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Weblog-Berichte zu: Akuma to Love Song





Behinderung im Manga: Akuma to Love Song Akuma to Love Song, Manga

Autor:  halfJack

Originaltitel: 悪魔とラブソング Akuma to Love Song
Mangaka: Miyoshi Tomori
Genre: Shojo
Bände: 13 (abgeschlossen)

Zu dem Thema meiner Weblogaktion Behinderung im Manga/Anime beteilige ich mich mit einem eigenen Beitrag, der etwas aus dem Rahmen fällt, von dem ich aber denke, dass niemand sonst über diesen Manga etwas schreiben würde, weil er erstens recht unbekannt ist und zweitens die Behinderung nur äußerst peripher behandelt.

Akuma to Love Song

Worum geht es?
Maria ist eine Schönheit, gut in der Schule und außerdem eine beachtliche Sängerin. Dennoch wurde sie aus ihrer noblen Mädchenschule hinausgeworfen, weil sie einem Lehrer gegenüber tätlich geworden sein soll. Anders als vermutet hat sie ein ungezügeltes Mundwerk, ist absolut nicht schüchtern und eckt ständig überall an. Auch in ihrer neuen Schule macht sie sich damit nicht gleich Freunde.
Akuma to Love Song ist ein typischer Shojo mit nicht ganz so typischen Aspekten. Typisch sind Grundhandlung und Themen: Ein Mädchen kommt neu an die Schule, es gibt Probleme mit den anderen Schülern, man rauft sich zusammen, es geht um Freundschaft und es gibt eine Liebesgeschichte. Weniger typisch ist die Persönlichkeit von Maria. In Shojo-Mangas geht es oft um ein durchschnittliches, tollpatschiges, liebenswürdiges Mädchen, für das sich komischerweise der heißeste Schwarm der Schule zu interessieren beginnt. Maria hingegen ist alles andere als durchschnittlich und anders als andere Shojo-Heldinnen ist sie nicht zurückhaltend oder lässt alles mit sich machen. Stattdessen wehrt sie sich sofort gegen jegliche Angriffe.
Das zweite Thema des Mangas ist die Musik bzw. das Singen. Und hier kommen wir zum eigentlichen Part der körperlichen Einschränkung eines Nebencharakters, worum es mir gehen soll. Im vierten Band erzählt Maria von ihrer Vergangenheit an der besagten Mädchenschule. Dort hatte sie sich mit Anna angefreundet, einem aufgeweckten, höflichen Mädchen, das im Grunde das genaue Gegenteil von ihr war. Gemeinsam haben sie viel gesungen. Doch dann verlor Anna wegen einer Krankheit ihre Stimme und war fortan stumm, ohne Aussicht auf Heilung.

Wie wird das Thema Behinderung behandelt?
Stumm zu sein ist wohl nicht das klassische Beispiel, das einem beim Thema Behinderung zuerst einfällt. Ich mutmaße, dass es sich dabei um keine so starke Einschränkung handelt wie taub oder blind zu sein oder im Rollstuhl zu sitzen. Es gibt oftmals psychosomatische Sprachschwierigkeiten, die wieder vergehen oder kompensiert werden können.
In diesem Fall ist mein erster Kritikpunkt an Akuma to Love Song, dass die Behinderung Annas nie wirklich erklärt wird. Sie hat ihre Stimme halt durch eine Krankheit verloren. Soweit ich mich erinnere, steht keine Geschichte dahinter und keine realistische Bearbeitung die mehr als ein Mittel zum Zweck ist, um ein Gegenbild zum Singen zu entwerfen. Wir erfahren keine detaillierte Erklärung und keine gesonderte Form von Therapie. Mir gefällt es besser, wenn hinter einem solchen Thema mehr Recherche steckt, anstatt Figuren schlicht mit mysteriösen Krankheiten auszustatten.
An Akuma to Love Song finde ich jedoch die emotionale, zwischenmenschliche Seite sehr schön dargestellt.

Anna liebte das Singen, daher treibt sie ihre Einschränkung beinahe zum Selbstmord. Sie kann sich nicht mehr so leicht verständigen und wird anderen zur Last, doch vor allem das Singen, mit dem sie ihre Gefühle ausdrücken konnte, wird ihr genommen. Darunter leidet sie am meisten. Maria versucht zwar ihr zu helfen und sozusagen "ihre Stimme zu sein", aber damit schränkt sie Anna noch mehr ein, macht ihr das Fehlen ihrer eigenen Stimme noch bewusster.
Ein weiterer Aspekt, der genauso positiv wie negativ aufgefasst werden kann, ist die tendenziell negative Auflösung der Problematik. Anna schafft es schließlich, die gespielt fröhliche Maske abzulegen und Maria mitzuteilen, dass deren Hilfe für sie eher schmerzhaft ist. Wenn man in einer solchen Lage ist, dann nehmen einige Leute vielleicht zu viel Rücksicht und versuchen einem alles abzunehmen. Gegen die eigentliche Behinderung kann man jedoch nichts machen. Sie bleibt bestehen und man muss selbst lernen, damit umzugehen und glücklich zu sein.
Was Behinderung bedeutet, ist Ansichtssache. Fühlen wir uns durch die körperliche Einschränkung behindert? Oder behindert uns vielmehr die Gesellschaft, weil sie nicht auf unsere Besonderheiten eingeht, während wir selbst mit der vermeintlichen Einschränkung eigentlich gut klarkommen?
Anna mag durch ihre Stummheit nicht so stark beeinträchtigt sein. Sie kann sich mit geschriebenen Zetteln ganz gut verständigen. Doch sie hat noch nicht akzeptiert, dass sie nicht mehr singen kann. Zwar kann sie am Ende ehrlich zugeben, wie belastend das wirklich für sie ist, aber das befreit sie nicht automatisch von ihrer psychischen Belastung. Sie zieht schließlich aus der Stadt weg und lässt Maria zurück. Einerseits könnte man das als unkomplizierten Weg betrachten, dieses Thema mit einem plötzlichen Schnitt einfach zu beenden, zumindest aus Marias Sicht. Andererseits wirkt es realistisch, weil es zum Schluss eben nicht immer eine blumige Auflösung gibt und man als Außenstehender nur bedingt helfen kann.




Hinweis: Themen-Einträge sind Weblog-Einträge, die einem Event zugeordnet sind. Wenn du also selber einen schreiben willst, tu das einfach in deinem Animexx-Weblog und gib dieses Event als Zuordnung an.

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