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First time, first kiss

Asagi x ?
von

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First Time

Die Luft war stickig und abgestanden. Geschwängert von Rauch und Schweiß. Kein angenehmer Ort für einen bildhübschen jungen Mann, von vielleicht gerade 19 Jahren.

Aber, er war hier, genau wie die Tatsache, dass er gerade von einem nicht minder hübschen, aber weitaus größeren Mann, durch die Menge gezogen wurde.

Die knappe Lederhotpant zwickte etwas, aber es ließ sich aushalten. Sonst musste er das schließlich auch stundenlang ertragen.

Das ebenfalls schwarze - bauchfreie - ärmellose Top, schmiegte sich an seinen schmalen Oberkörper, betonte die zierliche Gestalt des Blonden.

"Rena, zu wem bringst du mich denn, ich muss doch in einer halben Stunde tanzen. Tsukasa bringt mich um, wenn ich nicht auf der Bühne stehe."

Doch alles Flehen war vergeblich, der Braunhaarige ließ nicht mit sich reden.

"Ich habe dir doch von dem Freund erzählt, der mich besuchen wollte. Erinnerst du dich?"

Er zog Ruiza, durch eine kleine Ansammlung von Tischen und dunklen Sitzecken.

Der Blonde wollte diese gar nicht näher in Augenschein nehmen. Die Gestalten die meist dort saßen, wollten nicht gestört werden.

Diskretion, war eines der Mottos des ,Mirage' und Ruiza hütet sich davor, an einen dieser zwielichtigen Kunden zu geraten. Man wusste nie, was sie im Schilde führten.

"Ja, und?" Kam die unschuldige Gegenfrage.

"Und bist zu naiv, Ruiza." Sie schlängelten sich um einen weiteren Gast, mit dem Ruiza einen schmerzhaften Zusammenstoß gerade noch verhindern konnte. Wieso zwang man ihn nur auf, derart hohen Schuhen zu laufen? Man stolperte doch ständig. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen, dass er bei einer seine tänzerischen Nummern, noch nie von der Bühne gefallen war und sich das Genick gebrochen hatte. Mit diesen Schuhen, wäre ein solches Ende wirklich nur allzu wahrscheinlich.

"Voila...hier ist er."

Er ließ plötzlich Ruiza's Hand los und gab den Blick auf einen hochgewachsenen Mann, mit langem schwarzem Haar frei.

"Darf ich vorstellen. Ruiza, das ist mein alter Schulfreund Asagi."

Der junge Mann, stand etwas unschlüssig neben Rena und versuchte, den Fremden nicht allzu auffällig anzustarren. Er rang sich ein Lächeln ab und verneigte sich flüchtig.

Kami-sama, danke für die gute Erziehung, die er genossen hatte.

Der Anderen schien keine Miene zu verziehen.

War das ein gutes oder schlechtes Zeichen?

"Asagi, das ist Ruiza."

Der erste Eindruck war doch der wichtigste.

Nun lächelte der Schwarzhaarige schließlich doch und deutet dem Blonden neben ihm Platz zu nehmen.

Ruiza hätte fast schon aufgeatmet, wenn der andere ihn nicht mit Blicken geradezu kritisch beäugt hätte.

//Was kommt als nächstes? Fragt er mich, wie viel ich koste?//

"Rena hat mir gar nicht erzählt, dass er hier einen...", das nächste Wort kam etwas zögernd über die Lippen des Größeren, "...Freund gefunden hat."

Ruiza hatte sich unterdessen - in einem angemessenen Abstand - zu Asagi, neben diesem niedergelassen und lauschte nun den Worten des Anderen. Allzu unhöflich wollte er wirklich nicht erscheinen. So wie es schien war dies wohl Rena's engster Freund. Und wenn er es sich mit dem Braunschopf nicht verscherzen wollte, musste er wohl oder übel, dieses Gespräch über sich ergehen lassen.

"Wir...kennen uns noch nicht sehr lange." Antwortet Ruiza wahrheitsgemäß.

Sie hatten sich zuvor nur ein paar Mal gesehen. Flüchtig.

Draußen auf der Straße. Dort, wo Ruiza arbeitete, wenn er Geld brauchte.

Schnelles, schmutziges Geld. Er hasste es, aber für ihn die einzige Möglichkeit, seiner kranken Mutter den Arzt und sich selbst eine Wohnung bezahlen zu können.

Seit sich sein Vater mit ihrem ganzen Ersparten abgesetzt hatte, besaßen Ruiza und seine Mutter nur das nötigste zum Leben.

Und wenn Tsukasa von seinem Nebenverdienst Wind bekommen würde, wäre er sicher in dessen eigenem Bordell gelandet. Er wusste von ,Kollegen', dass er dann nur mit einem Bruchteil des Geldes abgespeist werden würde und das konnte er sich beim besten Willen nicht leisten.

Rena neben ihm beugte sich zu Asagi herüber und legte dabei flüchtig seine Hand auf die Schulter des Blonden.

"Und was hättest du gesagt, wenn ich eine solche Schönheit nicht geheim gehalten hätte? Du hättest mich doch ausgequetscht."

Rena feixte etwas und leerte sein Glas. Viel war ohnehin nicht mehr darin gewesen.

Der Inhalt des Glases aus dem Asagi trank, war ebenfalls verdächtig dezimiert.

So erhob sich der Braunhaarige und trat einige Schritte von ihrem Sitzplatz zurück, den Blick, auf die Bar gerichtet.

"Ich hole mir noch einen Drink. Willst du auch noch einen, A-chan?"

Ein Nicken folgte, der Frage und kurz wandte Asagi, den Blick von Ruiza ab.

Dieser fühlte sich sichtlich erleichtert.

Schon seit er an den Tisch getreten war, hatten die starren, kalten Augen des Größeren förmlich an ihm geklebt. Langsam fragte er sich, ob er nicht lieber gehen sollte. Diese Kühle, die der beste Freund Rena's an den Tag legte, behagte ihm nicht.

Ganz und gar nicht.

"Und du Ruiza? Soll ich dir auch etwas mitbringen?"

Fast hätte er Rena's Frage überhört, aber er bekam noch rechtzeitig den Dreh und schüttelte, noch immer tief in seine Gedanken vertieft, schnell den Kopf.

"Iie, aber danke."

Wieder zeigte er ein Lächeln. Eines dieser ehrlichen Lächeln, die er sich noch bewahrt hatte.

Und im selben Augenblick fühlte er wieder den Blick des Schwarzhaarigen auf sich lasten.

Kaum, dass Rena den Tisch hinter sich gelassen hatte und Ruiza ihm nur einen verstohlenen, gar hilflosen Blick nachgeschickt hatte, wendete sich Asagi erneut an ihn.

"Wie habt ihr euch kennen gelernt?"

Mit einem Kopfnicken in Rena's Richtung, erwartete er Ruiza's Antwort.

Er kannte natürlich Rena's Version, ihres ersten Treffens, aber irgendetwas in seinem Inneren, schrie danach, dass sein Freund geschwindelt hatte. Er wusste, dass Rena ihn nicht belügen würde. Aber er hatte geschwindelt. Und das nicht zu seinem Wohl, so war Rena nicht. Nein viel mehr hatte es etwas mit diesem Jungen zu tun. Und Asagi wollte herausfinden was es war.

Was diesen Jungen so, anziehend und gleichzeitig auch mysteriös machte.

Er war jung, hatte feine Gesichtszüge, einen zierlichen Körper und lange Finger, die er nun nervös knetete. Er schien nicht zu wissen, was er erwidern sollte.

Von seinen Fingern, glitten Asagi's Augen wieder zu dem jugendlichen Gesicht. Den leichten Schmolllippen, den blauen Augen, von denen Asagi beschwören konnte, dass es sich um Kontaktlinsen handeln musste. Weiter zu der kleinen Nase und dem fransigen Pony, das ihm teilweise in den Augen hing.

Die dünnen Augenbrauen, waren konzentriert zusammengezogen, die Lippen zu einem formlosen Strich gepresst und die geschminkten Augenlider leicht niedergeschlagen.

"Also...ich...", er wandte kurz den Blick von seinen Fingern, herüber zur Tanzfläche, auf der Suche nach einem klitzekleinen Lebenszeichen von Rena, der zurück auf den Tisch steuern würde, um ihn aus dieser misslichen Lage zu befreien. Leider, Fehlanzeige. Kein Rena. Keine Rettung vor der nächsten Antwort. Er musste sich also schleunigst etwas ausdenken.

"Also...wir sind..." Ein unsicherer Blick zu Asagi zeigte ihm, dass er dessen vollste Aufmerksamkeit besaß.

//Nur nicht schlapp machen, Ruiza. Denk nach. Der Typ will dich nur verunsichern.//

"...im Park zusammengestoßen."

Lautete die ernüchternde Antwort. Ruiza gratulierte sich gedanklich selbst, für diesen grandiosen Einfall. Das war einfach. Und normal. Man stieß doch ständig mit irgendjemandem zusammen. So etwas passiert in einer solch großen Stadt häufiger. Das war plausibel und...einfach eben.

"Zusammengestoßen?"

Asagi klang überrascht.

Vielleicht doch nicht so einfach. Er hatte gehofft, dass er nicht noch weiter darauf hätte eingehen müssen. Wo verdammt blieb, Rena eigentlich? Es konnte doch gar nicht so lang dauern, zwei Drinks von der Bar zu holen. Sie war doch praktisch um die Ecke.

Ein zaghaftes Seufzen des Jüngeren, der sich rasch eine weitere Lüge zusammenreimte.

"Beim Joggen, im Park."

Jetzt runzelte Asagi nachdenklich die Stirn und musterte Ruiza mit eindringlichem Blick. Den Kopf hatte er, auf die Handfläche gestützt.

So wie es aussah, glaubte er ihm nicht.

"Ich wusste gar nicht, dass Rena joggt."

Ließ er verlauten und fixierte die mittlerweile auf seinem Platz eingesunkene Gestalt.

//Na...wunderbar. Ich hätte Rena nach seinen Hobbies fragen sollen.//

So konnte er nur das einzig mögliche tun, cool bleiben und vollkommen unschuldig spielen.

Er zuckte also nur gleichgültig die Schultern und meinte: "Er hat dir schließlich auch nicht von mir erzählt."

Asagi neben ihm, entspannte sich merklich und entgegnete nur ein:

"Schon möglich."

Ruiza seufzte erleichtert auf, als er Rena in dem dichten Gedränge auftauchen sah und sprang augenblicklich von seiner Sitzgelegenheit auf.

Machte seinem Freund Platz.

"Die Getränke gehen auf mich." Beeilte er sich zu sagen und lächelte dem Braunhaarigen zu.

Rena schien etwas überrumpelt, nickte aber dankbar.

Er wusste schließlich um Ruiza's Geldsorgen und welches Opfer diese Getränke, dem Jungen abverlangten. Er sah es als Ehre.

"Du musst schon los?"

Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihm, seine Vermutung. Noch fünf Minuten bis zum Auftritt und Ruiza musste sich vorher noch etwas zurechtmachen.

"Hai, es tut mir Leid. Aber vielleicht kommst du...", er beeilte sich zu sagen, "...kommt ihr", er nickt Asagi leicht zu, "...in den nächsten Tagen vielleicht noch einmal vorbei?"

In seinen Augen glitzerte es, als er hoffnungsvoll zu dem Größeren aufsah.

Er hatte sonst niemanden ,Normalen' den er kannte. Entweder es handelte sich um andere Tänzer, die ausnahmslos bis auf den Letzten, neidisch auf seinen Erfolg waren, oder Stricher von der Straße. Drogenabhängige, männliche Huren, die ihren Körper für Stoff verkauften. Oder die vielen Freier und geifernden Bürohengste, die hier saßen und ihm Geldscheine in die Stiefel steckten.

Wenn man es also recht bedachte, war Rena der einzige, mit dem er sich einigermaßen ungezwungen unterhalten konnte, der ihn normal behandelte.

"Aber natürlich. Dann kann ich dich als Revanche hierfür einladen."

Ruiza nickte nur leicht und entdeckte Tsukasa einige Tische weiter.

Er beeilte sich, sich von Rena und Asagi flüchtig zu verabschieden, ehe er fluchtartig die hinteren Räume, des Clubs aufsuchte.

Die beiden sahen der verschwindenden Gestalt nach.

Rena blickte ihm in einer Mischung aus Besorgnis und Mitleid nach. Asagi aus purem Interesse.

Schließlich ließ sich der Braunhaarige neben seinem Freund nieder und schob ihm das Glas mit einer bläulichen Flüssigkeit herüber.

"Der arme Junge." Seufzte er fast lautlos.

Asagi an seiner Seite wurde hellhörig, sagte aber nichts.

"Er scheint sehr nett zu sein." Ließ er verlauten und blickte fragend den Inhalt seines Cocktailglases an.

"Er ist es." Rena trank einen Schluck von seinem roten Drink und lehnte sich zurück.

"Er ist ein Goldstück. Ein Engel, weißt du. Er hat so etwas nicht verdient."

Asagi an seiner Seite, drehte den Kopf etwas, um den Worten seines Freundes, Gehör zu schenken.

Jetzt wurde es wahrlich interessant.

"Wie meinst du das?"

Wieder ein Blick auf sein Glas.

"Das wirst du gleich sehen."

Der Braunhaarige deutete nur mit einem Kopfnicken auf die erhöhte Plattform, in ihrem Sichtfeld.

Asagi wandte sich ebenfalls der Bühne zu und wartete gespannt.

Wenn er richtig vermutete, dann spielte sich hier gleich etwas ab, mit der er bereits gerechnet hatte. Dann wusste er auch, ob sein erster Eindruck von Ruiza richtig gewesen war.

"Ich wusste gar nicht, dass du joggst." Bemerkte er fast beiläufig, als er nach seinem Glas griff.

"Das tue ich auch nicht." Kam es ebenso beiläufig zurück. Es klang wie eine Nebensache. Und obwohl die beiden Freunde Jahrelang getrennt gewesen waren, verhielten sie sich wie früher. Genauso vertraut.

"Eine interessante Mischung. Sie wird dir schmecken." Mit einem Finger deutete Rena lächelnd auf das Getränk.

"Du magst doch sich noch immer die Mischung süß und sauer." Ein undefiniertes Lächeln, lag auf seinen Zügen.

Asagi nickte nur zustimmend und richtete seinen Blick erneut zur Bühne, als dort leise Musik erklang.

Die Lichter des Clubs wurden gedimmt und dafür erstrahlten über der Bühne nun blaue und rote Spotts.

"Ich habe mich mit dem Kleinen unterhalten."

Ohne seinen Blick von der Bühne zu nehmen, auf der sich nun ein einzelner junger Mann rhythmisch zur Musik bewegte.

"Und was hast du ihn gefragt?"

Rena ließ seinen Blick ebenfalls auf der tanzenden Gestalt ruhen.

"Ich habe ihn nach eurem ersten Zusammentreffen gefragt. Ich war neugierig wie sich seine Variante anhört."

Die zierliche Person, zog das vor ihm sitzende und stehende Publikum in seinen Bann. Er warf den Kopf in den Nacken und ließ seine Hüfte verführerisch kreisen.

"Und, bist du mit der Antwort zufrieden gewesen?"

Der Andere ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

"Ich habe erfahren, was ich wissen wollte."

Noch immer hing der Blick des Schwarzhaarigen an Ruiza.

"Und, was gedenkst du jetzt, mit dieser Information zu tun?"

Es klang nicht wissbegierig. Eher wie eine bloße Feststellung. Wie etwas Unwichtiges über das man nicht einmal sprechen wollte, so banal erschien es.

"Das werde ich mir noch überlegen."

Der Blonde war auf die Knie gesunken, ließ sich berühren, sich Geldscheine zustecken. Er räkelte sich unter Jubelgeschrei, extatisch auf dem kleinen Podest, nah an den Schaulustigen.

"Aber für's erste...habe ich genug gesehen."

Mit diesen Worten ließ er seinen Drink stehen und beugte sich verschwörerisch über den Tisch zu Rena herüber.

"Und ich mag es lieber...bitter."

Damit stieß er sich von seinem Platz ab, würdigte der Bühne und der darauf befindlichen Person keines Blickes mehr. Dann verließ er umgehend das Mirage.

Rena nippte nur an seinem Drink und lächelte.

"Und ich jogge gerne."
 

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Musik:

D - Sleeper

Ruiza - Save Me
 

Finished Chapter: 09.01.2006 00:32

Last Time?

An diesem Abend tanzte der junge Mann noch etliche Male mehr.

Ließ sich freiwillig Geldscheine in jedes erdenkliche Kleidungsstück stecken.

Er spielte seine Rolle, wie man es von ihm verlangte.

Wie einer dieser Hochbezahlten Hollywoodschauspieler - mit demselben Millionenschweren Lächeln, aber mit einem Bruchteil dessen, was diese Hochglanzschaubilder an den Plakatwänden nach Hause brachten.

Ruiza seufzte herzzerreißend und kickte einen weiteren kleinen Stein zur Seite.

Seine ausgelaufenen Turnschuhe ertranken beinahe in der Pfütze, durch die er gelaufen war. Das kühle Nass, bahnte sich seinen Weg durch die nicht weniger schäbigen Socken.

Von denen er zu allem Übel, auch nur noch geringelte in den Habseligkeiten seiner Mutter gefunden hatte. Wenn er etwas von ihr tragen musste, weil er sich nichts Neues leisten konnte, wurde ihm nur wieder schmerzlich bewusst, wie wenig er doch besaß und wie er auf Menschen wie Tsukasa angewiesen war.

Und solche Menschen waren wie, Aasfresser. Sie rissen Stück für Stück aus einem heraus, wenn man nicht einmal mehr kräftig genug war, auf die Beine zu kommen. Sie nagten an einem, frassen bei Lebendigen Leibe, den Opfern das letzte Fleisch vom Knochen.

Es war wie mit Kindern, die ein kaputtes Spielzeug wegwarfen.

Und er war so zerkratzt. So einsam. So verloren. So verlassen.

Zum ersten Mal seit Tagen spürte er wieder das vertraute Gefühl von Tränen auf seinen Wangen. Wie sie seine Haut hinabliefen - die hohen Wangenknochen, das Kinn, den Hals hinabflossen - um dann im Stoff seines breiten, roten Pullis zu versickern.

Ein leises Schluchzen schlich sich seine Kehle hinauf. Ließ seine Stimmbänder den gequälten Laut seines Herzens hörbar werden.

Aber nur ganz leise. Er wollte keine Schwäche zeigen. Auch wenn er mittlerweile allein in diesem Teil der Stadt unterwegs war. Es konnte ihn ja doch vielleicht jemand sehen.

Er wollte kein Mitleid. Nein, alles was er wollte war...

War...

Ruiza lehnte an einer flackernden Laterne und versuchte seine Gedanken und vor allem seine Stimme wieder unter Kontrolle zu bringen.

Er durfte jetzt nicht aufgeben. Er durfte jetzt einfach keine Schwäche zulassen. Das half seiner Mutter auch nicht, gesund zu werden. Er brauchte Geld.

Aber verdammt, so konnte er doch nicht weitermachen.

Seinen Körper verkaufen. Seine Seele schänden lassen.

Und das für einige läppische Yen-Scheine, die man ihm zuschob.

Dafür, dass man den Mund hielt, die Beine breit machte und das Gesicht eines glücklich tuenden Familienvaters vergaß, den man jeden Nachmittag in der Mittagspause, mit seinem Kind im Park spielen sah.

Wenn er nur daran dachte, wie sich diese unsittlichen Männer, nachts dafür aus dem Haus stahlen, die Familienkasse ausraubten, nur um einen dieser Jungen für eine Nacht zu kaufen. Hätten sie ihrem Kind dafür lieber einen Teddybären oder eine Puppe geschenkt. Sie wären damit glücklicher geworden, als diese Kinder, die an der Straßenecke standen und darauf warteten, abgeholt zu werden.

Der Blonde schluchzte abermals. Diesmal wesentlich lauter. Die Fingerknöchel traten weiß auf seinem schmalen Handrücken hervor, so sehr klammerte er sich an diese flackernde Insel, inmitten seiner auferlegten Dunkelheit. Aber von ihr gab es kein entrinnen, wer einmal auf ihr gestrandet war, konnte kaum auf Rettung hoffen.

Es war wie Fluch und Segen zugleich.

Er verdiente immerhin mehr Geld, als bei legaleren Jobs, aber was er dafür über sich ergehen lassen musste.

Wenn er das Geld nicht so dringend bräuchte, hätte er längst damit aufgehört.

Er wäre fort gegangen. Vielleicht in eine andere Stadt. Und hätte dort seine Schule beendet. Dann einen Job gesucht, mit dem er einigermaßen über die Runden kommen würde und wenn er Glück hatte, würde er Freunde finden. Er würde endlich ein Hobby haben. Gitarre spielen. Singen und wie alle anderen Jungen in seinem Alter auch - Basketball spielen.

Der neue Trend. Auch wenn man ihn für seine Körpergröße nicht für einen Sportler halten würde. Jeder der halbwegs etwas auf sich hielt, spielte Basketball. Und er hatte das früher auch getan. Zusammen mit seinen Mittelschulfreunden. Mittlerweile spielten sie nun in Teams. Er beobachtete sie manchmal heimlich, wenn sie auf einem der großen Plätze, der Schule spielten.

Er wäre gerne wieder zur Schule gegangen, aber er wusste, dass er es nicht konnte.

Schule kostete Geld. Geld das er nicht übrig hatte.

Aber ebenso schmerzhaft dachte er auch an die letzte Begegnung mit seinen ,Freunden' zurück. Freundschaft überstand wohl wirklich keine Veränderungen.

Ein Mal hatte er gefragt, ob er nicht mitspielen dürfe.

Ein einziges Mal und diese Bastarde hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als diese ,Hure' nach ihren Maßstäben zu maßregeln.

Einige der barschen Worte hatten sich tief in seine Seele gefressen.

Sie hielten ihn für Abschaum. Für etwas Minderwertiges. Aber niemand von ihnen hatte versucht, ihn zu verstehen. Zu verstehen, warum er sich verkaufen musste.

Und wie es eben kommen musste, irgendjemand kam eben hinter seine ,nächtlichen Beschäftigungen'. Sie beobachteten ihn. Und stellten ihm immer wieder nach.

Es war ja kein offenes Geheimnis, dass Ruiza nun beileibe kein besonders starker, oder hochgewachsener Junge war, aber bis zu diesem Tag hatte sich das niemand zum Vorteil genommen. Bis er auf diese Halbstarken getroffen war, die er einst für Freunde gehalten hatte. Es fing fast harmlos an.

Sie begannen sich über ihn lustig zumachen. Unter Jugendlichen war dieses Genecke nur natürlich. Aber dann waren sie immer ausfallender geworden und irgendwann hatten sie ihn gepackt und abwechselnd geschlagen. Benommen, ja fast bewusstlos geprügelt.

Wäre ein hilfsbereiter Passant nicht im Selben Augenblick vorbeigekommen, hätten sie ihn wahrscheinlich umgebracht.

Wie hatte sich Ruiza auch einbilden können, dass er unter Gleichaltigen, gleichberechtigt war. Er war eben doch nur, der Abschaum der Straße. Etwas das man benutzte, aber nicht darüber sprach, weil es als unschicklich galt.

Dieser gutherzige Mensch hatte ihn zu sich genommen und seine Wunden versorgt. Der Blonde hatte darauf bestanden, keinen Arzt aufzusuchen, weil ihm das nötige Kleingeld fehlte. Der Andere hatte das stumm zur Kenntnis genommen und ihn verpflegt.

Und Ruiza war nachts dann einfach verschwunden.

Er hinterließ nur eine niedergeschriebene Notiz und etwas Geld. Alles was er bis dahin noch besessen hatte. Danach war er dem hilfsbereiten Mann nicht wieder begegnet.

Bis es zu diesem Zwischenfall mit einem Freier gekommen war.
 

"Du willst mir also weiß machen, dass es vollkommen normal ist, dass er da so freizügig tanzt?" Die Wut in Asagi's Stimme war unüberhörbar.

"Seit wann stehst du auf Kinder, Rena?" Wut und Ekel. Ekel darüber, dass er seinen eigenen besten Freund nicht wieder erkannte.

"Du steigerst dich da in etwas hinein, A-chan."

Dieser Rechtfertigungsversuch, sofern es überhaupt als Versuch bezeichnet werden konnte, klang ernüchternd und Asagi schien sich nicht damit abspeisen lassen zu wollen.

"Verdammt, Rena. Ich weiß von deiner Neigung." Ein entnervtes Seufzen des Angesprochenen wurde laut.

"Wie lange kennen wir uns jetzt schon?" Und der Andere wollte sicher nicht locker lassen. Bis er endlich bekam, was er wollte. Antworten auf Fragen, die ihm die gesamte Zeit seit er in dieser Stadt aufgetaucht war, beschäftigt hatten.

"Lange genug für dich, um zu wissen, dass ich nichts mit Jüngeren anfangen würde."

Was machte sein Freund eigentlich ein solches Aufheben um einen ganz normalen Besuch in einem Club? Gut. Er kannte einen der Tänzer auch persönlich, aber war das ein Indiz dafür, dass er gleich etwas mit diesem haben musste? Klar, Rena konnte sich nicht ganz von Gefühlen, die er für den Blonden hegte lossagen, aber diese gingen über Freundschaft nun einmal nicht hinaus. Er wollte ihm helfen, mehr nicht.

"Er ist Stricher, Rena. Was willst du mit ihm? Du kannst mir nicht glaubhaft erzählen, dass du mit ihm gemütlich Tee trinkst und plauderst." Purer Sarkasmus entsprang diesen Worten, aber wenn man die Fakten betrachtete, mochte Asagi schon richtig liegen. Niemand außer Rena selbst, wusste eigentlich, was es mit diesem kleinen Blonden auf sich hatte. Und es störte seinen Freund sichtlich, dass er dieses Geheimnis auch vor ihm verbergen wollte.

Draußen trommelte leise der Regen an die Fenster.

Der Braunhaarige blickte herüber zum Fenster und spähte in die Dunkelheit. Er war tief in Gedanken versunken und hatte auf die vielen Fragen nur eine Antwort: "Du weißt nicht, was er durchmachen muss."

Der Schwarzhaarige stöhnte nur gequält auf.

"Spielt dich nicht als den Barmherzigen auf. Er ist selbst Schuld, dass er da hineingeraten ist. Du solltest dich von ihm fernhalten, wenn du keinen Ärger willst."

Die dunkelbraunen Augen stierten nur weiter in die vorherrschende Dunkelheit hinter dem soliden Glas.

"Dafür ist es jetzt auch zu spät."
 

Irgendwann war Ruiza wieder zu sich gekommen. Sein Körper fröstelte, in der Kühle der bereits weit fortgeschrittenen Nacht und zu allem Übel, hatte es nun auch noch zu regnen begonnen. Unsicher, schwankte der Blonde durch den bleiernen Vorhang, an schweren Regentropfen, seinem Heim entgegen.

Er fühlte sich elend. Schmutzig und benutzt.

Hätte er Tsukasa nicht bitten müssen, ihm den Lohn für die nächsten Auftritte schon vorzuschießen, wäre er sicher nicht in diese prekäre Lage gekommen. Aber was blieb ihm schon übrig, als zu kooperieren.

Wenn er ehrlich war, wäre er in einem anderen Fall sicher nicht so glimpflich davongekommen.

Ihm wurde schon schlecht, sobald er auch nur an diesen, widerlichen Körper denken musste.

Klar, er hatte das schon viele Male über sich ergehen lassen müssen. Tsukasa hatte das einmal scherzhaft ,Gabenteilung' gemeint. Um Gaben handelte es sich hier nun wirklich nicht.

Sein Magen rebellierte schon, wenn er nur das Stechen seines Unterleibs spürte.

Der Clubbesitzer, war weiß Gott, nicht gerade zimperlich mit ihm umgesprungen. Solche Brutalität, war der blonde Junge sonst nicht gewohnt.

Aber das war Geschichte. Eines dieser Dinge, die man am besten so schnell wie möglich wieder vergaß, bevor sie einem wirklich nah gingen. Das war das einzigste, das ihn am Leben und bei Verstand hielt. Gefühle konnte man da nicht gebrauchen. Man schaltete sie bereits schon aus, wenn der potentielle Kunde durch die Tür kam.

Noch etwas benommen, taumelte der Jüngere weiter, musste gelegentlich an einer Hausecke, oder einer Straßenlaterne Rast machen.

Der Regen aber prasselte unaufhörlich weiter auf sein gesenktes Haupt. Durchnässte ihm die Kleidung und kühlte seinen völlig ausgezehrten Körper aus.

Von hier, waren es noch fünf Straßen, bis zu seiner billigen Wohnung. Seinen eigenen vier Wänden, in einem noch viel billigererem Hochhaus. Es war verdreckt, stank und der Hausmeister kümmerte sich sicher schon seit Jahrzehnten nicht mehr um diese baufällige Ruine.

Es machte eigentlich kaum einen Unterschied, ob er jetzt hier irgendwo in einer Seitengasse zwischen Mülltonnen schlief, oder sich bis zu seinem trauten Heim schleppte. Wahrscheinlich wäre er mit einem trockenen Hauseingang noch besser bedient, als mit beiden ersteren Lösungen.

Er konnte auf keinen Fall, noch einen Schritt weiter laufen.
 

"Ich geh mir Zigaretten kaufen." Durchbrach Asagi, die peinliche Stille, die seit einigen Augenblicken zwischen ihnen herrschte. Langsam wurde es auch ihm zu nervenaufreibend, darauf zu warten, dass sein Freund mit der Sprache rausrückte. Er schien viel mehr von diesem Jungen zu wissen, als er zugeben wollte, sonst wären diese Andeutungen nicht gefallen.

Und Rena nickte nur. Er hielt ihn nicht auf, obwohl es in Strömen regnete. Er blieb einfach stumm. Saß nur in seinem Sessel, der Couch gegenüber, auf der sich eben noch Asagi ausgestreckt hatte. Es schien, als wäre er mit etwas wichtigereren beschäftigt.

Und Asagi vermochte nicht herauszufinden, was es war.

Er kannte den Braunhaarigen nun schon fast sein halbes Leben und noch nie war ihm sein bester Freund so sonderbar vorgekommen. Er verstand ihn plötzlich nicht mehr. Das waren völlig neue Seiten, an dem jungen Mann, die er zuvor nicht entdeckt hatte.

Seufzend streifte er sich seine Schuhe vor der Eingangstür an und wollte gerade nach dem Türknauf greifen, als jemand seine Arme von hinten um ihn schlang und sich ein warmer Körper an seinen drückte.

"Glaubst du...ich bin verrückt geworden?"

Brachte eine Stimme hinter ihm, etwas verzerrt durch das schwarze Hemd, das den ebenfalls Schwarzhaarigen zierte, murmelnd hervor. Rena's Kopf lehnte an den Rücken des Älteren gekuschelt.

Asagi dachte einen Augenblick nach, musste von der überraschenden Umarmung irritiert, erst einmal die Worte des anderen verarbeiten.

Aber dann legte er nur sanft eine Hand, auf die verschränkten, die seine Tallie umfassten und musste unwillkürlich lächeln.

"Ja...verrückt...und zu hilfsbereit." Ließ er verlauten und drehte sich in Rena's Armen zu ihm um.

"Was auch immer dieser Junge durchmachen muss. Du weißt davon, habe ich Recht?"

Rena nickte nur mit gesenktem Haupt.

"Und glaub mir...er hat das wirklich nicht verdient." Fügte er betrübt hinzu.

Asagi's Gesichtszüge nahmen eine liebevolle Form an und er legte nun seinerseits die Arme um den hageren Körper des anderen.

Seinen Kopf stützte er dabei in die Halskuhle.

"Auch wenn ich keine Ahnung von diesen Dingen habe, die hier um dich herum geschehen...", er hielt kurz inne und seufzte einmal lautlos auf. Er wollte ja, von all dem hier wissen. Er wollte wieder ein Teil von Rena's Leben sein. Er wollte wieder das Gefühl haben, dass sein bester Freund seinen Kummer mit ihm teilte.

"...wie wäre es, wenn du diesen...", einen Augenblick lang, suchte er nach dem Namen, der blonden Schönheit.

"...Ruiza Morgen zum Essen einlädst?"

Er konnte beinahe spüren, wie der Braunhaarige an seiner Schulter lächelte.

"Und dir würde es auch wirklich nichts ausmachen?"

Kam die etwas ungläubige Gegenfrage.

"Was das jetzt rhetorisch zu verstehen?"

Beide mussten lachen und lösten die innige Umarmung schließlich wieder.

"Aber um dich zu beruhigen...", er wuschelte Rena lächelnd durch die Haare.

"Für dich würde ich alles ertragen." Die Antwort machte seinen Freund etwas verlegen und er stieß Asagi als Antwort mit dem Ellbogen leicht in die Rippen.

"Du Idiot." Stieß er leise lachend hervor.

//So gefällst du mir besser. Ich hatte schon Angst, du hättest dein Lächeln verloren.//

Der Schwarzschopf ließ sich allerdings diesen ,Angriff' nicht gefallen und stürzte sich auf Rena. Sie rangelten beide ungestüm. So wie sie es immer getan hatten. Fast wirkte es als wären sie in die Vergangenheit zurückversetzt. Aber etwas lag noch zwischen ihnen. Und das zeigte sich nun mehr denn je, wie eine unüberwindbare Mauer. Wie ein riesiger Abgrund zwischen ihnen.

//Was ist nur geschehen, dass du mit einem solchen Ernst und einer nie da gewesenen Verbissenheit über Dinge nachdenkst? Es ist dieser Junge, nicht wahr?

Hast du dich vielleicht am Ende doch in ihn verliebt?//
 

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Musik:

Phantasmagoria - Material Pain

Luna Sea - Storm
 

Finished Chapter: 10.01.2006 00:52

Last night, new dawn

Mittlerweile hatten es sich die beiden Freunde wieder auf der weißen Ledercouch des Braunhaarigen bequem gemacht.

Und im Augenblick lauschte Rena Asagi's Zukunftsplänen.

Asagi war seit ihrer gemeinsamen Mittelschulzeit begeisterter Musiker. Er beherrschte neben Gesang auch flüchtig einige Musikinstrumente. Aber er gebrauchte lieber seine Stimme, um Gefühle auszudrücken.

Er war, auch sollte man es kaum für möglich halten, ein sehr gefühlvoller Mensch.

Es gab nur leider viel zu wenige, die sich die Mühe machten und versuchten hinter diese auferlegte Maske aus Arroganz und Eitelkeit zu sehen.

Asagi war ein wunderbarer Mensch.

Rena konnte kaum glauben, dass er es so lange ohne ihn ausgehalten hatte.

Der Braunhaarige lächelte und nippte an seinem Glas Bacardi-Cola.

Es war lustig zu sehen, wie Asagi seine Brille immer wieder peinlich genau auf die Nase schob, wenn er sich in einem Augenblick unbeobachtete fühlte.

Asagi hatte seine Brille immer gehasst. Deshalb trug er in der Öffentlichkeit auch ständig Kontaktlinsen. Etwas eitel war er eben doch.

Der Schwarzhaarige schürzte die Lippen und betrachtete Rena argwöhnisch.

"Was ist daran so lustig?"

Wollte er wissen und erntete nur ein unterdrücktes Kichern.

"Nichts...nichts...erzähl nur weiter."

Der Braunhaarige biss sich verzweifelt auf die Unterlippe, um nicht in haltloses Gekicher zu verfallen.

Wenn er Asagi einen Spiegel unter die Nase gehalten hätte, wäre dieser sicher empört ins nächste Bad gestürmt.

Der Schwarzhaarige seufzte nur genervt auf und fuhr sich mit einer Hand durch die lange Haarpracht.

"Dir erzähle ich nichts mehr, wenn du mich nur lächerlich machst."

Er wusste, dass er damit an das Gerechtigkeitsgefühl des Anderen appellierte.

"Schon gut, ich höre ja schon auf...", der Lachende beugte sich vor und fischte einen Snack aus Asagi's Strähnen, den er dann genüsslich in seinem Mund verschwinden ließ.

Irgendwann bevor sie wieder in ein befremdliches Schweigen verfallen konnten, hatte Rena es darauf angelegt, dass sie sich gegenseitig mit Süßigkeiten und Knabbereien bewarfen, wobei der Braunhaarige klar den Anfang gemacht hatte und das ganze geradezu nach einer Revanche des Anderen schrie. So schien noch etwas von ihrer ,Munition' in dem Haar des Größeren zurückgeblieben zu sein.

Sie benahmen sich wahrlich wie Kinder, aber hatten so viel Spaß wie schon lange nicht mehr.

Es tat gut, einmal alle Sorgen zu vergessen und Asagi hatte schließlich mehr als genug.

Rena wusste es noch nicht, aber er hatte keinen Job und würde in einem Monat seine Miete nicht mehr bezahlen können.

Er musste also dringend an Geld kommen. Und insgeheim hatte er auch gehofft, dass Rena ihm bei seinem speziellen Wunsch weiterhelfen konnte.

Er wusste, dass der andere ein Instrument spielte - Bass.

Aber noch immer fehlten ihm, Schlagzeuger wie Gitarrist. Ohne diese elementaren Klangwerkzeuge durfte er sich schwer tun, eine Band zu gründen.

Aber noch hatten sie dieses Thema nicht angerissen und dabei sollte es auch erst einmal bleiben. Er würde sich hüten, Rena noch mehr Kummer zu bereiten, als dieser aufnehmen konnte. Er hatte schließlich genug mit diesem Jungen zu tun.

"Und hier auch noch...", Rena zupfte ein Gummibärchen aus Asagi's Hemdkragen und lächelte süffisant.

"Und du beschwerst dich über meine Tischmanieren...", wieder lachten beide.

Unvergesslich waren die Momente ihres gemeinsamen Lebens gewesen, die sie bereits verbracht hatten.

Es waren viele schöne Erinnerungen, die Asagi mit Rena verbannt. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit.

Sie waren durch gute und schlechte Zeiten gegangen. Immer an der Seite des anderen. Mal als aufbauende Stütze und wieder als Freund, mit dem man sei Glück teilen konnte.

Gemeinsame Urlaube, Schulabschlüsse und schließlich die Einschreibungen an diversen Universitäten, hatten sie gemeinsam bestritten.

Und irgendwann war eben auch der Zeitpunkt gekommen, an dem sich ihre Wege trennten.

Aber einander vergessen hatte sich nie.

In der ersten Zeit führten sie fast tagtägliche Telefongespräche miteinander, wenn man bedachte, dass sie nun fast ganz Japan trennte, war die Sehnsucht nach dem besten Freund mehr als groß gewesen.

Auch wenn Asagi es nie zugeben wollte, er hatte Rena wirklich vermisst.

Seit der Kontakt zu dem Braunhaarigen im Laufe der Monate immer mehr ins Dunkel verschwunden war, fühlte sich der Größere verlassener denn je.

Er wusste nicht, was Rena in der Zeit trieb. Er selbst knüpfte nur flüchtige Kontakte zu anderen. Niemand hatte ihm davon besonders am Herzen gelegen. Sie waren eben nicht...Rena.

Wie der Braunschopf es bloß angestellt hatte, ihn so von sich abhängig zu machen.

Aber er wusste genau was er an dem Braunhaarigen liebte.

Er konnte ihm vertrauen. Und im Ernstfall wäre Rena immer für ihn da gewesen. Er hätte sich nur melden müssen.

Und er war froh jetzt hier sein zu dürfen. Hier bei ihm. Und wie es schien ging es dem anderen genauso.

Rena kicherte immer noch und trank den letzten Schluck aus seinem Glas, ehe er es klirrend zurück auf den kleinen Tisch vor sich abstellte.

"Ich habe das wirklich vermisst."

Gestand Rena und seufzte halbherzig.

"Ehrlich. Ich habe dieses Ungezwungene mit dir wirklich vermisst. Aber nachdem du dich nicht mehr gemeldet hast, hatte ich Angst du hättest einen Ersatz für mich gefunden. Immerhin wohnen wir so weit auseinander. Ich kann da kaum verlangen, dass du noch an mich denkst, oder?"

Es tat ihm in der Seele weh, solche Worte zu hören.

Rena hatte doch nicht wirklich so über ihn gedacht, oder?

Wie sollte er ihn denn einfach vergessen können?

Asagi legte den Kopf in den Nacken und massierte sich zaghaft die pochenden Schläfen.

"Wie kommst du darauf?"

Er wollte nicht so kühl klingen, aber seine Stimme schien keine Sanftheit zulassen zu wollen.

Er sah nicht wie Rena, die Lippen zu einem formlosen weißen Strich aufeinander presste.

"Hatte ich denn Recht?"

Der Größere drehte seinen Kopf etwas, um den anderen anzusehen.

Einige Augenblicke vergingen, in denen niemand etwas sagte.

Dann schüttelte er ganz leicht den Kopf.

"Glaub so etwas nie wieder, hörst du?"

Ein aufmunterndes Lächeln zeigte sich auf den Zügen des Sprechenden.

Rena saß, aber noch immer leicht zusammengesunken auf seinem Platz und verkrallte die Hände in seinem übergroßen Pulli.

"Aber warum hast du dich dann nicht mehr gemeldet?"

Seine Stimme klang leise und fast schon etwas gebrochen.

Den Blick zu Asagi mied er.

Nun war es an dem anderen, betreten zu schweigen.

Ja warum eigentlich?

Warum meldete er sich nicht mehr?

Weil er glaubte, Rena würde ihm nicht mehr zuhören können?

Oder vielleicht weil es da etwas wie Eifersucht gab, das sein Herz verschloss?

Er konnte nicht leugnen, dass er berechtigte Zweifel an den Gefühlen seines Freundes hegte.

Diese brüderlichen Gefühle, die sie immer füreinander gehegt hatten.

Und seitdem Asagi um Rena's Vorlieben wusste, war er immer um das Wohl des anderen besorgt gewesen.

Gezeigt hatte er es ihm aber auch nur in zahllosen Eifersuchtsanfällen.

Noch jeder potentielle Freund des Braunhaarigen war in die Flucht getrieben worden.

Auch wenn Asagi's Beschützerinstinkt sich seit der Mittelschule gewandelt hatte, er behielt immer ein wachsames Auge auf Rena und seine Liebschaften gerichtet.

Seitdem sie dann getrennt worden waren, erfuhr er nichts mehr über das Liebesleben seines besten Freundes.

Es war, als hätten sie nur noch aneinander vorbei gelebt.

Sie hielten die Gespräche nur noch durch unwichtige Details am Leben und verfielen immer mehr in betretenes Schweigen.

Bis für Asagi irgendwann der Punkt gekommen war, von seiner bisherigen Freundschaft zu Rena Abstand zu nehmen. Er wollte ihn nicht einengen. Immerhin sahen sie sich nicht mehr und der andere sollte sich endlich ein neues Leben ermöglichen.

Aber ob dies der einzige Grund sein sollte, wusste selbst Asagi nicht.

Er war damals nur so unheimlich enttäuscht gewesen.

"Du musst nicht antworten."

Bemerkte Rena enttäuscht und blickte an Asagi vorbei in die bereits zurückziehende Dunkelheit. Der Morgen graute.

"Ich würde gerne mit dir darüber reden. Aber was hältst du davon, wenn wir das morgen ausgeschlafen machen? Bei einem starken Kaffee und einem guten Frühstück?"

Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass besagter Morgen fast schon vor der Tür stand.

04:39.

"Ich lade dich auch ein. Was sagst du dazu?"

Rena ließ sich schnell überzeugen. Immerhin wollte er seinem Freund die Zeit geben, sich die passenden Worte zurechtzulegen.
 

Ruiza hatte es tatsächlich noch bis in seine Wohnung geschafft.

Seine Kleider lagen verstreut im Eingangsbereich, während der Junge in seiner ehemals weißen, nun vergilbten Badewanne, im eiskalten Wasser lag.

Er war irgendwann müde, des vielen Schrubbens überdrüssig geworden und tatsächlich dort eingeschlafen.

Die eisblauen Lippen, waren einen Spaltbreit geöffnet, die Arme hingen kraftlos über den Wannenrand hinaus.

Wenn sich seine Brust nicht regelmäßig hob und senkte, hätte man diesen schlanken Körper vielleicht für tot empfunden.

Die bleiche Haut wirkte unter den schummrigen Licht, der einzigen Lampe in dem kleinen Bad, fast durchsichtig. Die Wangen eingefallen. Nur notdürftig durch viel Make-up wirkte dieser Junge noch ansehnlich.

Nun war die ganze Farbe abgewaschen und es war fast wie in einem dieser alten schwarz/weiß Filme.

Er war zum Schauspieler in seiner eigenen Komödie geworden.

Und er war der einzige der nicht darüber lachen konnte.

Aber irgendwann holte jeden die Kälte ein.

Langsam kam Leben in den 19 Jährigen. Seine steifen Glieder streckten sich merklich, als er seine blauen Augen öffnete. Zunächst verwundert, was er überhaupt in dem Wasser tat, später umso deutlicher wahrnehmend, dass jenes eiskalt war und er furchtbar fröstelte, griff er nach einem der grünen Badehandtücher und wäre prompt auf dem feuchten Nass ausgeglitten.

Nur mit Mühe, hielten ihn seine zitternden Beine in der senkrechten.

Nur notdürftig das Badetuch um die Schultern geschlungen, suchte er nach Halt, bis er diesen an den grellbunten Fliesen fand. So arbeitete er sich langsam zu seinem Schlafzimmer vor und ließ sich aufatmend auf die Matratze fallen.

Das alte Bett quietschte unter seinem Gewicht protestierend auf, aber das störte ihn nicht.

Auch das Hämmern der Nachbarwohnung drang nicht mehr an seine Ohren.

Wie in jedem alten Haus, waren die Wände nur sehr dünn und mehr als einmal nächtlich wurde er mit Geräuschen gestraft, für die er nicht einmal hätte bezahlen wollen.

Aber das kümmerte ihn nun nicht mehr.

Er wollte schlafen. Endlich schlafen. Das hatte er sich ja wohl verdient.

Seine Augen schlossen sich wieder und die schmalen Finger griffen nur tastend nach der Decke, um sich wenigstens etwas vor der Kälte zu schützen.

Seine Heizung war schon seit dem vorletzten Winter defekt.

Tiefe Dunkelheit streckte seine Fühler aus und umnebelte seinen ruhelosen Geist mit beunruhigenden Träumen.
 

_______________________________________________________________
 

Musik:

KuRt - Gozen 3ji Hoshi Furu Yoru

D - Mahiru no Koe
 

Finished Chapter: 11.01.2006 23:57

next date

Rena trat nervös von einem Fuß auf den anderen.

Warum ging der Blonde denn nicht an sein Handy? Heute musste er doch gar nicht arbeiten und dennoch war der Jüngere aus Gewohnheit immer schon viel früher aus dem Bett, als der Braunhaarige.

Entnervt von der freundlichen Stimme, die ihm nun schon zum x-ten Mal mitteilte, dass der gewünschte Gesprächsteilnehmer zurzeit nicht erreichbar war, warf er das schnurlose Telefon mit einem verärgerten Ausruf auf die Couch und nippte an seinem Kaffee.

"Hattest du schon Erfolg?"

Erklang hinter dem Braunhaarigen eine verschlafene Stimme.

Es war kurz nach Mittag. Die beiden Freunde waren gerade erst aus den Federn geschlüpft und sie hatten sich darauf geeinigt, dass sie das Mittagsessen mit Ruiza zusammen genießen, würden. Aber Rena erwischte ihn einfach nicht. Und solange der Blonde nicht sein Handy einschaltete, würden sie wohl noch ewig warten müssen.

"Nein...wie's aussieht hat er das Handy ausgeschaltet."

Er wollte eigentlich seiner Sorge, mit Worten Ausdruck verleihen, aber er besann sich eines besseren und lächelte stattdessen Asagi zu.

"Wie wäre es, wenn du dir etwas Hübsches anziehst und ich noch schnell unter der Dusche verschwinde? Dann können wir zu zweit essen gehen. Ruiza wird schon einen Grund haben, warum er das Telefon ausgeschaltet hat. An meinem freien Tag würde ich auch lieber schlafen wollen."

Mit diesen Worten drehte sich der Braunhaarige um und verließ das Wohnzimmer.

Asagi ließ sich auf die Ledercouch fallen und rubbelte sich mit dem Handtuch, das er bis eben noch um seine Schultern gelegt hatte, seine Haare weiter trocken.

Merkwürdig. Er hatte das Gefühl, dass sich Rena absichtlich mit dem Thema Ruiza zurückhielt. Er musste schon ein Narr sein, um nicht zu erkennen, dass der andere sich wirklich Sorgen um den Jungen machte.

Daher startete auch Asagi einen Versuch, den anderen zu erreichen.

Und da das Telefon glücklicherweise um eine Wahlwiderholungstaste reicher war, konnte er bequem die Nummer des Blonden anrufen.

Er wusste schließlich was es seinem Freund bedeutete, wenn Ruiza zu ihnen stoßen würde.

Es dauerte nicht lange und die Verbindung stand.

Zu Asagi's ,geteilter' Freude, schien es diesmal länger zu klingeln.
 

Ruiza drehte sich auf die andere Seite, um den warmen Sonnenstrahlen zu entgehen, die ihm unaufhörlich in die Augen fielen. Nur noch ein kleines bisschen. Er wollte nur noch etwas schlafen, konnte das denn niemand verstehen?

Ein wohliges Seufzen entkam seinen Lippen, als er der Sonne den Rücken zugekehrt hatte und nun beruhigt weiterschlafen konnte. Das war ja wie purer Luxus.

Der allerdings im nächsten Augenblick durch den weniger sanften Vibrierungsalarm seines Handys gestört wurde.

Na toll, warum hatte er das dumme Ding denn nicht ausgeschaltet?

Er langte nach einem Kissen und presste es auf die Ohren.

Das Klingeln nahm aber nicht ab, es schien nur noch lauter zu werden.

Wer war da eigentlich so penetrant und wollte ihn unbedingt aus dem Bett schmeißen?

Entnervt angelte er nach dem Handy an seinem Nachtkästchen und wollte gerade den Gesprächsteilnehmer wegdrücken, als ihm der Name ,Rena' förmlich entgegen sprang.

Na schön, vielleicht sollte er doch annehmen.

Rena hatte sicher einen guten Grund ihn, mitten in der Nacht - ein Blick auf den kleinen Radiowecker bestätigte ihm allerdings den Mittag seines freien Tages - anzurufen.

Er seufzte theatralisch. Na gut, würde er eben mit dem großen Braunhaarigen reden. Der gab ohnehin nicht eher auf, bevor er das losgeworden war, was ihn bedrückte.

"Du hast mich geweckt...", murmelte er schlechtgelaunt ins Telefon und warf sich zurück in die Kissen.

"Ich hoffe du hast einen guten Grund, mich aus dem Bett zu werfen."
 

Asagi am anderen Ende musterte perplex das Telefon in seiner Hand.

Mit einer solchen Begrüßung hatte er nicht gerechnet. Eigentlich wollte er ohnehin gerade auflegen.

"Ruiza?"

Fragte er stattdessen und runzelte konzentriert die Stirn.
 

Jener war ebenso überrascht wie der Schwarzschopf am anderen Ende der Leitung.

"Hai? Asagi-kun?"

//Warum ruft er mich an? Ich dachte er kann mich nicht sonderlich gut leiden?//

Zu seiner Verblüffung, mischte sich die Sorge um Rena.

//Was, wenn ihm etwa geschehen ist?//

Vergessen war seine anfängliche Müdigkeit. Er setzte sich in seinem Bett aufrecht, nicht ohne das Knarren der verrosteten Lattenroste verhindern zu können und lauschte dem ruhigen Atem des anderen.
 

"Du erinnerst dich also an mich?"

Es amüsierte ihn, den Blonden plötzlich so aufgeschlossen zu erleben.

Aber es wunderte ihn auch nicht, dass der Jüngere überrascht von diesem Anruf sein musste.

Er selbst wäre wohl aus allen Wolken gefallen.

Ein verschmitztes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen aus.

Während er mit einer Hand das Telefon ans Ohr gedrückt hielt, rubbelte er sich mit der anderen, die feuchten Haare trocken.
 

Was war das denn bitte für eine Fangfrage?

Die neuste Art, jemanden anzumachen?

Ruiza schüttelte ungläubig den Kopf.

"Nur weil ich abends mehr Typen sehe, als du wahrscheinlich an zwei Händen abzählen kannst, heißt das nicht, dass ich mir die Namen der Freunde, meines Freundes nicht merken könnte."

Warf er genervt ein.

Arroganter Kerl.
 

//Wir sind heute aber schlecht gelaunt.//

Asagi schmunzelte. Irgendwie fand er fast schon Gefallen daran, den Kleineren derart auf die Palme zu bringen.

"Ich wollte dich eigentlich zum Essen einladen. Rena und ich hätten gerne etwas Gesellschaft. Du kannst dich doch sicher von deinem Bett trennen, nicht wahr?"

Ein Anflug eines Lächelns erschien wieder auf dem Gesicht des Älteren.

Nein, er amüsierte sich köstlich.
 

Ruiza holt nur tief Luft, um seine Nerven zu beruhigen.

Dieser Kerl wollte ihn doch nur nervös machen.

Alles halb so wild.

"Ich verzichte. Mein Bett ist angenehmere Gesellschaft, als du. Richte Rena aus, ich hätte eine Verabredung."

Er würde sich hüten, noch einmal mit Asagi zusammenzutreffen.

Sie waren wie Feuer und Wasser. Erde und Himmel. Sonne und Regen.

So etwas vertrug sich nicht.

Und Rena zuliebe wollte er keinen Streit anfangen.
 

"Da wird er sicher enttäuscht sein, wenn ich ihm das erzähle."

Entgegnete der Schwarzhaarige kühl.

Gut, er konnte das Spiel auch weiter treiben.

Es war nicht so, dass er Ruiza nicht hatte leiden können, aber ein Gefühl in ihm wollte den Blonden auch nicht allzu nah an Rena heran lassen, solange er hier war. Dann hatte er wenigstens Einfluss aus den Braunhaarigen. Mochte dieser es nun positiv oder negativ sehen.

Der Blonde war nicht gut für seinen Freund, soviel war klar.
 

"Ach ja. Dann sag doch einfach überhaupt nichts. Er hat dich sicher nicht gebeten mich zu belästigen."

Irgendwann verlor auch der beherrschte junge Mann jegliche Fassung.

Wie kam dieser Asagi überhaupt dazu ihn anzurufen?

Wollte er ihn einfach nur von Rena vertreiben?

Dann würde er damit ganz sicher nicht durchkommen. Bei Ruiza biss er da auf Granit.

Er würde das nicht durchgehen lassen.

Er ließ sich Rena nicht wegnehmen. Da konnte kommen wer wollte.

Selbst wenn es jemand so verdammt Gutaussehendes wie Asagi war. Schönheit schützte eben nicht vor einem schlechten Charakter.

Und Ruiza hoffte einfach inständig, dass Rena ihn nicht einfach verstoßen würde.

Aber warum sollte dieser es auch tun?

Es gab doch nichts, was den anderen hätte abschrecken können, oder nicht?

Er wusste, dass Ruiza tanzte. Er wusste, dass er sich nebenbei etwas Geld dazu verdiente.

Das einzige, in das er ihn nicht eingeweiht hatte, war die Sache mit seiner Mutter. Aber das ging schließlich niemanden etwas an.

Er vertraute Rena, aber das war eine Sache, über die er mit niemandem reden konnte.

Er wollte kein Mitleid. Und verdammt, er wollte sicher keine geheuchelte Hilfe.

Er hatte es bis jetzt allein geschafft, dann würde er das auch in Zukunft schaffen.

Aber ohne Rena? Ohne diese schützende Hand, die der Ältere über ihn hielt?

Das war wahrscheinlich unmöglich.

Rena hatte ihm immer geholfen.

Gut, vielleicht erst, seitdem sie sich zufällig über den Weg gelaufen waren.

Draußen auf der Straße. Mitten in der Nacht. Im Regen. Ohne Schirm. Im Park.

Rena war da gewesen, als Ruiza Hilfe gebraucht hatte.

Als er jemanden gebraucht hatte, der ihm die Hand reichte und er sich daran hochziehen konnte.

Sie waren Fremde gewesen, aber diese Nacht hatte sie zu Freunden gemacht.

Er war ihm mehr als dankbar gewesen. Er hatte schon so viel für ihn getan. Und das obwohl sie sich noch nicht besonders lange kannten.

Ohne Rena wäre er sicher irgendwo in einer Seitengasse einfach liegen geblieben und hätte gewartet. Gewartet, bis dieser Albtraum endlich ein Ende nahm.

Aber das würde nicht geschehen. Nicht, wenn er es nicht endlich selbst in die Hand nehmen würde. Wenn er nicht endlich etwas an seinem Leben ändern würde. Aber mittlerweile steckte er zu tief drin, um da allein wieder herauszukommen. Und ob er wollte oder nicht, er brauchte Rena.

Und Asagi würde ihm diese hart erarbeitete Freundschaft nicht zerstören.

Er seufzte genervt auf und fügte schließlich hinzu:

"Wann und wo wollt ihr euch mit mir treffen?"
 

Asagi lächelte triumphierend.

Das lief ja wirklich wie am Schnürchen.

Der Kleinere war wirklich leicht zu beeinflussen.

Und heute würde er seine Antworten sicher bekommen. Er würde herausfinden, was mit Ruiza war und was dann als nächstes geschah, hing ganz von ihm und Rena ab.

Er selbst hatte nicht den Eindruck gehabt, dass man den Blonden zu irgendetwas zwang. Er schien selbstbewusst und selbstdarstellerisch aufzutreten, sonst würde er sicher nicht einen solchen Zuspruch vom Publikum zu erwarten haben.

Aber auf seine Menschenkenntnis verließ er sich ungern.

Rena konnte andere wesentlich besser einschätzen.

"Am besten sofort. Du kannst ja nachkommen."

Ließ er verlauten und fuhr sich mit der Hand durch die mittlerweile getrockneten Haare.

"Ich habe einige Straßen weiter, ein traditionelles japanisches Restaurant aufgetan. Wir warten dann da auf dich."

Er wusste, dass der Braunhaarige diese Traditionshäuser liebte. Er selbst war eher ein Liebhaber der modernen Küche, aber anfreunden konnte er sich natürlich damit auch.

Vielleicht lag es auch einfach an dem Ambiente.

Die Restaurants waren meist klein, das Essen wurde mit frischen Zutaten zubereitet und die Gäste konnten sich in kleinen abgetrennten Bereichen niederlassen.

Das hatte schon etwas von öffentlicher Privatsphäre.

Asagi ließ sich ungern auf den Teller schauen.

"Und sei pünktlich."

Mit diesen Worten beendet er das Gespräch und lehnte sich zufrieden seufzend zurück.

Gut, dass hatte er also erledigt.

Auf zu Akt zwei.
 

Ruiza verdrehte genervt die Augen.

//Eingebildeter, arroganter Schnösel.//

Entfuhr es ihm.

Laut seufzend ließ er sich zurück in die Kissen fallen und starrte an die niedrige Decke.

Das versprach ein gelungener Tag zu werden.

Er starrte das Handy in seiner Hand noch einmal an, eher er es neben sich in die Kissen warf.

Wie konnte er nur so mit ihm reden?

Wütend schlug er mit der Hand nach einem Kissen.

Das war doch zum verrückt werden.

Das Kissen in seinem Arm lüpfte er Zähne knirschend.

Er hasste diesen Kerl.

Er hasste ihn so sehr.

Ein Glück für Asagi, dass Rena zwischen ihnen stand.

Er hätte sich sicher schon vergessen und jeglichen Kontakt zu dem Schwarzhaarigen gemieden.

So etwas Unfreundliches war ihm noch nie untergekommen.

Er seufzte wieder gequält auf und rappelte sich schließlich auf.

Er würde es diesem Asagi schon zeigen. So leicht ließ er sich nicht ins Abseits befördern. Der sollte sich noch umsehen.

Bezahlte ihm und Rena das teuerste Restaurant der Stadt. Also sollte er auch was zu sehen bekommen.

Wild entschlossen, sowohl Rena als auch Asagi - und gerade um Asagi ging es - zu beeindrucken, sprang der Blonde mit Elan aus dem Bett und stiefelte ins Bad.

Er hatte noch viel vorzubereiten.
 

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Musik:

Gazette - Reila

Due le quatz - Replica
 

Finished Chapter: 15.01.2006 22:54

Love me at the first sign, Darlin'

Der junge Mann trat, nur etwa eine halbe Stunde später aus dem kleinen Bad heraus und musterte seine Erscheinung kritisch in dem halbblinden Spiegel in seiner kleinen Schlafkammer. Doch recht zufrieden mit dem Ergebnis ließ er das flauschige Badehandtuch achtlos zu seinen Knöcheln hinabfallen und griff in seinen hohen Wandschrank. Türen besaß dieser hässliche, bis zur Decke reichende Buchenholzschrank nur noch eine einzige und die war zu Ruiza's Pech natürlich so in ihren Zagen verkeilt, dass er sie nicht aufbekam. Aber das machte nichts. Viel besaß er ohnehin nicht an Kleidungsstücken und die andere Seite war dafür ohne Tür und stand so problemlos offen. Die ausgefallene Schranktür hatte nun einen weitaus praktischeren Wert, als Schutz vor seinem Fenster. Im Winter wurde es in seiner kleinen Wohnung so kalt, dass er ohne das schützende Holzstück vor dem kleinen Fenster wahrscheinlich bereits im ersten Jahr erfroren wäre.

Aber es ließ sich in dieser kleinen Wohnung leben. Die Miete konnte er von seinem verdienten Geld bezahlen und neugierige Nachbarn blieben ihm erspart.

Mit ihm wohnte schließlich nur noch dieses ,nette' Ehepaar eine Tür weiter auf dieser Ebene des Mietshauses, dass mehr einer abbruchreifen Bruchbude, denn einem Gebäude glich.

Da der junge Mann nicht sonderlich viel Auswahl an Kleidungsstücken besaß, die er auch tatsächlich im Alltag - auch wenn dieser Alltag meist im Bett verbracht wurde, als draußen unter all diesen Zivilisierten zu weilen - fand er etwas annehmbares. Einen schwarzen, knöchellangen Rock mit dunkelblauen Stickereien am Saum und ineinander verwobenen violetten Fäden, die sich quer über den schwarzen, fließenden Stoff zogen. Weiter entschied er sich für eine durchsichtige Bluse mit ausgestellten Ärmeln und einem hohen Kragen, darunter wollte er ein ärmelloses weißes Oberteil ziehen, an dessen rechten Seite bis etwa zur Mitte ein bunter, asiatischer Drache Feuer spie. Die großen roten Augen waren mit kleinen Pailletten hervorgehoben und das grelle Feuer, das die Kreatur aus seinen Nüstern stieß, reichte ihm fast bis zur gegenüberliegenden Schulter.

Zufrieden musterte er sein fast komplettiertes Werk. Fehlten nur noch eine Jacke und das entsprechende Schuhwerk. Was dieses anbelangte hatte er weitaus weniger Auswahl. Bis auf die durchgetretenen Sportschuhe, die ihm nicht mehr wirklich passen wollten, hatte er nur noch seine Plateauschuhe. Aber er war es durch die fast täglichen Tanzeinlagen mittlerweile gewohnt. Auch wenn es ihm seine Füße mit hässlichen Blasen und blutigen Verkrustungen dankten. Die eine Narbe mehr oder weniger tat nun auch keinen Abbruch mehr.

Als er in den - eigentlich - engen Rock schlüpfte bemerkte er gleich, dass er wieder abgenommen hatte und angelte seufzend nach einem ledernen Gürtel, den er um seine schmalen Hüften schlang. Der Rock sollte schließlich da bleiben, wo er war.

In die verbliebenen Kleidungsstücke zwängte er sich ohne größere Probleme.

Blieb nur die Frage, welche Jacke er zu diesem Outfit tragen konnte. Ihm stach seine Lieblingsjacke über der Stuhllehne am Ende des kleinen Zimmers, ins Auge.

Ja, warum eigentlich nicht.
 

"Wen hast du angerufen?" Rena, nur mit einem schwarzen Frotteehandtuch um die Hüfte gebunden, trat mit noch leicht tropfenden Haaren aus dem Bad in sein Wohnzimmer und suchte scheinbar nach der Bürste, die er Asagi geliehen hatte.

"Ist nicht weiter wichtig."

Entgegnete sein Jugendfreund und zog genüsslich an der angesteckten Zigarette.

Auch er war noch mit nichts weiterem, als einer schwarzen Boxershorts bekleidet. Aber Rena störte sich nicht weiter daran. Man konnte fast meinen, er war den Anblick seines gutaussehenden Freundes schon gewohnt.

"Ich mach mich schnell fertig und dann können wir los."

Während der Braunhaarige sich Richtung Bad davonstahl, blieb sein Freund in Gedanken versunken auf der weißen Ledercouch sitzen.

Wie dieses Zusammentreffen mit dem mysteriösen Jungen auch ausgehen mochte, Asagi würde ihn nicht ohne klärende Worte einfach wieder verschwinden lassen.

Ruiza hatte ihm einige Fragen zu beantworten und auf Gedeih und Verderb würde er sich um eine Antwort nicht drücken können. Er wollte endlich Fakten hören. Dieser extrovertierte Blonde war viel zu jung, um in einem solchen Club zu arbeiten. Und wahrscheinlich tat er dies ohne Erlaubnis seiner Eltern. Er wollte zwar nicht den Moralapostel spielen, aber es gab gewisse Regeln, die in ihrer Gesellschaft einfach eingehalten werden mussten. Außerdem konnte er Rena so einen ganzen Haufen Probleme vom Hals schaffen. Wenn dieser Junge wieder ,normal' wurde, würde sein braunhaariger Freund, weniger unter dessen Situation leiden. Und das tat Rena augenscheinlich mehr, als er zugeben mochte. Auch wenn Asagi es für sich behielt, er war trotz des Ekels, den er empfunden hatte, als er den Blonden hatte tanzen sehen, auch etwas wie Fassungslosigkeit gespürt. Da verkaufte ein Kind seinen Körper, ließ sich von wesentlich älteren Männern Geld zustecken und ging mit einer solchen Professionalität mit dieser Situation um, dass es den Schwarzhaarigen geradezu erschreckte. Wie lange musste Ruiza wohl schon in diesem Geschäft stecken, um so agieren zu können? Seit gestern machte er das jedenfalls nicht.
 

Er schloss die Knopfleiste seiner durchsichtigen Bluse und zupfte den Kragen zu Recht.

Irgendwie fühlte er sich so...zugeknöpft. Unsicher spielte er mit dem obersten Knopf, um ihn anschließend, wie den zweiten aus dem Loch zu lösen und den Kragen, noch etwas weiter zurückzuschlagen.

"Hmm...", machte er unzufrieden und drehte sich noch einmal vor dem Wandspiegel.

"Irgendetwas fehlt...es wirkt so...nackt...", sein Blick streifte durch das Schlafzimmer, ehe seine blauen, durch Kontaktlinsen veränderten Iriden an dem Nachtkästchen hängen blieben.

Er hatte die Kette beinahe vergessen.

Er ließ sich auf das laut protestierende Bett fallen, dass unter seinem doch eher geringen Körpergewicht, trotzdem ächzte.

Er zog die Schublade auf und entnahm der Dunkelheit ein rotes Samtkästchen. Fast schon langsam und andächtig öffnete er den Deckel und betrachtete die Silberkette, mit dem passenden Anhänger, den sein Namen zierte.

Rena hatte sie ihm geschenkt.

Lächelnd legten sich seine filigranen Finger um das Schmuckstück und hoben es aus seiner Schatulle.

Dieses Schmuckstück war zum heutigen Anlass gerade passend.

Noch einmal huschten seine treuen, blauen Augen über den Anhänger und ein schwaches Lächeln blieb auf seinem bleichen Gesicht zurück.

Vorsichtig, als hätte er Angst die Kette könnte unter seinen Fingern zerreißen, legte er sich die feinen Silberglieder um den Hals und schloss den Verschluss.

Er war bereit zum Aufbruch.

Schnell noch verstaute er sein Handy und etwas Geld in einem kleinen Täschchen und trat zurück in den anschließenden Durchgang zu seiner Wohnungstür.
 

Rena unterdessen seufzte leicht auf, als er sein Aussehen noch einmal im Spiegel überprüfte. Nicht das er besonders eitel veranlagt war, aber bevor er sich nach draußen wagte, zeigte ihm steht's sein Spiegelbild, ob er auch annehmbar aussah.

Asagi zu seiner Linken, der sich gerade in seine Stiefel zwängte, musste über diesen Ausblick lachen.

"Du änderst dich nie."

Es war ein ungemein beruhigendes Gefühl, dass Rena noch immer viele seiner ,alten' Eigenarten behalten hatte und Asagi in ihm seinen einstigen Schulfreund wieder erkannte. Der Brünette war schließlich nicht irgendein Mensch, kein Fremder oder flüchtiger Bekannter. Er war sein bester Freund. Auch wenn ihre Freundschaft nun etwas auf Eis gelegt war und sich der Schwarzhaarige bemühte, ihr wieder etwas mehr Leben einzuhauchen. Aber auch Rena schien nicht abgeneigt zu sein. Immerhin verband sie unheimlich viel.

Und Menschen im Allgemeinen hatten Angst davor, dass sich ihre Nahstehenden zu sehr veränderten und ihre Leben statt weiter verwoben, plötzlich in vollkommen gegensätzliche Richtungen verliefen. Man löste sich ungern von anderen los, vielleicht eine der größten Schwächen dieser Gesellschaft, aber wer gab schon gerne die Person auf, die man liebte.

Und das war das Fatale. Natürlich liebte er den Braunhaarigen. Immerhin waren sie beinahe wie Brüder aufgewachsen. Da konnte keiner von beiden eine engere Bindung leugnen.

Rena schüttelte den Kopf, als er seine Augen niederschlug und Asagi's Blick mit seinen mandelbraunen Augen erwiderte.

"Du hast dich auch kaum verändert. Zwischen Kontrolle und Narzissmus liegen Welten."

Entgegnete er keck und zeigte ihm ein neckisches Lächeln.

Schon früher zogen sie sich mit ihren Marotten gegenseitig auf.

Dass sie einander verletzten, war ausgeschlossen. Keiner von ihnen meinte es wirklich böse, so begegnete Asagi Rena's Worten nur mit einem gleichgültigen Schulterzucken und trat zu seinem Freund vor den Spiegel. Auch er begutachtete wie der Kleinere vor ihm, etwas genauer sein Erscheinungsbild, um den Worten des Brünetten auch Wahrheit einzuflößen.

"Ich sehe nun einmal gut aus, oder willst du das etwa in Frage stellen?"

Er hob fragend eine Augenbraue und musterte Rena's Spiegelbild.

Dieser hob gespielt abwehrend die Hände.

"Du weißt doch genau, dass ich dein Äußeres liebe...", der Kleinere klimperte mit seinen langen Wimpern und blickte treuherzig über die Schulter zu seinem besten Freund empor. Es trennte sie nur wenige Zentimeter, denn dank der hohen Plateausohle des Schwarzhaarigen war er noch etwas größer als Rena.

"So...so", ließ dieser weniger überzeugt, von der Bekundung des anderen, verlauten.

Rena zog einen beleidigten Schmollmund und knabberte, wie als würde er noch etwas Wichtiges zurückhalten, nervös auf seiner Unterlippe.

"Du hast ja recht...", fügte er an und sah betreten zur Seite. Während er scheinbar um Worte rang, schlüpfte er in seine Stiefel und schnürte sie nur oben am Scharf kurz zusammen.

"Du siehst zwar geil aus...bist aber eindeutig nicht der Hellste...", er kicherte und stürzte zur Tür.

Asagi noch etwas perplex von den vorangegangenen Worten, rang einen Augenblick um seine Fassung, ehe er Rena mit den Ausdruck: "Das wirst du mir büßen!", folgte. Natürlich bekam er auch prompt die Tür vor der Nase zugeschlagen und hörte, wie der Schlüssel von außen in dem Schloss herumgedreht wurde. Dann vernahm er das Kichern seines Freundes und musste ebenfalls Lachen.

"Na schön, Rena...", er wusste das er aufgeben musste, wenn er nicht eingesperrt bleiben wollte.

"Was willst du hören?" Taten sprechen zu lassen, wurde durch das Holz, das sie nun trennte etwas erschwert, so beschränkte er seine Pflichterfüllung lediglich auf Worte. Aber wie er Rena kannte, dachte dieser sich schon irgendetwas Gemeines aus.

"Weil ich heute in meiner unnachahmlichen Güte beschlossen habe, dass du mich zum Frühstück einlädst...", wieder drang Kichern zu ihm hervor, als sich Rena an die Tür lehnte.

"Darfst du mir bekunden, wie wunderbar ich bin."

Asagi verdrehte die Augen.

Ihre Spiele waren immer dieselben und wenn Rena gewann, forderte er noch immer diesen kleinen Egopusch.

Aber schaden würde es ihm sicher nicht. Also bekundete Asagi, die Schönheit, die Freundlichkeit und zu guter Letzt noch übertrieben ausschweifend die Güte des Braunhaarigen. Mit dem Ergebnis zufrieden, ließ dieser die Tür aufschnappen und fing sich kleinen einen Seitenstoß des Schwarzhaarigen ein.

Beide lachten und traten zusammen auf den Hausflur.

"Und...wie fühlst du dich, nachdem du mich so gedemütigt hast?"

Rena an seiner Seite strahlte geradezu vor purem Stolz.

"Mir ging es nie besser." Flötete er und sprang zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppen hinunter.

"Aber du kannst dir deinen geknickten Stolz ehrenvoll zurück über die Wolken heben, wenn du schneller als ich unten an der Tür bist."

Das der Brünette einen erstaunlichen Vorsprung hatte, war natürlich zu seinem Vorteil.

Pure Berechnung, dieses kleine Biest.

Asagi nahm die Herausforderung natürlich an und folgte seinem Freund mit großen Schritten. Beide schlitterten auf ihren Schuhen die glatten Treppen hinunter und kamen schließlich zeitgleich an der Tür an und rissen sie auf.

Die verdutzte Mieterin, die gerade in diesem Augenblick die Tür hatte aufschließen wollen, starte die beiden Männer erschrocken an und erkennte schließlich Rena.

Keiner der beiden rührte sich, sie standen erstarrt da und glichen zwei Salzstatuen. Sie waren nicht minder verwundert, als die Frau vor ihnen, ehe sie herzhaft lachen mussten und der Mieterin, zum Trost die Taschen herein trugen.

Noch immer lachend, diesmal über den überraschten Gesichtsausdruck der Hausfrau, liefen sie noch immer lachend und schwatzend durch die Straßen.
 

Und jetzt wo wir hier zusammen durch die Straßen laufen.

Lachen und uns der Nähe des anderen bewusster denn je sind.

Spüren wir nicht auch die vertraute Einheit, die unsere Körper bildet?

Wie zwei Gedanken, die zu einem verschmelzen.

Ist es nicht immer so?

Wir lieben jemanden, der uns scheinbar gar nicht liebenswert erscheint?
 

Rena.

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Musik:

Fatima - Humilate me more Darlin

Gazette - Cassis
 

Finished Chapter: 04.02.2006 07:52

First Contact

Ruiza schlenderte durch die Straßen. Er wollte sich gar nicht beeilen, immerhin würde ihm das etwas Gedenkzeit einbringen. Dieser Asagi war schon ein sonderbarer Zeitgenosse. Lautlos seufzend kickte er eine leere Cola-Dose zu seinen Füßen fort, sodass sie scheppernd in der Straßenrinne zum Liegen kam. Die vielen geschäftigen Leute, stürmten an ihm vorbei, ohne ihn wirklich zu bemerken - Männer in Anzügen mit schwarzen Aktenkoffern, Mütter mit ihren Kindern, die zur nahen Mall unterwegs waren. Jugendliche, die sich mit anderen am Kino trafen.

Er sah all diesen Menschen nach, die sich vom Strom mitgeschwemmt, die Straßen auf und ab bewegten.

Er war der einzige der dagegen ankämpfte. Der wie ein Verlorener, in die entgegen gesetzte Richtung schwamm. Er gehörte hier einfach nicht her.

Bevor der junge Blonde noch weiter in seine melancholischen Gedanken abdriften konnte, kam schließlich das Restaurant, dass sie als Treffpunkt vereinbart hatten, in Sicht.

Und er hatte noch genau - ein Blick auf seine Uhr ließ ihn genervt aufseufzen - zwölf Minuten Zeit.

Dann konnte er wenigstens vorher noch Rauchen. Nach Rena konnte man schließlich die Uhr stellen und er würde in exakt - elf Minuten und sechsundzwanzig Sekunden um diese Straßenecke biegen. Ruiza lächelte verschmitzt.

Er mochte Routine und er fühlte sich in diesen immer wieder erkennbaren Gewohnheiten schon sehr heimisch. Nicht umsonst hieß es schließlich in einem Sprichwort - Der Mensch sei ein Gewohnheitstier.

Und zumindest das mit dem Tier konnte er bestätigen. Die Männer die zu ihm kamen, waren wie ausgehungerte Wölfe, die ihn ohne einen Funken Anstand und Mitgefühl rissen, wie ein wehrloses Lämmchen im saftiggrünen Gras.

Er kramte gerade, die Zigarette im Mundwinkel, in seiner kleinen Tasche nach einem Feuerzeug, als vor ihm eine kleine Flamme aufflackerte.

Der Blonde hob seinen Blick und begegnete dem eines jungen Mannes, von vielleicht einundzwanzig Jahren.

Ruiza lächelte dankbar und entzündete seine Marlboro Menthol.

"Ich hab dich schon mal gesehen."

Der Blonde blickte fragend zu seinem feuerspendenden Gegenüber auf.

"Und wo bin ich dir aufgefallen?"

Eine Spur Sarkasmus troff in seinen Worten mit, ehe er unschuldig seine Augen niederschlug.

"Ich habe dich gestern...in einem Club hier in der Nähe auf einer Bühne tanzen sehen?"

Es klang nicht wie eine Tatsache. Mehr wie eine Frage.

Ruiza hob zweifelnd eine seiner schön geschwungenen Augenbrauen und musterte den Größeren.

Was sollte denn dieses scheinheilige Getue? Wollte er ihn jetzt kaufen oder ihm einfach das Kompliment machen, dass er ein gutes Rhythmusgefühl besaß?

Zumindest auf letzteres konnte er gut und gerne verzichten.

Der Andere schien die unausgesprochene Frage zu verstehen.

"Also, ich...".

Ruiza verdrehte genervt die Augen, ließ den jungen Mann das aber nicht sehen.

Er war es gewöhnt, dass einige lieber erst um den heißen Brei redeten, ehe sie zum geschäftlichen kamen. Die Kunst lag darin, sie nicht zu drängen, schon gar nicht, wenn man mit einem so nervösen Exemplar zu tun hatte. Trotzdem musste er ihn bestimmend in die Richtung schieben, in die das Gespräch früher oder später abdriften würde.

"...hat es dir gefallen?"

Ein kurzer Seitenblick auf den Schwarzhaarigen und er erntete ein begeisterndes Nicken.

"Das hat es wirklich. Aber das hörst du sicher von vielen."

Innerlich sich selbst für seine Menschenkenntnis dankend - auch wenn er eher sarkastisch über diese Tatsache dachte - lächelte er nur dankbar. Der Schein musste gewahrt bleiben.

"Danke. Ich glaube jetzt erinnere ich mich. Du warst das gestern an der Bar, oder?"

Das war zwar in den blauen Dunst geraten, aber ihm lag schon eine passende Ausrede, wie - ,Nicht? Aber er hatte mindestens genauso wunderschöne Augen, wie du.' - auf der Zunge natürlich für den Fall, dass er daneben lag. Was diese perfiden Spielchen anbelangte, hatte er es schon bis zu Höchstleistungen gebracht.

Die Gesichtszüge des anderen schienen für einen Augenblick zu entgleisen, ehe er ein ehrliches Lächeln zeigte.

Oh man, an wen war er denn da geraten? Dieser hier fiel mit 100%iger Sicherheit in die Kategorie ,verliebter Teenie'. Fehlte nur noch, dass er ihn auf ein Eis oder ein Glas Cola einlud.

"Ich bin dir aufgefallen?"

Fragt der Schwarzhaarige hoffnungsvoll.

Ruiza wollte schon etwas, wie - ,Du nicht, aber deine Designerklamotten und deinen wohl hoffentlich ebenso gut gefüllten Geldbeutel! So etwas springt mir immer gleich ins Auge und da erinnere ich mich unheimlich gerne an jemanden, den ich zuvor in meinem ganzen Leben noch nie gesehen habe' - Verkniff sich aber diesen Kommentar erfolgreich. Zur Kundschaft musste man immer höflich bleiben.

Na immerhin hatte er es hier nicht mit einem sabbernden alten Greis zu tun, der ihn gleich zur nächsten Kundentoilette zerrte, um sofort seine Ware in Augenschein nehmen zu können. Wenn er es sich recht überlegte, war dieser - einfach zu bezirzende Schwachkopf - ihm wesentlich lieber. Er machte einen gepflegten Eindruck und schien nicht sonderlich gewalttätig zu sein. Die Hoffnung, dass er danach noch sitzen konnte, war also erstaunlich hoch.

"Die hübscheren Zuschauer fallen mir immer auf."

Er zwinkerte dem anderen lächelnd zu.

"Außerdem könnte ich mich an dein Gesicht erinnern, wenn du mir einen Geldschein zugesteckt hättest."

Seine Stimme war keinesfalls tadelnd, aber das Gesicht des Angesprochenen verzog sich getroffen.

"Ich...", setzte der Fremde an, aber Ruiza unterbrach ihn nur mit einem gleichgültigen Schulterzucken.

"Was soll's, ich bin froh, dass du es nicht getan hast. Etwas Anstand in diesem Club zu sehen, tut auch mal gut."

Er konnte sehen, wie sich sein Gegenüber wieder merklich entspannte.

"Das klingt beinahe so, als hättest du öfter einige Probleme mit...Zuschauern."

Ruiza trat seine bis auf den Filter aufgerauchte Zigarette am Boden aus und zuckte wieder nur mit den Schultern.

Probleme waren gar kein Ausdruck für die Zustände, gegen die er sich zu erwehren versuchte.

"Nenn es wie du willst...", mehr entgegnete er dazu nicht. Warum auch? Er war diesem Kerl nun wirklich keine Rechenschaft schuldig und außerdem gehörte dieser doch auch zu diesen ,Zuschauern', die sich nahmen, was sie wollten.

Der Andere schien zu bemerken, dass er mit dieser Frage, auf Granit beißen würde.

Also sah er sich etwas hilflos um, ehe sein Blick abermals an den blauen Augen des kleineren Tänzers hängen blieb.

Er hätte sich schier in ihnen verlieren können, wenn er sich nicht dagegen zwanghaft zur Wehr gesetzt hätte und seine Augen wie zufällig an der durchsichtigen Bluse des anderen hängen geblieben wären.

"Ich wollte dir wirklich nicht...", er schien nach einer passenden Umschreibung zu suchen, "...zu nahe treten."

Doch Ruiza tat seine Worte mit einer wegwerfenden Geste ab.

"Ich bin das gewohnt. Kein Grund vor mir im Dreck zu kriechen."

Gab er schnippisch zurück.

Kami-sama, mussten sich denn alle Menschen, denen er begegnete als seine persönlichen Moralapostel aufspielen?

Hatte er irgendwen gebeten, sich so aufzuführen?

Als wüsste er nicht selbst, was gut und schlecht für ihn war.

Nein, ständig stieß in jemand mit der Nase auf seine Machtlosigkeit, aus diesem Milieu wieder herauszukommen.

Langsam ging ihm diese Mitleidstour gehörig gegen den Strich und er ertappte sich dabei, wie er auch diesen potentiellen Kunden zu verachten begann. Schlecht, sehr schlecht für seine ohnehin mageren Finanzen.

Aber ein Asagi war an diesem Tag schon genug, denn dieses Exemplar der Gattung Mensch schien gerade zu selbigen zu mutieren. Die Haarfarbe passte immerhin schon einmal.

Er wollte sich schon wütend abwenden, als der Schwarzhaarige einen unsicheren Schritt auf ihn zumachte und ihn am Handgelenk zurückhielt.

Der Blonde wirbelte aufgebracht herum, schluckte aber seine gehässigen Worte herunter und schenkte dem anderen nur einen abfälligen Seitenblick.

"Was willst du noch?"

Mit einer gewissen Genugtuung bemerkte er, wie der andere unter seiner schneidenden Stimme zusammenfuhr.

Aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und fuhr sich mit der freien Hand - die andere hielt ja noch immer Ruiza's Handgelenk fest - durch sein schwarzes, leicht struppiges Haar, es ließ sich dennoch einfach nicht bändigen. Genauso wie der Wildfang, den er an seiner anderen Hand hielt.

"Es...es wäre schön, wenn wir uns irgendwann noch einmal begegnen würden."

Seine Stimme war nicht aufdringlich und gewiss sollte Ruiza auch nichts dergleichen denken. Sein schwarzhaariger Gesprächspartner blieb reserviert.

Der Blonde hätte es fast schon bereut, den anderen so angefahren zu haben, allerdings besann er sich eines besseren und nickte einfach nur wortlos.

Der Schwarzhaarige schien ihm für diese einfache Geste sehr verbunden zu sein. Ebenfalls wortkarg reichte er dem Kleineren eine Visitenkarte, ließ ihn dann auch endlich los.

Fragend blickte Ruiza auf das Papierkärtchen in seiner Hand.

Tatsuya Yamaguchi.

So hieß er also.

"Wenn dir langweilig ist, kannst du dich einfach bei mir melden. Dann können wir ja vielleicht mal ins Kino, oder so."

Tatsuya wirkte noch einen Augenblick verunsichert, wie Ruiza auf dieses Angebot reagieren würde, aber zu seiner Überraschung steckte der Blonde die Karte in seine Jackentasche und blickte zu ihm auf.

"Hai. Ich melde mich vielleicht."

Ein kurzer Blickaustausch zwischen ihnen und der Schwarzhaarige machte einen unsicheren Schritt auf Ruiza zu. Eine Hand legte sich unter das Kinn des Blonden und hob es sanft an. Dunkelbraun traf auf ein intensives blau. Dann senkten sich die Lippen auf die weichen, des Kleineren. Es war ein kurzer und einseitiger Kuss. Aber Tatsuya hatte nichts anderes erwartet. Er fuhr sich fahrig durch sein schwarzes Haar und brachte es nur noch mehr in Unordnung.

"Melde dich."

Mehr ließ er zum Abschied nicht verlauten und verschwand genauso schnell, wie er aufgetaucht war, in der zäh dahin treibenden Menschenmasse.

Einen Augenblick lang blickte Ruiza noch unbeweglich, dem anderen nach, ehe ein erfreuter Ausruf seine Aufmerksamkeit erregte. Allerdings blieb ihm kaum Zeit, sich umzudrehen, denn eine Gestalt legte von hinten die Arme um seine Tallie und wirbelte ihn glücklich jauchzend durch die Luft. Längst hatte Ruiza den typischen Geruch von Rena erkannt und schmiegte sich vertrauensvoll an seinen älteren Freund.

"Was machst du denn hier?"

Quietschte der Braunhaarige aufgedreht und winkte eine andere Person näher zu ihnen heran - Asagi.

"Das hast du einer bestimmten Person zu verdanken." Der Kleinere nickte in Richtung des Schwarzhaarigen, der nun auch grinsend auf die beiden zuhielt.

"Das ist nicht dein Ernst, oder?"

Der Braunhaarige warf Asagi einen missbilligenden Blick zu.

"Sag nicht, du hast davon gewusst?"

Asagi zuckte nur unwissend mit den Schultern, das Grinsen das trotz allem auf seinem Gesicht blieb, hielt natürlich erfolgreich gegen diese ,Aussage'.

"Und wann hättest du mir das gesagt?" Empörte sich Rena, der natürlich genau wusste, was er mit dieser Reaktion anzufangen hatte.

"Du weißt es ja jetzt." Mit diesen Worten schlenderte Asagi seelenruhig zu der Glastür und öffnete sie.

Rena blickte ihm perplex nach, fing sich aber gleich wieder und griff stattdessen nach Ruiza's Hand.

"Aber das ist natürlich auch nicht schlecht." Er schenkte seinem jüngeren Freund ein strahlendes Lächeln und schliff ihn hinter sich her, ebenfalls auf das Restaurant zu.

Ruiza konnte nur lächeln und folgte ihm willig. So schnell konnte er sich schließlich nicht mehr aus der Affäre ziehen.

Wenn Rena sich einmal erst festgebissen hatte, musste man bis zum bitteren Ende ausharren.

Auch wenn sich Ruiza noch immer über die Tatsache wunderte, warum Asagi ihn eingeladen hatte, noch dazu, ohne das Rena überhaupt etwas davon wusste. Er würde sich vor dem älteren Freund Rena's in Acht nehmen müssen.

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Musik:

D'espairs Ray - Erode

Dir en Grey - Egnirys cimredopyh +) an injection
 

Finished Chapter: 05.03.2006 14:26

First Chance

Wider allen Erwartungen passierte nichts.

Rena und Asagi schäkerten miteinander, während Ruiza nun etwas lustloser in seinem kalten Reis stocherte.

Irgendwie hatte er keinen Hunger mehr.

Klar, es war mal etwas anderes, in einem teuren Restaurant, Sushi und Reis mit Gemüse zu essen, als irgendwelches Fast Food aus schäbigen Imbissbuden. Aber seine Portion war einfach viel zu groß gewesen.

Wann kam er auch schon mal in den Genuss, eines richtigen Essens. Selbst Rena hatte ihn nur ein, zweimal zu sich nach Hause eingeladen und ihm etwas Ordentliches vor die Nase gestellt.

Sein Lebensstil war durch und durch ungesund.

"Ruiza...", der Kopf des Angesprochenen ruckte herum, sein Blick traf genau zwei haselnussbraune Augen. Rena lächelte und deutete mit einem Kopfnicken Richtung Kellner. Dank seiner ganzen Überlegungen war ihm nicht aufgefallen wie der freundlich lächelnde Mann in der schwarzweißen Restaurantuniform an ihrem Tisch aufgetaucht war.

"Magst du noch Nachtisch? Die haben hier tolles Eis."

Der Blonde brauchte einen Augenblick um die Worte zu begreifen, ehe er zu Asagi linste.

Gut, dieser Symphatieträger bezahlte ihr Essen, aber deswegen musste er ihm nicht unnötig auf der Tasche liegen, oder?

Nein, dass musste nun wirklich nicht sein. Womöglich hätte er ständig das Gefühl, dem anderen etwas schuldig zu sein. Und wenn er etwas hasste, dann eindeutig das.

"Iie, danke." Bedankte er sich und blickte wieder in eine andere Richtung.

Was er so natürlich nicht mitbekam, war der kurze Blickaustausch der beiden anderen Gäste, die verschwörerisch um die Wette grinsten.

Kurz darauf, kam eben jener Keller wieder an ihren Tisch und stellte zu Ruiza's Erstaunen gleich drei Eisbecher vor ihre Nasen.

"Aber ich habe doch gesagt, dass ich nichts möchte."

Rena winkte nur ab, während Asagi gleichgültig die Schultern hochzog.

"Das kriegst du ja wohl auch noch runter." Feixte dieser spöttisch und widmete sich dann seiner Süßspeise.

Noch etwas unsicher, ob er auf dieses Angebot eingehen sollte, linste Ruiza kurz zu Rena herüber, der sich mit sichtlichem Heißhunger - der Jüngere konnte gar nicht glauben, dass er das Eis noch so euphorisch herunter schlingen konnte, nachdem schon ein üppiges Mittagessen gehabt hatte - über seinen Eisbecher hermachte.

Ein weiterer Blick zu Asagi zeigte ihm, dass dieser mit einem gewissen Hauch von Eleganz seinen Becher mit dem silbernen Löffel leerte. Er schien sich genug Zeit dafür nehmen zu wollen, jeden Bissen zu genießen.

Die Augen des Blonden blieben schließlich wieder an seinem Nachtisch hängen und er musste zugeben, dass die gebackenen Bananen in ihrem knusprigen Mantel verführerisch rochen. Und er mochte Leckereien eigentlich ganz gerne.

Ergeben seufzend griff er nach seinem langen Löffel und fischte sich etwas Sahne und Bananensplit aus dem Becher.

Als er probeweise diese kleine Portion im Mund verschwinden ließ, spürte er einen bohrenden Blick auf seiner Brust.

Verständnislos schaute er auf und begegnete den stechend kühlen Augen des Schwarzhaarigen.

In genau jenem Augenblick gefror ihm das Blut in den Adern und er musste sich zusammenreißen, um nicht gleich auf die nächste Toilette zu flüchten.

Was hatte er dem anderen eigentlich getan, dass dieser ihn derart hasserfüllt ansah?

Rena an seiner Seite kicherte, holte ihn so aus der Trance zurück, hielt ihm einen Löffel von seinem Kirschsorbet unter die Nase.

"Es beißt dich schon nicht, wenn du mal davon probierst."

Ruiza brauchte einen kurzen Moment um den Sinn der Worte zu verstehen. Zumindest hatten Rena's Worte ihn kurzzeitig von Asagi's furchteinflößenden Augen abgelenkt und als er nun einen vorsichtigen Blick zu selbigem riskierte, entdeckte er keinen abfälligen Gesichtsausdruck mehr.

Sehr merkwürdig. Oder hatte er sich das gerade alles eingebildet?

"Rui, du Träumer. Willst du nicht endlich kosten? Oder wartest du darauf das es ganz geschmolzen ist?"

Der Braunhaarige klang belustigt und bewegte den Löffel leicht vor Ruiza's Lippen auf und ab.

"Hmm...", ließ der Kleinere geistreich erklingen. Scheinbar war der Kosename, den Rena ihm gerade verpasst hatte, mehr als passend. Er hatte wirklich für einen Augenblick vergessen, wo und vor allem mit wem er hier war.

Er blinzelte einige Male zaghaft und schien zurück ins Diesseits gefunden zu haben, ehe er seinem Freund einen fragenden Blick schenkte.

Hatte er gerade irgendetwas verpasst?

Rena sah ihn erwartungsvoll an, noch immer den Löffel mit dem fast geschmolzenen Eis vor dessen kleiner Nase.

Der verwirrte Ausdruck in Ruiza's Gesicht gab dem Brünetten nur wieder Anlass in Gekicher zu verfallen. Asagi am anderen Ende, Ruiza schräg gegenüber grinste nur verschmitzt und ließ seinen Becher leer auf dem Tisch vor sich zurück und angelte bereits aus seiner Hosentasche eine Schachtel Zigaretten.

Ein wenig angesäuert von der peinlichen Situation in der er sich befand, kaute der Blonde mürrisch auf seiner Unterlippe, was Rena an seiner Seite nur noch mehr in ein haltloses Japsen stürzte.

Oh man, was für ein chaotischer Haufen.

Man konnte kaum glauben, dass ein einzelner Mensch eine solche Geräuschkulisse erzeugen konnte.

Ruiza fuhr sich mit der Hand fachmännisch durch die Haare und seufzte gequält auf.

Jetzt hatte er sich unabsichtlich zur Lachnummer des Tages gemacht und selbst Asagi schien ihn, ganz zu seiner eigenen Verzweifelung, ungemein lustig zu finden.

Er hätte ihm gerne dieses hämische Grinsen aus dem Gesicht gewischt, aber so etwas zu riskieren, war ihm dann doch zu heikel.

Da Rena sich noch immer nicht zusammenreißen konnte und sich über Ruiza amüsierte, stand jeden auf und verschwand mit einem gemurmelten: "Ich bin auf der Toilette." Aus der abgetrennten Sitzecke des Restaurants.
 

"Wie peinlich." Mit geröteten Wangen puderte er neue Kosmetik auf seine blassen Wangen und versuchte seine offensichtliche Schamesröte irgendwie loszuwerden. Das kühlende Wasser hatte auch nicht gerade Linderung versprochen, sondern nur dazu geführt, dass er sein sorgfältig aufgelegtes Make-up erneuern musste.

Er schämte sich dafür, dass er den anderen einen Grund gegeben hatte, sich über ihn lustig zu machen. Aber was sollte er denn machen? Er fühlte sich seit Tagen so sonderbar nachdenklich, dass er gar nicht bemerkte, wenn er in Grübeleien versank. Aber deswegen musste man ihn noch lange nicht lächerlich machen. Gerade bei Rena war er nicht davon ausgegangen, dass dieser seine Situation ausnutzen würde.

Die Tür ging auf, aber Ruiza störte sich nicht sonderlich daran.

Und sollte ein neuer dummer Spruch von irgendeinem Gast kommen - er habe sich in der Tür geirrt - würde er ihm mit handfesten Argumenten beweisen, wie männlich er wirklich war.

"Hey, Kleines." Der Blonde wäre beinahe vor Schreck nach hinten gekippt, als Rena im Spiegel neben ihm erschien.

"Ich wollte nur mal sehen, was du machst."

Der Braunhaarige lächelte versöhnlich und legte ihm eine Hand auf die Schulter, um sie leicht zu drücken. Wie es aussah, machte er sich Sorgen und wollte sich wohl bei ihm entschuldigen. Ruiza hob fragend eine schön geschwungene Augenbraue und blickte verwundert zu seinem größeren Freund auf. Den Kayal in seiner Hand vollkommen vergessend.

"Ich wollte mich nur etwas...frisch machen." Der Kleinere lächelte nachsichtig und ließ seine Schminkutensilien zurück in die kleine Umhängetasche verschwinden.

"Ach, so." Entgegnete Rena nur leise und ließ seine Augen abermals über das hübsche Antlitz des Blonden wandern.

"Ich habe mir nur...", das Wort, dass er eigentlich benutzen wollte - Sorgen - konnte er unmöglich nutzen, wenn er vor Ruiza nicht wie eine aufgescheuchte Glucke dastehen wollte, deshalb entschied er sich für ein ,harmloseres', "...Gedanken gemacht, weil du plötzlich aufgestanden bist."

Er schien es wirklich zu bereuen.

Der Blonde konnte nur ehrlich lächeln und strich ihm knapp durch das gepflegte Haar.

"Ach, ich musste mir nur einfach mal die Beine vertreten. Ich komme aber sofort nach, hai?"

Er sah hoffnungsvoll zurück in den Spiegel und löste den Kontakt zwischen ihren Körpern.

"Gut. Wir wollten ohnehin gerade zahlen."

Der Brünette blickte noch einmal zu seinem jüngeren Freund und wandte sich schließlich beruhigt wieder dem Ausgang zu.

Natürlich hatte er den Kleineren nicht ärgern wollen. Er konnte sich auf die Zunge beißen, wenn er daran dachte, wie sein Lachen auf den anderen gewirkt haben musste.

Warum konnte er sich so kindischen Kram auch nicht verkneifen.

Er wusste doch genau, in welcher Lage der Kleine steckte. Das war wirklich nicht gerade taktvoll gewesen. Und doch hatte er wirklich nichts Böses im Sinn gehabt. Er wollte Ruiza eine gewohnte Umgebung bieten, eine in der er sich Wohlfühlen und aus sich herauskommen konnte, ohne an seinen Job erinnert werden zu müssen. Das war wohl deutlich nach hinten losgegangen.

Ruiza nickte nur leicht, um ihm zu verstehen zu geben, dass er sich dementsprechend beeilen würde.

Er vollendete sein Werk, steckte den Kayal ebenfalls zurück in seine Tasche und zupfte hier und da noch eine der blonden Strähnen zu Recht, die ihm gebändigt in das ebenmäßig schöne Gesicht fielen.

Er sah gut aus, das konnte man nicht bestreiten.

Er verließ die Toilette und bemerkte mit einem flüchtigen Blick auf die Uhr über dem Eingangsbereich, dass er fast zwanzig Minuten dort verbracht hatte.

Klar, dass Rena sich da Gedanken machen musste.

Als er zurück an ihren Tisch trat, hielt ihm der Brünette die Hand hin und Ruiza nahm neben ihm Platz.

"Ich war so frei und hab dein Eis gegessen. Du bekommst dafür später Zuhause zum Trost noch eins."

Ruiza nickte mechanisch und sein Blick streifte wie so oft an diesem Tag, Asagi's.

Irgendwie wurde er nicht schlau aus diesem Mann.

Entweder er beachtete ihn nicht oder ließ keine Gelegenheit offen ihm Gehässigkeit zu erwidern und dann wieder schien er bemüht zu sein mit dem Jüngeren auszukommen.

Das war alles sehr verwirrend.

Gerade weil der Blonde nicht wusste, wie er sich dem Schwarzschopf gegenüber verhalten sollte.

Auch wenn er im Stillen die Übereinkunft getroffen hatte, jeder möglichen Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, war das manchmal schwerer einzuhalten, als er gedacht hatte.

Asagi war ein äußerst komplexer Charakter.

"Gut, können wir dann?"

Der Braunhaarige ließ seinen Blick in die Runde schweifen und erhob sich als erster von seinem Platz. Ruiza, diesmal so gegenwärtig, nicht wieder in seine Gedanken zu versinken, beeilte sich es ihm nachzutun. Asagi auf der anderen Seite steckte seine Zigaretten und sein Feuerzeug zurück in die Jackentasche.

"Was habt ihr denn jetzt noch vor?"

Der Blondhaarige trabte neben seinem Freund zur Tür des Restaurants, schlüpfte unter dessen Arm hindurch, als er sie ihm offen hielt.

"Wir gehen jetzt erstmal zu mir. Dann können wir ja immer noch auswählen. Bei mir können wir kostenlos trinken und nebenbei ein Video sehen?"

Ruiza zuckte nur die Schultern, ihm war es relativ egal, was die beiden geplant hatten. Er war mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass es wahrscheinlich angenehmer sein würde mit den beiden Freunden zurück zu Rena's Appartement zu gehen, anstatt allein Zuhause Löcher in die Wände zu starren. Er hatte keinen Fernseher und wenn man davon absah, dass die schäbige mausgraue Couch in seinem Wohnzimmer auch nicht gerade zum entspannten Videoabend einlud und er sonst nur ein quietschendes Bett und ein kleines Badezimmer vorweisen konnte, würde er die beiden sicher nicht zu sich einladen.

Rena's Blick wanderte unterdessen zurück zu Asagi, der sich gerade eine Zigarette anzündete und lässig an einem der Mauervorsprünge des Gebäudes lehnte, aus dem sie eben getreten waren.

"Und hast du eine Idee?" Der Schwarzhaarige ließ genüsslich den Rauch aus seinen Lungen entweichen, ehe er nur gleichgültig die Schultern zuckte.

"Ich kann mir die Stadt genauso gut morgen ansehen."

Das war doch ein Kompromiss.

Sie würden also zu Rena gehen, etwas trinken und essen und schließlich zum Abschluss eines gelungenen Tages Videos sehen.

Rena lächelte zufrieden und harkte sich bei Asagi ein.

"Schön, dann können wir ja vorher noch einkaufen gehen. Ich hab nichts zu knabbern mehr. Das ging gestern ja für Munition drauf." Er kicherte als er an Asagi's unfreiwillige Dekoration denken musste. Ruiza, den neben ihnen die Straße hinaufschlenderte, warf den beiden nur einen fragenden Blick zu. Der Schwarzhaarige zuckte nur die Schultern und entgegnete nüchtern: "Rena kam gestern auf die glorreiche Idee, dass wir uns mit seinen Süßigkeiten bewerfen könnten."

Der Blonde entgegnete nichts darauf, sondern zog nur gleichgültig die Schultern hoch.

Der Weg war nicht lang, aber Ruiza schien es wie eine Ewigkeit vorzukommen und während Rena, Asagi durch den Laden hetzte, blieb der Jüngste lieber vor der Tür stehen und zog wieder an einer Zigarette. Sein Feuerzeug hatte er natürlich in die kleine Seitentasche geschoben und war froh, dass er es jetzt beim zweiten Mal schließlich doch gefunden hatte.

Er ließ sich auf einer metallenen Absperrung, nahe dem Ausgang nieder, die Beine baumelnd herunterhängend und blickte interessiert auf die Leute herab die an ihm vorbeiliefen.

Er lachte hell über ein kleines Kind, das seiner Mutter Grimassen schnitt und quengelte damit es endlich den Lolli bekam, auf den es sehnsüchtig starrte.

Das war das ganz normale Leben.

Tief inhalierte er der beruhigenden Rauch und hätte sich beinahe daran verschluckt, als etwas großes, schwarzes auf ihn zuhielt. Ein empörter Besitzer lief hinter dem Tier her, um es wieder einzufangen. Bei genauerem hinsehen ließ sich dieses haarige Ungetüm als Hund identifizieren. Ruiza musterte das Tier mit einem Lächeln und streckte seine Hand aus, um das weich aussehende Fell zu berühren. Wider Erwarten ließ sich der Hund hinter dem Ohr kraulen und schien noch Gefallen daran zu finden, denn es drückte sich eng an die Absperrung, näher an Ruiza heran. Dieser lächelte bloß und warf seine angefangene Kippe weg. Der Hund war wesentlich interessanter. Der blonde Japaner sprang von seinem Sitzplatz hinab und beugte sich leicht nach vorn, um den Schwarzen noch etwas zu streicheln.

Auch der Besitzer erschien keinen Augenblick später neben dem Tier. Lächelte aber, als er den Jungen entdeckte, der scheinbar schon unfreiwillig adoptiert war. Sein Hund würde wohl nicht gleich wieder ausbüxen.

"Normal ist sie nicht so." Entschuldigte sich die wohlklingende Stimme des älteren Mannes und er bedachte sein Haustier mit einem strafenden Blick.

"Das macht doch nichts." Ruiza, der gerade einen neuen Freund gefunden zu haben schien, ließ sich vor ihr in die Hocke sinken und fuhr über das dichte Fell.

"Wie heißt du denn?" Fragte er und die Hündin blickte ihn aus treuherzigen, schwarzen Knopfaugen an. Das war einfach zu niedlich.

"Saka." Antwortet ihr Besitzer freundlich. Seine Hündin schien einen Narren an dem jungen Mann gefressen zu haben. Eigentlich recht ungewöhnlich, war sie Fremden gegenüber doch sehr scheuch.

"Hallo, Saka." Begrüßte Ruiza den Vierbeiner, der es ihm nachtat und ihm in einer liebevollen Geste über die Wange leckte. Die weiche, warme Zunge war keinesfalls unangenehm, es kitzelte wunderbar und in Ruiza stieg ein wohliges Gefühl auf.

Der Blonde lachte leise und kraulte der Hundedame den Nacken.

Die wiederum gab ein zufriedenes Seufzen von sich.

Das waren diese unvergesslichen Momente die er liebte. Hier durfte er Mensch sein. Saka wusste nichts von seinem Beruf und würde sich auch nicht daran stören. Diese Hunde waren eine sehr genügsame Rasse und störten sich im Gegensatz zu Menschen nicht an dem Beruf oder dem Erscheinungsbild eines ihrer zweibeinigen Freunde.

Und wieder stieg in ihm der Wunsch auf, auch ein solches Tier haben zu können.

Es musste ja nicht gleich so groß wie Saka sein. Aber vielleicht ein Hund, der ihm bis kurz unter das Knie ging. Dann nahm er nicht viel Platz weg. Sehnsüchtig strich Ruiza noch einmal über das warme Fell und lächelte versonnen.

Er war so beschäftigt, dass er gar nicht mitbekam, wie seine beiden Begleiter bereits mit Tüten bepackt aus dem Laden, geradewegs auf ihn zusteuerten.

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Musik:

Lareine - Billet ~youki natsu no binsen

Charlotte - Sanchoume no Yuuyake
 

Finished Chapter: 08.03.2006 18:03

Next Chance

Rena lächelte bei dem sich ihm bietenden Bild liebevoll und auch Asagi konnte sich eines mitfühlenden Blickes nicht entsagen.

Es war ein eindeutig schöner Anblick, den Ruiza und Saka boten.

Der blonde Junge schien wirklich in dieser Begegnung aufzublühen.

"Da haben sich wohl zwei gefunden?"

Der Schwarzhaarige lächelte versöhnlich und tätschelte Ruiza's blonde Haarpracht. Etwas necken wollte er sich schließlich auch nicht nehmen lassen.

Der Jüngere durch das Auftauchen seiner Begleiter zutiefst erschrocken - er war eben wieder in seine Träumerei versunken und hatte nicht auf seine Umgebung geachtet - brauchte einen Augenblick um sich von dem Schrecken zu erholen.

Aber er wies Asagi, nicht wie er ursprünglich geplant hatte, in seine Schranken, sondern entgegnete lächelnd: "Das glaube ich auch."

Selbst der Brünette war überrascht von der Gelassenheit seines Freundes.

Kein kontern?

Sehr ungewöhnlich für die beiden Streithähne, aber so war es ihm ohnehin lieber.

"Ich mag Tiere." Erklärte Ruiza begeistert weiter.

Während Asagi ihm relativ aufmerksam zuhörte und geistesabwesend am Ohr der schwarzen Hündin kraulte, machte Rena dessen Besitzer ausfindig, der etwas entfernt die Szenerie mit einem erleichterten Gesichtsausdruck verfolgte.

Er hatte schnell bemerkt, dass der Blondschopf, der sich jetzt schon seit Minuten mit seinem Hund beschäftigte, einen viel glücklicheren Eindruck vermittelte, als wenige Augenblicke davor.

Er wollte diese Verbindung zwischen den beiden nicht stören.

Rena blieb neben ihm stehen und lächelte freundlich.

"Ist das ihr Hund?" Der junge Mann nickte nur leicht in Saka's Richtung.

"Ja, das ist sie." Gab der andere ebenso aufgeschlossen zurück.

"Ihr Freund scheint Tiere besonders gern zu haben."

Seine Augen ruhten unentwegt auf Ruiza, der in dem Gespräch mit Hund und Asagi aufzugehen schien. Er war plötzlich wie ausgewechselt und das beruhigte Rena ungemein, wie er zugeben musste.

"Sie ist sehr hübsch und Ruiza scheint einen Narren an ihr gefressen zu haben."

Der Braunhaarige sah kurz auf und begegnete dem Blick des Mannes, um ihm ein dankbares Nicken entgegen zu bringen.

"Ich danke ihnen. Man sieht es ihm nicht an, aber er muss ziemlich mit sich kämpfen und gerade jetzt sieht er sehr unbeschwert aus. Diese kurze Begegnung hat ihm wirklich gut getan. Danke." Der Brünette deutete eine eichte Verbeugung an.

Sein Gegenüber schmunzelte nur. So viel Dankbarkeit bekam er selten zu Gesicht und gerade in Verbindung mit seinem Hund.

"Ich habe eigentlich überhaupt nichts getan. Das war ganz allein Saka's Verdienst. Sie müssten sich bei ihr bedanken."

Der junge Mann kramte beiläufig in einer seiner Taschen und hielt Rena dann einige kleine Kräcker hin.

"Diese mag sie besonders gern." Fügte er an.

Der Brünette linste etwas verdutzt auf die ihm dargebotene Hand, entnahm ihr aber dann die Belohnungen. Sein Blick wanderte zurück zu Ruiza und der Hündin.
 

Ruiza, dem es mittlerweile nicht einmal mehr besonders schwer fiel, sich mit Asagi zu unterhalten, plapperte munter weiter. Immer die schwarze Hündin im Arm, die sich diese intensive Behandlung nur zu gern gefallen ließ. Und das kraulen am Kopf, genau über dem Ohr gefiel ihr unheimlich gut. Ihr Haupt senkte sie gegen die Schulter des Blonden und gab ein genüssliches Brummen von sich.

Dies entlockte dem Jungen ein neuerliches, strahlendes Lächeln.

Wie schön es wäre, ein solches Tier zu besitzen.

"Ich hätte gerne einen Hund." Seufzte Ruiza und streichelte nun wieder niedergeschlagen über die bewegenden Flanken.

In dem Haus in dem er lebte gab es keine Regeln, also konnte man Haustiere halten.

Die Bewohner ein Stockwerk unter ihm, hielten sich mindestens drei Hunde und vielleicht genauso viele Katze. Aber daran scheiterte seine Liebe zu einem Haustier nicht.

Nein, das liebe Geld spielte einfach nicht mit. Er hatte diesen Monat schon zu wenig verdient, um überhaupt die Rate für das Krankenhaus bezahlen zu können.

Das hieß im Klartext, dass er schon einige tausend Yen im Verzug war.

Zwar würde niemand seine Mutter in diesem Zustand - wenn man es so überhaupt noch nennen konnte - hinauswerfen, aber die teuren Behandlungen würden wohl bald eingestellt werden müssen.

Und wenn er dann noch ein Tier zu verpflegen hätte, würde sein Erarbeitetes hinten und vorne nicht passen. Seine Ausgaben würden so hoch angestiegen, dass er nichts mehr bezahlen könnte und das durfte er keinem Geschöpf antun. Hund brauchten Pflege und ein gutes Zuhause. Etwas das er nicht bieten konnte.

Resigniert seufzend blickte er der Hundedame in das hübsche Gesicht.

Die treuen Augen ruhten auf dem Blonden und schienen ihn aufmuntern zu wollen, denn wie zum Liebesbeweis leckte die weiche Zunge über seinen Handrücken.

Im stummen einvernehmen kam Ruiza zu dem Schluss, dass das Tier genau wusste, woran er dachte. Schon eine erstaunliche Beziehung, die man zu einem solchen Wesen aufbaute. Sie spürten immer wenn ihr Gegenüber traurig - dann versuchten sie Trost zu spenden - oder glücklich war - so zeigten sie ihre ungeteilte Freude durch energisches Schwanzwedeln.

Der Neunzehnjährige hätte gerne eine solch treue Seele an seiner Seite, die nicht von ihm weichen würde.

Klar, er hatte Rena, aber den sah er kaum. Anders wäre es mit einem Hund.

Wenn er nachts nach Hause käme, wäre da jemand der ihn freudig bellend erwarten würde. Er würde ihnen beiden etwas zu essen machen und später könnten sie sich gemeinsam im Schlafzimmer zur Ruhe legen.

Er in seinem Bett, sein Hund in einem eigenen kleinen Körbchen.

Morgens, wenn die Sonnenstrahlen ihn weckten, wäre der Vierbeiner an seiner Seite und würde ihn vielleicht mit seiner feuchten Schnauze wecken.

Dann könnte Ruiza mit ihm durch den Park laufen.

Das hatte etwas von einer Familienidylle.

Die meisten Kinder hatten einen Spielgefährten und unternahmen viel mit ihm.

Und Ruiza begehrte doch nichts sehnlicher als etwas, dass die anderen Menschen von ihm unterschied - Normalität.

Das er endlich Kind sein durfte.

Er hatte Jahre seines Lebens damit vergeudet erwachsen zu werden und gerade jetzt erträumte er sich seine verlorene Kindheit zurück.

Was ein so kurzer Einschnitt in seinem tristen Alltag nicht alles verändern konnte.

Ihm war zum Weinen zumute.

Warum war das Leben nur so verdammt ungerecht?

Er bemerkte nicht, wie Rena näher an ihn herantrat, die Leckereien für Saka in der Rechten.

Zaghaft legte sich eine Hand auf Ruiza's Schulter und drückte sie leicht.

Der Blondhaarige sah auf und begegnete dem liebevollen Blick des anderen.

Die rechte Hand hielt ihm die Leckerbissen hin.

"Magst du ihr nicht etwas geben?"

Er konnte nur nicken und griff nach einem kleinen Brocken. Saka verfolgte die Bewegung aufmerksam und schien sehr erfreut über das Naschwerk.

Ihre feuchte Schnauze stupste den Jungen an und verlangte offenbar sofort nach dem braunen Gebilde.

Ruiza musste über ihre Ungeduld kichern und hielt es der Hündin mit spitzen Fingern entgegen. Sanft schlossen sich die ,Lippen' um seinen Finger und klaubten so vorsichtig das Angebotene.

Über die sanftmütige Art des Tieres konnte Ruiza nur begeistert reagieren.

Saka hatte im Sturm sein Herz erobert.

Der Blonde entnahm Rena's Hand nun alle Leckerchen und hielt immer eines davon für die Hundedame bereit.

Rena strich Ruiza in einer liebevollen Berührung durch die seidig schimmernden Haare.

Seine Augen suchten den Blickkontakt zu Asagi und fanden ihn. Stumm deutete er an, den Jungen einen Augenblick allein bei dem Tier zu lassen.

Der Schwarzhaarige, der nur als stummer Beobachter fungiert hatte, zeigte durch ein angedeutetes Nicken, dass er verstanden hatte und trat zur Seite, außerhalb der Hörweite des Jungen, der noch immer mit der Hündin beschäftigt war.

Rena tat es ihm gleich, wurde aber, sobald er seine Hand von Ruiza's Kopf nahm, von dessen blauen Iriden fragend beobachtet.

"Du kannst ruhig noch etwas bei ihr bleiben. Asagi und ich warten dort auf dich, hai?"

Er deutete mit dem Finger auf eine etwas entfernte Bank.

"Du musst dich nicht beeilen." Fügte er erklärend hinzu.

Der angespannte Ausdruck auf Ruiza's Gesicht wandelte sich zu einem dankbaren Nicken und er wandte Saka erneut seine gesamte Aufmerksamkeit zu.

Der Brünette, wieder etwas beruhigter, löste sich von seinem Schützling und steuerte ebenfalls die Bank an, um sich neben Asagi mit einem erleichterten Seufzen niederzulassen.

"Ich muss meine Meinung über den Jungen vielleicht ein wenig korrigieren."

Erklang neben ihm die melodische Stimme des Älteren.

Rena schmunzelte.

"Inwiefern?"

Wollte er wissen und linste erwartungsvoll zu seinem Sitznachbarn hinüber.

"Er scheint unglaublich einsam zu sein."

Begann Asagi nachdenklich.

"Ich bin mir nicht sicher, aber...er hat scheinbar kaum Gesellschaft. Wenn man von diesen Verehrern im Club absieht. Ich kenne ihn zwar nicht so lange wie du, aber er ist wohl sehr unglücklich."

In den zwanzig Minuten, in denen er dem Blonden einfach nur zugehört hatte, war ihm einiges viel klarer als zuvor geworden.

Ruiza war gar nicht so arrogant und eingebildet, wie er zunächst abgenommen hatte.

Die angebliche Abgebrühtheit des Jungen kam zwar nicht von ungefähr, aber war nichts weiter als eine Maske, die er trug.

Er täuschte seine Umwelt über seine Verletzbarkeit und Schwäche wunderbar hinweg.

Und Asagi hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass der Ruiza, den er nun vor sich sah, sein wahres Wesen offenbart hatte.

Ein einsames, Trost suchendes Kind, das sich an jeden Strohhalm klammerte, den es erreichten konnte.

Und es tat ihm in der Seele weh, untätig herumzusitzen.

Rena nickte nur zustimmend.

"Du hast recht."

Es tat ihm selbst weh, nur daneben stehen zu können und mit ansehen zu müssen, wie der Jüngere an seiner Arbeit zerbrach.

"Wenn es nach mir ginge, hätte ich ihn längst aus dieser Qual befreit, aber er will sich nicht helfen lassen. Ich weiß nicht, was dieser Tsukasa in der Hand hat, aber scheinbar etwas sehr wichtiges. Ruiza wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, aus dem Geschäft auszusteigen. Ich weiß nicht, warum er das Geld braucht, aber es muss ihm ungeheuer wichtig sein."

Er senkte betrübt den Blick zu Boden, nur um gleich darauf eine Hand an seinem Arm zu spüren.

Die niedergeschlagenen Augen sahen fragend zu seinem langjährigen Freund auf. Doch der lächelte nur zuversichtlich.

"Ich denke er weiß das zu schätzen."

Rena seufzte nur frustriert.

"Das hilft ihm aber auch nicht."

Seine Augen suchten wieder Ruiza und den Hund. Dieses Bild, so unbekümmert, brannte sich in seine Erinnerung. Er würde den Blonden glücklich machen, dass schwor er sich in diesem Augenblick mehr denn je. Und dann würde er ihn endlich häufiger lächeln sehen.

Asagi an seiner Seite schwieg. Er wusste bereits, ohne das Rena etwas sagte, dass dieser noch nicht geendet hatte.

"Ich hatte erst Angst er könne das Geld für Drogen ausgeben. Die meisten Jugendlichen, die in dieses Milieu abrutschen, tun das alles nicht freiwillig und müssen etwas finden, dass ihnen über den Ekel und die Depressionen hinweghilft. Aber ich habe bei Ruiza weder Einstichstellen noch sonstige Merkmale gefunden."

Eigentlich sollte er erleichtert sein, dass der Jüngere kein Problem mit Rauschmitteln hatte, aber trotzdem bereitete es ihm Unbehagen nicht zu wissen, warum der Blonde so viel Geld erarbeitete.

"Und wenn er krank ist und das Geld für Medikamente braucht?"

Klingte sich Asagi in die Gedanken seines Freundes ein.

Ihm kam der Junge ziemlich schmächtig vor. Vielleicht war er wirklich krank und versteckte es nur gut.

"Iie, das wäre meine nächste Möglichkeit gewesen, aber Ruiza hat nie irgendwelche Tabletten geschluckt, wenn er bei mir war. Es muss etwas anderes geben"

Er hatte sich natürlich auch schon umgehört. Es konnte immerhin sein, dass sich Ruiza versuchte freizukaufen, aber da er wie die anderen Jungen auf der Straße keinem Zuhälter untergeordnet war, brauchte er das Geld scheinbar auch nicht dafür.

Es konnte natürlich auch sein, dass Ruiza einfach von hier fort wollte.

Aber das wiederum war Rena unverständlich.

"Und wenn du ihn einfach nach dem Grund fragst?"

Auch diese Möglichkeit hatte er schon in Betracht gezogen. Allerdings hatte der Jüngere ihm unmissverständlich klar gemacht, dass das seine Privatangelegenheit war und diese Rena nichts anginge.

Nach dieser Erfahrung hatte der Brünette es kein einziges Mal mehr gewagt, den anderen darauf anzusprechen, obgleich ihr Verhältnis zueinander immer besser geworden war.

"Ich glaube nicht, dass er es mir ausgerecht jetzt unter die Nase reiben würde."

Er seufzte Schicksals ergebend auf.

"Er wird es mir nicht erzählen."

Erstickte er jedes noch so gut gemeinte Wort des anderen.

Asagi hob fragend eine Augenbraue, erhielt aber keine Antwort.

Seit wann gab Rena so schnell etwas auf?

Aber eigentlich sollte ihn nichts mehr wundern. Sein Freund hatte eine ganz schöne Entwicklung durchlebt, seitdem sie sich getrennt hatten.

Die Zeiten der Unbeschwertheit waren eindeutig beendet.
 

Und während sowohl der Schwarzhaarige, wie auch sein Freund in Gedanken versunken auf der Parkbank saßen, schloss der Jüngere wieder zu ihnen auf.

Saka und ihr Besitzer konnten schließlich nicht ewig auf dem Lebensmittelladenvorplatz bleiben und ihn aufmuntern.

Schweren Herzens hatte er sich von ihr verabschiedet und das Versprechen des Hundehalters dankend entgegengenommen, dass sie sich sicher noch öfter im Park treffen würden.

Leider nur, musste Ruiza nachmittags arbeiten und hatte so keine Gelegenheit der Grünanlage einen Besuch abzustatten.

Er hasste seinen Beruf nun mehr denn je.

Er beraubte ihn aller Freizeit.

Gedankenverloren blieb er vor den beiden stehen und wartete darauf, dass sein Auftauchen bemerkt wurde. Ihm war jetzt einfach nicht nach reden.

Aber lange musste er auch nicht warten, ehe sich Rena aus seiner Starre löste und den Jüngeren mit einem mitfühlenden Blick bedachte.

"Wollen wir los?"

Ruiza zog nur gleichgültig die Schultern hoch.

Ihm war mittlerweile alles egal.

Einen Moment lang, betrachtete Rena das nun wieder harte Gesicht des Blonden, bevor er traurig dreinblickend, Asagi an seiner Seite andeutete, ihnen zu folgen.
 

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Musik:

Vidoll - Itsuwari no Jouzai

Gazette - Beautiful 5 [shit]ers
 

Finished Chapter: 12.03.2006 11:08

Under the fullmoon

After Midnight
 

„Magst du noch etwas trinken?“

Rena beugte sich zu Ruiza herüber, um ihn im flackernden Licht des Fernsehers besser ausmachen zu können. Der Blonde saß auf der Couch zwischen ihm und Asagi eingeklemmt.

Die Arme schlang er noch zusätzlich um seine angezogenen Knie und stützte leicht schläfrig seinen Kopf auf die Handflächen.

Der Film war zwar unheimlich spannend, aber so gerne er ihn auch weiter verfolgen wollte, seine Augenlider flatterten immer wieder unfreiwillig zu.

Das er noch nach Hause musste, darum macht er sich schon lange keine Gedanken mehr.

Die einlullende Wirkung der kleinen Barcadi-Cola, die Rena ihm hingestellt hatte, entfaltete seine ermattende Eigenschaft. Ohnehin wurde er von Alkohol eher müde, als richtig wach und genau aus diesem Grund schlug er eigentlich jeden Drink aus, den er von Kunden spendiert bekam.

Mit einem leichten Kopfschütteln antwortete er auf Rena’s Frage, obwohl auch er diese beinahe schon sofort wieder vergaß.

Er sollte das nächste Mal, wirklich darauf verzichten, wenn er schon nach einem Glas kapitulierte.

„Na schön. Ich hol mir auf jeden Fall noch etwas.“

Gesagt getan. Der Braunhaarige stemmte sich also hoch, sodass ihm auch Asagi’s fragender Blick, der bis eben wie gebannt auf die Mattscheibe heftete, nun sicher war.

Scheinbar mochte der große Schwarzhaarige Thriller.

Ruiza konnte sich eigentlich weniger für diese Art von Psychospielchen begeistern, aber er musste anstandslos zugeben, dass der Film bis vor genau zwanzig Minuten und siebenunddreißig Sekunden wirklich mehr als spannend gewesen war. Und eben zu genau jener Zeit hatte er das Glas Cola auf Ex geleert.

Während Rena vor ihm und Asagi zu seiner Linken damit beschäftigt waren, einen knappen Austausch ihrer Interessen an Getränken und neuen Knabbereien zum Ende zu bringen, senkten sich Ruiza’s Lider wieder.

Verräter.

Genau, dass war sein Körper. Ein elender Verräter.

Wie hieß es doch?

Der Geist war stark, aber der Körper schwach.

Und eben genau dieser Leitfaden wurde einmal mehr bestätigt.

Der Jüngere döste bereits leicht, als Rena mit den neuen Getränken in beiden Händen, sowie einer großen Tüte - mit diesen vor Fett triefenden amerikanischen Kartoffelchips - unter den Arm geklemmt, zurückkam.

Etwas irritiert blickte er auf den Jüngsten in ihrer Runde und dann zu Asagi.

Der jedoch von dem Kleineren keine weitere Notiz nahm. Er war wieder durch und durch in den Film versunken.

Also blieb es erneut an dem Braunhaarigen hängen, sich um sein kleines Sorgenkind zu kümmern.

Diese Haltung war sicher unheimlich unbequem und wahrscheinlich ebenso schlecht für die Nackenmuskulatur.

Der Brünette seufzte leise, ehe er die Snacks ablud und vor der weißen Ledercouch in die Hocke ging.

Die Decke, die er Ruiza überlassen hatte, war ihm halb über die Brust gerutscht und klemmte nun, zwischen seinen Beinen und der Rückenlehne. Der Kopf war etwas zur Seite gefallen und gab, den schlanken Hals des Jungen frei.

Die weiße, elfenbeinfarbige Haut, hob sich kaum von der weißen Garnitur ab.

Rena lächelte leicht, als er den friedlichen Ausdruck auf den sonst immer so verzerrten Zügen des Blonden wahrnahm.

Wenigstens im Schlaf schien er einmal entspannen zu können und fern aller Sorgen des Alltags glücklich zu sein.

Auch wenn Rena beim besten Willen nicht sagen konnte, ob die Träume seines Freundes angenehm waren.

Er strich ihm flüchtig über die Wange, lächelte dabei noch immer.

Ein schöner Anblick, der ihm der Blondschopf bot. Er hätte ewig so sitzen bleiben können und ihn beobachten, aber er wollte erstens nicht, dass Asagi seine Blicke bemerkte und zweitens – und das war allein zu Ruiza’s Wohl – dass dieser am nächsten Morgen nach dem Aufstehen keine verspannten Schultern hatte.

Vorsichtig erhob sich der Braunhaarige und linste kurz zu seinem besten Freund herüber.

Gut, Asagi war wohl noch immer viel zu beschäftigt mit seinem Filmchen, dann konnte er sich in der Zeit wenigstens Ruiza widmen.

Die Chipstüte warf er geräuschvoll in Asagi’s Schoß, sodass dieser wieder aufblicken musste.

Sonderlich erschrocken war er nicht, immerhin hatte er Rena’s Bewegungen steht’s aus den Augenwinkeln beobachtet. Er war nur halb so abgelenkt, wie er vorgab. Auch, dass der Kleine neben ihm schlief, hatte er entgegen Rena’s Annahme bemerkt.

So unaufmerksam war er noch nie gewesen.

Und so quittierte er auch jetzt die Aktion seines Freundes nur mit hochgezogener Augenbraue.

Rena deutete mit einem Fingerzeig auf die zusammengesunkene Gestalt des Kleineren.

Immer darauf bedacht, den Blonden nicht zu wecken, flüsterte Rena leise:

„Ich bringe ihn nach nebenan, hai? Besser er bleibt heute Nacht hier.“

Aber auch ohne das Asagi die Worte hätte verstehen müssen, wusste er genau, welche Gedanken in dem anderen vorgingen.

Und seit der Begegnung mittags nach ihrem Restaurantbesuch, war er mehr denn je erpicht darauf, mit Ruiza zu sprechen. Ihre Unterredung stand schließlich noch aus.

Auch wenn der Jüngere noch nichts von seinem Glück ahnte.

Asagi nickte nur flüchtig und wedelte mit der Fernbedienung, um den Ton leiser zu stellen.

Er wollte schließlich ebenfalls nicht, dass der eben erst Eingeschlafene, durch den hallenden Schusswechsel, der beiden Filmcharaktere geweckt wurde.

Rena schien auch sichtlich erleichtert, dass der Schwarzhaarige kein Problem damit haben würde, dass er heute – ausnahmsweise – mit ihm in einem Bett schlafen würde.

Das Gästebett würde Ruiza bekommen und die Türen in dieser Wohnung standen ohnehin immer offen, so hatte Rena auch die Gewissheit, dass er wirklich alles mitbekommen würde.

Denn schließlich konnte sein jüngerer Freund jederzeit etwas brauchen und dann wollte er zur Stelle sein.

Asagi würde über seine Fürsorge sicher nur den Kopf schütteln.

Ob er übertrieb?

Etwas verunsichert, obgleich er nur das Beste für den Blondschopf wollte, blieb er vor der Couch stehen und sah fragend auf die zusammen gekrümmte Gestalt hinab.

Aber wenn er Ruiza nun so liegen sah, vollkommen schutzlos, zusammengerollt wie ein frierendes Kind, dass nur die Wärme seines eigenen Körpers kannte, dann wollte er ihn unterstützen.

Ob der Junge noch Familie hatte? Sie sprachen nie über solche Angelegenheiten.

Wenn er richtig darüber nachdachte, wusste er einiges über seinen mysteriösen Freund nicht. Ihm blieb nur die Hoffnung, dass Ruiza irgendwann selbst über diese Dinge mit ihm sprach.

Aber so wie es schien, lebte er allein. Vielleicht war er auch aus einem Waisenhaus verschwunden. Es gab so viele Möglichkeiten und es waren reine Spekulationen, die er anstellen konnte.

Wie lange er diese Ungewissheit noch aushielt, wusste er nicht.

Er wusste nur, dass es ungemein schmerzte, dass der Junge ihm nicht solch persönliche Dinge anvertraute.

Der Schwarzhaarige bemerkte scheinbar die zwiespältigen Gedanken seines Freundes und tätschelte mit der freien Hand den Arm des Stehenden, holte ihn so aus seiner Trance.

„Wolltest du ihn nicht in Bett bringen? Dann haben wir beide auch wieder genug Platz.“

Dass er seine Worte hörbar nicht ernst meinte, zeigte der Anflug eines Lächelns, den Rena über das Flackern des Bildschirms erkennen konnte.

„Ach, daher weht der Wind.“

Lachte der Brünette nur amüsiert. Schlang aber noch im selben Augenblick seine Arme um das zierliche Wesen und hob es mit Leichtigkeit hoch.

Er wusste ja, dass der Blonde nicht besonders beleibt war, aber dieses leichte Körpergewicht, machte ihm beinahe schon Angst.

Er zwinkerte Asagi kurz viel sagend zu und trat mit seiner Last aus dem Wohnbereich, weiter in das geräumige Gästezimmer.

Das Bündel in seinen Armen träumte noch immer. Scheinbar hatte Ruiza einen sehr tiefen Schlaf.

Unwillkürlich musste Rena bei diesem Gedanken schmunzeln.

Er würde Ruiza noch andere Kleidung besorgen und dann zurück zu Asagi gehen. Wenn er nicht allzu lange brauchte, könnte er noch das Ende des Filmes sehen und den Schluss mochte er mit Abstand am liebsten.

So lud er den Kleineren auf das frisch bezogene Bett, legte ihm die Decke wieder über und lief ins Nachbarzimmer – seinem eigentlichen Schlafzimmer.

Er kramte aus seinem Schrank, der zur Abwechslung mal so eingeräumt war, dass ihm nicht wild durcheinander geworfene Kleidungsstücke entgegen fielen, ein Oberteil hervor, dass dem Blonden ungefähr passen dürfte, hervor.

Er war nicht unbedingt unordentlich, aber etwas geordnete Unordnung schadete eben nicht, solange er noch genau wusste, wo er seine Sachen suchen musste.

Das Genie beherrscht das Chaos.

Wieder umspielte ein Lächeln seine Lippen, als er zurück zu Ruiza ins Zimmer trat.

Wirklich zu niedlich, wie er da zusammengerollt auf dem großen Bett lag.

Und zum ersten Mal eigentlich, verstand er, was diese ganzen Männer an Ruiza fanden.

Nicht, dass er nur unnatürlich hübsch war – die kindlichen Züge hatte er nie ganz abstreifen können – es war mehr die Mischung, die Ruiza bot.

Er wirkte reif, bewahrte aber auch etwas, dass wohl als jugendliche Naivität ausgelegt werden konnte. Professionalität und Aussehen machten jeden in diesem Metier zu einer Koryphäe. Und sobald man diesen Absprung einmal geschafft hatte, verdiente man erstaunlich viel, solange man etwas zu bieten hatte.

Rena zog sich bei diesem Gedanken sein Herz zusammen.

War Ruiza auch eine dieser ‚Persönlichkeiten’?

So sehr er hoffte und bettete, dass der Blonde endlich zur Vernunft kam.

So sehr wurde er auch enttäuscht, wenn er ihm heimlich auf die Straße folgte.

Sie hatten nach dem Vorfall mit dem durchgedrehten Freier nicht einmal über die Sache gesprochen.

Aber er war sich sicher, dass Ruiza wusste, dass er gesehen hatte, was er allnächtlich trieb. Der Blonde schien sich sogar dafür zu schämen. Da konnte ihn der Brünette sogar verstehen. Ihm wäre es auch unangenehm gewesen, wenn jemand bekanntes von seinem doch recht anrüchigen Job etwas mitbekommen würde.

Und so schweigen beide, dieses Thema tot.

Ruiza, weil er noch immer hoffte, dass Rena glaubte, dass es eine Verwechslung gegeben hatte und dieser wiederum, weil er davon überzeugt war, dass der Blonde mit ihm reden würde, wenn es Probleme gab.

Das sich so aber nie etwas ändern würde, daran verschwendete keiner von beiden einen Gedanken.

Sollte dies irgendwann vielleicht einmal zu ihrem Verhängnis werden?
 

Rena seufzte tief und ließ sich neben Ruiza auf das Bett sinken. Strich ihm durch die blonden Strähnen.

„Was machst du nur?“

Flüsterte er leise.

Wusste aber dennoch, dass der Blonde ihm diese Frage wohl nicht beantworten würde.

Er blickte auf das Shirt in seinen Händen und dann wieder auf seinen schlafenden Freund.

Besser er entkleidete ihn sofort. Asagi wartete sicher und als schlechter Gastgeber wollte er nicht gelten.

Vorsichtig, um den anderen nicht zu wecken, streifte er Ruiza den langen Rock von den Beinen. Das er nicht viel drunter tragen würde, war ihm ja irgendwo klar gewesen, aber dieser Stofffetzen verdiente es nicht einmal mehr, als Unterwäsche durchzugehen.

Kritisch hob er eine Augenbraue.

Dann würde er ihm eben noch eine Hose leihen.

Er zuckte die Schultern und zog anstandsweise die Decke über die unbekleideten Beine.

Ruiza wäre es sicher nicht Recht, wenn ihn jemand so entblößt mustern konnte. Und selbst wenn das Gegenteil der Fall gewesen wäre, Rena passte es nicht, wenn der Schwarzhaarige ihn so sehen könnte.

Die Bluse und das weiße Oberteil darunter konnte er relativ gut abstreifen. Nachdem er Ruiza in die senkrechte gezogen hatte.

Und als er ihm schließlich - das leider doch viel zu große Shirt und die Hose übergeworfen hatte, legte er ihn behutsam zurück auf seine Schlafstätte.

Das der Kleine nicht einmal erwachte, wunderte ihn schon etwas.

Aber der regelmäßig hebende und senkende Brustkorb bestätigte ihm, dass Ruiza noch lebte.

Er war wahrscheinlich einfach nur sehr müde. Und wie es aussah, kam er kaum dazu richtig Schlaf zu finden.

Liebevoll sah der Brünette auf die Gestalt seines Freundes, beugte sich noch einmal über ihn und küsste hauchzart seine Stirn.

„Träum angenehm, mein Engel.”

Wisperte er leise, ehe er sich herumwand und sich anschickte das Zimmer zu verlassen.

Als er den Blick von Ruiza hob und Asagi im Türrahmen stehen sah, wäre er beinahe erschrocken zusammengefahren.

Wie lange stand sein Freund schon dort und beobachtete ihn?

Mit einem Nicken deutete dieser auf Rena’s Schlafzimmer und die beiden gingen hinüber.

„Ist alles okay?“

Die Frage erstaunte Rena etwas. Er hätte eher damit gerechnet, dass Asagi gereizt reagieren würde. Als er ihn aber direkt ansah, konnte er nur Besorgnis in dessen Augen erkennen.

Er zuckte nur leicht die Schultern.

Klar, mit ihm war soweit alles in Ordnung, aber Wohl fühlte er sich trotzdem nicht.

Etwas nagte an seinen Nerven und immer wieder hatte er dieses unbestimmte Gefühl, dass etwas Schreckliches passieren würde. Ob er Asagi davon erzählen sollte, wusste er nicht. Es war merkwürdig, er hätte nie gedacht, einmal in diese Art Zwiespalt zu geraten.

Er hatte nie Geheimnisse vor seinem Freund gehabt und dennoch missfiel es ihm, dem anderen davon zu bereichten. Irgendetwas hielt ihn zurück.

Asagi aber, gab sich mit dieser kurzen Geste zufrieden.

Er kannte Rena und wenn dieser nicht von sich aus etwas enthüllen wollte, tat er es auch nicht. Er hatte schon lange kein Recht mehr darauf, ihm alles zu entlocken. Dafür waren sie eine viel zu lange Zeit getrennt gewesen. Er konnte nicht einfach wieder in Rena’s Leben platzen und dann glauben, dass alles so wie früher wurde.

Er würde seinem Freund Zeit geben sich ihm wieder zu nähern, ihm erneut sein ganzes Vertrauen zu schenken. Und dann war Asagi bereit ihm mit allem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu helfen.

„Wir sollten auch schlafen gehen.“

Durchbrach die Stimme des Brünetten, das zwischen ihnen eingekehrte Schweigen.

Der Schwarzschopf nickte nur, begann sich wie sein Freund ebenfalls auszukleiden.

„Ich kann es dir noch nicht sagen.“

Begann er wieder und ließ sich neben Asagi auf das Bett fallen.

„Du musst dich nicht rechtfertigen.“

Entgegnete der andere. Er konnte es wirklich verstehen.

„Aber…“ Schwacher Protest.

Doch sein Gegenüber schüttelte nur den Kopf.

„Du musst es wirklich nicht. Ich kann warten.“

Ein leichtes Lächeln zierte seine Züge, ehe er unter der Bettdecke verschwand.

Rena sann noch einen Augenblick über die Worte, legte sich aber nach einer weiteren einladenden Geste seines Freundes zu ihm unter die Decke und löschte schließlich das Licht der kleinen Lampe auf seinem Nachtkästchen.

„Ich würde die Ewigkeit warten, wenn du das möchtest.“

Rena musste unwillkürlich lächeln. Er war für das Verständnis seines Freundes überaus dankbar. Aber er hätte auch nicht geglaubt, dass Asagi ihn drängen wollte, seine Gedanken zu offenbaren.

Tastende Händen berührten seine Hüfte und legten sich locker darum.

Wieder ein glückliches Lächeln des Brünetten und er drängte sich in die Arme seines Freundes.

„Ich bin froh, dass du wieder bei mir bist.“

Hauchte er leise an die Brust des Größeren.

„Ich auch.“

Sein Herz schlug einen Augenblick schneller und das wohlige Gefühl, dass er immer in Asagi’s Nähe verspürt hatte, gesellte sich zu seiner ermattenden Müdigkeit.

Er war froh, dass er seinen besten Freund zurück hatte.

Und nur ein Zimmer weiter, schlief Ruiza.

Was wollte er mehr?

Er bemerkte erst, als Asagi’s gleichmäßiger Atem gegen seinen Hals schlug, dass er schon wieder in seine Gedanken versunken war.

Besser er schlief jetzt auch endlich. Morgen hatte er noch genug Zeit, sich Gedanken um ihre gemeinsame Zukunft zu machen.
 

Tiefe Dunkelheit umhüllte die drei Gestalten und nur der Mond warf einen fahlen Schatten auf ihre Siluetten.

Was sie in ihrem friedlichen Schlummer nicht ahnten.

Zogen doch dunkle Wolken über ihren Herzen auf.

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Musik:

Alice Nine - Fantasy

Ayabie – Kuroi tsukasa sagui to shinegai
 

Finished Chapter: 07.05.2006 11:04

Over the borders

Over the borders
 

Als Ruiza am nächsten Morgen, die Augen aufschlug, brauchte er einen Augenblick, um sich zu orientieren. Er hatte schon einmal in dem Gästezimmer übernachtet und erkannte es, an der doch etwas außergewöhnlichen Wandfarbe – einem pastelligen Violett – wieder.

Das kleine Zimmer war so gemütlich eingerichtet.

Was würde er dafür geben, wenn seines auch nur etwas mehr von diesem Charme besäße. Sein Blick glitt über die europäisch anmutenden, weißlackierten Möbel – den Kleiderschrank, der alles andere als groß und klobig wirkte; das überaus bequeme Bett mit den Verzierungen an den Bettpfosten. Wahrscheinlich konnte man das ganze zu einem Himmelbett umfunktionieren; die seidenen, dünnen Organza-Gardinen in einem hellen Blau-Ton und das kleine Nachtkästchen, auf dem ein Glas Wasser stand – Rena war wirklich sehr fürsorglich.

Ein leichtes Lächeln spiegelte sich auf seinem übermüdeten Gesicht wieder, als er die angelehnte Tür betrachtete.

Mit welcher Berechtigung hatte er einen solchen Freund überhaupt verdient?

Noch nie hatte er ihm etwas zurückgeben können. Nichts als Ärger hatte er gemacht.

Ob Rena wohl irgendwann seiner überdrüssig wurde?

Ein tiefes Seufzen folgte.

Warum musste sein Kopf bloß immer gleich alles in negative Assoziationen ziehen?

Kaum einen glücklichen Gedanken gefasst, rief sein Verstand, dass er nicht optimistisch sein durfte, denn diese Empfindung war so trügerisch, dass sie nur noch verletzender waren.

Nichts desto trotz, schwang er seine Beine aus dem Bett, nur um gleich die nächste Überraschung zu entdecken. Irgendjemand hatte ihn ausgezogen.

Ruiza zupfte etwas an dem T-Shirt, dass er eindeutig als Rena’s identifiziert hatte und beäugte auch die Hose etwas skeptisch.

Dann aber zuckte er nur gleichgültig die Schultern und trat leise auf die Zimmertür zu.

Vielleicht war ja schon einer der beiden anderen Anwesenden aufgestanden.

Auch wenn er Asagi nicht begegnen wollte, Rena konnte ja immerhin schon aufgestanden sein. Er wusste, dass der Braunhaarige eindeutig in die Kategorie Frühaufsteher einzuordnen war und deshalb schon mit den ersten Sonnenstrahlen munter wurde.

Vorsichtig schob er seinen Kopf durch die schmale Lücke und spähte Richtung Schlafzimmer.

Er konnte deutlich einen schwarzen Haarschopf ausmachen, dessen lange Haare auf dem blütenweißen Kissen ausgebreitet lagen und fast wie Schlangen wirkten.

Asagi hatte in der Tat etwas von einer Meduse, einem Fabelwesen aus Geschichten, die Angst einflößen sollten.

Ruiza atmete erleichtert auf und huschte aus dem Zimmer. Froh, an diesem Morgen nicht gleich mit dem desinteressiert dreinblickenden Freund Rena’s konfrontiert zu werden, lief er zu der kleinen Einbauküche.

Aber weder hier noch im angrenzenden Wohnzimmer konnte er seinen Vertrauten ausmachen.

Er hob irritiert eine Augenbraue.

Also, entweder war Rena einkaufen – mit einem Blick auf die Uhr, verwarf er den Gedanken aber gleich wieder – oder er teilte mit dem anderen die Schlafstätte.

Das war genauso absurd, wir einleuchtend.

Der Blonde kniff die Augen zusammen. Das Denken bescherte ihm nur wieder mehr Kopfschmerzen. Das stetige Pochen hinter seinen geschlossenen Augenlidern ließ sich nur schwer aushalten.

Tief aufseufzend ließ er sich auf einen der Küchenhocker fallen und blickte auf den kleinen Tisch vor sich.

Eigentlich könnte er ja schon mal das Frühstück machen.

Außerdem lenkte eine Tätigkeit wirklich von seinen wirren Gedanken ab.
 

Ob Rena etwas mehr mit diesem Asagi verband, als bloße Freundschaft?

Das war die wichtigste Frage, die ihn beschäftigte.

Nicht, dass ihn das Leben seines Freundes etwas anging, aber er wurde das schlechte Gefühl nicht los, dass er irgendwie zwischen die Fronten geraten war.

Wobei, Fronten wohl auch nicht das richtige Wort war. Egal wie man es auch betiteln wollte, es war mit einem Begriff definiert - verwirrend.

Was er aber mit Bestimmtheit wusste, Asagi konnte ihn nicht leiden. Das war ihm schon im ersten Augenblick klar geworden. Rena hatte es vielleicht gar nicht bemerkt, oder aber er sagte nichts dagegen, um dem vorprogrammierten Ärger mit seinem ehemaligen Schulfreund, aus dem Weg zu gehen. Wie man es auch drehte und wendete. Irgendwie kam Ruiza nie besonders gut bei diesen ‚Was wäre wenn…’-Überlegungen weg.

Er wollte nicht auf dem Abstellgleis landen. Also musste der Konkurrent vom Feld gepfiffen werden.

Auch wenn es unfair Rena gegenüber war, nur daran zu denken. Aber Ruiza wollte, dass der Schwarzschopf verschwand.

Und zwar genau dorthin wo er hergekommen war.

Auf Nimmerwiedersehen und das am besten auf der Stelle.

Dann hätten er und Rena wieder Ruhe.

Auch wenn es dabei mehr um ihn, als um Rena ging.

Es war vielleicht egoistisch, aber der Braunhaarige würde nichts verlieren.

Ruiza konnte ihm doch mindestens ein genauso guter Freund werden.

Das nahm er sich in diesem Augenblick fester denn je vor.

Wenn er erstmal genug Geld hatte, um die Arztrechnungen seiner Mutter zu bezahlen, dann konnte er mit diesem Job aufhören und endlich etwas Vernünftiges machen. Vielleicht auch seinen Schulabschluss nachholen. Ohne eine Schule beendet zu haben, bekam man keinen Job. Zumindest keinen gut bezahlten.

Und dann war es auch klar, dass er und seine Mutter in eine andere Wohnung ziehen mussten. Sie würden irgendwo in einem hübschen Viertel unterkommen. Und ihre Wohnung würde Ruiza ähnlich wie die Rena’s gestalten, da half dieser ihm bestimmt. Sein Freund könnte ihm dann alles genau erklären und er würde es sicher verstehen. Er würde ihnen helfen und im Gegenzug würde Ruiza weiter an ihrer Freundschaft feilen.

Und dann irgendwann, würde alles gut werden.
 

Dass er sich seine Zukunft so rosig vorstellte, war einem Traum zu verdanken.

Dem Traum, dem er schon so lange nachhing.

Bislang hatte sich leider nicht viel verändert.

Die Arztrechnungen wurden immer höher. Ruiza musste immer öfter nachts am Straßenrand stehen. Seine Wohnung war ein einziges Dreckloch, seitdem von der oberen Dachgeschosswohnung das Wasser die Decke heruntertröpfelte.

Und seine Freundschaft zu Rena stand auf mehr als wackeligen Beinen.

Er hätte gerne seine ganze Wut und Frustration auf eine Person manifestiert, aber Asagi konnte er leider nur für den letzten Punkt verantwortlich machen.
 

So in Gedanken, nagenden Selbstzweifeln und geheucheltem Selbstmitleid versunken, werkelte er in der kleinen Küche.

Da der Wasserkocher mittlerweile angestellt, die hübscheste Teekanne aus Rena’s Schrank gekramt, mit zwei Beutelchen aromatisierten grünen Teeblättern und Ingwer am Henkel baumelten, hatte es Ruiza samt ansehnlicher Nachtgarderobe ins Wohnzimmer gezogen.

Da die beiden Schlafenden, wohl aus Rücksicht oder aus bloßer Bequemlichkeit nicht mehr zum Aufräumen gekommen waren, erledigte nun das fleißige Fünfte Rad am Wagen das Ganze.

Schnell waren die leeren, oder in einem anderen Fall, die angebrochene Chipstüte weggeräumt und so machte sich Ruiza gleich daran, die gebrauchten Gläser und Schalen in die kleine Einbauküche zu tragen.

Ehe ein hohes, piependes Geräusch, ihn fast das Geschirr fallen ließ.

Verschreckt sah er sich um, aber noch immer fand er die Wohnung, praktisch ‚leer’ vor.

Der Ton wurde noch heller. Und da fiel es ihm auch ein.

Er hatte ganz vergessen, den Wecker in seinem Handy auszuschalten und so schlug dieser nun Alarm. Ruiza fuhr durch die Erkenntnis augenblicklich zusammen und hätte beinahe das Wasserglas fallen lassen, als ein leises Gemurmel an seine Ohren drang und sich mit dem nervtötenden Ton des Weckers vermischte.

Schnell und so geräuschlos wie möglich, lief er zurück in das Gästezimmer. Er hoffte nur, dass Rena nicht vielleicht noch durch den Lärm geweckt wurde, denn bis jetzt waren weder er noch Asagi aufgetaucht und ein kurzer, versichernder Blick Richtung Schlafzimmer, ließ ihn aufatmen. Die beiden lagen noch immer in den Daunen. Wenn er etwas nicht wollte, dann Rena durch sein Verschulden um den verdienten Schlaf bringen.

Der Blonde schaltete den Alarm aus und nahm das Mobiltelefon schließlich an sich.

Das Bett schüttelte er fachgerecht auf und streifte auch seine gestrigen Kleidungsstücke, die ordentlich auf dem weißen Stühlchen lagen wieder über. Rena’s eigene, die er ihm freundlicherweise geliehen hatten, fanden auf dem Bett ihren Platz.

Er hob seine Tasche auf und ließ das Tastentelefon hineinfallen.

So weit so gut, Frühstück hatte er bereits fertig. Frischer Kaffee und eine Kanne Grüner Tee hatten ihren Platz an der kleinen Tafel gefunden. Gedeckt war auch alles, also konnte er eigentlich verschwinden.

Das kleine Kärtchen, dass seine Flucht dokumentierte, hatte er neben Rena’s Haustelefon gelegt, dass im Flur, an der Garderobe zu finden war, da würde er den Zettel vielleicht nicht sofort, aber später auf jeden Fall finden.
 

Sie würden sich wohl erst in einigen Tagen wieder sehen, wenn Asagi und Rena nicht die Absicht hatten, ihm im Mirage einen weiteren Besuch abzustatten.

Auch wenn es Ruiza aus unerfindlichen Gründen unangenehm war, wenn der Schwarzhaarige dieses Etablisment aufsuchte. Wahrscheinlich schämte er sich für die Verhältnisse, die dort herrschten. Bei Rena war es zu Anfang fast genauso gewesen.

Er seufzte leise, als er in seine Stiefel schlüpfte.

Heute musste er wieder ins Krankenhaus. Der behandelnde Arzt lud ihn jeden Monat zu einer Besprechung ein. Es würde wie immer um die nächsten Schritte der Behandlung gehen. Ruiza kannte die Prozedur, sie wiederholte sich jeden verdammten Monat wieder.

Man würde ihm Behandlungsmethoden vorschlagen und er konnte bloß die billigste Variante wählen, weil er das Geld gar nicht so schnell heranschaffen konnte, wie er wieder auszugeben hatte.

Er seufzte leise, blickte ein letztes Mal zu Rena’s Schlafzimmer.

Hier fühlte er sich geborgen. Außerhalb der vier Wände, die ihm so lieb geworden waren, erwachte die kalte Grausamkeit einer Welt, in die er nicht hatte hineingeboren werden wollen.

Und manchmal, wenn er seine blasse, fast leblose Mutter im Krankenhaus besuchte, fragte er sich ob sie nicht auch lieber sterben wollte, denn sprechen war ihr schon seit einem halben Jahr unmöglich. Er saß dann nur da, hoffte, dass die trüben Augen ihn überhaupt noch wahrnahmen und hielt ihr magere, knochige Hand.

Sie war immer unnatürlich kalt, obwohl das Zimmer angenehm temperiert war.

Vielleicht war sie längst verstorben und man hielt sie bloß am Leben, damit er weiter bezahlte.

Aber dann, wenn sie seine Hand so zaghaft drückte, dass er glaube, es wäre pure Einbildung, da wusste er, dass er kämpfen musste.

Seine Mutter war der einzig lebende Verwandte, den er noch hatte, also wollte er sie auch nicht aufgeben. So schöpfte er jedes Mal auf’s neue Hoffnung, wenn er die Schwestern belauschte, während sie von Fortschritten berichteten.

Er musste alles versuchen, um seine Mutter zu retten, dass war er ihr schuldig.

Leise öffnete er die Tür in das Treppenhaus und verschwand lautlos aus der Wohnung.

Er war Rena für seine Mühen wirklich dankbar, aber jetzt musste er erst einmal wieder ohne seinen besten Freund auskommen.
 

Der Weg zum Krankenhaus gestattete sich länger als üblich.

Wahrscheinlich, weil Ruiza sich besonders viel Zeit ließ.

Er musste nachdenken.

Allerdings war dies auch bloß ein Vorwand, um nicht mit dem Arzt sprechen zu müssen.

In der letzten Zeit waren die Fortschritte seiner Mutter weniger geworden.

Die Schwestern hatten andere Gesprächsthemen gefunden. Über die schwache, kranke Frau verlor man nur selten noch ein Wort.

Der Blonde hatte noch nie an schlechten Omen geglaubt. Er war nicht abergläubisch.

Als es allerdings bald darauf zu regnen begann, fragte er sich das erste Mal, ob jemand überhaupt noch die Kraft besäße, seine Mutter zu heilen.

Er glaubte beinahe nicht mehr daran.

Der Regen wurde dichter, sodass Ruiza gezwungen war, seine Schritte nun doch zu beschleunigen.

Natürlich hatte er auch keinen Schirm dabei und wurde unglücklicherweise ziemlich nass.

Die glanzlosen, blonden Strähnen hingen im schwer von den Regentropfen im schmalen Gesicht. Die Hände hatte er in die Ärmel seiner durchsichtigen Bluse versteckt.

Wie es der Zufall wollte, hatte er natürlich seine Jacke bei Rena liegen lassen.

Er seufzte schwer und zupfte sich eine besonders störrische Strähne aus den Augen.

Allerdings hätte die Jacke auch nicht viel abhalten können. Sie bestand zwar aus Leder, aber die ganzen Plüscheinsätze, weichten bei diesem Wetter unansehnlich durch.

Tsukasa hatte ihm die Jacke mal geschenkt, wenn er sie ruinieren würde, wusste er nicht, was sein Arbeitgeber dazu sagen würde.

Der braunhaarige Mann war in letzter Zeit ohnehin äußerst gereizt.

Wahrscheinlich weil ihm zwei seiner Tänzerinnen abgeworben worden waren.

Er kannte die beiden Mädchen nicht, allerdings hatte er ihren Abgang ausbaden dürfen.

Er kickte wütend eine Cola-dose zur Seite.

Das war nicht fair.

Er hatte nichts dafür gekonnt.

Er war doch nur zur falschen Zeit, am falschen Ort gewesen.

Dummerweise hatte Ruiza die Angewohnheit, dass dies häufiger vorkam.

Er hatte nur sein Geld abholen wollen, dass Tsukasa ihm als Vorschuss angeboten hatte. Wenn es für ihn selbst bestimmt gewesen wäre, hätte er sich vielleicht damit abfinden können, aber er hatte das Geld dem Krankenhaus gegeben, damit diese die Geräte nicht abschalteten und seine Mutter endgültig sterben ließen.

Leider war er mitten in das unfreundliche Gespräch hineingeraten.

Sein Boss hatte ihn nur wütend angefunkelt und ihm eine recht harte Ohrfeige verpasst.

Er hatte sich mehr als eine Woche stärker schminken müssen, damit man es nicht mehr sah.

Seine Kunden hatten sich nicht beschwert. Für sie war es natürlich, dass man auch gelegentlich seinen Bettpartner züchtigen musste.

Unwillkürlich glitten Ruiza’s kühle, schlanke Finger über seine linke Wange.

Er schloss für einen kurzen Augenblick die Augen und atmete tief durch.

Fast konnte er noch den Schlag spüren.

Er hasste Tsukasa.

Wenn er das Geld zusammen hatte, würde er sich von ihm loseisen.

Dann würde er frei sein.

In der Schule lernte man, dass Sklaverei längst abgeschafft und unter höchster Strafe stand.

Aber wenn man es recht bedachte, war er ein Sklave.

Ein Spielzeug, der feinen Gesellschaft die sich gerne amüsierte.

Auf wessen Kosten, dass auch immer sein mochte.

Hauptsache sie hatten Spaß.

Ob er das ganze freiwillig tat, war den wohlhabenden Herren in ihren teuren Anzügen vollkommen egal.

Sie bekamen was sie wollten.

Egal zu welchem Preis.

Und er war vollkommen machtlos dagegen.

Wütend ballte er die Fäuste.

Er musste sich beruhigen. So würde er seiner Mutter nicht helfen können.

Wenn er hier im Regen stand. Vor den Türen des großen Gebäudes, indem sie lag.

Der Blondhaarige seufzte lautlos auf.

An ihm vorbei strömten Menschen, mit Regenschirmen, sie schienen kaum Notiz von dem Jungen zu nehmen, der in ihrer Mitte stand, dass schmale Gesicht zum grauen, wolkenverhangenen Himmel gerichtet.

Sein ungerechtes, viel zu junges Leben verfluchend, dass ihm so viel Unglück bereits beschert hatte.

Nur wenige Meter trennten ihn noch von dem Eingang, aber dennoch hielt ihn ein nagendes Gefühl zurück, dass Gebäude auch wirklich zu betreten.

Er hasste es nicht nur, er verabscheute es.

Behandlung erfolgte nur gegen Bezahlung.

Man zählte in dieser Gesellschaft nur, wenn man sich etwas leisten konnte.

Menschen ohne dieses Vermögen, das ein ansehnliches Leben kostete, waren bedeutungslos.

Menschen, wie er und seine Mutter.

Wie konnten sie es nur zulassen, dass man ihm den einzig verbliebenen Angehörigen auch noch nahm?

Er schüttelte leicht den Kopf.

Aber was war in seinem Leben schon fair?

Überrascht hielt er inne, als seine Augen sich auf ein paar weißer Schuhe richtete, dass direkt vor seinen zum Halten kam.

Auch der Regen hatte aufgehört, obwohl er außerhalb des Kreises noch immer in dichten Tropfen aus dem bleiernen Himmel fiel.

Langsam hob der durchnässte Blonde den Blick und begegnete dem eines weißgekittelten, recht jungen Arztes.

„Du bist ganz durchnässt…du wirst dir noch eine Erkältung zuziehen, wenn du weiter ohne Schirm durch den Regen läufst.“

Die Stimme klang freundlich, dass Lächeln auf den Zügen des anderen, war nicht spöttisch.

Ruiza folgte erstaunt der Hand, die den aufgespannten Regenschirm über seinen Kopf hielt.

Im ersten Augenblick wusste er nicht, was er sagen sollte. Geschweige denn, wie er überhaupt zu reagieren hatte.

„Du wolltest doch sicher jemanden besuchen, nicht wahr?“

Der junge Mann, machte es ihm einfach, einen Anfang zu finden.

Daher nickte er nur auf die Frage und senkte ein wenig schüchtern den Blick.

Niemand hatte ihm je Schutz vor dem Regen geboten. Belächelt hatte man ihn, ja.

Aber nie war jemand derart rücksichtsvoll gewesen.

Ein leichtes Lächeln zierte seine Züge, ehe er wieder aufblickte.

Der junge Mediziner erwiderte es und deutet mit der freien Hand auf den Eingang.

„Möchtest du dann nicht hineinkommen. Dort ist es wesentlich gemütlicher.“

Er wartete einen Augenblick, bis er sicher war, dass Ruiza ihm auch folgen würde und geleitete ihn bis zu der automatischen Tür.

„Ich lade dich auch gerne auf eine heiße Schokolade ein. Ich habe gerade Pause und könnte ein wenig Gesellschaft brauchen. Was meinst du? Erzählst du mir, wen du besuchen möchtest?“

Wieder erhielt er nur ein Nicken, wenn auch zögerlicher als das vorangegangene.

Eigentlich hatte er sofort zu seiner Mutter gehen wollen, aber je näher er ihr kam, desto mehr, schrie sein Verstand, sich von ihr fern zu halten.

Er wollte sich nicht damit abfinden, dass sie womöglich bald sterben konnte.

Er klammerte dafür viel zu sehr an seinem einzigen Strohhalm, der ihm in dieser Trostlosigkeit noch geblieben war.

„Sehr gerne.“

Fügte er auf das fragende Lächeln des Arztes hinzu, ehe er in Begleitung eben dieses Richtung Cafe verschwand.

Vielleicht seine einzige Chance, etwas aus seiner Realität zu flüchten, von der er dachte, dass sie schlimmer nicht werden könne.

Doch für eine Wendung, war es noch zu früh.

Denn seine schrecklichste Tragödie sollte ihn erst noch erwarten.

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Musik:

Asagi – Corvinus

D’espairs Ray – Squall
 

Finished Chapter: 07.04.2007 01:32



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Kommentare zu dieser Fanfic (29)
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Von:  Harley_Quinn
2007-04-13T21:46:41+00:00 13.04.2007 23:46
update nich einfach ohne mir was zu sagen uu unfair da sist XD

aber es ist toooooll*_*

ich widerhole mich gern jaja uu
nein, die FF si wirklich schön *_* mehr mehr
Von:  Pre-chan
2007-04-12T17:45:53+00:00 12.04.2007 19:45
so depri ;~;
aber gut geschrieben und ich will wissen wer der Arzt ist XD,
*grad net kreativ ist*x-x

hoffe du bist mit dem nächsten kapi schneller ^.~
*kisu*
Von:  Nessera_Noire
2007-04-11T16:32:31+00:00 11.04.2007 18:32
kya~~~~~~~h! *kraisch*
fast ein jahr ist das letzte kapitel her, und jetzt geht es endlich weiter! *___* ich bin aus allen wolken gefallen und dann vor freude durchs zimmer getanzt \(^o^\) XDD

das kapitel war mal wieder sehr toll und spannend ^___^
jetzt will ich wissen, wer der arzt ist XD und ich hab angst, dass rui-kun noch ganz viel schreckliches passiert...bitte quäl ihn nicht ganz so schlimm XDDDD *ruiza doch so lieb hatz* .__. <3

bitte schreib bald weiter, es gibt so wenig schöne D ffs auf mexx, also unterstütz mich bitte dabei, das zu ändern! XD
freu mich aufs nächste kapitel ^__^ *gespannt*
Von:  aloha
2007-04-09T18:33:02+00:00 09.04.2007 20:33
endlcih gehts weiter juhuuu~
und dann so ein endsatz *wahh* *kreislauf* gemein.. undeutbare andeutung.. was fragend bleibt was da so kommt
hmm~ ich bin gespannt.. wies mammi geht, wie es ihr ergeht, asagi udn rena.. udn im mittelpunkt rui-chan..
echt ich bin neugierg~
und schön alles drum und dran^^
Von: abgemeldet
2007-04-08T19:24:25+00:00 08.04.2007 21:24
Hey schön das es weiter geht und danke für die nachricht ^^
Das Kapitel war toll und ich bin wirklich gespannt welche Tragödie da noch auf Ruiza zukommen wird, er tut mir so leid
Schreib schnell weiter ^^
Von: abgemeldet
2007-01-15T12:54:39+00:00 15.01.2007 13:54
Hey ^^

Ich habe mich mal durch den ganzen Dschungel an FF's gekämpft, auf der suche nach eine FF über D ~

und dann (nach langem laaangem suchen) habe ich deine FF gefunden, ein richtiger Lichtblick *__*

Also ich finde deine FF echt super ~
Die Story ist sehr interessant und du hast einen wirklich schönen schreibstil ^__^
Ausserdem finde ich die Charakterzüge die du den dreien verpasst hast sehr passend, so kann ich mir das ganze richtig gut vorstellen

Ich bin wirklich gespannt wie es weiter gehen wird und vorallem welches Pairing sich dann am Ende ergibt ~ irgendwie würde da jeder zu jedem passen finde ich

An dieser Stelle ausserdem noch ein grossen Sorry dafür, das ich jetzt nur zu diesem Kapitel einen Kommi schreibe, aber ich bin einfach Faul ^^°°
aber ich verspreche hoch und heilig: zu jedem nachfolgenden Kapitel wird es ein Kommi von mir geben!

Also ich hoffe es geht bald weiter ^^

liebe grüße Kyuri
Von: abgemeldet
2006-11-04T11:08:25+00:00 04.11.2006 12:08
whoa das is ja maln tolles kapitel oO hab nichtmal damit gerechnet eine D ff hier zu finden *thumbs up*
echt toll geschrieben <3
Von:  aloha
2006-06-16T17:51:45+00:00 16.06.2006 19:51
Wahhhh~
*endlich komi hinterlassen kann*
es ist toll~ endlich geht es weiter ;__;
ruiza ist so niedlich >< wirklich..~
ich hoffe das es bald weiter geht ^^~
nya~ und ich bin immer noch für bestimmtes paaring XDDD
mal sehen was sich entwickelt..
bin so neugierig.. was passiert nur..
irgendwas nicht so gutes .____.
Oioioioi.....
Na ja weist ja das ich deinen schreibstil mag und die ff sowieso *-*
*knuff* weida so~
Von: abgemeldet
2006-05-09T19:57:09+00:00 09.05.2006 21:57
ui!!!!!

sehr schön. und wirklich ein unangenehmer suspense....sag, wird es ein happy end geben? (kleinen tipp kannst du doch geben, oder?)
Von:  Harley_Quinn
2006-05-09T17:12:30+00:00 09.05.2006 19:12
*____________*~

ohh~ ich liebe es... es is so zucker..besonders weil man nciht gleich von anfang druchsteigt woraufs hinausläuft *O*

oh~ es ist himmlisch, ich lieeeeee~be es *_____* die FF is der hammer *knuff*


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