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"Skull Party" - Ein Review Carlsen Manga, melanie schober, Neu !, Skull Party

Autor:  sorata08

ACHTUNG! Dieses Review beinhaltet MEINE Meinung. Niemand muss sie übernehmen, geschweige denn gutheißen, doch akzeptiert bitte, dass ich meine Ansicht der Dinge habe. Wenn ihr andere Gedanken zum Thema habt, dann lasst uns doch darüber im Kommentarbereich diskutieren! Bin schon gespannt. :)

Des Weiteren wird dieses Review viele SPOILER beinhalten!

Wer also „Skull Party“ erst noch lesen will, sollte das vorher tun.

Ihr wurdet vorgewarnt... ;D

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Einleitung:

„Skull Party“ ist der neueste Comic aus der Feder von Melanie Schober, veröffentlicht bei Carlsen.

Es geht dabei um den jungen Emil Schwarz, der in einer postapokalyptischen Welt nach und nach in ein verrücktes Abenteuer und die Machenschaften der diktatorischen Herrscher-Elite, den „Bilderbergern“, und ihrer ominösen Gegenpartei, der „Skull Party“, gezogen wird.

 

Positives:

1.) Zeichenstil:

Der Zeichenstil hat sich von Personal Paradise noch einmal ein gutes Stückchen weiter entwickelt, aber auch nicht zu drastisch, so dass man sich gleich wieder „gut aufgehoben“ in dieser Comic-Welt fühlt. Auch die Actionszenen wirken nun überzeugender und besser inszeniert.

Diverse Hintergründe wirken durch ihren „Foto-Effekt“ interessant und die Traumsequenzen finde ich richtig faszinierend. Großer Pluspunkt hier!

 

2.) Darstellungen:

Einige Szenen – auf die ich teilweise noch zu sprechen komme – sind ungewohnt düster und radikal, was aber zum postapokalyptischen Setting durchaus passt. Daumen hoch hierfür schon mal, da keine komischen Umwege zu gehen, nur damit es „kinderfreundlicher“ ist.

 

3.) Idee und Setting:

Idee und Setting sind ungewöhnlich in ihrer Mischung, aber klingen durchaus vielversprechend. Durch eine langsame Einführung in die Thematik, bekommt man auch einen guten Eindruck von den herrschenden Konflikten.

Allerdings sorgt das Storytelling leider dafür, dass hier vieles eher holprig und unnatürlich wirkt, dazu mehr im nächsten Abschnitt

 

Negatives:

1.) Expositionen:

Das ist wohl ein großer Streitpunkt, weil es auch kein einfaches Thema ist, wie man Exposition nun natürlich wirkend in eine Story einarbeitet (ich bin mir da selber nicht ganz sicher, wie man das am besten anstellt). Allerdings hat „Skull Party“ hier mMn große Probleme.

 

Ich denke, ich kann das in drei Fälle von Expositionen aufteilen, die mir so aufkamen:
 

a) „As you know, Bob...“-Expositionen:

Vermehrt wird Charakteren etwas erzählt, was sie eigentlich schon längst wissen (sollten). Z.B. weiß doch Emil schon von der Wirkung der komischen Cerebro-Kapseln. Warum erklärt es ihm sein Kumpel nochmal? Warum erklärt Emils Vater ihm die Fleisch-Thematik, die ja scheinbar nicht erst seit gestern existiert? Oder wenn die Mutter darüber fachsimpelt, was der Vater so alles gemacht hat...
Das kann man letztlich alles noch damit erklären, dass die Charaktere halt gerne reden, selbst wenn man ja die Sachen schon kennt (solche Menschen gibt es ja), aber es wirkt doch etwas komisch...

 

b) Exposition an Emil, damit der Plot vorangeht:

Vermehrt wird Emil mit Exposition befeuert, die strenggenommen sein ganzes Leben auf den Kopf stellt, aber seine einzige Reaktion ist quasi „Woah! Warum hast du das nicht früher gesagt? Ist zwar verrückt, aber ich bin dabei! Wuhuu!“

Ich weiß, dass der Plot vorangehen muss, man hätte aber die Enthüllungen seines Vaters noch ein gutes Stück hinausschieben können und Emil zuerst in allerlei verrückte Situationen bringen können. So hat man zwar als Leser einen Plan, was abgeht, aber das wirkt nicht sonderlich natürlich für einen Jungen, der scheinbar belogen wurde und ständig Träume und Halluzinationen hat...

 

c) Bond-Villian-Exposition:

Emils böser Bruder erklärt ihm quasi den ganzen Plot-Inhalt, nur um ihn dann zu erschießen?

...

Ernsthaft? Das führt mich gleich zum nächsten Punkt...

 

2.) Die Idiotie des Plans der Bilderberger:

Also, soweit ich es nun verstanden habe, beabsichtigt die böse diktatorische Regierung, mit Hilfe der Kristallschädel und Asura Energie zu gewinnen, um letztlich ihr Raumfahrtprogramm voranzutreiben. Etwas... ungewöhnlich, aber okay (Anbei... Ich bin kein Physik-Experte, aber ich war der Auffassung, dass Anti-Materie und Materie sich gegenseitig aufheben. Oder soll das einfach die überkrasse Kraft der Kristallschädel darstellen?).

Problematisch wird es, wenn sie einen klaren Psychopathen wie Emils Bruder mit der heiklen Aufgabe, Asura zu bannen, beauftragen.

Ich meine, der Kerl ist so übel und irre – er knattert immerhin seine Assistentin, um seine Befehle zu verdeutlichen (eine der angesprochenen „düsteren“ Szenen) – es würde nicht viel fehlen und er ertränkt noch ein paar Kätzchen im Fluss! o_O“

Ich meine, okay, schwierige Zeiten und so. In anderen Geschichten werden Kinder und Jugendliche in Riesenroboter gepackt, ABER dort werden die permanent von halbwegs kompetenten und spezialisierten Erwachsenen angeleitet. So, wie es hier ist, scheinen die Bilderberger reichlich verblödet zu sein, so eine elementare Angelegenheit für ihr Überleben einem 18-jährigen sadistischen und chauvinistischen Psychopathen anzuvertrauen...

Das lässt das ganze Kartenhaus einer Verschwörung von der Glaubhaftigkeit her in sich zusammenfallen, weil niemand solch ein Risiko eingehen würde.

„Ja ja, geh mal Superheld spielen, geh aber sicher, dass wir unsere superwichtige Energie auch bekommen!“

 

3.) Unklarheiten im Setting:

Trotz einer eigentlich schönen Inszenierung der Konflikte und Thematiken des Settings bin ich auf drei Stellen gestoßen, die mich doch grübeln ließen:
 

a) Raumfahrtprogramm, aber nichts davon zu sehen:

Wenn das ja scheinbar so wichtig zu sein scheint, sieht man davon aber recht wenig. Genau genommen erzählt nur der Professor im Detail davon. Vielleicht kommt dazu noch mehr, aber vielleicht irgendeine Anlage im Hintergrund zeigen, wäre interessant. Die Zeit läuft ja für die Menschen ab!
 

b) Warum kommt Emil so gut davon:

Emil tritt jemanden ins Gesicht und wird dann nur vom Direktor/Professor belehrt? Wenn er doch so ein chronischer Problemfall ist, warum haben die Bilderberger nicht schon ihre Militärpolizei vorbeigeschickt? Stattdessen machen Mitstudenten Jagd auf Emil? o_Ô

Klingt arg unplausibel...
 

c) Das Institut am Ende:

Gegen Ende des Bandes fährt Emil erneut zum Institut und dort sieht alles in Ordnung aus (Leute stehen davor). Nach seiner Flucht vor Lin kann nicht allzu viel Zeit vergangen sein und schon sind alle im Institut tot, ohne das außerhalb vielleicht etwas Tumult ist?

Es kann zwar durchaus sein, dass das unbemerkt blieb, aber so wirkt es doch sehr plötzlich...

Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Emil sich erst wundert, dass ja keiner draußen steht, bei der Uhrzeit (Pause oder so)?

 

Fazit:

„Skull Party“ ist definitiv ein sehr interessantes und vielversprechendes Projekt. Man merkt deutlich, dass sich Melanie Schober zeichnerisch und thematisch weiter entwickelt hat.

Vor allem ist es schön, dass ihr mehr Raum zum Entwickeln einer Geschichte zugestanden wurde, woran viele der Personal Paradise-Teile zu leiden hatten.

Leider gibt es noch reichliche inhaltliche Schnitzer, die von Kleinigkeiten bis zu großen Stolperfallen reichen und den Plot so nicht wirklich natürlich entwickeln lassen.

Aber ich bin gespannt, wie es weitergeht. Vielleicht wird das Ruder in der Hinsicht noch herumgerissen, jetzt, wo der Status quo der weiteren Geschichte etabliert ist.


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Soviel nun von meiner Seite...

Wie sehen das andere, die „Skull Party“ gelesen haben?

Lasst doch ein Kommentar zu diesem Review da!

Ich freue mich schon. :)

Avatar
Datum: 25.07.2013 23:54
Thanx for the Review Wieland! :D

Viele deiner Bedenken werden in Band 2 komplett fortgewischt. Aber... leider kann ich dazu nix sagen, weil ich sonst die komplette Geschichte erzählen würde. ^-^"
Bei einigen Kritikpunkten hast du aber Recht. Besonders bei der Sache, dass Lucas so lang auf Emil einlabert, bis alles erklärt ist. Ich mag die Lösung selber nicht so besonders, aber es war ein nötiger Kompromiss, um den Fluss der Information auf alle vier Bände gleichmäßig zu verteilen.
Bin dann schon gespannt, wie dir Band 2 gefällt, der ein paar deiner Fragen und Wünsche definitiv befriedigen wird! ^-^
Preiset Slash-kun, den Einzigartigen, der hinabgestiegen ist, um uns unsere Einfalt vor Augen zu führen.
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Datum: 30.07.2013 12:17
Ich finde es immer günstiger, Exposition um Fragen herum aufzubauen und nicht um Antworten herum. Das heißt, bevor man eine inhaltsrelevante Information als Antwort vermittelt, muss zuerst einmal Interesse an der Frage geweckt werden. Und die Antwort darf eben auch nicht so leicht zu bekommen sein, sondern muss sich durch die Hauptfiguren erst erarbeitet werden.

Die Meister darin sind Naoki Urasawa und Takashi Nagasaki. Ich glaube, wenn man eine Mystery-Story schreiben will, kann man echt 'ne Menge lernen, wenn man sich vorher detailliert anschaut, wie beispielsweise ein "20th Century Boys" funktioniert. Die Protagonisten hangeln sich von Frage zu Frage, und wenn sie eine Antwort bekommen, ist sie nie vollständig und wirft auch immer gleich mindestens zwei neue Fragen auf. Das große Ganze ergibt sich dann erst sehr viel später.

Emil gerät ja in SKULL PARTY irgendwie immer an Figuren, die ihm sofort und widerstandslos alles erklären. Erarbeiten muss er sich eigentlich nichts. Und oft bekommt er eben auch Sachen erklärt, die eigentlich der Leser erklärt bekommen soll.

Ich finde, allzu viel hätte man in SKULL PARTY 1 noch gar nicht wissen müssen. Wäre zum Beispiel spannender, wenn Emil Lucas nur kurz bei seiner "Säuberung" gesehen hätte, ohne zu wissen, was mit seinem Bruder los ist, und er das erst nach und nach herausfindet. Schließlich scheint der Bruderkonflikt ja schon sehr zentral für den Manga zu sein.

Bei Emils Vater hätte man das genauso noch etwas zurückhalten können und so mehr als dem Vater-Sohn-Konflikt ziehen können. Zum Beispiel wird etwas Überraschung verschenkt, als Emil von seiner Schwester gerettet wird, weil man ja schon weiß, dass ihr Vater sie auch von den Regierungsdrogen fernhält. Eigentlich ist da ja so viel Familiendrama möglich, aber irgendwie sind nach Band 1 schon alle Positionen geklärt.

Ich glaub, die Maus muss dem Leser einfach mal ein bisschen mehr Eigeninitiative zutraun und ihm nicht immer gleich das Wichtigste erklären, bevor sie mit der eigentlichen Story loslegt. Ich denke, es gibt bestimmt in den Folgebänden noch ein paar Pointen, die die Erklärungen im ersten Band in ein neues Licht rücken werden. Dann wäre es allerdings auch schön gewesen, wenn Band 1 noch etwas mehr Zweifel und Misstrauen gesät hätte.

Exposition ist wahrscheinlich eins der schwierigsten Elemente beim Storytelling. Man sollte kleinere Mängel da jetzt auch nicht überbewerten. Denn das ist ja so ziemlich die einzige Schwäche in SKULL PARTY. Alles andere, von den Zeichnungen übers Character Design bis zu Kontrasten und Panel-Auflösung sind ja wirklich sehr, sehr gut geworden. Ist schon ein bisschen Meckern auf hohem Niveau, aber das ist eben auch das einzige, wo man der Maus noch helfen könnte. ^^
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Datum: 30.07.2013 21:39
Hmm... da habt ihr schon Recht! Ich werd dran arbeiten, künftige Expositionen etwas... indirekter anzulegen und mehr in die Story zu integrieren, damit sie nicht so fremdkörperartig rüber kommen. XD Das wird echt knifflig, weil die Story an sich schon so komlex und krass verschlungen ist! Deshalb war es nötig, diese Menge an Information schon in Band 1 zu liefern. Hätte ich das nicht getan, wärt ihr in den restlichen Bänden komplett ERSCHLAGEN worden! XD

Hach ja... lasst euch überraschen :>
Preiset Slash-kun, den Einzigartigen, der hinabgestiegen ist, um uns unsere Einfalt vor Augen zu führen.
Datum: 25.08.2013 02:25
Ich fand das mit der Exposition eigentlich gar nicht so schlimm. Bis natürlich auf die letzte Szene wo Lucas ihm einfach mal in übertriebener Bond-Manier den gesamten Plan seiner bösen Organisation erklärt, bevor er ihn töten will.
Und natürlich war es dämlich von Emils Mutter, alles im Haus zu erzählen ohne sicher zu sein, dass Emil nichts davon mitkriegt.
Aber das ist noch ok. Wenn ich akzeptieren kann, dass Superman fliegt, stört sowas meinen Lesespass auch nicht.

Ich fand eher, dass der Ton an manchen Stellen nicht gepasst hat. Der Zeichenstil ist in meinen Augen immernoch zu "niedlich" um "beihnahe-vergewaltigungs"-Szenen angemessen rüber zu bringen. Das Problem ist einfach, dass mich diese Szenen dann eher verwirren, als das ich schokiert bin. Als würde ich mir eine Folge von "My little Pony" anschauen, in der eins der Ponys plötzlich selbstmord begeht. Da würde sich doch jeder fragen "ist das ernst gemeint?".

Die Frage habe ich mir beim Lesen einpaar mal stellen müssen. Vor allem da nach solchen Szenen am Ende die beiden bösen Charaktere in übertriebener Cosplaykleidung auftauchen, die den Ton der Geschichte nicht gerade realistischer machen. Aber andererseits hat da sogar der Hauptcharakter angemerkt, das ihr Aufzug lächerlich ist.

Also die Hauptfrage mit der ich aus Skull Party rausgehe ist ob diese Szenen ernst gemeint waren, oder hier wirklich satirische Züge angedeutet sind.
Momentan denke ich, dass der Band genau so gut oder besser ohne diese Szenen ausgekommen wäre und dann hätte mann das 16+ Rating auch nicht unbedingt gebraucht.

Ich will jetzt aber gar nichts gegen das Verwenden von 16+ oder 18+ Szenen sagen. Aber wenn das halt ernst gemeint ist und nicht so übertrieben satierisch wie z.B. bei Def, muss der restliche Ton halt passen und realistisch genug sein. Ich denke da eher an Sachen wie Gantz, wo mich solche Szenen überzeugen.


Aber insgesamt ist Skull Party ein solider Band. Ich wurde von Anfang bis Ende gut unterhalten und das Lesen hat spass gemacht. Obwohl die Story etwas braucht um sich aufzubauen, wirkt der Anfang auch nicht nur wie eine große Vorbereitung für spätere Ereignisse, sondern hält eine gute Grundspannung die sich im Verlaufe des Bandes langsam steigert.

Achja, cooles Setting übrigens. Sone Mischung aus Venedig und New York.


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