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Film-Review "Frozen" Disney, Eisprinzessin, Elsa Frozen, Frozen, Hans Christian Andersen, Kino, Lasseter, Review

Autor:  Yeo

 

 

Mit ordentlicher Verspätung bin ich nun doch noch dazu gekommen, Frozen im Kino zu sehen. Wie hieß er auf Deutsch? „Die Eiskö- prinzess- Herzogin! Eisherzogin – neu verfönt“?
Jemand muss die deutschen Verleihe davon abhalten, witzige Untertitel für Blockbuster zu erfinden. Ansonsten kommt’s irgendwann wirklich noch zu Titeln wie „Der Soldat James Ryan – Immer Trouble mit den Krauts“ oder „Gravity – Voll abgespacet“.

Der Film, der so rein gar nichts mit Andersons Märchen zu tun hatte, hat mich relativ … kalt gelassen. Haha! Wortspiele über Schnee, Eis und Kälte. Die wird´s in der restlichen Review nicht mehr geben.

In der Ära Lasseter war’s bisher der disneyigste Disney-Masterpiece-Film. Und das meine ich nicht unbedingt als Kompliment, da ich – abgesehen von den superben Animationsleistungen - kein allzu großer Fan der Disney-Masterpiece-Reihe bin. Mein dunkelstes Geheimnis – endlich gelüftet. Weder Timon und Pumba noch der fliegende Teppich aus „Aladdin“ konnten mein kaltes Herz erwärmen.
Aber keine Angst, so schlimm ist’s nicht und es gibt einige unter den 53 Filmen, die ich recht gerne mag (z.B. „Die Hexe und der Zauberer“, „Atlantis“ oder gar „Triff die Robinsons“) und auch die bisherigen Lasseter-Filme („Wreck-it Ralph“ und „Rapunzel“) waren gut, weil sie eben noch diesen Pixar-Vibe hatten.
„Frozen“ geht nun mal wieder den ganz klassischen Weg und macht keinen Hehl draus, dass es in der Tradition der gesangsreichen Prinzessinnen-Filme stehen will.
Das hat allerdings auch zur Folge, dass man sich vom starken, komplexeren Storytelling der jüngeren Disney-Filme sowie den damit verbundenen besser ausgefeilten Charakteren verabschiedet. „Frozen“ wandelt daher narrativ auf ganz, ganz dünnem Eis (sorry) und kriegt’s eigentlich überhaupt nicht so recht auf die Reihe eine stringente Erzählung zu liefern. Es fühlte sich etwas an wie die Serie Lost, wo sich die Story irgendwann nur noch darüber definierte, welcher Charakter gerade an welchem Ort ist und wer bei ihm ist. Anna muss von A nach B, weil Elsa an Ort B ist; Anna geht zu Punkt C, Elsa zu Punkt A; Anna geht zu Punkt … usw. Die Motivationen für diese Sightseeing-Touren sind recht fadenscheinig, wodurch einem verwehrt wird, sich voll in die Erzählung rein zu finden.
Das wird – trotz abartiger Logik-Patzer – gegen Ende zwar etwas besser und dadurch spannender … allerdings ist das Ende auch der dümmste, kitschigste Disney-Scheiß … vielleicht aller Zeiten.
Es wird schwer, hier nicht zu spoilern, aber man kann zumindest sagen, dass die ganze Prämisse des Films ist, dass die titelgebende Eisprinzessin (warum auch immer) eine X-(Wo)Man ist und die Fähigkeiten von Iceman hat. Das volle Paket: Eisstrahlen schießen, Eiswände als Schutzschild beschwören, Seen einfrieren, um drauf rumzulaufen. Allerdings kommt sie mit der Superpower schlecht zurecht, was klar ist, weil ihr ausgeredet wird, sie zu trainieren. Am Ende findet sie jedoch eine Lösung für ihr Problem und in dem Moment war der Film für mich gestorben. Bis dahin war ich mäßig bis ausreichend gut unterhalten und wäre bereit gewesen, „Frozen“ als „ganz okay“ ad acta zu legen. Doch diese dumme, uninspirierte, an den Haaren herbeigezogene Conclusio …! Und das ist es, was ich am meisten an den Disney Animated Features hasse – ich werd überhaupt nicht ernst genommen. Ein Gefühl, das ich bereits als kleiner Steppke bei diesen Filmen hatte. Das ist alles viel zu schwarz und weiß, keine erzählerische Tiefe. Ich dachte, hoffte, man sei nun endlich mal davon abgekommen, doch „Frozen“ ist der reinste Disney-Moral-Bumerang. Es kommt mit einem Schlag alles wieder zurück. Und Hut ab – es funktioniert. Leider.
Aber der Erfolg gibt Disney ja verdammt noch mal Recht. Grad mal der „König der Löwen“, der moralisch genauso gelagert ist wie „Frozen“, kann da wirtschaftlich halbwegs anknüpfen.

Ach, wär doch nur das Ende nich so gewesen … Na ja. Was soll’s.
Es gibt aber auch zwei, drei positive Aspekte.
Die Charaktere waren alle gewohnt knuffig und teilweise recht sympathisch. Den Schneemann Olaf hätte ich nerviger erwartet, doch grad Hape Kerkelings Synchro is reinstes Gold. Da verzeiht man, dass die Figur – Disney-Sidekick-typisch – absolut sinnlos ist.
Sinnlose Charaktere gibt’s eh genug. Z.B. so drollige Trolle, die halt Seine sind und einmal ein Lied singen dürfen. Selbst die Eisprinzessin oder besser gesagt ihre Kraft ist eher ’ne Art großer MacGuffin. Erklärung, was ein MacGuffin ist: ein Element (kann alles Mögliche sein), das eine Geschichte in Gang bringt, ohne selbst von besonderer inhaltlicher Bedeutung zu sein; wie z.B. der Ring im Herrn der Ringe oder der GS-Ball im Pokémon-Anime. Im Gegensatz zu einer Rapunzel z.B. steht Elsa mit ihrer Hilflosigkeit und Passivität eher in der Tradition eines Dornröschens oder einer Cinderella. Da erwartet man heutzutage eigentlich ’n biss’l mehr Selbstbewusstsein und Handlungsbereitschaft von Protagonistinnen. Ihre Schwester Anna gleicht das zwar etwas aus, aber auch nur, um letztlich in ’ne sehr passive Rolle zu verfallen.

 

Apropos Rapunzel! Die war ja mit dabei in dem Film, was ich toll fand. Und ich hätt mir gewünscht, dass sie auf Abenteuerreise geht und den Tag rettet. Das wär bestimmt alles viel schneller gegangen.

Und Musik gibt’s auch. Natürlich hör ich jetzt für immer nur noch „Let it go“ an.
„Lululu let it go“ – traumhaft!