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Germanga-Review: Wandering Germanga, Manga, Review

Autor:  Jitsch

Da man ab heute wieder ernst nehmen kann, was im Internet steht, kommt hier was zu einer etwas ernsteren Story. Wobei diese nicht richtig in die Reihe "Germanga" passt weil sie in Englisch ist - aber von einer deutschen Autorin.

Wandering

  Autorin: pearsfears
Genre: Alltag, Gefühle
Sprache: Englisch
Leserichtung: Westlich
Preis: 8 €
Seitenzahl: 74
Bestellung: Derzeit leider nicht möglich. Laut Autorin evtl. wieder im September
Status: 1 Band, abgeschlossene Short-Story
Leseprobe: Hier auf Tapastic

  

Story

Des Nachts irrt Walker durch die Straßen seiner Heimatstadt - nicht physisch, sondern im Traum. Was er dabei sieht sollte ihn beunruhigen, aber irgendwie ist es ihm völlig egal, dass seine Freundin mit dem Kapitän seiner Basketballmannschaft intim wird. Auch daran, dass ihn im Team keiner leiden kann, ist er längst gewöhnt. Ein kleiner Lichtblick in seinem Leben ist die Bekanntschaft mit Rosa aus dem Volleyballteam. Sie ist größer als er, und vor allem hört sie ihm zu - auch als sein gewohnter Alltag langsam zerfällt.

Review

Walker ist eigentlich ein Charakter zum Haare raufen. Was auch passiert, er erlebt alles irgendwie passiv, lässt sich von seiner Freundin herumschubsen und leugnet sämtliche Hinweise, dass sie ihn längst nicht mehr liebt. Und dennoch kann man ihn irgendwie verstehen. Er möchte den Status Quo bewahren weil er bequem ist, nicht weil er besonders an Jackie hängt. Wir erfahren das alles durch seine Monologe, aber auch durch seine Gespräche mit Rosa, die sich als sehr verständnisvoller Gesprächspartner erweist und durch und durch sympathisch ist. Walkers Selbstzweifel, wenn auch vielleicht nicht in dem Extrem, kommen wohl jedem bekannt vor, und es ist ein schönes Gefühl auch für den Leser, dass er damit nicht ganz allein bleibt. Die Story ist melancholisch, aber nicht ohne jeden Hoffnungsschimmer.

Wandering ist in Englisch verfasst und das passt auch, weil sie im Umfeld eines amerikanischen Colleges spielt. Ich war zwar selbst noch nie in den USA, aber das Setting fühlt sich mit seinen diversen Charakteren sehr real an. pearsfears ist außerdem extrem gut darin, vielfältige und visuell widererkennbare Charaktere zu entwerfen, die nicht einfach nur irgendwelchen Stereotypen entsprechen. Details wie Walkers unzählige Sommersprossen, Rosas schiere Körpergröße oder Jackies stets etwas säuerlicher Blick gegenüber Walker machen die Figuren trotz der Kürze der Story sehr greifbar.

Überhaupt ist der Manga optisch großartig. Zwar sehen gerade die Hintergründe ein wenig Skizzenartig aus, aber das verleiht dem Stil auch eine gewisse Leichtigkeit und macht es einfacher, sich auf Stimmungen zu konzentrieren. Es wird viel mit Licht und Schatten gearbeitet, so dass man auf jeder Seite sofort sieht, ob es gerade Tag oder Nacht ist, ob man sich drinnen oder draußen befindet. Auch das Paneling ist großartig, die Zeichnerin setzt vor allem seitenfüllende Einzelpanels sehr gekonnt ein, um Szenen besonders hervorzuheben. Zeichnerisch ist da nicht mehr viel Luft nach oben - oder anders gesagt, es ist schon fast perfekt.

Fazit


★★★★★  (5 von 5 Sternen)

Eine stimmungstechnisch perfekte und sehr nachdenklich stimmende Kurzgeschichte, in der sich wohl jeder irgendwie wiederfinden kann. Wer pearsfears bisher noch nicht auf dem Schirm hatte oder dachte, dass sie nur Boy's Love zeichnet, sollte auf jeden Fall einen Blick hinein werfen.



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