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Weblog-Berichte zu: Animexx Mitglieder-Vollversammlung 2008




Turbulente Mitgliederversammlung Animexx Mitglieder-Vollversammlung 2008

Autor:  KarlE
Zunächst hatte ich überlegt, ob dies hier überhaupt der geeignete Rahmen für einen Bericht über die Mitgliederversammlung ist. Zwar ist der Verein auch der Träger für die Webcommunity animexx.de, aber wir stellen damit ein Maß an Öffentlichkeit her, das weit über den Kreis der Vereinsmitglieder hinausgeht, und veröffentlichen Details, auf die zumindest ich nicht unbedingt stolz bin. Aber da es andere schon vorgemacht haben, werde ich mich mit meinem Bericht anschließen. Bitte seht mir nach, dass ich Nicknames und Realnamen bunt verwürfelt benutze, das hat nichts zu bedeuten, und wenn ich dazukomme, werde ichs noch hübsch editieren, aber ich will den Text jetzt schon mal online stellen.

Die gestrige Mitgliedervollversammlung des Animexx e.V. hatte einige Überraschungen zu bieten. Der Tagesordnung nach wäre das Highlight die Satzungsänderung zur Anstellung von cato als hauptamtlichen Geschäftsführer für die Website-Betreuung gewesen. Ansonsten standen da die üblichen Tagesordnungspunkte für so eine Versammlung, wobei die Vorstandswahl nur alle zwei Jahre stattfindet. Ich hatte zwar schon im Vorfeld mitbekommen, dass zwei neue Kandidaten sich für einen Vorstandsposten bewerben wollen, aber was das für Auswirkungen haben könnte, hatte ich nicht weiter überlegt.

Ablauf

Nach einem etwas verspäteten Beginn wurden die formalen Tagesordnungspunkte zügig abgearbeitet. Es folgten die Berichte der Hauptakteure.
Zunächst berichtete lore als 1. Vorsitzender über die Erfolge, Aktivitäten, Problempunkte und Pläne des Vereins. Er stellte auch einen ersten Entwurf für eine künftige Organisationsstruktur des Vereins vor, die das Präsidium abschaffen und die Bereiche Online, Connichi und Aktivenrat enger in die Vorstandsvorgänge einbinden soll.
Gali als Mitgliederbetreuer berichtete über die Mitgliederentwicklung, wobei die Austritte wegen Beitragsrückstanden unerfreulich zahlreich sind.
Anja als Schatzmeisterin berichtete über die Finanzen des Vereins. Hier kam, wie schon in lores Bericht kurz angesprochen, ein unerfreuliches Thema zutage. Aufgrund einer Fristversäumnis hat das Finanzamt die Anerkennung der Gemeinnützigkeit des Vereins verweigert, was durch Rechtsmittel wieder zurechtgebogen werden soll. Die nachfolgende Diskussion ergab, dass die Ursache für die Versäumnis sowohl bei der Schatzmeisterin als auch beim Steuerberater zu suchen sein könnte. Generell wäre anzunehmen, dass der Steuerberater, soweit er mit dem Vorgang betraut ist, sich auch um die Einhaltung von Fristen bzw. ersatzweise um die rechtzeitige Beantragung von Fristverlängerungen kümmert. Jedenfalls werden ausführliche Berichte für die zurückliegenden Jahre erforderlich werden, um das Finanzamt von unserem Status zu überzeugen. Was die Auswirkungen einer Aberkennung der Gemeinnützigkeit - womöglich rückwirkend ab 2005 - für den Verein sein könnten, konnte aufgrund dieser erst sehr neuen Entwicklung noch nicht beziffert werden. Im wesentlich könnten Nachzahlungen von Umsatz- und Körperschaftsteuer gefordert werden. Schon jetzt gliedert sich die Aktivität des Vereins in einen ideellen und aufgrund der Gemeinnützigkeit steuerbegünstigten und einen kommerziellen Anteil, so dass sich etwaige Auswirkungen nur auf einen Teil der Einnahmen und Ausgaben beziehen.
Insgesamt zeigte sich die finanzielle Lage des Vereins sehr solide, wobei der Detaillierungsgrad wie auch die Schlüssigkeit der vorgestellten Zahlen von einigen Anwesenden bemängelt wurden.
Der Haushaltsplan für das neue Jahr wurde von Gali vorgestellt.

Nach diesen Berichten der Vorstandsmitglieder berichtete didarabocchi für das Präsidium über die Medienkooperationen mit Koneko und AnimePro sowie einige kleinere Projekte.
Ben berichtete über die Formierung des Aktivenrats, wobei sich seine Ausführungen weniger auf die bereits durchgeführten Aktivitäten als vielmehr auf die Verwaltung der Aktivenratsmitglieder bezogen.
Cato gab einen kleinen Einblick in die Komplexität der Software und das Datenvolumen, das beim Betrieb der Animexx-Website anfällt. Das größte Wachstum verzeichneten Confotos und Steckbriefe (incl. Weblogs, Gästebücher und die Fotos darin). Er gab einen Überblick über die finanzielle Situation des Onlineauftritts, die auch seine Festanstellung erlaubt, und stellte die Schwerpunkte der Arbeiten 2007 und die wichtigsten Projekte 2008 vor.
Schließlich berichtete David Heinemann, der Geschäftsführer der Connichi, über einige Details dieser Veranstaltung. Die große Nachfrage nach Tickets kann momentan nicht durch eine Erweiterung der Flächen beantwortet werden. Während ein 4-Jahres-Vertrag der Connichi mit der Stadthalle eine Erweiterung der Halle durch einen Neubau im heutigen Hinterhof in Aussicht stellt, deuten Berichte der Kasseler Presse darauf hin, dass sich diese weiter verzögern könnte. Jedenfalls ist ein ergänzendes Zelt im Hinterhof neben immenser Kosten auch wegen des Flächenvorbehalts dort für die Baustelle keine Option. Die Diskussion machte deutlich, dass einerseits der Vorplatz der Halle zum Veranstaltungsgelände gehört, andererseits der auf der Rückseite ans Hotelgebäude angrenzende Park eine öffentliche Grünfläche ist, die aber natürlich von veranstaltungsbedingtem Müll gereinigt werden muss und wird.

Nun kam es zum ersten etwas holprigen Tagesordnungspunkt. Der Bericht des Kassenprüfers, üblicherweise reine Routine. Unerfreulicherweise waren von den drei Kassenprüfern nur einer, nämlich Dio, ihrer Pflicht nachgekommen und hatten eine Kassenprüfung vorgenommen. An der Buchführung 2007 hatte er auch nichts auszusetzen, aufgrund der schwebenden Angelegenheit mit der Gemeinnützigkeit mochte er aber nicht zu einer uneingeschränkten Entlastung des gesamten Vorstands raten. Stattdessen empfahl er die Entlastung des Vorstands mit der Ausnahme, dass Anja als Schatzmeisterin nur bedingt entlastet werden sollte, mit der aufschiebenden Bedingung dass sie alle Anstrengung unternimmt, die Formfehler gegenüber dem Finanzamt wieder auszugleichen. Er betonte dass er dies deswegen so machen wollte, weil er den Eindruck vermeiden wollte, aus Freundschaft mit den Vorstandsmitgliedern einen Vorschlag zu machen, der dem Verein Ansprüche gegen Anja vorenthalten könnte.

Soviel Rumgeeiere war mir dann doch zu blöd. Realistisch betrachtet würde es der Verein wohl kaum unternehmen, eine Schatzmeisterin, die insgesamt nach allem Anschein sehr gute Arbeit geleistet hatte, und wir reden hier ja schließlich von einem Ehrenamt, das in der Freizeit durchgeführt wird, wegen eines Fristversäumnisses, an dem sie anscheinend höchstens eine Teilschuld haben könnte, den Prozess zu machen. Daher stellte ich den Antrag, den gesamten Vorstand zu entlasten. Es gab noch eine kurze Diskussion, ob eine Nichtentlastung bzw. unvollständige Entlastung die Weiterführung des Amtes verhindern würde, mit dem Ergebnis, dass das zwar rein formal nicht der Fall wäre, in der Vereinspraxis aber ein in der fehlenden Entlastung ausgedrücktes Mißtrauen normalerweise den Amtsinhaber davon abhält, erneut zu kandidieren. Immerhin wurde die Entlastung dann doch mit großer Mehrheit beschlossen und die Harmonie schien wiederhergestellt.

So konnten wir entspannt den nächsten Punkt, die Satzungsänderungen angehen. Hier war allgemeiner Konsens vorhanden, lediglich die Datenschutzbestimmung schien etwas unglücklich formuliert (warum hat der Kollege das nicht auch im Vorfeld gemeldet, so dass es der Vorstand gleich in die Vorlage einarbeiten hätte können? Scheinbar bin ich der einzige, der sich die Änderungsvorlage wirklich vorher durchgelesen hat), das Risiko einer spontanen Korrektur wurde dann aber doch gescheut, so dass die Satzungsänderung wie vorgelegt beschlossen wurde.
Anschließend gab es noch eine konkrete Abstimmung zur Einstellung von cato. Zwar hätte die eben beschlossene Satzungsänderung den Vorstand auch ohne weiteren Beschluss hierzu ermächtigt, aber der beratende Anwalt meinte halt, doppelt genäht hält besser. Auch hier war das Votum klar dafür.

Die Wahl der Vorstandsmitglieder brachte nun massiven Zündstoff. Während die Amtsinhaber lore, Gerrit und Gali keine Gegenkandidaten hatten, gab es um den Posten des Schriftführers einen Wettbewerb zwischen Amtsinhaber Andreas Reis und dem bisherigen Aktivenratssprecher Ben, sowie um den Posten des Schatzmeisters zwischen Amtsinhaberin Anja Mietzner und Dio.
Wie schon Azamir berichtete, war die Vorstellung der Kandidaten und die anschließende Fragerunde nicht von Harmonie geprägt.

Zunächst die Schriftführer-Kandidaten: Einige Andeutungen ließen darauf schließen, dass Ben in der Vergangenheit wohl in die eine oder andere Kontroverse verwickelt war, und eines der anderen Vorstandsmitglieder kündigte ganz unverhohlen an, zu einer Zusammenarbeit mit ihm als Vorstandsmitglied nicht bereit zu sein. Amtsinhaber Andreas Reis betonte, dass die Arbeit eines jeden Vorstandsmitglieds neben der nominellen Tätigkeit auch Projekte umfasst, und er sich beispielsweise um den Beitritt zum Verband der deutsch-japanischen Gesellschaften kümmert. Die Frage, ob er dies nicht auch von einem Posten im Präsidium aus verfolgen könnte, das ja satzungsgemäß genau für eine solche Rolle geschaffen wurde, beantwortete er jedoch abschlägig, er sah dies, obwohl es ja trotz anderweitiger Satzungsänderung hierzu keine Änderung gab (also unterstellt werden darf, dass der amtierende Vorstand das Präsidium momentan beibehalten will), und obwohl dida ja gezeigt hatte, dass er als Präsidiumsmitglied viel bewegt hatte, als Auslaufmodell, in dem er sich nicht engagieren will.

Bei der Debatte zwischen den Schatzmeister-Kandidaten ging es ziemlich rund. Dio verkaufte sich als Entlastung für Anja, die er aufgrund des Vorstandspostens einerseits und ihrer Rolle als Geschäftsführerin der Connichi (neben David Heinemann) andererseits in einer Doppelrolle sah.
Anja stellte klar, dass sie entweder als Vorstandsmitglied die Bücher des Vereins führen will oder garnicht, wobei sie in der Debatte noch klar sagte, dass sie dann die Abschlüsse der Connichi einreichen würde und die Einarbeitung und bilanzielle Aufbereitung Sache des Schatzmeisters seien. Umgekehrt wäre sie für einen Dio als "unterstützenden Buchhalter" durchaus zu haben gewesen, solange sie das Heft (und den Vorstandsposten) in der Hand behält. Das wiederum sah aber Dio nicht als eine Option an, er kündigte einen meiner Meinung nach für ein Ehrenamt geradezu unvernünftigen Aufwand an, sich in die Thematik einzuarbeiten, die nach Aussage von Anja trotz Unterstützung durch einen Steuerberater und im Gegensatz zu anderen Vereinen aller Art geradezu zwingend eine abgeschlossene Ausbildung zum Bilanzbuchhalter voraussetzen würde.
(Kleine Anekdote am Rande: Dio glänzte damit, genau die Tage nennen zu können, seit wann er seine Frau kennt - ich finde, das empfiehlt ihn zwar als "Erbsenzähler" für den Job, aber als Mensch wird er mir damit unheimlich ;)

Gleich nach dem Einsammeln der Stimmzettel wurde die Versammlung aufgrund der fortgeschrittenen Zeit zum Abendessen unterbrochen. Während des Essens machte die Kunde die Runde: Stichwahl! Während sich Andreas Reis gegen den Herausforderer durchsetzen konnte, war das Ergebnis um den Schatzmeister noch ohne absolute Mehrheit und erforderte daher einen zweiten Wahlgang. Die Stichwahl, bei der die relative Mehrheit genügt, entschied Dio knapp für sich. Nun kam es zum für mich erschreckendsten Moment der Versammlung. Während Anja vorher ihre Tätigkeit für die Connichi nicht in Frage gestellt hatte, erklärte sie nun für mich völlig überraschend, dass sie auch die Connichi-Geschäftsführung abgibt und aus dem Verein austritt. Und David Heinemann, der langjährige Connichi-Geschäftsführer, setzte noch eins drauf und erklärte ebenfalls seine Kündigung.

Die Stimmung war nun mehr als gedämpft. Während einige Insider eine solche Entwicklung wohl zumindest als Möglichkeit befürchtet hatten, war es für mich ein echter Schock. Noch dazu, da ich Anjas Wort von vorhin noch im Ohr hatte, das die Connichi-Tätigkeit nicht in Frage stellte. Und dass auch David erklärt, seine Tätigkeit hinzuschmeissen, wo doch das "Connichi-Geschäftsjahr" voll im Laufen ist, kann ich schwer mit dem Verantwortungsbewusstsein in Einklang bringen, das ich für jemanden in so einer Position eigentlich voraussetze. Andererseits muss man sehen, dass auch diese Funktionen ehrenamtlich ausgeführt werden, so dass sich das Engagement für die Sache in höherem Maße aus emotionalen Quellen speist als das bei einem bezahlten Job der Fall wäre.

Ausblick

Nun bleibt abzuwarten, was die nächsten Tage bringen. Sollte sich bei dem einem oder anderen der plötzliche Gefühlsausbruch als Lapsus herausstellen, so wird man sicher darüber hinwegsehen können.
Im Vorstand haben wir mit nur einer Neubesetzung ja noch eine moderate Änderung, auch wenn die Position des Schatzmeisters sicher diejenige ist, deren Übergabe den größten Aufwand darstellt, und die momentan offene Angelegenheit mit dem Finanzamt noch dazukommt. Dio hat immerhin als Kassenprüfer zumindest schon mal Einblick in einige Details der Buchhaltung nehmen können, und fängt nicht komplett unbedarft an.

Sollte es bei den Kündigungen bleiben, so gilt das Motto "Show must go on!" Die Connichi 2008 ist quasi schon verkauft, also muss sie stattfinden, und wenn wir es 2008 mit neuen Gesichtern schaffen, das ganze zu schaukeln, dann ist eigentlich schon das schlimmste überwunden, es auch in den Folgejahren wieder über - bzw. auf - die Bühne zu bekommen.

Fazit

Bei mir hat diese Versammlung vor allem zu einer Erkenntnis geführt: Dieser Verein ist kein Selbstläufer. Bisher habe ich mich mit dem Vereinsbetrieb selbst nicht weiter beschäftigt, wir Informatiker haben da so einen Grundsatz "never touch a running system", die Ingenieure formulieren das gleiche leicht abgewandelt "if it ain't broke, don't fix it". In diesem Sinne dachte ich mir, mei, scheint ja alles prima zu funktionieren, was soll ich mich da groß kümmern und quer durch Deutschland zu Mitgliederversammlungen reisen, lieber helfe ich hie und da ganz informell und damit auch unverbindlich mit, sei es als Helfer beim Münchner Treffen oder eine Zeitlang als einer der AIDB-Administratoren, oder mit vereinzelten Beiträgen im Wiki.

Nach der gestrigen Versammlung sehe ich das anders. Möglicherweise werde ich
mich auch in prominenterer Position im Verein einsetzen. Ich bin ja immerhin
schon in eine Hilfsfunktion gewählt worden, nämlich zum Kassenprüfer, aber
das sehe ich nachrangig, da es sich um eine Prüftätigkeit handelt, die eigentlich zur einmal im Jahr durchgeführt werden muss.

Eine weitere Erkenntnis ziehe ich aus dem Ablauf der Veranstaltung. Mit einigen anwesenden Mitgliedern habe ich gesprochen, die es betrüblich fanden, dass nicht auch abwesende Mitglieder auf der Basis einer Kandidatenvorstellung im Vorfeld beispielsweise per Briefwahl an der Vorstandswahl teilnehmen können. Das halte ich für nicht praktikabel. Es geht eben nicht um losgelöste Einzelpositionen, sondern um die Bildung eines Teams, und viele Faktoren, die hierfür eine Rolle spielen, kann man nur erfassen, wenn man die Interaktion der Leute unmittelbar erlebt.

Was passiert ist, ist passiert. Dennoch frage ich mich: War mein Vorschlag der uneingeschränkten Entlastung falsch? Ich denke nein. Wäre es zu einer bedingten Entlastung gekommen, so hätte das das Verhältnis von Anja zum Verein noch mehr belastet, als dies ihre Abwahl offensichtlich schon getan hat. Eine gedeihlichere Zusammenarbeit bei der Übergabe der Tätigkeit und den anstehenden "Aufräumarbeiten", oder einen möglichen Sinneswandel hinsichtlich Ihrer Connichi-Kündigung, hätte dieser Druck wahrscheinlich nicht bewirkt.



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