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The DC 52's - Runde 4, Teil1: Großes Kino! Aquaman, DC, Flash, Supergirl

Autor:  roterKater
In diesem Eintrag ein Nachtrag zur vergangenen Neustart-Woche und Ergänzung zum Frauenpower-Artikel (Supergirl #1) und zwei der Elite-Helden aus den aktuellen Neustarts (Aquaman #1 und The Flash #1). Here we go!


Supergirl #1



Supergirl ist einer der wenigen neuen Titel, die mehr oder weniger bei Null anfangen, nämlich mit der Ankunft der Krypton-Exilantin Kara (alias Supergirl) per Meteoritenschauer auf der Erde. Kara ist völlig verwirrt. Sie weiß noch nichts vom Schicksal ihrer alten Heimat, und die neue Welt ist für sie völlig befremdlich. Noch während sie um ihre Orientierung ringt, wird sie von amerikanischen Geheimmilitärs in Mecha-Kampfanzügen attackiert. Verstörung, Verzweiflung, Angst und Wut entladen sich in einem erbitterten Kampf, in dem Kara langsam ihre neuen Fähigkeiten entdeckt und nun droht, selbst zu einem Monster der Zerstörung zu werden ...

 

Was Supergirl gegenüber den anderen Neustarts heraushebt, ist, dass der Comic sich tatsächlich mal Zeit für die Charakterisierung und das emotionale Innenleben seiner Hauptfigur lässt. Wo andere Hefte ihre 20 Seiten mit so viel Exposition, Action, Figuren und Wendungen vollstopfen, wie nur irgend möglich, gibt sich Supergirl inhaltlich angenehm reduziert und konzentriert sich auf das Wichtigste: eine lebendige, vielschichtige Hauptfigur, mit der der Leser mitfühlen und mitleiden kann. Eingestandenen Superhelden-Lesern, wie den Autoren auf ComicsAlliance, war das alles viel zu minimalistisch, aber die eher langsam und sorgfältig aufgebaute Charaktergeschichten gewohnten Manga-Leser dürften diese Erzählweise sehr viel eher zu schätzen wissen. Wenn ihr mich fragt, ganz großes Kino!

 

Die etwas unterkühlten und vergleichsweise detailarmen Zeichnungen können da leider nicht ganz mithalten. Insbesondere über die Gesichtsausdrücke hätte sich hier noch viel mehr emotionale Dichte erzielen lassen können. So bleibt man in der Geschichte doch ein wenig mehr außen vor, als es hätte sein müssen. Ein paar wunderschöne Momente gibt's aber, zum Beispiel wenn Supergirl zu Beginn dem Meteroitenkrater entsteigt, oder wenn die frisch aufgehende Morgensonne ungewollt ihre Laseraugen entfacht, während eben jene Sonne Kara erst davon überzeugt, dass sie sich wohl nicht mehr auf Krypton befindet.

 

Supergirl ist zudem wirklich attraktiv, aber nicht so plakativ-pornografisch wie in den anderen Neustarts Red Hood and the Outlaws, Catwoman oder Voodoo, sondern auf eine sehr natürliche, liebreizende und irgendwie süße Art. Superheldinnen können also hübsch sein und trotzdem noch Persönlichkeit haben. Geht doch, wenn man nur will.

 

Ein sehr lesenswertes und emotionales Heft, das das aufgesetzte Spektakel dem Tiefgang opfert und damit wirklich Lust auf mehr macht!



Aquaman #1



Davon war ich jetzt ehrlich überrascht! Autor Geoff Johns wurde bereits allerorts für seine anderen beiden Neustarts Justice League und Green Lantern gescholten. Daher habe ich bereits das Schlimmste befürchtet. Herausgekommen ist aber ein ziemlich cleverer und witziger Comic, der fest mit beiden Füßen im Mainstream steht und trotzdem noch mit Einfallsreichtum glänzen kann.

 

Aquaman gilt klassisch ja als eine der albernsten und am ehesten belächelten Figuren im DC-Superhelden-Pantheon, also eine Figur, der ein eingefleischter Comic-Leser erst einmal äußerst skeptisch gegenüber stehen würde. Nun macht Johns sich aber genau das zunutze: Er charakterisiert Aquaman nämlich in erster Linie durch gut gemeinte, aber in jedes Fettnäpfchen tretende Reaktionen seiner Mitmenschen, die sich aus ihrem Halbwissen, ihren Vorurteilen und ihrer Ignoranz gegenüber dem Superhelden ergeben. Aquaman ist angesichts dieser unwissend gegen ihn ausgestoßenen Beleidigungen sichtlich um seine Fassung bemüht. Man kann sich in etwa vorstellen, was passiert, wenn ein Superheld, dem man nachsagt, er würde mit Fischen kommunizieren, voll kostümiert ein Seafood-Restaurant betritt und sich dann auch noch etwas zu Essen bestellt. Ein Fest für Freunde von Dialog-getriebener Situationskomik!

 

Das ganze kulminiert in einer haarsträubenden Interviewszene mit einem Blogger, die letztendlich auch den verzweifelt um Haltung bemühten Aquaman völlig aus der Fassung bringt. Der Erzählkniff mit dem Blogger ist doppelt klug, weil er zum einen ziemlich geschickt Expositionsarbeit leistet (ähnlich dem einleitenden Interview-Teil in Animal Man), zum anderen aber auch die vorurteilsbeladene Sichtweise der meisten DC-Fans direkt adressiert und diesen Perspektivwechsel der eigenen Leserschaft gegenüber produktiv macht. Man merkt einfach, dieser Titel ist eine Herzensangelegenheit für Johns, und dessen persönliche Begeisterung für einen oft verlachten alten DC-Helden ist einfach unglaublich ansteckend.

 

Ach ja, als Rahmung des elegant symmetrisch aufgebauten ersten Heftes tauchen noch schick im Dunkeln fluoreszierende Unterseemonster auf, die offensichtlich Gefallen am Nahrungsmittel Mensch gefunden haben und dann wohl in den folgenden Heften als Hauptkontrahent für Aquaman dienen werden. Dass diese ihm auch sein Vorhaben nicht leicht machen dürften, sich von seiner zweiten Heimat Atlantis loszusagen, kann man ebenfalls bereits vermuten.

 

Zeichnerisch ist Aquaman #1 tadelloser, farbenfroher Superhelden-Mainstream, an dem sich technisch kaum etwas aussetzen lässt. Das mag man entweder oder man mag es nicht. Ich finde es eigentlich ziemlich schick, besonders da viel der Handlung über aussagekräftige Gesichtsausdrücke transportiert wird.

 

Aquaman ist eine aufwendig gezeichnete, bunte und äußerst unterhaltsame Superhelden-Serie, die mit einigen der cleversten und originellsten Dialogszenen der aktuellen DC-Titel aufwarten kann. Ich muss sagen, ich bin angenehm begeistert!



The Flash #1



Der schnellste Mann der Welt darf im DC-Relaunch natürlich nicht fehlen und legt in The Flash #1 einen wirklich großartigen Start hin. Ich hab nur fünf Seiten gebraucht, um mich in diesen Comic zu verlieben. Denn Francis Manapul und Brian Buccellato beenden den ersten Akt dieses Hefts auf einer unglaublich genialen Titel-Doppelseite, die definitiv zu dem Coolsten gehört, was ich bisher in Comics gesehen habe. Der frisch verwandelte Flash stürmt funkensprühend auf uns zu, im Hintergrund ein Panel-Mosaik aus dem gerade zuvor eingeleiteten Überfall einer Terroristengruppe auf eine Wissenschaftsausstellung, farblich in Blassbau deutlich vom Rest abgetrennt, und unter ihm ein Halbkreis der titelgebenden Buchstaben FLASH, nur dass jeder Buchstabe ein Panel ist, in dem Flash die Bad Guys vermöbelt. Dazu der das Grundfarbentrio vervollständigende gelbe Schriftzug, der auch in Flashs Kleidung widerhallt, und ein perfekter Einsatz von weißem negative space - schicker geht's eigentlich nicht.

 

Und dann zeigen die zwei den teils umständlichen Expositionsversuchen anderer DC-Neustarts noch den Stinkefinder, indem sie auf jener Titelseite folgenden Einleitungstext platzieren:

"Struck by a bolt of lightning and doused in chemicals, Central City police scientist Barry Allen was transformed into the fastest man alive. Tapping into the energy field called the speed force, he applies a tenacious sense of justice to protect and serve the world as

The FLASH"

 

Na bitte! Wozu soviel umständliches Expositionsgeschwurbel, wenn es doch auch so einfach geht? Das ist nicht nur Comic-rethorisch erfrischend altmodisch (und sympathischerweise offensichtlich stolz drauf, totaler Stuss zu sein), es funktioniert auch einfach super! Warum denn nicht dem Leser vorneweg geradeaus sagen, was er wissen muss, um den Einstieg in die Story zu finden? Manchmal ist die simpelste Lösung für das Expositionsproblem auch einfach die eleganteste.

 

Der (besonders grafische) Einfallsreichtum des Heftes hört aber hier noch lange nicht auf. Manapul und Buccellato finden immer wieder geniale Panel-Layouts, die die übergeordnete grafische Struktur einer Seite vorgeben und dann quasi als Spielfeld für die ablaufenden Handlungen fungieren. Wer nach originellen Erzähltechniken sucht, die die grafischen Möglichkeiten und Vorzüge des Comic-Mediums ausloten, sollte hier unbedingt zugreifen.

 

Zudem ist das Heft auch sehr kurzweilig und unterhaltsam geschrieben und liest sich ebenso frisch und modern wie irgendwie klassisch und traditionsbewusst. Tatsächlich ist Barry Allen bisher der einzige Superheld mit klassischem Doppelleben, der seine wahre Identität geheim hält und bei Ärger heimlich verschwindet, um als Superhelden-Alter-Ego wieder aufzutauchen.

 

Die Zeichnungen sind wirklich fantastisch: Detailverliebt, in freundlichen Farben und sanften Aquarellstrukturen koloriert, liegt The Flash einfach total angenehm im Auge. Neben Batwoman der wohl am besten gezeichnete Neustart, aber dazu noch deutlich weniger verworren erzählt. Tolle Sache!

Datum: 02.10.2011 22:42
Yeah, diesmal kann ich sogar mal was (vernünftiges) zu den Comics sagen!

Bei Flash hat mich das Paneling und auch sonst die Zeichnung sehr *haha* geflasht. Hab sofort bereut, mir den nicht auch noch bestellt zu haben, kann ich wirklich allen empfehlen, die sich von (grafischer) Aufmachung, Layout und Paneling hinreißen lassen.

Aquaman war auch ein Überraschungsliebling (ich hab schon überlegt, mir den zu kaufen. Einfach wegen des Namens. Jetzt beiße ich mir grad in den Hintern, das nicht getan zu haben >.<). Ich liebe diesen unterschwelligen Humor und die Tatsache, dass der Held hier gleich von Anfang an auch von seiner eher dunklen und einsamen Seite dargestellt wird. Oberflächliche Superhelden sind ja auch eher langweilig.

Supergirl war ganz okay, nichts was ich persönlich weiterverfolgen würde. Der Erzählstil ist zwar schön, aber die teils sehr kantigen Nahaufnahmen ihres Gesichts haben den Eindruck etwas zerstört.

Wer hätte das gedacht: Der Gecko wird tatsächlich zum Comic-Fan :D
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Datum: 02.10.2011 23:14
Yo, Supergirl und ein richtig guter Zeichner wäre der Oberkammer! Aber auch so für mich schon definitiv obere Etage bei DC. Vor allem denke ich, Supi müsste ihr in der nächsten Ausgabe ja erzählen, was wirklich mit ihrer Heimat passiert ist, und da hoffe ich einfach mal auf richtig gutes Drama. Man muss bedenken, Superman hat Krypton ja als Kleinkind verlassen, soweit ich weiß, Kara aber als Teenager. Es dürfte ihr also sehr viel schwieriger fallen, darüber hinweg zu kommen. Sich auf der Erde zu arrangieren liegt ja auch alles noch vor ihr. Da erwarte ich noch einiges von der Geschichte!
Datum: 02.10.2011 23:48
Hm, achso. Muss jetzt gestehen, mich kein Stück mit Superman und seinem Volk auszukennen (hab vor zig Jahren mal die urururalte Trickserie auf arte gesehen, aber außer dem Intro schon wieder alles vergessen ^^), aber so wie dus schreibst scheint da tatsächlich noch einiges an Potential drin zu stecken.

Ich komm trotzdem nicht über diese kantigen Gesichter hinweg, nein nein. Aber vielleicht wenn der erste Sammelband kommt...


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