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Blick in die Karten: Yu-Gi-Oh! R - Das Add-On zum Originalmanga Yu-Gi-Oh!, Manga

Autor:  Jitsch

Blick in die Karten Masterpost

Yu-Gi-Oh! R ist ein Spin-Off zum Manga, das von Takahashi nur noch redaktionell begleitet, aber von Akira Itō gezeichnet wurde. Die Veröffentlichung wurde begonnen, kaum dass der Haupt-Manga abgeschlossen war, um das Franchise in Manga-Form weiter auszuschlachten, lief dann aber noch lange über den ersten Anime hinaus. Inhaltlich wird dabei nicht an das Ende des Manga angeknüpft, sondern eine Side-Story aus der Haupthandlung erzählt.

Titel: R [GiŌ R] (Japan)
Yu-Gi-Oh! R (Rest der Welt)
Künstler: Akira Itō
Veröffentlichung: 2004 – 2007 (Japan)
Kapitel: 44
Mangabände: 5

 

Legale Verfügbarkeit

In Deutschland ist der Manga nicht erschienen. Wer des Englischen mächtig ist, kann sich aber die US-Ausgabe importieren. Wie das Hauptwerk sind die Bände auch digital bei Viz Manga für etwas weniger Geld zu erwerben, wenn man aus den USA/Kanada zugreift oder einen Proxy nutzt. 

Synopsis

An einem ganz normalen Schultag erscheint plötzlich das Hologramm eines jungen Mannes vor Yūgi und seinen Freunden, der sich als Yakō Tenma von I² [Industrial Illusions] vorstellt. In ihrem anschließenden Duell spielt Yakō überraschend einen “Bösen Gott”, der sogar Yūgis Götterkarte, dem Himmelsdrachen des Osiris, überlegen ist. Bevor das Duell beendet ist, lässt Yakō plötzlich Anzu verschwinden. Wie er verkündet, ist sie zentral für sein R.A. Project, zu dessen Ausführung er außerdem das Hauptgebäude der Kaiba Corporation eingenommen und deren Duel Ring Server gehackt hat. Sein Ziel: Die Wiederbelebung seines Ziehvaters, Pegasus J. Crawford. Um ihn zu stoppen, müssen Yūgi, Jōno’uchi und Honda sich durch das Gebäude der Kaiba Corp. kämpfen, in dem sich Yakō geschützt von dreizehn Meisterduellanten, so genannten Card Professors, verschanzt hat.

Über die Story

Wäre Yu-Gi-Oh! R nicht erst nach dem Ende der Hauptserie gestartet, müsste man die Reihe als „Filler“ bezeichnen. Sie spielt kurz nach Battle City, aber noch vor dem Ägypten-Arc; denn bei dessen Ende hätte man ansonsten auf den Anderen Yūgi als Hauptcharakter verzichten müssen.


Anzu wurde für das R.A. Project an den Computer angeschlossen

Inhaltich ist die Geschichte dann eben auch nichts weiter als Filler. Der Plot ist kurz und bündig: Yūgi und Jōno’uchi müssen mal wieder beweisen, dass sie sich niemals unterkriegen lassen, wenn es um ihre Freunde geht, und dafür einen Haufen dahergelaufener Duellanten besiegen. Der Plot ist ziemlich linear und endet (das mag ich nicht als Spoiler auffassen) schließlich mit einer Konfrontation zwischen Yūgi und Yakō. Zudem wiederholt er eigentlich nur den des Duelist Kingdom: Bösewicht will eine(n) Tote(n) wiederauferstehen lassen und braucht dafür Technologie der Kaiba Corp. Dass Yūgi und seine Freunde da mit reingezogen werden ist aus Sicht des Bösewichts hier sogar ein taktischer Fehler, der damit zusammenhängt, dass Yakō Yūgi für den Tod von Pegasus verantwortlich macht.

Vom Aufbau her beginnt die Geschichte ziemlich schwach. Sie steckt zwar in den ersten Kapiteln schon ab, was der Bösewicht erreichen will, verliert sich dann aber im Klein-Klein der einzelnen Duelle gegen die Card Professors. Interessanter wird es erst, als die erste Handvoll Duelle ausgestanden sind und wichtigere Charaktere die Bühne betreten – Yakōs Zwillingsbruder Gekkō, der tot geglaubte Bandit Keith und natürlich Seto Kaiba himself. Aber auch hier gibt es hauptsächlich Duelle und kaum Plotentwicklung außerhalb der Frage, wer gewinnt oder verliert.

So bleibt die Story eine Aneinanderreihung von Duellen ohne größere Höhepunkte, die den ein oder anderen zwar seinerzeit über das Ende des Manga hinwegtrösten mochte, aber insgesamt verzichtbar ist.

Über die Charaktere

Über Yūgi und seine Freunde braucht man nicht viel zu sagen. Sie zeigen kaum neue Facetten gegenüber dem Haupt-Manga und benutzen, vor allem zu Anfang, auch genau die gleichen Monster immer wieder, die man schon im Manga oft gesehen hat. Anzu ist außerdem dazu verdammt, die ganze Serie im Halbschlaf zu verbringen, da ihr Körper dazu auserkoren ist, als Hülle für den wiedererweckten Pegasus zu dienen. Da die Voraussetzung ist, dass es kein Duellant und ein Freund von Yūgi ist, hätte man eigentlich auch Honda nehmen können - aber man wollte wohl lieber die klassische, also weibliche, Damsel in Distress haben (was Pegasus wohl davon halten würde, in einen Frauenkörper gesteckt zu werden?). Interessant ist sonst allenfalls, dass auch Yūgi (also nicht sein anderes Ich) hier ein Duell selbst bestreitet, was sowohl im Manga als auch im Anime rein chronologisch gesehen erst deutlich später das erste Mal der Fall ist.

Die „Card Professors“ sind vergessenswert: Ein Haufen Charaktere verschiedener Nationalitäten, die sich jeweils einmal mit Yūgi oder Jōno’uchi duellieren und nach ihrer Niederlage keine Rolle mehr spielen und kaum im Gedächtnis bleiben. Für eine nur 5-bändige Story sind 13 von ihnen einfach zu viel.

 
Keith vs. Jōno’uchi - Yakō, Gekkō und der Andere Yūgi

Dann gibt es noch einen Überraschungscharakter: Bandit Keith, der quasi als Versuchskaninchen wiederbelebt wurde um zu beweisen, dass es auch mit Pegasus klappen sollte (die beiden waren im Manga am Ende des Duelist Kingdom Arc getötet worden, im Gegensatz zum Anime). Sein schwelender Hass auf Jōno’uchi für die zugefügte Niederlage im Duelist Kingdom ist genug Motivation, um ihn als deutlich gefährlicher wahrzunehmen. Am Ende gelingt es hier gar Jōno’uchi und dem Leser, Mitleid mit ihm zu entwickeln.

Die Tenma-Brüder sind das Kernstück der Story, aber auch nur ein Aufguss alter Themen. Als ein „guter“ und ein „böser“ Zwilling sind sie nur eine weitere Spielart des sich durch die Serie ziehenden Themas des Anderen Ichs. Yakōs vordergründige Motivation ist die Wiederbelebung Pegasus‘, aber so wie man diesen kennengelernt hat, bleibt als Leser wenig nachvollziehbar, wieso nicht nur Yakō sondern auch diverse seiner Card Professors seine Anwesenheit als so notwendig empfinden, dass sie ihn sogar von den Toten auferstehen lassen wollen. Zudem bleibt er als Bösewicht deshalb blass, weil er weit weniger grausam und unfair handelt als Pegasus und zwar psychisch verdreht ist, aber nicht halb so irre wie Marik. Gekkō hat seinem Bruder, der auch von Bruderkomplexen und dem bösen Einfluss des Bösen Gottes getrieben wird, leider nur wenig entgegenzusetzen. Der Konflikt der beiden, die jeweils einen gewissen Neid auf den anderen hegen, ist menschlich aber trotzdem noch das Interessanteste an der Story.

Auch die Charaktere sind aber insgesamt nicht wirklich ein Grund, die Serie zu lesen: Bei den Bekannten kommt kaum Neues hinzu, und die neuen wirken schwächer als die Gegenspieler aus dem Original.

Über die Duelle

Bei den Card Professors tobt sich die Serie richtig aus, was Monsterdesigns angeht. Ansonsten sind die Duelle aber insgesamt unspektakulär. Es fehlt ihnen auch die unmittelbare Gefahr für den Verlierer, die im Hauptwerk immer sehr konkret ausfiel (Verlust von Armen, Beinen, Leben oder physischer Gesundheit) und hier lediglich zu einem abstrakten: „wenn ihr nicht gewinnt, kommt ihr nicht zu Yakō“ wird (was später noch weiter relativiert wird, weil Mokuba die Türen hackt).

Die Strategien von Yūgi und Jōno’uchi sind oft erprobt und wiederholen sich selbst innerhalb des Manga relativ oft, beispielsweise Yūgis Combo aus Queen’s Knight und King’s Knight, die zusätzlich Jack’s Knight beschwört, um drei Opfermonster für seine Göttermonster zu haben.


Yako beschwört den Bösen Gott Eraser

A propos Götter: Die Serie führt als Gegenstück zu den Ägyptischen Göttern drei so genannte Böse Götter („Jashin“) ein, die noch mal genauso overpowered sind. Dadurch, dass sich alle drei in den Händen von Yakō befinden, kommen sie aber wenig zur Geltung; letztlich wirken sie wie böse Kopien von Obelisk, Osiris und Ra. Letzterer kommt in der Serie übrigens nie zum Einsatz, wohl, weil er als Trumpfkarte die Dinge doch zu einfach machen würde. Das ist aber immerhin etwas sinniger als das Vorgehen des Anime-Fillers mit Doma, wo Yūgi seine drei Götterkarten einfach nie benutzt.

Fazit

Yu-Gi-Oh! R ist ein Filler-Spinoff, auf das man getrost verzichten kann.

Blick in die Karten Masterpost

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Datum: 18.06.2016 13:23
Mir persönlich hat R gefallen, aber ich bin auch nicht mit der Erwartungshaltung rangegangen, eine epische Story zu lesen. Mir sind neben Bandit Keith noch das Vampirfangirl, die Oma im Rollstuhl und die Verteidigungsduellantin im Gedächtnis geblieben. Worüber ich aber den Kopf schüttelte, ist das Namenswirrwarr der englischen Veröffentlichung. Da heißt es dann plötzlich Anzu Gardner und ähnliche Späße. Jede mögliche und unmögliche Kombi kommt vor und ich frage mich noch immer, welcher Depp auf die glorreiche Idee kam, die Namensgebung permanent neu auszuwürfeln. 
 
Die Götterkarten wurden übrigens in der vierten Staffel nicht einfach vergessen. Dartz hat sie gestohlen und ihre Macht Leviathan geopfert. Danach hatten die Karten schicke kleine Xe als Zeichen, daß sie unspielbar waren. Selbst wenn Yugi und Yami sie vor dem Ende der Staffel zurückbekommen hätten, sie hätten mit ihnen nicht kämpfen können.
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Datum: 18.06.2016 17:44

>Worüber ich aber den Kopf schüttelte, ist das Namenswirrwarr der englischen Veröffentlichung.
Ich muss hier zugeben, dass ich nicht die englische Veröffentlichung gelesen habe. Hört sich abenteuerlich an.

>Die Götterkarten wurden übrigens in der vierten Staffel nicht einfach vergessen. Dartz hat sie gestohlen und ihre Macht Leviathan geopfert.

Okay, das hatte ich wohl vergessen.
„Um nach vorne zu kommen und dort zu bleiben, kommt es nicht darauf an,
wie gut du bist, wenn du gut bist,
sondern wie gut du bist, wenn du schlecht bist.“

Martina Navratilova


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