Mit dem Eintrag hier verfolge ich kein wirkliches Ziel, ich möchte einfach nur mal meine Gedanken zusammenfassen. Eigentlich hatte ich vor, meine Gedanken in einer Tweetkette loszulassen, aber ich dachte mir, dass es vielleicht zu unübersichtlich werden könnte. Außerdem ist das hier mein (Bücher)Blog und ich wollte auch mal was anderes buchiges bloggen als immer nur meine Aktionsteilnahmen… also hier bin ich.

 

 

Gestern Nacht, vor dem Schlafen, habe ich mir noch den ersten Band der Manga Reihe „The Gender of Mona Lisa“ durchgelesen. Auf den Manga bin ich vor ein paar Wochen irgendwie aufmerksam geworden, habe mich aber erstmal nicht näher damit beschäftigt. Danach habe ich ihn hier und da dann im Laden gesehen, genauer gesagt hat mein Freund ihn sich näher angesehen. Genau kann ich mich nicht mehr an das Gespräch erinnern, aber es endete damit, dass ich mich dann doch für die Reihe zu interessieren begann und dann begann meine Suche. Da ich weder im Buchladen vor Ort noch auf der Animuc letztens den ersten Band finden konnte, hatte ich ihn mir dann bestellt.
Nun, darum geht es mir eigentlich auch grad nicht.

 

Mir geht es mehr darum, dass mich der Band zum Nachdenken gebracht hat. Und diese Gedanken möchte ich nun niederschreiben.

 

Falls jemand „The Gender of Mona Lisa“ nicht kennt, hier mal eine kurze Zusammenfassung:
Hinase lebt in einer Welt, in der die Menschen ohne Geschlecht auf die Welt kommen, das legen sie erst mit dem 12. Lebensjahr fest. Also ob sie eine Frau oder ein Mann sein möchten, oder als was sie sich eher fühlen. Doch Hinase konnte sich nicht entscheiden und so ist sier jetzt mit 17 Jahren noch immer ohne Geschlecht…

Wer vielleicht aufmerksam war, Hinases Pronomen in der Mangareihe ist sier. Ein Pronomen, das ich ebenfalls mal für eine Undertale-Fanfiction für einen Charakter namens Frisk verwendet habe. Im Videospiel „Undertale“ ist das Geschlecht von Frisk nicht festgelegt und so entscheide ich mich von FF zu FF für ein anderes Geschlecht. In der FF, die ich hier meine, ist Frisk non-binary.

 

Bei den ersten paar Sprechblasen war es noch etwas ungewohnt, sier, siem usw zu lesen. Aber es fühlte sich recht schnell normal an, so normal, wie es in der Welt des Mangas war. Ich muss zugeben, ich selbst habe keinerlei Kontakt zu einer nonbinären Person, zumindest ist mir da nichts bekannt. Zumindest nicht soweit, dass ich mit der Person oder über die Person rede und entsprechende Pronomen benutze. Bisher hatte ich eben nur Frisk in meiner deutschen FF. Ich weiß noch, wie ich erstmal gegoogelt habe, was eine gute deutsche Variante für das „Single They“ wäre und bin dann am Ende auf sier gestoßen.

 

 

Jedenfalls, als ich den Manga gelesen hatte und auch nach ein paar Stunden Schlaf, hat mich das zum Nachdenken gebracht. Klar, dass hier ein „drittes“ Pronomen verwendet wird, ist sehr ungewohnt, vor allem, wenn man es im sonstigen Alltag eher nicht hat. Auch sehe ich das „Single They“ viel mehr als sier, xier usw. Aber ich kann immer mehr verstehen, wenn man sich weder mit „er“ noch mit „sie“ identifizieren kann, auch wenn ich es selbst nicht teile. Nur, wenn jemand sich ein total abstraktes Pronomen ausdenkt und das dann mit einer fiktiven Persönlichkeit kombiniert, das dann zu der eigenen Persönlichkeit macht, das ist mir dann doch zu abstrakt.

 

Jedenfalls 2, ich fand den Gedanken interessant, da es ja doch mittlerweile mehr non-binäre Personen gibt als noch vor ein paar Jahren. Zumindest kommt es mir so vor.
Was ich an dem Gedanken interessant finde, ist, dass es neue Türen für Schaffende öffnet. Jetzt mal ganz aus der Sicht einer Fanfiction-Autorin, non-binäre Personen, besonders als Hauptcharakter, bieten neue Möglichkeiten und neuen Stoff, mit dem man arbeiten kann. Wie eben hier mit der „The Gender of Mona Lisa“ Reihe. Hier geht es darum, dass Hinase sich wohl immer mehr unter Druck fühlt, ein Geschlecht auswählen zu müssen. Da stellen sich mir folgende Fragen:
„Wofür wird sier sich entscheiden?“
„Wird sier mit der Entscheidung glücklich sein?“
„Muss sier sich wirklich entscheiden? Kann sier nicht einfach das bleiben, was sier jetzt ist?“

Oder auch andere Möglichkeiten. Es muss ja nicht mal um das Thema an sich gehen, es kann ja auch z.B. sein, dass eine Person non-binary ist und gleichzeitig Kind eines Königspaares. In einem Königreich, in dem bisher nur Frauen oder Männer Königin/König werden können. Wie geht man dann damit um? Das wäre zum Beispiel eine Geschichte, die ich gerne lesen würde.

 

 

Was ich damit sagen will, man kann sich einfach neue Felder an Geschichten erschließen, in welchen man dann schreiben kann. Und das finde ich einfach sehr interessant. Der Horizont wird da in meinen Augen erweitert. Klar wird es immer Leute geben, die das stören wird. Oder die das nicht mögen werden, aber solange sie nicht ausfallend werden, ist das doch ok. Ich zum Beispiel bin ehrlich gesagt kein großer Fan vom Gendersternchen, auch wenn ich den Gedanken dahinter verstehe. Letztens erst hatte ich einen Roman, in welchem das Sternchen auffällig oft in der wörtlichen Rede zu finden war und ich muss sagen, ich bin da jetzt nicht der größte Fan davon gewesen. Aber deswegen jetzt anfangen herumzustänkern, ne, das wäre mir dann doch zu blöd.


Aber auch hier muss ich sagen, ich habe in meinem Alltag keinerlei Berührungspunkte mit dem Gendersternchen (außer bei Newsartikeln und wenigen Ausnahmen) und fühle mich persönlich beim generischen Maskulinum nicht ausgeschlossen. Dass es anderen nicht so geht, ist mir klar. Aber ich kann halt in dem Moment nur so sprechen, wie ich es kenne und wie ich empfinde. Wenn es die Situation so ergibt, also wenn z.B. in der Montagsfrage das Sternchen vorkommt, dann benutze ich es halt auch in meiner Antwort. Ansonsten bin ich nach wir vor auf der Suche, wie ich da neutraler sprechen kann, ohne irgendwelche Symbole oder Umständlichkeiten. Zumal ich auch schon mal gelesen habe, dass z.B. neurodiverse Personen oder Menschen mit Screenreedern Probleme mit dem Gendersternchen haben, noch ein Grund, warum ich es nicht so gerne benutze. Aber gut, in das Fass möchte ich eigentlich nicht zu tief einsteigen in der Stelle, das müsste ich wenn dann in einem eigenen Eintrag machen.

 

Zurück zum Thema. Es eröffnet einfach neue Möglichkeiten und Ideen, mit denen man arbeiten kann. Welche das zum Beispiel sein können, habe ich ja oben gezeigt. Oder eine Figur ist einfach so non-binary, ohne, dass es irgendeine Rolle für die Story spielt, wie es zum Beispiel bei dem Videospiel „Deltarune“ der Fall ist. Die Figur ist es halt einfach. Solange es einem nicht unter die Nase gerieben wird, so nach dem Motto „Hey, ich bin ja so woke, bitte lobt und liebt mich jetzt“, ist alles fein in meinen Augen. Es sollte sich halt natürlich anfühlen, und nicht erzwungen.

 

Und als Leser profitiert man auch davon, weil man dann noch mehr einzigartige Geschichten entdecken kann. Es gibt genug Bücher im Laden, bei denen ich mir die Rückseiten durchlese und die klingen alle gleich. Da mal die Bücher zu finden, die ein bisschen von der Norm abweichen, ist echt interessant.