Zum Inhalt der Seite




Schlagworte
[Alle Einträge]
- Animexx (16)
- Aus meinem Leben (45)
- bild (2)
- Cosplay (2)
- Ernste Themen (10)
- Event (29)
- Homepage (3)
- Kaufe/Verkaufe (3)
- Kommentar (11)
- Leipziger Buchmesse (13)
- Life Tree's Guardian (25)
- Literatur (7)
- Netz (1)
- News (26)
- Review (1)
- schwarzer Kater (2)
- schwarzer turm (5)
- tokyopop (22)
- Zeichentipps (5)

Der Grund für deutsche Mangas Ernste Themen, Kommentar

Autor:  Menolly
In letzter Zeit bin ich ziemlich ruhig geworden... Früher hab ich mich öfter zu solchen Themen geäußert. Einerseits spannt mich die Arbeit natürlich ein und ich hab gar nicht mehr die Zeit für solch überlange Blogeinträge. Andererseits weiß ich ja inzwischen auch, was solche ernsten Kommentare bewirken. Empörung, verletzter Stolz, Missverständnisse und Angriffe (frontal oder heimlich hinter dem Rücken) - wenn man seinen Mund aufmacht, muss man einfach mit so etwas rechnen. Und davon bin ich inzwischen etwas müde geworden und schaffe es darum viel öfter, bei Diskussionen einfach mit den Schultern zu zucken und wegzugehen, statt mich einzumischen. Aber eigentlich ist es ja auch schade drum, denn oft fallen in Diskussionen derart falsche Fakten und Scheinargumente, dass sie, wenn sie nicht dementiert werden, einigen Schaden anrichten können. Wie damals vor einigen Jahren, als es hieß, dass deutsche Zeichner generell nie erwarten können, von ihrem Gehalt zu leben. Weil einige Zeichner das behauptet haben, um zu rechtfertigen oder zu entschuldigen, dass sie von ihrem Gehalt nicht leben können, haben Newcomer ein falsches Bild von dem Beruf bekommen, wodurch auch sie sich mit Dumpinghonoraren oder gar keinem Lohn zufriedengegeben haben und somit die ganze Bezahlstruktur ziemlich durcheinander brachten. Aber darum soll es hier nicht gehen. Es ist nur ein Beispiel dafür, dass man manche verallgemeinernde Behauptungen einfach nicht unkommentiert lassen sollte, weil sie durchaus Auswirkungen haben können.

In diesem Blogeintrag soll es um deutsche Mangas gehen. Mit "deutsche Mangas" meine ich Mangas, die von Zeichnern aus Deutschland und deutschsprachigen Ländern gezeichnet und in Deutschland und deutschsprachigen Ländern erstveröffentlicht werden. Allein das Thema ist bereits aus irgendeinem Grund ein Garant für Drama, darum kann es sein, dass auch dieser Eintrag mal wieder Drama auslöst, das kann ich nicht ausschließen. ;) Ich werde natürlich versuchen, "politisch korrekt" zu schreiben, um keinem Kollegen oder Fan auf den Schlips zu treten, aber da das nicht gerade meine Stärke ist, entschuldige ich mich schon mal im Voraus, wenn ich übers Ziel hinausschießen sollte. Sollten einige Formulierungen unpassend sein, nehme ich mir auch die Freiheit, den Beitrag im Nachhinein zu editieren. Mir geht es schließlich um das Thema, nicht um einzelne Sätze und Formulierungen. ;) Alles klar? Dann lasst uns loslegen! :)

Wie ich schon sagte, ist allein das Thema "deutsche Manga" fast schon ein Garant für Drama und hitzige Diskussionen und genau das würde ich heute gerne analysieren. Warum ist das so? Fast jeder Forumsthread über einen deutschen Manga, fast jede Newsmeldung über einen Preis für deutsche Manga, fast jeder Blogeintrag über deutsche Manga - sei es eine Review oder einfach allgemein - führt zu einem Meinungskrieg in den Kommentaren. Und das nicht nur negativ, sondern auch positiv. Es gibt natürlich die Hater, die deutsche Manga bashen, es gibt aber auch die Verteidiger, die ebenso hitzig um ihren Titel kämpfen. Und bei beiden Seiten gibt es "Extremisten", die sich im Ton vergreifen und daraufhin einen Shitstorm lostreten. Über Hater will ich an dieser Stelle nicht schreiben, denn es gibt schon unzählige Einträge dazu, warum sie unrecht haben usw., hauptsächlich von deutschen Zeichnern und ihren Freunden und Fans. Ich bin sicher, jeder von euch hat inzwischen mindestens einen solchen mal gelesen. Darum muss ich mich hier nicht auch noch hinstellen und meine Werke und die meiner Kollegen verteidigen. Ich möchte mich heute mit der Gegenseite beschäftigen und warum sie mich in letzter Zeit manchmal sogar noch viel mehr nerven als die inzwischen wirklich selten auftauchenden Hater. Die Verteidiger oder Fanboys/girls von deutschen Manga meinen es gut und ich will auch nicht undankbar erscheinen, denn im Endeffekt sind sie ja auch Fans und Fans sollte man nicht verärgern. Aber sie schießen so manches Mal wirklich so krass übers Ziel hinaus, dass sie sogar Schaden anrichten könnten! Wie eine besorgte Mutter, die ihren Kleinen nicht von der Hand lassen will, obwohl er schon 43 ist und eigentlich schon längst auf eigenen Beinen stehen will und müsste.

In letzter Zeit stolpere ich oft über Blogs, Reviews und Kommentare von solchen Verteidigern und einige Phrasen kann ich schon nicht mehr lesen! "Dieser Manga zeigt, dass sich deutsche Zeichner vor den japanischen Manga nicht mehr verstecken müssen" ist einer davon. Oder "Klar, es gibt ein paar Schwächen, aber deutsche Zeichner muss man unterstützen". Wisst ihr, woran mich das erinnert?



Jemandem zu erzählen, etwas sei besser als sein Ruf ist KEINE WERBUNG, Leute!!! Jemandem zu erzählen, er kann sich ruhig mit weniger zufrieden geben, weil der Zeichner sonstwelche Ausrede parat hat, ist ebenfalls KEINE WERBUNG! Es ist Antiwerbung und sorgt dafür, dass der Interessierte eher abgeschreckt wird und sich irritiert abwendet.

"An japanische Manga ranreichen" impliziert, dass es DEN "japanischen Manga" gibt, der über allen anderen Manga steht, an die es ranzureichen gilt. Es impliziert, dass deutsche Manga nur Kopien und japanische Manga die Originale seien. Es impliziert, dass deutsche Zeichner genau das versuchen: Japanische Manga zu kopieren um an sie heranzureichen. Und es impliziert, dass japanische Manga noch immer besser sind, egal was man sagt. Solch eine Aussage schert jeweils deutsche Manga und deren Zeichner und japanische Manga über einen Kamm und stellt sie einander gegenüber. Warum soll EIN deutscher Manga beweisen, dass ALLE deutschen Manga gut genug sind, an ALLE japanischen Manga heranzureichen? Wie wir alle wissen, sind bei Weitem nicht alle japanischen Manga gut. Aber hey, mal ehrlich, auch nicht alle deutschen Manga sind gut! Genausowenig wie ein schlechter deutscher Manga beweist, dass alle deutschen Manga schlecht sind, beweist ein guter deutscher Manga, dass alle deutschen Manga gut sind! Man kann schließlich auch nicht von einem schlechten japanischen Manga auf alle japanischen Manga schließen. Solche Aussagen sind also nur eins: Unsinn.

Genau wie die ewigen Ausrede-Argumente. "Deutsche Zeichner haben es viel schwerer als japanische, denn sie haben keine Assistenten, keinen festen Lohn, müssen es in ihrer Freizeit machen, haben keine Erfahrung etc". Ja, dass deutsche Zeichner all das nicht haben, ist richtig. Aber warum sollten sie es darum schwerer haben als japanische Zeichner? Auch in Japan haben bei weitem nicht alle Zeichner Assistenten, ein festes Gehalt, Erfahrung etc. Ja, viele von denen finden ihren Weg nach Deutschland gar nicht erst, aber auch von denen, die auch hier veröffentlicht werden, sind nicht alle so privilegiert. Assistenten, festes Gehalt, einen erfahrenen Redakteur - das haben in Japan auch nur die Zeichner, die es schaffen, für ein großes Magazin regelmäßig zu zeichnen. Aber in dem Fall müssen sie auch powern wie blöd - ich könnte vermutlich sogar mit zehn Assistenten und für alles Geld der Welt nicht zehn Jahre lang jede Woche ein Kapitel für die Jump abgeben!!! Warum soll es also Lieschen Müller aus Heppenheim, die es zwar neben ihrem Hauptjob macht, aber dafür auch ein Jahr oder mehr Zeit hat, schwerer haben als solch ein Akkord-Zeichner? Das ist UNSINN! Und selbst wenn - das ist KEIN Argument, warum man Lieschens mittelmäßigen Manga über einen guten japanischen Manga wählen sollte. Es interessiert einen ja auch nicht, dass der Klempner, den man bestellt hat, gerade einen schlechten Tag hatte und eh neu in der Branche ist, wenn das Rohr, das er reparieren sollte, immer noch leckt. Schlechte Arbeit ist schlechte Arbeit und statt auf Lieschen Rücksicht zu nehmen, weil sie doch so klein und unerfahren ist, sollte man sie wie einen erwachsenen, mündigen Autor behandeln und ihr sagen, was gut und was schlecht war und vor allem, warum. Damit sie aus ihren Fehlern lernen und beim nächsten Mal besser werden kann!

Wenn man als Fan oder Unterstützer von deutschen Manga also seinen Manga unterstützen möchte, ist es kontraproduktiv, ihn wie eine Ware zweiter Klasse zu behandeln. Deutsche Manga SIND inzwischen auf einem Level angekommen, auf dem man sie gleichwertig mit allen anderen Manga behandeln kann und sollte. Rücksicht sollte man auf Kinder und alte Leute nehmen, aber nicht auf deutsche Manga. Das wäre ein wichtiger erster Schritt in Richtung Emanzipation. Ich als deutscher Zeichner möchte ernst genommen werden und in derselben Liga spielen, wie japanische Erfolgsautoren. Und ich wäre bereit, den Schwierigkeiten, die das mit sich bringt, ins Auge zu sehen. Aber nur so schaffe ich es auch, bei Lesern mit der gleichen Hingabe und Leidenschaft - und vor allem, Respekt - behandelt zu werden. Was kann also aus meiner Sicht KEIN Grund sein, deutsche Manga zu kaufen?

- Weil der Zeichner aus Deutschland stammt.
- Weil die Szene noch jung ist und Unterstützung braucht.
- Weil er mit japanischen Manga mithalten kann.
- Weil der Zeichner sich TOTAL viel Mühe gegeben hat und die Entstehung TOTAL schwer war.
- Weil der Zeichner nett ist und/oder gut aussieht.
- Weil man selbst mal Zeichner werden will und sich mit zukünftigen Kollegen gut stellen will.
usw.

Aber, werdet ihr jetzt sagen, wenn das alles wegflällt, was IST dann ein Grund, deutsche Manga zu kaufen? Ganz einfach - genau derselbe, wie einen japanischen, koreanischen, französischen oder timbuktianischen Manga zu kaufen:

- Gute und spannende Story
- Gute Zeichnungen
- Lesespaß

Und das war's! DAS sind Argumente, mit denen man Punkten kann. Mit denen man Leute überzeugen kann! Wenn man eine Review schreibt, sollte man darauf setzen und erklären, warum die Story gut ist, warum man die Zeichnungen toll fand und warum das Lesen dieses Manga ein Erlebnis war. DA hören die Leute zu und DAS ist gute Werbung. Denn das ist es, was ein Manga im Endeffekt leisten muss: Gute Unterhaltung. Und das gilt nicht nur für deutsche, sondern auch natürlich für Manga egal aus welchem Land - auch japanische! Die Entstehungsgeschichte, der Blick hinter die Kulissen auf den Zeichner, das kann nur als Bonus funktionieren. Aber wenn die drei Punkte nicht gegeben sind, sind alle anderen Argumente haltlos.

Wenn ihr also das nächste Mal einen deutschen Manga rezensiert oder in einer Diskussion mitredet, versucht doch einfach mit den oberen Punkten zu argumentieren statt dem anderen Gebilde drumherum. Und ihr werdet sehen, dass die Leute sich eher überzeugen lassen. Dann wird es auch viel weniger Drama geben und verletzte Gefühle werden nicht mehr nötig sein. Und wir Zeichner werden auch weiterhin unser Bestes geben, damit eure Argumente auch der Wahrheit entsprechen. :)

In diesem Sinne hoffe ich, mit diesem Eintrag kein Drama auszulösen und verabschiede mich! Es gibt noch ein paar Themen, auf die ich in Zukunft einen Kommentar abgeben möchte... Aber vielleicht auch nicht. Mal sehen! ;)

Alles Liebe
Eure Menolly

Publikumspreis ohne Publikum... Animexx, Ernste Themen

Autor:  Menolly
Nur eine Woche wurde der Manga- und Anime-Community gegeben, um für den kommenden Comic-Salon in Erlangen eine Liste an nominierten Manga-Titeln zu erstellen und in den Wochen darauf den Gewinner für den Max-und-Moritz-Publikumspreis zu ermitteln. Wenn ihr nicht wisst, was der Max-und-Moritz-Preis ist (und das kann ich euch nicht einmal übel nehmen, da er in der Mangaszene bislang eine Relevanz hatte, die gegen Null ging), ist Wikipedia euer Freund:

Der deutsche Comic-Preis Max und Moritz wird von Bulls Press (Frankfurt am Main) gestiftet und wurde anlässlich des ersten Comic-Salons Erlangen im Jahr 1984 ins Leben gerufen. Er wird seitdem alle zwei Jahre in Erlangen im historischen Markgrafentheater verliehen. Der Name ist eine Hommage an die gleichnamige Bildergeschichte von Wilhelm Busch. Der Preis für den besten deutschsprachigen Comic-Künstler ist mit einer Geldsumme verbunden.

Noch ausführlicher hier auf der Homepage des Comicsalons:
Der von „Bulls Press“ gestiftete und von der Stadt Erlangen verliehene Max und Moritz-Preis ist die wichtigste Auszeichnung für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum. Er wird von einer unabhängigen Fachjury in verschiedenen Kategorien vergeben und trägt wesentlich zur Anerkennung der Comic-Kunst im deutschsprachigen Raum bei. Mit der Verleihung wird die Arbeit herausragender Künstler gewürdigt, verdienstvolle Verlagsarbeit bestärkt und die Auseinandersetzung über grafische Literatur intensiviert.

Es gab bis jetzt zwei Mal Kategorien für Manga und die Gewinner dafür waren "Barfuß durch Hiroshima" und "Vertraute Fremde". Scheint also recht seriös zu sein, nicht wahr? Man möchte zumindest meinen. Aber nicht dieses Jahr...

Wie hat man dieses Jahr beschlossen, den Preisträger für die *hüstel* "wichtigste Auszeichnung für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum" zu bestimmen? Genau, man eröffnet einen Thread im vermutlich unübersichtlichsten Forum des Universums in einer Community, für die der Preis bisher sowas von NICHT relevant war - nämlich hier auf Animexx - und lässt die User die Nominierungen festlegen. Die wenigen, die sich in das Forum verirren und nicht mit einem "Whatever" das Fenster schließen, sind darum bislang an einer Hand abzuzählen und bestehen hauptsächlich aus einheimischen Künstlern und ihren Fans und Freunden, die natürlich ein Interesse haben, irgendeinen Preis abstauben zu können. Und so sehr ich einem einheimischen Künstler solch einen Preis gönnen würde, von "repräsentativ" kann hier keine Rede sein... Und darum rufe ich hiermit alle auf, mit abzustimmen, damit der Preis seiner Bestimmung gerecht wird. Bitte schlagt die Titel vor, die ihr gerne ausgezeichnet sehen würdet! Egal, ob von einem deutschen, japanischen, oder sonstigen ausländischen Zeichnern, alles ist erlaubt! Aber Achtung:

Als Vorschläge zulässig sind Einzelbände oder Serien (keine Reihen wie z. B. „Marvel Exklusiv“), die seit April 2010 (Termin der letzten Max und Moritz-Jury-Sitzung) auf Deutsch erschienen sind.

Bitte macht mit, egal, welchen Titel ihr vorschlagt, Hauptsache, ihr gebt eure Stimme ab! Wir haben noch drei Tage, um dem Ganzen Gewicht zu verleihen! Wir haben hier eine Gelegenheit, einen in der Comicszene wichtigen Preis an einen Manga zu vergeben, den WIR wollen. Diese Chance sollten wir nutzen!

ZUR ABSTIMMUNG IM FORUM!

Stimmt bitte mit ab! Und empfehlt diesen Eintrag bitte weiter oder erstellt einen eigenen, damit mehr Leute davon mitbekommen! Danke schön!

Liebe Grüße
Menolly

"Ich will Mangaka werden!" Ernste Themen, Kommentar, Zeichentipps

Autor:  Menolly
Bereits vier Monate wohne und arbeite ich nun in Hamburg. Bislang ist das eine sehr schöne Zeit! Ich habe sehr viel Spaß und lerne beinahe täglich was dazu. Es war eine sehr gute Idee, meinen Blickwinkel zu ändern. Als Zeichner lebt man in seinen vier Wänden und sieht alles nur aus Zeichnersicht. Das ist ja auch verständlich, wie soll man auch etwas aus einem Blickwinkel betrachten, den man weder kennt noch nachvollziehen kann? Aber dadurch kann es natürlich passieren, dass man nur eine Seite der Medaille sieht und darum kein Verständnis für bestimmte Entscheidungen "von oben" aufbringen kann. Oder dass man bestimmten Problemen hilflos gegenübersteht und die Möglichkeiten, die man hat, sie zu lösen, nicht mal kennt und dadurch Frust aufbaut.

Zum Beispiel ist man als unabhängiger, unkommerzieller Künstler gewohnt, alle Freiheiten in der Gestaltung und Präsentation seiner Werke zu haben. Sobald man mit einem Verlag anfängt zusammenzuarbeiten bekommt man aber Vorgaben und Richtlinien, wie man zu arbeiten hat. Es ist für einen Künstler schwer zu verstehen, warum plötzlich alle Seiten einen Satzspiegel brauchen, warum es von Vorteil ist, dass ein Werk eine bestimmte Seitenzahl hat, warum man kein braunes oder grünes Cover, sondern lieber ein rotes oder blaues zeichnen sollte usw. Weil man solche "Vorgaben" nicht versteht, fühlt man sich dann bevormundet durch scheinbar willkürliche Versuche, einen Künstler "an die Leine zu nehmen". Man lässt sich leicht zu Gedanken hinreißen wie "der Verlag will mir vorschreiben, was ich zu tun habe". Aber dass der Verlag auch nur das Beste will, merkt man spätestens dann, wenn man sein beiges Cover durchgesetzt hat und es in den Regalen liegt wie Blei, während die roten und blauen Bücher um ihn herum weggekauft werden.

Die Entscheidung, warum man ein Buch in die Hand nimmt und im besten Fall kauft, hängt von vielen Faktoren ab, von denen sehr viele unterbewusst auf uns Einfluss nehmen. Ob man nun will oder nicht, man selbst wird auf psychologische Tricks immer anspringen, sofern man sie nicht bemerkt und bewusst meidet. Das Cover mit der coolen Hauptfigur in einer coolen Pose wird eher in die Hand genommen, als das Cover mit dem Bösewicht, der im Hintergrund verschwindet. Ein hübscher Zeichenstil geht besser, als ein gewöhnungsbedürftiger. Ein gelungenes Cover ist für den Erfolg eines Buches ausschlaggebender, als ein gelungener Inhalt.

Klar, als Zeichner lässt man sich auch gerne zu dem Satz hinreißen: "Wie oft mein Manga gekauft wird, ist mir egal, ich will damit kein Geld verdienen." Aber spätestens wenn der eigene Manga rausgekommen ist und so ein Flop ist, dass man nicht mal eine Rückmeldung dazu bekommt, ist man enttäuscht. Nicht wegen dem Geld, sondern wegen mangelnder Aufmerksamkeit. Man zeichnet schließlich nicht ein Jahr lang, damit das eigene Werk im Nichts verschwindet, man will, dass die Leute den Manga lesen und sich melden, dass sie es gelesen haben und wie sie es fanden. Man will Resultate sehen! Man will sehen, dass das eine Jahr Arbeit sich gelohnt hat. Ob positiv oder negativ, man will einfach eine Veränderung zu "vorher" wahrnehmen. "Ich bin jetzt Mangaka" - das will man nicht nur sagen können, sondern es auch merken! Wenn aber niemand das eigene Werk liest, merkt man als Zeichner nichts. Wie in dem Konfuzius-Spruch mit dem umgefallenen Baum im Wald. In diesem Fall würde er wohl lauten: "Wenn man einen Manga zeichnet, den niemand liest... hat man den Manga dann überhaupt gezeichnet?"

Um diese Situation zu verhindern und natürlich auch finanziell was davon zu haben, ist der Verlag daran interessiert, aus dem Werk des Künstlers einen Erfolg zu machen. Die erste Maßnahme in der Richtung ist, dass der Verlag mit einem Künstler, von dem er aus Erfahrung weiß, dass er sich nur schwer vermarkten lässt, gar nicht erst einen Vertrag eingeht. Manche Künstler bekommen eine Absage, nicht weil sie schlecht zeichnen/erzählen könnten, sondern weil sie z.B. ein Genre bedienen, das auf dem Markt problematisch ist - wie Seinen oder Josei, aber auch Fantasy oder Sci-Fi. Auch Comedy geht in Deutschland - leider - schwierig... Ein Verlag versucht trotzdem natürlich entsprechende Werke in seinem Repertoire zu haben, nur für den Fall, dass sich die "Mode" ändert und natürlich um ein breites Angebot für alle Leser zu haben. Aber da nimmt man dann lieber ein Werk, das z.B. in einem anderen Land bereits abgeschlossen ist (damit man zumindest nicht den Ärger hat, dass der Zeichner irgendwann die Lust am Zeichnen verliert oder mitten in der Arbeit abtaucht) und/oder z.B. in einem anderen Land ein Erfolg ist/war (dann hat man zumindest etwas in der Hand, worauf man aufbauen kann und ein Indiz, dass das Werk zumindest sooo schlecht nicht sein kann). Durch solche Kriterien kommt es dann, dass Werke aus Japan oder anderen Ländern mehr Chancen in diesem Segment bekommen, als einheimische... So schade das auch ist. Mehr Chancen bekommt ein hiesiger Zeichner in erfolgreichen Genres, wie z.B. Boys Love und Shojo. Zeichner, die auf diese Genres spezialisiert sind und/oder das gerne zeichnen, haben also Glück! Wer jedoch z.B. auf Seinen spezialisiert ist und sich aber aufgrund der Bedingungen in Deutschland auf z.B. Boys Love umstellen will, wird leider auch wenig Erfolg haben, denn der Leser merkt, wenn ein Zeichner keinen Spaß am Zeichnen kann und nicht hinter seinem Werk stehen kann. Auch der Verlag wird von sowas eher Abstand nehmen, weil ein Zeichner, der sich verstellen muss, eher dazu neigt, seine Arbeit nicht zu Ende zu bringen und den Verlag auf seinen Kosten sitzen zu lassen.

Die Umstände also, dass hierzulande fast ausschließlich Boys Love und Shojo Zeichner herausgebracht werden, frustriert die, die nicht das Glück haben, in einem dieser Erfolgsgenres zu Hause zu sein. Diese fangen dann an, gegen Verlage zu wettern, die ihnen keine Chance geben, und gegen die Leser, die "zu doof" sind zu kapieren, wie viel hochwertiger das doch ist, was man macht, im Vergleich zum "flachen" Shojo und Boys Love. Unzählige Foreneinträge, Blogposts, Facebooknachrichten und Tweets zu diesem Thema stammen von frustrierten Zeichnern, die einfach keinen Verlag für sich finden, weil sie zu speziell sind. Sie schimpfen und sie weinen, sind enttäuscht und hilflos angesichts der Ungerechtigkeit, mit der das Schicksal sie gestraft hat. So viel Energie und Zeit verwenden sie aufs Schimpfen und Enttäuscht-Sein! Dabei könnten sie in der Zeit und mit dieser Kraft, wenn sie sie sinnvoller anlegen würden, eine Lösung finden!

Denn ein Verlag ist nicht der einzige Weg, den Leser zu erreichen. Gerade in der heutigen Zeit gibt es sehr viele Wege, sein Werk an die Öffentlichkeit zu bringen. Es ist unglaublich, wie viele Hobbyzeichner sich im Internet herumtreiben, die davon reden, gerne einen Manga rausbringen zu wollen. Mache ich mich allerdings auf die Suche nach Onlinecomics, finde ich kaum was, das über zwei Kapitel geht oder gar abgeschlossen ist! Gehe ich auf den Doujinshi Markt auf einer Messe, besteht das Angebot zu 95% aus Buttons, Postkarten, Postern, T-Shirts und anderem Krams - alles, nur keine Doujinshi! Wo sind die Zeichner, die doch angeblich so gerne Manga zeichnen wollen? Warum nutzen sie nicht die Möglichkeiten, die ihnen angeboten werden, um ihre Werke zum Lesen und Kaufen zur Verfügung zu stellen?

Zeichnen ist Arbeit. Und es ist sehr viel Arbeit, einen ganzen Manga zu zeichnen, besonders, wenn er mehr als 200 Seiten haben soll. Sehr bald merkt der unerfahrene Zeichner, dass es schwerer ist, als er sich das vorgestellt hat, denn man stellt es sich IMMER leichter vor, als es tatsächlich ist. Sich durch zwei, drei, fünf Bände zu quälen, ist noch eine Stufe schwerer. Bei jedem Kapitel, bei jeder Seite führt man einen Kampf mit sich selbst. Man ist nie vollends zufrieden mit seinen Zeichnungen, muss aber auch mal eine nicht so gute Zeichnung loslassen können, um überhaupt fertig zu werden. Man kämpft gegen Müdigkeit und seine eigene Faulheit. Man entsagt dem sozialen Leben, man verliert das Zeitgefühl. Man steckt sein ganzes Herz in ein Projekt, von dem man nie weiß, wie viele es am Ende überhaupt zu Gesicht bekommen und ob die Leser es denn überhaupt gut finden werden.

Viele verlieren diesen Kampf. Das ist für alle Parteien dann schwer - der Zeichner fühlt sich als Versager, weil er es nicht gepackt hat, der Verlag bleibt auf den teils horrenden Summen von Honorar und Marketing sitzen, geschweige denn, dass das Vertrauen in die Künstler ein weiteres Mal einen Knacks bekommt, der Leser ist sauer, weil er nie erfahren wird, wie es weitergeht. Wenn der Zeichner aufgibt, gibt es nur Verlierer. Verständlich also, dass der Verlag immer versuchen wird, dieses Szenario abzuwenden. Und darum werden auch Leute abgelehnt. Man lehnt Manga ab, wenn man nicht an den Erfolg des Projekts glaubt. Aber auch "profane" Gründe sind manchmal ausschlaggebend. Zum Beispiel, wenn man kein Vertrauen in das Durchhaltevermögen eines Zeichners hat, wenn schon in der Bewerbung Arbeit gespart wird und/oder derselbe Zeichner bei jeder Mappensichtung mit derselben Mappe erscheint. In sehr seltenen Fällen wird ein Zeichner aber auch abgelehnt, wenn man mit ihm menschlich nicht klarkommt. Manche Zeichner sind durch Erfolge im Freundeskreis oder Internet oder durch schlichte Naivität verschroben geworden und merken gar nicht erst, dass sie im Grunde noch am Anfang stehen. Es ist dann schwierig mit ihnen zu kommunizieren und ihnen Sachen zu erklären. Man verschwendet Zeit und Energie. Wenn ein Verlag also merkt, dass die Kommunikation mit einem Zeichner schwierig ist, lehnt er ihn manchmal auch ab. Denn hinter einem Verlag stehen natürlich auch Menschen, die Konflikte genauso anstrengend und belastend finden, wie jeder von uns.

Wenn man abgelehnt wird, was macht man dann? Frust und Ärger sind nur destruktiv. Besser ist es, aus der Situation das Beste zu machen. Wenn man Kritik bekommen hat, kann man daran arbeiten und sobald man besser ist, es noch einmal versuchen. Oder, wenn man überhaupt keine Chance sieht, einen Verlag zu überzeugen, kann man es auch einfach selbst versuchen! Wie schon gesagt, die Möglichkeiten sind da! Zeichnet euren Comic und stellt ihn ins Netz. Versucht, ihn selbst zu vermarkten. Lasst ihn drucken und verkauft ihn im Doujinshi-Markt. Fahrt auf Messen und zeigt Präsenz und Engagement euren Lesern gegenüber. Lernt die Leute kennen, die eure Werke lesen! Kommuniziert mit ihnen! Kurz - werdet Profis!

Später könnt ihr es dann immer noch bei einem Verlag versuchen. Aber solange könnt ihr in den Beruf durch Praxis hineinschnuppern, es ausprobieren, euch selbst herausfordern. Das ist in jedem Fall produktiver, als sich selbst zu bemitleiden. Und ein Verlag wird viel eher auf einen Zeichner aufmerksam, der engagiert und selbstbewusst seinen Weg geht. Falls ihr dann noch überhaupt zu einem Verlag wollt, versteht sich. ;)

Ich persönlich bin auch nur bei Tokyopop untergekommen, weil ich damals meinen allerersten, selbst gedruckten und selbst gebundenen Doujinshi "Short Stories" eingeschickt habe. Nur durch meine Eigeninitiative konnte ich meine Bereitschaft, als Zeichner meinen Weg zu gehen, unter Beweis stellen und Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Nur wenn man 100% gibt, kann man auch sagen, dass man alles versucht hat. Wer wirklich Mangazeichner werden will, wird sich durch "Kleinigkeiten", wie eine Absage, nicht abbringen lassen.

Meine Unterstützung auf eurem Weg ist euch sicher. :) Ich werde auch weiterhin meinen "How To"-Bereich ausweiten, damit ihr zumindest eine kleine Hilfe erhaltet. Trotzdem solltet ihr euch nicht zu sehr nach fremden Tipps richten. Versuch und Misserfolg sind immer noch die besten Lehrmeister. Nur eigene Erfahrungen sind wertvolle Erfahrungen. Habt keine Angst vor einer Niederlage. Kalkuliert sie mit ein, aber lasst euch dadurch nicht abschrecken, sondern sorgt vor, dass ihr auch in diesem Fall nicht zu tief fallt, emotional und materiell. Dann kann nichts mehr schief gehen!

Und ich wünsch euch dabei viel Glück!
Eure Menolly

Leipzig... Ernste Themen, Leipziger Buchmesse, tokyopop

Autor:  Menolly
... steht vor der Tür.

Es ist schwer momentan an Leipzig zu denken, wo doch in Japan gerade das Chaos herrscht... Aber das Leben geht weiter und das auch, wenn wir mit den Gedanken woanders sind. Drücken wir dem Ursprungsland unseres liebsten Hobbys alle Daumen, dass es genug Kraft aufbringt, diese schwierige Zeit zu überstehen und seinen Rhythmus irgendwann wiederzufinden. Für uns in Deutschland ist es kaum vorstellbar, was dort gerade vor sich geht. Lasst uns darum, auch um Japans Willen, wenigstens unser Leben weiterleben, auch wenn es uns momentan vielleicht noch so schwer fällt...

Die Leipziger Messe öffnet ihre Pforten am Donnerstag. Meine Signierzeiten kennt ihr bereits. Neu ist allerdings, dass ich jeden Tag von 12-13 Uhr zusammen mit Joachim Kaps bei den Mappensichtungen zu finden sein werde. :) Es ist nämlich so, dass ich seit etwa 3 Wochen bei Tokyopop in der Redaktion arbeite. Jetzt ist es raus... *puh* Meine Aufgabe ist es, mich verstärkt um die deutschen Nachwuchszeichner zu kümmern und da gehören Mappensichtungen dazu. Solltet ihr also mit dem Gedanken spielen, eine Mappe beim Tokyopop Stand vorzuzeigen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich sie mir anschauen werde, recht hoch. :)

Ich freue mich sehr, bei Tokyopop zu sein! Ich wollte schon lange in die Verlagswelt reinschnuppern und dass mir auf diese Weise eine Gelegenheit dazu geboten wird, ist einfach fantastisch! Natürlich muss ich noch viel lernen, darum hoffe ich auch auf eure Nachsicht mit mir als Nachwuchsredakteurin. Ich gebe mein Bestes! >__<\

Ich hoffe, wir sehen uns in Leipzig! :) Ich kann mir ehrlich gesagt gerade gar nicht vorstellen, dass ich schon in wenigen Tagen inmitten von Menschenmassen stets lächelnd signieren werde, aber so wird es vermutlich sein. Lasst uns an Japan denken, aber dennoch unsere Lebensfreude nicht verlieren, ja? Bitte kommt vorbei in Leipzig, ich würde mich riesig freuen! :D

Bis dann!
Eure Natalie

PS: Ich nehme meinen PC nicht mit... D.h. ich werde wohl von Mittwoch bis Montag nicht erreichbar sein... Bitte seht es mir nach. :)

Japanophilie? Nein, danke! Ernste Themen, Kommentar

Autor:  Menolly
Heute kommt mal wieder ein Eintrag von mir, der sich mit einem etwas ernsteren Thema beschäftigt, das mir schon lange auf der Seele brennt. Ich weiß nicht, ob es mir jetzt verstärkt auffällt, weil ich älter geworden bin, oder ob es tatsächlich immer öfter Gang und Gäbe in der heutigen Zeit ist, aber es passiert immer häufiger, dass ich beim Mangalesen (keine Scanlations, wohlgemerkt, sondern richtige Mangas, von renommierten hiesigen Verlagen) über Folgendes stolpere:



Alle, die sich jetzt fragen "Ja, und?" werden mit meinem restlichen Eintrag vermutlich nicht glücklich werden und ich bereite mich schon mal auf eine Welle von Sich-Beleidigt-Fühlenden vor. Und nein, ich beziehe mich nicht auf das grammatikalisch unglückliche "Es ist morgens", auch wenn das natürlich auch nichts ist, worauf man stolz sein müsste... Nein, ich rede von O-too-sans, O-kaa-sans, O-nii- und O-nee-sans, von Sempais und Senseis usw. Ich kann's NICHT MEHR SEHEN!!!

Ich schlage einen Manga auf und bin sofort genervt, wenn ich solche Ausdrücke lesen muss. Seit wann ist das so?! Seit wann muss man diese japanischen Begriffe kennen, wenn man einen Manga liest? Seit wann ist es "uncool" geworden, Familienmitglieder nicht mit ihren deutschen Begriffen anzureden? Was ist an "Mutter", "Vater", "Bruder", "Schwester", "Oma" so falsch, dass es nicht mehr benutzt wird und wir Mangaleser stattdessen mit den japanischen Begriffen zugemüllt werden? Ich verstehe das einfach nicht! Mit den Suffixen "San", "Kun" und "Chan" könnte ich ja noch leben, auch wenn ich die schon überflüssig finde... Aber muss jede noch so kleine Nuance in der japanischen Höflichkeit und Anrede auch in unseren Breitengraden ohne jegliche Erklärung auf den Leser losgelassen werden? Früher wurden solche Begriffe wenigstens mit einer Fußnote versehen und übersetzt, wenn man es schon im eigentlichen Text lassen wollte, heutzutage wird es einfach kommentarlos stehen gelassen. Wenn du es verstehst, hast du es gut, wenn nicht, hast du Pech!

Ich lese Mangas inzwischen seit über 10 Jahren und habe drei Jahre lang Japanisch in einer Volkshochschule gelernt, darum verstehe ich natürlich, was da steht. Aber wenn ein potentieller Neuleser einen Manga aufschlägt und mit so etwas bombardiert wird, kann ich ihm nicht verübeln, wenn er ihn sofort wieder ins Regal zurückstellt und sich nie wieder in die Mangaabteilung verirrt. Und die Verlage wundern sich, wo der Nachwuchs bleibt... Ganz ehrlich, den habt ihr mit Seiten wie diesen vergrault:





Das killt doch jede Stimmung! Es wirft einen voll aus dem Lesefluss und man muss sich fragen, warum solche Worte da stehen, wenn es doch deutsche Begriffe dafür gibt! Gibt es eine tiefere Bedeutung in dieser Szene, dass diese Übersetzung gewählt wurde? Ist es wichtig, welchen Suffix wer verwendet um wen anzusprechen? NEIN! Für uns Deutsche ist das absolut schnuppe, weil wir eine andere Kultur, ein anderes Höflichkeitssystem, eine andere Rangordnung haben, als die Japaner. Solche Nuancen machen in unserer Sprache keinerlei Sinn! Ein kreativer Übersetzer kann durchaus ein deutsches Äquivalent finden, der für uns verständlich ist. Es so zu lassen, wie es ist, wirkt auf den "normalen" Leser einfach nur wie ein Zeichen von Faulheit... Nur die japanophilen Leser freuen sich, weil es so "true" ist. Peinlich!

Das führt natürlich auch zu unfreiwilliger Komik! Sei es nun, durch eine mögliche zweite Bedeutung...



(JAAA, bitte! Ich würde mich sehr freuen, wenn du aufhören würdest, ihn Too-San zu nennen, Kyoko! XDD)

...oder durch eine Anreihung von mehreren solcher Begriffe, wodurch ganze Sprechblasen zu Kauderwelsch werden:



Natürlich hat keiner dieser Begriffe eine Fußnote verpasst bekommen. Und was kriegt stattdessen eine Fußnote, fragt ihr euch?



Genau, ein deutscher Begriff, den eigentlich wirklich jedes Kind kennen sollte. So tief sind wir also schon gesunken...

In solchen Momenten weiß ich oft nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Wann hört das endlich auf?!! Warum kriegen wir keine deutsche Übersetzung, die wir auch verstehen und genießen können? Und kommt mir bitte nicht mit "Aber so lernen die Leser auch mal eine neue Sprache/neue Kultur kennen" - FALSCH! Durch dieses japanophile Gebrabbel lernt man gar nichts. Indem man einfach mit Fremdwörtern um sich schmeißt, ohne irgendwas zu erkären, erreicht man nur, dass die Leute es falsch aufschnappen und schließlich falsch anwenden. Oder warum unterschreiben 90% der Daisuki-Leserinnen ihre Leserbriefe mit "Yuki-Chan" oder "Tsuki-Chan"? Weil ihnen niemand erklärt hat, dass Japaner sich selbst NIE mit Suffixen anreden! Wenn man sich einem Japaner mit "Watashi wa Yuki-Chan" vorstellt, würde er sich innerlich totlachen (denn er wäre zu höflich, es ins Gesicht zu tun) oder einen als Verrückt abstempeln. Danke, Manga!

Auch wenn ich jetzt viele Witze reiße, in Wahrheit ist die Situation sehr ernst. Ich fürchte einfach, dass wir Mangafans uns bereits in einer festbetonierten Nische befinden, wo es weder rein noch raus geht. Wir haben einen eigenen Kleidungsstil (Cosplay, Emo), einen eigenen Musikstil (J-Pop, -Rock) und inzwischen schon eine eigene Sprache, deren Code nicht mal alle aus den eigenen Reihen kennen! Es ist für Neulinge und Interessierte fast unmöglich geworden, jetzt noch Anschluss zu finden! Jeder, der mal versucht hat, Außenstehenden (Eltern, Kollegen, Freunden) die Welt der Manga näher zu bringen, weiß, wovon ich spreche. Die Verlage klagen über mangelnden Nachwuchs und sinkende Verkaufszahlen... und schlagen gleichzeitig mit solchen sprachlichen Entgleisungen immer mehr Nägel in den eigenen Sarg.

Ich hoffe einfach, dass dieser ganze japanophile Quatsch endlich aufhört. Es bringt keinem was und am wenigsten der hiesigen Mangaszene. Wir haben eine eigene Sprache, eine eigene Kultur. Wir müssen sie nicht mit der Japanischen vermischen um die Geschichten aus Japan genießen zu können. Ich persönlich genieße Geschichten, deren Übersetzer es schaffen, mit der deutschen Sprache zu spielen und Entsprechungen für die, zugegeben oft sehr schwer zu übersetzenden, japanischen Floskeln zu finden. Die Arbeit eines Übersetzers ist nicht immer leicht. Aber es ist keine Lösung, einfach die Hälfte des Textes so zu belassen, wie es ist. Vor allem von professionellen Verlagen und Übersetzern erwarte ich professionelle Arbeit. Oder ist das in Übersetzungen aus dem Englischen, z.B. bei Büchern, üblich "Father", "Mother" und "Big Brother" zu lassen? Ich glaube nicht!

Ich hatte lange den Eindruck, dass ich ziemlich alleine mit dieser Meinung dastehe, aber zum Glück gibt es offenbar noch andere, die so denken. So habe ich mit Erleichterung und mit Entsetzen neulich im EMA-Forum folgende Kritik gelesen:

Schon lange habe ich mich auf das Erscheinen von "Arata Kangatari" gefreut und mir diese Woche den ersten Band zugelegt. Und nun bringt mich dieser Band dazu, Kritik an seiner Übersetzung auszusetzen. Bisher war ich mit den Übersetzungen, die EMA abliefert, soweit eigentlich zufrieden und habe eher selten etwas zu meckern gehabt. Doch was mir an diesem Band sehr unangenehm aufgefallen ist, ist die viel zu große Dichte an japanischen Worten, die nicht übersetzt sondern im Japanischen belassen wurden.
Lassen wir einmal Eigennamen oder Kreationen der Autorin bezüglich dieser Welt außer Acht, die vielleicht nicht übersetzt wurden da passende deutschsprachige Entsprechungen nicht gefunden werden konnten oder der Bedeutung nicht gerecht wurden. Aber seit wann werden denn inzwischen Worte wie "Kawaii" nicht mehr übersetzt? Beim ersten Mal auftauchen auf Seite 30 hab ich es noch für einen Fehler gehalten, aber 8 Seiten später steht es wieder unübersetzt da. Ich kann ja immer noch verstehen, wenn Anhängsel wie -san und -sama belassen werden (obwohl davon auch nicht der Riesenfan bin) oder Worte wie Sushi oder Futon nicht übersetzt werden, da hier deutsche Entsprechungen meistens den Sinn verfehlen oder die Worte schon soweit im deutschen Wortschatz verbreitet sind, dass sie es in den Duden geschafft haben oder zumindest auch von der nicht japanbegeisterten Masse verstanden werden, aber für Worte wie "kawaii" trifft das doch definitiv nicht zu! Es gibt es passende deutsche Übersetzungen und man kann in keinem Fall davon ausgehen, dass dieses Wort von jedem Leser verstanden wird!
Sätze wie "Die ist ja kawaii!" kreiieren für den deutschen Leser eine exotische Szenerie an einer Stelle, an der die japanische Autorin keinen Exotismus vorgesehen hat, da sie ein Wort aus dem normalen japanischen Wortschatz verwand hat (für Exotismus hätte sie wohl eher auf die englische Sprache zurückgegriffen). Es hätte also vollkommen ausgereicht hier "kawaii" mit "niedlich", "süß", "hübsch", "entzückend" usw. zu übersetzen.
In meinem Fall hat diese Beibehaltung meinen Lesefluss sehr gestört - so sehr, dass ich das jetzt hier kundtun muss ^^; Ich finde, der Manga selbst ist schon voll genug mit Eigennamen und Kreationen der Autorin in die sich der Leser erst einarbeiten muss. Dieser Prozess wird aber sicher nicht erleichtert, wenn man dann auch noch dazu übergeht, "normale" Worte im Japanischen zu belassen. Was machen denn z.B. Manga-Einsteiger, der von solchen Sachen noch gar keine Ahnung hab?
Ich weiß nicht, bin ich die Einzige, die sich an sowas stört?
Nein, bist du nicht! Ich kann dich sehr gut verstehen und ich hoffe einfach, dass ich durch diesen Eintrag ein bisschen aufrütteln und zum Nachdenken anregen konnte. Ich will niemanden beleidigen oder denunzieren. Ich will einfach meine Verzweiflung in die Welt schreien! Und ich hoffe, dass noch mehr Leute, die meine Meinung teilen, das tun, damit die Verleger und die Übersetzer und schließlich die Mangafans mal aufwachen und erkennen, dass das weder cool noch hipp ist, sondern einfach nur peinlich...

Danke fürs Lesen! Abschließen möchte ich meinen Beitrag mit der folgenden Szene, die mir völlig aus der Seele spricht:



Du sagst es, Schwester!

Bis bald!
Eure Menolly

Schule... mal wieder Ernste Themen, Kommentar

Autor:  Menolly
Morgen wird in Hamburg über ihre neue Schulreform abgestimmt. Grob gesagt geht es darum, ob die Grundschule in Hamburg bei 4 Jahren bleibt, oder ob sie auf 6 Jahre verlängert wird. Ursprünglich wollte die Regierung sie verlängern, aber viele, viele Eltern haben sich zusammengefunden und einen Volksentscheid gefordert. Morgen ist es also soweit.

Ganz ehrlich? Ich hoffe, sie scheitern. Nichts bringt mich so in Rage, wie diese snobistischen Eltern, die nichts Anderes wollen, als ihre nichtsahnenden Kinder so früh wie möglich in ein Gymnasium zu stopfen (vermutlich um damit dann in ihrem Freundeskreis anzugeben... ich wüsste keinen anderen Grund) und denen die Schicksale anderer Kinder völlig egal sind. Wie unsozial kann man sein?

Denn wenn man es nüchtern betrachtet, dann sind 6 Jahre gemeinsame Grundschule in JEDEM Fall die bessere Wahl. Was genau bringt es, die Kinder schon nach vier Jahren zu trennen? Nach vier Jahren Einmaleins und Schmetterlingen ausmalen, wie will man da beurteilen, welches Kind wie klug ist? Man findet höchstens raus, welches Kind fleißig und welches faul ist und welches Kind engagierte Eltern hat und welches regelmäßgen Besuch vom Jugendamt bekommt. Mehr kann man nicht rausfinden. Für eine Trennung in Haupt-, Realschule und Gymnasium sind selbst sechs Jahre zu wenig, finde ich. (Abgesehen davon, dass ich diese Dreiteilung an sich vollkommen schwachsinnig finde.) Aber vier Jahre sind in jedem Fall ein Witz. Hier kann man nur nach sozialem Status trennen, nicht nach Wissen oder Fähigkeiten. Besonders nicht bei den deutschen Grundschulen und deren Lehrplan...

Es gibt keinerlei Grund dafür, an der Vier-Jahres-Grundschule festzuhalten, außer man will den sozialen Schichten so früh wie möglich ihren Platz zuweisen und den Graben zwischen ihnen ausweiten. In irgendeinem Interview meinte einer dieser Elternteile, die dafür sind, dass es für die Kinder besser sei, so früh wie möglich aufs Gymnasium zu kommen, wo sie "richtige Sachen" beigebracht bekommen. Heißt das, andere Schulen bringen "unrichtige Sachen" bei? Heißt das, eine Grundschule würde in Klasse 5 und 6 "unrichtige Sachen" beibringen? So ein HAUFEN MÜLL! *wut*

Reformiert die Schulen! Stellt einen ordentlichen Lehrplan auf! Und lasst die leistungsschwächeren Kinder nicht auf der Strecke zurück! Ist das denn so schwer?!

Ich werde dieses Thema gespannt mitverfolgen und auf die 6-Jahres-Grundschule hoffen. Es wird das Bildungssystem in Hamburg jetzt nicht deutlich verbessern, aber es wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Da bin ich mir ziemlich sicher!

Danke für die Aufmerksamkeit!
Bye
Menolly

Die Qual der Wahl... (2) Ernste Themen

Autor:  Menolly
Ein weiterer Eintrag zum Thema "Wahl". ^^ Für alle, die sich sagen: "Ok, ich würde ja gern wählen, aber ich hab keine Ahnung, wie das geht...", habe ich ein paar Seiten rausgesucht, die wirklich interessant und informativ sind. :)

"Wie funktioniert die Wahl?"

Man hat bei der Bundestagswahl bis zu zwei Stimmen, die man verteilen kann. (Nicht drei oder mehr! XDD Nur zwei Kreuze, Leute! °__^) Die wichtigere Stimme ist (anders als ihre Bezeichnung vermuten lässt) die Zweitstimme. Damit übt man Einfluss auf die Sitzverteilung. Diese klassischen Diagramme in den Nachrichten zeigen also die Zweitstimmen an. In der Regel wählt man also mit der Zweitstimme seine bevorzugte Partei. (Ausnahmen sind Fälle, in denen es sich lohnt, strategisch vorzugehen, wenn z.B. die bevorzugte Partei voraussichtlich zu wenige Zweitstimmen erhält und bessere Chancen auf Überhangmandate hat.)

Die Erststimme ist im Grunde... unwichtig. Haha! Sie ist nur bei Überhangmandaten wichtig, d.h. wenn die Partei mehr Erst- als Zweitstimmen bekommt, bekommt sie eine bestimmte Anzahl an zusätzlichen Mandaten im Bundestag. Für strategische Wähler ist sie aber vielleicht umso interessanter.

Tipps und Tricks bei der Wahl:
http://www.wahlrecht.de/bundestag/2009/
Zweitstimme:
http://www.wahlrecht.de/bundestag/2009/zweitstimme.html
Erststimme:
http://www.wahlrecht.de/bundestag/2009/erststimme.html

"Ok, aber ich hab doch keine Ahnung, was es für Parteien gibt und was sie machen!"

Die Partei für sich muss man wohl finden. :) Keine Angst, am Anfang ist man immer ein wenig überrumpelt mit dem Ganzen! Hier könnt ihr alle Parteien in der Übersicht sehen:
http://www13.bpb.de/methodik/IYE9D1

Wenn ihr auf die einzelnen Parteien klickt, findet ihr eine Beschreibung der Partei, ihre Leitthemen grob zusammengefasst und auch die Bundesländer, in denen sie zur Wahl steht.

Falls ihr dann immer noch nicht wisst, welche euch am ehesten in der Politik vertreten kann, könnt ihr immer noch den Wahl-o-mat zur Hilfe nehmen.
http://www.wahl-o-mat.de/bundestagswahl2009/main_app.php

Hier könnt ihr Stellung zu bestimmten Thesen nehmen und eure Meinung wird mit den Zielen der Parteien verglichen. Es ist natürlich dadurch noch lange kein Leitfaden, sondern mehr eine Empfehlung. Bzw ein Vergleich. Es lohnt sich in jedem Fall auf die Begründungen der Parteien zu schauen. :)

So, mit all diesen Infos dürftet ihr optimal für die morgige Wahl gerüstet sein. ^^ Vergesst es nicht, ja?

Bye!
Eure Politmeno! XDD

Die Qual der Wahl... Ernste Themen

Autor:  Menolly
Dies ist ein Eintrag, mit dem ich euch an die Bundestagswahl an diesem Sonntag erinnern möchte und euch bitten will, hinzugehen und abzustimmen! ^^

Ich weiß... Politik ist nicht jedermanns Sache. Aber ich finde es immer wieder bedrückend, wenn es wieder heißt, dass ein Viertel der Bevölkerung - oder gar mehr! - von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch macht. .___. Meine Lieben, es ist ein Segen in einer Demokratie zu leben, wo man mit Papier und Zettel direkten Einfluss auf seine Regierung üben kann. Das kann euch doch nicht egal sein! Bitte, geht hin und stimmt ab. Egal für wen, Wahlwerbung mache ich hier ganz bestimmt nicht! XD Wichtig ist nur, dass ihr den Mund aufmacht und die Richtung weist! Schweigen hat noch nie etwas gebracht!

Die perfekte Partei wird man wohl nie finden! Jede Partei hat gute Argumente und schlechte... Die einzige Lösung ist wohl, seine eigenen Interessen und Thesen mit allen Parteien zu vergleichen und so DIE eine zu finden, die die meisten Thesen mit vertritt und die am wenigsten dafür kämpft, was ihr überhaupt nicht wollt.
Bitte vergesst es nicht! Politik betrifft jeden - auch euch! ^^

*ein ziemlich ernster eintrag diesmal...* XDD

Liebe Grüße
Menolly

(PS: Da die Bilder nun wieder da sind, könnt ihr nun auch mein "Kinderbild" aus dem ZdM-Interview anschauen... Siehe letzten Weblogeintrag. ^^)
(PPS: Wer wirklich absolut keine Ahnung hat, wer wie wo was, kann hier vielleicht ein paar Tipps einholen: www.wahl-o-mat.de
Klickt hier aber auch unbedingt auf die Begründungen der Parteien! Und das ist natürlich keine Richtlinie, sondern einfach nur ein Tipp! ^^)

Bildungswüste Deutschland Ernste Themen, Kommentar

Autor:  Menolly
Bildung in Deutschland ist ein Thema über das ich mich oft aufregen könnte... Ich komme aus einer Pädagogenfamilie und darum ist dieses Thema bei uns oft aktuell. Und jedes Mal, wenn die deutschen Politiker dieses Thema anschlagen, könnte ich die Wände hochgehen! Es ist einfach zu traurig...

Pisa und so mal außen vor gelassen, was mich am meisten stört am deutschen Bildungssystem ist diese "Dreifaltigkeit"! Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Ich verstehe nicht, wofür diese Unterteilung gut sein soll! Gerade diese Aufteilung ist es, die unser Bildungssystem so unausgereift macht, finde ich. Warum so viele Leute ohne Arbeit und teilweise ohne Abschluss herumlaufen, geht schon darauf zurück.

Allein die Hauptschule sollte man komplett abschaffen! Diese Schule ist zu gar nichts gut. Sie sperrt die Schüler ein, lässt sie verdummen und grenzt sie sozial aus. Ein Hauptschulabschluss ist in der heutigen Zeit, wo man eine Berufsausbildung schon teilweise mit Abitur beginnt, kaum noch etwas wert. Da ist es in der Tat kein Wunder, dass gerade in der Hauptschule die sozialen Problemfälle gehäuft auftreten (um es mal milde auszudrücken). Klar, die Jugendlichen haben kaum eine Perspektive. Mit dem Abschluss haben sie auf dem hart umkämpften Ausbildungsmarkt kaum eine Chance. Darum ist es für sie gleich, ob sie diesen Abschluss schaffen, oder nicht. Bevor sie unmengen an Zeit in diese aussichslose und ziellose Beschäftigungstherapie investieren, treffen sie lieber Freunde und besaufen sich am Ufer irgendeines Flusses. Denn das ist immer noch leichter, als sich tagtäglich hilflos dem Leben stellen zu müssen. Und ich kann es ihnen auch nicht verübeln, denn ich würde in der Situation vermutlich das selbe tun.

Mal ehrlich, in der Hauptschule lernt man doch nicht! Meine Schwester wurde mal auf eine gesteckt, als wir hier hergezogen sind. In unserem Heimatland hat sie bereits Logarythmentabellen erstellt und mit Pi gerechnet, hier durfte sie in der neunten Klasse Schmetterlinge ausmalen. Schmetterlinge! Hallo? Und das nur, weil sie Migrantin ist und Migranten IMMER erst in eine Hauptschule gesteckt werden, wo sie dann erstmal festsitzen und sobald sie realisiert haben, wo sie sind, ist es schon zu spät. Meine Mutter hat damals schnell realisiert, was das bedeutet. Vielleicht, weil wir hier bereits Bekannte hatten, die uns von dem System hier erzählt haben. Jedenfalls hat meine Mutter alles in Bewegung gesetzt, hat Berge versetzt, um meine Schwester dort wieder rauszuholen und in ein Gymnasium zu versetzen, wo sie hingehört. Sie musste sich mit Direktoren und Politikern herumschlagen und auch an die Öffentlichkeit gehen, bis sie es schließlich geschafft hat. Und heute hat meine Schwester ein abgeschlossenes Lehramtsstudium und hofft, selber Teil dieses Bildungssystems zu werden, dass sie so sehr verabscheut und am liebsten ebenfalls ändern würde. Doch das ist als Migrant alles andere als leicht. (Habt ihr schon mal einen Migrantenlehrer gehabt? Bitte melden, wenn ja!)

Und so werden jedes Jahr aufs Neue kleine Kinder ins Abseits verfrachtet. Wer gibt der Politik das Recht, seinen Nachwuchs zu "sortieren"? Mit 12 Jahren kann man auf keinen Fall sagen, was man für einen Menschen vor sich hat und wie seine Zukunft aussehen soll. Dieses Kind ist doch nocht viel zu sehr von seinen Eltern geprägt! Und wenn die Eltern einen Hauptschulabschluss haben, wird das Kind auch nichts anderes wissen. Manche Eltern wollen gar nicht, dass ihre Kinder es besser haben! Viele Eltern sind auch gar nicht engagiert. Ein Kind allein kann in dieser Welt nichts erreichen. Hätte sich meine Mutter damals nicht so für meine Schwester eingesetzt, wäre sie nie dort, wo sie jetzt ist. Und mich graut's vor dieser Vorstellung...

Aber auch auf dem Gymnasium tummeln sich nicht nur "gute und vorbildliche" Menschen. Keineswegs. Es gibt auch dort Snobs, die sich für was Besseres halten, weil sie ja "an der Spitze der Bildungskette" stehen. Ungeachtet der Tatsache, dass sie sich vermutlich auch nur dank ihrer intelektuellen und engagierten Eltern in dieser Position befinden. In Deutschland ist es immer noch ausschlaggebend, wie du geboren bist. So wirst du dann auch enden. Es sei denn, man selbst ist bereit alles zu geben und hat Menschen um sich herum, die ebenfalls alles für einen tun. Nur dann kann man diese Grenzen überspringen. Es ist möglich, aber furchtbar schwer!

Ich finde es traurig, dass Hans Peter als reiches Einzelkind mehr Chancen hat, später ein erfolgreicher und angesehener Geschäftsmann zu werden, als Hassan, der als ältester von sechs Kindern und mit Eltern, die kein Deutsch können, sich durch das Leben schlägt...

Mein Vorschlag: All diese Schulformen abschaffen und nur eine Schule lassen. Klasse 1-10 (oder wahlweise mit Grundschule 1-6) mit Oberstufe 11-13 für jene, die später studieren wollen. Da gehen dann alle rauf und haben gleiche Chancen. Denn die, die heute in der Hauptschule stecken, sind keinesfalls dumm. Sie könnten mit den Realschülern mithalten, wenn sie sie als Mitschüler hätten und auch die Lehrer sich mehr um sie kümmern würden, aber wie soll man Lernen, ohne Förderung und ohne Ziel? Das muss man ihnen geben! Diese Menschen haben es keinesfalls verdient, abgestellt zu werden!

Danke fürs Lesen. Vermutlich interessiert es euch gar nicht, aber ich schreib mir sowas gerne von der Seele. ^^

Menolly

Lehrer und Schüler Ernste Themen, Kommentar

Autor:  Menolly
Mir spuken hin und wieder Gedanken durch den Kopf. Banale Dinge, aber ich denke dennoch viel darüber nach. Wie z.B. wieso so viele Menschen meine Worte so wichtig nehmen. Oder warum man mir seltsame Fragen stellt, deren Antwort doch meiner Meinung nach so offensichtlich ist. Ich finde sowas mitunter sehr befremdlich und darum geht mir das dann nicht aus dem Kopf.

Gestern hatte ich dann auch eine Diskussion mit jemandem, dessen Selbstbewusstsein scheinbar bei Null ist und der derzeit eine schwere Existenzkrise durchmacht. Dieser Mensch hat Probleme im Umgang mit anderen Menschen, er versteht einfach nicht, wieso sie ihm nicht helfen, wenn er offensichtlich Hilfe braucht und danach bittet. Die Menschen distanzieren sich von ihm und meiden ihn, hin und wieder mobben sie ihn sogar. Dabei tut er alles um den Menschen zu gefallen, meint er.

Wieso, wieso ist es so? Nun, ich kenne diesen Menschen auch schon sehr lange und weiß, dass dieser Mensch niemals eine Entscheidung trifft, ohne jemanden zu fragen, der sich in dem Gebiet gut auskennt. Und wenn er eine Aufgabe erledigt, dann fragt er, bevor er sie abgibt, eine vertraute Person, ob sie diese Lösung für OK erachtet. Selbst bei kleinen, unwichtigen Dingen, fragt er erst bei jemandem nach, wie z.B. beim Problem "Ich hab mein Passwort vergessen, was soll ich tun?"

An sich ist so ein Verhalten ja nicht dumm. Man sichert sich ab, fragt Meinungen an und erhöht so seine Chancen, fehlerfrei durchs Leben zu kommen. Aber wieso dann ist dieser Mensch so unglücklich mit dem, wie er ist?

Die Lösung ist, dass dieser Mensch keine Verantwortung für sein Handeln übernimmt und somit niemals die Erfahrung gemacht hat, dass er ganz allein etwas richtig machen kann. Dabei ist dieser Mensch weder dumm, noch schwach, noch hilflos. Im Gegenteil, er ist sehr klug und hat eine unglaubliche Stärke in sich, die aber nur selten zum Vorschein kommt. Aber dadurch, dass er sich selbst soweit degradiert hat, dass er meint, ohne die Hilfe anderer nichts mehr schaffen zu können, schließt er all diese Stärke in sich ein und leidet und leidet...

Es war eine lange Diskussion und dieses Ergebnis war auch für den Menschen sehr schmerzhaft und erschütternd. Aber auch er sah ein, dass es wohl so war. Es basiert darauf, dass dieser Mensch sich immer in der Rolle des Schülers sah. Er wollte lernen, besser werden, wollte dass jemand ihm zeigt, wie was geht. Dabei übersah er vollkommen, dass er selbst eigentlich schon alles weiß, was seine angeblichen Lehrer ihm beibringen können. Und dass er eigentlich schon lange soweit ist, selber ein Lehrer zu werden.

Und ich sah auch eine Parallele zu mir. Ich selbst bemühe mich zwar immer, mich von allen Vorbildern zu lösen und keine Lehrer mir zu nehmen, weil ich vielleicht unterbewusst dieses Problem vermeiden wollte, vielleicht aber auch, weil es mir bewusst viel Spaß macht, meine Probleme selber zu lösen und meine Aufgaben aus eigener Kraft zu bewältigen. Nein, ich sah eher eine Parallele zu einigen, die MIR Fragen stellen und mich zu ihrem Lehrer machen.

Und ich sah, wieso ich mir widerstrebte, diese Fragen zu beantworten. Nicht, weil sie schwer sind. Die Beantwortung solcher Fragen dauert nur ein paar Sekunden. Nicht, weil ich Konkurrenz hasse, um Gottes Willen! Nein, ich finde es spannend, den Werdegang eines Zeichners zu verfolgen und zu sehen, wie er immer besser und besser wird und mich vielleicht sogar überholt! Ich fürchte keine Konkurrenz, ich mag sie sogar, weil sie mich selbst weiter bringt. Auch das ist also nicht der Grund. Der Grund ist einfach, dass ich nicht möchte, dass sich jemand nach mir richtet. Da ich auch nicht perfekt bin und auch nicht alles weiß und auch etwas falsch sagen kann. Und weil ein Mensch, der sich einen Mentor vor sich hinstellt, vielleicht viel lernen kann und besser wird, aber den Mentor niemals überholen wird, da er für ihn immer der Mentor bleibt. Und um dieses Lehrer-Schüler-Verhältnis zu wahren würde der Schüler irgendwann sich selbst zurücknehmen. Vielleicht auch, weil er den Lehrer nicht verletzen will, weil er ihn so gern hat oder so bewundert. Aber in erster Linie, weil er sich nicht vorstellen kann, aus diesen Rollen auszubrechen.

Doch nur, wenn man sich von alldem löst und erkennt, dass der vermeintliche Lehrer auch nur ein Mensch und nicht unfehlbar ist, wenn man erkennt, dass man auch aus eigener Kraft weiterkommen und noch viel besser, als der Lehrer werden kann, dann erst ist man frei und kann sich entfalten. Und diese Fragen, die man mir stellt, die Antworten würden den Fragensteller doch nur einschränken. Wieso ist es wichtig, welche Buntstifte ich benutze und ob ich meinen Strich von oben nach unten oder von links nach rechts ziehe? Oder welches Papier ich nehme oder wo man so ein Leuchttisch herbekommt? Das ist genauso irrelevant, wie die Frage, ob ich meine Sushi lieber mit Stäbchen oder per Hand esse. Versteht mich nicht falsch, ich mache kein Geheimnis aus meinen Zeichenmethoden, ich sage euch gerne, welchen Radiergummi ich bevorzuge. Aber ist das nicht auch... egal?

Ich mag es nicht, mich selbst zum Lehrer zu machen. Obwohl ich es liebe, einem Zeichner bei seiner Entwicklung zu helfen. Aber das mache ich dann eher so, dass wir zusammen einen Weg erarbeiten, der für ihn am besten ist. Und so kann dann auch ich noch was lernen.

Lange Rede, kurzer Sinn. Ich antworte gern auch weiterhin auf eure Fragen. Doch denkt mal drüber nach, ob die Antwort nicht schon längst in euch ist und ob die Findung dieser euch nicht viel glücklicher und stärker machen würde. Ich bin mir sicher, dass es so wäre!

Bye
Menolly