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"Explizite Szenen machen mir sehr viel Spaß" - Ein Interview mit lysosoup Doujinshi, Shōnen-Ai, Eigene Serie, Yaoi, BDSM, Feuilleton, HardBeat, Interview, lysosoup

Autor:  kikidergecko

myubela studiert Turkologie und Japanologie in Hamburg und zeichnet seit 2006 Doujinshi, überwiegend im Boys' Love-Genre. Nach dem Erfolg ihrer historischen Liebesgeschichte Azat legt die 21-jährige Zeichnerin nun etwas härter nach mit dem BDSM-Yaoi HardBeat, der innerhalb der ersten Woche bereits über 600 Abonnenten gesammelt hat.

Hallo myubela und Herzlichen Glückwunsch zu den mittlerweile über 600 Abonnenten zu deinem neuen Doujinshi HardBeat! Hast du mit einem solchen Ansturm gerechnet?

Danke sehr für die lieben Glückwünsche (wir gehen schon auf die 700 zu während ich das hier schreibe!), ich freue mich wirklich enorm über die hohe Favoritenzahl und das große Interesse an der neuen Geschichte.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich nicht mit so vielen Followern gerechnet habe. Als der Doujinshi online ging mit zwei Seiten Story hatte ich auf Anhieb ein paar Dutzend Favoriten. Ich habe auch einige Male bei meinem alten, mittlerweile abgeschlossenen Doujinshi Azat etwas Werbung gemacht aber, dass ich nach nur 2 Seiten schon mehr als 300 Favoriten haben würde, hätte ich nie gedacht. Ich bekomme auch viele Kommentare auf die Seiten, was mich persönlich sehr freut, da es bei meinem (jetzt pausierten) anderen Doujinshi Bes Kiyim nicht der Fall war.

Da könnte es einen Zusammenhang mit der ungebrochenen Popularität von Shonen-Ai und Yaoi-Geschichten geben. Denkst du, dass es sich hierbei um eine Eigenheit der animexx-Community handelt oder um ein gutes Spiegelbild der deutschsprachigen Manga-Leserschaft?

Ich denke, dass dieses Yaoi-Phämomen nicht nur auf Animexx zu begrenzen ist. Ich bin ja auch auf Facebook vertreten und dort merke ich auch, dass Bilder mit Boys Love Themen viel besser Anklang finden. Der Effekt wird natürlich auch noch durch bekannte Künstler, die öfter in diese Richtung zeichnen, verstärkt.
Hierbei möchte ich auch noch einmal gerne erwähnen, dass der Anreiz BL zu zeichnen bei vielen unterschiedlich ist, ob es nun der Fakt ist, dass man mehr Aufmerksamkeit bekommt oder einfach eben die Liebe am Thema.

Wie würdest du - als Zeichnerin wie als Leserin - denn dein Interesse zu diesem oft sehr explizitem Genre beschreiben?

Ich würde sogar sagen, mein Hauptinteresse liegt im Boys Love Genre. Ich lese zu 80% nur Boys Love Manga. Meine Zeichnungen bestehen zu ca. 50% auch aus BL Themen, wobei ich gerne etwas explizitere Dinge zeichne. Eigentlich lese ich aus Prinzip kein Shonen-Ai, sondern achte darauf, dass der Manga Yaoi ist. Wichtig hierbei ist mir auch, dass es eine Handlung gibt, wobei sich ab und zu auch mal ein toller Yaoi ohne wirkliche Story in meine Liste schmuggelt.

Schon auf den ersten Seiten von HardBeat geht es sexuell ordentlich zur Sache, die zusätzlichen Illustrationen deuten auf einen starken BDSM-Einschlag in der weiteren Geschichte hin. Kostet es dich Überwindung, solche expliziten Szenen zu zeichnen?

Also anfangs war es mir schon unangenehm solche Posen oder Dinge zu zeichnen, weil man ja natürlich auch sehen muss, wie es aussieht, wenn es "richtig" sein soll. Aber mit der Zeit und natürlich steigendem Wissen bin ich gewissermaßen abgehärtet. Ich kann offen über Themen sprechen bzw. schreiben wo andere einen roten Kopf bei bekommen. Ich muss sagen, jetzt macht es mir sogar sehr viel Spaß solche expliziten Szenen zu zeichnen oder sie mir auszudenken. Ich habe auch schon einige schöne Ideen für den ersten Band von HardBeat.

Die deutsche Doujinshi-Szene ist momentan äußerst produktiv, zur Leipziger Buchmesse erschienen neben Azat über 50 weitere Publikationen im Selbstverlag, die meisten davon qualitativ hochwertig. Wie siehst du momentan die deutschsprachige Manga-Szene?

Ich denke, dass die deutschen Mangazeichner formulierfreudig geworden sind und sich immer mehr trauen, was natürlich einen Anstieg der Eigenpublikationen zur Folge hat. Das Probieren hilft natürlich auch dem Verbessern was Lesefluss, Panelling und allgemeine Zeichenfähigkeiten angeht. Erfahrenere Künstler, die vielleicht schon einige Werke veröffentlicht haben versuchen auch oft zu helfen. Auch die Leser sind offener für die selbst verlegten Geschichten geworden und meiner Meinung nach steigt das Interesse am Kauf solcher Mangas enorm.

Das Einzige, was mich daran stört ist der ständige Aufschrei über die Preise der Doujinshis. Oft werden bei 7€ für eine beträchtliche Seitenzahl schon gemeckert, wobei in Japan so ein Doujinshi mit oft weniger Seiten weitaus mehr kostet und das dort auch als richtig angesehen wird. Der Zeichner steckt sehr viel Zeit hinein und muss, weil die Auflage nicht so hoch ist wie bei einem richtigen Großverlag, schon mehr verlangen, als ein normaler Manga kostet, da sonst die Druckkosten nicht schnell genug wieder reinkommen. (Normale Mangas kosten jetzt ja aber auch schon zwischen 6 und 10 € wenn ich mich nicht irre.)

Siehst du deine Zukunft bei einem der großen Manga-Verlage oder möchtest du auch weiterhin lieber eigenständig veröffentlichen?

Natürlich wäre es schön, wenn ich irgendwann stilistisch als auch erzählerisch so weit bin, dass ich bei einem richtigen Verlag arbeiten kann. Aber zu Zeit sehe ich mich noch nicht bereit dazu und verbleibe bei der Eigenpublikation. Vielleicht versuche ich mein Glück in einigen Jahren.

Vielen Dank für das Interview! Ich wünsche dir viel Erfolg bei HardBeat und all deinen weiteren Projekten.



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