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Die DC 52's - Erstes Quartal (Teil 7): I, Vampire, Justice League Dark, Allstar Western, Blackhawks, Men of War DC, Superhelden, Vampire

Autor:  roterKater

Bei mir haben sich noch ein paar teil nicht mehr sonderlich aktuelle Reviews zum kürzlichen DC-Relaunch angesammelt. Die blase ich jetzt einfach mal hier in den Blog-Äther, damit ich das endlich mal abgeschlossen habe. Zu Reviews der ersten Ausgabe von von I, Vampire und Justice League Dark sowie zu den anderen New52-Reviews einfach mal rechts auf den DC-Tag klicken.

I, Vampire #1-5


 

So richtig kommt die Serie nicht in die Gänge. In den Ausgaben 2 & 3 passiert eigentlich nichts weiter, was nicht auch schon in der #1 abgedeckt wurde. #2 besteht hauptsächlich aus einer konfus gezeichneten und blutigen Actionszene Andrew vs. der Rest der Vampire, während der Andrew und Mary ihren bereits in #1 erarbeiteten Status Quo noch einmal nachkauen. In #3 stoßen mit einem jugendlichen Mädchen und einem älteren Priester zwei weitere Vampirjäger zu Andrew, und am Ende machen sich alle auf nach ... Gotham? Ganz recht: Angekündigt wurde es ja eigentlich schon in #1, aber ab #4 heißt es dann wohl auch bei I, Vampire Crossover-Hölle! Ein bisschen überraschend ist aber, wer da als Gastsuperheld für die nächste Nummer vorgestellt wurde: Ladies and Gentlemen, it's Mr. fucking Hellblazer John Constantine!

 

Persönlich begrüße ich das zwar irgendwie, weil Constantine in der Justice League Dark bisher eher zu kurz kommt, aber eigentlich war I, Vampire ja jetzt der Comic, der sich explizit an bisherige nicht-DC-Leser wandte, und denen, bevor die Story überhaupt in Gang gekommen ist, die Crossovers um die Ohren zu hauen, ist sicherlich nicht der cleverste Schachzug in der DC-Redaktion. Mr. Constantine macht sich dann aber auch rasch wieder vom Acker, und in Nummer 5 darf sich Andrew dann mit Batman himself kabbeln. Das ist sicher nett geschrieben, aber so recht voran kommt die Geschichte auch hier nicht. Wirkliches character building gibt es leider auch nicht und man wird auch nach fünf Heften nicht so richtig warm mit den Figuren.

 

Daran Schuld ist sicherlich auch das Artwork von Andrea Sorrentino. Das ist zwar durchaus experimentierfreudig und stylisch, aber leider in dem Fall auf Kosten des Storytellings. In den fast nur aus Schatten bestehenden Zeichnungen ist keinerlei Gesichtsphysiognomie zu erkennen, was es einerseits schwer macht, Figuren wiederzuerkennen (in #1 habe ich zwei von gerade drei Sprechfiguren verwechselt; in #2 kann man nur erahnen, was in den Actionszenen passieren könnte). Andererseits untergräbt es auch die emotionale Bindung des Lesers an die Figuren, die visuell eben hauptsächlich über Gesichter und besonders Augen funktioniert. Die Augen verschwinden aber grundsätzlich unter schwarzen Schattenklecksen. Hätte doch bloß die tolle Cover-Künstlerin Jenny Frison auch die Comicseiten gezeichnet!

6,7/10


 

 

Justice League Dark #1-5


 

JLD ist wahrscheinlich der DC-Relauch-Titel, dem man die Crossover-Hölle gar nicht mehr gesondert attestieren braucht, da er ein einziges Potpourri aus den verschiedensten aktuellen und vergangenen DC-Serien ist. Eigentlich ist alles, was im DC-Universum mit Magie zu tun hat, hier irgendwie vertreten, plus Gastspiele der "richtigen" Justice League in #1 und Deadmans Freundin Dawn Granger, auch bekannt als pazifistische Hälfte von Hawk & Dove. Alle Figuren kennen sich in JLD irgendwie, aber wer wissen will, was Shade, John Constantine (Hellblazer), Zantanna, Deadman, Madame Xanadu und ab #3 ein weiterer alter DC-Sonderling namens Mindwarp miteinander zu tun haben oder was eigentlich das Problem zwischen June Moone und der durchgeknallten Hexe Enchantress ist, muss das wohl bei wikipedia nachlesen, denn Peter Milligans Skript gibt einem da wenig Greifbares zur Hand. Also definitiv einer der am wenigsten Einsteiger-freundlichen DC-Titel, aber irgendwie macht es trotzdem durchaus Spaß, die Serie ohne Vorkenntnisse zu lesen und zu versuchen, die Beziehungen der Figuren aus ihren Interaktionen miteinander abzuleiten.

 

Schuld daran ist Milligans wirklich unterhaltsamer Schreibstil. Zwar schafft er es auch in #3 noch nicht, die vielen Bestandteile zu einem nachvollziehbaren Gesamtplot zu vereinen. #5 schließt den ersten Arc um Enchantress ab, ohne dass man als Leser so wirklich sagen kann, worum es eigentlich genau ging. Die einzelnen episodischen Versatzstücke machen aber oft wirklich Spaß! Sei es, dass Deadman Boston Brand seiner Freundin gern in Besetzung eines Körper physisch näher kommen möchte und dadurch ein paar herrlich absurde Szenen provoziert (die sich vom Ton her auch sehr gut mit Deadmans eigener Serie vertragen) oder natürlich die bisher immer noch etwas knappen Auftritte des ewig coolen John Consantine.

 

Die inhaltliche Verwirrtheit verzeiht man jedenfalls besonders gnädig angesichts des nach wie vor umwerfenden Layouts. Die Figuren von Zeichner Mikel Janin erinnern zwar deutlich an einschlägige Poser-Modelle, aber wenigstens bekommt er dadurch ein hohes Maß an physiognomischer Kontinuität und vor allem Attraktivität in den ästhetisierten Realismus seiner Bilder. Besonders hübsch wird's aber durch die wunderbar warmen Farben von Ulises Arreola, die zumindest eine analoge Wirkung aufweisen. Also: optisch großartig, inhaltlich konfus, aber unterhaltsam, mit ausdauernder wikipedia-Recherche wahrscheinlich sogar irgendwie nachvollziehbar - wer den okkulten Einschlag bei Superhelden-Comics vermisst, wird hier jedenfalls mehr als fündig!

7,0/10


Justice League Dark und I, Vampire gehen übrigens ab Heft 7 erstmal für ein Weilchen in Crossover-Hölle. Macht euch den Neueinstieg richtig schmackhaft, ne?

 

Und zum Abschluss noch drei bisher nicht besprochene Titel:

 

Allstar Western #1-2

 

Gotham City in den 1880er Jahren. Na das ist doch mal ein etwas anderes Set-Up! Für Gotham-Historiker sicherlich ein Pflicht-Comic, denn einer der Protagonisten ist der Psychologe Doctor Amadeus Arkham, Begründer des später berüchtigten Arkham Asylums. Sein unfreiwilliger Partner wird Jonah Hex, ein grimmiger Südstaatler mit völlig vernarbtem Gesicht und reichlich rigorosen Methoden, was die Durchsetzung seines Willens betrifft. Das ungleiche wird auf eine Mordserie an Prostituierten angesetzt, die sie schon bald in die höchsten Kreise Gothams führt und anscheinend auch etwas mit der obskuren Religion of Crime zu tun hat, die ja insbesondere Batwoman kräftig in der Vergangenheit kräftig zusetzte.

 

Vom Konzept her macht Allstar Western soweit alles richtig. Leider hat mich die Umsetzung dann doch nicht weit genug überzeugt, um die Serie über die zweite Ausgabe hinaus weiter zu verfolgen. Die Charakterisierung der Figuren ist reichlich trocken geraten. Arkham erstellt für den Leser im Off-Monolog quasi ein ausführliches Psychogramm von Hex, so dass man dessen Figur eher vorgetextet bekommt, anstatt sie als Leser selbst erkunden zu können. Figuren, die andere Figuren für den Leser erklären ... das ist ziemlich dröges Storytelling. Die Zeichnungen sind mir deutlich zu sparsam geraten. Nichts gegen stilistische Grobheit, aber hier sehen die meisten Seiten einfach aus, als hätte Zeichner Motitat einfach nicht genug Zeit gehabt, es ordentlich zu machen. Insbesondere in den Hintergründen wurde hier wirklich geschlampt, was bei einer Serie mit historischem Setting eine ziemlich schwache Leistung ist. Für die Farben fällt Gabriel Bautista zum Thema 19. Jahrhundert irgendwie nur sepia ein, was auf Dauer ziemlich dröge ist.

 

Der Sargnagel ist aber wie bei Action Comics der erhöhte Preis von $3,99, der sich ab #2 nicht in zusätzlichen Seiten der Geschichte niederschlägt. Als Ausgleich gibt's zwar - immerhin besser als bei Action Comics - eine zusätzliche Zombie-Western-Kurzgeschichte des Autorenteams namens El Diablo. Diese ist aber nochmal deutlich schwächer geraten als das main feature und hätte zugunsten eines niedrigeren Preises lieber weggelassen werden sollen. Gotham-Historiker und Western-Freunde haben möglicherweise ihren Spaß dran. Mich hat's nicht gepackt.

5,9/10

 

 

Blackhawks #1-3

 

Der Titel wurde mit im Groben Unfug für meine treue Berichterstattung noch zugesteckt (thanx!). Irgendwie scheint das so der Titel zu sein, den keiner wirklich kaufen will (mit #8 wird die Serie dann leider schon wieder abgesetzt), aber alle, die mal dazu genötigt wurden, es zu lesen, bleiben dann irgendwie doch dabei. Im wesentlichen haben wir hier militärische Spezialeinheit-Action mit deutlichem Science-Fiction-Einschlag. Die Blackhawks bekommen es hier mit einer Nanotechnik-gespickten Organisation zu tun, die die Grenze zwischen Mensch und künstlichem, nach eigenen Vorstellungen geformten Technikgebilde längst hinter sich gelassen haben. Bald ist ein Großteils des Teams entweder in deren Hände gefallen, schwer verletzt oder selbst nano-infiziert. Doch dann beginnen die Hawks, ihre Gegner mit den eigenen Nanowaffen zu bekämpfen ...

 

Blackhawks verwendet wenig Zeit auf Exposition und gibt von Anfang an Vollgas. Die nötigsten Infobrocken werden auf dem Weg verteilt. Das Ganze ist zudem sehr temporeich und tatsächlich spannend erzählt, natürlich nicht unbedingt sonderlich anspruchsvoll, aber Mike Costa hat definitiv verstanden, wie man Action-Comics schreibt. Etwas leiden tut die Serie aber unter dem inkonsistenten Artwork. Während Graham Nolan für alle Ausgaben die Layouts bereit stellt, ist in jedem Heft ein neuer Finisher am Werk. Ken Lashley, der auch die ziemlich coolen Covers beisteuert, braucht in der #1 leider viel zu viele Striche, um viel zu wenig damit darzustellen, was besonders den Gesichtern nicht gut tut. Dagegen hat Trevor McCarthy in der #2 einen irre coolen und extrem dynamischen Strick drauf, der besonders die Actionszenen mit dem neu auftauchenden Antagonisten, eine Art Cyborg-Samurai-Verschnitt, wirklich ansehnlich machen. In #3 muss er leider bereits wieder Trevor Scott weichen, der bestenfalls auf das Niveau der #1 zurück fällt. Für #5 war bereits ein neuer Zeichner angesetzt, aber soweit hab ich das dann gar nicht mehr verfolgt.

 

Die Hauptprotagonistin der Blackhawks ist übrigens, das sollte man gerade hier natürlich dazusagen, Japanerin und nennt sich Kunoichi. Was dem amerikanischen Mainstream-Comic der letzten 30 Jahre zum Thema Japan einfällt, kann man ja wunderbar in zwei Worten zusammenfassen: Ninjas & Samurai. Oder wie Harley Quinn im Suicide Squad #2 im Hinblick auf ihren Teamkollegen Black Spider meinte: "Ninjas are awesome!"

 

Alles in allem ist das eigentlich ein recht unterhaltsamer Sci-Fi-Action-Comic, und wäre Trevor McCarthy dauerhaft an Board, würde ich da auch glatt eine Empfehlung für aussprechen. Zudem ist die Serie bisher auch nicht nur Crossover-Höllen- sondern erstaunlicherweise sogar Superhelden-frei. Wer noch nicht dabei ist, kann ja mal aufs Trade Paperpack warten.

6,5/10

 

 

Men of War #1-5



 

Noch eine Serie, die mir der grobe Unfug zugesteckt hat. Und noch eine von den insgesamt 6 Titeln,

bei denen nach #8 bereits Feierabend sein wird. Hier kann ich's übrigens durchaus verstehen. Men of War ist ziemlich pathetische Militär-Gülle, bei der es nicht mehr wundern würde, wenn dem Heft noch eine Infobroschüre der USArmy beiliegen würde. Die Haupthandlung nimmt die jeweils ersten zwei Drittel des Heftes ein und dreht sich um Corporal Rock, einen Bilderbuch-Infanteristen, der natürlich schon längst die Karriereleiter weitaus höher hätte steigen können, wäre er nicht so ein fucking awesome Marine, der Sätze wie "I'm infantry, I'm not trained to want" von sich gibt.

 

Jedenfalls wird unser Rock jetzt in eine Sondereinheit versetzt, die er schon bald mit den verheerenen Folgen von Superhelden-Interaktionen in Krisengebieten zu tun bekommt. Das hätte durchaus Potential, das Superhelden hier mal von ihrer zerstörerischen Seite betrachtet werden, was deren übliche Heldenüberzeichnung mal etwas relativiert. Doch leider war sich DC wohl zu fein, die sauberen Images ihrer etablierten Helden dafür zu beschmutzen, so dass wir bei der einzigen Serie, wo Crossovers wirklich mal Sinn gemacht hätten, den Perspektivwechsel im DC-Universum leider nicht bekommen. "Men of War" kann dem leider auch keine eigenen interessanten Figuren entgegen setzen, und so ist die Haupthandlung leider nur mäßig gezeichnete, spannungsarme, schwach geschriebene und ideologisch zweifelhafte Militär-Action.

 

Richtig übel wird es aber im letzten Drittel der ersten drei Hefte, einer dreiteiligen Navy-SEALs-Kurzgeschichte, die im wesentlichen die berühmte Sniper-Szene aus "Full Metal Jacket" nachstellt, nur mit arabischen Terroristen statt Vietnamesen und hurra-patriotischem Happy-End. Dialog-Kostprobe unseres Protagonisten gefällig? "I got out of the peace corps 'cuz it made me realize - if you want to do good, it helps to have an assault rifle." Und er ist noch der besonnene Teil der Story. Sein Partner arbeitet nach der Methode "shoot first - ask later" - und rette am Ende ein Baby. Hooyah! Ich geh kotzen!

 

In den anderen Heften wird's mit den Bonus-Storys etwas besser. "Skull Bots" ist eine herrlich sarkastische Comedy-Geschichte über neue militärische Gimmicks und wie sie finanziert werden, und "Knife Fight!" in Heft ist ein schon fast poetisches Duell der Geschlechter, ausgetragen in einem Todestanz, der Tödlichkeit und Romantik irgendwie erfolgreich parallelisiert. Nicht schlecht. Aber diese beiden kurzen Lichtblicke rechtfertigen leider die Anschaffung dieser $3.99-Serie in keinster Weise. Wer unbedingt Militär-Comics braucht, hat möglicherweise seinen Spaß dran.

4,8/10

 



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