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Autor:  SmilingMana

Breath of the Wild unterscheidet sich in vielen Dingen von allen anderen 3D-Zeldas. So auch in der Musik.

 

Es gab wohl noch nie zuvor ein Zelda, das so unglaublich ruhig war wie dieses. An den meisten Stellen hört man, neben den Geräuschen der Natur, maximal ein spärlich eingesetztes Klavier oder langgezogene Flötentöne, die sich vornehm zurückhalten. Es gibt wirklich nicht viele Stücke, die vom Spieler überhaupt als „Musik“ wahrgenommen werden, sofern er nicht ganz bewusst auf die Instrumente achtet.

Ich achte in Spielen immer sehr auf die Musik und war trotzdem überrascht, wie man bei Breath of the Wild auf eine Playlist von über 200 Stücken kommen kann, die klar von den anderen unterscheidbar sind.

 

Die musikalische Veränderung dieses Titels hat wohl zwei Hauptgründe:

 

1. Die Musik für Breath of the Wild stammt nicht von Kōji Kondō, der sonst immer der Hauptkomponist für Zelda (und auch Super Mario!) war, sondern ist eine Gemeinschaftsarbeit der Komponisten Manaka Kataoka, Yasuaki Iwata und Hajime Wakai.

2. Die übliche musikalische Untermalung hätte nicht zum Spiel gepasst.

 

Lasst mich kurz Punkt 2 erklären:

Normalerweise lebt die Atmosphäre in Zelda zu einem nicht unerheblichen Teil von der i. d. R. sehr prägnanten Musik, die zum Mitsummen animiert. Zelda-Spiele haben unglaublich viele bekannte Melodien hervorgebracht.

Das mit der sehr dominanten, prägnanten Musik funktionierte aber nur deshalb so gut, weil alle 3D-Zeldas in deutlich voneinander abgegrenzte Gebiete unterteilt waren, und man sich in jedem Gebiet normalerweise nicht übermäßig lang aufhielt. Dann gab es einen Gebietswechsel und man hörte wieder was anderes.

 

Viele Leute finden die Musik in diesem Zelda ZU ruhig und unauffällig. Zu Beginn fühlte sich das Spiel wegen des „Mangels“ an Musik auch erstmal etwas seltsam für mich an.

Aber dann hab ich überlegt: „Mmh, will ich WIRKLICH stundenlang in der Spielwelt herumirren, während mir ein aufdringliches Blasorchester in der Endlosschleife das Hyrule-Thema in den Nacken trötet?“

Ich denke, das würde schnell nervig werden. Jede dominante Musik läuft Gefahr, irgendwann nervig zu werden, wenn sie sich immer wieder wiederholt. Und Breath of the Wild besteht zu 90 % aus der riesigen Spielwelt, in der man sich echt ewig aufhalten kann, ohne besonders viel erreicht zu haben.

 

Somit entschieden die Komponisten, dass die musikalische Untermalung der „Oberwelt“ dezent gehalten werden sollte, damit sie einfach nicht nervt. Ich erinnere mich gern zurück an Morrowind, mein erstes Spiel mit einer richtig großen, offenen Spielwelt. Dieses Spiel hatte - gefühlt - exakt ein einziges Musikstück, das überall in der Endlosschleife abgespielt wurde, von Kampfmusik mal abgesehen. Das Morrowind-Thema klingt zwar unglaublich gut, aber wenn man 5 Stunden in Vivec verbringt und NUR das zu hören bekommt, kann selbst das irgendwann nerven.

Skyrim löste dieses Problem mit Orchesterstücken, die je nach Gebiet und Tageszeit variieren, sodass man immer was anderes hörte, zusätzlich dazu war auch hier die Musik außerhalb von größeren Schlachten stets ruhig und dezent.

Die typische Zelda-Musik der vergangenen Spiele passt einfach nicht zu einer großen, offenen Welt und wäre auf Dauer nervig. Ganz egal, wie schön die Stücke an sich sind.

 

Hinzu kommt das, was mit der Musik ausgedrückt werden sollte. Link befindet sich, nach hundertjährigem Schlaf, auf einer einsamen Quest im Kampf gegen Ganon. Er hat hier keinen sprechenden Begleiter und niemanden, der ihm dauerhaft dabei hilft.

Die Spielwelt soll unendliche Freiheit, Offenheit und, ja, auch Einsamkeit vermitteln. Wenn dir ein ganzes Orchester hinterherläuft, fühlst du dich aber zwangsweise nicht mehr so allein, als wenn du nur ein entferntes Klavier und vielleicht noch 'ne Flöte hörst.

Ganz davon zu schweigen, dass der Weg zu „dezente Orchesterwerke“ ein weiterer Schritt in Richtung Skyrim gewesen wäre. Ich hatte bei den Vorschauen zu diesem Spiel das Gefühl, dass die Entwickler (ohne es je direkt ausgesprochen zu haben) auf keinen Fall ein „The Zelda Scrolls“ abliefern wollten. ;)

 

Die Oberwelt-Musik ist somit hier noch ruhiger als die von Skyrim. Dafür ist dieses Zelda deutlich actionlastiger und (in der Fortbewegung) schneller, was das irgendwie wieder ausgleicht.

 

Nun, ich verstehe durchaus, wenn manche Spieler traurig sind, weil der Großteil der Musik in Breath of the Wild zu ruhig ist, um überhaupt aufzufallen. Die leisen Klänge sind Teil des Ambientes und stehen auf einer Stufe mit dem Flüstern des Windes.

 

In meinen Augen hat das aber einen großen Vorteil: WENN die Musik hier mal richtig dominant wird, fällt das umso mehr auf. Wenn du beim Spielen die Musik mal bewusst als solche wahrnimmst, weißt du genau: Hier geht grad was ab. Das hier ist wichtig, das hier ist gefährlich, das hier bringt die Story weiter.

Wenn die Musik hier in den Vordergrund rückt, so hat das eine BEDEUTUNG, die durch die relative Stille im restlichen Spiel nur noch weiter verstärkt wird.

Und die dominanten Stücke selbst sind richtig, richtig gut geworden.

 

Man hört sie hauptsächlich

- in Zwischensequenzen

- beim Kampf gegen die Titanen

- in den Titanen (= die vier Hauptdungeons)

- bei Bosskämpfen und

- in Schloss Hyrule.

 

Letzteres ist zu meinem absoluten Lieblings-Zeldatitel of all Time geworden.

Ich werd nie vergessen, wie ich zum ersten Mal mit nur 5 Herzen in das Schloss gestolpert bin, weil ich entschieden hatte, einfach mal ohne abzuspeichern blind in der Spielwelt herumzulaufen und mir anzugucken, was später alles noch kommt.

(An die Tode aller zwei Minuten denke ich nicht so gern zurück. -.-)

 

Das Schloss hat mich geradezu erschlagen! Es war unglaublich groß, auf die denkbar epischste Weise zerstört, voller Gegner, die mir damals noch unbesiegbar vorkamen (ich gebe zu, ich hatte ANGST vor den Wächtern, richtige, greifbare Angst!) ... und dann diese Musik.

 

 

Es ist im Grunde ein düsteres Medley aus vielen Zeldathemen, u. a. Zeldas Wiegenlied, das Thema von Schloss Hyrule, Ganons Thema, das übliche Zelda-Oberweltthema und die Ballade vom fucking Windfisch (zuletzt in ganzer Pracht auf dem Game Boy gehört).

Und es fasst für mich, in einem einzigen Stück, alles zusammen, wofür Zelda steht. Alle Gefühle, die hinter der Geschichte von Breath of the Wild stehen, in diesem zerstörten Königreich mit seinem zerstörten Schloss und der Prinzessin, die seit 100 Jahren allein gegen Ganon kämpft.

Unterlegt mit einem spanisch anmutendem Rhythmus, bei dem ich einfach nur noch mit gezogenem Schwert zu Ganon marschieren will, bei dem ich - noch dazu mit bestem Blick auf die zerstörte Stadt Hyrule und das verwüstete Schloss - einen regelrechten Hass auf ihn entwickle.

 

Zum Reinhören kann ich noch meine Lieblings-Dungeonmusik (Vah Rudania) und die imho beste Musik beim Kampf gegen einen der Titanen (Vah Ruta) empfehlen.

 

Es gäbe noch mehr zu erzählen, z. B. zu der Tatsache, dass man zu Beginn in allen vier Titanen in ihrer jeweiligen Musik ein ganz leises SOS-Signal hören kann, weil sie Ganons Kontrollübernahme wohl als eine Art Virus empfinden und aktiv nach Hilfe rufen, damit irgendwer - in dem Falle Link - sie davon befreit. Dieses SOS verschwindet in dem Moment, wo Link den ersten Schritt zur Rückgewinnung der Kontrolle unternommen hat, und ab dann wird mit jedem weiteren Schritt die Musik viel hoffnungsvoller und melodiöser.

(Außer bei Vah Ruta, wo imho die Musik nach jeder Zwischenetappe immer trauriger wird. Was allerdings, wenn man die Hintergrundgeschichte zu Vah Ruta und Mipha bedenkt, mehr als passend ist.)

 

Ach, das Spiel hat für jene, die genau hinsehen und hinhören wollen, unglaublich viele liebevolle Details zu bieten. Q_Q

 

The Legend of Zelda - Breath of the Wild ist ein zum Weinen schönes Spiel, und die musikalische Untermalung, gerade im Schloss und bei den Titanen, ist einer der Gründe dafür.

 



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