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Zeichnungs-Anforderungen in deutschprachigen Verlagen Anforderungen, Bewerbungen, Mangazeichnen, Mangazeichner, Mangazeichner werden, Vergleiche, Verlag

Autor:  Sil-Coke
Ich muss das jetzt mal fragen, gerne auch die Profis unter euch Manga- und Comiczeichnern hier im deutschsprachigen Raum.
 
Ich habe das Gefühl, dass manche Anforderungen von deutschen Verlagen höher sind, als die von Japanischen. Natürlich nicht, was das Arbeitspensum etc. angeht... da sind wir weit von entfernt. Aber die Anforderungen an die Zeichnungen sind sehr hoch, habe ich das Gefühl.
 
Was ich damit meine:
 
Ich habe teilweise Manga in den Händen, da sehen die Zeichnungen, nun ja, die Charaktere, einfach alles... nun ja sagen wir mal so, dürftig aus. Die Figuren sind nicht sehr gelungen, finde ich, haben überhaupt keine Gesichtsproportionen und auch die Strichführung wirkt auf mich so unsauber. Doch trotzdem wurden sie veröffentlicht und haben Erfolg. 
 
Wenn sich jemand im deutschsprachigen Raum mit so einer Zeichnung bewerben würde, würden sie unter Garantie eine Absagt bekommen mit dem Hinweis, sich verbessern zu müssen.
 
Jetzt meine Frage, woher kommt das? Warum sind die Anforderungen, zumindest, was die Zeichnungen angeht, im deutschsprachigen Raum so hoch?
Wisst ihr das?
Das würde mich wirklich mal sehr interessieren.
 
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Datum: 28.03.2016 17:13
Ich würde mich bei solchen Fragen direkt einmal an einen Verlag wenden, z.B. an Natalie Wormsbecher (hier Menolly), um handfestere Aussagen zu bekommen.

Wenn man sich die Entwicklung der deutschen Zeichner über die Jahre ansieht, ist es in meinen Augen ebenso etwas anderes als noch im Jahre 2003 oder 2004.
Sicher, Zeichner kommen auch weiter, werden besser - aber wären sie heute mit ihren Débuttiteln angenommen worden? Manche gewiss, einige andere gewiss nicht.

Nicht zuletzt ist es aber auch immer noch ein Zusammenspiel aus Zeichnung und Geschichte.
Sowohl in Japan als auch hier. Kleine zeichnerische Fehler lassen sich verzeihen, wenn der Rest stimmt, aber nicht, wenn auch die Story suckt.

Trotzdem denk ich aber auch, dass der deutsche Leser immer noch etwas "Besonderes" erwartet.
Es ist eben nichts, was aus unserem Land kommt, wo man sagen kann "Ist so. So wird hier gezeichnet". Ich behaupte, wir besitzen von Natur her nicht das Gefühl dafür (also Manga), wir müssen es uns erarbeiten. Der gemeine Leser sieht meist klar den Unterschied zwischen einem deutschen Manga und einem "Original".
Die typischen "Ieh, das ist Deutsch! Das ist kein Manga!" Rufe, die damals immer für Furore sorgten (heute auch?) hatten irgendwo schon ihren Grund... denn natürlich ist es etwas anderes.
So, als würde ein Japaner sich an den amerikanischen Stil lehnen und einen Comic zeichnen.
Das muss um Gottes Willen nichts schlechtes sein, aber es ist und bleibt eben anders.
So hat der Leser aber eben auch die Erwartungshaltung "Wenn schon etwas aus Deutschland kommt, das sich Manga schimpft, dann soll es entsprechende Qualität haben!!"
Dass er dabei vergisst, dass auch in Japan nicht alles kanpeki-perfekt ist... sei mal dahingestellt.

Letzten Endes bestimmt die Nachfrage aber das Angebot.
Und wo bestimmte Genre hier eh schon sehr schwer Anklang finden (leider!), ist es dann natürlich noch schwieriger, das Angebot über den "Tellerrand hinaus" zu erweitern - der Verlag will ja gute Zahlen schreiben (und muss es auch... sonst werden Serien eingestampft wie wir wissen. Egal ob Deutsch, Japanisch oder sonst was) .

Wären jetzt meine Vermutungen dazu.
...~ If you're up high, all the stuff which is confusing suddenly becomes crystal clear ~...
-- One Liter of Tears ~ Aya's Diary auf Deutsch! --
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Datum: 28.03.2016 20:28
Ich denke auch das es damit zu tun hat das man hier in Europa , ich mach die Sache gleich mal größer , vom Denken her schon anders an die Sache ran gehen. Wir denken gleich das wir etwas haben wollen, das sich lohnt zu kaufen. Etwas das danach aussieht als hätte das ein 3 Jähriger gezeichnet, würde sich wohl keiner in seine Regale stellen. Wir messen Qualität anders als die Japaner die gerne auch mal von der Norm abweichen, weil nicht jede Geschichte in dem Perfekten Kulleraugen Schema passt und das ist es was wir eben so nicht haben. Wir denken da anders, ich meine viele Wissen ja nicht mal das es Manga in jeden Teil des Lebens gibt. Es gibt sogar Mangas die sich mit Hausfrauen Alltag beschäftigen oder sogar Mangas extra für Männer und nein ich meine nicht Hentai XD

Aber und hier finde ich kommt das gute an unserem Digitalem Computerisierten Zeitalter, man hat die Möglichkeit , im eigen Verlag , oder Online sich eine Fanbase zu schaffen. Ohne das man da mit einem Verlag zusammenarbeiten muss. So kann man unabhängig an seinem Traum arbeiten sogar daran besser zu werden. Viele die es schon vorher bei Verlagenversucht haben , mussten sich mit niederschmetternden Absagen rumschlagen.

Aber das macht dann die Vielfalt aus, verschiedene Stile , ob Japanisch , Comic, und wie sie nicht noch alle heißen ohne dem Druck zu unterliegen , Verkaufszahlen zu erbringen oder gar fürchten zu müssen eingestampft zu werden.

Klar wenn man Profi werden will, muss man sich früher oder später einem Verlag stellen , doch ich denke wenn man schon was in der Hand hat , wird auch ein Verlag es sich überleben einen abzulehnen , auch wenn es ein sehr eigenwilliger Stil ist. Soll nicht heißen das es dann jedem so ergehen wird, aber machen sicherlich.

Das heißt man kann auch zu erst versuchen es ohne einen Verlag seinen Traum zu verwirklichen , das Feedback und die Resonanz die dann kommt , kann einem helfen besser und Professioneller zu werden . Für alle die den Weg zu einem Verlag zunächst meiden , wäre das eine Sinnvolle Alternative. Auch was Umsetzen und lernen anbelangt.

Aber für konkrete Infos solltest du wirklich mal einen Profi fragen , auch Anike Hage wäre eine Zeichnerin die es sich lohnen würde zu fragen , da sie schon vieles bei unterschiedlichen Verlagen veröffentlicht hat.
Ich wünschte Gott würde noch leben um das zu sehen. (Homer j. Simpson)

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Hime Illustration ひメ

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Datum: 29.03.2016 09:09
Die zeichnerisch 'schlampigen' Manga haben in Deutschland auch nur dann gute Absatzzahlen, wenn die Story SEHR gut ist. Und meist auch nur, wenn flankiert von einem erfolgreichen Anime (Attack on Titan, One Punch Man).
 
Ein Manga, der nur aus sich selbst heraus zum Kauf animieren muss, muss auf den ersten Blick durch seine Zeichnungen überzeugen.
 
Japanische Manga haben Zeit, ihre Story zu entwickeln, haben über Scanlations etc. auch Zeit, über Mundpropaganda eine Fanbase aufzubauen, bis sie überhaupt in Deutschland ankommen. Der deutsche Manga kommt raus und wird oftmals bestensfalls einen Monat plakativ bei den Neuerscheinungen liegen. Ein paar wenige Online-Magazine schreiben vielleicht ne Rezi, bei der man dann Chancen hat, dass auf die Story eingegangen wird. Aber wie viel Reichweite für Werbung ist das? Es kommen so viele Manga raus, damit es sich für den Verlag lohnt, einen deutschen Zeichner anzunehmen, muss das Werk eben wirklich überzeugen - und der gemeine Manga-Leser ist nach meiner Erfahrung sehr kritisch bei den Zeichnungen.
 
Also gehen die Verlage auf Nummer Sicher. Sie kaufen nur Werke an, bei denen zeichnerische Grundqualität als Verkausargument ziehen wird, wenn dann die Story auch noch passt, yay, aber das erste Verkaufsargument für einen Manga, der im Laden liegt, wird immer die Zeichnung sein. Denn das ist es was man als Käufer sieht und sofort beurteilen kann. Für die Story müsste ich das Werk (komplett) lesen - und das sollte idealer Weise (für den Verlag) erst nach dem Kauf passieren.
 
Aza^^
Vorsicht, dieser Diskussionspartner könnte für Kinder ohne Ahnung nicht geeignet sein, da er pedantisch und mit linguistischer Feinheit Argumente zerfleddern kann.
("A man shouldn't die with no understanding of why he's been murdered" - Matthew Stover)
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Datum: 07.06.2016 11:26
Ich geh mal stark davon aus, dass die deutschen Mangas zeichnerisch besser sein müssen, weil sie immer noch eine Investition mit vielen Gefahren sind. Sie werden nicht so viel gekauft und auch nicht so viel exportiert.
Der durchschnittliche japanische Manga wird aber oft exportiert und auch die Rechte an der Übersetzung werden weiter verkauft. Mangas haben nun mal den "made in Japan" Stempel, sodass diese weltweit besser ankommen. 
 
Und wenn man mal überlegt wie über diese deutschen How to draw Bücher geredet wird, von eher schlechten Zeichnern, kann man sich ja vorstellen, dass die deutschen Verlage gecheckt haben, dass die Deutschen mehr wollen, auch wenn sie es gut genug fanden. Heute würden sie sicher auf bessere Zeichner zurück greifen, einfach wegen der schlechten Resonanz. 
Fräulein Professor Doktor mult. h.c., euer Hoheit fucking Princess Java of Superkaffeefee, Neguse Negest, Kaiserin von Imaginäria, Verbündete des Größenwahns.

Java Ashtray Art * Facebook
Datum: 07.06.2016 14:39
Die Verfahrensweise in Produktion und Distribution sind gänzlich anders zwischen Japan und Deutschland. In Japan werden viele Mangas in den verschiedenen Magazinen (berühmtes Beispiel Shonen Jump) getestet und erst dann als Taschenbuch mit Qualität gedruckt. Da kann ein japanischer Verlag ganz anders seine Gewinne und Verluste oder die Resonanz auf ein Manga-Experiment etc abwiegen als ein deutscher Verlag, der gleich mit einem hochwertigen Taschenbuch ins Regal gehen muss. Der deutsche Verlag muss alles tun, um moderaten Erfolg zu garantieren und da spielt das Visuelle, also der erste Eindruck, eine wichtige Rolle. Besonders dann noch, wenn das Zielpublikum dem deutschen Manga sowieso schon voreingenommen gegenübersteht.
I am phenomenal!
With every ounce of my blood, with every breath in my lungs,
won't stop until I'm phe-no-menal.
However long that it takes, I'll go to whatever lengths,
it's gonna make me a monster though!


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