DavidB: Ein Taschentuch voll Himbeereis

In den DuckTales-Comics und der ersten Folge ("Woohoo" bzw "Das Abenteuer beginnt") bemerkt man schnell, dass Donalds erster und wichtigster Charakterzug in der Serie seine Sorge um die Drillinge ist. Er mag sie nicht ohne Babysitter alleine lassen, also muss er sie bei seinem verhassten Onkel (dazu später mehr) abgeben. Als die Drillinge von den Panzerknackern in "Fonsos Funpark" ("Daytrip of Doom!") entführt werden und von ihm ein Lösegeld gefordert wird, vergisst er jedes Konkurrenzdenken und bittet zwei seiner Gegenspieler der Folge um Hilfe. Ihm sind die Drillinge wichtiger als sein eigenes Ego.
Man bemerkt auch, wie anstrengend es für ihn sein kann, den Spagat zwischen Arbeit und Kinder zu finden.

Eine zweite, prominente Charaktereigenschaft zeigt sich ebenfalls in "Fonsos Funpark": Donald ist Choleriker. Bevor er sich zum vereinbarten Ort traut, an dem die Übergabe Geld gegen Drillinge erfolgen soll, ist er ängstlich und vorsichtig. Doch beim ersten Anblick der Panzerknacker ist er wie ausgewechselt: Die Wut erwacht in ihm, und ohne jeden Gefühlsübergang oder gar erkennbaren Grund verwandelt sich der ängstliche Erzieher in einen gemeingefährlichen Wutnickel, der alle Panzerknacker auf eigene Faust erledigt.
In "Das Haus der glücklichen Fügung" ("The House of the Lucky Gander!") ist es sogar noch etwas extremer: Donald gibt an einer Stelle auf. Die Drillinge aber motivieren ihn, weiter zu machen. Donald lächelt sie an und verwandelt sich ohne jeden weiteren Grund wieder in einen Wutnickel, ohne dass es einen ersichtlichen Anlass dazu gab. Vielleicht macht er es wie der unglaubliche Hulk und ist immer wütend? Mit Donald mitfühlen fällt bei solchen Stimmungsschwankungen schwer.

Aber wenn Donald schon extra in den DuckTales eingeführt wurde, spielt er bestimmt eine wichtige Rolle!
In "Das Abenteuer beginnt" zum Beispiel sucht er eine Arbeit und ist tollpatschig. Das macht aber nichts - bevor er die Drillinge in "Fonsos Funpark" rettet, ist er dafür tollpatschig. In "Das Haus der glücklichen Fügung" begegnet er dem Glückspilz Gustav und ist im Vergleich zu diesem ziemlich tollpatschig.
In den Comics - also generell in Entenhausen-Comics, jetzt nicht speziell in den DuckTales-Comics - ist Donald auch nicht immer der geschickteste. Er überschätzt sich, weshalb er kleinere Dinge übersieht, die ihm langfristig schaden. Er möchte in Gegenwart von Daisy und Gustav angeben und geht Risiken ein, die einen schlechten Ausgang schon beinahe versprechen. Aber so übel es auch für ihn läuft, er kann immer zurück nach Hause und sich darauf verlassen, von seiner Familie mit offenen Armen empfangen zu werden.
In den DuckTales-Folgen hingegen passiert ihm viel Slapstick-Unglück, ohne dass er es je herausforderte. Donald ist nicht überheblich oder arrogant, bevor ihm z.B. in "Das Haus der glücklichen Fügung" ein Unglück nach dem anderen passiert. Und dadurch, dass ihm schon in vorherigen Folgen so viel Unglück passiert, kann man nicht einmal die Anwesenheit und das Glück Gustavs daran beschuldigen. Donald hat anscheinend einfach nur Pech, um uns Zuschauer zu belustigen.

Wir sollen also über einen alleinerziehenden Onkel lachen, der als einziger in der Serie pausenlos Leid erleben muss. Das fällt mir schwer.

In den Folgen wird auch auf ein mysteriöses vergangenes Ereignis angedeutet, welches Dagobert und Donald zerstreiten ließ. Das gefällt mir bisher ganz gut, nur vergleicht man so schnell die Charakterzüge der beiden.
Dagobert hat verdammt gute Nerven. In den ersten nen Folgen hat er sich nur einmal aufgeregt, und zwar wegen eines besetzten Badezimmers. Das verlorene Geld, die Bruchlandungen von Quack, die Unerfahrenheit der Drillinge hat ihn getroffen, aber nie zum Wutnickel werden lassen.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass das Baldezimmer von Donald besetzt war. Denn anscheinend darf nur Donald Pech haben und Ärger bekommen.
Dagobert zeigt außerdem Geheimnisse, Leidenschaften und Talente, hat viele Momente mit den Drillingen und seinen Angestellten, sodass man ihn besser kennenlernt als den charakterlich leider zweidimensionalen Donald, der nur zu unserem Amüsement existiert.

In anderen Worten hätte man Donald bisher aus der Serie streichen können, ohne viel an ihrer Handlung zu ändern.
Es bleibt zu hoffen, dass sich das alles im Lauf der weiteren Folgen ändert und Donald zu der liebenswerten, vielseitigen Figur wird, die wir alle lieben.