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Blick in die Karten: Yu-Gi-Oh! Zexal - Der Numbers-Krieg in Mangaform Yu-Gi-Oh!, Manga

Autor:  Jitsch

Blick in die Karten Masterpost

Wie zu allen Yu-Gi-Oh! Anime-Spinoffs gab es auch zu Zexal eine Manga-Umsetzung. Interessant ist, aber dass sie in diesem Fall schon vor dem Anime gestartet wurde, sozusagen als Teaser (aufgrund des Veröffentlichungsrhythmus wurde der Anime vom Manga natürlich schnell überholt). Möglich ist das, weil der Storywriter des Manga, Shin Yoshida, auch der Chef-Planer des Anime war. Anime und Manga sind in diesem Fall quasi aus einer Hand.

Titel:

王ZEXAL [YūGiŌ ZEXAL]
(Japan)
Yu-Gi-Oh! Zexal (Rest der Welt)

Künstler: Naohito Miyoshi
Story: Shin Yoshida
Veröffentlichung: 2010 – 2015 (Japan)
Kapitel: 55
Mangabände: 7

 

Legale Verfügbarkeit

Ich wiederhole mich. In Deutschland ist der Manga nicht erschienen. Man kann ihn aus den USA importieren oder auf Viz Manga digital erwerben, wenn man aus den USA/Kanada zugreift oder es per Proxy so aussehen lässt.

Synopsis

Als Yūma Tsukumo von seinem Klassenkameraden Shark zu einem Duell um das einzige Andenken an seinen verschollenen Vater gefordert wird, gerät er in die Klemme. Doch dann öffnet sich das Tor und ein neues Übel kommt in die Welt – die 99 „Numbers“ Karten, die Besitz von Menschen ergreifen. Immerhin hat Yūma einen starken Verbündeten, denn mit den Numbers kommt Astral in diese Welt, ein Meisterduellant, der sich an nichts weiter erinnert als daran, dass er alle Numbers finden muss.

Zusammen machen sich die beiden auf die Suche nach den anderen Numbers, doch sie sind nicht die einzigen, die deren Macht nutzen wollen. So entspinnt sich ein regelrechter Krieg um die Numbers, der zwischen drei Parteien erbittert ausgefochten wird.

Über die Story

Weil Shin Yoshida für Manga und Anime verantwortlich war, ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass der Beginn beider Versionen so ziemlich identisch ist. Das sorgt allerdings auch dafür, dass sich die ersten paar Kapitel für Anime-Kenner ziemlich langweilig lesen. Die Dialoge und Duelle gleichen sich aufs Haar, aber weil diverse Filler ausgelassen und nur die wichtigsten Gegner (Shark, Tokunosuke und Kaito) aus den ersten 14 Anime-Episoden vorkommen, wirkt es ein wenig gehetzt.

Das Gefühl legt sich danach allerdings, denn danach beginnt die Story des Manga sich vom Anime weg zu entwickeln, wohl auch weil der Manga nicht zur reinen Nacherzählung des Anime geraten sollte. Yūma trifft im weiteren Verlauf auf Gegner die es im Anime nicht gab, die Numbers-Karten besitzen, die es im Anime ebenfalls nicht gab. Vor allem gibt es auch zwei für die Manga-Story wichtige Charaktere, die im Anime nicht vorkommen. Einer davon ist der zentrale Antagonist, Yagumo.


Die Kernfiguren der Story - Kaito muss viel durchmachen

Was die Story auch im Manga auszeichnet ist ein Gefühl dafür, sie charaktergetrieben voranzubringen. Es sind die aufeinanderprallenden verschiedenen Motivationen und Wünsche der Charaktere, die sie dazu zwingen, sich immer wieder mit Karten zu bekämpfen. Dabei legt der Manga gerade bei Kaito sogar noch eine Schippe drauf, was die Tragik des Charakters angeht, denn er kämpft nicht nur für seinen Bruder sondern hat auch seinen Vater verloren. Am Ende ist es dann auch, wie im Anime, überzeugend erzählt wie Yūmas Fähigkeit, Menschen zu vertrauen und ihre guten Seiten zu sehen, den eigentlichen Siegesfaktor ausmacht.

Dabei gelingt es der Story, gewisse Twists zu bringen, die den Anime durchaus in den Schatten stellen und Charkteren eine völlig neue Bedeutung zuweisen – so die Rolle von Mr. Heartland, die ich hier aber nicht verraten möchte. Auch ohne das Konzept der Auseinandersetzung zwischen Astral- und Barianwelt (letztere gibt es hier nicht, ebenso wie deren Bewohner) kommt es zu einem spannenden Endkampf. Nichtsdestotrotz fehlt es dem Manga hier im Vergleich zum Anime ein wenig an Vielschichtigkeit, da sich alles auf einen Hauptgegner konzentriert. Etwas zu kurz kommt auch Astrals Herkunft, da nur sehr knapp erklärt wird, was die Astral-Welt ist. Zugutehalten muss man dem Manga dafür, ein bittersüßes Ende zu gestalten, wo der Anime auf den letzten Metern noch unbedingt ein Happy End für alle bringen musste.

Die Story ist mindestens auf dem Level der des Anime, hat ihm gegenüber auch noch einige interessante Entwicklungen zu bieten. Fans des Anime werden womöglich den Plot um die Barian und den gesamten Teil, der sich mit dem vergangenen Leben der Charaktere beschäftigt, vermissen, aber als eigenständige Story funktioniert der Zexal-Manga gut.

Über die Charaktere

So wie der Anime die Charakterdesigns generalüberholt hat, löst sich auch der Manga vom Schema seiner Vorgänger. Die Art die Charaktere zu zeichnen, aber auch grafische Stilmittel, sind nicht mehr so deutlich an den Originalstil von Kazuki Takahashi angelehnt. Dafür wird deutlich mehr Wert auf Dynamik und Bewegung gelegt, wo vormals oft mehr auf Gesichtsausdrücke fokussiert wurde und Dynamik hauptsächlich mit vielen, vielen Speedlines simuliert.

Über die Figuren lässt sich hier gar nicht wirklich viel sagen, was nicht schon in der Beschreibung des Anime gesagt wurde, denn da sind anders als bei den früheren Yu-Gi-Oh! Spinoff Manga so gut wie keine Änderungen vorhanden. Charaktere die es auch im Anime gibt haben die gleiche Vorgeschichte und sind charakterlich gleich drauf. Interessant ist allenfalls, dass Cathy im Manga ein Mädchen aus reichem Hause ist – das widerspricht dem Anime nicht, wurde dort aber nie explizit so gesagt. Jedoch kommen einem die Charaktere im Manga nicht ganz so nervig vor; das liegt auch daran, dass der Numbers Club (Yūmas Freunde) deutlich aktiver an der Story teilnehmen und für Yūma stellenweise eine größere Hilfe sind als das gerade im späteren Verlauf des Anime der Fall war. Die witzigen Stellen des Manga wirken auch deutlich natürlicher als so mancher erzwungener Gag im Anime.

 
Der Numbers Club - Sharks Vergangenheit

An interessanten Änderungen bleibt sonst noch Sharks Vorgeschichte, die in Grundzügen erhalten geblieben ist, aber an der sich einige Details geändert haben. So ist er im Manga kein großer Bruder sondern Einzelkind, was gefühlt auch besser zu seinem Verhalten als einsamer Wolf passt. Ansonsten stellen sich die sich entwickelnden Beziehungen zwischen den Charakteren so ziemlich dar wie im Anime.

Interessanter ist es also, sich die Manga-Only-Charaktere anzuschauen. Einer davon ist weiblich – Luna, eine Wissenschaftlerin, die die Zerstörung aller Numbers-Karten verfolgt und sich hierfür mit Shark verbündet. Das ist allerdings auch schade, da sie Shark nach einem Duell gegen ihn völlig das Feld überlässt und hauptsächlich den Plot erklärt. Sogar eine zweite neue weibliche Duellantin gibt es im Manga – die lebende Puppe Cologne, die zunächst als Gegnerin von Yūma auftritt, dann aber zu einer amüsanten und etwas vorlauten Bereicherung der Gruppe um ihn wird.

 
Cologne als Yūmas Sidekick - Yagumo, der Spinnenmann

Dann gibt es da noch Kyōji Yagumo. Der ersetzt quasi Tron als den Verursacher für Sharks Misere in der Profiliga, hat aber noch einiges mehr zu bieten. Anfangs erscheint er noch wie ein Handlanger von Dr. Faker, bringt das Kräftegleichgewicht aus dem Anime dann aber gehörig durcheinander und ist schließlich sogar der Hauptgegner der Serie. Die Rolle füllt er mit seinen gruseligen Augen und aus dem Rücken wachsenden Spinnenbeinen auch gut aus. Vor allem aber hat er eine tragische Vorgeschichte, die zwar auch erst spät ans Licht kommt, aber überzeugend darstellt, wieso er die Welt vernichten möchte. Okay, und ganz im Hintergrund lauert mal wieder das Ur-Böse, aber in diesem Fall hat es einerseits nicht von einem an sich netten Menschen Besitz ergriffen und andererseits ist dessen Gestalt doch eine Überraschung, die ich aber ebenfalls nicht preisgeben möchte.

Kurz: Das, was der Anime schon gut gemacht hat, kann auch der Manga. Gleichzeitig erzählt er eine eigenständige Story, die von neuen Charakteren getrieben wird.

Über die Duelle

Auch hier lässt sich ergänzend zum Anime relativ wenig sagen. Anders als in den anderen Yu-Gi-Oh! Spinoffs behalten hier die Charaktere ihre Decks größtenteils, auch wenn es eine Handvoll neuer Monster gibt. Das sind vor allem Numbers-Karten, denn im Manga kommen fast hauptsächlich welche vor, die es im Anime nicht gab.

Abgesehen davon gibt es kaum nennenswerte Eigenheiten des Manga. Die AR Vision wird hier etwas anders interpretiert, nämlich nicht mehr so richtig als Augmented Reality sondern tatsächlich als digitale Illusion – in Duellen scheinen die Kontrahenten zum Beispiel mal über dem Meer zu schweben oder auch komplett unter Wasser zu kämpfen. Interessant ist auch das allerdings nur einmalig stattfindende Speed Duel, das an die Riding Duels von 5D’s erinnert, aber deutlich mehr Fokus auf das Wettrennen legt, bei dem Yūma sich hauptsächlich darauf konzentrieren muss, den Kurs zu halten.


Die Holo-Technologie im Einsatz - Yūma beim Speed Duel

Gerade auf die magische Schummelei des Anime setzt der Manga überraschend wenig. Erst im finalen Endkampf kommt die Zexal-Form von Yūma und Astral zum Zuge, wo es angesichts des übermächtigen Gegners auch nicht wirklich wie Schummeln wirkt, mit übernatürlicher Unterstützung die bestmögliche Karte zu ziehen. Dafür setzt das Duo im Verlauf der Serie sehr kreativ die Numbers-Karten ein, die sie Lauf der Serie gesammelt haben, was für Vielfalt sorgt obwohl ein Großteil der Duelle von Yūma und Astral bestritten werden.

Was aber vor allem wichtig ist, dass es nach einer gewissen Aufwärmphase nur wichtige Duelle gibt, in denen es nicht nur darum geht, wer gewinnt, sondern auch darum, dass die Charaktere mehr übereinander erfahren.

Fazit

Wie schon der Anime macht auch der Mang von Zexal vieles richtig. Er beginnt ein bisschen schleppend (vor allem wenn man den Anfang schon aus dem Anime kennt), gewinnt aber schnell an Fahrt und hat eine eigenständige, gut geschriebene Story. Diese bewegt sich zwar nah am Anime, das macht aber gerade die herausstechenden Änderungen umso reizvoller.

Blick in die Karten Masterpost



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