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Germanga-Review: Lupus in Fabula Lupus in Fabula, Germanga, Manga, Review

Autor:  Jitsch

Ich bin frisch von der LBM zurück und habe nicht nur selbst was verkauft (*hust* Vampire Blues *hust*) sondern auch einiges an Manga erstanden. Grund genug, mal wieder ein paar Reviews zu schreiben. Den Anfang macht eine mit dem zur Messe erschienenen dritten Band abgeschlossene Geschichte aus einem großen Verlag:

Lupus in Fabula

 

  Autorin: Kamineo
Genre: Mystery, Urban Fantasy
Leserichtung: Westlich
Preis: je 7,95 €
Seitenzahl: je ca. 200
ISBN:

978-3-551-72823-4
978-3-551-72824-1
978-3-551-72825-8

Verlag: Carlsen Manga
Status: Abgeschlossen in 3 Bänden

  

Story

Agent J. ist beim FBI für besondere Fälle zuständig - man ruft ihn, sobald es um Hexen, Einhörner, Irrlichter oder Ähnliches geht. Zusammen mit seiner neuen Assistentin Ace und dem genialen Hacker Sky kümmert er sich um Mordfälle, Vermisstenmeldungen und Überfälle, die auf das Konto von übernatürlichen, von den Menschen versteckt lebenden Wesen gehen. Doch als ein junger Werwolf erschossen wird, geraten sie auf die Fährte von etwas Größerem, das vielleicht sogar das Gleichgewicht zwischen Menschen und Metawesen durcheinander bringen könnte...

Review

Kamineo sagt bisher wohl vor allem Boy's Love Fans etwas, denn das war das Genre ihrer ersten Verlagsveröffentlichung, Alpha². Im neuen Werk Lupus gibt es zwar auch ein (in den folgebänden stärker werdendes) homoerotisches Knistern zwischen zwei Charakteren, aber der Fokus liegt so weit davon weg, dass man die Bände auch getrost zur Hand nehmen kann, wenn man nicht auf schwule Werwölfe steht.

Denn das Hauptaugenmerk gilt der mit vielen liebevollen Details ausgestalteten Parallelgesellschaft der verschiedenen Metawesen, die nicht immer freundlich miteinander umgehen. Faszinierend ist hier der Ideenreichtum, der den Alltag von Fabelwesen in unserer modernen Welt glaubwürdig beschreibt - hier die Hexe, die sich eine Anleitung für eine magische Bombe googelt, dort die Vampire die Blutproben sammeln, mit modernen Methoden filtern und mithilfe eines dichten Logistiknetzes an ihresgleichen liefern, damit diese keine Menschen töten müssen. Solche Eigenarten der "Meta" sind geschickt in die einzelnen Kriminalfälle eingewoben, mit denen sich J und seine Partnerin Ace beschäftigen.

Die ersten Fälle dienen vor allem dazu, ohne gestellt wirkende Expositionstexte diese Welt kennenzulernen und mit J und Ace warm zu werden. Dass Ace von der Welt der Metawesen noch nicht viel Ahnung hat, sorgt für angenehm knappe, aber sehr hilfreiche Erklärungen von J, die auch für den Leser sehr erhellend sind. Zusammen mit den realistisch anmutenden Charakterdesigns erinnert Lupus weniger an typische Manga und mehr an eine Crime-Serie aus den USA an, wo die Geschichte übrigens auch spielt. Dazu trägt bei, dass der Stil fast völlig ohne typische Manga-Stilmittel wie Effektlinien auskommt (auch Soundwords werden sehr sparsam eingesetzt) und damit umso filmischer wirkt.

Die Story verdichtet sich in den späteren Bänden, es ergeben sich Zusammenhänge zwischen Kriminalfällen und schließlich steht sogar das Wort "Krieg" im Raum. Dennoch endet die Geschichte nicht in einem großen Knall sondern bleibt dem treu, was sie von Anfang an vermittelt: Dass Menschen und Meta doch irgendwie zusammenleben können. Hierfür steht auch symbolisch die Beziehung von zweien der wichtigsten Charaktere.

Man hat dabei immer das Gefühl, dass es in der Welt von Lupus noch viel mehr Charaktere und ungesehene Zusammenhänge gibt als man unmittelbar zu sehen bekommt. Es gibt einige Aspekte, die von den Charakteren nicht laut ausgesprochen werden und es dem Leser so abverlangen, ein bisschen mitzudenken - der Autorin gelingt aber das Kunststück, dabei nicht zu verwirren, da sich solche Dinge durch gezielt eingesetzte Bildausschnitte oder Gesten von Charakteren ganz natürlich von selbst erklären.

Wahnsinn ist auch das Tempo, in dem Lupus erschienen ist - die drei Sammelbände mit je 200 Seiten wurden von Carlsen innerhalb von nur einem Jahr herausgegeben. Ein Blick ins Buch erklärt das hohe Tempo: Es ist leicht erkennbar, dass sämtliche Hintergründe nicht das Produkt akribischer Handarbeit sind, sondern von 3D-Modellierungssoftware ausgespuckt wurden. Das wirkt oft recht steril, da alle Linien absolut gerade sind und Flächen keine natürlich wirkenden Scharten oder Unebenheiten aufweisen - andererseits sind mit dieser Methode spannende Perspektiven möglich, die "per Hand" extrem aufwändig wären. Als Purist kann man das verurteilen, aber als Leser freut mich sich, dass man nicht ein ganzes Jahr oder länger auf einen neuen Band warten muss, wie es zum Beispiel beim ebenfalls bei Carlsen erscheinenden Manga Das Liberi-Projekt der Fall ist, der komplett von Hand gezeichnet ist.

Die Zeichenkünste von Kamineo zeigt sich umso mehr in den Charakteren. Typische Bishōnen findet man dort weniger - J ist zum Beispiel ein markiger Kerl mit dichter Brustbehaarung, während ein anderer Charakter durch Narben auf einer Gesichtshälfte komplett entstellt ist. Die Figuren haben dabei eine tolle Gestik und Mimik, die perfekt zu den Dialogen passt und den eigentlichen Charme der Geschichte ausmacht. Auch die Fabelewesen wie Einhörner und Werwölfe sind gekonnt und sehr realistisch gezeichnet. Und dann wäre da noch mein Favorit, der Zombie-Hund (er ist toll). Über weite Strecken wird die Geschichte von ihren etwas verschrobenen aber liebenswerten Charakteren getragen, und sie sind auch der Grund, warum ich bei einer etwaigen Fortsetzung sofort wieder zugreifen würde.

Fazit


★★★★☆  (4 von 5 Sternen)

Kamineo präsentiert mit Lupus in Fabula spannende Geschichten rund um eine Handvoll sehr sympathischer Charaktere, die vor allem durch ihre gekonnten Dialoge und die überzeugenden und realistischen Details zu den Metawesen besticht. Die mit 3D-Software erstellten Hintergründe lassen das Werk optisch ein wenig steril erscheinen, aber inhaltlich überzeugt es auf ganzer Linie.

Datum: 30.03.2017 10:11
Das klingt doch echt spannend. Ich glaube, ich sollte es mir mal anlegen.


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