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Die DC 52's - Runde 3: FrauenPower Batman, Catwoman, DC, Wonder Woman

Autor:  roterKater
Meine dieswöchige Ausbeute beschränkt sich diesmal auf weibliche Superheldinnen. Die sind ja allgemein immer ein schwieriges Thema. Schauen wir mal, wie sich die Damen so im Vergleich schlagen.


Batwoman #1



Ich wollte mir ja eigentlich nicht noch einen weiteren Bat-Titel holen. Da aber das Artwork von J. H. Williams III überall so dermaßen über den grünen Klee gelobt wurde, bin ich doch neugierig geworden. Und wirklich, Batwoman ist eine reinste Augenweide! Williams baut den Comic überwiegend in wunderschön komponierten, symmetrisch angelegten Doppelseiten auf, in denen die Panels sich frei vom Gutter lösen und ornamentalisch ineinander verweben, als hätten Moebius' Arzach und Clamps X/1999 Hochzeit gefeiert und ein rothaariges Superhelden-Baby gezeugt. Man kann das schwer beschreiben, man muss es einfach sehen, aber Batwoman ist mehr Artbook als Comic. Hier zeigt sich tatsächlich auch einmal der große Vorteil von Heft-Comics gegenüber Paperbacks und Sammelbänden: Man kann die Doppelseiten komplett aufschlagen und als ein ganzes Bild genießen, ohne dass der Buchrücken dazwischen funkt.

Die Story hält mit der Optik leider nicht so ganz mit, trotz sehr angenehmem Grusel-Touch: Kate alias Batwoman bekommt es mit der mysteriösen Weeping Woman zu tun, einer Geistererscheinung, die Gothams Kinder entführt und ertränkt. Nebenbei muss sie noch diverse private Probleme beackern, die ich alle nicht verstehe, weil ich Batwomans Vorgeschichte nicht kenne. Ihr Sidekick ist eine ehemalige Teen Titan, stammt also aus irgendeiner anderen DC-Heldentruppe, von der ich nichts weiß. Warum sie dort ehemalig und jetzt bei Batwoman vorstellig geworden ist - keine Ahnung. Dann gab es da noch einen ominösen Vorfall im Hafen von Gotham, der irgendetwas mit ihrem Vater und ihrer verschollenen(?)/toten(?) Zwillingsschwester zu tun hat und weswegen Kate Papi jetzt nicht mehr lieb hat. Die ganze Backstory wird einem am Ende in einer völlig aus der Handlung tretenden Doppelseite vor die Füße geworfen, die ungefähr so funktioniert:

Papi kommt grundlos zu Besuch.
Papi: Hallo, Kate!
Kate: Ich hasse dich, weil das und das und das und das und das alles passiert ist! Hau ab!
Papi: Okay.

Das ist anscheinend eher ein notdürftig in die Handlung gehäkeltes "was bisher geschah" für Kenner der Figur als eine wirklich Einstiegshilfe für Neuleser. Ich hab jedenfalls keine Ahnung, was das alles zu bedeuten haben soll, und mir wäre es wesentlich lieber gewesen, wenn die Story mit etwas mehr Tabula Rasa eingesetzt hätte.

Aber egal. Batwoman muss man nicht für die Story lesen. Die Zeichnungen reichen hier als Attraktion mehr als aus. Williams zeichnet seine Figuren angenehm realistisch und auch weitestgehend natürlich proportioniert. Dazu passend gefiel mir auch, dass Kate offen mit anderen Frauen flirtet, ohne dass der Comic aus ihrer sexuellen Identität ein großes Drama macht. Die etwas plakativen Umziehszenen, die allein 4 von 20 Seiten ausmachen, hätte man sich vielleicht auch sparen können, aber wir sind ja hier schließlich bei DC. Dafür mixen Williams und sein Kolorist Dave Stewart mit viel Experimentierfreude unterschiedlichste Zeichenstile und Medien. In den Weeping-Woman-Szenen zum Beispiel weben sie sanfte Aquarell-Texturen in die wässrige Stimmung der Seiten.

Kurzum, Batwoman ist der definitiv best gezeichnete der aktuellen DC-Comics. Die Handlung ist zwar wenig einsteigerfreundlich, aber als Manga-Leser ist man ja gewohnt, dass gute Optik allein schon einen guten Comic machen kann. Reinschau-Pflicht!


Catwoman #1



Ich rätsele ja immer noch, was eigentlich das größte Verbrechen von DC diese Woche war: In Red Hood and the Outlaws #1 sexuelle Emanzipation mit Nymphomanie zu verwechseln, das neue Green Lantern Crops #1 mit "Triumpf des Willens" zu untertiteln (kein Scherz! Ich musste das selbst in Händen halten, um es zu glauben) oder eben dieses Catwoman-Heft. Selbiges wurde mir von meinem Comichändler meines ehemaligen Vertrauens übrigens ausdrücklich empfohlen. Wahrscheinlich lagen sich da zwei Comicverkäufer Tränen lachend in den Armen, sobald ich zur Tür raus war ... ;)

Eigentlich hätte einem das Cover ja schon Warnung genug sein sollen: Da räkelt sich also Catwoman in Pin-Up-Pose an den Leser gewandt über den Dächern von Gotham. Ihre überdimensionierten Euter drohen ihr aus dem hautengen Lederdress zu platzen, und aus irgendeinem Grund hat sie sich ihres BHs entledigt, der jetzt neben ihr mit posieren darf nirgends aufzufinden ist - offensichtlich, weil der eh nicht dazu in der Lage gewesen wäre, so viel "Weiblichkeit" zu bändigen. Äh... ja.

Der Unterwäschefetisch von Zeichner Guillem March setzt sich dann auch gleich auf Seite 1 fort.



Das erste, dass wir von Catwoman zu sehen bekommen, sind ihre Titten, diesmal in einem zumindest von der Größe her halbwegs passenden roten BH. Dies ist auch das dominierende visuelle Motiv auf den folgenden vier Seiten, den Catwoman ist gerade viel zu beschäftigt, um sie mal ordentlich anzuziehen. March hält dabei Titten und Arsch durchweg für visuell spannendere Motive als ihr Gesicht, das mit den eckigen Konturen und den überhöhten Wangenknochen sowieso eher nach 50er-Jahre-Pin-Up aussieht als nach zeitgenössischer Schönheit. Für mich jedenfalls gnadenlos unsexy. Und Catwoman steht (pun intended) und fällt damit, wie sexy man die Protagonistin findet. Denn um mehr kümmert sich der Comic nicht.

Story? Catwomans Bude wird gesprengt und danach nimmt sie sich zum Zeitvertreib vor, das wertlose Pferdebild eines russischen Mafiosi zu klauen. Warum auch immer. Am Ende kommt Batman sie besuchen. Und dann rappelt's in der Superheldenkiste. Toll! Catwoman schafft den Jumping-the-shark-Moment tatsächlich schon in der allerersten Ausgabe! Also absolut kein Grund, jemals wieder ein Heft davon anfassen zu müssen.

Catwoman ist sicher ein Traum für alle, die schon immer mal ein inhaltsfreies CatwomanXBatman-Doujinshi in professioneller amerikanischer Superhelden-Optik lesen wollten. In dem Fall: Viel Spaß! Immerhin kann man sagen, das Heft ist einsteigerfreundlich, weil's eh keine Story gibt, der man folgen müsste. Aber ich les dann doch lieber weiter Suicide Squad!

Über die Misere mit dem oberflächlichen Sexismus vieler US-Superhelden-Comics hat Laura Hudson auf ComicsAlliance übrigens einen extrem lesenswerten Artikel geschrieben. Auch wenn ihre Konsequenzen vielleicht etwas heftig sind und sie bei den vielen, vielen Negativbeispielen die guten Titel ein wenig vergisst - ihre Analyse ist mehr als treffend!


Wonder Woman #1



Das war eigentlich so meine Erwartung diese Woche. Immerhin ist Brian Azzarello als Autor an Bord, und seine Vertigo-Crime-Serie 100 Bulletts gehört ja fraglos zu den meistgelobten Comics der letzten Jahre. Offensichtlich hat sich Azzarello viel für Wonder Woman vorgenommen, weswegen auch gleich in Ausgabe 1 der halbe griechische Pantheon in Aufruhr ist, weil Zeus' Sprösslinge irgendetwas ganz Unbeschreibliches aushecken. Und natürlich wird auch Göttin Diana, besser bekannt als Wonder Woman, rasch in den Aufruhr verstrickt und muss einer Sterblichen zu Hilfe eilen, die von allerlei Sagengestalten attackiert wird.

Das alles soll wohl sehr dramatisch sein, aber leider vergisst Azzarello es, auf seiner Reise in die griechische Mythenwelt den Leser mit einzusammeln. Ich jedenfalls hab keine Ahnung, was in diesem Heft eigentlich passiert ist und wer ein Großteil der auftretenden Figuren waren. Oder warum es die drei Ladies zu beginn eigentlich nicht wundert, dass ihr reicher Gastgeber blauschwarze Haut und gelbleuchtende Augen hat. Der Comic nimmt sich keine Zeit, die Figuren irgendwie einzuführen und zu charakterisieren, weswegen mir sowohl Wonder Woman wie auch ihre Schutzbefohlene relativ furzegal sind. Azzarello ist viel mehr damit beschäftigt, etwas ganz Großes auf Spektakuläres für die kommenden Ausgaben anzukündigen, als irgendwo auch mal dafür zu sorgen, dass sich der Leser überhaupt dafür interessiert.

Ich weiß nicht, ob ich damit besser klar käme, wenn ich mehr über Wonder Woman und die Figuren aus ihrer Comic-Historie wüsste. Oder wenn ich ein Lexikon über griechische Mythologie zur Hand hätte. Aber das hier ist für mich gleichermaßen verwirrend wie unspannend. Azzarello möchte wohl gerne auf den Spuren von The Sandman wandeln, ohne dabei den Weg über einen behutsamen Aufbau der Figuren gehen zu wollen. Ich kann nicht umhin, aber so sehr ich Azzarello mag, hier hat er sich komplett verhoben.

Die Zeichnungen sprechen mich persönlich auch nicht wirklich an. Aber da hab ich auch schon andere Meinungen gehört, sogar aus Manga-Kreisen. Mir ist das irgendwie ... wie soll man sagen ... zu holzig. Sehr massiv, sehr grob, mit dicken Outlines und wenig Details. Mein Ding ist echt nicht, aber man sollte vielleicht selbst mal rein schauen. Besonders, wenn man was für griechische Mythologie übrig hat.


Fazit:
Also, die Heldinnen schlagen sich zumindest inhaltlich bisher alles andere als tapfer, auch wenn sie teils mit beachtlicher Optik auftrumpfen können. Ich hätte mir vielleicht lieber noch Supergirl #1 holen sollen, da hab ich zumindest schon gute Sachen drüber gehört. Und Supergirl ist ja auch irgendwie süß. Vielleicht hol ich das noch nach. Mal schauen.
Datum: 25.09.2011 18:27
Ich glaube nicht, dass das Catwomans BH neben ihr auf dem Cover ist, sondern so eine Brille. In dem einen Link zu comicsalliance (interessanter blog übrigens, muss ich mal weiterbeobachten ^^) gibt es ein Panel auf dem man mal ihr Gesicht sieht und da hat sie so eine durchsichtige Brillen-Maske auf.

An sonsten ist das ja recht enttäuschend mit den Damen... Kanns aber trotzdem kaum erwarten, nächte Woche mal einen ausgedehnten Besuch beim Comicladen zu unternehmen :D Sind echt einige interessante Serien dabei (und auch welche, die mich vom Namen/Cover her angesprochen hätten, aber von deiner Rezension her eher nicht -> Suicide Squad z.B. ^^)
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Datum: 25.09.2011 18:33
kikidergecko:
> Ich glaube nicht, dass das Catwomans BH neben ihr auf dem Cover ist, sondern so eine Brille.

Hoppla. Du hast natürlich völlig recht. Kein Wunder, dass es so klein aussah. ^^
Dann stellt sich aber die Frage, was bloß mit ihrem BH passiert ist! ;)


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