrte den Schlag mitten in der Luft ab. Wieder flogen Funken durch die Gegend. Ihre Kiefernmuskeln traten deutlich hervor, während sie mühsam versuchte, der Kraft standzuhalten, die gegen ihr Schwert entgegenwirkte. Ihre Arme begannen unter der Anstrengung an zu zittern.

Plötzlich vollführte Zorro eine 180° Grad Drehung und versuchte ihre linke ungeschützte Seite anzugreifen. Überrascht über den unerwarteten Angriffswechsel reagierte Tashigi mehr aus einem Reflex heraus und richtete ihre Klinge nach unten. Doch die Wucht, mit der der Hieb geführt wurde, schlug ihr Schwert zurück, so dass sie einige Schritte zurückstolperte. Schwer atmend blieb sie vor Zorro stehen und blickte ihn aus verengten Augen grimmig an, Chigule dabei vor sich haltend, wobei die Spitze ein wenig zum Boden gerichtet war.

Zorro sah die junge Frau abwartend an, während sich sein Brustkorb in einem ruhigen Rhythmus hob. Durch sein ausdauerndes Training war sein Körper schon längst an solchen Anstrengungen gewohnt, für das er nur ein müdes Lächeln übrig hatte. Leutnant Tashigi war für ihn kein ernstzunehmender Gegner. Daher hatte er auch nicht vor sie ernsthaft zu verletzen. Er musste nur eine Möglichkeit finden sie für eine Weile auszuschalten.

Jetzt kam Tashigi wieder auf ihn zu gerannt, wobei sie Chigule seitlich an ihrem Körper hielt, bevor sie mit der Klinge ausholte. Wieder parierte Zorro den Hieb mühelos. Diesmal jedoch artete den Angriff nicht wieder in ein Kräftemessen aus, sondern die junge Frau griff im nächsten Augenblick auch schon seine andere Seite an. Unermüdlich sauste ihre Klinge in schnellen Folgen auf ihn herab, wodurch er zu seinem Missfallen zurückgedrängt wurde, um die Schläge erfolgreich abzuwehren. Schon spürte er die kalte Wand an seinem Rücken. Ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle, als er Tashigi, die mit einem erneuten Schlag wieder auf ihn losging, mit einem nicht gerade sanften Tritt zurückstieß. Vorn übergebeugt blieb die junge Frau mehrere Schritte von ihm entfernt stehen und keuchte angestrengt nach Luft.

Zorro stieß sich entschlossen von der Wand ab. Allmählich war es an der Zeit die Angelegenheit zu beenden. Im Gegensatz zu Tashigi war er noch im Besitz seiner ganzen Kraft. Langsam ging er auf die erschöpfte Frau zu, die ihn von unten herab wachsam beobachtete. Wankend richtete sie sich auf und hielt ihr Chigule kampfbereit vor sich. Doch Zorro schlug ihr die Klinge mit voller Wucht aus der Hand. Klirrend fiel das Schwert zu Boden, wo es aus ihrer Reichweite wegrutschte. Das schmerzende Handgelenk haltend, wich Tashigi Schritt für Schritt von ihrem Gegner zurück, bis sie gegen den Schreibtisch stieß. Unaufhaltsam kam Zorro ihr immer näher. Dicht vor ihr blieb er dann stehen, wo er sie dann aus unergründlichen Augen eine ganze Weile lang anblickte. Entschlossen ballte er schließlich seine linke Hand und verpasste der jungen Frau einen harten Kinnhaken, woraufhin Tashigi bewusstlos in die Knie sackte. Bevor sie aber auf dem Boden aufschlagen konnte, fing Zorro sie auf.

"Tut mir Leid, aber du bist mir eindeutig im Weg", murmelte er leise und mit trockener Stimme, während er sie behutsam auf den Boden legte.

Als er sich dann aus der Hocke erhob, steckte er das Wado-Ichi-Monji wieder zurück in die Scheide und trat aus der Tür hinaus. Schnell überblickte er den Gang, bevor er auf den Treppenaufgang zuging. Doch kaum hatte er seinen Fuß auf die erste Stufe gesetzt, als auch schon das harte Zuknallen einer Tür und der aufgeregte Ruf einer Frau an seine Ohren drangen. Im nächsten Augenblick hörte er dann schnelle Schritte, die sich auf die Treppe zu bewegten. Neugierig über den Tumult beugte er sich über das Geländer, um nach dem Grund zu schauen. Verwirrt runzelte er die Stirn, als eine Frau mit langen, roten Haaren die Stufen hinaufgerast kam. Gleichzeitig hörte er, wie abermals eine Tür zugeschlagen wurde und die brüllende Stimme Smokers scheinbar durch das ganze Gebäude schallte.

Mittlerweile war Robin bei Zorro angekommen und umschloss sein Handgelenk in einem unnachgiebigen Griff, ohne im Laufen innezuhalten. Während der Schwertkämpfer noch versuchte die Sachlage zu begreifen, wurde er auch schon von der Freundin die Treppe hinaufgezogen. Unermüdlich und keuchend lief Robin die Stufen hoch, wobei sie den Schmerz in ihrer Schulter ignorierte, der wieder eingesetzt hatte, als sie sich mit voller Wucht gegen die Stahltür gestemmt hatte, damit diese schneller aufging.

"Was ist mit den anderen?", hörte sie hinter sich Zorro, der sich jetzt aus ihrem Griff befreite und zu ihr aufschloss.

"Ace hat den Schlüssel für die Zellen", antwortete sie angestrengt, während sie versuchte die schweren Schritte Smokers irgendwo unter sich auszumachen. Im selben Moment sah sie aus ihren Augenwinkeln neben sich einen dunklen, grauen Rauch aufsteigen. Aus einem Reflex heraus hob Robin abwehrend ihren rechten Arm, aus dem sechs weitere herauswuchsen und anfingen sich zu drehen. Der Wind, der dabei verursacht wurde, sorgte dafür, dass der Rauch von ihr abgehalten wurde.

Zorro, der den hinterhältigen Angriff Smokers ebenfalls bemerkt hatte, sprang mit einem kräftigen Satz die letzten Stufen zum zweiten Stock hinauf, wobei er Robin hinter sich herzog. In einem rasanten Sprint liefen beide den langen Gang entlang, an dessen Ende die Leiter zum Dach auf sie wartete. Ein kurzer Blick zurück verriet dem Schwertkämpfer, dass Smoker, noch immer in Rauchform, weit zu ihnen aufgeholt hatte. Zu seinem Missfallen musste er sich eingestehen, dass sie beide es nicht auf das rettende Dach schaffen würden. Bereits auf der Leiter hätte der Marine-Offizier sie dann schon längst eingeholt.

"Hau ab!", wandte sich Zorro mit einer grimmigen Entschlossenheit an Robin, als er auch schon einen Arm fest um ihre schlanke Taille geschlungen hatte und sie mit voller Kraft durch die Luft warf. Trotz der überraschenden Aktion gelang es der jungen Frau sicher auf der Leiter zu landen. Besorgt blickte Robin zurück, wo sich Zorro mit gezogenem Schwert Smoker entgegenstellte.
 

"Verdammt", fluchte Ace halblaut vor sich hin, während er versuchte einen langen, silbrigen Schlüssel in das äußere Zellenschloss zu stecken. Um seinen Arm hatte er seine rote Weste gelegt, um sich so vor der Wirkung des Seesteins zu schützen. Doch aufgrund dessen, dass er sich nicht gegen die Gitterstäbe lehnen konnte, wurde ihm dennoch die Sache erschwert das Schloss zu öffnen.

Chopper, der durch den kurzen Zwischenfall zwischen Robin und Smoker aus seinem Schlaf erwacht war, schaute dem Freund ungeduldig bei dessen Versuchen zu. Währenddessen hatte Lysop es geschafft seine Tasche zwischen den Gitterstäben hindurch zu ziehen, aus der er eifrig vier kleine, schwarze Kugeln herausholte. Mit einem kleinen Schraubendreher öffnete er anschließend vorsichtig die zusammengesteckten Kappen, die er dann fein säuberlich neben sich auf den Boden legte. Ein lautes Klimpern und Klirren ließ die Langnase kurz von seiner Arbeit aufblicken, bevor er sich dann wieder der letzten Kugel widmete.

"Verfluchter Mist!", war zugleich Aces wütender Schrei zu hören, als ihm der Schlüsselbund aus der Hand fiel.

"Was macht ihr denn für einen Krach?", kam im nächsten Moment die verschlafene Frage von Ruffy, der sich auf seiner Liege aufsetzte und sich die müden Augen rieb. "Ist es schon Zeit für das Frühstück?"

"Nein, wir brechen aus", rief Chopper seinem Käpt´n zu, während er Ace dabei zusah, wie er mühsam seinen Arm nach den Schlüsseln auf dem Boden ausstreckte.

"Klasse!", erwiderte Ruffy mit einem begeisterten Ausruf und sprang von der Liege herunter. "Und wann geht es los?"

"Sobald ich das verdammte Schloss geöffnet habe", knurrte sein Bruder und blickte auf die vielen Schlüsseln in seiner Hand. "Großartig. Und welche davon habe ich jetzt schon ausprobiert? Dass sie die nicht kennzeichnen können."

Plötzlich ertönte ein lauter Knall, der ihn erschreckt zusammenzucken ließ, wodurch ihm der Bund wieder aus den Händen fiel.

"Was war das?", wollte Chopper sofort wissen, der sich ängstlich nach allen Seiten umblickte.

"Es hat funktioniert!", jubelte im selben Augenblick Lysop und tanzte freudig in seiner kleinen Zelle umher, während leise quietschend seine Zellentür aufschwang.

"Hey, cool", meinte Ruffy bewundernd und klatschte freudig in die Hände. "Wie hast du das denn geschafft?"

"Schießpulver", antwortete die Langnase mit einem breiten Grinsen und schlenderte locker und mit stolzgeschwellter Brust auf den Gang hinaus.

"Du bist super, Lysop", meinte jetzt auch Chopper und sah den Freund, der an seine Zelle vorbeikam, mit kleinen Sternchen in den Augen an.

"Hast du noch lange vor dich wie ein Gockel aufzuspielen?", kam es mürrisch von Ace. "Oder holst du uns jetzt mal endlich hier heraus?"

"Du könntest ruhig ein wenig Dankbarkeit zeigen", antwortete Lysop mit eingeschnappter Stimme und ging auf den Freund zu, um den Schlüsselbund entgegenzunehmen. "Ohne mich würdest du noch länger hier drin sitzen.

"Ja, ja, jetzt beeil dich mal", brummte Ruffys Bruder ungnädig.

Doch Lysop brauchte etwa zehn Minuten, bis er endlich die Freunde aus ihren Zellen befreit hatte. In der Zwischenzeit hatte Ace ihre Hüte in dem Eimer, den Robin neben Lysops Zelle gestellt hatte, gefunden. Missmutig betrachtete er seinen zerknautschten Hut, der nicht besser aussah, wie der von Chopper. Nur der Strohhut seines Bruders sah so ordentlich aus wie eh und je. Es war mehr als eindeutig, dass die Freundin penibel darauf geachtet hatte, dass ihm nichts geschah.

Nachdem zum Schluss dann auch Ruffy befreit war, nahm er seinen geliebten Hut freudestrahlend in die Hand, während sich Lysop seine Tasche umhängte und sich mit seiner Schleuder bewaffnete. Gemeinsam durchquerten die Freunde den langen Gang, wobei sie jederzeit damit rechneten, dass plötzlich Smoker oder ein Marinesoldat auftauchte. Doch ohne Probleme stiegen sie immer zu zweit nebeneinander die Treppe hinauf, an dessen Ende Ace vorsichtig die Stahltür öffnete und in den Empfangsbereich hineinlugte.

Verwirrt bemerkte er, dass es im Erdgeschoß erstaunlich ruhig war. Nur eine blondhaarige Frau stand vor dem Empfangstresen, die scheinbar verzweifelt ihren Blick zwischen Eingang und dem Treppenaufgang zu den oberen Stockwerken hin und her wandern ließ.

"Warten die Soldaten bereits auf uns?", wollte Lysop ängstlich wissen, während Ruffy sich unter den Arm seines Bruders streckte, um selbst einen Blick hinaus zu werfen.

"Da ist ja niemand", maulte er enttäuscht und nicht gerade leise, was die Frau dazu veranlasste entsetzt zu ihnen zu blicken.

"Um Himmels willen", sprach sie mit weit aufgerissenen Augen, nur um im nächsten Augenblick auch schon loszukreischen. "Käpt´n Smoker! Käpt´n Smoker! Die Gefangenen sind frei!"

"Hey, Lady", versuchte Ace ihre schrille Stimme zu übertönen, während er mit erhobenen Händen langsam auf sie zuging. "Jetzt machen Sie mal nicht so ein Theater."

"Käpt´n Smoker!", schrie die Frau nur noch lauter und eilte zur Treppe. Die Freunde hielten sich schnell die Ohren zu, da sie das Gefühl hatten, dass ihr Trommelfell jeden Moment platzen würde. Im selben Augenblick wurde die Eingangstür aufgerissen und eine Handvoll Soldaten kamen hineingestürmt. Wie angewurzelt blieben sie mitten auf dem Weg stehen und blickten die Freunde ungläubig an.

"Klasse!", freute sich Ruffy und streckte seine ineinander verschlungenen Finger, bis diese knackten. "Dann kann es ja jetzt endlich losgehen."

"Es sieht wohl so aus", stimmte sein Bruder ihm zu, in dessen linker Hand ein kleiner Feuerball erschien.
 

Nur mühsam konnte Nami mit Sanji Schritt halten, der mit weit ausholenden Schritten an der Straße zur Stadt entlang lief. Mittlerweile hatte es wieder angefangen zu regnen. Wie in Strömen prasselten die kalten Tropfen auf die beiden Freunde nieder. Seit dem kurzen Wortwechsel am Waldrand hatte der Smutje keinen Ton mehr von sich gegeben und verwirrt hatte die junge Frau feststellen müssen, welchen Weg er eingeschlagen hatte. Da sie jedoch nicht genügend Luft in ihren Lungen hatte, stellte sie sich daher in Gedanken die Frage, was der Freund eigentlich plante. Wieso rannten sie nicht zurück zum Schmuggler-Tunnel?

Schwarz und bedrohlich erhob sich vor ihnen die Mauer, die sich um die gesamte Stadt zog. Zwei erleuchtete Laternen schaukelten wild neben dem Tor hin und her. Das gewaltige Fallgitter war zu Beginn der Nacht hinab gelassen worden und versperrte jedem, der zu dieser späten Stunde noch unterwegs war, den Weg hinein.

"Und was jetzt?", keuchte Nami leise, während sie ihren wachsamen Blick hinauf zu der Mauer wandern ließ.

"Anklopfen", antwortete Sanji nur, als er auch schon einen Arm zwischen den breiten Gittern ausgestreckt hatte.

"Bist du wahnsinnig?"

Es fiel Nami schwer ihre Stimme weiterhin leise zu halten, als sie eiligst den Smutje von dem Fallgitter zurückzog, ehe er seine Faust gegen das dicke Holz des Tores dahinter schlagen konnte.

"Die werden uns doch sofort erkennen", sprach sie hastig weiter. "Und dann wird hier die Hölle los sein."

"Eine andere Wahl haben wir aber nicht", hielt Sanji ihr mit unnachgiebiger Stimme vor. "Sobald die anderen zum am Hafen sind, wo wir eigentlich mit der Flying Lamb auf sie warten sollen, ist das Spiel für sie gelaufen. Von dort gibt es kein Entkommen."

"Das weiß ich selber", fauchte Nami den Freund erbost an. "Aber glaubst du ernsthaft, dass deine Aktion ihnen auch nur irgendwie weiterhelfen kann? Damit wirst du uns beide nur selbst ins Gefängnis bringen."

Ungläubig sah sie zu, wie bei ihren Worten ein breites Grinsen auf dem Gesicht des Freundes erschien. Ich hab es doch nicht ernst gemeint, dachte sie verzweifelt, als sie zusah, wie Sanji einen erneuten Versuch machte an das Tor zu klopfen. Es dauerte auch nicht lange, als eine kleine Tür, die sich in dem rechten Torflügel befand, einen Spalt weit geöffnet wurde und ein vermummter Marinesoldat seinen Kopf herausstreckte.

"Ich darf niemanden hineinlassen", sagte er gleich sofort, während er die beiden nassen Gestalten vor sich misstrauisch musterte. "Kommt wieder, wenn es hell ist."

"Dann könnten wir es uns aber wieder anders überlegt haben", zuckte Sanji mit den Schultern. "Und ich glaube nicht, dass Smoker das dann gefallen würde."

"Käpt´n Smoker?", wiederholte der Soldat verwirrt den Namen seines Vorgesetzten.

"Wir gehören zur Strohhutbande", erklärte der Smutje langsam, so, als würde er zu einem kleinen Kind sprechen. "Und wir möchten uns stellen."

Die Kinnlade des Mannes stand sperrangelweit offen, während sein Blick ungläubig zwischen Sanji und Nami hin und her wanderte. Natürlich hatte er von der Gefangennahme einiger Mitglieder dieser Piratenbande gehört. Und er wusste auch, dass das gesamte Gefängnis von Soldaten umstellt war, da Käpt´n Smoker mit einer Befreiungsaktion rechnete.

"Aber wir können auch wieder gehen", meinte Sanji nach einer Weile und wandte sich vom Tor ab.

"Nein, wartet!", hielt der Soldat ihn eiligst zurück, der sich langsam von seiner Überraschung erholte. Stattdessen malte er sich bereits in Gedanken aus, in welch höchsten Tönen Smoker ihn für die Festnahme dieser beiden Personen loben würde. Der Neid seiner Kameraden wäre ihm mit Sicherheit gewiss. Innerlich rieb er sich schon freudig die Hände.

Nachdem er den Befehl gegeben hatte das Fallgitter ein wenig anzuheben, traten Sanji und Nami darunter hindurch und betraten die Stadt, wo sie sofort von vier weiteren Soldaten umringt wurden, die nicht weniger überrascht über die Anwesenheit der beiden Personen waren. Gemeinsam mit den Männern wurden die beiden Freunde zum Gefängnis geführt.

"Ich hoffe für dich, dass du weißt, was du tust", brummte Nami leise zu Sanji, während sie mit einem unbehaglichen Blick die Soldaten um sich herum musterte.

"Ich würde dich doch niemals in Schwierigkeiten bringen", erwiderte er liebenswürdig. Irgendwie machte der Smutje auf die junge Frau den Eindruck, als wenn für ihn die Welt wieder in Ordnung war. Von seiner angespannten Haltung, die er zuvor noch an den Tag gelegt hatte, war nichts mehr zu erkennen. Stattdessen machte er ein rundum zufriedenes Gesicht, was Nami nur noch mehr missfiel. Ein genervtes Stöhnen entrang sich ihrer Kehle, als sie bereits überlegte, wie sie wieder aus dieser Sache herauskamen. Doch bei den nächsten Worten des Freundes war jeder Gedanke an eine Flucht vergessen. Ebenso auch die Soldaten und ihre gesamte Umgebung.

"Glaubst du, dass Zorro verknallt ist?", fragte Sanji grübelnd, ohne seinen Blick von der Straße abzuwenden.

"Bitte, was?", rief Nami entsetzt aus, während sie zugleich Mühe hatte wieder den Boden unter den Füßen zu spüren.

"Ist dir sein merkwürdiges Verhalten denn nicht auch aufgefallen?"

"Klar ist mir das aufgefallen", antwortete die junge Frau und warf dem Freund einen Blick zu, der deutlich besagte, dass sie an seinen Geisteszustand erhebliche Zweifel hatte. "Aber erstens ist er überhaupt nicht der Typ, der auch nur das kleinste Interesse an Frauen zeigt. Und zweitens hat er sich erst dann verändert, als du aufgetaucht bist. Argh! Der ist doch nicht etwa ...?"

"Hey, komm jetzt bloß nicht auf dumme Gedanken", erwiderte Sanji entsetzt und mit abwehrenden Händen, während die junge Frau ihn ungläubig ansah. Es stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, was sie dachte, und dem Smutje schüttelte es bei der Vorstellung, dass der mürrische Schwertkämpfer an ihn Interesse haben könnte. Auch die Soldaten, die diesem seltsamen Gespräch interessiert zuhörten, verzogen bei dem Gedanken das Gesicht.

"Aber wer, bitte schön, soll dann ...?", fing Nami an, als ihr auch schon ein bekanntes und äußerst weibliches Gesicht durch den Kopf schoss. "Oh nein! Das ist nicht dein Ernst!? Nie im Leben ist er in Robin verknallt! Ganz sicher nicht. Schließlich ignoriert er sie ständig."

"Seit unserem letzten Abenteuer nicht mehr."

Bevor die junge Frau aber die Gelegenheit bekam, etwas auf die trockene Antwort zu erwidern, bogen sie auch schon in die Gerichtsstraße ein. Schon von weitem sahen sie die zahlreichen Soldaten, die in einem heillosen Durcheinander auf ein Gebäude zustürmten, aus dessen Eingang hin und wieder ein Marinesoldat herausgeflogen kam.

"Was ist denn hier los?", rief einer der Männer neben ihnen verblüfft aus.

"Tja, ich würde sagen, dass der Ausbruch gelungen ist", antwortete Sanji trockenen Tons und versenkte seine Hände in die Hosentaschen. Fragend richteten sich die Gesichter der Soldaten ihm zu.

"Und was jetzt?", wollte Nami von ihm wissen.

"Jetzt werden wir uns ganz nett dafür bedanken, dass die werten Herren uns bis hierher begleitet haben."

Kaum, dass der Smutje seinen Satz beendet hatte, trat er seinem Nebenmann so heftig gegen die Brust, dass dieser zurückgeschleudert wurde und völlig benommen am Boden liegen blieb. Gleichzeitig löste Nami ihre Stäbe von ihrem Gürtel und verpasste einem anderen völlig überrumpelten Soldaten damit einen Schlag ins Gesicht, der vor lauter Schmerzen einige Schritte zurückstolperte. Blitzschnell und mit nur wenigen Handgriffen hatte die junge Frau dann auch schon ihren Klima-Taktstock zusammengesetzt, während Sanji einen weiteren Soldaten mit einem kräftigen Kick gegen den Kehlkopf zu Boden schickte. Unbarmherzig rammte sie das vordere Ende ihres Stocks dem bereits gepeinigten Mann in den Magen, der daraufhin vorn übergebeugt in die Knie ging.

Mit weit aufgerissenen Augen sah der Soldat, der die beiden Freunde in die Stadt eingelassen hatte, dem kurzen Kampf zu, der nur etwa zwei Minuten andauerte. All seine Hoffnungen auf eine mögliche Beförderung fielen in sich zusammen, während er langsam Schritt für Schritt vor den beiden Piraten zurückwich, die sich nun ihm zuwandten, nachdem seine Kameraden alle verstreut und K.O. auf der Straße lagen. Aber anstatt auf ihn loszugehen, wie der Soldat es angenommen hatte, rannten sie stattdessen an ihm vorbei auf das Gefängnis zu.

Vor dem Eingang drängten sich sämtliche Soldaten, die zuvor noch das Gebäude bewacht hatten. Immer wieder flog die Eingangstür auf, aus der ihre Kameraden völlig angeschlagen und verkohlt heraustaumelten. Niemand konnte genau sagen, was sich eigentlich im Inneren abspielte.

Rücksichtslos stürmte Sanji in das Gedränge hinein und schubste die Männer zur Seite, während er Nami mit einem festen Griff um ihr Handgelenk hinter sich herzog. Seltsamerweise nahmen die Männer von ihrer Anwesenheit keine Notiz, so dass sie unerkannt bis zur Einganstür kamen. Der Smutje hatte bereits seine freie Hand auf die Klinke gelegt, als die Tür auch schon wieder aufgerissen wurde und ein Soldat ins Freie wankte. Mit hochgezogener Augenbraue nahm Sanji die kleine Flamme wahr, die sich langsam am Saum der Jacke des Mannes hinauf fraß.

Mühsam gelang es ihm dann sich durch die Öffnung ins Innere des Gebäudes zu zwängen, wo sein Blick sofort auf den Rücken eines Soldaten fiel. Dieser war auch kaum zu übersehen, da er sich nur wenige Zentimeter hinter seinem Vordermann befand. Angestrengt keuchend zwängte sich Nami an seine Seite, während sie versuchte den Raum zu überblicken. Angesichts dessen, dass sie überall nur die weißblauen Uniformen der Marine sah, konnte sie nicht einschätzen, wie viele von ihnen sich hier drin befanden.

"Kannst du die anderen sehen?", fragte sie Sanji mit lauter Stimme, um den Kampflärm, der von irgendwo weiter vorne kam, zu übertönen. Doch der Smutje schüttelte nur bedauernd den Kopf, während er sich überlegte, wie sie zu ihren Freunden gelangen konnte. Er selbst konnte sich ja kaum noch bewegen, so eingeengt war.

Entschlossen packte er seinen Vordermann am Kragen und drehte sich mit ihm um, wobei einige andere Soldaten zur Seite geschubst wurden. Ohne Rücksicht auf Verluste knallte er den Mann schmerzhaft gegen die Tür, die sich auch gleich sofort öffnete, und stieß ihn hinaus. Unbehaglich nahm Nami die Augenpaare wahr, die sich bei dieser Aktion auf sie richteten.

"Hey, hier sind noch zwei von der Bande!", rief daraufhin auch schon ein Soldat und zeigte auf die beiden Freunde. Im nächsten Augenblick widerfuhr ihm dann auch schon dasselbe Schicksal wie seinem Kameraden, wobei er den Schmerz in seinem Kopf bei dem Zusammenstoß mit der Tür nicht mehr mitbekam.

Da Nami nicht genügend Platz hatte, um sich erfolgreich gegen die Männer zu wehren, deren Aufmerksamkeit auf sie gerichtet waren, nahm sie kurzerhand ihren Stock auseinander. In kürzester Zeit brach ein Kampf zwischen den Freunden und den Männern aus, wobei die junge Frau immer wieder aufpassen musste, nicht über die am Boden liegenden Körper zu fallen. Zwar schafften sie es immer wieder ein Stück nach vorne zu ihren Freunden zu rücken, aber die Flut von Soldaten nahm kein Ende, da ständig von draußen neue hinzukamen. Hin und wieder drangen die Rufe von Ruffy und Lysop an ihre Worte, während sich der verbrannte Geruch von Stoff über den ganzen Empfangsbereich legte.
 

+ So, schauen wir mal, welche Fragen noch offen sind:

1. Wird es ein Widersehen mit den anderen geben? - Mit Sanji und Nami auf jeden Fall ;-)

2. Werden die Freunde aus dem Gefängnis befreit? - Wird sich wohl noch zeigen müssen

3. Was wird der Professor jetzt tun? - Die Antwort darauf erst im nächsten Kap

4. Welche Sicherheitsmaßnahmen wird Smoker vornehmen? - Das weiß man bereits

5. Wird Nami wirklich einen Fluchttunnel graben? - Als wenn sie sich die Mühe machen würde ;-)

6. Wird Sanji hinter Zorros merkwürdiges Verhalten kommen? - Einen Verdacht hat er zumindest

7. Werden Sammy und Rigos jemals lesen lernen? - Keine Ahnung, wahrscheinlich nicht *grins*

8. Lebt Elvis immer noch? - Es soll Leute geben, die ihn angeblich gesehen haben

9. Gibt es außerirdisches Leben? - In ein paar Jahren werden wir die Antwort darauf mit Sicherheit haben +

Die Niederlage

Breitbeinig und das Wado-Ichi-Monji fest in der rechten Hand haltend, stand Zorro da und sah der sich näher kommenden Rauchwolke entgegen. Wenige Schritte vor ihm formte sich diese zu einem menschlichen Gebilde. Doch nur das Gesicht Käpt´n Smokers wurde zu Fleisch und Blut. Die dünnen Rauchfäden der beiden Zigarren stiegen langsam hoch und vermischten sich mit dem übrigen Rauch, während der Marine-Offizier mit einem belustigten Blick den Mann vor sich musterte.

"Glaubst du wirklich, dass du mich damit aufhalten kannst?", fragte Smoker und wies mit einem Kopfnicken auf das Schwert. Sein Ton ließ deutlich erkennen, dass er Zorro für keinen würdigen Gegner hielt. Dieser machte sich auch gar nicht erst die Mühe etwas auf die Frage zu erwidern und verlagerte stattdessen sein Gewicht auf das linke Bein. Zorro wusste selbst, dass er nichts gegen die Teufelskräfte Smokers ausrichten konnte. Aber irgendwie musste es ihm gelingen den Mann lang genug abzulenken, bis seine Freunde es geschafft hatten sich zu befreien.

Währenddessen stand Robin noch immer auf der Leiter und beobachtete gespannt die beiden Kontrahenten. Derweil schossen ihr ähnliche Gedanken durch den Kopf wie dem Schwertkämpfer, nur dass sie fieberhaft nach einer Lösung suchte, die den Freund aus seiner Lage befreite. Sie könnte sich dafür verfluchen, dass sie nicht den direkten Weg aus dem Gebäude genommen hatte, da Zorro und sie sich nun in einer Sackgasse befanden. Doch da kam ihr eine Idee, die mehr als riskant war, das wusste die junge Frau. Aber angesichts ihrer momentanen Situation hatte Robin keine andere Möglichkeit, wodurch sie geschwind die letzten Sprossen der Leiter hinaufstieg. Kalter Regen, der schon die ganze Zeit über auf sie niederprasselte, peitschte ihr ins Gesicht. Doch sie ignorierte die Nässe und blickte noch einmal durch die offene Luke.

"Hey, Smoker!", rief Robin mit klarer Stimme und lenkte die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich. "Du musst dich entscheiden, wer von uns beiden dir wichtiger ist. Zusammen wirst du uns nämlich nicht bekommen."

Innerlich betete Robin darum, dass ihr Plan aufging, während Zorro irritiert zu ihr hinaufsah. Auch Smoker fragte sich, was die einstige Baroque-Agentin vorhatte. Doch es gab nur einen Weg dies herauszufinden, woraufhin sein Gesicht zu einer Rauchwolke zerfiel und er der jungen Frau auf das Dach folgte, deren dunkler Schopf bereits von der Luke verschwunden war.

Immer noch verwirrt über das plötzliche Einmischen Robins blickte Zorro der Rauchwolke einige Sekunden nach, bis er dieser dann hinterher sprintete. Die Überraschung nahm für den Schwertkämpfer jedoch kein Ende, als er ebenfalls auf das Dach stieg. Anstatt dass Robin in die Richtung lief, aus der sie gekommen waren, und wo noch immer das Seil den Abstand vom Gefängnis zum Stützpunkt überbrückte, war sie in die entgegengesetzte Richtung gerannt. Hilflos riss Zorro die Augen weit auf, als er sah, wie aus dem Dachsims des gegenüberliegenden Wohnhauses ein Strang Arme herauswuchs. Sofort wusste er, was Robin vorhatte, als sie sich auch schon von der erhöhten Dachkante abstieß und sprang. Der entsetzte Schrei blieb ihm in der Kehle stecken. Machtlos musste Zorro zusehen, wie die Freundin den ausgestreckten Arm des Strangs zu Greifen bekam und an ihm hinüber auf das andere Haus zu schwang, wo sie dann, laut klirrend, durch ein Fenster ins Innere verschwand.

Als er dann aber sah, dass Smoker der jungen Frau nicht folgte, sondern hinab zu Boden schwebte, sprang Zorro wieder zurück durch die Luke ins Gefängnis. Im selben Augenblick drangen die gedämpften Schreie einer Frau zu ihm herauf, die aufgeregt nach den Marine-Offizier rief. Perfekt, dachte sich Zorro zufrieden, der bereits ahnte, dass der Grund für die Schreie nur die Freunde sein konnten. Immer mehrere Stufen überspringend, gelangte er zurück in den ersten Stock, wo er sich dann plötzlich einer auf ihn gerichteten Schwertspitze gegenüber sah, die direkt auf seine Kehle gerichtet war.

"Ich habe doch gesagt, dass ihr nicht entkommen werdet", sprach Leutnant Tashigi mit leiser, bedrohlicher Stimme, während hinter den Gläsern ihrer Brille ein triumphierendes Glitzern erschien. Ihr Unterkiefer war leicht angeschwollen und hatte eine rotblaue Verfärbung angenommen.

"Falls du es noch nicht mitbekommen haben solltest", brummte Zorro und taxierte sein Gegenüber auf zusammengekniffenen Augen, "aber meine Freunde sind schon längst frei."

Wie zur Bestätigung seiner Worte erklang in diesem Moment der laute Schmerzensschrei eines Mannes aus dem Erdgeschoß zu ihnen herauf. Erbost kniff die junge Frau ihre Lippen zusammen, als sie dann auch noch den Geruch von verbrannter Kleidung roch. Wut breitete sich in ihrem Körper aus, während sie sich insgeheim Sorgen um ihren Käpt´n machte, der eigentlich die Gefangenen bewachen wollte.

"Lass deine Schwerter fallen!", befahl die junge Frau mit kräftiger Stimme und kam mit der Spitze ihrer Klinge noch näher heran. Obwohl die Lage aussichtslos war, da sie die Stärken der Strohhutbande kannte, war sie dennoch nicht bereit Zorro gehen zu lassen.

Aus der tiefe seiner Kehle ließ der Schwertkämpfer ein bedrohliches Knurren ertönen, als er dann auch schon blitzschnell Chigule zur Seite schlug. Völlig überrumpelt stolperte Tashigi einen Schritt zurück und schaffte es gerade noch so einen weiteren Schlag abzuwehren. Die Muskeln in ihrem linken Arm protestierten aufgrund des heftigen Angriffs und nur mit zusammengebissenen Zähnen schaffte sie es ihr Schwert weiterhin fest in ihren Händen zu halten. Sofort bemerkte die junge Frau, dass sich etwas verändert hatte. Die Auseinandersetzung in dem Bürozimmer zuvor war eher eine spielerische Art gewesen. Doch jetzt prasselten die Hiebe des Schwertkämpfers unnachgiebig und mit mehr Kraft auf sie ein.

Immer weiter wurde Tashigi durch die Angriffe zurückgedrängt. Gegen die schnell ausgeführten Paraden bot sich für sie überhaupt keine Möglichkeit für einen Gegenschlag, wodurch ihr nichts anderes übrig blieb, als die Hiebe immer nur abzuwehren. Schon spürte sie die Abschlusskante der obersten Treppenstufe hinter sich. Als der nächste Schlag kam, drehte sich die junge Frau instinktiv zur Seite und ließ ihr Schwert folgen.

Durch die Wucht seines eigenen Angriffs wurde Zorro aufgrund des fehlenden Widerstands mitgerissen, wodurch er einige Stufen hinab laufen musste. Im nächsten Moment spürte er dann auch schon einen brennenden Schmerz an seiner rechten Seite. Ein großer Riss klaffte in seinem dunklen Mantel, während der Stoff seines Shirts darunter das warme Blut aufnahm. Für kurze Zeit waren nur der Kampflärm und die Schmerzensschreie der Männer zu hören, derweil Zorro das Blut an seiner linken Hand betrachtete.

Keuchend stand Tashigi über ihm. Sie konnte nicht umhin sich in Gedanken für den gelungenen Hieb zu gratulieren. Entschlossen und schnell ging sie zum Angriff über, bevor es dem Schwertkämpfer gelang, sich von seiner Überraschung zu erholen. Mit einem Kampfschrei rannte die junge Frau auf ihren Gegner zu und führte mit Chigule einen Schlag von oben aus. Reflexartig hob Zorro sein Schwert hoch, um den Hieb zu parieren, wobei er allerdings eine weitere Stufe hinabgedrängt wurde. Jetzt war er es, der sich in der abwehrenden Position befand. Bei jeder seiner Bewegungen fuhr eine Schmerzwelle nach der anderen durch seinen Körper. Um ein wenig die verletzte Seite zu entlasten, wechselte Zorro schnell sein Wado-Ichi-Monji in die linke Hand, bevor auch schon ein weiterer Schlag auf ihn niederging.

Obwohl ihr Atem schwer ging und ihre Arme unter der Anstrengung bereits zitterten, ließ Tashigi in ihrer Gegenwehr nicht nach. Neue Hoffnung erfüllte ihr Herz, je weiter sie den Schwertkämpfer in die Defensive trieb. Schon bald würde sie die Unterstützung der Soldaten bekommen, sobald sie ihren Gegner ins Erdgeschoß, das sich nur noch wenige Stufen entfernt befand, gedrängt hatte und dann würden ihr seine Schwerter gehören. Bei diesem Gedanken wurde die junge Frau mit einer neuerwachten Energie erfüllt und ihre Schläge wurden wieder kraftvoller.

Zorro, dem seine defensive Gegenwehr nicht besonders gefiel, warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den nächsten Hieb Tashigis, wodurch diese von der Wucht rücklings zu Boden fiel. Diese Chance nutzte der Schwertkämpfer und sprang die restlichen Stufen hinunter. Der Schmerz, der ihm bei dieser Aktion den Atem raubte, ignorierte er. Stattdessen war seine Aufmerksamkeit auf den Haufen Soldaten gerichtet, die sich alle eng zusammendrängten, als wenn es Freibier geben würde.

"Was ist denn hier los?", wunderte sich Tashigi, die sich wieder aufgerafft hatte und Zorro gefolgt war, und betrachtete das heillose Durcheinander vor sich mit weit aufgerissenen Augen. Im selben Augenblick beobachtete sie, wie ein schlanker, blonder Mann aus dem Gedränge der Soldaten gestoßen wurde. Dies war dann aber auch schon das Letzte, was die junge Frau sah, bevor sich erneut ein schwarzer Schleier über ihre Augen legte.

"Hey, Mann, was soll denn das?", rief Sanji aufgebracht aus, nachdem die zahlreichen Hände ihn endlich losgelassen hatten. In der nächsten Sekunde jedoch fiel sein Unterkiefer vor Ungläubigkeit hinab, als er zusah, wie Zorro einer dunkelhaarigen Frau einen Schlag gegen die Schläfe verpasste.

"Du Fiesling!", schrie er auch gleich sofort den Freund an und stampfte mit wütenden Schritten auf ihn zu.

"Sanji?", war das einzige, was Zorro vor Erstaunen herausbringen konnte.

"Du hast gerade eine Frau geschlagen", knurrte der Smutje mit einer Stimme, aus der seine Wut deutlich herauszuhören war.

"Na, und?", zuckte der Schwertkämpfer unbekümmert mit den Schultern.

"So was macht man aber nicht!", schrie Sanji ihn wieder an, wobei sich seine Stimme fast überschlug. "Ein Mann darf niemals eine Frau schlagen, du Rüpel!"

"Das ist mir doch egal, Rübenzähler", erwiderte Zorro scharf, dem jetzt ebenfalls die Wut packte.

"Ich verpass dir gleich selber eine, Schwerterheini", drohte der Freund ihm mit geballter Faust.

"Versuch es doch!"

Beide stierten sich mit blitzenden Augen an, wobei ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander getrennt waren. Doch als der Smutje die aufgebrachte Stimme Namis hörte, die noch immer von einer Horde umringt war, erinnerte er sich wieder daran, wo sie sich befanden. Sofort war der Streit vergessen und Sanji eilte schnell wieder zurück, um seiner Angebeteten zu Hilfe zu kommen. Nach einem letzten Blick auf Tashigi folgte Zorro dem Freund, der bereits einige Soldaten mit saftigen Tritten ins Land der Träume geschickt hatte.

Gemeinsam schlugen die beiden Freunde eine Schneise in das Gedränge hinein, die aber sofort von den nachrückenden Soldaten geschlossen wurde. Ein Mann nach dem anderen ging zu Boden, wobei Zorro zu seinem Missfallen seine Fäuste benutzen musste, da er nicht genügend Platz hatte, um die Klinge seines Schwerts singen zu lassen.

"Da seid ihr ja endlich", fauchte Nami die beiden Freunde an, die gerade mit einem ihrer Stäbe ihrem Vordermann einen Schlag auf dessen Stirn verpasste. Dieser stieß daraufhin einen lauten Schmerzensschrei aus und hielt sich gleichzeitig beide Hände auf die schmerzende Stelle. Gleichzeitig versuchte ein anderer Soldat nach den Armen der jungen Navigatorin zu greifen, als Sanji ihm aber auch schon sein Knie in dessen Nieren rammte.

Nami warf dem Smutje einen dankbaren Blick zu, der bei ihm das Herz höher schlagen ließ.

"Hat einer eine Ahnung, wie wir es schaffen, hier herauszukommen?", wollte Zorro wissen und schlug dabei einem Mann seine Faust ins Gesicht. Doch bevor einer seiner Freunde ihm eine Antwort darauf geben konnte, ging Nami mit einem überraschten Ausruf zu Boden. Sanji wollte sie noch rechtzeitig am Ellenbogen festhalten, als auch er von dem Gewicht der Soldaten, die hinter ihm alle wie Dominosteine umfielen, niedergedrückt wurde.

"Was ist denn das für ein Spiel?", war die Stimme Ruffys zwischen dem ächzenden Stöhnen der zu Boden gegangenen Männer zu hören.

"Jetzt gibt es richtig Ärger", hauchte Lysop mit zitternder Stimme und wies mit einem Arm zum Eingang hin, wo breitbeinig und mit wütendem Gesicht Käpt´n Smoker stand. Zur selben Zeit schüttelte Sanji einen Soldaten von seinem Rücken herunter und kam zwischen all den Körpern um sich herum nur schwerfällig auf die Beine.

"Hey, Sanji, du bist ja auch hier", begrüßte Ruffy den Freund, der seinen Käpt´n jedoch ignorierte und stattdessen einen Soldaten neben sich am Kragen packte, um Nami von seinem Gewicht zu befreien.

"Da ist Nami", rief Chopper freudig aus und wandte sich mit einem glücklichen Ausdruck an seine Freunde. "Habe ich es nicht gesagt, dass sie auch hier ist?"

"Und Zorro ist auch da", meinte Ace trockenen Tons und sah dem Schwertkämpfer bei seinem Bemühen auf die Beine zukommen zu. Gerade als dieser einem Soldaten einen nicht gerade sanften Tritt in die Seite gegeben hatte, schlangen sich auch schon zwei Arme mehrmals um seinen Körper. Entsetzt riss Zorro seine Augen auf, da ihm eine böse Vorahnung sagte, was als nächstes geschehen würde. Kaum, dass er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, spürte er auch schon einen harten Stoß in seinem Rücken und erneut ging Zorro zu Boden.

"Zorro, du bist am Leben", rief Ruffy freudig aus, während Lysop und Chopper die Tränen in den Augen standen, als sie ihren Freund endlich wieder sahen. Ace jedoch grinste nur vor sich hin.

"Ist ja gut, Ruffy", brummte der Schwertkämpfer missmutig und versuchte wieder aufzustehen. "Ich freu mich auch dich zu sehen. Aber jetzt geh endlich von mir runter."

"Spinnst du eigentlich?", zischte Nami ihrem Käpt´n zu und gab ihm einen Schlag auf den Kopf.

"Hallo, Nami", antwortete Ruffy und drehte seinen Kopf zu der Freundin hin. "Du bist ja auch hier."

"Hör jetzt auf mit diesem Schwachsinn", funkelte sie ihn böse an. "Wir stecken hier in ziemliche Schwierigkeiten."

"Haltet die Klappe!", schrie Smoker mit rauer Stimme aus, der bislang dem Treiben stumm zugesehen hatte, in der seine Wut jedoch immer mehr zugenommen hatte. Innerlich konnte er aber nur den Kopf über die Unbekümmertheit der Bande schütteln.

"Hey, schrei Namilein nicht an", schnauzte Sanji ihn aufgebracht an. Schnell legte Nami eine Hand auf seinen Mund, während die Soldaten, die sich alle langsam vom Boden erhoben und dabei eine kleine Gasse offen ließen, entsetzt zu ihrem Vorgesetzten blickten.

"Das hat er nicht so gemeint", wandte sich die junge Frau mit einem nervösen Lachen an Smoker. "Er ist immer so ein Scherzkeks."

"Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht", ging Ace jetzt entschieden dazwischen und trat an Sanjis Seite, "aber ich will jetzt endlich hier raus."

Die Freunde nickten nur bestätigend, während sie sich in einer Reihe und in Kampfstellung positionierten. Nervös schluckend sahen die Soldaten dem Geschehen zu, während sie auf ein Zeichen Smokers warteten. Lange Zeit herrschte eine gespannte Stille, in der niemand sich rührte.

"Verschwindet", meinte Smoker dann mit ruhiger Stimme und machte den Weg für die Freunde frei, während er die überraschten Blicke seiner Männer ignorierte.

"Äh ... wir dürfen gehen?", hakte eine verblüffte Nami nach, die den Gesinnungswandel des Mannes nicht verstand. Smoker nickte jedoch nur als Antwort.

"Na, wenn das so ist", zuckte Ruffy mit den Achseln und schritt an dem Marine-Offizier vorbei ins Freie. Die anderen folgten ihm, nicht aber ohne dem Mann misstrauische Blicke zuzuwerfen.

Draußen auf der Straße blickten ihnen noch gut zwanzig Soldaten entgegen, die die Freunde schon angreifen wollten. Doch Smoker hielt seine Männer mit einem Handzeichen davon ab, so dass die kleine Gruppe unbeschadet passieren konnte.

"Wieso lässt er uns einfach so gehen?", wunderte sich Lysop laut, während sie die Straße hinab schritten, ohne dass ihnen ein Soldat auch nur folgte.

"Er hat wohl eingesehen, dass er gegen uns keine Chance hat", antwortete Ace zufrieden.

"Es liegt wohl eher daran", erwiderte Nami mit grimmiger Miene, "dass er die Flying Lamb hat."

"Was?", rief Lysop entsetzt aus, derweil die anderen bei dieser Ankündigung stehen blieben.

"Er hat unser Schiff?", brach es wütend aus Ruffy aus.

"Und ich hab mich schon gewundert, was ihr hier macht", meinte Zorro leise.

"Was machen wir denn jetzt?", wandte sich Lysop ratlos an die Freunde.

"Wir werden wohl erst mal herausfinden müssen", meinte Ace nachdenklich und verschränkte dabei seine Arme vor der Brust, "wo er die Flying Lamb hingebracht hat."

"Die Antwort liegt doch klar auf der Hand", erwiderte Sanji trockenen Tons. "Smoker wird das Schiff natürlich zum Hafen gebracht haben."

"Ich glaube nicht, dass er es uns so einfach machen würde", entschied Ruffys Bruder mit einem nachdrücklichen Kopfschütteln.

"Auf jeden Fall plant der Kerl etwas", sprach Nami missmutig, während sie ihre Arme wegen der nächtlichen Kälte um den Körper schlang.

"Mit euch macht man wirklich etwas mit", lachte Ace plötzlich auf und grinste über das ganze Gesicht. "Lasst uns wieder zurück zum Viertel. Wir müssen uns noch überlegen, was wir wegen Blackbeard machen. Und außerdem müssen wir auch noch die Wiederauferstehung Zorros feiern."

"Ja, klasse, eine Feier", rief Ruffy begeistert aus.

"Wartet mal, Leute", hielt Chopper seine Freunde auf, die sich bereits wieder auf den Weg machten, und schaute fragend in die Runde. "Wo ist denn eigentlich Robin?"

Überrascht blickten sie sich alle an, da ihnen erst jetzt die Abwesenheit der Freundin auffiel, während sich Zorro eine Hand gegen die Stirn schlug.

"War sie denn nicht bei dir?", wandte sich Sanji besorgt an den Schwertkämpfer, dessen Gesicht sich grimmig bei der Erinnerung, wie die junge Frau durch das Fenster gesprungen war, verzog.

"Wahrscheinlich ist sie zum Hafen gelaufen", meinte Ace grübelnd, derweil er an den Moment im Gefängnis zurückdachte, als Robin ihm den Treffpunkt genannt hatte.

"Das hatte ich auch vorgehabt", hörten die Freunde plötzlich die Stimme der Freundin hinter sich. Als sie sich umdrehten, trat eine dunkle Gestalt aus den Schatten einer Hauswand heraus.

"Ich hab hier eine Nachricht für dich, Nami", sprach Robin weiter und etwas Weißes blitzte in ihrer Hand auf. "Sie ist von Professor Compton. Darin teilt er mit, wo wir die Flying Lamb finden."



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Kommentare zu dieser Fanfic (74)
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Von:  Kathili
2018-01-18T19:10:35+00:00 18.01.2018 20:10
Wow 😍 Richtig toll! 💜
Von:  Kathili
2016-08-28T11:10:55+00:00 28.08.2016 13:10
Schade das es nicht weiter geht. Habe mit großer Begeisterung deine vorherige Fanfic gelesen und würde gerne wissen wie diese hier endet. Du hast nen tollen Schreibstil und es macht einfach Spaß zu lesen! Vllt. schreibst du ja irgendwann doch weiter. Ich würde mich riesig freuen :-)
Von:  JuleJurassic
2008-04-28T19:49:08+00:00 28.04.2008 21:49
moah ich hab tränen in den augen *schnief*
echt tolles kaop mach weiter so *daumen hoch*

Von: abgemeldet
2007-04-03T22:11:47+00:00 04.04.2007 00:11
ich würde mich sehr freuen wenn du weiterschreibst.zwar kam lange zeit nichts aber ich hoffe trotzdem das noch was kommt
*anfleh*
Von:  Yatonii-
2006-10-10T16:42:18+00:00 10.10.2006 18:42
Ich hab mir deine FF heute zum ersten Mal bis jetzt durchgelesen und find sie echt cool!
mach weiter so
LG
Von:  Heroeumel
2006-05-15T20:27:17+00:00 15.05.2006 22:27
sorry, habe erst jetzt entdeckt, dass ich vergessen habe, ein kommi dir da zu lassen!
dann will ich das mal schnell ändern (auch wenn du leider z.Zt. nicht weiterschreibst).
ich kann mich den anderen nur anschliessen!!
ich liebe deine ff´s und das kap war mal wieder ganz grosse klasse!!
vielleicht findest du ja noch mal zeit und lust es weiter zu schreiben!!
bis dann
lg
Von:  Blacklady86
2006-03-10T11:43:10+00:00 10.03.2006 12:43
einfach klasse. Ich liebe deine ffs.
Man merkte richtig das Sanji die Streitereien mit Zorro vermisst hatte, einfach toll. Robin kann Zorro ja wieder gesund pflegen, obwohl ich das gerne übernehmen würde.

Mach schnell weiter

LG
Von:  Lalla
2006-03-09T18:02:42+00:00 09.03.2006 19:02
Hör doch auf an so spannenden stellen aufzuhören!!!!! T___________________________________________________________T
*heul* Wieso machst du das???????
Von: abgemeldet
2006-03-09T16:52:19+00:00 09.03.2006 17:52
Wow, wieder einklasse Kapi! Endlich sind sie aus dem Gefängnis raus, und es haben sich alle wieder gefunden! Ich hoffe mal das Zorros Verletzung nicht allzu schlimm ist, aber der hält ja einiges aus! Nur weiter so!

LG
Von: abgemeldet
2006-03-05T09:50:30+00:00 05.03.2006 10:50
*lol* Die arme Marine, immer verlieren sie.^^
Der Ausbruch ist echt klasse geschrieben und ich hoffe sie kommen auch heil raus.
Ich freue mich schon auf das nächste Kapi.
*knuffel*

seli


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