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Die Sache mit dem Kritisieren... Kommentare, konstruktive Kritik

Autor:  kritzelkatze
Erstmal sorry für die hässliche Spoilerstruktur, aber ich will euch ja nicht sofort mit Text überfluten... :)


Kritk ist ein verdammt heikles Thema – das weiß jeder, der schon mal einen gutgemeinten Kommentar geschrieben und eine beleidigte Reaktion geerntet hat, oder selbst über eine erhaltene Wortspende nicht sehr glücklich war.

Nachdem ich gerade mehrere hochinteressante Diskussionen zu diesem Thema verfolge, möchte ich in diesem Beitrag einige der gelesenen Ansichten sowie eigene Erfahrungen zusammenfassen – die sich erstaunlich oft decken und ergänzen, und die von ähnlichen Hoffnungen und Unsicherheiten durchzogen sind!
Wenn dieser Beitrag also auch nur einer einzigen Person hilft, ein paar der »typischen« (und natürlich verallgemeinerten) Beweggründe leichter zu verstehen und das eine oder andere Fettnäpfchen zu vermeiden, in die man trotz bester Absichten nur allzu leicht hineinstolpert, hat er sein Ziel erreicht.

Ein Aspekt, der in diesem Beitrag leider nur einen Platz am Rande findet, ist das Kommentieren ohne das Gebot der Kritik - und hier möchte ich einen Weblogeintrag von Arcturus gegenverlinken, der sehr schöne Anregungen für nicht-kritische und trotzdem sinnvolle Kommentare gibt.


Wer der Ansicht ist, dass die anderen halt bitte einfach lernen sollen mit Kritik umzugehen, denn man müsse ihnen ehrlich die Meinung sagen können statt ihnen Honig ums Maul schmieren zu müssen, der möge bitte umso genauer lesen! Kritikfähigkeit ist nämlich nicht gleichbedeutend mit dem Schlucken jeglicher Art von Wortmeldung, und gute Kritik ist weitaus mehr als das Erkennen und Benennen von Fehlern!
Danke :)

Eine Art Vorwort
Spoiler
Gleich zu Anfang: Kritik ist nicht per se schlecht. Ihr Spektrum reicht von einem »Das find ich gut umgesetzt!« über ein »Das ginge noch besser« bis hin zu »Boah, wie scheiße ist das denn?!«; in anderen Worten, (begründetes) Lob kann genauso eine Form von positiver Kritik sein wie neutrale Verbesserungsvorschläge, und der »böse Zwilling« vom negativen Aufzeigen von Schwächen ist das destruktive Niedermachen.

Dabei ist es relativ egal, ob wir von Zeichnungen, Cosplays, Texten, Basteleien oder irgendetwas anderem reden, das jemand umgesetzt hat - das Prinzip ist überall das gleiche. Wann immer wir einen Kommentar schreiben, ist es ganz wichtig, uns immer eines vor Augen zu halten: Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat unser Empfänger einiges an Zeit und Mühe in sein Werk gesteckt und ist stolz auf seine Leistung.
Das ist deshalb so essenziell, weil ein »DAS ist schlecht« in seinen Ohren erstmal fast gleichbedeutend mit einem »DU bist schlecht« klingen wird und entsprechend kränkend ist. Von klein auf haben wir alle gewissen Ansprüchen zu genügen - und eine ungeschickte Formulierung kann unsere noch so gut gemeinte Aussage zum vernichtenden Urteil über die Leistung des anderen werden lassen. Wen wundert es da, wenn eine angepisste Reaktion, vielleicht gekoppelt mit einem »Mach's doch selbst erstmal besser!«, zurückkommt?
Aber sehen wir uns erstmal ein paar gängige Meinungen an (und warum wir vielleicht einmal kritischer darüber nachdenken sollten!), bevor wir uns dem Thema zuwenden, wie wir das mit der Kritik besser hinkriegen können.



»Kritik ist der Königsweg zum Weiterkommen.«
Spoiler
Häufig wird die Ansicht vertreten, jeder habe dankbar für jede Art von Hinweisen zu sein, weil man sich durch Kritik in sehr kurzer Zeit sehr viel verbessern könne. Und wer will dem widersprechen, wo konstruktive Kritik doch überall so geschätzt und gefordert wird?
Tatsächlich ist es aber so, dass Kritik nur ein Weg ist, und nicht einmal die Hauptstraße! Vielmehr würde ich sie als Wegweiser beschreiben, die uns auf dem Pfad des Übens und Erfahrungsammelns neue Wege und Abkürzungen aufzeigen können, aber mitunter genauso in Sackgassen führen oder sogar den Weg blockieren. Dazu kommt, dass wenn wir uns auf gewissen Gebieten auskennen, wir diese Hinweise immer weniger brauchen.
Konkret heißt das: Rückmeldungen helfen uns umso mehr, wenn sie uns nicht bloß sagen »Hier bist du falsch«, sondern uns den einen oder anderen einleuchtenden Weg aufzeigen - und das vor allem denen, die sich erst zurechtfinden müssen. Wir haben aber jederzeit auch die Möglichkeit, uns stattdessen einen eigenen Weg zu suchen.
Letztendlich liegt es jedenfalls an uns, nicht in vertrauten Gebieten (der »comfort zone«) zu verharren, sondern uns aufzumachen und den anstrengenden Weg voller Übungen zu gehen sowie verschiedene Erfahrungen zu sammeln, wenn wir tatsächlich besser werden wollen - egal ob mit Kritik, Tutorials und anderen Hilfestellungen, oder aber ausschließlich durch (mehr oder weniger) gezieltes Üben und Ausprobieren.


»Gute Kritik können nur diejenigen geben, die besser sind als ich.«
Spoiler
Ja und nein. Fortgeschrittene haben einen besseren Überblick über diejenigen Teile der Karte, die sie bereits erforscht haben, und können anderen mit größerer Wahrscheinlichkeit konkrete Tipps geben, als wenn ein Unerfahrener sagt »Du musst irgendwo in diese Richtung, glaub ich«.
Trotzdem kann derjenige damit voll ins Schwarze treffen – sind beide nicht so sicher auf diesem Gebiet, können sie sich eine Landkarte (beispielsweise ein Tutorial dazu) beschaffen oder einen Kundigeren um Rat fragen; und falls sich der zweite einigermaßen auskennt, kann ein Hinweis selbst von einem Totalanfängers eine wertvolle Orientierung oder Kurskorrektur sein!
Dabei sollten wir auch bedenken, dass sich viele Fortgeschrittene tendenziell eher zu technischen Aspekten äußern, während Einsteiger vielleicht einen klareren Blick für Stimmung, Aussage oder Gesamtheit des Werkes haben (UND gelungene wie problematische Stellen meist ebenfalls wahrnehmen, auch wenn es vielleicht an Erfahrung fehlt, die Ursachen festzumachen!), was beides ungemein wertvolle Hinweise liefern kann.
Dazu kann ich auch ein sehr konkretes Beispiel nennen:
Einmal habe ich als leicht fortgeschrittener Zeichner einem Zeichenanfänger eine Skizze gezeigt, weil er sich als Kritiker versuchen wollte. Daraufhin ist er sehr detailliert auf alles eingegangen, das ihm aufgefallen ist - weitaus mehr als ich selbst vor lauter »Betriebsblindheit« gesehen hatte, und ähnlich viel wie ein »Profi« gesehen hätte.
Manche Punkte waren klare Anregungen wie »Den Ring würd ich nicht so nah am Fingeransatz zeichnen«, andere ein vages »Hier kommt mir irgendetwas seltsam vor«, das mir aber die Augen geöffnet und die Möglichkeit zur Korrektur gegeben hat.


»Ich sag doch nur meine ehrliche Meinung, ich bin eben direkt.« und
»Man muss eben mit Kritik umgehen können.«

Spoiler
Ganz ehrlich: Solche Aussagen beäuge ich in der Regel sehr skeptisch, und regelmäßig kommt mir da auch schlicht die Galle hoch. Viel zu oft sieht man sie nämlich in Begleitung oder als Nachhut unglaublich verletzender Äußerungen, die vielmehr eine Demonstration mangelnder Wertschätzung und fehlenden Respekts sind als die Hilfestellung, als die sie hingestellt werden. (Nein, ich werd jetzt keinen flachen Dieter-Bohlen-Witz reißen.)
Ich bin verdammt nochmal der Meinung, dass es unsere Verantwortung als Kritiker ist, den Kommentar im oben angerissenen positiven Kritikbereich von Lob (»Du bist hier auf dem richtigen Weg!«) und Anregungen/Hilfestellungen (»Probier doch mal diesen Weg aus!«) zu halten. Es ist ebenso unsere Verantwortung darauf zu achten, dass er bei so sensiblen Angelegenheiten wie eigenen Werken (und dabei insbesondere Cosplays, bei denen zusätzlich zum Aufwandsfaktor auch noch das eigene Aussehen eine Rolle spielt!) so unmissverständlich wie möglich den guten Willen ausdrückt, der sicherlich bei den meisten von uns dahintersteht.
Und erst, wenn wir diese Hürde tatsächlich gemeistert haben, sollten wir die Verantwortung an unser Gegenüber weitergeben, statt sie frühzeitig achselzuckend abzuschieben.



Doch wie können wir diesen guten Willen möglichst unmissverständlich zeigen?
Spoiler
Ob du es glaubst oder nicht: Wir müssen genauso lernen, Kritik zu geben, wie wir lernen müssen, Kritik anzunehmen und umzusetzen (beziehungsweise einen eigenen Weg zu gehen)!
Heutzutage ist leider ein Mängeldenken extrem verbreitet - »das hier ist schlecht, das da sieht seltsam aus, und das dort drüben geht überhaupt gar nicht!« - und entsprechend ist es eine Kunst, die Gratwanderung zwischen »die Fehler sehen« und »die Fehler nicht als Fehler zu sehen« zu schaffen. Klingt paradox? Ist es auch – und trotzdem logisch!

Aber beginnen wir mit dem Offensichtlichen: Wertschätzung zu zeigen bedeutet, dass wir uns einerseits mit dem Werk an sich auseinandersetzen und es uns genau ansehen, und andererseits, dass wir auch das Drumherum wie Galerie, Beschreibung und Vorgängerkommentare mit einbeziehen.
Dabei hilft es oft am meisten, wenn wir nicht einzelne Werke auf Fehler analysieren, sondern Punkte aufgreifen, die sich durch mehrere (aktuelle) Arbeiten durchziehen. Ich persönlich gebe auch am liebsten Rückmeldungen zu Werken, an denen sowieso noch einiges verändert wird, weil derjenige da besonders viel Nutzen aus konkreten Tipps ziehen kann.
Entsprechend ist es unpassend, wenn wir beispielsweise einem Cosplayer Tipps für bessere Perücken geben, wenn er sie bei vorhergehenden Cosplays richtig gut gewählt und gestylt hat, und/oder in der Kostümbeschreibung steht, dass es eine Notlösung ist; oder wenn wir einem Zeichner sagen, er solle doch mal dunklere Schatten setzen, obwohl die Galerie voller kontrastreicher Bilder ist und unter der Arbeit steht, dass es ein Versuch war, das mal anders zu machen. Genauso muss es nicht sein, dass wir mehrere andere Kommentare wiederholen und auf einem Punkt herumhacken, der dem Kommentierten spätestens jetzt absolut klar ist.
Dennoch haben wir die Möglichkeit, unsere Meinung auch in so einem Fall auszudrücken – etwa indem wir sagen, dass uns der andere Stil besser gefällt oder dass es schade ist, dass es mit der Perücke nicht so geklappt hat wie geplant (aber zuversichtlich sind, dass beim nächsten Mal wieder alles hinhaut!). Oder dass wir uns den Vorgängerkommentaren anschließen und vielleicht einen neuen Weg anbieten, wie das besser klappen könnte, SOFERN derjenige es nicht eigentlich eh kann; in diesem Fall einfach nicht nochmal drauf eingehen bzw. siehe Klammer oben.
Ein Zeichen von Wertschätzung ist es auch, wenn wir seine Werke nicht mit denen von anderen vergleichen (abgesehen von einem generalisierten »Diesen Aspekt machst du besser als die meisten anderen!«, das niemanden schlecht dastehen lässt). Eine Ausnahme mag sein, wenn wir auf ein Tutorial verweisen oder sagen, dass er sich bei Fragen an User X wenden kann, aber auch hier müssen wir enorm aufpassen, dass der Hinweis »richtig« rüberkommt - oder ihn im Zweifelsfall lieber weglassen und vielleicht stattdessen anbieten, ihm diese Infos bei Interesse zukommen zu lassen.

Genauso wichtig ist es aber auch, nicht von einem Extrem ins andere zu schlittern – kaum jemand wird uns ernstnehmen oder sich darüber freuen, wenn wir ein Werk erst über den grünen Klee loben, dann sagen »...aber schade, dass dies und jenes so scheiße geworden ist« und mit »naja, ist ja trotzdem gut geworden« schließen. Ja, am besten starten wir mit etwas, das uns gut gefällt, nennen dann etwas, das noch besser ginge, und schließen dann wieder mit (echtem!) Lob. Dabei sollten wir uns die Zeit nehmen und die Mühe machen, sämtliche negative Kritik in positiv formulierte Hinweise zu verwandeln und jegliche destruktive Kritik ersatzlos zu streichen.
Begriffe, die in der Regel fehl am Platz sind, beinhalten: leider, hässlich, fett, lieblos, hingeklatscht, krüppelig, verhungert, langweilig... und zahlreiche weitere negativ behaftete Begriffe.



»Aber ich wähle doch gar nie keine negativen Formulierungen, und ich kommentiere immer objektiv!«
Zwei weit verbreitete Irrtümer. Leider.
Nehmen wir ein Beispiel aus dem Bereich Zeichnen: Wir werden uns einig sein, dass »Boah, die Beine sind ja viel zu fett!« unkonstruktiv ist, weil es hart an ein Niedermachen grenzt. Aber überleg kurz, bevor du den Spoiler öffnest: Wie würdest du es besser formulieren?
Spoiler
Ich traue mich zu wetten, dass du mit großer Wahrscheinlichkeit spontan »Leider finde ich die Beine etwas zu dick« oder einen ähnlichen Satz gewählt hättest. Ja, es ist definitiv schon besser als die erste Formulierung – trotzdem wird bei den meisten Zeichnern nach so einer Aussage ein schlechtes Gefühl zurückbleiben. Immerhin haben wir ihnen damit reingedrückt, dass sie etwas falsch gemacht haben, das ihrem Eindruck nach vielleicht sogar das ganze Bild und die damit verbundene Arbeit verdirbt - und wir bedauern denjenigen obendrein auch noch dafür, dass er diesen saublöden Fehler gemacht hat!

Viel geschickter ist es, stattdessen das Leider und das Dick rauszuschmeißen und das positive Gegenteil als Tipp zu geben: »Zeichne die Beine beim nächsten Mal doch etwas schlanker, damit würden sie besser zum restlichen Körperbau passen!«
See what I did there? Es ist nicht nur eine positive Formulierung, an sie ist auch noch eine Begründung gekoppelt, warum sich das lohnen würde! Hallo Motivation für den nächsten Anlauf!
Natürlich müssen wir uns dazu entsprechend gut auf diesem Gebiet auskennen und uns sicher sein, dass unsere Aussage auch tatsächlich stimmt. Falls wir aber selbst keine Experten sind, können wir das immer noch entsprechend ausdrücken: »Ich bin auf dem Gebiet zwar selbst nicht so gut, aber ich glaube, dass es besser zum restlichen Körperbau passen würde, wenn du die Beine etwas schlanker zeichnest.«

Spoiler
Und: Kritik ist selten absolut objektiv. Jeder von uns hat seinen eigenen Geschmack, seine eigenen Erfahrungen, einen völlig eigenen Blickwinkel auf unterschiedliche Aspekte der zu kommentierenden Arbeit. Das müssen wir immer im Hinterkopf behalten und es auch akzeptieren, dass jemand anderes vielleicht einen anderen Weg oder Stil besser findet als den, den wir wählen würden.

Entsprechend müssen wir darauf achten, niemals belehrend, besserwisserisch oder gar herablassend zu klingen. Im Internet sind wir alle mehr oder weniger gleichgestellt – entsprechend hat auch jeder das Recht, dass man ihm auf Augenhöhe begegnet!
Wir sind nicht »so gnädig«, andere an unserem »immensen Wissen und Können« teilhaben zu lassen; die meisten von uns möchten sie vielmehr auf Steine aufmerksam machen, die uns selbst im Weg gelegen haben, damit sie nicht selbst auf die Nase fallen und sich ebenso mühsam einen Weg voller Umwege bahnen müssen – es sei denn, jemand will genau das, und dann haben wir das zu respektieren!

Mit alldem geht auch ein gewisses Fingerspitzengefühl einher – wir müssen anhand der vorhandenen Informationen versuchen einzuschätzen,
- wie gut sich derjenige auskennt (zu grundlegende Erklärungen können genauso fehl am Platz sein wie solche, die zu viel voraussetzen),
- wie gut er mit Kritik umgehen kann und welche Form er bevorzugt (im Zweifelsfall und bei Fremden empfehlen sich IMMER Samthandschuhe!!),
- ob er Tipps tatsächlich will oder braucht,
- auf wie viele Punkte wir eingehen können/sollen und ob wir überhaupt etwas Negatives herauspicken müssen (bei vielen Arbeiten ist es genug, 2-3 größere Ansatzpunkte anzusprechen und die kleineren außen vor zu lassen; vor allem bei richtig guten ist es sogar oft besser, wenn wir nur sagen, was genau uns daran gefällt, ohne es zwanghaft auf Schwächen zerpflücken zu müssen!)
- und unseren Kommentar immer so formulieren, dass er ehrlich und ernstzunehmend klingt, und das auf wertschätzende Weise. Aber ja, im Zweifelsfall lieber ein klein wenig geschönt.

In dieser Hinsicht: Pick dir diejenigen Leute heraus, die den Eindruck machen, dass sie die Tipps wollen und gebrauchen können, die du ihnen geben kannst; an jemanden, der etwas beispielsweise ausdrücklich nur "aus Spaß" macht und wenig Interesse an Verbesserungsvorschlägen hat, verschenkst du unnötig eine Menge Zeit und Aufwand.
Bau mindestens ebensoviel ehrliches und begründetes Lob wie Vorschläge ein, wenn nicht sogar mehr! Wenn wir bedenken, dass Kritik ohnehin eher ein Wegweiser ist, können wir in genügend Fällen den Schwerpunkt auch bedenkenlos auf »Da bist du auf einem guten Weg!« und die entsprechende motivierende Wirkung legen.
Lies dir jeden Kommentar so oft durch und bessere ihn aus, bis er »richtig« klingt! Das mach ich bei jedem einzelnen größeren Post und ich finde es wahnsinnig wichtig, Formulierungen (mehrfach) zu überdenken, wenn man richtig verstanden werden will. Geht mit etwas Übung aber auch immer leichter und schneller, versprochen ;D
Schreib einen Kommentar oder eine Reaktion auch mal per ENS/PN statt unter eine Arbeit oder ins Gästebuch, falls dir das angebrachter erscheint - was vor allem bei sensiblen Themen, wie etwa Bedenken wegen aufreizender Cosplayposen, oder bei bekannten Cliquen, die ihr (höchstwahrscheinlich kritikfähiges) Idol mit Klauen und Zähnen verteidigen, anzuraten wäre.
Und falls dir zu einem Bild eine Interpretation oder Geschichte einfällt, schreib sie ruhig hin! Viele Zeichner begrüßen es, wenn man ihre Arbeiten auch auf dieser Ebene genießt und nicht nur auf Fehler durchcheckt!



»Ich hab eine Kritik geschrieben und das alles beachtet, aber trotzdem eine blöde Antwort gekriegt!«
Spoiler
Falls die Rückmeldung so klingt, als könne man die Sache dennoch mit dem User klären, lies dir deinen Kommentar am besten nochmal durch und schau mit dem Blick eines Außenstehenden, ob man irgendetwas möglicherweise in den falschen Hals kriegen könnte. Wenn ja, entschuldige dich dafür und versuch etwaige Missverständnise richtigzustellen (ohne die Sache zu verschlimmern!). Falls nicht, kannst du nachfragen, warum der User so aufgebracht ist und anhand der Antwort entscheiden, ob's dir eine Diskussion wert ist. Falls er selbst nett reagiert, dich aber seine Clique überfallen hat, kannst du es beim nächsten Mal per ENS/PN versuchen.
Ansonsten, oder wenn es da auch Stunk gibt, reagier einfach weder auf seine Werke noch auf die Pöbeleien und nutz gegebenenfalls Blacklist und/oder Helpdesk. Solche Leute gibt's eben leider auch - beim nächsten Mal weißt du's besser, dann widmest du deine Zeit und Energie eben denen, die sich darüber freuen.

Denk einfach daran: Du musst dich nicht rechtfertigen, wenn du deine Meinung freundlich und entsprechend formuliert äußerst. Und du solltest dich nicht auf sinnlose Diskussionen einlassen, bei denen schnell klar wird, dass ihr nicht auf einen grünen Zweig kommen werdet, sondern sie dir nur den letzten Nerv rauben.



»So, das war jetzt ein Haufen Text übers Kritik verfassen. Aber wie geh ich am besten damit um?«
Spoiler
Prinzipiell: Gute Kritik ist ein Geschenk – es ist dir überlassen, was du damit machst, aber schätze den Gedanken und die Mühe! Kritiker sind allerdings auch nur Menschen mit eigenem Geschmack und nicht unfehlbar.

Falls du einen Kommentar bekommst, der dir spontan sauer aufstößt, reagier erstmal nicht darauf. Lies ihn dir mehrfach durch und/oder lass ihn ein bisschen ruhen und schau später nochmal drüber, wenn du nicht mehr so aufgewühlt bist. Versuch ihn mit anderer Betonung zu lesen und herauszufinden, ob er vielleicht nur unglücklich formuliert ist. Falls das der Fall ist, spring über deinen Schatten und versuch zu sehen, ob trotz der blöden Formulierung etwas dran ist, das dir weiterhelfen könnte.

Nachdem wir vorhin festgestellt haben, dass Kritisieren nicht so anders ist als Zeichnen, Schreiben oder Schneidern und Basteln, steht uns auch noch eine Möglichkeit offen: Konstruktive Kritik an der ausbaufähigen Kritik, die genauso funktioniert wie die eben beschriebene Kritik!
Du hast alles Recht der Welt, einen Kritiker freundlich (!) und höflich (!!) darauf hinzuweisen, dass sein Kommentar das Ziel verfehlt hat, falls er ein schlechtes Gefühl bei dir hervorruft, und ihm einen Weg zu zeigen, wie ihm das nicht mehr so leicht passiert. Eine mögliche Antwort auf einen fiktiven Kommentar:
Hallo [User-chan]!

Danke für deinen ausführlichen Kommentar zu [...]!
Ich musste zwar erst schlucken, weil deine Kritik teilweise echt hart ausgefallen ist, aber ich habe den Eindruck, dass du eigentlich helfen willst. Also werde ich versuchen, die Punkte A, B und D in Zukunft zu berücksichtigen, mit denen geb ich dir vollkommen Recht. Bei C muss ich dir allerdings widersprechen, da stand schon in der Beschreibung, dass dieser Effekt so beabsichtigt war - und die Darstellungsweise/Umsetzung, die du bei E ansprichst, gefällt/liegt mir bisher am besten von allem, was ich bisher ausprobiert habe.
Dann möchte ich mir auch kurz die Zeit nehmen und eine Kritik zu deiner Kritik schreiben: Wenn du anderen wirklich helfen möchtest, wie ich vermute, fänd ichs super, wenn du nicht einfach nur Fehler aufzählst, sondern sie in Tipps verpackst und versuchst, eine positive Formulierung zu wählen [...blablaWeblogeintragBlablaLinkBlaHintHintBla...]

Noch einmal danke, ich werd deine Hinweise beherzigen und hoffe, dass dir auch meine Rückmeldung dabei hilft, sie in Zukunft unmissverständlicher zu formulieren!

Liebe Grüße,
[User]

Natürlich ist auch anzumerken, dass es sogenannte Trolle gibt - Leute, die absichtlich provokant schreiben, um andere zum Ausrasten zu bringen beziehungsweise um Aufmerksamkeit zu kriegen (etwa, indem sie scheinbar nett formulierte Kommentare schreiben, die absichtlich mit fiesen Sticheleien gespickt sind). Mit etwas Übung sind sie leicht zu erkennen, und am besten blockiert, meldet und meidet man sie.



Vielen Dank an alle, die bis zum Schluss durchgehalten haben!
Ich hoffe, dass der ein oder andere Hinweis einleuchtet und sich vielleicht auch als nützlich erweist :)
Bei Fragen, Anregungen oder Ergänzungen könnt ihr euch natürlich gerne an mich wenden.


Und hier noch eine meiner Hauptreferenzen, die etliche wichtige Denkanstöße geliefert hat: Ich will Kritik! - Aber Moment....
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Datum: 27.02.2012 21:26
Schöner Beitrag^^. Insbesondere dass die Leute mal das Umfeld beachten sollten, bevor sie redundanten Käse beanstanden... Ich war mal zwischen lachen und weinen, weil ich auf ne Kurzgeschichte (slice of life style - abrupter einstieg, abruptes Ende sind stilistische Voraussetzung der Textart!) nen Kommentar bekam, dass das viel besser gewesen wäre, wenn man am Anfang mehr vom Hintergrund der Charaktere und hinterher auch noch nen sanfteren Ausklang gehabt hätte. Ja ne, ist klar. Lieber Kommentator, das war n glattes Eigentor bezüglich deiner Qualifikation im kommentieren...

Ich geb persönlich meist halt keine negative oder verbesserungsvorschlagende Kritik, weil ich den Stress garnicht erst riskieren will und insbesondere im bereich Fanfics und Cosplays (wo ich überhaupt kommentiere) oft viel zu wenig Infos dabei stehen, um das entsprechende Umfeld einzuschätzen. Außerdem strafe ich langweiliges einfach mit Nichtbeachtung. Ich versuche aber, meine positive Kritik immer auch mit etwas Gehalt zu versehen - also hervorzuheben, was exakt mir gut gefällt.
"Sheep can make rules for themselves, but they can't expect wolves to follow them."
-Blade of Tyshalle by Matthew Stover
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Datum: 28.02.2012 14:00
toller eintrag! wird erstmal weiterempfohlen :)
das sollte jeder mal gelesen haben <3
danke für die wahren worte :)
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Datum: 16.03.2012 15:01
Super geschrieben! Wirklich.
...öhm xD Kekse?
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Datum: 16.03.2012 16:46
Ja, das ist in guter Beitrag, und ich kann ihm viel mehr zustimmen.
Es kommt drauf an wie man Kritik gibt, nicht dass man sie gibt.

Aber als jemand, die sich anscheinend damit auskennt, richte ich ein paar Fragen an dich:

1. Du sagst immer es gibt andere Wege als konstruktive Kritik. Aber wenn man den Begriff mal so weit wie möglich fasst und "konstruktive Kritik" als alles definiert, was die Frage stellt: "Wie kann ich mich verbessern?" und auch Selbstkritik mit rein nimmt, fällt mir nicht wirklich was ein...
Selbst durch üben wird man besser, indem man sich fragt: "Was kann ich diesmal besser machen?" und auch Tutorials sind letztlich eine Form von allgemeiner konstruktiver Kritik.
Also, wie ist das mit den anderen Wegen genau gemeint?

2. Immer wenn ich sowas lese wie "Super! Alles Richtig gemacht!" nervt mich das mehr, als wenn da steht "Boah! Ist das Scheiße!"
Ich würde sagen letzteres ist konstruktiver, da es wirklich nichts bringt, wenn einem jemand sagt wie richtig man liegt. Wenn man selber nicht schon meinen würde, dass das so richtig ist, hätte man es nicht so hoch geladen...
Sollte man bei unhilfreicher positiver Kritik nicht genau so aufpassen, wie bei unhilfreicher negtiver Kritik?
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Datum: 11.04.2012 10:41


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