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Review: Grimoire 4 (+Gesamt) Grimoire, Germanga, Manga, Review

Autor:  Jitsch
Schon vor langer Zeit (gefühlt eine Ewigkeit) angekündigt, nun endlich da....

Grimoire

 
Autor:  Marika demoniacalchild Herzog
Genre:  Fantasy, Action
Preis:  6,90
Seitenzahl:  ca. Seiten
ISBN:  978-3-941-88603-2
Meine Wertung:  8 von 10 Punkten
Status:  Abgeschlossen in 4 Bänden
 
Story
 
Auf der Suche nach dem vorletzten der fünf magischen Artefakte, die den Weg zum „Ort der Wünsche“ zeigen sollen, hat sich die Gruppe um Darian aufgeteilt – wie sich herausstellt mit fatalen Folgen. Darian läuft in den Katakomben der fliegenden Stadt Aethera dem Anführer der Ossarier-Sekte nebst einem alten Bekannten in die Arme, die ihm die Geheimnisse enthüllen, die
seine vermeintlichen Freunde vor ihm gehegt haben. Tief verletzt macht sich Darian allein auf, um das letzte Artefakt zu finden…

Review
 
Dieses Review hat eine Vorgeschichte.

Wer meine Reviews von Band 1+2 sowie Band 3 gelesen hat weiß, dass ich mit Grimoire kurz gesagt nicht wirklich zufrieden war. Nachdem ich in meinem jüngsten Blogeintrag angedeutet hatte, dass ich auch Band 4 nicht so toll fand bat mich sogar die Zeichnerin sinngemäß, doch nicht mehr drauf rumzureiten, dass ich den Manga scheiße finde. Dann hatte ich viel zu tun, aber vor allem war ich verunsichert. Wäre ein ähnlich kritiklastiges Review wie die vorhergehenden zu hart? Aber soll ich auf das Review verzichten oder gar versuchen, das ganze positiver darzustellen als ich es empfunden habe?

Heute habe ich mich hingesetzt, um Grimoire nochmal von vorne zu lesen. Und es passierte was, mit dem ich nicht gerechnet hätte – nachdem ich mich durch Band 1 regelrecht gequält habe und ein gutes Dutzend Punkte notiert hatte, die mich störten… gefiel mir der Rest. Das ging sogar so weit, dass ich mich stellenweise fragte, wieso ich mich in den vergangenen Reviews eigentlich an manchen Details so aufgehangen habe. Ich kann nicht mehr nachvollziehen, warum ich Lucian so überflüssig fand, wieso es mich störte dass nicht jede Bewegung filmisch exakt gezeigt wurde und wieso ich die Kampfszenen in Band 3 damals so extrem unübersichtlich fand. Vielleicht hatte ich nach einem Jahr Wartezeit auf einen neuen Band jeweils zu hohe Erwartungen. Vielleicht funktioniert die Geschichte nur als Ganzes und nicht, wenn man die Bände einzeln betrachtet. Ich bin mir da selbst nicht ganz sicher.

Aber eins kann ich sagen: Grimoire ist ein durchaus beachtliches Werk.

Gut, Band 1 ist nicht der beste Einstieg (ich kenne die Neuauflage nicht, bezweifle aber, dass die Änderungen in den Dialogen und das Hinzufügen des Prologs einen entscheidenden Unterschied machen), aber ab da passt eigentlich alles.

Die Story – ja, damit habe ich mich ja bisher schwer getan. Ein auserwählter Held, drei so nach und nach zusammengesammelte Gefährten, ein mächtiger Gegenstand dessen Natur eigentlich eher destruktiver Natur ist und eine lange Reise, auf der diverse fantastische Orte abgeklappert werden, das ist alles nicht neu. Es bleibt tatsächlich über weite Strecken (also bis zum Ende von Band 3) beim eher repetitiven Schema, dass Darian und Co. diese Orte aufsuchen, ständig in Kämpfe mit den Handlangern der Ossarier-Sekte verwickelt werden und dazwischen stehen Charakterinteraktionen, die sich oft wiederholen (z.B. Fehs Wutausbrüche oder Maiks Streitereien mit Ijiwaruto). Aber Band 4 rundet es ab, denn hier wird endlich die Hintergrundgeschichte enthüllt, die auch das ist, was die Serie irgendwie vom üblichen Fantasy-Schmarrn abhebt. Ohne zu viel zu verraten, aber es passt einfach alles zusammen. Liest man die alten Bände noch mal, erlebt man auch diverse Aha-Effekte und kann einige Szenen und auch Aussagen viel mehr Bedeutung zuweisen. Und macht das nicht eine gute Geschichte aus?

Kleine Macken bleiben, allen voran der vielfach erwähnte Krieg gegen den Drachenclan von dem man einfach nichts sieht außer einmal einem zerstörten Dorf oder die Frage, wieso Feh die als überbehütete Prinzessin aufwuchs Darian und Maik ausgerechnet als Fremdenführerin in einer zwielichtigen Spelunke über den Weg läuft, aber das ist kleinteilige Krittelei und stört das Gesamtbild nicht.

Die Klischeekiste?

Warum war ich enttäuscht, nachdem ich Band 4 zum ersten Mal gelesen habe? Es gefiel mir nicht, dass Darians Freunde, die ihn angeblich verraten haben, losziehen, um ihn davon zu überzeugen dass sie ihn aber eigentlich doch alle lieben. Und dass erst einer von ihnen schwer verletzt werden muss, damit er seinen Fehler einsieht. Das sind Anime- bzw. Manga-Klischees. Und dann fragte ich mich, wieso Darian enttäuscht ist, dass die Leute in seiner Gruppe aus eigennützigen Gründen mit ihm auf Reise gegangen sind – was für einen Grund hat man sonst, mit jemandem mitzukommen, den man gerade ein paar Tage kennt?

Aber auch das wirkt beim zweiten Lesen, im Fluss mit den Vorereignissen, überzeugender. Kurz gesagt, ist das einfach Darians Charakter, und der Bösewicht macht seine Sache, ihm die Sache mit dem Verrat weiterhin einzureden, sehr gut. Und ja, es ist schön dass der „Verrat“ weder auf Missverständnissen basiert noch auf Lügen des Bösewichts. Das wäre dann wirklich der Klischee-Overkill.
 
Lesenswert
 
Die Charaktere – man kann sie doch schnell liebgewinnen. Gerade in den eher lustig gemachten Szenen reagieren sie zwar oft gleich, aber nichtsdestotrotz haben sie alle eine Geschichte und auch die Gruppendynamik stimmt. Gerade Band 3 hat hier viele im Hinblick auf das kommende Finale interessante Szenen, die erst im Nachhinein  an Bedeutung gewinnen.

Und die Zeichnungen – dazu kann man eigentlich nicht mehr viel sagen. Ich habe ja schon in meiner letzten Review von einem Augenschmaus gesprochen und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass dieser Stil zu nichts besser passt als zu einer epischen Fantasy-Story. Gerade im großen Finale passt die Opulenz wunderbar zu den Ereignissen und der Lesefluss ist ununterbrochen. Wie gesagt kann ich heute nicht einmal mehr nachvollziehen, warum ich manches an Band 3 so schlimm fand. Es kommt Atmosphäre auf, das Paneling ist abwechslungsreich und ausdrucksstark, Actionszenen sind gut eingebaut und obwohl die Gesichter sich immer noch oft ähnlich sehen, hat man keine Probleme mehr, die Charaktere auseinanderzuhalten.

Grimoire ist eine klassische Fantasystory, die vielleicht nicht unbedingt das Genre neu definiert, aber das hat, was eine Geschichte dieses Genres unbedingt haben sollte. Und das will schon was heißen.


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