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Storytelling-Workshop #4 - Charaktereigenschaften und -entwicklung ChisaiíCon, Manga, Storytelling, Workshop

Autor:  roterKater


Haben wir uns beim letzten Mal allgemein mit dem Thema Empathie und Sympathie beschäftigt, soll es uns jetzt etwas konkreter um die Ausarbeitung von inneren Charaktereigenschaften gehen. Wir halten uns zunächst wieder an den Protagonisten als Kern der Erzählung.

Wenn man die inneren Eigenschaften ausgestaltet, sollte man, wie bereits im letzten Workshop angesprochen, zwischen positiven und negativen Eigenschaften abwägen. Zum Beispiel:

- positive Charaktereigenschaften (mutig, zuversichtlich, mitfühlend etc...)
- negative Charaktereigenschaften (aufbrausend, überheblich, wenig intelligent ...)

Positive und negative Eigenschaften müssen dabei gleichermaßen vorhanden sein, um einen ausgewogenen und interessanten Protagonisten zu schaffen. Naruto vereint zum Beispiel (unter anderem) alle sechs hier genannten Charaktereigenschaften. Selbst für einen stinknormalen Battle-Manga ist also eine komplexe Ausgestaltung von guten und schlechten Eigenschaften nötig, um einen ausgewogenen Protagonisten zu schaffen. Kleine Macken und Charakterfehler machen eine Figur erst sympathisch, lebendig und glaubwürdig.
 

Charaktertiefe und Lebendigkeit erreicht man durch:

- Kontraste innerhalb einer Figur, zum Beispiel zwischen positiven und negativen Eigenschaften, aber auch zwischen äußeren und inneren Eigenschaften. Zum Beispiel wenn jemand zuversichtlich und selbstbewusst auftritt, im Inneren aber verletzlich und unsicher ist - alter Romance-Klassiker. Für Battle-Manga wäre eine gute Konvention ein äußerlich unscheinbares und schwächliches Auftreten mit einer unerwarteten inneren Stärke.

- Kontraste zwischen Figuren. Wenn man sich eine Liste mit den verschiedenen Eigenschaften seiner Charaktere geordnet nach den jeweiligen Ebenen macht, sollte man am Ende möglichst wenig Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Charakteren entdecken. Man kann damit quasi auch eine Checkliste machen, ob sich die ganzen erschaffenen Figuren genug voneinander abheben. Auf Figurendynamik werde ich später noch näher eingehen. Im Moment konzentrieren wir uns ja noch weitestgehend auf den Protagonisten.

- Entwicklung. Für Story-Manga essentiell. Für den Protagonisten bedeutet das in der Regel, dass sich die positiven Eigenschaften über die negativen mit der Zeit durchsetzen. Denkt zum Beispiel an Naruto. Man sollte Protagonisten also mit Entwicklungspotential anlegen. Wäre Naturo gleich as perfekter Über-Ninja gestartet, hätte es nichts zu erzählen gegeben. In längeren Geschichten sollte der Protagonist also etwas Zeit zum Reifen haben. Man sollte nur darauf achten, dass der Protagonist dann nicht am Anfang zu unsympathisch wirkt. Wir hatten über das Problem schon beim letzten Workshop im Zusammenhang mit Final Fantasy VIII geredet. Ist der Protagonist zu Anfang zu unsympathisch, besonders die Gattung "muffelig und gleichgültig", fällt es schwer, eine emotionale Verbindung zu ihm aufzubauen und in die Geschichte hinein zu finden.


Auch die gegenseitige Richtung ist natürlich denkbar: ein Protagonist kann positiv, freundlich und optimistisch beginnen und durch Schicksalsschläge immer düsterer, grausamer und schwermütiger werden. Die Geschichte könnte sich dann darum drehen, ob der Protagonist es schafft, aus seiner Krise wieder herauszukommen, oder ob die Geschichte ein schlimmes Ende nimmt. Krisen sind allgemein ein wichtiges Erzählmittel. Irgendwann sollte euer Protagonist einmal in eine Krise rutschen, den Mut verlieren, weil sein Ziel unerreichbar erscheint, die Gegner übermächtig werden, oder es eine Versuchung gibt, die den Protagonisten von seinem Kurs abbringt. Vielleicht fragt er sich irgendwann, warum er sich das eigentlich antut. Ein Held kommt natürlich irgendwie wieder aus der Krise heraus. Das macht ihn ja als Helden aus.


Die Charaktereigenschaften sind sind aber erst die Hälfte eures Protagonisten. Er braucht ja auch so was wie ein Leben, eine Vergangenheit, einen Hintergrund. Ihr solltet euch also auch um die Lebensumstände und die Vergangenheit eines Protagonisten machen. Wo kommt er her? Was hat ihn geprägt? Welche Menschen hatten Einfluss auf seine Entwicklung? So etwas muss letztendlich nicht alles in der Geschichte auftauchen, aber es ist hilfreich, sich dazu einfach einmal Gedanken zu machen, einfach um eine geschlossene Figur überhaupt erst einmal erschaffen zu können. Das fällt mit in den Bereich der Recherche. Wenn man sich über den Hintergrund einer Figur Gedanken macht, kann man sie viel besser und glaubhafter erzählen und vermeidet zudem Klischees, denn alles, was man herausgearbeitet hat, füllt man mit seinen eigenen erarbeiteten Details. Wenn man sich über bestimmte Aspekte einer Figur keine Gedanken gemacht hat, neigt man dagegen instinktiv dazu, diese mit Dingen zu füllen, die man aus anderen Storys im Kopf hat, und schon rutscht man in klischeehafte Figuren ab.

Syd Field hat in seinen Drehbuchlehrbüchern auf eine sehr gute und einfache Methode hingewiesen, wie seinen Figuren eine prägende Vergangenheit geben kann. Er nennt dies "Kreis des Lebens". Im Hinblick auf Comics können wir auch von "Usprungsmythos" reden. Gemeint ist ein prägendes, die Figur definierendes Ereignis, das in ihrer Vergangenheit, meist in der Jugend liegt. In diesem Ereignis liegt eine tief einschneidende Erfahrung, die die Figur ihr ganzen Leben lagt prägt und ihren Charakter vordefiniert. So kann man leicht an einem Ereignis in der Vergangenheit veranschaulichen, warum ein Chara wie tickt, und kann ihm gleichzeitig Tiefe, Hintergrund und Motivation geben. Ein ursprüngliches, figurenbestimmendes Ereignis ist eine sehr einfache und ökonomische Methode, eine komplexe Figurenpsychologie zu erschaffen und einer Figur gleichzeitig Motivation für ihre folgenden Handlungen zu geben. So etwas ist daher für das Erzählen von Geschichten und die Bestimmung und Erklärung der Handlungsweise eines Protagonisten ein sehr günstiges und beliebtes Mittel.

Mal ein paar Beispiele: für Ruffy ist es das erste Treffen mit Shanks, das ihn zutiefst beeindruckt hat. Für Naruto seine Ablehnung der Konoha-Einwohner und Einsamkeit wegen des Fuchsungeheuers. Für seinen ich-bring-dich-um-weil-du-mein-bester-Freund-bist-Kumpel Sasuke ist es natürlich der Mord an seiner Sippe durch seinen Bruder, der ihn offensichtlich auch psychisch ein wenig durch den Wind gewirbelt hat. Überhaupt findet ihr für fast alle Figuren prägende Ereignisse in ihrer Vergangenheit, wenn ihr einmal drauf achtet. Für Moritaka aus Bakuman ist er sein Onkel, der ihn als Mangaka zwar zutiefst beeindruckt, aber durch seinen vorzeitigen Tod auch verunsichert. Ein Ursprungsmythos kann also auch komplexe und widersprüchliche Gefühle zu einem bestimmten Sachverhalt auslösen.

Sehr häufig findet ihr Ursprungsmythen in amerikanischen Superheldencomics. Denkt an Batman: der Mord an seinen Eltern vor seinen Augen macht Bruce Wayne nicht nur stinkreich, sondern auch besessen von dem Gedanken der Verbrechensbekämpfung. Für Peter Parker ist nicht der Biss der Spinne das charakterlich prägende Ereignis, sondern der von ihm mitverschuldete Tod seines Onkels, der ihn davon überzeugt, seine Kräfte zum Wohle der Menschheit einzusetzen. Und so weiter ... Ein prägendes Ereignis in der Vergangenheit kann euch also sehr dabei helfen, euren Protagonisten in eine bestimmte Richtung zu prägen und dem Leser seine wichtigsten Eigenschaften und seine Motivation zu vermitteln. Der Zeitpunkt dieses Ereignisses ist äußerst variabel. Bei Harry Potter liegt er beispielsweise direkt nach seiner Geburt (Ermordung seiner Eltern durch Voldemort).

 

Also zusammengefasst:

- Stattet eure Protagonisten mit einer ausgewogenen Mischung aus guten und schlechten Eigenschaften aus, die sie lebendig, sympathisch und glaubwürdig macht.

- Legt sie so an, dass sie Entwicklungspotential haben. Bei einem Helden werden sich mit der Zeit die positiven über die negativen Eigenschaften durchsetzen.

- Lasst euren Protagonisten auch mal Krisen durchleben. Sonst erscheint es dem Leser, als könnte ihm eh nichts passieren.

- Gebt eurem Protagonisten eine prägende Vergangenheit, die dem Leser verdeutlicht, warum er wie handelt.

 

Das war's für heute!



Übrigens: Die anderen Workshops findet ihr, wenn ihr rechts bei den Tags auf "Workshop" klickt.

Und für Besucher der ChisaiiCon in Hamburg: Ich werde dort am Samstag, den 04.06. auch einen Workshop zu Storytelling geben, voraussichtlich um 17:30. Nähere Infos folgen noch. Also schaut doch mal vorbei!
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Datum: 24.05.2011 19:47
Wirklich sehr hilfreich. Ich glaube, ich sollte mir über den Protagonisten meiner aktuell in Arbeit befindlichen Story noch mehr Gedanken machen ^^"

Wenn man mal drüber nachdenkt, ist es wirklich faszinierend, wie die ganzen Charaktere prägende Ereignisse in ihrer Kindheit hatten. Bei Shonen-Manga fällt mir nun gar kein Beispiel ein, wo das nicht so ist.

Bei Shojo-Manga habe ich da eher Schwierigkeiten, das zu benennen. Zumindest fallen mir viele Beispiele erst nach ein bisschen Nachdenken ein. Da ist das teils eher subtil, z.B. Yukino Miyazawa (Kare Kano), die irgendwie so nach und nach drauf kam, dass sie es mag, beliebt zu sein. Da gab es aber keinen explizit benennbaren "Knackpunkt" (im Gegensatz zu ihrem Freund, bei dem dreht sich dann die halbe Story um ein paar Tage seiner Kindheit).
Magical Girls haben irgendwie seltsamerweise selten sowas - da ist das typische Klischee, dass die einfach in den Tag gelebt haben, bis sie eine Aufgabe bekamen. Kommt aber auch auf die Serie an.

Man merkt auch, dass Shonen-Manga oft gleich mit diesem prägenden Ereignis beginnen. Kekkaishi beginnt damit, dass die Protagonisten 7 sind und wechselt aber direkt im ersten Kapitel noch in das dann normale Alter. One Piece macht das ja auch so.


死んだものへの未練など無意味。
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Olivier・Armstrong
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Datum: 24.05.2011 20:02
@Jitsch Also es gibt ja in der Dramaturgie-Theorie noch den "inciting incident", der wohl eher das ist, was du meinst. Das bezeichnet den Punkt, wo die Handlung quasi Feuer fängt" - meint, es passiert irgendwas, was die Hauptfigur erst auf ihren Kurs setzt, wodurch sich für sie ein Ziel ergibt, was sie dann die ganze spätere Handlung antreibt. Also bei Romanzen ist das zum Beispiel meist der Punkt, wo sich die (späteren) Liebenden das erste mal treffen. Das ist meistens der entscheidende Moment im ersten Akt, wo quasi die Story richtig losgeht. Da schreib ich nochmal was drüber, wenn es mehr um Dramaturgie geht.

Aber eigentlich hast du schon recht, das ist mehr oder weniger dasselbe, nur dass das eine quasi "vor" Einsetzen der Handlung passiert und das andere erst, während die Handlung schon läuft. Das eine ist Backstory, das andere das Einsetzen der Dramaturgie. Für die Figuren selbst ist es aber eigentlich dasselbe. Wichtig ist, dass irgendwann mal was mit ihnen passiert, was dann ihre folgenden Handlungen antreibt.
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Datum: 24.05.2011 20:12
Kommt halt auch drauf an. Bei Kekkaishi (bleib ich mal dabei, weil ich mich mit der Serie gut auskenne) beginnt ja die Story gleich mit diesem prägenden Ereignis in der Kindheit, durch das er beschließt, dass er nie wieder mitansehen will, wie jemand verletzt wird. Da fällt das dann also zusammen - wobei das bei Kekkaishi sowieso wieder eine andere Sache ist, weil der Hauptcharakter schon von Geburt an dazu bestimmt ist, Dämonenjäger zu werden und von Klein auf dazu aufgezogen wurde.

In Shojo-Serien wird das teils nur erwähnt, in Shonen-Serien dagegen gibt es meist sehr emotionale Rückblick-Kapitel, die solche prägenden Ereignisse nochmal schildern. Z.B. auch bei Bleach.
In Maid-Sama! dagegen wird nur erwähnt, dass die Protagonistin Misaki Männer deswegen verabscheut, weil ihr Vater ihre Mutter verlassen hat.

Und es gibt natürlich auch Protagonisten, die sind durch ihre Vergangenheit weniger stark geprägt als andere. Wenn jemand dadurch Narben, ganz krasse Macken oder psychische Labilität davongetragen haben, ist das natürlich was anderes, als wenn derjenige in seiner Jugend mal ein Bild gemalt hat, alle fanden es toll und er hat darum beschlossen, Zeichner zu werden oder so.
Das kommt dann halt auch auf die Story an. In manchen Serien erwartet man halt gewisse Sachen. Und da kann man auch diskutieren, ob es passt, wenn die Progatoginistin einer quasi-Magical-Girl-Fantasy-Story von einer Entführung mit tödlichem Ausgang geprägt ist.
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Olivier・Armstrong
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Datum: 24.05.2011 20:37
Jitsch:
> Und da kann man auch diskutieren, ob es passt, wenn die Progatoginistin einer quasi-Magical-Girl-Fantasy-Story von einer Entführung mit tödlichem Ausgang geprägt ist.

Wäre zumindest mal was anderes! Durch sowas ändert sich natürlich sofort die Wahrnehmung und Richtung der Handlung. So einen Figur muss dann auch ganz anders erzählt werden, als Schulmädchen 08/15, was eines Tages einen magischen Verwandlungsstab in den Schoß gefallen bekommt.

Wenn man also einen originellen Zugang zu einem eher konventionellen Story sucht, kann man die Methode mal ausprobieren, einer Figur ein ungewöhnliches Ereignis in ihre Vergangenheit zu legen und zu schauen, wie sich das auf die Handlung auswirkt. Quasi als Versuchsanordnung: Was wäre wenn ...? Ist zumindest ein möglicher Ansatz, wenn man den Eindruck hat, dass einem eine wichtige Figur zu langweilig und normal geraten ist.

"Was wäre wenn ..." ist sowieso die beste Methode, eine Story zu erfinden. ^^
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Datum: 24.05.2011 21:34
>Wäre zumindest mal was anderes!

Das war ein konkretes Beispiel aus einem schon erschienenen Manga. Da es einen gewissen Überraschungseffekt hat, wollte ich nicht schreiben, welcher. Jedenfalls ein deutscher.
Wobei ich nicht den Eindruck hatte, als wäre dadurch der Rest der Story total anders gewesen als andere Stories der Art. Imho wirkte nichtmal die Protagonistin besonders untypisch für das Genre, da man ihr ihre Vergangenheit nicht angemerkt hat.
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Olivier・Armstrong
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Datum: 25.05.2011 00:30
Ich weiß nicht, welche Manga du meinst. Kannst mir ja mal ENSen. Ansonsten folgt aus einer interessanten Idee natürlich nicht automatisch eine gute Umsetzung, das ist denke ich klar. Wenn man das, was man in den Ursprungsmythos einer Figur legt, dann in der Geschichte nicht mehr schlüssig wiederfindet, ist natürlich irgendwo was schief gelaufen.
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Datum: 25.05.2011 22:06
Meiner Meinung nach wird es dann am interessantesten, wenn die Hintergrundgeschichte einer Figur nicht am Stück durch eine oder wenige Rückblenden (am besten noch in mehreren Kapiteln hintereinander, die die eigentliche Geschichte unterbrechen) erzählt wird, sondern nach und nach in die Geschichte mit einfließt, sodass man nur nach und nach erfährt, was eigentlich passiert ist; am liebsten "nebenbei" nur durch Andeutungen oder Kommentare anderer Figuren,... Aber auch da kommt es natürlich sehr auf das Ereignis an sich an und auf die Art, wie die Geschichte erzählt wird.

Kakashis Geschichte z.B. erklärt ja doch teilweise sein Verhalten und teilt gleichzeitig noch die Storyarcs vor und nach dem Zeitsprung. Aber es fühlte sich für mich unpassend an... allgemein empfinde ich diese Art der Flashbacks oft als "künstlich".

positives Beispiel dafür (den Comic kann ich auch so nur wärmstens empfehlen):
String Theory
bzw. die erste Seite; wenn man dem ersten Link folgt, gelangt man direkt zur aktuellen Seite, Spoilergefahr! (auch wenn gerade auf dieser Seite auf ganz wunderbare Weise etwas aus der Vergangenheit der Hauptfigur erzählt wird)

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Datum: 25.05.2011 22:29
Gerade Shonen-Manga, die potentiell endlos laufen, haben natürlich auch viel Platz, um die Hintergründe ihrer Charas genau zu erläutern, während man es bei einem One-Shot vielleicht eher dabei belässt, dass ein prägendes Ereignis in ein paar Sätzen erwähnt oder in ein, zwei Panels zusammengefasst wird.

Ich denke auch, ein Rückblick-Kapitel muss gut in die Story passen, sonst wirkt es so, als habe der Zeichner einfach gedacht "Okay, da ich mir die ganze Hintergrundgeschichte eh schon ausgedacht habe, kann ich sie auch eben komplett zeichnen".
Natürlich kann man mit einem Rückblick-Chapter oder Arc viel mehr Emotionen wecken, als wenn der Chara nur auf einem Panel sagt "Mein Vater ist gestorben, als ich 5 war".

Im Prinzip finde ich es aber auch gut, wenn man nicht sofort alles erfährt. Allerdings muss es einigermaßen logisch sein, warum der betreffende Charakter nicht drüber redet. In einem Anime (Pretty Cure, 7. Staffel) gab es dass, dass viele Dinge nur deshalb zu Geheimnissen wurden, weil die Person, die darüber bescheid wusste, aus total unerklärlichen Gründen einfach mal Sachen für sich behalten hat.
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Olivier・Armstrong
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Datum: 25.05.2011 22:40
Rückblenden sind ein sehr gefährliches Terrain. Schlimm ist es, wenn sie nur dazu da sind, Informationen zu übermitteln. Alles, was dazu dient, dem Leser irgendwas zu erklären, nennt McKee "Exposition", und er hat verdammt recht, wenn er behauptet, reine Exposition der Informationsvermittlung halber ist todsterbenslangweilig. So was muss in die Charakterentwicklung und die Szenendramaturgie eingebaut werden, sonst ist das ungefähr so spannend wie ein Wikipedia-Artikel zu etwas, das es nicht wirklich gibt.

Die Auswirkungen davon könnt ihr im ansonsten natürlich absolut großartigen "Killer Kid I" nachlesen, der leider inhaltlich fast nur aus Rückblenden besteht, um dem Leser die Figuren zu erklären. Mit Exposition hat sich Maus da meiner Ansicht nach etwas verhaspelt, aber dafür fliegen ja dann in Band 2 die Fetzen! ;)

Aber Exposition kommt auch noch irgendwann dran! ^^
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Datum: 25.05.2011 22:58
Mir fällt gerade ein, dass ich natürlich auch schon Rückblenden "in mehreren Kapiteln hintereinander, die die eigentliche Geschichte unterbrechen" gelesen habe, die ich nicht als störend empfand (und zwar in EDEN), obwohl das ja "sonst" immer so ist... Und die waren im Prinzip auch nicht anders als z.B. die Kakashi-Kapitel. Scheint ja wirklich daran zu liegen, WIE und WANN man die einbaut.


>Aber Exposition kommt auch noch irgendwann dran! ^^

Ich bin gespannt. :)
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Datum: 26.05.2011 10:01
Was natürlich auch einen Unterschied macht, ist ob sich jetzt eine der Figuren hinstellt und lang und breit ihre Lebensgeschichte jemandem erzählt (möglichst noch aus dem Off kommentiert) oder ob eine Geschichte einfach nur nicht chronologisch erzählt ist und die Zeitsprünge in die Dramaturgie einflechtet; oder ob die Rückblenden nur da sind, um dem Leser Hintergrundinformationen zu vermitteln oder ob sie selbst mehr oder weniger in sich geschlossene und spannende Kurzgeschichten sind.

Die Naruto-Rückblicke sind glaub ich eher nach letzterem angedacht, als Geschichte in der Geschichte. Wenn einen als Leser natürlich gerade andere Sachen viel mehr interessieren als die Vergangenheit einer Nebenfigur, geht einem sowas wohl schon mal schnell auf den Zeiger. Aber mich haben die Kapitel gar nicht so gestört, eben weil es ja an einer großen inhaltlichen Zäsur angesetzt ist.
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Datum: 26.05.2011 11:33
cool, der vierte Teil - muss ich mir später noch mal in Ruhe zu Gemüte führen. Wird es denn noch weitergehen?
"Phantasie ist wichtiger als Wissen. Denn Wissen ist beschränkt."

Albert Einstein


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