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Germanga Review: Aquabox 0-3 aquabox headquarters, Germanga, Manga, Review

Autor:  Jitsch

Update 9.4.2017: Online-Bestellformular verlinkt (unter "Bestellung"). 

Und von der vermutlich schon am längsten regelmäßig erscheinenden selbst verlegten Reihe in unseren Landen gab es auch einen neuen Band:

aquabox headquarters

Autorinnen: aquabox (Sia und yamiz)
Genre: Alltag, Boy's Love
Leserichtung: Westlich
Preis: je 9,00 € (Einzelbände)
15,00€ (Sammeband Teil 0-2)
Seitenzahl: 126 (Teil 3)
236 (Sammelband Teil 0-2)
Bestellung: Über das Online-Bestellformular
Status: Bisher 4 Teile, nicht abgeschlossen
Leseprobe: Hier auf Animexx

  

Story

Als er bei der Verbrecherjagd in einer verlassenen Siedlung nach einer Explosion einen verletzten jungen Mann findet und dieser sich weigert, in ein Krankenhaus zu gehen, nimmt Cedric ihn mit zu sich nach Hause. Sein initialer Verdacht bestätigt sich bald - Phil ist einer von vielen Menschen, die durch rätselhafte Substanzen aus dem so genannten Sternenfall kontaminiert ist und dadurch besondere Fähigkeiten erlangt hat. Auch Cedric besitzt solche Fähigkeiten, doch während ihm diese helfen und er dank ihrer sogar als Superheld Nautic Verbrechen bekämpfen kann, sind die von Phil brandgefährlich. Denn er löst massive Explosionen aus, die er kaum kontrollieren kann - vor allem dann nicht, wenn seine Hormone durch Cedrics Gegenwart in Wallung geraten.

Review

Zum ersten Teil von Aquabox hatte ich vor zwei Jahren auch schon mal was geschrieben und irgendwie ist meiner Einschätzung von damals gar nicht so viel hinzuzufügen. Denn es gibt zwar Andeutungen auf einen größeren Plot, es bleibt aber eine gemütlich vor sich hin plätschernde Story, bei der Spannung und Action eher die Ausnahme sind.

Gefühlt 50% der Szenen spielen sich auf Cedrics Sofa im Wohnzimmer ab. Dabei geht es hauptsächlich um die Beziehungskiste zwischen Phil und Ced. Zwischen denen stimmt die Chemie von Anfang an und die Beziehung entwickelt sich in einem natürlichen Tempo, aber es ist schon ein wenig frustrierend wie Phil immer wieder abblockt, vor allem aus Angst vor seiner eigenen Fähigkeit, und Ced immer wieder nachbohren muss um überhaupt zu verstehen, was das Problem ist.

Auch eine andere Sache stört: Dafür, dass die Serie das Label "Alltag" trägt bekommt man zu wenig wirkich Alltägliches von Ced (und Phil) mit. Man sieht sie zusammen essen, einmal fernsehen und Ced ist in einem Band erkältet, aber man bekommt wenig Gefühl dafür, was sie in ihrer Freizeit tun. Es heißt zwar, Ced sei ein Nerd, aber man sieht ihn nur einmal kurz am Computer sitzen und an seiner Wohnung sind das Individuellste die Aquarien ("Aquaboxen"), von denen man aufgrund der sparsamen Hintergründe oft vergisst, dass es sie gibt. Details, die verraten würden was genau an ihm so nerdig ist (spielt er Videospiele? Liest er Comics? Löst er mathematische Formeln? Programmiert er? Guckt er Serien?) sind in der Wohnung nicht zu sehen, womit die Möglichkeit, sich als Leserin mit ihm zu identifizieren, ziemlich verschenkt wird.

Lobenswert finde ich, dass die Autorinnen ihr Bestes geben, damit die Liebesgeschichte nicht kitschig daherkommt. Phil und Ced sind sowieso nicht die klassischen Bishōnen, Ced mit seinen leeren Pupillen sieht stellenweise sogar ein bisschen gruselig aus. Trotzdem übertreiben sie es stellenweise mit dem "nicht kitschig", so gibt es einen  verschnupften Kuss und eine andere potenziell romantische Szene wird durch Schnarchen und Sabbern im Schlaf "versaut". So realistisch das auch ist, erwartet man als Leser von etwas was das Label "Boy's Love" trägt vielleicht doch etwas anderes.

Die gefühlt anderen 50% verbringen wir in Hadron Inc, der Organisation für die Ced als Superheld arbeitet. Hier werden die Fähigkeiten von Phil akribisch untersucht und er versucht, sie kontrollieren zu lernen - ein längerer Prozess, der auch im aktuellsten Band noch andauert. Die Hintergründe dieser Kräfte und dass viele Menschen dadurch eher zu Schaden kommen als dass sie coole Superhelden werden wirken sehr realistisch. Die Charaktere werden allerdings fast nur über ihre übernatürlichen Eigenschaften definiert, außer Ceds Lieblingsessen und Phils Abneigung gegen Fencheltee gibt es kaum Individuelles, was wir über sie erfahren.

Dazu kommt, dass der vierte Band Ced und Phil ein wenig zur Seite rückt und sich zwei unsympathischen Charakteren widmet. Es gibt zu denken, dass diese die bisher einzigen Repräsentantinnen des weiblichen Geschlechts sind. Die eine, Blake, ist (wie wir wissen, hoffnungslos) in Ced verknallt. Wie es aber für solche Konflikte typisch ist kann sie das nicht richtig ausdrücken und er rafft es nicht, obwohl es für Außenstehende völlig offensichtlich ist. Rat in Liebesdingen sucht sie bei dem zweiten unsympathischen weiblichen Charakter, Flo, die Ced überhaupt nicht kennt, aber sich für die perfekte Beziehungsratgeberin hält  und typische Frauenzeitschriften-Tipps parat hat ("Mach dich interessant in dem du dich von ihm fern hältst"). Warum Blake ausgerechnet sie um Hilfe bittet bleibt ein Rätsel. Und natürlich, so deutet es zumindest das Ende des neuesten Bandes an, begeht sie schließlich aus verschmähter Liebe einen fatalen Fehler.

Kurz: Ich tu mich momentan schwer mit den Charakteren und die Story ist dünn. Die Zeichnungen können, so gut sie auch sind, darüber nicht ganz hinwegtrösten. Ja, Sia und yamiz sind gute, versierte Zeichnerinnen und der Stil mit dem sie Aquabox zeichnen, mit vielen Schwarzflächen und schönen Kontrasten, sieht einwandfrei aus. Vor allem die Charaktere mit ihren gut wiedererkennbaren Gesichtern und Eigenarten sind sehr einprägsam und unverwechselbar. Besonders gut zeigen sie ihr Können auch in ein paar drastischen Actionszenen im neuesten Band, von denen es meiner Meinung nach ruhig etwas mehr geben dürfte.

Ich bin mir sicher, dass Aquabox inhaltlich noch einiges parat hat und ich finde Ced und Phil sowie einige der bisher unwichtigeren Charaktere sympathisch genug, um dran zu bleiben. Aber ich warte noch darauf, dass der Funke überspringt.

Fazit

★★☆☆☆  (2 von 5 Sternen)

Die innovative Kombination von Superheldenthematik und Alltagsstory weiß mich aufgrund von Schwächen in der Charakterisierung und der Existenz von wirklich unsympathischen Figuren trotz des starken Starts derzeit nicht wirklich zu überzeugen.

Datum: 04.04.2017 20:17
Ich les ja jetzt schon ne Weile ( bin durch Twitter drauf gestoßen) deine Reviews zu den LBM Comics dieses Jahr und finde es klasse, dass du dir für manche Werke die Mühe machst und sie rezensierst. <3

Ich bin normalerweise kein Mensch der bei Rezensionen reinredet und ich hätte ganz sicher auch diese hier so stehen gelassen, wenn mich nicht der Absatz über die weiblichen Charaktere doch extrem erstaunt hätte. Hauptsächlich der Satz „Es gibt zu denken, dass diese die bisher einzigen Repräsentantinnen des weiblichen Geschlechts sind. „ der in Verbindung mit dem von dir davor gesetzten negativen Urteil über ebendiese doch einen, meiner Meinung nach, anklagenden und für manche vielleicht abschreckenden Ton hat.

Es wirkt auf mich, als würdest du den Mädels von Aquabox damit unterstellen wollen, das leider viel zu häufig vorkommende Klischee der charakterlosen, unsympathischen Frauen in BL-Comics bewusst zu nutzen.
Da ich selbst jemand bin, der gut geschriebene Frauenrollen in egal welchem Genre begrüßt und sich vor allem wünscht, dass sie GERADE in BL besser dargestellt werden, möchte ich lediglich eine kleine Gegendarstellung hier lassen.
Denn in meinen Augen hätte ich das niemals so wahrgenommen, wie es auf dich gewirkt hat. Nicht nur, finde ich die Mädels die bisher in der Aquabox vorgekommen sind, allesamt interessant; unsympathisch wirkt höchstens Flo auf mich. Gerade Blake (die wie ich eben mit Erstaunen feststellen musste online extreme Antipathie bekommen hat), finde ich einen sehr gut nachvollziehbaren und sympathischen Charakter mit dem man mitfühlt und von dem man mehr erfahren möchte. Ich wäre also von selbst nie auf die Idee gekommen die kompletten Seiten über sie als negativ-Beispiel für fiktive Frauenrollen zu sehen.

Ich möchte deine eigene Ansicht über diese Charaktere überhaupt nicht in Frage stellen oder sie devaluieren, immerhin ist das hier deine Review. xD Nur der Zusatz mit der leichten Unterstellung ist mir sauer aufgestoßen, weil er doch eine gewisse Allgemeingültigkeit des Statements mitschwingen lässt, die keinen Raum für Diskussionen lässt.

Vielen Dank dennoch, dass du dir die Mühe machst und die Rezensionen schreibst. So etwas gibt es noch viel zu selten. =D


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